Animal Welfare Report 2012

Page 1

1

Animal Welfare Report 2012 Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz


Animal Welfare Report 2012


1

Prof. Dr. Rolf Zeller, Vorstandspräsident der Basler Deklaration

Vorwort Vor Ihnen liegt der zweite Jahresbericht der Animal Welfare Charta, welche von der forschenden Pharmaindustrie im Jahr 2010 beschlossen und umgesetzt wurde. Das Hauptziel dieser für alle Mitglieder international verpflichtenden Tierschutzcharta ist die Einhaltung der bestmöglichen Standards in Bezug auf das Wohlergehen von Tieren während der Zucht, der Haltung und in den notwendigen ­bio­medizinischen und toxikologischen Versuchen. Die Charta regelt den ethisch verantwortlichen Umgang mit Versuchstieren unter Einhaltung des sogenannten 3RPrinzips. Dies bedeutet, dass die Zahl der Versuche am Tier auf das notwendige Minimum beschränkt wird und nur die modernsten und bestmöglichen Methoden durch regelmässig weitergebildetes Personal angewandt werden. Obwohl ohne Versuche am Tier in absehbarer Zukunft keine neuen und vor allem auch sicheren Medika­mente entwickelt werden können, verpflichtet sich die Pharmaindustrie, Tierversuche wenn immer möglich durch alternative Methoden zu ersetzen. Diese international gültige Animal Welfare Charta setzt Meilensteine, welche auch von den akademischen Forschern als richtungsweisend anerkannt werden. Daher hat diese Tierschutzcharta die Formulierung der Grundsätze und Ziele der Basler Deklaration wesentlich beeinflusst. Die Basler Deklaration wurde im November 2010 verabschiedet und ist in der Zwischenzeit bereits von über 1300 akademischen Forschern aus vielen Ländern unterzeichnet worden. Zusammen mit der Animal Welfare Charta bedeutet dies, dass das Wohlergehen der Tiere sowohl in der industriellen als auch in der akademischen biomedizinischen Forschung den immer wieder von Kritikern eingeforderten primären Stellenwert erhält. Die weltweite Verbreitung und Implementierung der Tierschutzcharta und der Basler Deklaration sind wichtig, da im Gegensatz zu der Schweiz und Europa in vielen anderen Ländern die Forschung am Tier gesetzlich nur unzulänglich oder zum Teil gar nicht reguliert ist. Ein weiterer wichtiger Punkt beider Vereinbarungen ist die Verpflichtung zum Dialog mit der Bevölkerung und den Tierschutzorganisationen. Diese Offenheit trägt nicht nur zum besseren Verständnis der modernen biomedizinischen Forschung am Tier bei, sondern sorgt auch dafür, dass die eingegangenen Verpflichtungen umgesetzt werden, was wiederum den Tieren zugutekommt – und zwar weltweit. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre dieses Jahresberichts! ❙


2 > Animal Welfare Report 2012

Animal Welfare Report Wir ver­pflichten uns in den 10 Artikeln der Tierschutzcharta zur Anwendung höchster gesetzlicher und ethischer Standards. Im zehnten Artikel verpflichten wir uns, jährlich über die im Rahmen dieser Charta erzielten Fortschritte zu berichten. Einleitung

Forschung und Entwicklung sind wichtigster Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung. Die forschende Pharmaindustrie in der Schweiz ist zusammengeschlossen im Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz (Interpharma). Dank Innovation stellt die Pharmaindustrie stets bessere Produkte und Dienstleistungen für die Diagnose und die Behandlung von Krankheiten bereit. Schwerpunkte bilden zum einen die grossen medizinischen Herausforderungen wie Krebs, Störungen des Zentralnervensystems (Demenzen, Parkinson), Erkrankungen des Immunsystems (Rheuma, multiple Sklerose), Stoffwechselstörungen (Diabetes), Infektionskrankheiten (HIV, Hepatitis), Herz-KreislaufProbleme und Erkrankungen der Atemwege. Zum anderen stehen auch selten vorkommende Krankheiten und solche, die vornehmlich in den Ländern der Dritten Welt ein Problem darstellen, im Interesse der forschenden Industrie. Auf dem Weg zu neuen Produkten im Interesse der Patientinnen und Patienten sind in vielen Fällen auch Versuche an und

mit Tieren unerlässlich, denn auch modernste Technologien vermögen lebende Organismen in ihrer Gesamtheit und das Zusammenspiel von Organen und Organsystemen noch nicht genügend abzubilden. Die Forschung am Tier ist unverzichtbar, um Krankheitsmechanismen zu verstehen, und nimmt auch in der Entwicklung und Prüfung neuer Behandlungen einen zentralen Stellenwert ein. Der angemessene Einsatz von Tieren gewährt Einblick in grundlegende Vorgänge sowohl im gesunden wie auch im kranken Organismus und stellt sicher, dass Arzneimittel zuverlässig, sicher und wirksam sind. Ohne dieses wichtige Fundament der Forschung und Entwicklung würden viele Arzneimittel und Behandlungen heute Patienten und Gesellschaft nicht zur Verfügung stehen. Gerade wegen der Unerlässlichkeit von Tierversuchen haben sich die Mitgliedsfirmen von Interpharma zum Ziel gesetzt, diesen Teilbereich der Forschung mit grösster Verantwortung zu behandeln und sicherzustellen, dass der Tierschutz höchsten Ansprüchen genügt. Deshalb haben sich im Juni 2010 alle Mit-


3

gliedsfirmen von Interpharma zur Einhaltung einer Tierschutzcharta verpflichtet. Hauptziel ist, in gemeinsamem Bestreben den Tierschutz stetig zu verbessern. Mit der Charta haben sie auch einem Jahresbericht zugestimmt, in dem sie über Angestrebtes und Erreichtes informieren. Der vorliegende Bericht ist der zweite seit der Unterzeichnung der Charta. Er dokumentiert die vielfältigen und kontinuierlichen Bemühungen der Pharmaindustrie um einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren in der Forschung. ❙


4 > Animal Welfare Report 2012

Artikel 1 «Wir verpflichten uns, die Tierschutz­

• Das 3R-Konzept wurde 1959 von Russel und Burch entwickelt. http://www.forschung3r.ch http://www.nc3rs.org.uk/

prinzipien gemäss 3R •, Reduction (Reduzierung), Refinement (Verbesserung) und Replacement (Ersatz von Tierstudien), anzuwenden und aktiv zu fördern – insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung und den Einsatz von Methoden und Techniken, um Tierversuche weiter zu ersetzen, die erforderliche Zahl der Tiere zu reduzieren oder die Belastung der Labortiere vor, während und nach dem Einsatz auf ein Minimum zu beschränken.»

Stiftung 3R Die Stiftung 3R feiert 2012 das 25-jährige Bestehen. Sie wird paritätisch von Interpharma und dem Bundesamt für Veterinärwesen getragen. Mit einem jährlichen Beitrag von mehreren hunderttausend Franken fördert Interpharma die Weiterentwicklung der Forschung an und mit Labortieren im Sinne von 3R. Im Jubiläumsjahr unterstützt Interpharma z­ udem eine Studie, mit der die bisher geförderten 3R-Projekte evaluiert werden sollen. Dies soll der Stiftung ermöglichen, ihre Zielrichtung an zukünftige Anforderungen für den Schutz der La­ bortiere anzupassen. 3R-Preise Verschiedene Mitgliedsfirmen richten jährlich einen 3R-Preis aus. Die Projekte zeigen Engagement in der Umsetzung der 3R-Strategien zum Wohl der Labortiere. Sie erfüllen mindestens eines der drei R. Dabei wurde unter anderem ein computergestütztes Vorhersagemodell prämiert. Damit können­ toxikologische Belastungen umgangen und kann die Zahl der Experimente reduziert werden. Das in der Kategorie «Operationstechniken, Methoden und Trainings» prämierte Projekt ermöglicht es Forschern, menschliche Antikörper zu züchten, ohne die Labortiere zuerst immunisieren zu müssen.

Neue Ethikkommission Eine Mitgliedsfirma setzt sich mit der Schaffung einer internen Ethikkommission für Tierschutz dafür ein, im Bereich der Tierversuche die ethischen Standards anzuwenden und umzusetzen. Das Ziel der Ethikkommission ist es, die Mitarbeiter, welche mit Tieren arbeiten, im Besonderen die Forscher, die Tierschutzbeauftragten und die Tierpfleger, zu unterstützen und bezüglich der 3R-Prinzipien zu beraten. Im Speziellen legen die Kommissionsmitglieder einen Fokus bei der Forschung mit nicht humanen Affen (NHPs) und überprüfen dabei insbesondere auch externe Studien mit NHP. Die Kommission ist ebenfalls zuständig für die Auswertung und Verleihung der 3R-Preise. Expertengremium Eine andere Mitgliedsfirma unterhält für den sensiblen Bereich der nicht menschlichen Primaten ein spezialisiertes, globales Expertengremium. Jede Verwendung dieser Tiere innerhalb der Firma oder in Kollaboration mit Drittparteien muss von diesem Gremium auf ihre wissenschaftliche und ethische Vertretbarkeit hin geprüft werden. EPAA Auch die Plattform EPAA (European Platform for Alter­ native Approaches to Animal Testing), die als Partnerschaft zwischen der Europäischen Kommission und verschiedenen Industriesektoren darauf setzt, Wissen und Ressourcen auszutauschen, um so die Entwicklung und Validierung von tierfreien Versuchsmethoden zu verbessern, wird von Interpharma-Mitgliedern aktiv gefördert. CAAT Eine Mitgliedsfirma von Interpharma ist sowohl im europäischen wie auch im amerikanischen Vorstand von CAAT (Center for Alternatives to Animal Testing) vertreten. Darüber hinaus bringen mehrere Fachleute der Interpharma-Mitgliedsfirmen ihr Expertenwissen in den verschiedenen Projekten von CAAT durch ihre aktive Teilnahme ein. CAAT fördert die Entwicklung und Validierung von Alternativmethoden in der Forschung und Medikamentensicherheit sowie in der Ausbildung.


5

Artikel 2 «Wir verpflichten uns, eine hohe Qualität und den aktuellen Standard bei der Haltung und Pflege unserer Labortiere sicherzustellen und uns um eine stetige Verbesserung dieser Bedingungen zu bemühen.» Professur für Tierschutz Die Vetsuisse-Fakultät Bern hat kürzlich einen Lehrstuhl für Tierschutz geschaffen und den international anerkannten Experten Hanno Würbel als Professor berufen. Für Interpharma ist der Lehrstuhl ein wichtiges Zeichen an Politik und Öffentlichkeit, dass die Forschung in der Schweiz ihre Verantwortung im Umgang mit Versuchstieren wahrnimmt. Die Forschungstätigkeit und die Projekte zu Haltungsbedingungen und Aussagekraft von Tierversuchen von Hanno Würbel sind auch für die Pharmaindustrie von grossem Interesse. Im steten Bestreben, die Qualität der Forschungsund Entwicklungsanstrengungen weiter zu optimieren, hat Interpharma mit Hanno Würbel einen ersten Gedankenaustausch­ aufgenommen, der noch im laufenden Jahr vertieft werden soll. EU-Direktive Mit der Mitarbeit von Interpharma-Vertretern und Vertretern aus den Mitgliedsfirmen in der EFPIA-Arbeitsgruppe für Tierschutz werden auf europaweiter Ebene Inputs für hohe Tierschutzstandards eingebracht. Unter anderem ist die aktive Mitarbeit bei der Umsetzung und Implementierung

der EU-Tierversuchsdirektive 2010/63 in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union eine der Hauptaufgaben dieser Gruppe. Insbesondere tritt diese Gruppe auch für einen guten Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ein, die sich für die Forschung im Bereich 3R einsetzen. Das EFPIA-Expertengremium besteht aus Experten in den Bereichen Toxikologie, Pharmakologie, Ethik, Rechtswissen­ schaften, Public Affairs und Tierschutz, aber auch aus Beobachtern aus dem universitären und dem behördlichen Umfeld. Schweregrade Bei der Überarbeitung der schweizerischen Schweregradrichtlinie beteiligen sich Forscher aus den Universitäten so wie Vertreter der Interpharma-Mitgliedsfirmen. Interpharma koordiniert insgesamt rund 20 Experten aus dem Bereich der Hochschule und der industriellen Forschung. Die schweizerische Schweregradrichtlinie diente auch für die Umsetzung der EU-Richtlinie als Vorbild. Die Überarbeitung der schweizerischen Richtlinie wurde 2010 begonnen und ist aktuell noch im Gang.

Prof. Hanno Würbel ist der erste Professor für Tierschutz in der Schweiz.


6 > Animal Welfare Report 2012

Artikel 3 «Wir verpflichten uns, die Weiterbildung

• http://www.bvet.admin.ch/themen/tierschutz/index. html?lang=en

und Schulung für alle unsere Mitarbeitenden und unsere Partner, die in ihrer Tätigkeit mit Labortieren zu tun haben, weiterzuentwickeln, zu fördern und zu unter­ stützen.»

Übersetzung des Tierschutzgesetzes Seit Februar 2012 steht für das schweizerische Tierschutzgesetz eine Übersetzung• auf Englisch zur Verfügung – ebenso für die dazugehörenden Ausführungen Tierschutzverordnung, Tierversuchsverordnung und Ausbildungsverordnung. Die Übersetzung konnte dank der finanziellen Unterstützung von Interpharma realisiert werden. Damit haben auch interessierte Kreise, die keiner der schweizerischen Landesprachen mächtig sind, Zugang zu diesem beispielhaften Gesetzeswerk. Ebenso sind diese Übersetzungen eine Hilfestellung für die ausländischen Forscher und Forscherinnen, die in der Schweiz Forschung mit Tieren be­ treiben. E-Learning-Tool Die von einer Mitgliedsfirma von Interpharma unterstützte mehrsprachige Version eines E-Learning-Tools für tierexperimentell tätige Mitarbeiter, welches von der Universität Marburg entwickelt wurde, wird derzeit von kantonalen Veterinärbehörden auf ihre mögliche Zertifizierung als anerkannte Weiterbildung geprüft. Diese elektronische Plattform bietet hervorragende Möglichkeiten, alle im Versuchsgeschehen Beteiligten optimal aus- und weiterzubilden. Ende 2011 wurde das Tool bei einem Expertenworkshop der Europäischen Kommission vorgestellt. Weiterbildungen Bei einer Mitgliedsfirma werden in der Schweiz jedes Jahr 1 – 2 Tage offiziell anerkannte Weiterbildung angeboten, die tierexperimentell tätigen Personen ermöglichen, ihre gesetzlich vorgeschriebene Weiterbildung zu absolvieren. Ein Teil dieser Veranstaltung umfasst Bereiche innerhalb von 3R, wie zum Beispiel die Präsentation der Beiträge, die für den 3R-Preis eingereicht wurden. Zu den Referenten zählen auch Vertreter des kantonalen Veterinäramtes, was sicherstellt, dass die Mitarbeiter über den aktuellen Stand der Gesetzgebung sowie über die Anliegen der Tierversuchskommission informiert werden. Medizin und Tierversuche Jeweils im Mai findet bei einer Mitgliedsfirma in der Schweiz in Zusammenarbeit mit der medizinischen Fakultät der Universität Basel und dem Vizepräsidenten der Tierversuchskommission Basel das Modul «Medi-

zin und Tierversuche» für Medizinstudenten im 3. Studienjahr statt. Die Studenten bekommen einen Einblick in die gesetzlich erforderlichen Rahmenbedingungen, um in der Schweiz Tierversuche durchführen zu können. Sie haben zudem die Möglichkeit, neben dem Besuch des Tierhauses einen Tag in einem Forschungslabor zu verbringen und so einen Eindruck über den sorgfältigen Umgang mit dem Versuchstier (Haltung und Einsatz im Versuch) zu gewinnen. Zum Abschluss dieses Moduls wird das Thema «Tierversuche» von einem Vertreter des Tierschutzes kritisch betrachtet.


7

Interview mit Tierpflegern über eine neue Art der Weiterbildung Für eine gezielte Weiterbildung der Tierpfleger hat eine Mitgliedsfirma einen firmenübergreifenden Austausch aufgebaut. Die zwei ersten Teilnehmer berichten hier über ihre Erfahrungen aus dem Austausch­programm. Warum haben Sie eine Ausbildung zur Tierpflegerin/ zum Tierpfleger in der pharmazeutischen Industrie gewählt? Tierpfleger: Für mich war klar, dass ich mit Tieren arbeiten möchte. Und ich finde Biologie und die Forschung im Allgemeinen sehr interessant. Darum wollte ich diese Lehre machen, da ich in der pharmazeutischen Industrie auch mehr Möglichkeiten habe, mich weiterzuentwickeln, sei es in verschiedenen Tätigkeiten oder in der Weiterbildung. Tierpflegerin: Ich wollte schon immer Tierpflegerin werden. Als ich die Stellenanzeige gesehen habe, habe ich gedacht, dass ich eine Schnupperlehre machen kann, um zu sehen, wie mir die Arbeit mit Labortieren gefällt. Die Schnupperlehre hat mir sehr gut gefallen und gezeigt, wie in der Chemie wirklich gearbeitet wird. Als ich dann die Stelle angeboten bekam, habe ich sofort zugesagt. Ich habe jetzt seit drei Jahren ausgelernt und die Arbeit mit Tieren und im Team mit den anderen Tierpflegern gefällt mir immer noch sehr. Wie ist Ihre Ausbildung generell aufgebaut? (Aufbau, Dauer und Ziel) Tierpflegerin: Die Lehre dauert drei Jahre. Die ersten zwei Jahre beinhalten allgemeine Tierpflege und im dritten Jahr spezia­ lisierte ich mich in der Fachrichtung Versuchstierhaltung. Wir arbeiten vier Tage pro Woche und gehen an einem Tag in die Schule. In der Firma ist man im ersten Jahr in jeder Abteilung für eine gewisse Zeit. Danach wird man verschieden eingesetzt und bleibt für längere Zeit am gleichen Ort, damit man alle Abläufe, Mitarbeiter und Tiere in der Firma kennenlernt. Das Ziel ist es, ein umfangreiches Wissen über die verschiede-

nen Tierarten zu erlangen, Krankheiten und Unwohlsein der Tiere zu erkennen, den richtigen Umgang mit Tieren zu lernen und Applikationen zu kennen und einzusetzen. Ein weiteres Ziel ist es, das Tierschutzgesetz zu kennen und anzuwenden. Neu gibt es ein Austauschprogramm für Lehrlinge zwischen verschiedenen Pharmafirmen. Sie haben kürzlich daran teilgenommen. Worin besteht der Mehrwert für Ihre Ausbildung? Konnten Sie dabei auch neue Methoden/Haltungsmöglichkeiten kennenlernen, wodurch das Tierwohl noch verbessert werden kann/konnte? Tierpfleger: Ich denke, dass das Austauschprogramm eine super Möglichkeit ist, um sich weiterzubilden, sei es im Fachbereich oder auch im menschlichen Bereich. Man sieht andere Techniken und andere Tiermodelle etc. Wenn man positiv und mit Neugier an diesen Austausch herangeht, kann es sehr hilfreich für die eigene Ausbildung und auch für den Betrieb sein, da man neue Praktiken etc. lernen kann. Tierpflegerin: Für meine berufliche Laufbahn war es super. Mich hat es fasziniert, was für andere Methoden sie eingesetzt haben und andere Systeme benutzten. So habe ich neue Ideen zur Beschäftigung der Tiere gewonnen, die bereits in der Abklärung zur Umsetzung sind. Es hat mir sicher viel gebracht, auch einmal in einem anderen Team zu arbeiten und andere Arbeitsmethoden zu sehen. Ich habe viel gelernt und neue Ideen gesammelt. Es war eine besondere Erfahrung, für die ich dankbar bin. Ich würde mich freuen, wieder einmal eine andere Firma kennenzulernen. Ich finde es eine Bereicherung für jeden.


8 > Animal Welfare Report 2012

Artikel 4 «Wir verpflichten uns, unsere Geschäftspartner vertraglich darauf zu verpflichten, unsere hohen Standards zum Schutz der Tiere einzuhalten, wenn sie für uns Tierstudien durchführen oder uns mit Tieren beliefern.» Partner- und Tochterfirmen Forschungsinstitutionen, welche im Auftrag von Inter­phar­ma-Firmen Tierversuche durchführen, sowie Partner- und Tochterfirmen müssen sich vertraglich verpflichten, die vorgegebenen technischen Vorgaben und ethischen Massstäbe einzuhalten.


9

• Audit/auditing in the context of the Charter on Animal Welfare encompasses procedures and/or (control) processes which have been established in order to ensure compliance with sets of conditions of housing, care and handling of animals which have been agreed on by the signatories of the Charter. These sets of applicable conditions have as a minimum level the legal standards of animal welfare laid down in the US Animal Welfare Act extended to all vertebrates (i.e. AW Act [9 USC §3] and Regulations, and the US Guides for the Care and Use of Laboratory and Agricultural Animals [including all vertebrates])••. In countries where the legal requirements are above this level the minimum standard is adapted accordingly. •• Guide for the Care and Use of Laboratory Animals and Guide for the Care and Use of Agricultural Animals in Agricultural Research and Teaching (FASS, 1999). The Guides are based on the Animal Welfare Act signed into law in 1966, amended last time in 2007 and enforced by the USDA (United States Department of Agriculture), APHIS (Animal and Plant Health Inspection Service), and Animal Care agency. (http://www.nal.usda.gov/awic/ legislat/usdaleg1.htm)

Artikel 5 «Wir verpflichten uns, durch strenge interne Auditingsysteme• die Einhaltung der verein­barten Standards zum Tierschutz sicherzustellen.»

Audit Die Mitgliedsfirmen überprüfen in ihren eigenen Forschungsinstitutionen weltweit die Einhaltung definierter Qualitätsstandards jeweils im Rahmen individueller Verfahren. Alle von Firmen geprüften Kriterien sind schriftlich festgehalten und haben globale Gültigkeit.

Was ist Audit? Unter Audit versteht man die Überprüfung einer Institution oder einer Vertragsfirma auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und der von einem Auftraggeber spezifisch vorgegebenen Standards. Im Bereich der Züchter von Tieren, die in der Forschung zum Einsatz kommen, werden im Spezi­ellen die Tierpflege und die Haltungsbedingungen überprüft. Berücksichtigt wird dabei auch, ob das Personal über die nötige Ausbildung im Umgang mit Versuchstieren verfügt und durch Weiterbildungen stets die neusten Kenntnisse über die geeignete Pflege und Handhabung erlernt. Mit regelmässigen Audits versucht man, auf Mängel aufmerksam zu machen und die Verbesserung der Tierschutz­standards vor Ort voranzutreiben.


10 > Animal Welfare Report 2012

Artikel 6 «Wir verpflichten uns zu einem firmenübergreifenden und weltweiten Engagement mit dem Ziel, unsere externen Partner im Hinblick auf die Tierschutzstandards und deren Einhaltung einem Audit zu unterziehen.» Gemeinsame Audits «Gemeinsam sind wir besser» ist das Prinzip einer Interpharma-Arbeitsgruppe, die sich speziell mit dem Thema «Audits bei Drittparteien» befasst. Diese Gruppe strebt an, bei Kontraktfirmen, die im Auftrag von InterpharmaMitgliedsfirmen Tierversuche durchführen, langfristig ge­mein­ sam Audits vorzunehmen. Derzeit werden die entsprechenden Checklisten und eine gemeinsame Regelung erarbeitet. Die gemeinsamen Audits dienen dem Ziel, bei Forschungspartnern eventuelle Mängel im Tierschutzbereich frühzeitig zu entdecken und partnerschaftlich Verbesserungen zu realisieren.

Pilotversuch Im März 2012 hat die Arbeitsgruppe von Interpharma einen Pilotversuch für ein gemeinsames Audit durchgeführt. Dabei beteiligten sich zwei Firmen und das Audit wurde bei einer von beiden genützten Tierzuchteinrichtung durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit fanden die in dieser Gruppe erarbei­ teten gemeinsamen Audit-Checklisten ihre erste Anwendung. Die gemeinsamen Audits sollen den Austausch über eine optimale Umsetzung der gesetzlichen Mindestvorgaben und darüber hinausgehende Bemühungen zur Implementierung von 3R verbessern und vereinfachen.


11

Artikel 7 «Wir verpflichten uns, neben regelmässigen behördlichen Inspektionen die Entwicklung externer, unabhängiger Programme zu unterstützen, die unsere Standards und Einrichtungen zum Schutz der Tiere weltweit beurteilen.» AAALAC Mehrere Standorte von Mitgliedsfirmen von Interpharma sind AAALAC-zertifiziert und werden durch ein Mitglied des europäischen Verbands (EFPIA) auch im Board of Trustees vertreten. Doch nicht nur unsere Mitgliedsfirmen, sondern vielfach auch deren Partner lassen sich von AAALAC inspizieren und bemühen sich, die verlangten Standards umzusetzen. Dies wiederum bietet eine der Grundlagen für eine gute Zusammenarbeit zwischen den Firmen und für die firmenübergreifende Einhaltung der Tierschutzstandards.

Besuch vom Tierschutz Eine Interpharma-Mitgliedsfirma hat im Rahmen eines Pilotprojektes 2011 und 2012 erstmals ihre Tierhaltung für einen Besuch von Vertretern des organisierten Tierschutzes geöffnet. In einem konstruktiven Dialog wurde daraufhin der Firma ein von der Tierschutzorganisation verfasster Bericht über die Tierhaltung und den Umgang mit den Tieren überreicht. Derzeit wird von beiden Seiten geprüft, welche der darin enthaltenen Verbesserungsvorschläge sich praktisch umsetzen lassen.

Was ist AAALAC International? Dies ist eine private nicht staatliche Organisation, die mithilfe freiwilliger Bewertungs- und Akkreditierungsprogramme die humane Behandlung von Tieren in der Wissenschaft fördert. AAALAC International steht für «Association for Assessment and Accreditation of Laboratory Animal Care International».


12 > Animal Welfare Report 2012

Artikel 8 «Wir verpflichten uns, bei den Aufsichts­ behörden die Validierung und die Akzeptanz von Methoden zu fördern, welche geeignet sind, Tierstudien zu ersetzen, zu reduzieren oder zu verbessern.» EPAA Vertreter der Interpharma-Mitgliedsfirmen sind in verschiedenen Arbeitsgruppen von EPAA, einer von der europäischen Kommission initiierten Public Private Partnership zur strategischen Suche nach Alternativmethoden im Tierversuchs­ bereich, engagiert. Diese Plattform ist einzigartig, da sie versucht, Synergien zwischen verschiedenen Industriesektoren (Agroindustrie, chemische Industrie, kosmetische Industrie und pharmazeutische Industrie) und dem öffentlichen Sektor zu generieren. CAAT Interpharma-Mitgliedsfirmen engagieren sich ebenfalls stark bei CAAT, dem Center for Alternatives to Animal Testing, einer einmaligen transatlantischen Initiative, die von den Univer­ sitäten John Hopkins (Baltimore [USA] und Konstanz [Deutschland]) koordiniert wird. Hier treffen neben akademischen Forschern, Industrie und Behörden auch Tierschutzvertreter zu einem konstruktiven Dialog und gemeinsamen Projekten zusammen. ICH Darüber hinaus unterhalten die Mitgliedsfirmen einen regelmässigen Dialog mit der International Conference on Harmonisation (ICH), einem internationalen Körper, der anstrebt, die Zulassungsbedingungen für Arzneimittel weltweit anzugleichen. Bis heute gibt es immer wieder Beispiele, dass Zulassungsbehörden in verschiedenen Ländern unterschiedliche Tierversuche verlangen – was die Gesamtzahl der Tiere, die für eine Zulassung eingesetzt werden, unnötig erhöhen kann. Der ICH-Dialog strebt an, diese Situation deutlich zu verbessern.

Neue Alternativmethoden Für die Anerkennung von Alternativmethoden ist es entscheidend, dass sie publi­ziert werden. Nur so werden sie der breiten Forschergemeinschaft zu­ gänglich und können auch angewandt werden. Ebenfalls führt dies wiederum zu einem Austausch und einer Opti­mierung der Methoden. Diese Bemühungen dienen auch dazu, die Aufsichtsbehörden von einer Validierung und der Akzeptanz der Methoden zu überzeugen. Hier sind einige Alternativmethoden aufgeführt, die im Berichtsjahr veröffentlicht wurden und so die Forschung im Bereich von 3R unterstützen: Genexpressionbasierte In-vivo- und In-vitro-Vorher­ sage von Lebertoxizität Aus der Gesamtheit aller Gene eines Organismus ist zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Zelle nur ein Teil aller Gene aktiv. Dies bedeutet, nur gewisse Gene werden abge­ lesen, in RNA und schliesslich in Proteine übersetzt, welche ihre verschiedenen Funktionen (z.B. Signalmoleküle, strukturgebende Proteine) im Körper übernehmen. Zudem variiert die Zelle die Menge der aktuell benötigten Gene je nach Bedarf durch unterschiedliche Synthese bestimmter RNAs und später Proteine. Dieses Muster der «ausgedrückten» Gene bezeichnet man als Genexpression. Jeder Organismus kann so fein orchestriert auf Einwirkungen aus der Umwelt (z.B. Medikamente) oder auf Signale des eigenen Körpers reagieren. Bei der hier vorgestellten Arbeit konzentrierte man sich auf Substanzen, die in der Verhinderung der Signalweitergabe von Histaminrezeptoren im Zentralnervensystem eine Rolle spielen. Diese Forschung zielt darauf ab, via Regulation von Appetit und Sättigung im Hirn eine Behandlung gegen Übergewicht zu entwickeln. Im Zuge der routinemässigen Untersuchung möglicher toxischer Nebeneffekte werden Gewebe­ proben einige Tage oder Wochen nach der Gabe solcher Substanzen untersucht. In dieser Studie beschränkten sich die Forscher jedoch nicht nur auf die Gewebeproben, sondern betrachteten ebenfalls, wie sich die Genexpression – und dies


13

kurz nach Gabe der Substanz – veränderte. Die Gewebeuntersuchung 24 Stunden nach Gabe der Substanz liess nicht auf eine Toxizität der getesteten Substanz schliessen, wohingegen das Muster der Genexpression in der Leber klar darauf hinwies. Diese Vorhersagen konnten später bestätigt werden, wie auch eine wahrscheinliche Relevanz dieses Ergebnisses für den Menschen, da das Genexpressionsmuster in menschlichen Leberzellen in vitro auf einen gleichen Effekt hindeutete. Für weitere Testsubstanzen konnte dieses Genexpressionsmuster der ersten Testsubstanz als Referenz herangezogen werden, weshalb zu einem frühen Zeitpunkt vorhergesagt werden konnte, wie sich die Lebertoxizität entwickeln würde. Dies ermöglichte es, bereits in einem frühen Stadium in Kurzzeitversuchen mit minimalen Tiergruppengrössen und In-vitro-Experimenten eine Aussage über mögliche Toxizitäten von Folgesubstanzen zu treffen. Das Experiment unterstreicht die Bedeutung der Untersuchung von Genexpressionsmustern: Die richtige Interpretation dieser Muster erlaubt eine frühe Priorisierung und Auswahl der Testkandidaten, bevor man unnötig zu zeitintensiven Langzeitstudien mit grösserer Anzahl an Tieren übergeht. ➔ http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/jbt.20375/abstract

Genombasierte Analyse des Primaten Macaca fascicularis als Modell für die Analyse von Medika­ mentensicherheit Durch die Sequenzierung des Langschwanzmakaken-Genoms konnten 17 387 orthologe zu menschlichen Genen identifiziert werden. Orthologe Gene haben sich evolutionsbiologisch betrachtet aus den gleichen Vorfahren entwickelt. Orthologe Proteine haben meist die gleiche oder eine sehr ähnliche Funktion speziell in Primaten beibehalten und können deshalb in der medizinischen Forschung zu aufschlussreichen Erkenntnissen mit menschlicher Relevanz führen. Die Entschlüsselung dieses Genoms hat die Entwicklung eines DNS-Chips ermöglicht, welcher bei der Erforschung von Krankheiten und der Sicherheitsbeurteilung von Medikamenten die Erstellung von Genexpressionsprofilen ermöglicht.

➔ http://genome.cshlp.org/content/21/10/1746.full?sid= 9b8e1283-2e80-442d-9a74-cb23cb3004d3

In-silico-Untersuchung für die Prüfung des Phospholipidosispotenzials Phospholipidosis ist eine lysosomale Speicherkrankheit, die zur Anreicherung von Zellmembranbestandteilen (Phospholipide) führt. Lysosome sind Zellorganellen, die vorwiegend zelleigene Stoffe verdauen. Phospholipidosis kann aber auch durch gewisse Medikamente ausgelöst werden. Die Veränderung der Lysosomen kann verschiede Zelltypen (z.B. Makrophagen, Zellen der Lunge und Leber) betreffen. Um die Anzahl von Substanzen, die in vivo getestet werden, zu reduzieren, wurde hier eine In-vitro-Methode entwickelt, die eine sehr gute Übereinstimmung mit in vivo gefundenen Resultaten zeigte. Diese In-vitro-Daten wurden dann für die Weiterentwicklung zur In-silico-Methode verwendet. Mit dieser Methode können Forscher ohne Einsatz von Tieren oder Zellkulturen direkt an ihrem Computer die Gefahr für Phospholipidosis durch eine Testsubstanz ermitteln. Nach Schätzungen konnten durch die Entwicklung dieser neuen Methode im Verlauf der letzten 10 Jahre 1 500 Ratten eingespart werden. ➔ http://pubs.acs.org/doi/full/10.1021/jm201082a

Enzyklopädie für Krebszelllinien (CCLE) Die Überführung von präklinischen genomischen Daten aus der Krebsforschung in das Wissen in der Tumorbiologie, welches für therapeutische Zwecke ausgenutzt werden kann, ist eine grosse Herausforderung. Eine grosse Sammlung von DNS-, RNS- und Chromosomen-Profilen von Zelllinien, die für bekannte Krebsmedikamente getestet wurden, wird die Forschung für neue Wirkstoffe beschleunigen und die Aussagekraft der präklinischen Daten wesentlich verbessern. ➔ http://www.nature.com/nature/journal/v483/n7391/full/ nature11003.html


14 > Animal Welfare Report 2012

Artikel 9 «Wir verpflichten uns, unseren Beitrag zu einem stetigen, offenen und konstruktiven Dialog über Tierversuche und Tierschutz zu leisten – einerseits mit der Öffentlichkeit im Allgemeinen und anderseits mit den Behörden, politischen Entscheidungsträgern und anderen interessierten Kreisen.» Familientag Ein konstruktiver Dialog mit der Öffentlichkeit wird von den Interpharma-Mitgliedsfirmen auf vielfältiger Ebene gepflegt. So ist zum Beispiel eine Mitgliedsfirma mit einem ­Familientag an einem Standort in der Schweiz in den Dialog mit der Öffentlichkeit getreten. Rund 350 Personen nahmen dieses Angebot an und absolvierten das Programm mit zehn Workshops. So konnten sie Einblick in die Arbeit an diesem Standort erhalten. Dialog mit Forschern Ein sachlicher Dialog mit Forschern und der Öffentlichkeit wird auch durch die aktive Mitwirkung an Veranstaltungen in aller Welt geübt. So haben Vertreter von Interpharma-Mitgliedsfirmen Vorträge über die wissenschaftlichen, ethischen und politischen Aspekte von Tierversuchen auf diversen globalen Konferenzen wie dem 10. Internationalen Treffen der Transtech Society, aber auch auf Fachtagungen für interessierte Studierende aus verschiedensten Disziplinen (wie der International Summer School on ethical, societal, legal and political aspects of large animals as biomedical models) gehalten.

PD Dr. Birgit Ledermann ist Teamhead Animal Welfare CH und Deputy Corporate Animal Welfare bei Novartis Pharma AG. Auch sie nahm am Anlass der Basler Deklaration teil und schlug so eine Brücke zwischen Akademie und Industrie.

Deklaration von Basel Nach der Unterzeichnung der Deklaration von Basel zum Schutz von Labortieren an Hochschulen und Universitäten im November 2010 fand die Folgeveranstaltung unter dem Titel «Pathway to More Transparency in Animal Resarch» im letzten Jahr in Berlin statt. In der Absicht eines Erfahrungs- und Gedankenaustauschs haben auch Vertreter von Interpharma und ihrer Mitgliedsfirmen teilgenommen. Interpharma-Generalsekretär Thomas Cueni hat in einem Referat Beispiele aufgezeigt, wie wichtig und lohnend der Dialog zwischen Gruppen mit ganz unterschiedlichen Standpunkten sein kann. Ein Beispiel ist die Animal Welfare Charter von Interpharma. Sie ist das Pendant der Industrie zur Basel Declaration der akademischen Institutionen. In der Charta verpflichten sich die Mitgliedsfirmen von Interpharma zu einem stetigen, offenen und konstruktiven Dialog über Tierversuche und Tierschutz – einerseits mit der Öffentlichkeit im Allgemeinen und anderseits mit den Behörden, politischen Entscheidungsträgern und anderen interessierten Kreisen. Als zweites Beispiel präsentierte er die Stiftung 3R, die sich seit 25 Jahren als Public Private


15

Partnership von Industrie und dem Bundesamt für Veterinärwesen bewährt. Ziel sind die Entwicklung und der Einsatz von Methoden und Techniken, um Tierversuche weiter zu ersetzen, die erforderliche Zahl der Tiere zu reduzieren oder die Belastung der Labortiere vor, während und nach dem Einsatz auf ein Minimum zu beschränken.

(STS). Mittlerweile sind die Organisationen Animal free Research und der Zürcher Tierschutz dem Dialog beigetreten. Die regelmässigen Treffen dienen dem gegenseitigen Verständnis und dem Zugang zu Fragen des Tierschutzes sowie der Erörterung von fachlichen Fragen zu Tierversuchen und zum Schutz der Labortiere.

Neurowissenschaftliche Forschung Das Institute of Medi­ cine and National Research Council hat dem Einfluss der gesetzlichen Vorschriften in den USA und Europa auf die neurowissenschaftliche Forschung einen Workshop in Buckinghamshire gewidmet. Die Animal Welfare Group von Interpharma war durch Karin Blumer von Novartis als Referentin vertreten. Am Workshop wurde auch das Engagement der Öffentlichkeit und der Dialog mit der Öffentlichkeit in Sachen Tierversuche thematisiert.

Arbeitsgruppe EFPIA Eine Vertreterin einer Interpharma-Mitgliedsfirma leitet die Europäische Industrie-Arbeitsgruppe für Tierschutz beim Brüsseler Dachverband EFPIA. In diesem Zusammenhang wurde sie kürzlich in die neu gegründete Ethikgruppe von ICLAS, dem International Committee for Laboratory Animal Science, gewählt.

Schweizerischer Tierschutz Seit gut einem Jahr steht Interpharma in einem Dialog mit dem Schweizerischen Tierschutz

Thomas B. Cueni, Generalsekretär der Interpharma stellte in Berlin die Animal Welfare Charta vor.


16 > Animal Welfare Report 2012

Artikel 10 «Wir verpflichten uns, jährlich über die im Rahmen dieser Charta erzielten Fortschritte Bericht zu erstatten.» Zweiter Jahresbericht Der Jahresbericht 2012 ist der zweite Bericht seit dem Verabschieden der Tierschutzcharta im Jahre 2010. Die Arbeitsgruppe für Tierschutz des europäischen Verbands hat sich dazu entschlossen, nach diesem Beispiel ebenfalls einen Bericht zum aktuellen Stand der Tierschutzstandards­ auf europäischer Ebene zu verfassen.

«Mit Freude habe ich Ihren Animal Welfare Report 2011 gelesen. Bereits bei meinem Besuch im Dezember 2010 war ich sehr von Ihrer Initiative beeindruckt. Umso mehr freue ich mich, dass Sie unter Artikel 8 auf unsere Zusammenarbeit verweisen.» Thomas Hartung MD, PhD, Doerenkamp-Zbinden Professor und Leiter der evidenzbasierten Toxikologie, Direktor des Zentrum für alternative Tierforschung (CAAT), Bloomberg School of Public Health, Abteilung für Environmental Health Sciences, Baltimore

Animal Welfare Report 2013 Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz

1


Linksammlung der erwähnten Institutionen Animal free Research www.animalfree-research.org Animal Testing Perspectives animaltestingperspectives.org Association for Assessment and Accreditation of Laboratory Animal Care International – AAALAC www.aaalac.org Basel Declaration www.basel-declaration.org European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations – EFPIA www.efpia.org European Partnership for Alternative Approaches to Animal Testing – EPAA ec.europa.eu/enterprise/epaa/index_en.htm International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use – ICH www.ich.org Johns Hopkins University 
Center for Alternatives to Animal Testing – CAAT caat.jhsph.edu Schweizer Tierschutz STS www.tierschutz.com Stiftung 3R www.forschung3r.ch Übersetzung des Tierschutzgesetzes www.bvet.admin.ch/themen/tierschutz/index.html?lang=en Versuchstierkunde online www.vtk-online.de Zürcher Tierschutz www.zuerchertierschutz.ch

Impressum 2. Auflage, herausgegeben 2012 von Interpharma Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz Petersgraben 35 Postfach 4003 Basel Telefon +41 (0)61 264 34 00 E-Mail info@interpharma.ch Redaktionsteam Interpharma: Natalia P. Aeple, Roland Schlumpf Disponible en traduction française Available in English © Interpharma, 2012 Basel Abdruck mit Quellenangabe erwünscht


Interpharma Petersgraben 35, Postfach CH-4003 Basel Telefon +41 (0)61 264 34 00 Telefax +41 (0)61 264 34 01 info@interpharma.ch www.interpharma.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.