HUMBOLDT
Die Zeitung der Alma Mater Berolinensis Ausgabe 3 – 2010/2011 www.hu-berlin.de/pr/zeitung
Jahrgang 55 · 9. Dezember 2010
Verstärkung im Präsidium Zwei neue Vizepräsidenten gewählt Das Konzil der Humboldt-Universität zu Berlin hat am 30. November 2010 Prof. Dr. Peter Frensch vom Institut für Psychologie zum neuen Vizepräsidenten für Forschung gewählt. Frensch tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Michael W. Linscheid an, der nicht wieder für das Amt kandidierte. Er setzte sich im ersten Wahlgang mit der Mehrheit von 33 der 58 abgegebenen Stimmen gegen den HU-Mathematiker Prof. Dr. Andreas Griewank durch, der ebenfalls für das Amt kandidierte. Neuer Vizepräsident für Studium und Lehre wird der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Michael Kämper-van den Boogaart. Er konnte sich gegen Prof. Dr. Ulrike Demske von der Universität des Saarlandes durchsetzen. Missverständnisse gab es zunächst bei der Interpretation der Wahlvorschriften. Nachdem Kämper-van den Boogaart im ersten Wahlgang zwar die deutliche Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhielt, eine Stimme der Studierenden aber fehlte, war die Wahl ungültig. Der Zentrale Wahlvorstand und das Konzil sind anschließend einem Antrag der Studierenden gefolgt, die eine missverständliche Auslegung der Wahlordnung und der Verfassung der HumboldtUniversität zu Berlin geltend gemacht und darum gebeten hatten, den ersten Wahlgang zu wiederholen. Das Konzil ist diesem Antrag mit großer Mehrheit gefolgt und hat den Wahlvorstand gebeten, das studentische Anliegen zu prüfen.
Peter Frensch wurde 1956 in Koblenz geboren und studierte Psycholgie an den Universitäten von Trier und Yale. Nach seiner Assistenzzeit an der University of Missouri-Columbia erhielt er 1994 einen Ruf nach Berlin an das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Seit 1998 hat er den Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie an der Humboldt-Universität inne. Frensch verfügt über langjährige Erfahrung in der akademischen Selbstverwaltung und ist derzeit Dekan der Mathematischen-Naturwissenschaftlichen Fakultät II. Er erhielt bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und ist Mitglied einer Vielzahl wissenschaftlicher Vereinigungen.
Im Ergebnis dessen veranlasste der Wahlvorstand eine Wiederholung der Wahl durch das Konzil. Dabei erzielte Kämpervan den Boogaart mit 35 von 57 abgegebenen Stimmen erneut eine deutliche Mehrheit. Zwei der Stimmen entfielen auf Studierendenvertreter. Ulrike Demske erhielt 16 Stimmen. Kämper-van den Boogaart folgt damit auf Prof. Dr. Dr. h.c. Uwe Jens Nagel, dessen Amtszeit ebenfalls ausläuft. „Peter Frensch und Michael Kämpervan den Boogaart sind ausgezeich-
nete Wissenschaftler mit mehrjähriger Erfahrung in der Selbstverwaltung der Universität. Sie werden ihre Ressorts mit Sachverstand und großem Engagement führen“, so der Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, Jan-Hendrik Olbertz. „Ich sehe der Zusammenarbeit mit großer Zuversicht entgegen.“ Red. Michael Kämpervan den Boogaart beendete 1982 sein Germanistikstudium in Köln und Hamburg. Nach dem Referendariat ging er 1984 für zwei Jahre als DAAD-Lektor an die University of Manchester und kehrte 1986 als Lehrer und freier Lektor für den NDR nach Deutschland zurück. 1990 schloss er seine Dissertation an der Universität Hamburg ab. Von 1992 bis 1997 folgte eine Assistentenzeit an der Universität Lüneburg. Er habilitierte sich 1997 und erhielt im gleichen Jahr eine Vertretungsprofessur für Neuere deutsche Literatur und ihre Didaktik an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2002 erhielt Kämper-van den Boogaart den Ruf an die HU. Er ist Mitglied in zahlreichen Selbstverwaltungsgremien der Universität und Dekan der Philosophischen Fakultät II. Fotos: privat
Präsident bedauert die Entscheidung sehr
Nach reiflicher Überlegung habe sie diese Entscheidung getroffen, seitdem mehr als fünf Monate verstrichen seien, ohne dass die rechtlichen und organisatorischen Bedingungen für ihren Wechsel von der Technischen Universität an die HU geklärt worden wären. Präsident Jan-Hendrik Olbertz erklärte, dass er diesen Schritt von Frau Gutheil
sehr bedaure. Die Humboldt-Universität verliere mit Frau Gutheil eine anerkannte und exzellent ausgewiesene Kandidatin für den entsprechenden Vizepräsidentenbereich. „Ich kann die Entscheidung von Frau Gutheil auch verstehen, denn ihrem Wechsel an die HU sind von verschiedenen Seiten immer wieder Steine in den Weg gelegt worden“, so der Präsident. Neben beamtenrechtlichen Problemen, die teils in der Verfassung der HU, teils in rechtlichen Vorbehalten bei der Senatsverwaltung begründet lägen,
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, der Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Jürgen Zöllner, und sein Staatssekretär Knut Nevermann besuchten im Rahmen einer Pressefahrt am 25. November 2010 das Institut für Biologie, um sich über die durch das Konjunkturpaket-II geförderten Projekte zu informieren. HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz sowie die Forschungsleiter Edda Klipp und Andreas Herrmann begrüßten die Vertreter des Senats und führten eindrucksvoll das neue Hochgeschwindigkeits-Durchfluss-Zytometer (FACS) vor. Demonstriert wurde, wie in kürzester Zeit aus einer großen Anzahl von Zellen diejenigen identifiziert werden, die durch Influenzaviren infiziert wurden. Mit dem FACS können Mechanismen der Virusinfektion und der Krebsentstehung untersucht werden – und das an einer großen Anzahl lebender Zellen in sehr kurzer Zeit. Anwendung findet das Verfahren auch bei der gezielten biotechnologischen Produktion probiotischer Stoffe und Pharmaka, die diese Erkrankungen bekämpfen. An der HU werden insgesamt sieben Baumaßnahmen und zehn Geräteinvestitionen mit 22,7 Millionen Euro aus den Konjunkturpaket-II-Fördermitteln umgesetzt. Red. / Foto: Constanze Haase
Susanne Baer zur Verfassungsrichterin gewählt HU-Rechtswissenschaftlerin forscht zu Antidiskriminierung
Ulrike Gutheil tritt Vizepräsidentschaft nicht an Ulrike Gutheil, vom Konzil der HU gewählte Kandidatin für das Vizepräsidentenamt Haushalt, Personal und Technik, tritt das Amt nicht an.
Wowereit und Zöllner auf Stippvisite bei den Konjunkturpaket-Projekten
hätte auch der Zeitverzug eine Rolle gespielt, der durch die verwaltungsgerichtliche Klage von studentischer Seite wegen der Kennzeichnung von Stimmzetteln bei der Wahl eingetreten sei. Olbertz erklärte, die Universität werde unbeirrt mit dem Auswahlverfahren für das neue Präsidium fortfahren und jetzt gemeinsam mit dem Kuratorium „alle Hebel in Bewegung setzen, schnellstmöglich einen oder mehrere neue Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten für Haushalt der Humboldt-Universität aufzustellen“. Red.
Schülergesellschaft für Altertumswissenschaften gegründet Interessierte Schüler können sich jetzt für erste Winterakademie bewerben Wie wird archäologische Forschung betrieben? Welche neuen Erkenntnisse gibt es über Caesar und seine Zeit? Welche bisher unbekannten griechischen und lateinischen Texte wurden in den letzten Jahren entdeckt? Antworten auf diese und viele weitere Fragen zur Antike erhalten interessierte Oberstufenschülerinnen und -schüler in der neu gegründeten Schülergesellschaft für Altertumswissenschaften. Die Teilnehmer können sich „über schulische Lehrpläne hinaus und unabhängig von künftigen beruflichen Orientierungen vertieft mit der Antike beschäftigen und schon in der Schulzeit in engen Kontakt mit aktuellen For-
schungsfragen und Wissenschaftlern der HU kommen“, sagt Stefan Kipf, Professor der Didaktik der Alten Sprachen und Direktor der neuen Schülergesellschaft. Das Spektrum umfasst alle altertumswissenschaftlichen Fächer an der HumboldtUniversität – Latein, Griechisch, Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Antike Philosophie, Theologie und Wissenschaftsgeschichte –, die im August-Boeckh-Antikezentrum zusammengeschlossen sind. Die jeweiligen Themen werden durch Vorträge, gemeinsame Textarbeit oder Exkursionen erarbeitet. Am Ende kann eine gemeinsame Publikation stehen. Darüber hinaus werden die Teilnehmer zu
ausgewählten Vorlesungen und Seminaren sowie Sonderveranstaltungen einge laden. Es können Leistungsnachweise erworben werden, die in einem späteren Studium an der HU anerkannt werden. Kernbestandteil der gemeinsamen Arbeit ist eine mehrtägige Winterakademie, die erstmals vom 3. bis 5. Februar 2011 an der HU stattfindet und dieses Mal dem Thema „Fremde in Rom“ aus der Per spektive verschiedenster Disziplinen gewidmet ist. Bewerbungen sind bis zum 15. Dezember 2010 möglich.
Übern Teich: Emilie Mathieu ist Bundeskanzler-Stipendi atin der Alexander von Humboldt Stiftung. Die Amerikanerin forscht an der Juristischen Fakultät über Managergehälter. Seite 2
HU 200 – die Universität feierte ihren 200. Geburtstag: Lassen wir vor unseren inneren Augen einmal Revue passieren, was uns vom Jubiläumsjahr 2010 bleiben wird. Seite 3
Newsletter heißt jetzt Report: Die Humboldt-Universitäts-Gesellschaft informiert in ihrer jährlichen Beilage über die Aktivitäten des vergangenen Geschäftsjahres. Seiten 4/5
www.antikezentrum.hu-berlin.de
Prof. Dr. Susanne Baer wurde am 11. November 2010 vom Wahlausschuss des Deutschen Bundestages für den Ersten Senat des Bundesverfassungsge richts gewählt. Als Nachfolgerin für Prof. Dr. Brun-Otto Bryde im Ersten Senat entschied sich der Wahlausschuss für die 46-jährige Juristin. Baer ist Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien an der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität und war von 2005 bis 2006 Vizepräsidentin für Studium und Internationales. Seit 2009 ist Baer zudem James W. Cook Global Law Professor an der University of Michigan Law School. Seit zehn Jahren unterrichtet sie regelmäßig an der Central European University in Budapest. Susanne Baer leitet das 2008 gegründete Institut für interdisziplinäre Rechtsforschung – Law and Society Institute an der HU. Sie war von 2003 bis 2010 Direktorin des Gender-
„facing science“ in Adlershof In rasender Geschwindigkeit ziehen Portraits von Berliner Wissenschaftle rinnen und Wissenschaftlern und deren Kollegen in einer Filmprojektion vorbei und setzen sich im Betrachterauge stets neu zu einem dynamischen Portrait der Berliner Wissenschaftslandschaft zu sammen. Die Projektion facing science von Tim Otto Roth, letzte Station des Parcours der Jubiläumsausstellung „WeltWissen 300 Jahre Wissenschaften“ im MartinGropius-Bau, ist nun auch auf dem Campus Adlershof im Foyer des Erwin- Schrödinger-Zentrums in der Rudower Chaussee 26 zu sehen. www.facingscience.net
Räume und Beratung für Gründer: Die Humboldt-Innovation hat eine Spin-off Zone in Adlershof eingerichtet. Die ersten Start-Ups sind schon drin. Seite 7
KompetenzZentrums, das von der Bundesregierung gefördert wurde. Im April 2009 wurde Baer Studiendekanin der Juristischen Fakultät. Baer beschäftigt sich in ihrer Forschung unter anderem mit den Themen Grundrechte und vergleichendes Verfassungsrecht, Genderstudien, Antidiskriminierungsrecht, feministische Rechtswissenschaft und Gleichstellungsrecht. Die 16 Richter des Bundesverfassungsgerichts werden jeweils zur Hälfte von Bundestag und Bundesrat gewählt. Die Wahl der vom Bundestag zu wählenden Richter übernimmt der Wahlausschuss, der zu Beginn jeder Wahlperiode eingesetzt wird. Seine zwölf Mitglieder sind Abgeordnete der im Bundestag vertretenen Fraktionen und werden nach den Regeln der Verhältniswahl in den Wahlausschuss gewählt. Red.
Helmholtz-Vorlesungen
Prof Dr. Dirk Baecker Zeppelin University, Friedrichshafen
Die Sache mit der Führung. Plädoyer für einen neuen Machtbegriff 9. Dezember 2010, 18.30 Uhr Kinosaal, Hauptgebäude Unter den Linden 6, 10117 Berlin www.kulturtechnik.hu-berlin.de/hvl-aktuell Mit freundlicher Unterstützung der Berliner Zeitung
Schmökern zum Jahreswechsel: Zum Ausklang des Jahres empfehlen wir Litera tur, die um das Forscher leben und die Universitäts geschichte kreist. Seite 8