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Ö S T E R R E I C H W E I T E
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Foto: Jupiter Images
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Die Zukunft mitgestalten INTERVIEW
Open Innovation INNOVATIONSGUERILLA
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Den Bremsern auf der Spur
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EDITORIAL
Bildung: Die österreichische Unglückskatastrophe ohne Aussicht auf eine emotionsaufkommensneutrale Lösung nsbesondere die angelsächsischen Länder haben „Bildung“ längst als ein Exportprodukt entdeckt und verdienen damit sogar gutes Geld. Wir dagegen klagen bitterlich über die Schar deutscher Studenten, die dieses Jahr den ohnehin überlasteten Universitäten angeblich den Todesstoß versetzen werden. Selbst schwere Dropout-Prüfungen halfen bislang nichts, zumal die jungen Nachbarn auch nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen sind und unsere Studenten als Opfer des eigenen Schulsystems sich ja ebenfalls diesen Studienverhinderungsprüfungen stellen müssen. Dabei ist Internationalität an Universitäten an sich ja überhaupt nichts Neues, denn schon im Mittelalter waren kluge Köpfe mobil und haben damit anderen Standorten auch zu neuen Perspektiven verholfen. Bei uns dagegen versucht man alles, um sich abzuschotten und den Zugang zu den Bildungseinrichtungen möglichst zu erschweren. Bildung ist in Österreich seit vielen Jahren offensichtlich eine Unglückskatastrophe, der man völlig hilflos ausgeliefert ist, während die Politik über Nacht in Not geratene Banken retten oder für die Nation überlebenswichtige Antiterrorpakete beschließen kann. Bildung ist in Österreich auch eine der letzten Bastionen jener Ideologen, die nicht einsehen wollen, dass der Weg von der Industrie- hin zu einer Wissensgesellschaft
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längst unumkehrbar ist und es die traditionellen Lager daher bald nicht mehr geben wird. Auch das ist ein Verdienst der Ära Bruno Kreisky. So spitzt sich alles auf wenige Themen zu, die bei genauerem Hinsehen keine wirkliche Bedeutung mehr haben und die damit einhergehenden Emotionen nicht redlich verdienen. Was nützt mir als Student beispielsweise ein Gratiszugang zur Universität, wenn ich aufgrund unmöglicher Studienbedingungen etliche Semester mehr brauche, die mich später wahrscheinlich teuer zu stehen kommen? Das ideologische Denken in Lagern macht pragmatische Lösungen unmöglich, denn Studiengebühren könnten heimischen Studenten über großzügig ausgelegte soziale Kriterien refundiert werden, wodurch ausländische Gaststudenten automatisch einen fairen Beitrag zur Finanzierung des Systems leisten. Zu Recht bestehende EU-Regelungen müssten so nicht umgangen werden. In Brüssel bräuchte Österreich dann nicht auf die Tränendrüse drücken und auf das Mitleid mit unserer „Bildungsunglückskatastrophe“ hoffen. Thomas Duschlbauer Leitender Redakteur
Foto: Neurovation
Offen für Open
Innovation? ehr als die Hälfte der neuen Produkte werden wieder vom Markt genommen, weil sie nicht den Erwartungen der Konsumenten entsprechen. Angesichts dieser Rate kann man in Österreich immer noch Erstaunliches erleben: Haben Sie als Konsument schon einmal versucht, einem Unternehmen eine Verbesserung oder gar ein neues Produkt vorzuschlagen? Kommen Sie bloß nicht auf diese Idee. In den meisten Fällen verschwenden Sie damit nur Ihre Zeit, denn entweder erhalten Sie keine Antwort oder landen in einer Spirale, bei der man Sie so lange von einer Abteilung zur anderen
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WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN SPECIAL 9/2011
Wie neue Medien „archaische“ Verhaltensweisen fördern und gleichzeitig Innovation beschleunigen.
Von Thomas Duschlbauer
verbindet, bis Sie sich denken, dass es besser gewesen wäre, sich den Kopf nicht für andere zu zerbrechen. Das Innovationsmanagement der meisten Unternehmen sieht solche Fälle offenbar nicht vor und ist damit überfordert. Lieber investiert man viel Geld in aufwendige Studien, anstatt solche Möglichkeiten zumindest ergänzend zu in-
stitutionalisieren und in geregelte Bahnen zu lenken. Hier setzt die Idee von Open Innovation an, die den Ausgangspunkt einer Innovation direkt oder zumindest möglichst nahe beim Endverbraucher ortet. Möglich wurde Open Innovation insbesondere durch das Internet und die sozialen Foren, die sich darin entwi-
COVERSTORY
„Kreativer sein mit anderen“ Unter
diesem
Motto
stellt
DI (FH) Jürgen Volleritsch
Neurovation eine Plattform für
Foto: Neurovation
Open-Innovation-Projekte dar (www.neurovation.net), die unterschiedliche Zielsetzungen haben können. DI (FH) Jürgen Volleritsch von Neurovation im Interview mit den Wirtschaftsnachrichten.
n Was stellt in Ihren Augen die Motivation seitens der Community dar bzw. warum beteiligt man sich an solchen Prozessen? Die Motivation kann sehr unterschiedlich sein. Es gibt die Netzwerker, die Kommentierer, die Ideengenerierer, die Bewerter, jene, die Feedback suchen, jene, die einfach nur gewinnen wollen, solche die sich präsentieren wollen, manche, die einfach nur zusehen und „konsumieren“ wollen, und dann gibt’s natürlich auch welche, die von allem ein wenig machen bzw. wollen. Eine der Hauptmotivationen des typisch Kreativen ist die Sichtbarkeit der Idee bzw. vor allem die Umsetzung dieser. Dabei spielt der Preis bzw. die Entlohnung eher eine nebensächliche Rolle – zumindest im ersten Schritt. Die Möglichkeit, auf Basis der Idee neue Beziehungen aufzubauen und unter Umständen auch Umsetzer bzw. Unterstützer zu finden, macht dabei einen besonderen Reiz aus. Im Bezug auf konkrete Ideenfindungsprozesse sind genaue und faire Bedingungen enorm wichtig, genauso auch die Bewertung und Transparenz im Gesamtprozess. Das Vertrauen in die Plattform bzw. deren Betreiber ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig – genauso aber auch in die Firma, die hinter einem Crowdsourcing Projekt steckt. Die klassische „Blackbox“, wo Ideen reingehen und niemand weiß, was damit passiert, wirkt heute eher abschreckend bzw. wird von der Community meist kritisch angesehen. Selbiges gilt für klassische Bewertungsmechanismen und Jurybewertungen. Eine weitere Motivation im Zusammenhang mit Open-Innovation-Projekten ist die Tatsache, dass die User oder Kunden eines Produktes es schätzen, sich aktiv am nächsten Entwicklungsschritt zu beteiligen. Der
Kunde von morgen will bereits heute mitbestimmen und mitdenken. n Ist Open Innovation eine Bedrohung für große Unternehmen oder gar eine Chance? Gerade große Unternehmen sehen immer mehr ihre Chancen in der Verbindung zwischen internen Innovationsprojekten und externen Open-Innovation-Projekten. Also die Verbindung zwischen Open und Closed Innovation. Dabei werden drei verschiedene Ziele verfolgt: Einerseits Marketing und Werbung – durch den Einbezug von „Fans“ des Unternehmens haben diese eine noch stärkere Identifikation mit dem Unternehmen, Produkt, der Dienstleistung. Weiters möchte das Unternehmen die „Aura“ des innovativen, jungen und offenen Unternehmens annehmen. Zu beachten ist dabei – wenn es sich um eine reine Marketing-Aktion handelt, kann dies seitens der Fans auch in eine negative Richtung umschlagen – aus diesem Grund der zweite Punkt: Die Unternehmen möchten sich bewusst Ideen und Impulse von den Kunden bzw. Konsumenten holen, um eine Marktrückmeldung zu erhalten bzw. auch Ideen dann entsprechend einfließen zu lassen. Dies kann dann so weit gehen, dass wir bei Ziel Nummer drei ankommen: Human Ressources – Unternehmen bzw. Personalisten suchen sich bewusst auf Basis der Idee die sogenannten Lead User, User, die besonders aktiv sind oder viele interessante Ideen liefern. Ideal in diesem Zusammenhang ist dann ein sogenanntes Punkte/Levelsystem: Wir schreiben von jedem User drei Indizes mit (Aktivität, Kreativität und Vertrauen) – diese werden durch Aktionen, die der User auf der Plattform setzt, ausgelöst, durch die „Community“ aber verifiziert. Durch solche Mechanismen
(Gamification) können dann Lead User nicht nur für die Umsetzungsperspektive einer Idee mit ins Boot geholt werden, sondern auch ins Unternehmen integriert werden. Sieht man das Ganze jetzt aus unternehmensinterner Perspektive, so treffen die gleichen Dinge zu: Gerade große Unternehmen wollen die Mechanismen aus dem SocialMedia-Bereich abseits von Facebook integrieren. Das Ganze in Kombination mit einem modernen Ideenmanagementsystem stellt eine große Chance für diese dar. Wichtigster Schritt dabei ist aber, eine entsprechende Unternehmenskultur vorzufinden. n Wo sehen Sie die Grenzen von Open Innovation? Derzeit sind die Grenzen von Open Innovation – zumindest in Österreich – eher noch im Kopf der Entscheidungsträger. Wie in vielen Bereichen wie etwa IT machen die USAmerikaner vor, welches enorme Potenzial Crowdsourcing und Open Innovation in sich birgt. Innocentive ist eine der größten Plattformen dieser Art mit etwa 250.000 Usern. Viele Unternehmen dort sind schon sehr gut funktionierende Symbiosen mit der Internetcommunity eingegangen, um ihre Produkte und Dienstleistungen sehr nahe am und vor allem mit deren Kunden zu entwickeln. Viele hierzulande wissen noch nicht wie Open Innovation, Social Media etc. sinnvoll funktioniert, was sie mit den Ideen der Fans machen sollen, kennen die richtige Fragestellung oder Perspektive nicht, haben Angst vor der Transparenz bzw. fürchten mögliche weitere Entwicklungen oder Strategien „auszuplaudern“. Open Innovation bedeutet eine „teilweise Öffnung“ des Unternehmens zum Kunden und ist strategisch eine wichtige Entscheidung. Viele Unternehmen jedoch sehen immer mehr ihren Vorteil darin, Mitarbeiter wie auch Kunden, Lieferanten etc. in die Weiterentwicklung der Produkte einzubinden.
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Open Innovation setzt vorwiegend auf den Altruismus der Menschen. Foto: Neurovation
ckelt haben. So sind die ersten Anwendungen, die auf diese Weise entstanden sind, Open-Source-Programme gewesen. Danach sind auch Unternehmen auf die Möglichkeiten dieser Prozesse aufmerksam geworden.
Gemeinsam lernen Aus deren Sicht eröffnet sich durch Open Innovation ein Zugang zu einem Wissen, dass durch einen internen Innovationprozess nicht erschlossen werden kann. Bei diesem Wissen handelt es sich insbesondere um so ge-
IMPRESSUM Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Medieninhaber (Verleger): Wirtschaftsnachrichten Zeitschriften Verlagsgesellschaft m.b.H., 8010 Graz, Stempfergasse 3, Telefon 0316/834020, Telefax 0316/834020-10, office@euromedien.at, www.wirtschafts-nachrichten.com Unternehmensgegenstand: Herausgabe des Mediums Wirtschaftsnachrichten Herausgeber & GF: Wolfgang Hasenhütl Co-Herausgeber & Verlagsleitung: Josef Lipp Blattlinie: Die Wirtschaftsnachrichten sind das unabhängige regionale Wirtschaftsmagazin für die Bundesländer. Themenschwerpunke sind wirtschaftliche Entwicklungen in Österreich und international, Wirtschaftspolitik, Finanzen und Service für Unternehmer und Manager. Die Wirtschaftsnachrichten sind in ihrer Blattlinie liberal, demokratisch und unabhängig von politischen Parteien, Interessensverbänden und Religionsgemeinschaften. Erscheinungsort: Graz Chefin vom Dienst: Mag. Michaela Falkenberg Redaktion: Dr. Thomas Duschlbauer, Dr. Marie-Theres Ehrendorff, Eva Hasenhütl, Florian T. Mrazek, Mag. Sabrina Naseradsky, Jürgen Philipp Fotos: Falls nicht anders angegeben: Symbol Pictures, Archiv Layout und Produktion: Hermann Knappitsch, Hans Obersteiner, Lisa Rath Inserentenbetreuung: Mag. Barbara Steiner Druck: Leykam – Let’s Print Erscheinungsweise 2011: 10 x jährlich Anzeigenpreise: lt. aktuellem Anzeigentarif. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Österreichischen Zeitungsherausgeberverbandes. Bezugspreis: € 2,50/Ausgabe; Jahresabonnement Inland € 25,–, Ausland auf Anfrage. Das Abonnement ist jederzeit schriftlich kündbar. Wird es bis zum Bestelltag nicht gekündigt, verlängert es sich automatisch um ein weiteres Jahr. Allgemeines: Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. FN 257766v; UID-Nr.: ATU61454508 Verlagskonto: BKS, BLZ 17000, Kontonummer 180-038949 Gerichtsstand ist das für Graz örtlich und sachlich zuständige Gericht.
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nannte „sticky information“, also um Informationen, die implizites Wissen beinhalten und einem anderen ansonsten sehr schwer zu vermitteln sind. Der Informationstransfer kann durch Open Innovation nicht nur stark beschleunigt werden, er trägt auch erheblich dazu bei, dass die Wahrscheinlichkeit eines Flops geringer wird bzw. eine bessere Marktakzeptanz erfährt. Ein weiterer positiver Effekt besteht auch darin, dass ein Interaktionsprozess eingeleitet wird, der sehr viele und vor allem unterschiedliche Erfahrungshintergründe einbezieht. Im Rahmen dieses Lernprozesses entsteht ein Bündel an möglichen Lösungsansätzen. Zudem führt diese Interaktion auch zu einer stärkeren Bindung des Konsumenten an das resultierende Produkt.
Archaische Wurzeln Während das Unternehmen bei einer gemeinschaftlich hervorgebrachten Innovation meistens als direkter Nutznießer hervorgeht und auch die Eigentumsrechte erhält, stellt sich natürlich die Frage, worin der Vorteil für den Konsumenten besteht. Maßgeblich ist dabei jenes Phänomen, das als „free revealing“ bezeichnet wird. Kunden gehen dabei oft so weit, dass sie dem Unternehmen
sogar fertige Prototypen überlassen, wobei dieser Wunsch nach einer Mitwirkung am Innovationsprozess keine Randerscheinung ist. Und dies, obwohl Schumpeter in den 40er-Jahren festgestellt hat, dass die Exklusivität am Zustandekommen einer Neuerung an sich eine Motivation für den Innovator darstellt. Für ein Unternehmen ist es sehr wertvoll zu wissen, worin diese Motivation besteht und welche Anreize sie fördern können. Genaue Untersuchungen dazu gibt es erst für OpenSource-Projekte, wobei der Unterschied darin besteht, dass die Ergebnisse ja von allen Beteiligten kostenlos genutzt werden können. Ein Beispiel dafür ist Wikipedia. Allerdings sind Open Innovation und das Phänomen des „free revealing“ ja keine wirkliche Neuheit. Schon bei den Naturvölkern zeigt sich, dass große Projekte, wie der Bau einer Hütte oder einer Brücke, nur gemeinschaftlich bewerkstelligt werden können. Es handelt sich für die Beteiligten auch nicht um das, was wir als Arbeit verstehen, sondern ist mit einem spielerischen Aspekt gekoppelt. Das Spiel ist in die Arbeit integriert und diese stellt einen permanenten gemeinschaftlichen Lernprozess dar. In unserer arbeitsteiligen Gesellschaft ist dieser Aspekt wieder verloren gegangen. Menschen wurden eigens dafür abgestellt, Neues zu entwickeln, während andere Menschen höchstens kleine Verbesserungen dafür vorschlagen dürfen. Erst die neuen Medien haben wieder eine „archaische Unmittelbarkeit“ geschaffen, die diese intrinsischen Motive ansprechen und jenen Zustand herbeiführen, den Csikszentmihalyi als „Flow“ bezeichnet. Die Beteiligten erleben Innovation als Herausforderung, als das Ausloten eigener Grenzen und als einen kreativen Akt, der auch sehr stark mit Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung gekoppelt ist. Ü
5 GRUNDLAGEN ERFOLGREICHER OPEN-INNOVATION-PROJEKTE Unternehmen können Open Innovation als ergänzendes Instrument zu den üblichen F&E-Aktivitäten einsetzen und dabei die Kunden zusätzlich stärker an das Unternehmen binden. Folgende Aspekte sind dabei zu berücksichtigen: n Unternehmen sind gut beraten, wenn sie den Spiel-Raum möglichst offen gestalten und ihn – ähnlich wie bei einem Brainstorming – keinerlei Beschränkungen unterwerfen. Open Innovation ist mehr als ein Produktkonfigurator, wo sich der Kunde zwischen Farben und Geschmacksrichtungen etc. entscheiden darf. n Geben Sie in diesem Prozess dem Kunden immer ein Feedback, damit er sich seiner Mitbestimmung und Kompetenz bewusst ist. n Schaffen Sie Möglichkeiten, damit die Kunden auch untereinander Beziehungen knüpfen und sich austauschen können. Ein wesentlicher Anreiz besteht auch darin, gleichgesinnte Menschen zu finden. Der soziale Aspekt einer Open-Innovation-Community ist nicht zu unterschätzen. n Idealerweise binden Sie die Community auch in den Entscheidungsprozess mit ein, da auch hier unterschiedliche Erfahrungshorizonte einfließen können. n Auch wenn intrinsische Motive überwiegen, so sollten auch Erwartungen durch spezielle Konditionen, Bonuspunkte, Gutscheine etc. berücksichtigt werden.
AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG
Führung mit Sinn und Wert Mitarbeitermotivation ist die aktuelle Führungsherausforderung. 67% der Führungskräfte beschäftigt das Thema. aut dem kürzlich erschienen HernsteinManagement-Report haben sich die Anforderungen an Führungskräfte stark verändert. 42 Prozent der deutschen und Schweizer Führungskräfte sind dieser Meinung. In Österreich sind es hingegen nur 24 Prozent. Eines der dringlichsten Führungsthemen ist laut Umfrage die Mitarbeitermotivation. 67 Prozent aller befragten Führungskräfte beschäftigt dieses Thema. „Mitarbeitermotivation ist eine besonders wichtige Führungsaufgabe, wobei es in Wirklichkeit um Sinnstiftung und Selbstmotivation geht. Das bedeutet, dass man sich als Vorgesetzter Wertefragen stellen muss, um Mitarbeitern sagen zu können, was ihr Beitrag für den Unternehmenserfolg ist. Und das ist nicht immer einfach, vor allem dann, wenn im Unternehmen permanent Veränderungsprozesse laufen“, so Dr. Katharina Lichtmannegger, Hernstein-Institutsleiterin. Laut Umfrage steuern 50 Prozent aller Führungskräfte laufende Change-Prozesse oder sind mit Umstrukturierungen im Unternehmen beschäftigt (34 Prozent). Changemanagement ist also zur Normalität geworden. Für deutsche Führungskräfte ist das Thema „Ausbalancieren von Widersprüchen und Umgang mit Konflikten“ das zweitwichtigste Führungsthema (52 Prozent), wohingegen nur 40 Prozent der österreichischen Führungskräfte und 21 Prozent der Schweizer Führungskräfte angeben, dass sie dieses Thema beschäftigt. An letzter Stelle liegt das Thema Personalabbau. Nur 19 Prozent der befragten Führungskräfte beschäftigen sich derzeit damit, was noch für eine relativ stabile Wirtschaftssituation spricht. „Es hat sich gezeigt, dass in krisenresistenten
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Seit mehr als vier Jahrzehnten befasst man sich am Hernstein Institut mit Management und Leadership-Entwicklung. Foto: Kreitmayer
Unternehmen dem Faktor Mensch bzw. Empathie überproportional hohe Bedeutung beigemessen wird. Dies dürfte ein Erfolgsrezept für die Bewältigung künftiger, schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen sein“, so KaDr. Katharina Lichtmantharina Lichtmannegger: „Die Basis für negger über die geerfolgreiches Managen nerelle Bedeutung ist eine gut entwickelte von LeadershipPersönlichkeit. Gerade Qualitäten im Zuin turbulenten Zeiten sammenhang einer ist persönliche Souvemöglichen Verränität die Grundlage schlechterung der für nachhaltige EntKonjunktur. scheidungen.“ Foto: Weinwurm
Entwicklungsmaßnahmen Interessant scheint, dass Führungskräfte zwar eine Veränderung der Führungsherausforderungen wahrnehmen, bei Entwicklungsmaßnahmen aber doch primär auf „interne“ Ressourcen zurückgreifen. Als eine der wichtigsten Ressourcen für eigene Entwicklung wird das eigene Managementteam angesehen. 70 Prozent der befragten Führungskräfte können sich im Austausch mit den Führungskollegen am ehesten wichtige Inputs für die Führungsarbeit holen. Und wiederum 70 Prozent sehen Feedback und Selbstreflexion als geeignete Maßnahmen. „Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, sind meist nur bereichsübergreifend lösbar. Dazu braucht es einfach Managementteams. Und das Feedback von Kollegen sowie der Austausch geben hier wichtige Unterstützung. Allerdings gilt das nur, wenn innerhalb des Managementteams Of-
fenheit gelebt wird und das Management ein gemeinsames Verständnis über Führungsarbeit hat“, so Katharina Lichtmannegger. Rund ein Drittel nimmt persönlichkeitsentwickelnde Maßnahmen in Anspruch, ein Viertel sucht Unterstützung durch einen externen Coach. „Gearbeitet wird hier vor allem an den persönlichen Einstellungen und Haltungen, um die hohen Komplexitätsanforderungen zu meistern“, berichtet die Institutsleiterin aus ihrer Beratungspraxis. Ü
INFO-POINT Das Hernstein-Institut ist führender Qualitätsanbieter für Management- und LeadershipEntwicklung im deutschsprachigen Raum.
Der Hernstein-Management-Report Er beruht auf einer jährlich durchgeführten Studie zu aktuellen Leadership- und Managementtrends. Die Abwicklung und Auswertung der Studie erfolgt durch OGM Österreichische Gesellschaft für Marketing, Wien. Befragt wurden insgesamt 302 Führungskräfte von Großbetrieben aus Österreich, Deutschland und der Schweiz (ab 100 Beschäftigten).
Kontakt Hernstein Institut für Management & Leadership T: 01/514 50-5600 www.hernstein.at
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AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG
Die rasche Untersuchung von Wirkstoffen spart enorme Entwicklungskosten.
Gesunder Impulsgeber
Erfolgreich eingesetzt für Studien von Pharmafirmen wurde ein in Graz entwickeltes innovatives, gewebespezifisches System zur verbesserten und effizienteren klinischen Prüfung von Medikamenten. Es ermöglicht die direkte Untersuchung von Wirkstoffen am Wirkort. So können Arzneimittelhersteller und Forschungsinstitutionen den Behörden schon in einer sehr frühen Phase der Wirkstoff- und Arzneimittelentwicklung aussagekräftige Daten für die Zulassung liefern. Damit können gleichzeitig das Risiko des Scheiterns in einer späteren Phase des Zulassungsverfahrens verringert und dadurch enorme Kosten eingespart werden. Drittes Beispiel aus dem breiten Forschungsportfolio sind Untersuchungen, ob ein neuer nano-basierter Transporter einen Wirkstoff über die intakte Blut-Hirn-Schranke bringt. Neben dem Aufbau der analytischen Messmethoden, wird eine in-vivo-Studie in Ratten durchgeführt, in dem der bisher klinisch angewandte Wirkstoff mit dem nano-basierten Transporter verglichen wird. Ü
Das Institut HEALTH der JOANNEUM RESEARCH punktet mit weit gespannten Forschungs- und Anwendungsfeldern. em Ausbau der Forschung in den Bereichen der Medizin und der Medizintechnik misst man in großen Teilen der Welt eine zentrale gesellschaftliche Bedeutung zu. Die Medizintechnik ist ein Bereich, der in der Steiermark durch ein hohes Innovationspotenzial und qualitativ hochwertige Entwicklungen gekennzeichnet ist. „Unser Bogen spannt sich von der Technologieentwicklung bis zur Evaluierung im Gesundheitswesen“, skizziert Direktor Dr. Thomas Pieber die Vielfältigkeit seines Instituts. Durch seine Spitzenleistung in der biomedizinischen und bioanalytischen Forschung sowie im Bereich der Versorgungsforschung ist JOANNEUM RESEARCH HEALTH regional, national und international ein kompetenter Ansprechpartner für Industrie, wis-
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senschaftliche Institutionen sowie öffentliche Einrichtungen und Interessenvertretungen. So entwickelt das Institut in einem internationalen Projekt gemeinsam mit neun anderen Forschungseinrichtungen und Partnern aus der pharmazeutischen Industrie neue Diagnosemethoden mit Biomarkern. Dadurch können individuelle Krankheitsverläufe von Volkskrankheiten aufgrund von Stoffwechselstörungen präziser vorhergesagt werden. Präventionen und Therapien können daher früher und gezielter erfolgen, die Heilungsmöglichkeiten und damit die Lebensqualität der Menschen werden deutlich verbessert. Dies wirkt sich vor allem positiv auf das Gesundheitssystem insgesamt aus, da teure Therapiefehlschläge verhindert werden können.
Nanomedizin lässt revolutionäre Anwendungen erwarten. Fotos: Joanneum Research
FACT-BOX JOANNEUM RESEARCH HEALTH steht in enger Kooperation mit den Universitäten in Graz, allen voran der Medizinischen Universität Graz. Forschungsgruppen: Biomedizinische Technik und Monitoring, Bioanalytik und Metabolomics, Nanotoxikologie und Nanomedizin sowie eHealth und Gesundheitswissenschaften www.joanneum.at/health
AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG
Urban Development JOANNEUM RESEARCH setzt auf Querschnittsmaterien Für die Entwicklung unserer Städte bedarf es Daten, wie z.B. eines Bildungsmonitorings oder ökologischer Bewertungen der Energie- und Transportsysteme. Bei der Stadtplanung sind soziale Netzwerke, regionale Versorgungsstrukturen im Gesundheitsbereich oder Fragen des Wassermanagements, der Abfallund Energiewirtschaft zu Fotos: Joanneum Research
KONTAKT
„Creative Industries“, von Qualifikation und Fachkräftemobilität oder die Prozessbegleitung von ökologischen Projekten. Denn auch die Politikgestaltung bedient sich vermehrt wissenschaftlicher Grundlagen. Ü
JOANNEUM RESEARCH
berücksichtigen. ie Entwicklung von Technologien berücksichtigt vermehrt verschiedenste Aspekte von Sicherheit, z.B. durch die automatische Auswertung von Audio- und Videodaten. Dabei geht es keinesfalls um naheliegende Dinge wie Vandalismuserkennung, sondern z.B. auch um die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten im Verkehrsbereich: Geisterfahrererkennung, Tunnelsicherheit, Parkplatzbewirtschaftung – konkrete Anwendungsbereiche, für die die steirische Forschungsgesellschaft bereits Staatspreise eingeheimst hat. Im Umweltbereich sind Nutzungs- und Verwertungskonzepte für biogene Rest- und Abfallstoffe und die Optimierung von prozessorientierten Abfallströmen von Bedeutung. Aber auch eine ganz andere Form urbaner Beeinträchtigung der Umwelt kann vermieden werden: Mit neuartigen mikrooptischen Elementen lassen sich Beleuchtungssysteme optimieren und Lichtverschmutzung reduzieren.
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Diese gewaltige Bandbreite deckt die JOANNEUM RESEARCH mit ihrem Forschungsportfolio ab. Und noch mehr: Geboten werden weiters spezielle Analysen von
Leonhardstraße 59 8010 Graz www.joanneum.at
Neue Geschäftsführung Univ.-Prof. DI Dr. Wolfgang Pribyl hat am 1. September 2011 seinen Dienst als Geschäftsführer der JOANNEUM RESEARCH angetreten. Pribyl, der nach erfolgreicher Tätigkeit als Geschäftsführer und Vorstandsmitglied in Mikroelektronikfirmen seit 2005 das Institut für Elektronik an der Technischen Universität leitet, freut sich auf die neue Herausforderung: „Mit JOANNEUM RESEARCH darf ich eine gut aufgestellte, sehr innovative Forschungseinrichtung übernehmen und möchte sie, teilweise auch mit zusätzlichen, neuen Forschungsthemen, in eine erfolgreiche Zukunft führen. Denn Forschung von heute sichert die Lebensqualität von morgen.“ Hon.-Prof. Dr. Bernhard Pelzl, der nun in Pension geht, bedankte sich bei der Belegschaft für „Ihr Mitarbeiten und Mitdenken, die dazu geführt haben, dass das Unternehmen heute eine Spitzenposition in Europa einnimmt“.
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AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG
Den Bremsern
auf der Spur In den meisten Unternehmen ist es in nur eine Minderheit, die Neuem gegenüber wirklich aufgeschlossen ist.
Von Thomas Duschlbauer
Vertrautes soll in Visionäres einfließen, um Ideen plausibel zu machen. Fotos: DOM Research Lab
nnovatoren brauchen daher Durchhaltevermögen und ein starkes Nervenkostüm, um das zu schaffen, auf das sich weitere Generationen von Bremsern später berufen können. In vielen Unternehmen wird lieber an der Verbesserung des Bestehenden gearbeitet, und die Freude mit Innovationen, die eventuell sogar das Geschäftsmodell auf den Kopf stellen, die hält sich in Grenzen. So schrieb etwa der Konzernchef Mirko Kovats in seinem Buch „Die Sowjets hatten Recht“, dass sein „Erfolgsrezept“ darin besteht, dass er stets das Gleiche machen würde. Heute macht er die Banken und Politiker für die
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Zerschlagung seines Imperiums verantwortlich und beklagt mangelnden Reformwillen. Abgesehen davon, dass Mitarbeiter ohnehin von sich aus Verbesserungspotenziale entdecken, Anstöße für Innovationen liefern und es auch sehr versierte Kreativitätstrainer gibt, ist es vor allem der Weg zur Umsetzung, der oft sehr steinig ist. Dies beginnt beispielsweise damit, dass es den Mitarbeitern schwer fällt, ihre Erkenntnisse rund um die Prozesse explizit zu machen. Wenn sie über den eigenen Tellerrand blicken, wird ihnen auch häufig mitgeteilt wird, dass sie sich um ihre eigenen Aufgaben kümmern sollen. Zudem
herrscht oft keine ausgeprägte Fehlerkultur bzw. die Angst, mit Neuem zu scheitern. Es fehlt also nicht an Ideen, sondern viel mehr an praktikablen Strategien zur Umsetzung. Nur wenige beherrschen diese Kompetenzen, wie beispielsweise eine Mitarbeiterin in einem großen Unternehmen, die es geschafft hat, ihre Agenden in andere Abteilungen auszulagern. Die dadurch gewonnene Zeit hat sie damit verbracht, um jene Arbeit, die sie ihren Kollegen „vermittelt“ hat, durch eigene Ideen wieder zu erleichtern. Diese Ideen wurden vom betrieblichen Vorschlagswesen regelmäßig prämiert, und die betrof-
AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG fenen Mitarbeiter konnten aufatmen, dass die zusätzliche Arbeit nun einfacher geworden ist. Anstatt mit Neid auf diese Kollegin zu blicken, gilt es, die Taktiken solcher Mitarbeiter in Unternehmen zu entschlüsseln, um Wege aufzuzeigen, mit denen sich über die Schaffung von Win-win-Situationen Veränderungen rascher durchsetzen können.
Dogma vs. Stil Epistemologisch betrachtet neigen gerade dogmatisch geführte Unternehmen dazu, neue Erkenntnisse lediglich so anzuwenden, dass sie dem bestehenden Dogma unterworfen werden können und es stützen, während stilistisch orientierte Firmen diese Erkenntnisse als Gelegenheit erkennen, um den eigenen Stil weiterzuentwickeln. Allgemein tun Dogmatiker alles, um den Zufall und widersprüchliche Situationen auszuschließen, während die Arbeit am Stil das Ziel verfolgt, möglichst viele Zufälle herbeizuführen, um daraus Gelegenheiten zu schaffen und schließlich den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern. Im Fall des Dogmas geht es bei neuer Erkenntnis auch um die Integration in ein System von etablierten Regeln, während es im Fall des Stils um den bewussten Bruch mit Regeln geht, um so etwas wie Neusinn zu schaffen. Solche Beispiele für „Neusinn“ kennen wir aus der Werbung mit der lila Kuh oder mit dem sechsbeinigen Hund. Beide Geschöpfe würden aus der Sicht der Evolution wahrscheinlich nicht gerade zu den Fittesten gehören, aber aus der Perspektive des Brandings stellen sie sehr pragmatisch zwei perfekte Gelegenheiten dar, um etwas in unserem Gedächtnis abzuspeichern – interessanterweise gerade, weil es von uns nicht als plausibel erachtet wird.
Innovationsguerilla Vieles geschieht bei diesen Prozessen unbewusst und nicht strukturiert, so dass man auch nicht unbedingt von Rollen wie „Opfer“ und „Täter“ sprechen kann – und selbst die schlimmsten Dogmatiker bzw. Bremser agieren mit der Überzeugung, etwas Gutes für ihr Unternehmen zu tun. Gerade daher ist es auch so wichtig, sich eingehend mit diesen verborgenen Taktiken und Strategemen zu befassen, um Neuerungen gezielt vorantreiben zu können. Wer also mit Hilfe von „Innovationsguerilla“ Regeln brechen möchte, muss sich zunächst mühevoll mit diesen auseinandersetzen. Er versetzt sich dabei am besten in die Perspektive der anderen, lernt dabei sein Umfeld besser kennen, kann die Stärken und Schwächen sowie die Ressourcen der einzelnen Player genau einschätzen und lotet auch seine eigenen Grenzen aus. Erst in einem weiteren Schritt helfen dann strategische Entscheidungen, um aufreibende und sinnlose Konflikte zu vermeiden, um das Umfeld von seiner Idee einzunehmen und dafür auch die richtigen Partner für Allianzen zu finden. Ü
IM GESPRÄCH Univ.-Prof. Michael Shamiyeh leitet das DOM Research Lab an der Linzer Kunstuniversität.
Wie kommt das Neue in die Organisation? Univ.-Prof. Michael Shamiyeh vom DOM (Design, Organisation, Media) Research Lab der Kunstuniversität Linz im Interview. Worin sehen Sie die wesentlichen Hürden für Innovation? Da gibt es zunächst einmal die Ebene der Wahrnehmung und des Verständnisses. Wenn etwas nicht bekannt ist, muss ich erst einmal erkennen, worin das Neue besteht. Wir versuchen es dann zu interpretieren. Gelingt dies nicht, hat das Neue oft schon verloren. Was kann ich dabei zum Gelingen beitragen? Ich muss das Komplexe möglichst simpel darstellen und für diese Vision auch Elemente verwenden, die aus unserer Erfahrung bereits bekannt sind und so das Neue unterstützen. Dabei gilt es auch zu verstehen, dass Realität eine soziale Konstruktion ist. Was dort nicht hineinpasst, kann sich schwer durchsetzen. So erging es bereits Kopernikus mit seiner Behauptung, dass sich die Sonne nicht um die Erde dreht. Worin erkennen Sie noch Hindernisse für das Neue? Sehr viel funktioniert oder scheitert durch unser Rollenverständnis. Große Visionen sollte man nicht unbedingt zuerst einem Buchhalter präsentieren – und wenn, dann aus seiner buchhalterischen Sicht. Es kommt also darauf an, wann ich wem was zeige. Innovation ist also sehr stark abhängig vom Kontext, in dem sie geschieht. Ja, es macht auch einen gravierenden Unterschied, in welchem Forum ich Ideen kommuniziere, ob es eine E-Mail-Gruppe ist oder eine persönliche Präsentation. Oft ist es vielleicht auch geschickt, das Neue in leichter verdaubaren Häppchen zu servieren, so dass sich das Umfeld darauf einstellen kann. Wie kann ich als Unternehmer innovative Prozesse fördern? Vieles beginnt bereits mit der räumlichen Situation. Die Mitarbeiter sollen kein Eremiten-Dasein führen und sich andauernd nur den Kopf über das Tagesgeschäft zerbrechen müssen. Es muss ihnen möglich sein, immer wieder mit Kollegen unterschiedlichster Abteilungen Kontakt zu haben. Vor Ort wird durch die Teilnahme an Prozessen auch sehr viel implizites Wissen ausgetauscht, das ansonsten nur schwer vermittelt werden kann. In manchen Firmen kommen Mitarbeiter bei Stillständen für andere Prozesse zum Einsatz und stellen ihre Zeit dort zur Verfügung.
Univ.-Prof. Michael Shamiyeh organisiert auch dieses Jahr wieder eine internationale DOM Conference. Dieses Mal geht es um das Thema: „Wie das Neue in die Organisation kommt“. Termin: 29. September 2011 im Lentos Kunstmuseum Linz. Weitere Informationen: www.domconference.at
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Es fing so
harmlos an… Von manchen belächelt, von etlichen beargwöhnt, von nicht wenigen sogar bekämpft, präsentierte der Ex-Vizekanzler Hannes Androsch seine Idee. Und zwar schon im kalten November des vergangenen Jahres: das „Volksbegehren Bildungsinitiative“.
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Von Marie-Theres Ehrendorff
AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG „Die österreichische Bevölkerung hat über das Bildungsvolksbegehren die Chance, den politischen Entscheidungsträgern klarzumachen, dass es mit der Fleckerlteppichpolitik im Bildungssystem vorbei sein und eine umfassende Änderung des Bildungssystems in Angriff genommen werden muss. Und zwar nicht morgen oder übermorgen, sondern sofort und mit Riesenschritten“, sagt Dr. Hannes Androsch. Fotos: Volksbegehren Bildungsinitiative
einer Sorge über die verfehlte Bildungspolitik der Bundesregierung machte der aktive Industrielle auf seine Art und Weise Luft: Er rief zum Unterschreiben auf, und viele unterzeichneten. Genau 51.817 Österreicherinnen und Österreicher haben, wie das Innenministerium meldete, die Unterstützungserklärungen für die längst fällige Reform für das Bildungssystem abgegeben. „Das Ergebnis ist ein sehr erfreuliches“, bekannte auch der Initiator Hannes Androsch. Wenngleich er sich dessen bewusst ist, dass dieses Resultat ein Auftrag für die Durchsetzung einer grundlegenden Änderung im österreichischen Bildungssystem sein soll. „Es reicht nicht, sich über die Zustände zu empören, man muss sich auch engagieren, um sie zu verändern, und das tun wir im Rahmen diese Volksbegehrens“, gibt Androsch die Linie vor. „Damit ist auf jeden Fall eine wichtige erfolgreiche Zwischenstufe erreicht, aber es muss weitergehen. Allein mit der parlamentarischen Behandlung wird es nicht getan sein – das Ziel ist erst erreicht, wenn tatsächlich umfassende Schritte zu einer Modernisierung des österreichischen Bildungssystems gesetzt werden.“
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kunft der Bildung in Österreich ein Anliegen ist. Unterschreiben kann jede und jeder, die oder der am 10. November 2011 das 16. Lebensjahr vollendet hat. Die Eintragungswoche für das „Volksbegehren Bildungsinitiative“ findet zwischen 3. und 11. November 2011 statt. Wer bereits die Unterstützungserklärung unterschrieben hat, braucht nicht noch einmal zu unterschreiben. Die abgegebene Unterstützungserklärung zählt bereits zum Gesamtergebnis.
Konkrete Maßnahmen umsetzen „Es braucht ein völliges Umdenken bezüglich der Struktur, den Inhalten und der Organisation des österreichischen Bildungssystems, um unsere Jugend auf die Anforderungen von Leben und Beruf des 21. Jahrhun-
die steigende Diskrepanz zwischen dem immer größer werdenden Bedarf der Unternehmen nach besser qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und dem sinkenden Niveau von Absolventinnen und Absolventen unseres Bildungssystems. Nicht nur ineffizient, sondern auch kostspielig ist unser derzeitiges Schulsystem. Allein während der Sommerferien mussten Österreichs Eltern rund 37 Millionen Euro für Nachhilfestunden aufbringen, 127 Millionen Euro werden es übers Jahr gerechnet sein. Im Schnitt sind das 678 Euro zusätzliche Belastung für die elterliche Brieftasche. Und
Jeder kann mitentscheiden Wird das Volksbegehren von zumindest 100.000 Menschen unterschrieben, wird es dem Nationalrat vorgelegt, der sich dann mit den Anliegen des Volksbegehrens befassen muss. Wann der Nationalrat sich damit befassen muss, ist jedoch nicht im Gesetz geregelt. Je mehr Menschen allerdings das Volksbegehren unterschreiben, desto größer ist der Druck auf die Politik, endlich Reformen in die Wege zu leiten. Hinter dem Volksbegehren hat sich eine Gruppe von Menschen zusammengefunden, die sich für tiefgreifende Reformen im österreichischen Bildungssystem vom Kindergarten an über die Vor- und Volksschule sowie die höheren Schulen, die Fachhochschulen und Universitäten bis hin zur Erwachsenenbildung engagiert. Unabhängig von politischer Überzeugung und sozialem Status. Von Schülern und Studenten, über Eltern, Pädagogen und Wissenschaftern bis hin zu Vertretern aus Politik und Wirtschaft arbeiten die unterschiedlichsten Menschen im Rahmen des „Volksbegehrens Bildungsinitiative“ für ihr gemeinsames Ziel. Das Volksbegehren richtet sich an alle, denen die Zu-
51.817 Unterstützungserklärungen aus allen Teilen Österreichs für ein faires, effizientes und weltoffenes Bildungssystem.
derts erfolgreich vorzubereiten“, ist sich Peter Koren, Vizegeneralsekretär der Industriellenvereinigung, bewusst. „Ein weiterer Stillstand in unserem Bildungssystem würde nicht nur die Wirtschaft und die Politik zu Verlierern machen, sondern vor allem unsere Jugend, der die Zukunftsperspektive genommen wird.“ Ohne nennenswerte Rohstoffressourcen ist Österreich auf qualifizierte Facharbeiter angewiesen, die bereits jetzt Mangelware sind. „Drei Viertel der großen Industrieunternehmen berichten von Problemen, qualifiziertes Personal in Zukunftsbereichen wie Forschung und Entwicklung, Technik sowie Produktion zu finden“, betont Koren. Acht von zehn Leitbetrieben sind laut der aktuellen Leitbetriebe-Studie der IV besorgt über
das können sich eben nicht alle leisten. Rund 70.000 Schülerinnen und Schüler, die Nachhilfe benötigen, werden also keine erhalten können. Nähere Informationen: www.vbbi.at und www.bildungsdeck.at (zum Mitdiskutieren).Ü
INFO Eintragungswoche für das „Volksbegehren Bildungsinitiative“: 3. bis 11. November 2011 in jenem Gemeindeamt oder Magistratischen Bezirksamt des Hauptwohnsitzes. Mithilfe einer Stimmkarte kann die Unterschrift auch in einer anderen Gemeinde abgegeben werden.
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Ist die Zukunft noch zu bändigen? Innovation sollte auch Antworten auf kommende gesellschaftliche Veränderungen geben. Von Thomas Duschlbauer egenwärtig ist die Suche nach neuen Lösungsansätzen offenbar besonders intensiv, zumindest wird dies von Leuten aus der Wirtschaft und Politik immer wieder beteuert. Kein Wunder, führen uns doch die Krisenherde stets die gegenseitigen Abhängigkeiten in einer globalisierten Welt vor Augen; und wir erleben gegenwärtig auch sehr eindrucksvoll den Übergang vom Machtmonopol der Vereinigten Staaten hin zu einer
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mehrpoligen Verteilung von geopolitschem Einfluss – insbesondere hin zu Schwellenländern, die einen autoritären Kapitalismus als Erfolgsrezept erkannt haben. Dazu gesellen sich Ereignisse wie die Katastrophe von Fukushima oder die Jasmin-Revolution, die vielleicht zu erwarten, aber nicht exakt vorherzusagen waren und jenseits der politischen Entscheidungen auch auf die Risiken und Nebenwirkungen von Technologien hin-
DIE SIEBEN „TODSÜNDEN“ DER TRENDFORSCHUNG n Eindimensionalität: Trends werden eindimensional und nicht vernetzt betrachtet. Beispielsweise ziehen Veränderungen in der Arbeitswelt auch neue Trends im Freizeitverhalten nach sich. Wer nicht über den Tellerrand hinausblickt und diese Zusammenhänge erkennt, wird nur sehr kurzfristige Strömungen deuten können. n Einsamkeit: Unternehmen werden sehr häufig mit einer kostspieligen Expertise alleingelassen bzw. wissen nicht, was sie mit den Erkenntnissen konkret anfangen sollen. n Hörigkeit: Ein Trend alleine sagt nicht immer alles. Oft ist es gar nicht ratsam, auf einen solchen Zug aufzuspringen, weil er schon überfüllt und fast am Ziel angekommen ist. Mitunter ist es jetzt sogar an der Zeit, gegen den Strom zu schwimmen und zu neuen Ufern aufzubrechen. n Hype: Manches ist im Grunde nur etwas Banales, das durch die Medien zu einem Trend aufgebauscht wird. Bei vielen Phänomenen der Trendforschung handelt es sich eher um mediale Konstruktionen. So sind beispielsweise das „Cocooning“ oder die Gruppe der „Yuppies“ (Young Urban Professionals) als Trends umstritten. n Trivialisierung: Viele Trendforscher neigen dazu, ihre Erkenntnisse als leicht verdauliche Ratgeberliteratur zu servieren und verabsäumen es dabei, größere Zusammenhänge zu offenbaren. Oft lassen sich Probleme nicht so leicht lösen, wie es dargestellt wird, weil man nicht erkennt, dass man vielleicht selbst Teil dieses Problems ist oder das Geschäftsmodell als solches überdacht gehört. n Blendung: Umgekehrt werden mangelnde Tiefe in der Analyse und fehlende Einsicht in grundlegende Zusammenhänge mitunter durch philosophisches Getöse wettgemacht, das zwar aufregend klingt, aber kein Fundament hat. Hinzu kommen faszinierende Wortschöpfungen, um die Zusammenhänge künstlich komplex erscheinen zu lassen. n Befangenheit: Oft lassen sich Aussagen auch dadurch erklären, dass die Personen für große Konzerne oder deren Stiftungen tätig sind und bei anderen Klienten sowie in den Medien auch das gerne verbreiten, was diese Auftraggeber ihnen mitgeben. Natürlich fällt es schwer, etwas in den Raum zu stellen, was ein Auftraggeber nicht gerne hört. Dieser Versuchung gilt es zu widerstehen, und Firmen sind gut beraten, wenn sie mitunter auch einmal etwas „Schlechtes“ zu hören bekommen.
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weisen. Denn offenbar ist die Energie, die bei einem Störfall freigesetzt wird, genauso schwer zu kontrollieren wie die Kräfte, die in den sozialen Netzwerken mobilisiert werden können. Orientierung ist in letzter Zeit daher sicherlich nicht einfacher geworden und ausgerechnet dann, wenn es offenkundig wird, dass das Künftige immer schwerer vorherzusehen ist, steigt auch der Wunsch nach Prognosen. Trend- und Zukunftsforscher sowie Think-Tanks übernehmen hier eine wichtige Funktion, da sie Anhaltspunkte für die Entscheidungsfindung geben können.
Trends vs. Mode Trends werden häufig mit kurzfristigen Mode-Erscheinungen gleichgesetzt. Dies gilt insbesondere für die Medien, die aus dem Trend eine Mode gemacht haben, weil sich Mode als Frisurentrend, Make-up-Trend etc. offenbar besser verkaufen lässt. Für eine strategische Ausrichtung sind jedoch längerfristige und übergeordnete Entwicklungen, die von John Naisbitt als „Megatrends“ bezeichnet wurden, entscheidend. Als solche übergeordnete Entwicklung kann beispielsweise der Wunsch nach dem Authentischen oder dem Individuellen angesehen werden. Zu unterscheiden ist neben dem übergeordneten Megatrend außerdem zwischen reinen Branchentrends und sogenannten Marketingtrends. Ein Branchentrend ist meist geprägt von übergeordneten gesellschaftlichen Entwicklungen, während der Marketingtrend sich auf die Verbindung zwischen dem Konsumenten und dem Produkt bezieht. Als Marketingtrends wären beispielsweise die Inszenierung oder der Mythos zu nennen, die dazu beitragen, ein Produkt oder eine Leistung aufzuwerten oder auf unterschiedlichen Ebenen sinnlich erfahrbar zu machen.
Trend- vs. Zukunftsforschung Die Auseinandersetzung mit Fragen der Zukunft und die Erstellung von Prognosen sind sicherlich so alt wie die Menschheit selbst und haben in diversen Mythen ihren Einzug
AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG zeigt sich allerdings, dass unsere Gesellschaft immer produktiver wird und sich diese Systeme daher weiterhin leisten kann. Zudem müssen wie bei anderen Technologien auch die Apparate des medizinischen Sektors über die Jahre hinweg immer günstiger verfügbar sein. Auf den allgemeinen Fortschritt und die wachsende Effizienz Auch die „Yuppies“ werden von Kritikern der Trendforschung als von Technologie zu mögliches Konstrukt skeptisch beäugt. Foto: KK setzen ist von der Warte der Zukunftsforschung aus wahrscheinlich sinnvoller, als gehalten. Diese Erzählungen deuten auch sich auf die Erträge der privaten Vorsorge zu schon darauf hin, dass es einen Unterschied verlassen. zwischen einer Prophezeiung und ihrer DeuDas vorherrschende Verständnis einer lineatung gibt, der sich durchaus fatal auswirken ren Entwicklung stieß in den 80er-Jahren alkann. Darüber hinaus haben es Künstler imlerdings auf erste Grenzen. Denn man ermer wieder verstanden, Visionen von Zukannte, dass grenzenloses Wachstum mit bekunft zu liefern, die sich im Nachhinein als schränkten Ressourcen nicht möglich ist und sehr zutreffend erwiesen haben. Ein Beispiel zudem mit „Nebenwirkungen“ einhergeht, dafür ist Jules Verne mit seiner Beschreibung die ebenfalls ihren Preis haben – wie die Kaeiner Reise zum Mond. Solche Werke köntastrophe von Tschernobyl drastisch vor Aunen darüber hinaus auch den gesellschaftligen führte. chen Diskurs derart beeinflussen, dass die Neben der Zukunftsforschung entwickelte Vision zu einer Art sich selbst erfüllenden sich nun auch die Trendforschung, die sich Prophezeiung wird. mit ephemeren bzw. sich über kürzere PeriAuf einem wissenschaftlichen Niveau beoden abzeichnenden Phänomenen befasst gann man sich in den 60er-Jahren mit der und weniger die gesellschaftliche EntwickZukunft zu befassen, weshalb damals die Zulung als Ganzes im Auge hat. Themen wie kunftsforschung entstanden ist. Die ZuJugendkultur, Konsum, Freizeit etc. stehen kunftsforschung ist bemüht, bereits eingedabei im Mittelpunkt, wobei kaum eine geleitete Entwicklungen auf technologischer sellschaftskritische Perspektive eingenomund ökonomischer Ebene in die nächsten men wird. Der Zugang der Trendforschung, Jahre und Jahrzehnte zu extrapolieren und die sich natürlich auch mit Zukunftsfragen daraus Schlüsse abzuleiten, die es der Gebeschäftigt, ist eher pragmatisch, beschreisellschaft ermöglichen, angemessen zu reabend und wird vorwiegend von Marktforgieren. Ein Beispiel dafür ist die Alterspyraschungsinstituten vorgenommen. mide, die seit vielen Jahren insofern Diskussionsstoff liefert, als behauptet wird, dass sich künftige Generationen das PensionsThink-Tanks und Pflegesystem nicht mehr leisten könnEin weiterer Zweig, der sich entwickelt hat, ten. Vom Standpunkt der Zukunftsforschung sind die Think Tanks, die auch sehr stark die
politische Entscheidungsfindung beeinflussen. In diese Richtung tendieren auch die diversen Zukunftsakademien, die es beispielsweise in Salzburg und Oberösterreich gibt. Darin sollen Zukunftskompetenzen miteinander vernetzt werden, um Antworten auf künftige Herausforderungen zu liefern. In den angelsächsischen Ländern existieren solche Think-Tanks bereits seit Jahrzehnten, wobei ihr Ruf mittlerweile nicht mehr der Beste ist. Denn Think-Tanks sind oft auch ein Tummelplatz für Lobbyisten, die darin eigene Interessen verfolgen und über diese Form der „Beratung“ einen direkten Draht zur Politik herstellen können. Die Kritik richtet sich hauptsächlich dagegen, dass vieles nicht transparent erscheint bzw. Gesetzesentwürfe direkt über die Politikberater eingebracht werden und das Wissen lediglich an die Politik und nicht an die Gesellschaft weitergegeben wird. Zudem gibt es das Problem des „group thinkings“, das darin besteht, dass Experten dazu tendieren, sich rund um eine Mehrheitsmeinung zu positionieren und gegenteilige Ansichten eher auszuschließen. Wird einmal eine gewisse Hypothese verfolgt, neigen diese Gruppen dazu, bloß nach jenen Quellen zu suchen, die diese auch unterstützen. Mit einem solchen Problem sind insbesondere Geheimdienste konfrontiert, weshalb der CIA beispielsweise die „Analysis of Competing Hypotheses“ entwickelt hat. Es geht dabei darum, gezielt gegenteilige Meinungen einzuholen und den eigenen Standpunkt kritisch zu hinterfragen. Diese Technik wendet auch Google-Chef Eric Schmidt bei Meetings mit Mitarbeitern an, wobei seine Suchmaschine allerdings nicht mit diesem Modell operiert. Um es dem User möglichst bequem zu machen, orientiert sich Google mit den Link-Vorschlägen an den Gewohnheiten des Benutzers und engt dadurch jedes Mal seinen Horizont ein. Querdenkerische Alternativen werden bei den Vorschlägen zunehmend ausgeschlossen, was auch das Problem eines Think-Tanks ausmacht und zeigt, dass man nicht blind auf Expertenmeinungen bauen und sich aus Bequemlichkeit entmündigen lassen darf. Ü
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3M Österreich: 50 Jahre und kein bisschen leise Mit „großem Bahnhof“ feierte das internationale Technologie-Unternehmen 3M sein 50-jähriges Bestehen der österreichischen Niederlassung. ie Produkte und Systeme des weltweit agierenden Multi-Technologiekonzerns mit Hauptsitz im US-amerikanischen St. Paul/ Minnesota haben in zahlreichen Bereichen zur Innovation beigetragen. „Das Jubiläum“, sieht Generaldirektor Felix Thun-Hohenstein, „daher als guten Anlass, mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einen Blick auf Möglichkeiten und Szenarien zu werfen, die die Innovationskraft Österreichs weiter stärken können.“ Basis für den mehr als 100-jährigen Unternehmenserfolg sind die innovativen Technologieplattformen mit der daraus resultierenden einzigartigen Innovationskultur, der hohe Anteil an Forschung und Entwicklung sowie die zahlreichen Beiträge zum ökonomischen, ökologischen und sozialen Umfeld. Daher ist 3M in seinen Niederlassungen in über 65 Ländern bestrebt, Vorbild und integriertes Gemeindemitglied zu sein. So ließ es sich auch die NÖ-Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav nicht nehmen, am Österreich-Standort im niederösterreichischen Perchtoldsdorf eine Betriebsbesichtigung zu realisieren. Das vergangene Geschäftsjahr war für 3M Österreich ein Jahr mit doppelstelligem Wachstum und den beiden wesentlichen Investitionen: die Übernahme der Winterthur Technologie AG, die in Villach einen bedeutenden Produktions- und Entwicklungsstandort betreibt und dadurch die Präsenz der 3M in Österreich nachhaltig erweitert hat sowie
eine Beteiligung an einem österreichischen Start-up, das ökologische Baustoffe und Formmaterialien produziert. Gute Beispiele, wie durch strategische Partnerschaften das Wissen und die Innovationen von heimischen Klein- und Mittelbetrieben gefördert werden können, indem 3M als forschungsgetriebener Konzern sein internationales Know-how für die weltweite Nutzung zur Verfügung stellt. Ü
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NÖ-Landesrätin Dr. Petra Bohuslav, 3M-Generaldirektor Felix ThunHohenstein, GF GR Brigitte Sommerbauer und Bürgermeister Martin Schuster in der 3M-Österreich-Niederlassung im niederösterreichischen Perchtoldsdorf. Foto: 3M
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Prof. Fredmund Malik wird als der führende Managementexperte in Europa bezeichnet. Die von ihm entwickelten Malik Management Systeme sind die weltweit einzigen Systeme für das umfassende und ganzheitliche Management von Organisationen und Personen. Schloss Urstein, Sitz der SMBS in Puch bei Salzburg
Foto: SMBS
SMBS: Malik Management für KMUs ie SMBS als Business School der Universität Salzburg bietet auf Grundlage dieser Malik Management Systeme und mit Vortragenden des Malik Management Zentrums St. Gallen einen Universitätslehrgang speziell für das Management von KMUs an. Der Fokus des 18-tägigen Lehrgangs liegt auf der Vermittlung von Management-Know-how zur nachhaltigen und effizienten Steuerung von Unternehmen. „KMUs sind die tragende Stütze der heimischen Wirtschaft. Mit der Betonung des Malik Managment Systems bieten wir in Österreich das erste universitäre Managementprogramm für diese Zielgruppe an“, erklärt Dr. Gerhard Aumayr, SMBS. Im Zentrum steht die Herausbildung von Führungspersönlichkeiten, deren Erfolg auf einem ausgewogenen Verhältnis von sozialer Kompetenz und ausgezeichneten General-Management-Kenntnissen beruht. Ziel des modulartig aufgebauten Lehrgangs ist, Führungskompetenz zu verbessern und durch Optimierung von Analyse- und Methodenkompetenz die Studierenden in ihrer Rolle als Entscheidungsträger zu qualifizieren. „Das Ziel lautet: Meistern von Komplexität!“, betont Dr. Wolfgang Astecker, Malik Management Zentrum St. Gallen. „Wir bieten daher praxisorientiertes Management-Know-how für KMUs und befassen uns gezielt mit deren spezifischen Fragestellungen. Präsenzunterricht und Praxisorientierung werden großgeschrieben: Der Transfer in das eigene Unternehmen steht durch die spezielle Didaktik – einer ausgewogenen Mischung von theoretischem Input, konkreten Fallbeispielen, Case Studies und BestPractice-Beispielen – an oberster Stelle.“ Optional zu diesem Lehrgang werden drei weitere Module angeboten, die spezielle Anforderungen an das Management von Familienunternehmen behandeln. Ü
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INFO-BOX SMBS – University of Salzburg Business School Schloss Urstein, 5412 Puch | education for leaders www.smbs.at
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Neues Research Studio Noch knapp ein Monat, dann beginnt für Österreichs Studenten wieder der Ernst des Lebens und sie müssen zurück in den Lehrsaal. Auf die Studierenden der Montanuniversität Leoben wartet eine Neuerung: ein hochbrisantes Forschungsgebiet am Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie. erade technologische Metalle haben in der industrialisierten Welt trotz ihrer im Vergleich zu den Massenmetallen geringen Produktionsmengen eine zentrale Bedeutung, da sie in vielen Anwendungen nicht durch andere Materialien ersetzbar sind. Diese Gruppe beinhaltet nicht nur die sogenannten Metalle der Seltenen Erden (Yttrium, Lanthan, Cer etc.) und die hochschmelzenden Refraktärmetalle (Wolfram, Molybdän, Niob, Tantal etc.) wie auch die Edelmetalle (Silber, Gold, Platin, Palladium etc.), sondern auch Metalle wie Indium und
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Gallium. Einzelne Elemente der Seltenen Erden finden beispielsweise bedeutende Anwendungen für die Herstellung von Leuchtstoffen in der Beleuchtungsindustrie (Leuchtstofflampen, Energiesparlampen, weiße LEDs etc.). Andere wiederum sind in Permanentmagneten für Elektromotoren, Generatoren, Lautsprecher, Mikrofone usw. enthalten. Darüber hinaus benötigt die Fertigung von großen Mengen an photovoltaischen Zellen der zweiten Generation entsprechende Massen an Indium sowie Gallium. Aus diesem Grund wird der Bedarf an
technologischen Metallen, welcher bereits in den letzten Jahren bedeutend anstieg, in naher Zukunft noch weiter anwachsen. Jedoch sind einige dieser Elemente nicht in eigenständigen Erzen in der Erdkruste enthalten, sondern fallen nur als Nebenprodukte bei der Gewinnung anderer Metalle an, weshalb sich deren Produktionsmenge nicht beliebig erhöhen lässt. Bei weiteren technologischen Metallen, vor allem bei den Elementen der Seltenen Erden, führen starke Monopolstellungen zu Versorgungsengpässen und somit zu enormen Preisanstiegen. Letztend-
AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG Die Montanuniversität Leoben bietet den Studierenden zahlreiche Studiengänge die absolut im Trend der Zeit liegen. Foto: Montanuniversität Leoben
lich resultiert dies alles in starker wirtschaftlicher Abhängigkeit der verarbeitenden Industrie gegenüber der Rohstoffversorgung.
Genehmigung Aus diesem Grund zielt das nun genehmigte Research Studios Austria „ Alternative Raw Materials of Technological Metals“ an der Montanuniversität Leoben auf die systematische Erfassung und Bewertung der derzeitigen Anwendungsgebiete dieser Elemente. Die daraus erhaltenen Ergebnisse ermöglichen danach die Identifikation von unterschiedlichen Abfällen, Reststoffen, Rückständen als alternative Rohstoffquellen. In einem weiteren Schritt sollen zielgerichtete Untersuchungen das Recycling der Wertstoffe aus diesen Materialien ermöglichen, wobei einerseits bestehende Technologien zu modifizieren und anzupassen sind und andererseits neue, innovative Prozesse und Verfahren entwickelt werden müssen. Schlussendlich sollen die Ergebnisse aus diesem Research Studios Austria zu einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit der hochtechnologischen österreichischen Industrie führen, in-
Informationen zu Research Studio Austria Das Programm Research Studios Austria (RSA) fördert die Anwendung und Umsetzung von Forschungsergebnissen im Vorfeld unternehmerischer Forschung in Österreich. Damit trägt es zur Intensivierung der Kooperation zwischen österreichischer Wissenschaft und Wirtschaft bei. Die Research Studios Austria sind kleine, flexible Forschungseinheiten und meist angedockt an bestehende Einrichtungen. RSA können alleine oder in Zusammenarbeit mit einem Partner errichtet werden – mit dem Ziel, Ergebnisse aus der Forschung möglichst rasch in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umzusetzen. Die optimale Zusammenarbeit von Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstituten und Transfereinrichtungen ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Innovationssystem und damit zu einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft. Das RSAProgramm gehört zum Bereich „Kooperationen und Innovationen“ im Rahmen der Strukturprogramme der FFG. Sie unterstützen die Vernetzung und helfen mit, strukturelle Engpässe und Schwachstellen zu überwinden und bewährte Strukturen
dem ihre Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffimporten verringert wird.
Das Research Studio Das Research Studio Austria „ Alternative Raw Materials of Technological Metals“ beschäftigt sich mit der Gewinnung von Technologiemetallen (Refraktärmetalle (Wolfram, Molybdän, Vanadium usw.), Seltene Erden, Edelmetalle, Indium, Gallium usw.) aus sekundären Rohstoffen. Da diese Elemente in einer Vielzahl von Hightech-Anwendungen notwendig sind, wie z.B. Elektromotoren, LEDs, Leuchtstoffröhren, Laser, Werkzeuge, Photovoltaik etc., ist eine ausreichende Versorgung mit diesen Metallen eine Notwendigkeit für die europäische und im Speziellen österreichischen Industrie. Im Besonderen erfolgen bei diesem dreijährigen Forschungsprojekt eine systematische Erfassung und Bewertung der momentanen Anwendungsgebiete sowie der anfallenden Abfälle, Reststoffe und Rückstände, um alternative Rohstoffquellen zu identifizieren. Ü
RESEARCH STUDIO AUSTRIA „Alternative Raw Materials of Technological Metals“ Laufzeit: 01.10.2011 – 30.09.2014 (3 Jahre) Gesamtbudget inkl. Folgeaufträge: etwa 1 Million Euro (Förderung: ca. € 600.000) Leitung: Dr. mont. Stefan Luidold
laufend an neue Herausforderungen anzupassen. Damit soll die Markt- und Innovationsfähigkeit von Unternehmen nachhaltig verbessert werden. Die Studios sollen jene Themen aufgreifen, die rasch in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden können, für die österreichische Wirtschaft wichtig sind, auf breiter Basis Anwendung finden können und sich als Übergang von der Grundlagenforschung zur Anwendung eignen, wenn die Unternehmen alleine nicht über eine derartige ausreichende Forschungskompetenz und -kapazität verfügen. Diesen Prämissen entsprechend können die Studios unterschiedliche thematische Schwerpunkte definieren. Research Studios Austria ist ein Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) im Programmmanagement der FFG. Zielgruppe sind Universitäten, Fachhochschulen und deren Transferstellen, kooperative und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Research Studios als (ausgegründete) eigenständige juristische Personen, Fachhochschulen und deren Transferstellen. Studios können von Studioträgern alleine oder in Kooperation mit anderen möglichen Studioträgern oder geförderten Kooperationspartnern eingereicht werden.
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AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG Generatorlager zur elektrischen Masse hin ab. Instandsetzungen an Windkraftgeneratoren sind äußerst kostspielig, da sie vor Ort in der Windkraftturbine selbst vorgenommen werden müssen. Diese Positionierung macht Reparaturen außerdem wesentlich zeitaufwendiger und kostspieliger als bei auf dem Boden befindlichen Generatoren. Hinzu kommen bei Windkraftgeneratorschäden Verluste durch den Ausfall der Stromerzeugung. Der Einsatz von SKF XL-Hybridlagern verhindert all diese unnötigen Kosten und trägt gleichzeitig zu einer höheren Windkraftturbinenverfügbarkeit und geringeren Kosten je produzierter Kilowattstunde bei. SKF XLHybridlager sind Rillenkugellager mit herkömmlichen Lagerringen aus Wälzlagerstahl
SKF ist in der Windkraft gut positioniert Klimawandel und Energiewende sind Themen, die uns seit Jahren täglich beschäftigen. Vor allem nach den Atomkatastrophen und dem stetigen Bangen, dass Öl knapp wird, ist erneuerbare Energie als innovative und teils autarke Alternative gefragter denn je … KF hat die Zeichen der Zeit sehr früh erkannt. Mit hoher Einsatzbereitschaft hat man sich den neuen Herausforderungen bereits in den 90er Jahren gestellt. Damals wurden Windkraftanlagen noch milde belächelt und die Zukunftsperspektiven als äußerst vage eingestuft. Heute hat sich das Bild sichtlich gewandelt. Es weht kräftig im Bereich alternativer Energiequellen. Die Prognosen für den stetigen Ausbau von Windkraft in den kommenden Jahren lassen ein weiteres Wachstum erwarten. SKF hat sich als qualitativ hochwertiger Entwicklungspartner für die Windindustrie einen Namen gemacht. Schwerpunktmäßig werden Rotorlagerungen, Getriebe und Generatoren mit unterschiedlichsten Lösungen ausgestattet. Neben dem traditionellen Lagergeschäft bietet SKF mittlerweile zusätzlich Schmiersysteme, Lagerzustandsüberwachungssysteme und eine Vielzahl anderer Produkte an Hersteller von Windkraftanlagen, aber auch an Betreiber von Windparks an. Der Standort Steyr hat speziell für Windkraftgeneratoren ein Sortiment von Hybridlagern entwickelt, die einen schädigenden
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Stromdurchgang durch die Wälzlager vermeiden helfen. Solche Ströme führen zu Elektroerosion und letztlich zum Versagen der Lager und zum Ausfall des Generators. Nicht nur die Wälzkörper und Laufbahnen der Lagerringe werden bei Stromdurchgang geschädigt, sondern auch der Schmierstoff, was sich letztendlich nachteilig auf die Lagerlebensdauer auswirkt. Bei Windkraftturbinen mit mehr als 1 MW Leistung kommen meist doppelgespeiste Generatoren mit aktiver Rotorwicklung zum Einsatz, bei denen die Gefahr von Streuströmen sehr groß ist. Diese parasitären Ströme fließen in der Regel über die Hybridlager von SKF verhindern aufgrund ihrer für Windkraftgeneratoren spezialisierten Bauweise unnötige Kosten. Fotos: SKF
und Kugeln aus einer hochfesten Siliziumnitridkeramik. Siliziumnitrid ist nichtleitend und verhindert somit Stromdurchgang. Auf diese Weise wird Elektroerosion zwischen Kugeln und Ringen vermieden, wie sie bei reinen Stahllagern vorkommen kann. Die neuen Lager sind in ISO-Standardabmessungen für die zehn gängigsten Lagergrößen bei größeren Windkraftgeneratoren lieferbar – mit Lagerbohrungsdurchmessern von 110 bis 180 mm. Aufgrund ihrer ISO-Bemaßung können sie direkt bei neuen Generatoren verbaut oder für bereits im Einsatz befindliche Windkraftturbinen nachgerüstet werden. Die Lager wurden speziell für Windkraftanlagen konzipiert. Der Siliziumnitridwerkstoff wurde ebenfalls optimiert und ist früheren Ausführungen überlegen. Siliziumnitrid ist wesentlich härter als Wälzlagerstahl und gleicht sogar kleinere Unebenheiten in den Laufbahnen aus, was die Lager weniger empfindlich gegenüber Verunreinigungen macht. Darüber hinaus weisen Hybridlager hervorragende Schmiereigenschaften auf. Um eine hohe Zuverlässigkeit und Leistung zu sichern, hat SKF eigene Qualitätsstandards und Testverfahren entwickelt. Die zahlreichen Vorteile der SKF XL-Hybridlager tragen zu geringeren Lebensdauerkosten des Generators und zu geringeren Gesamtbetriebskosten der Windkraftturbine bei. „Trends in der Industrie und Kundenbedürfnisse rechtzeitig wahrzunehmen, sind ein wichtiger Baustein, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten“, erläutern die Experten für erneuerbare Energie bei SKF in Steyr. Ü
AUS- UND WEITERBILDUNG, INNOVATION & FORSCHUNG
EBIT, EGT und Umsatzrendite – wirklich ein Buch mit sieben Siegeln? Halten Sie auch manchmal eine Erfolgsrechnung oder Bilanz in Händen und wissen nicht wirklich, was die Begriffe zu bedeuten haben? Wenn ja, dann haben wir für Sie als UnternehmerIn und BuchhalterIn die Lösung.
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scheiden. Das Seminar ist ideal für alle, welche die Daten für die Entscheidungen liefern, und die Entscheider selbst. Die Erfolgsrechnung beispielsweise gibt Auskunft über den im gewählten Zeitraum erwirtschafteten Gewinn oder Verlust:
Sie ist einer der vielen Punkte, die im Seminar leicht verständlich erklärt und mit BMD Software umgesetzt werden: n Saldenliste – was steht drinnen und was nicht? n Richtiges „Lesen“ einer kurzfristigen Erfolgsrechnung! n Welche Daten sind für mein Unternehmen wichtig? n u.v.m. Ü
Umsatz - Materialaufwand - Personalaufwand - Sonstiger Aufwand - Abschreibungen = Betriebsergebnis (EBIT) +/- Zinsen = EGT +/- a.O. Ergebnis - Steuern = Jahresüberschuss - Ausschüttungen = Bilanzgewinn
Roland Beranek (BMD), Christoph Eisl (FH Steyr) Fotos: BMD
SEMINAR „Das 1 x 1 des Controllings – jetzt versteh‘ ich‘s“ Datum: 16. November 2011 Uhrzeit: 13.30 – 17.00 Uhr Ort: Wien, MID Town Meeting und BusinessCenter Zielgruppe: UnternehmerInnen, BuchhalterInnen
Nähere Infos unter: Werbung
m Seminar „Das 1 x 1 des Controllings – jetzt versteh’ ich’s“ profitieren die TeilnehmerInnen von der ausgewogenen Kombination von fachlichem und SoftwareWissen. Sie lernen betriebswirtschaftliche Chefinfos richtig „lesen und verstehen“. Mit dem FachKnow-how von Dr. Christoph Eisl (FH Steyr) und dem Programm-Know-how von Roland Beranek, dem Leiter der BMD Ausund Weiterbildungsakademie. Das umfassende Expertenwissen in den Bereichen Controlling, Rechnungswesen und Organisation wird perfekt ergänzt durch die Software-Umsetzung des BMD Profis. Die Buchhalterin liefert die Informationen, macht auf Chancen und Gefahren aufmerksam und bringt damit Zeit zum Gegensteuern. Der Geschäftsführer muss diese Informationen verwerten können und richtig ent-
seminare@bmd.at oder www.bmd.at - Seminarangebot
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Bosch feiert sein 125-jähriges Bestehen
Ein Leben für die Technik „Lieber Geld verlieren als Vertrauen“ war das Motto des Unternehmensgründers Robert Bosch, und daran hat sich an der Unternehmensphilosophie des international führenden Technologieund Dienstleistungsunternehmens bis heute nichts geändert. ls „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ im Jahre 1886 in Stuttgart gegründet, beschäftigt die BoschGruppe in Österreich in den Bereichen Kraftfahrzeug- und Industrietechnik sowie Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik derzeit rund 2.500 Mitarbeiter an 16 verschiedenen Standorten und erzielte 2010 einen konsolidierten Umsatz von 883 Millionen Euro. Das war Grund genug für eine Gala – stilgerecht im Technischen Museum –, mit 400 Gästen einen ganzen Abend lang zu feiern. In einem stilisierten Bosch-Haus wurden Innovationen des Unternehmens erlebbar und
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sichtbar gemacht. Auf die Gäste wartete eine Show in elf dramaturgischen Szenen. Kurzweilige Dialoge im Talkshow-Stil, eine LiveBand zur musikalischen Begleitung und die Bosch-Technik verteilt auf sieben Bühnen, die die Räume eines Einfamilienhauses wie Badezimmer, Wohnküche oder Garage darstellten. In der Garage fand man besonders viel Bosch-Technik vor: Vom KFZ-Antriebssystem über aktive und passive Fahrsicherheitssysteme bis hin zu den KFZ-Ersatzteilen waren die vielfältigen Bosch-Innovationen im KFZ-Bereich zu bewundern.
Beeindruckend ist auch, dass weltweit jede zweite Tages-Kontaktlinse in einer Anlage von der Bosch-Tochter Schoeller-Bleckmann Medizintechnik GmbH sterilisiert wird. Außerdem steuert und treibt die Bosch Rexroth-Technologie die Bühnentechnik in der Wiener Staatsoper oder bei den Bregenzer Festspielen an und ermöglicht stromsparende Abläufe in der Industrieautomation. Bosch Thermotechnik sorgt auf umwelt- und ressourcenschonende Weise für warmes Wasser und beheizte Räume. In nahezu jeder Werkstatt finden sich Schlagbohrer, Gartenschere und Akkuschrauber von Bosch, alle mit dem umweltfreundlichen Lithium-Ionen-Akku. Und dass sich ein Akkuschrauber nicht allein nur zum Befestigen eines Bücherregals eignet, konnten die Gäste der Jubiläumsgala live erleben: Die Sonderedition „Ixo Vino“ schraubte mit sanftem Fingerdruck den Korken aus der Flasche zum Anstoßen.
Linz räumte groß ab
Der Technik fürs Leben-Preis 2011 wurde bei der 125-Jahre-Bosch-Gala vergeben: Sebastian Schütz, Markus Speletz, Christian Stöbich (Projektteam „Intelligente Energieverteilung im Haushalt zur optimalen Ausnutzung einer Photovoltaikanlage“) und Dominik Schnürer, Christoph Gabl und Christoph Feldbaumer (Projektteam „Ökoturbine – Universelles Wasserlaufrad zur Erzeugung erneuerbarer Energie“) vom Linzer Technikum. Foto: BOSCH
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Um „Energie und Sicherheit“ ging‘s beim diesjährigen „Technik fürs Leben-Preis 2011“, dem größten österreichischen HTLSchülerwettbewerb, dessen Siegesprämie für die Preisträger sechsmonatige Berufspraktika in der Bosch-Gruppe darstellen. Erfahrung ist eben unbezahlbar, daher macht der Erwerb von Praxis-Kapital mehr Sinn als die sonst üblichen Geldprämien. Zum vierten Mal wurde der Technik-Preis heuer vergeben, und die Veranstalter freuten sich über einen Rekord an Einreichungen: Knapp 300 Schüler haben sich heuer mit 121 Projekten daran beteiligt. Aus der burgenländischen HTL Pinkafeld haben David Glatz, Daniel Hofer und der gebürtige Steirer Emanuel Ellmer mit einer Blackbox fürs Auto in der Kategorie KfzTechnik gepunktet. Gleich zwei der Technik-fürs-Leben-PreisTrophäen konnten die Jungtalente aus dem Linzer Technikum mit nach Hause nehmen. Sie haben die unabhängige Jury mit einem Unterwasser-Minikraftwerk (Kategorie Industrietechnik) und einem Ökostrom-Verteiler (Kategorie Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik) überzeugt. Ü
Siemens VAI, Headquarters in Linz, Österreich Fotos: Siemens VAI
Ein Umfeld mit Perspektive 4.000 Patente, 200 Forscher, über 100 Jahre metallurgische Erfahrung: Als Teil eines global agierenden Unternehmens baut Siemens VAI seine Spitzenposition kontinuierlich aus. Der Schlüssel dazu: Nähe zum Kunden und motivierte Mitarbeiter. Ihnen bieten sich weltweit spannende Aufgaben und ein multikulturelles Arbeitsumfeld. Haben Sie die Anlage zu Größerem? Wer ein großes Stahlwerk besucht, kann den Eindruck gewinnen, sich in einer eigenen Stadt zu bewegen. Je nahtloser die vielen einzelnen Produktions- und Logistikprozesse ineinandergreifen, desto wirtschaftlicher und energieeffizienter funktioniert die Anlage. Aus guten Gründen setzen Investoren und Betreiber weltweit auf Siemens VAI. Wir sind führend in der Planung und Realisierung von Kompaktstahlwerken und integrierten Hüttenwerken – und wir suchen Menschen, mit denen wir diese Position ausbauen können. Denken Sie global? Möchten Sie in einem starken Team Lösungen für unsere Kunden weltweit mitgestalten? Dann finden Sie hier ein weites Betätigungsfeld!
Zeigen Sie der Welt, was Sie können! Spezialisierte Kompetenz- und Fertigungszentren weltweit, Siemens-Vertretungen in mehr als 50 Ländern, vielfältige Projekte auf allen Kontinenten – wenn Sie wollen, ist der Globus Ihr Arbeitsplatz. Sind Sie anpassungsfähig und offen für neue Erfahrungen? Dann bringen Sie Ihre Fähigkeiten in ein Unternehmen ein, das mit 5.000 MetallurgieProjekten in über 100 Ländern Erfolgsgeschichte als „stahlharter Globetrotter“ geschrieben hat – und weiter schreiben will. www.siemens-vai.com
„Wir sind da, wo unsere Kunden sind. Das sichert auch in Zukunft unsere Innovationskraft.“ Werner Auer, CEO von Siemens VAI n Herr Auer, warum ist Kundennähe heute so entscheidend? Mit den neuen Wachstumslokomotiven China, Indien, Brasilien und Russland bekommt Nähe eine neue Dimension. Diese Märkte treiben mit ihrer Dynamik die Nachfrage stärker als andere. Wir können und wollen hier eine genauso starke Rolle spielen wie in den traditionellen Industrieländern. Dafür sind wir als globales Unternehmen gut aufgestellt. n Was bedeutet Kundennähe für Sie konkret – speziell mit Blick auf die neuen Wachstumsmärkte? Wir werden unser bestehendes Angebot um Produkte, Lösungen und Dienstleistungen erweitern, die exakt auf den Bedarf dieser
Märkte zugeschnitten sind. Wir gehen also noch stärker in diese Länder, um sie bei ihrem Wachstum zu begleiten, an ihrem Wachstum teilzuhaben und so wiederum unser weltweites Geschäft zu stärken. n Was kann Siemens VAI dabei besser als andere? Wie erfolgreiche lokale Präsenz aussieht, beweisen wir ja schon seit Langem in unseren etablierten Märkten. Ein starker Verbund aus regionalen Niederlassungen, Fertigungs- und Kompetenzzentren sichert auch in Zukunft unsere Innovationskraft. Als Teil der Siemens-Gruppe sind wir da, wo unsere Kunden sind – egal wo auf der Welt. Das macht uns so leicht kein Wettbewerber nach.
Ü WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN SPECIAL 9/2011
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„Heute ist die Idee bei mir. Morgen geht sie in Serie.“
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