ÖSTERREICHISCHE POST AG/SP 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
S O MMER 2017
WAS ERWARTEN DIE ÖSTERREICHER?
Welche Faktoren für Österreicher entscheiden, ob jemand integriert ist
ÖSTERREICH VERSTEHEN LERNEN
TH Iden EMA: tifika tion m Ö ste i t r re i c h
Wie man Flüchtlingen unsere Kultur näherbringt und was die Verbundenheit mit Österreich stärkt
SPRUNGBRETT ZUM BERUFSEINSTIEG
Das Erfolgsprogramm „Mentoring für MigrantInnen“ startet in die nächste Runde
Familie und Job in Einklang gebracht!
g ist Beratun llig freiwi lich vertrau os kostenl
Dolmetscherin Yasemin Gül, 35 Jahre Früher musste ich beruflich zu vielen Kongressen reisen und habe meine Familie nur selten gesehen. Dazu kam, dass Simultanübersetzen hohe Konzentration erfordert und die Arbeitszeiten sehr unregelmäßig sind. Irgendwann war ich völlig ausgebrannt. Da kam fit2work wie gerufen: Nach einem ausführlichen Beratungsgespräch wurde mir geholfen, einen geregelten Job zu bekommen. Heute arbeite ich 40 Stunden in der Kommunikationsabteilung eines internationalen Unternehmens und hab wieder mehr Zeit für meine Familie.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Sommer 2017
ED I T O R I A L
Liebe Leserinnen und Leser! Wie wir Identifikation mit Österreich fördern
FOTOS: ÖIF/HUNYADI, FRANZ WEINGARTNER; COVERBILD: FRANZ WEINGARTNER
Berge, Schnitzel und Mozart – diese Begriffe prägen das klassische Bild Österreichs in Werbung und Tourismus. Wie so oft ist das alltägliche Leben aber wesentlich vielschichtiger und schwerer zu fassen, als uns die Werbung glauben machen will. Insbesondere dann, wenn man nicht in Österreich aufgewachsen ist, Kultur und Mentalität nicht kennt. Umso wichtiger ist es, insbesondere Zugewanderten und Flüchtlingen unsere Geschichte, Traditionen und Bräuche näherzubringen, damit sie die Kultur verstehen, die sie umgibt. Wie so der Grundstein für die Identifikation mit Österreich gelegt wird, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH in der Salzburger Gemeinde Neumarkt am Wallersee recherchiert (ab Seite 6). In unserer neuen Interviewreihe „Perspektiven Integration“ sprechen wir außerdem mit Islamexpertin Saïda Keller-Messahli und Nahost-Kennerin Karin Kneissl über Verschleierung im Islam, nachzulesen auf Seite 16.
Ihnen wünschen wir eine spannende Lektüre und einen guten Sommer! Wir freuen uns über Ihre Meinung, Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.
I NHA LT
SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
06 TITELGESCHICHTE. ÖSTERREICH VERSTEHEN LERNEN. Wie man Flüchtlingen österreichische Kultur und Traditionen näherbringt und worauf es ankommt, wenn Identifikation entstehen soll.
06 Vermittlerin: Ingrid Weydemann ist in der Gemeinde Neumarkt am Wallersee freiwillig engagiert und Leiterin des Museums Fronfeste. Ihr ist es wichtig, Flüchtlingen wie dem 24-jährigen Syrer Hani Hassan die Geschichte der Stadt näherzubringen. Mehr dazu in der Titelgeschichte ab Seite 6.
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PROBLEME ANPACKEN. INTEGRATIONS-RATGEBER. Fragen von Engagierten – Tipps von Experten. PERSPEKTIVEN INTEGRATION. VERSCHLEIERUNG IM ISLAM. Aktuelle Integrationsthemen aus Expertensicht. Einheit am Platz: Was es braucht, damit das Miteinander im Sport funktioniert, hat sich Redakteur Martin Obermayr bei der U15-Mannschaft des SK Rapid angesehen.
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Franziska Troger, Christine Sicher, Judith Anger, Michaela Reisinger, Ebru Erkut, Roland Goiser, Kristin Längle, Julian Unger, Maja Sito
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›› ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Sommer 2017
›› INHALT MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
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6 FRAGEN AN ESER ARI-AKBABA. WARUM ICH MICH ENGAGIERE. Die ORF-Moderatorin über ihre Erfahrungen als ehrenamtliche Integrationsbotschafterin. FÖRDERPROGRAMM. SPRUNGBRETT ZUM BERUFSERFOLG. Der Syrer Abdullah Kayali erzählt, wie ihn „Mentoring für MigrantInnen“ auf den Jobeinstieg in Österreich vorbereitet hat. ÖIF-STUDIE. WAS ERWARTEN DIE ÖSTERREICHER? Was Österreicher unter Integration verstehen und welche Faktoren entscheiden, ob jemand integriert ist.
Entschlossen: Der syrische Pharmazeut Abdullah Kayali hat uns erzählt, warum er nach der Teilnahme an „Mentoring für MigrantInnen“ fit für den Jobeinstieg ist.
Zwischen Holz, Beton & Stahl: Unser Fotograf Julian Unger (rechts) hat die Zusammenarbeit zwischen Bauaufseher Serdar Erkut und seinem Chef, Bauunternehmer Michael Lindner, ins Bild gesetzt.
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RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
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GEMEINDEPROJEKT. GEGEN FALSCHE EHRE. Beim Projekt „Heroes“ machen sich Männer für Frauen stark.
I M P R ES S U M
ÖIF-ANGEBOT. WERTEKURSE FÜR JUGENDLICHE FLÜCHTLINGE.
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TIPPS FÜR LEHRER. LERN- UND UNTERRICHTSMATERIALIEN.
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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.
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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.
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REZEPT. OLIVENBROT AUS ISTRIEN.
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RÄTSEL. RATESPASS MIT GEWINNSPIEL.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Troger, franziska.troger@integrationsfonds.at Chefin vom Dienst: Mag. Kristin Längle, MAS; kristin.laengle@integrationsfonds.at Redaktion: Judith Anger, BA MA; Michaela Reisinger, BA; Mag. Christine Sicher; Mag. Maja Sito, BA; Mag. Julian Unger, MA; Freie Mitarbeit: Martin Obermayr; Marketing: Ebru Erkut; Produktion und Anzeigen: STYRIA CONTENT CREATION GMBH & CO KG, Hainburger Strasse 33, 1030 Wien, www.styriacontentcreation.com Geschäftsführung: Mag. Alexis Johann, Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Brigitte Fuchs Grafik: Bozica Miloseska Anzeigenverkauf: Karl Hedschet, Harald Kuso Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: Styria Media Design GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiteroder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Sommer 2017
I N T E G R AT I O N I N Z A H L E N
LE SE R B R I E FE
Leser antworten …
PRIVATHAUSHALTE in Österreich entfallen auf Personen, die im Ausland geboren sind. Das sind rund 19 Prozent der insgesamt 3,7 Millionen heimischen Haushalte.
PERSONEN haben 2016 die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Mit knapp 15 Prozent stammen die meisten neuen Staatsbürger aus Bosnien und Herzegowina, gefolgt von Personen aus der Türkei (10 Prozent) und Serbien (9 Prozent). ASYLANTRÄGE wurden im ersten Quartal 2017 in Österreich gestellt. Das ist ein Rückgang gegenüber letztem Jahr mit 14.400 Anträgen, aber noch immer deutlich mehr als das erste Quartal der Jahre 2006 bis 2013 vor der großen Fluchtmigration. In diesen Jahren gab es von Jänner bis März nicht mehr als 4.000 Asylanträge.
PROZENT der Österreicher sprechen mit Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen über die Integration von Zuwanderern. Damit liegt dieses Thema klar vor Fragen zur Mindestsicherung (50 Prozent) und zu Pensionen (45 Prozent). ALLER PERSONEN
im erwerbsfähigen Alter in Österreich sind im Ausland geboren. Die meisten von ihnen sind Deutsche, gefolgt von Türken und Menschen aus Bosnien und Herzegowina.
FOTOS: ÖIF/UNGER, ÖIF/LÄNGLE, ÖIF/MAYER
I N T E G R AT I O N I S T …
… für mich, ein Teil der Kultur zu sein, in der man lebt. Armin El Araby ist Sohn einer Österreicherin und eines Ägypters. Der Jurist leitet den Dachverband der LEO Clubs in Österreich und engagiert sich als ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Integrationsbotschafter.
… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 1/2017: Eigenverantwortung stärken
S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
Unterstützung für Freiwillige Ich betreue sieben Flüchtlingsfamilien im Rahmen der Grundversorgung und freue mich immer wieder über neuen Input. Michaela Fasching, Weiz Einsatz im Unterricht Ich unterrichte an der BAfEP in Bischofshofen ein Kolleg im Fachspezifischen Seminar Interkulturelle Erziehung. In der Frühlingsausgabe 2017 sind sehr ansprechende, interessante Inhalte zusammengefasst. Wir können diese im Unterricht gut einsetzen. Christine Leitinger, Bischofshofen Lob an die Redaktion Die Zeitschrift ist hervorragend gemacht: journalistisch, informativ, weltoffen, heimatbewusst. Andreas Kresbach, Wien Interkulturelle Tipps Mit großem Interesse lese ich Ihr Magazin. Ihre Anregungen für die interkulturelle Arbeit mit Zugewanderten und Flüchtlingen finde ich sehr wertvoll. Valentyna Kuen, Innsbruck
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Titelgeschichte
K U LTU R V ER M I TTEL N
Österreich verstehen lernen Wie kann man Flüchtlingen österreichische Kultur, Geschichte und Traditionen näherbringen und worauf kommt es an, wenn Identifikation entstehen soll? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat dazu in der Salzburger Gemeinde Neumarkt am Wallersee recherchiert. TEXT
Martin Obermayr, Franziska Troger
In der Gemeinde lebenden Flüchtlingen auch die Geschichte, Kultur und Traditionen von Neumarkt zu vermitteln, ist Freiwilligen wie Ingrid Weydemann besonders wichtig.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Titelgeschichte
FOTO: FRANZ WEINGARTNER
D
ieser Mann war sehr wichtig für unsere Gemeinde, er hat vor 500 Jahren das Haus unseres Museums als Amtshaus und Gefängnis erbauen lassen“, erklärt Ingrid Weydemann das Gemälde von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau: „Und er ist selbst vom Bodensee nach Salzburg zugewandert“, lacht sie. Ingrid Weydemann ist Leiterin des Museums Fronfeste in Neumarkt am Wallersee, das in den 1980er-Jahren in den historischen Gemäuern gegründet wurde. Bei ihr ist Hani Hassan, der vor eineinhalb Jahren als syrischer Flüchtling nach Neumarkt gekommen ist. Inzwischen hilft Hani Hassan immer wieder bei Veranstaltungen und dem Aufbau neuer Ausstellungen im kleinen Museum mit: „So habe ich schon viel über die Geschichte von Neumarkt erfahren. Alte Bilder interessieren mich besonders“, erklärt der 24-Jährige. Das Gemeindemuseum birgt aber nicht nur alte Geschichte, sondern auch Zeitgenössisches: „Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte und wurde während der NS-Zeit als Gestapoquartier genutzt. Heute, wo es ein Museum ist, sprechen wir deshalb auch über Antisemitismus, politische Verfolgung und den Zweiten Weltkrieg“, erklärt die Museumsdirektorin. „Themen, die viele Flüchtlinge nicht mit Österreich verbinden.“ Das bestätigt auch Hani Hassan: „Wenn man nach Österreich kommt, sieht man nur, wie gut es den Leuten hier geht. Dass es auch hier Krieg, Verfolgung und Zerstörung gab, habe ich erst im Museum gelernt.“
UMGANGSFORMEN AKZEPTIEREN „Derzeit leben 70 Flüchtlinge bei uns in Neumarkt“, weiß Adi Rieger, Bürgermeister der 6.300-Einwohner-Stadt am
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Titelgeschichte
INFO
WAS BEDEUTET INTEGRATION? Die Regeln in Österreich akzeptieren, sich an lokale Gewohnheiten anpassen und Kontakt mit Einheimischen pflegen, sehen die Österreicher für erfolgreiche Integration als sehr wichtig an. QUELLE: GFK-STUDIE „WAS DENKT ÖSTERREICH“, 2017
10 % 2 %
88 % Akzeptanz der in Österreich geltenden Gesetze und Regeln
20 %
78 %
2%
gute Deutschkenntnisse 7%
36 %
57 % Übernahme der Werte, die in Österreich gelten
14 %
47 %
39 % Anpassung an lokale Lebensgewohnheiten 26 %
51 %
österreichische Freunde
sehr wichtig
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eher wichtig
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21 %
nördlichen Ufer des Wallersees. Die Gemeinde hat bereits Erfahrung in der Betreuung von Flüchtlingen. Seit über 20 Jahren sind Asylwerber in einem Gasthof im Ortskern untergebracht. „Damit das Zusammenleben gelingen kann, ist es uns besonders wichtig, dass sich Flüchtlinge und zugewanderte Menschen an die hier geltenden Gesetze und Regeln halten und unsere Umgangsformen und Traditionen akzeptieren“, betont Rieger. Seit Ende 2014 gibt es in der Gemeinde auch eine eigene Integrationsverantwortliche. „Sie ist die Schnittstelle zwischen den vielen freiwillig Engagierten, den Flüchtlingen und der Gemeinde und unterstützt die freiwillige Hilfe des Vereins ‚Plattform Neumarkt für Menschen‘“, so Rieger.
VERMITTELN, WO NÖTIG nicht so wichtig
Die Integrationsverantwortliche ist auch zur Stelle und vermittelt, wenn es um
FOTOS: FRANZ WEINGARTNER, GEMEINDE NEUMARKT; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Dass auch in Österreich vor einigen Jahrzehnten Krieg und politische Verfolgung herrschten, ist für viele Flüchtlinge neu. Ingrid Weydemann spricht mit ihnen genauso über diese Seiten der Geschichte – im Bild vor dem Foto der Verhaftung eines NS-Gegners aus Neumarkt.
SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Kommentar
EXPE R T E NM E I NUNG
Die Frage der Verbundenheit Dass sich Zugewanderte mit Österreich verbunden fühlen, kann man nicht erzwingen. Klar ist aber: Identifikation spielt eine wesentliche Rolle für gelungene Integration. TEXT
Wer hier lebt, muss unsere Traditionen akzeptieren.
Konflikte und Missverständnisse zwischen Einheimischen und Flüchtlingen geht. „Viele Flüchtlinge wisAdi Rieger, sen nicht von Anfang Bürgermeister von an, was bei uns üblich Neumarkt ist und was nicht, zum Beispiel, dass Müll bei uns nicht auf die Straße geworfen wird“, erklärt der Bürgermeister. „Wir hatten auch den Fall, dass ein Flüchtling in der Wiese vor dem Friedhof in der Sonne gelegen ist, was viele Kirchgeher gestört hat.“ Mit offenen und klaren Worten konnte die Situation schnell gelöst werden. Probleme aktiv anzugehen, ist Rieger wichtig: „Meine Aufgabe als Bürgermeister ist es, kritischen Stimmen Gehör zu schenken, Beschwerden ernst zu nehmen und Ängste und Konflikte abzubauen.“ Mithilfe der Freiwilligen-Plattform könne man direkt auf Flüchtlinge, die sich auffällig verhalten, zugehen. Es hätten sich so auch viele persönliche Beziehungen entwickelt: „Dadurch lässt sich das, was uns in Neumarkt wichtig ist und unser Leben prägt, im alltäglichen Miteinander leichter vermitteln.“
BRÄUCHE VERSTEHEN Bei der „Plattform Neumarkt für Menschen“ engagieren sich derzeit rund 20 Neumarkter. Museumsleiterin Weydemann ist eine von ihnen: „Wir wollen nicht nur intervenieren, wenn es Probleme im Alltag gibt, sondern zielen mit unseren Projekten auf eine möglichst langfristige Wirkung ab – ob bei Deutschkursen, gemeinsamen Ausflügen oder
Heinz Faßmann
Ist Identifikation ein Schlüssel für Integration oder das Ergebnis davon? Die Forschung hat dazu eine eindeutige Antwort: Es ist mehr Ergebnis als Schlüssel. Mit dem Erlernen der deutschen Sprache und dem Erwerb von Kenntnissen über die Gesellschaft, um sich darin zurechtzufinden, schaffen Zugewanderte die Voraussetzung für Erwerbsarbeit, für ein regelmäßiges Einkommen und die Finanzierung einer eigenen Unterkunft. Nach und nach werden sich soziale Kontakte mit Österreicherinnen und Österreichern ergeben und die Freunde und Lebenspartner stammen nicht mehr nur aus der eigenen Community. All dies bewirkt, dass die Identifikation mit dem neuen Heimatland an Bedeutung gewinnt. Das ist der Regelfall bei vielen Zugewanderten. Manchmal verzögert sich der Prozess, wenn der Deutscherwerb länger dauert, die Aufnahme einer Erwerbsarbeit schwierig ist, die sozialen Kontakte auf die eigene Community beschränkt bleiben oder die Ehepartner auch in den nächsten Generationen aus dem Herkunftsland stammen. Manchmal sorgt auch eine ausgeprägte Diasporapolitik dafür, dass Zugewanderte emotional an
das Herkunftsland gebunden bleiben. Das ist für sie nicht vorteilhaft, da sie am Rande der Gesellschaft bleiben – politisch ist es aber nicht zu verhindern. Soll die Politik für emotionale Verbundenheit mit der neuen Heimat sorgen? Die Politik kann und soll in erster Linie die Voraussetzungen für strukturelle Integration schaffen. Wer eine Arbeit findet, Einkommen erzielt und in die soziale Welt des Aufnahmelandes eintauchen kann, wird sich à la longue heimisch fühlen. Man kann auch die Qualitäten des neuen Heimatlandes Österreich betonen, die Sicherheit im öffentlichen Raum, die demokratische Stabilität, und die Perspektive, dass durch Leistung ein sozialer Aufstieg möglich ist. Ob Zugewanderte dieses Narrativ annehmen und Österreich nicht nur schätzen, sondern sich auch emotional mit dem Land verbunden fühlen, kann man nicht erzwingen – aber man kann es erhoffen. Denn Identifikation mit Österreich ist ein Indikator für erfolgreiche Integration.
Heinz Faßmann
ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.
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SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Titelgeschichte
KOM ME NTAR
Von Franz Wolf, ÖIF-Geschäftsführer Was in der Integration entstehen muss. Die wichtigsten und am häufigsten genannten Faktoren für gelungene Integration sind Deutschkenntnisse, um Austausch und Begegnung möglich zu machen, und der Einstieg in den Arbeitsmarkt, um sich selbst erhalten zu können. Doch sich mit Österreich verbunden zu fühlen und Zugehörigkeit zu empfinden, geht darüber hinaus. Dazu braucht es mehr. Um eine persönliche Beziehung zu Österreich zu finden, muss man die Mentalität der Menschen verstehen lernen, ihre Traditionen kennen, um einige davon auch einmal zu teilen. Nur so kann sich für die Zukunft ein Band festigen, das auch in schwierigen Zeiten hält. Österreich braucht dazu in der Integration mehr Selbstbewusstsein, um Werthaltungen und Traditionen zu vermitteln. Und es braucht Offenheit und Engagement der Flüchtlinge, die Eigenheiten Österreichs kennen zu lernen. Österreichs Lokalkolorit ist vielschichtig: Dialekte, Feste, Brauchtümer, Essen, Landschaften, Humor und vieles mehr: Wer sich darauf einlässt, wird an so einigem Gefallen finden.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
mitanpacken lassen, ob Einladungen zu kulturellen beim Osterfeuer oder zu Festen“, erklärt sie das Ziel Flüchtlinge Weihnachten.“ Je konkreter der Freiwilligen-Plattform. sollen verund persönlicher die Dass Flüchtlinge sich mit stehen, wie Zusammenarbeit sei, desto den Traditionen und der besser. Muslimische FlüchtGeschichte und Kultur die Kultur linge auch bei christlichen ihrer neuen Heimat aus- funktioniert, Feiern einzubinden, ist einandersetzen, ist für in der sie leben. Ingrid Weydemann, für El-Sonbati, die selbst Weydemann ein Schlüssel Muslimin ist und für einen für ihre Integration: „Die Museumsleiterin und liberalen Islam eintritt, Flüchtlinge leben hier Freiwillige selbstverständlich: „Die gemeinsam mit uns und erleben unsere Kultur täglich mit. Viele Lebensrealität vieler Flüchtlinge war Bräuche und Gepflogenheiten im Umgang lange Zeit durch das Zusammenleben verstehen sie aber nicht, weil sie nicht wis- verschiedener Religionen geprägt, viele sen, vor welchem geschichtlichen, sozialen Flüchtlinge können hier sogar anknüpoder kulturellen Hintergrund sie sich ent- fen“, erklärt die aus Altaussee stammende wickelt haben.“ Die Plattform organisiert Lehrerin mit ägyptischen Wurzeln. Um deshalb spezielle Veranstaltungen zum eine klare Differenzierung geht es ihr Schwerpunkt Kultur, lädt Flüchtlinge und auch bei der Vermittlung von Traditionen Einheimische zu gemeinsamen Festen ein und Werten an Neuzugewanderte: und ermutigt sie, sich in der Dorfgemein- „Wir müssen ihnen vorzeigen, wie unser schaft zu engagieren. Auch Hani Hassan Leben hier funktioniert – Folklore ist hier war schon bei einigen Festen dabei, beson- ein Aspekt, aber entscheidend sind ders gefallen hat ihm die Fronleichnams- Werte wie Verbindlichkeit, Gründlichkeit, Leistung und besonders prozession. „Das Leben Pünktlichkeit.“ hier ist oft sehr ruhig, aber bei dieser Prozession war HAUSORDNUNG KENNEN wirklich viel los“, lacht er. Welche Faktoren für Öster„Alle waren mit dabei und reicher bei der Integration fröhlich. Das hat mich an von Flüchtlingen wichtig Feste in meiner Heimat sind, hat jüngst Rudolf erinnert.“ Bretschneider vom MeiEINBINDEN UND nungsforschungsinstitut GfK ANPACKEN LASSEN in einer Umfrage erhoben. Genau diese Unmittelbar- Wir müssen „Österreicher haben sehr keit ist wichtig und funktioklare Vorstellungen, was Flüchtlinge niert im ländlichen Raum gute Integration ausmacht“, oft besser als in Großstäd- ohne Scheu in erklärt Bretschneider. Die ten, weiß Islamexpertin unsere Bräuche Akzeptanz der in Österreich Jasmin El-Sonbati: „Wir einbinden. geltenden Gesetze und Jasmin El-Sonbati, müssen Flüchtlinge ohne Regeln stellt für 98 Prozent Scheu einbinden und sie Islamexpertin der befragten Österreicher
FOTOS: FRANZ WEINGARTNER, FOTO FISCHER, ZYTGLOGGE VERLAG, RUDOLF BRETSCHNEIDER (PRIVAT); ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Mentalität kennen, Traditionen teilen
SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Service
SERVICE & TIPPS
SIE WOLLEN MEHR WISSEN?
Weitere Angebote und Informationen rund um die Themen Kultur und Tradition finden Sie hier. einen wesentlichen Punkt für Integration dar. Auch gute D eu t s ch k en n t n i s s e und die Übernahme der in Österreich geltenden Werte sind für eine große Zahl an Menschen ausschlaggebend für ein gelungenes Zusammenleben (siehe Grafik auf Seite Rudolf 8). „Die ErwartungsBretschneider, haltung der österreiGfK-Meinungsforscher chischen Bevölkerung an Zuwanderer kann man sich wie eine Hausordnung oder Verkehrsregeln vorstellen, an die sich alle halten müssen“, erklärt der Meinungsforscher. „Damit ein friedliches Miteinander funktioniert, ist ein gesellschaftlicher Vertrauensgrundsatz notwendig, der vorgibt, wie ich mich verhalten soll und was ich vom Verhalten anderer erwarten kann.“
Zusammenleben funktioniert, wenn klar ist, wie ich mich verhalten soll und was ich von anderen erwarten kann.
Für den Unterricht mit Flüchtlingen auf Sprachniveau A1 bietet der ÖIF das Magazin „Deutsch lernen“, das Sprachübungen mit Orientierungswissen zum Leben in Österreich verknüpft. Die aktuelle Ausgabe ist dem Schwerpunkt „Kultur und Tradition in Österreich“ gewidmet. Sie können das Magazin kostenlos herunterladen oder bestellen unter www.integrationsfonds.at Themen Publikationen.
„Treffpunkt Österreich“ ist der Name eines neuen Pilot-Projekts des ÖIF, das Anfang 2017 in Wien gestartet ist. Es bietet Flüchtlingen Einblick in österreichische Institutionen aus Kunst und Kultur – dafür werden Museen und Einrichtungen wie das Parlament oder die Nationalbibliothek besucht. Wer selbst Angebote im Bereich Kulturvermittlung schaffen möchte, kann mit dem ÖIF unter bildung@integrationsfonds.at gerne in Erfahrungsaustausch treten.
TEIL DER GEMEINDE Hani Hassan, der in Syrien als KfzMechaniker gearbeitet hat, fühlt sich bereits als Teil der Gemeinde und will bleiben: „Viele andere Flüchtlinge sind nach dem Ende ihres Asylverfahrens weggezogen – nach Salzburg oder Wien. Für mich kommt das nicht infrage“, erzählt der junge Mann. Neben seiner Tätigkeit im Neumarkter Museum hilft der junge Flüchtling in der Stadt-Gärtnerei mit. Als Nächstes möchte er seine Ausbildung anerkennen lassen und in seinem erlernten Beruf auch in Österreich Fuß fassen. An den notwendigen Kontakten arbeitet er, erzählt er augenzwinkernd: „Ich habe inzwischen mehr mit Neumarktern zu tun als mit anderen Flüchtlingen.“
Kurse zum Thema Kultur und Gesellschaft werden in allen Integrationszentren des ÖIF angeboten. Die Kurse stehen Flüchtlingen und Zuwanderern offen und sind kostenlos. Weitere Infos sowie die Kurstermine finden Sie unter www.integrationsfonds.at/ wertekurse.
Auf www.sprachportal.at gibt es zahlreiche Arbeitsblätter für Deutschlerner der Niveaus A1 bis B2. Flüchtlinge und Zuwanderer erweitern ihre Deutschkenntnisse und erfahren gleichzeitig mehr über gelebtes Brauchtum in Österreich, österreichische Schriftsteller und Künstler oder Wahrzeichen verschiedener Bundesländer. Kostenlos herunterladen unter www.sprachportal.at Deutsch lernen Materialien mit Schwerpunkt Österreich.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Integrations-Ratgeber
Tipps für Engagierte
chreib en S integ rmagazin@ie an at i o n s f o n d s. at .
Sie engagieren sich für Flüchtlinge? Trotzdem hakt es bei deren Integration? Schildern Sie uns Ihre Probleme und Erfahrungen. Zwei Experten geben Ihnen konkrete Anregungen für Ihre Herausforderungen vor Ort. TEXT
Kristin Längle
Kein Respekt vor Frauen – was tun? Eine freiwillige Deutschtrainerin berichtet über Probleme mit zwei afghanischen Männern in ihrer derzeitigen Lerngruppe:
„Seit einem Monat leite ich eine Lerngruppe mit Flüchtlingen. Zwei Männer aus Afghanistan haben mir schon mehrmals signalisiert, dass ich als Frau für sie keine Respektsperson bin. Ihr Verhalten färbt langsam auf andere in der Lerngruppe ab, auch auf die Frauen. Ich möchte die beiden Männer nur ungern ausschließen, aber sie stören meinen Unterricht doch sehr.“ B. M., 49 Jahre Freiwillige
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
ELLEN M. ZITZMANN ist Sozialpädagogin und Kriminologin. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist Konfliktmanagement. Sie hat diverse Fachbücher veröffentlicht und im Lehrwerk „Linie 1 Österreich – Deutsch in Alltag und Beruf“ von Ernst Klett Sprachen und ÖIF das Werte- und Orientierungswissen verfasst.
TIPPS VON ELLEN M. ZITZMANN
1. Optionen abwägen Es kommt immer wieder vor, dass weibliche Lehrkräfte im Unterricht mit Flüchtlingen aus patriarchal geprägten Gesellschaften mit männlichem Dominanz- und Machtverhalten konfrontiert sind. Es gibt zwei Arten, darauf zu reagieren: Sie können direkt Konsequenzen ziehen, also die Männer vorübergehend oder ganz vom Kurs ausschließen – eine Einstellungsänderung werden Sie so aber nicht bewirken, sondern eher Frustration und Ärger aufbauen. Oder Sie entscheiden sich, das Problem aktiv anzugehen: indem Sie Ihren Standpunkt erklären und versuchen, Akzeptanz zu erreichen.
2. Sprechen Sie das Problem an Benennen Sie das Problem in einem VierAugen-Gespräch außerhalb des Unterrichts. Reden Sie ruhig, aber bestimmt. Damit zeigen Sie Stärke und verhindern einen Gesichtsverlust. Schildern Sie den Männern auch die Auswirkungen ihres Verhaltens auf die Gruppe. Hören Sie dann zu, was die beiden zu sagen haben. Aufmerksamkeit ist wichtig und verschafft Ihnen mehr Achtung. 3. Klare Regeln Erklären Sie sachlich, dass Frauen und Männer in Österreich gleichberechtigt sind und dies nicht verhandelbar ist. So ist es keine Option, dass die beiden Kursteilnehmer eine männliche Lehrkraft bekommen, nur weil sie eine Frau nicht akzeptieren. Sprechen Sie auch an, dass ein Ignorieren dieses Grundwerts Folgen haben kann: den Ausschluss von der Lerngruppe und damit Nachteile beim Deutschlernen und der Integration in Österreich. Bestimmt auf Regeln und Konsequenzen hinzuweisen, ist entscheidend. Gerade junge Männer sprechen meist gut darauf an. 4.Von Mann zu Mann Bitten Sie einen männlichen Kollegen zum Gespräch dazu. Er kann aus Sicht eines Mannes Beispiele bringen, wo Gleichberechtigung für ihn einen Gewinn darstellt, ob im Privatleben oder Beruf. So liegt der Fokus auf dem Nutzen – das fördert neue Einsichten. 5. Positive Bestätigung Versuchen Sie am Ende des Gesprächs zur Zusammenarbeit anzuregen. Streichen Sie dafür Positives hervor, etwa: „Du bist wichtig für die Gruppe, weil du andere begeistern kannst – und du lernst schnell. Ich würde dich ungern verlieren.“
FOTOS: TEZCAN YASAMAK/MÜNCHEN, FOTOSTUDIO HARTMANN/1010 WIEN
PROBL E ME ANPACKE N
Sie s i Fl nd in i n t e gü c h t l i n g d e r sra und b ra u t i o n a k t iv c h U n te r st ü te n d a b e i zung ? S
SCHWERPUNKT: IDENTIFIKATION MIT ÖSTERREICH
Integrations-Ratgeber
wird ein Schüler bestimmt, dessen Anweisungen alle befolgen müssen. Sind beide Gruppen fertig, sollen sie schildern, wie sie die Übung erlebt haben. Auf diese Art erleben die Schüler, was Demokratie ausmacht: dass Dinge offen diskutiert werden und sich jeder beteiligen kann. KARL KAIBLINGER
Kein Interesse an Politik in Österreich Ein Lehrer für Politische Bildung bemerkt, dass für viele Jugendliche mit Migrationshintergrund Politik kein Thema ist:
„Ich habe in meinen Klassen viele Schüler mit Migrationshintergrund. Obwohl sie ihr ganzes Leben hier verbracht haben, zeigen sie kein Interesse am politischen System in Österreich. Die meisten wissen nicht, wer Präsident oder Bundeskanzler ist, oder dass sie ab 16 wählen dürfen. Die, die es wissen, interessieren sich nicht dafür, wählen zu gehen.“ P. T., 37 Jahre Lehrer
ist Geschäftsführer des Österreichischen Planspielzentrums und Experte für Lernmethoden, die auf praxisnahen Szenarien und erlebten Erfahrungen basieren. Das von ihm entwickelte Planspiel für Demokratievermittlung wurde international ausgezeichnet.
TIPPS VON KARL KAIBLINGER:
1. Finden Sie den richtigen Zugang Setzen Sie sich zunächst mit folgenden Fragen auseinander: Welche Themen und Sorgen beschäftigen die Jugendlichen? Wo sind sie unmittelbar von politischen Entscheidungen betroffen? Wenn Sie Antworten darauf haben, finden Sie schnell Anknüpfungspunkte für Unterrichtsthemen, die mehr Verbindung zur Lebensrealität Ihrer Schüler haben. 2. Raus ins Leben Für viele Jugendliche ist Politik ein abstraktes Thema. Wie wäre es, wenn Sie einen Bezirksvorsteher Ihrer Stadt oder den Bürgermeister Ihrer Gemeinde an Ihre Schule einladen? Oder eine Exkursion ins Rathaus machen? Persönliche Begegnungen mit Politikern bleiben im Gedächtnis und aus meiner Erfahrung sind viele politische Entscheider gerne zu einem Austausch mit jungen Menschen bereit. 3. Machen Sie Demokratie erlebbar Teilen Sie die Klasse in zwei Gruppen – beide müssen dieselbe Aufgabe lösen. Eine Gruppe trifft dafür demokratische Entscheidungen. Für die andere Gruppe
4.Vorbilder aus den Communities Vertreter der eigenen Community haben einen großen Einfluss auf junge Menschen. Laden Sie Integrationsbotschafter der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH an Ihre Schule ein. Die Integrationsbotschafter kommen aus der ganzen Welt, sind in Österreich gut integriert und wissen oft aus eigener Erfahrung, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. Weitere Infos unter www.zusammenoesterreich.at.
5. Jeder hat eine Meinung Machen Sie in Ihrer Klasse Pro- und Contra-Debatten über Themen, die die Jugendlichen persönlich betreffen. Was halten die Jugendlichen etwa vom Rauchverbot bis 18 Jahre? Welche Argumente sprechen dafür oder dagegen? Von passiven Unbeteiligten werden die Jugendlichen so schnell zu aktiven Beteiligten, die eine Meinung zu Themen entwickeln und vor anderen vertreten. 6. Mit kleinen Schritten ans Ziel Langfristiges Interesse an Politik zu wecken, wird Ihnen nicht von heute auf morgen gelingen. Wichtig ist es, immer wieder neue Zugänge zum Thema anzubieten – durch Spiele, Filme, Zeitungsartikel oder Diskussionen. Direkt einsetzbare Arbeitsmaterialien wie etwa die Übungen „Klassenparlament“ oder „Political Correctness“ finden Sie auf www.zusammen-oesterreich.at/ lernplattform.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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CROWDFUNDING
Unterstütze Österreichs erstes refugee-Magazin
biber – made by refugees Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran. Jetzt gestalten 15 geflüchtete JournalistInnen unsere Sommer-Ausgabe. Auf Deutsch!
Du willst das unbedingt lesen? Dann unterstütze unsere crowdfunding-Aktion auf www.respekt.net. Als Dank bekommst du die biber-refugee-Ausgabe per Post geschickt.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wertekurse für Jugendliche
Info
INFO R M AT I O N U ND M O T IVAT IO N
Orientierung für junge Flüchtlinge
Fü we i t r e r m a re tion en w
: w integ r ationsw. f o n we r t e kur seds.at/
Mit einem Jugendformat der Werte- und Orientierungskurse informiert und unterstützt der ÖIF unbegleitete jugendliche Flüchtlinge bei ihrem Start in Österreich. Dolmetscher Hassan Eltantawy und Trainer Daniel Baumgarten vom ÖIF (von links) informieren junge Flüchtlinge über Chancen und Regeln in Österreich.
O
b es darum geht, eine Lehrstelle zu finden, die Pflichtschule abzuschließen, sich für einen Job zu bewerben oder Lebenshaltungskosten richtig einzuschätzen: Viele Themen beschäftigen unbegleitete jugendliche Flüchtlinge beim neuen Leben in Österreich. Um ihren Informationsbedarf zu decken, bietet der ÖIF eigens entwickelte Werte- und Orientierungskurse für Flüchtlinge zwischen 15 und 18 Jahren an. Neben Grundregeln und zentralen Werten des Zusammenlebens wie Gleich-
berechtigung von Mann und Frau, Demokratie oder Meinungsfreiheit gehen diese speziell auf die Lebenssituation von jungen Flüchtlingen ein: „Die Zukunftspläne und Ziele der jugendlichen Teilnehmer stehen im Fokus“, erklärt Romed Perfler, Leiter des Bereichs Werte und Orientierung beim ÖIF. „Wir wollen mit den Kursen vor allem die Motivation und Eigeninitiative der Jugendlichen stärken.“
DIE ZUKUNFT IN ÖSTERREICH GESTALTEN Während die Inhalte jenen der Wertekurse
für Erwachsene ähneln, wird bei diesem Format besonders auf jugendgerechte Methoden und Themen geachtet. Die meisten Fragen gibt es zum Pflichtschulabschluss, zur Lehre sowie zum Berufseinstieg und dem richtigen Verfassen einer Bewerbung. Neben Bildung und Arbeit gehen die Jugendkurse aber auch auf andere Aspekte des Lebens in Österreich ein. Anhand einer Einnahmen- und Ausgabenrechnung wird etwa besprochen, welche Ausgaben wie Miete, Essen oder Kleidung Vorrang haben und wo Schuldenfallen lauern. „Fragen zu Alkohol und Drogen werden ebenfalls thematisiert genauso wie der respektvolle Umgang mit Frauen“, ergänzt Perfler.
Die Werte- und Orientierungskurse für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge dauern insgesamt acht Stunden und werden in ganz Österreich angeboten. Für weitere Informationen wenden Sie sich an werteundorientierung@integrationsfonds.at.
KURZ GEMELDET
FOTO: ÖIF
MY WU KIDS CAMP 2017
Eine Woche voller Spaß, Sport, Natur und positivem Miteinander für Kinder von 8 bis 12 Jahren bietet das Kids Camp von Western Union, das im Juli in Wien stattfindet. Eltern zahlen für die Woche einen Kostenbeitrag von 40 Euro pro Kind. www.westernunionbank.com/de/kidscamp
DEUTSCHLERNEN IM AUSLAND
Kurse für alle Alters- und Niveaustufen sowie Fachsprachkurse bietet das Österreich Institut mit Standorten in Budapest, Belgrad, Bratislava, Brünn, Rom, Sarajevo, Warschau, Krakau und Breslau. Die Sprachprüfungen sind international anerkannt. www.oesterreichinstitut.at
FILM ÜBER RADIKALISIERUNG
Ein aktueller Film über ein gesellschaftliches Phänomen, das viele Rätsel aufgibt, ist das französische Drama „Der Himmel wird warten“. Er skizziert die Geschichte von zwei jungen Pariserinnen, die sich unter dem Einfluss falsch verstandener Religion zusehends radikalisieren.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Perspektiven Integration
M E INUNGE N & SI CHT WE I S E N
Was sagen Experten zu: Verschleierung im Islam Die neue ÖIF-Interviewreihe „Perspektiven Integration“ präsentiert renommierte Experten und ihre Blickwinkel zu aktuellen Integrationsfragen. Die erste Ausgabe widmet sich der Verschleierung im Islam. Hier zentrale Positionen von Islamexpertin Saïda Keller-Messahli und Nahost-Expertin Karin Kneissl.
Ich bin für ein Verbot. Auch im Kanton Tessin in der Schweiz gibt es ein solches Verbot und es wurde dort sehr gut aufgenommen. Auch von den Touristinnen aus Saudi-Arabien. Sie sind froh, dass es dieses Verbot gibt, weil sie weniger auffallen, wenn sie keine Burka oder Niqab tragen. Die Frauen selbst wollen das ja nicht, werden aber in Saudi-Arabien dazu gezwungen.
Ich bin der Meinung, dass sich muslimische Frauen in Europa anzupassen haben. Saïda Keller-Messahli, Islamexpertin aus der Schweiz
wenige, dass diese Gruppe vernachlässigbar ist. Die Frauen agieren komplett ahistorisch. Denn in den mehrheitlich muslimischen Ländern gab es schon in den 20er-Jahren eine Frauenbewegung, die sich für das Recht auf Bildung und Selbstbestimmung starkgemacht hat. Den Frauen, die heute so eine Uniform tragen und behaupten, das sei ihr freier Wille, habe ich nur eins zu sagen: Ich respektiere deinen freien Willen, aber bitte mach das bei dir zuhause und belästige mich nicht im öffentlichen Raum. Denn der öffentliche Raum ist ein politischer Raum. In diesem Raum hat eine vollverschleierte Frau nichts zu suchen.
Tut man den Burka tragenden Frauen in Österreich mit dem Verbot einen Gefallen?
Ich glaube, dass sich muslimische Frauen in Europa anzupassen haben. Es kann nicht sein, dass wir in Europa die Uniform der Taliban dulden. Die Taliban machen den Frauen das Leben zur Hölle. Sie würden sie am liebsten aus dem öffentlichen Raum verbannen. Denn das ist der wahre Sinn der Ganzkörperverschleierung: Frauen sollen nicht das Recht haben, physisch im öffentlichen Raum zu erscheinen. Kann das Verbot bewirken, dass diese Frauen wieder am öffentlichen Leben teilhaben – ohne Burka?
Das ist gut möglich. Ein Verbot ist ein klares politisches Zeichen an die Leute, die auf das Tragen der Burka beharren, und das sind nur die Salafisten. Damit
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sie verstehen, dass in Europa die Kommunikation zwischen Mann und Frau auf Augenhöhe funktioniert. Und dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Männer müssen sich ja auch nicht verschleiern. Was ist mit dem Argument, dass nach einem Verbot die betroffenen Frauen das Haus gar nicht mehr verlassen würden?
Das ist lächerlich. Denn Frauen, die sich in Europa aus Überzeugung verschleiern, sind nicht repräsentativ. Es gibt so
Was steht denn eigentlich im Koran zum Thema Verschleierung der Frau?
Gar nichts. Im Koran steht nichts von einem Kopftuch, geschweige denn von einer Burka oder Niqab. Saïda Keller-Messahli (geboren 1957) ist eine der bekanntesten Islamexpertinnen in der Schweiz und wurde 2016 mit dem Schweizer Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Sie ist die Gründerin des Forums für einen fortschrittlichen Islam.
FOTOS: STANISLAV JENIS
Beginnen wir mit der Gretchenfrage. Sind Sie für oder gegen das Burkaverbot in Österreich?
Alle A nach usgabe n lese n un te r
MENSCHEN UND PROJEKTE
Perspektiven Integration
Ich habe schon meine Probleme mit dem gewöhnlichen Kopftuch. Karin Kneissl, Nahost-Expertin SERVICE
Finden Sie, dass die öffentliche Debatte um die Vollverschleierung in Österreich differenziert geführt wird? Vor allem angesichts der Tatsache, dass nur wenige hundert Frauen davon betroffen sind.
Es ist schwierig, diese Diskussion seriös zu führen – insbesondere im digitalen Dorfbrunnen der sozialen Medien. Wie viele Frauen in Österreich von Vollverschleierung betroffen sind, kann ich nicht beantworten. Ich halte es aber auch nicht für relevant, ob es 50 oder 500 sind. Vielmehr geht es um die Frage, warum die Vollverschleierung überhaupt zunehmend in europäische Städte hineingetragen wird. Wie stehen Sie zum beschlossenen Burkaverbot?
Ich bin auf jeden Fall dafür. Ich habe schon meine Probleme mit dem gewöhnlichen Kopftuch. Ich sehe oft vier- oder fünfjährige Mädchen mit Kopftuch und frage mich, wie freiwillig sie es tragen. Eine Mitarbeiterin vom AMS hat vor kurzem bei einer Podiumsdiskussion erzählt, dass ihr oft Frauen weinend erklären, dass sie das Kopftuch gar nicht tragen wollen, aber beispielsweise von ihren Brüdern gezwungen werden. Sind Sie auch für ein Verbot des gewöhnlichen Kopftuchs, wie es etwa von zehntausenden türkischen Frauen in Österreich getragen wird?
Ich denke in diesem Punkt französisch. Dort gibt es ein Verbot für alle ostentativen religiösen Symbole im öffentlichen Raum. Das inkludiert auch das Kopftuch?
Auf jeden Fall. Weil die Argumente, die für ein Burkaverbot sprechen, auch für ein Kopftuchverbot sprechen?
Genau. Das Problem beginnt mit dem
NACHLESEN ODER BESTELLEN
Kopftuch, weil es ein politisches Bekenntnis ist und wenig mit Spiritualität zu tun hat. Und wenn jemand ein Kopftuch tragen und behaupten würde, dass es kein politisches Symbol, sondern ein modisches Accessoire ist?
Dieses Argument wird oft gebracht. Ein modisches Accessoire kann man aufund absetzen. Ein religiöses Symbol nicht?
Lassen Sie es mich so sagen: Ich habe ein Problem mit der Verachtung, die man nicht-verschleierten Frauen entgegenbringt. Das gilt für muslimische Frauen ebenso wie für nicht-muslimische. Eine muslimische Freundin von mir, die in Kairo lebt, wird ständig gefragt, ob sie Christin ist, weil sie ja kein Kopftuch trage. Der Druck, dem Frauen wie sie ausgesetzt sind, würde mit einem Verbot wegfallen.
Die Interviewreihe „Perspektiven Integration“ des ÖIF liefert Expertenmeinungen zu aktuellen Integrationsthemen. „Presse“-Journalist Köksal Baltaci sprach für die erste Ausgabe zum Thema Vollverschleierung im Islam mit Saïda Keller-Messahli und Karin Kneissl sowie Heinz Faßmann, Vorsitzender des Expertenrats für Integration, Carla Amina Baghajati, Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Zekirija Sejdini, Lehrstuhlinhaber für islamische Religionspädagogik, und Islamismusexperte Ahmad Mansour. Sie können die Ausgabe nachlesen oder kostenlos bestellen unter www.integrationsfonds.at/ perspektiven. In der Reihe „Perspektiven Integration“ ebenfalls bereits erschienen sind Ausgaben zu den Themen Islam europäischer Prägung und Menschen türkischer Herkunft in Österreich.
Karin Kneissl (geboren 1965) ist eine der anerkanntesten Nahostexpertinnen und auch viel im arabischen Raum tätig. Sie spricht fließend Arabisch und Hebräisch. Zudem ist sie Vizepräsidentin der Gesellschaft für politisch-strategische Studien STRATEG.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
im on ra t i m m e r. s g e I n t s e n z i e,Tipp : g s K l a o r s c h l ä n ge n a n V fe h l u E m pagazin@nds.at und m s fo i n te
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S E M I N A R E F Ü R L EH R ER
Fit fürs Thema Integration In Seminaren von ZUSAMMEN: ÖSTERREICH können sich Pädagogen über Migration, Integration und Zusammenleben informieren.
DEUTSCH LERNEN
DEUTSCHÜBUNGEN ZUM THEMA SCHULE Das ÖIF-Unterrichtsmagazin „Deutsch lernen“ unterstützt Lernende auf Sprachniveau A1. Durch praxisnahe Inhalte erweitern diese ihre Sprachkenntnisse und setzen sich gleichzeitig mit dem Leben und der Kultur in Österreich auseinander. Jede Ausgabe des vierteljährlich erscheinenden Magazins ist einem anderen Thema gewidmet. In der aktuellen Ausgabe „Schule und Bildung in Österreich“ finden sich zahlreiche Wortschatz- und Grammatikübungen rund um den Schulalltag, die auch bei der Kommunikation mit Lehrern helfen. Sie können „Deutsch lernen – das Unterrichtsmagazin für Zusammenleben und Integration in Österreich“ kostenlos herunterladen oder bestellen unter www.integrationsfonds.at/ schule.
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as genau bedeutet erste und zweite Generation? Wie kann ich zugewanderte Eltern zur Mitarbeit bewegen? Und wie mache ich Integration in meiner Klasse spannend zum Thema? Für diese und andere Fragen von Pädagogen bietet die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Initiative eine Reihe von Workshops an. Das Basis seminar „Migration & Integration – Zahlen lebendig gemacht“ liefert etwa die wich tigsten statistischen Fakten, stellt die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Lernplatt form vor und ermöglicht es, sich Die Seminare mit Integrations liefern Lehrern botschaftern der das Rüstzeug Initiative über Wege zum Thema gelungener Integra tion auszutauschen. Integration. Die Integrations Michaela Grubmüller, botschafter schildern Leiterin Bereich ihre Erlebnisse und ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Herausforderungen beim Start in Öster reich und geben Pädagogen wertvolle Ein blicke aus erster Hand.
ELTERNARBEIT UND WERTEVERMITTLUNG „Natürlich können die Pädagogen auch Fragen stellen und konkrete Anliegen mit den Integrationsbotschaftern diskutieren“, erklärt Michaela Grubmüller, Leiterin des Bereichs ZUSAMMEN:ÖSTERREICH beim ÖIF. „Interkulturelle Elternarbeit und Tipps der Integrationsbotschafter stehen häufig im Fokus. Genauso schätzen es Lehrer, wenn sie kreative Ansätze für Integration als Unterrichts thema bekommen.“ Weitere Seminare werden rund um Wertevermittlung im Unterricht, Elternarbeit und Sensibi lisierung für Deutsch als Zweitsprache im Mathematikunterricht angeboten. Die Seminare finden österreichweit statt und sind kostenlos. Weitere Infos gibt es unter www.integrationsfonds.at/schule.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
Wu S i e ss s t e n c dass hon, …?
BE G R I FFE M I T M IG R AT IO N S H I N T E R G R U N D
Wortwanderung Begriffe, die in den deutschen Sprachraum einoder aus diesem ausgewandert sind.
ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR; FOTOS: ÖIF
Das Rindvieh prägt im Sommer das Bild der Almidylle und ziert daher so manche Postkarte. Die Tiergattung ist weltweit verbreitet, aber auch ihr Name hat es um den halben Globus geschafft. So kann es vorkommen, dass jemand in Papua-Neuguinea seinen Nachbarn als rinfi bezeichnet, wenn er sauer auf ihn ist. Der Rucksack ist ein praktischer Begleiter in vielen Lebenslagen. Das Wort aus dem Oberdeutschen haben mittlerweile auch andere Sprachen im Gepäck wie etwa Rumänisch oder Russisch, wo es rucsac oder rjuksak (рюкзак) heißt. Die Schadenfreude verdankt ihre Auswanderung der TV-Serie „The Simpsons“: Als sich Homer in einer Folge aus dem Jahr 1991 über ein Missgeschick seines Nachbarn freut, erklärt seine Tochter Lisa, dass diese Gefühlsregung im Deutschen einen eigenen Ausdruck besitzt. „Junge, Junge, diese
Deutschen haben für alles ein Wort“, so Homer. Nach Ausstrahlung der Episode stieg der Gebrauch des Wortes in den USA rasant an. Um das Edelweiß, die wohl bekannteste Alpenpflanze, ranken sich viele Geschichten. Für ihre Erzählungen haben die Japaner das deutsche Wort als ēderuwaisu in ihren Sprachgebrauch übernommen.
Pfui ist ein Ausruf aus dem Mittelhochdeutschen. In verkürzter Form ist er auch andernorts manchmal zu hören: So heißt es etwa in Polen oder Kroatien fuj, in Portugal schlicht ui. Das Tschapperl stammt vom tschechischen Wort čapek ab. In Österreich und Bayern verwendet man den Ausdruck, wenn liebevoll von kleinen Kindern die Rede ist. Wird ein
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Kultur in Österreich kennen lernen
Wir nken beda i den e b s n u en inigt Vere nen Büh ! Wien
In der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie werden junge Zuwanderer und Flüchtlinge bei ihrem Studienweg in Österreich gefördert. Die motivierten Stipendiaten stammen aus rund dreißig verschiedenen Herkunftsländern, darunter Syrien, Afghanistan, Irak oder Somalia. Mit Stipendiaten, die bislang kaum Möglichkeit hatten, die österreichische Kultur näher kennen zu lernen, war die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie im Zuge ihres Kulturprogramms zu Gast im Musical „Schikaneder“. Die Stipendiaten waren von der Atmosphäre im Raimund Theater beeindruckt – für manche war es der erste Musicalbesuch überhaupt.
Erwachsener Tschapperl genannt, ist das eine Anspielung auf seine Tollpatschigkeit. Khaki ist als Farbbezeichnung erst seit dem 20. Jahrhundert im Deutschen heimisch. Das Wort aus dem Hindi-Englischen kommt ursprünglich aus Persien und steht dort für staub- oder erdfarben. Nicht verwechseln sollte man es mit Kaki, einer Obstsorte aus Asien.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
INT E GRAT I ON VOR ORT
Gegen falsche Ehre
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Das Grazer Projekt „Heroes – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ macht junge Männer mit Migrationshintergrund zu Botschaftern für die Rechte von Frauen. TEXT
Christine Sicher
elche Chancen Frauen mit Migrationshintergrund ergreifen und wie sie ihr Leben in Österreich gestalten können, ist nicht immer nur Sache ihres eigenen Engagements. Oft hat auch das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle: die Väter, Ehemänner oder Brüder. „In den Köpfen vieler Männer aus arabischen Staaten, Südosteuropa, der Türkei oder Nordafrika ist die Kultur der Ehre noch immer fest verankert. Patriarchales Verhalten ist für sie
FOTOS: ISTOCKPHOTO.COM/RADEKPROCYK, STADT GRAZ/PACHERNEGG
Männer als Vorbilder: Die Heroes (engl. für Helden) diskutieren mit jungen Männern über Rollenbilder und Ehre. Sie möchten, dass Frauen ein gleichberechtigtes Leben führen können.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Auch Männer müssen sich für Frauenrechte stark machen.
Teil ihrer Identität“, erzählt Emina „Heroes“ selbst Work- Saric. Sich über die Denkmuster der eigeSaric von der Caritas der Erzdiözese shops in Schulen nen Kultur hinwegzusetzen, erfordere Emina Saric, Graz-Seckau. Sie leitet das Projekt oder Jugendzentren aber auch sehr viel Mut: „In ihren „Heroes – gegen Unterdrückung Projektleiterin abhalten und versu- Communities finden unsere Burschen mit im Namen der Ehre“, das im chen, andere junge dem Frauenthema nur schwer AnerkenJänner 2017 in Graz angelaufen ist. Junge Männer mit autoritär geprägten Werthal- nung. Wertschätzung vonseiten der österMänner aus sogenannten Ehrenkulturen tungen zum Umdenken zu bewegen. Die reichischen Gesellschaft ist für sie daher setzen sich darin kritisch mit Geschlech- Authentizität der Rollenvorbilder ist der sehr wichtig“, betont sie. Im Dezember terrollen auseinander und werden zu Erfolgsfaktor des mehrfach ausgezeich- werden die Teilnehmer in Graz die „Heroes“ ausgebildet: zu Vorbildern, die neten Projekts, das auch bereits in acht Schulung abschließen und ihr Engagesich für die Gleichberechtigung von deutschen Städten zum Einsatz kommt: ment beginnen. Um dieses zu würdigen, Frauen und Männern starkmachen. „Man hat gesehen, dass der Austausch mit soll das Abschlusszertifikat bei einer jungen Männern aus Ländern wie der feierlichen Veranstaltung mit Vertretern WANN IST EIN MANN EIN MANN? Türkei, Albanien oder dem Iran deshalb der steirischen Politik überreicht werden. Die angehenden „Heroes“ sind Jugend- funktioniert, weil die Heroes aus „Es soll eine schöne Geste sein, die liche mit Migrationshintergrund zwischen demselben Kulturkreis kommen“, erklärt motiviert.“ 16 und 19 Jahren. „Sie sollten in Österreich gut integriert und bereit sein, sich mit Themen wie Ehre und Identität, aber AUF EINEN BLICK auch sexuellen Moralvorstellungen auseinanderzusetzen“, erklärt Saric. MotiPROJEKT: DAS SAGT DER STADTRAT: „Heroes – gegen Unterdrückung vierte Jugendliche mit einer entsprechend Als Stadt Graz haben im Namen der Ehre“ stammt liberalen Einstellung zu finden, sei nicht wir 2015 eine Integraursprünglich aus Schweden, so einfach – gesucht werde vor allem in tionsstrategie entwiseit 2007 existiert das Projekt in Jugendzentren und Bildungsstätten. „Erst ckelt, damit wir treffacht deutschen Städten. In Österreich unlängst sind wieder neue Teilnehmer zu sicher und nach klaren sind die Heroes bisher neben Graz auch uns gestoßen: zwei aufgeweckte Afghanen, Vorgaben agieren in Salzburg aktiv. die schon gut Deutsch sprechen“, freut sie können. Wir sind sich. Die Schulung wird von Pädagogen PROJEKTTRÄGER: überzeugt: Integration braucht positive Menschen und Vorbilder. Genau hier geleitet, die ebenfalls Migrationshinter- Caritas der Diözese Graz-Seckau/ setzt „Heroes“ an: Als Heroes haben grund haben: In wöchentlichen Sitzungen Beratungsstelle Divan und Verein für Männer- und Geschlechterthemen junge Migranten die Möglichkeit, in der regen sie die Burschen an, ihre ErfahSteiermark Gesellschaft etwas zu bewegen, sich rungen mit Ehrvorschriften zu reflekeinzubringen und zur Gleichstellung GEBIET: tieren. In Rollenspielen werden dafür der Geschlechter beizutragen. „Heroes“ Situationen nachgestellt, die im Ehrkon- Graz schafft damit eine Plattform, die die text häufig vorkommen: zum Beispiel ein ZIELGRUPPE: Menschen und die Gesellschaft nachVater, der seine Tochter gegen ihren Willen Junge Männer zwischen 16 und 19 Jahren haltig verändert. Kurt Hohensinner, Stadtrat für Bildung verheiraten möchte oder ein junger Mann, aus Südosteuropa, der Türkei, Nordafrika und Integration der losgeschickt wird, um seine Schwester und den arabischen Staaten aus einem Lokal nach Hause zu holen, TIPPS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG: FINANZIERUNG: notfalls mit Gewalt. Durch die Rollen„Heroes“ finanziert sich aus Mitteln Zahlreiche lokale Integrationsprojekte spiele versetzen sich die jungen Männer in des Asyl-, Migrations- und Integrationswerden durch den Asyl-, Migrationsdie Lage der Mädchen und Frauen. „Viele fonds und des Bundesministeriums und Integrationsfonds (AMIF) der erkennen gerade in diesen Momenten, für Europa, Integration und Äußeres Europäischen Union und das Ministerium für Europa, Integration und Äußeres warum es so wichtig ist, dass Männer sowie des Landes Steiermark (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische selbst gegen die Unterdrückung von (Soziales, Arbeit und Integration) und Integrationdsfonds (ÖIF) unterstützt Frauen eintreten – auch gegen die eigene der Stadt Graz (Bildung und Integration). bei der Fondsabwicklung und informiert Community“, so Saric. KONTAKT:
AUTHENTISCHE VORBILDER MIT MUT Sechs bis neun Monate dauert die Schulung. Danach werden die Teilnehmer als
Emina Saric, Projektleitung HEROES® – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre. www.heroes-steiermark.at
Projektinteressierte über Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine Förderung. Weitere Informationen finden Sie unter www.integrationsfonds.at/ foerderungen.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Nachgefragt
I N T E G R AT I O N I M F U S S B A L L
Einzelkämpfer oder Teamplayer? Was braucht es, damit das Miteinander im Sport funktioniert? Das hat sich ZUSAMMEN:ÖSTERREICH bei der U15-Mannschaft des SK Rapid angesehen. TEXT
Martin Obermayr
p l ay Team niert tio funk n allein – vo n i c h t e r m u ss n . jed eitrage sb in, etwa Yusuf Sah eler Rap
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Yusuf Sahin, 15
Der Wiener mit türkischen Wurzeln übernimmt Verantwortung: im Verein wie bei Konflikten im Park.
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amit ein Match allen Spaß macht, ist Respekt am Platz sehr wichtig. Das passiert aber nicht von alleine“, weiß Yusuf Sahin. Der junge Rapid-Abwehrspieler ist in Wien geboren, seine Eltern stammen aus der Türkei. „Beim privaten Kicken passiert es schon mal, dass Freunde von mir wegen ihrer Herkunft unfair behandelt werden“, erzählt er. „Ich sage dann: ‚Lasst euch nicht provozieren, das bringt nichts!“ Vorurteile waren auch Thema beim ÖIF-Workshop „Teamplay ohne Abseits“, an dem Sahin teilgenommen hat: „Ein Integrationsbotschafter hat erzählt, wie er im Park gemobbt wurde. Aber er hat darum gekämpft, mitzuspielen. Das hat ihn noch stärker gemacht.“ Er selbst setzt sich bei Rapid bewusst für das Teamplay ein: „Ich rede mit allen – ob es Österreicher sind oder Kollegen, die wie ich Wurzeln im Ausland haben.“
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
MENSCHEN UND PROJEKTE
Teamgeist heißt, nich nur am Pla t zusamme tz n halten, so zundern auch auße rhalb. Lukas
Nachgefragt
Lukas Gatti, 15
Was für den jungen Innenverteidiger zählt: sich gegenseitig aufbauen und voneinander lernen.
Gatti, Rap idNachwuchs spieler
I
m Sport bekommen die Ausnahmetalente oft große Aufmerksamkeit“, erklärt Lukas Gatti, der seit 2012 im Nachwuchs von Rapid spielt. „Aber zum Gewinnen braucht es ein gutes Team.“ Seinen Beitrag für die Mannschaft leistet er oft im Hintergrund: „Ich kann die anderen gut aufbauen, wenn sie einen Fehler gemacht haben. Damit sie den Kopf nicht hängen lassen und weiterspielen, als wäre nichts gewesen.“ Kollegialität und Fairness sind aber nicht nur am Spielfeld gefragt, findet der 15-Jährige: „Man sollte am Platz der gleiche Mensch sein wie abseits davon. Ich sage meine Meinung immer gerade heraus – die anderen machen das auch.“ Dass es ab und zu Konflikte gibt, ist für Gatti normal. „Aber am Platz halten wir immer zusammen. Da musste der Trainer noch nie eingreifen.“
Walter Knaller, 59
Von seinen 23 Spielern haben 11 Migrationshintergrund. Am Platz ist das aber kein Thema.
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
D
ie Herkunft spielt bei uns keine Rolle“, so Walter Knaller, der seit zwei Jahren die U15-Mannschaft von Rapid trainiert. „Natürlich gibt es unterschiedliche Freundeskreise, aber nur wer sich in das Mannschaftsgefüge einbringt, hat hier Erfolg.“ Yusuf Sahin sei so ein Talent: „Er ist ein sehr aktiver Spieler, eine Führungsfigur. Ich nenne ihn deshalb oft unseren Klassensprecher“, schmunzelt er. Fußball hat für den ehemaligen Nationalteamspieler eine verbindende Wirkung – letztlich müssten im Sport aber vor allem die Resultate stimmen. „Wir vermitteln unseren Spielern Fertigkeiten, die sie später im Profi-Business brauchen: Beharrlichkeit, Lernwilligkeit, Stressresistenz.“ Klare Regeln seien dafür unumgänglich. „Die ‚Amtssprache‘ in der Kabine und am Platz ist Deutsch – da dulde ich keine Ausnahmen.“
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
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Integration aktuell
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JULI
WIEN: Am 24. April lud der ÖIF den algerischen Schriftsteller Boualem Sansal zu einer Lesung ins Literaturmuseum Wien. Sansal sprach über die Rückkehr des Religiösen, die Bedeutung von Freiheit und gemeinsamer Werte für das Zusammenleben und las Passagen aus seinem aktuellen Roman „2084. Das Ende der Welt“.
WIEN: Am 6. April besuchte der britische Thronfolger Prinz Charles das Integrationszentrum Wien. Dabei informierte er sich nicht nur über die Integrationsangebote des ÖIF und Freiwilligenprojekte wie ZUSAMMEN:ÖSTERREICH oder Treffpunkt Deutsch, sondern besuchte auch einen Werte- und Orientierungskurs für Flüchtlinge.
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JUNI
MAI
APRIL
INNSBRUCK: Am 5. Mai besuchte Integrationsminister Sebastian Kurz im Rahmen der Initiative ZUSAMMEN: ÖSTERREICH die HTL Innsbruck, eine der größten Schulen in Westösterreich. Begleitet wurde er von den Integrationsbotschaftern Slaven Dujakovic und Maria Danilova. Der Skifahrer und die Unternehmerin mit Wurzeln in Bosnien und Herzegowina sowie Russland erzählten den Schülern von ihrem Integrationsweg in Österreich.
LINZ: Im Rahmen der Jugendbeiratssitzung in Linz am 20. April stellte der ÖIF gemeinsam mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (links) die neuen Werte- und Orientierungskurse für Jugendliche vor. Das Spezialformat geht inhaltlich und methodisch auf die Bedürfnisse von jugendlichen Flüchtlingen ein.
FOTOS: ARNO MELICHAREK, THOMAS UNTERBERGER, ERNST GRILNBERGER, CHRISTIAN GEORGESCU
ÖSTERREICH: Zehn angehende Unternehmer, die Migrationshintergrund haben oder nach Österreich geflüchtet sind, starteten am 5. Mai in das neue ÖIF-Förderprogramm „ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Gründer/innen“. In den nächsten zwei Jahren werden sie von erfahrenen Unternehmern und Wirtschaftsprofis ehrenamtlich bei der Verwirklichung ihrer Geschäftsidee unterstützt.
WIEN: Zur zweiten Veranstaltung der ÖIF-Gesprächsreihe „Gesellschaft im Wandel: Was hält uns zusammen“ in Kooperation mit der Tageszeitung „Die Presse“ war am 7. Juni Historiker und Gewaltforscher Jörg Baberowski geladen. Er sprach über das Vertrauen in die Institutionen des Staats und die Auswirkungen von Angst und Gewalt auf das Zusammenleben.
Der Journalistenpreis Integration wird 2017 bereits zum sechsten Mal vom unabhängigen Expertenrat für Integration, dem Bundesminis terium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) und dem Österreichischen Integra tionsfonds (ÖIF) verliehen. Eine hochkarätig besetzte Jury aus Expert/innen aus den Bereichen Integration und Medien kürt aus den Einreichungen die besten Beiträge.
Mit dem Journalistenpreis Integration werden in den vier Kategorien Print, Internet, TV und Radio Journalist/innen ausgezeichnet, die mit spannenden und innovativen Artikeln, differen zierten Radio oder TVBeiträgen oder ausgewo genen Kommentaren und fundierten Berichten die vielfältigen Aspekte des Themenbereichs Integration abbilden und zur Versachlichung der öffentlichen Debatte beitragen.
JETZT EINREICHEN! Weitere Informationen zur Ausschreibung und das Einreichformular finden Sie auf der Website des Österreichischen Integrationsfonds unter www.integrationsfonds.at/journalistenpreis Einreichschluss: 18. Juli 2017
MENSCHEN UND PROJEKTE
Integrationsbotschafter im Porträt
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Warum ich mich engagiere Viele kennen Eser Ari-Akbaba aus dem Fernsehen, wo sie täglich um 19:55 Uhr die Wetterprognosen für die nächsten Tage verrät. Privat engagiert sich die Moderatorin türkisch-kurdischer Abstammung ehrenamtlich als Integrationsbotschafterin. TEXT
Michaela Reisinger
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Warum bist du Integrationsbotschafterin geworden? Ich möchte Schüler mit Migrationshintergrund motivieren und ihnen vermitteln, wie viele Türen ihnen in Österreich offenstehen. Besonders wichtig ist mir, ihnen zu zeigen, dass für ihren Erfolg nicht die Herkunft der Eltern oder ihre Wurzeln entscheidend sind, sondern einzig und allein ihre Beharrlichkeit. Viele Integrationsbotschafter sind dafür das beste Beispiel: Sie stammen wie ich aus bescheidenen Verhältnissen, sind oft Gastarbeiterkinder und haben dennoch Karriere gemacht.
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Was möchtest du den Schülern vermitteln? Ich möchte die jungen Menschen in erster Linie darin bestärken, ehrgeizig zu sein und ihr Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Auch dann nicht, wenn Dinge nicht gleich klappen oder etwas schiefläuft. Jeder macht Fehler – wichtig ist nur, welche Lehren man daraus zieht.
ALTER: 37 MIGRATIONSHINTERGRUND: Türkei AKTUELLE TÄTIGKEIT: ORF-Moderatorin
DIE DREI WICHTIGSTEN STATIONEN IN MEINEM LEBEN: 1. Studienabschluss in Publizistik 2. Start als Moderatorin beim ORF 3. Meine Hochzeit
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
3 Was hast du selbst davon, Integrationsbotschafterin zu sein? Den Austausch mit den Jugendlichen finde ich sehr bereichernd. Er spornt mich an, immer mein Bestes zu geben und mich selbst weiterzuentwickeln.
FOTOS: ÖIF/MAYER, DRAGAN TATIC
STECKBRIEF
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Integrationsbotschafter im Porträt
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Was sind die häufigsten Fragen, die dir Schüler stellen? Wenn die Schüler hören, dass ich Fernsehmoderatorin bin, drehen sich die meisten Fragen um meinen beruflichen Werdegang. Die Schüler wollen wissen, wie es dazu gekommen ist und was man tun muss, um in der Medienbranche Fuß zu fassen. Ein Patentrezept dafür kann ich ihnen nicht liefern, aber ich erzähle dann, dass ich schon lange vor dem ORF in den Medien tätig war, zum Beispiel als Gründungsmitglied des Magazins „biber“. Oft werde ich auch nach meinem Gehalt gefragt – die Schüler können da sehr direkt sein (lacht). Aber ich finde das okay. Sie sind eben neugierig, wie viel man beim Fernsehen verdient.
Was verbindest du mit deiner eigenen Schulzeit? Ich bin recht gerne in die Schule gegangen, gehasst habe ich nur den Geigenunterricht in der Oberstufe (grinst). Richtig motiviert war ich aber eigentlich erst während des Studiums. Im Rückblick finde ich es schade, dass es Initiativen wie ZUSAMMEN:ÖSTERREICH zu meiner Schulzeit noch nicht gab. Ich bin überzeugt davon, dass mich Vorbilder wie die Integrationsbotschafter ermutigt hätten.
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Welches Erlebnis ist dir besonders in Erinnerung geblieben? Ein Schüler hat einmal während eines Schulbesuchs gemeint, dass er nicht wählen geht, obwohl er schon wahlberechtigt ist. Es hat ihn einfach nicht interessiert. Da habe ich ihm ganz klar gesagt, wie froh er sein kann, dass es in Österreich demokratische Wahlen gibt und er über seine Zukunft mitbestimmen kann. Nicht in jedem Land gibt es dieses Privileg. Der Schüler wurde dann recht verlegen, und man hat ihm angesehen, dass er beginnt, darüber nachzudenken. Mir hat dieses Erlebnis einmal mehr gezeigt, dass man als Integrationsbotschafter eine Verantwortung gegenüber den Jugendlichen hat, ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH wurde 2011 vom heutigen Integrationsminister Sebastian Kurz ins Leben gerufen. Kern der Initiative sind ehrenamtliche Integrationsbotschafter: Flüchtlinge und Zuwanderer aus verschiedensten Ländern der Welt, die in Österreich gut integriert sind und einen Beitrag in der Gesellschaft leisten. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH SCHULBESUCHE
Seit Start der Initiative sind die Schulbesuche der Integrationsbotschafter ein Fixpunkt der Aktivitäten von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH. Sie finden in verschiedenen Ausbildungsstätten wie Neuen Mittelschulen, Gymnasien oder Berufsschulen statt. Unter dem Motto „Vorurteile abbauen, Motivation schaffen“ haben Schüler dabei die Möglichkeit, offen mit den Integrationsbotschaftern über Migration und Zusammenleben zu diskutieren und Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Mehr als 50.000 Schüler haben bereits von den Schulbesuchen profitiert.
ANGEBOTE FÜR LEHRER, STUDIERENDE UND VEREINE
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH wurde über die Jahre laufend ausgebaut. So werden für die Aus- und Fortbildung von Lehrern Seminare zu Integration, Elternarbeit oder Wertevermittlung angeboten. Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie fördert junge Studierende mit Migrationshintergrund, während in den Workshops der Aktion „Teamplay ohne Abseits“ Fußballvereine den Zusammenhalt zwischen Spielern unterschiedlicher Herkunft stärken können. Erfahren Sie mehr auf www.zusammen-oesterreich.at oder www.facebook.com/ zusammenoesterreich.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Berufsintegration
E INST IE G I N DE N ARBE I T S M A R K T
Sprungbrett zum Berufserfolg 2014 kam der Syrer Abdullah Kayali nach Österreich. Mit im Gepäck ein abgeschlossenes Pharmazie-Studium, das er für den Jobeinstieg nutzen möchte. Mithilfe des Programms „Mentoring für MigrantInnen“ ist er auf dem besten Weg. TEXT
Maja Sito
Noch 3 0. J b i s als M uni b ew e n te e erbe n!
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ich ein neues Leben Branche gut vernetzt aufbauen und auf eige ist. In wöchentlichen nen Beinen stehen, das Treffen stand sie Ka Abdullah Kayali, sind die Ziele von Abdullah yali mit Rat und Tat Kayali, der 2014 als Flücht Mentee bei „Mentoring für zur Seite, brachte ihm ling nach Österreich gekom MigrantInnen“ die Besonderheiten men ist. „Dafür habe ich als des österreichischen Erstes Deutsch gelernt und einen Nostrifi Arbeitsmarktes näher und half bei der kationskurs begonnen, um mein Pharma Erstellung eines fachgerechten Lebens ziestudium anerkennen zu lassen“, erzählt laufes und Motivationsschreibens. Darü der 27Jährige. Zusammen mit 250 weite ber hinaus nahm Kayali im Zuge von ren gut qualifizierten Flüchtlingen und „Mentoring für MigrantInnen“ an Bewer Zuwanderern startete er Ende 2016 ins bungstrainings teil und lernte mehr über Programm „Mentoring für MigrantInnen“ erfolgreiches Selbstmarketing. „Dank der Wirtschaftskammern Österreichs, des meiner Mentorin und der Trainings weiß ÖIF und AMS. Erfahrene Personen des ich jetzt, worauf es bei der Jobsuche an Wirtschaftslebens engagieren sich dabei kommt“, ist er überzeugt. Wertvolle erste als Mentoren und unterstützen Migranten Arbeitserfahrungen konnte Kayali sogar bereits bei einem Praktikum in einer beim Start in Beruf und Karriere. Apotheke sammeln, wo er auch in der EINE PARTNERSCHAFT, Kundenberatung tätig war. Im Mai endete DIE WEITERBRINGT die MentoringPartnerschaft der beiden – Abdullah Kayali wurde im Rahmen des durch die enge Zusammenarbeit hat sich sechsmonatigen Programms von Heide aber längst eine Freundschaft entwickelt: Wahlén als Mentorin begleitet, die in „Ich höre Abdullah auch gerne zu, wenn einem Pharmakonzern tätig und in der er über seine Geschichte oder Herausfor
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derungen beim neuen Leben in Österreich erzählt“, so Wahlén. „Am schönsten ist es aber, ihn optimistisch und lachend zu sehen“.
JETZT ALS MENTEE BEWERBEN „Mentoring für MigrantInnen“ startet im Herbst in den Durchgang 2017/18. Interessierte Flüchtlinge und Zuwanderer können sich bis 30. Juni als Mentee be werben. Abdullah Kayali ist schon einen großen Schritt weiter: Mit Deutschkennt nissen auf Niveau C1 kann er sich schon fließend verständigen, dazu hat er Ende Mai die Nostrifizierungsprüfung abgelegt. Seine Mentorin ist überzeugt, dass er sei nen Weg machen wird: „Abdullah ist als Pharmazeut sehr gut qualifiziert und wird sicher eine Anstellung finden.“
FOTO: ÖIF/UNGER
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Ich weiß jetzt, worauf es bei der Jobsuche ankommt.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Termine
Durch das Mentoring-Programm kenne ich den österreichischen Arbeitsmarkt nun viel besser.
Abdullah Kayali, Mentee bei „Mentoring für MigrantInnen“
TERMINE
WIEN: Freiwillige, die Deutschlerngruppen leiten oder daran interessiert sind, lernen im Workshop „Tipps & Tools für die Begleitung von Deutschlerngruppen“ mehr über Sprachniveaus und die Planung von Übungsstunden. Wann & wo: 16 – 18:30 Uhr, Integrationszentrum Wien, Landstraßer Hauptstraße 26. Anmeldung: bildung@ integrationsfonds.at. JUNI
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Im pharmazeutischen Institut in Wien hat der Syrer Abdullah Kayali vor kurzem seine Nostrifikationsprüfung abgelegt. Er ist entschlossen, den Berufseinstieg zu schaffen – das Programm „Mentoring für MigrantInnen“ hat ihn dabei unterstützt.
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: Mentoring für MigrantInnen. Eine Partnerschaft für Ihre Zukunft. ZIELGRUPPE: Flüchtlinge und Zuwanderer
VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE BEWERBUNG ALS MENTEE: Migrationshintergrund Vollendung des 18. Lebensjahres
ANGEBOT: Erfahrene Personen aus der österreichischen Wirtschaft unterstützen Flüchtlinge und Zuwanderer über einen Zeitraum von sechs Monaten beim Arbeitsmarkteinstieg.
Aufrechter und dauerhafter Aufenthaltstitel in Österreich von nicht länger als zehn Jahren
GEBIET: österreichweit
Matura, Lehrabschluss oder eine höhere Ausbildung
KONTAKT: Für weitere Informationen wenden Sie sich an den ÖIF-Verantwortlichen in Ihrem Bundesland. Alle Kontakte unter www.integrationsfonds.at/mentoring.
Deutschkenntnisse auf mindestens B1-Niveau
Unbeschränkter Arbeitsmarktzugang
Engagement, Kontaktfreudigkeit, Lernbereitschaft
GRAZ: Im Rahmen des Vertiefungskurses „Kultur und Gesellschaft“ lernen Flüchtlinge und Zuwanderer in Kooperation mit dem Integrationsreferat der Stadt Graz bei einem Besuch im Graz Museum mehr über die Geschichte ihres neuen Wohnorts. Wann & wo: 13:50 – 16 Uhr, Integrationszentrum Steiermark, Reitschulgasse 19. Anmeldung: steiermark@ integrationsfonds.at. JULI
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KLAGENFURT: Im ÖIFVertiefungskurs „Arbeit & Beruf“ erfahren Flüchtlinge und Zuwanderer, wie sie sich richtig bewerben und welche Unterlagen es für eine professionelle Bewerbung braucht. Wann & Wo: 14 – 17 Uhr, Integrationszentrum Kärnten, 10.-Oktober-Straße 16. Anmeldung: kaernten@ integrationsfonds.at. AUGUST
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
Die Österreicher gaben in der Studie auch an, wer in ihren Augen die Verantwortung für erfolgreiche Integration trägt.
AKT UE LLE ST UDI E
Integration: Was erwarten die Österreicher? Eine neue ÖIF-Studie geht den Fragen nach, was Österreicher unter Integration verstehen und welche Faktoren für sie den Ausschlag geben, ob jemand integriert ist oder nicht. TEXT
Kristin Längle
ie Integration Fünftel der Befragten von Flüchtlingen meinen, dass die Rudolf Bretschneider, und Zuwande Ablehnung der Gleich rern ist das Thema, das GfK Austria berechtigung von die Österreicher derzeit am meisten Mann und Frau sowie mangelnde beschäftigt, noch vor Fragen rund um Deutschkenntnisse schlechte Integration Pensionen oder Steuern“, weiß Meinungs charakterisieren. Staatliche Maßnahmen forscher Rudolf Bretschneider von GfK haben für die Österreicher eine große Austria. Im Auftrag des ÖIF hat er für die Bedeutung. So finden es 96 Prozent der Studie „Integration und Zusammenleben Befragten sehr wichtig, dass die Politik – Was denkt Österreich?“ 1.000 Österrei ausreichend Angebote für Deutsch und cher zu ihren Vorstellungen und Erwartun Wertekurse schafft. gen im Hinblick auf Integration befragt.
INTEGRATION IST WICHTIGSTES THEMA GUTE UND SCHLECHTE INTEGRATION Für 9 von 10 der Befragten setzt Integra tion voraus, die in Österreich geltenden Gesetze zu akzeptieren und sich gute Deutschkenntnisse anzueignen. Drei Vier tel nennen die Fähigkeit, selbst für den Lebensunterhalt zu sorgen. Klar ist auch, was als schlechte Integration angesehen wird: 92 Prozent verstehen darunter, Vor schriften der eigenen Religion über staat liche Gesetze zu stellen oder sich nicht an österreichische Lebensgewohnheiten an zupassen (86 Prozent). Mehr als vier
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Integration ist nicht nur das häufigste Gesprächsthema der Österreicher mit Familie und Freunden – es bereitet auch Sorgen. So fürchten 73 Prozent der Befragten die Verbreitung eines radikalen Islams oder machen sich Gedanken über die Integration von Flüchtlingen in Schule und Arbeitswelt. Bei der Frage, wer letzt lich die Verantwortung für erfolgreiche Integration trägt, zeigt sich einmal mehr ein klares Bild: „Die sehen vier von fünf Befragten vor allem bei den Migranten selbst“, so Bretschneider.
MEHR ERFAHREN
NACHLESEN ODER BESTELLEN Die Studie „Integration und Zusammenleben – Was denkt Österreich?“ liefert noch zahlreiche weitere Informationen, Zahlen und Daten zum Integrationsverständnis der Österreicher. Sie können die Studie kostenlos bestellen oder herunterladen auf www.integrationsfonds.at Publikationen.
FOTOS: ÖIF/UNGER, ANGELO KREUZBERGER, STANISLAV JENIS
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Die Verantwortung für erfolgreiche Integration sehen 78 Prozent der Österreicher bei den Migranten selbst.
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Publikationen, Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration. ZAHLEN, DATEN, FAKTEN: Mit der Statistikbroschüre „migration & integration – Schwerpunkt: Arbeit und Beruf“ liefert der ÖIF aktuelle Zahlen zu den Bereichen Zuwanderung, Bildung, Erwerbstätigkeit sowie Arbeitslosigkeit, Qualifikationen und Branchen von Flüchtlingen und Zuwanderern. Sie können die Broschüre auf www.integrationsfonds.at herunterladen oder kostenlos bestellen unter bestellungen@integrationsfonds.at.
ÖIF BEIM FORUM ALPBACH: Der ÖIF ist auch 2017 Teil des Europäischen Forums Alpbach, das sich heuer dem Spannungsfeld „Konflikt & Kooperation“ widmet. Am 28. August lädt der ÖIF um 14:00 Uhr zu einer BreakoutSession zum Thema „Neue Freiheiten, alte Zwänge?“ und diskutiert u. a. mit Menschenrechtspreisträgerin Saïda Keller-Messahli (im Bild) über die Herausforderungen bei der Integration von weiblichen Flüchtlingen in Österreich. Weitere Informationen unter www.alpbach.org.
METROPOLIS KONFERENZ 2017: Vom 18. bis 22. September findet in Den Haag in den Niederlanden die Internationale Metropolis Konferenz statt. Zum Schwerpunktthema 2017 „Migration und globale Gerechtigkeit“ wird in verschiedenen Diskussionspanels erörtert, wie Regierungen und Gesellschaften auf aktuelle Entwicklungen im Migrationsbereich reagieren können. Weitere Informationen finden Sie unter www.metropolisthehague.org.
STIPENDIEN FÜR STUDIERENDE: Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie fördert Studenten mit Migrationshintergrund auf ihrem Bildungsweg in Österreich durch Mentoring, Coachings, Netzwerkveranstaltungen und Unternehmensbesuche. Das Vollstipendium beinhaltet neben diesen Aktivitäten auch eine finanzielle Förderung für Studierende, die keinen Anspruch auf staatliche Beihilfe haben. Interessierte können sich noch bis Ende Juni 2017 bewerben: www.zoe-akademie.at.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Zusammen:Genießen
Brot zu servieren, ist in Istrien ein Zeichen der Gastfreundschaft, weiß Ivo Surlina-Poropat. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er seit dem Jahr 2000 das Lokal „Sopile“, in dem er istrische Spezialitäten auf die Teller bringt und täglich Olivenbrot für seine Gäste bäckt. Es ist ein Klassiker der mediterranen Küche, denn es kombiniert zwei der beliebtesten Komponenten des Mittelmeerraumes: Weißbrot und Oliven. Für das perfekte Olivenbrot greift man im „Sopile“ auf zwei Olivensorten zurück und mischt sie im 60/40-Verhältnis: Kalamata-Oliven, die fest sind und für den grundlegenden Olivengeschmack sorgen, sowie die saftigen Koroneiki-Oliven, die dem Brot ein spezielles Aroma verleihen. Olivenöl, Knoblauch und Petersilie sind für Surlina-Poropat perfekte Begleiter des Olivenbrotes. Auch zu Rohschinken, Sommersalaten oder gegrilltem Fisch passe es hervorragend. Besonders typisch sei für ihn aber, das Brot zum Tunken zu verwenden: „Bei uns sagt man ‚tocciata‘ dazu und gibt am liebsten fein säuberlich geputzte Teller zurück.“ OLIVENBROT: 1. 250 g glattes Mehl und 1/2 TL Salz mischen. 1/4 Würfel Hefe zerbröckeln, 25 ml lauwarmes Wasser und eine Prise Zucker hinzugeben – 5 Min. gehen lassen. Je 8 ml Oliven- und Sonnenblumenöl sowie 100 ml lauwarmes Wasser zur aufgegangenen Hefe mischen. MehlSalz-Mischung und Hefe-Öl-WasserMischung vermengen. 15 Min. kneten.
SOPILE
Paulanergasse 10 1040 Wien www.sopile .at
G A S TF R EU N D S C H A F T
Brot, das verbindet Essen ist in Istrien ein verbindendes Element der Kulturen. Allseits beliebt, ob in Kroatien, Italien oder Slowenien: das Olivenbrot. TEXT
Judith Anger
2. Teig ausrollen, um das Doppelte aufgehen lassen. 3. Teig zum Rechteck formen und mit 3 Reihen entkernten Oliven bestücken. Brot 25 Min. bei 180 Grad backen, dann Hitze auf 150 Grad reduzieren und 20 Min. fertig backen.
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Kochen hat sich Ivo Surlina-Poropat selbst beigebracht – geprägt hat ihn vor allem die Küche seiner Mutter. In seinem Lokal „Sopile“ bietet er täglich frisch gebackenes Olivenbrot an.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.“
KONFUZIUS
Welches Wort suchen wir?
n ache Mitm n d
u en! n w e g in
Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie eines von zwei Büchern „Woran glauben – 10 Angebote für aufgeklärte Menschen“. Leichtfüßig und kenntnisreich geht der Mathematiker Rudolf Taschner darin den Fragen
FOTOS: ÖIF/UNGER, CHRISTIAN BRANDSTÄTTER VERLAG; ISTOCKPHOTO.COM/BOZENA_FULAWKA
nach, woran heute noch geglaubt werden kann und woran es sich festzuhalten lohnt: an der Liebe, der Logik oder der Natur. Teilnahmeinfos unter www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel. Christian Brandstätter Verlag ISBN: 978-3-7106-0063-0
Zugewandert: die Flipflops Eine Gummisohle und zwei Riemen in Y-Form, die sich zwischen der großen und zweiten Zehe treffen: Fertig sind die wohl beliebtesten Freizeitschuhe für den Sommer. Wer dachte, dass Flipflops eine Erfindung der Neuzeit sind, der irrt. Schon um 1.500 v. Chr. schlüpften die Ägypter in ähnliche Modelle aus Reisblättern und auch in Japan trägt man die dort Zori genannten Zehenstegsandalen seit Jahrhunderten. Von den Zori stammen übrigens die heutigen Flipflops ab:
ge Allt mit genst agsän M h i n t i g ra t i d e e rg o n s run d
US-Soldaten brachten sie nach dem Zweiten Weltkrieg in ihre Heimat mit. Die Herkunft des Namens Flipflop ist nicht eindeutig geklärt. Weit verbreitet ist die Annahme, dass sich dieser vom Geräusch ableitet, das die Sandalen beim Gehen erzeugen. Weltbekannt sind die Flipflops der 1962 in Brasilien gegründeten Marke Havaianas, die ihre Verbreitung vor allem den Schuhvorlieben der HippieBewegung verdankt. Fans der luftigen
Fußbekleidung gibt es aber viele: So liebt sie nicht nur der Dalai Lama, auch der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser trug sie gerne – allerdings nur stilgerecht in Schwarz.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
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Zwei, die aufeinander bauen Bauunternehmer Michael schätzt an seinem Mitarbeiter Serdar, dass er gut ausgebildet ist und keine Scheu hat, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen. TEXT
Christine Sicher
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die Praxis umsetzen“, freut sich der 28-jährige Architekturstudent, der auch einen HTL-Abschluss für Hochbau mitbringt.
RAUS BEI WIND UND WETTER Serdar koordiniert und kontrolliert die Arbeiten aller Firmen auf der Baustelle. „Dazu braucht man viel Fachwissen, muss sich aber auch durchsetzen können“, erklärt Michael. „Ich habe schnell gesehen, dass Serdar jemand ist, der anpackt. Er hat kein Problem damit, auf der Baustelle
nach dem Rechten zu sehen, auch wenn es Minusgrade hat oder in Strömen regnet.“ Serdar ist stolz auf seine berufliche Entwicklung und froh, dass ihm Michael den Schritt auf die Baustelle ermöglicht hat: „Er ist nicht nur mein Chef, sondern auch ein großartiger Lehrmeister.“ Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
FOTO: ÖIF/UNGER
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ie Baubranche sucht dringend Fachkräfte. Ohne Zuwanderer könnten wir das Bauen in Österreich eigentlich sofort einstellen“, weiß Michael, Geschäftsführer des Bauträgers Lindner & Partner. In Serdar, der sich in weniger als zwei Jahren vom Praktikanten zum Bauaufseher hochgearbeitet hat, ist er froh, einen zuverlässigen Mitarbeiter gefunden zu haben. Serdar ist in Österreich geboren, seine Eltern stammen aus der Türkei. „Alles, was ich in der Theorie gelernt habe, kann ich in meinem Job in
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