INDIEKINO MAG #13, September 2021

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INDIEFEATURE

INDIEKINO: Herr Naber, die Schauspielerin Sandra Hüller bekam unlängst das Bundesverdienstkreuz aus der Hand des Bundespräsidenten. Sie erheben im Film heftige Vorwürfe gegen Herrn Steinmeier, würden Sie eine Auszeichnung von ihm annehmen? Johannes Naber: Mir geht es mit CURVEBALL nicht darum, Herrn Steinmeier in die Pfanne zu hauen. Der Film möchte aufzeigen, dass Institutionen uns Antworten schuldig sind. Es wurden Dinge unter den Teppich gekehrt, ohne dass es Konsequenzen gab. In anderen Ländern, etwa den USA, sind einige Politiker-Karrieren im Zusammenhang der Machenschaften mit dem Irak-Krieg beendet worden. In Deutschland ist das alles einfach so durchgelaufen. Der damalige Leiter des Kanzleramts und Koordinator der Geheimdienste ist heute Bundespräsident, was bezeichnend ist. Darum geht es mir, aber ich habe kein Mütchen zu kühlen mit Herrn Steinmeier. Der Film nennt klar die Namen von Politikern, die in die Sache verwickelt sind: Neben Steinmeier auch den damaligen Außenminister Fischer und Kanzler Schröder ... Es wurde damals von vielen gemutmaßt, dass die Begründung der Amerikaner für den Irak-Krieg eine glatte Lüge ist. Und es gab Leute, die dafür Beweise in der Hand hatten, aber dies für sich behielten. Ich möchte zumindest einmal die Frage stellen: Warum habt ihr das getan? Das war für mich der Grund für diesen Film. Mich interessiert die Verstrickung unseres Geheimdienstes und der Bundesregierung in dieser Sache.

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Warum hat das die Medien damals kaum interessiert? Es gab Artikel im „Spiegel“ und anderswo, aber eben keine große Titelgeschichte. Die öffentliche Aufregung hat sich in Grenzen gehalten, für die Protagonisten bestand nie ein Druck, sich zu den Dingen äußern. Was sicher damit zu tun hat, dass die Wahrheit nur scheibchenweise und zudem mit großen Zeitabständen ans Tageslicht kam. Hatten Sie bei der Vorbereitung und den Dreharbeiten bisweilen ein Knacken im Telefon gehört? Mit dem Knacken in Telefonen hatte ich gerechnet, erstaunlicherweise gab es jedoch nichts dergleichen. (Lacht) Die Tatsache, dass wir diesen Film machen konnten, hat natürlich auch etwas damit zu tun, dass wir in Deutschland leben. Ich weiß nicht, ob solch ein Film in Russland möglich gewesen wäre. Wobei der Film ausschließlich Informationen benutzt, die öffentlich bekannt sind. Wir enthüllen keine Geheimnisse. Zu Beginn des Films gibt es den Hinweis „Dies ist eine wahre Geschichte. Leider.“ - Würde man diese absurde Story sonst als Märchen abtun? Wir versuchen mit CURVEBALL die Balance zwischen grotesker Komödie und investigativer Dokumentation. Dabei den richtigen Ton zu finden, hat uns lange beschäftigt. Die Hinweis-Tafel zu Beginn soll dem Publikum ein Gefühl vermitteln, dass wir Dinge auch ironisieren. Und es darum geht, das Groteske an dem Vorgang darzustellen.


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