Intro #227

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ANTILOPEN GANG  GAZELLE TWIN  MOUSE ON MARS  PHARRELL WILLIAMS  MOMMY

# 227 November 2014 Gratis www.intro.de

GEGEN DEN TAG

VON SPAR


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smart fortwo coupé 52 kW ² Kaufpreis³ Leasing-Sonderzahlung Gesamtkreditbetrag Gesamtbetrag Sollzins gebunden p. a. Effektiver Jahreszins Laufzeit Gesamtlaufleistung Monatliche Rate Leasing Monatlicher Beitrag smart Wartungs-Paket4 smart Garantie-Paket5 Monatliche Gesamtrate „All-in-Leasing“ 6

10.895,00 € 2.359,02 € 10.895,00 € 5.383,38 € – 0,31 % – 0,31 % 36 Monate 30.000 km 84,01 € 14,99 € 0,00 €

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² Die Verbrauchswerte beziehen sich auf den zur Verkaufsfreigabe (31.07.2014) verfügbaren Motor (52 kW). Kraftstoffverbrauch: 4,9 l/100 km (innerorts), 3,7 l/100 km (außerorts), 4,1 l/100 km (kombiniert), CO2-Emissionen (kombiniert): 93 g/km. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO 2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH (www.dat.de) unentgeltlich erhältlich ist. Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart


JETZT

JETZT #227 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, es war eine denkwürdige Redaktionssitzung, die Von Spar zur Cover-Band kürte. Wo sonst unklare Mehrheitsverhältnisse regieren und Redakteure mit abgebrochenen Flaschenhälsen drohen, wenn ihr Lieblingsact XY nicht das Rennen zu machen scheint, herrschte anlässlich des vierten Von-Spar-Albums kristallklarer, fast verdächtiger Konsens. Ja, genau, die Typen wollen wir. Nicht, weil die Band wie wir aus Köln ist, sondern obwohl sie es ist. Vielleicht liegt es am sauber dekonstruierten, neu zusammengesetzten und ätherisch verrätselten Stilmix, dass das Quartett unser aller Nerv getroffen hat. Immerhin lässt »Streetlife« stellenweise fünf Jahrzehnte Popmusik gleichzeitig anklingen. Ein Album wie ein warmer Referenz-Schauer – und gleichzeitig so eigen. Ein Grund, weshalb Wolfgang Frömbergs Interview mit der Band ab Seite 44 sich so sehr um das Gestern, Heute und Morgen der Popgeschichte dreht. Das Morgen spielt derzeit auch hinter den Kulissen dieses Hochglanz-Magazins eine gewisse Rolle. Ab morgen wird hier nämlich ein kleines Mosaiksteinchen fehlen: ich. Nach 105 Intro-Heften habe ich beschlossen, der Billardkugel, die ich Leben nenne, mal eine andere Stoßrichtung zu verpassen. Was bis zu diesen Zeilen, glaube ich, keiner gemerkt hat: Als finalen Gag habe ich so gekündigt, dass ich Intro exakt einen Tag vor meinem zehnjährigen Dienstjubiläum verlasse. Mehr Comic relief war in dieser ansonsten traurigen Angelegenheit allerdings nicht drin. Ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern für Feedback, Kritik oder Lob, die mir oder meinen Texten im letzten Jahrzehnt zuteil wurden. Damit das nicht abreißt: Ich bin bei Facebook natürlich der Felix Scharlau, der nicht das Logo des FC Schalke als Profilbild führt. Macht es gut, war toll mit euch. Vielleicht liest man sich bald an anderer Stelle wieder. Ich weiß es selbst noch nicht genau. Erst mal mit Fiete auf den Spieli.

Foto: Marina Weigl

Liebe Grüße aus der Redaktion, Felix Scharlau P.S.: Unseren Abonnenten haben wir ein Gratis-Download-Code für Von Spars Album »Streetlife« beigelegt. Happyhappy.

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INHALT

GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

009 Lena Dunham: Habe Buch

023 Foo Fighters: Unterwegs auf den »Sonic Highways«

010 Motörhead: Metal zur See

024 Wer zum Teufel ist eigentlich: Gereon Klug

012 Lady Gaga: Haben Sie eine DM-Bonus-Card, Frau Gaga?

026 Lily & Madeleine: Folk-Sucht

014 Vorher / Nachher: Death From Above 1979

028 DJ Koze: Die Katze in dir

016 Intro Intim: Hamburg brennt

030 Introducing: Mit Zebra Katz, Say Lou Lou und Attaque

018 Johnny Depp: Ein Kostüm wie ein Schweizer Messer

032 Auftakt mit Die Fantastischen Vier, ... Trail Of Dead, Fritz Kalkbrenner, Sound Poets, Egon Forever, We Are Shining und vielen mehr

020 Mein Song und seine Geschichte: Stereo MC’s »Connected«

044 Titelgeschichte: Von Spar 050 Gazelle Twin: Techno-Gnom 052 Farin Urlaub: Macht kaputt, was euch kaputt macht 054 Mouse On Mars: Techno-Archivare 058 Ben Howard: Sonnyboy im Herbst 060 Cover-Welten: Kameras 062 Stars: Keine Lieder über Liebe 005 Impressum 006 Dein Intro 007 Aboseite 130 Katz & Goldt / Demnächst

064 Antilopen Gang: Zufrieden unzufrieden 066 T V On The Radio: Außerhalb von allem 070 Thurston Moore: Nach dem Noise 076 Modestrecke: Regeneration


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IMPRESSUM VERLAG

Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER Matthias Hörstmann CHEFREDAKTEUR Daniel Koch (V.i.S.d.P.) STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR & TEXTCHEF Felix Scharlau ARTDIRECTOR Holger Risse PROJEKTLEITUNG Martin Lippert REDAKTION Wolfgang Frömberg, Christian Steinbrink (Rezensionen), Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel & Jenny Weser (Mode), Frederike Wetzels (Foto)

LIVE-REDAKTION Carsten Schumacher, Julia Brummert, Thomas Lorber LAYOUT Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber ONLINE- & NEWS-REDAKTION (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg

TERMINREDAKTION termine@intro.de TEXTE Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Kristof Beuthner, Jan

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

Bojaryn, Dana Bönisch, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Franz Joachim Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Lars Fleischmann, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Mihaela Gladovic, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Julian Gupta, Markus Hablizel, Karol Herrmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Christian Ihle, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Matthias Korte, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Konstantin Maier, Christian Meyer, Oliver Minck, Nadja Neqqache, Denise Oemcke, Katja Peglow, Kerstin Petermann, Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Philipp Rhenius, Henje Richter, Martin Riemann, Benedikt Ruess, Thorsten Schaar, Simone Schlosser, Katharina Schmidt, Andreas Schnell, Nina Scholz, David Schumann, Frank Schuster, Michael Schütz, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Nisaar Ulama, Daniel Voigt, Benjamin Walter, Jan Wehn, Liz Weidinger, Michael Weiland, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Anke van de Weyer, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth

FOTOS

Mustafah Abdulaziz, Tim Bruening, Dennis Dirksen, Dana Distortion, Patric Fouad, Robin Hinsch, Peter Kaaden, Renaud Monfourny, Katharina Poblotzki, Marina Weigl, Yelda Yilmaz, Getty Images und Pressebildfreigaben

COVERFOTO Marina Weigl PERSONAL & ORGANISATION Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PRAKTIKANTINNEN Carlotta Eisele, Valentin Erning, Pia Grote, Elisabeth Haefs, Fiete Oberkalkofen, Tabea Debora Pringal, Selina Sutter, Stefanie Thomas, Sermin Usta

080 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben

VERTRIEB Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich ABO Eva Sieger, Florian Schuster (abo@intro.de) BRANDMANAGEMENT Eike Wohlgemuth PUBLIC & MEDIA RELATION Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net),

083 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen

ANZEIGEN & ADMINISTRATION Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12,

083 Charts: Unsere & eure Lieblinge

Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster , Sonja Reitemeier

079 Cover des Monats: Wallace Vanborn »The Orb We Absorb«

084 Neue Platten: Musik & Hörspiele 104 Heimspiel: Neue Demos & deine Band 106 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 114 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 116 Steil: Jacken-Special 118 Steil: Interview mit Pharrell Williams 120 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

Michael Gwiozdzik

DIRECTOR MARKETING & SALES Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MARKETING & SALES Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 403 670 511 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 403 670 520 (Marken, Media, Musik)

AKTUELLE ANZEIGENPREISLISTE Mediadaten 2014 (Nr. 24 aus 10/13) BANKVERBINDUNG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 TERMINE Nr. 228 / Dezember 2014 / Januar 2015. Redaktionsschluss: 31.10.2014; Termin- & Anzeigenschluss: 07.11.2014; Druckunterlagenschluss: 11.11.2014; Erscheinungstermin: 24.11.2014

INTRO IM NETZ

DRUCK Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-GEPRÜFTE AUFLAGE & VERBREITUNG II. Quartal 2014 Druckauflage:

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124.141 / verbreitete Auflage: 120.688 (Durchschnittszahlen) Erhältlich an 1.524 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Proud Member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.de


MITARBEITERIN DES MONATS SERMIN USTA Die Dame aus Frankenberg/Eder hat unser Berliner Büro dermaßen bereichert, dass wir uns fragen, wie der Festivalguide und Intro jetzt ohne sie auskommen werden. Festival-Dokumentationen moderierte Sermin ebenso souverän, wie sie für uns Slash oder Cro interviewte oder mal eben Philipp Poisel samt Crew unter den Tisch feierte, um am nächsten Morgen wieder pünktlich auf der Matte zu stehen. Aber es ist ja nicht alles immer Musik: Vor der Zeit bei uns studierte sie Politikwissenschaften in Mainz, war Mitbegründerin des hochpolitischen »FICKO – Magazin für gute Sachen. Und gegen schlechte« und organisierte Demos gegen Sarrazin. Vielleicht also jetzt wieder was mit Politik? Wir sind gespannt!

DEIN INTRO FEEDBACK Betreff: Neu auf Blu-ray & DVD Schon peinlich, wenn der Rezensent der Pasolini-DVD »Salò oder die 120 Tage« mit keinem Wort erwähnt, dass diese DVD den Film noch 34 Jahre nach seiner Uraufführung in einer um 24 Minuten gekürzten Fassung präsentiert, obwohl 2005 eine ungekürzte Fassung in der Reihe »Kino Kontrovers« in Deutschland herausgekommen ist. Wolfgang Stein In der Tat beschränkt sich die neue Veröffentlichung auf die 93-minütige Fassung. Wer den Film in seiner vollen Länge von 117 Minuten sehen möchte, sollte unbedingt auf die DVD aus der Reihe »Kino Kontrovers« zurückgreifen.

MEIN STAR

MEIN TIER

Das norwegische Trænafestivalen ist eines der schönsten Festivals der Welt. Und es ist so intim, dass man leicht mit seinen Stars abhängen kann – die können nämlich so schnell gar nicht runter von dem Eiland. Glück hatte dieses Jahr Lorenz aus Friedrichshafen mit Erlend Øye.

Der bayrische Beagle Lutzi beißt beherzt in ein Intro. Dabei steht die Viereinhalbjährige normalerweise eher auf Weißwurst, am liebsten früh morgens. In ihrer Freizeit hört die Hündin von Matthias gerne Alabama Shakes und versteckt Schuhe.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei einem Abdruck gibt es das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.de

Schlagzeilen des Monats +++ George W. Bush zum US-Präsidenten wiedergewählt +++ Palästinenser-Präsident Jassir Arafat stirbt im Alter von 75 Jahren +++ Schlagzeilen des Monats +++ George W. Bush zum US-Präsi

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UND WO WARST DU?

IM NOVEMBER 2004 INTRO #122

COVERGESCHICHTE The Polyphonic Spree waren Anfang der Nuller nicht nur eine gute Band, das 24-köpfige Kollektiv war auch der Albtraum jedes Grafikers, der normalerweise schon jammert, wenn mehr als drei Leute auf das Cover-Foto sollen. Im Ergebnis braucht man für die #122 eine Lupe, um was zu sehen.

STORYS Kissogram, Manic

Street Preachers, James Last, Nancy Sinatra, Kings Of Leon und Jimmy Eat World

WICHTIGE ALBEN Sid Le Rock »Written In Lipstick«, Ian Brown »Solarized«, The Delgados »Universal Audio«, Social Distortion »Sex, Love And Rock’n’Roll«

PLATTEN VOR GERICHT

Sieger: Tom Waits »Real Gone«; Letzte: Roni Size »Return To V«

BESONDERE VORKOMMNISSE: Die Nationalismus-De-

batte um die Band Mia. bestimmt Intros Leserbrief-Seite. Ebony Prince von Brothers Keepers beklagt dort den Intro-Diss gegen Mia., die im Zuge ihres zweifelsfrei deutschtümelnden Songs »Was es ist« zuvor ins Abseits geraten waren. Intro verwehrt sich gegen die Kritik an der Kritik. Zitat: »Den Applaus dafür, den müsst ihr nicht auch noch bei uns einklagen. Es gibt doch genug andere LifestyleMags und andere Patrioten, die darauf gut können.«


006 ELISABETHHAEFS, STUDENTIN AUS ESSEN

»ICH LESE INTRO, WEIL DIE MIR IMMER RECHT GEBEN.«

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10 × INTRO, 1 × FESTIVALGUIDE UND EINE PRÄMIE VON SEITE 33. FÜR NUR 30,– EURO.* *Abo-Preise: Inland € 30 (inkl. Prämie), Ausland € 35 (exkl. Prämie), Ausland € 42 (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, keine automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.

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GESTERN

MIGHTY OAKS LIVE: ZEBRA KATZ, SAY LOU LOU, ATTAQUE DJ: TEAM RECORDER

SUPPORT: CHARLIE CUNNINGHAM 10.11.\KÖLN \LIVE MUSIC HALL (SOLD OUT) 11.11.\HANNOVER \CAPITOL 12.11.\LEIPZIG \WERK 2 13.11.\BERLIN \COLUMBIAHALLE (VERLEGT AUS ASTRA KULTURHAUS) 22.11.\HAMBURG \DOCKS (SOLD OUT) 06.12.\DORTMUND \KONZERTHAUS 07.12.\HEIDELBERG \HALLE 2 09.12.\STUTTGART \LKA LONGHORN

10.12.\FREIBURG \JAZZHAUS 11.12.\BERN \BIERHUEBLI 15.12.\ZÜRICH \KOMPLEX 457 16.12.\MÜNCHEN \TONHALLE 18.12.\WIEN \FLEX 19.12.\GRAZ \PPC 20.12.\HAMBURG \DOCKS (ZUSATZSHOW) 21.12.\KÖLN \LIVE MUSIC HALL (ZUSATZSHOW)

CHLOE CHARLES

KIESZA

28.10.\TÜBINGEN \SUDHAUS 29.10.\ERLANGEN \E-WERK 30.10.\LEIPZIG \WERK 2 10.11.\BONN \HARMONIE 12.11.\HAMBURG \NOCHTSPEICHER

KELELA

SUPPORT: TOTAL FREEDOM, JOEY HANSON, DAN BODAN 01.11.\BERLIN \BERGHAIN KANTINE

THE KNIFE

03.11.\BERLIN \ARENA

GLASS ANIMALS

04.11.\FRANKFURT \NACHTLEBEN 10.11.\HAMBURG \NOCHTSPEICHER 11.11.\KÖLN \STUDIO 672 22.11.\LEIPZIG \AUDIO INVASION 24.11.\MÜNCHEN \MILLA

CHET FAKER

SUPPORT: IBEYI 10.11.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS (SOLD OUT)

ZOLA JESUS

23.11. BERLIN, BI NUU 24.11. HAMBURG, UEBEL & GEFÄHRLICH

SUPPORT: BLACK ASTEROID* 10.11.\KÖLN \GEBÄUDE 9* 11.11.\BERLIN \CERTAIN PEOPLE AT BERGHAIN 12.11.\HAMBURG \UEBEL&GEFÄHRLICH* 13.11.\FRANKFURT \ZOOM*

CLEAN BANDIT

10.11.\BERLIN \SCHWUZ 11.11.\HAMBURG \GRÜNSPAN 15.11.\KÖLN \KANTINE 16.11.\MÜNCHEN \AMPERE

THE MAJORITY SAYS 10.11.\BERLIN \GRÜNER SALON

11.11.\BERLIN \GRETCHEN 12.11.\KÖLN \BÜRGERHAUS STOLLWERCK

NIGHTMARES ON WAX 13.11.\MÜNCHEN \AMPERE 14.11.\KÖLN \CLUB BAHNHOF EHRENFELD 15.11.\BERLIN \GRETCHEN 16.11.\HAMBURG \MOJO

JUNGLE

17.11.\BERLIN \POSTBAHNHOF

SON LUX

SUPPORT: WHITE HINTERLAND 23.11.\HAMBURG \NOCHTSPEICHER 24.11.\BERLIN \SCHWUZ 25.11.\KÖLN \GEBÄUDE 9 29.11.\MÜNCHEN \PULS FESTIVAL

TEMPLES

24.11.\BERLIN \LIDO

BAHAMAS

26.11.\BERLIN \PRIVATCLUB

ZOOT WOMAN

17.01.\HANNOVER \MUSIKZENTRUM 18.01.\HAMBURG \ÜBEL&GEFÄHRLICH 19.01.\BERLIN \LIDO 22.01.\DRESDEN \BEATPOL 23.01.\LEIPZIG \TÄUBCHENTHAL 27.01.\MÜNCHEN \STROM 30.01.\FREIBURG \JAZZHAUS 31.01.\FRANKFURT \ZOOM 01.02.\ERLANGEN \E-WERK 02.02.\STUTTGART \CLUBCANN 03.02.\KÖLN \CLUB BAHNHOF EHRENFELD

JESSIE WARE

02.02.\MÜNCHEN \AMPERE 03.02.\HAMBURG \MOJO 06.02.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS

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GESTERN

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GESTERN WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

— Lena Dunham, »The View«, ABC, 30. September 2014, 11:23 Uhr: Am Tag der Veröffentlichung ihrer Essaysammlung »Not That Kind Of Girl« trat »Girls«-Erfinderin Lena Dunham in mehreren Shows auf. Sie klärte über Hintergründe der autobiografisch gefärbten Geschichten auf, gab aber auch Zukunftspläne preis. So plant sie eine Verfilmung von Karen Cushmans Jugend­ roman »Catherine, Called Birdy«. Foto: Lou Rocco / Getty Images


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— Motörboat, Karibik, 23. September 2014, 14:22 Uhr: Ein von Motörhead geentertes und bespieltes Motörboat – ein bierfeuchter Traum für jeden Motörhead­banger. Wörd! Der nachmittägliche PoolWahnsinn wurde dann auch noch festgehalten von einer Fotografin, die selbst wie ein guter Motörhead-Song heißt. Foto: Dana Distortion


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— Lady Gaga, Köln, dm Markt Rudolfplatz, 6. Oktober 2014, 13:56 Uhr: Wer kennt sie nicht, die Szene aus »Nackte Kanone«, in der Sgt. Frank Drebin ruft: »Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts, aber auch gar nichts zu sehen!«, während hinter ihm ­farbenfroh eine Fabrik explodiert. Hier gibt es auch nichts zu sehen. Nur eben Lady Gaga, die bei dm Nagellack, Mascara und SodbrennenBlocker kauft. Foto: Patric Fouad


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— Vorher / Nachher: Death From Above 1979, Hamburg, Hafenklang, 12. Oktober 2014 Fotos: Dennis Dirksen


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— AnnenMayKantereit, SuperIntim, Superbude, Reeperbahn Festival, 19. September 2014, 14:23 Uhr: Die junge Band aus Köln eröffnete unsere kleine Konzertreihe im Rahmen des Reeperbahn Festivals – und hinterließ vor Staunen ausgerenkte Kiefer. Kommt diese weise und zugleich wilde Stimme wirklich aus diesem süßen Typen? Ja! Um diese Feststellung mit einem ihrer Songtitel zu kommentieren: »Schon krass«. Foto: Yelda Yilmaz


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GESTERN

— Johnny-Depp-Lookalike, Comic Con, New York, Jacob Javitz Center, 12. Oktober 2014, 16:00 Uhr: Es gibt schlechte Kostüme, es gibt gute Kostüme, und es gibt das hier: Ein ­Kostüm, das alle Filmrollen von J­ ohnny Depp in sich vereint. Wir ziehen unseren Hut. Foto: Daniel Zuchnik / Getty Images


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GESTERN

MEIN SONG UND SEINE GESCHICHTE

STEREO MC’S »CONNECTED« »Connected« der Londoner Stereo MC’s war nicht ihr erster großer Erfolg. Immerhin war schon dem zweiten Album etwas Außergewöhnliches gelungen: Die Single »Elevate My Mind« schaffte es 1990 als erste britische HipHop-Single in die US-Charts. Den großen Durchbruch aber brachte »Connected«. Kaum ein Radiohörer, der 1992 daran vorbeikam. Frontmann Rob B erinnert sich.

»

Der Song ›Connected‹ war eine harte Nuss. Es hat uns viel Arbeit gekostet, ihn fertigzukriegen. Nick Hallam und ich lebten damals in Battersea, Südlondon. Unser Plattenspieler befand sich am Fenster, sodass wir direkt auf den Lavender Hill schauen konnten, während wir Musik machten. Ich stand damals immer so gegen elf Uhr morgens auf und legte, noch bevor ich mich anzog, irgendeine Platte auf, trank Tee und rauchte eine Zigarette. An genau so einem Morgen zog ich völlig willkürlich ein Jimmy-›Bo‹-Horne-Album aus dem Schrank. Versehentlich ließ ich die Nadel auf die Platte fallen und erwischte dabei eine winzige Stelle, die sich genau zwischen dem Ende eines Horns und dem Beginn des Gesangs befand. Es war eine dieser Stellen, die du möglicherweise gar nicht wahrnimmst, wenn du einen Song im Ganzen hörst. Aber weil die Nadel genau an diesem Punkt landete, sprang mich dieser Moment förmlich an. Ich dachte: ›Was ist das denn?‹ und drehte die Platte zurück. Ich musste eine Weile suchen, bis ich die Stelle wiederfand, und loopte sie sofort. Die Länge des Loops, das wir schließlich für das Sample nutzten, ist sehr kurz, reicht vielleicht für einen Beat auf der Bassdrum und einen auf der Snaredrum, das war’s schon. Wenn wir so einen Loop gefunden hatten, ließen wir ihn damals den ganzen Tag laufen, um zu sehen, was uns dazu einfiel. Als wäre er eine Leinwand, auf die man Farbe spritzt. Während wir das machten, fiel mein Blick auf ein anderes Plattencover, auf dem irgendetwas mit ›connected‹ stand. Ich dachte: ›Connected! Das ist ein guter Titel!‹ Also hatten wir einen Refrain und das Grundgerüst des Songs – aber keinen Einfall, was mit dem Rest passieren sollte. Egal, was mir einfiel, Nick winkte immer nur ab, also verlor ich fast die Geduld mit dem

Song. Erst die Krawalle in Los Angeles nach dem Rodney-King-Zwischenfall brachten mich in die richtige Richtung. Was da passierte, war nicht in Ordnung und führte zu dem Text. Als der Song dann endlich fertig war, wusste Nick sofort, dass er die Single werden sollte. Im Gegensatz zu der Marketingabteilung, die sich nicht vorstellen konnte, wer das Publikum dafür sein sollte. Aber wir wussten, dass wir alle erreichen wollten: die Indie- und die HipHop-Kids. Zuvor waren wir auch schon immer gut dafür gewesen, Reaktionen beim Publikum hervorzurufen, sowohl gute als auch extrem feindselige. Wir wurden schon mit allem möglichen Scheiß beworfen, vor allem natürlich von HipHopPuristen. Entsprechend abgebrüht waren wir. Umso schöner gestaltete es sich, mit den Happy Mondays auf eine göttliche Tour gehen zu können. Als es mit ›Connected‹ dann richtig losging, schien es, als würde das Unvorstellbare wahr werden. All das, wovon ich als 12-jähriger Musikfan geträumt hatte, ging plötzlich in Erfüllung: Das Publikum sang unseren Song schon, bevor wir auf der Bühne waren. Ein unglaubliches Gefühl. Das Beste, was mir je passiert ist.« Aufgezeichnet von Martin Riemann — STEREO MC’S »COLLECTED (LIMITED EDITION BOXSET)« (UNIVERSAL) — AUF TOUR VOM 01. BIS 21.11.

Stereo MC’s »Connected« Ah ah ah ah Something ain’t right I’m gonna get myself connected I ain’t gonna go blind For the light which is reflected I see thru you Ya dirty tricks Ya make me sick I see thru you I’m gonna do it again Oh! I’m gonna do it again Gotta do right ‘cause something ain’t right Gotta do right Come on If you make sure you’re connected The writing’s on the wall But if your mind’s neglected Stumble you might fall Ain’t gonna go blind I see thru you I’m gonna get myself connected I ain’t gonna go blind For the light that is reflected …

Rodney King Der schwarze Rodney King (1965-2012) wurde am 03.03.1992 bei einer Verkehrskontrolle in Los Angeles von vier Polizisten schwer misshandelt. Ein Anwohner filmte die Tat. Als die vier nicht-schwarzen Polizisten wenig später von einer überwiegend weißen Jury freigesprochen wurden, kam es zu tagelangen Unruhen in der Stadt, die eine Milliarde Dollar Schaden verursachten. Wenig später verurteilte ein Berufungsgericht die Polizisten zu einer Gefängnisstrafe.


ABSOLUTE CAMOUFLAGE | Introducing the GD-120CM-5ER

g-shock.de


Von Spar Streetlife New album & tour 24.11.14 – Jena, Café Wagner 25.11.14 – Berlin, Kantine Berghain 26.11.14 – Chemnitz, Atomino 27.11.14 – Leipzig, Conne Island 28.11.14 – Hamburg, Pudel 29.11.14 – Köln, WEEK-END Fest Presented by Intro, Byte.FM, Jungle World, Testcard & Digital in Berlin CD / LP (incl. CD & DL) available at shop.italic.de Chain Of Command Breaking Formation Hearts Fear V.S.O.P Ahnherr der Schwätzer Try Though We Might Duvet Days One Human Minute P&C 2014 ITALIC. All rights reserved. ITA 100. LC 00728. GEMA. Made in EU. Distributed by Kompakt & Rough Trade. ITALIC recordings P. O. Box 55 02 55 10372 Berlin, Germany italic.de vonspar.net 880918220222

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HEUTE WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

— Foo Fighters Für die HBO-Serie »Sonic Highways«, die am 10. November startet, bereiste Dave Grohl mit Band acht Städte und historische Studios, besoff sich an deren Aura, jammte mit den lokalen Helden – und kam letzten Endes mit acht etwas überinspirierten Songs nach Hause. Größer, cleverer und geschichtsbewusster kann man ein Rockalbum nicht aufziehen. Hier sitzt er gerade in der Rancho De La Luna in Joshua Tree, Kalifornien. Foto: Andrew Stuart


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E. Plattes Briefe gegen den Mainstream« heißt das fröhlich-zerschossene Buch. Es kommt in Begleitung eines »Silver-Ager-Samplers mit Kraut, Rüben und Rübenkraut«, so der Autor. Klug verfasst nicht nur Newsletter, er ist Mitbegründer der Hanseplatte, aus deren Tagesgeschäft er sich mittlerweile zurückgezogen hat. Der Laden war und ist der Versuch, die Hamburger Musikszene ausschließlich mit »Musik von HHier« zu fördern. »Wir versuchten den Kunden von Anfang an Geschichten zu den Produkten zu erzählen, also das, was die großen obszönen Ketten nicht bieten können und was viele der kleinen Plattenläden aus Bräsigkeit und Nerdigkeit nicht tun. Das hat auch funktioniert«, sagt Klug. Er ist selbst ein Nerd und Musikfanatiker, da könnte man denken, bei Musik verstünde Gereon Klug keinen Spaß. Doch »Low Fidelity« ist zum Schreien lustig. »Irgendwann hab ich den Pfad verlassen, Musik zu besprechen. Ich konnte zu den Platten nichts mehr sagen, wollte sie mit formatierten Kulturkritik-Sentenzen nicht erniedrigen. Ich dachte, das liest eh keiner mehr. Und als ich über die handelsüblichen Grenzen hinausging, kamen tatsächlich Reaktionen.« Unter anderem von der Tagespresse, die den Aprilscherz, dass die Hanseplatte nach Berlin zieht, nicht kapierte: »Das war der größte publizistische Erfolg, den ich je hatte. Neben meinem Leserbrief im Kicker natürlich.« Weitere Erfolge: das kluge Label Nobistor, auf dem Studio Braun und die CompilationReihe »Pudel Produkte« erschienen, ein essbares Kochbuch aus Lasagneblättern, das viele Werber-Preise einheimste – und »Leider geil«. Klug war es, der Deichkind den Titel einflüsterte: »Das hab ich der Straße abgelauscht. Ich kenne drei Leute aus der Hamburger Suppe, die behaupten, das als Erstes gesagt zu haben.« Deichkind sind auch auf dem erwähnten Sampler »Low Fidelity« zu hören. »Quengelund Bückware«, nennt Klug die Raritätensammlung, im Grunde die gesetztere Variante des kürzlich ebenfalls bei Staatsakt erschienenen »Keine Bewegung«-Samplers. Dort die Jungen, hier Tocotronic, Ja König Ja, Die Sterne und so weiter. Klug hat einfach mal angeklopft. paar von meinen Favoriten fehlen, weil sie Die Hamburger Hanseplatte ist kein Plattenladen wie jeder andere, und »Ein gerade nichts hatten. Andreas Dorau zum Beiihr Mitbegründer Gereon Klug ist kein gewöhnlicher Werbetrommler. spiel, Jacques Palminger, Dendemann ... Jochen Michael Weiland fragte Klug nach der Idee hinter seinen Infomails, die musst du gar nicht erst fragen. Hab ich aber. Dabei hat der noch nicht mal E-Mail.« Das ist jetzt als Buch erscheinen. Foto: Robin Hinsch Pech. Aber ein Glück für Jochen Distelmeyer, ewsletter für einen Plattenladen zu schrei- das soll mal bitte wer anders machen. Anders dass er die Hanseplatte-Newsletter jetzt imben muss der undankbarste Job der Welt gemacht hat es Gereon Klug: Seine Infoschrei- merhin offline lesen kann. sein. Eine chronisch klamme Zielgruppe ben für die Hamburger Hanseplatte sind die — »LOW FIDELITY – HANS E. PLATTES BRIEFE GEGEN zum Geldausgeben zu bewegen, wo man heut- denkbar lustigste Postwurfsendung, die man DEN MAINSTREAM« (HAFFMANS & TOLKEMITT, 250 S., zutage umsonst Alben in die iTunes-Bibliothek im digitalen Briefkasten haben kann. Jetzt kann € 19,95) geschoben kriegt, die man gar nicht wollte – man sie gesammelt lesen. »Low Fidelity – Hans — DIVERSE »LOW FIDELITY« (STAATSAKT / INDIGO)

WER ZUM TEUFEL IST EIGENTLICH

GEREON KLUG

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SELTEN IN DUBSTEP-LAUNE

LILY & MADELEINE

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iese Geschwister-Dynamik fasziniert einen doch immer wieder. Da sitzen also Madeleine (19) und Lily (17) Jurkiewicz aus Indiana, und wo andere Geschwister in diesem Alter die letzten Eifersüchteleien der Jugend ausstreiten, sind Lily und Madeleine seit Jahren gemeinsam auf Tour, schreiben wundervolle Folksongs und ließen sich von Sufjan Stevens für sein Label Asthmatic Kitty signen – all das, natürlich, parallel zu ihren Schulverpflichtungen, die sie mit der einen oder anderen Sonderregelung noch zu Ende brachten. Spannend an dieser Konstellation ist auch die Rollenverteilung: Madeleine, die große Schwester, ist die Aufgekratztere der beiden, die Plappernde, die freundlich Lächelnde, während Lily sich im Gespräch erst zurückhält, um plötzlich Ernstes, Trockenes, Bissiges anzumerken. Ähnlich ist es in ihrer Musik: Was sich in den Songs des selbstbetitelten Debüts schon abzeichnete, wird in »Fumes« nun deutlicher: Madeleine hat die melodienselige Engelsstimme, während Lily die rauen, rockigeren und vor allem düsteren Momente einbringt. Aber erst einmal zur Frage, die sicher auch First Aid Kit oft beantworten mussten: Wie kommt man eigentlich dazu, Folkmusik zu spielen, während der Rest der Schule auf, sagen wir, Pitbull abfährt? Lily bringt es gut auf den Punkt: »Folk ist zeitlos und authentisch.« Madeleine ergänzt: »Ja, Folk ist ehrlich, während sich Popmusik manchmal eher wie Schauspie-

Madeleine Jurkiewicz und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Lily sind gerade mal der Highschool entwachsen, empfehlen sich auf ihrem zweiten Album »Fumes« aber schon für einen Studienabschluss in Sachen Folk. Daniel Koch traf sie zum Interview und fragte sich und sie, warum junge Menschen wie diese beiden ausgerechnet einer so uncoolen Musikrichtung verfallen. Foto: Renaud Monfourny lerei gebärdet. Deshalb liebe ich diese Musik. Sie passt zu jeder Stimmung. Es gibt sie von fröhlich bis tieftraurig – und ich bin nun mal selten in Dubstep-Laune.« Angefixt wurden die beiden natürlich von der Plattensammlung der Eltern: »Beatles, Simon & Garfunkel und all diese starken Songwriterinnnen, die unsere Mom immer gehört hat.« Sufjan Stevens sei dann tatsächlich der erste Künstler gewesen, der Folk in ihre junge Lebensrealität überführen konnte. »Deshalb können wir es immer noch nicht glauben, dass er jetzt sozusagen unser Labelboss ist«, lacht Madeleine. So richtig angekommen in der Musikwelt sind die beiden nun mit ihrem zweiten Album »Fumes«. Lily vertritt sogar eine recht harte Meinung dazu: »Diese Platte ist für mich der erste Beweis, dass unsere Musik zumindest okay ist. Unser Debüt war mir persönlich viel zu niedlich und zu simpel.« Madeleine atmet hörbar geschockt aus: »Also ich finde, es spiegelt gut wider, wo wir uns zu der Zeit befanden. Ich stehe zu diesen Liedern.« Ein kleines Zurückru-

dern von Lily: »Ja, das stimmt wohl. Jetzt sind wir eben einen Schritt weiter.« Dennoch stört es Lily, als »niedlich« wahrgenommen zu werden, sei es von Kritikern oder bei ihren Live-Shows: »Wir haben mal ein Konzert in Kalifornien gespielt. Vor uns war eine Frau Ende zwanzig, die auf einem Kinderklavier gespielt hat. Es war gut, aber so unfassbar anbiedernd niedlich. Und dann sagte sie: ›Hey, die beiden, die jetzt kommen, sind soooo süß, ganz wundervoll!‹ Das nervt: Die klimpert eine halbe Stunde auf einem Kinderklavier und redet mit uns, als wären wir die Kids vom Kindergarten.« Nach dem Release von »Fumes« wird ihnen das wohl nicht mehr so schnell passieren. Einfach mal die Augen schließen, das Titelstück oder »The Wolf Is Free« hören, und man hat eher besagte große Songwriterinnen im Kopf, die einst die Mutter von Lily & Madeleine begeisterten. — LILY & MADELEINE »FUMES« (ASTHMATIC KITTY / CARGO) — AUF TOUR VOM 18. BIS 20.11.


DER NEUE ADAM ROCKS

SOFT IST NUR SEIN FALTDACH. Das Stadtauto mit SUV-Charakter. Öffnet sein Faltdach in nur 5 Sekunden. Alles außer niedlich. opel.de Kraftstoffverbrauch kombiniert 5,3–4,5 l/100 km; CO2 -Emission kombiniert 125–105 g/km (gemäß VO (EG) Nr. 715/2010). Effizienzklasse D–B


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»EIGENER KOPF, ÜBERALL HINKACKEN«

DJ KOZE

Nach einem erfolgreichen Jahr 2013 und DJ Kozes Riesenalbum »Amygdala« ist es Zeit für »Reincarnations Pt. 2«, die dritte Werkschau seiner Neubearbeitungen bekannter Tracks. Mit Jan Wehn sprach Kozalla für uns über das Thema Wiedergeburt. Nicht von Tracks, sondern von Koze selbst. Als Katze. Koze, man hat mir gesagt, dass du gerne über die Kunst des Remixens reden würdest. Ach nö, ich habe den ganzen Kram heute schon zigmal copy&paste-mäßig auf all die anderen Interviewpartner abgeladen. Ich kann mein eigenes Gesabbel nicht mehr hören. Frag mich doch mal, ob das zufällig der Maharishi Mahesh Yogi ist, der auf dem Cover zu sehen ist. Gut, ist das auf deinem Cover wieder der Maharishi Mahesh Yogi, der ja in den 60er- und 70er-Jahren vielen Musikern und Schauspielern zur Erleuchtung verholfen hat? Nein. Auf dem Cover bin wieder ich. Als Swahimi, der Unerleuchtete. Das ist quasi eine visualisierte Wiedergeburt. Und dieses Mal hat er leuchtende Augen, die beinahe schon manisch aussehen. Statt einem Blumenstrauß hat er nun eine kleine Katze auf dem Arm. Der Strauß ist nämlich als Kätzchen wiedergeboren worden. Man könnte von einem Upgrade sprechen. Was warst du denn in einem vorigen Leben? Eine DVD. Und zwar »Biester« von Claude Chabrol. Aber ich war nur die Hülle. Der Film war nicht drin. Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich: »Die beiden Frauen,

die sich da am Establishment rächen ... das bin doch ich!« Also wirklich die Hülle mit Staub und Fettflecken und allem? Ja. In meinem nächsten Leben wäre ich gerne eine Katze. Es wird oft gesagt, dass Katzen wiedergeborene Menschen sind. Das würde auch erklären, warum man im Umgang mit Katzen ein unheimliches Gefühl hat und sich wundert, warum sie einen verstehen. Katzen sind ja sehr animalisch, gleichzeitig aber auch sphärisch-wissend. Denen ist schon neun Kilometer vorher klar, wenn du ins Dorf einreitest. Solche übersinnlichen Sachen akzeptieren wir anstandslos und hinterfragen sie gar nicht. Hast du denn selbst eine Katze? Ja. Ich bin oft in Spanien und habe dort eine lose Liebesbeziehung zu einer Katze. Die befriedet unsere ganze Hausgemeinschaft, das ist total magisch. Katzen sind ein Wunder. Wobei ich sagen muss, dass ich lieber ein Kater wäre. Das klingt zwar erst mal etwas unoriginell, aber ich fände es fantastisch. Muss doch ein super Leben sein. 19 Stunden schlafen und fressen. Man muss nie »Danke!« sagen und wird dafür geliebt, dass

man seinen eigenen Kopf hat und einfach nur da ist. Die Anwesenheit an sich wird geschätzt. Wenn der Teller leer ist, schaut man kurz hoch, hört ein »So ist es recht!« und geht dann sofort raus zum Kacken. Trotzdem besteht eine große Verbindlichkeit und gegenseitiges Vertrauen: Man hat einen gemeinsamen Rhythmus, man schläft im selben Bett – man gibt also auch einiges als Katze. Den Besitzer würde ich mir aussuchen. Das haben Katzen ja so an sich. Wen würdest du dir als Katzenbesitzer aussuchen? Damon Albarn. Der ist genug mit sich selbst beschäftigt und will nicht die ganze Zeit an mir rumfummeln. Außerdem hat der sicher ein schönes Haus mit Garten. Und aus meinem letzten Leben werde ich wahrscheinlich immer noch Musik mögen und könnte ihm bei seiner Produziererei um die Beine scharwenzeln und mit ihm schmusen. Das fände ich gut. Wiedergeburtsziel Katze. Wie willst du das denn überhaupt anstellen? Indem ich zu Lebzeiten fleißig aufs Karmakonto einzahle. Es reicht ja schon, hier und da Gutes zu tun. Dann wird auf der Haben-Seite am Ende schon immer mehr stehen als bei einem Stefan Raab. Abgesehen davon versuche ich mich jetzt schon wie eine Katze zu verhalten: eigener Kopf, überall hinkacken, und meine Anwesenheit wird geschätzt. — DJ KOZE »REINCARNATIONS PART 2« (PAMPA / ROUGH TRADE)


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UNSERE GEMEINSAME NACHT Beim monatlichen Intro-Fest präsentieren wir euch in Berlin und Hamburg coole Newcomer, die aus den verschiedensten Ecken der Welt auf die Bühnen des Bi Nuu und des Uebel & Gefährlich finden. Im November könnt ihr zu queerem Brooklyn-Rap von Zebra Katz, schwedisch-australischem Dreampop der Zwillingsschwestern Say Lou Lou und butterweichen Chillwave-Beats von Attaque aus Colchester abgehen. Wie immer gilt: auf introducing.de anmelden und gratis reinkommen.

MEIN ZUHAUSE

SAY LOU LOU INTRODUCING ZEBRA KATZ SAY LOU LOU ATTAQUE 23.11. BERLIN, BI NUU 24.11. HAMBURG, UEBEL & GEFÄHRLICH

— GRATIS FÜR DIE GÄSTELISTE ANMELDEN: WWW.INTRODUCING.DE — ARTE WIRD AUCH DIESES INTRODUCING FÜR EUCH AUFZEICHNEN. AM 22.11. LÄUFT DIE SHOW MIT SYLVAN ESSO NACH DER SENDUNG »TRACKS«.

Ihr habt sie auf dem Melt! verpasst? Dann aber los! Die Zwillinge Elektra und Miranda Kilbey sind als junge Mädchen von Sydney nach Stockholm gezogen und produzieren inzwischen feinsten Dreampop wie »Maybe You« via Kitsuné. Das eigene Label à Deux haben die Schwestern 2013 gegründet, auf dem soll auch ihr Debütalbum – verheißungsvoll »Lucid Dreaming« getauft – im Februar erscheinen. Wir haben sie gefragt, wie es sich in zwei verschiedenen Musikszenen und Welten lebt, die geografisch kaum weiter voneinander entfernt sein könnten. »Mit 15 ging es zurück nach Sydney für die Highschool, dann wieder nach Stockholm,

inzwischen verbringen wir die Hälfte der Zeit in London. Sydney ist so entspannt, besonders Balmain und Bondi. Unsere Freunde dort sind alle Hippies. Sie nehmen jeden Tag so, wie er ist. Routine sucks. In Sydney spielt immer irgendwo eine neue Band in einem Pub, wir haben viele Konzerte in Hordern Pavillion, Oxford Arts Factory und Enmore Theatre besucht. Stockholm ist im Gegensatz ruhig und schön. Besonders im Winter. Die Szene ist total europäisch und weniger hippielastig. Die Schweden stehen auf Kultur, es gibt massenweise Theater, Musikvenues, Musikshops und Kunsthallen. Das Musikmachen wird sehr ernst genommen Die Stockholmer Musikszene ist sehr frauendominiert, es gibt wirklich viele gute junge Solokünstlerinnen – elektronisch, Pop, R’n’B und HipHop. Wir stehen total hinter dieser feministischen Musikwelle. Typische Venues sind Berns, Debaser Medis und Debaser Strand.«


STECKBRIEF

ATTAQUE Dominic Gentry war bis vor Kurzem erfolgreicher Techno-DJ, Sets beim Boiler Room und internationale Auftritte inklusive. Bei einer Japan-Tour kam die Erleuchtung, es war Schluss mit harten Dancefloor-Beats. Jetzt produziert er euphorische, verzaubernde und manchmal auch beunruhigende elektronische Musik, die man ab Ende Oktober auf dem Debütalbum »ON LY OU« hören kann. Die Single »Change Your Mind« lässt spüren, dass sich der verkopfte Techno in weichen Chillwave fern der Tanzfläche verwandelt hat. Von diesem guten Bauchgefühl ist es nicht mehr weit zum Shoegaze, den Attaque ebenfalls liebkost. Live und beim Introducing wird er von Christian Wright und Dave Yallop begleitet.

DREI FRAGEN AN DEUTSCHLAND

ZEBRA KATZ

Ganze 87-mal kommt das Wort »Bitch« in »Ima Read« (featuring Njena Redd Foxxx) vor, mit dem Zebra Katz alias Ojay Morgan 2012 auf sich aufmerksam machte. Wie schon vor ihm Missy Elliott versucht er den Begriff »Bitch« zurückzuerobern, um ihn als Waffe in den Händen der falschen Leute abzustumpfen. Seine Mixtapes »Champagne« und »DRKLNG« machen derweil große Lust auf ein baldiges Debütalbum. Hier sind seine drei Fragen an Berlin, Verzeihung, Deutschland. Was ist besser als das Berghain? Nichts, denn das Berghain ist der »beste Club der Welt«. Zugegeben, es gibt sowohl in Berlin als auch in anderen deutschen Klein- und Großstädten ziemlich gute Clubs mit weniger Stilpolizei und Geltungsdrang-Andrang. Aber jemanden wie dich, der sein Alter Ego auch als »Dark Lord of the Fashion World« stilisiert, wird das Berghain mit offenen Armen empfangen. Warum sollte ich nicht nach Berlin ziehen? Weil es dort vor gefallsüchtigen Öko-Eltern und Pseudo-DJs nur so wimmelt, weil man nicht ungestylt auf die Straße gehen kann und die Gentrifizierung fast überall ihre Klauen ausgestreckt hat. Berlins westliches Pendant namens Köln ist viel schöner, gemütlicher und hat das bessere Bier. Hey, wir können das auch genau umgekehrt formulieren, außer die Sache mit dem Bier, aber du wolltest es ja so rum hören. Wer sind eure drei deutschen Lieblingskünstler? Kraftwerk. Kraftwerk. Kraftwerk. Haha ...

ALLE BERLINER INTRODUCING-EVENTS WERDEN VON UNSEREN PARTNERN ARTE & SPOTIFY FÜR EUCH AUFGEZEICHNET!

ALS VIDEO AUF: CONCERT.ARTE.TV

WEITERE INFOS: INTRODUCING.DE


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ZWEI VON VIER ÜBER …

DIE FANTASTISCHEN VIER Lena Ackermann traf zwei der Fantastischen Vier, um zum Jubiläum über jeweils vier besondere Dinge in ihrer ein Vierteljahrhundert laufenden Karriere zu sprechen.

4 SONGS, AUF DIE WIR SO RICHTIG STOLZ SIND Michi Beck: »Sie ist weg«, weil es unsere einzige Nummer-eins-Single war. Und weil es eine Konsensnummer war und niemand die Diskussion führte, ob das jetzt Kommerz ist oder nicht. Einen Nummer-eins-Hit zu haben, für den man als Rapper nicht gedisst wird, das fanden wir schon ziemlich gut. Außerdem: »Tag am Meer«. Mit »Die 4. Dimension« wollten wir zeigen, dass wir nicht nur Bravo-Rapper sind. Der Song war ein gemeinschaftliches Erlebnis

von Thomas und mir zu einer Zeit, in der wir mit einem ganz neuen Leben klarkommen mussten, nach dem ganzen »4 gewinnt«-Wahnsinn. Ein Song, der als Goodfeeling-Nummer durchging, obwohl er etwas ganz anderes verhandelt und auch von Musik-Nerds und -Liebhabern viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Und ich bin stolz auf »Jetzt geht’s ab«, den Titelsong unseres ersten Albums mit der dämlichsten Strophe, die ich jemals geschrieben habe. Weil es der Titelsong war und das tatsächlich auch noch gestimmt hat. Das ist ein Stück von 91, wo wir den gesamten Late-80s-Wahnsinn in einem Album verbraten haben. Wir haben alles ge-

scratcht, von »Sesamstraße« bis zum »Krieg der Sterne«-Hörspiel, und völlig ungehemmt geschrieben. Aus jetziger Perspektive ist das ein Kindergarten-Nonsens-Rap, der aber tatsächlich funktioniert und so viel ausgelöst hat, dass es uns jetzt 25 Jahre später immer noch gibt. Smudo: Ich bin sehr stolz auf den Song »Leben zu zweit«. Da war die Inspiration Robert Palmers »Looking For Clues«. Da hat jede Strophe eigene Sätze, die dann untereinander getauscht werden und in der zweiten Strophe einen neuen Sinn ergeben. Wobei es inhaltlich um das Getrennt- und Zusammensein geht. Ein toller Trick!


UNSERE LIEBLINGE IM NOVEMBER. 4 DINGE, DIE WIR HEUTE ANDERS GEMACHT HÄTTEN MB: Rückblickend ist einiges natürlich totaler Humbug – wie wir uns vermarktet, was wir alles mitgemacht haben. Aber am Ende hat uns eben genau das auch geprägt. Was mir damals schon völlig gegen den Strich ging, war der Tanzkurs in der Bravo. Da mussten wir blöde Dance-Moves nachstellen und uns dabei fotografieren lassen. Das hat mich ziemlich fertiggemacht. Auch modisch würden wir rückblickend andere Entscheidungen treffen als in der Zeit von 1992 bis 1995. Bis 1991 war es ganz cool. Da haben wir Secondhand-Sachen getragen, 70er-Jahre-Hemden und so. Dann hat unser Manager angefangen, uns »Cross Colours«- und »Triple Five Soul«-Klamotten aus Amerika mitzubringen, mit Zipfelmützen und gestreiften Hosen. Schlimm. Was wir auch noch anders machen würden: als junge Band, die zum ersten Mal viel Geld kriegt, wie bei »Die Da«, nicht auf die Anlageberater von damals zu hören. Wir hätten die Kohle einfach raushauen sollen, wie man das so macht, wenn man keine junge schwäbische Band ist. Wir haben das erste Geld unseres Lebens aber in so eine kack Ost-Immobilie gesteckt. Richtig klassisch. Das ist voll in die Hose gegangen. So was kann natürlich allen jungen Bands passieren, die sich mehr für HipHop und Marihuana interessieren als für Börsenkurse. S: Wenn wir heute noch mal als Band anfingen, dann würden wir auf keinen Fall deutschsprachigen Rap machen. Damals war es so eine Pioniersache. Heute wissen alle, dass es geht.

AUCH ALS ABOPRÄMIE ERHÄLTLICH – SIEHE SEITE 7.

ANTHONY C. FERRANTE »SHARKNADO 2« DVD/BD – INDIGO

ANTILOPEN GANG »AVERSION« CD – JKP / WARNER

DAVID MICHÔD »THE ROVER« DVD/BD – SENATOR

STARS »NO ONE IS LOST« CD – PIAS / COOP / ATO / ROUGH TRADE

TV ON THE RADIO »SEEDS« CD – VERTIGO / CAPITOL / UNIVERSAL

4 DINGE, DIE WIR NERVIGEN MUSIKJOURNALISTEN SCHON IMMER SAGEN WOLLTEN MB: Erst einmal den Satz: »Über Geschmack lässt sich streiten.« Und, immer noch wichtig: »Unbedingt vorher das Album hören!« S: »Meine Güte, ist doch bloß Musik.« Das ist ein schönes Credo. Dabei habe ich kein gespaltenes Verhältnis zur Musikjournaille, bestenfalls zum Klatschjournalismus, der mir jetzt gerade rund um »The Voice« begegnet. »Immer höflich bleiben«, das wäre vielleicht auch noch wichtig. Aber das würde alles schon nahelegen, dass ich damit ein Problem habe. Dabei ist es die Ausnahme, dass mir mal etwas nicht gefällt, das über mich geschrieben steht. — DIE FANTASTISCHEN VIER »REKORD« (COLUMBIA / SONY) — AUF TOUR VOM 05.12.14 BIS 26.01.15

VON SPAR »STREETLIFE« CD – ITALIC / ROUGH TRADE

WILLIAM EUBANK »THE SIGNAL« DVD/BD – CAPELIGHT / AL!VE

YI’NAN DIAO »FEUERWERK AM HELLICHTEN TAGE« DVD/BD – WELTKINO / STUDIOCANAL


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BITTE BLEIBEN SIE MIT CONRAD KEELY GESUND! (... AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD) Welche Krankheit hat dich bisher am meisten umgehauen? Die Krankheit, die mich am schlimmsten leiden lässt, ist Liebeskummer. Welche Symptome hattest du? Depression, Appetitlosigkeit, der Wunsch, ganz alleine zu sein oder nur bei der einen Person, die man liebt. Gab es dagegen Medikamente? Die einzige Medizin für ein gebrochenes Herz ist zu trainieren. In meinem Fall war das laufen, viel laufen. Welche Krankheit hältst du dagegen für überschätzt? Keine. Ich denke, alle Extreme menschlicher Empfindungen müssen ernst genommen werden. Gibt es Medikamente, die du auch abseits von konkreten Krankheiten zu schätzen weißt? Ja. Und Musik machen, das ist auch immer gut. Bei euch steht ständig eine neue Tour an – da kommt ihr sicher nicht um Erkältungen herum. Wie kuriert ihr euch aus? Auf Tour gibt es nur eine Lösung: weitermachen. — … AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD »IX« (SUPERBALL / UNIVERSAL / VÖ 17.10.14) — AUF TOUR VOM 03. BIS 21.11.

Lieber Herr Keely, brennend würde mich noch interessieren, welche Musik Sie während dieser Phase gehört haben. Bei mir ist es immer das zweite BrightEyes-Album, kombiniert mit einer Flasche Rotwein. »If you hate the taste of wine – why do you drink it ‘til you’re blind?« Erst bei zweiter Rotation und schon ordentlichem Pegel gesellt sich dann zu der Trauer der Selbsthass. Ähnlich wie die Trauerphasen beim Tod eines Angehörigen kann der Liebeskummer ebenfalls in Abschnitte eingeteilt werden: Zunächst will man das Geschehene nicht wahrhaben und ist schockiert. In dieser Phase läuft das Leben häufig ganz normal weiter, nur etwas vernebelt. Bis das nächste Level erreicht wird. Hier versucht man seinen Prinzen / seine Prinzessin zurückzuerobern. Was bei Super Mario den meisten noch gelungen sein sollte, funktioniert im wahren Leben recht selten. Game over. Es folgt die Trauer. Hier treten die typischen oben geschilderten Symptome auf. Hinzu kommen teilweise somatische Beschwerden wie Magenschmerzen oder Atemnot. Natürlich leidet aber jeder auf unterschiedliche Art: Des einen Appetitlosigkeit ist des anderen Ben & Jerry’s (Cookie Dough, bitte) und Dinge, die mit Käse

überbacken wurden. Zugegeben, die Magenschmerzen erklären sich nun von selbst. Es empfiehlt sich in dieser fragilen Phase, nicht jeden Abend eine Flasche Rotwein zu trinken. Ist der Antrieb auch noch so gering – Sport hilft dem Körper, die zuhauf angefallenen Stresshormone abzubauen. Vielleicht ganz klassisch mit Konterfei des Ex-Partners am Boxsack. Die einzelnen Phasen dauern unterschiedlich lange und können sich über Wochen hinziehen. Irgendwann sollte aber die Phase der Akzeptanz erreicht sein – die schwierigste Phase. Die rosarote Brille ist weg, die extreme Wut ebenfalls, und man fängt an, sein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und sich den Gründen der Trennung zu stellen. Hin und wieder tauchen noch leichte Wellen des Liebeskummers auf, aber keine Tsunamis mehr, sagen wir: Nordsee. Irgendwann ist es dann nur noch eine klarer, ruhiger Bergsee, in dem man sich spiegeln kann. Es gefällt einem, was man dort sieht. Huch, ich hab wohl wieder zu viel Wein getrunken und Bright Eyes gehört, um mich in die Thematik des Artikels einzufinden. »Bergsee«? Geht’s noch? Euer Doc Intro


THE BLACK KEYS KRATZEN & BEISSEN WOLFGANG FRÖMBERG GEGEN RAUCHVERBOTE Ist es nicht vorbildlich, wie die Kids durch ekelerregende Bilder auf Kippenpackungen vom Nikotin abgehalten werden? Und gibt es nicht genug »Mad Men«-Staffeln, um die TeerlungenNostalgiker darüber hinwegzutrösten? Nein! Findet Wolfgang Frömberg und fordert eine Welt, die qualmt wie isländische Vulkane.

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chon in der Schule war ich nicht nur gegen den Staat, sondern auch gegen dessen alberne Rauchverbote. Von mir aus hätten die nach Schnaps stinkenden Lehrer offen im Klassenraum statt verschämt auf der Toilette den Flachmann ansetzen können. Hätten sie mich nur während der Deutschklausur meine Camel Ohne schmauchen lassen. An das unwürdige Herumgedruckse zu Schulzeiten muss ich immer wieder mal denken, wenn ich die armen Schweine auf den Bahnhöfen und Flughäfen in ihren Ecken und Glascontainern paffen sehe. Was wäre die schönste Demokratie ohne einen von Verboten durchzogenen öffentlichen Raum? Ich rauche nicht mal mehr. Aber ich trete ein für das Recht aller auf die Kippe davor, danach und dazwischen. Egal, an welchem Ort. Jahrelang war ich leidenschaftlicher Passivraucher in Bars und auf Konzerten, bis man mir die Entscheidung abnahm, auch diese Passion aufzugeben. Für die Doppelmoral der Konsumkritik steht wie kaum jemand sonst der Ex-Kanzler Helmut Schmidt. Solange man dem Polit-Zombie den Stengel nicht aus der Hand beißt, sollten aber auch alle anderen Nervensägen im Fernsehen rauchen

dürfen. Ich bin außerdem dafür, das Bedürfnis wieder breiter zu wecken: Tabakwerbeverbote und verschärfte Rauchverbote wie in NRW treffen die mir persönlich liebsten Orte ganz empfindlich, nämlich Zeitschriften und Kneipen. Das Bewerben von Sweatshop-Betreibern wie Primark ist jedoch in Zeitungen und Magazinen ebenso wenig als gemeingefährlich gekennzeichnet wie das Tragen ihrer Klamotten in Bars, Restaurants oder Schulen. Von dem Coltan in unseren Smartphones und anderen Verbrechen im Namen des freien Marktes ganz zu schweigen. Ex-Dead-Kennedys-Sänger Jello Biafra nötigte mich mal bei einem Interview unter freiem Himmel dazu, die Zigarette auszumachen. Mein inniges Verhältnis zu den Lucky Strikes empörte ihn offensichtlich mehr als die Anschläge vom 11. September. Wegen ekligen, veitstanzenden Kleinbürgern w ie d iesem Hardcore-Ungeheuer fällt es mir leicht zu fordern: R aucht endlich wieder, immer und überall, von mir aus auch American Spirit oder Pfeife. Damit die Welt ein bisschen weniger nach Schweiß und Doofheit riecht.

ABGESAGT


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SCHATZPARADE

DINGE, DIE DICH WOLLEN Intro sammelt jeden Monat aus dem Internet und der echten Welt nerdige Schätze an. Für insgesamt unter 100 Euro. Hast du das perfekte Gadget für diese Seite entdeckt? Dann schick uns den Link zur Bezugsquelle. Die beste Idee gewinnt etwas aus der aktuellen Palette. Eure Mails und Ideen an: schatz@intro.de.

Halloween, der höchste christliche Feiertag der amerikanischen Geschenkeartikel-Industrie, steht wieder an. Darf ein Klassiker nicht fehlen: der ikonografische Blutbad-Polyester-Duschvorhang, bekannt aus »Psycho« und seinen Tausenden Nachfolgern. Immer wieder Schock! In 180 x 180 cm für € 16,95 bei getdigital.de Erinnert sich noch jemand an Grumpy Cat? Natürlich! Aber Hand aufs Herz, das missmutige Ding wird uns vermutlich nicht überleben. Deshalb ist es wichtig, späteren Archäologen Rätsel aufzugeben, wie es einst die Mayas taten. Womit? Mit der Grumpy-Cat-Büste aus Sandstein. Werden die blöd gucken beim Ausbuddeln. Für € 31,97 bei shapeways.com

Sehen super aus, die Batmobile-Slippers, klar. Aber unter uns Hobbitfuß-Hausschuh-Trägern mal ganz offen gesprochen: Kann es sein, dass diese klobigen Fan-Pantoffeln vielleicht gar nicht den Schuh-TÜV geschafft haben? Zumindest ist das Erklimmen von Treppen ähnlich gefährlich wie auf Stelzen. Wer den Kick braucht: für € 12,30 bei hottopic.com

Mit keinem Obst verbindet der Mensch eine größere Hassliebe als mit der Banane. Das Allerschlimmste an ihr: Unterwegs bekommt sie Dellen und wird braun. Dank Relags Banana Bunker könnte das zumindest der Vergangenheit angehören. Bonus: Die Kollegen halten das Behältnis natürlich zunächst für einen Dildo. Für € 4,45 bei campz.de

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SEE THE SOUND FILME ÜBER

3 FRAGEN AN

FRITZ KALKBRENNER Schon sein halbes Leben dreht der 33-jährige Fritz Kalkbrenner an Knöpfen und Fadern herum und produziert, trotz Wurzeln im Soul und HipHop, basslastige Vierfuß-Musik für schweißtreibende Nächte in Strobo-durchzuckten Kellern. Zum Release des melodiös-poppigen dritten Albums »Ways Over Water« hat Mihaela Gladovic den Berliner in einem verrauchten Zimmer seines Labels getroffen.

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uffällig bei deiner Musik ist die Metapher des Reisens. Das erste Album heißt »Here Today, Gone Tomorrow«, das zweite »Sick Travelling« und das aktuelle »Ways Over Water«, dessen Single »Back Home« den Wunsch heimzukehren ausdrückt. Was ist für dich dieses Zuhause, musikalisch und auch generell? Zu Hause bin ich hier in Berlin, das lässt sich nicht ändern. Wo es musikalisch ist, kann ich nicht beantworten. Wenn es eines gibt, habe ich es eh noch nicht gefunden. Ich brauche es aber auch nicht wirklich. Heutzutage ist eh alles viel zu fraktal. Früher gab es noch Stilschubladen, wo man rein konnte oder von der Presse reingesteckt wurde. Die Reisemetaphern, die immer wieder auftauchen, sind uns aber erst aufgefallen, als dieses Album fertig war. Hast du denn das Gefühl, dass du jetzt mit deinem Album angekommen bist, oder nimmst du das Produzieren immer als etwas Prozesshaftes wahr? Ich glaube, da gibt es nichts zum Ankommen. Das muss ich akzeptieren, sonst trete ich mit meiner Musik auf der Stelle. Ich will jetzt auch nicht mit sinnschwangerem Scheiß von wegen »Der Weg ist das Ziel« ankommen, aber das ist nicht im Sinne des Erfinders. Wobei ich mir schon manchmal die Frage stelle, wann mir denn mal die Handgriffe ausgehen und wohin das noch führen soll. Auf »Ways Over Water« spielen im Vergleich zu den Vorgängern housige und poppige Elemente eine größere Rolle. Woher kommt das?

Ich denke, die Bestandteile der Songs diktieren zwangsläufig die Stilrichtung. Ich habe diesmal viel mit Tuba, Posaune, Bassklarinette und Wood Winds gearbeitet, das wirkt sich natürlich auf den Gesamtsound aus. Während der Produktion hab ich auch schon gemerkt, dass das alles zu bombastisch klingt. Der DancefloorAspekt ist dabei flöten gegangen. Ich habe dann die Songs noch einmal runtergestrippt, um zum Kern der Sache zu gelangen: Ich wollte den Dancefloor nämlich nicht zu sehr aus den Augen lassen. Aber was die poppigen Elemente angeht, na ja, das kriege ich nicht mehr raus – da ist dann wohl die Saat bei mir gesetzt. Aber Pop ist ja auch kein Schimpfwort mehr. Zumindest nicht mehr ein ganz so hartes Schimpfwort.

PULP SWEET SWEET MOON KRAZY-E FELA KUTI BJÖRK THE NATIONAL TWISTED SISTER KOFELGSCHROA MATEO NICK CAVE MARVIN HAMLISCH RAE SPOON UVM.

19.-26.11.2014 WWW.SOUNDTRACK.COLOGNE

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— EINE LANGE VERSION DES INTERVIEWS GIBT’S AUF INTRO.DE! — FRITZ KALKBRENNER »WAYS OVER WATER« (SUOL / ROUGH TRADE / VÖ 17.10.14) — AUF TOUR VOM 26.12.14 BIS 17.02.15

IN DER ZITATHÖLLE

SoundTrack_Cologne 11 wird gefördert von:

unterstützt von:

Kraftklub »In Schwarz«

Egotronic »Mit Es« (previously unrecorded)


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HEUTE

IM BETT MIT

SOUND POETS Das Reeperbahn Festival hat die junge Band aus Lettland erstmals nach Deutschland geholt, wo sie sich direkt in unsere Herzen gespielt ha. Deswegen haben wir sie vom ersten Konzert in Deutschland sofort ins Bett gezerrt:

Undine, was hält dich vom Schlafen ab? Das ist schwierig, ich bin sehr verschlafen. Aber wenn: Musik machen. Peteris, hattest du beim Einschlafen jemals Angst, nicht mehr aufzuwachen? Nein. Es gibt diese Statistik, dass es wahrscheinlicher ist, im Schlaf zu sterben als bei einem Flugzeugabsturz. Oh, aber das hilft jetzt nicht beim Schlafen ...

Janis, bist du ein Morgenmensch? Das kommt darauf an, was gerade in meinem Leben passiert. Wenn ich nachts arbeiten muss, bin ich ein Nachtmensch, und wenn ich früh raus muss, bin ich ein Morgenmensch. Ich bin ein zwiegespaltener Mensch. Aber nur, wenn es ums Schlafen geht. Undine, ist dir oder jemand anderem schon mal etwas Schlimmes passiert, weil du verschlafen hast? Nicht wirklich, aber ich wäre bei-

nah von der Schule geflogen, weil ich ständig verschlafen habe und zu spät zum Unterricht kam. Peteris, schläfst du besser alleine oder mit jemandem an deiner Seite? Allein. Solange wir über schlafen reden. Janis, redest du im Schlaf? Ja. Ich habe auch schon im Schlaf gesungen. Ausgerechnet Tears For Fears. »Shout, shout, let it all out.« Das lief im Fernsehen, und meine Cousins haben mir erzählt, dass ich im Schlaf mitgesungen habe. Undine, hattest du schon mal einen Traum, von dem du dachtest, dass er wahr sei, nachdem du aufgewacht bist? Ja! Ich habe die Liebe meines Lebens getroffen, wir haben geheiratet und hatten ein wunderschönes Leben zusammen. Ich war nicht gerade glücklich, als ich richtig wach wahr und gemerkt habe, dass es nicht die Realität ist. Welches Monster schläft unter eurem Bett? Undine: Eine hässliche Katze. Peteris: Eine Spinne! Janis: Als ich klein war, hatte ich Angst vor Aliens, also irgendwas mit einem Aliengesicht. — SOUND POETS »SOUND POETS« (PAWS N STRAWS / IMPORT)

Das Video mit der Bett-Session zum Song »Rhythm Of The Heart« findet ihr hier!

Ab 13. November im Kino

Mommy Ein Film von Xavier Dolan „zart‚ brutal und anders“ DIE ZEIT

www.mommy.weltkino.de

/Mommy.DerFilm


Von den Machern von

» Flight of the Conchords «

DAS STRICHFIGURENKABINETT

EGON FOREVER Ungefähr an der Stelle, an der Peter Wittkamp bis zur letzten Ausgabe seine »Auslisten« führte, wird ab sofort Andre Lux die »fotorealistischen Strichfiguren« seiner »Egon Forever«-Comics auf uns loslassen. Wir freuen uns drauf und haben ihn zur Begrüßung standesgemäß verhört. Wann gab es den ersten Egon? Und war er da schon so schön, filigran und schlank? Den ersten Egon-Cartoon gab es 1994, und zwar im Egon-Magazin. Dieses gab es nur ein einziges Mal und kostete 30 Pfennig. Da sich das Heft immer noch in meinem Besitz befindet, gehe ich mal davon aus, dass Mitte der 90er das Bedürfnis der Schulhof-Kids nach StrichfigurenCartoons nicht besonders groß gewesen sein muss. Zumindest nicht im Bildungszentrum Wildberg. Im Gegensatz zu heute, wo die Figuren beinahe fotorealistisch erscheinen, waren sie zu Beginn eher bloße Sudeleien – visuelle Lieferanten für den schnellen Gag. Du bist ja jetzt hier in einer Musikzeitung unterwegs – da müssen wir mal kurz die geschmackspolizeilichen Untersuchungen durchführen: Was hörst du so? Am allerliebsten höre ich die Band oder den/

die KünstlerIn, welcheR sich auf dem Cover der aktuellen Intro-Ausgabe befindet. Seine/ Ihre Songs und Auftritte begleiteten mich in den letzten zwei bis 15 Jahren in dunklen wie in glücklichen Momenten. Ansonsten höre ich Thrash-Metal, Glam-Rock und Pop-Punk. Und das stimmt halt echt. Ich besuche gerne kleine und große Punkrock- und Hardcore-Konzerte, die von aktiven Menschen der Szene organisiert werden. Egal wo. Außerdem trifft man mich jährlich auf dem Bang Your Head Festival in Balingen. Da ist es baurig und gut. Welchen Karo-Block empfiehlst du, wenn man dir nacheifern will? Ich persönlich verwende die Blöcke der Firma Impega. Das liegt daran, dass mein Papa sich vor zehn Jahren vorsorglich eine komplette Wagenladung davon ins Büro hineingebaut hat.

JEMAINE CLEMENT TAIKA WAITITI

EIN FILM VON UND

Das

e -M o v i d a e D Feel- ahres! des J

— DAS KOMPLETTE INTERVIEW AUF INTRO.DE

Zitat des Monats

»Es ist die wörtliche Rede derer, die dabei waren, die eine Zeit beschwören, die nicht wiederkommen kann, eine Zeit ohne Computer, ohne Internet, eine Zeit, die sich futuristisch gab, aber mit den Mitteln des Stummfilms arbeitete.« Das schreibt Ex-Kraftwerk-Robot Wolfgang Flür im Vorwort zu Rüdiger Eschs »ElectriCity« (Suhrkamp). Der Oral-History-Band über die elektronische Musikszene der 1970er-Jahre in Düsseldorf erinnert an Jürgen Teipels NDW-Cut-up »Verschwende deine Jugend«.

Ab 3 0. Oktober 2014 im Kino WWW.5ZIMMERKUECHESARG.WELTKINO.DE /5ZIMMERKUECHESARG


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HEUTE

ZEITLOS RETRO

WE ARE SHINING Die Namen Morgan Zarate und Arcyde dürften Topcheckern bereits begegnet sein. Zarate war einst Mitglied der Band Spacek, produziert und veröffentlicht auf dem Hyperdub-Label, Arcyde trat als Sänger, DJ, Produzent in Erscheinung – als We Are Shining machen sie nun gemeinsam Musik zwischen Gospel, Fuzz, Tuareg Blues, HipHop, Rock und Soul. Oder so ähnlich ... Text: Daniel Koch

»Am liebsten sind wir im Studio und geben uns verrückten Ideen hin«, sagt Arcyde über sich und seinen Bandkollegen Morgan Zarate. Ein etwas laues Statement, das erst in dem Moment seine Energie entfaltet, in dem man das WeAre-Shining-Debüt »Kara« auflegt, denn schon das Eröffnungsstück »Road« lässt erahnen, dass es in diesem Studio mehr als ein Mal zu beschlagenen Scheiben und schweißfeuchten Mischpulten kam. Tribalartige Percussions, Soulschreie, Gospelchöre, eine Bassmelodie, die Bauch und Hüfte gleichermaßen erfasst, und fuzzige Gitarren erreichen hier eine Dynamik, die man eher einer 12-köpfigen Band zugetraut hätte. Dennoch hatten We Are Shining eher DJs als Vorbild: »Auch wenn wir sehr organisch klingen, lieferten das DJ-ing und das Samplen die Inspiration. Vor allem die frühen DJs in New York City riskierten alles, um die Party am Laufen zu halten. Es braucht Mut und Können, Kraftwerk, die Rolling Stones, Chic, James Brown, TribalDrum-Instrumentals und Hardrock in einem Set unterzubringen. Diese Attitüde gefiel uns. Und all diese Stile haben viele Gemeinsamkeiten in Sachen Grooves, dynamischer Gesang und In-your-face-Percussions – es lag also nahe, genau darauf zu setzen.« Tatsächlich benennt Arcyde hier die Trademarks ihres Debüts. Dass sich trotzdem nichts wiederholt, liegt zum einen an ihrer Experimentierfreude, zum anderen am regelmäßigen Besuch befreundeter Musiker. »Shingai Shoniwa, die Leadsängerin der Noisettes, war da, Roses Gabor und Eska auch. Mallie und FKA Twigs haben die Lyrics für ›Breaks‹ geschrieben, was dann von Andrea Balacey gesungen wurde. Ja, wir stehen auf Kollaborationen.« Ein Wort, auf das sie nicht so stehen, ist das oft zweifelhaft gebrauchte Label »Retro«. Das las man gleich mehrmals in den ersten Reviews zu ihrer Single »Hot Love«. Arcyde lässt das eher ratlos zurück: »Ein seltsames Wort. Es hat so gar keinen Bezug zu der Art, wie wir We Are Shining sehen. Wir wollen nicht retro sein, wir hassen es, zurückzuschauen.« Deshalb richtet sich auch ihr Blick auf die Zukunft: »Jetzt wollen wir diese Songs live zum Leben erwecken – hoffentlich bald auch in Deutschland. Wir wollen dabei noch wagemutiger und intensiver klingen. Wir werden eine Band mitbringen, aber auch wechselnde Gäste haben. Jeder Abend soll anders werden.« — WE ARE SHINING »KARA« (MARATHON / ROUGH TRADE / VÖ 28.11.14)

TOP 7 SONGS, DIE ES OHNE

»TWIN PEAKS« NICHT GEGEBEN HÄTTE

01 CAMPER VAN BEETHOVEN »THAT GUM YOU LIKE IS BACK IN STYLE«

05 THE KNIFE »HEARTBEATS«

02 FANTÔMAS »TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH ME«

06 INTERPOL »WHO DO YOU THINK?«

03 MOBY »GO«

07 DJ SHADOW »WHAT DOES YOUR SOUL LOOK LIKE, PT. 1: BLUE SKY REVISIT«

04 MARILYN MANSON »WRAPPED IN PLASTIC«


HEUTE

… T S I S E M, A B M I B HEILIGER

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E T T E L P M O K E DI !

E I R E S V T

™, Y A U-R L B F U A LS A M A L LET T T T S I R G I E D D DVDSOUDENN DER TV-SERAILEISKIOERMTP EPI S I G I TA ALLE 120 ARBEITET UND D ÜBER

4 1 0 2 R E B M E V O N . 20 AB H C I L T L Ä ERH

BATMAN and all related characters and elements are trademarks of and © DC Comics. © 1966 -1968, 2014 Twentieth Century Fox Film Corporation. © 2014 Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.


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WER WIR SIND OSCAR AND ELENKA MURA MASA THE WOLF

Herkunft Berlin Genre Deutschsprachiger Electro-Pop mit russischer Seele Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Elenka dürfte die erste Künstlerin sein, die noch vor ihrem Debütalbum einen eigenen Vodka veröffentlicht. Gemeinsam mit der Berliner Marke »Held Vodka« entstand eine limitierte Version, die standesgemäß mit einer Matroschka verziert ist. Zur Flasche gibt’s die aktuelle EP. Aktuelles Album »Anuschka EP« (Chimperator Department / Sony / Held Vodka / VÖ 10.10.14) Dich hat es ähnlich wie die Protagonistin deines Songs »Anuschka« nach Berlin verschlagen. Wie ist das passiert? Ich hoffe, es gab keine Parallelen zum doch recht traurigen Lied ... Haha, nein, das ist eine rein erfundene Geschichte. Als ich die Liebe zur elektronischen Musik gefunden hatte und mir klar wurde, dass ich es wirklich ernst damit meine, Musikerin zu werden, lag natürlich nichts näher, als in die Hochburg der elektronischen Musik zu ziehen. Du bist in Kasachstan geboren, im betulichen Schwarzwald groß geworden: Wie viel weißt du noch vom Leben in Kasachstan, und was waren die Gründe für das Weggehen? Ich war sehr klein, ein Jahr alt, daher habe ich keinerlei Erinnerungen an Kasachstan. Da meine Eltern Russlanddeutsche sind, war für sie klar, dass sie früher oder später in das Land ihrer Vorfahren zurückkehren werden. Sie wollten hier eine bessere Zukunft für mich und meine Brüder. Meine Heimat ist ganz klar Deutschland. Hier bin ich groß geworden, hier wurde ich zu dem, was ich heute bin. Ich hatte nur den Vorteil, die Bonbons der russischen Kultur probieren zu dürfen, wie zum Beispiel das Essen, den Familien-Zusammenhalt, den Vodka und so viel mehr ... Nach der EP – wie geht es jetzt weiter für dich? Hast du dein Album schon im Kasten? Ja, das Album ist im Kasten und wird voraussichtlich Anfang 2015 veröffentlicht. Interview: Daniel Koch

Herkunft GB-Guernsey Genre Bedroom-HipHop, Chillwave Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Der junge HomeRecording-Künstler benannte sich nach einem antiken japanischen Schwert-Schmied. Aktuelles Album »Soundtrack To A Death« (Jakarta / Groove Attack / VÖ 14.11.14)

Herkunft B-Lier Genre Electro-Indie-Dream-Barock-Pop Mitglieder 1 + x (mal 4, mal 5) Besondere Vorkommnisse Obwohl sich Bandchef Max Colombie als glücklichen Menschen bezeichnet, gesteht er: »Ich glaube, wir haben keinen Song mit fröhlichen Texten auf dem Album. Es ist alles sehr metaphorisch: bedrückende, vampirweltische Metaphern. Und Palmen.« Wann hast du damit angefangen, eigene Tracks Aktuelles Album »Entity« (PIAS / Rough Trade zu produzieren? / VÖ 10.10.14) Da war ich ungefähr 13 oder 14. Ich spiele Gitarre, solang ich mich erinnern kann, aber fürs Du heißt Max (Colombie), aber deine Band Produzieren habe ich mich erst interessiert, Oscar And The Wolf. Also: Wer ist dieser Oscar, nachdem ich Leute wie Hudson Mohawke und und wer ist dieser Wolf? Lunice gehört hatte. Vor etwa zweieinhalb Jah- Oscar bin ich, wenn ich durch den Tage wandele. ren habe ich meinen ersten eigenen Track bei Wenn ich Musik mache oder auf der Bühne stehe, dann werde ich zum Wolf. Soundcloud hochgeladen. Er war schlimm. Dein Debütalbum »Soundtrack To A Death« Viele nennen eure Musik »Electro-Pop«. Ich trägt den Tod nicht nur im Titel. Wie verträgt finde das unpassend. Ihr auch? sich ein solch ernstes Thema mit Musik, die Ja. Ich würde sagen, wir machen music from the ocean of the moon. Das Genre gibt’s bisher durchaus clubtauglich ist? Man könnte durchaus sagen, dass diese gan- noch nicht. ze »Tod, Trauer und Gefühle«-Szene mit dem Wie sieht deine private Plattensammlung aus? Aufkommen von Yung Lean und den Sadboys Ich habe nur ein paar Platten aus meiner Kindgegenwärtig einen starken Einfluss auf die Club- heit: No Doubt, The Fugees und Laura Pausini. Landschaft hat. Aber ehrlich gesagt versuche ich Was war der schönste Moment für dich bei den gar nicht, Club-Musik zu machen. Man könnte Aufnahmen eures Debüts? die Songs zwar sicher in einem Club spielen, aber Ich habe eine Gesangslinie improvisiert und ich würde es überhaupt nicht so nennen. Es ist mittendrin angefangen zu weinen, weil ich geKopfhörer-Musik. Zu der Musik sitzt du mit merkt habe, dass es eine wundervolle Melodie deinem besten Freund im Auto und beobachtest ist, und mich das sehr glücklich gemacht hat. die Sterne. Es ist »Making out forever with the Deine Texte sind bisweilen recht düster. Müssen wir uns um dich sorgen? person you love«-Musik. Du bist auf Guernsey aufgewachsen, einer Nein, ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Aber der Kanalinseln, einem Ort, dessen Natur als ich ziehe meine Inspiration eben eher aus dunkmalerisch beschrieben wird und daher viele len Gedanken. Touristen anzieht. Welche Gefühle verbindest Was steht als Nächstes an? Touren in den USA? du mit der Insel? Weltherrschaft? Wieder ins Studio? Ich liebe es dort. Ich bin sehr empfänglich für Im Moment schreibe ich neues Material. Ich bin Nostalgie, und daher ist Guernsey für mich nicht so der Typ für die Weltherrschaft – ich einfach fantastisch. Viele Menschen, die dort schaue sie mir lieber an, wenn ich auf Tour bin. leben, sagen, es sei langweilig, doch du musst Interview: Michael Schütz nur ein paar Wochen weg sein, um zu realisieren, wie wundervoll es ist. Die kompletten Interviews auf intro.de Interview: Bastian Küllenberg


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Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um die Kölner Eklekto-Pop-Hexer Von Spar. Los geht’s…

1

Wie heißt das neue Album?

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Drummer Jan Philipp Janzen spielte früher wo?

C »Now We May Begin«

A Urlaub in Polen

A »Sharky’s Machine«

S Tokio Hotel

N »Streetlife«

H Blue Man Group

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UNDERBERG X PHILIPS sing-dich-auf-den-underberg.de

N »Ege Bamyasi« von Can

V Ada

E »Private Dancer« von Tina Turner

U Helene Fischer

Macht mit beim Underberg-Musikwettbewerb unter sing-dich-auf-denunderberg.de und werdet die Stars der deutschen Musikszene. Um gut vorbereitet in den Wettbewerb zu starten, verlost Underberg vier Philips »Fidelio M1«-Kopfhörer für perfektes und authentisches Musikvergnügen im Wert von je 199,00 €.

U »Face Value« von Phil Collins

H Scout Niblett

DIY LEVI’S

3

Welches Album haben sie mit Stephen Malkmus live gespielt?

4

Wer singt nicht auf dem neuen Album?

Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Bitte Wunschgewinn angeben! Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 23. November. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Christopher Marquez


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VON SPAR

DER SOUND LANGER NÄCHTE Von Spar sind die Grandseigneurs des Kölner Nachtlebens. Sie kennen sich aus an den Theken, auf den Bühnen und in den Clubs der Stadt, in den bandeigenen Dumbo Studios gehen nicht nur lokale Bands ein und aus. Ihr viertes Album »Streetlife« beginnt mit Yachtpop und endet mit einer euphorisierenden House-Nummer. Es berauscht wie eine Mischung aus Kraut-, Prog- und Spacerock für Nachtschwärmer. Wolfgang Frömberg sprach mit Von Spar über die Geschichte einer Band, die im richtigen Moment das Glück hatte, unkommerziell genug zu sein, um ihren Weg gehen zu können. Fotos: Marina Weigl

»Streetlife« ist euer viertes Studioalbum in zehn Jahren. Den Hintergrund des Bandnamens habt ihr einst als »die Aristokratisierung des Billigtums« beschrieben. Tragt ihr den Namen jetzt wie ein altes, eigentlich überholtes Punk-Alter-Ego? PJ: Das mit der »Aristokratisierung« geht auf unseren damaligen Sänger Thomas Mahmoud zurück. Für mich fühlt sich der Bandname Von Spar heute so an wie mein Tribal-Tattoo auf der rechten Schulter. Eine Sache, die ich überhaupt nicht mehr kontextualisieren kann. Andere Leute mögen ihn von außen inhaltlich oder stilistisch bewerten. Wir tragen ihn einfach nur noch. PT: Der Name ist zur Gewohnheit geworden. Die Band hat sich in der Zeit seit dem Debüt im Jahr 2004, »Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative«, stark gewandelt. Damals galtet ihr als Postpunk-SloganBand, hattet mit Thomas Mahmoud einen auffälligen Frontmann und wart bei dem Hamburger-Schule-Label L’Age D’Or unter Vertrag. Eine schrille Indie-Pop-Band, die mit dem zweiten Album einen harten Kurswechsel vollzog. Was hat euer Label damals dazu gesagt?

PJ: Es war eine heftige Geschichte, aber letztlich war es auch das Beste, das uns passieren konnte. Bei L’Age D’Or begann ein Jahr nach dem Erscheinen von »Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative« die wirtschaftliche Krise. Aber sie hatten noch die Rechte an zukünftigen Veröffentlichungen, sowohl von uns als auch von anderen Künstlern. Es gab nicht mehr den Wunsch, den Nachfolger dort zu veröffentlichen, weil es gar nicht mehr ging. Wir wären vielleicht in Schwierigkeiten geraten, wenn Labelchef Carol von Rautenkranz unser Album als kommerziell verwertbar eingeschätzt hätte. Carol konnte damit nicht wirklich etwas anfangen, und von diesem Moment an war klar, dass wir in Zukunft machen können, was wir wollen. Hat das Business euren Sound früh mitgeformt? SB: Es war gar nicht unsere Absicht, etwas komplett Brüskierendes abzuliefern. Nach unserem Verständnis war das Pop. PJ: Dieser vermeintliche Bruch war für uns der logische Schritt. Auf dem Debüt klangt ihr noch nach der Antithese zu Neo-NDW-Bands wie Mia. Gleichzeitig hatten RetroBands wie The Strokes Konjunktur, die sich auf Garage

Thomas Mahmoud Mitbegründer der Bands Von Spar, die er verließ, um sich anderen Projekten zu widmen, und The Oliver Twist. Er veröffentlicht weiter in unterschiedlichen Formationen Musik und spielt Konzerte, zum Beispiel mit Tannhäuser Sterben & Das Tod und zuletzt mit dem Trashdubjazz-Ensemble The Nest. Wirkte in den beiden jüngsten Filmen von Regisseur Klaus Lemke als Darsteller mit, arbeitet als Komponist für Theatermusiken und produziert Hörspiele.


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Phillip Tielsch

und Punk bezogen. Euer Weg führte hingegen in Richtung Krautrock Krautrock. War das ein künstlerisches Statement gegen Wer sich eingehender mit den Indie-Mainstream? dem Genre beschäftigen PJ: Wir hatten Postpunk als popmusikalische Referenz möchte, das letztlich auch herangezogen, weil wir mit dem Sound eine politische und Kraftwerk und damit – musikalische Aufbruchstimmung verbanden. Aber wir okay, wir kürzen ab – House und Techno hervorbrachte, wollten nie auf diesem spezifischen Sound hängen bleiben. dem sei das Nachschla- Weiterentwicklung war da für uns immanent. gewerk des Musikers Wenn ihr euch eins von den beiden Alben drei Mal hinJulian Cope empfohlen: tereinander anhören solltet – welches würdet ihr wählen? »KrautRockSampler: Ein PT: Das zweite. Fan erinnert an die Kosmischen Klang Kuriere SB: Geht mir auch so, aus vielen Gründen. Die erste Platte der Sechziger«, das 1996 haben wir extrem oft live gespielt. Da setzt irgendwann eine im Verlag The Grüne Kraft emotionale Distanzierung zum musikalischen Material ein. erschienen ist. Bei den Live-Shows wurde etwas deutlich, das für Von Spar bis heute typisch ist. Zwar forscht ihr mit eurer Musik Can intensiv in der Popgeschichte herum, die eigene jüngere Von Holger Czukay und Vergangenheit kommt aber regelmäßig in die BesenkamIrmin Schmidt 1968 gegrün- mer. Bei den Konzerten zum zweiten Album spielten Songs deten Experimental-Band. vom ersten Album keine Rolle mehr, beim dritten tauchte Weitere Mitglieder waren das zweite nicht mehr in der Setlist auf ... Jaki Liebezeit und Michael Karoli. Straßenmusiker PJ: Stimmt. Die gegenteilige Praxis, immer dieselben Songs Kenji Damo Suzuki wurde zu spielen, wäre aber auch verwunderlich ... 1970 von der Straße weg Das Publikum möchte doch immer die bekannten Hits verpflichtet und blieb einige hören ... Zeit als Sänger dabei. PJ: Es ist nicht unser Ziel, eine solche Erwartungshaltung zu bedienen. Wir verfolgen keinen kommerziellen Prozess, sondern suchen Ausdrucksformen für alles, was uns momen-

tan beschäftigt. Das heißt nicht, dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen wollen. Aber bei einem Konzert repräsentiert man nun mal das, was aktuell für einen wichtig ist. SB: Ich finde es wichtiger, dass die Dramaturgie eines Konzertabends schlüssig ist und mich mitreißt, als dass alle meine Lieblingssongs gespielt werden. Deshalb haben wir da immer Mut zur Lücke gehabt, wenn etwas nicht reingepasst hat. Mit dem dritten Album »Foreigner« konnte man 2010 eine doppelte Entwicklung feststellen: Von Spar waren eine Studioband mit Hang zur Perfektion und gleichzeitig ein organischer Live-Act, dessen Auftritte fast den Charakter einer guten Clubnacht hatten. Wie kam der Clubsound auf die Bühne? PJ: Vielleicht ist es ganz banal, und diese Entwicklung hat schlichtweg mit unserem eigenen Kulturkonsum zu tun. Damals haben wir uns vermehrt in Techno-Clubs rumgetrieben und viel elektronische Musik gehört. Kurz gesagt: Wir waren der Konzerte überdrüssig und haben uns der Clubkultur zugewandt. Die Frage »Wie sieht für mich der perfekte Abend aus?« schwebte wohl schon im Hinterkopf. Unsere Eindrücke haben wir auf die eigenen Shows angewendet, sodass sie automatisch clubbiger wurden. Auf »Foreigner« gab es ein anderes Line-up. Thomas Mahmoud hatte die Band verlassen. Ihr seid vereinzelt mit dem ehemaligen Can-Sänger Damo Suzuki aufgetreten. Wenn man in dieser Zeit mit euch sprach, schien gar nicht klar, ob es mit Von Spar überhaupt weitergehen würde. Musstet ihr euch als Formation erst wiederfinden? SB: Der Weggang von Thomas führte dazu, dass wir uns für Konzerte eine andere Lösung überlegen mussten. Keiner von uns ist der Typ, der am Bühnenrand steht und krasse Ansagen macht. Deswegen lag es nahe, die Auftritte so zu stricken, dass die von A bis Z durchlaufen und die Songs ineinander übergehen. Auf mich machte das gleich den Eindruck eines Sounds, der international besser funktionieren könnte. Führte das zu längeren Reisen auf Tour? PJ: Ja, wir waren ein bisschen in Europa unterwegs ... Wo genau? PJ: [Pause] Frankreich ... [alle lachen] Schweiz, Österreich. Es gab leider einige Missverständnisse. Da wir erstmals auf Italic erschienen, einem Label, das man eher mit Techno verbindet, und gleichzeitig über Kompakt vertrieben wurden, verlief das Booking zum Teil etwas holprig. Leute fragten an, wir sagten zu, beide Seiten freuten sich. Doch als wir den Rider rüberschickten, mit dem klar wurde, dass hinter Von Spar nicht etwa ein Produzent, sondern vier Typen plus Mischer stehen, war die Überraschung nicht immer freudig. SB: Mittlerweile lockert sich das, glaube ich, ein bisschen auf, weil viele Techno-Clubs auch Konzerte veranstalten, aber zu der Zeit mussten die oft extra eine komplette Anlage für unseren Auftritt besorgen, was mitunter ein finanzielles Problem darstellte. Trotz der vermeintlichen Internationalität der Musik wurdet ihr wegen des Krautrock-Bezugs bestimmt nicht selten als typisch deutscher Act wahrgenommen. Auch ein Missverständnis? PJ: Der Begriff Krautrock ist immer gefallen. Klar. Das finde ich auch nicht weiter schlimm. Wenn so ein Trademark dafür sorgt, dass Musik ihren Weg zum Hörer findet. Ich habe keine Lust, mich vehement gegen Schubladisierungen zu stemmen. Man liest oft, dass andere Künstler klagen, sie fühlten sich dadurch in ihrer Persönlichkeit beschnitten. Das geht mir nicht so.


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SB: Nervig daran ist höchstens, dass das Wort etwas sehr Rückwärtsgewandtes transportieren kann, weil Krautrock ein Phänomen der Siebzigerjahre ist und einem durch diesen Begriff womöglich unterstellt wird, man habe keine eigene musikalische Sprache gefunden. Simon Reynolds schrieb in »Retromania«, dass man die Bands der Nullerjahre später nicht an ihrem Sound erkennen wird, da sie nur alten Kram zitiert hätten. Warum ist eure Musik trotz der Krautrock-Anleihen nicht retro? PT: Du sagtest eben, dass man unseren Stücken die Beschäftigung mit der Popgeschichte anhören könne. Aber wenn auf einem Album zum Beispiel bestimmte Sounds häufiger vorkommen, die man gerne mag, dann passiert es schnell, dass man über ein solches Element für ein ganzes Genre verpflichtet wird. Wer das schon mal woanders gehört hat, erkennt es und weiß, dass es aus einem speziellen Kontext stammt. SB: Für mich ist es wichtig, dass bei der Arbeit an einem Song Elemente aus verschiedenen Sphären zusammenkommen, die man nicht eindeutig zuordnen kann, die kein Krautrock sind, die kein Techno sind, die keine reine Reminiszenz an einen alten Song sind. Auch wenn sie nach etwas Bekanntem zu klingen scheinen, müssen sie doch immer mit Material aus anderen Zusammenhängen konfrontiert werden, damit Brüche entstehen. Sonst wird es langweilig. PJ: Dieser Hang zur Moderne ist für mich ein merkwürdiges Phänomen. Das entspricht der kapitalistischen Logik, nach der es immer höher, schneller und weiter gehen muss. Ich möchte das zur Disposition stellen. Wurde Popmusik nicht immer schon so rezipiert: »Das ist neu, also ist es geil«? SB: Es wäre die Frage, inwieweit das seit jeher Selbstbetrug ist. Das musikalische Material – abgesehen von dem sehr wichtigen Parameter Sound, wenn du also rein über Melodik und Harmonik redest – hat sich im Lauf der Popmusikgeschichte nicht so wahnsinnig weiterentwickelt. »Sound« ist das Stichwort. »Foreigner« habt ihr wie nun auch »Streetlife« in euren eigenen Dumbo Studios aufgenommen. Welchen Einfluss hatte der Ort auf die Produktion? SB: Blöd gesagt, hat er uns eine gewisse Freiheit verschafft. Weil wir die beiden Alben davor in fremden Studios aufgenommen hatten, wo man einen strikten Zeitplan einhalten musste, weil es sonst nicht mehr bezahlbar gewesen wäre. Mit dem eigenen Studio lag der Produktionsablauf zum ersten Mal komplett in unserer Hand. Das heißt, wir konnten auch zehn Mal sagen: »Ich bin immer noch nicht zufrieden damit!« Was nicht gerade dazu geführt hat, dass das Album schneller fertig wurde. Es hatte aber dafür zur Folge, dass man am Ende mit dem Gesamtding eher seinen Frieden schließen konnte. Aber derjenige, der das Geld für die Studiokosten nicht von euch bekommen hat, wart doch ihr selbst? PJ: Das ist korrekt. Das scheint mir aber schon eine nachträgliche Erweiterung der »Aristokratisierung des Billigtums« zu sein, wenn man sich unter diesen Umständen sein eigenes Refugium leistet ... PJ: Haha, ja, das könnte man so sagen. Nicht jede Band hat ihr eigenes Studio. Welcher Impuls steckt dahinter? SB: Das Studio ist eng an die Band gekoppelt. Wir begreifen Sound als einen wichtigen Teil des Musikmachens. Der Klang ist untrennbar mit allen anderen Prozessen bei der Entstehung eines Songs verbunden. Genau wie ein bestimm-

tes Gitarrenlick eine Funktion erfüllt, so erfüllt auch der Sound eine entscheidende Funktion. Durch eine drastische Soundveränderung kann man die gleiche musikalische Idee vollständig anders klingen lassen. Das interessiert uns sehr. Seid ihr euch immer einig, wenn ein Album gemischt wird? Oder wird der Song auch schon mal für fertig erklärt, wenn einer von euch gerade auf dem Klo sitzt? PJ: Soundästhetisch sind wir uns prinzipiell einig. SB: Es ist nicht so, dass es gar keine Differenzen gäbe, aber da geht es um Kleinigkeiten. Wenn die Streicher mal ein bisschen zu laut sind ... PT: Die Streicher sind immer zu laut. Das Studio ist in Köln, ihr lebt als Band zu 3/4 in Köln, nur Christopher Marquez wohnt in Berlin. Inwiefern haben eure musikalischen Referenzen mit der Heimat der Krautrock-Ikone Can zu tun? SB: Es ist natürlich schön, dass Köln diesbezüglich eine Geschichte hat. Aber meine ersten Can-Alben besaß ich schon lange, bevor ich vom platten Land nach Köln gezogen bin. Can gab es da auch schon längst nicht mehr. Dennoch sind euch Can nach dem Intermezzo mit Damo Suzuki bald wieder begegnet. Was war euer erster Gedanke, als ihr von den Kuratoren des Kölner Week-End Fests gebeten wurdet, das vierte Can-Album »Ege Bamyasi« zusammen mit dem Ex-Pavement-Sänger Stephen Malkmus live aufzuführen?

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Week-End Fest Das Kölner NischenFestival von Liebhabern für Liebhaber findet vom 27. bis 29. November statt. Bei der vierten Ausgabe werden neben Von Spar und Marker Starling Nite Jewel, Sinkane, Jarvis Cocker, Kate Tempest, Owen Pallett, Teenage Fanclub und viele mehr auftreten. Clou ist eine Hommage an Brian Enos Album »Taking Tiger Mountain«. Ausgewählte Künstler werden jeweils ein Stück der Platte in ihr Set integrieren, sodass sich der »Tribute« über das komplette Festival erstreckt.

»WIR WÄREN VIELLEICHT IN SCHWIERIGKEITEN GERATEN, WENN LABELCHEF CAROL VON RAUTENKRANZ UNSER ALBUM ALS KOMMERZIELL VERWERTBAR EINGESCHÄTZT HÄTTE.« Philipp Janzen, Von Spar

Philipp Janzen


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Tomlab Von Tom Steinle gegründetes Kölner Label, auf dem seit 1997 Alben von The Books, David Shrigley, Final Fantasy, Marker Starlings früherem Alter Ego Mantler, Xiu Xiu, Patrick Wolf und vielen weiteren Künstlern erschienen sind.

SB: Das war ein wenig ambivalent. Wir hatten auf jeden Fall sofort Lust, mit Stephen Malkmus zusammen zu arbeiten. Das Can-Album finden wir auch klasse. Aber es gab daneben die Befürchtung, plötzlich ungewollt einen unangenehmen Typus von Coverband zu verkörpern. Fehlt dann eigentlich nur noch, dass man auf Hochzeiten spielt. Es gab aber beim Proben den Moment, an dem klar wurde, dass die Interpretation Sinn ergibt und Spaß macht, wenn man nicht versucht, den originalgetreuen Can-Sound nachzuahmen. Konntet ihr mit Stephen Malkmus schon vorher etwas anfangen, oder musstet ihr euch die alten Pavement-Sachen erst einmal anhören? PT: Ich habe beim Skateboardfahren in den Neunzigern definitiv viel Pavement gehört. Handelt es sich bei dem Titel eures neuen Albums absichtlich um eine doppelte Anspielung auf den Roxy-Music-Song und den großen Hit der Crusaders?

»ES WAR GAR NICHT UNSERE ABSICHT, ETWAS KOMPLETT BRÜSKIERENDES ABZULIEFERN. NACH UNSEREM VERSTÄNDNIS WAR DAS POP.« Sebastian Blume, Von Spar

SB: Der Vorschlag kam von Philipp, und alle anderen waren ziemlich schnell damit d’accord. Als der Albumtitel feststand, haben wir untereinander gar nicht mehr drüber gesprochen. Ich kann bloß sagen, was ich persönlich damit verbinde. Der Crusaders-Song war in den Discos, in die ich früher ging, immer der Song, der gespielt wurde, wenn das Licht anging und die Leute rausgekehrt wurden. Unabhängig von dem, was das Stück für sich selbst bedeutet, ist es diese Stimmung, die ich mit ihm verbinde und die ich mag. Da bildet sich so eine Art Ursuppe aus Leuten, die von der Disco ausgespuckt werden, sich neu formieren und noch weiterziehen, weil sie nicht zurück in die 9-to-5-Welt wollen. Mit Chris Cummings gibt es erstmals nach Thomas Mahmouds Ausstieg wieder einen Sänger, der mehreren Stücken eines Von-Spar-Albums seine Stimme leiht. Wie habt ihr zusammengefunden? PJ: Als wir mit der Arbeit an »Streetlife« begannen, sammelten wir unter anderem Material, das im klassischen Sinne wie Radio-Pop aufgebaut ist, auch wenn wir es natürlich nicht drauf angelegt haben, Radio-Hits zu produzieren. Wir hatten bald ein paar Ideen zusammen, für die sich ein Gesangspart anbot. Das heißt, ohne Stimme hätten die Songs nicht funktioniert. Wir waren alle schon lange große Fans von Chris Cummings. Ich habe damals bei Tomlab gearbeitet, also dem Label, wo seine Mantler-Alben erschienen. Dadurch gab es eine persönliche Verbindung. Wir haben ihn dann als unsere absolute Wunschstimme für das Songmaterial angefragt. Ihr werdet in diesem Jahr wieder beim Week-End Fest spielen, Chris Cummings wird dort mit euch auf der Bühne stehen. Das Festival in Köln-Mülheim ist ein Beispiel dafür, dass sich in den letzten Jahren in der Kölner Musikszene etwas getan hat. Wie seht ihr »alten Säcke« diese Entwicklung? PJ: Etwas ist mir in letzter Zeit tatsächlich aufgefallen, und das ist der Demokratisierung von Produktionsmitteln von Musik geschuldet. Ich bin erstaunt, wie viele Sachen hier entstehen, die nicht dem Sound Of Cologne zuzurechnen sind, aber trotzdem eine internationale Relevanz haben könnten. Ohne auf die Musik der Ωracles konkreter eingehen zu wollen, hört man ihrem Album den internationalen Anspruch an. Vor fünf Jahren hätte das vorausgesetzt, dass ein großes Label involviert ist. Wir wissen alle, dass die Majors sich nach der »Krise« weitestgehend von dem Anspruch verabschiedet haben, auch experimentelle Sachen zu produzieren. Also gäbe es das Album in dieser Form heute nicht, wenn nicht eine technische Demokratisierung stattgefunden hätte. Das beobachten wir in Köln, wenn etwa der Kollege Roosevelt, der seit Kurzem mit bei uns im Studio sitzt, bei Pitchfork unter »best new music« auftaucht. Es ist aber kein lokales Phänomen, sondern eine weltweite Entwicklung. Was fehlt der Stadt noch, damit Von Spar ihr auch mal so eine Hymne schreiben wie einst La Düsseldorf ihrer »Heimat am Rhein«? SB: Abgesehen davon, dass ich gerne hier lebe und viele Leute mag, die hier leben, fehlt mir der Sinn für jegliche Art von Patriotismus auch auf lokaler Ebene. Das geht den anderen genauso. Auf eine solche Hymne wird Köln also vergeblich warten. — INTRO EMPFIEHLT: VON SPAR »STREETLIFE« (ITALIC / ROUGH TRADE / VÖ 24.10.14) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR VOM 24. BIS 29.11.

Sebastian Blume


WEEK-END 4

HOST: DAVE DOUGHMAN. AFTERSHOW: GEWÖLBE (NOV 29th) – FILM SCREENINGS: FILMHAUS (NOV 30th) TICKETS: 34 EUR (PER DAY) / 84 EUR (3-DAY WEEKEND) AN ALLEN CTS-VVK-STELLEN SOWIE IN KÖLN BEI: A-MUSIK, GROOVE-ATTACK, PARALLEL SCHALLPLATTEN, UNDERDOG RECORDSTORE IN KOOPERATION

FÖRDERER

UNTERSTÜTZUNG

MEDIENPARTNER

JAN-WELLEM-STRASSE 2, 51065 KÖLN ONLINE TICKETS: TIXFORGIGS.COM – EVENTIM.DE – KÖLNTICKET.DE WEEKENDFEST.DE – FACEBOOK.COM/WEEKENDFEST


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GAZELLE TWIN

UNFLESH MY HEART


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Ein Gnom huscht mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze und sirenenhaft verführerischer Stimme durch kalte Technobeats. Unheimlich, schon, aber er will doch nur über Wichtiges reden! Unser Autor Steffen Greiner war trotzdem froh, dass beim mitternächtlichen Skype-Interview mit Elizabeth Bernholz a.k.a. Gazelle Twin die Webcam ausgeschaltet blieb. Foto: Frederike Wetzels

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ährend meines Studiums hatte ich einen merkwürdigen Nebenjob. Als Museumsführer zu arbeiten ist natürlich noch nicht allzu ungewöhnlich, das machen ja alle, die nicht kellnern, aber dass die Objekte im Dachstuhl eines alten Medizininstituts ausgestellt waren und aus Leichenteilen bestanden, das war schon spezieller. Besonders skurril war es morgens im Winter, wenn es draußen noch dunkel war, vor der ersten Besuchergruppe die Räume des medizinhistorischen Museums zu inspizieren. In der Heizungsluft trat aus jahrhundertealten, schlecht versiegelten Einmachgläsern ein Chemiegeruch, der ausgerechnet in der sogenannten »Teratologischen Sammlung« am beißendsten war: Schränke voll schlecht erhaltener, darum umso abseitiger wirkender missgebildeter Föten: Babys ohne Hirn oder mit aufgeblähten Köpfen, mit bloß einem Auge oder ohne Nase – es war, selbst mit einiger Routine, ziemlich unheimlich. Als ich zum ersten Mal ein Foto von Gazelle Twin in ihrem Bühnenoutfit sah und zu erkennen versuchte, was sich unter der Kapuze verbirgt, kam es mir vor, als blickte ich ins Gesicht der erwachsenen Version eines solchen Fötus’, der sich über die Natur hinweggesetzt und einfach überlebt hat. Es verwundert nicht, dass »Body Horror« zu den bevorzugten Filmgenres von Elizabeth Bernholz gehört. Ihr charakteristisches Kostüm als Gazelle Twin hat aber einen anderen Hintergrund: »Es ist ein sehr persönliches Abbild meiner selbst als Teenager, als 14-jähriges Mädchen. Die Sachen, die wir im Sportunterricht tragen mussten, waren blau. Der Trainingsanzug und der blaue Hoodie stellen eine Verbindung zu dieser Zeit her und lassen sie mich erneut durchleben.« Die Maske soll ihr Gesicht verunschärfen – so, als wäre es verpixelt. »Man erahnt ein Gesicht, aber es ist nicht wirklich zu fassen.« »Unflesh«, Gazelle Twins zweites Album, ist eine Auseinandersetzung mit Körpern, auch mit ihrem Körper. Ihre Stimme, auf die die Produktion deutlich fokussiert ist, trägt Spuren dieses Körpers, aber sie wechselt beständig zwischen den Positionen: männlich, weiblich, geschlechtslos. »Die Stimme ist mein wichtigstes Kommunikationsmittel,

nicht bloß, um Songtexte zu interpretieren. Mir geht es auch darum, körperliche Erfahrungen auszudrücken. Ich wollte versuchen, diese Stimme als Teil meines Körpers, unmittelbar aus meinem Körper heraus klingen zu lassen.« Dafür experimentierte sie mit Sounds: »Es gibt überall dieses Keuchen und Atmen, das alles sein könnte, sexuell aufgeladen oder angsterfüllt, es gibt ein ganzes Spektrum körperlicher Stimm-Klänge, die das klangliche Fundament bilden, das freizulegen hieß, die meisten anderen Elemente der Produktion wegzureißen.« Entsprechend reduziert klingt das Album. Künstlerinnen wie Björk oder Zola Jesus, die sich als Referenzen kaum vermeiden lassen, wirken gegen den spröden, aber tanzbaren Sound von Gazelle Twin üppiger als die Ronettes. Es ist ein Sound, der sich zwar dem Cyborgigen, Posthumanen zugewandt zeigt, aber dennoch tief menschlich ist: »Ich wollte es wild, instinktiv, natürlich – das Groteske der Natur, die Geräusche, die Menschen machen, die aber als Teil von Musik nicht angenehm sind, diese menschlichen Elemente, so rein, dass sie schon fast animalische Elemente sind.« Paradox, dass gerade Songs wie »Anti-Body« den eigenen Körper beinahe zwingen, sich zu bewegen. Dass eine Musik, die so deutlich aus einem Konzept heraus entstand, dennoch solche unmittelbaren Effekte hat, ist kein Zufall. »Ich fühle mich eher von Musik bewegt, die meinen Körper bewegt, geht das nicht jedem so? Bei ›Unflesh‹ steht außer Frage, dass man irgendwann zu tanzen beginnt, auch wenn die Musik starr und maschinenartig ist. Ich wollte, dass die Eingeweide reagieren – und das passiert in den Konzerten, wenn Menschen zuerst verstört sind von dem, was sie erfahren, aber nach ein paar Songs aus sich ausbrechen. Genau eine solche Reaktion hatte ich erhofft.« Es scheint Bernholz tatsächlich zu verblüffen, dass ihre Ideen in der Live-Atmosphäre Wirkung zeigen – es ist ihre erste Tour. Und so sehr sie intensiv und empathisch von ihren Erfahrungen mit Musik redet, so sehr sie das Einsiedlerische ihres Lebens in Brighton betont, bei aller Abgewogenheit ihrer Aussagen wirkt sie doch humorvoll. Blöd eigentlich, so überrascht davon zu sein, wie angenehm Elizabeth Bernholz als Gesprächspartnerin tatsächlich ist: Als müsse ein konsequentes, engagiertes künstlerisches Konzept mit HorrorBackground automatisch mit Unnahbarkeit einhergehen. Dabei scheint es vielmehr so zu sein, als wäre der Ursprung dieses Engagements weniger künstlerische Exzentrik als tatsächlich das Bedürfnis, etwas Persönliches weiterzugeben, indem es vom allzu Intimen abgelöst und so verfremdet vielen zugänglich wird. Als ich ihr zum Ende unserer Begegnung von meiner ersten Assoziation erzähle, den Kindern ohne Gesicht, ist diese für sie völlig nachvollziehbar: »Solche Missbildungen sind das ultimativ Verstörende, weil man anfängt, diese fremdartige Symmetrie, die die unsere ist, an die wir gebunden sind, aber die nicht zwangsläufig die Natur repräsentiert, zu hinterfragen. Als Teenager sah ich mich selbst als Freak, als Anormalität. Und das geht vielen so. Diesen Eindruck wollte ich vermitteln. In unserer Kultur ist Pubertät etwas, das ausgeklammert wird, und die Schule mit ihren Disziplinarmaßnahmen kann sehr kalt darauf reagieren. Dabei ist es eine kraftvolle Zeit, ein Wendepunkt, der das Leben beeinflusst – was dort schiefläuft, bleibt lange haften. Und wir reden viel zu wenig darüber.« Gazelle Twin, so scheint es, hat für diese Wunden eine heilende Salbe gefunden und trägt sie sich und dir mit »Unflesh« gerne großflächig auf. — GAZELLE TWIN »UNFLESH« (ANTI-GHOST MOON RAY / CARGO)

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Bernholz Auf der Bühne sind Gazelle Twin zwei Menschen. Dass Elizabeths Ko-Performer auch den Namen Bernholz trägt, ist freilich kein Zufall: Ehemann Jez veröffentlichte Ende September das Debüt »How Things Are Made« seines eigenen Experimental-Pop-Projekts – unter dem sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnenden nome de guerre, nun, Bernholz.

Aufgeblähte Köpfe Ein Hydrocephalus (»Wasserkopf«) ist eine krankhafte Erweiterung der Flüssigkeitsräume im Gehirn. Sie entsteht durch angeborene oder erworbene Ursachen, wenn die HirnRückenmarks-Flüssigkeit, die in den Ventrikeln gebildet wird, nicht abfließen oder resorbiert werden kann und im Hirn verbleibt – was bei Föten und Säuglingen zu ballonartig geblähten Schädeln führt.


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Farin Urlaub ist einer der erfolgreichsten Rockstars des Landes – das muss man mal ganz platt feststellen. Kürzlich veröffentlichte er mit dem Racing Team sein neues Soloalbum »Faszination Weltraum«. Daniel Koch traf ihn in Berlin und sprach mit ihm über Arbeitsmoral, Architektur und Kraftklub. Foto: Olaf Heine

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enn es um deutschsprachigen Blockbuster-Rock geht, gibt es seit Jahrzehnten zwei Konstanten: Die Toten Hosen und Die Ärzte. Während Erstere überwiegend im Bandverbund musizieren, kommt es einem bei Letzteren manchmal so vor, als wäre es genau durchgetaktet: ÄrzteAlbum, Solo-Ausflug Bela und eine Rundfahrt mit dem Racing Team für Farin Urlaub. Diese Rundfahrt steht nun wieder an, zum ersten Mal seit knapp sechs Jahren. Und man kann es schon vorhersehen: ausverkaufte Tourneen, hohe Chartsplatzierungen, mindestens zwei erfolgreiche Singles. Genauso konstant ist das Bild, das man von Farin Urlaub zu haben glaubt. Immer blond, immer schlicht gekleidet, immer ein strahlend weißes Grinsen im Gesicht, immer für eine kurze Zeit sehr präsent in der Musikwelt und dann wieder für eine ganze Weile abgetaucht. Außerdem weiß man, dass er sehr diszipliniert arbeitet, kein Fleisch isst, keinen Alkohol trinkt, gerne die Welt bereist. Aber wie das immer so ist: Ein solch starres Bild von einem – ja, nennen wir ihn ruhig so – Rockstar weckt umso mehr den Wunsch, ihn einmal persönlich zu sprechen. Wobei für Journalisten Vorsicht geboten ist, denn: »Ich habe ja die Kunstfigur Farin Urlaub zwischengeschaltet. Die kennen mich ja alle gar nicht. Die kennen Farin Urlaub, und im Idealfall gefällt ihnen, was der macht.« Wir treffen Urlaub in einer Strandbar an der Spree an einem sonnigen Spätsommertag. Liegestühle, Holzdielen, Blick auf das Badeschiff. Schon der Interviewort ist also ein Kalauer auf seinen Künstlernamen. Aber einer, den man sich im Sonnenschein gerne gefallen lässt. Also erst mal abklopfen, ob das wirklich alles so stimmt. Gibt es eine genaue Taktung für die Ärtze- und Solo-Aktivitäten? »Nein. Selbst bei Die Ärzte haben wir nach dem vorletz-

ten Album gesagt: ›Vielleicht auf Nimmerwiedersehen!‹ Zu Architektur tanzen Damit sind wir auseinandergegangen. Bis irgendwann Angeblich sagte Frank Zappa einst den viel zitierten ein Anruf kommt, mit der Frage, ob wir uns mal wieder Satz: »Writing about music treffen wollen.« is like dancing about arBei seiner eigenen Band, dem Farin Urlaub Racing Team, chitecture.« So ganz sicher kurz FURT, ist es ähnlich: »Ich habe mir vorletzten Winter ist man sich da aber bis auf einer sehr langen Reise ganz genau überlegt, ob ich heute nicht. Weitere Kandidas noch mal machen will. Dann hab ich entschieden: daten sind Laurie Anderson, Ja!« Wenn Farin Urlaub von der Arbeit an den 15 Songs auf Steve Martin, Martin Mull, Elvis Costello, Thelonius »Faszination Weltraum« erzählt, dann bekommt man zuMonk. Eingedeutscht wird mindest die schon oft erwähnte Arbeitsdisziplin bestätigt: er gerne mal für tiefschür»Ich verbrachte dafür sechs Wochen in meinem kleinen fende Betrachtungen zum Heimstudio. Das darf man sich so vorstellen: Sieben Uhr Thema Musikjournalismus. Und ... But Alive! texteten aufstehen, halb acht im Studio und dann so lange arbeiten, in »Ein sozialkritisches bis ich meine, mir das Frühstück verdient zu haben – meist Schlagzeugsolo später«: so nach fünf, sechs Stunden. Dann weiter bis zum Abend, »Über Musik schreiben ist wo ich noch mal spazieren gehe, damit ich nicht blöd werde. wie zu Architektur tanzen. Schließlich früh ins Bett, und am nächsten Morgen geht’s Das ist immer noch besser als nichts, auch wenn es wieder los. Ich bin halt Frühaufsteher und zu der Tageszeit halt nichts ist.« am kreativsten.« Und wie ist das mit den Lebensphasen, in denen er aus der Öffentlichkeit verschwindet? Ist das eine Art Flucht? Oder ein Ritual? »Nein, ritualisiert ist es nicht. Aber sonst stimmt das schon: Mein natürlicher Reflex auf alles, was in Richtung Stress geht, ist der Satz: ›Ich bin weg.‹ Und dann bin ich genau das: richtig weg. Es gibt vielleicht drei Leute, die mich in diesen Phasen erreichen können. Wenn ich in Ländern bin, in denen es kein Handy-Netz gibt, schaffen nicht mal die es. Auch nicht schlimm. Da schalte ich komplett ab und lebe völlig anders. Ich bin da nicht Rockstar auf Reisen, sondern Mensch auf Reisen. Dann denke ich über meine Musik und solche Sachen auch gar nicht nach.


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Das brauch ich sehr oft und genieße es sehr. So lange, bis ich irgendwann denke: Kann weitergehen!« Farin Urlaub ist ein durch und durch sympathischer Interviewpartner. Voll da, aufmerksam und natürlich dauergrinsend. Aber vorsichtig ist er auch: Zitate werden abgenommen, unliebsame Musikerkollegen – wenn überhaupt – nur herzlich und trotzdem »off the record« gedisst. Seine Meinung über Streaming-Dienste wird man wohl niemals gedruckt sehen. Eine Haltung, die aus schlechten Erfahrungen mit der Presse resultiert. Und trotzdem schade, denn es ist ja nicht so, dass Urlaub mit starken Meinungen hinter dem Berg halten würde. Aber er bringt sie lieber kontrolliert in die Welt – zum Beispiel in seinen Liedern. Neben ein paar Feelgood- und Blödel-Nummern gibt es auf »Faszination Weltraum« nämlich einige Songs mit wortwörtlicher Sprengkraft. In »iDisco« disst er die Armee der Smartphone-Zombies, in »3000« die selbstoptimierten, karrieregetriebenen zukünftigen Burn-outOpfer, und in »Dynamit« wünscht er sich wortwörtlich, lebensverachtende Architektur in die Luft zu jagen. Was auch zum interessantesten Thema des Interviews führt. Endlich kann man mal über Musik reden, bei der man zu Architektur tanzen (oder eher pogen) kann! »Es geht mir nicht nur um das einzelne hässliche Gebäude, sondern um diese leblosen, geplanten Innenstädte. Ich weiß nicht, wer sich gedacht hat, dass wir uns da wohlfühlen. Und als Zugeständnis gibt es noch eine ShoppingArkade mit Säulen und vielleicht eine Plastikpalme. Da gehe ich auf die selbige und sage: ›Ich will so nicht leben wollen!‹« Inspiriert hat ihn dabei aber nicht die Hannoveraner oder die Kölner Innenstadt, sondern Brasília. »Oscar Niemeyer fand ich schon immer spannend und diese Idee, eine Stadt

vom Reißbrett in die Mitte des Dschungels zu bauen, ganz einfach, weil man es kann – das ist schon beeindruckend. Ich hatte zwar vorher schon gelesen, dass es dort ganz furchtbar ist, wollte es aber nicht so recht glauben, weil die alten Fotos ja echt gut aussehen. Aber was soll ich sagen: Ich war dort, und es war menschenverachtend. Grässlich. Und seitdem achte ich mehr auf Innenstädte und finde die meisten schlimm.« Da er viel reist, hat er dennoch einige halbwegs schöne gefunden: »Um mal kleine Städte zu nennen: Sienna. Was für eine unfassbar superschöne Altstadt, wenn auch nicht gerade sehr grün. Auch Paris ist schön. Wenig Bäume, und trotzdem fühlt man sich instinktiv wohl darin. In der Innenstadt zumindest, denn die Peripherie – woah, reden wir nicht drüber! Von den moderneren Städten mag ich persönlich Tokio sehr, aber Tokio kann einen auch überfordern.« Seine Wahlheimat Berlin kommt dabei auch »eigentlich ganz gut« weg – »außer der Potsdamer Platz«. Bleibt natürlich noch die unvermeidliche Spekulation, ob und wann es mit den Ärzten weitergeht. Wird wieder ein Anruf kommen, ob man sich treffen will? Obwohl der bisher immer kam, zuckt Urlaub nur grinsend die Schulter: »Der kann irgendwann auch nicht mehr kommen. Ich brauch keine Gewissheit.« Und wer soll Die Ärzte beerben? Vielleicht Kraftklub? »Es würde mich total freuen. Ich mag die. Ganz im Ernst. Ich kenn sie nicht, hab mich nur zweimal mit ihnen unterhalten, aber ich fand sie völlig authentisch. Ich würde mich drüber freuen. Weil: Zeit wird’s! Ich bin der Letzte, der sagt: ›Ich will jetzt noch mehr.‹« — FARIN URLAUB RACING TEAM »FASZINATION WELTRAUM« (VÖLKER HÖRT DIE TONTRÄGER / UNIVERSAL) — AUF TOUR VOM 11.05. BIS 12.06.15

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Oscar Niemeyer Der Feuilleton-Liebling unter den historisch bedeutsamen Architekten. Als der 1907 geborene Brasilianer am 5. Dezember 2012 verstarb, füllten die posthumen Nachrufe auf ihn und die historischen Fotos der brasilianischen Hauptstadt weltweit die Kulturseiten. Ob seine Entwürfe für Brasília an der Lebensrealität der Menschen vorbeigebaut waren oder nicht, erfuhr man eher selten. Niemeyer ist dennoch einer der fleißigsten Architekten des 20. Jahrhunderts: Mehr als 600 seiner Entwürfe wurden realisiert oder werden es noch. In Deutschland gibt es nur ein von ihm geplantes Haus: In der Altonaer Straße im Berliner Hansaviertel steht das im Volksmund »Spitzbein« genannte Oscar-Niemeyer-Haus.


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Sie wollten sich nie entscheiden, ob sie Klangexperimente oder Tanzmusik machen. Auch sonst waren Mouse On Mars immer schon ein wenig anders als andere Bands. Da passt es, dass Jan St. Werner und Andi Toma nun ausgerechnet den unrunden 21. Geburtstag ihres Musikprojektes feiern. Eine gute Gelegenheit für eine Retrospektive: von goldenen Kölner Anfängen über die große weite Welt bis zur neuen Heimat Berlin. Interview: Henje Richter. Fotos: Mustafah Abdulaziz

W Monkeytown Modeselektor gründeten Monkeytown Records 2009. Siriusmo war der erste Künstler auf dem Label, das mittlerweile neben Modeselektors eigenen Alben Musik von Otto von Schirach, Moderat und Mouse On Mars veröffentlicht hat.

arum kommt euer Jubiläumsalbum eigentlich zu einem solch krummen Jahrestag raus? JW: Die Idee für ein Jubiläum kam 2011 im Zuge unseres Umzugs nach Berlin auf, als wir all die Kartons mit alten DAT-Kassetten und Videobändern von Touren und Fernsehmitschnitten durchsahen und einpackten. Da dachten wir, jetzt machen wir einfach so ein scheiß Jubiläum zum Zwanzigsten, und dann haben wir es hinter uns. Das ist wohl nicht die richtige Einstellung, um so was zu feiern. Konntet ihr nicht mehr zu den alten Sachen stehen, oder woran lag es? JW: Wenn uns die Musik peinlich war, haben wir nur gelacht und uns amüsiert. Mit der Zeit haben wir beim Zusammenstellen des Materials aber richtig schlechte Laune gekriegt. Zwanzig wirkt ja wie ein Abschluss von etwas. Letztlich mussten wir dann bei Monkeytown anrufen und sagen, dass wir es nicht rechtzeitig zum Zwanzigsten hinkriegen. Dort fand man unsere Idee von einem 21. Geburtstag dann aber viel geiler. Die Zahl 21 hat eine echte Dynamik. Als ich Andi vorschlug, 21 Kollaborationen draufzumachen, sagte der erst mal, ich sei doch bekloppt. Aber wir haben schon mit so vielen Leuten zusammengearbeitet, da kommt man locker auf diese Anzahl. Dann lasst uns zum Jubiläum doch mal zurückschauen. Wie fing das mit Mouse On Mars an, damals 1993 in Köln? JW: Das ist eine schöne Geschichte. Wir hatten gar nicht im Hinterkopf, eine Band zu werden, sondern wir wollten nur zusammen an Sounds arbeiten. Andi hatte in Köln damals aber einige Musikfreunde, unter anderem Helmut Zerlett, ein begnadeter Musiker und großer Musikfan. Der fand interessant, was wir so machen. Helmut Zerlett, der spätere Bandleader bei der »Harald Schmidt Show«? JW: Ja, genau der. Helmut sagte: »Ich weiß nicht, was ihr da treibt, aber das ist echt speziell. Macht mir doch mal ein Tape.« Wir waren erst skeptisch, denn das klang so, als sollten wir uns jetzt festlegen. Aber er ließ nicht locker, bis wir ihm ein Tape gaben. Helmut hat es dann anderen Musikern vorgespielt – und die äußerten sich nicht wirklich in unserem Sinne. Aber es kam dann doch zur Veröffentlichung? JW: Irgendwann spielte John Peel auf BCC Radio 1 etwas von Seefeel. Wir hatten das Gefühl, dass die Ähnliches

versuchten wie wir: keine Band zu sein, aber auch kein rein elektronisches Ding, nicht Musik zum ruhigen Zuhören zu machen, aber auch nicht clubbig. Das Tape haben wir dann zu deren Label Too Pure geschickt. Irgendwann kam ein Anruf: Das sei ja sehr eigenartig, da würden sie gerne mehr drüber erfahren. AT: Die meinten, da sei was kaputt drauf! JW: Genau, und sie würden es gerne noch mal »ordentlich« hören. Das nächste Tape, das wir ihnen schickten, klang natürlich wieder so. War ja auch alles in Ordnung mit dem Tape. Aber deren Interesse war trotzdem geweckt. Ich glaube, Too Pure fanden es danach sogar noch geiler. Das war das erste Mal, dass wir das Gefühl hatten, da versteht jemand unsere Musik. Aus dem besagten Tape wurde unser erstes Album »Vulvaland« im Jahr 1994. AT: Aber die eigentliche Initialzündung für Mouse On Mars war eine technische Entwicklung – unser erster Sampler. Plötzlich war es möglich, jede Collage, die du gemacht hast, in dieses Ding zu füttern und darüber zu arrangieren. Zusammen mit dem Sequenzer konnte man so einen ganz eigenen Klang erschaffen. Das waren elektroakustische Sachen, die du durch so viele Schleifen geschickt hast, bis gar nicht mehr klar war, wo was herkommt. So entsteht ein Zauber. JW: Dabei kamen auch tolle Artefakte heraus. Wenn du was auf DAT-Kassette hattest und es dann wieder zurückgeladen hast, waren oft irgendwelche Fehler drin. Aber das fanden wir toll: dass du die Fehler im Prozess festhalten konntest. Für uns war das das Größte. Das klingt für Außenstehende alles sehr abstrakt. JW: Das ist wie in Filmen von Jacques Tati: Manche Protagonisten kommen rein, gehen wieder raus und haben gar nichts Großartiges beigetragen. Aber sie öffnen den Raum unglaublich. Andere sind total am Arbeiten und versuchen, ihre Rolle optimal zu erfüllen. Ähnlich konnte in Mouse On Mars beides zusammen stattfinden. In den 21 Jahren hat sich viel verändert. Gab es klare Zäsuren in eurer Geschichte? AT: Ich erinnere mich an die Zeit, als wir irgendwann komplett überfordert waren, weil wir zig Baustellen gleichzeitig am Laufen hatten. Jochen Hülder von KKT (Kiki’s Kleiner Tourneeservice) hatte das mitbekommen und sagte: »Jungs, ich glaube, ihr braucht Hilfe.« Nachdem Jochen uns dann organisatorisch den Rücken freigehalten hat, war das eine wunderschöne Zeit: Finanziell waren wir abgesichert und hatten alle Freiheiten.


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Sonig ... wurde von Mouse On Mars zusammen mit Frank Dommert 1997 in Köln gegründet. Auf dem Label sind vor allem experimentelle Musiker und Genregrenzen sprengende Künstler vertreten.

In welchen Jahren wart ihr denn so überfordert? AT: In der Zeit nach »Autoditacker«, so gegen Ende der Neunziger. »Niun Niggung« war dann die erste Platte, auf der wir es volle Breitseite gespürt haben. Da wuchs uns alles über den Kopf. Allein schon die Kommunikation mit den verschiedenen Labels war sehr umfangreich: Wir hatten Thrill Jockey in Amerika, Tokuma in Japan und Domino in England. Dann hatten wir noch unser eigenes Label, Sonig. Sonig war ja eine Adresse mit Strahlkraft in Köln. JW: Ja. Und Köln war in dieser Zeit auch wirklich interessant. Es gab ein funktionierendes System an Labels und Plattenläden: Kompakt, Groove Attack, Normal, A-Musik. Es gab viel Improvisation, aber auch Techno-Partys. Das war schon eine sehr spezielle Phase. Wann endete diese Phase für euch? JW: Nach »Radical Connector« im Jahr 2004. Da spürten wir, dass wir mit Mouse On Mars erst einmal alles ausgelotet hatten. Statt weiterer Alben organisierten wir eine Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf und nahmen eine Platte mit Mark E. Smith von The Fall auf – da nannten wir uns Von Südenfed. Ich war zudem künstlerischer Leiter von STEIM, einem Institut für elektronische Musik und Interfacedesign in Amsterdam. Vorher hatte das alles nie reingepasst, weil wir immer in diesem Album-Promo-Tour-Kreislauf steckten. Aber nach »Radical Connector« sagten wir uns: Wir machen das nicht mehr, wir nehmen uns das jetzt raus. AT: Ich hatte da sowieso nie Bock drauf. JW: Ab dem Moment, wo unser Tape zu einem Album wurde, hatten wir diesen Kreislauf gewissermaßen akzeptiert – und

»WIR MUSSTEN SCHMERZHAFT FESTSTELLEN, DASS GEGEN ENDE DER NULLERJAHRE DOCH ALLES EIN BISSCHEN ANDERS GEWORDEN WAR. NIEMAND WARTETE AUF EIN ALBUM VON UNS. WIR HATTEN KEINEN PLATTENVERTRAG MEHR, WEIL UNSERE LABELS SICH GAR NICHT MEHR IN DIE GEWOHNTEN TERRITORIEN AUFTEILTEN.« Jan St. Werner, Mouse On Mars

es zehn Jahre genau so durchgezogen. Und das ist auch toll: Du kriegst Geld, und dafür gibst du eine Platte her. Aber mit der Zeit haben wir gemerkt, wie hart und zermürbend das sein kann. Deshalb mussten wir erst mal aus dieser Maschinerie raus. Erst 2012 seid ihr mit »Parastrophics« auf Modeselektors Label Monkeytown zurückgekehrt. Wie kam es dazu? JW: Wir mussten schmerzhaft feststellen, dass gegen Ende der Nullerjahre doch alles ein bisschen anders geworden war. Niemand wartete auf ein Album von uns. Wir hatten keinen Plattenvertrag mehr, weil unsere Labels sich gar nicht mehr in die gewohnten Territorien aufteilten. Die Japaner wollten jetzt gar nicht mehr nur Japan, die wollten die ganze Welt. Auch Thrill Jockey in den USA sagten uns: »Klar machen wir eine Platte mit euch, aber wir machen die weltweit.« Das hat uns ein bisschen verschreckt. Es kam uns nicht wirklich vernünftig vor, dass unser Hauptlabel in Japan oder Chicago sein sollte. Seid ihr dann wegen eures neuen Labels nach Berlin gezogen? JW: Nein. Das hatte erst mal private Gründe. Ich wollte einfach mit meiner Familie in Berlin leben. Andi meinte dann, er könne auch nicht mehr in Düsseldorf sein. Die Utopie um das Künstlerhaus dort, in dem unser Studio gewesen war, funktionierte zu der Zeit einfach nicht mehr. Beim Umzug in unser neues Studio in Berlin haben wir dann gemerkt, dass eh schon alle hier sind. Auch ganz viele Leute, die wir noch aus Düsseldorf oder Köln kannten. AT: Und viele aus dem Ausland. JW: In Berlin haben wir sofort mit dem Produzieren angefangen. Allerdings wussten wir anfangs gar nicht genau, wo es hingehen sollte. Musikalisch. Auch nicht, für wen wir das eigentlich machen. Wir hatten total viel Material, aber niemanden, mit dem wir einen Dialog darüber starten konnten. Euch fehlte also immer noch ein Label. JW: Genau. Auf der Suche nach einem neuen haben wir wieder gemerkt, dass sich in den wenigen Jahren Ende der Zweitausender sauviel verändert hatte. Zudem war das Reden mit den Major-Labels eine Qual. Da bekamen wir Bauchweh. Immer gab es irgendwelche Diskussionen. Immer sollten wir ein bisschen mehr so sein oder ein bisschen mehr so. Monkeytown sagten, sie fänden uns total geil, genau so, wie wir waren: »Macht euer Ding, und wir finden schon einen Weg.« Das war fast wieder wie bei Too Pure. Kanntet ihr Monkeytown denn schon? JW: Nein, aber ich habe immer verfolgt, was Siriusmo so herausgebracht hat. Als wir dann mal nachfragten, was für ein Label Monkeytown sei, wurde uns gesagt: »Das ist das neue Label von Modeselektor. Aber das ist viel zu klein für euch.« Modeselektor, so erfuhren wir dann, waren Fans von uns. So haben wir Gernot Bronsert und Sebastian Szary schließlich in einer Falafelbude in Kreuzberg getroffen und uns sofort total gemocht. Als wir sie fragten, ob sie unser Album herausbringen könnten, haben die erst gedacht, wir wollten sie verarschen. AT: Alle im Plattenbusiness haben zu der Zeit immer nur gejammert, dass nichts mehr ginge. Bei Gernot und Sebastian war das anders. Da war immer alles möglich. Plötzlich öffneten sich unsere Lungen wieder. Das hat auch unserer Kreativität wahnsinnig geholfen. JW: Jetzt feiern wir das Jubiläum noch mit einer zweitägigen Veranstaltung im HAU in Berlin und machen dann aber auch wieder weiter, als wäre nichts gewesen. — MOUSE ON MARS »21 AGAIN« (MONKEYTOWN / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 31.10. BIS 14.11.


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BEN HOWARD

GRAUE WOLKEN Ben Howard ist mitnichten (nur) der surfende Sänger von Erbauungshymnen wie »Keep Your Head Up«: Daniel Koch begegnete eher einem nachdenklichen, bisweilen grimmigen Songwriter, der mit »I Forget Where We Were« gerade das perfekte Herbstalbum veröffentlich hat. Foto: Mustafah Abdulaziz

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er Sonnyboy, den wir erwarteten, ist ein auf britische Weise mies gelaunter Herr, der seine Sonnenbrille erst nach dem Händeschütteln absetzt. Das glatte Gesicht mit Surfer-Teint, das Ben Howard sonst zur Schau trägt, ist unrasiert und von jenem leichten Schweißfilm überdeckt, den man eben so hat, wenn man nach einer Konzertnacht in Berlin versumpft. Und statt des Altweibersommerhimmels, den man sich für das Foto im Anschluss unseres Gesprächs erhofft hatte, sehen die grauen Wolkenbauten aus, als hätte Albert Speer höchstselbst Hand anlegen dürfen. So hatte man sich ein Treffen mit Ben Howard nun gar nicht vorgestellt, denn der ist ja wieder so ein junger Songwriter, bei dem man gleich ein ganzes Set an Vorurteilen mit sich herum schleppt: Sieht gut aus, surft viel, kommt gut mit Jack Johnson aus, hat Verbindungen ins Team Mumford & Sons und legte mit seinem Debüt »Every Kingdom« und Singles wie »Keep Your Head Up« gleich einen Karrieretraumstart hin. Da denkt man schnell: Sonnenkind, Glücksvogel und überhaupt: wieder einer dieser melancholischen WellnessSongwriter. Tja, und dem ist eben nicht so. Das lernt man nicht nur durch ein Treffen mit ihm, auch sein neues Album »I Forget Where We Were« unterstreicht diese Erkenntnis. Die Klangfarbe darauf hat sich noch einmal verdüstert, die Gitarren wiegen schwerer, Howards Stimme näselt nicht mehr so gefällig, sie klingt reifer, entschlossener.

Man hört es, aber Howard sagt es auch: »Das Klischee des gefälligen Songwriters, dem alles in den Schoß fällt, ist mir egal. Ich weiß, dass es nicht stimmt. Außerdem: Es gibt so viele Klischees. Das zu ändern ist ein Kampf gegen Windmühlen. Dafür verschwende ich keine Kraft. Es sind andere Dinge, gegen die ich immer wieder ankämpfe. Mich lähmt eher diese ewige Routine, die alles und jeden im Schwitzkasten hat. Setz dich irgendwo hin und schau dir nur eine Stunde die Menschen an: Alle wirken wie gleichgeschaltet. Berlin ist da ein gutes Beispiel: Ständig schlendert jemand an dir vorbei, dessen Haltung, Kleidung, Blick schreien: ›ICH bin einzigartig!‹ Und trotzdem sehen die alle gleich aus. Schon der Wunsch, ein Individualist zu sein, ist ein Klischee.« Howard stockt kurz in seinen Ausführungen. Dann schließt er mit den Worten: »Siehst du, es ist ungesund, sich auf dieses Denken einzulassen.« Diese Art der lauten Selbstreflexion findet sich auch immer wieder in seinen Songs. Schon in der vermeintlichen Erbauungshymne »Keep Your Head Up« hieß es: »I tried my best to embrace the darkness in which I swim.« Ben Howard gibt hier Einblicke in seine permanent zweifelnde Seele und ist so gar nicht der Surfer-Schönling, der beim Prasseln des Lagerfeuers kleine Gedanken in zu große Worte packt. »I Forget Where We Were« führt das noch ein paar Schritte weiter – musikalisch und lyrisch. »Ich habe viel über diesen Satz nachgedacht. Man sagt ihn so schnell daher. Deshalb

Mumford & Sons Muss man nicht mehr vorstellen diese Herren, klar. Ben Howard verbindet aber mehr als eine Freundschaft mit ihnen. Der MumfordKeyboarder Ben Lovett holte Howard einst auf sein Label Communion, bei dem dieser die EP »Old Pine« veröffentlichte.


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habe ich ihn erst eher als einen Witz angesehen. Aber dann merkte ich, wie viel er bedeuten kann. Ein Vergessen von Räumen, aber auch von Gefühlen. Er kann banale Orte meinen, die man so schnell vergisst, wie man sie besucht hat. Oder die rauschhafte Liebe zweier Menschen, die alles um sich herum ausblenden. Ich wollte so etwas wie die Running Order einer Beziehung nachzeichnen. Wann entwickelt sich das Gefühl der Liebe? An welchen Orten macht man sie fest? Wann geht diese Liebe verloren? Wo klingt sie nach?« Spätestens bei diesen tiefschürfenden Themen müssen wir die Bemerkung mit der britisch-miesen Laune Howards ein wenig abschwächen – oder präzisieren. Denn – und da ähneln die Engländer den Berlinern – oft sind sie »vorne rum scheiße, aber hintenrum nett«, wie der Rapper Sera Finale in seinem Track »Berlin« einst so treffend formulierte. Das gilt auch für Howard, der nach und nach auftaut und gerade betont, wie wichtig es ihm gewesen sei, sich beim schwierigen zweiten Album auf das eigene Tempo und das heimische Umfeld zu verlassen. »Ich habe das Album mit meiner Band in einem Studio in Devon aufgenommen, nahe meiner langjährigen Heimat Totnes. Die Räume sind in einer Viehfarm. Es erdet ungemein, wenn um dich herum das normale Leben seinen Lauf nimmt. Man merkt, wie banal das ist, was man macht – ins Studio gehen, über Songs diskutieren, Sounds ausprobieren –, und wie privilegiert man ist, dass man das als seinen Job bezeichnen darf. Wir konnten uns alle Zeit

der Welt lassen. Das wäre in einem fetten, teuren Studio in London oder New York anders gewesen.« Entschleunigung ist ein weiteres Thema, das an ihm zu nagen scheint. »Der Erfolg meines ersten Albums hat sichergestellt, dass ich mir das erlauben konnte. Eigentlich wollte ich noch viel länger abtauchen. Ich brauche recht lange, um mich zu sammeln und meine Gedanken zu sortieren. Und gerade das wird immer schwieriger in einer Welt, in der man täglich mit Meinungen befeuert wird. Man muss sehr viel Kraft aufwenden, um sich dem zu entziehen. Die Musikwelt funktioniert ja ähnlich: Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben, die Kids wechseln ihre Trends so oft wie andere ihre Hemden.« Hier muss dann auch mal ein verkaterter Ben Howard lachen: »Oh Gott, ich kling schon wie einer grantelnder Opa am Gartenzaun! Eigentlich ist es ja schön, dass Popmusik so hoch im Kurs ist und viele junge Menschen sie gierig aufsaugen. Aber durch diese dauernde Social-Media-Präsenz, die von uns allen erwartet wird, und den permanenten Wunsch bei unerfahrenen Acts, zu gefallen, wächst die Lister derer, die von diesem System gefressen werden, immer weiter.« Dem Briten dürfte das so schnell nicht passieren. Dafür sind »I Forget Where We Were« und Ben Howard gleichermaßen zu gut und zu eigen. — BEN HOWARD »I FORGET WHERE WE WERE« (ISLAND / UNIVERSAL) — AUF TOUR VOM 21. BIS 28.11.

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Totnes Die kleine Stadt im Südwesten Englands, in der Howard aufgewachsen ist, spielte erst vor einigen Monaten eine Rolle in unserem Magazin: Joseph Mount von Metronomy stammt auch von dort und widmete der Region mit »The English Riviera« ein ganzes Album. Howard darüber: »Ich liebe dieses Album – das Artwork, die Texte. Es ist ein Meisterwerk, gerade wenn man aus der Gegend stammt und den Humor und die Anspielungen versteht.« Howard ist immer noch hin und wieder in Totnes, nicht zuletzt, »weil es da noch immer einen sehr guten Plattenladen gibt«.


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COVER-WELTEN

KAMERAS


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»I Turn My Camera On«, sang Britt Daniel von Spoon vor ein paar Jahren. Offenbar keine Seltenheit unter Musikern, wenn man sich so umschaut in der Plattencover-Historie. Das Motiv ist aber auch reizvoll: Der Beobachter wird zum Beobachteten. So was spricht potenzielle Plattenkäufer eben an – oder vergrault sie erst recht. So genau hat das wahrscheinlich nie jemand untersucht. Egal, Hauptsache »Knips!« Zusammengestellt von: Elisabeth Haefs


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ANTILOPEN GANG

ZUFRIEDEN UNZUFRIEDEN Mit einem frischen Plattenvertrag mit dem Label der Toten Hosen läuft es bei der Antilopen Gang zur Zeit sehr gut. Gründe für Aversion gibt es natürlich trotzdem. Benjamin Walter traf Koljah, Danger Dan und Panik Panzer in einem Sovietlokal in Köln-Deutz zu einem Gespräch über die Vermarktung von Revolte, Feindbilder und politischen Rap. Foto: Frederike Wetzels


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it welchem Grundgefühl seid ihr an »Aversion« herangegangen? Koljah: Wir haben Ende 2013 mit der Produktion des Albums angefangen, und für uns alle ist das natürlich das krasseste Jahr überhaupt gewesen mit Jakobs (NMZS) Selbstmord am Anfang. Danger Dan: Wir haben uns nach Jakobs Tod immer weiter von Projekt zu Projekt gehangelt und sind nicht mehr zur Ruhe gekommen. Und nach der Veröffentlichung von Jakobs Album »Der Ekelhafte«, dem Tribute-Jam für ihn und dem Toursommer mündete das alles in der Produktion von »Aversion«. Und alles, was wir vorher gemacht hatten, schwang da noch so mit. Ich denke schon, dass sich das Album durchdachter anfühlt und nicht mehr so eine freestylemäßige Lockerheit hat, weil wir an diesem Punkt in unserer Biografie einfach nicht so locker waren. Die Themen, die wir behandeln, sind tatsächlich existenzieller und nicht mehr so absurd und comicartig. K: Dass die Rahmenbedingungen nach dem Tod eines Bandmitglieds anders sind als früher, liegt ja auf der Hand. Insofern war die Ausgangsposition nicht mehr so unbeschwert, und natürlich wussten wir auch, dass jetzt mehr Leute auf uns schauen. Aber am Ende sind wir in so einen Modus gekommen, wo wir machen konnten, worauf wir Bock haben. Und was war euer Ziel mit der Platte? K: Inhaltlich haben wir uns überhaupt keine Vorgaben gemacht. Wir waren selbst irgendwann an einem Punkt, wo es uns überraschte, dass das Album teilweise recht ernst und politisch geworden ist. Panik Panzer: Wir waren immer ein bisschen unglücklich damit, dass die Antilopen Gang kein eigener Sound ausmacht. Als wir angefangen haben, das Album zu planen, war sehr schnell klar, dass Daniel (Danger Dan) und ich das zusammen produzieren wollen und wir die Hoffnung hatten, tatsächlich so eine Art Trademark-Sound zu finden. Und bist du zufrieden mit dem Ergebnis? PP: Ich bin ein grundunzufriedener Mensch, und das überträgt sich auch auf die Platte. Aber innerhalb dieser Unzufriedenheit war ich noch nie so zufrieden unzufrieden mit einer Platte. Auf eurem Album finden sich auch zahlreiche Punkbezüge. Wie ist eure Verbindung zu Punk? PP: Die Punkbezüge sind ganz unterschiedlich, aber irgendwie ist jeder von uns in seinem menschlichen und musikalischen Werdegang mal mit Punk in Berührung gekommen. Deshalb ist das ein gemeinsamer Nenner, der auf diesem Album seinen Platz findet. K: Auf dem Album gibt es viele Punkzitate, zum Beispiel von Knochenfabrik, Slime oder S.Y.P.H., von deren Song »Zurück zum Beton« wir eine modernisierte Version gemacht haben. Wir haben natürlich auch ein paar Tote-Hosen-Samples auf der Platte, weil wir das rechtlich nicht klären mussten. [lacht] Wogegen richtet sich eigentlich eure titelgebende Aversion? PP: Die Aversion richtet sich grundlegend erst mal gegen alles. Mir macht das Spaß, und es inspiriert mich, gegen alles zu sein und dabei nichts auszuschließen. Ich mag es, Dinge dumm zu finden und das zu benennen. Zum Beispiel Blumen, Bäume, Autos und Kohlenhydrate. K: Genau, die Aversion richtet sich sowohl gegen uns selbst wie auch gegen unsere Umgebung und somit auch gegen die falschen gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben und die wir anhand verschiedener Beispiele in den Liedern aufzeigen. Könnt ihr das konkreter machen, was für euch an dieser Welt und diesem Land abzulehnen ist? Wenn sich eure

Aversion zum Beispiel gegen »die Nazis« richtet, ist das ja nicht falsch, aber auch ein bisschen eindimensional. K: In unserem Stück »Beate Zschäpe hört U2«, auf das du anspielst, geht es einerseits um und gegen klassische StiefelNazis, die einem im konkreten Leben ganz schön Probleme bereiten können. Aber gesamtgesellschaftlich gesehen sind die natürlich eine Randgruppe. Deshalb beschreibe ich in meiner Strophe auch Phänomene wie antisemitische Verschwörungstheorien und Stereotype, die eben nicht nur bei Neo-Nazis, sondern parteiübergreifend und in der Mitte der Gesellschaft sehr weit verbreitet sind. DD: Jeder kann ja mal bei Facebook gucken, wie viele von seinen Freuden KenFM oder Jürgen Elsässer geliked haben, und wird feststellen, dass er vielleicht selbst Menschen kennt, die auf so einen Unsinn reinfallen. Ist »Beate Zschäpe hört U2« denn politischer Rap? K: Ja! Wenn du jetzt gefragt hättest, ob wir politischen Rap machen, finde ich das nicht so einfach zu sagen. Das ist aber auf jeden Fall ein politisches Lied. Das heißt nicht, dass Antilopen Gang eine Polit-Rap-Crew ist, aber natürlich haben wir immer eine Haltung und politische Meinung. Ihr kritisiert die Vermarktung von Widerstand und Revolution als Ware, Modetrend und Pose, bezeichnet euch aber auch selbst als »Antilopen Outlaws«, die außerhalb der Gesellschaft stehen. Was macht ihr denn jetzt groß anders? K: Daniel (Danger Dan) hat das mit »Wir kapitalisieren Antikapitalismus-Attitüden« und »Wir vermarkten den Widerstand gegen Vermarktungsstrategien« in dem Lied »Die Neue Antilopen Gang« sehr gut auf den Punkt gebracht. Da ist auf jeden Fall eine Widersprüchlichkeit, weil unsere Platte jetzt natürlich auf dem Markt zu haben ist. Davon können wir uns nicht freimachen, und das würde ja auch gar nicht funktionieren. DD: Ich habe das Gefühl, wir dürfen die Vermarktung von Widerstand kritisieren. Es gibt Künstler, die dürfen bestimmte Themen nicht bearbeiten, weil die denen nicht gehören, aber das Thema gehört uns, und dann ist das auch in Ordnung. Natürlich ist es paradox, wenn wir kritisieren, dass Rebellion kapitalisiert wird, aber dadurch, dass wir es öffentlich als Musiker machen, auch selbst Teil davon sind. Auf der anderen Seite ist das aber auch die logische Schlussfolgerung. Wir können es nur so machen, glaube ich. Ist man als »Rebell« im Musikbusiness, das ja ein Teil der Unterhaltungsbranche ist, aber nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt? K: Man ist vielleicht zum Scheitern verurteilt, wenn man sich einbildet, man könne mit der Musik, die man macht, wirklich grundlegend die Gesellschaft verändern. Wir machen aber ja keine Agitprop. Wenn wir unsere Miete damit bezahlen können, dass wir Musik machen, sind wir ja nicht gescheitert, sondern es läuft erst mal. Mir gefällt es, dass wir gewisse Themen an Orte tragen, wo diese sonst keine Rolle spielen und Leute gezwungen sind, sich damit auseinanderzusetzen. Ob das jetzt die typischen HipHop hörenden Kids sind oder HipHop-Journalisten oder wer auch immer. Panik Panzer, du rappst ja in dem Stück »Der goldene Presslufthammer« die Zeile: »Längst geht es nicht mehr um lustige Sprüche.« Ist es ein Fluch, dass man immer für lustig gehalten wird, wenn man in der Vergangenheit ein paar lustige Lieder gemacht hat? PP: Ja. — KOMPLETTES INTERVIEW AUF INTRO.DE — ANTILOPEN GANG »AVERSION« (JKP / WARNER / VÖ 07.11.14) — AUF TOUR VOM 07.11. BIS 20.12.

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Beate Zschäpe hört U2 Die Rechtsextremistin ging 1998 in den Untergrund und verübte zusammen mit zwei Komplizen als Terrorgruppe NSU neun rassistisch motivierte Morde, hauptsächlich an türkischstämmigen Personen. Während dieser Zeit lebte Zschäpe jahrelang unter falschem Namen in Zwickau und galt als freundliche, hilfsbereite und unauffällige Nachbarin. Erst 2011 kam sie nach zahlreichen Ermittlungsfehlern in Haft.

KenFM oder Jürgen Elsässer Der ehemalige rbbModerator Ken Jebsen hat mit der Website KenFM. de großen inhaltlichen Einfluss auf die sogenannten »Montagsmahnwachen«, deren Besucher teilweise antisemitischen, verschwörungstheoretischen und rechtsradikalen Positionen anhängen. Der Journalist Jürgen Elsässer gilt als einflussreicher Vertreter rechtspopulistischer und anti-amerikanischer Positionen.


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TV ON THE RADIO

AUSSERHALB VON ALLEM Das Hoffen hat sich gelohnt. Drei Jahre nach dem Tod ihres Bassisten Gerard Smith sind TV On The Radio wieder da. Bastian Küllenberg reiste nach New York, um mit Kyp Malone und Jaleel Bunton über die Aufnahmen des neuen Albums zu sprechen und gemeinsam mit ihnen mongolische Volksmusik zu hören.


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»Weißt du, ob die hier gut ist?« Jaleel Bunton zieht ein Album aus dem Schrank und reicht es an Kyp Malone weiter, der neben ihm auf dem Boden kniet. Wir befinden uns in einem Lagerraum von Blue Note Records. Im Anschluss an den Interview-Termin mit TV On The Radio in den Räumen von Capitol Records auf der 5th Avenue hat die Labelmanagerin zum Rundgang durch die Nachbarbüros eingeladen. Inklusive einer Tour durch den Bestand der Promo-Kopien des legendären Jazz-Labels. Fast wie eine Belohnung für das Durchstehen eines langen Interview-Tags. Malone und Bunton sind zurück in ihrer New Yorker Heimat. Hier, wo vor über einem Jahrzehnt alles anfing mit TV On The Radio. Obwohl nur noch zwei von vier Bandmitgliedern in New York angesiedelt sind, empfangen die beiden hier zum ausführlichen Gespräch über das neue Album. »Ich liebe es, im Studio zu sein. Und ich liebe es, mit einem guten Tontechniker zu arbeiten«, erzählt Kyp Malone direkt zum Auftakt von den Aufnahmen in Los Angeles. »Ideal wäre es, wenn es nur zwei Blocks von meiner Wohnung entfernt wäre. Ich mag es nicht, für Aufnahmen so weit reisen zu müssen. Wenn sich aber alle einig sind und sich die Chance ergibt, mit Menschen aufzunehmen, deren Stimmen und Ideen ich respektiere, dann nehme ich sie natürlich wahr.« Insofern habe man mit dem Studio ihres Bandkollegen Dave Sitek allen Widrigkeiten der Westküste zum Trotz einen passenden Arbeitsraum gefunden. »Es ist komisch: Die kulturellen Unterschiede zwischen Ost- und Westküste mögen von außen betrachtet nicht groß erscheinen. Aus der Innenansicht wirken sie allerdings grundlegend. Der eine Ort hat zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel, der andere ist komplett von Autos abhängig.« Einen Einfluss der Stadt auf den Klang oder gar die Adaption stereotyper Westcoast-Sounds kann man bei den neuen Stücken indes nicht ausmachen. Und das bei einer Band, der jahrelang unterstellt wurde, durch ihre Musik das Leben in Brooklyn zu reflektieren. KM: Natürlich haben unterschiedliche Orte auch eine unterschiedliche Energie. Man kann diese auch auf die Musik übertragen, wenn man es versucht. Aber an dem Punkt, an dem wir uns als Band befinden, sind solche Gedanken obsolet. JB: Ich frage mich allerdings, ob wir uns in L.A. jemals kennengelernt hätten. Damals in Brooklyn herrschte eine besondere Atmosphäre. Viele kreative Leute hingen an denselben Orten ab. Ich will nicht sagen, dass wir uns gar nicht aus dem Weg hätten gehen können, aber es war fast unmöglich, im selben Viertel wie Kyp zu wohnen und ihn nicht zu kennen. Die Szene damals war sehr klein und konzentrierte sich auf wenige Orte. KM: Das Brooklyn, das TV On The Radio zusammengebracht hat, existiert nicht mehr. Außer als Erinnerung. Der Ort, an dem wir damals


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a­ ufgenommen haben, ist jetzt ein J.-Crew-Modeladen. Der Raum ist komplett in Weiß und Pink gestrichen. Ich mag Herrenmode, und sie machen echt gute Shirts. Doch das war ein Gefühl, das ich so noch nie in Bezug auf einen Ort empfunden habe. Es fühlte sich an, als werde etwas aus mir herausgesaugt. Auf eine ganz schlimme Art. JB: Williamsburg, wie wir es von früher kennen, ist begraben und vergessen. Wenn ich heute in meinen frühen Zwanzigern wäre, würde ich eher nach Bed Stuy ziehen. Es haben sich verschiedene Szenen gebildet, es ist weniger konzentriert als damals. Allerdings ist dieses Gejammer davon, dass nichts mehr so ist wie früher, echt ermüdend geworden. Dinge ändern sich, Städte verändern sich. Jeder von uns hatte, als wir uns trafen, bereits eine stark ausgebildete musikalische Identität, die nur wenig von den Dingen beeinflusst wurde, die um uns herum passierten. Wir haben schon immer außerhalb davon existiert. Eigentlich sogar außerhalb von außerhalb. Der Wandel der äußeren Umstände gefährdet das Innenleben der Band schon lange nicht mehr. Ein Zusammenhalt ist gewachsen, der auch die größten Schicksalsschläge zu überstehen hilft. »Seeds« ist das sechste Album von TV On The Radio. Es ist das erste seit dem Tod ihres Bassisten Gerard Smith vor knapp drei Jahren. »Wir haben einiges hinter uns in den letzten Jahren, das die Band hätte stoppen können«, schrieb Sänger Tunde Adebimpe in der offiziellen Verlautbarung zur Ankündigung der Veröffentlichung. »Ich bin froh, dass wir uns sammeln und die einzigartige Verbindung zueinander nutzen konnten. Diese Platte ist zu 1000% ohne Zweifel das Beste, was wir bisher gemacht haben.« Konkret bedeutet es, dass sich TV On The Radio darin treu bleiben, Stilvielfalt zur Maxime zu erheben. Das Album umfasst Welten: vom New Wave infizierten SynthiePop der Vorabsingle »Happy Idiot« und Lo-Fi-Pop-Song »Winter« über einen spürbaren David-Bowie-Einschlag in »Could You« bis zur Gospel-Atmosphäre des finalen Titeltracks. Eine Palette an Referenzen, die manchen überfordern könnte, für diese Musiker jedoch eine geradezu zwangsläufige Reaktion auf die Diversität der Welt ist. JB: Es schien mir immer viel rationaler, einen eklektischen Musikgeschmack zu haben und offen für viele unterschiedliche Stile zu sein. Wenn du jung bist, geht es viel darum, deine Persönlichkeit über Musik zu definieren und dich verschiedenen Gruppen anzuschließen. Du kannst völlig zufällig in einer Schublade landen. Wenn du deine Teenagerjahre hinter dir hast, fällt dir auf, dass da eine ganze Welt an Klängen und Stilen existiert. KM: Es wurde schon so viel Musik aufgenommen, dass es unmöglich ist, alles zu hören. Mit dem Alter wird es zwar schwerer, etwas Neues zu entdecken, doch noch immer existieren mir gänzlich unbekannte Sachen. Während er spricht, blättert Malone auf seinem Smartphone durch die Musikbibliothek, um nach kurzer Suche spirituell anmutende Gesänge vorzuspielen. KM: Das ist eine Tuwa-Band aus der Mongolei, von der ich bis gestern noch nie gehört hatte, auch wenn sie schon seit den Achtzigern existiert. Wirklich wunderschön. Ich habe das Gefühl, ich könnte Jahre damit verbringen, alle Arten von Musik zu studieren, und hätte am Ende doch nicht genug Zeit, um ihre Gesamtheit zu erfassen.

Botschaften und Wirkung Ein Thema, das auf »Seeds« zu überwiegen scheint, ist das Scheitern von Liebe. In Stücken wie »Happy Idiot« oder »Careful You« behandelt die Band die Nachwirkungen von Beziehungen. Fast wirkt es so, als seien dies unterschiedliche Erfahrungen derselben Person, und doch sind bei TV On The Radio seit jeher viele Songwriter beteiligt. Bed Stuy KM: Es fließen bei uns immer verschiedene Stimmen in den kreativen Prozess ein. Es ist eine gute Sache, wenn man am Ende das Gefühl bekommt, als höre man eine Art universelle Stimme. Es geht nicht darum, eine autobiografische Geschichte zu erzählen, sondern man soll sich als Hörer eigene Gedanken dazu machen können. JB: Die Lyrics sind der Teil unserer Arbeit, der am ­wenigsten kollaborativ abläuft. Wenn Kyp das Lied geschrieben hat und singt, wird er auch den Text liefern. Ein gemeinsames Erlebnis – so »Hey, dieser Song soll von Liebe handeln« – wäre interessant. Aber so ist es nicht. Es handelt sich dabei jeweils um die spezifische Erfahrung eines Einzelnen. Es kann sein, dass wir diese Erfahrung teilen, da wir viel Zeit zusammen verbracht haben. Aber das ist kein Muss. KM: Wenn du wie ich kein guter Schauspieler bist, musst du daran glauben, was du singst. Es ist nicht nur wichtig, wie, sondern auch wovon gesungen wird. Bei aller musikalischen Tiefe und Verspieltheit bleiben TV On The Radio eine Band, bei der die Texte gleichwertig zu den Melodien und Rhythmen sind. »Put your helmet on«, heißt es in »Trouble«. Bald wird alles in die Luft fliegen. Nicht nur hier wendet sich das lyrische Ich des Lieds direkt an seine Hörer. »Seeds« ist gespickt mit diesen kleinen Lebensweisheiten. Er wolle auf keinen Fall wie ein Lehrer erscheinen, bekräftigt Kyp Malone, unterstreicht jedoch gleichzeitig das Sendungsbewusstsein seiner Band. KM: Ich glaube an die Kraft von Botschaften in Musik. Wenn ich einen Song wieder und wieder höre, hat das einen Effekt auf mich. Es beeinflusst mein Bewusstsein, auch wenn ich mich dagegen wehre. Es gibt diesen Song, den ich dauernd im Supermarkt höre. Ich weiß nicht einmal, wie er heißt, aber ich finde ihn seit Langem ganz schrecklich. Gestern Abend war ich in diesem Lebensmittelladen, und plötzlich hat er mich erwischt und besiegt. Ich summte mit. Ich weiß also, welche Macht Musik haben kann. Wenn du mit etwas Glück davon ausgehen kannst, dass du ein Stück Hunderte Male live vor Menschen aufführen wirst und es oft reproduziert und abgespielt wird, solltest du mindestens dafür sorgen, dass du keinen Bullshit in die Welt schickst. Es muss nicht alles eitel Sonnenschein sein, aber es sollte wenigstens wahr sein. JB: Wenn dein Leben daraus besteht, wissentlich Leuten Dinge zu verkaufen, die du für schlecht und inhaltsleer hältst, bist du am Ende. Zurück in der Jazz-Kammer. »Da waren einige tolle Klassiker bei.« Jaleel Bunton ist zufrieden. Mit Stapeln von Vinyl im Arm verlassen beide das Büro in Richtung Aufzug. Man ertappt sich bei dem Gedanken, wie sie sich am Abend gegenseitig die Fundstücke vorspielen und dabei über Herrenmode fachsimpeln. TV On The Radio, eine romantische Vorstellung.

Brooklyns kreative Szene wandert gen Süden. Von Williamsburg nach Bushwick, ist sie gegenwärtig kurz davor, BedfordStuyvesant, kurz: Bed Stuy, zu übernehmen. Steigende Mieten bedrohen KünstlerQuartiere, »Working Class« und Mittelschicht, wobei der Zuzug sogenannter »trust fund kids« nur einer von zahlreichen Teuerungsfaktoren ist.

Gerard Smith Der Legende nach wurde Smith von Sänger Tunde Adebimpe 2005 in die Band geholt, nachdem dieser ihm wochenlang als Straßenmusiker zugesehen hatte. Während der Aufnahmen zum Album »Nine Types Of Light« diagnostizierte man beim Bassisten Lungenkrebs. Gerard Smith starb am 20. April 2011 mit 34 Jahren.

Tuwa ... ist eine zur russischen Föderation gehörende autonome Republik in Südsibirien, an der Grenze zur Mongolei. Die bedeutendste VolksmusikTradition der Tuwa ist eine Khoomei genannte polyfone Kehlkopfmusik.

— TV ON THE RADIO »SEEDS« (VERTIGO / UNIVERSAL / VÖ 14.11.14)


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S T A R S

KEINE LIEDER ÜBER LIEBE In einer gerechten Welt wären Stars längst Pop-Millionäre. Die fünf Kanadier schreiben seit fast 15 Jahren große Hymnen auf das Leben mit all seinen Macken, großen Momenten und kleinen Zusammenbrüchen – klug, bewegend und eingängig. Der endgültige Durchbruch ist ihnen trotzdem bisher nicht gelungen. Julia Brummert sprach mit Amy Millan über diese Zeit und das neue Album »No One Is Lost«. Foto: Katharina Poblotzki

Paar »Elevator Love Letter«, »Your Ex-Lover Is Dead« und »Midnight Coward« drehen sich um ein Paar, das trotz großer Gefühle nicht richtig zusammenfindet. Auf »The North« waren sie Thema im Stück »Walls«. Millan liebt das Lied: »Dadurch, dass wir an einem bestimmten Punkt im Leben angekommen sind, ist ›Walls‹ ein sehr erwachsenes, intuitives Stück über eine Verbindung zwischen zwei Menschen.«

in Rhythmus wie ein Engtanzwalzer. Eine Gitarre wie das Zirpen der Grillen in einer Sommernacht. Zwei Stimmen, beide engelsgleich, eine weiblich, eine männlich. Und Zeilen wie diese: »Take me out to the lake / Break it down and dive into our mistakes / Take me in to the fire / It’s just us / Even for a little while.« Aber es hilft nichts: Auch in »Look Away«, dem neuen Kapitel über jenes namenlose Paar, das Torquil Campbell und Amy Millan schon seit Jahren immer wieder besingen, kommen die beiden nicht zusammen. Trotz der großartigen Pop-Melodien, Streicher-Arrangements und der vielen Herzen, die für die beiden schlagen. Stars schreiben nun mal keine großen Liebeslieder. Behaupten sie. Oder vielmehr Sängerin Amy Millan: »Viele Menschen verwechseln die Dinge, über die wir singen, mit Liebe. Für mich geht es eher um eine Idee der Verbindung zwischen zwei Menschen. Egal, ob nur einer oder beide diese Verbindung fühlen. Das kann in Liebesbeziehungen passieren, aber auch in Freundschaften.« Während sie diese Sätze spricht, kommt es einem fast so vor, als spreche sie auch ein wenig über die Band selbst. Nach fast fünfzehn Jahren und sieben Alben kann man sich wohl auch mal auf die Nerven gehen. Zumal sich Amy Millan und Bassist Evan Cranley durch eine gemeinsame Vergangenheit bei Broken Social Scene noch länger kennen. Amy Millan vergleicht das Leben in der Band allerdings mehr mit einer Familie als einer Beziehung oder Freundschaft: »Das Wichtigste ist, verzeihen zu können. Wenn ihr euch streitet, müsst ihr Kompromisse finden und großzügig sein. Wir sind eine Gang, wir sind immer noch zusammen und haben viel zusammen geschafft. Mittlerweile haben wir Kinder, wir kaufen Häuser, wir leben unser Leben. Das war alles ziemlich weit weg, ein Traum, als wir angefangen haben, Musik zu machen. Jetzt leben wir diesen Traum aus.« Auf die Frage, was der schönste Moment im Familienalbum von Stars sei, erinnert sie sich an einen gemeinsamen Besuch eines Baseball-Spiels. So was passiere eher selten, sagt sie, deshalb sei der Tag so schön gewesen. Mit Rock’n’Roll hat das Leben der Band Stars also mittlerweile eher wenig zu tun. Die Kinder kommen mit auf Tour: »Sie bieten mit ihrer Betrachtung des Lebens eine willkommene Abwechslung zu den immer gleichen verkaterten, muffeligen Bandmitgliedern, mit denen du schon ewig unterwegs bist.« Amy Millan – und auch Torquil Campbell – wirken im direkten Gespräch oft muffelig. Campbell zum Beispiel verbrachte große Teile der Interviews zum letzten, sehr tollen Album »The North« damit, über den fehlenden Support des damaligen Labels in Deutschland zu wettern. Vielleicht lag darin der Grund, warum Stars in den letzten Jahren ein wenig aus dem Bewusstsein entschwanden. Immerhin hatte ihr drittes Album »Set Yourself On Fire« sowohl KritikerInnen als auch Indie-Fans überzeugt. Trotz nicht minder starker Folge-Platten wie »In Our Bedroom After The War«, »Five Ghosts« und eben »The North« wurde es, zumindest in Deutschland, stiller um die Band. Darauf angesprochen, weicht Millan aus: »Ich habe die Musik geschrieben und gemacht und bin stolz darauf. Es gibt nun mal Trends und Geschmäcker, die sich ändern«, sagt sie. »Wir können uns in Deutschland aber auf eine sehr treue Fangemeinde verlassen. Die finden uns schon, wenn sie wollen. Vielleicht stoßen sie nicht zufällig auf uns, aber die, die uns suchen, finden uns.« Wie dem auch sei: Diese Bandmitglieder schreiben trotzdem weiterhin große, imposante Popsongs. So auch auf dem neuen Album »No One Is Lost«. Hier kommen zum Pop eine Portion Disco, mehr Synthies, stärkere Bässe. Produziert


HEUTE

wurde das Album von Liam O’Neil, der auch für Metrics »Synthetica« verantwortlich war. Zu dem Album gibt es in Sachen Sound durchaus Parallelen. Die Disco schlich sich auf anderem Weg zu Stars: »Wir haben ›No One Is Lost‹ in unserem neuen Studio über einem Schwulen-Club aufgenommen. Während der Aufnahmen konnten wir die Musik von unten hören, die Bässe sind also quasi in unsere Musik hineingeschlichen«, sagt Amy Millan. Die Band wollte stilistisch und erzählerisch an »Hold On When You Get Love And Let Go When You Give It« vom Vorgänger »The North« anknüpfen: »Wir haben sehr viel Spaß gehabt, dieses Lied live zu spielen, und wollten mit der neuen Platte die gleiche Atmosphäre schaffen.« Es gibt sie trotzdem, die ruhigen Momente, die traurigen und zurückgezogenen auf »No One Is Lost«: »Du machst dich hübsch, um auszugehen, es ist aufregend und spannend«, sagt Millan über die Atmosphäre des Albums. »Dann kommt die Nacht mit ihren Hochs und Tiefs, und auf einmal ist es vier Uhr morgens, und du bist allein – oder auch nicht –, und damit ändert sich der Sound deiner Nacht. Vielleicht bist du betrunken oder traurig oder beides. Am nächsten Morgen stehst du auf und stehst unter der Dusche, machst dich auf den Weg zur Arbeit. Es wird schon wieder. So ist das doch oft im Leben. Dieses Album kann dich durch alle Emotionen einer solchen Nacht begleiten.«

Das letzte Stück auf »No One Is Lost« ist das Titelstück und gleichzeitig das beste Beispiel für Millans Ausführungen: »Put your hands up because everybody dies«, heißt es da und: »Put your hands up if you ever feel afraid.« Die Geschichte eines Freundes der Band inspirierte Stars zu diesen Zeilen. Er erkrankte sehr jung an Krebs, sagt Millan: »Man kann nichts gegen die Angst vor dem, was da kommen könnte, tun, außer zu versuchen, hoffnungsvoll und optimistisch zu bleiben, dass alles gut wird. Ich glaube, daher kommt diese vielleicht blinde Hoffnung auf dem Album. Es ist wichtig, hoffnungsvoll zu bleiben, sich nicht in der Dunkelheit zu verlieren. Darüber versuchen wir zu schreiben. Man muss daran glauben, dass alles gut wird.« Mit dem Freund ging übrigens alles gut. Diese Zuversicht spiegelt sich auch im Artwork des Albums wider: zwei Mädchen auf der Rollschuh-Bahn – ein Instagram-Foto von Eva Chambers, auf das Millan gestoßen ist. »Sie hatte da dieses Roller-Disco-Foto, und das hat mich berührt. Es hat genau dieses Gefühl getroffen, das wir auf dem Album haben wollten. ›Hände in die Luft – wir leben den Moment‹, genau dieses Gefühl ... Sie hat es in einem einzigen Foto festgehalten. Es ist ein wahrer Moment, das sind sie und ihre Freundin, Samstagnacht auf der Rollschuhbahn, ganz einfach.« Ganz einfach und doch ziemlich schön. — STARS »NO ONE IS LOST« (ATO / COOP / PIAS / ROUGH TRADE / VÖ 31.10.14)

069

Eva Chambers ... postet auf Instagram unter dem Namen ghostdogs (instagram.com/ghostdogs). Zusammen kamen Stars und sie über die New Yorker Fotografin Autumn De Wilde oder eher deren TeenagerTochter. Die nämlich ist eine Freundin von Chambers.


070

HEUTE

NÄCH THURSTON M S OOR T E A BREITB USFAHR E EIN-RO T: CK


HEUTE

Thu r Mus ston Mo ore h ikges Tren a c nung hichte g t mit So nic Y esch mit C von r o mit » helsea L Kim Gor ieben. N uth a i d T eine he Best ght Mov on und ch der s neu i eine n D g ve a y« r f ü hr e t zu n Leben nun das röffentli Platte den c Moo s ht er erste absc m r Vere es, nach usikalis hnitts. D Zeugni s c n d a Foto a Reyger enen un hen Wur s Ergebn : Tim zeln d an s im is de In Brue ning terview ren Deta forsc i ie Ve hte. ls r jed dienst

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Welt Welt zu pa sse n zur N dagegen .« In M oore sehr e w Y derg . s roun orker Pu Sein W eg dn seine n Ur Szene n k- und U ä m li breit spru nc n b der 7 einig ge g in gen h nahm au je 0erspiel Jahr nem au f g ten e, H r ren d eift. Ent den er n a rdrock s i u gem e Gitarr prechen n wiede en au äch l d im r ic h , plod z w is f »T h w ie c tone hen satt echseln e Best D m Sp ay« er T u n au r i wie e ein em e vor e eltrieb. N ägheit u fgereg t n a i d sieht bloß al in Beg r er Band n d mo türli em m dom Debb iff w s c i Briti ie Go gelas anchm inieren h sind si noBand n T hurs Hipster sein, d ie Sonic sche o e nac a t d M g e s o , l A Y e e r e B a ss u s ik e m in nw out rB da h D eb Soni eine de n Moor ccessoi rin u My B istin bei bie G ird, bev utenlan estandt e, Sä r zen nd re be s Wor t I h dürfte c Yo B l o a e o n g n o uth i D n der s n t o P g r d l, d g r d r o d r y s r a s e i e e m al ums g ic ie ru len r if t g c Screa Valentin wie integ es Ba ss h Moor Vortritt e und A lb Hote hlaksige a r a ls di Figuren nd Gitar . Manch nicht m. D m e o e u r s n d ieren e r m ge l G es a er S Moo arbeit m ie Zusam Gela zum Int Rothaar Indieba alternat ist bei be einer . te w n re erg - ohne it T h iv ig s s e n Zahn orden, d Es ist ein ve Shel g, ein, senheit r view tr e, den w d sch le en Rock agter Moores neu ab sich, na urston l e a s r E ys s c i h c r k »wir effen c au f s c d er b s t au h m e s ritisc Bekann hdem im nlich erzen z ernig rü tig gute hatt , rea ir in ein hthin. M und olch noch t sch a he G B e g b e s e u a n i E o e m i e e n L i s v dwa r ft, m t ar r or rt obhu H spiel ine Un nie die us u dverbun t nur, da erursach kommt, geho rds, sie m ist Jame dele mit gesc ambur e, derg ten. g r n d s o l e s t i i d g ß t s n h h e j Di er ro a en H sen I n. »A gewo . meic H j am B atte. Ne ins Boo its. nhal omoph hrzehnte emand, hel t rde e Red H undba be b en G a ss u obie der s ten k lang Auch n«, lach ot Chil nd, als w Wir war r«, räum ter Drum nd Sonic ooge scheint e i i Pep e -You me am S wege . Schlie einerlei ngagier gegen S ch hund ohne S t er. pers ir in grö n auch d t er chlag r Steve S thte, n exisInte n Rio ßlich t e sind ß a helle z n e r e u e r u w n ley h rtband. adionko t n e s g y g w ir j M a m eden n Hallen gewoh für »The B hat Moore o ie »Cont Grrrl-Ro elten So se mehr an dieals er t Moore s it Kim G merz ge e st D nter re Le lemo nic falls der » zu Q a b lten eit de nst z ordo y e u n « s K S a a g te n icht i r t et t exism del Kim Youth n haben ool T S gebr u n -Ma n plane E d ich h G w e acht nehme n frühen , Lee Ra onic You n i te n M ards ie r nd ,o na a ders t?« als Ve ng« mit «, »Tunic ordon un t nur auf d th 8 ann an d ls zweip Z r en S hne je M e Subku 0er-Jahr ldo und als Jahr ( d Son r S f e i e ong er G ilen ch wich cht die l mit M pure e S verpfl itarre ser V ter der E wie »F For Kar gs n W ainstrea tur ins Be n den Un teve She tige T u s i i ea r o arho chtet k ver hört m zu en)« lma n die B ermu wuss derg hem . ls f b z r m a t in M an das en für ih tung. Da ipation. a female Moo nd in e unden. S und Vel sein. Son sein der ound iner n vet U M M re/G s ä eit O ic Yo asse Ar Eins nnlichk nicht. Im , betont seien n oore w or k u n Sche er. iach am eit idun don sei t Leerla tober 20 dergrou th haben G i n n 1 s u g 1 t so e er-Wolf sfantasi egentei Auf »The wie vo e Tr ds K f. Da beka aber Mo o r e e l u i S n B n m n n s b n z e c n T n e e r st al die au (Son st he fi n ou u ng Tuni en P e versc t. und s gab da ndet sic c d Filmch gh-Guy ario im T szutobe int Moo Day« a r tn Song g For K h l h u d s a n r re si g es Song rakte er aren ,d ie da iteltr einb E , von er – ch ) vor li veröff er auf de « r a rauff hepaar na in nac m 19 Die ckende F e des Sch , erklärt ck nur e denen d olge Mov ch eine h Londo einem J »Goo entlichte 90 F M n i a a i n r l u n A lb de m ku o ing – « er s a m e a hr n. Vo n s g o p i i e M re un cht u st . » s Noir ieler chien um a g er n ac h mit rzen jetzt n do das E D s s d u n u J G a n v a c s w M h s ein dd eben ei n e mes e In rt t to r Car p Cagn rweist a falls esentlich oores Im sellen. enter d von K en ist d gebnis se neues S termezz aus verö er neuu a , d e r e f S , as G o e y i o S i a ff ä n in e Re weil n Kl chla l nge gewa – fin nt is d bishe egente es neue oalbum. als Chels entlicht ster n Carp gzeuger rin und Eh n Le il vom in be »The enter ea L efrau e zugehe chee zu ie Trenn del ist a rigen i b s S T i , b n g u onic ensa Best B es t u he de t he m Band e avan w h d n c s t e h e g t n Y gen ätige re at i von bs desh ou D D Kün t . J ein n K al st dass ay« als d Moores gardistis chnitts. ay« ist C ahre späte th coverten siert. fem r schon ar p e r auß Platt ein p er zwan lers – M scheint: im Gord b chen i Und a s be v ie r Soni n i s n e t tersz o o rdem enfir D i a e R i c Yo s n d s o Es w g a s a c t o e r r e h s J H e is ck se rart a hr Jah eB für d den it »S Son de ma uth er Disk igen Auf logs ran re was a e Jünger t 57 –, de s auf Gesc as Tribut uperstar basi tet Moo draufs ic-Youth bewirbt iner « h r sein ea ussio regu en v w i s te nten mL sd tä »T re -A rduo lbum des w is rech emokrat s Rolle nde. Das lbum, o he s »If sen n nen sin ngen im Sturm. aufen ha erlässt, m e i tigte I n i h W i s d I n s t M c i n A e it . e t s c e ha re re ine t ich a V Car p o h Q rW unte enter uf ei ts über in ober ernet un ore zeig or allem r and eise auf gierende r aussch uatsch. « . i st fl n b d t ä e ie R paa sich ch ein . »Th ke n Ba l erem leys von eB nd ießlich ei m Moo ine Refle r Komm ealität m lich«, en druckt. »Die Boss ngespielt it Unter est Day« in unb t re sa x e g e n i e o i t g n n a se e n . Ent g e s r o , e h e r e t t a h i ü t a d b ner Ehe von ne er as wie n sprech er gan tzung S t Moor gelas auch nur völlig ru Beziehu Kim in . Sie be . »Sie e z k la end b t ie se e v z e I h a s n i r i st iner edien Hard ein K en und f nsatzwe ig, ohne g, wie s nter view ehen er h ShelW t r reun ise d ie w sich s. Da lisch Yout ock. »Ich urzeln im er sich so ier der i i d z e r w e s li k u S e olle h d s a er sa «, räumt ch bleibt timme z rechtfer lich ist.« diese mehr al chätze, i merika eutlich g u e t e i e r B erh gen r ei ni ch sj , al n, le g erläu rungy Bl eder and habe be schen bren ibt die F da könn n und zu s ich nac eben. Ge und uesro i Son h ha k e ma tert d ere i nt: W ckt m naus r a g e ck n ic n mes , o e zu m er Kapi as passie die nich eben ni it den Sc . »Ja, es i Rock 57-Jähr -Riffs ein der Band st h c t e t i r e h u gebr r ge di t näre ’n’Ro l k w t l , t s m l e e f ä m ü r n i r ach eH n ll an d t Moore r das w t Sonic iger un achen. n, als stets Macho- , a lso je inwend t«, ir ni Yout ter d em P . »A l Rock nem ung a n ih c h o e l h u e ? n Nä der t ma n kt s, w ,d »Es re re Wän den n unber en Son a ktioweit können. , an dem as wir w l einen ist ein geln selts er i n « So B i s w e Moo zerschel echenbar ic Youth s gri ir m en aDies w e Fo den Gen ird der iteinan , ist: Wir ff haben die e re er wä len ließe en Nois « r t s et ehnt e r mit die s u ss s d N s n. , i e n e r ud a z c in e Le Zeits Halt hlechtes ung sein ines Da London rbeiten w nicht chrif e Ranal e Diskus e t u s e do w t es h aller ng wide e – mit a r K arrie eins a ls r wohl v ollen ege sion, ieß enarti ding vant orer r da B oss re is den , Under kels hatte n eines s s n M icht gr 80 acho gardistis t musik komm st ,i m en . a t c von er n sei ound-M n dem e u li h — T hr v i HU R Ve u g el zu m in der em Rock sch nich von B lvet Un leicher m sik in I N D S T ON M t t u R u n. nd o ck m IG O de l a ) — A O OR E usik einer »T H »Da ack Sabb rg roun ßen UF T EB hat s OU R s sch d at VOM E ST DA ie ien h beeinfl w ie Y« (M 16 . B n ic h u ATA I S s s 2 0.1 1 . t. D OR t in / BE sei n GGA e RS /

D


072

HEUTE

REGEN ERATION Die Saison endet, der Regen bleibt. Wir feiern im Regen und tanzen die ganze Nacht. Auf dem Melt Gelände zelebrieren wir den Herbst in wasserfesten Chucks. Fotograf: Peter Kaaden, Assistent: Jan Ladwig Produktion und Styling: Alexandra Heckel, Styling-Assistentin: Sophia Schwan Haare/Make-up: Kristin Belger Models: Jamal, Maximilian und Lea Platow von Izaio Management sowie Jenny Location: Ferropolis – Stadt aus Eisen All Sneakers: Converse Chuck Taylor All Star Rubber

Max — Hose: Henrik Vibskov, Kette: Bond Hardware


HEUTE

All Sneakers: Converse Chuck Taylor All Star Rubber

073


074

HEUTE

Jamal — Oberteil: Nhu Duong, Hose: Weekday


HEUTE

Jenny — Cap: Bond Hardware, Kette: Bond Hardware, Kleid: Urban Outfitters Jamal — Regenmantel: Stutterheim

075


076

HEUTE

Lea — Shirt: Ethel Vaughn, Shirt drunter: Urban Outfitters


HEUTE

Max — Hose: Henrik Vibskov, Kette: Bond Hardware

077


nummer #14

j e t z t e r h 채 lt l i c h

SNEAKERFREAKER.DE


MORGEN

079

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

— Cover des Monats Wallace Vanborn »The Orb We Absorb« — Selten passten Titel und Covermotiv so gut zusammen wie bei dem neuen Album dieser hörenswerten belgischen StonerBand. Den Erdball auf dem Löffel, den Kosmos im Teller – wem nicht schon vorher der Magen grummelte, der hat es jetzt. 1970er-Fotoästhetik und 1990er-Schriftart runden das Gesamtbild zu »CdM«-Klasse ab.


080

MORGEN

PLATTEN VOR GERICHT Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App!

DIE FANTASTISCHEN MORNING PARADE ANDY & CHAD VIER THOMAS D, AND.Y

ANTILOPEN GANG

KOMPOTT-KOLLEKTIV

PANIK PANZER, KOLJAH, DANGER DAN

KATJA G., STANISLAV, KATJA P.

Ø 5,7 2

Ø 4,95

Ø 5,11

Ø 8, 3 0

01

APHEX TWIN »SYRO« WARP / ROUGH TR ADE

10

7

7,16

10

02

KAREN O »CRUSH SONGS« CULT / ROUGH TR ADE

4

7

6,83

8

03

VON SPAR »STREETLIFE« ITALIC / ROUGH TR ADE

3,2

7

4

10

04

BANKS »GODDESS« HARVEST RECORDS / UNIVERSAL

8

6

A: It’s alright. She’s got a good voice. C: We don’t know her. It’s kind of chilled. But it’s not my kind of thing.

P: Ich bin irgendwie doch popgeil. Bisschen dreamy, witchy. Alle finden’s geil und kaufen Stoff-Turnbeutel von Banks. D: Me And My Drummer in schlecht. Belanglos.

5

10

05

PERFUME GENIUS »TOO BRIGHT« MATADOR / BEGGARS / INDIGO

4

5,5

4

4

06

SBTRKT »WONDER WHERE WE LAND« YOUNG TURKS / XL / BEGGARS /

5

2

3,66

10

INDIGO

T: Klingt sehr sanft für ihn. Ich musste teilweise weiterzappen. A: Kann wahnsinnig anstrengend sein. Aber auf hohem Niveau. Sinnlos brutal sein kann ja jeder. T: Irgendwie geil. Scheiß auf alles. A: Wer das gut findet, hört Gesang und kann den Rest nur als emotionale Wolke wahrnehmen und nicht weiter entschlüsseln. A: Vom Titel her passt die Musik auf jeden Fall. Kann man angenehm hören, am Ende wird’s etwas experimenteller, auch gut. T: Ich hab früher Saxofon gespielt! Ich war 80s! T: Hin und wieder wie Lana Del Rey, mit weniger Valium. Banks ist positiver, eher verträumt, tolle Stimme. Angenehm, entspannt, anspruchsvoll. A: Mir bisschen zu depri. A: Goldenes Shirt? Na ja. Handwerklich gut. Sehr vielschichtig. Aber mir persönlich ging’s auf’n Sack. So weinerlich. T: Hat irgendwie so was Christliches. Mit Pop-Appeal. T: Ich musste irgendwann aufhören, das zu hören. Plattencover fand ich am besten. A: Bei »Higher« fand ich die Atmosphäre und den Rap echt gut.

C: Doesn’t sound as good as his old stuff, like »Window Licker«. But it’s okay. It’s not iconic. He is, though.

C: Good style. It’s cool, but not for a whole record. A bit more production would have been nice. A: I like her voice. Some cool harmonies.

A: Sounds a bit like Arcade Fire. C: Sounds like my dad could be the singer. It’s alright, but not that great, reminds me of »Plastic Beach« by Gorillaz.

C: Did you cry to »Too Bright«? »Grid« sounds like German drums. It’s clever and he’s interesting. A: It’s alright. It has bits of goodness.

A: It’s not my cup of tea. C: He’s trying different things, it sounds clever, I respect him for that. But it’s not for me.

D: Ich hatte mal eine Sex-Session mit Aphex Twin, Vodka und einem Stroboskop. Das war das Krasseste meines Lebens. Aus Angst und Respekt von mir volle Punktzahl. D: Ich hab dieses Bild im Kopf, wie sie ihr Mikro in den Hals steckt und abgeht, diese Frau hat mich nachhaltig beeindruckt. Diese Musik hat noch mal anderes Gewicht. D: Das Klavier ist von Robert Miles geklaut. P: Ich könnte mir gut vorstellen, dass er auf Kölsch singt. Das wären dann die modernen BAP oder Bläck Fööss.

P: Frechheit, dass ihr uns nur so beklemmende VintageMusik vorspielt. Ich hab Angst, dass ich das — inszeniert als cooler Musikliebhaber — gut finden müsste. P: Als säße ich in einem Raum ohne Tür, ohne Fenster, keiner außer mir, und ich hab kein Gehirn. Leute, die grüne Spinatsmoothies trinken, pumpen auf solche Musik.

KP: Sehr interessant. Man hört, dass die neue Frau vom Komponisten russisch ist, das wissen wir ja. Wir sind keine Nationalisten, aber freundliche verliebte Kölner. KP: Die soll sich aber nicht von ihren Mitmusikern trennen. S: Die Musik sollte auch weiter im Schlafzimmer bleiben. KG: Der Geisteszustand der Überflussgesellschaft ... KG: Das ist Heimatmusik für mich. So riecht sie mittlerweile: geruchlos und generiert, aber trotzdem gut. Wir sind stolz auf sie. S: Afterparty sechs Uhr morgens am Strand. KP: Gut gelungene Atmosphäre. Die würde ich gerne zu uns einladen. KG: Das erinnert mich an einen walk in the park mit meinen drei Katzen. S: Schwimmbadmusik. KP: Ich denke, es geht um eine Liebesaffäre mit der Mutter. KG: Die gepflegte Melancholie berührt meine russische Seele nicht, es gibt größere Probleme in der Welt. KP: Genau mein Rhythmus. KG: Perfekte Musik für den Kindergeburtstag. Anspruch und Eklektik. S: Der Rhythmus gefällt mir auch. Obwohl es aus London kommt.

07

NEW BUILD »POUR IT ON« SUNDAY BEST / PIAS / ROUGH TR ADE

8

6

3,6

4

08

SHELLAC »DUDE INCREDIBLE« TOUCH & GO RECORDS / CARGO

3

2

5,5

10

09

BEAR’S DEN »ISLANDS« CAROLINE / UNIVERSAL

7

6

1,3

7

10

HGICH.T »MEGABOBO« TAPETE / INDIGO

5

1

10

10

MARVIN GAYE »WHAT’S GOING ON« MONSTER MAGNET »SPINE OF GOD« KRAFTWERK »COMPUTERWELT«

MEW »FRENGERS« PINK FLOYD »THE DARK SIDE OF THE MOON« RADIOHEAD »IN RAINBOWS«

SD »DIRRRTY« KNOCHENFABRIK »AMEISENSTAAT« DIE TOTEN HOSEN »BIS ZUM BITTEREN … – LIVE«

FILA BRAZILLIA »POWER CLOWN« VIKTOR ZOJ »ZVEZDA PO IMENI SOLNZE« STROMAE »RACINE CARRÉE«

ALL TIME FAVES

A: Interessante elektronische Musik, mittlerweile ist das wirklich schwierig, weil es so viel schon gab. Feine Texturen. T: Ich höre da was Psychedelisches, so einen Space. T: Ich mag Power-Riffs. Danach kam aber irgendwie nix. Wir sind nicht befriedigt. A: Progressive, aber ohne richtige Substanz. Müssen noch Konsequenzen gezogen werden. T: Da macht jemand Musik, nicht, um innovativ, anders, modern, außergewöhnlich zu sein, sondern einfach nur, weil er gerne Musik macht. Entspannt mich, nimmt mich in den Arm. A: Eine eigene künstlerische Identität. Aber dieses Leben möchte ich nicht leben, was da beschrieben wird. T: Der D. ist ein ignoranter Sack. Ich find das ganz schlimm.

A: I like it, one of the best so far. C: Such long intros. Time is too fast paced for this. But I like the sound. »The Sunlight« sounds a bit like walking into a gay bar. C: It’s a bit all over the place. Sounds like it’s from the nineties even though it’s new. Nothing to blow us away here. We need some more magic. A: They can’t sing. C: A lot of good sounds. I’d listen to it for about two weeks. There’s a million records like that. A: It’s not a new kind of thing. But I don’t mind it.

A: Crazy is good sometimes. I guess they mean it as a joke. We can be harsh. C: It’s annoying me, definitely. Maybe Germans get it, I don’t.

P: Flieg mit mir, Homie! Hätte mich gefreut, wenn das Arschloch nicht anfängt zu singen. Gerne an düsteren, sonnigen, verhangenen Tagen als Instrumentalmusik. D: Route 66, Motorrad und dabei solche Musik hören. Ich bin in Kalifornien mal beim Trampen erwischt worden, das ist verboten. Das war scheiße. D: Gibt’s zu der Musik auch ‘ne organisierte Szene? Wenn ja, was machen die? Im Park treffen, kuscheln und Tee mit selbst gepflückten Kräutern kochen? D: Ich sehe da eine Seelenverwandtschaft. Ich würde mit euch gerne mal ‘nen Teller Spaghetti essen, inklusive Teller. K: Das ist Punk. P: Ich will auch Megabobo sein!

S: Langweilig.

KG: Postpubertärer Schweiß aus dem Proberaum. Erinnert mich an meine Ex-Beziehung, sehr bemüht und wenig Leidenschaft. S: Etwas nostalgisch. S: Erinnert mich an Beirut, aber etwas langweiliger. KP: Ich kann das für meine sieben Kinder als Schaflied einsetzen. KG: Perfekt für einen Liebesabend mit einem Deutschen. KG: Die Sprache der Dichter und Denker, mit der man viel mehr experimentieren sollte. KP: Wir verstehen am besten, worüber die singen, passt zu unserer destruktiven Natur.


MORGEN

MALKY

BEAR IN HEAVEN

MERET BECKER

DANIEL

JON

SCHAUSPIELERIN

Ø 10, 0 0

Ø 8, 3 0

Ø 6, 0 7

10

SIMON MERTENS

JULIA BRUMMERT

LESER

INTRO

Ø 6, 4 0

Ø 7, 0 6

Ø 4,60

Ø

9

5,5

9

9

1

Fiep fiep fiep, schepper schepper, utz, wrrrrruuuum. Bei allem Respekt, damit kann ich nichts anfangen. Davon bekommt man doch Herzklabastern.

7,77

10

10

6,6

6

8

8

Eingängig ist Karen Os Musik selten. Ich bewundere aber, wie sie es immer wieder schafft, Schwurbeligkeit, Sehnsucht und Schönheit so in Einklang zu bringen. Hach.

7,44

10

7

4

7

8,5

9

Ich ziehe meine Schulterpolsterjacke an, toupiere mein Haar und fahre mit dem Cabriolet zur Aerobicstunde. So klingt das. Großartig!!

6,97

10

7

6,6

6

4

Ganz hübsche Popmusik. Kaufen würde ich das nicht, aber vielleicht heimlich laut und schief mitsingen, wenn das beim Autofahren im Radio läuft.

6,96

10

10

9,6

8

9

5

Die ersten zwei Songs sind mir zu traurig, und es passiert zu wenig. Mit »The Fool« wird’s besser, danach klingt’s fast wie eine Weihnachtsplatte von Elton John.

6,91

7,3

7

6

7

Gut ist, dass jedes Lied hier in eine neue Richtung geht. Die vielen Gäste sorgen zusätzlich für schöne Momente, insbesondere beim Stück mit Sampha.

6,70

Bitcrusher-Exzess ... Hängen geblieben, aber immer noch gut.

Schöne Songs, aber für Voicememos gibt’s keine Grammys. Da hat sich jemand den schwierigsten Teil der Albumproduktion gespart — schade. Guter Soundtrack für die nächtliche Autofahrt durch die Großstadt. Hab aber kein Auto.

Verhallte Sinnsuche auf dem iPad ... Eigentlich darf ich so was nicht mögen, aber ich bin nun mal ein R’n’B-Kid und falle spätestens bei »Waiting Game« doch drauf rein. Sehr gut. Ultravox — »Vienna« ... Aber ich höre auch gern mal wieder einen richtigen, einfachen Song. Wo sind die eigentlich geblieben? Traut sich keiner mehr?

I’ve listened to the record. Reminds of the first time listening to EDM. It’s good to hear that he’s doing stuff again. It’s always like »How does he make this?«. This is cool. She could do a glossy electro pop solo record, but she did this instead. That’s cool, that takes guts.

Not what I would listen to necessarily. But it’s cool.

My niece loves her. Cool sounds & voice. Would make me happy if teenagers were listening to this. It’s more interesting than other garbage they could be listening to. Sounds cool.

Sounds, die so scheen knarzen, wie man es von ihm kennt. Ohne das sonst so subversive, aggressive Element. Hatte etwas den Eindruck, Reste vorgesetzt zu bekommen. Muss ich an The Moldy Peaches und an CocoRosie denken. Aber trotzdem ganz anders. Ich weiß noch nicht, wie ich die Soundbearbeitung, also diese Art Filter, finden soll. Noch ‘ne Runde Elektrik. Kaum Stimme und recht voll mit Sound. Bin beim Hören total abgedriftet — mir too much, aber wenn man’s mag ... Guten Flug! Perfekter R’n’B zu düsterer Elektronik. Toll zum Autofahren, Alleinsein oder Alleintanzen. Gefällt mir, aber das so sehr ausgeklügelte Konzept nervt mich dabei, die Absicht. Groß! Jesses, ist der toll! Und Jesses, ist der scheen! Manchmal ist es doch schade, kein Mann zu sein.

KASPER BJÖRKE

081

If I listen to it as an art piece or almost a sound installation it’s one of the most inspiring & uncompromising things I have ever heard — since his last album, actually. Maybe you have to be slightly younger and visit more indie/ punk gigs to really see this record’s qualities. Be a bit angrier at society and drink beer straight from the bottle. This album was a pleasant surprise of ear candy. I only think it’s lacking rough edges in the production — and the vocals are a bit »too harmless« in the long run. Only few experimental r’n’b artists can really pull it off. Banks seems like a well thought out label concept, not a genuine artist with vision and style of her own. He’s more interesting on the darker songs on the album. I’m a sucker for the arpeggios on »Long Pig«, the beautiful piano on »Too Bright«, the heavy sadness on »All Along«.

Endlich was Neues von ihm. Unglaublich gut. Er beweist wieder, dass er ein Meister der Klangwelten ist. Es passiert so viel, dass jedes erneute Hören eine Schatzsuche ist. Die Reduzierung des Sounds (Tape-Recorder-Akustik) und die Konzentration auf Stimme und Melodie waren wohl eine Erlösung für die YeahYeah-Yeahs-Frontfrau. Geil. Ein bisschen krautig, ein bisschen US-80s, schöne Synthie-Läufe. Musik zum Genießen.

Zu durchproduziert für ein Debüt »aus eigener Feder«. Teils schöne Melodien (»Change«). Hoffentlich wird sie nicht zu Stangenware à la AlunaGeorge oder MS MR (gemacht). »Queen« ist einer der besten Tracks des Jahres. Das ganze Album bietet grandiose Lyrik (!) und Dutzende Schichten sphärischer Klänge über tiefen, geerdeten Bässen.

10

Beeindruckend ... Am Rande einer neuen Galaxie.

9

10

Gut ... aber Hot Chip klingen doch ... egal ... is’ gut.

7

6,6

7

7

6

»Strange Network« ist ein tolles Lied. Man kann zu New Build sicher gut tanzen gehen. Muss ich dann mal ausprobieren.

6,52

10

Hier bin ich geschmacklich raus.

10

7

7

5

3

Coole Affen, tolles Cover! Die Musik ist aber wohl für Menschen gedacht, die auf nicht endende Gitarren-Jam-Sessions stehen. Ich steh’ da nicht drauf.

6,25

10

Malen mit Bob Ross?

7

6,7

5

7

3

Die haben ein Banjo, das können also nicht Matchbox Twenty sein. Bear’s Den machen aber ähnlich belanglosen Radiofolkpop mit Rockgitarren.

6,00

10

Terroristisch, verpeilt, scheiße, genial.

7

0,8

2

4

0

4,98

TALK TALK »LAUGHING STOCK« CONRAD SCHNITZLER »CON 3 [+6]« CRAIG LEON »NOMMOS«

GILLIAN WELCH »HELL AMONG THE YEARLINGS« TOM WAITS »BONE MACHINE« PRINCE »SIGN ‘O’ THE TIMES«

DEPECHE MODE »MUSIC FOR THE MASSES« DAFT PUNK »HOMEWORK« PUBLIC ENEMY »IT TAKES A NATION OF MILLIONS …«

THE VELVET UNDERGROUND »THE VELVET …« LCD SOUNDSYSTEM »THIS IS HAPPENING« BOB DYLAN »BLOOD ON THE TRACKS«

SHOUT OUT LOUDS »HOWL HOWL GAFF GAFF« RANCID »AND OUT COME THE WOLVES« RILO KILEY »PORTIONS FOR FOXES«

OUTKAST »STANKONIA« LE MYSTÈRE DES VOIX BULGARES »VOLUME 2« THE STREETS »ORIGINAL PIRATE MATERIAL«

Sounds cool, too! This shit’s badass. Great.

Reminds me of my friend Paul Duncan. Sounds like a less distorted, less dark version of his band Warm Ghost.

This is what I grew up on. There’s this, and then there’s Aphex Twin on the EDM side. These guys are just fucking awesome.

Story time music. Not my kind of music. I’d totally wanna hang out with these dudes. We could have some beers, and maybe go camping. We could share country music records. He’s talking about his Facebook profile? It’s strange. Not what I’d listen to. But whatever they’re doing, they should keep doing it. This shit is weird.

Da hat jemand Freude an Sounds. Und ich mit. Sehr abwechslungsreich. Fühle mich als Hörer ernst genommen. Und mir gefällt die Stimmung, die diese Scheibe auslöst. Electro-Disco-Whatever. Eigentlich nicht meins, hab mich aber trotzdem sehr wohl gefühlt. Klingt nach Autofahren mit offenem Verdeck. Man ist quasi im Videoclip. Schlicht, sparsam und gut produziert. Man könnte es auf Rock bezogen »traditionell« nennen, aber man sagt vielleicht eher so was wie »Old School« und doch modern. Ich hab da ein Faible für. Aber zum Großteil würde ich mir die Produktion schlichter, weniger stampfig wünschen, die Stimmen sparsamer und weniger Mainstream bedienend. Da werd ich stinkig. Da kommt sich jemand witzig vor. Das ist aber schon »Da Da Da« gewesen, und auch das mit weniger, bis sogar gänzlich ohne Berechnung.

Teaming up Warpaint with A$AP Ferg is quite a mind bender. »New Dorp. New York« is a dark, cool production. Jessie Ware on »Problem« could almost be Alicia Keys on acid. The production value is awesome. I just have one daring wish for New Build: Release an instrumental version. My humble opinion: Vocals/songwriting isn’t that great. A track that really got to me was »Riding Bikes« — its raw spoken word and excessive drum fills. The rest is like trying to understand a foreign language. I just don’t get it. »When You Break« has an interesting drum programming breakdown that almost gives the track an edge, but this doesn’t make me want to listen to it ever again. Maybe they’re funny. It’s seriously painful, couldn’t listen the whole way through. But »Dr. XTC« has a cool production, could someone send the instrumental version, bitte?

Weit entfernt vom Debüt. Ein wenig zu glattgebügelt. Lässt sehr die Prägnanz der Beats und die grandiosen Melodien von Tracks wie »Wildfire« oder »Hold On« vermissen. Hat Potenzial! Guter ElectroPop. Erinnert in den poppigeren Momenten an Cut Copy und in den besten Tracks und Sound-Fragmenten an NZCA/ LINES. Teils ganz guter Rock, teils Post-Hardcore der etwas drögeren Sorte.

Ehrlicher Indie-Folk. Sehr schön zu hören, aber auch schon da gewesen. Beim Schreiben von »Bad Blood« hatten sie scheinbar noch »Vanderlyle Crybaby Geeks« im Kopf. Nett. Rausgewachsen. Textlich und musikalisch stellenweise okay, aber der Fake-Rave von früher wird nicht erreicht und Witze oft recycelt. In »Domian« kann man mal reinhören.

Mir kommt das bekannt vor, das ist dieser GreenscreenVideo-Typ. Ja? Sehr bemüht komisch, das Ganze. Finde ich doof.



MORGEN

083

INTROS LIEBSTE PLATTEN

DAMIEN RICE »MY FAVOURITE FADED FANTASY« WARNER / VÖ 31.10.14

Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

SPALTER

Schon seit Jahren scheiden sich daran die Geister: Ist Damien Rice’ Musik nun große, emotionale Songwriter-Kunst oder so klebrig pathetisch, dass man von ihr Pickel bekommt? »My Favourite Faded Fantasy« feuert die Kontroverse neu an. Es gibt Gründe, warum sowohl TyIm Eingangsstatement pen in graumelierten Wollpullovern zu diesem Album sagte als auch Frauen mit martialischen Damien Rice bedeutungsTätowierungen in Wallung geraten, schwanger: »Manchmal wenn Damien Rice ein neues Album oder eine muss man sich von dem entfernen, das Tournee ankündigt: Kein Künstler im ewig man am meisten liebt, um es neu lieben überladenen Songwriter-Genre schafft es auf zu lernen.« Damit meint er natürlich die ähnliche Art, komplexe Kompositionen und Musik und nicht das Biz, das ihn nach dem glasklare Stimmungen so souverän mitein- Riesenerfolg seines Debüts »O« angeblich ander in Verbindung zu bringen. Das beweist zum Zweitling »9« gedrängt hatte, den er auch das dritte Soloalbum des Iren mit dem selbst nur so halbgut fand. Es ist genau diese gefühlsduseligen Titel »My Favourite Faded immer etwas wimmerige Haltung, die Rice Fantasy«, das erste nach acht Jahren Pause, aufs in seiner Musik und seiner Inszenierung als Feinste: Trotz unbestreitbarer theatralischer scheuer Unverstandener zelebriert, die sein Schwachpunkte (»The Box«) besticht das erst- neues Album so unerträglich macht. Auf »O« mals fremd und dann gleich von der Ikone Rick und »9« war sie nämlich noch angemessen, Rubin produzierte Album durch ausufernde, dezent, filigran, schlicht und schön verpackt; die Sechs-Minuten-Grenze sprengende Kom- jetzt verlieren sich Stücke wie »It Takes A Lot To positionen, die das volle emotionale Potenzial Know A Man« in überambitioniertem Pathosvon auf Folk basierender Popmusik in allen Pop mit klebrigen Streichern, hallreichem Jaulen Schattierungen ausformulieren. Natürlich ist und Klaviermelodien, die sich betrunkene Herdas wenig widerständig, es gibt aber auch keine ren am Barpiano ausdenken, während sie ihrer glattgebügelten Konzessionen an den Massen- Ex nachheulen. Manchmal ist Rice noch ganz geschmack. Damien Rice’ in Songs verpackte der Alte, in »The Greatest Bastard« zum Beispiel, Emotionen, etwa das großartige »It Takes A Lot das verhältnismäßig dezent instrumentiert ist To Know A Man«, sind einfach aufgrund ihrer und sich bis zur vierten Minute auf Stimme Klasse für viele nachvollziehbar, er ist darin ein und Gitarre verlässt. Aber dann kommt gleich unschlagbares Talent. Wer sich dem weiterhin wieder ein Schmockbrocken wie »I Don’t Want verweigern will, macht etwas falsch. Denn er To Change You«, der so klingt, als wäre er direkt für die letzten Minuten einer »Grey’s Anatomy«verpasst in seinem Leben einiges. Folge geschrieben worden – und man ist raus. Christian Steinbrink Daniel Koch

VON SPAR 01 »STREETLIFE« ANTILOPEN GANG 02 »AVERSION« KOZE »REINCAR­- PART 2« 03 DJNATIONS ERLEND ØYE 04 »LEGAO« LILY & MADELEINE 05 »FUMES« MOORE »THE BEST DAY« 06 THURSTON »MEAN LOVE« 07 SINKANE RICE »MY FAVOURITE FADED …« 08 DAMIEN T »CARRY ON THE GRUDGE« 09 JAMIE »THIS IS ALL YOURS« 10 ALT-J

LESERS LIEBSTE PLATTEN OF CRIME »LIEBLINGSFARBEN …« 01 ELEMENT »STADTRANDLICHTER« 02 CLUESO »IN SCHWARZ« 03 KRAFTKLUB »THIS IS ALL YOURS« 04 ALT-J ERLEND ØYE 05 »LEGAO« »ART OFFICIAL AGE« 06 PRINCE »BEATSTEAKS« 07 BEATSTEAKS »EL PINTOR« 08 INTERPOL GRAMMAR »IF YOU WAIT« 09 LONDON & JULIA STONE »ANGUS & JULIA STONE« 10 ANGUS SCHICKT EURE TOP 10 AN INTRO, VENLOER STR. 241245, 50823 KÖLN ODER AN CHARTS@INTRO.DE. VERLOSUNGSGEWINNE WINKEN!


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MORGEN

TONY ALLEN »FILM OF LIFE«

Gleichzeitig gibt es heute niemanden, der die Bürde amerikanischer Geschichte so unmittelbar in Songs fassen kann. Vielleicht auch, weil TANZ / AFROBEAT / ZAPPELPHILIPP die geringe Aufmerksamkeit, die ihm bislang Als rhythmische Schnittzuteil wurde, schon tragische Züge annimmt. stelle zwischen Afrofunk, Christian Steinbrink Synthie-Pop, Reggae, ­Bebop und Afrobeat kann der mittlerweile 74-jährige Schlagzeuger und Sänger Tony Allen Inspiration SUPERBALL / UNIVERSAL aus vielen Quellen schöpfen. Dass es sich beim BOMBAST / KASKADEN / GRÖSSENWAHN zehnten Album des Nigerianers um eine kleine Wer es kontrolliert krachig retrospektive Werkschau handelt, deutet der und pompös braucht, ist Titel »Film Of Life« schon recht passend an. bei den Bombast-CoreFacettenreich präsentieren sich afrikanische Artrockern aus Austin, Frauenchöre, synkopische Bläsersätze, jamaikaTexas richtig. Seit 1994 ist nische Bassläufe, jaulende Analog-Synthesizer das schon so, erstmals zur und das stets wirbelnde, präzise Schlagzeugspiel Perfektion getrieben mit des ehemaligen Fela-Kuti-Drummers, der mit dem Jahrhundert-Album »Source Tags & Codes« »Boat Journey« auch eine kritische Stimme und seit »Worlds Apart« von 2005 immer mehr zulässt. Berauschende Percussions, hektische in Richtung 1970er-Progrock abdrehend. Daran Melodien und süßliche Krautrock-Momente ändert auch das schlicht römisch »IX« betitelte fügen sich zu einem gelungenen Ganzen zuneunte Album nichts. Wieder ziehen zwischen sammen. Das Namedropping konzentriert ruhigen, balladesken Songs und filigranen Mosich für den europäischen Markt (neben den menten brachiale Sturmfronten auf – sich imGaststars Adunni & Nefertiti und Kuku) auf mer höher aufschaukelnde Riffs, Trommelwirden Gastsänger Damon Albarn, mit dem Allen bel, Gesang, der sich zum melodischen Geschrei schon bei The Good, The Bad & The Queen steigert, noch mehr Trommelwirbel, noch mehr und Rocket Juice & The Moon kollaborierte. Gitarren –, bis die ganzen größenwahnsinnig Eine intensive Stunde Afrobeat-Unterricht, die aufgetürmten Songgebilde schließlich in kaTanzfüße, Klangforscher und Couch-Chiller thartischen Lärmkaskaden von orchestralem gleichermaßen glücklich macht. Kawumm über dem Hörer zusammenbrechen. Klaas Tigchelaar Hat schon immer Spaß gemacht, macht auch jetzt wieder Spaß. »Berechenbar«, könnte man nörgeln. »Stagnation auf sehr hohem Niveau«, könnte man aber auch sagen. Geschmackssache. NONESUCH / WARNER / VÖ 07.11.14 Till Stoppenhagen FOLKLORE / AVANTGARDE / LILY Schon seit einigen Jahren gehört der in Vermont geborene Sam Amidon JKP / WARNER / VÖ 07.11.14 zu den bestgehüteten HITS / HASS / HIPHOP Geheimnissen der interAlles, was die Antilopen nationalen Folk-Szene. Gang in all den Jahren Seine Alben, die er zuerst ihrer Existenz jemals auf dem isländischen Bedroom-Communitygewesen ist, findet sich Label und später über Nonesuch veröffentlichte, gespiegelt und verdichtet besitzen eine Poesie und Ausdrucksstärke, die auf »Aversion«, dem ersten »richtigen« Album der nur mit den Größten dieses Fachs – etwa Bonnie »Prince« Billy, Mark Kozelek oder Matt besten HipHop-Crew dieses kaputten Landes: Elliott – vergleichbar ist. Wie Letzterer unter- der platte Humor mit dem doppelten Boden, die nimmt der mit der Folk-Sängerin Beth Orton schmerzhafte Gesellschaftsanalyse, die klare verheiratete Amidon in seiner Musik immer politische Haltung, der Hass auf die quasselnde wieder Exkurse tief in die Wurzeln klassisch Mehrheit, das eigene Scheitern, die Selbstbefolkloristischer Spielarten hinein, er behält hauptung und natürlich die Freundschaft und dabei aber immer einen harmonisch sehr ei- die Liebe. All das hat seinen Platz auf 16 endlich genen Songwriter-Stil bei. Auch sein viertes komplett selbst produzierten Tracks mit ver»offiziell« veröffentlichtes Album »Lily-O« ist dammt hittigen Hooklines. Ob Punkgemotze in wieder von dem Spagat zwischen Tradition »Anti alles Aktion«, unangenehme Wahrheiten und Avantgarde gekennzeichnet. Zusammen in »Beate Zschäpe hört U2« oder erschöpfte mit dem Jazz-Gitarristen Bill Frisell vereint er Selbstbetrachtungen in »Trümmermänner«, Versuche an sehr tradiertem Instrumentarium jedes Stück schlägt Haken, öffnet verschiedene mit meditativen Arrangements und einem sehr Ebenen und fordert die ganze Aufmerksamkeit. eigenen Storyteller-Ansatz und schafft damit Ohne dass man dabei einmal aufhören würde, eine Atmosphäre, die so packend wie frei wirkt. mit dem Kopf zu nicken. »Aversion« ist Beginn, JAZZ VILLA / HARMONIA MUNDI / VÖ 31.10.14

Krönung und logische Fortführung der Karriere einer Band von getriebenen Außenseitern, die zu nichts anderem zu gebrauchen sind. Wer davon überfordert ist, für den gibt es ja noch genug anderen Schrott da draußen. Benjamin Walter

... AND YOU WILL KNOW US BY THE ARCA »XEN« TRAIL OF DEAD »IX« MINDFUCK / GLITCH / GEIL

SAM AMIDON »LILY-O«

ANTILOPEN GANG »AVERSION«

MUTE / GOODTOGO / VÖ 31.10.14

Alejandro Ghersi hat nicht nur seine Finger an ein paar Songs von KanYe Wests »Yeezus« gehabt, sondern auch die geniale »EP2« von FKA Twigs produziert. Diverse eigene EPs und vor allem das »&&&&&«-Mixtape machten dann endgültig klar, für welche Art von musikalischem Mindfuck Arca steht. Zumal es auf dem Debütalbum »Xen« noch ein ganzes Stück intensiver wird. Schon der erste Track »Knot It Now« klingt nach chronischem Reizdarmsyndrom und Mückensurren am Sonntagmorgen um 2:30 Uhr. »Held Apart« klimpert dann tiefenentspannt auf dem verstimmten Pianoforte herum, während »Violence« binnen Sekunden zur Komplettkakofonie ausufert. Tracks wie »Slit Thru« wirken, als seien sie von der brachialen Rhythmussektion so grün und blau geschlagen wie die verformten Körperwelten auf dem von Jesse Kanda gestalteten Artwork der Platte. Und über all das streut Arca nach Belieben noch Mittelalter-Rock-Zitate, VideospielSoundtrack-Theatralik und IDM-Irrsinn. Das alles kann einen mitunter so dermaßen in den Wahnsinn treiben, dass sich beim Hören allen Ernstes klaustrophobische Zustände, Paranoia und auditive Angststörungen einstellen. Ist das noch Vaporwave oder schon wieder ganz was anderes? Eigentlich auch wurscht. Weil: geil. Jan Wehn

BEAR’S DEN »ISLANDS« CAROLINE / UNIVERSAL

POLIERARBEITEN / BANJO / SCHMERZEN Sie haben sich Zeit gelassen, die Herren Bear’s Den. Haben sich 2013 im Vorprogramm von Daughter vorgestellt und auf ihrer Debüt-EP »Agape« fünf knochentrocken produzierte Folk-Dramen versammelt. Wenige Monate später folgte dann die EP »Without/ Within«, auf der die Briten wie ausgewechselt klangen. Statt hart gespannte Banjo-Saiten hörte man hier verhallte Gitarren, an Coldplay erinnernde Refrains und eine Produktion, die fast schon zu glatt geraten war. Im Interview entschuldigten sie sich quasi dafür: »Wir wussten einfach, dass wir nach dieser EP ein Album angehen. Es war die letzte Möglichkeit, unsere Grenzen noch mal ein wenig zu verschieben.


MORGEN

Wir wollten sehen, wie groß wir zu dritt klingen können. Ich schätze, unser Debütalbum pegelt sich irgendwo in der Mitte ein.« Genau so haben sie es nun gemacht. Und damit es jeder merkt, beginnen sie »Islands« mit ihrem stärksten und am frühesten veröffentlichten Song »Agape«. Die so charakteristische Banjo-Melodie klingt nicht mehr ganz so hart, die Stimme zarter, die Drums weicher – und dennoch ist der Song über das alte Drama Verlustangst keine leichte Kost. Gleiches gilt für die übrigen schon von den EPs bekannten Songs, immerhin gut die Hälfte des Albums, die hier aber alle noch einmal in neuer Produktion glänzen. Man wünscht sich zwar, genau wie bei ihren Konzerten, dass das Trio hin und wieder mal das Tempo anzieht, aber gerade wenn man mosern will, kommt eine Ballade wie »Think Of England«, und man weiß: Das können sie einfach am besten. Daniel Koch

DEAN BLUNT »BLACK METAL« ROUGH TR ADE / BEGGARS / INDIGO / VÖ 31.10.14

BAU / AMERICANA / POSTMODERN In Dean Blunts bizarrem Paralleluniversum gibt es eigentlich nur wenig, dessen man sich wirklich gewiss sein kann. Schmückt sich aber ein neues Album mit dem Titel »Black Metal«, dann darf man bereits im Vorfeld davon überzeugt sein, dass genau das nicht darauf zu finden sein wird. Für Hörer ohne besondere Vorkenntnisse beginnt das Verwirrspiel somit schon vor der Betätigung des Play-Knopfes. Spätestens danach verschluckt Blunts postmoderner Kaninchenbau allerdings auch den informierten Rezipienten, denn nach dem hypnagogischen New-Age-Gegniedel der früheren Tage verschleiert Blunt seine versponnenen Ideen und Theorien immer mehr hinter zunächst klassisch anmutenden musikalischen Ausdrucksformen. So wird auch auf »Black Metal« eine merkwürdige Illusion von Americana im Allgemeinen und Blues im Speziellen erzeugt, die mit fortschreitender Laufzeit aber mehr und mehr bröckelt. Gerade jene düsteren Momente, in denen die Fassade sichtbar und der sich dahinter verbergende Wahnsinn erahnbar werden, unterstreichen Blunts Status als undurchschaubarer Ausnahmekünstler. Philip Fassing

GUI BORATTO »ABAPORU« KOMPAKT / ROUGH TR ADE

BUNT / GROOVE / WAVE Melodiegetragene Deepness, catchy Piano-Sounds und viel runtergekochter Groove: So klingt das vierte Album »Abaporu« des brasilianischen DJs Gui Boratto. Seit Mitte der

1990er ist er in seiner Heimat als Produzent erfolgreich. In Europa musste Boratto allerdings bis 2005 warten, als ihm eine Reihe von starken Releases auf dem Kölner Kompakt-Label den Durchbruch brachten. Seitdem perfektioniert der Sound-Architekt selbigen mit jedem Release weiter: trancige Großspur-Nummern im Minimalgewand. Schon der Peaktimer »Joker« verweist eindeutig in Richtung Dark-WaveProduktionen à la Anne Clarkes »Sleeper In Metropolis«. Dabei öffnet sich »Abaporu« auch dem Pop und der großen Bühne. Ansonsten bringt die LP Borattos Gespür für Sounds und Grooves auf den Punkt. Vor allem bei deeperen und unaufgeregteren Stücken wie »22« oder »Manifesto« beweist er ein Händchen für Tiefe und ausgeprägtes Groove-Bewusstsein. Die Clubkultur bleibt zwar der wichtigste Bezugspunkt, in seinen Tracks schwingen aber auch Ideen mit, die darüber hinausweisen. »Abaporu« gleicht so schon fast einer Hit-Sammlung. Konstantin Maier

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schen Zurückhaltung aufgesetzt. Egal, ob 40 oder 15 Jahre alt oder ganz neu – diese Musik ist konkurrenzlos und Maßstab für jeden, der sich heute neu im Folk versucht. Aber auch alle anderen sollten »Heartleap« aufmerksam hören. Christian Steinbrink

ANDY BURROWS »FALL TOGETHER AGAIN« PIAS / ROUGH TR ADE

PRÄGUNG / BALLADE / HANDZAHM Vor dem Hören dieses ­Albums stellte sich die Frage, ob ich in der Lage sein würde, meine Vorurteile auszublenden. Schließlich hat Andy Burrows in seiner Zeit als Drummer von Razorlight deren Sänger Johnny Borrell jahrelang bei der Ausarbeitung mediokrer Popsongs tatenlos zugesehen. Es ist ihm aber zugutezuhalten, dass er das triefende Pathos der letzten Razorlight-Platte dann doch nicht mehr ertrug. Das deuteten schon Burrows’ Soloversuche der vergangenen Jahre an, und tatsächlich bekommt man jetzt an der einen oder anderen Stelle von »Fall Together Again« den von ihm lange angekündigten »Sunroof-top-Soul«, etwa in der sehr gelungenen Single »As Good As Gone« oder in »City To City«. Doch leider entscheidet sich Burrows danach für den vermeintlich sicheren Weg, ihn verlassen Mut und Muse. Vor allem im letzten Drittel des Albums, wo sich Ballade an Ballade reiht, fehlt es an zwingenden Melodien. Da fällt es dann nur noch als unangenehm deplatziert auf, wenn das Presseinfo vollmundig verkündet, Burrows habe sich am Solo-Frühwerk Paul McCartneys orientiert. Denn selbst der Schreiber der k ­ larsten Popsongs aller Zeiten gab sich im Vergleich hierzu verschroben und sperrig. So bleibt es bei einer FATCAT / AL!VE zahmen Platte, alles gut gemacht und sicher ZEIT / ZEITLOS / FOLK auch gut gemeint. Aber das ist eben auch die 15 Jahre ist es nun her, dass die in vielerlei HinMusik von Laith Al-Deen. sicht unwahrscheinliche Musik Vashti Bunyans Kai Wichelmann wiederentdeckt wurde; die Geschichte dazu ist wahrlich filmreif: Anfang der 1970er legte sie mit dem zarten Folk ihres Debütalbums »Just Another Diamond Day« eine ­kommerzielle WARP / ROUGH TR ADE / VÖ 31.10.14 Bauchlandung hin und sagte sich daraufhin ZERKLÜFTET / KÜHL / TECHNO von der Musikindustrie los. 25 Jahre später Es ist schon ein wenig unentdeckten Musiker und Sammler ihre Songs fair: Während sich Fans neu, sodass das FatCat-Label sich zu einer Wieund Kritiker angesichts derveröffentlichung entschloss. Die wurde, alter Recken und junger ebenso wie das fünf Jahre später erschienene Pioniere aus dem Hause Zweitwerk »­Lookaftering«, von Fans und Kritik Warp immer wieder übergefeiert. Weitere neun Jahre danach veröffentschlagen, übersehen sie licht B ­ unyan nun mit »Heartleap« ihr offenbar einen brillanten, jedoch etwas unscheinbaren finales Album – und die Platte wird dieser hohen Routinier wie Chris Clark. Mit seinem siebten Bürde in jeder Hinsicht gerecht. Allein schon die Album verpasst der Wahlberliner nur knapp zarte Sinnlichkeit der zehn neuen Stücke wirkt den Anschluss an seinen fantastischen, 2012 selbst in dem überfrachteten Folk-Genre einzig- erschienenen Vorgänger »Iradelphic« – was artig, und mit der so verspielten und vielseitigen in Anbetracht des extrem hohen Levels nicht wie sacht eingesetzten Instrumentierung hat verwerflich ist. Die akustischen Ornamente Bunyan ihrem Werk die Krone der musikali- weichen auf »Clark« wieder ein Stück weit der

SPEKTAKEL

VASHTI BUNYAN »HEARTLEAP«

CLARK »CLARK«


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MORGEN

charakteristischen, forschenden Haltung des gebürtigen Briten. Abstrakte Rhythmusfiguren werden aufgetürmt und von dräuenden Bässen wieder umgestoßen, gestochen scharfe Feldaufnahmen wehen durch zerklüftete SynthesizerLandschaften, und aufgewühlte Arpeggien peitschen durch das Klangbild. Einzig: So richtig holt es einen nur selten ab. Die Hördurchgänge gleichen eher einem interessierten Lauschen als völliger Hingabe. Anders als bei manch älterem Werk aus Clarks umfangreichem Backkatalog. Philip Fassing

lung unterschiedlicher Tracks zwischen Deep House, UK Funky und rappeliger Bass Music, ist »Wait ‘til Night« ein rundes und durchhörbares Album geworden. Ihre Wurzeln sind auch hier durchweg präsent, genau wie die Begeisterung für die Soundsystems des Reggae. Dazu mischt sie dunklen Synthie-Pop mit raumfüllenden Bässen, komplett unkitschigem R’n’B, Jungleund HipHop-Beats sowie Dub-Reggae samt scharfen Rhythmusgitarren und MelodicaMelodien. Die einzelnen Stücke sind eher Songs als Tracks, Campbells melancholisch in großen Hallräumen ruhender Gesang steht mehr im Vordergrund als auf dem Vorgänger. Ihre Texte beschreiben meist Lust, Verführung und Sex; das Schlussstück zeigt die Londonerin jedoch als COLUMBIA / SONY wütend rappende allein gelassene Mutter. »Wait WEISHEIT / GREISHEIT / HOCHZEIT ‘til Night« ist deep, basslastig und unaufgeregt, In Zeiten, in denen der alte aber trotzdem zugänglich und leichtfüßig. Bastard Krebs sogar nach Andreas Brüning unkaputtbar wirkenden Gentlemen wie Morrissey greift, freut man sich noch INDIE NEUE WELT / GROOVE ATTACK / VÖ 31.10.14 ein wenig mehr, wenn die ZEIGEFINGER / COMEBACK / RAP ganz grauen Eminenzen Curse, der erigierte Zeigeder Popmusik noch fit genug sind für ein weitefinger unter den deutschen res Album. Und man wird als langjähriger Fan Rappern, ist zurück. Sechs ihrer Musik ein wenig, nun ja, altersmilde – in Jahre lang war Ruhe, eine dem Sinne, dass man ihnen die eine oder andere Art Karriereende wurNachlässigkeit durchgehen lässt. So zum Beide sogar vom Künstler spiel bei Leonard Cohen, dessen Output ja schon höchstselbst verkündet. seit Ende der Achtziger als »Alterswerk« bezeichUnd da kaum jemand dagegen protestierte, net wird. Es gibt viel zu monieren an »Popular hatte man schon gehofft, Curse und seine etwas Problems«. Der Urheber des Artworks gehört krampfige Kunst wären Geschichte. Nun also erschossen oder verdroschen oder zumindest ein Comeback samt eigener Labelgründung mit gekündigt, der Produzent Patrick Leonard hat bescheuertem Namen. Als Chef der eigenen mindestens einen Nackenschlag verdient für Firma hatte der Meister bei den Albumaufdie Hochzeitsmusik-Arrangements, die er um nahmen nun wohl gar kein Korrektiv mehr, Cohens tolle Greisen-, pardon Weisen-Stimme denn während die Beats noch einigermaßen gelegt. Und die Damen vom Backround-Chor schmackssicher und atmosphärisch vor sich hin hätten sich auch nicht in jeden Song einmischen pluckern, hat Curse bei Texten und Flow hörbar müssen. Und dennoch: Was nützt es denn? den Anschluss an den aktuellen Deutschrap Leonard Cohen ist und bleibt ein ganz Großer, verloren. Außer bei der netten Popnummer »Du seine Stimme einzigartig, und trotz der Weichträumst wie ich« und bei dem wirklich seltsam spülproduktion hat er seine Suite im einst von berührenden Beerdigungssong »Kristallklarer ihm besungenen »Tower Of Song« auf ewig Februar« gibt es sehr viel aufgesagtes Genörgel, sicher. Diese Einsicht wird immer bleiben, wird das aber wahnsinnig emotional sein will. Oder ihn überleben. Und spätestens nach seinem Tod es wird so hilflos wie unverschämt bei Casper wird man merken, dass Songs wie »Slow« oder geklaut, dass es schon ein bisschen peinlich ist. »You Got Me Singing« locker aus dem Hand geDa Curse aber immer so eine prima Hassfigur schüttelte, nur leicht vermurkste Meisterwerke im Deutschrap war, hat dieses Comeback in sind. Aber da sind wir ja zum Glück noch nicht. gewisser Weise sogar seinen Sinn. Daniel Koch Benjamin Walter

LEONARD COHEN »POPULAR PROBLEMS«

CURSE »UNS«

COOLY G »WAIT ‘TIL NIGHT« HYPERDUB / CARGO

DEERHOOF »LA ISLA BONITA« ALTIN VILLAGE & MINE / INDIGO / VÖ 07.11.14

um Sängerin Satomi Matsuzaki wohl so nennen. Seit 1994 zerlegt die Band den guten alten Rock in seine angestaubten Bestandteile, nur um diesen später auf aufregende Art und Weise wieder neu zusammenzusetzen. Wer die Kalifornier schon einmal live erlebt hat, weiß um die Energie, die von den Musikern auf der Bühne ausgeht. Dass sich Deerhoof diese Unbekümmertheit und Spielfreude selbst im 20. Jahr ihres Bestehens bewahrt haben, ist keine Selbstverständlichkeit und gehört zu den großen Stärken der Ausnahmerocker aus San Francisco. Auch das famos betitelte zwölfte Album »La Isla Bonita« macht da keine Ausnahme und besitzt wieder die frische Energie eines Debüts. Komplexer Krach, zusammengehalten von Satomi Matsuzakis unverkennbarem Gesang und den kindlichen Melodien, die selten die DreiMinuten-Marke sprengen. Dadurch klingen Deerhoof noch genauso ungewöhnlich gut wie zu ihren Anfangszeiten. Katja Peglow

DEPTFORD GOTH »SONGS« 37 ADVENTURES / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

RURAL / ELEKTRONISCH / REDUZIERT Daniel Woolhouse a.k.a. Deptford Goth benannte sich 2010 nach einem hippen Londoner Stadtteil, aus dem zufällig James Blake stammt, der vielfach und zumindest im Hinblick auf die musikalische Reduktion auf Woolhouse’ Debüt »Life After Defo« als Halbbruder im Geiste gesehen wurde. Zurückgenommener, elektronischer R’n’B-Pop, selbstverständlich im Schlafzimmer produziert. Jetzt ist der ehemalige Teilzeit-Grundschullehrer aus dem Süd-Londoner Großstadtmoloch raus ans Meer gezogen. Während Blake sich auf seinem Zweitwerk noch deutlicher einer urbanen HipHop- und Dubstep-Kultur verschrieben hat, merkt man Woolhouse den Wohnortwechsel raus aus der Metropole auch musikalisch an: Das pragmatisch betitelte »Songs« lebt von einer stärkeren Fokussierung auf Gesang und melancholisches Storytelling, besinnt sich also auf eher ursprüngliche, rurale Tugenden der popmusikalischen Tradition. Trotzdem klingt »Songs« durch die immer noch elektronische und wunderbare Produktion deutlich mehr nach logischer Weiterentwicklung als nach Rückschritt. Man darf jetzt schon auf den nächsten Umzug und das nächste Album gespannt sein. Marius Wurth

BASSMUSIK / R’N’B / DEEP KRACH / KUNST / ROCK Merrisa Campbell alias Wenn die Bezeichnung »exCooly G hat mit ihrem perimenteller Indierock« neuen Album einen orals Genrezuschreibung dentlichen Schritt nach für Deerhoof nicht viel zu vorne gemacht: War ihr langweilig klingen würde, Erstling »Playin’ Me« könnte man die Musik des YEP ROC / CARGO schlicht eine tolle Sammumtriebigen US-Quartetts TRIBUTE / AIDS / VARIANZ

DIVERSE »MASTER MIX: RED HOT + ARTHUR RUSSELL«


MORGEN

Red Hot ist eine Initiative, die an Aids verstorbene Kulturproduzenten würdigt und gleichzeitig aktive Hilfe für Erkrankte – in Form von Forschung und Kostenübernahme – anbietet. Sie hat sich jetzt nach Fela Kuti auch Arthur Russell zugewandt. Das Konzept ist einfach und wirkungsvoll: Mehrere Hände voll Musiker, die sich durch den Künstler inspiriert und beeinflusst fühlen, machen Neuaufnahmen oder Remixe. Hier dürfen sich Robyn, Hot Chip, Sufjan Stevens und noch einige mehr an den Originalen des New York Loners, Cellisten, Singer/Songwriter-Genies und wichtigen Vertreters der sehr frühen New Yorker House-Szene um das »Village« versuchen und abarbeiten. Wie es nun mal so ist, gelingt das teilweise ausgezeichnet, so sind die ganz kurzen feinen Interludes des Ausnahme-Folkers Lonnie Holley wahre Perlen. Leider scheinen sich einige Künstler aber auch an der Aufgabe, die perfekt austarierten Liebeslieder Russells neu zu interpretieren oder die (eben nicht) angestaubten Dance-Tracks auf das aktuelle Produktionsniveau zu hieven, verhoben zu haben. Lars Fleischmann

DIVERSE »POP AMBIENT 2015« KOMPAKT / VÖ 10.11.14

KITSCHIG / KLUG / KOMPLEX Ambient, das ist doch diese schlaffe EsoterikerElectronica, zu der sich im halben Lotossitz ganz wunderbar ein paar Vitalpunkte drücken und Räucherstäbchen anzünden lassen, ne? Nun, man sollte den kleinen, entschleunigten Bruder des Trance nicht immer gleich als schlaffe Begleitmusik für die Psychohygiene abtun. Die »Pop Ambient«-Compilation der Kölner Kompakt-Clique leistet da seit 2001 Überzeugungsarbeit erster Güte. Zumal Ambient-Aficionado Wolfgang Voigt als All bzw. Gas gerne selbst der Kunst der kitschigen Klangschleife frönt und jedes Jahr aufs Neue tolle Werkschauen zusammenstellt. Schwellenbach macht auf »Assperg« zum Beispiel Clicks & Cuts ohne Clicks, dafür mit Dreiklang auf der linken Hand. Debütant Max Würden zaubert Miniatur-Drones von schillernder und britzelnder Schönheit. Ulf Lohmanns sowohl rückwärts als auch gegeneinander laufende Synthie- und Sing-Spuren auf »Refresh« klingen dagegen nach der von jeglicher Rhythmik entledigten und auf das Wesentliche heruntergekochten Essenz aktueller Feel-good-Chartskompositionen, machen aber gleichzeitig viel mehr Spaß als der Hands-up-Pop nach Schema F. Hier ist alles dabei. Man muss halt nur mal richtig hinhören. Jan Wehn

DIE WAHRHEIT #38 Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurecht­gebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt typische Phrasen ins wirklich ­Gemeinte. gesagt

»Die Band ist im Vergleich zum Debüt vor drei Jahren sichtlich gereift. Eine spannende Entwicklung!« gemeint

»Die konnten damals kaum spielen, haben aber ein verdammtes Meisterwerk abgeliefert. Das neue Album und alle, die noch kommen, werden nie wieder so gut sein. An die Band und ihre Fans: Findet euch besser jetzt schon damit ab. Das Ding ist durch.« DJ KOZE »REINCARNATIONS PART 2« PAMPA / ROUGH TR ADE

REMIX / REPLY / FORWARD Die Sache mit der Reinkarnation ist ja so: Wer im Leben brav und rechtschaffen war, wird als ­höhere Bewusstseinsstufe wiedergeboren. So ist das vielleicht auch mit Liedern und ihren Neuinterpretationen. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber wer ernsthaft behauptete, Koze verschandele mit seinen Remixen die Originale, schlägt nach dem Ableben vermutlich die Augen als Fruchtfliege auf. Der Hamburger DJ und Elektronikmusiker fasst auf »Reincarnations Part 2« Tracks von Herbert, Caribou, Ada oder Soap & Skin nachgerade zärtlich an, lässt im Zweifel lieber einen Beat weg, als Kirmes zu veranstalten, und dreht dafür die Weirdness auf – die warm und verschroben statt kalt und verstörend daherkommt. Die gesammelten Auftragswerke von 2009 bis 2014 sind oft deswegen so gut, weil sie von echter Neugier und Freude am Material zeugen. Als würden sie in einer musikalischen Reply-Mail den Urheber fragen: Wie hast du

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das gemacht? Und manchmal auch nur: Wie geil ist denn bitte diese Stelle? Tolle Platte, bitte forwarden. Michael Weiland

THE DØ »SHAKE, SHOOK, SHAKEN« EMBASSY OF MUSIC / WARNER

WIRBEL / TROMMEL / SCHILLER Trommelwirbel! Damit beginnt das neue Album von The Dø, um dann in dem Song »Keep Your Lips Sealed« in einem trockenen sowie staccatoartigen Dancefloor-Kracher zu münden und schließlich sanft auszufaden. Wie das französisch-finnische Duo im Titel »Shake, Shook, Shaken« konjugiert, werden alle Stücke kräftig durchgeschüttelt, vom Präsens in die Vergangenheit geschleudert, bis sie schließlich in futuristische Electro-Beats ufern. Mit synthetischen Sounds erschaffen Olivia Merilahti und Dan Levy Ebenen und Schichten von kleinen Geschichten, großen Epen und abenteuerlichen Melodien und begeben sich dabei auf meist unebenen und spannenden Boden: Die Songs nehmen den Hörer mit auf ein Abenteuer, das auf und ab durch organische Welten führt, ohne dabei ein rein intellektueller Spaß zu sein, sondern intuitive Wärme für die Hörer erschließt. Die Marschroute wird immer wieder von Militärrhythmen und treibenden Percussions spielerisch vorangetrieben. Man kann sich vorstellen, wie den beiden eine kunterbunte und fröhliche Menge tanzend folgt. Wie einst dem Rattenfänger von Hameln. Kerstin Kratochwill

BAXTER DURY »IT’S A PLEASURE« LE LABEL / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

VATER / LO-FI / POINTE Es gehört schon eine ­gehörige Portion Selbstbewusstsein dazu, Sprössling eines extrem erfolgreichen Musikers zu sein und genau zu wissen, dass man dem übermächtigen Vater im Leben nicht das Wasser reichen kann. Baxter Dury hat es trotz ungünstiger Prognosen gewagt und ist, nun ja, gescheitert. Aber nicht für uns. Denn: Nie zuvor hat ein verschrobener Kerl im abgewetzten Anzug pointierter und satirischer das Mysterium der einseitigen Liebe zu durchdringen versucht (außer vielleicht Woody Allen). Scheitern als Chance und so oder, um es mit Baxters Worten zu sagen: »It’s a record of ill-fitting trousers.« Baxters knittriger Lo-Fi-Pop ist Klang gewordenes Understatement – ein vollkommen reduziertes Erzählstück mit Boy-GirlWechselsang und schrottigen Casio-Sprengseln. Er versucht gar nicht erst, in die Fußstapfen seines Daddys Ian zu treten, er zieht mit ein paar Buddys sein eigenes Ding durch. Die spielen


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rein zufällig in Bands wie Babyshambles (Drew McConnell und Patrick Walden) oder mixen die Platten für Arcade Fire und Arctic Monkeys (Craig Silvey). Wer den leicht unterkühlten, aber immer offen extrovertierten Humor von Woody Allen mag, sollte beherzt zum Portemonnaie greifen: It’s A Pleasure! Holger Wendt

EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN »LAMENT« BMG RIGHTS / ROUGH TR ADE / VÖ 07.11.14

KRIEG / DADA / OPER Die Gedenkfeierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs dauern nur noch ein paar Monate, und wir müssen zugeben: Es war auch anstrengend. Lauter Stahlgewitter in der Zeitung und im Fernsehen – was ist da noch Blutpumpe und was schon Knochenmühle? Weil sie von der Region Flandern mit einer abendfüllenden Konzertaufführung zum Thema beauftragt wurden, beteiligen sich auch Einstürzende Neubauten auf den letzten Metern des Jahres noch mal an der Erinnerungsshow. Das dazugehörige Album entstand unter der wissenschaftlichen Aufsicht mehrerer Historiker, die Blixa Bargeld weitgehend unbekannte Kriegsanekdoten mit Musikbezug zuspielten. Vor allem diejenigen, die bei Wikipedia in drei Zügen von Marmelade zu Hitler kommen, dürften von der Auswahl entzückt sein. Zeitgenössische Lyrik, vertonte kaiserliche Telegramme, die Schützengraben-Hits der Harlem Hellfighters und die »Zuhilfenahme eines Tierstimmen­ imitators« – »Lament« löst die museale Pflichtaufgabe per Rückgriff aufs Absurde. Die Rolle der Kriegskuratoren steht den Einstürzenden Neubauten dabei übrigens erschreckend gut. Alexander Dahas

ERRDEKA »PARADIES« KEINE LIEBE / GROOVE ATTACK

MELANCHOLIE / RAP / PRINZ PI eRRdeKa hat sich eine lange Vorlaufzeit gegönnt, um sein Debüt »Paradies« in den gewaltigen Kosmos namens Deutsch-Rap zu blasen. Wer das KeineLiebe-Signing des letzten Jahres noch nicht kennt, sollte einen Blick auf die gängigen Videoplattformen werfen, um sich ein Bild davon zu machen, was Kids wie »Raphi da King« (kurz: RdK) in der süddeutschen Kleinstadt den lieben langen Tag so treiben. Spätestens mit dem Track »Ja ich bin Hipster« wurden er und seine Augsburger Posse von Eyeslow Records der digitalen Musikwelt über Nacht ein Begriff. Über hunderttausend Klicks sprechen eine klare Sprache. Weil der kürzes-

te Weg zum musikalischen Erfolg aber über ein richtiges Management verläuft, nahmen Prinz Pi und Wassif ihn unter ihre Fittiche. Dass eRRdeKa in seinem Herzen eigentlich elektronischen Beats versprochen ist, zeigt sich auf der neuen Platte qualitativ nur in Ansätzen. Die von Max Mostley produzierte LP kreist thematisch zwischen »Melancholie, Gesellschaftskritik, Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsdenken« und bewegt sich schweren Herzens musikalisch in Richtung Hinterland: schwere Kost, gut verdaulich, aber leider nichts Neues. Sermin Usta

mittlerweile so weit standardisiert, dass es verführerisch ist, die einstige szeneübergreifende Wirkmacht dieser Zorn atmenden Band lediglich dem damaligen Novelty-Faktor ihrer Herangehensweise an extreme Gitarrenmusik zuzuschreiben. Was so bequem wie falsch wäre, denn zwischen noisigem Swans-Worshipping und anachronistischem Programming sind die beiden Vordenker Justin Broadrick und G.C. Green vor allem eines: verdammt stringente Songwriter, die mit konsequenter Stoik ihren ureigenen Stil austarieren. Die Welt ist immer noch böse, Godflesh genauso wütend wie vor zwanzig Jahren und dabei auf höchstem ­Niveau kundenfreundlich. Denn im Guten wie im Schlechten: Niemand, der mit dieser Band je etwas anfangen konnte, wird sich von diesem BELLA UNION / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 31.10.14 durchaus hochklassigen, aber überraschungsTWERK / NEO-BEATLES / MILEY armen Comeback-Album überfordert fühlen. Seit Jahren hört man hier Ulf Imwiehe und da, dass die Flaming Lips die Beatles unserer Zeit seien. Als Anspielung UNTER SCHAFEN / AL!VE auf die ihnen nachgesagFOLK / SCHÖNHEITSPREIS / WEIZEN te Experimentierfreude, Bei der Fülle an Folk-VerOpulenz und Abgedrehtöffentlichungen die Spreu heit, aber gleichzeitig den großen Unterschied vom Weizen zu trennen (weltweiter Übererfolg und Prägung mehrerer fällt schon seit Jahren imKünstler-Generationen) betonend, widmen sich mens schwer. Technisch die Lips nun selbst dem Mythos. »Sgt. Pepper’s gut und stimmungsvoll Lonely Hearts Club Band«, das vielleicht beste sind sie ja irgendwie alle. Album der Beatles (bitte keine Diskussion erEs kommt auf die feinen Nuancen im Songwriöffnen), wird hier komplett neu aufgenommen ting an. Und auf den gewissen Pfiff. Hey Rosetta! – mit der Hilfe der »Fwends«. J Mascis spielt aus Kanada haben beides schon zweifach unter mit My Morning Jacket den Opener, der durch Beweis gestellt. Und die Band um Tim Baker legt seinen Time-Shift-Effekt zu gefallen weiß. Danoch eine Schippe drauf. Ihre dritte LP klingt nach folgen so illustre Gäste wie MGMT, Julireifer und souveräner als der bisherige Output; anna Barwick, Dr. Dog, Moby und sogar Miley das gewisse Etwas machen hier orchestraler Cyrus. Und gerade die beiden Stücke mit dem Bombast, ein breiter Big-Band-Sound (auf dem Pop-Sternchen bringen das große Problem der mitreißenden »Harriet«) und Verweise auf die Platte auf den Punkt: Im Gegensatz zum OrigiAfrobeat-Flippigkeit der frühen Vampire Weeknal mag das hier auch genial und groß sein, nur end aus. »Second Sight« ist dabei nicht der x-te gefallen tut es nicht wirklich. »Lucy In The ...« Fleet-Foxes-Aufguss, und auch der viel zitierte ist ein Riesen-Popsong, der durch Cyrus’ Einsatz Arcade-Fire-Vergleich hinkt. Hey Rosetta!s Vernicht tot zu bekommen ist, sondern sogar ganz sion von Folk ist zugleich opulent, feingliedrig charmant gelingt. Doch die Überproduktion und verspielt und klingt keine Sekunde lang nervt eher, als dass sie etwas bringt. angestrengt. Herrliche Popnummern wie »KintLars Fleischmann sukuroi« oder das ausufernde »Neon Beyond« spielen in der ersten Liga. Da verzeiht man der Band auch gerne das etwas zu schwülstig geratene »Trish’s Song«, das die Platte beschließt. Kristof Beuthner AVALANCHE / INDIGO

THE FLAMING LIPS »WITH A LITTLE HELP FROM MY FWENDS«

HEY ROSETTA! »SECOND SIGHT«

GODFLESH »A WORLD LIT ONLY BY FIRE«

SCHLEIFEN / SLO-GRIND / ORIGINAL Der Weg von visionärer Avantgarde zu retrofu- TAPETE / INDIGO / VÖ 07.11.14 turistischer Putzigkeit BALLA / BALLA / DBDDHKP Verständnis ist der Schlüsist oftmals schmerzhaft rasch beschritten, wenn es sel zu allem. Zu Wissen, um mimetische Zeit- und Geld, Sex. Einfach zur Sozialkritik in der Kunst Abwechslung mal was geht. So ist auch das einst radikale Instrumenkapieren. Bei HGich.T, der tarium der Klangpioniere an der Schnittstelle Partyhool-Band zwischen Kunst und Kaputt, muss von schleifendem, ausgebremstem Grindcore, harscher Elektronik und Industrial, G ­ odflesh, man sich natürlich konzentrieren. Schließlich

HGICH.T »MEGABOBO«


PROMOTION

ist hier »stop making sense« Programm. Also Konzentration. Es ist verständlich, warum man ein Konzert der Band besucht (Expressivität, Umarmungen, Bierduschen, Deichkind ohne Gurt). Nachvollziehbar ebenfalls, einen Clip der Band bei YouTube zu drücken (»Auch wenn du 16 bist« vom letzten Album ist großes Gaga-Entertainment, und überhaupt alle Videos sind tolle Verbrechen an der Kulturnation Deutschland). Wo aber, sorry, das Verständnis völlig erlischt, ist, wenn wie hier das Angebot aufkommt, eine dritte LP der Band zu besitzen, 15 Quatschsongs. Es gibt vertonte Lobotomie, es wird wieder in fremden Zungen (sprich Genres) gealbert, aber der Wahnwitz ist einfach bereits ausgelotet. Steile Band, eine dritte Platte hat trotzdem keinen Zweck. Bloßes Alibi für die nächste Tour. Für die wiederum besteht jegliches Verständnis. Linus Volkmann

HOMEBOY SANDMAN »HALLWAYS« STONES THROW / GROOVE ATTACK / VÖ 31.10.14

FREE / YOUR / MIND Endgültig angekommen. »Hallways« ist bereits das zweite Album, das Angel Del Villar II alias Homeboy Sandman nach einer Reihe von EPs beim Qualitätslabel Stones Throw veröffentlicht. Der MC, dessen ursprünglicher Lebensplan eine Karriere als Anwalt vorsah, behält darauf seine Stärken bei, die vor allem im Erzählen detaillierter Geschichten und der Analyse gesellschaftlicher Missstände liegen. »Conscious Rap« mag so wie »Weltmusik« oder »Kritikerliebling« zu einem Unwort verkommen sein, dennoch hat dieser Mann ein waches Bewusstsein. Und er versteht es, seine Hörer an Gedanken und Reflexionen teilhaben zu lassen, ohne zum Lehrer zu werden. Die Anliegen sind klar, und Homeboy Sandman kommuniziert sie mit intelligenter Souveränität: »My bad I ain’t give a shit when you try to show me your i-pad or show me your i-phone. I’ll be to caught up in shit I’m ready to die for«, heißt es etwa in »Loads«. Es geht um globale Politik und FirstWorld-Problems, um Gefühlsbewältigung und Selbstfindung. Musikalisch perfekt unterfüttert von talentierten Produzenten wie Oh No oder Jonwayne, ist »Hallways« eines der tiefgründigsten HipHop-Alben des Jahres. Bastian Küllenberg

HOOKWORMS »THE HUM« DOMINO / GOODTOGO / VÖ 07.11.14

LÄRM / RAUSCH / BEWUSSTSEIN Mehr Krach, weniger Drogen-Nebel: Keine anderthalb Jahre nach ihrem Debütalbum »Pearl ­Mys­tic« legen die britischen Psychedeliker nach. Und verpassen ihrem Sound

zwischen Spacemen 3, Stooges und Warlocks mehr Struktur und gelegentlich eine aggressivere Kante. Beim Opener »Impasse« kippen die blechern verzerrten Vocals ins Hysterische, während die effektüberladenen Gitarren ein schnelles Punk-Riff runterschrubben. »On Leaving« baut mit lockerem Bass-Groove und Orgel allmählich Spannung auf, bis die Gitarren ihre Batterien an Verzerrern zuschalten. »Off Screen« ist eine getragene, von dezenter Percussion begleitete Sieben-Minuten-Hommage an Velvet Underground, deren Gesang im Rauschen der Übersteuerung untergeht. Eigentlich der perfekte Rausschmeißer – wäre da nicht noch das verzichtbare »Retreat« als einziger Schwachpunkt des Albums. Zwischendurch setzen Hookworms ihre vom Debüt bekannte, mit römischen Zahlen durchnummerierte Serie von Instrumentals fort und nehmen so immer wieder an den dramaturgisch passenden Stellen das Tempo raus. Fast alles richtig gemacht – dass das zweite Album das schwierigste sein soll, lässt sich diese Band nicht anmerken. Till Stoppenhagen

FRIEDRICH LIECHTENSTEIN »BAD GASTEIN« STA ATSAKT / ROUGH TR ADE

EDEKA / VERWIRRSPIEL / RÄTSEL Man kann sich stundenlang in die schlingpflanzenartige Inszenierung der Berliner Kunstfigur Friedrich Liechtenstein einarbeiten. Kann man aber auch lassen. Hier die Abkürzung: Liechtenstein – man imaginiere eine Mischung aus Iwan Rebroff und Gunter Sachs – erreichte als Edeka-Styler (»Supergeil«) ein Millionenpublikum. Neben einem Buch (»Selfie Man«) erschien dieser Tage auch mal wieder ein Album. Das wirkt wie eine weitere Aktie an der Schlingpflanzen-Inszenierungsbörse und windet sich zwischen Nische und Massenmarkt, würdevollem Chanson und hohler Jetset-Pose. Inhaltlich dreht sich das Konzeptalbum um den österreichischen Kurort Bad Gastein, was zum Glück vorne auf dem Cover steht, denn sonst hätte man es im heterogenen Sound- und Textmaterial nicht gemerkt. Die fast immer monologartig erzählten Sehnsuchtspopstücke schwanken stilistisch und qualitativ massiv. »Belgique, Belgique« ist ein atmosphärischer Wirr-Hit, der Liechtensteins autobiografische Maskerade textlich so weit übersteigert, dass er am Ende sogar seinen eigenen Tod minutiös beschreibt. Toller Spin, genial produziertes Stück. »Goldberg & Hirsch« hingegen nervt mit seiner freshen »Brothers gonna work it out«-Phrasierung kolossal. Und »Kommissar d’amour« klingt wie eine öde Revue aus der 1980er-TV-Serie »Love Boat«. Dazu gibt es Cover-Versionen von Tom Waits und Burt Bacharach, die man nicht verstehen muss. Dennoch: In den abseits davon


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immer noch reichlich vorhandenen Tiefen der mal opulenten, mal atmosphärischen Produktion knistert eine verrätselte Spannung, der man sich dringend aussetzen sollte. Sonst verpasst man etwas. Und sei es nur, um verwirrt zu werden, was ja im Schema-F-Eldorado namens Popmusik immer seltener passiert. Felix Scharlau

ICEAGE »PLOWING INTO THE FIELD OF LOVE« MATADOR / BEGGARS / INDIGO

HASS / PISSE / DÜSTER-PUNK Nach all den Happy-Hippo-Rock-Nummern hat endlich mal wieder eine Kapelle ihre Stimmungsaufheller in den Gully geworfen. Iceage pflügen auf ihrem Drittwerk durch die Äcker der Empfindsamkeit. Dabei fördern sie eine dunkle Suppe aus Wut, Hass und Weltschmerz zutage, die den Hörer konsterniert zurücklässt. The kids are alright? Im Gegenteil: They are pissed! Iceages kompromisslosen Düster-Punk kennt man ja schon von den hochgelobten Vorgängern »New Brigade« und »You’re Nothing«. War der Sound auf den vorangegangenen LPs noch ungeschliffen, rotzig und lärmend, wurde der Noise-Faktor auf »Plowing Into The Field Of Love« deutlich zurückgefahren. An dessen Stelle treten von Düsternis triefende Klavier- und Orgelklänge und hin und wieder auch eine klirrende Mandoline. Klingt nicht nur beim Lesen befremdlich, ist es auch beim Hören! Über der fast schon kafkaesken Instrumentierung thront Elias Bender Rønnen­ felts eindringliche Stimme. Seine Monologe über die dunklen Seiten des Lebens kratzen sich wie kleine Käfer ins Gehirn. Holger Wendt

FRITZ KALKBRENNER »WAYS OVER WATER« SUOL / ROUGH TR ADE

SCHUNKEL-HOUSE / PERFEKTION / TOD »Easin’ In« heißt das ­Intro auf Fritz Kalk­brenners drittem Album, und es sagt eine Menge über ihn und seine Musik aus. Zum einen aufgrund der Idee, dass man jemanden behutsam in ein Album hineinführen sollte. Und zum anderen angesichts der Tatsache, dass dies ausgerechnet bei Fritz Kalkbrenners Schunkel-House nötig sein könnte. Muss man nicht, und ist es nicht. Eigentlich. Doch vermutlich kennt der jüngere Kalkbrenner-Bruder seine Hörerschaft oder, besser gesagt, seine Zielgruppe: Morgenshow-Radiohörer, Werbe­ kunden, Gelegenheitsraver, Fernsehtrailer-­ Redakteure. Da muss man die Zugangsschwelle

extra niedrig ansetzen, die Ecken und Kanten abschleifen und ja keine Überraschungen oder Aggressionen zeigen. Kalkbrenner hat diesen Sound inzwischen zur Perfektion getrieben, mit gedämpften Bässen, sanften Bläser- und Gitarrenlinien, pseudotiefen Lyrics und souliger Gesangsstimme. Doch irgendwann möchte man diese erzwungene, oft oberflächlich wirkende musikalische Umarmung auch wieder sprengen, und dann könnte es schon zu spät sein – man ist von ihr bereits zu Tode gekuschelt worden. Also vorsichtig beim Hörgenuss. Sagt nicht, ihr wäret nicht gewarnt worden. Henje Richter

KIASMOS »KIASMOS« ER ASED TAPES / INDIGO / VÖ 31.10.14

TRANCE / DÜNN / LEISTEN Seit Jahren lieben wir den isländischen Komponisten Ólafur Arnalds für ziemlich komplexe Arbeiten zwischen Experimenten, Neoklassik und Postrock. Sein neues Projekt Kiasmos zusammen mit dem Färinger BloodgroupMusiker Janus Rasmussen lässt davon aber nur mit sehr viel gutem Willen etwas erahnen. Egal, wie tief man in »Kiasmos« einsteigt – es bleibt ein relativ schlichtes, ruhiges und inhaltsarmes Trance/House-Album, das gerade in seinen Rhythmen erschreckend einfallslos klingt und qualitativ von vielen anderen Genre-LPs lange vorher abgehängt wurde. Gerade Arnalds’ außergewöhnliche instrumentale Fähigkeiten treten auf dem Album viel zu selten zutage. Hätte er die stärker fokussiert, hätte aus den acht Tracks eine substanzielle Listening-Techno-Platte werden können, die auch auf Labels wie Dial ­Records einen exponierten Platz finden würde. So regiert Einöde weite Teile von »Kiasmos« und die Hoffnung, dass Arnalds sich bald wieder auf seine angestammten Disziplinen konzentriert. Christian Steinbrink

LAMB »BACKSPACE UNWIND« BUTLER / H’ART / VÖ 10.10.14

Rhodes besingt lammfromm mit ihrer zweifelsohne schön rauen Stimme Liebe und Leiden. Starke Momente hat das Album dennoch, zum Beispiel in »Doves And Ravens«: eine simple Pianomelodie, die eindringliche Stimme, hier funktioniert alles. Auch »Seven Sails« zeigt sich mutiger. Der Synthesizer hämmert auf einen ein, endlich ein bisschen Kante. Grantig schwurbelt der Beat los, bricht immer wieder auf, Dynamik ändert sich, so könnte es doch gehen. Leider gehen die wenigen guten Momente neben Tracks wie dem an Michael Bublé erinnernden »Nobody Else« oder dem Märchenzauberwald in »Only Your Skin« unter. Zum größten Teil bleibt es bei Musik zum Kuscheln. Konstantin Maier

LAST EX »LAST EX« CONSTELLATION / CARGO

KRAUT / PUNK / REDUKTION Der aktuelle Lauf des sowieso schon ruhmreichen Labels Constellation ist so gut, dass sogar ursprünglich auf die Resterampe verschobene Produktionen zum Erfolg werden. So etwa Last Ex, das rein instrumentale Seiten­ projekt zweier Timber-Timbre-Mitglieder. ­Deren Debüt basiert auf Spuren, die vor Jahren als Horrorfilm-Soundtrack verworfen wurden. Das Duo glaubte aber an sein Material und arbeitete es so auf, dass es nun als Album ganz ohne optische Reize sehr gut funktioniert. Im Kern bestehen die elf Stücke aus aufs Nötigste ausgehöhltem Postpunk, ohne Gesang, dafür mit Andeutungen von den dramatischen Synthie­-Elementen, die seinerzeit auch Trip­ Hop-Ikonen wie Portishead gut standen. Angetrieben wird die Musik von einem repetitiven Krautrock-Rhythmus, wie ihn in den letzten Jahren vor allem Trans Am präsent hielten. Gerade weil die Mittel der Songs so gering sind, treten Nuancen und Varianzen umso tragender zutage. Bis auf die wenigen Passagen, die dann doch ein wenig zu ereignislos daherplätschern, ist das eine aufregend komprimierte Platte. Auch ganz ohne Horror. Christian Steinbrink

BIPOLAR / SCHMUSEN / TRIPHOP Mitte der 1990er kamen Bands wie Portishead, Telepopmusik oder eben auch Lamb mit einem gut funktionierenden Konzept um die Ecke: aufgerautes HEAVENLY / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE elektronisches Soundge- LICHT / SCHATTEN / MODERNE rüst mit Elementen aus HipHop, Jazz, Klassik, Den Weg, den Mark Lanegan mit seinem gefeierten Pop und einer lieblich weiblichen Stimme. Der TripHop feierte seine Geburt. Lamb melden sich 2012er-Album »Blues Fumit ihrem sechsten Album zurück, allerdings neral« einschlug, setzt er ist darauf wenig Neues zu finden. Vielmehr konsequent fort: Synthies verlässt sich das Duo auf altbewährte Rezepte. und Drum-Computer Oft klingen die Produktionen von Andy Barlow drängen noch weiter in den zu abgestanden, muffig, aus den vergangenen Vordergrund und erweitern Lanegans düsteJahrzehnten ins Jetzt gerettet. Sängerin Louise ren, erdigen Songwriter-Stoff um Elemente aus

MARK LANEGAN BAND »PHANTOM RADIO«


ELECTRONIC BEATS FESTIVAL Synthie-Pop, Goth-Rock und Electronica. Das Ergebnis ist diesmal durchwachsen. Der Opener »Harvest Home« klingt wie der gepflegte GothRock von The Mission, den Lanegans monoton grantelnder Bariton vorm Kitsch rettet. »Floor Of The Ocean« nervt mit dick aufgetragener Cheesiness, die man nur den Depeche Mode der späten 1980er durchgehen ließe (und das auch nur aus Nostalgie), während »Seventh Day« mit der gleichen Herangehensweise ein klasse Song geworden ist. »The Killing Season« legt ein spartanisches Akustikgitarren-Riff über flirrende Laika-Synthies und einen lockeren 1990erDance-Beat – und macht dabei verdammt viel Spaß. »Torn Red Heart« plätschert vor sich hin, während »Death Trip To Tulsa« zum Abschluss noch einmal eindrucksvoll Lanegans Stärken als Songschreiber demonstriert. Unterm Strich überwiegen auf »Phantom Radio« die großen Momente – für einen Klassiker aber reicht es bei so vielen Schwachpunkten nicht. Till Stoppenhagen

Folk-Pop, klingen jünger als The Staves und zurückgenommener, zarter als First Aid Kit. Die ältere Madeleine kratzt gerade mal an den Zwanzigern, ihre helle Stimme harmoniert vollkommen mit dem dunklen Organ der jüngeren Lily. Ihr Debütalbum erhielt 2013 erstaunlich viel Aufmerksamkeit, wofür womöglich Sufjan Stevens’ Label Asthmatic Kitty verantwortlich ist. Man möchte sich nicht entscheiden, ob es sich hier um Teenagerliebe auf höchstem Niveau handelt oder ob die Musik der Schwestern doch zu »reif« für so eine Schublade ist. »Fumes« ist weder neu, provokant oder kantig, doch selten wurde der – erwachsene – Schmerz der Unsicherheit so sicher eingefangen wie in »Can’t Admit It«, wurden tief sitzende Ängste schöner bebildert als in »The Wolf Is Free«. Elisabeth Haefs

THEOPHILUS LONDON »VIBES« WARNER / VÖ 07.11.14

SORGLOS / HOUSE / SEITENPROJEKT Vince Clark und Martin Gore haben VCMG, Cari­bou hat Daphni, und Toro Y Moi wird eben zu Les Sins, sobald er auf die Tanzfläche drängt: Jedem sein Club-Alias, wenn auch nur zur Differenzierung, schließlich soll am Ende niemand enttäuscht sein, wenn statt radiotauglichen Dreiminütern plötzlich streng getaktete Instrumentalstücke jenseits der FünfMinuten-Grenze aus den Boxen tönen. Chaz Bundick alias Toro Y Moi überzeugte von Anfang an durch seine unkonventionelle ProduzentenHandschrift, die nicht nur erfrischend arglos anmutet, sondern auch über ein beeindruckendes Stil-Spektrum verfügt. Das schlägt sich nun auch in den bewusst kantig gehaltenen House-, Disco- und Downbeat-Titeln seines Les-SinsDebüts nieder. Darüber hinaus profitieren die instrumentalen Stücke trotz fehlenden Gesangs massiv von Bundicks ausgeprägtem Händchen für stimmiges Songwriting. Lediglich als in sich geschlossenes Album will das alles nicht so ganz funktionieren – dafür fehlt streckenweise doch zu sehr ein Zusammenhang. Philip Fassing

AMBITIONIERT / ALTBACKEN / STAUB Als Theophilus London 2009 auf der Bildfläche erschien, war es im HipHop noch verpönt, The Smiths zu samplen und sich mit Mode auszukennen. 2014 ist HipsterRap längst wieder out, KanYe West rappt auf Industrial-Instrumentals, und den Hut trägt auch jemand anderes. Anders gesagt: Andere Leute machen das, was Theophilus London damals so mutig vorangetrieben hat, heute um Längen besser. Das dürfte der Grund dafür sein, weshalb »Vibes« zwölf Stücke lang krampfhaft Kunst sein möchte, aber letztlich doch weg kann. Die Beats sind schwachbrüstig, dudeln loungy und launisch vor sich hin und werden hier und da mit zeitgeistigen Zitaten unterschiedlicher Jahrzehnte (slappende Bässe aus den 1980ern, kitschige Soundbänke aus den 1990ern) zugekleistert. Alles in allem erweckt das Album den Eindruck, dass KanYe West hier nicht, wie im Vorfeld so oft betont, als Executive Producer fungiert, sondern am Schluss »nur mal kurz drübergehört« hat. Insofern klingt »Vibes« unterm Strich zwar nach ambitioniertem, aber auch arg angestaubtem Avant-Rap, der 2014 keine cool cat mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Aber die Artwork-Fotos von Karl Lagerfeld, die sind ganz juti. Jan Wehn

LILY & MADELEINE »FUMES«

LOVE INKS »EXI«

ASTHMATIC KITTY / CARGO

REPUBLIC OF MUSIC / ROUGH TR ADE

LES SINS »MICHAEL« COMPANY / CARPARK / VÖ 31.10.14

SCHWESTER / STIMME / SCHÖNHEIT TRAUM / MINIMAL / EINSCHLAFHILFE Entweder wird man von Minimalismus: yeah! zweistimmigem Gesang Drum-Samples: fuck yeah! Aber bitte nicht um jeden verzaubert oder nicht. Preis! Bevor wir jetzt die Die Jurkiewicz-Schwestern Lily und Madeleine Motorsäge auspacken und aus Indianapolis erschafden ganzen Klumpatsch in fen damit die Magie ihres seine Einzelteile z­ erlegen,

21.11.2014 LEIPZIG TÄUBCHENTHAL

WARPAINT WILD BEASTS ASBJØRN SHURA

ELECTRONICBEATS.NET #ELECTRONICBEATS


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soll Folgendes gesagt sein: Der DIY-Ansatz der im texanischen Austin beheimateten Love Inks ist eine Art Leuchtturmprojekt. Durch die Selbstfinanzierung der Aufnahme von »Exi« hat sich das Trio die Autonomie der eigenen Schaffenskraft erkauft. Musikalisch orientiert sich der minimalistische Indie-Pop des Trios an der kargen, aber schillernden Einsilbigkeit von The xx. Nur eben mit dem Unterschied, dass Love Inks ein wenig auf Valium hängen geblieben sind. Und obwohl die namhaften Musikkritiker dieser Welt ihren Sound als »easy listening with a sinister intent« (BBC) beschreiben, kommt spätestens beim dritten Track »Don’t Hear That« gähnende Langeweile auf. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals. Der Stoff, aus dem die Träume sind: Dreampop als Einschlafhilfe. Holger Wendt

MELVINS »HOLD IT IN« IPECAC / SOULFOOD

METAL / GLAMROCK / WITZ Für das 23. Melvins-Album in 30 Jahren Bandgeschichte haben sich Sänger und Gitarrist King Buzzo Osborne und Schlagzeuger Dale Crover mit Paul Leary und JD Pinkus zwei Brüder im Geiste – weil Mitglieder der legendär verrückten Butthole Surfers – an Bord geholt. Gemeinsam hatten die vier Musiker offenbar eine Menge Spaß und lassen kaum ein musikalisches Genre aus. Der pathetische Eröffnungssong »Bride Of Crankenstein« klingt noch gewohnt schwermetallen. »You Can Make Me Wait« ist jedoch purer Indie-Pop und könnte mit seinem elektronisch verfremdeten Gesang

auch von Ween oder aus Neil Youngs »Trans«Phase stammen. »Barcelonian Horseshoe Pit« mäandert mächtig psychedelisch, und »Brass Cupcake« vereinigt Glam-Rock-Gesang mit Bubblegum-Pop und Proto-Punk. Danach folgen kräftige Rocker, schwerer sperriger Metal, Boogie-Rockabilly, Noise-Gewitter und eine Hommage an »Piss Pisstophersen«. Ein Album, das für die Melvins auch in den nächsten 30 Jahren eine substanzielle Zukunft erahnen lässt. Andreas Brüning

für die ansonsten rein instrumental agierende Band und eine nuancierte Erweiterung des Ausdrucks, die der Musik durchaus guttut, ohne ihr das zermürbende Element zu nehmen. Zwei sehr fordernde und lohnende Alben, die beweisen, dass mehr manchmal eben doch mehr ist. Ulf Imwiehe

THURSTON MOORE »THE BEST DAY« MATADOR / BEGGARS / INDIGO

MONO »THE LAST DAWN« & »RAYS OF DARKNESS« PELAGIC / CARGO

PSYCHEDELIC / NOISE / ZWILLINGE Wie sagte einst der schwedische Wundergitarrist Yng w ie M a l m steen: »What do you mean less is more? More is more!« Sich diesem Plädoyer für die Opulenz anschließend, benedeien die japanischen Psych-Progger Mono ihre ergebenen Fans gleich mit zwei Alben, die so gegensätzlich sind, wie sie fugenlos ineinandergreifen. »The Last Dawn« präsentiert sich als das zugänglichere, freundlichere Werk, das für Mono-Verhältnisse regelrecht luftig instrumentiert und arrangiert ist, von minimalistischer Zärtlichkeit und Lichte durchweht. Unter der Oberfläche jedoch brodelt die schwerblütige Düsternis, die sich auf dem Zwillingsalbum »Rays Of Darkness« vollends Bahn bricht. Mahl­ ender und gröber, aggressiver und verzweifelter artikuliert die Musik nun Verlust, Schmerz und Angst – Emotionen, die der Gesang von GastVokalist Tetsu Fukagawa der Noise-Epiker Envy kongenial katalysiert. Eine Premiere übrigens

MELODIEN / VERSTIMMUNG / LOOP »The Best Day« ist nicht Thurston Moores erstes Soloalbum, im Grunde ist es nicht einmal das erste nach dem Ende von Sonic Youth: Wer würde bestreiten, dass der ÜberGitarrist bei dem Artpunk-Debüt von Chelsea Light Moving federführend war? Dennoch war man gespannt auf »The Best Day«. Moore ist der Einzige, dem man die Aufbewahrung des Sonic-Youth-Zeichensatzes aus verstimmten Gitarren und singbaren Melodien wirklich zutraut, nachdem sich seine Bandkollegen bereits aus der Affäre gezogen haben: Gitarrist Lee Ranaldo dank zwei schöner Alben mit astreinem Dad-Rock (die Melodien!) und Ex Kim Gordon mit dem Noise-Duo Body/Head (die, nun ja, Verstimmung). Drummer Steve Shelley stand als treuer Sancho Pansa erst Ranaldo bei, jetzt trommelt er auf Moores Platte. Wo der nicht die Originale kriegen konnte, stehen zwei sehr interessante Ersatzspieler: Debbie Googe von My Bloody Valentine am Bass und James Sedwards, Ex-Gitarrist der britischen NoiseBand Nought. Das transatlantische Bündnis funktioniert sehr gut, auch wenn Repetition


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PRINCE »ART OFFICIAL AGE« PRINCE & 3RDEYEGIRL »PLECTRUMELECTRUM«

oft Inspiration trumpft: als würden sich die Promi-Aushilfen nicht trauen, mehr Sonic Youth zu sein als Sonic Youth. Nun, die Ähnlichkeit ist so schon verblüffend – etwa, wenn Googe in & »Grace Lake« den weltschönsten »Kool Thing«Gedächtnisbasslauf in die Saiten zimmert. Michael Weiland

WARNER

MOUSE ON MARS »21 AGAIN« MONKEYTOWN / ROUGH TR ADE / VÖ 31.10.14

FETZEN / AVANTGARDE / NOISE Wenn für Künstler ein ­Jubiläum ansteht, überbietet sich die Marketingmaschine gerne mit Super­lativen. Der offizielle PR-Text zum 21-jährigen Bestehen von Mouse On Mars erklärt das Duo jedenfalls mal so nebenbei zu einem der einflussreichsten deutschen PopActs des 21. Jahrhunderts und ordnet sie neben Kraftwerk und den Einstürzenden Neubauten ein. Na ja, ganz so unrecht hat er damit nicht, denn wenn Jan St. Werner und Andi Toma in ihrer Karriere eines gelungen ist, dann ist es, eine zuvor ungekannte Nische zwischen Pop, Avantgarde und Club zu besetzen. Die Compilation »21 Again«, auf der sich 21 neue Tracks befinden, allesamt Kollaborationen mit Größen der experimentellen elektronischen Musikszene, ist der beste Beweis dafür. Stressige, sich ins Gehör peitschende Synthie-Sounds wie in »Metaloona Swamp« mit Candie Hank, entschleunigter Dub Techno inklusive metallischem Vocoder (»Key My Brain« mit Atom TM) oder an Chicago Footwork geschulte Vocal-Fetzen wie in »Bon Djerry« mit Funkstörung: Mouse On Mars beherrschen den Klangexzess immer noch perfekt. Philipp Rhensius

FUNKNROLL / FORM / COMEBACK Holy Funk! His P ­ urple Majes­ty, der Prinz der Popmusi k , der sex y Mother­f ucker, die Ikone aus Funkytown – kurz: Prince, oder Mr. Nelson, wie er sich auf seinem neuen Soloalbum mehrfach anreden lässt, ist wieder da! Mit gleich zwei parallel erscheinenden Alben meldet sich His Royal Badness zurück. Ironischerweise bei dem Label, mit dem er sich einst so legendär verkrachte und auf dem er seine größten Erfolge feierte. 20 Jahre lang stand der kleine Mann aus Minneapolis mit Warner auf Kriegsfuß und veröffentlichte seine Musik entweder bei der Konkurrenz oder verscherbelte sie gleich übers Internet. Fans dürften sich über die Rückkehr des verlorenen Sohns nach der Beendigung des großen Streits freuen, denn die Zeiten, in denen sie obskure Zeitschriftenbeilagen nach neuer Musik durchforsten oder weitere Jazz-Fusion-Ergüsse über sich ergehen lassen mussten, sind vorerst passé. Stattdessen gibt es Prince nach der wohl längsten Durststrecke in seiner umfangreichen Karriere jetzt im Doppel­ pack. Einmal solo und sehr poppig und einmal mit Band in sehr rockig. Auf beiden Alben knüpft Prince an die Mischung aus Musikstilen an, die ihn in den 1980ern berühmt gemacht haben (Funk, Pop, Rock, R’n’B, Soul), wobei das mit seiner aktuellen All-Female-Begleitband

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3rdeyegirl live eingespielte Werk mit all den verzerrten Gitarren musikalisch etwas stärker aus dem Rahmen fällt. Langzeitfans werden mit »Art Official Age« besser bedient, auf dem sich ausgefeilte Popfunknummern (»Clouds«), Dancelastiges (»Funknroll«) und tolle Slow Jams wie »Time« befinden. Mit »Breakdown« hat Prince zudem noch den vielleicht persönlichsten Song in seiner Vita geschrieben: eine klassische Schlafzimmerballade inklusive schwülstigem Falsettgesang. Ein später Karrierehöhepunkt, so wie der Rest der Platte auch. Katja Peglow

NEW BUILD »POUR IT ON« SUNDAY BEST / PIAS / ROUGH TR ADE

FREIHEIT / POESIE / TEST Auch wenn die ersten Singles einen anderen Eindruck vermittelten, sind New Build immer die experimentierendere und inhaltlichere Version Hot Chips gewesen. Dem Seitenprojekt, an dem die Bandmitglieder Al Doyle und Felix Martin beteiligt sind, geht es weniger um Club-Hits denn um das Ausloten der poetischen Aussagekraft von Electro-PopSongs. Das war schon an ihrem Debüt »Yesterday Was Lived And Lost« spannend, das ist es auch am Nachfolger »Pour It On« – selbst wenn manch mediokre Kritik aufgrund des im Vergleich zu Hot Chip fehlenden Hit-Appeals enttäuscht ausfiel. Auch »Pour It On« orientiert sich an der Ästhetik Depeche Modes und der Pet Shop Boys – allerdings ohne die Musik auf Hooklines zu konzentrieren. Dadurch geraten New Build in die Bedrängnis, ihre Stücke auf der ganzen Strecke substanziell zu gestalten.

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© Kimberly Butler


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MORGEN

PIANOS BECOME THE TEETH »KEEP YOU«

Diese ­Aufgabenstellung gelingt ihnen gut, wenn auch ohne echte Höhepunkte. Hin und wieder nehmen sie sogar doch den Ausweg Richtung Disco, etwa in »Luminous Freedom«. Dennoch EPITAPH / INDIGO ist »Pour It On« ein Album, das die Hörgewohn- WÜRDE / DYNAMIK / POST heiten von populärem Electro-Pop aufbricht. Bands wie La Dispute, Title Fight oder Touché A ­ moré Christian Steinbrink haben in den letzten Jahren eine ansehnliche Fanbase um sich geschart GOMMA / GROOVE ATTACK und eine Szene initiiert, 1990ER / POP-DISCO / SPASS die sich lang nicht nur aus Ende der 1990er gab es den Lagern von Post-Metal und Hardcore rekruschon einmal eine Zeit, tiert. Der Postcore dieser Bands ist so aufregend in der der Underground energetisch wie melodisch anschlussfähig, dass schamlos zuckrig-poppig sich selbst Hörer, die harten Gitarren eigentsein durfte. Britische lich schon längst abgeschworen hatten, wieder Bands wie Moloko oder anschlossen. In diese Szene wollen nun auch Basement Jaxx brachten Pianos Become The Teeth aus Baltimore mit dem Rave entlehnte Synth-Stabs mit Pop-Ge- ihrem ersten Album nach dreijähriger Pause vorsang zusammen und schafften es, dass man dringen. Den Screamo- und Core-Anteil haben sich gleichzeitig cool fühlen und Spaß haben sie dafür minimiert, sowohl Gitarren als auch konnte. Dieser Tage ist »Disco« das Etikett, Gesang klingen weitgehend klar und erinnern das es erlaubt, mit Stil abzugehen, und Mathi- in ihrer raumgreifenden Würde gar an Postrock. as Modica, Münchner Gomma-Labelgründer, Dadurch bekommt man den Eindruck, dass es bringt als Munk mit »Chanson 3000« nun ein »Keep You« ein wenig an Höhepunkten fehlt, sehr leichtes Disco-Album heraus. Dieses steht auch wenn die emotional reißende Dynamik nicht in der Tradition des puristischen 1970er- der Stücke und das Songwriting von durchweg Disco-Revivals, wie die Norweger Lindstrøm ansehnlicher Qualität sind. Ein Album, welches und Todd Terje es derzeit vorantreiben, sondern das Postcore-Genre bereichert, ohne ihm einen erinnert eher an Daft Punks »Get Lucky« oder neuen Meilenstein zu bescheren. Pharrells »Happy«. Modica ist dies bewusst, und Christian Steinbrink er bezeichnet sein mittlerweise viertes Album so auch als ironische Reaktion auf jene Chartsstürmer. Doch Vorsicht: Ironie ist der Feind des Spaßes! Also besser zu »Chanson 3000« stehen und gedankenlos abhotten. Das ging in den späten 1990ern, dann kürzlich mit »Get Lucky«, ATO / PIAS / ROUGH TR ADE und es geht auch wieder mit diesem Album. PSYCH-POLKA / KINDERFILM / BASS Henje Richter

MUNK »CHANSON 3000«

PRIMUS »PRIMUS & THE CHOCOLATE FACTORY WITH THE FUNGI ENSEMBLE«

Die im positiven Sinne komische Musik von Primus wirkte ja schon immer wie vertonte Comic-Hefte, deren holpernde Rhythmen eine Heimat für die merkwürdigsten Charaktere boten. Ihr Titellied für die Trickfilmserie »South Park« schien in diesem Sinne die endgültige Zuspitzung ihres Schaffens. Doch jetzt kommt die Band um das Basswunder Les Claypool gut 30 Jahre nach ihrer Gründung mit einem noch größeren Wurf auf uns zugewalzt. Diesmal wagen sich Primus an die Neuinterpretation der Musik des Kinderfilmklassikers »Charlie und die Schokoladenfabrik«, wohlgemerkt der Fassung von 1971, nicht etwa der von Tim Burton. Das Ergebnis ist eine turbulent nach vorne schiebende Mischung aus psychedelischer Polka, Kinderliedern, LSD-Jahrmarkt und den für Primus typischen Bizarrerien, die dank des Verzichts auf die Metal-Elemente früherer Jahre jetzt noch mehr Raum haben. Auf der begleitenden Tour zum Album bietet die Band übrigens eigens dafür hergestellte Schokoladenriegel feil. Deren Erwerb sei unbedingt empfohlen. Martin Riemann

PULLED APART BY HORSES »BLOOD« SONY / VÖ 07.11.14

GITARREN / GESCHREI / SCHWEISS »You want it ... sooo baaaad«, leiert Sänger Tom Hudson in »You Want It«. Mit viel Geschrei setzt er den ersten Haken auf der Liste mit HeavyrockKlischees. Dazu gesellen

T V ON THE R ADIO

NEW ALBUM

»seeds«

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MORGEN

sich im Laufe des Albums verzerrte Gitarren, Rückkopplungen und ein treibendes Schlagzeug. Ab und an klingt gar eine Metal-Gitarre an. »Blood« ist das dritte Album der Band aus Leeds. Gemeinsam mit Biffy Clyro waren sie auf Tour, und diese Kombination ist gut nachvollziehbar. Auch wenn die Kollegen Clyro weniger rotzig sind, gibt es deutliche Parallelen, vor allem in Sachen Pathos. Mitsingen kann man hier schnell, die Stücke sind zwar laut und schrammelig, aber durchaus eingängig. Das Publikum wird bei der kommenden Club-Tour dankbar mit Bierbechern werfen, im Kreis tanzen und »sooo baaad« grölen. An manchen Stellen übertreiben Pulled Apart By Horses es aber mit ihrer angestrengten Härte, sodass »Medium Rare« oder »Weird Weather« unfreiwillig komisch wirken. Das psychedelisch angehauchte Cover mit den ernst dreinschauenden Musikern lässt jedoch darauf schließen, dass Komik bei der Produktion von »Blood« keineswegs die Intention war. Julia Brummert

SANTÉ »CURRENT« AVOTRE / ROUGH TR ADE

HOUSE / BERLIN / FUNKTION Ob ein Track oder Album nun hart oder smooth, dunkel oder leicht, melodisch oder rhythmisch ist, hängt auch von der Perspektive ab. Der Berliner DJ Philipp Maier alias Santé legt mit seinem Debütalbum ein innerhalb der Berliner Clublandschaft sicherlich als weich und poporientiert anzusehendes Werk vor, doch ist »Current« für weite Teile der House-Welt und natürlich auch von außen betrachtet als eher straight, düster und klassisch zu bezeichnen.

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Klar, da sind die Vocals, es wird auch mal mit einem sanften Beat reingegangen, und hier und da klimpert ein Klavier. Doch oft gibt’s einfach ordentlich was auf die Beine. So ein Album ist für einen gelernten DJ auch ein Aushängeschild, und dieses sagt: »Ich bewege mich kreativ in bekannten Bahnen.« Was nicht weiter schlimm ist, nur auch nicht allzu spannend. Gutes Handwerk eben, Funktionsmusik. Als Empfehlung für einen Clubbesuch bei Santé reicht es allemal, für einen Spin zu Hause bietet es allerdings weder genug Gefühl noch genug Spannung. Henje Richter

klingt. Wer Fan ist, hat sich das wunderschöne 180-Gramm-Vinyl natürlich längst bestellt und mit dem entgrenzten Noise-Rock seine nostalgische Freude. Aus größerer Distanz betrach­tet kann allerdings nur wenig darüber hinwegtäuschen, dass Shellacs einst von Opposition geprägter Sound 2014 vielleicht nicht gerade Mainstream geworden ist – dennoch aber ähnlich erwartbar daherrockt wie die 73. AC/DC-Platte. Eine Polemik übrigens, die Steve Albini als großes Kompliment auffassen würde, der ist Fan. Passt. Bis zum nächsten Konzert. Felix Scharlau

SHELLAC »DUDE INCREDIBLE«

STARS »NO ONE IS LOST«

TOUCH AND GO / CARGO

ATO / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 31.10.14

NOISE / TROTT / NOSTALGIE Vor genau 20 Jahren e rschien Shellacs in ­ schlichten Karton gekleidetes, bahnbrechendes ­Debüt »At Action Park«. Seit einigen Wochen versucht das fast identisch gestaltete Album »Dude Incredible« mit dem exakt gleichen Sound das zu tun, was auch die v­ orherigen vier versucht haben: so brachial zu schocken, wie es jenem Debütalbum einst ­gelang. Oder zumindest so brachial zu schocken wie das letzte Konzert, das man von der Band um S ­ teve Albini gesehen hat. Das gelingt nicht. Der Peitschen-Snare-Sound aus Albinis bunkerartigem Chicagoer »Electrical Audio«-Studio, die Travis-Bean-Gitarren mit dem EndlosSustain, der diabolisch wirkende RaumhallDistanz-Gesang – all diese Shellac-Signaturen wirken in ihrer Krassheit mittlerweile stark entwertet. Nicht zuletzt von den Konzerten, bei denen das Trio regelmäßig beeindruckender

NACHTLEBEN / POP / ZUCKER Die Stars haben ihr neues Album über einem Nachtclub aufgenommen. Dieser Ort hat den Sound und das Thema von »No One Is Lost« genauso geprägt wie der Produzent Liam O’Neil, der auch schon für Metric arbeitete. Gleich in den ersten Sekunden taucht man mit den Kanadiern in die Nacht ab, um elf Songs lang zu tanzen, zu seufzen und zu knutschen. »No One Is Lost« hat mit seinem ironischen Blick auf das Nachtleben und seine melancholischen Momente mehr zu bieten als nur einen stumpfen Soundtrack für die Spätunterhaltung. Duke Ellingtons Worte »The kids in the band want you to know that we do love you madly« leiten den Song »Turn It Up« ein, und spätestens nach diesem Glanzstück erwidert man ihre Liebe. Amy Millans Stimme bedeckt die Songs wie üblich mit einer Zuckerglasur, hin und wieder fühlt man sich an die Cardigans erinnert. Der


Thurston Moore T HE BES T DAY Titeltrack, der in einem ekstatischen »Put your hands up because everybody dies« mündet, kickt den Hörer schließlich unsanft aus dem Club. Übrig bleiben einige verschwommene Erinnerungen, Ohrwürmer und ein mulmiges Gefühl. No one is lost? Von wegen. Trotzdem demnächst wieder. Sebastian Jegorow

SUPERFOOD »DON’T SAY THAT« INFECTIOUS / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 31.10.14

C D / L P / D L ou t n ow L I V E: 1 6 . 1 1 . Köl n , 1 8 . 1 1 . Wi e s b a d en , 1 9 . 1 1 . M ü n c h e n , 2 0 . 1 1 . Heid elb erg

PERFUME GENIUS TOO BRIGHT CD/LP/DL out now LIVE: 17.11. Berlin, 18.11. Heidelberg

MERCHANDISE

MADCHESTER / BLUR / POST-THATCHER Vom Großteil der Musiknerds wird man für die These, dass die Veröffentlichung von brauchbaren Debütalben im Gitarrensektor stetig abgenommen hat, ein zustimmendes ­Nicken erhalten. Doch liegen die Gründe dafür nicht in einer momentanen Aufmerksamkeitsverlagerung? Klar, die Nischen für Distinktionsgewinne werden kleiner und fokussieren sich im Moment auf ehrbare Acts wie FKA Twigs oder Banks. Aber: Bands wie Temples beweisen, dass es auch im Rockbereich sinnvolle Impulse geben kann. Das gilt ebenfalls für Superfood, auch wenn das hier mehr auf die Herangehensweise als auf die musikalischen Impulse zutrifft. Die Band mit dem schrägen Bandnamen hat ein ä­ ußerst charmantes Debütalbum aufgenommen, das in etwa das Lebensgefühl vom Anfang der 1990er einfängt, als der ThatcherSnobismus in England langsam durch eine hedo­ nistische Haltung der Jugendkultur abgelöst wurde. Zwischen Madchester-Rave und dem Adult-Britpop der frühen Blur hält sich die Band aus den Midlands nicht lange an der Konzeptionierung auf, sondern spielt einfach los. Dadurch gelingen ihr fast beiläufig Instant-Hits wie »TV« oder »Right On Satelite«. Inhaltlich beschränkt sie sich auf griffige Phrasen wie »Don’t leave the TV on«. Angenehm unverkopft ist das. Und vielleicht hat es genau das mal wieder gebraucht. Kai Wichelmann

TARWATER »ADRIFT« BUREAU B / INDIGO / VÖ 31.10.14

„Ideen von Punk und Wave treffen auf breit angelegte Melodiebögen. Als würden Bob Mould und Bono gemeinsame Sache machen“. ME 07

CD/LP/DL out now LIVE: 03.11. Bielefeld, 04.11. Leipzig, 05.11. Wien, 06.11. Linz, 29.11. Frankfurt, 30.11. München, 01.12. Stuttgart, 02.12. Köln, 03.12. Hamburg, 04.12. Berlin

WELTMUSIK / KUNST / MEDITATION Es ist alles ein bisschen mehr beieinander – so der erste Eindruck beim Hören der neuen Tarwater-Platte. Und er bleibt. Während die nicht minder guten Vorgängeralben immer ein bisschen zusammengewürfelt wirkten und gera­de dadurch erst ihren unsortierten Charme entfalten konnten, gehen Bernd J­estram und Ronald Lippok die Sache auf »Adrift« deutlich, sagen wir: schlüssiger an. Los geht’s mit schnuckeliger Liedermacherei (»The Tape«), von der aus man ohne Umwege in den Ashram

schwebt und sich dann von den Didgeridoos auf »The Glove« die Hirnlappen durchblasen lässt. Solchermaßen durchgepustet, wird man in der Folge immer wieder zwischen weltmusikalischen Exkursen und elektronischer Spielerei hin und her geschubst. Dabei ergänzen sich Sitar und Djembé ganz wunderbar mit all den Synthie-Schleifen, sogar mit diesem zwar für Tarwater typischen, aber mitunter arg schiefen Spoken-World-Singsang. Am Ende ist wirklich alles eins. Ein Album wie eine Meditation. Jan Wehn

THE TING TINGS »SUPER CRITICAL« FINCA / PIAS / ROUGH TR ADE

#TBT / BODEN / HANDSCHRIFT Twitter, Facebook und Instagram haben mit dem Hashtag #tbt alias »Throw­back Thursday« gezeigt, wie gern man sich an Glücksmomente wie den ersten Strandurlaub oder das Schmackofatz-Mittagessen von vergangener Woche erinnert. Eben an Zeiten, in denen alles besser war. Nachdem The Ting Tings nach dem Erfolg ihres Debüts »We Started Nothing« mit einem schwierigen zweiten Album (»Sounds From Nowheresville«) um die Ecke kamen und danach erst einmal verschwanden, wagen sie mit »Super Critical« den letzten großen Versuch für dauerhaften Ruhm. Schon beim ersten Hören fällt auf, dass die Engländer sich sehr an ihrer bisher erfolgreichsten Phase orientieren. Die neun Titel lehnen sich an den Electro-DiscoSound an, der zuletzt von Daft Punk und Pharrell populär gemacht wurde. »Super Critical« vereint Disco-Beats mit Philadelphia-Soul und unverschämtem Dance-Pop, wie man ihn aus den Anfangszeiten des Duos kennt. Auch wenn Katie Whites Lyrics nicht gerade vor Poesie strotzen und die Arrangements alles andere als originell sind, könnte dieses Album für die Band doch die Rückkehr zum Erfolg bedeuten. In diesem Sinne: Happy Throwback! Nadja Neqqache

THIS WILL DESTROY YOU »ANOTHER LANGUAGE« SUICIDE SQUEEZE / CARGO

ZEIT / ROCK / AUSDAUER Vordergründig mag das Konzept klassischen Postrocks mittlerweile ausgelutscht und überspielt sein – im Einzelfall gelingt es aber doch immer noch zu einem Rock voller Würde. Das aktuellste Beispiel ist das vierte Album der Texaner This Will Destroy You, das gerade dadurch majestätisch wirkt, weil es sich keine Konzessionen durch Gesang oder ­nahbare


To u r d a t e s Passagen leisten mag. Stattdessen baut die Band mit viel Zeit und Distanz neun Songs zusammen, deren manifeste Sound-Wälle so souverän wirken, dass sie eigentlich über jede Mode und Kritik erhaben sein müssten – zumal die Band ihre Arrangements seit jeher mit geschickten Keyboard-Einsätzen stimmungs- und wirkungsvoll erweitert. Dadurch entwickeln TWDY auf »Another Language« einen Sound, der ganz programmatisch wirklich mehr ist als »nur« Postrock. Ambiente und experimentelle Passagen nehmen immer mehr Raum ein und machen das Album nicht nur atmosphärisch dicht, rau und ausdrucksstark, sondern letztendlich auch unbestreitbar außergewöhnlich. Christian Steinbrink

SPEKTAKEL

VON SPAR »STREETLIFE« ITALIC / ROUGH TR ADE

KRAUT / LIBRARY / SCHWERELOSIGKEIT »Foreigner«, das letzte Album von Von Spar, hat sich als beständiger Hit erwiesen. Musikalisch knüpft »Streetlife« an den Vorgänger an, wenn auch nicht ganz nahtlos. Im Vordergrund steht weiterhin eine psychedelisch ausgerichtete elektronische Musik, die sich auf eine Form von Disco bezieht, welche ihren Ursprung eher in Krautrock denn in Soul hat. Als Modell könnte man hier die immer noch gern gehörten Supermax nennen. Neu ist die Begeisterung für Softrock, die sich am offensichtlichsten im Einsatz von geschmeidigen Saxofonen äußert. Tendenziell bewegt sich die Formensprache der Platte zwischen melodisch pointierten Songs mit starkem Popeinschlag und abstrakt gehaltenen Stücken mit Bezügen zu Library Music. Die erste Kategorie wird repräsentiert vom tollen, piano- und streicherdominierten Opener »Chain Of Command«, gesungen übrigens von Christopher Cummings (Mantler), der auch auf drei weiteren Songs zu hören ist. Für die zweite Kategorie steht exemplarisch das fast schon bombastisch anmutende »Ahnherr Der Schwätzer«, dessen verschachtelte Struktur Züge progressiver Rockmusik trägt. Dabei gelingt es der Band, die gewöhnlich mit diesem Stil assoziierte erdrückende Substanz in eine spacige Schwerelosigkeit zu überführen, die

alles zum Schweben bringt. Überhaupt zeichnet sich dieses Album dadurch aus, dass ihm eine entrückte Stimmung eingeschrieben ist, die häufig von einer gedehnten Zeitlupenhaftigkeit begleitet wird. Unterm Strich steht: Von Spar haben mit »Streetlife« eines der Alben des Jahres gemacht. Mario Lasar

SCOTT WALKER & SUNN O))) »SOUSED« 4AD / BEGGARS / INDIGO

KOCH / KELLNER / CROONER Seit vor fünf Jahren »Mono­ liths & Dimensions« erschien, haben Sunn O))) kein eigenes Album mehr veröffentlicht, sondern immer nur mit anderen Künstlern zusammen aufgenommen. Damals schon hatten sie Scott Walker gefragt, ob er nicht etwas dazu beitragen wolle. Doch der ehemalige Crooner, der immer schon für seine bissigen Texte und spätestens ab 1996 für seine avantgardistischen Ausschweifungen berühmt ist, lehnte ab. Zunächst. Erst musste wohl die Koch/Kellner-Frage geklärt sein. Daher ist »Soused« stilistisch ein ziemlich reinrassiges Scott-Walker-Album geworden. Der Mann, dem Fans wie David Bowie oder Brian Eno darüber hinweghelfen, dass er für Kassengift und den Orson Welles unter den Musikern gehalten wird, hat hier wieder den nötigen Rahmen für sich geschaffen. Produktion, Orchestrierung – personell ist alles wie auf Walkers letztem Album. Dagegen müssen Sunn O))) ihren Drone Doom eher songdienlich einsetzen und im Hintergrund arbeiten, während Walkers einnehmender Tenor über allem schwebt. Walker-Verehrer und Freunde seiner letzten drei Alben wissen daher nur zu gut, was auf sie zukommt, während Sunn-O)))-Fans zunächst der Vermutung erliegen könnten, dass da jemand singt, auf dessen Kopfhörer etwas komplett anderes als Begleitmusik abgespielt wird. Das legt sich jedoch nach dem zehnten Durchlauf, und eine Art Trance setzt ein. Carsten Schumacher

WE WERE PROMISED JETPACKS »UNRAVELLING«

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13.11. Düsseldorf, Pitcher 14.11. Aachen, Musikbunker 15.11. Wesel, Esel Rock Winter 20.11. Kiel, Schaubude 21.11. Münster, Sputnikhalle 22.11. Oberhausen, Druckluft

15.11. LINDENHOLZHAUSEN HUHN AUFS EIS 22.11. ZELL REMEMBER OUR YOUTH FESTIVAL 27.11. KÖLN MTC 28.11. ESSEN WESTSTADTHALLE 29.11. MÜNCHEN BACKSTAGE 01.12. WIESBADEN SCHLACHTHOF 02.12. LEIPZIG WERK 2 03.12. BERLIN COMET CLUB 04.12. HAMBURG LOGO 05.12. KOBLENZ DREAMS 06.12. KARLSRUHE STADTMITTE

15.01. Lörrach - Burghof 16.01. Stuttgart - LKA Longhorn 17.01. Düsseldorf - zakk 19.01. Frankfurt/Main - Batschkapp 20.01. Osnabrück - Rosenhof 21.01. Bremen - Schlachthof 22.01. Hamburg - Fabrik 23.01. Berlin - Kesselhaus 24.01. Rostock - MAU Club

Support: Schmiddlfinga (Le Fly)

leoniden

26.12. TRIER - EX HAUS 27.12. KÖLN - GLORIA 28.12. HAMBURG - GRÜNSPAN

06.11. Hamburg, Molotow * 07.11. Düsseldorf, The Tube * 08.11. St. Wendel, Saarlopalooza 09.11. Berlin, Crystal Club * 17.12. Köln, Sonic Ballroom ** 18.12. Kiel, Schaubude ** * w/ Featuring Yourself ** w/ Alias Ceylon

Rocky Votolato

FATCAT / AL!VE

INDIE-ROCK / ANLAUF / LAUT/LEISE »We grew arms, we grew legs«, singen We Were Promised Jetpacks in »Peaks And Troughs«. Jetzt wissen wir also, womit sich die Schotten seit »In The Pit Of The Stomach« die Zeit vertrieben haben. Ihrer Musik sind die drei Jahre Auszeit jedenfalls nicht anzumerken. Die Band macht einfach weiterhin das,

31.10. Marburg, KFZ 01.11. Hannover, Béi Chéz Heinz 05.11. Berlin, Cassiopeia 06.11. Dresden, Groove Station 07.11. Erfurt, Museumskeller 08.11. Koblenz, Circus Maximus 09.11. Ravensburg, Studio 104 10.11. Frankfurt am Main, Nachtleben 11.11. Köln, Underground 12.11. Oberhausen, Druckluft 13.11. Osnabrück, Kleine Freiheit 14.11. Bremen, Lagerhaus 15.11. Hamburg, Markthalle

+ Support: Mat Reetz

07.11. Wiesbaden, Walhalla 08.11. Oberhausen, Druckluft 09.11. Berlin, Roadrunner‘s 10.11. Hannover, Béi Chéz Heinz 11.11. Hamburg, Rock Café 12.11. Bremen, Etage 3 13.11 Dresden, Beatpol 14.11. Münster, Skater‘s Palace 15.11. Trier, Ex-Haus 16.11. Karlsruhe, Alte Hackerei 17.11. Düsseldorf, Tube

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MORGEN

was sie gut kann: Indie-Rock. Jedes Stück auf »Unravelling« geht es langsam an, Tempo und Lautstärke nehmen von Takt zu Takt zu, nur das Geschrei von Sänger Adam Thompson ist im Vergleich zu früher weniger geworden. Es gibt ein paar Hits wie »Peace Sign« und »Safe­ ty In Numbers«, das Eingangsstück, das an gute Editors-Phasen erinnert. Dazu ist »Moral Compass« ein abgefahrener Ausreißer, der krachig vor sich hin rumpelt. Ein bisschen mehr Abwechslung hätte dieser Platte gutgetan, an Zeit mangelte es WWPJ schließlich nicht und an Kreativität sicherlich auch nicht – der Bandname ist nach wie vor eine super Idee. Das ewige Laut/Leise-Schnell/Langsam-Spiel wird mit der Zeit eintönig. Julia Brummert

Mariam Wallentin und Andreas Werliin wider­ sprechen dem schon seit Jahren so vehement wie erfolgreich und stellen ihren vielschichtigen Vocals lediglich ein entfesseltes Schlagzeug entgegen. Wenn so ein Album dann auch noch »Rhythm« heißt, ist eigentlich schon alles klar. Neun Songs lang zelebriert das Duo eine ständige Interaktion aus mal schleppend, mal hektisch eingesetzter Percussion und den teils choral gedoppelten, teils bluesig puren Gesangspassagen Mariam Wallentins, deren Stimme im Grunde ja selbst ein Instrument ist. Das fühlt sich spätestens beim Herzstück, dem gospeligen »Soft Wind, Soft Death«, wie ein aufreibend intensives Gespräch an, dem dem man nur als Zuhörer beiwohnt. Längst ist dieses Konzept kein Experiment mehr, sondern faszinierende Methode. Neben Blues und Gospel speist sich dieser Sound auch aus R’n’B, Afrobeat und Tropicalia. Und weil das Songwriting auch noch exquisit ist, klingt »Rhythm« durchweg THE LEAF LABEL / INDIGO / VÖ 07.11.14 aufwühlend, spannend und sexy. Eine echte DRUMS / GESANG / DRUMS Standortbestimmung. Wer hat eigentlich ge- Kristof Beuthner sagt, zu einer veritablen Band gehören neben dem Gesang mindestens Schlagzeug und E-Gitarre, womöglich auch noch TOMORROWSMODERNBOXES.COM / VÖ 26.09.14 Keyboard und Synthies? BITTORRENT / RADIOHEAD / CLUB

WILDBIRDS & PEACEDRUMS »RHYTHM«

THOM YORKE »TOMORROW’S MODERN BOXES«

Thom Yorke versteht sich seit den Vorab-­DownloadVeröffentlichungen der Radio­head-Platten »In Rainbows« und »The King Of Limbs« auch als Visionär digitaler ­Vermarktungs-Strategien. Deshalb war eigentlich klar, dass er nach dem Apple-Coup von U2 mit dem Release seines neuen Solowerks über den Filesharing-Dienst BitTorrent erneut ein Zeichen würde setzen müssen. Wer jedoch glaubt, dass aus solch kreativer Marketing-­ Genialität auch immer ebensolche Platten entstehen, irrt. »Tomorrow’s Modern Boxes« knüpft mit seinen elektronischen Arrangements zwar an »The Eraser« und das AtomsFor-Peace-Projekt an, wirkt jedoch weniger fassbar. Ob Yorkes weinerlich – manchmal fast lethargisch – klingende Stimme, die zerlegten Piano-Melodien oder verzögerten Techno-Beats – die Klangkonstruktionen wirken stets eher entrückt und undeutlich. Stücke wie das Radiohead-tauglichste »Guess Again!« klingen zwar nicht schlecht, interessant wird es aber erst, wenn sich aus dem Stimmengewirr in »There Is No Ice (For My Drink)« heraus und über das wummernde Rauschen von »Pink Section« hinweg ein rhythmischer Clubsound durchsetzt. Daniel Voigt

MARTERIA LIVE 2O14 18.11. 19.11. 20.11. 22.11. 23.11. 25.11. 26.11. 28.11. 29.11. 30.11. 02.12. 03.12. 05.12. 06.12.

BERN – BIERHÜBELI INNSBRUCK – HAFEN-CLUB LINZ – POSTHOF NEU-ULM – RATIOPHARM ARENA MÜNCHEN – ZENITH WIEN – GASOMETER FRANKFURT – JAHRHUNDERTHALLE DORTMUND – WESTFALENHALLE 1 MANNHEIM – SAP ARENA LEIPZIG – HAUS AUENSEE DÜSSELDORF – MITSUBISHI ELECTRIC HALLE BREMEN – ÖVB ARENA, VERLEGT VON PIER 2 SAARBRÜCKEN – E-WERK NÜRNBERG – ARENA

2O15 13.06. ROSTOCK – IGA PARK 15.08. BERLIN – KINDL-BÜHNE WUHLHEIDE 21.08. DRESDEN – FILMNÄCHTE AM ELBUFER

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MORGEN

HÖRBUCH

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PAC-MAN UND DIE GEISTERABENTEUER »DAS ABENTEUER BEGINNT« EDEL / VÖ 03.10.14

Vielleicht ist dieser Tonträger der Kulminationspunkt der gesamten Popkultur. Nicht Beach Boys treffen auf Aphex Twin oder Banksy auf Andy Warhol. Bitte auf der Zunge zergehen lassen: ein Hörspiel zur Fernsehserie zum Videospiel über einen gelben Kreis, der genau vier Dinge kann: links, rechts, hoch, runter. Nöt, nöt, nöt, wie geil ist das denn?!

DORIAN HUNTER »DIE MASKEN DES DR. FAUSTUS« ZAUBERMOND / INDIGO / VÖ 11.09.14

Die Dreiteilung der Dinge besitzt gleichermaßen etwas Urchristliches (Heilige Dreifaltigkeit) wie Triviales (als Schüler beispielsweise darauf zu beharren, dass nur drei Klassenarbeiten pro Woche überhaupt gesetzlich erlaubt seien). Die Serie um den Dämonen-Killer Dorian Hunter hat sich dem Zahlenschema in ihrer Jubiläumsfolge komplett verschrieben. Auf drei (na klar) CDs werden die »Drillinge« gejagt, irgendeine fiese Teufelsbrut, jene sehen sich geschützt von den drei Paten, das Ganze spielt auf drei Zeitebenen. Kann ich ehrlich sein? Die daraus resultierende Komplexität ist teilweise anstrengend, der Personen gibt es viele, und die Story belohnt die aufgebrachte Konzentration nur bedingt. Denn mehr als actionreicher Grusel-Trash mit bekannten Motiven verbirgt sich nun auch nicht hinter den über drei Stunden Spielzeit. Das Highlight auf dem Papier: Dieter Hallervorden spricht eine Figur, Doktor Faustus persönlich. Nun ja, im Tonfall der »Didi«Filme hätte er mehr Eindruck hinterlassen, stattdessen löst er es solide bis unaufgeregt. Es bleibt: eine aufwendige Produktion und eine episch angelegte Geschichte – doch auf einen Aha-Effekt wartet man in drei Teufels Namen einfach vergebens. Linus Volkmann

Felix Scharlau PS: EDIT: Nach der Fieberattacke noch mal angehört. Vielleicht ist das hier doch das beschissenste Hörspiel seit Äonen. Hier geht es zu wie zu schlimmsten Kinderkassetten-Zeiten, als die Tonspuren von »Knight Rider«, »James Bond« oder »Alf« zu minderwertigen Hör­ spielen zusammen­geschnitten wurden, die man oft nicht verstand, wenn man die TV-Produktion nicht kannte. Pac-Man wird in der Schule gemobbt, nur weil er immer die Kantine leer frisst, wenn man ihn als Erstes reinlässt. Höhö! Seine Klassenfeinde locken ihn in ein Labyrinth (!) und verkleiden sich als Geister (!), um ihn zu erschrecken. Das wirkt so krampfhaft an die kirschkerngroße Pac-Man-Ur-Geschichte rangeschrieben, dass es wehtut. Aber welcher Lizenzinhaber kommt auch auf so eine Umsetzungsquatschidee? An der Aufgabe wäre auch Vince Gilligan kolossal gescheitert. Hilft auch die Erzählerstimme von Doug Heffernan (»King Of Queens«) nicht, die nur mit Mühe durch die uninspirierte Gaga-Handlung irrlichtert. Absolute Kaufempfehlung für alle, die einem Hörspielfan mal so richtig wehtun wollen.

REKORD DAS NEUE ALBUM AB 24.10. AUF TOUR IM DEZEMBER 2014 UND JANUAR 2015 TICKETS: WWW.DIEFANTASTISCHENVIER.DE


RAUF

live 24.10.2014 „Dancing shoes vernissage“ mit kele (live) 30.10.2014 roger cicero & big banD 20.11.2014 bosse 29.11.2014 status quo 02.12.2014 revolverhelD 16.01.2015 Die fantastischen vier 04.02.2015 Dropkick murphys 21.02.2015 simple minDs 08.04.2015 DeichkinD 12.04.2015 james last & his orchestra u.v.m. TickeTs an allen bekannTen vorverkaufsTellen weiTere veransTalTungen unTer:

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FUTURE 3 »WITH AND WITHOUT« Morr Music zeigt sich mit seinem neuen Release wieder mal von seiner ambient-indietronischen Seite: verwobener und temporeduzierter Electro-Pop mit den typischen schnuffeligen ­Orgel-Sounds und Synthie-Gerüsten. ­Etwas altbacken, aber durchaus stimmungsvoll.

AVEC LE SOLEIL SORTANT DE SA BOUCHE »ZUBBERDUST!« Mit allem, womit das stilbildende kanadische ConstellationLabel immer wieder überschwänglich nervte, kann auch diese Fly-Pan-Am-Nachfolgeband mit Schlangennamen aufwarten – IMOGEN HEAP »SPARKS« allerdings auf eine das Bewusstsein Nichts mehr erwartet öffnende Art: Afro-Rhythmen und und dann das: rührenKraut, Postcore und Synthie-Flädes, cleveres und auf chen. Viel Gutes hilft halt auch viel. eine ganz bezaubernde Art und Weise verrücktes Album HALEY BONAR »LAST WAR« der Sängerin mit den interessanten Man hört schon recht Effekten auf der Stimme, der ich sodeutlich, dass Haley gar die Ethno-Elemente verzeihe. Bonar von den Slowcore-Ikonen Low pro- HOORAY FOR EARTH »RACY« tegiert wurde. »Last War« ist ein Stilistisch ist das Hootolles viertes Album zwischen Folk ray-For-Earth-Zweitund Indie-Rock, das der Musikerin werk wieder nicht aus dem Mittleren Westen endlich außerordentlich. Quaauch in Europa eine angemesse- litativ allerdings schon. Herrlich ne Aufmerksamkeit bringen sollte. produzierter und geschriebener NYC-Indie-Rock à la Future IsCATFISH AND THE lands, an dem wahres Song­­writerBOTTLEMEN Talent erkennbar und deutlich »THE BALCONY« ­abbildbar ist. Ganz lustiges Coverbild, und die Band geht ITAL »ENDGAME« auch klar. Britischer InDüsterer Techno mit die-Rock mit Energie klapprigen und verhallund Spielfreude und keiner Angst ten Sounds, aus denen vor poppigen Refrains. Alles etwas nur wenige helle Töne glatt und nicht sehr mutig, aber mit wie eine unheimliche Spieluhr nicht zu leugnendem Hit-Potenzial. hervor­stechen. Hat was von ­einem musikalischen Gruselfilm, ist aber DORIAN CONCEPT auch hypnotisch und schlau. »JOINED ENDS« Mit dem Österreicher JUNES Dorian Concept ver- »LAST NIGHT CASTELLANO« abschiedet sich Ninja Die Boys von Junes Tune von verschleppaus St. Gallen kontrol­ ten Beats und Wohnzimmerprolieren das europäische duktionen – vorerst. Das hier führt Geschäft mit relaxgeradeheraus in die große Halle ten, aber dennoch berührenden zwischen Moderat und S O H N Midtempo-Klavierstücken. ­Lauter und könnte da auch Erfolg haben. kleine Hits aus einer souverän ­besetzten Nische heraus. THE FALLEN STARS JORDAN KLASSEN »HEART LIKE MINE« Country/Americana im »REPENTANCE« Vintage-Gewand vom Es ist schon arg zart und musizierenden Ehesacht, was für Folkpoppaar Bobbo und Tracy Songs der Kanadier Byrnes mit ganz viel Gefühl, LeiKlassen da mit glaskladenschaft und etwas Augenzwin- rem, zurückgenommenem Instru­ kern. Und keiner Scham vor Song- mentarium fabriziert. Aber bei ­aller titeln wie »Part Time Cowboy«. barocken Betulichkeit kann er was,


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nämlich wunderschöne Harmo­ nien. Irgendwo zwischen Ben Gibbard, Owl City und der ganzen ­isländischen Folk-Meute.

ihr hier wiederveröffentlichtes Debüt anhören. Garage-Rock, so, als ­wären Mudhoney nie gealtert. Herrlicher Krach.

HANNE KOSTRO »STILLNESS AND PANIC« Diese au f regende Künstlerin ist in ­ihrer Heimat Norwegen bereits zu Recht ziemlich berühmt. Überlebensgroßer, geschmack­voller Pop zwischen coolen Synthies und heimeligen Weihnachtsmärchen-Gefühlen.

SATELLITES »SATELLITES.02« Erstaunlich, dass von einem Mitglied der James-Blunt-Liveband solch gute Musik kommen kann. Der Brite Johnny Vic ­a lias Satellites klingt wie eine orchestralere Version von The ­National. Vielleicht etwas schwülstig, aber handwerklich perfekt.

MAZES »WOODEN AQUARIUM« Alles in bester Ordnung auf der RetroStraße in Indiehausen. Ein freundlicher, entspannter Sound zwischen Künstlern aus den 1990ern wie Pavement und The Feelies aus den 1980ern. Ein Album zum Liebhaben.

SCOOTER »THE FIFTH CHAPTER« Die letzte Scooter war in Skrillex-Sehnsucht gescheiterter Quatsch. Die Neue ist schlicht genial. H.P. Baxxters postmoderner Slogan-Bingo läuft auf Hochtouren (siehe »Who’s That Rave?« bzw. »Is it real or just a dream / You’re a lady and I’m a machine«). Die Großraum-Synthies drücken endlich wieder mondän, als sei hinter der Mehrzweckhallen-Disco der Strand von Miami und nicht das Autokino von Bocholt. Wer Trash sucht, wird hier Liebe finden.

MYRKUR »MYRKUR« Verstörend, großartig, rätselhaft, so muss Musik sein: »Myrkur« ist das Debüt von Myrkur, einer anonymen Eine-Frau-BlackMetal-Band aus Dänemark. Choräle überzuckern Second-WaveBM-Geknüppel Marke Immortal. JOHN SOUTHWORTH Zauberhaft, was es alles gibt. »NIAGARA« Doppelalbum mit eiPAN & ME »OCEAN NOISE« ner »Canadian Side« und einer »American Vom Qualitätslabel Side«. Bis man verstanDeno­vali kommen mit diesem Dale-Cooper- den hat, was es damit auf sich hat, Quartet-Seitenprojekt beglücken viele leichtfüßige Folkherrlich langsam ausformulierte stücke, die allesamt klingen wie Ambient-Soundscapes. Ein neuer aus vergangenen besseren Zeiten. Beweis für ein Leben nach Fennesz und Bohren & Der Club Of Gore. WOODEN ARMS »TIDE« Betulicher und detailPATRICK BISHOP verliebt ausgearbeiteter britischer Indie-Folk. »MINOR LAKES« Das Zuviel an HeimeBerge und Seen auf dem edlen Cover und sen- ligkeit gleicht die Band durch die sible, atmosphärische souveräne Klasse ihrer ArrangeIndie-Rock-Meditatio- ments aus. Musik, die sich nicht nen auf der Scheibe, die sich dahin- anstrengen muss, um zu glänzen. ter befindet. Die Band Patrick Bishop klingt extrem amerikanisch, ZAMMUTO »ANCHOR« Auf dem Kölner Label kommt aber aus der Schweiz und Tomlab ­verzeichnete macht ihr Ding fast etwas zu gut. Nick Zammuto mit PISSED JEANS »SHALLOW« seinem Duo T he ­ aran Wer denkt, dass die Books ansehnliche Erfolge. D Pissed Jeans auf ihren knüpft er mit seinem Soloprojekt ­ emporary Residence und Sub-Pop-Alben der auf T letzten Jahre schon ­einem fragil federnden Electroräudig klangen, der soll sich mal Pop-­A lbum nahtlos an.

OUT NOW! “This album is about loss and how we‘ve all experienced it. We hope you can all relate.” – Trail Of Dead Auch erhältlich als Ltd. Ed. 2CD Digipak (inkl. 2 exklusiver Bonus Tracks & Tao of the Dead Part III EP als Bonus CD) & 180g Gatefold Vinyl Edition (inkl. Album auf CD).

Auf Europa-Tour mit Midnight Masses vom 3. bis 24. November!

DER HIRSCH KÜTT! JÄGERMEISTER UND KASALLA FEIERN DEN KARNEVAL DER ANDEREN ART. Jecken aufgepasst: Jägermeister und die kölsche Mundart-Band Kasalla stellen gemeinsam mit den Machern des Partykonzepts »Blitzbangers« den Karneval auf den Kopf. Selbstverständlich gibt’s Kamelle, Funkenmariechen und Büttenreden, aber alles in charmanter Neuauflage, und statt des Spielmannzugs Musik von der Jägermeister Blaskapelle. Wer kein Kostüm hat, muss sich nicht sorgen: Jägermeister versorgt euch mit Masken, Schminke und allem, was ihr sonst so braucht. Und wer weiß: vielleicht entdeckt ihr ja noch den ein oder anderen spannenden Gast-Act hinter einer der vielen Masken... Programm und Tickets: www.jaegermeister.de/festspiele

27.11. KÖLN MIT KASALLA, E-WERK Am 6.12. machen die Wolfenbütteler Festspiele noch einmal Station in München mit einer Weihnachtsedition.

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14/15/16/17 jan 2015 GROnInGEn, nL

The musT-aTTend evenT for everyone in The music indusTry Ben Challis, Glastonbury Festival

REGISTER NOw www.EUROSONIC-NOORDERSLAG.NL

Eurosonic Noorderslag is the key exchange and networking platform for European music, with a proven track record for helping new acts break into the international music scene. Selling out each year Eurosonic Noorderslag attracts over 3,200 delegates, including 400 international festivals. Eurosonic Noorderslag presents showcases by more than 300 acts and a conference programme featuring 150 panels, keynote speakers, interviews, workshops, dinners, pitches, parties and meetings on the latest developments in the international music, media and interactive industry. Eurosonic Noorderslag has been responsible for kick-starting the careers of European acts like Ásgeir, Benjamin Clementine, Birth of Joy, Coely, Emilie Nicolas, Ewert and the Two Dragons, George Ezra, Hozier, Jaakko Eino Kalevi, Jungle, Kadebostany, Larry Gus, Mighty Oaks, Milky Chance and MØ.

AGENDA WED JAN 14 European Border Breakers awards (EBBa) European Festival awards Eurosonic festival THU JAN 15 COnFEREnCE • European Production Innovation Conference & Fair (EPIC) • Buma Music Meets Tech • General conference programme EUROSONIC FESTIVAL FRI JAN 16 COnFEREnCE • European Production Innovation Conference & Fair (EPIC) • Buma Music Meets Tech • General conference programme EUROSONIC FESTIVAL SAT JAN 17 COnFEREnCE • European Production Innovation Conference & Fair (EPIC) • Buma Music Meets Tech • Music & Media programme • General conference programme NOORDERSLAG FESTIVAL EUROSONIC NOORDERSLAG WORDT GEORGANISEERD DOOR

SPONSOREN

RUNTER THE DATSUNS »DEEP SLEEP« So sehr sich die ­Datsuns auch ins Zeug legen – für ihren Retro-Rock reicht es nicht zu mehr als einer anerkennenden Erwähnung. Es gibt einfach zu viele 1970er-Alben, die man eher entdecken könnte als dieses Comeback. HALF JAPANESE »OVERJOYED« Selbst wenn es an Blasphemie grenzt: Irgendwann braucht man auch von Indie-­ Ikonen wie Half Japanese kein ­neues A ­ lbum mehr. Auch wenn das letzte von vielen bereits 13 Jahre alt ist. Aber natürlich hat sich ­außer der einsetzenden Alters­milde bei dieser Band wenig geändert. HAMLET »PIANO«

HAILU MERGIA & THE WALIAS »TCHE BELEW« Schon klar: Das ­Label Awesome Tapes From Africa ist für tolle Tondokumente aus ­Regionen abseits der westlichen Welt bekannt und immer empfehlenswert. Allein diese Afrofunk-LP aus dem Äthiopien der 1970er mit ordentlich geschichtlichem Wert dudelt dann doch etwas zu ereignislos vor sich her. ODESZA »IN RETURN« Der Versuch des ­Ninja-Tune-Labels, mit dem US-Duo Odesza in Sommerhit-­Regionen des Dubstep/Electro-Pop vorzustoßen, scheint gescheitert zu sein. Für mehr – etwa ein auf langer S ­ trecke überzeugendes Album – ist »In Return« schlicht zu willen­los und mittelmäßig. RITUAL HOWLS »TURKISH LEATHER« Plastisch wie türkisches Leder klingt dieser Indus­trial-PostpunkVerschnitt aus D ­ etroit. Irgendwie dünn und unecht zwischen Interpol und Killing Joke. Selbst die, die diese Musik in den 1980ern liebten, haben bessere Alter­nativen.

Zusammen mit dem ­Pianisten Oded K.dar hat sich Fran Koletzki einiger prägender PopHymnen unserer Zeit angenommen und sie, reduziert auf Piano und Gesang, gecovert. Das klingt gefühlvoll, aber gerade im Vergleich zur aktuellen Welle neoklassischer Klaviermusik etwas zu dünn, um ELIZABETH SHEPHERD wirklich zu überzeugen. »THE SIGNAL« Nicht überzeugende IDES OF GEMINI Mischung aus der mittleren Björk, Lounge»OLD WORLD NEW WAVE« Sounds und Jazz. SheEs bleibt unklar, ­warum Neurosis gerade Ides pherd ist eine angenehme Sängerin, Of Gemini auf ihr weil sie nicht ständig zeigen muss, ­L abel genommen ha- dass sie es total draufhat. Ihr verben. An den eher holprigen Gitar- meintlich origineller musikalischer ren-Arrangements ihres Rock kann Ansatz bleibt aber ganz schön blass. es eigentlich nicht gelegen haben. Vielleicht an dem hallenden, an WAMPIRE Warpaint erinnernden Gesang? »BAZAAR« So toll das US-Indie-­ THE LAST INTERNATIONALE L abel Poly v inyl »WE WILL REIGN« normaler ­weise auch ist: Was die Macher an Die neue Band des Drummers von Rage Wampire finden, bleibt völlig unAgainst The ­Machine klar. Das ist überdrehter Indie-Rock spielt eine Art trei- von der Stange, ohne gute Songs benden Blues wie The Black Keys, oder andere besonders lobens­werte und die Sängerin/Bassistin spielt Merkmale. eine Art moderne Joan Jett. Trotz ­dickem Majorlabel im Rücken ein Texte: Felix Scharlau, Christian Steinbrink, Benjamin Walter garantierter Flop.


W I Z A R D P R O MORGEN M O T I O N S P R E0103 SENTS

TIEMO HAUER & BAND LIVE

WIEDERGÄNGER MINERAL »1994-1998: THE COMPLETE COLLECTION« XTR A MILE / INDIGO

Klar, der ewige Tanz um die Definition des EmoBegriffs mag unheimlich gestrig anmuten. Zum ­Verständnis von Minerals anhaltendem Einf luss gehört er dennoch dazu, markiert die Schaffensphase der Band doch exakt jenen Zeitraum, der zwischen den poli­ tisierten Anfängen und den kommerziellen Ausläufern dieses Nicht-Genres geklammert ist. Aufgrund geografischer wie musikalischer Gemeinsamkeiten mit Bands wie Braid oder Christie Front Drive auch gerne als MidwestEmo bezeichnet, wandten sich viele Bands dieses Schlages in den fortschreitenden 1990ern mehr und mehr dem US-amerikanischen Indie- und Postrock zu. Und das gelang eben kaum einer Band so atemberaubend schlüssig wie Mineral. Völlig in sich selbst versunkene Instrumental­ passagen, perlende Gitarren-Pickings, das über allem thronen­­de Klagen von Sänger Chris Simp­ son und nicht zuletzt die rohe, schmutzige Produktion machen diese beiden Alben auch heute noch zu höchst unwahrscheinlichen Meilensteinen. Mit Blick auf die stolzen Preise der Originalpressungen und das reizvolle Zusatzmaterial dieser Edition könnte die Wiederveröffentlichung von »The Power Of Failing« und »End Serenading« wohl kaum passender sein. Philip Fassing

THE POP GROUP »WE ARE TIME« & »CABINET OF CURIOSITIES« FREAKS R US / INDIGO

Wir sind frei! Das könnte das Credo dieser Musik sein. Konkrete Kennzeichen: hart abgesetzte Gitarren-Schraffuren (wie man sie auch von den frühen Gang Of Four kennt) und eine nervös-verstörte Rhythmik voller unvorhersehbarer Tempiwechsel und Löcher. In diese Kulisse hinein lamentiert Mark Stewart wie ein poli­ tisch Verfolgter, den der Kapitalismus in die Psychose getrieben hat. Verzweiflung mündet hier nicht in ­depressive

Niedergeschlagenheit, sondern äußert sich als operative Attacke auf die Umstände. Texte und Musik der Pop Group beziehen ihren Reiz größten­teils daraus, dass sie unmittelbar abgeleitet scheinen aus der sozialen Wirklichkeit von 1979/80, auf die korrigierend einzuwirken sie sich vorgenommen haben. Seinen schönsten, dramatischsten Ausdruck findet dies im Stück »We Are Time«, das auf dem gleichnamigen ­A lbum in einer fiebrigen Freejazz-Version vorliegt, deren größte Zierde ein völlig überblasenes Saxofon in bester John-Coltrane-Manier darstellt. Die spezifische Leistung der Pop Group besteht darin, dass sich ihre Idee einer freien Rockmusik auf irrlichternd flimmernde Weise zwischen Klaustrophobie und der Möglichkeit zur Genese von Freiräumen bewegt. Die ­Reibung, die im Zuge dieses Vorgangs entsteht, bildet sich unmittelbar in der Musik ab, die man auf diesen beiden Platten hören kann. Mario Lasar

SMASHING PUMPKINS »ADORE« VIRGIN / UNIVERSAL

Der notorisch schlechte Ruf von »Adore«, dem vierten Album von Billy Corgans Smashing Pumpkins, ­gehört zu den populären Mythen des 1990er-Rock. Hervorgerufen wurde er vor allem dadurch, dass zur Zeit der Erst­ veröffentlichung im Jahr 1998 große Teile der Popkritik nichts mehr vom Grunge und ­A lternative Rock der Vorjahre wissen w ­ ollten. Tatsächlich stellt die Platte aber den letzten Geniestreich Corgans auf dem Weg zum Größen­wahn dar, auch deshalb, weil er mit später nicht mehr gekanntem Augenmaß versuchte, seinen Sound zukunftsfähig zu m ­ achen. Besagter Größenwahn durchdringt jetzt aber natürlich erneut die Wiederveröffentlichung des Albums, besonders in der »Super Deluxe«Box-Set-Version. Hierfür wurde auf sechs CDs und DVDs wirklich jeder verfügbare Schnipsel aus der »Adore«-Phase zusammengetragen: von einer Mono-Version des Albums über ­Demos und schräge Remixe bis hin zu Live-Aufnahmen aus aller Herren Länder. Ein bisschen zu viel von a­ llem, könnte man denken. Wenn man die w ­ ahre Klasse des Albums aber einmal durchdrungen hat, könnte die pure Masse an dargestelltem Material aber durchaus auch ­nostalgischen Mehrwert bieten. Christian Steinbrink

CAMILLE KOMMT! - TOUR 2014 SUPPORT: THE SUNDAY PROMISE

10.11. LEIPZIG 11.11. FRANKFURT

12.11. OSNABRÜCK 14.11. STUTTGART

SONGS & RARITIES: SOLO ACOUSTIC TOUR + SUPPORT: ALICE BOMAN (SE)

17.11. MÜNCHEN 18.11. DARMSTADT

19.11. HAMBURG 21.11. BERLIN

BASTIAN BAKER GERMANY TOUR 2014 SPECIAL GUEST:

BEN GALLIERS 25.11. KÖLN 26.11. FRANKFURT 27.11. MÜNCHEN 28.11. BERLIN 29.11. HAMBURG

26.11. WÜRZBURG 27.11. BREMEN 28.11. KEVELAER 2.12. TUTTLINGEN 3.12. SAARBRÜCKEN 10.12. DORTMUND 4.12. WEINHEIM 11.12. KIEL 8.12. LEIPZIG 13.12. HALDERN W W W.W I Z P RO.CO M 01806 - 999 000 555* · www.ticketmaster.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen *20 Ct./Anruf - Mobilfunkpreise max. 60 Ct./Anruf


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2 Tage & Nächte

Rocken & Rodeln open air & indoor

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A FOREST »GRACE« ANALOGSOUL / BROKEN SILENCE

NATUR / WACHSEN / IAMAFOREST.COM Man muss nicht unbedingt Eso-Ambient-Metal à la Wolves In The Throne Room machen, um Musik im Einklang mit der Natur zu schaffen. Gut zu wissen, dachten sich wohl auch A Forest, benannten sich nach dem Ursymbol der Natur und machen Songwriter-Pop. Allerdings nicht gesetzt und ruhig wie Wilco, sondern mit der gepflegten Lässigkeit von Soul oder HipHop und der leichten Schrulle eines Conor Oberst. Bei ihnen geht es eben nicht um Hoods und Homies, sondern um Woods und Autumns. Und was bei Conor Oberst die Gitarre ist, sind bei A Forest die Keyboards. Sie schaffen sanfte Melodien, sorgen für einen dichten, abwechslungsreichen Sound und nehmen so den dominanten Rhythmen die Schärfe. Auf ihrer dritten Veröffentlichung »Grace« erzählen A Forest in entspannt souliger Lässigkeit Geschichten von Landschaften und Reisen. Die Reise führt zu Iamaforest.com, wo man dokumentieren kann, welcher Teil des A-Forest-Waldes man ist: Je nachdem, ob man die CD gekauft, ein Konzert besucht oder das Poster an die Wand geheftet hat, ist man ein Blatt oder der Samen, aus dem der Baum wächst. Ich hoffe, aus dem Samen dieser Kritik wird bald ein ganzer Wald. Kerstin Petermann

JASON & THEODOR »LIFE UNDER PALMTREES« ALTIN VILLAGE & MINE / INDIGO

LUCID-POP / HÄNGEMATTE / FIELD-REC. Was Sonja Deffner und Dorothee Leesing mit ihren Vornamen (aus Sonja wird Jason, aus Dorothee Theodor) veranstalten, kennzeichnet auch die Versatzstück-Vorliebe ihres Debüts: De- und Rekonstruktion, abbauen und wieder aufbauen, zersetzen und wieder zusammenfügen. Das wirkt kopflastig und ist im Falle der beiden Berlinerinnen sicherlich ein hartes Stück Tüftelei gewesen. Trotzdem klingt »Life Under Palmtrees« so entspannt wie ein Hängemattennachmittag unter – richtig – ­Palmen. Dieser relaxte Zustand ist vermutlich dem glockenhellen Gesang geschuldet, mit dem auch Feist ihre stark durchdachten Songstrukturen umschmeichelt. Eine Wohltat. Jason & Theodor besitzen weder die mathematische Kleinteiligkeit Caribous noch die avantgardistische Ausrichtung anderer Elektronik-Tüftler

oder gar die Weirdness CocoRosies, deren naiver Kinderspiel-Sound zumindest in Ansätzen Pate für die klassisch ausgebildeten Musikerinnen gestanden haben dürfte. Ihr Minimal-Pop greift auf einen Haufen erfrischender FieldRecordings zurück, die als Holz schlagender Hammer (?) oder öffentlicher Nahverkehr (!) in die Songs eingearbeitet sind. Das ist verspielt, aber nicht dem Spieltrieb verpflichtet. Das regt den Geist an, lädt aber auch zum Nichtstun ein. Verena Reygers

MISS KENICHI »THE TRIAL« SINNBUS / ROUGH TR ADE

WELLEN / PILGERREISE / WEISHEIT Katrin Hahner möchte Geschichten erzählen, die einen Sommer überdauern können. »My faith is for real and my mind is free«, flüstert die Stuttgarterin, die sich auf der Bühne Miss Kenichi nennt, in »Who Are You«. Wie manch anderer Song auf Hahners dritter LP »The ­Trial« auch folgt der Track dem schmalen Grat zwischen der Hingabe eines Laienspielers und aufrichtiger Bekenntnis. Zarter Gesang schwebt über traumhaften Sounds, Orgel-Akkorde wiegen in sanftem Wellengang, vielschichtige ­Arrangements schaffen eine gedämpfte Stimmung, die nur schwer zu durchdringen ist. Die 15 Tracks reflektieren den entzückenden Sound von Bands wie Daughter und Warpaint. »The Trial« ist ein Album, das vollkommen beabsichtigt von Schatten und Finsternis handelt, dessen Schönheit es aber dennoch gelingt, lebhaften Optimismus zu verbreiten. Mit lyrischen Bildern aus Bergen, Flüssen und Stürmen kreiert Miss Kenichi Songs, die über ihren Ursprung hinauswachsen, gedeihen und am Ende vollkommen erblühen. Ein Album voller Weisheit, Gnade und Wunder, das viel Raum zum Eintauchen lässt. Nadja Neqqache

SCHWULE NUTTENBULLEN »DIE DEUTSCHROCKNACHT« PHANTOM / CARGO

NERVEN / GEGEN / DEUTSCHLAND Manchmal möchte man sich einfach nur wegsaufen vor lauter Deutschland. Rein in die Tanke, raus aus der Tanke und laufen lassen. Nicht zum Feiern, nicht zur Glorie oder zum Untergang der Nation, noch nicht mal als rebellische Geste. Zum Ausstieg. Doch derlei versumpfte Resignation ist auf ihre Art ja auch wieder affirmativ. Und so spielt man das Spiel dann doch doof mit, bei dem man gar nicht mehr so genau weiß, worum es eigentlich geht. Außer dass es Gewinner und Verlierer ­produzieren muss. Und dann alle zusammen bit-


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te recht stolz die Brust rausgedrückt, denn d ­ abei sein ist doch alles. Und sind wir nicht locker geworden, wir Deutschen, während wir heiter am exkludierenden Glücksrad des Systems mitdrehen? Die glamourös geheimnisvollen Kölner Punk-Ankläger Schwule Nuttenbullen sagen: Nein! Mit aller gebotenen Dringlichkeit, allem Ekel, aller Wut und aller Freude an tanzbarer Subversion, bei der jeder Akkord ausschließlich mit den Mittelfingern gegriffen wird. Nervt wie die Hölle, diese Band. Und das ist verdammt noch mal gut so! Ulf Imwiehe

WANDA »AMORE« PROBLEMBÄR / ROUGH TR ADE

nur noch Eingeweihte. Dass es zum Beispiel eine Band namens Die Regierung gab, die mit ihrem furchtlosen (eben nicht) Deutschrock die Nische glühen ließ. Alles vergessen. 2014 aber nun eine neue Chance: Wanda aus Wien verstehen es auf ähnliche Art, Hemdsärmeligkeit und Verstörung zu mixen. Allein ihrer Herkunft halber ist Austropop (Ambros, Danzer, Fendrich) ebenfalls nicht fern. Es scheppert wie Def Leppard, doch Wandas Mackerpose findet sich dabei aufreizend gebrochen. Sehnsucht nach Sex mit der eigenen Cousine. Geilness und Untergang – für mich eine der aufregendsten deutschsprachigen Platten des Jahres. Wiener Schmäh inklusive. Wanda verhalten sich zu Revolverheld und Konsorten wie ein FassbinderFilm zu Astro-TV. Knallt, knallt, knallt. Linus Volkmann

WIEN / AUSTROPOP / KNALLT Die Geschichte des 1990erPhänomens Hamburger Schule ist geschrieben, alles als pdf abgespei- THIS CHARMING MAN / CARGO chert, keine Änderungen BOMBAST / DYSTOPIE / REPETITION von Hand mehr möglich. Bands aus deutschen LanÜbrig geblieben für die den sind – abgesehen von Annalen und die Bildbände (in Schwarz-Weiß so schmierigen Gesellen natürlich) sind so Tocotronic und Blumfeld wie den Scorpions oder – und Frank Spilker mit Die Sterne. Punkt. Rammstein – selten wirkWas es außerdem an unfassbar Großartigem lich auf Bombast gepolt. hinter und neben jenen Ikonen gab, wissen Kein Wunder also, dass es

WARM GRAVES »SHIPS WILL COME«

TINA DICO 30.10. 31.10. 01.11. 03.11. 04.11. 05.11.

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21.03. 23.03. 24.03. 25.03. 27.03.

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auch bei den Leipzigern Warm Graves ein ameri­ kanisch-italienisch-deutsches Trio braucht, um so etwas auf die Beine zu stellen. Während die drei sich auf ihrem Debüt voll und ganz auf ihr sphärisch-repetitives Instrumentenspiel mit Anleihen an die Postrock-Helden GY!BE, die pompösen Arcade Fire oder Krautrock à la Neu! konzentrieren, erzählt der Gesang dystopische Sci-Fi-Storys. Wirklich barocke Züge nimmt »Ships Will Come« aber erst dadurch an, dass der Gesang eben nicht von einem der Bandmitglieder, sondern direkt von einem 17-köpfigen Chor geschmettert (»Headlines«!) wird. So hilft die Freude, dass heimische Musiker doch ein prunkvolles und zugleich auch noch mitreißendes Album aufnehmen können, über kleinere Schwächen hinweg: Auf Albumlänge klingen viele Songs zu ähnlich, mehr rhythmische und strukturelle Variation hätte nicht geschadet und dem überaus gelungenen Konzept von »Ships Will Come« keinen Abbruch getan. Marius Wurth

JULI 15.03. 16.03. 18.03. 19.03. 20.03.

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www.interfilm.de


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KINO

MOMMY Ein Teenager im Quadrat, eine White-Trash-Mutti, eine stotternde Nachhilfelehrerin. Xavier Dolan liebt schrille Figuren jenseits von Klischees und spielt als 25-Jähriger schon in einer Liga mit Godard. Da kann man mal über den nicht ganz geschmackssicheren Soundtrack hinweghören.

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s gibt eine Szene in Xavier Dolans fünftem Spielfilm »Mommy«, während der man am liebsten vom Kinosessel aufspringen würde, um vor Freude zu juchzen oder zu beatboxen: Der hyperaktive, gelegentlich erschreckend gewalttätige, dann wieder überaus zärtliche Teenager Steve (Antoine-Olivier Pilon) zieht das bis dahin klaustrophobisch enge Quadrat des Kinobildes mit seinen Händen zum Widescreen auf. Doch schon bald ist die Glückssträhne der drei Außenseiter, um die es geht, vorbei. Das Bild verengt sich wieder zu einem bedrückendverstörenden Rahmen für einzelkämpferische Porträts. Wir beobachten das trotzig-verletzliche Gesicht von Steves Mommy Diane »Die« Després. Diese Filmfigur entspricht keinem Klischee, und sie wird mit einer unerhörten Präsenz von Dolan-Muse Anne Dorval dargestellt. Schon in seinem Debütfilm »I Killed My Mother« spielte Dorval die verhasste Mutter mit einer Vorliebe für hässliche Pullis. Der Regisseur lässt uns außerdem das sanftmütige Gesicht der stotternden, ausgebrannten Lehrerin Kyla (Suzanne

Clément) studieren, die von Steves Mommy als Nachhilfe angeheuert wird. Für eine Weile bringt die Dolan-Stammschauspielerin – in seinem letzten Film »Laurence Anyways« noch in der Rolle der Lebensgefährtin eines Transsexuellen zu sehen – ein wenig Harmonie in das hochexplosive Mutter-Sohn-Verhältnis, denn die vulgär-anmutige »Die«, die im Original ein mitreißendes White-Trash-Frankokanadisch spricht, ist ihrem Sohn ähnlicher, als sie selbst erkennt: Seit dem Tod ihres Mannes seelisch und finanziell ausgebrannt, nimmt sie Steve wieder bei sich im tristen Vorstadtheim auf – nachdem dieser die Cafeteria seines letzten Heims in Brand gesetzt hat. Steve fegt wie ein Tornado durch ihr mühsam aufgebautes kleines Leben, stets begleitet von seinem gewöhnungsbedürftigen Musikgeschmack – von Céline Dion und Dido über Oasis bis hin zu Lana Del Ray. Ein Soundtrack, wie man ihn nun einmal in Xavier-Dolan-Filmen findet. Als Steve in einer Karaoke-Bar »Vivo Per Lei« von Andrea Bocelli performt, fragt man sich, ob ein weniger affektiv-schmalziger

Titel der großartigen Schlüsselszene nicht mehr Intensität verliehen hätte. Dennoch ist auch diese mit Zeitlupe und Unschärfen arbeitende Bar-Sequenz, in der Steves wild-verletzlicher Blick auf die subtile Gewalt und die Verlogenheit menschlicher Beziehungen mit der Perspektive des Zuschauers verschmilzt, perfekt inszeniert. Man spürt es nahezu körperlich: Sämtliche Außenseiter, die Dolans Filme bevölkern, sind schlichtweg wir – wenn wir versuchen, anders, das heißt: wir selbst zu sein. In Cannes honorierte man jüngst die eigenwilligen Arbeiten Xavier Dolans, indem man den 25-jährigen Schulabbrecher und SelfmadeAutorenfilmer mit »Mommy« zum ersten Mal in den Wettbewerb des diesjährigen Filmfestivals einlud. Gemeinsam mit dem 83-jährigen Godard, der ebenfalls stets auf filmische Konventionen gepfiffen hat, teilte er sich den Preis der Jury. Wie befreiend. Gabriele Summen — »MOMMY« (CAN 2014; R: XAVIER DOLAN; D: ANTOINEOLIVIER PILON, ANNE DORVAL; KINOSTART: 13.11.14)


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5 ZIMMER KÜCHE SARG Wer behauptet, über Vampire sei schon alles gesagt? Taika Waititi und Jemaine Clement rammen dem Alles-schon-mal-dagewesen-Gespenst einen Pflock ins Herz und präsentieren die erste Blutsauger-Doku.

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an kann keine Pommes mehr essen, der beste Freund ist zum Reinbeißen, und für die coolen Clubs braucht man buchstäblich eine Einladung: Es ist nicht leicht, Vampir zu sein. Neuseelands geheimer Lieblingsregisseur Taika Waititi (»BOY«, »Eagle Vs. Shark«) hat sich erneut mit Flight-Of-The-ConchordsFolkie Jemaine Clement zusammengetan und eine Doku gedreht. Die Vorlage dazu entstand schon 2005 als Kurzfilm, jetzt gibt es volle 85 Minuten in bester »The Real Life«-Manier. Die Mockumentary »5 Zimmer Küche Sarg« wirft einen liebevollen Blick auf die täglichen, Verzeihung: nächtlichen Hindernisse des Blutsaugerdaseins im Kiwi-Exil. In einer Vorstadt-WG Wellingtons leben vier Untote: Der 8000 Jahre alte Petyr – Vorlage für Nosferatu mit elegantester Zahnprothese der

Filmgeschichte – wohnt im Keller und geht nicht mehr so gerne raus. Viago, der österreichische Dandy, kümmert sich liebevoll um das Wohlergehen seiner Mitbewohner. Deacon ist der Rebell, und Vlad, der »Stecher«, das wahrhaft hypnotische Sexsymbol. So folgt das »DokuKamerateam« vom »New Zealand Documentary Board« den sympathischen Blutsaugern und deckt Probleme wie Outfitsuche ohne Spiegelbild, missachtete Putzpläne und Blutspritzer auf teuren Möbeln auf. Bestes Mittel zur Streitschlichtung: der Fledermauskampf. Die Dinge nehmen aber erst richtig ihren Lauf, als der eingerostete Petyr sein Dinner Nick in einen unbändigen Jungvampir verwandelt und dieser seinen besten und lebendigen Freund Stu anschleppt. Systemadministrator Stu bringt die Jungs technologisch ins 21. Jahrhundert

und wird dank Beißverbots zum WG-Buddy. Doch dann trifft die Truppe auf den WerwolfPöbel Wellingtons, angeführt von Comedian und Flight-Of-The-Conchords-Manager Rhys Darby. Nach der Transformation sehen die Werwölfe allerdings eher aus wie der Yeti. Es gibt kaum ein Motiv der Vampirfilm-Geschichte, das hier nicht liebevoll wörtlich genommen wird. Slapstick-Schwebeeffekte treffen auf SplatterHommagen à la »Braindead« auf rührende Coming-of-age-Dramen. Alles in typisch neuseeländischem Understatement erzählt und eher albern als gezwungen geistreich. Elisabeth Haefs — »5 ZIMMER KÜCHE SARG« (NZ 2014; R: TAIKA WAITITI, JEMAINE CLEMENT; D: TAIKA WAITITI, JEMAINE CLEMENT, JONATHAN BRUGH, RHYS DARBY; KINOSTART: 30.10.14)

Erik Skjoldbjærgs Regie-Debüt trug den Titel »Insomnia« und war nicht etwa ein Remake des gleichnamigen Christopher-Nolan-Films, sondern dessen Vorlage. Mit dem neuen Thriller »Pioneer« (N 2014; D: Wes Bentley, Stephen Lang; Kinostart: 30.10.14) taucht der norwegische Regisseur unter die Oberfläche einer Verschwörung, der Film spielt allerdings nicht nur bildlich in Untiefen. Das Genre des Taucherfilms ist leider extrem unterrepräsentiert, Skjoldbjærg verschafft ihm ein Update. Die Musik stammt sinnigerweise von den alten französischen Electro-Pop-Pionieren Air, die sich für den Job aber nicht in Water umbenennen mussten. George Clooney soll übrigens bereits eine USVersion von »Pioneer« planen. Das nennt man wohl Exportschlager.


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KINO

INTERSTELLAR Mit den Filmen von Christopher Nolan ist es so eine Sache: Hinter ihrer Opulenz und ihren originellen Ideen verbergen sich manchmal heiße Luft und Langeweile. Der Trailer des Wurmloch-Trips »Interstellar« verspricht mal wieder eine positive Überraschung. Zeit für eine kleine Werkschau.

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ch, Christopher Nolan, du dunkler Ritter des Hollywood-Kinos. Seitdem der Trailer für deinen neuen Film »Interstellar« raus ist, drehen schon wieder alle durch. Ein Zustand, der dir gefallen sollte. Zumindest kannst du den dunklen Seiten der menschlichen Psyche einiges abgewinnen. Angst und Trauer, Wut und Vergessen, Vertrauen und Zweifeln. Sind das nicht die Kernthemen deiner Filme? Dein Debüt »Following« war überraschend. Es versprach eine andere Herangehensweise – achronologisch, dunkel, paranoid. Ein Verwirrspiel wie auch später in »Memento«, deinem Vor- und Zurückspul-Film, der zwei Timelines gegeneinander laufen ließ. Die Hauptfiguren in »Memento« sind verheddert in Intrigen. Sie vertrauen den falschen Personen, sind in ihrer menschlichen Unperfektheit gefangen. Mit kleinen Budgets, aber dem richtigen Auge für gute Besetzungen machten dich diese Filme berüchtigt. Du wurdest zum Klassiker auf Teenager-Partys. »Insomnia« ist zwar ein typischer Übergangsfilm geworden, dessen Cast hervorragend spielte und der die tiefe Seite Robin Williams’ zeigte,

der große Wurf musste aber noch drei Jahre warten. Er gelang dir als Regisseur einer neuen »Batman«-Trilogie. »Batman Begins« bescherte uns Christian Bale als besten Batman aller Zeiten. Den lustigen Kitsch der Burton/ Schumacher-Ära konnten wir endlich hinter uns lassen. Zuschauer und Kritiker waren sich einig: Das war neu, das fühlte sich richtig an. Blockbuster-Hollywood-Kino plus X – und das X war der Nolan-Faktor. So revolutionär war »The Dark Knight« nicht mehr. Natürlich bot er durch seine IMAX-Auflösung brutal wirkungsmächtige Bilder. Die wurden getragen von der Präsenz und vom Timing Heath Ledgers, dem Joker. Technisch war das bestes Kino. Die Fortsetzungs-Logik forderte dennoch ihren Preis. Der neue Batman war schon wieder alt. Und dass du dazwischen noch »Prestige« produziert hattest, ist heute zu Unrecht fast vergessen. Dann kam »Inception«. Ein Film wie ein HansZimmer-Soundtrack, der natürlich auch nicht fehlen durfte. Wer die Zimmer-Scores kennt, weiß, dass neben Opulenz auch Langeweile, Unterkomplexität und Effekthascherei auf einen warten. Manches kam einem bekannt

vor. Die Schnee-Episode erinnerte doch sehr an den Anfang von »Batman Begins« – und auch generell wirkte das meiste durchdekliniert und wenig überraschend. Das ganze Konzept der Trauminvasion stellte wie schon in »Memento« die Frage, wie denn überhaupt unser Geist funktioniert und wie leicht er manipuliert werden kann. Also, es gibt diesen Nolan-Faktor, der deine Filme einzigartig macht. Seit »The Dark Knight Rises« fragt man sich jedoch, wie sehr dieser Faktor noch sticht. Baine war letztlich eine Lachfigur. Wir waren eher enttäuscht. Und auf dein Drehbuch für »Superman: Man Of Steel« wollen wir mal gar nicht eingehen. Nur Liebe sei in der Lage, Raum und Zeit zu transzendieren, heißt es im Trailer zu »Interstellar«. Ach, Christopher Nolan, du dunkler Ritter des Hollywood-Kinos. Wir werden sehen, wohin deine Reise führt. Lars Fleischmann — »INTERSTELLAR« (USA 2014; R: CHRISTOPHER NOLAN; D: MATTHEW MCCONAUGHEY, ANNE HATHAWAY; KINOSTART: 06.11.14)


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SOUNDTRACK_ COLOGNE / 30 YEARS OF INTERFILM Zwei Festivals klopfen im November die Nahtstellen zwischen Sound und Bild ab. Das macht Sinn, schließlich kommen höchstens Dogma-Filme ohne Musik aus. Zwei Gründe mehr, zwischen Köln und Berlin hin und her zu pendeln.

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oundTrack_Cologne beschäftigt sich auch im Rahmen der elften Ausgabe vom 19. bis 22. November mit den verschiedenen Beziehungen zwischen Musik und Film, das Berliner Kurzfilmfestival interfilm feiert sein 30-jähriges Bestehen neben dem reizvollen Filmprogramm mit einem fast schon aufreizend coolen Line-up von DJs und Bands. SoundTrack_Cologne wird nicht bloß den an Band-Biopics und Clipkultur interessierten Zuschauern auf den Leib zwischen den gespitzten Ohren geschneidert, die junge Künstlergeneration ist aufgerufen, sich an diversen Wettbewerben zu beteiligen. Die European Talent Competition fördert Nachwuchskräfte in den Kategorien Filmscore und Sounddesign, allen Gewinnern winken Aufnahmesessions mit dem renommierten WDR-Funkhausorchester. Für das Programm »See The Sound« konnten im Vorfeld Musikdokus, künstlerische Musikvideos und weitere Musikfilmvarianten eingereicht werden. Kreative Spielräume sind reichlich geboten. Warum nicht mal ein Genre neu erfinden? Zudem wird der nach dem alten

the mini Story. 27.11.2014 – 31.01.2016 @ bmw museum.

Legendär bis zukunftsweisend. Die neue Ausstellung im BMW Museum zeigt, wie aus einem MINI ein Big Player wurde. BMW Museum, München. Di – So, 10.00 – 18.00 Uhr. Mehr unter bmw-museum.com

SCHALT MICH EIN, SCHALT MICH AUS.

Fassbinder-Spezi benannteBMW_Museum_MiniStory_Intro_89x126_RZ.indd PerRaaben-Music-Award für die beste Musik in einem Kurzfilm ausgelobt. Hochkarätige Gäste zählen jedes Jahr zu den Highlights der Veranstaltung. Das deutsche Festival für Musik und Ton in Film, Games und Medien nimmt das geflügelte Wort »klein aber fein« sehr ernst. Ein Intro-Redakteur schwärmt bis heute von seinem Date mit Mark Gardener, dem Ex-Sänger der ShoegazeHeroes Ride, der vor einigen Jahren die wunderbare Creation-Doku in Köln präsentierte. Es könnte auch in diesem Jahr mal wieder legendär werden, während in Berlin Camera Neo-Krautrock der rougheren Art spielen, eine wundervolle Auswahl an Clips des US-HipHop-Labels Anticon angekündigt ist und in der Sektion »Sound & Vision« Kurzfilme und experimentelle Musik zum fünften Mal ein Rendezvous miteinander haben. Umrahmt von noch mehr DJs, Bands und über 60 Filmprogrammen. Klingt besser als gut. Paula Fuchs

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NEU AUF BLU-RAY &

DVD AMERICAN HORROR STORY Der Shift von der ersten zur zweiten Staffel, die nun beide erhältlich sind, gehört zu den interessantesten Manövern der jüngeren TVGeschichte. Brillante Ästhetik, tolle Skripts. Jetzt in HD. NIPPON CLASSICS Wo Klassiker draufsteht, ist nicht immer einer drin. Der Asien-Kompetenz des Kölner REM-Labels kann man aber vertrauen. »Audition« und »Branded To Kill« versprechen Gänsehaut ... endlich auf Blu-ray.

FEUERWERK AM HELLLICHTEN TAGE Der traditionelle Film Noir entstammt dem Hollywood-Kino der 1940er. Berlinale-Sieger »Feuerwerk am helllichten Tage« von Diao Yinan übersetzt die typischen Motive des Genres ins zeitgenössische China und arbeitet Sozialkritik mit ein.

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inen Mordfall wie diesen hat Polizeidetektiv Zhang Zili (Liao Fan) noch nicht gesehen: Diverse Leichenteile wurden, handlich verpackt, auf den Betriebshalden des nordchinesischen Kohlereviers abgelegt. Die Beweisfunde suggerieren das Werk eines methodisch arbeitenden Serientäters, aber die Behörden wollen schnellere Ergebnisse, als Zili liefern kann. Dessen Ermittlungen enden mit mehreren Toten, einer zweifelhaften Suspendierung und dem Verdacht, dass der Mörder immer noch frei herumläuft. Als es wenige Jahre später wieder zu Leichenpuzzle-Funden kommt, klemmt sich Zili privat hinter den Fall und macht eine vielversprechende Entdeckung: Die Witwe des ersten Mordopfers kannte anscheinend auch die anderen Toten. Gleichzeitig ist die introvertierte Wäschereiangestellte die Art von Frau, der man auf den zweiten Blick durchaus verfallen könnte. Auch wenn die klassische Periode des Film Noir inzwischen mehr als fünfzig Jahre zurückliegt, haben sich die unterschiedlichsten Regisseure auch danach immer wieder auf das Genre berufen. Die sogenannten Neo Noirs

zitierten wahlweise die schmissige Ästhetik oder die grimmige Lebensanschauung der schwarzweiß-grauen Vorbilder, wirkten aber oft genug auch wie anachronistische Stilübungen. »Feuerwerk am helllichten Tage« bietet vom desillusionierten Polizisten bis zur undurchsichtigen Femme fatale alle Noir-Bausteine an den altvertrauten Drehbuch-Stellen und wirkt trotzdem wie ein komplett originäres Werk. Der bedächtig getaktete Film importiert die Bildsprache des europäischen Autorenkinos und bricht bewusst mit dem Hochglanzformat à la »Sin City«. Was an Humor durchblitzt, ist skandinavisch düster, die zwischen den Fugen durchscheinende Poesie macht den Rest der Handlung nur noch beklemmender. Bei aller akribisch inszenierten Spannung ist es der wirtschaftliche Umbruch in China, der eine Art heimliche Hauptrolle spielt. Man ahnt: Ominöser und undurchsichtiger war die Unterwelt von Los Angeles wahrscheinlich auch nie. Alexander Dahas — »FEUERWERK AM HELLLICHTEN TAGE« (VRC 2014; R: DIAO YINAN; D: LIAO FAN; STUDIOCANAL)

THE WALKING DEAD Wie macht man aus dem typischen Zombie-Film eine Show, die über mehr als eine Folge die Spannung hält? Die Antwort spielt in der vierten Staffel keine Rolle mehr. Nur so viel: Es geht! LIEBE IST DAS PERFEKTE VERBRECHEN Französischer Thriller um einen Literaturdozenten, dem der Hang zu Rendezvous mit seinen Studentinnen zum Verhängnis wird. Mit einem großartigen Titel und heftigen Twists. NO TURNING BACK Die spannendste Autofahrt im Kino seit Steven Spielbergs »Duell«. Es passiert nicht viel, aber die One-Man-Show entwickelt sich kilometerweise zum reinsten Nervenkitzel. SIE LEBEN Die 2-Disc Limited Mediabook Edition des JohnCarpenter-Meisterstücks über eine schleichende Alien-Invasion ist auf 2000 Stück begrenzt. Für Liebhaber bester Science-Fiction. Texte: Paula Fuchs


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KARIN

AMALRIC VIARD SARA

FORESTIER

MAïWENN DENIS

PODALYDÈS

THE ROVER Für Quentin Tarantino ist es der beste Post-Apokalypse-Film seit »Mad Max«. Für den Rest der Alternative-Cineasten ist das Highlight des diesjährigen Fantasy Filmfests eine äußerst gelungene WesternDystopie voller menschlicher Kakteen.

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ehn Jahre sind seit dem Untergang der Zivilisation vergangen, selbst im australischen Outback kann man den Unterschied spüren. Statt Truckern und Touristen sind vor allem Banditen auf der Durchreise. Wer da keine Artillerie hat, hat in der Regel auch keine Argumente. Einzelgänger Eric (Guy Pearce) scheint eigentlich genau der richtige Typ Mensch für diesen Lifestyle zu sein, doch als ihm ein paar jugendliche Desperados das Auto klauen, wirkt der Ex-Soldat zunächst überfordert. Gemeinsam mit Rey (Robert Pattinson), einem weiteren Kollateralschaden des Überfalls, macht er sich an die Verfolgung der Diebe. Eine Strafexpedition, die schon sehr bald über jede Verhältnismäßigkeit hinausgeht. Das mag brachial klingen und ist es größtenteils auch, doch in »The Rover« steckt mehr als ein tumber Rachethriller der Charles-Bronson-Schule. Regisseur David Michôd (»Animal Kingdom«) interessiert sich erst in zweiter Linie für die Bespaßung von

Nachwuchs-Vigilanten. Vielmehr lässt Michôd entlang seiner genreübergreifenden ActionDynamik die klassische Western-Aufstellung erkennen, deren Ästhetik er gleichzeitig zitiert und updatet. Was an Backstory ins Spiel gebracht wird, wirkt weit weniger umständlich und trotzdem glaubwürdiger als in den Weltuntergangsszenarien, in denen Will Smith die Hauptrollen spielt. Einige gute Skript-Ideen geben den Blick frei auf eine dezidiert knorpelige Zukunftsvision. Das Episodenhafte der Erzählung betont einen Realismus, für den vielen Dystopien ironischerweise die Fantasie fehlt, und die Besetzung von Kuschelvampir Robert Pattinson signalisiert auch dem romantischsten Publikum, dass die harten Zeiten nun ernsthaft angebrochen sind. Alexander Dahas — »THE ROVER« (AUS 2014; R: DAVID MICHÔD; D: GUY PEARCE, ROBERT PATTINSON; UNIVERSUM FILM)

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VERBRECHEN

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JEAN-MARIE & ARNAUD LARRIEU

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DVD THE SIGNAL Die Studenten Nic, Jonah und Haley befinden sich auf einem Roadtrip Richtung Kalifornien. Unterwegs werden sie von einem Hacker namens NOMAD, der ihnen Bilder ihres Trips schickt, in ein leer stehendes Haus in der Wüste gelockt. Sie erwachen am nächsten Tag, jetzt mit tätowierten Nummern, in einer ebenso sterilen wie klaustrophobischen Forschungseinrichtung, in der sie sich fortan kryptischen Fragen und Aussagen ausgesetzt sehen, da sie angeblich

Kontakt mit Außerirdischen hatten. In einer Zeit, in der selbst durchschnittlichste ScienceFiction-Filme für über 100 Millionen Dollar sowie in 3D gedreht werden, erscheint es wie ein filmhistorisch anachronistischer Rückgriff auf die 1970er, dass Regisseur und Ko-Autor William Eubank in »The Signal« statt nur auf digitale Effekte auch auf eine intelligente Story und eine Atmosphäre diffuser Unruhe setzt. Welche Zukunft auf Eubank wartet, steht genregemäß

zwar in den Sternen, doch beim Sundance Film Festival zu reüssieren sollte sicher Türen, ob zu anderen Welten oder großen Studios, öffnen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an einen jungen Mann, der im Jahr 1971 für sein Debüt ebenfalls auf eine klein budgetierte SciFi-Produktion setzte: George Lucas. Cay Clasen

BOYHOOD

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begleiten, eher nicht. Natürlich gibt es unzählige Sequels und Filmreihen mit demselben fiktionalen Personal, doch deren Fokus liegt zumeist auf dem Erfolg an der Kinokasse. Eine Ausnahme bildet François Truffaut, der seine Figur des Antoine Doinel in einem Zyklus von fünf Spielfilmen über einen Zeitraum von zwanzig Jahren begleitete. Was Regisseur Richard Linklater, der mit seiner »Before«-Trilogie bereits Vergleichbares demonstrierte, mit »Boyhood« präsentiert, ist nichts anderes als ein kleines experimentelles Kinowunder. Über zwölf Jahre zeigt der Film das Leben von Mason (Ellar Coltrane). Seine Geschichte beginnt im Alter von sechs Jahren und endet beim Eintritt ins College. Seit 2002 versammelte Linklater die gleichen Darsteller einmal im Jahr für einige Tage vor der Kamera, damit wir ihnen beim Älterwerden als Filmfiguren zusehen können: Mason, seinem Vater (Ethan Hawke), seiner alleinerziehenden Mutter (Patricia Arquette) und seiner Schwester. Die Frage, ob der Mensch den Moment oder doch der Moment den Menschen bestimmt, beantwortet Linklater auf seine Weise. Die Zukunft ist ungewiss, die Vergangenheit unersetzlich, wir leben immer im Augenblick. Mit »Boyhood« machte er das Kino wieder zum magischen Ort. Cay Clasen

Die Chronik einer Jugend und ein wahrhaftiges Mosaik des Lebens – Richard Linklater vereint seine Talente für Mainstream- und Experimentalkino in einem kleinen Filmwunder.

isher waren es vornehmlich Dokumentarfilmer, die auf die Möglichkeit der Langzeitbeobachtung zurückgriffen, um Porträts sowohl von Einzelpersonen als auch von Gesellschaften zu schaffen. Geschichte vermittelt sich eben besonders eindrucksvoll anhand von Einzelnen. Zum Beispiel in dem Mammutprojekt »Die Kinder von Golzow«, eine r50-jährige Langzeitstudie über die Schüler eines brandenburgischen Dorfes, die deren Leben zwischen 1961 und 2007 in zwanzig Filmen dokumentierte. In rein fiktionalen Stoffen finden sich solche Versuche, das Leben, die Träume, die Erfolge und Niederlagen – kurz: das Aufwachsen und Erwachsenwerden eines Protagonisten – zu

— »THE SIGNAL« (USA 2014; R: WILLIAM EUBANK; D: BRENTON THWAITES; CAPELIGHT PICTURES)

— »BOYHOOD« (USA 2014; R: RICHARD LINKLATER; D: ELLAR COLTRANE, PATRICIA ARQUETTE, ETHAN HAWKE; UNIVERSAL PICTURES)


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MALCOLM MITTENDRIN Die beste Sitcom aller Zeiten hinter »Roseanne« und »Seinfeld« mit dem besten Serien-Darsteller aller Zeiten neben Alf. »Breaking Bad« ist die Über-Serie der letzten Jahre, glaubt man Feuilleton und Facebook. Getragen von einem brillanten Hauptdarsteller: Bryan Cranston. Doch Walter White hatte ein mediales Vorleben. Einerseits als Zahnarzt in mehreren »Seinfeld«-Episoden – die Älteren werden sich erinnern –, andererseits als Hal. Hal ist der stets liebenswert bemühte Vater des titelgebenden Malcolm (Frankie Muniz). Über sieben Staffeln war »Malcolm mittendrin« eine

der beliebtesten Sitcoms Amerikas, wenn nicht der Welt. Zahlreiche Emmys und andere Fernsehpreise wurden abgeräumt, in 151 Episoden wuchs einem die bisweilen dysfunktionale Familie des hochbegabten Jungen ans Herz. Schon das Titellied von They Might Be Giants schüttet Glückshormone aus, und wer ab der zweiten Episode nicht zumindest innerlich mitsingt, hat vermutlich keine Ohren, jedenfalls nicht solche wie Malcolms Bruder Dewey (Erik Per

Sullivan). Zum Inhalt muss nicht viel gesagt werden, die Show kennt sowieso jeder. Schönerweise erscheinen die ersten drei Staffeln nun als Boxset, das sich ganz gut macht im Regal, so mittendrin. Cay Clasen — »MALCOLM MITTENDRIN – STAFFEL 1-3« (USA 2000-2002; R: TODD HOLLAND U. A.; D: FRANKIE MUNIZ, BRYAN CRANSTON, JANE KACZMAREK; TURBINE HOME VIDEO)

SOPRANOS Wer alle 86 Folgen der besten HBO-Show ever gesehen hat, wird sich nicht nur an die finale Episode erinnern – und im Geiste Bücher über deren Bedeutung schreiben. »Sopranos«-Fans können unzählige Momente rekapitulieren, an denen Mafia-Boss Tony Soprano den Geschehnissen einen anderen, unerwarteten Verlauf hätte geben können, um sich für seine Familie und für das Publikum – oder den alttestamentarischen Gott – in ein besseres Licht zu rücken. Aber die ganzen Schattenseiten von schönen Begriffen wie Haltung und Prinzipien in Kombination mit den Verhältnissen, die eben diejenigen bevorteilen, die über Leichen gehen, machen aus Tonys Herz jene Mördergrube, die er nur Dr. Melfi ausschüttet. Ein Verhältnis, das man durchaus als den längsten psychotherapeutischen Flirt der Filmgeschichte bezeichnen kann. Jetzt gibt es die komplette Show via Warner in einer Box, allerdings leider exklusiv bei Amazon. Auch eine Art, des viel zu früh verstorbenen Tony-Soprano-Darstellers James Gandolfini zu gedenken.


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SPIELE

ALIEN: ISOLATION

MITTELERDE: MORDORS SCHATTEN Fantasy ist in Videospielen noch ausgelutschter als in anderen Medien. Und »Herr der Ringe« ist seit Peter Jackson die ausgelutschteste Form von Fantasy überhaupt. Wie kann dieses Spiel dann gut sein? Ein Erklärungsversuch.

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ittelerde ist von einem Verheißungsort längst zu einem zubetonierten Tourismusziel mit Bettenburgen, Spaßbädern und Vergnügungspark verkommen. Wird ein neues Spiel in der Welt von Tolkien angekündigt, fallen normalen Menschen die Ohren zu, und sie hören den Rest des Tages nur noch Pfeifen. Als wäre das nicht schlimm genug, greift »Mittelerde: Mordors Schatten« auch noch die faulste Spielformel der letzten Jahre auf: Es wäre gern ein weit offenes Action-Adventure für einsame Rächer, eine Landschaft zum Erkunden, Schleichen und Klettern. Woher die Macher dieses Spiels ihren Enthusiasmus genommen haben, ist schwer nachzuvollziehen. Doch sie trotzen dem alten Käse viele frische Ideen ab. Grundsätzlich ist der untote Held Talion blass, von Rache getrieben, trägt auf der Schulter einen altklugen Ratgebergeist. Außerdem muss er sich durch eine Horde von Orks kämpfen, darin erschöpft sich das Spiel fast schon. Zu allem Überfluss bleibt er auch noch in Mordor, dem Reich des Bösen, das bisher

vor allem als deprimierende Einöde durch die Köpfe spukt. Aber all das hat überraschend viel Charakter. Der Geist verfügt auch über ein paar Pointen, die Landschaft über ein bisschen Abwechslung. Schleichen, Zuschlagen und Flüchten funktioniert so reibungslos, dass man nicht mehr aufhört. Doch vor allem die Orks besitzen eine komplexe Kultur und eine detailliert ausgemalte Hierarchie. Sie plaudern am Lagerfeuer über kulinarische Vorlieben, lästern über Vorgesetzte und brüllen sich im Kampf nervöse Aufmunterungen zu. Und sie werden nervöser. Anfangs ist ein Rudel Orks noch gefährlich. Methodische Spieler aber baut »Mordors Schatten« zu gefürchteten Superhelden der Nacht auf, zu mittelerdischen Batmans. Was Batman fehlt und was Talion hat, ist die machiavellistische Ader: Immer tiefer taucht er in die Köpfe der Orks hinein, bis er ihre Gesellschaft nicht nur durchblickt, sondern auch manipulieren kann. Er kann die Schwächen einzelner Orks ausnutzen, kann sie aufeinander hetzen. Umso verstörender wirken dann die kurzen Ausblicke auf die dynamische Gesellschaft, in der unser Schwertfutter eigentlich lebt. So eine Ambivalenz, so einen Einstieg in die kriechenden Mechanismen von Hass und Rassismus hätte man dem ollen Tolkien-Stoff gar nicht zugetraut. Jan Bojaryn — »MITTELERDE: MORDORS SCHATTEN« FÜR PS3, PS4, XBOX 360, XBOX ONE UND PC (WARNER)

Das wird nix mehr. Minutenlang kauert man hinter einem Trolley, hält den Atem an und starrt. Langsam stampft der Xenomorph heran, duckt seine zu hohe Gestalt in den Tunnel und hebt erwartungsfroh den Schwanz. Alles an dem Schrecken ist fotorealistisch: der glänzende Phalluskopf, die verschmierte Plastikoberfläche des Trolleys, der abgewetzte Kunststofffußboden, die tanzenden Staubflocken im Neonlicht. Würde man in zweihundert Jahren von einer Albtraumkreatur durch eine Raumstation gejagt, so ungefähr sähe es aus. »Alien: Isolation« will den Schrecken des allerersten Alien-Films wiederbeleben und lehnt sich dafür dicht an die Originalgeschichte. Die Tochter von Ripley sucht ihre Mutter. Sie findet eine ruinierte Raumstation, auf der Menschen entweder einander töten oder vom Alien gefressen werden. Ripley jr. will nach Möglichkeit weder noch – sie ist Mechanikerin, bastelt, versteckt und improvisiert sich einen Zickzackpfad durch die Todeszone. Das effektive Horrorszenario nutzt sich im Laufe der Stunden ab, doch mit dem liebevoll von 1979 abgeschauten Set-Design behält die Welt eine umständliche analoge Präsenz voller flimmernder Röhrenmonitore und klackender Druckknöpfe. Man fühlt sich wirklich, als würde man hinter dem Trolley kauern. Jan Bojaryn — »ALIEN: ISOLATION« FÜR PS3, PS4, XBOX 360, XBOX ONE UND PC (SEGA)


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WASTELAND 2 In den späten Achtzigern, als deine Eltern noch lange Haare hatten und in Jeanswesten die Fußgängerzonen unsicher machten, erschien ein krasses Rollenspiel namens »Wasteland«. Es handelte von der Welt nach dem Atomkrieg, der über Jahrzehnte seines Ausbleibens langsam vom Schreckensszenario zur Folklore verkommen war. Nur Altlinke, Thrash-Metal-Bands und Videospiel-Entwickler planten noch fest damit. Es war eine Zeit, die man inzwischen nicht einmal mehr ironisch zitieren mag. Jetzt erscheint die Fortsetzung von »Wasteland« – auf die einzig mögliche Art: Fans von damals haben den Machern von damals das Projekt auf Kickstarter finanziert. Das Ergebnis ist ein echtes End-

zeitrollenspiel mit einer wuseligen, selbst gebastelten Heldengruppe, rundenbasierten Kämpfen und Charakteren, die »Angela Deth« oder »Jackhammer« heißen. Alles ist verstrahlt und etwas rückständig, auch das Spiel an sich. Aber wenn man sich Unterhaltung »wie früher« wünscht, dann macht es sehr viel Spaß. Jan Bojaryn — »WASTELAND 2« FÜR PC (KOCH)

AMAZON FIRE TV Es hätte die Revolution des Internet-Fernsehens sein können: Amazons kleine Smart-TV-Kiste ist eine Art Apple-TV-Widersacher mit schrofferen Ecken, mit schnellerem Prozessor, guter Sprachsuche und einer großen Vorliebe für Amazons eigenen Videodienst. Aber die Revolution des einfachen Fernsehens fällt aus, weil die Suche quer durch zerstückelte Apps nicht so toll funktioniert und weil Amazons eigener Videodienst zu mager und undurchsichtig bleibt. Nebenher hätte Fire TV als Minikonsole auch Videospiele revolutionieren können, aber zur Auswahl stehen ein schales Best-of-AndroidSortiment und der Handy-Hit »Flappy Bird«. Der Controller dazu wird als teures Extra verkauft. So bleiben Konsolen die besseren Konsolen. Für Smart TV und ein bisschen Spiele ist Fire TV gut zu gebrauchen, aber brennen tut hier noch nichts. Jan Bojaryn — AMAZON FIRE TV (SET-TOP-BOX FÜR CA. € 100)

THE VANISHING OF ETHAN CARTER Nachdenkliches Herumspazieren ist ein heißer Spieletrend. »Ethan Carter« hat genau verstanden, was man machen muss, um da mitzumischen: absolut super aussehen. Hier spaziert man durch eine verträumt spätsommerliche Landschaft und schaut sich die Spiegelung glänzender Schleierwölkchen auf dem Stausee an. Außerdem liegen gleich zu Beginn ein paar Leichenteile herum. Als wollten sie bloß nicht mit anderen Spazierspielen verwechselt werden, drapieren die Autoren mitunter etwas alberne Rätselchen zwischen wogende Gräser und überwucherte Ruinen. Ethan Carter ist weg, und der Protagonist recherchiert in Form von Minispielchen. Vor allem aber wird spaziert, und das klappt

am besten. Ganz demonstrativ stehen hier keine Wegweiser herum, irrt man immer wieder mal durch den Wald oder schaut sich minutenlang verschimmelte Sitzpolster an, bis man auf eine Idee kommt. Selten hat ein Spiel seine Spieler so entschieden einfach laufen lassen. Da fühlt man sich einsam – aber auch respektiert. Jan Bojaryn — »THE VANISHING OF ETHAN CARTER« FÜR PC UND BALD PS4 (NORDIC GAMES)


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STEIL

01 BENCH Dieses smarte Teil verstaut sich ähnlich wie eine Regenjacke selbst und hält trotz des leichten Materials warm und vor allem trocken. (www.bench.de) 02 TEN C Die italienische Marke Ten C fertigt aus original japanischem Jersey-Twill (OJJ). Das dichte Gewebe aus einer Polyester-NylonMischung ist wasserdicht, atmungsaktiv und nimmt im Laufe der Zeit eine individuelle Patina an. (via 14oz.com) 03 SAMSOE SAMSOE Weniger ist mehr: Der Mantel folgt mit seiner Schlichtheit zwar einer typisch skandinavischen Ästhetik, ist aber durch Details wie den hohen Kragen oder die leichte Kokon-Shape mehr als eine graue Maus. (via www.kaufdichgluecklich-shop.de)

JACKEN SPECIAL Klassisch, sportlich, funktional oder cool? Da wir im Zweifelsfall viel Zeit mit unserer Winterjacke verbringen, sollte der treue Begleiter sich den persönlichen Bedürfnissen anpassen und deshalb mit Bedacht ausgewählt werden. Hier ein paar Modelle, in die es sich zu investieren lohnt.

04 WOOLRICH Ein echter Klassiker – seit 180 Jahren. Woolrich ist dank Ramar Cloth, Entendaunen und einem zusätzlichen Teflon-Finish Spezialist in Sachen robuste und widerstandsfähige Winterkleidung. (www.woolrich.com) 05 IRIEDAILY Das Streetwear-Label aus Berlin-Kreuzberg versteht es eine gute Balance zwischen Funktionalität und Style zu halten – so wie der Insulaner-Parka. (www.iriedaily.de) 06 ZARA Minus: Eine Arktis-Expedition übersteht man in diesem Mantel nicht. Plus: Die Arktis ist weit weg, und die Schnürung in der Taille, der Kragen und die Ledereinfassung sind einfach zu schön. (www.zara.com) 07 FJÄLLRÄVEN Der lange, klassische Parka kommt im positiven Sinne ohne viel Schnickschnack aus und ist dank Teddyfutter und Wetterbeständigkeit vor allem eins: zuverlässig. (www. fjallraven.de) 08 LUIS TRENKER Aus der neuen »BERG«-Kollektion der Südtiroler Brand. Das Besondere: der MaterialMix aus hochwertigem Loden und haltbarem Nylon. (www.luistrenker.com) 09 & OTHER STORIES Elegant statt sportlich, wegen der asymmetrischen pinken Streifen trotzdem nicht langweilig und dank Woll-Mohair-Mischung schön warm. (www.stories.com)

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10 WEEKDAY Sehr coole, kurz geschnittene und längs gesteppte Jacke für die etwas milderen Wintertage. (www.weekday.com)


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STEIL PHARRELL WILLIAMS

EIN GANZER MC-DONALD’SMONATSLOHN Zwischen »Lapdance« (2001) und »Happy« (2014) liegen für N*E*R*DMitglied, Solokünstler und Produzent Pharrell Williams unter anderem eine gefühlt endlose Liste an Hits, die Gründung des MultimediaNetzwerks und Plattenlabels i am OTHER und ein fester Platz als Vorreiter in der Modeindustrie – der Pariser Store Colette widmete ihm sogar einen eigenen PopUp-Shop. Jenny Weser fragte ihn in Düsseldorf nach Prioritäten und Sneaker-Wünschen aus seiner Jugend. Foto: Lennart Walter

H

andtaschen für Moynat, Shirts für Uniqlo, ein eigener Duft für Comme des Garçons – das ist nur eine kleine Auswahl der aktuellen Mode-Kooperationen. Ist Musik noch deine oberste Priorität? Sie ist das Rückgrat meiner Karriere, hat mir Türen geöffnet und alles andere ermöglicht. Ich bin der Musik und dem Musikmachen bis heute verfallen. Dass ich jetzt Schuhe und andere Dinge designen darf, habe ich nur diesem Umstand zu verdanken. Du hast dich im Rahmen der Initiative Raw For The Oceans zusammen mit G-Star für die Gewinnung von Denim-Fasern aus Plastikmüll aus dem Meer engagiert. Siehst du die Modeindustrie in der Verantwortung für den Umweltschutz? Na ja, was heißt Verantwortung? Man tut es ja nicht für den Rest der Welt, sondern für sich. Du schuldest niemandem was, aber du wirst auf dieser Erde geboren und stirbst hier, also kümmere dich darum. Ich habe die Möglichkeit, mit Bionic Yarn und G-Star meinen Beitrag zu leisten. Selbst Sneaker designen zu dürfen ist für viele ein Traum, der nie in Erfüllung gehen wird. Kannst du dich an ein Paar Turnschuhe erinnern, das du als Teenager unbedingt haben wolltest? Jordans natürlich! Wobei ich Ewings auch cool fand. Aber die konnte ich mir alle nicht leisten. Das erste Paar, das ich mir zwar auch nicht leisten konnte, aber trotzdem gekauft habe, waren Adidas Instincts in Blau, Weiß und Silber. Mein Bruder hatte sie in Rot, Gold und Weiß. Ich habe meinen kompletten Mc-Donald’s-Monatslohn dafür ausgegeben – ich hatte kaum Stunden, weil ich so faul war und immer alle genervt habe. Wow, ein Trip auf der Memory Lane. Jegliche Girl-Anspielung wollte ich eigentlich vermeiden, aber welche freshen weiblichen Künstlerinnen feierst du zurzeit? Das klingt echt blöd, weil beide bei mir unter Vertrag sind, aber sie sind einfach unglaublich. Zwei Äpfel vom Weirdo-Baum: Maxine Ashley ist ein Mädchen mit puertoricanischen Wurzeln aus der Bronx, eine farbenfrohe Seele. Sie ist das, was i am OTHER verkörpert. Und Bia ist aus Boston, lebt in Miami und hat es einfach faustdick hinter den Ohren.



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AHZUMJOT HEISSKALT

Ahzumjot gelang in diesem Jahr das Kunststück, völlig frei von zeitgeistigem Hipster-Rap-Gestus oder markigen Straßen-Codes den Szene-Konsens auf sich zu vereinen. 18.11. HAMBURG — 19.11. HANNOVER — 20.11. KÖLN — 21.11. SA ARBRÜCKEN — 22.11. MARBURG — 23.11. FR ANKFURT A. M. — 25.11. STUTTGART — 26.11. A-WIEN — 28.11. MÜNCHEN — 29.11. WEINHEIM — 30.11. BERLIN — Geht weiter!

Sympathisch verstrubbelte Typen mit harten Gitarren, dynamischen Rhythmuswechseln und deutschen Texten? Warum nicht. 08.11. EMDEN — 21.11. GÜTERSLOH — 23.11. BERLIN — 25.11. A-WIEN — 27.11. STUTTGART — 28.11. HANNOVER — 29.11. DORTMUND — 02.12. FR ANKFURT — 03.12. DÜSSELDORF — 04.12. BREMEN — 05.12. ROSTOCK — 06.12. LEIPZIG — 13.12. KONSTANZ — 14.12. MÜNCHEN

CLEAN BANDIT HOW TO DRESS WELL

Beschwingter Dance-Pop trifft auf klassisches Instrumentarium: So lässt sich die Musik von Clean Bandit kurz beschreiben. Die lange Version dürfen sich interessierte Hörer nun noch einmal im Rahmen der anstehenden Tour erläutern lassen.

22.11. NEU-ULM — 23.11. MÜNCHEN — 26.11. FR ANKFURT A. M. — 28.11. DORTMUND — 29.11. MANNHEIM — 30.11. LEIPZIG — 02.12. DÜSSELDORF — 03.12. BREMEN — 05.12. SA ARBRÜCKEN

14.11. HAMBURG — 15.11. BERLIN

10.11. BERLIN — 11.11. HAMBURG — 15.11. KÖLN — 16.11. MÜNCHEN

MARTERIA

2014 lief für Mar­teria mit seinem ersten Nummer-1-Album und gefeierten Festivalshows bisher sehr gut. Nun kehrt er von den Festivalbühnen in die großen Hallen zurück.

Aufgepasst, die Musik von Neo-R’n’BWunder Tom Krell ist nichts für heitere Konzertabende. Vielmehr gleichen die mitreißenden Performances einer schmerzenden, aber zugleich extrem stimmig verpackten Katharsis.

MAXIM

INTRO PRÄSENTIERT Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/termine #intropräsentiert

PORTER ROBINSON SHARON VAN ETTEN

Der sommerliche Electro-Sound von Porter Robinson gehört eigentlich auf die sonnendurchfluteten Bühnen der Festivals. Doch genau das macht die anstehende HerbstTour so reizvoll: Schließlich gibt es so zumindest noch einen auditiven Nachschlag zur vergangenen Open-Air-Saison.

Mit ihren FolkMiniaturen begeistert Sharon van Etten nicht nur unzählige Fans, sondern auch halb Indiehausen. Bon Iver und Aron Dessner von The National zählen zu ihren Fans. Wer immer noch nicht überzeugt ist, sollte sich bei einem ihrer Deutschland-Termine blicken lassen.

05.11. BERLIN — 06.11. KÖLN

17.11. HAMBURG — 02.12. STUTTGART

Den D u rchbruch hat Maxim mit seinem Album »Staub« geschafft. Jetzt macht er sich daran, DeutschPop auch live zu erneuern. 10.11. GÜTERSLOH — 11.11. BR AUNSCHWEIG — 12.11. BREMEN — 13.11. BERLIN — 14.11. DRESDEN — 15.11. AUGSBURG — 17.11. WIESBADEN — 18.11. LEIPZIG — 19.11. MANNHEIM — 20.11. FREIBURG — Geht weiter!

SLEEP PARTY PEOPLE THE COATHANGERS

Mal sacht und leise, mal psychedelisch bis gaga: Sleep Party People sind anstrengend und sehenswert zugleich. Wo sonst bekommt man schon eine Hasenfamilie über Synthesizer gebeugt zu sehen? Dreampop mit offenen Armen für so viel anderes. 27.11. BERLIN

The Coathangers haben sich bereits im Vorprogramm von ... Trail Of Dead einen Namen weit über die Punk-Szene hinaus gemacht. Mit Mut zur Disharmonie und einer Portion Wut im Bauch soll nun auch der Rest überzeugt werden. 22.11. STUTTGART — 23.11. KÖLN — 24.11. HAMBURG — 25.11. BERLIN — 28.11. MÜNCHEN


Ticketmaster.de

JUNGLE KLAXONS

Usher 28.02.15 Hamburg 02.02.15 Köln

Der subtile SoulEntwurf der Londoner Formation Jungle kommt klassisch und modern zugleich daher, weiß aber vor allem auch Hörer zu begeistern, die für gewöhnlich einen großen Bogen um R’n’B, Funk und Ähnliches machen. Muss man auch erst mal hinbekommen. 15.11. HAMBURG — 17.11. BERLIN — 24.11. MÜNCHEN — 25.11. DÜSSELDORF

MIGHTY OAKS

Das kosmopolite Folk-Kollektiv ist ein Musterbeispiel für die gerne angezweifelte Gleichung »Harte Arbeit = Großer Erfolg«. 10.11. KÖLN — 11.11. HANNOVER — 12.11. LEIPZIG — 13.11. BERLIN — 22.11. HAMBURG — 06.12. DORTMUND — 07.12. HEIDELBERG — 08.12. STUTTGART — 10.12. FREIBURG — 16.12. MÜNCHEN — 18.12. A-WIEN

09.03.15 München 12.03.15 Mannheim

Vega

Nu Rave ist tot – hoch leben die Klaxons! Nachdem die Band zeitgeistige Moden ausgesessen hat, darf sie sich wieder voll und ganz ihrem tanzbaren Pop-Entwurf widmen – der auf der Bühne immer noch am meisten hermacht. 11.11. WIESBADEN — 12.11. BERLIN — 16.11. KÖLN — 17.11. HAMBURG — 20.11. STUTTGART — 25.11. MÜNCHEN

RACLES

Wer Pete Doherty von sich begeistern kann, muss viel richtig machen. Aber auch ohne prominente Fürsprecher weiß der zwischen Psych-, Kraut- und Indie-Rock changierende Mix zu überzeugen. 13.11. DARMSTADT — 15.11. KÖLN — 18.11. DORTMUND — 19.11. HAMBURG — 20.11. HEIDELBERG — 21.11. BERLIN — 22.11. LEIPZIG

Deutschland-Tour 14.03. – 27.03.15

James Yorkston Deutschland-Tour 09.01. – 14.01.15

Milky Chance 11.12.14 Lüneburg

12.12.14 Kiel

Kurt Krömer Deutschland-Tour 17.10. – 09.11.14

VON SPAR WE INVENTED PARIS

Caribou 12.03.14 Berlin

Eleganter Pop mit Würde zwischen krautigem Ambient, gelassenen Balladen und deepen HouseNummern: Von Spar haben sich einmal mehr neu erfunden und zelebrieren ihre musikalische Wiedergeburt. 24.11. JENA — 25.11. BERLIN — 26.11. CHEMNITZ — 27.11. LEIPZIG — 28.11. HAMBURG — 29.11. KÖLN

Chöre, Ooohs und Aaahs, Gitarren und Klatschen – das schweizer Künstlerkollektiv We Invented Paris kultiviert auf ihrem neuen Album »Rocket Spaceship Thing« Musik, bei der man sofort mit seinen Freunden im Arm tanzen und mitpfeifen möchte. 18.11. AUGSBURG — 19.11. DARMSTADT — 20.11. ESSEN — 21.11. OLDENBURG

Slipknot 07.02.15 Berlin 08.02.15 Hamburg

. . . und viele weitere Events auf ticketmaster.de Ticket-Hotline: 01806-999 00 00 0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetzen


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TOURDATEN PRÄSENTIERT VON INTRO

PRÄSENTIERT VON INTRO

ALLIGATOAH ASTEROIDS GALAXY TOUR 02.11. BERLIN 03.11. HAMBURG 04.11. BREMEN 05.11. REUTLINGEN 06.11. DRESDEN 07.11. HEIDELBERG 08.11. KÖLN

ANDY BURROWS

31.10. MÜNCHEN 02.11. A-WIEN 06.11. BERLIN 12.11. KÖLN 13.11. HAMBURG

17.11. BERLIN 18.11. MÜNCHEN

AUGUSTINES

…AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD 03.11. MARBURG 09.11. MÜNCHEN 10.11. BERLIN 11.11. HAMBURG 12.11. KÖLN 20.11. HANNOVER 21.11. BIELEFELD

PRÄSENTIERT VON INTRO

ANE BRUN

17.11. MÜNCHEN 18.11. DARMSTADT 19.11. HAMBURG 21.11. BERLIN

ANGUS & JULIA STONE 09.11. OFFENBACH 12.11. BERLIN 13.11. MÜNCHEN 14.11. KÖLN

ANNA AARON 11.11. KONSTANZ 12.11. WEINHEIM 13.11. ULM 14.11. REUTLINGEN 15.11. LÖRRACH

PRÄSENTIERT VON INTRO

ÁSGEIR

10.11. HAMBURG 12.11. BERLIN 13.11. KÖLN

BENJAMIN BOOKER 19.11. KÖLN 24.11. HAMBURG 25.11. BERLIN

09.11. KARLSRUHE 10.11. MÜNCHEN 12.11. DÜSSELDORF 13.11. LEIPZIG 14.11. BERLIN

BEATSTEAKS 04.11. SIEGEN 06.–07.11. A-WIEN 11.11. ERFURT 12.11. SAARBRÜCKEN 14.11. BREMEN 15.11. MAGDEBURG 18.–19.11. KÖLN 22.11. LEIPZIG 23.11. BIELEFELD 25.11. DORTMUND 27.–28.11. BERLIN Geht weiter!

BEN HOWARD 21.11. KÖLN 24.11. FRANKFURT A. M. 25.11. HAMBURG 27.11. BERLIN 28.11. MÜNCHEN

BLOOD RED SHOES 02.11. DÜSSELDORF 03.11. DRESDEN 04.11. LEIPZIG 05.11. KARLSRUHE 06.11. WIESBADEN 07.11. WANGELS 09.11. MÜNSTER

BOB MOULD 06.11. BERLIN 07.11. KÖLN

BOHREN & DER CLUB OF GORE 05.11. NÜRNBERG 06.11. KARLSRUHE

BOMBAY BICYCLE CLUB 19.11. HAMBURG 26.11. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

BONAPARTE 27.10. ERLANGEN 28.10. DRESDEN 29.10. LEIPZIG 30.10. BERLIN 11.11. HANNOVER 12.11. ESSEN

CAMERA 12.11. HAMBURG 15.11. BERLIN 21.11. JENA 25.11. MÜNCHEN

CATFISH AND THE BOTTLEMEN 24.11. BERLIN 25.11. KÖLN 26.11. HAMBURG

CAT POWER 19.11. FRANKFURT A. M.

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CLICKCLICKDECKER

27.10. RAVENSBURG 28.10. REUTLINGEN 29.10. FRANKFURT A. M. 01.11. FREIBURG

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CLOUD BOAT

31.10. BERLIN 01.11. LEIPZIG 03.11. MÜNCHEN 10.11. STUTTGART

COUNTING CROWS MIT LUCY ROSE

17.11. KÖLN 18.11. BERLIN 20.11. HAMBURG 22.11. MÜNCHEN

CRO 05.11. STUTTGART 08.11. MANNHEIM 09.11. FRANKFURT A. M. 13.11. BERLIN 14.11. MÜNCHEN 15.11. NÜRNBERG 17.11. A-WIEN 18.11. DRESDEN 19.11. BREMEN 21.11. HAMBURG 22.11. DORTMUND 26.11. HANNOVER 27.11. KÖLN 28.11. FREIBURG

DAF

PRÄSENTIERT VON INTRO

07.11. STUTTGART 08.11. DÜSSELDORF

PRÄSENTIERT VON INTRO

10.11. BERLIN

10.11. BERLIN

CHRIS GARNEAU 09.11. WIESBADEN 10.11. BERLIN 11.11. DRESDEN

DA GEHEN WIR HIN – TIPPS DER REDAKTION Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

FREDERIKE WETZELS

JÖRN C. OSENBERG

FELIX SCHARLAU

TRÜMMER ΩRACLES DIE NERVEN WEEK-END FEST KATE TEMPEST

BAHAMAS PETERLICHT JAPAN. KAMPFHÖRSPIELE SEBASTIEN TELLIER THE MAJORITY SAYS

KATE TEMPEST AFFENMESSERKAMPF CHRIS IMLER THE HIDDEN CAMERAS BOB MOULD

THE DØ

28.10. FRANKFURT A. M. 29.10. KÖLN 30.10. LEIPZIG 31.10. BERLIN

13.11. BERLIN 14.11. HAMBURG

26.11. HAMBURG

28.10. HAMBURG 02.11. HANNOVER 03.11. BERLIN 12.11. OFFENBACH 15.11. MÜNCHEN 16.11. STUTTGART

PRÄSENTIERT VON INTRO

COURTNEY BARNETT

19.11. KIEL 21.11. ESSEN 22.11. LUDWIGSHAFEN Geht weiter!

CHRISTOPHER OWENS

07.11. MAINZ 08.11. DÜSSELDORF

THE DRUMS

CHARLES MANSON: SUMMER OF HATE – DAS MUSICAL

BLAUDZUN

FEHLFARBEN

11.11. REGENSBURG 15.11. MÜNCHEN 17.11. WÜRZBURG 18.11. FRANKFURT A. M. 19.11. MARBURG 20.11. JENA 21.11. HALLE 22.11. DRESDEN 24.11. ROSTOCK 25.11. KIEL 26.11. OSNABRÜCK 27.11. KÖLN 28.11. BONN 29.11. HEIDELBERG

16.11. KÖLN 19.11. BERLIN 20.11. MÜNCHEN

BERND BEGEMANN & DIE BEFREIUNG

CHET FAKER

DIE NERVEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

DAMIEN RICE 31.10. BERLIN

DIE GOLDENEN ZITRONEN 29.10. MÜNCHEN

DIE STERNE 31.10. HAMBURG

DÚNÉ 10.11. KÖLN 12.11. A-WIEN 22.11. BERLIN 23.11. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

EGOTRONIC 31.10. ERLANGEN 06.11. BREMEN 07.11. SCHWERIN 08.11. KIEL 13.11. JENA 14.11. WIESBADEN 28.11. TRIER 29.11. OSNABRÜCK Geht weiter!

THE FELICE BROTHERS 07.11. WANGELS 09.11. BERLIN 10.11. KÖLN 11.11. MÜNCHEN 15.11. OFFENBACH

PRÄSENTIERT VON INTRO

FINDUS

12.11. DRESDEN 13.11. JENA 14.11. NÜRTINGEN 15.11. WIESBADEN

FINK MIT DOUGLAS DARE 09.11. MÜNCHEN 12.11. FRANKFURT A. M. 13.11. DRESDEN 15.11. BERLIN 17.–18.11. BERLIN 19.11. HAMBURG 21.11. KÖLN

FOXYGEN 05.11. BERLIN

FUNNY VAN DANNEN 14.11. LEIPZIG 15.11. MÜNSTER 16.11. HANNOVER 20.11. GIESSEN 21.11. DÜSSELDORF 22.11. HILDESHEIM

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THE GARDEN 20.11. HAMBURG 21.11. BERLIN 23.11. FRANKFURT A. M.

EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN

THE GASLIGHT ANTHEM

09.11. STOLBERG 10.11. HANNOVER 11.11. BERLIN 16.11. MÜNCHEN

20.11. KÖLN

29.10. DÜSSELDORF 31.10. BERLIN 01.11. HAMBURG 05.11. SAARBRÜCKEN 07.11. MÜNCHEN 13.11. STUTTGART 14.11. FRANKFURT A. M.

ERDMÖBEL

PRÄSENTIERT VON INTRO

22.11. SCHORNDORF 27.11. ESSEN 29.11. WORPSWEDE 30.11. BIELEFELD Geht weiter!

11.11. KÖLN 12.11. MÜNCHEN 13.11. BERLIN

EMILÍANA TORRINI

GRAMATIK

EUROSONIC NOORDERSLAG Jedes Jahr im Januar gibt es beim Eurosonic Noorderslag einen Vorgeschmack auf das, was im kommenden Sommer auf den europäischen Festivalbühnen zu sehen sein wird. Eigentlich stecken hinter dem Eurosonic Noorderslag aber zwei Festivals: Der eine Teil (Eurosonic) präsentiert jeweils von Mittwoch bis Freitag neue Musik aus ganz Europa, 2015 liegt der Länderschwerpunkt auf Island. Am Festivalsamstag findet das Noorderslag statt, bei dem nur niederländische Bands spielen. Mehr dazu erfahrt ihr in der kommenden Ausgabe. Text: Julia Brummert 14.-17.01. NL-GRONINGEN — BILDERBUCH, KIASMOS, LARY, MALKY U. V. A.


MORGEN

GEORGE EZRA

KATE TEMPEST

MARCUS WIEBUSCH

OLSON

SAM SMITH

07.11. LEIPZIG 11.11. BERLIN 13.11. KÖLN 14.11. HAMBURG 15.11. FRANKFURT A. M. 17.11. STUTTGART 18.11. MÜNCHEN

25.11. HEIDELBERG 26.11. BERLIN 27.11. HAMBURG 28.11. KÖLN 29.11. MÜNCHEN

28.10. BIELEFELD 29.10. HAMBURG 30.10. HANNOVER 31.10. BREMEN 01.11. FRANKFURT A. M. 02.11. KÖLN 03.11. A-WIEN 04.11. BERLIN

30.10. MÜNCHEN 31.10. STUTTGART 01.11. KÖLN 02.11. HAMBURG 13.11. BERLIN 15.11. KIEL 16.11. ROSTOCK 20.11. OSNABRÜCK 21.11. MÜNSTER 22.11. HANNOVER

16.11. KÖLN 17.11. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

THE HIDDEN CAMERAS 01.11. WIESBADEN 02.11. KÖLN 03.11. MÜNSTER 04.11. HAMBURG 05.11. NÜRNBERG

THE HORRORS 25.11. KÖLN 28.11. HAMBURG 29.11. BERLIN 30.11. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

INTRODUCING MIT GORGON CITY*,

MOVEMENT*, JESSY LANZA*, ZEBRA KATZ**, SAY LOU LOU**, ATTAQUE** 29.10. BERLIN* 30.10. KÖLN* 23.11. BERLIN** 24.11. HAMBURG**

IRON & WINE 05.11. KÖLN 06.11. WIESBADEN 07.11. WANGELS 08.11. BERLIN 09.11. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

I HEART SHARKS

05.11. ESSEN 06.11. WÜRZBURG 07.11. AUGSBURG 15.11. AACHEN 17.11. HANNOVER 22.11. ROSTOCK 27.11. STUTTGART 28.11. KAISERSLAUTERN 29.11. WIESBADEN Geht weiter!

JAMIE T 21.11. BERLIN 22.11. HAMBURG 24.11. KÖLN

JA, PANIK 03.11. NÜRNBERG 04.11. REUTLINGEN 05.11. FREIBURG 21.11. ESSEN 22.11. AACHEN Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

KIESZA

11.11. BERLIN 12.11. KÖLN

KLAUS JOHANN GROBE 04.11. LEIPZIG 05.11. HAMBURG 06.11. HANNOVER 07.11. BERLIN 08.11. MÜNCHEN 09.11. KÖLN 10.11. MÜNSTER

THE KNIFE 03.11. BERLIN

KREIDLER 01.11. KÖLN 02.11. KARLSRUHE

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LAMB MIT THE RAMONA FLOWERS 28.11. KÖLN 29.11. HAMBURG 30.11. BERLIN

LARY 27.10. BERLIN 28.10. HAMBURG 29.10. KÖLN 30.10. FRANKFURT A. M. 31.10. MÜNCHEN

PAOLO NUTINI

MORRISSEY

14.11. OFFENBACH 18.11. BERLIN

05.11. HANNOVER 23.11. BERLIN 24.11. ESSEN

PERFUME GENIUS

MOTÖRHEAD 10.11. MÜNCHEN 11.11. DÜSSELDORF 14.11. HAMBURG 16.11. BERLIN

MOUNT KIMBIE 06.11. FRANKFURT A. M. 08.11. KARLSRUHE 29.11. MÜNCHEN Geht weiter!

MOUSE ON MARS 31.10. BERLIN 14.11. HAMBURG

MR. SCRUFF

MUTTER

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LUCY ROSE

18.11. HAMBURG 24.11. STUTTGART 25.11. FRANKFURT A. M.

LYKKE LI MIT ELIOT SUMNER* 05.11. BERLIN* 06.11. MÜNCHEN* 07.11. HAMBURG 09.11. KÖLN

31.10. HANNOVER 01.11. KÖLN 02.11. WIESBADEN 06.11. OBERHAUSEN 07.11. SCHORNDORF 08.11. KARLSRUHE 14.11. MÜNCHEN 15.11. A-WIEN

THE NOTWIST 02.11. FREIBURG Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

OLIVER THE MAJORITY POLAK SAYS PRÄSENTIERT VON INTRO

MARIANNE FAITHFULL

28.10. NEU-ISENBURG 29.10. KÖLN

15.11. MÜNCHEN 25.11. BERLIN 26.11. HAMBURG

OPENING NIGHT PLATTENLADENWOCHE MIT BELA B., RAINBIRDS, LAITH AL-DEEN, BOLLMER, THE DEAD LOVERS

27.11. DRESDEN 28.11. ROSTOCK 29.11. BREMERHAVEN

18.11. KÖLN 19.11. BERLIN 20.11. HAMBURG

KASABIAN

JOHNNY MARR

MIA.

LILY & MADELEINE

02.11. KÖLN

06.11. BERLIN 07.11. WANGELS 13.11. KÖLN

03.11. BIELEFELD 04.11. LEIPZIG 29.11. FRANKFURT A. M. 30.11. MÜNCHEN

14.11. MANNHEIM 15.11. LEIPZIG

27.10. HAMBURG 28.10. NÜRNBERG 30.10. MÜNCHEN 31.10. A-WIEN 02.11. OBERHAUSEN 03.11. KÖLN 04.11. HANNOVER 06.11. LEIPZIG 07.11. WEINHEIM 08.11. STUTTGART 09.11. WIESBADEN 10.11. BERLIN Geht weiter!

JEFF TWEEDY

MERCHANDISE

28.10. DRESDEN 30.10. OLDENBURG 02.11. GÜTERSLOH 03.11. FRANKFURT A. M. 04.11. KÖLN 05.11. OSNABRÜCK 06.11. MÜNSTER 07.11. LINGEN 08.11. WANGELS 10.11. WIESBADEN 11.11. REUTLINGEN 12.11. NÜRNBERG 14.11. FULDA 15.11. HAMBURG 16.11. BERLIN 19.11. MÜNCHEN 20.11. MÜNCHEN 21.11. JENA 23.11. LEIPZIG 24.11. MAGDEBURG 25.11. ROSTOCK

03.11. BERLIN

17.11. BERLIN 18.11. HEIDELBERG

PETERLICHT 28.10. ERLANGEN 07.11. OSNABRÜCK 09.11. HAMBURG 21.11. NÜRNBERG

PHOX 18.11. KÖLN 19.11. MÜNSTER 21.11. BERLIN 25.11. MÜNCHEN

PRÄSENTIERT VON INTRO

POP-ABO MIT TINA DICO 06.11. DORTMUND

THE RIFLES 25.11. HAMBURG 26.11. HANNOVER 27.11. BERLIN 30.11. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

ROCKSTAH

28.10. HANNOVER 29.10. OSNABRÜCK 30.10. BREMEN 31.10. LÜBECK 01.11. HAMBURG 02.11. BERLIN 04.11. LEIPZIG 05.11. DRESDEN 06.11. WÜRZBURG 07.11. FRANKFURT A. M.

PRÄSENTIERT VON INTRO

ROCKY VOTOLATO

07.11. WIESBADEN 08.11. OBERHAUSEN 09.11. BERLIN 10.11. HANNOVER 11.11. HAMBURG 12.11. BREMEN 13.11. DRESDEN 14.11. MÜNSTER 15.11. TRIER 16.11. KARLSRUHE 17.11. DÜSSELDORF

SAMY DELUXE 27.10. HEIDELBERG 29.10. OSNABRÜCK 30.10. KIEL

SBTRKT 10.11. MÜNCHEN 11.11. BERLIN 13.11. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

TIMBER TIMBRE MIT TASSEOMANCY 29.10. KÖLN 30.10. BERLIN

SCHMUTZKI

THE TING TINGS

29.10. MANNHEIM 30.10. VÖLKLINGEN 31.10. PIRMASENS 01.11. WIESBADEN 05.11. DÜSSELDORF 06.11. KÖLN 07.11. OBERHAUSEN 08.11. LEER 09.11. OSNABRÜCK 11.11. BREMEN 12.11. HANNOVER 13.11. BRAUNSCHWEIG 14.11. ROSTOCK 17.11. BERLIN 18.11. DRESDEN

17.11. KÖLN 18.11. BERLIN

SEBASTIEN TELLIER 27.10. BERLIN

SEEKAE 30.10. BERLIN

SHABAZZ PALACES 14.11. BERLIN 15.11. KÖLN 16.11. MÜNCHEN

SHELLAC 01.11. HAMBURG

SINKANE 23.11. HEIDELBERG 24.11. MÜNCHEN 25.11. LEIPZIG 26.11. BERLIN 29.11. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

SON LUX 23.11. HAMBURG 24.11. BERLIN 25.11. KÖLN

SPOON 02.11. HAMBURG 04.11. KÖLN

STEREO MCS 02.11. KREFELD 10.11. NÜRNBERG 11.11. MÜNCHEN 13.11. A-WIEN 16.11. FRANKFURT A. M. 18.11. LEIPZIG 20.11. BERLIN 21.11. KÖLN

ST. VINCENT 29.10. DÜSSELDORF 10.11. STUTTGART 12.11. FRANKFURT A. M.

SWANS MIT PHARMAKON 27.10. HAMBURG 29.10. DRESDEN 30.10. WIESBADEN 31.10. KARLSRUHE 01.11. MÜNCHEN

THURSTON MOORE 16.11. KÖLN 18.11. WIESBADEN 19.11. MÜNCHEN 20.11. HEIDELBERG

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TRÜMMER 30.10. BERLIN 31.10. LEIPZIG 01.11. HANNOVER 02.11. DARMSTADT 03.11. NÜRNBERG 04.11. A-WIEN 05.11. WÜRZBURG 06.11. HEIDELBERG 07.11. KÖLN 08.11. ESSEN 09.11. HAMBURG 27.11. BAYREUTH 28.11. STUTTGART

TUNE-YARDS 12.11. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

TY SEGALL 04.11. HAMBURG 05.11. DRESDEN 06.11. BERLIN

THE WAR ON DRUGS 27.10. BERLIN

WARPAINT 21.11. LEIPZIG 23.11. FRANKFURT A. M.

WILDBIRDS & PEACEDRUMS 08.11. HAMBURG 09.11. BERLIN 22.11. OFFENBACH

WILD CHILD 28.10. HAMBURG 29.10. KÖLN 04.11. MÜNCHEN

ZOLA JESUS 10.11. KÖLN 11.11. BERLIN 12.11. HAMBURG 13.11. FRANKFURT A. M.

DIE KOMMEN, DIE TOUREN ANNENMAYKANTEREIT (29.01.–13.03.) ANTILOPEN GANG (04.12.–14.03.) CHAKUZA (09.12.–11.01.) JUPITER JONES (27.–28.12.) LAMB (28.11.–14.12.) LITTLE DRAGON (03.12.2014 08.12.) MALKY (15.01.–06.02.) METRONOMY (10.–16.12.) POP-ABO MIT MIGHTY OAKS (06.12.) SCHAFE & WÖLFE (21.01.–12.02.) TALISCO (04.–06.12.) ZOOT WOMAN (17.01.–03.02.)


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MORGEN

FESTIVALS

SINKANE

WEEK-END #4 Mitten im Winter feiert die Indie-Welt den 40. Geburtstag von Brian Enos »Taking Tiger Mountain (By Strategy)« in einem schon fast vergessenen Tempel der Popkultur. Ende November pfeift ein kalter Wind durch den Stadtgarten des Kölner Arbeiterstadtteils Mülheim. Die an seinem Ende gebaute Stadthalle hat in solchen Zeiten Glück, wenn der Schnee das tut, was ansonsten grüne Blätter besorgen: ihr Alter und ihre ausbesserungswürdigen Stellen mit natürlichem Make-up bedecken. Früher, bis in die 80er- und 90er-Jahre hinein, haben hier Legenden wie Depeche

Mode oder die Pixies gespielt. Heute wird die Halle mit ihrer tollen Akustik und dem herrlichen 60erInterieur nur noch für Karnevals­ sitzungen, Esoterik-Messen und Plattenbörsen aufgeschlossen. Die einzige Ausnahme bildete im vergangenen Dezember das dritte Week-End Festival, und plötzlich erstrahlte alles wieder im alten Glanz. Das Publikum war begeistert vom Stil, von der abge­fahrenen

Decke im großen Festsaal, von dieser plötzlich wach geküssten Location. Die Älteren konnten berichten, wen sie früher mal live sahen, und das Week-End beschloss – zum ersten Mal in seiner jungen Geschichte –, die Spielstätte beizubehalten und auch die nächste Ausgabe wieder dort stattfinden zu lassen. Das Line-up für die drei Tage im winterlichen Köln-Mülheim steht

schon. Es ist wie immer KennerMusik von fantastischen Künstlern aus aller Welt, die die geschichtsträchtigen Räume noch intensiver nutzen werden. Erstmalig öffnet sich auch der Keller, den der französische Künstler Pierre Bastien mit einem installativen Orchester bespielen wird. Erst kürzlich hat Pulp-Sänger Jarvis Cocker zugesagt, seinen Plattenkoffer mitzubringen, um die Dandys, Nerds und Freaks als DJ sicher durch die Nacht in den samstäglichen Morgen zu bringen. Im Fokus stehen 2014 allerdings Brian Eno und sein 40 Jahre altes Werk »Taking Tiger Mountain (By Strategy)«, das von Indie-Paganini Owen Pallett, den Kölner Sound-Chamäleons Von Spar und acht weiteren KünstlerInnen und Bands neu interpretiert werden soll. Der US-amerikanische Künstler Richard Prince hat sich außerdem das original Artwork des 1974er-Albums vorgenommen und es neu bearbeitet. Das Resultat wird an diesem Wochenende als Kunstdruck in limitierter Auflage erhältlich sein. Brian Eno selbst ist natürlich auch eingeladen. Ob er kommt, werden wir sehen. Er würde sich auf jeden Fall wohlfühlen auf einem solchen Festival von LiebhaberInnen für LiebhaberInnen. Text: Carsten Schumacher Foto: Frederike Wetzels 27.-29.11. KÖLN — A CERTAIN R ATIO, AMEN DUNES, ESG, JA AKKO EINO K ALEVI, JARVIS COCKER (DJ), K ATE TEMPEST, MARKER STARLING, MDOU MOCTAR, NICHOLAS KRGOVICH, NITE JEWEL, OWEN PALLETT, PIERRE BASTIEN, SINK ANE, TEENAGE FANCLUB, THE CLIENTELE, VON SPAR U. A.

WILD YOUTH

PRÊT À ÉCOUTER

Mit der Wild-Youth-Partyreihe gibt es in Offenbach und Frankfurt am Main seit einem Jahr eine feste Adresse für Indie-Freundinnen und -Freunde. Weil die Sache so gut läuft, wird der erste Geburtstag jetzt mit einem kleinen Festival, dem Wild Youth, THE FELICE BROTHERS gefeiert. Vier Bands statt nur eine, getanzt werden darf natürlich trotzdem oder sowieso. Noch dazu im Hafen 2, dem schönen Kulturzentrum am Main, im neuen Haus, denn das alte steht nicht mehr. Text: Julia Brummert

Prêt-à-porter bezeichnet in der Mode die Kollektionen, die man tatsächlich anziehen kann. Fertig zum Tragen eben. Das Festival prêt à écouter präsentiert einmal im Jahr Bands, die wie die gleichnamige Mode verschiedene Geschmäcker treffen. Dabei sind beTHURSTON MOORE kannte und auch unbekannte Namen der vergangenen Festivalsaison und vielversprechende Acts, von denen wir 2015 sicherlich noch einiges hören werden. Nebenbei gibt’s Kunstausstellungen und Partys im schönen alten Bahnhofsgebäude. Text: Julia Brummert

15.11. OFFENBACH — ANDY SHAUF, LOW ROAR, STU LARSEN, THE FELICE BROTHERS

18.-30.11. HEIDELBERG — METRONOMY, SINK ANE, THURSTON MOORE U. V. A.


MORGEN

U

WWW.LOFT.DE WWW.FACEBOOK .COM/LOFTCONCERTS

So. 02.11.2014 | Gloria, Köln

THE FELICE BROTHERS

JAMIE T

Do. 13.11.2014 | Theater am Tanzbrunnen, Köln

So. 14.12.2014 | Live Music Hall, Köln

LABRASSBANDA METRONOMY

JEFF TWEEDY special guest: Arc Iris

Mi. 28.01.2015 | Live Music Hall, Köln

HOZIER

Sa. 15.11.2014 | Gloria, Köln

ANNE CLARK & BAND

EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN

Mi. 19.11.2014 | Live Music Hall, Köln

Sa. 31.01.2015 | Gloria, Köln

MARK LANEGAN BAND plus special guest

17 HIPPIES

Mo. 09.02.2015 | Live Music Hall, Köln Di. 10.02.2015 | FZW, Dortmund

MARLON KLANGKARUSSELL „Netzwerk“ Tour 2014 ROUDETTE Mi. 29.10.2014 | Palladium, Köln

12.11. KESSELHAUS | 20H

TINARIWEN

special guest: Pulled Apart By Horses Mi. 29.10.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

26.11. POSTBAHNHOF | 20H

LABRASSBANDA 26.11. COLUMBIAHALLE | 20H

special guests: Deer Tick & Bayside Fr. 31.10.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

BOMBAY BICYCLE CLUB 26.11. ASTRA | 20H

Sa. 22.11.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

BELA B & SMOKESTACK LIGHTNIN´ FEAT. PETA DEVLIN

special guest: Kristal & Jonny Boy

2.12. KESSELHAUS | 20H

Di. 25.11.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund

CLUESO

5.12. MAX-SCHMELING-HALLE | 20H

MONKEYTOWN FEST

special guest: Bilderbuch Fr. 28.11.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund Di. 02.12.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

MIT MODERAT, THE NOTWIST, DARK SKY, SIRIUSMO + SPEC. GUESTS 5.12. TEMPODROM | 20H

DEINE FREUNDE

Zum Glück In Die Zukunft II Tour 2014 Fr. 19.12.2014 | ISS Dome, Düsseldorf (Zusatztermin)

7.12. LIDO | 16:30H

NIELS FREVERT & BAND

special guest: Misfits So. 18.01.2015 | Lanxess Arena, Köln (Verlegt vom 10.12.) Fr. 23.01.2015 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen (Verlegt vom 11.12.)

11.12. LIDO | 20H

Y´AKOTO

Sa. 31.01.2015 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

YOUNG REBEL SET

Sa. 07.02.2015 | Palladium, Köln

12.12. BI NUU | 20H

14.12. SO36 | 20H

So. 08.02.2015 | Palladium, Köln

FUNNY VAN DANNEN 20.12. ASTRA | 20H

Di. 24.02.2015 | Palladium, Köln

COLD SPECKS 23.1.15 BI NUU | 20H

Mi. 25.02.2015 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

FETTES BROT 30.1.15 TEMPODROM | 20H

Mi. 25.02.2015 | Palladium, Köln (Zusatztermin!)

THE KOOKS

7.2.15 COLUMBIAHALLE | 20H

„In Schwarz“ Tour 2015 Do. 05.03.2015 | Palladium, Köln

ALT-J

11.2.15 COLUMBIAHALLE | 20H

ELEMENT OF CRIME 17./18.3.15 TEMPODROM | 20H

Di. 17.03.2015 | Palladium, Köln

THE SCRIPT

CHILLY GONZALES & KAISER QUARTETT 11.5.15 PHILHARMONIE | 20H

WWW.LOFT.DE/TICKETS | KOKA 36 (030) 611 013 13

E

Mo. 24.11.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

So. 30.11.2014 | Live Music Hall, Köln

Mo. 17.11.2014 | Gloria, Köln

ÁSGEIR

T

MILOW special guest: Luke Sital-Singh

9.11. BI NUU | 20H

11.11. TEMPODROM | 21H

A

DAVID GREY

Do. 13.11.2014 | E-Werk, Köln Sa. 15.11.2014 | FZW, Dortmund

ES BESTEHT KEINE GEFAHR FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT 20.8.15 WUHLHEIDE | 19:30H

D

So. 23.11.2014 | Gloria, Köln

MARCUS WIEBUSCH

FARIN URLAUB RACING TEAM

P

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prime entertainment www.prime-entertainment.de


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MORGEN

FESTIVALS

Thomas, was macht das Sonic Visions speziell? Wir ziehen Publikum aus Frankreich, Deutschland und den Benelux-Staaten an. Bands, die in einem dieser Länder groß sind, sind vielleicht woanders gar nicht so bekannt. Die bringen ihre Fans zum Sonic Visions mit und sprechen dann vielleicht Fans anderer Bands aus anderen Ländern an. Wir schaffen einen Mix aus internationalen Acts und Newcomern aus Luxemburg. Was zeichnet den Pop in Luxemburg aus? Luxemburg ist sehr international. Du hast Franzosen, Belgier, auf der anderen Seite auch eine große Gemeinde von Leuten aus ganz Europa, die bei Banken, Versicherungen und EUInstitutionen arbeiten. Die gehen meist gern auf Konzerte, was dazu führt, dass bei uns die ganze Musikszene sehr facettenreich ist. Bei uns spielen Bands auch oft in kleinerem Rahmen als woanders, was auch schön ist. Worauf freust du dich beim Sonic Visions? ÁSGEIR Charlotte aus Luxemburg und die Cloud Nothings habe ich bisher noch nicht live gesehen. Ich mag es, wenn man eine Band kennt, aber noch nicht weiß, wie die live so drauf ist. Bakermat aus den Niederlanden habe ich schon Showcase-Festivals gibt es mittlerweile einige mal gesehen, dazu kann man gut tanzen. in Europa. Auch das Sonic Visions in Luxem- Interview: Julia Brummert burg bringt Konzerte und Konferenz zusammen. Thomas Roschek von der Rockhal in 20.-22.11. L-ESCH-SUR-ALZETTE — ANGUS & JULIA STONE, ÁSGEIR, CLOUD NOTHINGS, FRITZ Esch, dem Veranstaltungsort, sagt uns, was K ALKBRENNER, K ATE TEMPEST, ROME, ST. VINCENT, THE TR AMPS U. A. das Besondere an diesem Festival ist.

SONIC VISIONS

SCHNIPO SCHRANKE

OPERATION TON H.P. Baxxter trifft Frank Spilker von Die Sterne zum Gespräch: Bei der Operation Ton wird ein nerdiger Traum wahr! Die Veranstaltung im Hamburger Schanzenviertel bietet Musikschaffenden eine Plattform fernab teurer Eintrittskarten. Es gibt Vorträge und Diskussionen von und mit unter anderem Moses Schneider, Andy Strauß, Barbara Kisseler und Wenzel Storch. Ein Unterhaltungsprogramm mit Konzerten, Lesungen und dem Film »The Punk Singer« über Kathleen Hanna gibt’s obendrauf. Text: Julia Brummert 07.-08.11. HAMBURG — BERTHOLD SELIGER, FR ANK SPILKER, H.P. BAXXTER, LINUS VOLKMANN, MOSES SCHNEIDER, SCHNIPO SCHR ANKE U. A.

POP-ABO MIT TINA DICO Die Saison des Pop-Abo im Konzerthaus Dortmund läuft wieder auf Hochtouren: Nach Ane Brun im Oktober stattet mit Tina Dico im November die nächste skandinavische Singer/ Songwriterin dem hohen Haus einen Besuch ab. Im Interview sagt sie, wieso dieser Ort etwas Besonderes ist. Du hast ja schon 2010 ein Konzert im Konzerthaus Dortmund gegeben. Wie war’s? Ich erinnere mich, dass ich gar nicht wusste, was mich erwartet, als wir in Dortmund ankamen. Viele der Leute im Publikum hatten meine Musik noch nie gehört. Deshalb war ich überrascht, wie schön die Atmosphäre war, da lag ein Gefühl von Zusammengehörigkeit in der Luft. Was ist das Besondere daran, in so einem »klassischen« Rahmen zu spielen? Du kannst sicher sein, dass sich das Publikum auf das Konzert einlässt. Weil es kaum Hintergrund-

geräusche gibt, hören die Menschen im Pub­ likum jedes einzelne Wort. Beim letzten Mal waren alle sehr höflich und leise, das kann einen schon verunsichern. Mit der Zeit habe ich aber gelernt, dass ein Publikum, das auf viel Klatschen, Pfeifen und Flüstern verzichtet, meist das ist, das der Musik am aufmerksamsten zuhört. Was können wir von deinem Konzert in Dortmund erwarten? Wir wollen mit dem Konzert eine Geschichte erzählen. Wir werden zu viert auf der Bühne stehen und dreistimmig singen. Wir alle verstehen uns sehr gut und lieben es, gemeinsam Musik zu machen. Ich hoffe, das überträgt sich auf das Publikum. Wir werden alte und neue Stücke spielen. Außerdem freue ich mich, dass wir den großartigen Singer/Songwriter Teitur dabeihaben, der am Anfang ein kleines Set spielen wird. Interview: Julia Brummert 06.11. DORTMUND — TINA DICO, TEITUR

WARPAINT

ELECTRONIC BEATS Alles hat ein Ende, so auch die Telekom Electronic Beats Tour 2014. Neun Festivals gab es in Sommer und Herbst in ganz Europa, unter anderem in Zagreb, Budapest und Wien. Aufgetreten sind Caribou, London Grammar, James Blake, Zoot Woman und viele mehr. Jetzt kommt die Konzertreihe zurück nach Deutschland und feiert ihr großes Finale in Leipzig. Dort geht’s in den Konzertraum mit dem schönsten Namen der Welt: dem Täubchenthal im Leipziger Westen. Und das Line-up lädt auch hier zum Tanz ein. Text: Julia Brummert 21.11. LEIPZIG — ASBJØRN, SHUR A, WARPAINT, WILD BEASTS


MORGEN

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HANS NIESWANDT

T U NE S

BALTIC SOUL WEEKENDER #9 Aus der Heide an den Hafen: Der Baltic Soul Weekender startete als Festival im Center Parks Bispinger Heide. Im November gibt es zum ersten Mal einen Ableger im 60 Kilometer entfernten Hamburg. Auf das Spaßbad und den Wellness-Bereich müssen die Festivalbesucherinnen und -besucher diesmal verzichten. Der Baltic Soul Weekender zieht für ein Wochenende nach Hamburg. Nicht nur die Location ist neu, auch beim Programm gibt es einen Unterschied zum üblichen Weekender in der Bispinger Heide: In Hamburg gibt es ausschließlich DJ- und keine Live-Sets. Das Programm kann sich natürlich trotzdem sehen lassen. Als Headliner fungiert Dimitri From Paris. Seine Remixe von Stücken von Björk und New Order haben ihn bekannt gemacht. Mittlerweile ist er für die Musik bei Modenschauen von Jean Paul Gaultier und Karl Lagerfeld verantwortlich. Außerdem ist er Moderator beim Pariser Radiosender NRJ.

KA MP NA GEL .DE

Der zweite Headliner beim Baltic Soul Weekender #9 ist Grandmaster Flash. Der Gottvater der Turntables ist neben den Beastie Boys und Run DMC der einzige HipHop-Act, der es in die »Rock’n’Roll Hall of Fame« geschafft hat. Das Festival findet auf vier Indoor-Floors im ehemaligen Zentralpostamt Hamburg unweit des Hauptbahnhofs statt. Wie gewohnt gibt es keinen Campingplatz, dafür verweisen die Veranstalter auf die zahlreichen Hotels in der Hamburger Innenstadt. Also im Prinzip alles wie gehabt, nur gibt’s zum Soul diesmal vielleicht keinen Spaziergang durch die Heide, sondern eine Hafenrundfahrt. Ist doch auch schön. Text: Julia Brummert 21.-22.11. HAMBURG — DAN D., DIMITRI FROM PARIS, DJ EASE / NIGHTMARES ON WAX, DJ FERRY, DJ FRICTION, DR. BOB JONES, GR ANDMASTER FLASH, HENRY STORCH, HANS NIESWANDT, IAN DEWHIRST, JAZZIE B., JOEY NEGRO, JOHN MOR ALES, NORMAN JAY, ONUR ENGIN, PERRY LOUIS, R AINER TRÜBY, REBECCA VASMANT, VICTOR SIMONELLI, MISS KELLY MARIE, MOUSSE T., STEVE HOBBS, SUPERGID, THE DISCO BOYS

DIE KOMMEN, DIE FESTIVALS 47° FESTIVAL (06.12.) — BERGFESTIVAL (05.–12.12.) — SKI & BOARDERWEEK (13.-20.12.) — SEMF (STUTTGART ELECTRONIC MUSIC FESTIVAL) (13.12.) — EUROSONIC NOORDERSLAG (14.–17.01.)

N O V / DE Z 20 14

SWANS 27.10. SHELLAc 01.11. THE HiDDEN cAMErAS 04.11. WiLDbirDS & PEAcEDrUMS 08.11. PETErLicHT 09.11. GrEATEST HiTS FESTiVAL: MOUSE ON MArS, TiM HEcKEr U.V.A. 12. – 15.11. OGOYA NENGO & THE DODO WOMEN‘S GrOUP / SVEN KAcirEK 25.11. MAriANNE FAiTHFULL 26.11. ViKTOr MArEK UND ASHrAF SHAriF KHAN 29.11. MiSS HAWAii 13.12. K AMPNAGEL HAMbUrG TicKETS 040 270 949 49


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MORGEN intro 11.14_Layout 1 13.10.14 14

CAFE CENTRAL

SA 01 11

03.11.2014 / MO

Wallis Bird "Architectour"

DI 04 11

05.11.2014 / MI

DO 06 11

Der popmusikalische Geschichtenerzähler

FR 07 11

ALTERNATIVE

05.12.2014 / FR

SA 08 11

NIGHTGROOVE/WHM. KNEIPENFESTIVAL

SA 08 11

HIP HOP MAIMARKTHALLE MA

MI 12 11

POP

DO 13 11

LIVE AFTER DEATH TOUR

FR 14 11

Talco

Combat-Ska aus Italien

20.01.2015 / DI

Amparo Sanchez

Die Mestizo-Musik-Ikone aus Spanien

22.01.2015 / DO DI 11 MI 12 DO 13 FR 14 SA 15 SO 16 DI 18 DO 20 FR 21 SA 22 SO 23 DO 27 SA 29 SO 30

Ragga Gröndal Sarah Ferri Blaudzun Makthaverskan Martha Wainwright Wild Youth Festival Gem Andrews, Nicky Rushton, Sarah Van Jellie Thanks Poppy Ackroyd Hunt Wildbirds & Peacedrums Talking to Turtles, The Provincial Archive, Erik Penny The Ex Tiere Streicheln Menschen Mamy Wata

Offenbach am Main www.hafen2.net

ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN

Get Well Soon

A special night with Get Well Soon

10.02.2015 / DI

Che Sudaka

Die Tour zum neuen Album

20.02.2015 / FR

Mundwerk Crew

Stampfende Beats & verschlungene Reime

25.02.2015 / MI

Heinz Strunk "Das Strunk Prinzip"

Wallbaumweg 108 44894 Bochum Tel.: 0234 / 687 16 10 www.bahnhof-langendreer.de

nov14

SO 07 12

SCHÖN! HALLE_02 HD

FR 12 12

RAP

MIMMIS

Felix Meyer

SO 09

FESTIVAL DER VOLXMUSIK TOUR!

7.11. STUTTGART LKA Longhorn

8.11. DÜSSELDORF ZAKK + FEHLFARBEN

WEINHEIM CAFECENTRAL.DE

MIGHTY OAKS // CH. CUNNINGHAM

187ERS

257ERS

RAP

DO 18 12

POP

SPACEMAN SPIFF

FR 19 12

NOISE POP / 20 JAHRE ROYAL FLUSH

THE MAJORITY SAYS

SA 20 12

KRIEG & FRIEDEN

EASE UP LTD

DO 25 12

THE WEIHNACHTSPARTY CENTRAL GLOBAL!

FR 26 12

ROCKSTEADY SKA SOUL

THE CREEPSHOW

SA 27 12

PSYCHOBILLY CHRISTMAS

MITTELALTER FOLK

REGGAE ROCKERS

SO 16 11

SAOR PATROL

SO 28 12

ZAPPA NIGHT

MI 19 11

THE GRANDMOTHERS OF INVENTION

MO 29 12 KING OF ALLEINUNTERHALTER

POP ALTE FEUERWACHE MA

DO 20 11

AKUSTIK POP

MI 26 11

BLUESROCK

FR 28 11

FOLKPUNK

CRO

ANNA AARON

WE LOVE TOUR

COMBICHRIST // WILLIAM CONTROL LOCUST FUDGE // LES YAK-BOYS GÖTZ WIDMANN // FALK MUMUVITCH DISKO ORKESTAR

DR. WOGGLE & THE RADIO

MOE ROCKZ

THE HELLBOUND HEPCATS

MASON DIXON HOBOS

MIDNIGHT MANIAX // DJ SPY

SOUNDITION

MAMBO KURT

DI 30 12

YEAH! ENDLICH ZURÜCK!

MAXIM

MI 31 12

60S & 70S SOUL,NORTHERN SOUL, SKA, REGGAE

EZIO DUO

SA 10 01

KRIEG & FRIEDEN HALLE_02 HD

DANNY BRYANT

DI 13 01

RAP ALTE FEUERWACHE MA

THE MAHONES

SA 24 01

RAP HALLE_02 HD

DULLAHANS SA 29 11

„NIX MEHR EGAL „ TOUR 2014

DO 04 12

ALTERNATIVE

FR 05 12

OI PUNK LEGENDE

BAXTER

SOULBUSCH SILVESTER SPECIAL! GÖTZ WIDMANN // FALK CURSE

OLSON

AHZUMJOT

MO 26 01 GREAT POP ALTE FEUERWACHE MA

KIDS OF ADELAIDE

FR 13 02

KING OF RAP! MAIMARKTCLUB MA

ANGELIC UPSTARTS

FR 20 02

SEXUALETHISCH ... TOUR HALLE_02 HD

SUCUBUS

COLD SPECKS KOOL SAVAS

TRAILERPARK

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

Mi. 05.11. 20:00 Uhr

BLOOD RED SHOES Support: PULLED APART BY HORSES

01.11. SA

WIZO + SPEZIELLE GÄSTE: SCHMUTZKI

01.11. SA

THE HIDDEN CAMERAS / PITCHTUNER

02.11. SO

MUTTER

04.11. DI

KATRIN BAUERFEIND

05.11. MI

OF MICE & MEN / CROSSFAITH / COLDRAIN

The IrrepressIbles

05.11. MI

ROB LYNCH / SEÁN MCGOWAN / U.A.

Mo 17.11.

06.11. DO

IRON & WINE - SOLO ACOUSTIC / JESCA HOOP (RINGKIRCHE WIESBADEN)

DI 18.11.

06.11. DO

BLOOD RED SHOES / PULLED APART BY HORSES

Do. 06.11. 18:30 Uhr

OVERKILL

Mit: DARKOLOGY, ENFORCER, PRONG

Fr. 07.11. 19:00 Uhr

FISH AUGUSTINES MOTHERS FINEST PHILLIP BOA AND THE VOODOOCLUB So. 09.11. 19:00 Uhr

Di. 11.11. 19:00 Uhr

Fr. 14.11. 19:00 Uhr

Support: TESS WILEY

Mi. 19.11. 19:00 Uhr

257ERS ESKIMO CALLBOY Do. 20.11. 19:00 Uhr

Support: TO THE RATS AND WOLVES

BOPPIN’B. LETZTE INSTANZ Fr. 28.11. 19:00 Uhr Support: DARKHAUS

Mi. 03.12. 19:00 Uhr

TRIGGERFINGER MAD CADDIES HOFFMAESTRO Do. 04.12. 19:00 Uhr

Do. 18.12. 19:00 Uhr

perfume GenIus

Do 20.11.

ThursTon moore

07.11. FR

ROCKY VOTOLATO / MATZ REETZ

sa 22.11.

07.11. FR

LOCOMONDO

so 23.11.

08.11. SA

LACUNA COIL / MOTIONLESS IN WHITE

09.11. SO

THE MAJORITY SAYS

10.11. MO

JESPER MUNK / IMPALA RAY

10.11. MO

OLIVER POLAK (WALHALLA SPIEGELSAAL)

11.11. DI

KLAXONS / FENECH-SOLER

17.11. MO

MAXIM / HELEN KAISER

benjAmIn clemenTIne

18.11. DI

THURSTON MOORE

MI 26.11.

19.11. MI

CALIFORNIA BREED / MOTHER‘S CAKE

belA b. & smokesTAck lIGhTnIn’

27.11. DO

MACHINE HEAD / DEVIL YOU KNOW / U.A.

sa 29.11.

29.11. SA

I HEART SHARKS / HEINRICH

so 30.11.

28.11. FR

MOOP MAMA

06.12. SA

SOHN

DenA sInkAne

Mo 24.11.

she keeps bees

DI 25.11.

Fr. 21.11. 20:00 Uhr

Alter Schlachthof 19

The IrrepressIbles

kATe TempesT & A WInGeD VIcTory for The sullen

Fr 28.11.

jAAkko eIno kAleVI lAmberT

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

76131 Karlsruhe

w ww.substage.de w w w . f a c e b o o k . c o m / s u b s t a g e . k a r l s r u h e

Heidelberg / Am Karlstor 1 Telefon 0 62 21 . 97 89 11

schlachthof-wiesbaden.de


MORGEN

KONZERTBÜRO

U

Gregory Alan Isakov

01.11.14 Berlin, Privatclub 04.11.14 München, Ampere

Ought

11.11.14 Berlin, Privatclub 12.11.14 HH, Uebel & Gefährlich 13.11.14 Köln, King Georg

Shabazz Palaces 28.11. MARTERIA <<Konzerte Im FZW>>

02/11

MAYBEBOP

06.11. zoom 22.00 mounT kimbiE dJ sET

Low Roar

07.11. mousonturm 21.00 ThE diamond road show

BURY TOMORROW

Daniel Norgren

11.11. giBson 20.00 kLangkarussELL

VISIONS PLATTENBÖRSE

20.11.14 Berlin, Comet Club 21.11.14 Köln, Studio 672 22.11.14 HH, Uebel & Gefährlich

12.11. mousonturm 21.00 sT. vincEnT

REINHOLD BECKMANN & BAND

Son Lux

13.11. zoom 21.00 ZoLa JEsus

Kate Tempest

HERZOG

25.11.14 Heidelberg, Karlstorbhf. 27.11.14 Hamburg, Molotow

15.11. Batschkapp 20.00 gEorgE EZra

DIETER THOMAS KUHN

Sleep Party People

18.11. mousonturm 21.00 doTa & band pLus sTrEichEr

Benjamin Clementine

18.11. BrotfaBrik 20.00 niELs frEvErT

08/11 09/11 12/11

257ERS. 13/11 14/11 15/11

MILOW

16/11

EOFT EUR. OUTDOOR FILM TOUR 2014 19/11 22/11

MICHAEL SCHULTE & BAND 23/11

MY FIRST BAND MARTERIA

27.11.14 B, Kantine Berghain

28.11.14 Heidelberg, Karlstorbhf. 29.11.14 Köln, Stadtgarten

Russian Red

ELAIZA

28/11

25.11.14 Köln, Gebäude 9

WESTFALENHALLE 1

28/11

DEINE LAKAIEN

01.12.14 Köln, Studio 672 02.12.14 Hannover, Faust 03.12.14 Berlin, Privatclub

Talisco

04.12.14 Frankfurt, Das Bett 05.12.14 Dresden, Beatpol 06.12.14 Bochum, Zeche

The Lake Poets

29/11

09.12.14 K, Wohngemeinschaft 10.12.14 Berlin, Monarch

30/11

Gorgon City

HEISSKALT DONKEY GAMING PUBLIC VIEWING 04/12

10.12.14 Berlin, Bi Nuu

TRIGGERFINGER

Interpol

FJORT

Alvvays

05/12 07/12

AHZUMJOT 09/12

CHAKUZA 10/12

KIDS OF ADELAIDE 12/12

GUILDO HORN 13/12

MASTODON

<<Vorschau>> 13.12. MASTODON, 21.12. MESHUGGHA, 26.12. HONIGDIEB, 28.12. DONKEY GAMING X-MAS NERD PARTY, 30.12.TOO STRONG, 15.01. ANDREAS BOURANI, 16.01. OLSON, 03.02. TEESY, 06.02. ERIK COHEN, 10.02. MARLON ROUDETTE, 18.02.CALLEJON 25.02.BLACK LABEL SOCIETY 26.02. CHRISTIAN STEIFFEN, 04.03.MARK FORSTER 08.03.Y-TITTY, 12.03.DJANGO 3000 26.04.GREGOR MEYLE, 22.-24.05. WAY BACK WHEN FESTIVAL INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT

~~~~~~~~~~~~~~~~~ FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

25.01.15 Köln, Palladium

09.02.15 Hamburg, Molotow 10.02.15 B, Kantine Berghain

Hiss Golden Messenger 17.02.15 Berlin, Privatclub

Element Of Crime

02.03.15 Frankfurt, Jahrhunderth. 03.03.15 Köln, Palladium 04.03.15 Bochum, Jahrhunderth.

Caribou

12.03.15 Berlin, Columbiahalle

Noel Gallagher´s High Flying Birds

16.03.15 B, Max-Schmeling-Halle 19.03.15 D, Mitsubishi-Electric-H.

Deichkind

09.04.15 MS, Halle Münsterland 10.04.15 D, Mitsubishi-Electric-H. 11.04.15 DO, Westfalenhalle

TICKETS: EVENTIM.DE INFOS: SCHONEBERG.DE

19.11. mousonturm 21.00 caT powEr 24.11. Jahrhunderthalle 20.00 bEn howard 25.11. mousonturm 21.00 spacEman spLiff + Enno bungEr

02.12. zoom 21.00 ThE rifLEs 07.12. zoom 21.00 y´akoTo 16.12. BrotfaBrik 20.00 caTs on TrEEs 17.12. mousonturm 20.00 king rocko schamoni 18.12. mousonturm 20.00 pETErLichT

T

Fr. 14.11.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

THE DØ

Mi. 29.10.2014 | Artheater, Köln

WILD CHILD

Do. 30.10.2014 | Luxor, Köln

LEVELLERS special guest: She Makes War Sa. 01.11.2014 | Luxor, Köln

MUTTER

JOHNNY MARR Mo. 03.11.2014 | Luxor, Köln

SAINT VITUS special guest: Orange Goblin Mo. 03.11.2014 | Blue Shell, Köln

TOWN OF SAINTS Di. 04.11.2014 | Luxor, Köln

SPOON special guest: Operators Di. 04.11.2014 | Gebäude 9, Köln

OLIVER POLAK „Der jüdische Patient“-Lesereise 2014 Di. 04.11.2014 | Kulturkirche, Köln

WELCOME TO NIGHT VALE special guest: Mary Epworth Di. 04.11.2014 | MTC, Köln

SONDRE LERCHE special guest: Jesse Marchant Do. 06.11.2014 | Blue Shell, Köln

LUCIUS special guest: Lapland

Fr. 07.11.2014 | Gebäude 9, Köln

BOB MOULD special guest: Young Knives

Sa. 08.11.2014 | Studio 672, Köln

MICK FLANNERY By the Rule - Tour So. 09.11.2014 | Underground, Köln

DEATHSTARS

So. 09.11.2014 | Gebäude 9, Köln

THE GROWLERS special guest: Klaus Johann Grobe So. 09.11.2014 | MTC, Köln

TWIN ATLANTIC THE FELICE BROTHERS special guest: Andrew Belle Mo. 10.11.2014 | Gebäude 9, Köln

ZOLA JESUS

Di. 11.11.2014 | Kulturkirche, Köln

CANTERBURY NIGHTMARES ON WAX

Fr. 14.11.2014 | Gebäude 9, Köln

WAKEY! WAKEY! special guest: Casey Shea So. 16.11.2014 | Luxor, Köln

KLAXONS special guest: Fenech-Soler Mo. 17.11.2014 | Gebäude 9, Köln

THE TING TINGS Mo. 17.11.2014 | Studio 672, Köln

COURTNEY BARNETT Di. 18.11.2014 | Luxor, Köln

PHOX

Di. 18.11.2014 | Blue Shell, Köln

LILY & MADELEINE Mi. 19.11.2014 | Blue Shell, Köln

BENJAMIN BOOKER Mi. 19.11.2014 | MTC, Köln

SHEPPARD Do. 20.11.2014 | Luxor, Köln

EMILIANA TORRINI

So. 23.11.2014 | Blue Shell, Köln

THE COATHANGERS + BRONCHO Mo. 24.11.2014 | Luxor, Köln

THE TEMPERANCE MOVEMENT Di. 25.11.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

DELTRON 3030

Di. 25.11.2014 | Underground, Köln

THE HORRORS Di. 25.11.2014 | Studio 672, Köln

BASTIAN BAKER Di. 25.11.2014 | MTC, Köln

CATFISH AND THE BOTTLEMEN Fr. 28.11.2014 | Gebäude 9, Köln

LAMB special guest: The Ramona Flowers Mi. 01.12.2014 | Luxor, Köln

THE RURAL ALBERTA ADVANTAGE special guest: PS I Love You

04.12.2014 | Luxor, Köln MARKETA IRGLOVA Do. special guest: Rosi Golan NEW FOUND Di. 11.11.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln GLORY plus special guest LEE FIELDS & 05.12.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln THE EXPRESSIONS Fr.LA ROUX Di. 11.11.2014 | Gebäude 9, Köln special guest: Meanwhile GRAMATIK Fr. 05.12.2014 | Luxor, Köln Di. 11.11.2014 | Studio 672, Köln NIELS FREVERT GLASS ANIMALS & BAND Mi. 12.11.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

KIESZA

special guest: Desiree Klaeukens Mo. 08.12.2014 | Luxor, Köln

YOUNG REBEL SET special guest: Sore Losers

22.03. Batschkapp 20.00 funny van dannEn

Mi. 12.11.2014 | Gebäude 9, Köln

18.04. Jahrhunderthalle 20.00 dEichkind

Mi. 12.11.2014 | Stadtgarten, Köln

HOFFMAESTRO

Do. 13.11.2014 | Luxor, Köln

TAKING BACK SUNDAY special guest: Marmozets

28.05. alte oper 20.00 chiLLy gonZaLEs & kaisEr QuarTETT tickets mousonturm: TEL 069.405.895-20 www.mousonTurm.dE

…AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD

THE ASTEROIDS GALAXY TOUR

TRAMPLED BY TURTLES Do. 13.11.2014 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln

RIVAL SONS

Mi. 10.12.2014 | Luxor, Köln

Di. 16.12.2014 | Luxor, Köln

Mi. 17.12.2014 | Luxor, Köln

CATS ON TREES Sa. 20.12.2014 | Gebäude 9, Köln

ANTILOPEN GANG

infos BrotfaBrik: www.broTfabrik.info Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

E

Mi. 29.10.2014 | Luxor, Köln

Mo. 10.11.2014 | Luxor, Köln

29.11. zoom 21.00 boy & bEar

A

Do. 13.11.2014 | MTC, Köln

So. 02.11.2014 | Luxor, Köln

06.11. mousonturm 21.00 andrEw bELLE

FZW POETRY SLAM 08/11

05.11. zoom 21.00 257Ers

14.11.14 B, Kantine Berghain 15.11.14 Köln, Bhf. Ehrenfeld 16.11.14 München, Feierwerk

15.11.14 Offenbach, Hafen 2 16.11.14 Berlin, Monarch 17.11.14 HH, Uebel & Gefährlich

05/11

03.11. BrotfaBrik 20.00 oLivEr poLak

D

Mi. 29.10.2014 | Kulturkirche, Köln

TIMBER TIMBRE TERMINE 2014

P

129

prime entertainment www.prime-entertainment.de


130

DEMNÄCHST

DEMNÄCHST // INTRO NO. 228 (DEZEMBER/JANUAR) — 24.11.2014 Die besten Alben und Songs des Jahres 2014, Panda Bear, Sound of 2015, Kendrick Lamar, Techno in Tokio, Neil Gaiman, Haftbefehl, Jahresrückblick, »The Zero Theorem« von Terry Gilliam


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