F RÜH L IN G 2017
ÖSTERREICHISCHE POST AG/SP 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
A: THEM ntve ra Eigen ng wo r t u n st ä r ke
PROBLEME ANPACKEN
Es hakt bei der Integration? Wir liefern Tipps von Experten
FRAUEN IM FOKUS
Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten über zugewanderte Frauen in Österreich
„ICH WOLLTE IMMER AUF EIGENEN BEINEN STEHEN“ Was Flüchtlinge motiviert, ihren Weg in Österreich zu gehen und wie man ihre Eigeninitiative stärken kann
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
Eine Initiative der österreichischen Bundesregierung
Mehr Bildung, mehr Chancen, mehr Zukunft! Mit 1.7.2016 wurde in Österreich die Ausbildungspflicht bis 18 eingeführt. Das bedeutet, dass alle Jugend lichen unter 18 Jahren, deren Schulpflicht im Juli 2017 endet, danach eine weitere Schule besuchen oder eine Ausbildung machen müssen. Ziel ist, dass alle jungen Menschen eine Ausbildung abschließen, um sie besser auf das spätere Arbeitsleben vorzubereiten. Die meisten Jugendlichen unter 18 erfüllen die Ausbildungspflicht z.B. durch • • • •
Besuch einer weiterführenden Schule Besuch einer Lehrausbildung Teilnahme an einem Sprachkurs für Jugendliche, die besondere Förderung in der deutschen Sprache brauchen Teilnahme an einem Angebot für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf (z.B. Jugendcoaching, Produktionsschule)
Auf der Homepage des Sozialministeriumservice finden Sie jene Bildungs und Ausbildungsangebote, durch deren Absolvierung oder erfolgreichen Abschluss die Ausbildungspflicht erfüllt wird. https://www.sozialministeriumservice.at/site/Arbeitsmarktprojekte/Ausbildung_bis_18/ Es gibt aber immer noch einige Jugendliche, die ihren Schulbesuch oder ihre Ausbildung abbrechen. Sie nehmen Hilfsjobs an oder ziehen sich völlig aus Schule und Ausbildung zurück. Für sie gibt es wenig positive Aussichten. Personen, die nur die Pflichtschule besucht haben, droht ein dreifaches Risiko, arbeitslos zu werden, und ein vierfaches Risiko, nur eine Hilfsarbeit zu bekommen. Neue Perspektiven für Jugend und Wirtschaft Die AusBildung bis 18 umfasst – neben der Verpflichtung zu einer weiterführenden Ausbildung – eine garan tierte bestmögliche Unterstützung von Jugendlichen und Erziehungsberechtigten sowie eine Optimierung der Angebote für alle, die nicht mehr weiter wissen. Die vom Sozialministeriumservice finanzierten Angebote wie z.B. das Jugendcoaching oder die Produktions schule helfen jungen Menschen, ihre Interessen und Fähigkeiten herauszufinden – sei es während oder nach der Pflichtschule oder wenn sie Gefahr laufen, ihre Ausbildung abzubrechen. Gemeinsam mit den Jugend lichen wird ein persönlicher Zukunftsplan erarbeitet, mit dem oft auch ungewöhnliche Zukunftswünsche Wirklichkeit werden. Bildung und Ausbildung sind der Schlüssel für eine gesicherte Zukunft – nicht nur für junge Menschen. Auch für die heimische Wirtschaft stellen motivierte und qualifizierte Fachkräfte eine wesentliche Stärke des Wirtschaftsstandortes Österreich dar. Alle sind aufgerufen, ihren Beitrag zur AusBildung bis 18 zu leisten.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Frühling 2017
ED I T O R I A L
I NHA LT
Liebe Leserinnen und Leser! Wie Eigen initiative die Integration von Flücht lingen fördert
Sich ein selbst ständiges Leben in Österreich auf zubauen, erfordert viel Initiative und Eigenverantwor tung. Was Flücht linge motiviert und wie man ihre Selbst ständigkeit fördern kann, hat ZUSAMMEN: ÖSTERREICH recherchiert. Ab Seite 6 lesen Sie, wie die beiden Flüchtlinge Abdulrahim und Nawab aus Syrien und Afghanistan nach nur knapp einem Jahr in Österreich bereits eine Lehre starten konnten. An regungen und Rätschläge von Experten, wie man mit fehlender Motivation umgeht, finden Sie außerdem in unserem neuen TippsFormat, das Fragestellungen aus Leserbriefen aufgreift (Seite 14).
FOTOS: ÖIF/HUNYADI, WWW.WEINFRANZ.AT; COVERBILD: WWW.WEINFRANZ.AT
Um unser Zusammenleben auch im Schul unterricht zu thematisieren, hat die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH vor kurzem eine neue OnlineLernplattform für Lehrer ge startet. Wie Sie in Deutsch, Musikerziehung oder Turnen Integration zum Thema ma chen können, sehen Sie auf Seite 16.
Ihnen wünschen wir eine spannende Lektüre und freuen uns über Ihre Meinung, Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Ebru Erkut, Andreas Knapp, Julian Unger, Michaela Reisinger, Franziska Troger, Roland Goiser, Kristin Längle, Maja Sito
SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
06 TITELGESCHICHTE. AUF EIGENEN BEINEN STEHEN.
Was Flüchtlinge motiviert, wie man ihre Eigenverantwortung fördern kann und was sie dabei unterstützt, auf eigenen Beinen zu stehen.
06 Förderer: Mit seiner Initiative „Talente für Österreich“ bereitet Josef Missethon junge Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkteinstieg vor. Andreas Knapp hat der ehemalige Unternehmensberater mehr über sein Konzept erzählt. Nachzulesen in der Titelgeschichte ab Seite 6.
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DOPPELINTERVIEW. „KEINE LEISTUNG BRINGEN, GEHT NICHT.“ Ein Unternehmer und ein Hotelier über junge Flüchtlinge in der Lehre. INTEGRATIONS-RATGEBER. PROBLEME ANPACKEN. Fragen von Engagierten – Tipps von Experten.
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Facebook & Co: Wie soziale Medien unser Zusammenleben beeinflussen, haben wir zwei Schüler und einen Lehrer am Wiener Gymnasium Hegelgasse 14 gefragt.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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›› I NH A LT MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
16 18 28 30
WEBSITE. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH LERNPLATTFORM. Wie Lehrer mit mehr als 100 direkt einsetzbaren Lernmaterialien Integration im Unterricht konstruktiv zum Thema machen können. GEMEINDEPROJEKT. VORBILDER, DIE MOTIVIEREN. Das Schüler-Mentoring von „Nightingale“ im Porträt. FRÜHE SPRACHLICHE FÖRDERUNG. „SCHAU, EIN KAKADU“. Ein neues Vorlesebuch macht Kinder mit Sprache und Kunst vertraut. ÖIF-STATISTIKBROSCHÜRE. FRAUEN IM FOKUS. Zahlen, Daten und Fakten über zugewanderte Frauen in Österreich.
Für Kinder: Das neue Vorlesebuch "Schau, ein Kakadu" fördert das frühe Deutschlernen und bringt schon den Jüngsten die Werke bekannter Künstler näher.
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Premiere: Welche Eindrücke die gebürtige Serbin Steffi Stanković (dritte von rechts) bei ihrem ersten Schulbesuch als Integrationsbotschafterin von ZUSAMMEN: ÖSTERREICH gesammelt hat, schildert sie auf Seite 24.
RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
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I M P R E SSUM
TIPPS FÜR LEHRER. LERN- UND UNTERRICHTSMATERIALIEN.
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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.
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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.
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EXPERTENMEINUNGEN. NEUE ÖIF-PUBLIKATIONSREIHE „PERSPEKTIVEN“.
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REZEPT. VIETNAMESISCHER MANIOKKUCHEN.
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RÄTSEL. RATESPASS MIT GEWINNSPIEL.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Troger, franziska.troger@integrationsfonds.at Chefin vom Dienst: Mag. Kristin Längle, MAS; kristin.laengle@integrationsfonds.at Redaktion: Mag. Andreas Knapp; Michaela Reisinger, BA; Mag. Maja Sito, BA; Mag. Julian Unger, MA; Marketing: Ebru Erkut Produktion und Anzeigen: STYRIA CONTENT CREATION GMBH & CO KG, Ghegastraße 3, Top 3.1, 1030 Wien, www.styriacontentcreation.com Geschäftsführung: Mag. Martin Distl, Mag. Alexis Johann, Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Brigitte Fuchs Grafik: Bozica Miloseska Anzeigenverkauf: Karl Hedschet, Harald Kuso, Marcus Zinn Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: Styria Media Design GmbH & Co KG, Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiter- oder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Frühling 2017
I N T E G R AT I O N I N Z A H L E N
LE SE R B R I E FE
Leser antworten …
PERSONEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND waren Anfang 2017 arbeitslos gemeldet – rund ein Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen wohnen in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich.
BERATUNGEN führte der ÖIF 2016 an seinen österreichweiten Standorten durch. Diese unterstützten Flüchtlinge und Zuwanderer dabei, eigenverantwortlich die nächsten Schritte in ihrem Integrationsprozess zu planen.
… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 4/2016: Gemeinnützigkeit
S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
PERSONEN haben 2016 Asyl oder subsidiären Schutz in Österreich erhalten – um fast 50 Prozent mehr als 2016 und fünf- bis achtmal so viele wie in den Jahren 2006 bis 2013 vor der Fluchtmigration.
PROZENT der befragten Flüchtlinge sehen die Demokratie als ideale Staatsform. Das ergab eine Anfang 2017 unter Syrern, Afghanen und Irakern durchgeführte Umfrage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Dennoch meinen PROZENT , dass religiöse Gebote über staatlichen Gesetzen stehen.
JAHRE betrug das Durchschnittsalter der österreichischen Bevölkerung im Jahr 2016. Während Österreicher im Schnitt 44 Jahre alt sind, ist die ausländische Bevölkerung mit 35 Jahren deutlich jünger.
FOTOS: ÖIF/UNGER, ÖIF/MAYER
I N T E G R AT I O N I S T …
… für mich, sich zuhause zu fühlen und dieses Gefühl auch anderen zu vermitteln. Atousa Mastan kam mit zehn Jahren aus dem Iran nach Österreich. Die Allgemeinmedizinerin engagiert sich als Integrationsbotschafterin für ein gutes Zusammenleben in Österreich.
Man bekommt viel zurück Es tut immer wieder gut von anderen Projekten und gemeinnützigen Aktivitäten zu lesen, oder von Asylwerbern, die sich gemeinnützig engagieren. Ich persönlich finde, dass es sich einfach gehört, denen zu helfen, die Hilfe brauchen. Wenn ich helfe, fühle ich mich automatisch besser. Und man bekommt viel zurück – sei es nur ein dankbares Lächeln. Renate Kitzwögerer, Wieselburg Leseübung mit dem Magazin Ich bin eine von drei ehrenamtlichen Deutschlehrerinnen für Asylwerber in Aschbach. Das Magazin ZUSAMMEN: ÖSTERREICH habe ich bei einer Veranstaltung des ÖIF letztes Jahr kennen gelernt. Die Themen finde ich sehr gut und informativ. Einige Artikel haben wir auch als Leseübung zum Deutschlernen mit Asylwerbern verwendet. Eva Vabitsch, Wien Ängste abbauen Es ist sehr wichtig für unsere Gesellschaft, das Gute zu verbreiten, um das Negative und die Angst sowie Vorurteile gegenüber Flüchtlingen abzubauen. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Ideen! Annemarie Klaushofer, Halleiner Schwestern Franziskanerinnen
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Titelgeschichte
Mit Begeisterung lernt Abdulrahim aus Syrien (links) bei der Firma Pankl in Bruck an der Mur die Herstellung von Präzisions teilen für die Auto und Luftfahrt industrie.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Titelgeschichte
S E L B S T S TÄ N D IG K E IT F ÖR D E RN
Auf eigenen Beinen stehen
Deutsch lernen, eine Arbeit finden und selbstständig leben: Um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern, braucht es viel Eigeninitiative.Was Flüchtlinge motiviert und wie man ihre Eigenverantwortung fördern kann. TEXT
Andreas Knapp, Franziska Troger, Roland Goiser
FOTO: FRANZ WEINGARTNER
D
ie Luft ist voll vom Lärm der Bohrer und Fräsen, es riecht nach erhitztem Metall. Wir stehen an einer Fräsmaschine in der Lehrwerkstätte von Pankl Systems in Bruck an der Mur, einem führenden Hersteller von Präzisionsteilen für die Automobil- und Luftfahrtindustrie. Abdulrahim Alfattal absolviert hier seit Herbst 2016 eine Lehre. Ziel des 18-jährigen Syrers aus Damaskus: Zerspanungstechniker werden. „Ich lerne hier, mit modernen, computergesteuerten Produktionsmaschinen zu arbeiten. Wenn ich in dreieinhalb Jahren mit der Lehre fertig bin, habe ich einen gut bezahlten Facharbeiterjob“, erzählt er stolz und in gutem Deutsch. Abdulrahim verdient sein eigenes Geld, steht auf eigenen Beinen. Als er im Herbst 2015 nach Österreich kam, lag diese Zukunftsperspektive in weiter Ferne: „Damals habe ich kein Wort Deutsch gesprochen. Deshalb habe ich beim Lernen wirklich Vollgas gegeben.“
BITTE, DANKE UND GRÜSS GOTT Die Möglichkeit dazu tat sich für ihn beim Projekt „Talente für Österreich“ in der obersteirischen Gemeinde Trofaiach auf. An zwei Standorten werden dort 75
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Titelgeschichte
WISSEN
FLÜCHTLINGE IN ARBEIT Von 9.532 Flüchtlingen, die 2015 ihren Asylbescheid erhielten, waren Ende 2016 rund 15 Prozent in Beschäftigung in Schulung
arbeitslos
44 %
22,8 % 15,2 %
18 % in Beschäftigung
Nawab aus Afghanistan (rechts) war einer der Besten im Auswahlverfahren der voestalpine für die begehrte Lehrstelle als Zerspanungstechniker in Leoben.
junge Flüchtlinge in enger Kooperation mit lokalen Unternehmen an eine Lehre in Mangelberufen herangeführt. Herzstück der von Josef Missethon geleiteten Initiative ist eine Schule samt Internat im Stockschloss Trofaiach. „Das Erste, was wir den Burschen beibringen, sind die drei Zauberworte: Bitte, Danke und Grüß Gott“, erklärt der ehemalige Unternehmensberater und Psychotherapeut. „Wir versuchen, ihnen eine geregelte Struktur zu geben und ihnen neben Deutschkenntnissen und Basisbildung auch Pünktlichkeit, Fleiß und Disziplin zu vermitteln, weil das Grundvoraussetzungen im Berufsleben sind“, so Missethon. „Die Jugendlichen haben einiges durchgemacht. Sie deshalb mit Samthandschuhen anzufassen, wäre aber falsch. Man muss sie gleichzeitig för-
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
dern und fordern.“ Das Konzept scheint aufzugehen: Immer mehr Burschen schaffen es in eine Lehre bei angesehenen Unternehmen der Umgebung wie etwa der voestalpine oder Pankl Systems. Bis zum Sommer sollen es bereits 50 sein, die für eine Lehre vorbereitet sind.
BESCHÄFTIGUNG ERMÖGLICHEN „Flüchtlinge und ihre Qualifikationen ernst zu nehmen und Leistung auch einzufordern, ist wichtig für ihre Integration“, weiß auch Thomas Liebig, leitender Ökonom der Abteilung für Internationale Migration der OECD in Paris. Studien zeigten, dass Flüchtlinge zu Beginn eine hohe Motivation für den Einstieg ins Bildungssystem und den Arbeitsmarkt aufwiesen, so der Ökonom. Er plädiert des-
halb dafür, keine Zeit zu verlieren: „Es geht darum, sie dort abzuholen, wo sie stehen, und sie möglichst schnell in eine nachhaltige Beschäftigung zu bringen – das erhält und stärkt ihre Motivation.“ Die beste Möglichkeit dazu biete sich häufig in Bereichen, wo ein Fachkräftemangel herrsche, wie der Industrie oder der Gastronomie. „Für diese Stellen finden sich oft keine geeigneten Inländer, deshalb macht es Sinn, auf Flüchtlinge zu setzen.“ Gleichzeitig gelte es, die Unternehmen zu unterstützen und Flüchtlinge besser auf den Arbeitsalltag vorzubereiten, denn die Rahmenbedingungen unterscheiden sich häufig erheblich von denjenigen in den Ursprungsländern. „Viele Flüchtlinge sind bereit, ihren Beitrag zu leisten“, meint Liebig.
FOTOS: FRANZ WEINGARTNER; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
arbeitsunfähig
SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Kommentar
EXPE R T E NM E I NUNG
Mitarbeit ist ein Gebot der Fairness Wir vermitteln Pünktlichkeit, Fleiß und Disziplin – das sind Grundvoraussetzungen im Berufsleben.
Flüchtlinge und Migranten müssen auch nach dem Deutschkurs an ihrer sprachlichen Integration arbeiten. Angebote dafür gibt es reichlich. TEXT
Hans Winkler
EIGENVERANTWORTUNG EINFORDERN
Das war für Abdulrahim, den angeJosef Missethon, henden ZerspanungsGründer des Projekts techniker bei Pankl, nie „Talente für Österreich“ eine Frage: „Ich wollte immer auf eigenen Beinen stehen und nicht auf das Geld anderer angewiesen sein.“ Für sein Lehrlingsgehalt von etwa 700 Euro im Monat würden jedoch nicht alle arbeiten gehen wollen, erzählt er. „Manche sagen, warum soll ich dafür arbeiten, ich bekomme auch so fast tausend Euro vom Staat“, ärgert sich der 18-Jährige. Dass nicht alle die Notwendigkeit erkennen, selbst etwas beizutragen, weiß auch Edda Engelke, eine seit Jahren ehrenamtlich engagierte Flüchtlingshelferin aus dem steirischen Frohnleiten, aus eigener Erfahrung. „Ich habe viele motivierte Flüchtlinge kennen gelernt, aber auch etliche, bei denen es da klar gehapert hat. Ich sage ihnen dann sehr direkt, dass man in Österreich nichts geschenkt bekommt und dass für ein Leben hier viel Engagement und Eigeninitiative nötig sind.“ Engelke hält es für vernünftig, dass auch der Staat Flüchtlinge zur Teilnahme an Deutschkursen und Weiterbildungen verpflichte, allerdings müsse man die Menschen begleiten und ihnen Perspektiven eröffnen: „Es ist wichtig, sie beim Weg in die Selbstständigkeit nicht sich selbst zu überlassen. Dabei dürfen und müssen wir ihre Mitarbeit einfordern.“
Sprachkurse belegen, Sprachkurse belegen, Sprachkurse belegen: Das ist das Mantra in der Integrationspolitik, das wir alle ständig im Mund führen und das selbstverständlich richtig ist. Aber was geschieht mit den Leuten, wenn sie die Sprachkurse absolviert haben? Wenn sie zwar über Einzelheiten der Grammatik und lateinische Bezeichnungen für Fälle und Zeiten Bescheid wissen, ihre Sprachkenntnisse aber nicht nutzen? Viele Flüchtlinge und Migranten bleiben im Umkreis ihrer Herkunftssprache und -kultur mit Freunden und Bekannten aus der alten Heimat und schließen kaum Kontakte in der sie umgebenden, deutschsprachigen Welt. Je größer diese Gruppe ist, desto häufiger. Weniger Gebildete haben oft auch außer dem Sprachlehrbuch keine deutschsprachigen Druckerzeugnisse daheim. Sie tun sich besonders schwer, aus der geschlossenen Welt der Herkunftskultur herauszufinden. Bei vielen fehlt auch die Motivation, sich in der für sie neuen Gesellschaft einzubringen. Die Konsequenz aus diesen Beobachtungen kann nur lauten, dass Österreich noch klarer einfordern muss – gegebenenfalls auch mit Sanktionen –, dass Integration nur
funktioniert, wenn alle mitarbeiten. Zahlreiche Projekte wie „Treffpunkt Deutsch“, bei dem auch ich mich engagiere, unterstützen Flüchtlinge auch außerhalb des Deutschkurses dabei, sich zu integrieren. Die meisten dieser Projekte werden von Freiwilligen getragen. Angebote wie diese können aber nur funktionieren, wenn jene, an die sie sich richten, auch mitmachen. Der Bringschuld des Landes muss eine Holschuld derer entsprechen, für die die Angebote geschaffen sind. Das ist auch ein Gebot der Fairness gegenüber den vielen Freiwilligen, ohne die man die Aufgabe gar nicht bewältigen kann. Denn es geht auch um die Motivation der Freiwilligen, die viel Energie und viele Stunden ihrer Freizeit in die ehrenamtliche Tätigkeit stecken. Um auch sie bei der Stange zu halten und noch weitere Menschen für die freiwillige Tätigkeit zu motivieren, muss klar sein, dass auch ihre Schützlinge eine Verpflichtung haben, ihren Beitrag zu leisten.
Hans Winkler ist Mitglied des unabhängigen Expertenrats für Integration. Er war langjähriger Leiter der Wiener Redaktion der „Kleinen Zeitung“ und engagiert sich freiwillig beim ÖIF-Projekt „Treffpunkt Deutsch“.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Titelgeschichte
R EITANS R E FLE X I O NE N
Persönlicher Einsatz zählt
Wir alle leben von der Gemeinschaft. Familie, Freunde und Netzwerke helfen im Alltag. Die Gemeinde und der Staat besorgen die gemeinschaftlichen Angelegenheiten, von den Straßen über die Schulen bis zu den Krankenhäusern. Jeder wird von der Gesellschaft getragen, jeder muss daher zu dieser Gesellschaft beitragen. Sich in der Kommune engagieren. Steuern zahlen. Denn nichts ist gratis. Alles setzt Arbeit und Einsatz voraus. Es ist letztlich der persönliche Einsatz jedes Einzelnen, auf den es ankommt. Dieses Engagement wird von allen erwartet. Auch von Flüchtlingen, Zuwanderern, von neuen Österreicherinnen und Österreichern. Auf dem Weg zu diesem Engagement sind einige Aufgaben zu erledigen. Etwa die deutsche Sprache zu erlernen, eine berufliche Qualifikation zu erwerben, sich Kompetenzen anzueignen. Das erfordert Eigenverantwortung. Diese muss jede und jeder wahrnehmen. Das bedeutet, sich anzustrengen, sich zu bemühen. Eine aktive Rolle in Bildung, Beruf und Gesellschaft einzunehmen. Persönlicher Einsatz führt zu Integration – und dann zu Sicherheit und Lebensqualität. Ist das keine lohnenswerte Perspektive?
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
ÖSTERREICHISCHE WERTE ERKLÄREN
ARBEIT GIBT SELBSTVERTRAUEN
Flüchtlingen die GrundDas wollte auch der 19-jähwerte der österreichischen rige Nawab Haidari aus Gesellschaft zu vermitteln, Afghanistan, der mittlerweile ist die Aufgabe von Barbei der voestalpine in Leobara Krainer. Als Trainerin Leistung ben als Lehrling untergefür Werte- und Orientie- und Eigenverkommen ist. Nawab trug aus rungskurse des ÖsterreiAfghanistan schwere Kriegsantwortung chischen Integrationsfonds verletzungen davon, die ihn bringt sie ihnen etwa müssen auch immer noch zeichnen. „Ich Eigenverantwortung, Leis- aktiv eingeforkann nicht vergessen, was tungsbereitschaft und dert werden. ich erlebt habe, aber meine Solidarität näher. „Wir Arbeit hilft mir, nach vorne Barbara Krainer, zeichnen zum Beispiel den Wertetrainerin des zu schauen.“ Nawab ist stolz Steuertopf auf und erar- Österreichischen darauf, nach weniger als 15 beiten dann gemeinsam Integrationsfonds Monaten in Österreich bei mit den Flüchtlingen, weleiner renommierten Firma che staatlichen Leistungen daraus finan- zu arbeiten: „Ich liebe meine Arbeit“, ziert werden. Für viele ist es überra- erzählt er strahlend. Der zurückhaltende schend, dass zum Beispiel die junge Afghane mit den wachen Augen war Mindestsicherung aus Steuern – und einer der Besten im gesamten Aufnahmedamit von allen arbeitenden Menschen – verfahren, bei dem nur Leistung zählt. Wie bezahlt wird, und nicht von internationa- er das geschafft hat? „Ich habe sehr intenlen Organisationen wie der UNO.“ siv gelernt. Zuerst Deutsch und dann auch Im Wertekurs werden auch die Schritte Fächer, die ich für die Lehre brauche, wie aufgezeigt, die bis zum Einstieg in Mathematik, Geometrie und Englisch.“ den Arbeitsmarkt notZUKUNFTSPERSPEKTIVEN wendig sind. „Wir vermitENTWICKELN teln Flüchtlingen, dass Als Deutschtrainer beim es das Ziel jedes Menschen Verein menschen.leben in Österreich sein muss, kennt Lucas Heiss Motivatiauch selbst Steuern zu onsprobleme beim Deutschzahlen“, betont Krainer: lernen nur zu gut. „Schwie„Wenn wir ihnen erklären, rig wird es, wenn meine dass mit diesen Steuern Schüler nicht richtig eindann das Gesundheitsschätzen können, wo sie mit system, die Infrastruktur Realistische ihrem Können stehen und oder auch Unterstütwas die nächsten Ziele sind.“ zungsleistungen für andere Ziele sind Realistische Ziele seien aber finanziert werden, moti- wichtig für die viert sie das schon. Auch Motivation beim besonders wichtig, weiß Heiss. „Die allermeisten weil sie der Gesell- Deutschlernen. meiner Kursteilnehmer wolschaft, die sie aufgenomLucas Heiss, len Deutsch lernen und sind men hat, etwas zurück- Deutschtrainer beim am Anfang auch sehr motigeben können.“ Verein menschen.leben
FOTOS: FRANZ WEINGARTNER, THOMAS LIEBIG (PRIVAT), VEREIN MENSCHEN.LEBEN, DRAGAN TATIC; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Von Claus Reitan, Journalist
SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Service
SERVICE & TIPPS
SIE WOLLEN MEHR WISSEN? viert. Viele erkennen aber erst im Laufe des Kurses, dass es doch länger braucht, bis sie sich richtig verständigen können oder ausreichend Die Menschen Deutsch sprechen, möglichst um eine Arbeit zu schnell in Be finden.“ Dieser krischäftigung zu tische Punkt komme bringen, erhält bei den meisten nach ihre Motivation. rund 150 bis 200 Unterrichtsstunden. Thomas Liebig, Sie dann bei der Ökonom der OECD Stange zu halten und in Paris ihren Durchhaltewillen zu wecken, sei oft eine Herausforderung, so der Trainer. In seinem Unterricht behandelt er deshalb alltagsrelevante Themen wie die Absolvierung von Behördenwegen. „Wenn sie dann beim nächsten Amtsbesuch merken, dass sich sprachlich etwas getan hat, ist das ein motivierendes Erfolgserlebnis.“ Immer wieder erzählt Heiss in seinem Kurs auch von anderen Flüchtlingen, die ihren Weg bereits erfolgreich gemacht haben und in Österreich angekommen sind. Er ist überzeugt: „Die wichtigste Motivation zum Deutschlernen ist, in Österreich eine Zukunftsperspektive zu haben.“
Weitere Informationen, Studienergebnisse und Angebote für Flüchtlinge und Zuwanderer finden Sie hier. Wer Talenten in Österreich eine Chance geben möchte und dafür praktische Expertise für die Integration junger Flüchtlinge in lokale Unternehmen, die Gemeinde und die Gesellschaft benötigt, findet beim Projekt „Talente für Österreich“ kompetente Ansprechpartner. Informationen und Kontakt unter www.talente-entwicklung.com.
Um die Werte und Regeln des Zusammenlebens in Österreich zu vermitteln, bietet der ÖIF auf bauend auf den Wertekursen öster reichweit Integrationsworkshops zu den besonders nachgefragten Themen Arbeit und Beruf, Frauen, Gesundheit, Umwelt und Nachbar schaft sowie Kultur und Gesell schaft. Die Teilnahme ist kostenlos. Alle Termine finden Sie unter www.integrationsfonds.at/termine.
Asylberechtigte, die ein Arbeitstraining in einem Betrieb machen möchten, werden dabei vom Wiener Arbeitsmarkt service (AMS Wien) bis zu 12 Wochen unterstützt. Das AMS übernimmt den Lohn des Trainee, dem Unternehmen entstehen keine Kosten. Asyl berechtigte können sich beim AMSBetreuer über das Training informieren. Nähere Informatio nen unter www.ams.at Service für Arbeitssuchende Finanzielles Förderungen Beihilfe für Arbeitserprobung/ Arbeitstraining.
MÖGLICHKEITEN NUTZEN Pankl-Lehrling Abdulrahim hat mittlerweile große Pläne. Er überlegt nach seinem Lehrabschluss berufsbegleitend die Matura nachzuholen. „Als Nächstes möchte ich auf jeden Fall den Führerschein machen, mir ein Auto kaufen und später vielleicht eine Familie gründen.“ Anderen Flüchtlingen möchte er mitgeben, ihre Möglichkeiten zu nutzen und sich anzustrengen: „Unsere größte Motivation muss es doch sein, in Österreich das Beste aus uns zu machen.“
Die Studie „Erfolgreiche Integration: Flüchtlinge und sonstige Schutzbedürftige“ der OECD liefert 10 praxisnahe Antworten auf die Frage, wie Integration möglichst rasch und gut gelingen kann. Online nachzulesen unter www.oecd.org Suche Eingabe des Studientitels.
Das Sprachportal des ÖIF und des Österreich Instituts bietet Flüchtlingen und Zuwanderern vielfältige Materialien, Filme und Übungen zum Deutschlernen. Mit dem neuen OnlineVokabeltrainer lassen sich Sprachkenntnisse im Eigenstudium vertiefen und auch die richtige Aussprache wird trai niert. www.sprachportal.at
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Doppelinterview
ERF OL GR E I C H D U R C H L E H R E
„Keine Leistung bringen, geht nicht“ Wie motiviert junge Flüchtlinge an eine Lehre herangehen und was Unternehmen ihnen vermitteln wollen, haben wir einen Lehrlingsausbildner sowie einen Hotelier gefragt. INTERVIEW
wir auch falschen Stolz. Und natürlich ist für viele der Umgang mit Frauen im beruflichen Umfeld komplett neu. Da haben wir eine klare Linie und erklären ihnen: Bei uns gibt’s genauso Frauen, die den Ton angeben.
Franziska Troger
D
ie langfristige Integration von jungen Flüchtlingen am Arbeitsmarkt ist eine der zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre. Wie Flüchtlinge gefördert werden können und was man von ihnen verlangen darf, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH mit dem Lehrlingsbeauftragten Franz Heissenberger von Porr sowie dem Hotelier Tom Stegmüller besprochen.
Was sind die Erwartungshaltungen, die Sie kommunizieren? Heissenberger: Wir sagen ganz klar:
Keine Leistung bringen, geht nicht. Der Arbeitnehmer hat genauso wie der Arbeitgeber Pflichten, die er einhalten muss. Manche haben Probleme, Fehler offen einzugestehen. Deswegen thematisieren
Herr Stegmüller, bei Ihnen im Hotel beginnt demnächst ein Jugendlicher aus Afghanistan seine Lehre als Koch. Wieso haben Sie sich dazu entschieden? Tom Stegmüller: Ich arbeite gern mit jun-
gen Leuten zusammen, für mich macht es dabei keinen Unterschied, woher sie stammen. Im Übrigen ist es gar nicht so leicht, überhaupt Lehrlinge für den Gastrobereich
mehrere Lehrlinge aus Afghanistan und waren bzw. sind mit allen sehr zufrieden. Aber natürlich gibt es Unterschiede, wie sprachliche Schwierigkeiten bei Fachausdrücken oder auch, dass manche Burschen das System der Lehre in Österreich nicht kennen. Wie kann man diese jungen Leute motivieren? Heissenberger: Einerseits muss man sich
Zeit nehmen, viele haben mehr Gesprächsbedarf und brauchen dadurch etwas mehr Betreuung. Andererseits braucht es auch ganz klare Kommunikation, wie das System bei uns funktioniert, was wir uns erwarten.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Wir sagen ganz klar, was wir uns von Lehrlingen erwarten. Franz Heissenberger ist Lehrlingsbeauftragter bei der Firma Porr.
ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
Herr Heissenberger, Sie sind als Lehrlingsbeauftragter in ständigem Kontakt mit Flüchtlingen, die eine Lehre machen. Was unterscheidet sie von anderen Auszubildenden? Franz Heissenberger: Wir hatten bereits
SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Doppelinterview
Ich will jemandem eine Chance geben, der sie zu nützen weiß. Tom Stegmüller ist Hotelier und bildet einen afghanischen Flüchtling aus.
zu bekommen. Ich will jemandem eine Chance geben, der sie auch zu nützen weiß. Sehen Sie hier einen Unterschied zu einheimischen Jugendlichen? Stegmüller: Der Jugendliche war bereits
zum Probearbeiten bei mir, war sehr engagiert und hat bereits nach dem ersten Tag sehr selbstständig gearbeitet. Das ist nicht
bei allen Lehrlingen so. Heissenberger: Das merken wir auch bei
den Flüchtlingen, die bei uns eine Lehre machen. Viele erkennen schnell, dass sie hier eine Chance bekommen, die sie vielleicht kein zweites Mal erhalten. Was raten Sie anderen Unternehmen, die geflüchtete Jugendliche
als Lehrlinge aufnehmen wollen? Heissenberger: Das Um und Auf ist es,
dass jene Menschen, die direkt mit den Lehrlingen zusammenarbeiten, gut vorbevorbe reitet sind. Im Idealfall ist der Lehrling aufgeho außerdem in der Gemeinde gut aufgehoArbeits ben und wird auch außerhalb der Arbeitsstätte dabei unterstützt, selbstständig zu werden. Stegmüller: Ich rate allen, offen zu sein. Was zählt, sind oft nicht Zeugnisse oder Fachkenntnisse, sondern die Persönlichkeit und der Arbeitswille des Lehrlings. Jeder, der es sich vorstellen kann, Lehrlinge auszubilden, sollte es ausprobieren.
ZAHLEN & FAKTEN
WELCHE HÜRDEN GIBT ES BEI DER BESCHÄFTIGUNG VON FLÜCHTLINGEN? Zahlreiche Unternehmen interessieren sich dafür, Flüchtlinge einzustellen. Dennoch sehen sich viele mit speziellen Herausforderungen konfrontiert. QUELLE: MITTELSTANDSBAROMETER EY, JÄNNER 2016
100 % 90 %
Mangelnde
80 %
kenntnisse
70 %
Deutsch-
76% Hoher büro-
60 %
20 % 10 % 0
45% Mangelnde Qualifikation der Flüchtlinge
30 %
Mangelnde Deutschkenntnisse
40 %
Hoher bürokratischer Aufwand
47%
50 %
kratischer Aufwand
Mangelnde Qualifikation
76 Prozent der österreichischen Unternehmen stehen der Beschäftigung von Flüchtlingen positiv bzw. eher positiv gegenüber – das ergab der vom Beratungsunternehmen „EY“ Anfang 2016 erhobene „Mittelstandsbarometer“ zum Schwerpunkt Flüchtlinge am Arbeitsmarkt. Zu den größten Einstellungshindernissen befragt, gaben zwei Drittel der Unternehmen mangelnde Deutschkenntnisse an. Zudem wurden der mit der Einstellung verbundene Bürokratieaufwand sowie mangelnde Qualifikationen der Flüchtlinge als Hürden genannt. Auch die fehlende Planungssicherheit während laufender Asylverfahren stellt für viele der befragten Unternehmen eine Erschwernis dar.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Tipps für Engagierte
Probleme anpacken
chreib en S integ rmagazin@ie an at i o n s f o n d s. at .
BAHRI TROJER EMPFIEHLT:
Sie engagieren sich für Flüchtlinge? Trotzdem hakt es bei deren Integration? Schildern Sie uns Ihre Probleme und Erfahrungen. Zwei Experten geben Ihnen konkrete Anregungen für Ihre Herausforderungen vor Ort. TEXT
Andreas Knapp
Isoliertes Leben in Österreich – was tun?
PETRA DRAXL, 56
Die Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice (AMS) Wien und studierte Pädagogin gilt als profunde Kennerin der Berufsintegration von Flüchtlingen. Das AMS Wien betreut etwa zwei Drittel aller arbeitslosen Flüchtlinge in Österreich.
BAHRI TROJER, 47
arbeitet als Integrationskoordinator des ÖIF in Salzburg intensiv mit Flüchtlingen vor Ort. Die Herausforderungen beim Start in Österreich kennt der gebürtige Kosovoalbaner aus erster Hand, nicht zuletzt aus seinem eigenen Integrationsprozess.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Anton Huber* unterstützt eine geflüchtete Frau aus Afghanistan. Er möchte wissen, wie er sie motivieren kann, Deutsch zu lernen und Anschluss mit Einheimischen zu suchen:
Aus der Passivität holen Fatima ist Mutter von vier Kindern. Es bietet sich an, sie verstärkt in das Sozialleben rund um Schule und Kindergarten einzubinden. So könnte Fatima ihre Kinder regelmäßig zur Schule bringen und von dort abholen oder eine Speise aus ihrer Heimat für das nächste Schulfest zubereiten. Aktivitäten wie diese steigern Fatimas Selbstwertgefühl und erhöhen den Kontakt mit der lokalen Bevölkerung. Unterschiede klarmachen Sprechen Sie mit Fatima und lassen Sie sich erklären, wie ihr Leben in Afghanistan ausgesehen hat. So können Sie Vertrauen aufbauen und mehr über Kultur, Religion und Mentalität erfahren. Machen Sie ihr dann die Unterschiede zum Alltag in Österreich klar und bringen Sie ihr die Lebensweise in Österreich näher. PETRA DRAXL EMPFIEHLT:
„Fatima hat vier Kinder und war Analphabetin. Ich habe ihr einen Alphabetisierungskurs ermöglicht. Mehr will sie allerdings nicht tun, obwohl sie kaum ein Wort Deutsch spricht. Meine Einwände, die Sprache besser zu erlernen, verebben. Zudem geht Fatima kaum aus dem Haus. Einkaufen gehen ihr Mann oder die älteren Kinder.“ Anton Huber*, 35 Flüchtlingshelfer
Genau hinschauen Finden Sie möglichst präzise heraus, woran es scheitert. Nur dann können Sie gegensteuern. Frauen wie Fatima haben oft wenig Bildungserfahrung und Bewusstsein für die essenzielle Bedeutung von Bildung für ihren Integrationsprozess. Motivieren sie Fatima, dranzubleiben und helfen Sie ihr, passende Bildungsangebote zu finden, beispielsweise Deutschkurse mit begleitender Kinderbetreuung. Grenzen setzen Definieren Sie für sich selbst, wie viel Zeit und Energie Sie bereit sind, in Fatima zu investieren. Setzen Sie sich und Fatima auf dieser Basis Grenzen. Zu sagen „Mir ist das zu viel, ich kann nicht mehr – ich mag dich aber trotzdem“ bewahrt Sie davor, auszubrennen.
FOTOS: PETRA SPIOLA, ÖIF
I NTEGR AT I O N S - R AT G E B E R
Sie s i Fl nd in i n t e gü c h t l i n g d e r sra und br tion a U n tea u c h e n kt i v d rstüt z u n ga b e i ? S
SCHWERPUNKT: EIGENVERANTWORTUNG
Tipps für Engagierte
* Name von der Redaktion geändert
PETRA DRAXL EMPFIEHLT:
Gemeinsame Behördenwege Viele Flüchtlinge haben Scheu im Umgang mit Behörden und sind nur mangelhaft über vorhandene Angebote informiert. Begleiten Sie Maher bei Behördenwegen und vernetzen Sie sich mit Ansprechpartnern in wichtigen Institutionen. So können Sie etwa gemeinsam mit Maher zum Arbeitsmarktservice (AMS) gehen und dort mit ihm und seinem Betreuer die nächsten Schritte besprechen.
Kaum Deutsch und keine Arbeit – was tun? Gertrude Berger* betreut seit 2014 ehrenamtlich einen Flüchtling aus Syrien. Sie beobachtet fehlende Motivation beim Deutschlernen und Probleme bei der Jobsuche:
„Maher hat in Syrien bei einer Pipeline-Firma gearbeitet und Rohre verschweißt. Da er keinen Beruf erlernt hat, bekam er vom AMS Kurse. Mittlerweile hat er drei SchweißZertifikate. Trotz mehrerer Deutschkurse spricht er Deutsch nur auf Level A. Maher ist unwillens Deutsch zu lernen, um einen adäquaten Job zu bekommen.“ Gertrude Berger*, 62 Flüchtlingshelferin
Klartext statt Phrasen Vermitteln Sie Maher unmissverständlich, dass Deutschlernen ein Muss ist, um einen Job zu finden. Machen Sie ihm zudem klar, dass ihm die Mindestsicherung gestrichen werden kann, wenn er nicht arbeiten möchte und dass diese aus Steuern finanzierte Sozialleistung nur als Überbrückung für Notsituationen gedacht ist. Erklären Sie dieses Warum immer wieder. Arbeitstraining mit Deutschkurs Motivieren Sie Maher dazu, ein Arbeitstraining mit einem Deutschkurs zu kombinieren. Erste Arbeitserfahrungen können nicht nur seinen Einstieg in einen regulären Job erleichtern, sondern auch seine Motivation zum Deutschlernen erhöhen, weil sie eine Perspektive aufzeigen, warum er die Sprache lernen soll. Arbeitstrainings für Flüchtlinge werden vom AMS finanziert und sind für Betriebe kostenlos. Sie sind auch Teil des von der Bundesregierung vorgesehenen verpflichtenden Integrationsjahrs. BAHRI TROJER EMPFIEHLT:
Landsleute als Mentoren Gibt es Menschen in Ihrer Gemeinde, die ähnliche Erfahrungen wie Maher gemacht haben und seine Muttersprache sprechen? Wenn ja, gewinnen Sie sie als Mentoren
für ihn. Menschen mit demselben kulturellen und sprachlichen Hintergrund finden leichter Vertrauen und vereinfachen die Kommunikation. Überzeugungsarbeit gelingt über sie leichter. Realistischer Zeithorizont Versuchen Sie Maher einen realistischen Zeithorizont zu setzen. Menschen mit geringer Bildungserfahrung brauchen fürs Deutschlernen oft länger. Kalkulieren Sie auch Phasen ein, in denen es mal besser, mal schlechter funktioniert. Machen Sie Maher dennoch immer wieder klar, dass er keinen Job finden wird, bevor er die Sprache nicht beherrscht. Leistung einfordern Knüpfen Sie Ihre Unterstützung an klare Bedingungen. Fordern Sie von Maher im Gegenzug für Ihre Hilfestellung auch Einsatz und Leistung ein. Nur wenn Ihr Verhältnis auf Gegenseitigkeit und klaren Spielregeln basiert, werden Sie Ihr Engagement auf Dauer aufrechterhalten können.
SERVICE & TIPPS
ÖIF-INTEGRATIONSBERATUNG Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) bietet Flüchtlingen und Zuwanderern kostenlose Integrationsberatung und unterstützt sie dabei, eigenverantwortlich die nächsten Schritte in ihrem Integrationsprozess zu planen. Mit Integrationszentren in Wien, St. Pölten, Linz, Graz, Salzburg, Klagenfurt und Innsbruck sowie mobilen Beratungsstellen in Gemeinden ist der ÖIF österreichweit vertreten. Informationen zu den ÖIFStandorten und Beratungszeiten finden Sie unter www.integrationsfonds.at.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Integration in Schulen
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KOSTENLOS REGISTRIEREN
Sie sind Pädagoge in Schule oder Kindergarten? Machen Sie Migration und Integration auf spannende Art und Weise zum Thema – mit mehr als 100 fertig ausgearbeiteten Lernmaterialien. TEXT
Kristin Längle
STÖBERN
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as bedeutet es, als Flüchtling sein Heimatland zu verlassen? An was genau glauben Muslime? Leben Menschen aus dem Ausland anders als wir? Fragen wie diese und viele andere stellen sich auch Kinder und Jugendliche. Zu einer konstruktiven und altersgerechten Auseinandersetzung mit den Themen Migration, Integration und Zusammenleben lädt die neue ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Lernplatt form. Mit mehr als 100 direkt einsetz baren Lernmaterialien rund um Integra tion bietet sie Aktivitäten für nahezu jedes Unterrichtsfach. Die vielfältigen Materi alien wurden von Pädagogen erstellt und eignen sich für den Einsatz im Kinder garten und für Schüler von 6 bis 19 Jahren.
UND SO GEHT’S
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
1 Machen Sie sich auf www.zusammen-oesterreich.at/ lernplattform ein Bild der zahlreichen Materialien. Für die gezielte Suche wählen Sie aus, welche Bildungsstufe, welches Alter oder welcher Unterrichtsgegenstand für Sie interessant sind. Von Deutsch, Psychologie und Geschichte über Religion und Musik bis hin zu Turnen oder sogar Informatik warten unterschiedliche Materialien auf ihren Einsatz.
FOTOS: WHATCHADO.COM, WOLFGANG FUNDER (PRIVAT); ILLUSTRATIONEN: ISTOCKPHOTO.COM, FLATICON.COM
Sie können sich durch alle Lernmaterialien klicken und sich von diesen Kurzbeschreibungen ansehen. Nach einer kostenlosen Registrierung haben Sie zudem die Möglichkeit, viele weitere Funktionen der Lernplattform zu nutzen und sich fertig ausgearbeitete Materialien für Ihren Unterricht herunterzuladen.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Integration in Schulen
BEREIT FÜR DIE KLASSE
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Sie haben sich für ein Lernmaterial entschieden? Laden Sie nun die dazugehörigen Arbeitsblätter und die Stundentafel herunter. Darin finden Sie alles, was Sie für die Stunde brauchen: Hintergrundinformationen, eine Beschreibung der Aufgabenstellung, Kopiervorlagen und den Zeitrahmen der Aktivität von der Erklärung bis zur Nachbesprechung.
n ratio Integ e Klass r e r in Ih hema zum T n mache
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4 INTERAKTIV ARBEITEN
Wenn Sie Materialien der Lernplattform bereits in Ihrem Unterricht eingesetzt haben, können Sie diese auf der Lernplattform bewerten. Sie haben selbst eine Idee für ein Lernmaterial zum Thema Integration? Dann sind Sie herzlich eingeladen, diese auf der Lernplattform zu veröffentlichen. Durch das Engagement von Pädagogen aus ganz Österreich wird die Sammlung an Materialien laufend erweitert.
BEWERTEN & EIGENE IDEEN HOCHLADEN
Das Thema Integration ist gerade allgegenwärtig und auch für meine Schüler wichtig. Die Angebote der Lernplattform erleichtern die praktische Auseinandersetzung im Unterricht. Wolfgang Funder, Lehrer aus Niederösterreich
Einige Lernmaterialien verfügen über interaktive Aufgaben, die Sie Ihren Schülern zur Verfügung stellen können. Dafür haben Sie die Möglichkeit, einen Online-Projektraum für Ihre Klasse einzurichten, in dem Sie Übungen veröffentlichen, den Arbeitsfortschritt Ihrer Schüler einsehen und Abgaben bewerten.
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Ich habe bereits einige Materialien der Lernplattform in meinen Klassen verwendet. Die Schüler haben sich sehr interessiert eingebracht und auch persönliche Erfahrungen geteilt. Vildana Arnautovic, Lehrerin aus Wien
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
I NTEGR AT I O N V O R O R T
Vorbilder, die motivieren Das Mentoring-Projekt „Nightingale“ vermittelt Schülern mit Migrationshintergrund den Wert von Bildung und macht sie mit ihrer neuen Heimat Salzburg vertraut. TEXT
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chüler mit ausländischen Wurzeln und aus einkommensschwachen Familien haben es auf ihrem Bildungsweg oft sehr schwer“, weiß Daniela Nöbauer, Leiterin des Projekts „Nightingale“ der Salzburger Kinderfreunde. „Es mangelt an Deutschkenntnissen, aber auch am Vertrauen zu sich selbst.“ Durch „Nightingale“ werden zugewanderte Schüler gefördert, die erst seit kurzem in Österreich sind. In erster Linie geht es
Die neue Heimatstadt kennen lernen und an den eigenen Schulerfolg glauben: Dabei hat FH-Studentin Zagorka Stjepanovic die 7-jährige Adriana Ilic aus Serbien unterstützt.
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FOTOS: KINDERFREUNDE SALZBURG, ANITA NAGLMAYR (PRIVAT)
Andreas Knapp
MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Wir möchten den Schülern zeigen, dass auch sie studieren können, wenn sie sich anstrengen.
darum, ihr Selbstwertgefühl bei der Gestaltung der und ihre Bildungsmotivation aktuell elf Mentoring-Partzu erhöhen. Gleichzeitig wird nerschaften kaum Grenzen versucht, ihnen ihre neue gesetzt. „Wichtig ist, dass die Lebensumgebung näherzuKinder aktiv sind und ihre Daniela Nöbauer, neue Lebensumgebung in bringen. Umgesetzt wird dies mit der Hilfe von Mentoren: Projektleiterin Salzburg besser kennen lerStudenten der Universität nen, anstatt zuhause vor dem Salzburg, der Pädagogischen Hochschule Fernseher zu sitzen“, hebt Nöbauer hersowie von Fachhochschulen nehmen die vor. Durch die gemeinsamen Aktivitäten Schüler im Alter von acht bis zehn Jahren entstehen zwischen den Studenten und für ein Semester unter ihre Fittiche. Schülern meist enge persönliche Beziehungen – nicht zuletzt, da die Mentoren FREUNDSCHAFT VERBINDET auch stets die Eltern ihrer Schützlinge Einmal pro Woche machen die Mentoren kennen lernen und mehr über den sozialen mit den Schülern Ausflüge in Museen, ins und kulturellen Hintergrund der Familie Theater, besuchen Bibliotheken oder an- erfahren. Dieses Wissen erleichtert es, bei dere Kultureinrichtungen. Auch Sport, konkreten Schulproblemen zu unterstütMusizieren, Kochen oder Basteln stehen zen und bei Bildungsfragen beratend zur auf dem Programm – der Kreativität sind Seite zu stehen.
NUTZEN FÜR BEIDE SEITEN Durch die Mentoren bekommen die Schüler nicht nur bildungserfahrene Wegbegleiter an die Seite gestellt, sondern lernen Vorbilder außerhalb ihres familiären und schulischen Umfeldes kennen. „Wir möchten ihnen zeigen, dass sie den Schulabschluss schaffen und auch studieren können, wenn sie sich anstrengen“, so Nöbauer. „Gerade Mädchen motiviert es sehr, wenn sie durch die meist weiblichen Mentorinnen vorgelebt bekommen, dass Frauen und Männer in Österreich die gleichen Bildungschancen haben.“ Auch die Studenten profitieren von ihrer Mentoring-Tätigkeit, durch die sowohl pädagogische als auch interkulturelle Kompetenzen ausgebaut werden. Wer Interesse hat: Für den nächsten Durchgang werden noch Mentoren gesucht.
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: „Nightingale SchülerInnenMentoring“ – ein Projekt auf Basis eines internationalen SchülerInnen-Mentoring-Konzepts, das 1997 in Schweden entwickelt wurde. PROJEKTTRÄGER: Kinderfreunde Salzburg GEBIET: Stadt Salzburg ZIELGRUPPE: Volksschüler mit Migrationshintergrund und Förderbedarf aus Drittstaaten zwischen acht und zehn Jahren MENTOREN: Studenten pädagogischer Fachrichtungen, die Schüler mit ausländischen Wurzeln ein Semester lang begleiten FINANZIERUNG: „Nightingale“ finanziert sich aus Mitteln des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres und des Bundesministeriums für Bildung. KONTAKT: Daniela Nöbauer, Österreichische Kinderfreunde – Landesorganisation Salzburg, daniela.noebauer@sbg.kinderfreunde.at
DAS SAGT DIE VOLKSSCHULDIREKTORIN:
Ich bin vom Nightingale-Mentoring begeistert. Die Schüler, die bisher daran teilgenommen haben, profitieren massiv davon. Nicht nur ihre Deutschkenntnisse, sondern auch ihre kulturellen und sozialen Fähigkeiten haben sich sehr verbessert. Die Kinder fühlen sich wertgeschätzt, sind stolz auf ihre Aktivitäten, werden aufgeschlossener und offener. Auch die Eltern werden angespornt, sich mehr mit ihrem Kind zu beschäftigen, weil ihnen die Studenten viele Möglichkeiten dazu aufzeigen. Anita Naglmayr, Direktorin der Volksschule Gnigl in Salzburg
TIPPS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG: Zahlreiche lokale Integrationsprojekte werden durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union, das Innenministerium (BMI) und das Integrationsministerium (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF), Team Förderungen, unterstützt bei der Fondsabwicklung. Der ÖIF ist als Anlauf- und Servicestelle beauftragt, Projektinteressierte zu informieren und die Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte durchzuführen. Mehr Informationen zum AMIF und der Antragstellung finden Sie auf www.bmi.gv.at Asyl-, MigrationsAufgabengebiete und Integrationsfonds (AMIF), auf Integration Asyl-, www.bmeia.gv.at Migrations- und Integrationsfonds sowie Themen auf www.integrationsfonds.at EU-Fonds. WEITERE FÖRDERTÖPFE: Je nach Thema und Ort können Sie auch hier Unterstützung erhalten: Europäischer Sozialfonds: www.esf.at EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation: www.ec.europa.eu/social Initiative Vielfalter: www.viel-falter.org Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds: www.waff.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
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L E R N M AT E R I AL
Den Schuleinstieg erleichtern Das Gymnasium Purkersdorf führt Flüchtlinge mit einer Übergangsklasse an den regulären Unterricht heran.
AKTIONSTAGE 2017
POLITISCHES BASISWISSEN Zur Auseinandersetzung mit dem Thema Politik animieren vom 23. April bis 9. Mai die Aktionstage Politische Bildung des Bildungsministeriums. Neben Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit gibt es unter dem Motto „Mitmachen – Vernetzen – Dranbleiben“ in allen Bundesländern vielfältige Angebote für Schulklassen und Lehrkräfte, darunter Workshops, Vorträge, Filmvorführungen, Lesungen, Ausstellungen oder Diskussionsrunden. Koordiniert werden die Aktionstage vom Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule, das Schulen und auch außerschulische Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung von Politischer Bildung unterstützt. Weitere Informationen finden Sie unter www.aktionstage.politischebildung.at
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
A
Wir möchten Flüchtlinge möglichst rasch an den normalen Unterricht heranführen.
nfangs haben wir Englisch und anderen Pflichtgedacht, ein normaler fächern auf dem Programm. Deutschkurs wäre INTEGRATION Alexandra Lux, ausreichend für unsere geÜBER TEILHABE flüchteten Schüler“, erin- Lehrerin am BG Um den Kontakt mit den nert sich Alexandra Lux, Purkersdorf österreichischen Mitschülern Lehrerin und Flüchtlingskoordinatorin am Gymnasium Purkers- zu fördern, bleiben die Flüchtlinge neben dorf in Niederösterreich. „Doch jedes dem Förderunterricht in ihrer jeweiligen Fach hat spezielles Vokabular. Wenn man Stammklasse. „Es ist wichtig, dass sie weinicht weiß, was Verben oder Nomen sind, terhin in die Klassengemeinschaft inteoder was sich hinter Prozent und Dreieck griert sind. Wir versuchen daher auch, sie verbirgt, kann man dem Unterricht nicht auf Exkursionen, Projektwochen und Skifolgen.“ Die Schule initiierte daher im kurse mitzunehmen“, so Lux. Sie ist vom November 2016 eine Übergangsklasse für Nutzen der Übergangsklasse überzeugt: Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und „Wir sehen, dass sich die Schüler weiterSomalia. Im Zuge dieses Unterrichts entwickeln und Schritt für Schritt befähigt werden die Jugendlichen speziell gefördert werden, am normalen Unterricht teilzuund lernen fachspezifische Begriffe nehmen. Ein Mädchen ist bereits so gut, kennen. Pro Woche stehen zehn Stunden dass sie die Übergangsklasse bald nicht in Deutsch sowie sechs in Mathematik, mehr braucht.“
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
BE G R I FFE M I T M IG R AT IO N S H I N T E R G R U N D
Wortwanderung
Wu S i e ss s t e n c dass hon, …?
Begriffe, die in den deutschen Sprachraum einoder aus diesem ausgewandert sind.
FOTOS: BG PURKERSDORF; ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR
Mit einer Debatte ist eine lebhafte Besprechung oder ein Wortstreit gemeint. Entlehnt wurde das Wort im 17. Jahrhundert aus dem gleichbedeutenden französischen débat. Während die Herkunft des Wortes einfach zu erklären ist, können die Anlässe für Debatten sehr vielfältig sein. Der Geliebte hat im Serbischen eine radikale Wandlung erfahren. Ein gelipter ist dort nämlich ein Schlitzohr. In seiner Gesellschaft sollte man also lieber vorsichtig sein. Das Fauteuil zeigt, wie ein Wort durch mehrfache Migration die Karriereleiter hinaufklettern kann: Von den Franken als klappriger Faltstuhl (faldestueil) eingeschleppt, entwickelte sich dieser im gepol Französischen zum gepolsterten Lehnsessel. Zurück bekamen wir ihn als Luxusmöbel, in dem wir gerne dem Müßiggang frönen.
Den Schlafrock trägt man in Polen nicht nur zum Schlafengehen, sondern auch vor oder nach einem Bad, im Krankenhaus oder auf der Couch. So avancierte der slafrok im Polnischen zum Kleidungsstück für fast jede Lebenslage – eine Ansicht, die auch Udo Jürgens teilte. Alkohol genießt man auch hierzulande gerne. Das Wort wurzelt im persischen
Gratis auflegen! Sie möchten ZUSAMMEN:ÖSTERREICH gerne in Ihrem Verein, Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation auflegen und auch anderen Interessierten zugänglich machen? Gerne stellen wir Ihnen Exemplare von jeder Ausgabe kostenlos zur Verfügung!
gol für Blume. Im Iran ist es ein alter Brauch, durch Destillation die Essenz von Blumen zu extrahieren, genannt golâbgiri. Im Arabischen wurde daraus der alkohol. Das Butterbrot wanderte ebenfalls in die russische Sprache aus. Niemand weiß jedoch, wie die Butter vom russischen buterbrod (бутерброд) verschwunden ist. Im Russischen bedeutet das
Wort belegtes Brot – allerdings ohne Butter. Der Schmetterling kündet mit seiner Farbenpracht vom nahenden Frühling. Seine Herkunft stammt vom tschechischen Wort smetana für Milchrahm und bezieht sich auf einen alten Volksglauben, dass Schmetterlinge kleine herumfliegende Hexen seien, die sich an der Milch zu schaffen machen.
Senden Sie dazu ein E-Mail an magazin@integrationsfonds.at und teilen Sie uns darin den Namen Ihrer Organisation, die Postanschrift sowie die gewünschte Auflage mit.
Imm e a kt u r el Infos le Integ zu ratio n
Ich stimme zu, dass die von mir per E-Mail übersendeten Daten für die Durchführung des Versandes vom ÖIF elektronisch verarbeitet und verwendet werden. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Diese Zustimmung kann jederzeit schriftlich widerrufen werden. Nach einem Widerruf werden die Daten vom ÖIF gelöscht. Eine Stornierung ist jederzeit möglich. Sie erwerben keinen Rechtsanspruch auf den Erhalt des Magazins. Sollte das Magazin, aus welchen Gründen auch immer, nicht erscheinen, behält sich der ÖIF das Recht vor, den kostenlosen Bezug des Abos zu stornieren.
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Jasmin Kavian, 18
Informationen kritisch zu hinterfragen, ist für die Maturantin mit iranischen Wurzeln wichtig.
S O ZIA LE M E D I E N U ND IN T E G R AT IO N
Zusammenleben 2.0 Wie verändern soziale Medien wie Facebook unser Zusammenleben? Das hat sich ZUSAMMEN:ÖSTERREICH am Wiener Oberstufenrealgymnasium Hegelgasse 14 angesehen. TEXT
Andreas Knapp
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
D
as Klima auf Facebook hat sich total verschärft“, findet Jasmin Kavian. Die 18-Jährige, die Wurzeln im Iran hat, macht vor allem das Entstehen von so gege nannten Infoblasen dafür verantwortlich. „Wenn ich einen Artikel mag, werden mir automatisch nur ähnliche Artikel vorgeschlagen.“ Viele Menschen sähen dadurch nur mehr das, was sie sehen wollten. „Manche leben dadurch zunehmend in ihrer eigenen Wirklichkeit, die mit der Realität oft nicht mehr viel zu tun hat – das ist gefährlich für das Zusammenleben“, so die Maturantin. Was sie anderen Jugendlichen mitgeben will: „Überprüft Informationen – egal woher sie kommen. Nur weil Bekannte etwas posten, heißt das nicht, dass es stimmt. Ich versuche immer, Informationen zu überprüfen, sei es über Google oder die ‚Zeit im Bild‘.“
Die gefäh rliche Seite von F book wurd acee bewusst, a mir ls mich Salafisten a schrieben ngehaben. Egzon
Maturant
Sadiku,
MENSCHEN UND PROJEKTE
Nachgefragt
Egzon Sadiku, 19
Der Schüler wurde über soziale Medien schon mit islamistischer Propaganda konfrontiert.
M
ein Facebook-Profil hab ich deaktiviert, weil man online zu viel Zeit verschwendet – manchmal auch mit den falschen Leuten“, erklärt Egzon Sadiku, der als Kind mit seinen Eltern aus Mazedonien nach Österreich kam. „Die gefährliche Seite von Facebook wurde mir bewusst, als mich dort Salafisten angeschrieben haben, was ich sofort abgeblockt hab“, erzählt der Maturant, der Grafikdesigner werden möchte. „Ich bin gläubig und es macht mich wütend, wenn Leute im Namen der Religion andere radikalisieren oder sogar für den IS anwerben wollen.“ Wie sehr soziale Medien zur Radikalisierung missbraucht werden können, hat Egzon über einen Bekannten mitbekommen. „Dessen Freund ist in radikale Kreise geraten und dann in Syrien gestorben. Das hat mich echt geschockt.“
Maximilian Brustbauer, 30
Der Deutsch- und Geschichtelehrer setzt auf die Vermittlung von Medienkompetenz.
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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hatsApp war schneller. Das musste Maximilian Brustbauer, Deutschund Geschichtelehrer, kürzlich feststellen, als er mit einem Artikel über muslimische Burschen, die Mädchen Kleidungsvor Kleidungsvorschriften machen wollen, vor die Klasse be trat. „Alle hatten ihn schon geteilt und bereits heftig darüber diskutiert.“ Dass sich Jugendliche Informationen über soziale Medien holen, sieht der junge Lehrer zwiespältig: „Grundsätzlich ist das sehr positiv, allerdings sind meine Schüler dort auch täglich mit Halb- und Unwahrheiten konfrontiert – die Unterscheidung fällt des ihnen oft schwer.“ Brustbauer setzt deshalb auf die Vermittlung von Medienkompetenz, indem er fragwürdige Artikel kritisch mit seinen Schülern diskutiert. „Dafür nehme ich mir viel Zeit, denn mit falschen Informationen lässt sich keine konstruktive Debatte führen.“
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
I NTEGR AT I O N S B O T S C H A F T E R I N
Die Mutmacherin Als Teenager hätte sich Steffi Stankovic´ (24) jemanden gewünscht, der sie bestärkt und ihr Mut macht. Als Integrations botschafterin möchte sie heute jungen Menschen genau das vermitteln. TEXT
Michaela Reisinger
J
eder kann etwas aus sich machen, nur der eigene Wille zählt“, erzählt Steffi Stankovic´ an einem Donnerstagmorgen Schülern der Berufsschule für Haar- und Körperpflege im 14. Wiener Gemeindebezirk. Die Friseurin und Makeup-Artistin mit serbischen Wurzeln weiß, wovon sie spricht. Sie selbst kam vor sechs Jahren aus Belgrad nach Wien und musste sich sehr ins Zeug legen, um hier auch tatsächlich Fuß zu fassen. Jetzt erzählt sie als Integrationsbotschafterin der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH jungen Leuten, wie sie es geschafft hat.
WIENERISCH AUF DIE HARTE TOUR „Ohne gut Deutsch zu sprechen, kommt man in Österreich nicht weit“, macht Stankovic´ den Schülern gleich zu Anfang klar. Sie hatte zwar selbst an der Belgrader Kunstschule ein Jahr Deutsch gelernt und sich auch in ihrer Freizeit mit deutschsprachiger Literatur beschäftigt – für das Leben und Arbeiten in Österreich war das aber nicht genug. Vor allem der Dialekt
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Akzeptanz ist für Steffi Stanković (im Bild rechts), Friseurin und Make-up-Artistin serbischer Herkunft, entscheidend für ein gutes Miteinander.
FOTOS: ÖIF/UNGER
MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
SERVICE
DIE INTEGRATIONSBOTSCHAFTER
Ich will Jugend-
machte ihr anfangs zu liche motivieren, teln: „Nehmt einander schaffen. „Mein Chef hat über den Tellerso, wie ihr seid. Zählen konsequent Wienerisch mit rand des Versoll das eigene Engagemir gesprochen, weil er der ment, nicht die Hertrauten hinausMeinung war, ich müsse kunft, die Religion oder zuschauen. reden können wie die das Geschlecht.“ Steffi Stanković, Kunden im Salon“, erzählt Friseurin & Make-up-Artistin AUCH ERNSTE die Friseurin. „Und er THEMEN ANSPRECHEN hatte recht. Das war zwar hart, aber heute bin ich ihm dankbar da- Nach der zweistündigen Diskussion mit für.“ Denn mittlerweile spreche sie vier den Schülern ist Stankovic´ begeistert: Sprachen fließend: ihre Muttersprache „Besonders beeindruckt hat mich, wie ofSerbisch, Deutsch, Englisch – und Wiene- fen die Schülerinnen und Schüler mitdisrisch. Gerade in ihrer Branche mit viel kutiert und wie viele Fragen sie gestellt Kundenkontakt gehe es ohne ausgezeich- haben.“ Das ist für Stankovic´ auch das nete Deutschkenntnisse einfach nicht, Ziel ihrer ZUSAMMEN:ÖSTERREICHda man viel Zeit mit anderen Menschen Schulbesuche: „Ich will junge Leute verbringe und oft „fast schon eine Psycho- durch meine eigene Geschichte motivieren, Vorurteile zu hinterfragen und über login“ sei. den Tellerrand des Vertrauten hinauszuSCHÜLER ERMUTIGEN schauen.“ In Diskussionen mit Schülern „Ich bin aber auch hier, um Jugendlichen könnten gerade auch vielschichtige TheMut zu machen, die sich nicht so leicht men wie Ausgrenzung besser thematisiert tun“, bekräftigt Stankovic´. „Die Jugend und aufgearbeitet werden als durch einen ist dazu da, die eigene Identität zu suchen Frontalvortrag, meint Stankovic´: „Oft ist – für Jugendliche mit Migrations- oder es auch einfach wichtig, dass Betroffene Fluchthintergrund gilt dies noch viel stär- begreifen, dass man mit Einsatzbereitker.“ Das Gefühl, nicht dazuzugehören, schaft alles erreichen kann, was man will kennt Stankovic´ aus ihrer eigenen Erfah- – auch das macht Mut.“ rung: Als Transsexuelle hatte sie in Belgrad eine sehr schwierige Schulzeit. Neben der Ermutigung, alles für die eigeSteffi Stanković (24) ist in Belgrad ne Integration zu tun, ist es ihr deshalb geboren und aufgewachsen. Seit 2011 lebt besonders wichtig, Akzeptanz zu vermit- und arbeitet sie in Wien.
„ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“ ist nicht nur der Name dieses Magazins, sondern auch einer Initiative von Integrationsminister Sebastian Kurz und dem ÖIF. Gut integrierte Migranten besuchen als Integrationsbotschafter Schulen in ganz Österreich, erzählen ihre persönliche Erfolgsgeschichte und diskutieren mit den Schülern – um Vorurteile abzubauen und Motivation zu schaffen. Seit ihrer Gründung erreichte die Initiative bereits mehr als 50.000 Schüler. Die Initiative wird laufend ausgebaut: Unter dem Motto „Teamplay ohne Abseits“ werden Workshops für Fußballvereine angeboten, darüber hinaus fördert die ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Akademie Studierende mit Flucht- oder Migrationshintergrund. Erfahren Sie mehr auf www.zusammenoesterreich.at oder www.facebook.com/ zusammenoester reich.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
NEUES V O M Ö S T E R R E I C H IS C H E N I N T E G R AT IO N S F O N DS ( ÖI F)
Integration aktuell
WIEN: Zur Frage „Wie viel Europa braucht der Islam?“ veranstaltete der ÖIF am 28. Februar eine Expertendiskussion. Mit knapp 200 Besuchern diskutierten unter anderem Mouhanad Khorchide von der Universität Münster, Nahostexpertin Karin Kneissl und Zekirja Sejdini von der Universität Innsbruck über die Herausforderungen eines Islams europäischer Prägung.
WIEN: Im Vorfeld der vom Integrationsministerium organisierten Integrationskonferenz „Vienna Future Talks“ besuchten am 23. Jänner Vertreter aus 15 Ländern gemeinsam mit Integrationsminister Sebastian Kurz einen Werte- und Orientierungskurs des ÖIF. Unter den Teilnehmern war unter anderem Corinne Cahen, die luxemburgische Ministerin für Familie und Integration.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
integ r www. at i o n s f o n d s.
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APRIL
WIEN: Der ÖIF und die Tageszeitung „Die Presse“ luden am 23. März zum Auftakt der Gesprächsreihe „Gesellschaft im Wandel: Was hält uns zusammen?“. „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak sprach mit dem deutschen Philosophen und Schriftsteller Rüdiger Safranski (im Bild) über Identität, Kultur und Religion vor dem Hintergrund der Flüchtlingsintegration. MÄRZ
FEBRUAR
JÄNNER
GRAZ: Am 30. Jänner präsentierten ÖIF-Geschäftsführer Franz Wolf und der Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner das neue Kinderbuch „Schau, ein Kakadu“ in einem Grazer Kindergarten. Das Vorlesebuch richtet sich vor allem an Pädagogen in Kinderbetreuungseinrichtungen und wurde kostenlos an weitere Grazer Kindergärten verteilt.
ÖSTERREICH: Der ÖIF zieht Bilanz über das Jahr 2016: Mehr als 70.000 Beratungen in den landesweiten Integrationszentren und an den mobilen Beratungsstellen in Gemeinden unterstützten Flüchtlinge und Zuwanderer bei ihrem Integrationsprozess. Rund 14.000 Personen informierten sich in einem ÖIF-Werte- und Orientierungskurs über Grundwerte, Rechte und Pflichten in Österreich.
FOTOS: FOTO FISCHER, CHRISTIAN GEORGESCU, DRAGAN TATIC, PETER-ANDREAS HASSIEPEN/MÜNCHEN, ÖIF
ÖSTERREICH: Gemeinsam mit dem HueberVerlag hat der ÖIF das Lehrwerk „Schritte Plus NEU Österreich“ für Österreich adaptiert. Das Lehrwerk kombiniert Deutschlernen auf A1-Niveau mit Vokabeln und Informationen zu österreichischen Alltagssituationen. Wer möchte, kann zum Lehrwerk zusätzliche Materialien erwerben, die vor allem Flüchtlingen die Werte und Regeln des Zusammenlebens in Österreich näherbringen. Bestellung unter www.sprachportal.at.
A ÖIFAkti lle f i n d e v i t äte n nS auf ie
MENSCHEN UND PROJEKTE
Alltag und Werte vermitteln
ÖI F- P U B LI K AT I O N S R E I H E
Experten diskutieren kontroverse Themen
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In der neuen ÖIF-Publikationsreihe „Perspektiven“ beziehen Experten zu aktuell brisanten Themen Stellung. Zum Thema der religiösen Verschleierung legt unter anderem Saïda Keller-Messahli ihre Sichtweise dar. Sie ist Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam.
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elche Standpunkte vertreten Muslime und Islamexperten, wenn es um das Verbot der Vollverschleierung im öffentlichen Raum geht? Wie kann ein Islam europäischer Prägung aussehen, der europäische Werte mit religiösen Ansichten verbindet? Wie sind die aktuellen politischen Entwicklungen in der Türkei zu bewerten? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt der neuen „Perspektiven“-Reihe des ÖIF. Jede Ausgabe befasst sich mit einem anderen aktuellen und viel diskutierten Thema, das auch für das Zusammenleben in Österreich eine wichtige Rolle spielt.
In Interviews, geführt von Köksal Baltaci, Journalist der Tageszeitung „Die Presse“ und Preisträger des „Journalistenpreis Integration“, kommen dabei nationale und internationale Experten zu Wort. Das Ziel der Publikation: ein breites Meinungsspektrum abbilden und eine sachlich geführte Debatte rund um Integration fördern.
POSITIONEN ZUM BURKAVERBOT Die erste Ausgabe der „Perspektiven“ widmet sich dem Thema der religiösen Verschleierung. Köksal Baltaci sprach dazu mit Nahostexpertin Karin Kneissl, Migrationsforscher Heinz Faßmann, Menschen-
rechtspreisträgerin Saïda Keller-Messahli, Religionspädagoge Zekirija Sejdini, Islamismusexperte Ahmad Mansour und Carla Amina Baghajati, Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Saïda Keller-Messahli sieht die Burka als Uniform der Taliban und Symbol für die Unterdrückung der Frau. Ein Verbot wertet sie als klares politisches Zeichen. Ahmad Mansour weist auf die in Europa geltende Kommunikationskultur hin. Mimik und Gestik des Gegenübers zu sehen, sei dabei essenziell. Zekirija Sejdini rät vor allem im Hinblick auf den Kampf gegen Radikalisierung zu einer differenzierten Debatte. Karin Kneissl betont, dass ein Burkaverbot betroffenen Frauen in Österreich den Rücken stärken würde. In der Reihe der „Perspektiven“ ebenfalls bereits erschienen sind Ausgaben zu den Themen Türkei und Islam europäischer Prägung. Sie können die „Perspektiven“ kostenlos herunterladen oder bestellen auf www.integrationsfonds.at/perspektiven.
KURZ GEMELDET
DEUTSCHLERNEN IM AUSLAND
Kurse für alle Alters- und Niveaustufen sowie Fachsprachkurse bietet das Österreich Institut mit Standorten in Budapest, Belgrad, Bratislava, Brünn, Rom, Sarajevo, Warschau, Krakau und Breslau. Die Sprachprüfungen sind international anerkannt. www.oesterreichinstitut.at
#YOUNGVOLUNTEERS 2017
Am 15. Mai findet in der Universität Wien von 10 bis 19 Uhr die Freiwilligenmesse YoungVolunteers statt. Studierende und Oberstufenschüler können sich bei rund 50 Organisationen über freiwilliges Engagement informieren. Eintritt frei! www.freiwilligenmesse.at
FÖRDERUNG FÜR ANERKENNUNG
Zuwanderer sowie Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte, die ihre ausländischen Qualifikationen aus Bildung und Beruf in Österreich bewerten und anerkennen lassen möchten, können beim ÖIF um eine finanzielle Förderung ansuchen. www.berufsanerkennung.at
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Frühe sprachliche Förderung
S P I EL E R I S C HE S D E U T SC H L E R N E N
Kinder mit Sprache und Kunst vertraut machen „Schau, ein Kakadu“ ist der Titel eines neuen Vorlesebuchs, das Kinder ab vier Jahren beim Deutschlernen unterstützt. Frühe sprachliche Förderung spielt eine wichtige Rolle: je besser die Sprachkenntnisse bei Schuleintritt, desto höher der Bildungserfolg. TEXT
Maja Sito
eiße Federn, der Kunst. Gleichzeigelber Schopf, eletig unterstützt es die gant von Fuß bis Sprachentwicklung Birgit Kofler, Leiterin Kopf. Flügel schwingt jetzt wie von Kindern mit und der Wind, auf ins nächste Bild des Teams Spracherwerb ohne Migrationshintergeschwind!“, so beschreibt beim ÖIF grund. In elf Kapiteln, sich der Titelheld des Buchs: die auf die Bildungsein wissbegieriger und gesprächiger Kaka- bereiche im Kindergarten abgestimmt sind, du. Auf seiner Reise durch das Belvedere werden Begriffe zu unterschiedlichen Museum fliegt er von einem Gemälde zum Themen vermittelt: von Farben und anderen, bringt Kindern die Bilderwelten Formen über Obst und Gemüse oder von Klimt, Monet oder Schiele näher und Körpersprache und Gefühle. Zur tieferen unterstützt beim spielerischen Deutsch- Auseinandersetzung liegen dem Buch lernen. „Der Kakadu spricht in Reimen. pädagogische Lernmaterialien für Kinder Das weckt die Sprechfreude der Kinder mit unterschiedlichen Deutschvorkenntund animiert sie, Klänge nachzuahmen nissen bei. Die Übungen können von und Wörter selbst zu formen“, weiß Birgit Pädagogen ohne große Vorbereitung in Kofler. Sie leitet das Team Spracherwerb den Tagesablauf integriert werden. Das beim ÖIF, der das Kinderbuch in Koope- Kinderbuch soll aber nicht nur im Kinration mit dem Integrationsministerium, dergarten zum Einsatz kommen, sondern dem Belvedere Museum und dem Öster- auch zuhause. Ziel ist es, mehr Eltern zu reich Institut herausgebracht hat. motivieren, ihren Kindern vorzulesen. „Auch in den eigenen vier Wänden fällt FÜR PÄDAGOGEN UND ELTERN das Lernen leichter, wenn es nebenbei „Schau, ein Kakadu“ gewährt schon den passiert – wie beim Kakadu, wo der Spaß Jüngsten spannende Einblicke in die Welt im Vordergrund steht“, so Kofler.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
uch D e m Bh lr e ic h e za i! li e g e n t e r ia li e n b e a m n r e Le We it e r a u f S ie n e d f in
l.at/ chpor ta a r p s . w ww kakadu
BUCH UND ÜBUNGEN ALS GESAMTPAKET Interessierte finden „Schau, ein Kakadu“ zusammen mit den Begleitmaterialien im gut sortierten Buchhandel. Weiterführende Übungen, aber auch andere Materialien zur frühen sprachlichen Förderung gibt es auf www.sprachportal.at. Wer die Arbeit mit dem Vorlesebuch noch lebendiger gestalten möchte, sollte am besten selbst im Belvedere vorbeischauen. So weiß auch der Kakadu: „Zum Leben kommt ein jedes Bild, wenn man’s mit seinen Träumen füllt.“
ILLUSTRATIONEN: ANNETT STOLARSKI
W
Das Vorlesebuch weckt die Sprechfreude von Kindern und fördert das frühe Deutschlernen.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Termine
„Schau, ein Kakadu“ regt die Fantasie an und ermöglicht das Lernen mit allen Sinnen. Altersgerechte Lernspiele sorgen für mehr Übung mit der deutschen Sprache.
TERMINE
WIEN: Flüchtlinge und Zuwanderer erfahren im ÖIFIntegrationsworkshop „Arbeit und Beruf“ in Kooperation mit dem Austrian Talent Network mehr über die Jobsuche in Österreich. Der Workshop ist kostenlos und wird in Arabisch gedolmetscht. Wann & wo: 10 – 11.30 Uhr, Integrationszentrum Wien, Landstraßer Hauptstraße 26. Anmeldung: bildung@ integrationsfonds.at. APRIL
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LINZ: Einen Überblick über das österreichische Gesundheitssystem vermittelt der ÖIF-Integrationsworkshop „Gesundheit“, der in Dari/Farsi gedolmetscht wird. Flüchtlinge und Zuwanderer können kostenlos teilnehmen. Wann & wo: 13 – 16 Uhr, Integrationszentrum OÖ, Weingartshofstraße 25. Anmeldung: oberoesterreich@ integrationsfonds.at. MAI
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AUF EINEN BLICK
PROJEKT: Vorlesebuch „Schau, ein Kakadu. Der Kakadu auf Bilderreise im Belvedere“ ZIELGRUPPE: Kinder mit Deutsch als Erst- oder Zweitsprache im Alter von vier bis sechs Jahren ANGEBOT: Das Vorlesebuch ist inklusive Begleitmaterialien und Spielepostern im gut sortierten Buchhandel zum Preis von 14,90 Euro (UVP) erhältlich. GEBIET: österreichweit KONTAKT: Für weitere Informationen und Auskünfte wenden Sie sich bitte an sprache@integrationsfonds.at
WEITERE ANGEBOTE: ÜBUNGSANLEITUNGEN und Zusatzmaterialien zu „Schau, ein Kakadu“ können Sie kostenlos herunterladen unter www.sprachportal.at/kakadu. MIT AKTIVITÄTENBLÄTTERN für den Kindergarten unterstützt der ÖIF die frühe sprachliche Förderung. Übungen mit Liedern, Reimen und Bewegungsspielen bieten vielseitige Anregungen für die Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache. www.sprachportal.at Deutsch lernen Deutsch lernen für Kinder. „MEINE FREUNDE UND ICH“ ist ein Lehrwerk speziell für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache im Übergang von Vorschule und Kindergarten zur Grundschule. www.sprachportal.at Kurs- und Arbeitsbuch.
GRAZ: Für Freiwillige, die sich in Deutschlerngruppen engagieren, bietet der ÖIF den Workshop „Methodik und Didaktik: Tipps & Tools“. Er liefert Anregungen, welche Methoden und Übungen sich für die Arbeit mit Lerngruppen eignen. Wann & wo: 15 – 17.30 Uhr, Integrationszentrum Steiermark, Reitschulgasse 19. Anmeldung: steiermark@ integrationsfonds.at. JUNI
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
In der statistischen Broschüre finden sich unter anderem Daten zur Erwerbstätigenquote von Frauen in Österreich. Frauen ohne Migrationshintergrund
Frauen mit Migrationshintergrund
STATIS T I K B R O S C H ÜR E
70 %
Spezifische Zahlen und Fakten zur Situation von zugewanderten Frauen stehen im Zentrum einer neuen Statistikbroschüre des ÖIF.
Frauen aus der Türkei
TEXT
42 %
Franziska Troger
B
Ausländerinnen sind im Beruf häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Österreicherinnen.
ildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen und Familienplanung – das Leben der rund 940.000 Frauen mit Migrationshintergrund, die 2015 in Österreich wohnten, unterscheidet sich in vielen Bereichen von jenem von Österreicherinnen. So sind Migrantinnen aus ehemaligen Gastarbeiterländern häufig schlechter gebildet als einheimische Frauen: Fast drei Viertel der Frauen aus der Türkei verfügen lediglich über einen Pflichtschulabschluss. Unter Frauen aus Ex-Jugoslawien betrifft dies immer noch über 40 Prozent. Betrachtet man die zweite Generation zeigt sich aber, dass sich ihr Bildungsniveau zusehends jenem der einheimischen Frauen angleicht.
SELTENER ERWERBSTÄTIG, ÖFTER ARBEITSLOS Unterschiede zeigen sich auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt: Nur 57 Prozent der Frauen mit Migrationshintergrund sind erwerbstätig, unter Österreicherinnen ohne Migrationshintergrund
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
liegt die Erwerbstätigenquote hingegen bei 70 Prozent. Ausländerinnen sind zudem häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. 2015 war ihre Arbeitslosenquote mit 13 Prozent fast doppelt so hoch wie unter Österreicherinnen (7 Prozent). Jene Ausländerinnen, die im Erwerbsleben stehen, verdienen im Jahr netto rund 16.000 Euro und haben damit nur rund 80 Prozent des Nettojahreseinkommens von Österreicherinnen zur Verfügung.
FRÜHERE HEIRAT, MEHR KINDER Bei der Lebens- und Familienplanung unterscheiden sich Frauen mit Migrationshintergrund ebenfalls von Österreicherinnen: So heiraten etwa türkische Frauen durchschnittlich mit 23 Jahren und sind damit um fast acht Jahre jünger als Österreicherinnen. Zuwanderinnen haben auch größere Familien. Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien bekommen durchschnittlich zwei Kinder, bei Frauen aus der Türkei liegt der Wert bei 2,4 – bei österreichischen Frauen hingegen nur bei 1,4.
57 % Frauen aus dem ehem. Jugoslawien (außerhalb der EU)
59 %
WISSEN
KOSTENLOS BESTELLEN Zahlen, Daten und Fakten stehen im Zentrum der neuen Statistikbroschüre „migration & integration – Schwerpunkt Frauen“. Anhand verschiedener Indikatoren wie Sprache und Bildung, Arbeit und Beruf oder Familie und Gesundheit wird die Lebenssituation von Migrantinnen in Österreich dargestellt. Sie können die ÖIF-Statistikbroschüre zum Schwerpunkt Frauen kostenlos bestellen oder herunterladen auf www.integrationsfonds.at Publikationen.
FOTOS: ÖIF/ÖZBAY, DONAU-UNIVERSITÄT KREMS
Frauen im Fokus
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Publikationen, Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration. FORSCHUNGSPREIS INTEGRATION: Der ÖIF fördert mit dem INTEGRATION „Forschungspreis Integration“ 2017 die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen Migration und Integration. Dissertationen, Diplom- und Masterarbeiten sowie Bachelorarbeiten können mit 3.000, 2.000 sowie 1.000 Euro ausgezeichnet werden. ——
FORSCHUNGSPREIS
Jetzt noch Bewerbungen für den „Forschungspreis Integration“ einreichen unter www.integrationsfonds.at Stipendien & Preise Forschungspreis.
INTERRELIGIÖSE KONFERENZ: Am 7. und 8. März organisierte die Donau-Universität unter dem Titel „Strategien gegen Hass – Chancen der Verständigung in der pluralen Gesellschaft“ eine interreligiöse Konferenz. In Podiumsdiskussionen und Workshops wurden unter anderem Maßnahmen gegen Hetze im Internet sowie Folgen der Radikalisierung thematisiert. Einen Nachbericht zur Konferenz finden Sie unter www.donau-uni.ac.at.
FACT SHEET ÜBER VERSCHLEIERUNG: Das aktuelle ÖIF-Fact-Sheet Verschleierung geht der Frage nach, wie im Islam sich die Verschleierung von Frauen durch den Koran begründet, wie die rechtliche Lage auf EU-Ebene aussieht und in welchen Gesellschaften Verschleierung als Pflicht angesehen wird.
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Februar 2017
Fact Sheet 265 Aktuelles zu Migration und Integration
Inhalt
Islam Global Islam in Österreich – Zahlen und Fakten Verschleierung im Koran Interpretation und Kritik Formen und Stufen der Verschleierung Verschleierungsvorschriften MRK und EuGH Gutachten Nationale Regelungen: Österreich Deutschland und Frankreich Schweiz Niederlande, Bulgarien und Belgien
Seite 2 Seite 3
Seite 4 Seite 5 Seite 6
Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 13
Seit 1912 ist der Islam eine anerkannte Religion in Österreich. Heute leben laut Schätzungen circa 600.000 Muslim/innen hierzulande. Immer wieder sind das Tragen des Kopftuchs oder andere Verschleierungsformen Gegenstand von Debatten. Das vorliegende Fact Sheet geht der Frage nach, wie sich die Verschleierung von Frauen durch den Koran begründet, welche Formen es von Verschleierungen gibt, wie die rechtliche Lage zur Verschleierung auf EU-Ebene aussieht und in welchen Gesellschaften die Verschleierung als Pflicht angesehen wird.
Sie können das Fact Sheet kostenlos herunterladen unter www.integrationsfonds.at Themen Publikationen Fact Sheets.
NEUE WEBSITE „ISLAMPORTAL“: Die Universität Innsbruck hat ein neues Onlineportal entwickelt, das unter dem Titel „Islamportal“ einen wissenschaftlich fundierten und objektiven Zugang zu verschiedenen islamischen Themen bietet, Informationen zu Veranstaltungen liefert und eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Ereignissen ermöglicht. Informieren Sie sich über den Themenkreis Islam unter www.islamportal.at.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Zusammen:Genießen
G A S T FR E UNDSCHAFT
Die Wurzel für die schlanke Linie
Sattmacher. In Südostasien ist die Maniokwurzel ein Hauptnahrungsmittel. „Ursprünglich kommt sie aber aus Südamerika“, weiß Mai Lan. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie in Wien das Restaurant „Bep Viet“, wo Liebhaber der vietnamesischen Küche „Bánh sắn“ probieren können: gedämpften Maniokkuchen. „Maniok hat in Vietnam eine lange Tradition. Da die Wurzel reich an Stärke ist, wurde sie während großer Hungersnöte verstärkt angebaut und galt früher als Nahrung der armen Leute“, erzählt sie.
In unseren Breiten kaum bekannt, wird die Maniokwurzel vom Ehepaar Mai Lan und Hung Nguyen zu einem gesunden Kuchen verarbeitet. TEXT
Maja Sito
Street Food. In den letzten Jahren hat die junge Generation in Vietnam Maniok wiederentdeckt und bietet sie als Getränk oder gedämpft als Street Food an. In Österreich setzen die Nguyens auf den süßen Gaumen. „Die Besonderheit unseres Kuchens: Wir verleihen ihm mit PandanBlättern eine schöne grüne Farbe“, verrät Mai Lan. Die gesunde Optik trügt nicht, denn beim Dämpfen bleiben alle Vitamine und Mineralstoffe erhalten – zudem hat Maniok nur wenig Fett. Dem gesunden Genuss steht damit nichts im Weg. GEDÄMPFTER MANIOKKUCHEN: 1. 500 g geschälte Maniokwurzel für 7 Stunden in Wasser einweichen. 2. Die Wurzeln reiben, Flüssigkeit auspressen. 400 ml Kokosmilch und 200 g Zucker hinzugeben. 3. Wer möchte, kann die Masse mit gehackten und in Wasser verdünnten PandanBlättern färben. Dann in eine Backform füllen und 35 Minuten über dem Wasserbad dämpfen. Abkühlen lassen, in Stücke schneiden und mit Kokosraspeln servieren.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Mai Lan und Hung Nguyen betreiben das „Bep Viet“ im vierten Wiener Gemeindebezirk, das im Mai seinen ersten Geburtstag feiert.
BEP VIET
Favor itenstraße 2 1040 Wien www.bep-viet.at
MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“
ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY
flüchtige Beziehung engl. für "zu, nach"
eine gute Nachricht vom Arbeitsmarkt
n ache Mitm n d
u en! n w e g in
beruflicher aktiv Aufstieg werden, ägyptischer zur Tat Sonnengott schreiten
Zelt der Prärieindianer
5 Interesse zeigend Windstoß Zweikampf Dank für die Mühen angekommen
von Erfolg gekrönt
1
"Feuer, Leidenschaft" in der Musik witzige Idee
weder morgen noch übermorgen
gar nicht so wichtig sich schnell bewegen
Team an Bord eine Tendenz haben
zu fünfzig Prozent afrikanische Antilope
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sportliches Fahrrad
Sie eines von
... ist menschlich "... ipso" (von selbst)
drei Büchern „Die neuen Völkerwanderungen“. Noch nie zuvor lebten so viele Menschen außerhalb ihres Geburtslandes. Der Journalist Claus Reitan hat aus Interviews mit Experten und
2 Moment, Augenblick
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kompakten Sachinformationen
Abk. für "ehrenamtlich"
einen Überblick zu diesem Thema zusammengestellt. Teilnahmeinfos unter
Meister in seinem Fach
www.integrationsfonds.at/
9 ZuckerNussKakaoMasse
Milde, Pardon, Nachsicht
FOTOS: ÖIF/UNGER, FLICKR_DESIGNER OUTLET SALZBURG
und gewinnen
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techn. Hochschule in Zürich
"langes I"
wegen, aufgrund Abk. für "Santa"
das Web
Sie das Rätsel
Gruppe von zwei Personen
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der Weg nach oben
Lösen
wo man sich normalerweise aufhält
selbstverständlich
4 Kameraden am Arbeitsplatz oder im Kurs
6
ein "eitler Vogel" Zeichen für Radon
Welches Wort suchen wir?
gewinnspiel.
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Zugewandert: die Krawatte Man sagt ihr nach, sie sei neben Socken das unbeliebteste Geschenk für den Mann, im Berufsleben kommen viele aber nicht an ihr vorbei. Das offizielle Geburtsjahr der Krawatte wird auf 1660 datiert, als Ludwig XIV. kroatische Söldner anheuerte. Deren Uniform rundete eine hravatska ab: ein Stück Stoff, das man am Kragen in Form einer Schleife befestigte und deren Enden über der Brust hingen. Das Accessoire begeisterte den König so sehr, dass er die cravate
innerhalb des französischen Adels verbreitete. Von dort trat sie ihren Siegeszug in ganz Europa an. Die korrekte Bindetechnik wurde im 19. Jahrhundert besonders wichtig. So präsentierte der französische Adelige Saint Hilaireder in seinem 1827 veröffentlichten Buch „L’art de mettre sa cravate“ bereits 32 Krawattenknoten. Im Zuge der industriellen Revolution war schließlich auch bei der Krawatte Zweckmäßigkeit
Edition Steinbauer, ISBN: 978-3-902494-76-4
ge Allt mit genst agsän M h i n t i g ra t i d e e rg o n s run d
angesagt: Sie wurde länger, aber auch schmaler und ähnelte damit bereits dem Stil, in dem wir sie heute kennen. Noch ein Tipp für besondere Fans des bunten Halsbinders: Am 18. Oktober ist Welttag der Krawatte.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
i Zwe n . he ftsc s Men erkun e iH Ein Z w e n d e r. c h t e . lä chi Ges
ZU S A M M E N : LE B E N
Solotanz ade Andrea und Lukas haben nicht nur ihren Tanzschritt perfektioniert, sondern gehen auch privat gemeinsam durchs Leben. TEXT
Julian Unger
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
tanz. Das nächste Ziel des österreichischslowakischen Pärchens: die Staatsmeisterschaft.
MIT HARMONIE UND TAKTGEFÜHL „Beim Tanzen in der Formation braucht es nicht nur Fitness und Körperbeherrschung, sondern auch ein gutes Gespür für Synchronität. Alle Bewegungen der Gruppe müssen ein harmonisches Gesamtbild ergeben“, erklärt Andrea, die im Tanzsport einen guten Ausgleich zu ihrem Marketing-Job sieht. „Ich habe durch das Tanzen viel Selbstvertrauen gewonnen.
Das hilft mir auch bei der Arbeit mit Jugendlichen“, erzählt Lukas, der als Sozialarbeiter bei der Stadt Wien tätig ist. Beide sind sich einig: Die Verbindung aus Sport und Ästhetik macht die Faszination beim Tanzen aus. „Zum Glück ist Andrea so musikalisch, sie hält uns beide im Takt“, wirft Lukas lachend ein. Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
FOTO: ÖIF/UNGER
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chnelle Tempowechsel, platzierte Schritte und perfekte Haltung. Wenn man Andrea, deren Wurzeln in der Slowakei liegen, und Lukas beim Training beobachtet, wirkt alles leichtfüßig. Doch hinter der gemeinsamen Rumba oder Samba steckt harte Arbeit. „Wir üben fünf Mal pro Woche, sowohl einzeln als auch in der Formation“, erzählen sie. Kennen gelernt haben sich die beiden auf dem Tanzparkett, mittlerweile sind sie auch privat ein Paar. Bei Wettkämpfen feierten Andrea und Lukas bereits Erfolge wie den fünften Platz bei der WM im Formations-
Jeden Tag erreichen Sie unzählige Informationen. Nur wenige davon sind es wert zu wissen. Was wirklich wert ist zu wissen, lesen Sie täglich in der „Presse“. Die Presse.com – Wir schreiben seit 1848.
UNSERE MITARBEITER SIND UNSERE WERTVOLLSTE RESSOURCE Jeder unserer rund 9.000 Mitarbeiter hat Anteil an unserem Erfolg. Auch wenn hier leider nicht alle Platz finden, für uns ist jeder einzelne Mitarbeiter eine wichtige Ressource für unser Unternehmen. Deswegen ist es PALFINGER ein besonderes Anliegen, dass sie als unsere primären Stakeholder zufrieden sind. Mehr zur Nachhaltigkeitsoffensive vom Weltmarktführer für Hebe-Lösungen sowie unseren Werten Unternehmertum, Respekt und Lernen erfahren Sie auf www.palfinger.ag/de/nachhaltigkeit
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Van Kurt, Teodor, Annemarie, Xian-Jie, Raimund, Radan, Woo-Sick, Milan, Hermann, Leo, Ramic, Todovic, Reinhold, Akash, Claudio, Jakob, Zsolt, Imre, Seung-Ju, Tamas Janas, Konrad, Muhamad, Edis, Gökhan, Ionel, Geza, Slavko, Johannes, Slavoljub, Tjerk, Alfred, Philipp, Oliver, Rudolf, Bratislav, Andreas, Pedram, Silvio, Ok-Hwan Dominik, Khaled, Mukremin, Rene, George, Tomasz, Damir, Gerald, Norbert, Gabriel, Muhammed, Anh Ngoc, Alen, Ahmet, Cemil, Georg, Dragan, Peter, Miha, Samuel Vigh, Kyung-Ho, Laszlo, Marceta, Min-Woo, Karl-Heinz, Turgay, Eileen, Ismet, Nasri, Djurica, Yalcin, Helmut, Otilio, Ok-Ja, Christine, Elisabeth, Jernej, Raphaela, Christa Dagmar, Sylvia, Lucija, Paul, Claudia, Monika, Andreas, Josef, Dieter, Gernot, Biljana, Milivoje, Hannes, Ehrentrude, Dusica, Alois, Tanja, Doris, Zdenko, Lucia, Diana, Vinko Rupert, Nga Thi, Irmingard, Klaus, Patricia, Gottfried, David, Andreja, Wolfgang, Silvia, Uwe, Yeong-Cheol, Julia, Rainer, Francesco, Rupprecht, Clemens, Tuan Thanh Susanne, Elvir, Nadine, Ernst, Katharina, Anh Tuan, Sabine, Marie-Louise, Matthias, Manuela, Cedric, Hung Quang, Simone, Melanie, Sophia, Mihael, Friederike, Chien Thi Maria, Slobodan, Werner, Boban, Tomaž, Eckhard, Rochus, Kristina, Phuong Thi Minh, Jennifer, Balthasar, Milosija, Hung Van, Ljubica, Marija, Edo, Milojko, Anneliese Renate, August, Jovan, Herwig, Sasa, Frank, Antonio, Henrik, Heike, Gunther, Anna, Sophie, Heinrich, Ui-Jin, Olaf, Sergej, Erwin, Christina, Irene, Oswin, Sascha, Duong Hai Matej, Husein, Jožef, Edvard, Doroteja, Min-Hui, Otto, Alexandra, Ursula, Erik, Zoltan, Goran, Young-Hyo, Jutta, Leopold, Edmund, Karin, Sevda, Peter, Vukašin, Horst Angelika, Johanna, Andre, Bianca, Evgeniya, Binh Van, Ramona, Gerolf, Thao Thi, Martina, Manh Van, Dionys, Tobias, Sebastian, Klaus-Peter, Johann, Slavica, Georg Mirjana, Ismael, Agnesa, Lukas, Miomir, Benedikt, Domenik, Hubert, Eveline, Gunnar, Xuan, August, Thuong Cong, Gabriele, Massimo, Roberto, Michele, Alfio, Giorgio Borut, Oscar, Giuseppe, Carlo, Luigi, Momčilo, Graziano, Agostino, Angelo, Giovanni, Zinajid, Niklas, Dušanka, Bledar, Raffaele, Youssef, Mohamadou, Chuong Van, Michael Davide, Lorenzo, Harwinder, Humberto, Cheick, Vladko, Marauan, Tung Thang, Milomir, Dung Ngoc, Emiliano, Zdravko, Olgert, Alessio, Alan, Tiziano, Cristiano, Boro Hang Thi, Willibald, Simon, Franz, Hieu Xuan, Albert, Stephan-Dennis, Hai Hoang, Othmar, Ferdinand, Franz, Samo, Inge, Martin, Arif, Lujzim, Gertrud, Vjekoslav, Barbara Felix, Nghia Ngoc, Christopher, Irmgard, Rafael, Klarissa, Engin, Maximilian, Max, Sabrina, Muharem, Franjo, Khanh Duy, Valter, Ljubo, Vesna, Vekoslav, Long Ba Tuong Dubravko, Majda, Nikolaus, Heribert, Regina, Due Van, Johann, Tuan Duc, Walter, Nadja, Manja, Mathias, Johann, Richard, Leonardo, Qiufang, Kerstin, Corinna, Phat Van Bojan, Eva, Antje, Vinzenz, Katja, Sandro, Ha Van, Sylwester, Yan Baochang, Marvin, Phuong Duy, Ornella, Javad, Demir, Taner, Hans, Jürgen, Dusko, Dino, Margit Trung Kien, Ralph, Siegmund, Anton, Bettina, Maria, Hao Thi, Hans, Darjan, Fritz, Sven, Smaijl, Vanessa, Nora, Joachim, Anh Mai, Gergely, Stefanie, Stephan, Michael Ramazan, Ferenc, Radisa, Tae-Man, Alija, Quan Viet, Sakir, Thu Thi Minh, Rebekka, To Van, Emanuel, Aleksandyr, Viktor, Hans Peter, Tamara, Ludwig, Eduard, Tung Thanh Dragomir, Stephan, Nam Quang, Ljubisa, Riko, Radosav, Vitali, Ercument, Zlatko, Zeljko, Gustav, Zlatomir, Pavao, Lucas, Milenko, Franz, Josef, Borko, Momo, Maurice Quan Xuan, Mario, Herbert, Kiem Dang, Mohit, Carina, Franz, Felix, Walter-Robert, Vladan, Mirel, Bashkim, Nebojsa, Steve, Galin, Ufuk, Thuan Trong, Silvester, Göksal Halit, Phong, Van, Ali, Karoline, Izet, Byung-Hag, Svetislav, Ljubinko, Bogdan, Muharrem, Deniz, Philip, Suada, Idriz, Vedat, Arsen, Dusan, Yasar, Wilfried, Vuto, Filip Radoslav, Mesut, Cornel, Stanko, Mirko, Julius, Alfons, Bruno, Georg, Binh Thi, Alexander, Alvaro, Yuri, Israr, Leticia, Natanael, Alex, Jian, Yuan, Ansley, Kumar, Hanqin 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Đorđe, Silvestra, Matjaž, Elvis, Tine, Jožica, Egon, Iztok, Sejad, Emsad, Senad, Velibor, Tu Manh, Ljubiša, Pašan, Budislav, Đuro, Haris, Zvonko, Dorotej, Mensur, Alisa Viktoria, Thanh Viet, Annika, Chang-Bum, Joel, Nathalie, Elias, Victoria, Jahn, Roswitha, Patrizia, Lorenz, Carolin, Mariella, Hannah, Valeriya, Alina, Marlene, Kolett, Gerda Kevin, Lisa-Maria, Fabio, Aleksander, Jože, Friderik, Vojko, Dušan, Miladin, Željko, Kristjan, Damijan, Ludvik, Štefan, Srečko, Janko, Viljem, Radojica, Ferid, Jurij, Hans Bernarda, Emil, Alenka, Johann, Mladen, Loris, Rajko, Skender, Sebastijan, Davor, Aljoša, Jeton, Mazo, Zorančo, Franci, Muhamed, Zijad, Srđan, Nikola, Sebastjan, Admir Miralem, Naser, Simeon, Fidan, Sabir, Amir, Penyo, Lekov, Sanel, Mujo, Husmir, Alessandro, Sulejman, Nevzet, Jasmin, Ermin, Branimir, Nebojša, Mirza, Fikret, Azem Mihret, Zedin, Belmin, Vilko, Rukib, Toni, Mile, Zikret, Aleksandar, Ervin, Evel, Nedžad, Besim, Eniz, Almir, Veldin, Omer, Eldin, Samin, Medin, Mirnes, Samed, Emir, Džemal Hajrudin, Emrah, Aca, Stojan, Nusret, Jani, Anica, Natalyia, Cornelia, Alic, Katharina, Anita, Nicola, Marc, Ani, Galina, Roza, Zhivko, Iliyan, Snezhan, Rusalin, Minka Radostin, Zhecho, Angel, Yordanka, Stoyka, Valeri, Svetoslav, Lyubomir, Vladislava, Slavka, Nedyu, Hristo, Todor, Nikolay, Plamen, Tihomir, Veselin, Stanimir, Violin Tsvetelin, Tatyana, Velin, Nedko, Dilyan, Ivo, Neli, Lidiya, Radostina, Angelina, Dimitar, Mihail, Penka, Velichka, Ventsislav, Kostadin, Yordan, Georgi, Trifon, Denitsa, Tanya Mira, Salzitsa, Valentin, Darina, Gena, Valya, Veselka, Stoyan, Maya, Krasimir, Atanas, Encho, Manyo, Kemal, Angelinka, Zhivka, Zeyneb, Andon, Nivyana, Dobromir, Ivanka Petko, Lazar, Doycho, Violeta, Konstantin, Ivelin, Todorka, Dimo, Mitko, Vasilka, Gergana, Yanka, Stoyanka, Mincho, Yuliyana, Rumen, Aleksandur, Kolyo, Mariana, Teodora Vinelin, Mariyana, Dinko, Gancho, Dyako, Miho, Nedelcho, Dimcho, Rosen, Zhelyazko, Dobri, Ivaylo, Milen, Zhelyo, Kamen, Stamo, 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