ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 2014/2

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S o mmer 2014

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Drei ips tetr S t ä di n n e n ! g e w /19

Österreichische Post AG/Sponsoring.Post 08Z037821S, Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien

S. 18

Integration leicht gemacht Service: Zehn Tipps für Ihre Gemeinde

Stadt oder Land?

Kontroverse: Wo’s Zuwanderer einfacher haben

Sachlich statt reiSSerisch Ausschreibung: Journalistenpreis für konstruktive Berichterstattung

Gemeinden stärken – Zusammenleben fördern Wie Integration abseits der Großstädte funktioniert und welche Maßnahmen Erfolg versprechen


ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Sommer 2014

ED I TO R I A L

Liebe Leserinnen und Leser! Von den 2.354 Gemeinden in Österreich haben lediglich fünf mehr als 100.000 Einwohner. Dennoch ist in der Integrationsdebatte meist von Großstädten die Rede. Wir wollen deshalb in dieser Ausgabe den ländlichen Raum in den Mittelpunkt rücken: Wie funktioniert das Zusammenleben in Kleinstadt und Dorf? Was empfinden Zuwanderer in den Ballungsräumen einfacher, was schwieriger? Welche Maßnahmen können auch kleine Gemeinden ohne große Mittel umsetzen? Mehr dazu in unserem Schwerpunkt ab Seite 6.

Wie funktioniert das Zusammenleben in Kleinstadt und Dorf?

Im Herbst feiert ZUSAMMEN:ÖSTERREICH seinen zweiten Geburtstag. Wir wollen diese Gelegenheit nützen und Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Ihre Meinung bitten: Was gefällt Ihnen an unserem Magazin? Was fehlt Ihnen? Helfen Sie uns, ZUSAMMEN:ÖSTERREICH noch besser zu machen, und nehmen Sie an unserer Leserbefragung auf Seite 18 teil. Als Dankeschön verlosen wir unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Wochenend-Urlaube in Österreichs Landeshauptstädten.

„Die Presse am Sonntag” ist fünf. Geburtstags-Abo: 5 Euro/Monat DiePresse.com/sonntagsabo

FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns auf Lob, Kritik und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.

Wir schreiben seit 1848

Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Franziska Troger, Roland Goiser, Julian Unger, Valentin Schwarz, Aleksandra Klepić

I N H A LT

SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

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TITELGESCHICHTE. LAND DER BERGE, LAND DER VIELFALT. Wie funktioniert das Zusammenleben in Kleinstadt und Dorf? Eine Reportage aus dem Pinzgau.

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Gemeinden stärken: Integrationskoordinator Bahri Trojer (links) berät Gemeinden, Vereine und Zuwanderer in ganz Salzburg. Unser Redakteur Valentin Schwarz (2. von rechts) hat ihn einen Tag lang im Pinzgau begleitet. Welche Pläne Vizebürgermeisterin Karin Hochwimmer und Gemeindevorstand Josef Neudorfer in Bruck an der Großglocknerstraße haben, lesen Sie ab Seite 6.

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KONTROVERSE. GROSSSTADT ODER LAND? Zwei Zuwanderer diskutieren. PRAXISRATGEBER. ZEHN TIPPS FÜR JEDE GEMEINDE. Was auch Orte mit kleinem Budget tun können. MIGRANTEN-PORTRÄTS. DAHEIM IN KLEINSTADT UND DORF. Drei Erfolgsgeschichten.

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Kulturschock: Was Veada Stoff (rechts) erlebte, als sie 1979 aus Los Angeles nach Graz-Umgebung zog, hat Franziska Troger erfragt. Heute unterrichtet die pensionierte Tagesmutter ehrenamtlich Englisch im Kindergarten Wundschuh.

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Zusammen:Österreich

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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Sommer 2014

Sommer 2014

›› I NH A LT

I N TEG R ATI O N I N ZA H L EN

MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben

PROJEKTPORTRÄT. WO SPRACHENLERNEN MENSCHEN VERBINDET. Im Sprachencafé Wien entstehen echte Freundschaften.

… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 1/2014: Leistung anerkennen – Potenziale nützen

WISSENSCHAFT. MIT WEITERBILDUNG CHANCEN NÜTZEN. Integrations-Lehrgänge mit ÖIF-Stipendium.

Zuwanderer haben 2013 einen Antrag auf Anerkennung ihrer akademischen Abschlüsse gestellt. 95 Prozent wurden genehmigt. Eine Nostrifizierung lohnt sich also.

ZUSAMMEN:LEBEN. UNTERNEHMENSZIEL: WELTOFFENHEIT. Zwei Menschen. Zwei Herkunftsländer. Eine Geschichte.

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St ä d te g e w i n nt r i p s en!

RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung

Nicht nur die Lederhose ist echt österreichisch an Franz Joseph Yang. Wie er zu seinem kaiserlichen Vornamen kam, hat er Julian Unger verraten – mehr ab Seite 24.

I M PRE S S UM

TIPPS FÜR LEHRER. PROJEKT- UND UNTERRICHTSMATERIAL.

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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.

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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.

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RUNDBLICK. INTEGRATION INTERNATIONAL.

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TERMINE. VERANSTALTUNGEN UND FRISTEN.

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REZEPT. KARIBISCHER KOKOS-COCKTAIL.

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RÄTSEL. RATESPASS MIT VERLOSUNG.

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Zusammen:Österreich

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Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer I­ntegrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03-0, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Chef vom Dienst: Mag. Valentin Schwarz, valentin.schwarz@integrationsfonds.at Redaktion: Bakk. phil. Aleksandra Klepić; Mag. Julian Unger, MA; MMag. Franziska Troger Produktion und Anzeigen: Styria Multi ­Media Corporate GmbH & Co KG, Geiselbergstraße 15, 1110 Wien, www.corporate.styria-multimedia.com Geschäftsführung: Mag. Erich Schönberg, Mag. Martin Distl Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Kristina Gavric G ­ rafik: Sandro Matejovics Fotoredaktion: Ewa Bisztyga Anzeigenleitung: Harald Kuso Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: m4! Mediendienst­leistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Druck STYRIA GmbH&Co KG, Styriastrasse 20, 8042 Graz. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche ­Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen ­Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Medien­ gesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder ­auszugsweise Weiter- oder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 ­Urheberrechtsgesetz.

Jahre ist es her, dass Österreich begann, sogenannte Gastarbeiter in der Türkei anzuwerben. Sie waren stark für Wiederaufbau und Wirtschaftswunder mitverantwortlich. Heute leben 185.000 Menschen türkischer Herkunft in Österreich. Kinder haben hierzulande lebende Frauen im Schnitt. Während einheimische Frauen mit 1,34 Kindern unter diesem Wert liegen, haben Frauen ausländischer Herkunft durchschnittlich 1,82 Kinder.

I N TEG R ATI O N I S T …

... der Schlüssel zu einer glücklichen und erfolgreichen Gesellschaft. Atil Kutoglu, preisgekrönter Modedesigner, kam als Student aus Istanbul nach Wien und engagiert sich als Integrationsbotschafter.

ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN

Einbrüche gab es in Österreich 2004, dem Jahr der EU-Osterweiterung. Seither ist die Zahl auf 16.548 gefallen. Auch die Autodiebstähle sanken von 8.156 auf 5.141. Die Angst vor einem Kriminalitätsanstieg war also unbegründet.

PREIS. SACHLICH BERICHTEN FÜR EIN GUTES MITEINANDER. Bewerbung für Journalistenpreis Integration.

ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Leserbefragung mit ab Seite 18 Gewinnspiel

S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at

F R Ü H L IN G 2014

Mitmachen und gewinnen

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Leser antworten …

PORTRÄT. DAS MODEL MIT MOZART IM KOPF. Franz Joseph Yang will Opernstar werden.

FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, ÖIF/UNGER, BÜRO ATIL KUTOGLU; ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR

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Euro investieren Bund und Länder bis 2017 in die sprachliche Förderung im Kindergarten. Ziel ist es, dass alle Kinder beim Schuleintritt fit für den Unterricht sind und ihre Chancen nützen können.

LESERBEFRAGUNG. MITMACHEN UND GEWINNEN. Verraten Sie uns Ihre Meinung und gewinnen Sie einen Städtetrip!

L ES ER B R I EF E

JOBGARANT BILDUNG?

Kontroverse: Wie sehr Unternehmen ausländisches Potenzial nützen

DURCHSTARTEN IN ÖSTERREICH

Porträts: Migranten mit wertvollen Qualifikationen

DER IMAM ALS BRÜCKENBAUER

Neuer Kurs: So fördern Geistliche den Dialog mit der Gesellschaft

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LEISTUNG ANERKENNEN – POTENZIALE NÜTZEN

Welche Qualifikationen Zuwanderer nach Österreich mitbringen und welche Hürden es zu meistern gilt

28.03.2014 11:45:31

Anerkennung vereinfachen Ich stimme dem Kommentar von Heinz Faßmann aus vollem Herzen zu: Österreich braucht ein neues, transparentes Anerkennungsgesetz. Als Erwachsenenbildnerin habe ich immer wieder Leute in meinen Kursen sitzen, denen irgendeine Vorlesung aus dem ersten Studienabschnitt fehlt und deren Studium damit nichts wert ist. Es ist unglaublich, wie schwierig das selbst zwischen Österreich und Deutschland ist! Die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen sollte eigentlich EU-weit funktionieren. Brigitte Krupitza, Wien Abo für jede Klasse Als Schulsprecher der HAK/HAS Gmunden bekommen wir Ihr Magazin regelmäßig zugeschickt. Wir sind begeistert von den toll aufbereiteten Inhalten und dem ansprechenden Design. Unserer Ansicht nach ist eine gute Integration für das Zusammenleben in der Schule unerlässlich – und als Schülervertreter ist es unsere Aufgabe, zum guten Miteinander beizutragen. Daher möchten wir das Magazin gerne für jede Klasse an unserer Schule abonnieren. Michael Steininger, Kristina Bartl und Julia Kefer, Gmunden

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SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

Titelgeschichte

SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

Titelgeschichte

Zuwande­ rung gibt es auch in ländlichen Regionen: Im ­Bezirk Zell am See, auch Pinzgau genannt, sind 14 Prozent der ­Bevölkerung ausländischer ­Herkunft, also entweder ausländische Staats­ angehörige oder im Ausland geboren.

E ZU S A M M E N LE B E N I M L Ä N D L I C H E N R A U M

Im malerischen Pinzgau gehört Integration zum Alltag. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH fragt nach, wie das Zusammenleben in Dorf und Kleinstadt funktioniert und welche Maßnahmen auch kleine Gemeinden setzen können. TEXT

Valentin Schwarz und Roland Goiser

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FOTO: WWW.WEINFRANZ.AT, WOGI - FOTOLIA.COM

Land der Berge, Land der Vielfalt

in malerischer Dorfplatz mit Kir­ che, Holzbank und Gasthaus. Im Hintergrund das Plätschern der Salzach, am Horizont die weißen Gipfel der Hohen Tauern. Bruck an der Groß­ glocknerstraße ist das, was vielen als länd­ liche Idylle gilt. Wer aber meint, die Zeit sei hier stehen geblieben, irrt. „Unsere Gemeinde wächst immer mehr zur Klein­ stadt heran“, erzählt Vizebürgermeisterin Karin Hochwimmer. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Zuwanderung: Rund 14 Prozent der Bevölkerung sind hier aus­ ländischer Herkunft. Bruck liegt damit im Schnitt des Bezirks Zell am See (siehe Schaubild oben), der auch Pinzgau ge­ nannt wird. „Wir möchten damit begin­ nen, das Thema Integration politisch zu gestalten“, sagt Hochwimmer, „denn wir wollen, dass auch in Zukunft bei uns alle gut zusammenleben.“

BERATUNG FÜR GEMEINDEN Eine erste Idee hat die Gemeinde bereits entwickelt: „Wir wollen eine Integrations­ plattform gründen, um eine gute Basis für den Kontakt zu den Zuwanderern zu schaffen.“ Um sich Tipps für die Umset­ zung zu holen, hat sie Bahri Trojer nach

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SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

Titelgeschichte

Kommentar

Martina Potts (rechts) leitet in Mittersill einen Deutschkurs für türkischstämmige Mütter. Hülya Harman unterstützt sie dabei und dolmetscht bei Bedarf.

EX P ER TEN MEI N U N G

Was Gemeinden tun können

Bruck eingeladen. Der Integrationskoor­ dinator des Österreichischen Integrations­ fonds berät Gemeinden, Vereine und Zu­ wanderer in ganz Salzburg. „Wichtig ist, dass in der Integrationsplattform alle Sprach- und Kulturkreise mit einem An­ sprechpartner vertreten sind“, empfiehlt er Hochwimmer. „Ein Türke kann nicht unbedingt für Serben oder Kroaten in der Gemeinde sprechen.“ Trojers Expertise ist mittlerweile im ganzen Bundesland ­gefragt. „Immer mehr Gemeinden, auch kleine, wollen das Thema Integration ge­ zielt angehen“, sagt der gebürtige KosovoAlbaner, der einst als Student nach Öster­ reich gekommen ist.

Doch wie vielfältig ist ein ländlicher Be­ zirk wie der Pinzgau überhaupt? Ein Blick auf die Statistik zeigt: Gut 14 Prozent der

Bevölkerung sind ausländischer Herkunft. Die größten Zuwanderergruppen sind aus Deutschland und den Staaten des ehema­ ligen Jugoslawiens (siehe Diagramm un­ ten). „Wir haben eine größere Vielfalt, als

STATISTIK

WOHER KOMMEN DIE ZUWANDERER IM PINZGAU?

Gut 14 Prozent der Pinzgauer Bevölkerung sind ausländischer Herkunft. Die größten Gruppen sind Zuwanderer aus Deutschland und dem ehemaligen Jugoslawien. Deutschland

4,4 %

Ehemaliges Jugoslawien

4,4 % 3,1 %

Restliches Europa

Türkei

1,2 %

Rest der Welt

1,2 %

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1 %

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3 %

4 %

auf den ersten Blick erkennbar ist“, meint Trojer. Zusammenleben am Land, das bedeute weniger Anonymität und mehr ­ Kontakt zu Nachbarn, Arbeitskollegen und anderen Menschen, die einen im All­ tag umgeben. „Zuwanderer finden es in kleinen Gemeinden oft leichter, dazuzu­ gehören und Wurzeln zu schlagen“, sagt der Integrationskoordinator.

BÜRGERMEISTER PRÄGEN STIMMUNG

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

5 %

Auch mit geringem Budget sei viel mög­ lich, sagt die Expertin. „Oft reicht es, wenn es auf Gemeinde- oder Bezirksebene Ansprechpartner gibt, die so­ wohl für Zuwanderer Bahri Trojer, als auch Einheimische Integrationskoordinator da sind.“ Konkrete in Salzburg Integrationsprojekte, ob gemeinsame Aus­ flüge, Kochnachmittage oder interkultu­ relle Feste, leben oft vom Engagement Freiwilliger, wie zahlreiche erfolgreiche Initiativen in Dörfern und Kleinstädten zeigen. „Vor Ort gibt es meist viele Men­ schen, die sich engagieren wollen und die man nur ansprechen muss“, weiß Gruber aus Erfahrung.

Integration in der Gemeinde ist das Spezi­ algebiet von Marika Gruber, die an der Fachhochschule Kärnten arbeitet und zwei Bücher zum Thema verfasst hat. Ih­ rer Erfahrung nach prägt vor allem das Engagement einzelner Akteure das Zu­ sammenleben vor Ort: „Das können Eh­ renamtliche sein, aber auch die Bürger­ meister.“ Letztere prägen vor allem die Stimmungslage in der Bevölkerung. „Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollten sachlich informieren und Pro­ bleme offen diskutieren“, meint Gruber. „Ihr Ziel sollte es sein, dass nicht über ‚die Ausländer‘ gesprochen wird, sondern da­ rüber, wie alle in der Gemeinde gut zu­ sammenleben können.“

DEUTSCHKURSE VOR ORT

FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER

GRÖSSERE VIELFALT ALS ERWARTET

Immer mehr Gemeinden, auch kleine, wollen das Thema Integration gezielt angehen.

FREIWILLIGE GEZIELT ANSPRECHEN

Ein Thema, das auch in kleinen Orten oft wichtig ist, sind Sprachkenntnisse. Doch Kurse werden häufig nur in größeren Städten angeboten – und damit zu weit weg, wie Gruber in einem Forschungspro­ jekt herausgefunden hat. „Aus dem Bezirk Hermagor fahren Zuwanderer nicht zum Deutschkurs nach Villach. Das dauert ein­ fach zu lange und ist oft nicht mit Berufs­ tätigkeit oder Kinderbetreuung verein­ bar.“ In solchen Regionen, so Grubers Rat, müsse es Kursangebote vor Ort geben.

UNTERSTÜTZUNG VOM IMAM In der Praxis reicht es aber nicht, Integra­ tionsprojekte zu organisieren, wie Bahri Trojer aus Erfahrung weiß: „Man muss die Menschen dort abholen, wo sie s­ tehen, und überzeugen, mitzumachen.“ Genau das ist im Pinzgauer Mittersill gelungen.

Immer mehr Kommunen erkennen die Bedeutung einer erfolgreichen Integrationspolitik – und das ist gut so. TEXT

Heinz Faßmann

Integration geschieht vor Ort – und das bereits seit langem. Schon länger, als Bund und Länder sich mit dem Thema Integration befassen, lösen die Gemeinden offene Fragen des Zusammenlebens. Oft reagieren sie dabei auf Konflikte vor Ort. Die Gemeinden müssen reparieren, haben aber keine offiziellen Kompetenzen, um selbst Integrationspolitik gestalten zu können.

versuchen, räumliche Segregationsprozesse zu mildern und sie kann über ein intelligentes Besiedlungsmanagement einen sozialen und ethnischen Mix vor Ort erreichen. Schließlich kann die Gemeinde sich darum bemühen, gezielt Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in die Verwaltung aufzunehmen, um so Beschäftigungschancen für alle Bürger ihrer Gemeinde einzuräumen.

In welchen Bereichen können die Gemeinden dennoch eigenverantwortlich aktiv werden? Sie können sich etwa bemühen, ein integratives Klima der Freundlichkeit zu schaffen. Das kann entscheidend dafür sein, wie in der Realität das Zusammenleben wahrgenommen wird. Ein anderer Bereich, in dem die Gemeinden aktiv werden können, sind Stadtteil- und Quartiersmanagement sowie Wohnen. Eine Gemeinde kann bauliche und soziale Impulse setzen, sie kann vor Ort moderieren und Konflikte begrenzen. Auch kann sie Schulen, die als Problemschulen gelten und von der ortsanwesenden Bevölkerung gemieden werden, besonders gut ausstatten, um sie attraktiver zu machen. Im Bereich des Wohnens kann die Gemeinde steuern, indem sie die Vergabe der kommunalen Wohnungen nützt oder mit den gemeinnützigen Wohnbauträgern entsprechende Vereinbarungen schließt. Die Gemeinde kann

Die Gemeinden, die große und die kleinen, fühlen sich zunehmend mitverantwortlich für eine gelungene „Integration vor Ort“. Sie nehmen dafür finanzielle Belastungen auf sich, obwohl dieser Bereich nicht zu ihren Pflichtaufgaben zählt. Sie erkennen, dass eine erfolgreiche Integrationspolitik zum erstrebenswerten kommunalen Portfolio gehört wie eine effiziente Wirtschaftspolitik oder ein gutes Stadtmarketing. Und das ist gut so. Denn eine gute Integration hat drei Voraussetzungen: Erstens müssen die Zugewanderten zu ihr bereit sein. Zweitens muss die ortsanwesende Bevölkerung sie ermöglichen. Und drittens muss die Politik – auch auf Ebene der Gemeinden – für Rahmenbedingungen sorgen, die Integration fördern.

Heinz Faßmann

ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.

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SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

Titelgeschichte

Service

SERVICE & TIPPS

R EITANS R E FLE X I O NE N

SIE WOLLEN MEHR WISSEN?

Die Welt – ein Dorf? Von Claus Reitan, Journalist Islam Islami

Das Leben ist konkret. Der Nachbar auch. Die Dorfgemeinschaft ebenso. Daher gelingt Integration in ländlichen Regionen oftmals besser als in Ballungsräumen. Die Menschen in den Dörfern sind mehr aufeinander angewiesen als jene in Städten. In der Not ist der Nachbar nah und solidarisch, wie gegenseitige Hilfe bei Unwettern zeigt. In den Dörfern werden Traditionen gepflegt, die soziale Klassifikation aufheben. Bei der freiwilligen Feuerwehr ist jeder gleich, ebenso im Chor und beim Fußball. Vor allem in den Großstädten betonen hingegen viele Menschen soziale Unterschiede. Sie wollen sich abgrenzen – was umso leichter fällt, je weniger man aufeinander angewiesen ist. Zu Hilfe eilt ohnedies die Berufsfeuerwehr. Quer durch Österreich finden sich Beispiele, wie Integration im Ort möglich ist. Durch gegenseitige Besuche. Durch Sport, Kultur und Vereine. Der Wunsch nach einem gelingenden Leben ist eine tiefe Gemeinsamkeit aller, der Unterschied der Muttersprache so klein, dass er überwunden werden kann. Die bisher Fremden werden uns im Dorf vertraut, man versteht einander. Sollte dieses Verständnis nicht überall und für alle gelten – wo doch die Welt gerade dabei ist, durch Globalisierung und Internet ein Dorf zu werden?

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Zusammen:Österreich

Herkunftsland Kosovo, hat nach sieben Jahren als KFZ-Mechaniker seine eigene Werkstatt eröffnet und beschäftigt vier Mitarbeiter. „95 Prozent meiner Kunden sind Einheimische“, sagt er.

Auf Vermittlung von Integrationskoordi­ nator Trojer findet seit einem Jahr ein Deutschkurs für türkischstämmige Müt­ ter in der lokalen Moschee statt. „Der Imam war von Anfang an mit an Bord“, berichtet Trojer. „Er hat nach dem Frei­ tagsgebet regelmäßig betont, wie wichtig es ist, dass die Frauen den Kurs besu­ chen.“ Der Vorteil eines solchen lokalen Projekts: Es kann genau auf die Bedürf­ nisse der Menschen vor Ort abgestimmt werden. „Wir unterrichten in der Mo­ schee, die sie alle kennen, und bieten ­pa­rallele Kinderbetreuung an. Das senkt die Hemmschwelle“, erklärt Kursleiterin Martina Potts vom Verein menschen.le­ ben. Unterstützt wird sie im Unterricht von Hülya Harman, die selbst aus der Community kommt. „Ich kenne die Frauen schon lange und dolmetsche bei Bedarf“, sagt die Ko-Kursleiterin, die selbst in Österreich geboren und aufge­ wachsen ist.

gagieren. „Fast jeder Jugendliche ist da­ bei. Und alle gehen aufs Feuerwehrfest“, lacht er. Besonders gern erinnert er sich an seine ersten Wochen in Uniform zu­ rück: „Ursprünglich gab’s bei der Feuer­ wehr immer Speck als Jause. Als ich dazu gekommen bin, stand plötzlich auch Käse auf dem Tisch“, erzählt Akyazi. „Der Kommandant wusste, dass ich als Muslim keinen Speck esse, obwohl ich nie etwas gesagt hatte. Das ist für mich Integration.“

VOM MECHANIKER ZUM ARBEITGEBER Vereine wie die Freiwillige Feuerwehr sind ein Schlüssel zum Dazugehören. Auf diese Weise Anschluss gefunden hat auch Islam Islami. „Mein erstes Jahr in Österreich war schwierig, weil ich kaum Leute kann­ te“, erinnert sich der Zuwanderer aus dem Kosovo. Dann entdeckte er einen Sport für sich, der im bergigen Pinzgau beliebt ist: „Ich habe mit Paragliding begonnen

„ALLE SIND BEI DER FEUERWEHR“ Zu dieser zweiten Generation von Zuwan­ derern im Pinzgau zählt auch Emre Akya­ zi. Der Sohn türkischer Migranten ist in Maria Alm nahe Saalfelden groß gewor­ den. „Der Ort ist wie eine große Familie“, sagt der angehende Architekturstudent. „Es gab hier keinerlei Barrieren für mich.“ So war es für Akyazi selbstverständlich, sich in der Freiwilligen Feuerwehr zu en­

Karin Hochwimmer

Vizebürgermeisterin in Bruck an der Großglocknerstraße, möchte Integration in der Gemeinde zum Thema machen: „Wir wollen uns aktiv um ein gelungenes Zusammenleben bemühen.“

FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, THINKSTOCK/MICHAEL BLANN, THINKSTOCK/SHIRONOSOV, CHRISTIAN REDTENBACHER, ISTOCK; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER

Weitere Fakten, Lesetipps und Angebote zum Thema Integration vor Ort finden Sie hier.

Emre Akyazi

Sohn türkischer Zuwanderer, ist in Maria Alm aufgewachsen, wo er sich in der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. „Der Ort ist wie eine große Familie“, sagt er. „Es gab keinerlei Barrieren für mich.“

und im Verein viele Freunde gefunden.“ Auch beruflich hat sich Islami etabliert: Nachdem er lange als KFZ-Mechaniker gearbeitet hatte, eröffnete er vor zwei Jah­ ren seine eigene Werkstatt in Zell am See. „Das Geschäft ging vom ersten Tag an gut“, freut er sich. „Viele Kunden kannte ich schon lange. 95 Prozent sind Einhei­ mische aus der Umgebung.“ Vier Jobs hat Islami mit seinem Unternehmen in der Region bisher geschaffen.

NORMALER TEIL DER GESELLSCHAFT Erfolgsgeschichten wie jene von Hülya Harman, Emre Akyazi und Islam Islami gibt es viele. Sie werden von ihren Nach­ barn gar nicht als Menschen mit Migrati­ onshintergrund wahrgenommen. Damit möglichst alle Zuwanderer zu selbstver­ ständlichen Teilen der Gesellschaft wer­ den, sind viele kleine Schritte nötig. „Ent­ scheidend ist, dass wir als Gemeinde uns aktiv um ein gelungenes Zusammenleben bemühen“, sagt die Brucker Vizebürgermeisterin Karin Hochwimmer. Die Voraussetzungen dafür sind in Dörfern und Kleinstädten vorhanden: „In kleinen Gemeinden kann vieles einfacher sein, weil jeder jeden kennt“, weiß Expertin Marika Gruber. Und Integrationskoordi­ nator Bahri Trojer ergänzt: „Auch ich bin immer wieder beeindruckt, an wie vielen Stellen im Pinzgau Zuwanderer das Leben bereichern.“

Den Migrantenanteil in Ihrem Bezirk und Ihrer Gemeinde verrät Ihnen die migraMAP der Statistik Austria und des Österreichischen Integrationsfonds: www.integrations fonds.at Publikationen Zahlen und Fakten migraMAPs

Weiterbildung für enga­ gierte Menschen vor Ort bietet der Lehrgang „Integrationsmanagement in Gemeinden“, der an der Fachhochschule Kärnten von der zitierten Expertin Marika Gruber organisiert wird. www.fh-kaernten.at

Zwei Bücher zum Thema hat Marika Gruber verfasst: „Integrationspolitik in Kommunen“ ist bei Springer erschienen und untersucht Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen wie Wohnen, Mitbestimmung oder Religion. Zahlreiche Tipps für Gemeinden bietet das im Studienverlag publizierte Praxishandbuch „Integration im ländlichen Raum“.

Der richtige Umgang mit Vielfalt ist Gegenstand des Buchs „Vorsicht alle!“ von Sabine Seidler und Günter Horniak, das im Frühling bei Facultas erschienen ist. Wer sich in das Thema einlesen möchte, erhält eine zugängliche Einführung und Empfehlungen für die Praxis.

Deutschkurse im ländlichen Raum in Salzburg bietet der Verein „menschen.leben“ an. Mehr Infos unter www.menschen-leben.at Bildung & Integration

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SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

Kontroverse

Kontroverse

G UTE B E D I N G UNG E N FÜ R IN T E G R AT IO N

Großstadt oder Land: Wo ist’s einfacher? Valentin Schwarz

B

ehagliches Landleben oder welt­ offene Großstadt: Wo fällt es Mi­ granten leichter, zum selbstver­ ständlichen Teil der Gesellschaft zu wer­ den? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat zwei Zuwanderer nach ihren persönlichen Er­ fahrungen befragt. Frau Dürr-Mohideen, Sie kamen als Kind nach Wien und absolvierten eine Lehre als Hotel- und Gastgewerbeassistentin. Ihr erster Job war aber in München. Warum? Razana Dürr-Mohideen: Eigentlich wollte

ich nach Salzburg, wo mein Mann lebte. Ich schrieb also Bewerbungen an dortige Hotels, bekam aber nur Absagen. Dann wurde ich endlich zu einem Bewerbungsge­ spräch als Rezeptionistin eingeladen. Dort hat man mich 45 Minuten warten lassen, dann abfällig gemustert und mir mitgeteilt, dass ein Irrtum passiert sei. Es gebe doch keine Stelle als Rezeptionistin. Tatsächlich war es so: Die konnten sich einfach nicht vorstellen, eine dunkelhäutige Frau am Empfang arbeiten zu lassen. Ich war völlig zerstört, habe die Welt nicht mehr verstan­ den – und wollte nur weg. Also sind Sie nach München gegangen? Dürr-Mohideen: Ja. Von einem Bekannten

habe ich erfahren, dass ich bei einer inter­ nationalen Hotelkette in München einen Job bekommen könnte – nur im Service,

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Zusammen:Österreich

aber mit Aufstiegsmöglichkeit. Die habe ich genützt und konnte schließlich als Re­ zeptionistin nach Salzburg zurückkehren, in eine Filiale unserer Kette. Heute leite ich dieses Hotel. Herr Doyle, Sie stammen aus Clonmel in Irland und leben heute in Vordernberg in der Obersteiermark. Wie ist es dazu gekommen?

Desmond Doyle: Ich bin als Musiker ei­ nige Male in Österreich aufgetreten. Bei einem Graz-Besuch habe ich meine Frau kennen gelernt. Wir haben zuerst in Leo­ ben gelebt und sind schließlich in die 1.000-Einwohner-Gemeinde Vordernberg gezogen, weil wir dort ein günstiges Haus gefunden haben.

Razana Dürr-Mohideen (38) ist Hotelmanagerin in Salzburg mit Wurzeln in Sri Lanka

Wie haben die neuen Nachbarn Sie aufgenommen? Doyle: Gut. Meine Musik wurde manch­

mal im Radio gespielt, ich war vielen be­ kannt. Die Leute haben sich gefreut, dass ich hierhergezogen bin. Wie wichtig sind lokale Veranstaltungen wie Feuerwehrfeste oder Maibaumfeiern? Doyle: Sehr wichtig. Ich singe selbst in

einem Chor, der regelmäßig bei Messen

Doyle: Ich finde schon, auch wenn es et­

auftritt. Solche lokalen Vereine spielen in kleinen Gemeinden eine große Rolle. Sie sind ein gutes Mittel gegen die Gefahr der Vereinsamung, die bei Migranten oft be­ steht – und eine schöne Tradition, die man pflegen sollte.

Frau Dürr-Mohideen, wie sehen Sie das? Dürr-Mohideen: Meiner Erfahrung nach

Sind die Menschen auf dem Land herzlicher, wie es oft heißt?

haben Zuwanderer in Großstädten wie Wien oder München viel mehr Chancen.

was dauert, bis sie auftauen. Es ist wichtig, dass man auf die Leute zugeht.

Auf dem Land ist es als Migrantin schwie­ rig, selbst wenn man top ausgebildet ist. Herr Doyle, hat man es als Europäer leichter? Doyle: Sicher, Hautfarbe und Herkunft

spielen eine Rolle. Ich merke sogar einen Unterschied zwischen Nord- und Osteu­ ropäern. Bei letzteren, etwa Rumänen oder Bulgaren, ist eine größere Distanz da. Ich als Ire hatte es da einfacher. Für mich gilt: Ein Mensch ist ein Mensch, egal wo er herkommt. Dafür engagiere ich mich auch. Aber grundsätzlich haben sich die Leute in meiner Region in den zwan­ zig Jahren, die ich hier lebe, sehr geöffnet. Dürr-Mohideen: Auch ich merke seit ei­ niger Zeit eine deutliche Öffnung. Immerhin bin ich heute Hotelmanagerin, wo ich frü­ her nicht einmal Rezeptionistin sein durfte.

ZAHLEN & FAKTEN

BUNDESLÄNDER ODER WIEN: WO FINDEN ZUWANDERER LEICHTER JOBS?

Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind häufiger arbeitslos als jene mit österreichischer, doch außerhalb Wiens ist der Abstand geringer. BUNDESLÄNDER

WIEN

16 %

Die Landmenschen sind herzlicher, auch wenn es etwas dauert, bis sie auftauen. Desmond Doyle (53) ist Musiker, gebürtiger Ire und lebt in Vordernberg

ausländische

14 %

Staatsange-

14 %

12 %

hörigkeit

10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 %

österrei-

9,1 %

9 %

chische Staatsange-

6,4 %

hörigkeit QUELLE: AMS 2013

INTERVIEW

Auf dem Land ist es als Migrantin schwierig, selbst wenn man top ausgebildet ist.

ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR

Ob die Anonymität der Metropole oder die Herzlichkeit der Kleinstadt die bessere Integrationsvoraussetzung darstellen, ist in der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Kontroverse umstritten.

Zuwanderer sind im Schnitt öfter arbeitslos als Österreicher. Das hat vielfältige Gründe, etwa ihr im Schnitt niedrigeres Bildungsniveau, und gilt für Stadt und Land. Im Detail zeigen sich aber Unterschiede. In Wien ist die Arbeitslosigkeit grundsätzlich höher als in den Bundesländern. Dieses Phänomen trifft auf Großstädte weltweit zu und hat etwa damit zu tun, dass ihr Arbeitsmarkt dynamischer ist und Jobsuchende aus dem ganzen Land anzieht. Doch Zuwanderer sind anscheinend besonders stark betroffen: In Wien ist die Arbeitslosigkeit unter Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit um fünf Prozentpunkte höher als unter Österreichern. In den Ländern beträgt die Schere dagegen keine drei Prozentpunkte. Statistisch betrachtet haben Zuwanderer außerhalb Wiens also bessere Chancen, einen Job zu finden.

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SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

Tipps für Gemeinden

Tipps für Gemeinden

P R A X IS- RAT G E BE R

Zehn Tipps für Ihre Gemeinde Wie können auch Orte mit kleinem ­Budget das Zusammenleben stärken? Wir haben zehn leicht umsetzbare Tipps zusammengestellt. TEXT

Franziska Troger

D

7.

amit Menschen jeder Herkunft vor Ort gut zusammenleben können, braucht es zumeist bloß Offenheit, Motivation und eine gute Idee. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat zehn Projektvorschläge zusammengetragen, die auch kleinere Gemeinden mit wenig Geld umsetzen können.

Elterncafé in Schulen veranstalten Halten Sie regelmäßige Treffen speziell für Eltern mit Migrationshintergrund ab. In gemütlicher Atmosphäre werden Themen wie Bildungssystem, Lernen oder Ernährung besprochen. Bei Bedarf stehen Dolmetscher bereit. Ziel ist es, die Eltern stärker in den Schulalltag der Kinder einzubeziehen und sie bei deren Förderung zu stärken.

1. Neue Bewohner informieren

8. Gemeinsam Sprachen lernen

Stellen Sie ein Blatt mit den wichtigsten Informationen und Angeboten in der Gemeinde zusammen, das alle Personen, die zuziehen, gemeinsam mit dem Meldezettel erhalten. Zentrale Punkte sind etwa die Anmeldungstermine für Kindergarten und Schule, die Hausordnung in Siedlungen und Infos über lokale Vereine. Verfassen Sie das Blatt in einfachem Deutsch und erklären Sie das Wichtigste zusätzlich mit Piktogrammen.

Bewährt haben sich regelmäßige Treffen im Kaffee- oder Gasthaus, die dem gemeinsamen Lernen von Fremdsprachen dienen. Pro Tisch wird eine Sprache gesprochen. Jeweils ein Moderator schlägt bei Bedarf Gesprächsthemen vor. Organisieren Sie eine solche Runde und laden Sie Bewohner mit unterschiedlichen Muttersprachen ein.

9. Tag der offenen Tür organisieren

2. Integrationsplattform gründen

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Zusammen:Österreich

3.

Senioren helfen bei Hausaufgaben Nützen Sie Erfahrung und Engagement der Seniorinnen und Senioren in Ihrer Gemeinde. Diese sind oft gerne bereit, Kinder und Jugendliche bei Hausaufgaben oder Prüfungsvorbereitungen zu unterstützen. Vor allem Schülerinnen und Schüler mit nicht-deutscher Umgangssprache profitieren davon.

4. Interkulturelle Feste feiern

Besonders in der warmen Jahreszeit bieten sich Feste an, bei denen alle in der Gemeinde vertretenen Gruppen zusammenkommen. Jede Community bereitet traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat vor. So lernen alle Beteiligten neue kulinarische Genüsse und auch einander besser kennen.

5. Kindern zweisprachig vorlesen

FOTO: FOTOLIA

Laden Sie engagierte Mitglieder der in I­hrer Gemeinde vertretenen MigrantenCommunities ein, regelmäßig zusammenzukommen und aktuelle Themen aus der Gemeinde oder dem Grätzl zu besprechen. Oft reicht es, wenn die Integrationsplattform sich einmal im Quartal trifft. Entscheidend ist, dass Kontakt zu allen Gruppen existiert und bei Bedarf schnell hergestellt werden kann.

Organisieren Sie eine Kooperation zwischen Gemeindebücherei und Migrantenvereinen, die gemeinsam zweisprachiges Vorlesen aus Kinderbüchern anbieten. Die Kinder kommen so zwanglos mit der jeweils anderen Sprache in Kontakt. Die Eltern können währenddessen die Angebote der Bücherei kennen lernen.

6. Familien frühstücken zusammen

Veranstalten Sie einmal im Monat oder Quartal ein Sonntagsfrühstück, zu dem Sie Familien unterschiedlicher Herkunft aus der Gemeinde einladen. Bei jedem Termin gibt es ein anderes „Gastgeberland“, dessen Spezialitäten aufgetischt werden. Passende Musik sorgt für den ­atmosphärischen Rahmen.

Ob Kirche, Kegelverein oder Sportklub: Veranstalten Sie Tage der offenen Tür und laden Sie Zuwanderer ein, Sie besser kennen zu lernen.

10.

Einstiegsangebote machen Bieten Sie neuen Bewohnern in der Gemeinde einen Anreiz, im Verein oder der Musikschule mitzumachen: Eine Möglichkeit sind vergünstigte oder kostenlose Mitgliedschaften im ersten Jahr, um ein Hineinschnuppern zu erleichtern.

Zusammen:Österreich

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SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

SCHWERPUNKT: INTEGRATION VOR ORT

Migrantenporträts

Migrantenporträts

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Früher wenig selbstsicher, unterstützt er heute Jugendliche beim Erwachsenwerden

Daheim in Kleinstadt und Dorf Sie haben ihr Zuhause außerhalb der Großstadt gefunden: drei lokal verwurzelte Migranten im Porträt. TEXT

Franziska Troger

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Zusammen:Österreich

o gehöre ich dazu? Diese Frage stellte sich Mario David lange. Seine Eltern stammen aus Kroatien, er ist in Österreich geboren und aufgewachsen. „Irgendwann hab ich kapiert, dass ich mich nicht entscheiden muss“, sagt David. „Ich bin ein kroatisch verwurzelter Österreicher.“ Diese Erfahrung kommt dem Sozialpädagogen heute beruflich zugute: Als Jugendarbeiter engagiert er sich in verschiedenen niederösterreichischen Gemeinden. „Die Suche nach der eigenen Identität ist für alle Jugendlichen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – ein großes Thema“, weiß David. Sein persönlicher Geheimtipp: „Ich war lange sehr schüchtern, aber beim Singen konnte ich mich ausdrücken. Heute singe ich Lieder auf Englisch, Kroatisch, Hochdeutsch – und im Dialekt.“

FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT

ERF OL GS G E S C HI C H T E N

Der freiwillige Sanitäter kennt keine Integrationshürden – außer den weststeirischen Dialekt ass ich Ausländer bin, wurde mir erst beim Übersiedeln aufs Land klar“, sagt Pujan Rohani schelmisch, „denn mit dem Dialekt tu ich mir etwas schwer.“ Seine Frau sei zwar Weststeirerin, doch das lokale Idiom habe er von ihr nicht gelernt. In Ligist bei Voitsberg fühlt sich Rohani dennoch wohl: „Ich bin einfach offen auf die Nachbarn zugegangen. Was man ausschickt, bekommt man auch zurück.“ Beruflich ist der Sohn einer iranisch-dänischen Familie als Teppichhändler, in seiner Freizeit als ehrenamtlicher Sanitäter tätig. Dabei ist sein Migrationshintergrund ein Vorteil: „Bei Einsätzen mit Menschen aus anderen Kulturen bin ich vielleicht etwas sensibler.“ Seine Rettungseinsätze geben Rohani viel: „Da wird einem bewusst, dass wir alle Menschen sind und dieselben Probleme haben.“

Die Pensionistin setzt sich für eine offenere Gesellschaft ein

K

inder sind überall gleich, ob in Los Angeles oder Wundschuh“, sagt Veada Stoff. Die gebürtige US-Amerikanerin kam 1979 der Liebe wegen in die Steiermark. „Am Anfang war es schwer für mich“, erinnert sie sich. „Damals gab’s kaum Zuwanderer hier. Viele Österreicher sind mir mit gewissen Ängsten begegnet.“ Seit ihrer Pensionierung als Tagesmutter widmet sich Stoff ganz der Arbeit gegen Vorurteile: Im Pfarrkindergarten in Wundschuh in Graz-Umgebung, bringt sie den Kindern Englisch bei. „Einige Kids waren zuerst etwas scheu, aber inzwischen rufen sie mir in der Früh schon von Weitem ‚Good Morning‘ zu“, lacht Stoff. Zusätzlich plant sie Projekte, um auch die Eltern zu erreichen: „Wir müssen die Gesellschaft jetzt verändern und nicht auf die nächste Generation warten.“

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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Leserbefragung mit Gewinnspiel

Leserbefragung mit Gewinnspiel

G E WI NNS P I E L

Mitmachen und gewinnen Verraten Sie uns Ihre Meinung und gewinnen Sie einen Städtetrip!

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Marokkanisch in Wien

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… hat interessante Themen und Inhalte.

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… berichtet sachlich und ausgewogen über Chancen und Herausforderungen.

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… hat ein ansprechendes Layout.

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… lässt Zuwanderer selbst zu Wort kommen.

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… erklärt komplexe Integrationsthemen leicht verständlich.

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… bietet mir neue und informative Fakten.

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… bildet die Vielfalt unserer Gesellschaft ab.

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… verwendet gute Fotos.

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… liefert mir praktische Tipps und Anregungen.

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… trägt zu einem guten Zusammenleben bei.

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Füllen Sie den Fragebogen aus und schicken Sie ihn bis 15. August in einem Kuvert an:

PLZ und Ort

Österreichischer Integrationsfonds, Redaktion ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien

E-Mail

Unter allen Teilnehmern verlosen wir

Zum Jubiläum bitten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Ihre Meinung:

FOTOS: ÖIF, ISTOCK

Machen Sie bei unserer Leserbefragung mit: Füllen Sie den Fragebogen rechts aus und schicken Sie ihn uns bis 15. August per Post oder verraten Sie uns Ihre Meinung online auf www.integrationsfonds.at/leserbefragung

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Adresse (Straße, Hausnummer, Türnummer)

Was gefällt Ihnen an ZUSAMMEN:ÖSTERREICH? Was können wir noch verbessern?

Zusammen:Österreich

… gefällt mir

Vor- und Nachname

Vietna m es in Graz isch

zwei

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IHRE MEINUNG ÜBER ZUSAMMEN:ÖSTERREICH: ZUSAMMEN:ÖSTERREICH … Note 1 (zur Gänze) bis 5 (gar nicht)

IHRE MEINUNG IM DETAIL: ZUSAMMEN:ÖSTERREICH …

tetr ip S t ä di n n e n ! gew

nisch Mexika stadt n in Eise

Ihre Meinung ist uns wichtig!

drei Wochenenden in Österreichs Landeshauptstädten, inklusive Abendessen in einem internationalen Lokal. Genießen Sie die Vielfalt Österreichs und seiner Küchen!

Telefonnummer

Alter

In welchem Bereich haben Sie mit Integration zu tun? Bildung, Kinderbetreuung & Unterricht Politik Vereine und Ehrenamt Öffentliche Verwaltung Gesundheit Medien Persönliches Interesse Sonstiges Ich lese ZUSAMMEN:ÖSTERREICH … regelmäßig. gelegentlich. zum ersten Mal.

Alternativ können Sie an unserer Leserbefragung auch auf www.integrationsfonds.at/ leserbefragung teilnehmen.

Ich stimme zu, dass meine oben angegeben personenbezogenen Daten für die Durchführung des Versands vom ÖIF elektronisch verarbeitet und verwendet werden. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Diese Zustimmung kann jederzeit schriftlich widerrufen werden. Nach einem Widerruf werden meine Daten vom ÖIF gelöscht. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklären Sie sich mit der Veröffentlichung von Name und Wohnort im Fall eines Gewinns einverstanden. Die Teilnahme ist kostenlos, freiwillig und mit keinerlei weiteren Verpflichtung verbunden. Der/Die Gewinner/in wird schriftlich, telefonisch oder per E-Mail verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinne können nicht in bar abgelöst werden. Es besteht kein Rechtsanspruch auf einen Gewinn. Die Teilnahme von ÖIF-Mitarbeiter/innen ist ausgeschlossen.


MENSCHEN UND PROJEKTE

MENSCHEN UND PROJEKTE

Angebote für Schulen

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FILMTIPP

V O R Z E I G E P R OJ E K T

B EG R I F F E MI T MI G R ATI O N S H I N TER G R U N D

Wortwanderung

Integration macht Schule

Begriffe, die in den deutschen Sprachraum ein- oder aus diesem ausgewandert sind.

Wiener Jugendliche lernen Sprache und Kultur der östlichen Nachbarn besser kennen – und damit auch ihre von dort stammenden Mitschüler.

Die Luftmatratze ist im Sommer für viele der liebste Aufenthaltsort. Die Matratze heißt in vielen europäischen Sprachen ähnlich: materac etwa auf Polnisch, madras auf Dänisch oder materasso auf Italienisch. Gemeinsame Wurzel ist das arabische matrah für Schlafplatz.

WO UNTERRICHT EIN PRIVILEG IST Zweiundzwanzig Kilometer durch das marokkanische Atlas-Gebirge wandert Zahira (12) jeden Montag, um ihre Schule zu erreichen. Sie und drei andere Kinder aus Kenia, Argentinien und Indien sind die Protagonisten des Dokumentarfilms „Auf dem Weg zur Schule“ des französischen Regisseurs Pascal Plisson. Er zeigt, was Kinder in anderen Teilen der Welt auf sich nehmen, um in die Schule gehen zu können. Zahira etwa trägt ein lebendes Huhn mit sich, dass sie auf dem Markt am Ende ihres Wegs gegen Trockenfrüchte für den Rest der Woche tauscht.

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M

Die Bratwurst kommt auch bei US-amerikanischen Gartenpartys und Sportveranstaltungen als bratwurst auf den Grill. Über den Atlantik gelangte sie mit deutschen Auswanderern um 1900.

Die Jugendlichen lernen zugleich ihre Nachbarsprachen und Mitschüler besser kennen.

ehr als die Hälfte unDeutsch und Englisch serer Schüler hat auch ihre NachbarspraWurzeln außerhalb chen und damit die MitÖsterreichs“, sagt Katharina schüler aus diesen Staaten Reindl, Direktorin der Neuen besser kennen“, erklärt Katharina Reindl, Mittelschule Anton-SattlerReindl. Schuldirektorin Gasse in Wien-Donaustadt. „Bei uns sind 34 Nationen vertreten.“ GELERNTES VOR ORT ANWENDEN Dazu gehören auch etliche Jugendliche, Auch Ausflüge über die Grenze sind Teil deren Familie aus den östlichen Nachbar- des Projekts. „Da können die Schüler das staaten Österreichs stammen. Die Spra- Gelernte vor Ort erproben“, meint Reindl. chen, aber auch Musik oder Märchen Für viele der Jugendlichen sind diese dieser Länder stehen im Zentrum des Klassenfahrten zugleich die erste Aus­ Projekts CentroLING, das von Lehrern landsreise. „Sie sind fasziniert und nehmit muttersprachlichen Kenntnissen in men das Angebot gut an“, sagt Reindl. Ungarisch, Slowakisch und Tschechisch „Nebenbei lernen sie auch, wie toll es ist, organisiert wird. Die sogenannten Sprach­ die Welt zu erkunden.“ erlebnistage sind für alle Jugendlichen Teil Mehr Infos: www.gts-anton-sattler-gasse. des Regelunterrichts. „So lernen sie n ­ eben schule.wien.at

Der Bikini ist zwar ein Zweiteiler, hat aber nichts mit

FOTOS: NMS ANTON-SATTLER-GASSE/REINDL

„Auf dem Weg zur Schule“ eignet sich für Schüler jedes Alters und ist in deutscher Fassung bei Senator erschienen. Infos und begleitendes Unterrichtsmaterial unter www.aufdemwegzurschule. senator.de

Chillen ist ein Jugendwort für faulenzen und kommt vom englischen to chill für abkühlen. Der Bedeutung nach ähnlich und ebenfalls ein Anglizismus ist relaxen, das aufs lateinische laxus für locker zurückgeht. Letzter Schrei ist die Verbindung beider Begriffe zu chillaxen.

der lateinischen Vorsilbe bizu tun. Er hat seinen Namen vom Bikini-Atoll im Pazifik, somit malayisch-polynesische Wurzeln. Todschick ist ein Kleidungsstück, wenn es zum Sterben schön ist – oder? Falsch: Der Begriff kommt von der fehlerhaften Eindeutschung

Gratis-Abo ZUSAMMEN:ÖSTERREICH erscheint vierteljährlich und ist für alle Interessierten kostenlos im Abonnement erhältlich.

des französischen tout chic, also ganz schick. Der Schnorchel sorgt in vielen Sprachen für Frischluft unter Wasser: als snorkel auf Englisch oder Spanisch, als snorkkeli auf Finnisch oder als shunōkeru auf Japanisch. Der Wortstamm ist derselbe wie bei schnarchen und Schnauze.

K we i t e n n e n S i e re B e mit M egri h i n t ei g ra t i o n f f e srg r Schr und?

Sie a eiben

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Ja, ich möchte ZUSAMMEN: ÖSTERREICH kostenlos abonnieren.

Straße und Hausnummer

PLZ und Ort

FRÜHLING 2014

ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN

n im a t i o m e r. r g I n t e s e n z i me , T i p p s : g s K l a o r s c h l ä n ge n a n V fe h l u E m pagazin@nds.at und m n s fo

Wissenswertes

JOBGARANT BILDUNG?

Kontroverse: Wie sehr Unternehmen ausländisches Potenzial schätzen

DURCHSTARTEN IN ÖSTERREICH

Porträts: Migranten mit hervorragenden Qualifikationen

DER IMAM ALS BRÜCKENBAUER

Neuer Kurs: So fördern Geistliche den Dialog mit der Gesellschaft

LEISTUNG ANERKENNEN – POTENZIALE NÜTZEN

Welche Qualifikationen Zuwanderer nach Österreich mitbringen und welche Hürden es zu meistern gilt

Senden Sie Name und Adresse per Mail an magazin@integrationsfonds.at oder füllen Sie diesen Coupon aus und schicken Sie ihn in einem Kuvert an: Österreichischer Integrationsfonds, Redaktion ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien

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MENSCHEN UND PROJEKTE

MENSCHEN UND PROJEKTE

Projekt

Projekt

Im Kurs lernt man Vokabel und Grammatik. Bei uns wendet man das Gelernte an.

I NTEGR AT I O N V O R O R T

Wo Sprachenlernen Menschen verbindet Im Sprachencafé bringen Migranten und Österreicher einander beim zwanglosen Plaudern ihre Muttersprachen bei. Dabei entstehen oft echte Freundschaften. TEXT

Franziska Troger

W

disch oder Arabisch.“ Gelegenheit dazu fehle. Sprachbegeisterte mit Um beide Bedürfnisse zuMartina Sinowatz, und ohne Vorkenntnisse sammenzuführen, organisind willkommen – und siert Sinowatz für den Projektleiterin das Interesse ist groß: Pro Verein Station Wien das Projekt „Kontaktepool“, das vom Europä- Woche besuchen bis zu 80 Personen das ischen Integrationsfonds und der Stadt Sprachencafé. Sinowatz versteht das zwanglose Plaudern nicht als Ersatz für Wien kofinanziert wird. einen Sprachkurs, sondern als ideale ErERGÄNZUNG ZU SPRACHKURS gänzung: „Im Kurs lernt man Vokabel und Zentraler Teil ist das Sprachencafé, das Grammatik, bei uns kann man das Ge­Sinowatz jeden Mittwochnachmittag am lernte anwenden und gemeinsam mit Einsiedlerplatz im 5. Wiener Gemeinde- Muttersprachlern verbessern.“ Manche bezirk organisiert. „An jedem Tisch wird Teilnehmer lernen dabei mehr, als sie ureine Sprache gesprochen. Wer sie üben sprünglich vorhatten: „Johanna und Ning will, setzt sich einfach dazu“, sagt Sino- (siehe Foto) haben sich im Sprachencafé watz. „Ein Tisch ist fix für Deutsch reser- kennen gelernt, um Englisch zu lernen“, viert. Unsere Gäste üben miteinander erzählt Sinowatz, „jetzt üben sie miteinanaber auch Sprachen wie Chinesisch, Kur- der auch Deutsch und Chinesisch.“

ie lernt man eine Fremdsprache am besten? „Indem man sie spricht“, weiß Martina Sinowatz. „Viele Migrantinnen und Migranten haben aber im privaten Umfeld wenig Möglichkeit, Deutsch zu sprechen.“ Gleichzeitig gebe es zahlreiche Einheimische, die Fremdsprachen üben oder neu lernen wollen, denen jedoch im Alltag die

„MIGRANTEN SUCHEN KONTAKT“ Neben dem Sprachencafé vermittelt Station Wien auch interkulturelle Partnerschaften. Dabei unterstützen Migranten und Österreicher einander je nach Bedarf beim Sprachenlernen, tauschen sich über Alltagsthemen aus oder teilen kulturelle und sportliche Aktivitäten. Rund 800 Partnerschaften konnten seit 2005 bereits vermittelt werden. Die Ansicht, dass Migranten ohnehin unter sich bleiben wollten, kann Martina Sinowatz nicht bestätigen: „Bei uns melden sich Menschen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern, von der Türkei über arabische Staaten bis hin zu Lateinamerika. Sie alle suchen Kontakt zu Einheimischen und sind neugierig auf Österreich. Wir helfen nur bei der Vermittlung.“

AUF EINEN BLICK

PROJEKT: Kontaktepool zur Vermittlung interkultureller Bekanntschaften. Das Angebot umfasst u. a. das Sprachencafé, Sprachlernteams und Lernhilfe für bilinguale Kinder GEBIET: Wien DAUER: Sprachencafé immer mittwochs von 17 bis 20 Uhr

Johanna (rechts) und Ning kamen ins Sprachencafé, um Englisch zu lernen – jetzt üben sie miteinander auch Deutsch und Chinesisch.

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FOTOS: STATION WIEN, ECHO/DIMKO

TEILNEHMER/INNEN: 60 bis 80 Personen ZIELGRUPPE: Am Sprachenlernen interessierte Menschen aus Nicht-EU-Staaten (Drittstaatsangehörige) und Österreich FINANZIERUNG: Rund 127.000 Euro im Jahr für das Gesamtprojekt vom Europäischen Integrationsfonds, der Stadt Wien und Spendern. KONTAKT: Martina Sinowatz, Verein Station Wien Tel.: +43/(0)1/96 680 96 kontaktepool@stationwien.com www.stationwien.org

DAS SAGT DIE BEZIRKSVORSTEHERIN:

„Im Bezirk Margareten leben auf zwei Quadratkilometern 53.000 Menschen. Projekte wie das Sprachencafé des Vereins Station Wien tragen entscheidend zur Förderung des interkulturellen Dialogs in unserem Bezirk bei. Der Erfolg des Projekts liegt in seinem positiven Konzept, das ein Begegnen auf Augenhöhe ermöglicht und nicht nur Deutsch vermittelt, sondern auch andere Sprachen wertschätzt. Auch ich selbst war schon im Sprachencafé zu Gast und habe ein paar türkische Worte gelernt.“ Susanne Schaefer-Wiery, Bezirksvorsteherin des 5. Wiener Gemeindebezirks Margareten

DETAILS ZUR FÖRDERUNG: Das Projekt „Kontaktepool“ wird durch den Europäischen Integrationsfonds und das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische Integrationsfonds, Team Europäische Fonds, unterstützt das BM.I und BMEIA bei der Fondsabwicklung und ist als Anlauf- und Servicestelle mit der Bereitstellung von Information für Projektinteressierte sowie Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte beauftragt. Mehr Informationen zu den Europäischen Fonds und zur Antragstellung finden Sie  Aufgabengebiete auf: www.bmi.gv.at  EU-SOLID-Fonds, auf www.bmeia.gv.at  Integration Projektförderung Europäische Fonds sowie auf www.integrations Europäische Fonds. fonds.at WEITERE FÖRDERTÖPFE: Je nach Thema und Ort können Inte­ grationsprojekte auch von folgenden Stellen Unterstützung erhalten:  Europäischer Sozialfonds: www.esf.at  EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation: www.ec.europa.eu/social  Initiative Vielfalter: www.viel-falter.org  Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds: www.waff.at

Zusammen:Österreich

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MENSCHEN UND PROJEKTE

FOTOS: THOMAS UNTERBERGER

MENSCHEN UND PROJEKTE

Porträt

I NTEGR AT I O NS B O T S C H A F T E R

Porträt

Das Model mit Mozart im Kopf

WISSEN

Sein starker Wille hat Franz Joseph Yang als Teenager von Südkorea nach Österreich geführt.Von hier aus will er nun die Opernwelt erobern.

Integration funktioniert für mich wie ein großes Puzzle.

TEXT

Julian Unger

L

ässig lehnt Franz Joseph Yang am Flügel und lächelt in die Kamera. Was mühelos wirkt, ist tatsächlich eine lang geübte Pose, das Ergebnis harter Arbeit. „Das habe ich beim Modeln gelernt“, sagt Yang. Die Tätigkeit in der Fashionszene ist für ihn zwar nur ein Studentenjob, hat ihn aber bereits nach München, Berlin und London geführt. Auch diese Erfolge sind kein Zufall: Yang geht alles, was er sich vornimmt, mit großem Engagement und Ehrgeiz an. „Ich habe früh angefangen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen – und die dann durchzuziehen“, sagt er. „Vielleicht ist das der rote Faden meines Lebens.“

BENANNT NACH DEM KAISER Begonnen hat Yangs Leben vor 21 Jahren in Wien-Favoriten. Seine Eltern wollen

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Zusammen:Österreich

Vertraut mit dem Flügel: Franz Joseph Yang studiert Operngesang an der mdw, der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

ihm einen österreichider Universität für Musik schen Namen geben und und darstellende Kunst benennen ihn nach seiWien, Operngesang zu Franz Joseph Yang, nem Geburtsort, dem Integrationsbotschafter studieren. „Die VerbinFranz-Josef-Spital. „Indidung aus Gesang und rekt bin ich also nach dem Kaiser be- Schauspiel hat es mir angetan“, verrät der nannt“, schmunzelt Yang. Als er sechs Jah- Mozart-Fan. Sein absoluter Traum sei es, re alt ist, entscheiden sich seine Eltern, in internationale Karriere zu machen und in ihr Herkunftsland Südkorea zurückzu­ New York oder Sydney aufzutreten. kehren. „Obwohl ich Koreanisch konnte, habe ich mich dort nie zu Hause gefühlt“, ECKEN UND KANTEN BEHALTEN erinnert er sich. Mit dreizehn trifft Yang Ob Yang angesichts all der großen Pläne die erste große Entscheidung seines Le- nicht manchmal Heimweh nach Korea bens: „Ich wollte so schnell wie möglich hat? „Ich werde immer ein Stück weit zurück nach Österreich.“ Nach langem Koreaner bleiben. Die Kultur und MentaÜberreden stimmen die Eltern zu. Yang lität möchte ich nicht aufgeben“, antübersiedelt nach Wien. Seine ältere wortet er. Was das konkret bedeutet? Schwester, die hier geblieben ist, nimmt „Manchmal scheue ich mich, eindeutig Ja oder Nein zu sagen. Ich habe als Kind ihn in den ersten Jahren auf. „Die Rückkehr in diesem Alter war natürlich nicht gelernt, dass man das Gegenüber nie leicht für mich“, meint er, „aber ich habe vor den Kopf stoßen darf“, lacht er. Dass er seine Wurzeln nicht vergessen will, die Entscheidung nie bereut.“ passt zu Yangs Verständnis von einem DEUTSCH NEU LERNEN MIT 13 gelungenen Zusammenleben, das er bei Eine Herausforderung ist die Schule. Der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Schulbesuchen 13-Jährige muss feststellen, dass das häufig mit Jugendlichen diskutiert: „Jeder Deutsch, das er als Kind gelernt hat, nicht Mensch hat Ecken und Kanten, die er ausreicht, um dem Unterricht zu folgen. auch behalten soll“, meint er. „Gemein„Ich wollte so gut sein wie meine Mit- sam ergeben wir alle ein schönes Gesamtschüler“, erinnert er sich, „also habe ich bild. Integration funktioniert für mich wie hart an mir gearbeitet.“ Tatsächlich ist ein großes Puzzle.“ Yang bald ein guter Schüler. Als Teenager entdeckt er die Lederhose für sich: „Die hat koreanische steht mir einfach. Ich trage sie auch beim Franz Joseph Yang Wurzeln. Der Student des Operngesangs Ausgehen gerne“, sagt Yang. Nach der (21) arbeitet nebenbei als Model und träumt Schule entschließt er sich, an der mdw, von einer internationalen Karriere.

DIE INTEGRATIONSBOTSCHAFTER „ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“ ist nicht nur der Name dieses Magazins, sondern auch eines Projekts von Integrationsminister Sebastian Kurz und dem Österreichischen ­Integrationsfonds. Mehr als 300 gut integrierte Migranten besuchen als Integrationsbotschafter Schulen in ganz Österreich, um ihre persönliche Erfolgsgeschichte zu erzählen und mit den Kindern und Jugendlichen zu diskutieren. Über 15.000 Schüler ­profitierten bisher davon. Das Projekt läuft seit zwei Jahren und konnte die Zahl der Integrationsbotschafter seither verdreifachen. In zwei Ausbaustufen wurden einerseits Vereine wie das Rote Kreuz mit Schülern mit Migrationshintergrund zusammengebracht und andererseits junge Migranten, die bisher selten Lehrberufe ergreifen, gezielt auf ihre Karrierechancen mit einer Berufsausbildung aufmerksam gemacht. www.zusammenoesterreich.at

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MENSCHEN UND PROJEKTE

MENSCHEN UND PROJEKTE

Aktuelles

Integration international

Alle ÖIFA finde ktivität n Sie en www .inte auf gratio n s fo

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RUNDBLICK

Integration aktuell JUNI

MAI

WIEN: Junge Migranten kennen ihre Chancen in Bildung und Beruf oft nicht. Um sie und ihre Eltern besser zu informieren, organisierten ÖIF und Wirtschaftskammer eine Veranstaltungsreihe, die am 14. Mai in Wien zu Ende ging. Die insgesamt vier Workshops drehten sich um mögliche Berufswege, Erfolgsrezepte oder Arbeitgeber-Anforderungen.

SALZBURG: Am 29. April wurde in Salzburg erstmals das ÖIF-Talenteticket an vier begabte Jugendliche mit Migrationshintergrund vergeben. Ihre besonderen Stärken sind Mathematik, Physik, Musik und Sprachen. Sie erhalten jeweils 500 Euro, um ihr Talent weiter fördern zu können.

ÖSTERREICH: Seit drei Jahren besuchen erfolgreiche Migranten als Integrationsbotschafter Österreichs Schulen. Rund 140 von ihnen tauschten sich am 11. März in Wien über ihre gesammelten Erfahrungen aus, darunter Doreen Osamwonyi (Foto), Wienerin mit nigerianischen Wurzeln.

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Zusammen:Österreich

APRIL

MÄRZ

WIEN/ ANKARA: Vor 50 Jahren begann Österreich, Gastarbeiter aus der Türkei anzuwerben. Aus Anlass des Jubiläums organisierte das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres zwei Symposien. Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft beider Staaten tauschten sich am 15. Mai in Ankara und am 16. Juni in Wien aus.

OBERÖSTERREICH: Über Chancen und Risiken der Migration innerhalb der EU diskutierten am 13. Mai Integrationsminister Sebastian Kurz, die EU-Abgeordneten Josef Weidenholzer und Paul Rübig sowie Bundesrat Efgani Dönmez in Linz. Über 250 Interessierte besuchten das ÖIF-Magdalena Gespräch. Ein Großteil der Zuwanderung nach Österreich kommt heute aus EU-Staaten.

KÄRNTEN: Im Sommer eröffnet in Klagenfurt ein neues ÖIF-Integrationszentrum: Das vereinbarten ÖIF, Integrationsministerium und Kärntner Landesregierung am 4. April. Das Angebot wird einen Welcome Desk für Neuzuwanderer, Kursangebote und regionale Integrationsberatung umfassen.

FOTOS: THINKSTOCK, MARTIN DÖRSCH, DRAGAN TATIC, ÖSTERREICH WERBUNG/MALLAUN, ÖSTERREICH WERBUNG/DEJUN, WIKIMEDIA/DAVID BENBENNICK, WIKIMEDIA/SKOPP

NEUES V O M Ö S T E R R E IC H I S C H E N IN T E G R AT IO N S F O N DS ( Ö I F)

Gemeinsame Werte für das Zusammenleben Das Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft erfordert gemeinsame Grundlagen, die es zu definieren und vermitteln gilt.

SO MACHEN’S ANDERE STAATEN

Demokratie ist ein Grundprinzip des Miteinanders.

FRANKREICH: WerteSchulung bei Bedarf Wer dauerhaft aus einem Nicht-EU-Staat zuwandern will, geht einen Integrationsvertrag mit dem französischen Staat ein. Dieser schreibt bei Bedarf Sprachunterricht und eine eintägige Schulung über die „Werte der Republik“ vor. Dazu zählen in erster Linie die Gleichheit von Mann und Frau und die Trennung von Kirche und Staat.

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elche Einstellungen und Werthaltungen sind es, die unsere Gesellschaft zusammenhalten? Und wie können wir sie Zuwanderern bestmöglich vermitteln? Diese Fragen beschäftigen Gesellschaften, in denen Migration zum Alltag gehört, quer über den Globus (siehe rechte Spalte). Hierzulande steht das Thema seit gut einem Jahr im Fokus. Wer heute nach Österreich zuwandert, erhält als Begrüßungsgeschenk eine Werte-Fibel, die über die Basis des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft informiert.

GRUNDPRINZIP MENSCHENWÜRDE Doch was sind diese Fundamente des Miteinanders? Leitidee der Fibel, die vor einem Jahr vom damaligen Staatssekretariat für Integration entwickelt wurde, ist die Menschenwürde: Alle Personen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung, Religion, Herkunft oder Aussehen, verdienen denselben Respekt. Von dieser Basis leitet die Fibel sechs Prinzipien ab, die das

INTERNATIONALES

Zusammenleben in Österreich regeln: Freiheit, Rechtsstaat, Demokratie, Republik, Föderalismus und Gewaltenteilung. Insgesamt achtzehn Werte, von Selbstverantwortung über Leistung hin zu Zivilcourage und Gemeinwohl, runden den Kanon ab.

NORWEGEN: Menschenrechte im Zentrum Zuwanderer aus Drittstaaten, aber auch zuziehende Familienangehörige von Einheimischen und Flüchtlingen müssen Sprach- und Gesellschaftskunde-Kurse besuchen. Deren Fokus liegt auf den Themen Rechtsstaat und Menschenrechte. In den Schulen wird die Frage, welche Werte Norwegen hat, jedes Jahr rund um den National­ feiertag thematisiert.

KURZ GEMELDET

IM NOTFALL BESCHEID WISSEN Wenn ein Unfall passiert, muss alles schnell gehen. Um Wissen über das Rettungssystem in die Zuwanderer-Communities zu tragen, bildet das Wiener Rote Kreuz Freiwillige mit Migrationshintergrund zu Trainern aus. blog.roteskreuzat/protect

ENGAGIERTE SCHÜLER FÖRDERN Das START-Stipendium unterstützt Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund aus wenig privilegierten Familien, die sich zur Matura hocharbeiten wollen, mit Zuschüssen zu Bildungsausgaben, Seminaren und Coachings. www.start-stipendium.at

IMAME-SCHULUNG ABGESCHLOSSEN Anfang April schulte das Integrationsminis­ terium zum bereits sechsten Mal türkische Religionsbeauftragte als Vorbereitung auf ihren Dienst in Österreich. Die Geistlichen erhielten Infos über Themen wie Schulsystem, Frauenrechte und Religionsfreiheit. www.bmeia.gv.at

Zusammen:Österreich

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MENSCHEN UND PROJEKTE

MENSCHEN UND PROJEKTE

Journalistenpreis

Termine

A USS C H R E I B UNG

Sachlich berichten für ein gutes Miteinander

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Die Integrationsdebatte wird oft emotional geführt. Medienbeiträge, die zu mehr Nüchternheit beitragen, zeichnet der Journalistenpreis Integration mit insgesamt 10.500 Euro aus. TEXT

Valentin Schwarz

TERMINE

ÖSTERREICH: Herausragende Abschlussarbeiten zu Integrationsthemen zeichnet der ÖIF mit Forschungsstipendien aus. Fünf Stipendien zu je 2.000 Euro gehen an Diplom- und Masterarbeiten, zwei Stipendien zu je 3.000 an Dissertationen. Bewerbungen sind bis Ende Juni möglich. www.integrations fonds.at/forschungsstipendium JUNI

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VERSACHLICHUNG DER DEBATTE Neben der Kategorie Radio zeichnet der Journalistenpreis Integration auch Beiträ-

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Zusammen:Österreich

Wer Özdemir oder Pavlovic heißt, sollte so selbstverständlich als Österreicher wahrgenommen werden wie ein Busek oder Prohaska. Elisa Vass, Ö1-Redakteurin und Preisträgerin 2013

ge in den Sparten Print/Online und Fernsehen aus, die die Versachlichung der oft emotional geführten Integrationsdebatte unterstützen. „Medien haben eine große Verantwortung für das Gelingen von Integration“, sagt Vass. „Gerade junge Menschen werden davon geprägt, wie im Elternhaus, Freundeskreis oder in Medien über Integration gesprochen wird. Ist ein Vorurteil einmal etabliert, ist es schwierig, dagegen anzuschreiben.“ Bildungssystem und Elternhaus seien gefragt, einen kritischen Umgang zu vermitteln: „Junge

AUF EINEN BLICK

Menschen sollten lernen, Medien zu hinterfragen: Erklären sie Zusammenhänge oder wenden sie Schablonen an?“

PROJEKT: Journalistenpreis Integration PREISGELD: Jeweils 3.500 Euro für Beiträge in Print/Online, Radio und Fernsehen

BEWERBUNG BIS 17. JULI Die Journalisten wiederum sollten sich für Vass darum bemühen, Zuwanderer als normale Mitglieder der Gesellschaft darzustellen, ohne die Wirklichkeit schönzureden. „Wer Özdemir oder Pavlovic heißt, sollte so selbstverständlich als Österreicher wahrgenommen werden wie ein Busek oder Prohaska“, meint Vass. „Mein Nachname ist auch ungarisch.“ Auch dieses Jahr werden journalistische Arbeiten, die mit guter Recherche und sachlichem Zugang zu einem besseren Zusammenleben beitragen, mit jeweils 3.500 Euro ausgezeichnet. Bewerbungen sind bis 17. Juli möglich.

KRITERIEN: Ausgezeichnet werden Beiträge, die besonders zur Versachlichung der Debatte im Integrationsbereich beitragen

FOTOS: ÖIF/UNGER

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ann sage ich dazu, ob ein Mensch einen Migrationshintergrund hat oder nicht? Ist das bei einem Tatverdächtigen relevant? Oder bei einem Fußballer der Nationalmannschaft? Fragen wie diese tauchen bei der Arbeit von Journalistinnen und Journalisten häufig auf. Stellt man sie der Ö1Redakteurin Elisa Vass, muss sie nicht lange überlegen: „Das hängt davon ab, ob diese Information für den Bericht sinnstiftend ist“, sagt sie. „Wenn ich einen Ukrainer zur Ukraine-Krise befrage, ist das relevant. Wenn ich eine Ökonomin mit türkischen Wurzeln zur Wirtschaftslage interviewe, ist ihre Herkunft irrelevant.“ Für ihre sachliche und fundierte Arbeit wurde Vass letztes Jahr mit dem Journalistenpreis Integration ausgezeichnet. Ihre RadioReportage „Alt werden in der Fremde: Gastarbeiter in Pension“ wurde von der Jury unter dem Vorsitz von Hans Winkler unter sechzig Einreichungen ausgewählt.

Elisa Vass hat für ihre Arbeit bei Ö1 den Journalistenpreis 2013 erhalten. Links mit den Ko-Preisträgern Köksal Baltaci (Die Presse, rechts), Rudolf Vajda (P3 TV, links) und Integrationsminister Sebastian Kurz.

VERGABE: Die Jury unter dem Vorsitz von Hans Winkler (Kleine Zeitung, Die Presse) besteht aus Journalisten und Integrationsexperten BEWERBUNG: Bis 17. Juli, Fremd- und Selbstnominierungen sind möglich: www.integrations fonds.at/journalistenpreis

WEITERE ANGEBOTE: Zahlen und Fakten als Basis sachlicher Berichte bietet das Statistische Jahrbuch für Migration und Integration der Statistik Austria. Weitergehende Fakten zu den Themen Arbeitsmarkt, Jugend, Frauen und Bundesländer bieten vom ÖIF herausgegebene Statistische Broschüren. Online verfügbar unter www.integrationsfonds.at Publikationen Zahlen und Fakten Statistisches Jahrbuch Vor allem für Regionalmedien wertvoll sind die migraMAPs des ÖIF. Sie zeigen den Anteil der Bevölkerung ausländischer Herkunft für jede einzelne Gemeinde. Auch das Aufschlüsseln der größten Migrantengruppen ist möglich. Online verfügbar unter www.integrationsfonds.at Publikationen Zahlen und Fakten migraMAP

WIEN: An Personen mit Leitungsaufgaben richtet sich der berufsbegleitende Diplomlehrgang für Interkulturelles Projektmanagement, der am 18. September zum dritten Mal in Wien startet. Infos und Anmeldung unter www.inte grationsfonds.at/weiterbildung SEPTEMBER

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ÖSTERREICH: Bis Anfang Oktober können sich Vereine, Schulen und andere Organisationen, die das Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im Sport fördern, für den Integrationspreis Sport bewerben. www.integrationsfonds.at/ sport OKTOBER

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MENSCHEN UND PROJEKTE

Qualifizierung

An der Donau-Uni Krems bilden sich Praktiker und Forscher zu Migrationsthemen weiter.

FORSCHUNG AKTUELL

S TATIS T I K - B R O S C H ÜR E N

FOKUS INTEGRATION

Mit Weiterbildung Chancen nützen

Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) empfiehlt: Termine und Aktuelles rund um ­Integration und Migration DIALOGFORUM IN GMUNDEN: Vom 28. Juli bis 1. August organisiert die Donau-Uni Krems das Dialogforum – Summer School zu Zukunftsfragen der Migration und Integration im Gmundner Schloss Ort (Foto). Im Zentrum steht der Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis.

Wer beruflich mit Integration zu tun hat, kann mit speziellen Qualifizierungsangeboten die eigenen Möglichkeiten erweitern.

Details zu Programm und Anmeldung finden Sie unter www.dialogforum-integration.at

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Valentin Schwarz

FACHKRAFT ODER ARBEITSLOS? Die Situation von Migranten auf dem Arbeitsmarkt untersucht das ÖIF-Dossier N°33. Die Analyse zeigt etwa: Der typische über eine Rot-Weiß-Rot-Karte kommende Zuwanderer war 2013 männlich, zwischen 25 und 29 Jahre alt, aus Bosnien-Herzegowina und technische Schlüsselarbeitskraft.

Unser Lehrangebot richtet sich an alle, die mit dem Thema Migration zu tun haben. Gudrun Biffl, Dekanin an der Donau-Uni Krems

FÜR LEHRER WIE TOURISTIKER „Unser Lehrangebot richtet sich an alle, die beruflich oder in der Forschung mit dem Thema Migration zu tun haben“, sagt Gudrun Biffl. Sie leitet das Department für Migration und Globalisierung, das verschiedene, in Österreich einzigartige Lehrgänge anbietet. Wer in Schulen, Kindergärten oder Jugendzentren mit jungen Menschen unterschiedlichster Herkunft arbeitet, kann etwa einen Mas­ter in Migrationspädagogik erwerben. An Personen, die in Regionalmanagement, Tourismus oder Dorferneuerung tätig sind, richtet sich der Lehrgang für Integrative Regionalentwicklung. „Unser Ziel ist es,

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dass sich unsere Studierenden in ihrem jeweiligen Umfeld kompetent und zum Vorteil aller verhalten können“, sagt Biffl. Insgesamt elf Lehrgänge, die alle berufsbegleitend konzipiert sind und mit einem Master abschließen, sowie zahlreiche Seminare stehen derzeit im Angebot des Departments. Warum entschließen sich beruflich bereits etablierte Menschen zu einem solchen Lehrgang? „Ich habe in meinem Job viel mit Migrantinnen zu tun“, sagt Eva Surma, Leiterin der Frauenservicestelle Leibnitz und Studentin am Lehrgang für Migrationsmanagement. „Daher ist es für mich wichtig, auch wissenschaftlich immer auf dem aktuellen Stand zu sein.“

ÖIF VERGIBT DREI STIPENDIEN Für drei im Herbst startende Lehrgänge bietet der Österreichische Integrationsfonds Stipendien im Gesamtwert von 15.000 Euro für die Master-Lehrgänge in Migrationspädagogik, Integrativer Regionalentwicklung und Intercultural Competencies an. Bewerbungen sind bis 15. September möglich: www.integrationsfonds.at/weiterbildung

WISSEN

Das Dossier ist auf www.integrationsfonds.at Publikationen kostenlos verfügbar.

MIGRATION UND GLOBALISIERUNG Das Department für Migration und Globalisierung an der Donau-Uni Krems befasst sich mit den Veränderungen, die sich für unsere Gesellschaft aus der Globalisierung ergeben. Die Schwerpunkte in Forschung und Lehre umfassen neben Migration auch Themen wie Gesundheit und Soziales oder Wohnen und Nachbarschaft.

DATEN UND FAKTEN: Alle wichtigen Zahlen und Diagramme zur Integration auf dem Arbeitsmarkt fasst eine neue ÖIF-Statistikbroschüre zusammen. Sie zeigt etwa, dass Zuwanderer deutlich häufiger von Schicht-, Wochenend- und Leiharbeit betroffen sind als Einheimische. Die ÖIF-Statistikbroschüre ist auf www.integrations fonds.at Shop kostenlos bestellbar.

Weitere Infos zum Lehrangebot, Veranstaltungen oder Publikationen finden Sie auf www.donau-uni.ac.at/mig

FOTOS: SUZY STÖCKL

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b beruflich oder wissenschaftlich: Migration und Integration gehören zum Alltag vieler Menschen in Österreich. Damit einher gehen oft ­Herausforderungen, die es zu bewältigen, aber auch Chancen, die es zu nützen gilt. Um die dafür notwendigen Kompetenzen zu erwerben, gibt es inzwischen eine Reihe von fundierten Weiterbildungsangeboten, etwa an der Donau-Uni Krems.

DIE ZUKUNFT DER MIGRATION: Vor zwanzig Jahren wurde das International Centre for Migration Policy Development gegründet, eine internationale Forschungsstelle mit Sitz in Wien. Zum Jubiläum haben internationale Experten in einem Sammelband zehn Thesen zur Zukunft der Migration formuliert. Der englischsprachige Band ist auf www.icmpd.org Publications zu finden.


MENSCHEN UND PROJEKTE

MENSCHEN UND PROJEKTE

Zusammen:Genießen

Unterhaltung

„Vielfalt, die sich nicht zur Einheit ordnet, ist Verwirrung. Einheit, die sich nicht in Vielfalt gliedert, ist Tyrannei.“

BLAISE PASCAL

Wenn Julio Lopez über Kokosnüsse spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. „Ihr Fruchtfleisch enthält viele Vitamine und ist sehr nahrhaft, ihr Wasser hat schon Menschen vor dem Verdursten gerettet“, erzählt er, „und beim Kochen sind Kokosnüsse vielseitig einsetzbar.“ Seine besten kulinarischen Tricks lernte Lopez, der als junger Mann aus der Dominikanischen Republik nach Wien kam, von seinem Großvater. Heute zaubert er im Lokal „Casa Caribeña“ täglich karibische Spezialitäten auf die Teller seiner Gäste. „Kochen ist eine Kunst, so wie Malen oder Singen“, ist der Vollblut-Gastronom überzeugt.

Welches Wort suchen wir?

n ache Mitm n d

u en! n w e g in

Cocktail mit Kokos. Lopez’ zweite große Leidenschaft sind Cocktails. Bei SzeneLegende Mario Castillo, der Klassiker wie Manhattan oder Mojito um 1990 in Wien einführte, hat er das Mixen und Shaken gelernt. Den Coco Colada, einen Cocktail mit Kokosmilch und Ananas, hat Lopez selbst kreiert. „Er bringt den Geschmack und die Lebensfreude der Karibik ins Glas“, sagt Lopez stolz. Wer ihm beim Mixen zusieht, weiß, was er meint.

Lösen Sie das

COCO COLADA:

2. Weitere Zutaten: 4 cl weißen und 2 cl braunen Rum, 1 cl Batida de Coco, 1 cl Kokossirup, 2 cl Obers und 10 cl Ananassaft. Alles im Shaker auf Eis mixen. 3. Den Cocktail im Glas mit Eiswürfeln auffüllen. Als Deko eignen sich Ananas, Cocktailkirschen und grobe Kokosraspeln.

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Zusammen:Österreich

Rätsel und gewinnen Sie das Buch „Mit einem Koffer voll

G A S T F R E U N D SCHAFT

Hoffnung“ mit 15 Zuwanderer-

Die ganze Karibik in einem Glas

porträts von Andrea Heigl! Alle Teilnahmeinfos finden Sie auf www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel

Für Julio Lopez ist die Kokosnuss weit mehr als nur exotische Deko: Sie ist Basis seiner Cocktail-Kreation Coco Colada. TEXT

Julian Unger

Julio Lopez ist Küchenchef und Barkeeper in der Casa Caribeña, Glasergasse 15, 1090 Wien. Im Sommer ist er auch auf der ­Summerstage am Donaukanal tätig.

FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, FREEIMAGES/STEVED_NP3

1. Die Kokosnuss mit dem Messerrücken aufschlagen. Die Milch in einer Schale sammeln. Der Coco Colada braucht 6 cl.

Zugewandert: die Zahnbürste Wie pflege ich meine Zähne richtig? Diese Frage beschäftigt Menschen seit Jahrtausenden. Die im Lauf der Zeit gefundenen Antworten entsprachen dem jeweiligen Stand der Wissenschaft und Technik – und nur selten heutigen Hygienestandards. Im alten Ägypten und dem antiken Rom wurden ausgefranste Zweige, Federn oder Tierknöchelchen verwendet. Die ersten Zahnbürsten kamen um 1500 aus China nach Europa: Auf dem Bambus- oder Knochengriff ­waren Schweineborsten befestigt. Diese sorgten wegen ihrer Härte für Zahn-

geg Alltags m i t Me n s t ä n d h i n t e i g ra t i o ne s rg r u nd -

fleisch-Blutungen und wurden bald durch weicheres Pferdehaar ersetzt. Dennoch blieb die Zahnbürste unbeliebt: Noch um 1730 bevorzugte der französische Arzt Pierre Fauchard, der Vater der modernen Zahnheilkunde, das Abreiben der Zähne mit einem Schwamm. Für die Mehrheit waren Zahnbürsten ohnehin unerschwinglich: Luxusmodelle setzten auf Dachs- statt Pferdehaar. Tierische Borsten waren aber ein ideales Umfeld für Bakterien und trockneten nur schlecht. Beide Probleme löste die

Erfindung des Nylons in den 1930ern. Damit wurde die Zahnbürste auch deutlich billiger – und kam endgültig in den Badezimmern der breiten Bevölkerung an.

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Doppelporträt

Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Österreichs Talente nicht gestoppt werden.

Zwe M i Zwe e n s c h e n i Her . k länd unft se r . Ei Gesc hich ne te.

ZU S A M M E N : LE B E N

Unternehmensziel: Weltoffenheit In ihrem Grazer Lokal mischen Julia und Vanessa typisch Steirisches mit südamerikanischer Lebensart. TEXT

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ber 11.000 Kilometer liegen zwischen Österreich und Peru – angefreundet haben sich Julia Günzberg und Vanessa Zeballos Aguirre irgendwo dazwischen. „Wir haben auf demselben Kreuzfahrtschiff gearbeitet“, erzählt Julia. „Und zwar gemeinsam mit Leuten aus achtzig Nationen“, ergänzt ­Vanessa, „da lernt man schnell, offen auf andere zuzugehen.“ Noch auf hoher See entwickelten sie die Idee, dieser Weltoffen-

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Zusammen:Österreich

heit in Julias Heimatstadt Graz ein Zuhause zu geben: Seit einem Jahr führen sie in der Kaiserfeldgasse das Lokal „La Meskla“, zu Deutsch: „Die Mischung“.

sich alle wohlfühlen“, sagt die in Lima geborene Vanessa, „egal wo sie herkommen oder welche Sprache sie sprechen.“ Worauf Julia einwirft: „Die Mischung macht’s!“

TAPAS MIT KERNÖL Getreu diesem Motto bietet ihre Speisekarte Kombinationen wie Nachos aus steirischem Käse oder Tapas mit Kernöl. Konzerte internationaler Bands sorgen für kosmopolitisches Flair. „Bei uns sollen

Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!

FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT

Franziska Troger

Unterstützen Sie mit Ihrer Förder-SMS an 0664 660 1971 die Talente der Österreichischen Sporthilfe. Mit freundlicher Unterstützung von

Senden Sie ganz einfach eine beliebige SMS an die angeführte Nummer und folgen Sie den Anweisungen. Ihr Förderbeitrag von maximal €100,– kommt jungen, talentierten Sportlern mit und ohne Behinderung zugute. Die Sporthilfe fördert ohne staatliche Mittel. Vielen Dank! Infos unter: www.sporthilfe.at

Eine Initiative der Österreichischen Sporthilfe

WIEN NORD

MENSCHEN UND PROJEKTE


Foto: Michael Plackner

www.integrationsfussball.at

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M ll W d a b n ß sfu men u de n o n i a t gra ller D . Am E nnte t a In eit ke tr ia en aus ettstr die Er sinos s u a W os A ensch ichen allem ist C n i s b r l . M l t a r C ende schaf ern vo Desha n W M e r d b e iene Bei ich le freund r, sond indet. dend W . l l e n e m rb erbi ba ster r einen st ,a v ker n ve mei 014 2 Völ n in Ö der in n Welt nsche ölker i V e un e n i tret en Lä nur e die M ieser 8. J rei. , g d r l t ta tf Her t nich ußbal r tner onn r itt is S a h F P t e s st am Ein das olzer er ie . Der s nis, tr ia st r e cit y r ni Aus r Tu Donau e d rt er Sta r tcent Spo

Gut für Österreich.


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