Luise #01

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luise

luise luise11 Ausgabe Ausgabe

Sieben Studenten haben beschlossen, dass sie sich austauschen über ein Projekt, bei dem sich alle ausdenken was sie ausarbeiten – sich richtig ausleben und auch einmal ausschweifen – und schließlich auslesen was sie ausdrücken wollen. vera partl, stafan dicks, sonja doetsch, caroline harmuth, nora duffner, christiane dix, vinnie chim jäger

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www.ind-düsseldorf.de

Ausgabe

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magazinprojekt publikation desdes institute institute of of design design düsseldorf düsseldorf| ausgabe | ausgabe 1/2009 1/2009

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austauschen Vera Partl

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Nora: Hallo! Erstmal muss ich natürlich fragen wer bist du und woher du kommst? Markus: Hi. Mein Name ist Markus Abts. Ich bin 1984 in Köln geboren und am westlichen Rand der Stadt aufgewachsen. Von 2004 bis Ende 2008 habe ich in Düsseldorf studiert und war zwischendurch ein halbes Jahr für ein Praktikum in Hamburg. Meine Lieblingsfarbe ist Grün... Wir stellen in diesem Magazin dein Fachprüfungsbuch »Das Jahr, in dem ich nirgendwo war« vor. In welchem Kurs ist diese Arbeit entstanden? Woher kam die Idee und wie viel Einfluss hatte der Dozenten auf die fertige Arbeit? Also das Buch in Christopher Wiehls Corporate-Kurs entstanden. Die Idee kam in erster Linie direkt durch die präzise aber doch frei interpretierbare Aufgabenstellung. Die Ausfüh rung basierte dann ganz arglos auf einer Mischung aus »was finde ich selbst gut, spannend, interessant«, einer Extraportion »was gibt es so noch nicht«, diversen Anteilen »mach das doch mal lieber bisschen anders, Markus«, einigen Standards der Gestaltung und »was würden andere Betrachter genauso gut, spannend und interessant finden«. Das wars.

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Fachbereich: Corporate | Dozent: Christopher Wiehl

Semesterarbeit von Markus Abts

DAS JAHR, IN DEM ICH NIRGENDWO WAR

Das Jahr, in dem ich nirgendwo war Markus Abts

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Willst du mit dieser Arbeit eine bestimmte »Botschaft« vermitteln, oder hat die Arbeit ein bestimmtes Ziel? Es gibt da keine »Botschaft« à la »Rettet die Wale« oder Ähnliches. (lacht) Das Buch zum Thema »Zeichensystem einer Krise« ist eine abwechslungsreiche Reportage über den Kongo, von der Kolonialzeit bis Heute. Dazu kommt der spezielle Fokus auf das Jahr 1965, in dem Che Guevara und die Kubaner nach Präsident Lumumbas Ermordung inkognito einreisten und versuchten gegen Mobutu und die CIA zu intervenieren. Wie kam es dazu, dass du dich genau für diese Umsetzung entschieden hast? Ich sage mal, man gestaltet was man ist. Christian ( Jackmuth) hätte doch zum Beispiel kein Buch über Zweifel gemacht, wenn er nicht ein verzweifelter Typ wäre. (lacht) Er versteht das. Für mich die beste Arbeit die jemals am Institut entstanden ist. (kurze Pause) 90% der Idee und 50% des Inhalts der »Kongogeschichte« basieren auf einem Beitrag den ich bei arte gesehen habe. Wie viel steckt denn von dir persönlich in dieser Arbeit? Was denkst du, verrät diese Arbeit über dich? Sehr gute Frage. Moment. (zögert) Meine Arbeit verrät einfach mein großes Interesse an Geschichte, Geographie, Reisen und Politik. Ich kenne wirklich keine spannenderen Ereignisse als die im Buch beschriebenen. Solche Projekte kann man nur auf die Beine stellen wenn man von einem Thema richtig fasziniert ist. Und die Arbeit zeigt meine Vorliebe für drucktechnisch anspruchsvolle Haptik denke ich. Wie wurde diese Sache gedruckt? Alles in Heimarbeit auf einem kleinen, tapferen, handelsüblichen DIN A4 Canon PIXMA iP4200. Was inspiriert dich ganz allgemein? Ich glaube bei dieser Frage wird oft gelogen. Leute sagen Sachen wie »Klassizistische Renaissance, Nietzsche, Hip House, Springbrunnen und Barfußlaufen«, aber mich inspirieren ganz einfach die Arbeiten von anderen Grafik Designern.


Hast du eine bestimmte Arbeitsweise, oder gibt es ein Ritual oder einen bestimmten Ablauf mit dem du deine Projekte angehst? Als erstes rufe ich ein paar Freunde an die auch gestalten und brülle einige Male »Ich bin besser als Du!« in den Hörer, bevor ich direkt wieder auflege. (lacht) Dann weiß ich, dass ich mich wirklich verdammt anstrengen sollte um etwas zusammen zu kriegen was mich dementsprechend aussehen lassen könnte. Lieblingskandidaten für diese verstörenden Anrufe sind natürlich die Leute mit denen ich seit dem 1. Semester »down« bin. Hast du Vorbilder an deren Arbeit dich etwas besonders fasziniert? Ja, Don Pendleton fasziniert mich zur Zeit sehr. Er ist seinem kleinen Kaff in Ohio immer treu geblieben und regiert visuell trotzdem eine halbe Subkultur im hippen Kalifornien. Das Unterhaltsamste was aus Deutschland kommt ist für mich Flying Förtress. Too many street artists – not enough mullets. Wie wichtig sind dir die Preise die du mit deinen Arbeiten gewonnen hast? Diese 3 Auszeichnungen sind eine tolle Bestätigung für gute Arbeit. Mehr nicht. Die Arbeiten sind nicht perfekt. Es gibt keine perfekte Arbeit. Als ich noch ohne Auszeichnung da stand, wäre ich fast bereit gewesen einen kleinen Zeh dafür zu opfern, aber dann passiert es plötzlich und man merkt, dass es das kaum wert gewesen wäre. Das Beste an solchen Preisen sind für mich die Publikationen und Ausstellungen in denen die Sachen gezeigt werden. Auch wenn man gar nicht mit diesen Auszeichnungen rumprotzt, fühlt man sich trotzdem automatisch als Angeber. Erfolgspunkte werden einem direkt vom Beliebtheitskonto abgebucht. So ist das und ich mache das mit anderen »Preisträgern« genauso. Dankeschön, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast! Bitte, kein Problem. Viel Erfolg für deine Prüfungen!

Das Jahr, in Dem ich nirgenDwo war markus abts


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Luise: Gib uns ein paar Informationen über Dich/oder die Firma, für die Du arbeitest? Ich heisse Julia Furtmann, und ich bin 23 Jahre alt. Im Okto ber 2004 habe ich mein Studium am IND begonnen und im Jula 2008 abgeschlossen. Zur Zeit mache ich ein Praktikum bei Hesse Design in Düsseldorf - danach hoffe ich in einem Design büro eine Festanstellung zu finden. Wo arbeitest Du am liebsten? Während meines Diploms habe ich es mir angewöhnt, alleine an meinem Laptop zu sitzen, Musik zu hören und einfach zu arbeiten - das funktioniert immer noch am besten. Wenn ich jetzt an meinem Arbeitsplatz sitze, wünsche ich mir nur, dass nicht ständig jemand auf meinen Bildschirm gucken kann. Mit allen anderen „Umständen“ kann ich mich eigentlich ganz gut anfreunden Was inspiriert Dich? Inspiration war das zentrale Thema meiner Diplomarbeit. Seitdem ich angefangen habe zu studieren, sehe ich die Welt mit anderen Augen... Die ganzen Beobachtungen und Einflüsse, die sich über dreieinhalb Jahre angesammelt haben, wurden von mir

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Arbeiten von Julia Furtmann

Big City Bubbles, »7500«

»7500« Julia Furtmann

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Luise: Gib uns ein paar Informationen über Dich/oder die Firma, für die Du arbeitest? Ich heisse Julia Furtmann, und ich bin 23 Jahre alt. Im Okto ber 2004 habe ich mein Studium am IND begonnen und im Jula 2008 abgeschlossen. Zur Zeit mache ich ein Praktikum bei Hesse Design in Düsseldorf - danach hoffe ich in einem Design büro eine Festanstellung zu finden. Wo arbeitest Du am liebsten? Während meines Diploms habe ich es mir angewöhnt, alleine an meinem Laptop zu sitzen, Musik zu hören und einfach zu arbeiten - das funktioniert immer noch am besten. Wenn ich jetzt an meinem Arbeitsplatz sitze, wünsche ich mir nur, dass nicht ständig jemand auf meinen Bildschirm gucken kann. Mit allen anderen „Umständen“ kann ich mich eigentlich ganz gut anfreunden Was inspiriert Dich? Inspiration war das zentrale Thema meiner Diplomarbeit. Seitdem ich angefangen habe zu studieren, sehe ich die Welt mit anderen Augen... Die ganzen Beobachtungen und Einflüsse, die sich über dreieinhalb Jahre angesammelt haben, wurden von mir gesammelt und in Buchform zusammengetragen. Eigentlich ist alles in meiner Umgebung eine Inspiration - und alles ist miteinander verknüpft. Welche Bedeutung hat für Dich Design? Für mich persönlich ist es natürlich fantastisch, in dem Beruf arbeiten zu können, der mir wirklich Spaß macht. Allgemein sollte man meiner Meinung nach nicht immer versuchen, Grafik-Design genau zu definieren. Es geht darum, eine passende Umsetzung für eine Aussage zu finden – nicht mehr und nicht weniger. Arbeitest Du eher drauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen? Das kommt natürlich immer auf das Projekt an. Meistens recherchiere ich erst einmal ausführlich um einen Rahmen

Interview


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Gibt es eine konkrete Erfahrung, die Dich geprägt hat? Mir ist irgendwann mal eine Schlüsselidee bezüglich eines Projektes gekommen, als ich schon kurz vorm einschlafen war. Leider hatte ich keinen Zettel und Stift am Bett liegen und war zu müde um nochmal aufzustehen. Am nächsten Morgen war die Idee weg! Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass Ideen sofort festgehalten werden müssen. Egal wie banal sie in dem Augenblick erscheinen mag, irgendwann wird das richtige Projekt kommen, auf das man Sie anwenden kann. Was ist Deine persönliche Motivation für den Beruf als Designer? Ich glaube nur hier funktionieren mein Kopf und mein Herz wirklich gut zusammen.

zu schaffen, in dem das Design dann später stattfinden kann. So bekommt alles eine zum Thema passende Ästhetik und es ist auch für Andere interessanter sich die Arbeit anzuschauen. Wenn alles in sich schlüssig ist und es dann noch den passenden gestalterischen Schliff bekommt, könnte es richtig gut werden. Lernst Du mehr aus schlechten oder aus guten Erfahrungen? Ich glaube, man kann nur dadurch lernen, dass man die Augen offen hält und sich für seine Umgebung interessiert - da sind leider immer gute UND schlechte Erfahrungen dabei. Warum bist Du Designerin geworden? Bereust Du etwas? Würdest Du Deinen Weg zur Designerin anders gestalten? Irgendwie war es schon immer klar, dass ich einen Beruf aus dem gestalterischen Bereich erlernen möchte. Meine Mutter wollte damals als junges Mädchen gerne Schaufenstergestalterin werden. Ihre Eltern haben es Ihr jedoch verboten. Ich bin so dankbar, dass ich die Chance dazu hatte, meinen Berufswunsch zu erfüllen und ich dabei auch noch so sehr unterstützt wurde. Auf meinem Weg dorthin würde ich nicht eine einzige Sache verändern wollen.

»Big City Bubbles« Julia Furtmann

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AUSARBEITEN Stefan Dicks

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AUSLeben Sonja Doetsch

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Einundzwanzigster Februar 2009. Ich bin nun zum dritten Mal in der Hauptstadt. Auf den Straßen Berlins fühle ich mich sehr wohl. Hier habe ich das Gefühl einfach nur ich selbst sein zu können. Ich laufe, mit meiner Kamera in der Hand, durch die Straßen. Fahre mit der Bahn, mehr oder weniger orientierungslos, von einem Ort zum anderen mit dem Ziel, mehr über ihre Einwohner zu erfahren.


Jan ist 34 Jahre alt. Er lebt seit vier » Jahren am Prenzlauer Berg und betreibt mit seiner Freundin die Boutique Eisdieler auf der Kastanienallee. Seine Freundin ist Modedesignerin. Ausleben bedeutet für ihn genießen. Man sollte sich niemals ausgelebt haben. Zur Zeit lebt er sich in der mode und im sport aus. Seine Tochter Lina geht in

die erste Klasse. Seit ihrer Geburt hat Jan etwa 1800 Fotos von ihr gemacht. Er holt sein Handy aus der Tasche und zeigt mir die aktuellsten Bilder. Ich bewundere seine hübsche, kleine Lina und er freut sich darüber. Anschließend nehme ich meine Tüte und er wünscht mir einen schönen Tag. Habe hier ein echtes Lieblingsstück gefunden. Eine Straße weiter entdecke ich einen kleinen Laden mit Armeebekleidung zum Spottpreis. Es ist Osis Reich. Er hat neben seinen 37 weiteren Jobs ebenfalls eine Art Boutique in OstBerlin. Hier wohnt und schläft er. Es kommt vor, dass man den Laden betritt und über einen Haufen nasser Klamotten stolpert. Osi liegt in seiner Ecke und schläft – nahezu nackt. Weckt man ihn, muß man damit rechnen, dass er gerade keine Lust hat etwas zu verkaufen. Jahrelang lebte er für rockmusik, bis vor kurzem sein Chef verstarb. Seitdem geht ihm die Presse auf die Nerven und er widmet sich hauptsächlich dem Alkohol. Schließlich muß er sich jetzt nur noch um seinen eigenen Hintern



kümmern. Sex hat er eigentlich keinen mehr. Ausserdem gehen ihm sowieso fast alle Menschen auf den Sack. Matze sieht das ähnlich. Er kann nur mit wenigen Menschen wirklich etwas anfangen. Die meisten wissen nicht was wirklich wichtig ist im Leben, sagt der einundzwanzigjährige Berliner. Ausleben bedeutet für ihn freiheit. Deshalb lebt er sich seit etwa drei Jahren auf der Straße aus. Mit Schnurren verdient er seinen Lebensunterhalt. Er braucht Geld für alkohol, drogen und musik. Eine Freundin hat er nicht. Will er nicht. Aber man sollte in seinem Leben mindestens dreißig getestet haben bevor man(n) sich endgültig festlegt. Fürs Foto will er fünfzig Cent. Für’n Kaffee. Er grinst mich an und steigt aus der Bahn. Auch Anne habe ich in der Bahn kennengelernt. Sie kommt aus Leipzig und ist gerade zum Studieren in die Hauptstadt gezogen; Philosophie an der Freien Universität Berlin. Darüber ob sie sich schon ausgelebt hat, in welchem Bereich auch immer, hat sie sich noch nie Gedanken gemacht. Aber wenn, dann wohl hier. Vielleicht malen oder so. Einen festen Freund hat sie – aber der ist in Leipzig geblieben und lebt sich hoffentlich nicht ohne sie aus. Wir verabreden uns für den Flohmarkt im Mauerpark am nächsten Tag. Abends, am Hackschen Markt, in der Nähe vom Alexanderplatz, erregt Tom meine Aufmerksamkeit. Er hat so einen lieben, aber auch traurigen, Blick der für mich überhaupt nicht zu der Aufschrift seines Shirts passt. Tom ist Geldsammler und treibt sich Tag und Nacht mit seinem Hund auf den Straßen rum. Sein Alter verrät er mir nicht. Ausgelbt hat er sich noch nicht. alkohol spielt in seinem Leben im Moment eine recht große Rolle. Er hat einen traum den er unbedingt



ausleben will. Er möchte weg von der Straße und irgendwann mit seiner Freundin eine Familie gründen.

Morgens, auf dem Flohmarkt, regnet es in strömen und meine Füße versinken zentimetertief im Matsch. Aber die Atmosphäre ist trotzdem wunderschön. Interessante Menschen habe ich gerne um mich herum. Eine davon ist Mo. Sie sitzt an ihrem Stand mit schmuck und accessoires und wartet auf den Frühling. Besonders gut gefallen mir die breiten Holzarmreifen mit eingearbeiteten Zimtstangen. Einen kaufe ich mir als Erinnerung. In himmelblau. Da der Andrang wetterbedingt nicht so groß ist, können wir uns in Ruhe unterhalten. Seit zwei Jahren hat sie ihren Stand und verkauft ihren selbstkreierten Schmuck. Das ist ihr Leben. Hier lebt sie sich aus aus. Nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau hatte sie genug davon sich tagtäglich hinter der Ladentheke die Beine in den Bauch zu stehen. Vielleicht wird sie bald eine erfolgreiche Schmuckdesignerin. Auch Maik ist seit Jahren jeden Sonntag im Mauerpark. Er hat keinen Stand aber er kennt hier jeden, der whisky schmeckt und vorm Plattenstand lässt es sich zu Songs von Creedence Clearwater Revival bestens abrocken. Einen Job hat er nicht. Ist nicht nötig, sagt er. Maik interessiert sich sehr für musik, kunst und für tattoos. Jedes seiner hat eine



bestimmte Bedeutung. Als ich ihm erzähle, dass ich anfangs fast Angst hatte ihn anzusprechen, guckt er nochmal extra böse in die Kamera. Zum Abschluss unserer netten Plauderei lädt Maik mich noch auf einen Whisky ein, den ich bezahle. Nach diesem schmackhaften Getränk entwickelt sich langsam ein fast unbändiges Verlangen nach einer original Berliner Currywurst. Anne führt mich zu dem Imbiss mit der leckersten Currywurst. Den kennt nicht nur sie und dementsprechend voll ist es dort. Answald kommt hier mindestens einmal die Woche her. Eigentlich hat er sich schon ausgelebt. Alles ist

gut so wie es ist und so kann es bleiben. Aber er hat eine große leidenschaft für Modelleisenbahnen. Wir haben keine Lust uns in der langen Schlange einzureihen, finden aber schnell einen anderen Imbiss. Inge bietet ihre Currywurst in fünf Schärfegraden an – unter anderem auch die schärfste Currywurst in ganz Berlin. Sie ist Urberlinerin und kommt aus dem Osten. Die currywurst ist ihr leben. Und das sieht man dem Imbiss an. Er ist mit viel Liebe eingerichtet und die kleine, freundliche, lebenslustige Frau hinter dem Tresen macht das Gesamtbild komplett. Ich traue mich, nach gutem Zureden, den dritten Schärfegrad zu probieren. 5000 Scoville.



Aber es schmeckt. Mit ein, zwei Pommes frites zum neutralisieren ist die Schärfe durchaus zu ertragen. Ein Ladenlokal weiter verkauft Tina, mitte dreißig, auch aus Ost-Berlin, ihre, und auch die mehr oder weniger bekannter Designer in und um Berlin, Hutkollektionen. mode war schon immer ihr Ding und auf diese Weise lebt sie nun ihr Ding aus. Ausgelebt hat man sich, ihrer Meinung nach, erst wenn man unter der Erde liegt. Solange man lebt gibt es schließlich unendlich

viele Möglickeiten dinge zu machen, die einen glückich machen. Ein sehr positiver Mensch, die Tina. Nach ausgiebigem Hüteanprobieren hat mich nun das Shoppingfieber gepackt. Neue Schuhe müssen her. Nachdem wir von einem Laden in den anderen gestolpert sind, stehen wir vor einen symphatischen, kleinen Boutique, genannt Doppelleben. Katrin, die stolze Besitzerin, ist mir nicht weniger symphatisch. Vor zwei Jahren hat sie den traum vom eigenen Laden verwirklicht. Der Weg dahin hat viel Kraft und Zeit gekostet, deshalb lebt sie sich heute mit ihren 32 Jahren nochmal richtig aus. party machen steht auf dem Programm. Da machen Anne und ich zum Abschluß natürlich gerne mit. Denn auch dafür ist Berlin « genau die richtige Stadt.




Luise: Welche Bedeutung hat für Dich Design? Celine: Meinen kleinen Beitrag zur visuellen Verbesserung der Welt leisten. Bei Deiner Arbeit „IDEM“ gab es kein vorgegebenes Thema. Woher nimmst Du Deine Inspiration und was möchtest Du mit dieser Arbeit aussagen? Zunächst fand ich es schwer das »richtige« Thema für meine Diplomarbeit auszuwählen. Zwar hatte ich schnell entschieden, dass ich gerne ein Buch konzipieren und gestalten möchte, wollte mir aber während des gesamten Prozesses nicht immer wieder die Frage stellen ob ich das »Richtige« ausgewählt habe. Mit dem Thema Identität hatte ich mir schließlich ein weites Feld ausgesucht und mir war bereits zu Anfang bewusst, dass es natürlich nicht möglich ist alle Facetten dieser Thematik auszuschöpfen. So entstanden die siebzehn Kapitel die gleichzeitig auch siebzehn verschiedene Sichtweisen des Oberbegriffs veranschaulichen. Mir ging es in erster Linie darum darzustellen inwieweit unsere Identität bereits überwacht wird, ob die Entwicklung unserer eigenen Persönlichkeit vorhersehbar ist und wie durch kleine optische Veränderung ein völlig neuer

› Interview

Fachbereich: Editorial | Dozentin: Andrea Krause

Abschlussarbeit von Celine Al Mosawi

IDEM

IDEM Celine Al-Mosawi

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Eindruck einer Person entsteht. Das Buch soll beim Durchblättern einfach Spaß machen und gleichzeitig informieren. Das Buch ist sehr abwechslungsreich und liebevoll gestaltet. Wie lange hast Du daran gearbeitet? Die gesamte Phase von Themenfindung, Konzeption und Gestaltungsprozess dauerte ein Semester. Mir gefallen sowohl die Fotos als auch die Illustrationen sehr gut. Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen und wo liegen Deine Stärken? Ich entwickle gerne eigene Illustrationen um Texte und Themen zu verdeutlichen. Blättere ich eine Zeitschrift wie beispielsweise die »NEON« durch, sind es auch immer diese Kapitel an denen mein Auge sofort hängen bleibt. Ich finde es für meine Arbeit wichtig eine Symbiose aus gut gesetztem Text, unterhaltsamen und informativen Illustrationen und gut arrangierten Fotos zu schaffen. Wann hast Du zuletzt gutes Design gesehen? Hast Du Vorbilder und was schätzt Du an Ihnen? Erst gestern. Ich war über's Wochenende auf der Colophon in Luxemburg, einem internationalen Symposium mit speziellem Fokus auf Magazine. Neben Vorträgen von bekannten Größen der Designszene konnte man auch einen Einblick in die Arbeiten anderer Absolventen aus den Bereichen Fotografie, Illustration und Editorial Design gewinnen und dabei interessante Kontakte knüpfen. Da waren natürlich auch einige tolle Arbeiten dabei. Generell habe ich in den letzten Jahren bemerkt, dass mir der Austausch mit anderen Designern am meisten Inspiration bringt. Ich habe kein direktes Vorbild. Natürlich gibt es Designer deren Arbeiten ich großartig finde wie beispielsweise bei Mario Lombardo die Ausgaben der »Spex«, die in seiner Tätigkeit als Art Director entstanden sind. Es ist faszinierend zu sehen wie man ein Gestaltungsprinzip immer wieder neu erfinden kann. Hast Du einen Lieblingsarbeitsplatz? Eigentlich kann ich fast überall arbeiten, wo ich eine zeitlang


meine Ruhe habe. In den letzten Jahren war das sogar relativ selten mein heimischer Schreibtisch. Ich bin schon froh mit meinem Laptop ‚Arbeitsplatzflexibel‘ zu sein. Am liebsten höre ich dabei gute Musik. Du hast jetzt schon etwas Abstand zu der Studienzeit gewonnen. Gab es während des Studiums eine Art Schlüsselpunkt für Dich? Ich bin über das Zeichnen und mein Interesse an Kunst und Mode zum Studium des Grafikdesigns gekommen. Da ich zu Anfang noch nicht wirklich über großartige Programmkenntnisse verfügte war ich mit einigem Entstandenem nicht wirklich zufrieden. Als Schlüsselpunkt könnte ich vielleicht den Moment bezeichnen, in dem ich meine Zeichnungen und Illustrationen in Buchprojekte einbringen konnte und so meine eigene Richtung gefunden habe. Gibt es eine Stadt in der Du unbedingt ein paar Jahre Deines Lebens verbringen möchtest? Was macht diese Stadt besonders für Dich? Es gibt einige Städte die ich in den letzten Jahren besucht habe, die mir gut gefallen haben wie beispielsweise Antwerpen, NY oder wie zuletzt auch Luxemburg. Aber die Stadt in der ich gerne ein paar Jahre verbringen würde, wäre Berlin. Die Stadt hat eine großartige Wirkung. Freunde von mir leben seit ein paar Jahren dort und ich verbinde ganz viele tolle Erinnerungen mit dieser Stadt. Außerdem befindet sich dort eine interessante Designszene. Was sind Deine Pläne und Wünsche für die Zukunft? Mit kreativer Arbeit, die mich glücklich macht auch gutes Geld zu verdienen... Vermisst Du die Studienzeit? Wenn ja, was? Es war echt eine schöne Zeit, in der ich viel lernen konnte. Ebenso habe ich dort wirklich tolle Leute kennengelernt. Aber natürlich ist es nach den dreieinhalb Jahren Studium nun auch ein gutes Gefühl das Erlernte beruflich zum Einsatz zu bringen. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Alles Gute für Deine Zukunftsplanung und viel Erfolg!

IDEM Celine Al-Mosawi


Luise: Welche Bedeutung hat für Dich Design? Roberto: Grundsätzlich ist Gestaltung eine Form der Kommunikation und für mich immer mit Funktionalität verbunden. Praktisch versuche ich idealerweise meinen persönlichen Stil zum Ausdruck zu bringen, vergesse dabei aber nicht, dass nicht ich im Vordergrund stehe, sondern das zu gestaltende Medium. Für mich ist Design vor allem Leidenschaft. Was hat Dich dazu bewegt ein Magazin über Dich selber zu gestalten? Woher nimmst Du Deine Inspiration und was möchtest Du mit dieser Arbeit aussagen? Die Liebe zur Mode und Selbstironie. Inspirieren lasse ich mich durch all die Dinge, die mich in meinem Leben umgeben und mit denen ich mich beschäftige – das können alle möglichen medialen Formen sein, aber vor allem auch die Menschen und das Leben an sich, welche mich prägen. Dein Magazin ist sehr aufwendig und beiinhaltet viele Fotos von Dir. Hast Du sie alle selber gemacht und wie lange hast Du insgesamt daran gearbeitet? Der Selbstauslöser war rund neun Monate lang mein ständiger Begleiter.

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Fachbereich: Editorial | Dozentin: Andrea Krause

Abschlussarbeit von Roberto Poropat

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ROP MAG Roberto Poropat


Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen und wo liegen Deine Stärken? Ich gestalte von Natur aus eher reduziert und oftmals in Schwarz/Weiss, glaube mich aber auch stilistisch noch in einem Prozess und bin offen für vieles. Wann hast Du zuletzt gutes Design gesehen? Hast Du Vorbilder und was schätzt Du an Ihnen? Ich werde dank meines Google Readers täglich mit Design überschüttet. Aus diesem Grunde bin ich fast täglich mit »gutem« Design konfrontiert, aber sicherlich muss ich bei dieser Flut stark selektieren. Ich habe keinerlei Vorbilder. Hast Du einen Lieblingsarbeitsplatz? Bezüglich meiner Arbeitsumgebung bin ich recht flexibel. Am liebsten verbringe ich die Zeit unter freiem Himmel, aber wenn der Akku nicht mehr mitspielt, so arbeite ich idealerweise dort, wo es mir gefällt (und eine Steckdose zu finden ist). Das kann bei Freunden sein, zu Hause am Schreibtisch, im Bett... Gibt es eine Stadt in der Du unbedingt ein paar Jahre Deines Lebens verbringen möchtest? Was macht diese Stadt besonders für Dich? Klassiker wie New York, London, Paris... Ich brauche Weltmetropolen, die genauso rastlos sind, wie ich mich bis dato fühle. Was sind Deine Pläne und Wünsche für die Zukunft? Explizite Pläne sind noch nirgends niedergeschrieben, aber Wünsche habe ich durchaus. Diese gehen jedoch so selten in Erfüllung, wenn man bereits vorher von Ihnen berichtet... Vermisst Du die Studienzeit? Wenn ja, was? Ja, in jeglicher Hinsicht, aber natürlich auch die Tatsache, dass man sich innerhalb des Studiums frei entfalten kann. Bist Du der wichtigste Mensch in Deinem Leben? Nein, ich nehme mich selbst nicht wichtig genug um diese Frage mit einem »Ja« beantworten zu können. Mein tendenziell altruistisches Wesen verbietet mir Egoismus. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Alles Gute für Deine Zukunftsplanung.



AUSLESEN Caroline Harmuth

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Caroline: Liebe Lisa, du hast letztes Jahr dein Diplom gemacht. Worum ging es genau? In meiner Diplomarbeit ging es um die Entwicklung von Megacities weltweit. Ich habe anhand von Informationsdiagrammen versucht die Städte auf unterschiedliche Gesichtspunkte hin zu untersuchen. Dadurch konnte man in den Übersichten erkennen wo es Schwachstellen gibt, wo Versorgungslücken auftreten oder wo es besonders lebenswert ist. Ein deutliches Nord-Süd Gefälle war zu erkennen, welches meine These, das die Diagramme als Darstellungsversion für die Megacities funktionieren, stützte. Hierzu wurde ein Buch entwickelt was von der Geschichte der Stadtentwicklung über einzelne Faktoren der Stadtaufteilung („Die grüne Mitte“), bis hin zu Zukunftsvisionen über Städte reichte. Die einzelnen Städte, die als Diagramme dargestellt wurden, wurden einzeln vorgestellt und verglichen. Was machst du zur Zeit ? Zur Zeit arbeite ich bei Jung von Matt Brand Identity in Hamburg.

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Fachbereich: Corporate | Dozent: Christopher Wiehl

Abschlussarbeit von Lisa Scheithauer

MEGACITIES

MEGACITIES Lisa Scheithauer

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An was für Projekten arbeitest du gerade ? Wir haben mehrere Hauptkunden, für die Guidelines (CIRichtlinien) überarbeitet werden müssen. Einzelne Branding Projekte für Messen, Sonderthemen oder z.B. Weiterentwicklung von Kennzeichnungen. Außerdem haben wir immer einige Neukunden für die komplette CI gemacht werden müssen. Woher nimmst du die Ideen ? Was inspiriert dich ? Ich glaube wenn man mit offenen Augen durch die Welt läuft, viel reist und auch gerne mal was unternimmt hat man genug Inspiration. Das wichtige ist die Umwelt wirklich wahr zu nehmen. In deinem Diplom ging es ja um die Entwicklung der Städte, was denkst du, wie war deine Entwicklung innerhalb der Studienzeit? Gab es Schlüßelerlebnisse, die dir gezeigt haben, dass ein Designstudium das Richtige für dich ist ? Der erste Knackpunkt war die Zwischenprüfung wo wir damals von Ilka Helmig so mit Arbeit bombardiert wurden. Es wurden Nachschichten ohne Ende geschoben im Team an Ideen gearbeitet und geschwitzt bis die Prüfung vorbei war. Ich war damals einfach froh die Prüfung überstanden zu haben, obwohl ich mit einer mittelmäßigen Note nicht so schlecht war... ;-) Das letztendliche Schlüsselerlebnis war in meinem ersten Kurs bei Christopher. Ich lernte unglaublich viel und hatte endlich etwas gefunden was mir wirklich Spaß machte, denn klassische Werbung war noch nie mein Ding gewesen. Doch die komplexen CD-Themen in Christophers Kursen brachten einen jede Woche dazu sich noch mehr anzustrengen, weiter an sich zu arbeiten und besser zu werden. Letztendlich bekam ich aber erst vertrauen in meine Arbeit als ich mit dem ersten Projekt aus dem Kurs von Christopher einen Red Dot Award bekam.


Was sind deine Design Vorbilder ? WEn beobachtest du in dieser Szene genauer ? Direkte Vorbilder gibt es bei mir nicht. Ich mag die Arbeiten von Ruedi Bauer und Meik Meiré. Außerdem interessieren mich sehr Arbeiten, die aus den Niederlanden kommen... Wie arbeitest du ? Bist du eher eine Nachteule, oder kannst du gut tagsüber arbeiten ? Naja ;-) .... normalerweise ehr Nachteule und Langschläfer aber wenn man einmal im normalen Agenturalltag ist, wird man schnell zum Arbeitstier... Wo arbeitest du am Liebsten ? Also ich hab mal von Designern gehört, die mit Ihrem Laptop in ner Hängematte am Strand arbeiten, und ihre Arbeiten einfach per Mail in die ganze Welt in die jeweilige Agentur schicken... Kann ich mir gut vorstellen :-) Aber momentan ist mein Arbeitsplatz bei JVM mir der Liebste! Was würdest du unwahrscheinlich gerne gestalten ? Was ich gerne gestalten würde? Hmm also z.B. würde ich mich freuen, wenn wir das neuen WWF Re-Design machen dürften... Oder für Amnesty International arbeiten... So in die Richtung. Meine Chefs haben den TUI Smile entwickelt... damit haben Sie sich ein Denkmal gesetzt, so was zu schaffen wäre ein Traum. hast du zur Zeit eine Lieblingsschrift ? Ich glaube zu Uni Zeiten musste ich mich zusammen reißen um nicht immer die Corporate oder Gill zu verwenden.... Aber momentan gibt es keine Lieblingsschrift. Wo würdest du gerne in 10 Jahren sein? In 10 Jahren? Das ist ne lange Zeit... Hmmm... Vielleicht ne eigene kleine Agentur... vielleicht beruflich auch was ganz anderes. Warscheinlich bin ich im Ausland, irgendwo wo der Winter nicht so kalt ist.

MEGACITIES Lisa Scheithauer


Caroline: Lieber Christian, nach deiner Diplomarbeit über Zweifel, u.a. an deiner Kreativität, steht ja nun fest:Aller Zweifel umsonst! Das Buch ist ein wirkliches Meisterwerk. Kommen dir trotzdem immer noch Zweifel während der Arbeit an einem Projekt und wenn ja, wann ist das? Christian: Die Zweifel habe ich durch die Arbeit an »Zweitgedanken« keinesfalls vollständig ausgehebelt, stattdessen habe ich versucht einen inneren Mediator zwischen zwei Geisteshaltungen zu finden. Methodischer Zweifel muss erlaubt sein, so verhindert man Stagnation. Verzweiflung dagegen ist desaströs und muss verhindert werden. Am Gleichgewicht arbeite ich noch – und zwar von Anfang bis Ende einer jeden Arbeit. Wie sieht so eine typische „Christian-Arbeitsphase“ aus? Bevor ich grafisch loslegen kann, muss ich mein Thema kennenlernen. Üblicherweise über Bücher, Internetrecherche und Gespräche. Sobald ich mich informiert fühle, hört für‘s Erste aber jegliche Systematik auf. Sobald die Entwürfe eine bestimmte Richtung aufweisen, kehrt die Ordnung wieder zurück.

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Fachbereich: Editorial | Dozent: Andrea Krause

Abschlussarbeit von Christian Jackmuth

ZWEITGEDANKEN 10


Was inspiriert dich? Ich halte es da mit Jan Delay: »Wer Grafikdesign macht, aber nur Grafikdesign sieht, betreibt Inzest!«. Vielfalt und Neugier sind wichtig und letztlich kann fast alles inspirierend wirken. Gute Gespräche führen, fremde Städte kennenlernen und dabei überall visuelle Eindrücke aufsaugen. Aber natürlich bin ich auch ein fanatischer Sammler von tollem Design, ich liebe es mein Bücherregal wachsen zu sehen und so ist auch dies eine der wichtigsten Inspirationsquellen. Und zu welchem Zeitpunkt sammelst du die Inspiration? Vor Beginn der Arbeit? Da buchstäblich alles zu Inspiration werden kann, sammle ich eigentlich immer. Wer inspiriert dich? (Designer), bzw. wen aus der Designszene beobachtest du genauer, weil du seine Arbeiten schätzt? Es gibt so viele großartige Designer, deren Arbeiten ich schätze, da fällt es schwer Einzelne zu benennen. Neulich hatte ich die Chance Bouwe van der Molen kennezunlernen, der zusammen mit den Leuten von O.K. Parking aus Arnheim die O.K. Periodicals gestaltet. Ihn werde ich zum Beispiel im Auge behalten – ich bin sicher aus dieser Richtung kommen noch viele weitere großartige Arbeiten. Fons Hickmann trommelte bekannte Designer zusammen, um das seiner Meinung nach schlechte WM Logo neu zu gestalten. Gibt es etwas, was dich nervt, und was du für dein Leben gerne umgestalten würdest? Und welche Designer würdest du mit auf deine Seite ziehen wollen? In mir wächst momentan das Gefühl, dass in unserer Gesellschaft nur Arbeit Wert hat, wenn sie unmittelbar Geld schafft. Der abstrakte Wert von Design wird nur selten begriffen. Die Honorare sind nicht mal das primäre Problem, es ist die fehlende Offenheit der Menschen. Also würde ich gerne Menschen für den Umgang mit Design sensibilisieren. Wen ich zusammentrommeln würde, kann ich nicht auf Anhieb sagen, aber auf

ZWEITGEDANKEN Christian Jackmuth


jeden Fall Leute aus meiner eigenen Altersklasse. Schließlich gibt es für etablierte Designer keinen Grund gerade mir zu folgen, auf der anderen Seite müssen wir Neuen uns ja auch noch profilieren. Ohnehin ist das eine kleine Utopie, aber ein bißchen Naivität darf man sich zu Beginn des Berufslebens schon gönnen. Wo arbeitest du am Liebsten? Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, gehe ich gerne einfach raus und denke irgendwo bei einem Kaffee über aktuelle Aufgaben nach. Wo arbeitest du am Effektivsten? An meinem Schreibtisch. Was machst du zur Zeit? Nach meinem Abschluß arbeite ich als Freiberufler in und um Düsseldorf. Deine Aufgabe ist ja, Dinge, Sachen zu gestalten, wie hast du vor deine Zukunft zu gestalten ? Wo siehst du dich in sagen wir mal 10 Jahren ? In 10 Jahren ist Heimat in meinem Leben hoffentlich etwas dezentrales, abstraktes, das sich maßgeblich auf inspirierende, herzliche Menschen bezieht. Ich möchte eine Weile im Ausland gelebt und viele verschiedene Städte bereist haben. Hoffentlich werde ich einige Auftraggeber aus dem kulturellen Bereich haben, die mich mit ihren Themen inspirieren. In welcher Farbe träumst du? Das weiß ich leider nicht, aber ich würde mir schwarz/weiß ohne Graustufen wünschen. Unsere Umwelt ist komplex genug und wir müssen tagsüber so differenziert wahrnehmen und entscheiden, dass nachts ein paar Pauschalisierungen bestimmt entspannend und inspirierend wären.



AUSSCHWEIFEN Christiane Dix

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INTERVIEW Uber ein ausschweifendes Leben Im April letzten Jahres besuchte ich eine Ausstellung über den Künstler Blalla W. Hallmann, in der Galerie Zander in Köln. Ich stand lange vor einem Bild bis mich jemand von hinten antippte und sagte: „Da fängt Kunst erst an, interessant zu werden.“ Ich war verwirrt über diese Aussage und es enstand ein angeregtes Gespräch, wobei sich herausstellte, dass der Mensch mit dem ich mich unterhielt Wolfgang Schulz war, der in den 70er Jahren die Zeitschrift „Fotografie“ und „ Apex“ herausgegeben hatte. Beides Magazine für Fotografie und Kunst bis in die 90er Jahre. Ich wollte mehr über ihn wissen und bat um ein Interview für Luise. Wolfgang Schulz ist ein kräftiger Mann, mit wildem braun gelocktem Haar und inem verschmitzen Lächeln, dem man sein Alter von 64 Jahen nicht ansieht. Er bittet zum Interview bei sich zu Hause. Ich bin nervös, doch er bietet mir als erstes sein Du an, damit die Atmosphäre nicht so verkrampft ist­­­— na dann... Letʼs go!


// Warum hast du eine Zeitschrift für Fotografie gemacht?

Weiß nicht — ich hatte einfach Lust...ich bin in den 60er Jahren auf die ersten Kunstaustellungen gegangen, die im Sinne nichts mit den heutigen Kunstaustellungen zu tun haben. Noch keine richtig kommerziell orientierten Galerien, sondern eher kleine Kommunikationszentren. Manche fingen dann an, wenn es ein guter Abend war, für 30–40 Mark, Relikte von diesen Abenden mitzunehmen. So fing das an, zumindest in meiner Erinnerung. Die Idee für die „Fotografie“ fing damit an, dass ich die ganze Geschichte zwischen Malerei und Fotografie nicht trennen konnte.

// Warst du der erste, der eine Fotozeitschrift in dieser Art herausgegeben hat?

Ja! Sagen wir mal eine Fotozeitschrift an sich nicht, sondern eine Zeitschrift die sich nur ausschließlich mit Bildern beschäftigte. Die Anderen, wie „Color Foto“ und das „Fotomagazin“ waren Blätter, die von der Industrie unterstützt wurden. Das habe ich später dann verstanden, dass im Prinzip die Bilder nur eine 2., 3. und 4. Bedeutung hatten, und das eigentlich Wichtige nur die Berichterstattung über die Fotoapparate waren. Weißt du, Ich bin da als Idealist hineingerutscht!

// Wie bist du zur Fotografie gekommen? Mein Vater hat immer Fotos gemacht.

// Wann hast du angefangen selbst zu fotografieren?

Mit 10 –12 Jahren, mit einer Agfa Plast. Einfach drauflos gehalten. Mein Vater hat mir nichts groß erklärt. Wir machten Fotos von der Familie und uns, das sind Erinnerungsstücke. Bis ich dann mit 14 eine richtige kleine Kamera bekam.

// Warum hast du eigentlich selber die Zeitung verlegt, anstatt dir einen Verlag zu suchen? puhhh…

// Das ist doch eigentlich das viel größere Risiko?

Nee, daran habe ich nicht gedacht! Ich habe einfach nur den Markt gesehen, also nicht den kommerziellen Markt–ich bin da nicht ökonomisch rangegangen, sondern vom Interesse her. Es gab damals eine Zeitschrift, die hieß „CAMERA“, sie war in gewisser Weise ein Vorbild, das Format. In super Qualiät gedruckte Bilder, internationale Künstler. Das war ein riesen Repertoire und sie hatte nur 48 Seiten. Du hattest das Gefühl das war authentisch, was du da siehst. Anders kann ich das nicht formulieren. Man muss sich vorstellen, dass die meisten Fotozeitschriften dieser Zeit nur davon handelten, dass ein Dr. Soundso, mit einer Brennweite von..., den Wald von Hintertupfingen blablabla… nur so ging das in allen Fotozeitschriften und dann kam die „Camera“ und die redete nicht über Technik, sondern zeigte die Bilder. Das gab mir den Kick was eigenes zu machen.

//Also das war die Faszination für Dich?! Das war dann erstmal der Grund.

// Nach welchen Kriterien hast du die Fotografen und Künstler ausgesucht, oder gab es keine? puhh… Du, das kann ich dir heute nicht mehr richtig sagen.


AUSSCHWEIFEN Christiane Dix

// Weißt Du es nicht mehr?

Das weiß ich nicht, da gab es keine vernunftorientierten Kriterien.

// Haben die Künstler an der Zeitung mitgewirkt? Nein.

// Wie hast du die Rechte an den Bildern bekommen?

Das ging am Anfang recht gut, die meisten waren froh wenn sie überhaupt mal publiziert wurden.

// Waren heute noch renommierte Künstler dabei? Ja klar... Balla W. Hallman, ich hatte Martin Kippenberger, ich habe den ersten Katalog für ihn gemacht. Dann hatte ich Al Hansen, Achim Duchow, Dennis Hopper, etc.

// Wie war die Resonanz auf die Zeitschrift?

Gewaltig, erstmal. Es war hart den Vertrieb durchzusetzten, weil ich im Prinzip null Ahnung vom Verlegen hatte. Ich hatte eine kleine Erbschaft gemacht und damals kostet eine Auflage nur 5.000 Mark anstatt 50.000, wie das heute ist. Die erste Ausgaben kosteten im Handel so zwischen 6 –7 Mark das Exemplar.

// Für die damalige Zeit ein teures Blatt, oder?

Ja, aber du musst davon ausgehen, dass du den Vertrieb bezahlen musstest. Das hieß, wenn die Hefte in den Geschäften waren, haben diese die Hälfte einbehalten. Da hattest du am Ende nur 3, 50 Mark bekommen, wenn es verkauft wurde.

// Interessant!

Und die Unverkauften wurden mit angerissenen Titelblättern wider zurückgeschickt. So fing das an. Ich habe damals Wert auf ein gutes Druckverfahren gelegt und Duplex gemacht. Ein richtiges Duotonverfahren war teuer und kostete pro Auflage so an die 12–13.000 Mark.

//Wie lange hat sich das Blatt gehalten?

„Fotografie“ hat sich von Januar 1976 bis Dezember 1986 gehalten–9 1/2 Jahre.

// Wie hoch waren die Auflagen?

4000 Stück, das war damals viel, es variierte.

// Warum die „Fotografie“ eingestellt?

Ich habe Konkurs gemacht, ich war hoch verschuldet. Ich hatte zu hohe Ausgaben und wie schon Anfangs erwähnt, eigentlich keine Ahnung!

// Glaubst du, dass die Zeitung in diesem Format noch heute funktionieren könnte? Nein.

//Hast du die Zeitschrift unter bestimmten Themen publiziert? Nein. Selten bei der Ausgabe Erotik! Erotik? Da habe ich Blalla W. Hallman für mich entdeckt. Er war einer der Radikalen, der später auch in der Galerie Werner unterkam.

//Aus wieviel Leuten bestand der Verlag?

Wir waren insgesammt 15 Leute, aber die saßen nicht alle in Göttingen. Es waren harte Zeiten. Ich verstand erst später, dass man Zeitungen nur über Anzeigen finanzieren kann. Das ist der Punkt und als die Apex kam, da hatte ich den Mechanismus verstanden.

// Wie kam es zur „Apex“?

Weil mich die Fotografie allein nicht mehr befriedigte.


// Ist eine Zeitschrift nur so groß wie die Werbung, die darin enthalten ist? Ja immer. Du lebst zum größten Teil von der Werbung. Ich fing an Werbung für Galerien zu machen und ab da ging das Geschäft auch gut!

// Im Gegensatz zu der „Fotografie“ war die „Apex“ im Umfang ein größeres Format! Ja sie war ökonmischer, vom finanziellen Aufwand her geringer, hat aber viel mehr gebracht. Davon konnte man ganz gut leben.

// Der Werbung wegen?

Ja, weil wir Werbung hatten. Wir bekamen Galeristen aus Amerika, die bei uns inseriert haben, und das lief ganz gut. Ich wollte die Vielfalt der Bildwelt zeigen und keine Aufklärungtheorien.

// Gab es die „Apex“ nur in Deutschland?

Nein. Europaweit, durchschnittlich kam sie so 2–3 mal im Jahr raus.

// Hast du auch deine eigenen Fotos publiziert?

Hin und wieder mal unter einem Pseudonym wie z.B. Rita Gayser, eine einbeinige Dame.

//Welche Künstler haben dich persönlich geprägt in dieser Zeit? Auf jedenfall… End Art, Achim Duchow, Anton Corbijn und natürlich Blalla W. Hallmann. Martin Kippenberger war auch der Wahnsinn, meine erste „Apex“ waren 16 Seiten Kippenberger. Es war eine schöne Beschäftigung

// Wann lief die letzte „Apex“? Um 1996.

// Warum aufgehört?

Keine Lust mehr gehabt! Langeweile, die haben mich gelangweilt die Leute. Die meisten, von denen ich erzähle, kennst du wahrscheinlich gar nicht, oder?

// Nein, die meisten sind mir fremd!

Das liegt vielleicht daran, dass wir keine Kunstwelt mehr haben–in meinen Augen sind das heute alles nur Boutiquen!

// Ist die Kunst tot? (lacht) Ja vielleicht! Der Geschmack ist vielleicht

verloren gegangen!

// Warum? Meinst du die Kunstvermittlung ist vielleicht verloren gegangen?

Die hat noch nie richtig funktioniert. Man braucht ja nicht nur einen Kunsthistoriker über die Geschichte der Kunst, sondern auch einen Psychologen, Wissenschaftler etc., die sich mit den Fragen auseinandersetzen. Tanz um die eigene Lehre, mehr ist das heute auch nicht mehr.

// Interessiert Dich heute noch Kunst?

Hin und wieder gehe ich zur Art Brut oder zur Galerie Susanne Zander. Es gibt super viele Leute, die aus Langeweile Kunst machen, obwohl es immer wieder gute Handwerker darunter gibt. Amerika hatte Warhol, also brauchte Deutschland so Leute wie Beuys, der ein ganz patenter Typ gewesen ist. Eine grundsätzliche Fragestellung ist vielleicht wie wir mit unseren Systemen umgehen!

// Findest du das man Kunst und Design trennen sollte? Ja das frage ich mich auch immer!


AUSSCHWEIFEN Christiane Dix

// Gibt es eine Definition für Kunst oder Design?

Nein nicht, ich weiß nicht. Ich würde sagen lass die Finger davon. Es ist schwer zu erklären, ich versuche dieser Frage selber schon seit fast 30 Jahren auf den Grund zu gehen und bin bis heute zu keinem richtigen Nenner gekommen.

// Selber schon teure Kunst bessesen?

Ja, von Blalla „Die Presssackwerke“ und von Duchow habe ich auch Bilder besessen. Ein ganz bekanntes von Duchow, die Silhouette von Blinky Palermo.

// Duchow, wer?

Achim Duchow. Ein ganz genialer Maler gewesen, leider auch verstorben. Er und Sigmar Pollke haben früher zusammen gearbeitet. Das Bild von Duchow habe ich an das Kunstmuseum Düsseldorf verkauft, davon konnte ich eine Weile ganz gut leben.

// Warum hast du jetzt nach all den Jahren das Bedürfnis, deine eigenen Fotos wieder verlegen zu lassen? Ich will vielleicht ein wenig von der Zeit zeigen, was letzten Endes auch die Leichtigkeit und das Lächeln dieser Menschen ausmacht, die um mich herum waren.

// Findest Du, dass du einen ausschweifenden Lebenstil hattest?

Das kommt immer auf die Perspektive an. Ja, ich habe intensiv gelebt– walk on the wild side und das ist genau das, was meine Eltern nie konnten.

// Gibt es was, was man lernen sollte? Ja, keine Angst zu haben!

// Ein letztes Wort?

Wir waren frei! Um es mit den Worten von Chess Chandler zu beschreiben, Bassist von den Animals, und das ist ein Gefühl das kann ich nicht beschreiben!

Vielen Dank.


„WIR waren frei!“


AUSDRÜCKEN Vinnie Chim-Jäger

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danke ^^ kommst denn a warum?_? mann, blöde fr a ja, klar =P sehr schön :D also bis später s jaaa, ich freu m


AUSDRÜCKEN Vinnie Chim-Jäger

n auch @.@

fr age (>¸>)

r süße ;) m ich ;*



AUSDRÜCKEN Vinnie Chim-Jäger

(^.^) \_(ô_õ)_/ ( ˘ ¬ ˘ ) \_ _/ \_ ¸l (Ó¸Ò) (Ú_Ù) \(^_^)/ \_ _/ \_ _/

(ô_Ó) \¸ _/


(^_^) männlich (^.^) weiblich \(^_^)/ Banzai! Hu (^_^)/"Winken(^_~) Auge zukneifen/zwinkern (ren (*_*) mit funkelnden Augen von etwas schw weinen(>_<) Augen zukneifendes Gesicht: Autsc Mittelfinger„Du kannst mich mal“ (-_-) genervt sicht (ó_ò) trauriges Gesicht(ô_ò) zerknirscht jem sein (ô_o) eine Augenbraue heben (O_O) sehr men, Mitgefühl haben (ó_O) (o_O) skeptisch, et sein, von etwas schwärmen (._.); sich schämen ( bei der Sache sein (ö_ö) mit Wimpern, weiblich Katze\m/(-.-)\m/ Rock ’n’ Roll '-'´(ò_ó) böser R wissend, keine Ahnung haben///´0`/// erregtes S `)ノ „Ich geh aus.“ _ø_(.. ) etwas notieren(+.+)( dann entschuldigen (Verbeugung!)


zai! Hurra! (mit Armen) (kleinere Version: \o/) nkern (-.-) etwas doof finden d(^_^) Musik höas schwärmen (+_°) high/betrunken sein (T_T) t: Autsch!, wütend sein( >.<) (^)(>.<)(^) Zwei enervt (ô_ó) etwas anzweifeln (ò_ó) böses Gescht jemanden anschauen, sich nicht ganz sicher O) sehr erstaunt, schockiert (^_^)" (^_^;) schätisch, etwas nicht verstehen (3>_<3) verliebt ämen (X.X) ohnmächtig sein (+.+) nicht ganz eiblich (@_@) verwirrt =^.^= ---(,,,)^.^(,,,)--- böser Rocker´'`\_(ò_Ó)_/´'`Zombie"\/(o_O)\/" unegtes Stöhnen, rote Wangen Q(*.*)Q Boxerヾ(´∀ en(+.+)(-.-)(_ _) seinen Fehler erkennen und sich AUSDRÜCKEN Vinnie Chim-Jäger


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AUSDRÜCKEN Vinnie Chim-Jäger



AUSDRÜCKEN Vinnie Chim-Jäger

(^)(>.<)(^) !!!


(O) 7,.存(


Luise: Hi, stell dich doch erstmal kurz vor. Alex: Ich bin Alejandro Baptista, aber Alex ist mir lieber! Ich bin 25 Jahre jung und nach dem Zivildienst im Oktober 2004 zum IN.D gekommen. Meinen Abschluss hab ich dann, nach 4 Jahren und 7 Semestern im Oktober 2008 gemacht. Was ist dein Grafikdesign bzw. wo liegen deine Schwerpunkte? Meine Schwerpunkte liegen im Multimediabereich. Ich gestalte halt am liebsten für den Bildschirm! Sei es ein animierter Kurzfilm, Webseiten, ein Interface, Präsentationen, Photoshopmontagen etc. Mein letzter Auftrag allerdings waren Flyer (3000er Auflage) und Banner wofür ich die Gestaltung und Druckvorstufe gemacht habe und das funktioniert auch wunderbar. Am liebsten entwerfe ich Charaktere, Geschichten und Interfaces. Was ist beim Endprodukt für dich das Wichtigste? Mir ist wichtig, dass anderen am Ende gefällt was ich gemacht habe. Wenn ich auch zufrieden bin mit meiner Arbeit ist das nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Selten mache ich nur was ausschließlich für mich selbst und da ist es mir dann egal, was andere dazu sagen.

› Interview

Fachbereich: Mediadesign | Dozent: Jenö Szönyi

Abschlussarbeit von Alejandro Baptista

VISUELAIS

VISUELAIS Alejandro Baptista

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Bei meinen Arbeiten möchte ich oder versuche ich immer irgendetwas auszudrücken. Was das ist, ist aber meist abhängig vom Produkt. Bei meinen Filmen oder eigenständigen Arbeiten gebe ich immer ein bisschen was von mir Preis. Was machst du um Ideen zu bekommen? Um Ideen zu bekommen setz ich mich meist entspannt hin, schaue mir mein Umfeld genau an und überlege. Verknüpfe Gesehenes mit Bekanntem, versuche daraus neues zu formen und probiere andere Kombinationen aus, bis ich zu einem Ergebnis komme. Dabei passiert das meiste in meinem Kopf, schreibe aber parallel vieles auf und mache Skribbles, damit ich nichts vergesse und mir vielleicht das eine oder andere auffählt. Gibt es ein Lieblingsarbeitsort? Am besten arbeiten kann ich an einem festen Arbeitsplatz. Sei es in der Uni oder im Büro. Zu Hause kann ich schlecht bis gar nicht arbeiten, da bin ich von zu vielem abgelenkt. An meinem Arbeitsplatz habe ich weniger was mich ablenkt und ich kann mich voll auf die Arbeit konzentrieren. Wieviel Zeit hast du für dein Diplomprojekt investiert? Was hat am meisten Zeit beansprucht, die Ideenfindung oder die Umsetzung? Insgesamt hab ich 7 Monate gebraucht. Davon waren 3 Monate reine Vorbereitung und Planung. Ich musste mich über sämtliche Details im klaren sein, bevor ich mit dem Abarbeiten loslegen konnte! Wie soll die Geschichte entwickeln und ausgehen, wie verhalten sich die Charaktere, wie müssen die Kulissen aufgebaut sein, welche Objekte werden benötigt, was ist in den 6 Monaten überhaupt machbar. Zwischendurch musste ich in einigen Programmen erheblich zulernen und erste Animationstests durchführen um mir sicher zu sein, dass ich das auch Umsetzen kann. Erst als ich zu 70% sicher war konnte ich langsam mit der eigentlichen Arbeit beginnen. 6 Wochen waren nötig um den Hauptcharakter zu erstellen und animierbar zu machen, wobei später immer wieder Fehler aufgetreten sind. Die letzten 2 Monate saß ich dann an der Produktion. Während ein Rechner eine fertige Szene rausrendert, an der ich Licht und


Texturen prüfen konnte, renderte ein anderer Rechner eine Animation mit Editoransicht raus, an der ich Bewegungsabläufe überprüfte und arbeitete parallel an einem weiteren Rechner bereits an der nächsten Szene. Fürs Vertonen hab ich mich etwas verkalkuliert und musste einen Monat dranhängen für Schnitt, Ton und Musik. Deine Rekordzeit im „durchmachen“ ^^ 50 Stunden! Das war ganz witzig, kann ich aber niemandem empfehlen, denn irgendwann bricht halt doch der Kreislauf zusammen, so auch bei mir! Gibt es vorbilder? Oh da gibt es zu viele für jeweils spezifische Sachen! Aber ich bin ein ganz großer Fan von Tim Burton Filmen. Dessen Melancholie, düsterer Stil und Charakter Design sind einfach einmalig! Was machst du zur Zeit? Wie sehen deine Zukunftspläne im Bereich Design aus? Zur Zeit bewerbe ich mich hauptsächlich in der Spieleindustrie. So hoffe ich einen Studienplatz für weitere 2 Jahre an der Filmakademie Baden-Württemberg für den Bereich Animation und animiertem Kurzfilm zu bekommen. Ich habe und werde noch an einigen Kurzfilmfestivals teilnehmen. Das Festival „20min/max“ in Ingolstadt zeigt bereits meinen Film im April. Und wer weiß wen man da so kennen lernt…Ansonsten möchte ich noch vieles ausprobieren und kennen lernen. Auch vielleicht mal im Ausland was machen und irgendwann mal bei Pixar arbeiten. Gibt es irgendwelche Tipps, die du weitergeben möchtest? Macht das was ihr wollt, für richtig empfindet und an dem ihr Spaß habt! Haltet euch an euren Träumen und Zielen fest, aber setzt euch welche, die realistisch sind. Lasst euch dabei helfen und nehmt konstruktive Kritik an und entwickelt euch weiter. Nehmt euren Mut zusammen und wagt einfach etwas verrücktes, mehr als ein „Nein“ könnt ihr nicht bekommen.

VISUELAIS Alejandro Baptista


Kannst du dich für unsere Leser kurz vorstellen? Hey, ich bin Kristina Bloch, 25 Jahre alt. Von Sommer 2005 bis Dezember 2009 studierte ich im IN.D. Du hast dich in deiner Diplomarbeit mit dem Thema Manipulation befasst. Was war ausschlaggebend dafür? Einer der Dozenten sagte mal zu mir: „Kristina manipuliert uns alle.“ Dieser Gedanke hat mich so weit manipuliert, das ich dies als Diplomarbeit umgesetzt habe. Deine Arbeit ist sehr umfangreich geworden, wie viele Arten von Manipulation hast du darin festgehalten? Der Begriff Manipulation umfasst eine Große Bandbreite an Definitionen und Erklärungen. Deshalb habe ich mich in meinem Buch auf 7 Kapiteln beschränkt. Welche davon war für dich am interessantesten? Das Zweite Kapitel – es handelt von Drogen, was ich ziemlich spannend finde und außerdem das Thema Aromastoffe und Genmanipulation. Was hat dich bei der Arbeit über das Thema am meisten fasziniert? Dass „Manipulation“ ganz was normales und nichts schlim mes ist, bzw. wir konfrontieren uns damit ständig im Alltag, wenn man es auch nicht sieht oder merkt... deswegen fasziniert es mich immer noch. Selber schon manipuliert worden? Ja, ich denke mal schon du auch oder?

> Interview

Fachbereich: Editorial | Dozentin: Andrea Krause

Abschlussarbeit von Kristina Bloch

MANIPULATION

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> Poster

MANIPULATION Kristina Bloch


Vielen Dank.

Selber schon manipuliert? Wenn ich nein sagen würde, dann würde ich lügen, weil wir alle im Grunde beeinflussen bzw. manipulieren oder werden manipuliert. Nur manchmal bewusst oder auch unbewusst! Ich benutze Manipulation auch – zum Beispiel als Vergleich: („kleine - Notlügen“ ). Aber wenn ich unbewusst manipuliert habe, dann kriegte ich es nachher mit oder vielleicht auch nicht.... Manipulation ist immer so negativ behaftet, gibt es auch positive Manipulation? Das stimmt, das Wort „Manipulation“ wirkt sehr negativ, aber es gibt natürlich auch positive Manipulationen. In vielen Fällen kann es auch positive beeinflusst sein, obwohl „Manipulation“ einen schlechten Nachgeschmack vermittelt. Müsste man deiner Meinung nach in der Isolation leben um sich vor Manipulation zu schüzen? Nein, ich denk mal nicht! Es ist so wie eine Krankheit, Virus, Gewalt (was vielleicht noch nicht ausgebrochen ist) aber es ist da (ein Zitat von Emilia Galotti: „Was Gewalt heißt ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt.“). Man lebt damit, es gehört zum Leben, man kann es nicht vermeiden, muss man vielleicht auch nicht, weil durch Erfahrungen und Erlebnisse wird man stärker und man lernt etwas dabei, aber wie weit ich es zulassen möchte, dass Manipulation mich beeinflusst oder nicht, kann man auch selbst bestimmen oder auch lernen es zu bestimmen.... Ich finde es gut dass Manipulation existiert, es bringt einen gewissen Schwung ins Leben... Findest du das Design mehr manipuliert als Kunst? Nein, Kunst manipuliert genauso. Ich würde sagen beides gleich. Es muss nur richtig gemacht werden.

> Poster


AUSdenken Nora Duffner

denkenaus 15


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gestaltung

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fu nk tio na l

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Design Kommunikationsdesign

Gr

Typografie Layout


Fotografie

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Grafikdesign

Bildbearbeitung

Webdesign


Form Follows Function Hausschrift

Gesch채ftspapiere

Identit채t

Corporate

Firmenarchitektur

Organisation


Logo

Design




aus



luise

luise luise11 Ausgabe Ausgabe

Sieben Studenten haben beschlossen, dass sie sich austauschen über ein Projekt, bei dem sich alle ausdenken was sie ausarbeiten – sich richtig ausleben und auch einmal ausschweifen – und schließlich auslesen was sie ausdrücken wollen. vera partl, stafan dicks, sonja doetsch, caroline harmuth, nora duffner, christiane dix, vinnie chim jäger

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www.ind-düsseldorf.de

Ausgabe

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magazinprojekt publikation desdes institute institute of of design design düsseldorf düsseldorf| ausgabe | ausgabe 1/2009 1/2009

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