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gENDERNauTS – 20 JahRE SPäTER gENDERaTION

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KINOhIghLIghTS

KINOhIghLIghTS

gENDERaTION

GENDERNAUTS, zwanzig Jahre später

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1999 drehte Monika Treut einen Dokfilm mit ihren Freund*innen: transidenten Künstler*innen und Aktivist*innen aus San Franciscos Bay Area, dem Mekka der amerikanischen LGBTQ+-Szene. Heute ist GENDERNAUTS einer der legendärsten queeren Dokumentarfilme und unverzichtbares Zeitzeugnis der damals so neuen und radikalen Thesen und Lebensweisen in Bezug auf Körper und Geschlecht. Über zwanzig Jahre später widmet Treut nun den Dokumentarfilm GENDERATION dem Erbe der Pionier*innen. Sie holt einige ihrer Freund*innen, darunter Gendertheoretikerin Susan Stryker, Queer- und Klimaaktivistin Annie Sprinkle und Poet Max Wolf Valerio, erneut vor die Kamera und zeigt, wie sie in Zeiten des Spätkapitalismus und des rechten Backlashs weiter für sich und ihre Community kämpfen.

Dabei beginnt GENDERATION direkt mit dem Verlust jener verschworenen Gemeinschaft in der Bay Area, die im ersten Film in all ihrer von Gendernormen befreiten Lebensfreude die zentrale Rolle einnimmt. Gentrifizierung hat die Kunst- und queere Szene aus San Francisco verdrängt, seit die Tech-Bros in Silicon Valley im Süden der Bay Area Einzug hielten. Statt gemütlicher Altbauwohnungen sehen wir schwarz gestrichene Kastenbauten im „Tech Pro Modern“-Stil. Normale Menschen können sich die Miet- und erst recht die Kaufpreise hier längst nicht mehr leisten – San Francisco ist das „Ground Zero“ der Gentrifizierung

In 1999 Monika Treut filmed the documentary GENDERNAUTS about the queer and trans communities in San Francisco. 20 years later, Treut dedicates the documentary GENDERATION to the legacy of the pioneers of what was then new gender theory. Deutschland 2021 D 88 min D R: Monika Treut D B: Monika Treut D K: Elfi Mikesch, Robert Falckenberg, Nola Anwar, Monika Treut D S: Angela Christlieb, Margot Neubert-Maric D M: Mona Mur D V: Edition Salzgeber

amerikanischer Städte. Zum Glück bietet das Internet Möglichkeiten, weiter vernetzt zu bleiben: Während Medientheoretikerin Sandy Stone in GENDERNAUTS den Cyberspace noch als Zukunftsvision beschwor, ist das Online-Leben längst Alltag und der Mensch mit seinem Smartphone wahrhaft zum Cyborg verschmolzen.

Auch die autonome Selbstgestaltung der eigenen Genderidentität verstand die Wissenschaftlerin als Teil des beginnenden „Cyborg-Ismus“. Doch tatsächlich scheint Sexualität heute in der Mainstreamgesellschaft – abseits der queeren Bubbles – fast noch normierter als damals. Und auch einige der Porträtierten scheinen milder geworden zu sein, sich in ihrer Gendernische eingerichtet zu haben. Max Wolf Valerio macht aber klar: Die Reise durch das Spektrum der Geschlechter ist kein Spektakel für andere, sondern ein individuelles Abenteuer, dessen Ausgang niemand zu bestimmen hat. Manche legen sich fest, andere hören nie auf zu suchen, sagt Sandy Stone, die selbst mit 80 Jahren immer noch nirgendwo „angekommen“ ist.

Für viele queere Personen ist ein langes, erst recht ein erfülltes Leben in dieser Gesellschaft alles andere als selbstverständlich – GENDERATION zeigt seine Held*innen in glücklichen Beziehungen, zelebriert ihre beruflichen Erfolge und träumt mit ihnen. Allen ist gemein, dass sie weiter unermüdlich im Einsatz bleiben: Als Botschafter*innen und Mentor*innen, als Kämpfer*innen für Gerechtigkeit und gegen den Klimawandel und nicht zuletzt als Gastgeber*innen, deren kostbaren Wohnräume für ihre kunterbunten Familien stets offen stehen. D Eva Szulkowski

OTTOLENghI uND DIE VERSuChuNgEN VON VERSaILLES

Kulturtörtchen

Der israelisch-britische Koch Yotam Ottolenghi gehört zu den populärsten Kochbuchautoren der Welt. Ottolenghi machte zunächst einen Abschluss in Vergleichender Literaturwissenschaft in Tel Aviv, bevor er nach London zog und zum Koch umsattelte. Mittlerweile ist er mit einer Mini-Kette von Delis, zwei Restaurants und der Brasserie NOPI zu einer festen Größe in London geworden und hat acht Kochbücher herausgegeben, darunter „Jerusalem“, „Sweet“ und „Simple“. Hinzu kommen eine Kolumne mit vegetarischen Gerichten im Guardian und Fernsehauftritte. Ottolenghis Spezialität sind mediterrane Fusion-Küche, Rezepte für Gemüse und Hülsenfrüchte und – Backwaren. Als das Metropolitan Museum of Art in New York im Jahr 2018 die Ausstellung „Visitors to Versailles“ über Versailles als internationalen Knotenpunkt plant, wird Ottolenghi eingeladen, ein „Feast of Versailles“ zu kreieren. Dafür lädt er seinerseits internationale Talente ein, darunter auch den Erfinder der „Cronut“ und die Wackelpudding-Spezialisten Sam Bompas und Harry Parr. Die interessantesten Kuchen stammen von der ukrainischen Bäckerin Dinara Kasko. Ursprünglich Architektin, entwirft sie geometrische Kuchenformen, die wie modernistische Bauten aussehen. Der Trick liegt dabei auch in einer Füllung, die genau die richtige Konsistenz haben muss um die filigranen Gebilde auszufüllen, und in der New Yorker Sahne ist der Fettgehalt anders… Wie das Buffet, besteht OTTOLENGHI aus schmackhaften Häppchen: ein bisschen Porträt des sympathischen Kochstars, ein bisschen Kochshow und ein wenig erfährt man dabei auch über den Hof von Versailles und die Törtchenkultur im 17./18. Jahrhundert. D Hendrike Bake

¢ Start am 21.10.2021

Star chef Yotam Ottolenghi is invited to create the opening buffet of a MOMA exhibit about Versailles and invites patisserie artists from all over the world. Originaltitel: Hayaletler D Türkei/Frankreich/Qatar 2020 D 90 min D R: Azra Deniz Okyay D B: Azra Deniz Okyay D K: Barış Özbiçer D S: Ayris Alptekin D M: Ekin Uzeltuzenci D D: Nalan Kuruçim, Dilayda Günes, Beril Kayar, Emrah Ozdemir D V: Antiheld Filmverleih

ghOSTS

Schicksale und Ambitionen

Ein Stromausfall kann alle möglichen Ursachen haben. Azra Deniz Okyay interessiert sich in ihrem eindringlichem Spielfilmdebut allerdings in erster Linie für seine Auswirkungen. Als es am Morgen des 26. Oktober 2020 in der Türkei zu einem nationalen Blackout kommt, beginnt das ohnehin komplizierte Leben von Didem (Dilayda Günes¸) ganz aus den Fugen zu geraten. Gerade hat sie noch unbeschwert in einem Hotelzimmer getanzt, das sie eigentlich putzen sollte. Kurze Zeit später ist sie ihren Job los, weil ihr Chef wenig Verständnis für die künstlerischen Ambitionen seiner Angestellten aufzubringen weiß. Dabei hat Didem für einen wichtigen Wettbewerb geübt, auf den sie sie sich bereits seit Wochen zusammen mit ihren Freundinnen vorbereitet hat. Es ist der einzige Lichtblick in ihrem Alltag, der von den widrigen Umständen in ihrem Land ebenso geprägt ist wie von der Gewalt einer Gesellschaft im Umbruch. Das Ausmaß der Brutalität bekommt auch Iffet (Nalan Kuruçim) zu spüren, die verzweifelt versucht, Schutzgeld für ihren Sohn aufzutreiben, der im Gefängnis von seinen Mitinsassen bedroht wird. Didem hilft ihr dabei, ohne groß Fragen zu stellen. Man kennt sich und unterstützt sich gegenseitig, das genügt, egal wie zwielichtig das Geschäft ist, auf das sich Iffet dafür mit Rasit (Emrah Özdemir), dem bekannten Schlepper aus ihrem Viertel, einlassen musste. Und dann ist da noch die Aktivistin Ela (Beril Kayar). In der ungezwungenen Verknüpfung der Figuren, ihrer Schicksale, Ambitionen und Sorgen liegt der besondere Reiz von Okyays wachsam beobachtendem, klug inszeniertem Drama, das immer wieder auch die Konflikte mit der Polizei thematisiert und die Konsequenzen des Stromausfalls, der im Laufe des Tages zunehmend für Chaos sorgt und zu Aggressionen führt. D Pamela Jahn

¢ Start am 7.10.2021

On October 26 2020 there was a national blackout in Turkey. Azra Deniz Okyay‘s feature film GHOSTS revolves around the consequences of the blackout for three women: Didem, who actually just wants to dance, Iffet, who has to get protection money, and Ela the activist.

Deutschland 2020 D 78 min D R: Sobo Swobodnik D B: Sobo Swobodnik D K: Sobo Swobodnik, Elias Gottstein D S: Manuel Stettner D M: Elias Gottstein D D: Margarita Breitkreiz, Lars Rudolph D V: Partisan Filmverleih

„Traumhaft gefi lmte Wildnis: Eine berührende Zukunftsvision für Mensch und Natur.“

BUND Naturschutz in Bayern

NATUR NATUR SEIN LASSEN

KLaSSENKaMPF

Wütender Thesenfilm

Sobo Swobdoniks Film KLASSENKAMPF nimmt sich Didier Eribons Bestseller „Rückkehr nach Reims“ zum Vorbild, in dem der französische Linke seine eigene proletarische Herkunft und den Rechtsruck seiner Eltern und ihrer Nachbarn analysiert. Swobodnik ist in einem schwäbischen Dorf aufgewachsen, sein Vater installierte Rollläden, seine Mutter war Hausfrau. Das bildungsferne (und bildungsfeindliche) Elternhaus war ein Grund zur Scham für Swobodnik, der auf dem zweiten Bildungsweg Abitur machte, Schauspiel studierte, als Regisseur an mehreren Theatern arbeitete, Rundfunkredakteur war, zahlreiche Erzählungen, Romane und Theaterstücke schrieb und seit 2005 Filme dreht. Swododnik arbeitet offenbar pausenlos. In seinem Film wird klar, dass die Arbeitswut mit der Herkunft des Regisseurs zu tun hat. In KLASSENKAMPF stapft die Schauspielerin Margarita Breitkreuz im Blümchenkleid und DocMartens-Boots durch Wiesen, mampft Hühnchen im Zug und wütet in dörflichen Wohnzimmern, während sie Swobodniks autobiografische Texte liest. Den Worten ist die Panik vor dem Eingesperrt-Sein in der eigenen Klasse, und der Furor und die Anstrengung, die es erfordert, die Klasse zu wechseln, jederzeit anzumerken. KLASSENKAMPF ist ein wütender Thesenfilm, der Erfahrungen widerspiegelt, die Viele gemacht haben dürften, die sich als erste Generation in der Familie Bildung aneignen konnten. Aufsteiger-Aspirant*innen sind nicht willkommen, die Codes erlernen sich nicht so einfach, Strukturen und Mechanismen sind darauf ausgerichtet Klassenfremde fernzuhalten, gerade auch im Kulturbetrieb. Swobodnik ist es gelungen, sich in diesem Betrieb zu etablieren, aber hat er es wirklich geschafft, wenn er sich immer noch wie ein proletarisch-prekärer Tourist fühlt, der „nicht dazugehört“. Sein Film nervt, und das ist gut so. D Tom Dorow

Ein Film von Lisa Eder

mindjazz-pictures.de/der-wilde-wald derwildewaldfi lm

Ab 7. Oktober im Kino

Der wilde Wald - Anzeigen.indd 1 23.09.21 14:34

¢ Start am 7.10.2021

Sobo Swobodnik reflects upon his proletarian upbringing and the near impossibility of leaving ones class and joining another.

BORga

Traum vom guten Leben

Klirrendes Metall, Schrott wohin das Auge reicht und dazwischen Kinder, die im Schutt graben. Auf der Elektro-Deponie vor Accras Toren wachsen die Brüder Kojo und Kofi auf. Für sie ist es Spielplatz, Lebensort und Goldgrube zugleich. Zwei Kilo Elektroteile bringen genug Geld für eine Cola. Ihr Vater will aber mehr für seine Söhne. Sie gehen zur Schule, können, anders als ihre Freunde, schreiben und lesen. Und doch liegen sie Jahre später als junge Männer in der gleichen Hütte, graben sich noch immer durch den Schrott und träumen von einem guten Leben. So wie die Borgas es führen, die Ghanaer, die es im Ausland zu Geld brachten. Als sich Kojo die Chance bietet, mit einem Freund zu dessen Borga-Onkel nach Deutschland zu flüchten, ergreift er sie.

BORGA folgt konsequent Kojo. Seine Geschichte erzählt sich nicht als Erfolgs- oder Leidensgeschichte. Er ist Agent seines Lebens, auch wenn er Mittelwege einschlagen muss. Landsmann Bo, Elektro-Schrott-Exporteur und Drogenhändler, bietet Kojo eine Verdienstmöglichkeit, mit der er seine Familie unterstützen kann und die ihn zurück nach Accra bringt. Doch statt eines freudigen Empfangs, wartet ein bitterer Kofi. Weil Kojo jetzt der reiche Borga-Onkel ist, wird die Familie gegängelt und zahlt überteuerte Lebensmittelpreise. Bald erkennt Kojo auch, welche Gefahren die Elektro-Schrott-Lieferungen aus Deutschland bergen. Regisseur York-Fabian Raabe stieß auf das Thema, als er Kurzfilme in Ghana drehte. Kojo-Darsteller und Co-Produzent Eugene Boateng brachte eine wichtige Perspektive ein. BORGA zeigt: Die kapitalistische Krise ist auch immer eine humanitäre. Für diesen filmischen Verdienst gab es gleich vier Auszeichnungen des Max-Ophüls-Festivals 2021: als bester Spielfilm, den Publikumspreis, den Preis der ökumenischen Jury und den Preis für den „gesellschaftlich relevanten Film“. D Clarissa Lempp

Ghana/Deutschland 2021 D 104 min D R: York-Fabian Raabe D B: York-Fabian Raabe, Toks Kömer D K: Tobias von dem Borne D M: Tomer Moked, Ben Lukas Boysen D D: Eugene Boateng, Christiane Paul, Adjetey Anang D V: Across Nations Filmverleih

¢ Start am 28.10.2021

Brothers Kofi and Kojo are growing up on the electronic scrap landsfill by the gates of Accra, but they dream of a good life like the ones the “Borga” have, the Ghanaians who have made money abroad.

Deutschland 2020 D 100 min D R: Heinz Emigholz D B: Heinz Emigholz D K: Heinz Emigholz D S: Till Beckmann D M: Alexander Paulick, Andreas Reihse D D: John Erdman, Jonathan Perel, Young Sun Han, Dorothy Ko, Susanne Sachsse, Laurean Wagner D V: filmgalerie 451

DIE LETzTE STaDT

Dialoge in fließenden Räumen

Man kann nicht behaupten, dass Heinz Emigholz in den letzten dreißig Jahren einem breiteren Publikum bekannt geworden ist, zu spröde und sperrig sind seine Architekturfilme, in denen er in starren, oft leicht verkanteten Einstellungen Bauwerke filmt, ja, seziert. Die Architektur steht diesmal nicht im Vordergrund, spielt als wechselnder Hintergrund jedoch eine wichtige Rolle. In der Berlinale-Sektion Encounters wurde DIE LETZTE STADT im letzten Jahr gezeigt, wo er gut aufgehoben war: ein schwer zu greifender Film, ganz eigen, ungewöhnlich und anspruchsvoll. Erzählt wird von einem Archäologen und einem Waffenhändler, die sich daran erinnern, in früheren Leben ein Filmemacher bzw. Psychiater gewesen zu sein. Das Duo befindet sich in der israelischen Stadt Be’er Sheva, anfangs in einem Ausgrabungsfeld, später in einer Schule und einem Hotelzimmer. Sie führen zwar einen fast ununterbrochenen Dialog, bewegen sich durch den Schnitt jedoch kaum merklich transportiert durch die Geografie der Stadt und bald der Welt: Fließend geht es weiter nach Athen und Berlin, Hong Kong und São Paulo, doch nicht nur die Orte wechseln, sondern auch die Schauspieler der Rollen wechseln immer wieder, lassen Raum und Zeit, letztlich die Menschheit, zu einem großen Ganzen verschwimmen. Und so frei und grenzenlos Orte und Rollen wechseln, so frei bewegt sich Emigholz durch wechselnde Themenfelder: Familie, das Verhältnis von Jung und Alt, Waffendesign, Kosmologie und Kriegsschuld. In dichten Dialogen sprechen seine Protagonisten über diese Themen, reihen Gedanken und Überlegungen aneinander, die mal zum Absurden, dann wieder zum Ernsthaften neigen.

D Michael Meyns ¢ Start am 21.10.2021

An archeologist and an arms dealer, who remember being a filmmaker and a psychiatrist in a previous life, have an uninterrupted conversation about family, the relationship between youth and old age, weapons design, cosmology, and war guilt. Deutschland 2020 D 110 min D R: Janna Ji Wonders D B: Janna Ji Wonders, Nico Woche D K: Janna Ji Wonders, Sven Zellner, Anna Werner D S: Anja Pohl D M: Markus Acher, Cico Beck D V: farbfilm Verleih

Janna Ji Wonder’s documentary about her own family takes her from Bavaria to the US, to Rainer Langhan‘s commune, and back to Walchensee.

WaLChENSEE FOREVER

Fünf Frauen-Generationen

Der Walchensee, einer der tiefsten Alpenseen Deutschlands, liegt südlich von München und bildet den Schauplatz einer außergewöhnlichen Familiengeschichte, die vor allem Frauen schreiben. Sie beginnt mit der Urgroßmutter Apa, die nach dem Tod einer Tochter mit ihrem Mann ein Ausflugscafé am Walchensee eröffnet. Großmutter Norma führt das Café letztlich allein weiter, um sich nicht von einem Mann abhängig machen zu müssen, und wird 104 Jahre alt. Normas Tochter Anna, eine Fotografin, reist mit ihrer Schwester Frauke in den 60ern mit Hackbrett und Gitarre durch die USA und Mexiko, lebt in indischen Ashrams und begründet später den „Harem“ um Rainer Langhans mit. Annas Tochter, Regisseurin und Drehbuchautorin Johanna alias Janna Ji Wonders, wird in einem Hippieort in Kalifornien geboren und dreht von klein auf Videos, in denen sie Familienmitgliedern Fragen stellt. Collagenhaft stellt sie in WALCHENSEE FOREVER alte und neue Filmaufnahmen, Fotos, Briefe, Tagebucheinträge und Zeitungsartikel zur fünf Generationen und ein Jahrhundert umspannenden Chronik ihrer Familie, einer bewegenden filmischen Zeitreise, zusammen. Vor der Kamera erinnern sich Norma und Anna Werner, Rainer Langhans und die 2017 verstorbene Jutta Winkelmann etwa an Frauke Werner, deren frühen Tod und die Anfänge des „Harems“. Wonders entfaltet die Lebensentwürfe der Frauen ihrer Familie vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte und beleuchtet so fast beiläufig, wie sich die Rolle der Frau und das Verständnis von Familie und Heimat im Laufe der Jahrzehnte verändern. Der titelgebende Walchensee dient dabei immer wieder als Ruhepol für die im Film porträtierten, sehr verschiedenen Frauen. Während der Dreharbeiten wird die Regisseurin selbst Mutter einer Tochter – die Geschichte der Frauen vom Walchensee geht weiter. D Stefanie Borowsky

¢ Start am 21.10.2021

Irland/Grossbritannien 2020 D 100 min D R: Liam Gavin D B: Liam Gavin D K: Cathal Watters D M: Ray Harman D D: Steve Oram, Catherine Walker, Susan Loughnane, Mark Huberman, Nathan Vos D V: Drop-Out Cinema

Sofia wants occultist Joseph to conduct the “Abremalin Operation,“ a long process that is meant to end with her facing her guardian angel who will be able to fulfil any wish. A Welsh indie occult horror film.

a DaRK SONg

Reinigungsrituale

Mit einem Bündel Bargeld mietet Sofia ein verfallenes, unbeheiztes Schloss auf den walisischen Hochmooren, für ein Jahr. Was sie vorhat dauert eine Weile. Am Bahnhof wartet der Okkultist Joseph, ein wichtigtuerischer Internet-Bär mit Glatze und Fusselbart. Sofia, der die Depression die Augenwinkel verdunkelt, will, dass Joseph das „abramelinische Ritual“ durchführt, eine lange Prozedur, an deren Ende sie dem eigenen Schutzengel gegenüberstehen soll und jede nur erdenkliche Aufgabe verlangen kann. Angeblich soll Aleister Crowley versucht haben, das auf ein „Abraham von Worms“ zugeschriebenes Zauberbuch zurückgehende Ritual durchzuführen, es aber abgebrochen haben. Das kommt im Film nicht vor, ist aber als Hintergrund präsent. „Abramelinisches Öl“, mit dem man sich nicht nur einreiben, sondern auch „Lichtkuchen“ backen können soll, gibt es für um die zehn Euro zu kaufen. Joseph hat einen Salzkreis um das Haus gezogen. Bis das Ritual abgeschlossen ist, könnten beide das Haus nicht wieder verlassen, sagt Joseph. Vorräte für viele Monate sind angelegt. Das Ritual beginnt mit vielen Mandalas und Zauberkreisen auf dem Boden, Zeichen werden auf die Haut gemalt, Waschungen mit eiskaltem Wasser durchgeführt. Das „Blutopfer“ findet Sofia ziemlich ekelhaft, aber sie bleibt entschlossen. Nur passiert wenig, außer dass ein Vogel gegen eine Fensterscheibe fliegt. Die Beziehung zwischen Joseph und Sofia eskaliert. Im ersten Teil des Films stellt sich vor allem die Frage, ob Joseph Sofia betrügt und missbraucht. Die „Reinigungszeremonien“, die er mit ihr durchführt, sind sadistisch-sexuell aufgeladen. A DARK SONG ist über lange Strecken mehr sexuelles Psychodrama als Horrorfilm, aber wenn man es kaum noch erwartet, passiert natürlich doch etwas. Ironisch-katholischer war Okkult-Horror selten. D Tom Dorow

¢ Start am 7.10.2021

Originaltitel: Police D Frankreich 2020 D 98 min D R: Anne Fontaine D B: Claire Barré, Anne Fontaine D K: Yves Angelo D S: Fabrice Rouaud D D: Virginie Efira, Omar Sy, Grégory Gadebois D V: STUDIOCANAL Originaltitel: Chambre 212 D Frankreich/Belgien 2019 D 90 min D R: Christophe Honoré D B: Christophe Honoré D K: Rémy Chevrin D D: Chiara Mastroianni, Carole Bouquet, Camille Cottin, Vincent Lacoste D V: Olymp Film

After 20 years of marriage Maria moves to the hotel across her apartment and looks at her marriage from the outside.

BIS aN DIE gRENzE

Multiperspektive

Die Arbeit der Polizei, gerade in den migrantisch geprägten Vororten von Paris, beschäftigt französische Filmemacher*innen immer wieder. Eine gut beobachtete Innenansicht lieferte Maiwënn mit POLISSE. Ladj Li sorgte mit seinem explosiven Langfilmdebüt LES MISERABLES für Gesprächsstoff. Unzählige Flic-Thriller erfreuen sich großer Beliebtheit beim Publikum. Mit einem Blick in den Alltag der Einsatzkräfte beginnt auch Regisseurin Anne Fontaine. Sie nutzt die Perspektive einer Frau, um auf Sexismus und Machtmissbrauch in einer Männerwelt hinzuweisen. Ihre Protagonistin Virginie ist tough und abweisend. Das hat allerdings auch seine Gründe, wie sich in ihrem Tagesablauf zeigen wird. Dann wendet sich der Blick der Kamera ihrem Kollegen Erik zu und zeigt die Ereignisse aus seiner Sicht. Dann heftet sie sich an Aristide für eine dritte. Alle drei Episoden führen zu Asomidin Tohirov, einem Einwanderer ohne Aufenthaltserlaubnis, der abgeschoben werden soll. Virginie, Aristide und Erik übernehmen den Job und BIS AN DIE GRENZE bekommt noch ein zentrales moralisches Dilemma verpasst. Was Anne Fontaine hier liefert, gibt Stoff für drei Filme oder eine ganze Serienstaffel. Zudem bricht sie den Handlungsfluss dieser schicksalhaften Nacht immer wieder durch Rückblenden. So entsteht trotz der brisanten Handlung kaum Spannung. Da kann auch die hervorragende Besetzung wenig ändern. Virginie Efira (BERNADETTE) spielt sich unter die Haut der Zuschauer. Omar Sy nervt erst mit seinem losen Mundwerk, wenn es ernst wird, wirkt sein Aristide verloren. Grégory Gadebois schließlich ist der regeltreue Erik, dem privat die Dinge entgleiten. Payman Maadi, der unter der Regie von Asghar Farhadi glänzte, hat hier zu wenig Futter, um etwas aus seiner Figur zu machen. D Lars Tunçay

¢ Start am 30.9.2021

zIMMER 212

Beziehungs-Geister-Stunde

Christophe Honoré hat ein Schwäche für romantische Dramen, vor allem solche, die sich im Grenzgebiet zwischen Realität und Traum, Fantasie und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart bewegen. Sein Metier ist die Liebe in all ihren Formen: ob verboten, hoffnungslos, unerwidert oder besitzergreifend, der französische Regisseur und Filmautor findet seit seinem viel beachteten Erotikdrama MA MÈRE (2004) nach einer Novelle aus dem «Obszönen Werk» Georges Batailles stets neue Wege und Geschichten, um sich mit seinem Herzensthema auseinanderzusetzen – diesmal als pfiffig leichte Komödie über ein wohlhabendes Pariser Paar, dessen Ehe sich festgefahren hat. Im Zentrum steht die Professorin Maria (Chiara Mastroianni), die sich gleich mit einem Auftritt in den Film spielt, der sich gewaschen hat. Sie ist schön und direkt, eine Frau, die weiß, was sie will, und die sich nimmt, was ihr gefällt. „Ich mag eine gute Farce!“, sagt sie zu Beginn und Honoré macht sich eilig daran, ihr diese zu bieten. Als ihr Mann Richard (Benjamin Biolay) entdeckt, dass sie ihn betrügt, zieht Maria ins Hotel gegenüber und wird dort – ähnlich wie Ebenezer Scrooge in Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte – von Geistern aus Vergangenheit und Zukunft heimgesucht: Neben ihrer Mutter und einer Schar früherer Verehrer, gehören eine jüngere Version ihres Gatten (Vincent Lacoste) als auch ein Charles Aznavour-Verschnitt zu denjenigen, die ihr in einer schlaflosen Nacht mit ein bisschen Magie und viel klugem Gerede zur Einsicht verhelfen sollen, ob ihre Ehe noch zu retten ist oder nicht. Aber die frische Luft, nach der sich Maria sehnt, kann ihr auch Honoré nicht bieten. Zu sehr bewegt sich der Film auf abgetretenen Pfaden, auch wenn durchaus schwungvolle Momente und unterhaltsame Passagen die Beziehungskomödie vorantreiben. D Pamela Jahn

¢ Start am 14.10.2021

Three crisis-ridden police officers are meant to escort an immigrant without a residence permit to the airport.

ENDLICh TaChELES

Holocaust-Computerspiel

Der in Israel geborene Yaar studiert Gamedesign in Berlin und hat den Plan, ein Spiel über die Shoah zu entwickeln. Vorbild soll die Geschichte seiner Großmutter sein, die Spieler sollen die Rollen eines jüdischen Mädchens und eines SS-Offiziers spielen. Juden sollen nicht nur Opfer sein, sondern zurückschießen. Dafür sollen Nazis auch nicht nur „böse“ sein: „Provokant, huh?“ Seine Mutter und sein Vater sind beide sehr skeptisch, zumal Yaar dem Vater den brutalen Shooter „Wolfenstein“ als Beispiel zeigt. Yaars Gamer-Perspektive wirkt zunächst unglaublich naiv, aber auch wie der unbeholfene Versuch eines rebellischen Befreiungsschlags. Immerhin beginnt ein Prozess der Auseinandersetzung. Zwei Jahre später treffen die Dokumentarfilmerinnen Jana Matthes und Andrea Schramm sich wieder mit Yaar. Inzwischen hat sich das Konzept des Spiels verändert. Jetzt sollen die Spieler in die Rolle von Nachfahren eines jüdischen Mädchens, das ihren kleinen Bruder beschützen will, und eines SS-Mannes schlüpfen. Yaar hat sich mit Marcel einen deutschen Partner gesucht, der darauf beharrt, dass der Holocaust nichts mit ihm und seiner Generation zu tun habe und dafür plädiert, dass der SS-Mann die Türen eines Eisenbahnwaggons öffnet und die Kinder freilässt. In einem Haus in Krakau wollen sie das Spiel fertigstellen. Aber Besuche im Konzentrationslager, in dem Yaars Großonkel ermordet wurde, ein Treffen mit den Nachkommen der Familie Paslawski, die Yaars Großmutter Rena und ihren Bruder Roman vor den Deutschen versteckten, und Gespräche zwischen Roman und seinem Vater ändern allmählich Romans Perspektive. Die Spielentwicklung tritt immer mehr in den Hintergrund, je mehr über die tatsächliche Geschichte der Großmutter Rina und ihren Bruder Roman herauskommt, und Yaar spürt, dass er die Geschichte weder verfälschen, noch sie einfach hinter sich

lassen kann. D Hannes Stein ¢ Start am 14.10.2021

Game developer Yar develops a Shoah game.

DAIDO MORIYAMA

THE PAST IS ALWAYS NEW –THE FUTURE IS ALWAYS NOSTALGIC

EIN FILM VON GEN IWAMA

AB 28.10. IM KINO

RAPIDEYEMOVIES.DE

der IndIekIno Club brIngt StreamIng indie kino cLUB

IndIekIno ClubCard

Name: Kim Musterperson

Geburtsdatum: 10.10.1980 Club-Abo: 1.7.2021–30.6.2022

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und kIno zuSammen. Clubmitglieder können online ausgewählte Arthouse- und Indie-Filme nach Belieben streamen, und sie erhalten mit ihrer ClubCard ermäßigten Eintritt in allen teilnehmenden Berliner Kinos: b-ware!ladenkino, Brotfabrik Kino, Bundesplatz-Kino, City Kino Wedding, Filmrauschpalast, fsk-Kino, Il Kino, Klick Kino, Sputnik Kino, Wolf

DaS hauS

Deutschland in einer nahen Zukunft. Rechte Kräfte schüren mit Hilfe von „false flag“-Operationen den Umsturz, und dem Journalisten Johann (Tobias Moretti) droht Berufsverbot. Mit seiner Frau Lucia (Valery Tscheplanowa) zieht er sich in ihr Luxus-Smarthome auf einer Insel zurück. Während die Nachrichten aus der Außenwelt immer bedrohlicher werden, scheint auch das Haus, der heimliche Protagonist des Films, eine feindselige Haltung gegen seine Bewohner*innen zu entwickeln: Es beginnt, Misstrauen zu säen und den Ausweg zu blockieren.

¢ Start am 7.10.2021

Deutschland 2021 D 90 min D R: Rick Ostermann D D: Tobias Moretti, Valery Tscheplanowa, Lisa Vicari, Max von der Groeben, Hans-Jochen Wagner

RéSISTaNCE – WIDERSTaND

Bevor Marcel Marceau der Nachfolger von Jean-Louis Barrault als berühmtester Pantomime der Welt wurde, war er Mitglied der französischen Resistance und rettete jüdischen Waisenkindern das Leben, indem er sie beherbergte und in die Schweiz brachte. In diesem Historiendrama nach der Lebensgeschichte von Marcel Marceau spielt Jesse Eisenberg den Clown und Widerstandskämpfer. Matthias Schweighöfer erntete viel Lob für seine Darstellung des SS-Massenmörders und Familienvaters Klaus Barbie.

¢ Start am 14.10.2021

Originaltitel: Resistance (2019) D Frankreich/USA/Deutschland/Großbritannien 2020 D 120 min D R: Jonathan Jakubowicz D D: Jesse Eisenberg, Clémence Poésy, Ed Harris, Edgar Ramirez, Alicia von Rittberg

USA 2021 D R: Stephen Chbosky D D: Ben Platt, Julianne Moore, Kaitlyn Dever, Amy Adams

CRy MaChO

Der pensionierte Rodeocowboy Mike (Clint Eastwood, der auch Regie führt) macht sich auf den Weg nach Mexiko, um den Sohn seines ehemaligen Bosses nach Texas zu holen. Der junge Rafo ist von der Idee begeistert, aber seine Mutter schickt den beiden einen Schlägertrupp hinterher, um sie aufzuhalten. In den Ruhepausen ihrer Flucht entwickelt sich eine Freundschaft zwischen dem alten Cowboy und dem jungen Hahnenkämpfer, und am Lagerfeuer diskutieren sie, wie wichtig es wirklich ist, „macho“ zu sein. Nachdem er die Rolle 1988 ablehnte, beschloss Clint mit inzwischen 91, dass er jetzt im richtigen Alter sei. ¢ Start am 21.10.2021

USA 2021 D R: Clint Eastwood D D: Clint Eastwood, Dwight Yoakam, Fernanda Urrejola, Alexandra Ruddy

DEaR EVaN haNSEN

Als ein Brief, den der schüchterne Evan Hansen eigentlich als therapeutische Übung an sich selbst geschrieben hatte, nach dem Selbstmord eines Mitschülers in dessen Tasche gefunden wurde, blickt die ganze Schule plötzlich auf seinen „einzigen Freund“. Begeistert davon, Schüler*innen mit Problemen helfen zu können, steigert sich Evan immer mehr in die Lüge hinein. Die Wahrheit darf schon deswegen nicht rauskommen, weil seine große Liebe an ihm besonders das liebt, was er angeblich für ihren Bruder getan hat. Coming-of-Age-Musical.

¢ Start am 28.10.2021

LOBSTER SOuP

Als Krilli klein war, hatte der isländische Küstenort Grindavik noch 500 Einwohner. Irgendwann war es das Doppelte, und 1970 begegnete Krilli auf der Straße zum ersten Mal einem Anwohner, den er gar nicht kannte. Kurz darauf gründete er das Café Bryggjan im Hafen. Seit es im Internet gute Bewertungen bekommen hat, finden immer mehr Touristengruppen hierher, aber die Stammkundschaft bleibt eine Handvoll Männer, die täglich auf einen Kaffee oder eine Schale der berühmten Hummersuppe reinkommen. Sie müssen sich jetzt mit dem Undenkbaren befassen: Krilli will in Rente.

Spanien/Island/Litauen 2020 D 98 min D R: Pepe Andreu, Rafael Molés

ES IST NuR EINE PhaSE, haSE

Einem Paar (Christiane Paul und Christoph Maria Herbst) – Eltern von drei Kindern von Grundschüler bis Teenagerin, Großstadtbewohner, Kreativberufe – ist das Knistern abhandengekommen ist. Sie hat eine Affäre und will eine „Pause“, in der nun beide ihre Prioritäten neu sortieren. Lose angelehnt an das gleichnamige Buch der eigentlich netten Kolumnisten Maxim Leo und Jochen Gutsch klappert ES IST NUR EINE PHASE, HASE mit wenig glaubwürdigem Personal deutsche Standard-Komödien-Situationen ab.

¢ Start am 14.10.2021

Deutschland 2021 D R: Florian Gallenberger D D: Christoph Maria Herbst, Christiane Paul, Jürgen Vogel, Jytte-Merle Böhrnsen, Bettina Lamprecht, Nicola Perot, Peter Jordan

Tagebuch einer biene

Enorm viele Fakten

Ein traumhaftes Tal in den Bergen. Ein Baum auf einer grünen Wiese, davor ein einsamer Bienenkasten. „Der Winter soll sehr schön sein. Ich weiß es nicht. Seit Monaten harren wir hier aus“, beginnt die Winterbiene ihre Erzählung. Später wird die kleine Sommerbiene, die jetzt noch ein Ei in einer der Bienenwaben ist, ihre Erzählung fortführen. In die Ich-Erzählungen der Bienen sind enorm viele Fakten eingeflochten, die auch für ein erwachsenes Publikum interessant sind. Sehr genau erzählt die Winterbiene, wie die zukünftigen Sommerbienen gehätschelt und gefüttert werden, bis sie selbst den ersten Ausflug wagen und als Scouts oder Honigsammlerinnen das Bienenvolk ernähren. So erfährt man, dass eine Biene 1 Gramm Honig auf 800 km verbraucht, dass Bienen sich nur bei Sonnenlicht orientieren können, oder dass in kargen Zeiten die Nahrung so lange solidarisch geteilt wird, bis, im schlimmsten Fall, alle verhungern. Die Nahaufnahmen, die die Bienen im Flug, im Innern des Bienenstocks, bei der Abwehr von Hornissen oder bei der Besiedelung einer neuen Baumhöhle zeigen, sind rundum spektakulär. Wer hat schon mal im Detail gesehen, wie Bienen einander den Weg vortanzen, wie sie Wasser sammeln, um den Nachwuchs zu kühlen, oder wie zwei Königinnen um die Macht kämpfen? Besonders beeindruckend ist eine Szene im Regen, die in Zeitlupe und Großaufnahme zeigt, wie groß und bedrohlich so ein Regentropfen im Vergleich zu den kleinen Bienen ist. Wenn eine Biene nämlich nass wird, ist sie in Lebensgefahr: Die Flügel wiegen schwer und durch ein nasses Fell kann sie nicht atmen. D Hendrike Bake

Deutschland 2020 D 88 min D R: Dennis Wells D B: Dennis Wells, Heile Sperling D K: Brian McClatchy D S: Stefan Kolbe D M: Darren Fung D V: Filmwelt Verleihagentur D FSK: 0

¢ Start am 7.10.2021

A winter and summer bee shows her fascinating and short life from her own perspective. The close-ups of the beehive are simply spectacular.

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