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Animal Welfare Report 2013 Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz


Animal Welfare Report 2013


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Prof. Dr. Michael Hengartner1 Rektor designatus der Universität Zürich

Vorwort Vor drei Jahren wurde die Animal Welfare Charta von Interpharma ins Leben gerufen. Die in der Schweiz forschenden Pharmafirmen verfolgen damit das Ziel, international die bestmöglichen Standards in Bezug auf das Wohlergehen von Tieren während der Zucht, der Haltung und in den notwendigen biomedizinischen und toxikologischen Versuchen zu schaffen und einzuhalten. Auch in der akademischen Forschung wurde die Charta als richtungsweisend anerkannt. So beeinflusste sie die Formulierung der Grundsätze der Basler Deklaration, die im November 2010 verabschiedet und mittlerweile von mehr als 2 400 akademischen Forschern aus 53 Ländern unterzeichnet wurde. Der ethisch verantwortliche Umgang mit Versuchstieren unter Einhaltung des sogenannten 3R-Prinzips soll sowohl in der Industrie als auch auf der akademischen Seite gefördert werden. Dies bedeutet, dass die Forschung am Tier möglichst aussagekräftig und gleichzeitig schonungsvoll gestaltet, die Zahl der Versuche auf das notwendige Minimum beschränkt und die Suche nach Ersatzmethoden gefördert wird. Die weltweite Verbreitung und Implementierung der Tierschutzcharta auf Industrie­ seite und der Basler Deklara­tion auf der akademischen Seite ist wichtig, da im Gegensatz zur Situation in der Schweiz und in Europa in vielen anderen Ländern die Forschung am Tier gesetzlich nur unzureichend oder teilweise gar nicht reguliert ist. Hier können wir einen Beitrag leisten, dass neue Erkenntnisse überall zum Standard werden. Zudem bedeutend ist der konstruktive Dialog mit der Öffentlichkeit und mit verschiedenen Stakeholdern wie zum Beispiel den Tierschutzorganisationen, der durch beide Initiativen gefördert wird. Offenheit trägt nicht nur zum besseren Verständnis der modernen biomedizinischen Forschung am Tier bei, sie sorgt auch dafür, dass die eingegangenen Verpflichtungen umgesetzt werden, was wiederum den Tieren zugutekommt. ❙

1 Michael Hengartner ist Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich. Er engagiert sich für einen aktiven Dialog zum Thema Tierversuche und war einer der Erstunterzeichner der Basler Deklaration. Ab Sommer 2014 wird Hengartner Rektor der Universität Zürich.


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Animal Welfare Report Wir ver­pflichten uns in den 10 Artikeln der Tierschutzcharta zur Anwendung höchster gesetzlicher und ethischer Standards. Im zehnten Artikel verpflichten wir uns, jährlich über die im Rahmen dieser Charta erzielten Fortschritte zu berichten. Einleitung Die forschende Pharmaindustrie setzt sich dafür ein, neue Therapien und Medikamente für Patientinnen und Patienten zu finden. Im Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz (Interpharma) hat sie sich zusammengeschlossen, um die gemeinsamen Interessen zu vertreten. Forschung und Entwicklung sind ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung. Dank zahlreicher Innovationen in den letzten Jahrzehnten konnte die Pharmaindustrie bessere Produkte und Dienstleistungen für die Diagnose und die Behandlung von Krankheiten bereitstellen. Die Interpharma-Mitglieder haben ihre Forschungsschwerpunkte vielfältig gesetzt. Der Fokus liegt zum einen auf den grossen medizinischen Herausforderungen wie Krebserkrankungen, Störungen des Zentralnervensystems (Demenzen, Parkinson), Erkrankungen des Immunsystems (Rheuma, multiple Sklerose), Stoffwechselstörungen (Diabetes), Infektionskrankheiten (HIV, Hepatitis), Herz-Kreislauf-Probleme und Erkrankungen der Atemwege. Zum anderen stehen auch seltene Krankheiten und solche, die vornehmlich in den Ländern

der Dritten Welt ein Problem darstellen, im Interesse der Interpharma-Mitgliedsfirmen. Auf dem langen Weg zu neuen Produkten zum Wohl der Patientinnen und Patienten sind in vielen Fällen auch Versuche an und mit Tieren unerlässlich. Auch modernste Technologien vermögen lebende Organismen in ihrer Gesamtheit und das Zusammenspiel von Organen und Organsystemen noch nicht genügend abzubilden. Um Krankheitsmechanismen zu verstehen und neue Behandlungen zu entwickeln und zu prüfen, ist die Forschung am Tier derzeit noch unverzichtbar. Der angemessene Einsatz von Tieren gewährt Einblick in grundlegende Vorgänge sowohl im gesunden wie auch im kranken Organismus und stellt sicher, dass Arzneimittel zuverlässig, sicher und wirksam sind. Ohne dieses wichtige Fundament der Forschung und Entwicklung würden viele Medikamente und Behandlungen heute Patienten und Gesellschaft nicht zur Verfügung stehen. Die Mitgliedsfirmen von Interpharma haben


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sich zum Ziel gesetzt, diesen Teilbereich der Forschung mit grösster Verantwortung zu behandeln und sicherzustellen, dass der Tierschutz höchsten Ansprüchen genügt. Im Zuge dessen haben sich im Juni 2010 alle Mitgliedsfirmen von Interpharma, die in der Schweiz Tiere in der Forschung einsetzen, zur Einhaltung einer Tierschutzcharta in ihren glo­ balen Forschungseinrichtungen verpflichtet. Hauptziel ist, in gemeinsamem Bestreben den Tierschutz stetig zu verbessern. Mit der Charta haben die Firmen auch die Veröffentlichung eines Jahresberichtes beschlossen, in dem sie über Ziele und bisher Erreichtes informieren. Der vorliegende Bericht ist der dritte seit der Unterzeichnung der Charta. Er dokumentiert die vielfältigen und kontinuierlichen Bemühungen der Pharma­ industrie um einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren in der Forschung. ❙


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Artikel 1 «Wir verpflichten uns, die Tierschutz­

• Das 3R-Konzept wurde 1959 von Russel und Burch entwickelt. www.forschung3r.ch www.nc3rs.org.uk

prinzipien gemäss 3R •, Reduction (Reduzierung), Refinement (Verbesserung) und Replacement (Ersatz von Tierstudien), anzuwenden und aktiv zu fördern – insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung und den Einsatz von Methoden und Techniken, um Tierversuche weiter zu ersetzen, die erforderliche Zahl der Tiere zu reduzieren oder die Belastung der Labortiere vor, während und nach dem Einsatz auf ein Minimum zu beschränken.»

IMI – Innovative Medicine Initiative Europas grösste öffentlich-private Initiative, die das Ziel verfolgt, die Entwicklung von besseren und sichereren Medikamenten für Patienten zu beschleunigen. Die IMI unterstützt gemeinschaftliche Forschungsprojekte und schafft Netzwerke zwischen Experten in der Industrie und akademischen Forschern, um pharmazeutische Innovationen in Europa zu beschleunigen. Öffentlich-private Partnerschaft

1 Milliarde Euro öffentlich

1 Milliarde Euro privat

lung relevanter Algorithmen und Datenauswertungssoftware sollte es möglich werden, vorherzusagen bzw. zumindest mit gewisser Wahrscheinlichkeit sagen zu können, ob sich eine chemische Struktur auf ein spezifisches Organ toxisch auswirken wird. Damit könnten toxikologische Profile neuer molekularer Einheiten bereits in der Frühphase der Arzneimittelentwicklung besser erstellt werden. Zuverlässige Vorhersagen zu einem frühen Zeitpunkt haben nicht nur eine Verbesserung des Entwicklungsprozesses insgesamt zur Folge, sondern erhöhen auch die Effizienz. Eine frühzeitige Verfügbarkeit toxikologischer Ergebnisse würde nicht nur die Qualität der Wirkstoffkandidaten erhöhen, sondern auch eine niedrigere Ausfallrate in den nachfolgenden Entwicklungsphasen sicherstellen. Folglich müssten tierexperimentelle Untersuchungen nur bei optimierten Substanzen durchgeführt werden, was die Zahl der in präklinischen Studien benötigten Versuchstiere insgesamt senken würde.

2 Milliarden Euro

Beispielprojekte aus der Praxis: � eTOX1 Dieses Projekt ist eine öffentlich-private Partnerschaft im Rahmen der IMI, die 13 pharmazeutische Unternehmen zusammenbringt – darunter verschiedene Mitgliedsfirmen von Interpharma –, 7 akademische Arbeitsgruppen sowie 6 kleine und mittlere Unternehmen. Das Projekt ist mit einem Gesamtbudget von 13,9 Millionen Euro ausgestattet. Das eTOX-Projekt koordiniert die Bemühungen von Spezialisten aus Industrie und akademischer Forschung auf einem breiten Spektrum von Fachgebieten. Es verfolgt das Ziel, innovative Methoden und Strategien sowie neuartige Software Tools zu entwickeln, um mögliche Toxizitäten für neue Arzneimittelkandidaten besser vorhersagen zu können. Rückgrat des Projektes wird eine Datenbank mit Daten zur präklinischen Toxizität sein, die aus noch nicht veröffentlichten Legacy Reports (d.h. Evaluierungsberichten) der 13 teilnehmenden pharmazeutischen Unternehmen extrahiert wurden. Eine weitere Aufwertung erfährt die Datenbank durch die Einspeisung öffentlich verfügbarer hochqualitativer toxikologischer Daten. Durch den Zugriff auf diese Daten, Entwick1 www.e-tox.net

� StemBANCC2 ist eine akademisch-industrielle Partnerschaft zwischen 23 akademischen Institutionen und 10 pharmazeutischen Unternehmen. Das Projekt, das von einem Mitgliedsunternehmen initiiert wurde und von der Universität von Oxford geleitet wird, stellt eines der grössten Unterfangen der IMI mit einem Budget von 55,6 Millionen Euro dar. Ziel des StemBANCC-Projektes ist die Gewinnung und Charakterisierung von 1 500 hochqualitativen humanen induzierten pluripotenten Stammzelllinien aus 500 Patienten als Forschungsinstrument für die Wirkstoffentdeckung. Induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) sind adulte Zellen, die genetisch so umprogrammiert wurden, dass sie ihre gewebespezifischen Eigenschaften verlieren und pluripotent werden. Die iPS-Zellen werden verwendet, um humane Krankheitsmodelle in vitro zu entwickeln und um die Wirkstoffentwicklung in der Frühphase voranzubringen. Das StemBANCC-Projekt schafft eine solide Datengrundlage mit zahlreichen Patienten und exakten Angaben zu deren Erkrankungen und erlaubt auf diese Weise ganz neue Einblicksmöglichkeiten in Krankheitsmechanismen. Die Zelllinien werden Wissenschaftlern zur Verfügung stehen, um ein breites Spek2 www.stembancc.org


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trum von Krankheiten wie Erkrankungen des peripheren Nervensystems, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, neurologische Störungen und Diabetes zu beforschen. Zudem wird das Projekt den Einsatz von humanen iPS-Zellen für toxikologische Tests untersuchen, indem Leber-, Herz-, Nerven- und Nierenzellen geschaffen werden. Derzeit ver­ sagen viele Wirkstoffe ziemlich spät im Entwicklungsprozess, weil die in den früheren Stadien der Entwicklung verwendeten Tests nicht exakt genug sind. Die Zelllinien tragen dazu bei, den Prozess der Wirkstoffentwicklung zu verbessern und zu beschleunigen, die Toxizitätsuntersuchungen bei Tieren zu reduzieren und sicherzustellen, dass Patienten von effektiveren und sichereren Wirkstoffen profitieren. Neue Anreize für weitere Verbesserungen � 3R-Preise und -Arbeitsgruppen Neben der jährlichen 3R-Preisverleihung initiierte eine Mitgliedsfirma auch eine bereichsübergreifende Arbeitsgruppe sowie eine lokale

abteilungsübergreifende 3R-Arbeitsgruppe, um die 3R weiter voranzubringen. Einer der Preisgewinner für 2012 ging den Ersatz eines transgenen Mausmodells für das NethertonSyndrom (NS) an, eine seltene Hauterkrankung mit einem schweren Hautbarrieredefekt. Dieses Mausmodell konnte durch ein humanes organotypisches 3D-Kultur-Modell ersetzt werden, das verschiedene Merkmale des NethertonSyndroms nachahmt. Ein anderes Mitgliedsunternehmen befindet sich im Evaluierungsprozess zur Auszeichnung von 3R-Projekten im November 2013. Arbeits- und Austauschplattformen � EPAA Auch die Plattform EPAA (European Platform for Alternative Approaches to Animal Testing), die als Partnerschaft zwischen der Europäischen Kommission und verschiedenen Industriesektoren daraufsetzt, Wissen und Ressourcen auszutauschen, um so die Entwicklung und Validierung von tierfreien Versuchsmethoden zu verbessern, wird von Interpharma-Mitgliedern aktiv gefördert.


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� CAAT (Center for Alternatives to Animal Testing) fördert die Entwicklung und Validierung von Alternativmethoden in der Forschung und Medikamentensicherheit sowie in der Ausbildung. Zwei Mitgliedsfirmen von Interpharma sind sowohl im europäischen wie auch im amerikanischen Vorstand von CAAT vertreten. Darüber hinaus bringen mehrere Fachleute der Interpharma-Mitgliedsfirmen ihr Expertenwissen in den verschiedenen Projekten ein. Eine Mitgliedsfirma präsentierte beim europäischen CAAT-Meeting in Konstanz die firmeninterne Umsetzung des 3R-Prinzips. Zwei Mitgliedsfirmen veranstalten einen CAAT European Refinement Workshop in Basel. Hierbei kommen multiple interessierte Kreise aus Industrie und organisiertem Tierschutz mit dem Ziel zusammen, die Beziehungen in einem paneuropäischen Netzwerk zur praktischen Umsetzung des häufig vergessenen dritten R – der «Verbesserung» – weiter auszubauen.

� Stiftung Forschung 3R unterstützt Forschung für bessere Methoden oder Alternativen zu Tierversuchen seit 25 Jahren. Aus Anlass des Jubiläums organisierte die Stiftung zusammen mit der Gesellschaft für Versuchstierkunde ein Fortbildungsseminar. Rund 500 Wissenschaftler fanden sich im November 2012 für die Veranstaltung im Technopark Zürich ein. Mehr als 40 internationale Referenten waren eingeladen. Aktuelle Fortschritte bezüglich der 3R wurden in den von der Stiftung organisierten Sessionen vorgestellt. Erfreulicherweise finden die 3R immer mehr Beachtung in der Forschung. Die Gesamtzahl der eingesetzten Tiere verringert sich seitdem kontinuierlich: Sie sank von nahezu 2 Millionen im Jahr 1983 auf 606 434 Tiere im Jahr 2012. Dies bedeutet einen Rückgang von über 60 Prozent.


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Artikel 2 «Wir verpflichten uns, eine hohe Qualität und den aktuellen Standard bei der Haltung und Pflege unserer Labortiere sicherzustellen und uns um eine stetige Verbesserung dieser Bedingungen zu bemühen.» EU-Direktive Mit der Mitarbeit von Interpharma-Vertretern und Vertretern aus den Mitgliedsfirmen in der EFPIA-Arbeitsgruppe für Tierschutz werden auf europaweiter Ebene Inputs für hohe Tierschutzstandards eingebracht. Seit 2010 wird diese europäische Gruppe von einer Vertreterin einer InterpharmaMitgliedsfirma geleitet. Eine Hauptaufgabe der Gruppe ist die aktive Mitarbeit bei der Umsetzung und Implementierung der EU-Tierversuchsdirektive 2010 / 63 in den 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Zudem tritt die Gruppe für einen offenen Austausch und eine gute Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ein, die sich für die Forschung im Bereich 3R einsetzen. Die EFPIA-Arbeitsgruppe setzt sich aus Experten in den Bereichen Toxikologie, Pharmakologie, Ethik, Rechtswissenschaften, Public Affairs und Tierschutz, aber auch aus Beobachtern aus dem universitären und dem behördlichen Umfeld zusammen.

Schweregrade Bei der Überarbeitung der schweizerischen Schweregradrichtlinie beteiligen sich Forscher aus den Universitäten sowie Vertreter der Interpharma-Mitgliedsfirmen. Die schweizerische Schweregradrichtlinie diente auch für die Umsetzung der EU-Richtlinie als Vorbild. Die Überarbeitung der schweizerischen Richtlinie wurde 2010 begonnen und ist aktuell noch im Gang.


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Interview mit Prof. Dr. Hanno Würbel vom Lehrstuhl für Tierschutz an der Vetsuisse-Fakultät Bern Prof. Dr. Hanno Würbel untersucht in seinen Forschungsprojekten die Haltungsbedingungen und die Aussagekraft von Tierversuchen, die auch für die Pharmaindustrie von grossem Interesse sind. Für Interpharma ist der Lehrstuhl, der 2011 geschaffen wurde, ein wichtiges Zeichen an die Adresse von Politik und Öffentlichkeit, dass die Forschung in der Schweiz ihre Verantwortung im Umgang mit Versuchstieren wahrnimmt. Im steten Bestreben, die Qualität der Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen weiter zu optimieren, hat Interpharma mit Hanno Würbel den Dialog aufgenommen. Ihre Professur ist die erste ihrer Art in der Schweiz. Welche Ziele möchten Sie mit Ihrer Arbeit für den Tierschutz erreichen? Die Schweiz soll im Tierschutz nicht nur wegen ihrer Gesetzgebung und des Vollzugs, sondern auch in der Forschung international wahrgenommen werden. Dazu braucht es vor allem innovative Grundlagenforschung zu relevanten Tierschutzaspekten. Ein wichtiger Schwerpunkt meiner Forschung ist das Refinement (Verbesserung) von Tierversuchen. Tierversuche sind vorerst nicht wegzudenken, und das Wohlergehen der Versuchstiere lässt sich nur über Refinement verbessern. Tiergerechte Haltungsformen, zuverlässiges Schmerzmonitoring als Grundlage für wirksames Schmerzmanagement sowie das Erzielen von grösserem Erkenntnisgewinn mit weniger Tieren – dies sind wichtige Themen. Durch Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen möchte ich aber auch zu einer Versachlichung der oft sehr emotional geführten Tierschutzdebatten beitragen.

Was sind die grössten Herausforderungen? Wir brauchen bessere Indikatoren für eine zuverlässige Beurteilung des Wohlbefindens von Tieren. Dies ist Voraussetzung, um Schmerzen und Leiden bei Tieren zuverlässig zu erkennen und erfolgreich zu vermeiden. Grossen Bedarf sehe ich zudem im Bereich der Tierzucht, wo es gilt, Leistung mit Wohlergehen zu vereinbaren. Und natürlich in der stetigen Verbesserung von Tierversuchen. Dabei geht es nicht allein um das Wohlergehen der Versuchstiere, sondern auch um die Verbesserung der Aussagekraft der durchgeführten Studien – also des eigentlichen Nutzens – von Tierversuchen. Was waren die grössten Erfolge in den letzten zehn Jahren im Bereich des Tierschutzes bei Versuchs­ tieren? Konkret haben meine Forschungen zur Verbesserung der Haltungsbedingungen von Versuchstieren beigetragen. Wichtig hierfür waren Untersuchungen zu Verhaltensstörungen von Mäusen unter herkömmlichen Haltungsbedingungen und zur Verbesserung der Tierhaltung durch Enrichment (angereicherte Haltung). Ausschlaggebend für die Akzeptanz von Enrichment war eine Studie, mit der wir zeigen konnten, dass weder die Präzision noch die Reproduzierbarkeit von Tierversuchen darunter leidet. Dass sowohl die neue EUDirektive als auch die neue US-Richtlinie zum Umgang mit Versuchstieren auf diese Arbeiten Bezug nehmen, bestärkt mich in meiner Arbeit und verdeutlicht, wie wichtig Grundlagenforschung im Tierschutz ist.


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Artikel 3 «Wir verpflichten uns, die Weiterbildung und Schulung für alle unsere Mitarbeitenden und unsere Partner, die in ihrer Tätigkeit mit Labortieren zu tun haben, weiterzuentwickeln, zu fördern und zu unter­stützen.» Interne Fortbildung Wie vorgeschrieben wird eine interne Fortbildung angeboten. In einer Mitgliedsfirma ist diese auf das Verhalten von nicht humanen Primaten (NHP) und die Arbeit mit NHPs im wissenschaftlichen Rahmen ausgerichtet. Der Workshop beinhaltet eine theoretische und eine praktisch-interaktive Veranstaltung. In der didaktischen Veranstaltung werden in einer Diskussion über «Grundlagen der Primatologie» Themen wie die Phylogenie / Anatomie sowie die Lebensbedingungen in der Wildnis und deren Relevanz für das Leben in Gefangenschaft, Sozialstruktur / Hierarchie und Verhaltensweisen (Laute, Körperhaltung, Mimik) behandelt. In der praktischen Veranstaltung schauen sich die Teilnehmer Bilder und Videos von NHPs an, um durch sorgfältige Beobachtung und standardisiertes Nachverfolgen und Aufzeichnungen mit der Zeit deren typische Verhaltensweisen zu erlernen. Die Bögen zur Erfassung des Verhaltens werden anhand der gezeigten Lernbilder und Videos erklärt. Während der Schulung im Nasslabor beobachten die Teilnehmer (max. 10 Personen) die NHPs in der Einrichtung des Unternehmens und können die Verhaltensbeobachtung und Erfassungsbögen unter Aufsicht der wissenschaftlichen Experten und klinischen Veterinäre anwenden. IQ Consortium – IQ 3Rs Leadership Group Verschiedene Mitgliedsunternehmen von Interpharma sind auch IQ Consortium-Mitglieder und wirken in der 3Rs Leadership Group des IQ Consortium mit. IQ 3Rs wurde gegründet, um den Austausch und die Verwirklichung von hochqualitativen wissenschaftlichen Praktiken zu fördern, um somit das Prinzip der 3R (Reduction / Reduzierung, Refinement / Verbesserung und Replacement / Ersatz) von Tierstudien in der Entdeckung und Entwicklung von neuen Arzneimitteln, Impfstoffen, Medizinund Gesundheitsprodukten für die Anwendung bei Mensch und Tier voranzubringen. Über die European Liaison Working Group der 3Rs Leadership Group des IQ Consortium bestehen offizielle Kontakte zu Interpharma. Die 3Rs Leadership Group des IQ Consortium fördert den Austausch von 3R-Expertise und die gegenseitige Bereitschaft zum Austausch von 3R-relevantem Wissen sowie die auf gegenseitigem Interesse beruhende Überzeugung, dass in den

USA ähnliche Ziele verfolgt werden wie in Europa. Die 3Rs Leadership Group des IQ Consortium sucht den Schulterschluss in Erwartung eines gemeinsamen Mehrwerts. Beispielsweise wurden in jüngerer Zeit folgende Aktivitäten gestartet: � gemeinsame Finanzierung der 3R Sharing Conference zusammen mit der NJABR (New Jersey Association of Biomedical Research) sowie das gemeinsam mit der NJABR ausgerichtete 3R Webinar im Frühjahr und Herbst � eine IQ-3Rs-Veranstaltung im Rahmen des ACLAM Forum (American College of Laboratory Animal Medicine) � Präsentation auf dem FELASA Congress im Juni 2013 � Organisation, Teilnahme und Mitwirken an der Koordinierungsversammlung von FDA, IQ 3Rs und CAAT im Juli 2013 zum Thema «Ausbau des Tierschutzes in toxikologischen Studien und Optimierungsstrategien für Tierstudien». E-Learning Die multilinguale Version des E-Learning Tool für Personen, die mit tierexperimentellen Untersuchungen zu tun haben, entwickelt von der Universität Marburg in Deutschland und von Beginn an von Interpharma unterstützt, hat landesweit als insgesamt 5½-tägige Fortbildungsveranstaltung Anerkennung gefunden. Dies eröffnet nun die einmalige Chance auf eine offiziell genehmigte Online-Schulung für alle Personen in der Schweiz, die in ihrer Tätigkeit mit tierexperimentellen Untersuchungen befasst sind, unabhängig davon, ob diese in der Industrie oder an akademischen Einrichtungen tätig sind. Weiterbildungen  Bei einer Mitgliedsfirma werden in der Schweiz jedes Jahr 1 bis 2 offiziell anerkannte Weiterbildungstage angeboten, die es tierexperimentell tätigen Personen ermöglichen, ihre gesetzlich vorgeschriebene Weiterbildung zu absolvieren. Ein Teil dieser Veranstaltung umfasst Themen im Bereich von 3R, wie zum Beispiel die Präsentation der Beiträge, die für den 3R-Preis eingereicht wurden. Zu den Referenten zählen auch Vertreter des kantonalen Veterinäramtes, was sicherstellt, dass die Mitarbeiter über den aktuellen Stand der Gesetzgebung sowie über die Anliegen der Tierversuchskommission informiert werden.


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Artikel 4 «Wir verpflichten uns, unsere Geschäftspartner vertraglich darauf zu verpflichten, unsere hohen Standards zum Schutz der Tiere einzuhalten, wenn sie für uns Tierstudien durchführen oder uns mit Tieren beliefern.» Partner- und Tochterfirmen Forschungsinstitutionen, welche im Auftrag von Interpharma-Firmen Tierversuche durchführen, sowie Partner- und Tochterfirmen müssen sich vertraglich verpflichten, die vorgegebenen technischen Vorgaben und ethischen Massstäbe einzuhalten.

ILAS (Industrial laboratory animal scientists) Diese internationale Expertengruppe – in der auch Mitgliedsfirmen von Interpharma vertreten sind – beschäftigt sich mit wissenschaftlichen, aktivitätenbezogenen und organisatorischen Themen und Fragen. Ein Schwerpunkt liegt auf den Transporteinrichtungen und deren Qualitätsmanagement im Hinblick auf das Wohlergehen der Tiere. Es wurden Pläne für zukünftige gemeinsame Audits von Flughäfen und Transportdrehkreuzen diskutiert. Die nächste Versammlung ist für diesen Herbst auf dem Gelände einer der Mitgliedsfirmen in der Schweiz geplant. Weltweite Audits Mitgliedsfirmen von Interpharma führen regelmässig Audits mit externen Forschungspartnern auf der ganzen Welt durch. Diese Audits dienen nicht nur dem Zweck der Angleichung von Standards und der Sicherstellung, dass diese eingehalten werden, sondern sie tragen auch zum Ausbau von Kapazitäten und Expertisen in Märkten bei, in denen die Forschung am Tier gesetzlich nur unzureichend oder gar nicht reguliert ist.


• Unter einem Audit bzw. einer Überprüfung im Zusammenhang mit der Charta für den Tierschutz (Charter on Animal Welfare) sind Verfahrensweisen und/oder (Kontroll)-Prozesse zu verstehen, die eingerichtet wurden, um die Einhaltung einer Reihe von Voraussetzungen zu Unterbringung, Pflege und Umgang mit Tieren sicherzustellen, auf die sich die Unterzeichner der Charta verständigt haben. Diese bindenden Auflagen beinhalten als Mindestvoraussetzungen die gesetzlichen Standards zum Tierschutz wie im US-amerikanischen Tierschutzgesetz (US Animal Welfare Act [1966/2007]) niedergelegt, dessen Geltungsbereich auf alle Wirbeltiere ausgeweitet wurde (d.h. AW Act [9 USC §3] und die US Guides for the Care and Use of Laboratory and Agricultural Animals [FASS, 1999]). Die Einhaltung wird überwacht vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium USDA (United States Department of Agriculture) und seiner Unterorganisation APHIS (Animal and Plant Health Inspection Service) sowie der Tierschutzbehörde (Animal Care Agency). (http://www.nal.usda.gov/awic/legislat/usdaleg1.htm) Interpharma Audits: In Ländern, in denen die gesetzlichen Bestimmungen über diese Mindestanforderungen hinausgehen, wird der Mindeststandard entsprechend angepasst.

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Artikel 5 «Wir verpflichten uns, durch strenge interne Auditingsysteme• die Einhaltung der verein­barten Standards zum Tierschutz sicherzustellen.»

Audit Die Mitgliedsfirmen überprüfen in ihren eigenen Forschungsinstitutionen weltweit die Einhaltung definierter Qualitätsstandards jeweils im Rahmen individueller Verfahren. Alle von Firmen geprüften Kriterien sind schriftlich festgehalten und haben globale Gültigkeit.

Was ist ein Audit? Ein Audit ist definiert als eine systematische und unabhängige Untersuchung von Daten, Stellungnahmen, Aufzeichnungen, Vorgängen und Leistungen eines Unternehmens zu einem angegebenen Zweck. In einem AuditVerfahren sichtet der Auditor das ihm zur Verfügung gestellte Material zur Prüfung, Verifizierung und Auswertung und kommt auf dieser Grundlage zu einer Einschätzung, die in einem Audit-Bericht niedergelegt wird. Um die Einhaltung der Standards zum Tierschutz weiter sicherzustellen, hat ein Mitgliedsunternehmen häufige Besuche der Labor- und Tierhaltungseinrichtungen initiiert, ebenso wie häufige informelle Treffen mit Personen, die mit Tierversuchen zu tun haben.


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Artikel 6 «Wir verpflichten uns zu einem firmenübergreifenden und weltweiten Engagement mit dem Ziel, unsere externen Partner im Hinblick auf die Tierschutzstandards und deren Einhaltung einem Audit zu unterziehen.» Gemeinsame Audits Diese Arbeitsgruppe strebt an, bei Züchterfirmen, von denen die Interpharma-Mitgliedsfirmen Tiere beziehen, langfristig gemeinsam Audits vorzunehmen. Die entsprechenden Checklisten und eine gemeinsame Regelung wurden dieses Jahr zum Abschluss gebracht. Die gemeinsamen Audits dienen dem Ziel, bei Forschungspartnern eventuelle Mängel im Tierschutzbereich frühzeitig zu entdecken und partnerschaftlich Verbesserungen zu realisieren. Dieser Austausch soll der optimalen Umsetzung der gesetzlichen Mindestvorgaben dienen und darüber hinausgehende Bemühungen zur Implementierung von 3R verbessern und vereinfachen.


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Artikel 7 «Wir verpflichten uns, neben regelmässigen behördlichen Inspektionen die Entwicklung externer, unabhängiger Programme zu unterstützen, die unsere Standards und Einrichtungen zum Schutz der Tiere weltweit beurteilen.» Besuch von Tierschutzorganisationen  Nachdem das Tierhaltungshaus eines Mitgliedsunternehmens vom organisierten Schweizer Tierschutz besucht worden war, wurde ein konstruktiver Dialog über das Ergebnis und die Implementierung der vorgeschlagenen Verbesserungen geführt. Verschiedene dieser Vorschläge sind in die Praxis umgesetzt worden. Auf Anfrage der Tierschutzorganisation wurde das Tierhaltungsgebäude eines anderen Unternehmensbereichs der gleichen Firma besucht. AAALAC International Mehrere Standorte von InterpharmaMitgliedsfirmen sind AAALAC-zertifiziert und werden durch ein Mitglied des europäischen Verbands (EFPIA) auch im Board of Trustees vertreten. Seit diesem Jahr nimmt auch Interpharma im AAALAC Board of Trustees einen Sitz ein und kann so direkt Einfluss nehmen, um die Förderung von unabhängigen Animal-Welfare-Zertifizierungsprogrammen voranzutreiben. Doch nicht nur unsere Mitgliedsfirmen, sondern vielfach auch deren Partner lassen sich von AAALAC inspizieren und bemühen sich, die verlangten Standards umzusetzen. Dies wiederum bietet eine der Grundlagen für eine gute Zusammenarbeit zwischen den Firmen und für die firmenübergreifende Einhaltung der Tierschutzstandards.

Zusätzlich dazu setzen sich unsere Mitgliedsfirmen mit professionellen Ad-hoc-Consultants ein, Akkreditierungen bei anderen Firmen, Institutionen und Organisationen im Sinne von AAALAC durchzuführen. AAALAC hat mehr als 309 Adhoc-Consultants, die Ausschussmitglieder bei Besuchen vor Ort begleiten und dem Ausschuss gegenüber Empfehlungen aussprechen. Viele dieser Consultants können Expertisen vorweisen, die über den Bereich der herkömmlichen Labortierspezies hinausgehen. Andere wiederum haben Kompetenzen in einem besonderen Fachgebiet wie z.B. in den angewandten Neurowissenschaften, Verhaltenswissenschaften, in Toxikologie, Pharmakologie oder Physiologie. Diese Spezialisten verleihen dem Team, das die Visite vor Ort durchführt, einen weiteren Horizont und verstehen die Kompliziertheiten, wenn es darum geht, Forschungsaufträge mit Tierschutz in Einklang zu bringen.

Was ist AAALAC International? Dies ist eine private nicht staatliche Organisation, die mithilfe freiwilliger Bewertungs- und Akkreditierungsprogramme die humane Behandlung von Tieren in der Wissenschaft fördert. AAALAC International steht für Association for Assessment and Accreditation of Laboratory Animal Care International.


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Artikel 8 «Wir verpflichten uns, bei den Aufsichts­ behörden die Validierung und die Akzeptanz von Methoden zu fördern, welche geeignet sind, Tierstudien zu ersetzen, zu reduzieren oder zu verbessern.» Neue Alternativmethoden Um die Forschung im Bereich von 3R zu unterstützen, ist es wichtig, dass Alternativmethoden der breiten Forschungsgemeinschaft zugänglich gemacht, die Methoden durch einen wissenschaftlichen Austausch optimiert und dann idealerweise von behördlichen Stellen akzeptiert werden. Aufgeführt sind zwei Methoden einer Mitgliedsfirma, die in der Industrie eingesetzt werden und im Berichtsjahr behördlich für den breiten Einsatz anerkannt wurden. � Ersatz des Oxytocin-Bioassays an Hähnen durch einen gentechnisch vermittelten zellulären In-vitroAssay Oxytocin ist ein Hormon, das normalerweise von der Hypophyse im Gehirn gegen Ende der Schwangerschaft freigesetzt wird. Es wirkt auf die glatte Uterusmuskulatur und löst damit die Kontraktion des Uterus während der Wehen aus, um die Austreibung des Kindes unter der Geburt zu erleichtern. Synthetisches Oxytocin (Syntocinon) kommt zum Einsatz, wenn die Geburt eingeleitet werden muss bzw. die Wehen nicht natürlicherweise einsetzen. Synthetisches Oxytocin wird durch die Kopplung und Vernetzung von neun Aminosäuren hergestellt. Die korrekte Aminosäuresequenz und die korrekte Peptidfaltung sind absolut notwendig, damit das synthetische Produkt seine biologische Wirkung entfalten kann. Um sicherzustellen, dass die Kopplung und Faltung korrekt erfolgt sind, muss jede neu synthetisierte Charge des Peptids auf seine biologische Aktivität geprüft werden. Die im Hinblick auf die Reproduzierbarkeit beste Methode zur Testung dieser Aktivität ist die Messung der Blutdrucksenkung bei anästhetisierten Hähnen. Die Zahl der im Jahr einsparbaren Tiere liegt bei etwa 40, da diese In-vivoMethode erfolgreich durch einen zellulären In-vitro-Assay ersetzt werden könnte. Dafür müsste eine Zelllinie verwendet werden, die den humanen Oxytocinrezeptor auf seiner Oberfläche trägt. Nach der Bindung des biologisch aktiven synthetischen Oxytocins wird ein fluoreszierender Farbstoff produziert, der gemessen werden kann.

� Menveo in vitro Relative Potency (IVRP) Assay: nicht tiergestützte Immunogenitätsprüfung eines Impfstoffs Die Impfstoffstärke wird herkömmlicherweise durch ELISA-basierte Methoden (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay) bestimmt, die darauf abzielen, eine spezielle und gleichbleibende Immunreaktion bei Versuchstieren nachzuweisen. Während diese Methoden im Verlauf der Impfstoff­ entwicklung nützlich sein können, um einen Wirkstoffkandidaten zu selektionieren und zu beschreiben, sind ihnen aufgrund ihrer Variabilität und geringen Sensitivität doch Grenzen geboten. Zudem liefern diese Methoden häufig keine hilfreichen Informationen über die Antikörperfunktionalität, die gebraucht wird, um beurteilen zu können, ob die Impfung einen wirksamen Schutz gegen eine Infektion und / oder Erkrankung in vivo (im lebenden Organismus) bietet. In diesem Zusammenhang wurde die Immunogenitätsprüfung bei Menveo, einem Impfstoff gegen Neisseria meningitidis, als unzureichend im Hinblick auf eine gleichbleibende Immunreaktion bewertet (European Medicines Agency [EMA] 2009 Critical Assessment Report). Als wichtigste Unzulänglichkeit der In-vivo-Methode zur Ermittlung der Impfstoffstärke wurde eine schlechte Immunantwort bei der Maus auf die nicht adjuvantierte Impfstoffformulierung festgestellt. Diese hatte eine hohe Variabilität gezeigt und korrelierte nicht mit der Impfstoffdosis. Auf der Grundlage der Hinweise, dass die Tiere die Hauptquelle der Variabilität darstellen und unter Berücksichtigung der speziesspezifischen Besonderheiten von Maus- und Menschimmunreaktion, bot sich für die Implementierung des Impfstoffstärketests eine in vitro Relative Potency (IVRP) Method an. Das Prinzip der neuen Methode beruht auf dem Einsatz von serogruppenspezifischen bakteriziden monoklonalen Antikörpern als strukturelle Gensonden und Konformationssonden zur Testung der Antigenität des Impfstoffs (d.h. der Fähigkeit, die Bildung von Antikörpern zu stimulieren bzw. mit diesen zu reagieren) anstelle der Testung der Immunogenität (d.h. der Fähigkeit einer Substanz, eine Immunreaktion in vivo hervorzurufen).


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Die immunologische Relevanz von durch die monoklonalen Antikörper nachgewiesenen antigenen Determinanten, den Epitopen, zeigt sich an ihrer Fähigkeit zur Vermittlung der Abtötung lebender Bakterien im Rahmen in vitro durchgeführter bakterizider Serum-Antikörper-Assays und anhand ihrer Serogruppenspezifität. Die IVRP-Methode wurde 2010 validiert und als Test für die Qualitätskontrolle für die Chargenfreigabe und die Stabilitätstestung eingeführt, für den Fall, dass bei der Herstellung Veränderungen auftreten. Die EMA akzeptierte die Validierung der Methode und forderte die Festlegung geeigneter Spezifikationen sowie die Anwendung des Assays als Routinetest, bis eine gleichbleibende Qualität innerhalb einer Charge nachgewiesen werden kann. Zudem forderte die EMA von dem Mitgliedsunternehmen, einen eindeutigen Nachweis zu erbringen, dass die IVRP-Methode in der Lage ist, subpotente Impfstoffe von vollpotenten Impfstoffen zu unterscheiden. Auf der Grundlage dieser Daten und Beobachtungen akzeptierte die EMA den Menveo-IVRP-Assay als Ersatz­methode für den In-vivo-Immunogenitätstest. Diese Entscheidung ist für das Wohlergehen der Tiere von Relevanz. Die im Hinblick auf den Tierschutz erreichten Vorteile sind von Relevanz, auch wenn der Assay erst zum Zeitpunkt der Wirkstoffzulassung eingeführt wurde, nachdem viele tierexperimentellen Untersuchungen ausgewertet worden waren, um einen geeigneten Test zur Ermittlung der Impfstoffstärke zu finden. Der Nutzen lässt sich anhand der eingesparten Tiere messen: Für jede Menveo-Charge, die zur Freigabe und auf Laufzeitstabilität geprüft wird, können 150 Tiere eingespart werden. Ausserdem zeigt dieser neue Test eine verbesserte Präzision und Genauigkeit.

Kompetenzzentrum TEDD Organähnliche humane Gewebemodelle sind ein wichtiges Instrument für die Medikamentenentwicklung und zur Beurteilung von Wirkstoffen. Das nationale Kompetenzzentrum TEDD bündelt und transferiert Wissen und Technologien, um die Weiterentwicklung und Anwendung der In-vitro-Zellund -Gewebekultur voranzutreiben. Medikamentenentwicklung und Wirkstoffprüfung können sich nicht länger nur auf konventionelle In-vitro-Tests mit Zellen in Kombination mit Tierversuchen abstützen. Neue Technologien, die Funktion und Struktur von gesunden und kranken Geweben und Organen physiologisch relevanter darstellen, sind im Vormarsch. Diese neuen Technologien sind allerdings noch in einer frühen Entwicklungsphase und nur beschränkt für den Routineeinsatz geeignet. Um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, müssen neue Analyseverfahren entwickelt und die kontrollierte und standardisierte Herstellung der Gewebe, Konservierung, Automatisierung, Routineanwendung sowie die Qualitätskontrolle weiterentwickelt werden. Durch konkrete Forschungsprojekte und Wissenstransfer in einem Netzwerk von Partnern aus verschiedenen Interessengruppen – auch zwei Mitgliedsfirmen von Interpharma – entsteht eine Plattform, die Entwicklung und Anwendung von alternativen Testmethoden für den Routineeinsatz in der Industrie aktiv mitgestaltet. Das nationale Konsortium für Biotechnologie, biotechnet, verstärkt die Zusammenarbeit aller Partner und trägt damit zur Umsetzung der Ergebnisse bei.


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Artikel 9 «Wir verpflichten uns, unseren Beitrag zu einem stetigen, offenen und konstruktiven Dialog über Tierversuche und Tierschutz zu leisten – einerseits mit der Öffentlichkeit im Allgemeinen und anderseits mit den Behörden, politischen Entscheidungsträgern und anderen interessierten Kreisen.» Beitrag am BVET zur Ausbildung neuer Mitglieder der kantonalen Tierversuchskommissionen Im März dieses Jahres fand am BVET in Bern eine Veranstaltung zur Ausbildung neuer Mitglieder der kantonalen Tierversuchskommissionen statt. Diese Ausbildungsveranstaltung soll die neuen Mitglieder bei der Beurteilung von Tierversuchsanträgen unterstützen. Die Vertreterin einer Mitgliedsfirma hat einen Beitrag über Tierschutz und Tierversuche der entsprechenden Firma gegeben. Die Behördenvertreter schätzen explizit die Bemühungen in der Pharmaindustrie für die Umsetzung der 3R sowie die Transparenz im Bereich Tierversuche.

Medizin und Tierversuche Das Modul «Medizin und Tierversuche» fand auch dieses Jahr wieder für Medizinstudenten im 3. Studienjahr bei einem Mitgliedsunternehmen in der Schweiz in Zusammenarbeit mit der medizinischen Fakultät der Universität Basel und dem Vizepräsidenten der kantonalen Tierversuchskommission statt. Die Studenten erhielten Einblicke in die gesetzlich erforderlichen Rahmenbedingungen zur Durchführung von Tierversuchen in der Schweiz, indem sie die Tierhaltungseinrichtungen besuchten und einen Tag in einem Forschungslabor verbrachten. Die Beurteilung durch die Studenten fiel auch dieses Jahr wieder positiv aus. Sie fanden Anerkennung für die offene Informationspolitik und die Möglichkeit, sich einen objektiven Eindruck durch wertvolle Einblicke in den Umgang (Haltung und Einsatz im Versuch) mit Versuchstieren zu verschaffen.

Prof. Dr. Rolf Zeller von der Basel Declaration Society und Wendy Jarrett von Understanding Animal Research auf der Konferenz in London im Juli 2013.


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Basler Deklaration: Konferenz «Transparenz bei Forschung mit Tieren» Vertrauen, Transparenz und Kommunikation bei Tierversuchen fördern. Mit der Basler Deklaration bekennen sich mittlerweile über 2 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 53 Ländern zu diesem Ziel. Eine Tagung in London zeigt das internationale Interesse an diesem Thema. Die internationale Tagung in London vom Juli 2013 hatte zum Ziel, die Transparenz bei der Forschung mit Tieren und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu fördern. Zahlreiche Vertreter von Akademie und Forschung, Patienten- und Tierschutzorganisationen, Industrie und Medien trugen aktiv zum Dialog zwischen den verschiedenen Stakeholdern bei. Dabei war eines sehr schnell klar: Die Forderung nach mehr Transparenz stösst allseitig auf Zuspruch. Organisiert wurde die Veranstal­tung von der Basel Declaration Society und Understanding Animal Research (UAR); finanzielle Unterstützung für die Durch­führung des Kongresses erhielten die Organisatoren unter anderem von zwei Mitgliedsfirmen und Interpharma. Aktivitäten ausbauen – Ausbildung fördern Die Veranstalter unterstreichen, dass «zukünftige Aktivitäten sich auf die Bereiche Ausbildung, Politik und Öffentlichkeit gleichermassen beziehen müssen, um die biomedizinische Forschung weiter auf hohem Niveau garantieren zu können». Die Qualität der Aus- und Weiterbildung von Personal oder ForscherInnen, die mit Versuchstieren arbeiten, ist weltweit sehr unterschiedlich. Deshalb fördert die Basel Declaration Society mit einem jährlichen Award die Harmonisierung von Qualitätsstandards beim Umgang mit Versuchstieren. Die jungen ForscherInnen werden als Preisträger in die Schweiz eingeladen und erhalten eine praktische Ausbildung in Labortierkunde an der Universität Zürich. Das gibt ihnen das Rüstzeug, um die qualitativ hochstehenden ethischen und wissenschaftlichen Standards in allen Belangen rund um Tierversuche nach dem 3R-Prinzip auch an der Heimatuniversität umzusetzen.

Öffentlichkeit schaffen – Qualität der Informationen verbessern Im Zuge der Transparenzdiskussion um das Thema Forschung mit Tieren stand die Qualität der Studieninformationen im Mittelpunkt. Vertreter von wissenschaftlichen Zeitschriften setzen sich für eine qualitativ hochwertige Informationsweitergabe von Studienergebnissen ein. Das erfordert von den ForscherInnen, die ihre Arbeit veröffentlicht sehen wollen, die Einhaltung von gewissen Standards im Bereich Studiendesign, -durchführung und -analyse. Die ARRIVE Guide­lines (Animal Research: Reporting of In Vivo Experiments) des nationalen britischen 3R-Centers (NC3Rs) beinhalten eine entsprechende Checkliste. Mittlerweile richten sich über 300 internationale Wissenschaftsjournale nach diesen Richtlinien. Ziel ist es, dass die Daten aus Tierversuchen besser nachvollziehbar, evaluierbar und für nachfolgende Studien verwertbar sind. Dialog pflegen – Zusammenarbeit ausbauen Die Veranstaltung mit den verschiedenen Interessengruppen in London markiert die Bereitschaft, den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit zur Forschung mit Tieren aktiv und offen zu führen. Die länderübergreifende Zusammenarbeit der Basel Declaration Society und UAR zeigt das internationale Potenzial in diesem Bereich. Zum einen kann das Verständnis für die biomedizinische Forschung mit Tieren durch das Aufzeigen von Erfolgen, aber auch Grenzen gefördert werden. Zum anderen sollen ethische Richtlinien und die Ausbildungsförderung die Standards im Umgang mit Versuchstieren weltweit auf hohem Niveau harmonisieren.


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Schweizer Tierschutz Seit gut zwei Jahren steht Interpharma in einem Dialog mit dem Schweizer Tierschutz (STS). Zudem sind die Organisationen Animalfree Research und der Zürcher Tierschutz dem Dialog beigetreten. Die regelmässigen Treffen dienen dem gegenseitigen Verständnis und dem Zugang zu Fragen des Tierschutzes sowie der Erörterung von fachlichen Fragen zu Tierversuchen und zum Schutz der Labor ­tiere.

Arbeitsgruppen EFPIA und ICLAS Eine Vertreterin einer Interpharma-Mitgliedsfirma leitet die Europäische IndustrieArbeitsgruppe für Tierschutz beim Brüsseler Dachverband EFPIA. In diesem Zusammenhang übernimmt sie ebenfalls einen Sitz in der Ethikgruppe von ICLAS, dem International Council for Laboratory Animal Science. Mit einem internationalen Netzwerk an Forschern / -innen, Universitäten und Instituten versucht ICLAS, weltweit durch ethische Richtlinien den Standard in der Versuchstierkunde zu verbessern. Schliessen der transatlantischen Lücke Seit Ende 2012 ist ein Vertreter eines Mitgliedsunternehmens von Interpharma nun auch Mitglied des Ausschusses des Institute for Laboratory Animal Research der National Academies in den USA. Dieses Gremium ist verantwortlich für den «ILAR Guide», das amerikanische Leitregelwerk für Unterbringung, Haltung und Behandlung von Versuchstieren. Mit dieser Vertretung will Interpharma sicherstellen, dass die in der Schweiz und in Europa geführten Debatten auch in den USA Gehör finden.


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Artikel 10 «Wir verpflichten uns, jährlich über die im Rahmen dieser Charta erzielten Fortschritte Bericht zu erstatten.» Dritter Jahresbericht Der Jahresbericht 2013 ist der dritte Bericht seit dem Verabschieden der Tierschutzcharta im Jahre 2010. Die Arbeitsgruppe für Tierschutz des europäischen Verbands hat sich dazu entschlossen, nach diesem Beispiel ebenfalls einen Bericht zum aktuellen Stand der Tierschutzstandards­ auf europäischer Ebene zu verfassen. Bestellung und Anregungen an info@interpharma.ch

Zahlreiche Vertreter von Akademie und Forschung, Patienten- und Tierschutzorganisationen, Industrie und Medien trugen aktiv zum Dialog zwischen den verschiedenen Stakeholdern bei.

Animal Welfare Report 2014 Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz

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Linksammlung der erwähnten Institutionen Animalfree Research www.animalfree-research.org

Kompetenzzentrum TEDD www.project.zhaw.ch/de/science/tedd/vision

Animal Testing Perspectives animaltestingperspectives.org

National Center of the Replacement, Refinement & Reduction of Animals in Research www.nc3rs.org.uk

Association for Assessment and Accreditation of Laboratory Animal Care International – AAALAC www.aaalac.org

Schweizer Tierschutz STS www.tierschutz.com

Basel Declaration www.basel-declaration.org

Stiftung 3R www.forschung3r.ch

European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations – EFPIA www.efpia.eu

Understanding Animal Research www.understandinganimalresearch.org.uk

European Partnership for Alternative Approaches to Animal Testing – EPAA ec.europa.eu/enterprise/epaa International Council for Laboratory Animal Science iclas.org International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use – ICH www.ich.org Johns Hopkins University Center for Alternatives to Animal Testing – CAAT caat.jhsph.edu

vtk online www.vtk-online.de Zürcher Tierschutz www.zuerchertierschutz.ch


Impressum 3. Auflage, herausgegeben 2013 von Interpharma Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz Petersgraben 35 Postfach 4003 Basel Telefon +41 (0)61 264 34 00 E-Mail info@interpharma.ch Redaktionsteam Interpharma: Sara Käch, Carolin Lorber, Markus Schmutz Disponible en traduction française Available in English © Interpharma, 2013 Basel Abdruck mit Quellenangabe erwünscht


Interpharma Petersgraben 35, Postfach CH-4003 Basel Telefon +41 (0)61 264 34 00 Telefax +41 (0)61 264 34 01 info@interpharma.ch www.interpharma.ch


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