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ENDLICH SOMMER! ENDLICH Harry Potter V! Zwei Fans konnten nicht bis zum 21. Juni warten: Einbruch beim Verlag Bloomsbury! Jetzt sitzen

Fernweh

Sir Peter Ustinov

„Rumo“

sie hinter Gittern. Also, Geduld haben! Freuen Sie sich auf ein Abenteuer, wie es im Buche steht. Und am 8. November auf über 1.000 Seiten auch auf deutsch…

Foer & Eugenides

AMELIE FRIED Schriftstellerin und TV-Moderatorin im Portrait

Meine schönste Vorstellung ist, im Urlaub nichts anderes zu tun, als zwei, drei Wochen lang nur zu lesen.“ BM2003-3.indd 1

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büchermenschen Inhalt # 3/2003

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04 Willkommen

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11 Der Jakobsweg

19 Italien ganz nach Ihrem Gusto

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16 Urlaub erster Klasse

25 Foer

07 Frisch gedruckt NEUE ROMANE UND Biographien für Sie ausgewählt.

10 Die Muschelfinderin AUF DEN SPUREN der Pilger – mit Carmen Rohrbach auf dem Jakobsweg.

+ 06 Amelie Fried

LIEBES LEID UND LUST – Amelie Fried über den Hunger nach Leben und wie sie einst zu ihrem Spitznamen „Hamlet“ kam.

WELTENBÜRGER SIR PETER Ustinov über seine Wurzeln, seine Heimat und seine Reisen.

© Diogenes

© Ulrike Grothe

12 Sir Peter

+ 08 Lust auf Maigret?

17 Ein schöner Zug

GEORGE SIMENON HAT 2003 seinen 100. Geburtstag. Lernen Sie ihn und seine Krimis mit und ohne Leichen besser kennen.

FÜR UNTERWEGS UND zur Not auch für daheim: Neue Bücher rund um die Faszination Eisenbahnreisen.

18 Expertentest Italien-Bände DAS GAB‘S NOCH nie: Laura Gottberg, Hauptkommissarin und Krimi-Figur, inspiziert drei Italien-Reisebücher.

20 Urlaubsplanung

+ 14 Unterwelten

REISEN IN DEN Untergrund sind immer ein Abenteuer. Ins unterirdische Berlin können Sie gern mitkommen.

© Walter Moers

© Frieder Salm

IHR URLAUB BEGINNT bei uns: Die büchermenschen empfehlen neue Reiseführer.

+ 22 Der Zamonienmeister

EIN WOLPERTINGER ALS Held: Walter Moers zieht in „Rumo“ und in unserem Interview alle Register.

29 Klingelt´s? DAS HUGENDUBEL-SERVICE-CENTER hat für Sie immer ein offenes Ohr.

30 Impressum, Links & Co. DIE BÜCHERMENSCHEN IM Überblick und ein Rätsel.

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»Eine bezaubernde, vor Lebendigkeit strotzende Liebesgeschichte. John Irvings neuer Roman ist einer seiner besten.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

Herzlich willkommen in der Welt der büchermenschen

t als Jetzenbuch h Tasc

John Irving Die vierte Hand Roman · Diogenes

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl detebe 23370, 448 Seiten € 11.90 / sFr 20.90

Während einer Indienreportage wird die linke Hand eines New Yorker Journalisten von einem Zirkuslöwen aufgefressen; Millionen Fernsehzuschauer sind Zeugen des Unfalls. In Boston wartet ein verschrobener Handchirurg auf eine Gelegenheit, die erste Handtransplantation vorzunehmen. Und eine junge Ehefrau in Wisconsin hat es sich in den Kopf gesetzt, dem einhändigen Reporter die linke Hand ihres Mannes zu geben – wenn dieser stirbt. Doch der Mann ist jung und kerngesund …

Diogenes

IHR URLAUB BEGINNT bei uns – wenn Sie möchten. Ich lade Sie herzlich ein, den Sommer und die Ferien mit unseren Tips noch ein bißchen schöner zu erleben. Unsere aktuelle Ausgabe der büchermenschen verursacht großes Fernweh und schickt Sie auf die Reise. Lernen Sie z.B. Sir Peter Ustinov, den beliebten Weltbürger und UNESCO-Botschafter kennen. Unterwegs zu sein ist auch das Zuhause von Carmen Rohrbach, einer bekannten Reisejournalistin mit bewegter Vergangenheit. Schon in den 70er Jahren wanderte sie den Jakobsweg, jenen Pilgerpfad, der jetzt Hunderttausende anregt, den Spuren des Apostels Jakobus zu folgen. Von den Pyrenäen, einem Ausgangspunkt des Jakobswegs, hin zu den unterirdischen Labyrinthen des Reichstages ist es nur scheinbar ein weiter Weg. In unserem Heft können Sie Dietmar Arnold folgen, der aus Leidenschaft Berlins Untergrund erforscht. Wenn Sie die Spuren deutscher Geschichte hautnah erleben wollen – Herr Arnold und unsere Buchhandlung an der Gedächtniskirche bieten Führungen durch die Unterwelten der Hauptstadt an. Und dies sind nur die ersten Schritte zu den büchermenschen in diesem Heft. Amelie Fried, Felicitas Mayall, Walter Mo-

Briefing

© Christine Strub

Foto: Isolde Ohlbaum

:EDITORIAL

Nina Hugendubel

ers, Berthold Steinhilber, Jeffrey Eugenides, der gerade den Pulitzer-Preis erhielt, Jonathan Safran Foer und Georges Simenon sind weitere Highlights. Jetzt aber los – hin zu neuen Entdeckungen. Einen Sommer von seinen schönsten Seiten wünscht Ihre

Nina Hugendubel PS: Die nächste Ausgabe erscheint am 22. September. Bis dahin: Über Wünsche, Anregungen und Zuschriften zu den büchermenschen freue ich mich sehr!

SIE SCHREIBEN – WIR LESEN – SIE GEWINNEN

Sehr geehrte, liebe Frau Hugendubel, ich möchte mich bei Ihnen für das Interview mit Henning Mankell in Ihren büchermenschen bedanken. Als großer Fan von ihm bin ich immer auf der Suche nach Neuigkeiten. Überhaupt könnten Sie mehr über anspruchsvolle Romane und Krimis bringen. Sonst gefällt mir Ihr Magazin sehr gut, es hat genau die richtige Länge für die S-Bahn. Viele Grüße Elisabeth Scholz, München

Da wir nicht nur gern Bücher lesen, sondern auch Ihre Post, verlosen wir unter allen eingesendeten Leserbriefen das neue Buch über die Bücher: „Reclams Sachlexikon des Buches“, das nicht nur unsere büchermenschen kennt, sondern einfach alles aus der Welt der Bücher auf rund 600 Seiten erklärt.

www.diogenes.ch

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Die Unbestechliche

Gesucht: Der Mensch hinterm Bild WANTED!

BEGEISTERTE

LITERATEN

Die gesuchte Bestseller-Autorin kann Wochen in staubigen Archiven verbringen. Geschichte ist ihre Leidenschaft. Auf der Suche nach der wahren Vergangenheit durchforstet sie mit akribischer Energie Briefe und Tagebücher, um dann aus vielen Puzzlesteinchen eines ihrer so erfolgreichen populärwissenschaftlichen Glanzlichter zu formen. Die Unbestechliche lebt in Wien und ist hier genau richtig für eine Biografie über die „Kaiserin wider Willen“, die der Autorin nicht nur Ruhm, sondern auch kräftig Ärger mit den Habsburgern brachte. Doch das hat sie nicht daran gehindert,

© Peter von Felbert

werden sich auf diese Seite bereits freuen, denn auch in diesem Heft können sie ihr Wissen testen und dabei auch noch gewinnen! Diesmal ist eine Dame aufzuspüren, die, wenn sie nicht renommierte Geschichtsbücher schriebe, durchaus eine herausragende Detektei betreiben könnte. Wer ihren Namen errät, hält mit etwas Glück schon bald einen von drei Buchgutscheinen in den Händen. Viel Spaß & Erfolg!

Unaufgeräumt wider Willen? Die Leseinsel unseres Büchermenschen.

EINSENDESCHLUSS: Bitte schreiben Sie den Vor- und Zunamen der gesuchten Person deutlich auf eine ausreichend frankierte Postkarte mit Ihrem Absender und senden Sie diese bis 5. September 2003 (Poststempel gilt) an: Buchhandlung Heinrich Hugendubel, Stichwort büchermenschen, Postfach, D–80327 München.

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Mein Ziel ist es, den historischen Prozeß in allen Details auszuleuchten“ in ihrem neuen Werk die Dynastie von Bayreuths Hügel blaß dastehen zu lassen. Die Reaktion erfolgte prompt: Karten für die Festspiele wurden ihr verwehrt. Im letzten Heft war Georges Simenon unser geheimnisvoller büchermensch. Die Gewinner wurden bereits schriftlich benachrichtigt. Danke für Ihre rege Beteiligung! 1. Preis: Gisela Holst, Frankenthal 2. Preis: Anja Kesper, Berlin 3. Preis: Christina Hillesheim, München

DER GESCHENKGUTSCHEIN der Buchhandlung Hugendubel ist ein wahrlich schmuckes Wertpapier! Er steigert die Vorfreude auf grenzenloses Lesevergnügen. Einlösen können Sie ihn in jeder Hugendubel-Buchhandlung. Selbstverständlich auch auf Raten! Sollten Sie heute keinen Gutschein gewonnen haben, so können Sie dennoch jederzeit einen erwerben. Den Wert legen Sie selbst individuell fest.

1. Preis: 2. Preis: 3. Preis:

150,- € 100,- € 50,- €

TEILNAHMEBEDINGUNGEN: Mitmachen kann jeder Büchermensch – mit Ausnahme der Mitarbeiter der Redaktion und der Buchhandlungen Hugendubel. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Liebes Leben ungewiß INTERVIEW

MIT „DIE STÖRENFRIEDS. Geschichten

von Leo und Paulina“ trat die TV-Moderatorin auch ins Scheinwerferlicht der Literatur-Bestsellerlisten. Inzwischen schloß sich der Kreis wieder: Ihre Romane „Traumfrau mit Nebenwirkungen“, „Am Anfang war der Seitensprung“ und „Der Mann von nebenan“ wurden allesamt verfilmt.

Lesezeichen

> In Ihrem neuen Roman „Liebes Leid und Lust“ verliebt sich die Schauspielerin Hanna in André, ihren Psychotherapeuten und zugleich Mann ihrer Freundin Bea. Könnte Ihnen das auch passieren? < Das weiß man nie – das Leben ist voller Überraschungen – vor Gefühlsverwirrungen jeglicher Art ist niemand gefeit (lacht). Wir denken vielleicht moralisch, möchten uns gut und anständig verhalten, aber manchmal passieren Dinge im Leben, die unser Wertesystem erschüttern. Dieser Gedanke hat mich bei diesem Buch fasziniert. > Hanna wurde Schauspielerin, weil sie es schrecklich findet, daß wir nur ein Leben haben. Wenn Sie ihre beste Freundin wären, was würden Sie ihr raten? < Ich würde sagen, das war eine gute Entscheidung. Als Schauspielerin hat sie die Möglichkeit, unterschiedliche Personen, Charaktere und Figuren neu darzustellen. Meist verläuft der Alltag in der

Absoluter Liebling James Salter „Lichtjahre“ Sonderausgabe rororo, 10,00 €

Unendlich faszinierend Midas Dekkers „An allem nagt der Zahn der Zeit“ btb, 10,00 €

Tat sehr eindimensional. Diese Sehnsucht, diesen Hunger nach Leben, den Hanna verspürt, kann ich sehr gut verstehen … > … ist das auch der Grund, warum Sie Schriftstellerin wurden? < Da haben Sie wohl völlig Recht. In dem Moment, wo Personen und eine Geschichte entstehen, mache ich ja im Grunde nichts anderes, als Parallelleben zu erfinden. Wenn ich schreibe, bin ich oft so sehr in dem phantasierten Leben drin, daß sich die echten Menschen um mich herum heftig beschweren. > Das Spannende in Ihrem neuen Buch ist, daß Sie die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven der drei Hauptfiguren erzählen. Wie halten Sie deren Eigenleben im Zaum …? < Bei jedem Buch stelle ich mir stilistisch eine neue Aufgabe. Für „Liebes Leid und Lust“ stellte ich die Gefühle von Hanna, André und Bea aus ihrem jeweiligen Blickwinkel dar – obwohl alle drei die Dinge sehr unterschiedlich sehen, gab es doch viele Gemeinsamkeiten.

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Der Hunger nach Leben“

Und, wie bei vielen anderen Schriftstellern auch, kommen einem beim Schreiben die Figuren aus, tun Dinge, die gar nicht vorgesehen waren und darauf lasse ich mich auch ein. Wenn es aber zu wild wird, dann schreite ich ein – ein spannender Prozess.

Sehr persönlich Lily Brett „Einfach so“ Suhrkamp TB, 9,50 €

Hinreißend Louis Sachar „Löcher – Die Geheimnisse von Green Lake“ Beltz & Gelberg TB, 7,90 €

© Ulrike Grothe

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Ein Gespräch mit Amelie Fried über Beziehungsberater

Die Frau von nebenan: Amelie Fried

> Ihr Kollege Axel Hacke schrieb den kleinen Erziehungsberater. Verstehen Sie sich als Autorin von kleinen Beziehungsberatern? < In erster Linie möchte ich wirklich nur gut unterhalten, den Gefühlen, die wir kennen und die uns bewegen, auf den Grund gehen. Wenn die Menschen bei der Lektüre daraus einen Gewinn ziehen, dann freut es mich natürlich. AM LIEBSTEN SPIELT Hanna Theater – und mit den Gefühlen anderer. Sei es der Psychotherapeut André, in den sie sich heftig verliebt, sei es Bea, ihre Freundin und Andrés Frau … An dieser leidenschaftlichen Affäre drohen alle drei zu zerbrechen. Und mit ihnen die Freundschaft, die Familie und der Glaube an die Liebe. Amelie Fried: „Liebes Leid und Lust“ Heyne, 20,– €

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Neue Seiten

Tips für Leser

und Lebensfreude > Fernseh-Journalistin, Buchautorin, zweifache Mutter – wie bringen Sie das alles unter einen Hut? < Ach ja, jetzt könnte ich Ihnen eine tolle Powerfrauen-Nummer vorspielen. In Wirklichkeit ist es meist sehr anstrengend und ich komme auf dem Zahnfleisch daher. Aber ich will nicht jammern, denn mir macht alles so viel Spaß, daß ich die Kraft dafür aufbringe. > Was bedeuteten Ihnen Bücher als Kind, und welchen Stellenwert haben sie heute? < Mit fünf lernte ich lesen und seitdem habe ich Bücher nicht mehr aus der Hand gelegt. Wenn ich meinen jüngeren Bruder vom Kindergarten abholte, hatte ich auf dem Heimweg ein Buch vor der Nase – wie Hamlet, sagten meine Eltern. Heute ist meine schönste Vorstellung, im Urlaub nichts anderes zu tun als zwei, drei Wochen lang nur zu lesen. > Nach dem Buch ist vor dem Buch. Woran arbeiten Sie gerade? < Gerade habe ich gemeinsam mit meinem Mann ein Kinderbuch fertiggestellt. Im Gegensatz zu „Hat Opa einen Anzug an?“ und „Der unsichtbare Vater“, den beiden Bilderbüchern, haben wir uns jetzt an einen unterhaltsamen Kinderkrimi gewagt. Eine Geschichte um zwei Geschwister, die ihren sehr eigenwilligen Blick auf die Erwachsenenwelt haben. Es heißt „Taco und Kaninchen“ und erscheint diesen Herbst.

AMELIE FRIED WURDE 1958 in Ulm als Tochter des Verlegers Kurt Fried und der Buchhändlerin Inge Fried-Ruthard geboren. Seit 1984 arbeitet sie als TV-Moderatorin; u.a. „Live aus dem Alabama“, „Live aus der Alten Oper“ und „Stern-TV“. Sie erhielt u.a. den Grimme-Preis, den Bambi und für ihre Kinderbücher den Deutschen Jugendliteraturpreis. Mit Giovanni di Lorenzo moderiert sie derzeit die TalkSendung „3nach9“.

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+ Neue Krimis

+ Neue Biographien

+ Neue Krimis

Aus den Augen …

Josephine, Kaiserin

JOHANNA HALL, EINE junge Fotografin findet nach dem Tod ihres Onkels alte Fotos von Kindern und Notizen aus der Jahrhundertwende, die auf ein grausames Geschehen im damaligen London hinweisen. Sie beginnt zu recherchieren und erfährt, daß während der spiritistischen Sitzungen der Theosophischen Gesellschaft häufig ein leises Wimmern zu hören war. Jahre später – trieb die Themse zahlreiche Kinderleichen Eva-Marie Liffner: „Camera“ ans Ufer …

ADLIGE, BÜRGERIN, ERSTE Kaiserin Frankreichs: Joséphine Tascher de la Pagerie, geboren 1763, hat den Stürmen ihrer Zeit stets das Beste abgewonnen. Die neue glänzende Biografie von Franz Herre zeichnet einerseits das schillernde Porträt einer faszinierenden Frau zwischen persönlichen Ambitionen und politischen Interessen. Gleichzeitig entführt er den Leser ins Frankreich der prächtigen Paläste, der umwälzenden Revolutionen und läßt ihn teilnehmen an dem kometenhaften Aufstieg eines unvergleichlichen Paares: Napoléon Bonaparte und seiner Kaiserin. Schon in jungen Jahren wird ihr prophezeit, sie werde einmal mehr als eine Königin werden. Nach der unglücklichen Ehe mit Alexandre de Beauharnais, der sie betrog, verstieß, und dann in der Revolution unter der Guillotine endete, wird Joséphine die Geliebte des Konventspräsidenten Barras. Der wiederum nicht zögert, seine mit zwei Kindern gesegnete Mätresse an einen aufstrebenden General abzutreten. 1796 heiratet sie Napoléon Bonaparte. Und damit beginnt der kolossale Triumphzug einer Herrscherin, die nicht weniger als 673 Winterkleider, 230 Sommerkleider und 500 Spitzenhemden ihr eigen nannte, aber Napoleons sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen konnte: ihm einen Erben zu geFranz Herre: „Joséphine“ bären ...

Reclam Leipzig, 19,90 €

Nippons böse Töchter TOKIO, UM MITTERNACHT. Yayoi Yamamotos Schicht in einer Lunchpaket-Fabrik beginnt. Doch diese Nacht ist anders als die anderen. Sie hat gerade ihren Mann getötet. Weil er ihre ganzen Ersparnisse beim Glücksspiel verjubelte. Drei Kolleginnen wissen von dem Mord und beschließen, Yayoi zu helfen. Gemeinsam versuchen sie die Tat zu vertuschen und geraten in eine blutige Hölle aus Gewalt und Verrat … AbgrünNatsuo Kirino: „Die Umarmung des Todes“ de der Seele auf Goldmann, 23,90 € japanisch.

Pustet, 24,90 €

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Maigret oder Non-Maigret? Was Sie schon immer wissen wollten – FÜR GABRIEL GARCIA Márquez ist

Simenon und das Leben

Georges Simenon der größte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, aber für manche Leser ist sein umfangreiches Werk ein Buch mit sieben Siegeln, unsere Suchmaschine bei www.hugendubel.de nennt bei „Simenon“ z.B. 162 Treffer. Anläßlich des 100. Geburtstages des großen Belgiers wollen wir Ihnen mit unseren Streiflichtern Lust machen, Georges Simenon (wieder) zu entdecken.

1972 entsteht „Maigret et Monsieur Charles“, der ein reicher, gutmütiger Lebemann ist und von seiner neurotischen, alkoholabhängigen Gattin umgebracht wird. So nahe am eigenen Leben hat Simenon, dessen Ehe zur Hölle geworden ist, nie zuvor geschrieben. Es ist der letzte Maigret. Über Nacht beschließt Georges Simenon, mit dem Schreiben aufzuhören. Er zieht mit seiner Lebensgefährtin Teresa, die als Dienstmädchen bei ihm angefangen hatte, in ein kleines rotes Haus bei Lausanne. Täglich diktiert er, was ihm so durch den Kopf geht, seine Sekretärin tippt die Bänder ab – es entsteht ein umfassendes Memoirenwerk. Wenige Wochen vor dem Fall der Berliner Mauer stirbt einer der größten Dichter des Jahrhunderts: am 4. September 1989.

Georges Simenon wird an einem Dreizehnten geboren. Weil sie abergläubisch sind, geben die Eltern den 12. Februar 1903 als Geburtstag an. Nach Paris zieht er, um reich und berühmt zu werden – beides mit Schreiben. Er verschlingt Dutzende von Groschenromanen: „Ich wollte die Technik erlernen.“ Unter zahlreichen Pseudonymen produziert er am Fließband Fortsetzungsromane. Dann wendet er sich dem Krimi zu: „Es gibt einen Toten und einen Polizisten, ein Rätsel, und auch wenn das dritte Kapitel schlecht ist, lesen die Leute bis zum Schluß.“ Er nennt seine Krimis „SemiLiteratur“. 1929 erfindet er an Bord seines Schiffes „Ostrogoth“ den Kommissar Maigret. Der Verleger stöhnt zwar über den Vorschuß, den Simenon verlangt, bestellt aber umgehend ein ganzes Dutzend. Nach achtzehn Maigrets beginnt Simenon, auch Nichtkriminalromane zu verfassen. Auf dem Höhepunkt seiner dichterischen Reife schreibt er schließlich Romane, in denen er die Gesetze der Gattung auf den Kopf stellt: Krimis ohne Schüsse und Leiche. Nicht die Auflösung ist wichtig – es geht nur um die Psychologie der Handlung, die zum Verbrechen führt. Um seine Vorgeschichte. Der Mord ist nicht der Anfang, er steht am Schluß und ist die notwendige Konsequenz.

Von Simenon? „Alles!“ Von Henry Miller bis Gabriel Garcia Márquez hatten sich die Kollegen hymnisch über sein Schreiben geäußert. Mit Balzac und Zola wurde er verglichen. Einer der ersten, der seine Qualitäten erkannt hatte, war André Gide, mit dem Simenon einen Briefwechsel führte. Ihm wurde einmal

Lesezeichen

100 Jahre Georges Simenon

Ein echter Maigret Georges Simenon: „Maigret und Pietr der Lette“ Diogenes, 6,90 €

Krimi ohne Leiche Georges Simenon: „Das Gasthaus im Elsaß“ Diogenes, 7,90 €

die Frage gestellt, was man denn vom ihm lesen müsse. Alles, lautete die lakonische Antwort des Nobelpreisträgers. Das war schon relativ früh in Simenons Laufbahn, und die Tatsache, daß er danach noch Dutzende von Romanen schrieb und beim Diktieren kaum weniger produktiv war, ändert nichts an der Richtigkeit der Antwort: Ja, alles.

Simenon und die 10 000 Frauen Als Georges Simenon Jurypräsident der Cannes-Festivals war, setzte er durch, daß Fellini für „La Dolce Vita“ die Goldene Palme bekam. Die beiden Männer wurden Freunde. Nach Fellinis „Casanova“ erklärte Simenon in einem Gespräch mit dem Maestro, er hätte selber mit zehntausend Frauen geschlafen. „Ja, es stimmt“, bestätigte er später, „ich habe es nachgerechnet. Ich brauchte sie körperlich. Und ich wollte sie kennen, ich wollte ihre Wahrheit kennen. Man kennt eine Frau nur, wenn man mit ihr geschlafen hat.“

Simenon bei Diogenes In den siebziger Jahren sicherte sich Daniel Keel für seinen Diogenes Verlag die deutschsprachigen Rechte. Lange waren die Umschläge merkwürdig braungrau. Später wurden sie bunter und bekamen Fotos. Aus gebundenen Büchern wurden Taschenbücher. Die Übersetzungen wurden vielfach überarbeitet und deswegen nicht weniger lesbar. Simenons Stil übersteht die Übertragung in

Die Macht der Liebe Georges Simenon: „Die Marie vom Hafen“ Diogenes, 7,90 €

Lesenswerte Biografie Stanley G. Eskin: „Simenon“ Diogenes, 14,90 €

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Georges Simenon

© Diogenes

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Mit Brigitte Bardot am Festival von Venedig, 1958

andere Sprachen wie kaum ein Dichter praktisch schadlos – der fremdsprachige Leser wird in seiner Literatur genauso heimisch wie der Franzose. Als Originalausgabe verlegte Diogenes den Briefwechsel mit Fellini. Lesenswert ist Stanley G. Eskins Biographie „Simenon“. Zum Zentenar des Dichters hat der Züricher Verlag viele Ausgaben herausgebracht, einen informativen Sonderprospekt zusammengestellt und gerade auch eine Landkarte vorgelegt: mit Simenon durch Frankreich. Die vielen Orte, an denen er lebte, sind vermerkt – und die Romane, in die sie Einzug gehalten haben.

Schreiben im Glashaus Zu Beginn der 20er Jahre schlägt ein Verleger Simenon vor, in einem Glashaus auf der Terrasse des Moulin-Rouge einen Fortsetzungsroman zu schreiben. Die Leser dürfen die Personen vorgeben. 50 000 Francs soll Simenon bekommen, plus einen Franc dreißig pro Zeile. Ganz Paris empört sich über das Affentheater. Obwohl noch lange viele behaupten, sie hätten den Dichter im Glashaus gesehen,

Simenon zum Hören

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Simenon zum Hören

Simenon

Leise Stiche, stumme Vergangenheit

„Meine liebe Mama,

DIE MAUSGRAUEN PUPILLEN starrten Kommissar Maigret leblos an: Emile Gallet, Handlungsreisender, ermordet. Begleitumstände rätselhaft. Mit subtiler Spannung beginnt die Lesung von Maigrets zweitem Fall. Schnörkel- ja fast emotionslos rahmen die Sprecher die Handlung ein. Leise, akzentuiert gesetzte Musik unterstreicht die Rätselhaftigkeit des Mordes. Eine Schußwunde und ein Messerstich scheinen Selbstmord auszuschließen und so sondiert Maigret das verwandtschaftliche Umfeld. Doch alle Verdächtigen haben ein Alibi. Als ein weiterer Anschlag ein Menschenleben gefährdet, weiß Maigret, daß er Gallets Vergangenheit genau durchleuchten muß. Und er stellt fest, daß seine Biographie alles andere als gewöhnlich ist. Über eine rotblonde Erpresserin und französische Monarchistenkreise führt eine Spur zu einer verlassenen Braut in Saigon … Bereits in seinem zweiten Maigret-Krimi fokussiert Simenon auf den Verlorenen in der Masse der Gesellschaft. Gekonnt läßt Simenon die Katastrophe aus dem Alltäglichen hervorblitzen und seinen massigen Kommissar sich einfühlen in das Nackte, allzu Menschliche des Lebens. Wer spannend unterhalten sein will und dabei noch ein wenig französische Lebensart der 30er Jahh buc re schnuppern Hör

… ES IST UNGEFÄHR dreieinhalb Jahre her, daß du im Alter von 91 Jahren gestorben bist, und vielleicht beginne ich dich jetzt erst kennenzulernen.“ Mit diesen Worten begibt sich Georges Simenon auf die Suche nach seiner Mutter. Eine wunderbare Liebeserklärung, jetzt als herausragendes Hörbuch erschienen und von Charles Brauer einfühlsam und intensiv interpretiert. Wunderbar deshalb, weil die Lesung nicht glorifiziert, sondern ein Suchen und Tasten ist hin zu dem klaren Ziel: die Mutter wirklich kennenzulernen. Erst mit 71 Jahren wagt es Simenon, Bilanz zu ziehen und Nähe zu empfinden. Streng mit sich selbst und seinen Erinnerungen will er wissen, was die „starrsinnige“ Mutter, „die das Leben über sich ergehen ließ“, zu der egoistischen und wenig zugänglichen Frau machte, an die er sich erinnert. Ein wenig ähnelt er dabei seinem pfeifenrauchenden Kommissar Maigret, wenn er die Spurensuche vorantreibt, sich von Gedankenfetzen und leisen Fährten leiten läßt, doch dabei keinen Mörder, sondern ein Leben findet, das mit seinem weit mehr Ähnlichkeit aufweist, als ihm anfänglich lieb ist. Ein exzellentes Hörbuch, die nicht gekürzte Leh rbuc sung des Ori- Hö

möchte, wird bei diesem atmosphärisch dicht inszenierten Audio-Book, einem von 8 neu inszenierten Lesungen, hocherfreut sein.

ginals über zwei Stunden und ein echter Glücksfall für Simenon-Liebhaber! Georges Simenon: „Maigret und der verstorbene Herr Gallet“ 1 CD, 57 Min. Spieldauer steinbach sprechende bücher,10,– €

Georges Simenon: „Brief an meine Mutter“ 2 CD,124 Min. Spieldauer, HörbucHHamburg, 19,– €

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Die Muschelfinderin MIT DER KARAWANE durch den Jemen,

Wanderungen in den Anden, Expeditionen zu den Galapagos-Inseln – Carmen Rohrbach ist vom Reisefieber gepackt. Doch ihre Seele entdeckte sie auf dem Jakobsweg, dem 1000 Jahre alten Pilgerweg von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela in Nordwestspanien.

> Was bedeutet es Ihnen, unterwegs sein zu können? < Das ist mein Lebenselixier. Wenn ich unterwegs bin, öffnen sich meine äußeren und inneren Sinne. Ich gehe mit offenen Augen, nehme Gerüche wahr, höre zu und spüre, daß sich auch in mir viel bewegt. > Ist es für Sie ein kleines Wunder, daß der Jakobsweg immer mehr Menschen begeistert? < Es ist einfach ein Bedürfnis da, sich selbst zu erfahren. Der Jakobsweg ist DIE JAKOBSMUSCHEL AUF dem Rucksack, das Symbol für den Pilgerweg nach der Legende des Apostels Jakobus, und den eigensinnigen Esel Chocolat an der Seite, pilgert Carmen Rohrbach auf dem 700 Kilometer langen französischen Teil des Jakobswegs. Von der Auvergne durch das Massif Central bis zu den Pyrenäen führt sie eine Wanderung voller Abenteuer, aber vor allem mit intensiven Begegnungen mit Menschen, Landschaften und der Geschichte dieses mittelalterlichen Weges.

Carmen Rohrbach: „Muscheln am Weg“. Frederking & Thaler, 24,– €.

nicht zu vergleichen mit anderen Pilgerzielen wie Rom oder Jerusalem. Hier kommt so viel zusammen: die Wurzeln der Geschichte Europas, die Wanderung, das Zusammentreffen so vieler unterschiedlicher Menschen und das Erleben ursprünglicher Natur – immer schon zog dieser Weg die Menschen an. Ich hörte erstmals 1982 im Andalusischen Radio davon. Gleich interessierte ich mich da-

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Auch in mir bewegt sich viel“

© privat

INTERVIEW

für, warum Menschen die beschwerliche Pilgerwanderung unternahmen. Bei meinem ersten Weg kurz danach ging ich noch ohne Muschel auf dem Rucksack, das Symbol und Erkennungsmerkmal der Jakobsweg-Pilger. > Manager kehren in Klöster ein, junge Menschen pilgern – warum wendet man sich nach Jahrzehnten der Esoterik jetzt wieder der Kirche zu? < Als ich den Jakobsweg ging, haben viele Menschen noch den Kopf geschüttelt. Heute ist er in Mode, eine Gegenbewegung zu dem „immer schneller, immer mehr Erfolg“ der modernen Welt. > In Ihrem Buch „Solange ich atme“ schildern Sie Ihre dramatische Flucht aus der DDR über die Ostsee, wie Sie kenterten und zwei Tage ums Überleben kämpften. Sie vergleichen diese Erlebnisse mit den Erfahrungen ihrer Jakobsweg-Wanderungen. Was sind die Gemeinsamkeiten?

Unterwegs mit Chocolat: Carmen Rohrbach

< Der Kreis hat sich für mich in Finistère geschlossen. Seit den Römern heißt der Ort „das Ende der Welt“, und als ich da aufs Meer blickte, war es für mich das gleiche Meer, in dem ich damals mit dem Tod rang. Dieser Moment war sehr bewegend für mich.

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Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ > Was empfehlen Sie Menschen, die

zum ersten Mal nach Santiago de Compostela pilgern wollen? < Jedem, der körperlich gesund ist, rate ich, die Strapazen anzunehmen – es sollte auch eine Form von Leid dabeisein, die dazugehört und zur Bereicherung wird. Außerdem sollte man so wenig wie möglich mitnehmen – man bekommt alles unterwegs. Und natürlich: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Lesezeichen

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Auf den Spuren der Pilger:

Liegt mir am Herzen Silvia di Natale: „Kuraj“ Claassen, 23,– €

Zum Nanga Parbat: Reinhold Messner: „Der nackte Berg“ Serie Piper, 9,90 €

Mein Bestseller: Kuki Gallmann: „Ich träumte von Afrika“ Knaur TB, 8,90 €

Sehr inspirierend: Carlos Fuentes: „Der vergrabene Spiegel“ Fischer TB, 12,90 €

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Mit Carmen Rohrbach auf dem Jakobsweg

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Der Jakobsweg

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Weitere Empfehlungen

Der Jakobsweg

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Weitere

Gralsritter und Heilssucher

Wege zur inneren Freiheit

Gottes Weg – Camino Francès

REGENSBURG 1245. DIE junge Kaufmanns-Tochter Pilar ist Waise. Ihr Vater starb vor kurzem. Die mauretanische Mutter hat ihr nichts als einen geheimnisvollen Abschiedsbrief hinterlassen. Pilar, erblindet am Grauen Star, erfährt vom Grab des Heiligen Jakobus. Im Innersten überzeugt, dort Heilung zu erlangen, bricht sie mit ihrem treuen Diener Tariq nach Santiago de Compostela auf. Unermeßliche Gefahren drohen auf diesem waghalsigen Unterfangen quer durchs mittelalterliche Europa bis ans Ende der Welt. Tempelritter und Vagabunden machen die Straßen unsicher. Doch auf der jahrhundertealten Straße begegnet Pilar auch ihrem Schicksal. Vier Menschen werden zu ihren Gefährten auf der beschwerlichen Reise: Camino, ein ehemaliger Mönchsritter, Armando, der den Heiligen Gral sucht, Moira, die ihre Tochter verließ und Estrella, die Meisterin der Karten. Und Pilar erkennt, daß ihre Leben kunstvoll miteinander verwoben sind … Die Historikerin Brigitte Riebe hat spätestens seit „Palast der blauen Delphine“ spannend unter Beweis gestellt, daß sie Geschichte und Literatur gekonnt zu verknüpfen weiß. In einem bunten Reigen aus Liebe, Schuld und Hoffnung erweckt sie diesmal das Hochmittelalter und den Jakobsweg zum Leben. Ein echtes Lesevergnügen!

ALLES BEGINNT IM 9. Jahrhundert: Der Eremit Pelagius entdeckt in Santiago de Compostela, Nord-West-Spanien, das Grab des Heiligen Jakobus. Jahrhunderte später pilgert der Unternehmensberater Ulrich Hagenmeyer in 83 Tagen von Ostfildern über Santiago de Compostela nach Finistère, dem westlichsten Punkt Europas. 2.600 km Wegstrekke legt er zurück, im Schnitt 30 km am Tag. Er ist allein mit sich und überquert Flüsse, vielleicht mit den Gedanken von Hermann Hesse im Gepäck: „Es gibt keinen anderen Weg. Wohin er führt, weiß ich nicht, aber er führt ins Leben, in die Wirklichkeit, ins Brennende, ins Notwendige.“ Während die Schweiz ihn mit sintflutähnlichen Regengüssen überrascht, hält die spanische Hochebene sengende Hitze bereit … Sein Fotoapparat dokumentiert diese eindrucksvolle Pilgerwanderung. Aus Bildern, aber auch Reflexionen, Wegbeschreibungen und Erlebnissen entsteht eine dichte Atmosphäre, die das Phänomen Jakobsweg nachdrücklich schildert: Schritt für Schritt zur inneren Einkehr finden und dabei über sich hinausgehen. Lassen auch Sie sich verzaubern von diesem faszinierenden Bericht über eine Reise in die innere Freiheit und zugleich von den herausragenden sehr professionellen Fotos eines künstlerisch wertvollen BildUlrich Hagenmeyer: bandes.

TAGE, MONATE UNTERWEGS sein, sich schinden, um – ja, für was? Menschen aus allen Nationen nehmen die Strapazen auf sich, den Weg nach Santiago de Compostela zu erwandern. Sie wollen das Grab des Apostels Jakobus des Älteren aufsuchen. Doch andererseits wollen sie sich selbst finden. Viele lockt die spirituelle Erfahrung heiliger Orte, andere folgen den Fußspuren ihrer Vorgänger im Rhythmus der Jahrhunderte und der europäischen Geschichte. Manche wollen sich auch nur an der herrlichen Natur Nordspaniens erfreuen. Die Lust am Pilgern fernab schneller Transportmittel ist zum spannenden Ereignis, ja zur Sinnsuche geworden. Diese reich und stimmungsvoll illustrierte Liebeserklärung eines erfahrenen Kenners an den Jakobsweg fängt den besonderen Geist des „Camino Francès“ ein. Kurze Reportagen informieren den Leser über geschichtliche Ereignisse und die ersten Pilger, über wundersame Begebenheiten und kulinarische Genüsse abseits der staubigen Straße. Umfassende Streckenbeschreibungen sowie wertvolle Tips zu Festen und Besonderheiten entlang des Weges beraten den Wanderer und runden die zahllosen Sehenswürdigkeiten auf der Straße der Sehnsucht ab. Ulrich Wegners Prachtband gibt es jetzt zum einmaligen Sonderpreis.

Brigitte Riebe: „Straße der Sterne“ Marion von Schröder, 22,– €

„Das Ziel ist der Weg“ Kreuz, 24,90 €

Ulrich Wegner: „Der Jakobsweg“. Herder, 29,90 €

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„Ich bin erstaunt, daß ich Sir Peter Ustinov – der Weltbürger,

:INTERVIEW WER DIESEM GROßEN und großartigen

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> Sie sind wirklich ein Multitalent – Schauspieler, Schriftsteller, Journalist und vieles mehr. Was machen Sie gerade? < Schwer zu sagen. Heute bin ich nicht mehr so aktiv wie früher, aber ich schreibe für die Zeitung. Das ist die Frage der Energie und des Altwerdens. Aber ich habe immer noch und immer wieder Interesse daran, was auf der Welt passiert. > Ihre Wurzeln liegen in Rußland, Sie sind in England groß geworden und haben dort, in Amerika und anderswo gearbeitet. Nun leben Sie in der Schweiz. Wo fühlen Sie sich eigentlich zu Hause? < Ich fühle mich nirgendwo zu Hause. Ich bin Weltbürger. Oder besser: Ich fühle mich an mehreren Orten und mit mehreren Menschen zu Hause. > Warum leben Sie in der Schweiz?

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Fragen Sie Lenin oder Voltaire“ < Fragen Sie Lenin oder Voltaire. Die

Schweiz ist eine Insel, von der aus man sehr gut mit Abstand beobachten kann, was auf der Weltbühne geschieht. Ich habe großen Respekt für die Schweizer Demokratie, die viel raffinierter als die französische oder die deutsche ist. Aber sie ist nur in einem so kleinen Land möglich. Ich genieße es, hier zu leben, und liebe es, von hier aus auf Reisen zu gehen. > Woher stammt diese Reiselust? < Ich weiß es nicht. Vor allem bin ich erstaunt, daß ich überhaupt auf die Welt kam. Alle Sterne standen nicht danach, daß meine Eltern sich überhaupt treffen konnten. Mein Vater kam 1918, nach dem

© Herlinde Koelbl/Agentur Focus

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Menschen je begegnet, wird ihn nie vergessen: Alexander Pawlow hatte anläßlich des Erscheinens seiner neuer Biographie die Ehre und das Vergnügen, Sir Peter Ustinov zu treffen.

Blick zurück – Sir Ustinov

Ersten Weltkrieg, während der Revolution nach Rußland, wo er früher nie gewesen war, ohne ein einziges Wort Russisch zu sprechen. Er hielt sich eine Woche lang in St. Petersburg auf, um sich dort die nötigen Papiere zu besorgen. Dort traf er

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Eigentlich gehöre ich nach Rußland“

meine Mutter, und sie verliebten sich sofort ineinander. Zwei Wochen später waren sie schon verheiratet. Und ich war schon unterwegs, bevor sie St. Petersburg verließen. > Und wenn Sie nicht in der Schweiz sind, haben Sie Heimweh? < Nein, nicht wirklich. Viel mehr als in der Schweiz fühle ich mich in Rußland zu Hause. Ich habe bei Prokofjews Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ im Bolschoi-Theater in Moskau Regie geführt und war zu dem Zweck vier Monate in der russischen Hauptstadt. Da habe ich ein großes Gefühl bekommen, daß ich dorthin gehöre. > Beeinflusst das Wanderleben Ihr privates?

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überhaupt auf die Welt kam“ das Reisen und die Liebe zu den Menschen < Nein. Ich habe schon die dritte Frau. Und wenn sie meine erste Frau gewesen wäre, dann hätte ich überhaupt nur eine einzige gehabt. Wir verstehen uns und fühlen uns wie für einander gemacht. Wenn ich sie anrufe, ist ihre Nummer häufig besetzt, weil sie mich zur gleichen Zeit zu erreichen versucht. > Was ist für Sie das Wichtigste unter den Menschen?

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Menschen liebt man wegen ihrer Fehler“ < Ehrlichkeit und Toleranz für deinen

Nächsten. Ich glaube, oft bewundert man Menschen für ihre Tugend, aber wirklich liebt man sie für ihre Fehler und ihre Menschlichkeit. Das ist wiederum sehr russisch. Die Russen scheinen sich ständig mit Gefühlen zu beschäftigen. Und es ist auch wichtig. > Sie nennen sich einen Europäer. Was meinen Sie damit? < Ich fühle mich in Europa viel mehr zu Hause als irgendwo sonst. Hier sind

wir nicht so weit technisch fortgeschritten wie in Amerika, aber immerhin leben wir im 20. und nicht im 13. Jahrhundert, als sich die Menschen im großen Maßstab umbrachten. Das Problem ist allerdings, daß wir und die Amerikaner in verschiedenen Jahrhunderten leben. Sogar die Generale a.D., die den Krieg erlebt haben, werden zu Pazifisten. > Dieser Tage erscheint die Biographie „Die Gabe des Lachens“ von John Miller über Sie. Haben Sie sie gelesen – und was denken Sie darüber? < Ich hatte mir das Buch als eine Art Ergänzung zu meiner Autobiographie „Ich und ich“ vorgestellt, doch ich war ganz überrascht und gerührt. Denn ich weiß ja schon, was ich über andere Leute denke, aber nicht, was andere Leute über mich denken. Und daß auch kritische Stimmen zitiert werden, ist in Ordnung, denn es tut immer gut, wenn man – hoffentlich – die Wahrheit hört.

Verführung zum Lächeln

Sir, quo vadis?

WITZ, WÄRME UND Weisheit: Die erste autorisierte Biographie über Peter Ustinov zeichnet ein intimes Portrait des weltweit beliebten Schauspielers. Der begnadete Geschichtenerzähler Sir Peter zeigt sich in seiner Lebensgeschichte auf dem Höhepunkt seines Schaffens, viele Abbildungen und Fotos untermalen das Multitalent. Die Legende Ustinov und seine unendlichen Anekdoten – eine sehr unterhaltsame Fundgrube Peter Ustinov: „Die Gabe des Lachens“ für seine Fans. Kiepenheuer & Witsch.

GEDANKEN ÜBER GOTT – und die Welt. Wenn der Charmeur Ustinov von seinen Reisen erzählt, dann geben sich Weisheit und Humor die Hand. Ob Deutschland oder Thailand – immer blitzt seine Liebe zu Menschen auf, denen er begegnet. Er staunt über die Werbebotschaft „Jeder Defekt willkommen“ eines indischen Heiratsvermittlers ebenso wie über das schelmische Lächeln Joschka Fischers … So geistreich waren Sie noch Peter Ustinov: nie unterwegs! „Die Reise geht weiter“

22,90 €

Rock around the book:

Von Elvis bis Oasis

Musikalische Porträts von 120 stilbildenden Gruppen und Interpreten: Die Meilensteine aus 50 Jahren Rock- und Popgeschichte, mit Sachkunde und Leidenschaft geschildert. Über 1600 Seiten, bisher unveröffentlichte Fotos und detaillierte Register zu Musikern, Bands, Plattentiteln und Songs.

Rock-Klassiker Hrsg. von Peter Kemper 1587 S. / 59 Fotos € 34,90 ISBN 3-15-030027-4

KiWi. 6,90 €

www.reclam.de

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Berlin – unterirdisch gut :

Immer eine Reise wert: Die dunklen Welten INTERVIEW

Berlin besitzt eine „andere Seite“: unterirdische Bunker und alte Bahnschächte. Dieser unterirdischen Welt widmet sich der Verein „Berliner Unterwelten“. Ihr Vorsitzender Dietmar Arnold lädt in seinem Buch „Dunkle Welten“ zum Streifzug durch ein ganz anderes Berlin und durch einen Teil der deutschen Geschichte ein. Irene Binal hat sich mit ihm über seine Passion unterhalten.

> Was fasziniert Sie am Untergrund? < Als Jugendlicher habe ich in den

Bunkeranlagen das Abenteuer gesucht. Auf die Idee, das zu intensivieren, bin ich 1988 gekommen, als ich in Paris Studenten getroffen habe, die sich zu den Ka-

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Wir bestachen Kanalarbeiter“

Lesezeichen

taphilen zählten. Sie haben Pläne von den Katakomben gezeichnet, sie vermessen und neue Gänge freigelegt. Als ich nach Berlin zurückgekommen bin, habe ich angefangen, mich genauer damit zu befassen, was unter der Oberfläche Berlins los ist. Wir haben in Berlin zwar kein Katakombensystem wie in Paris, aber fündig geworden sind wir trotzdem. Es hat auch etwas mit Sportsgeist zu tun, irgendwo hineinzukommen, wo man offiziell nicht

© Frieder Salm

NICHT NUR PARIS oder New York, auch

Welten der Hauptstadt

hineingelassen wird. Viele Privatleute oder Behörden besitzen ein Grundstück, von dem wir wissen, daß sich darunter eine Anlage befindet. Dann ist es spannend, sich dort umzusehen. > Was unterscheidet den Berliner Untergrund beispielsweise von den Katakomben unter Paris oder unter Wien? < Im Gegensatz zu Paris ist der Berliner Untergrund wegen des hohen Grundwasserspiegels sehr jung. Man konnte früher nicht so tief graben wie in anderen Städten. Die Pioniere des Berliner Untergrunds waren die Brauereien. Sie haben sich um 1870 auf den Höhenzügen im Norden und Süden niedergelassen, weil man dort Gewölbe errichten konnte, ohne im Grundwasser zu stehen. Außerdem kann man die historischen Einschnitte im Berliner Untergrund besonders gut nachvollziehen. Jede Epoche hat ihre Spuren hinterlassen. In der NS-Zeit hat man

Bevor Dietmar Arnold wieder in die Unterwelt abtauchte, hinterließ er uns noch diese drei Lesezeichen ...

Berlins Krieg- und Nachkriegszeit Hildegard Knef: „Der geschenkte Gaul“ Ullstein TB, 8,95 €

Sehr treffend Wladimir Kaminer: „Russendisko“ Goldmann TB, 7,90 €

Gerade erst gelesen Thomas Bernhard: „Die Kälte“ dtv, 8,00 €

fast alles, was im Untergrund verfügbar war, umfunktioniert. Tunnel wurden zu Bunkeranlagen oder Luftschutzkellern, die Brauereigewölbe verwendete man als Rüstungsproduktionsstätten. Der Berliner Untergrund ist gerade durch diese Zeit besonders geprägt. > Sie haben auch den Untergrund in Paris, Wien, Moskau und New York besucht – was hat Sie dabei besonders fasziniert?

LICHT IN DAS dunkle Berlin bringt der ebenso schmucke wie ungewöhnliche Reisebildband „Dunkle Welten“. Rohrpost und Reichstagstunnel, Spionagefluchtwege und S-Bahn-Geisterbahnhöfe – über 40% der Bauwerke in der Innenstadt befinden sich unter der Oberfläche. Besonders anschaulich wird Berlin unter Tage durch die sehr zahlreichen Farbfotos und die historischen Pläne und Dokumente. Eine ganz besondere Einladung, eine Welt kennenzulernen, zwischen oben und unten, zwischen gestern Dietmar und Ingmar Arnold, Frieder Salm: und heute. „Dunkle Welten“ Ch. Links, 34,80 €

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Erholsame Langsamkeit Kirsten Wachkamp Deutschland – Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen Dieser Band stellt neue Kanu-Touren über die Wasserwege der nördlichen Bundesländer vor, mit denen man den spröden Charme der Landschaft entdecken und genießen kann. 176 Seiten, 80 Farbbilder, Bestell-Nr. 50423

der Hauptstadt < In Wien kennt man den Film „Der dritte Mann“, und wenn man dann selbst dort ist, dann hat das schon etwas Besonderes. Außerdem ist man dort sehr unkonventionell. Wir haben Kanalarbeiter

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Die Spuren der Geschichte bewahren“ bestochen und mit ihnen eine unterirdische Tour gemacht. So etwas wäre in Berlin unvorstellbar. In Moskau ist es gefährlich. Dort sind alle, die im Untergrund leben, bewaffnet, und ohne ortskundigen Führer ist es nicht empfehlenswert, dort hineinzugehen. In New York ist es auch nicht ganz ungefährlich, weil dort im Untergrund viele Crack-Typen leben. > Sie organisieren Führungen durch den Untergrund. < Durch einen Teil zumindest. Wir hatten letztes Jahr mehr als 17 000 Besucher und rechnen dieses Jahr mit der doppelten Anzahl. > Was wünschen Sie sich für die Zukunft? < Ich würde mir wünschen, daß die Spuren der Geschichte erhalten werden. Im Untergrund bekommt man ein Gefühl dafür, was sich vor 50 oder 60 Jahren zugetragen hat. Und das sollte nicht vergessen werden.

In den Untergrund mit Hugendubel Exklusiv für büchermenschen bieten wir Führungen in den Berliner Untergrund: Termin: Sonntag, 13. Juli 2003 Uhrzeit: 14:00 Uhr und 16:00 Uhr Eintritt: 9,– €, ermäßigt 7,– € Karten für diese exklusiven Führungen sind ausschließlich bei Hugendubel an der Gedächtniskirche in der Buchabholung im 1. OG erhältlich. Treffpunkt zur Führung: Bad-/Ecke Hochstraße, nahe U/S-Bhf. Gesundbrunnen.

€ 14,90/sFr 25,80/€(A) 15,40

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Mehr Unterwelt

Die Anatomie New Yorks STADT MIT THRILL: New Yorks Unterwelt gleicht einem gigantischen Termitenbau. Endlose Tunnel, Gänge und Schächte durchziehen, metertief gelegen, Big Apple. Und von oben weiß keiner, daß man unterirdisch von der Bronx bis nach Manhattan spazieren kann. Dieser Bild-Text-Band outet die Anatomie einer Weltmetropole und lüftet den Nebel um prächtige, leerstehende U-Bahn-Stationen und ihre Bewohner im Untergrund. Julia Solis: New York Underground Ch.Links, 34,80 €

Potsdamer Platz, ganz unten DIESER VIRTUELLE SPAZIERGANG in die Unterwelt des Potsdamer Platzes ist gleichzeitig eine grandiose Zeitreise durch 130 Jahre Berlin. Die interaktive CD-ROM führt von den ersten unterirdischen Verkehrsanbindungen über Luftschutzbunker zu ROM einem „begehba- CD ren“ Geisterbahnhof. Mit Zugriff auf mehr als 600 Fotos, Grundrisse und Querschnitte sowie 90 Minuten Sprechertext: ein unschätzbares Zeitdokument.

Berlin im Untergrund: „Potsdamer Platz“ CD-ROM für Win & Mac eku interactive, 17,90 €

Kirsten Wachkamp Deutschland – Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen Neue Kanu-Touren durch die östlichen Bundesländer führen auf weiten Seen oder kleinen Bächen durch idyllische Landschaften bis zur Ostsee. 176 Seiten, 80 Farbbilder, Bestell-Nr. 50424

€ 14,90/sFr 25,80/€(A) 15,40

Andrea Raulf Bootsferien in Skandinavien Liebliche Seen, idyllische Kanäle, endlose Wälder, grandiose Landschaften und fröhliche Menschen lassen Reisen in Skandinavien zu einem sinnlichen Erlebnis werden. 176 Seiten, 80 Farbbilder Bestell-Nr. 50422

€ 16,–/sFr 27,50/€(A) 16,50

Andrea Raulf Bootsferien in Frankreich Frankreich lockt Jahr für Jahr Tausende Hausbootfreunde auf seine Flüsse und Seen – und die meisten Urlauber sind oder werden Wiederholungstäter. 176 Seiten, 80 Farbbilder Bestell-Nr. 50411

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Andrea Raulf Bootsferien in Deutschland Wunderbare Wasserwelten – vor allem in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern – Sehenswürdigkeiten und liebenswerte Menschen werden in diesem Band beschrieben. 192 Seiten, 67 Farbbilder, 58 Zeichnungen, 12 Karten, Bestell-Nr. 50395

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Ihr Verlag für Freizeit-Bücher Postfach 10 37 43, 70032 Stuttgart, Tel. (0711) 210 80-0, Fax (0711) 236 04 15

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Urlaub erster Klasse Faszination Eisenbahnreisen – so stellen Sie die Weichen

:INTERVIEW man in einem Zug das Leben genießt, verrät Dr. Jürgen Franzke, Leiter des DB Museums, Nürnberg, Eisenbahnfan und Historiker aus Leidenschaft.

Lesezeichen

> Welche Highlights des DB Museums gefallen Ihnen persönlich am besten? < Mein Herz hängt an den großen Eisenbahn-Originalen, wie die stromlinienverkleidete Schnellbahndampflok 05002, die 1936 mit über 200 km/h Weltrekord fuhr, oder unserem „Adler“, dem Nachbau der ersten Eisenbahn, mit der kürzlich Andreas Köpke auf dem Führerstand für die Fußball-WM 2006 warb. Sehr schön finde ich auch unsere einzigartige Modellsammlung mit über 160 präzise nachgebildeten Zügen im Maßstab 1:10. Stolz bin ich auf unseren Erlebnisbereich, in dem kleine und große Eisenbahnfans auf über 1.000 qm glücklich werden und sogar einmal im Leben Lokführer sein können – auf unserem realistischen Fahrsimulator. > Ein schöner Zug, was war Ihre spannendste Eisenbahnreise? < Vor drei Jahren fuhr ich mit der Hedjazbahn im Vorderen Orient von Damaskus nach Amman. Die rund 300 Kilometer lange und sehr abenteuerliche Strecke ist ein bewegendes Dokument deutscher Eisenbahngeschichte – sogar

Ein Leben im Libanon Amin Maalouf: „Die Häfen der Levante“ Suhrkamp TB, 8,50 €

Literarische Eisenbahnfahrten Sten Nadolny: „Netzkarte“ Serie Piper, 7,90 €

© DB-Museum

TEE, MITROPA, ORIENT-EXPRESS, wie

Ein schöner Zug: Der TEE kommt 2004 wieder in Fahrt

deutsche Dampfloks fahren dort noch orientalisch gemütlich mitten in der Wüste und quer übers Gebirge. Ab 28. September zeigt das DB Museum eine bilderreiche Sonderausstellung über diese abenteuerliche Eisenbahnreise. > Alles wird immer schneller. Warum glauben Sie, gibt es immer mehr Anhänger der gemütlichen Reisen mit historischen Eisenbahnen? < Weil es ein Erlebnis mit tiefer Tradition ist – das Reisen mit der Bahn war früher einmal was und ist es heute noch. Dieser Trend läßt sich weltweit erkennen. Wunderschöne Strecken und ihre Züge werden wieder lebendig, ob in Australien, Südamerika oder hierzulande. Das gemütliche Reisen durch eine wunderschöne Landschaft, mit einem Dinner an Bord – das ist doch besser als jedes Kino … > Das DB-Museum macht selbst Dampf – welche Ihrer Bahnreisen empfehlen Sie interessierten Neulingen?

Nürnbergs großer Sohn H. Th. Musper: „Albrecht Dürer“ DuMont, 24,90 €

Unsere kulturellen Wurzeln „Die Luther-Bibel von 1534“ Faksimile, 2 Bände, Taschen, 99,99 €

< Empfehlen würde ich unsere eintägige Karwendelrundfahrt (Termin: 4.10.2003 ab München) mit der Dampflok, die übers Gebirge führt und die Städte Garmisch, Innsbruck und Rosenheim anfährt. Ein besonderer Ausflug für die ganze Familie, und wenn es geht, dürfen Kinder auch ‘mal auf den Führerstand. Wer sich etwas gönnen möchte, der sollte sich auf das Comeback des TEE freuen, des legendären Trans-Europ-Express, den wir gerade mit sehr viel Liebe instandsetzen und der den Charme und Luxus der 50er Jahre repräsentieren wird. Er wird ab 2004 auf den klassischen Strecken innerund außerhalb Deutschlands eingesetzt werden und ich verspreche ein Erlebnis erster Klasse. > Eine Fahrt mit der Transsib von Moskau nach Peking – wäre das was für Sie? < Mein großer Traum wird wohl noch drei Jahre auf meinem Wunschzettel stehen. Aber dann werde ich daraus sicher wieder eine tolle Sonderausstellung für das DB Museum machen …

GROSSER BAHNHOF: DAS DB Museum präsentiert die Welt der Eisenbahn gleich am Nürnberger Hauptbahnhof in der Lessingstraße 6. Geöffnet Di. – So. 9 bis 17 Uhr. Mehr Infos unter www.dbmuseum.de

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Großer Bahnhof

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der hörverlag

Mörderische Hörbücher: messerscharf nur

Zug um Zug

Abenteuer Transsib

Erlebnis 1. Klasse

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Abenteuer

Moskau – Wladiwostok, 1903

Messerstiche im Zug

JULI 1903, MOSKAU: Der renommierte Journalist Eugen Zabel startet seine Reise von Moskau über Irkutsk nach Asien mit der neuen „Großen Transsibirischen Eisenbahn“. Als einer der ersten überhaupt! 9.288 km und 14 Tage pures Abenteuer liegen vor ihm. Für Sicherheit sorgen sieben bewaffnete Kosaken und ein Beruhigungstrunk im Salon wird das Seine tun … Ein mitreißender Bericht einer außergewöhnlichen Reise Eugen Zabel: zu ungewöhnli„Transsibirien“ Edition Erdmann, 22,– € cher Zeit!

ALS AM FRÜHEN Morgen der Orient-Express seine Fahrt wegen Schneeverwehungen unterbricht, liegt Mr. Ratchett unschön massakriert in seinem Abteil. Und Hercule Poirot, belgischer Detektiv mit Sinn für Ratio und Adel, fühlt der illustren Reisegesellschaft auf den Zahn. Ob im Zug, bei uc h der Hausarbeit Hörb oder abends auf dem Sofa – dank des Schauspielers Stefan Wilkening sitzen Sie bei diesem Hörbuch in der Ersten Klasse.

Clever am Zug

Mitropa, 1916 – 2001

EINES DER GRÖSSTEN Abenteuer der Welt: Wer mit der Transsib von Moskau über die Mongolei nach China fährt, braucht dreierlei: Zeit, Lust auf fremde Völker und einen zuverlässigen Begleiter. Nehmen Sie diesen und erfahren Sie, wie man eine lange Reise mit Vergnügen und ohne unliebsame Überraschungen macht. Dieses clevere Reisehandbuch liefert alle Tips für die Vorbereitung und die Highlights unterPia Thauwald: „Transsib – von Moskau wegs. Jetzt sind nach Peking“ Reise Know-How, 8,90 € Sie am Zug!

WER ZU BEGINN des vorigen Jahrhunderts mit der Bahn reiste, war privilegiert. Wer mit der Mitropa, der Mitteleuropäischen Schlaf- und Speisewagen AG fuhr, fuhr allererster Klasse. Bei Tag und Nacht wurden im Salon von servilen Mitropisten kulinarische Wünsche erfüllt, die Kultur des Reisens war auf ihrem Höhepunkt. Mit vielen Bildern schmackhaft illustriert, werden Sie diesen schönen Band sicher Tilo Köhler: in einem Zug le„Die Geschichte der Mitropa“ Transit, 19,50 € sen.

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9,99 ¤

Agatha Christie: „Mord im Orientexpress“ 2 Cass., 180 Min. Spieldauer, DerHörVerlag, 9,99 €

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Es muß nicht immer INTERVIEW

FELICITAS MAYALL HAT die Riege heiß

begehrter Krimi-Helden um eine Figur mit viel Charisma bereichert. Laura Gottberg heißt die sinnliche Hauptkommissarin, die in „Nacht der Stachelschweine“ ihren toskanischen Wurzeln und dem Hang zu Abenteuern nachgeht. Wie entstand Laura Gottberg und was war der Anlaß für die in München lebende renommierte Journalistin Felicitas Mayall, diesen sirrenden Krimi unter Sienas Sonne zu schreiben? Im Anschluß an dieses Gespräch hat Felicitas Mayall durch die Augen Laura Gottbergs drei Italien-Bände inspiziert.

> Frau Mayall, Ihr Krimi spielt in der Toskana. Wieso gerade dort? < Weil ich die Toskana besonders liebe und besonders gut kenne. Seit meiner Kindheit fahre ich regelmäßig dorthin und dann hatte ich da einmal einen sehr, sehr guten Freund … Von ihm lernte ich auch Italienisch und dadurch hatte ich natürlich eine ganz besondere Verbindung.

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Besonders Lauras Liebesgeschichte kommt gut an“ > „Die Nacht der Stachelschweine“

nutzt die Spannungen in einer Selbsterfahrungsgruppe. Angst, Sehnsucht und Mord – Psycho pur. Haben Sie dafür intensiv recherchieren müssen oder nutzten Sie eigene Erfahrungen? < Da ich selbst zum Teil sehr sinnvolle und intensive Selbsterfahrungsgruppen mitgemacht habe, weiß ich, daß dort große Spannungen entstehen können. Dieses Szenario ist hervorragend geeignet, um dort einen Krimi anzusiedeln.

> Frau Mayall, Laura Gottberg, Hauptkommissarin aus Leidenschaft mit florentinischer Seele, scheint Ihnen ähnlich. Lange braune Locken, die Liebe zu Italien … Inwieweit haben Sie eigene Wünsche, Erfahrungen und Sehnsüchte in Ihre Figur einfließen lassen? < Der größte Unterschied ist sicher: Ich wäre nicht gern Kriminalkommissarin. Natürlich habe ich mit Laura Gottberg einen Traum von vielen anderen mitgestaltet – insbesondere bei ihrer Liebesgeschichte, die sehr gut bei den Lesern anzukommen scheint. Laura ist ja auch sehr stark und beim Schreiben entwickelte sie sehr viel Eigendynamik. Das ist auch gut so, denn reine Retortenfiguren bleiben tot. > Wenn „Die Nacht der Stachelschweine“ Laura Gottbergs erster Fall war, wann dürfen wir uns auf den nächsten freuen? < Der nächste Krimi mit Laura Gottberg wird zur Buchmesse 2004 erscheinen. Momentan ist der Arbeitstitel „Vom Himmel gefallen“. > Wird dieser wieder in Italien spielen? < Zur Hälfte in München und zur Hälfte in Italien. > Nicht München, sondern Italien scheint die eigentliche Heimat Ihrer Romanheldin zu sein. Sie spricht fließend italienisch, liebt Crostini mit Gänseleber

Traum vom Glück: Italien

und einen Mann namens Angelo. So mit Italien vertraut, ist Laura Gottberg für unsere Leser eine kompetente Kritikerin für drei neue Bücher zum Thema. Wie leicht fiel Ihnen diese Aufgabe? < Der „Test“ der Bände fiel mir sehr leicht, da mir die lukullischen und landschaftlichen Genüsse sehr vertraut sind. Ich finde alle drei Bücher sehr nützlich und empfehle sie gerne weiter.

IHR JOB ALS Hauptkommissarin in München läßt der schönen Laura Gottberg kaum Zeit für ihre Kinder und ihren senilen Vater. Da wird sie nach Siena gerufen. In einem Kloster ist die Teilnehmerin einer deutschen SelbsterfahrungsFelicitas Mayall gruppe ermordet worden. Laura, die fließend italienisch spricht, soll den attraktiven Commissario Guerrini unterstützen. Es funkt gewaltig zwischen den beiden, doch ein neuer Mord überschattet ihre Liebe … © Paul Mayall

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Die Krimi-Heldin Laura Gottberg

Felicitas Mayall: „Nacht der Stachelschweine“ Kindler, 19,90 €

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Mord sein testet drei Italien-Bände Italien nach Ihrem Gusto

Ich wollte, ich lebte ewig

Der Duft Italiens

GANZ AUF FLÜSSIGES eingestellt ist der neue Wein-Reiseführer Italien aus dem Verlag Reise Know-How. Von der Geschichte des Weinbaus über die Rebsorten, die Hauptanbaugebiete und Weinqualität erfährt man jede Menge interessanter Dinge. Mit einem kleinen Pfeil werden Begriffe herausgehoben, die gleich erklärt werden. Das lockert die Texte auf und ist unterhaltsam. Lustig auch die „Letzte Meldung“, wonach italienische Frauen die Männer in Wein-Typen einteilen. Es wäre allerdings interessant zu erfahren, was genau sie unter einem „Lambrusco-Lover“ oder einem „Pinot Grigio-Typen“ verstehen. Ich und Laura Gottberg stehen jedenfalls mehr auf den „Rosso di Montalcino-Typ“, fruchtig, dunkel und ein bißchen geheimnisvoll, eben wie Commissario Angelo Guerrini. Nützlich ist auch der kurze Abstecher

… JEDENFALLS BEIM ANBLICK dieses wunderbaren Reiseführers, der Italien auf 1.024 Seiten und nahezu ein Kilo schwer zwischen zwei Buchdeckel gefangen hat. Der Jubiläumsband zum 100.Geburtstag von Polyglott ist eine wahre Italien-Orgie. Er erinnert daran, daß es unglaublich viel zu entdecken gibt von Südtirol bis Sizilien, von den stillen Marken bis zu den längst von Touristen eroberten Cinque

… UMHÜLLTE MICH ZIEMLICH schnell beim Lesen dieses Gourmet-Sprachführers. Der Titel klingt ganz zu Unrecht nach Wörterbuch, doch dieser Band von immerhin 374 Seiten bietet erheblich mehr, nämlich höchst genußvolle Lektüre. Das Aroma der Speisen scheint aus den Buchseiten aufzusteigen, das Wasser beginnt im Mund zusammenzulaufen und schon stellt man ein wundervolles Menü zusammen, auch wenn man gerade in der eigenen Küche sitzt und möglicherweise nur einen Diätjoghurt im Kühlschrank hat.

ââStreichen Sie einfach alle anderen Reiseziele“

über Wein und Eßkultur in Italien, denn beides gehört untrennbar zusammen, ist sozusagen ein ganzheitliches Erlebnis. Zwischen all diesen Informationen und kurzen Beschreibungen der Landschaften und ihrer Eigenheiten gibt es Exkursionen, die dieses Buch noch lebendiger machen: Ausflugs-Tips, Weinstraßen, die Geheimnisse des „Aceto balsamico“, des Wermut und des Prosecco. Wir benutzen und genießen, wissen aber meist nicht, was es eigentlich ist. Wer dieses Buch liest – weiß mehr!

Terre. Tausend Feste gibt es zu feiern, Prozessionen zu begleiten, die alten Bauwerke zu bewundern und diese uralte Kultur zu spüren, die uns so nah ist und von der wir Deutschen so viele Impulse erhalten haben. Es gilt zu essen, zu trinken und zu schauen, man kann dabei ruhig die Hinweise auf Alta moda und Edel-Einkaufsmöglichkeiten überblättern. Es gibt für jeden Italien-Liebhaber etwas: Kunstgeschichte, Landschaften, die Lebendigkeit der jeweiligen Mikrokultur, die überall in Italien anders ist. Hilfreich sind die Landkarten und Stadtpläne, ermuntern zum Entdecken und Bleiben. Unzählige Tips für Ausflüge und Sportmöglichkeiten, Hinweise und Kurzbeschreibungen von Hotels, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und viele weitere Infos. Man könnte schwindelig werden. Ganz sicher ist, daß man alle anderen Reiseziele streichen muß – für den Rest des Lebens, denn Italien ist einfach unerschöpflich.

Barbara & Hans Otzen: „Wein-Reiseführer Italien“ Reise Know-How, 8,90 €

„Italien – die schönsten „Reiseziele“ Polyglott, 10,– €

ââIch steh‘ mehr auf den

„Rosso di Montalcino-Typ“

ââKlingt zu Unrecht nach Wörterbuch“

Ganz leicht gelingt es dem Autor Peter Schelling auch, seine Leser mit auf eine kurze Gedankenreise durch die Provinzen Italiens mitzunehmen – nach Venedig, in die Abruzzen, nach Kalabrien, mit allen Sinnen. Er muß ein echter Genußmensch sein. Vermutlich hat er auch deshalb zu Anfang ein Kapitel über „Slow Food“ gestellt, die italienische Antwort auf die Eröffnung des ersten McDonald‘s in Rom. „Slow Food“ ist die Wiederentdeckung der Langsamkeit beim Genießen. Hilfreich und übersichtlich sind die Streifzüge durch alle Provinzen mit ihren Spezialitäten, das Getränkekapitel und das kulinarische Lexikon ist ein diskreter Helfer angesichts einer schwierigen Speisekarte. Und wer gleich losfahren will, der kann schon mal laut üben, wie er sich mit dem Kellner unterhalten wird. Peter Schelling: „GourmetSprachführer Italienisch“ Hueber, 9,95 €

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Der nächste Urlaub kommt besti m Ausgewählte Reisebücher für Geni e

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Ein guter Tropfen

Renate on tour

Wilder Osten

SIE MÖCHTEN EINE kurze Reise machen, dabei aber auf einen ausgesucht guten Tropfen nicht verzichten? Dann sollten Sie die ökologisch erzeugten Rotund Weißweine bei einer DeutschlandReise testen. Mit diesem umfassenden Wein-Reise-Führer wird jeder Ausflug noch mehr zum Vergnügen: Detailliert informiert er Sie über Angebot, Philosophie und Geschichte der Weingüter und legt Sie mit vielen Übernachtungs-Tips auch sanft schlafen.

ES GIBT REISEFÜHRER, die machen es einem schwer. Weil man sich nicht entscheiden kann, ob man das gerade Gelesene gleich auf der Stelle erleben will oder nicht doch lieber noch ein bißchen weiterliest. So spannend sind die „Krummen Touren“ zweiter Teil, die Renate Just dreht. Sie sind herzlich eingeladen, mitzukommen. Nicht nach Malaysia oder Saint-Tropez. Sondern auf eine Landpartie ins Münchner Hinterland, ins Chiemgau oder Salzkammergut. Auf Landstraßen gondelt die Genießerin um den Tauberberg und die Miesbacherhöh, folgt bei Glonn den Spuren der Schriftstellerin Lena Christ und testet am rauschenden Inn die wohlschmeckende Küche der gemütlichen Landgasthöfe. Nebenwege im Chiemgau gipfeln im Mondlicht auf der Herreninsel und, nach einer wohlfeilen Nachterfrischung, geht es hinüber ins Salzkammergut mit seinen Seen und dem Geist von Stifter bis Thomas Bernhard. Mit seinen detaillierten Karten, Routenvorschlägen und persönlichen Tips für Übernachtung und Einkehr ist dieser Kultur-Erlebnis-Reiseführer ein echtes Schmankerl und eine veritable Verführung, die Seele nicht zu weit von zuhaus baumeln zu lassen. Wer auf den Geschmack gekommen ist, dem sei auch noch der erste Band der krummen Touren empfohlen.

2.500 KILOMETER FUSSMARSCH: Im Gepäck ein paar Stiefel, zwei Hemden, zwei Hosen, das Wissen um 100 Jahre deutschrussische Geschichte und den Willen, eine fremde Welt zu erkunden. Drei Monate wird Wolfgang Büscher, Ressortleiter Reportagen bei „Die Welt“, unterwegs sein. Vom Hochsommer Berlins bis zum ersten Schnee in Moskau. Er folgt den Wegen Napoleons, der Heeresgruppe West und seines Großvaters. Ein Wanderer zwischen den Zeiten und Welten, ein unprätentiöser Beobachter, der in drei kleinen Notizbüchern festhält, was er auf seiner abenteuerlichen Reise erlebt. In Polen notiert er: „Ich ging durch eine Gegenwart, die ein einziger Baumarkt war. Ganz Polen möblierte, tapezierte, motorisierte sich neu. Das Land und ich liefen schnell aneinander vorbei, ich wollte es hinter mich bringen. Polen kam aus der Gegenrichtung und strebte nach Westen …“. Er lernt sibirische Yogis und russische Priester kennen, hungernde Schmugglerinnen und ehemalige Offiziere, junge Russen und uralte Schicksale – Wolfgang Büscher beobachtet hautnah und schreibt dicht und klar. Dieser fabelhafte Bericht einer abenteuerlichen Reise gehört für uns zum Besten, was Reisejournalisten je zu Papier gebracht haben. Kompliment!

Julia Schrader: „Ökologische Weingüter in Deutschland“ Hoffmann, 22,– €

Focaccia e Favette ZWISCHEN ABSATZ UND Stiefelspitze, zwischen Apulien, Kampanien und Kalabrien liegt die Basilicata. Für echte Italien-Liebhaber ein weitgehend unentdecktes Paradies auf Erden. Mit dem Geist und Bauch gleichermaßen anregenden Erlebnisführer kommt man dieser charmanten Gegend sehr nahe, erfährt auf vielen Farbfotos und Geschichten ihre verborgenen Besonderheiten und kostet unverfälschte Gerichte in OriSigrid Fontana: ginalrezepten.

„A’ Muntagnola“ Transit, 14,80 €

Renate Just: „Krumme Touren 2 – Reisen in die Nähe, Chiemgau und Salzkammergut“ Kunstmann, 19,90 €

Wolfgang Büscher: „Berlin-Moskau“ Rowohlt, 17,90 €

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D IE E RKUNDUNG

DER W ELT IN SENSATIONELLEN B ILDERN Marco Polo – der berühmteste Reisende aller Zeiten. Er hat Abenteurer und Entdecker zu ihren großen Erkundungsreisen inspiriert, bis heute.

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Michael Yamashita, Gianni Guadalupi Marco Polo – Eine wundersame Reise 504 Seiten, 360 Farbfotos einführende Texte und Originalzitate lam. Pb., 25,5 x 25,5 cm € 29,90 [D]/€ 30,80 [A] sFr 50,20 ISBN 3-89405-621-5

Alter, neuer Nachbar: Polen POLEN RÜCKT NÄHER. Spätestens mit der Osterweiterung der EU kommt unserem östlichen Nachbarn eine wichtige Rolle zu: Partner zu sein in einem sich einenden freien Europa. Polens Gegenwart und seine Vergangenheit werden für uns damit wichtiger denn je. Denn erst fundiertes Wissen und positive Erfahrungen machen aus einem Partner einen Freund. Die Geschichte Polens ist in den deutschen Schulen noch nicht angekommen. Was wissen wir wirklich über dieses Land, das ganz besonders tragisch unter der jüngsten Vergangenheit leiden mußte? Diese Lücke schließt das handliche und kompakte Standardwerk „Kleine Geschichte Polens“, das übersichtlich die letzten 1.000 Jahre darstellt: Vom Piasten-Herzog Mieszko anno 966 bis zur Dritten Polnischen Republik; dazwischen liegen Schlaglichter wie der Wiener Kongress, der Überfall auf Polen durch die Deutsche Wehrmacht oder die Verhängung des Kriegsrechts aufgrund der Gewerkschafts- und Bürgerrechtsbewegung „Solidarnosc“. So nahe und vertraut wie mit dieser gerade erschienen Darstellung des Osteuropa-Experten Manfred Alexander, Professor an der Universität Köln, war uns Polen jedenfalls noch nie.

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Ende des 13. Jahrhunderts brach der junge Venezianer auf nach Asien. 24 Jahre dauerte die wagemutige Reise, die ihn auf der Seidenstraße zu glänzenden Städten, über gewaltige Gebirgspässe, durch heiße Wüsten bis ins sagenhafte mongolische Großreich führte. 700 Jahre später, 1997, folgt der amerikanisch-japanische Fotograf Michael Yamashita Marco Polos Spuren. Er entdeckt die Wunder dieser fernen Welt und staunt, dass er so vieles scheinbar unverändert findet.

Eine sensationelle Bildreportage und eine einmalige Dokumentation über Länder – Irak, Iran, Afghanistan, China –, die uns heute präsenter sind denn je.

Manfred Alexander: „Kleine Geschichte Polens“ Reclam, 14,90 €

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Moers, der :

RUMO, der Wolpertinger, und Träume in INTERVIEW

NACH DEN „131/2 LEBEN des Käpt´n

Blaubär“, für viele Kritiker der wichtigste deutsche Roman der 90er Jahre, und dem ebenfalls in der Phantasiewelt „Zamonien“ spielenden Nachfolger „Ensel & Krete“ erschien nun „Rumo“, der dritte Roman dieser Art von Walter Moers. Doch der Autor meidet die Medien. Seit Jahren gibt es keine öffentlichen Fotos von ihm, Interviews finden höchst selten statt. Und wenn, dann nur per E-Mail. Moers ging Jörn Lacour ins Netz.

© Walter Moers

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> Herr Moers, Ihr neues Werk ‚Rumo’ ist wie seine Vorgänger ein Märchenbuch für Erwachsene. Was inspiriert Sie, solche Phantasiewelten zu erfinden? Sehnsucht nach einer besseren Welt scheidet wohl aus, denn in ‚Zamonien’ wimmelt es von Gefahren, Monstern und Überraschungen. Ist Ihnen die Realität zu langweilig? < Ich fürchte, meine kindliche Prägung durch Comics ist die Hauptursache. Früher habe ich mich in fremde Fluchtwelten geträumt, wollte ein Bewohner von Entenhausen oder ein Schlumpf sein. Heute habe ich meinen eigenen Kontinent. > Die Welt, in der auch ‚Rumo’ spielt, ist der Phantasie-Kontinent ‚Zamonien’. Dort wimmelt es nur so von merkwürdigen

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Figuren. Es gibt Landkarten und detaillierte Erklärungen zu manchmal absurden, aber durchaus vorstellbaren Zusammenhängen. Das Ganze stellt sich auf über 700 Seiten als komplexes System dar. Woher kommen die Einfälle? Gibt es hier konkrete Bezüge zu Vorlagen aus der klassischen Mythologie?

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Als Kind wollte ich in Entenhausen leben“ < Allerdings. Beim Blaubär war es

Odysseus, bei ‚Rumo’ ist es Orpheus und Eurydike. Und die Landschaften, die mich inspiriert haben, sind größtenteils amerikanische. Für ‚Rumo’ sind wir in die Mammoth Caves eingestiegen, das sind gigantische Höhlensysteme in Kentucky. Auch die Wüsten von Arizona und New Mexico haben eine phantasiebeflügelnde Wirkung. > Wie arbeiten Sie? Werden Einfälle und Ideen sofort notiert und ausgearbeitet, oder haben Sie ganz Zamonien im Kopf und schreiben irgendwann alles nieder? < Ich arbeite immer an mehreren Ideen gleichzeitig. Sowohl die ‚131/2 Leben’ als auch ‚Rumo’ haben mehrere Jahre auf meinem Schreibtisch gelegen, aber in der Zeit sind auch

andere Sachen entstanden. Ich habe eine lange Sammelphase, in der ich Skizzen und Notizen mache, meist auf Reisen. Ich bin ein Notierfetischist und besitze vermutlich die größte Notizbüchersammlung Europas. Wenn ich ein Notizbuch sehe, muß ich es kaufen. Zuhause wird dann ins Reine geschrieben und gezeichnet.

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‚Blaubär’ ist Odysseus, ‚Rumo’ ist Orpheus und Eurydike“ > Nehmen Sie Ihre Umgebung noch wahr, wenn Sie Ihre Ideen skizzieren? Geht das auch in einem Straßencafe? < Schreiben kann ich fast überall, das Einzige, das meine Konzentration zerstören kann, ist seltsamerweise Musik. > Ist der Gebrauch bewußtseinserweiternder Substanzen zu empfehlen, wenn man Werke wie Ihre schreiben will? < Nein, der Konsum von Drogen befördert die Phantasie weit weniger, als angenommen wird. Ich weiß, daß viele glauben, ich säße bekifft am Schreibtisch. Tatsache ist, daß ich noch nie eine Zeile unter dem Einfluß von Drogen verfasst habe. Außer unter Koffeineinfluß. > Woher haben Sie dann die Wirkungsbeschreibungen in ,Schöner Drogen mit dem kleinen Arschloch‘? < Ich sage nur, daß ich beim Arbeiten keine Drogen nehme. > Wer so viel Phantasie besitzt wie Sie, träumt der auch so inten-

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Kinderleichte Antworten auf die schwierigsten Fragen der Welt

Zamonienmeister Breitwand und Ultracolor

ââViele glauben, ich säße bekifft am Schreibtisch“

wildfremden Leuten erkannt zu werden. Als das anfing, mir auf die Nerven zu gehen, habe ich einfach die Veröffentlichung von Fotos, auf denen ich abgebildet bin, untersagt. Und heute kann ich mich wie ein ganz normaler Mensch unter Menschen bewegen. Ich glaube, Michael Jackson würde dafür seine Nase verkaufen. > Wie geht es Ihren anderen Helden, dem Kleinen Arschloch und Adolf? < Das Kleine Arschloch soll noch mal verfilmt werden, da gibt es Verhandlungen über das Drehbuch. Bei Adolf laufen die Vorbereitungen für ein Musical mit Puppen. Es geht um Hitler, Blondi, Ghandi, Michael Jackson, Gott und eine Flasche Chantré. Wir arbeiten noch an der Jugendfreigabe. > Gleich auf einer der ersten Seiten des neuen Romans erwähnen Sie einen Schrank, der alle Wunder Zamoniens in alphabetisch geordneten Schubladen enthält. Die Schublade für ,Rumo‘ trägt die Bezeichnung ,R‘. Bedeutet das, daß in Zukunft noch einige weitere ,Schubladen‘ in Buchform geöffnet werden? Der Blaubär hat ja auch eigentlich 27 Leben, von denen erst die Hälfte veröffentlicht wurde. < Gute Idee, darauf bin ich noch nicht gekommen. Aber klar, weitere Zamonienbücher sind geplant und in Arbeit.

Allein gegen Blutschinken RUMO, EINST VON Käpt‘n Blaubär befreit, wird von bösartigen Teufelszyklopen gemästet. Mit großer Gier beobachten sie, wie der Wolpertingerwelpe immer appetitlicher wird. Mit ihm im Gefängnis harrt die Haifischmade Volzotan Smeik, Kennern als der „Lügentycoon“ in bester Erinnerung, auf ihr Schicksal. Sie machen gemeinsame Sache: Dank der tolldreisten Geschichten von Smeik wächst Rumo über sich hinaus und die Teufelszyklopen erleben ein fürchterliches Waterloo. Das ist aber erst der Anfang der Herkules-gleichen Geschichte über den größten Helden Zamoniens. Rumo wird zum Sumo und nimmt den Kampf auf. Gegen tumbe Blutschinken, den sadistischen General Ticktack, Kupferne Kerle und Tote Yetis. Richtig ernst wird es für Rumo aber in der „Unterwelt“ Zamoniens. Aus der Ferne sieht er, wie seine angebetete Rala mitsamt allen Mitbewohnern Wolpertings verschwindet. Ohne zu zögern, macht sich Rumo auf und betritt unglaubliche Welten, die nie zuvor ein Leser betreten hat. Auf ihn lauern tödliche Abenteuer wie die Subkutanen Todesschwadronen, die Sie sich, auch aus jugendschutzrechtlichen Gründen, besser erst gar nicht vorstellen sollten … Nach exakt 704 Seiten, gewohnt kongenial von Moers illustriert, zieht man den Hut vor dem Mut des allergrößten aller großen Helden: „Rumo“.

Walter Moers: „RUMO & Die Wunder im Dunkeln“ Piper, 26,90 €

Ulrich Janßen

Ulla Steuernagel

Die

Illustration: Klaus Ensikat

siv und somit auch manchmal sehr schlecht? < Ja, das ist der Haken. Ich träume viel in Breitwand und Ultracolor. > Sie lassen sich seit Jahren nicht mehr für die Presse fotografieren und scheuen auch sonst die Öffentlichkeit. < Ich halte Prominenz für einen unnatürlichen Zustand. Ich weiß nicht, was begehrenswert daran sein soll, überall von

Kinder-Uni Forscher erklären die Rätsel der Welt

Warum sind die Dinosaurier ausgestorben? Warum speien Vulkane Feuer? Warum gibt es Arme und Reiche? Warum lachen wir über Witze? Warum müssen Menschen sterben? Warum stammt der Mensch vom Affen ab? Warum beten Muslime auf Teppichen? Warum ist Schule doof?

Ulrich Janßen | Ulla Steuernagel Die Kinder-Uni | Forscher erklären die Rätsel der Welt 224 Seiten | Mit Illustrationen von Klaus Ensikat € 19,90 | sFr 35,20 | ISBN 3-421-05695-1

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„Wir sind freier, als wir denken“ INTERVIEW

EIN LITERARISCHES GIPFELTREFFEN

ermöglichte „Der Tagesspiegel“, Berlin, und das „Bomb Magazine“, New York: Jonathan Safran Foer im Gespräch mit Jeffrey Eugenides, dem diesjährigen Pulitzer-Preisträger, über Familienromane, Weiblicheit und die Genetik des Schreibens (übersetzt von Jens Mühling).

> Jeffrey, eines meiner größten Pro-

bleme als Schriftsteller ist, daß mich das Projekt, an dem ich gerade arbeite, leicht ermüdet. Wie ist es Ihnen gelungen, sich so lange einer einzigen Geschichte zu widmen? < Eine der Schwierigkeiten beim Schreiben von „Middlesex“ war, dem ursprünglichen Impuls treu zu bleiben. Ich fühlte mich jung, als ich das Buch anfing, aber eher im mittleren Alter, als ich es beendete.

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Ich fühlte mich jung, als ich das Buch anfing“ > Wie sind Sie mit der Ermüdung um-

gegangen? < Die Struktur des Buches schützte mich davor. Fast jedes Kapitel findet auf einem anderen geografischen oder emotionalen Terrain statt. Ich konnte mit dem Buch wachsen. Aber natürlich gab es auch schmerzhafte Momente. Es muß so etwas wie ein perverses Wohlbehagen mit im Spiel gewesen sein. Jeden Tag wartete Folter auf mich. Das Buch war mein Gefängniswärter, und wir wurden Freunde. > Es fängt wie ein Märchen an – wenn auch ein gewalttätiges politisches Märchen – und entwickelt sich zu einer Geschichte über das Erwachsenwerden. Sie haben eine Tochter. Wurde die Entwicklung des Stils von der Entwicklung Ihrer Tochter beeinflußt?

< Meine Tochter wurde geboren, als „Middlesex“ halb fertig war. Ihr Einfluß zeigt sich in der Handlung, nicht im Stil. Es gibt eine intensive Auseinandersetzung mit Geburt und fötaler Entwicklung, damit, was Frauen in der Schwangerschaft durchmachen und wie unbeteiligt sich Männer dabei fühlen. Nabokov hat gesagt, daß alle großen Romane Märchen sind. Das Buch ist teilweise eine Immigranten- oder Familiensaga, zugleich spiegelt es die Entwicklung der westlichen Lite-

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wende mein griechisches Erbe, weil es gut funktioniert, nicht andersherum. > Jemand hat mal gesagt, daß jedes Buch eine Antwort auf das vorhergehende ist. Welche Antwort fordert „Middlesex“? < Etwas Kurzes. Ich arbeite an einem Buch über Berlin, als Teil der Bloomsbury-Reihe „The Writer and the City“.

Jeden Tag wartete Folter auf mich“ ratur, ähnlich wie der „Ulysses“. Da ich über einen genetischen Zustand schreibe, hielt ich es für meine Pflicht, meinem Buch klassische Formen einzuverleiben. Ich wollte, daß „Middlesex“ eine Art romanhaftes Genom ist. > Das ist ein schmaler Grat, nicht wahr? Halten Sie sich für einen postmodernen Schriftsteller? < Ich betrachte mich nicht als großen Postmodernisten. Die Schriftsteller meiner Generation sind rückwärts aufgewachsen. Wir wurden mit der Moderne gepäppelt und lasen erst später die großen Realisten des neunzehnten Jahrhunderts. „Middlesex“ ist in vieler Hinsicht ein altmodisches Buch. Die Verwendung klassischer Motive ist ein Grundbestandteil postmoderner Praxis, das Geschichtenerzählen nicht immer. Ich mag Geschichten. Deswegen lese und schreibe ich. > Sie spielen in „Middlesex“ oft auf Nationalepen an, besonders auf griechische natürlich. Hatten Sie den Ehrgeiz, ein griechisches Epos für ein amerikanisches Publikum zu schreiben? < Ich wollte schon immer ein großes komisches Epos schreiben, aber in erster Linie die fiktionalen Memoiren eines Hermaphroditen. Der Hermaphrodismus führte mich zum Klassizismus, der Klassizismus zum Hellenismus und der Hellenismus zu meiner Familie. Ich ver-

© Volker Hinz/stern/Picture Press

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Wovon die literarische Welt spricht: Foer & Eugenides

Jeffrey Eugenides

ENDLICH WIEDER EIN großer Roman! Über drei Generationen und von einem Dorf in Kleinasien anno 1922 bis nach Berlin im Jahr 2001 erzählt Jeffrey Eugenides das Schicksal der Familie Stephanides. Der Erzähler, halb Mann, halb Frau, läßt das 20. Jahrhundert kongenial Revue passieren und spielt sehr originell mit griechischen Mythen und philosophischen Grundfragen. Acht Jahre schrieb Eugenides an diesem Epos – es würde sich für Sie sehr lohnen, etwas Zeit für „Middlesex“ mitzubringen ... Für diesen wunderbaren Roman wurde Jeffrey Eugenides: „Middlesex“ ihm der PulitzerRowohlt, 24,90 € Preis verliehen.

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Unbeschriebene Blätter Wie erleuchtet ist Jonathan Safran Foer nach seinem Bestseller?

:INTERVIEW MIT SEINEM ROMANDEBÜT „Alles ist

erleuchtet“ hat der erst 26jährige Amerikaner Jonathan Safran Foer die Bestsellerlisten gestürmt. Über plötzlichen Ruhm und dessen Folgen gab er Irene Binal Auskunft.

> Sie gelten als neuer Shooting-Star der literarischen Szene. Wie leben Sie damit? < Wenn nicht ich es wäre, wäre es jemand anderer, und es wird bald jemand anderer sein. Diese Titel wie „Wunderkind“ implizieren auch den Rat: „Genieße es, denn es wird nicht lang dauern.“ Und das sollte es auch nicht. Die Autoren, die ich am meisten bewundere, sind jene, die nach und nach allen Einordnungen entkommen sind. So jemand wie Philip Roth.

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© Andrew Crowley/Camera Press/Picture Press

Genieße es, denn es wird nicht lange dauern“

nicht wirklich nach dieser Frau gesucht habe. Ich suchte vielmehr nach etwas in mir selbst. Ich wollte wissen, woher ich kam und wo ich wäre, hätte es den Krieg nicht gegeben. Die Frau habe ich nicht gefunden, aber ich fand viel darüber heraus, wer ich war. > Wie denken Sie über Europas Umgang mit seiner Vergangenheit? < Die Erinnerung daran war gut und ist vielleicht noch immer gut. Aber es gibt einen Punkt, an dem man die Vergangenheit hinter sich lassen muß. Es kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn man ständig denselben Nagel in dieselbe Wand schlägt. In meinem Buch habe ich den Krieg behandelt, aber ich hoffe, es auf eine neue Art getan zu haben, bei der es nicht nur um Erinnerung geht, sondern auch darum, wie es ist, im 21. Jahrhundert zu leben.

Er wurde als Shooting Star bezeichnet, als Genie und auch als Langeweiler. Heute ist er nur noch Philip Roth und man erinnert sich nur an seine Bücher. > Hat sich Ihr Leben verändert? < Bevor ich das Buch veröffentlichte, beantwortete ich Telefonanrufe in einem Büro und konnte gerade meine Miete bezahlen. Jetzt muß ich nicht mehr arbeiten, aber in Wirklichkeit ist Zeit die einzi> Sie haben ein ungewöhnliches Hobby: Sie sammeln unbeschriebene Blätter ge gute Sache, die man mit Geld kaufen berühmter Autoren … kann. Ich habe jetzt Zeit, um zu schreiben – Luxusartikel brauche ich nicht. < Ein leeres Blatt ist das langweiligste Objekt, das man sich vorstellen kann – > Ihr Buch ist ja zum Teil autobiograaber es gibt auch nichts Poetischeres. Ich phisch … habe an viele Autoren geschrieben und < Als ich 19 Jahre alt war, habe ich drei sie gefragt, ob sie mir das nächste Blatt Tage in der Ukraine verbracht. Ich hatte Papier schicken könnten, auf das sie geein Foto einer Frau bei mir, von der man schrieben hätten. Ich bekam Blätter von mir erzählt hatte, daß sie meinem GroßArthur Miller, John Updike, Paul Auster vater im Krieg das Leben gerettet haben und sogar von Sigmund Freud. sollte. Die Reise war eigentlich ein Witz, und ich war natürlich erfolglos. Danach lebte ich drei Monate in Prag und schrieb dort das erste Manuskript: die Antwort auf das Nichts, das ich gefunden hatte. > War Ihre Reise also umsonst? Liebe in Briefen Ich liebe alles von Roth Lohnendes Meisterwerk David Grossman: Philip Roth: Helen de Witt: < Nein. Später wur„Der letzte Samurai“ „The Great „Sei du mir das Messer“ American Novel“ Fischer TB, 12,90 € Goldmann TB, 9,90 € de mir klar, daß ich gar rororo, 9,90 €

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Jonathan Safran Foer

EIN JUNGER AMERIKANER namens Jonathan Safran Foer sucht in der Ukraine nach einer Frau, die angeblich seinem Großvater im Krieg das Leben gerettet haben soll. Begleitet wird er von Alex, dem Dolmetscher, dessen Großvater und der neurotischen Hündin Sammy Davis Jr. Während Alex die Geschichte ihrer gemeinsamen Fahrt erzählt, berichtet Jonathan über jene des kleinen jüdischen Dorfes Trachimbrod in der Ukraine – und am Schluß wird nur klar, daß die Erinnerung trügerisch sein kann und die Vergangenheit auch in der GeJonathan Safran Foer: „Alles ist erleuchtet“ genwart noch leKiepenheuer & Witsch 22,90 € bendig ist ...

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Wie es ist, im 21. Jahrhundert zu leben“

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Geist der Städte Go West – Berthold Steinhilber erweckt mit fantastischen :INTERVIEW EINST PURES ABENTEUER dienten die

> In der gottverlassenen Gegend der Geisterstädte gibt es keine Infrastruktur mehr, Sie hatten Ihr ganzes Material zu transportieren und die Wüste ist auch nicht ungefährlich. Was haben Sie erlebt? < Tatsächlich befinden sich viele Geisterstädte abseits guter Straßen. Bei den „GOLD, GOLD, GOLD!“ – wie Pilze schossen Mitte des 19. Jahrhunderts in Amerikas Westen Schürfercamps und Wüstenstädte aus dem Boden. Der schnelle Reichtum zog Hunderttausende an. Die Gegenden waren gottlos und es galt das Recht des Stärkeren. Heute zeugen vom großen Abenteuer und den Schicksalen verlassene Häuser und leere Ruinen. Die Geisterstädte – Ghost Towns – haben noch heute viel zu erzählen. Mit offener Blende effektvoll in Szene gesetzt, fing Berthold Steinhilber die Seele eines Stücks Wilden Westens ein. Dieser Bildband, mit einem Vorwort von Wim Wenders und Texten von Mario Kaiser und Michael KoBerthold Steinhilber: „Geisterstädte in etzle macht Amerikas Westen“ Knesebeck, 29,90 € süchtig.

© Berthold Steinhilber

Geisterstädte noch Western wie „Mein Name ist Nobody“ oder Serien wie „Rauchende Colts“ als Kulissen – wie viel vom Geist der Städte heute noch in Bodie & Co steckt, erkundete der deutsche Fotograf Berthold Steinhilber für einen faszinierenden Bildband.

Das Skelett eines Chevrolet Coupé, Baujahr 1937, vor den Häusern in Bodie ...

unwegsamen Strecken in den Rocky Mountains mußten wir im Zelt, in der Hütte oder im Auto übernachten. Die Ghost Town Crystal war nur zu Fuß zu erreichen. Die Ausrüstung hatte uns ein freundliches Ehepaar per Motorrad hochgefahren. Die Strecke sind wir dann im strömenden Regen vier Stunden hochgelaufen. Zum Schutz vor Schlangen trug ich feste Stiefel, die bis weit über die Knie

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Als wenn die Zeit die Haut berührt“ reichten. Nach dem Ende der Aufnahmen in Berlin, Nevada fuhren wir zurück in unser Motel in Gubbs. Als wir in unser Zimmer kamen, begann sich plötzlich ein über handtellergroßer Fleck auf dem Teppich zu bewegen – eine Tarantel. Nur mit Mühe konnten wir die Spinne dann aus dem Motel-Zimmer locken. > Wim Wenders sprach vom „Geist der Städte“, als er Ihre Bilder sah. Was erzählten Ihnen diese Stätten und Städte für Geschichten?

< Ich finde auch, daß Wim Wenders in seinem Vorwort diesen Geist der Städte sehr schön beschrieben hat. Besonders in der Abend- und Morgendämmerung findet sich an diesen Orten eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn man in diesen alten verlassenen Räumen steht, die Szene ausleuchtet und für kurze Augenblicke stillhält, kann man sich gut vorstellen, wie hier Menschen gelebt haben, wie sie Waren ver- und gekauft haben. Es ist so, als wenn die Zeit die Haut berührt und man ganz leicht erschauert. Aber es ist immer eine Illusion – wenn auch eine schöne. Faszinierend ist, daß irgend etwas tatsächlich zum letzten Mal geschah, daß eine Person die letzte war, die den Ort verließ. > Viele Alltagsgegenstände, wie z.B. Brillen und Bücher liegen in den Geisterstädten noch herum, fast so, als kämen ihre Besitzer gleich wieder. Warum bleibt das einfach so liegen und wer pflegt es? < Ein Großteil der Geisterstädte befindet sich im Privatbesitz, oft wohnen die Inhaber nicht weit enfernt, die Häuser sind abgeschlossen und es ist nicht so leicht, unbemerkt an diese Orte zu kom-

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Fotos die Ghost Towns zum Leben men. Diese Menschen kümmern sich sehr liebevoll um das Erbe, auch wenn sie es historisch mit der richtigen Kombination von Gegenständen nicht sehr genau nehmen. Ohne diese Menschen wären die Dinge schon längst gestohlen. Bodie gehört dem Bundesstaat Kalifornien und die Rangers des Bodie State Park bewachen die Geisterstadt auch in der Nacht. Die Häuser sind abgeschlossen

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Man ahnt, wie das Leben einst war“

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AUF BERTHOLD STEINHILBER, geboren 1968 in Tübingen, wurde das amerikanische „Smithsonian Magazine“ aufgrund seiner Bildstrecke über britische Klosterruinen aufmerksam. Sie baten ihn um ein amerikanisches Thema und der junge deutsche Fotograf schlug die Ghost Towns vor. Für seine Landschafts- und Architekturaufnahmen erhielt er zahlreiche Preise, u.a. den BFF-Förderpreis und den Reinhart-Wolf-Preis; Arbeiten von ihm erschienen z.B. in GEO, Brigitte und im Stern.

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Mein Klassiker François Rabelais: „Gargantua und Pantagruel“ Insel TB, 17,– €

Ein Jahrhundertwerk T.C. Boyle: „Wassermusik“ rororo, 9,90 €

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© Berthold Steinhilber

und nur durch eine spezielle Genehmigung kann man in das Innere der Häuser gelangen. Die Gegenstände liegen dort seit Jahrzehnten unberührt und Bodie vertritt den Standpunkt, daß der Ort langsam verfallen darf, ein Zustand von „arrested decay“, Verfall, der ohne Zutun des Menschen vonstatten gehen soll.

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Zurückgelassene Schulbücher von 1879

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> In Bodie, der Ikone der Geisterstädte, gab es Little Chinatown, einen großen Rotlichtbezirk und rund 60 Saloons. Was spürt man heute noch vom Abenteuer? < Besonders interessant wird Bodie, wenn man in das Innere der Häuser geht. Im Lottie Johl House, dem Haus einer Prostituierten, hängt ihr Portrait an der Wand, ein Dame-Spiel steht auf dem Wohnzimmertisch. Man kann dann erahnen, wie wohl das Leben hier war, wie die Menschen am Tisch saßen, miteinander sprachen. Die Phantasie entwischt einem dann doch öfter und man findet sich plötzlich in jener Zeit wieder, wie man sich vorstellt, wie man dieses Leben wohl selber bewältigt hätte. Aber – es ist eben nur das eigene Eintauchen in jene Zeit. Man pflanzt seine eigenen Gedanken, Hoffnungen, Träume für einen kurzen Augenblick in diesen Ort, um diese dann wenig später wieder auszugraben. Vielleicht Irvings Bester John Irving: aber bleiben ja Spuren „Owen Meany“ detebe, 12,90 € davon zurück?

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Knigge für die junge Generation Lernen die Kids und Twens wieder, sich zu benehmen?

WER KENNT DIE Situationen nicht: Man ist zum Essen eingeladen und plötzlich fühlt man sich mit mehreren Gabeln neben dem Teller konfrontiert. Da hilft nur noch, sich an Julia Roberts in „Pretty Woman“ zu erinnern: „Von außen nach innen, von außen nach innen …“. Oder man ist zu einer Hochzeit eingeladen und ist sich nicht mehr sicher, welche Farben nun erlaubt sind und welche nicht. „Der Knigge für die junge Generation“ hilft als Ratgeber über solche Klippen.

ââEin optimales Geschenk“

Das Buch ist ein optimales Geschenk für Heranwachsende, vor allem zur Kommunion oder Konfirmation. Es ist aber auch für Eltern geeignet, die ihren Sprößlingen besseres Auftreten beibringen möchten. Sehr gut finde ich vor allem das Kapitel über den Umgang mit der eigenen Person. Schon früh können dadurch die jungen Leser lernen, persönliche Probleme zu meistern und selbstbewußter zu werden. Auch die moderne Kommunikation kommt nicht zu kurz – vielleicht entdekken dann doch einige die Lautlos-Funktion an ihrem Handy. Und durch den Anhang mit Kurz-Lexikon und (Internet-)Adressen, ist es möglich, sich mit bestimmten Themen intensiver zu befassen.

Peter D. Winterhoff & Margit Reindl: „Der Knigge für die junge Generation“ TBV, 19,90 €

Schneller ist keiner

© privat

Carmen Felkel, 21, ist auf dem besten Weg: Im Herbst beendet sie bei Hugendubel in Nürnberg ihre Ausbildung zur Buchhändlerin.

WARUM IST ES nur so schwer, miteinander auszukommen? Weil die Freiheit des einen da aufhört, wo die des anderen beginnt. Nur, wo verlaufen die Grenzen? Gerade Heranwachsenden fehlt die Orientierung und der Sportverein ist eine andere Spielwiese als das Schauspielhaus oder das erste Rendevous. Ganz konkret erhält man hier ohne erhobenen Zeigefinger das kleine 1x1 für mehr Stil, gelungene Rhetorik, Rücksichtnahme und ein Plus an Selbstsicherheit. Oder, wie sagte schon Madonna, „Es ist reine Zeitverschwendung mittelmäßig zu sein.“ Welche Worte zu welchem Anlaß, wie gebrauche ich Fremdwörter, wie verhalte ich mich im Kino, im Krankenhaus, beim Einkaufen, bei Parties oder mit Austausch-Schülern? Auch SMS und Internet haben inzwischen klare Regeln, die gewußt werden wollen. Und natürlich werden auch Fragen geklärt, die manchem Erwachsenen zeitlebens auf der Zunge liegen: z.B. was sich hinter dem akademischen Viertel historisch verbirgt, wann es heute noch erlaubt ist und wann nicht.

Carmen Felkel

www.hugendubel.de ist die Adresse, um bequem rund um die Uhr zu schmökern, auszuwählen und zu bestellen. Bestellungen bis 16 Uhr liegen in der Regel schon am nächsten Werktag ab 14 Uhr abholbereit in der HugendubelBuchhandlung Ihrer Wahl. Natürlich versandkostenfrei.

Natürlich bleiben ACH NEE, MAL wieder ein Knigge! Und diesmal für die junge Generation – auch interessant … Ich glaube ja nicht, daß junge Menschen, die dieses Thema interessiert, überhaupt einen Knigge brauchen. Und diejenigen, für die ein solches Werk durchaus sinnvoll und angebracht wäre – na ja, bei denen bezweifle ich, daß sie dieses Buch lesen. Außerdem sind die „Manieren“ bei den meisten jungen Menschen durchaus ganz gut. Besser als bei so manchen

ââWir sind besser als unser Ruf“

Alten! Ich habe noch nie Jugendliche im Supermarkt mit einem Spazierstock auf andere losgehen sehen, nur weil die Schlange an der Kasse zu lang ist. Klar ist der Umgangston untereinander oft etwas rüder oder „abgefahren“, aber das bedeutet ja nicht gleich, daß man sich nicht benehmen kann, wenn’s drauf ankommt. Unter seinesgleichen kann man doch ruhig so sein, wie man ist, solange man auch weiß, wie man sich anderen, oft eben älteren Menschen gegenüber verhalten sollte. Und zuviel Anstand und Sitte wirkt ohnehin nur gekünstelt, was sofort von anderen Personen bemerkt wird. Also, natürlich bleiben und nicht ganz das gute Benehmen vergessen!

Melanie Rademacher, 30, ist gelernte Buchhändlerin. In der Internet-Redaktion gehört sie zu den Frauen der ersten Stunde.

© privat

Gut für‘s Selbstbewußtsein

Melanie Rademacher

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Gute Wahl

© Christoph Wilhelm

Christine Ebner und das Hugendubel-Service-Center

Immer auf Draht: die Buchhändler im Service-Center

SIE MÖCHTEN EIN Buch bestellen, kön-

nen aber nicht persönlich vorbeikommen? Viele Wege führen zu Hugendubel. Um seinen Kunden entgegenzukommen, wurde das Hugendubel-Service-Center gegründet, das alle Wünsche via Telefon, Fax oder E-Mail entgegennimmt. Bisherige Spitzenleistung der Filiale mit 34 Buchhändlern mit dem direkten Draht war ein Tag im Dezember 2002: Über 5.200 Anrufern wurde geholfen! Ein Ort, der an die Weisheit „In der Ruhe liegt die Kraft“ erinnert: Das Hugendubel-Service-Center in München, unter 01801-484484 bundesweit zum Ortstarif erreichbar, liegt in München-Schwabing und ist vor allen Dingen unglaublich leise. Die angenehme Atmosphäre mit viel Tageslicht, Grünpflanzen und großzügigen Arbeitsplätzen überrascht jeden Besucher. So können sich die Buchhändler ganz auf den Kunden konzentrieren – kein Dekorieren, kein Aufräumen, keine Ablen-

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kung stören die Telefonate. Doch nicht nur der äußere Rahmen stimmt, für ihre Recherchen steht den Buchhändlern neben den üblichen Katalogen eine Hugendubel-eigene, ausgesprochen clevere Datenbank zur Verfügung. Gute Erfahrungen damit sammelte auch Christine

ââÜber 30 Buchhändler

freuen sich auf Ihren Anruf“ Ebner, seit drei Jahren im Service-Center und davor sieben Jahre bei Hugendubel am Stachus. Die leidenschaftliche Ferntouristin und Asien-Kennerin ist die Expertin für alle Kundenwünsche rund ums Reisen. Durchschnittlich 100 Fragen beantwortet sie täglich, empfiehlt Reiseführer, Karten und Atlanten. Viele Anrufer sind von ihrer Stimme und ihren Tips so angetan, daß sie Christine Ebner schon mal zum Latte Macciato einladen. Doch dieser Wunsch ist so ziemlich der einzige, den die Buchhändler und Buchhändlerinnen des ServiceCenter ihren Kunden nicht erfüllen …

20.05.2003, 15:53:49 Uhr


<Links rechts:>

Die Redaktion empfiehlt: www.urlaubs-checkliste.de Urlaub abhaken: Nichts vergessen und den Urlaub genießen.

Impressum & Co.

home.t-online.de/home/jakobuspilger/ aachen.htm Erste Adresse für Jakobsweg-Pilger. www.maporama.com Kommt gut an: Kostenloser Europa-Routenplaner.

Mythen des Alltags WAS SIE SCHON immer wissen wollten. Heute zum aktuellen Thema „400-€-Mini-Jobs“

> Frage: Seit 1. April gilt das neue Recht für geringfügige Beschäftigungen, die „400-€-Mini-Jobs“. Ich mache mich gerade selbständig und muß noch etwas dazuverdienen. Was kommt auf mich zu? < Antwort: Neben einer selbständigen Tätigkeit als Existenzgründer können Sie selbstverständlich auch noch eine oder mehrere geringfügige Beschäftigungen ausüben. Ein Zusammenrechnen der geringfügigen Beschäftigung mit Ihrer selbständigen Tätigkeit findet nicht statt.

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Nur noch der Verdienst entscheidet“

Seit dem 1.4.2003 spielt übrigens die wöchentliche Arbeitszeit bei einer geringfügigen Beschäftigung keine Rolle mehr. Die bisherige 15-Stunden-Grenze ist ersatzlos weggefallen und nur noch der Verdienst ist maßgebend. Alles, was Arbeitgeber und Arbeitnehmer jetzt wissen müssen: Der TaschenGuide 400-€-Mini-Jobs informiert einfach und praktisch über das neue Recht. Mit vielen nützlichen Tipps, Tabellen und Beispielen. Die Autoren Konrad Jung und Uwe Thiemann bringen ihr Expertenwissen für jeden schnell auf den Punkt.

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Ein Blick über den Tellerrand GENÜSSLICH SPEISEN IN literarischem Ambiente kann man im „Theodor Tucher“ in Berlin. Das Speisekabinett verwöhnt mit Gaumenfreuden, im Literatensalon interpretieren Schauspieler jeden Abend ausgesuchte Texte. Autorenlesungen und ein stimmungsvolles Café ergänzen das kulturelle Gourmet-Programm. Weitere Infos: Theodor Tucher Pariser Platz 6a, 10117 Berlin (Mitte) Täglich 9-1 Uhr, Tel. 030/22489464

HELDIN UNSERER KINDHEIT, Freundin unserer Töchter: Die kleine Heidi haben Kinder rund um den Globus in ihr Herz geschlossen. München widmet ihr jetzt bis 28.09. eine Ausstellung: „Heidi: Mythos-Marke-Medienstar“. Kuscheln im Heubett wie beim Alm-Öhi oder in der begehbaren Schneekugel Alpenlust schnuppern – Hollario! Weitere Infos: Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins Praterinsel 5, 80538 München Di-Fr 13-18 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr

AUF DEN SPUREN von Milan Kundera, Jan Skácel und Marie von Ebner-Eschenbach: 7 Tage herrliches Wandern von Brünn über den Karst zu mährischen Dörfern. Ein lyrisch-entspanntes Erlebnis. Weitere Infos: Begegnung mit Böhmen Dechbettenerstr. 47b 93049 Regensburg

Impressum Herausgeber: Buchhandlung Hugendubel GmbH & Co KG, Nymphenburger Straße 29, D-80335 München Anschrift für Verlag, verantwortlichen Redakteur und Anzeigenverantwortlichen: in medias res Marktkommunikation GmbH, Kopernikusstraße 27, D-90459 Nürnberg, buechermenschen@imr.de, Tel.: +911/43053-0, Fax: +911/43053-44 Verlagsleitung: Jürgen Prommersberger (verantwortlicher Redakteur) Objektleitung/Anzeigen: Susanne Halfmann (verantwortlich für den Anzeigenteil) Redaktionelle Mitarbeit: Annette Bibel, Irene Binal, Carmen Felkel, Jonathan Safran Foer, Joachim Hauser, Jörn Lacour, Felicitas Mayall, Melanie Rademacher Layout: Andreas Bahn, Joachim Hauser Herstellungsleitung: Herbert Grambihler Titelbild: Ulrike Grothe büchermenschen ist ein Kundenmagazin und enthält auch von Unternehmen finanzierte Beiträge. büchermenschen – Das Hugendubel-Magazin für Leser – erscheint fünfmal jährlich und wird kostenlos an die Kunden der Buchhandlungen Hugendubel abgegeben. Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2002. Preisangaben sind ohne Gewähr. büchermenschen 4/2003 erscheint am 22. September 2003. Falls Sie Wünsche, Anregungen oder Fragen haben, dann sagen wir schon jetzt herzlichen Dank für einen Leserbrief!

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Morden im Norden.

Über die Schönheit des Unterwegs.

Selbstmord oder Mord?

Leseperlen : Fischer Enthüllungen eines Star-Friseurs.

Wenn Töchter sich verraten fühlen ...

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