Camp Preparation Pack German

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IFM-SEI CAMP 2016 VORBEREITUNGSWORKSHOPS FÃœR GRUPPEN

WELCOME TO ANOTHER WORLD


Vorbereitungsworkshops f체r das IFM-SEI Camp 2016: Willkommen in einer anderen Welt!

Entwickelt vom Team der Gruppenhelfer*innenschule

Design und Illustrationen Emily Connor

Das Projekt erh채lt finanzielle Unterst체tzung von der Europ채ischen Jugendstiftung des Europarats.

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Inhalt 1.

IFM-SEI – Internationalismus und Sozialistische Erziehung Freundschaftsgirlande Lotterie

2.

Wie treffen wir Entscheidungen auf dem IFM-Camp? Themenpark Wer kann entscheiden?

3.

Entscheidigungsfinden

Wozu brauchen wir überhaupt Regeln?

4.

Prävention sexueller Gewalt

Mein Raum, Dein Raum Lauf der Emotionen Mein Körper gehört mir! Aktiver Konsens

5. Gewaltprävention Was macht mich traurig und was froh? Das Gewaltbarometer Der Kampf um die Orange

6.

Nein zu Rassismus und Nationalismus Twitter Biographien Planet der Aliens Das Kaninchen und der Hase Zwischen den Kulturen? Weltlager

7.

Geschlechterreflektierte Erziehung

Blinde Kämpfer*innen Kämpfen mit Regeln Typisch Junge, typisch Mädchen? Lautes Flüstern

8.

Kommunikation ohne Sprache Zeltlager Charade Kleines Wörterbuch

3-8 7 8 9 - 15 11 14 16 - 19 18 20 - 26 21 22 23 25 27 - 32 28 30 32 33 - 44 34 35 39 41 43 45 - 49 46 47 48 49 50 - 52 51 52

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WAS IST DIE IFM-SEI?

Was ist die IFM-SEI? Die International Falcon Movement – Socialist Educational International (Internationale Falken-Bewegung – Internationale der Sozialistischen Erziehung, kurz IFM-SEI oder einfach IFM) ist eine internationale Erziehungsorganisation mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche zu stärken, sie dazu zu befähigen, eine aktive Rolle in der Gesellschaft einzunehmen und für ihre eigenen Rechte zu streiten. Wir sind eine Dachorganisation für Kinder- und Jugendverbände auf der ganzen Welt, die ihre Arbeit auf unsere gemeinsamen Werte der Gleichberechtigung, Demokratie, des Friedens, der Kooperation und Freundschaft ausrichten. Mit den Aktivitäten unserer Mitgliedsorganisationen und unseren internationalen Maßnahmen wollen wir Kinder und Jugendliche darin fördern, ihre Rechte zu kennen und sie darin bestärken, sich für die Einhaltung und Durchsetzung dieser Rechte einzusetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, organisieren wir vielfältige Aktivitäten wie Seminare, Trainings, internationale Camps und Konferenzen. Unser Motto ist „Span the world with friendship“. Nur, indem wir uns als globale Bewegung organisieren, können wir die Welt verändern. Wir fördern aktiv internationale Solidarität, indem wir Möglichkeiten für interkulturellen Austausch und gemeinsames Lernen schaffen. Dieses Grundprinzip bestimmt alle unsere Aktivitäten. Denn wir wissen, dass wir unsere Ziele am besten erreichen können, wenn wir zusammenarbeiten, voneinander lernen und uns gegenseitig in unseren Kämpfen solidarisch unterstützen.

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Bei unserem internationalen Camp „Welcome to another world“ gestalten 3000 Kinder und Jugendliche eine eigene Gemeinschaft, leben und lernen gemeinsam, schließen Freundschaften und haben einfach Spaß. Damit ihr euch auf diese aufregende Erfahrung vorbereiten und die IFM-SEI, unsere Werte und die Regeln des Camps kennen lernen könnt, haben wir dieses Vorbereitungsheft für euch zusammengestellt. Bitte führt die Aktionen mit euren Delegationen durch, damit alle Teilnehmenden bereits bevor sie in Reinwarzhofen ankommen, mit unseren Inhalten vertraut sind. Für jedes Thema schlagen wir verschiedene Methoden für die unterschiedlichen Altersgruppen vor. Ihr könnt selbst entscheiden, welche Aktion am besten zu eurer Gruppe passt und euch anhand unserer Vorschläge ein eigenes Workshop-Programm zusammenstellen.


Was bedeutet Sozialistische Erziehung für uns? Wie unser Name vermuten lässt, ist sozialistische Erziehung ein fester Bestandteil davon, wer wir sind und was wir tun. Unser Motto ist „Education for social change“ (Bildung für sozialen Wandel) – einem Wandel hin zu mehr Gleichheit, Gerechtigkeit, Demokratie, Freundschaft und Frieden. Durch Gruppenarbeit und andere Aktivitäten vermitteln wir diese Themen. Wir nennen unsere Bildungsprozesse Sozialistische Erziehung, weil es nicht nur darum geht, Zusammenhänge zu verstehen, sondern auch darum, gemeinsam etwas zu erreichen. Wir denken, dass Bildung das wirksamste Mittel ist, die Welt zu verändern. Durch Sozialistische Erziehung lernen Kinder und Jugendliche kritisches Denken, mit dem sie die Gesellschaft analysieren, Herrschaftsstrukturen und menschliches Verhalten verstehen lernen können.

sagte: „Zeltlager bieten die Möglichkeit, eine andere Welt zu erfahren, Elemente einer zukünftigen sozialistischen Gesellschaft praktisch zu antizipieren und auszuprobieren.“ Mit dem Motto „Welcome to another world“ (Willkommen in einer anderen Welt) ist es genau das, worum es im diesjährigen IFM-Camp– neben vielem anderen mehr. Das Camp ermöglicht es, Gruppen aus der ganzen Welt mit denselben Idealen kennen zu lernen, unsere eigene Gegenwelt zur kapitalistischen Gesellschaft zu bauen, unsere Ideen Praxis werden zu lassen und eine sozialistisch organisierte Gemeinschaft zu erleben.

Wer sind unsere Mitglieder? Die IFM-SEI hat in fünf Weltregionen Mitgliedsorganisationen: Afrika, Asien, Lateinamerika, Europa und dem Nahen Osten. Manche haben tausende Mitglieder, andere nur einige dutzend, aber alle leisten Bildungsarbeit für den sozialen Wandel!

Wir verstehen Sozialistische Erziehung als einen lebenslangen Prozess. Deshalb soll jede*r gleichberechtigt daran teilhaben können, unabhängig vom Alter. In der sozialistischen Erziehung lernen wir voneinander. Also ist es wichtig, dass sich alle sicher und respektiert fühlen – denn nur so können alle ihre Erfahrungen, Ideen und Meinungen einbringen, einander zuhören und ihren geistigen Horizont erweitern. Sozialistische Erziehung schafft den Raum für Kinder und Jugendliche, in dem sie ihre eigenen Interessen, Meinungen und Standpunkte formulieren können und vermittelt das Selbstvertrauen, dafür einzustehen. Hier können junge Menschen ihre eigenen Ideen für die Zukunft dieser Welt entwickeln und einen tatsächlichen Wandel anstoßen. Das Konzept der Sozialistischen Erziehung wird häufig mit Kurt Löwenstein assoziiert, dem Gründer der deutschen Kinderfreunde. Während dieses Konzept kein statisches ist, sondern immer wieder diskutiert und den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst werden muss, bleiben einige von Löwensteins Ideen zu den ersten als Kinderrepubliken bekannten Zeltlagern in den 1920ern bis heute relevant. Er

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Was ist die IFM-SEI? Unsere Mitgliedsorganisationen und was „Freundschaft” in ihrer Sprache heißt: Afrika OGCEYOD – Organisation for Gender, Civic Engagement and Youth Development

Kamerun

Friendship (Englisch)

ASYOUSED – Assembly of Youths for a Sustainable Environment and Development

Kamerun

Friendship (Englisch)

YAG - Youth Advocates Ghana

Ghana

Friendship (Englisch)

YOBEC – Youth for Behaviour Change

Liberia

Friendship (Englisch)

Pioneers of Mali

Mali

Amitié (Französisch)

Action Enfance

Senegal

Amitié (Französisch)

Pioneers of Senegal

Senegal

Amitié (Französisch)

USARJO – Union de la Juventud de Saguia el Hamra y Rio de Oro

West-Sahara

[SADAKA] (Arabisch) and Amistad (Spanisch)

Asien KKSP Foundation

Indonesien

Antar Bharati

Indien

Ram Manohar Lohia International Trust

Indien

Persahabatan (Indonesisch)) [mitrata] (Hindi) [mitrata] (Hindi)

Europa Armenian Youth Federation

Armenien

[barekamutýun] (Armenisch)

Kinderfreunde - Rote Falken

Österreich

Freundschaft

The Falcons Belarus

Weißrussland

[Sabroustva] (Weißrussisch)

Faucons Rouges

Belgien

Amitié (Französisch)

Rode Valken

Belgien

Vriendschap (Flämisch)

Pionýr

Tschechische Republik

Pratelstvi (Tschechisch)

DUI - LEG OG VIRKE

Dänemark

Venskap (Dänisch)

Nuorten Kotkien Keskuslitto

Finnland

Ystävyys (Finnisch)

Georgian Falcons

Georgien [megobroba] (Georgisch)

Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken

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Deutschland

Freundschaft


Hungarian Childfriends

Ungarn

Barátság (Ungarisch)

Liepajas Jaunie Vanagi

Lettland

Draudziba (Lettisch)

Lithuanian Young Falcon Union

Litauen

Draugyste (Litauisch)

Framfylkingen

Norwegen

Vennskap (Norwegisch)

Fénix

Slowakei

Priatelstvo (Slowakisch)

Esplac

Katalonien

Amistat (Katalanisch)

Unga Örnar Rote Falken Schweiz Woodcraft Folk

Schweden Schweiz Vereinigtes Königreich

Vänskap (Schwedisch) Fründschaft (Schweizerdeutsch) Friendship (Englisch)

Instituto Moises Lebensohn

Argentinien

Amistad (Spanisch)

Nueva Generación

Bolivien

Amistad (Spanisch)

MIRIM Brasil

Brasil

Amizade (Portugiesisch)

Agrupación Integridad Absoluta

Chile

Amistad (Spanisch)

Manque Chile

Chile

Amistad (Spanisch)

Fundación Acacia

Kolumbien

Amistad (Spanisch)

Falcons of Ecuador

Equador

Amistad (Spanisch)

Mentes en Accion

Honduras

Amistad (Spanisch)

MILAVF – Movimiento Infantil Luis Alfonso Velasquez Flores

Nicaragua

Amistad (Spanisch)

Club Infantil “23 de Mayo” CHAP

Peru

Amistad (Spanisch)

Los Cachorros

Peru

Amistad (Spanisch)

Mundo Nuevo

Peru

Amistad (Spanisch)

Lateinamerika

Naher Osten ADICR – Association for the Rights Iran of Iranian Children

[doostee] (Persisch)

Hashomer Hatzair

Israel

[jedidUt] (Hebräisch)

Noar Oved Vehalomed

Israel

[jedidUt] (Hebräisch) [sadaka] (Arabisch)

Independence Youth Union

Palästina

Independent Youth Forum

Palästina

Palestinian Red Crescent Society

Palästina

[sadaka] (Arabisch) [sadaka] (Arabisch) [sadaka] (Arabisch)

Weiter unten findet ihr Ideen, wie ihr euch mit euren Gruppen mit der IFM-SEI beschäftigen und schon vor dem Camp etwas über eure Partnergruppe lernen könnt.

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Was ist die IFM-SEI? Freundschaftsgirlande Ziele •

Vorfreude darauf schüren, neue Freund*innen aus der ganzen Welt zu finden!

Materialien • • • • •

Stoff Wolle, Kordel oder Band Textilkleber Scheren Weitere Bastelmaterialien, wenn vorhanden

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Alter

5+

Dauer

45 Minuten

Gruppengröße

egal

1. Alle Teilnehmenden sollten mindestens ein Dreieck aus dem Stoff ausschneiden. 2. Die Teilnehmenden verzieren ihre Dreiecke mit dem Schriftzug „Freundschaft“ in verschiedenen Sprachen. Nutzt dafür die Liste von Freundschafts-Grüßen unserer Mitgliedsorganisationen. 3. Klebt oder näht die Dreiecke auf die Kordel, bzw. das Band. 4. Jetzt können die Teilnehmenden ihre Übersetzungen den anderen beibringen. Ihr könnt die Wimpelgirlande zum IFM-SEI-Camp mitbringen, euer Zelt damit dekorieren und Kinder aus aller Welt mit „Freundschaft“ in verschiedenen Sprachen grüßen!

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Lotterie Ziele • •

Ideen zum Kennenlernen eurer Partnergruppe(n) im Dorf finden. Über Internationalismus und seine Relevanz nachdenken

Vorbereitung

Für diese Aktion müsst ihr euch mit eurer Partnergruppe(n) im Zeltdorf absprechen und euch darauf einigen, dass alle Gruppen die Aktion eine Woche lang durchführen.

Materialien • •

Alter

6+

Dauer

30 Minuten

Gruppengröße

egal

Ein Hut oder eine Tasche Papier und Stifte

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Erkläre, dass ihr eine Lotterie mit eurer Partnergruppe veranstaltet. Frage die Teilnehmenden, entweder in Kleingruppen oder gemeinsam, was sie den anderen Kindern, bzw. Jugendlichen aus den Partnergruppen anbieten können, wenn sie sich im Camp treffen. 2. Alle schreiben eine Idee mit dem eigenen Namen auf jeweils einen Zettel und legen ihn in den Hut, bzw. die Tasche. Ihr könnt zum Beispiel schreiben: „Ich erzähle einen Witz.“ „Ich spiele dein Lieblingsspiel mit dir.“ „Ich gebe dir eine Massage.” „Ich wasche dein Geschirr für einen Tag.” „Ich bringe dir mein Lieblingslied bei.” 3. Sammelt alle „Preise”, die eure Gruppe anbieten kann und schickt die Liste an eure Partnergruppe. 4. Wenn ihr die Liste von eurer Partnergruppe bekommen habt, schreibt alle Preise auf jeweils einen Zettel und legt die Zettel in den Hut, bzw. die Tasche. Bei eurer nächsten Gruppenstunde dürfen alle jeweils einen Preis ziehen.

Weitere Ideen

• Ihr könnt ein Gruppenfoto machen und es zusammen mit einem Brief oder einer E-Mail an eure Partnergruppe schicken und ihr schreiben, worauf ihr euch besonders freut und wer welchen Preis gezogen hat. Ihr könnt sogar versuchen ein Treffen bei Skype zu organisieren und gleichzeitig mit eurer Partnergruppe die Preise ziehen. • Ihr könnt einen lustigen Fragebogen für die andere Gruppe erstellen und ihnen schicken. Er könnte Fragen nach typischen Eigenschaften eurer Gruppe, Organisation und Camps oder anderen Dingen wie eurem Lieblingstier enthalten.

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ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN

Wie treffen wir Entscheidungen auf dem IFM-Camp? Auf dem IFM-Camp gibt es demokratische Strukturen im Dorf, in der Stadt und auf der zentralen Ebene. Jedes Dorf entsendet Vertreter*innen in das Stadtparlament. Dort werden das gemeinsame Programm und weitere Themen, die zwischen den Dörfern einer Stadt aufkommen, besprochen. Jede Stadt wählt zwei Vertreter*innen, die die Stadt auf der zentralen Ebene repräsentieren. Es gibt auf der zentralen Ebene Treffen, die sich mit dem Programm beschäftigen und Treffen, die sich mit organisatorischen Fragen beschäftigen. So werden die einzelnen Treffen nicht zu lange dauern. In euren Dörfern müsst ihr euch gemeinsam mit allen Dorfpartner*innen auf ein Demokratiemodell verständigen. Hier sind einige Ideen für eure Dorfdemokratie:

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Beteiligung In unseren Zeltlagern ist es uns wichtig, dass alle in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden und alle Meinungen gleichermaßen gehört werden – von den jüngsten Gruppenkindern bis zu den erfahrensten Gruppenhelfer*innen. Wir gestalten unseren Zeltlageralltag gemeinsam und alle Meinungen zählen dabei gleichviel. Vielleicht haben wir unterschiedlich viel Erfahrung, aber wir können gemeinsam diskutieren und entscheiden. Wenn ihr das Demokratiemodell fürs Dorf entwickelt, achtet darauf, dass es sowohl für Kinder als auch für Helfer*innen geeignet ist.

ihr mehr darüber nachdenken könnt, wie Kinder an Entscheidungsfindungsprozessen gut beteiligt werden können. Übrigens: wenn ihr euch in den Entscheidungsfindungsprozess der IFM-SEI einbringen wollt, dann könnt ihr das auch tun! Im Anschluss an das IFMCamp findet der nächste IFM-Kongress statt – das höchste Gremium unserer Internationalen. Unter anderem wird dort das Arbeitsprogramm für die nächsten drei Jahre beschlossen und bereits jetzt könnt ihr euch mit euren eigenen Ideen einbringen und gleichzeitig mehr über die IFM lernen. Hier gibt es weitere Informationen: http://ifm-sei.org/christine/ help-develop-ifms-new-workplan/

Im Folgenden findet ihr zwei Methoden, mit denen

1. Repräsentative Demokratie

Das ist das gleiche Modell wie in den Städten. Jede Gruppe wählt eine*n oder zwei Sprecher*innen, die die Gruppe vertreten. Die Sprecher*innen aller Gruppen kommen regelmäßig zusammen, um die Themen ihrer Gruppen zu besprechen. Wenn sie eine Entscheidung getroffen haben, teilen die Sprecher*innen diese ihren Gruppen mit.

2. Imperatives Mandat

In diesem Modell vertreten die Gruppensprecher*innen in den Sitzungen nicht ihre eigene Meinung, sondern die Meinung der Gruppe. Die Gruppe kann ihre Sprecher*innen jeder Zeit auswechseln, wenn sie mit deren Arbeit nicht zufrieden sind. Die Gruppe diskutiert alle Vorschläge und entscheidet, was ihre Sprecher*innen in den Sitzungen des Dorfparlaments sagen sollen. Falls es im Dorfparlament keine einheitliche Meinung zu einem bestimmten Thema gibt, tragen die Gruppensprecher*innen die Diskussionen und die ausgetauschten Argumente zurück in ihre Gruppen. Diese beraten auf der Grundlage erneut und die neuen Entscheidungen der Gruppen werden dann wieder zusammengetragen.

3. Vollversammlung

In diesem Demokratiemodell treffen sich alle Bewohner*innen eines Dorfes, um Vorschläge gemeinsam zu diskutieren. Es gibt zwei Möglichkeiten, um Entscheidungen zu treffen: entweder es wird abgestimmt und die Mehrheitsentscheidung gilt oder es wird so lange diskutiert, bis ein Konsens hergestellt ist.

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Entscheidungen treffen Themenpark Ziele • • • •

Unterschiedliche Beteiligungsmodelle simulieren Verschiedene Formen der Mitbestimmung verstehen Die Rolle von Erwachsenen in der Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen verstehen Junge Menschen motivieren, sich in das demokratische System des Camps einzubringen

Materialien • •

Kopien der Rollenkarten und Situationen (Anhang) Viele Bastelmaterialien um den Themenpark zu bauen – starke Pappe, Streichhölzer, Streichholzschachteln, Klopapierrollen, Klebe, Klebeband und buntes Papier (mind. rosa und grün oder die Rollenbeschreibungen den vorhandenen Farben anpassen). Augenbinden

Alter

16+

Dauer

90 Minuten

Gruppengröße

20+

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Teile die Teilnehmenden in fünf Gruppen ein. Bitte jede Gruppe, zwei Personen zu wählen, die die Rolle von Erwachsenen spielen. Verteile die Rollen- und Situationskarten entsprechend. 2. Verteile das Material und die Augenbinden und gib den Gruppen 20 Minuten Zeit, das Modell zu bauen. 3. Nach 20 Minuten kommen alle Gruppen für die Präsentation der Modelle zusammen. Nachdem alle Gruppen ihre Modelle präsentiert haben, bitte die Teilnehmenden, aufzustehen und sich zu schütteln, um so ihre Rollen abzuschütteln. Wenn alle wieder sie selber sind, wertet die Übung aus.

Auswertungsfragen • • • • • • • • •

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Wie war die Übung? Erklärt Schritt für Schritt, was in euren Gruppen passiert ist. Was waren die größten Unterschiede zwischen den Gruppen? Wie haben sich die Erwachsenen in den jeweiligen Situationen verhalten? Was sagen die unterschiedlichen Situationen über die Beteiligung von Kindern aus? Was sollte dadurch symbolisiert werden, dass einige Personen die Augen verbunden hatten oder eine Hand auf den Rücken gebunden hatten? Waren die Erfahrungen einiger Gruppen partizipativer als die anderer Gruppen? Welche Erfahrung war am partizipativsten? Wie würdet ihr sie auf einer Skala einordnen? Waren alle Erfahrungen partizipativ? Welche nicht und warum nicht? An dieser Stelle kannst du das Demokratiemodell des IFM-Camps erklären und zeigen, wie es möglich ist, sich aktiv in das Camp einzubringen – in der Campdemokratie als Dorf- oder Stadtdelegierte*r, als Workshopteamende*r oder als Künstler*in im Kulturprogramm. Warum ist aktive Beteiligung im Camp wichtig? Wie würdet ihr es finden, wenn alles von Erwachsenen entschieden und organisiert wäre?


Situation

Herzlichen Glückwunsch! Eure Organisation hat Geld der Stiftung für Aktive Teilhabe bewilligt bekommen, um einen ökologischen Freizeitpark zu bauen. Die Kooperation mit der Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die ihr in eurem Antrag beschrieben habt, ist ein zentraler Bestandteil des Projekts. Entsprechend der Projektvereinbarung bitten wir euch, ein Modell des Freizeitparks zu bauen. Dafür habt ihr 20 Minuten Zeit und könnt Streichhölzer, Streichholzschachteln, Klopapierrollen, Klebe, Klebeband und buntes Papier verwenden. Alles sollte auf einer starken Pappe installiert werden.

Rollenkarte - Gruppe 1

Erwachsene: Euer Ziel ist es, eure Marke zu promoten (eure Farben sind rosa und grün) und mit McDonald’s zu kooperieren. Auf dem Freizeitparkgelände wollt ihr einen großen Parkplatz für McDondald’s bauen mit einem kleinen Themenpark für Kinder. Dieser Themenpark soll zukünftig die Haupteinnahmequelle eurer Organisation sein. Ihr wollt die Hilfe der Jugendlichen, um den Zaun für das Parkmodell zu bauen. Ihr informiert die Teilnehmenden nicht über eure Ziele, aber bittet sie, die Teilnahmeliste zu unterschreiben, da dies notwendig für die Abrechnung mit der Stiftung ist. Jugendliche: Ihr seid junge Umweltaktivist*innen und habt gehört, dass die Organisation, mit der ihr in Kontakt seid, Geld bewilligt bekommen hat, mit dem sie einen ökologischen Freizeitpark bauen kann. Ihr habt viele Ideen für das Projekt und seid bereit, an dem Modell mitzuarbeiten. Eure Augen werden verbunden.

Rollenkarte - Gruppe 2

Erwachsene: Euer Ziel ist es, eure Marke zu promoten (eure Farben sind rosa und grün) und es ist euch wichtig, eure Expert*innen gut zu bezahlen. Die Qualität des Parkmodells ist für euch extrem wichtig, daher stellt ihr dafür eine*n Expert*in an. Ihr ladet Jugendliche zur Beratung ein, um den Namen des Parks vorzuschlagen. Ihr erklärt ihnen, dass alle anderen Entscheidungen schon vom Vorstand eurer Organisation getroffen wurden. Jugendliche: Ihr seid junge Umweltaktivist*innen und habt gehört, dass die Organisation, mit der ihr in Kontakt seid, Geld bewilligt bekommen hat, mit dem sie einen ökologischen Freizeitpark bauen kann. Ihr habt viele Ideen für das Projekt und seid bereit, an dem Modell mitzuarbeiten. Eure Augen werden verbunden.

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Entscheidungen treffen Rollenkarte - Gruppe 3

Erwachsene: Ihr wollt eure Position in der Kommune stärken und haltet den Bau des ökologischen Freizeitparks für strategisch wichtig, um das zu erreichen. Ihr habt bereits mit einigen Expert*innen gesprochen und verschiedene Projektentwürfe vorbereitet, u.a. einen Skater Park, einen Naturlehrfahrt und ein Heckenlabyrinth. Nun ladet ihr Jugendliche aus der Kommune ein, um zwischen diesen Vorschlägen zu wählen. Ihr informiert die Jugendlichen über die Projektziele und den Zeitplan. Nach der Beratung baut ihr das Modell gemeinsam, aber die Jugendlichen arbeiten unter eurer Anleitung. Ihr erlaubt ihnen, die Augenbinden abzunehmen. Jugendliche: Ihr seid junge Umweltaktivist*innen und habt gehört, dass die Organisation, mit der ihr in Kontakt seid, Geld bewilligt bekommen hat, mit dem sie einen ökologischen Freizeitpark bauen kann. Ihr habt viele Ideen für das Projekt und seid bereit, an dem Modell mitzuarbeiten. Eure Augen werden verbunden.

Rollenkarte - Gruppe 4

Erwachsene: Ihr wisst, dass es in eurer Kommune eine aktive Gruppe junger Umweltaktivist*innen gibt und möchtet ihnen das Geld zur Verfügung stellen, das ihr bewilligt bekommen habt. Sie werden dafür verantwortlich sein, Projektideen zu entwickeln, sie umzusetzen und abschließend den Verwendungsnachweis zu schreiben. Eure Rolle ist es, die Jugendlichen dabei zu unterstützen, wenn sie darum bitten. Informiert die Jugendlichen über die Projektrichtlinien, inklusive der Bedingung, ein Parkmodell zu bauen. Jugendliche: Ihr seid junge Umweltaktivist*innen und habt gehört, dass die Organisation, mit der ihr in Kontakt seid, Geld bewilligt bekommen hat, mit dem sie einen ökologischen Freizeitpark bauen kann. Ihr habt viele Ideen für das Projekt und seid bereit, an dem Modell mitzuarbeiten. Eine eurer Hände ist auf den Rücken gebunden.

Rollenkarte - Gruppe 5

Erwachsene: Du bist ein*e Ingenieur*in und unterstützt die Jugendlichen dabei, den Freizeitpark zu bauen, wenn sie darum bitten. Jugendliche: Ihr seid eine Gruppe von Umweltaktivist*innen. Ihr wusstet, dass die Stiftung für Aktive Teilhabe Fördermittel ausgeschrieben hatte und ihr habt einen Antrag eingereicht, um einen ökologischen Freizeitpark nach euren eigenen Vorstellungen zu bauen. Falls ihr dabei Unterstützung braucht, könnt ihr eine*n Ingenieur*in um Unterstützung bitten. Eine eurer Hände ist auf den Rücken gebunden.

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Wer kann entscheiden? Ziele • • • •

●Kindern die Bedeutung von Demokratie und Mitbestimmung nahebringen Darüber nachdenken, die Instrumente der Mitbestimmung den Fähigkeiten der Kinder anzupassen Darüber nachdenken, ab welchem Alter Kinder beginnen können, mitzubestimmen Kinder dazu motivieren, Verantwortung im Rahmen der Campdemokratie zu übernehmen.

Materialien • •

Flipchart-Papier und Eddings Moderationskarten in drei Farben, z.B. blau, rot und grün, genug Sets für alle Teilnehmenden.

Alter

8+

Dauer

45 Minuten

Gruppengröße

5+

Schritt-für Schritt-Anleitung

1. Erklärt, dass ihr diskutieren wollt, wo Kinder Entscheidungen treffen können. Sammelt auf einem Flipchart-Papier in einem Brainstorming Antworten auf die folgenden Fragen: Was könnt ihr in eurer Familie, Schule, Gruppe entscheiden? Ab welchem Alter sollen Kinder Sachen selber entscheiden können? 2. Anschließend erläutert der Gruppe, dass ihr eine Reihe von Fragen vorlesen werdet und dass sie darüber nachdenken sollen, wer in der jeweiligen Situation entscheiden soll. Erklärt ihnen: Wenn ihr findet, dass Kinder entscheiden sollten, haltet die blaue Karte hoch. Wenn ihr findet, die Gruppenhelfer*innen sollten entscheiden, haltet die grüne Karte hoch, wenn ihr findet, alle sollten zusammen entscheiden, haltet die rote Karte hoch. Nach jeder Frage könnt ihr kurz nach der Meinung der Teilnehmenden fragen.

Auswertungsfragen • • • • • • • • •

Wie hat euch diese Übung gefallen? War es manchmal schwer, auf die Fragen zu antworten? Warum? Welche Fragen waren einfacher zu beantworten und welche schwieriger? Warum? Warum gab es manchmal unterschiedliche Antworten? Gibt es richtige und falsche Antworten auf die Fragen? Macht das Alter der Kinder einen Unterschied? Welche anderen Sachen, außer dem Alter, sollten berücksichtigt werden, wenn Kinder mitbestimmen sollen? Welche dieser Sachen könnt ihr in eurer Organisation mitbestimmen? Was wollt ihr mitbestimmen, könnt es aber nicht? Warum nicht? Warum findet ihr es wichtig, dass Kinder und Jugendliche Sachen entscheiden?

• •

Tipps für Teamende

Die Fragen im Anhang sind Vorschläge. Denkt euch eigene Fragen aus, die für eure Gruppe relevant sind. Falls ihr euch gerne bewegt (oder keine bunten Moderationskarten habt), könnt ihr drei Ecken als die drei möglichen Antworten definieren. Die Kinder stellen sich dann in die Ecke, die ihrer Antwort entspricht.

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Entscheidungen treffen 1.

Wer soll entscheiden, welche Spiele ihr in der Gruppenstunde spielt? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam

Wer sollte entscheiden, zu welcher Zeit die Teilnehmenden ins Bett gehen müssen? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam

Wer sollte entscheiden, was im Stadtcafé verkauft wird? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam

Wer sollte entscheiden, wie viel Taschengeld ihr jeden Tag bekommt? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam

Wer sollte entscheiden, zu welcher Zeit es Frühstück gibt? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam

• • •

Wer sollte entscheiden, ob Personen unter 16 Alkohol trinken dürfen? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam D) Niemand, weil es ein Gesetz gibt, das das regelt.

Wer sollte entscheiden, wenn ihr Programm für andere Teilnehmer*innen im Stadtcafé anbieten wollt? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam

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Wer sollte entscheiden, wo im Zeltlager geraucht werden darf? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam Wer sollte entscheiden, an welchen Aktivitäten des zentralen Programms ihr teilnehmt? A) die Teilnehmer*innen B) Die Helfer*innen C) Alle gemeinsam


Regeln

Jedes Land, jede Organisation und Gruppe gibt sich bestimmte Regeln, denen ihre Mitglieder folgen sollen, um sicherzustellen, dass Menschen sich wohl fühlen und es nicht zu größeren Konflikten kommt. Falls es zu Reibereien kommt, bieten Regeln uns oft eine gute Grundlage, um uns konstruktiv mit den Problemen auseinanderzusetzen. Auch auf dem IFM-Camp wird es bestimmte Verhaltensregeln geben. Da wir alle aus verschiedenen Organisationen kommen und unterschiedliche Hintergründe und Verbandspraxen haben, sind diese Regeln ein Kompromiss, aber gelten für alle gleichermaßen. Sie sind das Ergebnis gemeinsamer Vereinbarungen, mit dem Ziel, dass jede*r sich wohl fühlt, egal woher wir kommen. Da wir 3000 Menschen im Zeltlager sind, konnte nicht jede*r Teilnehmer*in am Verfassen der Regeln beteiligt werden. Als Grundlage dienten uns Regeln vergangener internationaler Zeltlager. Diese wurden auf dem ersten IFM-Camp-Vorbereitungsseminar diskutiert und kommentiert und die Vorstände der IFMSEI und der Falken haben daran weiter gearbeitet.

Es gibt die Möglichkeit, Regeln durch das Demokratiemodell auf dem IFM-Camp selbst zu verändern oder neue Regeln zu vereinbaren. Allerdings gibt es einige Regeln, die nicht veränderbar sind, da sie die deutsche Gesetzgebung oder unsere Statuten sie vorschreiben. Unveränderliche Regeln sind durch ein Schloss gekennzeichnet. Vor Beginn des IFM-Camps solltet ihr die Regeln mit eurer Gruppe zusammen durchgehen, sicher sein, dass sie von allen verstanden werden und um zu besprechen, was sie für das Zusammenleben in der Gruppe und auf dem Platz bedeuten. Weiter unten stellen wir euch eine Methode vor, die ihr verwenden könnt, um zu erforschen, warum wir Regeln brauchen und welche Verantwortlichkeiten und Rechte sie uns geben. Weiter hinten findet ihr weitere Workshopideen, die Regeln zu Gewaltvermeidung, gegen Nationalismus und Zustimmung und Prävention von Grenzüberschreitungen thematisieren.

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Regeln Hier ist eine kurze Zusammenfassung der Regeln. Auf der Campwebseite findest du die Langversion. Bevor wir uns gegenseitig fotografieren oder filmen, fragen wir um Erlaubnis.

RFler*innen nehmen nur mit ihren Gruppenhelfer*innen am Programm der Youth Area nach 22 Uhr teil.

Nein heißt NEIN in jeder Sprache! Niemand wird genötigt oder überredet, jemanden anderen zu küssen, zu umarmen oder irgendwas zu tun, was sie nicht wollen.

Teilnehmende verlassen das Camp-Gelände nur zu dritt und nur, wenn sie sich bei ihren Helfer*innen abgemeldet haben. Nationalfahnen sind verboten.

Wir halten den Platz sauber und sind vorsichtig mit Glas

Wir tolerieren keine Gewalt, Kriegsspielzeug, Waffen und Mobbing.

Nicht toleriert werden Rassismus, Homophobie, Sexismus und andere herabsetzende Äußerungen.

Ab 22 ist Bettruhe für Fler*innen.

Ab 23 Uhr ist Bettruhe für RFler*innen.

In jedem Dorf gibt es zwei Nachtverantwortliche, die die ganze Nacht über nüchtern bleiben.

Hartalkohol und Fremdalkohol sind verboten

● Das IFM-Camp wird von allen getragen und gestaltet. Alle haben die Möglichkeit, sich einzubringen.

Alkohol wird nach dem Jugendschutzgesetz ausgeschenkt, d.h. Bier und Wein werden nur an Personen ab 16 Jahren verkauft und kann nur von diesen konsumiert werden.

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Ab 22 Uhr ist Platzruhe.

Feuer machen wir nur an dafür vorgesehenen Orten.

Alkohol wird nur in der Youth Area ausgeschenkt und konsumiert, und zwar ab 22:00. Dörfer können entscheiden, ob sie nach 22:00 Alkohol erlauben, aber dies nur, wenn alle aus dem Dorf damit einverstanden sind.

Illegalisierte Rauschmittel sind nicht erlaubt.

Geraucht wird nur in gekennzeichneten Raucher*innenecken.


Wozu brauchen wir überhaupt Regeln? Ziele • • •

Herausfinden, warum Regeln für das Zusammenleben wichtig sind Kennenlernen der Regeln auf dem IFM-Camp Einen Einblick geben, welchen Regeln verändert werden können und warum.

Vorbereitung

Macht Kopien des Effekte-Stufenmodells im Anhang oder beauftragt Teilnehmende damit. Ihr braucht auch einige Kopien der Campregeln und die Teilnehmenden sollten diese schon kennen oder während dieses Workshops kennen und verstehen lernen. Außerdem braucht ihr Stifte und Flipchart Papier.

Alter

8+

Dauer

40 Minuten

Gruppengröße

5 - 30

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Überlegt gemeinsam, welche Gruppenregeln ihr bereits habt. Sammelt und notiert diese für alle sichtbar auf einem Flipchart Papier. 2. Anschließend teilt ihr euch in kleinere Gruppen. Jede Kleingruppe sucht sich eine der der Regeln heraus und diskutiert: Was würde passieren, wenn wir diese Regeln nicht hätten? Lasst sie dazu gemeinsam das Effekte-Stufenmodell mit möglichen Folgen ausfüllen, die eintreten könnten oder ein eigenes Stufenmodell malen. Gebt vielleicht ein fiktives Beispiel. 3. Kommt nach 10-15 Minuten wieder zusammen und stellt euch gegenseitig die Ergebnisse vor.

Auswertungsfragen • • • • • •

Was könnte passieren, wenn es keine Regeln gibt? Denkt ihr, dass es möglich ist, ohne Regeln ein Zusammenleben für alle sicher und angenehm zu gestalten? Wer ist verantwortlich, sicherzustellen, dass ins unserer Gruppe Regeln eingehalten werden? Was macht ihr, wenn ihr jemanden seht, der oder die eine Regel verletzt? Macht hier klar, dass es nicht nur in der Verantwortung der Helfenden liegt, auf die Einhaltung von Regeln zu achten, sondern die aller. Diskutiert, wie die Regeln für eure Gruppe entstanden sind. Sind sie von der Gruppe gemeinsam vereinbart worden oder wurden sie von einer Person aufgestellt? Inwieweit sind eure Gruppenregeln veränderbar? Erklärt, dass es auch auf dem IFM-Camp Regeln geben wird und diese von mehreren teilnehmenden Organisationen gemeinsam erarbeitet wurden. Das Ergebnis ist ein Kompromiss. Viele Regeln können durch das Demokratiemodell auf dem Zeltlager verändert werden, bis auf Dinge, die uns die deutsche Gesetzgebung vorschreibt. Anschließend erklärt ihr ggf. mit Hilfe von Bildern oder Beispielen die Regeln auf dem IFM-Camp oder lest diese gemeinsam. Fragt nach, ob irgendwas unverständlich ist und was sie für unsere Gruppe auf dem

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PRÄVENTION SEXUELLER GEWALT

Aus den Campregeln: Nein heißt Nein!

From theVeranstaltung camp rules: no no! Auf einer wie means dem IFM-SEI

Camp kommt es immer zu engen Freundschaften, Menschen lernen sich kennen und mögen und Teilnehmende gehen evtl. Beziehungen miteinander ein. In den meisten Fällen sind diese Bekanntschaften positiver Natur und man hat jahrelang Kontakt miteinander, dafür ist aber gegenseitiger Respekt Voraussetzung. Persönliche Grenzen sind von Person zu Person unterschiedlich und es ist wichtig, dafür sensibel zu sein und Grenzen anderer in jedem Fall zu respektieren. Nein heißt Nein, egal in welcher Sprache. Niemand ist verpflichtet, andere zu küssen, zu umarmen oder etwas tun, was sie nicht tun wollen. Wir respektieren die persönlichen Grenzen eines jeden Menschen auf dem Platz. Nichts sagen heißt nein. Sich abwenden heißt nein. Nur ein „ja“ ist wirklich ein ja. Bevor wir beispielsweise eine Person berühren, fragen wir, ob die Person das auch möchte. Wir dulden keine Form von Belästigung und sexueller Gewalt. Auch Worte und Beschimpfungen können gewaltvoll sein.

Zu Beginn des IFM-Camps wird es für alle Teilnehmenden einen Workshop zu diesem Thema geben. Wenn Menschen als Opfer sexueller Gewalt von Erfahrungen berichten und sich an uns wenden, zweifeln wir ihre Glaubwürdigkeit nicht an, sondern unterstützen sie. Wenn du das Gefühl hast, dass deine persönlichen Grenzen nicht eingehalten werden, zögere nicht, sondern wende dich an deine*n Gruppenhelfer*in oder eine andere Person, der du vertraust. In jedem Dorf wird es eine Ansprechperson für die Prävention sexueller Gewalt geben. Wenn wir sexuelle Gewalt erleben, in welcher Form auch immer, auch verbal, werden wir diese oder eine andere Kontaktperson informieren.

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Prävention sexueller Gewalt Mein Raum, Dein Raum Ziele • • •

Bewusstsein für die eigenen Grenzen und die der anderen wecken. Lernen, wie sexuelle Belästigung erkannt werden kann. Üben, „Nein“ zu ungewolltem Körperkontakt zu sagen.

Alter

8 - 15

Klebeband, Kreide oder Schnur

Dauer

30 Minuten

Schritt-für-Schritt Anleitung

Gruppengröße

6+

Materialien

1. Bitte die Gruppe sich in zwei parallelen Reihen aufzustellen (jede Person sollte einer anderen Person direkt gegenüberstehen). 2. Bitte eine Reihe auf die andere zuzugehen. Jede einzelne Person in der anderen Reihe sagt „Stopp!“, wenn sie das Gefühl hat, dass die sich nähernde Person nah genug ist, oder wenn sie anfängt sich unwohl zu fühlen. Betone, dass es nicht um einen Wettbewerb geht. Alle sollen für sich selbst entscheiden, wie nah sie die andere Person an sich herankommen lassen möchten. 3. Wenn alle stehen geblieben sind, bitte die Teilnehmenden sich anzuschauen, wo die anderen stehen. Bildet dann wieder die zwei Reihen. 4. Wiederholt die Übung mit vertauschten Rollen: Nun geht die Reihe, die zuvor „Stopp!“ gesagt hat, auf die andere Reihe zu. 5. Bitte alle sich einen Platz im Raum zu suchen und um sich herum zu markieren, wo die Grenze verläuft, die andere nicht übertreten sollen (mit Klebeband, Kreide oder Schnur). Wie nah dürfen andere ihnen kommen? Erkläre, dass dies ihr eigener, persönlicher Raum ist und die Markierung die persönliche Grenze darstellt.

Auswertungsfragen • • • • • •

Warum haben Menschen verschiedene persönliche Grenzen? Hast du bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche persönliche Grenzen? Welchen Körperkontakt möchtest du nicht (z. B. umarmen, küssen, deine Schulter berühren …)? Wie bemerkst du, dass sich jemand anderes unwohl fühlt? Können Worte unangenehme Gefühle auslösen? Wie? Wie kriegen wir andere dazu, unsere persönlichen Grenzen zu respektieren?

6. Bitte die Teilnehmenden, in einem Kreis zusammenzukommen. Jede Person nacheinander vermittelt der Person zu ihrer Rechten ein „Nein“. Das „Nein“ kann durch Worte oder Körpersprache ausgedrückt werden, nur das Wort „Nein“ selbst darf nicht verwendet werden. Ziel dieser Übung ist es, zu zeigen, dass es viele Arten gibt „Nein“ zu sagen. Es sollte immer respektiert werden, wenn jemand ein „Nein“ ausdrückt, unabhängig davon ob er*sie das Wort selbst benutzt.

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Tipps für Teamende

Erkläre, dass immer von der*dem Betroffenen definiert wird, was eine sexuelle Belästigung darstellt, nicht vom Täter. Stelle klar, dass es notwendig ist, sich die unterschiedlichen persönlichen Grenzen bewusst zu machen und diese auch zu respektieren. Diese Methode sollte nur mit Gruppen, deren Mitglieder sich bereits kennen und wohl miteinander fühlen, durchgeführt werden.


Lauf der Emotionen Ziele • •

Gefühle durch den Körper ausdrücken Sensibilisierung für Gefühle, die durch andere Körper gezeigt werden

Schritt-für-Schritt Anleitung

Alter

6+

1. Erklärt der Gruppe, dass sie während der folgenden Dauer 30 Minuten Methode nicht reden darf. 2. Führt die Methode ein, indem ihr den folgenden Text Gruppengröße egal langsam vorlest. Dabei macht ihr Pausen zwischen den Sätzen, sodass die Teilnehmenden die Anweisungen wirklich verarbeiten können: 3. „Geh durch den Raum, finde deinen eigenen Weg, deine eigene Geschwindigkeit. Geh schneller, geh langsamer, so wie du willst. Geh im Zickzack durch den Raum, geh in die Ecken. Geh vorwärts, geh rückwärts, geh seitwärts. Probiere verschiedene Geschwindigkeiten. Probiere verschiedene Arten zu gehen. Springe. Krieche. Stolper. Krabbel. Renn. Folge jetzt deiner eigenen Geschwindigkeit und deinem eigenem Rhythmus. 4. Fahrt mit den folgenden Anweisungen fort, aber macht längere Pausen zwischen den einzelnen Anweisungen, damit die Teilnehmenden sich in die Emotionen einfüllen können. Nach jeder Anweisung könnt ihr die Teilnehmenden bitten, die Emotionen „abzuschütteln“, in dem sie ihren Körper durchschütteln. 5. „Versucht durch die Art und Weise, wie ihr geht, folgende Gefühle auszudrücken: Dir ist langweilig. Du bist über etwas wirklich froh. Du fühlst dich schwach und krank. Du hast Angst. Du bist gestresst. Du bist wütend. Du fühlst dich schuldig. Du gehst durch die Dunkelheit. (Kurze Pause). Du wirst verfolgt. Du fühlst dich stark.”

Auswertungsfragen • • • • •

Wie hat euch die Methode gefallen? Wie hat es sich angefühlt, die unterschiedlichen Emotionen „zu gehen“? Sind irgendwelche Erinnerungen in euch hochgekommen, während ihr auf die verschiedenen Arten und Weisen gegangen seid? Was war schwierig durch Gehen auszudrücken? Habt ihr eure Gefühle gleich ausgedrückt?

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Prävention sexueller Gewalt Mein Körper gehört mir! Ziele • • •

Die Teilnehmenden werden für unterschiedliche Grenzen bei Körperkontakt von Individuen sensibilisiert. Die Teilnehmenden verstehen, dass es richtig und wichtig ist, zu sagen, wenn man etwas nicht mag. Außerdem können sie darüber nachdenken, wie sie so etwas ausdrücken können. Die Teilnehmenden verstehen, dass es wichtig ist, andere zu respektieren, wenn sie etwas nicht mögen.

Materialien • •

Karten für Klaras Geschichte (Anhang 1) Papier und Buntstifte

Schritt-für-Schritt Anleitung

Alter

6-9

Dauer

30 Minuten

Gruppengröße

4 - 12

1. Setzt euch in einen Kreis und erklärt, dass ihr jetzt zusammen die Geschichte eines Mädchens namens Klara lest. 2. Händigt die Geschichtskarten an die Teilnehmenden aus, sodass jede*r mindestens einen Satz vorlesen kann. 3. Bittet die Teilnehmenden reihum vorzulesen. Startet bei Karte 1. 4. Fragt, was die Teilnehmenden von der Geschichte halten. Seid ihr mit dem was Klara denkt einverstanden? 5. Fragt nach den Beispielen, die Klara gegeben hat, in denen sie es mag, andere Menschen zu berühren oder von ihnen berührt zu werden. (Kuscheln mit dem Vater, Kitzeln mit der Freundin, einen feuchten Kuss zu bekommen, im weiteren Sinne von einem Hund abgeleckt zu werden) 6. Fragt die Gruppe, in welchen Situationen sie Berührungen mögen und in welchen nicht. Verteilt Blätter und Buntstifte und bittet die Teilnehmenden, eine Situation zu malen, in denen sie Berührungen genießen und eine, in denen sie Berührungen nicht mögen. 7. Kommt wieder zusammen und fragt, ob jemand seine Zeichnungen vorstellen möchte. Drängt niemanden dazu, ihre*seine Zeichnungen vorzustellen!

Auswertungsfragen • • • •

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Mochtet ihr die Geschichte und die Methode? Wie war es für euch, über Situationen nachzudenken, in denen ihr Berührung mögt bzw. nicht mögt? Warum ist es wichtig, andere Menschen zu fragen, ob man sie berühren darf? Hierbei solltet ihr darüber reden, dass persönliche Grenzen subjektiv sind und dass jede*r die Grenzen anderer respektieren soll, weil dein Körper nur dir selber gehört! Wie hat Klara sich ausgedrückt wenn sie etwas nicht mochte? Würdet ihr es ähnlich oder auf eine andere Art und Weise sagen?


Prevention of sexual violence Hinweise für Teamende

Während ihr über ein so sensibles Thema sprecht besteht immer die Möglichkeit, dass sein Kind sich als Betroffene*r sexualisierter Gewalt offenbart. Wenn das in der Gruppensituation geschieht, versucht, das Kind beiseite zu nehmen und das Gespräch unter vier Augen fortzuführen. Versucht sicherzustellen, nicht die komplette Aufmerksamkeit auf diese Offenbarung zu lenken – setzt die Methode mit den anderen Teilnehmenden fort. Idealerweise habt ihr eine*n Co-Teamenden, damit eine Person sich um die betroffene Person kümmern kann und die andere mit der Methode fortfährt. Sollte dies nicht der Fall sein, versucht das Gespräch auf später zu verschieben, indem ihr fragt: „Sollen wir später darüber sprechen?“ Dabei ist es wichtig, dass ihr deutlich macht, dass ihr das Kind ernst nehmt und ihm glaubt. Vereinbart einen Termin mit dem Kind, an dem ihr genug Zeit habt, um mit dem betroffenen Kind zu sprechen. Wenn möglich, nehmt ihr das Kind aus der Gruppe und redet alleine mit ihm, aber so, dass ihr von einer anderen helfenden Person gesehen werden könnt – seid nicht alleine mit dem Kind, sodass die Situation nicht falsch verstanden werden kann. Während ihr mit der betroffenen Person die Vorfälle besprecht, macht deutlich, dass ihr nicht versprechen könnt, die Informationen für euch zu behalten. Glaubt dem Kind und wendet euch im Falle einer akuten Gefahr an die lokalen Behörden.

Anhang: Geschichte von Klara

1. Ich heiße Klara und besitze etwas wirklich Besonderes – meinen Körper! Der gehört nur mir. 2. Ich bin auf meinen Körper und mich stolz. 3. Manchmal mag ich die Nähe anderer Menschen. Dann berühren sich unsere Körper. 4. Es ist sehr schön, wenn mein Vater mich in seinen Armen hält. Ich mag es, mit ihm zu kuscheln. 5. Wenn ich meine Freund*innen kitzle, berühren wir uns und lachen viel. 6. Berührungen sind manchmal etwas Besonderes. Nur ich entscheide, ob und wann ich berührt werden will. 7. Ich finde es nicht lustig, wenn mich jemand zu sehr kitzelt. Das möchte ich nicht. 8. Ich finde es eklig, wenn mir jemand einen feuchten Kuss aufdrückt. Das möchte ich auch nicht. 9. Ich mag es auch nicht, wen mein Hund mich mit seiner feuchten Zunge abschleckt. 10. Wenn mich jemand berührt und ich das nicht möchte, dann sage ich immer: „Hör auf! Fass mich nicht an! Ich mag das nicht!“ 11. Wenn ich jemanden berühren soll und das nicht möchte, dann mache ich das nicht. 12. Ich sage: „Nein. Ich fasse dich nicht an. Ich möchte das nicht.” 13. Versuche selber, laut und deutlich zu sagen „Fass mich nicht an! Ich mag das nicht!“, und „Nein, ich fasse dich nicht an. Ich möchte das nicht.“ 14. Ich liebe es, jemanden zu berühren, wenn wir beide das möchten. Geht es dir genauso? 15. Aber wenn ich mich nicht wohl dabei fühle, lasse ich mich von niemanden berühren. Ich sage: „Nein!“ Nur ich entscheide, wer mich anfassen darf und wann ich angefasst werden möchte. Und dasselbe gilt auch für dich! 16. Manchmal kann es sein, dass jemand nicht auf dein „Nein“ hört und dich einfach weiter anfasst. Trotzdem musst du dir das nicht gefallen lassen. Wenn du das alleine nicht schaffst, dann erzähl es jemandem, dem*der du vertraust und lass dir helfen. 17. Denk dran: Dein Körper gehört nur dir! Er ist etwas ganz Besonderes.

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Prävention sexueller Gewalt Aktiver Konsens Ziele • • •

Über aktiven Konsens nachdenken Anhand von Alltagsbeispielen entdecken, warum Konsens, also gegenseitiges Einverständnis wichtig ist. Aktiven Konsens üben – Nein sagen und Ja sagen

Materialien • • •

Post-its (kleine Klebezettel) Stifte Szenarien (Anlage)

Schritt für Schritt Anleitung

Alter

14+

Dauer

90 Minuten

Gruppengröße

6 - 15

1. Bitte zunächst die Teilnehmenden in etwa zwei bis drei Minuten für sich individuell aufzuschreiben, was sie unter Konsens verstehen, wie es sich anfühlt, wenn die eigenen Grenzen verletzt werden und wenn sie selbst die Grenzen anderer verletzen. Erkläre, dass darauf eine Gruppendiskussion folgt, die Teilnehmenden aber nur das erzählen müssen, was für sie selbst angenehm ist. 2. Rufe die Gruppe wieder zusammen und frage, wer mit der Gruppe besprechen will, was er*sie aufgeschrieben hat. Du kannst fragen: „Warum ist Konsens wichtig?“ So gibst du den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Gedanken den anderen mitzuteilen, aber setzt niemanden dazu unter Druck. 3. Lest nun gemeinsam die Szenarien. Ihr könnt beide Szenarien diskutieren oder nur eines von beiden, je nach der Größe der Gruppe, des Zeitrahmens und, wie tief die Diskussion geht. Diskutiert gemeinsam die folgenden Fragen um herauszuarbeiten, was in der Geschichte falsch gelaufen ist und was hätte besser gemacht werden können. • Denkt ihr, dass in diesem Szenario ein Konsens vorliegt? Warum oder warum nicht? • Was könnten die Gründe sein, dass eine Person sich nicht wohl damit fühlt, „Nein“ zu sagen? • Es gibt viele Gründe, wegen denen jemand sich unwohl damit fühlt, „Nein“ zu sagen. Gibt es Wege dem zu entgehen? 4. Erkläre nun, dass ihr als nächstes aktiven Konsens üben werdet. Setzt euch in einen Kreis, wenn das nicht bereits geschehen ist. 5. Erläutere die Übung: Jede*r legt dem*der Nachbar*in die Hand auf das Knie. Wer sich unwohl damit fühlt, das Knie einer anderen Person zu berühren, kann die Hand knapp darüber durch die Luft gleiten lassen. Die berührte Person wählt nun eine sprachliche Formulierung, um die eigenen Grenzen wieder zu etablieren. Ihr könnt zum Beispiel sagen: „Nein“, „Stopp“, „Nimm deine Hand da weg!“, „Ich möchte nicht, dass du mich ohne meine Erlaubnis anfasst“, „Das ist nicht ok“, usw. Dann legt der*die Sprechende die Hand auf das Knie der Person, die neben ihm*ihr sitzt und so weiter, bis alle die Chance hatten beide Rollen auszuprobieren. 6. Diskutiert nun die folgenden Fragen: • Wie war die Übung für euch? • War es einfach für euch eure Grenzen durchzusetzen und der anderen Person zu vermitteln, dass sie die Hand wegnehmen soll? • Welche Formulierungen und welchen Tonfall habt ihr verwendet? Stelle klar, dass alle Aussagen und Techniken legitim sind. 7. Erkläre nun, dass die nächste Übung den Zweck hat, den Prozess des Konsens Schaffens zu üben – ihr werdet fragen, mit Ja oder Nein antworten und diskutieren, anstatt bloß zu berühren und Grenzen wiederherzustellen. Teile nun die Gruppe in Dreier-Gruppen auf. Erläutere, dass ihr die Metapher des Händchen Haltens

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nutzen werdet, um Konsens zu erforschen, aber kein tatsächliches Händchenhalten stattfinden wird. • Zuerst üben die Teilnehmenden Nein zu sagen. Eine Person fragt eine andere, ob sie ihre Hand halten darf, was verneint wird. Eine dritte Person beobachtet und unterstützt die Interaktion. Dann üben die Teilnehmenden Ja zu sagen. Sie wechseln sich darin ab, sich gegenseitig zu fragen, ob sie Händchen halten wollen, was diesmal bejaht wird. Niemand muss tatsächlich Händchen halten. • Wenn alle Teilnehmenden alle Rollen ausprobieren konnten, kommt wieder zusammen zur Nachbesprechung.

Auswertungsfragen • • • •

Wie war die Übung für euch? Wie war es, um Einverständnis zu bitten? Wie war es Ja und Nein zu sagen? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Übung und den Ergebnissen eurer Diskussion darüber, warum Konsens wichtig ist? Wessen Verantwortung ist es, um Einverständnis zu bitten? (Es ist die Verantwortung von beiden. Wenn keine Fragen gestellt werden, hat die andere Person nicht die Möglichkeit, Ja oder Nein zu sagen. An dieser Stelle kann es außerdem hilfreich sein, verschiedene Arten nach Einverständnis zu fragen zu sammeln, z. B. „Ist das ok?“, „Möchtest du, dass ich weitermache?“ - ebenso könnt ihr verschiedene Arten Ja und Nein zu sagen besprechen.) Ist Körpersprache immer eine angemessene Art zu kommunizieren? Ihr könnt diskutieren, dass es zwar wichtig ist, Körpersprache zu deuten, aber ebenso wichtig sich nicht auf diese Art der Kommunikation zu verlassen, die nicht immer eindeutig ist und es deshalb notwendig ist sein Einverständnis auch sprachlich auszudrücken oder zu verwehren.

Anlage 2

Anlage 1

Chris und Charlie haben sich gerade auf dem Camp kennen gelernt und sich sehr gut verstanden. Bei einer Camp-Party tanzen beide, zusammen mit ihren Freunden. Charlie tanzt sehr eng an Chris heran und fängt an Chris anzufassen. Chris möchte das nicht, will aber keinen Aufstand machen und allen den Spaß verderben. Also versucht Chris es einfach zu ignorieren und sagt nichts, obwohl Charlie weiter damit macht, Chris anzutanzen und anzufassen.

Chu und Alex sind schon ewig ineinander verknallt. Eines Tages lädt Chu Alex zu sich ein. Die beiden machen miteinander rum. Chu fängt an Alex’ Hose aufzuknöpfen. Alex mag Chu, ist aber noch nicht bereit, so schnell den nächsten Schritt zu machen. Um Chus Gefühle nicht zu verletzten, versucht Alex Chu wegzustoßen, hört aber nicht auf zu küssen um deutlich zu machen „Rummachen ist in Ordnung, aber mehr nicht“. Chu denkt, dass Alex nur „schwer zu haben“ spielt. Außerdem erwartet Chu von Alex, einfach Nein oder Stopp zu sagen, wenn es nicht ok ist. Also macht Chu weiter. Am nächsten Tag fühlt sich Alex sehr unwohl mit dem, was passiert ist.

Tipps für Teamende

Die Gruppendynamik ist sehr wichtig, um auf sensible Art Konsens, Sex und Sexualität zu diskutieren. Es kann helfen, am Anfang eine Runde zu machen, in der alle Teilnehmenden sagen, mit welchem Pronomen sie angesprochen werden wollen (x, er, sie, usw.). Es sollte auch deutlich gemacht werden, warum es wichtig ist, dass alle sich sicher fühlen, sowie zuzuhören und die Meinungen und Erfahrungen der Anderen zu respektieren. Du solltest dir darüber im Klaren sein, dass es statistisch wahrscheinlich ist, dass unter den Teilnehmenden Überlebende sexualisierter Gewalt sind. Beim Lesen der Szenarien könnte es die Teilnehmenden irritieren, wenn sie nicht herauslesen können, welches Geschlecht die Protagonisten haben, weil die Namen geschlechtsneutral gewählt sind. Du kannst erklären, dass das Geschlecht hier nicht wichtig ist. Angehörige aller Geschlechter können auf jeder Seite der Interaktion stehen, ob sie zwischen einem Mann und einer Frau stattfindet, beide dasselbe Geschlecht haben oder eine oder beide der Personen eine nicht-binäre Geschlechtsidentität haben oder Transgender sind.

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GEWALTPRÄVENTION

Auszug aus den Campregeln: Wir sagen Nein zu jeder Form von Gewalt. Wir wollen solidarisch und ohne Angst zusammen leben. Darum werden wir uns gegenseitig weder schlagen, bedrohen noch verletzen. Mobbing wird von uns nicht akzeptiert. Jegliche Form von Gewalt wird nicht toleriert, weder verbal, körperlich oder sexuell. Für Gewaltverherrlichung gibt es auf dem IFM-Camp keinen Platz. Darum spielen wir keine Kriegsspiele oder brutale Videospiele. Kriegsspielzeug ist hier fehl am Platz. Und Waffen sind natürlich auch nicht erlaubt. Wir bemühen uns darum, den Teilnehmer*innen im pädagogischen Prozess zu erklären, warum wir gegen Waffen und Kriegsspiele sind. Das Internet gehört zu unserem Leben selbstverständlich dazu. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig auch im Netz so behandeln, wie wir im richtigen Leben miteinander umgehen. Mobbing hat auch hier keinen Platz und die unsere Privatsphäre gilt auch online.

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Was macht mich traurig und was froh? Ziele • •

Die Teilnehmenden zum Nachdenken animieren, dass es für uns alle unterschiedliche Dinge gibt, die uns unangenehm sind oder die wir schön finden. Die Teilnehmenden reflektieren lassen, dass es verschiedene Arten von Gewalt gibt.

Vorbereitung

Ihr braucht nur zwei Plakate. Auf das eine malt ihr ein fröhliches Gesicht, auf das andere ein trauriges.

Alter

5-9

Dauer

15 Minuten

Gruppengröße

egal

Schritt für Schritt Anleitung

1. Zeigt der Gruppe die beiden Gesichter und platziert sie an gegenüberliegenden Seiten eures Workshopbereiches 2. Dann erklärt ihr, dass ihr verschiedene Aktivitäten oder Begriffe ausrufen werdet und die Teilnehmenden zu dem Gesicht laufen sollen, das sie damit verbinden. Wenn sie sich nicht entscheiden können, dürfen sie auch in der Mitte stehen bleiben. 3. Nun lest ihr nacheinander die einzelnen Begriffe vor und fragt: Welches Gefühl löst dieser Begriff bei euch aus? Im Anhang findet ihr ein paar Beispiele, aber natürlich könnt ihr euch auch eigene ausdenken. 4. Zwischendurch könnt ihr die Teilnehmenden immer wieder mal fragen, ob sie erklären können, warum sie sich dort hingestellt haben, wo sie stehen. Vor allem, wenn sie in der Mitte stehen geblieben sind. Ihr könnt auch fragen, ob sie oft in der entsprechenden Situation sind oder ob sie die entsprechende Aktivität häufig machen können.

Auswertungsfragen • • • •

Wie hat euch die Methode gefallen? Könnt ihr all die Sachen, die euch gefallen, so oft machen, wie ihr wollt? Gab es einzelne Sachen, die alle aus der Gruppe gut fanden? Gab es einzelne Punkte, wo sich die Gruppe absolut uneinig war? Ihr könnt darüber sprechen, wie wichtig es ist zu reflektieren, was die eigenen Handlungen bei anderen auslösen können. Dinge, die mich glücklich machen, können dafür sorgen, dass sich andere unwohl fühlen. Es ist wichtig, dass man sich entschuldigt (und es auch ernst meint), wenn man etwas getan hat, was eine andere Person verletzt hat oder ihr unangenehm war. Was denkt die Gruppe über Waffen und Soldaten? Warum machen sie traurig oder glücklich? Was denkt ihr über Spielzeugwaffen und Kriegsspiele? Wurden sie nicht nur erfunden, um Menschen zu verletzen?

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Gewaltprävention Anhang: Begriffe und Situationen

Mit Freunden spielen

Wenn ich stolpere und mir dabei weh tue

Wenn mich jemand verletzt

Singen

Tanzen

Umarmungen

Wenn ich zwei andere beim Streiten sehe

Rangeleien mit Geschwistern oder Freunden Ferien

Geburtstagsfeiern

Wenn ich meine Freunde oder Familie vermisse Waffen

Geschrei oder laute Geräusche

Wenn ich mein Lieblingsessen esse

Lachen

Geschenke bekommen

Schießen

Wenn meine Freunde mich nicht mitspielen lassen Lächeln

Wenn ich mich erschrecke oder fürchte Wenn ich mich alleine fühle

Freundschaft

Wut

Traurige Nachrichten im Fernsehen

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Clowns

Soldaten Händchen halten


Das Gewaltbarometer Ziele • • •

Verstehen was Gewalt ist und welche Formen von Gewalt es gibt. Darüber nachdenken, wo Spaß aufhört und Gewalt anfängt Reflektieren, welchen Unterschied es gibt zwischen der Intention einer Handlung und ihrer Wirkung auf die andere Person

Vorbereitung

Macht eine Kopie von dem Abschnitt über Gewalt aus den Alter Campregeln. Bereitet einige Situationen vor, die ihr vorlesen möchtet. Im Anhang findet ihr einige Beispiele. Es macht jedoch Dauer Sinn, diese auf die Gruppe anzupassen, damit sich die Gruppengröße Teilnehmer*innen in die entsprechenden Situationen hineinversetzen können. Malt zwei Plakate, auf einem steht: „Das ist Gewalt!“ und auf dem anderen steht: „Das ist keine Gewalt!“ Die Plakate werden auf gegenüberliegenden Seiten aufgehängt.

12+ 60 Minuten 10 - 30

Schritt für Schritt Anleitung

1. Fangt an damit, dass ihr erklärt, dass ihr über das Konzept von Gewalt sprechen wollt und was alles Gewalt sein kann. Die Teilnehmer*innen werden sich entscheiden müssen, ob sie einzelne Situationen als Gewalt empfinden oder nicht. Sie müssen eine klare Entscheidung treffen. Es gibt nicht die Möglichkeit, sich als unentschieden zu bezeichnen. 2. Jetzt lest ihr nacheinander die einzelnen Situationen vor und gebt den Teilnehmer*innen etwas Zeit zum Nachdenken und zum Entscheiden. 3. Nach jeder Situation fragt ihr einige der Teilnehmer*innen auf jeder Seite, warum sie sich so entschieden haben. Es ist möglich, dass sich einige nach der Diskussion für die andere Seite entscheiden. 4. Am Ende, nachdem alle Situationen durchgegangen wurden, kommt ihr in einem Kreis zusammen und lest gemeinsam den Abschnitt aus dem Campregeln und sprecht darüber, was das konkret für den Campalltag bedeutet.

Auswertungsfragen • • • • • •

War es schwierig, sich immer eindeutig zu positionieren? Gab es bestimmte Situationen, in denen es für die Gruppe besonders schwer gewesen ist, sich zu einigen? Welche Formen von Gewalt kamen vor? (körperlich, verbal, emotional etc.) Wo würdest du die Linie zwischen einem Spaß und Gewalt ziehen? Wie sieht es eigentlich mit Sport aus? Können bestimmte Sportarten auch Gewalt ausüben? Wieso ist der Unterschied zwischen der Intention einer Handlung und ihrer Wirkung wichtig? Gab es Situationen, die geändert oder verbessert werden könnten, sodass niemand sie als gewalttätig empfindet?

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Gewaltprävention Prevention of violence Anhang: Situationen

Ein Mädchen spielt ein Kriegsspiel am Computer Im Zeltlager macht eine Gruppe von Freunden eine Wasserschlacht

An der Supermarktkasse halten zwei Mädchen Händchen. Hinter ihnen sagt ein anderes Mädchen laut: „ Bäh, das ist voll unnatürlich, können die das nicht zu Hause machen?!“.

Um einem Freund einen Streich zu spielen, verstecken ein paar andere seinen Schlafsack. Der Junge macht sich Sorgen und wird traurig.

Ein Box-Ring

Eine Gruppe beschließt „Capture the flag“ zu spielen, aber ein Junge kann nicht mitmachen, weil er ein gebrochenes Bein hat.

Ein fünfjähriges Kind will sehen, was die Mutter zu Essen kocht. Es greift nach der Pfanne als die Mutter ihm auf die Hand schlägt und sagt: „ Fass das nicht an! Du verbrennst dich sonst noch!“

Ein Junge ist zu Hause, als er eine Nachricht auf Facebook bekommt. Er Klassenkamerad schreibt ihm, dass er stinke und ihn darum nie ein Mädchen mögen wird. Er wird sauer und schmeißt einen Teller gegen die Wand. Dann, als er sich beruhigt hat, kehrt er die Scherben zusammen.

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Der Kampf um die Orange Ziele • • •

Gemeinsam überlegen, wie es zu Gewalt kommen kann Besprechen, warum es in Konfliktsituationen nötig ist miteinander zu sprechen Strategien zur Konfliktlösungen beraten

Material 1 Orange

Schritt für Schritt Anleitung

Alter

8 - 13

Dauer

30 Minuten

Gruppengröße 4 - 24 1. Teilt die Teilnehmenden in zwei Gruppen. Gruppe A muss draußen warten. Erzählt Gruppe B, dass ihr Ziel sei, die Orange zu bekommen, weil sie aus ihrem Saft Orangenlimonade machen müssen 2. Dann geht ihr zu Gruppe B und sagt ihnen, dass sie die Orange bekommen müssen, weil sie ihre Schale brauchen, um Orangenkuchen zu backen. 3. Bringt nun beide Gruppen zusammen und sagt ihnen, dass sie sich jeweils nebeneinander in einer Linie der anderen Gruppe gegenüber setzen sollen. 4. Nun erklärt, dass sie drei Minuten Zeit haben, um zu bekommen, was sie brauchen. Macht deutlich, dass sie ohne Gewalt an ihr Ziel kommen müssen. Dann platziert ihr die Orange in der Mitte. 5. Wie die Gruppen mit der Situation umgehen werden, ist eine Überraschung. Manchmal einigen sich die Gruppen darauf, die Orange zu halbieren. In manchen Fällen verhandeln die Gruppen gar nicht miteinander. Und manchmal diskutieren die Gruppen zu ausführlich, bis sie feststellen, dass sie jeweils einen anderen Teil der Orange brauchen. Ihr dürft nicht einschreiten. Nach drei Minuten beendet ihr die Situation.

Auswertungsfragen • • • • • • •

Hat eure Gruppe bekommen, was sie brauchte, bevor die Zeit um war? Was ist aus dem Konflikt um die Orange geworden? Was habt ihr getan, um dieses Ergebnis zu erreichen? Was hättet ihr anders machen können? Warum ist es wichtig für Konfliktparteien miteinander zu sprechen, um Konflikte zu lösen? Sprechen Menschen immer miteinander, wenn es einen Konflikt gibt? Warum nicht? Wollen in einem Konflikt immer beide Seiten dasselbe? Habt ihr schon einmal eine ähnliche Situation erlebt? Was war das Ergebnis?

Tipps für Teamende

Nach Ablauf der Zeit entfernt die Orange, oder das was von ihr übrig ist, um eine weitere Ablenkung während der Auswertung zu verhindern. Während der drei Minuten solltet ihr nicht versuchen, das Ergebnis der Verhandlungen zu beeinflussen, jedoch passt auf, dass niemand Gewalt anwendet, um das Gruppenziel zu erreichen.

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„NEIN” ZU RASSISIMUS UND NATIONALISMUS

Aus den Campregeln: Wir tolerieren keine antisemitischen, islamophoben, xenophoben, rassistischen und antisemitischen Taten und Worte. Das IFM-Camp ist kein Platz für Nationalfahnen. Wir sind Internationalist*innen und alle Teil der internationalen Falkenbewegung. Wir repräsentieren uns selbst und unsere Organisationen, aber nicht unsere Regierungen und Länder. Auf dem IFM-Camp werden Gruppen aus der ganzen Welt, mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, Sitten und Regeln sein. Es ist zur Kenntnis zu nehmen, dass wir alle unterschiedlich sind und Dinge auf verschiedene Arten und Weisen tun, aber genauso wichtig ist es, dass Menschen nicht auf die Kultur reduziert werden, von der wir denken, dass sie diese repräsentieren. Obwohl unsere Organisationen viele Gemeinsamkeiten haben, kann es Irritationen darüber geben, wie sich andere Organisationen im Camp verhalten. Seid neugierig, stellt Fragen und nehmt dieses Camp als Möglichkeit voneinander zu lernen anstatt sich zu streiten!

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Wir alle mögen wehende Fahnen über unseren Zelten und wir alle möchten zeigen, wozu wir gehören. In unsere Bewegung machen wir das, indem wir die Fahnen unserer Organisationen oder die Regenbogenfahne mitbringen. Wir repräsentieren unsere Organisation und unsere lokale Gruppe, aber keine Staaten und Regierungen, denn mit denen sind wir seltener einverstanden als nicht einverstanden. Dies zeigen wir, indem wir alle Nationalfahnen zu Hause lassen. Außerdem diskutieren wir über Politik, ohne dass wir andere Teilnehmende dafür angreifen, was ihre Regierung tut, denn sehr wahrscheinlich sind die Positionen der jeweiligen Regierung nicht die der jeweiligen Organisationen oder Personen. Benutzt folgende Methoden, um die Themen Rassismus, Nationalismus und interkulturelles Lernen in eure Gruppen zu tragen.


Twitter Biographien Ziele • •

Die Teilnehmenden verstehen das Konzept „Nationalismus“. Die Teilnehmenden überlegen, warum Nationalismus für einige Gruppen oder Einzelpersonen auf dem Camp wichtiger sein könnte als für andere.

Materialien

Stifte und Papier

Alter

13+

Schritt für Schritt Anleitung

Dauer

20 Minuten

1. Fragt die Teilnehmenden, ob sie Twitter oder ein anderes Gruppengröße egal soziales Netzwerk nutzen, in dem man eine „Mini-Biographie“ über sich selbst verfassen kann. 2. Bittet die Teilnehmenden sich 5 Minuten Zeit zu nehmen und darüber nachzudenken, was sie in einer TwitterBiographie über sich schreiben würden. Die Teilnehmenden sollen sich 5 Schlagworte ausdenken, die ihre Identität oder etwas anderes, das für sie wichtig ist, beschreiben. 3. Kommt wieder mit allen Teilnehmenden zusammen um zu reflektieren und darüber zu reden, was die Teilnehmenden aufgeschrieben haben. Wenn die Teilnehmenden möchten, können sie ihre 5 Schlagworte der Gruppe vorstellen. 4. Am Ende erklärt ihr die Campregel, dass Nationalfahnen nicht erlaubt sind und dass wir unsere Organisation und uns selbst repräsentieren.

Auswertungsfragen • • • • • • • • • •

War es einfach, sich 5 wichtige Worte, die eure Identität beschreiben, zu finden? Welche Worte habt ihr für eure Twitter-Biographie benutzt? Habt ihr in der Gruppe viele Gemeinsamkeiten? Beschreiben die Schlagworte auch, wie sich eure Identität in verschiedenen Situationen verändert? Sind manche Teile eurer Identität wichtiger als andere? Hat jemand von euch seine*ihre Nationalität als wichtigen Teil der Identität aufgeschrieben? Wenn die Nationalität für unsere Identität unwichtig ist, welche anderen Dinge sind dann wichtig? Wenn die Nationalität ein wichtiger Bestandteil unserer Identität ist, warum ist das so? Könnt ihr euch einzeln 5 Worte ausdenken, die die Identität eurer Nation oder eures Staates beschreibt? Ist es möglich, das so zu verallgemeinern, wo doch so viele Individuen in diesen Ländern leben? Warum ist es wichtig, das Konzept „Nationalismus“ und seine Wichtigkeit für verschiedene Gruppen auf einem internationalen Camp zu hinterfragen? Was könnten unterschiedliche Standpunkte von Menschen aus imperialistischen Ländern und aus ehemaligen Kolonien zu Nationalismus sein? Warum?

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No tozuracism and nationalism Nein Rassismus & Nationalismus Planet der Aliens Ziele • •

Die Teilnehmenden denken darüber nach, dass Interkulturalität ein möglicher Auslöser für Konflikte ist. Die Teilnehmenden erkennen die Wichtigkeit von Kommunikation und Dialog beim Schlichten von Streits.

Materialien • • • • • • • • • •

5 Pappstücke Alter 13+ 1 Schere 2 Klebestifte Dauer 60 Minuten 2 Lineale 5 Stifte Gruppengröße 12+ einige alte Zeitungen die Geschichte (Anhang 1) Rollenkarten für die drei Gruppen und Hinweise für die unsichtbaren Aliens (Anhang 2 und 3) Notizblöcke o.ä. für die unsichtbaren Aliens ein Wasserbecher für jede teilnehmende Person und Wasser zum nachfüllen

Vorbereitung

Arrangiert die Werkzeuge um Schutzräume zu bauen in der Mitte des Raumes. Benutzt nur die oben angegebenen Materialien!

Schritt für Schritt Anleitung

1. Lest den Teilnehmenden die Geschichte vor. 2. Teilt die Teilnehmenden in vier Gruppen ein. Drei Gruppen repräsentieren Aliens von verschiedenen Planeten und bekommen entsprechende Rollenkarten. Die vierte Gruppe repräsentiert unsichtbare Aliens, die bereits auf dem Planeten leben. Sie beobachten die anderen Gruppen und notieren ihre Beobachtungen. 3. Teilt die Rollenkarten und die Beobachtungsaufträge für die unsichtbaren Aliens aus und bittet die Gruppen, ihre Rollenkarten zu lesen und gemeinsam zu besprechen. Sie können gemeinsame Verhaltensweisen und Rituale festlegen, sich eine Flagge o.ä. basteln, wenn es ihnen dabei hilft, sich in ihre Rolle hineinzuversetzen. 4. Bittet die Gruppen nach 10 Minuten, einen Schutzraum zu bauen. Dafür haben sie 15 Minuten Zeit. 5. Wenn sie damit fertig sind, bittet sie darum, in ihren Gruppen die folgenden Fragen zu diskutieren (dabei bleiben sie in ihrer Rolle!). Wenn ihr mehrere Tipps für Teamende Teamende habt, könnt ihr euch auch den Gruppen Es ist wichtig sich darüber im Klaren zu sein, dass die zuordnen und die Diskussion moderieren. Die erfundenen Kulturen als unterschiedliche nationale Stereounsichtbaren Aliens teilen sich auf die Gruppen auf. type gelesen werden können. Ihr solltet sensibel auf Ste• Wie hat es sich angefühlt, einen Schutzraum zu reotype und Respekt während der Reflexion achten. bauen? Ihr könnt die Geschichte so kreativ wie ihr mögt vorstel• Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden? len, damit wirklich jede*r sich in das Szenario einfinden • Wie ist das aufbauen gelaufen? kann. Ihr könnt euch verkleiden, Töne benutzen oder einen • Habt ihr euch zu jeder Zeit respektiert gefühlt? berühmten Science-Fiction-Autor darstellen. Es gibt keine Wann habt ihr euch nicht respektiert gefühlt? Grenzen für eure Kreativität um diese Methode spaßig und unvergesslich zu gestalten.

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• •

Was denkt ihr über die Eigenschaften der Aliens von den anderen Planeten? Bittet die Gruppen in einen großen Kreis und teilt die Diskussionsverläufe der einzelnen Gruppen miteinander. Dann bittet ihr die Teilnehmenden sich zu schütteln, um ihre Rolle abzuschütteln und wieder sie selbst zu werden. Macht deutlich, dass das Rollenspiel jetzt vorbei ist.

Auswertungsfragen • • • • • • •

Wie habt ihr euch in eurer Rolle gefühlt? An die unsichtbaren Aliens: Was denkt ihr über den Prozess? Was habt ihr beobachtet? War es einfach oder schwierig zusammen zu arbeiten? Warum? Was hättet ihr im Rückblick besser machen können bei der Zusammenarbeit? Glaubt ihr, dass diese Situation realistisch ist? Habt ihr schon einmal von ähnlichen Situationen gehört oder wart ihr sogar schon einmal in einer ähnlichen Situation? Glaubt ihr, dass es möglich ist, friedlich mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu leben? Was sind eurer Meinung nach die Gründe dafür, dass manche Menschen nicht friedlich mit Anderen zusammenleben möchten?

Anhang 1: Die Geschichte

Ein Raumschiff wird in einem Meteoritenhagel beschädigt und muss deswegen auf einem unbewohnten Planet notlanden. Ihr, eine Gruppe Aliens, verlasst nach der Notlandung das Raumschiff und erkundet langsam und vorsichtig den Planeten. Nachdem ihr euch einige Meter von eurem Raumschiff entfernt habt bemerkt ihr, dass ihr nicht alleine seid: Es sind auch andere Aliens da, die gerade ihre Raumschiffe verlassen, sich auf dem staubigen Planeten umsehen und unsicher herumlaufen. Es scheint, als wären auch zwei andere Raumschiffe im Meteoritenhagel beschädigt und dadurch zur Notlandung gezwungen worden. Alle drei Gruppen beginnen damit, den Planeten zu erkunden und herauszufinden, wie man am besten überleben kann, bis man geborgen wird. Die Landschaft des Planeten ist sehr bergig und es scheint nur einen Ort zu geben, an dem Leben möglich ist. Ihr und die anderen Aliens bemerken schnell, dass man sich diesen Ort teilen muss, damit man überleben kann. Aufgrund der abgelegenen Lage des Planeten ist es schwierig zu sagen, ob die Bergung in naher Zukunft stattfinden wird. Nahrung zu finden scheint jedoch kein Problem zu sein: Es gibt viele verschiedene Früchte, die an lustig anzusehenden Bäumen wachsen und alle möglichen fremdartigen Tiere, die man jagen kann. Aber es ist kalt, windig und staubig und ihr alle friert. Das Wetter ist sehr unbeständig und ändert sich von einem Moment auf den anderen, vor allen Dingen regnet es viel und sehr stark. Deswegen ist klar, dass schnellstmöglich ein Schutzraum gebaut werden muss. Es liegt auch etwas Material dafür herum, wahrscheinlich von einer Hütte, die von vormaligen Aliens gebaut wurde, aber es ist klar, dass man daraus nur eine Schutzunterkunft bauen kann und deshalb alle Aliens zusammenarbeiten und den Schutzraum miteinander teilen müssen.

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Nein zu Rassismus & Nationalismus Rollenkarte: Die Aliens vom Planeten Smilia

Auf Smilia wird Höflichkeit und Harmonie großgeschrieben. Ihr mögt keine Konflikte und Streits empfindet ihr als extrem unhöflich. Deswegen kennt ihr auch das Wort „Nein“ gar nicht. Ihr lächelt andere Aliens immer an, selbst wenn ihr sie eigentlich nicht leiden könnt. Wenn ihr mit anderen zusammenarbeitet und euch jemand fragt, ob ihr eine Aufgabe übernehmt, die ihr nicht übernehmen wollt, sagt ihr immer „Ja“ und findet hinterher einen Weg, diese Arbeit nicht zu erledigen. Smilia ist ein sehr religiöser Planet. Dies bedeutet, dass ihr in eurem Alltag sehr oft betet. Alle drei Minuten unterbrecht ihr alle eure Tätigkeiten, findet euch zusammen und betet die Sonne an. Dabei sitzt ihr zusammen und pfeift. Nach dem Gebet muss man sich die Hände waschen. Die Smilianer*innen reiben zur Begrüßung ihre Beine aneinander. Wenn man sich unterhält, berührt man sich immer mit den Füßen oder den Beinen. Man berührt sich nicht an Stellen oberhalb der Hüfte, deswegen sind Berührungen an der Schulter, am Kopf, an den Händen und an den Armen verboten. Ihr habt sehr strenge Regeln bei der Benutzung von Werkzeugen. Karton und Scheren sind männlich und dürfen deswegen nicht von weiblichen Aliens benutzt werden. Lineale und Stifte sind weiblich und dürfen nicht von männlichen Aliens benutzt werden. Kleber darf von beiden Geschlechtern genutzt werden. Die Smilianer*innen sind berühmt für die wunderbare Innendekoration ihrer Häuser und für ihre Gemälde. Dieses Verhalten ist für euch ganz natürlich, deswegen könnt ihr es Fremden nicht erklären. Jetzt habt ihr 10 Minuten Zeit, euch auf eure Rolle vorzubereiten. Übt schon mal euer „typisches“ Verhalten! Außerdem ist es wichtig, dass ihr alle ein gemeinsames Erkennungsmerkmal für euren Planeten habt (z.B. durch Kleidung, Frisuren, …).

Rollenkarte: Die Aliens vom Planeten Turtelina

Auf Turtelina sind Freundschaft und Fürsorge sehr wichtige Werte. Ihr zeigt jederzeit eure Gefühle und Gefühle sind das zentrale Thema all eurer Gespräche. Euer Gesichtsausdruck und eure Gesten zeigen immer, was ihr fühlt. Ihr berührt euch andauernd. Wenn ihr mit anderen Aliens sprecht, haltet ihr deren Ohr fest. Außerdem steht ihr sehr nah beieinander während ihr redet. Ein größerer Abstand als 30cm wird von euch als extrem unhöflich empfunden. Um andere Aliens zu grüßen, haltet ihr die Hand auf euer Herz. Alles um das Thema Geschlechtsverkehr ist für euch ein Tabu und wird als sehr beleidigend empfunden. Ihr lasst euch gerne Zeit und seid niemals in Eile. Wenn ihr mit Anderen zusammenarbeitet, wollt ihr erst einmal eine angenehme Atmosphäre schaffen. Deswegen fragt ihr alle anderen, wie es ihnen geht und erzählt ihnen von euren Gefühlen. Es wird als extrem unhöflich empfunden, wenn man jemand Anderen beim Reden unterbricht. Wenn ihr von anderen Aliens unterbrochen werdet, fühlt ihr euch sehr zurückgewiesen und reagiert extrem emotional. Turtelina ist für seine runden und sehr bunten Häuser bekannt. Die Häuser werden deswegen rund gebaut, weil sie für euch Freundschaft und Harmonie symbolisieren. Dieses Verhalten ist für euch ganz natürlich, deswegen könnt ihr es Fremden nicht erklären. Jetzt habt ihr 10 Minuten Zeit, euch auf eure Rolle vorzubereiten. Übt schon mal euer „typisches“ Verhalten! Außerdem ist es wichtig, dass ihr alle ein gemeinsames Erkennungsmerkmal für euren Planeten habt (z.B. durch Kleidung, Frisuren, …).

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Rollenkarte: Die Aliens vom Planeten Coldonia

Auf Coldonia sind Intelligenz und harte Arbeit sehr hoch angesehen. Aliens von anderen Planeten halten euch für kaltherzig, aber ihr haltet euch für ziemlich erfolgreich und rühmt euch vor allem für eure Effizienz. Ihr redet nicht über Gefühle. Viel lieber mögt ihr intellektuelle Debatten und logische Argumente. Das Zeigen von Gefühlen haltet ihr für kindisch. Selbstkontrolle ist für euch eine sehr wichtige Eigenschaft. Für euch ist Religion etwas Dummes und eine Zeitverschwendung. Ihr grüßt andere Leute indem ihr ihnen tief in die Augen seht. Abstand ist euch Coldonianer*innen sehr wichtig. Deswegen berührt ihr andere Leute während eines Gespräches nicht und mögt es auch nicht, von anderen berührt zu werden. Das Berühren anderer wird bei euch nur zur Einladung zum Geschlechtsverkehr praktiziert. Geschlechtsverkehr ist bei euch nicht mit viel Moral verbunden und wird häufig zur Entspannung und als körperliche Aktivität ausgeübt. Ihr benutzt wenige Gesten, euer Rücken ist immer durchgedrückt und ihr bleibt in jeder Situation ruhig und gelassen. Für euch ist es normal, andere Aliens jederzeit zu unterbrechen, wenn ihr irgendetwas braucht. Für Aliens aus Coldonia ist es sehr wichtig, andere Aliens zu belehren und sie dazu zu trainieren, ebenso effizient und erfolgreich zu werden wie ihr es seid. Wann auch immer ihr die Gelegenheit habt, jemanden zu belehren, macht ihr es auch. Dieses Verhalten ist für euch ganz natürlich, deswegen könnt ihr es Fremden nicht erklären. Jetzt habt ihr 10 Minuten Zeit, euch auf eure Rolle vorzubereiten. Übt schon mal euer „typisches“ Verhalten! Außerdem ist es wichtig, dass ihr alle ein gemeinsames Erkennungsmerkmal für euren Planeten habt (z.B. durch Kleidung, Frisuren, …).

Hinweise für die unsichtbaren Aliens

Ihr seid unsichtbare Aliens, die auf diesem Planeten leben und die neugierig die neuangekommenen Aliens beobachten. Ihr mischt euch nicht ein, aber ihr notiert euch all eure Beobachtungen, damit ihr später euren Freund*innen davon berichten könnt. Während sich die Gruppen vorbereiten, denkt über folgende Fragen nach und beantwortet sie anhand eure Beobachtungen und Notizen: • Wie haben die Gruppen sich in eure neue Kultur eingefunden? • Wie „üben“ sie ihre Kultur „aus“? • Habt ihr den Eindruck, dass sie ihre neue Kultur akzeptieren? Konzentriert euch auf Folgendes während der Schutzraum gebaut wird: • Wie arbeiten die verschiedenen Aliengruppen zusammen? Wie gehen sie miteinander um und wie kommunizieren sie miteinander? • Was sind Probleme und Herausforderungen bei der Zusammenarbeit? • Wie versuchen die Gruppen diese Herausforderungen zu bewältigen?

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Nein zu Rassismus & Nationalismus Das Kaninchen und der Hase Ziele • •

Die Teilnehmenden werden dafür sensibilisiert, wie Vorurteile funktionieren Die Teilnehmenden überlegen, wie man Vorurteile überwinden kann

Schritt-für-Schritt Anleitung

Alter

6-9

1. Erzählt der Gruppe die Geschichte vom Kaninchen und Dauer 60 Minuten vom Hasen (Anhang 1) 2. Dann bildet ihr Kleingruppen. In den Kleingruppen sollen Gruppengröße 5+ die Teilnehmenden sich ein Ende für die Geschichte ausdenken. Stellt dafür folgende Fragen: • Was denken der Hase und das Kaninchen jetzt? Wie fühlen sie sich? • Wie würde es sein, wenn sie sich nochmal treffen? Wie würden sie sich fühlen? • Was glaubt ihr, machen die beiden morgen? Wie werden ihre Familien darauf reagieren? • Wie könnte die Geschichte zu Ende gehen? 3. Die Kleingruppen sollen im Idealfall selber entscheiden, wie sie ihr Ende der Geschichte präsentieren. Sie können eine*n Erzähler*in benennen, das Ende vorspielen, es malen oder es gemeinsam erzählen. Bei manchen Gruppen könnte es einfacher sein, wenn ihr ihnen vorgebt, wie sie ihr Ende präsentieren. 4. Kommt wieder zusammen und lasst die Gruppen ihre Enden präsentieren.

Auswertungsfragen • • • • • • •

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Welches Ende hat euch am besten gefallen? Warum? Gab es mehr gute oder mehr schlechte Enden der Geschichte? Warum habt ihr euch für ein gutes/für ein schlechtes Ende der Geschichte entschieden? Glaubt ihr, dass die Enden realistisch sind? Wart ihr schon einmal in der Situation, dass andere Menschen blöde Bemerkungen über eure Freund*innen gemacht haben? Wenn ja, wie habt ihr reagiert? Warum denkst du haben die Menschen Vorurteile über eure Freund*innen? Wie kann man anderen Menschen zeigen, dass seine*ihre Freund*innen nicht so sind wie sie es ver-


Anhang: Die Geschichte vom Kaninchen und vom Hasen Vor langer, langer Zeit lebte eine Hasenfamilie in einem weit entfernten, grünen Wald. Eines Morgens ging der jüngste Hase, Navi, im Wald spazieren, ganz weit von dem Waldstück seiner Familie weg. Er suchte immer nach den frischsten und leckersten Löwenzahnblättern zum Fressen. An einer alten Eiche entdeckte er das wunderbarste Feld voller Löwenzahn und er begann sofort, die Blätter zu mümmeln und die Sonne zu genießen. Plötzlich hörte er es in einem Busch hinter sich rascheln. Navi reckte seine langen Ohren in die Höhe, denn er hatte Angst, dass im Busch ein gefährliches Raubtier war. Überraschenderweise kam aus dem Busch eine kleine weiße Kreatur, die ihm ziemlich ähnlich sah, obwohl sie deutlich kleinere Ohren und einen kleineren Schwanz hatte. „Hallo“, sagte Navi. „Wer bist du?“ „Ich bin Fanni, das kleine Kaninchen!“, sagte Fanni. „Und was für ein Tier bist du?“ „Ich bin ein Hase!“, antwortete Navi. Die beiden spielten viele Stunden zusammen, erzählten sich Geschichten und sie merkten, dass sie sich ziemlich ähnlich waren. Sie sprachen fast gleich und sie liebten dieselben Snacks – und ganz besonders frischen Löwenzahn! Navi kehrte froh und glücklich in seinen Bau zurück und erzählte seinen Brüdern von seiner neuen Freundin. „Ein Kaninchen?“, fragten seine Brüder schockiert. „Wie kannst du nur? Du bist ein achtbarer Hase, der Nachkomme einer ehrenwerten Familie und du hast mit einem erbärmlichen Kaninchen zu tun? Die sind alle faul, gefräßig und machen jedes Land, das sie betreten, kaputt!“ „Aber Fanni ist ein sehr nettes Kaninchen!“ sagte Navi. „Haha, du bist so gutgläubig, lass dich nicht für dumm verkaufen! Die tun alle nur so. Sobald sie kann, wird sie dir alles Fressen wegfressen. Hoffentlich ist sie dir nicht hierher gefolgt. Das hat uns gerade noch gefehlt – eine Kaninchenplage!“ In Fannis Bau war die Stimmung ähnlich. „Ein Hase? Das dreckigste und betrügerischste Tier im ganzen Wald. Da hast du dir ja einen tollen Freund gemacht! Wie kann ein gebildetes und wohlerzogenes Kaninchen wie du mit dem Trottel des Waldes zu tun haben?“, sagte ihr Vater wütend. „Aber Navi ist unglaublich nett und kein bisschen dreckig!“ „Du wirst ihn nie wieder sehen! Wahrscheinlich hat er Zecken und steckt dich an!“

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Nein zu Rassismus & Nationalismus Zwischen den Kulturen? Ziele • • •

Das Reflektieren eigener Vorurteile vor, während und nach dem Camp Diversität wertschätzen Das Reflektieren über Herausforderungen interkultureller Kommunikation und Kooperation

Schritt-für-Schritt Anleitung

Alter

15+

1. Zu Beginn sollen alle Teilnehmenden ein Selbstportrait malen und dann verschiedene Dinge um das Portrait zeichnen Dauer 45 - 60 Minuten oder schreiben, die die einzelnen Teilnehmenden definieren. 5 - 30 Das können Aussagen/Dinge sein wie z.B. „ich bin eine Frau“, Gruppengröße „ich spiele Basketball“, „ich liebe Rap“, „ich bin extrovertiert“, „ich mag Pizza“… Erklärt, dass niemand diese Zeichnungen den Anderen vorstellen muss. Gerne könnte ihr coole Hintergrundmusik während des Malens laufen lassen. 2. Nach 15 Minuten sollen sich die Teilnehmenden ihr Selbstportrait ansehen und darüber nachdenken, mit wem sie die unterschiedlichen Dinge gemeinsam haben – mit ihrer Familie, ihren Freund*innen, ihrer Organisation, Menschen aus dem selben Land… 3. Danach kommen alle zusammen und ihr bittet die Teilnehmenden zu erzählen, welche Sache für sie die wichtigste ist und mit wem sie diese gemeinsam haben. 4. Fragt, welche der Sachen Teil ihrer „Kultur“ sind, und ob diese Kultur eine Kultur ihrer Nation oder ihrer Organisation sind. 5. Dann könnt ihr das „Eisbergmodell der Kultur“ vorstellen und fragen, welche Elemente der Kultur man einfach sehen kann und welche eher verborgen sind (siehe unten). 6. Danach stellt ihr verschiedene Aussagen zu verschiedenen Aspekten von Kultur zur Diskussion. Die Teilnehmenden müssen sich positionieren, ob sie mit der Aussage einverstanden sind oder nicht, in dem sie sich im Raum positionieren (Barometer). Man darf dabei nicht in der Mitte stehen. Ihr könnt fragen, ob jemand ihren*seinen Standpunkt erklären möchte. Wenn Menschen die Seite wechseln wollen, weil sie ein Argument überzeugt, können sie das gerne tun. ●Mögliche Aussagen sind: Ich habe mehr mit jungen Menschen aus anderen Ländern gemeinsam als mit alten Menschen aus meinem Land. • So etwas wie eine nationale Kultur gibt es nicht. • Wir müssen alle Kulturen respektieren. • Manche Kulturen sind fortschrittlicher als andere. • Kultur muss geschützt werden. • Wenn man in ein anderes Land zieht, muss man sich der Kultur dort anpassen.

Auswertungsfragen • • •

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Welche Teile deiner Kultur – persönlich, national oder deiner Organisation – möchtest du während des Camps mit anderen teilen? Gibt es Teile deiner Kultur, die du auf keinen Fall während des Camps mit anderen teilen möchtest? Welche kulturellen Unterschiede erwartest du auf dem IFM-Camp? (Hier könnt ihr die Antworten notieren und sie während oder nach dem Camp mit den Teilnehmenden reflektieren). Hat irgendwas euren Erwartungen widersprochen?


Anhang: Eisbergmodell von „Kultur“

Sichtbare Kultur

Essen, Kunst, Tanz, Sprache, Traditionen

Unsichtbare Kultur Glauben, Werte, Weltsichten

Gemeinsame Menschlichkeit

Wie wir lieben, lachen und weinen, Würde und Bedeutung im Leben suchen.

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Nein zu Rassismus & Nationalismus Weltlager Ziele • • •

Reflektion von Vorurteilen die wir gegenüber anderen Menschen haben. Nachdenken über Inklusion und Exklusion. Diskutieren darüber, wie wir andere Teilnehmer*innen auf dem Zeltlager wahrnehmen und wie wir Freundschaften schließen

Materialien

• Liste der Camper*innen (Anhang) • Papier und Stifte

Schritt-für-Schritt Anleitung

Alter

8+

Dauer

30 Minuten

Gruppengröße

6 - 30

1. Erkläre zunächst, dass wir alle ein ausgedachtes Zeltlager mit vielen verschiedenen Menschen aus der ganzen Welt besuchen. 2. Verteile die Liste der Camper*innen an alle und lest diese gemeinsam. 3. Jetzt soll jeder 3 Personen von der Liste auswählen mit denen er/sie sein Zelt teilen möchte. Sie sollen diese Entscheidung eigenständig treffen, ohne sich mit anderen zu beraten. 4. Im Anschluss sollen sie sich in Gruppen von 3-5 Personen zusammentun und ihre Listen austauschen. Sie sollen sich vorstellen, sie seien auf einem kleinen Zeltlager mit 4 Zelten in die jeweils 4 Personen passen. Basierend auf ihren eigenen Listen sollen sie entscheiden wer mit wem im Zelt schläft (sich selbst dürfen sie nicht vergessen miteinzuplanen). 5. Im letzten Schritt kommen alle zusammen und legen ihre Bilder/Skizzen auf den Boden oder hängen diese an eine Wand, damit jeder sie sehen kann.

Auswertungsfragen • • • • •

War es schwierig die drei Kinder auszuwählen mit denen du dein Zelt teilst? Warum bzw. Warum nicht? Hast du Kinder ausgewählt von denen du glaubst, sie seien dir ähnlich oder anders als du? Gab es Kinder die häufiger ausgewählt wurden als andere? Weshalb? Gab es Kinder die überhaupt nicht ausgewählt wurden? Warum nicht? Wenn du über die Kinder nachdenkst, die von niemanden ausgewählt worden sind – wie glaubst du fühlen sie sich? • Welche Dinge kannst du mit den Kindern die du ausgesucht hast unternehmen oder besprechen? • Welche Dinge kannst du mit den Kindern unternehmen oder besprechen, die nicht ausgewählt worden sind? Schließe die Aufgabe damit ab, dass die Teilnehmenden viele Kinder auf dem IFM-SEI Zeltlager treffen werden die den (Beispiel-)Kindern auf der Liste gleichen – zunächst wirkt es so, als seien sie sehr unterschiedlich; aber es gibt tatsächlich viele Dinge die ihr zusammen unternehmen und voneinander lernen könnt.

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Anhang: Liste der Camper*innen

Ein Kind mit gebrochenem Bein und Krücken

Ein Roma Kind mit einem goldenen Ohrring

Ein deutsches Kind mit roten Haaren und Sommersprossen

Ein indisches Kind mit einem Kung-Fu T-Shirt

Ein dickes finnisches Kind

Ein schüchternes Kind aus Tschechien

Ein schwarzes Kind aus dem Vereinigtes Königreich

Ein Kind mit starken Brillengläsern und vielen Pickeln

Ein blindes Kind mit einem Taststock

Ein Kind aus England in Schuluniform

Ein senegalesisches Kind mit einem T-Shirt auf dem ein Totenkopf abgebildet ist

Ein bolivianisches Kind in traditioneller Kleidung

Ein Kind, das in Zeichen- Ein Kind aus Palästina, das Ein blondes Kind, das sehr sprache kommuniziert nur einen Arm hat korrekt spricht

Ein Kind, das die gleiche Jacke an hat wie du

Ein Kind, das gerade seinen mp3-Spieler benutzt

Ein israelisches Kind, das ein Blauhemd trägt

Ein Kind aus Kamerun, das ein extravagantes Kleid oder schicken Anzug trägt

Ein Kind aus deinem Heimatland, das nicht besonders klug zu sein scheint

Ein Kind ohne Haare

Ein Kind mit sehr lauter Stimme, das Arabisch spricht

Ein Kind mit schmutziger Kleidung, das nur Französisch spricht

Ein Kind, das fünf verschiedene Sprachen spricht

Ein Kind, das sehr teure Kleidung anhat

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GESCHLECHTERREFLEKTIERTE ERZIEHUNG

IFM-SEI ist eine feministische Organisation und eines unserer Ziele ist es, Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in unserer Gesellschaft und in unseren eigenen Organisationen kritisch zu hinterfragen. Auf dem IFM-SEI Zeltlager vertreten wir den Ansatz einer “geschlechterreflektierte(n) Erziehung” ,die wird auf verschiedene Arten im Zeltlager gelebt. Der Begriff “Gender” bezeichnet die soziale Festschreibung eines Individuums aufgrund des biologischen Geschlechts, welche bereits vor der Geburt beginnt und das tägliche Leben jedes Individuums beeinflusst. Eine geschlechterreflektierte Pädagogik steht in Verbindung zur feministischen Kritik an der Gesellschaft und ist eine Methode das herrschende Patriarchat und die Heteronormativität zu durchbrechen.

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Während des Zeltlagers werden wir einen “safe space” für Frauen* und Mädchen im Frauen* und Trans* Bereich einrichten. Wir betonen, dass Mädchen und Jungen ihre Schlafzelte teilen können. Wir durchbrechen genderbedingte Hierarchien indem wir über die sozialen Unterschiede zwischen Frauen* und Männern* mit den Teilnehmer*innen diskutieren. Wir “empowern” Jungen sich gegen den sozialen Druck zu wehren, der Überlegene zu sein und ermutigen Mädchen laut zu sagen, dass sie gleich viel “wert” sind wie andere. Hier findest du einige Ideen wie du dich auf das Thema mit deiner Gruppe vorbereiten kannst bevor ihr ins Zeltlager fahrt:


Blinde Kämpfer*innen Ziele • •

Zu lernen, dass Geduld und eine ruhige Annäherung in Situationen der angemessene und erfolgreiche Weg ist, um Herausforderungen zu meistern Den Druck auf Jungen* verringern sich als überlegen zu positionieren.

Materialien •

2 Augenbinden

Schritt für Schritt Anleitung

Alter

für jedes Alter

Dauer

45 Minuten

1. Verbinde zwei Personen die Augen und führe sie Gruppengröße zu gegenüberliegenden Seiten des Raums. 2. Erkläre ihnen die Aufgabe: Die andere Person ist zu berühren (nicht zu schlagen!), ohne selbst berührt zu werden. 3. Alle anderen Teilnehmer*innen schauen sehr leise zu. 4. Sobald eine Person die andere berührt hat ist das nächste Paar an der Reihe. 5. Wenn alle an der Reihe waren, kommt für eine Nachbesprechung zusammen.

egal

Auswertungsfragen • • • •

Wie war die Übung für dich? Welche Arten von Strategien wurden angewandt? War es schwierig die Anspannung auszuhalten? Wie haben sich die Zuschauer gefühlt während sie die Personen beobachtet haben?

Tipps für Teamende

Besonderheit: enthält Körperkontakt, Vertrauen und Bewegung. Für die Zuschauer ist es manchmal schwierig ruhig zu bleiben. In dieser Übung sind die erfolgreicher die ruhig und geduldig sind. Diese Tatsache wird besonders hervorgehoben wenn die Übung mit einer reinen Jungengruppe durchgeführt wird.

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Geschlechterreflektierte Erziehung Gender reflective education Kämpfen mit Regeln Ziele • • • •

Die Regulierung und der Umgang mit Aggression. Raum zu schaffen für eine “harmlose” Art des Kampfes. Männlich sozialisierte Personen sollen lernen die Situation anderer Teilnehmer*innen zu berücksichtigen und ihre eigenen körperlichen Grenzen erkennen. Weiblich sozialisierte Menschen sollen ihre eigene Stärke erfahren und es soll ihnen ein Ort eingeräumt werden indem sie in einem regulierten Umfeld kämpfen können.

Materialien

• Schwimm-Nudeln oder andere gut gepolsterte “Waffen”

Schritt für Schritt Anleitung

Alter

für jedes Alter geeignet

Dauer

1,5 bis 3 Minuten pro “Kampf”

Gruppengröße

egal

1. Markiere einen Kreis mit einem Durchmesser von circa drei Metern. 2. Frage zwei Teilnehmer*innen die sich freiwillig melden, die Übung als erste zu absolvieren. Die beiden sollen sich gegenüber stehen, jede mit einer Schwimm-Nudel in der Hand. Innerhalb der nächsten 1,5 – 3 Minuten dürfen sich die beiden mit den Schwimm-Nudeln schlagen unter Einhaltung der folgenden Regeln: • Es darf nur auf die Hüfte oder die Schulter gezielt werden. • Für jeden Treffer auf die Hüfte oder Schulter erhält die Teilnehmer*in einen Punkt. • Wenn eine andere Stelle des Körpers getroffen wird, dann wird ein Punkt abgezogen. • Das Spiel kann jederzeit mit den Worten “Stop” oder “Nein” durch die Teilnehmenden abgebrochen werden. • Wenn die andere Person nicht auf den “Stop”/”Nein”-Ruf des/der Kontrahent*en*in reagiert und weiter zuschlägt, verliert dieser automatisch das Spiel und der/die Teamer*in beendet die Runde sofort.

Auswertungsfragen • • • • •

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Wie war es die andere Person zu schlagen? Wie war es von der anderen Person geschlagen zu werden? Wie hat sich diese Übung von einer echten Kampfhandlung unterschieden? Was hat dir gefallen? Was hat dir nicht gefallen? Ihr könnt auch Details spezifischer Situationen besprechen – Warum hast du dich in dem Moment so verhalten?


Typisch Junge, typisch Mädchen? Ziele • • •

Jungen* und Mädchen* zu ermutigen Geschlechterrollen zu überdenken. Geschlechterstereotypen herunterbrechen und aufzuzeigen wie diese diskriminieren Zu erforschen was Diskriminierung bedeuten kann.

Materialien • • • • •

Zeitungen, Zeitschriften Flipchartpapier Papier Stifte Kleber

Alter

für jedes Alter

Dauer

2 Stunden

Gruppengröße

4 - 12

Schritt für Schritt Anleitung

1. Zu Beginn die Jungen* und Mädchen* in homogene (gender) Gruppen zu zwei bis drei Personen aufteilen. 2. Bitte jede Gruppe eine Kollage zu basteln wie sie sich vorstellen, dass Mädchen (in der Mädchen Gruppe) oder Jungen (in der Jungen Gruppe) sind. Wie sehen sie aus? Was sind typische Merkmale? Die Teilnehmer*innen dürfen Bilder, Worte, etc. verwenden.. 3. Frage die Teilnehmer*innen jeder Gruppe, ob sie sich selbst in der Kollage welche sie gebastelt haben wiedererkennen. Diskutiere dann, welche Stereotypen ihrer Geschlechterrolle in den Medien und der Gesellschaft kommuniziert werden. Wie wohl fühlen sich die Jungen* und Mädchen* mit diesen Bildern? Welche Auswirkungen haben diese Bilder auf sie selbst? 4. Als nächstes, bitte die Gruppe gemeinsam zu überlegen was gut daran ist eine eigene Definition der sozialen Identität zu besitzen und dann was ist positiv daran ein Junge * zu sein (Mädchen* Gruppe diskutiert dies) oder ein Mädchen* (Jungen* Gruppe diskutiert dies). 5. Nachdem alle Zeit hatten das Thema zu bearbeiten, hole alle wieder zusammen, um die gesammelten Ideen zu präsentieren. In der nachfolgenden Evaluation sollte das Bild der Frauen* besonders analysiert werden.

Auswertungsfragen • • • • •

Evaluiere die Diskussion über Geschlechter Stereotypen und Vorurteile bezogen auf die verschiedenen Schritte des Workshops. An welche Geschlechter Stereotypen habt ihr gedacht? Hatten die Jungen* und Mädchen* Gruppen die gleichen Vorstellungen oder verschiedene? Schaut euch eure Kollagen und Ideen an; gleichen sie den Bildern die von Frauen* in den Medien gezeichnet werden? Spiegeln diese Stereotypen das echte Leben wider? Auf welche Weise sind sie falsch? Wie funktionieren diese Stereotypen und Vorurteile im echten Leben? Auf welche Weise sind sie schädigend? Wie resultieren diese in Diskriminierung? Wie können wir diese Stereotypen und Vorurteile durchbrechen?

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Geschlechterreflektierte Erziehung Lautes Flüstern Ziele •

Die Selbstsicherheit von Mädchen* zu stärken

Schritt für Schritt Anleitung

1. Alle Mädchen* bilden einen Kreis. 2. Bitte eine Teilnehmerin damit zu beginnen “Nein!” zu sagen. 3. Die nächste Person im Kreis soll nun lauter und aggressiver “Nein” sagen. 4. Setze dies fort bis jede im Kreis an der Reihe war.

Auswartungsfragen • • • •

49

Alter

für jedes Alter geeignet

Dauer

15 Minuten

Gruppengröße

Jede (reine Mädchen* Gruppen)

Wie habt ihr euch während der Übung gefühlt? Was war neu für euch? War es schwer das zu tun? Gibt es Situationen in denen es euch schwerfällt Nein zu sagen?


KOMMUNIKATION OHNE SPRACHE

Auf dem Zeltlager werden viele Sprachen gesprochen – Deutsch, Englisch, Spanisch und viele mehr. Es wird viele Menschen geben die helfen zu übersetzen, aber Kommunikation kann auf viele verschiedene Arten vonstattengehen. Probiere die folgenden Aktivitäten aus, um Kommunikation ohne Sprache zu üben; selbstverständlich könnt ihr auch ein paar nützliche Vokabeln der Sprache eurer Dorf-Partner*innen mit eurer Gruppe erlernen.

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Kommunikation ohne Sprache Non-verbal Communication Zeltlager Charade Ziele • •

Über Möglichkeiten ohne Sprache zu kommunizieren nachzudenken. Zu zeigen, dass Freundschaft und Inklusion keiner gemeinsamen Sprache bedarf.

Materialien

• Papier und Stifte • Ein Hut oder eine Tasche

Schritt für Schritt Anleitung

Alter

10+

Dauer

30 Minuten

Gruppengröße

egal

1. Frag die Gruppe was sie selbst sich Situationen die auf dem Zeltlager vorkommen könnten vorstellen. Sie sollten ihre Vorschläge je auf ein Blatt Papier schreiben. Im untenstehenden Anhang sind bereits Beispiele die du benutzen kannst. 2. Sammle alle Vorschläge und tue diese in den Hut oder die Tasche. 3. Dann sollen reihum die Teilnehmenden einen Zettel ziehen und ohne Sprache das Beispiel auf dem Zettel ausführen. 4. Alle anderen versuchen zu erraten was gerade vorgemacht wird.

Auswartungsfragen • • •

War es schwer ohne Sprache zu kommunizieren? Welche Techniken habt ihr verwendet? Glaubst du wir können einen dieser Vorschläge verwenden, um auf dem IFM Zeltlager verwenden, wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen?

Anhang - Vorschläge Frag im Nachbardorf ob jemand mit dir am Lagerfeuer sitzen möchte

Frag ein anderes Kind ob es mit dir ein Eis essen möchte?

Frag jemanden ob sie ein Lied mit dir singen möchte?

Frag jemanden ob sie ein Kreis-Spiel mit dir spielen möchte?

Frag ob du bei einem Ballspiel mitmachen darfst?

Biete einem anderen Kind Süßigkeiten an

Biete jemanden an ihr mit ihrem Gepäck zu helfen

Erkläre einer anderen Gruppe ein einfaches Spiel.

Erkläre wie man einen Marshmallow über dem Lagerfeuer röstet.

Frag jemanden ob sie/er dir hilft Feuerholz zu besorgen.

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Kleines Wörterbuch Du kannst mehrere Sprachen, Sätze und Fragen sowie Wörter ergänzen!

Englisch

Deutsch

Spanisch

Französisch

Hello

Hallo

Hola

Salut

How are you?

Wie geht’s?

¿Cómo estás?

Ça va?

How old are you?

Wie alt bist du?

¿Cuántos años tienes?

Quel âge as-tu?

What’s your name?

Wie heißt du?

¿Cómo te llamas?

Comment tu t’appelles?

Would you like to play a game with us?

Willst du ein Spiel mit uns spielen?

¿Quieres jugar un juego con nosotros?

Tu veux jouer un jeu avec nous?

Enjoy your meal.

Guten Appetit.

Buen provecho.

Bon appétit

Tent

Zelt

Tienda

Tente

Camp fire

Lagerfeuer

Hoguera

Feu de camp

Which village do In welchem Dorf you live in? wohnst du?

¿En qué pueblo Tu vis dans quel vives? village?

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