8. Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg

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Der Preis wird alle fünf Jahre ausgeschrieben, mit 146 Einreichungen gab es 2020 eine deutliche Steigerung an Einreichungen im Vergleich zu 2015. Welche Rückschlüsse ergeben sich aus diesem langen Intervall und dem großen Interesse der Ein­reicher/innen, Frau Dr. Konrad? Konrad. Es freut mich, dass es so viele Einreichungen gab und ich werte das als Zeichen für die Bedeutung dieses Preises. Viele Auftraggeber/innen wünschen sich Anerkennung für ihre Leistungen und wir vermitteln diese Anerkennung durch die Sorgfalt und Aufmerksamkeit, die wir in die Arbeit zum Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg legen. Viele wünschen sich Rückmeldung und Gespräch, konstruktive Kritik und wollen die eigene Begeisterung teilen. Für uns hat der Preis noch eine weitere Perspektive. Fünf Jahre, das ist ein halbes Jahrzehnt. Mich interessiert, was wir aus den realisierten Projekten in dieser Zeitspanne herauslesen können. Welche Themen und Anliegen haben Niederschlag gefunden in diesen Bauwerken? Was war den Auftrag­ geber/innen wichtig, welche Themen haben Planer/innen besonders fokussiert, worin wurde investiert, worin nicht? Der Preis ermöglicht uns eine architektursoziologische und architekturhistorische Rückschau im Kleinen. Herr Dr. Amann, warum ist es für die Hypo Vorarlberg so wichtig, die Rolle der Bauherrinnen und Bauherren hervorzuheben? Amann. Weil qualitätsvolles Bauen eben beides braucht: innovative Architekt/innen ebenso wie mutige Bauherrinnen und Bauherren. Das Verhältnis ist nicht nur materieller Natur. Damit bei den Architekt/innen die Ideen sprudeln, müssen sie wissen, welche Ansprüche der/die Auftraggeber/in stellt – dann laufen sie zur Höchstform auf. Nur im fruchtbaren Zusammenspiel dieser beiden kann Neues entstehen. Unter den prämierten Projekten sind auch einige, bei denen die Planer/innen selbst die Bauherr/innen sind. Wie kommt es zu dieser besonderen Konstellation, Frau Dr. Konrad, und welche Auswirkungen hat das auf die realisierten Objekte? Konrad. Das kommt immer wieder vor und zeigt, wie wichtig es ist, dass Auftraggeber/innen und Planer/innen an einem Strang ziehen. Wenn diese Rollen in einer Person oder Familie zusammenkommen, ist das bestimmt etwas einfacher. Viele Architekt/innen, die in Vor­arlberg arbeiten, leben auch hier und tun das, was sie Bauherr/ innen empfehlen, natürlich auch selbst. Zum Abschluss eine Frage an Sie beide: Ökologie und Energieeffizienz sind in der Vorarlberger Architektur schon lange ein integraler Bestandteil der Planungen,

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INTERVIEW

neu hinzugekommen ist die verstärkte Berücksichtigung städte- und ortsbaulicher sowie landschaftsrelevanter Aspekte. Welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Bereich? Amann. Es wird natürlich in Zukunft verstärkt darum gehen, verdichtet und in die Höhe zu bauen. Der Boden wird nicht mehr werden, deswegen müssen wir das, was wir haben, möglichst gut nutzen. In Vorarlberg haben wir ohnehin einen hohen Standard, wenn es darum geht, unsere Gebäude harmonisch in die Landschaft einzu­ fügen. Das liegt zum einen an den verwendeten Materia­ lien, zum anderen an dem hohen Stellenwert, den die Menschen der Natur einräumen. Die Herausforderung wird sein, noch mehr Menschen zu animieren, die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen. Der Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg kann hier hoffentlich auch in Zukunft ein wertvoller Wegweiser sein. Konrad. Ich kann das nur bestätigen. Die Entwicklung geht neben der Bedeutung von ökologischen Aspekten für das Gebäude in Form von Material und Technik immer mehr auch dahin, sich als Teil einer Gemeinschaft zu begreifen und zu überlegen, welche Auswirkungen das eigene Handeln und die eigene Entscheidung auf größere Systeme hat – auf die Nachbarschaft, das Dorf und die Stadt, welchen Beitrag ein neues Gebäude leistet, um Landschaft zu erhalten und zu ergänzen, um den Fußabdruck klein zu halten und einen positiven Beitrag zu leisten für Kultur und Umwelt.


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