«IN ARBEIT» Lydia Wilhelm

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„IN ARBEIT“ LYDIA WILHELM Reflexive Arbeit Master Fine Arts Institut Kunst HGK FHNW September 2012







ALGORITHMUS Für zwei Tage war der Künstler Carsten Nicolai in Basel an der HGK und hat verschiedene seiner Arbeiten im Zusammenhang mit dem Master-Seminar „Kunst & Forschung“ präsentiert. Zum einen fasziniert mich die Arbeit von Nicolai, weil sie durch die Verwendung von neuen technologischen Mitteln und aufwändigen Materialien sehr technisch ist. Anderseits tragen seine Arbeiten etwas Poetisches und Sinnliches in sich: so zum Beispiel wenn der Körper die Töne einer Installation physisch nicht nur über das Gehör wahrnimmt, sondern Schwingungen auch in den Knochen und im Bauchraum fühlbar werden oder wenn die Augen durch LED-Installationen an die GRENZEN ihrer Wahrnehmungsmöglichkeiten gelangen. Mich interessiert dieser Gegensatz. Und doch empfinde ich Nicolais Arbeiten auch insofern als poetisch, als vor lauter Aufwand und Technik Momente entstehen, welche die gesamte, technisch komplexe Ausstellungssituation vergessen lassen und nur noch das verspielte Interesse des Künstlers für feine Phänomene im Vordergrund steht. Die Tatsache, dass Nicolai als Noto und Alva Noto auch musikalisch tätig ist, bestärkt mein Interesse für seine Arbeit. Zeitgenössische elektronische MUSIK begeistert mich. Als Beispiel möchte ich hier die CD „Summus“ erwähnen, welche Noto mit Ryuichi Sakamoto eingespielt hat. Diese Musik besticht durch eine sphärische, reduzierte Stimmung, die durch Langsamkeit beeindruckt. Wiederholung und Verzerrung sind neben dem Klavier von Sakamoto Klangbestanteile, die ich vor allem beim Arbeiten sehr schätze. Und dann raschelt und brummt es aus der technischen Tiefe. Überhaupt haben mir die beiden Tage sehr viel bedeutet. Die Arbeitsweise von Nicolai, eine Mischung aus Forschung, Design und Technik und die reduzierte Sprache seiner künstlerischen und musikalischen Arbeiten finde ich sehr ansprechend. Auch wurde das Thema „Algorithmus“ im Laufe des Gesprächs mehrmals thematisiert. Zwar wurde die Bedeutung des Begriffes vorab nicht geklärt, sodass ich mich anschliessend mit diesem Begriff beschäftigt habe. Aus den entstandenen Diskussionen und meinen eigenen Recherchen heraus, entstand bei mir das Bild des Algorithmus als eine Handlungsanweisung. Ich habe überlegt, ob ein Algorithmus nicht selbst ein Konzept ist und ich einen Algorithmus als Ausgangpunkt oder als Handlungsanweisung für eine künstlerische Arbeit verstehen kann. Carstens Nicolais Arbeiten basieren auf Algorithmen, welche wiederum von natürlichen und technischen Prinzipien/Phänomenen ausgehen. Dieser Arbeitsansatz führt zu einer eigenen künstlerischen Handschrift, der nicht mehr im Gestus von alten Pinselstrichen und körperlichen Handlungen und Bewegungen erkennbar ist. Stattdessen ist die Handschrift in der Wahl der Materialien, in der technischen Umsetzung und eben auch in seiner Arbeitsweise in den Arbeiten erkennbar. Diesen Umstand finde ich interessant. Auch die grafischen Programmiersprachen, die während des Seminars erwähnt wurden, interessieren mich. So bin ich auf die OPEN SOURCE-Programmiersprache „Processing“ gestossen. Ein neues Feld, das sich mir eröffnet hat. In diesem Zusammenhang stelle ich mir auch die Frage nach der Medialität der eigenen Arbeiten. Löse ich mich in meiner künstlerischen Praxis vom konkreten Material ab und wende ich mich den digitalen Gestaltungsmöglichkeiten zu?



ABSTRAKTION Wie viel Abstraktion ist in einer Arbeit verträglich? Oder ist eine abstrahierte Formensprache eher verwirrend? Solche und ähnliche Fragen habe ich mir gestellt, als ich meine Zeichnungen umsetzte. Ich stellte mir die Frage, was denn Abstraktion überhaupt bedeutet und ob diese Frage für mich relevant ist. In der Folge habe ich das Buch von Wilhelm Worringer „Abstraktion und Einfühlung“1 gelesen und realisiert, dass es komplett unterschiedliche Entwicklungen der abendländischen Kultur gibt. In seinem Buch arbeitet Worringer die historischen, religiösen und sozialen Gegebenheiten heraus, welche zu den jeweiligen Verständnissen von Abstraktion führten. Für meine eigene Arbeit war das Buch insofern bereichernd, als dass sich meine Bedenken in Bezug auf Reduktion und Abstraktion in Sinne eines Entziehens von Information und Bedeutung milderten. In meiner momentanen Auseinandersetzung beschäftigt mich die Frage nach der Abstraktion in der eigenen künstlerischen Praxis. Dies, weil sie an die Wahl meiner Motive gebunden ist. Die zeichnerische Praxis bewegt sich im Bereich des Wiedergebens von erarbeiteten Vorlagen in Tusche. Die Vorlagen generiere ich aus eigenen und gefundenen Fotografien, die ich mittels Photoshop verfremde. Ich greife aktiv in die Bilder ein, reduziere und überlagere diese, bis sie fast unkenntlich werden. Erst wenn diese Bearbeitung abgeschlossen ist, reproduziere ich die Vorlage mittels Projektion.

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Wilhelm Worringer / Abstraktion und Einfühlung / Verlag der Kunst, ISBN 90-5705-048-X http://de.wikipedia.org/wiki/Abstraktion_und_Einfuehlung





BITMAP „Ein Binärbild ist eine digitale Rastergrafik, deren Pixel nur die zwei Farben Schwarz und Weiß annehmen können. Jedes Pixel kann also mit einem Bit gespeichert werden. Die Kodierung der Pixel erfolgt meist mit dem Wert 0 für Schwarz und 1 für Weiß, der umgekehrte Fall existiert allerdings auch. Binärbilder finden ihre Anwendung vor allem in der Bildverarbeitung (Kantendetektion, Mustererkennung), im Zeitungsdruck, bei Faxgeräten und Laserdruckern.“1 Für meine zeichnerischen Arbeiten verwende ich Bildmaterial aus unterschiedlichen Quellen (gefundene, gesammelte, gescannte und fotografierte Bilder). Dieses Bildmaterial bearbeite ich digital und reduziere es im Verlauf dieses Prozesses zu einem Bitmap-Bild. Die Reduktion zu einem Schwarz-Weiss-Bild interessiert mich, weil die Bildvorlagen dadurch stark vereinfacht werden. Ich nähere die Bilder einer ABSTRAKTION an.

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http://de.wikipedia.org/wiki/Bitmap



COLLAGE Aufgrund meiner Auseinandersetzung mit meinem ungeordneten Bilderarchivs, in dem sich auch ganze Serien von Postkarten und Scans aus bestimmten Büchern befinden, fing ich an, direkt an diesen Bildern zu arbeiten und nicht nach einer neuerlichen Übersetzung in ein anderes Medium zu suchen. So habe ich begonnen, Störungen und geometrische Raster in die Bilder einzuarbeiten. Die Motive der „entstellten“ Fotografien sind meistens noch erkennbar, doch weisen sie mit den eingebrachten Einschnitten starke STÖRUNGEN auf. Diese Störungen interessieren mich inhaltlich, weil sie die Bildoberfläche und die Lesbarkeit dieser Oberfläche in Frage stellen.



COX GEOFF / ZUSAMMENFASSUNG DES NOTIZBUCHES NO 037 DER DOCUMENTA 13:1 DAVID LINK - MACHINE HEART1 Die Ausgangsfrage: „Hat die Maschine die menschliche Fähigkeit zu denken und zu fühlen an sich gerissen?“2 > Bernardi Bifo: Wir lernen unsere Sprache nicht von der Mutter, sondern von der Maschine, die Sprache wird also vom Gefühl getrennt. Bifo betrachtet das als Katastrophe für den modernen Humanismus. Es kommen Sprachen zum Einsatz, die auf mathematischen Symbolen beruhen und an neoliberale Märkte gebunden, item nicht an menschlichen Gefühlen interessiert sind. > Katherine Hayles „My Mother Was a Computer“: Frauen wurden in den 30er/40er Jahre als Computer zur Ausführung von Berechnungen eingesetzt. Menschen wurden zu biologischen Maschinen. > Alan TURING „Universelle Maschine“: Turing war der Meinung, dass es möglich sei, den menschlichen Verstand zu imitieren, da Menschen sich nicht einfach an vorgeschriebene Regeln oder gesetzliche Codes halten. Und sowohl der Mensch als auch der Computer bräuchten einen Körper, um zu funktionieren. => David Link: setzt in seiner Arbeit die Frühgeschichte des Computers frei. Stellt einen Zusammenhang zwischen Maschine und affektivem Ausdruck her. Zitat Link: „In der Zeit von August 1953 bis Mai 1954 tauchten am schwarzen Brett der Informatikabteilung der Universität Manchester eigenartige Liebesbriefe auf.“ Es handelte sich hierbei um Texte, die mithilfe eines Programms generiert wurden, welche Christopher Strachey (ein Kollege Turings) 1952 unter Verwendung des integrierten Zufallsgenerators des Computers der Universität Manchester geschrieben hatte => Ferranti Mark I. => Link rekonstruierte einen funktionsgetreuen Nachbau der Hardware und des Originalprogramms, nachdem er akribische Recherchen gemacht hatte, auch hinsichtlich der Frage, wieso gerade Liebesbriefe als Form gewählt wurden. => Programmaufbau: erzeugt mittels Loops und einer Zufallsvariablen die folgende Satzstruktur: „DU BIST MEIN/E - ADJEKTIV - SUBSTANTIV“ und „Meine/e - (ADJEKTIV) - SUBSTANTIV - (ADVERB) - VERB - DEIN/E - (ADJEKTIV) - SUBSTANTIV.“ Das Programm wählt aus einer Reihe von Optionen und kombiniert diese. Es lassen sich 318 Milliarden (!) verschiedene Varianten generieren. => Liebesbriefe bestechen durch Zartheit des Ausdrucks. Briefe funktionieren durch extreme Reduktion und auch dadurch, dass Liebe durch Projektionen bestimmt wird. Zitat Link: „Goethe machte einmal den zynischen Vorschlag, Liebesbriefe auf so kryptische Weise zu formulieren, dass die Empfängerin in den Text hineinprojizieren könne, was immer sie wolle.“ Fazit der Gegenüberstellung: ALGORITHMEN / Neoliberale Mächte / Skripte / Quellcodes / Logik & Gefühle / Unbestimmbares bzw. die vorprogrammierte Liebe und ausgeführte ALGORITHMEN als Erzeuger von Illusionen.

David Link / Einführung Geoff Cox / 100 Notizen - 100 Gedanken, No. 037, Documenta (13) Zitat aus besagtem Buch

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DIAGRAMM







GLOZER LASZLO IM GESPRÄCH MIT ISABELLE GRAW LG: „Das ist richtig. Ich habe ja in Freiburg studiert, und wenn also schon Schule, dann Husserl und die Phänomenologie, vielleicht ein bisschen Heidegger, aber es ist nicht die Frankfurter Schule. Das ist richtig. Also keine marxistische Gesellschaftstheorie. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht die Welt wahrnimmt. Und zwar eben die Welt, die unter Umständen die Spielregeln liefert. Was ist Theorie? Das Mittel. Ich war immer am konkreten Fall interessiert. Denn diese äusseren determinierenden Bedingungen, die man auch theoretisch fassen kann, treffen auf beinahe jeden zu - jeden Künstler. Doch es gibt nur wenige gute Künstler. Ich meine Künstler, die in ihrem Werk wirklich was schaffen, aus dem wir die ganzen Zusammenhänge herauslesen können, wo sich das Reaktionsvermögen des Künstlers auf eine Weise in seinem Werk, und nur dort, manifestiert.“ IG: „Aber interessant ist ja, dass es spätestens seit der Conceptual Art die bildenden Künstlerinnen un Künstler selbst sind, die diesen Anspruch auf Erklärung von gesellschaftlichen Zusammenhängen auch in ihren Arbeiten erheben.“ LG: „Richtig. Und wir könnten dieses Gespräch auch überhaupt erst mit der Frage beginnen, was sich denn seit den siebziger Jahren so verändert hat. Aber dieses Phänomen, dass der Künstler nun selbst, grob gesagt, Kunstkritiker oder Systemkritiker wird, dass seine Arbeit sozusagen referentiell entwickelt, was Thema des Kunstbetriebs ist, das ist natürlich eine grosse und interessante Veränderung. Da könnten Sie mir dann vielleicht helfen, denn die Resultate sind für mich selten voll überzeugend.“ IG: „Die Vorstellung, dass Künstler auch Kritiker sind und nun ihrerseits Sinnstiftung betreiben, ist letztlich eine Errungenschaft der historischen Avantgarden - man denke nur an den russischen Konstruktivismus. In dem Moment, wo Künstler als Vermittler agieren, kann man sich als Kritiker nicht mehr allein mit Vermittlung begnügen.“ LG: „Kritiker im Sinne des Kritischen waren Künstler immer, (...)“





GRENZEN Grenzen interessieren mich in Form von geografischen Gegebenheiten, in Form von Grenzerfahrungen, aber auch als Gegebenheit, welche Räume definiert. Mich interessieren Grenzen des Wahrnehmbaren. Grenzen des menschlich Machbaren und Grenzbereiche der Messung. Der Ort, wo die Grenze sich in Grauwerte auflöst und klare Trennungen verschwinden. Die Handarbeit, welche ein wichtiger und umfassender Teil meiner installativen wie zeichnerischen Arbeiten ist, beinhaltet immer auch eine Grenze. In meinen Arbeiten interessiert mich auch die Frage, wie weit ich eine Arbeit von Hand überhaupt leisten kann. Manchmal steht diese Frage im konkreten Vergleich zu einer Maschine. Oftmals dienen mir Maschinen aber auch zur Grenzauslotung, indem ich grossformatige Zeichnungen projiziere und den Prozess der Umsetzung somit bestimme. Hier möchte ich auf die Arbeit von Franz Gertsch verweisen. Er malt seine grossformatigen Malereien mit Hilfe von Projektionen. Auch seine akribische Arbeit wird erst durch seine stete und konsequente Arbeit möglich. Seine Malereien setzen eine schon fast manische Verbissenheit voraus. Vielleicht ist es aber auch einfach eine tolle Aufgabe, die er an sich stellt. Grenzen in Form von Linien interessieren mich auf Landkarten. Grenzen in Form von Linien definieren Raum und Räumlichkeit. Raum und Räumlichkeit sind wesentliche Inhalte meiner künstlerischen Arbeit.



HANDARBEIT Handarbeit steht als physische Anstrengung der Technisierung von Abl채ufen und Arbeitsprozessen gegen체ber. Handarbeit bei ZEICHNUNGEN und Installationen ist meditativ und anstrengend zugleich, und die Arbeit zeigt mir die GRENZEN der Machbarkeit auf. Trotz dieser Anstrengung will ich diese Arbeiten realisieren, weil mich die entstehende Materialit채t interessiert.











KYBERNETHIK / HEINZ VON FOERSTER „Nur die Fragen, die prinzipiell unentscheidbar sind, können wir entscheiden.“ „Zum Beispiel ist die Frage über den Ursprung des Universums solch eine im Prinzip unentscheidbare Frage: keiner war dabei, um es zu beobachten. Überdies wird das durch die vielen verschiedenen Antworten auf diese Frage ganz offensichtlich. Einige sagen, es handle sich um einen einmaligen Schöpfungsakt vor vier- oder fünftausend Jahren; andere sagen, es hätte niemals einen Anfang gegeben und dass es auch kein Ende geben würde, da das Universum ein System sei, das sich in einem permanenten dynamischen Gleichgewicht befindet; andere wiederum behaupten, dass das Universum vor ungefähr zehn oder zwanzig Milliarden Jahren mit einem „Urknall“ entstanden wäre, dessen schwaches Echo man noch über grosse Radioantennen hören könnte; ich dagegen neige dazu, mich auf den Bericht von Chuang Tsu zu stützen, da er der älteste ist und deshalb diesem Ereignis am nächsten stand. Er sagt: „Der Himmel tut nichts; Dieses Nichts-Tun ist Würde; Die Erde tut nichts; Dieses Nicht-Tun ist Ruhe; Aus der Vereinigung dieser beiden Nichts-Tun beginnt alles Handeln. Und alle Dinge entstehen.“ „Ich könnte mit weiteren Beispielen fortfahren, zumal ich noch nicht erzählt habe, was die Burmesen, die Australier, die Eskimos, die Buschmänner, die Ibos usw. uns über ihre Ursprünge sagen würden. In anderen Worten, sag mir, wie das Universum entstand, und ich sage dir, wer du bist.“ „Ich hoffe, ich habe den Unterschied zwischen entscheidbaren und prinzipiell unentscheidbaren Fragen hinreichend geklärt, damit ich Ihnen einen Satz vorstellen kann, den ich das „metaphysische Postulat“ nenne, Hier ist er: „Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden.“ Warum? Einfach weil die entscheidbaren Fragen schon entschieden werden durch die Wahl des Rahmens, in dem sie gestellt werden, und durch die Wahl von Regeln, wie das, was wir „die Frage“ nennen, mit dem, was wir als „Antwort“ zulassen, verbunden wird.“1

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Quelle unbekannt







MONOKRISTALL Perfekter Kristall. Besteht aus einer regelm채ssigen Gitterstruktur.



MUSIK Dann sind da Phil Glass und Arvo Pärt neben Nils Frahm und Olafúr Arnalds: Langsamkeit und Melancholie und eine tiefe Romantik neben seriellen, langsamen Melodien voller Wiederholungen und Brüchen.



OPEN SOURCE Der Begriff stammt aus der Informatik und bezeichnet Programme und Programmiersprachen, die öffentlich zugänglich sind. Soziale Netzwerke sind offene Systeme. In der Biologie wird der Austausch von Stoffen von etwas zur Umgebung als „offenes System“ definiert.



OBJEKT/SKULPTUR Neu sind meine Arbeiten räumlich. In meiner letzten Arbeit „Rauschen“ gehe ich von gleichmässigen Dreiecken aus. Eigentlich bin ich auf ein Bild einer Landschaft gestossen. Es war eine grafische Darstellung einer Landschaft in einer sog. Triangulation. Die Landschaft war nur durch Dreiecke moduliert, in einem 3D-Programm generiert. Dieses Bild interessiert mich immer noch. Weil die ungleichmässigen Dreiecke ungleich schwieriger zu Handhaben sind, hat es mich zu den gleichmässigen Dreiecken geführt. Und für die Arbeit im Stall in Sedrun konnte ich eigenhändig keine Arbeit realisieren mit dem Ungleichmässigen. Deshalb bin ich, auch notgedrungen, auf die Gleichmässigkeit eingegangen. Diese Gleichmässigkeit interessiert mich aber auch, weil ich somit „Bausätze“ herstellen kann, die ich dann wiederum collageartig anwenden und frei anordnen kann. Dieses „freie Wuchern“ als Vorgehensweise wiederholt sich auch in der Zeichnung und das entspricht mir. Mich interessiert das latent Wuchernde, das Unkontrollierte und das Unkontrollierbare. Dieser Aspekt des Wucherns wiederholt sich nun auch in der Arbeit „Rauschen“, die aus Papier gefertigt ist. Der Gleichmässigkeit steht die Ungleichmässigkeit gegenüber, der Ordnung die Unordnung. Der genau gezeichneten Abwicklung stelle ich die intuitive Zusammenführung der räumlichen Umsetzung und Gruppierung gegenüber.





STRUKTUR und Ordnung.



STÖRUNGEN Die Arbeiten im Bereich der Fotocollage als auch die installative Arbeit „Faltung“ gründen beide auf der Frage nach der sichtbaren Oberfläche. Bei der Arbeit „Faltung“ nehme ich eine physische Gegebenheit, den Boden, und füge dieser Realität eine zweite hinzu. Diese zweite Ebene in Form des gefalteten Papiers erhält durch die Rasterung und die Faltung eine eigene Materialität. Der Boden wird durch den installativen Eingriff in eine neue, flirrende Realität überführt. Es ist verwirrend diese Oberfläche anzusehen, weil die Augen in der Masse der Faltungen keinen Orientierungspunkt finden und sich verlieren. Erstaunlich ist auch die Materialverschiebung, die durch die geometrische Faltung passiert: das Papier wirkt hart und fest. Dem Zusammenführen des vor Ort vorhandenen Bodens, der präzisen HANDARBEIT und der Verschiebung der Realität durch den geometrischen Eingriff an der Fotografie stelle ich die Orientierung durch ein GPS (Global Positioning System) gegenüber. Durch diesen Eingriff bezwecke ich eine Störung oder Irritation der Orientierung des Betrachters.







ALAN TURING Turing: 1950 verfasste er den Aufsatz „Computing Machinery and Intelligence“ „Alan Mathison Turing (* 23. Juni 1912 in London; † 7. Juni 1954 in Wilmslow, Cheshire) war ein britischer Logiker, Mathematiker und Kryptoanalytiker. Er gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und Informatik. Turing schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie. Als richtungsweisend erwiesen sich auch seine Beiträge zur theoretischen Biologie. Das von ihm entwickelte Berechenbarkeitsmodell der Turingmaschine bildet eines der Fundamente der theoretischen Informatik. Während des Zweiten Weltkrieges war er maßgeblich an der Entzifferung der mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche beteiligt. Der Großteil seiner Arbeiten blieb nach Kriegsende jedoch unter Verschluss. Turing entwickelte 1953 eines der ersten Schachprogramme, dessen Berechnungen er mangels Hardware selbst durchführte. Nach ihm benannt sind der Turing Award, die bedeutendste Auszeichnung in der Informatik, sowie der Turing-Test zum Nachweis künstlicher Intelligenz.“1

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http://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing





VISUALISIERUNG DES UNSICHTBAREN „Die Mikrophotographie zeigte einen Mikrokosmos mit nie zuvor gekannter Präzision; William Henry Fox Talbot stellte bereits 1839 photogenic drawings von KRISTALLEN, Pflanzenteilen und Insektenflügeln aus. James Glaisher fertigte 1855 Mikrofotografien von Schneeflocken an.“1

http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Fotografie

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WISSENSCHAFTLICHE FOTOGRAFIE „Als wissenschaftliche Fotografie bezeichnet man das Fotografieren zum Zwecke der wissenschaftlichen Analyse oder Dokumentation; der Schwerpunkt der Bildfunktion liegt dabei im Bereich der Wissensrepräsentation. Fotografie selbst wird nicht als eine Wissenschaft, sondern als eine Technik angesehen. Die Übergange zu gerechneten Bildern und bildgebenden Verfahren sind dabei fliessend. Systematisch bildet die wissenschaftliche Fotografie mit ihrem objektivierenden Anspruch den Gegenpol zur subjektiven künstlerischen Fotografie.“1

http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Fotografie

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WILHELM WORRINGER / ABSTRAKTON UND EINFÜHLUNG1 „Das Kunstwerk steht als selbständiger Organismus gleichwertig neben der Natur und ist in seinem tiefsten innersten Wesen ohne Zusammenhang mit ihr, sofern man unter Natur die sichtbare Oberfläche der Dinge versteht.“ (...) Seite 35 „Einfühlungslehre: in der modernen Ästhetik hat der entscheidende Schritt vom ästhetischen Objektivismus zum ästhetischen Subjektivismus stattgefunden.“ Seite 36 „Diese Einfühlung ist für weite Gebiete de Kunstgeschichte nicht anwendbar. Sie ist ein Pol des menschlichen Kunstempfindens. Als Gegenpol zum Einfühlungsdrang des Menschen geht er vom Abstraktionsdrang des Menschen aus.“ Seite 36 „Wie der Einfühlungsdrang als Voraussetzung des ästhetischen Erlebens seine Befriedigung in der Schönheit des Organischen findet, so findet der Abstraktionsdrang seine Schönheit im lebensverneinenden Anorganischen, im KRISTALLINISCHEN, allgemein gesprochen, in aller abstrakten Gesetzmässigkeit und Notwendigkeit.“ Seite 37 EINFÜHLUNG „Einfachste Formel: Ästhetischer Genuss als objektivierter Selbstgenuss. Ästhetisch geniessen heisst, mich selbst in einem von mir verschiedenen sinnlichen Gegenstand geniessen, mich in ihn einzufühlen. Diese Einfühlung entspricht einer Tätigkeit und ist mit einem Kraftaufwand verbunden. Diese Tätigkeit ist in ihrer Natur nach Willenstätigkeit. Sie ist das Streben oder Wollen in Bewegung.“ Seite 37 „Je nachdem, ob ich dem Objekt begegne, ist die Einfühlung eine positive oder negative.“ Seite 38/39 „Indem ich durch diese allgemeine apperzeptive Tätigkeit das Objekt erst in meinen geistigen Besitz bringt, gehört diese Tätigkeit zu dem Objekt. „ Die Form eines Objektes ist immer das Geformtsein durch mich , durch meine innere Tätigkeit. (...)“„. Die Apperzeption ist also keine beliebige und willkürliche, sondern mit dem Objekt notwendig verbunden.“ Seite 39 „Ästhetischer Genuss ist objektivierter Selbstgenuss.“ „Kunstwollen (Alois Riegl): „Unter „absolutem Kunstwollen“ ist jene latente innere Forderung zu verstehen, die, gänzlich unabhängig von dem Objekte und dem Modus des Schaffens, für sich besteht und sich als Wille zur Form gebärdet. Sie ist das primäre Moment jedes künstlerischen Schöpfens, und jedes Kunstwerk ist seinem innersten Wesen nach nur eine Objektivation dieses a priori vorhandenen absoluten Kunstwollens.“ Seite 42

„Kunstmaterialismus (Gottfried Semper) erklärt ein Kunstwerk folgendermassen: Gebrauchszweck, Rohstoff und Technik. Die Kunstgeschichte war für sie im letzten Grunde eine Geschichte des Könnens.“ Seite 42

Wilhelm Worringer / Abstraktion und Einfühlung / Verlag der Kunst, ISBN 90-5705-048-X

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ZEICHNUNG 1 Die Intention hinter meinen Zeichnungen besteht darin, Motive zeichnerisch umzusetzen. Dabei gibt es zwei Strategien, die ich verfolge. 1) In einem vorgelagerten Prozess collagiere ich Bilder aus meinem Pool. Diese Bilder wurden vorgängig digital bearbeitet. Für die Collagen drucke ich die Bildvorlagen aus, kopiere sie und entwickle durch eine wiederholte Überarbeitung Vorlagen für die zeichnerische Umsetzung. Die Motive werden 1:1 zeichnerisch vergrössert, ohne dass ich während der Übertragung Anpassungen oder Veränderungen an der Zeichnung anbringe. Der zeichnerische Prozess besteht also im Kopieren, bzw. im massiven Vergrössern der collagierten Vorlage. Meine eigene Haltung ist also die einer Maschine, die eine bestehende Vorlage überträgt. Diese Arbeit ist, je nach Format, sehr zeitaufwändig, körperlich anstrengend und erfordert Durchhaltewillen. Dieser Aspekt ist aber wichtig für mich, weil meine zeichnerische Handschrift durch die Übertragung gegeben ist. Die Qualität dieser Vorgehensweise habe ich überprüft, indem ich eine Inkjet-Print einer BITMAP-Vorlage machen liess und die beiden Resultate einander gegenüberstellte. Ich will die Zeichnung. Ein weiterer Aspekt der Zeichnung besteht darin, dass ich während dieser meditativen und „maschinellen“ Arbeit nachdenken kann. Sie gibt mir Ruhe und ich habe einen konkreten Auftrag. Gleichzeitig ist es aber auch eine Beschäftigung, die mich davon abhält anderen Dingen, anderen Gedanken und Projekten nachzugehen. Der Widerstand zu zeichnen ist geringer, als der Widerstand mich mit anderen, unklareren, diffuseren Ideen zu beschäftigen. Oder aber er dient der Klärung durch die zeitliche Verzögerung. 2) Eine andere Vorgehensweise habe ich vor allem in den räumlichen Zeichnungen angewendet. Bei diesen Zeichnungen entsteht ein Motiv erst auf dem Blatt/auf der Wand: indem die Vorlagen kopierend auf Blatt/Wand übertragen werden, entwickelt sich das Motiv durch das collageartige Zusammensetzen im Arbeitsprozess.



ZEICHNUNG 2 / WAS IST ZEICHNEN? WOZU (WIEDER) ZEICHNEN? Stichwortartige Zusammenfassung der Vorlesung von Maya Naef, Institut Kunst, 20. März 2012 1 ALLGEMEINE AUSSAGEN Was ist zeichnen? Zeichnen kommt in den unterschiedlichen Disziplinen vor: - Kinderzeichnung - Tanz (Trisha Brown) - Partitur - Architektur (Mies van der Rohe) - Henri Michaux (unter Mescalin-Einfluss gezeichnet, inspiriert durch den Surrealismus und das Unbewusste) - Musik (John Cage, Fontana Mix, 1958) nicht klassische Partitur sondern Handlungsanweisung (ALGORITHMUS). Zeichnen beschreibt das eigene Machen im Werden. Zeichnen hat einen Anfang auf einem weissen Blatt. Eine Linie braucht immer einen Grund zur Entstehung. Wenn man eine Linie zeichnet sieht man auch immer, was man macht. Dies ist anders als bei der Malerei, weil bei der Zeichnung jede Spur sichtbar bleibt. Bei der Malerei lässt sich alles übermalen. Ursprungsmedium = Zeichnung. Beginnt in der Höhlenmalerei. Zeichnung ist oberflächlich. Jeder Stich ist Zeichen eines Aufbruchs. Zeichnung: Spur im Schnee Zeichnung ist Markierung und Zeichen. Zeichnung als globale Sprache. Zeichnung heisst Rückzug auf sich selbst, im intimen Rahmen. Verinnerlichung im privaten RAUM. Zeichnen hat mit der menschlichen Erfahrung zu tun mit Authentizität, Subjektivität, Erzählung, Intimität, Erinnerung Zeichnung hat „Konjunktur“, weil eine grosse Freiheit besteht und wenig Theorie in der Zeichnung besteht. Zeichnung kann zwischen den Künsten vermitteln Zeichnung kann mit Stimme, mit Prozessen und Performance zu tun haben. 2 SPEZIFISCHE BEISPIELE Robert Rauschenberg / Erased De Kooning Drawing / 1953 Stellt Fragen zur Autorenschaft Zeichnung ist reversibel, obwohl auch die Ausradierung spezifisch Zeichnerisches wieder sichtbar macht. (Zeichenpapier, Rand des Blattes, Art des Bleistifts, Rest) Lorna Simpson / Jackie / 2008 / Installation Zeichnungen hat sie nicht selber gemacht. Sie hat Zeichnungen übernommen und zeichnerisch in die bestehenden Portraits eingegriffen. Spannung zwischen intrinsischer Motivation von Kindern zum Zeichnen und dem autoritären Zwang zum Zeichnen durch den Lehrer (Aussage bezieht sich auf den gezeigten Film aus der Installation).


Raymond Pettibon Arbeit mit Text und Bild. Diskrepanz zwischen dem, was geschrieben steht und dem, was man sieht. Installative Zeichnerische Arbeiten bestehend aus mehreren Blättern. Wiederkehrende MOTIVE: Wellen und Cartoon-Motive. Zeichner, der viel liest. Es gibt einen Reader mit wichtigen literarischen Quellen. Sätze und Textabschnitte werden von ihm gesammelt. Fliessen in die zeichnerische Arbeit ein. Film Noir oder expressionistische Holzschnitte sind in seine Arbeit integriert, wie auch Texfragmente und Bildfragmente aus Comix. Nichr nur lesender Zeichner, sondern auch ein Zeichner, der unterschiedliche Zeichnungsstile annimmt und anwendet. „A drawing is like a kiss. If you really want to get to know a girl, you’ll paint her.“ „Imitate my life, not my art.“ „I see before me words you should not have written.“ (Sätze als Teil einer Zeichnung.) William Anastasi / Subway Drawings, 1961-now / Pocket Drawings, 1969 Zeichnet Bewegung zweihändig auf. Eine Art seismographische Darstellung von Subway-Fahrten. Zeichnung hat in dieser Arbeit etwas Öffentliches. MUSIK ist ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit. Mel Bochner / Working Drawings and other Visible Things on Paper not Necessary meant to be Viewed as Art / 1966 Kopien von Zeichnungen, die von den Künstlern nicht als „Kunst“ betrachtet wurden. Diese kopierten Zeichnungen wurden in Ordnern auf Sockel präsentiert. XeroxKopien lösen typische Aspekte und Funktionen wie Authentizität und Intimität, Handschriftlichkeit und Prozesshaftigkeit der Zeichnung auf. Stanley Brouwn / This Way Brouwn / 1960-64 Passantenzeichnungen mit Weganweisungen gestempelt. Joelle Tuerlincks / Chicago Studies: Les Etants Donnés (installation View), Renaissance Society, Chicago / 2003 Streched Drawing: Zeichnung in ihrem Sinne ist ein konzeptuelles Vorgehen, eine Methode, um Räume neu zu indexieren, zu markieren und „aufzuzeichnen“. „I’m interested in something for now: it’s about the drawing as method and way to memorize – different from the photography, but getting so close that it substitutes for it. (...) The drawing is a language which I at the moment explore this „un-expression“. And is this speaking line possible, I mean speaking of her without expression. Without soul? Without sentiment? (...) By forcing like this against the object, I cancel or I reduce the body apse. I reduce the error (of proportion), what can be interpreted as „sentimental“. Sentimental in the sense of saying something about the actor, over his state, over his style of seeing the world.“


3 EINGEHEN AUF JOSEPH BEUYS Joseph Beuys / Hirschtier / Gesprächszeichnung / Secret Block (70er Jahre) / Bienenmonument / 1955 Beuys als Künstlerfigur sehr umstritten. Inszeniert sich selber, erfindet Krim-Legende. Künstler zwischen Genie und Scharlatan (je nach Rezeption). Zeichnete sehr viel. Unterschiedliche Materialien als Zeichenmaterial (Kaffee, Jod, Honig, Beize). Sehr materiallastig und kunstferne Materialien, die auch einen skulpturalen Aspekt haben. Sie sind vergänglich und haben etwas mit dem alltäglichen Leben zu tun. Das Frühwerk umfasst viele pflanzliche Motive. Träger sind immer schon gebraucht, sodass sie bereits eine Geschichte in sich tragen. Zeichnungen hat er nachträglich mit Stempeln bearbeitet. Zeichnungen erst später datiert und signiert. Zeichnungsfeld durch Briefumschläge vergrössert. Die Veröffentlichung der Zeichnung wird thematisiert, die später zu den performativen Zeichnungen führen. Die Intimität der Zeichnung wird hier aufgelöst. Ob bewusst oder unbewusst sei dahin gestellt. Joseph Beuys / Hasenperformance / 1965 im Zusammenhang mit der Ausstellung seines Frühwerks „wie man einem toten Hasen eine Zeichnung erklärt“ Die erste Performance, die er alleine gemacht hat. Das Publikum konnte zusehen, war aber durch eine Glasscheibe getrennt und konnte nichts hören. Ausgeschlossenheit als Thema.



ZEICHNUNG 3 / ZEICHNEN, DENKEN, SCHREIBEN ALS PROZESS Stichworte zur der Vorlesung von Judith Dobler, Institut Kunst 20. März 2012 Eine Untersuchung zwischen Theorie und Praxis: Die Skizze, der Akt des Zeichnens als epistemischer Prozess Zeichnen als Kulturtechnik Zeichnen als körperliche Handlung Zeichnen als Vorgänge, die zu Erkenntnissen führen METHOD SKETCHING Denken / Wahrnehmen / Handeln / Können / Darstellen / Erkennen Parallele Beschäftigung mit Maria Sibylla Merian Parallele Beschäftigung mit Anwendungsbereichen der Zeichnung für andere Bereiche zugänglich machen DENKEN Zwischenraum zwischen Wissen und Nicht-Wissen WAHRNEHMEN Gesehenes (Auge, Haut, Temperatur, Bewegung, ...) wird in einem seriellen Verfahren (Wiederholung, Variation) für sich selber sichtbar gemacht. HANDELN Durch Tracking der Zeichenmittel (Maus, Stifttablet, Trackpad) generieren von manuellen Zeichnungen als Gegenüberstellung zu den digital gezeichneten Dingen KÖNNEN Durch die regelmässige Arbeit wurden Fertigkeiten entwickelt und gleichzeitig sind neue Ideen, ungeplante Arbeiten entstanden. DARSTELLEN Aus einer Zeichnung entstanden Fragen, nach dem WIESO sie etwas darstellt, wie sie es dargestellt hat. Kollektives Gedächtnis, kulturelle Tradierung. ERKENNEN Mind-Map als Karte der eigenen Gedanken. Kartographien und Listen führen zu atomaren Zeichnungen, die zu kosmischen Auflistungen führen. FAZIT Denk– und Handlungsraum Wissensform taktile und sensorische Fähigkeiten implizites Wissen



EPILOG Ich habe meine eigene Arbeitsweise ins Zentrum meiner reflexiven Arbeit gestellt mit dem Ziel, meinen Materialfundus zu ordnen, zu formen und zu kommentieren. Aus dieser Auseinandersetzung ist dieses Büchlein entstanden, das meine Arbeits- und Denkweise aufzeigen soll und bruchstückhaft Teile meines Bilder- und Begriffsfundus zeigt. Bei meiner reflexiven Auseinandersetzung war es mir ein Anliegen, meine digitalen und analogen Bildvorlagen und Texte in einer Form zusammenzuführen. Ich bin auf die Buch/Heftform gestossen, weil ich darin meine Bilder und Textfragmente sammeln kann. Einerseits, weil ich ordne und dabei entscheide, anderseits, weil ich das Buch in die Hand nehmen und darin blättern kann. Der Aspekt des sinnlich Erfahrbaren ist mir auch in meiner künstlerischen Arbeit ein Anliegen, weshalb ich die Form der reflexiven Arbeit als Buch passend fand. Durch diesen Arbeitsprozess ist eine neue Lust entstanden, meine Bildersammlungen auch als solche zu bündeln und zu bearbeiten. Durch diesen Prozess bin vor kurzem erst der Künstlerin Batia Suter begegnet, welche explizit mit diesem Mittel arbeitet, was mich sehr anspricht. Mit den Sammlungsbüchern habe ich ein neues Medium für mich gefunden, um mit meinem Material umzugehen. DIE BILDER Einen Teil der Bilder habe ich in Zeitungen und Zeitschriften gefunden, ausgeschnitten und gescannt. Weitere Bilder sind aus dem Internet oder sie sind sog. Printscreens, die ich anfertige, sobald mich Bilder aus Filmen oder im digitalen Fernsehen interessieren. Im letzten Teil finden sich eigene Fotografien in der Sammlung, die ich unterwegs fotografisch eingesammelt habe. Während meiner „Aufarbeitung“ habe ich meine analoge Bildersammlung ebenfalls in eine bestimmte Ordnung gebracht, indem ich Begriffe gewählt und die Bilder dementsprechend in eine Karteikartenablage geordnet habe. Meine Bildersammlung besteht aber partiell auch in digitaler Form, weshalb auch eine digitale Bilderablage entstanden ist. Ein letzter Bereich bleibt übrig: Zeitungsausschnitte, bzw. Zeitungsbilder, die ich sammle, möchte ich noch in eine adäquate Form bringen. DIE TEXTE Ausgangspunkte für die Texte sind Begriffe, die mich künstlerisch interessieren und die ich recherchiere. In den Texten notiere ich deren Bedeutung für mich, bzw. wie und in welchem Zusammenhang sie zu meiner Arbeit stehen. Es sind keine Begriffsklärungen an sich. Es ist eher eine Sammlung, die analog zur meiner Bildersammlung funktionieren soll. Ein weiterer Teil der Texte besteht aus Notizen, die während Seminaren und Vorlesungen entstanden und wichtig für mich sind. Aus diesen Texten versuche ich Parallelen oder Ansätze herauszulesen, die ich interessant finde, seien sie inhaltlicher, formaler oder medialer Art. Einzelne Begriffe habe ich fortlaufend bearbeitet, erweitert und vertieft. Innerhalb dieses Prozesses hat sich die Gewichtung zum Teil verschoben: einige Begriffe haben eine vertiefte Bearbeitung erfahren, andere sind nur als Titel vorhanden. Entweder, weil mir der Begriff gefällt und mich beschäftigt oder weil er mir als zukünftiges Denkfeld dienen soll. Gross/kursiv geschriebenen Worte innerhalb der Textabschnitte sind als eigenes Themenfeld beschrieben.



BIBLIOGRAPHIE WILHELM WORRINGER ABSTRAKTION UND EINFÜHLUNG Verlag der Kunst, ISBN 90-5705-048-X WOLFGANG ERNST DAS RUMOREN DER ARCHIVE Ordnung aus Unordnung Merve Verlag Berlin, ISBN 3-88396-176-0 DAVID LINK MACHINE HEART Einführung Geoff Cox 100 Notizen - 100 Gedanken, No. 037, Documenta (13) ALEX HANIMANN ATOM IN PAKISTAN SUELY ROLNIK ARCHIVMANIE 100 Notizen - 100 Gedanken, No. 022, Documenta (13) MARK LOMBARDI Einführung Carolyn Christov-Bakargierv 100 Notizen - 100 Gedanken, No. 71, Documenta (13) BORIS GROYS GOOGLE: WORTE JENSEITS DER GRAMMATIK 100 Notizen - 100 Gedanken, No. 046, Documenta (13) RÄUME DER ZEICHNUNG Herausgegeben A. Lammert, C. Meister, J.-P. Frühsorge, A. Schalhorn Akademie der Künste Berlin, Verlag für moderne Kunst Nürnberg GOTTFRIED BENN DOPPELLEBEN


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