Insel Rügen. Imagemagazin

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RÜGEN

WIR sind INSEL

EINE INSEL

zum Entdecken UND ENTSPANNEN


3 Mein farbensPiel

ein Wort zuM geleit

Naturführer René Geyer über seine bunte Insel

(und noch ein paar weitere)

Die Insel Rügen: eine Landschaft, die begeistert. Als freiberuflicher Naturführer im Biosphärenreservat Südost-Rügen erlebe ich die Landschaft im Wandel der Jahreszeiten in wechselnden Farbtönen und Lichtspielen. Der Frühling zeigt sich ab Ende April bis Mitte Mai in einer bezaubernden Farbe: dem Gelb. Besonders im Naturschutzgebiet Zicker Berge blüht dann die geschützte Wiesenschlüsselblume, die im Jahr 2016 die Blume des Jahres ist. Wenn der Frühsommer über die Wiesen gezogen ist und bevor die Schafe ihre Jedes Jahr auf‘s Neue kann ich es nicht erwarten,

Arbeit gegen die Verbuschung geleistet haben,

diese Landschaft im Wandel der Jahreszeiten zu

erstrahlen die Mager- und Trockenrasen in einer

erleben. Genau dort möchte ich die Menschen in der

ganz besonderen, bunten Blütenpracht: Pechnel-

Natur bei meinen Kräuterführungen anregen, über

ken, Nickendes Leimkraut, Gewöhnlicher Rauer

den Umgang mit ihrer Gesundheit nachzudenken,

Löwenzahn und das Zittergras prägen die Land-

aber auch über den Umgang mit der Natur.

schaft. Wenn der Vollsommer über das Land streift, blühen weiß die Bergheilwurz und der

Berghaarstrang, und es scheint, als ob ein Hochzeitsschleier über den Mönchguter Wiesen liegt. Und noch immer hört man das Schmettern der Feldlerchen. Im Spätsommer fängt die Natur noch ein letztes Mal an, in einer Farbenpracht zu erstrahlen, die nur in dieser Jahreszeit zu sehen ist. Dann erblicken wir den Purpur der Skabiosenflockenblume, das Blau der Glockenblume und das goldene Gelb der

DIE SOGENANNTE

Sandstrohblume. Und zahllose Schmetterlinge schweben tanzend über diesem

„Schwedenfähre“ auf

Farbenmeer.

dem Weg nach Trelleborg

Jedes Jahr auf’s Neue kann ich es nicht erwarten, die Landschaft im Wandel der Jahreszeiten zu erleben. Diesem Zauber kann sich wohl kein Betrachter entziehen.

Bodden, Wieken, Seen. Moore, Heide, Salzwiesen. Rotbuchen, Erlenbrüche, Mammutbäume. Findlinge, Seeigel, Donnerkeile. Sanddorn, Orchideen, wilde Johannisbeeren. Seeadler, Kraniche, Stare. Meergeflüster, Sturmgetöse, Wipfelrauschen. Bärlauch, Knoblauchrauke, Nelkenwurz. Kreideküste, Parks, Urwald. Muffelwild, Damwild, Wildschweine. Meerforellen, Atlantische Lachse, Hornhechte. Robben, Schweinswale, Knurrhähne. Raps, Klatschmohn, Kornblumen. Bernstein, Hühnergötter, Seeglas. Blau, Rot, Grün, Orange. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. MÜSSEN WIR NOCH MEHR SAGEN? JA, DIES:

RENÉ GEYER Naturführer www.naturgeyer.de

Herzlich willkommen in Rügens unbeschreiblicher Natur! Ihre Tourismuszentrale Rügen


Inhalt

Inhalt

06

42 50

- bis - 15

einblicKe

- bis - 47

- bis - 55

- bis - 63

Halbinsel MöncHgut

Muttland und südrügen

Westrügen

- bis - 39

Halbinsel jasMund

Halbinsel WittoW

die granitz 48 bis 49

56 bis 57

64 bis 65

stefanie bescH

benjaMin treu

regina KatHer

ufer der Sehnsucht

deM HiMMel so nah

cHristine KroHnfuss

38

29

19

Wandern

24 bis 25

30 bis 31

40 bis 41

jürgen Krieger

renÉ geyer

durch den Wunderwald

starKer Charakter

Weit Weg

32 bis 33

60

- bis - 29

52

- bis - 23

46

16 26 34

vom Rest der Welt

Würziger gleicHKlang tieriscH tolle Gegend


GRÜN WIE DIE BÄUME … am Hochufer der Halbinsel Jasmund, weiß wie die Kreide der Kliffs, blau wie die Ostsee – hätte die Insel Rügen eine eigene Fahne, dies wären ihre Farben. Keiner wusste das besser als der Maler Caspar David Friedrich, der seine Staffelei oft nah am Wasser aufbaute.


BLICK VOM

Jagdschloss Granitz Richtung Mร NCHGUT

Es ist nie weit bis zum Ufer eines Sees, eines Boddens oder des Meeres. Auf dem Weg dorthin, vorbei an Feld, Wald oder Wiesen, kรถnnen es gern ein paar Kilometer mehr sein.


GLEICH EINEM EMPFANGSKOMITEE SÄUMEN ALTE BÄUME DEN WEG Die Alleen Rügens gehören zum schönsten Besitz der Insel. Ein Dichter schrieb vom „grünen Rausch“, den jeden Durchfahrenden erfasse. Nur sollte man eigentlich nicht fahren – durchschreiten passt besser zu diesem majestätischen Gefühl.


DIE OSTSEE IST EIN BINNENMEER,

nicht sehr tief und nicht SEHR SALZIG.

Also weit entfernt von den Ausmaร en des Atlantiks oder gar Pazifiks, nicht nur geografisch. In seiner Schรถnheit aber nimmt es das Mare Balticum mit jedem Ozean auf.


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EINE INSEL

zwischen Wellen, Wiesen UND GRÜNEN WIPFELN


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DIE HALBINSEL JASMUND

UFER DER SEHNSUCHT Der Nordosten der Insel R端gen.

Wie der Bug eines archaischen Schiffes ragt ein Kreidekliff in die eisige Weite der Ostsee. Wer hier steht, ist angekommen. Die Buchen wispern es, die Moore raunen es dunkel, die Wellen tragen es an den Strand. Nur ein Wort: Romantik.


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ein Wald für Hobbits.

Doch dies ist kein Szenenfoto aus dem Film „Herr der Ringe“. Das ist die Semper Heide bei Lietzow. (l.)

ein scHiff unter grünen segeln,

„gestrandet“ auf einem Feld - so wirkt ein Großsteingrab nahe Sagard. (r.)

ES LAG AN JASMUNDS KÜSTE EIN SCHÖNES KREIDESTÜCK. ICH NAHM‘S IN MEINEN NACHEN UND RUDERTE ZURÜCK. UND ALS ICH KAM NACH HAUSE UND SAH DIE LADUNG AN, DA DACHT‘ ICH DEIN, O MÄDCHEN, UND WAR EIN FROHER MANN. Wilhelm Müller (1794-1827)

D

ie Halbinsel Jasmund im Nordosten Rügens

diesem dichten, urwüchsigen Buchenwald. Man durchstreift ihn entlang

haben die slawischen Gottheiten zu ih-

dunkler Moore, umstanden von seltenen Schwarzerlen und vorbei an ver-

rem Alterssitz erkoren. So erzählt es die

wunschenen Seen wie dem düster-schillernden Herthasee. Nahebei er-

Legende. Auch wenn die Ratschlüsse der

streckt sich die schroff abfallende Kante der Steilküste samt „Königsstuhl“,

Götter sonst undurchschaubar sind – hier-

eine kreideweiße Majestät von 118 Metern Höhe. Der Felsen ist das eigent-

in versteht man sie leicht. Nirgendwo sonst

liche Wahrzeichen Rügens. Der an ihm vorbeiführende, rund 15 Kilometer

nämlich fänden sie so viel Ruhe inmitten einer

lange Hochuferweg von Sassnitz nach Lohme sollte fünf Sterne bekom-

einzigartigen Flora und Fauna. Wo rare Orchide-

men, gäbe es so etwas auch für Wanderpfade. Dafür hat der Buchenwald

enarten blühen, wo der nur hier vorkommende creme-

ein anderes Prädikat erhalten, ein mindestens ebenso bezeichnendes:

farbene Nachtfalter das scheue Muffelwild umflattert, wo Damhirsche an

Die Stubnitz gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Unter besonderem

urzeitlichen Riesenfarnen schnuppern und wo Eisvögel und Seeadler ein-

Schutz stehen auch die Feuersteinfelder nahe Lietzow. Das Flintgeröll

ander Gute Nacht sagen - dort scheint der angemessene Platz für höchste

wurde einst aus der Kreide gewaschen und von einer prähistorischen

Wesen. Das rauschende Herz Jasmunds ist der gleichnamige Nationalpark.

Sturmflut in die Schmale Heide zwischen Mukran und Prora geschwemmt.

Er ist mit gerade 3000 Hektar der kleinste seiner Art in Deutschland. Sei-

Dort liegt es nun, ein „steinernes Meer“, kaum bewachsen, doch nahrhaft

ne wahre Größe erlebt man bei einem Spaziergang durch die Stubnitz,

fürs Gemüt – als Augenweide.


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GRÜSS' MIR DAS MEER, SILBERNE WELLEN RAUSCHEN UND SCHWELLEN, SCHÖN IST DAS MEER! Friederike Kempner (1828-1904)

Der Riesen-Schachtelhalm auf Jasmund ist wie ein lebendes Fossil. (l.) Der Leuchtturm von Sassnitz steht auf Europas längster Mole. (r.)


die sogenannten s체ntelbucHen steHen bei lietzoW.

Warum sie so seltsam gewachsen sind, ist ein R채tsel.

uMstanden von scHWarzerlen, Wildbirnen und eiben die Kesselmoore der Stubnitz.

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25 DIE LIEBE ZUR NATUR,

seit Generationen GEWACHSEN

Wenn Christine Krohnfuß auf der Schaabe zwischen Glowe und Juliusruh oder in der Schmalen Heide bei Prora unterwegs ist,

des Waldes begleitet. Dieser Wald wurde 1990 „geadelt“ und

dann begegnet sie Bäumen, die ihr Urgroßvater anpflanzen ließ.

zählt dank des DDR-Nationalparkprogramms zum „Tafelsilber

Als Setzlinge hatte er die kleinen, genügsamen Kiefern von der

der deutschen Einheit“. Der Nationalpark Jasmund ist der kleins-

Kurischen Nehrung auf die Insel geholt. Am Bodden wächst seit-

te Nationalpark Deutschlands und gehört mit seinen „Alten Bu-

dem der Nutzwald, an der Ostsee der Küstenschutzwald, der den

chenwäldern“ an der Kreideküste zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Wanderdünen Einhalt gebietet. Geboren wurde Christine 1950 in

Christine Krohnfuß war als Praktikantin dabei, als im stillgeleg-

Willershagen bei Gelbensande. Als sie drei Jahre alt war, bekam

ten Kreidetagebau Gummanz das einzigartige Kreidemuseum

ihr Vater den Revierförsterposten in Sassnitz. Die Neu-Insula-

aufgebaut wurde. Seit 2006 arbeitet sie nun im Nationalpark-

nerin schlug später aber eine andere Laufbahn ein. Sie wurde

zentrum Königsstuhl in der Umweltbildung. Gern erzählt sie

Veterinär-Ingenieur, doch nach der Wende sollte sie wieder zu ihren wahren Wurzeln finden – zur Natur,

VETERINÄRINGENIEUR

Sassnitz. Dort hatte ihr Vater über viele Jahre die Entwicklung

zum Wald, zur Stubbenkammer bei

Christine Krohnfuß lebt in Sassnitz und stammt aus einer Familie, deren Erbe tief verwurzelt und weit verzweigt ist. Denn ihre Vorfahren waren seit Generationen Förster, auch auf Rü-

Wandergruppen und Schulklassen dann auch von den Bäumen, die von ihren Vorfahren auf Rügen gepflanzt worden sind.

gen. Sie ist einen anderen Weg gegangen, ist aber

CHRISTINE KROHNFUSS

heute wieder bei ihren Wurzeln.

Zu Hause in den Inselwäldern auf der Halbinsel Jasmund. ab in die Kreide

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auf ans Wasser

steinreicH aM Meer

„geld-anlage“

Kreidemuseum Gummanz

Die Brunnenaue von Sagard:

Klein Helgoland vor Rügen:

Ob das Pfenniggrab die Antwort gibt?

und der Kleine Königsstuhl:

Idyllisches Bächlein schlängelt sich

Im Norden der Sassnitzer Strand-

Das Großsteingrab liegt im National-

Europaweit einzigartige

durch die „Wiege“ des Rügener

promenade liegt dieser 110 Tonnen

park Jasmund nordöstlich von Hagen

Museumsanlage.

Badewesens.

schwere Findling in Ufernähe.

am Weg zum Herthasee.


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HALBINSEL WITTOW

DEM HIMMEL SO NAH Der Norden R端gens - hart am Wind.


B einahe abgeschnitten wirkt sie, lediglich das schmale „Seil“ der Schaabe,

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mit seinem besonderen Wipfelmix aus Buchen, aus Kiefern, Bergahorn

der langen weißsandigen Düne, scheint die Halbinsel noch an Rügen zu

und Eschen. Salzwiesen nähren den Meerkohl, Strandflieder und Gänsefin-

vertäuen. Auf Karten wirkt Wittow wie ein arg gerupfter Kinderdrachen,

gerkraut. Dazwischen immer wieder die Nationalfrucht Rügens, der Sand-

eine nimmermüde Meeresbrise zaust Wittows Büsche und Bäume seit Ur-

dorn. Wie eine Festung ragt das Kap Arkona in die See. Die Ewigkeit hat

zeiten. Gehalten wird das Windland Wittow scheinbar nur von der Schaa-

dem Kap zugesetzt, die Rinnsale und Sturzwasser aller Wetter furchten die

be und einer weiteren dünnen Trosse – dem Bug. Letzterer ist ein großer,

Kreidewände. Schwerer, grauer Granit und bunte Kiesel bilden eine Wehr

acht Kilometer langer Sandhaken, vormals ein militärisches Sperrgebiet.

gegen jede Unbill. Die kam einst mit den Dänen, sie schleiften die Burg der

Schon zu Kaiserzeiten wussten sich Fauna und Flora unbedrängt von der

Slawen am Kap. Vom nahen Leuchtturm über das bunte Wasser erblickt

Welt, zu DDR-Tagen schützte die volkseigene Armee neben dem Frieden

man eine fahles Schimmern, es sind die weißen Ufer der dänischen Insel

vor allem seltene Vögel und Pflanzen. Heute ist der Bug eines der letzten,

Moen. Ein matter Schein am Horizont – das ist Ystad an der schwedischen

beinahe unberührten Naturrefugien des Landes. Ähnlich dem Nordstrand

Küste. Und die blaue Krone über allem? Das ist der Himmel.

WittoW ist WinduMtost

Ein Ort für weite Felder und wetterharte Pferde. Das Kap Arkona, Rügens Nordspitze, ragt weit ins Meer.


31 EIN FRÜHAUFSTEHER

bei Wind UND WETTER

FISCHER

JÜRGEN KRIEGER Der letzte Berufsfischer von Dranske

Kräftig packt er zu. Fischer Jürgen Krieger hat mit seinen XL-

ben bedroht. Fischer Jürgen Krieger, Jahrgang 1953, ist der letzte

Händen die Festmacherleine gelöst. Gelassen blubbert der

seiner Zunft in Dranske. „Ich bin auf dem Windland geboren und

Dieselmotor im Rumpf seines Holzkutters. Nur Möwenschreie

habe mein Leben hier verbracht, bis auf meine Seefahrtszeit.

begleiten das dumpfe Morgenlied des betagten Aggregats.

Auf meine 42 Jahre als Fischer – darauf bin ich stolz.“ Jürgen

Langsam taucht die Sonne auf am Horizont. Und gemächlich

Krieger war viele Jahre mit großen Trawlern auf den Weltmee-

zieht der Kutter „Seestern“ seine Bahn durch den Wieker Bod-

ren unterwegs, bevor er 1985 in die Kleinfischerei ging. In der

den, vorbei an der Halbinsel Bug. An deren Westseite scheinen

Fischereiproduktionsgenossenschaft (FPG) „Karl Marx“ war ein

zwei Landzungen von Hiddensee aus Kontakt mit Nordwest-

Platz frei geworden, für ihn die Chance, „vor der Haustür“ seiner

Rügen aufnehmen zu wollen. Nur die starke Strömung im Libben

Arbeit nachzugehen. Mit der Wende brachen die Absatzmärkte

verhindert, dass beide Inseln miteinander verschmelzen. Jürgen

zusammen. Die Genossenschaft ging in Liquidation und Jürgen

Krieger fährt hinaus – vom Bodden auf die Ostsee - zu seinen

Krieger ohne zu zögern in die Selbstständigkeit.

Netzen, in denen er mit der sogenannten „Stillen Fischerei“ dem

„Rügen ist das schönste Fleckchen Erde, das ich je gesehen habe.

Dorsch nachstellt. Jürgen Krieger zieht keine riesigen Schlepp-

Natürlich liebe ich die Natur. Wer von und mit ihr lebt, der muss

netze durch das Meer. Er setzt auf traditionelle Fangmethoden seiner Vorfahren, auf nachhaltige Küstenfischerei. Doch die ist vom Ausster-

auf der Halbinsel Wittow.

Jürgen Krieger ist ein waschechter Wittower. Er wurde auf dem Windland im Norden der Insel Rügen geboren, ist hier aufgewachsen und

sie einfach lieben, ansonsten kann er seinen Beruf nicht ruhigen Gewissens ausüben.“

alles andere als ein Windflüchter. Er stellt sich den Naturgewalten und ist der letzte aktive Berufsfischer von Dranske.

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Wild, uMtost und gescHützt

Probe aufs exeMPel

ganz scHön scHMal

Wo PrunK einst HerrscHte

Das Nordwestufer von Wittow

Passen wirklich sieben Schneider

Der Buger Hals: Einzigartiges

Der Gutspark Lancken:

und die Kreptitzer Heide:

auf den Siebenschneiderstein

Panorama mit Bodden und

Eine Reise in die Vergangenheit

Eine Küstenlandschaft im

am Gellort unweit vom

Ostsee. Sonnenuntergang +

und zu den Nistplätzen

ständigen Wandel.

Kap Arkona?

Hiddensee inklusive.

der Graureiher.


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Nichts gegen die Nase des Mannes – aber da ist noch mehr als

WÜRZIGER GLEICHKLANG Es ist ein wildes, von keinem Labor zu schaffendes Parfüm.

unsichtbares Gemälde ins Blau malen. So kann es nur die Natur.

Meer. Wer nach Rügen kommt, der sollte, der kann tief durch-

Im verwunschenen Wald der Granitz, in dem das Licht wie von

atmen. Dann wird er sie wahrnehmen, alle diese ungezählten

einem Zauberspiegel gebrochen scheint, ist ein tausendfaches

Düfte, die Aromen, welche die wundervolle Natur Rügens wie

Glitzern und Glänzen. Feen und Elfen tanzen um die Sonnen-

ein unsichtbarer Schleier umhüllen. Es ist ein wildes, von kei-

strahlen - glauben Sie ruhig dran, auch wenn andere meinen,

nem Labor zu schaffendes Parfüm. Da ist der schwere, modri-

es seien bloß Staubkörnchen. Im Unterholz zischeln die Wichtel

ge Geruch der Moore auf der nördlichen Halbinsel Jasmund, er

mit den Mäusen und Wieseln, in den Wipfeln starten die Kobol-

mengt sich mit der frischen, reinen Luft, die ein milder Ostsee-

de mit den Seeadlern, den Bussarden und Neuntötern zu einem

wind durch den von Buchen überreichen Nationalpark der Stub-

Picknick ans Ufer der Kliffküste. Vielleicht haben Sie Glück und

nitz trägt. Hören Sie auf die Musik, die aus den Wipfeln kommt,

treffen dort alle zusammen auf einem der riesigen Findlinge.

lauschen Sie dem Quell, der nahebei aus der Erde bricht und

Die beste Zeit ist der Morgen, wenn der Nebel der See Sie vor

als Bächlein dem Kliff entgegenfließt. So eine Melodie haben

den scheuen Zauberwesen verbirgt.

Sie noch nicht gehört. Da ist das Bukett der Mönchguter Hei-

An den Kreideseen Südrügens, aufgegebenen Tagebauen,

de, grünes Gras im würzigen Gleichklang von Strandhafer und

sprießen die Brombeeren, die Himbeeren und Johannisbeeren,

Meersenf, von Kiefern, Sanddorn und Glockenblumen. Berühren

an den Wieken und Bodden blühen seltene Orchideen. Vorsicht,

Worte, Sätze, die die Einzigartigkeit der Natur feiern, gibt es

Die Erinnerung an die Wellen, in deren Gischt man sich gewor-

Sie das Gras, legen Sie sich in den bunten Duft der Zicker Berge.

nur dran schnuppern! Rügens Schätze sind für die Sinne, für

wie Sand am Meer. Aber, um im Bild zu bleiben, kein Sand ist

fen hat, an die weißen Kliffs, an den Stolz der Kinder, wenn

Machen Sie‘s wie die Schafe ringsum, sehen Sie den Segelboo-

die Seele. Wo wären sie besser geborgen und heimgebracht

wie der andere. Und keiner ist wie der von Rügen – so fein, so

sie ihre Kleckerburgen präsentierten. Noch im Lärm der Stadt

ten nach. Und hören Sie der Stille zu: So spricht das Glück.

golden und, ja, so gemütlich. Wer je an den Stränden von Binz

meint man den Wind zu hören, der die Dünen kämmt. Man

als in Ihrer Erinnerung? Hinter diesem Baum riecht es nach Waldmeister, hinterm nächsten nach der Moosbeere, hinterm

oder der Schaabe seine Strandburg gebaut hat, wird es wissen:

sieht die Schiffe und Boote am steinernen Horizont. Vielleicht

Und da ist der Duft des Weizens, des Rapses, der blau-violetten

übernächsten nach einem fremden Kraut, einem eigenartigen

Eine liebevoll gegrabene Kuhle, drumherum ein Windschutz

ergeht es einem dann wie dem Mann, der kurz vor Heiligabend

Bienenweide, herübergeweht von den Feldern Westrügens. Da

Farn, womöglich ist man der erste Mensch, der es entdeckt hat.

und obenauf die Flagge des heimatlichen Bundeslandes - das

in seinen Schrank blickt und feststellt: Es ist noch Sand in den

ist doch noch etwas drin, ein ganz spezielles Aroma, was ist

Halten Sie ein, genießen Sie den Moment. Denn schon ein paar

ist fast wie ein zweites Zuhause. Gäbe es nicht den Winter und

Schuhen von Rügen. Er ließ ihn in ein Töpfchen rieseln und

es nur? Sind es die Kornblumen, der Mohn, sind es die wilden

Schritte weiter ist die Luft erfüllt von einem gänzlich anderen

den Chef, man könnte sich auf Dauer einrichten zwischen Was-

hängte letzteren an den Lichterbaum. Zwischen Lebkuchen

Kräuter, die an den Feldrainen und auf den Salzwiesen wach-

Duft. Oder von einem anderen, überraschenden Eindruck. Trau-

ser und Dünen. Doch irgendwann ist jeder Urlaub vorbei. Zu-

und Bratäpfeln, so schwört er noch heute, roch es plötzlich

sen? Es ist alles zusammen und noch mehr. Sehen Sie den

en Sie Ihrer Nase, Ihren Augen, Ihren Ohren - die Schönheit und

rück bleibt die Erinnerung an eine Insel im Licht.

nach Meer.

Möwen und Staren, den Lerchen und Habichten zu, wie sie ein

die Magie Rügens sind echt.


DIE GRANITZ

WANDERN DURCH DEN WUNDERWALD Von Elfen, Kobolden und einem Ungeheuer im S端dosten der Insel.

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37

O LAND DER DUNKELN HAINE, O GLANZ DER BLAUEN SEE, O EILAND, DAS ICH MEINE, WIE TUT‘S NACH DIR MIR WEH! aus „Heimweh nach Rügen“, E. M. Arndt (1769-1860)

S 36

blicK auf den Wald der granitz . Mittendrin das Jagdschloss des einstigen Fürsten zu Putbus.

icher liest sich so etwas nett, doch es ist nicht einmal die viertel Wahr-

unweigerlich zur Ruhe, wen es ansonsten zur Eile drängt. Denn es ist

heit: Buchen und Traubeneichen, Schwarzer See und Kesselmoore,

ein Märchenwald, der alles und alle verzaubert - mit seinem magi-

Teufelsschlucht und Torfwiese, Steilküste mit Blockstrand – das alles

schen Licht, das durch hohe, dichte Wipfel fällt, mit dem Wispern und

hat seinen schönen Klang, sicher. Nur was ist ein tönendes Wort ge-

Kichern unsichtbarer Elfen – oder sind es nur Blätter, die mit dem Wind

gen das tatsächliche Erleben? Die Granitz, zweitgrößtes zusammen-

spielen? Sogar ein Feuer und Rauch speiendes Ungeheuer hat dieser

hängendes Waldgebiet im Südosten der Insel, will erlebt werden, am

Wald, ein friedliches zum Glück. Der „Rasende Roland“, die über hun-

besten mit allen Sinnen. Hier ist das eigentliche, das schönste WWW

dert Jahre alte Kleinspurbahn, trägt die Wagemutigen durch Dickicht

– das Netz der Rügenschen Waldwanderwege. Oder, angesichts der ein-

und Tann und nahe an ein Märchenschloss, das Jagdschloss Granitz.

maligen Natur, das Netz der Waldwunderwege. Auf jeden Fall nicht zu

Jetzt den 107 Meter hohen Tempelberg erstiegen, mit dem regelmä-

verwechseln mit dem www. Letzteres ist für den schnellen Weg, für

ßig vorbeikommenden Pendelwägelchen geht es aber auch. Und dann

die Hast. Die WWW aber, die Waldwanderwege, die Waldwunderwege

hoch auf den Rundturm. Von seinen Zinnen umfasst man die halbe

der Granitz, sollte man so langsam wie möglich erkunden. Hier kommt

Insel, mindestens. Wenn das keine Aussicht ist ...


eingang zur granitz

Hinter dem Fischerstrand von Binz Üffnet sich Spaziergängern eine andere Welt, der Blockstrand und der zauberhafte Buchenwald der Granitz.


41 DIE LIEBE GEFUNDEN

NATURFÜHRER

RENÉ GEYER

zwischen „Buntem Hohlzahn“ UND „GEFLECKTEM FERKELKRAUT“

Der gelernte Maurer René Geyer ist als Naturführer oft zwischen

Rügen. Aufgewachsen ist er in Greifswald, weil sein Vater im

der Halbinsel Mönchgut und der Granitz unterwegs. Viele Wan-

Kernkraftwerk Lubmin gearbeitet hat. Vom Festland schaute die

derungen führen ihn und interessierte Gäste rund um das Jagd-

Familie oft voller Wehmut über den Greifswalder Bodden zu den

schloss, das Fürst Malte zu Putbus auf dem Tempelberg errichten

Zicker Bergen und zur Granitz, die sich dahinter erhebt.

ließ. René Geyers Wanderschuhe könnten Geschichten erzäh-

Rügen war für ihn immer ein Sehnsuchtsziel. Hier machte er sein

len, doch da nicht jeder die Sprache der Schuhe versteht, über-

Hobby zum Beruf, angestoßen durch das Programm „Jobmotor

nimmt er diesen Part selbst. Der Granitz ist er sehr nahe, denn

Biosphäre“. Der Bodendenkmalpfleger, Träger der Ehrennadel

dort liegen „seine Klumpen“, wie die Großmutter einmal gesagt

des Landes Mecklenburg-Vorpommern für besondere Verdiens-

hat. „Damit meinte sie die Großstein- oder Hünengräber, die ich

te im Ehrenamt, wurde professioneller Naturführer. Sein Her-

vor ein paar Jahren für das Nationalparkamt kartiert habe.“ Als

zenswunsch ist es, dass die Vielfalt, die Schönheit, die Einzigar-

Maurer hatte er mit eher kleinen Steinen zu tun, doch auch die

tigkeit der Insel auch der Nachwelt erhalten bleibt. Dafür setzt er

Ur- und Frühgeschichte interessiert ihn sehr, denn diese Steine

sich ein. Dafür begeistert er jeden, den er auf den Wanderungen

haben viel zu erzählen. Sie haben Geschichte. Doch nicht nur die

begleitet. Einen Spruch des Heimatforschers Alfred Haas gibt er

tonnenschweren Zeugnisse der Steinzeit sind seine Leidenschaft,

ihnen mit auf den Weg: „Und wahrlich, Rügen hat es verdient,

auch die vielen Pflanzen, die in diesem Schutzgebiet wachsen.

geliebt zu werden, besonders von jenen, die Rügen ihre Heimat

„Zwischen Geflecktem Ferkelkraut und Buntem Hohlzahn habe ich meine Frau gefunden“, verrät René Geyer. Geboren wurde er 1970 auf

Er steht Caspar David Friedrich sehr nahe, doch er „skizziert“ die Landschaft Rügens mit dem Fotoapparat: René Geyer. Der gelernte Maurer

nennen. Und ich setze noch immer eins drauf: Auch von denen, die als Urlauber zu uns kommen.“

hat sein Hobby zum Beruf gemacht und ist als Naturführer auf der Insel Rügen unterwegs.

Als „Kräuter-Geyer“ auch in der Granitz unterwegs: Ein Maurer machte sein Hobby zum Beruf.

40

voller Magie

tonnenscHWer und steinalt

scHilder-tour

Wanderbare granitz

Der Schwarze See in der Granitz: Er birgt ein sagenumwobenes

Die Granitz ist steinreich: Sie wird

Fürst Malte zu Putbus ließ zwischen

Unterwegs mit Dampf und zu Fuß:

geprägt von vielen Hügelgräbern

Putbus und der Granitz schmiedeei-

Vom Haltepunkt „Jagdschloss

Geheimnis und liegt im Biosphärenreservat Südost-Rügen.

aus der Bronzezeit und Großsteingrä-

serne Ortsschilder aufstellen,

Granitz“ führt ein gewundener Kopf-

bern aus der Jungsteinzeit.

Sie sind noch heute dort zu finden.

steinweg auf den Tempelberg.


HALBINSEL MÖNCHGUT

STARKER CHARAKTER Ein Eiland, das Menschen formt.

42


45

die WieKen und bodden

vor Mönchgut sind beste Segelreviere.

D 44

MöncHgut War einst iM besitz

ie Mönchguter, so behaupten üble Zungen,

Mönchgut schneidet die See tief ins Land, wehrt sich der feste Grund im

seien stur, rückständig und ziemlich kauzig.

ewigen Kampf gegen Wind und Wellen. Schmale Landzungen sind so ent-

Ersetzt man aber stur durch unbeugsam,

standen wie Klein und Groß Zicker oder das Reddevitzer Höft. In seinem

rückständig durch traditionsbewusst und

Kliff haben sich die Uferschwalben eingegraben, emsig flatternd bringen

kauzig durch einzigartig, kommt man der

sie den Schiffen Nachricht vom sicheren Land. Manchmal, hoch auf dem

Wahrheit näher. Wie auch immer, wohl nir-

Deich oder auf dem Thiessower Lotsenturm, scheint die Welt unendlich

gendwo sonst auf Rügen hat eine Landschaft

und doch: mit einem Blick begreifbar. Und dann, um die nächste grüne

die Menschen so geprägt wie auf Mönchgut.

Ecke, fühlt man sich plötzlich verloren, ausgesetzt zwischen Heide, Sumpf

Schroff und unzugänglich sind sie bisweilen wie die Küste

und bewaldetem Kliff. Es scheint, als habe sich die Natur hierher zurück-

bei Groß Zicker. Doch dann - sanft und einladend im nächsten Moment,

gezogen, um allein zu sein mit sich und ihren Gedanken. Der Mensch mag

gleich den weiten Stränden zwischen Lobbe und Thiessow. Anmaßend

da nicht stören, große Teile Mönchguts gehören zum Biosphärenreservat

heißt man die Rüganer gelegentlich auch – oder warum nur nennen sie

Südost-Rügen. Leise, leise, im Schilf brütet der ornithologische Adel von

ihre gigantischen Hügelchen von annähernd 70 Metern beständig Zicker-

der Samtente bis zum Schwan, nirgendwo in M-V ist die Brutdichte höher.

sche Alpen? Andererseits mag niemand abstreiten, dass sie besonders

Tief im Laichkraut der Seegraswiesen wartet der Hering auf seinen Tag.

bescheiden und zäh sind - so wie die Salzwiesen bei Klein Zicker, die das

Und auf dem Buskam, dem riesigen Findling vor Göhren, versammeln sich

Land vor der Erosion bewahren, vor der Gier des Allesfressers Meer. Auf

des Nachts die Klabautermänner zum Tanz.

des Greifswalder Klosters. Bestes Weideland für die Schafe und Rinder der frommen Brüder.

das Windrad bei lobbe ist an die 100 jaHre alt. Das denkmalgeschützte Schöpfwerk entwässerte die Röhrichtflächen.


46

die zicKer berge

sind nicht ganz so hoch wie ihr berĂźhmtes Pendant. Aber mindestens genauso schĂśn.


DIE INSEL

hat mich ENTSCHLEUNIGT Immer, wenn Stefanie Besch auf ihre Insel fährt, dann öffnet sie am Strelasund das Autofenster, um tief durchzuatmen. Sie schwärmt von dieser frischen Seeluft, die ein bisschen nach Salz schmeckt und nach Seetang riecht. Aufgewachsen ist Stefanie Besch in Berlin. Doch die familiären Wurzeln liegen auf der Halbinsel Mönchgut. „Eigentlich bin ich ja eine Fischboulette“, sagt sie lachend. „Aber wenn ich mein Herz befrage, dann bin ich schon Rüganerin.“ Viele Sommerferien hatte sie schon bei ihren Großeltern auf Mönchgut verbracht, als die Eltern 1996 mit ihr nach Rügen zogen. Die Familie wollte sich mehr um die Großeltern und um das schilfgedeckte Haus in Gager kümmern, in dem ihr Vater geboren wurde und aufgewachsen ist. Natürlich war es für die 15-jährige Stefanie eine große Umstellung, nicht nur den Sommer auf Rügen zu verbringen und die Leichtigkeit von Sonne, Strand und Meer zu erleben, sondern das ganze Jahr über hier auf dem Dorf zu sein. Die Schule und die Freizeit unter einen Hut zu bekommen, das war schon anders als in der großen Stadt, deren Anonymität und Tempo sie bis heute nicht mag. „Die Insel hat „Der

typische

Insulaner

mich entschleunigt. Und auch sie

von einst, das ist mein Opa,

hat sich verändert“, gesteht sie. „Es

der auf Mönchgut geboren

war früher einfach mehr Platz zwi-

wurde und auch hier ge-

schen den einzelnen Grundstücken.“

storben ist“, sagt Stefanie Besch, Jahrgang 1982. Ihr Opa war zeitlebens nicht ein einziges Mal auf der Insel Hiddensee, obwohl er schon mit acht Jahren auf den Fischkutter gestiegen ist und

FREIE JOURNALISTIN

später Fischer wurde. „Der typische Insulaner

STEFANIE BESCH

von heute ist eher ein Zugezogener. Doch was alle verbindet, das ist die Liebe zu ihrer Insel.“

Tausche Großstadtleben gegen Idylle auf der Halbinsel Mönchgut.

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HöHenluft scHnuPPern

den überblicK beHalten

dörfer-tour auf MöncHgut

erst 1920 entdecKt

Die Zicker Berge:

Der Lotsenturm von Thiessow:

Den Charme der Fischerdörfer -

Das Herzogsgrab im Mönchguter

Malerische Landschaft und

Faszinierendes Panorama am

in Groß Zicker, Gager oder Middel-

Forst: Dieses Großsteingrab liegt etwa

einzigartige Ausblicke über

südöstlichsten Zipfel der Halbinsel

hagen, Lobbe, Alt Reddevitz oder

800 Meter westlich des Kreisverkehrs

Bodden und Buchten.

Mönchgut.

Mariendorf spürt man ihn noch.

Baabe-Göhren-Middelhagen.


MUTTLAND UND SÜDRÜGEN

WEIT WEG VOM REST DER WELT Der wilde Teil Rügens gehört der Natur.


F lach ist das Muttland, der große Inselkern, der alle Halbinseln fest-

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blicK über die inselHauPtstadt Bergen Richtung Festland.

so viel Gelb. Weil er aber nicht nach Fischen sucht, schwenkt er zurück

zuhalten scheint. Auch den Süden, gerade den Süden, Rügens „ver-

aufs Feld. Durch den Süden Rügens geht man wie durch das Gemälde

strüppte Ecke“. Moderner gesagt: Der Süden ist das Outback der Insel.

eines Impressionisten. Sattgelb sticht der Raps gegen das Azur des

Weite grüne Wiesen, stille Wieken, die baltischen Lagunen, bieten Rast

Meeres, dazwischen das Rot des Klatschmohns, das Blau der Kornblu-

und Hort für ungezählte Wasservögel, für Silberreiher, Seeadler oder

men. Und immer wieder bunte, weite Wiesen. Auf Südrügen - in die-

Wildgänse. Schmetterlinge tanzen nach einer lautlosen Musik, Möwen

sem weltverlorenen Dreieck der Orte Poseritz, Garz und Zudar - regiert

fliegen hoch, in der Ferne steht ein Bussard bewegungslos im Blau.

die Natur beinahe als Monarchin. Die Dörfer scheinen aus dem Boden

Aus dem nahen Wäldchen brechen Rehe, sie sehen kurz herüber und

gewachsen, umrankt von Efeu, wildem Wein und unter den Kronen

beginnen zu äsen. Nichts stört die Ruhe, der laute Klang der Seebäder

ehrwürdiger Bäume. Im Park von Putbus ragen exotische Gewächse,

ist hier nur eine ferne Ahnung. In den Zweigen der Alleebäume ho-

Mammutbäume, der Ginkgo, der Tulpenbaum, grün bewipfelte Lega-

cken die Stare und lachen über den Gesang der Frösche. Zwischen dem

ten aus allen Enden der Welt. Vom Rugardturm in der Inselhauptstadt

Katzenkopfpflaster der Straßen wächst das Gras. Gemächlich zieht ein

Bergen zeigt sich noch einmal in aller Pracht und im Rundumblick: Rü-

Storch über den Raps. Er dreht ab in Richtung Bodden, als blende ihn

gen ist Natur (mit ein wenig Mensch darin).

der ParK in Putbus

beherbergt exotische Baumarten (oben). Das Gelbe Ufer am Greifswalder Bodden war den Schiffen eine weithin sichtbare Landmarke (unten).


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abendstiMMung in afriKas savanne?

Nein, das ist R端gens S端den auf der Halbinsel Zudar.


KREATIVTISCHLER

BENJAMIN TREU Alten Dingen neues Leben schenken.

Ein Tag am Meer ist wunderbar inspirierend. Das hat sich auch Benjamin Treu, Jahrgang 1976, gedacht. Bei seinen Spaziergängen am Strand sammelt er mit seiner Juliane angeschwemmte Schätze, Treibgut, ausgelaugtes und ausgeblichenes Holz, das vom Sand und von den Steinen in der Brandung geschliffen wurde. Daraus fertigen die beiden in ihrer Schauwerkstatt in Putbus kleine Kunstwerke, Schlüsselanhänger, Bilder, Windspiele, sympathische Fischer und Piraten, die ihre Zähne zur Schau stellen und manchmal auch einen Fisch im Arm haben. Wer die beiden dort nicht antrifft, begegnet ihnen mit etwas Glück an der Küste, wo sie nach einem Sturm wieder einmal auf der Suche nach Strandgut sind. Alten Dingen einen neuen Sinn geben, das ist ihre Philosophie, denn das alte Holz, die rostigen Kronkorken oder die bunten, vom Sand rund und blind gewordenen Glasscherben erzählen Geschichten von einer Reise über und durch das Meer. Und diese Geschichten geben die beiden kreativen Insulaner gern weiter. „Es warten noch viele Überraschungen “, verrät Benjamin Treu. „Die Insel Rügen ist ein Juwel in der Ostsee und auch ein Juwel für Deutschland“, ist er sich ganz sicher. Und ein Stückchen dieses Juwels gibt er den Inselbesuchern gern mit auf den Weg, ein Stück Erinnerung,

Benjamin Treu hat sich einen Traum erfüllt: Er sammelt mit seiner Juliane

ein Andenken ebenso wie einen Hauch Vorfreude

Strandgut und fertigt daraus kleine Kunstwerke, Unikate, die von ihrer Lie-

auf den nächsten Urlaub auf Rügen.

be zu Rügen und zur Ostsee erzählen. Darum heißt ihre Kreativtischlerei in Putbus auch „Ein Tag am Meer“.

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bizarre bäuMe

den Wald erKunden

zuM versunKenen Kloster

WENN AUS STRANDGUT

der „südPol“ von rügen

Wie aus dem Märchen: Die Süntelbuchen im

Für Jung und Alt: Der Walderlebnispfad in den

Der Nonnensee bei Bergen: Bedeutender

Idylle am Strelasund: Palmer Ort ist nicht

Park von Semper bei Lietzow – wie aus einer

Banzelvitzer Bergen lässt Entdeckerherzen

Vogelrastplatz und ein Ort mit mystischer

nur der südlichste Zipfel der Halbinsel Zudar,

anderen Welt.

höher schlagen.

Geschichte.

sondern von ganz Rügen.

kleine KUNSTWERKE WERDEN


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WESTRÜGEN

TIERISCH TOLLE GEGEND

Wo die Sonne Urlaub macht.

sonne satt

verspricht reiche Ernte auf den Feldern Westrügens. Die Rinder auf der Öhe ernähren sich auch von den Wildkräutern der Salzwiesen.


die MöWen Halten fettes MaHl,

wenn der Traktor über den Acker pflügt (r.). Postkartenidylle vor Ummanz (linke Seite).

W

eite Wiesen, umsäumt von Wasser

60

eines der besten Surfreviere des Landes. Vom nahen Hiddensee, der

und Steinen, blökende Schafe, Rin-

kleinen Schwesterinsel, grüßt der Dornbusch, das nördliche, kliffbe-

der. Und Pferde, viele mit einem Reiter

wehrte Hochland mit einer Krone zerzausten Waldes. Vom südlichen

darauf - ist das die Pampa? Rügen kann

Ende leuchtet heller Strand. Der Wanderer geht entlang kleiner, stiller

jede Landschaft und hier wohl - Argen-

Pfade, passiert rohrgedeckte Katen und hochherrschaftliche Gutshäu-

tiniens Grassteppe. Ein wenig, jedenfalls.

ser. Am Bootssteg pukt der Fischer den fetten Hering aus den Maschen,

Rau fegt der Wind über die Stoppelfelder

Möwen kreischen um ihren Anteil vom Mahl. Die Kisten bringt der Fi-

im Herbst, er kämmt das Schilf und die fetten Weiden des Sommers.

scher zum Gingster Markt, dort ist die Auslage einer üppigen bunten

Dazwischen hochstelzige Kraniche, zu Abertausenden. Rügen ist gast-

Inselernte: der Rapshonig, der Sanddornsirup, der Holunderwein, der

freundliches Transitland für Wildgänse, riesige Schwärme von Staren

Kohl, die Kartoffeln, die Rüben, kurz, die Saaten des reichen, sonnigen

und eben Kraniche. Merkwürdige Flatterwesen sind ebenfalls darunter,

Jahres. An kaum einem Ort der Republik scheint die Sonne häufiger

bunt stehen sie über dem Bodden zwischen Ummanz und Hiddensee,

als auf Rügen. Sie muss halt auch mal Urlaub machen, und wo lie-

manchmal rasen sie, manchmal stürzen sie hinab wie der Greif auf

ber als auf Rügen? Der flachsblonde Weizen der Äcker strahlt wie ein

den Zander. Das sind Kitedrachen, textile Vögel, vor Suhrendorf ist

zweites Gestirn. Nicht so heiß, dafür um so duftender.

sPortlicHer tanz Mit der Windsbraut.

Nicht immer ist sie so sanft. Dann geht die Fahrt ab.


62

r端gen ist iM fr端Hling und Herbst

Rastplatz f端r Abertausende Kraniche.


65 ICH MÖCHTE

104 Jahre ALT WERDEN

HOLZGESTALTERIN

REGINA KATHER Über das Leben,

Wer Regina Kather in Haide auf Ummanz besucht, taucht ein in

1955, zu Hause. Und sie ist angekommen bei sich. „Ich bin ein

eine Wunderwelt. Vor ihrem alten Forsthaus steht eine drehbare

sehr bodenständiger Mensch. Alles, was ich brauche, finde ich

Hütte, die an den sowjetischen Märchenfilm „Abenteuer im Zau-

hier auf meinem Hof und auf Ummanz.“ Freiheit sei ihr Leben,

berwald“ erinnert und Sätze aus der Kindheit wieder zum Leben

den Tag zu gestalten, wie sie es möchte, sich nichts diktieren zu

erweckt. Iwan war es in diesem Film, der auf der Suche nach

lassen. „Einfach so ans Wasser gehen zu können, auch das ist

seiner geliebten Nastjenka vor dem hühnerbeinigen Haus der

Freiheit.“ Die Geschichte vom kleinen Prinzen sei auch ein Teil

bösen Hexe Baba Jaga stand und rief: „Hüttlein, Hüttlein, stell

von ihr: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist

dich zum Wald mit dem Rücken, mit der Vorderfront zu mir!“

für die Augen unsichtbar.“

Regina Kather genießt es, durch den Wald zu streifen, Bruch-

Seit ein paar Jahren ist Regina Kather als Holzgestalterin selbst-

holz zu sammeln und daraus etwas zu gestalten. Nicht nur das

ständig, immer unterwegs, viel im Wald, immer am Werkeln.

Hexenhaus, auch ihre originellen Ferienwohnungen, der Garten

„Arbeit ist für mich das Leben. Ich bin glücklich.“ 104 Jahre alt

und der Zugang zu ihrem Dach über eine Treppe aus einem al-

möchte sie werden. „Man muss sich ja schließlich realistische

ten Baumstamm erzählen von ihrer Kreativität, die sie auslebt. Auf Ummanz ist Regina Kather, Jahrgang

die Arbeit und die Freiheit.

Die Insel Ummanz ist die kleine, stille Schwester der Insel Rügen. Sie liegt eingebettet zwischen Deutschlands größter Insel und der Insel Hid-

Ziele setzen“, sagt sie und lacht. „106 Jahre, das wäre dann doch ein bisschen zu viel.“

densee, ein hervorragendes Surf-Revier, gut besuchter Kranichrastplatz und ein Refugium für Naturliebhaber. Dort lebt die Holzgestalterin Regine Kather.

ruHe, einKeHr, besinnung

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zu den vögeln des glücKs

flora-fauna-Habitat

Kultur- und WegeKircHe landoW

Der Schlosspark von Pansevitz:

Tankow auf Ummanz:

Bewahrte Natur statt Kiesabbau:

700 Jahre alt: Die Kirche von Landow

Geschichtsträchtiger Ort mit Schloss-

Kranichbeobachtung im Frühjahr

Die Neuendorfer Wiek bei Trent-

liegt auf der Europäischen Route der

ruine, alten Bäumen und einem

und Herbst, ein Muss für

Zessin ist ein kleines Paradies,

Backsteingotik und lädt im Sommer zu

Friedwald.

Naturliebhaber.

das man erwandern kann.

Konzerten ein.


nocH MeHr gescHicHten …

gut beraten, ist doPPelt so scHön die 6 WicHtigsten vorteile bei den inselexPerten

1

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fotografien TZR, Christian Thiele, TMV/Jürgen Reich, Pocha & Burwitz, Florian Melzer, Mirko Boy, Mike Corey, Dirk Laubner illustration S. 14-15: aus „Hafen“, Graphic Novel von Stephan Roiss und Silke Müller, 2013 | S. 32-33: Kristine Schulz, www.tineschulz.com wirsindinsel.de

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text Maik Brandenburg, Holger Vonberg

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drucK rügendruck GmbH putbus

gedrucKt auf clairtecH gestaltung Kommunikationsdesign Björn Hinze

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Luft f端r die SEELE

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