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KINOhIghLIghTS
Die Spree – Sinfonie eines Flusses
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Cinéma Vérité: Defining the Moment
DOK.FILM
Mitte September ruft die AG DoK – mit fast 1000 Mitmenschen Deutschlands größter Berufsverband für Filmschaffende – zur bundesweiten Let’s Dok-Aktionswoche (13.–19.9.) auf. Kinos, organisationen, aber auch Einzelpersonen sind eingeladen, Filme zu zeigen, die den Blick auf die Realität schärfen und die Möglichkeiten des Genres ausloten. Im Rahmen der Aktionstage setzen die Berliner Kinos Acud, Bundesplatz, Eva-Lichtspiele, Klick und Xenon und das Thalia Potsdam mit dem Programm DoK. film eigene Schwerpunkte. Ausgehend von der Diskussion um den vermeintlichen Dokumentarfilm LoVEMoBIL liegt ein Fokus auf der Darstellung von Pornografie und Sexarbeit im Dokumentarfilm. Im Programm „Direct Cinema und die Folgen“ sind Porträts der Filmemacher Harun Farocki und Klaus Wildenhahn zu sehen, und der Film-über Filme CINÉMA VÉRITÉ: DEFINING THE MoMENT (1999) von Peter Wintonick. Das Klick zeigt neuere russische Dokumentarfilme, das Thalia Potsdam ist auf der Suche nach Utopien und im Bundesplatz-Kino ist Gerd Conradt mit seiner ode an DIE SPREE – SINFoNIE EINES FLUSSES (2007), die halb dokumentarisch und halb ein Stummfilm mit Musik ist, zu Gast. www.letsdok.de
16.–19.9.
Paul Poets erster Langfilm AUSLäNDER RAUS! SCHLINGENSIEFS CONtAINER (2002) dokumentierte das Theaterprojekt Christoph Schlingensiefs, das 2000 bei den Wiener Festwochen stattfand und Elemente aus der TV-Serie „Big Brother“ mit Kommentaren zu Fremdenfeindlichkeit in Österreich verband, die besonders aktuell waren, weil die rechtsextreme FPÖ gerade zweitstärkste Partei im Land geworden war. EMPIRE ME – DER StAAt BIN ICH (2011) ist ein Dokumentarfilm über Do-It-Yourself-Staaten, Micronationen und alternative Gesellschaftsformen, darunter die Ölplattform-Inselnation „Sealand“, der Althippie-Staat Christiania in Kopenhagen, aber auch die Esoterik-Kommune ZEGG (Zentrum für experimentelle Lebensgestaltung) in Bad Belzig. Die ZEGG ist eine Nachfolgeorganisation der Aktionsanalytischen organisation (AAo), die der Wiener Aktionskünstler otto Muehl in den siebziger Jahren gründete. Muehl wurde 1988 wegen „Unzucht mit Minderjährigen bis hin zur Vergewaltigung“ und anderen Delikten im Zusammenhand mit der Kommune zu sieben Jahren Haft verurteilt. In Paul Poets Film MY tALK WItH FLORENCE (2015) spricht der Regisseur mit einer Überlebenden der Muehl-Kommune. www.acudkino.de
Nico
aCuD, CITY KINO, FSK, WOLF … aChTuNg BERLIN
An die 70 aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme aus Berlin und Brandenburg verteilen sich auf die verschiedenen Sektionen und 10 Spielorte des achtung berlin Festivals. Der Spielfilm-Wettbewerb wird von Eline Gehrings NICO eröffnet: Nico ist eine deutsch-persische Altenpflegerin, beliebt bei Freund*innen und Betreuten und gerne in Berlin. Eines Tages wird sie opfer eines rassistischen Überfalls, der sie nicht mehr loslässt. Sie beginnt, Karate zu trainieren. In IVIE WIE IVIE erzählt Sarah Blaßkiewitz die Geschichte der afrodeutschen Ivie, die durch das überraschende Auftauchen ihrer unbekannten Halbschwester gezwungen wird, sich mit den Wurzeln ihrer afrikanischen Familie und ihrer Identität auseinanderzusetzen, aber auch mit der Wahrnehmung ihrer Person durch ihre deutschen Freunde. Ebenfalls auf dem Programm steht der beim Max ophüls Festival mehrfach ausgezeichnete BORGA von York-Fabian Raab, der von einem jungen Ghanaer erzählt, der davon träumt, nach Deutschland auszuwandern und ein „Borga“, ein reicher onkel, zu werden. achtungberlin.de 7.–12.9.
2.9.–4.9. jeweils 19 und 21 Uhr.
Empire Me – Der Staat bin ich
Der Biberpelz
EVa LIChTSPIELE DER aLTE DEuTSChE FILM
Die Reihe „Der alte deutsche Film“ zeigt historische deutsche Filme mit einer Einführung. Am 1.9. läuft die Heinz-Rühmann-Klamotte PARADIES DER JUNGGESELLEN (1939). Zu Kriegsbeginn bezog sich beliebte Film-Schlager „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ noch auf Liebesdinge, nach den Bombennächten wurde es zum Durchhalte-Lied. Am 8.9. zeigt ZWEI IN EINER GROSSEN StADt (1942) die Nazi-Propaganda-Strategie, den Krieg als Geschmacksverstärker in Liebesfilmen einzusetzen. Hier wird die kurze Zeit des Fronturlaubs romantisiert, die Trennung (die womöglich für immer sein wird) intensiviert die Gefühle. Während die Nazi-Moral 1942 Frauen den Auftrag gab, „nett“ zu Frontsoldaten zu sein, ist DER POStMEIStER (1940, am 15.9.) noch eine Erzählung über die Verführbarkeit junger Frauen vom Lande in der verkommenen Stadtkultur, sehr frei nach Puschkin. In tRäUMEREI (1944, am 22.9) geht es um Clara und Robert Schumann, posthume Endsieg-Träumerei und Depression nach Stalingrad. Der DEFA-Spielfilm DER BIBERPELZ (1949 am 29.9.) will die Verfälschungen von Gerhard Hauptmanns Theaterstück durch die Film-Version von 1937 mit Werktreue ersetzen.
MOBILE KINO PREVIEW: ChaSINg PaPER BIRDS
Eine Nacht in Berlin und drei Leute ohne Plan, die sich in ihr verlieren: Mia, eine angehende französische Tänzerin steht vor den Scherben ihrer Liebe und ihres großen Traumes. Keks, die sich gerade einen Namen als DJ macht, flüchtet sich in die Berliner Partynacht, unsicher steht sie vor der Entscheidung „sesshaft“ zu werden. Ian, ein Video-Performance-Künstler, veranstaltet an seinem 30. Geburtstag eine extravagante Party. Leider erscheint kein einziger Gast außer seiner besten Freundin Sandy. Die Geschichten erzählen von Liebe und Hoffnung, obsessionen und Angst und von einer Generation auf der Flucht vor sich selbst.
9.9. um 20 Uhr, Veranstaltungsort: Innenhof am S-Bahnhof Charlottenburg
aCuD, SPuTNIK, KLICK huMaN RIghTS FILM FESTIVaL
Die saudi-arabische Freiheitskämpferin Loujain al-Hathloul ist Schirmherrin des diesjährigen Human Rights Film Festivals. Loujain al-Hathloul ist eine der Schlüsselfiguren der „Women to Drive“-Bewegung und darf nach über 1000 Tagen Gefängnis nun fünf Jahre lang ihr Land nicht verlassen. Der Eröffnungsfilm SABAYA (2021) des kurdisch-schwedischen Regisseurs Hogir Hirori behandelt die Verbrechen, die der sogenannte Islamische Staat 2014 an Mädchen und Frauen der irakischen Stadt Sinjai verübte. In diesem Jahr findet das Human Rights Festival on- und offline statt und bietet ein Rahmenprogramm aus Ausstellungen und Konferenzen. Das „Human Rights Forum“ beschäftigt sich an vier Tagen mit dem Thema „Storytelling & Aktivismus.“ www.humanrightsfilmfestivalberlin.de
BuNDESPLaTz-KINO PSYChE & FILM: DaS FEST
Die Filmreihe, die das Bundesplatz-Kino in Zusammenarbeit mit der C.G. Jung Gesellschaft durchführt, widmet sich in der zweiten Jahreshälfte dem Thema „Trauma und Bewältigung“. Im September läuft DAS FEST, den Thomas Vinterberg (DER RAUSCH) 1998 nach Dogma-Regeln drehte. Im Laufe einer Familienfeier bricht sich die Erinnerung an Missbrauch in der Vergangenheit Bahn und der Patriarch, der eben noch gefeiert werden sollte, wird Stück für Stück demontiert. Einführung und Moderation übernehmen Donald Keusch (Drehbuchanalyst) und Edith Rosin (C.G.Jung Gesellschaft). Von oktober bis zum Dezember sind CHINAToWN(1974), JoKER (2019) und LIFE oF PI (2012) zu sehen. 28.9. um 20.30 Uhr
BaLI-KINO REChT auF WOhNEN
Im Bali werden an drei Abenden Veränderungen, die Städte wie Berlin seit Jahren durchlaufen, thematisiert. Der schwedische Dokumentarfilm PUSH – FÜR EIN GRUNDRECHT AUF WoHNEN (2019) zeigt, wie sich Immobilien global über die Jahre von einer konkreten Wertanlage zu reinen Spekulationsobjekten entwickelt haben. Die Interessen der Mieter*innen spielen da keine Rolle mehr. Gegen diesen Trend und seine Auswirkungen regt sich zunehmend organisierter Widerstand, den zwei Filme von Matthias Coers, MIETREBELLEN (2014) und DAS GEGENTEIL VoN GRAU (2017), in allen seinen Formen abbilden. Nach allen drei Abenden findet nach dem Film eine Publikumsdiskussion mit Matthias Coers statt.
BROTFaBRIK KINO BERLIN FILM KaTaLOg: KaSKaDE RÜCKWäRTS
Maja Wegner schmeißt ihren Job hin und wagt einen Neuanfang – in Berlin, in einer Mietswohnung und als Schaffnerin bei der Reichsbahn. Neue Kontakte sind rasch geknüpft – nur die Suche nach einem Mann klappt nicht so richtig, auch wenn die sich kühl und abgeklärt gebende Professorengattin von nebenan sich ihrer annimmt und zu einer guten Freundin wird. Als Maja dann im eigenen Haus fündig wird, muss sie feststellen, dass der Musiker aus dem Dachgeschoß andere Vorstellungen von Zweisamkeit hat als sie. Iris Gusners Tragikomödie KASKADE RÜCKWÄRTS (DDR 1983/1984) ist einfallsreich inszeniert und enthält genaue Beobachtungen und überraschende Intermezzi.
13.–15.9. jeweils um 18 Uhr. Am 13.9. ist Regisseurin Irene Gusner im Kino zu Gast
CITY KINO WEDDINg FaVOuRITES FILMFESTIVaL
Das Favourites Filmfestival lebt vom Austausch mit dem Publikum und hat sich während der Pandemie ganz bewusst gegen eine online-Edition entschieden. Nun ist es mit seiner 10. Ausgabe zurück im City Kino Wedding. Vom 22. bis 26.9. zeigen die Kuratorinnen handverlesene internationale Festivallieblinge. Alle gezeigten Produktionen haben auf Festivals einen Publikumspreis gewonnen und und erzählen mit emotionaler Wucht von Menschen und ihren Lebenswelten. Alle Filme werden im original mit englischen Untertiteln gezeigt. Ergänzt wird das Filmprogramm durch Gespräche und Live-Abstimmungen.www.fffberlin.de 22.–26.9.
KLICK KINO haNNO KOFLER & aSTa NIELSEN
Im September ist der Schauspieler Hanno Kofler Kino-Pate im KlickKino. Er präsentiert drei seiner Lieblingsfilme: IDIOtEN von Lars von Trier, DER CLUB DER tOtEN DICHtER von Peter Weir und EASY RIDER von Dennis Hopper – und einen Überraschungsfilm. Das Klick Kino zeigt außerdem drei Filme in denen Hanno Kofler zu sehen ist: FREIER FALL von Stephan Lacant, HäRtE von Rosa von Praunheim und tREPPE AUFWäRtS von Mia Maariel Meyer. In der Reihe HAPPY BIRTHDAY wird am 11.9. auf den 140sten Geburtstag des Stummfilmstars Asta Nielsen angestoßen. Das Klick Kino zeigt HAMLEt (1921), in dem Asta Nielsen den Dänenprinzen spielt, in Zusammenarbeit mit der Asta-Nielsen-Gesellschaft und der Deutschen Kinemathek Berlin. www.klickkino.de
Freier Fall
aCuD KINO, SPuTNIK KINO RuSSISCh DOK: MORgEN
Für ihr von „Dogme 95“ inspiriertes Langfilmdebüt hatte Julia Shatun ein Budget von 50 Dollar. MoRGEN erzählt von Shatuns Kindheitserinnerungen, ihre Eltern spielen die beiden Hauptrollen. Der arbeitslose Englischlehrer Tolia und seine Frau oksana verdienen ihr Geld mit dem Austragen von Prospekten. Das Meiste, was sie einnehmen, geht als Unterstützung an den in Minsk studierenden Sohn… Shatun zeigt das Alltagsleben provinzieller Intellektueller in Belarus. Menschen mit Universitätsabschluss, deren Tage sich wie einer dem anderen gleichen - Tagelöhnerarbeit, zur Post, bescheidenes Abendessen, Abendnachrichten.
BROTFaBRIK, FSK-KINO, SPuTNIK DOK-TERMIN KROKODIL FILM & gESPRäCh: BRaT
Der Film MEIN VIEtNAM (D 2020) von Tim Ellrich und Thi Hien Mai porträtiert die Verbundenheit der Eltern von Thi Hien Mai mit ihrem Heimatland, wo der Vater einen Hausbau per Video-Telefonat überwacht, obwohl seine Frau lieber mit den Kindern in Deutschland bliebe. tHE LASt AUtUMN von Yrsa Roca Fannberg handelt von Úlfar, dem letzten Schäfer in einer entlegenen Region Islands, der zum letzten Mal seine Schafe zusammentreibt.
MEIN VIETNAM: Brotfabrik 4.9. um 18 Uhr fsk 5.9., 18.00 Uhr , mit Gästen Sputnik Kino 6.9. um 18 Uhr THE LAST AUTUMN: Brotfabrik 18.9. um 18 fsk 19.9. um 18 Uhr
Mein Vietnam
Purple Rain
FREILIChTBÜhNE WEISSENSEE SOMMER-hIghLIghTS
Am 7.9. zeigt die Freilichtbühne Weissensee zwei Filme, die an der DFFB entstanden sind: tRäUME VON RäUMEN von Matthias Lintner porträtiert eines der letzten besetzten Häuser in Berlin. In ANNA KONDA – FEMALE FIGHt CLUB geht es um eine MMA-Kämpferin, die auch Aufträge im Untergrund annimmt. 1981 filmte Gunther Scholz den Kinderfasching an der ost-Berliner Schule für Körperbehinderte. 2014 sucht er die Kinder von damals erneut als junge Erwachsene auf. Die Freilichtbühne zeigt FASCHINGSKINDER am 24.9. Unser Favorit im Programm ist der Großmeister des PaisleyGlam-Funk, der sich 1984 auf seinen lila Chopper schwang, Apollonia auf den Rücksitz nahm, und mit ihr (und mit Wendy und Lisa) zu ewigem Ruhm raste. PURPLE RAIN (am 4.9.) orientiert sich an Blaxploitation Filmen der siebziger Jahre, Prince and the Revolution spielen „Darling Nikki“, „When Doves Cry“, Let’s go crazy“ und alles ist gut. freilichtbuehne-weissensee.de Aleksej Balabanows Film BRAT (DER BRUDER) aus dem Jahr 1997 gilt bis heute in Russland als Kultfilm. Der von der russischen Schauspiellegende Sergej Bodrow Jr. gespielte BRAT sucht in einer skrupellosen Gesellschaft im St. Petersburg der 1990er Jahre seine Bestimmung. Im anschließenden Filmgespräch soll es darum gehen, welches Bild der „wilden 1990er“ der Film vermittelt und wie sich das in BRAT thematisierte Machtvakuum dieser Zeit bis heute auf Rechtsstaatlichkeit in Russland auswirkt.
23.9. um 18 Uhr,, Zu Gast: Michael Rochlitz (Universität Bremen) und
Julia Langbein (ZOiS)
Uncle Thomas
CITY KINO WEDDINg FESTIVaL OF aNIMaTION BERLIN
Das Festival of Animation holt vom 1.-3.10. bereits zum 5. Mal aktuelle Animationsfilme ins City Kino Wedding. Im Wettbewerb gibt es Kurzfilmprogramme in den Kategorien „Deutscher Animationsfilm“, „Internationaler Animationsfilm“, „Neue Talente“, „Neue Serien“ und in der neu hinzugekommenen Kategorie „Auftragsarbeiten“, die künstlerische Werbefilme präsentiert. Darüber hinaus sind andere Animations-Film-Festivals und Schulen mit Gastprogrammen vertreten, so präsentiert das Lisbon Film Festival das Programm RITUALS und das Big Cartoon Festival Moscow eine Zusammenstellung von Animationen für Jugendliche, TRICKS FÜR TEENS AUS RUSSLAND. Masterclasses und Workshops beschäftigen sich mit Character-Design, Stop-Motion, Puppenbau oder Storyboarding. Eine echte Bereicherung für das Berliner Festivaljahr. www.fa-berlin.com 1.–3.10.