conficere Text für das Verständnis der reflexiven Arbeit von Nicole A. Wietlisbach (2014)
Sie sieht aus wie eine normale Kartonschachtel, und genau das ist sie auch. Nur ihr Inhalt und Zweck gehen über den üblichen Gebrauch einer Kiste hinaus. Es handelt sich hier um meine reflexive Arbeit conficere, eine Kartonschachtel, welche einen wichtigen Teil meiner Masterarbeit in sich birgt. In ihr befinden sich verschiedene Notizen, Skizzen und weitere Gegenstände, welche den Entstehungsprozess und die Gedanken zur praktischen und reflexiven Arbeit aufzeigen. Zudem vernimmt man, wenn man sich auf diese unscheinbare Schachtel einlässt und hinhört, meine Stimme, die durch den Karton dringt und von Gedanken erzählt. Die Kiste lässt die Zuhörer an den Anfangsgedankenschritten meiner praktischen Masterarbeit teilnehmen. Das Gesprochene kann man nicht immer klar verstehen, es bleibt persönlich, intim, unverfälscht und ist mit einer leisen Gitarrenstimme unterlegt. Die losgelösten Töne habe ich in einem Moment der Stille zur Arbeit gespielt und aufgenommen. Alle abgelegten Gegenstände verweisen auf einen abgeschlossenen fertiggedachten Prozessteil der Masterarbeit. Sie sind die Überbleibsel und Verbildlichung von abgeschlossenen Gedankengängen und Arbeitsschritten. Die Kartonschachtel begleitete mich über fünf Monate durch meinen Denkund Entwicklungsprozess der praktischen und reflexiven Masterarbeit. Auf meinem Ateliertisch stehend, erinnerte sie mich stets daran, was schon geklärt ist und was noch offen steht. Durch ihren Anblick wurde ich motiviert und bestärkt, mich meinen Gedanken zu stellen und diese immer weiter zu entwickeln, in dem Wissen, dass ich jeder Zeit einen Gedanken beenden kann, indem ich seine materielle, geschriebene oder gesprochene Form in die Kiste lege. So entwickelte sich ein starkes Bedürfnis die Kartonschachtel immer mehr zu füllen und meine Arbeit spielerisch voranzutreiben. Sie half mir meinen Gedankenfluss zu bändigen und klar zu ordnen.