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Innsbruck vor 100 Jahren

Rennweg mit Rennplatz - Postkarte koloriert (ohne Datum)

von Christoph Pareihs

1. April

Schlechte Absichten. In die Wohnung eines Kellerarbeiters in Mariahilf kam letzter Tage um halb 11 Uhr nachts ein unbekannter Mann. Die Wohnung war geöffnet, weil der Wohnungsinhaber noch nicht zu Hause war; seine Frau lag bereits im Schlafe. Der Unbekannte trat, offenbar in Kenntnis von der Abwesenheit des Mannes, dreist in die Wohnung ein und teilte der erwachenden Frau mit, er habe im Auftrage des Mannes 1000 Kronen abzuholen. Die Frau gab zu verstehen, daß sie nicht soviel Geld besitze, worauf der nächtliche Besucher den Antrag stellte, ihm so viel Geld mitzugeben, als sie eben habe. Die Frau lehnte aber energisch ab. Als der Eindringling seine Absicht vereitelt sah, wollte er ein Sittlichkeitsattentat vollführen; er wurde aber durch das Herannahen einer Partei daran verhindert und verscheucht. Wien geboren, und der Drechslergehilfe Wilhelm Hiller, 1901 in Wien geboren, sind seit mehreren Tagen abgängig.

8. April

Schaufenstereinbrüche. Am Innrain wurden einem Schuhmachermeister durch Einbruch in den Auslagekasten 5 Paar Schuhe entwendet. Mit einem Nachschlüssel öffnete nachts ein Unbekannter den Auslagekasten eines Friseurgeschäftes am Burggraben und entnahm diesem Parfümeriewaren. – Unter den Lauben ereignete sich ein ähnlicher Fall im Geschäfte eines Drechselmeisters und Galanteriewarenhändlers, dort wurde das Auslagefenster aufgebrochen und aus der Auslage Galanteriewaren im Werte über 3000 Kronen gestohlen.

9. April

Abgängig. Die Geschwister Josef und Marie Fambri, zehn und neun Jahre alt, wohnhaft im Pradler Barackenlager, sind seit dem 3. ds. Mts. vermißt. – Der Maschinenbaulehrling Ernst Fahnhuber, 1902 in

16. April

Falsches Amtsorgan. Ein Mann von mittlerer Statur, etwa 20 Jahre alt, spricht hochdeutsch und ist vornehm gekleidet, entlockte der Marie Niederleimbacher aus Münster, am Margarethenplatz den Barerlös von 30 Stück Eiern sowie eine Kaution von 1000 Kronen unter der Vorgabe, er sei ein Organ des Kriegswucheramtes. In Wirklichkeit aber ist es ein Betrüger. Es sei vor solchen Elementen ernstlich gewarnt; in den letzten Tagen sind zwei solcher Fälle vorgekommen

22. April

Kaninchenausstellung. Am 23. und 24. April findet in der Veranda des Gasthofes „Stern“, in der Leopoldstraße, eine vom

1932 konnte der Sillschluchtweg nach einjähriger Bauzeit freigegeben werden, 1938.

Klub blauer und weißer Wiener Kaninchenzüchter veranstaltete Kaninchenausstellung statt. Es ist dies das erste Mal in Innsbruck, daß von Spezialklubs, die sich nur mit der Züchtung bestimmter Rassen befassen, Gelegenheit geboten wird, zwei der besten Nutzrassen und aus deren Fellen erzeugte Pelzwaren, gründlich kennen zu lernen. Auch eine Verlosung von Kaninchen und Zuchtgeräten findet während der Ausstellung statt, daher der Besuch allen, die sich für die Kaninchenzucht interessieren, zu empfehlen ist.

23. April

Die Qualität des Feinmehles. Die Landeseinlaufstelle teilt mit: Entgegen dem von diversen Seiten ausgesprengten Gerüchte, wonach das durch die Landeseinlaufstelle Innsbruck zum Verkauf ausgegebene Feinmehl aus altem amerikanischem Weizen erzeugt sei und Bohnenmehl beinhalte, wird festgestellt, daß das ausgegebene Mehl nicht amerikanischer, sondern jugoslawischer Provenienz, doppelgriffig, aus jugoslawischem Weizen neuer Ernte hergestellt ist und das denkbar beste und einwandfreieste Mehl darstellt. Nachstehend das Urteil der Lebensmitteluntersuchungsanstalt: „Die am 21. April überbrachte Probe „Feinmehl“ ist reinstes, griffiges Weizenmehl, Gewebselemente der Fruchthaut sind nur in Spuren nachweisbar.“

28. April

Trambahn angekommen waren, gerieten in einen erbitterten Raufhandel, der damit endete, daß der 29-jährige Theodor Spiegl aus Telfs, wohnhaft Amraserstraße 20, blutüberströmt zusammenbrach. Er war durch mehrere Messerstiche in den Arm erheblich verletzt und mußte in das städtische Krankenhaus gebracht werden. Über die Ursache der Rauferei ist nichts näheres bekannt.

29. April

Für Naturfreunde. Man schreibt uns: Infolge gegenwärtig stattfindender Abholzungen ist durch die Sillschlucht, neben dem Berg Isel, ein leidlich gangbarer Weg gelegt. Naturfreunde haben jetzt Gelegenheit, jene wildromantische Waldschlucht, die sich sozusagen vor den Toren Innsbrucks auftut, kennen zu lernen. Sollte es in Innsbruck noch einen Kriegsgewinner geben, der mit seinem Gelde nichts Rechtes anzufangen weiß, so wäre ihm zu empfehlen, anstatt vielleicht ein neues Vergnügungslokal zu gründen, das Geld lieber dem Verschönerungsvereine zum Ausbau eines neuen Weges durch die Sillschlucht zur Verfügung zu stellen. Ganz Innsbruck würde ihm dafür dankbar sein.

Täglich neue Stadtgeschichten

finden Sie unter: www.innsbruck-erinnert.at

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Blutige Rauferei auf offener Straße in Pradl. Gestern abends zwischen 7 und 8 Uhr war die Ecke Pradlerstraße – Gumpstraße der Schauplatz einer Messerstecherei. Mehrere Männer, die mit der

Patricia Niederwieser mit Anna und Veronika Felderer.

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