Buddha schloßpark

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1 Buddha im Schloßpark Da hoggt a Buddha. Mittn in Franken – im Schneidersitz; hassd bestimmt net Schneidersitz. Hassd ja alles komplizierter, wichtiger. Wie Nordic Walking, net bled mit Stöck, aber mit ohne Ski rumsterzn; Badminton, net einfach Federball. Hassd wahrscheinlich: Yoga-Meditations-Lotus-hi-hoggerla vielleicht, oder was waas ich. Da hoggt a Buddha. Mittn in Frankn – im Schneidersitz. Zwischn Bambus hat er sich versenkt, denkt an nix, sei Hirn wie leerblasn; des schafffst du als Franke blos, wenn du mindestens vier Saidli neibresst hast; vier Saidli auf nüchterna Magn wohlgemerkt. Hoggt, im Yoga-Meditations-Lotus-hi-hoggerla, denkt an nix. Hoggt, denkt nix: die Händ im Schoß. Also ich, wenni mi so hidrabiern müsserte, bräuchte zum hipflanzn erscht aan Kraan und dann zum aufsteh aan Orthopäden, und zwaa Masseure und aan Wunderheiler. Mir schlafn scho die Baa ei, wenni auf meim Sofa a weng krumm dalümml und bei meim Glubb mitbibber. Und so a Buddha hoggt ja sei ganzes Leben bloss a so rum, denkt an gar nix. So a Vergeudung! Da gibt dem der liebe Gott a Hirn mit und der Kerl hoggt den liebn langa Tag bloss a so umanander und denkt nix. Obwohl, iss für die Buddhas überhaupt der liebe Gott zuständig? Vielleicht iss des a ganz a andere Abteilung da drobn? – was waas denn ich. Scho komisch, mir lerna und machn, dassmer möglichst viel neikriegn in unser Hirn und die wolln genau des Gegenteil. Genau des Gegenteil: alles soll naus; wie früher, wenn des Ofenrohr naus kumma iss, putzt worn iss. Des war jedesmal ein Staatsakt. Bei meim Vater hat die Ankündigung seiner Minna „Niggl, der Herd ziecht nemmer gscheid“, scho Tage vorher schlaflose Nächte, sehr schlechte


2 Laune und den Bierkonsum enorm angekurbelt. Ihre Partnerschaft stand bei jeder Ofenrohr-Putzaktion erneut auf dem Prüfstand. Phase I – das überlange Ofenrohr, damit die Wärm sich schee in der Küchn verteiln kann, muss aus Herd und Kamin zogn wern. Vorsichtigst muss des raus zogn wern. Aaner ziecht, der andere hat scho des zamknüllte Zeitungspapier stopfbereit in der Händ. Beide Aufgabn äußerst diffizil – meine Mutter fauchte vorher scho bereits und der Streit ging damit los, wer was machen soll. Und Streit gar net gut, denn das sehr lange Ofenrohr – wegen der bessern Wärm in der Küchn – verlangte Harmonie, nahezu Meditation: Gleichklang zwischen zieh und stopf, ohm! Doch jedesmal ging irgendwas schief. Mal zog der am Herd zu fest – die Folge: eine Rußwolke stob aus dem finstren Luch. Eine Rußwolke, die jeder fränkischen Hausfrau locker die heftigsten Tobsuchtsanfälle bescherte. Mal rieß der am Schlot, des Ofenrohr samt Buchse aus der Wand. Egal wo, wem von den beiden Spezialisten das Mißgeschick widerfuhr, jetzt entschied sich, ob es zum Supergau kam. Das lange Ofenrohr – wegen der Wärm in der Küchn – schwankte nach dem erstn Mißgriff bereits bedohlich. Die zusammengeschobenen Rohrteile schnubertn bereits die Freiheit. „Niggl, des Rohr!“ Aber mein Vater war doch am Schlotende festgekettet, wie Prometheus, stopfte vorsichtig das zusammengeknüllte Zeitungspapier hinein, auf das kein Russtäubchen in die gepflegte Küche flöge. Und Mutter hing am andern End am Herd fest; stofte mit Papier und schickte in einem Redeschwall ihrm Niggl Tipps zu „bass halt a weng auf. Bass auf!“, in einem Tonfall, der das gleich folgende vorausnahm. Phase II - das drei Meter lange Rohr schwankte schon leicht, die


3 einzelnen Rohrteile rochen immer mehr die Freiheit, doch Mutter gab maschinengewehr artig weiter schlaue Tipps: „Obacht! Lang halt hi.“ Sie hätte auch „ohm“ schreia könna, denn wie sollte der Niggl denn hilanga. So lange Arm hat ka Mensch, das der des Ofenrohr, des schon schwankte wie a Kuhschwanz, auf seiner stolzn Länge – wegen der Wärm in der Küchn – hätt beruhgn kenna. Und so kam es, wie`s eskommen musste: das Ofenrohr kam, zerlegte sich auf den Linoleum sauber in seine fünf Einzelteile; sauber war danach nix mehr –aber gar nix mehr. Waren die beidn Küchentüren net zu, bekamen auch der Flur und des Schlafzimmer von der Rußereption was ab. Da hoggt a Buddha. Mittn in Frankn – im Schneidersitz. Da hoggt a Buddha unter aam orangn Schirmla, zwischn Bambus und denkt sich: nix. Bloss „ohm!“ Denkt nix, alles soll naus aus seim Hirn. Alles. Da hoggt a Buddha. Früher ham sich die Leit Gartnzwerg nei in ihrm Gartn gstellt. Und da war kaaner blos a so rumghoggt, die Händ im Schoß und „ohm!“. Die Porzellan-Zipflmützler ham alle was zu tu ghabt: Schubkarn gschobn, Fisch geangelt mit Latern rumgeleuchtet, Gartn umgrabn. Ham zwar nix gfohrn in ihra Rowern und a nie aan Fisch erwischt, aber sie ham getan als ob. Abber scho bled, odder? Wennst da mit aaner Schubkarrn rumfährst, und da iss nix drinn; quasi so tust als obst ärnertn tätst. Vielleicht doch ehrlicher du hoggst dich gleich nei in Schneidersitz, legst die Händ in den Schoß und denkst rein gar nix: „ohm!“ Wie der Buddha, mittn in Frankn!


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