B.
#02/13 AUGUST 2013
BAUSTELLE.
DAS MAGAZIN FÜR VERKEHRSWEGBAUER
OLDTIMER GESUCHT!
EINER VON DER FRONT
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Was lange währt … besteht noch heute? Das B. Magazin sucht BaumaschinenOldtimer im Einsatz.
Jürg Burkhardt ist Fachlehrer Zeichnen, Rechnen, Vermessen. Als Baumeister weiss er, wovon er spricht.
AUFGEMISCHT
Auf die richtige Mischung kommt es an: Einblicke in die umgebaute Mischgutanlage in Horw.
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MEN@WOR K
TEN M STATT TOU R IS M Ä N N ER M IT HEL S N R ÖNIGINNEN ‒ BE U N D SHOPPING-K LLE. E GROSSBAUSTE N EI T IS T D A ST INNEN
ZEIG, WAS DU DRAUF HAST SWISS SKILLS 17.– 21. SEPT. 2014
WWW.STRASSENBAUER.CH/MEISTERSCHAFT
INHALT
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BERNER GRABEN Grosser Graben mitten in der Hauptstadt: strassenbauerisches Handwerk und logistische Höchstleistung an der Marktgasse in Bern.
EINSATZ/NEWS
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WISSEN/INSIDE
WORLD SKILLS 2013 Strassenbauer im internationalen Show-Wettkampf. Wie hat sich unser Team in Leipzig geschlagen?
EINSATZ/PERSÖNLICH
THE CAMPUS GAME Check deine Campus-Kenntnisse beim Leiterlispiel in der Heftmitte!
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MACHER/BERUF
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FREIZEIT/PORTRAIT
PLAN ZUKUNFT In der Zusatzausbildung Strassenbau: Mike Hänni hat Führungsqualitäten und ein klares Berufsziel.
WISSEN/SCHULE
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LIVE AN DER LAP Das B. Magazin ist mit dem angehenden Strassenbauer Johann Hänni zur Abschlussprüfung angetreten.
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VOLLTREFFER Zwei, die ihren Traumjob gefunden haben: Wie Nico Wandfluh und Jürg Heer zu Polieren wurden.
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SCHOTTENROCK & STREITAXT Gleisbauer Mike Weibel und der Braveheart-Clan können es mit jedem echten Highlander aufnehmen. 02/13 B. MAGAZIN
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EINSATZ/NEWS
AUSGESCHLAFEN UND GEFRÜHSTÜCKT?
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9 Uhr früh, Stadthalle Sursee. Es ist Prüfungsmorgen für die angehenden Strassenbauer. Das B. Magazin fragt nach: Was war deine perfekte Vorbereitung für die heutige schriftliche Prüfung?
«Gestern Abend habe ich nicht mehr gelernt, ich hab den Kopf geleert. Dann habe ich geschaut, dass ich mindestens acht Stunden
«Ich bin gestern früh zu Bett. Nach etwa zehn Stunden Schlaf hab ich mir heute Speck und Rösti zum Frühstück gegönnt, das nährt.»
Schlaf bekomme.»
Mi ke Fischer
Sa ndro Schoch
«Gestern Abend bin ich es ruhig angegangen und habe vor allem nicht mehr gelernt. Ich habe reichlich und gut gefrühstückt, mit Gipfeli und allem.»
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FACEBOOK/BaustellenMagazin Fan werden und reinschauen!
Das B. Magazin kann nicht genug von euch bekommen! Wir freuen uns über jedes Feedback. Auch per Mail: baustelle@verkehrswegbauer.ch
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B. MAGAZIN 02/13
«Ich habe acht Stunden geschlafen. Heute war mir ein guter Zmorge wichtig: viel und warm und fettig. In die Bücher habe ich nicht mehr geschaut.»
EINSATZ/NEWS
SHOWDOWN IN LEIPZIG Am grössten internationalen Berufswettbewerb aller Zeiten dürfen auch die Strassenbauer nicht fehlen. Unser Team in Leipzig: Patrick Bürgin und Dominic Zähner.
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orldSkills 2013: Im Juli massen sich in Leipzig über 1000 junge Wettkämpfer aus der ganzen Welt in verschiedenen Berufen. Mit dabei für die Schweizer Strassenbauer waren Patrick Bürgin, 20 Jahre, von der Firma Ruepp AG in Ormalingen (links im Bild) und Dominic Zähner, 19 Jahre, von der Implenia AG in St. Gallen (Mitte). Sie traten im Show-Wettkampf ausserhalb des offiziellen Wettbewerbs gegen ihre internationalen Berufskollegen an.
SHOWKAMPF MIT KALTASPHALT Alles anders in Deutschland: Obwohl Patrick und Dominic an den Lehrabschlussprüfungen zu den Besten ihres Jahrgangs zählten, ist die Herausforderung an den WorldSkills nicht ohne. «Hier wird mit Kaltasphalt gearbeitet. Wir haben unser Lebtag noch nie Kaltbelag eingebaut», geben die beiden zu. «Trotzdem geben wir alles – es ist eine einmalige Chance, an den WorldSkills teilnehmen zu können.»
Das viele Üben in den Hallen der Berufsfachschule in Sursee hat sich gelohnt: Unser Team in Leipzig brillierte auf dem ausgezeichneten 3. Platz.
LINK
strassenbauer.ch/leipzig2013
WANTED Oldtimer im Einsatz Das B. Magazin im Nostalgiefieber: Wir suchen alte Baumaschinen, die noch im Einsatz sind. Wie war das damals, wie hat es funktioniert? Steht bei Ihnen in der Werkstatt ein funktionstüchtiger BaustellenOldtimer? Schreiben Sie uns, und wir stellen Ihr Prachtstück im nächsten B. Magazin vor: baustelle@verkehrswegbauer.ch
Bildquelle: Walo Bertschinger AG 02/13 B. MAGAZIN
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Aufriss in der Hauptstadt Das volle Strassenbau-Programm auf kleinstem Raum: Die Sanierung der Marktgasse in Bern ist eine logistische Hรถchstleistung im Schichtbetrieb.
EINSATZ/REPORT
Einbau Sickerbeton: Jan Smolenicky (links) hat dieses Jahr die Lehre zum Strassenbauer abgeschlossen. Kollege Mike Hänni (rechts) ist in der Zusatzausbildung.
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00 Meter sind es vom Anfang der Baustelle in der Mitte der Berner Spitalgasse bis an ihr Ende an der Marktgasse vor dem Zytgloggenturm. Nicht mal einen halben Kilometer lang, dafür aber die wichtigste Nord-Süd-Achse der gesamten Hauptstadt. Hier verläuft die Hauptverkehrslinie der Trams und Busse und, nicht zu vergessen, die liebste Shoppingmeile der Berner. Eingekauft werden kann immer noch – wenn auch unter erschwerten Umständen. So muss man sich bereits eingangs der Spital- sowie der Marktgasse entscheiden, auf welcher Strassenseite man durch die Lauben schlendern möchte. Denn dazwischen ist Grossbaustelle. Keine Schienen, keine Fahrleitungen, sogar die zwei grossen Brunnen inmitten der Gasse wurden vorübergehend demontiert, damit die grossen Baumaschinen aufgefahren werden können. AUFTAKT MIT DEM 100-TONNEN-BAGGER Bereits 2011 startete das Teilprojekt I, bei dem der Tram-Knotenpunkt am Zytgloggen auf die grosse Sanierung der Marktgasse vorbereitet wurde. Im April 2013 dann der Startschuss für das Hauptprojekt: Als erstes mussten die Gleise herausgerissen werden. «Dafür liessen wir einen 100-Tonnen-
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B. MAGAZIN 02/13
Bagger auffahren», erzählt Patrik Zaugg von der Marti AG. «Wegen der Sandsteingebäude mussten die Erschütterungen möglichst gering gehalten werden. Der grosse Bagger konnte die Last der herausgerissenen Gleise tragen, ohne selber abgestützt werden zu müssen.» Patrik Zaugg ist Leiter der Arbeitsgemeinschaft Marktgasse. Zusammen mit der KIBAG und der Stucki AG übernimmt die Marti AG sämtliche Sanierungsarbeiten. Für die Gleisbauarbeiten zeichnet Bern Mobil als Subunternehmerin verantwortlich. STRASSENBAU VON A BIS Z Abgesehen von der Erneuerung der Gleise umfasst die Sanierung der Marktgasse alle Arbeiten, die ein Strassenbauer-Herz höher schlagen lassen: Es gilt, die gesamten Elektroanlagen, die Mischwasserleitungen und die Führung des Stadtbachs zu erneuern. Zudem werden ein Grossteil der Gas- und Wasseranlage und, im Anschluss an die Gleis-Sanierung, die gesamte Pflästerung ersetzt. Das ganze Spektrum des Strassenbau-Handwerks also. Unter den rund 110 Fachkräften vor Ort sind auch zahlreiche Lernende im ‹Berner Graben› zwischen den Lauben. Jan Smolenicky hat soeben seine Strassenbau-
EINSATZ/REPORT
Ausbildung bei der Marti AG abgeschlossen: «Ich werde hier auf der Baustelle überall eingesetzt. Kein Tag sieht wie der andere aus.» Die Randabschlüsse zum Beispiel hat er gerne gelegt – wegen der schönen Steine. Sehr zu Jans Erleichterung wird die Flächenpflästerung aber von den Pflästerer-Profis gemacht. Arbeitskollege Mike Hänni ist in der Zusatzausbildung zum Strassenbauer: «Die Arbeit ist sehr vielseitig und das Umfeld hier mitten in der Stadt spannend. Auch die Schichtarbeit, für die ich kurz eingesetzt wurde, war eine interessante Erfahrung.» Trotzdem ist er froh, dass er wieder in der Tagschicht arbeiten kann. «Auf die Dauer ist es anstrengend, sich auf immer wechselnde Arbeitszeiten einzustellen.» EINFALLSREICHTUM IM SCHICHTBETRIEB Das Projekt ist auch logistisch hoch interessant – und äusserst komplex. Chefbauführer Manfred Ebener von der Marti AG erklärt: «Wir sind von sechs Uhr morgens bis Mitternacht, von Montag bis Samstag im Einsatz. Sonntag ist Ruhetag.» Gearbeitet wird in zwei Schichten, eine dritte Schicht verstärkt die Schlüsselstellen und ist zuständig für Unvorhergesehenes. Auch die Abfallentsorgung fällt auf diese Schicht, da die städtischen Kehrichtwagen in
der Bauzone nicht mehr verkehren können. Manfred Ebener arbeitet am liebsten für grosse Projekte. Der 33-jährige Walliser ist seit 2007 bei der Marti AG tätig. «Auf Baustellen wie hier sind immer gute Ideen gefragt, man muss flexibel sein und stets nach der optimalen Lösung suchen.» Denn man weiss nie genau, was einem unter dem Boden erwartet: «Normalerweise ist die Wasserleitung die am tiefsten liegende. Hier aber war der Strom vier Meter unter dem Boden das tiefste Medium. Überraschung. Zudem liegen die Schächte hier extrem nahe an den Fassaden.» Und die sind aus Sandstein und reagieren bekanntlich höchst empfindlich auf Erschütterung.
Patrik Zaugg, Geschäftsleiter der ARGE Marktgasse, mit Chef bauführer Manfred Ebener.
LADENBESITZER, ANWOHNER UND FUSSBALLFANS Neben dem Meistern all dieser strassenbauspezifischen Herausforderungen gilt es an der Marktgasse zudem, das Leben der Anwohnerinnen und Anwohner in den 126 Wohnungen und der Gewerbetätigen der 652 Geschäfte so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Auch das übrige Grossstadtleben bleibt nicht stehen: So fanden während der Sanierung diverse Grossanlässe wie der FussballCupfinal und die Tanz-Demo statt. «Die Anlässe 02/13 B. MAGAZIN
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EINSATZ/REPORT
Die Marktgasse kann über die Passerelle überquert werden.
haben den Bau nicht tangiert», so Patrik Zaugg. «Bis auf einige Schäden an Baumaschinen verlief alles gut.» Für die Passanten gibt es zwei Übergänge, um unversehrt die Strassenseiten zu wechseln. Für die Tanz-Demo wurde extra ein Fundament verlegt, damit die Massen direkt über die Baustelle auf die andere Strassenseite gelangen konnten. ICH BIN AUCH EIN BETONFERTIGER Chefbauführer Ebener ist mit dem Verlauf zufrieden: «Die Kommunikation mit den Ladenbesitzern und Anwohnern ist gut. Und trotz der engen Platzverhältnisse kommen wir zügig voran.» Für ein Materiallager fehlt der Platz. Das Material liegt auf dem grossen Installationsplatz ausserhalb der Innenstadt beim Wankdorf und wird jeweils bei Gebrauch angeliefert. Oder man ist kreativ: «Für den Sickerbeton-Einbau benötigt man eigentlich einen Betonfertiger. So einer steht uns hier nicht zur Verfügung», so Ebener. «Wir haben es dann mit einem Einbaufertiger der KIBAG versucht. Zuerst wollte es nicht klappen, die grossen Steine des Sickerbetons haben sich im Kratzboden der Maschine verkeilt. Jetzt haben wir einen grösseren Fertiger genommen – und es funktioniert.» Für den Maschinisten bedeutet dies:
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B. MAGAZIN 02/13
Die Reinigung des Gerätes dauert etwas länger, aber für das grosse Ganze nimmt man das gerne in Kauf. DER ZEIT VORAUS Trotz der zusätzlich anfallenden Aufgaben wie die 15 Hausanschlüsse für Gas und Wasser, die neu eingebaut werden mussten, und diverser SwisscomSchächte, die angepasst oder neu gebaut werden, sind die Arbeiten dem Zeitplan voraus. Das Zusammenspiel der verschiedenen Beteiligten funktioniert einwandfrei: Die Securitas ist vor Ort, ebenso das Elektrizitätswerk Bern, die Swisscom, das Tiefbauamt und die Feuerwehr. Sobald sich irgendwo auf dem Baugelände eine Zufahrt ändert, eine Ein- oder Ausfahrt neu gebaut oder aufgehoben wird, müssen sämtliche Instanzen informiert werden. Die Zufahrt für Anlieferungen und Blaulichtfahrzeuge ist jederzeit garantiert – so wie auch jeder Ladenbesitzer pünktlich um neun sein Geschäft öffnen kann, mit Strom für Licht und Kasse, Wasser für Kaffee und Toilette und einem funktionierenden Telefon und Kreditkartenleser.
EINSATZ/PERSÖNLICH
«ICH ÜBERNEHME GERNE VERANTWORTUNG» Mike Hänni ist gelernter Fachmann Betriebsunterhalt. Nicht nur wegen der attraktiven Weiterbildungsmöglichkeiten hat er sich für die Zusatzausbildung zum Strassenbauer entschieden.
Vom Fachmann Betriebsunterhalt zum Strassenbauer auf der Berner Marktgasse – wie kommt es? Während meiner dreijährigen Lehre zum Fachmann Betriebsunterhalt, die ich in der Sparte Werkdienst absolvierte, hatte ich auch Einblick in den Strassenbau. Natürlich haben wir eher Unterhaltsarbeiten gemacht, gefallen hat es mir trotzdem. Jetzt hier bei dem Projekt Marktgasse mitarbeiten zu können, ist natürlich noch einmal etwas ganz anderes. Vorher war ich bereits auf der grossen Baustelle für den Wankdorf-Kreisel im Einsatz. Du bist im zweiten Jahr der Zusatzausbildung zum Strassenbauer. Was gefällt dir besonders? Ausschlaggebend für den Entscheid zur Zusatzausbildung waren für mich vor allem die Weiterbildungsmöglichkeiten im Strassenbau. Durch meine Erstausbildung muss ich nur noch zwei Jahre in die Lehre zum Strassenbauer. In der Schule bin ich nicht schlecht, und ich finde den Block-Unterricht an der Berufsfachschule in Sursee gut. So kann ich mich während dieser Zeit ganz auf die Schule konzentrieren. Das ist eine gute Abwechslung zum
Berufsalltag. Die Arbeit auf der Baustelle ist sehr vielseitig und gerade hier an der Marktgasse besonders spannend. Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Ich möchte später auf jeden Fall die Vorarbeiter- und wenn möglich auch die Polierschule machen. Ich übernehme gerne Verantwortung. Nach der Ausbildung muss ich allerdings zuerst in die RS. Dort haben sie mir gute Führungsqualitäten bescheinigt. Ich möchte diese aber lieber im Berufsleben nutzen, anstatt im Militär weiterzumachen. Ich würde gerne bei der Marti AG bleiben, mein Ziel ist es deshalb, die Zusatzausbildung mit Note 5,1 oder besser abzuschliessen. 02/13 B. MAGAZIN
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WISSEN/SCHULE
AUF DER ZIELGERADEN Am Ende der Lehrzeit steht die Abschlussprüfung. Das B. Magazin hat Strassenbauer Johann Hänni auf seinem Endspurt begleitet. Johann hat alles gegeben und alles gewonnen. Schriftliche
Prüfung
14./15. Mai 2013
05:30
Frühe Tagwacht für Johann Hänni! Um 6 Uhr heisst es Abfahrt vom Berner Oberland Richtung Stadthalle Sursee.
09:00
An der Prüfung gilt ein Handyverbot. Wer es noch dabei hat, muss es am Eingang abgeben.
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B. MAGAZIN 02/13
08:30
Zmorge gibts vom Tankstellenshop. Pünktlich trifft Johann in Sursee ein.
09:15–12:00
Bewaffnet mit Formelbüchlein, Rechner, Zirkel und Lineal, kann nichts mehr schief gehen.
Um 9.15 Uhr gilt es für die 300 Kandidaten ernst: 90 Minuten allgemeine Berufskenntnisse Teil 1. Am Nachmittag gehts weiter mit Teil 2. Anschliessend stehen die berufsspezifischen Kenntnisse auf dem Prüfstand.
WISSEN/SCHULE
Praktische
Prüfung
08:30
27.–29. Mai 2013
Auch für die praktische Prüfung muss Johann früh raus.
Besammlung der Prüfungskandidaten vor der Halle. Beim anschliessenden Briefing werden die Regeln und der Ablauf der Prüfung erklärt. Am Ende gibt es die Aufgabe.
08:45
Unbestechlich: Die Prüfungsexperten.
Die motivierte Helfertruppe: Jedem Kandidaten wird ein Helfer zugeteilt.
09:00
09:30
Das Wichtigste zuerst: Der Plan kommt an die Wand.
Los gehts für Johann und seinen Helfer Patrik Wittwer.
Eisen vorbereiten, einmessen, abstecken, nachmessen: Noch zittern Johanns Hände bei der Feinarbeit.
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WISSEN/SCHULE
Praktische
Prüfung
27.–29. Mai 2013
10:30
Die Nervosität legt sich. Schritt für Schritt durchdenkt Johann seine Prüfungsaufgabe und weist Patrik an. Auch das Handling mit dem Nivelliergerät klappt ausgezeichnet.
10:45
11:00
Die Steine für den Randabschluss müssen zugeschnitten werden. Laut und staubig!
Teamwork: Wie später im Berufsalltag ist gute Zusammenarbeit das A und O.
11:15
12:30
Schon kann der Experte die ersten Masse prüfen.
Pause! Die Stimmung am Mittagstisch ist relativ entspannt. Alle sind gut in der Zeit.
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B. MAGAZIN 02/13
WISSEN/SCHULE
14:00
Nicht nur schnell sein: Genauigkeit ist ebenso wichtig.
Wasserwaage, Klebeband, Filzstift: Johann und Patrik sind bestens ausgerüstet angetreten. Und zur Not dient auch mal die Arbeitshose als Notizpapier.
15:00
15:15
Lass uns die Höhe nochmal nachmessen … Immer wieder wird der Plan konsultiert.
Je später am Tag, desto ruhiger wird Johann. Sein Objekt nimmt langsam Gestalt an, und das Timing stimmt auch.
16:00
16:30
Lieber einmal zu viel kontrollieren.
Wird ebenfalls benotet: Vor dem Mittag und bei Feierabend muss der Arbeitsplatz aufgeräumt werden. 02/13 B. MAGAZIN
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WISSEN/SCHULE
Praktische
Prüfung Letzter Tag
09:00–12:00
Es ist vollbracht: Nach gut zwei Tagen ist das Prüfungsobjekt fertig. Dafür bekommt Johann eine ausgezeichnete Note.
12:30
INFO NEU-STRASSENBAUER JOHANN HÄNNI Seit seinem 12. Lebensjahr weiss Johann, dass er Strassenbauer werden will. Der Berner Oberländer aus Frutigen hat das eidg. Berufsattest mit der Note 5,3 abgeschlossen. Bei der Firma Kästli AG in Thun bekam er die Möglichkeit, im 2. Lehrjahr der EFZ-Ausbildung einzusteigen. Jetzt hat Johann sein eidgenössisches Fachzeugnis in der Tasche und wird als ausgelernter Strassenbauer weiterhin bei der Kästli AG tätig sein. Später möchte er die Vorarbeiterschule absolvieren. Herzliche Gratulation & viel Erfolg auf dem weiteren Berufsweg!
Vor dem Rückbau begutachten die Eltern Johanns Werk. Mutter Jeannette und Vater Beat platzen fast vor Stolz!
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B. MAGAZIN 02/13
Auch Lehrlingsbetreuer Bernhard Kegel (links) und Chef Samuel Reist von der Kästli AG sind zufrieden.
WISSEN/INSIDE
«ICH BIN EINER VON DER FRONT» Ein Lehrer, ein Fach: Das B. Magazin nimmt neu in jeder Ausgabe einen Lehrer und sein Schulfach genauer unter die Lupe. Heute: Jürg Burkhardt, Fachlehrer Zeichnen, Rechnen, Vermessen. JÜRG BURKHARDT ÜBER SEIN SCHULFACH: «Ich unterrichte 1020 Lektionen Zeichnen, Rechnen, Vermessen pro Jahr. Zudem bin ich Klassenlehrer von drei Klassen und kenne alle meine 160 bis 180 Schüler spätestens im zweiten Semester mit Namen. In meinem Fach Zeichnen, Rechnen, Vermessen sieht kein Stundenplan wie der andere aus. Ich passe den Unterricht ständig den Umständen, dem Wetter oder den Vorgaben der Bildungsdirektion an – es bleibt also abwechslungsreich.» JÜRG BURKHARDT ÜBER SEINEN BERUFLICHEN HINTERGRUND UND SEINE MOTIVATION: «Ich bin einer von der Front. Tiefbauzeichner-Lehre, Strassenbauer-Zusatzausbildung, Bauführer- und Baumeisterschule, 20 Jahre Tätigkeit auf dem Bau. Das macht mich zum kompetenten Ausbildner. Ich habe mich für die Lehrtätigkeit entschieden, weil ich der Meinung bin, dass ich als Profi dem Nachwuchs etwas beibringen kann. Ich weiss, wovon ich spreche, und ich versuche, mein Wissen möglichst praxisnah an die Lernenden weiterzugeben.» JÜRG BURKHARDT ÜBER SICH: «Im Klassenzimmer bin ich der Chef. Ich bin darum besorgt, meinen Schülern alles nötige Wissen in der entsprechenden Zeit zu vermitteln. Wenn der Klassenschnitt einer Prüfung schlecht ist, habe ich etwas falsch gemacht, etwas geprüft, was sie noch nicht wissen. Ich kümmere mich um meine Weiterbildung. Beispielsweise besuchte ich einen Kurs beim Audio-Pädagogischen Dienst, als ein hörbehinderter Schüler in meine Klasse kam.»
«Als ausgebildeter Bauführer werde ich von den Lernenden ernst genommen.»
Bei schönem Wetter findet der Unterricht auch mal draussen statt: Nivellieren auf dem Campus.
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WISSEN/INSIDE
LEITERLISPIEL So lernst Du den Campus kennen. 01
Sekretariat
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Toilette
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Treppe zur Mensa
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Hallenbad
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Mensa Mercato
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Cafeteria Piazza
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Zimmer Lehrlingsunterkunft
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Fitness-Raum
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Töggelikasten
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Billardtisch
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Halle 9
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Halle 8
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Lehrerzimmer
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Schulzimmer
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Halle 6
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Garderobe
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Mittagessen verpasst: direkt weiter in die Cafeteria 06
RT STA
Umziehen und zum Zmittag: zurück auf 05
16 Besorgt euch Töggeli und Würfel und Freunde zum Spielen. Viel Spass!
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B. MAGAZIN 02/13
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WISSEN/INSIDE
1 Runde Schwimmen: 1 x aussetzen
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07 08
Du hast Durst: zurück zur Cafeteria 06 Du musst auf die Toilette: zurück auf 02 Vorrücken ins Fitness: 08
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Treppe runtergefallen: zurück auf 01
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Lehrerzimmer: 1 x aussetzen
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Taschenrechner vergessen: zurück ins Schulzimmer 14
Koffer vergessen: zurück in die Garderobe 16
INS D! B A EN K E WE
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MACHER/FIRMA
AUS EINEM GUSS Die Aeschlimann AG in Zofingen steht nicht nur für Strassen- und Brückenbau: Das Unternehmen fertigt auch Böden ohne Naht und Fugen an.
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Und neu auch in Einfamilienhäusern, wo ein Boden ohne Fugen mit nahtlosem Übergang zur Wand zum Augenschmaus wird.
RUTSCHFEST IN DER METZGEREI, ROBUST AUF DEM PARKDECK So ist die Aeschlimann AG nicht nur beim neuen Parkdeck in Sursee am Werk. Auch im Industriebereich, wo der Boden vor Öl- oder Schmierstoffen geschützt werden soll, oder in Metzgereien, wo die Zweikomponenten-Beschichtung rutschhemmend wirkt, sind die Beschichter tätig.
MIT DER KELLE ZUR KARRIERE Die Auftragslage verbessert sich laufend. Inzwischen wurde bereits der zweite Bauführer eingearbeitet. Zena Rujkovci kommt ursprünglich aus dem Kosovo. Seit 1992 war er in Deutschland als Beschichter tätig. Vor fünf Jahren kam er als erster Angestellter zu Björn Harta. «Ich bin seit 19 Jahren Bodenleger. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, macht aber grossen Spass und ist abwechslungsreich», sagt Zena Rujkovci. Vor einem halben Jahr hat er die Kelle mit der Tastatur und das T-Shirt mit dem Hemd getauscht. Als Bauführer hat er auch administrative Aufgaben wie die Kostenkontrolle unter seinen Fittichen. «Seit ich nicht mehr so oft auf der Baustelle arbeite, muss ich etwas mehr Sport treiben», meint er lachend.
jörn Harta ist Leiter des Profitcenters Flüssigkunststoff der Firma Aeschlimann. «Die Aeschlimann AG hat sich vor allem einen Namen im Strassen- und Brückenbau gemacht. Aber auch im Bereich Flüssigkunststoff mischen wir schweizweit mit», so Björn Harta. «Bis anhin war diese Beschichtungsart vor allem im Industriebereich gefragt. Seit kurzem sind Flüssigkunststoff-Böden aber auch bei Privaten sehr gefragt.» Der fugenlose Belag wird im wahrsten Sinne des Wortes aus einem Guss und von Hand aufgetragen und so zum neuen Gestaltungselement.
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B. MAGAZIN 02/13
Am Fachsimpeln: Björn Harta und Zena Rujkovci.
MACHER/FIRMA
Mischen, rühren, giessen, verteilen: Zu viert schaffen die Bodenleger der Aeschlimann AG die 550 Quadratmeter im Nu. Zum Glück, denn vorher gibts weder Pause noch Feierabend, sonst entstehen sichtbare Übergänge im Belag.
FEIERABEND NACH 1000 QUADRATMETERN Eine der aktuellen Baustellen von Zena Rujkovci ist die Druckerei Vogt-Schild in Derendingen. Im Keller wird eine neue Druckmaschine installiert – doch zuerst muss der Boden mit Flüssigkunststoff versehen werden. Es werden insgesamt drei Schichten aufgetragen, jede Schicht braucht 12 Stunden zum Trocknen. Die zu beschichtende Fläche misst insgesamt rund 550 Quadratmeter. «Die ganze Fläche muss an einem Tag beschichtet werden», erklärt Zena. Ob 150 oder 1000 Quadratmeter – Feierabend gibt es erst, wenn alles beschichtet ist. Vier Arbeiter teilen sich das Mischen der Komponenten und das Giessen auf. GUTER TEAMGEIST TROTZ WOCHENEND-EINSATZ Insgesamt sind bei der Aeschlimann AG 18 Beschichter und Bodenleger und zwei Bauführer tätig. «Wir haben ein ausgezeichnetes Team», erzählt Harta. «Wir haben viele WochenendEinsätze und nie Probleme, dafür Leute zu finden. Die Zusammenarbeit ist gut und macht grossen Spass.»
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MACHER/BERUF
DAS GROSSE LOS GEZOGEN Traumberuf Polier: Warum die Polierausbildung für Nico Wandfluh wie ein Lottogewinn war. Und wer Jürg Heer motiviert hat, nicht aufzugeben.
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wei Baustellen, zwei Poliere, zwei Berufswege, ein Traumjob: Sowohl für Nico Wandfluh, 32 Jahre, als auch für Jürg Heer, 27 Jahre, war der richtige Weg nicht unbedingt der direkte. Beide haben auf unterschiedlichen Parcours bei der Firma Hagedorn AG ihren Traumberuf als Strassenbau-Polier gefunden.
Nico erinnert sich: «Ich wusste schon als Kind: Wenn ich gross bin, mache ich erst eine Lehre, und dann gehe ich auf Reisen. Welchen Beruf, welche Branche, spielte für mich keine Rolle.» Für welche Lehre hast du dich entschieden? Nico: «Als ich aus der Schule kam, hatte ich keine Ahnung vom Leben und fing eine Elektroniker-Lehre an. Ich dachte damals, damit könnte ich später gut Geld verdienen.»
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War wohl nicht das Richtige für dich. Nico: «Nein! Das habe ich bereits nach einem halben Jahr gemerkt. Ich brach die Lehre ab und begann die Ausbildung zum Tiefbauzeichner. Das war mein erster Kontakt mit der Baubranche.» War deine Entscheidung richtig? Nico: «Mir war einfach wichtig, überhaupt einen Lehrabschluss zu machen. Während der Lehre fand ich Gefallen an der Arbeit im Freien. Ich merkte, dass ein reiner Bürojob nichts ist für mich. Also war Tiefbauzeichner nicht das Richtige. Aber ich war auf gutem Weg und schloss die Lehre erfolgreich ab.» Und dann kam die grosse Reise? Nico: «Nein. Da ich später nicht als Tiefbauzeichner arbeiten wollte, sondern draussen, wollte ich ein Praktikum als Strassenbauer machen. Zum Glück habe ich mich gleich
für die Zusatzausbildung entschieden. Sie dauerte zwei Jahre. Zeit, so glaubte ich, mich neu zu orientieren. Aber es kam anders. In der Zusatzausbildung merkte ich: diese Ausbildung ist für mich wie ein Lottosechser! Ich hatte endlich meine Branche, meinen Beruf gefunden.» Nico hat das grosse Los mit der Zusatzausbildung gezogen. Wie sah es bei Jürg Heer nach Schulabschluss aus? Jürg: «Auch mir war es wichtig, eine Lehre zu machen. Ich hatte mich für eine vierjährige Lehre als Möbelschreiner entschieden.» Wie ist es dir in diesen vier Jahren ergangen? Jürg: «Zu Beginn gefiel es mir sehr gut. Doch als Möbelschreiner arbeitest du vor allem drinnen, in der Werkstatt oder in einer Wohnung. Ich aber wollte lieber draussen sein. Im zweiten Lehrjahr war ich kurz davor, die Lehre abzubrechen.»
Nico
J 端 rg
MACHER/BERUF
s i nd D i e b e i d e n ol i e r P sich ei n i g: mjob. i s t ei n T r au
Du bist aber geblieben … Jürg: «Ja, zum Glück. Mein Vater überzeugte mich, die Ausbildung abzuschliessen. Heute bin ich sehr froh darüber. Denn so konnte ich anschliessend die verkürzte Zusatzausbildung zum Strassenbauer machen» Wieso Strassenbauer? Jürg: «Wie gesagt, ich arbeite gerne draussen. Meine beiden Brüder arbeiteten damals bereits bei meinem jetzigen Arbeitgeber, der Hagedorn AG. Nach einem Praktikum bekam ich einen Lehrvertrag und konnte die Ausbildung zum Strassenbauer machen.» Mit der Lehre war für Nico und Jürg der Grundstein für die Karriere im Strassenbau gelegt. Bei der Polier-Ausbildung kreuzten sich die Wege der beiden. Nico: «Meine berufliche Laufbahn habe ich nie wirklich geplant. Nach dem Lehrab-
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schluss sammelte ich erst mal zwei Jahre als Strassenbauer Erfahrungen. Dann hab ich die Vorarbeiterschule gemacht. Nach Abschluss ging ich dann – endlich – auf meine lang ersehnte Reise. Mein Chef bei der Hagedorn AG sagte mir, ich solle mich melden, wenn ich zurück sei. Und tatsächlich: Als ich nach eineinhalb Jahren zurück in der Schweiz war, konnte ich innerhalb von zwei Tagen wieder bei ihm einsteigen.» Und wie sah es mit der Weiterbildung aus? Nico: «Ich arbeitete vorderhand als Vorarbeiter. Übrigens im gleichen Team wie Jürg, er machte damals gerade seine Zusatzausbildung. Wir hatten viel Spass zusammen. Damals glaubte ich, einmal Bauleiter zu werden. Aber die Arbeit draussen gefällt mir zu sehr. Heute bin ich mit meiner Stelle als Polier superzufrieden!»
Die Polier-Ausbildung hast du zusammen mit Jürg abgeschlossen. Nico: «Ja, durch meine Reise-Auszeit hat er mich eingeholt. Heute sind wir beide in gleicher Position, aber in unterschiedlichen Gegenden.» Jürg hatte den Lehrvertrag für die Zusatzausbildung als Strassenbauer bei der Hagedorn AG in der Tasche. Doch zuerst musste er ins Militär. Aber eigentlich wollte er keine Zeit verlieren … Jürg: «Sie wollten mich zum Weitermachen überreden. Doch mir war wichtig, so schnell wie möglich mit meiner Ausbildung loszulegen. Das tat ich, und nach zwei Jahren hatte ich das Fähigkeitszeugnis als Strassenbauer im Sack.» Dann hast du weiter Gas gegeben. Jürg: «Ja, ich wollte auf jeden Fall weiterkommen. Mein Polier übertrug mir viel
MACHER/BERUF
Verantwortung und förderte mich. So habe ich die Vorarbeiter- und anschliessend zusammen mit Nico die Polierausbildung absolviert.» Und was kommt als Nächstes? Jürg: «Vielleicht mache ich irgendwann noch den Bauführer. Im Moment bin ich sehr glücklich mit meinen Aufgaben als Polier. Wir haben ein gutes Team hier, und ich werde gefordert. Das gefällt mir.» Was sind genau die Aufgaben eines Poliers? Nico: «Ein guter Polier hat seine Baustelle im Griff. Es gibt keine Leerläufe, seine Leute sind motiviert, und er hat den Überblick über Kosten, Zeit, Material und Personal. Kommt Druck von oben, gibt er ihn nicht an seine Leute weiter.»
einen guten Teamgeist und trinkt darum am Feierabend auch mal mit seinen Leuten ein Bier.» Die beiden sind sich einig: Polier ist ein Traumjob. Nico: «Für mich gibt es keine andere Branche. Nirgendwo hast du so viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Ich reise gerne, darum ist der Bau für mich ideal. Im Winter, wenn die Firma drei Wochen zu hat, mache ich meine Tauchferien.»
Info Der Polier leitet die Baustelle vor Ort. Für diesen anspruchsvollen Posten kannst du dich an verschiedenen Schulen ausbilden. Voraussetzung für die Zulassung zur eidgenössischen Berufsprüfung Baupolier: ein eidg. Fähigkeitszeugnis vier Jahre Berufspraxis im Verkehrswegbau nach der Ausbildung die erforderlichen Modulabschlüsse
Jürg: «Polier ist ein schöner Beruf mit viel Abwechslung. Natürlich ist der Strassenbau anstrengend. Aber der Lohn stimmt, und die Aufstiegsmöglichkeiten sind super. Die Branche bietet viele Weiterbildungsmöglichkeiten.» LINK
bauberufe.ch
Jürg: «Ein guter Polier schaut, dass seine Leute stets beschäftigt sind. Er sorgt für 02/13 B. MAGAZIN
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LEHRSTELLE/WEITERBILDUNG
DIE LEHRE ALS ERSTER SCHRITT ZUR KARRIERE Gut ausgebildetes Fachpersonal ist gefragt wie nie – auch in der Baubranche. Viele Firmen bieten motivierten Lernenden zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Karriere machen nicht ausgeschlossen!
FR ITZ N E IG E R Leiter Stellvertretender , en Kernkompetenz auservice, B r te Abteilungslei nik AG, Gasser Felstech Lungern
SASCHA FI SCHE R Bauführer und er Lehrlingsverantwortlich au, nb se ras St d un fTie Abt. Erne AG, Laufenburg
WELCHE ANREIZE BIETEN SIE IHREN LERNENDEN? Die Firma Gasser ist sehr präsent auf dem Markt und geniesst einen ausgezeichneten Ruf. Wir sind ein Familienbetrieb und legen grossen Wert auf guten Teamgeist. So ist unsere Belegschaft relativ jung, viele Lernende sind nach der Ausbildung der Firma treu geblieben. Unsere Personalpolitik sieht vor, unsere Angestellten zu fördern. Man soll nicht jammern über Mangel an gut ausgebildetem Personal, man muss es anpacken und die Leute selber ausbilden.
WELCHE ASPEKTE SIND IHNEN WICHTIG IM UMGANG MIT DEN LERNENDEN? Wir bei der Erne AG legen grossen Wert auf individuelle Betreuung unserer Lehrlinge. Fördern statt fordern ist das Credo. Bei uns ist jeder, der Freude am Bau und die entsprechend positive Einstellung zum Beruf hat, an der richtigen Stelle. Schlechte Noten in der Schule bedeuten noch lange nicht, dass derjenige kein guter Strassenbau-Lernender werden kann.
WELCHE HILFESTELLUNGEN ERHALTEN IHRE LERNENDEN WÄHREND DER AUSBILDUNGSZEIT? Mein Vater betreut die Lernenden der Firma. Einmal wöchentlich gibt es eine Theoriestunde, bei der auch die Arbeitsbücher unterschrieben werden. Die Lernenden können Fragen stellen und Schwierigkeiten besprechen. Diese Unterstützung wird von unseren Lehrlingen sehr geschätzt. Für die Eltern organisieren wir einmal jährlich eine Info-Veranstaltung über die Firma und den Geschäftsgang. Anschliessend geht es zum gemeinsamen Nachtessen.
WIE SIEHT KONKRET DIE INDIVIDUELLE LEHRLINGSBETREUUNG AUS? Zurzeit betreue ich vier Strassenbau-Lernende. Neben den vierteljährlichen Standort-Gesprächen mit jedem Lernenden besuche ich wöchentlich die jeweiligen Baustellen. Zudem hat jeder meiner Lehrlinge meine Handy-Nummer und kann mich auch ausserhalb der Bürozeiten erreichen. Über SMS, What’s App und persönliche Gespräche stehe ich so jederzeit in Kontakt mit ihnen. Es ist wichtig, den Charakter jedes Einzelnen zu kennen, so können wir seine Stärken fördern und auf seine Schwächen eingehen.
WIE REKRUTIEREN SIE IHREN NACHWUCHS? Jährlich führen wir sechs bis sieben Schnupperlehren durch. Während der Schnupperlehre wird durch den Polier und den Bauführer eine Beurteilung erstellt, welche am Schluss besprochen wird. In der Ausbildung werden die Lehrlinge von Anfang an voll eingesetzt. Zurzeit sind wir gut ausgelastet. Bei uns reinigen die Lehrlinge nicht nur die Schalungstafeln. Wir wollen Sie gezielt einsetzen, damit sie ihr Handwerk von Grund auf lernen.
MIT EINER STRASSENBAUER-LEHRE KANN MAN ALSO KARRIERE MACHEN? Wenn jemand motiviert ist und den Willen hat, kann er bei uns alles werden. 25 Prozent unserer Kaderleute sind ehemalige Lernende der Firma. Ich bin seit drei Jahren Lehrlingsbetreuer und sehe immer wieder, wie wir mit unserer Philosophie Junge motivieren können, sich im Berufsleben zu engagieren. Den Erfolg unseres Nachwuchses zu beobachten, bereitet uns Freude.
GASSER FELSTECHNIK AG Walchistrasse 30, 6078 Lungern www.felstechnik.ch
ERNE AG Baslerstrasse 5, 5080 Laufenburg www.erne.ch
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LEHRSTELLE/WEITERBILDUNG
MESS WITH ME! Mach dich schlau über deine Zukunft – besuche eine der spannenden Berufs- und Weiterbildungsmessen 2013! Wir haben für dich die wichtigsten Termine aufgelistet:
Datum
Messe/Ort
30.08. – 03.09.2013
Ostschweizer Bildungsmesse OBA, St. Gallen
03.09. – 08.09.2013
Aargauische Berufsschau, Lenzburg
06.09. – 10.09.2013
Berner Ausbildungsmesse BAM, Bern
13.09. – 14.09.2013
Schaffhauser Berufsmesse, Schaffhausen
19.09. – 21.09.2013
Berufsmesse Thurgau, Weinfelden
23.10. – 27.10.2013
Berufsschau Basel-Landschaft, Pratteln
07. 11. – 12 .11. 2013
Zentralschweizer Bildungsmesse ZEBI, Luzern
FARBE BEKENNEN! Grund- und Strassenbauer sind stolz auf ihren Beruf: Sie zeigen es mit Hoodie, Shirt oder Cap.
DAS SAGT DER BERUFSINSPEKTOR
ER GE R MAR C RÖTH LI SB Berufsinspektor, nton Zürich Bildungsdirektion Ka Die Abteilung Betriebliche Bildung der Bildungsdirektion des Kantons Zürich ist nicht nur zuständig für die Erteilung von Bewilligungen für Lehrverhältnisse und zahlreiche rechtliche und administrative Angelegenheiten rund um die Ausbildungsverhältnisse im ganzen Kanton. Wir sind auch Ansprechstelle und Moderatoren für Betriebe, Eltern und Lernende, die Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Ausbildungsverhältnis haben. Wir stehen allen Parteien beratend zur Seite. GROSSES KOMPLIMENT AN DIE BAUBETRIEBE Obwohl es in der Baubranche eher wenige Firmenkonkurse gibt, stehen wir bei drohendem Ausbildungsplatzverlust schon von Gesetzes wegen den Lernenden zur Seite. Wir verfügen über eine stets aktuelle Adressdatenbank aller offenen Ausbildungsplätze und über ein gutes Netzwerk. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass die Baubetriebe grundsätzlich selber sehr gut vernetzt sind und die betroffenen Firmen meist eigenständig eine neue Lösung für ihre Lernenden finden. Das ist nicht selbstverständlich und spricht für einen guten Zusammenhalt der Branche. LINK
LINK
www.mba.zh.ch
bauberufe.ch
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TECHNIK
DIE MISCHEN EINE MENGE Die Asphaltmischanlage BRZ in Horw versorgt die gesamte Zentralschweiz mit j채hrlich 체ber 100 000 Tonnen Mischgut. Dazu hat sie rund 170 verschiedene Mischrezepte im Repertoire.
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Vordosierung Trockentrommel Füllersilos Kettenelevator zum Mischturm Sieb und Heissmineralsilos Mineral- , Bitumen- und Füllerwaage Mischer Verladesilo Elektrisch beheizte Bitumentanks
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Das Material kommt grösstenteils per Schiff nach Horw. Das Recyclingmaterial wird in Lastwagen angeliefert.
Der Radladerfahrer sorgt dafür, dass die Vordoseure stets mit den richtigen Komponenten gefüllt sind.
Sand, Feinsplit, Grobsplit: Die Boxen sind mit den entsprechenden Komponenten beschriftet und befüllt.
Im Kommandoraum wird die gesamte Anlage per Computer überwacht und gesteuert. Hier produziert der Mischmeister die Kundenaufträge.
In Horw wurde aufgerüstet: Vier neue, elektrisch beheizte Bitumentanks fassen je 80 Kubikmeter Bitumen.
Die Komponenten gelangen via Elevator zum Heiss-Sieb. Hier werden sie anschliessend verwogen und gemischt. Alles vollautomatisch.
Das Material wird vorgängig vom Polier beim Mischmeister bestellt. Der Lastwagen fährt direkt unter das Verladesilo.
Beim Verladen beträgt die Temperatur des Mischgutes zwischen 160 und 180 Grad Celsius.
Täglich werden in Horw zwischen 1000 und 1200 Tonnen Mischgut produziert, an Spitzentagen können es 1500 Tonnen werden. 02/13 B. MAGAZIN
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BRAVEHEART Mike Weibel ist Gleisbauer-Lehrling. An den Wochenenden aber steigt der Berner in den Kilt und schwingt zusammen mit seinem Clan bei den Highland Games die Streitaxt.
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leisbauer sind harte Jungs. Den ganzen Tag draussen sein – bei jedem Wetter – verlangt dem Körper viel ab. Da muss man in guter Verfassung sein. Der 19-jährige Mike Weibel aus Spins bei Aarberg ist in ausgezeichneter Form. Er sieht so aus, wie man sich einen Gleisbauer vorstellt. Unter seinem Hobby – den Highland Games – kann man sich zuerst nicht viel vorstellen. Man denkt aber automatisch an starke Kerle, die draussen in der freien Natur ihre Kräfte messen. Auch das passt zu Mike und etwa so funktionieren die Highland Games.
SCHWINGEN AUF SCHOTTISCH «Die Highland Games kommen aus Schottland», erklärt Mike. «Dort ist es ein Nationalsport, wie in der Schweiz das Schwingen.» Die traditionellen Disziplinen bei den Spielen sind Gewichthochwurf, Steinstossen und Baumstammwerfen. Ergänzt werden diese bei einigen Veranstaltungen mit Axtwerfen, Bogenschiessen, Baumstammklettern sowie Seil- oder
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Pneuziehen. Teilgenommen wird im traditionellen Schottenrock, dem Kilt. Und nein: Unter dem Kilt ist nicht nichts. Vorschriftsgemäss wird drunter was getragen. DER CLAN Angetreten wird nicht als Team, sondern als Clan. Mike: «Wir sind der einzige Familien-Clan in der Schweiz. Mein Vater hat den Braveheart-Clan zusammen mit meiner Mutter gegründet. Inzwischen sind auch meine Schwester sowie meine beiden Brüder und ich dabei.» Und der Clan wächst weiter: Kollegen, Schwiegersöhne und -töchter sind dazugekommen. Wie jeder Clan hat auch die BraveheartTruppe ein Wappen. Dieses prangt auf der Clan-Flagge und den Shirts. Mikes Vater Sämu erinnert sich: «Ich erfuhr durch einen Kollegen von den Games. Vor sieben Jahren war ich das erste Mal mit dabei. Der erste Preis war ein schottisches HochlandRind.» Das hat Sämu zwar nicht gewonnen, er wurde aber ausgezeichneter Vierter.
«Ab dem zweiten Jahr haben wir dann angefangen zu trainieren. Den ersten Baum haben wir uns selber im Wald geholt …» Später wurden die Gewichte extra angefertigt und die Baumstämme wunschgemäss zugeschnitten. Inzwischen befindet sich auf Sämus Hof ein richtiges Trainingszentrum: «Manchmal tummeln sich bis zu 20 Leute hier. Das endet oft in einem gemütlichen Grill-Abend.»
Familiensache: Mike (ganz rechts) mit Vater Sämu (stehend ganz links), Bruder Christoph, Mutter Pascale und Bruder Thomas. Sitzend Schwager Simon mit Nichte Sara. Mikes Schwester Tamara ist heute nicht dabei.
FREIZEIT/PORTRAIT
FREIZEIT/PORTRAIT
Mutter Pascale feuert an, Mike stemmt den Stamm: Bis zu 12 Meter weit lässt er das Holz fliegen.
KRÄFTEMESSEN IM EMMENTAL Wir begleiten Mike und den BraveheartClan zum ersten von sieben Highland Games in diesem Jahr. Wie bereitet sich der Clan vor? «Wir haben in der Woche vor den Games ein paarmal trainiert. Jetzt müssen wir nur noch packen: Kilt, Flagge und die Sachen für die Übernachtung.» Früh am Samstagmorgen geht es los Richtung Emmental. Ab neun Uhr treffen die Clans auf dem Gelände neben der Turnhalle in Schangnau-Bumbach ein. Offizieller Start der Spiele ist um 12 Uhr. Bis dahin richten die Clans ihre Basis ein, trainieren noch ein bisschen, packen den Proviant aus. Es herrscht friedliche Picknick-Stimmung. Für richtig schottische Hochlandatmosphäre sorgt die Dudelsackgruppe Mac Laut’s. «ECHTE HIGHLANDER KLETTERN NICHT AUF BÄUME» Der laute Startschuss fällt – die Spiele sind eröffnet! Mike und sein Clan beginnen mit dem Baumstammwerfen. Jeder
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der Bravehearts hat seine Stärken. «Meine liebsten Disziplinen sind das Baumstammwerfen und der Gewichthochwurf. Da bin ich stark», so Mike. Sein älterer Bruder Thomas hingegen sieht seine Vorzüge woanders: «Ich bin nicht so kräftig gebaut wie Mike. Meine Stärken liegen beim Bogenschiessen und Klettern.» Das wiederum ist so gar nicht Sämus Ding. «Echte Highlander klettern nicht auf Bäume, sie stellen sich dem Feind», meint der 47-Jährige lachend. FLIEGENDE ÄXTE UND FAMILIÄRE STIMMUNG Prompt wuchten Mike und Sämu ihre Baumstämme am weitesten. Auf gehts zum Streitaxt-Werfen. Jeder Clan kann die Reihenfolge der Disziplinen selber bestimmen. Die Bravehearts fangen mit den weniger kräfteraubenden an und schliessen mit dem Gewichthochwurf und -stemmen ab. «Wenn du mit Gewichtstemmen anfängst, zittern deine Arme dermassen,
Der Parcours wird mit dem ganzen Clan absolviert.
da triffst du beim Bogenschiessen nichts mehr.» Trotz fliegender Baumstämme und Streitäxte ist die Stimmung friedlich. Unfälle passieren selten, es ist fast wie ein grosses Familienfest an diesem sonnigen Tag im tiefsten Emmental. AUSGEZEICHNETER SAISONAUFTAKT, SCHOTTLAND IN SICHT Um sechs Uhr abends muss jeder Clan alle Disziplinen absolviert haben. Dann geht es über zum gemütlichen Teil. Der Saisonauftakt ist dem Braveheart-Clan gelungen: In der Clan-Wertung erreichte die Familie den dritten Rang. In der Einzelwertung schaffte es Mike auf Platz 5. Bei insgesamt 40 Clans und 160 Einzelkämpfern eine ausgezeichnete Leistung! Bis Ende Sommer stehen weitere sechs Highland Games auf dem Programm. Und nicht nur das: «Ich möchte dieses Jahr nach Schottland reisen – zum ersten Mal!» Na dann los, Mike! Zeig den Schotten, wo die wahren Highlander zuhause sind!
AUSFAHRT
Quizfrage
DANKE, ROBIN!
SCHAU GENAU!
Auf welcher Seite ist der oben gezeigte Bildausschnitt? Schick deine Antwort bis 1. Oktober 2013 an baustelle@verkehrswegbauer.ch. Mit etwas Glück gewinnst du bei der Verlosung ein Hoodie und ein T-Shirt! FACEBOOK/BaustellenMagazin
AND THE WINNER IS… Markus Gysin aus Hersberg hatte die richtige Antwort auf das Quiz in der AprilAusgabe und das nötige Glück dazu: Ein Hoodie und ein T-Shirt im StrassenbauerLook gehören ihm. Das B. Magazin gratuliert und wünscht viel Spass!
3 DINGE … … DIE MAN (NICHT) UNBEDINGT WISSEN MUSS:
01 Indianer führten nur
bei schönem Wetter Krieg. Regen hätte den Leim, den sie für Pfeile und Bogen benutzten, aufgelöst.
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Truthähne starren während schwerer Regenfälle oft in den Himmel und ertrinken. Giraffen können nicht husten.
Seit der Neu-Lancierung des B. Magazins im April 2012 unterstützte Robin Hedinger als Strassenbau-Lernender das Redaktionsteam mit seinem Input. Diesen Sommer hat Robin seine Lehre erfolgreich abgeschlossen. Das B. Magazin dankt ihm für seinen Einsatz und wünscht ihm auf seinem beruflichen Weg alles Gute. Wer weiss, vielleicht sieht man Robin künftig in einer spannenden B. Magazin-Reportage?
IMPRESSUM HERAUSGEBER:
Berufsfachschule Verkehrswegbauer Postfach 6210 Sursee Tel. 041 922 26 26 info@verkehrswegbauer.ch www.verkehrswegbauer.ch
REDAKTION UND INSERATE: Fachverband Infra Weinbergstrasse 49 Postfach 8042 Zürich Tel. 044 258 84 92 baustelle@verkehrswegbauer.ch
REDAKTIONSKONZEPT UND TEXT: Sibylle Ambs-Keller, Leitung/Text – www.die-textwerkstatt.ch
GESTALTUNG/LAYOUT: Eclipse Studios – www.eclipsestudios.ch
FOTOS: Markus Senn – www.markussenn.ch Ben Zurbriggen – www.ben-zurbriggen.ch
DRUCK: Druckerei Baldegger – www.baldegger.ch
AUFLAGE: 7500
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SWISS SKILLS 17.– 21. SEPTEMBER 2014 WWW.STRASSENBAUER.CH/MEISTERSCHAFT
www.verkehrswegbauer.ch