Dem Heiligen nachjagen

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Der Herr gab uns seinen Geist, damit wir ihn erforschen und erkennen können. Das ist unser Erbteil, unsere Berufung. Erst wenn wir das entdeckt haben, sind wir fähig, als Christen zu leben, und sind der Ausdruck des Herzens Gottes für die, die die wahre Erkenntnis Gottes noch nicht gefunden haben. In Sprüche 2 finden wir den Weg in die wahre Erkenntnis Gottes: wir sinnen über sein Wort nach, gehen ins Gebet und leben einen Lebensstil des Fastens. Wir müssen alles andere beiseite legen, um die Erkenntnis Gottes zu suchen. Das ist unsere höchste Berufung: dem Heiligen nachzujagen.

dem heiligen nachjagen

Gott zu erkennen besteht aus deutlich mehr, als nur Wissen über ihn anzuhäufen. Die wahre Erkenntnis Gottes bewirkt in einem Menschen eine lebendige, von Erfahrung geprägte Offenbarung Gottes. So ein Mensch wird die Liebe Christi derart kennen, dass er sie täglich in seinem Leben ausdrückt. Er redet nicht nur davon, er denkt nicht nur darüber nach, sondern macht sie durch sein Leben sichtbar und anfassbar.

corey russell

«keiner von uns will es sich eingestehen, aber eigentlich kennen wir gott nicht wirklich – zumindest nicht so, wie wir es gerne würden. corey nimmt uns bei der hand und hilft uns, wieder ehrlich zu sein. zusammen mit uns stellt er sich der frage, die uns seit menschengedenken beschäftigt: ‹gott, wer bist du?›» Dwayne Roberts

Corey Russell ist einer der hauptverantwortlichen Leiter der International House of Prayer Missions Base in Kansas City im Bundestaat Missouri der USA. Er lebt dort mit seiner Frau Dana und ihren drei Töchtern Trinity, Mya und Hadassah. Corey lehrt an der Forerunner School of Ministry, der Bibelschule des International House of Prayer. Er reist innerhalb der USA und predigt über Fürbitte sowie den Weg zur Erkenntnis Gottes.

ISBN 978-3-9523000-4-6

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Vorwort von Mike Bickle 18.09.14 21:22


Dem Heiligen nachjagen Vorwort von Mike Bickle Deutsch von Joshua Werling

Inspired Media Verlag

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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel «Pursuit of the Holy» bei Forerunner Publishing, Kansas City, Missouri, USA Copyright © 2006 bei Forerunner Books und Onething Ministries. Alle Rechte vorbehalten. Deutsch von Joshua Werling, Wortschöpfung, www.wort-schoepfung.de Bibelzitate sind, wenn nicht anders angegeben, der Menge Bibel entnommen. Alle Rechte vorbehalten. Copyright der deutschen Ausgabe: © 2008 bei Inspired Media GmbH Verlag, Steinhausen, Schweiz Umschlag: Owen A. Brock, Visual Fluency; Bernhard Huber, Medienbau Druck: Schönbach Druck GmbH, Erzhausen Deutschland Nachdruck, auch nur auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags. ISBN: 978-3-9523000-4-6

Art.Nr: 446 314

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INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT . ....................................................................................

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EINFÜHRUNG . .............................................................................. 13 KAPITEL EINS Was ist die Erkenntnis Gottes? .................................................. 17 KAPITEL ZWEI Schmecke die Ewigkeit ................................................................ 31 KAPITEL DREI Das Schlachtfeld ........................................................................... 51 KAPITEL VIER Die Antwort des Vaters: Sprüche 2 ........................................... 69 KAPITEL FÜNF Annehmen, schätzen und bewahren ........................................ 85 KAPITEL SECHS Zuhören und Zuwenden ............................................................. 101 KAPITEL SIEBEN Beten, Rufen und leidenschaftlich flehen ............................... 113 KAPITEL ACHT Suchen und Forschen .................................................................. 131 KAPITEL NEUN Die Furcht des Herrn verstehen ................................................ 147 KAPITEL ZEHN Was sollen wir rufen? ................................................................... 161 7

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Vorwort

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or über dreißig Jahren las ich A. W. Tozers Buch «The Knowledge of the Holy» (Den Heiligen erkennen) und J. I. Packers «Gott erkennen». Was ich in diesen Büchern las, die reale Erfahrbarkeit Gottes, die sie beschreiben, weckte in mir ein tiefes Verlangen danach, Gott wirklich zu kennen. Ich fing an, mich zu fragen: «Wer ist Gott? Wie ist er wirklich? Wie finde ich ihn? Wie lerne ich ihn wirklich kennen?» Nur Informationen über Gott zu haben, reichte nicht mehr aus. Ich wollte ihn persönlich, in einer innigen Beziehung erfahren und erkennen. Also begab ich mich auf die Suche nach Gott, überall. Ich verschlang meine Bibel und schrie zu Gott im Gebet. Ich war wirklich verzweifelt. Mein Verlangen, Gott zu kennen, wurde so stark, dass es mir förmlich wehtat. Ich wusste, nichts anderes würde mich zufriedenstellen können. Ich musste ihn kennen. Eines Tages las ich Sprüche 2,1-5 und empfing eine Offenbarung. Diese Verse in der Bibel heben deutlich hervor, dass Gott die Erkenntnis Gottes und das Verständnis der Furcht Gottes denen schenkt, die sich dem Ziel verschreiben, nach diesen Schätzen zu suchen. Gott sucht nach Menschen, die ihn aus freien Stücken lieben; nach Menschen, deren größtes Verlangen darin besteht, ihn zu kennen; Menschen, die ein Leben des Fastens und Betens führen, die beständig über das Wort Gottes nachsinnen, weil sie ein brennendes Verlangen haben, diesen heiligen Gott zu kennen; Menschen, die sich nach der Erkenntnis Gottes ausstrecken, weil sie verändert werden wollen und sich wünschen, tief in Gottes Herz eindringen zu dürfen. Ich durfte erkennen, dass diese Einladung uns allen gilt — 9

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ja, selbst den Schwachen und Sündigen, Menschen wie du und ich. Wir können allesamt Gott kennen, dafür wurden wir von ihm erschaffen und durch das Kreuz erlöst. Er rettete uns, um es uns zu ermöglichen, ihn zu kennen und eine persönliche Beziehung zu ihm zu haben. Und dadurch, dass wir ihn kennen und diese Beziehung zu ihm haben, werden wir verwandelt. Deshalb ist dieser Weg, den Sprüche 2 beschreibt, auch so wichtig. Wir sollen unsere Stärke und unsere Erlösung in Gott allein finden. Die Erkenntnis Gottes ist der Schlüssel zu wahrer Veränderung und einer innigen Beziehung zu Gott. Jesus lädt Männer und Frauen seit jeher ein, ihm nachzujagen. In Matthäus 5,6 lesen wir Jesu Worte: «Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden!» Er sagte auch: «Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden! Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden» (Matthäus 7,7–81). In Matthäus 7,7–8 lesen wir, was wir tun sollten. Matthäus 5,6 sagt uns, warum wir das tun sollten. In Sprüche 2,1– 5 erfahren wir, wie wir es tun sollten. Sprüche 2,1–5 zeigt uns klar auf, wie wir Gott und die Erkenntnis Gottes finden. «Dem Heiligen nachjagen» ist ein sehr gutes Buch. Es behandelt Sprüche 2, erklärt den Inhalt dieser Schriftstelle und legt ihn uns klar und deutlich dar, so dass wir Einsicht erhalten und motiviert werden. Corey Russell beschreibt dabei treffend, wie die Erkenntnis Gottes dem Großteil der Gemeinde fehlt, und er erklärt, warum es so wichtig ist, dass wir diesen Mangel ansprechen und unsere Zielsetzung dementsprechend ändern. Dann gibt er uns in aller Demut Hilfestellung, das auch zu tun. Er führt uns den Weg der Erkenntnis Gottes entlang, den wir in Sprüche 2 finden, und zeigt uns, wie wichtig es ist, Gott wirklich zu kennen. Was die Gemeinde zu dieser Stunde am meisten benötigt, sind Hirten nach Gottes Herz, die sie mit Einsicht und Besonnenheit in der Erkenntnis Gottes weiden (Jeremia 3,15). Ich glaube, dass Gott in unseren Tagen auf der ganzen Welt Hirten erweckt, die in einer leben10

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digen Beziehung zu ihm stehen und ihn wirklich kennen. Dieses Buch wird ihnen ein großer Segen sein. Corey Russell sucht selbst treu und hingegeben die Erkenntnis Gottes. In seiner Lehre, in seinem öffentlichen Leben, in seinem Familienleben und in seinem geistlichen Leben lebt er das aus, wovon er in diesem Buch schreibt. Er ist einer der beliebtesten Lehrer an unserer Bibelschule, stellvertretender Leiter des Praktikumsangebots an junge Erwachsene (Onething) und entschlossen, junge Erwachsene auszubilden. Gott hat ihn ergriffen und ihm die Vision ins Herz gebrannt, junge Männer und Frauen anzuleiten, alles aufzugeben, um Gott wirklich kennenzulernen. Mein Gebet ist, dass du bei der Lektüre dieses Buches angefacht und aufgewühlt wirst und beginnst, deine Stimme auf der Suche nach der Erkenntnis Gottes zu erheben. Er ist nicht ein Gott, der weit entfernt ist und sich nicht um dich kümmert. Er möchte von dir erkannt werden, und du kannst ihn erkennen. Er wartet nur darauf, dass du dich auf die Reise begibst, ihn wirklich kennenzulernen. Mike Bickle Leiter des International House of Prayer in Kansas City, Missouri

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Einführung

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ie Gemeinde im Westen hat ein Problem. Die Statistiken, die einst die Gemeinde von der Welt unterschieden, tun dies nicht mehr. Die gleichen lähmenden Probleme, mit denen die Welt sich plagt, belagern die Gemeinde. Die Scheidungsrate innerhalb der Gemeinde ist der der Welt gleich. Dasselbe gilt für die Sucht nach Pornografie. Menschen im geistlichen Dienst brennen aus, Pastoren und Leiter verlassen Gemeinden inmitten Skandalen, wegen sexueller Sünde oder aus Langeweile. Und das alles geschieht, während wir uns mit rasender Geschwindigkeit auf die wichtigste Stunde der Menschheitsgeschichte zubewegen. Brauchen wir noch eine Idee, noch eine Technik, noch eine neue Art, die Verlorenen zu erreichen? Brauchen wir einen weiteren neuen Ansatz, das zu tun, was wir tun? Nein. Stattdessen müssen wir an die Wurzel dieser Probleme. Unser größtes Problem besteht darin, dass wir weder wissen, wer Gott ist, noch, wie er fühlt. A. W. Tozer schreibt in «The Knowledge of the Holy»: «Sämtliche Probleme im Himmel und auf Erden, sollten sie uns auch alle gemeinsam bedrängen, wären nichts im Vergleich zu dem überwältigenden Problem, das wir mit Gott haben: Dass es ihn gibt, wie er wirklich ist und was das für uns als moralische Wesen heißt»2. Er schreibt weiter, dass zehntausend kleinere Probleme gelöst würden, sobald unser Gottesbild korrigiert würde3. Das größte Problem der Gemeinde im Westen ist nicht die Sünde in dem Sinne, wie wir es meinen würden. Es geht bei unserem Problem vielmehr um Gott selbst: darum, wer er ist, wie er ist und wer wir für ihn sind. Es ist unsere Bestimmung, mit Gott innig vertraut zu sein, 13

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und doch verstehen wir nicht einmal, wer er ist. Einmal pro Woche erscheinen wir in der Gemeinde, werfen unser Geld in das Opfer und hören uns an, was der Mann oder die Frau Gottes Neues gehört hat. Das ist uns lieber, als uns damit auseinanderzusetzen, was wir in Bezug auf Gott wirklich glauben. Wir leben in einer Zeit, die der des Propheten Hosea ähnelt: «Denn der HERR erhebt eine Anklage gegen die Bewohner des Landes, weil keine Treue, keine Liebe (oder: Frömmigkeit) und keine Gotteserkenntnis im Lande mehr vorhanden ist» (Hosea 4,1). Die Erkenntnis Gottes, von der ich hier spreche, steht für weitaus mehr als nur dafür, in der Lage zu sein, Fakten über Gott aufzuzählen, Fakten, die wir unser ganzes Leben lang schon kennen. Ich rede von einer innigen, lebendigen Erkenntnis Gottes, die sich tief im Kern unseres Wesens regt. Es ist an der Zeit, wie Hosea die Gemeinde wachzurütteln. Es ist an der Zeit, die Gemeinde aufzurufen, zurückzukehren zur wahren Erkenntnis Gottes. Selbst in diesem Moment sind unzählige Christen damit beschäftigt, nach der neuesten Evangelisationsstrategie, dem neuesten Hauskreisformat, dem neuesten Dies und dem neuesten Das Ausschau zu halten, weil sie hoffen, dass dann unsere Probleme gelöst werden und sie dem Gericht entkommen. Wo sind nur das stille Staunen und die Ehrfurcht geblieben, die unsere Väter vor dem Angesicht Gottes kannten? Heutzutage verändert das, was wir über Gott zu wissen glauben, keine Menschenleben, es hat nicht zur Folge, dass Lobpreis, Anbetung und Gebet erneut aufgerichtet würden und die Menschen in der Furcht Gottes lebten. Die wahre Erkenntnis Gottes können wir eigentlich gar nicht in Worte fassen, sie verbindet uns mit dem wahren Leben Gottes, sodass wir verwandelt werden und leben wie Menschen aus einer anderen Welt. Gott ruft dieser Generation zu: «Hebt eure Augen zum Himmel empor und schaut: Wer hat diese da geschaffen?» (Jesaja 40,26). Es ist an der Zeit, hinaufzusteigen, unseren Blick emporzuheben, uns die Perspektive der Ewigkeit anzueignen und Gott wirklich zu berühren. Vieles von dem, was wir über den Vater, über den Sohn und über den Heiligen Geist zu wissen glau14

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ben, müssen wir vergessen, und dann um neue Offenbarungen bitten, die uns in die Wahrheit, in das Wirkliche führen. In Anbetracht der Zeiten, in denen wir uns befinden, in Anbetracht der Lage der Gemeinde Christi und der Lage der westlichen Nationen haben wir nur eine Aussicht darauf, Gnade zu erleben: Wir müssen in Fasten und Gebet zum Herrn zurückkehren. Sowohl Hosea als auch Joel brannten mit derselben Botschaft Gottes an sein Volk. Hosea rief ihnen zu: «Kommt und lasst uns zum HERRN umkehren! […] So lasst uns ihn erkennen, ja lasst uns nachjagen der Erkenntnis des HERRN! […]» (Hosea 6,1+34). Joel drängte das Volk, zum Herrn umzukehren mit ihrem «ganzen Herzen und mit Fasten und mit Weinen und mit Klagen! […] Denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und reich an Güte, und er lässt sich das Unheil gereuen» (Joel 2,12+135). Wenn es in unserem Dienst als Gemeinde, in unserem Handeln und unserer Verkündigung wieder hauptsächlich um die Person Gottes geht, werden wir die größte Bewegung Gottes erleben, die es auf der Erde jemals gab. Den Weg zur Erkenntnis Gottes finden wir in Sprüche 2. Salomo macht hier deutlich, dass wir die Erkenntnis Gottes finden und die Furcht des Herrn verstehen werden (Sprüche 2,6), wenn wir uns einen Lebensstil aneignen, der von Gebet, Fasten und dem inneren Bewegen des Wortes Gottes geprägt ist. Dieser Lebensstil ist nicht schwer und auch nicht wirklich rätselhaft. Man muss nicht erst ein bestimmtes Alter erreichen oder gebildet sein, um so zu leben. Jeremia nannte die Prinzipien dieses Weges «die Pfade der Vorzeit» (Jeremia 6,16). Er sagte, dass wir Ruhe für unsere Seelen finden würden, wenn wir diese Pfade entdeckten. Um zu Gott zurückzukehren, müssen wir den Gott der Bibel ganz neu entdecken, den Gott unserer Väter, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Wenn wir die Erkenntnis Gottes finden wollen, müssen wir uns dem Weg der Weisheit, wie er in Sprüche 2 beschrieben wird, zuwenden. Es geht um einen Lebensstil, eine lebenslange Reise … auf der Suche nach dem heiligen Gott. 15

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KAPITEL EINS

Was ist die erkenntnis Gottes?

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as ist die Erkenntnis Gottes? Was heißt es wirklich, an Gott zu glauben? Heißt es, mündlich und gedanklich dem zuzustimmen, was wir unser ganzes Leben lang gehört haben, oder ist es etwas, das viel tiefer geht, das den Kern unseres Wesens durchdringt und unser ganzes Leben verändert? Was hat Gott über sich in der Bibel offenbart? Was hat Gott über sich in der Person Jesu Christi offenbart? Bei diesen Fragen geht es um mehr als um ein Bibelquiz. Sie sollen uns locken, uns in das Geheimnis Gottes ziehen, wo wir unseren Mund schließen, unsere Augen geöffnet werden und wir nur noch «heilig, heilig» flüstern können. Diese Fragen sollten uns zu Gott hinführen. Sie erheben Anklage gegen uns. Sie zeigen uns, dass wir wahrlich der Ton sind und Gott wahrlich der Töpfer ist. Gott stellte einst Hiob, dem gerechtesten Menschen der damaligen Welt, 110 Fragen (Hiob 39-41). Nachdem Hiob die Fragen vernommen hatte, sagte er: «Ach, ich bin zu gering: was soll ich dir entgegnen? Ich lege meine Hand auf den Mund!» (Hiob 40,4). Er fuhr fort: «Nur durch Hörensagen hatte ich von dir vernommen, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen» (Hiob 42,56).

Die Erkenntnis des ewigen Gottes Der Zugang zur wahren Erkenntnis Gottes besteht darin, sich bewusst zu machen, dass das, was man zu wissen meint, nichts im Vergleich dazu ist, wer Gott wirklich ist. Fehlt uns 17

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dieses Verständnis, so hat das zur Folge, dass wir unser Leben in dem Hochmut und der leichtfertigen Oberflächlichkeit verbringen, die die meisten von uns gut kennen. Wir müssen bekennen, was auch Hiobs Freund Elihu bekannte: «Siehe, Gott ist erhaben, wir aber erkennen es nicht [...]» (Hiob 36, 267). A. W. Tozer schreibt, dass unser Gottesbild der Erhabenheit Gottes, des Höchsten, nicht einmal annähernd gerecht wird 8. Unser Gott, unser Vater wohnt in einem unzugänglichen Licht, er ist der Schöpfer. Trotz all dem, was wir gelehrt worden sind, haben wir gerade einmal sein Flüstern vernommen und kaum die Anfänge seiner Wege gesehen. Gottes wahre Natur, sein wahres Wesen offenbart unsere hoffnungslose Armut und unsere geistliche Unfruchtbarkeit. Wir hassen das Geheimnis Gottes. Es offenbart, wer wir wirklich sind: schwache Menschen, geschaffen in Gottes Ebenbild. Es demütigt uns und macht uns Angst, denn es macht offenbar, wie verletzlich und zerbrechlich wir eigentlich sind. Gott macht uns nervös, da wir ihn nicht einfach definieren und dann fröhlich unseres Weges ziehen können. Gott lässt sich nicht definieren. Er kann nicht definiert werden, und das bereitet uns großes Unbehagen. Er lässt sich nicht in unsere Schubladen pressen. In Psalm 113,6 lesen wir, dass Gott sich herabbeugt, um das Universum zu betrachten9. Er ist geheimnisvoll, er ist alles überragend, und wenn wir ihn sehen, können wir das, was wir sehen, nicht in Worte fassen. Es mit einem solchen Geheimnis zu tun zu haben, versetzt uns in Angst und Schrecken. Wir wünschen uns etwas, das wir im Griff haben, etwas, das wir definieren und anderen verkaufen können, aber Gott lässt sich nicht einschränken, nicht einmal von unserer Wahrnehmung seiner selbst. Die Ewigkeit beunruhigt uns auch gehörig. Wir können sie nicht einfach kategorisieren und dann fröhlich unseres Weges ziehen. Hast du dir jemals ernsthaft Gedanken darüber gemacht, dass Gott ewig ist? Von Anfang bis Ende spricht die Bibel davon. Die Tatsache, dass Gott nicht erschaffen wurde, unterscheidet ihn von allem, das wir kennen. Mach kurz mit: Schließe deine Augen und denke an deinen Vater. Dann an 18

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deinen Großvater. Dann an deinen Urgroßvater, dann an deinen Ururgroßvater, dann an seinen Vater und immer so weiter. Wenn du schließlich bei Adam angekommen bist, stelle dir die Frage, wer denn Adams Vater war. Ich hoffe, du siehst das so wie ich: Adams Vater war Gott. Ok, jetzt einen Schritt weiter: Wer ist Gottes Vater? Wer brachte Gott hervor? Denke an 1. Mose 1,1: «Im Anfang schuf Gott […]» Als alles begann, war Gott da – das heißt, Gott war da, bevor alles begann! Wenn es ihn gab, bevor alles begann, wann nahm dann er seinen Anfang? Hier verlassen wir die Sprungschanze in 1. Mose und tauchen ein in die Ewigkeit. Diese wenigen Worte bezeichnen den Ausgangspunkt unserer Reise in die Tiefen dessen, wovon Jesus in Johannes 17,5 und 17,24 spricht – «vor der Grundlegung der Welt». Verkünde mit Mose: «[…] von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott» (Psalm 90,2)! Verliere dich in der ewigen Vergangenheit. Gehe in Gedanken so weit zurück, wie du nur kannst – du bist den Grenzen der Zeit nicht näher als zuvor. Dein Kopf raucht wohl schon, aber lass uns noch in die andere Richtung gehen, in die Zukunft. Denke an die Wiederkunft Jesu und sein Tausendjähriges Reich hier auf Erden. Denke an die Ewigkeit, die über das Leben der Menschen hier auf der Erde hereinbricht. Denke ein wenig über das immerwährende Paradies und das immerwährende Gericht nach. Spürst du, wie Gottesfurcht dein Herz ergreift, weil du erkennst, wie klein du bist und wie groß Gott ist? Tozer zitiert Frederick Faber, den Autor zahlreicher Hymnen: Hier still sitzen und mit Gott verweilen Das ist größte Freude mein! Seiner zu gedenken, seinen Namen auszusprechen Was könnt‘ schöner sein?»10 Manche mögen meinen, es sei Zeitverschwendung, solche Gedanken zu haben, und doch ist genau das unser Erbteil. Wir wurden geschaffen, mit Gott innig vertraut zu sein, ihn wirk19

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lich zu kennen und unser Leben aus der Quelle dieser Begegnung zu speisen. Diese Reise in die Ewigkeit ist weitaus mehr als nur eine nette Spielerei, die unsere Vorstellungskraft fordert. Das ist der Weg, auf dem wir zu Menschen werden, die von der Ewigkeit und ewigen Werten mehr fasziniert sind als von den vergänglichen Vergnügen dieses Zeitalters. Jesaja verkündet: «Alles Fleisch ist Gras und all seine Schönheit wie die Blume des Feldes […]. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewig bestehen» (Jesaja 40,6+8). Wir brauchen eine ordentliche Portion Ewigkeitsbewusstsein, wir brauchen Einblick in den Ort, an dem es keine Vergänglichkeit mehr gibt. Wir sollen zusammen mit David verkünden: «Groß ist der HERR und hoch zu rühmen, und seine Größe ist unausforschlich» (Psalm 145,3). David meinte damit nicht, dass wir Gottes Größe niemals erkunden könnten. Er sprach vielmehr von dem unbeschreiblichen Vorrecht, das wir haben, auf ewige Zeiten die Erkenntnis dieses unendlich großen und unerschöpflichen Gottes zu suchen. Wir sind geschaffen, die Tiefen Gottes zu erkunden. Die Erkenntnis Gottes zu berühren, darum geht es in unserem tiefsten Inneren, das treibt uns an und das begeistert uns wie sonst nichts anderes. Wenn wir verstehen, wofür wir geschaffen wurden, ergibt das Leben plötzlich Sinn. Leider haben wir unser größtes Ziel, unsere Bestimmung aus dem Blick verloren.

Identitätskrise Wir befinden uns in einer Identitätskrise. Wir wissen nicht, wer wir sind. Wir wissen nicht, warum wir hier sind. Wir wissen nicht, warum wir geschaffen wurden. Wir leben unser Leben wie in einem Käfig, versuchen, dem Herrn zu gehorchen, der Versuchung zu widerstehen und gute Werke zu tun, und sind uns dessen nicht bewusst, dass der Herr möchte, dass wir ihn als sein Volk wirklich kennen, dass wir sein Herz verstehen. Er schuf uns aus dem Verlangen, innige Gemeinschaft 20

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mit dem Menschen zu haben. Durch diese Gemeinschaft sollte die Herrschaft über die ganze Erde dem Menschen übertragen werden. Wir aber haben Gottes große Pläne mit uns aus den Augen verloren. Wir versuchen stattdessen, eine Bestimmung unabhängig davon zu finden. Die meisten Menschen schreien danach, ihre «Berufung» zu entdecken. Die Frage, die sie dabei eigentlich stellen, ist die Frage, warum es sie gibt. Sie verbringen ihr ganzes Leben damit, nach etwas zu suchen, das sie befriedigt, erfüllt, begeistert und erfreut. Das Verlangen nach alledem hat uns Gott geschenkt, unser Versuch, diese Verlangen zu stillen, ist jedoch oft fehlgeleitet. Die meisten von uns verbringen ihre ganze Zeit damit, am falschen Ort danach zu suchen und auf die falsche Weise diese Verlangen erfüllen zu wollen. Es ist sehr traurig, dass diese fieberhafte Suche das Leben der meisten Gemeinde- und Kirchenbesucher bestimmt. Die richtige Arbeitsstelle, der richtige Ehepartner, die richtigen Kinder, das richtige Haus und die richtigen finanziellen Umstände können uns nicht erfüllen. Wovon ich hier spreche, trifft jeden von uns in seinem Innersten. Wenn wir uns die Zeit nehmen, zuzuhören und uns der Frage zu stellen, die unser Leben definiert, sind wir auf gutem Weg, die Antwort zu finden. Die Frage ist nicht, was wir an Lebenssinn ohne Gott finden könnten. Die Fragen, die wir uns stellen sollten, lauten anders. «Warum hat Gott mich geschaffen? Was ist meine ewige Berufung?» Wir alle, unabhängig davon, welchen Geschlechts wir sind, was wir beruflich tun und wie alt wir sind, sind dazu berufen, mit Gott innig vertraut zu sein und ihn von ganzem Herzen voller Hingabe und Begeisterung zu suchen. Wir wurden von Gott für Gott geschaffen. Punkt. Wir wurden geschaffen, Gott zu entdecken und zu erkunden. Wir müssen wirklich verstehen, dass wir für die Ewigkeit geschaffen wurden. Wir wurden zwar geboren, werden aber niemals sterben. Ein ewiger Gott formte uns und schuf uns mit einer ewigen Leere in unserem Inneren, die nur Gott ausfüllen kann. Wir wurden in Gottes Ebenbild geschaffen und mit der Fähigkeit ausgestattet, mit dem ewigen Gott in Bezug zu treten. 21

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Denke an Adam im Garten Eden, von der Sünde noch nicht verschmutzt. Denke an seine Fähigkeit, in das Geheimnis Gottes zu blicken. Ich stelle mir vor, wie er Unaussprechliches hörte, Unberührbares berührte, die Ewigkeit schmeckte und roch. Gott wollte diese herrliche Beziehung und Gemeinschaft aus einem Grund: Adam sollte Gottes Herz und seine Wege erkennen und verstehen, um dann aus diesem Verständnis kommend über die Erde zu herrschen. Kein anderes Geschöpf wurde wie der Mensch dafür geschaffen, innerlich mit Gott in Beziehung zu stehen. 1. Mose 1 offenbart Gottes Verlangen nach einer innigen Beziehung mit uns, in der wir ihn wirklich kennen.

Gott möchte, dass wir ihn kennen Es ist die Berufung jedes einzelnen Christen, Gott wirklich zu kennen. Dabei geht es um mehr, als nur über Gott Bescheid zu wissen und Fakten über ihn ausspucken zu können. Wir wurden dafür geschaffen, ihn in einer lebendigen, tiefen, innigen Beziehung zu kennen, ihn zu erfahren. Gott möchte, dass wir ihn kennen. Gott, der niemanden braucht und von niemandem abhängig ist, der nicht den geringsten Mangel leidet, schuf die Welt aus seinem Innersten, weil er erkannt werden wollte. Er zeigte sich Adam, Mose und den Propheten. In Jesus Christus erreichte die Offenbarung Gottes ihren Höhepunkt. In Christus offenbarte Gott sein Herz, sein Wesen, seine Persönlichkeit, seine Wege und seine Worte. Jesus, das Wort Gottes im Fleisch, ist der greifbar gewordene vollkommene Ausdruck des unsichtbaren Gottes. Er verkündete uns den Vater, auf dass wir ihn erkennen könnten. Durch den, der aus des Vaters Schoß kommt, berühren wir Gott. In Christus sehen wir Gottes Wege, hören wir Gottes Worte, sehen wir Gott von Angesicht zu Angesicht. Selbst zum Ende seines Dienstes musste Jesus seine Jünger noch daran erinnern: «Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen» (Johannes 14,9). Mach dir das einmal bewusst! Wenn du 22

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diesen 1,70 m großen Jesus siehst (ich weiß nicht wirklich, wie groß er ist), siehst und hörst du den Vater. Er kam vom Vater zu uns, um uns den Vater zu verkünden. In seinem letzten Gebet sagte Jesus, dass er uns den Namen des Vaters verkündet hatte und ihn weiter verkünden würde, bis etwas auf der Erde entstehen würde (Johannes 17,26). Er ist die göttliche Offenbarung des Vaters. Es war Jesu Behauptung, die Tür – der Weg, die Wahrheit und das Leben – zu sein, wegen der er den unversöhnlichen Hass der Juden erntete. Da sie Jesus nicht glaubten, wussten sie nicht, wer er war, und weil sie nicht wussten, wer er war, glaubten sie ihm nicht. Gott nahte sich in Christus, doch niemand erkannte ihn und niemand verstand seine Rede. Sie hatten keine innige Beziehung zu Gottes Wort und kannten Jesus deshalb nicht. Verführung schleicht sich in die Gemeinde unserer Tage. Sie stellt die Frage, «wer ist denn eigentlich dieser Mensch Jesus?» und verführt uns dazu, seine Identität zu verwässern. Wir hinterfragen seine Aussagen über sich selbst und spielen seine Lehren darüber, was es heißt, ihm nachzufolgen, herunter. Der Jesus unserer Tage ist ein Hippie, der einfach nur möchte, dass alle miteinander auskommen und glücklich sind. Das ist nicht Jesus. Jesus kam und brachte Trennung, nicht Frieden. Jesus kam als Schwert, um zu offenbaren, was im Herzen der Menschen war. Und was wurde offenbar? Dass der Mensch sich in seinem tiefsten Inneren daran stößt, wer Gott ist und wie er sich verhält – der Mensch hasst Gott uns seine Wege. «Er kam in das Seine (= sein Eigentum), doch die Seinen (d. h. die ihm Eigenen) nahmen ihn nicht auf» (Johannes 1,11). Pastoren und Prediger verleugnen in unseren Tagen, dass Jesus Gott ist und dass es ihn jemals wirklich gab. Wir hören, wie sie in Frage stellen, ob er wirklich gestorben, auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Wir hören, wie sie seine Wiederkunft und die sie begleitenden Erscheinungen und Geschehnisse herunterspielen. Meine Lieben, die Lage ist ernst. Das ist genau das, wovon Johannes spricht, wenn er vom Geist des Antichristen schreibt – der 23

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Geist, der verleugnet, dass Jesus der Christus ist und dass er im Fleisch gekommen ist. Wie schützen wir uns vor diesem verführerischen Geist? Wir schützen uns, indem wir Gott in einer lebendigen Beziehung wirklich kennenlernen. Es geht um viel mehr, als nur darum, Jesus zu «kennen», weil du vor zehn oder zwanzig Jahren einem Altarruf gefolgt bist. Jesus zu kennen, bedeutet, dass du eine beständige, ununterbrochen wachsende, ununterbrochen an Tiefe zunehmende persönliche Beziehung zu einem Menschen pflegst, der gleichzeitig Gott ist. Dazu gehört, dass du dich darum bemühst, diese Gemeinschaft suchst und die nötigen Opfer bringst. Paulus, der gereifte Apostel, schrieb den Philippern, dass er alles verloren habe, sein Verlangen aber sei, Christus zu erkennen und in ihm gefunden zu werden. Ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde. Philipper 3, 8–911 Paulus drängte die Christen in Kolossä, den Herrn zu suchen, «damit ihre Herzen ermutigt [würden], in Liebe zusammengeschlossen und mit völliger Gewissheit im Verständnis bereichert [würden], zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters, und des Christus, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind. Das sage ich aber, damit euch nicht irgendjemand durch Überredungskünste zu Trugschlüssen verleitet» (Kolosser 2,2–412). Dieser Mann verkündete Christus und nichts als Christus. Paulus streckte sich danach aus, er bemühte sich ernstlich darum, Jesus zu erkennen. Das war ihm wichtiger als alles andere. Allen Gemeinden, um die er sich kümmerte, machte er eindringlich bewusst, wie wichtig es war, Christus zu erkennen. Er machte ihnen deutlich, dass das ihr höchstes Ziel sein müsste. Trifft uns das nicht im Kern unseres kleinen, lieb-frommen Lebens? 24

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Er offenbart die Tiefen Gottes Wie lernen wir Christus kennen? Durch den Heiligen Geist. Gott sandte uns seinen Geist, die dritte Person der Dreieinigkeit, so dass wir in unserem Unterfangen, Christus tiefer und besser kennenzulernen, seine Führung und Leitung erleben können. Der Heilige Geist ist eine Person. Wir wurden eingeladen, wir sind dazu berufen, ihn kennenzulernen und eine tiefe Beziehung zu ihm aufzubauen. In der Nacht vor seiner Kreuzigung machte Jesus seinen Jüngern deutlich, dass es für sie von Vorteil sei, dass er ginge. Er würde ihnen den Heiligen Geist schicken, der seinen Platz einnehmen würde und sie lehren und in all die Wahrheit führen würde, die Jesus während seines Dienstes hier auf Erden offenbart hatte. Jesus sagte: Noch vieles hätte ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, der wird euch in die ganze (= volle) Wahrheit einführen; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hört, das wird er reden, und euch das Zukünftige verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von meinem Eigentum (oder: Gut) wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; deshalb habe ich gesagt, dass er es von meinem Eigentum nimmt und es euch verkündigen wird. Johannes 16,12–1513 Jesus sandte den Heiligen Geist, den Geist der Offenbarung, um uns in der Erkenntnis Jesu vorwärtszubringen. Gott hat sich uns in Jesus offenbart und er lädt uns ein, befähigt vom in uns wohnenden Heiligen Geist, ihn zu erkunden und zu entdecken. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer (oder: Anwalt, Beistand) geben, damit er bis in Ewigkeit bei euch sei: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht 25

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(d. h. kein Auge für ihn hat) und ihn nicht erkennt; ihr aber erkennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Johannes 14, 16–1714 Als wir ja sagten zu Jesus Christus als unserem Herrn und Erlöser, gab er uns den Geist Gottes als eine Anzahlung, einen Vorgeschmack auf das zukünftige Zeitalter. Der Heilige Geist führt uns in alle Wahrheit über Gott, sowohl was den Vater als auch den Sohn betrifft. Der Heilige Geist hat in uns Wohnung genommen und seine Aufgabe besteht darin, uns in die Offenbarung Jesu, des Sohnes Gottes, zu führen, der uns wiederum den Vater offenbart. Paulus beschreibt das Ziel des Heiligen Geistes in 1. Korinther 2,9–12. In Vers 9 schreibt er: «Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und wovon keines Menschen Herz eine Ahnung gehabt hat, nämlich das, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.» Beim Lesen dieses Abschnitts bleiben wir oft bei Vers 9 stehen und denken an den herrlichen Tag, an dem wir Gott begegnen werden. Es war aber gar nicht die Absicht von Paulus, dass wir dort hängen bleiben. Wenn wir das tun, reißen wir Vers 9 aus dem Zusammenhang. Paulus schreibt weiter: Uns aber hat Gott dies durch den Geist geoffenbart; denn der Geist erforscht alles, selbst die Tiefen Gottes. Denn wer von den Menschen kennt das innere Wesen eines Menschen? Doch nur der Geist, der in dem betreffenden Menschen wohnt. Ebenso hat auch niemand das innere Wesen Gottes erkannt als nur der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um das zu erkennen, was uns von Gott aus Gnaden geschenkt worden ist. 1. Korinther 2,10–1215 Das, wovon das Herz der Propheten und Heiligen der Vorzeit – auf diese bezieht sich Paulus hier – «[keine] Ahnung gehabt 26

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hat», war die direkte, konkrete Begegnung mit Gott persönlich, ihn zu sehen und zu hören. Paulus macht hier unmissverständlich klar, dass uns der Heilige Geist gegeben wurde, damit wir die Tiefen Gottes erkunden und entdecken könnten. Gott hat uns von seinem Geist gegeben, damit wir Gott, den Vater, und Gott, den Sohn, wirklich erkennen können. Es ist uns geschenkt worden, Gott zu kennen und zu erkennen, und das nicht aus der Ferne, sondern tatsächlich erfahrbar, ganz nah und innig. Die Aufgabe des Heiligen Geistes besteht darin, die Tiefen Gottes zu erforschen und sie uns zu vermitteln. Der Heilige Geist hört beständig Neues, und seine Aufgabe besteht darin, uns das, was er hört, mitzuteilen. Ich stelle mir dabei vor, wie die drei Personen unseres einen Gottes miteinander sprechen. Was der Geist dabei hört, verkündet er denen, die ein starkes Verlangen danach haben, die Geheimnisse Gottes zu entdecken. In Jeremia 31,34 lesen wir: «Sie werden mich allesamt erkennen, die Kleinsten wie die Größten.» Diese Bibelstelle allein reicht schon aus, uns glaubhaft zu machen, dass Gott möchte, dass wir ihn erkennen, und dass das möglich ist. Es ist an der Zeit, den Leib Christi zurück zu seiner herrlichen Bestimmung zu rufen, nämlich Gott im Geist zu erkennen und mit ihm im Geist Gemeinschaft zu haben. Paulus betete Folgendes für die Gemeinde in Ephesus: «Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, wolle euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung durch die Erkenntnis seiner selbst (oder: seines Wesens) verleihen (und) euren Herzen erleuchtete Augen (verleihen), damit ihr begreift, welche Hoffnung ihr infolge seiner Berufung habt, wie groß der Reichtum seines herrlichen Erbes bei (oder: in, oder: unter) den Heiligen ist» (Epheser 1,17–1816). Der Geist der Offenbarung ist der Heilige Geist, der das Herz seines Volkes berührt und bewegt. Durch das Wort Gottes offenbart uns der Heilige Geist in unserem Herzen, wer Gott ist.

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Freunde Gottes Wir sind berufen, die Offenbarung Gottes zu erleben und von ihr in unserem Verständnis geprägt zu werden. Wenn wir nicht wissen, wer er ist, sind wir wie die Menschen zur Zeit Jeremias. Das Volk stand kurz davor, gerichtet zu werden, weil sie Gott nicht kannten. Sie waren in die Irre gegangen. Sie hatten in ihrem Land eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes erlebt und aus der Gnade Gottes falsche Schlüsse gezogen. Sie dachten, Gott übersähe ihre Missetaten und segne sie nichtsdestotrotz. In Wirklichkeit gab Gott ihnen in seiner großen Gnade und Barmherzigkeit Zeit, Buße zu tun. Er übersah ihre Sünden durchaus nicht. Ein ähnlicher Trugschluss findet sich im Leben vieler Christen und auch in vielen Gemeinden. Die Frage nach dem Herzen unserer Generation ist dieselbe, die schon in den Tagen Jeremias galt. Auf was verlässt du dich? Was ist deine Sicherheit? Deine Gaben, deine Fähigkeiten, deine Hilfsmittel, deine Kontakte, dein Netzwerk oder dein Geld? Oder ist dein Gott deine Zuversicht? Findest du darin deine Sicherheit, dass du weißt, was das Herz Gottes bewegt, wenn es um deine Generation geht? «Nicht rühme sich der Weise seiner Weisheit, und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, nicht rühme sich der Reiche seines Reichtums! Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er Einsicht besitzt und von mir erkennt, dass ich, der HERR, es bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit auf Erden übt (oder: walten lässt); denn an solchen (oder: daran) habe ich Wohlgefallen» – so lautet der Ausspruch des HERRN. Jeremia 9,22–23 Gott ruft: «Wer versteht mich? Wer weiß, was mich in meinem Herzen bewegt? Wer spürt, was ich spüre, wenn ich kurz davor stehe, zu richten? Wer hat auch nur eine leise Ahnung von der Güte in meinem Herzen?» 28

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Wir sind nicht nur berufen, Gott zu erkennen, sondern auch, die Erkenntnis Gottes anderen zu vermitteln. Jeremia sagte voraus, dass der Herr seinem Volk Hirten geben würde, die sie mit Einsicht und Besonnenheit in der Erkenntnis Gottes weiden würden (Jeremia 3,15). Ich glaube, dass Gott dabei ist, Menschen zu erwecken, die zu seinen Freunden werden, in einer innigen Beziehung zu ihm stehen und ihn wirklich kennen, die beständig in Gemeinschaft mit ihm leben und von seinem Herzen beseelt sind, und die dann anderen vermitteln, was auf Gottes Herzen ist. Ich glaube wirklich, dass Gott den Leib Christi von seiner Sklavengesinnung erlöst und ihm das Bewusstsein um diese Freundschaft mit Gott schenkt. Jesus sagt: «Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht hat keine Einsicht in das Tun seines Herrn; vielmehr habe ich euch Freunde genannt, weil ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestellt, dass ihr hingehen und Frucht bringen sollt und eure Frucht eine bleibende sei, auf dass der Vater euch alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bittet» (Johannes 15,15‑16). Es geht um viel mehr als nur um Wissen, wenn wir davon sprechen, Gott zu erkennen. Es geht um die Frage, wem die Tiefen des Herzens Gottes anvertraut werden können. Der Herr erschütterte vor vier Jahren meine Vorstellung davon, was es heißt, ein Freund Gottes zu sein. Ich hatte schon immer ein starkes Verlangen danach, zu den Fürbittern zu gehören, die den ganzen Tag und die ganze Nacht in der Fürbitte verbringen, wie beispielsweise David Brainerd das tut. Mein Problem dabei war, dass ich es nicht schaffte, mitten in der Nacht aufzuwachen. Man hätte in mein Haus einbrechen und es komplett ausräumen können, und ich hätte alles verschlafen. Die große Nacht kam schließlich. Der Herr weckte mich übernatürlich um 3 Uhr morgens. Meine Augen gingen auf und ich hörte, wie der Herr sagte: «Steh auf. Ich möchte Zeit mit dir verbringen.» Ich wollte aufstehen, sagte dem Herrn dann aber, dass ich müde war, und legte mich wieder schlafen. Fünf Minuten später weckte er mich erneut. Ich reagierte wie 29

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zuvor. Weitere fünf Minuten vergingen und der Herr weckte mich erneut. Diesmal fragte er mich: «Kannst du denn nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?» Ich sagte: «Okay, ich steh auf! Ich steh auf!» Wenn der Herr dir diesen Vers sagt, kannst du nicht wieder einschlafen (Markus 14,37). Also ging ich in ein anderes Zimmer und wartete. Ich war mir sicher, dass ich kurz davor stand, übernatürliche Offenbarung zu empfangen, die die Nationen erschüttern würde. Wenn Gott mich, den Fürbitter, schon mitten in der Nacht weckte, dann gab es dafür bestimmt einen schwerwiegenden Grund. Die Lage war wahrscheinlich sehr ernst. So saß ich in meinem Zimmer, mit dem Notizblock in der Hand, und wartete. Fünfzehn Minuten vergingen. Nichts geschah. Ich begann, zu dösen, und schlief schließlich wieder ein. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich enttäuscht und wütend. Meine große Chance war gekommen und ich hatte es vermasselt. Ich fuhr zum International House of Prayer und verbrachte die erste Stunde im Gebetsraum damit, auf mich wütend zu sein. Schließlich entschloss ich mich, einer guten Freundin zu erzählen, was vorgefallen war. Vielleicht wüsste sie Rat. Sie schaute mich an und sagte: «Weißt du nicht, was er von dir wollte, Corey? Er wollte einfach Zeit mit dir. Es ging nicht darum, dass du Fürbitte oder etwas anderes tust. Er wollte Zeit mit dir, weil er dich zu seinen Freunden zählt.» Diese wenigen Sätze brachten mein Gottesbild und meine Vorstellung davon, wie Gott mich sieht, ins Wanken. Mir wurde klar, dass ich ihm wertvoll bin und dass er sich von Herzen an mir freut. Der Gedanke allein ist schon umwerfend! Und es versetzt dem religiösen Geist, der uns über unsere Werke und nicht über unser Wesen definiert, einen mächtigen Schlag. Ich erkannte, dass Gottes Verlangen nach mir nicht darauf begründet ist, was ich für ihn tue, sondern darauf, wer ich für ihn bin. Für ihn, der in der Ewigkeit thront, sind wir kostbar, weil er uns zu seinen Freunden zählt. Im nächsten Kapitel wollen wir dieses Geheimnis ergründen. 30

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