Iiummer 7/8
1967
Eröffnung der Kraftwerksgruppe „Untere S i l l ' Am 1. Juli 1967 sand die feierliche Einweihung und Inbetriebnahme der Kraftwerksgruppe „Untere Sill" statt. Rund 250 Festgäste hatten sich bei strahlendem Sommerwetter auf dem Gelände des Lemmenhofes zu diesem Festakt eingefunden. Die außerordentliche Bedeutung dieses Kraftwerksbaues auf dem Gebiete der kommunalen Energieversorgung Wurde durch die Anwesenheit des Herrn Bundespräsidenten Dr. h. c. Franz Jonas, von Bischof Dr. Paulus Rusch, Vundesminister Dipl.-Ing. Dr. Ludwig Weiß, Landeshauptmann Ökonomierat Eduard Wallnöfer und mehreren Mitgliedern der Landesregierung, durch die Anwesenheit des Gemeinderates und vieler anderer hoher Persönlichkeiten aus allen Vereichen des öffentlichen Lebens unterstrichen. Nach der Begrüßung der Ehrengäste durch den Generaldirektor der Innsbrucker Stadtwerke, Ing. Wilfried Egger, und nach der Segnung der neuen Anlage durch Bischof Dr. Paulus Rusch hielt Bürgermeister Dr. Alois Lugger die Festansprache, wobei er ausführte: Herr Bundespräsident! Exzellenz! HerrVundesminister! Herr Landeshauptmann! Meine Damen und Herren! Es ist für die Etadtgemeinde Innsbruck eine außerordentliche Ehre, daß Sie, hochgeschätzter Herr Bundespräsident, die Mühe nicht scheuten und nach Innsbruck kamen, um die Eröffnung dieses Kraftwerkes durchzuführen. Ich entbiete Ihnen im Namen der Bürger dieser Stadt noch einmal die herzlichsten Willkommensgrüße. Die Stadtgemeinde freut sich auch, daß sich unser hüchwürdigster Bischof bereit erklärte, die feierliche Einweihung dieses Werkes durchzuführen, wofür ich ihm aufrichtig danke. Wir freuen uns, daß Sie, Herr Vundesminister, als zuständiger Ressortchef dieses Fest mit uns begehen. Ihnen und dem Herrn Landeshauptmann mit den Herren der Landesregierung entbiete ich die besten Grüße der Landeshauptstadt, so wie ich Ihnen allen, meine Damen und Dorren, siir Ihr Kommcn herzlich danke. Es gibt ill dcr Wirtschaftsverwallung einer Gemeinde wohl keinen erfreulicheren Anlaß, als wenn ein so viel uinlämpfles. für die Gonn'iuschaft aber so wichtige Prujott wie diese Nraftwortsgruppe allen Schwierigtoiten zum Trotz schließlich doch fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben werden kann. Es ist schon etwas Besonderes, wenn sich eine Ge-
meinde durch fast 60 Jahre unverdrossen bemüht, ein einmal als richtig erkanntes Vorhaben der Energieversorgung zu verwirklichen, und wenn dieser lang ersehnte Wunschtraum Wirklichkeit wird. Vielleicht hat hier ein bißchen der kämpferische Geist unserer Vorfahren, die gerade in dieser Gegend am Lemmenhof in zwei Schlachten des Jahres 1809 ihre Freiheitsliebe und ihren unbeugsamen Willen bewiesen haben, mitgespielt und in all den Jahren die Verantwortlichen unserer Stadt angespornt, trotz zweier Weltkriege und wirtschaftlicher Engpässe immer wieder neue Überlegungen anzustellen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen, diesen Kraftwerksba'U zu verwirklichen. Die Inbetriebnahme der Kraftwerksgruppe „Untere S i l l " steht im Zeichen eines Jubiläums in der Energieversorgung unserer Stadt. Vor genau 70 Jahren wurde mit dem Erwerb des privaten Elektrizitätswerkes am Mühlauer Bach die Grundlage der kommunalen Elektrizitätswirtschaft Innsbrucks gelegt. Es ist daher verständlich, wenn der heutige Tag lebhafte Erinnerungen an die Pionierleistungen der Stadt Innsbruck auf dem Gebiete der Elektrizitätswirtschaft wachruft und wenn ich mir erlaube, diesen interessanten Teil der jüngsten Geschichte unserer Stadt kurz zu streifen. Das erste Kraftwerk im Ttadtbereich entstand bereits im Jahre 1888 durch die Firma Ganz k Cie. am Mühlauer Nach. Dasichder damalige Bürgermeister Falk das Vorkaufsrecht der Stadtgemeinde auf diese Anlage sichern konnte, ging dieses Kraftwerk bereits im Jahre 1897 in den Besitz der Stadt über. Daß dieser Erwerb eine Tat kluger Voraussicht war und echten Pioniergeist verriet, wird verständlich, wenn man bedenkt, daß damals die praktische Anwendung der elektrischen Energie noch in den Kinderschuhensteckteund die Elektrizität noch vielfach als recht interessantes, doch ziemlich luxuriöses Spielzeug der Technik angesehen wurde. Bereits um die Jahrhundertwende war der Strombedarf der Stadt jedoch schon so groß, daß mansichum die Erschließung neuer Energioqucllcn umsehen mußte. Unter der Führuug des Bürgermeisters Wilhelm Greil beauftragte die Stadtgemcinde im Jahre 1901 den Bauunternehmer Ing. Josef Riohl. dessen leitender Ingenieur Karl Innerebner war. mit der Planung und Errichtung des Kraftwerkes „Obere Sill", des damals größton Wasserkraftwerkes Österreich-Ungarns.