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IS-44-45.ps Z:\INNSIDE\2015 oktober\CDR\IS-44-45.cdr Dienstag, 29. September 2015 11:05:18 Farbprofil: Deaktiviert Composite 152 lpi bei 45 Grad

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„Ich bin Skulptur und ich denke als Skulptur“, so der international anerkannte brasilianische Bildhauer Ernesto Neto (*1964), dessen biomorphe Rauminstallationen die Kunsthalle Krems in ein sensuell erfahrbares Gesamtkunstwerk verwandeln.

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Ernesto Netos Werk steht für einen erweiterten körperhaften Skulpturenbegriff und ist gleichzeitig Ausdruck seines ganzheitlichen Weltverständnisses. Weit über die geläufigen Grenzen von Skulptur hinaus oszillieren Netos Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Bildhauerei und Architektur, zwischen Tradition und Innovation. Obwohl Neto neue Materialien und modernste Technologien in der Produktion seiner Werke einsetzt, greift der Künstler konsequent auf das Potenzial seiner nächsten Umgebung – auf indigenes Wissen und traditionelles Handwerk – zurück. Sein Handlungsraum ist geprägt von sozialer Ausrichtung, Solidarität, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. Dabei verfolgt er das durchaus politisch zu verstehende

Ziel, in einer universellen, sinnlich-erfahrbaren Sprache ein kollektives Bewusstsein für das fragile Gleichgewicht der Welt und der bewohnten Umwelt zu intensivieren. Dieses Bestreben lässt die tiefe Verwurzelung seines Œuvres in der brasilianischen Kunst- und Kulturgeschichte seit dem Ende der 1950er-Jahre erkennen. Nicht nur die Kunst des Neo-Konkretismus, dessen Hauptprotagonist(inn)en Lygia Clark und Hélio Oiticica wesentliche Weichen in Hinblick auf eine alle Sinne berührende interaktive Kunst und ihr soziales Potenzial gestellt haben, beeinflussten NetosWerk. Auch lässt es sich mit der TropicáliaBewegung in Verbindung bringen – einer in den 1960er-Jahren von Künstler(inn)en, Poet(inn)en, Filmschaffenden und Theatermacher(inne)n getragenen Protestbewegung gegen die Militärdiktatur in Brasilien. Auf formaler Ebene reicht sein künstlerisches Streben gemäß seinem Willen nach einem umfassenden Weltverständnis weit über die Gesetze der reinen Logik hinaus und findet in (verbaler wie nonverbaler) Poesie und einer forcierten, haptisch-sinnlichen Sprache aus Formen, Farben und MaterialienAusdruck. Von frühen hängenden Skulpturen, wie beispielsweise Copulônia, die der Künstler bereits seit den späten 1980erJahren entwickelt, über seine fluide-wogenden, biomorphen Installationen bis zu Wandreliefs aus buntfarbigen Textilien oder ausufernden Bodenarbeiten erstreckt sich die Bandbreite seiner raummodulierenden Arbeiten, mit denen er nicht zuletzt konstruktiven und physikalischen Parametern, wie der Verlagerung von Gewicht, der Herstellung von Gleichgewicht und der alles zentrierenden Schwerkraft nachspürt. Elastische Nylonschläuche – gefüllt mit organischen und anorganischen Materialien, wie etwa Sand, Gewürzen, Glasperlen, Blei- und Styroporkugeln – streben, der Gravitation ergeben, vertikal

Kunsthalle Krems Franz-Zeller-Platz 3 Krems DI-SO 10-18 Uhr Bis 1. November

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zu Boden und bilden in ihrer Behäbigkeit Antipoden zur Transparenz der Oberflächen. Ernesto Netos bioskulpturaler Kos-os ist hierbei – wie auch die lautmalerischen Titel seiner Arbeiten verraten – aus Sinnlichkeit, Körperlichkeit, Gerüchen, Berührung, Intimität und Beziehungen gewebt. Dieses fragile Geflecht aus Empfindungen und Interrelationen teilt der Künstler in seinen vielfach interaktiv-erlebbaren Skulpturen mit den Besucher(inne)n seiner Ausstellungen. So spricht Neto sinngemäß von seinem Bestreben, die Menschen aus ihrer Alltagsrealität herauszuholen, um sie in ein Traumland zu entführen, indem er eine Art Oase kreiert, in der sie atmen und denken können. Sein künstlerisches Schaffen steht somit für ein leidenschaftliches Bewusstmachen unserer leiblichen Teilhabe an einem universellen Gefüge, um dessen Gleichgewicht zu erhalten und wie beim Spiel, beim Tanz oder im Zuge eines Rituals Achtsamkeit,Verantwortung und Respekt im Umgang miteinander einzufordern. Als Kooperation mit Thyssen-BornemiszaArt Contemporary,Wien überschreitet dieses Ausstellungsprojekt weiters nicht nur disziplinäre sondern auch institutionelle Grenzen. Während die Personale in Krems mit Arbeiten aus den letzten 25 Jahren retrospektiv angelegt ist, widmete sich Neto in der TBA21–Augarten mit einer neuen, kommissionierten Installation schamanistisch-spirituellen Traditionen und überlieferten Heilungsritualen der indigenen Völker desAmazonas.

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