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Die Krise in Innsbruck
Stabsarbeit im Lagezentrum
Magistrat: Bürgermeister
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Georg Willi im Gespräch mit Branddirektor Helmut Hager.
Eine Stadt im Krisenmodus
Seit Mitte März hält die Covid-19 Krise unsere Gesellschaft auf Trab. Viele Entscheidungen, die vor Kurzem noch unvorstellbar waren, haben das gewohnte Leben vieler BürgerInnen verändert.
© M.FREINHOFER
Innsbruck war und ist als Landeshauptstadt und Ballungsgebiet im Zentralraum Tirols besonders gefordert. Lange Zeit durfte sich niemand ohne triftigen Grund außerhalb seiner Wohnumgebung bzw. seines Wohnumfelds bewegen. Als Ausnahmen zählten nur berufliche Gründe, die medizinische Versorgung und die Versorgung der Grundbedürfnisse. Das Verlassen der eigenen Wohnumgebung war auf ein zeitlich und örtlich unbedingt notwendiges Minimum zu beschränken. Innerstädtisch gern genützte öffentliche Orte wie Parkanlagen, Inn- und Sillpromenaden sowie Spielplätze und Hundewiesen waren einige Zeit gesperrt. Dasselbe galt auch für Wanderparkplätze. Das Leben machte sozusagen eine Pause. Bis auf Weiteres bleiben auch Veranstaltungen und größere Menschenansammlungen untersagt. Innsbruck informiert hat bei Bürgermeister Georg Willi nachgefragt, wie er selbst die Situation erlebt und welche Perspektiven er für die kommende Zeit sieht.
Noch in der Märzausgabe von Innsbruck informiert ging es um Krisenmanagement. Mitte März war klar, dass Covid-19 eine Krise mit neuer Qualität darstellt. Wann war Ihnen das erste Mal bewusst, dass dies eine sehr fordernde Zeit wird?
Die Woche vom 9. März begann noch normal mit der Bürgermeistersprechstunde im Treibhaus. In den nächsten Tagen wurde das Thema immer präsenter. Vor dem Eindruck der Nachrichten aus Italien konnte man spüren, wie die allgemeine Nervosität zunahm. Ab 12. März war die Zahl der Veranstaltungsabsagen schon groß und spätestens dann war klar: auch Innsbruck wird von der Corona-Krise betroffen sein und das mindestens bis zum Sommer.
Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um der Krise im Sinne der Abschwächung der Auswirkungen für die Stadt Innsbruck zu begegnen?
Das Wichtigste war, die Ausbreitung des Virus rasch in den Griff zu bekommen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, zu den Maßnahmen des Bundes nicht nur die strengere Verordnung des Landes („Gemeindequarantäne“) mitzutragen, sondern in der Stadt mit der Sperre der Inn-/Sillpromenade und der Parks noch nachdrücklicher vorzugehen. Das Rathaus wurde auf Notbetrieb umgestellt, wobei sichergestellt wurde, dass alle relevanten Stellen und Stäbe reibungslos arbeiten konnten. Am meisten gefordert war und ist das Gesundheitsamt, wo Unglaubliches geleistet wurde. Zumindest für jetzt geben uns die Zahlen recht – Innsbruck hat diese erste Etappe gut gemeistert. Jetzt versuchen wir das Stadtleben Schritt
für Schritt hochzufahren, ohne das bisher Erreichte zu gefährden.
Welche organisatorischen Planungen wurden in diesem Zusammenhang gesetzt?
Die größte Herausforderung war, den Rathausbetrieb und die städtischen Beteiligungen wie Innsbrucker Kommunalbetriebe, Innsbrucker Verkehrsbetriebe, Innsbrucker Soziale Dienste u. a. so zu gestalten, dass es immer wenigstens eine „Rückfallsebene“ gab, so dass Erkrankungen und daraus folgende Quarantänemaßnahmen aufgefangen werden können.
Wie liefen die Entscheidungswege, wo laufen alle Fäden zusammen?
Das regelt die Verordnung über die Gemeindeeinsatzleitung. Gemeindeeinsatzleiter bin ich selbst. Leiter der Stabsarbeit ist Elmar Rizzoli mit seinem Team. Er ar
beitet zurzeit im Landhaus, wo alle Fäden zusammenlaufen. Im Rathaus wurden alle Aktivitäten im Lagezentrum koordiniert. Alle Entscheidungen wurden von Vizebürgermeister Johannes Anzengruber und Branddirektor Helmut Hager, der die Funktion des Leiters Stabsarbeit inne hat, gemeinsam mit mir getroffen.
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dieser Krise, die unser Leben nach ExpertInnenmeinung noch einige Zeit beschäftigen wird, mit?
In der Krise lernt man Menschen sehr gut kennen. Wie solidarisch, einsatzbereit, belastbar, kreativ sind sie? Ich bin erstaunt und dankbar, was alles möglich ist, wenn Menschen zusammenrücken, obwohl sie Abstand halten müssen.
Welchen Einfluss hat die Krise auf das Stadtbudget? Von anderen Landeshauptstädten in Österreich hört man, dass mit den geplanten Budgets nicht mehr gearbeitet werden kann und viele Projekte zeitlich nach hinten verschoben werden müssen.
Das Stadtbudget muss „Federn lassen“. Es wird weniger Einnahmen geben und wir werden manches Unvorhersehbare finanzieren müssen. Das bedeutet, Prioritäten setzen und manches muss warten. Leider!
Welche Botschaft haben Sie für die InnsbruckerInnen?
Erst einmal heißt es noch durchhalten, die Krise ist noch nicht vorbei. Langfristig aber, so hoffe ich, nehmen wir – allen Schwierigkeiten, Einschränkungen, Verlusten zum Trotz – die positiven Erfahrungen mit: den Zusammenhalt, das Aufeinander-Schauen, den Blick für das Wesentliche.