B.
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april 2012
Baustelle.
das magazin für Verkehrswegbauer
Auf der Überholspur
Seit 12 Jahren ist Daniel Baer von der Kibag Bauführer. Er liebt grosse Projekte – am liebsten auf der Autobahn. Seite 11
Voll parat
Die Abschlussprüfung steht vor der Tür: Tipps und Tricks, wie du dich am besten vorbereitest. Seite 16
Klein, aber oho
Die Burkhart AG ist die kleinste Firma im Fachverband Infra. Im Berner Oberland ist sie eine grosse Nummer. Seite 20
Das n eu e baustel l enm a ga z i n ist da! 1 01/12 B. Magazin
Sichern Sie immer alle Absturzkanten.
Stoppen Sie bei Gefahr die Arbeit. Auch Ihrer Familie zuliebe. Keine Arbeit ist so wichtig, dass man daf端r sein Leben riskiert. Beachten Sie deshalb die lebenswichtigen Regeln der Suva zur Unfallverh端tung. Denn alle haben das Recht, nach der Arbeit gesund nach Hause zu kommen. www.suva.ch
inHaLt
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Achtung, neue bAustelle! Das neue BaustellenMagazin ist da. Viel spass beim Lesen!
einsAtz/REPORT
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lehrstelle/wEiTERBiLDUng
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tAg und nAcht Auf der A1 Start der Vorarbeiten zum 6-Streifenausbau Härkingen–wiggertal.
Wissen/SCHULE
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geWusst Wie Helm und Schaufel braucht es nicht – bei der Vertiefungsarbeit sind Fantasie und Köpfchen gefragt.
mAcher/BERUF
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frAuen Am bAuen Claudia und Janine: zwei Frauen stehen in der Branche ihren Mann.
Komm ins biz im Berufsberatungszentrum deiner Region erhältst du infos und nützliche Tipps zur Berufswahl.
techniK
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schWeres geschÜtz Mit dem 300-Tonnen-Pneukran auf Brückenrückbau.
freizeit/PORTRaiT
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hosenlupf nAch feierAbend Robin lässt die Späne fliegen: Voller Körpereinsatz und viel Teamgeist im Schwingkeller. 01/12 B. Magazin
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Einsatz/News
Die neue «Baustelle» Aus der «Baustelle» ist das Baustellen-Magazin geworden. Gewohnt informativ und packend, aber in einem frischen Layout. Die neue «Baustelle» ist noch mehr als bisher ein Magazin für Jugendliche. Solche, die noch zur Schule gehen, und solche, die bereits ihre Lehre angefangen haben. Aber nicht nur: Die Unternehmer, Berufsbildner und Lehrkräfte kommen weiterhin auf ihre Kosten. Das Baustellen-Magazin zeigt jede Menge interessanter Projekte, Menschen und Geschichten von den Baustellen und aus der Berufsfachschule Verkehrswegbauer. Das macht Lust auf ein spannendes Berufsfeld. Du hast dich noch nicht für eine Berufslehre entschieden? Dann gilt für dich: Das BaustellenMagazin lesen und dir rasch eine Schnupperlehre bei einer Bauunternehmung besorgen. Infos dazu findest du in der Rubrik «Lehrstelle». Die Rubrik «Wissen» steht im Zeichen der Berufsfachschule Verkehrswegbauer in Sursee. Wer zurzeit in die Lehre geht, findet hier nützliche Tipps und Infos. Und alte Hasen erfahren, was an ihrer Berufsfachschule heute läuft.
NEu
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Die Rubriken «Einsatz» und «Macher» sind den Praktikern auf den Baustellen gewidmet. Ob spektakuläre Einsätze, aussergewöhnliche Firmen oder interessante Persönlichkeiten, das Baustellen-Magazin spürt sie auf und erzählt ihre Geschichten. Mensch und Maschine sind ein wichtiges Team auf jeder Baustelle. Im Magazin steht neu eine Doppelseite im Zeichen der Technik: von historischen Dampfmaschinen über Monstertrucks bis zu GPS-gesteuerten Belagswalzen. Hinter dem neuen Magazin steht ein neues Team. Mit dabei sind nicht nur Profis aus dem Verkehrswegbau, sondern auch Lernende aus der Berufsfachschule Verkehrswegbauer in Sursee.
Spannend, fordernd, abwechslungsreich: Lerne einen Beruf im Verkehrswegbau.
Noch besser! Mach uns besser. Kritik und Lob zum neuen Magazin sind uns herzlich willkommen. Hast du Ideen für spannende Geschichten oder witzige Rubriken? Schreib uns in jedem Fall ein E-Mail: baustelle@verkehrswegbauer.ch
Einsatz/News
sauberes bauwasser für gute forellen Der Fachverband Infra sucht Projekte, die das Image des Infrastrukturbaus ins beste Licht rücken. Das innovativste wird jährlich mit dem Infra-Preis ausgezeichnet. 2012 ging der Infra-Preis an die Baustelle «Tieflegung Zentralbahn Luzern» von Implenia. Zwischen dem Bahnhof Luzern und der Haltestelle Mattenhof wurde das Trassee der Zentralbahn auf zwei Spuren ausgebaut und tief gelegt. Mit einem aus geklügelten Deckelbauverfahren unter Überdruck zeigten die Projektleiter ingenieurtechnische Höchstleistungen. Implenia entwickelte gemeinsam mit der Ingenieurgemeinschaft und dem Bauherrn ein innovatives Verfahren, das die heikle Grundwassersituation schonte und überdies die Bauzeit um ein Jahr verkürzte.
Sauberes Wasser im Forellenparadies Spezielles Augenmerk galt bei der Baustelle dem Umweltschutz. Mit einem eigens eingerichteten Fischteich wurde die Sauberkeit des Grund- und Bauwassers laufend kontrolliert. Mit durchschlagendem Erfolg: Während der Bauzeit gediehen über 2500 Forellen. Aus einigen wurden bis zu 50 Zentimeter lange Prachtkerle. Davon landeten ein paar auf dem Grill, doch die meisten wurden in die Reuss und die Freiheit entlassen. LINK
www.infra-schweiz.ch/preis
Handwerk im Trend Eine neue Studie zeigt: Es muss nicht mehr zwingend das Büro oder das Gymi sein. Mehrere Berufsverbände haben gefragt, 300 Jugendliche haben geantwortet: Jeder fünfte Teenager im Alter zwischen 13 und 16 Jahren kann sich eine Lehre im handwerklichen Bereich vorstellen. Auch bei den Eltern zeichnet sich ein Umdenken ab. Glück und Zufriedenheit für ihr Kind ist wieder wichtiger, erst danach kommt der berufliche Erfolg.
ie l z e u g e „ M e in e S p s in d h a l t s s e r ö im m e r G r .“ n Geworde
Übrigens: Viele Jugendliche wünschen sich von ihren Eltern und Lehrern mehr Unterstützung bei der Berufswahl. Umfassende Information über die verschiedenen Arbeitsgebiete helfen den Jugendlichen, sich frühzeitig für den richtigen Beruf zu entscheiden. Zum Beispiel für eine Ausbildung im Verkehrswegbau. Wer sich ausserhalb der Schule über seine berufliche Zukunft informieren will, geht am besten ins Berufsinformationszentrum. Ein solches gibts in jeder grösseren Stadt. Qualifizierte Berufsberater zeigen gern die verschiedenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf. (Siehe Seiten 26/27).
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Einsatz/Report
einsatz auf der A1 Vor dem Start des 6-Streifen-Ausbaus Härkingen–Wiggertal: Auf dem 9,3 Kilometer langen Streckenabschnitt haben die Vorarbeiten begonnen – Tag-und-Nacht-Einsatz auf der A1.
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Einsatz/Report
Bevor der Kran die Brückenteile demontieren kann, muss das Geländer mit einer Trennscheibe entfernt werden. Ein spektakuläres Feuerwerk.
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ie gesamte Belegschaft hat sich auf der Brücke bei Härkingen, hoch über der A1, versammelt. Das Metallgeländer wurde bereits in einem sprühenden Funkenregen entfernt, das Team der Nordwestschweizer Nationalstrassen AG hat den Verkehr auf eine Spur pro Richtung geleitet. Der 300-Tonnen-Pneukran steht bereit zum Rückbau, auf der Brücke sind die Schnitte, die im Vorfeld von der Diamantbohr AG gemacht wurden, deutlich zu sehen. Insgesamt sieben Brückenstücke, jedes um die 30 Tonnen schwer, sollen am Pneukran einzeln auf den Tieflader schweben, der sie in das nahe Kieswerk transportiert. Die Sattelschlepper und der Pneukran benötigen für jede Strecke, die sie fahren, eine Sonderbewilligung. Gut spielt das Wetter mit, der Einsatz musste nicht wegen schlechter Witterung verschoben werden. Als Lichtquellen auf der Baustelle dienen zwei Lichtballons und die Scheinwerfer am Pneukran. Die Temperaturen bewegen sich in moderatem Rahmen, sogar die anwesenden Journalisten scheinen nicht zu frieren. Anspannung liegt in der Luft: Wird alles planmässig ablaufen? Werden sich die
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Brückenteile nicht verkanten? Kann der Zeitplan eingehalten werden? Tonnenschwere Präzisionsarbeit Punkt 21 Uhr kommt Bewegung in die Sache. Der Arm des Pneukrans schwenkt über die Brücke, zwei Männer nehmen die faustdicken Ketten in Empfang und führen sie durch die vorgebohrten Löcher im Brückenboden. Auf dem Gerüst unter der Brücke verbindet das zweite Team die Kettenenden. Der Kranarm bewegt sich, die Kette spannt. Langsam, ganz langsam hebt sich das erste 30-Tonnen- Brückenstück in die Luft. Kein Verkanten, keine ausserplanmässigen Manöver. Hoch über der A1 schwenkt das mächtige Betonteil Richtung Tieflader, das nächste Team nimmt die Ladung in Empfang und befestigt sie sicher auf dem Anhänger. Schon fährt der Sattelschlepper Richtung Kieswerk. Es folgt das zweite und dritte der insgesamt sieben Brückenstücke. Bei den Verantwortlichen am Brückenrand macht sich Erleichterung breit: Alles läuft nach Plan. Die Bohr- und Schneidearbeiten im Vorfeld wurden einwandfrei ausgeführt, der Kranführer leistet Präzisionsarbeit,
Einsatz/Report
Di e ARGE:
und das gesamte Team arbeitet konzentriert. Trotz einspuriger Verkehrsführung fliesst der Verkehr unter der Notbrücke zügig in beiden Richtungen. klare Aufgabenteilung Wetterkapriolen, Zeitdruck, der stetige Verkehr: Harte Bedingungen für die Verantwortlichen und ihr Team. Adrian Meer von der Kibag Langenthal hat als Technischer Leiter die Oberaufsicht über die Arbeitsgemeinschaft (ARGE). Sein Mann vor Ort ist Baustellenchef Daniel Baer (s. Interview S. 11). Insgesamt besteht die ARGE aus fünf Firmen. Ihnen hat der Bauherr, das Bundesamt für Strassen (Astra), den Auftrag zu den Vorarbeiten erteilt. Ein Bauherr, fünf involvierte Firmen, eine zehn Kilometer lange Baustelle und Arbeiten vom Flurweg ausbau bis zum Brückenrückbau – wer behält da den Überblick? Ganz klar: die Bauleitung. Das Ingenieurbüro Rothpletz, Lienhard aus Olten ist innerhalb der Ingenieurgemeinschaft federführend bei der Planung des Ausbauprojektes. Sie stellt mit Claude König, dipl. Bauingenieur HTL, einen kompetenten Bauleiter für die Überwachung der Arbeiten auf der Baustelle.
al gen AG , Langenth • Kibag Bauleistun • Frutiger AG , Thun r AG , Langenthal • HE Hector Egge , Bern • Hans Weibel AG l • Ziegler AG , Liesta
Der Baustellen-Manager Claude König ist unter anderem verantwortlich für die Qualitätskontrolle und die Einhaltung der Termine und des Budgets. Als Schnittstelle zwischen Bauherr, Bauunternehmer und Ingenieurbüro hat er nicht immer leichtes Spiel. Es gilt, Arbeits- und Materialqualität, Sicherheitsrichtlinien, Umweltschutzbestimmungen, Zeit- und Kostenvorgaben unter einen Hut zu bringen. Claude König siehts gelassen: «Ich arbeite gern unter Zeitdruck. Ich habe schon verschiedene Grossprojekte geleitet und fühle mich wohl in der Rolle als BaustellenManager.»
«Als BaustellenManager muss ich stets die Interessen aller Parteien in Einklang bringen.» Claude König, Bauleiter
So jonglieren er und sein Team täglich mit Lieferterminen, Materialkosten, Suva-Richtlinien, Fristenvereinbarungen, Pendenzenlisten und Sitzungsterminen.
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Einsatz/Report
Hier pulsiert die Verkehrshauptschlagader der Schweiz: Claude König, Daniel Baer und Adrian Meer auf dem Mittelstreifen der A1
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So ist das Astra bemüht, die Verkehrsverhältnisse in der Schweiz laufend zu verbessern. Dafür erteilt es die Aufträge an die Autobahnspezialisten. Wie auf der A1 an Claude König, Adrian Meer und
INFO
Baustellen für weniger Staus Die A1 ist eine der meistbefahrenen Autobahnstrecken der Schweiz. Täglich passieren gegen 90 000 Fahrzeuge den Streckenabschnitt Härkingen–Wiggertal. Ob Privat- oder Güterverkehr, alle wollen komfortabel und so rasch wie möglich an ihr Ziel kommen. Wenn eine Baustelle in Sicht kommt, rechnen die meisten Autofahrer mit Stau, Ärger, Zeitverlust. Dass die 1760 Autobahnkilometer in der Schweiz bis ins Jahr 2020 auf 1900 Kilometer ausgebaut werden, um dem ständigen Verkehrswachstum Herr zu werden, daran denkt kaum jemand. Ausbau und Unterhalt des Strassennetzes ist Sache des Astra. Damit Baustellen nicht zwingend zu Staus führen, verbessert das Astra laufend die sogenannte Unterhaltsphilosophie (siehe Box). Während der ganzen Vorarbeiten zum 6-StreifenAusbau Härkingen–Wiggertal fliesst der Verkehr tagsüber auf allen vier Spuren. Einspurig darf die Strecke nur nachts geführt werden.
Daniel Baer und ihre Teams. Sie legen sich jeden Tag und manche Nacht ins Zeug, damit der Verkehr auf der Ost-Westund Nord-Süd-Achse langfristig nicht ins Stocken gerät.
Aktuelle Vorgaben vom ASTRA für reibungslose Unterhaltsarbeiten • Die Arbeiten auf Abschnitten von bis zu 15 km Länge sollen künftig in Etappen von etwa 5 km Länge gemacht werden (rollende Baustelle) • Es werden vermehrt Anreize für schnelles Bauen geschaffen • Es soll wenn möglich im Zweischichtbetrieb gearbeitet werden • Fahrspur-Reduktionen dauern nicht mehr länger als 48 Stunden
• Auf einer Strecke von 30 km vor und nach einer Baustelle dürfen keine weiteren Baustellen vorhanden sein • Umleitungen erfolgen nur nachts oder zu verkehrsschwachen Tageszeiten
Informationen zum Ausbau der A1 und allen weiteren Projekten des Astra: www.autobahnschweiz.ch
Einsatz/Persönlich
Hier bin ich in meinem Element Am liebsten sind ihm Autobahnprojekte mit grossen Teams, starken Maschinen und dem Wettlauf mit der Zeit. Daniel Baer von der Kibag Langenthal ist seit zwölf Jahren im Einsatz als Baustellenchef.
Dani el Baer Baustellenchef der Vorarbeiten
Daniel Baer als Baustellenchef hat alles im Griff: Von der Personal planung über die Kostenabrechnungen bis zur guten Laune seines Teams.
Welche Vorarbeiten braucht so ein 6-Streifen-Ausbau? Wir verlegen Flurwege, richten den Installationsplatz und die Notzufahrten ein und bauen einen provisorischen Zaun sowie eine Kommunikationsleitung. Und natürlich bauen wir die Brücke zurück, und parallel dazu erstellen wir die Notbrücke. Was sind Ihre Hauptaufgaben bei den Vorarbeiten auf der A1? Als Baustellenchef habe ich eine Menge administrativer Arbeiten zu erledigen. Dafür steht mein Büro- Container auf dem Installationsplatz. Hier erstelle ich die monatlichen Abrechnungen, hole Bewilligungen für die Nachtarbeit ein oder arbeite die Bauprogramme aus. Auch wenn ich nicht immer in Überhose und mit Helm auf dem Installationsplatz stehe, weiss ich doch stets genau, was draussen läuft.
Was ist die grösste Herausforderung beim aktuellen Projekt? Ganz klar das Wetter. Wir haben im Oktober angefangen und waren den ganzen Winter über beschäftigt. Nicht gerade die übliche Jahreszeit für diese Arbeiten. Als kurz vor Weihnachten der erste Schnee fiel, gerieten wir beim Bau der Notbrücke in grosse Schwierigkeiten. Die Zeit lief uns davon. Wir mussten zwei Wochen lang Nachtschichten einlegen, um rechtzeitig fertig zu werden. Wie meistern Sie und Ihr Team eine solch schwierige Situation? Mir ist es enorm wichtig, ein motiviertes Team zu haben, das parat ist. Gerade während der harten Zeit vor Weihnachten war es nicht einfach, die Leute bei Laune zu halten. Tag- und Nachtschichten bei Regen und Schnee schlagen irgendwann aufs Gemüt. Nach Abschluss der Arbeiten gab es ein Fondueessen in meinem Büro, das hat die Stimmung wieder gehoben. Ein motiviertes Team ist Gold wert, nicht nur was die Arbeitsqualität betrifft. Eine ausgeruhte und konzentrierte Mannschaft ist darüber hinaus der beste Schutz vor Arbeitsunfällen.
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Wissen/SCHULE
schWerArbeit Abseits der bAustelle Die Vertiefungsarbeit ist teil der abschlussnote. thomas Mächler und Omar Oukachebi erzählen von ihrer Kopfarbeit – ohne Helm und Weste, dafür mit Computer und vielen nachschlagewerken.
name: t homas m ächler Ja hrgang:
1993 Wohnor t: Ga lge nen ber uf: s trassenb auer lehre: 2 009 – 20 12 lehrbet rieb: im plen ia B siebnen au aG, t hem a der Ver tiefung sarbeit: Jugendt ra iner
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eine gewalt, keine Drogen – wähle etwas, das mit dir und deinem Leben zu tun hat. Soweit die aufl agen für die Vertiefungsarbeit, die alle absolventen im letzten Lehrjahr an der Berufsfachschule verfassen müssen. Die arbeit ist Bestandteil der abschlussnote und wird einerseits schriftlich abgegeben, anderseits mündlich vorgetragen. Beides wird vom Lehrer und vom Experten kritisch benotet. Ein Mindestumfang der schriftlichen arbeit ist vorgegeben, der mündliche Vortrag sollte im Minimum zehn Minuten Redezeit beinhalten. Eine gute Möglichkeit also, im Qualifikationsverfahren eine gute Teilnote zu erlangen. Oder nicht?
ArAbischer frÜhling, oder doch der turnVerein? ganz einfach war es nicht, meinen Thomas Mächler und Omar Oukachebi einhellig. Die beiden Strassenbauer im 3. Lehrjahr haben sich anfangs schwergetan mit
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„ Das m e ist e ic h au s d e ko n nte m au fsc h r e iB Ko p f e n .” dem Einstieg in ihre Vertiefungsarbeit. «Die Themenwahl war eine Herausforderung», meint Thomas im nachhinein. «zuerst wollte ich über meinen Lieblingsfussballverein, den FC Bayern München, schreiben. aber irgendwie hat das ja nicht direkt etwas mit mir zu tun.» Und ausserdem, was gibt es über den Verein zu erzählen, das nicht schon alle wissen? also erneut über die Bücher, oder besser gesagt über sich selbst nachdenken. auch Omar hat sich gedanken gemacht. Der Schweizer mit algerischen wurzeln hätte am liebsten etwas über den arabischen Frühling oder über sein Hobby Kung-Fu geschrieben. Doch das eine hatte – wie der FC Bayern München bei Thomas – zu wenig mit seinem Leben zu
Wissen/SCHULE
„ Ich invest ie v ie l Z e it in rte V e r t ie f u n d ie gs a r B e it.”
tun, und Kung-Fu hat er vorübergehend auf Eis gelegt, um sich ganz auf seine ausbildung konzentrieren zu können. Schliesslich war es Thomas, der Omar auf die idee brachte. «Schreib doch etwas über Muslime in der Schweiz», so sein Vorschlag. Entscheidung gefallen – als praktizierender Muslim kann Omar zu dem Thema aus dem Vollen schöpfen. Und auch Thomas fand schliesslich etwas, das wirklich Teil seines Lebens ist und über das er eine Menge erzählen kann: Seine aufgabe als Jugendtrainer beim Turn- und Sportverein galgenen. recherchieren, formAtieren, poWer-pointen … nachdem die Themen definiert waren, legten beide los. Fotos mussten im Vorfeld gemacht werden – zum Schreiben der eigentlichen arbeit erhielten die Schüler in den Blockwochen im november während des Unterrichts zeit. Dort bekamen sie bei Computerproblemen zudem Support von den Lehrern.
Thomas nutzte vor allem diese Stunden, um an seiner arbeit zu schreiben. Einzig ein interview mit einem seiner Schützlinge musste er auf ein wochenende verschieben. anders Omar. «ich habe auch viel zeit daheim in die arbeit investiert», erzählt er. «ich habe viel recherchiert und meine Eltern gefragt.» ganz besonders Mühe hat sich Omar mit dem Titelbild seiner arbeit gemacht. wie seinerzeit sein bester Freund Mohamed, der seine Vertiefungsarbeit auf parfümiertes Papier geschrieben hat, wollte auch er etwas Besonderes, wollte sein werk abheben von den anderen. So hat er kurzerhand im internet eine illustratorin gesucht. Sie hat für ihn sein Titelblatt nach wunsch gezeichnet. Thomas konnte viele Bilder seines Turnvereins vom internet herunterladen. Einmal angefangen, hat beide der Ehrgeiz gepackt, und das Schreiben fiel immer leichter. «ich hatte die meisten informationen in meinem Kopf», so Thomas. «ich musste sie nur noch auf Papier bringen. ich hätte nie gedacht, dass ich so viel zu erzählen habe.»
uk Om a r O : e m a n
achebi
9 ng: 198 Jahrga ich r t: Zü r Wohno bauer rassen t s : f u be r 2012 2009 – aG, lehre: t r aba g s : b e i r t lehrbe on rbeit: Dietl i k f u n g sa e i t r e der V weiz t hem a der sch n i m le s a ls Mo
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Keine Angst Vor heiKlen themen Sowohl Omar als auch Thomas haben sich ausserdem nicht gescheut, auch kontroverse Themen anzuschneiden. So thematisiert Thomas in einem Kapitel das Problem Mobbing, das auch im Vereinssport auftreten kann. Omar äussert sich in seiner arbeit zu der umstrittenen Minarett-initiative in der Schweiz. Fazit? «ich habe eine ganze Menge über meine Religion dazugelernt», so Omar. «Obwohl ich prak-
tizierender Muslim bin, wusste ich vieles nicht so genau. ich habe meine Eltern, Bücher und das internet zu Rate gezogen. Mir hat die arbeit grossen Spass gemacht.» auch Thomas sieht im nachhinein die Vorteile der aufgabe. «zuerst fand ich die Vertiefungsarbeit eigentlich unnötig. aber jetzt bin ich sogar froh, sie geschrieben zu haben. ich bin stolz auf meine arbeit und überrascht, wie gut mir das Schreiben schliesslich von der Hand gegangen ist.»
„Ic h ha ibe ein e Me ng e üB er me ine n Glau Be n da zu ge le rnt.”
ic h e Te il „ D e r m ü n d l h am mac hte m ic ös .” rv m e iste n n e
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Wissen/SCHULE
mÜndlich mAl Anders Strassenbauer Tim Rutschi hat seine Lehre vor einem Jahr abgeschlossen. Sein grosses Hobby ist der Rap. Unter dem namen Tii Ten rappt er schon seit jungen Jahren, was das zeug hält. So hat er den mündlichen Teil seiner Vertiefungsarbeit über sein Hobby vor der Klasse gerappt – Standing Ovation und Bestnote garantiert!
linK
www.bauberufe.ch/tiiten
mut Wird belohnt als experte beurteilt Fredy thürig auch die Vertiefungsarbeiten. sein tipp: eine clevere themenwahl und persönliches engagement sind die halbe Miete auf dem Weg zu einer guten note. Drogen und gewalt sind tabu – aber auch Fussballclubs und Popstars sind nicht unbedingt gefragte Themen für die Vertiefungsarbeit. als Lehrer allgemeinbildung und Experte bei den Vertiefungsarbeiten empfiehlt Fredy Thürig eine sorgfältige und wohl überlegte Themenwahl. Was empfehlen Sie den Schülern bei der themenwahl? neben den grundlegenden inhaltsvorgaben ist die wahl des Themas ein entscheidender Punkt für eine gute note. in der Vertiefungsarbeit sollen sich die Schüler mit sich selbst oder zumindest mit einem Teil von sich selbst auseinandersetzen. Dies kann sich auf ein Hobby, auf die Familie, die Herkunft, den glauben oder sonst etwas beziehen, was Teil des Lebens des Jugendlichen ist oder war. Welche Hilfestellung bekommen die Schüler im Vorfeld? Die Themenbegleitung und zielformulierung beginnt bereits Ende des zweiten Lehrjahrs. Bei der Konzeptvorbereitung werden die Themen besprochen. Die ganze arbeit, das heisst der schriftliche und der mündliche Teil, ist für die
Schüler eine grosse Chance. zum einen lernen sie, selbständig etwas zu erarbeiten. zum anderen haben sie die Möglichkeit, sich dank eines geschickt gewählten Themas voll einzubringen und eine gute note zu erlangen. bei welchen themen blocken Sie ab? gefragt ist Persönliches. Bei Themenvorschlägen wie Fussball oder Snowboarden muss der Vortrag beziehungsweise der inhalt schon äusserst interessant sein, damit die arbeit etwas hergibt. natürlich sind beides beliebte und verbreitete Hobbys. anderseits gibt es im Leben eines jeden Facetten, die vielleicht noch niemand kennt. Mut zum Persönlichen, nicht alltäglichen wird belohnt. als experte bekommen Sie eine ganze menge Vorträge zu hören – welche Herausforderungen gilt es bei der benotung zu meistern? Bei rund hundert Vorträgen, die beurteilt werden müssen, ist es in der Tat nicht immer ganz einfach, neutral und objektiv zu bleiben. Doch die Vorträge werden stets von zwei verschiedenen
F R e DY t H ÜRig Fachschaf tl eiter allgemeinbi ldung
Lehrpersonen beurteilt. natürlich berühren Vorträge mit sehr per sönlichen Themen uns Experten, aber auch die Klasse sehr. Die Jugendlichen haben nicht selten in der Vergangenheit bereits Erfahrungen machen müssen mit Tod, Kriminalität oder Drogen. wer den Mut hat, vor der Klasse diesen Teil seines Lebens zu thematisieren, hat meinen grössten Respekt. aber es müssen nicht unbedingt schwere oder tragische geschichten sein. Tim Rutschi hat das letztes Jahr eindrücklich bewiesen mit seiner arbeit über das Rappen – die mündliche Prüfung war ein Volltreffer! wie gesagt, wer findig ist und viel Herzblut in seine arbeit steckt, hat auf jeden Fall eine gute ausgangsposition.
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Wissen/SCHULE
lAp: gut Vorbereitet ist hAlb bestAnden Mit der schlussprüfung endet die Grundausbildung. anfang Mai und anfang Juni treten über 300 Lernende an der Berufsfachschule zur LaP an. ihre Lernmethoden sind verschieden. Das Baustellen-Magazin hat sich umgehört.
Joël R od
20 Jahre
rigues-Pe
reira
Die schriftliche Prüfung
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ch übe mit den Fragebogen. zusätzlich mache ich mir Karteikärtchen. zwei bis drei Tage vor der Prüfung lerne ich nicht mehr. ich mache so meinen Kopf frei. Das ist mein Tipp. Bei mir funktioniert das gut.
o Cas Rinald 20 Jah
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Rony Vetter 23 Jahre
t r i s ch e
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m besten lerne ich, wenn ich mir selbst laut vorlese. Oder ich erkläre jemandem die Fragen. Das kann auch mal einfach die wand oder der Tisch sein. Sonst nutze ich wie alle anderen die Fragebogen. am meisten Respekt habe ich vor der Mathe-Prüfung. aber da muss ich einfach durch.
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tiPPKollegen
«Den So ler nt abfragen. mit.» h man g leic
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ich nehme mein eigenes werkzeug und vor allem meine eigenen absteckeisen an die Prüfung mit. Mit ihnen fühle ich mich sicherer als mit dem Material vor Ort.
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ch lerne ein Thema nach dem andern und schreibe je eine zusammenfassung. Mindmaps sind mir zu wenig umfassend. Super sind die älteren Prüfungen, die wir zum Üben bekommen. Die arbeite ich alle durch.
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Die praktische Prüfung
im Betrieb machen wir ein Übungsobjekt, so wie es an der Prüfung verlangt wird. Mein Fokus liegt dabei auf Schnelligkeit und genauigkeit. Die Steine an der Prüfung seien nicht alle so gut. aber ich bin sicher, man kann auch mit ihnen etwas Schönes machen.
Der zeitdruck ist für mich die grösste Herausforderung. ich darf keine zeit verlieren. Damit derjenige, der mir an der Prüfung assistiert, gut arbeiten kann, werde ich am Vortag alles sauber vorbereiten. am Prüfungstag kann er so gleich loslegen, während ich mich noch einlese. Das ist mein Plan. im Lehrbetrieb übe ich das Steine-Setzen und die absteckungen nochmals ganz gezielt.
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geWichtung der QuAlifiKAtionsbereiche fÜr die schlussnote
Berufsspezifische Kenntnisse
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allg. berufskenntnisse
20% 20%
40%
allgemeinbildung erfahrungsnote
Praktische arbeit
10% 10% 20% 10%
50%
QuAlifiKAtionsVerfAhren efz und ebA im berufsfeld VerKehrsWegbAu Du hast das Qualifikationsverfahren bestanden, wenn sowohl deine Schlussnote in der praktischen arbeit als auch dein gesamtdurchschnitt mindestens 4,0 beträgt.
schöner surfen
Die Erfahrungsnote ergibt sich aus den noten deines Semesterzeugnisses und deinen Kompetenznachweisen aus den überbetrieblichen Kursen.
jetzt onli ne!
Die website der Berufsfachschule erstrahlt in neuen Farben. Du findest schnell Dokumente, Formulare und informationen zu den Lehrgängen, zur Schule und zum Team. Ergänzt wird das angebot mit einer agenda und vielen Fotos von der Berufsfachschule Verkehrswegbauer.
linK
www.verkehrswegbauer.ch
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Wissen/Inside
Zum Schulbeginn ein neues Schlafzimmer
R. E. S. P. E. C. T. Rund 300 Lernende sind gleichzeitig hier an der Berufsfachschule in Sursee. Und fast gleich viele wohnen und schlafen jeweils im Gebäude 10. Wo viele Menschen sind, ist immer etwas los. Manchmal auch das Chaos. Unerwünschte Begleit erschei nungen des Zusammenlebens kommen plötzlich zutage. Darum ein heisser Tipp von erfahrenen Lernenden. Tipp für deine Schulwochen Nimm Medikamente und Toilettenartikel mit: Seifenspender, Medizin gegen Kopfschmerz, Übelkeit und Erkältung. Eine Portion Anstand und Respekt deinen Mitbewohnern gegenüber gehört ebenfalls mit ins Handgepäck.
Im August ist das neue Wohnhaus für Lernende im Gebäude 10 fertig. 200 Doppelzimmer, brandneue Nasszellen, eine Jugendbeiz und moderne Freizeiträume bieten reichlich Raum und mehr Komfort für die Lernenden.
Das Baustellen-Magazin hält dich über die Eröffnung und die neuen Räumlichkeiten auf dem Laufenden. Live-Bilder von der Baustelle auf www.campus-sursee.ch/aktuell/ baudokumentation.html
Ausflug nach Sursee Möchtest du abends kurz durchlüften und das Campusgelände verlassen? Sursee bietet Tapetenwechsel. Beliebt und oft frequentiert sind die Sunset Bar oder das Que Pasa in der Oberstatt 17. Für Konzertbegeisterte oder die etwas Älteren unter euch: Im Kulturwerk 118 findet mindestens zweimal wöchentlich eine Veranstaltung statt. Und in der Goose Bar werden auf vier Screens jeweils Sportsendungen wie UEFA
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Champions League und die Europameisterschaft übertragen. Eine sichere – und rechtzeitige – Rückkehr ist garantiert mit dem Shuttlebus der BFS um 22.30, 23.00 und 23.30 Uhr ab Sursee City. LINK
www.sunset-bar.ch www.goose-bar.ch (ab 20 J.) www.kulturwerk118.ch
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Abends nix los? Drei Wochen tagsüber lernen, aber abends die Zeit totschlagen? Pius Forster, 3. Lehrjahr Strassenbau, schildert, was in Sachen Ausgehen und Unterhaltung los ist.
Mehr Platz Fürs Lernen Der Platz wird knapp an der Berufsfachschule Verkehrswegbauer. Mit einer Investition von 5 Millionen Franken wird das Schulhaus ab Sommer 2012 ausgebaut. Bis 2014 werden eine Werkstatt und drei neue Schulzimmer gebaut. Auch die in die Jahre gekommene TiefbauHalle und das Hauptgebäude werden saniert. Die ersten Bauarbeiten beginnen diesen Sommer.
Rund tausend Lernende im Berufsfeld Verkehrswegbau besuchen zurzeit die Berufsfachschule Verkehrswegbauer – so viele wie noch nie. Die Schulgebäude in Sursee sind an ihre Kapazitätsgrenze gestossen, die Klassenzimmer werden knapp. Der Fachverband Infra, die Trägerorganisation der Berufsfachschule, investiert deshalb fünf Millionen Franken in die Gebäude und die Infrastrukturen.
«Ich gehe regelmässig in den Fitnessraum, ins Schwimmbad, im Sommer an den See und im Winter in die Sauna. Wer keine Lust auf Sport hat, kann zum Beispiel den Computerraum nutzen. Einige der Schüler schauen abends DVD, spielen Playstation oder Karten. Hier an der Schule werden regelmässig Pokerturniere organisiert, oder man geht gemeinsam zum Paintball. Oder mit Klassenkollegen ins Restaurant Baulüüt etwas trinken. Die Möglichkeiten und Angebote an der Schule sind vielfältig. Wer sich da immer noch langweilt, der ist in zehn Minuten im Dorf.»
Platz für Gleisbaupraktiker und Baumaschinenführer Der Ausbau wird zudem genug Platz schaffen, um ab 2014 die zwei bis vier zusätzlichen Klassen der neuen Lehrgänge Gleisbaupraktiker EBA und Baumaschinenführer EFZ unterzubringen. Mehr Infos über die neuen Lehrgänge gibt es demnächst im Baustellen-Magazin.
Mehr zum Campus-Angebot: LINK
www.campus-sursee.ch
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gross im Geschäft Das Baustellen-Magazin hat gesucht und gefunden: Die Burkhart AG im beschaulichen Spiez ist die kleinste Firma beim Fachverband Infra. Mit einem Lernenden und maximal zehn Angestellten mischt das kleine Bauunternehmen im Berner Oberland trotzdem bei den ganz Grossen mit.
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piez an einem sonnigen Morgen: Das Bergpanorama des Berner Oberlandes präsentiert sich von seiner schönsten Seite. Die Sonne glitzert über den schneebedeckten Gipfeln und spiegelt sich in dem kleinen braunen Bächlein, das durch die Kirchgasse fliesst. Seinen Ursprung hat der nicht ganz natürliche Wasserlauf just vor dem Haus Nummer 22. Es ist das Elternhaus von Hans Burkhart, Firmeninhaber des Bauunternehmens Burkhart AG. Das schmucke Haus hat der Unternehmer gleich selbst komplett umgebaut und bewohnt es mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen. Im teilweise ausgebauten Dachstock befindet sich zudem das Büro der Firma. Hans Burkhart steht in seiner Küche und blickt zum Fenster hinaus. «Wasserrohrbruch», kommentiert er mit Blick auf die kleine abgesperrte Baustelle draussen auf der Strasse. «Das ist schon der vierte in Spiez innerhalb nur einer Woche.» Praktisch, wenn man das Problem selbst
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beheben kann. Zwei Angestellte des Familienbetriebs kümmern sich heute um den Schaden in der Kirchgasse. Vom Wasserrohrbruch bis zum Untertagbau Das ist nur einer der zahlreichen Arbeitsbereiche der Burkhart AG. In den 36 Jahren seit Bestehen der Firma unter dem Inhaber und Geschäftsführer Hans Burkhart wurden viele Projekte – darunter einige ganz grosse – realisiert. «Früher hatte man als kleine Firma noch eher die Chance, bei grossen Projekten mitzumachen», so Hans Burkhart. Er erzählt von vorgespannten Brücken, von Unterführungen unter dem Seespiegel, vom Umbau des Bahnhofs Spiez, bei dem die Burkhart AG die technische Leitung der ARGE innehatte. Sogar bei einem Untertag-Projekt mit einer der grössten Firmen der Branche, der Frutiger AG, hat das Familienunternehmen mitgewirkt. Mit der heute üblichen Vergabepraxis haben die Kleinen eher geringe Chancen,
bei Gross projekten eine tragende Rolle zu spielen. Hans Burkhart und sein Team haben sich aber eine eindrückliche Stammkundschaft aufgebaut, zu der nebst privaten Auftraggebern die Gemeinde Spiez, die BKW, die BLS und – dank ausgezeichneter Referenzen – neu auch die Stadt Thun zählt. Patron Burkhart, den man jeden Tag auf jeder seiner drei Baustellen persönlich antrifft, formuliert das wichtigste Verkaufsargument seines Unternehmens so: «Wir machen Qualitätsbüez, die verhäbt.» Einfach, ehrlich und bewährt.
Firmeninhaber Hans Burkhart > Die Burkhart AG zählt auf qualifizierte Angestellte mit bis zu 30-jähriger Erfahrung.
Macher/firmen
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Macher/Beruf
Du fährst auf meiner Strasse! Das ist keine Drohung – das ist die reine Freude am Ergebnis von Strassenbauerarbeit. Zwei Frauen teilen die Begeisterung für einen typischen Männerberuf.
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Claudia Jud arbeitet als Bauführerin bei Implenia Buchs, St. Gallen.
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laudia Jud ist Bauführerin. Sie blickt auf fast zwanzig Jahre Erfahrung in einer Männerdomäne zurück. Nach der Ausbildung und ein paar Jahren Praxis als Tiefbauzeichnerin entschied sie sich für einen Beruf an der frischen Luft: Sie begann als Strassenbauerin, wurde dann Vorarbeiterin und Polierin. Heute führt sie mehrere Baustellen. Für die Bauführerin war der Wechsel damals logisch. «Als Tiefbauzeichnerin musste ich regelmässig auf die Baustelle. Dort fühlte ich mich sofort wohl. Als ich mich mit 27 Jahren zum Wechsel entschloss und das erste Mal mit anpacken durfte, dachte ich: Das ist geil.» Genauso begeistert ist Janine Aeschbacher. Die 18-jährige Lernende musste ihre erste Ausbildung als Kleinmotorrad-Mechanikerin wegen einer Öl-Allergie abbrechen. Als ihr eine Kollegin von der Ausbildung zum Strassenbauer erzählte, war sie begeistert. «Ich wusste sofort: Das ist mein Beruf.» Janine ist eine Macherin – genau wie Claudia. Zusammen mit dem BaustellenMagazin treffen sich die zwei Frauen zum
ersten Mal, trinken Kaffee und tauschen ihre Erfahrungen aus. Frauen in dieser Branche sind ja eher ungewöhnlich … Janine: Stimmt, aber ich mache mir gern die Hände schmutzig. Schon als Kind war ich am liebsten draussen. Für mich ist es irrelevant, ob das ein Männerberuf ist oder nicht. Claudia: Da bin ich genau gleich wie Janine. Ich habe früher auch lieber mit Lastwagen gespielt und war draussen am Dräckele. Meine Freunde und die Familie finden, die Arbeit auf dem Bau passe gut zu mir. Janine: Auch bei mir war niemand wirklich überrascht. Wenn jemand das Gefühl hat, ich als Frau könne nicht schaufeln, beweise ich ihm das Gegenteil. Was macht euch bei der Arbeit am meisten Spass? Janine: Eigentlich alles. Vom Steinsetzen über Belagseinbau bis hin zum Werklei-
Macher/beruf
tungsbau. Es gibt nichts, was ich nicht gern tue. Aber am liebsten baue ich Belag ein. Claudia: Als Strassenbauerin habe ich gern Pflästerungen, Kanalisationen, Werkleitungen, Gräben gemacht. Mit der Zeit auch Belagsarbeiten. Dafür braucht es halt einfach Übung. Man hat schon seine Favoriten. Janine: Hauptsache, nicht den ganzen Tag walzen. Das ist sehr anstrengend. Hin und her, hin und her. Da muss sehr konzentriert und genau gearbeitet werden. Sonst kann man viel kaputtmachen.
ich sehe, wie darauf langsam die Strasse entsteht. Dann denke ich: Wow, die habe ich gemacht! Claudia: Meine Strasse! Das kenne ich. Ein cooles Gefühl. Als Polierin habe ich mir manchmal erlaubt, als Erste darüber zu fahren. Das war lässig. Was sind die besten Voraus setzungen für diese Arbeit? Janine: Vor allem Freude am Beruf. Wer keine Freude hat bei dem, was er tut, ist hier falsch.
Claudia: Das Schöne an der Arbeit als Strassenbauerin ist die Vielseitigkeit. Eine Umgebung gestalten, einen kleinen Vorplatz …
Ist das alles? Was ist mit der Muskelkraft? Janine: Am Anfang ist es hart. Da kommt man abends nach Hause, duschen, schnell essen und ab ins Bett.
Janine: Es ist super, wenn man am Schluss das Resultat sieht. Der Polier drückt mir manchmal den Plan in die Finger und sagt: Mach das! Da ist zuerst die Wiese, und
Claudia: Zu Beginn konnte ich kaum einen Zementsack heben. Jetzt werfe ich ihn. Für die sehr schweren Arbeiten hat man Maschinen. Grundsätzlich braucht
Janine Aeschbacher ist im 3. Lehrjahr Strassenbau bei der Niklaus AG in Feldbrunnen
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Macher/Beruf
Claudia: Sie hatten wohl die falsche Vorstellung vom Beruf. Janine: Man muss erst mal beweisen, dass man etwas draufhat. Frauen wahrscheinlich noch mehr als Männer. Wenn man respektiert wird, lässt man sich auch gern einmal von den Kollegen helfen. Und das tun sie gern. Claudia: Ich werde schon ein bisschen auf Händen getragen. Aber ernsthaft: Ich glaube nicht, dass es mit Mann- oder Frau-Sein zu tun hat. Es kommt auf die Persönlichkeit an. Erfolg hat also, wer sich einsetzt … Janine: Viele wählen den Beruf, weil man sehr gut verdient. Aber das bringt dich nicht weiter. Ich habe einen super Arbeitgeber, er lässt mich viel machen, obwohl ich erst im dritten Lehrjahr bin. Er schickt mich oft mit den Facharbeitern auf die Baustelle. Er weiss, dass er mir vertrauen kann. Das ist ein gutes Gefühl.
rtu n g o w t n a r ”Ve m e n i st h e n r e B ü G e f ü h l” s e t u g ein man eher Ausdauer als Kraft. Kondition, körperliche Fitness, ist Voraussetzung. Das Wetter belastet eigentlich mehr als die Arbeit, dieses Auf und Ab der Temperaturen im Herbst und Winter. Der Körper kann sich nicht so schnell umstellen.
es gerade mal eine Handvoll Frauen in ihrer Position. Heute wird ihr viel Respekt und Achtung entgegengebracht. Doch vor allem für ausländische Arbeiter ist es nach wie vor ungewohnt, einer Frau beim Schaufeln zuzusehen.
Janine: Und dann die Nässe, wenn es so richtig regnet. Da kannst du anziehen, was du willst, irgendwann wirst du nass. Hitze und Kälte sind weniger schlimm.
Claudia: In der Ausbildung nahmen sie mir sogar die Schaufel aus der Hand. «Du nix schufle, du Signorina!» Sie liessen mich fast nicht arbeiten. Heute sind das aber diejenigen, die mich am meisten respektieren.
Ist Frau-Sein ein Vorteil oder ein Nachteil in eurem Beruf? Claudia: Beides. Ich habe die Männer draussen in zwei Kategorien geteilt. Die einen akzeptieren dich von Anfang an, die anderen finden, Frauen gehören nicht auf den Bau. Denen muss man zeigen: Hey, ich mache die gleiche Arbeit, ich steige auch in diesen Schacht, ich kann das genauso wie du. Dann erntet man Respekt. Claudia Jud ist die erste Frau, die am Ausbildungszentrum in Sursee die Prüfung zur Bauführerin ablegt. Schweizweit gibt
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Janine: Das habe ich auch erlebt. Das mochte ich gar nicht. Frau hin oder her – ich mache dieselbe Büez. Eine Frau sollte nicht die Schwache spielen, sonst ist sie schnell weg vom Fenster, spätestens im dritten Lehrjahr. Wir waren in unserem Jahrgang acht Frauen. Fünf davon haben aufgehört. Entweder war es ihnen zu kalt oder zu heiss, oder der Fingernagel ist abgebrochen. Es war von Anfang an klar, wer aufgeben würde.
Apropos lernen: Wie läuft es in der Schule, Janine? Janine: Ich will die Ausbildung mit 5,4 abschliessen. Früher war ich eher faul, aber irgendwann habe ich mich entschieden: Jetzt zeige ich es allen. Von da an ging es immer weiter aufwärts. Wenn du in der Schule gut bist und du mehr weisst, wird dir auch draussen auf der Baustelle mehr Respekt gezollt. Claudia: Fast wie bei mir. Auch ich kam in der Lehre an einen Punkt, an dem ich beschloss: Denen zeige ich es! Ich habe dann mit 5,0 abgeschlossen. Ein bisschen Ehrgeiz ist gut.
” D u n ix sc h u f le , d u S ig n o r in a !”
Macher/beruf
«Wir sind uns sehr ähnlich!» Claudia und Janine tauschen sich aus bei einem Kaffee.
lasse sagen alle, die jetzt Bauführer werK den, sie hätten sich das früher nie vorstellen können. Aber ich habe mir überlegt: Will und kann ich bis 60 draussen arbeiten? Ich habe mir vorgestellt, wie das wäre: Da kommt jemand auf die Baustelle und fragt: Wo ist der Polier? Und der Arbeiter antwortet: Da, die alte Frau da drüben. Klar, nicht jeder ist als Bauführer geeignet. Als Polier schaffst du dir eine gute Grundausbildung mit vielen Möglichkeiten. Du lernst logisches Denken, machst Arbeitsvorbereitung, schreibst Rapporte, lernst mit Menschen umgehen und Leute führen.
nen ” Vo n m e i n f ü h l e ko l l e g e vo l l i c h m i c h t.” r a k z e pti e
einfach vorwärts machen. Am Schluss kannst du dann nochmals kontrollieren.
Die Gemeinsamkeiten und die Freude an ihrer Arbeit auf der Baustelle werden im Gespräch offensichtlich. Gut möglich, dass sich die zwei Frauen in Zukunft beruflich wieder über den Weg laufen. Oder gar gemeinsam «ihre» Strassen überqueren.
Janine: Ich will halt alles immer sehr genau machen. Claudia: Du erinnerst mich wirklich sehr an mich.
Bald sind Abschlussprüfungen … Janine: Wegen der Theorieprüfungen mache ich mir keine grossen Sorgen. Anders bei der praktischen Prüfung. Vor den Absteckungen zum Beispiel habe ich grossen Respekt. Draussen ist das viel einfacher als in der Halle.
Möchtest du denselben Weg wie Claudia einschlagen? Janine: Die Polierausbildung möchte ich auf jeden Fall machen. Dann sehen wir weiter. Aber Bauführerin, das ist nichts für mich. Zu viel Büroarbeit! Claudia: (lacht) Ja, das habe ich auch gesagt! Und nicht nur ich: Bei mir in der
Claudia: Du musst vor allem auf die Zeit schauen. Nicht zu stark ins Detail gehen,
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lehrstelle/wEiTERBiLDUng
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Technik
«Big Toys for Big Boys» Millimetergenaue Manöver mit tonnenschweren Teilen. Es klingt wie DER Bubentraum schlechthin. Auf Brückenabbruch mit dem 300-Tonnen-Pneukran.
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rei Millionen Franken teuer, 72 Tonnen schwer und eine Teleskoparmlänge von 130 Metern. Noch Fragen? Der Pneukran B25 der Firma Senn AG hat imposante Masse und ist rege im Einsatz. So auch im Januar bei den Vorarbeiten auf der A1 in Härkingen. Für den geplanten Ausbau der A1 auf sechs Streifen ist die bestehende Autobahnbrücke zu kurz und muss weichen. Für den Rückbau wurde sie von der Diamantbohr AG in sieben Stücke zersägt. Jedes Stück wiegt dreissig Tonnen. Diese gilt es mit dem Kran auf den bereitstehenden Laster zu verladen, der die Brückenteile einzeln ins nahegelegene Kieswerk Gunzgen transportiert.
Ein Kran mit tonnenweise Zubehör Fangen wir ganz vorn an: Um die millimetergenaue Arbeit sicher und reibungslos ausführen zu können, muss der Pneukran an der richtigen Stelle installiert werden. Diese wird vorgängig begangen und genau vermessen. Der Boden um den Kran wird immerhin mit 135 Tonnen belastet werden. Da lohnt es sich ganz bestimmt, über allfällige Gasleitungen oder Hohlräume unter dem Boden Bescheid zu wissen. Anhand der angefertigten Pläne bereitet das Team vor Ort die Installation des Pneukrans vor. Der B25 benötigt Zusatzmaterial, das in drei Lastwagen auf den Platz gefahren wird, wie zum Beispiel die 100 Tonnen Gegenballast, die am Kran montiert werden. Zahlreiche Betonplatten werden unter den Abstützarmen platziert. Und allein die Kette,
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die später um die einzelnen Brückenteile gelegt wird, wiegt 800 Kilogramm. Für die Installation sind drei Mann vor Ort. Auch nach 39 Jahren kein Routinejob Heute wird der B25 von Kurt Hilfiker gesteuert. Der Mann hat Erfahrung, er sitzt seit fast 40 Jahren im Führerhäuschen. Hilfiker ist einer von nur drei Führern, die auch den weltgrössten 1200-Tonnen- Pneukran der Firma Senn bedienen können. Ist für ihn ein Buben traum in Erfüllung gegangen? Kurt Hilfikers stahlblaue Augen
n er Installatio «Ich bin bei d i. e s immer dab meines Kran age ich am Schliesslich tr ntwortung. Ende die Vera fiehlt.» Wer fährt, be
blitzen: «Mich fasziniert vor allem die Technik. Was sich in den Jahren alles verbessert hat, ist spannend. Man darf nie stehen bleiben – ich bin immer offen für Neues.» Gerade in puncto Sicherheit hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan: Dank Computersteuerung ist die Überwachung leichter, und der Kranführer hat exakte Gewichtangaben bezüglich der Last am Haken. Früher, so erzählt Hilfiker, musste man das abschätzen. Dennoch liegt immer noch viel Verantwortung beim Kranführer. Kurt Hilfiker liebt die Abwechslung, die seine Einsätze mit sich bringen. Denn trotz modernster Technik ist letztlich das menschliche Geschick entscheidend. «Kranfahren ist nach wie vor eine Sache des Gschpüri. Nur wer jahrelange Erfahrung hat, kann Gefahren und Risiken genau abschätzen und die Technik richtig einsetzen.» Konzentriert wendet er sich wieder seiner tonnenschweren Aufgabe zu. Kurt Hilfiker ist bereit für den Abbruch.
INFO
technik
Ich will auch! So wird man Kranführer Um Kranführer zu werden, braucht es eine Zusatzausbildung. Beat Frischknecht von der Senn AG ist Ausbildner in Sursee. «Die Ausbildung zum Kranführer beinhaltet einen 3-tägigen Einführungskurs in Sursee. Danach gehen angehende Kranführer raus und absolvieren 600 Stunden Praxis im Betrieb. Anschliessend geht es zur Abschlussprüfung in Theorie und Praxis.» Beat Frischknecht Senn AG
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Freizeit/Portrait
Schwingen als Lebensschule Der Schwingclub Unterlandquart ist wie eine Familie für Robin Hedinger. Hier tobt sich der angehende Strassenbauer aus und lässt die Späne fliegen.
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Der 18-jährige Robin Hedinger arbeitet bei der Frey Strassen- und Tief bau AG in Landquart.
iegestützen und ein kurzes Rugby- spiel zum Aufwärmen: Die zwölf Schwinger, die in der Sporthalle von Untervaz trainieren und husten, sind innerhalb von Minuten in Schweiss gebadet und mit Sägemehl paniert. Bereit für einen Trainings-Hosenlupf. Mittendrin der Strassenbauer Robin Hedinger. Seine Freude am Schwing sport hat er vor noch nicht allzu langer Zeit entdeckt. Mit 15 Jahren machte er seine erste Bekanntschaft mit dem Hosenlupf. Sie war eindrücklich: «Ich wurde umhergeworfen wie ein Kartoffelsack. Das war schon hart.» Dies schien ihn nicht zu stören – und die Schwingkollegen zu freuen: Man lud ihn ein, wiederzukommen, und schon war Robin Teil der Schwingerfamilie. Die Schwingerfamilie Das ist es denn auch, was Robin besonders gefällt: Das familiäre Gefühl, das die Szene verbindet. Der Club Unterlandquart zählt zurzeit 20 Mitglieder. Untervaz beheimatet auch immer wieder erfolgreiche
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Schwinger. Robin Hedinger der nächste Schwingkönig? «Nein, das ist nicht mein Ziel. Mir gefällt ganz einfach der Sport und der freundschaftliche Umgang.» Zudem habe er viel zu spät angefangen. Normalerweise wälzen sich die Jungen bereits mit sechs oder sieben Jahren im Sägemehl. Dass Robin heute überhaupt in die Schwinghose steigt, ist seinem Götti zu verdanken. «Er ist an jeder Schwingete dabei und hat mich vor drei Jahren das erste Mal mitgenommen.» nach dem Training der gemütliche Teil Sein erstes Schwingfest hat er im Sommer vor einem Jahr bei den Jungschwingern bestritten, jetzt ist Robin bei den Aktiven. «Da muss man anfangs wieder unten durch.» Nicht viel anders als in der Lehre zum Strassenbauer, findet er. Ob Schwingen oder Job – man müsse lernen, nicht locker zu lassen. Sich durchbeissen, dranbleiben. Ist der Chef nicht zufrieden, sollte man nicht den Kopf in den Sand, oder
Freizeit/Portrait
” D u rc h B i st w i c e i s s e n B e i m S hti g _ o B c o d e r i m hw i n g e n JoB” eben ins Sägemehl, stecken. Und wenn der Umgangston mal rauer ist als gewohnt und der Polier wettert, weil es nicht rundläuft, meint Robin nur: «Für mich ist die Lehrzeit eine gute Lebensschule. So wie das Schwingen.» Beim Schwingfest steht für Robin der Spass im Vordergrund: Kämpfer, Fans, Fahnenschwinger, Jodler – alle treffen sie sich auf und neben den mit 23 Kubikmeter Sägemehl gepolsterten Schwingflächen. Und dies im Sommer jedes Wochenende. «Auf der Schwägalp siehst du an die tausend Leute und keinen Sicherheitsdienst. Alles ist sehr friedlich», sagt Robin. Nach
dem Kampf – genau wie nach getaner Arbeit auf der Baustelle – setzen sich alle zusammen um einen Tisch in der Beiz, und die Welt ist in Ordnung. Hirn und Muskeln Obwohl Robin körperlich von robuster Statur ist, weiss er, dass beim Schwingen nicht die Kilos zählen. Früher waren die Schwinger oft einfach wuchtig, heute werden sie immer athletischer. Masse muss nicht sein, entscheidend sind Muskelkraft und die richtige Technik. Aus einem vermeintlich leichten Gegner kann dann schon mal ein harter Brocken werden. «Gibts ja nicht, dass ich den nicht zu Boden kriege», schiesst es Robin dann durch den Kopf. Die richtige Technik finden und die Taktik des Gegners durchschauen machen den Unterschied. Technik, Training, Hosenlupf Die zwei Gegner im Schwingen tragen über ihren Kleidern eine kurze, aus Zwilch gearbeitete Hose. Die Kontrahenten 01/12 B. Magazin
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Freizeit/Portrait
Schwinger beim Fachsimpeln: Für Robin sind seine Kollegen im Schwingkeller wie eine zweite Familie.
geben sich zuerst die Hand, greifen sich dann an die Schwinghose und versuchen einander durch das Anbringen von Schwüngen auf den Rücken zu zwingen. Was im Training geübt wird, kommt beim Kampf zum Einsatz: Jeder Schwinger hat seine Lieblingsgriffe und setzt sie gezielt ein. Schwingen ist nichts für hitzige Gemüter, die einfach Dampf ablassen wollen: Aggressives Verhalten schadet der Konzentration und führt nicht zum gewünschten Erfolg. Eine Niederlage ist programmiert. So ist auch Robin kein Rohling. Der sympathische 17-Jährige schätzt das Gemeinschaftsgefühl. Mindestens so leidenschaftlich wie beim Hosenlupf ist er in der hiesigen Guggenmusig und als Eishockeyspieler auf den Kufen bei der Sache. Im Jugendverein sitzt er im Vorstand und organisiert mit den anderen Mitgliedern Theater, Ausflüge und Veranstaltungen. Ein Hansdampf in allen Gassen. Dass sich Robin nach seiner Lehrzeit als Strassenbauer weiterbilden will, ist da logisch. «Bauzeichner und dann eventuell Bauführer, das wäre nicht schlecht.» Robin ist vielleicht kein Schwingerkönig, aber König in den verschiedensten Disziplinen.
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Man darf gespannt sein, was dem neugierigen Bündner noch so alles einfällt. PS: Robin Hedinger ist auch Inputer für das Baustellen-Magazin.
INFO Schwingen – so funktionierts: Ein Kampf dauert fünf Minuten. Der Sieg ist gültig, wenn der überlegene Schwinger den unterlegenen mit mindestens einer Hand an der Schwinghose festhält und der unterlegene den Boden mit beiden Schulterblättern oder mindestens zwei Drittel des Rückens berührt. Nach dem Ende des Kampfs wischt traditionsgemäss der Sieger dem Verlierer die Sägemehlspäne vom Rücken. Geht eine Runde unentschieden aus, so ist der Kampf «gestellt». www.hosalupf.ch
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N O H C S R A « ICH W N O V N A F N I IMMER E EN.» N I H C S A M BAU H ENBAUER.C S S A R T .S W WW 01/12 B. Magazin
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Ausfahrt
3 Fragen zum Schluss 01
Hochsommer – wie schützt du dich vor Sonne und Hitze auf der Baustelle?
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Regen ohne Ende – wie hältst du dich trocken bis zum Feierabend?
Grosses Kino in Nottwil In Nottwil gibt es dieses Jahr wieder Filmspass oben ohne. Das Openairkino öffnet seine Tore vom 10. bis 28. Juli 2012. Sommer, Sonne, Openair-Zeit! Wie wärs mit Kinounterhaltung unter dem Sternenhimmel? Das Seminarhotel Sempachersee in Nottwil baut im Juli wieder die ganz grosse Leinwand auf.
Vom 10. bis 28. Juli hast du die Qual der Wahl: Actiongeladener Blockbuster, oder rührende Lovestory? Comedy ohne Ende, oder doch lieber ein echter Filmklassiker? Nebst grossem Kino gibts jede Menge Leckereien vom Grillbuffet.
LINK
www.dasseminarhotel.ch
03 Arbeitsbeginn um 6 Uhr
früh – wie kommst du am schnellsten aus den Federn?
Die drei besten Tipps werden im nächsten Baustellen-Magazin abgedruckt. Mach mit – sende deinen Tipp an: baustelle@verkehrswegbauer.ch
Impressum Herausgeber:
Coming soon Das nächste Baustellen-Magazin mit aktuellen News und spannenden Storys erscheint im September 2012. Lies, wie sich die Neuen auf den ersten Schultag vorbereitet haben.
Berufsschule Verkehrswegbauer Postfach 6210 Sursee Tel. 041 922 26 26 Fax 041 922 26 00 info@verkehrswegbauer.ch www.verkehrswegbauer.ch
Redaktion und Inserate:
3 Dinge … … die man (nicht) unbedingt wissen muss:
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Die Austrittsgeschwindigkeit von Heinz-Ketchup aus der Flasche beträgt optimal 0,045 km pro Stunde.
Fachverband Infra Weinbergstrasse 49 Postfach 8042 Zürich Tel 044 258 84 92 Fax 044 258 84 99 baustelle@verkehrswegbauer.ch
Redaktionskonzept/Text: Sibylle Ambs, Leitung/Text (www.die-textwerkstatt.ch) Christine Walder, Konzept/Text
Gestaltung/Layout: Eclipse Studios (www.eclipsestudios.ch)
Ein Durchschnittsmensch produziert in seinem Leben etwa 14 000 Liter Schweiss. (Die Jungs auf dem Bau bestimmt etwas mehr.) Auf einem Big Mac von McDonald’s befinden sich durchschnittlich 178 Sesamkörnchen.
Fotos: Markus Senn (www.markussenn.ch) Tanja Demarmels (www.tanjademarmels.ch) Stefan Schaufelberger (www.stefan-schaufelberger.com)
Druck: Druckerei Baldegger (www.baldegger.ch)
Auflage: 9000
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www.verkehrswegbauer.ch