ÖSTERREICHISCHE POST AG/SP 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
H ERB S T 2017
EINSTELLUNGEN VON MUSLIMEN
Standpunkte von Muslimen zu Religion, Staat, Gesellschaft und Familie
INTEGRATION IM SPORT
Noch bis 17. September Projekte für den Integrationspreis Sport einreichen
BILDUNG IST ZUKUNFT
Die größten Herausforderungen für Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund
Wir größer als
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Herbst 2017
ED I T O R I A L
I NHALT
Liebe Leserinnen und Leser!
Wie wir Mädchen fördern können
Mädchen und Frauen, die als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind, oder aber teilweise bereits seit mehreren Generationen in Österreich leben, stehen, was ihren erfolgreichen Weg im Bildungssystem betrifft, häufig vor großen Herausforderungen. Wissen Sie, welche Chancen ihnen in Österreich offenstehen und können sie diese auch nutzen? Welche Rollen spielen die patriarchalen Strukturen ihrer Herkunftsländer und wie können sie hier erfolgreich ihre Bildungskarriere starten? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat sich dazu einen Sommerkurs für angehende Volksschulkinder angesehen und mit Expertinnen aus Theorie und Praxis gesprochen – nachzulesen in der Titelgeschichte ab Seite 6.
FOTOS: ÖIF/UNGER, FRANZ WEINGARTNER; COVERBILD: FRANZ WEINGARTNER
Auf Seite 30 berichten wir außerdem über eine neue Studie von Meinungsforscher Peter Filzmaier, der die Einstellungen von Muslimen in Österreich zu Religion, Staat, Gesellschaft und Familie ergründet hat.
Ihnen wünschen wir eine spannende Lektüre! Wir freuen uns über Ihre Meinung, Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.
SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
06 TITELGESCHICHTE. „BILDUNG MACHT MÄDCHEN STARK." Was es braucht, um Mädchen mit Migrationshintergrund auf ihrem Bildungsweg zu fördern und welche Herausforderungen es dabei zu überwinden gilt.
06 Lernfreudig: Asma aus Syrien und Bashwari aus Pakistan, beide sechs Jahre alt, haben zur Vorbereitung auf die Volksschule einen Sommerkurs besucht. Warum Förderangebote wie diese nicht nur für die sprachliche Entwicklung der Mädchen wichtig sind, lesen Sie in der Titelgeschichte ab Seite 6.
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PROBLEME ANPACKEN. INTEGRATIONS-RATGEBER. Fragen von Engagierten – Tipps von Experten. PERSPEKTIVEN INTEGRATION. PARALLELGESELLSCHAFTEN. Aktuelle Integrationsthemen aus Expertensicht. Nachdenklich: ZUSAMMEN:ÖSTERREICHRedakteurin Aleksandra Klepic´ sprach mit der tschetschenischen Autorin Maynat Kurbanova über Meinungsfreiheit und Zensur.
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Aleksandra Klepić, Kristin Längle, Maja Sito, Roland Goiser, Franziska Micheler, Christine Sicher, Michaela Reisinger, Ebru Erkut
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›› ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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›› INH A LT MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
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GEMEINDEPROJEKT. EIN SCHULABSCHLUSS FÜR DEN NEUANFANG. Im Bach Bildungszentrum in Mödling holen nicht mehr schulpflichtige Flüchtlinge den Schulabschluss nach. 5 FRAGEN AN ZLATAN VELADZIC´. WARUM ICH MICH ENGAGIERE. Der Integrationsbotschafter mit serbischen Wurzeln über seine Erfahrungen bei Schulbesuchen. AUSZEICHNUNG. DAS MITEINANDER IM SPORT FÖRDERN. Noch bis 17. September können Projekte für den Integrationspreis Sport eingereicht werden. STUDIE. WIE DENKEN MUSLIME ÜBER RELIGION ODER FAMILIE? Einstellungen von Flüchtlingen, Zuwanderern und bereits in Österreich geborenen Muslimen.
Authentisch: Redakteurin Judith Anger hat bei David und Mario vom Wiener Lokal Baschly erfragt, worauf es beim israelischen Pfannengericht Shakshuka ankommt.
28 Sportlich: Die Initiative "kick mit", die Mädchen für Fußball begeistert, überzeugte beim Integrationspreis Sport 2016. Für 2017 können sich noch Projekte für die Auszeichnung bewerben.
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RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
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I M P R E SSUM
ÖIF-ANGEBOT. TREFFPUNKT ÖSTERREICH IM JÜDISCHEN MUSEUM WIEN.
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TIPPS FÜR LEHRER. LERN- UND UNTERRICHTSMATERIALIEN.
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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.
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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.
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REZEPT. SHAKSHUKA AUS ISRAEL.
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RÄTSEL. RATESPASS MIT GEWINNSPIEL.
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Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Micheler, franziska.micheler@integrationsfonds.at Chefin vom Dienst: Mag. Kristin Längle, MAS; kristin.laengle@integrationsfonds.at Redaktion: Judith Anger, BA MA; Aleksandra Klepić, B.phil.; Michaela Reisinger, BA; Mag. Christine Sicher; Mag. Maja Sito, BA; Marketing: Ebru Erkut, MA; Produktion und Anzeigen: STYRIA CONTENT CREATION GMBH & CO KG, Hainburger Strasse 33, 1030 Wien, www.styriacontentcreation.com Geschäftsführung: Mag. Alexis Johann, Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Brigitte Fuchs Grafik: Bozica Miloseska Anzeigenverkauf: Karl Hedschet, Harald Kuso Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: Styria Media Design GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiteroder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
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I N T E G R AT I O N I N Z A H L E N
LE SE R B R I E FE
Leser antworten …
MENSCHEN mit Wurzeln im Ausland leben in Österreich. Der Anteil der im Ausland geborenen Bevölkerung war 2016 in der Bundeshauptstadt Wien mit 35 Prozent deutlich höher als im österreichweiten Durchschnitt (19 Prozent).
… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 2/2017: Identifikation mit Österreich
MUSLIME leben aktuellen Berechnungen zufolge derzeit in Österreich, das sind rund acht Prozent der Bevölkerung. Ihre Zahl wird in den kommenden Jahren weiter ansteigen.
STUDIERENDE mit ausländischer Staatsbürgerschaft waren im Wintersemester 2015/2016 an österreichischen Universitäten eingeschrieben. Die meisten von ihnen kommen aus Deutschland (37 Prozent), viele stammen auch aus Italien (11 Prozent).
S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
PROZENT
aller Personen mit Migrationshintergrund leben in Österreich in einer Mietwohnung, 23 Prozent sind Wohneigentümer. Bei Personen ohne Migrationshintergrund ist das Verhältnis mit 35 bzw. 55 Prozent andersherum.
aller Ehen wurden 2016 in Österreich zwischen Partnern geschlossen, von denen einer ausländischer Herkunft war. Ehen zwischen einem Bräutigam mit Geburtsland Österreich und einer im Ausland geborenen Frau kommen häufiger vor (55 Prozent) als umgekehrt (45 Prozent).
FOTOS: FRANZ WEINGARTNER, ÖIF, ELOGRAPHY
I N T E G R AT I O N I S T …
… Bildungschancen wahrzunehmen als Basis für ein selbstständiges Leben in Österreich. Elnara Zülfüqarova stammt aus Aserbaidschan, seit 2008 lebt sie in Österreich. Die Studentin ist Assistentin an der Wirtschaftsuniversität Wien und Integrationsbotschafterin bei ZUSAMMEN:ÖSTERREICH.
Interesse am Thema Integration Die Ausgabe lag bei uns im Rathaus auf und hat mir gut gefallen. Das Thema Integration interessiert mich und betrifft mich auch bei meiner ehrenamtlichen Arbeit als Lesepatin mit Kindern. Rosmarie Domanig, Kufstein Integration mal anders Ihre Zeitschrift ZUSAMMEN: ÖSTERREICH ist mir letztens in die Hände gefallen. Ich finde sie sehr gut. Christian Löffler, Wien Anregung für Unterricht Als DaF/DaZ-Trainerin bin ich sowohl beim BFI Tirol als auch bei der Integrationsstation der Diakonie in Wörgl tätig. Die Zeitschrift ZUSAMMEN: ÖSTERREICH ist eine große Hilfe, um meine Kurse besser zu gestalten und immer auf dem neuesten Stand zu halten. Marisa Pacilio, Wörgl
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SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Titelgeschichte
Mädchen neben ersten Lese- und Schreibkompetenzen auch Selbstbewusstsein zu vermitteln, ist Pädagogin Carmen Knaus-Kovac besonders wichtig.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Titelgeschichte
A
sma und Bashwari blicken gebannt in ihr erstes Lesebuch. Mithilfe der großen Bilder üben sie die dazugehörigen Wörter. Das Thema ist Kleidung: „Rock … Hose … ahhh, schau Socken!“, tönt es durch den Hof. Die beiden sechsjährigen Kindergarten kinder bereiten sich damit auf den Schul start vor: Im Rahmen eigener Sommer klassen üben sie gemeinsam mit Pädagogin Carmen KnausKovac das Alphabet, ler nen erste Ziffern zu schreiben und erwei tern nebenbei ihren Wortschatz. Kein Kinderspiel für die beiden Mädchen, die erst 2015 aus Syrien und Pakistan nach Österreich gekommen sind.
FRÜH FÖRDERN
INTE G R AT I O N V O N F R A U E N U N D M Ä D C H E N
Was braucht es, um Mädchen mit Migrationshintergrund in ihrer Bildung zu fördern und welche Herausforderungen gilt es dabei zu überwinden? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat dazu einen Sommerkurs in der Stadt Graz besucht, der Kinder auf den Einstieg in die Volksschule vorbereitet. TEXT
Aleksandra Klepic´, Franziska Micheler, Roland Goiser
FOTO: FRANZ WEINGARTNER
„Bildung macht Mädchen stark“
Im Schuljahr 2015/16 hatten knapp 29 Prozent aller Volksschulkinder in Öster reich eine andere Umgangssprache als Deutsch. Der Anteil dieser Kinder ist im Verlauf der letzten Jahre kontinuierlich gestiegen (siehe Grafik Seite 8). „Wir müssen so früh wie möglich ansetzen, um gute Bildungschancen für Kinder aus Zuwanderer und Flüchtlingsfamilien gewährleisten zu können“, weiß der für Integration und Bildung zuständige Gra zer Stadtrat Kurt Hohensinner. „Uns ist es wichtig, dass Kinder bereits im Kinder garten sprachlich gefördert werden. Gleichzeitig legen wir Wert darauf, dass – unabhängig von Herkunft und Religion der Eltern – die zentralen Werte unserer Gesellschaft vermittelt werden und sich die Kinder frei entwickeln können“, so Hohensinner. Die Stadt Graz hat ihr Angebot für die spielerische Vorbereitung auf den Schuleinstieg mit eigenen Som merklassen ausgebaut. „Die Nachfrage – besonders aus Flüchtlingsfamilien – ist stark gestiegen. Die Kinder finden sich durch die Sommerklasse schneller in der
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SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Titelgeschichte
INFO
Schule zurecht und können dem Unter richt besser folgen. Das berichten viele Lehrer“, betont Hohensinner.
WIE VIELE VOLKSSCHÜLER IN ÖSTERREICH SPRECHEN ZUHAUSE NICHT DEUTSCH? Immer mehr Kinder mit Wurzeln im Ausland finden sich in Österreichs Schulen. In der Volksschule steigt der Anteil von Kindern mit nicht-deutscher Umgangssprache kontinuierlich. 26 % SCHULJAHR 2013/2014
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PATRIARCHALES REGELWERK Dass gerade Mädchen aus Flüchtlings familien oft Förderung brauchen, wenn es um ihre Entwicklung geht, weiß die türkisch-irakische Autorin Emel Zeynela bidin: „Mädchen aus muslimischen Fami lien sind häufig in ein familiäres Umfeld eingebettet, in dem die Rolle der Frauen auf jene der Hausfrauen und Mütter beschränkt ist. Sie erleben kaum andere weibliche Vorbilder. Erst Kindergarten und Schule zeigen ihnen Frauen, die anders leben und sich auch anders klei den.“ Zeynelabidin, die in Deutschland aufgewachsen ist, weiß, wovon sie spricht: „In unserer Community war immer klar, dass eine Frau – egal ob sie studiert hat oder nicht – auch Ehefrau zu sein hat, ein
FOTOS: FRANZ WEINGARTNER, HEINZ A. PACHERNEGG; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
In den Grazer Sommerklassen werden Mädchen bewusst ermutigt, sich einzubringen und in Gruppenspielen einen aktiven Part zu übernehmen.
SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Kommentar
EX P E RT E NM E I NUNG
Frauen und die Bildungsschere Kopftuch zu tragen hat und ihr Platz zuhause bei den Kindern ist.“ Religiös begründete und unreflektiert wei Die Kinder tergegebene Traditi finden sich onen und Bräuche sind durch die für die Entwicklung Sommerklasse von Mädchen beson schneller in ders hemmend, weiß sie: „Verhüllt hinter der Schule weiter Kleidung oder zurecht. einem Kopftuch wer Kurt Hohensinner, Integrationsstadtrat Graz den diese Mädchen und jungen Frauen vielfach gar nicht wahr genommen. Die Eltern halten oft für Generationen an alten Regeln fest, die ihre Töchter behindern. Unter dem Deck mantel der Religiosität wird hier das patri archale Regelwerk anderer Länder fortge schrieben.“ Zeynelabidin selbst war tief in der muslimischen Community verwurzelt und trug ab dem Alter von 12 Jahren „selbstverständlich“ ein Kopftuch: „Kein junges Mädchen entscheidet sich freiwillig dafür – das können sie in diesem Alter gar nicht. Auch ich habe nicht hinterfragt, warum ich es tragen und später Ehefrau und Mutter werden soll.“ 30 Jahre später entschied sie sich als Mutter von einer Tochter und fünf Söhnen dazu, das Kopf tuch wieder abzulegen.
RELIGION PRÄGT ALLTAG Zurück in der Grazer Sommerklasse üben die Mädchen und Burschen gerade gemeinsam Vokabeln. Die Mädchen, am Anfang noch schüchtern, melden sich immer öfter mit ihren Antworten und arbeiten voller Tatendrang mit. „Bildungs räume sind Freiräume für Mädchen“, weiß Pädagogin Carmen KnausKovac vom Verein „deutsch und mehr“. „Hier
Zugewanderte Frauen haben überdurchschnittlich oft nur die Pflichtschule besucht. Damit sie in puncto Bildung aufholen können, gilt es mitgebrachte Rollenbilder zu überwinden. Das erfordert Einsatz von ihnen selbst – und von ihrem Umfeld. TEXT
Heinz Faßmann
Die Zuwanderung nach Österreich soll im Interesse des Nationalstaats möglichst qualifiziert sein. Eine qualifizierte Zuwanderung dient der Wettbewerbsfähigkeit des Landes und zeigt in der Regel nur geringe integrationspolitische Probleme. So etwa lautet die übergeordnete politische Programmatik. In der Realität sieht die Sache anders aus: Während Zugewanderte aus der EU (und dem EWR) höher qualifiziert sind als im Inland Geborene, haben Zugewanderte aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei eine deutlich schlechtere Qualifikation: Fast 60 Prozent haben nur eine Pflichtschule (wenn überhaupt) absolviert, 13 Prozent eine mittlere oder höhere Schule und nur 4 Prozent eine Universitätsausbildung. Zum Vergleich haben bei allen in Österreich Geborenen 28 Prozent nur die Pflichtschule absolviert, dafür aber 33 Prozent eine mittlere oder höhere Schule und 13 Prozent ein Universitätsstudium1. Und jeweils weisen die zugewanderten Frauen einen höheren Anteil an nur Pflichtschulabsolventinnen auf, besonders deutlich mit fast 80 Prozent bei den in der Türkei Geborenen. Oft werden sie zu einem Lebensentwurf gedrängt oder verfolgen diesen freiwillig, der in Österreich nicht mehr zeitgemäß ist: geringe Bildung, frühe
Verheiratung, höhere Kinderzahl und niedrige Erwerbsbeteiligung. Kann die Politik diese Lebensentwürfe beeinflussen und hat sie das Recht dazu? Zurückhaltung ist angebracht. Im Rahmen der Gesetze darf ein liberaler Staat nur begrenzt in die individuelle Lebensplanung eingreifen und hat dafür auch wenige Handlungsoptionen. Aber er kann und soll Entscheidungsräume – vor allem für Mädchen und junge Frauen – im Bereich der Bildung eröffnen. Junge Frauen sollen selbst entscheiden können, ob sie in ihre Qualifikation investieren oder einem wohl eher traditionellen Familienbild folgen. Dazu braucht es verständnisvolle Eltern, die diese Freiräume zulassen, Role Models, die Mut zur Realisierung machen, und Lehrer, die die Begabungen der Mädchen erkennen und deren Förderung einmahnen. Das alles sind ‚weiche‘ Maßnahmen, die nicht von heute auf morgen wirken. Geduld ist jedenfalls notwendig – angesichts des erstrebenswerten Zieles sollte man diese auch aufbringen. 1 QUELLE: STATCUBE 8/2017
Heinz Faßmann
ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.
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SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Titelgeschichte
K O MME N TA R
Von Franz Wolf, ÖIF-Geschäftsführer
Syrien, Afghanistan und Irak – aus diesen Herkunftsländern stammen die meisten Frauen, die im ersten Halbjahr 2017 in Österreich Asyl erhielten. Sie kommen aus Kulturen, die Frauen meist nur wenige Rechte einräumen. In Österreich angekommen, ist der Start für viele schwer. Sie sind zwar in ein anderes Land gekommen, aber oft im alten Kultursystem geblieben. Die vielen neuen Chancen – vor allem Bildung – bleiben ungenützt. Das wirkt sich auch auf ihre Töchter aus. Vorbilder prägen die Entwicklung von Kindern. Sehen sie, dass ihre Mütter nicht eigenständig sind und keinem Beruf nachgehen, trauen sie sich selbst weniger zu. Dabei brauchen Mädchen auch Frauen als Vorbilder, die ihnen vorleben, was in Österreich erreicht werden kann. Eltern müssen Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder übernehmen. Nur so haben sie in der Zukunft eine Chance.
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gemeinsamen Turn- und können sie sich entfalten Schwimmunterricht von und Neues kennenlernen. Mütter müssen Mädchen und Burschen Bildung macht Mädchen ihre Töchter ablehnen, besonders Men stark“, betont sie und in die Schule schen aus Tschetschenien ergänzt: „Oft reißen die und Syrien sprechen sich kleinen Mädchen verwun schicken und dert die Augen auf, wenn motivieren. dagegen aus. Aber auch ein Waris Dirie, ich erzähle, dass ich verhei Drittel aller Befragten tür kischer Herkunft lehnen das ratet bin, eine Tochter habe Frauenrechtsaktivistin gemeinsame Turnen von und trotzdem arbeiten gehe. So lernen sie zum ersten Mal einen Burschen und Mädchen ab. In der Grazer anderen Lebensentwurf k ennen. Der Kin Sommerklasse setzt man ganz bewusst auf dergarten ist die erste Station außerhalb den gemeinsamen Unterricht beider des Elternhauses, in dem Kinder lernen, Geschlechter, auch beim Sport und in wie andere Menschen, außerhalb ihrer Gruppenspielen: „Mädchen verhalten eigenen Familie, leben.“ Auch religiöse sich in Gruppen ruhiger und agieren oft Regeln spielen bei den k leinen Kindern eher im Hintergrund, während Buben bereits eine Rolle, erklärt Knaus-Kovac: sehr extrovertiert auftreten und auf jede „Oft prägen Essensvorschriften ihren All Frage eine Antwort geben wollen – egal ob tag. Ein Mädchen hat mir erklärt, dass es richtig oder falsch“, erklärt Knaus-Kovac. keine Gummi bärchen essen darf, weil „Wir binden die Mädchen bewusst stärker Allah das verbietet“, erzählt die Pädago ein, fordern sie auf, sich zu melden und in gin; die enthaltene Gelatine gelte als nicht der Gruppe eine aktive Rolle zu spielen.“ ‚halal‘. „Natürlich ist das Ablehnen eines Gummibärchens kein Problem. Man MÜTTER IN DER PFLICHT Asma und Bashwari haben muss dennoch wachsam keinerlei Berührungsängste, bleiben, wie sich das Ein halten r eligiöser Regeln sie geben auch in Gruppen spielen oft den Ton an. Für weiter entwickelt und ob Carmen Knaus-Kovac liegt die Kinder in dieser prä genden Phase dadurch ein das zu einem wesentlichen geschränkt werden.“ Teil an den engagierten Eltern der beiden Mädchen, MÄDCHEN UND BURSCHEN die sie in ihrer Entwicklung LERNEN GEMEINSAM fördern. Die Verantwortung Der Einfluss islamischer der Eltern für den Bildungs erfolg ihrer Töchter betont Regeln im Alltag zeigt sich Bildungsräume auch Frauenrechtsaktivistin auch, wenn es um den sind Freiräume Waris Dirie, die selbst als gemeinsamen Sportunter für Mädchen. richt von Mädchen und Flüchtling aus Somalia nach Burschen geht: Eine aktuelle In diesen Europa gekommen ist und Studie von Meinungsfor können sie sich sich in Österreich als scher Peter Filzmaier zeigt, entfalten. Schirmherrin der „Women Carmen Knausdass über 40 Prozent der for Peace“-Konferenz für befragten Flüchtlinge den Kovac, Pädagogin geflüchtete Frauen und
FOTOS: GERHARD BERGER, CARMEN KNAUS-KOVAC (PRIVAT), GABY GERSTER, DRAGAN TATIC; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Keine Bildung – keine Chance
SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Service
SERVICE & TIPPS
SIE WOLLEN MEHR WISSEN?
Weitere Angebote und Informationen rund um die Themen Mädchen- und Frauenförderung finden Sie hier. Mädchen engagiert: „Mädchen aus Flücht lings oder Migran tenfamilien haben in Österreich wertvolle Chancen auf freie Bil dung. Dass sie diese genauso wie österrei chische Kinder nutzen können, liegt aber Emel Zeynelabidin, auch in der Verant Autorin mit türkischwortung ihrer Mütter: irakischen Wurzeln Sie müssen der Bil dung ihrer Töchter Wert beimessen, sie in die Schule schicken und motivieren, sich anzustrengen.“ Dies gilt auch für die Frauen selbst: „Mütter sind Vorbilder. Sie dürfen nicht in ihren alten Wertehaltungen verharren und hof fen, dass ein Mann ihr Leben regelt. Sie müssen ihr Leben selbst in die Hand neh men und diese Selbstständigkeit auch ihren Töchtern vermitteln.“
Eltern halten oft für Generationen an alten Regeln fest, die ihre Töchter behindern.
FREUDE AN SCHULE VERMITTELN Wie sehr die Förderung in der Sommer klasse die Kinder bereichert, sieht Knaus Kovac jeden Tag. „Viele Kinder wurden bis auf das verpflichtende Kindergarten jahr zuhause betreut. Neben der Vorberei tung auf Lesen und Schreiben lernen sie auch aufzuzeigen, wenn sie etwas sagen wollen, Aufgaben im Team zu lösen oder das Klassenzimmer aufzuräumen. Das nimmt vielen die Angst vor der Schule“, erklärt sie, während Asma und Bashwari sich wieder in ihr Lesebuch vertiefen. „Bereits nach einer Woche sehen wir, wie die Freude am Lernen zunimmt und sie Schritte nach vorne machen. Gerade die Mädchen werden im Laufe der Sommer klasse immer selbstbewusster und freuen sich schon richtig auf den Schulanfang.“ Asma blickt von ihrem Lesebuch auf und lacht: „Schule wird super!“
Das Buch „Gewalt im Namen der Ehre“, herausgegeben von Politikwissenschaftlerin Nina Scholz, behandelt den Ehrbegriff und seine moralischen Vorstellungen in muslimischen Gesellschaften. Diese haben gravierende Auswirkungen auf die Erziehung von Mädchen, aber auch von Burschen. Die Beiträge des Buches analysieren Probleme, die mit überkommenen Ehrvorstellungen einhergehen, und zeigen Lösungswege auf. www.passagen.at
Die Broschüre „Interkulturelle Elternarbeit“ bietet Pädagogen und schulnahen Organisationen Tipps und Anregungen für die interkulturelle Elternarbeit. Alle Informationen stammen aus praktischen Erfahrungen von Pädagogen mit Eltern mit Migrationshintergrund. Kostenlos bestellen unter www.integrationsfonds.at/webshop.
Zahlen, Daten und Fakten zur Situation von Kindern und Jugendlichen in Österreich liefert die statistische Broschüre „migration & integration – Schwerpunkt: Kinder und Jugend“. Kostenlos bestellen unter www.integrationsfonds.at/ webshop.
Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist zentrales Thema in den Werte- und Orientierungskursen des ÖIF für Flüchtlinge. Kostenlose Vertiefungskurse zum Thema Frauen vermitteln weiterführende Informationen rund um Frauenrechte, Partnerschaft und Ehe, Gesundheit und Sexualität, Elternschaft oder Erwerbsarbeit. Aktuelle Termine unter www.integrationsfonds.at Werte und Orientierung Vertiefungskurse.
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SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Integrations-Ratgeber
Tipps für Engagierte
chreib en S integ rmagazin@ie an at i o n s f o n d s. at .
Sie engagieren sich für Flüchtlinge und Zuwanderer? Trotzdem hakt es bei deren Integration? Schildern Sie uns Ihre Probleme und Erfahrungen. Zwei Experten geben Ihnen konkrete Anregungen für Ihre Herausforderungen vor Ort. TEXT
3. Zeigen, was möglich ist Sprechen Sie mit Ihren Schülerinnen über erreichbare Bildungsziele und zeigen Sie ihnen anhand ihrer Talente mögliche Ausbildungswege und (Lehr-)Berufe auf. Machen Sie sie darauf aufmerksam, dass sie Fähigkeiten besitzen, die in bestimmten Berufen sehr gefragt sind und es für Frauen in Österreich ein erstrebenswertes Ziel ist, im Berufsleben zu stehen.
Aleksandra Klepic´, Kristin Längle
Was tun, damit Mädchen im Bildungssystem bleiben? Eine Lehrerin an einer Neuen Mittelschule (NMS) in Wien findet es schade, dass einige Schülerinnen ihrer Ausbildung keinen großen Wert beimessen:
„Seit dem letzten Schuljahr bin ich Klassenvorstand. In meiner Klasse sind einige Mädchen, die nur unregelmäßig zum Unterricht erscheinen und wenig Interesse daran zeigen. Ich habe das Gefühl, dass sie mehr oder weniger nur ihre Pflichtschulzeit absitzen. Berufswünsche oder weitere Ausbildungsziele scheinen sie keine zu haben.“ C. Z., 31 Jahre, Lehrerin
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
kommen. Versuchen Sie zu vermitteln, dass eine gute Ausbildung entscheidend für die Zukunft ihrer Kinder – auch der Mädchen – ist. Sie werden die Eltern nicht mit einem Gespräch überzeugen. Halten Sie Kontakt bei Elternabenden und Schulveranstaltungen und schaffen Sie immer wieder Bewusstsein.
GABRIELE HUHNDORF ist Theologin
und Pädagogin. Als Direktorin leitet sie die Neue Mittelschule (NMS), das Oberstufenrealgymnasium (ORG) und die Handelsschule (HAS) des Lauder Chabad Campus im zweiten Wiener Gemeindebezirk.
TIPPS VON GABRIELE HUHNDORF:
1. Gehen Sie den Ursachen nach Mangelndes Interesse an der Schule kann viele Gründe haben. Sprechen Sie mit ihren Schülerinnen unter vier Augen, um diesen nachzugehen. Sind es schlechte Noten und Demotivation? Haben die Schülerinnen keine Lust zu lernen? Haben sie familiäre Verpflichtungen und dadurch weniger Zeit für die Schule, weil sie etwa oft Geschwister mitbetreuen? Wie wichtig ist den Eltern ihre Ausbildung? 2. Binden Sie die Eltern ein Laden Sie die Eltern zu einem Gespräch – wichtig wäre es, dass beide Elternteile
4. Ausbildung schafft Sicherheit Unabhängig davon, ob junge Frauen heiraten möchten oder nicht, ist das Thema Bildung von großer Bedeutung. Versuchen Sie Ihren Schülerinnen und deren Eltern zu vermitteln, dass eine weitere Ausbildung nach der Pflichtschule sehr wichtig ist. Eine Frau, die einen Beruf erlernt hat, kann beim Jobverlust des Ehepartners oder einer Trennung zum Familieneinkommen beitragen und leichter auf eigenen Beinen stehen. Seit 2017 gibt es in Österreich zudem eine Ausbildungspflicht bis 18 Jahre. 5. Durch Vorbilder motivieren Stärken Sie Ihre Schülerinnen durch Vorbilder und laden Sie beruflich erfolgreiche Integrationsbotschafterinnen der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH ein. Diese erzählen über ihre Erfahrungen in Bildung und Karriere und machen jungen Frauen Mut nach dem Motto „Was die kann, kann ich auch“. Mehr unter www.zusammen-oesterreich.at.
FOTOS: MARYAM MOHAMMADI, FRANZ WEINGARTNER
P R O B L E M E A N PA C K E N
Sie s in I n te g d i n d e r a k t i vra t i o n b ra u u n d U n te c h e n d a b rstüt z u n ge i ? S
SCHWERPUNKT: MÄDCHEN FÖRDERN
Integrations-Ratgeber
Internetbeiträgen können Sie viel darüber nachlesen. Wenn möglich, sprechen Sie auch mit Experten. Umso besser Sie sich auskennen, desto leichter können Sie vorurteilsfrei, aber bestimmt auf die Jugendlichen zugehen. EMINA SARIC leitet das Projekt „HEROES – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ in der Steiermark, das präventiv mit jungen Männern aus sogenannten Ehrenkulturen arbeitet. Zudem unterrichtet sie am Ausbildungszentrum für Sozialberufe in Graz.
Was tun, wenn Ehrgebote Mädchen einschränken? Ein Betreuer in einem Jugendzentrum beobachtet, dass einige junge Männer mit religiös begründeten Verboten einschüchternd auf Mädchen einwirken:
„In letzter Zeit fällt mir auf, dass einige Burschen in meinen Gruppen sich verstärkt als moralische Instanz betrachten. Sie sagen, die Kleidung mancher Mädchen sei zu freizügig oder wollen ihnen einreden, dass es nicht in Ordnung ist, alleine mit Freundinnen unterwegs zu sein. Einige Mädchen lassen sich dadurch schon in ihrem Verhalten beeinflussen.“ P. G., 50 Jahre, Jugendbetreuer
TIPPS VON EMINA SARIC:
1. Gegensteuern ist wichtig Werden Mädchen von Vätern, Müttern, Brüdern oder männlichen Freunden mit Geboten oder religiösen Verboten konfrontiert, führt das zu Verunsicherung und Einschüchterung. Es ist sehr wichtig, dass Sie dieser Entwicklung entgegenwirken und den Mädchen vermitteln, dass sie diese Einflussnahme nicht hinnehmen müssen. Bedenken Sie aber auch, dass ein Zur-Wehr-Setzen für die Mädchen oft bedeutet, sich gegen ihre Community zu stellen. 2. Das Problem wertfrei erfassen Um der Situation auf den Grund zu gehen, sprechen Sie zunächst mit den Mädchen und Burschen getrennt. Erfassen Sie, um welche konkreten Themen es geht und was die Jugendlichen dazu sagen. Dabei ist es wichtig, dass Sie wertfrei auftreten und beiden Gruppen signalisieren, dass Sie ihre Standpunkte ernst nehmen. 3. Fachliche Infos einholen Holen Sie sich fachliche Informationen zu den Themen Gleichberechtigung, Antidiskriminierung, Radikalisierung oder zum politischen Islam – bereits in seriösen
4. Burschen reflektieren lassen Sprechen Sie mit den Burschen über ihre propagierten Verbote und erklären Sie sachlich, dass Frauen und Männer in Österreich gleichberechtigt sind und dies gesetzlich verankert ist. Oft bringt es viel, wenn die Burschen ihr Verhalten den Mädchen gegenüber reflektieren: Lassen Sie sie dazu ihre Handlungen bewerten und gehen Sie auf die Folgen von Mobbing oder psychischer Gewalt ein. Erklären Sie auch, dass es kein Zeichen von Unmännlichkeit ist, wenn Männern Frauen dieselben Rechte und Freiheiten einräumen. 5. Stärken Sie die Mädchen Im Gespräch mit den Mädchen sollten Sie sie in ihrer Selbstständigkeit unterstützen. Sprechen Sie über die Entwicklung der Frauenrechte, wichtige Errungenschaften und diskutieren Sie darüber, etwa über die Aussage „Mein Bauch gehört mir“. Bringen Sie die Diskussion nicht direkt mit religiösen Geboten in Verbindung, sondern betonen Sie, dass Frauenrechte in unserer Gesellschaft da sind, um Frauen zu schützen. 6. Klare Regeln aufstellen Führen Sie die Mädchen und Burschen für eine Reflektion wieder zusammen. Ein Film über Geschlechterrollen oder die Folgen von Gewalt gegen Frauen liefert dafür eine gute Gesprächsbasis. Vereinbaren Sie mit den Jugendlichen Regeln für das Verhalten in der Gruppe und stellen Sie klar, dass es bei Nichtbeachtung Konsequenzen gibt.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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Für Kinder und Jugendliche, Menschen mit Handicap und Notleidende in aller Welt – und das schon seit 100 Jahren. Mit 1,45 Millionen Mitgliedern in 46.700 Clubs in 210 Ländern. We serve – wir helfen – auch in Österreich schon seit 65 Jahren. Lions unterstützen das Projekt „Conclusio“, das gemeinnützige, freiwillige Arbeit unter Asylwerbern fördert. Mit der geleisteten Arbeit zahlen die Asylwerber in ein Zeittauschkonto ein und können damit ihrerseits zusätzliche Unterstützung für den Start in Österreich erhalten (lions100.at).
Lions engagieren sich auch für Integration und ein gutes Miteinander: Karl Brewi von Lions und Armin El Araby von Leos sind als Integrationsbotschafter für die Initiative ZUSAMMEN: ÖSTERREICH tätig.
WIR DANKEN ALLEN FÜR IHR ENGAGEMENT! Lions fördern den interkulturellen Austausch und ein gutes Miteinander von Menschen aus verschiedensten Herkunftsländern – etwa durch das Youth Camp and Exchange Program.
Friedrich Hoffenreich von Lions (Bild Mitte) engagiert sich als freiwilliger Lerngruppenleiter beim ÖIF-Projekt „Treffpunkt Deutsch“ und übt mit Flüchtlingen Deutsch sprechen, lesen und schreiben.
Wer sich für eine Clubmitgliedschaft bei Lions interessiert: Dagmar Dittrich PR & Öffentlichkeitsarbeit dagmar@agentur-dittrich.at
www.lions.at
WERBLICHE EINSCHALTUNG
LIONS MACHEN SICH FÜR ANDERE STARK!
MENSCHEN UND PROJEKTE
Treffpunkt Österreich
Info
GE S C HI C H T E V E R M IT T E L N
Flüchtlinge lernen jüdisches Leben kennen
Fü we i t r e r m a re tion en w
: w integ r ationsw. f we r t e o n d s. a t kurse /
Beim ÖIF-Projekt „Treffpunkt Österreich“ besuchen Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan das Jüdische Museum Wien. Bei „Treffpunkt Österreich“ informieren sich Flüchtlinge über Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft in Österreich – hier im Jüdischen Museum Wien.
und für unser Land ins Bewusstsein zu rücken. Das tun wir auch in unserer Arbeit mit Flüchtlingen aus dem Nahen Osten.“
GEMEINSAMKEITEN ERKENNEN
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ir möchten Flüchtlingen die jüdische Geschichte in Österreich näherbringen. Im Jüdischen Museum erfahren sie mehr über das Leben der Juden und ihren Alltag hierzulande, genauso sprechen wir auch offen über die Vergangenheit“, erklärt Nina Fog. Sie koordiniert „Treffpunkt Österreich“, ein Projekt des ÖIF, das Flüchtlingen Einblick in Institutionen aus Kultur, Politik und Wirtschaft gibt. „Einige Flüchtlinge kommen aus Ländern, die mit dem Konflikt im Nahen
Osten konfrontiert sind“, berichtet Fog. „Hier zeigen wir ihnen, wie die jüdische Bevölkerung zu Wissenschaft und Kunst in Österreich beigetragen hat. Das hilft, so manchem Vorurteil durch Fakten entgegenzuwirken.“ Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums, begrüßt die Zusammenarbeit: „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, neben der Vermittlung der jüdischen Geschichte mit all ihren Brüchen – bis hin zum Furchtbarsten, dem Holocaust – die Leistungen der Wiener Jüdinnen und Juden für unsere Stadt
„Der Museumsbesuch zeigt den Flüchtlingen auch Parallelen zwischen ihrer Geschichte und jener der Juden auf, die ebenfalls von Flucht und Exil geprägt ist“, führt Fog aus. Tagebücher von Juden berichten von den Gräueln der NS-Zeit und des Krieges, während weitere persönliche Gegenstände wie Schmuckschatullen oder Schachbretter, die bei der Flucht vor den Nationalsozialisten zurückgelassen wurden, von der großen Hast des Aufbruchs zeugen. „Treffpunkt Österreich“ ergänzt die ÖIF-Angebote zur Wertevermittlung. Durch den Besuch wichtiger Einrichtungen aus Kultur, Politik und Wirtschaft erfahren Flüchtlinge mehr über das Leben in Österreich. Wenn auch Sie Flüchtlingen die jüdische Geschichte näherbringen wollen, hilft das Jüdische Museum Wien gerne weiter: www.jmw.at.
KURZ GEMELDET
FOTO: ÖIF/FOG
DEUTSCH LERNEN IM AUSLAND
Kurse für alle Alters- und Niveaustufen sowie Fachsprachkurse bietet das Österreich Institut mit Standorten in Budapest, Belgrad, Bratislava, Brünn, Rom, Sarajevo, Warschau, Krakau und Breslau. Die Sprachprüfungen sind international anerkannt. www.oesterreichinstitut.at
INFORMATIONEN FÜR FREIWILLIGE
70 Aussteller informieren bei der Freiwilligenmesse 2017 im Wiener Rathaus am 7. und 8. Oktober über Möglichkeiten des freiwilligen Engagements. Der ÖIF stellt seine Initiativen „Treffpunkt Deutsch“ und ZUSAMMEN:ÖSTERREICH vor. www.freiwilligenmesse.at
ÖIF BEI INTERPÄDAGOGICA 2017
Vom 23. bis 25. November findet in Salzburg die Bildungsfachmesse Interpädagogica statt. Auch der ÖIF ist vor Ort und präsentiert Lernmaterialien mit Schwerpunkt Österreich für den Deutschunterricht mit Flüchtlingen und Zuwanderern. www.interpaedagogica.at
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Perspektiven Integration
MEI NU N G E N & S I C H T W E IS E N
Wie sehen Experten … Parallelgesellschaften Die ÖIF-Interviewreihe „Perspektiven Integration“ präsentiert renommierte Experten und ihre Blickwinkel zu aktuellen Integrationsfragen. Die sechste Ausgabe widmet sich dem Thema Parallelgesellschaften. Hier zentrale Positionen von Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek und Migrationsforscher Ruud Koopmans.
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Freiheit wollen und Unfreiheit leben geht aus meiner Sicht nicht.
Historisch betrachtet sind die ersten Parallelgesellschaften in Europa die Judengassen oder das Ghetto in Venedig. Jüdische Gläubige wollten nicht mehr als tausend Schritte von der nächsten Synagoge wohnen und man wies den Juden besondere Wohnviertel zu, weil man mit ihnen nicht zusammenleben wollte. Es fand eine Segregation aus religiösen, ethnischen oder sozialen Gründen statt. Minderheiten wurden in bestimmten Gebieten zur kulturell bestimmenden Gruppe, die sich vom sozialen Leben der Mehrheitsgesellschaft abgrenzte. Bei unserem aktuellen Gegenstand der Debatte handelt es sich meist um muslimische Communities. Diese beanspruchen, nach eigenen Vorstellungen zu leben und verlangen in einigen Bereichen, dass ihre religiösen Regeln von der Mehrheit akzeptiert werden.
wie ein Besitz von Männern und ihren Familien.
Wo liegen die Probleme von Parallelgesellschaften?
Welche Irrtümer gibt es rund um Parallelgesellschaften?
Wer in eine solche Gemeinschaft hineingeboren oder verheiratet wird, dem werden oft individuelle Freiheitsrechte vorenthalten. Die Älteren – Väter, Mütter, Onkel, Tanten, Brüder – bestimmen, wie das Mädchen oder der Junge zu leben hat, ob und wie lange es zur Schule geht, wann und wen es heiratet. Kinder, Frauen, Bräute leben unter dem Diktat,
Sie werden oft verharmlost. Man findet, dass es ein Recht und persönliche Freiheit sei, im Namen der mitgebrachten Kultur und religiös legitimiert zum Beispiel Burka zu tragen. Man findet das pittoresk und sagt, Kritik daran sei Rassismus. Ich finde, jeder soll nach seiner Façon selig werden, solange die Grundrechte für alle gewährleistet sind.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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Necla Kelek, Sozialwissenschaftlerin und Publizistin
Der Staat sollte dabei eine schützende Rolle spielen. Wie soll die Regierung mit Parallelgesellschaften umgehen?
Wir müssen sehr viel mehr als bisher unsere Werte und Prinzipien des Zusammenlebens als Maßstab propagieren. Freiheit gibt es nicht von selbst, sie muss erlernt und verteidigt werden. Wir müssen die Bürgerrechte jedes Einzelnen und nicht die von Gruppen wie Islamverbänden stärken. Die meisten Migranten kommen nach Europa, weil ihre Gesellschaften gescheitert sind: politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, menschlich. Sie können das Angebot der persönlichen Freiheit annehmen – das aber zu Bedingungen, die diese Freiheiten ermöglichen. Freiheit wollen und Unfreiheit leben geht aus meiner Sicht nicht.
Necla Kelek ist Sozialwissenschaftlerin sowie Publizistin und eine der prominentesten islamischen Stimmen in Deutschland. Sie hat sich als Menschenrechtlerin und Kritikerin des autoritären Frauenbilds im traditionellen Islam einen Namen gemacht.
FOTOS: CYREK SCHIRMBECK, DAVID AUSSERHOFER
Wie definieren Sie Parallelgesellschaften?
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Perspektiven Integration
Der erste wichtige Schritt ist die Erkenntnis, dass Segregation schädlich ist. Ruud Koopmans, Migrationsforscher
Wo liegen die potenziellen Probleme von Parallelgesellschaften?
Segregation hat negative Effekte auf die Integration der Zuwanderer selbst. Es gibt weniger Gelegenheiten, um beispielsweise die Sprache der Mehrheitsgesellschaft zu lernen und zu pflegen. Segregation betrifft aber auch soziale Kontakte, was wiederum Folgen für den Arbeitsmarkt haben kann. Und Segregation hat negative Effekte auf die Gesellschaft insgesamt, und zwar bei der Solidarität. Wenn man einander nicht kennt, sinkt die Bereitschaft, einen Beitrag zum Sozialstaat zu leisten. Begünstigen Parallelgesellschaften Radikalisierungen?
Ja. Und zwar aus vielen Gründen. Unter anderem aus den genannten, die zu Misstrauen und weniger Solidarität führen. Die Folge davon können Entfremdung und Radikalisierung sein. Radikale Hassprediger haben es besonders leicht, Menschen zu mobilisieren, die nur in konservativ-religiösen Kreisen verkehren und nicht mit anderen Ideen konfrontiert werden. Wo sehen Sie die Rolle des Staates?
Der erste wichtige Schritt ist die Erkenntnis, dass Segregation schädlich ist. Es ist immer noch ein weit verbreiteter Mythos, dass Segregation per se nichts Schlechtes ist, sondern sich Zuwanderer durch eine starke Gruppenbildung in Parallelgesellschaften erfolgreich integrieren. Als Beispiel werden oft „China Town“ oder „Little Italy“ in den USA genannt. Man darf aber nicht vergessen, dass die muslimische Bevölkerung in den USA gebildeter ist als die amerikanische Durchschnittsbevölkerung, weil die meisten als Arbeitsmigranten mit entsprechender Bildung eingewandert sind. Ganz
anders ist die Situation bei den weniger gut gebildeten Gastarbeitern in Europa – und aktuell bei Flüchtlingen. Wie werden sich Parallelgesellschaften entwickeln?
Bei den meisten Gruppen an Zuwanderern mache ich mir keine allzu großen Sorgen, weil die Geschichte gezeigt hat, dass es spätestens in der dritten Generation zu einer sozialen Durchmischung kommt. Durch interethnische Beziehungen lösen sich scharfe Trennlinien irgendwann auf. Ein Problem gibt es dann, wenn die ethnischen Trennlinien zugleich auch religiöse sind.
SERVICE
NACHLESEN ODER BESTELLEN Die Publikationsreihe „Perspektiven Integration“ des ÖIF liefert Expertenmeinungen zu aktuellen Integrationsthemen. „Presse“-Journalist Köksal Baltaci sprach für die Ausgabe zum Thema Parallelgesellschaften mit Necla Kelek und Ruud Koopmans sowie der Politologin Elham Manea, dem Schriftsteller Boualem Sansal, dem Wirtschaftswissenschafter Gunnar Heinsohn, dem Sozialforscher Rudolf Bretschneider, der Integrationsforscherin Esther Pauli, Magnus Norell, Senior Fellow an der European Foundation for Democracy, und David Engels, Professor für Römische Geschichte an der Freien Universität Brüssel. Sie können die gesamte Ausgabe nachlesen oder kostenlos bestellen unter www.integrationsfonds.at/ webshop. Weitere Ausgaben der „Perspektiven Integration“ sind den Themen Migration und Sicherheit, Gewalt gegen Frauen, Verschleierung, Islam europäischer Prägung und Menschen türkischer Herkunft in Österreich gewidmet.
Sie sprechen vom Islam?
Vor allem vom konservativen Islam. Dieser schränkt die natürliche Neigung, sich sozial zu durchmischen, durch religiöse Tabus ein.
Ruud Koopmans, einer der bekanntesten Migrationsforscher Europas, ist Direktor der Abteilung „Migration, Integration, Transnationalisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin und Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt Universität zu Berlin.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
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GEWINNSPIEL
FRÜHE SPRACHLICHE FÖRDERUNG
V O R Z E I G E P R O J E KT
Fachkräfte für heimische Küchen Das Schulungszentrum Fohnsdorf bereitet Flüchtlinge auf Jobs in Tourismus und Gastronomie vor.
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u en! n gewin
Jetzt gewinnen: „Schau, ein Kakadu“. Das Vorlesebuch „Schau, ein Kakadu“ gewährt Kindern ab vier Jahren spannende Einblicke in die Welt der Kunst und fördert ihre sprachliche Entwicklung. Die Hauptfigur, ein wissbegieriger Kakadu, nimmt sie dazu mit auf eine Reise durch das Belvedere, wo er in die Bilderwelten von Klimt, Monet oder Schiele eintaucht. Dem Buch, das auf die Bildungsbereiche im Kindergarten abgestimmt ist, liegen pädagogische Lernmaterialien bei. Es ist im gut sortierten Buchhandel für 14,90 Euro (UVP) erhältlich. Jetzt mitmachen & gewinnen: Die ersten 20 Leser, die ein E-Mail mit dem Betreff „Kakadu“ an magazin@integrationsfonds.at schicken, erhalten je ein Exemplar von „Schau, ein Kakadu“ kostenlos. Bitte geben Sie auch Ihre vollständige Anschrift an.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
In der Lehrküche des Schulungszentrums Fohnsdorf
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iele steirische Gastronomiebetriebe suchen händeringend nach Personal“, weiß Markus Jost, Leiter des Bereichs Tourismus am Schulungszentrum Fohnsdorf in der Steiermark. In diesem startete Ende 2016 ein Pilotprojekt, das Flüchtlinge auf den Küchenbetrieb und Arbeitsalltag in Hotels und Restaurants vorbereitet. Für sieben Männer aus Von sieben Syrien, Afghanistan Absolventen und dem Irak standen dabei pro Woche je fanden fünf 15 Stunden Deutschsofort eine sowie Fachunterricht Anstellung in der Lehrküche in regionalen auf dem Programm. „Wir wollten ihnen Betrieben. eine realistische Markus Jost, Chance auf dem Fachbereichsleiter Arbeitsmarkt geben, Tourismus am aber auch auf den Schulungszentrum aktuellen FachkräfteFohnsdorf
mangel reagieren“, führt Jost aus. Mit seinem Konzept hat das Schulungszentrum Fohnsdorf jedenfalls den richtigen Nerv getroffen: Fünf Absolventen des Pilotprojekts fanden sofort eine Anstellung.
ALS FACHKRÄFTE SOFORT EINSETZBAR „Durch den Praxisunterricht sind unsere Teilnehmer fachlich gut ausgebildet, zudem üben sie laufend Deutsch. Deshalb kommen sie schnell in den regionalen Betrieben an“, schildert Jost. Ob Bestellungen abwickeln, Menüs planen oder Lebensmittel vorbereiten: Nach der 23-wöchigen Schulung können die Absolventen des Pilotprojekts in Hotel- und Restaurantküchen sofort eingesetzt werden. „Drei unserer Absolventen fühlen sich so wohl im Küchenbetrieb, dass sie sogar den Lehrabschluss als Koch nachholen wollen“, freut sich Jost.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
Wu S i e ss s t e n c dass hon, …?
BE G R I FFE M I T M IG R AT IO N S H I N T E R G R U N D
Wortwanderung Begriffe, die in den deutschen Sprachraum einoder aus diesem ausgewandert sind.
FOTOS: WOLFGANG SPEKNER; ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR
Chuzpe schreibt man Menschen zu, die sich – ganz nach dem Motto „Wer wagt, gewinnt“ – etwas trauen. So wie jemanden um eine Verabredung zu bitten. Sprachlich hat die Chuzpe ihren Ursprung im Jiddischen, wo eine gewisse Anerkennung für die damit beschriebene Unerschrockenheit mitschwingt. Das Rendezvous hat sich im Deutschen als Bezeichnung für ein romantisches Stelldichein durchgesetzt. Man könnte dieses auch schlicht Verabredung nennen, der französische Begriff ist dann aber doch deutlich wohlklingender. Das Kipferl zählt zu den Klassikern der heimischen Süßspeisen. Das gebogene Gebäck, das der Legende nach in Wien während der zweiten Türkenbelagerung entstanden ist, kennt man in Ungarn als kifli, in Kroatien als kifla und in Italien als kifel. Der Kuchen darf bei der Kaffeejause nicht fehlen,
das finden auch die Chilenen. Wenn sie Lust auf ein Stück haben, ordern sie dieses in einer der zahlreichen Konditoreien mit dem Ausruf „Kuchen, por favor!“. Das Wort kam um 1850 mit deutschen Einwanderern nach Südamerika. Das Kaffeeklatsching hat sich auch in England und den USA zur Freizeitbeschäftigung entwickelt. Es ist aber längst
Gratis auflegen! Sie möchten ZUSAMMEN:ÖSTERREICH gerne in Ihrem Verein, Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation auflegen und auch anderen Interessierten zugänglich machen? Gerne stellen wir Ihnen Exemplare von jeder Ausgabe kostenlos zur Verfügung!
nicht der einzige kulinarische Begriff, der vom Deutschen ins Englische ausgewandert ist – weitere Beispiele sind pretzel, strudel oder liverwurst. Einen Schlag abbekommen, das wollen die wenigsten – außer es geht um die geschmackliche Abrundung von süßen Backwaren. In Serbien und Kroatien nimmt man ebenfalls gerne ein Häubchen šlag.
Die Markise ist ideal für alle, die auch im Freien vor Sonne und Regen geschützt sein wollen. Die Bezeichnung für das ausrollbare Sonnendach stammt vom französischen Wort marquise. Warum Soldaten den weiblichen Namen des Adelstitels Marquis auch für das Dach von Offizierszelten verwendet haben, ist allerdings bis heute unklar.
Senden Sie dazu ein E-Mail an magazin@integrationsfonds.at und teilen Sie uns darin den Namen Ihrer Organisation, die Postanschrift sowie die gewünschte Auflage mit.
Imm e a kt u r el Infos le Integ zu ratio n
Ich stimme zu, dass die von mir per E-Mail übersendeten Daten für die Durchführung des Versandes vom ÖIF elektronisch verarbeitet und verwendet werden. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Diese Zustimmung kann jederzeit schriftlich widerrufen werden. Nach einem Widerruf werden die Daten vom ÖIF gelöscht. Eine Stornierung ist jederzeit möglich. Sie erwerben keinen Rechtsanspruch auf den Erhalt des Magazins. Sollte das Magazin, aus welchen Gründen auch immer, nicht erscheinen, behält sich der ÖIF das Recht vor, den kostenlosen Bezug des Abos zu stornieren.
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Gemeindeprojekt
B I L DUN G A LS C H A NC E
Ein Schulabschluss für den Neuanfang Im Bach Bildungszentrum in Mödling können junge, nicht mehr schulpflichtige Flüchtlinge den Schulabschluss nachholen – für die meisten der Grundstein für das Leben in Österreich. TEXT
Christine Sicher
E
s ist nicht selbstverständlich, als jugendlicher Flüchtling oder Zuwanderer ins Bildungssystem reinzukommen“, so Pawel Serkowitsch, Leiter des Bach Bildungszentrums im niederösterreichischen Mödling. „Bis 15 Jahre gilt die Schulpflicht – für ältere Jugendliche oder junge Erwachsene ist der Bildungseinstieg oft sehr schwer.“ Nach der Ankunft in Österreich direkt in eine Ausbildung zu starten oder eine höhere
FOTOS: DIAKONIE/NADJA MEISTER, PRENDINGER
Neustart in Österreich: Das Bach Bildungszentrum begleitet nicht mehr schulpflichtige Flüchtlinge beim Nachholen der Pflichtschule. Das eröffnet neue Perspektiven in Bildung und Karriere.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Ein Pflichtschulabschluss eröffnet Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
wünscht: „300 der Tasche ist der Jobeinstieg für FlüchtSchule zu besuchen, sei für viele nicht Bewerber für linge und Zuwanderer kein Selbstläufer. möglich: „Für Chancen am Arbeitsmarkt braucht es zumindest einen die Basisbil- Bei Bach bietet man daher auch BildungsPawel Serkowitsch, dung kommen und Berufsberatung und versucht durch Pflichtschulabschluss“, weiß er. Das bei uns auf Kooperationen mit Unternehmen TeilBach Bildungszentrum – Bach steht Projektleiter 40 Kursplätze. nehmern eine Lehrstelle zu vermitteln. für „Bildung als Chance“ – ist eine der wenigen Einrichtungen in Nieder- Manche Teilnehmer nehmen mehrere Viele Bach-Abgänger entscheiden sich für österreich, die jungen, nicht mehr schul- Stunden An- und Rückreise in Kauf, um eine Lehrausbildung, besonders Talenpflichtigen Flüchtlingen oder Zuwanderern bei uns einen Kurs zu besuchen.“ Drei tierte schaffen später auch die HAK- oder ein schulähnliches Angebot bietet. Viertel der Lernwilligen stammen aus Abendmatura. „Es gibt viele ErfolgsAfghanistan, der Rest kommt aus Syrien, geschichten“, freut sich Serkowitsch. BASISBILDUNG UND PFLICHTSCHULE Somalia, dem Irak und der Russischen „Zum Beispiel Ramez aus Afghanistan, Der Teilnahme an einem Bildungsangebot Föderation. Ein Fünftel der Kursteil- der bei uns die Pflichtschule nachgeholt bei Bach geht eine Einstufung voraus, die nehmer sind Frauen. und später eine Ausbildung zum Altenpfleger gemacht hat. Er hat schnell einen zeigt, wo die Vorkenntnisse und Bedürfnisse liegen. Eine je nach Bedarf 10- oder DAS ZIEL: EIN SELBSTSTÄNDIGES LEBEN Job gefunden und kann sich bereits eine 20-wöchige Basisbildung vermittelt den Auch mit dem Pflichtschulabschluss in eigene Wohnung leisten.“ jungen Teilnehmern elementare Kenntnisse in Deutsch, Mathematik, Englisch sowie Informations- und KommunikatiAUF EINEN BLICK onstechnologie. Mit dieser Grundlage kann der zehnmonatige Kurs zum PflichtPROJEKT: DAS SAGT schulabschluss in Angriff genommen werDER BÜRGERMEISTER: Das Bach Bildungszentrum Das Erlernen der integriert junge, nicht mehr den. Er deckt den Unterricht in allen schulpflichtige Flüchtlinge und deutschen Sprache Pflichtgegenständen ab, Zusatzangebote und eine gute wie Informatikunterricht und berufsprak- Zuwanderer durch einen PflichtschulAusbildung sind die tische Tage bereiten auf die Anforderun- abschluss in das österreichische Bildungssystem und verhilft ihnen dadurch zu besten Voraussetgen einer höheren Ausbildung oder des besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. zungen für eine Arbeitsmarkts vor. Die Kursbilanz kann gelungene Integration. sich sehen lassen: 111 Personen schlossen PROJEKTTRÄGER: Davon profitieren Österreich und jene 2016 die Basisbildung ab, 58 machten Diakonie Flüchtlingsdienst Menschen, die sich hier eine neue den Pflichtschulabschluss. Existenz aufbauen wollen. Das Bach GEBIET:
OHNE KONSEQUENZ GEHT ES NICHT Der Weg zum Pflichtschulzeugnis sei nicht leicht und verlange von den jungen Leuten vor allem Willensstärke. „Wir versuchen sie zu unterstützen, indem wir unsere Kurse auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen abstimmen“, führt Serkowitsch aus. „Dafür bieten wir weitere Förderangebote, etwa zum Deutschlernen, und gehen im Unterricht auch darauf ein, wie das Leben in Österreich funktioniert und wie man sich darin zurechtfindet.“ Bei aller Förderung wird laissez faire aber nicht geduldet. „Wir sind streng. Wer dreimal unentschuldigt dem Unterricht fernbleibt, muss mit Konsequenzen rechnen“, so Serkowitsch, der sich mehr vergleichbare Einrichtungen
Niederösterreich ZIELGRUPPE: Flüchtlinge und Zuwanderer mit Wohnsitz in Niederösterreich im Alter zwischen 16 und 30 Jahren FINANZIERUNG: Das Bach Bildungszentrum und seine Projekte werden gefördert durch den Europäischen Sozialfonds, das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, das Bundesministerium für Bildung, das Land Niederösterreich und das Arbeitsmarktservice Niederösterreich. KONTAKT: Pawel Serkowitsch, Leiter des Bildungszentrums Bach vom Diakonie Flüchtlingsdienst pawel.serkowitsch@diakonie.at www.diakonie.at/fluechtlingsdienst
Bildungszentrum in Mödling liefert dazu einen bedeutenden Beitrag und wird bei dieser wichtigen Arbeit von der Stadtgemeinde Mödling unterstützt. LAbg. Hans Stefan Hintner Bürgermeister von Mödling
TIPPS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG: Zahlreiche lokale Integrationsprojekte werden durch den Asyl-, Migrationsund Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union und das Ministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) unterstützt bei der Fondsabwicklung und informiert Projektinteressierte über Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine Förderung. Weitere Informationen finden Sie unter www.integrationsfonds.at/foerderungen.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Nachgefragt
ich e r r e t In Ös frei und h r b i n i c e t wa s z u ka n n e l l s c h a f t Ges ragen. beit A u to ova, rban u K t a M ay n
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Maynat Kurbanova, 43
Die tschetschenische Autorin lernte rasch Deutsch, um in Österreich ihre Meinung äußern zu können.
S JOU R NA LI S M US U N D I N T E G R AT I O N
Wie viel ist Freiheit wert? Wie erleben geflüchtete Journalisten die – für sie oft neue – Meinungsfreiheit in Österreich? Wir haben nachgefragt. TEXT
Aleksandra Klepic´
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
prache ist mein Werkzeug. Ich wollte möglichst schnell Deutsch lernen, denn erst danach konnte ich auch in Österreich schreiben“, erinnert sich die Autorin Maynat Kurbanova. In ihrer Heimat Tschetschenien war sie als Kriegsberichterstatterin tätig, 2010 floh sie nach Österreich. Hier schätzt sie die neuen Freiräume des kreativen Schaffens: „Mich auf Deutsch ausdrücken und meine Meinung sagen zu können – das ist für mich eine unbeschreibliche Freiheit“, schildert sie. Eine Rückkehr in die Heimat schließt sie aus: „Wenn man bedroht und verfolgt wurde, kann man nicht mehr entspannt durch die alten Straßen gehen“, erzählt sie. „Ich habe meine Familie zurückgelassen, die Sehnsucht nach ihr ist bedrückend. Aber in Österreich bin ich frei und kann etwas zur Gesellschaft beitragen. Das tröstet ein wenig.“
MENSCHEN UND PROJEKTE
Nachgefragt
Ich m bei muss iben e Schr keine jetzt mehr t Angs haben. ad Ahm r, Oma t nalis r u o J
Ahmad Omar, 32
Der gebürtige Afghane gewöhnt sich erst langsam an das Arbeiten abseits von Zensur und Überwachung.
A
hmad Omar studierte in seiner Heimat Afghanistan Journalismus und war bei regimekritischen Medien tätig. Dort setzte er sich auch für Frauenrechte ein. „In Österreich muss ich mich immer wieder daran erinnern, dass ich beim Schreiben nun keine Angst mehr haben muss.“ Seit 2012 ist er in Österreich. Seine erste Station: der Gasthof Kneissl in der steirischen Gemeinde Hartberg. Ein Kontrast zu seiner Heimatstadt, der Millionenmetropole Kabul: „Statt hektischem Verkehr und Bürobetrieb stand nur der Deutschkurs auf dem Programm. Ich wollte mehr tun“, erzählt er. Mittlerweile hat er das Sprachniveau C1 erreicht, eine Lehrredaktion sowie ein Arbeitstraining absolviert. „Ich bin sicher, bald einen Job zu finden. Viel zu arbeiten, macht mir nichts aus.“
Alexandra Stanic´, 26
Ihre Schützlinge haben Zensur und Bedrohung erlebt – jetzt können sie frei schreiben.
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
S
ich kritisch mit Politik auseinandersetzen zu dürfen, war für viele neu“, erzählt Alexandra Stanic´. Die Wienerin mit Wurzeln in Bosnien und Herzegowina hat als Leiterin der Journalistenakademie des Magazins biber Teilnehmer aus Syrien, dem Irak und Afghanistan begleitet. „Sie waren in ihren Heimatländern erfolgreiche Journalisten. Dabei waren sie auch oft Zensur und Bedrohungen ausgesetzt. Hier können sie frei schreiben“, so Stanic´. Das intensive Programm der Akademie – je 12 Stunden Deutsch- und Fachunterricht pro Woche – hat sich bewährt: Viele der Frauen und Männer konnten bereits in Praktika bei Tageszeitungen einsteigen oder sind in Agenturen tätig. Der Erfolg der Akademie sei dem Einsatz der Teilnehmer geschuldet, sagt Stanic´: „Sie sind bereit, vieles in kurzer Zeit zu lernen und verstehen ihr Handwerk.“
Kr Po l i t i t i s c h ü b ik e zu k schreib r ö en nne fü Jour r geflüc n, ist nalis h te n te te o Alex ft ne andr u. a St Jo a urna
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
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Integration aktuell
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SEPTEMBER
AUGUST
WIEN: Stipendiaten aus Afghanistan, Syrien und dem Iran haben im Juni erfolgreich die ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Akademie abgeschlossen. Die Akademie fördert engagierte Studenten mit Migrationshintergrund durch Bildungsprogramme und Coachings.
WIEN: Integrationsbotschafter aus ganz Österreich, Kooperationspartner und Stipendiaten tauschten sich bei der zweiten ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Konferenz über Erfolge und Aufgaben im Bereich Integration aus. Integrationsminister Sebastian Kurz war ebenfalls mit dabei.
TIROL: UN-Sonderbotschafterin und Frauenrechtsaktivistin Waris Dirie besuchte im Rahmen der „Woman for Peace“-Konferenz in Seefeld einen ÖIF-Wertekurs und sprach mit Flüchtlingen über die Themen Frauenrechte und Gleichberechtigung.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
JULI
JUNI
ÖSTERREICH: Der ÖIF zieht Bilanz über das erste Halbjahr 2017: In den Beratungsstellen der landesweiten Integrationszentren fanden bereits über 50.000 Beratungen mit Flüchtlingen und Zuwanderern statt. Die Nachfrage geht auch auf das Anfang Juni in Kraft getretene Integrationsgesetz zurück: Der ÖIF wurde darin als erste Anlaufstelle für Flüchtlinge verankert und ist dafür verantwortlich, sie über die weiteren Schritte ihres Integrationsprozesses zu informieren.
FOTOS: GERHARD BERGER, CHRISTIAN GEORGESCU, SEYRAN ATES (PRIVAT), ÖIF
TIROL: Unter dem Titel „Neue Freiheiten, alte Zwänge?“ diskutierten bei der Breakout-Session des ÖIF beim Europäischen Forum Alpbach Expertinnen wie Anwältin Seyran Ateş (im Bild) oder Nahostkennerin Karin Kneissl oder über die Herausforderungen bei der Integration von Frauen in Österreich.
BREGENZ: Im neu eröffneten Integrationszentrum Vorarlberg wird Flüchtlingen und Zuwanderern neben Beratung auch Sprachkursförderung und Wertevermittlung angeboten. Der ÖIF ist damit in den Hauptstädten aller neun Bundesländer mit einem Integrationszentrum vertreten.
Migration & Integration – Zahlen lebendig gemacht Informieren Sie sich über die wichtigsten Zahlen und Begriffe rund um Migration und Integration – und sprechen Sie mit Integrationsbotschaftern von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH über Wege gelungener Integration.
Best Practice in der interkulturellen Elternarbeit Erfahren Sie mehr über die Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund und Instrumente der inter kulturellen Elternarbeit. Das Seminar richtet sich an Volksschullehrer.
Thema Integration: Seminare für Pädagogen Wie viele Flüchtlinge leben in Österreich? Wie gewinne ich Eltern mit Migrations hintergrund als wichtige Bildungspartner? Wie kann ich österreichische Werte in meinem Unterricht vermitteln? Die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH bietet Päda gogen vier kostenlose Seminare mit prakti schen Tipps und Anregungen für den Unterrichtsalltag.
Welche Werte vermitteln wir in österreichischen Schulen – und wie? Sie bekommen einen Einblick in die Themen der Werte und Orientierungskurse des ÖIF und erhalten Tipps, wie Sie diese Inhalte in Ihrem Unterricht vermitteln können.
Sensibilisierung für Deutsch als Zweitsprache im Mathematikunterricht Lernen Sie Textaufgaben und Fachbegriffe im Mathema tikunterricht für Schüler mit Migrationshintergrund ver ständlicher aufzubereiten. Gerne beantworten wir Ihre Fragen oder nehmen Ihre Anmeldung entgegen: E zusammen-oesterreich@integrationsfonds.at T +43 1 715 10 51 – 168
Über 100 Unterrichtseinheiten und Aktivitäten zu Integration Für zahlreiche Unterrichtsfächer – ob Deutsch, Geschichte oder Musik Von Pädagogen für den direkten Einsatz in der Klasse aufbereitet Für Kindergarten, Volksschule, Sekundarstufen 1 und 2
Machen Sie Integration in Ihrer Klasse zum Thema! Mit den Unterrichtsmaterialien auf www.zusammen-oesterreich.at/lernplattform
MENSCHEN UND PROJEKTE
Integrationsbotschafter
5 F RA G E N A N Z LATA N V E L A D Z I C´
Warum ich mich engagiere Der gelernte KfZ-Mechaniker Zlatan Veladzic´ mit serbischen Wurzeln ist erfolgreich als Marktmanager tätig, aktuell in einer großen Supermarkt-Filiale im 10.Wiener Gemeindebezirk. In seiner knappen Freizeit engagiert er sich ehrenamtlich als Integrationsbotschafter. TEXT
Michaela Reisinger
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Warum bist du Integrationsbotschafter geworden? Ich war 2011, zum Start der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, unter den
ersten hundert Integrationsbotschaftern. Jungen Menschen etwas mitzugeben, war mir immer schon wichtig – nicht erst, seit ich selbst Vater eines Sohnes bin. Vor ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hatte ich bereits als Lehrlingsausbildner viel mit Jugendlichen zu tun.
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Was möchtest du den Schülern vermitteln?
ALTER: 42 MIGRATIONSHINTERGRUND: Serbien AKTUELLE TÄTIGKEIT: Marktmanager bei Merkur
DIE DREI WICHTIGSTEN STATIONEN IN MEINEM LEBEN: 1. Beförderung zum Marktmanager 2003 2. Geburt meines Sohnes 2005 3. Hochzeit 2015
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
FOTOS: ÖIF
STECKBRIEF
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Mir geht es darum, ihnen klarzumachen, dass sie selbst etwas leisten müssen, um erfolgreich zu sein – sei es in der Schule, in der weiteren Ausbildung oder später auf dem Arbeitsmarkt. Ohne eigenes Engagement, Disziplin und ein wenig Anstrengung werden sie nicht weit kommen: Der Erfolg fällt einem nicht einfach in den Schoß. Man muss selbst aktiv werden, ein Ziel vor Augen haben und darauf hinarbeiten.
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Integrationsbotschafter
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Was sind die häufigsten Fragen, die dir Schüler stellen? Wenn die Jugendlichen hören, dass ich als orthodoxer Christ mit einer Muslima verheiratet bin, drehen sich die meisten Fragen um unser Familienleben. Ich kann das gut verstehen, denn unsere Beziehung ist nicht unbedingt alltäglich. Wenn die Schüler dann noch hören, dass wir unseren Sohn ohne Bekenntnis erziehen, ihn sozusagen mit beiden Religionen vertraut machen, damit er sich später selbst für eine Religion entscheiden kann, ist die Verwunderung oft noch größer. Ich erzähle ihnen dann, dass wir Toleranz als unser Geheimrezept sehen. Meine Frau und ich gestehen einander auch unterschiedliche Meinungen zu und respektieren die Überzeugung des anderen. Das kann man meiner Ansicht nach auf alle Lebensbereiche umlegen.
Was braucht es deiner Meinung nach für gelungene Integration? Ich bin der festen Überzeugung, dass es ohne eine gemeinsame Sprache einfach nicht geht. Wenn man sich in Österreich bemüht und Deutsch lernt, dann hat man eine sehr gute Grundlage, sich zu integrieren. Auch freiwilliges Engagement finde ich besonders wichtig: sei es in Sportvereinen, bei der Freiwilligen Feuerwehr oder in einem anderen der vielen Vereine in Österreich. Dadurch knüpft man auch Kontakte und Freundschaften zu Einheimischen.
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Was hast du selbst davon, Integrationsbotschafter zu sein? Mir tut es in der Seele weh, wenn ich höre, wie viele Jugendliche keinen Schulabschluss haben, keine Ausbildung absolvieren oder arbeitslos sind – oft einfach, weil sie sich nichts zutrauen oder nicht bereit sind, ehrgeizig zu arbeiten. Als Integrationsbotschafter möchte ich etwas dagegen tun und jungen Menschen Perspektiven aufzeigen. Ich war selbst ein schlechter Schüler und habe erst spät erkannt, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Zum Glück nicht zu spät. Davor möchte ich Jugendliche bewahren. Wenn nur zwei von zehn Schülern nach einem Schulbesuch beginnen, nach- oder sogar umzudenken, hat sich für mich der Einsatz bereits gelohnt.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH wurde 2011 vom heutigen Integrationsminister Sebastian Kurz ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt der Initiative stehen ehrenamtliche Integrationsbotschafter: Flüchtlinge und Zuwanderer aus verschiedensten Ländern der Welt, die in Österreich gut integriert sind und einen Beitrag in der Gesellschaft leisten.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH SCHULBESUCHE
Seit Beginn der Initiative sind die Schulbesuche der Integrationsbotschafter ein Fixpunkt der Aktivitäten von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH. Sie finden in verschiedenen Ausbildungsstätten wie Neuen Mittelschulen, Gymnasien oder Berufsschulen statt. Unter dem Motto „Vorurteile abbauen, Motivation schaffen“ haben Schüler dabei die Möglichkeit, offen mit den Integrationsbotschaftern über Migration und Zusammenleben zu diskutieren und Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Mehr als 55.000 Schüler konnten bereits von den Schulbesuchen profitieren.
ANGEBOTE FÜR LEHRER, STUDIERENDE UND VEREINE
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH wurde über die Jahre laufend ausgebaut. So werden für die Aus- und Fortbildung von Lehrern Seminare zu Integration, Elternarbeit und Wertevermittlung angeboten. Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie fördert junge Studierende mit Migrationshintergrund, während in den Workshops der Aktion „Teamplay ohne Abseits“ Fußballvereine den Zusammenhalt zwischen Spielern unterschiedlicher Herkunft stärken können. Erfahren Sie mehr auf www.zusammen-oesterreich.at oder www.facebook.com/zusammenoesterreich.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Integrationspreis Sport 2017
G EMEINS A M B E WE G E N , G E M E I N S A M L E B E N
Das Miteinander im Sport fördern Zum zehnten Mal können Vereine, Gemeinden, Schulen und Ehrenamtliche ihre sportlichen Integrationsprojekte für den Integrationspreis Sport einreichen. Bewerbungen sind noch bis 17. September 2017 möglich. TEXT
Maja Sito
Dank des „Integrationspreis Sport“ konnten wir unser Projekt ausbauen.
Al www.le Infos au spor tp f reis.a
er Integrationspreis in Kooperation mit dem IntegrationsminisSport ist eine tolle Michaela Portele, Initiative für Personen, Gewinnerin Integrations- terium, dem Sportministerium und der denen Integration ein Anliegen preis Sport 2016 Österreichischen Bundesist und die mit sportlichen Aktivitäten dazu beitragen möchten“, weiß Sportorganisation sowie dem Sponsor Michaela Portele. Sie leitet den Wiener Coca-Cola. „Dieses Jahr fördert der Preis Standort des Projekts „kick mit“, das 2016 bereits zum zehnten Mal Projekte aus mit dem Integrationspreis Sport ausge- allen Bundesländern“, weiß ÖIF-Projektzeichnet wurde. „Wir möchten Mädchen leiterin Michaela Grubmüller. „Im Jubilägezielt für Fußball begeistern, denn viele umsjahr freuen wir uns ganz besonders Ballsportarten werden von Burschen do- über die Teilnahme möglichst vieler Prominiert, ob in der Schule oder auf öffent- jekte, die auf unterschiedliche Art und lichen Sportplätzen. Unsere Teilnehme Weise zeigen, dass im Sport das Miteinanrinnen, von denen viele nicht aus Öster- der im Team im Vordergrund steht, und reich stammen, gewinnen durch Fußball nicht die Herkunft, Religion oder Hautan Selbstbewusstsein und erleben sich in farbe von Menschen.“ Eine Jury wählt einem neuen Rollenbild“, erklärt Portele insgesamt zwölf Projekte für eine Auszeichnung mit dem Integrationspreis das Konzept von „kick mit“. Sport 2017 aus. Diese ist mit einer finan15.000 EURO FÜR SPORTPROJEKTE ziellen Förderung von 3.000, 2.000 oder Projekte wie „kick mit“, die Integration 1.000 Euro verbunden. fördern und Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen, können BIS 17. SEPTEMBER EINREICHEN sich jetzt für den Integrationspreis Sport Sportprojekte von Schulen, Vereinen, 2017 bewerben. Der ÖIF vergibt diesen Organisationen, NGOs, Gemeinden oder
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t.
Die österreichweite Initiative „kick mit“, die Mädchen für Fußball begeistert, überzeugte beim Integrationspreis Sport 2016. Für 2017 können sich noch Projekte für die Auszeichnung bewerben.
Städten können für den Integrationspreis Sport eingereicht werden – ebenso können sich Privatpersonen, Ehrenamtliche und Freiwillige mit ihren Projekten bewerben. Die Projekte sollten sich an Menschen mit Migrationshintergrund richten. Michaela Portele von „kick mit“ ist überzeugt, dass sich eine Bewerbung in jedem Fall lohnt: „Der Integrationspreis Sport macht viele Menschen auf die Projekte und deren Ziele aufmerksam. Das Preisgeld hat uns nicht nur dabei unterstützt, neue Dressen und Trainingsmaterialien anzukaufen und weitere Turniere zu finanzieren, sondern unsere Aktivitäten auch auf ein drittes Bundesland auszuweiten.“
FOTO: ÖIF
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Re Ihr S ichen S b i s 1 p o r t p ro i e 7. S e jekt 2 01 7 p te m b e r ein!
MENSCHEN UND PROJEKTE
Termine
TERMINE
WIEN: Wie das Zusammenleben in Österreich gesetzlich geregelt ist, welche Aufgaben die Polizei hat und wie man sich im Kontakt mit Polizisten verhält, erfahren Flüchtlinge und Zuwanderer im Vertiefungskurs „Sicherheit und Polizei“. Wann & wo: 13 – 16 Uhr, Integrationszentrum Wien, Landstraßer Hauptstraße 26. Anmeldung: wien@ integrationsfonds.at. SEPTEMBER
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KLAGENFURT: Im Rahmen des Vertiefungskurses „Kultur und Gesellschaft“ lernen Flüchtlinge und Zuwanderer in Kooperation mit dem Integrationsreferat der Stadt Graz bei einem Besuch im Graz Museum mehr über die Geschichte ihres neuen Wohnorts. Wann & wo: 14 – 17 Uhr, Integrationszentrum Kärnten, 10.-Oktober-Straße 15. Anmeldung: kaernten@ integrationsfonds.at. OKTOBER
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AUF EINEN BLICK
BEWERBUNGSVORAUSSETZUNGEN:
PROJEKT: Integrationspreis Sport 2017 ZIELGRUPPE: Sportprojekte von Vereinen, (Hoch-)Schulen, Organisationen, NGOs, Gemeinden, Städten und Privatpersonen können beim Integrationspreis Sport eingereicht werden. GEBIET: österreichweit KONTAKT: Weitere Informationen zur Einreichung finden Sie unter www.sportpreis.at.
Der Projektstart muss zum Zeitpunkt der Bewerbung bereits erfolgt sein oder das Projekt muss ein definiertes Beginnund Enddatum haben. Das bedeutet, das Projekt darf frühestens im Jänner 2016 begonnen haben und frühestens im Jänner 2017 enden. Projekte, die in den vergangenen Jahren bereits Preisgeld bekommen haben, können nur dann wieder eingereicht werden, wenn sich der Projektinhalt maßgeblich verändert hat. Rein ehrenamtlich organisierte Projekte, Projekte von Schulen sowie Projekte, die sich an die Mädchen und Frauen richten, werden von der Jury besonders beachtet.
WIEN: Im Rahmen der Diskussionsreihe „Gesellschaft im Wandel: Was hält uns zusammen?“ diskutiert „Die Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak mit der Journalistin und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer über die Integration von Frauen und die Bedeutung von Werten und Rollenbildern. Wann & wo: Einlass 18:30 Uhr, Stadtkino (im Künstlerhaus), Akademiestraße 13, 1010 Wien. Anmeldung: www.integrations fonds.at/schwarzer. NOVEMBER
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
Muslimische Teilgruppen haben oft eigene Sichtweisen auf Religion und Politik – oder bei der Wahl des Partners.
Wie wichtig ist es für Sie, dass Ihr Partner auch Muslim ist?
sehr wichtig
HERKUNFTSLÄNDER
S TU D I E
Wie denken Muslime über Religion, Staat und Familie?
72 %
SOMALIA
66 %
TSCHETSCHENIEN
48 %
TÜRKEI
Eine neue Studie der Donau-Universität Krems analysiert für den ÖIF Einstellungen von Flüchtlingen, Zuwanderern und bereits in Österreich geborenen Muslimen.
41 %
AFGHANISTAN
39 %
2. GENERATION (TÜRKEI)
34 %
2. GENERATION (BOSNIEN)
31 %
0 %
TEXT
SYRIEN
20 %
40 %
60 %
80 %
100 %
Kristin Längle
und 700.000 nicht gläubig zu Muslime leben sein.“ Dass die österderzeit in Österreichischen Gesetze reich – neben Personen für gläubige Muslime Peter Filzmaier, Studienleiter mit türkischem und angemessen seien, bosnischem Migrationshintergrund sind finden mehr als drei Viertel der Befragten es seit 2015 auch vermehrt muslimische mit bosnischen, zwei Drittel jener mit Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder türkischen Wurzeln sowie mehr als dem Irak. Die Studie „Muslimische die Hälfte der Flüchtlinge. Zugleich Gruppen in Österreich“ unter Leitung meinen aber 25 Prozent der Flüchtlinge, von Professor Peter Filzmaier gibt nun dass auch islamische Rechtsvorschriften Einblick in die Einstellungen von Flücht- berücksichtigt werden sollten. lingen, Zugewanderten und in Österreich geborenen Muslimen zu ihrem EHRE DER FAMILIE SEHR WICHTIG Religionsverständnis, zu Gesellschaft, Unterschiedliche Ansichten gibt es auch beim Thema Familienehre: Mehr Politik, Familie und Antisemitismus. als 8 von 10 Flüchtlingen und Personen HERKUNFT PRÄGT RELIGIOSITÄT türkischer Herkunft halten diese für Bereits bei der Religiosität zeigen sich sehr oder eher wichtig. Befragte bosUnterschiede zwischen den muslimischen nischer Herkunft messen dem Thema Gruppen: „Vor allem Befragte aus am wenigsten Bedeutung zu. Dass ihr Somalia bezeichnen sich selbst als sehr Partner ebenfalls muslimischen Glauben gläubig, bei Tschetschenen ist dieser hat, ist für fast drei Viertel aller befragten Anteil überdurchschnittlich hoch“, erklärt Somalier, zwei Drittel der Tschetschenen Filzmaier. „Die Hälfte der befragten sowie für je 44 Prozent der FlüchtIraner und Personen bosnischer Herkunft linge und Menschen türkischer Herkunft sagt hingegen von sich, nicht oder eher sehr wichtig.
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MEHR ERFAHREN
GESAMTE STUDIE NACHLESEN Die Studie „Muslimische Gruppen in Österreich. Einstellungen von Flüchtlingen, Zuwanderern und in Österreich geborenen Muslim/innen im Vergleich“ der Donau-Universität Krems von Professor Peter Filzmaier und Flooh Perlot wurde von Dezember 2016 bis Mai 2017 im Auftrag des ÖIF erstellt – 1.129 Muslime wurden dafür befragt. Sie können die Studie kostenlos herunterladen auf www.integrationsfonds.at Publikationen.
FOTOS: PIXABAY.COM/FILL
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„Die Muslime” gibt es nicht: Somalier und Tschetschenen sind gläubiger als Iraner oder Menschen bosnischer Herkunft.
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Publikationen, Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration. DIE ZUKUNFT DES ISLAM Auf Einladung des ÖIF setzen sich der Politikwissenschaftler Hamad Abdel-Samad und der Religionspädagoge Mouhanad Khorchide kontrovers mit der Reformierbarkeit des Islam und seiner Zukunft in Europa auseinander. Dabei beziehen sie sich auf ihr gemeinsam verfasstes Buch „Ist der Islam noch zu retten? Eine Streitschrift in 95 Thesen“. Das Gespräch findet am 3. Oktober in Graz, am 4. Oktober in Wien statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.integrationsfonds.at.
700.000 MUSLIME IN ÖSTERREICH Unter dem Titel „Demographie und Religion in Österreich“ hat das Vienna Institute of Demography unter der Leitung des Wittgenstein-Preisträgers Professor Wolfgang Lutz die derzeitige religiöse Zusammensetzung der österreichischen Bevölkerung sowie mögliche zukünftige Entwicklungen analysiert. Sie können die Studie kostenlos herunterladen auf www.integrationsfonds.at Publikationen Forschungsberichte.
VIENNA MIGRATION CONFERENCE Am 23. und 24. Oktober findet in Wien die Migration Conference 2017 statt, die vom International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) veranstaltet wird. Experten und Praktiker aus dem politischen, zivilgesellschaftlichen und akademischen Bereich tauschen sich dabei zu aktuellen Migrationsherausforderungen aus. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.icmpd.org.
UNIVERSITÄTSKURS ZU MIGRATION: Bis zum 21. Dezember können sich Interessierte für den einsemestrigen Universitätskurs „Migrationsmanagement und Transkulturelle Kommunikation“ in Graz anmelden. Die berufsbegleitende Weiterbildung ist eine Kooperation des ÖIF und der Grazer UNI for LIFE. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.uniforlife.at.
»Ich als Lehrer könnte den gleichen Inhalt nie so gut rüber bringen.« Maximilian Brustbauer, Lehrer für Deutsch und Geschichte am ORG Hegelgasse in Wien, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Integrations botschafter an seine Schule eingeladen
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Schulbesuche Die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH unterstützt Sie als Lehrer dabei, Integration in Ihrer Schule spannend und konstruktiv zum Thema zu machen. Im Mittelpunkt stehen dabei die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Integrations botschafter: gut integrierte Zuwander aus den verschie densten Herkunftsländern, die über ihre persönlichen Lebensgeschichten sprechen, von Herausforderungen und besonderen Erlebnissen im Rahmen ihrer Integration erzählen und mit Schülern offen über Vorurteile und das Zusammenleben in Österreich diskutieren. Die Schulbesuche sind kostenlos und werden vom ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Team organisiert und moderiert. Gerne planen wir mit Ihnen einen Besuch der Integrations botschafter an Ihrer Schule!
www.zusammenoesterreich.at
MENSCHEN UND PROJEKTE
Zusammen:Genießen
Baschly steht für „Freund“ und ist ein selbstkreiertes Wort hebräischen Ursprungs. Wer das Lokal betritt, wird von den Eigentümern David und Mario auch als Freund begrüßt.
BASCHLY
Schwarzspanierstraße 22 1090 Wien www.baschly.com
G A S TF R E UND S C HA FT
Frühstück aus der Pfanne In Israel kennt man unzählige Varianten des Frühstücksklassikers Shakshuka. Die Österreicher genießen es hingegen lieber mittags oder abends. TEXT
Judith Anger
Den Kindergartenfreunden David und Mario liegt das Kochen im Blut. Seit 2016 servieren die gebürtigen Wiener mit israelischen Wurzeln im „Baschly“ rein vegetarische Gerichte. Dabei greifen sie auf alte Rezepte ihrer Großeltern zurück, die schon in Israel Falafel verkauften und diese mit nach Österreich brachten. „Wir sind zwar keine gelernten Köche, lieben es aber zu kochen und sind auch leidenschaftliche Esser“, lacht David. Für schmackhafte Gerichte brauchen die beiden kein Fleisch – so auch bei Shakshuka. „Hier kommt es auf viel gutes Gemüse und die richtige
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Gewürzmischung an“, weiß Mario. Das herzhafte Tomatenragout mit pochierten Eiern ist in Israel weit verbreitet. „Man bekommt es an jeder Straßenecke und praktisch jeder kann es kochen – natürlich auf seine eigene Art versteht sich“, so David. Österreichischen Gästen müssen die Freunde das etwas andere Frühstücksgericht oft erst erklären. „Aber wer es einmal gegessen hat, bestellt es immer wieder“, freuen sich die zwei.
SHAKSHUKA: 1. 2 geschnittene Zwiebeln in Öl anschwitzen. 1 roten Paprika und 3 große Tomaten würfeln und mit 1 zerkleinerten Knoblauchzehe hinzugeben. 2. Mit je 1 TL Kreuzkümmel, Koriander und edelsüßem Paprikapulver, 1 getrockneten Chilischote, 2 Kardamomkapseln und 1 EL Tomatenmark würzen. 20 bis 30 Minuten köcheln lassen. 3. 4 Mulden in die Sauce drücken, je 1 Ei hineingleiten lassen und mit geschlossenem Deckel pochieren. Auf Hummus anrichten und mit Petersilie bestreuen.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“
JOHN F. KENNEDY
Welches Wort ist gesucht?
n ache Mitm n d
u en! n w e g in
Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie eines von drei Büchern „Moscheen ohne Minarett“ von Jasmin El-Sonbati. Darin blickt die Mitbegründerin des „Forum für einen fortschrittlichen Islam“ zurück auf ihr Leben in der Schweiz abseits von Kopftuch- und Minarettdiskussion und erklärt, wie sie zur Überzeugung kam, dass sich der Islam reformieren muss. Teilnahmeinfos unter www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel.
FOTOS: FRANZ WEINGARTNER, ISTOCKPHOTOS.COM/PHOTKA
Zytglogge, ISBN 978-3-7296-0816-0
Zugewandert: der Drachen Im Herbst haben sie ihren großen Auftritt, wenn sie sich von Wiesen und Feldern aus in die Lüfte schlängeln: die Papier- und Flugdrachen. Die Begeisterung für die bunten Flugkünstler hat eine lange Tradition. Aus Bambusstäben, Papier und Seide gefertigte Drachen gab es in China bereits im 5. Jahrhundert vor Christus. In der Qing-Dynastie ab 1644 durften manche Drachen sogar nur vom Kaiser geflogen werden. Er flog sie so hoch wie möglich, kappte dann die
ge Allt mit genst agsän M h i n t i g ra t i d e e rg o n s run d
Leine und überließ sie dem Wind in der Hoffnung, auch alle seine Sorgen mögen davonfliegen. Über die Seidenstraße fand der Drachen seinen Weg nach Europa: Kaufleute aus Holland, Portugal und England brachten ihn aus Fernost mit, wo sich das Souvenir im 18. Jahrhundert zum Lieblingsspielzeug vieler Kinder entwickelte. Während das Drachensteigen bei uns eine beliebte Freizeitbeschäftigung ist, hat es in
Griechenland eine besondere Bedeutung: Am ersten Fastenmontag, dem Kathara Deftera (neugriechisch für ‚Der reine Montag‘) steigen tausende Drachen in die Luft und sollen Glück für das angebrochene Jahr bringen.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
i Zwe n . e tsh c s f Men erkun e H . Ein i e Zw n d e r c h te. lä chi Ges
ZUSAMMEN:LEBEN
Gemeinsam durch den Prüfungsstress Der Wiener Dominik und die Halb-Ecuadorianerin Maria haben für ihr Studium an der Wirtschaftsuni Wien ein Geheimrezept: Büffeln zu zweit. TEXT
D
as Studium ist nicht leicht, aber wenn man von Anfang an mitlernt, überlebt man schon“, weiß Dominik. Der gebürtige Wiener studiert Wirtschaftsrecht und verbringt viele Tage in der Bibliothek des Unicampus. Mit dabei ist auch Maria. „Wir haben uns in der Studieneingangsphase kennen gelernt, seitdem sind wir ‚Lern-Buddies‘. Die Wochen vor den Prüfungen büffeln wir zusammen in der Bibliothek, trinken in den Pausen Kaffee oder gehen zur Belohnung auf eine Pizza“, erklärt die 23-Jährige. Sie
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studiert Betriebswirtschaftslehre und bittet ihren gleichaltrigen Kollegen oft um Tipps: „Vor allem bei rechtlichen Sachen frage ich gleich Dominik. Er weiß alles!“
TEMPERAMENT TRIFFT PÜNKTLICHKEIT Maria ist in Österreich geboren, ihre Mutter stammt aus Ecuador. „Obwohl ich hier aufgewachsen bin, sehe ich kulturelle Unterschiede zwischen mir und Österreichern“, so die Studentin. „Dominik ist sehr korrekt und zielstrebig – ich sehe vieles lockerer. Auch mit der Pünktlichkeit
nehme ich es nicht immer so genau“, grinst sie in Dominiks Richtung. Der lacht und stimmt zu: „Von außen betrachtet bin ich der organisierte Streber und sie das temperamentvolle Naturtalent. Aber zu zweit kommen wir durch jeden noch so mühsamen Lerntag.“ Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
FOTO: FRANZ WEINGARTNER
Aleksandra Klepic´
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