Scusiscusa Oder: Was bedeutet SCUSI wirklich? Italienisch lernen – kontrastiv zum Deutschen

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Frank Jodl legt ein ungewöhnliches, sehr systematisches und effektives Lehr- und Lernbuch des Italienischen vor, das sich fürs Selbststudium eignet und sich gleichermaßen an Studierende der Italianistik wie an Italienischlernende richtet, die sich für Romanistik, Sprachstruktur sowie Philologie interessieren und Deutsch als Kontrastsprache nutzen möchten. Das Scusiscusa zugrundeliegende didaktische Prinzip beruht vor allem auf dem Konzept, die Erstsprache zu spiegeln, wie es von Wolfgang Butzkamm und John A. W. Caldwell vertreten wird. Danach kann und soll die Mutter- bzw. Erstsprache bewusst als Kontrastsprache eingesetzt werden, um den Lernerfolg zu erhöhen. Frank Jodl studierte Französisch (Galloromanistik), Italienisch (Italianistik) und Geschichte, promovierte in Romanischer Sprachwissenschaft mit anschließender Spezialisierung im Bereich Spanische Sprachwissenschaft. Von 2010–2017 war er als Dozent für spanische und französische Sprachwissenschaft an der Universität Siegen tätig, hatte Lehraufträge an der spanischen Abteilung des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD) der Universität Heidelberg und ist seit 2017 Dozent am Institut für Translation und mehrsprachige Kommunikation (ITMK) der TH Köln.

RomSD 77

Band 77

Romanische Sprachen und ihre Didaktik

Herausgegeben von Michael Frings, Andre Klump & Sylvia Thiele

Scusiscusa Oder: Was bedeutet SCUSI wirklich?

Das Italienischlehrbuch Scusiscusa zielt darauf ab, sprachliche Strukturen („Grammatik“) durchschaubar zu machen, denn: Die menschliche Sprache ist ein Zeichensystem, funktioniert also wie ein Code. Diesen Code gilt es zu entschlüsseln, nach Wolfgang Butzkamm zu knacken. Daraus ergeben sich für Lernende, die sich sprachliche Strukturen bewusst machen wollen, folgende Fragen bzw. Lerninhalte: • Welche Funktion übernehmen grammatikalische Formen, beispielsweise Verb-Endungen, die auch aus nur einem einzigen Laut bestehen können, für die Kommunikation? • Wie lassen sich auf dieser Basis Inhalte in der neu zu erlernenden Sprache transportieren? • Wie werden Laute und Lautkombinationen in graphische Zeichen („Rechtschreibung“) umgesetzt?

Frank Jodl

Scusiscusa Oder: Was bedeutet SCUSI wirklich? Italienisch lernen – kontrastiv zum Deutschen. Für Universität, Erwachsenenbildung und Selbststudium

Jodl

ISBN: 978-3-8382-0883-1

ibidem

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Frank Jodl

Scusiscusa Oder: Was bedeutet SCUSI wirklich? Italienisch lernen – kontrastiv zum Deutschen Für Universität, Erwachsenenbildung und Selbststudium



Frank Jodl

SCUSISCUSA Oder: Was bedeutet SCUSI wirklich?

Italienisch lernen – kontrastiv zum Deutschen Für Universität, Erwachsenenbildung und Selbststudium


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the Internet at http://dnb.d-nb.de. Coverabbildung: Am Horizont der Monte Amiata in der südlichen Toskana. Im Umfeld des dortigen Klosters ist einer der ältesten, wenn man so will, italienischen Texte entstanden, die Postilla amiatina (1087). ID 70795521 © Olena Suvorova | Dreamstime.com

ISSN 1862-2909 ISBN-13: 978-3-8382-0883-1 © ibidem-Verlag, Stuttgart 2023 Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und elektronische Speicherformen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, stored in or introduced into a retrieval system, or transmitted, in any form, or by any means (electronical, mechanical, photocopying, recording or otherwise) without the prior written permission of the publisher. Any person who does any unauthorized act in relation to this publication may be liable to criminal prosecution and civil claims for damages.

Printed in the EU


Inhaltsverzeichnis 1.

Allgemeine Informationen zu Scusiscusa .............................. 13 1.1 Die drei Scusiscusa zugrunde liegenden Hauptprinzipien .................................................................. 13 Schlussfolgerung .................................................................. 19 1.2 Zielgruppen von Scusiscusa ................................................ 20 1.3 Kurzer Überblick zum Forschungsstand hinsichtlich der Bewertung einzelner FremdsprachenLehrmethoden ...................................................................... 21 1.4 Zusammenfassung zur im vorliegenden Werk vertretenen Methode ........................................................... 24 1.4.1 Erlernen und Einüben der Grammatik als Überblickswissen und Grundlage für alles Weitere ........................................................................ 24 1.4.2 Die Rolle der Muttersprache .................................... 25 1.4.3 Übersetzung/Sprachmittlung und Sprachenlernen .......................................................... 26 1.4.4 Was ist „Lernen“ und welche Auffassung wird diesbezüglich im vorliegenden Lehr- und Lernwerk vertreten? .................................................. 28 1.4.5 Zur Mehrsprachigkeitsdidaktik ............................... 32 1.4.6 Die Rolle von Grammatik- und Wortschatzlernen ....................................................... 33 1.4.7 Selbständiges („freies“) Formulieren ...................... 35 1.5 Zur Grobgliederung von Scusiscusa .................................. 36

2.

Die einzelnen Sektionen von Scusiscusa……………………39

Sektion 1 Allgemeine Informationen zur Sprache Italienisch... 39 Allgemeine Informationen zur Sprache Italienisch .................. 40

5


Sektion 2 Die einzelnen Grammatik-Lektionen .......................... 47 Lektion 1 ............................................................................................... 49 Inhaltsübersicht............................................................................ 49 a)

b)

Das Konjugieren von Verben (Zeitwörtern) im Tempus (= Zeitform/Verbalform) Präsens = Gegenwart ................ 49 I.

Einstieg ........................................................................ 49

II.

Kontrastpunkt Deutsch ............................................. 50

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) ...................... 55

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen ............................ 56

V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch ............................................ 58

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 1 ............ 62

Das Nomen (= Substantiv = Hauptwort), der Artikel (Begleiter) und das Adjektiv (Eigenschaftswort) ............ 63 I.

Einstieg ........................................................................ 63

II.

Die Verhältnisse im Italienischen ............................ 63

III.

Substantive, die auf –o enden und männlich sind 64

IV.

Substantive, die auf –a enden und weiblich sind... 66

V.

Substantive, die auf –e enden ................................... 69

VI.

Nebengruppen ........................................................... 69

VII. Erfolgskontrolle ......................................................... 79 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe ............................ 80 Lektion 2 ............................................................................................... 81 Inhaltsübersicht............................................................................ 81 a)

Erarbeiten des Phänomens Deklinieren ............................. 81 I.

Einstieg ........................................................................ 81

II.

Kontrastpunkt Deutsch ............................................. 82

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) ...................... 84

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen ............................ 84 6


V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch ............................................ 86

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 2 ............ 87

b)

Vertiefung des Phänomens Konjugieren anhand der drei restlichen Verbgruppen + Einführung weiterer unregelmäßiger Verben wie avere, dire, fare, dare und die modalen Hilfsverben volere, sapere, dovere, potere + Abschluss Befehlsform per du (bejaht und verneint) ......... 89

c)

Possessiva (Besitzanzeigende Wörter) .............................. 97

d)

Demonstrativa (Hinweisende Wörter) ............................. 98 VII. Erfolgskontrolle ....................................................... 100 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe .......................... 101

Lektion 3 ............................................................................................. 103 Inhaltsübersicht.......................................................................... 103 a)

Die Pronominalisierung: Das Ersetzen von Satzgliedern durch Fürwörter („Platzhalter“/Pronomen) ................. 103 I.

Einstieg ...................................................................... 103

II.

Kontrastpunkt Deutsch ........................................... 106

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) .................... 107

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen .......................... 108

V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch .......................................... 110

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 3 .......... 110

b)

Reflexive Verben (Rückbezügliche Verben) ................... 111

c)

Die „Vollendete Gegenwart“ = Passato prossimo, mit Vorgriff auf das Passato remoto ......................................... 114

d)

Weitere unregelmäßige Verben (im Indikativ Präsens): stare ...................................................................................... 120 VII. Erfolgskontrolle ....................................................... 122 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe .......................... 123

7


Lektion 4 ............................................................................................. 125 Inhaltsübersicht.......................................................................... 125 a)

Der Konjunktiv Präsens .................................................... 125 I.

Einstieg ...................................................................... 125

II.

Kontrastpunkt Deutsch ........................................... 126

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) .................... 127

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen .......................... 127

V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch .......................................... 135

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 4 .......... 137

b)

Die Rolle der Endung -i im Italienischen ........................ 137

c)

Zusammenfassung: Der Befehl im Italienischen: .......... 139

d)

Fortsetzung unregelmäßige Verben: venire ................... 140 VII. Erfolgskontrolle ....................................................... 142 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe .......................... 142

Lektion 5 ............................................................................................. 143 Inhaltsübersicht.......................................................................... 143 a)

b)

Das Imperfetto (Indikativ) und seine Abgrenzung zum Passato prossimo (Indikativ) bzw. zum Passato remoto ... 143 I.

Einstieg ...................................................................... 143

II.

Kontrastpunkt Deutsch ........................................... 151

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) .................... 151

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen .......................... 152

V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch .......................................... 154

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 5 .......... 158

Das Plusquamperfekt = Piuccheperfetto/Trapassato (mit Ausblick auf Unterscheidung Trapassato prossimo gegenüber Trapassato remoto), im Indikativ 162

8


c)

Die Pronominalisierung von Angaben mit den Präpositionen a und di....................................................... 163 VII. Erfolgskontrolle ....................................................... 164 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe .......................... 165

Lektion 6 ............................................................................................. 167 Inhaltsübersicht.......................................................................... 167 a)

b)

Der Konditional ................................................................. 167 I.

Einstieg ...................................................................... 167

II.

Kontrastpunkt Deutsch ........................................... 168

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) .................... 168

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen .......................... 168

V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch .......................................... 169

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 6 .......... 170

Das Futur ............................................................................ 171 VII. Erfolgskontrolle ....................................................... 173 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe .......................... 173

Lektion 7 ............................................................................................. 175 Inhaltsübersicht.......................................................................... 175 a)

Die Grundfunktion des Congiuntivo dell’Imperfetto und das Irreale Satzgefüge ....................................................... 175 I.

Einstieg ...................................................................... 175

II.

Kontrastpunkt Deutsch ........................................... 176

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) .................... 177

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen .......................... 178

V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch .......................................... 182

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 7 .......... 183

9


b)

Der Congiuntivo dell’Imperfetto und seine Abgrenzung zum Konjunktiv des Passato prossimo .............................. 184 VII. Erfolgskontrolle ....................................................... 187 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe .......................... 188

Lektion 8 ............................................................................................. 189 Inhaltsübersicht.......................................................................... 189 a)

Zwei Objektpronomen beim Verb ................................... 189 I.

Einstieg ...................................................................... 189

II.

Kontrastpunkt Deutsch ........................................... 190

III.

Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) .................... 192

IV.

Die Verhältnisse im Italienischen .......................... 192

V.

Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch .......................................... 194

VI.

Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 8 .......... 196

b)

averci als Variante von avere ............................................. 197

c)

Das Passiv ........................................................................... 198

d)

Das Adverb ......................................................................... 199

e)

Das Relativpronomen........................................................ 201 VII. Erfolgskontrolle ....................................................... 202 VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe .......................... 203

Sektion 3. Das freie Formulieren ................................................... 205 Sektion 4. Zusätzliches Hilfs- und Übungsmaterial mit Lösungsvorschlägen ......................................................................... 213 Zahlwörter und Angabe der Uhrzeit............................................. 215 a)

Die Grundzahlen................................................................ 215

b)

Die Ordnungszahlen ......................................................... 216

c)

Die Angabe der Uhrzeit .................................................... 219

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Lösungsvorschläge zu den Übungen der Lektionen ................. 223 Zusätzliche Übungen/Hausaufgaben ........................................... 231 Lösungsvorschläge zu den zusätzlichen Übungen/ Hausaufgaben ................................................................................... 239 Repetitorium...................................................................................... 245 I)

Allgemeine Schwierigkeiten ............................................ 247 Praktische Übung I ............................................................ 249

II) Der Umgang mit den Vergangenheitszeiten ................. 250 Praktische Übung II ........................................................... 253 III) Hypothesen bilden/über Irreales sprechen ................... 254 Praktische Übung III .......................................................... 257 Praktische Übung IV: Partnerübung – alle Inhalte (Wiederholung) .................................................................. 259 Lösungsvorschläge zu den praktischen Übungen ...................... 261 Alphabetisches Wörterverzeichnis ............................................... 265 Bibliographie ..................................................................................... 281 Grammatiken ............................................................................. 281 Sekundärliteratur ....................................................................... 281 Über den Autor ................................................................................. 295

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1. Allgemeine Informationen zu Scusiscusa 1.1 Die drei Scusiscusa zugrunde liegenden Hauptprinzipien Traditionelle, auf der Bewusstmachung1 sprachlicher Strukturen („Grammatik“) beruhende Lehrmethoden haben in neuerer Zeit eine Wiederaufwertung2 erfahren. Eine ganz zentrale Rolle spielen hierbei die Entwicklung der Kompetenz der Sprachmittlung3 („Übersetzen“)4 und die Vernetzung neuer Inhalte mit bei den Lernenden aufgrund von früher durchlaufenen Sprachlernprozessen5 bereits vorhandenen Kenntnissen und Fähigkeiten. Das heißt: Unabhängig davon, ob jemand Italienisch als erste, zweite oder dritte Fremdsprache erlernt, wird man in Anlehnung an z.B. Butzkamm (2002/1989), (2005), (2012, z.B. 122) oder Lutjeharms (2004, 18) davon ausgehen dürfen, dass immer auf Vor-Wissen (d.h. das über die Muttersprache vorhandene Wissen) zurückgegriffen werden kann, vgl. auch Franceschini (2009), Franceschini & Videsott (2014), Videsott (2011) und Reimann (2009, 135-139).

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2 3 4

5

Vgl. zu language awareness Knapp (2013). Vgl. auch Berg (2021): „[...] ich halte einen ansprechenderen Grammatikunterricht für möglich. Schüler interessiert es doch, wie Sprache funktioniert.“ oder Siepmann (2020). Vgl. außerdem Krischke (2021) und Soldt (2020) als Pressestimmen zu selbst bei Lehrkräften schlechter werdender Sprachkompetenz (in der Muttersprache; zu Bezeichnung/Begriff „Muttersprache“ vgl. unten), vgl. allgemein Jodl (2018b, 61-63). Vgl. die Zusammenfassung in Jodl (2013, 204-215) bzw. Jodl (2018a, 17-37, v.a. 31ff.). Vgl. zu einem kognitionsorientierten Neuansatz Venier (2016). Zu terminologischer Unklarheit (Bezeichnung Mediation) Reimann & Rössler (2013, 11-13). Vgl. Leitzke-Ungerer (2008), Hentschel (2009), Rössler (2008), Rössler (2012), Reimann & Rössler (edd.) (2013), Fäcke (2013), Schöpp (2013a + b + c) bzw. unten, 3.1.3. Vgl. allgemein die Präzisierungen in Sinner & Bahr (2015) bzw. Sinner & Wieland (2013): Es geht hier nicht um „Übersetzen“ im eigentlichen Sinne, vgl. auch Jodl (2018a, 8 + 305f.). In Anlehnung an Tanzmeister (2008a, 16, s.u.) und Butzkamm (2012, 87 + 90f., s.u.) verzichte ich hier auf die in Krashen & Terrell (1983, 59-61) beschriebene Unterscheidung zwischen „Lernen“ und „Erwerben“, also gesteuertem und „natürlichem“ (ungesteuertem) Lernen, da eine klare Trennung der beiden Vorgänge schwierig ist, vgl. unten 1.3.

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SCUSISCUSA

Das vorliegende Lehr- und Lernwerk Scusiscusa möchte diesen Ansatz konkret aufgreifen, was unter anderem daran zu erkennen ist, dass die Übungsaktivitäten größtenteils auf einem besonderen Teilaspekt6 des Übersetzens fußen und alle Inhalte unter vergleichender/kontrastiver Bezugnahme auf die Muttersprache7 aufbereitet werden. Diese Vorgehensweise korreliert mit einer nützlichen Differenzierung, die Wolfgang Butzkamm bezüglich der traditionellen Lehrmethoden vorgenommen hat, vgl. Butzkamm (2012, 102). Butzkamm kam zu dem Ergebnis, dass die beiden folgenden, vor allem als Kombination („Mischform“) auftretenden, traditionellen Methoden aufgrund ihrer Effektivität beibehalten werden sollten: I.

Die Grammatik-Übersetzungsmethode (s.o. bzw. Jodl 2018, 308 und 326-328)

und II.

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8

Bilinguale Textmethoden8, was auf Scusiscusa übertragen bedeutet, dass die italienischen Lektionstexte in Scusiscusa deutsche Übersetzungen enthalten, die so formuliert und optisch so angebracht sind, dass sie die jeweiligen italienischen Strukturen verständlich machen.

Gemeint ist hier nicht das professionelle, sondern das „philologische“ Übersetzen, vgl. Reimann & Rössler (2013, 12). Butzkamm & Caldwell (2009, 106) sprechen von „mother tongue mirroring“ (muttersprachliche Spiegelung), vgl. unten Abschnitt 3.1.3 und Franke (2017) bzw. Jodl (2018a: v.a. 305-329). Es gibt nachvollziehbare Gründe dafür, die Bezeichnungen „Muttersprache“ oder „Erstsprache“ durch „Bildungssprache“ zu ersetzen. Für einen entsprechenden Hinweis danke ich meiner Siegener Kollegin Dagmar AbendrothTimmer. Nachdem die einschlägige Diskussion hier nicht nachgezeichnet werden kann, bleibe ich bei der traditionellen Bezeichnung Muttersprache, die – wie im Folgenden zu sehen sein wird – auch in anderen einschlägigen Veröffentlichungen nach wie vor präsent ist. Man beachte den Plural „Bilinguale Textmethoden“: Bei Scusiscusa wird nicht speziell der bei Butzkamm (2012, 99-102) beschriebene Typ umgesetzt, der sich dadurch auszeichnet, dass es sich bei den fremdsprachlichen Texten immer um Texte handelt, die man auch in der Muttersprache schon kennt, z.B. international bekannte Fabeln, Mythen u.Ä.


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZU SCUSISCUSA

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Eben diese beiden von Butzkamm empfohlenen9 Methoden sind neben den kontrastiven Kommentaren Italienisch-Deutsch die Grundbausteine von Scusiscusa. Allgemein lässt sich festhalten, dass die in Scusiscusa umgesetzten didaktischen Prinzipien auf der schon in den frühen Arbeiten Wolfgang Butzkamms (etwa Butzkamm 1973/1978 oder ders. 1989/2002) konzipierten und vertretenen, im Folgenden noch genauer zu beschreibenden Methode der aufgeklärten Einsprachigkeit basieren. Hinzu kommt Butzkamms Auffassung, wonach die Muttersprache die Rolle der Sprachmutter übernehmen kann, vgl. Butzkamm (2005). Als weiterer Vorteil der in Scusiscusa praktizierten Variante des traditionellen Vorgehens wäre zu nennen, dass die Lernenden – und dies im Übrigen ganz bewusst kontrastiv zur Muttersprache (vgl. Bassola et al. 2014, 79) – die Inhalte didaktisch aufbereitet präsentiert bekommen, anstatt sie sich in der von Butzkamm (2012, 103) kritisierten ermüdenden und kontraproduktiven Art und Weise selbst erschließen zu müssen, vgl. auch Butzkamm (2012, 104). Eine gewisse Abweichung von Butzkamms Prinzipien (vgl. Butzkamm 2012, 379ff.) ist darin zu sehen, dass in Scusiscusa erst sehr spät authentische Texte eingesetzt werden, was der Sonderkonzeption von Scusiscusa als Propädeutikum geschuldet ist, was im Folgenden noch genauer dargelegt werden soll: Da Scusiscusa das Ziel hat, den Lernenden zunächst die Struktur der italienischen Sprache nahezubringen, ist dieses Werk zwar einerseits sehr grammatiklastig10 und hält den Wortschatz-Anteil eher gering. Andererseits beinhaltet der Wortschatz-Bereich eine bestimmte Progression, die der Tatsache Rechnung trägt, dass das 9

10

Butzkamm wählt in diesem Zusammenhang folgende Kapitel-Überschrift (2012, 102): „Warum auch altmodische Methoden effektiv sein können“. Vgl. zusätzlich Hentschel (2014) zu Übungsformen für die Fälle, in denen (z.B. aufgrund der Sprachtypologie) ein Rückgriff auf das Deutsche nicht möglich ist. So werden beispielsweise alle Verbalformen behandelt, so dass die Lernenden in die Lage versetzt werden, Sachverhalte in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft (sowohl als Tatsache als auch als Hypothese) auszudrücken und auch der Bereich der Substantive und Pronomen etc. wird ein wichtiger Bestandteil der Lerninhalte sein.


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SCUSISCUSA

Grammatik-Lernen durch die Erweiterung des Wortschatzes begünstigt wird, vgl. Butzkamm (2012, 123f.). Ein Blick auf das am Ende des Buches angebrachte Alphabetische Wörterverzeichnis wird hiervon einen Eindruck vermitteln können. Man könnte also sagen, dass Scusiscusa sich als erweiterter Vorbereitungs- oder Grundkurs (Propädeutikum) für weiterführende Kurse, die das Ziel haben, den Wortschatz zu erweitern und die bereits erworbenen Fähigkeiten zu vertiefen, versteht. Trotzdem kann schon der allein über Scusiscusa bewältigte Gesamtstoff die Lernenden dazu befähigen, frei zu formulieren und in einem gewissen Rahmen Alltags-kommunikation zu bewältigen. Dabei soll Scusiscusa die Möglichkeit bieten, die Lektionen mit überschaubarem Zeitaufwand durchzuarbeiten, so dass es – auch wenn man die daran anschließend notwendigen Kurse hinzurechnen muss – insgesamt gesehen möglich sein sollte, schneller zu einem befriedigenden Gesamtergebnis zu gelangen. Dies liegt am Intensiv-Start, den das soeben beschriebene Grundkonzept von Scusiscusa beinhaltet. Eben dieser Intensiv-Start soll einem gerade in der Anfangsphase des Lernprozesses häufig zu beobachtenden Abflachen der Motivation entgegenwirken. Er beruht auf der Miteinbeziehung neuerer Forschungsergebnisse, aus denen sich die drei folgenden methodischen Hauptprinzipien ergeben: a.) Berücksichtigung der Ergebnisse aus der HochbegabtenForschung:11 Wie lernen sogenannte „Sprachgenies“ ihre vielen Sprachen so schnell und so gut? Die Antwort findet sich in Weydt (2008, 38), der mehrere hochbegabte Fremdsprachenlerner interviewt hat: „Interessanterweise stellen einige Interviewpartner […] das Studium der Grammatik völlig an den Anfang. Auf die Frage, was sie machen würden, wenn sie z.B. jetzt nach Peru gehen müssten und schnell vorher die Quechua-Sprache erlernen wollten, antworteten sie mir übereinstimmend,

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Die Praxis, Grammatik- und Wortschatzvermittlung zu trennen, wird von Römer (2005, 286, unter Bezugnahme auf Francis & Sinclair 1994, 200) kritisch gesehen. Aufgrund der Tatsache, dass es in Scusiscusa um die Vermittlung von Grundstrukturen geht und eine Vertiefung gesonderten Kursen vorbehalten bleiben soll, klammere ich das von Römer angesprochene Problem hier aus.


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZU SCUSISCUSA

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dass sie sich erst einmal die Grammatik der entsprechenden Sprache vornehmen und langsam und genau durchlesen würden. Ich fragte Gippert, ob er sich dabei Notizen mache; er sagte: 'Nein, nur lesen'. Dann habe er die Hauptstruktur dieser Sprache verstanden und würde zu Texten übergehen. Ähnlich äußert sich Ringmacher.“

Selbstverständlich trägt die in Scusiscusa vertretene Methode der Tatsache Rechnung, dass nicht alle Lernenden über diese ganz spezielle Begabung verfügen. Daher wird von ihnen nicht erwartet, dass sie die Grammatik der neuen Sprache einfach nur durchlesen, sie wird vielmehr durch zusätzliche Erklärungen, die auf das bei den Lernenden bereits vorhandene Vorwissen abheben, besonders leicht verständlich dargeboten. Hinzu kommt, dass Scusiscusa konkrete Übungen bietet, was natürlich weit über das bloße Durchlesen einer Grammatik hinausgeht. b.) Berücksichtigung neuerer Erkenntnisse der Neuro-wissenschaften: Lernerfolge stellen sich vor allem dann ein, wenn man die neu zu vermittelnden Informationen mit bereits vorhandenen Wissensbeständen kombiniert bzw. verknüpft, wenn also neue neuronale Verbindungen geschaffen werden. Wenn man nach dieser, Methode vorgeht, ist gewährleistet, dass neue Informationen so im Gehirn abgespeichert werden, dass neues Wissen entsteht, das im Bedarfsfall auch wieder abrufbar ist, woraus sich neue Fähigkeiten ergeben, vgl. allgemein Schönpflug (2003, 51), Tanzmeister (2008b, 260) oder Butzkamm (2012, 122). Das Vorwissen, auf das alle Italienisch-Lernenden deutscher Muttersprache zurückgreifen können, ist eben die Muttersprache Deutsch. Scusiscusa baut daher alle zu vermittelnden italienischen Inhalte auf dem Deutschen auf, es geht kontrastiv (sprachvergleichend) vor. Dabei kommt es zu zahlreichen „Aha“-Effekten, die sich sowohl auf die Lern-Motivation als auch auf den Lernerfolg selbst (Memorisierung) positiv auswirken. Die Rolle der Muttersprache im Fremdsprachen-Unterricht, die modernen didaktischen Ansätzen folgend bis vor nicht allzu langer Zeit beim Fremdsprachenlernen mehr oder weniger ausgeschaltet werden und durch das Prinzip der „total immersion“ (vollständiges Eintauchen in die


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SCUSISCUSA

Fremdsprache) ersetzt werden sollte (vgl. insgesamt Butzkamm 2012), ist von der neueren Forschung wieder aufgewertet worden, vgl. hierzu Lutjeharms (2004, 18).12 Lutjeharms (a.a.O.) vertritt die Ansicht, dass es zielführend ist, „[…] die Muttersprache als Lernhilfe zu benutzen anstatt zu versuchen, sie auszuschalten, was wohl nicht möglich ist“ […].“

Diese Auffassung wird ebenfalls von den Neurowissenschaften bestätigt, vgl. Goebel (2003), Weber & Cutler (2004), Hentschel (2009, 23) und Butzkamm (2012, 122).13 c.) Fokus auf frühen Erfolgserlebnissen: Wie bereits beschrieben, wird die Muttersprache in Scusiscusa nicht ausgeblendet, sondern zur Bewusstmachung der neu zu erlernenden, italienischen Strukturen bewusst eingesetzt. Durch diese Vorgehensweise soll vermieden werden, dass die Lernenden sich im Unterricht überfordert fühlen, nicht mehr folgen können und Negativ-Erlebnisse hinnehmen müssen. Gleichzeitig gilt es jedoch, keine Unterforderung ‒ neben der Überforderung wohl ein weiterer häufiger Grund für das Aufgeben des Lernvorhabens ‒ zuzulassen. Aus diesen beiden Gründen bietet Scusiscusa Übungen, die dazu anregen, das, was man gerade auf theoretischer Ebene an Neuem gehört hat, sofort selbst in die Praxis umzusetzen, 12

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Ebenso sprechen sich Causa (2002) und Butzkamm (1973/1978), (1989/2002), (2005) + (2006), Butzkamm (2012) und Butzkamm & Caldwell (2009) gegen das Ausschalten der Muttersprache im Fremdsprachenunterricht aus und fordern stattdessen, sie als Lernhilfe zu benutzen. Vgl. allgemein auch Turnbull & Dailey-O‘Cain (edd.) (2009). D.h. „Lernen“ kann als die Herstellung neuronaler Verknüpfungen im Gehirn gesehen werden („Konnektionismus“, vgl. z.B. Schönpflug 2003, 51 oder Tanzmeister 2008b, 260). In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass man in Anlehnung an Kim & al. (1997), vgl. Grießhaber (2010, 179) davon ausgehen kann, dass bei monolingualem Erstspracherwerb (bis ca. 6 Jahre) ein neuronales Netz erstellt wird und ein zweites, wenn die Heranwachsenden NACH dieser Altersstufe oder monolinguale Erwachsene eine Zweitsprache erlernen, wobei das zweite neuronale Netz (das der „Fremdsprache“) auf das der „Muttersprache“ zurückgreifen kann („Konnektionismus“). Die Besonderheit beim bilingualen Spracherwerb („zwei Muttersprachen“) ist darin zu sehen, dass in diesem Fall nur EIN neuronales Netz für beide Sprachen gebildet wird.


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZU SCUSISCUSA

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indem man Sätze bildet, also selbst formuliert und so zu einem Erfolgserlebnis gelangt. Selbstverständlich müssen die Lehrenden im Rahmen des Möglichen die Lernenden in der Fremdsprache ansprechen und so Gelegenheit bieten, z.B. das Hörverständnis der Lernenden zu trainieren. 14 Dies entspricht Butzkamms Prinzip der „aufgeklärten Einsprachigkeit“,15 vgl. Butzkamm (1973/1978), (1990) bzw. (2012, 120ff.). Mit anderen Worten: Wenn kontrastive Bewusstmachung durch Einbeziehung der Muttersprache nicht kategorisch ausgeschlossen wird, können die einsprachigen Unterrichtsanteile ihr Potenzial entfalten. Schlussfolgerung: Die sehr grammatiklastige16 Ausrichtung von Scusiscusa bedeutet nicht, dass moderne, kommunikative Ansätze des Fremdsprachenunterrichts vollkommen ausgeblendet würden. Im Gegenteil: Sie sind willkommen als zusätzliche Übungen, die die von Scusiscusa vermittelten Grammatikkenntnisse und Fähigkeiten festigen können. In Scusiscusa geht es also hauptsächlich darum, traditionelle und moderne Lehrmethoden nicht gegeneinander auszuspielen, sondern zu versuchen, diese sinnvoll miteinander zu verbinden, was hauptsächlich die Lernenden betrifft, die Scusiscusa nicht für das Selbststudium verwenden. So finden sich in Scusiscusa auch kommunikative Übungen, wobei es den Lehrenden freisteht, nach Gutdünken alle modernen, auch auf die neuen Medien gestützten Methoden zusätzlich17, z.B. E-Learning, vgl. Rückl (2014), einzusetzen, um insgesamt gesehen zur Methode des Blended Learning („Lernen durch Methoden-Mix“, vgl. Stracke 2006 bzw. auch das Plädoyer in Butzkamm 2012, 104) zu gelangen. Auf diese Weise

14 15 16

17

Wertvolle Anregungen finden sich in Franke (2012). Vgl. auch den Unterrichtsentwurf in Thiele (2012, v.a. 27). Vgl. allgemein zur gewichtigen Rolle der Grammatik im Fremdsprachenunterricht Zimmermann (1988), Mertens (2006), Stutterheim, von & Carroll (2007) und Schröder (2010). Hierbei wäre auch an Elemente wie Lernen durch Lehren zu denken, vgl. Abendroth-Timmer (2000a) und (2000b), so dass eine Übung auch darin bestehen könnte, die Lernenden aufzufordern, ihren Mit-Lernenden Inhalte zu erklären.


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kann eine weitere Festigung der im Rahmen der Arbeit mit Scusiscusa aufgenommenen Inhalte erfolgen. Selbstverständlich würden zu einer solchen Vertiefung, die Scusiscusa nicht leisten kann, auch die Inhalte interkultureller Kommunikation gehören, vgl. z.B. Knapp & Knapp-Potthoff (1985), Schumann (2009) und Reimann (2013). Was wertvolle Hinweise zu Vokabel- bzw. Wortschatz-Arbeit und Textdechiffrierungskompetenzen angeht, so sei hier auf Neveling (2004), Neveling (2010) und Siepmann (2006) zu ersterem und Bürgel (2012) zu letzterem Thema verwiesen.

1.2 Zielgruppen von Scusiscusa Aus der unter 1. beschriebenen Konzeption von Scusiscusa ergeben sich folgende Zielgruppen: a) Erwachsene, die noch nie eine Fremdsprache gelernt haben und eine solche daher ganz bewusst von ihrer Muttersprache ausgehend erlernen wollen b) Angehende Italianistik-Studierende, die den Lehrgang mit Scusiscusa, der ja auch sprachgeschichtliche bzw. sprachwissenschaftliche Informationen enthält, als Propädeutikum (Vorbereitungskurs) für ihr philologisches Studium sehen c) Prinzipiell eignet sich Scusiscusa auch für Interessierte, die schon andere Fremdsprachen gelernt haben und nun, ausgehend von ihrer Muttersprache und ihren anderen Fremdsprachenkenntnissen, das Italienische erlernen wollen. Dies kann auch für den gymnasialen Unterricht zutreffen. Die Zielgruppen spiegeln sich auch in der äußeren Form der für Scusiscusa gewählten inhaltlichen Darstellung wider: Diese Form entspricht im Großen und Ganzen derjenigen der klassischen Lehrund Lernwerke. Allerdings wurde davon, wann immer es günstig erschien, abgewichen, indem zusätzlich auf Fachliteratur verwiesen wurde, z.B. auf: Duden-Grammatik (2005), Eisenberg (2013a+b), Hentschel (ed. 2010), Lepschy & Lepschy (1986), Reumuth & Winkelmann (1993), Salvi & Vanelli (2004) und Jodl (2018a).


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Diese zusätzlichen Hinweise sind allerdings nur für die Zielgruppe b) gedacht.

1.3 Kurzer Überblick zum Forschungsstand hinsichtlich der Bewertung einzelner Fremdsprachen-Lehrmethoden Um das Problem der Methodenvielfalt und der daraus resultierenden Orientierungslosigkeit, mit der viele Sprachlernwillige schon konfrontiert worden sind, möglichst kurz auf den Punkt bringen zu können, darf man nicht verschweigen, dass in dieser Hinsicht nach wie vor eine fachinterne Diskussion schwelt. Dies spiegelt sich nicht zuletzt darin wider, dass den Sprachlerninteressierten in den letzten Jahren die unterschiedlichsten – und dabei vielleicht auch in sich widersprüchliche – Methoden als die jeweils aussichtsreichsten genannt wurden, wobei bestimmte neuere Alternativmethoden inzwischen kritisch gesehen werden (vgl. allgemein z.B. List 2003, 26), wie etwa das Prinzip, dass die Lehrenden im Unterricht von Anfang an ausschließlich die zu erlernende Fremdsprache verwenden sollen, siehe Abschnitt 1.1 (Punkte b. und c.). Doch was genau hat es mit dieser wissenschaftlichen Kontroverse auf sich? In allerletzter Konsequenz geht es dabei um die Frage, ob eine Fremdsprache unter weitestgehendem Verzicht auf Grammatikunterricht eher spielerisch-kommunikativ unterrichtet werden soll, oder, wie im traditionellen Fremdsprachenunterricht üblich, auch – und dies in nennenswertem Umfang – durch Grammatikunterricht. Bezüglich der zuletzt genannten Methode könnte man auch von „kognitionsorientierten“18 Methoden sprechen. Diese wenden sich an die Denk- bzw. Erkenntnisfähigkeit der Lernenden, während die zuerst genannte, neuere Methode eher das Gefühl anspricht und den Anspruch erhebt, dafür zu sorgen, dass eine Fremdsprache weitgehend ohne von außen gesteuerte Grammatikvermittlung, also ganz „natürlich“ erlernt werden kann, 18

Hiermit korreliert wie gesagt der Begriff der awareness, vgl. zusammenfassend Knapp (2013). Vgl. auch die positive Einschätzung zur prinzipiellen Rolle von Grammatik-Kenntnissen Fäcke (2002, 157) und Michler (2014, v.a. 237).


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nämlich in der Weise, in der auch die Muttersprache erlernt wurde.19 Hierbei gilt es aber folgenden Hinweis von List (2003, 28) bzw. Butzkamm & Butzkamm (2008, 308ff.) zu beachten: Die beim Erstsprach-Erwerb ablaufenden Mechanismen können beim Erlernen einer zusätzlichen Sprache (also nach Abschluss des Erstsprach-Erwerbs) kein weiteres Mal ablaufen.20 Daraus folgt, dass die Art und Weise im Klassenzimmer zu lernen von den neurologischen Voraussetzungen her gesehen also gar nicht identisch sein kann mit derjenigen, die beim Erlernen der Muttersprache gegeben ist, vgl. hierzu allgemein auch Teepe (2005, 5), Huttenlocher & Dabholkar (1997, 177) oder Luhmann (2005). Man könnte auch sagen: Man kann die extrem günstigen äußeren Bedingungen, die beim kindlichen Erstsprach-Erwerb (tägliches „Sprachbad“, 365 Tage im Jahr) gegeben sind, im Schulunterricht, wo die Bedingungen des „Sprachbads“ nicht täglich und wenn, dann von der Stundenanzahl her gesehen nur stark eingeschränkt, gegeben sein können, nicht künstlich nachstellen. Hinzu kommt, dass laut Butzkamm (2012, 87ff.) selbst der „natürliche“ Spracherwerb, d.h. der Erwerb der Muttersprache durch das Kleinkind, nicht ohne (eine bestimmte21 Art von) „Grammatiklernen“ auskommt, vgl. Butzkamm (2012, 87): 19

20

21

Die folgenden Ausführungen sind untrennbar mit der Grundsatz-Diskussion „Gibt es hinsichtlich des Erstspracherwerbs eine kritische Phase nach deren Überschreiten kein vollständiger Erwerb der Erstsprache mehr möglich ist, und wie korreliert diese Frage mit dem Zweitspracherwerb?“ verbunden. In der einschlägigen Forschung scheint man noch zu keiner allgemein akzeptierten Auffassung gelangt zu sein. Bickes & Pauli (2009, 93f.) lehnen die CriticalPeriod-Hypothesis in ihrer traditionellen Form ab, während Müller (2013, 66f.) die Critical-Period-Hypothesis stützt, ebenso Schwarz (2008, 153), Dittmann (2010, 69f., vor allem S. 70) und Butzkamm & Butzkamm (2008, 308-311). Ich folge also der Critical-Period-Hypothesis. So hat etwa gezeigt werden können, dass die für den sogenannten natürlichen oder spielerischen Erwerb der Muttersprache notwendigen neurologischen Voraussetzungen nur während einer bestimmten Entwicklungsphase des kindlichen Gehirns gegeben sind und zu einem späteren Zeitpunkt (ca. 9 Jahre), nicht künstlich nachgestellt werden können, vgl. allgemein List (2003, 28). Butzkamm & Butzkamm (2008, 311) geben in einem Extremfall als Grenze den Beginn der Pubertät an, vgl. allgemein auch Pinker (1995) und (1997). In diesem Fall geht es selbstverständlich nicht um theoretischen GrammatikUnterricht, sondern um die Art und Weise, wie ein Kleinkind die Muttersprache „zugesprochen“ (Butzkamm 2012, 86ff.) bekommt, so dass es die


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„[Sprachen holt man sich] nicht wie einen Sonnenbrand, indem man sich ihnen nur aussetzt.“

bzw. auch Butzkamm (2012, 90f.): Durch die Art, wie Eltern zu ihnen sprechen, begreifen die Kinder nicht nur, was man jetzt von ihnen will [SINN] und wie das Gespräch jetzt weitergehen soll, sondern wo die Dinge sich im Lautstrom wiederfinden [Entschlüsselung (des Codes)]. Mit der Entschlüsselung der Botschaft geht es zugleich um die Entschlüsselung der Sprachstruktur [= Grammatik].

Das Gegensatzpaar „moderner, kommunikations-orientierter Fremdsprachenunterricht“ versus „traditioneller, kognitions-orientierter Fremdsprachenunterricht“ findet seine Entsprechung im Gegensatzpaar „moderne, offene, explorationsorientierte Unterrichtsform (d.h. die Lehrenden geben möglichst wenig vor)“ versus „traditionelle, lehrerorientierte, darstellende Unterrichtsform“ (d.h. die Lehrenden „steuern“ den Unterricht). In neuerer Zeit ist der Aufschwung der modernen, auf offenem Unterricht basierenden Fremdsprachenlehrmethoden etwas ins Stocken geraten – dies insofern, als die didaktische Forschung immer häufiger die traditionellen, grammatik-, kognitions- und lehrerorientierten Unterrichtsformen und Lehrmethoden wieder aufwertet und die offene Unterrichtsform zunehmend kritisch22 sieht, vgl. hierzu Wiater (2002, 115): „Der geregelte Aufbau von Wissen, Einstellungen und Können verlangt allerdings auch bei den lernstarken Schülerinnen und Schülern nach lehrergesteuertem Unterricht, der in der Regel lehrgangsorientiert ist. […]. Wie wichtig das lehrergesteuerte, lehrgangsorientierte Lernen ist, belegen wissenschaftliche Untersuchungen über die Sachkompetenz der Schülerinnen/Schüler. […]. Infolgedessen spricht alles dafür, den offenen Unterricht nur im Verbund mit lehrergesteuertem Unterricht und inhaltlich mit diesem abgestimmt durchzuführen. Der offene Unterricht ist notwendig,

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Grammatik entschlüsseln kann, d.h. ihm die Struktur des Zugesprochenen bewusstwird. Interessanterweise hat eine solche Diskussion, die sich – auf einen Nenner gebracht – mit der zentralen Frage befasst, ob traditionelle oder moderne Unterrichtselemente höher zu bewerten seien, auch in der Geschichtswissenschaft stattgefunden, wobei auch hier die traditionellen Methoden inzwischen wieder aufgewertet worden sind, vgl. für einen ersten Überblick Jodl (2008b).


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SCUSISCUSA nicht aber hinreichend für eine gute und effektive Unterrichtsgestaltung!“ [Fettsetzung F.J.]

und Tanzmeister (2008a, 16): „Dem natürlichen Spracherwerb entsprechend soll nun eine Fremdsprache nicht mehr überwiegend durch Erlernen grammatischer Regeln, sondern durch authentisches interaktives, kommunikatives Sprechhandeln im Gebrauch erworben werden. Doch lässt sich diese Dichotomie [dieses Gegensatzpaar] so nicht unbedingt aufrechterhalten, da sich Lernen und Erwerben vermischen, weil explizit gelerntes deklaratives Wissen (Wissen, dass) in unbewusstes prozedurales Wissen (Wissen, wie) übergeführt [sic] werden kann. Auch erweisen sich unmittelbare kognitive sprach- und sprachlernreflexive Phasen im Sinne der Sprachbewusstheit als sehr zielführend […].“

Somit zeigt auch Tanzmeister, dass traditionelle 23 Unterrichtsformen nicht von vornherein abzulehnen sind, weil auch das Wissen, das durch lehrergesteuerten Unterricht vermittelt wurde („deklaratives Wissen“), nicht immer automatisch ein totes Wissen ist, das – weil man es irgendwann einmal gehört hat – irgendwo im Gehirn abgelegt wurde, von wo aus es aber nicht mehr abrufbar wäre. Es ist vielmehr so, dass deklaratives Wissen laut Tanzmeister prinzipiell in „prozedurales Wissen“ (also Wissen, das sofort zur praktischen Anwendung bereitsteht) umgewandelt werden kann. Dazu muss es aber in einer bestimmten Weise präsentiert worden sein, siehe z.B. unten Abschnitt 1.4.3.

1.4 Zusammenfassung zur im vorliegenden Werk vertretenen Methode 1.4.1 Erlernen und Einüben der Grammatik als Überblickswissen und Grundlage für alles Weitere Über die soeben zitierte Beobachtung zur Sprachlernmethode sogenannter „Sprachgenies“, die fast alle zuerst die Grammatik einer neuen Sprache erlernen und sich erst anschließend den Wortschatz aneignen, kommen wir zu der Methode, die im vorliegenden Werk 23

Für die Rückkehr zu traditionellen Methoden plädieren außer Butzkamm (siehe oben) auch Hattie (2009/2013) und (2012a+b) bzw. auch Schwerdt & Wuppermann (2012a+b).


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vertreten wird: Wie bereits in Jodl (2006, v.a. 3-6 bzw. allgemein Jodl 2018) festgehalten wurde, sollte den Lernenden auch ein bestimmtes theoretisches Wissen ÜBER24 Sprache vermittelt werden, wozu das Wissen über die jeweilige Grammatik zählt, denn – wie aus Tanzmeister (2008a, 16)25 hervorgeht – kann das Vorhandensein von grammatikalischem Wissen auch bedeuten, dass die erlernten Regeln tatsächlich angewandt werden. Hier wird nun die Brücke zu Weydt (2008, 38) geschlagen, einer Arbeit, die gezeigt hat, dass es eine vielversprechende Methode ist, sich zunächst die Grammatik einer neu zu erlernenden Sprache anzueignen und erst dann den Wortschatz. Selbstverständlich kann man den für ganz außergewöhnliche Sprachgenies zu empfehlenden Ansatz nicht 1:1 für den allgemeinen Sprachunterricht übernehmen; das heißt, dass die Lernenden, die mit Scusiscusa arbeiten, die Grammatik nicht einfach nur durchlesen, wie das gemäß Weydt die sprachlich Hochbegabten tun: Bei Scusiscusa ist es vielmehr so, dass der grammatikalische Stoff im Gegensatz zu den traditionellen Nachschlage-Grammatiken didaktisch aufbereitet dargestellt wird, so dass er von den Lernenden viel leichter aufgenommen werden kann. Was bei Scusiscusa zusätzlich vom „Grammatik einfach nur durchlesen“ abweicht, ist die Tatsache, dass den Lernenden die Möglichkeit geboten wird, den grammatikalischen Stoff auch einzuüben. 1.4.2 Die Rolle der Muttersprache Wie bereits in den vorangegangenen Abschnitten angedeutet, gibt es inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, die belegen, dass es kontraproduktiv ist, die Muttersprache aus dem Fremdsprachenunterricht komplett auszuklammern. Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass das in Scusiscusa vertretene Prinzip, bei der Vermittlung von neuen Fremdsprachenkenntnissen möglichst intensiv auf die bereits aus der Muttersprache 24 25

Vgl. allgemein auch Frings (2006) und zu Reflexion über Sprache Schädlich (2012) und Martin (2013, z.B. 198). Vgl. Tanzmeister (2008a, 16): „[…] weil explizit gelerntes deklaratives Wissen (Wissen, dass) in unbewusstes prozedurales Wissen (Wissen, wie) übergeführt [sic] werden kann.“


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vorhandenen Kenntnisse zurückzugreifen, nicht abwegig ist. Auch Reimann & Rössler (2013, 12) sprechen sich für die Beibehaltung dieses traditionellen Teils der Methodik aus. Dieser Gesichtspunkt soll über den folgenden Abschnitt vertieft werden. Hinzu kommt, dass Abschnitt 1.4.4 zeigen wird, dass die z.B. in Scusiscusa vertretene Methodik sich besonders gut mit der neueren Auffassung davon, was „Lernen“ eigentlich ist, vereinbaren lässt. 1.4.3 Übersetzung/Sprachmittlung und Sprachenlernen Wie bereits oben (Abschnitt 1) angesprochen, spielt in Scusiscusa ein bestimmter Teil der Sprachmittlung (Übersetzen) eine wichtige Rolle: Gemeint ist hier das in einem bestimmten Rahmen mögliche Erstellen formaler (morphosyntaktischer) Analogien und nicht26 das professionelle Übersetzen, bei dem es um die Lösung schwierigster semantischer und interkultureller Probleme geht, vgl. De Florio-Hansen (2013). Bei Reimann & Rössler (2013, 12) ist in Bezug auf diese formalen Analogien von „Wort-für-Wort-Übersetzen“ bzw. von „philologischem Übersetzen“27 die Rede. Butzkamm & Caldwell (2009, 106) sprechen in diesem Zusammenhang wie gesagt von „mother tongue mirroring“ (muttersprachlicher Spiegelung), vgl. hierzu auch Butzkamm (2012, 89) zu seiner Auffassung von „Doppelverstehen“: Erst das Verstehen von Sinn und Form [also von der Form her „Gesagtes“ und tatsächlich Gemeintes, siehe Ironie, Redensarten etc.] setzt unseren Spracherwerbsmechanismus in Gang und macht aus input verarbeitbaren intake. Jetzt erst kann‘s weitergehen. Jetzt erst kann ich Eigenes, noch nie Gehörtes sagen. Nur so sind Sprachen überhaupt lernbar. Wenn wir nicht das Systemhafte an der Sprache erkennen würden, stünden wir vor einem unübersteigbaren Berg des Memorierens.

Zur Veranschaulichung möchte ich auf Butzkamm (2012, 87f.) zurückgreifen: Außer der soeben von Butzkamm beschriebenen Art des Verstehens, dessen Vermittlung im Fremdsprachen-unterricht

26 27

Vgl. Jodl (2018a, 305-384). Nur zur Verdeutlichung: Beim professionellen Übersetzen wäre eben die Methode des „Wort-für-Wort-Übersetzens/philologischen Übersetzens“, häufig fatal. Man könnte auch von „Hilfsübersetzung“ sprechen.


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angestrebt werden soll, gibt es auch ein „situationsgebundenes Verstehen“, das heißt: Selbst wenn ich die Strukturen, d.h. die Grammatik, den „Code“28 des Französischen (wie funktioniert der Aufbau des Codes Französisch = französische Grammatik?) nicht beherrsche, kann ich lernen, dass wenn jemand „S'il vous plaît“ sagt, er damit „Bitte“29 meint, weil sich das aus der Situation ergibt. Dadurch, dass ich nur den Sinn, nicht aber die Struktur (die Form) dieser Aussage verstanden habe, kann ich aus „S'il vous plaît“ nichts Neues bilden. Ich kann dieses „Bitte“ nicht einmal auf jemanden anwenden, den ich duze, denn in diesem Falle wäre „S'il vous plaît“ falsch. Wo liegt die Lösung? „S‘il vous plaît“ heißt „eigentlich“ (d.h. wenn man „Wort-fürWort“ oder „philologisch“ übersetzt): „Wenn es Ihnen gefällt“, also: S(i) Wenn

il es

vous euch/Ihnen

plaît. gefällt.

Wenn ich also nicht nur den Sinn „Bitte“ verstanden, sondern auch die ganze Form/Struktur „Wenn es Ihnen gefällt“ erfasst habe (Butzkamms „Doppelverstehen“), bin ich autonom und kann daraus neue Aussagen bilden, z.B. „Wenn es dir gefällt“: S(i) Wenn

28 29

il es

te dir

plaît gefällt

Darum geht es bei Butzkamm: „Den Code knacken“, vgl. Butzkamm (2012, 9097). Gemeint ist hier „Bitte“ im Sinne von „Ich möchte etwas“, also nicht das „Bitte“ im Sinne von „Keine Ursache“.


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Dieses Prinzip,30 für dessen Beibehaltung sich wie gesagt auch Reimann & Rössler31 (2013, 12) aussprechen, spielt auch in Scusiscusa eine wichtige Rolle. 1.4.4 Was ist „Lernen“ und welche Auffassung wird diesbezüglich im vorliegenden Lehr- und Lernwerk vertreten? Den von den Neurowissenschaften hervorgebrachten Erkenntnissen können wir heute entnehmen, dass es beim Lernen bei weitem nicht einfach darum geht, sein „Gehirn mit Fakten zu füttern“. Mit anderen Worten: Ein Lernerfolg wird sich nicht einstellen, wenn man sich auf den Versuch beschränkt, in seinem Gehirn möglichst viele Fakten anzuhäufen (vgl. Schönpflug 2003, 51), denn vieles von dem, das man aufnimmt, steht einem dann, wenn man es braucht, gar nicht zur Verfügung, weil die Aufnahme unter falschen Voraussetzungen erfolgt ist und das Gehirn die betreffende Information z.B. an einer Stelle abgelegt hat, an der sie später nicht mehr abrufbar ist (vgl. Schönpflug 2003, 51). „Lernen“ heißt vielmehr, neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn herzustellen („Konnektionismus“, vgl. Schönpflug 2003, 51 und Tanzmeister 2008b, 260). Von ganz besonderem Interesse ist in dieser Hinsicht ein ganz bestimmter fachlicher Ansatz, wonach es vielleicht schon ab ca. dem 8. Lebensjahr gar nicht mehr möglich wäre, noch „ganz Neues“32 zu erlernen. Diese Auffassung wird damit begründet, dass bis zu eben diesem Zeitpunkt das Maximum an neuronalen Verbindungen (= „Verschaltungsgrad der Neuronen“, siehe unten, Zitat Teepe) bereits aufgebaut ist. Tatsächlich wird sogar davon 30

31 32

Es kann auch auf noch formalere Situationen angewandt werden, siehe das klassische Beispiel aus dem Englisch-Unterricht: /s/ entspricht /t/ bei He does not go, = *Er tut nicht gehen, eine Bewusstmachung/Spiegelung, die Formulierungen wie *He do not goes verhindern können, vgl. Jodl (2018b: 61-63). Sie sprechen von „traditionellen Formen“ [des Unterrichts]. Vgl. hierzu zusammenfassend z.B. Tanzmeister (2008a, 15): „[…] wobei der Lernende die eingehenden Wahrnehmungsreize aus der Perspektive des bereits angeeigneten Wissens […] verarbeitet und interpretiert.“ Eine Zusammenfassung zur Frage, was Lernen eigentlich bedeutet, findet sich in Funk (2014, 186-187), vgl. allgemein auch Dengscherz & Businger & Taraskina (2014).


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ausgegangen, dass sie mit zunehmendem Alter wieder abnehmen, vgl. zusammenfassend Teepe (2005, 5), der sich hierbei auf Huttenlocher & Dabholkar (1997, 177) beruft: „Im Gegensatz zu der Feststellung, dass bereits während der Geburt alle Neuronen [Nervenzellen, im Gehirn] ausgebildet sind, steigt der Verschaltungsgrad der Neuronen zum 2. Lebensjahr rapide an, bleibt dann bis zum 8. Lebensjahr relativ konstant, nimmt zu Beginn der Adoleszenz deutlich ab und weist danach einen konstanten Wert auf, der ca. 36% unter dem erreichbaren Maximum liegt […].“

Ähnlich äußert sich auch der Hirnforscher/Neurologe Luhmann (2005) in seinem programmatischen Artikel „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass die Lehrenden sich von der Vorstellung verabschieden müssen, die Schülerinnen und Schüler oder die Studierenden würden besonders viel oder gut lernen, wenn man ihrem Gehirn ständig möglichst viele neue Informationen zuführe. Stattdessen müssen sie dazu übergehen, neue Informationen mit bereits vorhandenem prinzipiellem Wissen bzw. mit bereits vorhandenen Grundfertigkeiten, die schon sehr früh angelegt wurden, so miteinander zu verknüpfen, dass die neue Information in wiederverwertbarer Form zur Verfügung steht und sich daraus somit neues Wissen und neue Fähigkeiten ergeben (vgl. hierzu zusammenfassend Tanzmeister 2008a, 15f. bzw. Schönpflug 2003, 51). Auch aus der Verknüpfung unterschiedlicher alter Wissensbestände können sich neue Fähigkeiten bzw. ein Lerneffekt ergeben, wie z.B. der sogenannte Aha-Effekt zeigt. Von genauso großer Bedeutung ist eine weitere Entdeckung, die die Sprach-Lehrenden den Neurowissenschaften verdanken: Lange Zeit hat man geglaubt, dass an der Sprachverarbeitung nur die linke Hirnhälfte beteiligt sei, denn dort werden eingehende „theoretische“ Informationen verarbeitet, also alles, was den Intellekt bzw. die Kognition (Erkenntnisfähigkeit) anspricht. Heute weiß man aber, dass beim Fremdsprachenlernen genauso die rechte Hirnhälfte beteiligt ist, von der man lange glaubte, sie sei ausschließlich für den emotionalen Bereich zuständig, vgl. List (2003,


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26). Somit spielen auch Emotionen beim Lernen eine Rolle. Über Luhmann (2005, 8) bekommen wir die Bestätigung hierzu: „Aber warum können wir bestimmte Fakten und Ereignisse besonders gut speichern, selbst wenn sie nur einmalig auftreten? Wir können problemlos Gedächtnisinhalte abrufen, die für uns von großer Relevanz sind oder die uns emotional sehr berührt haben, […].“

Interessanterweise betrifft dies sowohl negativ als auch positiv besetzte Ereignisse, denn auch eine nur einmal wahrgenommene negative Emotion wird abgespeichert. Die Antwort, die Luhmann auf die von ihm aufgeworfene Frage gibt, ist hinsichtlich der Erforschung besonders effektiver Lehr- und Lernmethoden sehr aufschlussreich, vgl. Luhmann (2005, 8): „Motivation und Emotion beeinflussen Lernvorgänge, […].“

In Anbetracht der Tatsache, dass es mit unserem heutigen Menschenbild selbstverständlich nicht vereinbar wäre, Lernerfolge über das Erzeugen negativer Emotionen erzielen zu wollen, folgt daraus, dass für den Lernvorgang eine positiv-besetzte, angenehme Atmosphäre geschaffen werden muss, wenn die Lehrenden erreichen wollen, dass die Lernenden eine Information in wiederverwertbarer Form aufnehmen. Und noch eine dritte Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lehren und Lernen gilt es gemäß den Ergebnissen der Hirnforschung zu beachten: Das Gehirn besitzt ein Organ, das kontrolliert, ob eine Information überhaupt bis zu der Stelle, an der sie verarbeitet werden kann, „durchkommt“ oder nicht: den sogenannten „Mandelkern“ (Amygdala). Das heißt, dass dieses Organ zuerst stimuliert werden muss, bevor es zu einem Lernerfolg kommen kann, vgl. zusammenfassend List (2003, 27) bzw. auch Luhmann (2005) – mit anderen Worten: Erst wenn Aufmerksamkeit hervorgerufen wurde, kann ein Lernprozess erfolgreich ablaufen. Für bleibenden Lernerfolg wären also zumindest die folgenden drei grundlegenden Faktoren zu berücksichtigen:


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZU SCUSISCUSA I. II.

III.

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Es muss eine Grundlage für Aufmerksamkeit geschaffen werden. Bei der Präsentation neuer Informationen muss auf bereits vorhandene Wissensbestände zurückgegriffen werden, um neue neuronale Verknüpfungen herzustellen, die einen dauerhaften Lernerfolg bewirken. Voraussetzung für die Entstehung solcher Verknüpfungen ist, dass neue Informationen im Rahmen einer angenehmen Atmosphäre vermittelt werden (somit Beteiligung auch der rechten Hirnhälfte).

Wie setzt Scusiscusa diese Anforderungen konkret um? Zu 1): Die Sprachwissenschaft verfügt über genügend Inhalte, die erfahrungsgemäß auch Nicht-Fachleute interessant finden bzw. die zumindest deren Neugier wecken: Es müssen nur von Anfang an genügend „aha“-Effekte (Verknüpfen von bereits vorhandenen Wissensbeständen, s.o.) erzeugt werden. ➔ Aufmerksamkeit/Motivation schon bei Einführung des Themas (Einführung erfolgt, indem Inhalte, die die Lernenden angeblich „nie“ verstanden haben, von Anfang an und aus heutiger Sicht33 alternativ – das heißt in diesem Fall von der Muttersprache ausgehend – dargestellt werden. Dabei wird auf Missverständnisse hingewiesen, die dem Begreifen des Stoffes bisher entgegengestanden haben könnten. So werden schon am Anfang Aufmerksamkeit und Motivation geschaffen). Zu 2): Das in Scusiscusa vertretene Grundprinzip, die Muttersprache als Ausgangsbasis zu verwenden und wann immer möglich weitere Fremdsprachen zur Veranschaulichung heranzuziehen, bietet sich dazu an, neue neuronale Verknüpfungen herzustellen. Zu 3): frühe Erfolgserlebnisse durch Lehrbuch-Übungen, die zeigen, dass man schon selbständig formulieren kann. Hierzu eignen sich auch die oben genannten zusätzlichen Methoden wie e33

Wie gesagt zählt diese früher weit verbreitete oder generell übliche Lehrmethode seit den in den letzten Jahrzehnten durchgeführten methodischen Reformen inzwischen zu den alternativen Methoden, die nun aber zur Erhöhung des Lernerfolgs auch genutzt werden sollten, vgl. die Arbeiten von Wolfgang Butzkamm, unten, Bibliographie.


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Learning (siehe oben, 1.1.), Partner-Übungen oder das Prinzip Lernen durch Lehren. Auch der Fokus, möglichst häufig "aha"-Erlebnisse zu erzeugen, trägt zum Erhalt der Motivation und zur Schaffung eines angenehmen Klimas bei. 1.4.5 Zur Mehrsprachigkeitsdidaktik Wir haben gesehen, dass Scusiscusa, was sprachübergreifendes Lernen angeht, auf die Muttersprache zurückgreift (Lernen kontrastiv zur Muttersprache). Um das Werk auch Lernenden zugänglich zu machen, die Italienisch als erste Fremdsprache lernen, habe ich weitestgehend darauf verzichtet, zusätzlich Vorkenntnisse aus weiteren Sprachen zur Verknüpfung von Kenntnissen heranzuziehen. Es versteht sich von selbst, dass der Lernerfolg noch höher ausfallen kann, wenn Italienisch-Lernende, außer muttersprachlichen Kenntnissen, schon Vorkenntnisse aus anderen Sprachen, vor allem anderen romanischen Sprachen, haben, vgl. speziell zu grammatikalischen Gesichtspunkten Jodl (2006) und allgemein Meißner (z.B. 1993a + b, 1998 und 2008), Nieweler (2001), Reimann (2009, 129166), Bär (2012a +b), Bär & Meißner (2011), Franceschini (2009), Videsott (2011), Schädlich (2012), Franceschini & Videsott (2014).34

34

Dabei wäre noch ein besonderer, wiederum mit der Rolle der Muttersprache zusammenhängender Teil-Aspekt zusätzlich zu erörtern: Es geht um die praktische Frage, wie ganz konkret im Unterricht systematisch vernetzt werden kann, d.h. von welchem Ausgangspunkt aus: Die Curricula der Sprach-Lehrenden sind nicht zwangsläufig so, dass man ein in möglichst viele oder gar alle Richtungen vernetztes Lehren voraussetzen könnte: Wenn jemand eine Fremdsprache lehrt und, nehmen wir als konkreten Fall, Englisch und Geschichte studiert hat, jedoch weder über Kenntnisse in Französisch, noch in Spanisch noch Italienisch oder Portugiesisch verfügt, was kein unrealistisches Szenario ist, dann kann die betreffende Person maximal von ihrer Muttersprache Deutsch ausgehend, eventuell das Englische einbeziehend, sprachübergreifend unterrichten. Das heißt, es hängt sehr individuell von der Lehrkraft ab, wie sie in speziell ihrem Fach Synergien nutzbar macht. Eben bei diesem Kriterium stellt sich die Frage nach Systematisierung. Dieses Problem wird in Jodl (2011) aufgeworfen und diskutiert, vgl. auch Nieweler (2001) oder Leitzke-Ungerer (2005).


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZU SCUSISCUSA

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1.4.6 Die Rolle von Grammatik- und Wortschatzlernen Scusiscusa vermittelt die Grundlagen der italienischen Grammatik in nur acht Lektionen. Um die Lernlast möglichst gering zu halten, wird dabei auf ein Zuviel an Lektionsvokabular bewusst verzichtet. Daher sind die Lektionstexte extrem kurzgehalten. Es muss nur das Vokabular erlernt werden, das zur Grammatikveranschaulichung notwendig ist. Oder anders ausgedrückt: Man kann die italienische Grammatik nicht präsentieren, ohne Beispiele zu verwenden, und für diese Beispiele braucht man Vokabeln. Wenn also das LektionsThema „Konjugation der Verben auf –ire im Präsens (Indikativ)“ lautet, dann muss man ein Verb auf –ire, also eine Vokabel, einführen, anhand derer das Konjugationsprinzip dargelegt werden kann. Aufgrund der Tatsache, dass sich das Erlernen einer Fremdsprache nicht auf die Behandlung der Verb-Konjugation (also die WortEbene) beschränken kann und somit vor allem die Fähigkeit, Sätze zu bilden, ein vorrangiges Lernziel ist, tauchen in den Lektionen die bereits genannten Lektionstexte auf. Sie sind selbstverständlich so gestaltet, dass sie die für die Lektion, in der sie vorkommen, vorgesehenen Grammatik-Themen beinhalten. Aus den bereits dargelegten Gründen sind diese Texte also – wie gesagt – extrem kurzgehalten, was leider auf Kosten ihrer Attraktivität gehen muss – aber wie gesagt: Der Akzent bei Scusiscusa liegt auf der Grammatik ... Das heißt: Dadurch, dass die Grammatikthemen in ganz kleine Texte eingebettet sind, werden die Lernenden mit Vokabular konfrontiert. Dies allerdings wie gesagt nur in sehr überschaubarem Maße. Ein willkommener Nebeneffekt dürfte dabei darin bestehen, dass die Lernenden mit dem wenigen Vokabular doch auch schon für das Meistern von bestimmten Alltagssituationen gerüstet sein könnten. Scusiscusa, das sich, wie bereits dargelegt, als erweiterter Vorbereitungskurs versteht, möchte es den Lernenden also ermöglichen, die italienische Grammatik in relativ kurzer Zeit zu erlernen. Sie können im Anschluss in die unterschiedlichsten Kurse wechseln, um sich Wortschatz anzueignen, wobei sie dann im Idealfall nicht mehr vom „Grammatikpauken“ gestört werden – die


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Beschäftigung mit grammatikalischen35 Problemen, denen man begegnet, dient in diesem Fall nur noch der Wiederholung und Vertiefung. Dass ein solcher Wechsel nach Erarbeitung der ScusiscusaInhalte tatsächlich möglich ist, soll Sektion 3 zeigen, die mit „Das freie Formulieren“ überschrieben ist. Obwohl Scusiscusa sich in erster Linie als Intensiv-Vorbereitung auf einen weiterführenden Kurs versteht, erfüllt es in einem gewissen Umfang die Anforderungen des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens. Hinsichtlich der darin enthaltenen Empfehlungen liegt der Schwerpunkt in Scusiscusa auf den linguistischen Kompetenzen (lexikalische, grammatische, semantische und phonologische Kompetenz). Innerhalb dieses Bereichs wiederum nimmt die Vermittlung grammatischer Kompetenz wie schon erwähnt ganz besonders viel Raum ein. Das Erarbeiten der Inhalte von Scusiscusa erlaubt den Lernenden, sich grammatische Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, die höheren Niveaus (grammatische Korrektheit zwischen B2 und C1) des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens entsprechen. Gemäß der Grundkonzeption von Scusiscusa, die wie gesagt der Grammatik den Vorrang gibt, liegen die erreichbaren Niveaus hinsichtlich lexikalischer und semantischer Kompetenz niedriger, etwa bei A1. Bei der phonologischen Kompetenz wiederum kann ein höheres Niveau (B2 oder C1) erreicht werden, weil phonetische 36 Genauigkeit (als Basis für

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36

Was den Gebrauch der Adjektive grammatikalisch versus grammatisch angeht, so verstehe ich den Ausdruck grammatisch immer als Gegenteil von ungrammatisch. Das Adjektiv grammatisch verwende ich also, um auszudrücken, dass ein Satz (bzw. eine Äußerung oder eine Form) sprachlich wohlgeformt („sprachlich korrekt“) ist. In allen anderen Fällen verwende ich das Adjektiv grammatikalisch (als Ausdruck für „auf die Grammatik bezogen“, also die Meta-Ebene). Eine Ausnahme bilden hierzu die in diesem Vorwort (oben) zitierten Angaben aus dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen, wo generell die Bezeichnung grammatisch verwendet wird (z.B. „grammatische Kompetenz“). Ungrammatische oder erschlossene Formen werden im hier vorliegenden Lernwerk mit einem *Asterisk gekennzeichnet, zweifelhafte Formen mit einem hochgestellten ? Fragezeichen. Die entsprechenden Prinzipien werden in Lektion 1 in einer Weise präsentiert, die auch Lernenden, die im Selbststudium arbeiten und keine mündliche Anleitung haben, die Nachahmung der schriftlich angegebenen Ausspracheregeln ermöglicht. Auch finden sich an wichtigen Stellen über die übliche


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZU SCUSISCUSA

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phonologische Kompetenz) ein frühes Lernziel ist. Somit werden auch andere Kompetenzbereiche des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens berührt, also allgemeine Kompetenzen (etwa orthographische und orthoepische). Aufgrund der speziellen Konzeption von Scusiscusa, die bewusst darauf abzielt, die Menge an zu erlernendem Vokabular möglichst gering zu halten, dabei jedoch ein hohes Niveau an grammatischen Kompetenzen zu vermitteln, entsteht hinsichtlich des zu erreichenden Lern-Niveaus selbstverständlich eine größere Diskrepanz zwischen diesen beiden Bereichen. Es ist somit nicht einfach, Scusiscusa als Gesamtwerk in die Globalskala des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens einzuordnen. Man sollte aber davon ausgehen können, dass das Gesamt-Niveau, das jemand durch das Arbeiten mit Scusiscusa erreichen kann, zwischen A1 und A2 (elementare Sprachverwendung) liegt. 1.4.7 Selbständiges („freies“) Formulieren Die in Scusiscusa umgesetzte Methode der Vermittlung von grammatikalischem Wissen und der Fähigkeit, dieses praktisch anzuwenden, basiert auf dem Prinzip, die Lernenden die zu erlernende Sprache von Anfang an und immer wieder selbst produzieren zu lassen. Wenn eben die Fähigkeit des selbständigen Formulierens bei den Lernenden in dieser Weise gefördert wird, so ergibt sich daraus erfahrungsgemäß auch ein großer Motivationsschub. Der Vorteil bei dieser Methode ist, dass die Lernenden dabei dazu angehalten werden, die italienisch zu formulierenden Gedanken von ihrer Muttersprache her so zu ordnen, dass man sich beim Formulieren in der Fremdsprache nicht in Konstruktionen verliert, die man noch gar nicht bewältigen kann. Das heißt, dass unterbewusst ein Gespür dafür entwickelt und trainiert werden soll, wie man sich einen Gedanken in der Muttersprache so zurechtlegen kann, dass man mit den Kenntnissen, die einem in der Fremdsprache zur Verfügung stehen, auskommt. Ein konkretes Beispiel wären hier die Hinweise zum Umgang mit Nebensätzen (siehe unten, Sektion 3). italienische Rechtschreibung (die häufig keine Angaben zur Betonung macht) hinausgehende Hinweise für die Lernenden.


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SCUSISCUSA

Selbstverständlich bringt dieses Prinzip hinsichtlich der Sprachproduktion der Lernenden das Problem mit sich, dass fremdsprachliche Formulierungen unidiomatisch werden könnten. Dem soll wie folgt Rechnung getragen bzw. entgegengewirkt werden: a) Der Fokus liegt auf grundlegenden Konstruktionen, bei denen Mutter- und zu erlernende Fremdsprache eindeutige und prinzipielle Parallelen aufweisen b) Bei Abweichungen von a) sollen Hilfsübersetzungen eine Brücke schlagen (kontrastive Bewusstmachung, siehe oben)

1.5 Zur Grobgliederung von Scusiscusa Die Grobgliederung von Scusiscusa kann wie folgt beschrieben werden: Es besteht aus vier Sektionen, wobei der ersten die Aufgabe zukommt, allgemeine Informationen zum Italienischen zu vermitteln. Sektion 2 umfasst die eigentlichen Lehrbuch-Lektionen und in Sektion 3 kann das in Scusiscusa Erarbeitete auf einen anspruchsvollen fremden Text angewandt werden. Der Abschluss erfolgt über Sektion 4, die zusätzliches Hilfs- und Übungsmaterial/Lösungsvorschläge enthält. Die in diesem Lehr- und Lernwerk angewandte Darstellung des Stoffes ist wie gesagt stark kontrastiv (sprachvergleichend) ausgerichtet, weil davon ausgegangen werden kann, dass die Besonderheiten der zu erlernenden Sprache leichter zu erfassen und zu verinnerlichen sind, wenn der jeweilige Sachverhalt auch von der Muttersprache her geklärt ist. Dieser Klärungsbedarf ist, erfahrungsgemäß, häufig vorhanden. Die Lektionen sind daher wie folgt aufgebaut: Jede Lektion besteht aus einer bestimmten Anzahl zu vermittelnder Inhalte, die alphabetisch nummeriert sind. Eine Besonderheit besteht hierbei in der Tatsache, dass diese Inhalte a) bis x) nicht alle denselben Schwierigkeitsgrad haben. Das heißt, dass nur immer der erste Punkt, a), theoretisch genauer umrissen wird, bevor man zu den Lektionstexten übergeht. Die Inhalte b) bis x) werden dann während des Arbeitens mit den Lektionstexten behandelt. Beim


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZU SCUSISCUSA

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theoretischen Arbeiten mit den Inhalten gilt folgende Systematik (betrifft wie gesagt nur Punkt a): Es gibt zunächst einen I. Einstieg der in einem weiteren Schritt, d.h. im II. Kontrastpunkt Deutsch vertieft wird, hier kontrastiv zur Muttersprache Deutsch. Es erfolgt dann ein Schritt III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Nachdem die in der Muttersprache gegebene Sachlage geklärt ist und somit Probleme, die hinsichtlich der zu erlernenden Fremdsprache vorprogrammiert gewesen wären, beseitigt sind, können über den Schritt IV. Die Verhältnisse im Italienischen dargelegt werden. Zur leichteren Verinnerlichung sind eben diese Unterschiede zwischen den beiden Sprachen in Schritt V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch nochmals gesondert festgehalten. Mit dieser Vorbereitung kann zu Schritt VI. Arbeiten mit den Lektionstexten übergegangen werden. Nach Abschluss von Schritt VI. werden auch die Inhalte b) bis x) behandelt; sollte deren Komplexität es erfordern, geschieht dies ebenfalls nach den Schritten I. bis VI. Abgeschlossen werden die Lektionen mit den Schritten VII. Erfolgskontrolle und VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe Aufgrund dieser Konzeption eignet sich Scusiscusa für das Selbststudium: In Lektion 1 werden genügend Ausspracheprinzipien behandelt, außerdem wird durch entsprechende graphische Hilfen auf Besonderheiten in der Betonung aufmerksam gemacht. Ziel ist, über das selbständige Erarbeiten von 8 Lektionen die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Scusiscusa-Lernenden in weiterführende Kurse einsteigen und schneller weitere Lernerfolge


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SCUSISCUSA

erzielen können. Alles in allem wendet sich Scusiscusa also an die Lern-Interessierten, denen es wichtig ist, eine komplexe Materie überschaubar dargeboten zu bekommen. So sollte die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass die Lernmotivation auch auf längere Sicht erhalten bleibt. Dass Scusiscusa dabei gerade auch im universitären Bereich eingesetzt werden kann, etwa im Rahmen von Intensivsprachkursen, die als Vorbereitung auf eingehendere Studien gedacht sind, zeigt sich daran, dass Scusiscusa Hinweise zu Sprachgeschichte und weiterführender Literatur enthält.


Sektion 1 Allgemeine Informationen zur Sprache Italienisch


Allgemeine Informationen zur Sprache Italienisch Das Italienische ist wie (beispielsweise) das Portugiesische, Spanische, Katalanische, Okzitanische, Französische, Rumänische etc. eine romanische Sprache37 und setzt somit, wie seine sog. „Schwestersprachen“ und -dialekte38, das sog. Vulgärlatein39 fort. In Anlehnung an z.B. Geckeler & Kattenbusch (21992, 109), die sich wiederum auf ein klassisches Diktum Karl Vosslers berufen, sind die romanischen Sprachen gar nicht die Nachfolger des Vulgärlateins, sie sind vielmehr selbst Vulgärlatein, das an einem bestimmten Punkt in Romanisch „umbenannt“ wurde, vgl. Lüdtke (1995, 54-67) und Jodl (2008a, 160-165). Mit anderen Worten: Die romanischen Sprachen sind das Vulgärlatein von heute. Aufgrund ihres gemeinsamen Ursprungs sind sie einander somit, wie allgemein bekannt, nach wie vor sehr ähnlich. Diese im Kern sprachgeschichtlichen Hinweise verfolgen selbstverständlich einen ganz praktischen Zweck: Diejenigen, die schon eine andere romanische Sprache – oder gar das Lateinische selbst – gelernt haben, werden sich mit dem Erlernen des Italienischen oder einer beliebigen anderen romanischen Sprache leichter tun. Wenn, wie in der Überschrift zum vorliegenden Abschnitt angekündigt, darin allgemeine Informationen zur Sprache Italienisch vermittelt werden sollen, kommen wir nicht umhin, noch bei sprachgeschichtlichen Themen zu bleiben. Dies erlegt uns allein die Frage „Wie kann man das Phänomen Italienisch näher

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38 39

An dieser Stelle kann ich über das allgemein Bekannte nicht hinausgehen. Vgl. aber vertiefend: Zu Entstehung und Klassifizierung der romanischen Sprachen beispielsweise Pöckl; Rainer & Pöll (2013) oder Lüdtke, J. (2020). Vgl. speziell hinsichtlich der Entstehung des Italienischen beispielsweise Geckeler & Kattenbusch (1992), Michel (2016) oder Reutner & Schwarze (2011). Vgl. zu speziellen Klassifizierungsproblemen, z.B. im Bereich der Italoromania, auch Goebl (1995) oder Jodl (2002/2003) bzw. Jodl (2004). Vgl. zur Abgrenzung der Phänomene Sprache vs. Dialekt Sinner (2013) bzw. Jodl (2002/2003). Vgl. speziell zum Phänomen „Vulgärlatein“ Kiesler (2006/2018). Der folgende allgemeine Hinweis sei hier noch gegeben: Auf die Unterscheidung Lateinisch vs. Romanisch kann hier nicht näher eingegangen werden, vgl. aber Lüdtke, H. (1996) bzw. zusammenfassend Jodl (2008a, 160-165).

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ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZUR SPRACHE ITALIENISCH

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beschreiben?“ auf. Für Sie als Lernende steht natürlich im Vordergrund „Italienisch als Standardsprache“ und genau an diesem Punkt gibt es Interessantes zu berichten: Im 21. Jahrhundert sind wir selbstverständlich daran gewöhnt, dass die Sprachen, mit denen wir zu tun haben, standardisiert sind: Die Standardvarietäten sind Teil des Alltags und begegnen uns in Zeitungen, Lehrbüchern, in den Fernsehnachrichten, in der Schule oder im Umgang mit Behörden. Trotz oder gerade wegen dieser Selbstverständlichkeit muss man sich bewusst machen, dass ein sprachlicher Standard sich zunächst herausbilden muss – diese Prozesse können Jahrhunderte dauern. Wenn wir die Frage „Wie kann man das Phänomen Italienisch näher beschreiben?“ vor ca. 1000 Jahren, im frühen und hohen Mittelalter gestellt hätten, hätte die Antwort wie folgt lauten können: Mit Italienisch sind die vulgärlateinischen/romanischen Dialekte/Varietäten der Apenninen-Halbinsel bzw. desjenigen Gebietes gemeint, dessen Bevölkerung sich selbst und auch die Sprache später mit dem Ausdruck italienisch identifizieren würde. So wird deutlich, dass die Standardvarietät der Volkssprache („Volkssprache“/il volgare als Gegensatz zur Sprache der Gelehrten, also Latein) sich zuerst herausbilden musste: Im Gegensatz zu den Dialekten war sie nicht „schon immer“ da. Die Ursache hierfür lässt sich u.a. in der Tatsache finden, dass die Volkssprache zunächst nicht geschrieben wurde: Die Funktion „Schriftsprache“ kam im mittelalterlichen Italien, und nicht nur dort, hauptsächlich dem Lateinischen zu, vgl. Geckeler & Kattenbusch (1992, 142ff., v.a. 148). Im Zusammenhang mit der näheren Beschreibung dessen, was Sie als Lernende hauptsächlich interessiert, d.h. das StandardItalienische, sind zusätzlich die folgenden Gegebenheiten, die das Italienische von anderen (Schul)-Sprachen abheben, zu nennen: Mit Kenntnissen des heutigen Standard-Englischen, Standard-Französischen, Standard-Deutschen könnten Sie keinen englischen, französischen oder deutschen Text aus dem 14. Jahrhundert lesen, ohne dafür extra ausgebildet worden zu sein. Hinsichtlich des Italienischen ist die Situation eine andere – warum? Die Antwort auf diese Frage findet sich in der besonderen Geschichte der Entstehung des Standard-Italienischen, vgl. Geckeler


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SCUSISCUSA

& Kattenbusch (21992, 151f.). Als das wohl interessanteste Detail wird man in diesem Zusammenhang die Tatsache sehen dürfen, dass das heutige Standard-Italienisch zum allergrößten Teil auf dem Florentinischen des 14. Jahrhunderts beruht. Der Zusatz „des 14. Jahrhunderts“ ist hierbei von zentraler Bedeutung, denn das Florentinische hat im weiteren Verlauf seiner Geschichte auch Merkmale herausgebildet, die nicht Teil der Standardsprache geworden sind. Warum hat sich gerade diese Varietät des Italienischen – das Idiom, das im 14. Jahrhundert in Florenz gesprochen und 40 geschrieben wurde – zur italienischen Standardsprache entwickelt? Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten: Die drei größten italienischen Dichter – Dante Alighieri (in Florenz geboren), Giovanni Boccaccio (bei Florenz geboren) und Francesco Petrarca (ebenfalls Toskaner, wenn auch aus Arezzo) – die sich den ehrenden Beinamen le tre corone (wörtlich: ‚die drei Kronen‘ der italienischen Literatur) erworben haben, verfassten mehr oder weniger zeitgleich im 14. Jahrhundert ihre Werke auf Florentinisch, wobei in Bezug auf Dante eine Sondersituation vorliegt, die hier nicht näher erörtert werden kann. Diese Varietät, das Florentinisch der tre corone, erlangte schnell hohes Prestige und war somit modellbildend – man könnte in ihr eine Art frühen, noch nicht sehr streng reglementierten Standard sehen, der allerdings über lange Zeit hinweg nur im Bereich der Schriftlichkeit Anwendung fand. Während die gesprochene Sprache bzw. die Umgangssprache sich weiterentwickelte, wurde der soeben beschriebene mittelalterliche „Standard“ in den Schriften fixiert (er „erstarrte“ sozusagen) und konnte so die Grundlage für die moderne Standardvarietät bilden, die im Übrigen durch nicht-florentinische Elemente bereichert wurde. Dass die Schriftsprache bereits im 14. Jh. „erstarrte“ bzw. sich nicht mehr stark veränderte, ist der Grund dafür, dass man – auch wenn man „nur“ über Kenntnisse des heutigen Standard-Italienischen verfügt 40

Da wir uns im vorliegenden Werk mit der Standardsprache befassen, stellt sich automatisch die Frage, ob diese sprachliche Varietät immer nur schriftlich auftritt oder ob es auch eine mündliche Erscheinungsform der Standardsprache gibt. Vgl. zu Grenzbereichen und Übergängen Jodl (2010) bzw. auch Lüdtke (1996, 646).


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZUR SPRACHE ITALIENISCH

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– Texte aus dem 14. Jh. lesen könnte. Mit Geckeler & Kattenbusch (21992, 151f.) könnte man all das bisher Gesagte wie folgt auf den Punkt bringen: „Das Werk dieser ‚tre corone‘ wurde zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert vor allem von toskanischen Bank- und Kaufleuten verbreitet, ihrer Sprache [der der ‚tre corone‘] bedienten sich große florentinische Politiker, Päpste, Schriftsteller (denken wir an Niccolò Machiavelli, Francesco Guicciardini u.a.). Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war das Florentinische nicht mehr nur ein Dialekt, es wurde als Sprache betrachtet, es war das Italienische der Gebildeten geworden. […]. Italien besaß also bereits im 16., spätestens im 17. Jahrhundert, eine auf der gesamten Halbinsel akzeptierte und verwendete Schrift- und Literatursprache […]; es dauerte allerdings bis ins 20. Jahrhundert, bis diese Sprache auch von der großen Masse der Bevölkerung verstanden, verwendet und akzeptiert wurde […]. Wie wenig sich die heutige italienische Standardsprache von der Sprache Dantes, Boccaccios und Petrarcas fortentwickelt hat, zeigt der Anfang von Dantes Divina Commedia […], der für uns – abgesehen von semantischen Besonderheiten der Dichtersprache – ohne große Probleme verständlich ist. Nel mezzo del cammin di nostra vita mi ritrovai per una selva oscura, ché la diritta via era smarrita. […].“

Doch das Modell „Florentinisch des 14. Jhds. als Standardsprache“ war nicht unumstritten. So zog sich die Entscheidung, welche Varietät denn nun allgemein verbindlich sein sollte, genau genommen bis zum 19. Jahrhundert hin. Die Sprache, die Sie lernen werden, deckt sich also – z.B. von den sprachlichen Formen her gesehen – zu einem sehr großen Teil mit dem Florentinischen des 14. Jahrhunderts, weist aber, wie gesagt, auch Elemente aus anderen Dialekten auf. Ein Beispiel: Das Wort adesso (dt.: jetzt) ist nicht florentinisch, es stammt aus den norditalienischen Dialekten, florentinisch wäre ora. Trotzdem wurde adesso Teil der italienischen Standardsprache, was daran liegt, dass es sich früh genug in viele andere Gegenden Italiens ausgebreitet und Erfolg gehabt hatte. Es ist, wie wenn das berlinerische Schrippe für standarddt. Brötchen plötzlich mit der größten Selbstverständlichkeit in allen anderen Gegenden Deutschlands


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SCUSISCUSA

verwendet würde, bis es eines Tages eine ganz offizielle Variante zu Brötchen sein dürfte. Alles in allem kann man also sagen, dass das Standard-Italienische eine klar erkennbare florentinische Basis hat (Florentinisch des 14. Jhds.!), jedoch auch über Merkmale verfügt, die ihren Ursprung in anderen Dialekten des Italienischen haben. Zusätzlich interessant ist am Standard-Italienischen, dass es im Vergleich zu anderen Standard-Sprachen (etwa dem Französischen, das sich durch große Homogenität 41 auszeichnet) teilweise weniger gut „reglementiert“ ist. Dies hat zur Folge, dass man beim Erlernen einer italienischen Sprachregel relativ häufig auch lernen muss, dass eine Regel Varianten zulässt/Regeln fakultativ sind. Zum Schluss dieses Überblicks gilt es noch zu klären, warum darin anstatt von „Sprache“ und „Dialekt“ auch von „Idiom“ die Rede war: Worin liegt der Unterschied? Als wichtigster Punkt wäre zu nennen: Die Bezeichnung „Idiom“ ist (wie auch die Bezeichnung „Varietät“) neutral. Sich einer neutralen Ausdrucksweise bedienen zu können, ist in gerade diesem Themenbereich von zentraler Bedeutung, denn: a) das „Etikett“ Dialekt geht fast automatisch mit der abwertenden Konnotation „nur ein Dialekt“ einher, was zur Emotionalisierung einschlägiger Debatten führen kann. b) die Einteilung Sprache vs. Dialekt hat systemlinguistisch keine objektive Grundlage, denn ein Dialekt hat – eben aus systemlinguistischer Sicht – alles, was eine Sprache auch hat: eine Grammatik (man kann auch im Dialekt Grammatikfehler machen!), ein phonologisches System etc. Zu entscheiden, was eine „Sprache“ und was „nur ein Dialekt“ ist, ist zusätzlich deshalb sehr schwierig, weil es in der Geschichte einer jeden Sprache auch Epochen gibt, in denen noch gar keine Standardsprache, dergegenüber man etwas davon Abweichendes als „Dialekt“ bezeichnen könnte, existierte.

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Die Angabe „große Homogenität“ muss selbstverständlich präzisiert werden, dies allein im Hinblick auf den Gegensatz zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, vgl. Koch/Oesterreicher (2011/1990) und Koch & Oesterreicher (2001).


ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZUR SPRACHE ITALIENISCH

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Um in der soeben beschriebenen Hinsicht neutral bleiben zu können, braucht man z.B. die Bezeichnung „Idiom“. Sie bedeutet einfach nur „Sprachform“ und trifft keine Entscheidung darüber, ob es sich dabei um „eine Sprache“ oder „nur“ um „einen Dialekt“ handelt, vgl. zu diesem Themenkomplex zusammenfassend Jodl (2002/2003). Nach diesem kurzen Überblick zur Entstehung der italienischen Standardsprache sollten Sie gut gerüstet sein, um sich mit der Sprache selbst befassen zu können. Viel Spaß und Erfolg dabei (auch beim Lüften des Geheimnisses, was Scusi! wirklich bedeutet, in Lektion 4)!



Sektion 2 Die einzelnen Grammatik-Lektionen



Lektion 1

Inhaltsübersicht Vor dem Arbeiten mit den Lektionstexten zu vermitteln: a.) Das Konjugieren von Verben im Allgemeinen, Vertiefung der Verben auf –are + Einführung des ersten unregelmäßigen Verbs (essere) Während des Arbeitens mit den Lektionstexten zu vermitteln: b.) Das Nomen (= Substantiv = Hauptwort), der Artikel (Begleiter) und das Adjektiv (Eigenschaftswort) c.) Besonderheiten in Schreibung und Aussprache d.) Der Teilungsartikel

a) Das Konjugieren von Verben (Zeitwörtern) im Tempus (= Zeitform/Verbalform) Präsens = Gegenwart42 I.

Einstieg

Die meisten Lehr- und Lernwerke sind nach folgendem Prinzip aufgebaut: Die einzelnen Lektionen beginnen mit einem fremdsprachlichen Text, der bestimmte Grammatik-Themen beinhaltet. Das heißt: Es wird zunächst der Text erarbeitet, dann wird nach und nach – anhand der auf den Lektionstext folgenden Übungen – die Grammatik vertieft. Scusiscusa geht in dieser Hinsicht anders vor: Bevor Sie anfangen, mit den Lektionstexten zu arbeiten, bekommen Sie eine Reihe theoretischer Informationen. Im konkreten Fall, der ersten Lektion, bedeutet dies, dass Sie mit drei italienischen Zeitwörtern (also Verben) konfrontiert werden: Zwei davon

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Die Information, dass es sich um das Präsens im Modus Indikativ handelt, interessiert an dieser Stelle noch nicht. Dazu unten mehr.

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SCUSISCUSA

sind regelmäßig (das heißt, sie entsprechen den Regeln), nämlich chiamare (= rufen, anrufen, nennen) und scusare (= entschuldigen). Das dritte ist unregelmäßig (das heißt, es entspricht den üblichen Konjugationsregeln nur in sehr eingeschränktem Maße), nämlich essere = sein (im Sinne von „gesund sein“ u.Ä.). Diese Verben werden vorgestellt: 1. 2.

in ihrer Grundform (= Infinitiv) und in ihren konjugierten Formen der Gegenwart (also Präsens) in einer von zunächst zwei möglichen Darstellungsarten („Modi“, siehe unten II, 2), nämlich dem Indikativ (Präsens)

Was all dies genau bedeutet, werden wir sofort über unseren Kontrastpunkt Deutsch klären.

II. Kontrastpunkt Deutsch 1. Infinitiv und konjugierte Formen So wie man im Dt. nicht sagen kann *ich rufen, *du rufen, *er rufen, so kann man auch im It. nicht sagen *io chiamare, *tu chiamare, *lui chiamare, denn rufen oder auch chiamare sind Grundformen (Infinitive43), die mit den einzelnen Personen (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie) noch nichts zu tun haben. Wie die Bezeichnung „Grundform“ aber schon sagt, lässt sie sich in andere Formen überführen. Jede Form kann wiederum bestimmte Funktionen für die Kommunikation44 haben. Das Dt. ist eine der Sprachen, die jeder grammatikalischen Person (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie) fast immer eine eigene Verbform zuordnen (manche Formen sind doppelt vergeben). Diese 43

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Eine Grundform (gehört zu den infiniten, also nicht näher bestimmten, VerbFormen, daher auch die Bezeichnung „Infinitiv“), wie rufen, gibt nur eine lexikalische Information („Wortschatz-Information“): Es geht um irgendetwas, das mit einer laut vorgebrachten mündlichen Mitteilung zu tun hat. Ein weiteres Beispiel: Die Grundform singen sagt nicht aus, wer singt und wann er/sie/es das getan hat/getan haben. Im Gegensatz dazu gibt die Form (Er/sie/es) singt noch einen ersten Hinweis darauf, wer singt (jemand der dritten Person, Singular) und wann (im Sinne von: in der Gegenwart) das geschieht. Außerdem wird auch noch die Information gegeben, dass es um eine tatsächlich erfolgende Handlung geht, diese also nicht nur gewünscht ist, wie das bei (Er/sie/es) singe der Fall wäre, dazu mehr im Folgenden. Vgl. allg. zu den Konjugationsprinzipien des Deutschen Duden (2005, §§595-610). Vgl. Jodl (2006) bzw. Jodl (2018a, 299ff.) und zu den Konjugationsprinzipien des It. auch Lepschy & Lepschy (1986, 166-176).


LEKTION 1

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„eigenen“ = konjugierten Formen kann man von der Grundform ausgehend bilden: Die Grundform der deutschen Verben ist immer durch die Endung –(e)n gekennzeichnet. Zu den individuellen (konjugierten) Verbformen für die jeweiligen grammatikalischen Personen gelangt man, indem man die Infinitiv-Endung –(e)n wegstreicht, so dass man den „Stamm“ des Wortes erhält. An diesen Stamm muss man dann die individuellen Personalendungen (die man für jede Sprache, die so funktioniert, auswendig lernen muss) anhängen (die Unterstreichung einzelner Buchstaben bedeutet: Hier liegt die Betonung): Infinitiv (Grundform) en rufStamm Endung Konjugierte Formen: (1. Person Singular) (2. Person Singular) (3. Person Singular)

ich du er (sie, es)

ruf ruf ruf

e st t

(1. Person Plural) (2. Person Plural) (3. Person Plural)

wir ihr sie (+ Sie)

ruf ruf ruf

en t en

Konjugieren heißt also, den grammatikalischen Personen ihre individuellen Verbformen (mit der jeweiligen Endung) zuzuordnen. Im Dt. sind manche Endungen wie gesagt doppelt vergeben. Dann muss auch erwähnt werden, dass der Infinitiv im Dt. IMMER die Endung –en (im Ausnahmefall –n) hat, während er im It. sowohl –are als auch –ere,45 –ere46 oder –ire haben kann. Dazu mehr im Folgenden.

45 46

Hier ist die Endung –ere betont, wie bei ved - ere = sehen, siehe vorliegende Lektion, Punkt V, unten. Hier ist nicht die Endung, sondern der Stamm betont, wie bei prend - ere = nehmen. Siehe ansonsten vorliegende Lektion, Punkt V, unten.


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SCUSISCUSA

N.B. 1: Über das Konjugieren der Verben erreicht man aber nicht nur, dass deutlich wird, von welcher handelnden „Person“ 47 (Subjekt) die Rede ist. Über das Anhängen bestimmter anderer VerbEndungen kann auch angezeigt werden, in welcher Zeit (also in welchem Tempus) die Handlung abläuft. Bei dem soeben dargestellten Beispiel handelt es sich somit um die Konjugation des Verbs rufen in der Gegenwart (=Präsens). Um das Prinzip für die Vergangenheit (Präteritum48) darlegen zu können, müssen wir kurz auf ein anderes Verb ausweichen, denn rufen ist im Präteritum unregelmäßig, d.h. es entspricht nicht der Regel. Nehmen wir also stattdessen das Verb sagen: Wir haben gelernt, dass für das Präsens die Personalendung für ich –e lautet, also sag-en ➔ ich sag-e. Wählen wir anstatt der Endung –e die Endung –te, also anstatt ich sage ➔ ich sagte, wird ausgedrückt, dass der Vorgang des „etwas Sagens“ in der Vergangenheit stattfand und von mir selbst ausgeführt wurde.

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48

Es müssen nicht immer wirkliche „Personen“ oder andere belebte Wesen involviert sein. Auch Gegenstände können Subjekt sein (Das Buch liegt auf dem Tisch), dabei muss das Subjekt nicht immer näher definierbar sein: Es regnet. Abgesehen davon muss das Subjekt nicht „handeln“, es kann auch etwas „erleiden“ oder „erfahren“ (Bsp.: Der Hund friert.) oder Gegenstand einer Zustandsbeschreibung sein (siehe Das Buch liegt auf dem Tisch.) oder es kann Gegenstand einer Aussage sein wie Der Hund ist glücklich (auch hier handelt das Subjekt nicht, es wird vielmehr etwas über den Zustand/die Empfindungen des Subjekts ausgesagt). Vgl. zu Syntax und Semantik allg. Duden (2005, §§521-524). Das Präteritum können die romanischen Sprachen, wie z.B. das Italienische, auf zwei verschiedene Arten darstellen, als Perfekt (das dazu noch in zwei unterschiedlichen funktionalen Ausprägungen, mit stilistischen Implikationen, vorkommt) und als Imperfekt, vgl. Jodl (2005) bzw. allgemein Jodl (2018a, 43-243). Dazu mehr im Folgenden.


LEKTION 1

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N.B. 2: In unserem Beispiel sind die Personen (die sonst durch ein Hauptwort, also ein Nomen/Substantiv, ausgedrückt werden) durch Pronomen (pro nomen bedeutet „steht für ein Nomen“) dargestellt. Dieses Ersetzen der Nomen (auch: Nomina) durch Pronomen (auch: Pronomina) betrifft hauptsächlich die dritten Personen (unser oben angegebenes Pronomen er ersetzt z.B. Nomina wie der Angestellte oder der Junge usw.). Bei anderen Personen wie z.B. ich oder wir kommt das Ersetzen eigentlich nicht vor, d.h. hier existieren nur die pronominalisierten Formen. Auf einen ganzen Satz bezogen kann man das, was wir Nomen/Pronomen oder Verb (das alles sind Wortarten) genannt haben, auch mit Funktionen befrachten: So können Nomen und Pronomen die Funktion des Subjekts (Satzgegenstand) und die Verben die Funktion des Prädikats (Satzaussage) übernehmen: Der Angestellte (Subjekt) arbeitet (Prädikat). 2. Mögliche Darstellungsarten der Verben/genaue Bestimmung von Verbformen Jeder Sachverhalt bzw. jede Satzaussage kann auf zwei Arten und Weisen (➔ Modus, Plural: Modi) dargestellt werden: Als „gegeben/sicher/real“ (➔ Modus = Indikativ/Aussageform) und als „nur gewünscht/unsicher/irreal“ (➔ Modus = Konjunktiv/Möglichkeitsform49). Wenn wir also eine Verb-Form – z.B. „(er/sie/es) kommt“ – genau bestimmen wollen, klopfen wir diese auf 3 Kriterien ab:

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Der Themen-Bereich der Modi, vor allem die Konjunktiv-Problematik, ist ein äußerst komplexes Thema. Ich habe für Scusiscusa die traditionelle Darstellung der Lehrbücher, die auch die Grundlage für den Schulunterricht bildet, gewählt. Zur Vertiefung empfehle ich Gsell & Wandruszka (1986) und Hummel (2001). So sieht Hummel den Konjunktiv (für die romanischen Sprachen auch: Subjunktiv/Subjonctif/Subjuntivo/Congiuntivo etc.) als „Inzidenz-Modus“: Durch die Wahl des Modus Konjunktiv wird ein Verbalgeschehen unter dem Aspekt seines Eintretens (Inzidenz) dargestellt: Etwas ist nicht eingetreten, könnte aber eintreten, vgl. Hummel (2001, 271). Im Indikativ hingegen sieht Hummel den „Existenz-Modus“.


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SCUSISCUSA

a) Person

b) Modus

c) Tempus

Die Personen kennt auch ein Anfänger schon alle. Hinsichtlich der Kategorien Modus und Tempus hingegen können wir uns natürlich bisher – was den Modus angeht – nur im Bereich Indikativ (= Aussageform = Darstellung als Tatsache), was das Tempus (Plural: die Tempora) angeht, nur im Bereich Präsens (Gegenwart) bewegen. Die Form Er/sie/es kommt können wir also exakt bestimmen als: 50 3. Person Singular – Indikativ – Präsens – von kommen. Auf unsere Muttersprache Deutsch bezogen können wir ja einen kleinen Vorgriff wagen: Wollten wir zur 3. Person Singular – Indikativ – Präsens – von kommen, nämlich (er/sie/es) kommt, die 3. Person Singular – Konjunktiv – Präsens bilden, würde das wieder (wie später auch im It.) über das Anhängen einer bestimmten Verbalendung funktionieren:➔ „(er/sie/es) komme“ Wenn wir uns daran erinnern, dass die Pronomen „er/sie/es“ ja für Nomen (wie z.B. „dein Reich“ stehen), so würde dies alles schematisch vereinfacht so aussehen:51 Infinitiv:

kommen

3. Pers. Sing. Indikativ Präsens (also als Realität dargestellt)

Dein Reich kommt.

3. Pers. Sing. Konjuntiv Präsens (also als „nur gewünscht“ oder „unsicher“ dargestellt)

Dein Reich komme.

50 51

Vgl. Duden (2005, §§595-610). Vgl. Duden (2005, §595, §604, §762 und vor allem §1403 zum Wunschsatz. Hilfreich ist auch der Beispielsatz aus Duden (2005, §766).


LEKTION 1

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III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Über das Konjugieren von Verben in der Grundform (kochen, kommen, gehen, sagen, rufen, machen etc.), die selbst keine nähere Aussage zu Person, Zeit (Tempus), Darstellungsart (Modus) macht, schaffen wir im Satz ein Prädikat (Satzaussage). Wenn ich aus der ganz und gar infiniten (unbestimmten) Form kochen die Form: Karl (er) kocht (Nudeln) bilde, dann liegt eine relativ konkrete Aussage vor, die Informationen dazu liefert: a. b. c.

Wer kocht. Ob ich eine Tatsache äußere oder einen Wunsch. Ob Karl (die Nudeln) in der Vergangenheit gekocht hat oder nicht.

Über die Wahl bestimmter anderer Verb-Endungen kann die Grundform kochen noch zu ganz anderen Satzaussagen abgeändert werden: Karl (er) kocht (Nudeln). ➔ Karl (er) kochte (Nudeln). ➔ Karl (er) koche (Nudeln).


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SCUSISCUSA

IV. Die Verhältnisse im Italienischen Gehen wir nochmals an den Anfang des Konjugationsprinzips: Es funktioniert im It. ganz ähnlich wie im Dt. Im It. hat sogar JEDE Person ihre ganz individuelle Verbform, keine Endung ist doppelt vergeben: Infinitiv (Grundform) eines regelmäßigen Verbs aus der Gruppe auf -are chiamStamm

are52 Endung

Konjugierte Formen: (1. Person Singular) (io) (2. Person Singular) (tu) (3. Person Singular) (lui, lei+Lei)

chiam chiam chiam

o i a

(1. Person Plural) (2. Person Plural) (3. Person Plural)

chiam chiam chiam

iamo ate ano

Konjugierte Formen: (1. Person Singular) (io) (2. Person Singular) (tu) (3. Person Singular) (lui, lei+Lei)

scus scus scus

o i a

(1. Person Plural) (2. Person Plural) (3. Person Plural)

scus scus scus

iamo ate ano

so auch: scusStamm

52 53

(noi) (voi) (loro)

are53 Endung

(noi) (voi) (loro)

chiamare bedeutet: rufen, anrufen, nennen. Vgl. zu Konjugationsprinzipien des It. Lepschy & Lepschy (1986, 166-176). scusare bedeutet: entschuldigen.


LEKTION 1

57

Infinitiv eines unregelmäßigen Verbs essere54 Stamm Endung Konjugierte Formen: (1. Person Singular) (io) (2. Person Singular) (tu) (3. Person Singular) (lui, lei+Lei)

son se è

o i -

(1. Person Plural) (2. Person Plural) (3. Person Plural)

s si s

iamo ete ono

(noi) (voi) (loro)

Die Subjektpronomen sind hier in Klammern gesetzt, weil diese im It. nur verwendet werden, wenn sie hervorgehoben/betont werden sollen (vgl. Lepschy & Lepschy 1986, 140), etwa um Missverständnisse aufzuklären bzw. zu vermeiden: Io ballo con te [non lui] = Ich tanze mit dir [nicht er]. Eindeutigkeit hinsichtlich der gemeinten Person ist im It. trotz der nicht gesetzten Subjektpronomen gegeben, immerhin hat jede Person eine eigene Verb-Endung. Im Dt. muss das Subjekt immer angegeben sein, egal ob in seiner Vollform, also als Nomen (die Blume, das Haus), oder in durch ein Subjektpronomen (ich, du, er, sie, es usw.) ersetzter Form (außer beim Telegrammstil, wie etwa „Komme morgen an“). Niemand würde sagen: *Tanze mit dir anstatt Ich tanze mit dir. Was nun die Konjugation der unregelmäßigen Verben angeht, so haben wir festgestellt, dass die Aufteilung in Stamm und Endung in diesem Fall weniger gut funktioniert. Wir haben trotzdem versucht, hier – etwas künstlich – eine Systematik zu erreichen. Am Dt. ist noch deutlicher zu sehen, wie sehr sich die unregelmäßigen Verben im Vergleich zu den regelmäßigen von den bisher gelernten Konjugationsregeln abheben:

54

Die Form essere bedeutet: sein als Verb (Hilfsverb und Kopulaverb), also z.B. Die Menschen wollen glücklich sein.


58

SCUSISCUSA

Infinitiv (Grundform) eines unregelmäßigen Verbs sei n Stamm Endung Konjugierte Formen: (1. Person Singular) ich (2. Person Singular) du (3. Person Singular) er (sie, es)

bin bi is

-st -t

(1. Person Plural) (2. Person Plural) (3. Person Plural)

sind sei sind

-d -

wir ihr sie (+ Sie)

Wie gesagt ist es bei diesen Verben schwierig bzw. nicht möglich, eine Konjugationssystematik aufrechtzuerhalten. Was hinsichtlich der italienischen unregelmäßigen Verben aber trotz allem AUSNAHMSLOS gilt, ist Folgendes: Egal wie unregelmäßig ein Verb ist – von den sechs Personalendungen entsprechen drei IMMER der zuerst gelernten Regel: • • •

die 1. Person Singular Indikativ Präsens hat immer die Endung –o, die 2. Person Singular Indikativ Präsens hat immer die Endung –i die 1. Person Plural Indikativ Präsens hat immer die Endung –iamo

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch •

Während im Dt. der Infinitiv immer die Endung –(e)n aufweist, endet der it. Infinitiv nicht immer auf –are: Der it. Infinitiv kann auch die Endungen –ire, –ere (betontes, geschlossenes /e/) oder –ere (erstes /e/ der Endung unbetont) haben. Man kann für das


LEKTION 1

59

It. von der Existenz von vier55 Verbgruppen/Konjugationsgruppen ausgehen (–are, –ere, –ire, –ere). •

Für die in Scusiscusa gewählte Darstellung ist generell zu beachten: a.) Wenn ein Verb zu den Verben auf -ERE gehört, bei denen das erste /e/ der Endung betont ist und geschlossen gesprochen wird, wie in vedere (sehen), dann wird eben dieses betonte und geschlossene /e/ (gesprochen wie im dt. Wort Seele) mit einem Unterstrich gekennzeichnet. b.) Wenn ein Verb zu den Verben auf -ERE gehört, bei denen das erste /e/ der Endung unbetont ist, wie in vendere (verkaufen), dann wird eben dieses /e/ durch ein „Körbchen“ über dem /e/ gekennzeichnet: -ĕre („vendĕre“).

Im It. wird das Subjektpronomen nur dann gesetzt, wenn es betont werden soll, etwa wenn Klarstellungen notwendig sind. Im Dt. ist die Setzung des Subjektpronomens obligatorisch.

Im Dt. ist IMMER der Stamm betont, nie die Endung. Im It. hingegen sind drei Formen endungsbetont: der Infinitiv und die 1. und 2. Person Plural.

Besonderheiten der Höflichkeitsform: a.) Wenn eine einzelne Person (unabhängig vom Geschlecht) höflich angesprochen (also gesiezt) werden soll: Was das Dt. und das It. gemeinsam haben, ist, dass beide Sprachen eine DRITTE Person als Höflichkeitsform verwenden. Der große Unterschied: Das moderne Deutsch verwendet hierbei die 3. Person PLURAL (Sie sind sehr freundlich, Frau Müller, Danke!), das It. hingegen verwendet die 3. Person SINGULAR (Lei è molto gentile, signora Müller, grazie!). Hinsichtlich des It. entsteht damit die Schwierigkeit, dass es so aussieht, als ob man zwischen ZWEI Pronomen, nämlich lui

55

Die meisten Lehrbücher erwähnen nur 3 Verbklassen, fassen somit die –ere und –ere-Verben zu einer einzigen Klasse zusammen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die –ere und –ere-Verben hinsichtlich der Bildung von Futur und Konditional unterschiedlich verhalten, scheint es ratsam, diese beiden Typen von Anfang an zu trennen.


60

SCUSISCUSA und lei wählen müsste. Dies ist aber nicht der Fall: Ungeachtet des Geschlechts der angesprochenen Person wird generell das Pronomen lei verwendet (wenn man es überhaupt verwenden will – denn eigentlich wird das Subjektpronomen generell, siehe oben, nur dann verwendet, wenn die Person, von der die Rede ist, hervorgehoben werden soll). b.) Wenn mehrere Personen (egal, ob eine rein männliche, rein weibliche oder eine gemischte Gruppe) höflich angesprochen (also gesiezt) werden sollen: Im Dt. ändert sich überhaupt nichts – die grammatikalische Form des oben genannten Beispiels wird genauso verwendet, wenn man mehrere Personen höflich ansprechen will: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Sie sind heute hier versammelt, um [...]. Das It. geht hier stattdessen auf die ZWEITE Person Plural, also auf voi, über, die ja strenggenommen nur der Plural von du ist, nämlich ihr (voi). In sehr gehobenem It. kann man, und hier besteht dann vollständige Deckungsgleichheit mit dem Dt., anstatt der modernen Ausweichmöglichkeit voi die Person loro verwenden. In der Praxis kommt dies, selbst auf höchster Ebene, nur noch sehr selten vor.

Generell gilt (sowohl im It. als auch im Dt.): Die Pronomen der höflichen Anrede kann/soll man großschreiben: Im Dt. eher „soll man“ (außer bei „du“), im It. eher „kann man“.

Die 3. Person Singular Indikativ Präsens ist im It. auch der bejahte Befehl per du: Hier kommt das Prinzip Form und Funktion56 in der Grammatik zum Tragen: Die Form 3. Person Singular Indikativ Präsens (die ja eigentlich eine Aussageform, eben Indikativ ist) kann die Funktion bejahter Befehl per du (also Imperativ) übernehmen.

56

Vgl. hierzu allgemein Jodl (2006) und Jodl (2018a, 299ff.) bzw. ausführlich Eisenberg (42013b, 102–104 + 117, zu einem analogen Sachverhalt).


LEKTION 1

61

Abschließender Hinweis zu den Infinitiven: Die ersten drei sind auf der Verb-Endung betont: –are, –ere, –ire: cantare (singen), vedere (sehen), finire (beenden) Der als vierter genannte Typ ist auf dem Verb-Stamm betont: –ěre: prenděre (nehmen) N.B. 3: Der bejahte Befehl per du/per ihr Bei den Verben auf –are ist die 3. Person Singular Indikativ Präsens im It. auch der bejahte Befehl per du: Hier kommt das Prinzip Form und Funktion in der Grammatik zum Tragen: Die Form 3. Person Singular Indikativ Präsens (die ja eigentlich eine Aussageform, eben Indikativ ist) kann die Funktion ==> bejahter Befehl per du (also Imperativ) übernehmen: Chiama! – Rufe!/Ruf’! Scusa! – Entschuldige! Prepara! – Bereite vor!/Bereite zu! Canta! – Sing’!/Singe! Eine Ausnahme bildet das Verb andare; es sieht aus wie ein regelmäßiges Verb auf -are, wird aber unregelmäßig gebildet, siehe unten, Lektion 2, Abschnitt 4). Den Plural der du-Formen bilden die ihr-Formen (2. Pers. Plural Indik. Präsens): Chiamate! – Ruft! Scusate! – Entschuldigt! Preparate! – Bereitet vor!/Bereitet zu! Cantate! – Singt! In der großen Mehrzahl der Fälle nutzt man letztere Verbformen auch, wenn es darum geht, per Sie mehreren Menschen gleichzeitig einen Befehl zu geben: Frau Tozzi, Herr Tozzi, singen Sie bitte! Signora Tozzi, signor Tozzi, cantate, per favore!


62

SCUSISCUSA

VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 1 Am Telefon: Pietro: Ciao, sono Pietro. Anna: Ma tu chiami all’ultimo minuto.

sempre

La cena è quasi pronta. Pietro: Ma scusa, non è vero, chiamo sempre in tempo!

Per favore, quando prepari il dolce, prepara anche qualcosa per i nonni perché oggi mangiano il dolce anche loro.

Pietro: Grüß‘ dich, hier ist Pietro [„(Ich) bin Pietro“]. Anna: Aber du rufst immer in der letzten Minute an. Das Abendessen ist fast fertig. Pietro: Aber entschuldige [bitte], das stimmt nicht [„(es) ist nicht wahr“], ich rufe immer rechtzeitig an! Bitte, wenn du den Nachtisch machst [„zubereitest“], mach auch etwas für Oma und Opa, weil sie heute auch Nachtisch essen.

La nonna prepara sempre cose buone per noi.

Oma macht [„bereitet zu“] immer gute Sachen für uns.

Allora, perché non prepariamo noi qualcosa per lei e il nonno?

Also, warum machen wir [„bereiten wir“] nicht etwas für sie und Opa? Anna: In Ordnung [„geht gut“]. Kein Problem [„es gibt“ = „da ist kein Problem“].

Anna: Va bene. Non c’è problema.

I problemi ci sono solo quando chiami all’ultimo minuto.

Probleme gibt es [„da sind“] nur, wenn du in der letzten Minute anrufst.


LEKTION 1

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b) Das Nomen (= Substantiv = Hauptwort), der Artikel (Begleiter) und das Adjektiv (Eigenschaftswort) I.

Einstieg

Substantive haben ein Geschlecht, sowohl im Dt. als auch im It. Bei Lebewesen ist die Zuordnung des Geschlechts klar, das liegt in der Natur der Sache: der Mann, die Frau. Hier gibt es selbstverständlich auch keine Unterschiede zum It. Allerdings weisen viele Sprachen, wie z.B. das Dt. und das It., auch Gegenständen ein Geschlecht zu. So heißt es im Dt.: der Tisch, aber die Tasse und das Buch. Erklären kann man diese Verteilung des „Geschlechts“ nicht. Was hinsichtlich des Geschlechts von Gegenständen nun die Verteilung im It. angeht, so kann man sagen, dass sie sehr oft mit dem Dt. übereinstimmt, so ist z.B. im It. Tisch ebenfalls männlich und Tasse ebenfalls weiblich. Das ist aber nicht immer so, siehe unten. Hinzu kommt, dass das Dt. – im Gegensatz zum It. – neben dem männlichen und weiblichen sozusagen eine Art „drittes Geschlecht“, nämlich die Kategorie „Neutrum“ oder „sächlich“ besitzt, wie etwa das Kind oder das Buch oder das Abendessen. Nachdem das It. nicht über diese Kategorie verfügt, muss man als deutscher Muttersprachler auswendiglernen, welches der beiden möglichen grammatikalischen Geschlechter ein deutsches sächliches Substantiv im It. hat. Dazu mehr im Folgenden.

II. Die Verhältnisse im Italienischen Im It. gibt es drei große Gruppen von Hauptwörtern/Substantiven, die hier zuerst behandelt werden sollen, vgl. allg. Reumuth & Winkelmann (1993, 39f.):


64

SCUSISCUSA

III. Substantive, die auf –o enden und männlich sind ragazzo (Junge), tavolo (Tisch), porto (Hafen) Der Artikel für diese Klasse von Wörtern lautet il (entspricht wie oben erwähnt in vielen Fällen dem deutschen der) also il ragazzo (der Junge), il tavolo (der Tisch), il porto (der Hafen) Dass das Geschlecht der deutschen und der italienischen Substantive nicht übereinstimmen muss, zeigen Beispiele wie: il deserto (die Wüste), il libro (das Buch), il pranzo (das Mittagessen) usw. Das Geschlecht „Neutrum“ (sächlich), also Wörter mit dem Artikel das, gibt es im It. nicht und teilt sich daher auf die vorhandenen Geschlechter, männlich oder weiblich, auf. N.B. 4: Hinsichtlich des männlichen (und nur des männlichen) Artikels weist das It. eine Besonderheit auf, die nicht so sehr mit Grammatik, sondern vielmehr mit der Erleichterung der Aussprache zusammenhängt: Wenn ein männliches Wort mit s + einem oder mehreren Konsonanten (wird auch „unreines s-“ genannt) beginnt, wie z.B. • st- (stato/Staat), • sp- (spumante/Schaumwein), • str- (strapazzo/Mühe), • spr- (spruzzo/Spritzer), • sv- (svizzero/schweizerisch), • sb- (sbaglio/Fehler), • sc- (scettico/Skeptiker), sch- (schianto/Aufprall) etc. • oder mit z57-, wie z.B. zaino (Rucksack) oder mit Vokal anfängt wie amico (Freund) dann lautet der männliche Artikel nicht il sondern lo, vgl. allg. Reumuth & Winkelmann (1993, 42).

57

Es gibt Grammatiken, die auch bei gn- (gnocco/Kloß), ps- (psicologo/Psychologe), w- (whisky/Whisky), y- (yogurt) oder x- (xilofono) die Verwendung des Artikels lo anstatt il empfehlen. Allerdings ist diese Regel umstritten, es ist nicht falsch, hier doch il zu verwenden, vgl. Reumuth & Winkelmann (1993, 42).


LEKTION 1

65

N.B. 5: Bei Wörtern, die mit Vokal beginnen, muss man die Besonderheit beachten, dass ZWEI Vokale im It. nicht aufeinanderstoßen sollen.58 Im Bereich des Weiblichen ist die Elision fakultativ. Bei *lo amico ➔ l’amico hingegen ist die Elision zwingend. Dasselbe gilt für den unbestimmten Artikel un: Gemäß der oben genannten Regel wird un zu uno: Nicht *un zaino sondern uno zaino Nicht *un stato sondern uno stato usw. In seiner weiblichen Form weist der unbestimmte Artikel, bis auf die Fälle, in denen Elision (siehe das Folgende) erfolgen soll, keine Besonderheiten auf – er lautet immer una, wie etwa in una signora molto simpatica. Soll elidiert werden, nimmt er die Form un’ an, wie in una amica ➔ un’amica Den Plural bilden all die auf –o endenden Wörter auf –i: ragazzo ➔ ragazzi, tavolo ➔ tavoli, porto ➔ porti, libro ➔ libri, pranzo ➔ pranzi Der Plural des Artikels il lautet einfach i: il ragazzo ➔ i ragazzi, il tavolo ➔ i tavoli, il porto ➔ i porti, il libro ➔ i libri, il pranzo ➔ i pranzi

58

Auch wenn die „elisione“ im Bereich des Weiblichen fakultativ ist, so wird sie – vor allem bei identischen Vokalen (la amica > l’amica) – fast immer gemacht. Beim männlichen Artikel lo ist die Elision aber zwingend, vgl. allgemein Reumuth & Winkelmann (1993, 12ff.).


66

SCUSISCUSA

N.B. 6: Der männliche Artikel sieht für die Fälle, in denen er aus den oben genannten Gründen nicht il, sondern lo lauten muss, wie folgt aus: gli gli stati, gli strapazzi, gli spruzzi, gli svizzeri, gli sbagli, gli scettici, gli schianti, gli zaini, gli amici

IV. Substantive, die auf –a enden und weiblich sind donna (Frau), porta (Tür), forchetta (Gabel) Der Artikel für diese Klasse von Wörtern lautet la (entspricht wie oben gesagt in vielen Fällen dem deutschen die) also la donna (die Frau), la porta (die Tür), la forchetta (die Gabel) Dass das grammmatikalische Geschlecht (= das Genus/die Genera) der deutschen und der italienischen Substantive nicht übereinstimmen muss, zeigen Beispiele wie: la cena (das Abendessen) la luna (der Mond) usw. Das Genus „Neutrum“ (sächlich), also Wörter mit dem Artikel das, gibt es im It. nicht. Es teilt sich daher auf die vorhandenen Genera, männlich oder weiblich, auf. Den Plural bilden diese Wörter auf –e: donna ➔ donne, porta ➔ porte, forchetta ➔ forchette Der Plural des Artikels „la“ lautet einfach le la donna ➔ le donne, la porta ➔ le porte, la forchetta ➔ le forchette N.B. 7: Auch beim Artikel la kann es sein, dass die Form sich ändert, nämlich dann, wenn er vor einem Vokal steht, siehe *lo amico ➔ l’amico so auch la amica ➔ l’amica (es wird eine Elision vorgenommen, es wird „elidiert“). Im Bereich des Weiblichen ist die Elision fakultativ.


LEKTION 1

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Generell gilt bei der Elision: Sie kann unterbleiben, wenn zwei nicht identische Vokale aufeinanderstoßen. Sind die Vokale, die aufeinandertreffen, identisch, z.B. a – a wie bei la amica, muss zu l’amica elidiert werden, obwohl immer häufiger zu beobachten ist, dass die Elision sogar bei identischem Vokal nicht mehr gemacht wird. Das Plural –e von le hingegen wird nie (höchstens in der Lyrik) elidiert, es muss also immer heißen: le amiche (die Freundinnen), le erbe (die Kräuter) etc.


68

SCUSISCUSA

N.B. 8: Allgemeine Hinweise zum Artikel im It. Das It. dekliniert nicht. Deklinieren heißt, Hauptwörter mit Artikeln und Eigenschaftswörtern im eigentlichen Sinne – je nach grammatikalischem Fall wer? wessen? wem? wen? – mit bestimmten Endungen zu versehen. Hier nur eine kleine Auswahl davon, wie kompliziert hingegen das Dt. in diesem Fall vorgeht (Beispiel ohne Eigenschaftswörter, also nur Artikel + Hauptwort): Dort steht der Polizist.

Wer?

Der Polizist.

NOMINATIV

Des Polizisten Frau ist auch da.

Wessen Frau?

Die des Polizisten.

GENITIV

Ich winke dem Polizisten dort.

Wem?

Dem Polizisten.

DATIV

Ich sehe den Polizisten dort.

Wen?

Den Polizisten.

AKKUSATIV

Schon allein im Singular (männlich) nimmt der Artikel im Dt. vier verschiedene Formen an, endet auf –r, –s, –m oder –n und auch die Hauptwörter selbst verändern sich, bekommen Endungen, oder auch nicht (wie das beim NOMINATIV immer der Fall ist, er ist für die Hauptwörter endungslos). Diese grammatikalischen Probleme bezüglich des Artikels fallen im It. weg. Was es allerdings zu beachten gilt, sind zwei phonetische Besonderheiten: 1. Die bereits erwähnte rein phonetische Variante des herkömmlichen männlichen Artikels il, aus dem unter bestimmten Bedingungen lo wird (im Plural i ➔ gli) 2. Wenn der Artikel auf eine Präposition (Umstandswort) wie deutsch in, an, von, auf, nach usw. (= ital. in, a, di, su, a) stößt, dann verschmelzen beide: in + il ➔ nel a + il ➔ al di + il ➔ del su + il ➔ sul

in + la ➔ nella a + la ➔ alla di + la ➔ della su + la ➔ sulla

in + i ➔ nei a + i ➔ ai di + i ➔ dei su + i ➔ sui

in + le ➔ nelle a + le ➔ alle di + le ➔ delle su + le ➔ sulle


LEKTION 1

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V. Substantive, die auf –e enden Diese können sowohl männlich als auch weiblich sein: il comandante, la porzione Es heißt also NICHT *il comandanto (nur weil männliche Wörter angeblich immer auf –o enden) und auch NICHT *la porziona (nur weil weibliche Wörter angeblich immer auf –a enden) Mit dem Plural verhält es sich analog: So wie schon im Singular nur EINE Endung für männlich und für weiblich vorliegt (il comandante, la porzione), so gibt es dann auch im Plural nur EINE Endung für männlich und für weiblich: i comandanti, le porzioni

VI. Nebengruppe Männliche Substantive, die auf –a enden: il poeta (der Dichter), il turista (der Tourist), l’elettricista (der Elektriker) Im Plural sind diese wieder regelmäßig: i poeti, i turisti, gli elettricisti


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SCUSISCUSA

N.B. 9: Die Adjektive (Eigenschaftswörter) verhalten sich, was ihre Formen (sowohl im Singular als auch im Plural) angeht, gleich wie die Substantive: Männlich: Adjektive, die auf –o enden Weiblich: Adjektive, die auf –a enden Männlich/weiblich: Adj., die auf –e enden

d.h. im Plural auf –i d.h. im Plural auf –e d.h. im Plural auf –i

Die Eigenschaftswörter müssen von ihrer Form her immer zu dem Hauptwort passen, auf das sie sich beziehen, z.B.: Wenn man das Eigenschaftswort tüchtig = ital. bravo/brava/bravi/brave im It. auf ein Mädchen beziehen will, muss man von den vier möglichen Formen diejenige wählen, die zur weiblichen Einzahl passt: Der Junge ist tüchtig. Das Mädchen ist tüchtig. Die Jungs sind tüchtig. Die Mädchen sind tüchtig.

➔ ➔ ➔ ➔

Il ragazzo è bravo. La ragazza è brava. I ragazzi sono bravi. Le ragazze sono brave.

Eine Ausnahme ist der Fall III.: Wenn ein Eigenschaftswort im Singular von vornherein schon nur EINE Endung hat (nämlich –e, sowohl männlich als auch weiblich), dann können die Endung des Hauptworts und die des sich darauf beziehenden Eigenschaftsworts auch unterschiedlich sein: Der Junge ist intelligent. Das Mädchen ist intelligent. Die Jungs sind intelligent. Die Mädchen sind intelligent.

➔ ➔ ➔ ➔

Il ragazzo è intelligente. La ragazza è intelligente. I ragazzi sono intelligenti. Le ragazze sono intelligenti.

Im Gegensatz zu bravo, das insgesamt über vier verschiedene Formen verfügt (bravo/brava/bravi/brave, je zwei für Singular und Plural), hat intelligente insgesamt nur zwei, je eine für Singular und Plural.


LEKTION 1

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N.B. 10: Zur Stellung der Adjektive (vor oder nach dem Substantiv, auf das sie sich beziehen), vgl. Lepschy & Lepschy (1986, 233): „(a) Für die Stellung von Adjektiven gilt folgende Grundregel: 59 (i) Sie stehen nach dem Substantiv, auf das sie sich beziehen, wenn sie eine distinktive, restriktive Funktion haben, d.h. wenn die durch sie bezeichnete Eigenschaft den betreffenden Gegenstand von anderen unterscheidet: si sedette sulla poltrona vecchia 'er setzte sich in den alten Sessel' impliziert, dass mehrere Sessel da sind, von denen nur dieser eine alt ist; [...].“ Bezogen auf unseren Lektionstext „La nonna prepara sempre cose buone per noi.“ bedeudet dies: „buone“ bei „cose buone“ ist hier distinktiv, die Qualität wird hervorgehoben, denn es gibt ja auch schlechte Qualität. Hätte man formuliert: „La nonna prepara sempre buone cose per noi.“ wäre es zu dieser Hervorhebung nicht gekommen, diese Aussage hätte neutralen, nur beschreibenden (deskriptiven) Charakter, vgl. Lepschy & Lepschy (1986, 233) und Reumuth & Winkelmann (1993, 134f.). Immer distinktiv und somit dem Substantiv nachgestellt sind, vgl. Lepschy & Lepschy (1986, 233f,) und Reumuth & Winkelmann (1993, 134), z.B. Farbadjektive und Adjektive, die die Nationalität angeben. In Lepschy & Lepschy (1986, 234f.) und Reumuth & Winkelmann (1993, 135) finden sich auch Angaben dazu, in welcher Weise die Stellung der Adjektive bedeutungsverändernd sein kann.

59

Lepschy & Lepschy machen an dieser Stelle noch Zusatzangaben, die den hier vorgegebenen Rahmen sprengen würden.


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SCUSISCUSA

N.B. 11: Gesteigert werden Adjektive im It. NICHT über Endungen (wie im Dt.: schöner, am schönsten), sondern über die Voranstellung von più bzw. auf höchster Stufe più mit Artikel, vgl. Reumuth & Winkelmann (1993, 136-139): Der steigernde (man könnte sagen „übereinanderstellende“) Vergleich wird wie folgt gebildet: bello – più bello – il più bello – schön – schöner – am schönsten, schöner als wäre: Le rose sono più belle delle margherite (anstatt di kann auch che vorkommen und zwar, wenn auf als anstatt eines Nomens oder Pronomens ein Adjektiv, ein Adverb, ein Infinitiv oder eine präpositionale Fügung folgt: È più facile partire che restare = Es ist leichter zu gehen als zu bleiben, vgl. Reumuth & Winkelmann 1993, 136). Der nicht-steigernde (man könnte sagen „nebeneinanderstellende“) Vergleich: La Francia è bella come l’Italia oder auch: La Francia è tanto bella quanto l’Italia. Es gibt auch unregelmäßige Steigerungen wie buono > migliore, grande > maggiore (gut – besser, groß – größer) etc., vgl. allg. Reumuth & Winkelmann (1993, 136-141).

c) Besonderheiten in Schreibung und Aussprache Vorbemerkung zu Betonungsprinzipien: Eine genaue Abhandlung der Betonungsregeln des It. würde eine komplexe Darstellung erfordern. Der Einfachheit halber nenne ich zunächst nur das wichtigste Prinzip, vgl. Reumuth & Winkelmann (1993, 9): „[...] Die Mehrzahl der italienischen Wörter wird auf der vorletzten Silbe betont.“ In Bezug auf alles Weitere wird in Scusiscusa hinsichtlich Betonungsregeln wie folgt verfahren: Wenn Wörter der soeben genannten Grundregel nicht entsprechen, wird die Stelle der Betonung durch einen Unterstrich angegeben. Ansonsten weist auch


LEKTION 1

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die it. Rechtschreibung auf Ausnahmen hin (durch ein Akzent-Zeichen, z.B. la città/die Stadt, la possibilità/die Möglichkeit etc. Selbstverständlich verfügen die einzelnen Sprachen über die unterschiedlichsten Laute, viele Laute kommen in allen Sprachen vor. Allerdings wählen die einzelnen Sprachen unterschiedliche Mittel, identische Laute graphisch, also durch Buchstaben, darzustellen. Deshalb gibt es auch eine60 internationale Lautschrift, die jeden Laut – unabhängig davon, welche individuellen Möglichkeiten die einzelnen Sprachen gewählt haben – auf der ganzen Welt gleich darstellt. Zur Veranschaulichung: N.B. 12: Es gibt im Dt., aber auch in anderen Sprachen, einen Laut, der in internationaler Lautschrift als ʃ (oder auch š) dargestellt wird. Als Zeichen dafür, dass man einen Laut in eindeutiger Form schriftlich darstellen will, setzt man das Zeichen dafür in eckige Klammern. Dieser Laut [ʃ] wird nun aber im Dt. als <sch> wie etwa in Schule, im Englischen als <sh> wie in shoes, im Französischen als <ch> wie in château graphisch dargestellt. Spitze Klammern <...> bedeuten: graphische Darstellung eines Lautes in einer bestimmten Sprache. Wir werden im Folgenden sehen, welche Zeichenkombinationen das It. verwendet, um bestimmte Laute darzustellen. Dabei geht es nur um solche, die es im Dt. nicht gibt (das sind relativ wenige, denn die Schreib- und Aussprachegepflogenheiten stimmen im Dt. und im It. häufig überein). Allgemein gilt: Wenn ein /u/ geschrieben wird, wird es (anders als im Französischen!) immer auch ausgesprochen, also: <Guido> = ['gwi:do] und nicht *['gi:do] und <quando> = ['kwa:ndo] und nicht *[ka:ndo]. [w] ist wie in engl. <water> zu sprechen. Die Aussprache von <gl> ähnelt der von „lj“ und die von <gn> ähnelt „nj“.

60

Es gibt auch in diesem Fall unterschiedliche Konventionen oder Systeme, deren Behandlung den hier gegebenen Rahmen sprengen würde.


74

SCUSISCUSA

Es gibt im Großen und Ganzen zwei Konsonanten im It., die von der Aussprache her Probleme bereiten können, weil ihre Schreibung – nämlich <g> und <c> – noch nicht gleich verrät, wie sie ausgesprochen werden: 1) Zum Problem „g“ Prinzipiell kann im It. ein <g> als [g], also velar, ausgesprochen werden, wie im Dt., genauso gut aber auch als [ʤ] (auch: [dž]), wie in engl. John. Woher weiß man, wann welche der beiden möglichen Aussprachen gilt? Es ist ganz einfach: Es kommt darauf an, welcher Vokal folgt – denn die „weiche“ (hier: palatale/palatalisierte) Aussprache, wie bei John, gilt nur dann, wenn auf das Zeichen <g> ein <e> oder <i> folgt: Genova Gina

['dʒε:nova] ['dʒi:na]

Folgen aber <a>, <o> oder <u>, so ist die Aussprache wie im Dt.: Gargano gondoliere Gucci

[gar'ga:no] [gondol'jε:re] ['guttʃi]

N.B. 13: Nachdem es im It. aber auch die Lautkombinationen [dʒa], [dʒo]61 und [dʒu] gibt, muss man diese auch graphisch, also durch Buchstaben, darstellen können. Das It. hat hier die Möglichkeit gewählt, das Zeichen <i> zu verwenden, wie etwa bei Gianna giorno giurare

61

(Johanna) (Tag) (schwören)

Wir erwähnen hier – der Einfachheit halber – nur die geschlossene Variante von /o/.


LEKTION 1

75

Das <i> hat hier aber keinen eigenen lautlichen Wert wie bei „Gina“, es soll nur bewirken, dass Gianna giorno giurare

nicht als *['ganna] nicht als *['gorno] nicht als *[gur'a:re]

sondern als ['dʒanna] sondern als ['dʒo:rno] sondern als [dʒur'a:re]

ausgesprochen werden. Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: N.B. 14: Nachdem es im It. auch die Lautkombinationen [ge] und [gi] gibt (also wie im Dt. bei den Schreibungen <geben> oder <Gitarre>), muss man diese auch graphisch, also durch Buchstaben, darstellen können. Das It. hat hier die Möglichkeit gewählt, das Zeichen <gh> 62 zu verwenden, wie etwa bei spaghetti ghirlanda

(Spaghetti) (Kranz, Girlande)

Das <h> hat hier aber keinen eigenen lautlichen Wert, es ist im It. ja ohnehin immer stumm, es soll nur bewirken, dass spaghetti

nicht als *[spa'dʒetti]

sondern als [spa'getti]

nicht als *[dʒir'landa]

sondern als [gir'landa]

und ghirlanda

ausgesprochen wird. 2) Zum Problem „c“ Prinzipiell kann im It. ein <c> als [k], also velar, ausgesprochen werden, genauso gut aber auch (palatal) als [tʃ], ungefähr wie in engl. Charles. 62

Als Eselsbrücke könnte man sich hier merken „H macht hart“.


76

SCUSISCUSA

Woher weiß man, wann welche der beiden möglichen Aussprachen gilt? Es ist wieder ganz einfach: Es kommt darauf an, welcher Vokal folgt – denn die „weichere“ (hier: palatale/palatalisierte) Aussprache, wie bei Charles, gilt nur dann, wenn auf das Zeichen <c> ein <e> oder <i> folgt: cena cipolla

(Abendessen) (Zwiebel)

['tʃe:na] ['tʃi'polla]

Folgen aber <a>, <o> oder <u>, so ist die Aussprache [k]: caffè comandare cultura

(Kaffee; Café) (befehlen) (Kultur)

[kaf'fε:] [koman'da:re] [kul'tura]

N.B. 15: Nachdem es im It. auch die Lautkombinationen [tʃa], [tʃo]63 und [tʃu] gibt, muss man diese auch graphisch, also durch Buchstaben, darstellen können. Das It. hat hier die Möglichkeit gewählt, das Zeichen <i> zu verwenden, wie bei ciabatta cioccolato ciuffo

(Hausschuh/Pantoffel/Brotsorte „Ciabatta“) (Schokolade) (Büschel)

Das <i> hat hier aber keinen eigenen lautlichen Wert wie bei cipolla, es soll nur bewirken, dass ciabatta cioccolato ciuffo

nicht als *[ka'batta] nicht als *[kokko'la:to] nicht als *['kuffo]

sondern als [tʃa'batta] sondern als [tʃokko'la:to] sondern als ['tʃuffo]

ausgesprochen wird.

63

Wir erwähnen hier – der Einfachheit halber – wiederum nur die geschlossene Variante von /o/.


LEKTION 1

77

N.B. 16: Wenn die soeben genannten Kombinationen <cia>, <cio> und <ciu> nach <s> stehen wie z.B. bei Brescia scioccare sciupare

(Stadt in der Lombardei), (schockieren) (kaputtmachen),

wird einfach [ʃa], [ʃo] und [ʃu] gesprochen und nicht mehr *[stʃa], *[stʃo] und *[stʃu], wie das – ganz in Übereinstimmung mit obiger Regel – in älterem Italienisch einmal gesprochen wurde. Die Buchstabenfolgen <sce> und <sci> ohne folgende Vokale, wie in: scendere scivolare

(hinuntergehen) (rutschen)

werden einfach [ʃe] und [ʃi] gesprochen. Beide Male gilt: Wird ein <h> dazwischengeschaltet, gilt die erlernte Regel: scherzo (Scherz) = [s'kεrtso], schifo (Ekel) = [s'ki:fo]. Folgt nach <sci> ein Vokal, muss man darauf achten, ob er betont ist oder nicht: sciare (<i> wird extra ausgesprochen) ABER: Brescia (<i> wird nicht ausgesprochen, weil der auf <sci> folgende Vokal nicht betont ist). Es gibt aber auch den umgekehrten Fall:


78

SCUSISCUSA

N.B. 17: Nachdem es im It. auch die Lautkombinationen [ke] und [ki] gibt (also wie im Dt. bei den Schreibungen <kennen> oder <Kiste>), muss man diese auch graphisch, also durch Buchstaben, darstellen können. Das It. hat hier die Möglichkeit gewählt, das Zeichen <h> 64 zu verwenden, wie etwa bei Che? Chi?

(Was?) (Wer?)

Das <h> hat hier aber keinen eigenen lautlichen Wert, es ist im It. ja ohnehin immer stumm, es soll nur bewirken, dass Che Chi

nicht als *[ tʃe] nicht als *[ tʃi]

sondern als [kε] sondern als [ki]

ausgesprochen wird. d) Der Teilungsartikel Der Teilungsartikel (gebildet aus den Verschmelzungen von „di + Artikel“, vgl. vorliegende Lektion, N.B. 7) dient im It. zur Bezeichnung einer unbestimmten Menge (die im Dt. einfach gar nicht besonders gekennzeichnet wird): Ich kaufe Ich kaufe Ich kaufe Ich kaufe

Äpfel. Bücher. Brot. Wasser.

Es geht also um eine unbestimmte Menge; man weiß nicht genau, wie viele Äpfel, Bücher oder wie viel Brot oder Wasser. Die unbestimmte Menge wird im Dt. nicht markiert. Im It. hingegen, unter bestimmten Bedingungen, schon:

64

Als Eselsbrücke kann hier wiederum die Regel „H macht hart“ dienen.


LEKTION 1 Compro Compro Compro Compro

79

delle mele. dei libri. del pane. dell’acqua.

Wie gesagt geht es um eine unbestimmte Menge; man weiß nicht genau, wie viele Äpfel, Bücher oder wie viel Brot oder Wasser. Den „Teilungsartikel“ delle, dei (wörtlich: „von den“/„von dem“ etc). braucht man hier, weil angezeigt wird, dass es um eine Teil-Menge der überhaupt verfügbaren Menge der genannten Materie geht, daher „Teilungs-Artikel“. Unter bestimmten Umständen kann der Teilungsartikel auch entfallen, etwa wenn es um allgemeine Fragen geht (Frage an den Händler „Ha mele?“ – „Haben Sie Äpfel (da)?“). Er entfällt auf jeden Fall in der Verneinung, nach Mengenangaben, nach Wendungen mit di und bei Aufzählungen. Ganz allgemein steht er nach Präpositionen meist nicht.

VII.

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1. Machst du ( = bereitest du) auch etwas für Pietro? 2. Nein, für Pietro mache ich ( = bereite ich) nichts. 3. Er ruft immer in der letzten Minute an. 4. Ich rufe immer rechtzeitig an. 5. Isst du heute mit uns? 6. Nein, ich esse heute nichts. 7. Opa und Oma machen (= bereiten vor) immer gute Sachen für uns. Zusätzliche Vokabelangaben: auch = etwas = heute = nichts = die Sache = für =

anche qualcosa = qualche cosa oggi non ... [VERB] ... niente la cosa per


80

SCUSISCUSA

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.


Lektion 2

Inhaltsübersicht Erarbeitung VOR dem Arbeiten mit den Lektionstexten: a) Erarbeiten des Phänomens Deklinieren Erarbeitung WÄHREND des Arbeitens mit den Lektionstexten: b) Vertiefung des Phänomens Konjugieren anhand der drei restlichen Verbgruppen + Einführung weiterer unregelmäßiger Verben wie avere, dire, fare, dare und die modalen Hilfsverben volere, sapere, dovere, potere + Abschluss Befehlsform per du (bejaht und verneint) c) Possessiva (Besitzanzeigende Wörter: Adjektivisch und pronominal) d) Demonstrativa (Hinweisende Wörter: Adjektivisch und pronominal)

a) Erarbeiten des Phänomens Deklinieren I.

Einstieg

Kommunikation mittels Sprache bedeutet, dass die Sprache es den Sprechern auch ermöglichen muss, bestimmte Besitzverhältnisse und Übergabeziele darzustellen, oder auch, wer bei menschlicher Interaktion welchen Part der Handlung übernimmt. Dazu muss die Sprache den Sprechern bestimmte sprachliche Zeichen, wie z.B. Endungen oder gleich ganze Wörter, zur Verfügung stellen. Im Dt. lässt all dies sich über den Vorgang des Deklinierens (vgl. Lektion 1, N.B. 8) bewerkstelligen,65 er funktioniert über das Hinzufügen von 65

Vgl. Duden (2005, §§203-207 und zur Nominalflexion Eisenberg (42013a, 152– 163) und Hentschel (2010, ed., 200, s.v. „Nominativ“: „In vielen Sprachen, so auch im Deutschen, ist der Nominativ der unmarkierte Kasus, d.h. er bleibt zumindest beim Substantiv endungslos.“, Lexikon-Eintrag von Gabriela

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82

SCUSISCUSA

Endungen (der Mann, des Mannes, dem Mann(e), den Mann). Das It. dekliniert nicht, es geht in dieser Hinsicht anders vor.

II. Kontrastpunkt Deutsch Das Dt. dekliniert. Deklinieren heißt, Substantive und die dazugehörigen Artikel und Adjektive – je nach grammatikalischem Fall wer? wessen? wem? wen? – mit bestimmten Endungen zu kennzeichnen. Hier nochmals die kleine Auswahl an Beispielen, die veranschaulicht, wie komplex das deutsche Deklinationssystem ist (Beispiel ohne Adjektive, also nur Artikel + Substantiv), siehe: Dort steht der Polizist. Des Polizisten Frau ist auch da. Ich winke dem Polizisten dort. Ich sehe den Polizisten dort.

Wer?

Der Polizist.

NOMINATIV

Wessen Frau? Wem?

Die des Polizisten.

GENITIV

Dem Polizisten.

DATIV

Wen?

Den Polizisten.

AKKUSATIV

Schon allein im Singular (männlich) nimmt der Artikel im Dt. vier verschiedene Formen an, endet auf –r, –s, –m oder –n und auch die Hauptwörter selbst verändern sich, bekommen Endungen, oder auch nicht (wie das beim NOMINATIV immer der Fall ist, er ist für die Hauptwörter endungslos). Dann ist es sogar noch so, dass nicht alle männlichen Hauptwörter im Singular z.B. hinsichtlich des Genitivs dieselbe Endung bekommen, so heißt es z.B. das Buch des Polizisten aber nicht *das Buch des Mannen, sondern das Buch des Mannes. Würde das Dt. nicht deklinieren und somit auch immer nur EINE Form eines Substantivs, z.B. *der Mann, der Mann, der Mann, der Mann (anstatt der Mann, des Mannes, dem Mann(e), den Mann) Perrig). Siehe auch oben: „der Mann“ im Gegensatz zu „des Mannes“. Auch das Fehlen einer Endung kann, wenn dadurch eine formale Unterscheidung zu anderen grammatikalischen Fällen erfolgt, eine kommunikative Funktion haben, vgl. zum „Nullmorphem“ Hentschel (2010, ed., 188f. s.v. „Morphem“, Lexikon-Eintrag von Petra Maria Vogel).


LEKTION 2

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verwenden, wären plötzlich Sätze wie *Der Polizist ruft der Mann. möglich. Der Satz macht so aber keine klare Aussage, es wird nicht deutlich, wer wen ruft. Wenn man den Satz nur in seiner gesprochenen Form (und das ist ja meistens der Fall) wahrnimmt, könnte man sogar denken, jemand wolle sagen Der Polizist ruft: „Der Mann!“ So hat sich ein System, ein Code, herausgebildet, der besagt, dass derjenige, der etwas tut (handelt) die „normale“ Form, die „Nennform“ (= lat. NOMINATIV), die im Dt. nicht gekennzeichnet ist, für sich beanspruchen darf. Wenn es also heißt der Polizist, dann kann nicht von einem Objekt die Rede sein, das ein anderer gerade ruft oder sieht, mit dem man also etwas macht, denn sonst müsste es den Polizist(en) heißen. Schon die Wahl der Form der Polizist zeigt, dass ich von einem Handelnden rede. Wenn ich nun Sachverhalte formulieren will, bei denen es nicht um einen Handelnden geht, sondern um jemanden, der zu einer bestimmten Sache in einem Besitzerverhältnis steht oder um jemanden, den man z.B. gerade ruft oder dem man z.B. etwas gibt, dann muss ich die Nennform (eine Art Grundform) abändern, indem ich das Substantiv und seinen Artikel, eventuell auch dazugehörige Adjektive, mit einer anderen Endung versehe: Wenn man ausdrücken will, dass der Polizist derjenige ist, der ruft (also handelt) und der Mann derjenige ist, den er ruft, wobei der Gerufene selbst also nicht handelt, dann kann nur Polizist im Nominativ stehen. Ein Satz wie *Der Polizist ruft der Mann. drückt dann nicht das aus, was ich mir zu sagen vorgenommen habe. Da ich aber den Code des Dt. kenne, weiß ich, dass zu rufen die Frage Wen? gehört und ich zur Beantwortung der Frage,


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SCUSISCUSA

denjenigen, den man ruft, mit der Akkusativ-Form versehen muss, die bei der Mann eben den Mann lautet. (Wer?) Der Polizist ruft (wen?) den Mann. Wenn die Deklinationsregeln beachtet werden, kann in den meisten Fällen die Reihenfolge der Satzglieder umgestellt werden, ohne dass die Eindeutigkeit, wer wen ruft, verloren gehen würde: Den Mann (wen?) ruft der Polizist (wer?).66

III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Zum Zwecke der Funktionsfestlegung der einzelnen Satzglieder versieht das Dt. die Hauptwörter (einschl. der zu ihnen gehörenden Artikel und Eigenschaftswörter) mit bestimmten Endungen. Dieses Prinzip nennt man Deklination. Das It. dekliniert nicht. Es muss die Funktion der Satzglieder über ein anderes Verfahren kenntlich machen.

IV. Die Verhältnisse im Italienischen Da dem It. die Möglichkeit des Deklinierens nicht zur Verfügung steht, muss es die Funktion der Satzglieder über ein anderes Verfahren kennzeichnen: z.B. über den Einsatz von eigenständigen, wenn auch kleinen, Wörtern: Präpositionen. 1) Das, was dem deutschen NOMINATIV entspricht, ist – wie im Dt. – neutral, es erfolgt kein wie auch immer gearteter Zusatz: Il poliziotto è lì in fondo.

entspricht

Der Polizist ist dort hinten.

Wer?/Chi?

Ma, il poliziotto.

NOMINATIV

66

Nur die Informationsstruktur wird eine andere, das heißt durch die Veränderung der Wortstellung liegen andere Betonungsverhältnisse vor. Der Gerufene befindet sich so in betonter Stellung: „Den Mann ruft der Polizist (nicht die Frau).“


LEKTION 2

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2) Das, was dem deutschen GENITIV67 entspricht, den das Dt. über Deklinationsendungen an Artikel und Hauptwort bildet, bildet man im It. über die Kombination Präposition + Artikel + Substantiv: Roh-Konstruktion: *Anna è la moglie di il poliziotto. entspricht in der Rohversion: *Anna ist die Frau von der Polizist. Endversion (denn di + il ➔ del !!): Anna è la moglie del poliziotto. entspricht Anna ist die Frau des Polizisten. 3) Das, was dem deutschen DATIV entspricht, den das Dt. über Hinzufügen von Deklinationsendungen an Artikel und Substantiv bildet, bildet man im It. wiederum über die Kombination Präposition + Artikel + Substantiv: Roh-Konstruktion: *Do una risposta a il poliziotto entspricht in der Rohversion: *Ich gebe eine Antwort an der Polizist. Endversion (denn a + il ➔ al !!): Do una risposta al poliziotto entspricht Ich gebe dem Polizisten eine Antwort. 4) Das, was dem deutschen AKKUSATIV entspricht, den das Dt. über Hinzufügen von Deklinationsendungen an Artikel und Substantiv bildet, sieht im It. gleich aus wie der Nominativ (siehe oben a): Es erfolgt kein wie auch immer gearteter Zusatz: Vedo il poliziotto entspricht Ich sehe den Polizisten.

67

Zu der Frage, ob die Präposition „di“ wirklich ein Besitzverhältnis ausdrückt, vgl. Touratier (2002, 100f.) bzw. dazu alternativ Kielhöfer (2001, 41).


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SCUSISCUSA

Das il poliziotto von 4) sieht gleich aus wie das il poliziotto von 1), während wir im Dt. bei 4) den Polizisten haben und bei 1) der Polizist.

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch Zur Kennzeichnung der Funktion der einzelnen Satzglieder hängt das Dt. nur einzelne Buchstaben („Endungen“) hinten an den betroffenen Einheiten (Artikel, Adjektive, Substantive) an. Zum selben Zweck verwendet das It. eigenständige Wörter und stellt sie vor die betroffenen Einheiten. Hinsichtlich der Möglichkeiten, die Satzglieder anzuordnen, hat das It. aufgrund des nicht vorhandenen Deklinationsprinzips nicht so viel Freiheit wie das Dt. Bei normaler Betonungslage kann Il poliziotto chiama il ragazzo. eigentlich ausschließlich als Der Polizist (wer?) ruft den Jungen (wen?). verstanden werden. Prinzipiell wäre es auch möglich, diesen Satz als Den Polizisten ruft der Junge. aufzufassen. Das würde man dann aber über die Betonung deutlich machen und „Il poliziotto“ über die Stimme hervorheben.


LEKTION 2

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VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 2 Anna: Ma guarda chi c'è! Pietro! Nonno! Avete fame? Adesso mangiamo. Pietro, puoi dare un po’ di dolce al nonno? Vedi, nonno? Pietro fa tutto quello che vuoi. È buono, il dolce? Cosa dici? Ti piace? Sai, la commessa della pasticceria vende solo cose fresche. Nonno, senti, dobbiamo andare. Il nostro concerto comincia tra [= fra] mezz’ora. Finisci pure con calma il dolce!

A proposito, qual è il dolce preferito della nonna?

Nonno: Alla nonna piacciono tutti i dolci! Anna: Bene, vuoi portare un po’ di questo dolce alla nonna?

Anna: Sieh an [„Aber schau“], wer da ist. Pietro! Opa! Habt ihr Hunger? Wir essen jetzt. Pietro, kannst du Opa ein bisschen Nachtisch geben? Siehst du, Opa? Pietro macht alles, was du willst [„all das, was du willst“]. Ist er gut, der Nachtisch? Was sagst du? Schmeckt [„Gefällt“] er dir? Weißt du, die Verkäuferin der Konditorei verkauft nur frische Sachen. Opa, hör [eher: hör mal], wir müssen gehen. Unser Konzert fängt in einer halben Stunde an. Iss aber in Ruhe den Nachtisch auf [„Beende aber in Ruhe den Nachtisch“]! Übrigens: Was ist Omas Lieblingsnachtisch? [„Welcher ist der bevorzugte Nachtisch von Oma?“] Opa: Der Oma schmeckt [„gefällt“] jeder Nachtisch! Anna: Gut, bringst du der Oma ein bisschen von diesem Nachtisch mit?


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SCUSISCUSA [= „willst du der Oma ein bisschen von diesem Nachtisch bringen?“]?

Sei un tesoro!

[Du] bist ein Schatz.

Allgemeiner Hinweis zum Arbeiten mit diesem Lektionstext: Die neu hinzugekommenen Verben68: avere potere dare vedere fare volere piacere sapere vendere sentire dovere andare finire preferire cominciare portare

(haben) (können = nicht daran gehindert werden) (geben) (sehen) (machen/tun) (wollen) (gefallen/schmecken) (wissen bzw. können = gelernt haben) (verkaufen) (spüren/fühlen PLUS hören = akustisch wahrnehmen) (müssen) (gehen) (beenden/fertigmachen) (bevorzugen) (beginnen/anfangen) (bringen/tragen)

müssen, nachdem sie eingeführt worden sind, geordnet werden: Zunächst dahingehend, dass es – wie bereits in Lektion 1 erwähnt – außer den –are-Verben noch drei weitere regelmäßige Konjugationsgruppen gibt, wie z.B. die Verben auf –ere (wie unser vedere), dann die Verben auf –ire mit ihrer Besonderheit, wie unser finire, preferire (gegenüber sentire) und diejenigen auf –ĕre (wie unser vendere). 68

Alle über die Buchstaben hinausgehenden Zeichen dienen nur der Aussprache-Erleichterung, sie gehören nicht zur Rechtschreibung.


LEKTION 2

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Hinzu kommt, dass es Verben gibt, die fast vollständig unregelmäßig sind, was man am Infinitiv wie gesagt nicht erkennen kann, wie avere, andare, dare, fare, potere, volere, sapere und dovere, auch wenn sie in vielen Grundregeln doch wieder den regelmäßigen Verben entsprechen.

b) Vertiefung des Phänomens Konjugieren anhand der drei restlichen Verbgruppen + Einführung weiterer unregelmäßiger Verben wie avere, dire, fare, dare und die modalen Hilfsverben volere, sapere, dovere, potere + Abschluss Befehlsform per du (bejaht und verneint) Wie bereits in Lektion 1 erwähnt, gibt es außer der Gruppe der Verben auf –are noch drei weitere Gruppen regelmäßiger Verben: die auf –ere, –ire und –ere. Das Konjugationsprinzip funktioniert auch bei diesen Verben wie bei denen auf –are: Die Infinitivendung –ere, –ire oder –ere wird vom Wortstamm getrennt, der Wortstamm bleibt übrig. An ihn werden nun die Personalendungen gehängt, die, je nach Verbgruppe, leicht von den Personalendungen der Verben auf –are abweichen: 1. Verben auf – ere (erstes e betont und geschlossen) vedere = sehen ved – ere (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

ved – o ved – i ved – e ved – iamo ved – ete ved – ono


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SCUSISCUSA

N.B. 1: Die Personalendungen, die von denjenigen der Verben auf –are abweichen, sind rot markiert. Merkmale, die von den Verben auf –are abweichen, und zusätzlich spezifisch für die jeweilige neue Verbgruppe sind, sind blau markiert und unterstrichen. Für egal welche Art von Verb gilt: Die Endungen der 1. und 2. Person Singular und der 1. Pers. Plural (des Präsens Indikativ), also –o, –i, –iamo, sind bei ALLEN Verben gleich, egal wie unregelmäßig das Verb ansonsten konjugiert werden mag. 2. Verben auf –ire Diese Gruppe von Verben weist eine Besonderheit auf, die weit über die einer spezifischen Personalendung hinausgeht: Es gibt solche Verben auf –ire, deren Konjugation ganz normal nach dem oben wiederholten Prinzip funktioniert, wie z.B. sentire: sentire = hören, fühlen (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

sent – ire sent – o sent – i sent – e sent – iamo sent – ite sent – ono

Es gibt aber auch solche, die – bevor die Endungen angehängt werden können – den Stamm durch die Silbe -isc- erweitern („Verben mit Stammerweiterung auf -isc-“), allerdings nur bei den stammbetonten Formen, die endungsbetonten Formen haben diese Stammerweiterung nicht (dies gilt auch für den Infinitiv, insofern als er zu den endungsbetonten Formen gehört). Man muss also jedes Mal, wenn man ein neues Verb auf –ire lernt, gleich fragen, ob es zu den –ire-Verben mit oder ohne Stammerweiterung


LEKTION 2

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gehört, denn dadurch, dass der Infinitiv die Stammerweiterung NICHT hat, sieht man einem Verb auf –ire, wenn man zunächst nur den Infinitiv lernt, nicht an, zu welcher Teilgruppe69 es gehört, vgl. z.B. finire. Dieses Verb sieht zunächst aus, als ob es wie sentire funktionieren würde. Es wird aber nicht wie sentire konjugiert, auch wenn es wie gesagt so aussieht. Die konjugierten Formen von finire lauten daher nicht etwa *io fin-o, *tu fin-i oder so ähnlich, sondern: finire = beenden

fin –

ire

Stammerweiterung (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

fin – fin – fin – fin – fin – fin –

isc isc isc

isc

–o –i –e –iamo –ite –ono

N.B. 2: Von der Aussprache her gesehen müssen auch bei den –ire-Verben mit Stammerweiterung die erlernten Regeln ganz „stur“ eingehalten werden: italienisch /c/ wird nur vor /a/, /o/, /u/ hart, also als [k] ausgesprochen, siehe: il caffè, la cosa, la cupola /c/ vor /e/ und /i/ wird NIE als [k] gesprochen, siehe: Cicerone oder Cesare

69

Es gibt aber auch –ire-Verben, bei denen a.) nicht ganz sicher ist, ob sie mit oder ohne -isc- konjugiert werden sollen, siehe z.B. tossire/husten (laut Zingarelli geht sowohl io tosso als auch io tossisco etc.) und b.) manche –ire-Verben tatsächlich doppelt vorkommen, jedoch eine unterschiedliche Bedeutung haben, je nachdem, ob sie mit oder ohne -isc- konjugiert werden, vgl. partire: io parto = ich gehe weg aber io partisco = ich spalte/ich teile.


92

SCUSISCUSA

Somit auch oder:

tu fin-isc-i lui fin-isc-e

➔ [tu fi'niʃi] ➔ [lui fi'niʃe]

im Gegensatz zu oder:

io fin-isc-o loro fin-isc-ono

➔ [io fi'nisko] ➔ [loro fi'niskono].

3. Verben auf –ere (ersteres e unbetont) Wie bereits erwähnt (siehe Lekt. 1, FN55), bräuchten die Verben auf –ĕre, was deren Konjugation im Präsens (Indikativ) angeht, nicht von denen auf –ere getrennt behandelt zu werden, in diesem Falle funktionieren beide Teilgruppen gleich, vgl. vĕndere.70 vendere = verkaufen (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

vend – ere vend – o vend – i vend – e vend – iamo vend – ete vend – ono

Die Verben auf –ĕre werden deshalb z.B. in Scusiscusa konsequent als eigene Gruppe geführt, weil im weiteren Verlauf des Unterrichts grammatikalische Formen erlernt werden müssen, bei denen sich –ĕre- und –ere-Verben doch unterschiedlich verhalten.

70

Die diakritischen Zeichen, die hier angebracht sind, dienen nur der Ausspracheerleichterung. Sie sind in der normalen Rechtschreibung selbstverständlich nicht vorhanden.


LEKTION 2

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N.B. 3: Bei den Verben auf –ere, –ire und –ere wird der bejahte Befehl per du NICHT mittels der 3. Person Singular Präsens (Indikativ) ausgedrückt, sondern mittels der 2. Person. Somit von vedere: 1. io vedo, 1. noi vediamo, von sentire: 1. io sento, 1. noi sentiamo,

Vedi! = Sieh’ (mal)! 2. tu vedi, 2. voi vedete, Senti! = Hör’ (mal)! 2. tu senti, 2. voi sentite,

von finire: 1. io finisco, 1. noi finiamo,

Finisci (questo lavoro)! = Beende (diese Arbeit)! 3. lui/lei/Lei finisce, 2. tu finisci, 2. voi finite, 3. loro finiscono

von vendere: 1. io vendo, 1. noi vendiamo,

Vendi (questa casa)! = Verkauf’ (dieses Haus)! 3. lui/lei/Lei vende, 2. tu vendi, 2. voi vendete, 3. loro vendono

3. lui/lei/Lei vede, 3. loro vedono 3. lui/lei/Lei sente, 3. loro sentono

Zur Erinnerung Verben auf –are (hier ist es wie gesagt die 3. Person Präsens Indikativ): von cantare: 1. io canto, 1. noi cantiamo,

Canta! = Sing’! 2. tu canti, 2. voi cantate,

3. lui/lei/Lei canta, 3. loro cantano

N.B. 4: Der verneinte Befehl per du wird bei allen 4 Verbgruppen einfach über „non + INFINITIV“ gebildet: Non cantare! Non vendere la casa!

➔ ➔

Sing’ nicht! Verkauf’ das Haus nicht!

Das gilt analog für die Verneinung der ihr-Form (mit Zusatzfunktion Höflichkeitsform, nur Plural): Non cantate! Non vendete la casa!

➔ ➔

Singt nicht! Verkauft das Haus nicht!


94

SCUSISCUSA

4. Unregelmäßige Verben: Fortsetzung avere = haben io ho tu hai lui/lei/Lei ha noi abbiamo voi avete loro hanno andare = gehen (ist kein Verb auf –are, auch wenn es so aussieht !) io vado tu vai lui/lei/Lei va noi andiamo voi andate loro vanno dire = sagen io tu lui/lei/Lei noi voi loro

dico dici dice diciamo dite dicono

fare = machen/tun io tu lui/lei/Lei noi voi loro

faccio fai fa facciamo fate fanno


LEKTION 2

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N.B. 5: Die Konjugation dieser beiden unregelmäßigen Verben wird um Einiges regelmäßiger, wenn man sich vor Augen hält, dass fare und dire sich uns heute in verkürzter Form darstellen und eigentlich einmal facĕre und dicĕre lauteten. Die frühere komplette Form dieser Verben bricht also an ganz unterschiedlichen Stellen im Konjugationsparadigma wieder auf. Bei den Personalendungen zeigt sich trotz aller Unregelmäßigkeit der Verben doch eine gewisse Regelmäßigkeit. dare = geben io tu lui/lei/Lei noi voi loro

do dai dà71 diamo date danno

io tu lui/lei/Lei noi voi loro

voglio vuoi vuole vogliamo volete vogliono

volere = wollen

sapere = wissen, können (sapere di = schmecken nach) io so tu sai lui/lei/Lei sa noi sappiamo voi sapete loro sanno 71

Um die Präposition da (bei, zu, durch, seit, von) von der italienischen Entsprechung von (er/sie/es) gibt unterscheiden zu können, kennzeichnet man letztere mit einem Akzent.


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SCUSISCUSA

dovere72 = müssen io tu lui/lei/Lei noi voi loro

devo/debbo devi deve dobbiamo dovete devono/debbono

io tu lui/lei/Lei noi voi loro

posso puoi può possiamo potete possono

potere = können

N.B. 6: Für egal welche Art von Verb gilt: Die Endungen der 1. und 2. Person Singular und der 1. Pers. Plural (des Präsens Indikativ), also –o, –i, –iamo, sind bei ALLEN Verben gleich, egal wie unregelmäßig das Verb ansonsten konjugiert werden mag.

72

Die Varianten io debbo und loro debbono sind in die Standardsprache eingeflossen und dürfen genauso verwendet werden (höheres Stilniveau).


LEKTION 2

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c) Possessiva (Besitzanzeigende Wörter) Im Gegensatz zum Dt. führen die italienischen Possessiva im Normalfall73 den Artikel bei sich. Sie sind, wie die deutschen Possessiva, nach Geschlecht und Zahl veränderlich:74 il mio libro/i miei libri

la mia borsa/le mie borse

il tuo libro/i tuoi libri

la tua borsa/le tue borse

il suo libro/i suoi libri

la sua borsa/le sue borse

il nostro libro/i nostri libri

la nostra borsa/le nostre borse

il vostro libro/i vostri libri

la vostra borsa/le vostre borse

il loro libro/i loro libri

la loro borsa/le loro borse

N.B. 7: In der dritten Person Singular unterscheidet das It. nicht nach dem Geschlecht der Besitzer wie das Dt.: il suo libro kann somit sowohl sein Buch (das von Pietro) als auch ihr Buch (das von Anna) und la sua borsa kann somit sowohl seine Tasche (die von Pietro) als auch ihre Tasche (die von Anna) bedeuten. Auch die italienischen Possessiva können – wie im obigen Fall – sowohl adjektivisch als auch pronominal (also substantiviert = an Stelle eines Hauptworts, d.h. als Pronomen) gebraucht werden: Questa è la mia casa. – Das ist mein Haus. (mia ist Adjektiv zu casa) Questa è la mia. – Das ist das meine/das meinige etc. (la mia = das meinige ersetzt casa).

73

74

Der Artikel fällt bei Verwandtschaftsbeziehungen im Singular weg, WENN DIESE NICHT VERNIEDLICHT SIND: Man sagt: mia madre, mio padre ABER: la mia mamma, il mio papà und i miei genitori. Bei loro muss der Artikel immer stehen. Das sind bei Weitem nicht alle Regeln, die es hinsichtlich der Setzung oder Nicht-Setzung des Artikels beim Possessivpronomen zu beachten gilt. Diese können im hier vorgegebenen Rahmen nicht alle behandelt werden. Vgl. zusätzlich Reumuth & Winkelmann (1993, 70). Vgl. zusätzlich Reumuth & Winkelmann (1993, 68-73).


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SCUSISCUSA

d) Demonstrativa (Hinweisende Wörter) Auch die italienischen Demonstrativa 75 können sowohl adjektivisch als auch pronominal (also substantiviert = an Stelle eines Hauptworts, d.h. als Pronomen) gebraucht werden. Dazu mehr unten. Zunächst zu den adjektivisch gebrauchten Formen: Wenn räumliche Nähe zum Sprecher besteht: questo (bzw. questa, questi, queste) Bei größerem räumlichem Abstand zum Sprecher: quello (bzw. quella, quelli, quelle) Diese können – analog zum Dt. – durch qui/qua (hier im Falle von questo) und lì/là (da/dort im Falle von quello) ergänzt werden: Questo libro (qui oder qua) mi piace.= Dieses Buch (hier) gefällt mir. Bei den Formen von quello gibt es zwei Dinge zu beachten: 1) Die männlichen Formen verändern sich, wenn sie adjektivisch gebraucht werden und direkt vor dem Wort stehen, auf das sie sich beziehen: Es heißt dann nicht *quello libro sondern quel libro. Für den Plural bedeutet das: Es heißt nicht *quelli libri sondern quei libri. Beginnt das Folgewort mit Vokal oder „unreinem –s“ (also s + ein oder mehrere weitere Konsonanten), so gelten dieselben Regeln wie beim bestimmten Artikel: quell’amico quegli amici quello sbaglio quegli sbagli

75

Vgl. zusätzlich Reumuth & Winkelmann (1993, 61-65).


LEKTION 2

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2) Wenn die Formen von quello anstatt adjektivisch substantivisch (also wie ein Hauptwort) verwendet werden, muss die Normalform von quello erhalten bleiben: Adjektivischer Gebrauch: Ti do quel piccolo bicchiere lì, a sinistra.

= Ich gebe dir das („jenes“) kleine Glas dort, links.

Substantivischer Gebrauch: No, grazie. Dammi quello grande, a destra.

= Nein, Danke, gib mir das große, rechts.

Im Plural Adjektivischer Gebrauch: Ti do quei piccoli bicchieri lì, a sinistra.

= Ich gebe dir die („jene“) kleinen Gläser dort, links.

Substantivischer Gebrauch: No, grazie. Dammi quelli grandi, a destra.

= Nein, Danke, gib mir die großen, rechts.

Dass quello im zweiten Fall nicht die Funktion eines Adjektivs, sondern die eines Substantivs hat, sieht man daran, dass im ersten Fall quello zusammen mit einem Substantiv verwendet wird: quel piccolo bicchiere; im zweiten Fall hat quello die Rolle des (weggefallenen) Substantivs übernommen: quello grande. (Im Dt.: das kleine Glas ABER das große, rechts). N.B. 8: Für die männlichen Formen des Adjektivs bello gelten dieselben Regeln wie für das Demonstrativpronomen quello. Che bei libri! Che begli armadi antichi! Che bello sguardo!

Was für schöne Bücher! Was für schöne, alte Schränke! Was für ein schöner Blick


100 SCUSISCUSA Selbstverständlich heißt es nach wie vor: I libri sono belli. Gli armadi antichi sono belli.

VII.

(nicht *I libri sono bei.) (nicht *Gli armadi antichi sono begli.)

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1.

Bring den Kuchen/Nachtisch der Großmutter (= zu der Großmutter). 2. Was willst du essen? 3. Kannst du die Arbeit jetzt beenden? 4. Ich beende die Arbeit jetzt und dann bringe ich der Oma den Kuchen. 5. Siehst du die Konditorei? 6. Meine Großeltern wollen ihr Haus verkaufen. 7. Meine Mutter will ihr Haus nicht verkaufen. 8. Meine Schwester weiß nichts. 9. Hast du Hunger? 10. Schau (mal), Pietro macht einen Scherz. 11. Wann fängt das Konzert an? 12. Mach deine Arbeit in Ruhe fertig. Zusätzliche Vokabelangaben: Arbeit = lavoro (männl.) jetzt/nun = adesso/ora dann = poi die Schwester = sorella (weibl.) der Scherz = scherzo (männl.) wann? = quando? in Ruhe = con calma (weibl.)


LEKTION 2 101

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a.) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b.) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.



Lektion 3

Inhaltsübersicht Erarbeitung VOR dem Arbeiten mit den Lektionstexten: a.) Die Pronominalisierung: Das Ersetzen von Satzgliedern durch Fürwörter („Platzhalter“/Pronomen) Erarbeitung WÄHREND des Arbeitens mit den Lektionstexten: b.) Reflexive Verben (Rückbezügliche Verben) c.) Die „Vollendete Gegenwart“ = Passato prossimo mit Vorgriff auf das Passato remoto d.) Weitere unregelmäßige Verben: stare

a) Die Pronominalisierung: Das Ersetzen von Satzgliedern durch Fürwörter („Platzhalter“/Pronomen) I.

Einstieg

Dialoge oder Ereignisberichte „drehen sich“ um etwas, sie haben – ganz banal ausgedrückt – Themen als Gegenstand. Ein wichtiger Bestandteil dieser Themen sind Personen oder Dinge, und Personen und Dinge werden mit Hilfe von Hauptwörtern/Substantiven dargestellt, z.B. Tina hat mich gestern angerufen. Tina hat gesagt, dass Gerd Tina angeboten hat, Tina mit aufs Konzert zu nehmen, weil Gerd gerade Zeit hat, solche Dinge mit Tina zu unternehmen. So würde niemand eine Geschichte erzählen: Wenn einmal bekannt ist, dass es um Tina und Gerd geht, wird man diese beiden Namen, die ja Nomen (Hauptwörter/Substantive) sind, beim Diskurs nicht ständig wiederholen, sondern sie durch Pro-Nomen (Pronomen 103


104 SCUSISCUSA stehen für ein Nomen, sind Platzhalter = „Für-Wörter“ = Fürwörter) ersetzen: Tina hat mich gestern angerufen. Sie hat gesagt, dass Gerd ihr angeboten hat, sie mit aufs Konzert zu nehmen, weil er gerade Zeit hat, solche Dinge mit ihr zu unternehmen. „Tina“ und „Gerd“ kommen jetzt nur noch ein einziges Mal in der vollständigen Form, also als Nomen, vor – einfach nur zur Einführung. Danach werden sie durch Pronomen ersetzt. Bei obigem Beispiel kommen die Fälle NOMINATIV (wer? = sie/er), DATIV (wem? = ihr) und AKKUSATIV (wen? = sie) vor. Was das It. angeht, so sind die NOMINATIV-Pronomen76 (Subjektpronomen) schon von der ersten Lektion her bekannt: io, tu, lui/lei/Lei, noi, voi, loro. Diese werden aber – wie gesagt – sehr sparsam eingesetzt, sie kommen nur vor, wenn das Subjekt betont werden soll. Die GENITIV-Pronomen bilden einen Sonderfall: Einerseits könnte man darunter die Possessiv-Pronomen, die besitzanzeigenden Fürwörter, d.h. die Possessiva in ihrer substantivierten Form, verstehen, wie sie in Lektion 2 behandelt worden sind: il mio, il tuo, il suo/ il Suo, il nostro, il vostro, il loro und die dazugehörigen weiblichen + Plural-Varianten. Andererseits kommen Pronomen wie deren/dessen hinzu, denen im It. einfach nur die Form cui entspricht. Wir müssen uns also nur noch um die Fälle AKKUSATIV und DATIV kümmern, weil diese hinsichtlich der Pronominalisierung noch nicht behandelt worden sind. Dies ist allerding nicht ganz einfach, weil im It. von jedem der beiden Fälle/Kasus jeweils zwei Serien von Pronomen existieren: 1) unbetonte Pronomen und 2) betonte Pronomen

76

Vgl. allgemein Duden (2005, §§354-356).


LEKTION 3 105 N.B. 1: Nachdem der NOMINATIV auf die Frage wer? antwortet, stellt das im Nominativ stehende Hauptwort automatisch das Subjekt („den Handlungsträger“) des Satzes dar, z.B. WER macht etwas? Der Polizist. Die Substantive, die im AKKUSATIV (den Polizisten) oder DATIV (dem Polizisten) stehen, können nicht die Funktion des Subjekts, des Handlungsträgers, übernehmen; man kann nicht sagen: *Den Polizisten macht etwas. Oder *Dem Polizisten macht etwas. Die Formen „den Polizisten“ und „dem Polizisten“ können nur Objekte sein, das heißt, die hier genannte Person77 (in diesem Fall dargestellt durch das Substantiv Polizist) macht nicht selbst etwas, es wird etwas mit ihr gemacht: Anna begrüßt den Polizisten. ➔ „den Polizisten“ handelt nicht selbst, es ist vielmehr so, dass er eine Handlung erfährt, die jemand anderer durchführt. Oder: Anna gibt dem Polizisten ein Buch. ➔ „dem Polizisten“ handelt nicht selbst, er erfährt eine Handlung, die jemand anderer durchführt. Hier wird deutlich, dass in beiden Fällen Objektfunktion vorliegt. Die Pronomen, die diese Objekte ersetzen, also ihre Platzhalter sind, nennt man daher „Objektpronomen“. Im Dt. spricht man von DATIV- und AKKUSATIV-Objektpronomen. Dadurch, dass das It. strenggenommen ja keine „Fälle“ hat, spricht man hier eher von „direktem“ (entspricht dem Akkusativ) und „indirektem“ (entspricht dem Dativ) Objektpronomen.

77

Selbstverständlich muss es sich in solchen Fällen nicht unbedingt um Personen handeln. Es kann auch um andere belebte Wesen oder um Gegenstände gehen.


106 SCUSISCUSA

II. Kontrastpunkt Deutsch Das Dt. kennt die formale Unterscheidung in betonte und unbetonte Pronomen NICHT. Die Betonung eines Pronomens erfolgt im Dt. ausschließlich über die Stimme, nicht über die Wahl einer eigenen grammatikalischen Form. Anmerkung: Die Kursiv-Setzung der unbetonten Objektpronomen soll nicht bedeuten, dass diese akustisch betont wären, wie das bei der fett gesetzten Serie der Fall ist. Bei der Kursiv-Setzung geht es nur darum, die unbetonten Objektpronomen optisch hervorzuheben. Singular: Nominativ Person 1) ich

Akkusativ Unbetont Anna sieht mich an.

2) du

Anna sieht dich an.

3) er

Anna sieht ihn an.

3) sie

Anna sieht sie an.

3) es

Anna sieht es an.

78

Betont Anna sieht mich an, nicht Gerd. Anna sieht dich an, nicht Gerd. Anna sieht ihn an, nicht Gerd. Anna sieht sie an, nicht Gerd. Anna sieht es78 an, nicht Gerd.

Dativ Unbetont Anna gibt mir das Buch. Anna gibt dir das Buch. Anna gibt ihm das Buch.

Anna gibt ihr das Buch. Anna gibt ihm das Buch.

Betont Anna gibt mir das Buch, nicht Gerd. Anna gibt dir das Buch, nicht Gerd. Anna gibt ihm das Buch, nicht Gerd. Anna gibt ihr das Buch, nicht Gerd. Anna gibt ihm das Buch, nicht Gerd.

Ob das deutsche Pronomen es tatsächlich in dieser Weise über die Stimme betont werden kann, kann hier nicht geklärt werden. Es ist sehr gut möglich, dass hier eine Ausnahme vorliegt und man auf Ersatzkonstruktionen ausweichen muss.


LEKTION 3 107 Plural: Nominativ Person 1) wir

Akkusativ Unbetont Anna sieht uns an.

2) ihr

Anna sieht euch an.

3) sie/Sie

Anna sieht sie/Sie an.

Betont Anna sieht uns an, nicht Gerd. Anna sieht euch an, nicht Gerd. Anna sieht sie/Sie an, nicht Gerd.

Dativ Unbetont Anna gibt uns das Buch. Anna gibt euch das Buch.

Anna gibt ihnen/Ihnen das Buch.

Betont Anna gibt uns das Buch, nicht Gerd. Anna gibt euch das Buch, nicht Gerd. Anna gibt ihnen/Ihnen das Buch, nicht Gerd.

Wenn man sich die Tabelle anschaut, stellt man fest, dass die Formen der betonten Objekt-Pronomen sich im Dt. nicht von denjenigen der unbetonten unterscheiden. Im It. haben wir hier eine etwas andere Sachlage. Außerdem unterscheiden sich die direkten und die indirekten Objektpronomen im Dt. in allen Personen voneinander.

III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) 1. 2.

Es gibt im Dt. keine zwei Serien von Pronomen, also betonte und unbetonte, sondern nur EINE Serie. Im Dt. unterscheiden sich die Pronomen für den Dativ- und die für den Akkusativ in ALLEN grammatikalischen Personen, im It. nur in den 3. Personen (hinsichtlich des It. ist nur die Serie der unbetonten Pronomen betroffen).


108 SCUSISCUSA

IV. Die Verhältnisse im Italienischen Singular: Nominativ

Direktes Objektpronomen (Akkusativ) Unbetont Betont Anna Anna mi guarda. guarda me, non Gerd. Anna Anna ti guarda. guarda te, non Gerd. Anna Anna lo guarda guarda lui, non Gerd. Anna Anna la/La guarda. guarda lei/Lei, non Gerd. -

Indirektes Objektpronomen (Dativ) Unbetont Betont Anna Anna dà mi dà il libro a me, il libro. non a Gerd. Anna Anna dà ti dà il libro a te, il libro. non a Gerd. Anna Anna dà gli dà il libro a lui, il libro. non a Gerd. Anna Anna dà il libro le/Le dà a lei/a Lei, il libro. non a Gerd. -

Direktes Objektpronomen (Akkusativ) Unbetont Betont

Indirektes Objektpronomen (Dativ) Unbetont Betont

1) noi

Anna ci guarda.

2) voi

Anna vi guarda.

3) loro (gr. männlich) 3) loro (gr. weiblich)

Anna li guarda.

Anna ci dà il libro. Anna vi dà il libro. Anna gli80 dà il libro. Anna gli81 dà il libro.

Person 1) io

2) tu

3) lui

3) lei/Lei

3)79 -

Plural: Nominativ Person

79

80 81

Anna le guarda.

Anna Guarda noi, non Gerd. Anna guarda voi, non Gerd. Anna guarda loro, non Gerd. Anna guarda loro, non Gerd.

Anna dà il libro a noi, non a Gerd. Anna dà il libro a voi, non a Gerd. Anna dà il libro a loro, non a Gerd. Anna dà il libro a loro, non a Gerd.

Das, was dem deutschen Nominativ es entspricht, gibt es im It. bekanntlich nicht. In der Objekt-Pronominalisierung brauchen wir die Entsprechung für es aber schon, man bedient sich hier einfach des männlichen Pronomens lo. Lo vedo kann also heißen Ich sehe ihn oder auch Ich sehe es. Mit dem Dativ verhält es sich analog. In gehobenerem Italienisch würde man hier sagen: Anna dà loro il libro. Vgl. allgemein Reumuth & Winkelmann (1993, 108ff.). Siehe vorangegangene Fußnote.


LEKTION 3 109 N.B. 2: Zur Stellung der Objektpronomen gilt: 1. Im Aussagesatz (ohne Modalverb) steht es VOR dem konjug. Verb: (Io) lo guardo./Ich schaue es/ihn an. 2. Im Aussagesatz (mit Modalverb) wird es entweder direkt an den Infinitiv (mit e-Synkope) angehängt oder VOR das konjug. Modalverb gestellt, also Voglio saperlo/Ich will es wissen ODER Lo voglio sapere/Ich will es wissen. 3. Beim bejahten Befehl per du wird es direkt an den Befehl angehängt (ohne Änderung der Betonungsstelle): Preparalo82! Spediscilo! Guardala! Portagli il dolce!

= = = =

Bereite es/ihn vor! Versende es! Schau’ sie an! Bring’ ihm/ihnen den Kuchen!

4. Beim verneinten Befehl per du: wird es entweder VOR den Infinitiv gestellt oder direkt an den Infinitiv (mit e-Synkope) angehängt:

82

Non lo fare!/Non farlo!

Tu’ es nicht! (oder auch: Mach’ es nicht!)

Non ti preoccupare!/ Non preoccuparti!

Sorg’ dich nicht.

Man achte in diesem Fall und auch den folgenden Fällen auf die Betonung!


110 SCUSISCUSA

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch Im It. kann man nicht allein mittels der Stimme betonen, man braucht hierzu zusätzlich grammatikalische Mittel, wie etwa zwei unterschiedliche Formen-Serien von Objekt-Pronomen. Im It. besitzen die betonten Objekt-Pronomen und die unbetonten daher unterschiedliche Formen.

VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 3 Anna: Cosa dici? Passiamo dallo zio e gli portiamo anche un po’ di dolce. D’accordo? Pietro: E alla zia non portiamo niente? Anna: Ma certo, portiamo qualcosa pure a lei. Lo sai che le piacciono tanto i dolci. Quando vede un dolce così bello, lo vuole subito. Ma purtroppo, il dolce non le fa bene ... Ma sai cosa? La zia ha sempre comprato cose che non le fanno bene. Sai, la conosco bene, la zia!

Anna: Was meinst du? [= „Was sagst du?“] Wir gehen beim Onkel vorbei und bringen ihm auch ein bisschen Nachtisch. Einverstanden? Pietro: Und der Tante bringen wir nichts? Anna: Aber sicher, auch ihr bringen wir etwas. Du weißt [es (doch)], dass ihr Nachtisch so sehr schmeckt [„gefällt“]. Wenn sie einen so schönen Kuchen [Nachtisch] sieht, will sie ihn sofort. Aber leider tut Kuchen ihr nicht gut. Aber weißt du was? Die Tante hat immer Sachen gekauft, die ihr nicht guttun. Weißt Du, ich kenne sie gut, die Tante.


LEKTION 3 111 È sempre andata nei bar pasticceria per ordinare dolci. Bisogna stare attenti. È uno stress passare con lei davanti alle vetrine delle pasticcerie con tutti i dolciumi dentro. La zia, quando le vede, queste cose, le vuole tutte.

Una settimana fa, ha mangiato una torta intera! È proprio così: soprattutto i dolci! I dolci, li adora. Come si chiama il suo dolce preferito? Si chiama „tiramisù“.

Sie ist immer in die Cafés gegangen, um Kuchen/ Süßes zu bestellen. Man muss aufpassen [= man muss aufmerksam sein]. Das ist ein Stress, mit ihr an den Schaufenstern der Konditoreien vorbeizugehen, mit all den Süßigkeiten drin. [Wörtl.: ] Die Tante, wenn sie sie sieht, diese Sachen, will sie sie alle [bzw.: Wenn die Tante diese Sachen sieht, will sie sie alle“]. Vor einer Woche hat sie eine ganze Torte gegessen! Es ist wirklich so: Vor allem Süßspeisen! Süßspeisen, die vergöttert sie. Wie heißt ihr Lieblingsnachtisch [ihre Lieblingssüßspeise]? Er/Sie heißt „Tiramisù“.

b) Reflexive Verben (Rückbezügliche Verben) Reflexive Verben sind „rückbezügliche“ Verben, das heißt, sie beziehen sich auf das Subjekt, also die handelnde(n) Person(en): Sie ist/sind Objekt der eigenen Handlung. Die meisten Verben kann man reflexiv verwenden. Durch ein Beispiel wird das gleich viel klarer: „kämmen“ wird in seiner reflexiven Variante zu „sich kämmen“, also: Ich kämme mich. (Ich, die handelnde Person/das Subjekt, kämme mich selbst).


112 SCUSISCUSA Du kämmst dich. (Du, die handelnde Person/das Subjekt, kämmst dich selbst). Er (sie, es) kämmt sich. (Er, die handelnde Person/das Subjekt, kämmt sich selbst). Wir kämmen uns. (Wir, die handelnden Personen/das Subjekt, kämmen uns selbst). Ihr kämmt euch. (Ihr, die handelnden Personen/das Subjekt, kämmt euch selbst). Sie kämmen sich. (Sie, die handelnden Personen/das Subjekt, kämmen sich selbst). Ganz allgemein muss – sowohl bezüglich des Dt. als auch bezüglich des It. – noch hervorgehoben werden, dass es neben dieser „echten“ Reflexivität, die wir gerade beim Beispiel sich kämmen vorgefunden haben, auch eine „unechte“ Reflexivität gibt. 83 Diese nach unserem Verständnis unechte Reflexivität kann man oft mit einer man-Konstruktion oder einer Passivkonstruktion gleichsetzen. Nehmen wir das Beispiel:84 Diese Worte/Dinge

Queste parole

sagen sich so leicht./werden gesagt

si dicono così facilmente.

Formal liegt hier kein Unterschied zu „Sie kämmen sich“ vor. Und trotzdem haben wir es beim Beispiel Diese Worte/Dinge sagen sich so leicht nicht mit echter Reflexivität (siehe zu „echt“ oben) zu tun, denn die Dinge sagen sich ja nicht wirklich selbst, sondern sie werden gesagt oder man sagt sie. Es gilt hier also:

83

84

Bei den Bezeichnungen „echt“ und „unecht“ weichen wir hier bewusst von der für unsere Bedürfnisse zu detaillierten Darstellung im Duden (2005, §552, S. 408/409) ab. Hinsichtlich der Verhältnisse im It. soll hier zusätzlich auf Salvi & Vanelli (2004, 72-76) verwiesen werden. Vgl. hierzu wie gesagt Salvi & Vanelli (2004, 72-76).


LEKTION 3 113 Diese Worte/Dinge sagen sich so leicht. = Diese Worte/Dinge sagt man so leicht. = Diese Worte/Dinge werden so leicht gesagt. Hier wird deutlich, warum die wichtigste Möglichkeit, im It. man auszudrücken, in der durch si (Reflexivkonstruktion) gegebenen zu sehen ist. Weitere Möglichkeiten wären uno (= „einer“) oder ci, die man dann braucht, wenn die eben beschriebene reflexive man-Konstruktion auf ein reflexives Verb angewandt wird: Man kämmt sich würde dann nicht lauten *Si pettina sondern Ci si pettina (auch: Uno si pettina). Das man wird aus Gründen des Schönklangs dann durch ci oder uno ausgedrückt. Aber zurück zur Reflexiv-Konstruktion, die sich auf nicht genuin reflexive Verben bezieht (z.B. sagen etc.): Queste parole si dicono così facilmente.

= Diese Worte sagt man so leicht.

Si parla inglese.

= Man spricht Englisch.

Die deutsche Konstruktion mit man ist recht pflegeleicht, sie sieht bezogen auf Einzahl und Mehrzahl immer gleich aus, was im It. – aufgrund der notwendigen Reflexivkonstruktion – nicht der Fall ist: Man spricht Englisch.

= Si parla inglese.

Man spricht verschiedene Sprachen.

= Si parlano diverse lingue.

Im It. wäre hierzu noch Folgendes zu beachten: 1.

2.

Beim Infinitiv sich kämmen steht das Reflexiv-Pronomen nicht VOR dem Infinitiv, sondern danach. Es heißt also nicht *si pettinare sondern pettinarsi. Hinzu kommt, dass das -e von pettinare wegfällt, sobald das si hinten angehängt wird. Es heißt also nicht *pettinaresi sondern


114 SCUSISCUSA pettinarsi (man braucht nur einmal auszuprobieren, *pettinaresi zu sprechen; man wird merken, dass dieses /e/ fast automatisch wegfällt). Hier spricht man – wie in der Musik – von einer Synkope. Im It. kommt es übrigens häufig vor, dass Endvokale aus rhythmischen Gründen wegfallen: Würde man anstatt dolce far niente sagen „dolce fare niente“, würde man zu einem Staccato-Rhythmus gelangen, den das It. – aus Gründen des Schönklangs – immer zu vermeiden versucht. Beim Beispiel mit dem Infinitiv und dem Reflexivpronomen ist die Synkope – durch die Zusammenschreibung – zwingend. Bei "dolce far niente" wäre es nicht unbedingt ein Fehler, das -e von fare stehen zu lassen, also dolce fare niente zu sagen, es wäre aber doch eher unüblich. So sagt man auch lieber Canal grande anstatt Canale grande oder auch Così fan tutte anstatt Così fanno tutte. Bei den konjugierten Formen steht das Reflexivpronomen im It. immer VOR dem Verb: io tu lui/lei/Lei noi voi loro

mi pettino ti pettini si pettina ci pettiniamo vi pettinate si pettinano

c) Die „Vollendete Gegenwart“ = Passato prossimo, mit Vorgriff auf das Passato remoto 1. Zur Bildung und zu formalen Besonderheiten: Auch wenn in der Anwendung dieses Tempus teilweise große Unterschiede85 zwischen Dt. und It. bestehen können, so funktioniert die Bildung dieser Form weitgehend analog zum im Dt. herrschenden Prinzip: Zur Bildung dieses Tempus brauchen wir in beiden 85

Die „Vollendete Gegenwart“ des Dt. muss also nicht unbedingt dem Passato prossimo (was die klassische Zuordnung wäre) entsprechen, sie kann auch für ein Imperfetto stehen (wie z.B. bei „Wie schön ist es damals gewesen: Während die einen getanzt haben, haben wir gesungen“), für eine Zeit-Form also, die wir erst später noch erlernen werden. Vgl. zur semantischen Differenzierung der Tempora im Dt. allgemein Eisenberg (42013b, 105f.).


LEKTION 3 115 Sprachen die Hilfsverben haben und sein, also avere und essere. Ein Problem wird allerdings die „Verteilung“ von haben und sein darstellen. Es ist zwar sehr oft so, dass – wenn im Dt. das Hilfsverb haben verwendet werden muss – das auch im It. so ist, ebenso im Falle der Verwendung von sein: Ich habe gesungen. = Ho cantato. und Ich bin gegangen. = Sono andato. Trotzdem sind die Fälle, in denen es diese Übereinstimmung nicht gibt, relativ häufig. So sagt man z.B. im Dt.: Das Buch hat mir gefallen. Im It. jedoch: Il libro mi è piaciuto, also praktisch: *Das Buch ist mir gefallen anstatt Das Buch hat mir gefallen. Allgemein gilt trotz allem: Um die einfache Vergangenheit zu bilden, brauche ich die konjugierten Formen von avere oder essere + Partizip Perfekt. Das Partizip Perfekt erhalte ich bei regelmäßigen Verben, indem ich an den Stamm des Verbs (den Stamm erhält man immer durch Abtrennen der Endungen) folgende Endungen hänge: bei den Verben auf -are: -ato bei den Verben auf -ere: -uto bei den Verben auf -ire: -ito bei den Verben auf -ĕre: -uto Wenn es nun darum geht, zu entscheiden, mit WELCHEM der beiden möglichen Hilfsverben man das Partizip Perfekt zu kombinieren hat, kann man sich die Entscheidung wie folgt erleichtern: 1.

Transitive86 Verben haben immer avere

86

Transitive Verben sind Verben, die ein direktes Objekt (Akkusativ-Objekt) haben können: „grüßen“ ist ein transitives Verb, weil es ein direktes Objekt haben


116 SCUSISCUSA 2. 3.

Intransitive87 Verben haben meistens essere Reflexive Verben haben immer essere

N.B. 3: Manche (intransitive) Verben kann man sowohl mit „essere“ als auch mit „avere“ bilden. Dazu gehören vor allem die Witterungsverben wie regnen, schneien, hageln usw. Im Dt. werden diese immer mit „haben“ gebildet: Es hat geregnet. Dazu gibt es keine Alternative. Im It. kann man jedoch (teils mit funktionalem Unterschied, s.u.) sowohl È piovuto als auch Ha piovuto. sagen für Es hat geregnet. Allerdings scheint sich im It. doch eine Regel zu verfestigen (vgl. hierzu insgesamt auch Reumuth & Winkelmann 1993, 156f.): Wenn man eine Dauer ausdrückt, wird eher avere verwendet: Ha piovuto per ore. = Es hat stundenlang geregnet. Handelt es sich um eine allgemeine Feststellung, wird essere bevorzugt. È piovuto.

=

Es hat geregnet.

Das Passato prossimo weist aber gegenüber der deutschen „einfachen Vergangenheit“ (Vollendete Gegenwart) noch eine weitere Besonderheit auf:

87

kann: Jemanden grüßen (wen oder was grüßen?), also: Ich grüße Herrn Müller. Intransitive Verben hingegen können kein direktes Objekt haben, wie z.B. „gehen“: Ich gehe kann nicht um ein direktes Objekt erweitert werden: *Ich gehe (wen oder was?) Herrn Müller. Siehe vorangegangene Fußnote.


LEKTION 3 117 N.B. 4: Immer wenn das Passato prossimo mit essere gebildet wird, muss man das Partizip Perfekt in Geschlecht und Zahl dem Subjekt angleichen: Anna è andata al cinema. Marco è andato al cinema. Marco e Pietro sono andati al cinema. Marco e Anna sono andati al cinema. Anna e Maria sono andate al cinema. Reflexive Verben bilden das passato prossimo wie gesagt immer mit essere: Anna si è pettinata. Marco si è pettinato. Marco e Pietro si sono pettinati. Marco e Anna si sono pettinati. Anna e Maria si sono pettinate.


118 SCUSISCUSA N.B. 5: Geht einer mit avere gebildeten Passato-prossimo-Form (also Formen wie ho cantato, ho venduto, ho finito usw.) ein Objektpronomen voraus, das für ein direktes Objekt steht, dann wird das Partizip in Geschlecht und Zahl diesem Objekt angeglichen. So wäre es falsch, auf die Frage Hai guardato questi libri? zu antworten: *Sì, li ho guardato. Denn die Form guardato muss der Form li angeglichen werden, die richtige Lösung ist somit: Sì, li ho guardati. Ebenso: Hai guardato queste rose?

-

Sì, le ho guardate.

Hai guardato questa rosa?

-

Sì, la ho [l’ho] guardata.

Hai guardato questo libro?

-

Sì, lo ho [l’ho] guardato.

Und im Singular:

lo, la, li und le sind Pronomen, die sich auf die „dritten Personen“ beziehen, hier ist dieser Angleichungsmechanismus obligatorisch. Bei den Pronomen, die sich auf andere Personen (nämlich die 1. und 2. Person) beziehen, ist das Angleichen fakultativ. So kann man den Satz Pietro hat uns angeschaut auf zwei Arten wiedergeben: - Pietro ci ha guardati. (oder Pietro ci ha guardate, falls sich hinter uns eine rein weibliche Gruppe verbirgt.) oder - Pietro ci ha guardato. (also ohne Angleichung des Partizips)


LEKTION 3 119 2. Zur Anwendung des Passato prossimo: Im Passato prossimo werden Ereignisse und Handlungen dargestellt, die zwar in der Vergangenheit begonnen haben und sogar in der Vergangenheit abgeschlossen88 sein können, die aber trotzdem etwas mit der Gegenwart des Sprechers89 zu tun haben: Stamattina sono andato in città e ho comprato questi due libri, guarda!90 N.B. 6: Formal entspricht das Passato prossimo ganz genau dem deutschen Tempus „Vollendete Gegenwart“, von der Anwendung her gesehen liegt leider nur eine teilweise91 Entsprechung vor. Das Passato prossimo hat eine relativ enge Beziehung zu einem weiteren it. Tempus, genannt Passato remoto, das im Dt. keine direkte Entsprechung hat. Das Passato remoto ist eine einteilige Zeit, sieht also aus wie das dt. Präteritum (ich sang, ich tanzte, ich kochte, ich lachte usw.), darf aber trotzdem nicht mit diesem gleichgesetzt werden (siehe Lektion 5). Das Passato remoto wird – im Gegensatz zum Passato prossimo – verwendet, um Handlungen und Ereignisse darzustellen, die in der Vergangenheit begonnen haben und in der Vergangenheit abgeschlossen92 sind, die aber keinen93 Bezug mehr zur Gegenwart des Sprechers haben.

88

89 90

91 92

93

Daher auch die vom Dt. her gesehen irreführende Bezeichnung „Perfekt“, die ja „abgeschlossen“ bedeutet. Wie wir bereits gesehen haben, kann dieses vermeintliche Perfekt im Dt. sogar in genau gegenteiliger Weise, d.h. wie ein Imperfekt verwendet werden („Damals ist sie jeden Tag schwimmen gegangen“). Das Verwirrende ist, dass „Perfekt“ lange Zeit das offizielle Synonym für „vollendete Gegenwart“ darstellte. Letztere (oder „Präsensperfekt“) ist aber die viel treffendere Bezeichnung, vgl. Weinrich (1994, 64) = (2001, 82). Vgl. zusammenfassend Jodl (2005) bzw. allg. Jodl (2018a, 43-243). Das wäre auch ein klassischer Fall, in welchem Passato prossimo und Vollendete Gegenwart sich decken würden: Heute morgen bin ich in die Stadt gegangen und habe diese zwei Bücher hier gekauft, schau! denn hier könnte die Vollendete Gegenwart durch wirklich keine andere dt. Zeit ersetzt werden, etwa: *Heute morgen ging ich in die Stadt und kaufte diese zwei Bücher hier, schau! (Duden 2005, §747). Wie gesagt können aber auch große Unterschiede vorliegen, vgl. oben. Bis hierher deckt sich die Anwendung mit dem Passato prossimo, daher werden beide zusammen auch als „Perfetto“ bezeichnet, um sie dem „Imperfetto“ gegenüber abzuheben. In süditalienischen Dialekten und im regionalen It. Süditaliens taucht das Passato remoto auch an Stellen auf, an denen Gegenwartsbezug besteht und eigentlich ein Passato prossimo verwendet werden müsste.


120 SCUSISCUSA N.B. 7: Die Bildung des Passato remoto der regelmäßigen Verben (auf -are): Die Formen der regelmäßigen Verben werden ganz normal vom Infinitiv-Stamm aus gebildet, siehe hier ein Beispiel der Verben auf -are94: (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

port port port port port port

–ai -asti -ò -ammo -aste -arono

d) Weitere unregelmäßige Verben (im Indikativ Präsens): stare stare: io tu lui/lei/Lei noi voi loro

94

sto stai sta stiamo state stanno

Die anderen regelmäßigen Gruppen funktionieren wie folgt: fin-ii, fin-isti, fin-ì, fin-immo, fin-iste, fin-irono und vend-ei (oder vend-etti), vend-esti, vend-è (oder vend-ette), vend-emmo, vend-este, vend-erono (oder vend-ettero). Die –ere und –ěreVerben brauchen auch hier nicht unterschieden zu werden, ebensowenig die beiden Typen der –ire-Verben).


LEKTION 3 121 N.B. 8: stare bedeutet sein im Sinne von sich befinden, stehen Somit bedeutet Sto bene wörtlich *Ich befinde mich gut, also Es geht mir gut. Die konjugierten Formen des Verbs stare braucht man auch, um zusammen mit dem GERUNDIUM die Verlaufsformen zu bilden, die den momentanen Ablauf einer Handlung anzeigen und die wir aus dem Englischen kennen. Im It. bildet man das Gerundium, indem man an den Stamm eines Verbs folgende Endungen anhängt: –ando (bei den Verben auf –are) –endo (bei allen anderen Verben), beide entsprechen formal

dem deutschen

–end (singend)

oder dem englischen

–ing (singing)

Ich singe gerade./Ich bin dabei, zu singen. wäre im It. somit: Sto cantando. Ich beende gerade./Ich bin dabei, zu beenden. wäre im It. somit: Sto finendo. Die Gerundiumformen (cantando/finendo) ALLEIN können auch den Wert eines Nebensatzes (z.B. kausal mit „weil“ oder temporal mit „als/während“ oder modal/instrumental mit z.B. „ indem“, je nach Kontext) oder den Wert eines Substantivs haben, z.B.: Finendo i compiti, pensa al prossimo viaggio. – Während/als er die Hausaufgaben abschließt (Beim Abschließen/bei Beendigung der Hausaufgaben), denkt er an die nächste Reise. Im Normalfall ist das nur bei Subjektgleichheit (siehe: als er/denkt er) in Haupt- und Nebensatz möglich, vgl. Jodl (2018a: 286ff.). Einen Überblick zum Thema „Gerundium“ findet man in Reumuth/Winkelmann (1993, 174-176).


122 SCUSISCUSA

VII.

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1. 2. 3. 4. 5.

Bring ihr den Kuchen. Kannst du ihm den Kuchen bringen? Willst du es nicht beenden? Da ist Anna. Siehst du sie? Meine Großeltern haben ein großes Haus. Sie wollen es verkaufen. 6. Meine Großeltern haben ihre Häuser schon verkauft. 7. Was? Sie haben sie verkauft (die Häuser)? 8. Ich gebe dir den Kuchen und dann bringst du ihn (der) Großmutter. 9. Du gibst mir den Kuchen und ich bringe ihn (der) Großmutter. 10. Meine Großmutter heißt Maria. 11. Anna kann es jetzt nicht fertigmachen. 12. Habt ihr schon alle Häuser angeschaut? 13. Ja, wir sind in die Stadt gegangen und haben sie angeschaut. 14. Das Buch gefällt mir. Was sagst du? Dir? Ja, mir. Zusätzliche Vokabelangaben: das Haus = casa (weibl.) schauen, anschauen = guardare Buch = libro (männl.) Da ist/da sind = ecco (unveränderlich!) groß = grande (männl. + weibl.)


LEKTION 3 123

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a.) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b.) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.



Lektion 4

Inhaltsübersicht Erarbeitung VOR dem Arbeiten mit den Lektionstexten: a.) Der Konjunktiv Präsens Erarbeitung WÄHREND des Arbeitens mit den Lektionstexten: b.) Die Rolle der Endung /i/ im Italienischen c.) Zusammenfassung: Der Befehl im Italienischen d.) Fortsetzung unregelmäßige Verben: venire

a) Der Konjunktiv Präsens I.

Einstieg

Wie schon in Lektion 1, vgl. allg. Jodl (2018a, 253-256) bzw. Jodl (2006), dargelegt, kann jeder Sachverhalt bzw. jede Satzaussage auf zwei Arten und Weisen (➔ Modi) dargestellt werden: Als „gegeben/sicher/real“ (➔ Modus = Indikativ/Aussageform) und als „nur gewünscht/unsicher/irreal“ (➔ Modus = Konjunktiv/„Möglichkeitsform“). Dies gilt im Prinzip für alle Zeitstufen. Infinitiv: kommen 3. Pers. Sing. Indikativ Präsens (also als Realität dargestellt) Dein Reich kommt.

125


126 SCUSISCUSA 3. Pers. Sing. Konjunktiv Präsens (also als „nur gewünscht“ oder „unsicher“ dargestellt) Dein Reich komme. Generell ist zum Modus Konjunktiv nochmals anzumerken, dass jedes Tempus, also jede Zeitform, in diesem Modus dargestellt werden kann, was mit wenigen Ausnahmen – gemeint ist das Passato remoto – auch fürs It. gilt: a) im Präsens:

er esse/er gehe

b) im „Perfekt“ (besser: Vollendete Gegenwart/ Präsensperfekt): er habe gegessen/er sei gegangen c) im Präteritum (vgl. Lektion 5):

er äße/er ginge

d) im Plusquamperfekt (vgl. Lektion 5):

er hätte gegessen/er wäre gegangen

a)/b) werden manchmal zum Konjunktiv I und c)/d) zum Konjunktiv II zusammengefasst.

II. Kontrastpunkt Deutsch Im Gegensatz zum Konjunktiv der Zeitstufe Vergangenheit braucht man im Dt. den Konjunktiv Gegenwart/Präsens für die Alltagskommunikation kaum noch.95 So ist z.B. der Anwendungsbereich „Befehl“ weggefallen, denn man sagt bei solchen Gelegenheiten nicht mehr: „Er komme herein.“ Diese Funktion übernimmt im

95

Eine letzte Bastion hat der Konjunktiv Präsens des Dt., außer in den alemannischen Dialekten, in der gehobenen Schriftsprache als Zeichen der Neutralität des Sprechers, vgl. zusammenfassend Jodl (2006, 20ff. mit Fußnote 25). Vgl. allgemein die genaue Differenzierung in Eisenberg (42013b, 110–115). Zu abweichenden Verhältnissen in den Dialekten vgl. auch Jodl (2006, 22, Fußnote 25).


LEKTION 4 127 heutigen Dt. eine andere Form, z.B. folgende: Kommen Sie herein!96 Auch in der Wunschfunktion (mit Nebensatz) kommt der Konjunktiv Präsens im Dt. nicht mehr vor: Eine Formulierung wie: Der gnädige Herr will, dass der Besuch nun hereinkomme. wird man als veraltet betrachten dürfen. Im It. hingegen ist der Konjunktiv Präsens in genau diesen Bereichen (wollen/wünschen, wozu auch das Befehlen gehört) äußerst vital und aus der Alltagssprache nicht wegzudenken, auch wenn seine Verwendung – gerade in der Umgangssprache – in bestimmten Bereichen abnimmt, vgl. Gsell & Wandruszka (1986).

III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Im Dt. wird man, wie in anderen Sprachen auch, einen Sachverhalt entweder als „real“ (somit im Indikativ) oder als „unsicher/nur gewünscht“ (also im Konjunktiv) darstellen. Die Formen der Zeitstufe Gegenwart gehören hinsichtlich des Konjunktivs fast ausschließlich der gehobenen Schriftsprache an.

IV. Die Verhältnisse im Italienischen 1. Bildung der Formen Am besten baut man sich hierzu folgende Eselsbrücke: Um im It. zu den Formen des Konjunktivs Präsens zu gelangen, muss man den Verben die Endungen geben, die sie normalerweise NICHT haben. Das heißt, die Verben auf –are bekommen plötzlich –i und alle

96

Ein Rest davon scheint in der du-Form Komm(e) herein! erhalten zu sein. Auch Formen wie „Kommen Sie herein“ usw. scheinen ursprünglich auf den Konjunktiv zurückzugehen. Beim Sprechen wird das aber wohl nicht mehr so empfunden.


128 SCUSISCUSA anderen bekommen plötzlich ein –a. (Richtig deutlich wird das Prinzip aber nur bei den dritten Personen). N.B. 1.: Wegen der unregelmäßigen Verben muss man die KonjunktivPräsens-Formen vom Stamm der 1. Person Singular Indikativ Präsens (also der ich-Form) ableiten, anstatt – wie das bei anderen Formen der Fall war – vom Stamm des Infinitivs. Warum man diese Regel beachten muss, wird gleich klar, wenn wir uns mit den unregelmäßigen Verben, ja schon allein mit den regelmäßigen auf –ire, die aber Stammerweiterung auf –isc haben, befassen. Eine Ausnahme von dieser Vorgehensweise stellen nur die 1. und die 2. Person Plural dar, also die wir- und die ihr-Form: Sie nehmen auch für die Konjunktiv-Präsens-Ableitung den Infinitiv-Stamm (vgl. Lektion 1). Generell gilt: Bei den regelmäßigen Verben (außer bei denen auf -ire mit Stammerweiterung auf -isc) macht es keinen Unterschied, ob man vom Infinitiv-Stamm oder vom Stamm der ichForm ableitet. Es ist aber einfacher, für ALLE Verben nur die eine SICHERE Regel zu lernen. Allerdings gibt es auch Verben, die so unregelmäßig sind, dass man die Ableitung einfach auswendig lernen muss, weil sie mit keiner Regel übereinstimmt.


LEKTION 4 129 1.1. Verben auf –are: preparare (abgeleitet wird dieses Mal wie gesagt am besten von der ich-Form des Indikativ Präsens io prepar - o) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

io tu Marco (lui/lei/Lei)

prepar - i prepar - i prepar - i

(il dolce). (il dolce). (il dolce).

(Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

noi voi Marco e Anna (loro)

prepar - iamo prepar - iate prepar - ino

(il dolce). (il dolce). (il dolce).

io tu Marco (lui/lei/Lei)

scus - i scus - i scus - i

(l’invitato). (l’invitato). (l’invitato).

noi voi Marco e Anna (loro)

scus - iamo scus - iate scus - ino

(l’invitato). (l’invitato). (l’invitato).

Oder auch: scusare (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

(Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

Das Ersetzen des –are-typischen –a durch –i wird zwar wie gesagt nur in den dritten Personen richtig deutlich. Man kann sich aber leicht merken, dass dieses –i in der Endung auch für alle anderen Personen gilt.


130 SCUSISCUSA 1.2. Verben auf –ere, –ire und –ere: finire (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

(Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

io tu Marco (lui/lei/Lei)

finisc- a finisc- a finisc- a

(il lavoro subito). (il lavoro subito). (il lavoro subito).

noi voi Marco e Anna (loro)

fin- iamo fin - iate finisc- ano

(il lavoro subito). (il lavoro subito). (il lavoro subito).

Hier sieht man, dass der Konjunktiv Präsens vom ich-Stamm des Indikativ Präsens, nämlich io finisc – o, abgeleitet wurde, außer in der 1. und 2. Person Plural, also der wir- und ihr-Form, siehe oben, N.B. 1. Doch schauen wir uns auch noch eines der vielen Verben aus dieser Gruppe an, das ohne die Schwierigkeit der Stammerweiterung auf –isc funktioniert: partire (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

io tu Marco (lui/lei/Lei)

part part part

- a. - a. - a.

(Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

noi voi Marco e Anna (loro)

part part part

- iamo. - iate. - ano.


LEKTION 4 131 Oder auch: vendere (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che) (Pietro vuole che)

io tu Marco (lui/lei/Lei) noi voi Marco e Anna (loro)

vend - a vend - a vend - a

(la casa). (la casa). (la casa).

vend- iamo vend- iate vend - ano

(la casa). (la casa). (la casa).

Weitere unregelmäßige Konjugationen für den Konjunktiv Präsens sind: andare avere che io vada che io abbia che tu vada che tu abbia che lui/lei/Lei vada che lui/lei/Lei abbia che noi andiamo che noi abbiamo che voi andiate che voi abbiate che loro vadano che loro abbiano stare che io che tu che lui/lei/Lei che noi che voi che loro

stia stia stia stiamo stiate stiano

sapere che io che tu che lui/lei/Lei che noi che voi che loro

dare che io che tu che lui/lei/Lei che noi che voi che loro

dia dia dia diamo diate diano

essere sappia sappia sappia sappiamo sappiate sappiano

che io che tu che lui/lei/Lei che noi che voi che loro

sia sia sia siamo siate siano


132 SCUSISCUSA 2. Anwendung der Formen Um zu zeigen, dass der Konjunktiv (hier: Präsens) von einem Wunsch- oder Unsicherheitsdenken abhängt, haben wir diesen oben in einen Wunschsatz eingebettet dargestellt: Pietro vuole che Marco (lui/lei/Lei) scusi l’invitato. = Pietro will, dass Marco den Gast entschuldigt. = in älterem Dt.: entschuldige/entschuldigen möge. Oder auch: Pietro vuole che Marco (lui/lei/Lei) entri. = Pietro will, dass Marco hereinkommt. = in älterem Dt.: hereinkomme/hereinkommen möge. Wie gesagt hätte man in älterem Dt. hier ebenfalls den Konjunktiv Präsens verwendet, wie im It.: Pietro will, dass Marco den Gast Pietro will, dass Marco

entschuldige.

= entschuldigen möge.

hereinkomme.

= hereinkommen möge.

Das, was wir hier der Einfachheit halber zunächst in einen Wunschsatz gebettet haben, kann man aber sowohl im Dt. als auch im It. genauso gut ohne den einleitenden Wunschsatz verwenden: Er (sie, es) entschuldige! = Scusi!

im Sinne von:

Er (sie, es) möge entschuldigen! (Im It., wie wir gelernt haben, OHNE Subjektpronomen)


LEKTION 4 133 Und genau diese Form verwendet das It., um jemandem, den man siezt, einen Befehl97 zu geben (im It. steht der Befehl in der Höflichkeitsform, sowohl bejaht als auch verneint, im Konjunktiv Präsens). Das Geheimnis wäre somit gelüftet: Scusi! ist in Wirklichkeit nicht mit dt. Entschuldigung! gleichzusetzen, denn: A) Entschuldigung! ist ein Substantiv, das man als Kurzform von Ich bitte um Entschuldigung! sehen kann, während Scusi! eine Verbalform darstellt, die im Konjunktiv Präsens steht und einen Wunsch/eine Empfehlung/einen höflichen Befehl ausdrückt, siehe analog im Dt. Man nehme einen Esslöffel Zucker. B) Im Dt. kann man den Ausdruck/das Substantiv Entschuldigung! somit unabhängig davon verwenden, ob man die angesprochene Person duzt oder siezt. Im It. hingegen ist für den an geduzte Personen gerichteten Befehl die Indikativ-Form98 Scusa! reserviert, beim Befehl per Sie brauchen wir wie gesagt die Konjunktiv-Präsens-Form Scusi! Wenn man Scusi! also nur zu Personen sagen kann, die man siezt,99 wird dies nun darauf hindeuten, dass Scusi! als Entschuldigen Sie! (wörtlich, wie gesagt: er/sie/es möge entschuldigen = er/sie/es entschuldige) und nicht neutral als Entschuldigung! aufzufassen ist. Wird hier nicht genau mit-übersetzt, kann es zu folgendem, eigentlich zu vermeidenden Fehler kommen: Scusi! wird der viel zu ungenauen Bedeutung Entschuldigung! zugeordnet. Da Entschuldigung! vom Dt. aus gesehen immer „passt“, unabhängig

97

98 99

Die meisten Grammatiken sehen den Imperativ (auch wenn er die Formen des Konjunktivs verwendet) als einen eigenen Modus. So gelangt man auf das It. bezogen zu vier Modi: Indikativ, Konjunktiv, Konditional und Imperativ (vgl. Reumuth & Winkelmann 1993, 214). Im hier vorliegenden Lehr- und Lernwerk behandeln wir den Konjunktiv und den Imperativ hinsichtlich der Höflichkeitsform des Imperativs zusammen, insofern als die Form „Imperativ“ einfach eine Funktion des Konjunktivs ist, vgl. allg. Jodl (2006). Die Form Indikativ Präsens kann die Funktion Imperativ ausüben, vgl. allgemein zum Thema Form und Funktion Jodl (2006) bzw. Jodl (2018a, 299ff.). Schließlich bedeutet Scusi!, wenn man es genau nimmt Er (sie, es) entschuldige!. Für eine „per-du-Anrede“ wäre das heute sicherlich übertrieben.


134 SCUSISCUSA davon, ob man eine Person duzt oder siezt, wird Scusi! von deutschen It.-Lernenden häufig auf Personen angewendet, mit denen man „per du“ ist, was natürlich nicht der Fall sein darf. Zu jemandem, den man duzt, sagt man Scusa! (= Entschuldige!), verwendet also keine Konjunktiv-Form, denn Scusa! stammt aus der IndikativReihe (siehe Lektion 1). Als erstes wichtiges Anwendungsgebiet (Funktion) des Congiuntivo del Presente können wir also den „Befehl per Sie“ festhalten. In diesem Fall braucht man wie gesagt keinen einleitenden Hauptsatz, von dem der Nebensatz mit Konjunktiv abhängen könnte: Scusi!, Finisca!, Entri!, Venda! sind völlig ausreichend. N.B. 2: Es gibt auch den Fall, dass bei den Formen Entri! Venda! das che, das anzeigt, dass es sich hier um Elemente aus einem WunschSatz handelt, stehen gelassen wird: Che entri! Che venda! usw. Das drückt aber EHER KEINE Höflichkeit aus und entspricht unserem dt.: Er (sie, es) soll hereinkommen! Er (sie, es) soll verkaufen! oder sogar einem unwilligen Soll er doch verkaufen! Als zweites wichtiges Anwendungsgebiet haben wir die Nebensätze, die von einem Hauptsatz abhängen, der ein Verb enthält, das einen Wunsch oder Zweifel/Unsicherheit, Gefühlsbewegungen oder eine persönliche Einschätzung ausdrückt. Hinzu kommen unpersönliche Ausdrücke. Hier für jede Gruppe ein Beispiel:


LEKTION 4 135 Mia sorella vuole che

la nonna prepari ancora quel dolce che ci piace tanto.

Mia sorella è d’accordo che

la nonna prepari un antipasto invece del dolce.

È possibile che

Pietro venga.

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch Im zeitgenössischen Dt. fallen die für das It. genannten Anwendungsmöglichkeiten – wie gesagt – vollständig beiseite. In gehobenem Standard-Dt. wird der Konjunktiv Präsens allerdings gebraucht, um als Berichtender neutral bleiben zu können: Pietro erzählt: „Dann hat Marco gesagt, dass die Reparatur ein Problem sei.“ Der Konjunktiv sei zeigt an, dass Pietro, der Berichtende, nicht unbedingt ebenfalls der Meinung ist, dass die Reparatur ein Problem darstellt. Das ist wiederum der Bereich (Verben des Sagens, Berichtens), in welchem das It. nur in Sonderfällen den Konjunktiv verwendet, nämlich hauptsächlich dann, wenn die Unsicherheit so groß ist, dass das Verb des Sagens nicht in Bezug auf eine konkrete Person verwendet wird, sondern im Rahmen einer unpersönlichen Formulierung: „Si dice (man sagt) che ...+ Konjunktiv oder auch „Dicono (sie sagen = man sagt = die Leute sagen) che ... + Konjunktiv“


136 SCUSISCUSA N.B. 3: Wird im It. ein höflicher Befehl (der ja über die Form „Konjunktiv Präsens“ ausgedrückt wird) zusammen mit einem Pronomen (z.B. dem Objektpronomen „mir“) verwendet, so steht dieses Pronomen – anders als im Dt. – vor dem Verb: Sagen Sie mir die Wahrheit! = Mi dica la verità! Beim „Befehl per du“ ist die Wortstellung im It. gleich wie im Dt.: Bring mir die Tasche! = Portami la borsa! Man muss in letzterem Fall nur die italienische Besonderheit beachten, dass Verb und Pronomen hier als ein einziges Wort geschrieben werden, so dass es beim Lesen spontan schwierig werden kann, richtig zu betonen. Wir haben zur Hilfe eine Unterstreichung angebracht.


LEKTION 4 137

VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 4 Anna: Mia sorella vuole che la nonna prepari ancora quel dolce che ci piace tanto.

Anna: Meine Schwester will, dass die Oma noch einmal jenen Nachtisch zubereitet, der uns so gut schmeckt. Ma c’è un problema: Es gibt aber ein Problem: La nonna si è ammalata. Die Oma ist krank geworden Non può. [„ist erkrankt“]. Sie kann nicht. Mi dica, Lei non sa per caso la Sagen Sie [mir], Sie wissen ricetta del tiramisù? nicht zufällig das Rezept von Tiramisù? Signora Tozzi: Signora Tozzi: Sì, certo, venga! Doch sicher, kommen Sie! Passiamo a casa mia Wir gehen [auch: Gehen wir] bei mir zu Hause vorbei e Le do la ricetta. und ich gebe Ihnen das Rezept. Anna: Anna: Scusi, mi spiace disturbarLa Entschuldigen Sie, es tut mir [=„mi dispiace disturbarLa“], leid [= „es missfällt mir“], Sie zu ma è davvero importante. stören, aber es ist wirklich wichtig. Signora Tozzi: Signora Tozzi: Non si preoccupi, Machen Sie sich keine Sorgen [„Sorgen Sie sich nicht“], non è mica un problema! das ist überhaupt kein ProbE dopo andiamo a prendere un lem! caffè insieme, Und hinterher gehen wir zuva bene? sammen einen Kaffee trinken, in Ordnung?

b) Die Rolle der Endung -i im Italienischen Die Endung -i hat im It. mehrere Funktionen: Wenn man nur eine Form wie „porti“ sieht, weiß man nicht, ob sie bedeutet:


138 SCUSISCUSA 1. Du bringst ...

2. Bringen Sie ...! 3. Häfen

(wie in „Che gentile, mi porti sempre il giornale“ = „Wie nett, Du bringst mir immer die Zeitung). (wie in „Mi porti il giornale, per favore!“ = „Bringen Sie mir die Zeitung, bitte!) (wie in „Tutti i porti dell’Adriatico ...“ = „alle Häfen der Adria...“)

Diese im Moment nur auf das Beispiel porti bezogene Regel kann man verallgemeinern: N.B. 4: Die Endung /i/ kann im It. immer 3 unterschiedliche Dinge anzeigen: a) Aussage- und Fragesatz „per du“: du bringst, du bereitest (vor), du entschuldigst b) Befehlssatz „per Sie“: Bringen Sie…!, Bereiten Sie (vor)…!, Entschuldigen Sie! c) Plural von Hauptwörtern (siehe Lektion 1) Die durch a) und b) gegebenen Verwechslungsmöglichkeiten betreffen nur die –are-Verben: Wenn man bedenkt, dass die Subjektpronomen im It. im Normalfall weggelassen werden, dann heißt der Indikativ, die Aussage: Du entschuldigst mich auf It.: Mi scusi100, was komplizierterweise gleich aussieht, wie der Befehl per Sie: Entschuldigen Sie mich, auf It.: Mi scusi.

100 Würde man das Personalpronomen hier dazunehmen, wäre keine Verwechslungsgefahr gegeben: Tu mi scusi.


LEKTION 4 139

c) Zusammenfassung: Der Befehl im Italienischen: Im It. können folgende Befehle unterschieden werden, wobei nur 1) und 2) in dieser Lektion eigens behandelt wurden (die „beschreibenden Varianten“ 3a bis 4b gehören alle dem in Lektion 1 erlernten Aussagebereich an und können in der Alltagskommunikation als Befehle gebraucht werden): 1) Der direkte Befehl per du (bejaht): Bring’ mir ein Bier!

Portami una birra!

2) Der direkte Befehl per Sie (bejaht): Bringen Sie mir ein Bier!

Mi porti una birra!

3a) Der beschreibende/insistierende/klärende Befehl per du (bejaht, als Aussage formuliert) Du bringst mir ein Bier! Mi porti una birra! 3b) Der „sich vergewissernde“ Befehl per du (bejaht, als Frage formuliert) Bringst du mir ein Bier?

Mi porti una birra?

4a) Der beschreibende/insistierende/klärende Befehl per Sie (bejaht, als Aussage formuliert) Sie bringen mir ein Bier! Mi porta una birra! 4b) Der „sich vergewissernde“ Befehl per Sie (bejaht, als Frage formuliert) Bringen Sie mir ein Bier? Mi porta una birra?


140 SCUSISCUSA N.B. 5: Für die jeweiligen verneinten Varianten der Befehlsformen gelten die bereits angesprochenen Zusatzregeln: im „per du“-Bereich: Einfach Infinitiv mit vorangestelltem non: Non dire questo. Sag’ das nicht. im „per Sie“-Bereich: 3. Pers. Singular Konjunktiv Präsens mit vorangestelltem non: Non dica questo. Sagen Sie das nicht.

d) Fortsetzung unregelmäßige Verben: venire venire = kommen (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

ven– ire veng – o vien– i vien – e ven – iamo ven – ite veng – ono

An diesem Verb sieht man, dass der Konjunktiv Präsens venga nicht wie die anderen Formen, die wir bisher kennengelernt haben (Indikativ Präsens und Partizip Perfekt), vom Infinitiv-Stamm (= ven-) abgeleitet sind, sondern vom Stamm der 1. Person Singular (= veng-). N.B. 6: Auch wenn es bei venire so aussieht, als ob für die Ableitung des Congiuntivo del Presente anstatt der 1. Pers. Singular auch die 3. Pers. Plural hätte genommen werden können, empfiehlt es sich, IMMER die 1. Pers. Singular zu dieser Ableitung heranzuziehen, vgl. das Verb fare: 1. Pers. Sing.: 2. Pers. Sing.: 3. Pers. Sing.:

Indikativ Präsens io faccio tu fai lui fa

Konjunktiv Präsens che io faccia che tu faccia che lui faccia


LEKTION 4 141 1. Pers. Plur.: 2. Pers. Plur.: 3. Pers. Plur.:

noi facciamo voi fate loro fanno

che noi facciamo che voi facciate che loro facciano

Wenn man hier anstatt der 1. Pers. Sing. die 3. Pers. Plural genommen hätte, wäre man nicht auf die korrekte KonjunktivForm faccia usw. gekommen. N.B. 7: Achtung, das Partizip Perfekt von venire lautet: venuto (gekommen). So wie im Dt. kommen mit sein gebildet wird, wird venire mit essere gebildet (es ist ja ein intransitives Verb). N.B. 8: essere und avere haben bei den Anredeformen, die KEINE HÖFLICHKEITSFORMEN sind (also bei „du“ und „ihr“), unregelmäßige Befehlsformen: für bejaht per du: sii und abbi, also oder

„Sii felice!“ „Abbi pazienza!“

= „Sei glücklich!“ = „Hab’ Geduld“

für verneint per du ganz normal den verneinten Infinitiv: non essere oder non avere, also „Non essere stupido!“ = „Sei nicht dumm!“ oder „Non avere paura!“ = „Hab’ keine Angst!“ für bejaht per ihr die Konj. Präsens Formen siate und abbiate: „Siate felici!“ = „Seid glücklich!“ oder „Abbiate pazienza!“ = „Habt Geduld!“, was natürlich auch als, heute gut etablierte, Ersatzhöflichkeitsform (für den Plural) gilt. für verneint per ihr: ebenfalls die Konj. Präsens Formen, siehe oben, bejaht: „Non siate stupidi!” = „Seid nicht dumm!“ oder „Non abbiate paura!“ = „Habt keine Angst!“


142 SCUSISCUSA

VII.

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Bring’ mir ein Bier! Bringen Sie mir ein Bier! Du bringst mir ein Bier! Sie bringen mir ein Bier! Bringst du mir ein Bier? Bringen Sie mir ein Bier?

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.


Lektion 5

Inhaltsübersicht Erarbeitung VOR dem Arbeiten mit den Lektionstexten: a.) Das Imperfetto (des Indikativs) und seine Abgrenzung zum Passato prossimo (des Indikativs) bzw. zum Passato remoto (existiert nur im Indikativ) Erarbeitung WÄHREND des Arbeitens mit den Lektionstexten: b.) Das Plusquamperfekt = Piuccheperfetto/Trapassato des Indikativs (mit Ausblick auf Unterscheidung Trapassato prossimo gegenüber Trapassato remoto) c.) Die Pronominalisierung von Angaben mit den Präpositionen a und di

a) Das Imperfetto (Indikativ) und seine Abgrenzung zum Passato prossimo (Indikativ) bzw. zum Passato remoto I.

Einstieg

Im Gegensatz zum Dt. haben die romanischen Sprachen, so auch das It., eine eigene Vergangenheitsform dafür, den erzählerischen Hintergrund101 (die Hintergrundsituation) auszudrücken. Im Falle des It. dient hierzu das Tempus (die Zeitform/Verbalform) „Imperfetto“. Aus diesem Spezifikum der romanischen Sprachen ergeben

101 M.E. ist fraglich, ob alle einschlägigen Autoren, z.B. die bereits genannten (Pollak und Weinrich), die gleiche Auffassung davon vertreten, was mit erzählerischem Hintergrund gemeint ist: Siehe Pollaks Inzidenz-Schema vs. Weinrichs Reliefgebung (die Fachbegriffe werden im Folgenden genauer erklärt). Vermutlich ist Pollaks Prinzip ein Teil von Weinrichs Gesamtbeschreibung, siehe oben. Diesen Punkt genauer auszuführen, würde den hier vorgegebenen Rahmen sprengen.

143


144 SCUSISCUSA sich für Lernende deutscher Muttersprache bestimmte Schwierigkeiten, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll. Als Einstieg in dieses Thema wähle ich die traditionelle Darstellung, d.h. die Darstellung der Schulgrammatik, die auf Pollaks InzidenzSchema beruht (Pollak 21988). Meine Bezugnahme auf die Schulgrammatik erfolgt allerdings unter dem Hinweis, dass Pollaks Sichtweise (also die traditionelle Darstellung, die sich in der Schulgrammatik wiederfindet) nur einen (wenn auch wichtigen) Teilbereich des Phänomens „Tempuswahl in den romanischen Sprachen“ berücksichtigt, was sich durch einen Vergleich mit Harald Weinrichs seit 1964 veröffentlichten einschlägigen Arbeiten stützen lässt.102 Wollte man das Phänomen der Tempuswahl (z.B. in den romanischen Sprachen) in seiner Gesamtheit erfassen, wäre es somit günstiger, sich an Weinrichs103 Auffassung zu halten, die – wie die nun folgende Darstellung zeigen soll – auch Tempus-Verwendungen abdeckt, die durch Pollaks Schema nicht erklärt werden können.104 Um begriffliche Verwirrung zu vermeiden: Weinrich spricht im Endeffekt, wie im Folgenden zu sehen sein wird, von Haupthandlung versus Nebenhandlung: Durch die Wahl des Passato remoto wird gekennzeichnet, dass die betreffende Äußerung zur Haupthandlung gehört, durch die Wahl des Imperfetto wird gekennzeichnet, dass eine Äußerung zur Nebenhandlung gehört. Neu ist hierbei: Es ist unerheblich, ob es bei der betreffenden Äußerung um etwas lang Andauerndes oder um etwas Punktuelles, sofort wieder Abgeschlossenes geht.

102 Vgl. allgemein auch Dessì Schmid (2014) und Haßler (2016) bzw. die Zusammenfassung in Jodl (2018a, 43-243), vor allem aber zusätzlich den, auch in diesem speziellen Fall, kognitionsorientierten Neuansatz Venier (2016, 114-119). 103 Weinrichs Tempus-Theorie war immer wieder Gegenstand von kontroversen Diskussionen, daher auch die Anpassungen, die Weinrich in sechs Auflagen von 1964 bis 2001 an seinem Werk vorgenommen hat, siehe Weinrich (62001, 14 = Vorwort zur 6. und neuesten Auflage, unten zitiert). Die Grundideen Weinrichs zum Wesen des Phänomens Tempus sind aber in letzter Zeit trotz allem wieder aufgewertet worden, z.B. von Haßler (2016, 183-188), Becker & Egetenmeyer (2018) oder Ruiz Campillo (2019), ebenso Jodl (2018a, 43-243), siehe auch ältere Arbeiten Jodl, siehe Bibliographie. 104 Vgl. die Zusammenfassung in Jodl (2005) und Jodl (2018a, 43-243) bzw. auch Haßler (2016, 183-188 und 273-298).


LEKTION 5 145 Siehe hierzu folgende Beispiele, die zunächst die traditionelle Darstellung veranschaulichen sollen. Eine deutsche Formulierung wie Während wir aßen, trafen meine Großeltern ein. weist für beide Handlungen/Vorgänge/Ereignisse, die in der Vergangenheit stattgefunden haben (das Essen UND das Eintreffen/Ankommen), dieselbe Vergangenheitszeit auf: das Präteritum.105 Würde man die dt. Formulierung ins It. übersetzen, würde die it. Variante zwei unterschiedliche Zeit-Formen aufweisen: Für das, was andauert (das, was Hintergrund ist), würde man das Imperfetto (von mangiare/essen) brauchen. Für das, was plötzlich (punktuell) bzw. einmalig auftritt (einbricht106), bräuchte man wiederum ein eigenes Tempus: das Passato remoto oder das Passato prossimo107 (von arrivare/eintreffen, ankommen): Mentre mangiavamo, arrivarono (entspricht:108 sono arrivati) i miei nonni.

105 Wie bereits oben (Lektion 3, Punkt c 1) erwähnt, würde das Dt. es erlauben, hier anstatt des Präteritums auch die Vollendete Gegenwart zu verwenden: Während wir gegessen haben, sind meine Großeltern eingetroffen. Während dieser Tausch im Dt. nur einen stilistischen Unterschied bewirken würde, würde im It. ein Grammatik-Fehler entstehen. 106 Vgl. Pollak (1988). 107 In der Standardsprache, vor allem in schriftlicher Form, müsste das Passato remoto gewählt werden, weil hier eine Erzählsituation vorliegt, bei der der Bezug zur Gegenwart fehlt. In der Toskana und Süditalien würde dieses Tempus auch bei einer mündlichen Erzählung verwendet werden. In Nord-Italien hingegen wird das Passato remoto niemals mündlich verwendet, stattdessen das Passato prossimo. Es wird aber nicht mehr als falsch betrachet, wenn – in Anlehnung an den norditalienischen Sprachgebrauch – das Passato remoto auch in der mündlich verwendeten Hochsprache durch das Passato prossimo ersetzt wird, vgl. Lepschy & Lepschy (1986, 96 + 290). 108 Siehe das soeben zu dieser Entsprechung Dargelegte.


146 SCUSISCUSA Hier entsteht nun auch der Eindruck, Tempus habe etwas mit Zeit, die vergeht,109 zu tun: Der eine Vorgang (das Essen) dauere lang, sei nicht abgeschlossen, der andere hingegen (das Eintreffen/Ankommen) sei nur punktuell, dauere nicht an.110 Dass dieses Schema (das Inzidenz-Schema) nicht jeglichen Tempus-Gebrauch im Italienischen bzw. allgemein in den romanischen Sprachen erklären kann, zeigt folgendes Beispiel: [Kontext: Eine Bloggerin schreibt in Erinnerung an ihren Freund Luca] Un bel giorno di ottobre dell‘anno prima, io e lui decidemmo [passato remoto] di fare vela a scuola, e passammo [passato remoto] tutta la giornata sugli scogli a parlare. Eravamo [imperfetto] di fronte al mare, [...] stavo [imperfetto] distesa con la testa sulle sue gambe e d'un tratto mi disse [passato remoto]: [...].111 Übersetzung F.J.: Eines schönen Oktobertages im Jahr zuvor beschlossen wir (ich und er) am Schul-Projekt „Segeln“ teilzunehmen. Wir verbrachten den ganzen Tag auf den Klippen und redeten. Wir waren dem Meer zugewandt, ich lag ausgestreckt mit dem Kopf auf seinen Beinen und auf einmal sagte er mir [...]:

109 Wir kommen hier in den Bereich der Aspekt-Lehre (z.B. grammatikalischer Aspekt: imperfektiv = nicht abgeschlossen/andauernd vs. perfektiv = abgeschlossen/nicht andauernd). Dagegen gewandt haben sich nicht nur Weinrich (seit 1964), vgl. z.B. Weinrich (62001, 215ff.), sondern auch Haßler (2016, z.B. 276) und Dessì Schmid (2014, z.B. 1-7), die beide anstatt mit dem problematischen Begriff Aspekt mit dem präzisierenden Begriff Aspektualität arbeiten. 110 Vgl. zur Diskussion dieses Diktums auch die Zusammenfassung in Jodl (2018a, 60, wo auf z.B. Weinrich 11964, 308 Bezug genommen wird): „Dieses [weinrich'sche] Diktum [„Tempus hat nichts mit Zeit zu tun.“] ist also Teil der ersten Auflage. Zur Streichung sagt Weinrich, vgl. ders. (62001, 14 = Vorwort zur 6. Auflage): „[...] so daß ich auch den Satz ‚Tempus hat nichts mit Zeit zu tun‘ von der zweiten Auflage an aus dem Buch gestrichen habe.“ 111 Quelle: http://raccontostorieperdimenticare.blogspot.com/2012/


LEKTION 5 147 Wenn wir uns nun anschauen, in welchem Verhältnis die grün markierte Passage (Imperfetto) zur rot markierten (Passato remoto) steht, so stellen wir fest, dass hier nicht unbedingt an jeder Textstelle ein „Einbrechen“ des Passato-Remoto-Teils in den Imperfetto-Teil vorliegt. Stattdessen kommt es vor, dass Gleichzeitigkeit, also ein Nebeneinander ausgedrückt wird, siehe folgenden Teil der Passatoremoto-Passage: „passammo tutta la giornata sugli scogli a parlare“. Er steht zur Imperfetto-Passage „eravamo“/„stavo“ im Verhältnis der Gleichzeitigkeit. Erst am Schluss kommt die klassische Regel (Inzidenz-Schema, s.o.) wieder zum Tragen: „e d‘un tratto mi disse“. Insgesamt: Die klassischen Tempus-Regeln sind also (wie gesagt) nicht absolut, vgl. Jodl (2018a: 44-115) bzw. Jodl (2023, in Vorb.). Weinrich spricht daher anstatt von Aspekt und „Inzidenz“ („Einbrechen“) von „Reliefgebung“, vgl. die Zusammenfassung in Jodl (2018a, 49-53), die ich hier, einschließlich der Fußnoten, wörtlich wiedergebe (mit Ergänzung der italienischen Entsprechungen): Weinrichs Theorie112 lässt sich m.E. über die zwei folgenden Hauptebenen weiter präzisieren und zusammenfassen: 1) Weinrich etabliert Kommunikationssituationen (im Folgenden auch „KS“, umfassen Sprecher und Hörer), die seitens der Sprecher mit bestimmten Haltungen („Sprechhaltungen“ = „SH“)113 korrelieren. Diese KS/SH lassen sich gemäß Weinrich in zwei Typen unterteilen:

112 Vgl. Jodl (2018a, 49, Fußnote 75): „Zu den Grenzen, auf die auch Weinrichs Auffassung stößt vgl. die in Jodl (2012a, 101-104) und Jodl (2012b, 80) enthaltenen Ergänzungsvorschläge zu Weinrichs Grundauffassung. Vgl. hierzu jetzt Calaresu (2022: 65-100), wo dieses Thema (i.w.S. Ergänzungen) detailliert behandelt wird.“ 113 Vgl. Jodl (2018a, 49, Fußnote 76): „Vgl. auch Weinrich (62001, 47ff.; 62-67, 76 + 115ff.). Die speziell in Weinrich (62001, 46f.) genannten Fachbegriffe Sprechhaltung, Kommunikationssituation und Kommunikationshaltung könnte man wie folgt eingrenzen: Der Unterschied zwischen Sprechhaltung und Kommunikationshaltung besteht in der Tatsache, dass die Sprechhaltung nur den Sprecher betrifft, während die Kommunikationshaltung sich sowohl auf den Sprecher als auch auf den Hörer beziehen kann. Die Entstehung der Sprechhaltungen wiederum korreliert mit bestimmten Kommunikations-situationen.“


148 SCUSISCUSA 1a.) In die KS/SH des „Besprechens“ (Discours),114 mit entsprechenden Tempora, und in 1b.) die KS/SH des „Erzählens“ (Récit),115 ebenfalls mit entsprechenden Tempora (siehe unten, Grundelement 1) 2) Speziell innerhalb der KS/SH des Erzählens, des Récit also, bringt Weinrich eine weitere Unterscheidung ins Spiel, nämlich das Kriterium, ob ein Sprecher/Erzähler ein von ihm versprachlichtes Geschehen vom Hörer/Leser als 2a.) dem erzählerischen Vordergrund (Haupthandlung) oder 2b.) dem erzählerischen Hintergrund (Nebenhandlung) zugehörig verstanden wissen will (Reliefgebung), vgl. Weinrich (62001, 115ff.), vor allem S. 117 bzw. unten, Grundelement 2: „Wir vermerken hier zunächst methodisch, daß es bei diesen Überlegungen nicht mehr um ‚Aspekt‘, ‚Aktionsart‘ oder dergleichen geht. Diese Begriffe – was immer sie bedeuten mögen – beziehen sich auf Sätze. Hier wird statt dessen gefragt, was diese Tempora in Texten leisten. Und da in der französischen Sprache Imparfait und Passé simple erzählende Tempora sind [F.J.: in der italienischen Sprache das Imperfetto und das Passato remoto], wird gefragt, was sie in Erzählungen leisten. Sie geben nämlich einer Erzählung Relief und gliedern sie nach Vordergrund und Hintergrund. Das Imparfait [F.J.: das Imperfetto] ist in der Erzählung das Tempus des Hintergrunds, das Passé simple [F.J.: das Passato remoto] ist das Tempus des Vordergrunds. Was in einer Erzählung Hintergrund und was Vordergrund ist, läßt sich nicht a priori sagen, [...]. Es gibt keine unwandelbaren Gesetze für die Verteilung 114 Vgl. Jodl (2018a, 49, Fußnote 77): „Vgl. Weinrich (62001, 57ff.) und unten, 4.1.9. [in Jodl 2018]. Vgl. zur Unterscheidung "Discours" vs. "Histoire" auch schon Benveniste (1959/1966), dessen Auffassung Weinrich als mit seiner eigenen kompatibel betrachtet, vgl. Weinrich (62001, 211f.) = (51994, 224f.). Vgl. allgemein das Folgende [in Jodl 2018].“ 115 Vgl. Jodl (2018a, 49 Fußnote 78): „Vgl. Weinrich (62001, 62ff.) und unten, 4.1.9 [in Jodl 2018].“


LEKTION 5 149 von Imparfait und Passé simple [F.J.: Imperfetto und Passato remoto] in der Erzählung, außer daß sie grundsätzlich gemischt vorkommen. Ihre Distribution im einzelnen liegt im Ermessen des Erzählers. Seine Freiheit ist jedoch eingeschränkt durch einige Grundstrukturen des Erzählens. Am Anfang der Geschichte ist ein gewisses Maß an Exposition notwendig. Die Erzählung hat daher normalerweise eine Einleitung. In der Einleitung steht gewöhnlich das Hintergrundtempus. [...]. Auf der anderen Seite ist ebenfalls nicht a priori zu sagen, was in einer Erzählung Vordergrund zu sein hat und deshalb im Passé simple steht. Vordergrund ist, was der Erzähler als Vordergrund aufgefasst wissen will. Der Ermessensspielraum des Erzählers ist jedoch auch hier durch einige Grundbedingungen des Erzählens eingeschränkt. Vordergrund ist nach den Grundgesetzen des Erzählens gewöhnlich das, um dessentwillen die Geschichte erzählt wird; [...].“

Fassen wir Weinrichs Theorie (Version von 2001) nochmals zusammen: Sie baut auf den folgenden zwei Grundelementen auf: Grundelement 1.): Einteilung der Tempora (S. 76) in: a.) eine besprechende Gruppe: Präsens, Perfekt, Futur b.) eine erzählende Gruppe: Präteritum, Plusquamperfekt, Konditional [...] Auf das Italienische bezogen bedeutet dies: [a] eine besprechende Gruppe: Presente, Passato prossimo, Futuro [b] eine erzählende Gruppe: Passato remoto, Piuccheperfetto, Condizionale Welchem Bereich das Imparfait [F.J.: Imperfetto] bzw. ganz allgemein das romanische Imperfekt zuzuordnen ist, bleibt bis S. 115 offen. Ab S. 115, wo die erzählte Welt (Récit) genauer behandelt wird (Reliefgebung), wird deutlich, dass Weinrich das Imparfait [F.J.: Imperfetto] dem Récit (erzählte Welt) zuordnet. [...]. Grundelement 2.): Genauere Charakterisierung des Récit (Kriterium: Reliefgebung, S. 115ff.) Innerhalb des Récit kann es – über entsprechende Tempuswahl – zu „Reliefgebung“ kommen:


150 SCUSISCUSA Erzählerischer Hintergrund

Erzählerischer Vordergrund (Haupthandlung):

➔ Tempus: romanisches Imperfekt

➔ Tempus: „echtes“116 Perfekt

Bei Wechsel vom erzählerischen Hintergrund in den erzählerischen Vordergrund (Wechsel vom romanischen Imperfekt auf „echtes“ Perfekt) kann der Modus „Entspanntes Erzählen/Entspanntes Zuhören“ unterbrochen werden.“ Hier endet die ans Italienische angepasste Übernahme aus Jodl (2018a, 49-53).117 Doch zurück zur traditionellen Darstellung des Problems (Inzidenz-Schema nach Pollak): Wie gesagt haben das It. und die romanischen Sprachen überhaupt, im Gegensatz zum Dt., eine eigene Vergangenheitsform dafür, die Idee eines erzählerischen Hintergrunds auszudrücken, in unserem Fall das „Imperfetto“. Sollte es im Gegensatz dazu notwendig sein, punktuell in die Hintergrundsituation einbrechende/schnell abgeschlossene/nicht andauernde Handlungen und Ereignisse sprachlich darzustellen,

116 Zusammengefasst in Jodl (2018a, 53, Fußnote 79): „Die romanischen Tempora, die direkt auf das lateinische Perfekt zurückgehen (Passé simple, Passato remoto, Pretérito indefinido), nenne ich im Folgenden jeweils “echtes” (oder auch: „historisches“) Perfekt – also KEIN Gegenwartsbezug/KEINE Ergebnisrelevanz (vgl. unten, 4.1.8.1) [in Jodl 2018] – da die meisten romanischen Nachfolger des lateinischen Perfekts diese Formen in klarem Gegensatz zu Formen mit Gegenwartsbezug/Ergebnisrelevanz verwenden. Dies scheint mir wichtig, um einen Gegenpol zu der deutschen Gepflogenheit zu schaffen, Formen wie „ich habe gemacht“ mit „Perfekt“ zu bezeichnen (anstatt mit der viel angebrachteren Alternative „Vollendete Gegenwart“ oder „Präsensperfekt“, vgl. oben, Fußnoten 18+19 bzw. unten, 4.1.8.1).“ [alle Angaben bezogen auf Jodl 2018, 53, Fußnote 79]. 117 Zur Frage, welches Problem sich für den Bereich der Mündlichkeit aus der Tatsache ergibt, dass das das romanische Imperfekt, so auch das it. Imperfetto, lt. Weinrich dem Récit angehört, vgl. Jodl (2018a, 83-90 und 193-220).


LEKTION 5 151 würde man hierzu, je nach Stil-Niveau,118 das „Passato prossimo“ oder das „Passato remoto“ verwenden.

II. Kontrastpunkt Deutsch Wir wiederholen: Ein Satz wie Während wir aßen, trafen meine Großeltern ein. der für beide Vorgänge/Handlungen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben (das Essen UND das Eintreffen/Ankommen), dieselbe Vergangenheitszeit wählt, nämlich das Präteritum, müsste im It. zwei unterschiedliche Zeit-Formen aufweisen: Für das, was andauert (das, was Hintergrund ist), das Imperfetto (von essen/mangiare) und für das, was plötzlich (punktuell), einmalig auftritt (einbricht) das Passato remoto oder das Passato prossimo (von eintreffen/ankommen), je nach Stil-Niveau (siehe das bereits oben Gesagte).

III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Das Dt. hat nicht die Möglichkeit, die Idee von Dauer/erzählerischem Hintergrund in einer eigenen grammatikalischen Form auszudrücken. Deutsche Formen wie er klopfte, er sang, er tanzte, er lachte (die deshalb am besten mit der neutralen Bezeichnung „Präteritum“ benannt werden) dienen sowohl dazu, ein plötzliches Ereignis als auch eine Dauer auszudrücken: Während er weiter an der Wohnungstür klopfte [hier wird durch das Präteritum klopfte das Andauern des Klopfens ausgedrückt] und keine Antwort bekam, klopfte plötzlich [dieselbe Form drückt nun auf einmal eine einbrechende, gleich wieder abgeschossene Handlung aus] unten jemand an der Haustür.

118 Vgl. die Zusammenfassung in Jodl (2005) bzw. allgemein das oben bereits Dargelegte.


152 SCUSISCUSA Es gibt also keine deutsche Form, die „Imperfekt“ heißt.119 Man kann höchstens sagen, dass ein deutsches Präteritum unter anderem die Funktion eines Imperfekts ausüben kann.120

IV. Die Verhältnisse im Italienischen Wie gesagt würde das It. für das im Dt. zweimal verwendete klopfte zwei unterschiedliche Vergangenheitsformen von bussare/klopfen wählen. Diejenige der beiden Möglichkeiten, die wir noch nicht kennen und die für Hintergrundschilderungen verwendet wird, heißt Imperfetto und wird wie folgt gebildet: Ableitung vom Infinitiv-Stamm (bei den verkürzten Infinitiven, wie z.B. dire und fare, sind hierbei die etymologischen121 Voll-Formen dicere und facere maßgebend) und Hinzufügung der folgenden Endungen:

119 Vgl. Hoberg (1988, 119, §128): „Die früher gebräuchliche Bezeichnung ‚Imperfekt‘ wird heute nicht mehr verwendet“. 120 Vgl. Jodl (2006, 16-20). 121 „Etymologie“ bedeutet: Entstehungsgeschichte eines Wortes/einer Form.


LEKTION 5 153 portare (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

portportportportportport-

avo avi ava avamo avate avano

(io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

finfinfinfinfinfin-

ivo ivi iva ivamo ivate ivano

(io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

vendvendvendvendvendvend-

evo evi eva evamo evate evano

finire

vendere

ACHTUNG - bei essere ist die Bildung unregelmäßig: essere (io) (tu) (lui, lei, Lei) (noi) (voi) (loro)

erererererer-

o i a avamo avate ano


154 SCUSISCUSA N.B. 1: Die Bildung des Imperfetto ist sehr bequem, denn die unterschiedlichen Varianten der Verben auf –ire brauchen nicht unterschieden zu werden, genauso wenig wie die Verben auf –ere und –ĕre. Zu beachten gilt es nur: a) Das Imperfetto spiegelt in seinen Endungen den Themenvokal des Infinitivs wider: portare ➔ io portavo, finire ➔ io finivo, vendere ➔ io vendevo b) Bei Verben mit verkürztem Infinitiv wie fare und dire müssen die „alten“, kompletten Infinitive facere und dicere verwendet werden. ➔ io facevo, ➔ io dicevo usw.

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch Den Unterschied, den das It. zwischen einzelnen Vergangenheitstempora macht, kennt das Dt. in dieser Form nicht.122 So gibt es im It. – im Gegensatz zum Dt. – eine eigene Zeit-Form dafür, einen erzählerischen Hintergrund (eine in der Vergangenheit andauernde/sich wiederholende/gewohnheitsmäßige Handlung) darzustellen. Bei dieser großen Unterscheidung, die das It. hier vornimmt, spielen neben dem Kriterium Aspekt (imperfektiv/perfektiv = Abgeschlossenheit ja/nein?) auch noch die Kriterien Sprechhaltung (hat die Gegenwart des Sprechers einen Bezug zum Gesagten ja/nein?) und Aktionsart des Verbs (durativ/punktuell = Handlung andauernd oder plötzlich hereinbrechend?) eine Rolle.123 Beim Kriterium Aktionsart wird der Unterschied zum Dt. besonders deutlich. Dieses kann sogar beinhalten, dass ein italienisches Verb, je nachdem, ob es in der einen oder anderen Vergangenheitszeit verwendet wird, eine ganz andere Bedeutung annimmt:

122 Vgl. Jodl (2005). 123 Vgl. zusammenfassend Weinrich (1994). Vgl. zum gesamten Themen-Komplex der Tempus-Problematik außer Weinrich auch: Andersen (1997), Klein (1994 a+b), Klein (1995), Klein & v. Stutterheim (1987), Klein & Li (edd.) (2009) und Wiberg (1997).


LEKTION 5 155 (io) conoscevo versus (io) conobbi/(io) ho conosciuto

= ich kannte/ich habe gekannt

(io) sapevo versus (io) seppi/(io) ho saputo

= ich wusste/ich habe gewusst

(io) avevo versus (io) ebbi/(io) ho avuto

= ich hatte/ich habe gehabt

= ich lernte kennen/ich habe kennengelernt

= ich erfuhr/ich habe erfahren

= ich bekam/ich habe bekommen

Der Unterschied zur Situation im Dt. kann wie folgt schematisiert bzw. visualisiert werden: Formen von Vergangenheitstempora – Vergleich Deutsch/Italienisch (nur Indikativ Aktiv !) Einteilige Formen Zweiteilige Formen DEUTSCH ITALIENISCH DEUTSCH ITALIENISCH (io) feci ich habe ge(io) ho fatto macht ich machte (io) facevo (io) avevo fatto ich hatte ge(quando) (io) macht ebbi fatto Mit den jeweiligen Formenbezeichnungen sieht die Tabelle so aus: Formen von Vergangenheitstempora – Vergleich Deutsch/Italienisch (nur Indikativ Aktiv !) Einteilige Formen Zweiteilige Formen DEUTSCH ITALIENISCH DEUTSCH ITALIENISCH Passato remoto Vollendete Passato prossimo (= lat. Perfekt) Gegenwart Präteritum Imperfetto Piuccheperfetto ( = lat. Imperfekt) (= Trapassato Plusquamper- prossimo) fekt Trapassato remoto


156 SCUSISCUSA Die Quintessenz hieraus ist: Die ersten beiden Spalten der Tabellen zeigen, dass das It. eine einteilige Vergangenheitszeit mehr hat als das Dt.: Wo es im Dt. nur EINE Form gibt (ich machte/Präteritum) besitzt das It. ZWEI Formen (mit den jeweils entsprechenden Funktionen). Aufgrund der daraus entstehenden Schieflage werden die Lernenden immer vor dem Problem stehen, dass sich für dieses zusätzliche Tempus im Dt. keine direkte Entsprechung finden lässt. Oder anders ausgedrückt: Da das Dt. z.B. hier eine Vergangenheitszeit weniger besitzt, besteht die Gefahr, dass die im It. zusätzlich vorhandene Form von Lernenden mit Dt. als Muttersprache nicht korrekt angewandt wird. Um endgültig zu klären, wie man die drei italienischen Vergangenheitstempora, nämlich das Passato prossimo, das Passato remoto und das Imperfetto (die Tempora der Vorzeitigkeit, also des Plusquamperfekts, sind hier ausgeklammert) auch in Bezug auf regionale Standards bzw. stilistische Variationsmöglichkeiten korrekt anwendet, sei hier zusätzlich die folgende Übersicht gegeben, die die Kombinationsmöglichkeiten der drei genannten, nicht vorzeitigen Vergangenheitstempora, über drei Modelle erfasst: Modell A): Im alltäglichen Toskanisch und im gehobenen Schriftitalienisch bzw. im literarischen Italienisch kommen ALLE DREI Tempora vor: 1) das Passato prossimo für punktuelle Ereignisse MIT Gegenwartsbezug 2) das Passato remote für punktuelle Ereignisse OHNE Gegenwartsbezug 3) das Imperfetto für in der Vergangenheit andauernde, sich wiederholende Zustände, die keinen Bezug zur Gegenwart haben


LEKTION 5 157 Modell B): In den süditalienischen Dialekten, manchmal aber auch im regionalen Standarditalienisch Süditaliens, werden NUR ZWEI der genannten drei Tempora gebraucht: 2) das Passato remoto für punktuelle Ereignisse EGAL, OB MIT ODER OHNE Gegenwartsbezug und 3) das Imperfetto für in der Vergangenheit andauernde, sich wiederholende Zustände, die keinen Bezug zur Gegenwart haben Modell C): In den norditalienischen Dialekten, aber auch im Standarditalienisch Norditaliens, werden ebenfalls NUR ZWEI der genannten drei Tempora gebraucht, mit folgendem Unterschied: 1) das Passato prossimo für punktuelle Ereignisse EGAL, OB MIT ODER OHNE Gegenwartsbezug und 3) das Imperfetto für in der Vergangenheit andauernde, sich wiederholende Zustände, die keinen Bezug zur Gegenwart haben Dadurch, dass – vor allem im mündlichen Bereich – die norditalienische Art und Weise, die it. Standardsprache zu verwenden, mehr und mehr an Prestige gewinnt und sich somit immer stärker durchsetzt, wird in den meisten Italienisch-Kursen bezüglich der Tempus-Wahl der norditalienische Standard vermittelt, was diese natürlich sehr erleichtert, weil das Passato remoto dann ganz wegfällt. Um die ganz „orthodoxen“ Verhältnisse, die z.B. in der Toskana – selbst in der Umgangssprache – noch heute gegeben sind, also die Verwendung aller DREI Tempora, einmal in der Praxis zu veranschaulichen, wollen wir diese Verhältnisse im folgenden Lektionstext tatsächlich berücksichtigen.


158 SCUSISCUSA

VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 5 Anna: (Che) cosa avete fatto di bello, nelle vacanze?

Anna: Was habt ihr Schönes gemacht, in den Ferien?

Pietro: Siamo andati in Puglia, che bella regione!

Pietro: Wir sind nach Apulien gefahren [„gegangen“], welch schöne Gegend! Anna: [Aber] jetzt, wo [= dass] du das sagst, erinnere ich mich an etwas, warte, ich erzähle [es] dir: [Tempora nicht kongruent zum It., siehe Hinweis unten]:

Anna: Ma ora che lo dici mi ricordo di una cosa, aspetta, ti racconto: [Erste Möglichkeit der Darstellung – nordit. Standard]: Da bambina, passavo quasi tutte le vacanze in Puglia. Mi accompagnavano i miei genitori. Una volta, siamo partiti per un’escursione a Castel del Monte. Faceva bel tempo, quel giorno,

Als Kind verbrachte fast alle [meine] Ferien in Apulien. Meine Eltern begleiteten mich.

ed eravamo tutti contenti.

Einmal „starteten“ wir auf einen Ausflug nach Castel del Monte. An jenem Tag war das Wetter schön [„*machte es schönes Wetter“] und wir waren alle froh.

Ma poi è successo qualcosa di veramente spiacevole: Abbiamo avuto un guasto con la macchina

Aber dann passierte etwas wirklich Unangenehmes: Das Auto ging kaputt [Wir hatten eine Autopanne]

e abbiamo dovuto rinunciare all’escursione [auch: la gita].

und wir mussten auf den Ausflug verzichten.


LEKTION 5 159 [Zweite Möglichkeit der Darstellung: klass./tosk. Standard]: Da bambina, passavo quasi tutte le vacanze in Puglia. Mi accompagnavano i miei genitori.

Pietro: Allora non hai mai visitato Castel del Monte?

[Hinweis: Um nicht den Eindruck zu erwecken, es gebe eine Art „Automatismus“ (nach dem vermeintlichen Prinzip: „Immer wenn im It. steht abbiamo avuto, dann muss im Dt. stehen Wir haben gehabt und wenn im It. avemmo oder avevamo, dann im Dt. Wir hatten“), habe ich für das Dt. nur die Darstellungsart, die dem (einen) Standard entspricht, gewählt. Im It. gibt es hier wie gesagt zwei standardsprachliche Möglichkeiten, wobei die nordit. Variante auf einer höheren (schriftlichen) Stilebene NICHT angewandt wird. Der klass.-toskanische Standard hingegen wird, z.B. in der Toskana, unabhängig vom Stilniveau (und somit auch mündlich) angewandt. Pietro: Dann hast du Castel del Monte nie besichtigt?

Anna: No, mai.

Anna: Nein, nie.

Una volta, partimmo per un’escursione a Castel del Monte. Faceva bel tempo, quel giorno, ed eravamo tutti contenti.

Ma poi successe qualcosa di veramente spiacevole: Avemmo un guasto con la macchina e dovemmo rinunciare all’escursione/alla gita.


160 SCUSISCUSA N.B. 2: Im Dt. stellen die modalen Hilfsverben (z.B. können, wollen, müssen) hinsichtlich der zur Kommunikationssituation 124 genannten Regeln eine Ausnahme dar: Sie treten bevorzugt im Präteritum auf, auch innerhalb einer Kommunikationssituation, die Gegenwartsbezug hat. Häufig gilt das auch im Italienischen. N.B. 3: Das Passato remoto von essere (sein) lautet: (io) fui = ich war (tu) fosti = du warst (lui, lei, Lei) fu = er/sie/es war (noi) fummo = wir waren (voi) foste = ihr wart (loro) furono = sie/Sie waren

124 „Kommunikationssituation“ bedeutet: Hat das von mir Erzählte noch einen Gegenwartsbezug (Relevanz für die Gegenwart) oder nicht?


LEKTION 5 161 Weitere unregelmäßige Konjugationen für das Passato remoto sind: avere fare ebbi feci avesti facesti ebbe fece avemmo facemmo aveste faceste ebbero fecero stare stetti stesti stette stemmo steste stettero

tenere tenni tenesti tenne tenemmo teneste tennero

sapere seppi sapesti seppe sapemmo sapeste seppero

venire venni venisti venne venimmo veniste vennero

dare diedi/detti desti diede/dette demmo deste diedero/dettero

vedere vidi vedesti vide vedemmo vedeste videro

volere volli volesti volle volemmo voleste vollero

dire dissi dicesti disse dicemmo diceste dissero


162 SCUSISCUSA

b) Das Plusquamperfekt = Piuccheperfetto/Trapassato (mit Ausblick auf Unterscheidung Trapassato prossimo gegenüber Trapassato remoto), im Indikativ Es wird gebildet durch eine konjugierte Form des Indikativs Imperfekt von avere oder essere + Partizip Perfekt also avevo mangiato = ich hatte gegessen oder ero andato/a = ich war gegangen wie im Dt. auch. Es zeigt an, dass eine in der Vergangenheit abgelaufene Handlung NOCH VOR einer anderen in der Vergangenheit abgelaufenen Handlung stattgefunden hat, siehe: Dt.: Als wir das Zimmer betraten125, hatte Anna bereits das Licht ausgemacht. It.: Quando (noi) entrammo126 nella stanza, Anna aveva già spento la luce. Das Ausmachen des Lichts hat vor dem Betreten des Zimmers stattgefunden. Man spricht hier von Vorzeitigkeit. Die eine Handlung ist zur anderen vorzeitig (im Gegensatz zur Gleichzeitigkeit). Plusquamperfekt bedeutet wörtlich „mehr als vergangen“ und deutet eben an, dass die eine Handlung noch „vergangener“ ist als die andere. Dieses Kriterium gilt nur für das Plusquamperfekt.

125 Anstatt betraten könnte hier genauso gut betreten haben stehen. 126 Anstatt entrammo könnte hier prinzipiell auch siamo entrati stehen, aber nicht entravamo (wegen der „Einmaligkeit“ der Handlung).


LEKTION 5 163 N.B. 4: Was Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Vergangenheitstempora angeht, so ist das Plusquamperfekt/Piuccheperfetto (= Trapassato prossimo) vollkommen unempfindlich: Gegenüber den restlichen Vergangenheitszeiten bezeichnet das Plusquamperfekt, dass eine Handlung vor allen anderen, in irgendeiner anderen Vergangenheitszeit dargestellten Handlungen abgelaufen ist. Dadurch, dass das Trapassato ein Hilfsverb im Imperfetto enthält, transportiert es natürlich auch den imperfektiven Aspekt einer vorzeitigen Handlung. Streng genommen müsste dies bei der Verwendung des Trapassato auch berücksichtigt werden, denn rein formal gesehen gibt es auch eine perfektive Variante, um Vorzeitigkeit auszudrücken, die Trapassato remoto genannt und anstatt mit einer Imperfetto-Form der Hilfsverben mit einer Passato-remoto-Form gebildet wird (ebbi mangiato oder fui andato/a für ich hatte gegessen und ich war gegangen). Diese Unterscheidung wird aber nur auf literarischer Ebene vorgenommen, braucht also nicht weiter beachtet zu werden.127

c) Die Pronominalisierung von Angaben mit den Präpositionen a und di Ausdrücke mit den Präpositionen a und di können – analog zum Dt. – ersetzt („pronominalisiert“) werden, was einen zusammenhängenden Text wiederum eleganter gestaltet (siehe Lektion 3, Abschnitt a). Ausdrücke mit a ersetzt man durch ci ( = dt. da, dort, dahin, dorthin oder daran u.Ä.) Ausdrücke mit di ersetzt man durch ne ( = dt. davon, darüber, dazu). 127 Vgl. allgemein Lepschy & Lepschy (1986, 183 und 290-295) bzw. Reumuth & Winkelmann (1993, 212, §270, Anmerkung 1).


164 SCUSISCUSA Beispiele: Sono a Parigi. Vado a Parigi. Credo a questa storia. Parlo di questo problema. Che cosa dici di quest’idea?

VII.

> Ci sono. > Ci vado. > Ci credo. > Ne parlo. > Che cosa ne dici?

= Ich bin dort. = Ich gehe dorthin. = Ich glaube daran. = Ich spreche davon/ darüber. = Was sagst du dazu?

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Als ich klein war, aß ich immer bei den Großeltern. Sie bereiteten immer sehr gute Sachen zu. Manchmal kam auch meine Schwester dorthin. Einmal hat sie uns einen Nachtisch (mit)gebracht. Wir haben ihn sofort gegessen. = Den haben wir sofort gegessen. Gibst du der Großmutter noch ein bisschen von diesem Nachtisch? Sie gibt der Großmutter ein wenig davon. Als meine Schwester ankam, hatten wir schon alles vorbereitet.

Zusätzliche Vokabelangaben: klein = piccolo sofort, gleich = subito ankommen = arrivare


LEKTION 5 165

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a.) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b.) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.



Lektion 6

Inhaltsübersicht Erarbeitung VOR dem Arbeiten mit den Lektionstexten: a) Der Konditional (I und II) Erarbeitung WÄHREND des Arbeitens mit den Lektionstexten: b) Das Futur (I und II)

a) Der Konditional I.

Einstieg

Die Tatsache, dass es – sowohl im Dt. als auch im It. – einen Konditional gibt, zeigt, dass Sprachen sich nicht immer zu 100% ökonomisch verhalten, denn der Konditional drückt, sowohl im Dt. als auch im It., vom Prinzip her nichts anderes aus, als der Konjunktiv Präteritum (im It. Congiuntivo dell‘Imperfetto genannt). Formal gesehen entspricht der italienische Konditional, auch wenn er – im Gegensatz zum Dt. – aus nur einem einzigen Wort besteht, den dt. würde-Formen, also ich würde singen, du würdest singen usw. Es geht beim Konditional somit darum, etwas Irreales auszudrücken, wie das auch beim Konjunktiv Präteritum der Fall ist: ich sänge, du säng(e)st ... usw. Die Bildung des Konditionals II (Vergangenheit) wird in Lektion 6 unter N.B. 2 behandelt. N.B. 1.: Wenn man den it. Konditional bilden kann, kann man automatisch auch das it. Futur bilden. 167


168 SCUSISCUSA

II. Kontrastpunkt Deutsch Während das Dt. ein Hilfsverb zur Bildung des Konditionals verwendet (und zwar die konjugierten Formen des Konjunktivs Präteritum von werden, also ich würde, du würdest usw. in Kombination mit dem Infinitiv) und dieses im Dt. somit aus zwei Wörtern besteht, besteht der Konditional im It. aus nur einem Wort, weil der Konditional hier wieder über Verbalendungen gebildet wird. Außerdem kann der Konditional im Dt. auch in irrealen Bedingungssätzen (eingeleitet durch wenn/falls) verwendet werden.

III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Die Bildung des Konditionals erfolgt im Dt. über die Formel „Hilfsverb + Infinitiv“ (z.B. ich würde + singen). Seine Anwendungsmöglichkeiten überschneiden sich mit denjenigen des Konjunktiv Präteritum (ich sänge): In beiden Fällen wird etwas Irreales ausgedrückt, vgl. zusammenfassend Jodl (2018a, 243-253).

IV. Die Verhältnisse im Italienischen Zur Bildung der Formen: Prinzipiell ist die Basis für das Anhängen der Verbalendungen der Infinitiv, wobei folgende Besonderheiten zu berücksichtigen sind: 1. Es ist immer der Infinitiv OHNE /e/, also anstatt finire > finir oder vendere > vender usw., der verwendet wird. 2. Bei zwei Verbgruppen muss der Infinitiv noch weiter „abgewandelt“ werden: 2a) bei den Verben auf -are muss der Themenvokal /a/ (das hat nur lautliche Gründe) zu /e/ abgeschwächt128 werden, also cantare > cantar > canter (+ -ei, -esti, -ebbe, -emmo, -este, -ebbero) 128 Die Bildung von Konditional und Futur ist eines der Beispiele, anhand derer man zeigen kann, dass es der Dialekt der Stadt Florenz war, der die Basis für das Standarditalienische bildete, vgl. Geckeler & Kattenbusch (1992, 36 + 39, 1c und 2b).


LEKTION 6 169 2b) bei den Verben auf –ere fällt der Themenvokal /e/ komplett weg (hat ebenfalls nur lautliche Gründe), also vedere > veder > vedr (+ -ei, -esti, -ebbe, -emmo, -este, -ebbero) Bei 2b) wird nun auch deutlich, weshalb die beiden -ere-Varianten in Scusiscusa getrennt behandelt wurden: Die Verben auf –ĕre (wie „vendere“) eliminieren den Themenvokal nämlich NICHT.

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch Während der dt. Konditional über die Konstruktion „Hilfsverb + Infinitiv des in den Konditional zu setzenden Verbs“ (d.h. die konjugierten Formen des Konjunktivs Präteritum des Infinitivs „werden“, also ich würde, du würdest etc. + Infinitiv) gebildet wird, geschieht dies im It. wiederum über das Anhängen von Endungen. Wie gesagt besteht sowohl im It. als auch im Dt. ein großer sprachlicher Reichtum insofern, als es gleich zwei Möglichkeiten gibt, irreale Sachverhalte darzustellen: Einmal über den Konditional/Condizionale: Ich würde singen (canterei) und dann über den noch zu erlernenden Congiuntivo dell’Imperfetto/Konjunktiv Präteritum: (se) io cantassi = (wenn) ich sänge. Das It. hat die Verteilung von Condizionale und Congiuntivo dell'Imperfetto klar geregelt: Im se-Satz (wenn-Satz) MUSS der Congiuntivo dell’Imperfetto stehen, im Hauptsatz MUSS das Condizionale stehen. Im Dt. herrscht hier relativ große Freiheit. Um Verwirrung zu vermeiden, werden wir italienische Konditional-Formen wie io canterei, tu canteresti usw. konsequent mit der würde-Form (ich würde singen, du würdest singen etc.) übersetzen, so dass die Konjunktiv-Formen (wenn) ich sänge, (wenn) du sängest etc. dann für die noch zu erlernenden Formen (se) io cantassi, se tu cantassi etc. reserviert bleiben können.


170 SCUSISCUSA

VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 6 Anna: Paolo, mi faresti un favore?

Anna: Paolo, würdest du mir einen Gefallen tun? Paolo: Paolo: Sì, certo, farei qualunque cosa Ja, sicher, ich würde egal was per te. für dich tun. Anna: Anna: Potresti scendere in cantina Könntest du [„würdest du können“] in den Keller hinuntergehen, a prendere due bottiglie di um zwei Flaschen Wein zu hovino? len [„zu nehmen“]? Vorresti del Barolo? Hättest du gern einen Barolo? [„Würdest du einen Barolo wollen?“] Paolo: Paolo: Ma certo, vado a prendere Aber sicher, ich gehe zwei Fladue bottiglie di Barolo. schen Barolo holen [„um zwei Flaschen Barolo zu nehmen“]. Anna: Anna: Paolo? Mi porteresti anche Paolo? Würdest du mir auch due cipolle? zwei Zwiebeln bringen? Vorrei fare una salsa di cipolla Ich möchte [„würde wollen“] stasera, heute Abend eine Zwiebelsoße machen, mi servono dunque delle ich brauche [„mir nützen/diecipolle. nen“] also Zwiebeln.


LEKTION 6 171 N.B. 2.: Es gibt Konditionalformen, die aussehen, als ob sie sehr stark unregelmäßig wären, wie z.B. die von volere (= wollen) ➔ vorrei = ich würde wollen (= ich möchte). Schaut man sich die Form vorrei aber einmal genauer an, so stellt man fest, dass sie so unregelmäßig gar nicht ist: Wollten wir auch das unregelmäßige Verb volere in eine Regelmäßigkeit zwängen, so würden wir zu folgendem Ergebnis gelangen: volere ➔ voler 1. Schritt: Infinitiv um das /e/ ganz am Ende verkürzen 2. Schritt: Daran nun die Konditional-Endungen ➔ *volerei anhängen, z.B. –ei 3. Schritt: Nun das /e/ des Themenvokals ➔ *volrei herausstreichen Würden wir auf volere also ganz stur die zur Bildung des Konditionals erlernten Regeln anwenden, so wie wir das eben gemacht haben, würden wir FAST bei der richtigen Form „landen“: *volrei. Jedem wird einleuchten, dass die Buchstabenfolge /lr/ nicht sehr leicht auszusprechen ist, weshalb sich die ursprüngliche Form *volrei zur heute korrekten Form vorrei verschliffen hat.

b) Das Futur Während das Dt. das Hilfsverb werden zur Bildung des Futurs verwendet (in Kombination mit dem Infinitiv, also konjugierte Form von werden + Infinitiv) und somit aus zwei Wörtern besteht, verwendet das It. nur ein einziges Wort, weil das Futur hier wiederum über Verbalendungen gebildet wird. Die Basis, an die die Verbalendungen gehängt werden müssen, entspricht exakt derjenigen, die oben für den Konditional angegeben wurde. Was sich ändert, sind die Endungen selbst:


172 SCUSISCUSA anstatt -ei anstatt -esti anstatt -ebbe anstatt -emmo anstatt -este anstatt -ebbero

beim Futur beim Futur beim Futur beim Futur beim Futur beim Futur

> -ò > -ai > -à > -emo > -ete > -anno

Von der Anwendung her gesehen herrscht weitgehende Analogie zwischen dem deutschen und dem italienischen Futur. N.B. 3.: Sehr häufig wird – sowohl im Dt. als auch im It. – das Präsens „zweckentfremdet“, indem es als Futur eingesetzt wird: Morgen fahre ich nach München. ➔ Domani vado a Monaco. Hier liegt ein sehr gutes Beispiel dafür vor, dass man in der Grammatik immer zwischen Form und Funktion unterscheiden muss129. Das Futur II (= Wenn ich dann dort ankomme, werden alle schon gegessen haben oder ... werden alle schon gegangen sein) bildet man mit den konjugierten Formen des Futur I der Hilfsverben avere oder essere + Partizip Perfekt, also z.B. (io) avrò mangiato = ich werde gegessen haben oder (io) sarò andato = ich werde gegangen sein.

129 Vgl. Jodl (2006).


LEKTION 6 173

VII.

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Ich würde gerne (= es würde mir gefallen,) mit dir ins Kino (zu) gehen. Welchen Film würdest du sehen wollen? (= möchtest du sehen)? Welches von diesen Büchern würdest du nehmen? Welches von diesen Büchern würdest du kaufen? Wann wirst du abreisen (= weggehen/wegfahren)? Ich werde morgen abreisen (= weggehen/wegfahren).

Zusätzliche Vokabelangaben: das Kino = cinema (männl.) kaufen = comprare = comperare Welche/r? Welches? = quale?

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a.) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b.) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.



Lektion 7

Inhaltsübersicht Erarbeitung VOR dem Arbeiten mit den Lektionstexten: a.) Die Grundfunktion des Congiuntivo dell’Imperfetto und das Irreale Satzgefüge Erarbeitung WÄHREND des Arbeitens mit den Lektionstexten: b.) Der Congiuntivo dell’Imperfetto und seine Abgrenzung zum Konjunktiv des Passato prossimo

a) Die Grundfunktion des Congiuntivo dell’Imperfetto und das Irreale Satzgefüge I.

Einstieg

Wir haben in Lektion 1 bzw. auch auf S. 48 gesagt, dass jede Zeit immer in zwei unterschiedlichen Modi dargestellt werden kann, z.B.: Zeitstufe: Gegenwart Art der Sachverhalts-Darstellung: SICHER ➔ Indikativ Dein Reich kommt.

Art der Sachverhalts-Darstellung: UNSICHER ➔ Konjunktiv Dein Reich komme.

Zeitstufe: Vergangenheit Art der Sachverhalts-Darstellung: SICHER ➔ Indikativ Dein Reich kam

Art der Sachverhalts-Darstellung: UNSICHER ➔ Konjunktiv Dein Reich käme.

175


176 SCUSISCUSA Das Ganze könnte man nun in einen Nebensatz einbetten: Die Menschen wollen, dass Dein Reich komme. Die Menschen wollten, dass Dein Reich käme. Gli uomini vogliono che venga il regno tuo. Gli uomini volevano che venisse il regno tuo. Eine Art „Zweckentfremdung“ des Congiuntivo dell’Imperfetto Dt. und It. haben gemeinsam, dass der Konjunktiv Präteritum (Congiuntivo dell’Imperfetto), der ja ein Konjunktiv einer Vergangenheitszeit ist, sozusagen für eine Gegenwartsfunktion zweckentfremdet wird: Wenn Carlo uns jetzt, in diesem Moment, eines von seinen Liedern sänge (würden wir uns freuen). Se Carlo ci cantasse una delle sue canzoni adesso, (ci rallegreremmo). Soweit das irreale Satzgefüge betroffen ist, gilt diese Art der Zweckentfremdung (sowohl im It. als auch im Dt.) ebenfalls für den Konjunktiv Plusquamperfekt (siehe S. 48 bzw. S. 79) = Congiuntivo del Trapassato: Auch wenn die Formenbezeichnungen noch heute auf Vorzeitigkeit schließen lassen, die auch einmal gegeben war, so ist die heutige Bedeutung die der Vergangenheit OHNE Vorzeitigkeit: Wenn ich gestern gesungen hätte, würden sich alle gefreut haben (hätten sich alle gefreut).

II. Kontrastpunkt Deutsch Die unter I. beschriebene Art der Zeitenfolge im Wunschsatz ist im Dt. veraltet, schon allein deshalb, weil heute im Dt. – im Gegensatz zum It. – im Wunschsatz generell kein Konjunktiv mehr verwendet wird. Was nun die Funktion angeht, die der Konjunktiv Präteritum


LEKTION 7 177 (Congiuntivo dell’Imperfetto) im irrealen Satzgefüge, z.B. der Gegenwart, haben kann, so decken sich die Anwendungsmöglichkeiten im It. und Dt. zwar prinzipiell. Allerdings gibt es hinsichtlich des Dt. folgende Einschränkung: Die im It. uneingeschränkt gültige Verteilung von Congiuntivo dell’Imperfetto und Condizionale innerhalb des irrealen Satzgefüges ( = im Hauptsatz IMMER Condizionale und im Nebensatz = se-Satz immer Congiuntivo dell’Imperfetto), die im Dt. auch einmal galt, gilt in modernem Dt. nicht mehr: Wenn Carlo morgen nach Rom führe, würden wir alle froh sein. Se Carlo andasse a Roma domani, saremmo tutti contenti. Der deutsche Beispiel-Satz ist zwar korrekt, in modernerem Dt. ist man aber dazu übergegangen, den Konjunktiv Präteritum durch den Konditional I zu ersetzen, wenn der Konjunktiv Präteritum zu altmodisch klingt („Wenn er führe“). Ebenso klingen manche Verben (vor allem die Hilfsverben!) im Konditional nicht gut („würden ... sein“), so dass man sie wiederum durch den Konjunktiv Präteritum ersetzt („wären“). Somit kann sich die Verteilung der – wie gesagt synonymen – Formen im Dt. genau umkehren: Wenn Carlo morgen nach Rom fahren würde, wären wir alle froh. N.B. 1: Solche Umkehrungen (je nach dem, wie gebräuchlich die jeweiligen Formen klingen) sind im It. nicht möglich.

III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Die Form, die im Dt. dem Congiuntivo dell’Imperfetto entspricht, nämlich der Konjunktiv Präteritum, der auch einmal ein Konjunktiv der Vergangenheit war, wird heute zum allergrößten Teil in einer bestimmten Funktion angewandt, die nichts mit der Vergangenheit zu tun hat, nämlich in der des irrealen Satzgefüges im Präsens. Davon kann man dann, über den Einsatz von Hilfsverben, wiederum Vergangenheitsformen ableiten.


178 SCUSISCUSA Die „zweckentfremdete“ Funktion gibt es im It. auch, und zwar zusätzlich zu der eigentlichen Funktion „Konjunktiv der Vergangenheit“.

IV. Die Verhältnisse im Italienischen Zur Bildung der Formen: Die Basis, an die die Verbalendungen gehängt werden müssen, entspricht exakt derjenigen, die für den Indikativ des Imperfetto angegeben wurde ( = Infinitiv-Stamm). Was sich ändert, sind die Endungen selbst (auch hier gilt wieder: Themenvokal beachten!): Indicativo dell’Imperfetto -avo -avi -ava -avamo -avate -avano

Congiuntivo dell’Imperfetto > > > > > >

-assi -assi -asse -assimo -aste -assero

> > > > > >

-issi -issi -isse -issimo -iste -issero

> > > > > >

-essi -essi -esse -essimo -este -essero

oder -ivo -ivi -iva -ivamo -ivate -ivano oder -evo -evi -eva -evamo -evate -evano


LEKTION 7 179 Dieser Konjunktiv der Vergangenheit hat im It. zwei große Anwendungsgebiete: 1) Darstellungen von Sachverhalten, die wie in Lektion 4 beschrieben den Konjunktiv verlangen (bei Sätzen, die einen Wunsch oder Unsicherheit usw. enthalten) und sich auf die Vergangenheit beziehen. Kriterium für die Wahl dieses Vergangenheits-Konjunktivs ist: Gleichzeitigkeit130. So muss ein Satz wie La nonna vuole

[Zeitstufe Präsens]

che Marco le porti il dolce.

in der Vergangenheit (Vgh.) wie folgt lauten: La nonna ha voluto/volle/ voleva

[Zeitstufe Vgh.]

che Marco le portasse il dolce.

In älterem Dt. gab es diese Art der Zeitenfolge auch noch: Die Großmutter will

[Zeitstufe Präsens],

dass Marco ihr den Kuchen bringe.

entspricht dem vergangenen: Die Großmutter wollte/hat gewollt

[Zeitstufe Vgh.],

dass Marco ihr den Kuchen brächte.

2) Der in dieser Anwendung im Dt. nicht mehr übliche Konjunktiv der Vergangenheit hat aber eine zusätzliche Bedeutung angenommen, die sich jedoch auf die Gegenwart bezieht: Die des Irrealis im wenn-Satz:

130 Das Kriterium Imperfektivität muss dabei nicht unbedingt gegeben sein, Vorrang hat das Kriterium Gleichzeitigkeit.


180 SCUSISCUSA Wenn Marco ihr den Kuchen brächte [Konjunktiv Prät.], würde die Großmutter froh sein. = Se Marco le portasse [Congiuntivo dell’Imperfetto] il dolce, la nonna sarebbe contenta. Wir können somit folgende Regeln festhalten: N.B. 2: Sollte mit se die Konjunktion wenn/falls gemeint sein, so kann im se-Satz niemals das Condizionale stehen. Das Condizionale steht im HAUPT-Satz des irrealen Satzgefüges, nicht im NEBEN- also seSatz (= Bedingungssatz). Ähnlich verhält es sich bei der durch se (= ob) eingeleiteten indirekten Frage: Auch hier wird im It., in relativ weitgehender Analogie zum Dt., der Konjunktiv verwendet, wobei die Regeln der Zeitenfolge zu beachten sind (siehe vorliegender Abschnitt, oben). Es gibt aber auch Fälle, in denen nach se = ob die Form Condizionale steht, vgl. Lepschy & Lepschy (1986, 310): Non siamo sicuri se lo troverebbe = Wir sind nicht sicher, ob er es/ihn finden würde. N.B. 3: Den Irrealis gibt es nicht nur auf die Gegenwart bezogen: Wenn ich könnte, würde ich sofort abreisen, sondern auch in der Vergangenheit: Wenn ich gekonnt hätte, würde ich sofort abgereist sein. Wie gesagt werden die Hilfsverben im Dt. sehr ungern in der würde- also Konditionalform gebraucht und somit durch die entsprechende Konjunktiv-Form ersetzt. Man würde daher im Dt. hier eher sagen: Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich sofort abgereist.


LEKTION 7 181 N.B. 4: Im It. hingegen ist der in N.B. 3 genannte, im Dt. mögliche, Tausch nicht möglich. Die Formen, die man im It. für die Bildung des irrealen Satzgefüges der Vergangenheit braucht, lauten: Congiuntivo del Trapassato131 (Konjunktiv Plusquamperfekt) und Condizionale del Passato (Konditional II = Konditional Vergangenheit). Hinsichtlich Bildung und Anwendung gilt für das It.: Im se-Satz steht wiederum der Congiuntivo (dieses Mal eben der des Trapassato), den man wie folgt erhält: Konjugierte Formen des Congiuntivo dell’Imperfetto der Hilfsverben avere oder essere + Partizip Perfekt, also z.B. Se (io) avessi + avuto (tempo) Oder: Se (io) fossi + andato (a Roma)...

= Wenn ich (Zeit) gehabt hätte = Wenn ich (nach Rom) gegangen wäre

Im Hauptsatz steht wiederum das Condizionale (dieses Mal das des Passato), das man wie folgt erhält: Konjugierte Formen des Condizionale der Hilfsverben avere oder essere + Partizip Perfekt, also z.B. avrei + cantato (una canzone ita- = würde ich (ein italienisches liana) Lied) gesungen haben (hätte ich gesungen, siehe oben). Oder: (i miei genitori) sarebbero + stati = würden (meine Eltern froh) gewesen sein (contenti) ( = wären froh gewesen, siehe oben).

131 Anstatt trapassato könnte man hier wiederum piuccheperfetto sagen.


182 SCUSISCUSA N.B. 5: Der Condizionale del Passato wird nicht nur im Rahmen des Irrealis der Vergangenheit verwendet, sondern auch bei der Indirekten Rede, wenn Nachzeitigkeit („Futur in der Vergangenheit“), vgl. auch Duden (2005, §§782f.), Eisenberg (42013b, 116) und Jodl (2018a, 243-253), ausgedrückt werden soll: Vergangene Woche hat Marco mir gesagt, dass er nächsten Monat nach Rom fahren würde. Das Dt. verwendet hier ganz einfach den Konditional I, also nicht den der Vergangenheit (II). Das It. hingegen verwendet in solchen Sachverhalten den Condizionale del Passato (Konditional Vergangenheit): La settimana scorsa, Marco mi ha detto che il mese che viene sarebbe andato a Roma.

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch Im Dt. ist die Verwendung des Konjunktiv Präteritum (Congiuntivo dell’Imperfetto) weitgehend auf seine Sonderfunktion reduziert, den Irrealis der Gegenwart darzustellen (egal, ob im Haupt- oder Nebensatz). Was die Darstellung des Irrealen angeht, so steht er hier in Konkurrenz zum Konditional. Bei der Verteilung von Konditional I und Konjunktiv Präteritum geht das Dt. heute nicht mehr so vor, wie das It., d.h. im Dt. können beide Formen sowohl im Hauptals auch im wenn-Satz (hier der Nebensatz) vorkommen. Im Dt. entscheidet der Wohlklang, ob eine Konditional- oder eine Konjunktiv-Präteritum-Form verwendet wird, unabhängig davon, in welchem Teil des Satzes die jeweilige Form stehen wird. Im It. hat der Congiuntivo dell’Imperfetto zusätzlich seine ursprüngliche Funktion bewahrt: Er gewährleistet, dass die Wunsch- und Zweifelsätze usw. des Präsens auch in der Vergangenheit ausgedrückt werden können („Symmetrie“).


LEKTION 7 183

VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 7 Anna: Partirei subito se non avessi così tante cose da mettere a posto qui.

Anna: Ich würde jetzt gleich abreisen, wenn ich hier nicht soviele Sachen in Ordnung zu bringen hätte. Se potessi, Wenn ich könnte, partirei subito. würde ich sofort abreisen. Pietro: Pietro: E se non ci fossero queste cose Und wenn es diese Dinge hier da mettere a posto, nicht in Ordnung zu bringen gäbe, partiresti comunque subito? würdest du dann auch [„trotzdem“, wörtl. „wie auch immer“] sofort abreisen? Anna: Anna: Sì, certo. Ja, sicher. Paola voleva Paola wollte, che mi fermassi un’altra dass ich noch eine Woche settimana, bleibe [„dass ich mich noch eine Woche aufhalte“], ma non posso. aber ich kann nicht. Se Paola non mi avesse calmata, Wenn Paola mich nicht beruhigt hätte, sarei partita subito. wäre ich sofort abgereist [„würde ich sofort abgereist sein“]. È vero, se non fosse stato per la Es stimmt, wenn da nicht diese sua gentilezza, Freundlichkeit gewesen wäre [„wenn es nicht wegen ihrer Freundlichkeit gewesen wäre“], avrei fatto le valigie hätte ich die Koffer gepackt [„gemacht“] e sarei già partita. und wäre schon abgereist [„würde ich die Koffer ‚gemacht‘ haben und würde schon abgereist sein“].


184 SCUSISCUSA

b) Der Congiuntivo dell’Imperfetto und seine Abgrenzung zum Konjunktiv des Passato prossimo Wir haben oben, Abschnitt a), gesagt, dass das It. eine der Sprachen ist, in denen die Zeitenfolge (consecutio temporum) eingehalten wird, und zwar auch dann, wenn der Konjunktiv betroffen ist. Zur Veranschaulichung des Phänomens „Zeitenfolge“ hier ein Beispiel aus dem Dt., zunächst ohne Konjunktiv: Ein Satz wie Sie hat mir gesagt/Sie sagte mir, dass sie nicht kommen kann.132 würde im It. lauten: E allora mi disse che non poteva venire. Das heißt, wenn das Einführungsverb (dire) in einer Vergangenheitszeit133 steht (➔ disse), muss auch das Verb des Nebensatzes eine Vergangenheitsform haben. Bei einem Beispiel, das den Konjunktiv erfordert, würden wir hinsichtlich des Dt. zu folgendem Ergebnis kommen: Die Menschen wollten, dass Dein Reich käme. Dieser Sprachgebrauch ist aber, wie gesagt, vollkommen veraltet. Im It. besteht diese Art der Zeitenfolge aber nach wie vor: Gli uomini volevano che venisse il regno tuo. Dadurch, dass man sich im It. generell Gedanken darüber machen muss, ob eine auf die Vergangenheit bezogene Aussage sich im perfektiven oder im imperfektiven Bereich bewegt, wir also mehr

132 Auf einem höheren Sprachniveau sind auch andere Formen denkbar, etwa die des Konjunktiv Präsens oder des Konjunktiv Präteritum. 133 Eine Ausnahme kann man machen, wenn diese Vergangenheitszeit beim Einführungsverb das Passato prossimo ist. In diesem Fall kann die „Anpassung“ des Verbs des Nebensatzes unterbleiben. Eine weitere Ausnahme gilt, wenn es um allgemeine Wahrheiten geht wie bei „Der Lehrer erklärte uns, daß Wasser bei hundert Grad kocht“: Il professore ci spiegò che l’acqua bolle a cento gradi, vgl. Reumuth & Winkelmann (1993, §344, S. 280).


LEKTION 7 185 Vergangenheitstempora – wir können auch sagen „mehr Formen“ – zur Verfügung haben, muss man folgende Zeitenfolge beachten: Vom Präsenssystem aus in die Vergangenheit blickend (Vorzeitigkeit innerhalb des Präsenssystems:) Paola crede/pensa che Carlo ieri sera abbia cantato solo per lei. Paola glaubt/denkt, dass Carlo gestern Abend nur für sie allein gesungen hat („habe“). Wir haben ja bereits mehrfach erwähnt, dass fast jedes Tempus sowohl im Indikativ als auch im Konjunktiv dargestellt werden kann. Bei der hier fettgesetzten Form abbia cantato haben wir es mit dem Tempus Passato prossimo zu tun, das wir zwar schon kennen, aber nur im Modus Indikativ. Die Form abbia cantato (also wörtlich „er habe gesungen“) ist der Konjunktiv von ha cantato („er hat gesungen“), also der Konjunktiv des Passato prossimo. Zur Bildung des Konjunktivs des Passato prossimo: Konjunktiv Präsens der Hilfsverben avere oder essere (bei avere: io abbia, tu abbia, lui/lei/Lei abbia, noi abbiamo, voi abbiate, loro abbiano und bei essere: io sia, tu sia, lui/lei/Lei sia, noi siamo, voi siate, loro siano) + Partizip Perfekt, also z.B. cantato, andato etc. Es gibt zwei Gründe, weshalb hier der Konjunktiv des Passato prossimo (perfektiv) und nicht der Konjunktiv des Imperfetto (imperfektiv) verwendet wird: 1. 2.

Das, was am Abend zuvor geschehen ist, hat noch einen Bezug zu Paolas Gegenwart. Das, was geschehen ist, ist eine einmalige, abgeschlossene Handlung.

Anders sieht es in folgendem Fall aus: Paola crede/pensa che Carlo – da bambino – cantasse molto volentieri, in tutte le occasioni.


186 SCUSISCUSA Paola glaubt/denkt, dass Carlo – als Kind – bei jeder Gelegenheit gesungen hat. 1.

2.

Das, was in Carlos Kindheit geschehen ist, ist keine einmalige, sondern eine gewohnheitsmäßige, sich wiederholende Handlung Das, was in Carlos Kindheit geschehen ist, hat keinen direkten Bezug zur Gegenwart, es wird innerlich als etwas Abgeschlossenes betrachtet. ➔ Daher der Congiuntivo dell’Imperfetto.

Gleichzeitigkeit innerhalb des Vergangenheitssystems In quel momento, Paola ha pensato/pensò/pensava 134 che Carlo cantasse solo per lei. In jenem Moment dachte Paola, dass Carlo nur für sie allein sang (dabei war zu singen). In diesem Fall der Gleichzeitigkeit innerhalb der Vergangenheit steht im den Konjunktiv verlangenden che-Satz ebenfalls der Congiuntivo dell’Imperfetto. Vorzeitigkeit innerhalb des Vergangenheitssystems In quel momento, Paola ha pensato/pensò/pensava che Carlo, la sera prima, avesse cantato solo per lei. In jenem Moment dachte Paola, dass Carlo am Abend zuvor nur für sie allein gesungen hatte/hätte (im Sinne von: gesungen haben könnte). In diesem Fall der Vorzeitigkeit innerhalb der Vergangenheit steht im den Konjunktiv verlangenden che-Satz der Congiuntivo del Trapassato (Konjunktiv Plusquamperfekt)135. 134 Für die Tempus-Form, die im Nebensatz stehen soll, ist hier unerheblich, welche der möglichen Vergangenheitstempora im Einführungssatz (Hauptsatz) steht. Es muss nur irgendeine Vergangenheitszeit sein. 135 Den Unterschied zwischen perfektivem und imperfektivem Aspekt braucht man hier wie gesagt nicht zu beachten, vgl. hierzu Lektion 5, N.B. 4, mit FN 127.


LEKTION 7 187 Allgemein gilt hierbei: Ob in solchen Fällen im Dt. Konjunktive gewählt werden (so wie im It.) ist häufig eine stilistische Frage oder eine Frage persönlichen Ermessens (soll Irrealität angedeutet werden?), denn im Dt. sind die Konjunktive nach Verben der Unsicherheit oder der Gefühlsäußerung etc. nicht obligatorisch, was hingegen im It. eher der Fall ist.

VII.

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Wenn du mir diesen Gefallen tun könntest, wäre ich dir sehr dankbar. Ich würde das Auto kaufen, wenn ich Geld hätte. Ich hätte das Auto gekauft (= würde das Auto gekauft haben), wenn ich Geld gehabt hätte. Meine Freunde wollten, dass ich das Auto kaufe. Sie glauben, dass ich es für sie gekauft habe. Sie glaubten, dass ich es für sie gekauft hatte.

N.B. 6: Die Tatsache, dass bei Satz 5) und bei Satz 6), vom Dt. her, anstatt „gekauft habe“ (Satz 5) und „gekauft hatte“ (Satz 6) beide Male auch „gekauft hätte“ möglich wäre, mag zusätzlich verwirrend erscheinen, weil das Dt. – im Gegensatz zum It. – hier die Zeitenfolge wieder nicht unbedingt beachten muss. Zusätzliche Vokabelangaben: der Gefallen = favore (männl.) Auto = macchina (weibl.) dankbar = grato, -a Geld = soldi (männl. Plural) glauben = credere


188 SCUSISCUSA

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a.) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b.) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.


Lektion 8

Inhaltsübersicht Erarbeitung VOR dem Arbeiten mit den Lektionstexten: a.) Zwei Objektpronomen beim Verb Erarbeitung WÄHREND des Arbeitens mit den Lektionstexten: b.) averci als Variante von avere c.) Das Passiv d.) Das Adverb e.) Das Relativpronomen

a) Zwei Objektpronomen beim Verb I.

Einstieg

Nachdem es zwei Arten von Objekten gibt (direktes Objekt/Akkusativ und indirektes Objekt/Dativ) gibt es auch zwei Möglichkeiten der Pronominalisierung. Bisher haben wir immer nur EINE der beiden Möglichkeiten angewandt, auch wenn beide gegeben waren, wie bei: Ich gebe die Tasche der Lehrerin. Die ZWEI Farben bedeuten, dass wir ZWEI Möglichkeiten haben, Nomen (= Hauptwörter, die hier die Funktion von Objekten haben) durch Pronomen (Fürwörter, in diesem Fall also Objektpronomen) zu ersetzen.

189


190 SCUSISCUSA Wenn wir nur das Nomen die Tasche durch ein Pronomen ersetzen wollen, kommen wir zum Ergebnis: Ich gebe sie der Lehrerin. Wenn wir nur das Nomen der Lehrerin durch ein Pronomen ersetzen wollen, kommen wir zum Ergebnis: Ich gebe ihr die Tasche. Wie gesagt gibt es aber auch die Möglichkeit, beide Objekte in ein und demselben Satz gleichzeitig zu ersetzen: Ich gebe sie ihr. Ganz ähnlich funktioniert dieses Prinzip im It.

II. Kontrastpunkt Deutsch Solange wir noch nicht pronominalisiert haben, ist die Stellung der beiden Objekte, je nach Betonungslage, frei. Man kann sagen: Ich gebe die Tasche der Lehrerin. und auch Ich gebe der Lehrerin die Tasche. Sobald wir aber doppelt pronominalisiert haben 136, darf sich an der Wortfolge nichts mehr ändern. Die Reihenfolge der Pronomenkombination ist im Standard-Deutschen137 ganz genau festgelegt: Immer zuerst der Akkusativ, dann der Dativ, wie in unserem Beispiel: ... sie ihr.

136 Auch bei einfacher Pronominalisierung ist die Stellung der Pronomen fix. 137 Umkehrungen wie *mir sie anstatt sie mir sind dialektal.


LEKTION 8 191 Bei anderen Personen wäre das: ... sie mir ... sie dir ... sie ihm/sie ihr/sie ihm ... sie uns ... sie euch ...sie ihnen/Ihnen Wenn wir für das Akkusativ-Objekt die Tasche etwas Männliches einsetzen wie bei: Ich gebe den Schirm der Lehrerin/Ich gebe der Lehrerin den Schirm kommen wir zu den Pronominalisierungen: ... ihn mir ... ihn dir ... ihn ihm/ihn ihr/ihn ihm ... ihn uns ... ihn euch ... ihn ihnen/Ihnen Im It. ist es nun eher so, dass auch beim noch nicht pronominalisierten Satz die Stellung der Objekte relativ fix ist: Do la borsa all’insegnante. Abweichungen hiervon sind zwar prinzipiell möglich, aber eher unüblich. Der wichtigste Unterschied zum It. ist aber darin zu sehen, dass hier (also im It.) nach der doppelten Pronominalisierung das aus dem indirekten Objekt resultierende Pronomen („Dativ“) immer VOR dem aus dem direkten Objekt resultierenden Pronomen („Akkusativ“) steht. Hinzu kommt, dass es im It. eine phonetische Besonderheit zu berücksichtigen gilt.


192 SCUSISCUSA

III. Zusammenfassung der theoretischen Informationen (aus dem Deutschen) Im Dt. ist die Stellung der Objekte im Satz relativ frei. Sobald eine Pronominalisierung erfolgt ist, können die Objekte nur noch an ganz bestimmten Stellen im Satz stehen. Das gilt vor allem hinsichtlich der Reihenfolge der einzelnen Pronomen innerhalb einer Pronomenhäufung, z.B. nach doppelter Pronominalisierung.

IV. Die Verhältnisse im Italienischen Es ist schon gesagt worden, dass die doppelte Pronominalisierung im It. prinzipiell analog zum Dt. erfolgt. Folgenden Unterschied gilt es jedoch zu beachten: Nach der doppelten Pronominalisierung steht im It. das aus dem indirekten Objekt resultierende Pronomen („Dativ“) immer VOR dem aus dem direkten Objekt resultierende Pronomen („Akkusativ“). Die komplette Formenreihe für die doppelte Pronominalisierung lautet im It. somit (zur Erinnerung: der Asterisk kennzeichnet die falschen Formen): *mi la

➔ me la

*ti la

➔ te la

*gli la/le la

➔ gliela

*ci la

➔ ce la

*vi la

➔ve la

*loro138 la

➔gliela

(wörtlich: *mir sie, in korrektem Dt.: sie mir) (wörtlich: *dir sie, in korrektem Dt.: sie dir) (wörtlich: *ihm sie/ihr sie/Ihnen sie, in korrektem Dt.: sie ihm/sie ihr/sie Ihnen) (wörtlich: *uns sie, in korrektem Dt.: sie uns) (wörtlich: *euch sie, in korrektem Dt.: sie euch) (wörtlich: *ihnen sie/Ihnen sie, in korrektem Dt.: sie ihnen/sie Ihnen)

138 Vom im It. vorhandenen Formen-Inventar her gesehen wäre hier, im Plural, eine Konstruktion mit loro erwartbar. Durchgesetzt hat sich aber die Singular-


LEKTION 8 193 N.B. 1.: Aus phonetischen Gründen erhalten sich Formen wie *mi la, *ti la, *ci la, *vi la nicht, sondern „verdumpfen“ zu me la, te la, ce la, ve la. Bei *gli la und *le la (*ihm sie und *ihr sie, d.h. sie ihm und sie ihr) kommt es phonetisch gesehen zu einem weiteren Schritt: Beide Kombinationen, die phonetisch tatsächlich ihre Schwierigkeiten mit sich bringen, verschmelzen zu gliela (analog *gli le und *le, *gli lo und *le lo, *gli li und *le li). Die Form gliela hat also mehrere Bedeutungen: sie ihm, sie ihr und in modernem It. sogar sie ihnen und sie Ihnen, analog die restlichen genannten Formen. N.B. 2: Selbstverständlich könnten für das direkte Objekt la borsa (weiblich, Singular) auch andere Formen eingesetzt werden, etwa ein männlicher/sächlicher139 Singular il dolce/il bambino (männlich/sächlich ➔ lo) oder Plurale le borse oder gli ombrelli (weiblich ➔ le, männlich ➔ li) oder das Pronomen, das einen Ausdruck mit di ersetzt ➔ ne: Mi porti del formaggio? Sì, te ne porto. Dementsprechend müsste man dann aus me la, te la, gliela usw. machen me lo, te lo, glielo usw. oder me le, te le, gliele oder me li, te li, glieli usw. oder me ne, te ne, gliene usw.

Ersatzform gliela. Die Bewusstmachung in Form von *loro la ➔ gliela ist etymologisch nicht einwandfrei und dient hier nur der Vereinfachung. 139 Nur im Dt. sächlich.


194 SCUSISCUSA N.B. 3: Wenn wir genau diese Pronomenhäufungen, me la, te la, gliela usw. oder me le, te le, gliele usw. oder me li, te li, glieli usw. zusammen mit einer Vergangenheitszeit verwenden, die über das Hilfsverb avere gebildet wird, gilt wiederum das, was in Lektion 3, N.B. 4., gesagt wurde: Das Partizip Perfekt muss in Geschlecht und Zahl dem vorausgegangenen „Akkusativ“-Objekt angeglichen werden: Mario me lo ha comprato. *Mario me la ha comprata.

➔ ➔

Mario me l’ha comprato. Mario me l’ha comprata. Mario me le ha comprate. Mario me li ha comprati.

N.B. 4: Das Pronomen, das einen Ausdruck mit di ersetzt ➔ ne, kann ebenfalls als „Akkusativ“-Objekt betrachtet werden (wie beim folgenden Beispiel mit le pere = die Birnen): C’erano tre pere. Marco me ne ha portate due. Da waren drei Birnen. Marco hat mir zwei (davon) gebracht.

V. Zusammenfassung Unterschiede zwischen Deutsch und Italienisch •

• •

Die Reihenfolge der „Dativ“- und „Akkusativ“-Pronomen innerhalb der Pronomenhäufung ist im It. anders als im Dt. (umgekehrt). Im It. müssen zwei phonetische Besonderheiten beachtet werden. Bei Vergangenheitszeiten, die über das Hilfsverb avere gebildet werden, ist zu beachten, dass, bei vorausgehendem „Akkusativ“-Objekt, das Partizip Perfekt in Geschlecht und Zahl an dieses „Akkusativ“-Objekt angeglichen werden muss.


LEKTION 8 195 N.B. 5: Solche Pronomenhäufungen können auch das Reflexiv-Pronomen si (sich) betreffen: Marco kauft sich das Buch./Marco kauft es sich. Marco si compra il libro./Marco se lo compra. Steht si (sich) für einen Dativ (wem?), gelten genau die oben genannten Regeln, wenn es zu einer Pronomenhäufung kommen sollte, das heißt der „Dativ“ steht vor dem „Akkusativ“ und si wird zu se: se lo analog zu me lo. Bedeutet si jedoch man, steht es also für einen Nominativ (wer oder was?), dann ist die Reihenfolge der Pronomen umgekehrt und si bleibt als si erhalten, das heißt der „Akkusativ“ steht nun vorne, der Nominativ folgt: Man kennt ihn. Lo si conosce. Vgl. allgemein Salvi & Vanelli (2004, 207).


196 SCUSISCUSA

VI. Arbeiten mit den Lektionstexten Lektion 8 Marco: Marco: Mamma, sai dov‘è il libro Mutti, weißt du, wo das Buch che sto cercando da un pezzo? ist, das ich seit einiger Zeit suche? Mamma: Mutter: Sì, ce l’ho io, te lo porto Ja, ich habe es, ich bringe es dir subito. gleich. Avete portato un po’ di pasta Habt ihr der Oma ein bisschen alla nonna? Pasta gebracht? Marco: Marco: Sì, gliene abbiamo portata Ja, wir haben ihr ein bisschen un po’. davon gebracht. Le è piaciuta. Sie hat ihr geschmeckt [„gefallen“]. Mamma: Mutter: Portategliene anche domani, Bringt ihr auch morgen welche [„davon“], le farà piacere! das wird ihr Freude machen. Marco: Marco: Sì, perché no? Ja, warum nicht? E il libro che le hai comprato, Und das Buch, das du ihr geglielo porto? kauft hast, soll ich ihr das bringen [„bringe ich ihr es = es ihr?“]? Mamma: Mutter: Sì, portaglielo, le piacerà, sono Ja, bring es ihr, es wird ihr gefalsicura. len, ich bin sicher. Marco: Marco: Dimmi, Sag mal [„Sag mir“], questo libro, dieses Buch, dov'è stato stampato? wo ist das gedruckt worden? Mamma: Mutter: Non lo so esattamente, Ich weiß es nicht genau, ma di solito questi libri si aber für gewöhnlich werden stampano all'estero [vengono diese Bücher im Ausland gestampati all’estero]. druckt.


LEKTION 8 197

Marco: Hai fatto bene a comprarle un libro come questo!

[Siehe in Lektion 3 den Abschnitt zu den reflexiven Verben und ihre Rolle bei der Passivbildung] Marco: [Das] hast du gut gemacht, ihr ein Buch wie dieses zu kaufen!

b) averci als Variante von avere Das Hilfsverb avere wird, vor allem in seinen konjugierten Formen, häufig durch das Pronomen ci verstärkt, wobei ci in solchen Fällen meist gar keine Bedeutung trägt, sondern nur den Lautkörper der avere-Formen verstärken soll. Das leuchtet ein, wenn man an folgende Konstellationen denkt: Ganz streng genommen müsste das dt. Ja, ich habe es im It. lauten: ?Sì, lo ho.

Oder:

?Sì, l’ho.

Beide Möglichkeiten sind lautlich nicht sehr ansprechend. Daher verstärkt man avere, vor allem in der gesprochenen Sprache, gern mit ci, das in Verbindung mit anderen Pronomen (lo, la usw.) aus lautlichen Gründen zu ce wird: Sì, ce l’ho. Das apostrophierte <l> kann sowohl für lo als auch für la stehen, die anderen Pronomen sind ganz normal li und le, ohne Elision. Ursprünglich hatte dieses ci in diesem Fall die Bedeutung von hier oder da. Das wird aber nicht mehr so empfunden. Ganz allgemein muss man auch darauf hinweisen, dass dieses verstärkende ci in der gesprochenen Sprache geradezu inflationär gebraucht wird, auch an Stellen, wo die Verstärkung gar nicht notwendig wäre, z.B.: C’hai tempo? (von: Ci hai tempo?)

anstatt ganz korrekt: Hai tempo?


198 SCUSISCUSA Non c’ho tempo. (von: Non ci ho tempo.)

anstatt ganz korrekt: Non ho tempo.

Unabhängig davon, wie man diese eher umgangssprachlichen Formen schreiben mag, gesprochen werden sie immer ohne das <i> von ci, also [tšai] und [tšo], vgl. Lepschy & Lepschy (1986, 244).

c) Das Passiv Wie im Dt. wird das Passiv im It. über eine Konstruktion „konjugierte Form eines Hilfsverbs + Partizip Perfekt“ gebildet. Im Dt. gibt es zwei Hilfsverben, mit denen man ein Passiv bilden kann, sein und werden, je nachdem, ob man ein Zustands- oder ein Handlungspassiv ausdrücken will. Für die Bildung des Zustandspassivs braucht man das Hilfsverb sein: Das Fenster ist geschlossen. Für die Bildung des Handlungspassivs braucht man das Hilfsverb werden: Das Fenster wird geschlossen. Auch im It. gibt es die Möglichkeit, Zustands- und Handlungspassiv voneinander zu unterscheiden: Das Zustandspassiv wird – analog zum Dt. – mit essere gebildet: La finestra è chiusa. Für die Bildung des Handlungspassivs verwendet man normalerweise das Hilfsverb venire (es kann, wenn völlige Eindeutigkeit herrscht, aber auch essere verwendet werden): La finestra viene chiusa.


LEKTION 8 199 N.B. 6: Die Verteilung der Hilfsverben je nachdem, ob ein Zustandsoder Handlungspassiv vorliegt, ist im It. nicht so konsequent wie im Dt. Das heißt, das Verb essere kann auch an Stellen stehen, wo strenggenommen ein venire stehen müsste. Es gibt sogar einen Fall, bei dem venire gar nicht verwendet werden darf, obwohl ein Handlungspassiv vorliegt: Bei den zweiteiligen Vergangenheitszeiten. Wenn man also im Dt. ganz konsequent bilden darf: Das Fenster ist geschlossen worden. (Handlungspassiv mit Hilfsverb werden in der zweiteiligen Vergangenheitszeit Vollendete Gegenwart) dann darf man im It. nicht bilden: *La finestra è venuta chiusa. Hier muss man auf jeden Fall auf essere ausweichen: La finestra è stata chiusa. (obwohl ein Handlungspassiv vorliegt). Dieser Satz wird trotzdem, wie beabsichtigt, verstanden als Das Fenster ist geschlossen worden. und nicht als Das Fenster ist geschlossen gewesen. Letztere Möglichkeit, die ja einen Zustand (in der Vergangenheit) ausdrückt, würde das It. über das Imperfetto ausdrücken, was sich ja leicht dadurch erklären lässt, dass diese Anwendungsmöglichkeit zum Grundcharakter des Imperfetto gehört. La finestra era chiusa.

d) Das Adverb Adverbien sind Wörter, die z.B. HANDLUNGEN (die ja über Verben ausgedrückt werden, daher: Ad-Verb = „Zum Verb gehörig“) näher beschreiben. Im Dt. kann man sie im Normalfall nicht von den Eigenschaftswörtern (Adjektiven) unterscheiden, weil beide gleich aussehen.


200 SCUSISCUSA Diese Berechnung ist Maria rechnet immer

präzise. präzise.

Im ersten Fall bezieht sich das Wort präzise auf ein Nomen (Hauptwort) und beschreibt dieses näher. Präzise ist in diesem Fall ein Adjektiv. Im zweiten Fall bezieht sich das Wort präzise auf ein Verb, eine Handlung, nämlich rechnen und beschreibt diese näher. Präzise ist in diesem Fall ein Adverb. Trotz dieser ganz unterschiedlichen Funktionen kann eine Unterscheidung im Dt. also nicht aufgrund der äußeren Form erfolgen, weil diese identisch ist. Im It. ist das anders: Questo calcolo è Maria calcola

preciso. precisamente.

Adjektiv und Adverb sind hier schon aufgrund ihrer unterschiedlichen äußeren Form leicht voneinander zu unterscheiden. N.B. 7: Die Bildung der regelmäßigen Adverbien funktioniert im It. 140 wie folgt: Weibliche Form des Adjektivs + -mente ➔ preciso ➔ precisa + -mente ➔ precisamente Endet ein Adjektiv anstatt auf –a auf –e, fällt dieses –e weg, bevor –mente angehängt wird: ➔ speciale ➔ special + mente ➔ specialmente

140 Es gibt zwar auch im Dt. die Möglichkeit, regelmäßige Adverbien zu bilden (nach dem Prinzip „Adjektiv + Endung –erweise“, also etwa seltsam ➔ seltsamerweise). Die Art und Weise der Anwendung dieser deutschen Adverbien entspricht aber nicht der im It. gegebenen, denn diese deutschen Adverbien können immer nur auf einen ganzen Satz, nicht auf eine konkrete Handlung bezogen werden, z.B.: Seltsamerweise singt er heute. Hier wird nicht ausgesagt, dass die Handlung, das Singen, seltsam ist, sondern die Tatsache, dass er heute


LEKTION 8 201 Es gibt aber auch unregelmäßige („ursprüngliche“) Adverbien Questo vino è Maria canta

buono. bene.

(➔ Adjektiv) (➔ Adverb)

Im Dt. wiederum kann man Adjektiv und Adverb ihrer Form nach nicht unterscheiden: Dieser Wein ist Maria singt

gut. gut.

N.B. 8: Außer auf HANDLUNGEN (bzw. Verben) können sich Adverbien aber auch noch auf Adjektive und auf andere Adverbien beziehen: Questa casa è straordinariamente bella. ➔ Adverb bezieht sich auf ein Adjektiv, beschreibt dieses näher. Maria canta straordinariamente bene. ➔ Adverb bezieht sich auf ein anderes Adverb, beschreibt dieses näher.

e) Das Relativpronomen che = NOMINATIV und AKKUSTATIV (im It. für beide Geschlechter): Questo è il romanzo che mi piace/ ... der Roman, der mir gefällt

➔ (wer oder was? Nominativ)

Questo è il romanzo che compro/ ... der Roman, den ich kaufe

➔ (wen oder was? Akkusativ)

cui/a cui = DATIV: ... l’amico a cui (cui) ho dato il libro/ ... der Freund, dem ich das Buch gegeben habe

➔ (wem?)

überhaupt singt. Die Qualität des Singens kann dabei ganz gut sein. Was das It. angeht, so können die regelmäßigen Adverbien, je nach Position im Satz, beide Funktionen erfüllen.


202 SCUSISCUSA di cui = GENITIV ... l’amico di cui conosco i genitori/ ... der Freund, dessen Eltern ich kenne

➔ (wessen?)

... l’amico di cui parlo/ .... der Freund, von dem ich spreche

➔ (von wem?)

Im Dativ und Genitiv bzw. überhaupt im Zusammenhang mit Präpositionen können (wie im Dt.) auch Alternativen mit quale gebildet werden: La persona della quale parlo./Die Person, von welcher ich spreche. La persona alla quale do il libro./Die Person, welcher ich das Buch gebe. La persona per la quale compro un libro./Die Person, *für welche ich ein Buch kaufe.

VII.

Erfolgskontrolle

Übersetzen Sie ins Italienische: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Da sind zehn Äpfel. Bring sie ihm. Da sind zehn Äpfel. Bring ihr welche (davon). Da sind zehn Äpfel. Bring ihnen zwei (davon). Ich gebe sie euch gern, diese Äpfel. Diese Taschen sind aus Leder gemacht. Diese Taschen werden in Italien gemacht. Diese Taschen sind in Italien gemacht worden. Pietro hat sich gut vorbereitet./Anna hat sich gut vorbereitet. Pietro hat sich besonders gut vorbereitet./Anna hat sich besonders gut vorbereitet.

Zusätzliche Vokabelangaben: der Apfel = mela (weibl.) gern = volentieri (Adverb, unveränderlich) die Tasche = borsa (weibl.) das Leder = cuoio (männl.) gemacht = fatto (Partizip Perfekt, veränderlich) sich vorbereiten = prepararsi


LEKTION 8 203

VIII. Abschlussaufgabe/Hausaufgabe a.) Überlegen Sie sich auf Deutsch Fragen zum Text, übersetzen Sie diese ins Italienische und stellen Sie sie (auf Italienisch) einem/r anderen Kursteilnehmer/in, der/die sie dann auf Italienisch beantwortet. b.) Gehen Sie die soeben abgeschlossene Lektion nochmals Thema für Thema durch und bilden Sie weitere (deutsche) Übungssätze dieser Art (wie in VII.). Geben Sie diese zur Übersetzung ins Italienische einem/einer der anderen Kursteilnehmer/Kursteilnehmerinnen weiter, so dass alle eine Hausaufgabe haben. Die italienischen Antworten können dann in der Folgestunde erarbeitet werden.



Sektion 3 Das freie Formulieren


Lesen Sie die nachstehende Boccaccio-Biographie und beantworten Sie die auf den folgenden Seiten zur Biographie gestellten Fragen. Lösungsvorschläge finden Sie im Lösungsteil.141 Giovanni Boccaccio nasce nei pressi di Firenze, probabilmente a Certaldo nel 1313. Durante l‘adolescenza, Boccaccio si dedica alla letteratura, soprattutto quella latina. Non avendo un maestro per insegnargli la letteratura, si forma senza aiuto, da solo, perché la sua voglia di studiare e di sapere è immensa. Al padre, invece, non piace questa inclinazione letteraria. Vuole che il figlio faccia un apprendistato in ambito bancario. Lo manda pertanto a Napoli dove, nel 1327, Boccaccio comincia appunto l’apprendistato presso il Banco dei Bardi con cui il padre mantiene rapporti commerciali. Il figlio dimostra di non avere nessun talento e nessun interesse per questo tipo di lavoro. Invece di dedicarsi al mestiere di banchiere, Giovanni scrive le sue prime opere letterarie. Nel 1340, il fallimento di alcune banche provoca grandi problemi economici per cui il padre richiama Giovanni a Firenze. Nel 1348, Firenze è colpita dalla peste che miete migliaia di vittime, tra cui il padre di Giovanni. Sotto la guida di alcuni dei più reputati eruditi del suo tempo, Giovanni prosegue la sua attività letteraria. Per guadagnarsi da vivere, assume alcune missioni diplomatiche. Il suo capolavoro, il Decamerone, lo compone dal 1348 al 1353. È in questo periodo, nel 1350, che conosce Francesco Petrarca, con cui stringe amicizia. Nel 1362 viene a trovarlo il monaco senese Gioacchino Ciani per convincerlo che per salvarsi l’anima sarebbe meglio abbandonare la poesia profana e dedicarsi alla vita religiosa. Giovanni si lascia convincere ed è persino disposto a bruciare le sue opere scritte in italiano. A questo punto interviene Petrarca che lo

141 Ich habe die bekannten Fakten hier nochmals grob zusammengefasst, vgl. vor allem die viel genauere Darstellung unter https://www.treccani.it/enciclop hedia/giovanni-boccaccio/

206


DAS FREIE FORMULIEREN 207 incoraggia a non abbandonare la letteratura e lo invita ad andare a vivere a casa sua. Vokabelhilfen: l'inclinazione (f.)

= die Neigung (im Sinne von: Vorliebe)

l'apprendistato (m.)

= die Lehre

appunto

= eben/eben diese, dieses etc.

mantenere

= allgemein: aufrechterhalten; hier: pflegen

il fallimento

= der Bankrott (allgemein: das Versagen)

l'erudito (m.)

= der Gelehrte

mietere

= (hier) zur Folge haben (im Sinne von: Todesopfer fordern)

assumere qca.

= etwas übernehmen

il capolavoro

= das wichtigste Werk (allgemein: das Meisterwerk)

convincere qno.

= überzeugen (jemanden)

incoraggiare qno

= ermutigen (jemanden)

Ziehen Sie ansonsten, falls die Lektüre nicht unter Anleitung stattfinden sollte, ein Wörterbuch zur Hilfe heran. Bevor die Fragen, die zu diesem Text zu stellen wären, präsentiert werden, seien noch folgende Hinweise gegeben, die Lernenden deutscher Muttersprache das freie Formulieren erleichtern können:


208 SCUSISCUSA Das It. besitzt ein Charakteristikum, das das Bilden von Sätzen ungemein erleichtert, wofür Lernende deutscher Muttersprache vielleicht nicht in ausreichendem Maße sensibilisiert sind, weil es im Dt. eine Tendenz142 zu geben scheint, im entsprechenden Fall ein komplizierteres Vorgehen zu bevorzugen: Es geht um Infinitivkonstruktionen, die es sowohl im Dt. als auch im It. gibt. Trotz dieser Parallele gilt es einen wichtigen Unterschied zu beachten: Das It. ist sehr stark auf diese sehr einfachen Infinitivkonstruktionen ausgerichtet, während das Dt. (zumindest die gesprochene Sprache!) die komplizierte Nebensatz-Konstruktion mit „ ...., dass ....“ zu bevorzugen scheint. Am besten lassen sich derartige Präferenzen über ein spezielles Beispiel, siehe Reumuth & Winkelmann (1993, §74, S. 216, Punkt 2), veranschaulichen: „Digli che rimanga/di rimanere qui.“ Übersetzung F.J.: Digli che rimanga qui: "Sag im, dass er hierbleiben soll (wörtlich: hierbleibe)" vs. Digli di rimanere qui: "*Sag ihm, hierzubleiben" Man sieht, dass die zweite Möglichkeit (die mit Infinitiv) im Dt. nicht gegeben ist.

142

Der Duden (2005, §1322ff., S. 864ff.) drückt sich diesbezüglich wie folgt aus (Hervorhebung F.J.): „Infinitivphrasen können auch die Funktion von Nebensätzen übernehmen, [...].“ Es scheint also um eine nur zusätzliche Möglichkeit zu gehen.


DAS FREIE FORMULIEREN 209 Die Präferenz, Nebensätze mit „dass“ zu bilden, scheint im Dt. auch im Hinblick auf Aussagesätze und zusätzlich selbst dann gegeben zu sein, wenn die Subjekte in Haupt- und Nebensatz identisch/gleich143 sind, siehe Beispiel (1a), Subjekt ist in beiden Satzteilen „ich“ oder (2a), Subjekt ist in beiden Satzteilen „Marco“ = „er“. Das heißt: Sätze wie (1a) Ich hoffe, dass ich morgen mehr Informationen habe/bekomme. (2a) Marco hofft, dass er morgen mehr Informationen hat/bekommt. sind im Dt. sehr häufig. Es gibt zwar die Alternative mit der Infinitivkonstruktion (1b) Ich hoffe, morgen mehr Informationen zu haben/zu bekommen. (2b) Marco hofft, morgen mehr Informationen zu haben/zu bekommen. Es könnte aber sein, dass diese einem höheren Register angehören und somit im gesprochenen Dt. eher selten sind. Hier liegt der Unterschied zum It.: In Anbetracht der Tatsache, dass die Subjekte von Haupt- und Nebensatz identisch sind, gibt es im It. kaum eine andere Lösung, als die Infinitivkonstruktion zu verwenden, wenn die Äußerungen idiomatisch sein sollen: (1c) (Io) spero di avere più informazioni domani. (2c) Marco spera di avere più informazioni domani. Mit anderen Worten: Im It. wäre die Nebensatz-Konstruktion, aufgrund der identischen Subjekte, auf jeden Fall mehr als unüblich, wenn nicht sogar falsch: 143 Vgl. zum Phänomen Subjektgleichzeit/Koreferenzialität Metzeltin (2001/2011: 989) bzw. sehr detailliert zum Italienischen Salvi & Vanelli (2004, 227ff.).


210 SCUSISCUSA

(1d) *(Io) spero che (io) abbia più informazioni domani. (2d) *Marco spera che (lui) abbia più informazioni domani. Leider ist es so, dass das deutsche Sprachgefühl einen beim freien Formulieren oft zu eben diesen komplizierten Konstruktionen führt. Abgesehen von ihrer Kompliziertheit – eine von sperare abhängige Nebensatz-Konstruktion verlangt bekanntlich den Konjunktiv – sind diese Konstruktionen bei identischem Subjekt im It., wie gesagt, sogar mehr als unüblich. Nur wenn unterschiedliche Subjekte vorliegen, braucht auch das It. die Nebensatz-Konstruktion, häufig mit Konjunktiv (je nach dem, von welchem Verb der Nebensatz abhängt, siehe oben, Lektion 4, Abschnitt 2): (3a) Der Vater von Giovanni hofft, dass sein Sohn ein tüchtiger Kaufmann wird. (3b) Il padre di Giovanni spera che suo figlio diventi un bravo commerciante. Ähnliches gilt auch für Fälle wie: (4a) Er glaubt, dass er den Fall morgen abschließen kann. (4b) (Lui) crede di poter concludere il caso domani. ZU VERMEIDEN: (4c) *(Lui) crede che (lui) possa concludere il caso domani. HIER JEDOCH NOTWENDIG: (4d) Marco crede che Angela (4e) Marco crede che

Paolo

(4f) (Io) credo che

Alessandro

Oder

possa concludere il caso domani. possa concludere il caso domani. possa concludere il caso domani.


DAS FREIE FORMULIEREN 211 (5a) Ich hoffe, dass ich morgen abreisen kann. (5b) (Io) spero di poter partire domani. ZU VERMEIDEN: (5c) *(Io) spero che (io) possa partire domani. HIER JEDOCH NOTWENDIG: (5d) Marco spera che Angela (5e) Marco spera che Paolo Alessandro (5f) (Io) spero che

possa partire domani. possa partire domani. possa partire domani.

N.B.: Die Infinitivkonstruktion muss im Dt. nicht gestelzt wirken, es gibt Fälle, in denen sie auch in der gesprochenen Sprache vorkommt bzw. sogar bevorzugt wird: (6a) Ich freue mich, dass ich hier bin. = (6b) Ich freue mich, hier zu sein. Noch deutlicher ist das Beispiel: (7a) Ich versuche, dass ich den Fall schnell abschließe. = (7b) Ich versuche, den Fall schnell abzuschließen. Es würde zu weit führen, ergründen zu wollen, wann im Dt. die Infinitiv-Konstruktion gewählt wird, und wann nicht. Für das Erlernen des It. ist nur wichtig, dass man mit der Nebensatzkonstruktion, die im Dt. in allen möglichen Fällen üblich ist, sparsam umgeht, sprich darauf achtet, ob man es mit nur einem oder mit zwei unterschiedlichen Subjekten zu tun hat. Beantworten Sie bitte folgende Fragen zum Text: a.) Perché Giovanni Boccaccio, in letteratura, si forma da solo? b.) Che cosa fa il padre per far imparare a Giovanni un mestiere mercantile? c.) Come svolge Giovanni il lavoro presso la banca dei Bardi?


212 SCUSISCUSA d.) Cosa preferisce fare Giovanni? e.) Dopo il suo ritorno a Firenze, cosa fa per guadagnarsi da vivere? f.) Con chi stringe Giovanni Boccaccio amicizia nel 1350? g.) Che ruolo svolge il monaco Gioacchino Ciani nella vita di Giovanni Boccaccio? h.) Come reagisce Giovanni dopo essere stato criticato dal monaco? i.) E il Petrarca, come reagisce?


Sektion 4 Zusätzliches Hilfs- und Übungsmaterial mit Lösungsvorschlägen



Zahlwörter und Angabe der Uhrzeit

a) Die Grundzahlen 0 zero 1 uno 2 due 3 tre 4 quattro 5 cinque 6 sei 7 sette 8 otto 9 nove 10 dieci 11 undici 12 dodici 13 tredici 14 quattordici 15 quindici 16 sedici 17 diciassette 18 diciotto 19 diciannove 20 venti 21 ventuno 22 ventidue 23 ventitré ............ 28 ventotto ............ 30 trenta 31 trentuno

38 trentotto ............. 40 quaranta 41 quarantuno .................. 48 quarantotto ............. 50 cinquanta ............. 60 sessanta ............ 70 settanta ............ 80 ottanta ............ 90 novanta ............ 100 cento 101 centuno 102 centodue 108 centootto/cento otto ............ 180 centottanta ............. 200 duecento ............. 300 trecento ............ 600 seicento

215


216 SCUSISCUSA 1.000 1.001 1.060 1.100 1.468 1.955 2.000 3.000 10.000 21.677 100.000 1.000.000 2.000.000 1.000.000.000 2.000.000.000

mille milleuno/mille e uno millesessanta millecento millequattrocentosessantotto millenovecentocinquantacinque duemila tremila diecimila ventunmila seicentosettantasette centomila un milione due milioni un miliardo due miliardi

N.B. 1: Bis auf uno und mille sind die Grundzahlen unveränderlich. Was seine Veränderlichkeit angeht, so verhält sich das Zahlwort uno wie der unbestimmte Artikel (siehe oben, Lektion 1, N.B. 4).

b) Die Ordnungszahlen der erste .../der Erste der zweite .../der Zweite der dritte .../der Dritte der vierte .../der Vierte der fünfte .../der Fünfte der sechste .../der Sechste der siebte .../der Siebte der achte .../der Achte der neunte .../der Neunte der zehnte .../der Zehnte der elfte .../der Elfte der zwölfte .../der Zwölfte der dreizehnte .../der Dreizehnte der vierzehnte .../der Vierzehnte

il primo il secondo il terzo il quarto il quinto il sesto il settimo l’ottavo il nono il decimo l’undicesimo il dodicesimo il tredicesimo il quattordicesimo


ZAHLWÖRTER UND ANGABE DER UHRZEIT 217 der fünfzehnte .../der Fünfzehnte der sechzehnte .../der Sechzehnte der siebzehnte .../der Siebzehnte der achtzehnte.../der Achtzehnte der neunzehnte .../der Neunzehnte der zwanzigste .../der Zwanzigste der einundzwanzigste .../ der Einundzwanzigste der zweiundzwanzigste .../ der Zweiundzwanzigste der dreiundzwanzigste .../ der Dreiundzwanzigste der vierundzwanzigste .../ der Vierundzwanzigste der fünfundzwanzigste .../ der Fünfundzwanzigste der sechsundzwanzigste .../ der Sechundzwanzigste der siebenundzwanzigste .../ der Siebenundzwanzigste der achtundzwanzigste .../ der Achtundzwanzigste der neunundzwanzigste .../ der Neunundzwanzigste

il quindicesimo il sedicesimo il diciassettesimo il diciottesimo il dicianovesimo il ventesimo

der dreißigste .../der Dreißigste

il trentesimo

der hundertste .../der Hundertste

il centesimo

der hundert(und)erste .../ der Hundert(und)erste

il centunesimo

usw.

il ventunesimo il ventiduesimo il ventitreesimo il ventiquattresimo il venticinquesimo il ventiseiesimo il ventisettesimo il ventottesimo il ventinovesimo


218 SCUSISCUSA N.B. 2: a) Die Ordnungszahlen 11. bis 99. können anstatt in der soeben angegebenen Weise, also über das Anhängen einer Endung (in diesem Falle –esimo) auch wie folgt gebildet werden: Die Grundzahlen 11 bis 99 bestehen ja aus zwei Zahlen, z.B. 11 aus un und dieci = undici 12 aus due und dieci = dodici 17 aus dieci und sette = diciassette 23 aus venti und tre = ventitré usw. Die dazu gehörigen Ordnungszahlen kann man nun bilden, indem man die Ordnungszahl des einen Bestandteils mit der Ordnungszahl des anderen Bestandteils verbindet, wobei die Zehnerzahl immer am Anfang steht: der elfte .../der Elfte der zwölfte .../der Zwölfte der siebzehnte .../der Siebzehnte der dreiundzwanzigste .../ der Dreiundzwanzigste

il decimoprimo il decimosecondo il decimosettimo il ventesimoterzo

Diese zweite Bildungsmöglichkeit gehört eher der gehobenen Sprache an. Ludwig XVI. könnte man im It. also wiedergeben mit Luigi sedicesimo oder mit Luigi decimosesto b) Eine alternative Bildungsmöglichkeit gibt es noch für die Zahlen 11. – 16. Sie lauten: undecimo, duodecimo, terzodecimo, quartodecimo, quintodecimo, sestodecimo Es gibt eine weitere, allerdings sehr seltene Bildungsmöglichkeit, auf die hier nicht extra eingegangen wird.


ZAHLWÖRTER UND ANGABE DER UHRZEIT 219 N.B. 3: Die Ordnungszahlen können sowohl adjektivisch gebraucht werden, also analog zu der große Baum ➔ der dritte Baum ➔ il terzo albero als auch substantivisch, also analog zu der große/der Große ➔ der dritte/der Dritte ➔ il terzo Ganz allgemein sind die Ordnungszahlen, wie die Adjektive, in Geschlecht und Zahl veränderlich.

c) Die Angabe der Uhrzeit Im Gegensatz zum Dt. wird im It. die Uhrzeit (bis auf eine Ausnahme) immer mit einer Pluralkonstruktion (Achtung: immer mit weiblichem Artikel !) angegeben: Dt.: Es ist zwanzig nach vier. It.: Sono le quattro e venti. Die einzige Ausnahme: Dt.: Es ist 1 Uhr. It.: È l’una. Die Angaben Mitternacht und Mittag (it.: mezzanotte und mezzogiorno) werden, wie auch im Dt., mit einer Singular-Konstruktion (ohne Artikel) gemacht: È mezzanotte.


220 SCUSISCUSA N.B. 4: Die dt. Präposition um wird im It. durch alle wiedergegeben: Dt.: Ich komme um Viertel nach sechs (abends). It.: Vengo alle sei e un quarto (di sera). In ganz offizieller Ausdrucksweise (wie sie z.B. in Fahrplänen vorkommt) würde man die 24-Stunden-Angabe wählen, anstatt die Tageszeit hinzuzufügen: Dt.: Der Zug kommt um 23.15h an. It.: Il treno arriva alle ore ventitré quindici.

N.B. 5: Die it. Ausdrucksweise È la mezza. bedeutet entweder Es ist 0.30h oder Es ist 12.30h. N.B. 6: Allgemein gilt bei der umgangssprachlichen Uhrzeit-Angabe, die ja keine 24-Stunden-Angabe ist, wie sie bei z.B. Fahrplänen vorkommt, Folgendes: a) Solange eine volle Stunde nicht um mehr als eine halbe Stunde überschritten ist, erfolgt die Zeitangabe über das Prinzip „die letzte volle Stunde PLUS die Minuten/viertel Stunden/halben Stunden“: Dt.: Es ist zwanzig nach neun./Es ist Viertel nach neun. It.: Sono le nove e venti./Sono le nove e un quarto. b) Wenn die Hälfte einer Stunde überschritten ist, macht man die Angabe nicht mehr über das in a) beschriebene Prinzip, sondern rechnet von der nächsten vollen Stunde aus rückwärts: Dt.: Es ist zwanzig vor neun./Es ist Viertel vor neun. (= neun weniger zwanzig etc.) It.: Sono le nove meno venti./Sono le nove meno un quarto.


ZAHLWÖRTER UND ANGABE DER UHRZEIT 221 Zu dieser Art der Angabe gibt es im It. eine Variante: It.: Mancano venti alle nove./Manca un quarto alle nove. Wörtlich: *Es fehlen zwanzig bis neun./*Es fehlt ein Viertel bis neun. c) Man kann die 60 Minuten einer Stunde aber auch von der letzten vollen Stunde ab, ohne die in a) und b) genannte Regel zu beachten, einfach hinzufügen: It.: Vengo alle tre e cinquanta. N.B. 7: Die halben Stunden werden über das Anhängen von mezzo (umgangssprachlich auch mezza) angegeben: Dt.: Es ist halb neun. It.: Sono le otto e mezzo/e mezza.



Lösungsvorschläge zu den Übungen der Lektionen Lektion 1: 1. Machst du ( = „bereitest du“/„kochst du“) auch etwas für Pietro? Prepari anche qualcosa/qualche cosa per Pietro? 2. Nein, für Pietro mache ich ( = „bereite ich“/„koche ich“) nichts. No, per Pietro non preparo niente. 3. Er ruft immer in der letzten Minute an. Chiama sempre all’ultimo minuto. 4. Ich rufe immer rechtzeitig an. Io chiamo sempre in tempo. 5. Isst du heute mit uns? Mangi con noi oggi? 6. Nein, ich esse heute nichts. No, oggi non mangio niente. 7. Opa und Oma machen (= „bereiten“/„kochen“) immer gute Sachen für uns. I nonni preparano sempre cose buone per noi. Lektion 2: 1. Bring den Kuchen/Nachtisch der Großmutter (= wörtl.: „zu der Großmutter“) Porta il dolce alla nonna. 2. Was willst du essen? (Che) cosa vuoi mangiare?

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224 SCUSISCUSA 3. Kannst du die Arbeit jetzt beenden? Puoi finire il lavoro adesso? 4. Ich beende die Arbeit jetzt und dann bringe ich der Großmutter den Kuchen. Finisco il lavoro adesso e poi porto il dolce alla nonna. 5. Siehst du die Konditorei? Vedi la pasticceria? 6. Meine Großeltern wollen ihr Haus verkaufen. I miei nonni vogliono vendere la loro casa. 7. Meine Mutter will ihr Haus nicht verkaufen. Mia madre non vuole vendere la sua casa. 8. Meine Schwester weiß nichts. Mia sorella non sa niente. 9. Hast du Hunger? Hai fame? 10. Schau (mal), Pietro macht einen Scherz. Guarda, Pietro fa uno scherzo. 11. Wann fängt das Konzert an? A che ora comincia il concerto? 12. Mach deine Arbeit in Ruhe fertig. Finisci il tuo lavoro con calma. Lektion 3: 1. Bring ihr den Kuchen. Portale il dolce. 2. Kannst du ihm den Kuchen bringen? Puoi portargli il dolce? = Gli puoi portare il dolce?


LÖSUNGSVORSCHLÄGE ZU DEN ÜBUNGEN DER LEKTIONEN 225

3. Willst du es nicht beenden? Non vuoi finirlo? = Non lo vuoi finire? 4. Da ist Anna. Siehst du sie? Ecco Anna. La vedi? 5. Meine Großeltern haben ein großes Haus. Sie wollen es verkaufen. I miei nonni hanno una casa grande. Vogliono venderla. = La vogliono vendere. 6. Meine Großeltern haben ihre Häuser schon verkauft. I miei nonni hanno già venduto le loro case. 7. Was? Sie haben sie verkauft (die Häuser)? Cosa? Le hanno vendute (le case)? 8. Ich gebe dir den Kuchen und dann bringst du ihn (der) Großmutter (= wörtl.: „zu der Großmutter“). Ti do il dolce e (poi) lo porti alla nonna. 9. Du gibst mir den Kuchen und ich bringe ihn (der) Großmutter (= wörtl.: „zu der Großmutter“). Mi dai il dolce e lo porto alla nonna. 10. Meine Großmutter heißt Maria. Mia nonna si chiama Maria. 11. Anna kann es jetzt nicht fertigmachen. Anna non può finirlo adesso. = Anna non lo può finire adesso. 12. Habt ihr schon alle Häuser angeschaut? Avete già guardato tutte le case?


226 SCUSISCUSA 13. Ja, wir sind in die Stadt gegangen und haben sie angeschaut. Sì, siamo andati in città e le abbiamo guardate. 14. Das Buch gefällt mir. Was sagst du? Dir? Ja, mir. Il libro mi piace. Cosa dici? A te? Sì, a me. Lektion 4: 1. Bring’ mir ein Bier! Portami una birra! 2. Bringen Sie mir ein Bier! Mi porti una birra! 3. Du bringst mir ein Bier! Mi porti una birra! 4. Sie bringen mir ein Bier! Mi porta una birra! 5. Bringst du mir ein Bier? Mi porti una birra? 6. Bringen Sie mir ein Bier? Mi porta una birra? Lektion 5: 1. Als ich klein war, aß ich immer bei den Großeltern. Quando ero piccolo/-a, mangiavo sempre dai nonni. 2. Sie kochten („bereiteten ... zu“) immer sehr gute Sachen. Preparavano sempre cose molto buone. 3. Manchmal kam auch meine Schwester dorthin. A volte, ci veniva anche mia sorella. 4. Einmal hat sie uns einen Nachtisch (mit)gebracht. Una volta, ci ha portato (= ci portò) un dolce.


LÖSUNGSVORSCHLÄGE ZU DEN ÜBUNGEN DER LEKTIONEN 227

5. Wir haben ihn sofort gegessen. = Den haben wir sofort gegessen. L’abbiamo mangiato (= lo mangiammo) subito. 6. Gibst du der Großmutter noch ein bisschen von diesem Nachtisch? Dai ancora un po’ di questo dolce alla nonna? 7. Sie gibt der Großmutter ein wenig davon. Ne dà un po’ alla nonna. 8. Als meine Schwester ankam, hatten wir schon alles vorbereitet. Quando è arrivata (= arrivò) mia sorella, avevamo già preparato tutto. Lektion 6: 1. Ich würde gerne (es würde mir gefallen,) mit dir ins Kino (zu) gehen. Mi piacerebbe andare al cinema con te. 2. Welchen Film würdest du sehen wollen? (= möchtest du sehen)? Quale film vorresti vedere? 3. Welches von diesen Büchern würdest du nehmen? Quale di questi libri prenderesti? 4. Welches von diesen Büchern würdest du kaufen? Quale di questi libri compreresti? 5. Wann wirst du abreisen (= weggehen/wegfahren)? Quando partirai? 6. Ich werde morgen abreisen (= weggehen/wegfahren). Partirò domani.


228 SCUSISCUSA Lektion 7: 1. Wenn du mir diesen Gefallen tun könntest, wäre ich dir sehr dankbar (= würde ich dir sehr dankbar sein). Se tu potessi farmi questo favore, ti sarei molto grato. 2. Ich würde das Auto kaufen, wenn ich Geld hätte. Comprerei la macchina, se avessi soldi. 3. Ich hätte das Auto gekauft (= würde das Auto gekauft haben), wenn ich Geld gehabt hätte. Avrei comprato la macchina, se avessi avuto soldi. 4. Meine Freunde wollten, dass ich das Auto kaufe. I miei amici volevano che (io) comprassi la macchina. 5. Sie glauben, dass ich es [das Auto = la macchina] für sie gekauft habe.144 Credono/pensano che io l’abbia comprata per loro. 6. Sie glaubten, dass ich es für sie gekauft hatte. 145 Credevano/pensavano che io l’avessi comprata per loro. Lektion 8: 1. Da sind zehn Äpfel. Bring sie ihm. Ecco dieci mele. Portagliele. 2. Da sind zehn Äpfel. Bring ihr welche (davon). Ecco dieci mele. Portagliene. 3. Da sind zehn Äpfel. Bring ihnen zwei (davon). Ecco dieci mele. Portagliene due.

144 Der Einfachheit halber wird die im Dt. an dieser Stelle ebenfalls mögliche Konjunktiv-Form (konkret: Konjunktiv II) hier nicht genannt. 145 Da die Vorzeitigkeit in der Hypothese (MIT Konjunktiv II!) ganz eigene Schwierigkeiten aufwirft, vgl. Jodl (2018a: 391-404), wird hier nur die Indikativ-Variante genannt.


LÖSUNGSVORSCHLÄGE ZU DEN ÜBUNGEN DER LEKTIONEN 229 4. Ich gebe sie euch gern, diese Äpfel. Ve le do volentieri, queste mele. 5. Diese Taschen sind aus Leder gemacht. Queste borse sono fatte di cuoio. 6. Diese Taschen werden in Italien gemacht. Queste borse vengono fatte in Italia. 7. Diese Taschen sind in Italien gemacht worden. Queste borse sono state fatte in Italia. 8. Pietro hat sich gut vorbereitet. = Anna hat sich gut vorbereitet. Pietro si è preparato bene. = Anna si è preparata bene. 9. Pietro hat sich besonders gut vorbereitet. = Anna hat sich besonders gut vorbereitet. Pietro si è preparato particolarmente bene. = Anna si è preparata particolarmente bene. Zum freien Formulieren: a) Perché Giovanni Boccaccio, in letteratura, si forma da solo? Si forma da solo perché non ha un maestro. b) Che cosa fa il padre per far imparare a Giovanni un mestiere mercantile? Lo manda a Napoli, dai Bardi - una famiglia di banchieri. c) Come svolge Giovanni il lavoro presso la banca dei Bardi? Lo svolge senza nessun talento e senza nessun interesse. d) Cosa preferisce fare Giovanni? Giovanni preferisce dedicarsi alla letteratura. e) Dopo il suo ritorno a Firenze, cosa fa per guadagnarsi da vivere? Giovanni assume missioni diplomatiche.


230 SCUSISCUSA f)

Con chi stringe Giovanni Boccaccio amicizia nel 1350? Stringe amicizia con Francesco Petrarca.

g) Che ruolo svolge il monaco Gioacchino Ciani nella vita di Giovanni Boccaccio? Il monaco vuole convincere Giovanni che sarebbe meglio abbandonare la poesia profana. h) Come reagisce Giovanni dopo essere stato criticato dal monaco? Giovanni si lascia convincere. i)

E il Petrarca, come reagisce? Incoraggia Giovanni a non abbandonare la letteratura e lo invita ad andare a vivere a casa sua.


Zusätzliche Übungen/Hausaufgaben Zu Lektion 1: a) Ihr ruft Anna an und ich rufe Pietro an, okay (va bene)? b) Oma und Opa rufen immer rechtzeitig an. c) Kochen wir etwas („Bereiten wir etwas zu“) für Oma und Opa? d) Anna und Pietro kochen nie etwas für uns („bereiten nie etwas für uns zu“). e) Für Anna und Pietro kochen Oma und Opa nie etwas. f) Wenn Anna und Pietro anrufen, bin ich zufrieden (= „freue ich mich“). g) Oma und Opa sind zufrieden, wenn Anna und Pietro gute Sachen für sie kochen (zubereiten). h) Ruf’ Oma an, bitte! i) Mach' (bereite zu!) drei Portionen, bitte! k) Iss! l) Ich bin in der Kathedrale (la cattedrale). m) Ich bin im Dom (il duomo). n) Was ist das? Es (das) ist der Nachtisch (von) der Oma. Hinweise: zu a): Fettdruck heißt: Das ist betont. zu d): „niemals“ heißt auf ital.: non ... mai (doppelte Verneinung. Dabei steht „non“ vor dem konjugiertenVerb, „mai“ danach). Wenn das Wort „etwas“ (ital. normalerweise: „qualcosa“ oder „qualche cosa“) im Zusammenhang mit einer Verneinung verwendet wird (wie z.B. „Die kochen nie etwas für uns.“) dann heißt „etwas“ nicht mehr „qualcosa“, sondern „niente“. zu g): „wenn“ (im Sinne von „dann wenn“) heißt auf ital.: „Quando“; „zufrieden“ heißt auf ital.: „contento“. zu i): „die Portion“ = „la porzione“ 231


232 SCUSISCUSA Zu Lektion 2: a) Meine Bücher sind alle sehr interessant. b) Sind deine Bücher auch interessant? c) Seine Bücher sind nicht interessant. d) Sind eure Bücher interessant? e) Ich gebe dir meine Tasche. f) Seine Tasche ist schön. g) Dort hinten(, da) ist Anna; ihre Tasche ist sehr schön. h) Frau Magnani, Ihre Tasche ist sehr schön. i) Herr Magnani, Ihre Tasche ist sehr schön. k) Frau Magnani, Ihre Bücher sind sehr schön. l) Herr Magnani, Ihre Bücher sind sehr schön. m) Dort hinten sind Marco und Mario; ihre Taschen sind sehr schön. = Dort hinten, da sind Marco und Mario; ihre Taschen sind sehr schön. n) Dort hinten sind Anna und Giovanna; ihre Taschen sind sehr schön. = Dort hinten, da sind Anna und Giovanna; ihre Taschen sind sehr schön. o) Diese Bücher sind sehr schön. p) Jene Bücher dort sind schöner. q) Jene dort? r) Was für schöne Bücher! s) Jene Taschen dort sind schön. t) Was für schöne Taschen! Zu Lektion 3: a) Ich habe meine Bücher verloren. [Hinweis: „verlieren“ heißt „perdere“, mit kurzem, unbetontem /e/ bei -ĕre.] b) Wo ( = dove?) sind Deine Bücher? c) Ich habe sie verloren. d) Du hast sie verloren? e) Man muss vorsichtig sein (Hilfsverb „sein“ speziell hier: „stare“)! f) Frau Tozzi, ich grüße Sie. („grüßen“ = „salutare“). g) Herr Tozzi, ich kenne Sie gut.


ZUSÄTZLICHE ÜBUNGEN/HAUSAUFGABEN 233 h) Frau Tozzi, wenn ich Sie sehe, bin ich immer sehr froh („froh“ = „contento“) = freue ich mich immer sehr. i) Herr Tozzi, wenn ich Sie sehe, bin ich immer sehr froh = freue ich mich immer sehr. k) Frau Tozzi, gestern (= „ieri“) habe ich Sie gesehen. l) Herr Tozzi, gestern habe ich Sie gesehen. m) Gestern („ieri“) habe ich Herrn Tozzi gesehen. n) Ich habe ihn gestern gesehen. (Hilfestellung: „*ihn habe gesehen gestern“.) o) Ich freue mich immer (= ich bin immer zufrieden), wenn ich ihn sehe. p) Was habt ihr der Oma gebracht? q) Bringt ihr etwas Gutes! [etwas Gutes = „qualcosa di buono“] r) Was habt ihr dem Opa gebracht? s) Bringt ihm etwas Gutes! t) Was habt ihr den Großeltern gebracht? u) Bringt ihnen etwas Gutes. Weitere Hinweise: zu c): „perdere“ (mit kurzem, unbetontem /e/ bei -ere, also -ĕre) hat außer seinem regelmäßigen Vergangenheits-Partizip (das hier nicht genannt wird, weil Sie es selbst bilden sollen) auch noch ein unregelmäßiges, nämlich „perso“. Das ist vergleichbar mit dt.: „Ich habe versendet“ und „Ich habe versandt“ und ähnlichen Fällen (gewebt – gewoben, gesaugt – gesogen, usw.). Bei „perdere“ ist es so, dass das regelmäßige Vergangenheits-Partizip und das unregelmäßige mehr oder weniger gleich häufig verwendet werden. zu g): „kennen“ = „conoscere“, mit einem kurzen, unbetonten /e/ bei -ere. Zur Konjugation Indikativ Präsens: „-ĕre“ entfernen und ganz „stur“ die Personalendungen -o, -i, -e, -iamo, -ete, -ono anhängen. zu m): Auch das Verb „vedere“ hat ein regelmäßiges und ein unregelmäßiges Vergangenheits-Partizip (regelmäßig veduto und unregelmäßig visto). Hierbei ist es allerdings so, dass


234 SCUSISCUSA veduto inzwischen eher ungebräuchlich ist und hauptsächlich visto verwendet wird. Zu Lektion 4: a) Die Schweizer reisen gerne (= den Schweizern gefällt es, zu reisen). [Hilfestellung: „reisen“ = „viaggiare“]. b) Meine Großeltern lieben mich. c) Entschuldige mich! d) Entschuldigen Sie mich! e) Gefällt Ihnen das Buch, Signora? f) Wo bist du gewesen ? g) Was hast du gemacht? h) Ich habe mir die Hände gewaschen. i) Wir sind in Italien gewesen. k) Bringen Sie mir ein Glas Wein? l) Bringst du mir ein Glas Wein? JETZT NOCH EINE ANDERE VARIANTE, NÄMLICH EINDEUTIGE BEFEHLE: m) Bring‘ mir ein Glas Wein! ZWEI HINWEISE ZUM FOLGENDEN SATZ n): Wenn man aus dem bejahten Befehl „per du“ einen bejahten Befehl „per Sie“ machen will, muss man zwei Schritte unternehmen: Hinweis I) Aus der Indikativ-Form des jeweiligen Verbs die Konjunktiv-Form bilden. Falls Pronomen mit im Spiel sind, muss man Hinweis II) daran denken, dass diese Pronomen beim „per SieBefehl“ VOR dem Verb stehen und nicht (wie beim „per du-Befehl“) dahinter. n) Bringen Sie mir ein Glas Wein!


ZUSÄTZLICHE ÜBUNGEN/HAUSAUFGABEN 235 HINWEIS ZU DEN FOLGENDEN SÄTZEN o) bis t) und x) bis y): Hier sind nun alle möglichen Befehle gemischt: o) Bringt mir ein Glas Wein! p) Sing' nicht! q) Kauf es nicht! r) Mach' (tu') das/es nicht. s) Singen Sie nicht, Herr Tozzi! t) Kaufen Sie es nicht, Herr Tozzi! u) Ich will, dass Herr Tozzi das Haus kauft. v) Es ist möglich, dass Herr Tozzi das Haus kauft. w) Es ist möglich, dass Frau Magnani das Haus verkauft. x) Frau Magnani, verkaufen Sie das Haus! y) Ja, Frau Magnani, verkaufen Sie es [gemeint ist: das Haus]! Zu Lektion 5: a) Wie nehmt ihr euren Kaffee? b) Wir nehmen ihn mit Zucker. c) Wir haben ihn immer mit Zucker genommen. [Wortstellung: *(Wir) ihn haben immer genommen mit Zucker.] d) Hast du mir die Bücher gebracht? e) Nein, ich habe sie (der) Oma gebracht. f) Nein, ich habe sie Claudio gebracht. Hilfestellung146 zu den folgenden Sätzen g) und h): Steckt hinter „ankam“ bzw. „ankamen“ etwas Einmaliges, Punktuelles oder etwas Andauerndes, sich gewohnheitsmäßig Wiederholendes? g) Als Mario ankam, hatte ich schon gegessen. h) Wir hatten die Arbeit schon beendet, als Mario und Anna ankamen.

146 Wie oben, Lektion 5, hervorgehoben, folge ich hier den klassischen Tempuswahl-Regeln. Zu deren begrenzter Aussagekraft siehe oben, Lektion 5. Vgl. die Zusammenfassung in Jodl (2018a, 43-243).


236 SCUSISCUSA Hinweis zu i): Im Dt. haben wir bei jedem Verb, das in i) vorkommt, immer dieselbe Vergangenheitszeit, das Präteritum: war, sangen, waren, passierte, kam an, brachte, war, unabhängig davon, ob etwas Perfektiv-punktuelles oder etwas Imperfektiv-duratives ausgedrückt wird.147 i)

Damals [in quei tempi = „zu jenen Zeiten“] war alles perfekt. Wir sangen die ganze Zeit [tutto il tempo] und waren zufrieden. Aber dann geschah etwas sehr Unangenehmes: Meine Tante kam an und brachte uns schlechte Nachrichten („brutte notizie“). Danach war wieder alles wie vorher.

k) Morgen fahren (it.: „gehen“) wir nach Paris. Wir gehen nicht zum ersten Mal dorthin. Seid ihr schon dort gewesen? Hinweis zu l): Wieder, wie bei i), beachten, dass die Formen Vollendete Gegenwart ➔ „wir haben verbracht“ und Präteritum ➔ „waren“ keinen Hinweis darauf geben, welche Vergangenheitszeit im It. zu verwenden ist. l)

Die Ferien, die wir dort verbracht haben, waren sehr schön. Wir denken oft daran. m) Nimmst du noch Wein? n) Ja, ich nehme noch welchen („davon“). o) Wir haben sehr schöne Ferien in Italien verbracht. Ich spreche immer/immer noch davon. Zu Lektion 6: a) Wie nimmst du deinen Kaffee? b) Ich würde ihn mit Zucker nehmen. [Wortstellung: *(Ich) ihn würde nehmen mit Zucker.] c) Würdest du ihn auch mit Zucker nehmen?

147 Siehe vorangegangene Fußnote.


ZUSÄTZLICHE ÜBUNGEN/HAUSAUFGABEN 237 d) Ich werde ihn mit Zucker nehmen und du wirst ihn mit Zucker nehmen. e) Ich würde zahlen wollen. [„ich würde wollen“ wird im Dt. eher durch die Form ich möchte (gern) ausgedrückt.] f) Ich würde jetzt singen. g) Ich würde jetzt abreisen/wegfahren/weggehen. h) Würdest du mit mir wegfahren? i) Die Großeltern würden es für mich machen. [Wortstellung: *Die Großeltern es würden machen für mich.] k) Könntest du („würdest du können“) das gleich fertig machen? l) Kommt ihr morgen zu uns? Wir würden uns darüber sehr freuen („wir würden darüber sehr zufrieden sein“). m) Es wird viele Probleme geben [Hilfestellung: „*Da werden sein viele Probleme“]. n) Wirst du auch da sein? Zu Lektion 7: a) Wenn Maria jetzt käme, würde es keine Probleme geben [Hilfestellung: „da würden sein keine Probleme“]. b) Wenn die Großeltern den Nachtisch äßen, würde ich mich freuen [Hilfestellung: „würde ich froh/zufrieden sein“]. c) Wenn Maria gestern gekommen wäre, würde es keine Probleme gegeben haben [Hilfestellung: „da würden keine Probleme gewesen sein“]. d) Wenn die Großeltern den Nachtisch gegessen hätten, würde ich mich gefreut haben [Hilfestellung: „würde ich froh/zufrieden gewesen sein“]. e) Wenn Maria gestern gekommen wäre, würde sie mir das Buch gebracht haben. (= hätte sie mir das Buch gebracht). f) Da ist [„da ist“ = „ecco“] das Buch! g) Oh ja, bring es mir! h) Kann ich Marco das Buch bringen? i) Ja, bring es ihm! k) Da sind [„da sind“ = „ecco“] die drei Taschen. Ich bringe sie dir. l) Oh ja, bring‘ sie mir! m) Wenn ich sie dir gebe, bist du dann [dann = „allora“] zufrieden?


238 SCUSISCUSA n) Wenn ich sie dir gäbe, würdest du dann zufrieden sein? (= wärst du dann zufrieden?) o) Wenn ich sie dir gegeben hätte, würdest du dann zufrieden gewesen sein? (= wärst du dann zufrieden gewesen?) [Tipp: Lassen Sie das „sie dir“ zuerst einmal weg und formulieren Sie nur „Wenn ich gegeben hätte ...“ und überlegen Sie dann, was „sie dir“ auf ital. heißt und wo Sie es hinsetzen müssen. VORSICHT: Es ist kein Infinitiv und kein modales Hilfsverb wie „wollen, müssen, können“ im Spiel! Anschließend machen Sie mit dem Teil nach dem Komma weiter, sozusagen „*du würdest sein | gewesen zufrieden?“] p) Da sind [„da sind“ = „ecco“] die drei Taschen. Ich bringe sie Ihnen, Frau Müller. q) Oh ja, bringen Sie sie mir! r) Oh danke, Sie haben sie mir gebracht, die Taschen! s) Wenn Sie mir jetzt auch (noch) die Bücher brächten, würde alles perfekt sein (= wäre alles perfekt). Zu Lektion 8: a) Siehst du die drei Zucchini? Bring sie ihm. b) Da sind drei Zucchini. Bring‘ ihr welche (davon). c) Da sind drei Birnen. Bring‘ ihnen zwei (davon). d) Ich will sie euch nicht geben, diese Birnen. e) Aus welchem Material sind diese Taschen gemacht? f) Wo werden diese Taschen gemacht? g) Wo ist dieses Buch gedruckt worden? h) Dieses Buch ist in Paris gedruckt worden. i) Diese Bücher werden immer in Frankreich gedruckt.


Lösungsvorschläge zu den zusätzlichen Übungen/Hausaufgaben Zu Lektion 1: a) Voi chiamate Anna ed io chiamo Pietro, va bene? b) I nonni chiamano sempre in tempo. c) Prepariamo qualcosa per i nonni? d) Anna e Pietro non preparano mai niente per noi. e) Per Anna e Pietro i nonni non preparano mai niente. f) Quando chiamano Anna e Pietro, sono contento. g) I nonni sono contenti quando Anna e Pietro preparano cose buone per loro. h) Chiama la nonna, per favore (per cortesia, per piacere)! i) Prepara tre porzioni, per favore (per cortesia, per piacere)! k) Mangia! l) Sono nella cattedrale. m) Sono nel duomo. n) Che cos’è? È il dolce della nonna. Zu Lektion 2: a) I miei libri sono tutti molto interessanti. b) I tuoi libri sono anche interessanti?/Sono anche interessanti, i tuoi libri? c) I suoi libri non sono interessanti. d) I vostri libri sono interessanti?/Sono interessanti, i vostri libri? e) Ti do la mia borsa. f) La sua borsa è bella. g) Lì in fondo, c’è Anna. La sua borsa è molto bella. h) Signora Magnani, la Sua borsa è molto bella. i) Signor Magnani, la Sua borsa è molto bella. k) Signora Magnani, i Suoi libri sono molto belli. l) Signor Magnani, i Suoi libri sono molto belli. m) Lí in fondo, ci sono Marco e Mario; le loro borse sono molto belle.

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240 SCUSISCUSA n) Lí in fondo, ci sono Anna e Giovanna; le loro borse sono molto belle. o) Questi libri sono molto belli. p) Quei libri lì sono più belli. q) Quelli lì? r) Che bei libri! s) Quelle borse lì sono belle. t) Che belle borse! Zu Lektion 3: a) Ho perso/perduto i miei libri. b) Dove sono i tuoi libri? c) Li ho persi/perduti. d) Li hai persi/perduti? e) Bisogna stare attenti! f) Signora Tozzi, La saluto. g) Signor Tozzi, La conosco bene. 148 h) Signora Tozzi, quando La vedo sono sempre molto contento. i) Signor Tozzi, quando La vedo sono sempre molto contento. k) Signora Tozzi, ieri L’ho vista [„L’ho“ kommt von „La ho“]. l) Signor Tozzi, ieri L’ho vista [„L’ho“ kommt von „La ho“]. m) Ieri ho visto il signor Tozzi. n) Lo ho [ = „l’ho“] visto ieri. o) Sono sempre contento quando lo vedo. p) Cosa avete portato alla nonna? q) Portatele qualcosa di buono! r) Cosa avete portato al nonno? s) Portategli qualcosa di buono! t) Cosa avete portato ai nonni? u) Portate loro [in modernem oder eher umgangsprachlichem It. auch: portategli] qualcosa di buono.

148 In der direkten Anrede per Sie werden grundsätzlich die weiblichen Pronomen verwendet: Signor Tozzi, Lei è moto gentile./Signor Tozzi, La conosco bene./Signor Tozzi, Le do questo libro. Die Großschreibung der Pronomina ist optional.


LÖSUNGSVORSCHLÄGE ZU DEN ZUSÄTZLICHEN ÜBUNGEN 241 Zu Lektion 4: a) Agli Svizzeri piace viaggiare. b) I miei nonni mi amano. c) Scusami! d) Mi scusi! e) Le piace il libro, signora?/Il libro Le piace, signora? f) Dove sei stato/-a? g) Cosa hai fatto? h) Mi sono lavato/-a le mani. i) Siamo stati/-e in Italia. k) Mi porta un bicchiere di vino? l) Mi porti un bicchiere di vino? m) Portami un bicchiere di vino! n) Mi porti un bicchiere di vino!149 o) Portatemi un bicchiere di vino! p) Non cantare! q) Non comprarlo!/Non lo comprare! r) Non farlo!/Non lo fare! s) Non canti, signor Tozzi ! t) Non lo compri, signor Tozzi ! u) Voglio che il signor Tozzi compri la casa. v) È possibile che il signor Tozzi compri la casa. w) È possibile che la signora Magnani venda la casa. x) Signora Magnani, venda la casa! y) Sì, signora Magnani, la venda! Zu Lektion 5: a) Come prendete il vostro caffè? b) Lo prendiamo con zucchero. c) Lo abbiamo sempre preso con zucchero. d) Mi hai portato i libri? 149 Dieser höfliche Befehl (Befehl per Sie) fällt, rein formal gesehen, zusammen mit der Aussageform per du, siehe Lektion 4. Das heißt: Die Form Mi porti un bicchiere di vino! kann heißen: Bringen Sie mir ein Glas Wein! (höflicher Befehl per Sie) und als Aussage-Form auch Du bringst mir ein Glas Wein. Diese Aussageform kann bei entsprechender Betonung den Charakter eines Befehls (per du) annehmen (dann mit Ausrufezeichen).


242 SCUSISCUSA e) f) g) h)

No, li ho portati alla nonna. No, li ho portati a Claudio. Quando è arrivato [oder: arrivò] Mario, avevo già mangiato. Avevamo già finito il lavoro, quando sono arrivati [oder: arrivarono] Mario e Anna. i) In quei tempi, tutto era perfetto. Cantavamo tutto il tempo ed eravamo contenti. Ma poi successe [oder: è successo] qualcosa di molto spiacevole: arrivò [oder: è arrivata] mia zia e ci portò [oder: ci ha portato] brutte notizie. Dopo, tutto era di nuovo come prima. k) Domani andiamo a Parigi. Non ci andiamo (per) la prima volta. Ci siete già stati/-e? l) Le vacanze che ci abbiamo trascorso (oder: passato) sono state molto belle. Ci pensiamo spesso. m) Prendi ancora del vino? n) Sì, ne prendo ancora. o) Abbiamo trascorso [oder: passato] delle vacanze molto belle in Italia. Ne parlo sempre. Zu Lektion 6: a) Come prendi il tuo caffè? b) Lo prenderei con zucchero. c) Anche tu lo prenderesti con zucchero?/Lo prenderesti con zucchero anche tu? d) Io lo prenderò con zucchero e tu lo prenderai con zucchero. e) Vorrei pagare. f) Canterei adesso./Adesso canterei. g) Partirei adesso./Adesso partirei. h) Partiresti con me? i) I nonni lo farebbero per me. k) Potresti finirlo subito?/Lo potresti finire subito? l) Venite da noi domani? Ne saremmo molto contenti. m) Ci saranno molti problemi. n) Ci sarai anche tu?


LÖSUNGSVORSCHLÄGE ZU DEN ZUSÄTZLICHEN ÜBUNGEN 243 Zu Lektion 7: a) Se Maria arrivasse/venisse adesso, non ci sarebbero problemi. b) Se i nonni mangiassero il dolce, sarei contento. c) Se Maria fosse venuta/arrivata ieri, non ci sarebbero stati problemi. d) Se i nonni avessero mangiato il dolce, sarei stato contento. e) Se Maria fosse venuta/arrivata ieri, mi avrebbe portato il libro. f) Ecco il libro! g) Ah sì, portamelo! h) Posso portare il libro a Marco? i) Sì, portaglielo. k) Ecco le tre borse. Te le porto. l) Ah sì, portamele! m) Se te le do, sei [oder: sarai] contento? n) Se (io) te le dessi, saresti contento? o) Se (io) te le avessi date, saresti stato contento? p) Ecco le tre borse. Gliele porto, signora Müller. q) Ah sì, me le porti. r) Ah, grazie, me le ha portate, le borse! s) Se adesso mi portasse anche i libri, tutto sarebbe perfetto. Zu Lektion 8: a) Vedi i tre zucchini? Portaglieli! b) Ecco tre zucchini. Portagliene! c) Ecco tre pere. Portagliene due! d) Non voglio darvele, queste pere./Non ve le voglio dare, queste pere. e) Di che materiale sono fatte queste borse? f) Dove vengono fatte queste borse? g) Dove è stato stampato questo libro? h) Questo libro è stato stampato a Parigi. i) Questi libri vengono sempre stampati in Francia.



Repetitorium



I) Allgemeine Schwierigkeiten a) Im heutigen It. stehen Pronomen (so wie z.B. „ihm, ihr, ihn, sie, dich, dir“ … usw.) im Aussage- und Fragesatz immer vor dem konjugierten Verb, also: Ti amo. Ich liebe dich.

und nicht

*Amo ti.

oder: Ti do un bacio. Ich gebe dir einen Kuss.

und nicht

*Do ti un bacio.

oder: Ti porto una birra. Ich bringe dir ein Bier.

und nicht

*Porto ti una birra.

oder: Mi porti una birra? Bringst du mir ein Bier?

und nicht

*Porti mi una birra?

oder: Ti ho amato. Ich habe dich geliebt.

und nicht

*Ho ti amato.

oder Ti ho dato un bacio. und nicht Ich habe dir einen Kuss gegeben.

*Ho ti dato un bacio.

oder: Ti ho portato una birra. und nicht Ich habe dir ein Bier gebracht.

*Ho ti portato una birra.

oder: Mi hai portato una birra? und nicht Hast du mir ein Bier gebracht?

*Hai mi portato una birra?

247


248 SCUSISCUSA HINWEIS: Noch zum Aussage- und Fragesatz: Wenn ein modales Hilfsverb (können, wollen, müssen und Ähnliches) + Infinitiv im Spiel ist, können die Pronomen VOR dem modalen Hilfsverb stehen oder mit e-Synkope an den Infinitiv angehängt werden, z.B.: Ich will es wissen. = Lo voglio sapere. ODER: Voglio saperlo. b) Im Befehl gilt die Regel, dass die Pronomen immer VOR dem konjugierten Verb stehen, nicht mehr, ABER NUR BEIM BEFEHL PER DU! z.B.: Portami un birra! = Bring mir ein Bier! Wenn wir das in der Höflichkeitsform wiedergeben (also Befehl per Sie), ändern sich gegenüber dem „Befehl per du“ zwei Dinge: Wir brauchen beim Verb anstatt des Indikativs „Porta …!“ den Konjunktiv, also „Porti …!“ das Pronomen steht nicht mehr hinter dem Verb, sondern davor! Also: „Bringen Sie mir … !“ = Mi porti … ! anstatt „per du“ Portami …!


REPETITORIUM 249

Praktische Übung I Übersetzen Sie bitte Folgendes (beachten Sie die Vokabelhilfen, unten). Übrigens: Bitte das Unterstrichene im Italienischen nie auseinanderreißen, höchstens noch enger aneinanderbinden, indem man alles ohne Abstand schreibt, weil man es gerade an einen per-duBefehl oder an einen Infinitiv mit e-Synkope gehängt hat. 1) Ich heiße Marta Müller und wohne in Stuttgart. 2) Wie heißt du? 3) Wie heißen Sie? 4) Meine Tante bringt mir immer gute Sachen zu essen. 5) Ich hingegen bringe ihr Bücher. 6) Mir gefallen Romane. 7) Tante, schenk’ mir ein Buch! 8) Tante, schenk’ es mir (im It.: *mir es)! 9) Meine Tante hat drei Bücher gekauft. 10) Sie will sie mir schenken. (im It.: *mir sie) 11) Sie hat sie mir geschenkt. (im It.: *mir sie) 12) Maria [gemeint ist quasi „der Maria“] gefallen Bücher. Hinweis: Wem? ➔ Dativ, wird mit „a“ ausgedrückt! 13) Bring ihr ein Buch. 14) Bring es ihr! (im It.: *ihr es) 15) Enzo [gemeint ist quasi „dem Enzo“] gefallen Bücher. Hinweis: Wem? ➔ Dativ, wird mit „a“ ausgedrückt! 16) Bring‘ ihm ein Buch. 17) Bring‘ es ihm! (im It.: *ihm es) 18) Bringen Sie es ihr. (im It.: *ihr es) 19) Bringen Sie es ihm. (im It.: *ihm es) 20) Da sind drei Äpfel. Ich gebe dir zwei (davon). 21) Bring’ ihm zwei (davon). 22) Ich gehe/fahre nach Rom. 23) Ich gehe dahin. 24) Ich bin in Rom. 25) Ich bin da/dort (gemeint ist: in Rom). 26) Ich bin hier, nicht dort!


250 SCUSISCUSA 27) Ist Enzo da? 28) Nein, Enzo ist nicht da. 29) Wo ist Enzo? 30) Er ist in die Stadt gegangen, einkaufen (wörtlich: „um einzukaufen“) 31) Es gibt immer Probleme, wenn du dich nicht vorbereitest. 32) Es gibt so viel Unglück auf der Welt. Vokabelhilfen: wohnen hingegen, stattdessen zu essen der Roman einkaufen

= = = = =

soviel Unglück auf der Welt

= =

abitare invece da mangiare il romanzo fare la spesa (wörtlich: „*die Ausgabe machen“) tanta miseria nel mondo

II) Der Umgang mit den Vergangenheitszeiten150 Vorbemerkung: Wie in vielen anderen Sprachen, gibt es im It. mehrere verschiedene Vergangenheitsformen (im Folgenden geht es nur um Sachverhalte, die im Indikativ, also dem Modus der Tatsachendarstellung, ausgedrückt werden). Um jeweils die passende Vergangenheitszeit zu wählen, muss man sich vor der Entscheidung für eine bestimmte Form fragen, ob es sich bei dem Vergangenen, das man sprachlich wiedergeben will, - um etwas Dauerhaftes (Duratives), also etwas lang Andauerndes bzw. um etwas sich in der Vergangenheit Wiederholendes 150 Wie bereits in den vorangegangenen Fußnoten erwähnt, folge ich hier den klassischen Tempuswahl-Regeln (siehe auch oben, Lektion 5). Zu deren begrenzter Aussagekraft siehe ebenfalls oben, Lektion 5. Vgl. die Zusammenfassung in Jodl (2018a, 43-243).


REPETITORIUM 251 oder -

um etwas Einmaliges, Punktuelles handelt.

Hinzu kommt, dass man prüfen muss, ob das Gesagte einen Gegenwartsbezug hat, oder nicht. Wenn es sich um a) etwas Duratives handelt und zusätzlich kein Gegenwartsbezug gegeben ist, dann brauchen wir das Imperfetto, wenn es sich um b) etwas Punktuelles handelt, dann brauchen wir das Passato prossimo oder das Passato remoto: b1) das Passato prossimo, wenn das punktuell Geschehene nicht sehr weit in der Vergangenheit zurückliegt, also noch einen Gegenwartsbezug hat (deshalb „prossimo“ = „das Nächste“) b2) das Passato remoto, wenn das punktuell Geschehene so weit in der Vergangenheit zurückliegt, dass kein Gegenwartsbezug mehr besteht (deshalb„remoto“ = „weit weg“) N.B. 1: Die Unterscheidung in b1) und b2) wird in der gesprochenen Sprache nur in der Toskana und ansonsten nur in der gehobenen Schriftsprache gemacht. Für UNS ist es in Ordnung, wenn wir bei PUNKTUELLEM IMMER DAS PASSATO PROSSIMO verwenden (das entspricht dem norditalienischen Standard, nach dem wir uns hier richten wollen). Das heißt: Wir können bei PUNKTUELLEM also immer b1) verwenden, unabhängig davon, ob Gegenwartsbezug gegeben ist, oder nicht.


252 SCUSISCUSA N.B. 2: Beim Indikativ des Imperfetto gibt es nur EIN EINZIGES unregelmäßiges Verb, nämlich essere: io ero, ich war,

tu eri, du warst,

lui era, er war,

noi eravamo, wir waren,

voi eravate, ihr wart,

loro erano sie waren

ÜBRIGENS: Die regelmäßige Bildung des Indikativs des Imperfetto ist: Stamm des Verbs (den Stamm erhält man, indem man die Infinitiv-Endungen –are, –ere oder –ire entfernt) + Imperfekt-Endungen: bei –are: -avo, -avi, -ava, -avamo, -avate, -avano bei –ere151 ist das: -evo, -evi-, -eva, -evamo, -evate, -evano bei –ire ist das: -ivo, -ivi, -iva, -ivamo, -ivate, -ivano

151 Im Falle der Bildung des Imperfetto ist es unerheblich, ob bei der Endung -ere ein kurzes, unbetontes oder ein langes, betontes /e/ vorliegt.


REPETITORIUM 253

Praktische Übung II Vergangenheitszeiten hier, wie gesagt, nur im Indikativ (In dieser Übung werden also keine Verben des Wollens oder der Unsicherheit, die einen Konjunktiv verlangen würden, verwendet …) Übersetzen Sie bitte Folgendes (Hinweis: Nutzen Sie bitte die unten angegebenen Vokabelhilfen/die weiteren unterstützenden Hinweise!): Als meine Großmutter jung war, lebte sie in Venedig. Diese Stadt gefiel ihr wirklich sehr. Sie machte jeden Tag Spaziergänge und war sehr glücklich. Eines Tages traf sie einen jungen Mann und verliebte sich in ihn. Er hieß Giorgio und auch er verliebte sich in sie. Sie lebten gut, in Venedig. Aber an einem bestimmten Punkt beschloss meine Großmutter, sich von Giorgio zu trennen. Sie ging nach Rom. Unterstützende Hinweise: Im Deutschen ist es immer dieselbe Zeitform, egal, ob es sich um etwas Duratives oder um etwas Punktuelles handelt, siehe die fettgesetzten Formen oben. Aber im Italienischen kann man hier nicht immer dieselbe Form nehmen (DAHER BITTE BEI JEDEM VERB, DAS SIE IN EINE ITALIENISCHE VERGANGENHEITSZEIT SETZEN, VORHER ÜBERLEGEN, OB ES UM ETWAS DURATIVES ODER ETWAS PUNKTUELLES GEHT). Bitte beachten Sie auch: Wenn Sie ein Passato prossimo von einem reflexiven Verb wie „sich verlieben“ brauchen, dann denken Sie daran, dass die reflexiven Verben IMMER mit essere konjugiert werden. Das heißt: Im It. sagt man nicht „ich habe mich verliebt“ sondern „*ich bin mich verliebt“: Vokabelhilfen: als (zeitlich) jung der Spaziergang glücklich treffen, begegnen

= = = = =

quando giovane la passeggiata felice incontrare


254 SCUSISCUSA sich verlieben in gemeinsam eines Tages entscheiden, beschließen entschieden, beschlossen trennen sich trennen

= = = = = = =

innamorarsi di insieme un giorno decidere deciso separare separarsi

III) Hypothesen bilden/über Irreales sprechen Hauptproblem: Es gibt – wie im Deutschen auch – gleich ZWEI Formen, die man verwenden kann, um Hypothesen zu bilden a.) die würde-Formen: ich würde singen, ich würde sehen, ich würde rufen usw. Das sind im Italienischen die –ei, -esti, -ebbe-Formen (Diese Form heißt „Konditional“; ACHTUNG: –ei, -esti, -ebbe, etc. werden an den „vorbehandelten“152 Infinitiv angehängt b.) die im Deutschen schon inzwischen ungebräuchlichen Konjunktive des Präteritums: ich sänge, ich sähe, ich riefe, ich führe, ich stünde, ich hülfe ... usw. Das sind im It. die Formen mit den Endungen –assi, –essi, –issi etc.); ACHTUNG: diese Endungen werden, wie Sie es von Anfang an gewohnt sind, an den Stamm angehängt, nicht an den Infinitiv! Und den Stamm erhält man immer, indem man die Infinitiv-Endungen –are, –ere oder –ire entfernt) Die Formen a) und b) sind zwar gleichbedeutend, trotzdem darf man sie im It. nicht „wahllos“ verwenden. Im It. lautet die Regel:

152 „Vorbehandelt“ heißt in diesem Fall: Bei den –are-Verben muss das auslautende „-e“ entfernt und das „a“ vom übriggebliebenen „–ar“ in „e“ verwandelt werden, so dass hier die Konditionalendungen also an „–er-“ angehängt werden. Bei den Verben auf „langes /e/“, wie vedere, muss nicht nur das auslautende „-e“, sondern auch das betonte, geschlossene /e/ entfernt werden, bevor man die Konditionalendungen anhängen kann.


REPETITORIUM 255 Wenn se „wenn/falls“ bedeutet und eine wirkliche Hypothese einleitet, dann müssen im se-Satz immer die b)-Formen stehen. Die a)-Formen sind für den Hauptsatz (also den ohne „se“) reserviert. Prinzipiell könnte man auch für das Dt. genau diese Regel aufstellen:153 Im Hauptsatz immer Konditional: a.) Ich würde das Lied singen, im Nebensatz (hier: wenn-Satz) immer Konjunktiv Präteritum: b.) wenn es beim Publikum gut ankäme. Nur ist es so, dass sich diese Regel im Dt. gelockert hat und zwar insofern, als die Sprecher wie folgt vorgehen: Wenn die b)-Formen so seltsam klingen wie „stünde, führe, hülfe“ etc., dann darf man gern auch im wenn-Satz die Ersatzformen „würde stehen, würde fahren, würde helfen“ verwenden, sie sind ja ohnehin gleichbedeutend. Umgekehrt ist es im Dt. so, dass – wenn die a)-Formen von bestimmten Verben (z.B.: würde sein, würde haben usw.) etwas seltsam klingen (z.B.: Ich würde froh sein … oder Ich würde Geld haben … etc.) – man gerne einfach die b)-Formen (anstatt würde sein ➔ wäre und anstatt würde haben ➔ hätte) nehmen darf bzw. sogar soll. Diese Austausch-Möglichkeiten (je nach Klang einer bestimmten Form: Klingt sie altmodisch oder nicht?) sind im It. nicht gegeben: Wenn se „wenn/falls“ bedeutet und eine echte Hypothese einleitet, darf im se-Satz kein Konditional stehen, hier muss vielmehr der Konjunktiv Irrealis (das ist von der Form her der des Imperfekts, der zum Irrealis der Gegenwart zweckentfremdet wird) gesetzt werden. Im Hauptsatz muss immer Konditional, also die a)Form, stehen.

153 Der Duden (2005, §749ff.) nennt auch die Möglichkeit, sowohl im Hauptsatz als auch im Nebensatz (hier: wenn-Satz) den Konjunktiv Präteritum zu verwenden: Ich sänge das Lied, wenn es beim Publikum gut ankäme. Vgl. zum ganzen Themenkomplex die Zusammenfassung in Jodl (2018a, 243-253) und zu den würde-Ersatzformen Duden (2005, §782 + 783).


256 SCUSISCUSA Allgemeiner Hinweis: Die Konjunktion „se“ = „wenn/falls“ muss nicht immer gleich ein Hinweis darauf sein, dass man eine extrem hypothetische Aussage machen will, die den Konjunktiv Irrealis (Konjunktiv Präteritum) nach sich zieht. Prinzipiell gibt es in diesem Zusammenhang DREI STUFEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT. Dabei ist die erste Stufe ganz „harmlos“ – das heißt, man braucht keinen Konjunktiv Irrealis – weil die Wahrscheinlichkeit, dass das Ausgesagte sich erfüllt, noch recht hoch ist: Hypothesen-Stufe 1 (OHNE Konjunktiv Irrealis, also keine echte Hypothese!): -

Wenn du mir schreibst, freue ich mich/werde ich mich freuen. Se mi scrivi, sarò contento.

Hypothesen-Stufe 2 (MIT Konjunktiv Irrealis, der Gegenwart, Wunsch ist noch erfüllbar!): -

Wenn du mir schriebest, würde ich mich freuen. Se tu mi scrivessi, sarei contento.

Hypothesen-Stufe 3 (MIT Konjunktiv Irrealis, der Vergangenheit, Wunsch ist nicht mehr erfüllbar!): -

-

Wenn du mir geschrieben hättest, würde ich mich gefreut haben (= hätte ich mich gefreut). Se tu mi avessi scritto, sarei stato contento.


REPETITORIUM 257

Praktische Übung III (Bitte beachten Sie die Vokabelhilfen, unten): a) Hypothesen für die Gegenwart (N.B.: Es ist unerheblich, ob die Hypothese mit dem se-Satz anfängt, oder mit dem Hauptsatz, das ändert nichts: Man kann die Reihenfolge der beiden Teil-Sätze, die im Dt. durch ein Komma getrennt sind, umstellen. Komma-Regel im It.: Wenn Eröffnung mit se-Satz, dann Komma vor Beginn des Hauptsatzes, im anderen Fall kein Komma). Hilfestellung: Wenn ein dt. Übungssatz mit zwei Varianten angegeben ist, so ist die erste dt. Variante die schlechter klingende, jedoch für das Finden der italienischen Formen hilfreich. Die zweite dt. Variante enthält die Formen, die man in heutigem Dt. tatsächlich verwenden würde. 1. Wenn alle mehr lernten/studierten, würde alles leichter sein. (= Wenn alle mehr lernen/studieren würden, wäre alles leichter.) 2. Wenn ich dir ein Buch brächte, würdest du froh sein. (= Wenn ich dir das Buch bringen würde, wärst du froh.) 3. Du würdest froh sein, wenn ich reich wäre, nicht wahr? (= Du wärst froh, wenn ich reich wäre, nicht wahr?) 4. Meine Mutter würde mir viele Bücher kaufen, wenn sie Geld hätte. 5. Wenn meine Freundin mehr arbeitete, würde sie mehr Geld haben. (= Wenn meine Freundin mehr arbeiten würde, hätte sie mehr Geld.) b) Hypothesen für die Vergangenheit: 1. Wenn alle mehr gelernt/studiert hätten, würde alles leichter gewesen sein. (= Wenn alle mehr gelernt/studiert hätten, wäre alles leichter gewesen.)


258 SCUSISCUSA 2. Wenn ich dir ein Buch gebracht hätte, würdest du froh gewesen sein. (= Wenn ich dir ein Buch gebracht hätte, wärst du froh gewesen.) 3. Du würdest froh gewesen sein, wenn ich reich gewesen wäre, nicht wahr? (= Du wärst froh gewesen, wenn ich reich gewesen wäre, nicht wahr?) 4. Meine Mutter würde mir viele Bücher gekauft haben, wenn sie Geld gehabt hätte. (= Meine Mutter hätte mir viele Bücher gekauft, wenn sie Geld gehabt hätte.) 5. Wenn meine Freundin mehr gearbeitet hätte, würde sie mehr Geld gehabt haben. (= Wenn meine Freundin mehr gearbeitet hätte, hätte sie mehr Geld gehabt.) Vokabelhilfen: …, nicht wahr? mehr arbeiten mehr Geld

= = =

…, vero? lavorare di più più soldi


REPETITORIUM 259

Praktische Übung IV: Partnerübung – alle Inhalte (Wiederholung) Bestätigen Sie oder lehnen Sie ab, aber immer mit einem kompletten Satz, nicht nur mit „ja“ und „nein“: Erste Variante - bejaht, per du: 1.

Alberto: Ich rufe dich an, in Ordnung? Karin: Ja, ruf’ mich an.

2.

Carla: Rufst du mich an, wenn du zuhause angekommen bist? Bernd: Ja, ich werde dich anrufen.

3.

Federico: Ich kaufe dir ein Buch, wenn du willst, in Ordnung? Silke: Ja, kauf’ mir ein Buch.

4.

Fernando: Ich komme heute Nachmittag bei dir vorbei, in Ordnung? Günter: Ja, komm’ vorbei.

5.

Cristina: Morgen kaufe ich dir das Buch, das dir so sehr gefällt. Walter: In Ordnung, kauf‘ es mir.

6.

Walter: Würdest du es mir auch kaufen, wenn es sehr teuer wäre? Cristina: Ja, ich würde es dir auch kaufen, wenn es sehr teuer wäre.


260 SCUSISCUSA 7.

Alberto: Hast du dieses Buch für mich gekauft? HILFESTELLUNG: Dieses Buch, hast du es für mich gekauft? Karin: Ja, ich habe es für dich gekauft. Alberto: Warum hast du es mir gekauft? Karin: Ich habe es dir gekauft, weil es dir gefallen wird.

8.

Walter: Würdest du es mir auch gekauft haben, wenn es sehr teuer gewesen wäre? = Hättest du es mir auch gekauft, wenn... Cristina: Ja, ich würde es dir auch gekauft haben, wenn es sehr teuer gewesen wäre. = Ja, ich hätte es dir auch gekauft, wenn...

Spielen Sie jetzt auch die drei anderen Varianten durch, wandeln Sie den Dialog entsprechend ab: Zweite Variante – verneint, per du, Dritte Variante – bejaht, per Sie, Vierte Variante – verneint, per Sie.


Lösungsvorschläge zu den praktischen Übungen Zu I) 1) Mi chiamo Marta Müller e abito a Stoccarda. 2) Come ti chiami, (tu)? = (Tu), come ti chiami? 3) Come si chiama, (Lei)? = (Lei), come si chiama? 4) Mia zia mi porta sempre cose buone da mangiare. 5) Io invece le porto libri. 6) Mi piacciono i romanzi. 7) Zia, regalami un libro! 8) Zia, regalamelo! 9) Mia zia ha comprato tre libri. 10) Vuole regalarmeli. = Me li vuole regalare. 11) Me li ha regalati. 12) A Maria piacciono i libri. 13) Portale un libro. 14) Portaglielo! 15) A Enzo piacciono i libri. 16) Portagli un libro. 17) Portaglielo! 18) Glielo porti. 19) Glielo porti. 20) Ecco tre mele. Te ne do due. 21) Portagliene due. 22) Vado a Roma. 23) Ci vado. 24) Sono a Roma. 25) Ci sono. 26) Sono qui, non lì !! = Sono qua, non là !! 27) C’è Enzo? 28) No, Enzo non c’è. 29) Dov’è Enzo? 30) È andato in città, a fare la spesa. 31) Ci sono sempre problemi quando non ti prepari. 32) C’è tanta miseria nel mondo. 261


262 SCUSISCUSA Zu II) Quando mia nonna era giovane, viveva a Venezia. Questa città le piaceva proprio molto. Tutti i giorni, faceva delle passeggiate ed era molto felice. Un giorno incontrò un giovane signore e si innamorò di lui. Si chiamava Giorgio e anche lui si innamorò di lei. Vivevano bene, a Venezia. Ma ad un certo punto, mia nonna decise di separarsi da Giorgio. Andò a Roma. Zu III) a) 1. Se tutti studiassero di più, tutto sarebbe più facile. 2. Se (io) ti portassi un libro, saresti contento/-a. 3. Saresti contento/-a, se io fossi ricco/-a, vero? 4. Mia madre mi comprerebbe molti libri, se avesse soldi. 5. Se la mia amica lavorasse di più, avrebbe più soldi. b) 1. Se tutti avessero studiato di più, tutto sarebbe stato più facile. 2. Se (io) ti avessi portato un libro, saresti stato/-a contento/-a. 3. Saresti stato/-a contento/-a, se io fossi stato/-a ricco/-a, vero? 4. Mia madre mi avrebbe comprato molti libri, se avesse avuto soldi. 5. Se la mia amica avesse lavorato di più, avrebbe avuto più soldi. Zu IV) 1) Alberto: Ti chiamo, va bene? Karin: Sì, chiamami. 2) Carla: Mi chiami quando sei arrivato a casa? Bernd: Sì, ti chiamerò.


LÖSUNGSVORSCHLÄGE ZU DEN PRAKTISCHEN ÜBUNGEN 263 3) Federico: Ti compro un libro, se vuoi - va bene? Silke: Sì, comprami un libro. 4) Fernando: Questo pomeriggio passo da te, va bene? Günter: Sì, passa (pure). [„pure“ als Ermutigung wie dt. „nur“] 5) Cristina: Domani ti compro il libro che ti piace tanto. Walter: Va bene, compramelo. 6) Walter: Me lo compreresti anche se fosse molto caro? Cristina: Sì, te lo comprerei anche se fosse molto caro. 7) Alberto: Lo hai (= l’hai) comprato per me, questo libro? = Questo libro, lo hai (= l’hai) comprato per me? Karin: Sì, lo ho (= l’ho) comprato per te. Alberto: Perché me lo hai (= me l’hai) comprato? Karin: Te lo ho (= te l’ho) comprato perché ti piacerà. 8) Walter: Me lo avresti (= me l’avresti) comprato anche se fosse stato molto caro? Cristina: Sì, te lo avrei (= te l’avrei) comprato anche se fosse stato molto caro.



Alphabetisches Wörterverzeichnis Anwendungshinweis: Die Zahl nach dem „L.“ gibt an, in welcher Lektion das jeweils angegebene Wort vorkommt. Wenn ein Eintrag mit „PÜT“ gekennzeichnet ist, bedeutet dies, dass das Wort nicht im Lektionstext (VIII) zu finden ist, sondern im Präsentations- und Übungsteil. Die Abkürzungen „qno.“ und „qca.“ stehen für „jemanden/m“ (jmdn./jmdm.) oder „etwas“ („etw.) A a, L. 1 accompagnare qno./qca., L. 5 accordo, lo > l’, L. 3 d’accordo, L. 3 acqua, la > l’, L. 1, PÜT adesso (= ora), L. 2 adorare, L. 3 Adriatico, lo > l’, L. 4, PÜT allora, L. 7, PÜT altro, -a, L. 7 amica, la > l’, L. 1, PÜT amico, lo > l’, L. 1, PÜT ammalarsi, L. 4 anche, L. 1 ancora, L. 4 andare, [irreg.], L. 2 andare a trovare antico, -a, L. 2, PÜT antipasto, lo > l’, L. 4, PÜT armadio, lo > l’, L. 2, PÜT arrivare, L. 5, PÜT aspettare, L. 5 aspettare qno./qca. attento, -a, L. 3

an, nach, in jmdn./etwas begleiten Einverständnis, das/Einklang, der einverstanden/okay Wasser, das jetzt, nun vergöttern, anbeten, heiß lieben Adria, die dann/also/damals anderer, andere/weiterer, weitere Freundin, die Freund, der erkranken, krank werden auch noch/nochmals gehen besuchen/besuchen gehen sehr alt, antik Vorspeise, die Schrank, der ankommen warten jmdn./etwas erwarten vorsichtig, aufmerksam 265


266 SCUSISCUSA avere, [irreg.], L. 2 avere bisogno di B ballare (= danzare), L. 1, PÜT bambina, la, L. 5 da bambina, L. 5 bambino, il, bar pasticceria, il, L. 3, PÜT bello, -a, L. 1 bene, L. 4 bicchiere, il, L. 2, PÜT birra, la, L. 4, PÜT bisogna + Infinitiv, L. 3 bollire, L. 7, PÜT borsa, la, L. 2, PÜT bottiglia, la, L. 6 bravo, -a, L. 1 buono, -a, L. 1 bussare, L. 5, PÜT C caffè, il, L. 1, L. 4 + PÜT calcolo, il, L. 8, PÜT calma, la, L. 2 con calma, L. 2 calmare qno. L. 7 cantare, L. 1, PÜT cantina, la, L. 6 canzone, la, L. 7, PÜT casa, la, L. 2, PÜT

haben brauchen (wörtl.: „Bedarf haben an“)

tanzen das kleine Mädchen als kleines Mädchen der kleine Junge/das kleine Kind entspricht im Deutschen einem Café unveränderlich im Plural schön gut (Adverb, siehe engl. „well“) (Trink-)Glas, das Bier, das man muss + Infinitiv (unveränderlich) kochen (im Sinne von: „Das Wasser kocht.“) Tasche, die Flasche, die tüchtig gut/brav (Adjektiv, siehe engl. „good“) klopfen

der Kaffee/das Café (hier keine vollständige Entsprechung) Berechnung, die Ruhe, die in Ruhe jmdn. beruhigen singen Keller, der Lied, das Haus, das


ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS 267 caso, il, L. 4 per caso, L. 4 causare qca., PÜT cena, la, L. 1 cercare qno./qca., L. 8 certo, -a, L. 2 che, L. 1, PÜT

che? (= che cosa? = cosa?) che

che chiamare qno./qca., L. 1 chiamarsi chiuso, L. 8, PÜT chiudere ci, L. 1 ci, L. 3 ci, L. 5, PÜT ciabatta, la, L. 1, PÜT cinema, il, L. 4, PÜT cioccolato, il, L. 1, PÜT cipolla, la, L. 1, PÜT ciuffo, il, L. 1, PÜT comandante, il, L. 1, PÜT comandare, L. 1, PÜT come, L. 1, PÜT cominciare, L. 2 commessa, la, L. 2 comprare = comperare, L. 3 comunque, L. 7 con, L. 2 concerto, il, L. 2

Fall, der zufällig etwas verursachen Abendessen, das jmdn./etwas suchen sicher als (bei einer bestimmten Art von Steigerung), z.B.: „È più facile partire che restare.“ was? Universal-Relativpronomen für Nominativ und Akkusativ (also der, die, das und den, die/Singular, die/Plural etc.) dass jmdn. rufen/jmdn. anrufen heißen (wörtl.: „sich rufen/sich nennen“) geschlossen schließen da (örtlich, unbet.: ci sono = da sind) uns da, dahin (ersetzt Ausdruck mit „a“) Pantoffel, der/Ciabatta-Brot, das Kino, das Schokolade, die Zwiebel, die (Haar-)Büschel, das Kommandant, der befehlen/kommandieren wie beginnen, anfangen Verkäuferin, die kaufen wie auch immer/trotzdem mit Konzert, das


268 SCUSISCUSA conoscere, L. 3 contento, -a, L. 5, essere contenti, L. 5 cosa, la, L. 1 che cosa? = cosa? = che? così, L. 1, PÜT credere, L. 7, PÜT cui, L. 8, PÜT

cuoio, il, L. 8, PÜT D da, L. 3 dare, [irreg.], L. 2 davanti a, L. 3 davvero, L. 4 dentro, L. 3 deserto, il, L. 1, PÜT detto, L. 7 + PÜT di di, L. 1, PÜT

dire, [irreg.], L. 2 disturbare qno, L. 4 dolce, il, L. 1 dolce dolciume, il, L. 3 domani, L. 7, PÜT donna, la, L. 1, PÜT dopo, L. 4 dovere, [irreg.], L. 2 dunque, L. 5

kennen/kennenlernen zufrieden sich freuen (wörtl.: „zufrieden sein“) Sache, die was? so (im Sinne von: „auf diese Weise“) glauben Relativpronomen , deren/dessen (Genitiv) oder dem/welchem/der/welcher etc. (Dativ) Leder, das

bei, zu, seit, durch, von … aus geben vor (örtlich) wirklich (Adverb) (unveränderlich, da Adverb) drinnen Wüste, die (Partizip Perfekt von dire) gesagt von als (bei einer bestimmten Art von Steigerung), z.B.: Le rose sono più belle delle margherite.” sagen jmdn. stören Nachtisch, der/Kuchen, der (Substantiv) süß (Adjektiv) Süßigkeit, die morgen Frau, die danach, hinterher, später müssen, sollen also/somit/daher


ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS 269 E e, L. 3 è, L. 1 ecco, L. 3, PÜT elettricista, lo > l’, L. 1, PÜT entrare, L. 4, PÜT erbe, le, L. 1, PÜT esatto, -a, L. 8 PÜT esattamente, L. 8 escursione, la > l’, L. 8 essere, [irreg.], L. 1 esserci, L. 1 c’è, L. 1 ci sono, L. 1 estero, lo > l’, L. 8 F fa, L. 3

facile, L. 1, PÜT fame, la, L. 2 fare, [irreg.], L. 2 fatto, L. 3 (Part. Perf. von fare) favore, il, L. 1 felice, L. 4, PÜT fermare qno./qca., L. 8 fermarsi, L. 8 finestra, la, L. 8, PÜT

und ist (er/sie/es ist) hier ist/hier sind (unveränderlich!) Elektriker, der hereinkommen/hineingehen Kräuter, die genau, Adjektiv (siehe engl. „exact“) genau, Adverb (siehe engl. „exactly“) Ausflug, der sein (Hilfsverb, z.B. mutig sein) wörtl.: „da sein“ = existieren/vorhanden sein „da ist“ = es gibt „da sind“ = es gibt Ausland, das

ZEITSPANNE + fa (wie engl. „ZEITSPANNE + ago“): vor einer Woche: „una settimana fa“ = wörtl. „eine Woche macht es“; „fa“ = „er/sie/es macht“ einfach, leicht, nicht schwierig Hunger, der machen, tun gemacht Gefallen, der glücklich jemanden/etwas anhalten/aufhalten, zurückhalten sich aufhalten, bleiben/stehenbleiben (wörtlich: „sich anhalten“) Fenster, das


270 SCUSISCUSA finire, [mit Stammerweiterung!], L. 1, PÜT fondo, il, L. 2, PÜT in fondo, L. 2, PÜT forchetta, la, L. 1, PÜT formaggio, il, L. 8, PÜT francese, L. 3 Francia, la, L. 1, PÜT fresco-, a, L. 1 G genitori, i, L. 5 gentile, L. 4, PÜT ghirlanda, la, L. 1, PÜT giorno, il, L.1 giornale, il, L. 4, PÜT gita, la, L. 8 giurare, L. 1, PÜT gli, L. 1, PÜT

gli, L. 3 glielo, L. 8 gliela, L. 8 glieli, L. 8 gliele, L. 8 grande, L. 3, PÜT grado, il, L. 7, PÜT grato, -a, L. 7, PÜT

beenden, fertigmachen Grund, der (z.B. eines Sees)/Boden, der (dort) hinten/im Grunde/schließlich (wörtl.: „auf dem Grund/am Ende“) Gabel, die Käse, der französisch Frankreich frisch

Eltern, die nett, freundlich, höflich Kranz, der/Girlande, die Tag, der Tageszeitung, die Ausflug, der schwören der (männl. Artikel Plural, wenn Folgewort mit „unreinem“ s-, mit zoder einem Vokal beginnt) ihm (wem?)/ihnen (wem?), unbetont es ihm/ihn ihm bzw. es ihnen/ihn ihnen / es Ihnen /ihn Ihnen sie ihm bzw. sie ihnen („sie“ = fem. Sing.) / sie Ihnen sie ihm bzw. sie ihnen („sie“ = Plural) sie Ihnen sie ihm bzw. sie ihnen („sie“ = Plural) sie Ihnen groß (bei Voranstellung häufig Kurzform: gran) Grad (bei z.B. Temperatur) dankbar


ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS 271 guardare qno./qca., L. 2 guasto, il, L. 5

jmdn./etwas anschauen/schauen Panne, die/Schaden, der

I i, L. 1

der männl. Artikel Plural, wenn Folgewort nicht mit „unreinem“ s-, mit z- oder einem Vokal beginnt idea, la > l’, L. 3 Idee, die ieri, L. 7, PÜT gestern il, L. 1 der (männl. Artikel Singular, wenn Folgewort nicht mit unreinem“ s-, mit z- oder einem Vokal beginnt) importante, L. 4 wichtig inglese, L. 3, PÜT englisch insegnante, lo > l’, L. 8, PÜT Lehrer, der insegnante, la > l’, L. 8, PÜT Lehrerin, die insieme = assieme, L. 4, zusammen (unveränderlich) intelligente, L. 1 intelligent intero, -a, L. 3 ganz, -e invece di, L. 4, PÜT anstatt L la, L. 1 la, La, L. 3, PÜT

lavoro, il, L. 2, PÜT lavorare lei, Lei, L. 1, L. 3 le, L. 1, le, Le, L. 3, PÜT

li, L. 3 lì (= là), L. 2, PÜT libro, il, L. 1, PÜT

die (weibl. Artikel, Singular) sie (wen oder was?), Sie (wen oder was?), höfl. Anrede Singular für männl. und weibl., Akkusativ) Arbeit, die arbeiten sie, Sie (wer oder was?, L. 1) die (weiblicher Artikel, Plural) ihr (wem?), Ihnen (wem?, höfl. Anrede Singular für männl. und weibl., Dativ) sie (wen oder was? = sie, männl. Plural Akkusativ) dort, da (betonte Ortsangabe) Buch, das


272 SCUSISCUSA lo, l’ L. 1

lo, l‘ L. 3, PÜT loro, L. 1, L. 3 il loro, L. 2, PÜT la loro, i loro, le loro luna, la, L. 1, PÜT M ma, L. 1 macchina, la, L. 5 maggiore, L. 1, PÜT

mangiare, L. 1 margherita, la, L. 1, PÜT me, L. 3, PÜT mela, la, L. 1, PÜT mese, il, L. 7, PÜT mettere qca., L. 7 mettere qca. a posto, L. 7 mezzo, L. 2 mezz’ora, L. 2 mi, L. 3, PÜT migliore, L. 1, PÜT

mio, mia, miei, mie, L. 2, PÜT

il mio, la mia, i miei, le mie moglie, la, L. 2, PÜT

der (männl. Artikel Singular, wenn Folgewort mit „unreinem“ s-, mit zoder einem Vokal beginnt) ihn/es (wen oder was?), unbetont sie (wer oder was?, L. 1), (wem?, L. 3) ihr/ihre ihr/ihre Mond, der

aber Auto, das/Fahrzeug, das/Maschine, die größer (Adjektiv) bzw. auch „am größten“ (unregelmäßige Steigerung von „grande“) essen Margerite, die mir/mich (betont) Apfel, der Monat, der etwas setzen/stellen/legen etwas in Ordnung bringen halb halbe Stunde mir/mich (unbetont) besser (Adjektiv) bzw. auch „am besten“ unregelmäßige Steigerung von „buono“ mein, meine etc., adjektivisch gebraucht (wenn keine Verwandschaftsbeziehung im Singular, dann mit Artikel: il mio libro) der, die, das mein(ig)e etc., substantivisch gebraucht Ehefrau, die


ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS 273 molto, L. 4 (unveränderlich) sehr molta, molti, molte (veränderlich) viel, viele momento, il, = *lo attimo > l’attimo, L.1 Moment, der N ne, L. 5, PÜT no, noi, L. 1 non, L. 1 non … mai, L. 5 non … mica, [umgangssprachlich], L. 4 non … niente, L. 3 nonno, il, L. 1 nonna, la, L. 1 i nonni nostro, nostra, nostri, nostre, L. 2, PÜT

il nostro, la nostra, i nostri, le nostre

davon/darüber/dazu (ersetzt Ausdruck mit „di“) nein wir (wer oder was?, L. 1) nicht nie, niemals überhaupt nicht/überhaupt kein,e nichts Großvater, der Großmutter, die die Großeltern unser, unsere etc., adjektivisch gebraucht (wenn keine Verwandschaftsbeziehung im Singular, dann mit Artikel: il nostro libro) der, die, das unser(ig)e etc., substantivisch gebraucht

O occasione, la > l’, L. 7, PÜT oggi, L. 1 ora = adesso, L. 2, PÜT ora, la > l’ ordinare qca., L. 3

Gelegenheit, die heute jetzt, nun Stunde, die etwas bestellen

P pane, il, L. 1, PÜT

Brot, das


274 SCUSISCUSA Parigi, L. 5, PÜT parlare, L. 3, PÜT parola, la, L. 3 partire, L. 1, PÜT passare, L. 3 passare tempo, L. 5 pasta, la, L. 8 pasticceria, la, L. 2 paura, la, L. 4, PÜT pazienza, la, L. 4, PÜT pensare, L. 7, PÜT per, L. 1 pera, la, L. 8, PÜT perché, L. 1 perché? persona, la, L. 8, PÜT pettinare qno., L. 3, PÜT pettinarsi, L. 3, PÜT pezzo, il, L. 8 da un pezzo, L. 8 piacere, L. 2 piccolo, -a, L. 2, PÜT piovere, L. 3 più, L. 1, PÜT un po’ di (= un poco di), L. 2 poeta, il, L. 1, PÜT poi, L. 2, PÜT poliziotto, il, L. 1, PÜT porta, la, L. 1, PÜT portare, L. 2 porto, il, L. 1, PÜT porzione, la, L. 1, PÜT

Paris sprechen, reden Wort, das weggehen/abreisen/abfahren/wegfahren vorbeigehen/vorübergehen/vergehen (Zeit) Hilfsverb: „essere“ verbringen (also: Zeit verbringen) Hilfsverb: „avere“ Pasta, die/Teig, der Konditorei, die Angst, die Geduld, die denken für, wegen, zu, um zu Birne, die weil warum? Person, die jmdn. kämmen sich kämmen Stück, das seit einiger Zeit gefallen/schmecken klein regnen mehr/plus ein Bisschen („von“) Dichter, der dann Polizist, der Tür, die bringen/tragen Hafen, der Portion, die/der Anteil (z. B- Lieblingsessen)


ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS 275 potere, [irreg.], L. 2, PÜT possibile, L. 4, PÜT pranzo, il, L. 1, PÜT preciso, L. 8, PÜT precisamente, L. 8, PÜT preferito, L. 2 preferire, L. 2 prendere, L. 1, PÜT andare a prendere qca./qno., L. 6 preoccupare qno, L. 3, PÜT preoccuparsi, L. 3, PÜT preparare, L. 1 prepararsi, L. 8, PÜT prima, L. 7, PÜT pronto, -a, L. 1 problema, il, L. 1 proposito, il, L. 2 a proposito, L. 2 proprio, L. 3 + PÜT Puglia, la, L. 5 pure, L. 2 purtroppo, L. 3 Q qualcosa = qualche cosa, L. 1 quale, L. 2 qualunque cosa, L. 6 quando, L. 1

quanto, L. 1, PÜT quanto?

können (nicht daran gehindert werden) möglich Mittagessen, das genau, präzise (Adjektiv) genau, präzise (Adverb) bevorzugt/Lieblingsbevorzugen [mit Stammerweiterung!] nehmen/holen jmdn./etwas holen (gehen)/ jmdn. abholen jmdm. Sorgen bereiten sich Sorgen machen, sich sorgen vorbereiten (im Kontext Küche: zubereiten, machen, kochen etc.) sich vorbereiten zuvor/früher/zuerst (Adverb) bereit Problem, das Zweck, der A propos/übrigens wirklich (Adverb) (unveränderlich, Adverb) Apulien doch/auch/aber/„nur ruhig“ leider

etwas welche/-r/-s egal was/was auch immer Fragewort Wann? bzw. Konjunktion wenn (im Sinne von immer wenn, dann wenn); zeitliche Konjunktion „als“ wie z.B. bei: „Als er ankam, …“ wie sehr, wie viel Wie viel?


276 SCUSISCUSA quasi, L. 1 quello = ciò, L. 2 quello, -a, L. 2, PÜT

questo, -a, L. 2 R raccontare qca. L. 5 ragazzo, il, L. 1, PÜT ragazza, la, L. 1, PÜT rallegrarsi, L. 7, PÜT regione, la, L. 5, regno, il, L. 7, PÜT restare, L. 1, PÜT ricetta, la, L. 4 ricordarsi di qca. L. 5 rinunciare a, L. 5 risposta, la, L. 2, PÜT romanzo, il, L. 8, PÜT rosa, la, L. 1, PÜT S salsa, la, L. 6 sapere, [irreg.], L. 2, PÜT sbaglio, lo, L. 1, PÜT scendere, [irreg.], L. 1, PÜT, L. 6 scettico, lo, L. 1, PÜT scherzo, lo, L. 1, PÜT scherzare schianto, lo, L. 1, PÜT schifo, lo, L. 1, PÜT sciare, L. 1, PÜT scioccare qno., L. 1, PÜT

fast, beinahe, quasi dies, das, jenes (substantivisch) jene/-r/-s (adjektivisch) männl. “quello” wird aufgrund von Voranstellung zu quel diese/-r/-s

etwas erzählen Junge, der Mädchen, das sich freuen (= „essere contenti“) Gegend, die/Region, die Königreich, das bleiben (= rimanere, io rimango, tu rimani) (Koch)-Rezept, das sich an etwas erinnern verzichten auf Antwort, die Roman, der Rose, die

Soße, die wissen/können (i. S. v. „gelernt haben“) Fehler, der hinuntergehen Zweifler, der/Skeptiker, der Scherz, der scherzen Aufprall, der Ekel, der Ski fahren jmdn. schockieren


ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS 277 sciupare qca, L. 1, PÜT scivolare, L. 1, PÜT scorso, L. 7, PÜT scorrere, [irreg.], L. 1, PÜT scusare qno., L. 1 se, L. 4 sempre, L. 1 sentire, L. 2 sera, la, L. 7, PÜT servire, L. 6 mi serve … mi servono … settimana, la, L. 3 sguardo, lo, L. 2, PÜT si, L. 3, PÜT si, L. 3, PÜT sì, L. 4 signora, la, L. 1, PÜT signore, il, L. 1, PÜT simpatico, -a, L. 1, PÜT soldi, i, L. 7, PÜT solito, -a, L. 8 di solito, L. 8 solo (= soltanto), L. 1 solo, soli, sola, sole (veränderlich) soprattutto, L. 3 sorella, la, L. 2, PÜT spedire, L. 3 PÜT, [mit Stammerweiterung!] spegnere (io spengo, tu spegni) spento, L. 5, PÜT spiacevole, L. 5

etwas kaputtmachen rutschen, ausrutschen vergangen/vorübergegangen/abgelaufen = Part. Perf. von scorrere vergehen/vorübergehen/ablaufen jmdn. entschuldigen wenn (im Sinne von „falls“) immer hören/spüren, fühlen Abend, der dienen/nützen (Ersatzkonstruktion für „brauchen“) „mir nützt …“ ( = Ich brauche …) „mir nützen …“ ( = Ich brauche …) Woche, die Blick, der sich man ja Dame, die (bei Anrede: “Frau”) Herr, der sympathisch Geld, das (im It. immer Plural !!) üblich (Adjektiv) für gewöhnlich/normalerweise (Adverb) nur (Adverb, daher unveränderlich) allein, einsam (Adjektiv) vor allem Schwester, die (ver)-senden, (ver)-schicken

ausschalten/löschen (Licht) ausgeschaltet/gelöscht (Licht) unangenehm (Adjektiv)


278 SCUSISCUSA spiacere (= dispiacere) a qno., L. 4 spruzzo, lo, L. 1, PÜT spruzzare stampare qca., L. 8 stare, L. 3 stare attenti, L. 3 stasera (= questa sera), L. 6 stato, lo, L. 1, PÜT lo Stato stato storia, la, L. 5, PÜT straordinario, -a, L. 8, PÜT strapazzo, lo, L. 1, PÜT stupido, L. 4, PÜT su, L. 1, PÜT (unveränderlich) subito, L. 3 successe, L. 5

missfallen, unangenehm sein (jmdm.) Spritzer, der spritzen etwas drucken sich befinden/stehen/sein vorsichtig sein heute Abend Zustand, der/Status, der Staat, der gewesen bzw. auch „worden“ (Passiv) (= Partizip Perf. von essere, L. 8) Geschichte, die außerordentlich (Adjektiv) Strapaze, die dumm auf/hinauf

sofort es passierte, es geschah (= Passato remoto von succedere) succedere, [irreg.], L. 5 passieren, sich ereignen, geschehen il successo Erfolg, der suo, sua, suoi, sue, L. 2, PÜT sein, seine/ihr, ihre etc., (adjektivisch, wenn keine Verwandschaftsbeziehung im Singular, dann mit Artikel: il suo libro) il suo, la sua, i suoi, le sue der, die, das sein(ig)e/ihr(ig)e etc. Mit Großschreibung: Höflichkeitsform Svizzero, lo, L. 1, PÜT Schweizer, der Svizzera, la Schweizerin, die svizzero, -a schweizerisch Svizzera, la Schweiz, die


ALPHABETISCHES WÖRTERVERZEICHNIS 279 T tanto, L. 1, PÜT tavolo, il, L. 1, PÜT tempo, il, L. 1 in tempo, L.1 fa bel tempo, L. 5

turista, il, L. 1, PÜT turista, la, L. 1, PÜT tutto, L. 2,

so sehr/so viel Tisch, der Zeit, die/Wetter, das rechtzeitig es ist schönes Wetter (wörtl.: „es macht schönes Wetter“) Schatz, der dir/dich (betont) dir/dich (unbetont) nach Ablauf von = in + ; auch: unter (im Sinne von: „innerhalb einer Gruppe“; „zwischen“) jmdn./etwas finden du (wer oder was?) dein, deine etc., (adjektivisch) (wenn keine Verwandschaftsbeziehung im Singular, dann mit Artikel: il tuo libro) der, die, das, dein(ig)e etc.(substantivisch) Tourist, der Touristin, die alles/ganz

U ultimo, -a, L. 1 uomo, lo > l’, L. 7, PÜT gli uomini, L. 7, PÜT

letzt(-e, -er) Mensch, der/Mann, der die Menschen

tesoro, il, L. 2 te, L. 3 ti, L. 2 tra = fra, L. 2

trovare qno./qca., L. 7, PÜT tu, L. 1 tuo, tua, tuoi, tue, L. 2, PÜT

il tuo, la tua, i tuoi, le tue

V vacanza, la, L. 5, vacanze, le, L. 5, valigia, la, L. 7 fare le valigie, L. 7 vedere, [irreg.], L. 1, PÜT vendere, L. 2

Urlaub, der/die Ferien Urlaub, der/die Ferien Koffer, der den/die Koffer packen (wörtl.: „machen“) sehen verkaufen


280 SCUSISCUSA venire, [irreg.], L. 4 verità, la, L. 4, PÜT vero, -a, L. 1 veramente, L. 5 vetrina, la, L. 3 vi, L. 3 Vi, vino, il, L. 8, PÜT visitare, L. 5 voi, L. 2 Voi volentieri, L. 7, PÜT (unveränderlich) volere, [irreg.], L. 2, PÜT volta, la, L. 2 a volte, L.2, = delle volte vostro, vostra, vostri, vostre, L. 2, PÜT

kommen Wahrheit, die wahr, echt wahrlich/wirklich Vitrine, die/das Schaufenster euch (Akk. + Dat., unbetont), Ihnen/Sie (Anrede Plural, Dativ/Akk., unbetont) Wein, der besichtigen (Vorsicht: beim Besuchen von Personen: andare a trovare) ihr (wer oder was?) Sie (Anrede Plural, Nominativ, betont) gern/gerne wollen Mal, das manchmal

il vostro, la vostra, i vostri, le vostre

euer, eure/Ihr, Ihre etc. (adjektivisch, (wenn keine Verwandschaftsbeziehung in Singular, dann mit Artikel: il vostro libro) der, die, das eur(ig)e/Ihr(ig)e etc. (substantivisch)

Z zaino, lo, L. 1, PÜT zia, la, L. 3 zio, lo, L. 3

Rucksack, der Tante, die Onkel, der


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Über den Autor Nach Spanisch-Abitur Magisterstudium der Fächer Französisch (Galloromanistik), Italienisch (Italianistik) und Geschichte an den Universitäten Stuttgart und Tübingen; Frankreich-, Italien-, Spanien- und Portugal-Aufenthalte zur Vertiefung der jeweiligen Sprachkenntnisse; Promotion in Romanischer Sprachwissenschaft mit anschließender Spezialisierung im Bereich Spanische Sprachwissenschaft (Dozententätigkeit spanische und französische Sprachwissenschaft an der Universität Siegen, Lehraufträge an der spanischen Abteilung des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Heidelberg IÜD, aktuell Dozententätigkeit am Institut für Translation und mehrsprachige Kommunikation, ITMK, der TH Köln).

Berufliche Tätigkeiten •

1992-2001: Italienisch-Kursleiter Erwachsenenbildung (VHS)

Mitarbeit am von Prof. Dr. Hans Goebl (Universität Salzburg) geleiteten Projekt „Sprachatlas des Dolomitenladinischen und angrenzender Dialekte, 2. Teil“

2001-2009: Fremdsprachenlektor und Übersetzer/Translation Manager (zuvor, 1980 bis 2001: Kaufmännische Lehre, in Teilzeit Auslandskundenbetreuung in Ausbildungsfirma)

2010-2017: Dozent für Sprachwissenschaft Spanisch und Französisch an der Universität Siegen

2010-2011: Lehraufträge an der Universität Heidelberg, Institut für Übersetzen und Dolmetschen im Bereich Spanisch-Deutsch

seit 2017: Dozent am Institut für Translation und mehrsprachige Kommunikation (ITMK) der TH Köln

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Romanische Sprachen und ihre Didaktik (RomSD) Herausgegeben von Michael Frings, Andre Klump & Sylvia Thiele ISSN 1862-2909 1 Michael Frings und Andre Klump (edd.) Romanische Sprachen in Europa. Eine Tradition mit Zukunft? ISBN 978-3-89821-618-0

2 Michael Frings Mehrsprachigkeit und Romanische Sprachwissenschaft an Gymnasien? Eine Studie zum modernen Französisch-, Italienisch- und Spanischunterricht ISBN 978-3-89821-652-4

3 Jochen Willwer Die europäische Charta der Regionalund Minderheitensprachen in der Sprachpolitik Frankreichs und der Schweiz ISBN 978-3-89821-667-8

4 Michael Frings (ed.) Sprachwissenschaftliche Projekte für den Französisch- und Spanischunterricht ISBN 978-3-89821-651-7

5 Johannes Kramer Lateinisch-romanische Wortgeschichten Herausgegeben von Michael Frings als Festgabe für Johannes Kramer zum 60. Geburtstag ISBN 978-3-89821-660-9

6 Judith Dauster Früher Fremdsprachenunterricht Französisch Möglichkeiten und Grenzen der Analyse von Lerneräußerungen und Lehr-Lern-Interaktion ISBN 978-3-89821-744-6

7 Heide Schrader Medien im Französisch- und Spanischunterricht ISBN 978-3-89821-772-9

8 Andre Klump „Trajectoires du changement linguistique“ Zum Phänomen der Grammatikalisierung im Französischen ISBN 978-3-89821-771-2

9 Alfred Toth Historische Lautlehre der Mundarten von La Plié da Fodom (Pieve di Livinallongo, Buchenstein) und Col (Colle Santa Lucia), Provincia di Belluno unter Berücksichtigung der Mundarten von Laste, Rocca Piétore, Selva di Cadore und Alleghe ISBN 978-3-89821-767-5

10 Bettina Bosold-DasGupta und Andre Klump (edd.) Romanistik in Schule und Universität Akten des Diskussionsforums „Romanistik und Lehrerausbildung: Zur Ausrichtung und Gewichtung von Didaktik und Fachwissenschaften in den Lehramtsstudiengängen Französisch, Italienisch und Spanisch“ an der Johannes GutenbergUniversität Mainz (28. Oktober 2006) ISBN 978-3-89821-802-3

11 Dante Alighieri De vulgari eloquentia mit der italienischen Übersetzung von Gian Giorgio Trissino (1529) Deutsche Übersetzung von Michael Frings und Johannes Kramer ISBN 978-3-89821-710-1

12 Stefanie Goldschmitt Französische Modalverben in deontischem und epistemischem Gebrauch ISBN 978-3-89821-826-9

13 Maria Iliescu Pan- und Raetoromanica Von Lissabon bis Bukarest, von Disentis bis Udine ISBN 978-3-89821-765-1

14 Christiane Fäcke, Walburga Hülk und Franz-Josef Klein (edd.) Multiethnizität, Migration und Mehrsprachigkeit Festschrift zum 65. Geburtstag von Adelheid Schumann ISBN 978-3-89821-848-1


15 Dan Munteanu Colán La posición del catalán en la Romania según su léxico latino patrimonial ISBN 978-3-89821-854-2

16 Johannes Kramer Italienische Ortsnamen in Südtirol. La toponomastica italiana dell’Alto Adige Geschichte – Sprache – Namenpolitik. Storia – lingua – onomastica politica ISBN 978-3-89821-858-0

17 Michael Frings und Eva Vetter (edd.) Mehrsprachigkeit als Schlüsselkompetenz: Theorie und Praxis in Lehr- und Lernkontexten Akten zur gleichnamigen Sektion des XXX. Deutschen Romanistentages an der Universität Wien (23.-27. September 2007) ISBN 978-3-89821-856-6

18 Dieter Gerstmann Bibliographie Französisch: Autoren Zweite erweiterte und aktualisierte Auflage ISBN 978-3-8382-1322-4

19 Serge Vanvolsem e Laura Lepschy Nell’Officina del Dizionario Atti del Convegno Internazionale organizzato dall’Istituto Italiano di Cultura Lussemburgo, 10 giugno 2006 ISBN 978-3-89821-921-1

20 Sandra Maria Meier „È bella, la vita!“ Pragmatische Funktionen segmentierter Sätze im italiano parlato ISBN 978-3-89821-935-8

21 Daniel Reimann Italienischunterricht im 21. Jahrhundert Aspekte der Fachdidaktik Italienisch ISBN 978-3-89821-942-6

22 Manfred Overmann Histoire et abécédaire pédagogique du Québec avec des modules multimédia prêts à l’emploi Préface de Ingo Kolboom ISBN 978-3-89821-966-2 (Paperback) ISBN 978-3-89821-968-6 (Hardcover)

23 Constanze Weth Mehrsprachige Schriftpraktiken in Frankreich Eine ethnographische und linguistische Untersuchung zum Umgang mehrsprachiger Grundschüler mit Schrift ISBN 978-3-89821-969-3

24 Sabine Klaeger und Britta Thörle (edd.) Sprache(n), Identität, Gesellschaft Eine Festschrift für Christine Bierbach ISBN 978-3-89821-904-4

25 Eva Leitzke-Ungerer (ed.) Film im Fremdsprachenunterricht Literarische Stoffe, interkulturelle Ziele, mediale Wirkung ISBN 978-3-89821-925-9

26 Raúl Sánchez Prieto El presente y futuro en español y alemán ISBN 978-3-8382-0068-2

27 Dagmar Abendroth-Timmer, Christiane Fäcke, Lutz Küster und Christian Minuth (edd.) Normen und Normverletzungen Aktuelle Diskurse der Fachdidaktik Französisch ISBN 978-3-8382-0084-2

28 Georgia Veldre-Gerner und Sylvia Thiele (edd.) Sprachvergleich und Sprachdidaktik ISBN 978-3-8382-0031-6

29 Michael Frings und Eva LeitzkeUngerer (edd.) Authentizität im Unterricht romanischer Sprachen ISBN 978-3-8382-0095-8

30 Gerda Videsott Mehrsprachigkeit aus neurolinguistischer Sicht Eine empirische Untersuchung zur Sprachverarbeitung viersprachiger Probanden ISBN 978-3-8382-0165-8 (Paperback) ISBN 978-3-8382-0166-5 (Hardcover)

31 Jürgen Storost Nicolas Hyacinthe Paradis (de Tavannes) (1733 - 1785) Professeur en Langue et Belles-Lettres Françoises, Journalist und Aufklärer Ein französisch-deutsches Lebensbild im 18. Jahrhundert ISBN 978-3-8382-0249-5

32 Christina Reissner (ed.) Romanische Mehrsprachigkeit und Interkomprehension in Europa ISBN 978-3-8382-0072-9

33 Johannes Klare Französische Sprachgeschichte ISBN 978-3-8382-0272-3


34 Daniel Reimann (ed.) Kulturwissenschaften und Fachdidaktik Französisch ISBN 978-3-8382-0282-2

35 Claudia Frevel, Franz-Josef Klein und Carolin Patzelt (edd.) Gli uomini si legano per la lingua Festschrift für Werner Forner zum 65. Geburtstag ISBN 978-3-8382-0097-2

36 Andrea Seilheimer Das grammatikographische Werk Jean Saulniers Französischsprachige Terminologie und Sprachbetrachtung in der Introduction en la langue espagnolle (1608) und der Nouvelle Grammaire italienne et espagnole (1624) ISBN 978-3-8382-0364-5

37 Angela Wipperfürth Modeterminologie des 19. Jahrhunderts in den romanischen Sprachen Eine Auswertung französischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Zeitschriften ISBN 978-3-8382-0371-3

38 Raúl Sánchez Prieto und M.ª Mar Soliño Pazó (edd.) Contrastivica I Aktuelle Studien zur Kontrastiven Linguistik Deutsch-Spanisch-Portugiesisch I ISBN 978-3-8382-0328-7

39 Nely Iglesias Iglesias (ed.) Contrastivica II Aktuelle Studien zur Kontrastiven Linguistik Deutsch-Spanisch-Portugiesisch II ISBN 978-3-8382-0398-0

40 Eva Leitzke-Ungerer, Gabriele Blell und Ursula Vences (edd.) English-Español: Vernetzung im kompetenzorientierten Spanischunterricht

42 Jens Metz Morphologie und Semantik des Konjunktivs im Lateinischen und Spanischen Eine vergleichende Analyse auf der Grundlage eines Literaturberichts ISBN 978-3-8382-0484-0

43 Manuela Franke und Frank Schöpp (edd.) Auf dem Weg zu kompetenten Schülerinnen und Schülern Theorie und Praxis eines kompetenzorientierten Fremdsprachenunterrichts im Dialog ISBN 978-3-8382-0487-1

44 Bianca Hillen, Silke Jansen und Andre Klump (edd.) Variatio verborum: Strukturen, Innovationen und Entwicklungen im Wortschatz romanischer Sprachen Festschrift für Bruno Staib zum 65. Geburtstag ISBN 978-3-8382-0509-0

45 Sandra Herling und Carolin Patzelt (edd.) Weltsprache Spanisch Variation, Soziolinguistik und geographische Verbreitung des Spanischen Handbuch für das Studium der Hispanistik ISBN 978-3-89821-972-3

46 Aline Willems Französischlehrwerke im Deutschland des 19. Jahrhunderts Eine Analyse aus sprachwissenschaftlicher, fachdidaktischer und kulturhistorischer Perspektive ISBN 978-3-8382-0501-4 (Paperback) ISBN 978-3-8382-0561-8 (Hardcover)

47 Eva Leitzke-Ungerer und Christiane Neveling (edd.) Intermedialität im Französischunterricht

ISBN 978-3-8382-0305-8

Grundlagen und Anwendungsvielfalt ISBN 978-3-8382-0445-1

41 Marie-Luise Volgger Das multilinguale Selbst im Fremdsprachenunterricht

48 Manfred Prinz (ed.) Rap RoMania: Jugendkulturen und Fremdsprachenunterricht

Zur Mehrsprachigkeitsbewusstheit lebensweltlich mehrsprachiger Französischlerner(innen) ISBN 978-3-8382-0449-9

Band 1: Spanisch/Französisch ISBN 978-3-8382-0431-4

49 Karoline Henriette Heyder Varietale Mehrsprachigkeit Konzeptionelle Grundlagen, empirische Ergebnisse aus der Suisse romande und didaktische Implikationen ISBN 978-3-8382-0618-9


50 Daniel Reimann Transkulturelle kommunikative Kompetenz in den romanischen Sprachen Theorie und Praxis eines neokommunikativen und kulturell bildenden Französisch-, Spanisch-, Italienisch- und Portugiesischunterrichts ISBN 978-3-8382-0362-1 (Paperback) ISBN 978-3-8382-0363-8 (Hardcover)

51 Beate Valadez Vazquez Ausprägung beruflicher Identitätsprozesse von Fremdsprachenlehrenden am Beispiel der beruflichen Entwicklung von (angehenden) Spanischlehrerinnen und Spanischlehrern Eine qualitative Untersuchung ISBN 978-3-8382-0635-6

52 Georgia Veldre-Gerner und Sylvia Thiele (edd.) Sprachen und Normen im Wandel ISBN 978-3-8382-0461-1

53 Stefan Barme Einführung in das Altspanische ISBN 978-3-8382-0683-7

54 María José García Folgado und Carsten Sinner (edd.) Lingüística y cuestiones gramaticales en la didáctica de las lenguas iberorrománicas ISBN 978-3-8382-0761-2

55 Claudia Schlaak Fremdsprachendidaktik und Inklusionspädagogik Herausforderungen im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit ISBN 978-3-8382-0896-1

56 Christiane Fäcke (ed.) Selbstständiges Lernen im lehrwerkbasierten Französischunterricht ISBN 978-3-8382-0918-0

57 Christina Ossenkop und Georgia Veldre-Gerner (edd.) Zwischen den Texten Die Übersetzung an der Schnittstelle von Sprach- und Kulturwissenschaft ISBN 978-3-8382-0931-9

58 Stéphane Hardy, Sandra Herling und Sonja Sälzer (edd.) Innovatio et traditio – Renaissance(n) in der Romania Festschrift für Franz-Josef Klein zum 65. Geburtstag ISBN 978-3-8382-0841-1

59 Victoria del Valle und Corinna Koch (edd.) Romanistische Grenzgänge: Gender, Didaktik, Literatur, Sprache Festschrift zur Emeritierung von Lieselotte Steinbrügge ISBN 978-3-8382-1040-7

60 Corinna Koch Texte und Medien in Fremdsprachenunterricht und Alltag Eine empirische Bestandsaufnahme per Fragebogen mit einem Schwerpunkt auf Comics ISBN 978-3-8382-0873-2

61 Eva Leitzke-Ungerer und Claudia Polzin-Haumann (edd.) Varietäten des Spanischen im Fremdsprachenunterricht Ihre Rolle in Schule, Hochschule, Lehrerbildung und Sprachenzertifikaten ISBN 978-3-8382-0865-7

62 Claudia Schlaak und Sylvia Thiele (edd.) Migration, Mehrsprachigkeit und Inklusion Strategien für den schulischen Unterricht und die Hochschullehre ISBN 978-3-8382-1119-0

63 Vera Knoll Elternarbeit und Französischunterricht - eine quantitative Untersuchung zu Elternarbeit und Fremdsprachenunterricht an Gymnasien ISBN 978-3-8382-1129-9

64 Dieter Gerstmann Exercices de nominalisation – Übungen zur Nominalisierung ISBN 978-3-8382-1152-7

65 Christine Michler Lehrwerke für den Unterricht der romanischen Schulsprachen Begutachtung ausgewählter Untersuchungsfelder ISBN 978-3-8382-1145-9


66 Frank Jodl Fremdsprachenunterricht und Linguistik-Studium:

74 Frank Heisel Politische Bildung im Fremdsprachenunterricht

'Wozu brauchen wir das eigentlich?'

Eine Analyse aktueller Lehrbücher für den Spanischunterricht ISBN 978-3-8382-1714-7 (Hardcover) ISBN 978-3-8382-1734-5 (Paperback)

Eine Orientierungshilfe für sprachübergreifendes Lehren auf kontrastiver Basis ISBN 978-3-8382-0908-1

67 Aline Willems, Sylvia Thiele und Johannes Kramer (edd.) Schulische Mehrsprachigkeit in traditionell polyglotten Gesellschaften ISBN 978-3-8382-1292-0

68 Marietta Calderón und Sandra Herling (edd.) Namenmoden syn- und diachron ISBN 978-3-8382-0790-2

69 Regina Schleicher und Giselle Zenga (edd.) Autonomie, Bildung und Ökonomie Theorie und Praxis im Fremdsprachenunterricht ISBN 978-3-8382-0969-2

70 Christoph Gabriel, Jonas Grünke & Sylvia Thiele (edd.) Romanische Sprachen in ihrer Vielfalt Brückenschläge zwischen linguistischer Theoriebildung und Fremdsprachenunterricht ISBN 978-3-8382-1289-0

75 Yvonne Hendrich und Benjamin Meisnitzer (edd.) Língua e identidade no mundo lusófono Sprache und Identität in der lusophonen Welt ISBN 978-3-8382-0978-4

76 Michaela Rückl Mehrsprachigkeitsdidaktik als Schlüssel für effizienten Spracherwerb Evidenzbasierte Erkenntnisse zur Lehrwerkwirkung im Bedingungsgefüge des kompetenzorientierten Unterrichts von Italienisch und Spanisch als dritte Fremdsprachen ISBN 978-3-8382-1264-7

77 Frank Jodl Scusiscusa Oder: Was bedeutet SCUSI wirklich? Italienisch lernen – kontrastiv zum Deutschen Für Universität, Erwachsenenbildung und Selbststudium ISBN 978-3-8382-0883-1

78 Frank Schöpp und Aline Willems (edd.) Unterricht der romanischen Sprachen und Inklusion

71 Christophe Losfeld (ed.) A la croisée des chemins … Wege einer fachübergreifenden Fremdsprachendidaktik

Festschrift für Eva Leitzke-Ungerer zum 65. Geburtstag

Rekonstruktion oder Erneuerung? ISBN 978-3-8382-1792-5

ISBN 978-3-8382-1405-4

72 Corinna Koch, Claudia Schlaak und Sylvia Thiele (edd.) Zwischen Kreativität und literarischer Tradition Zum Potential von literarischen Texten in einem kompetenzorientierten Spanischunterricht ISBN 978-3-8382-1283-8

73 Dominique Panzer Mündliche Sprachmittlung im Spanischunterricht Die Anwendung von Design-Based Research zur Weiterentwicklung des fremdsprachlichen Unterrichts in der Sekundarstufe I ISBN 978-3-8382-1394-1

ibidem.eu


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