INDIEKINO BERLIN Magazin 09, November 2014

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MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS Timothy Spall ist William Turner D ZWEI TAGE, EINE NACHT „Stimmst du für mich?“ D MOMMY Unter Hochdruck im Hochformat D CITIZENFOUR Mit Ed Snowden in Hongkong D 5 ZIMMER KÜCHE SARG ­Alltag einer Vampir-WG D TRAUMLAND Wider die bürgerliche Verlogenheit D DER SAMURAI Unter Wölfen in Brandenburg D THE GREEN PRINCE Spion für Schin Bet D THE ZERO THEOREM Beware of the Management! D PIONEER Retro-TaucherThriller D HÖHERE GEWALT Familie in der Krise D PLÖTZLICH GIGOLO Ein zärtlicher Florist D BEVOR DER WINTER KOMMT Biotop hinter Stahltoren D IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS Urszene deutscher Selbsterkenntnis D PRIDE Solidarität!

MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER D 09 D NOVEMBER 2014

indiekinoBERL

PLÖTZLICH GIGOLO – START AM 6.11.2014


POLYBAND PRÄSENTIERT

DANIEL AUTEUIL KRISTIN SCOTT THOMAS LEÏLA BEKHTI RICHARD BERRY

BEVOR DER WINTER KOMMT EIN FILM VON PHILIPPE CLAUDEL DEM REGISSEUR VON

SO VIELE JAHRE LIEBE ICH DICH

AB 13. NOVEMBER IM KINO PHILIPPE CLAUDEL MUSIK ANDRE DZIEZUK KAMERA DENIS LENOIR (AFC ASC) REGIEASSISTENT DOMINIQUE DELANY SETDESIGN SAMUEL DESHORS SCHNITT ELISA ABOULKER FRANCOIS DUMONT MICHEL SCHILLINGS PRODUKTIONSLEITUNG BENEDICTE HERMESSE EINE PRODUKTION VON LES FILMS DU 24 EINE KOPRODUKTION MIT TF1 DROITS AUDIOVISUELS SAMSA FILM FRANCE 3 CINEMA MIT UNTERSTÜTZUNG VON A PLUS IMAGE 4 HOCHE IMAGES IN ZUSAMMENARBEIT MIT CANAL + CINE + FRANCE TELEVISIONS EINE KOPRODUKTION MIT FRANCE-LUXEMBOURG IN ZUSAMMENARBEIT MIT FONDS NATIONAL DE SOUTIEN A LA PRODUCTION AUDIOVISUELLE DU GRAND-DUCHE DE LUXEMBOURG WELTVERTRIEB TF1 INTERNATIONAL

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© 2013 LES FILMS DU 24 TF1 DROITS AUDIOVISUELS SAMSA FILM FRANCE 3 CINEMA © 2014 POLYBAND MEDIEN GMBH

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DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D BUNDES­PLATZ KINO D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER­ LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST

EDITORIAL Die Filmfestspiele von Cannes sind immer noch der Maßstab für Cineasten. Wer es schafft, präsentiert seinen Film dort zum ersten Mal der filmliebenden Öffentlichkeit. Dann dauert es immer rund sechs Monate Verhandlungszeit, Vorbereitungszeit, Wartezeit und die prämierten und lang erwarteten Filme erreichen die Berliner Leinwände. In unseren Features stellen wir drei der Gewinner vor. In MR. TURNER - MEISTER DES LICHTS unternehmen Mike Leigh und Timothy Spall eine Zeitreise an den Anfang der Moderne. In unserem Interview (Seite 8) erklärt Leigh klug und charmant, wie es kommt, dass sich der Film zugleich so historisch und so lebendig anfühlt. MOMMY, das neueste, hochenergetische Projekt von Xavier Dolan, der mit seinen 25 Jahren in Cannes schon so oft eingeladen war, dass er sich dort eine Zweitwohnung kaufen sollte, strapaziert die Nerven und begeistert. Und in ZWEI TAGE, EINE NACHT gehen die Brüder Dardenne ihr Anliegen einer solidarischen Gesellschaft ganz direkt an, mit einem Film, der wie eine Parabel in sechzehn Stationen proletarische Lebenswirklichkeiten zeigt. Auch in den Berliner Kinos wird leidenschaftlich und kompetent kuratiert. Unter dem Titel Highlights (ab Seite 38) stellen wir in jedem Heft ausgewählte Sonderveranstaltungen, Premieren, Filmreihen und Festivals vor. Diesmal haben wir uns auf Veranstaltungen konzentriert, die, wie DER ALTE DEUTSCHE FILM, das OPEN-SCREENING, die BERLIN FILM MATINEE, die ADULT HORROR MOVIES oder ganz neu die Science Fiction Filmreihe FANTASTIC WORLDS ON THE CURVED SCREEN regelmäßig jede Woche oder jeden Monat zum gleichen Zeitpunkt stattfinden.

AB 27. NOVEMBER IM KINO

Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino, Eure/Ihre INDIEKINO BERLIN Redaktion © 2013 ASIA & EUROPE PRODUCTIONS SA. ALL RIGHTS RESERVED CREDITS NOT CONTRACTUAL


INDIEINHALT

06 MAGAZIN 08 „SCHAUT EUCH DIESE WOLKEN AN, WIE TURNERESK!“: INTERVIEW MIT MIKE LEIGH 12 PROLETARISCHES ROADMOVIE: ZWEI TAGE, EINE NACHT 14 UNTER HOCHDRUCK IM HOCHFORMAT: MOMMY 24 INDIEKINOS: XENON KINO 36 KINDERFILME 38 KINOHIGHLIGHTS 44 KINOADRESSEN, IMPRESSUM ABONNEMENT 46 NACHBILD

NEU IM KINO 30 27 29 42 22 38 22 29 20 18 18 27 31 33 14

5 Zimmer Küche Sarg Der Bauer und sein Prinz Bevor der Winter kommt Castanha Citizenfour Dragan Wende – West Berlin Einer nach dem anderen Die Familie Gardenia – Bevor der letzte Vorhang fällt The Green Prince Das grenzt an Liebe Höhere Gewalt Im Labyrinth des Schweigens Die Legende der Prinzessin Kaguya Mommy

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Mr. Turner – Meister des Lichts My Old Lady Nightcrawler Pioneer Plötzlich Gigolo Pride Der Samurai Ein Schotte macht noch keinen Sommer The Strange Colour Of Your Body’s Tears Sturmland Traumland Das Verschwinden der Eleanor Rigby White Shadow Wie ich lernte die Zahlen zu lieben The Zero Theorem Zwei Tage eine Nacht

34 WEITER IM KINO Am Sonntag bist du tot The Cut Das große Museum

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27 Höhere Gewalt 30 5 Zimmer Küche Sarg 16 Nightcrawler 42 Castanha

Hin und weg A Most Wanted Man Phoenix


Von den Machern von

» Flight of the Conchords «

Das

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INDIEMAGAZIN

INDIEKINO PREVIEW #3: MOMMY

MOMMY (Besprechung auf Seite 14) von Xavier Dolan wurde nicht nur mit dem Preis der Jury auf dem diesjährigen Filmfestival in Cannes ausgezeichnet sondern war auch der Lieblingsfilm der Jugendjury der Filmkunstmesse Leipzig. Der Film porträtiert eine völlig überforderte Mutter, Diane, die versucht mit ihrem verhaltensauffälligen Sohn Steve, bei dem ADHS diagnostiziert wurde, klar zu kommen. Dolan schenkt sich, seinen Schauspielern und seinen Zuschauern nichts. Die Kamera bleibt immer nah dran, während die Figuren am Nervenzusammenbruch entlangstolpern. Dolan inszeniert wie immer mit überbordender Energie und Spielfreude, so dass der Film nicht nur an den Nerven zerrt, sondern gleichzeitig begeistert. Wer das mal ausprobieren möchte: am 8.11. um 20 Uhr zeigen wir MOMMY als exklusive INDIEKINO PREVIEW im Xenon Kino. Dank Verleih und Kino können wir wieder 10 Freikarten verschenken. Wer eine möchte, schreibt uns an info@indiekino.de, Stichwort: MOMMY.

BERLINWEITE KURZFILM-SAUSE

Bereits zum 30. Mal organisiert interfilm vom 11. – 16.11. das „Internationale Kurzfilmfestival Berlin“. Die Filme mögen kurz sein – das Programm ist gewaltig. Über 600 Filme haben die Kuratoren in 60 Programme sortiert, die an 9 Spielorten gezeigt werden. Für die INDIEKINOS ist das Eiszeit Kino in Kreuzberg mit dabei. Ausgezeichnete Kurzfilme findet man im „Internationalen Wettbewerb“, Experimentelles dagegen eher in der Sektion „Eject XVII - die langen Nacht des abwegigen Films“. Es gibt Länderschwerpunkte (Japan und Norwegen), Themenschwerpunkte (Bike Shorts, Car Shorts, Tanzfilme), mehrere Super-8-Programme, einen „Viral Video Award“ bei dem man online mitvoten kann und jede Menge Drumherum: www.interfilm.de

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INDIEMAGAZIN

MÄRCHENSTUNDE IM BALI KINO Zum 450. Geburtstag von William Shakespeare haben die 25. Berliner Märchentage das Motto „Once upon a time…“ gewählt und holen vom 6.–23.11. Geschichten, Märchen und Sagen aus dem Vereinigten Königreich nach Berlin. Das Bali Kino macht mit und hat Johannes Gahl eingeladen, der für kleinere und größere Kinder Geschichten zu Klavierbegleitung erzählt. Neben Märchen wie DAS MÄDCHEN UND DIE STERNE AM HIMMEL und JACK UND DIE ZAUBERMÜTZEN gibt es auch einen Kriminalfall von Sherlock Holmes und eine Erzählung von Charles Dickens zu hören. Und am 20.11. um 10.30 Uhr ist die Figurenschaubude Zapfenkönig mit dem Klassiker JACK UND DIE RIESENBOHNEN zu Gast im Kino. Alle Märchenstunden sind ca. 50 Minuten lang und für unterschiedliche Altersgruppen geeignet. Details und Termine unter www.balikino-berlin.de in der Rubrik „…noch mehr für Kinder“.

DIE ZEIT VERGEHT WIE EIN BRÜLLENDER LÖWE Regisseur Philipp Hartmann leidet an Chronophobie. Er möchte die Zeit anhalten, doch zunächst einmal erforscht er sie. Das Ergebnis ist ein essayistisches Kaleidoskop, das Bezüge findet zwischen einer Sanduhrmacherin in Buenos Aires, den Schaltsekunden der Atomzeituhr und dem Zeitverlust den Alzheimer-Kranke erleiden. Hartmann und sein Team stellen ihren Film in Berlin persönlich vor: 21.11. um 20 Uhr im Eiszeit Kino / 22.11. um 15.30 Uhr Im Bundesplatz-Kino.

MISCH MIT IM KIEZ! Am 4.11. präsentiert das Nachbarschaftshaus Wannseebahn e.V. von 16–20 Uhr im Bali Kino im Programm Misch mit im Kiez! Filme rund um das Thema Engagement und Beteiligung in Kiez, Schule und Nachbarschaftshaus. Die Filme mit Titeln wie JUNG FRAGT ALT, MITGEMISCHT & EINGEMISCHT oder WIR KINDER VOM S-BHF SUNDGAUER STR. sind im Rahmen der Jugend- und Nachbarschaftsarbeit entstanden. Die jugendlichen und erwachsenen Akteure und Regisseure sind anwesend und stehen für Gespräche jeweils direkt im Anschluss an ihre Filme zur Verfügung. Der Eintritt ist kostenlos. www.nbh-wannseebahn.de NOVEMBER 2014 D

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INDIEFEATURE

„SCHAUT EUCH DIESE WOLKEN AN, WIE TURNERESK!“ Gespräch mit Mike Leigh über seinen neuen Film MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS

Neben Ken Loach hat Mike Leigh (*1943) wie kein anderer das Gesicht des britischen Gegenwartskinos geprägt. Zu seinen Filmen gehören die frühen absurden Komödien FREUDLOSE AUGENBLICKE (BLEAK MOMENTS) und HOHE ERWARTUNGEN (HIGH HOPES) die Cannes Gewinner NACKT (NAKED) und LÜGEN UND GEHEIMNISSE (SECRETS AND LIES) und historische Dramen wie TOPSY-TURVY und VERA DRAKE. Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören ANOTHER YEAR über ein glückliches älteres Paar, um das weniger glückliche Freunde wie Satelliten kreisen und HAPPY-GO-LUCKY, in dem Sally Hawkins die immer gut gelaunte Grundschullehrerin Poppy spielt. Leighs über weite Strecken improvisierten Filme verbinden einen trockenen Sinn für Humor mit „kitchen sink realism“ und einem linken Bewusstsein. Sie bleiben im Gedächtnis. Thomas Abeltshauser hat sich mit dem Regisseur über seinen neuesten Film MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS unterhalten.

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INDIEFEATURE

INDIEKINO BERLIN: Sie sind eher für Ihre sozialrealistischen Gegenwartsfilme wie LÜGEN UND GEHEIMNISSE oder zuletzt ANOTHER YEAR bekannt. Was hat Sie an einem Biopic über den britischen Maler William Turner interessiert? Mike Leigh: Er ist ein sehr cineastischer Maler und ich liebe sein Werk. Er ist einer der besten Maler aller Zeiten, aber auch sehr radikal. Über die Jahre hatte ich immer wieder mal den vagen Gedanken, dass er als Gegenstand eines Films interessant sein könnte. Als ich anfing, Turners Biographie zu recherchieren, entdeckte ich auch bald Aspekte seiner Persönlichkeit, die sich für einen Spielfilm eigneten. Es liegt ein ungeheures Potential in der Spannung zwischen diesem sehr exzentrischen, widersprüchlichen, mit Fehlern behafteten, leidenschaftlichen und dreckigen Menschen und seinen sublimen, poetischen und spirituellen Bildern. In dieser Chemie sah ich einen möglichen Film. Sein Werk ist bekannt, aber wie schwierig war es, seine Persönlichkeit und seine Charaktereigenschaften zu recherchieren? Er war zu seiner Zeit eine große Berühmtheit und wurde von vielen Zeitgenossen beschrieben. Das war also auf eine Art recht einfach. Andererseits ist er ein Enigma. Wenn man sich Porträts von ihm ansieht, wird man kaum zwei finden, die sich ähneln. Sogar das Selbstporträt, das er von sich in seinen Zwanzigern gemalt hat, gleicht keinem der anderen Bilder und ich bin mir sicher, dass er sich dabei vor allem selbst geschmeichelt hat. Einige Dinge sind leichter zu recherchieren als andere. Über die Frauen im Film etwa wussten wir nicht viel. Und man weiß nie, was man so alles findet. Wir hatten es zum Beispiel bis zur Londoner Premiere Mitte Oktober als Tatsache angesehen, dass es keine Fotografien von Turner gibt. Bis mir eine Frau vorgestellt wurde, die eine Nachfahrin Turners ist und sie mir sagte, dass sie eine Daguerreotypie von ihm besitzt. Niemand wusste davon. Sie meinte, ich könnte sie mir ansehen. Aber das war ein bisschen zu spät.

Sie arbeiten üblicherweise ohne festes Drehbuch und improvisieren sehr viel. War das hier auch der Fall? Absolut. Ich wüsste gar nicht, wie ich einen Film anders drehen könnte. Der einzige Unterschied diesmal war die Recherche im Vorfeld, auf der dann die Improvisation basierte. Aber man kann soviel recherchieren wie man will, man muss danach immer eine Welt in Fleisch und Blut zum Leben erwecken, dreidimensionale Charaktere in realen Momenten. Das hat vor allem mit Schauspielen und Ergründen zu tun. Für mich sind Schauspieler nicht bloße Interpreten, wir erschaffen die Figuren gemeinsam. Sie arbeiten dabei mit ihren Schauspielern zunächst einzeln und basieren deren Charaktere auf Menschen, die sie selbst kennen. Hier war es im Prinzip genauso. Nur dass wir Turner ja nicht kennen. Also zogen Timothy Spall und ich eine ganze Reihe von Männern heran, die wir als Grundlage dessen nahmen, wie wir uns Turner vorstellen. Es war ein sehr komplizierter Prozess. Warum haben Sie sich dazu entschieden, den späten Turner zu zeigen, als er bereits ein etablierter Maler war und nicht etwa seine Entwicklung zum einzigartigen Künstler? Weil ich glaube, dass man in seinen letzten Jahren und den Veränderungen, die er durchmacht, auch eine Ahnung davon bekommt, wie er zu dem wurde, der er ist. Man sieht die visuelle Entwicklung seines Frühwerks nicht, aber man bekommt eine Idee davon, etwa wenn der Vater erzählt, wie sie in Turners jungen Jahren die Bilder im Laden verkauft haben. Ich wähle die letzten 26 Jahre, was an sich schon ein sehr langer Zeitraum ist, weil ich sie für die interessantesten halte. Der Tod seines Vaters, seine Verbindung zu seiner Vermieterin Mrs. Booth, vor allem aber die Radikalisierung seiner Malerei, die für viele ein Zeichen von Wahnsinn war.

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Welche Verbindung spüren Sie selbst als Künstler zu Turner? Es ist keine versteckte Autobiographie, wenn Sie das meinen. Aber es ist offensichtlich: wir sind beide Künstler, auch ich bin schon eine Weile unterwegs und sozusagen in meiner Spätphase, auch ich kenne wie er viele Künstlerkollegen, von denen manche erfolgreich sind, andere nicht. Auch im Film sieht man sie, Francis Seymour Haden etwa ist so ein erfolgloser Künstler, der die Schuld bei alle anderen sucht, nur nicht bei seiner eigenen Mittelmäßigkeit. Aber ich hatte mir um diese biografischen Parallelen keine Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. Worum es mir ging, und das ist etwas, das den meisten Filmen über Künstler fehlt, ist die dreckige Praxis zu zeigen, die Arbeit hinter dem Werk. Und damit kann ich mich identifizieren, denn auch das Filmemachen ist kein Zeitvertreib für Gentlemen. Es ist ein hartes und schmutziges Geschäft. Was ist im Gegensatz zu Ihren Gegenwartsfilmen die größte Herausforderung eines Historienfilms wie MR. TURNER? Authentizität. Der größte Fehler vieler „Period Pieces“ ist die Anpassung an heutige Sehgewohnheiten. Die Filmemacher glauben, sie müssten die Sprache modernisieren, die Frauenfiguren sollen keine Korsetts tragen, weil das nicht sexy ist, dafür tiefe Dekolletés, um mehr Busen zu zeigen. Und der Soundtrack soll am besten Rockmusik sein. Das Ergebnis ist ein Niemandsland, das weder Gegenwart noch Geschichte ist. Bei all meinen Filmen gehe ich davon aus, dass mein Publikum mindestens so intelligent und gebildet ist wie ich, wenn nicht mehr. Man sollte sein Publikum niemals unterschätzen.

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Apropos Publikum: Haben Sie so etwas wie den idealen Zuschauer im Kopf, wenn Sie einen Film entwickeln?

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Absolut nicht! So denke ich nicht. Das wäre verheerend. Ich mache keine elitären Hochkulturfilme für ein Nischenpublikum, ich möchte, dass möglichst viele sie sehen. Jeder ist ein potentieller Zuschauer. Natürlich wird es Leute geben, denen der Film nicht gefällt, weil für sie Kino vor allem Action und Blockbuster bedeutet. Aber ich gehe davon aus, dass das Publikum relativ offen ist und meine Aufgabe ist es, es zu unterhalten. Und vielleicht gelingt es, ihnen noch ein bisschen mehr mit auf den Weg zu geben. Üblicherweise gilt Kino als Massenkunst und Bildende Kunst als Nische für wenige. Das Interessante an Turner scheint, dass er mit seinen Landschaftsgemälden diese Grenze aufhob. Er machte Kunst für die breite Masse.


INDIEFEATURE

Das zeigt ja auch der Film, dieses Bestreben Turners, Kunst der Bevölkerung kostenlos zugänglich zu machen. Das war damals eine revolutionäre Idee. Damals war die einzige öffentliche Gemäldesammlung weltweit der Louvre in Paris. Erst in den letzten Jahren wurde eine bestimmte Art von Kunst Teil der Popkultur, sie ist nicht länger nur den Eliten vorbehalten. Ausstellungen werden zu Großevents, Künstler zu Superstars. Aber diese Art von Kunst interessiert mich nicht.

Originaltitel: Mr. Turner D Großbritannien 2014 D 149 min D R: Mike Leigh D B: Mike Leigh D K: Dick Pope D S: Jon Gregory D M: Gary Yershon D D: Timothy Spall, Lesley Manville, Paul Jesson, Dorothy Atkinson, Sandy Foster D V: Prokino Filmverleih

Sie haben seit 1999 versucht, MR. TURNER zu drehen. Was waren die Schwierigkeiten und wie würde der Film aussehen, wenn Sie das Budget gehabt hätten, das Sie wollten? Wenn wir mehr Geld gehabt hätten, hätten wir den Film in Venedig angesiedelt, weil das eine sehr wichtige Inspiration seines Werks ist. Aber selbst wenn man als Tourist nach Venedig kommt, kostet es einen schon die halben Ersparnisse des Lebens, nur über den Markusplatz zu laufen und im Café Florian einen Cappuccino zu trinken. Einen Film dort zu drehen, ist quasi finanzieller Selbstmord. Unmöglich. Es gab noch ein paar andere Dinge, aber am Ende machten wir den Film für 8,3 Millionen Britische Pfund, was sehr wenig ist dafür, wie der Film jetzt aussieht. Aber die jahrelange Suche nach der Finanzierung gab uns auch die nötige Zeit, um uns Gedanken über den Film zu machen. Wir machten ALL OR NOTHING, VERA DRAKE, HAPPY-GO-LUCKY und ANOTHER YEAR alle während dieser Zeit. Und bei jedem Film, immer wenn wir on location drehten und mit dem zu kämpfen hatten, was man „englisches Drehwetter“ nennt, wenn wir in die Wolken schauten und darauf warteten, dass sich die Lichtverhältnisse bessern, sagten wir uns: „Wir müssen diesen Turner-Film machen. Schaut euch diese Wolken an, wie turneresk!“

Turner hinterließ am Ende seines Lebens rund 20.000 Werke dem britischen Staat. Machen Sie sich Gedanken über Ihr eigenes Erbe? Ich bin 71 Jahre alt und natürlich ist meine Zeit hier endlich, aber ich will sie weiter nutzen. Was danach kommt, interessiert mich nicht. Natürlich hat sich da über die Jahre viel angesammelt, aber ich habe zwei Söhne und weiß, dass mein Nachlass in guten Händen ist. Aber die Frage, welchen Wert mein Werk hat, gehört wirklich nicht zu den Dingen, die mich beschäftigen. Worüber ich mir tatsächlich Gedanken mache, ist zum Beispiel die Zukunft der London Film School, deren Vorsitzender ich bin. Deren finanzielle Situation macht mir Sorgen und wie wir die Filmemacher von morgen ausbilden können. Nicht mein eigenes Vermächtnis. D Das Gespräch führte Thomas Abeltshauser

MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS Timothy Spall ist William Turner

In Deutschland ist William Turner, der von 1775 bis 1851 lebte und in seinen fast abstrakten wie von innen heraus leuchtenden Bildern den Impressionismus und auf gewisse Weise auch den Futurismus vorweg nahm, eher Fachleuten und Kunstinteressierten ein Begriff. In seinem Heimatland England dagegen kennt den Maler jedes Schulkind. Nun haben Mike Leigh und Timothy Spall dem Nationalheiligtum mit MR. TURNER ein beeindruckendes Denkmal gesetzt. Der Film setzt an einem späten Zeitpunkt von Turners Karriere ein, als die Bilder des Malers zunehmend wilder und abstrakter werden, die Sujets unkonventioneller und dem einst hochbezahlten Maler nach und nach die Kunden abhandenkommen. Timothy Spall spielt Turner mit einer physischen Präsenz, für die er in Cannes völlig zu Recht als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, als wortkargen und ruppigen Einzelgänger. Wie eine langsame, kleine und doch machtvolle Urgewalt grunzt und rumpelt Turner/Spall durch sein Universum: sein Atelier, in dem sein Vater in harter Arbeit die Farben anrührt und die Haushälterin auf eine kleine Aufmerksamkeit wartet, der Seebadeort Margate, in dem Turner eine Beziehung zur Witwe Booth unterhält und die Royal Academy, in der er einst ein Star war und nun zunehmend zum Sonderling wird. Leigh erweckt diese Welt zum Leben und interessiert sich dabei ebenso für die Zusammensetzung der Farben wie für zeitgenössische Experimente mit Magnetismus, für das Aufkommen der Eisenbahn und die ersten Fotografien wie für die Salongespräche der Ruskins, für Turners exotische Maltechniken – der Maler spuckte auch schon mal auf die Leinwand wenn der Prozess es erforderte – wie für die Lebenswelten der Frauen und Männer, die mit Turner zu tun haben, und sei es noch so marginal. Eine souveräne Zeitreise an den Anfang der Moderne. D Toni Ohms

Start am 06.11.2014 + ab ¢ b-ware!ladenkino ca. 27.11. OMU DF ¢ Bundesplatz Kino + ¢ Hackesche Höfe Kino OMU OMU

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Mike Leigh tells the story of the last years of the British painter William Turner who developed an impressionist sensibility 50 years before the French impressionists entered the scene. Timothy Spall as Mr. Turner delivers the best performance of his career so far.

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INDIEFEATURE

„Ich existiere nicht, ich bin gar nicht da.“ Eine Frau ist aus der Welt gefallen. Sandra Bya hat zwei Kinder, einen Mann, ein Haus und eine Hypothek. Und bis gerade eben hatte sie auch einen Arbeitsplatz, in einer kleinen belgischen Fabrik. Sandra hat eine Krise durchlebt, deren genaues Ausmaß nie ganz klar wird, von Krankheit ist oft die Rede, von Depression einmal. Aus dem seelischen Aus-der-Welt-Fallen droht ein existentielles zu werden. Denn jetzt, als sie gesundheitlich wieder halbwegs hergestellt ist und zu ihrer Arbeitsstelle zurückkehren möchte, stellt der Chef die Belegschaft vor eine Alternative: Sandra oder Prämie. Entweder die lange krankgeschriebene Kollegin wird wieder eingestellt, oder die Arbeiter bekommen ihre Sonderprämie ausbezahlt, 1000 Euro für jeden. Die Abstimmung am Freitag geht vierzehn zu zwei aus, gegen Sandra. Sandras Kollegin und Freundin Juliette berichtet aber, dass der Vorarbeiter Jean-Marc die Leute unter Druck gesetzt habe, ihnen erzählte, der Chef wolle ohnehin Leute abbauen, wenn nicht Sandra, dann eben jemand anderes. Juliette bewegt die vorerst resignierte Sandra dazu, kurz vor Feierabend noch mit dem Chef zu sprechen. Man einigt sich auf eine neuerliche Abstimmung, am Montag morgen, und diesmal geheim. Es bleibt ihr also dieses Wochenende um ihre Kolleginnen und Kollegen umzustimmen, sechzehn Leute arbeiten insgesamt in der Firma, den Vorarbeiter nicht mitgerechnet. So beginnt eine Art proletarisches Road Movie durch belgische Arbeiterwohnungen, -häuser, -läden und -kneipen. In einer episodischen Struktur entspinnt sich ein Reigen aus kleinen Miniaturen, Portraits von Leuten, die in einer krisengeschüttelten Gesellschaft an ihrer bescheidenen Existenz stricken, voll Sorgen über abzuzahlende Hypotheken, Kinder, deren Studium finanziert werden will, Schwarzarbeit um die Familie durchzubringen. Sandra trifft auf Migranten, deren Position durch eine doppelte Marginalisierung nochmals prekärer wird und auf zur Gewalt neigende Ehemänner. In knappen aber lebhaften Skizzen malt der Film ein Panorama gegenwärtiger Klassenverhältnisse. Und ein dutzendmal die Frage: „Stimmst du für mich?“ Ein dutzendmal kein Opfer sein und nicht betteln wollen, und doch einen Weg suchen, das eigene und ein fremdes Bedürfnis in Verbindung zu bringen, in einer Wahl die von Anfang an eine schlechte ist.

Originaltitel: Deux jours, une nuit D Frankreich/Italien/Belgien 2014 D 95 min D R: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne D B: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne D K: Alain Marcoen D S: Marie-Hélène Dozo D D: Marion Cotillard, Fabrizio Rongione, Olivier Gourmet, Christelle Cornil, Catherine Salée D V: Alamode Filmverleih / Wild Bunch Germany

Start am 30.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino OMU + DF ab ca. 20.11. ¢ Bundesplatz Kino OMU + DF ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU

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When Sandra Bya wants to return to work after a health crisis, her boss proposes a vote to her 16 colleagues: either Sandra can come back to work or she is let go and everybody else receives a bonus. Sandra has one weekend to visit everyone and convince them otherwise.

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ZWEI TAGE, EINE NACHT

„Stimmst du für mich?“


INDIEFEATURE

ZWEI TAGE, EINE NACHT schlägt Töne an, die im ästhetischen System der Dardennes neu sind: Zum einen steht mit Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard zum ersten Mal ein veritabler Star im Zentrum des Films. Wie schon in DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN (DE ROUILLE ET D’OSS, R: Jacques Audiard, 2012) spielt Cotillard hier in einem konzentrierten spektakelfreien Register und liefert die eindrückliche Darbietung einer Frau, an der der Druck zeitgenössischer Arbeits- und Existenzverhältnisse symptomatisch Gestalt annimmt. Im emphatischen Realismus der Dardennes geht das nahtlos auf. Zum anderen machen die ungewohnt explizite Arbeit am großen Begriff der Solidarität und die stringente Struktur aus dem Film eine Art Lehrstück, das sich im charaktergetriebenen Drama aber immer wieder aufhebt. Sandras Selbstvertrauen hat sichtlich unter dem gelitten, was als Ausfall der Arbeitskraft bilanziert wird, in Wahrheit aber viel mehr umfasst, als nur

ihr Selbstverständnis als jemand, der für sich und andere sorgen kann. „Der Arzt sagt, du bist nicht mehr krank“, sagt der Mann. „Ich bin ein Krüppel,“ sagt die Frau. „Ich liebe dich“, sagt der Mann. „Du liebst mich nicht mehr, du hast doch bloß Mitleid“, sagt die Frau. Auf das Verhältnis zu sich selbst, als letztes Refugium von Eigenmacht in einer Welt struktureller Zwänge spitzt sich das Drama im Kern zu. Sandra ist eine exemplarische Figur. In ihrem Ringen um einen Platz in der Welt, ihrer ausgezehrten Gestalt, ihrem Bemühen sich nicht unter eine Rechnung subsumieren zu lassen, ihren Beschädigungen und ihrer Kraft wird deutlich, was es bedeutet, dass die abstrakten und depersonalisierten Verhältnisse einer Ökonomie zuletzt immer auf eine konkrete Person, ein konkretes Leben, ein individuelles Handlungsvermögen und einen individuellen Körper durchschlagen. Es ist ein sehr verhaltener Optimismus, der in ZWEI TAGE, EINE NACHT anklingt. Wenn die Mobilisierung von Ressourcen der Würde der letzte Weg ist, der noch offen bleibt, dann stehen die Zeichen schlecht. D Sebastian Markt


INDIEFEATURE

Xavier Dolan ist das Wunderkind des internationalen Kinos. Mit gerade mal 25 Jahren hat der kanadische Regisseur schon seinen fünften Film gedreht. Mit dem ersten – I KILLED MY MOTHER – wurde er zu den Filmfestspielen nach Cannes eingeladen, mit MOMMY gewann er dort den großen Preis der Jury, gemeinsam mit Jean-Luc Godards ADIEU AU LANGAGE. Dolans neuer Film ist größtenteils im Hochformat kadriert, nicht, wie üblich, im Querformat. Das Bild ist etwas breiter als die hochformatigen Bilder, die ein Smartphone macht, aber nicht ganz quadratisch. Dolan hat gesagt, das Bild wäre so stark begrenzt, weil die Welt seiner Figuren so beengt ist, und tatsächlich stellt sich in MOMMY mit der Zeit auch ein Gefühl von Beklemmung ein. Vor allem aber erinnern die hochformatigen Bilder an klassische Portraits der Malerei und Fotografie. Sie geben den Figuren – einer etwas fahrigen alleinerziehenden Mutter aus dem nicht ganz akademischen Prekariat, ihrem verhaltensgestörten Sohn, bei dem ADHS und eine gewalttätige Impulsstörung diagnostiziert wurden, und einer traumatisierten, stotternden Lehrerin, die der Familie helfen will – eine beinahe festliche Würde. Diane, genannt Die, ist Witwe eines Ingenieurs, der sie mittellos zurückließ. Ihren Job hat sie gerade verloren, ihr Auto ist zusammengebrochen und nun wird ihr schwer erziehbarer Sohn Steve aus dem Erziehungsheim geworfen, weil er ein Feuer gelegt hat, bei dem ein anderer Junge im Gesicht entstellt wurde. Diane zieht sich an wie ein Teenager der neunziger Jahre, säuft und flucht wie des Teufels Großmutter, und zahlt ihre Rechnungen sporadisch. Sie bemüht sich um Übersetzungsjobs vom Französischen ins Englische, obwohl ihr Englisch schwächelt. Steve hat eine noch größere Klappe, macht permanent obszöne Dinge mit seinem Gesicht, hält sich für den „Mann im Haus“ und dreht gelegentlich so durch, dass er seine Mutter beinahe erwürgt. Zwischendurch verstehen sie sich auch mal prächtig, dann wird gemeinsam getobt und herumgeprustet. Manchmal sieht das ein bisschen aus als hätte Andreas Dresen seine Schlaftabletten abgesetzt und seinen Schauspielern etwas Hübsches in den Tee getan. Aber Dolan hat mit André Turpin einen besseren Kameramann und bessere Bildideen. In MOMMY gibt es eine Szene, in der Diane bei einer reichen Verlegerin, einer Freundin ihres verstorbenen

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MOMMY

Unter Hochdruck im Hochformat


Mannes, um einen Job betteln will. Die Bilder aus ihrem Haus wirken wie die „Royal Portraits“ des Glamour-Fotografen Cecil Beaton: die Verlegerin thront am Ende einer langen Zimmerflucht in einem Fauteuil, überall funkelt es in goldenem Neureich-Barock. Hier kommt das Bildformat, in dem Mommy gedreht ist, an seinen Ursprung zurück. Das Tafelbild heiligt erst religiöse, dann weltliche Macht. Aber wenn Dolan seine Figuren in ihrem beengten Bungalow im gleichen Format rauchend am Fenster, lachend am Küchentisch oder die Fäuste ballend im Streit zeigt, wirken die Bilder beinahe revolutionär ermächtigend: Diese Leute leben beengt und kämpfen um ihre Würde, aber eines Tages reißen sie euch die Köpfe ab. Nur manchmal öffnet sich das Format auf die volle Breite der Leinwand. Das geschieht immer dann, wenn euphorische Hoffnung in die Geschichte einzieht. Einmal zeigt die Kamera Steve auf einem Longboard zu „Wonderwall“ von Oasis die Straße hinunter fahrend. Er reißt die Arme auseinander und zieht quasi das Bild auseinander. Da ist gerade die stotternde Lehrerin im Leben von Mutter und Sohn erschienen, die beider Leben ein wenig stabilisiert und ein wenig Hoffnung in den trotz aller Hysterie und Schrillheit eigentlich trostlosen Alltag bringt. Das Bild wird sich bald wieder zusammenziehen. MOMMY ist eine durchaus anstrengende Kinoerfahrung und erinnert an die späten Filme von John Cassavetes wie A WOMAN UNDER THE INFLUENCE oder MINNIE AND MOSKOWITZ in denen es ebenfalls um die Würde von Menschen am Rande der Gesellschaft ging, die von verschiedenen Arten der Nervenzusammenbrüche bedroht waren. Der Film läuft permanent unter Hochdruck, die dauernde Anspannung der Schauspieler strahlt körperlich von der Leinwand herunter. MOMMY ist kein perfekter Film, aber eine so mitreißende Energieleistung, dass man beinahe körperlich erschöpft aus dem Kino taumelt. D Tom Dorow

Kanada 2014 D 134 min D R: Xavier Dolan D B: Xavier Dolan D K: André Turpin D S: Xavier Dolan D M: Eduardo Noya D D: Anne Dorval, Suzanne Clément, Antoine-Olivier Pilon D V: Weltkino Filmverleih

Start am 13.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino am Südstern ¢ Xenon Kino OMU OMU

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Xavier Dolan’s new film about a hard-drinking and cussing single mother, her violent son and a traumatized teacher with a speech impediment who gives new hope to the family, is high-powered cinema, reminiscent of John Cassavetes’ films.


INDIEKRITIKEN Originaltitel: How I Learned To Love The Numbers D Deutschland 2014 D 88 min D R: Oliver Sechting, Max Taubert D K: Max Taubert, Oliver Sechting, Wayne Xavier D S: André Krummel D M: Andreas Wolter, Maike Rosa Vogel

WIE ICH LERNTE, DIE ZAHLEN ZU LIEBEN Gefangen im System

In den Straßen von New York steht ein Mann, der fahrig sich selbst und seine Umgebung filmt. Ein Meer von Zahlen, Farben und anderen Informationen strömt auf ihn ein und hält ihn gefangen, gefangen in einem System, dass er selbst kreieren muss, um dem „sozialen Tod“ zu entgehen. WIE ICH LERNTE, DIE ZAHLEN ZU LIEBEN ist ein Dokumentarfilm der beiden Freunde und Filmemacher Oliver Sechting und Max Taubert. Oliver und Max fahren nach New York, auf der Suche nach den Künstlern einer Szene, die Rosa von Praunheim, der Lebensgefährte von Oliver, bereits in den Achtzigern porträtiert hatte. Mit der Ankunft in der schnelllebigen Millionenmetropole eskalieren auch Olivers magische Zwangsgedanken, eine Krankheit, unter der er seit seiner Kindheit leidet. 58 und 9 ist eine der unendlichen „Todeskombination“, die Oliver sofort kompensieren muss, indem er nach neuen Zahlen sucht. Auch eine rote Ampel bei Nacht ist gefährlich. Zur Kompensation muss die Farbe Weiß her, aber noch besser wäre es, einen reinigenden Brillanten zu schlucken. Ohne Selbstmitleid oder Scheu vor der Kamera gewährt der zusehends fragiler werdende Sechting einen intimen Einblick in seine Innenwelt. Auch seine Gesprächspartner ermutigt er zur Preisgabe von Eigenschaften, die man lieber ausblenden will. So erfahren wir zum Beispiel, dass Tom Tykwer die Anzahl der Schritte festlegt, die er von Tür zu Stuhl brauchen darf. Die Künstlerin Ultra Violet versucht kraft ihrer Lebenserfahrung und Spiritualität Oliver zu heilen, doch sein Zustand bleibt unverändert. Am Ende steht seine Freundschaft mit Max vor dem Aus und es ist ungewiss, ob sie nach der gemeinsamen Reise wiederbelebt werden kann. Was bleibt, sind die gnadenlos ehrlichen und mitunter humorvollen Eindrücke einer Reise in das Innenleben eines Menschen, der in seinen eigenen Gedanken gefangen ist. D David Herger

Start am 27.11.2014 ¢ Filmrauschpalast

D 16

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D NOVEMBER 2014

Oliver Sechting and Max Taubert take a trip to New York to shoot a film about the city, their friendship and local artists. But soon Oliver’s obsessive-compulsive disorder takes over the film project.

USA 2014 D 117 min D R: Dan Gilroy D B: Dan Gilroy D K: Robert Elswit D S: John Gilroy D M: James Newton Howard D D: Jake Gyllenhaal, Bill Paxton, Anne McDaniels, Rene Russo, Ann Cusack D V: Concorde Filmverleih

NIGHTCRAWLER – JEDE NACHT HAT IHREN PREIS Fotograf ohne Skrupel

Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) wirkt wie ein Versager, doch er hat das, was man in der modernen, kapitalistischen Welt mehr braucht als alles andere: Glauben an seine eigene Stärke, einen unbändigen Willen und vor allem keine Skrupel. Am Anfang von Dan Gilroys bitterböser Satire über moralischen Verfall und die Exzesse der Mediengesellschaft ist Lou ein Herumtreiber, der sich mit kleinen Deals über Wasser hält. Seine Bemühungen einen festen Job oder auch nur ein unbezahltes Praktikum zu bekommen scheitern. Allzu windig scheint der hagere, immer leicht manische Mann, der stets wirkt, als könnte er jederzeit explodieren. Durch Zufall wird Lou Zeuge, wie ein TV-Reporter einen Autounfall filmt und die Aufnahmen für mehrere hundert Dollar verkauft. Lou hat Blut geleckt. Er besorgt sich eine Kamera, kauft sich ein Polizeiradio und jagt von nun an den Katastrophen hinterher. Schnell lernt er worauf es dabei ankommt: Auf Extreme, auf Exzesse, auf dramatische Geschichten, die natürlich nur von weißen Opfern und schwarzen Tätern erzählen. Auf diese Art der „Nachrichten“ hat es die TV-Journalistin Nina (Rene Russo) abgesehen, die den Höhepunkt ihrer Karriere überschritten hat und ebenso wenig Skrupel empfindet wie Lou. Fast sexuell wirkt es, wenn sich Lou und Nina an immer extremeren Aufnahmen begeistern. Gegenseitig stacheln sie sich zu einem immer verantwortungsloseren Verhalten an, das kaum noch als Journalismus zu bezeichnen ist, aber doch nur leicht überzeichnet, was heutzutage oft als Journalismus durchgeht. Allein dieser Ansatz würde Dan Gilroys Regiedebüt zu einem bemerkenswerten Film machen, doch richtig gut wird NIGHTCRAWLER dadurch, dass er seine böse, zynische Weltsicht bis zum bitteren Ende konsequent durchzieht und der Mediengesellschaft und ihren Zuschauern einen düsteren Spiegel vorhält. D Michael Meyns

Start am 13.11.2014 + ab Dezember ¢ b-ware! ¢ filmkunst66 DF + OMU   DF

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A young drifter comes across a TV reporter filming an accident and then demands hundreds of dollars for the footage. Lou develops a taste for blood. He finds himself a camera, buys a police radio, and sets out to find the most gruesome and violent accidents.

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INDIEKRITIKEN Deutschland/Schweiz 2013 D 98 min D R: Petra Volpe D B: Petra Volpe D K: Judith Kaufmann D S: Hansjörg Weissbrich D D: Devid Striesow, Luna Mijovic, Stefan Kurt, Marisa Paredes, Ursina Lardi, André Jung, Bettina Stucky D V: farbfilm Verleih

TRAUMLAND

Weihnachtsfilm wider die bürgerliche Verlogenheit

Weihnachten steht vor der Tür. In Zürichs Hauptbahnhof glitzert der Swarovski-Tannenbaum. Im Kreis 5 und am Sihlquai, wo die Prostituierten arbeiten, sieht es derweil weniger festlich aus. In der ganzen Stadt bereiten sich die Menschen auf die Feiertage vor. Judith ist Sozialarbeiterin in einem Café für Sex-Arbeiterinnen. Nach der Schicht trifft sie sich frühmorgens noch mit einem Liebhaber, bevor sie zu ihrem Mann nach Hause zurückkehrt. Lena und Martin, gut situiert und geschmackvoll eingerichtet, erwarten ihr zweites Kind. Im Auto entdeckt ihr 6-jähriger Sohn einen Fetzen Papier, „Lubricant Anal“ steht darauf. Rolf hat Angst vor Weihnachten, seine Frau hat ihn verlassen, seinem grantigen Vater hat er nichts davon gesagt und seine fast erwachsene Tochter mag nicht zu Besuch kommen. Einsam ist auch die Spanierin Maria seit dem Tod ihres Mannes. In der Kirche fasst sie sich ein Herz und lädt den Witwer Alfredo zum Weihnachtsessen ein. Und dann ist da noch die 18-jährige Bulgarin Mia, die als Prostituierte arbeitet und sich auf ein Weihnachten bei ihrer Mutter freut, wo sie auch ihre Tochter wiedersehen wird. Zunächst erscheint es, als ob alle diese von einem hochkarätigen Ensemble – unter anderem spielen die Almodovar-Schauspielerin Marisa Pareda und André Jung mit – exzellent gespielten Geschichten um Liebe und Sex hübsch episodisch nebeneinander her plätschern würden, aber dann rückt Mia (Luna Zimic Mijovic) immer mehr in den Mittelpunkt. Alle begegnen ihr an diesem grauen Weihnachtstag, als Sozialarbeiterin, Nachbarin, Freier oder als verzweifelte Ehefrau eines Freiers. Und von allen schlägt ihr in kleinen und kleinsten Gesten Verachtung entgegen. Der Episodenfilm nimmt Fahrt auf und eine bedrückende Dichte an. Die Schlinge aus Verachtung, Gleichgültigkeit und Prüderie, die die Gesellschaft der Außenseiterin umlegt, zieht sich zu. D Hendrike Bake

Start am 20.11.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

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Zurich. The whole city is preparing itself for Christmas. A number of the men and women scurrying around on Christmas Eve cross paths with Mia, a sex worker. A film about love, sex, and bourgeois hypocrisy.

Deutschland 2014 D 80 min D R: Till Kleinert D B: Till Kleinert D K: Martin Hanslmayr D S: Till Kleinert D M: Conrad Oleak D D: Pit Bukowski, Uwe Preuss, Michel Diercks, Ulrike Hanke-Hänsch, Kaja Blachnik D V: Salzgeber

DER SAMURAI

Das Unwohlsein des Berliners im Umland

Für einen Film, der nur knapp über eine Stunde lang ist, hat DER SAMURAI auf der Berlinale ganz ordentlich Wirbel gemacht. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, die nicht besonders viel mit Till Kleinerts Film an sich zu tun haben. Genrefilme, vor allem Thriller- und Horrorfilme tauchen in allen Sektionen der Berlinale nur selten auf. Das deutsche Genrekino hat sich in den letzten Jahren zwar lautstärker artikuliert als seit langem, aber man benötigt schon einen sehr gnädigen Blick, um an Filmen wie GEFÄLLT MIR oder selbst größeren Produktionen wie DIE KOMMENDEN TAGE oder WIR SIND DIE NACHT Potentiale zu entdecken. Kleinerts SAMURAI tobt mit einem wirklichen Anliegen und scharfer Klinge durch diese trostlose Landschaft und sorgt für ein echtes Aha-Erlebnis. Ein typisch brandenburgisches Kaff an der polnischen Grenze. In den Wäldern treibt sich ein Wolf herum, die Dorfpolizisten sind im Jagdfieber, nur der junge Polizist Jakob verhält sich seltsam und scheint den Wolf sogar zu füttern. Er wird zu einem Notfall gerufen und findet dort einen Mann im weißen Abendkleid mit einem japanischen Schwert in der Hand. Der versucht ihn zu verführen und massakriert im Laufe eines Katz- und MausSpiels erst Vorgärten und Gartenzwerge, dann Wachhunde, bis er schließlich die Dorfbewohner absticht, verstümmelt und köpft. Ist der SAMURAI ein Psychopath oder nur eine blutige Rachefantasie des jungen Polizisten, der sich unter den sexistischen Dumpfbacken im Dorf sichtlich unwohl fühlt? Der erste Langspielfilm des in Berlin geborenen Till Kleinerts ist extrem unterhaltsames, brachiales queeres Kino, nimmt aber auch das typische Unwohlsein auf, das Berliner öfter mal bei Ausflügen ins etwas weiter entfernte Umland empfinden, dorthin, wo man sich unter Deutschlandfahnen zum Saufen trifft. D Tom Dorow

Start am 30.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino ¢ Filmrauschpalast ¢ Sputnik Kino am Südstern ¢ Zukunft

Is the SAMURAI who hangs out in Brandenburg a psychopath or only the bloody revenge fantasy of a young police officer who feels uncomfortable in the presence of the sexist villagers?

NOVEMBER 2014 D

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INDIEKRITIKEN Deutschland/USA/Israel 2014 D 95 min D R: Nadav Schirman D B: Nadav Schirman D K: Hans Fromm, Giora Bejach, Raz Degan, Hans Funck D S: Joëlle Alexis, Sanjeev Hathiramani D M: Max Richter D D: Mosab Hassan Yousef, Gonen Ben Yitzhak D V: Rapid Eye Movies

THE GREEN PRINCE Spion für Schin Bet

Anderthalb Stunden lang erzählen zwei Menschen ihre gemeinsame Geschichte: Mosab Hassan Yousef und Gonen Ben Yitzhak. Und auch, wenn Regisseur Nadav Schirman ihre Worte mit atmosphärischen Bildern und Grafiken unterlegt, die an Thriller wie HOMELAND oder ZERO DARK THIRTY erinnern, reicht es einfach, den beiden Protagonisten zuzuhören, um von THE GREEN PRINCE so fasziniert und gefesselt zu sein, als verfolge man eine spannungsgeladene Hollywood-Adaption eines Romans von Robert Ludlum. Doch es handelt sich bei der Erzählung nicht um eine Fiktion vor politischem Hintergrund, sondern um die Lebensgeschichte Mosabs, der sie 2011 in seinem Buch „Sohn der Hamas: Mein Leben als Terrorist“ veröffentlichte. Darin erzählt der Sohn von Scheich Hassan Youssef, eine der führenden Persönlichkeiten und Mitbegründer der Hamas, wie er mit 17 Jahren vom israelischen Geheimdienst Schin Bet aufgegriffen und schließlich angeworben wird, um als Informant zu arbeiten. Während der „grüne Prinz“ schnell zu einer der wichtigsten Quellen des Schin Bet wird, und täglich um das eigene Leben und das seiner Familie fürchten muss, entwickelt er zu seinem Verbindungsagenten Gonen Ben Yitzhak ein ungewöhnlich enges Respekts- und Vertrauensverhältnis, das auch bestehen bleibt, als Yitzhak aus dem Dienst entlassen wird und sich Mosab in die USA absetzt. Dort hat er, aufgrund seines familiären Hintergrundes, mit Restriktionen zu kämpfen, die ihn schließlich die Flucht nach vorn antreten lassen. Mit THE GREEN PRINCE gibt Regisseur Nadav Schirman dieser fesselnden Geschichte Raum. Sie macht Hoffnung, dass auch in einem scheinbar ausweglosen Teufelskreis aus Hass, Gewalt und Gegengewalt vielleicht Menschlichkeit, Respekt und Verbundenheit eine Chance haben. D Jens Mayer

Start am 27.11.2014 OMU

¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66 OMU   ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

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D NOVEMBER 2014

Two people tell their common story in one and a half hours: Mosab Hassan Yousef, the spy known as “The Green Prince” who for years was the most important source for the Isareli secret service, and his Israeli contact person Gonen Ben Yitzhak.

Originaltitel: And So It Goes D USA 2014 D 93 min D R: Rob Reiner D B: Mark Andrus D K: Reed Morano D S: Dorian Harris D M: Marc Shaiman D D: Michael Douglas, Diane Keaton, Yaya Alafia, Frances Sternhagen, Sterling Jerins D V: Senator Film Verleih

DAS GRENZT AN LIEBE Douglas grantelt, Keaton weint

Michael Douglas ist der Immobilienmakler Oren, menschenfeindlich, profitorientiert, grantig und zynisch. Hunde auf seinem Grundstück schießt er schon mal mit dem Paintball-Gewehr ab, vor jedem Hausverkaufsversuch wechselt er die Familienbilder auf dem Kaminsims, so dass sie der Ethnie des Käufers entsprechen und sein Auto parkt er besonders gerne so, dass die benachbarte Familie keinen Parkplatz mehr bekommt. Überhaupt geht ihm die ganze freundlich zwitschernde Hausgemeinschaft in seinem idyllisch am See gelegenem Vier-Apartment-Haus „Shangri-La“ auf die Nerven. Am Schlimmsten von allen ist die Loungesängerin Leah (Diane Keaton), die bei ihren eigenen Auftritten regelmäßig vor Rührung in Tränen ausbricht. Natürlich sind es ausgerechnet diese beiden unwahrscheinlichen Kandidaten, aus denen ein Paar werden wird und natürlich findet sich hinter Orens Schale ein weicher Kern. Damit das allerdings passieren kann, bedarf es noch der kleinen Sarah: Eines Tages taucht überraschend Orens entfremdeter Sohn Kyle bei ihm auf und übergibt ihm ein 9-jähriges Mädchen. Kyle muss ins Gefängnis und Oren soll gefälligst auf seine Enkelin aufpassen. Völlig überfordert schiebt Oren die Kleine zu Leah ab, die warmherzig die temporäre Mutterschaft übernimmt. Was dann passiert ist zwar vollkommen vorhersehbar, aber souverän von HARRY UND SALLY-Regisseur Rob Reiner – der übrigens auch einen Cameo-Auftritt mit Perücke als Leahs Klavierspieler hat – inszeniert und von Diane Keaton und Michael Douglas mit Spaß an der Sache gespielt. Fein ist auch Frances Sternhagen als Douglas’ abgebrühte Makler-Kollegin mit tiefer Raucherstimme und einem noch zynischeren Humor als ihr Boss. D Toni Ohms

Start am 6.11.2014 + ab 20.11. ¢ Eva Lichtpiele ¢ filmkunst66 DF DF ¢ Union Filmtheater ab 27.11. DF

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Michael Douglas plays the misanthropic realtor Oren, and Diane Keaton is his whiny lounge singer neighbor Leah. A romantic comedy by this genre’s veteran Rob Reiner (WHEN HARRY MET SALLY).

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„ USA/Großbritannien 2013 D 107 min D R: Terry Gilliam D B: Pat Rushin D K: Nicola Pecorini D S: Mick Audsley D M: George Fenton D D: Tilda Swinton, Matt Damon, David Thewlis, Christoph Waltz, Ben Whishaw, Mélanie Thierry, Lucas Hedges D V: Concorde Filmverleih

! L US TIG, FRISCH UND ORIGINEL L!

„EINE FEINFÜHLIG CHARMANTE KOMÖDIE – LACHEN UND WEINEN GARANTIERT!“ OSCAR ® PREISTRÄGER

KEVIN KLINE

„EIN VERGNÜGEN, KEVIN KLINE IN SEINER BESTLEISTUNG.“

THE ZERO THEOREM

OSCAR ® NOMINIERTE

KRISTIN SCOTT THOMAS

Beware of the Management

In einer knallbunten und vollends reizüberfluteten Zukunft ist eine Kirche längst kein Ort mehr, um spirituellen Kontakt zum göttlichen Erzeuger zu suchen. Stattdessen wurde der ausgebrannte Sakralbau vom glatzköpfigen Computergenie Qohen Leth (Christoph Waltz) zu einem Wohnbüro umfunktioniert, das er mit Ratten, Vögeln und dem gelegentlichen menschlichen Besucher teilt. Abgeschottet von der anstrengenden Realität geht der Außenseiter seiner Arbeit nach. Die enigmatische Chefetage hat ihn damit beauftragt, das Zero Theorem zu lösen, eine gigantische Gleichung, an deren Ende eine Null steht. Neben der frenetischen Suche nach dem mathematischen Beweis für die Nichtigkeit der Existenz wartet Qohen seit Jahren auf einen mysteriösen Anruf, der seinem eigenen Dasein Zweck versprechen soll. Mit seinem neuen Film findet Terry Gilliam eindrucksvoll zu alter Stärke zurück. 30 Jahre nachdem ihm mit BRAZIL ein Meilenstein des dystopischen Science-Fiction gelang, knüpft der Regisseur an dessen geistiges Erbe an und präsentiert ein weiteres komplexes, chaotisches und kreatives Werk. Mit seiner gewohnt extravaganten Optik aus überladenen Kulissen, kitschigen Kostümen und schrägen Kamerawinkeln kreiert Gilliam eine fantastische Zukunft, in der sich die existenzielle Krise seines neurotischen Protagonisten entfaltet. Hinter der akribisch gestalteten Fassade aus sinnbefreiten Knöpfen, Tönen und Bildschirmen verstecken sich skurrile Details und philosophische Ansätze, die höchstens auf den ersten Blick komisch sind. So exzentrisch und realitätsfern die Welt von THE ZERO THEOREM auch wirken mag, am Ende fragt man sich, wie weit wir noch von einer Gesellschaft entfernt sind, die ihre psychiatrischen Diagnosen per künstlicher Intelligenz anstellen lässt und den Sinn des Lebens in Neo-Religionen wie der „Church of Batman“ sucht. D Timo Löhndorf

Start am 27.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab Dezember ¢ filmkunst66 DF

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Removed from reality and living in a disused church, the computer genius Qohen Leth (Christoph Waltz) is obsessively working on a project delegated to him by the enigmatic Management aimed at cracking the Zero Theorem.

„EXTREM LUSTIGE WENDUNGEN. HERVORRAGEND.“ UND OSCAR ® PREISTRÄGERIN

MAGGIE SMITH

„MAGGIE SMITH IST MEISTERHAFT!“


INDIEKRITIKEN Originaltitel: Before the Last Curtain Falls/Gardenia D 88 min D Deutschland 2014 D R: Thomas Wallner D B: Thomas Wallner, Eva Küpper D K: Axel Schneppat D S: Manfred Becker D V: Real Fiction

GARDENIA – BEVOR DER LETZTE VORHANG FÄLLT

Deutschland/USA/Italien/Tansania 2013 D 115 min D R: Noaz Deshe D B: Noaz Deshe, James Masson D K: Armin Dierolf, Noaz Deshe D M: Noaz Deshe, James Masson D D: Hamisi Bazili, Salum Abdallah, Riziki Ally, James Gayo, Glory Mbayuwayu, John S. Mwakipunda D V: temperclayfilm

WHITE SHADOW Ein Albino-Junge auf der Flucht

Herren wie exotische Blüten

Die Gardenie, eine wegen Schönheit und intensivem Duft geschätzte Blume, die gern als Knopflochschmuck am männlichen Revers getragen wurde ... wie exotische Blüten mögen auch die älteren Herren wirken, die im Stück „Gardenia“ auf der Bühne stehen. Alle Protagonisten sind auf irgendeine Art zwischen den Geschlechtern unterwegs, sei es als Transvestiten oder Transsexuelle. Sie haben Karrieren im Rotlichtmilieu hinter sich und das Leben als alte Menschen vor sich. Die letzte gemeinsame Performance – „bevor der Vorhang fällt“ – gibt ihnen Gelegenheit, noch einmal auf den Grenzen zu balancieren. Mit der entwaffnenden Direktheit von Überlebenden sind diese Travestiekünstler bereit, sich zu zeigen, sich vor unseren Augen zu wandeln, in Rollen zu schlüpfen und mit dem Publikum, mit uns, eine Beziehung einzugehen. Beängstigend, wie überzeugend die gleichen Personen als Mann und als Frau durchgehen. Beunruhigend, weil der eindeutigen Zuordnung, über die wir uns selbst so oft definieren, der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Faszinierend, mit welcher Nonchalance dies geschieht. Der Film folgt einigen der Darsteller*innen über die Bühnengrenzen hinaus in ihre privaten Leben, zum Putzjob im Puff, beim Klinkenputzen im Wahlkampf, beim Erinnern von Kindheit und Jugend. Stark das Bild der angehenden kommunistischen Bürgermeisterin, etwas übergewichtig, die in ihrer kleinen Wohnung wild entschlossen auf dem Hometrainer strampelt. Weder aggressiv noch verbittert, wirkt sie sehr selbstbestimmt. Von Kämpfen durchzogene Leben haben Narben hinterlassen, aber auch den Willen gestärkt, sich nicht zu verbiegen. Wer einmal versucht hat, sich mit einer Drag Queen anzulegen, weiß, dass diese wehrhaft sind. Wer GARDENIA gesehen hat, versteht, warum. D Anna Stemmler

Start am 13.11.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Eiszeit Kino OMU

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D NOVEMBER 2014

The older men acting in the theatre piece “Gardenia” are living between genders, either as transvestites or transsexuals. They take to the stage one last time.

So entwickelt und modern gerade die afrikanischen Großstädte inzwischen, Jahrzehnte nach Ende der Kolonialzeit, auch sind: Besonders in ländlichen Regionen herrscht oft noch ein extremer Aberglaube, der es gerade Menschen, die anders sind, die von der „Norm“ abweichen, schwierig macht. Um dieses Thema dreht sich WHITE SHADOW, der erste Spielfilm des in Berlin lebenden Israelis Noaz Desche, der soeben mit dem Hauptpreis des frisch gegründeten Filmfest Potsdam ausgezeichnet wurde. Desche erzählt von Alias, einem Albino. Als solcher gehört er in Ostafrika zu einer offensichtlich aus der Masse der Bevölkerung herausstechenden Bevölkerungsgruppe, die wegen ihrer Andersartigkeit oft verfolgt wird. Das geht so weit, dass den Organen von Albinos magische Wirkungen zugesprochen werden, sie gejagt, ermordet und geradezu ausgeweidet werden. WHITE SHADOW ist vor allem die Geschichte einer Flucht, eines endlosen Wegrennens vor Bedrohung und Verfolgung, unterbrochen von kurzen Momenten der Ruhe, in denen Alias so etwas wie Normalität erleben darf. So impressionistisch die Erzählstruktur ist, so expressiv sind die Bilder, die Desche zusammen mit seinem Kameramann Armin Dierolf entwirft: Farbgesättigt, mit extremen Kontrasten und oftmals blutig. So akut das Problem der verfolgten Albinos in Afrika auch ist, so ehrenwert Desches Intentionen fraglos auch sind, am Ende ist WHITE SHADOWS auch einer jener Filme, die aus einer westlichen Perspektive auf den Kontinent blicken und vor allem Elend sehen. Allein, dass nicht etwa ein spezifisches Land Schauplatz der Geschichte ist, sondern ein betont universelles „Afrika“ gezeigt werden soll, deutet die Problematik eines Films an, der, mitreissend wie er ist, bisweilen ein fragwürdig einseitiges Bild Afrikas abliefert. D Michael Meyns

Start am 6.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab 20.11. ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMeU ¢ Eiszeit Kino OMU

The African boy Alias is albino and is persecuted because of his skin color. WHITE SHADOW is above all an escape story, an endless fight for survival and running away from danger and persecution, only broken by short moments of quiet.

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INDIEKRITIKEN

PIONEER

Beklemmender Retro-Taucher-Thriller

PIONEER, der neue Thriller von Erik Skjolbjærg (INSOMNIA) spielt gegen Ende der 70er Jahre. Norwegen hat gerade gewaltige Ölvorkommen in seinem Hoheitsgebiet entdeckt. Um sie zu heben sind Bauarbeiten in über 500 Metern Wassertiefe nötig. Ein Expertenteam aus Amerikanern und Norwegern arbeitet gemeinsam an der Aufgabe, neue Tauchverfahren zu entwickeln, die die Tiefseebohrungen ermöglichen sollen. Die Stimmung ist gereizt, norwegische und amerikanische Taucher sind darauf versessen, die Ersten am Meeresboden zu sein und auf den erfolgreichen Entwickler warten unvorstellbare Gewinne. Die Brüder Knut und Petter gehören zum norwegischen Team. Zusammen mit dem jungen Jørgen dürfen sie den ersten Versuch wagen, auf einer Tiefe von 340 Metern zwei Rohre zu verschweißen. Die Expedition steht unter keinem guten Stern. Bereits im Vorfeld gibt es Stress wegen des Sauerstoffgemisches, das die Taucher bekommen sollen und darüber wer an der Expedition teilnimmt. Auf dem Weg nach unten in der Kapsel wird Jørgen schlecht. Dennoch wird weiter gemacht. Auf dem Meeresboden kommt es dann zu einem tödlichen Unfall: Petter schließt ein Ventil zu spät, es gibt eine Explosion und Knut stirbt. Der Unfallhergang wirft Fragen auf. War Petter fahrlässig? War die Sauerstoffverbindung kurz unterbrochen? War Knut schon vor der Explosion ohnmächtig? Als Petter, sobald er nach der zweiwöchigen Dekompressionsphase aus der Kapsel klettert, Antworten verlangt, tauchen weitere Ungereimtheiten auf und Petter beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Bei den Unterwasseraufnahmen orientierten sich Skjolbjærg und Kameramann Jallo Faber an der Weltraumfotografie von Science Fiction Filmen. Klein und sehr verletzlich schweben die Taucher in einem tiefschwarzen

Start am 30.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino DF ¢ Zukunft DF

DF

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Brothers Knut and Petter are professional divers and among the first to test out new diving techniques in this thriller set in the 70s. When Knut dies during a dive, Petter starts an investigation into his brother’s death and finds himself in over his head.

Norwegen 2013 D 111 min D R: Erik Skjoldbjærg D K: Jallo Faber D S: Frida Eggum Michaelsen D M: AIR D D: Aksel Hennie, Jørgen Langhelle, Wes Bentley, Stephen Lang, Stephanie Sigman, Jonathan LaPaglia D V: farbfilm Verleih

Meer, ihr Überleben hängt gänzlich an der kleinen Luftleitung, die von denen oben im Labor kontrolliert wird. Ihr Equipment ist für heutige Vorstellungen unglaublich schäbig: Tauchhandschuhe und Leitungen sind mit Gaffertape abgeklebt, nichts ist doppelt gesichert. Im Innern der antiken Tauchkapsel, die von Designer Kalli Júlíusson, der auch schon für Kathryn Bigelow gearbeitet hat, extra nachgebaut wurde, herrscht dagegen klaustrophobische Enge. Die Kapsel löst Beklemmungen aus, wie ein massiver gelblich beleuchteter Sarg und ist zugleich unverzichtbarer Schutz gegen die tödliche Dekompressionskrankheit, die eine zu schnelle Luftdruckveränderung zur Folge haben würde. Das Beklemmungs- und Bedrohungsgefühl, das in den ersten Tauchszenen so eindrucksvoll etabliert wird, bestimmt den ganzen Film, auch die Überwasserszenen. Als wäre die Rückkehr ans Tageslicht nicht geglückt und als würde der Druck auf den Ohren nicht aufhören. Meist nachts oder in Innenräumen rennt Petter von einer Sackgasse in die nächste, während der Score und Soundscape von „Air“ das Unterwassergefühl aufrecht erhalten. Umso länger Petter wühlt, um die Wahrheit herauszufinden, umso gefährlicher wird es für ihn und umso brutaler agieren seine Widersacher. Wer die eigentlich sind, ändert sich in klugen Wendungen von Szene zu Szene, bis Petter das Gefühl hat, niemandem mehr trauen zu können. Wie in den Thriller-Klassikern der 70er Jahre, wie in THE PARALLAX VIEW oder THE MANCHURIAN CANDIDATE erscheint das Böse nahezu allumfassend. Damit, vor allem auch mit dem fantastischen Schlussbild des Films, das hier natürlich nicht verraten wird, liefert PIONEER auch einen sehr düsteren Kommentar zu den Grundlagen des norwegischen Wohlstandes. Übrigens: Im Jahr 2013 verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den norwegischen Staat zu Schadensersatzzahlungen an eine Gruppe von Pioniertauchern, die an der Erschließung der norwegischen Ölvorkommen beteiligt waren und später unter schweren Gesundheitsschäden litten. D Hendrike Bake

NOVEMBER 2014 D

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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Kraftidioten D Dänemark/Schweden/Norwegen 2013 D 105 min D R: Hans Petter Moland D B: Kim Fupz Aakeson D K: Philip Øgaard D S: Jens Christian Fodstad D M: Kåre Vestrheim, Kaspar Kaae D D: Bruno Ganz, Stellan Skarsgård, Gard Eidsvold, Anders Baasmo Christiansen, Peter Andersson D V: Neue Visionen

EINER NACH DEM ANDEREN Racheknäuel im Schnee

Einsam fährt der gelbe Schneepflug durch die Weiten der norwegischen Provinz. Darin sitzt Nils Dickmann (Stellan Skarsgård) und schiebt die weißen Schneemassen beiseite; für die Bürger der kleinen Stadt ist er ein Vorzeigebeispiel für perfekte Integration. Der wortkarge Schwede liebt seine Arbeit und das ruhige Leben mit seiner Ehefrau – bis sein erwachsener Sohn zufällig Opfer der Drogenmafia wird. Nach einem kurzen Moment der stillen Verzweiflung rafft sich Dickmann auf, um die Mörder seines Jungen zu stellen. Nach und nach landen mehr und mehr Mitglieder der Bande, in Hühnerdraht eingewickelt, im naheliegenden Wasserfall, bis auch ihr neurotischer Anführer, „Der Graf“ (Pål Sverre Valheim Hagen), nicht mehr ignorieren kann, dass es jemand auf ihn abgesehen hat. Dickmann selbst gerät mit seinen naiven, aber zielstrebigen Aktionen zwischen die Fronten eines absonderlichen Bandenkrieges, in dem er für reichlich Verwirrung sorgt und in dem eine Menge Schnee sich rot färben wird. Hans Peter Molland hat mit seiner bitterbösen Rache-Geschichte nicht nur eine schöne Hommage an die Coen-Brüder und ihr Meisterwerk FARGO geschaffen, sondern verhandelt nebenbei auch noch Themen wie Integration, Nationalität und Familie, ohne den irrwitzigen Handlungsstrudel dadurch zu verlangsamen. „Der Graf“ und seine Gang könnten glatt als eine skandinavische Hipster-Version der SOPRANOS durchgehen, und wenn Bruno Ganz als Patriarch der serbischen Mafia ins Spiel kommt, um wiederum den Tod seines Sohnes zu rächen, ist aus dem anfänglichen EIN MANN SIEHT ROT-Plot längst eine vielschichtige und lakonische Meditation über die verstrickten und kaum durchschaubaren Zusammenhänge von Ursache und Wirkung in der modernen Gesellschaft geworden; eine blutige und ziemlich komische noch dazu. D Jens Mayer

Start am 20.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab Dezember ¢ Union Filmtheater

D 22

DF DF

D NOVEMBER 2014

When the drug mafia murders his son, Nils Dickmann (Stellan Skarsgård), a snowplough driver, is out for revenge. His actions get him involved in a gang turf war. A biting comedy reminiscent of the Coen brothers masterpiece FARGO.

Originaltitel: Citizenfour D 114 min D 2014 D R: Laura Poitras D K: Laura Poitras D S: Mathilde Bonnefoy D V: Piffl

CITIZENFOUR Mit Ed Snowden in Hongkong

Im Januar 2013 erhielt die in Berlin lebende amerikanische Dokumentarfilmerin Laura Poitras, die bereits Filme über den Irak-Krieg (MY COUNTRY, MY COUNTRY) und das Gefangenenlager Guantanamo (THE OATH) gedreht hat, erstmals anonyme Emails, die von einem allumfassenden Überwachungsstaat erzählten. Der Absender: Citizenfour. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich ein junger Angestellter einer Sicherheitsfirma, der zuletzt auch für die NSA gearbeitet hat. Er heißt John Edward „Ed“ Snowden und er möchte die Welt über die Vernichtung der Privatsphäre durch die Geheimdienste informieren. Poitras holt den britischen Journalisten Glenn Greenwald hinzu und zu dritt treffen sich die Verschwörer in Hongkong, von wo aus sie Tag für Tag die Chronologie der Leaks orchestrieren, die kurze Zeit später die Welt über PRISM und TEMPORA in Kenntnis setzen. Zunächst veröffentlicht Greenwald einzelne Stories, dann, noch bevor die NSA ihn enttarnen kann, outet sich Snowden als „Whistleblower“. CITIZENFOUR zeigt die bekannten Ereignisse aus einer völlig neuen Perspektive. Poitras ist mit der Kamera in Snowdens Hotelzimmer dabei, als die Nachrichten des Skandals über den Bildschirm flimmern, als die Verschwörer diskutieren, ob und wann Snowden sich outen sollte, als das Video gedreht wird, mit dem Snowden schließlich an die Öffentlichkeit tritt. Laura Poitras Film ist keine unabhängige Dokumentation über den Charakter Edward Snowdens, sondern Teil der Enthüllungskampagne des bisher größten politischen Skandals des 21. Jahrhunderts. Sie zeigt Snowdens bewusste Entscheidung, das politische Gewissen über die eigene Sicherheit zu stellen und die Konsequenzen zu tragen. Nachdem der Prozess ins Rollen gekommen ist, steht Snowden irgendwann neben seinem Bett in dem Hotelzimmer, das er nun nicht mehr verlassen kann und sagt: „Irgendwie ist es auch befreiend. Man kann jetzt nichts mehr planen, nur noch handeln.“ D Hendrike Bake

Start am 6.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab ca. 27.11. ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino

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In January 2013 the documentary filmmaker Laura Poitras received some anonymous emails. The sender: Citizenfour. A young employee at a security firm was behind the pseudonym. His name is John Edward „Ed“ Snowden.

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Ungarn/Deutschland 2014 D 105 min D R: Ádám Császi D B: Ádám Császi, Iván Szabó D K: Marcell Rév D S: Tamás Kollanyi, Júlia Hack D M: Klára Kalicz D D: András Sütő, Àdám Varga, Sebastian Urzendowsky D V: Edition Salzgeber

STURMLAND

Mackerrituale werden eingehalten Der junge Ungar Szabi ist angehender Fussballprofi bei einem deutschen Club, versagt aber in einem wichtigen Spiel. Nachdem er außerdem seinen besten Freund Bernhard unter der Dusche verprügelt hat, weil der ihn „komisch angeguckt“ hat, flieht Szabi nach Ungarn, wo er den heruntergekommenen Hof seiner Großeltern geerbt hat. Als ihm der einheimische Aron eines Nachts ein Moped klauen will, erwischt Szabi ihn gerade noch und reißt ihn vom Moped. Am nächsten Morgen sind die Beiden schon Freunde und beschließen, das Dach des alten Hauses zu reparieren. Beim Schnaps kommen sie sich körperlich nahe und eine komplizierte Liebesgeschichte beginnt. Aron zögert, sich zum eigenen Begehren zu bekennen, auch als Szabi auf dem Dorfbolzplatz von einer Gruppe Glatzköpfe verprügelt wird. Dann wird auch Aron auf der Arbeit verprügelt, gefoltert und vergewaltigt. Aron hadert weiter mit seiner sexuellen Identität, als plötzlich Bernhard vor der Tür steht und Szabi zunächst seine Liebe gesteht und ihn dann zur Rückkehr nach Deutschland überreden will. Ádám Császis Film erzählt von Identitätsfindung und Identitätsverlust, von Sex und homophober Gewalt. Die jungen Männer in STURMLAND entdecken erst ihre Sexualität. Der erotische Blick der Kamera auf die fast immer nackten Oberkörper und die Blicke der Jungen untereinander sprechen Bände. Aber bevor es zum Sex kommt, muss eine Schwelle ritueller Gewalt erst überschritten werden. Jede Beziehung beginnt mit einer Prügelei, Mackerrituale werden genau eingehalten. Auf dem Dorf herrscht der aggressiv homophobe Männerbund, dessen Gewalt im Laufe des Films immer bedrohlicher wird und der keine abweichende Identität erlaubt. Der Einfluss, den das auf das Selbstbild der jungen Männer hat, führt schließlich zu einer Katastrophe. D Hannes Stein

Start am 27.11.2014 ¢ Xenon Kino (OmU)

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After the football player Szabi, a star player on a German team, messes up on the field and gets into a fight with his best friend, he flees to his hometown in Hungary. Back home, he gets to know Aron. A film about identity, sex and homophobic violence.


INDIEKINOS

XENON KINO



INDIEKINOS INDIEPREMIEREN

XENON KINO Schwerpunkt: Queer

1995 wurde das Kino Tivoli in Pankow, in dem schon Max Skladanawski in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts sein Bioskop präsentierte, abgerissen und durch einen Lidl-Markt und einen Parkplatz ersetzt. Das Xenon Kino wurde damit das zweitälteste noch in Betrieb befindliche Kino Berlins. Als Kino Colonna öffnete es in der Schöneberger Kolonnenstraße (vor irgendeiner Rechtschreibreform „Colonnenstraße“) 1909 seine Türen. Es war die Zeit in der aufgrund des steigenden Erfolgs der bewegten Bilder damit begonnen wurde, spezielle Vorführsäle einzurichten. Vorher wurden Filme in Varietés, Ladenlokalen und auf Jahrmärkten gezeigt. Der Xenon-Saal erzählt noch die Geschichte des entstehenden Kinos. Man nahm ein ganz gewöhnliches Erdgeschoss in einem ganz gewöhnlichen Berliner Mietshaus, machte einen Durchbruch zum Seitenflügel, Projektor, Stühle, Leinwand rein, Kino fertig.

1983, in einer Zeit zahlreicher Betreiberwechsel wurde das Colonna in Xenon Kino umbenannt. Der Name leitet sich von den in den achtziger Jahren entwickelten Xenon-Projektorlampen her, die nicht nur eine größere Helligkeit des Bildes lieferten, sondern deren Farbtemperatur auch dem natürlichen Licht am nächsten kommt. Die State-of-the-Art-Projektion machte das Xenon in den 80er Jahren auch zu einem regulären Spielort des Forum des Jungen Films während der Berlinale.

Filmen in denen LGBT (aus dem Englischen für Lesbian, Gay, Bisexual und Trans) Lebenswelten eine Rolle spielen. Einen Unterschied zwischen Mainstream- und Arthouse-Kino macht das Xenon dabei nicht. Daneben steht auch viel Kinderkino und Dokumentarisches auf dem Programm. Wenn möglich, werden Filme in der Originalfassung mit Untertiteln gezeigt. Aufgrund des konsequenten Programmprofils ist das Xenon ein kultureller Fixpunkt in der queeren – nicht nur Berliner – Szene. Das liebevoll mit Szenenbildern und ausführlichen Filmbeschreibungen bestückte Programmarchiv auf der Kinowebsite www.xenon-kino.de hat sich über die Jahre zum Lexikon des internationalen queeren Kinos entwickelt. Das Panorama reicht vom Goth-trifft-Disco-Tänzer-Klamauk ADAM AND STEVE (2006, R: Craig Chester) über Claire Denis’ physisches Legionärdrama BEAU TRAVAIL (1999) bis hin zu Alomodóvars ZERRISSENE UMARMUNG, aber auch Klassiker wie THE GRADUATE werden auf Camp-Komponenten abgeklopft. Russ Meyers FASTER PUSSYCAT! KILL! KILL! steht im Archiv gleich neben Fassbinders FONTANE EFFI BRIEST. Seit Februar wird das Haus in der Kolonnenstr. 5–6, in dem sich das Xenon befindet, renoviert. Bis auf das Xenon steht das Haus im Moment leer. Die Schmuckfassade soll wieder originalgetreu hergestellt werden, die Innenfassade wird energetisch gedämmt. Da auch neue Rohre und Leitungen durch das Kino verlegt wurden, musste das Xenon im Februar und März 2014 für sechs Wochen schließen. Inzwischen steht das Baugerüst zwar immer noch, aber das Kino ist wieder geöffnet. Das Gerüst ist mittlerweile von einer TrompetenXENON KINO winde erobert worden. Das Xenon Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin Telefon: 030/78 00 15 30, erobert so leicht niemand. D Text: Tom Dorow, Bilder: Marei Wenzel

Seitdem der heutige Betreiber Andreas Wieske 1995 beim Xenon einstieg, liegt der Schwerpunkt des Programms auf queerem Kino, also D 26

D NOVEMBER 2014

Mail: service@xenon-kino.de www.xenon-kino.de S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke


INDIEKRITIKEN Deutschland 2012 D 80 min D R: Bertram Verhaag D B: Bertram Verhaag D K: Hans Albrecht Lusznat, Waldemar Hauschild, Gerald Fritzen, Pauli Hien D S: Uwe Klimmeck, Melania Singer, Doris Musikar D V: Barnsteiner

Originaltitel: Turist D Schweden 2014 D 118 min D R: Ruben Östlund D B: Ruben Östlund D K: Fredrik Wenzel, Fred Arne Wergeland D S: Jacob Secher Schulsinger D D: Kristofer Hivju, Lisa Loven Kongsli, Johannes Kuhnke, Clara Wettergren, Vincent Wettergren D V: Alamode Filmverleih

DER BAUER UND SEIN PRINZ

HÖHERE GEWALT

Prince Charles’ Öko-Landbau

Familie in der Krise

Das britische Königshaus steht für Tradition und Konvention, letztendlich also für eine konservative Sehnsucht nach vergangenen Werten und Herrschaftsformen. Gerade deshalb mag es so überraschend sein, dass ausgerechnet Thronfolger Prinz Charles seit drei Jahrzehnten für ökologisch-biologische Landwirtschaft und alternative Lebensmittelgewinnung eintritt und für seine Freunde und Mitstreiter sogar „das Rückgrat der biologischen Bewegung“ bildet. Auf den zweiten Blick ist diese scheinbar progressive Haltung gar nicht so abweichend von den royalen Grundwerten, schließlich geht es dem „Prince of Wales“ auch um den Erhalt von vielfach vergessenen Traditionen, von Natur und Artenvielfalt, wie Filmemacher Bertram Verhaag mit DER BAUER UND SEIN PRINZ eindrücklich veranschaulicht. Verhaag besucht das riesige südenglische Gelände der Duchy Home Farm und begleitet Charles’ Farm Manager David Wilson bei seinen Tätigkeiten über das riesige Gelände, auf dem im Sinne der Nachhaltigkeit ausprobiert und experimentiert wird, und auf dem alte Nutztier- und Pflanzenarten erhalten und kultiviert werden sollen. Dabei kommen auch Begleiter und Unterstützer, wie der deutsche Wegbereiter des Ökolandbaus, Professor Hartmut Vogtmann, der Prince Charles seit den 1980er Jahren berät, oder die indische Wissenschaftlerin und Umwelt-Aktivistin Vandana Shiva zu Wort. Die Dokumentation will Vorurteile auf konservativer wie liberaler Seite abbauen – sie wirft ein Licht auf den vielfach verlachten und kauzig-wirkenden Thronfolger und sein Verantwortungsbewusstsein, und sie offenbart das traditionelle Gedankengut und die vielfältigen Beweggründe hinter der ökologischen Landwirtschaft. Charles wie auch Verhaag wollen Vorbehalte widerlegen, doch statt auf Missionierung setzen beide lieber auf überzeugende Resultate.

Vater Tomas, Mutter Ebba und die Kinder Vera und Harry sitzen auf der Terrasse ihres Hotels in einem Skiresort in den Schweizer Alpen und genießen den Ausblick. Eine Lawine bricht los. „Das sind kontrollierte Lawinen. Die haben das alles im Griff“, sagt Tomas und zückt sein Fotohandy. Die Lawine kommt näher. Plötzlich erreicht der Schneestaub die Terrasse und Panik bricht aus. Ebba greift die Kinder. Tomas flüchtet. Als die Schneewolke sich legt, ist Ebba alleine mit den Kindern und Tomas kommt einige Zeit später zurück, als ob nichts geschehen wäre. Dabei wissen alle, dass gerade etwas ganz Grundlegendes aus dem Ruder gelaufen ist. HÖHERE GEWALT beobachtet, wie diese „primal scene“ – der Vater flüchtet und lässt die Familie im Stich – sich langsam in die Familienharmonie frisst. Ebba versucht, anzusprechen, was sie gerade erlebt haben, Tomas wiegelt ab, die Kinder sind störrisch. Dann kommen Freunde dazu, denen Ebba ihr Leid klagt. Jeden Urlaubstag dreht sich das Rad der Vorwürfe und Schuldgefühle eine Runde weiter. Das Kammerspiel der bürgerlichen Familie in der Krise inszeniert Ruben Östlund genüsslich vor der großen Oper der Ski-Resort-Welt, die hier eine dunkle und industrielle Note hat. Der Himmel ist meist wolkenverhangen und grau, statt weiter Blicke gibt es Nebel satt und nachts hört man die Kanonen des Lawinenschutzes donnern und sieht die Schneemaschinen mit ihren blinkenden Lichtern in der menschenleeren Schneelandschaft umherfahren wie Roboter, die in einem Science Fiction Film die Weltherrschaft übernommen haben. Ein sehr feiner, sehr eigenwilliger Sinn für Humor durchzieht den Film. Das Drama ist durchaus ernst, aber immer wieder überdreht Östlund eine Situation ganz dezent, bis sie die Groteske streift. Von existentiellem Drama zur Lächerlichkeit und zurück. D Hendrike

D Jens Mayer

Bake

Start am 20.11.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino

OMU

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THE FARMER AND HIS PRINCE takes a look at Prince Charles’ commitment to organic farming. Filmmaker Verhaag makes a visit to the sustainable model farm in southern England and interviews the trailblazers of the movement.

Start am 20.11.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

OMU

Tomas, Ebba and their children are sitting on the terrace of their hotel at a ski resort in the Swiss Alps and watch as an avalanche erupts. Panic breaks out. Ebba grabs the kids. Tomas flees ... Once the dust settles, the family is confronted with a crisis.

NOVEMBER 2014 D

27 D


INDIEKRITIKEN

PLÖTZLICH GIGOLO

Ein zärtliche Florist erweist einen Freundesdienst Sorgfältig streicht der Florist Fioravante (John Turturro) in Nahaufnahme über seine Blumen, ehe er sie zu Bouquets arrangiert. Der italienische New Yorker ist ein Mann, der die Gesellschaft eines guten Buches einer lustvollen Nacht vorzieht. Seine erotischen Ambitionen, falls es sie denn überhaupt gegeben hat, haben sich erledigt, heute lebt der Junggeselle ein unaufgeregtes, nur gelegentlich einsames Leben. Entsprechend empört ist Fioravante, als sein Freund Murray (Woody Allen) ihn als bezahlten Liebhaber für seine Hautärztin rekrutieren will. „Ich bin kein schöner Mann“ meint er, doch die anfängliche Zurückhaltung bröckelt und schließlich entscheidet sich der Florist, seinem Zuhälter in spe die nötige Finanzstütze zu verschaffen und seiner neuen Berufung als Gigolo nachzugehen. Mit ungeahntem Erfolg. Fioravante versprüht eine lässige, selbstbewusste und leicht geheimnisvolle Aura und erweist sich als Meister der Verführung und Verzauberung. Er versteht, dass Menschen Aufmerksamkeit und Fürsorge benötigen, nicht unähnlich den Blumen in seiner Obhut. Wenn Fioravante seine Hände für eine Massage anlegt und die Massierte sich in Tränen auflösend beklagt, dass sie seit Jahren nicht richtig berührt wurde, spielt Sex eine untergeordnete Rolle. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die kühle aber liebevolle Distanz, die der Gigolo gegenüber seinen Partnerinnen zeigt, sich auflöst. Schließlich ist es Avigal (Vanessa Paradis), die den stillen Verführer aus der Reserve locken kann. In einem Meer aus attraktiven Frauen ist die jüdische Witwe die einzige, für die Fioravante Augen zu haben scheint. Aus dem Funken zwischen den Beiden entwickelt sich schnell eine gegenseitige Faszination und schlussendlich eine bittersüße Liebesgeschichte. Die allerdings stellt den Protagonisten an einen Scheideweg: Fioravante muss sich nicht nur Avigals aufgebrachter Glaubensgemeinde und der drohenden Armut seines Zuhälters stellen, sondern auch den eigenen und zumeist unterdrückten Gefühlen. Zu diesem Zeitpunkt entwickelt sich der Film von einer frivolen Geschichte über männliche Prostitution zu einem amüsanten Wechselspiel aus Liebe und Libido.

D 28

D NOVEMBER 2014

Originaltitel: Fading Gigolo D USA 2013 D 90 min D R: John Turturro D B: John Turturro D K: Marco Pontecorvo D S: Simona Paggi D D: Woody Allen, Liev Schreiber, Sharon Stone, Bob Balaban, John Turturro, Vanessa Paradis D V: Concorde Filmverleih

Der Schauspieler John Turturro (u.a. THE BIG LEBOWSKI, MONK, TRANSFORMERS) spielt nicht nur die Hauptrolle in PLÖTZLICH GIGOLO, sondern ist auch für Regie und Drehbuch verantwortlich. Dabei beweist er ein ebenso sensibles Gespür für Befindlichkeiten und Gefühle wie seine Hauptfigur. Mithilfe seiner Charaktere untersucht Turturro die unterschiedlichsten Facetten der menschlichen Sexualität. Während der Gigolo die sexuellen Eskapaden als therapeutische Dienstleistung wahrnimmt, sieht Freund und Zuhälter Murray die Bemühungen von Fioravante hauptsächlich als Mittel, um sich selbst vor dem finanziellen Ruin zu schützen. Für die zufriedenen Kundinnen reicht der Sex vom Befreiungsschlag aus einer frustrierten Ehe bis zum sinnlichen Abenteuer. Das Potpourri an Bedürfnissen und Geschmäckern balanciert Turturro mit libertärer Gelassenheit und erzählt so eine pointierte Geschichte über die Stolpersteine der Sexualität und Intimität erwachsener Menschen. Vor allem aber ist PLÖTZLICH GIGOLO eine filmische Hommage eines Freundes an einen anderen. Die herbstliche New Yorker Kulisse, die französisch angehauchte Filmmusik, die präzisen Dialoge und der Charme des Films, an dessen Drehbuch Woody Allen mitgearbeitet hat, erinnern nicht zufällig an die frühen Werke des Altmeisters. D Timo Löhndorf

Start am 6.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino b-ware! DF + OMU ab ca. 27.11. ¢ Bundesplatz Kino DF + OMU ¢ Eva Lichtspiele DF + OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino am Südstern OMU

The florist Fioravante (John Turturro) is initially offended when his friend Murray (Woody Allen) tries to recruit Fioravante to be his dentist’s lover. He eventually gives in and becomes a professional Don Juan – with great success.

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INDIEKRITIKEN Deutschland 2013 D 92 min D R: Stefan Weinert D B: Stefan Weinert D K: Frederik Walker, Benjamin Greulich D S: Ruben S. Bürgam D V: Basis-Film-Verleih

DIE FAMILIE

BEVOR DER WINTER KOMMT

Das hatten wir alles schon einmal

Biotop hinter Stahltoren

Zwei Filme im November werfen ganz ähnliche Fragen auf. Während IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS an die Auschwitz-Prozesse erinnert, die erstmals auch ganz „normale“ Menschen für die Gräueltaten in den KZ zur Verantwortung zogen, rückt Stefan Weinert in seinem Dokumentarfilm DIE FAMILIE jene in den Fokus, die zwischen 1961 und 1989 tödliche Schüsse entlang der innerdeutschen Grenze abfeuerten. Auch diese Täter argumentierten, dass Grenzsoldaten nur am unteren Ende der Fahnenstange saßen und Befehle ausführten. 25 Jahre nach dem Mauerfall bittet Weinert die Hinterbliebenen vor die Kamera, um ein für die Leinwand noch weitgehend unbearbeitetes Stück DDR-Geschichte aufzubereiten. In Interviews schildern die Hinterbliebenen ihre Erinnerungen, sie gehen noch einmal an die Schauplätze zurück, besuchen Gräber, lesen aus spröden Stasi-Akten und konfrontieren sich sogar mit Tätern. Irmgard Bittner verlor ihren Sohn, als dieser beim Fluchtversuch an der Mauer erschossen wurde. Bis heute weiß sie nicht, was genau geschah, noch wo der Tote damals hingebracht wurde. Dass Weinert bei den Dreharbeiten mit viel Feingefühl vorgegangen sein muss, zeigt sich, als Bittner, die anfänglich noch mit Zurückhaltung ihren Schrein für den Toten präsentiert, irgendwann ihren Rachegefühlen freien Lauf lässt. Im zweiten Teil seines Films öffnet Weinert den Blick für gesellschaftliche Zusammenhänge und verleiht damit den Schilderungen der Angehörigen weitere Brisanz. Ein ehemaliger Justizmitarbeiter hat die Mauerschützen-Prozesse Anfang der 90er begleitet und versteht nicht, warum manche Mitwisser nahtlos ins neue System integriert wurden. „Geschichte wiederholt sich“, sagt eine der Hinterbliebenen resigniert. „Das hatten wir alles schon einmal.“ Nach 1945 meint sie. DIE FAMILIE ist ein Plädoyer dafür, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen. D Eileen Reukauf

Start am 6.11.2014 ¢ Sputnik Kino am Südstern

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Originaltitel: Avant l’hiver D 105 min D Frankreich 2013 D R: Philippe Claudel D B: Philippe Claudel D K: Denis Lenoir D S: Lisa Aboulker D M: André Dziezuk D D: Richard Berry, Kristin Scott Thomas, Daniel Auteuil, Leïla Bekhti, Vicky Krieps, Jérôme Varanfrain D V: Polyband/24 Bilder

In his documentary film DIE FAMILIE Stefan Weinert interviews those left behind by people shot trying to flee East Berlin and asks what happened to the perpetrators.

Der Hirnchirurg Paul (Daniel Auteuil) wird in einer Bar von der jungen marokkanischen Kellnerin Lou angesprochen. Er habe ihr als Kind mit einer Blinddarmoperation das Leben gerettet. Paul erinnert sich nicht an die Operation. Nach der flüchtigen Begegnung erscheint Lou immer wieder in Pauls Nähe. Außerdem treffen täglich Rosensträuße bei ihm ein. Sie werden ins Büro geliefert, bei seiner Frau Lucie (Kristin Scott Thomas) zuhause abgegeben, sie liegen in der Einfahrt, auf seinem Auto. Paul ist irritiert, und Lucie beginnt, in Pauls Nervosität auch ein Zeichen für den Einzug der Leere in ihre scheinbar perfekte Ehe zu spüren. Nach einem Aussetzer während einer Operation wird Paul beurlaubt und sucht nun selbst die Nähe zu Lou, zum Teil um die Rosenverschwörung aufzuklären, zum Teil aus erotischer Anziehung heraus. Es wird Tote geben in dieser seltsamen Mischung aus Thriller, Ehedrama und Gesellschaftsportrait, in die Regisseur Philippe Claudel Anspielungen auf die französische Kolonialpolitik, den Holocaust, Klassengegensätze, Vergessen und Erinnerung einflicht. Die Patientin, die Paul operieren soll, ist eine Shoah-Überlebende. Ihre größte Sorge ist es, dass ihre ganze Familie vergessen sein wird, deshalb nennt sie Paul alle Namen, der sie tatsächlich behält. Die Beziehungen zwischen Paul und Lucie, Paul und Lou sind dagegen von verschiedenen Arten des Vergessens bestimmt. Die bürgerliche Ehe besteht nur noch aus einer perfekten Oberfläche, selbst die Erinnerung an frühere Leidenschaft scheint verschollen. Nur Lucies gelegentlich auftauchende psychotische Schwester nimmt die Leblosigkeit wirklich wahr und ist damit eine dauernde Bedrohung. Claudels Film wird schließlich zu einem Sinnbild der französischen Bourgeoisie, die abgeschottet hinter Stahltoren ein eigenes Biotop erschafft, in dem es nur noch ästhetisierte Formen der Weltvergessenheit gibt. D Tom Dorow

Start am 13.11.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ab ca. 27.11. ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe kino OMU DF

OMU

Paul (Daniel Auteuil), a neurosurgeon, is being followed by a young Moroccan waiter named Lou. He starts receiving anonymous bouquets of flowers. Unconventional combination of thriller, marriage drama, and a critical picture of society.

NOVEMBER 2014 D

29 D


„Ein Meisterwerk von Menschlichkeit, Moral und Mitgefühl“ 37. Montreal World Film Festival FBW-Gutachten: Prädikat Besonders wertvoll

Originaltitel: What We Do in the Shadows D USA 2014 D 86 min D R: Taika Waititi, Jemaine Clement D B: Taika Waititi, Jemaine Clement D K: Richard Bluck, D. J. Stipsen D M: Plan 9 D D: Jemaine Clement, Taika Waititi, Rhys Darby, Jonathan Brugh, Cori Gonzalez-Macuer, Stuart Rutherford, Jackie van Beek D V: Weltkino Filmverleih

Ein Film von

STEFAN WEINERT KINO 1. IM 1 . 6 AB

Berlin-Premiere mit Diskussion 2. November 2014 um 13:00 Uhr in der Volksbühne

am

Dr. Hope M. Harrison (George Washington University) Dr. Maria Nooke (stellv. Direktorin der Stiftung Berliner Mauer) Irmgard Bittner (Zeitzeugin) Stefan Weinert (Regisseur und Autor) Live-Musik: Lisa Berg, Cello

www.diefamilie-derfilm.de

DieFamilieTheFamily

EIN FILM VON TILL

www.basisfilm.de

KLEINERT

5 ZIMMER KÜCHE SARG Alltag in einer Vampir-WG

Wenn seit vier Jahren keiner mehr den Abwasch gemacht hat, kann das schon mal für Ärger in der WG sorgen: Für den 379-jährigen Dandy Viago und seine Mitbewohner Deacon (183), den kultivierten Sadisten Vladislav (862) und Petyr (8000) hat Zeit eine etwas andere Bedeutung, das bringt die Unsterblichkeit so mit sich. Die vier Vampire leben in einer WG in Neuseeland und haben neben den gewöhnlicheren Problemen des Zusammenlebens (Abwasch) auch noch mit etwas spezielleren Befindlichkeiten zu kämpfen (kann man seine „Mahlzeit“ nicht auch so einnehmen, dass nicht immer das Sofa komplett eingesaut wird?). Auch die Partizipation am Wellingtoner Nachtleben gestaltet sich schwierig, weil Vampire ausdrücklich eingeladen werden müssen, bevor sie ein Haus betreten können, die Türsteher zeigen da wenig Entgegenkommen. Also geht es doch wieder in Wellingtons „only exlusively Vampire owned bar“, wo man im herben Charme schlecht besuchter Bahnhofscafés sein Bestes tut auf Stimmung zu kommen. Die wahre Party findet dann doch immer im Domizil der Vier statt, und endet für die geladenen Gäste meist – naja – fatal. Bewegung kommt in die Runde als ein Opfer nicht genug stirbt und selbst zum Vampir wird. Dem unfreiwilligen Neu-Mitbewohner den so traditionsbewussten wie barocken Verhaltenskodex nahezubringen schlägt fehl, und der hat bald die Nase voll: „Ich hab’s satt ein Vampir zu sein. Es ist beschissen. Glaubt bloß den ganzen Hype nicht.“ In bester Mockumentary-Tradition schwenkt der Film der FLIGHT OF THE CONCHORDS-Veteranen Taika Waititi und Jemaine Clement sein auf Groteske scharfgezogenes Objektiv über unsere urbanen Gewohnheiten, Vampirkult und Jugendwahn, zitiert und parodiert sich eifrig durch die Genre-Geschichte, und legt mitunter einen Wortwitz an den Tag, den man dann wohl beißend nennen muss. D Sebastian Markt

Start am 30.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast

AB 30. OKTOBER IM KINO

DF OMU

In the best mokumentary tradition, WHAT WE DO IN THE SHADOWS presents three vampires sharing a flat together in present-day Wellington, New Zealand. The film is a satire on our urban habits, vampire cult, and obsession with youth.

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INDIEKRITIKEN

IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS

Deutschland 2014 D 123 min D R: Giulio Ricciarelli D B: Giulio Ricciarelli, Elisabeth Bartel D K: Martin Langer D D: Johann von Bülow, Alexander Fehling, Johannes Krisch, Gert Voss, Robert Hunger-Bühler, Friederike Becht, André Szymanski, Hansi Jochmann D V: Universal Pictures International Germany

Urszene deutscher Selbsterkenntnis

Filme über die deutsche Geschichte sind immer auch Filme über die deutsche Gegenwart, aus der über die Geschichte berichtet wird. Giulio Ricciarellis Film IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS handelt ebenso von der Verdrängung der deutschen Vergangenheit in den fünfziger Jahren, wie er sich gegen die heute beliebte Rede vom „Schuldkomplex“ und „Nationalmasochismus“ der Deutschen, mit dem doch langsam einmal Schluss sein müsse, wendet. Dabei geht es, nur in wenigen Punkten verdichtet, um die tatsächlichen Ereignisse, die 1958 zum ersten Auschwitzprozess in Frankfurt am Main führten. Der junge Staatsanwalt Radmann, der eigentlich noch ein paar Jahre lang Verkehrsdelikte bearbeiten soll, begegnet dem (historischen) Journalisten Thomas Gnielka. Dessen Freund, der jüdische Kunstmaler Simon Kirsch hat in einem Lehrer einen ehemaligen SS-Mann und KZ-Wächter erkannt. Weil keine Polizeistelle eine Anzeige aufnehmen will, sind Gnielka und Kirsch zur Staatsanwaltschaft gekommen, wo sie ebenso abgebügelt werden sollen. Radmann beginnt zu recherchieren, und findet schnell heraus, dass alle Kriegsverbrechen bereits verjährt sind, außer Mord. Ob denn in den Lagern auch Morde begangen wurden, fragt er Kirsch. Kirsch lacht verzweifelt über Radmanns Naivität. Regisseur Ricciarelli, Jahrgang 1965, zeigt das Zustandekommen der Auschwitzprozesse als eine Art Urszene deutscher Selbsterkenntnis, und mindestens juristisch und journalistisch war der Prozess das sicher auch. Dennoch waren sämtliche Argumente der Ausschwitz-Verteidiger bei den Majdanek-Prozessen in den 80er Jahren wieder zu hören und gewannen in der öffentlichen Meinung große Popularität. Auch die Debatte um die Verjährung von Mord im Jahr 1979 wäre ohne die Ausstrahlung der amerikanischen Fernsehserie HOLOCAUST möglicherweise anders ausgegangen.

Start am 6.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ab ca. 27.11. ¢ Bundesplatz Kino, am 16.11. um 11.00 Uhr Filmgespräch mit Regisseur Giulio Ricciarelli ¢ Eva Lichtspiele ab 27.11.

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At a time when no one else in Germany was interested in Nazi crimes, a young prosecutor takes on a case against all obstacles. The case initiates the trials of former Auschwitz camp guards.

Kino und Fernsehen schufen mit wenigen Filmen und Serien – NACHT UND NEBEL, HOLOCAUST, SHOAH, SCHINDLERS LISTE – die Grundlage dafür, dass nicht mehr die Frage, die Oberstaatsanwalt Friedberg in IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS stellt, den Diskurs bestimmt: „Wollen Sie, dass sich jeder junge Mensch fragt, ob sein Vater ein Mörder war?“. Stattdessen ist heute Radmanns Position in der Öffentlichkeit ein, wenn auch umstrittener und immer wieder utilisierter Konsens: Das Wissen über Auschwitz ist wichtig, „damit man heute das Richtige tut“. Guido Knopps Geschichtsvernichtungs-Fernsehen ist dagegen seit den 80er Jahren vor allem für die Produktion des Gefühls zuständig, schon alles über „die Nazis“ zu wissen, bzw. eigentlich schon viel zu viel zu wissen. Knopps pompöser Doku-Kitsch war eine notwendige Voraussetzung für ahistorisch-mythische nationale Historiendramen vom WUNDER VON BERN bis zum LEBEN DER ANDEREN, in dem Joseph Goebbels Affäre mit der Schauspielerin Lida Baarova einem DDR-Minister angedichtet wird, und der Glaube, die Schönheit bürgerlicher Kultur mache alle zu besseren Menschen noch einmal zu Tränen rühren darf. Ganz so als wisse man nicht mehr um die Vorliebe des KZ-Kommandanten Amon Göth Hinrichtungen und Folterspiele durch klassische Musik zu untermalen. Als hätte man damit etwas über die Stasi erzählt. IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS ist ein Film, in dem Denken inszeniert ist wie ein Thriller. Gelingt es dem jungen Anwalt, ein Bewusstsein für die Dimension von Ausschwitz zu erlangen, und aus der Auseinandersetzung die richtigen Schlüsse zu ziehen? Wie ist es möglich, der Ignoranz zu entkommen, wenn Ignoranz Staatsraison ist und Täter noch in Amt und Würden sitzen? Duelle werden hier mit Worten ausgetragen, von denen viele Originalzitate des Generalstaatsanwalts Fritz Bauer sind. Bauer zog damals die Ermittlungen ans Landgericht Frankfurt. Neben der Eröffnung der Ausschwitzprozesse zeichnet er für die Rehabilitierung der Widerstandskämpfer des 20. Juni 1944 und die juristische Definition des NS-Staats als „Unrechtsstaat“ verantwortlich. Bauer nannte dem israelischen Geheimdienst den Aufenthaltsort Adolf Eichmanns. Giulio Ricciarelli setzt mit IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS auch Generalstaatsanwalt Fritz Bauer ein Denkmal. D Tom Dorow NOVEMBER 2014 D

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INDIEKRITIKEN Großbritannien 2014 D 117 min D R: Matthew Warchus D B: Steven Beresford D K: Tat Radcliffe D S: Melanie Oliver D M: Christopher Nightingale D D: Imelda Staunton, Paddy Considine, Bill Nighy, Dominic West, Andrew Scott D V: Senator Film Verleih

PRIDE

Frankreich/Belgien/Luxemburg 2013 D 102 min D R: Hélène Cattet, Bruno Forzani D B: Hélène Cattet, Bruno Forzani D K: Mauel Dacosse D S: Bernard Beets D D: Sam Louwyck, Klaus Tange, Jean-Michel Vovk, Sylvia Camarda, Anna D’annunzio, Manon Beuchot D V: Drop-Out Cinema

THE STRANGE COLOUR OF YOUR BODY’S TEARS

Solidarisches Feelgood-Kino

Psychedelischer Neo-Giallo PRIDE setzt die Tradition der großen Arbeiter-Komödien des englischen Kinos aus den frühen 90er Jahren fort. Wie BILLY ELLIOTT, BRASSED OFF oder THE FULL MONTY ist der Film von Matthew Warchus gutgelaunt und gut geschrieben, schnell und musikalisch, ein bisschen sentimental an den richtigen Stellen und selbstverständlich auf der Seite der Underdogs. Wir schreiben das Jahr 1984, der große englische Bergarbeiterstreik wird mit Erbitterung ausgetragen, die AIDS-Erkrankung hat eben erst einen Namen bekommen. Der Student Joe (George MacKay) ist gerade 20, also nach den damaligen Gesetzen noch nicht einmal volljährig, als er ziemlich schüchtern seine erste Gay Pride Parade in London besucht. Zu seinem Pech oder vielmehr Glück gerät er sofort an ein buntes Grüppchen von Aktivisten und Aktivistinnen, die gerade eine neue politische Initiative mit dem unhandlichen Namen LGSM gegründet haben: Lesbians and Gays Support the Miners. Die Solidarität unter Unterdrückten, eigentlich eine gute Idee, ist in diesem Fall nur schwer umzusetzen. Zu viele Schwule und Lesben sind vor der erdrückenden Homophobie der Provinz in die Großstadt geflohen, und auch die Arbeiter reagieren extrem misstrauisch auf die queeren Unterstützer. Aber schließlich findet die LGSM unter der Anführung des charismatischen Mark Ashton (Ben Schnetzer) doch noch eine zumindest in Teilen aufgeschlossene Community, und macht sich auf den Weg ins ferne Wales, um Geld und moralische Unterstützung zu bringen. Das Zusammentreffen der ultra-hippen (wir sind in den 80ern!) Aktivisten und der reservierten Bergarbeiter und ihrer resoluten Frauen in der drögen Gemeindehalle ist beängstigend, komisch, rührend. Es ist der Anfang der außergewöhnlichen und hindernisreichen Freundschaft, von der der Film erzählen wird, und die es übrigens, das macht es noch schöner, wirklich gegeben hat. D Toni Ohms

Start am 30.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino DF ab ca. 20.11. ¢ filmkunst66 DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino ab 20.11. DF + OMU ¢ Union Filmtheater DF ¢ Xenon OMU

D 32

D NOVEMBER 2014

England 1984. Based on true events, PRIDE tells the story of an unusual friendship between a group of lesbian and gay activists and a mining community in Wales.

Der Neo-Giallo ist ein relativ neuer Stil des internationalen Genrefilms, der sich auf die italienischen Kriminalfilme der späten sechziger und frühen siebziger Jahre bezieht. Der klassische Giallo, etwa Mario Bavas REAZIONE A CATENA oder Dario Argentos PROFONDO ROSSO war eigentlich ein Kriminalfilm, aber so voller typischer Stilelemente wie Reißschwenks, extremen Nahaufnahmen, Beleuchtung in Primärfarben, Split-Screens, rasanten Zooms und ungewöhnlichen Kamerabewegungen, extrem schnellen Schnitten, seltsamen Perspektiven und einem ganz eigentümlich besessenen Fetischismus, dass die Filme sich immer mehr in alptraumhafte Formen auflösten. Argento verfilmte dann auch bald keine Krimi-Handlungen mehr, sondern drehte Horrorfilme wie SUSPIRIA und INFERNO, die eher einer Traumlogik als einer klassischen Dramaturgie folgten. Hélène Cattet und Bruno Forzani sind seit AMER (2009) die Avantgarde der Neo-Giallo-Filmemacher. Ihre Filme drehen die Schraube der extremen Stilisierung und der hemmungslosen Hingabe an fetischistische Blicke wesentlich weiter. IN THE STRANGE COLOUR OF YOUR BODIES TEARS löst sich die Handlung – ein Mann sucht seine verschwundene Frau – vollkommen in Retro-Stil auf. Die Musik zitiert Lounge-Pop und Psychedelic-Rock wie Iron Butterfly, dazu taumelt die Kamera durch ein Jugendstil-Gebäude, das an jeder Wand mit erotischen Bildern im AdolfMucha-Stil bedeckt ist. Hier gleiten nicht Traum und Realität ineinander über, hier gibt es nur noch eine perverse filmische Alptraumrealität. Jedes Bild ist spektakulär komponiert, jeder Schnitt setzt auf einen neuen visuellen Schock. THE STRANGE COLOUR ist ein Film wie ein LSD-Rausch, der manchmal zum Horror-Trip wird. Keine leichte Kost, aber vollkommen einzigartig in der aktuellen Filmproduktion. D Tom Dorow

Start am 13.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast

OMU OMU

Hélène Cattet and Bruno Forzani, reigning gods of neo-giallo, present their follow-up to AMER. A man searches for his wife in a perversely decorated art-deco house with strange inhabitants.

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE


INDIEKRITIKEN

MY OLD LADY

DIE LEGENDE DER PRINZESSIN KAGUYA

MY OLD LADY lebt vom Charme seiner Hauptdarsteller. Kevin Kline spielt einen bankrotten und ziemlich zerzausten New Yorker, der von seinem Vater ein Apartment geerbt hat. Maggie Smith spielt eine ältere englische Dame, die dort nicht nur lebenslanges Wohnrecht hat, sondern auch Anspruch auf eine Art Leibrente. Aus dem Plan, die Wohnung schnellstmöglich zu Geld zu machen wird also erstmal nichts. Stattdessen muss Kline sich mit der schlagfertigen Lady und ihrer schwierigen Tochter (Kristin Scott-Thomas) auseinandersetzen. D

Neben Hayao Miyazaki gehört Isao Takahata zu den bekanntesten japanischen Zeichentrick-Filmern. Bislang waren seine zart gezeichneten Filme allerdings noch nicht in Deutschland zu sehen. Nun kommt mit DIE LEGENDE DER PRINZESSIN KAGUYA ein Märchen für Kinder und Erwachsene ins Kino: Eines Tages findet ein Bambussammler ein Mädchen in einer Bambussprosse. Da er dort auch Geld findet, zieht er Kaguya als Prinzessin auf und wirklich halten bald Freier aus dem ganzen Land um ihre Hand an. Aber Kaguya will nicht heiraten … D

Start am 20.11.2014 ¢ filmkunst66 DF ¢ Eva Lichtspiele

DF

+

OMU

Frankreich/USA 2014 D 107 min D R: Israel Horovitz D D: Kevin Kline, Kristin Scott Thomas, Dominique Pinon, Maggie Smith, Francis Dumaurier, Anouk Dutruit D V: Ascot Elite

Start am 20.11.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ EiszeitKino DF

DF

ab Dezember

Originaltitel: Kaguyahime no monogatari D Japan 2013 D 137 min D R: Isao Takahata D M: Joe Hisaishi D V: Universum Film

DAS VERSCHWINDEN DER ELEANOR RIGBY

EIN SCHOTTE MACHT NOCH KEINEN SOMMER

Ursprünglich hatte Ned Benson zwei Filme gedreht, die HIM und HER heißen sollten, und in denen jeweils aus der Perspektive von Conor (James McAvoy) und Eleanor (Jessica Chastain) die Geschichte ihrer Beziehung erzählt wurde. Nun erscheint mit THEM der um eine Stunde gekürzte Zusammenschnitt der beiden Filme. Die komische, romantische und tragische Geschichte um die trauernde Eleanor und den sympathisch verstrahlten Conor, dessen Restaurant vor der Pleite steht, ist bis in die Nebenrollen mit Stars wie William Hurt und Isabelle Huppert besetzt. D

Bevor die Eltern Doug (David Tennant) und Abi (Rosamund Pike) sich scheiden lassen, muss noch der 75. Geburtstag des Großvaters (Billy Connolly) in Schottland gefeiert werden. Um den schwerkranken Opa nicht unnötig aufzuregen, sollen die drei aufgeweckten Kinder nicht erwähnen, dass die Familie vor dem Aus steht. Mit Energie, Wortwitz, Slapstick und jeder Menge absurder Wendungen erzählt die originelle englische Komödie vom Aufeinandertreffen einer wuseligen Familie, bei der alle ihre Macken haben und trotzdem jeder seinen Wert. D

Start am 27.11.2014 ¢ Bundesplatz Kino DF + OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

Originaltitel: The Disappearance of Eleanor Rigby: Them D USA 2014 D 122 min D R: Ned Benson D D: Isabelle Huppert, William Hurt, Ciaran Hinds, Archie Panjabi, James McAvoy, Bill Hader, Jessica Chastain D V: Prokino Filmverleih

Start am 20.11.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino

OMU

Originaltitel: What We Did On Our Holiday D Großbritannien 2014 D 95 min D R: Guy Jenkin, Andy Hamilton D D: David Tennant, Billy Connolly, Rosamund Pike, Benn Miller D V: Tobis Filmverleih

NOVEMBER 2014 D

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WEITERINDIEKINO

AM SONNTAG BIST DU TOT

DAS GROSSE MUSEUM

Bereits in der ersten Szene offenbart ein Anwohner der irischen Stadt Sligo Pfarrer James Lavelle (Brendan Gleeson), dass er ihn in einer Woche umbringen wird, stellvertretend für einen anderen Priester, von dem er als Kind missbraucht wurde. Nach dieser Ankündigung sind für den Zuschauer alle Einwohner suspekt und ihr erratisches, bizarr eigenwilliges Verhalten verdächtig. Ausnahmslos jeder von ihnen würde einen glaubhaften Mörder abgeben. Pfarrer James dagegen, weiß, wer sein Mörder ist.

Dokumentarfilmer Johannes Holzhausen wandelt mit seinem großartigen Institutionsportrait des Kunsthistorischen Museums in Wien auf den Spuren von Frederick Wisemans „Direct Cinema“. Holzhausen ist selbst Kunsthistoriker und hatte viel Zeit und noch mehr Vertrauen, um einer etalierten Kulturinstitution beim Wandel zuzuschauen. Entstanden ist ein gewitztes Panoptikum der Museumsarbeit – angefangen bei der Spitzhacke, die die alten Böden aufreißt bis hin zur Restauration klassischer Gemälde.

¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele DF + OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Union Filmtheater DF

Originaltitel: Calvary D Irland/Großbritannien 2014 D 100 min D R: John Michael McDonagh D D: Dylan Moran, Kelly Reilly, Marie-Josée Croze, Brendan Gleeson, Chris O’Dowd, Aidan Gillen, David Wilmot, Domhnall Gleeson

Österreich 2014 D 94 min D R: Johannes Holzhausen

¢ Bali Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Hackesche Höfe Kino

PHOENIX

THE CUT

Die Jüdin Nelly (Nina Hoss) kehrt schwer verletzt aus dem Konzentrationslager zurück. Als sie ihren ehemaligen Mann (Ronald Zehrfeld) in einem amerikanischen Club als Kellner findet, erkennt der sie nicht wieder. Aber er sieht eine Ähnlichkeit zu seiner Frau und schlägt Nelly einen perfiden Deal vor: sie gibt sich als seine aus den Lagern zurück gekehrte Frau aus und zusammen kassieren sie die Erbschaft. Nelly lässt sich auf den Deal ein. Kluges Nachkriegs-Melodrama von Christian Petzold.

Der Schmied Nazaret verliert während des Völkermordes an den Armeniern seine Familie. Jahre später erfährt er, dass seine Töchter noch am Leben sein könnten. Seine Suche nach ihnen, die ihn bis an die kanadische Grenze führt, ist die Geschichte eines Überlebenden, aber es ist zugleich der Traum eines Gestorbenen, ein Streit mit dem Teufel, eine Reise ins Totenreich und eine Auswanderergeschichte, die erzählt, was für Höllenreisen die Migrationsbewegungen schon des letzten Jahrhunderts gewesen sind.

¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Bali Kino ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Union Filmtheater

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Deutschland 2014 D 98 min D R: Christian Petzold D D: Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Michael Maertens

¢ Bali Kino DF ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Union Filmtheater DF

OMU

Deutschland 2014 D 138 min D R: Fatih Akin D D: Arsinée Khanjian, Simon Abkarian, Tahar Rahim, Makram Khoury, Numan Açar, Akin Gazi, George Georgiou, Anna Savva, Lara Heller


Nach dem Theaterstück

GARDENIA

von Alain Platel & Frank Van Laecke

HIN UND WEG Jedes Jahr unternehmen Hannes und Kiki mit ihren Freunden eine mehrtägige Fahrradtour. Diesmal hat Hannes sich Belgien als Reiseziel gewünscht, was alle verwundert, bis sie am ersten Abend der Reise erfahren, dass Hannes an einer tödlichen Nervenkrankheit leidet und in Belgien Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. Nach dem ersten Schreck, beschließen sie weiter zu fahren, jetzt erst recht. HIN UND WEG erinnert in seinen besten Momenten an die Alltagstragikomödien von Len Loach oder Mike Leigh.

Deutschland 2014 D 95 min D R: Christian Zübert D D: Jürgen Vogel, Hannelore Elsner, Victoria Mayer, Volker Bruch, Johannes Allmayer, Florian David Fitz, Miriam Stein, Julia Koschitz

¢ Union Filmtheater

Es ist nie zu spät, du selbst zu sein

GARDENIA BEVOR DER LETZTE VORHANG FÄLLT Ein Film von Thomas Wallner

Ab 13. November im Kino www.realfictionfilme.de

„HÖHERE GEWALT demontiert das männliche Ego mit Witz und Tiefgang.“

JOHANNES BAH KUHNKE LISA LOVEN KONGSLI

A MOST WANTED MAN Anton Corbijn (CONTROL) hat einen Spionagethriller von John Le Carré verfilmt. Der Film spielt in einem stylisch funkelnden Hamburg der Gegenwart. Es geht um tschetschenische und arabische Extremisten, um gute Muslime und böse Islamisten und um deren geheime Finanzquellen. Und trotzdem fühlt man sich zurückversetzt in die Hochzeit der „Kalter-Krieg“-Thriller. Schweigsame Männer mit Geheimnissen verhandeln auf Messers Schneide. Jeder weiß mehr als er vorgibt und hofft, mehr zu wissen, als sein Gegenüber. ¢ b-ware!ladenkino DF ¢ Hackesche Höfe Kino

OMU

Deutschland/USA/Großbritannien 2014 D 121 min D R: Anton Corbijn D D: Daniel Brühl, Nina Hoss, Kostja Ullmann, Philip Seymour Hoffman, Willem Dafoe, Rachel McAdams, Martin Wuttke, Rainer Bock, Robin Wright

EIN FILM VON RUBEN ÖSTLUND

AB 20. NOVEMBER IM KINO WWW.HOEHEREGEWALT-DERFILM.DE


INDIEKINDER

KINDERFILME A–Z DER 7BTE ZWERG

Deutschland 2014 D R: Boris Aljinovic, Harald Siepermann D 87 min, FSK: oA

Auf Schloss Fantabularasa herrscht große Aufregung, denn der 18. Geburtstag der schönen Prinzessin Rose steht bevor und damit möglicherweise auch das

Ende eines alten Fluches. Auch die sieben Zwerge sind zu Gast auf der Party. ¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater

AB DURCH DEN DSCHUNGEL

Von der Magie seiner Heimat angezogen, wagt sich Sai immer weiter vor und erlebt eine ganze Reihe spannender Abenteuer ¢ b-ware!ladenkino

ANTBOY

Dänemark 2013 D R: Ask Hasselbach D 80 min, FSK: oA, empfohlen ab 9

Pelle ist zwölf Jahre alt und leidet sehr darunter, dass ihn niemand beachtet. Doch sein Leben ändert sich grundlegend, als er eines Tages von einer mutierten Ameise gebissen wird. Auf einmal hat Pelle großen Hunger auf Zucker – und ist unglaublich stark.

Australien 2014 D R: Alexs Stadermann D 79 min, FSK: oA

Auch in der Neuverfilmung des Klassikers ist Maja eine überaus

Frankreich/Brasilien 2014 D R: Thierry Ragobert D 86 min, FSK: oA, empfohlen ab 6

Bei einem Flugzeugabsturz kommt das kleine Kapuzineräffchen Sai frei und befindet sich plötzlich inmitten des überwältigenden Amazonas-Dschungels.

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Die Altersempfehlungen orientieren sich in der Regel an den Vorschlägen der Bundeszentrale für politische Bildung/Vision Kino.

JANOSCH – KOMM WIR FINDEN EINEN SCHATZ! Deutschland 2012 D R: Irina Probost D 74 min, FSK: oA, empfohlen ab 5

neugierige Biene, die mit ihrer unangepassten Art überall aneckt und mit ihren Freunden Willi und Flip die Welt erkundet. Animation.

AMAZONIA – ABENTEUER IM REGENWALD

Eine aktuelle ­Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de

DIE BIENE MAJA

Die größten Feinde der Nasenbären sind die Menschen. Als Sacha, die Tochter des Nasenbärkönigs, von den Menschen gefangen wird,

¢ filmkunst66

ACUD KINO TÄGLICH 17 Uhr Sa+So auch 15+16 Uhr B-WARE! LADENKINO TÄGLICH ab 12 Uhr BALI KINO DO, FR, SA, SO 16 Uhr BUNDESPLATZ KINO DO, FR, SA, SO 13.30 Uhr EISZEIT KINO DO, FR, wechselnde Termine EVA-LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO 13.15 Uhr FILMKUNST66 DO, FR, SA, SO 15 Uhr SPUTNIK KINO DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten UNION FILMTHEATER DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten XENON KINO wechselnde Termine ZUKUNFT DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten

¢ Bali Kino

Mexiko/Südkorea 2014 D R: Taedong Park, Mauricio De la Orta D 85 min, FSK: oA

muss ihr Liebster Manu es ganz alleine mit diesen Ungeheuern aufnehmen. Animation.

KINDERKINO IM INDIEKINO

¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Union Filmtheater

DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT 2

Tiger und der Bär suchen einen Schatz. Zeichentrickverfilmung des Kinderbuchklassikers von Janosch. ¢ b-ware!ladenkino

KUKI: KINDER KURZFILM FESTIVAL Ein Zebra hat ein Musterproblem, die kleine Lerche

USA 2014 D R: Dean DeBlois D 105 min, FSK: 6, empfohlen ab 9–13

Die Wikinger auf der Insel Berk haben sich mit den Drachen, die einst die Dörfer unsicher machten, angefreundet. Alles scheint gut, bis der junge Hicks mit seinem Drachen Ohnezahn eine Eishöhle voller wilder Drachen entdeckt. ¢ b-ware!ladenkino

sucht ihr Lied und ein Monster kommt in die Schule. Ein tierisches Kurzfilmprogramm mit Monster-Unterstützung. ¢ Bali Kino, 27.11.–3.12., Do und Fr um 11.30 Uhr, Sa und So um 16 Uhr

KINDERFILM DES MONATS: RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN

Deutschland 2014 D R: Neele Leana Vollmar D 96 min, FSK: oA, empfohlen ab 8

Auf der Suche nach Fundstücken trifft der, wie er sich selbst nennt, tiefbegabte Rico auf den hochbegabten Oskar und die beiden Jungs werden Freunde fürs Leben. Gemeinsam jagen sie quer durch Berlin den berüchtigten Entführer Mister 2000. ¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Sputnik Kino am Südstern ¢ Xenon Kino ¢ Union Filmtheater Alle Termine unter www.kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51


INDIEKINDER

DER KLEINE MEDICUS – BODYNAUTEN AUF GEHEIMER MISSION IM KÖRPER Deutschland 2014 D R: Peter Claridge D 78 min, FSK: oA

Das animierte 3D-Abenteuer durch den menschlichen Körper basiert auf dem Kindersachbuch

DAS MAGISCHE HAUS

WIE DER WIND SICH HEBT

Auf der Flucht vor einem Sturm findet der kleine Kater Thunder Unterschlupf im Haus von Zauberer Lawrence und seinen verzauberten Spielsachen.

Japan in den 20er Jahren. Der kleine Jiro träumt: er möchte Flugzeuge bauen. Doch in die unschuldig wirkenden Landschaften mischen sich bald Unheil verkündende Stürme.

Belgien 2013 D R: Ben Stassen, Jeremy Degruson D 85 min, FSK: oA, empfohlen ab 5

¢ b-ware! ladenkino

PLANES 2 – IMMER IM EINSATZ USA 2014 D R: Roberts Gannaway D 84 min, FSK: oA, empfohlen ab 6

von Dietrich Grönemeyer, Bruder des Sängers Herbert Grönemeyer. ¢ Bundesplatz Kino

DER KLEINE NICK MACHT FERIEN Frankreich 2014 D R: Laurent Tirard D 97 min, FSK: oA, empfohlen ab 6

In den Sommerferien fährt der kleine Nick mit seinen Eltern ans Meer. Während diese sich laufend in die Haare bekommen, trifft Nick schnell auf neue Freunde, aber auch auf das komische Mädchen Isabelle.

Dusty ist ein weltberühmter Renn-Flieger. Als er erfährt, dass sein Motor beschädigt ist und der Defekt dazu führen könnte, dass er nie wieder Rennen fliegen kann, geht das kleine Fugzeug zur Feuerwehr und hilft bei der Waldbrandbekämpfung. ¢ Union Filmtheater

Japan 2013 D R: Hayao Miyazaki D 126 min, FSK: 6, empfohlen 6

SPATZENKINO: WÜNSCH DIR WAS 45 min, empfohlen ab 4

Im November geht es im Spatzenkino in vier Kurzfilmen aus Schweden, England und Deutschland ums Wünschen: Der kleine Aston in ASTONS GESCHENKE wartet sehnsüchtig auf seinen Geburtstag, in NUR EIN BISSCHEN treffen die Tiere eine Kröte, die Wünsche erfüllt, die KLEINE PRINZESSIN mag den Herbst nicht und in KLEIDER MACHEN LEUTE wünschen sich Vogel und Igel einen Freund. ¢ Bali Kino, 11.11., 10 Uhr ¢ Eiszeit Kino, 5.11., 10 Uhr ¢ Eva Lichtspiele, 13.11., 10 Uhr ¢ Union Filmtheater, 6.11., 10 Uhr ¢ Xenon Kino, 4.11., 10 Uhr Vorbestellung unter 030/449 47 50

Preis der Jugendjury Green Screen 2014

Grand Prix Ostrava City Mayor Prize T-film Festival 2014

¢ Sputnik Kino

WIE KATER ZORBAS DER KLEINEN MÖWE DAS FLIEGEN BEIBRACHTE

Italien 1999 D R: Enzo d’Alò D 79 min, FSK: oA

Von der Möwe Kiki wurde der Hafenkater Zorbas mit dem Ausbrüten ihres letztes Eis beauftragt. Natürlich hält ein Kater sein Wort. Liebevolle italienische Zeichentrickgeschichte. ¢ b-ware!ladenkino

Horst-Stern-Preis 9. Festival des Umweltund Naturfilms 2014

Award of the Minister of Agriculture, Life Sciences Film Festival 2013, Prag

Deutscher Naturfilmpreis Nominierung Darßer Naturfilmpreis 2014

The Prize of the Mayor Agrofilm Fest 2013 Slowakei

Beste Regie Yosemite Film Festival 2013

DER RÄUBER HOTZENPLOTZ

DIE LEGENDE DER PRINZESSIN KAGUYA

Japan 2013 D R: Isao Takahata D 137 min, FSK: oA

Eines Tages findet ein Bambussammler ein Mädchen in einer Bambussprosse. Da er dort auch Geld findet, zieht er Kaguya als Prinzessin auf und bald halten Freier aus dem ganzen Land um ihre Hand an. Aber Kaguya will nicht heiraten… ¢ Start am 20.11.2014

¢ Bundesplatz Kino

SCHULKINOWOCHEN Vom 14. bis zum 28. November verwandeln die 11. SchulKinoWochen Berlin wieder mehr als 25 Berliner Kinos ins Klassenzimmer. Anmeldungen unter: www.schulkinowochen-berlin.de ¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ filmkunst66 ¢ Sputnik Kino am Südstern ¢ Union Filmtheater ¢ Xenon Kino

DER

¢ Bali Kino ¢ Eva Lichtspiele

Mit der erneuten Verfilmung des Kinderbuch-Klassikers von Otfried Preussler lernt auch die heutige Kinder-Generation den Räuber Hotzenplotz und den Kasperl kennen.

BAUER

Deutschland 2006 D R: Gernot Roll D 94 min, empfohlen ab 6

EIN FILM VON BERTRAM VERHAAG MITARBEIT BERNWARD GEIER

Bertram Verhaag IDEE Bernward Geier KAMERA Gerald Fritzen, Waldemar Hauschild, Pauli Hien SCHNITT Melania Singer MUSIK Sami Hammi TON Marcus von Kleist HERSTELLUNGSLEITUNG Eva Linke PRODUKTIONSLEITUNG Jelka Hauschild POSTPRODUKTION msf Michael Sänger Film TONMISCHUNG B.O.A. Video Michael Mitschka PRODUCER Bernward Geier PRODUZENT Bertram Verhaag EINE PRODUKTION DER DENKmal Film VERHAAG GMBH, MÜNCHEN BUCH UND REGIE

COLABORA Let’s work together

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Nachhaltig Wirtschaften

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INDIEKINOHIGHLIGHTS


INDIEKINOHIGHLIGHTS

FILMRAUSCHPALAST SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN UNION FILMTHEATER 25 JAHRE MAUERFALL Auf sehr unterschiedliche Weise begehen der Filmrauschpalast und das Union Filmtheater den 25. Jahrestag des Mauerfalls. Der Filmrauschpalast zeigt PINK FLOYD THE WALL (1982). Das Union Filmtheater feiert mit zwei Filmen von der anderen Seite. Hier laufen mit Konrad Wolfs legendärem Film SOLO SUNNY (1980) und dem in der DDR bis 1990 verbotenen DAS KANINCHEN BIN ICH (1965) von Kurt Maetzig zwei der wichtigsten DEFA-Spielfilme. Die Mauer am liebsten wieder aufbauen würde der „King of Berlin“ Dragan Wende im Dokumentarfilm DRAGAN WENDE – WEST BERLIN (2014). Der Film über den ehemaligen Türstehers von Rolf Edens Clubs lässt noch einmal den etwas schäbigen Glamour des Berliner Westens in den 80er Jahren aufleben und zeigt seinen abgerissenen Helden als einen Wende-Verlierer. Regisseurin Lena Müller stellt den Film im Filmrauschpalast vor.  DRAGAN WENDE – WEST BERLIN: ab 6.11. im Sputnik Kino am Südstern, am 9.11. um 20 Uhr im Filmrauschpalast mit Lena Müller  PINK FLOYD THE WALL: 9.11. um 22 Uhr im Filmrauschpalast  DAS KANINCHEN BIN ICH/SOLO SUNNY: 9.11. im Union Filmtheater

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

FILMREIHEN IN DEN BUNDESPLATZ-KINO BUNTE WIRKLICHKEITEN – EINE FILMREIHE MIT DEUTSCHEN NACHKRIEGSFILMEN FILMRAUSCHPALAST CINEMA OBSCURE Der genossenschaftliche Filmverleih Drop-Out Cinema entstand aus einem Zusammenschluss von Filmclubs und Kinoinitiativen, die sich vor allem dem abseitigen Film widmen. Nun hat Drop-Out einige Filme aus dem Verleihprogramm zur „Cinema Obscure“-Reihe zusammengefasst. Die ersten sechs Filme könnten kaum unterschiedlicher sein. Der entspannte TV-Schwachsinn SHARKNADO 2 steht da neben der brillanten mexikanischen Horror-Entdeckung HERE COMES THE DEVIL, dem low-budget sci-fi mindfuck COHERENCE, dem Neo-Western SWELTER mit dem gealterten Action-Star Jean-Claude van Damme und schließlich dem Schleswig-Holstein-Horror GEFÄLLT MIR. www.filmrausch.de  jeden Samstag um 22 Uhr, außer SHARKNADO 2 am 1.11. um 23.59 Uhr

Immer am Sonntagnachmittag wird es am Bundesplatz filmhistorisch. Aktuell macht sich das Kino daran, in Kooperation mit der deutschen Kinemathek, den deutschen Film der fünfziger Jahre zu rehabilitieren. Die Reihe wurde Wolfgang Jacobsen und Rolf Aurich konzipiert, die gerade ein Buch über den Filmregisseur Harald Braun herausgegeben haben. In „Harald Braun. Literatur, Film, Glaube“ vertreten Aurich und Jacobsen die Position, dass der deutsche Film der Fünfziger welthaltiger und vielfältiger war, als es die Filmgeschichtsschreibung wahrhaben will. Man müsse sich nur einlassen. In SOLANGE DU DA BIST (1953, R: Harald Braun), spielt Maria Schell eine junge Flüchtlingsfrau, die unverhofft zum Filmstar erkoren wird. DER FALL RABANSER (1950, R: Kurt Hoffmann), ist ein Krimi mit Hans Söhnker im regennassen Hamburg und „mit einer verwegenen Stimmung vergeblicher Autorität.“ (Aurich/Jacobsen). Am Drehbuch von DER GLÄSERNE TURM (1957, R: Harald Braun) hat auch der Schriftsteller Wolfgang Koeppen mitgewirkt. In einem modernen Hochhaus in Westberlin entspinnt sich eine Dreiecksgeschichte, jenseits derer der Film ein politisches Modell für Deutschland verhandelt. In DIE GOLDENE PEST (1954, R: John Brahm) kehrt ein Emigrant in seine Heimatstadt zurück und findet alles korrupt und falsch vor. NACHTWACHE (1949, R: Harald Braun) ist die Geschichte eines evangelischen Pfarrers und einer Ärztin und ihrer Zweifel an ihrer Religion. www.bundesplatzkino.de  jeden Sonntag um 15.30 Uhr. Am 16. November Vorstellung des Buches „Harald Braun. Literatur, Film, Glaube“, dazu Brauns Film DER GLÄSERNE TURM von 1957.

SPUTNIK-KINO AM SÜDSTERN OPEN SCREENING Das Open Screening, bei dem jede und jeder ihre und seine Filme mitbringen kann, um sie vom Publikum bewerten zu lassen, ist inzwischen zu einer Institution im Sputnik geworden. Ungewünschte Beiträge können mit einer roten Karte gestoppt werden. Alle beim Open Screening gezeigten Filme können außerdem im Blog www.openscreening.de gesehen werden.  jeden 3. Mittwoch im Monat, diesmal am 19.11., Filmabgabe ab 20 Uhr, „Film ab!“ ab 20.30 Uhr

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

INDIEKINOS EISZEIT-KINO ADULT HORROR MOVIES Seit über zwei Jahren präsentieren die INDIEKINO-Redakteure Hendrike Bake und Tom Dorow jeden Freitag im Eiszeit-Kino Horror für Erwachsene unter dem Motto: The Terror Never Stops. Nachdem im Oktober die einhundertste Vorstellung mit großem Tamtam und acht Filmen auf beiden Leinwänden des Kinos begangen wurde, ist nun wieder Grauen as usual angesagt. Vom Programm stehen bisher zwei Filme fest: Joe Landis’ AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON (1981), mit der besten analogen Werwolf-Verwandlungsszene der Kinogeschichte und eine Preview des Festival-Hits THE BABADOOK (2014) von Jennifer Kent, in dem eine bösartige Wesenheit eine alleinerziehende Witwe bedroht. www.adulthorror.de

BUNDESPLATZ-KINO BERLINFILMMATINEE Jeden Sonntag um 11 Uhr zeigt das Bundesplatz-Kino Berlinfilme, bei denen (fast) immer Gäste im Kino sind. Im November präsentieren der Regisseur Gerd Conradt und Christina Thürmer-Rohr den Film ANFANGEN (2014) über die feministische Aktivistin und Professorin Thürmer-Rohr. Angela Zumpe zeigt ihren Film TRANSIT (2010), über ihren Bruder, der 1968 in die DDR übersiedelte und sich acht Monate später das Leben nahm. Regisseur Peter Zach ist gleich mit zwei Filmen zu Gast: AUS DER MITTE (1995) portraitiert Lebensstile junger Leute im Berlin-Mitte der frühen 90er Jahre. SEHNSUCHT BERLIN zeigt Berlin aus der Perspektive von DAAD-Stipendiaten. www.bundesplatzkino.de  jeden Sonntag um 11 Uhr (außer am 16.11.)

 jeden Freitag um 22 Uhr

EVA-LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM

FILMRAUSCHPALAST FANTASTIC WORLDS ON THE CURVED SCREEN

Die filmhistorische Reihe in den Eva-Lichtspielen widmet sich dem deutschen Kino der 20er, 30er und 40er Jahre. Im November laufen die Tonfilmoperette DAS LIED IST AUS (1930, R: Geza von Borsody), die Verwechslungskomödie FRÄULEIN HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN (1933, R: Karl Lamač) mit Anni Ondra in einer Doppelrolle, die Puschkin-Verfilmung DER POSTMEISTER (1940, R: Gustav Ucicky) mit Heinrich George in einer seiner berühmtesten Rollen und das tränenreiche Drama MAJA ZWISCHEN ZWEI EHEN (1938, R: Fritz Kirchhoff) in dem Lil Dagover sich entscheiden muss. Die Reihe wird von Martin Erlenmaier kuratiert, der auch zu jedem Film eine Einführung hält. www.eva-lichtspiele.de  jeden Mittwoch um 15.45 Uhr

Der Filmrauschpalast beginnt im Oktober eine Science-Fiction- und Fantasy-Reihe, die auf der gekrümmten Panorama-Leinwand und in 35mm spektakulär auszusehen verspricht. Es geht los mit Tim Burtons MARS ATTACKS!, in der schlecht gelaunte Marsmenschen sich gegenüber esoterischen Begrüßungshippies wenig freundlich verhalten. Weiter geht es mit V FOR VENDETTA, der Verfilmung der graphic novel von Grandmaster Alan Moore durch die Wachowski-Brüder. www.filmrausch.de  jeden Freitag, Samstag und Sonntag um 15 Uhr  jeden zweiten Samstag Double Feature um 24 Uhr

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SPUTNIK KINO AM ­SÜDSTERN CASTANHA Wer die Forumsfilme der Berlinale verpasst hat, kann nun einige im Sputnik Kino nachholen. Nachdem im letzten Monat das Doppel THOU WAST MILD AND LOVELY & BUTTER ON THE LATCH zu sehen war, kommt im November CASTANHA. In einer Mischung aus dokumentarischen Elementen, inszenierter Realität und Spielfilmszenen erzählt der Film von João Carlos Castanha, 52, Schauspieler und Transvestit. Obwohl João krank ist, führt er sein Leben weiter wie bisher. Er tritt unbeirrt in kleinen Theatern und in Schwulenbars auf und feiert das Leben. “I think I might go to hell. Hell is a rave. An eternal rave.“, sagt er.  ab 6.11.

CHICAGO INTERNATIONAL FILM FESTIVAL WINNER BEST PHOTOGRAPHY 2013 TORONTO INTERNATIONAL FILM FESTIVAL OFFICIAL SELECTION 2013

WENN DEIN GRÖSSTES ABENTEUER ZUM SCHLIMMSTEN ALPTRAUM WIRD

BALI-KINO FILMTAGE „VOM ABSCHIED LERNEN“

AB 30. OKTOBER IM KINO

WWW.PIONEER- DERF IL M .DE

In Zusammenarbeit mit dem Diakonie-Hospiz Wannsee zeigt das Bali-Kino vom 6.–9. November Filme zum Thema Tod und Sterben. Zu einigen Vorstellungen werden Mitarbeiter des Hospizes anwesend sein und über ihren Alltag im Hospiz, Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten informieren. Die Filme: UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT (2013, R: Frederick Steiner) handelt von einer jungen Frau, die seit ihrer Kindheit an einer Stoffwechselkrankheit leidet. Sie beschließt, in der Schweiz mithilfe einer Sterbehilfe-Organisation aus dem Leben zu scheiden. Das behutsam inszenierte Drama versucht eine ausgewogene Darstellung der Argumente für und gegen Sterbehilfe. In DIE FRAU, DIE SICH TRAUT (2013, R: Marc Rensing) erhält eine ehemalige DDR-Leistungsschwimmerin eine Krebsdiagnose und beschließt, statt mit der Chemotherapie zu beginnen, alle Kräfte auf ihren langgehegten Wunsch, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, zu konzentrieren. MEINE SCHWESTERN (2013, R: Lars Kraume) handelt von einer herzkranken jungen Frau, die ahnt, dass die nächste Operation ihre letzte sein wird. Das Wochenende davor verbringt sie mit ihren Schwestern an der Nordsee. www.balikino-berlin.de  6.–9.11.


BUNDESPLATZ-KINO DIE PATIN

INDIEKINOHIGHLIGHTS

Wenn ein griechischer Regisseur und ein deutscher Kabarettist gemeinsam einen Dokumentarfilm über die Karriere von Angela Merkel drehen, den sie DIE PATIN nennen, verspricht das durchaus neue Perspektiven auf die Bundeskanzlerin. Über ihren Film schreibt die Produktion: „Diejenigen, die mit

ihr zusammen gearbeitet haben, behaupten, dass «Merkiavelli» ihre Macht ohne moralische Schranken ausübt, wie Machiavelli gelehrt hat. Eine Journalistin, die sie gut kennt, behauptet, dass sie dieselben Methoden anwendet wie eine Mafia-Patin. «Wenn ich jetzt ein Buch über die Schock-Strategie schreiben würde», sagt Naomi Klein, «dann wäre es über Griechenland. Wie ist es Merkel gelungen, die deutsche Hegemonie in Europa zu verhängen?“ Stelios Kouloglou und Reiner Kröhnert präsentieren ihren Film persönlich im Bundesplatz-Kino.  23.11. um 20.30 Uhr

ACUD KINO SHORTS ATTACKS: CRIME TIME – VERBRECHEN UND ZWISCHENFÄLLE IM GEWALTMILIEU Die neueste Folge der Kurzfilmreihe SHORTS ATTACKS widmet sich dem Verbrechen. Es werden Killer geschult, Fahrräder geklaut, Erpresserschreiben verfasst, ein Späti wird überfallen, Terroristen werden gejagt und es wird in den Knast gegangen. Nicht nur Profiverbrecher, sondern auch Rentner, Kleinkinder und Polizisten haben es dicke.  5.11. um 21 Uhr

Ab 13. November im Kino

Mommy Ein Film von Xavier Dolan „zart‚ brutal und anders“ DIE ZEIT

„Dolan ist der neue Fassbinder“ TITEL THESEN TEMPERAMENTE

„virtuos in Szene gesetzt“ SPIEGEL ONLINE

www.mommy.weltkino.de

/Mommy.DerFilm


INDIESERVICE

REINICKENDORF

PANKOW

LICHTENBERG  7    E

SPANDAU

MITTE CHARLOTTENBURG-  6  WILMERSDORF  5

MARZAHNHELLERSDO

11

9

FRIEDRICHSHAINKREUZBERG  15    8   4

13   3

1

10    B

C    14    D

TEMPELHOFSCHÖNEBERG

STEGLITZZEHLENDORF

TREPTOWKÖPENICK

NEUKÖLLN

2

DIE INDIEKINOS ACUD KINO MITTE 1

EISZEIT KINO KREUZBERG 4

Veteranenstr. 21, 10119 Berlin Telefon: 030/44 35 94 98, Mail: kino@acud.de, www.acud.de U8, M1 Rosenthaler Platz, M8/12 Brunnenstr./Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof

Zeughofstr. 20, 10997 Berlin Telefon: 030/611 60 16, Mail: info@eiszeit-kino.de, www.eiszeit-kino.de U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof

B-WARE! LADENKINO FRIEDRICHSHAIN 15 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin Telefon: 030/63 41 31 15 ladenkino.de S+U-Bahnhof Frankfurter Allee, Bus 240 Boxhagener Platz, Tram 13 Wühlischstraße

BALI KINO ZEHLENDORF  2

EVA-LICHTSPIELE BERLIN WILMERSDORF 5

6

Teltower Damm 33, 14169 Berlin Telefon: 030/811 46 78, www.balikino-berlin.de S-Bahnhof Zehlendorf

Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Telefon: 030/882 17 53, Mail: mail@filmkunst66.de, www.filmkunst66.de S-Bahnhof Savignyplatz

BUNDESPLATZ-KINO WILMERSDORF 3

FILMRAUSCH­PALAST MOABIT 7

Bundesplatz 14, 10715 Berlin Telefon: 030/85 40 60 85, Mail: kino@bundesplatz-kino.de, www.bundesplatz-kino.de U9, S 41/42/46, Bus 248/N9 U+S-Bahnhof Bundesplatz

Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrausch.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstr., Bus M27 Quitzowstr.

D 44

D NOVEMBER 2014

TILSITER ­LICHTSPIELE FRIEDRICHSHAIN

Segitzdamm 2, 10969 Berlin Telefon: 030/614 24 64, Mail: post@fsk-kino.de, www.fsk-kino.de U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz, U1 Kottbusser Tor

Richard-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@tilsiter-lichtspiele.de, www.tilsiter-lichtspiele.de U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz, Straßmannstraße

HACKESCHE HÖFE KINO MITTE 9

Blissestr. 18, 10713 Berlin Telefon: 030/92 25 53 05, Mail: info@eva-lichtspiele.de, www.eva-lichtspiele.de U7, Bus 101/104/249 Blissestr.

FILMKUNST66 CHARLOTTENBURG

FSK-KINO AM ­ORANIENPLATZ KREUZBERG 8

Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin Telefon: 030/283 46 03, Mail: info@hoefekino.de, www.hoefekino.de S-Bahnhof Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße

SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN KREUZBERG 10 Hasenheide 54, 10967 Berlin Telefon: 030/694 11 47, Mail: post@sputnik-kino.com, www.sputnik-kino.de U7 Südstern, U7/8 Hermannplatz

11

UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN Bölschestr. 69, 12587 Berlin 12 Telefon: 030/6501 3141,­ www.kino-union.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen

XENON KINO SCHÖNEBERG

13

Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin Telefon: 030/78 00 15 30, Mail: service@xenon-kino.de, www.xenon-kino.de S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke

ZUKUNFT ­FRIEDRICHSHAIN

14

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 0176/578 610 79, Mail: programm@zukunft-ostkreuz.de, kino-zukunft.de S-Bahnhof Ostkreuz


INDIESERVICE

INDIEKINO OPEN-AIR

FREILUFTKINO ­POMPEJI FRIEDRICHSHAIN

Im Volkspark Hasenheide, 12049 Berlin Telefon: 030/283 46 03, www.freiluftkino-hasenheide.de U7+U8 Hermannplatz, U8 Boddinstraße

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 030/426 81 29, freiluftkino-pompeji.de S-Bahnhof Ostkreuz

Geschäftsführung: Hendrike Bake Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Thomas Abeltshauser, Hendrike Bake, Tom Dorow, David Herger, Timo Löhndorf, Sebastian Markt, Jens Mayer, Michael Meyns, Toni Ohms, Eileen Reukauf, Hannes Stein, Anna Stemmler Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos

Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint monatlich in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am ­Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Xenon Kino, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: das INDIEKINO BERLIN Magazin kann im PLZ-Bereich 1000 bis 1500 als kostenfreies Abonnement bestellt werden. Es genügt eine Mail mit Ihrer Postadresse an abo@indiekino.de. Bildnachweis: Filmbilder: Filmverleiher Kinobilder Xenon Kino: INDIEKINO BERLIN

Gefördert durch das

medienboard Berlin-Brandenburg GmbH

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Straße, Hausnummer

Druck: Möller Druck & Verlag GmbH, Berlin

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Anzeigen: anzeigen@indiekino.de

Ich möchte das INDIEKINO BERLIN Magazin zum Preis von 25,00 Euro* ab       nach Hause geliefert bekommen. (*Preis für ein Jahr/11 Ausgaben inkl. MwSt.)

Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media)

D NOVEMBER 2014

Ich wohne in Berlin und möchte das INDIEKINO BERLIN Magazin einmal im Monat kostenfrei nach Hause geliefert bekommen.

Kinofotos: Marei Wenzel

Datum, Unterschrift

Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Nalepastr. 18–50, 12459 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de

D

Email-Adresse (optional)

IMPRESSUM

ABONNEMENT

FREILUFTKINO ­HASENHEIDE KREUZBERG  B

Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrauschpalast.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstraße, Bus M27 Quitzowstraße

12459 Berlin

12    A

Revaler Straße 99, 10245 Berlin Telefon: 030/351 224 49, www.freiluftkino-insel.de, S/U-Bahnhof Warschauer Straße

WINDLICHT IM FILMRAUSCH­ PALAST: „UMSONST & DRAUSSEN“ MOABIT  E

Nalepastr. 18–50

Hinter dem Kurpark 13,  A  12587 Berlin Telefon: 030/65 01 31 41, www.freiluftkino-friedrichshagen.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen

Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin einmal im Monat nach Hause. Für Berlinerinnen und ­Berliner ist das Abonnement kostenfrei.

ORF

FREILUFTKINO ­INSEL ZU GAST IM ­CASSIOPEIA FRIEDRICHSHAIN  C

INDIEKINO BERLIN UG

FREILUFTKINO FRIEDRICHSHAGEN FRIEDRICHSHAGEN


INDIENACHBILD

QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE ist ein richtiger Kinderfilm für ziemlich kleine Kinder. Wenn man nicht gerade Journalist ist oder

Kinder hat, hat man Pech, dann muss man sich ein Kind leihen, um im Kino nicht unangenehm aufzufallen.

Trotzdem gibt es in dem Film viele Dinge, die auch für Erwachsene toll sind, die Brötchenverteilmaschine zum Beispiel. Da kommen

die Brötchen in der Bäckerei rein und die Maschine verteilt sie mit Zentrifugalkraft im ganzen Dorf auf den Frühstücks­ tisch. Wenn die Nasenbärbande

NACHBILD

eine Brötchenverteilmaschine baut, dann funktioniert sie allerdings so, dass sie die Brötchen zuerst gegen alles was zerbrechlich ist schleudert und dann gegen die

Teigmaschine und die kippt dann um und macht die ganze Bäckerei kaputt. Ein Glück, dass wenigstens der Nasenbär weiß, wie man eine Fräse richtig bedient. Ab Dezember in den Indiekinos.

VORSCHAU INDIEKINO IM DEZEMBER IM KELLER Ulrich Seidl untersucht Abgründe D CAFÉ OLYMPIQUE Geburtstag mit Fremden D THE DROP – ­BARGELD Unter Gaunern D (K)EIN BESONDERES BEDÜRFNIS Eine Freundin für Enea D EXHIBITION Kunst und Leben D TIMBUKTU Abderrahmane Sissako filmt gegen den Fundamentalismus D VON MÄDCHEN UND ­PFERDEN Coming-of-Age auf dem Reiterhof D WINTERSCHLAF Der Cannes Gewinner 2014 D N – THE MADNESS OF ­REASON Eine Liebe zu Afrika D BLUE RUIN Rache am Rande der Gesellschaft D 1001 GRAMM Marie gerät durcheinander D THE HOMESMAN Eskorte durch die Prärie D DIE WOLKEN VON SILS MARIA All About Eve ­revisited D PADDINGTON Ein Bär in London D 46

D NOVEMBER 2014


DAS AKTUELLE PROGRAMM DER UNABHÄNGIGEN ­ BERLINER LICHTSPIELHÄUSER, TÄGLICH NEUE FILMKRITIKEN UND INFORMATIONEN ZU KINOHIGHLIGHTS, PREMIEREN UND FILMFESTIVALS AUF: WWW.INDIEKINO.DE


Los Angeles

Times

EIN JOHN TURTURRO FILM

AB 6. NOVEMBER IM KINO


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