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Île-de-France bei Paris

Standort Vaires-sur-Marne, Frankreich

Bauherr / Betreiber Conseil régional Île-de-France, Paris

Architekten Auer Weber DE – 80335 München www.auer-weber.de

Octant Architecture FR – 76000 Rouen

Autor Auer Weber

Fotos Aldo Amoretti

Offizielle Eröffnung Juni 2019

SPORT-MOSAIK

OLYMPISCHES WASSERSPORTSTADION DER REGION ÎLE-DE-FRANCE BEI PARIS

Das „Stade nautique Olympique d‘Île-de-France“ ist die erste fertiggestellte Sportstätte der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 in Frankreich. Es vereint an einem einzigen Ort einen landschaftlich gestalteten und didaktischen Fluss, einen Wildwasserparcours für Wettbewerbe und Training, eine 2000 Meter lange Wasserfläche, Sporthallen, Unterkünfte und ein Restaurant. Der Entwurf stammt von Auer Weber. Das größte Wildwasserzentrum Europas wird der Austragungsort für die Sportarten Rudern, Kanurennen, Kajak- und Slalomwettbewerbe sein.

Eingebunden in ein historisches Landschaftsgebiet liegt der 200 ha große Wassersportpark von Vaires-Torcy an den Ufern der Marne, östlich von Paris in der Region Île-de-France. Der große See, der seinen Hauptteil ausmacht, schließt ihn im Westen ab, im Osten befinden sich ein Naherholungsgebiet mit Badesee und eine Golfanlage. Im Süden wird der Park von der Marne begrenzt, im Norden von einem Schifffahrtskanal. Einer Insel gleich liegt die Naherholungsanlage „Île de Vaires“ zwischen diesen beiden Gewässern. 2012 beschloss die Region Île-de-France, die bestehenden Grün- und Wasserflächen – darunter die für Leistungs- und Breitensport genutzte Regattastrecke, die auch für andere Wassersportarten wie Segeln und Windsurfen ideale Bedingungen bot – umzugestalten und zu ergänzen. Das neue Wassersportzentrum sollte den Profi- und Amateursport fördern, und gleichermaßen den Freizeit- und Naherholungscharakter begünstigen. Zugleich war es Ziel, ein Sportzentrum zu schaffen, das den Anforderungen an eine Ruder-

und Kajakanlage für die Wettkämpfe der Olympischen Spiele 2024 gerecht wird. In diesem Zuge sollte auch die bestehende Tennishalle auf der Nordseite des Ufers renoviert und mit weiteren Sportstätten ergänzt werden, um Besuchern ganzjährig ein attraktives Freizeitangebot zu bieten.

Mosaik aus kleinen Inseln Die neuen Sporteinrichtungen verteilen sich über das gesamte Areal und sind, nicht zuletzt durch das Wegekonzept und die Anordnung der Gebäudeteile, dennoch als Einheit zusammengefasst. Das Wasser ist omnipräsent und schafft fließende Übergänge zwischen den einzelnen Anlagen. Es strukturiert das Gesamtgelände und verwandelt den Raum in ein Mosaik aus kleinen Inseln – ein „Sport-Archipel“, zusammengesetzt aus vier verschiedenen Sportzentren. Dazu gehören Leistungs- und Breitensportzentrum (Rudern und Kajak), Sportlerunterkünfte und Fortbildung, öffentliche Wassersportanlagen und öffentliche Hallensportanlagen.

Erscheinungsbild des Komplexes Von Nord nach Süd spannt sich ein lebendiges Plateau, das sich aus dem flachen Gebiet am östlichen Rand des Sees heraus entwickelt. Als große, zusammenfassende Geste integriert es in einer Gesamtform alle Hauptfunktionen: Leistungssport, Unterkünfte und öffentliche Wassersportanlagen. Dieses übergreifende, horizontale Band stellt für die Freizeitsportler eine Verbindung vom Haupteingang und Parkplatz im Norden zu den öffentlichen Wassersportanlagen im Süden her.

Zugleich trennt es Öffentlichkeit und Sportstätten: Unter dem breiten, begrünten und teilweise balkonartigen Weg befinden sich die Gebäude des Profi- und Breitensports, sodass die Sportler von Besuchern ungestört trainieren können, gleichzeitig aber für alle sichtbar und erlebbar bleiben.

In direktem Anschluss an das Leistungszentrum verläuft eine Achse quer zum Landschaftsplateau; sie verbindet die beiden Kampfrichtergebäude mit dem zentralen Wettkampf- und Medienzentrum, das auf der Plattform von einem Panoramasaal überlagert wird. Fassaden der unter dem Plateau angeordneten Baukörper greifen mit Polycarbonatpaneelen ein Material aus dem Bootsbau auf.

Die Wildwasseranlage östlich des Plateaus ist als canyonartiges Amphitheater ausgebildet: Besucher haben so beste Sichtmöglichkeiten auf die Wettkämpfe und können sie nah am Geschehen verfolgen.

Das Pumpensystem des Stadions garantiert einen Durchfluss von bis zu 14 m³/s im Wettkampfkanal und bis zu 10 m³/s im Trainingskanal. Die auf Schienen befestigten Hindernisse können versetzt werden, um je nach Anforderung unterschiedliche Wasserbewegungen zu ermöglichen.

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