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CommBank-Stadion in Parramatta

Standort Parramatta, Australien

Bauherr / Betreiber Venues NSW

Architekten Populous AU – 2008 Chippendale www.populous.com

Autor Populous

Fotos VenuesLive Populous – Murray Fredericks

Offizielle Eröffnung März 2019

ERSTES MIT LEED V4 GOLD ZERTIFIZIERTES GEBÄUDE IN AUSTRALIEN

COMMBANK-STADION IN PARRAMATTA

Im Jahr 2020 erhielt das CommBank-Stadion als erstes Gebäude in Australien die LEED v4 Gold-Zertifizierung des US Green Building Council. Dank kluger Entscheidungen bei Entwurf, Planung, Bau und Betrieb entstand ein hochgradig nachhaltiges Gebäude. Ein wichtiger Baustein waren Konstruktionsverfahren und -lösungen, mit denen Zeit eingespart und die Zahl der Lkw-Bewegungen verringert wurden. Für den Bau des neuen Stadions wurden mehr als 90 Prozent der Materialien des alten Parramatta-Stadions recycelt. Zudem basiert der Neubau auf nachhaltigen Energiequellen, Sonnenschutz, Abfallrecycling sowie natürlicher Belüftung und Klimatisierung. Mittels Beamline-Fertigung und Aufbrechen einer komplexen Struktur in einfache Teile konnte der Stahlbedarf auf ein Minimum reduziert werden.

Das Komplexe einfach machen Die Entscheidung für ein Tragwerk mit verschraubten Flanschplattenverbindungen und offenen Profilen ermöglichte eine automatisierte BeamlineFertigung der Stahlkonstruktion. So waren weniger manuelle Arbeitsschritte erforderlich, und die Bauteile konnten für die Lieferung und Montage auf der Baustelle vorgefertigt werden. Bei der Fertigung der maßgeschneiderten Stahlprofile wurden die Verbindungselemente vereinfacht und die Konstruktion optimiert, indem das Gewicht der Dachbinder gesenkt und auf über 2.000 Verbindungsplatten aus der Dach- und Tribünenstruktur verzichtet wurde. Neben der konstruktiven Originalität überzeugt das Stadion mit diversen anderen kreativen und innovativen Ansätzen, darunter die Anwendung von Lösungen für eine wassersensible Landschaftsplanung wie durchlässige Oberflächen und offene Versickerungszonen für das Regenwassermanagement, dank derer Erdarbeiten in 15 m Entfernung vom Flussufer vermieden und langwierige Umweltgenehmigungen sowie risikoreiche Erdbewegungen vermieden werden konnten. Der in der Region ausgeprägte Hitzeinsel-Effekt wird durch das Wiederauffüllen des Grundwasserspiegels und die Befeuchtung des Untergrunds verringert, was die Bodentemperatur verbessert.

Dach Das 28.000 m² große Dach ist eine innovative Kombination aus PTFE- und ETFE-Gewebe. Für das Rasenwachstum gelangt ausreichend Tageslicht in den Innenraum. Gleichzeitig reflektiert das Gewebematerial das Sonnenlicht, reduziert die Wärmeentwicklung und schützt die Zuschauer vor Witterungseinflüssen. Das umlaufende Gewebedach bietet einen 100-prozentigen Regenschutz für alle Zuschauerplätze – ein Novum in Australien. Auf dem Dach wurden zudem 309 Solarpaneele oberhalb der Dachhaut installiert, die über eine 100 kW- Photovoltaikanlage sauberen Strom direkt in das Gebäude einspeisen.

Regenwasser wird vom Hauptdach in einem unterirdischen 250.000 Liter-Tank geleitet. Es wird für die Spielfeldbewässerung und die Spülung der 564 Toiletten und zahlreichen Urinale im Stadion verwendet.

Fassade Die Fassadengestaltung des CommBank-Stadions zelebriert das lokale Industrieerbe und zeigt Stahl in seiner natürlichen Form. Die zum Parramatta-Park ausgerichtete Westfassade wurde vertikal und horizontal gegliedert, um ihre optische Wirkung auf den Park zu verringern. Die Energieeffizienz wird durch eine Minimierung der Fenster und Öffnungen an der zum Sonnenuntergang ausgerichteten Westfassade verbessert. Die größeren Fenster und Öffnungen in der Westfassade sind mit externem Sonnenschutz oder Bepflanzung versehen, um die Hitze zu minimieren, Blendeffekte im Gebäude zu verhindern und zugleich eine physische und visuelle Verbindung zur Parklandschaft herzustellen.

Innovative Rasentechnologie Das CommBank-Stadion verfügt über ein innovatives unterirdisches Drainagesystem, mit dem Wasser vom Spielfeld abgeleitet wird. Es ist das erste seiner Art in Australien und gewährleistet die Bespielbarkeit des Rasens auch nach starken Regenfällen. Das Drainagesystem lässt sich mit einer umgekehrten Klimaanlage vergleichen. Es arbeitet mit einem kleinen Sauggebläse mit rund einem Meter Durchmesser, vergleichbar mit jenen Geräten, die auf verschiedenen europäischen Golfplätzen verwendet werden, um die Fairways und Grüns nach starken Regenfällen bespielbar zu halten.

Standortferne Fertigstellung 4.500 Tonnen australischer Stahl wurden an den Standort transportiert und vor Ort montiert. Die Stahlkonstruktion wurde außerhalb der Baustelle lackiert, um die Bauzeit zu verkürzen und eine optimale Farb- und Oberflächenqualität zu gewährleisten. Bei Bedarf kann das Dach demontiert und später wiederverwendet werden. Die freiliegende Stahlkonstruktion wird bei Regen auf natürliche Weise gereinigt. Zudem sind für Instandhaltungsarbeiten keine temporären Gerüste erforderlich. Aus diesen Gründen gewährt der Lackhersteller eine Garantie von 20 Jahren. Das Dach wurde außerdem mit begehbaren Strukturelementen ausgestattet, um eine sichere Wartung der Beleuchtung zu ermöglichen.

Anpassungsfähigkeit an Nutzerbedürfnisse Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen ist ein hochgradig anpassungsfähiger Veranstaltungsort erforderlich. Dank einzigartiger Konstruktionsmerkmale kann die Stadionkonfiguration innerhalb weniger Stunden bedarfsgerecht umgebaut werden. Die auf eine langfristige Rentabilität ausgelegte Anlage mit 30.000 Zuschauerplätzen lässt sich an unterschiedliche Sportarten wie Fußball, Rugby League und Rugby Union sowie an den Konzertbetrieb anpassen.

Mithilfe von 360°-LED-Screens auf zwei Ebenen und zwei Großbildschirmen (19 x 8 m) kann das Stadion für jeden Mieter individuell gestaltet werden unter gleichzeitiger Erfüllung der Anforderungen von Handel und Werbepartnern sowie Gewährleistung eines interaktives Erlebnisses für die Zuschauer.

56 nach außen gerichtete LED-Uplights projizieren farbiges Licht auf die Dachsegel und tauchen das Stadion in die Farben des jeweiligen Heimteams. Sie kommen auch zum Einsatz, um die diversen gemeinnützigen Veranstaltungen nach außen sichtbar zu machen.

Zehn Innenräume und neun Außenräume bieten Platz für Veranstaltungen mit 2 bis 900 Gästen. Im Stadion finden regelmäßig Geschäftstreffen, Ausstellungen, Produkteinführungen, Schulbälle, Bankette, Kongresse und vieles mehr statt. Die zentrale Cumberland Lounge ist der größte Veranstaltungsraum im Westen Sydneys mit einer Kapazität von bis zu 900 Teilnehmern.

Auswirkungen auf Betrieb und Instandhaltung Das Stadion zeichnet sich durch verschiedene innovative Lösungen zur Optimierung von Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit aus: Speicherung des vom Dach abgeleiteten Niederschlagswassers in unterirdischen Tanks, passive Systeme wie natürliche Belüftung und Kühlung/Heizung sowie ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk vor Ort. Auf der westlichen Dachseite befindet sich eine 800 m² große Photovoltaikanlage mit einer Kapazität von bis zu 75.000 kVA. Seit der Stadioneröffnung wurden bereits 242 MWh Strom erzeugt und 167 Tonnen CO2-Emissionen kompensiert – das entspricht der Fläche von 14 Hektar Wald.

Hochmodernes Gebäudemanagementsystem (BMS) Das BMS überwacht alle Verbräuche (Strom, Wasser, Gas) im Gebäude und liefert dem Betriebsteam Verbrauchsdaten in Echtzeit. So kann das Stadionteam potenzielle Verschwendung (zum Beispiel undichte Leitungen) sofort erkennen und entsprechend reagieren.

Die Klimaanlage ist auf einen bedarfsgesteuerten Betrieb programmiert und reagiert auf Bewegungsmelder im Raum, um die vorgesehenen Temperaturen zu erzeugen.

Im gesamten Gebäude ist eine hocheffiziente bewegungsgesteuerte LED-Beleuchtung installiert. Sie schaltet sich nur bei Bewegung im Raum ein und schaltet sich nach einigen Minuten ohne Bewegung automatisch ab. Die gleiche Technologie kommt auch für die Rolltreppen an der Stadionwestseite zum Einsatz.

Vom Spielfeld werden jedes Jahr mehrere Tonnen Grasschnitt und Altrasen recycelt. Dieses Material wird unter anderem für die Instandhaltung der Fairways und Grüns auf den Golfplätzen im Westen Sydneys wiederverwendet.

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