MOLOTOW Mastermind Jürgen Feuerstein im MOLOTOW Testlabor
1. Hallo Jürgen, unser letztes Interview für ilovegraffiti.de ist schon eine Weile her. In der Zwischenzeit, sind fast 2 Jahre vergangen. Wie ist es euch ergangen? Wir hatten natürlich viel zu tun die letzten beiden Jahre. Unsere ONE4ALL Marker haben ein überwältigendes Feedback erfahren. Das hat uns teilweise schon sehr positiv überrascht und gefreut. Wir konnten mit diesen Produkten nahtlos an die Qualität der MOLOTOW Premium anknüpfen. 2. Kommen wir zum Thema, wir haben von euch Informationen über das MOLOTOW Relaunch 2011 bekommen inklusive den Link zu einem Video, das Einblicke in die Kwasny Produktion zeigt. Ja das haben wir vor einigen Monaten gedreht – das war die heiße Phase und gleichzeitig die Finalisierung des Relaunches. 3. Was bedeutet: Relaunch? Das bedeutet eine Überarbeitung und Erweiterung der MOLOTOW Premium Farbtöne und Farbreihen. Es war an der Zeit nach 12 Jahren alle Farben unter die Lupe zu nehmen und zu analysieren. Das haben wir gemacht, zusammen mit MadC und dem Produzenten, der Kwasny Gruppe, die uns hervorragend unterstützt hat in dieser Zeit! Es ist ja so, dass wir eine Überarbeitung so noch nie gemacht haben. Die Einstellungen der bestehenden Farben, Lackqualität sowie Nuancen des erfolgreichen MOLOTOW Premium Produkts wurden im Jahr 1999 konzipiert. Seitdem wurde nie wieder etwas geändert oder überarbeitet. Warum auch, das Ergebnis war und ist immer noch das absolute Referenzprodukt im Markt. Unser Produkt hat viele Türen geöffnet, für zahlreiche weitere Lackproduzenten. Daher verwende ich auch den Begriff Referenzprodukt. Weil ich der Meinung bin, dass sich viele an unserem Produkt orientiert haben. Allerdings wissen wir alle,
Dr. MOLOTOW beim Prototyp-Test
dass eine wirklich gute Dose nicht in der Hinterhofwerkstatt produziert werden kann. Dazu benötigt man jahrzehntelange Erfahrung in diesem Bereich und auch entsprechendes Know-How und Werkzeuge. Speziell im Bereich Pigmente gibt es viele günstige Alternativen, was sich aber dann im Gebrauch des Produkts bemerkbar macht. Auf solche Details legen wir nach wie vor großen Wert, auch wenn wir aufgrund dessen teilweise preislich mit unserem Produkt über günstigeren Varianten liegen, nehmen wir das gern in Kauf. Denn 100% Qualität ist und bleibt absolute Priorität bei uns. Wie sagt Herr Hipp immer so schön: Dafür stehe ich mit meinem Namen ;).
Blick in die Pigmentmühle im Kwasny-Produktionswerk – hier wird PREMIUMQualität produziert!
4. Um was geht es in diesem Relaunch? Werden tatsächlich mehr als 65 neue Farben kommen?
MadC, Jürgen Feuerstein und die Leiterin der Forschungsabteilung der Kwasny GmbH bei der Besprechung der neuen Farbtöne
Nun, man muss wohl noch mal in das Jahr 1999 zurückgehen. Damals haben wir uns in Lahr im Vorfeld mit Künstlern zusammengesetzt, sind die Möglichkeiten durchgegangen. Daraus ergaben sich dann auch zahlreiche Farbtöne, die bis heute die Namen der Künstler tragen. Zum Beispiel night SEEN blue oder LOOMIT´s aubergine. Ähnlich sind wir auch dieses Mal vorgegangen. Der wichtigste Input für die Überarbeitung der Farbtöne sowie die Komplettierung der Farbreihen kam von MadC. Claudia hat einen unglaublichen Job gemacht und uns den Inhalt geliefert, den wir brauchten, um das was schon viele Jahre auf unseren Tischen liegt, zu finalisieren und abzurunden. Nach vielen Monaten, Wochen, Tagen und Stunden intensiver Recherche, Tests und Meetings mit dem Kwasny Labor-Team konnten wir mehr als 65 neue Farbtöne und 49 Farbreihen verabschieden, ohne auch nur eine der bestehenden Farben herauszunehmen. Das war eine echte Herausforderung. Wir waren
uns bewusst, welche Vor- und Nachteile der bestehenden Farbtöne und Farbreihen zu berücksichtigen waren und was der Ansatz sein musste: Das bewährte Produkt zu festigen und zu modernisieren. Das haben wir geschafft und darauf sind wir sehr stolz! 5. MOLOTOW Premium ist bekanntermaßen auf die Bedürftnisse der Writer zugeschnitten. Kannst du uns kurz erzählen, wie du zum Spezialist für Graffiti/Aerosol-Technologie geworden bist? Ich war ja damals Ende der Neunziger bekanntlich kaum vertraut mit der Graffiti-Szene. Ich sehe mich als Fachmann für Farben, Konsistenz, etc. In dieser Zeit war es so, dass viele Writer diverse Probleme mit bestehenden Produkten hatten... ‘das Ventil ist schlecht, diese Farbe deckt nicht‘ und so weiter. Ich war dann derjenige, der solche 1999 - Seen, Ces und Jürgen Feuerstein bei der Zusammenstellung der ersten Premium Farbrange Punkte analysiert und durchleuchtet hat, um zu übersetzen. Ich habe mich als Mittelsmann zwischen den Künstlern und der Industrie wiedergefunden, was für mich schon immer die größte Herausforderung war und auch immer noch ist. Die Anforderungen aus der Graffiti-Szene waren für den Aersol-Bereich völlig neu – das zu vermitteln und vor allem auch Lösungen zu finden, war und ist mein Job. 6. Und wie kam es zur Zusammenarbeit mit Seen oder auch Loomit? Loomit kannte ich schon eine Weile. Der wusste, dass ich an den erwähnten Lösungen arbeite und hatte in München zu dieser Zeit Besuch aus New York. Er hatte mich angerufen und fragte, ob er mal vorbeikommen könne in Lahr. Loomit war und ist bei uns immer herzlich willkommen. Das wird sich auch nie ändern. Ein großartiger Künstler mit viel Erfahrung! Nebenbei erwähnte Loomit seinen Besuch und ob er diesen mitbringe könne, er teilte mir auch die Namen mit, was mir natürlich nicht viel sagte damals. Und so habe ich mich mit Seen, 1999 - P.Jay bittet höflich um einen eigenen Farbton Ces, P.Jay und anderen Größen der Szene auf meinem Sofa im Farbengeschäft im Lahr hingesetzt, um zu sprechen und zu diskutieren. Meine Ideen und Konzepte haben die Jungs beeindruckt und schnell saßen wir vor einem Tisch voller Notizen, Farbtonkarten, Bier, Chips und leeren Zigarettenschachteln. Im Zuge dessen wurde ich dann gefragt „...Jurgen, can you give me this color and call it night SEEN blue?“ – und ich habe darin natürlich keine Probleme gesehen. So kam es zur Zusammenarbeit, die noch viele Jahre andauerte. Einige haben wir dann aus den Augen verloren, einige haben sich umorientiert und andere wiederum haben schlichtweg nichts mehr mit Graffiti zu tun. 7. Man muss ja schon zugeben, die ursprüngliche MOLOTOW Premium Farbpalette gab eine Menge her, war aber nicht besonders gut organisiert. Was ist problematisch daran, Farben in Nuancen aufzubauen und anzuordnen? Wie ist es zu der Anordnung gekommen, wie wir sie heute kennen? Das ist eigentlich schnell und einfach erklärt. Angefangen hat ja alles in meinem damaligen Farbengeschäft in Lahr. Im Sortiment damals, wie übrigens auch heute noch, die belton RAL-Spraydose, ein traditionsreiches Kwasny-Produkt. Auf diese Dose wurde ich sehr oft angesprochen – speziell von, mir damals völlig unbekannten, Köpfen der Graffiti-Szene. Die Qualität der belton RAL Spraydose wurde damals
hoch gelobt und gern genutzt für Fassadengestaltung. Das habe ich als Ansatz und Grundlage genommen, um eine Rezeptur zu entwickeln, aus der letztendlich die belton MOLOTOW Premium entstanden ist. Die Organisation der Farbreihen habe ich damals an die belton RAL Farbkarte angelehnt, und so kam es zu einem teilweise chaotischen Farbsystem, das in sich aber stimmig war. Heute würde ich das nicht noch einmal so machen, damals gab es aber keine andere Möglichkeit. Hinzu kommt die bereits erwähnte Zusammenarbeit mit den Künstlern. Der ein oder andere Künstler-Farbton war bzw. ist sehr nah an bereits bestehenden RAL Farbtönen dran. Das hat letztendlich zu der euch bisher bekannten Organisation der Farbreihen geführt, die wir aber im Laufe der Jahre optimieren und jetzt mit dem Color Update ordnen konnten. Die neue Molotow Premium Farbauswahl und der Relaunch bringt eine sensationelle, noch nie da Test- und Analysebogen für die neuen Farbtöne gewesene Farbvielfalt im Bereich Aerosol-Art. Wir haben hier, davon bin ich überzeugt, wieder für viele Jahre vorgelegt und können mit dem Ergebnis hoch zufrieden sein. Künstler in der ganzen Welt werden das zu schätzen wissen, so wie damals vor 12 Jahren. 8. Wie lange dauert so eine Entwicklung von neuen Farben? Alles in Allem hat die Entwicklung ca. ein Jahr gedauert. Wobei man sicherlich erwähnen muss, dass wir die Überarbeitung schon vor einigen Jahren geplant hatten. Damals waren aber die technischen Möglichkeiten noch begrenzt. Mit dem MOLOTOW Premium Relaunch 2011 nutzen wir neue Technologien, die so noch nie eingesetzt werden konnten... von keinem Produzenten auf dieser Welt.
MOLOTOW Premium kiwi im Deckkrafttest
Kwasny Forschungsabteilung
9. Was hat sich, abgesehen von der neuen Anordnung der Farbreihen noch geändert? Deckkraft, Handling, gibt es sonstige Neuerungen bei unserer Lieblingsdose? Farben wie kiwi oder melonengelb, wurde daran was gemacht? Ja klar, wir haben derartige Farbtöne natürlich besonders stark analysiert, da uns ja, wie bereits erwähnt, die Nachteile bewusst waren – besonders hinsichtlich Deckkraft. Es sind schwierige Farbtöne, das wird auch immer so bleiben, nicht nur bei uns. Besonders die Gelbtöne, aber auch das signalweiß und das von euch angesprochenen kiwi wurden einem Härtetest unterzogen. Also, „Ja“ zur Optimierung der Deckkraft, „Nein“ zu Neuerungen im Handling. Das bewährte overkill-sichere Ventil oder auch die Einstellungen der Feder im Ventil wurden nicht geändert. Auf diese Einstellungen haben wir ausschließlich positives Feedback erhalten – seit Jahren. 10. Was hat es eigentlich mit dem SoftCap auf sich, warum wurde das gegen das StandardCap getauscht und welches Feedback habt ihr darauf bekommen? Ist übrigens eine Frage die wir hier auf ILG auch öfter über das Kontaktformular gestellt bekommen, und ob wir wüssten warum und wieso das geändert wurde. Speziell in den Berliner Reihen gab es da viel Feedback. Ja, wir kennen diese Diskussion. Das Feedback hier ist sehr unterschiedlich. Heutzutage gibt es eine oft geführte Diskussion um die zahlreichen Sprühaufsätze. Welches nun das perfekte Skinny sei und welches das breiteste Fatcap. Das hat in den meisten Fällen wenig mit den Caps selbst zu tun, eher mit der Ventileinstellung der Dosen und natürlich den Druckeinstellungen. Das SoftCap ist ein sehr beliebtes Cap und ja, auch das StandardCap ist sehr beliebt. Es ist eine Diskussion, die nicht zu Ende geführt werden kann, da die Meinungen an der Stelle schlichtweg zu weit auseinandergehen. Wir haben uns vor einem Jahr für das SoftCap entschieden, da ein großer Teil unserer Kunden nach einem SkinnyCap auf der Dose verlangt hatte. Wir wissen aber, dass vielen nicht bekannt ist, dass dieses schwarze StandardCap immer noch erhältlich ist. Also wer auf dieses Cap schwört kann sich das in jedem Store kaufen und damit arbeiten. Das Cap nennt sich „MOLOTOW CoversAllSkinny“, da es auch auf den MOLOTOW CoversAll-Dosen sehr gut funktioniert!
11. Wann kann man die neuen MOLOTOW Premium Farbtöne kaufen und wo? Ab Ende Mai sollten die ersten Stores in Deutschland das komplette Sortiment im Regal stehen haben, ich weiß jetzt aus dem Kopf, dass zum Beispiel Writers Corner in Berlin oder auch der Under Pressure Store Hamburg im Moment Platz macht um diese wunderschönen 49 Farbreihen entsprechend präsentieren zu können. Das freut uns natürlich! 12. Ist es überhaupt möglich das komplette Sortiment in einem Laden zu zeigen? Lass uns mal kurz rechnen, das sind 6 x 251+ Farben macht über 1500 Dosen im Regal, wow! Ja klar geht das. Ist immer die Frage, wie groß ein Store ist. Die meisten in Deutschland haben den Platz. 13. Wir freuen uns drauf! Sag mal, eine Frage noch. Die FLAME, ist die von MOLOTOW? Wie du weißt, hatten wir schon immer ein Faible für frische Ideen und kreativen Nachwuchs. Uns fehlte noch ein günstiges Alternativprodukt in unserem Sortiment und was die Jungs von FLAME uns anboten, paßte irgendwie ins Konzept. FLAME ist ein eine kostengünstige Independent-Farbe bei der ganz klar der Spaßfaktor an erster Stelle steht – das hat uns überzeugt. FLAME erfüllt viele Anforderungen und kann was – Acryl-Qualität mit optimaler Ventileinstellung. Und mit 40 Farben bieten wir dem User eine tolle Auswahl. 14. Vielen Dank für das Interview! Danke euch!
Jürgen Feuerstein und sein FAME-Train auf dem Gelände des MOLOTOW Headquarter in Lahr/Schwarzwarzwald.