Der Abzug der Amerikaner aus Franken

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2 MEINUNG/HINTERGRUND

FREITAG, 27. JUNI 2014

Der Abzug der Amerikaner aus Franken Es begann mit dem Fall der Berliner Mauer im November 1989, dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in Osteuropa und endete mit der deutschen Einheit. Der Kalte Krieg war Geschichte. Er hatte Europa und damit auch Franken über Jahrzehnte zum Aufmarschgebiet für fremde Truppen gemacht. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg handelte es sich noch um GESCHICHTE

Ledward-Barracks

Die Jahreszahl hinter dem Kasernennamen steht für das Jahr der Schließung der US-Kaserne

eine militärische Besatzung, später um befreundete alliierte Truppen der Nato, die als Schutzschild gegenüber den Warschauer Paktstaaten dienten. Mit dem Fehlen eines Feindes im Osten setzte folgerichtig der Rückzug der Amerikaner aus Franken und Europa ein. Gut 20 Militärstützpunkte unterhielten die USA allein im Fränkischen. Ein Großteil von ihnen wurde ab 1992 ge-

schlossen. In Städten wie Nürnberg, Erlangen, Fürth, Würzburg oder Kitzingen wurden große, vormals militärisch genutzte Flächen, frei und standen für eine neue Nutzung zur Verfügung. In diesem Jahr werden die Standorte in Bamberg und Schweinfurt endgültig geschlossen. Es bleibt in Franken nur noch der US-Standort Ansbach mit seinen Außenstellen Katterbach und Illesheim. ang

Schweinfurt

Kitzingen

Bamberg

Zeitgleich mit dem Standort Bamberg gibt die US-Army Ende September 2014 auch ihre Liegenschaften in Schweinfurt auf. Rund 11 000 Menschen verlassen dann die Region. Durch den Abzug der US-Truppen werden im Raum Schweinfurt mehr als 2900 Hektar Fläche und 450 Gebäude frei. Angesichts der Größenordnung haben die betroffenen Kommunen Schweinfurt, Niederwerrn und Geldersheim sowie der Landkreis einen Zweckverband gegründet. Sie wollen die Aufgaben der Konversion gemeinsam anpacken.

61 Jahre lang war die Weinstadt Kitzingen zugleich amerikanische Garnisonsstadt. Zu den 20 000 Kitzinger Bürgern gesellten sich in dieser Zeit bis zu 10 000 US-Amerikaner. Die Auswirkungen in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht waren entsprechend groß. Im Jahr 2006 zog sich die US-Army komplett aus Kitzingen zurück. Mit dem Verkauf von zwei Teilflächen mit zusammen 250 Hektar an private Investoren sind erste Schritte Richtung Konversion getan. Ein Gründerzentrum für innovative Firmen wird gerade realisiert.

Militärische Präsenz hat in Bamberg eine lange Tradition. Hausregimenter waren das 5. Infanterie-Regiment (seit 1855) und das 1. Ulanen-Regiment (seit 1872). Nach 1945 übernahm die US-Army die vorhandenen Kasernen. Mit dem jetzt geplanten Abzug der US-Streitkräfte und der Schließung des Standorts Ende September ist die Garnisonszeit Geschichte. Über die Nutzung der Konversionsflächen wird derzeit öffentlich diskutiert. Im März 2015 sollen fünf Teilflächen vom Bund an die Stadt übergeben werden.

Bad Kissingen Daley Barracks 1992 Reiterswiesen Army Airfield 1992

Warner-Barracks

Hof

COBURG

Kingsley Barracks 1991

Harris Barracks 1990

Schweinfurt Conn Barracks 2014 Ledward Barracks 2014

Aschaffenburg

Bindlach Christensen Barracks 1992

Bad Neustadt

an der Saale

Bamberg

Camp Lee 1992

Bamberg Airfield 2012 Warner Barracks Sept. 2014

Bayreuth Roehrensee Kaserne 1992 Grafik: Michael Karg

Aschaffenburg Army Airfield 1991 Fiori Barracks 1992 Graves Barracks 1992 Jaeger Kaserne 1992 Ready Barracks 1992 Smith Barracks 1992 Taylor Barracks 1990 Travis Park 1995 - 2007 Military Training Area in den Stadtteilen Gailbach und Schweinheim 2007

Würzburg Emery Barracks 1992 Faulenberg Kaserne 2007 Giebelstadt Army Airfield, Giebelstadt 2007 Hindenburg Barracks 1992 Leighton Barracks 2008

Kitzingen

Herzogenaurach

Harvey Barracks 2007 Larson Barracks 2007

Herzo Artillery Base 1992

Fürth Johnson Barracks 1992 Monteith Barracks 1995 W.O. Darby Kaserne 1995

Erlangen Ferris Barracks 1992

Nürnberg

Zirndorf

Merrell Barracks 1992

Pinder Barracks 1995

Feucht Ansbach *

Feucht Army Airfield 1992

Bleidorf Kaserne 1992 Hindenburg Kaserne 1992

Schwabach O’Brien Barracks 1992

* die Shipton-Kaserne bleibt bestehen. Ebenso die Storck-Kaserne in Illesheim und die Katterbach-Kaserne. Die Amerikaner haben hier insgesamt 110 Hubschrauber stationiert.

Leighton Barracks

Würzburg Am 13. Mai 2008 wurde die amerikanische Fahne ein letztes Mal in einer Würzburger US-Kaserne eingeholt. Bis Ende September des gleichen Jahres hatten sich die Streitkräfte der USArmee vollständig aus Würzburg zurückgezogen. Das frei werdende Areal soll im Rahmen der Konversion vor allem für Gewerbe, Wohnen, Startup-Firmen und die Universität genutzt werden. Wo früher das Krankenhaus der US-Army stand, entsteht derzeit eine Wohnanlage. Das ehemalige US-Wohngebiet nutzt seit 2011 die Universität.

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Erlangen

Herzogenaurach

Mit Übergabe der Liegenschaften der US-Army an den Bund am 28. Juni 1994 endete die 126jährige Geschichte Erlangens als Garnisonsstadt. Die Amerikaner waren allerdings schon eher gegangen. Ein Großteil der in Erlangen stationierten Truppen war 1992 in den Golfkrieg abkommandiert worden. Die freigewordenen Flächen wurden inzwischen zur Errichtung eines komplett neuen Stadtteils genutzt. Mit der Konversion entstand ein Quartier für Gewerbe, Handel, Wohnungen und Einrichtungen der Universität.

1945 übernahmen die Amerikaner das Gelände und den früheren Fliegerhorst der Wehrmacht in Herzogenaurauch. Bis 1991 diente die Herzo Base als Militärstützpunkt für Artillerie. Es folgten ein Kriegseinsatz und der Abzug der 210. Artilleriebrigade bis zum 15. Januar 1992. Die verbliebenen 400 Soldaten des 5. Bataillons der 17. Feldartillerie lösten den Standort schließlich bis zum 16. März des gleichen Jahres auf. Nachfolgend wurde das Gelände gewerblich genutzt. Heute befindet sich dort die Zentrale des Sportartikelherstellers Adidas.

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Herzo Base

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