Intro #263

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#Scheitern #Pop #Kultur #Style

Da ist ein Licht, das niemals erlischt. Das Heft vom Scheitern und vom Neuanfang

Florence + The Machine — Snail Mail — Tocotronic über »Kapitulation« — Lump

— Danger Dan — Kamasi Washington — Fashion Fails— Clemens Seitz — Scheitern ist scheiße

#263 Juli 2018 gratis www.intro.de


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#Intro Editorial

#Outro

Es gibt schönere Jobs, als das Vorwort der letzten Ausgabe des Herzensmagazins zu schreiben. Aber da muss ich wohl durch. Immerhin hatte ich die letzten vier Jahre meinen absoluten Traumjob – ist also vielleicht auch ein fairer Preis. Ihr wisst es sicherlich schon: Ab dem 31. Juli ist der Intro Verlag Geschichte, nachdem er sich gerade noch so in den »Club 27« gerettet hat. Und auch wenn hier natürlich noch Schnaps und Tränen fließen werden, ist es doch so, wie unser Herausgeber Matthias Hörstmann in seinen Abschiedszeilen geschrieben hat: »Was ewig bleiben wird und mir und allen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern niemals zu nehmen ist, sind all die wundervollen Episoden und Erinnerungen.« Und davon gibt es einige. Dennoch wollen wir uns in der letzten Ausgabe nicht nur in Nostalgie suhlen, sondern uns mit einem Thema befassen, vor dem man sich nicht drücken kann: dem Scheitern – mit all seinen schlechten und guten Seiten. Wir hoffen, ihr habt mit diesem besonderen Heft so viel Spaß, wie wir ihn noch mal hatten. Und jetzt bleibt mir nur noch ein großes: DANKE! An die besagten Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, an euch, die Leserinnen und Leser, und an dieses wundervolle Team, das trotz der Umstände noch mal alles gegeben und mir mit seinem unkaputtbaren Humor so manchen Tag gerettet hat.

Foto: Max Slobodda

Daniel Koch (im Namen von Team Intro)

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Inhalt

DAS LEBEN DER ANDEREN Seltsame Zeiten im Hause Intro – da passt die Arbeit »Stranger Things« von Max Slobodda auf unseren Rubrikseiten gut. Der Dortmunder Fotograf will in seinen Bildern das Unfassbare unfassbar lassen. Die leuchtenden Leerstellen greifen passenderweise auch noch unser Covermotiv auf. Ein Interview mit Max findet ihr auf intro.de.

Leider fehlen auf diesem Foto einige wichtige Menschen (ja, ihr seid gemeint), aber das Foto unseres Grillfestes zum Release des letzten Festivalguides kommt einem Gruppenfoto des gesamten Teams am nächsten. Wir sind bis zum Ende geblieben und haben uns noch mal mit vollem Elan in diese nicht sehr leichte letzte Ausgabe geworfen. Die Redaktion verneigt sich vor euch: Danke!

Für unsere letzte Modestrecke enterten Style-Redakteurin Chiara Baluch, Fotochefin Frederike Wetzels und Praktikantin Viktoria Grünwald das Studio von Patrick Essex und tobten sich an ihrem Model aus. Das Motto: »Fashion Fiasko«. Die Erkenntnis: Scheitert man beim Anziehen, kommt manchmal Kunst raus – wie bei diesem Motiv.

Aus der Redaktion Sachbearbeiterin der Agentur für Arbeit Neukölln: »Wie, das Intro wird eingestellt?! Das ist aber schade! Dann verstehe ich auch, warum Sie hier sitzen.« Wolfgang: »Ich hab heute Nacht so heiß geträumt, dass mein Feuermelder angegangen ist. Kein Scheiß!« Viktoria: »Hat jemand einen Gartenzwerg, den ich mir für die Popküche leihen kann?« Matthias: »The sky is the limit.«


#Intro Editorial

INHALT #Intro

#Life Scheitern

Bilder von Erik Kessels, Wasted Rita und Michael Wolf

How to confuse a millennial 42 8

Ende Neu: Intro geht, was kommt? 44

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Reportage: Schönes Chaos in Athen 50

Danger Dan: Erfolgreich nicht geschafft 14

Essay: Scheitern ist scheiße 54

Durchgeboxt: Snail Mail

Internet? Gescheitert!: Josefine Rieks

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Auftakt mit Tocotronic, Jesper Munk, Jazzanova, Henrik Schwarz, Years & Years, Blackout Problems, Die Supererbin

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Essay: Arbeitsauftrag Scheitern 56 Am Bleiben gescheitert 58

#Pop Ohne Tunnelblick: Florence + The Machine: 66 Get Well Soon: Thematisch im Mainstream 70 Sonne aus dem Arsch: Dirty Projectors

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Supergroup? Lump 74 Audienz bei Kamasi Washington

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Åme: Reif statt müde

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Scheiße reden mit Abay 80 Chvrches: Kreativität wachgekitzelt 82 Neko Case ist nicht kleinzukriegen 84 Zeal & Ardor: Fixe Idee 86

#Kultur Hans Weingartner über »303« 92 Awkwafina über »Ocean’s 8« 94 Clemens J. Setz »Bot. Gespräch ohne Autor« 96 Neu auf DVD 98 Gescheiterte Filmkarriere: Uwe Boll

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»Pulp – A Film About Life, Death And …« 102 Games: Scheitern mit den »Dark Souls« 104

Foto: Tina Engel Archiv

#Style Modestrecke: Fashion Fiasko 108 Dekonstruktivismus in der Mode 114

#Review Platten vor Gericht 118 Neue Platten 120

Impressum / Dein Intro 6 Katz & Goldt / Demnächst 162

#Preview Intro empfiehlt 144 Kalender 146

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Das Leben der Anderen

DEIN INTRO Und wo warst du im Juni 2028? Intro #264

IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 949930, Fax +49 221 9499399 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Managing Director Digital, Sales & Operations Matthias Fricke Director Publishing & Projektleitung Intro Martin Lippert Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse

Covergeschichte 22 Jahre nach ihrem Erfolgsdebüt bringen

die Arctic Monkeys, die schon 2018 das Cover des vorletzten regulären Intro-Heftes zierten, ihr angeblich letztes Album raus. Es erscheint wie gewohnt als VR-Vinyl, VR-Tape und in der Hologramm-Video-Sonderedition. Zur feierlichen Rückkehr des Intro-Magazins liegt der Ausgabe die 3DSingle samt Abspielgerät zum Selbst-Ausdrucken bei. Wichtige Alben Kraftwerk »Automated Algorhythms«, K.I.Z »Kalaschnikows im Zugzwang«, The Suits »Closing Companies«, Chilly Gonzales »Solo Piano LXIX«, Daft Punk »Alive 2027«, The Trumps »Dr. Bornstein (or: How I Learned To Stop Diplomatising And Just F***ing Pressed The Button)«, Team Bresch »Dirty PDF«, DJ MF »The Sky’s The Limit«, Tokio Hotel »Heidi (O.S.T.)«, Wicked »Working Class Hero«, Cock & Wanker »That’s Not Funny«, Peg Ruhn »Carrots & Ping Pong«, Tool »tba« Platten vor Gericht Sieger: The Trumps – 6,66 / Letzter: The Suits – 0,00 Besondere Vorkommnisse Der Intro-Verlag konnte wie geplant alle Mitarbeiter in den Vorruhestand entlassen: Das Cover wurde erstmalig ohne Hilfe des Art-Directors R. Hisse gestaltet, die Arbeit übernimmt ab jetzt Rechner »Ral«. Die Coverstory haben die Bots Kaniel und Doch geschrieben. Schlagzeile des Monats Hologramm-Reunion-Touren von Spacemen 3, Nirvana und The Smiths angekündigt +++ 1. Festival auf dem Mond für den 22.09.2032 geplant +++ Nach Apple-Music- und Spotify-Insolvenz erlebt Verkauf von 64kbps-MP3s überraschenden Aufschwung +++

Stellv. Artdirectorin Frederike Wetzels Redaktion Chiara Baluch (#Style), Senta Best (Textchefin, #Life), Kristina Engel (Lektorat), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (CvD, #Review), Sermin Usta, Frederike Wetzels (Foto) Live-Redaktion Henrike Schröder (Volontariat), Carsten Schumacher Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Julia Brummert, Philip Fassing (Leitung Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Social Media) Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Leonie Becker, Benni Bender, Kristof Beuthner, Fionn Birr, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Lukas Diestel, Rami Eiserfey, Valentin Erning, Miriam Fendt, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Nina Gierth, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Dirk Hartmann, Patrick Heidmann, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Osia Katsidou, Kerstin Kratochwill, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Jan Martens, Mathias Meis, Sarah Neuhaus, Katja Peglow, Verena Reygers, Henje Richter, Philipp Röttgers, Nils Schlechtriemen, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Leonie Scholl, Michael Schütz, Silvia Silko, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Tobias Tißen, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Oliver Uschmann, Annette Walter, Timo Weber, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, David Winter, Hella Wittenberg, Marius Wurth, Lena Zschirpe Cover Holger Risse Illustrationen Eszter Chen, Venus Libido, Alexandra Ruppert Fotos Lucas Christiansen, Jasmine Deporta, Daniel Feistenauer, Adrienne Grunwald, Viktoria Grünwald, Jan Kapitän, Max Kersting, Christopher Landin, Clara Nebeling, Myrto Papadopoulos, Alena Schmick, Max Siedentopf, Max Slobodda, Svenja Trierscheid, Jan Philip Welchering, Steph Wilson und Pressebildfreigaben Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Svenja Bender PraktikantInnen Anne-Christina Donohoe, Mika Gehlen, Viktoria Grünwald, Johanna Lübke, Carolina Tidelski Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Svenja Bender (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Brand & Media Cooperations Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Musik, Film, Marken), Josipa Balić -70, Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Simon Cappell -75 (Marken & Media), Michael Petersen -71 (Marken & Media, Musik & Film), Géraldine Schleder -19 Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 94993-88 Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2018 (Nr. 28 aus 11/2017)

Wer Intro regelmäßig liest, erkennt diese Schriftarten und Buchstaben sicher sofort. Die Klasse 5a der Reinhardswald-Grundschule in Berlin-Kreuzberg hat kürzlich im Deutschunterricht aus alten Intro-Heften Gedichte gebastelt und uns ein paar davon zukommen lassen. Die kleine Nelly gibt sich hier schon erstaunlich deep. Wir sind beeindruckt!

So ein dickes Heft und trotzdem mussten wir zahlreiche Interviews einkürzen (wie dieses von Car) damit alles reinpasst. Das liegt daran, dass viele Geschäftspartner sich noch mit einer Goodbye-Anzeige verabschieden wollten. Die Texte in voller Länge gibt es auf intro.de – das ab 31.07. leider nur noch als Textarchiv besuchbar sein wird.

Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen Bezugsquellen erhältlich an ausgewählten Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


KOLLEKTION FS 18

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Der Untertitel des Bands, aus dem dieser hübsche Pfau stammt, lautet: »Die Kunst, hemmungslos zu scheitern. Wie aus Fehlern Ideen entstehen«. In Form von herrlich gescheiterten Bildmotiven führt uns der Herausgeber Erik Kessels des auf Deutsch bei DuMont erschienenen »Fast Pefrekt« (sic) vor, wie konstruktiv und humorvoll man mit dem Scheitern umgehen kann. Wir nehmen uns ein Beispiel daran!


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Wasted Rita ist böse, aber humorvoll. Die Werke der portugiesischen Designerin und Illustratorin kommen so gut an, dass sie mittlerweile zu beliebten Tattoo-Motiven geworden sind. Man muss aber niemandem unters Hemd schauen, um die Sinnsprüche, Bilder und Fotografien der Künstlerin zu entdecken – das geht auch auf ihrer Instagram-Seite oder der Galerie under-dogs.net.


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Neben seiner Arbeit als Fotograf verfolgt Michael Wolf ein eher unkonventionelles Hobby: Er erkundet am Rechner via Google Street View die Welt. Dabei ist er auf eine ganze Reihe unvorteilhafter Aufnahmen gestoßen, die er abfotografierte. Sein daraus entstandener und bei Peperoni erschienener Band »A Series Of Unfortunate Events« ist so erfolgreich, dass es eine zweite Ausgabe geben soll.


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#Pop #Snail Mail

Snail Mail

WAS WÜRDE FIONA APPLE I TUN? #Pop — Ob an den sechs Saiten oder auf dem Eis: Lindsey Jordan von den USIndierock-Newcomern Snail Mail musste sich schon oft durchboxen. Mittlerweile spielt die 18-Jährige auf dem Coachella Festival, bringt ihr erstes Album heraus und redet im Akkord mit Journalisten, beispielsweise mit Nina Gierth. Nehmt das, ihr Hater! Foto: Clara Nebeling

dann weise festzustellen: »Baby, when I’m 30 I’ll laugh about how dumb it felt.« Auch die Songs auf »Lush«, die beim Touren mit Bands wie Girlpool und Waxahatchee entstanden, thematisieren die Dramen, Zweifel und Gefühlsschwankungen des Teenager­ lebens. Lindsey: »Es ist eine Ode an mich selbst, ein Baden in meinen eigenen Gefühlen.« Zugleich klingt »Lush« ausgefeilter und vielschichtiger, Lindsey Jordans Gitarrenspiel eingeschlossen. Ihre zeitweilige Gitarren­ lehrerin Mary Timony (Helium, Wild Flag, Ex Hex) war hier ein wichtiger Einfluss. Als prägende Musikheldinnen ihrer Jugendzeit nennt Lindsey zudem Liz Phair und Gillian Welch. Und: »Ich frage mich immer: ›Was würde Fiona Apple tun?‹« Fiona Apple war beim Schreiben ihres Debütalbums auch erst 17 und hat seitdem stets ihr Ding durchgezogen, unabhängig von der Meinung anderer Leute. Eine Strategie, die Lindsey Jordan auch auf

ch bin nicht wild darauf, ein Sprachrohr für sexistische Erfahrungen zu sein.« Lindsey Jordan steckt bis zum Hals in Telefoninterviews für ihr Albumdebüt »Lush«, und vermutlich wird sie heute nicht das erste Mal zum Thema Alltags-Sexismus befragt. Die queere Sängerin, Gitarristin und Songwriterin aus einem Vorort von Baltimore hat erst letztes Jahr ihren Highschool-Abschluss gemacht, und doch ist sie bereits eine Art Veteranin. Inspiriert von dem Film »Freaky Friday«, begann sie als Fünfjährige, Gitarre zu spielen. Mit acht »Egal, was du machst: Es wird immer reagierte sie ihre exzessive Energie ein paar wütende Typen geben.« im Jungs-Eishockey-Team ab. Entsprechend früh musste sie sich im Rock-Camp die Macker da draußen anwendet. »Ich sehe und in der Umkleidekabine mit Ausgrenzung, Seximus weiterhin überall, es ist nun mal die blöden Witzen und »Mädchen können das Realität«, seufzt sie. »Aber ich versuche mich nicht«-Attitüden herumschlagen. Lindsey darauf zu konzentrieren, so gut wie möglich in versuchte nicht aufzufallen und feilte hart an dem zu sein, was ich tue, und es für mich selbst ihrer Technik. Den Eishockey-Schläger warf zu tun. Egal, was du machst: Es wird immer sie trotzdem vor ein paar Jahren frustriert ein paar wütende Typen geben.« You go, girl! hin. Nicht so die Gitarre: Mit 15 veröffentlichte sie erste eigene Songs unter dem Namen — Snail Mail »Lush« (Matador / Beggars / Indigo) Snail Mail, suchte sich Bandmitglieder, um ein Festival mit Sheer Mag, Priests und den Screaming Females spielen zu können. Auf dem Priests-Label Sister Polygon erschien wenig später die EP »Habit«: melancholischer Lo-Fi-Indierock mit sehnsüchtigen, frei schwebenden Gesangsmelodien und Texten, die sich in Wachstumsschmerzen suhlen, um


Liebe Intro

DANKE FÜR DIE GEMEINSAMEN JAHRE

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#Pop #Danger Dan

Danger Dan

»DEUTSCHRAP IST GESCHEITERT« #Pop — Intro wird immer Antilopen-Freund bleiben. Da passt es gut, dass Danger Dan gerade sein Soloalbum »Reflexionen aus dem beschönigten Leben« veröffentlicht und sich drauf einließ, mit Daniel Koch ganz unbeschönigt über das Scheitern zu sprechen. Foto: Frederike Wetzels

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ein Soloalbum hat ein paar deftige AufsMaul-Stücke, feministische Raps, Pop im Stile der Prinzen – sogar mit Sebastian Krumbiegel am Mikro. Man kann also festhalten: Der Versuch, ein stilistisch kohärentes Album zu machen, ist gescheitert, oder?

Das habe ich erfolgreich nicht geschafft. Stimmt. Ich habe das aber auch schon vor langer Zeit aufgegeben. Ich weiß nicht, ob vieles einfacher wäre, wenn ich oder die Antilopen leichter greifbar wären. Bei Morlock Dilemma zum Beispiel weiß jeder, was man kriegt. Ich bin da zu vielseitig, um mich zu limitieren. In »Drei gegen einen« machen du und deine Antilopen-Kollegen sehr deutlich, dass ihr kein Teil von Deutschrap sein wollt: »HipHop war niemals ein Sprachrohr für Subversion.« Ist Deutschrap gescheitert?

Mh. Okay. Zumindest in dem Sinne, dass HipHop im Allgemeinen nicht die Sprache der Subversion oder der Unterdrückten ist. Das ist eine arg romantisierte Sicht, die vielleicht in den Anfangsjahren noch stimmte. Aber auch da muss man feststellen: Progressiv wäre es gewesen, nicht zu sagen, man sei ausgeschlossen und wolle auch ein fettes Auto und eine Goldkette, sondern zu sagen, man wolle die Zustände ändern, dass es für alle besser wird – anstatt bloß bei der gleichen Scheiße mitzumachen. Was HipHop geschafft hat, ist, dass es einen antirassistischen Konsens gibt, wie es ihn, glaube ich, in keiner anderen Subkultur gibt. Man muss aber dagegenhalten, dass gerade Deutschrap eine chauvinistische, misogyne, bescheuerte Szene ist, die die HipHop-Landschaft dominiert. Du kannst an einer Hand abzählen, wie viel Frauen in Deutschland von Rap leben können, aber bräuchtest Tausende Hände, um alle Vergewaltigungsfantasien aufzuzählen.

In »Sand in die Augen« rappst du quasi deiner Tochter vor, was sie in dieser Welt erwartet. Dass sie eines Tages »auf ihren Körper reduziert« und dass jede Frau »im Verlauf des Lebens sexuell belästigt« wird. Das Video dazu war Subversion mit dem Holzhammer: Du rappst vor einem dicken Schlitten, an dem sich sexy Tänzerinnen reiben. Trotzdem musstest du dich dafür rechtfertigen.

Mir war klar, dass das irritiert. Ich habe mich auf andere Vorwürfe vorbereitet. Ich finde halt

diese ständigen feministischen Väter oft ganz widerlich. Aus denen spricht ganz häufig dieser pseudomännliche Beschützerinstinkt, der oft viel weniger feministisch ist, als er zu sein vorgibt. Ich dachte, man wirft mich mit denen in einen Topf. Ich habe gerade mitbekommen, dass heute die Facebook-Seite Muttergefühle darüber geschrieben hat. Man wisse nicht, ob ein solches Video zu diesem Text richtig wäre, aber der Text sei sehr wichtig. Dabei habe ich doch eigentlich nur die Widerlichkeiten angedeutet, die ich im Song rappe. Deshalb weiß ich nicht, ob ich gescheitert bin mit diesem Konzept oder der Rezipient, der da nicht umswitchen kann. Aber ich nehme diese Kritik an und setze mich damit auseinander. — Danger Dan »Reflexionen aus dem beschönigten Leben«

(JKP / Warner) — Auf Tour vom 19.09. bis 05.10.

»Du kannst an einer Hand abzählen, wie viel Frauen in Deutschland von Rap leben können, aber bräuchtest Tausende Hände, um alle Vergewaltigungsfantasien aufzuzählen.«


Promotion

Friede, Freude, Beats & Bohne

Die Melitta Festivaltour 2018

Auf fünf deutschen Open Airs – Hurricane, Happiness, Wacken, Highfield und Lollapalooza Berlin – sorgt Melitta in diesem Sommer für entspannte Kaffeeauszeiten im musikalischen Festivaltrubel. Da ausreichend Schlaf während dieser schönsten Wochenenden des Sommers eher Mangelware ist, versorgt Melitta alle Coffee-Lover und Bohnenanhänger mit leckerem Kaffee: als schneller Wachmacher am Morgen oder lockerer Latte am Abend. Melitta bietet die frisch aufgebrühten Kaffeespezialitäten aber nicht nur in dem zweistöckigen, gemütlichen Melitta Festival Wohnzimmer direkt auf dem Festivalgelände an, sondern auch direkt bei den Stages an den Melitta Coffee Bars – insbesondere bei Regen ein willkommener und wärmender »hug in a mug«. Bei Melitta geht es allerdings nicht nur um die Bohne! Für Gänsehaut im Festival Wohnzimmer sorgt der Singer/Songwriter Jesper Munk mit seiner wunderbar smoothen Soul-Stimme. Zum Auftakt der

Melitta Festivaltour sorgte Jesper bereits morgens auf dem Hurricane mit seiner Gitarre und frischem Kaffee im Gepäck für einen entspannten, katerfreien Einstieg in den Tag. Denn jeder weiß: nach der Party ist vor der Party! Zur Einstimmung auf die kommenden Festivals könnt ihr bereits jetzt in das neue Album von Jesper Munk reinhören. Es trägt den Namen »Favourite Stranger« und ist überall erhältlich.


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#Kultur #Josefine Rieks

Josefine Rieks

HURRA, DER SERVER FÄHRT HOCH #Kultur — Die Idee des Internets ist gescheitert. In Josefine Rieks’ Roman »Serverland« ist es längst abgeschaltet, und die Jugend sehnt sich zurück nach dessen kommunistischem Potenzial. Britta Tekotte sprach mit Rieks über ihre »Alternativ­ weltgeschichte«. Foto: Alena Schmick

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ls ich Josefine Rieks das erste Mal persönlich traf – im King Georg in Köln vor ihrer Lesung, die ich moderierte –, war ich überrascht, wie sehr sie ihrem Pressefoto glich. Dieselbe nerdige große Brille, dieselbe coole alte Lederjacke, aber, anders als auf dem Foto, ein freundliches und offenes Lächeln. An dem Abend funktionierte zunächst die Technik nicht. Ein Defekt als performatives Unterfangen, könnte man denken, handelt »Serverland« doch von einer Welt, in der das Internet gescheitert und bereits vor Jahrzehnten per Referendum abgestellt worden ist. Die heutige Internet-Realität wirkt in »Serverland« gar wie verdrängt. Doch auf einmal graben ein paar junge Leute in der abgestellten Vergangenheit: Reiner, der sich technisch unvorstellbar gut auskennt, ein Nerd, der Laptops und Computerspiele aus »der guten alten Zeit« sammelt, wird eines Tages von einem alten Schulkollegen abgeholt. Der bringt ihn erst zu einer alten Serverhalle in der Nähe von Berlin, dann zu einer ehemaligen Serverhalle von Google in den Niederlanden. Dort partizipiert er – teils mitlaufend, teils mitorganisierend – an einer kollektivartigen Jugendbewegung, die mithilfe von gefundenen YouTube-Videos die Vergangenheit verklärt. »Serverland« bildet, in Josefine Rieks’ Worten, eine »Alternativweltgeschichte« ab. Zwei Songs, die Reiners Schulkollegen im Auto hören, stechen heraus: K.I.Zs »Hurra, die Welt geht unter« und Antilopen Gangs »Ikearegal«. Beide handeln von, grob gesprochen, gesellschaftskritischer Beschäftigung mit Utopie und dem Aufruf, kritisch zu denken, sich antirassistisch zu positionieren. In der Gegenwart des Romans sind sie schon retro. »Keine Man würde, sagt Jo- Redaktion. sefine Rieks, das HöKeine ren dieser Songs in einigen Jahrzehnten Hierarchie. vielleicht auch so be- Da kann man werten: »Das ist viel- sich befreit leicht, wie wenn man fühlen.« Pink Floyd entdeckt – nehmen wir mal an, nicht auf YouTube, sondern unter erschwerten Umständen irgendwo im alten Plattenschrank der Großeltern – und dann drauf abgeht und stolz ist, die alte gegenkulturelle Hippiemusik zu hören, und eben gar nicht mehr merkt, wie sehr Pink Floyd eigentlich nerven.« Die Jugendlichen in »Serverland« interpretieren die Zeit, in der es noch Internet gab, als etwas Kollektives, gar Kommunistisches, wie Josefine Rieks betont: »Keine Redaktion. Keine Hierarchie. Da kann man sich befreit fühlen. Das ist doch die Vorstellung der frühen Internetvisionäre.« Allerdings ist auch diese Interpretation samt ihrer Bewegung in »Serverland« zum Scheitern verurteilt. — Josefine Rieks »Serverland« (Hanser; 176 S.; € 18)


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#Pop #Tocotronic

Mein Song und seine Geschichte

TOCOTRONIC »KAPITULATION« Tocotronic »Kapitulation« [Strophe I:] Und wenn du kurz davor bist Kurz vor dem Fall Und wenn du denkst »fuck it all!« Und wenn du nicht weißt Wie soll es weitergehen [Chorus:] Kapitulation ohohoh [x4] Ohohoh [Strophe II:] Und wenn du denkst »Alles ist zum Speien!« Und so wie du jetzt bist Willst du überhaupt nicht sein Wenn du dir sicher bist Niemand kann dich je verstehen [Chorus] [Strophe III:] Und wenn du traurig bist Und einsam und allein Wenn die Welt im Schlaf versunken ist Du wirst es nie bereuen Wenn du denkst, »fuck it all Wie soll es weitergehen?« Die Vögel im Baum Sie kapitulieren Die Füchse im Bau Sie kapitulieren Die Wölfe im Gehege Sie kapitulieren Die Stars in der Manege Sie kapitulieren Alle, die die Liebe suchen Sie müssen kapitulieren Alle, die die Liebe finden Sie müssen kapitulieren Alle, die disziplinieren Sie müssen kapitulieren Alle, die uns kontrollieren Sie müssen kapitulieren Alle, die uns deprimieren Sie müssen kapitulieren Lasst uns an alle appellieren! Wir müssen kapitulieren

#Pop — Als wir das Label um ein Interview mit Dirk von Lowtzow zu diesem Lied baten, lautete die Antwort: »Die Idee klingt – dem Elend entsprechend – toll!« Das trifft die Sache doch ganz gut. Dabei mussten wir feststellen, dass es bei unserer Geschichte und der von »Kapitulation« viele Parallelen gibt – und auch ein wenig Trost, denn für Tocotronic entpuppte sich die Kapitulation ja später als Siegeszug. Protokoll: Daniel Koch

T

atsächlich kann ich mich sehr bildlich an die Entstehung des Songs erinnern. Ich habe ihn nachts geschrieben – deutlich angetrunken. Davor war ich auf einem Konzert der US-Band Wolf Eyes, das mich total fasziniert hat. Ich betrank mich danach ein wenig mit Freunden, war so um eins zurück und setzte mich noch an den

Schreibtisch. Mir schwirrten vorher schon ein paar Zeilen durch den Kopf: »Wenn du vor dem Scheitern stehst, wenn das passiert, dann das ...« Oder so. Das war aber mehr in Richtung Erlösung gedacht. Vielleicht hat es das Krachfanal des Wolf-Eyes-Konzerts ausgelöst oder auch der Alkohol, aber plötzlich hatte ich dieses unheimlich starke Wort »Kapitulation« vor


28 BLACK - DER ENERGY DRINK

Augen und eine erste Fassung wie im Rausch runtergeschrieben. Einfluss hatte vielleicht auch ein Konzert, das wir im Mai 2005 auf dem Alexanderplatz gespielt hatten – eine Art deutschlandkritisches Konzert zum Tag der Befreiung. Da fiel das Wort Kapitulation ebenfalls sehr oft. Mit Blick auf unsere Bandgeschichte muss man wissen, dass wir uns damals an einem Scheideweg befanden. Das Album davor, »Pure Vernunft darf niemals siegen«, wurde noch bei L’Age D’Or veröffentlicht – unserem langjährigen Hauslabel, das natürlich viel mehr war als nur ein Label. Die Leute dort waren Heimathafen und Familie zugleich – und das Label stand vielleicht noch für diese »alte Welt« der Indie-Labels und Fanzines. Dass Lado pleite ging, war für uns eine Zäsur. Ich sehe da deutliche Parallelen zum Ende von Intro. Was man heute in der Medienlandschaft erlebt, war damals in der Musikindustrie akut: Man spürte unmittelbar, wie die Plattenverkäufe deutlich zurückgingen, dass die Musikindustrie kämpfte, dass da ein Umbruch im Gange war. Vielleicht noch nicht so krass wie heute mit der fortschreitenden Digitalisierung, aber es war klar, dass es in Zukunft einen anderen Weg geben wird, Musik wahrzunehmen. Aus dieser Zertrümmerung und diesem Scheitern bei L’Age D’Or mussten wir einen Neuanfang

bauen. Das war unser Einstieg beim nicht ganz kleinen Label Universal, der natürlich von Unsicherheit, Ängsten und Zweifeln begleitet wurde. Durch diesen bandbiografische Hintergrund, erschien uns ein Album mit dem Namen »Kapitulation« so passend zur Wahrnehmung dieser Zeit. Die Platte und der Song wurden sehr politisch aufgenommen. 2006 und 2007 griff ja dieser Sommermärchen-Hurra-Patriotismus um sich. Gleichzeitig gab es viele Künstlerinnen und Künstler, die das musikalisch aufgriffen und das unverkrampfte Deutsch-Sein feierten. Es gab unzählige Zeitschriften-Cover, die was von den »jungen Deutschen« faselten, oder Sampler mit so ekligen Namen wie »Die Deutschen kommen«. Das waren hässliche Auswirkungen, denen wir etwas entgegensetzen wollten. Deshalb hatten wir ziemliches Muffensausen bis zur Veröffentlichung, weil es eben so konträr zum herrschenden Zeitgeist war. Wir fragten uns gar, ob »Kapitulation« unser Ruin wird. Die breite Diskussion über die Themen der Platte, die darauf folgte, haben wir sicher auch der Musikpresse zu verdanken. Damit sind wir dann wohl wieder beim Ende von Intro, das ich sehr bedaure. Uns gibt es ja fast genauso lange, und ihr wart eines der ersten Magazine, das sich für uns interessierte. Dass es Intro bald nicht mehr gibt, ist für mich eine ähnliche Zäsur wie das Lado-Ende damals. Der Bedarf an klassischem Musikjournalismus scheint zu schwinden, was schade ist, da für mich die Verbindung zwischen Musik und Kritik immer sehr eng und befruchtend war. Das ist natürlich meiner Generation geschuldet: Ich bin vom Über-Musik-Schreiben und -Lesen mindestens genauso geprägt wie vom Musikhören. Ich habe mit 14, 15 Unmengen an Magazinen und Fanzines gelesen, was meine ästhetische Empfindung von Musik sehr beeinflusst hat. Aber mir passiert gerade das, was der Musikpresse und dem Feuilleton auch manchmal passiert: Die Rezeption verstellt den Blick auf die Musik. Die hat ja im Falle von »Kapitulation« etwas Euphorisches. Was daran liegt, dass der Song eigentlich ein Gospel ist. Das war für uns auch immer ein bisschen der Witz. In Gospel-Liedern geht es formal oft ähnlich zu: Da findet man diese »Wenn du das machst, passiert das«-Konstruktion in den Strophen – mit dem Unterschied, dass bei uns eben nicht Gott kommt und dich erlöst, sondern das Wort »Kapitulation« reinknallt. Es ist also ein invertierter Gospel – mit der Erkenntnis, dass vielleicht manchmal die Niederlage selbst Erlösung bringt. — Tocotronic »Die Unendlichkeit« (Vertigo Berlin / Universal) — Auf Tour vom 03. bis 17.08.

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#Life

#Kratzen & Beißen

Gegen Printmagazine #Life — Diese Rubrik war seit jeher der Platz für Meinungen, mit denen man sich unbeliebt macht. Intro-Redakteurin Senta Best hat das in all den Jahren verinnerlicht. Seit das Ende von Intro bekannt ist, fragt sie sich, ob gedruckte Magazine nicht eh von vorgestern sind – zum Beispiel im Hinblick auf die Umwelt.

Seht es doch endlich ein: Gedruckte Magazine sind dem Tode verschrieben! Sie müffeln sogar schon streng. Das ist euch bloß noch nicht aufgefallen, weil der Gestank der hochgiftigen Druckfarben all das übertüncht. Und genau deshalb hat man sich vor Jahren das Internet ausgedacht. Glücklicherweise, schließlich stammt das älteste aller Medien – Print – aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, einer Zeit also, in der die Menschheit nicht mal das Lesen und Schreiben beherrschte. Es hat einige Jahre gedauert, bis die Idee mit den Einsen und Nullen sich etabliert hatte, aber irgendwann konnte man Worte und Bilder endlich auch ohne verschwenderische Druckwalzen unter die Leute bringen. Was das bringen soll? Na, in erster Linie Umweltschutz, Alter! Beispielsweise hat ein reguläres Intro-Heft 130 Seiten, wiegt circa 220 Gramm und ist noch dazu mit augenkrebserzeugenden Farben bedruckt. In umweltschädigenden Zahlen und auf eine gesamte Auflage hochgerechnet sind Printmagazine also mitschuldig am Abnippeln eines mittelgroßen Waldes pro Jahr und an etlichen Kubikkilometern CO2. Schließlich müssen die unsäglichen Hefte ja auch mittels noch unsäglicherer Spritschleudern zu den Auslagestellen gefahren werden. Damit sind (oder waren) das pro Ausgabe 220 Gramm mal 100.000, also 22.000.00 irgendwas!!!

Aber es gibt weitere Nachteile gegenüber dem Internet: Wer ein Magazin liest, agiert fürchterlich eindimensional und wendet der Gesellschaft den Rücken zu. Schließlich kann man sein Gesicht ganz einfach hinter den Seiten verbergen. Zudem ist es nicht möglich, ein Printprodukt zu konsumieren und gleichzeitig in einem anderen Tab irgendwas zu googlen, das gerade Gelesene mit der Facebook-Community zu teilen oder weiterführende Literatur (oder andere die Wirtschaft ankurbelnde Dinge) bei Amazon zu bestellen. Wie scheiße, umständlich und unsozial ist das bitte, hm?! Und Werbung kann man nicht einfach per Adblocker wegklicken, nix da! Man muss sich den unpersonalisierten Bullshit ungefiltert reinziehen. Dumm macht das Printmagazine-Lesen also auch noch, Studien zum Thema folgen (natürlich im Netz). Jetzt, wo all diese Infos an die Öffentlichkeit geraten, könnten wir uns mit einem 27 Jahre alten Printmagazin wie Intro eh nirgendwo mehr blicken lassen. In einer Gesellschaft, wo doch schon weit weniger umweltbelastende Dinge wie Kaffeebecher-2-go, das bisschen Atomkraft und eine Handvoll tote Fische für Aufsehen sorgen, steht Um-weltschutz schließlich vor Um-blättern. Also machen wir den Laden lieber dicht. Tschüss, ihr Printtrottel!

Illustration: Alexandra Ruppert

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#Kultur

#Kultur — Man denkt ja immer, mit so einer Torte könne man nix falsch machen. Die sind bunt, zuckersüß, sündig kalorienreich und immer eine liebe Geste, wenn man sie nicht gerade jemandem ins Gesicht drückt. Dann hat man aber noch nicht die tollen »Insult Cakes« von Max Siedentopf gesehen, die eher das perfekte Geschenk für gescheiterte Freundschaften, Verwandtschaftsbeziehungen oder Affären sind. — maxsiedentopf.com

#Kultur — Ungefähr so haben sich einige von uns den ersten Besuch beim Arbeitsamt in ihren Albträumen ausgemalt. War dann aber gar nicht so schlimm. Dieses fein ziselierte Meisterwerk stammt natürlich von unserem

geschätzten Egon Forever, der uns in den letz- Forever rettet die Welt« zu kaufen. Das ist ten Jahren mal amüsierte und sich auch mal soeben im Ventil Verlag erschienen und bringt ganz gerne über uns lustig machte. Damit ihr euch mindestens durch den Sommer. keinen Egon-Cold-Turkey durchleiden müsst, empfehlen wir euch, sein neues Buch »Egon — egonforever.de


INTRO präsentiert

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13.8. BERLIN Zitadelle [€ 44,–]

Special Guests: MOONBOOTICA + MOONCHILD SANELLY

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ROLLING STONE präsentiert

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AMERICAN UTOPIA TOUR 2018 Special Guest: YASMINE HAMDAN [€ 40,– bis 48,–] 27.6. BERLIN Tempodrom --------------------------------------------------------------------------------------

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MASSIVE ATTACK

Special Guests: AZEKEL + YOUNG FATHERS 28.6. KÖLN Palladium und 29.6. BERLIN Zitadelle – Ausverkauft! --------------------------------------------------------------------------------------

ROLLING STONE präsentiert

PEARL JAM

5.7. BERLIN Waldbühne – Ausverkauft!

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MUSIKEXPRESS präsentiert

NICK CAVE & THE BAD SEEDS

Special Guest: SOKO 14.7. BERLIN Waldbühne – Ausverkauft!

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*KULTURNEWS präsentiert

JACK JOHNSON

ALL THE LIGHT ABOVE IT TOO WORLD TOUR 22.7. MÜNCHEN Tollwood Festival – Ausverkauft! [€ 45,–] *25.7. BERLIN Zitadelle

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14.8. BERLIN Parkbühne Wuhlheide [€ 36,–]

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BYTE FM & KULTURNEWS präsentieren

TINY RUINS

[€ 17,–] 9.9. HAMBURG Nochtwache 10.9. BERLIN Kantine am Berghain 11.9. KÖLN Blue Shell

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GUSGUS

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CHRISTINE AND THE QUEENS

[€ 26,–] 15.10. BERLIN Columbiahalle

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INTRO & PIRANHA präsentieren

BLOC PARTY

SILENT ALARM 2018 18.10. BERLIN Columbiahalle – Ausverkauft! --------------------------------------------------------------------------------------

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[€ 36,–] 24.10. BERLIN Berghain Achtung: Der Einlass wird erst ab 18 Jahren gewährt! --------------------------------------------------------------------------------------

MUSIKEXPRESS präsentiert

BLOOD ORANGE

[€ 28,–] 6.11. BERLIN Columbia Theater -------------------------------------------------------------------------------------

Veranstalter: MCT Agentur GmbH Tickets unter tickets.de und an allen bekannten Vertragsvorverkaufsstellen. Die angegebenen Ticketpreise gelten für den Vorverkauf zzgl. Gebühren. Änderungen vorbehalten. Weitere Konzerte anderer Künstler in Vorbereitung. Infos unter mct-agentur.com und facebook.com/MCTAgenturGmbH


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#Pop #Kultur

#Kultur — Keine Bange, wir verlieren jetzt nicht auf den letzten Metern unsere Contenance. Aber bei all dem Stress und der Trauer hat uns dieses Buch von Keri Smith aus dem Kunstmann Verlag sehr geholfen. »Mach dieses Buch fertig« heißt es und meint das auch genau so. Nicht im Sinne eines spießigen Ausmalens, sondern eher an Aggressionen und Urinstinkte appellierend. Das macht Spaß und beruhigt ungefähr so wie ein gutes Ballerspiel. — kunstmann.de

Jazzanova

LAST, AT LAST #Pop — Gut, der Westen bricht zusammen, und die Dummen feiern Dauertriumphe, aber mit dem Comeback-Album von Jazzanova lässt sich der Sommer 2018 trotzdem entspannt genießen. Steffen Greiner traf die Gruppe auf einen Iced Latte.

W

ürden James Last und Bert Kaempfert, die Könige des Easy Listening, heute noch Musik machen – wären sie dann Mitglieder bei Jazzanova? Und wäre das nicht vielleicht, ganz unironisch, der leichteste Sound der Welt, eine selbstbewusst das Klangtapeten-Sein annehmende Klangtapete? Musik, die, wie Kaempfert mit Chuzpe von seinem Werk sagte: einfach nicht stören will – die ehrgeizigste Anforderung an Musik, die denkbar scheint? Nein, nicht mit Jazzanova! »Sexy Elevator Music«, wie die Gruppe oft genug verstanden wurde, wollen sie nämlich ganz und gar nicht sein, sagt Produzent Stefan Leisering. Gegründet wurde die Gruppe, die

neben Leisering und Ko-Produzent Axel Reinemer aus drei DJs besteht, Mitte der Neunziger. Auch sie war ein Teil der Goldenen Ära der Berliner Clubkultur, wenn auch nicht der ravigste: Jazzanova waren eher die lokale Version der Wiener NuJazz-Ikonen Kruder & Dorfmeister, Lounge-Musik für das Ende der Geschichte. Allerdings, so betont Leisering: »Wir haben uns nie als Acid Jazz verstanden, wir sind eher dem HipHop verwandt, dem Sampling, ungefähr wie DJ Shadow.« Auf ihrem Label Sonar Kollektiv veröffentlichten entsprechend auch Bands wie das House-Duo Âme oder die Reggae-Jazzer Fat Freddy’s Drop. Dennoch: Zu harsche Störfeuer darf man bei Jazzanova nicht erwarten. War das letzte Album »Of All The Things« ein Versuch, »die Soundwelten aufzunehmen, die wir gerne auf Platte gefunden und als Samples benutzt hätten«, will das nach zehn Jahren LongplayerPause jetzt erscheinende »The Pool« an den Sound der Anfangstage anschließen, elektrischer, samplelastiger sein. »Jemand, der kantigeren Pop, Soul oder Funk hört, wird sich hier wohlfühlen«, sagt Leisering. »Wir haben viele Ebenen, viele Elemente, man kann immer Neues entdecken. Und ich habe trotzdem das Gefühl, dass es ein einfacheres Jazzanova-Album ist als die davor.« »Aber viel intensiver«, ergänzt Reinemer. »Wir wollten nie Musik machen, die nur schöne Farben erzeugt und unterhält.« — Jazzanova »The Pool« (Sonar Kollektiv / Indigo / VÖ 29.06.18) — Auf Tour vom 30.06. bis 27.09.



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#Pop

Jesper Munk im Gespräch

EIN KAFFEE UND EIN KIPPCHEN #Pop — Der junge Songwriter und Sänger hat gerade sein drittes Album »Favourite Stranger« veröffentlicht, geht ab Oktober auf Deutschlandtour und spielt mit seinem Trio zur Melitta Festivaltour auf dem Hurricane Festival. Gute Gründe, um sich auf ein Käffchen und ein Kippchen mit ihm zu treffen. Text: Daniel Koch

Dein Debüt »Claim« und der Nachfolger »For In My Way It Lies« waren noch stark vom Blues geprägt – dem klassischen sowie dem neu aufgelegten von den Black Keys & Co. Nun variierst du die Stile recht munter, spielst mal Pop, mal R’n’B, gibst dann den Crooner und gönnst dir hin und wieder auch recht verspulte Momente. Was war da los?

Ich musste mich in den zweieinhalb Jahren, in denen ich nichts veröffentlicht habe, ein wenig neu kalibrieren. Ich habe mal einen Gang zurückgeschaltet und mir viele Fragen gestellt. Was will ich erreichen? Was ist meine Verantwortung als Künstler? Da war es für mich wichtiger, meine eigene Welt zu finden und mich nicht mehr drauf zu verlassen, was ich eh schon kann. Ich bin gerade mal Mitte 20. Jetzt zu sagen, ich setz hier meine Flagge und hocke mich in meinen Safe-Space, ist irgendwie die falsche Entwicklung. In »Stranger« singst du die Zeile: »My favourite stranger is the author.« Das klingt fast so, als wären dir viele der Antworten auf deine Fragen beim intuitiven Schreiben gekommen. Oder wie ist das gemeint?

und – aus einer Bauchentscheidung heraus – diesen wählte. »Favourite Stranger« ist natürlich auch eine Art Selbstsicht, aber die Kernfrage für mich war: Wie kann ich es schaffen, dass jemand über eine große Distanz Empathie gegenüber dem Autor empfindet? Gleichzeitig bekam es für mich im Angesicht von Rechtspopulismus und diesem vergifteten Klima gegenüber Fremden eine gesellschaftliche Ebene: Warum bleibt die Empathie aus, sobald jemand Angst hat, dass ihm ein kleines Stück des eigenen Wohlstands genommen wird – obwohl dieser Wohlstand auf Kosten Ärmerer entstanden ist?

Von den schweren Themen zu den leichten: Du bist im Sommer auf einigen Festivals unterwegs, zum Beispiel beim Hurricane im Rahmen der Melitta Festivaltour. Was war dein schönstes Festivalerlebnis bisher?

Wir waren auf dem Campingplatz leicht angetrunken und haben uns mit wildfremden Leuten unterhalten. Irgendwann bin ich vor einem Zelt eingepennt, und meine Jungs sind weitergezogen. Zweieinhalb Stunden später wurde ich wach, wankte Richtung Festivalgelände – und stolperte fast über die anderen, die ungefähr drei Zelte weiter lagen. Weiter haben auch sie es nicht geschafft. Wir mussten sehr über unseren Powernap lachen.

Es ist viel mehr als das. Für mich ist »stranger« ein Begriff, um den sich viele meiner Gedanken und Ideen gesammelt haben. Was mir ironischerweise erst auffiel, als ich Dann steht jetzt natürlich noch einen Titel für das Album brauchte die Kaffee-Frage im Raum. Lus-

tigerweise hast du ja einen Song namens »Morning Coffee« geschrieben – in dem genau der aber gar nicht schmeckt. Bist du Kaffeejunkie oder eher Gelegenheitstrinker?

Definitiv Junkie. Ich finde es schwierig, ohne Kaffee in den Tag zu starten. Dummerweise ist meine Kaffeemaschine im Arsch, weil sie mir an einem besonders bedürftigen Morgen heruntergefallen ist. Ich laufe deshalb gerade immer zu meiner Nachbarin runter. Die freut sich, weil ich dann auch gleich ihr Kind ein wenig bespaßen kann. Das ist sehr angenehm. Ist Kaffee denn auch dein bevorzugtes Festivalgetränk?

Haha, Fangfrage! Ich würde sagen, das kommt auf die Uhrzeit an. — Jesper Munk »Favourite Stranger« (Warner) — Auf Tour vom 03.08. bis 29.10.



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#Pop #Life

#Pop #Wer Wir Sind

BLACKOUT PROBLEMS

#Life — Cover-Kitchen

Rival Consoles »Persona«

Herkunft München Genre Alternativeindiepunkstadionrock Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Als sie kürzlich mit

Jennifer Rostock durch große Hallen tourten, schrieb der eine oder andere »Sell-out!« an ihre Pinnwand. Sänger und Gitarrist Mario kann da nur lachen: »Die Wahrheit ist: Ein Hotel war kostenseitig nicht drin. Wir haben beim Freund einer Freundin gepennt – in unseren alten Schlafsäcken.« Aktuelles Album »Kaos« (Munich Warehouse / Cargo) Bei euch kommt musikalisch viel zusammen: Punkausbrüche, große Geste und eine textliche Auseinandersetzung mit Gefühel, die fast Emo ist. Wie war eure Musiksozialisation, damit diese Mischung rauskam?

Mario Radetzky: Ich finde es ebenso spannend, welche musikalischen Hintergründe bei uns vermutet werden. Bei mir hat es bei Rockmusik aus den 80ern angefangen und sich über Nirvana und viele Punkbands irgendwann zu HipHop entwickelt. Mittlerweile bin ich bei elektronischer Musik angekommen und entwickle im Stillen ein kleines Interesse für traurigschöne Klassik.

Ich hörte, ihr habt euch für das Album an ruhige Orte zurückgezogen. Was war der intensivste Stopp, und wo war er?

Die intensivste Phase lässt sich nur schwer auf einen Ort beschränken: Das Texten von »Kaos« hat sehr viel Aufmerksamkeit erfordert. Egal wo, es war eine Herausforderung. Ich erinnere mich z. B. an fünf Tage, an denen ich nicht mehr aus dem Proberaum gekommen bin. Ich habe ungeduscht und in Schuhen auf dem Sofa gepennt und an den Songs gearbeitet. Als ich mal auf die Uhr geguckt habe, war es 04:50, und ich war gerade dabei, seit drei Stunden mit einem Skateboard von einer Ecke in die andere zu fahren und dabei den Text von »Gutterfriends« auf eine rumstehende Holzplatte zu schreiben. Ich glaube, ich bin da ein wenig verrückt geworden. Interview: Daniel Koch

Für »Persona« 1 mariniertes Schweinesteak stark anbrennen lassen, am besten mit geschlossenem Deckel. Dann zusammen mit einem rohen Steak auf einem Teller drapieren. Die Augen mit drei bis vier Prisen Salz und je einer Beluga-Linse arrangieren. Und zack: Schön gescheitert! Foto: Viktoria Grünwald

»Für den perfekten Popsong braucht es: etwas Drama, etwas Sehnsucht und einen wirklich großen Refrain, bei dem dein Herz explodiert!« Olly Alexander von Years And Years — Interview auf intro.de



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#Style

Modelabel des Monats

MIT ECKEN UND KANTEN #Style — Der Online­ shop Mit Ecken und Kanten gibt Kleidung, Schmuck und anderen Artikeln eine zweite Chance. Alle Produkte teilen das gleiche leine Unebenheiten, hier Schicksal: Sie habe und da ein Schönheitsfehler oder eine veraltete Verpakleine Makel, die sie zu ckung. Was im Shop Mit Ecken Unikaten machen.

K

und Kanten landet, wurde woanders längst aussortiert. Denn fast überall unterliegt Kleidung einer speziellen Qualitätskontrolle, in der nach Fehlern gefahndet und

Das letzte Abendmahl #Style - Man hätte den Wink mit dem Zaunpfahl durchaus verstehen können, als Perret Schaad im Rahmen der Berliner Fashion Week im Januar ihre Kollektion unter dem Motto »Das letzte Abendmahl« vorstellten. Wie Jesus und seine Jünger nahm ein Model nach dem anderen an einer langen Tafel Platz. Nur Johanna Perret und Tutia Schaad wissen zu dem Zeitpunkt um die eigentliche Bedeutung dieser Darbietung: Drei Monate später verkündet das Label sein Aus. Damit verlässt uns nach rund neun Jahren eine der Vorzeigemarken der Berliner Modelandschaft. Vielleicht trifft hier jedoch einfach das Sprichwort zu: »Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist«. Machen wir ja auch. Modejünger hoffen indessen insgeheim auf eine Auferstehung.

selektiert wird. Am Ende landen so auch teils einwandfreie Pullover und Shirts, aber auch Kosmetik oder Terminplaner mit vielleicht nur minimalen Abweichungen auf dem Abstellgleis. Jessica Könnecke, Gründerin des Onlineshops, nimmt sich der verwaisten Produkte an und verwertet sie weiter. Auch Muster- oder Reststücke aus Kollektionen schaffen es in ihren Fundus. »Heutzutage wird ja sehr viel Wert aufs Perfekt-Sein gelegt.

Gerade beim Thema Nachhaltigkeit möchten wir sofort alles richtig machen. So ging es mir auch lange Zeit, bis ich beschlossen habe, mich selbst nicht mehr so unter Druck zu setzen. Als ich auf die Idee gekommen bin, Produkten eine zweite Chance zu geben, hatte ich auch ganz klar die Vision, eine kleine Bewegung hin zum Nicht-perfekt-Sein anzustoßen. Ich will damit zeigen, dass gerade aussortierte Produkte individuell und einzigartig sind.« Neben der Suche nach liebenswerten »Mängelexemplaren« legt Jessica auch großen Wert auf ein weiteres wichtiges Kriterium: Bei Mit Ecken und Kanten wird ausschließlich Fair Trade verkauft. »2016 hab ich meinen Blog theliveliest.com zum Thema Nachhaltigkeit gegründet. So ist meine Leidenschaft für faire und nachhaltige Unternehmen entstanden. Und genau diese möchte ich mit meinem Konzept unterstützen. Der Markt für diese Produkte ist in den letzten Jahren ja enorm gewachsen, und deshalb bin ich zuversichtlich, dass ich auch immer Neues für meinen Shop finden werde.« Eines von Jessicas Lieblingsstücken ist übrigens ein Sweatshirt mit FridaKahlo-Print. Die Künstlerin mit den unperfekten Augenbrauen. Welch Ironie!?


TROPFEN FÜR TROPFEN AUS EINEM KLEINEN ORT IN TENNESSEE. Heutzutage ist es nicht immer leicht herauszufinden, was wirklich echt ist. Und wo es tatsächlich hergestellt wird. Bei uns ist das anders: Jeder Tropfen JACK DANIEL’S kommt auch heute noch aus Lynchburg, einem kleinen Ort in Tennessee.

Seit Mr. Jack Daniel im Jahr 1866 hier den perfekten Platz für seine Distillerie fand, wird JACK DANIEL’S Tennessee Whiskey mit demselben reinen, eisenfreien Höhlenquellwasser und der speziellen Holzkohlefilterung hergestellt – ausschließlich in Lynchburg, Tennessee. So war es, so ist es und so bleibt es.


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#Pop 04 Sigur Rós Ágætis Byrjun

TOP 7

SONGS VOM SCHEITERN #Pop — Natürlich ist das Scheitern am Leben, an der Liebe, am Debütalbum oder an Flirtmoves ein elementarer Bestandteil der Popkultur. Deshalb haben Senta Best und Daniel Koch sieben Songs zusammengetragen, die das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten. Foto: Viktoria Grünwald

Dass die Isländer Humor haben, weiß jeder, der das seltene Glück hatte, die Band mal interviewen zu dürfen. Vollnerds wie wir finden den Witz aber auch in ihren Songs. Der wunderschöne Titeltrack ihres zweiten Albums heißt nämlich übersetzt ungefähr »ein recht guter Start« und befasst sich mit der Enttäuschung über ihr erstes Album, das sie für ziemlich vergurkt hielten. Deshalb mahnt »Ágætis Byrjun«, es diesmal besser zu machen.

01 Joy Division Love Will Tear Us Apart

05 Kings Of Convenience Failure

Fangen wir mit dem dramatischsten aller Hits an, der eigentlich nur Trost spendet, wenn man sich der euphorischen Energie hingibt, die er auf entfaltet. Im Text ist nämlich alles dramatisch, gewaltig und tragisch zugleich. Die Liebe ist so gut wie gescheitert und wird uns am Ende alle zerfetzen. Dagegen sind so Sachen wie eine Magazineinstellung doch Kinderkacke! Was stellen wir uns eigentlich so an?

Eirik Glambek Bøe und Erlend Øye sind Könner: Sie schreiben Songs, die warm sind wie Pullover aus Schafswolle und singen Kalendersprüche, die man anderen nicht durchgehen lassen würde. Aber genau so was brauchen wir doch gerade. Und jetzt alle: »Failure is always the best way to learn / Retracing your steps until you know / Have no fear your wounds will heal.« Wir warten drauf – und kuscheln uns in die Wolle.

02 Die Nerven Nie wieder scheitern

06 Die Ärzte Das Lied vom Scheitern

Liebe Nerven, auch wenn ihr in euren Texten gerne kryptisch bleibt: Aus dieser Nummer kommt ihr nicht mehr raus. Wer seine Welt lieber aus Styropor und Zellophan baut, der kann nicht scheitern, nie wieder. Typisch Digital Natives, ihr denkt, ihr könnt alles immer löschen und neu machen. Wenn wir mit diesen Materialien statt mit Papier zu tun hätten, wäre das hier sicher nicht die letzte Ausgabe.

Die Ärzte wussten schon 2008, dass es nicht gut ist, zwischen allen Stühlen Platz zu nehmen. Aber sie wussten auch: »Du bist immer dann am besten, wenn’s dir eigentlich egal ist.« Da man uns die Stühle nun eh schon unter unseren printverwöhnten Hintern weggezogen hat, können wir endlich am besten sein. Dieses hier ist also augenscheinlich das beste Heft, das wir jemals gemacht haben. Von wegen Scheitern!

03 Taylor Swift Shake It Off

07 Klaus Lage Fang neu an

Wenn es mal nicht so gut läuft mit den Hatern, den Lovern, den Dancern – lass gut sein, schüttel es einfach ab! Natürlich sind die Dinge, an denen Miss Perfect Taylor Swift im Song und Video zu »Shake It Off« scheitert, eher nicht so dramatisch. Trotzdem machen vor allem dieser Refrain und der dazugehörige Hand-Dance-Move so dermaßen dümmlich glücklich, dass einem danach all das Scheitern dieser Welt gar nicht mehr so schlimm erscheint.

Es kann halt nicht immer »Zoom!« machen, und selbst »1000 und 1 Nacht« geht irgendwann vorbei. Deshalb kommt hier die ultimative Wenn-alles-scheiße-ist-fang-neuan-Nummer von Klaus Lage. Und da wird es richtig räudig pathetisch: »Fang neu an / Ich komm am Bahnhof an / Zwischen Pissgestank und Ruß / Wolken aus Parfüm / Seh wie Bruder Stinkefuß / Seine Wermutflasche ansetzt.« Einen Wermut gegen die Schwermut könnten wir jetzt auch vertragen.


MEIN TICKETPORTAL

Danke

INTRO 1992

02.11. 03.11. 04.11. 05.11.

Frankfurt, Jahrhunderthalle Berlin, Tempodrom Mönchengladbach, RED BOX Hamburg, Mehr! Theater

2018

...für viele schöne Jahre mit euch! ...für eine tolle partnerschaftliche Zusammenarbeit!

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München, Backstage Halle Bochum, Christuskirche Osnabrück, Bastard Club Berlin, Heimathafen Neukölln © Michael Jackson

10.10. 11.10. 20.10. 26.10.

11.01.2019 12.01.2019 13.01.2019 14.01.2019 16.01.2019

Hamburg, Große Freiheit 36 Hannover, Faust Leipzig, Täubchenthal Frankfurt, Batschkapp München, Backstage

17.01.2019 18.01.2019 19.01.2019 20.01.2019

Stuttgart, LKA Longhorn Köln, Live Music Hall Berlin, Astra Kulturhaus Dortmund, FZW

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#Pop

Henrik Schwarz

VON FEHLERN UND NEUEN WEGEN #Pop — Henrik Schwarz ist seit 20 Jahren DJ. Dass er in all den Jahren trotzdem auf dem Teppich geblieben ist, dafür sorgen seit elf Jahren seine beiden Kids. »Das hat damals mein Leben gerettet«, sagt er heute. »Sonst wäre ich wohl auch ein egomaner Weltreisender geworden.« Glück für alle. Denn mit »Scripted Orkestra« fusioniert er klassische und elektronische Musik auf bisher einzigartige Weise. Text: Christian Schlodder

Du bist jetzt knapp 20 Jahre im Geschäft. »Scripted Orkestra« ist trotzdem deine erste LP. Wie kommt das? Und wie ist die Zusammenarbeit mit dem niederländischen Metropole Orkestra entstanden?

Wenn man sehr streng mit mir ist, kann man das tatsächlich als erste LP sehen. Ich glaube, ich habe die ganze Zeit gebraucht, um mich musikalisch zu bilden. Vieles dabei war autodidaktisch. Für mich ist das aber ein ganz linearer Weg. Das Metropole Orkestra hat mich gefragt, ob ich eine Stunde moderne Musik für sie schreiben könnte. Das fand ich sehr verlockend, obwohl mein letzter Versuch, meine Musik für ein Orchester umzuschreiben, ein Mega-Akt war. Gab es denn Widerstände aus dem klassischen Kunstbetrieb?

Die Konzerthäuser und Intendanten sind sehr offen, etwas Neues auszuprobieren. Der Widerstand kommt erstaunlicherweise aus der elektronischen Szene. Alle, die das versucht haben, haben sehr viel Gegenwind bekommen. Man wird dann schnell als alt abgetan. Die Kritik ist ja zum Teil auch berechtigt, weil viele Sachen – von Jeff Mills zum Beispiel und auch meine – nicht immer gelungen waren. Ziel muss es doch aber sein, neue Wege zu gehen, auch wenn man Fehler macht. Ich finde, der Weg, mit Orchestern zusammenzuarbeiten, hat gerade eine gewisse Qualität, weil er schwierig ist. Hat der Widerstand vielleicht auch mit einer gewissen Sättigung zu tun? Schließlich kann heute jeder mit einem Laptop elektronische Musik produzieren.

Wir müssen irgendwie eine neue Definition finden. Durch Software ist es heute möglich, ohne Wissen ein paar Sachen zusammenzuwürfeln, die nach Elektronik klingen, auch auf erstaunlich hohem Level. Doch es bleibt am Ende nur Spam. Man muss nicht kreativ sein, man muss nicht mal besonders viel können. Elektronische Musik wurde so zum Spielzeug, ohne Kreativität und Inhalt. — Henrik Schwarz & Metropole Orkestra »Scripted Orkestra« (7k! / Indigo)

#Pop — Ihr Autorinnendebüt feierte Leonie Scholl bei uns. Ehrensache, dass wird deshalb hier die allerletzte Chance nutzen, ihr Debüt als Die Supererbin zu unterstützen, die mit Synthies und Badeanzug bewaffnet den drögen Deutschpop aufmischen will. Ihre Debütsingle »Tage in Berlin« ist soeben auf Bohemian Strawberry erschienen, dem Label der Grether-Zwillinge. Sie schlugen ihr vor, auf Deutsch zu singen: »Ich hab mich erst geweigert, dachte, das ist der Dolchstoß in die Schlagerkarriere. Auf der anderen

Seite habe ich früher selbst viel deutsche Musik gehört, war ein Falco-Fan und verbrachte den Großteil meiner frühen Jugend auf Deutschpunk-Konzerten. Selbst die Acts, die mich in den letzten Jahren am meisten berührt haben, waren alle deutsch, unter anderem Antilopen Gang und Drangsal.« Ein ausführliches Interview findet ihr auf intro.de unter #Supererbin.



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#Kultur

#Kultur — Der Designer Max Kersting tauchte mit seinem Kalender »Nie wieder Internet« schon mal bei uns auf. Seitdem hat er drauf gewartet, dass wir ihn mal in die Jury von Platten vor Gericht einladen, weil das sein Lieblingsformat ist. Diesen Wunsch können wir ihm leider nicht mehr erfüllen – dabei hatten wir ihn schon auf der Liste für das Septemberheft (ehrlich, Max!). Musik macht Max übrigens auch. Unter dem Namen Party-DJ Oliver Kahn kam vor zehn Jahren das Album »Alles ist O.K.« mit Partykrachern wie »Currywurst« und »Wir lieben Bier«. Soeben erschien sein Kalender für 2019 – sollte man sich holen! — maxkersting.de


P – Trauriges Reisen

ON THE LONG AND WINDING ROAD #Kultur – Jochen Schliemanns Debütroman schickt nicht nur seinen Helden Tim auf den einen oder anderen beeindruckenden Trip. Auch den Lesern bleibt die Spucke weg.

E

s gehört zu den Lebensweisheiten, die in unserem gesellschaftlichen Klima gedeihen wie Keime in bei 30 Grad Celsius gelagerter Mayonnaise: »Reisen bildet!« Oder war es lesen? Oder beides? Der Musikjournalist Jochen Schliemann ist viel herumgekommen und hat seine gesammelten Eindrücke eines scharfsinnigen Globetrotters in den Roman »P – Trauriges Reisen« (fineBooks, € 23,90) einfließen lassen. Schön flüssig, so wie der sich von einem Trip zum nächsten hangelnde Romanheld Tim Ross die Kacke nach Genuss der oben erwähnten Mayo im ersten Kapitel aus sich herausfließen lässt. Schliemanns Storys könnte man als Blick hinter die Kulissen der poetischen Land- und Leute-Beschreibungen eines berühmten Reiseliteraten wie Bruce Chatwin bezeichnen, der ja eigentlich ein ziemlicher Reisemuffel war, es aber nicht zugeben mochte. Schliemann mag es ehrlicher, er liebt die Zwischentöne und den derben Witz. Zwischen Weltflucht und Welterschließung lässt der Autor seinem Protagonisten – nicht ohne musikalische Begleitung – viel Raum für Beobachtungen, die es so bislang noch nicht in irgendein Buch geschafft haben. Schreiben bildet, und zwar Welten für sich, die ohne die echte Welt nicht denkbar wären. Schön, dass sich Schliemann aufgemacht hat, seinen Tim mal hier und mal dorthin zu schicken. Als Leser ist man nachher schlauer. Wolfgang Frömberg


16.06. SA

QUEENS OF THE STONE AGE SPECIAL GUEST: CRX Rock Konzert

23.06. SA

PUNK IN DRUBLIC FEAT. NOFX / BAD RELIGION / BOYSETSFIRE / THE BRONX / MAD CADDIES / BAD COP/BAD COP

Years & Years

ROBOTER MIT GENDERFRAGEN

Punk / HC Festival

04.08. SA

Beginner & Friends HipHop / Rap Konzert

25.08. SA

BROILERS CITY RIOT FEST SPECIAL GUESTS: FLOGGING MOLLY / BOOZE & GLORY / THE SELECTER / DRANGSAL / EMSCHERKURVE 77 Punkrock Open Air Festival

08.09. SA

FREUNDESKREIS FEAT. AFROB / JOY DENALANE / MEGALOH HipHop / Conscious Rap Konzert

www.schlachthof-wiesbaden.de

E

twas Drama, etwas Sehnsucht und ein wirklich großer Refrain« – so listet Olly Alexander seine Zutaten für den perfekten Popsong auf. »Wenn der Refrain einsetzt, muss dein Herz explodieren!« Die perfekte Formel habe er jedoch noch nicht endgültig gefunden, behauptet er. Die Verkaufszahlen des Debütalbums seiner Band Years & Years erzählen allerdings etwas anderes. Ihr Debüt »Communion« wurde weltweit über eine Million Mal verkauft, die Band stand 2015 an der Spitze der Newcomerliste der BBC, und als wir sie zu unserer Introducing-Reihe einluden, standen die Fans bei beiden Konzerten in Köln und Berlin bis um die nächste Straßenecke Schlange. Später spielten Years & Years dann auch vor 12.000 Menschen in der Wembley-Arena in London. Das neue Album »Palo Santo« ist eine Zukunftsvision. Die Erde ist von Androiden bevölkert, die

die wenigen noch lebenden Menschen zu Unterhaltungszwecken einsammeln. Ollys Idee passt gut zu den vielen anderen dystopischen Geschichten, die gerade hoch im Kurs stehen. »Wahrscheinlich habe ich die Welt, in der wir jetzt gerade leben, irgendwie satt, also habe ich meine eigene geschaffen, die aber das, was in unserer realen Welt passiert, ein wenig reflektiert«, versucht er zu erklären. »Für ›Palo Santo‹ habe ich überlegt, wie eine Androiden-Gesellschaft mit den Themen, mit denen ich mich oft befasse, umgehen würde. Was ist eine Androiden-Sexualität, was bedeutet Gender für sie? Haben sie Gedanken oder Gefühle? Wollen sie sich verlieben? Ich bin besessen von Technologie und finde spannend, wie sie uns über unsere eigene Menschlichkeit nachdenken lässt. Was macht uns zu Menschen?« — Years & Years »Palo Santo« (Universal)

Foto: Jan Philip Welchering

#Pop — Auf ihrem zweiten Album »Palo Santo« beschreiben Years & Years eine recht gruselige Welt – die aber nicht durchweg negativ ist, wie ein aufgedrehter Olly Alexander Julia Brummert beim Interview in Berlin erzählte.

BEGINNER / SAMY DELUXE & DLX BND / STIEBER TWINS


#Pop #Kultur

Kochen mit Kafka

»DIE KLASSEN­ GESELLSCHAFT IM 25. JAHRHUNDERT« UND ANDERE ROMANIDEEN

#Kultur — Wenn man einen Job wie den bei Intro verliert, bei dem man auch ab und zu mal was schreiben muss, kriegt man gerne einen Spruch wie diesen zu hören: »Ach, komm, ihr Redakteurinnen und Redakteure habt doch sicher schon alle einen Roman in der Schublade.« Und während man die Frage weglächelt, denkt man: »Das mag ja sein, aber leider ist es genau die Schublade, die ich mich schon seit Jahren nicht zu

öffnen wage! Da drin muffelt es so nach Ochsentour und Scheitern.« Buchverlage haben ja das Flair uneinnehmbarer Burgen. Und schließlich sehen sich alle potenziellen Autorinnen und Autoren von Büchern auch mit dem Phänomen konfrontiert, dass es ja schon so viele andere Bücher gibt – manche davon sind sogar gut. Wie Tom Gaulds hervorragender Cartoon-Band »Kochen mit Kafka« (Edition Moderne), der von der Liebe zu Comics und zur Literatur zeugt. Mit schottischem Humor illustriert er die Kümmernisse eines Milieus, das aus größenwahnsinnigen und an sich selbst zweifelnden, notorisch ideenreichen und von mentalen Blockaden heimgesuchten Egomanen besteht, im Kampf mit den Umständen. Wolfgang Frömberg

Promotion

V+GRAPEFRUIT

Die Anreise zum Festival war DEINE ERFRISCHUNG. DEIN FESTIVALSOMMER. schweißtreibender als erwartet? Du

möchtest gerade das Zelt aufbauen, aber hast die Heringe zuhause vergessen? Auch wenn es die schönste Zeit des Jahres ist, läuft nicht immer alles nach Plan. Für alle, die das Beste aus ihrem Festivalsommer herausholen wollen, ist das trendige Biermixgetränk genau die richtige Dosis gute Laune. Mit dem erfrischenden Durstlöscher von Veltins V+Grapefruit, der mit fruchtig-spritzigen Nuancen das perfekte UrlaubsFeeling heraufbeschwört, ist sogar das letzte bisschen Stress vergessen und du kannst den Sommer wieder durch die rosarote Brille sehen!

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oRO ia C be INT

lie d n u n o i t k a Red ! s e l l a r ü danke f ! h c s i r f t Bleib Eure Gaffel i e r e u a r b t Priva


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Foto: Max Slobodda

#Scheitern


#Life Scheitern

WENN DAS SCHEITERN EINER GENERATION ZUM MEME WIRD

Lachend den

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Abgrund?! Studienschulden, Perspektivlosigkeit und Identitätskrisen: Für die Generation Y ist das Scheitern nicht nur eine allgegenwärtige Drohkulisse, sondern auch ein medial erzeugter Stereotyp. Warum es in Anbetracht der angeblich so prekären Verhältnisse trotzdem noch einiges zu lachen gibt, weiß Philip Fassing. Foto: Steph Wilson


#Life Scheitern

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laubt man vielen alteingesessenen Medien, dann kann man die Millennials für so ziemlich jedes Elend dieses Planeten verantwortlich machen. Der Niedergang der Filmbranche (siehe »New York Post«) soll dabei genauso auf das Konto dieser narzisstischen Egoisten gehen wie der Verfall des Bildungssektors (»Business Insider«). Körperliche Ertüchtigung? Kaputt. Glücksspiel? Aus und vorbei. Mode? Vergiss es! So ziemlich jede Tugend und umsatzstarke Branche soll nach der Logik dieser Think Pieces früher oder später dem selbstgerechten Treiben der Generation Y zum Opfer fallen. Die Ironie: Ein Großteil dieser Thesen stammt von Menschen, deren Generation diese schwierigen Verhältnisse ein Stück weit mitzuverantworten hat – die sogenannten Babyboomer. Ein demografisches Segment, unter dem Soziologen die geburtenstarken Jahrgänge zwischen der Nachkriegszeit und den frühen Sechzigerjahren zusammenfassen. Man könnte aber auch einfach etwas verallgemeinernd von unseren Eltern sprechen.

Angriff auf eigenem Terrain Wie schlecht es um den Austausch zwischen diesen demografischen Gruppen steht, wurde im Jahr 2016 auf eine besonders unterhaltsame Art und Weise deutlich, als der Hashtag #HowToConfuseAMillennial die Runde machte. Hier konnten die Babyboomer in die Vollen gehen und es diesen internetsüchtigen Faulenzern mal so richtig zeigen. »Gib ihnen ein Bewerbungsformular« oder »Erkläre ihnen, dass die Leute normalerweise bei ihren Eltern ausziehen« konnte man dort lesen. Der Backlash ließ natürlich nicht lange auf sich warten, griff man die Betroffenen doch naiverweise auf ihrem eigenen Terrain an – Twitter. So hatten diese bald viel bessere Vorschläge für ihre Elterngeneration, wie man Verwirrung unter Millennials stiften könne: »Macht den Immobilienmarkt kaputt, ersetzt gut bezahlte Jobs durch Praktika, und erzählt uns, dass wir ein Haus kaufen sollen« zum Beispiel. Ein Schlagabtausch, der kaum bezeichnender für den schwelenden Generationskonflikt sein könnte und das Narrativ der gescheiterten Generation trotz wirkungsvoller Gegenwehr einmal mehr reproduzierte.

Happy Steven! In der Netzkultur sind die Differenzen zwischen Babyboomern und Millennials schon seit vielen Jahren ein verlässlicher Stichwortgeber für stellenweise verblüffend selbstironische Humorblüten. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa »Old Economy Steven« – eine Bilderserie, die das Porträtfoto eines jungen Mannes aus

auf Twitter werden. Im Beitrag rieten Experten dazu, im Alter von 35 Jahren bereits zwei Jahresgehälter für die Zukunft auf die hohe Kante gelegt zu haben. Ein Umfang, der die meisten Betroffenen vor allem zum Lachen brachte und ein neues Meme schuf. Unter dem Hashtag #ByAge35 wurde fortan getwittert, was man im Alter von 35 Jahren stattdessen auf die Seite geschafft habe. Von einem großen Karton mit Kabeln, den man leider nicht wegschmeißen kann, weil man irgendeines davon vielleicht noch mal gebrauchen könnte, wurde dort etwa stolz berichtet. Oder auch von dieser einen Gabel in der Besteckschublade, die man aus irgendwelchen Gründen absolut nicht ausstehen kann. Eben alles, nur keinen fünfstelligen Betrag für die Altersvorsorge. Phänomene wie diese dienen dabei nicht nur als Ventil für die Ängste der Generation Y, sondern auch als Möglichkeit der humorvollen Identifikation mit anderen, die vielleicht ähnliche Probleme teilen. Lachen ist schließlich ein Gefühlsausdruck der Erleichterung.

den Siebzigerjahren zeigt, der den zahlreichen Variationen des Memes entsprechend sämtliche Vorzüge der alten Wirtschaft genossen haben muss: hohe Beschäftigungsrate, niedrige Zinsen, stabiler Immobilienmarkt. »Verliert seinen Job – findet auf dem Weg nach Hause einen neuen« heißt es da etwa. Die veränderten Rahmenbedingungen werden so von den Millennials in kleinen Akten der humorvollen Emanzipation aufgegriffen, um der dürftigen Pragmatismus statt Wohlstandsbilanz beim Kräftemessen mit der vorangegangenen Generation ein wenig den Existenzkrise Schrecken zu nehmen. Während der soziale Abgleich bei den Babyboomern oft nur in einer eng abgesteckten Zu viel Avocado-Toast Sphäre stattfinden konnte und je nach Umfeld eben nichts anderes gelten ließ als Hochzeit, Das hat den positiven Nebeneffekt, zugleich Eigenheim und Kinder, steht die eigene gesellauch äußerst wirksam die Stereotypen einer schaftliche Verortung der Generation Y unter selbstgefälligen, aber weitgehend erfolglosen ganz anderen Vorzeichen. Als Kinder der DigiGeneration zu relativieren. Stereotype, die talisierung blicken die Millennials durch mehr in gewissen Fällen als Symptom eines amtli- Fenster in die große, weite Welt als alle bishechen Realitätsverlustes durchgehen könnten, rigen Generationen. Das schärft wiederum den wie der australische Eigentumsverwalter Tim Blick für Lebensentwürfe, die sich eben nicht Gurner im vergangenen Jahr eindrucksvoll nur aus dem unmittelbaren Umfeld ergeben, unter Beweis stellte: Der Millionär machte und verschiebt dementsprechend auch zuin der TV-Sendung »60 Minutes Australia« nehmend die Koordinaten von dem, was dem nämlich ausgerechnet den Hunger nach gesellschaftlichen Konsens nach überhaupt Avocado-Toast für die finanziellen Probleme als Erfolg zu bezeichnen wäre. Die Art und der Millennials verantwortlich. »Als ich mein Weise misszuverstehen, wie die Generation erstes Eigenheim kaufen wollte, habe ich mir Y gesellschaftlichen Problemstellungen als keine Avocado-Creme für 19 $ erlaubt«, heißt Ausdruck eines gleichgültigen, fatalistischen es in dem Interview unter anderem. Das ist in Humors begegnet, würde der Sache also kaum vieler Hinsicht sehr witzig. Zum einen, weil gerecht werden. Vielmehr handelt es sich daGurner offensichtlich keine Ahnung hat, wie bei um gewisse Umdeutungsprozesse, deren viel eine Avocado kostet. Zum anderen, weil Selbstironie eher als Zeichen einer neuen Gean dem Klischee natürlich auch etwas dran lassenheit zu deuten ist. Stürzte der Verlust ist, die Reduzierung einer ganzen Generation des Jobs oder das Anhäufen von Schulden in auf diese beiläufige Banalität aber fast schon anderen Generationen noch viele Menschen wieder von einem Millennial selbst hätte kom- in existenzielle Krisen, begegnet man solchen men können. Problemstellungen heute eher mit Pragmatismus. Beruf und finanzieller Status sind nicht zwangsläufig Dreh- und Angelpunkt der eiGabel auf der hohen Kante genen Identifikation, Selbstverwirklichung kann heute oft davon losgelöst stattfinden. Im vergangenen Mai ließ ein Artikel des US- Das wiederum sind Vorzeichen, unter denen amerikanischen Wirtschaftsmagazins Market- die Zukunft vielleicht doch gar nicht so finster watch ein grundlegendes Problem der Millen- aussieht – und wenn doch alles den Bach runnials zu einem sehr gelungenen Running Gag tergeht, haben wir wenigsten was zu lachen.

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chon im ersten Interview nach unserer Abschiedserklärung fragte mich ein einfühlsamer Radiomoderator, wie exemplarisch unser Aus denn für die Musik- und Medienbranche sei und was es über den Zustand des Musikjournalismus aussage. Tja, gute Frage – aus der ich mich irgendwie rausgewurstelt habe, weil sie sich nicht mal eben in zwei Sätzen beantworten lässt. Aber losgelassen hat sie mich bis heute nicht. Ich sprach seitdem viele Male mit Kolleginnen und Kollegen über das Thema, und alle wussten von ähnlichen – oft finanziellen – Sorgen und Problemen zu berichten wie unseren. Mit jedem Gespräch wurde mir jedoch stärker bewusst, dass vielleicht eben nicht der Musikjournalismus selbst in Schwierigkeiten steckt oder gar irrelevant geworden ist, sondern die Branche, die sich daraus entwickelt hat. Weil sie eben Formate

auch diese Erkenntnis setzte sich bei mir durch: Ich habe immer noch so dermaßen Bock, mein Leben bis zum Anschlag mit Musik zu füllen, und ich sehe immer noch so viele Menschen aller Altersklassen, denen es ähnlich geht, dass es für das Reden und Schreiben über Musik doch verdammt noch mal Bedarf geben sollte. Deshalb gibt’s in diesem Text kein böses Blut gegen die Verhältnisse und auch keinen Abgesang auf den Musikjournalismus der alten Schule – ihr wisst schon, mit gedruckten Magazinen und so –, sondern einen Blick auf Menschen, Sendungen, Theorien, die in meinen Augen das Zeug haben, dem Musikjournalismus den Staub abzuklopfen.

Anders hören, anders schreiben – feat. Ben Ratliff

Zunächst müssen wir über die Art und Weise reden, wie Musik heutzutage konsumiert wird. Der klassische Musikjournalismus arbeitet sich noch immer an Albenveröffentlichungen ab. Sie setzen den Rhythmus und die Themen, weil Acts im Zuge der Promotion zum neuen Album Interviews geben und die Marketingabteilungen der Labels Anzeigen schalten. Das ist verständlich und im Grunde nicht übel, aber – und da kann man Intro mitnichten ausnehmen – sie sorgen für einen Tunnelblick, der gerade bei Jüngeren zunehmend für Unverständnis sorgt, die ihre Musik auf Portalen wie YouTube, SoundCloud, Bandcamp, Spotify, Apple Music entdecken. Seitdem das Intro-Ende verkündet wurde, muss Anstatt ein Verständnis dafür zu entwickeln Chefredakteur Daniel Koch ständig die Frage oder die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung auszuloten, beklagt man in unserem beantworten, wie es denn dieser Tage um den Berufsstand meist lieber den Tod des AlbumMusikjournalismus stehe. Oft wurden es im Grundton formats, die für Künstlerinnen und Künstler eher düstere Gespräche. Aber ist es wirklich so unguten Vergütungsverhältnisse und den angebschlimm? Oder wird es nur … anders? Um Antworten lichen kulturellen Wertverlust einer Musik, die plötzlich fast unbegrenzt verfügbar ist. Alles in auf Fragen wie diese zu finden, sprach er mit jungen Teilen richtig und Punkt zwei wirklich tragisch, Menschen, die ihm Hoffnung geben – und mit dem aber: Merkt denn keiner, wie paradiesisch diese Macher seines Lieblingspodcasts, der nerdigen Verhältnisse für den Fan selbst sein könnten? Musikjournalismus auf ein neues Level hebt. Ich habe vor Jahren Nächte mit dem Blick auf den Napster-Ladebalken verbracht, um nur einen einzigen Song dieser komischen neuen Band Arcade Fire runterzuladen, die mir eine bespielt, die nicht mehr alle Leute erreichen, die wirklich kanadische Chatfreundin empfohlen hatte – klar, das für Musik brennen. Weil sie sich auf eine einzige verläss- hat etwas Romantisches, aber heute kann ich innerhalb liche, aber schwindende Zielgruppe ausgerichtet hat. Weil von Sekunden auf Reisen gehen und Szenen erschließen, sie Schwierigkeiten hat, eine neue, jüngere Sprache und über die ich selbst irgendwo gestolpert bin. Die wenigen Texte, die das feiern oder analysieren, erForm zu finden. Weil die bewährten Finanzierungsmodelle nicht mehr aufgehen. Weil die Künstlerinnen und Künst- schienen bezeichnenderweise eher in Medien wie Wired ler zusehends den eigenen Kontakt zu ihren Fans suchen. oder der New York Times. Der Musikkritiker der Times, Weil die Branche immer noch zu alt und zu männlich ist. Ben Ratliff, war es auch, der in meinen Augen den besten Und weil sich die Art, wie wir heute Musik konsumieren, Beitrag geliefert hat: In seinem Buch »Every Song Ever so grundlegend geändert hat, dass viele bewährte Erzähl- – Twenty Ways To Listen To Music Now« beschreibt er sehr persönlich und kennerhaft genau das: 20 Wege, die formen nicht mehr funktionieren. Das waren im Groben zumindest die Faktoren, die sich unfassbaren Musikmengen da draußen zu erkunden. Und in meinen Unterhaltungen im Kollegen- und Freundes- er teilt meinen optimistischen, neugierigen Blick auf die kreis abzeichneten. Keine großartig neuen Erkenntnisse junge Generation und ihre Methoden. Anstatt Sprungalso – auch wenn sie dadurch nicht weniger wahr werden. haftigkeit, unreflektiertes Konsumieren und Unwissen Was ich bei all den Diskussionen vermisste, war ein wenig zu unterstellen, beschreibt er zum Beispiel einen jungen Optimismus oder zumindest die Einsicht, dass eben doch Mann, der in der Playlist des Sneaker Stores einen DonSpannendes passiert und es immer noch viele Menschen Omar-Reggaeton hört, in der U-Bahn neue Drake-Songs gibt, die mehr als bloß einen Song oder eine Stimmung runterlädt, in einer HipHop-Doku auf Netflix Afrobeat oder ein Image ins Leben gestreamt haben wollen. Denn entdeckt, sich dazu eine Playlist aufs Handy lädt und

INTRO GEHT. WAS KOMMT?

Ende Neu


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so weiter. Das ebenso erstaunliche wie prägnante Fazit Ratliffs: »He doesn’t have to wait for music to define him. He can define it.« Ein Akt der Emanzipation also – und Ratliff leitet daraus den Arbeitsauftrag für sein Buch ab: Er spürt musikalischen Motiven essayistisch nach (»Let Me Concentrate: Repitition« oder »Draft Me: Speed«), lässt die oft verlachte Idee einer Mood-Playlist mit musikhistorischem Wissen unterfüttert in einem anderen Licht erscheinen (»Blue Rules: Sadness«), nimmt eigene Konzerterlebnisse als Ausgangspunkt (»Slowly Fading Out Of Sight: The Perfect Moment«) und fordert von seinen Leserinnen und Lesern immer wieder, selbst auf Reisen zu gehen. Bei Ratliff ist das schon gut – wie großartig wäre es, wenn ein wortgewaltiger, Lester-Bangs-inspirierter Irrer auf Hustensaft zu so etwas aufbrechen würde?

Über Musik schreiben vs. über Musik reden – feat. »I Only Listen To The Mountain Goats« und Jimmy Iovine Als ich für dieses Heft mit Dirk von Lowtzow über »Kapitu-

lation« sprach, sagte er mir am Telefon, dass ihn das Lesen über Musik als junger Mensch mindestens genauso beeinflusst habe wie das Hören. Eine Erfahrung, die ich teile, die natürlich generationenbedingt ist und die viele Intro-Leser kennen. Natürlich gab es damals auch schon das sehr wichtige Radio und fundierte Sendungen, die Inspiration und manchmal gar Tiefe lieferten, aber den Nerdlevel erreichten in meinen Augen nur all die Autorinnen und Autoren meiner Lieblingsmagazine. Auch hier verschiebt sich in diesen Tagen etwas – und die neuen Möglichkeiten sind meiner Meinung nach noch nicht konsequent genug ausgelotet. Wie viele andere höre ich oft Musik auf dem Smartphone, wenn ich unterwegs bin: Alben, eigene sowie kuratierte Playlisten und in letzter Zeit immer öfter Podcasts, die ich im besten Fall als Musikjournalismus mit anderen Mitteln wahrnehme. Das schreibe ich hier nicht, weil ich seit einigen Monaten das Glück habe, Melanie Gollins Sendung und ihrem Podcast »Das große Ganze« auf FluxFM als Co-Moderator beiwohnen zu dürfen, wo wir versuchen, ein komplettes Album mit seinen wichtigsten Geschichten vorzustellen, sondern weil ich mit den Podcasts »Switched On Pop« und »I Only Listen To The Mountain Goats« zwei Formate gefunden habe, die mir wie die Zukunft des gesprochenen

Musikjournalismus erscheinen. Während sich »Switched On Pop« von Nate Sloan und Charlie Harding unterhaltsam und wissenschaftlich der Bedeutung und den Produktionsprozessen von Popmusik widmet, ist »I Only Listen To The Mountain Goats« von Joseph Fink zugleich der feuchte Traum eines jeden Fans und tief gehender Journalismus, der ganz nebenbei noch wundervolle Songs produziert. Fink, der auch den literarischen Podcast »Welcome To Night Vale« schreibt und produziert, verbrachte dafür eine Woche mit The-Mountain-Goats-Bandkopf und Buchautor John Darnielle, sprach in jeder Folge über einen Song von deren Album »All Hail West Texas« und lud jeweils ein paar Gäste ein – mal Musikerinnen oder Musiker, mal Fans wie den Bestsellerautor John Green (»Das Schicksal ist ein mieser Verräter«). Am Anfang jeder Folge wird das Original des besprochenen Songs gespielt, am Ende eine exklusive Coverversion – die inzwischen auf einem Sampler via Merge Records erschienen sind. Der Clou an »I Only Listen To The Mountain Goats«: Die Konversationen sind so gut, das Format so deep und kurzweilig, dass es auch bei einigen Testpersonen funktionierte, die nicht mal wussten, dass die Mountain Goats keine gewöhnlichen Bergziegen sind. Fink erzählte mir im Interview, dass er die Idee schon lange gehabt, sie aber für nicht realisierbar gehalten habe. »Irgendwann dachte ich: Hey, ich bin ja schon mit John befreundet, vielleicht macht er es ja.« Fink hat eine besondere Verbindung zu Darnielles Musik: »Mein Vater war auch Musiker, und auf The Mountain Goats konnten wir uns beide einigen. Als er auf dem Sterbebett lag, haben wir gemeinsam Songs von ihnen gesungen, was ich auch im Podcast erzähle.« Gerade diese persönliche Ebene, die immer wieder durchscheint, packte mich, und sie wirkt eben auch, wenn man kein Fan ist. Dennoch sieht Fink sich nicht als Musikjournalist: »Ich habe keinen Bezug dazu. Mein Vater hat sich immer über den Kritiker der L.A. Times aufgeregt, weil der keine Ahnung von technischen Aspekten hatte – das hat mich geprägt. Ich habe mich nie mit Musikmagazinen befasst.« Der Podcast wird unterstützt von Merge Records, dem Label der Mountain Goats – was erklärt, warum man die Musik komplett hören darf. Auch der Sampler mit den Coverversionen erscheint dort. Wie Fink das geschafft hat? »Ich habe einfach gefragt. Es ist erstaunlich, was man erreichen kann, wenn die Idee gut ist und jeder etwas davon hat.« Und auch die Frage, warum er den Podcast als Erzählform genommen habe, beantwortet Fink schlüssig:

»Weil das Format höllisch gut ist.« Ich will mehr Angebote dieser Art, und ich will sie leicht zugänglich on demand – meinetwegen auch auf den großen Streamingplattformen, an denen wir eh nicht mehr vorbeikommen. Deshalb sollte man meiner Meinung nach endlich mehr Brücken schlagen zwischen Radiosendern, die das Wissen und die Mittel haben, Podcastformate oder On-Demand-Sendungen zu produzieren, und den Gatekeepern wie Spotify und Apple Music. Gerade Letztere haben dieses Potenzial früh erkannt. Als ich 2015 Jimmy Iovine von Beats und Apple Music interviewte, war ausgerechnet der Mann, der unter anderem Spring­ steen produziert, Lady Gaga früh gefördert und mit Dr. Dre den Kopfhörer zum Livestyle-Accessoire aufgepimpt hat, erstaunlich zukunftszugewandt. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass sich Apple Music mit Beats 1 einen eigenen internationalen Radiosender leistet. »Ich bin durch Plattenläden und das Radio musikalisch sozialisiert worden«, erzählte er mir – und wollte diesen Spirit in die Jetztzeit holen. »Ich habe viele Leute aus der Streamingbranche kennengelernt, als ich noch beim Label war. Alle haben mir versichert: ›Wir sind ein

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reines Service-Tool.‹ Wenn ich ihnen das heute vorhalte, werden sie komischerweise sauer. Für mich fing da der Denkfehler an. Die Art, wie die Musik an den Fan gebracht wurde, war mir zu unelegant. Diesem Prozess fehlte der Respekt, er war in meinen Augen nicht gut genug.« Das Repertoire an On-Demand-Sendungen bei Apple Music ist zwar übersichtlich, aber hochkarätig – mein Wunsch wäre nun, sich hier auch anderen ausgewählten Partnern zu öffnen und meinetwegen auch weiterhin eigenes zu produzieren, wenn es tatsächlich auf den Fan ausgerichtet ist und nicht bloß Werbefläche.

Musikjournalismus bleibt Vertrauenssache – feat. Salwa Houmsie Ein Grundproblem ist dennoch, dass Intro und auch andere nie den richtigen Weg gefunden haben, andere Erzählformen so zu nutzen, dass man tatsächlich neue, jüngere Menschen an Bord holt. Gleichzeitig setzen die großen Labels bei Popthemen vermehrt auf InfluencerPlatzierungen – und treffen dabei eben auf Figuren, die zwar Reichweite haben, aber die Liebe zur Musik und das Fanwissen oft vermissen lassen. Trotzdem erreicht ein Post oder eine Insta-Story eines Influencers oft mehr Leute, als ein Musikartikel es je könnte. Wie man beides zusammenbringen kann, hat für mich in den letzten Jahren vor allem Salwa Houmsi gezeigt. Die Anfang-20-jährige Berlinerin ist Moderatorin bei Radio Fritz und beim YouTube-Format Jäger & Sammler, führt Videointerviews für das splash! Mag, kuratiert eine Playlist für Apple Music und Spotify, ist auf Trettmanns »DIY«-Album zu hören und lässt über Facebook und vor allem Instagram inzwischen eine stattliche Zahl an Followern an ihrem Leben teilhaben. Dort experimentiert Salwa mit Erzählformen, die tatsächlich Musikjournalismus mit dem Medienverständnis der Influencer-Generation verbinden. »Als junger Mensch sehe ich den Medienwandel als Chance«, erklärt sie mir im Interview. »Klar setzen einen Veränderungen immer erst mal unter Stress. Aber am Ende haben wir gerade die Möglichkeit, Dinge zu erschaffen, die es noch nicht gab. Das macht doch Bock!« Genau das, was mir in manchen Magazinen fehlt – der Bock nämlich –, steckt zum Beispiel in ruckelnden, hart geschnittenen »Instaviews«, die Salwa auf ihrem Privataccount zeigt, »da es kaum deutsche musikjournalistische Medien gibt, die das so machen, wie ich mir das vorstelle«. Dabei geht es ihr um »Kontrastprogramm«, denn: »Wer hat heute noch die Zeit, sich ein zweistündiges Deutschrap-Interview anzuschauen – außer, es ist mit Fler?« Dass diese journalistische Spielart vor allem über ihre Person und ihre natürlich gewachsene Nähe zur HipHop-Szene lebt, geht für mich und auch für sie völlig klar: »Ich halte so Personen-geleiteten Content für komplett unproblematisch, solange eben diese Person keinen Quatsch erzählt. Also für die richtigen Werte einsteht und bestenfalls eine konsequente politische Haltung hat.« Im Kern beschreibt sie damit eigentlich auch das, was immer mein Leitfaden war, wenn ich mein Herz an ein Medium hänge: Musikjournalismus ist für mich immer Vertrauenssache gewesen. Wenn mir die Haltung, der Geschmack, der Tonfall gefallen – dann bin ich dabei. Und gerade hier sind große Teile des Musikjournalismus in den letzten Jahren zu eindimensional geworden. Überspitzt gesagt war er mir oft zu elitär, zu alt, zu hochnäsig, zu männlich. Salwa stimmt

dem zu und ergänzt: »Viele dieser Medienmacher denken außerdem, sie entscheiden, wie das Format auszusehen hat, was sie ihrer Zielgruppe vorlegen. Das ist halt blöd: Wenn das keinen interessiert, kauft’s halt keiner.« Ach ja: Angefixt vom Musikjournalismus wurde sie übrigens so: »Ich habe als Teenie immer die Juice und Intro gelesen.«

»The kids are alright« — feat. Alena Struzh Genau dieser Spirit, den Salwa an den Tag legt, diese Mischung aus Bock, knallharter Analyse der Verhältnisse und konstruktivem Optimismus, schwebte mir für diesen Text vor. Und den findet man eben selten bei alten Branchentieren, sondern bei jungen Stimmen, die sich trotz der unsicheren Zeiten für den Musikjournalismus entscheiden. Und die immer mehr Spielfläche bekommen, weil viele Redaktionen ihr Potenzial erkennen und merken, dass es interessierten Nachwuchs braucht. Ein gutes Beispiel dafür ist Alena Struzh. Sie absolvierte schon mit 17 in unserem Haus beim Festivalguide ein Praktikum, brachte eine unkonventionelle, vor allem auf dem eigenen Blog geschulte Schreibe mit und macht gerade – ausgerechnet! – ein Volontariat beim Rolling Stone (der übrigens hinter den alten Männern auf dem Cover viel neugieriger und moderner ist, als er aussieht). Alena hat schon jetzt einen sehr guten Blick auf die Musik- und die Musikmedienbranche: »Ich habe das Gefühl, dass Machtverhältnisse in der Branche ziemlich gut ausgenutzt werden können«, findet sie. »Weil die Redaktionen so klein sind und sich alle in der Musik-Blase kennen. Weil jeder und jede einen Ruf zu verlieren hat und die Konkurrenz so groß ist, werden keine Probleme oder Konflikte angesprochen. Aber ich habe auch das Gefühl, dass, wenn man Nachwuchs einstellt, dieser überwiegend weiblich ist. Es wird auch deutlich mehr darauf geachtet, gleich viele weibliche und männliche Künstler zu featuren. Aber den einen Satz aus der Redaktionssitzung, ›Frauen auf dem Cover verkaufen nicht‹, werde ich wohl nie vergessen.« Alena ist in ihrer Redaktion gerade »die einzige Frau unter 40, die schreibt. Ich werde als ›frech‹ betitelt, weil ich eine Meinung habe und es wage, sie auszusprechen.« Dennoch ist es tröstlich, dass gerade eine Instanz des klassischen Musikjournalismus wie der Rolling Stone ihr eine Chance gibt. Schließlich spricht das Magazin eine sehr spezielle, durchaus elitäre Zielgruppe an. Dieser Herausforderung muss man sich erst einmal stellen. Vielleicht ist das ein guter Moment, diesen Text enden zu lassen. Intro geht, andere bleiben, etwas Neues wird kommen, und allein die Tatsache, dass hier zwei sehr gute, sehr junge Journalistinnen auftauchen, die eine Verbindung zu unserem Magazin haben, gibt mir genau den Trost, der einem in diesem Moment durchaus guttut. Ich freue mich jedenfalls darauf, weiterhin Musiknerd zu bleiben, weirden Shit im Internet aufzuspüren, neue, hoffentlich gute Podcasts zu entdecken – und hoffentlich immer mal wieder mit einem schön gelayouteten Heft in meinem Lesesessel vor dem Plattenspieler zu sitzen. Das Beste aus beiden Welten sozusagen – genau das, was wir brauchen.


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#Life Scheitern #Kolumne

Ich möchte Teil einer Bewegung sein Folge 12: Intro Das mit der Bewegung haben so ähnlich schon Tocotronic gesungen. Und damit einen Impuls beschrieben, der die Popkultur am Leben hält. Auch unsere Kolumnistin Paula Irmschler kennt dieses Gefühl. Auf der Suche nach Halt und einer Peergroup, die ihr ein Zuhause gibt, stolpert sie allerdings manchmal auch dahin, wo es wehtut. Diesmal zu Intro. Im Nachhinein sieht man immer schon dreimal verwendet hatte, nervöse Interviewmomente und geile alles durch die berühmte rosa- Festivals. Es war alles super. Aber es wurde schnell klar, dass ich zu spät rote Brille, und die sitzt auch war. Die Backstagebereiche waren unspektakulär und steril, die Künstler noch so perfekt, dass man sie uninspiriert und spießig, die Leser uninteressiert und selektiv. Als ich nicht spürt. Der letzte Partner 2015 anfing, interessierte Musikjournalismus einfach längst keine Sau war das einzig Wahre, der ver- mehr. Wir hatten unseren Spaß, klar, aber die da draußen an den Gegangene Sommer der geilste, die räten hatten längst Twitter, Influencer und Spotify. Nein, zugesteckte Uni nur Saufen, das Kinderzim- CDs konnte man nicht einfach so besprechen, denn der wertvolle mer ein Paradies. Intro war immer das Platz war nun mal bezahlt. So indie wie erwünscht waren die Themen coolste Magazin. Und warum? Weil ich es dementsprechend auch nicht, Experimente wichen Werbung, damit mir, arm, verloddert und besoffen, immer in man überhaupt noch existieren konnte. »Wofür schreibst du? Kenn irgendeiner Kaschemme besorgen konnte, es ich nicht. Kann man mit so was Geld verdienen? Ich hätte jedenfalls kostete nichts, und man sah super damit in gern noch ein Bier.« Unsexy. der Bahn aus. Hallo, seht mich an, Jungs, ich Und so lief es, wie es gerade in jedem kulturellen Bereich läuft. interessiere mich für handgemachte Musik Der Kapitalismus gibt es, der Kapitalismus nimmt es. Kleine Clubs von Typen mit dicken Brillen, Sex? Intro folgte müssen wegen zu hoher Mieten schließen, andere können wegen im Grunde direkt auf die Lektüre der BRAVO, Lärmangst irgendwelcher Kleinbürger gar nicht erst eröffnen, frühere und aus dem Kinderzimmer wurden Bühnen. Indiebands müssen zu Majorlabels wechseln, jede Kunstform muss Die Redakteure und Autoren wurden schnell gesponsert werden, um irgendwo anzukommen, Internetpräsenzen Idole, sie waren die Lustigsten mit ihrer lockeren gehen futsch, weil niemand dafür zahlen mag, und dass Print stirbt, Sprache, der Ironie, dem Ernstnehmen der noch ey, dieses Lied brauche ich gar nicht erst anzustimmen. Mit dem so trashigen Popmusik, und generell gilt: Musi- Ende der bekannten Form von Kulturjournalismus muss man sich kalischer Sachverstand schlägt alles. Diese Welt natürlich auch mal selbstkritisch hinterfragen: Habe ich in letzter war sexy, unerreichbar, glamourös und voll von Zeit wirklich noch an die Autorität von Redakteuren geglaubt, meinen naiven Projektionen. Die rosa Brille saß habe ich selbst dieses Medium konsumiert, habe ich ihre Tipps also schon vorher recht gut. Musikjournalismus und Einschätzungen angenommen, wie damals, als ich es noch musste doch der beste Job sein, oder? musste? Leider nicht, nein. Was Universal droppt, wird mir direkt Ich hatte diese Idee schon aus Stuckrad-Barres in die Streaming-App gespült, was meine Lieblingsstars gerade »Soloalbum«: Ungefragt bekäme man die coolsten tun, sehe ich auf Instagram, und um über Geschmack zu streiund schlimmsten Platten zugesteckt, alle schmissen ten, reichen 140 Zeichen. Überhaupt weiß ich eh alles besser. sich an einen ran, man wäre ständig backstage, es Ob das eine geile Entwicklung ist? Auf keinen Fall. Aber sie ist gäbe Drogen und Sekt, die Frage »Und was machst passiert, wir sind alle schuld, und sie ist nicht mehr umkehrbar. du so?« würde einem null Angst machen. Mit Intro im Was physisch und ideell bleibt und nicht zu löschen ist: staversifften Beutel wurden zu Hause alle musikalischen pelweise kunterbunte Magazine voller geiler Akteure und ihrer Tipps akribisch aus dem Internet heruntergeladen Beobachter, unfassbar gute Autorinnen und Autoren, die bei (sorry, Künstler und Labels, ich zahle es irgendwann Intro angefangen haben und woanders weitermachen werden, zurück). Am Wochenende stand ich auf Konzerten in unvergessliche Rubriken, Spielwiesen, Anstöße und Quatsch. der ostdeutschen Ödness und wünschte mir, in diese Vielleicht ein Fundament für das Kommende, vielleicht aber Welt reinzukommen. Musik und schreiben, über Musik auch das letzte Fundierte. Alles andere wird demnächst auch schreiben, optimaler geht es nicht. Aber wie? noch draufgehen, und vielleicht basteln wir dann wieder Ohne sonderlich viele Texte publiziert zu haben, subversive Fanzines auf Dachböden. Like wer dabei ist! Man wurde ich für ein Praktikum bei meiner ersten Wahl muss das Ende nicht als Scheitern betrachten, es hat ja lange genommen: Intro. Dann ging alles ganz schnell, weil das genug geklappt. Intro war auf jeden Fall das einzig Wahre, eklige Wort »Nachwuchsförderung« bei Intro gar nicht das Geilste, nur Saufen, ein Paradies, der leckerste Scheiß, so eklig war und sie einen wirklich schreiben, machen und ich kann mit stolzer, riesiger Brust sagen: Ich war Teil und probieren ließen. Es folgte eine Zeit von unsäglich einer Bewegung, und die Brillen standen uns wunderbar! vielen Plattenrezensionen, bis ich jedes Verb der Welt

Illustration: Alexandra Ruppert

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#Life Scheitern #Athen

Revolten, Ideen und eine unermüdliche Jugend – Athen steht dieser Tage unter Strom. Ähnlich wie das New York der 80er oder das Berlin der 90er, als sich Kreativität zur wichtigsten Währung entwickelte und die lebendigste Form von urbaner Energie freisetzte. Heute ist Athen der wohl glaubwürdigste kreative Angelpunkt Europas – und das, obwohl weite Teile ebenjenes Europas Griechenland im Allgemeinen und Athen im Speziellen nach der Wirtschaftskrise als gescheitert brandmarkten. Osia Katsidou führt durch die Stadt. Fotos: Myrto Papadopoulos

ATHEN: SCHÖNES CHAOS

Die Krise als


#Life Scheitern #Athen

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Chance

egelmäßig werden im Zentrum Athens mitten am Tag die Jalousien der Geschäfte runtergelassen, die frei stehenden Kioske auf den breiten Bordsteinen machen plötzlich dicht, die Verkäuferinnen verlassen die Buden. Auf den sonst von Autos verstopften Straßen marschiert die griechische Jugend, streckt Plakate in den Himmel und ruft durch Megafone. Ihr beharrlicher Protest richtet sich gegen den Sparkurs, fordert Arbeitsplätze ein, verlangt Zukunft. Und weil die Politik der Generation sowieso nicht zuhört, zeichnet sie ihre Forderungen eben als Graffiti auf die Häuserwände der Stadt. Für viele Menschen in Athen und ganz Griechenland ist durch die Krise eine Menge kaputtgegangen. Selbstmordraten schossen in die Höhe, Hunderttausende junge, gut ausgebildete Menschen verließen das Land, horrende Arbeitslosenzahlen drohten eine verlorene Generation heranzuzüchten. Doch Athen hat sich aufgerappelt. Die Kunst- und Kulturlandschaft blüht, mehr als 1000 Startups wurden laut Schätzungen in den letzten zehn Jahren hier gegründet, alles fühlt sich nach Auftakt an.

Eine autonome Insel Wer im Norden des Zentrums durch die Straßen des Stadtteils Exarchia zieht, bemerkt schnell, dass die Stimmung unkontrolliert ist, dass jede Sekunde etwas losbrechen könnte. Die Polizei umrahmt den Bezirk in großer Dichte, aber in Exarchia selbst sieht man selten eine blaue Uniform. Das Viertel ist zu einem Anarcho-Paradies geworden, eine autonome

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#Life Scheitern #Athen

Ein ehemals verkommener Fleck Fragwürdige Kontakte Nordwestlich der Akropolis befindet sich der Stadtteil Kerameikos. Dort hat Zachos Varfis vor zwei Jahren die Latraac-Initiative gegründet, eine Mischung aus Skatepark, Sozialtreff und Design­projekt. Das Garten-Café mit den Skate-Bowls gehört heute zu einem der interessantesten Spots der Stadt. Einen zuvor verkommenen Fleck, inmitten eines Stadtteils, der ewig als verkümmert galt und in dem Drogen und Prostitution zum Alltag gehören, verwandelte der Architekt und Skater in einen spielerischen Ort der Geselligkeit. »Der Ort fühlt sich an, als sollte er gar nicht existieren – aber es gibt ihn trotzdem«, sagt Zachos über Latraac. Ursprünglich war das Ganze als Degrowth-Projekt angelegt, um dem kapitalistischen Wachstumswahn, der Griechenland in die Katastrophe ritt, eine Alternative entgegenzusetzen. Eine besonders große Skaterszene gibt es in Athen laut Zachos nicht, doch ein paar spezielle Charaktere machen sie dennoch glaubwürdig. Er selbst gehört ganz sicher dazu. Nachdem er acht Jahre in London gelebt hat, wo er Architektur studierte, kam er nach Athen und erlebte die Entwicklung der Stadt mit. »Es gibt hier momentan unzählige Möglichkeiten, sich auszuprobieren«, sagt Zachos mit Verweis auf die vielen Graswurzel-Projekte, die, wie sein eigenes, aus der wirtschaftlichen Misere hervorgegangen sind.

Insel des vollendeten Chaos. Und seine jüngste Geschichte begründet sich aus einer Tragödie: Vor zehn Jahren wurde hier ein 15-Jähriger von einem Polizisten erschossen. Danach stand Exarchia lange Zeit im Zeichen des Krawalls. Seitdem trauen sich die Gesetzeshüter nur noch hinein, wenn es unbedingt sein muss. Viele Jahre galt der Bezirk als Hochburg des Drogenkonsums, deshalb sind die Mieten so günstig, dass Exarchia vor allem Künstler*innen und Linksintellektuelle anzieht. Auf einem Parkplatz sollte ein Einkaufszentrum gebaut werden, doch die Bewohnerinnen wehrten sich und rissen den Asphalt auf, pflanzten Bäume und errichteten einen Spielplatz. Regelmäßig finden hier im Navarinou Park Abende in der Gemeindeküche oder ein Open-Air-Kino statt, der Protest-Garten wird von den Menschen des Viertels instand gehalten. Das Athen der Nach-Krise wurde zum Nährboden für diese Art ziviler Triebkraft, die sich jenseits von Systemen und Eliten generiert und die eigene Widerstandsfähigkeit zutage fördert.

Doch nicht alle nicht-etablierten Kräfte in Athen arbeiten am kreativen Aufbau. Auch eine absonderliche Destruktion hat in den letzten Jahren Aufwind erhalten. Mitten im Zentrum der Stadt, in der die Demokratie geboren wurde, sitzt die rechtsradikale Partei Chrysi Avgi mit 18 Sitzen im Parlament und macht griechische und europäische Politik. Über ihre Haltung werden keine differenzierten Diskurse geführt. Die Parteimitglieder verlassen nicht nur gelegentlich rhetorisch die Grenzen des gesetzlich Erlaubten und pflegen fragwürdige Kontakte. Das sind eindeutig Neonazis, die mit dem Bombardieren von Asylunterkünften und der Organisation von »Anti-Migranten-Patrouillen« erreichen wollen, dass Geflüchtete sich auf dem Kontinent bloß nicht sicher fühlen. Auch diese Veränderung der Gesellschaft ist unmittelbar mit der Krise verbunden, sie hat eben nicht nur das Gute in den Menschen wachgerufen. Doch dem gewaltigen griechischen Rassismus steht eine tolerante und bunte Bevölkerung gegenüber, die das Stadtbild Athens kosmopolitisch macht. Verlässliche Zahlen darüber, wie viele Menschen mit nicht-griechischen Wurzeln aktuell hier leben, gibt es nicht. Die letzte offizielle Volkszählung fand 2011 statt – vier Jahre vor dem hohen Flüchtlingsaufkommen in Europa. Zumindest ergab jener Zensus aber, dass die Hälfte aller Migrantinnen Griechenlands in der Hauptstadt lebt. Auch die kulturelle Diversität leistet ihren Beitrag zum kreativen Charakter der Stadt: Schmelztiegel Athen.

Den Rassismus konterkarieren »Wir haben schon eine ganze Menge Rassismus hier erlebt, vor allem, als wir jünger waren«, sagt Kareem Kalokoh, Kopf des HipHop-Kollektivs ATH Kids. Das Kollektiv besteht aktuell aus acht Mitgliedern, die alle migrantische Wurzeln haben und sich selbst als Außenseiter bezeichnen. Sie rappen, produzieren Beats und drehen und gestalten ihre eigenen Videos. Seit 2015 gibt


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es die Gruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, der Welt das »grungy Athens« zu zeigen. So nämlich nehmen sie selbst ihre Stadt wahr, und dieses Bild inspiriert sie zu ihren düsteren, rauen Beats und den prägnanten, unkonventionellen Lyrics. Für ihre Videos nutzen sie eine merklich urbane Ästhetik – und erinnern damit an die Ursprünge ihres Genres, in dem es immer auch um die Bedingungen des Stadtlebens ging. Laut Kareem hat HipHop als Kultur erst kürzlich den griechischen Mainstream erreicht. Genau dort aber kann er den Rassismus der Gesellschaft konterkarieren. »Die machen plötzlich alle einen auf Schwarz«, sagt Kareem über die Leute, die sich früher abfällig über seine Hautfarbe geäußert haben. Selbstbewusst rappt er in seinen Songs von sich als »Greek ni**a«. Kareem ist optimistisch, was die Entwicklung seiner Stadt und die künstlerischen Bewegungen angeht, die sie momentan hervorbringt: »Man wird noch einiges von Athen zu hören bekommen«, sagt er. »Das alles ist erst der Anfang.«

Neues Leben für alte Stoffe In Athen gestaltet die Jugend den globalen Zeitgeist. Sie hört die gleiche Musik, folgt den gleichen Influencern, hat einen ähnlichen Style wie ihre Altersgenossen in Brooklyn, Neukölln oder Peckham. Die lässige, vom Surf­ spirit inspirierte Mode von Mohxa würde an all diese Orte passen. Das Label schneidert Kleidung mit schlichten Silhouetten und kleinen visuellen Elementen. Gegründet wurde es von den zwei Kindheitsfreunden George Papachatzopoulos und Iason Pachos, die ihre allerersten Shirts aus Restposten hergestellt haben, aufgespürt in alten Lagern. »Wir fanden es spannend, diesen Stoffen, die für andere Abfall waren, neues Leben einzuhauchen«, sagt George. Gerade dass sie mit diesem begrenzten Material arbeiten mussten, gab ihrem Werk einen tieferen Sinn. Die eigene Entstehungsgeschichte von Mohxa erzählt das Label wie folgt: »An einem sonnigen Tag,

an einem Ort mit katastrophal schlechten Vibes, brachte eine Welle frische Energie.« Es ist die ideale Symbolik für das gesamte Schicksal dieser Stadt. Für George hat das Modebewusstsein der Athener momentan seinen Höhepunkt erreicht: »Die Menschen drücken ihren persönlichen Stil aus, niemand will irgendwo dazugehören, es gibt keinen limitierten Raum.« Ständig wird Athen wegen seiner ungestümen Energie und dem kreativen Aufbruch als »neues Berlin« bezeichnet. Athener wie George finden diesen Vergleich plump, weil er die eigene Krisenerfahrung untergräbt. »Athen ist das neue Athen«, sagt der junge Modemacher. Der Vergleich aber ordnet das Schicksal Athens einem universellen Prinzip unter: Der menschliche Antrieb ist größer als die Systeme. Deshalb kommen nach schlechten auch wieder gute Zeiten – dann wieder mal schlechte und wieder gute. Ganz logisch also, dass es Zukunft gibt, auch an diesem Ort. Wie sie aussehen wird, kann niemand genau sagen. Jedenfalls zeigt das Athen dieser Tage: Es ist noch lange nichts verloren, nur weil es mal gescheitert ist.

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#Life Scheitern

EIN WUTPAMPHLET

Scheitern ist sche Während die einen Scheitern mit Euphemismen belegen und immer auch einen Neuanfang darin sehen, weisen andere auf die Beschissenheit des Scheiterns hin. Steffen Greiner beispielsweise. Er findet Scheitern einfach nur scheiße und möchte das bitte auch nicht schöntherapiert bekommen. Scheitern härtet im besten Fall ab und stärkt die Defensive, findet er – und das kann ja wohl nicht die Lösung sein. Fotos: Christopher Landin

I

m Französischen heißt der Orgasmus »le petit mort«, der kleine Tod: ein hilfloses Ausgesetztsein den nicht kontrollierbaren Kräften des Lebens gegenüber, wunderschön und unheimlich. Nicht viel anders funktioniert auch der echte, der große Tod. Scheinbar hat sich die menschliche Evolution etwas Besonderes ausgedacht für die letzten Stunden, ein echtes Feuerwerk, einen ultimativen Trip. Der Sauerstoffmangel, der entsteht, wenn das Atemzentrum langsam abstirbt, führt zu tiefer Ruhe, der Harnstoffgehalt im Blut steigt und versetzt den Körper in einen sanften Dämmerzustand. Scheinbar so lange, bis Herz und Atmung endgültig aussetzen. Dann, so suggerieren es Messungen an den Hirnströmen sterbender Ratten: extreme Wachheit. Noradrenalin feuert die Aufmerksamkeit nach oben, Serotonin dämpft derweil Aufgeregtheit und Trauer. Am Ende ballert das Hirn aus allen Rohren Dopamin, das Glückshormon. Nach Stand der Wissenschaft ist das letzte Gefühl eines sterbenden Menschen also innere Wärme. Es scheint, als würde selbst im Angesicht des Todes nicht aufhören, was man sich so über Jahrzehnte zu glauben antrainiert hat. Als hätte selbst die Natur den Diskurs übernommen, den wir schon im Kindergarten aufgeschnappt haben: Dass jedes Ende eine Chance ist, etwas Neues erleben zu können. Man wächst über sich hinaus, geht durch etwas hindurch.

Scheitern als Trainingsvariante des Todes Das Ding ist bloß: Es ist nicht wahr. Die innere Wärme ist nur ein Selbstbetrug des Körpers. Der Tod ist wirklich der Tod. Der Tod ist wirklich schlimm. Kinder, der Tod ist gar und ganz scheiße! Da helfen weder Katholizismus noch Ayahuasca-Kuren, damit ist zu dealen, excusezmoi. Mit dem Scheitern, der harmlosen Trainingsvariante des Todes, ist es ähnlich. Eine Intro-Ausgabe, die sich unvoreingenommen und locker-flockig mit dem Thema Scheitern und Neuanfang beschäftigt? Ohne mich! Im Prinzip ist der Gedanke natürlich tröstlich und wurde schon in tausend Seminaren für Therapeuten und Managerinnen heruntergebetet: Dass das chinesische Zeichen für »Krise« und »Chance« identisch sei, was natürlich nicht so ganz korrekt ist, lediglich einen Bestandteil teilen die beiden, die »Gelegenheit« nämlich – aber natürlich passt das nicht nur hier bestens in den Kram. Auch der Therapeutin und dem Therapierten erleichtert das Schönreden die Arbeit: Statt die »Krise« zu hinterfragen und Ursachen zu benennen, umarmt man sie und baut sie irgendwie um, bis sie hell in die Zukunft leuchtet. Super auch für

Wirtschaftsmenschen, die dadurch ihr Burnout zum Mut ummodeln können. Nein, vom guten Gefühl abgesehen, es hätte alles irgendwie doch einen Sinn, ist niemandem damit geholfen, wenn das Scheitern zur Chance umgedeutet wird. Genauso wenig, wie ein finaler Glückhormonschub es einfach wettmachen kann, dass der Tod eine furchtbare Scheiße ist, kann trotz irgendwo darin vermeintlich versteckter Chance nicht verschleiert werden, dass im Scheitern, im Auf-die-Fresse-Fliegen, richtig, richtig wenig wirklich Romantisches liegt.

Auf Knien die Straße sauberlecken Dabei ist der Gedanke im Grundsatz, aber auch politisch einmal ein guter gewesen. Schließlich hat sich das System des Neoliberalismus in den 1990ern so hochgefahren, dass zwischen all den grotesken Auswüchsen der ewigen Erfolgsmeldungen nach dem Ende des Kommunismus notwendigerweise wieder in den Blick genommen werden musste, dass nicht das stete Aufsteigen, sondern das wiederkehrende Fallen der Normalfall ist. Der Normal-Fail, quasi. Eine Utopie, die vom ewigen Glück handelt, kann jederzeit in eine Dystopie kippen, in der das Einfordern eines Rechts auf Unglück, auf individuelles Nein-Sagen, mit Ausschluss bestraft wird. Prominente Gegenstimme: Theatermacher, Filmregisseur, Konzeptkünstler und MTV-Ikone Christoph Schlingensief zum Beispiel. Ein Säulenheiliger des Scheiterns, stilecht selbst als Nichtraucher noch vor seinem 50. Geburtstag 2010 an Lungenkrebs dahingeschieden. Schlingensief gründete zur Bundestagswahl 1998 eine Partei, die zunächst »Partei der letzten Chance« hieß, später »Chance 2000«, und stets mit dem Wahlspruch »Scheitern als Chance« auftrat: »Es gäbe erst für alle wieder Arbeit, wenn wir für eine Mark auf Knien die Straße sauberlecken und das zum Beruf erklären. Wenn das Arbeit sein soll, dann sollte man Arbeitslosigkeit als Beruf anerkennen. Denn Arbeit kann wohl nicht mehr das sinngebende Element im Leben werden«, diktierte Schlingensief dem Intro damals im Interview: Schlingensiefs Scheiternde waren ungefähr die BRD-Version der Menschen, die heute in den


#Life Scheitern

USA als »Vergessene« geführt werden, jene, die seit Jahrzehnten nicht wahrnehmen können, wie sehr sie wahrgenommen werden. »Ich kann nicht abstreiten, dass ich das Ergebnis in Sachsen-Anhalt für die DVU hervorragend fand, weil das genau wegen der Politik zustande kam, die jetzt auch wieder weitergeht«, sagte Schlingensief im selben Interview. Wie ihm diese Sätze heute um die Ohren fliegen würden! Damals war es wichtig: Wichtig, die Fassade der späten Bonner Republik einzureißen, hinter der der Neoliberalismus den rheinischen Kapitalismus zerfleischte. Wichtig, wahrzunehmen, dass es in diesem System Verlierer gibt, und wichtig, diesen Verlierern eine Stimme zu geben – und ein positives Gefühl sich selbst gegenüber. »Scheitern als Chance« war das richtige Modell in den Schlusstagen der Kanzlerschaft von Helmut Kohl. Schlingensief gab Arbeitslosen, Bankrotteurinnen, Menschen mit Behinderung einen Platz in einem öffentlichen Diskurs, der sie lieber ignoriert hätte. Das hat vielleicht für Einzelne einen Unterschied gemacht. Gesellschaftlich geändert hat sich dadurch zu wenig.

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Dicke Bäuche überm Deutschlandtrikot Heute ist der Diskurs zu einem geworden, der das allumfassende Wirtschaftsdenken tiefer in die ohnehin ausreichend beschädigten Leben einschreibt. Das schöne Scheitern wurde den Männern mit zehn Jahre altem Deutschlandtrikot über dem speckigen Bauch nämlich rasch wieder abgeknöpft. »Fail forward«, nach vorne scheitern, gehört zu den großen Konzepten der 2010er. Unter den Verfechterinnen der Schönheit des Scheiterns finden sich heute große Sympathen wie Peer Steinbrück und Christian Lindner. Zu den Kernkompetenzen des FDP-Chefs gehört, dass er einmal im nordrhein-westfälischen Landtag explodiert ist, nachdem ein SPD-Kollege sein Scheitern als Unternehmer verhöhnt hatte – mangelnden Respekt für Risikobereite konstatierte der Politiker, der 2001 eine schlecht durchkalkulierte Internetbutze vor die Wand gefahren und dabei über eine Million Euro aus staatlichen Fördertöpfen verbrannt hatte. Seither versteht sich Lindner als Poet des Scheiterns: Bitte kein Stigma, bitte Lob für den Mut, und da hätte er vielleicht ja auch recht, meinte er damit eben nicht nur Menschen, die sich Scheitern dem Hintergrund geschuldet leisten können. Und by the way: Auch Lindner ist seitdem politischer Vollprofi statt Unternehmer. Denn in der Realität ist es eben so: Ein Schlag in die Magengrube ist selten eine Eröffnung

neuer Chancen, sondern in erster Linie einfach krass schmerzhaft; und wenn er zu Verbesserungen führt, dann eben eher zu Verhärtung und Schmerzunempfindlichkeit, vielleicht noch zu einer Verbesserung der defensiven Fähigkeiten, der Verteidigungshaltung – Eigenschaften, die ich mir und meinen Mitmenschen nicht wünschen wollen muss, ganz im Gegenteil. Scheitern macht nicht mutig, Scheitern macht klein und furchtsam. Was ich mir wünschen will, ist doch etwas anderes: eine Gesellschaft des Gelingens, des gelingenden Lebens. Das kann, nach allem, was ich weiß, keine kapitalistische sein. Denn anders als der Tod, der, zumindest Stand Juni 2018, unvermeidlich ist, ist das Scheitern keine Naturnotwendigkeit, sondern bloß tief in die Grundfesten dieses Systems eingebaut. »Schöpferische Zerstörung« nannte es der Wirtschaftsphilosoph Joseph Schumpeter in den 1940ern.

den circa 2.000 Automobilfirmen in den USA zu Beginn der Motorisierung hat ein Jahrhundert später nicht einmal ein Prozent überlebt. Sollte es dem Musikjournalismus anders ergehen, weil er ein Produkt darstellt, das im Gegensatz zu Autos Menschen wirklich an andere Orte bringt? Ist das überhaupt ein Scheitern, wenn es so wenig mit den Entscheidungen Einzelner und so viel mit den Zeitläufen eines Systems zu tun hat, das immer neu mit gescheiterten Ideen gefüttert werden muss, bis es sich selbst ablöst? Und was, verdammt noch mal, liebe IntroRedaktion, soll daran witzig oder poetisch sein?

Fallhöhe abschaffen!

Vegane Blutwurst versus Toto

Und auch abseits der großen Wogen der Wirtschaft sind es wirtschaftliche Denkweisen, die scheitern lassen: Konzepte, die nur halb durchdacht werden, weil die Zeit rast, Prozesse, die zu schnell abgewürgt werden, ehe sie sich richtig entfalten können. Ideen, an die nicht geglaubt wird, weil die Fallhöhe zu hoch ist. Ich wünsche mir, dass die Fallhöhe abgeschafft wird. Und ganz besonders bitte auch der beständige Psychoterror, dass es jetzt doch langsam mal was werden muss. So kann sich doch niemand entfalten, pardon. So muss man ja scheitern. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der Menschen die Zeit und Ressourcen finden, die sie brauchen, ihre Ideen vom Leben umzusetzen, ohne Rechenschaft schuldig zu sein, ohne Zwischenberichte an Förderer schreiben zu müssen, ohne schon daran zu scheitern, dass die Monate im Sommer einfach zu schön zum Arbeiten sind. Und ich wünsche mir, dass das Klima dieser Gesellschaft offen ist, nicht nur gegenüber dem Trösten, wenn es nichts wurde, sondern auch gegenüber anderen Definitionen von Glück, die nicht zwangsläufig an ein klassisches Gelingen gekoppelt sein müssen. Das wird vielleicht nichts daran ändern, dass Menschen unglücklich verliebt sind, krank werden oder andere Menschen verlieren, aber vieles andere, was jetzt nicht da ist, für viele nicht, könnte dann entstehen. Ich will keine Schönheit des Scheiterns feiern müssen, solange ich in einem System lebe, das dieses, mein ganz privates Scheitern, unbedingt braucht und provoziert. Und auch das von Intro. Kapitalistische Normalität, unabhängig von der Branche. Von

Ein Redakteur von Intro postete auf Facebook (klassischer Fail-Kandidat übrigens) als Reaktion auf die Nachricht vom Ende des Magazins einen klassischen Indie-Rock-Song, »Ein Ende«, Gruppe Sport, 2006: »Ringo macht jetzt irgendwas mit Internet / Er hat den Breakdown überlebt / Paul spielt noch als Einziger in einer Band / Auf Hochzeitsfeiern und Matineen / Auch das ist absolut okay.« Lakonie hilft vielleicht, und auch der Switch nach vorne in den Rückblick auf die Zukunft: Daniel besiegt die Rechten, ohne zu reden. Wolfgang übernimmt den Trainerposten bei Real und kauft sich dann die Spex zurück. Silvia erfindet endlich eine vegane Blutwurst, die schmeckt. Paula dagegen Toto neu und wird richtig, richtig berühmt. Leonie wird mit Die Supererbin sowieso die neuen Oasis. Ich ziehe mich auf mein Landgut in Campanien zurück, züchte Hühner und warte auf den nächstbesten Odoaker. Diese Perspektive ist der easy way out. Da, wo Wut und Trauer hingehören, gleich den Trost so schnell zur Hand zu haben, dass die Wucht der Emotion kaum noch spürbar ist. Mal ganz ehrlich: Natürlich finde ich es schön, wenn Intro mit einem Auge durch die Tränen lacht, wenn es geht, na klar. Anders kann ich es mir nicht einmal vorstellen. Aber dieser Text, auch wenn er gar nicht so klingt, will etwas anderes: Er will schreien und sauer aufstampfen, er will Pflastersteine rausreißen und Farbbomben werfen, auch wenn er keine Ziele kennt. Dieser Text verteidigt die Enttäuschung gegen ihre Sublimierung. Intro ist weg, und wir werden alle sterben. Es ist eine große, große Scheiße.

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#Life Scheitern

»E Du kannst dir ja mal ein, zwei Fragen überlegen …«

ARBEITSAUFTRAG: SCHEITERN

Scheitern gehörte schon immer zur Arbeitsphilosophie bei Intro – zumindest ein bisschen. Wer Bock hatte, wurde in Situationen geschubst, bei denen keine*r der Beteiligten wusste, ob das am Ende gut ausgehen würde. So auch bei Kristina Engel, eigentlich immer schon Lektorin von Intro, die sich in den Kindertagen des Magazins – gewollt und ungewollt – an den unterschiedlichsten Aufgaben versuchen durfte: Ohne Vorkenntnisse baute sie den Abo-Service auf, als Mädchen für alles war auch mal Vertrieb drin; nur das Führen oder Durchschweigen von Interviews treibt ihr heute noch Schamesröte ins Gesicht.

in Freund von mir – ein größerer MusikNerd ist mir nie begegnet – meinte 1991, ein Musikmagazin herausbringen zu müssen. Klar!? Im nächsten Moment schon hatte ich – Literaturwissenschaften-Studentin mit Schwerpunkt Opernlibretti (jaha) und wenig Schimmer vom Indie-Universum – Korrekturfahnen auf dem Tisch. Die Leser hätten sich über die vielen Fehler beschwert … So weit, so gut. Im März 1992 hatte ich Tickets für ein Les-NegressesVertes-Konzert im Bielefelder PC 69. Am Vorabend wurde mir ausgerichtet, besagter Freund habe angerufen, ich sei als Einzige der französischen Sprache mächtig und solle bei einem Interview übersetzen. Ein paar Fragen könne ich mir ja auch überlegen. Es folgten eine schlaflose Nacht, ein ausschließlich von mir geführtes Interview (würg) und mein erster Artikel in Intro #3. Im Dezember desselben Jahres waren die auch heute noch von mir heiß geliebten Nits dran. Ich erinnere mich sehr genau an eine weitere noch viel schlaflosere Nacht, große Aufregung und in Ermangelung eines Aufnahmegerätes an einen riesigen Ghettoblaster sowie den darauffolgenden Lachanfall des Sängers. Ich war bei der Band unvergesslich eingeführt. Immerhin. Mein nächstes Opfer ungefähr ein Jahr später: Goodbye Mr. Mackenzie. Kennt die heute noch wer? Mich prädestinierte genau ein Tatbestand dazu, das Interview zu führen: Ich mochte ihre Coverversion von Jacques Brels »Amsterdam«. Reicht doch. Witzigerweise stellte sich im Gespräch heraus, dass sie lange gedacht hatten, Bowie zu covern. Brel kannten sie gar nicht. Als ich kürzlich neugierig den Artikel las, in Erwartung einer Vollkatastrophe, war ich positiv überrascht. Keine Ahnung, wer mir damals souffliert hat. War ich bisher in viele Situationen einfach nur hineingestolpert oder geschubst worden, geht die größte Blamage eindeutig auf meine Kappe: Großmäulig hatte ich in einer Dead-Can-Dance-Video-Rezi verkündet, es sei mein großer Traum, ein Mal in meinem Leben Lisa Gerrard zu interviewen. Ich musste kein Jahr warten. Zu meinem großen Glück teilte ich mir den Slot am heißesten Tag des Jahres 1995 großzügig mit unserem langjährigen Autoren Manfred Thomaser, der mir den Arsch rettete, denn: Die Ausstrahlung der Künstlerin verschlug mir glatt die Sprache. So sehr, dass Frau Gerrard mir irgendwann Wasser anbot, weil ich kein Wort rausbrachte, und sie mich schließlich fragte: »Geht’s dir gut?« Jedes weitere Interview-Angebot habe ich kategorisch ausgeschlagen. Ich bin viel zu sehr Fan von Musik, mir fehlt die Distanz. Und irgendwie auch die Nerven. Macht aber nichts, schließlich hatte ich dank Intro längst meine eigentliche Berufung gefunden: das Lektorieren.


EINE HOMMAGE AN EINE EINZIGARTIGE BAND UND DIE KRAFT DER POP MUSIK!

Athens Intl. Film Festival Golden Athena

NME Best Music Documentary

InEdit Film Festival Audience Award

AB 27.07. AUF BLU-RAY UND DVD “HALB PULP-, HALB STADTPORTRÄT; SKURRIL, LIEBEVOLL, ANRÜHREND UND SEHR, SEHR KOMISCH.” ARTE

DIE TRIUMPHALE ABSCHIEDSSHOW DER EXTRAVAGANTESTEN VERTRETER DES BRITPOP www.studio-hamburg-enterprises.de


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#Life Scheitern

EX-INTROS ERINNERN SICH

Am Bleiben

Europameisterschaft 1996. Ganz Europa taumelt im Oasis-Wahn: »Don’t look back in anger«. Die IntroMannschaft auch. Matthias lädt am 23. Juni, einem In fast 27 Jahren Intro-Geschichte gibt es viele Wegbegleiterinnen und Sonntag, zur RedaktionsWegbegleiter, die daran gescheitert sind, uns bis zum Ende beizustehen. konferenz in seine Wohnung in der Osnabrücker Aber keine Bange: Übel nehmen wir euch das nicht. Kristina Engel, Innenstadt. Wie immer alLektorin und erste und längste Intro-Festangestellte, hat viele von ihnen les gaaanz wichtig, gaaanz dringend. Es geht wie so kontaktiert und sich ihre Erinnerungen erzählen lassen. oft um die Existenz oder Ähnliches. Am Nachmittag spielt Deutschland im Viertelfinale gegen Kroatien. Matthias aber schwört Stein und Bein, dass sich Ende 1993 fragte ich bei Intro das Meeting auf keinen Fall vernach einem Praktikumsplatz. schieben lasse, und verspricht, das Auf die Idee war zwar noch nieMatch auf VHS aufzunehmen. Die Meistens habe ich Hardcoremand gekommen, aber irgendStimmung während der Sitzung ist wer musste ja den Anfang maBands interviewt. Und dann angespannt, es wird viel rumgechen. Das Büro befand sich im Heinz Rudolf Kunze. Sein Albrüllt. Alles etwas überhitzt. Zumal Kinderzimmer des Herausgebers bum »Draufgänger« war gewir trotz Sommerhitze alle FensMatthias [Hörstmann] auf einem rade erschienen. Kunze stand ter und Türen geschlossen halten, Bauernhof in Dratum-Ausberdamals bei mir als Songwriter um keinesfalls Jubelschreie von gen. Ein Raum, zwei Schreibtihoch im Kurs. Geistreiche Texden Straßen mitzubekommen. Als sche, viele CDs und ein verstrubte. Fein geschliffene Poesie für wir nach Ende schnell runter in die belter Jungunternehmer. Nicht Herz und Hirn. Das Interview: Fußgängerzone gehen, um Bier für selten war auf die Frage: »Wann eine Ernüchterung: vorgeferden Video-Abend zu holen, ist es musst du bei diesem wichtigen tige Antworten. Nichts Pertotenstill in Osnabrück. Die ersatzTermin sein?« seine Antwort: sönliches. Nichts Eine Zeitlang haben geschwächte DFB-Elf ist offenbar Spontanes. Selbst»Vor zwei Stunden, ich muss Kollege René Peausgeschieden. Matthias spendiert echt langsam los!« Endlos telegefällige Pose in ters und ich mit der drei Flaschen Jägermeister. Schließfonierend, vergaß er gerne Zeit, nagelneuer LeIntro-Redaktion die lich gibt es nur eine Sache, die wir Raum und auch schon mal die derjacke. Wie cool! Büroräume geteilt. fast noch besser können, als uns in Tortellini auf dem Herd. Statt Nach einer halNeben Intro hatten Meetings anzublöken: auf Wirkung die brennende Küche zu löschen, ben Stunde war trinken! Zurück in der Wohnung sewir natürlich auch kam er zurück ins Büro, um uns ich froh, wieder hen wir eins der härtesten Spiele der andere, nicht unbelachend zu erzählen, dass er gradraußen zu sein. dingt Rock’n’Roll-afEM-Geschichte. Slaven Bilic tritt den de den Herd abfackle. Enttäuschung fine Kunden. Beim Paam Boden liegenden Christian ZieAlex Wiebold (erste Praktikanpur. Und das, lanlaver mit solch einem ge, Jürgen Klinsmann wemst einen tin 1994) ge bevor Kunze Gegner ohne Ball brutal um. Fußball in Hemd und Schlips sich für die SPD auftretenden Gast in von einem anderen, düsteengagierte. Und der Gemeinschaftsküren Todesstern. Obwohl die lange vor seiner che, es war später Vormittag, Deutschen ab der 59. Minute »Freundschaft« also so gegen 14 Uhr, betrat der 2:1 führen, geht unsere Gemit Christian sellschaft aus gut trainierten liebe Stefan Glietsch [ehemaliWulff (CDU), den ger Chefredakteur] die Szenerie. Schnapsdrosseln bis zum Aber später ebenfalls Völlig zerknittert und übernächpfiff davon aus, dass da noch unterstützt hat. tigt, vielleicht auch ein wenig was passiert. Wie sonst lässt Peter Holz (Autor von erfolgreiche Redaktionssich die sonntägliche Ruhe 1992–1995) abeit ankurbelnden Substanzen in der Fußgängerzone erklägezeichnet – und bekleidet leren? Passiert aber nix mehr. diglich mit seiner Unterhose. Er Später haben wir dann alle murmelte ein korrekt höfliches gemeinsam Matthias’ Kühl»Morgen«. Ich weiß nicht mehr, schrank leer gefressen. Bis ob René und ich die Verwirrung heute schwört er, er sei froh des Schlipsträgers schlüssig entdarüber gewesen, weil sich kräften konnten, möglicherweidort etliche Lebensmittelanse ist aber dort der spießige Getiquitäten befunden hätten. danke gereift, es mit eigenen Wie es mir am nächsten Tag Räumlichkeiten zu versuchen. ging, habe ich vergessen. Willie Remme (Layouter in den Tim Jürgens (Chefredakteur 90ern) Inregio Nord u. a. 1993–?)


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Meine Erinnerungen verschwimmen, gefühlt im Pleistozän schrieb ich für Intro. Ich soff irgendwann mit Glietsch. Stephan kannte ich gut, vor seiner IntroZeit hatte er als Promoter für Glitterhouse gearbeitet. Wir waren uns einig, irgendwann würde der Mensch nur noch »I Wanna Be Your Dog« denken müssen – und schon würden über einen Chip im Nacken die Stooges Das schmucke Teil war sogar in- loslärmen. Damals ternational anerkannt. Obwohl hatten Telefone noch mein Name auf keiner Liste Schnüre. stand, gewährte man mir samt Wir waren PropheBegleitung beim Rock Werch- ten, besoffene Proter 1998 nach Vorlage problem- pheten. Wir konnten verdammt noch los freien Eintritt ... Stefan Epping (Chefredakteur mal in die verfickte Inregio NL/EL u. a. 1992–2000) Zukunft schauen, in die Zukunft, in der es Printmagazinen und Labels an den Kragen gehen würde. Das würde scheiße werden. Und trotzdem, hilft ja nichts, lasst uns aufrecht bleiben und Haltung bewahren. Prost. Rembert Stiewe (Autor in den 90ern)

gescheitert Dies ist bereits meine 250. Ausgabe als Intro-Grafiker, dabei bin ich 1993 eigentlich nur mit meinem Freund Martin von Wuppertal nach Osnabrück gedüst, um ein bisschen Spaß zu haben und neue Leute kennenzulernen. Kurze Zeit später layoutete ich in der Freizeit meiner Zivi-Zeit den Intro-Regionalteil Rhein/Ruhr, und wiederum nur wenige Jahre später bekam ich das Angebot, das komplette Magazin zu gestalten. Doch dazu wäre es beinahe gar nicht gekommen, denn bei einem fröhlichen Ausflug zum Minigolf mit der Redaktionsrunde verquasselte ich mich auf der Fahrt mit Chefredateur Stephan Glietsch, und wir verpassten den Anschluss an die Auto-Kolonne. Handys hatten wir zu der Zeit noch nicht, und so irrten wir beiden Ortsfremden durch ein abgelegenes Waldstück, als urplötzlich eine Bahnschranke auf das Dach meines Golfs krachte und wir feststeckten. Geistesgegenwärtig sprang Stephan aus dem Auto und drückte die Schranke mit aller Kraft nach oben, sodass ich meine Karre gerade noch zurücksetzen konnte, bevor der Regionalzug vor uns die Gleise kreuzte. Jörn »Osi« Osenberg (Layouter seit 1993)

Zu meinen schönsten Intro-Erlebnissen zählt das erste Introducing Festival im April 1998 im Bremer Pier 2. Der Anspruch, an einem einzigen Abend in quasi einem einzigen Set (aufgrund der Umbaupausen-Beschallung durch Terranova) Bands und Acts von Tocotronic bis Kemistry & Storm auf die Bühne zu kriegen, war einfach (Intro-typischer) musikalischer Wahnsinn! Letztgenannte durfte ich als erwiesener Drum’n’Bass-Jünger dieser Dekade in meinem 64er-Ford-Taunus kutschieren und bekam dafür ein persönliches Autogramm auf eine ihrer Compilations, die ich heute noch streichle und dabei Pipi in die Augen kriege. Das hatte ich auch, als beim Abbau ab vier Uhr morgens unser damaliger Nürnberger Vertriebsmann totenstramm auf den meterhohen Boxentürmen herumturnte, um scheißteure (geliehene) Projektionsgeräte zu bergen. 2000 Leute sollten damals reinpassen; irgendwas bei 3000 plus waren es tatsächlich, die hoffnungslos lange Gästeliste sprach Bände. Armin Bauer (zweiter Praktikant, Vertriebsgott u. a. 1995–1999)

Intro und ich, das ist die verdammte Hälfte meines Lebens! Mit 19 half ich als Praktikant, den Umzug von Osnabrück nach Köln zu organisieren, baute komplizierte Schreibtische auf, an denen ich bis vor Kurzem noch in meinem jetzt Berliner Büro gearbeitet habe. Kurz nach dem Schreibtisch geht überraschend auch Intro. Aber mehr als nur ein Stück davon bleibt: in der Seele des Melt Festivals, in Introducing-Events, die ich wiederzubeleben gedenke, und natürlich in mir selbst. Ich habe versucht, mich an DIE Anekdote zu erinnern, aber es waren einfach zu viele tolle Menschen und Momente, um nur eine hervorzuheben. Ich werde mich wie sicher viele andere auch bemühen, ein bisschen Intro am Leben zu erhalten. Stefan Lehmkuhl (Event-Redakteur, Introducing-, Intro-Intim- & Melt-Veranstalter u. a. seit 1999)

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#Life Scheitern

Beim Summerjam 2000 haben wir einen veritablen Stromausfall im gesamten Backstage verursacht. Wir wollten am Stand das EMEndspiel schauen, hatten zwei Fernseher für PlayStation-Konsolen, aber keine Antenne. Also einfach Draht in die Antennenbuchse gefummelt und mit dem Drahtgestänge des Pavillon-Zeltes verbunden. Ging gut – bis das Gewitter kam. Oliver Bresch (Inregio Nord, Head of Marketing & Sales u. a. 1993–2017) Thomas Venker und ich haben uns gerade von Martin L. Gore verabschiedet. »Das Interview war ja wie auf einer Wellenlänge«, sage ich euphorisiert, kaum dass wir wieder auf dem Hotelflur stehen. Thomas stimmt zu: »Ich frag gleich den Promoter, ob wir nicht noch mit Martin essen gehen können. Da ist ja noch so viel zu besprechen.« Hinter mir geht die Zimmertür wieder auf: Martin L. Gore strahlt uns an. »Bestimmt fragt er uns jetzt, ob wir nicht zusammen essen wollen«, denke ich. Gore guckt uns fröhlich an und sagt: »Der Typ nach euch hat sein Mikrofon vergessen. Kann er für sein Interview eures haben? Der Promoter gibt es euch nachher zurück.« Wir geben ihm das Mikro. Die Tür geht zu. Das Mittagessen findet nie statt. Michael Münz (geb. Krumbein, Online-Redakteur u. a. 1992–2005)

Neil Tennant, die eine Hälfte der Pet Shop Boys, begrüßt mich überschwänglich: »Nice to see you again! How are you today?« Die vermeintlich schwierige Künstlerseele, die kurz vor ihrem Auftritt beim Melt! 2006 doch eigentlich noch ein paar Nuancen schwieriger sein sollte, gibt sich offenherzig und wird mit mir später noch durch die Nacht ziehen, so meine vorsichtige erste Einschätzung. Diese bekommt in den folgenden Minuten weiteren Nährboden, als Chris Lowe erscheint, mich umarmt und in ein kurzes, aber intensives Gespräch über Ein Freitag im Sommer 1994. Sen- Wein und Lebenslust gende Mittagshitze. Auf der A1 verwickelt. Den Umam Westhofener Kreuz wie üb- stand, dass er sich dalich mehr stop als go. Mitten in bei auf eine frühere der Blechlawine der dunkle Intro- Begegnung bezieht, Passat mit defekter Kühlung und ignoriere ich. Bis ge1500 druckfrischen Heften im tief nau zu dem Moment, hängenden Kofferraum. Während als mir und den beiden Kopilot Sohn über Möglichkeiten klar wird, dass es sich der Temperaturabsenkung im Mo- um eine Verwechslung torraum doziert, befindet sich die handelt. Nein, ich bin Nadel im Steigflug schon jenseits nicht der namenlose der 100°C-Marke. Der Verkehrs- »German journalist«, funk meldet 16 km Stau, weder an den die beiden difBoxengasse noch Pannenstreifen fuse, aber nachhaltig sind in Sicht. Was tun? Es hilft alles positive Erinnerunnichts: Oberkörper frei, sämtliche gen haben. Den Rest Fenster runter- und Heizung volle des Gesprächs absolMöhre aufgedreht, um die Hitze vieren alle Parteien übers Wageninnere abzuleiten. mehr oder weniger Dazu besingt Robert Pollard in professionell. Letztlich maximaler Lautstärke »Grand- steht diese kurze und father Westinghouse«. Bei dem zunächst vielverspreStück bekomme ich heute noch chende Begegnung Schweißausbrüche. mit einer der größten Joachim Henn alias Branko Zebec Popbands der Welt (Chefredakteur Inregio Süd u. a. auch sinnbildlich für 1993–2011) meine Zeit bei Intro: Es gab diese Momente, in denen sich eine neue, verheißungsvolle Welt vor meinen Augen öffnete, die alles erstrahlen ließ. In der alles intensiv und bedeutend schien, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. So ist Pop nun mal. Peter Flore (Online-Redakteur u. a. 2005–2012)


#Life Scheitern

Ich weiß nicht mehr, wie oder wo ich Anna Burch entdeckt habe, aber ich hab ihr Album direkt bei Polyvinyl aus Champaign, Illinois vorbestellt. Irgendwann merke ich, dass Anna beim SXSW spielen wird, und ich zähle die Tage, in der Hoffnung, dass ich das bestellte TShirt beim Konzert tragen kann. In der Tat kommt das Päckchen mit pinkem T-Shirt, Kassette und jeder Menge netten Aufklebern zwei Tage vor Abflug an. In Austin gelandet gleich hin, Nick aus London kommt nicht mehr rein, zu voll, ich stehe ganz vorne, direkt neben mir Anna, getting ready. Jetzt müsste ich ihr sagen, wie weit ich gereist bin, wie sehr ich »Quit The Curse« liebe, aber nein, zu schüchtern, jetzt auf einmal. Ich verstecke mein rosa Anna-Burch-T-Shirt (das schon 18.000 km geflogen ist) unter meiner Jeansjacke. Sie nimmt ihre Gitarre und steigt auf die Bühne. Strange, Am aufregendsten fand ich die the ones you love. Arbeit für Intro immer, wenn Harry Calvino (Autor sie nicht in Köln stattfand. Diein den 90ern) ser überdimensionierten engen Kleinstadt, mit der ich als Neuankömmling aus Wien auf Kriegsfuß stand. Nicht umsonst war mein Spitzname in der Redaktion »Travelling Eismännchen«, denn sobald es eine – möglichst ferne – Reise abzugreifen gab, drängelte ich mich nach vorne. Am denkwürdigsten waren die Redaktionstrips. Ich erinnere mich noch, wie wir im eiskalten Moskauer Frühling von einem herzensguten georgischen Pärchen zu siebt in einem kleinen Pkw durch die Stadt kutschiert wurden und dabei von grimmigen Ordnungskräften mit gezogener Knarre kontrolliert wurden, nachdem die Herren Scharlau, Venker und Volkmann aufgrund ihrer – aus postsowjetischer Sicht zweifelsohne höchst gammeligen – Parkas misstrauisch beäugt worden waren. Obwohl oder gerade weil ich mich in der »Rheinmetropole« nie heimisch gefühlt habe, waren die Verlagsräume in der Herwarthstraße so etwas wie mein damaliger Lebensmittelpunkt. Sonja Eismann (Kultur-Redakteurin 2002–2007)

Als es passierte ... waren die Weakerthans, Cristina Martinez und Travis der Soundtrack meines Lebens und Intro meine Familie. Dass ich in genau diesem Moment, Frisch nach Y2K bekommen wir zu dieser Musik meine eigene den Auftrag, intro.de zu relaungründen würde, war natürlich chen. Die Devise: Online-Journicht geplant. Ich als Driftwood nalismus ganz schnell maximal war damals bei Intro zum ersten groß machen mit Multimedia Mal gestrandet, ... äh, gelandet! Content und unserem intro.deEs war eine wundervolle bedeuFacebook. Dass das Internet datungsträchtige Zeit, der Sand in mals so schnell ist wie Yacht Rock, meinem heutigen modewissenentmutigt uns nicht. Spätestens, schaftlichen Getriebe. Matthias, als man uns DV-Camcorder gibt, Olli, Stephan, Thomas und nicht fühlen wir uns unbezwingbar wie zuletzt Linus gaben öffentlich-rechtliche mir den Mut und die Als 2005 das Johnny-Cash-BioRundfunkanstalten. Energie, Mode in den Zum Start unserer In- pic »Walk The Line« erschien, Mittelpunkt meines tro-Community legen flog ich nach Los Angeles, um kreativen Denkens zu wir uns Fake-Profile Joaquin Phoenix zu interviewen. stellen. Wir gründeten großer Diktatoren zu Er galt damals als Irrer, der völlig das erste popkulturelund geben einander rational wirken konnte, um im le Moderessort, vor 18 Plattentipps im Fo- nächsten Moment nackt auf eiJahren, als Fashion und rum. Jetzt ist der Spaß nem Alpaka davonzureiten. Ich Style noch keine Burvorbei. Mach’s gut, wartete mehrere Tage im Four ner waren! Seasons Hotel, Beverly Hills, auf sweet intro.de. Dagmar Venohr (ersMaik Arensmann den Termin, der sich täglich neu te Moderedakteurin verschob, und aß Pizza für 25 (Online-Redakteur 2000) 1999–2004) & Chris- Dollar (Margherita). Da ich kein toph Becker (Head of Taxi-Geld hatte, fragte ich an der Rezeption nach der nächsOnline 1999–2002) ten Bushaltestelle, um die Stadt zu sehen. Niemand konnte helfen. Die Frauen mit Sommerhüten so groß wie Traktorreifen im Foyer schauten mitleidsvoll. Als Phoenix endlich zum Interview erschien, brach er sofort wieder ab. Ich konnte hören, wie er vor der Tür entsetzt diskutierte. Eines der Interview-Mikrofone machte ihm Angst. ES WAR ZU GROSS. Nach fünf Minuten kam er lächelnd zurück: »Now it’s okay.« Im Gegensatz zu Reese Witherspoon bekam er keinen Oscar für »Walk The Line«. Ich hätte ihm einen gegeben. Felix Scharlau (Redakteur & Textchef 2004–2014)

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#Life Scheitern #Rezepte der Popküche

Rezepte der Popküche: »Black Books«

Luxury Pie

Bernard Black betreibt einen Buchladen, ist aber genervt von den Kunden, die dort Bücher kaufen. Die Zeiten sind hart, deshalb kommen er und sein Assistent Manny ständig auf neue »Modernisierungsideen«. Was immer die beiden auch aushecken, es ist nicht von Erfolg gekrönt. Das gilt auch für ihre Kochkünste, weiß Wolfgang Frömberg. Die Service-Mentalität macht aus der einfachsten Suppenküche eine ganzheitlich sättigende Wohlfühloase. Nur wenn touristisches Interesse daran besteht, sich mal schräg von der Seite anpflaumen zu lassen, wird der Dienstleistungsgedanke kurz zurückgestellt. Es soll ja authentisch sein. Ansonsten ist die Aufregung groß: Drei Minuten im Supermarkt in der Schlange stehen, ohne dass eine zweite Kasse aufgemacht wird? Was auch immer man kaufen will, obwohl man es nicht wirklich braucht – da kann einem schon mal der Kragen platzen. Selbst Bücher braucht nicht jeder. Leute, die sie nicht lesen, können gut darauf verzichten. Bernard Black weiß das und lebt sogar irgendwie davon, sie nicht zu verkaufen – obwohl er einen Buchladen namens »Black Books« betreibt. Als ein Kunde ihn fragt, ob die DickensWerkausgabe in Leder gebunden sei, sie müsse nämlich zur heimischen Wohnzimmergarnitur passen, macht Bernard das, was er am besten kann: Er vergrault den lästigen Eindringling. In der britischen Sitcom »Black Books« spielt Dylan Moran den eigenwilligen Betreiber des antiquarischen Buchladens. Bald

gesellt sich Bill Bailey als Manny Bianco hinzu, um Bernard zu »entlasten«. Bernard scheitert nämlich nicht nur daran, Kundenerwartungen zu erfüllen, er versagt auch kläglich, als es darum geht, die Steuererklärung abzugeben. Aber da er ein Virtuose der Prokrastination und des Delegierens ist, darf Manny ihm helfen. Auch als später gekocht wird. Gekocht? Die soziale Marktwirtschaft macht eben selbst vor einem Tante-Emma-Unternehmen wie »Black Books« nicht halt, das man allzu gerne romantisiert. Doch auch die Idee, die Käufer mit Haute Cuisine und kulinarischen Köstlichkeiten anzulocken, scheitert. An der ambitionierten, wenn auch etwas versifften Küche kann es nicht gelegen haben. Bernard Blacks Rezept für den »Luxury Pie« verspricht ein gutes Leben, ganz nach dem alten Superpunk-Motto »Ich habe keinen Hass auf die Reichen, ich möchte ihnen nur ein bisschen gleichen«. Es muss am Service gelegen haben, dass den Kunden dieses »Gericht der Könige« doch auf den Magen schlägt. Aber das triumphale Scheitern am Erfolg ist in dieser Serie letztlich das Salz in der Suppe.

Das Rezept Zutaten für mehrere Königinnen und Könige: Hummer Kaviar Trüffel Safran Champagner jeweils in erschwinglichen oder rauen Mengen 400 g Mehl Zucker Salz 220 g kalte Butter 1 TL Essig Und so geht’s: Zunächst den Teig für den Pie herstellen: Mehl, einen Teelöffel Zucker, die Butter in kleinen Stücken sowie den Essig und 100 ml kaltes Wasser vermischen, bis alles einigermaßen zusammenhält. Den Teig halbieren, zwei gleichgroße Scheiben daraus formen und für eine Stunde im Kühlschrank zwischenlagern. Eine der Scheiben für den Boden einer Pie-Form benutzen, auf Backpapier ausrollen und im Förmchen versenken. Der Boden sollte mit einer Gabel an mehreren Stellen angepiekst werden. Für die Füllung: Hummer, Kaviar und Trüffel in der Pfanne anbraten und damit die Pie-Form samt Boden auffüllen. Mit Champagner und Safran eine Brühe ansetzen, abschmecken, Kopf schütteln und zum Luxury Pie hinzugeben. Ab in den Ofen! (Es gibt auch Abwandlungen des Gerichts nur für die Pfanne und für die Mikrowelle!)

Illustration: Alexandra Ruppert

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Foto: Max Slobodda

#Pop

#Pop 65


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#Pop #Florence + The Machine

Florence + The Machine

DIE ERLAUBNIS, MENSCH ZU SEIN Sie hat als Jugendliche viel Mist gebaut, heute ist Florence Welch ein Vorbild für viele junge Frauen – oder ist es doch umgekehrt? Julia Brummert traf sie zu einem von sehr wenigen Interviews und ließ sich von Welchs hoffnungsvoller Stimmung und ihrem Enthusiasmus anstecken. Illustration: Eszter Chen


#Pop #Florence + #Pop The Machine #Faber

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#Pop #Florence + The Machine

A

uf »How Big, How Blue, How Beautiful« ging es um schrecklichen Liebeskummer. Siehst du einen ähnlichen Themenschwerpunkt auf »High As Hope«?

Auf dem letzten Album hatte ich einen Tunnelblick, es war so ein ganz spezieller Moment in meinem Leben und eine sehr pointierte Angelegenheit in Bezug auf diese eine ganz spezielle Person. Die vorherigen Alben handelten eher ein wenig hiervon und davon, Geschichten, Märchen, Ideen von früher. »How Big ...« war dann ein lauter Schrei über diese eine große Sache, die ich einfach nicht verstehen konnte. Unerwiderte Liebe ist seit Hunderten von Jahren die Grundlage für Kunst. Es ist, als würde man der Person, die man liebt, ein Denkmal errichten, damit sie einem vielleicht doch noch Beachtung schenkt. Auf »High As Hope« geht es nun darum, anzuerkennen, dass die Heilung nur von mir selbst kommen kann. Das hat einen gewissen Frieden an sich. Es geht immer noch um die Liebe, aber in einem tieferen Sinne. Sie sollte aus einem Gefühl des Ganzen, der Vollkommenheit entstehen und nicht aus einem Gefühl der Leere. Die Liebe, mit der ich mich auf »How Big ...« befasst habe, kam von einem sehr kaputten Ort. Wie geht es dir denn jetzt?

Gut! Die Arbeit an »High As Hope« war eine Freude! Ich fühlte endlich wieder den Enthusiasmus, den ich am Anfang der Aufnahmen meines ersten Albums gefühlt hatte. Damals hatte niemand Erwartungen, ich konnte mich ins Studio stellen und ausprobieren. Für »High As Hope« bin ich zu diesem kleinen Studio geradelt, habe mit Drumsticks gegen die Wände geschlagen, einfach mal sechs Monate mit dem Toningenieur verbracht und geschaut, was dabei rauskommt. Ich hatte wieder diesen Nervenkitzel, Musik aus Leidenschaft und Spaß zu machen. Das klingt super.

Es war ein großer Spaß, wirklich. Der ganze Prozess war reizend. Das vorherige Album hat vielleicht mein Leben gerettet, aber jeder einzelne Teil musste aus mir herausgezerrt werden, sie mussten mich ins Studio zerren. »High As Hope« war wirklich frei und flog nur so dahin, das war schön. Auf dem Album finden sich einige Songs über deine Vergangenheit, insbesondere über deine Mutter.

Ach, kommen wir jetzt zu den Mom-Issues?

Keine Sorge, das hier soll keine Therapiesitzung werden. Du hast jedoch so oft erzählt, dass deine Mutter die Entscheidung, Musikerin zu werden, nicht gutgeheißen hat. Ist sie mittlerweile zufrieden, vor allem, da du so erfolgreich bist?

Das kann ich nie so genau sagen! Meine Mutter hatte wirklich Angst, als ich damals ins Musikgeschäft gegangen bin. Sie hat das nicht als einen Job für immer angesehen, eher als gefährlich und unberechenbar. Sie dachte, dass ich, wenn ich diese »Phase« überwunden hätte, zurück an die Uni gehen würde. Mittlerweile glaube ich, dass sie akzeptiert hat, dass es nicht nur eine Phase ist. Meine Mutter ist eine unfassbar talentierte und herausragende Frau, aber sie arbeitet sehr visuell. Sie ist Kunsthistorikerin, sie handelt mit Skulpturen, mit Kunst ... Musik ist einfach kein Teil ihrer intellektuellen Sprache. Aber ihr Einfluss ist in allem. Glaubst du, dass du nun erwachsen geworden bist?

Darüber denke ich sehr viel nach. Ich bin sehr dankbar dafür, einen Job zu haben, der ein Kindheitstraum war. Ich kann es manchmal gar nicht fassen, dann sitze ich da


#Pop #Florence + The Machine

und denke mir: »Fuck, das ist wirklich passiert? Das ist doch verrückt!« Meine Arbeit hat so viel Kindliches, der Tanz, das Singen – das möchte ich mir immer bewahren. Ich hatte Angst, dass Chaos und Schmerz die Voraussetzungen für meine Kreativität sind. Dann habe ich gelernt, dass ich mit etwas mehr Struktur, Häuslichkeit und Ruhe kreativer sein kann. Ich war wirklich besorgt, denn es ist leicht zu glauben, dass Selbstzerstörung ein wichtiger Teil der Arbeit ist. Ich habe tatsächlich festgestellt, dass meine Arbeit besser wird, wenn ich beginne, mich um mich selbst zu kümmern. Man muss sich nicht umbringen. Im Juli veröffentlichst du ein Buch, »Useless Magic«. Wie ist die Verbindung zum Album?

Der Titel des neuen Albums stammt von einem Gedicht, das ich geschrieben habe. Es heißt »New York – Gedicht für Polly«. Neben den Gedichten enthält das Buch auch Songtexte. Die habe ich zuvor nie veröffentlicht. Ich hatte immer ein komisches Gefühl in der Hinsicht, sie waren auch nie in den Liner Notes. Wahrscheinlich war ich immer zu schüchtern. Tatsächlich sind viele der Songs auf dem neuen Album aus Gedichten entstanden. Ich habe nur einfach viel, viel mehr geschrieben. Einige Gedichte sind Gedichte geblieben, manche wurden von Songs aufgegessen. Also ist alles miteinander verwoben. Im Vorwort des Buchs steht dieser eine großartige Satz: »You can have everything.« Was bedeutet das für dich?

Ich habe das Gefühl, zu meinen Zuhörerinnen und Zuhörern ehrlicher zu sein als zu allen anderen Menschen. Das hat definitiv Einfluss auf die anderen Beziehungen in meinem Leben. Musik und Poesie haben mir einen sicheren Ort gegeben. Dort kann ich mich mit Dingen beschäftigen, die kostbar sind, aber auch sehr geheim und beschämend. Bislang haben die Menschen, die meine Mudiesen Buchclub sik hören, gut auf sie aufgepasst und mich Seit 2012 betreiben getragen und unterstützt, auch dann, wenn Fans von Florence + The ich die schrecklichsten Dinge erzähle und Machine den Buchclub »Between Two Books«, es sage, die ich mir vorstellen kann. Im wahren gibt also schon viele tolle Leben fällt es mir unglaublich schwer, mich Empfehlungen. Neben dem Menschen zu öffnen. Hinweis auf bekanntere Autor*innen wie Patti Smith, Jonathan Safran Foer oder Lena Dunham hat die Gemeinschaft viele Geheimtipps auf Lager. An dieser Stelle empfehlen wir Leslie Jamison und auch Maggie Nelsons »Argonauten«. Ihr findet den Buchclub bei Instagram unter @betweentwobooks.

Dass du dich in deiner Musik so öffnest, hinterlässt Spuren, vor allem bei jungen Frauen. Was ist das für ein Gefühl, so ein Vorbild zu sein?

Essays und Reportagen darüber, wie wir mit dem Schmerz anderer Menschen umgehen. Jamison besucht unter anderem eine Konferenz von Menschen, die an einer Krankheit leiden, die allgemein als gar nicht existent angesehen wird, über eine Brieffreundschaft mit einem Gefängnis-Insassen und vieles mehr. Jamisons eindringlicher Schreibstil wird oft mit dem von Joan Didion verglichen.

Die Empfehlungen für den Buchclub stammen nicht alle von dir, oder?

Sie inspirieren mich! Junge Frauen stehen auf für ihre Werte und für das, woran sie glauben. Das ist so hoffnungsvoll und ermutigend. Die jungen Frauen, die ich am besten kenne, waren Fans und haben jetzt diesen Buchclub gegründet. Sie sind erst 20 oder 21, aber sie sind so kompetent! Politisch, sozial, sie sind bereit Leslie Jamisons »Die für Veränderungen, sie helfen einander und Empathie-Tests« wehren sich gegen den Druck der Gesellschaft, Das Buch versammelt gegen die Vorgaben, wie eine Frau zu sein hat. Nein, tatsächlich haben die Mädchen, die den Club gegründet haben, gerade begonnen, auch Bücher zu empfehlen. Von ihnen stammt eines der letzten, Leslie Jamisons »Die EmpathieTests«. Das habe ich gelesen und fand es toll. Fiona Apple hat ebenfalls ein Buch empfohlen. Als sie mir eine E-Mail geschrieben hat, war das in etwa so, als würde man eine E-Mail von Gott bekommen. Sie war so süß und hat einen wirklich wunderschönen Text zu ihrem

Buch geschrieben. Dieser Buchclub war nicht beim Coachella so geplant. Er ist ganz natürlich gewachsen, auf verletzt eine Initiative von Fans hin, die einen Buchclub Der Sommer 2015 war der gründen wollten, ich habe sie nur dazu ermu- Sommer der gebrochenen Gliedmaßen. Im April brach tigt. Ich lese alle Bücher, mein ganzes Haus ist sich Florence Welch den voller Bücher. Ich war ein sehr schüchternes Fuß, als sie beim Coachella von der Bühne sprang. Via Kind und habe immerzu gelesen. Erinnerst du dich, welches der Bücher dein liebstes war?

Das Buch von Leslie Jamison ist großartig, und es war die allererste Empfehlung der Mädchen. Sie sind so clever und aufmerksam. Als ich in ihrem Alter war, saß ich buchstäblich auf einem Baum, war betrunken und habe rumgeschrien. Und was machen sie? Sie betreiben einen Buchclub! Du spielst diesen Sommer wieder große Festivals, in Deutschland zum Beispiel exklusiv beim Melt. Machen dir große Auftritte noch Angst?

Facebook kündigte sie an, die künftigen Shows nicht absagen zu wollen, allerdings einen Gang zurückschalten zu müssen. Ein paar Wochen später brach sich Dave Grohl bei einer Foo-Fighters-Show in Schweden das Bein. Die Foo Fighters mussten ihren Headliner-Slot beim Glastonbury im Juni absagen. Florence Welch sprang ein und spielte eine ihrer bis dato größten Shows, dabei coverte sie »Times Like These« als Genesungswunsch für Grohl.

Interviews machen mich nervöser als Festivals. Auf der Bühne weiß ich, wo ich bin und was ich zu tun habe. Über Dinge zu sprechen fällt mir schwerer.

Planst du, wieder von der Bühne zu springen, obwohl du dich damals beim Coachella so verletzt hast?

Ja, sicherlich. Ich bin aber nicht wirklich verantwortlich für das, was da oben passiert. Ich muss dorthin gehen, wohin mich der Spirit führt. Manchmal ist das eben runter von der Bühne. Wir haben sehr viel darüber gesprochen, erwachsen zu werden. Wie sorgst du dafür, dass du gesund bleibst und nicht durchdrehst?

Wahrscheinlich war der größte Akt der Selbstliebe, dass ich mit dem Trinken aufgehört habe. Der Alkohol hat mich in einige dunkle und gefährliche Situationen gebracht, in denen ich mich selbst nicht mehr mochte. Ich betreibe seit drei Jahren metaphysische Meditation. Außerdem sind da viele kleine Dinge, die ich tue. Ich koche selbst, lese viel und sorge dafür, dass ich Zeit zum Nachdenken habe. Es hilft, zu versuchen, viel Mitgefühl mit sich selbst zu haben und sich selbst davon zu überzeugen, dass man nicht perfekt sein muss, dass man nicht immer alles hinbekommen muss. Es ist in Ordnung, sich selbst zu erlauben, menschlich zu sein. — Florence + The Machine »High As Hope«

(Island / Universal / VÖ 29.06.18)

— Live auf dem Melt Festival am 13.07.

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#Pop #Get Well Soon

Get Well Soon

MIT ANGST UND SINATRA Get Well Soon veröffentlichen mit »The Horror« ihr fünftes Studioalbum. Warum es dieses Mal okay war, sich thematisch im Mainstream zu bewegen, und was Sinatra mit dem Thema »Angst« zu tun hat, erfuhr Silvia Silko im Interview mit Konstantin Gropper. Foto: Lucas Christiansen

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ngst ist plakativ, ordinär, komplex, Hauptantriebsmittel und schuld an gesellschaftlichen Katastrophen: Ob Brexit, Trump oder angezündete Flüchtlingsheime – all diese Themen passieren aus einer tiefen Angst heraus, die den Menschen in eine rationale Lähmung versetzt und ihn verzweifeln lässt. »Das Thema hat sich dank der ganzen Ereignisse der letzten Zeit regelrecht aufgedrängt«, erklärt Konstantin Gropper. »Es hat mich immer abgeschreckt, mich mit dem zu beschäftigen, was gerade alle beschäftigt. Allerdings bringt das Schlagwort Angst alles so eindeutig auf den Punkt. Es ist ein Begriff unserer gegenwärtigen Zeit.« Der Musiker konzentrierte sich auf das abstrakte Konzept der Emotion: Existenzangst, Zukunftsangst, Angst vor falschen Entscheidungen, Angst abzustürzen, Angst vor sozialen und emotionalen Brüchen. Ob hier die drei Semester Philosophie in Heidelberg durchkommen? »Ich habe tatsächlich im Grundstudium mal einen Kurs zum Thema Angst gemacht«, erzählt Gropper und lacht. Auf der Platte zeigt sich allerdings eher sein Hang zu komplexen Gedankenkonstrukten, die nicht nach Philosophie-Studium klingen. Ein Grübler sei er schon immer gewesen, meint Gropper. Jemand, der eher nachdenklich wird, als sich zu streiten – oder Emotionen eben mithilfe seiner Musik verarbeitet. Die Musik ist für Gropper aber keine Lawine, die sich aufbaut und irgendwann über ihn hereinbricht. »Wenn ich das Gefühl habe, es ist wieder Zeit für ein Album, nehme ich mir gezielt frei und arbeite daran.« Dieser Prozess funktioniert seit fünf Alben relativ ähnlich: isoliertes Schreiben, bevor andere Musiker dazukommen. Als Multiinstrumentalist hat man die Freiheit, zunächst vieles mit sich selbst auszumachen – und mit Sinatra. Gropper wäre nämlich nicht Get Well Soon, wenn er nicht noch eine konzeptionelle Extrarunde gedreht hätte. Wie schon auf seinen Vorgängerplatten herrscht nicht nur inhaltlich ein Thema vor, auch die Form entspricht einer bestimmten Idee. »Ich war schon immer großer Fan Sinatras. Ich mag dieses groß Angelegte. Ich habe mich intensiv mit den früheren Werken seines Schaffens beschäftigt.« Man merkt es »The Horror« deutlich an: Der gekonnte Flirt mit klassischer Instrumentierung, mit Streichern und Bläsern verhilft Gropper

zu elegantem Swing. Die Melancholie und das Drama, die Groppers Kompositionen immer begleiten, bleiben aber natürlich auch auf seinem neuen Album erhalten. Auf »The Horror« öffnet Gropper erstmals seinen festen Mitmusikerkreis und lädt Gastmusiker auf sein Album ein. »Teilweise auch, weil ich einige der Instrumente gar nicht selbst spielen kann – oder eben nicht so gut, wie es andere Musiker können.« Natürlich bleibt das Projekt Get Well Soon fest in Groppers Hand – der Input anderer Musiker und Stimmen war jedoch schon immer interessant für ihn. »Ich kann es ehrlich gesagt nicht genau festmachen, warum ich ausgerechnet mit diesem Album angefangen habe, mehr Künstler mitmachen zu lassen.« Im Opener singt eine arabische Musikerin, die Gropper nie persönlich kennengelernt hat. »Das ist eine Freundin meiner Schwester. Dieser orientalische Sound hat

mich total inspiriert – und dem Ganzen eine spannende Dynamik verschafft.« Gropper spricht recht aufgeräumt von großen Emotionen, menschlichen Abgründen und der Welt im Allgemeinen. Zu seinen Songs, in denen sich beinah theatralisch die Gefahr heranzuschleichen scheint, passt das auf den ersten Blick gar nicht so gut – oder erscheint zumindest als irritierender Kontrast. Genau das scheint Gropper zu mögen – zumindest ist das die Idee hinter dem Cover der Platte: »Black« von Agnès Geoffray. Der schwarze Hund zwischen den hellgrünen Wänden kann auf den Betrachtenden wie eine Bedrohung wirken – oder wie das in die Ecke gedrängte Wesen. »Es liegt im Auge des Betrachters – oder kann auch zu jeder Zeit beides bedeuten«, erklärt Gropper und freut sich über diese Ambivalenz: Nichts ist eindeutig, alles ist möglich, die Angst hat kein Ende, aber auch keinen Anfang. Ob das nun gut oder schlecht ist, bleibt zu klären. — Get Well Soon »The Horror« (Caroline / Universal)


“WAS HAT DICH BLOSS SO RUINIERT?” Liebe Intros, 263 Ausgaben und über 26 Jahre lang habt ihr „geil abgeliefert“, wir sagen Danke für euren Support, eure Kritik und eure Beharrlichkeit, nicht nur über Sex zu reden. Die Idee war gut, doch die Welt nicht mehr bereit. Ihr fehlt uns jetzt schon.

SERPENTWITHFEET Soil CD/LP (Secretly Canadian)

ROLLING BLACKOUTS COASTAL FEVER Hope Downs CD/LP (Sub Pop)

MITSKI Be The Cowboy

CD/LP (Dead Oceans)

MOSES SUMNEY Aromanticism CD/LP (Jagjaguwar)

WE DELIVER THE GOODS KIDS OF ADELAIDE Into The Less CD/LP (Netmusiczone) VÖ. 17.08. Auf Tour im September/Oktober

SCHMUTZKI Mehr Rotz Als Verstand CD/LP (BÄM Records) VÖ. 14.09. Auf Tour im Oktober/November

KARIES Alice

CD/LP (This Charming Man)

SUB POP: Home of Mudhoney, The Afghan Whigs, Low · CARGO RECORDS: Home of DŸSE, Odd Couple, Phillip Boa BB*ISLAND: Home of The Burning Hell, Simon Joyner, Lord Youth · DEAD OCEANS: Home of Slowdive, Shame, Phoebe Bridgers JAGJAGUWAR: Home of Dinosaur Jr, Angel Olsen, Bon Iver · SECRETLY CANADIAN:Home of Damien Jurado, Whitney, Stella Donnelly THIS CHARMING MAN: Home of Clowns, Heads, Karies


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#Pop #Dirty Projectors

Dirty Projectors

SOFORT FÜHLBAR Was ist denn mit den Dirty Projectors passiert? Nachdem ihr letztes Album den Trennungsschmerz von Bandkopf David Longstreth in düsteren, futuristischen Popsongs verarbeitet hatte, schreit dem Nachfolger »Lamp Lit Prose« in jeder Note die Sonne aus dem Arsch. Annett Bonkowski ließ sich von Longstreth erklären, was es mit diesen Frühlingsgefühlen auf sich hat. Foto: Adrienne Grunwald


#Pop #Dirty Projectors

D

avid Longstreth sitzt zu Hause im sonnigen L.A. und schildert mir seinen Blick auf die vom Wind durchgeschüttelte Baumkrone vor seinem Haus. Ein Stimmungsbild, das dem Charakter des neuen Albums »Lamp Lit Prose« auf wundersame Weise gleicht, wie er sagt: »Ich tendiere dazu, nichts als gegeben anzusehen, sondern immer wieder aufs Neue zu suchen und erneut hinzusehen. Mein musikalischer Kyle Fields Held Kyle Fields von den Little Wings hat den ... gründete die Little Wings wundervollen Song »Look What The Light Did Ende der Neunziger und Now« geschrieben. Ich bewundere seine Sicht ist das einzige permanente Mitglied. Seitdem hat er auf die Welt, denn wenn du deine Augen offen gut ein Dutzend Alben hältst, wirst du immer wieder neue Dinge seunter diesem Namen veröf- hen, wie zum Beispiel das Sonnenlicht, das den fentlicht. Zuletzt erschien 2015 »Explains«. Der in Baum jeden Moment anders erscheinen lässt. San Francisco lebende Die Musik, die ich derzeit mache, reflektiert Fields spielte in den letzten dieses sich ständig neu erfindende Element.« Jahren zeitweise auch live mit bei Devendra Banhart, Trotz der leicht knisternden Telefonleitung Grandaddy und Herman klingt seine Stimme voller Tatendrang. Dune. Nach dem bitteren Gefühlschaos und der Aufarbeitung seiner Trennung von Ex-DirtyAmber Mark Projectors-Mitglied und Freundin Amber CoffDer vielleicht spannendste man auf dem 2017er-Album »Dirty Projectors« Name in dieser starken folgt mit »Lamp Lit Prose« nun die hoffnungsAufzählung: Die junge New Yorkerin veröffent- volle Kehrtwende, die seinen Gefühlen und lichte 2016 ihren ersten auch der Musik eine größere Leichtigkeit sowie selbst produzierten Song melodische Vielfalt einräumt. Dass beide emo»Space« auf SoundCloud – die Debüt-EP »3.33am« tional gegensätzlichen Zustände unmittelbar begeisterte dann gleich miteinander verbunden sind und die Arbeit Beats1, Stereogum, Noisey am neuen Album keineswegs ein losgelöster und Konsorten. Zuletzt erschien vor einigen Monaten Prozess war, bekräftigt Longstreth umgehend: die »Conexão«-EP, die ihren »Wenn ich mir das große Ganze ansehe, wollte Sound zwischen Indie, ich diese Idee von zwei inhaltlich miteinander R’n’B und Spacepop auf ein neues Level hebt. verknüpften und aufeinander aufbauenden Alben schon länger umsetzen, um damit wieder eine Balance herzustellen.« Auch das Albumcover liest sich dahingehend wie ein weiteres Puzzleteil. Inmitten eines Blumendurcheinanders schweben zwei fragile Glaskonstrukte in alarmierendem

Rot und beruhigendem Blau – gegensätzlich, aber dennoch harmonisch miteinander verbunden. Wo »Dirty Projectors« herrlich verkopft einen Faszinationsmoment nach dem nächsten schuf, dabei aber oft die dunklen Facetten erforschte, überzeugt »Lamp Lit Prose« mit hoffnungsvoller Euphorie, Offenheit und dem Mut, auch ohne tonnenschweren Gefühlsballast substanzielle Songs zu schaffen: »Ich habe mir in Bezug auf das neue Album geschworen, nicht erneut in dunkle Tiefen abzudriften, sondern im Jetzt einen Moment ausfindig zu machen, der Optimismus zum Ausdruck bringt. In der Vergangenheit bin ich oft sehr kopflastig vorgegangen. Mittlerweile habe ich aber die Geduld für Musik verloren, die nicht auch sofort fühlbar ist. Die neuen Songs entsprechen einer neuen Art von Präsenz und dem Gefühl im Frühjahr, wenn die Wolkendecke aufbricht und überall Neues heranwächst«, sagt Longstreth nachdenklich. Allein Songtitel wie »I Feel Energy«, »Right Now« oder auch »Feel It All« zeugen davon, dass Longstreth das persönliche Tief durchquert und hinter sich gelassen hat. Jedoch nicht, ohne seine Liebe zur Gitarre wieder aufflammen zu lassen, die viele der neuen Stücke auf »Lamp Lit Prose« prägt: »Ganz ehrlich, die Gitarre und ich – wir haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander. Dennoch hatte ich beim letzten Album das Gefühl, ihr nicht den nötigen Raum geben zu können. Dafür sprudeln die Ideen momentan nur so aus mir heraus, was das Songwriting auf der Gitarre angeht.« Auch 2018 hat David Longstreth seine Lust an Kollaborationen nicht verloren, in regelmäßigen Abständen ziehen sie sich durch sein Werk. Auf »Lamp Lit Prose« hört man Indie-Größen wie Robin Pecknold von den Fleet Foxes, die Haim-Schwestern, Amber Mark oder auch das Ex-Vampire-Weekend-Mitglied Rostam Batmanglij. Diese Kollaborationen fügen sich ebenso organisch ins Klangbild wie der Wunsch, den Groove passend zum musikalisch aufgeräumteren Songwriting in die vorderste Reihe zu rücken. Als die Arbeit an »Lamp Lit Prose« bereits abgeschlossen war und Longstreth das Vinyl im März als Testpressung in der Hand hielt, hat ihn genau jener Groove noch einmal zurück an die Mixing-Regler geführt, erzählt er halb verzweifelt, halb belustigt: »Vieles auf dem neuen Album basiert auf einem bestimmten Groove. Das Mixen von Songs ist immer eine Art Kampf und Herausforderung zugleich. Im Februar dachte ich noch, ich hätte alles im Griff, nur um dann im März festzustellen, dass ich hinsichtlich des Mixings noch einmal von vorne anfangen musste. Der Groove war einfach nicht stark genug.« Typischer Fall von »Künstler kann seinen Song nicht loslassen«, oder ist es eher technische Raffinesse? In der Leitung ertönt ein Klageruf: »Ich habe keine Ahnung, wieso ich es nicht schon früher bemerkt habe! Das Loslassen hat bei den neuen Songs in der Regel gut funktioniert. Wirklich. Alles Negative? Losgelassen. Wie? Höre dafür am besten mein vorheriges Album. Aber das Mixen, das hat mich ganz schön auf die Probe gestellt.« Das anschließende Lachen und die allgemein zum Vorschein kommende Zuversicht stehen dem Dirty-Projectors-Mastermind gut. Seine ungebrochene Neugier und ein musikalisch fühlbarer Energieschub lassen »Lamp Lit Prose« förmlich aufatmen. Gleichermaßen wirkt die Band damit so zugänglich und motiviert wie schon lange nicht mehr. — Dirty Projectors »Lamp Lit Prose« (Domino / GoodToGo / VÖ 13.07.18) — Auf Tour vom 09. bis 14.08.

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#Pop #Lump

Lump

HAARIGE TRÄUME Gilt der Begriff Supergroup eigentlich schon bei zwei Personen? Ab jetzt muss er das wohl: Laura Marling und Mike Lindsay (Tunng, Throws) haben ihre Superkräfte vereint und zusammen als Lump etwas wahrhaft Traumhaftes erschaffen – findet jedenfalls Hella Wittenberg, die beide zum Interview traf. Foto: Jasmine Deporta

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ie beiden kreativen Köpfe Laura Marling und Mike Lindsay sind zusammen eher ausgelassene als höfliche Gesprächspartner. Laura lacht sehr viel. Kein Wunder, schließlich schafft Mike schnell eine lockere Atmosphäre. Mit seiner Art, die Worte zu betonen, erinnert er an einen von sich selbst überraschten Quizshow-Moderator. Laura grinst ihn unentwegt amüsiert an. Den Anfang nahm alles nach einer NeilYoung-Show im Juni 2016. Laura trat hier als Support auf und lernte später Mike kennen. Zum Glück blieb es nicht nur bei einem Handschlag – die beiden stellten fest, dass sie seit geraumer Zeit großes Interesse am

musikalischen Output des jeweils anderen hatten. Kurz darauf schaute Laura in Mikes Studio in London vorbei, hörte sich den komplexen Klangzyklus an, an dem er derzeit arbeitete, und sie legten los. Ohne lange Meetings und ohne Wahnsinnsvorbereitung. Im Interview betonen die beiden immer wieder, dass es ein ziemlicher Luxus gewesen sei, bei den Aufnahmen keinen Druck gehabt zu haben. Und ohne Druck gab es kein Problem. »Ich hatte Zeit, Mike auch. Aber wir erzählten sonst niemandem von dem Projekt – das war der Schlüssel«, wirft Laura ein, und Mike ergänzt mit einem verschwörerischen Grinsen: »Das war unsere geheime Zeit.« Über mehrere Monate trafen sie sich also quasi heimlich. Ihr Motto: Wenn es nicht funktioniert, gehen wir halt ein Bier trinken. Doch obwohl sich die zwei Briten vorher kaum kannten, verstanden sie sich intuitiv durch die Musik. In der Vergangenheit war insbesondere Laura nicht immer die Offenherzigste. Nur zu gerne zog sie sich zurück und hinterließ Fragezeichen. Jetzt bietet der Surrealismus des frühen 20. Jahrhunderts ihre Version eines Annäherungsversuchs an die Welt da draußen. Es war Zeit für einen Wandel: »Ich würde mich gerne als eine sich beständig in Veränderung befindliche Person sehen. Tatsache ist aber, dass ich erst mit Lump eine richtige Veränderung geschafft habe. Es ist mein Ausbruch daraus, dass ich zehn Jahre lang Laura Marling sein musste.« Diese Worte klingen allerdings härter, als sie gemeint sind. Ihre Texte sind dafür träumerischer denn je. Die Inspiration dafür fand sie in Los Angeles, wo sie von 2013 bis 2014 lebte. »Ich beschäftigte mich dort viel mit luziden Träumen. Dabei malt man sich Punkte auf die Handgelenke. Instinktiv schaut man immer darauf, erinnert sich an sie. Wenn die Punkte im Schlaf nicht mehr da sind, weiß man, dass man gerade träumt.« Und doch ist es Mikes umfangreiches technisches Know-how, das die sieben inhaltlich so unterschiedlichen Tracks zusammenhält. Er fing erst in seinem Londoner Studio an, an den experimentellen Folkstücken zu arbeiten. Träume begleiten Lump nicht nur textlich. Laura trägt im Schlaf regelrecht Kämpfe aus. »Mindestens einmal pro Woche habe ich den Traum, mir würde jemand die Haare abschneiden. Zuletzt träumte ich von einem Friseurbesuch, in dem ich um die Haarfarbe von Jamie Lee Curtis bat und mir ein Kurzhaarschnitt mit grauen Spitzen verpasst wurde. Ich hasste es. So wie ich es hasste, nachdem ich mir wirklich einmal die Haare abschneiden ließ. Das war nicht mehr ich.« Schade ist nur, dass sich die zwei bis zum Schluss kein bisschen in die Karten gucken lassen, ob es weitere traumhafte Verbindungen ihrer Fähigkeiten geben wird. Aber wie gesagt: Lump ist eben noch ein wenig schüchtern. — Lump »Lump« (Dead Oceans / Cargo)


HIGH AS HOPE

13. 7. ME M ELT ELT T FE F ES ST T IIV TIV VAL AL

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#Pop #Kamasi Washington

Kamasi Washington

DAS GUTE IM MENSCHEN


#Pop #Kamasi Washington

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s tut gut, einen Menschen wie Kamasi Washington zu treffen – sollte er denn ein Mensch sein und nicht doch Alien-DNA in sich tragen. Man denkt zum Beispiel anders über die Themen Alter und Vergänglichkeit nach. Schon sein Manager erzählt mir beim Warten auf das Interview: »Ich krieg das nicht in meinen Kopf, dass Kamasi eigentlich jünger ist als ich. Für mich war er schon immer eine ›alte Seele‹.« So geht es mir auch, als ich diesem so weise und herzenswarm anmutenden Menschen wenig später gegenübersitze. Vor allem tut es aber gut, dass Washington einen im Kern optimistischen Blick auf die Welt hat, obwohl er alles andere als naiv ist. Dennoch sagt er: »Wenn ich ein Alien wäre und vom All auf die Welt blicken würde, dann käme sie mir als sehr brutaler, dunkler Ort vor. Aber ich treffe viele Menschen in meinem Leben – und 99 Prozent dieser Begegnungen sind positiv. Ich habe den tiefen Glauben, dass 99 Prozent aller Menschen gut sind und diese Welt zu einem besseren Ort machen wollen.« Hach, das klingt schön. Hat natürlich trotzdem einen Grund, dass einem vieles gerade eher scheiße vorkommt: »Leider ist sich der übrige eine Prozent Menschen sehr bewusst darüber, dass sie Arschlöcher sind und sich was einfallen lassen müssen, damit die anderen ihnen ihre Macht übergeben oder sich dessen nicht bewusst sind. Und gerade haben besonders viele dieser schlechten Menschen Machtpositionen in der Politik oder in den Medien besetzt – was sie sehr mächtig erscheinen lässt.« Deshalb fühle es sich für Washington gerade an, als stünden wir »an einem Scheideweg: Ziehen wir diese Welt ins Licht, oder taumeln wir in die Dunkelheit?« Damit wären wir auch beim Titel seines neuen Albums »Heaven & Earth«. Es ist streng gerechnet Washingtons zweites Album nach dem Debüt »The Epic« von 2015,

mich dennoch immer wieder in meine eigene Fantasiewelt zurückgezogen. So bin ich eben. Das hat mir in meinen Beziehungen schon Probleme bereitet. Ich musste immer klarstellen: ›Hey, es ist nicht so, dass ich dich nicht liebe, ich brauche nur auch Zeit, um in meine eigene Welt zu gehen. Ich halte es nicht aus, nur in der Realität zu sein.‹ Das drückt sich in den beiden Liedern aus: ›Fists ...‹ ist sehr wütend und thematisiert die Erfahrung, als afrikanischamerikanischer Mensch in Amerika zu leben – und den Kampf, die Demütigung zu durchleben. ›Lullaby‹ wiederum schweift in die Ferne: Wir hatten einen nächtlichen Stopp mit dem Bus mitten im Nirgendwo. Ich blickte hinaus in ein Sternenmeer und war sofort weg. Ich überlegte, wie riesig das Universum ist, und stellte mir vor, es irgendwann bereisen zu können. In meiner Heimatstadt L.A. siehst du nachts höchstens mal drei Sterne, deshalb war es ein so erhabener Moment, der mich zu diesen Gedanken inspirierte.« Eingespielt wurde »Heaven & Earth« innerhalb von zwei Wochen in den Henson Studios in Los Angeles, mit vielen Vertrauten und seinem Kollektiv The West Coast Get Down. Unter anderem waren dabei: Thundercat, Terrace Martin, Ronald Bruner Jr., Cameron Graves, Brandon Coleman, Miles Mosley, Patrice Quinn und Tony Austin. Es ist erstaunlich, wie beseelt und leidenschaftlich die Musik klingt, denn eigentlich, so muss Washington zugeben, »hatte außer mir keiner so richtig Lust, ausgerechnet die zwei Wochen Tourpause im Studio zu verbringen. Anfangs wurde schon ziemlich gemurrt. Aber auch hier gab es eine spannende Dualität: Zwischenmenschlich war der Umgang bisweilen genervt, weil wir schon so viel Zeit auf engstem Raum verbracht hatten, aber gerade deshalb konnten wir uns gemeinsam in die Musik flüchten, wo

Einen Musiker wie Kamasi Washington trifft man nicht für ein Interview – man bekommt eine Audienz. Das würde er selbst nie so sagen, aber Daniel Koch hatte trotzdem das Gefühl, kurz in einer anderen Welt zu Gast zu sein und einem Guru zu lauschen. Was gut zum Konzept von Washingtons neuem Album »Heaven & Earth« passt. Foto: Daniel Feistenauer

»The Epic« aus 2015

wobei die EP »Harmony Of Difference« aus dem letzten Jahr mit 32 Minuten auch schon eine stattliche Spielzeit hat. »Heaven & Earth« ist ein zweigeteiltes Konzeptalbum, in dem es viel um Dualitäten wie die oben beschriebenen geht. 16 Songs auf zwei CDs oder vier Vinylscheiben sind es diesmal geworden, also schlage ich ihm vor, das Werk mit einem »Even more epic than ›The Epic‹«-Sticker zu versehen. »Ich werde drüber nachdenken«, lacht er und erklärt, wie die Aufteilung zustande kam: »Wir nahmen das Album inmitten einer langen Tour auf. Ich hatte fast 300 Songs geschrieben. Als ich überlegte, welche ich einspielen und auf einem Album haben möchte, fiel mir auf, dass jedes Lied auch eine Art Gegenstück hat. Nimm zum Beispiel die ersten Songs der jeweiligen Teile: ›Fists Of Fury‹ und ›The Space Travellers Lullaby‹. Die beiden zeigen ziemlich genau, wie ich ticke. Ich war schon als Kind ziemlich spaced-out und gleichzeitig sehr bodenständig. Ich habe immer genau geblickt, was um mich herum vorgeht, und

Der Name passt durchaus auch zur Produktion: Nicht nur die zehnköpfige Band war an den Aufnahmen beteiligt, sondern darüber hinaus auch noch ein 20-Personen-Chor plus ein 32-köpfiges Orchester. Unser Autor Jan Wehn konstatierte damals in seiner begeisterten Review: »Selbst im Jazz sind derartig megalomanisch anmutende Dimensionen und Kunstgriffe etwas Besonderes.«

wir auf eine Weise kommunizieren, die über Kamasi Washingall dem steht. Intuitiv hatte ich es, glaube ich, tons Arbeit Kann man hier noch mal auf genau diesen Vibe abgesehen.« Das Ergebnis ist natürlich mal wieder so alles aufzählen, weil schon beeindruckend: Washinghirn- und genresprengend, wie man es aus ton studierte MusikethKamasi Washingtons Arbeit kennt. Man wird nologie in L.A., spielte bei »Heaven & Earth« natürlich im Jazz-Regal den Young Jazz Giants, musizierte für und mit Gefinden, aber man sieht ja schon an seinem Pu- rald Wilson, Harvey Mason, blikum, dass dieses Wort zu kurz greift und zu Snoop Dog, Ibeyi, Raphael schwach strahlt. »Ach, mir ist es egal, ob man Saadiq, prägte mit seinem Kumpel Thundercat das das jetzt Jazz nennt. Für mich ist es schlichtweg weirde »You’re Dead!«-AlMusik. Zwar verehre ich viele Musiker dieses bum von Flying Lotus – und Genres, aber die Musik dient nicht dem Wort natürlich das Meisterwerk »Pimp Your Butterfly« von – es ist eher umgekehrt. Als mich mein Cousin Kendrick Lamar. damals mit Art Blakey vertraut machte, war ich sofort begeistert und dachte trotzdem nicht: ›Das ist jetzt also Jazz‹, sondern: ›Cool, das haben A Tribe Called Quest gesamplet!‹« — Kamasi Washington »Heaven & Earth« (Young Turks / Beggars / Indigo) — Live in Mainz am 07.08.

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#Pop #Âme

Âme

KEIN HOUSE ZUHAUS Nach fast 20 Jahren in der Clubkultur spielt das wegweisende Electro-Duo Âme sein erstes echtes Album ein. Es zeugt eher von Reife statt von Müdigkeit – erwachsen geworden sind Kristian Beyer und Frank Wiedemann aber nicht, wie Steffen Greiner beim Gespräch erfahren hat. Foto: Svenja Trierscheid

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iegt da ein Schatten über der Clubkultur? »Wir sind 20 Jahre dabei, jedes Wochenende! Da braucht man professionellen Abstand, sonst ist man zu sehr in dieser Bubble drin, und dann kommt irgendwann der Burnout«, sagt Kristian Beyer, die eine Hälfte von Âme. Glücklich, wer sich Abstand leisten kann. »Die Figur des DJs ist mittlerweile kaum noch von dem zu unterscheiden, was in der ökonomischen und politischen Theorie als ›human capital‹ bezeichnet wird«, schrieb Kristoffer Cornils angesichts des Freitodes von Avicii in der Clubkultur-Zeitschrift Groove. Clubkultur als Selbstausbeutung. Wer lange dabei ist, findet Auswege. Älterwerden in der Clubkultur, das muss noch ausgetestet werden, läuft bislang aber durchaus gut. Okay, Dr. Motte legt für die Sparkasse auf und fordert Techno im Bundestag. Aber DJ Koze reift bestens und konzentriert sich auf seine Stärken angesichts der Sterblichkeit – oder zumindest angesichts des 50. Geburtstags. Mouse On Mars haben nach einem Vierteljahrhundert eine ihrer besten Platten vorgelegt und »sind mal so richtige Kids noch«, wie Frank Wiedemann sich freut, die andere Hälfte von Âme. Das House-Duo selbst ist nach zwei Jahrzehnten voller Hits endlich bereit für ein eigenes Album. Âme sind seit 2001 als Duo in der Szene unterwegs. Kennengelernt haben sie sich in Kristian Beyers Plattenladen in Karlsruhe. Frank Wiedemann, als Musiker interessiert an den Schnittstellen von Jazz und Elektronik, ließ sich auf die Auswahl an Chicago-House und Detroit-Techno ein, die Beyer kredenzte – bald bastelten sie gemeinsam erste Tracks für das Label des Berliner NuJazz-Kollektivs Jazzanova – Wiedemann eher der Spieler, Beyer eher der Produzent. Man hört den beiden an, dass sie die Neunziger nicht im Berliner Pillebad verbracht haben, sondern in der Provinz. Wiedemann und Beyer sind groß gewordene Jungs, beste Kumpels. Schwerer süddeutscher Akzent, leichte Sticheleien, so sitzen sie heute in ihren Kreuzberger Räumlichkeiten. Von hier führen sie gemeinsam mit dem DJ Dixon das Label Innervisions, hier ist ihr Studio, wo in jahrelanger Arbeit ihr erstes Album »Dream House« entstanden ist, und, Überraschung: Dieses zieht nicht nur auf den Floor, sondern nach überall.

»Am Anfang haben wir ein Resümee gezogen aus elektronischen Musikalben und aus den Alben von Künstlern aus dem Clubkontext, die uns gut gefallen – und da ist nicht viel hängen geblieben. Uns war schnell klar,

dass es kein Clubalbum wird. Man wird älter, man hat sich einiges auf die musikalische Festplatte gearbeitet, das man verwenden will«, sagt Beyer. Ein Luxus, den man sich, siehe oben, auch erst einmal leisten können muss. »Sicher«, ergänzt Wiedemann. »Wir haben nicht das Gefühl, dass wir was beweisen und den nächsten Clubhit schmeißen müssen. Aber man will natürlich trotzdem ein schönes Album machen. Ich höre zu Hause keine House-Musik. Na, vielleicht zwei Mal im Jahr. Und er wahrscheinlich auch nicht. Das Album ist die Essenz, die Schnittmenge, die wir als Privatpersonen hören würden, nicht nur wir als öffentliche Personen.« Beyer: »... als Techno- und House-Repräsentanten. Da gibt es schon eine Diskrepanz zwischen dem, was wir mögen, und dem, was die Leute von uns kennen. Also, wir leben die Clubkultur ja jedes Wochenende, aber im Privatleben spielt die keine Rolle. Das geht ja gar nicht. So privat Schranz hören.« — Âme »Dream House« (Innervisions / Rough Trade)



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#Pop #Aydo Abay

Fünf Wodka mit Aydo Abay

VON KLOSTEINEN UND WALEIERN Vor zehn Jahren hat Senta Best Aydo Abay, damals noch Sänger bei Blackmail, zum ersten Mal für Intro interviewt. Nun singt Aydo bei Abay – und es ist Sentas letztes Intro-Interview (Zufall, echt!). Nicht nur wegen seiner Trennung von Blackmail kurz nach dem damaligen Gespräch kennt Aydo sich ganz gut mit dem Thema Scheitern aus. Und muss wieder Wodka trinken. Foto: Frederike Wetzels


#Pop #Aydo Abay

Erster Wodka: Zitrone Aydo: Uäää, wo war denn da die Zitrone? Das, was nach Klostein geschmeckt hat.

Das war aber keine Bio-Zitrone, da war voll Monsanto drin, ich schmecke das raus! Bist du mehr so der Bio-Typ?

Klar, du! Ich achte auf meinen Körper. Mein Körper ist mein Tempel. Das hat mir mal Farin Urlaub gesagt. Und das nehme ich ernst. Wie geil findest du Scheitern?

Da bin ich ja fast schon Experte. Seitdem ich Musik mache, bin ich quasi ein Opfer des Scheitergotts. Ich habe es immer wieder fertiggebracht, die besten Situationen in den Müll zu kippen. Ich muss mich aber verteidigen, ich mache das nicht bewusst, das passiert einfach. Ich gebe mir total Mühe, dass alles glatt läuft, dann kommt aber der Scheitergott und fährt mir schön einen vorn Latz. Er rechnet aber nicht damit, dass mir das mittlerweile egal ist. Und so langsam sehe ich wieder Land nach den ganzen Kloakenjahren.

Zweiter Wodka: Ingwer-Honig Wann war das letzte Kloaken­ jahr?

Wir haben immer noch ein bisschen Pech, aber es könnte ja immer runder laufen. Zum Beispiel die Charts, ne?! Vor ein paar Wochen hat mir jemand erzählt, wenn man 200.000 bis 300.000 Einheiten die Woche verkauft, kommt man in die Charts. Unserem Label war das total wichtig. Euch nicht?

Ey, guck dir die Charts mal an! Da willst du echt nicht stattfinden. Und wir kratzen ja eh nur an den hinteren Rängen. Jetzt haben wir aber in einer Woche 400.000 Einheiten verkauft. Aber genau in dieser Woche ist eben wahnsinnig viel rausgekommen, da haben wir eben mal wieder Pech gehabt. Und Scheitern ist ja auch gar nichts Schlimmes. Irgendwie denkt man ja nur selbst, dass man gescheitert ist. Außenstehende nehmen das ja komplett anders wahr. Die ersten zwei, drei Jahren nach Blackmail hat das Scheitern aber richtig wehgetan, weil ich gemerkt habe, dass Leute mich nicht mehr akzeptieren, dass die mich einfach

gestrichen haben. Die Visions beispielsweise hat mir zwei Monate später das Freiabo gekündigt. Das hat alles ein bisschen wehgetan, bis ich mich dran gewöhnt hatte. Und dann ist Scheitern das Geilste auf der Welt, Alter! Na ja, es gibt wirklich Geileres als Scheitern. Nämlich nicht zu scheitern. Aber wenn es halt nicht sein soll ... dann halt nicht. Hauptsache, wir sind gesund. Mein Körper ist mein Tempel. Fertig mit dem Interview, das ist alles rund. Muss ich trotzdem noch Wodka trinken? Ja!

Dritter Wodka: Jalapeño Uääää, den finde ich irgendwie ... gut. Der ist so ... absurd. Boa, ist der geil! Ich weiß genau, wie die den machen. Die nehmen Wodka, füllen den in ein Glas, siffen die Flüssigkeit von Jalapeños ab, kippen das zusammen, und dann kommt das hier bei uns an. Iiih, du meinst, die nehmen einfach die Flüssigkeit von eingelegten Jalapeños, also wie Wurstwasser, nur als Jalapeño? Ja, aber ich trinke das gerne. Ist doch nur Essig und Wasser. Da ist doch keine Pelle dran. Oder warum ist Wurstwasser so ekelhaft? Zum Beispiel ist das Erste, was ich mache, wenn ich meine Eltern in der Türkei besuche: auf den Markt gehen und mir den Saft von Eingelegtem holen. Das trinkt der Türke gerne. Waaas? Das kann man da so kaufen? Bäh! Wie heißt das denn? Übersetzt: Wasser von Eingelegtem.

Vierter Wodka: Honig-Chili Wie kamst du überhaupt zu Blackmail?

Es gab ’ne Zeitungsanzeige.

Hä, was stand denn da drin: »Wir suchen einen Sänger, bitte melde dich«?

So ähnlich. Da stand: »Shouter«.

Was jetzt? Die waren schon ’ne Band und haben gefragt, ob du mitmachst?

Nee, in der Visions gab es ganz am Ende so ’ne Suche/Biete-Rubrik. Und ich hab die Anzeige gelesen und bin da einfach hingefahren. Schon wieder die Visions. Aber da du ja nicht mehr im Verteiler

bist und Intro auch bald weg vom Fenster ist: Was machst du denn jetzt?

stellen und sagen: »Wir sind gegen Nazis.« Das ist mir aber irgendwie zu platt, wenn das meine einzige Aussage ist. Ich hab nix gegen Leute, die das machen. Ich kann das aber nicht glaubhaft rüberbringen. Obwohl ich der Türke bin. Oder eben genau deshalb.

Also, die Freundschaft zum Intro war ja sowieso eine absurde. Ich hab mich da irgendwie so reingetrunken. Was ich gemacht hab, war nie Musik für Intro, und ich bin denen irgendwann immer auf irgendwelchen Festivals über den Weg gelaufen und hab Geschenke Fünfter Wodka: abgeholt. Erdbeer Was gab es denn bei Intro für Geschenke?

Guck mal, die haben Beluga-

Na, Rucksäcke und Bodyhalter Wodka. Meinst du, die verwenden dafür Walsaft? oder wie heißt der Scheiß? Nee, Waleier! Wenn wir Glück haBunnyhalter? Schön, dass du was anderes ver- ben, schmeckt das genauso stark stehst! Bunnyhalter gefällt mir nach Beluga wie der Jalapeñosehr gut. Ich hab aber Bodyhalter Wodka gerade nach Jalapeños. gesagt. So Hüfttäschchen. Und Wie schmeckt wohl Beluga? dann kannte ich die alle, und ab Fischig. Ist ja ein Fisch. da haben die immer auch was mit Nee, Wal ist ein Säugetier. uns gemacht. Das war hartes Rein- Ich hab leider mal Wal gegessen ... gesaufe. Und jetzt? Ich kann mich schmeckt leider fantastisch. doch nicht schon wieder irgendwo Leider? Warum hast du das dann gegessen? reinsaufen. Na, du hast dich immerhin auch Das wurde mir mal in Japan unterschon in den »ZDF-Fernsehgar- gejubelt. Ich hab gesagt, ich esse ten« reingesoffen. alles, außer Wal und Delfin. WoUnd auch wieder rausgesoffen. bei ich das mit dem Delfin heute Die fanden die Aktion ja gar nicht revidieren würde, das ist ein ganz so gut. böser Raubfisch! Der verarscht alle Waren deine falschen Band- mit seiner Niedlichkeit. Opas das Problem oder das »FCK NZS«-Shirt?

Woher weißt du das?

Wie alle Gescheiterten gucke auch ich viele Tierdokus. Da war mal Thema, was für ein mies gelauntes Tier der Delfin ist. Der hat so viel falsch gemacht, ich hab immer noch einen Hals auf den. Aber wenn der vor mir stehen würde, fände ich den auch niedlich und würde sagen: »Komm, lass mal Ihr seid aber gar keine Punkband. über deine Fehler wegsehen, trink Wir sind ja auch nicht politisch. noch eene mit.« Ich glaube, das war so ’ne Mischung, das war einfach zu viel für die. Die fühlten sich verarscht. Dabei wollten wir die gar nicht verarschen. Wir mussten natürlich als gediegene Punkband was Politisches machen und unseren Ruf verteidigen. Warum eigentlich nicht?

Ich weiß einfach nicht, wo ich bei Politik anfangen soll. Du kannst dich natürlich auf ’ne Bühne

— Abay »Love And Distortion«

(Lovers & Friends / Al!ve)

— Live in Köln am 31.08.

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#Pop #Chvrches

Chvrches

AGGRESSIV, ABER VERLETZLICH Nachdem Chvrches ihre ersten Alben noch in Eigenregie aufgenommen hatte, griff die Electro-Pop-Band für ihr neues Werk »Love Is Dead« nun erstmals auf einen externen Produzenten zurück. Warum, erklärte das schottische Trio Dirk Hartmann. Foto: Jan Kapitän

I

hr habt das erste Mal mit einem Produzenten gearbeitet. Warum Greg Kurstin? Martin Doherty: Uns wurde vorgeschlagen,

mit anderen Leuten zu kollaborieren – wir hatten Lust drauf und haben einige ausprobiert. Mit manchen hat es funktioniert, mit anderen nicht. Mit Greg lief es am besten. Es gab diese besondere Chemie zwischen uns. Beziehen sich die Texte auf »Love Is Dead« nur auf persönliche Dinge, oder berühren sie auch politische Aspekte? Lauren Mayberry : Es ist eine Mischung aus

beidem. Es gibt Stücke auf dem Album, die von persönlichen Beziehungen handeln, aber es gibt auch welche, die sich mehr damit befassen, wie es ist, zum jetzigen Zeitpunkt auf der Welt zu sein. Mich macht es immer wütend, wenn Leute sagen, dass Musiker sich nicht zu politischen Themen äußern sollten. Denn in den meisten Songs geht es darum, wie Menschen sich fühlen, wie sie mit Dingen umgehen und wie wir uns gegenseitig wahrnehmen. Das Persönliche ist politisch, und das Politische ist persönlich. Lauren, du setzt dich seit Jahren gegen Misogynie ein. Was meinst du: Warum sind die #MeToo- und Time’s-Up-Bewegungen erst im letzten Jahr entstanden? Lauren: Das liegt daran, dass das vorherrschen-

de System darauf ausgerichtet ist, die Leute stillzuhalten. Ich habe gerade einen Podcast über Israel Horovitz, den Vater des BeastieBoys-Mitglieds Adam Horovitz, gehört – einen Dramatiker und Schauspieler, dem sexuelle Übergriffe in mehreren Fällen vorgeworfen werden. Drei Frauen haben das schon vor 24 Jahren berichtet. Aber zum damaligen Zeitpunkt hat keine Kultur existiert, in der man bereit war, den Frauen zu glauben. Der einzige

Künstler war, heißt das nicht, dass das, was er sagt, einfach hinzunehmen ist und man ihm Victim Blaming durchgehen lässt. Außerdem geht es darum, infrage zu stellen, wen wir in einflussreichen Positionen akzeptieren. Harvey Weinstein wurde aus der Oscar-Academy geworfen. Gleichzeitig vergeben wir Awards an Leute wie Kobe Bryant, der eine Frau bezahlt hat, damit sie nicht erzählt, dass er sie vergeGrund dafür, dass diese Leute jetzt ihre Jobs waltigt hat. Wir sollten mehr darüber nachverlieren, ist, dass so viele Leute entschieden denken, wen wir zu unseren Helden machen. haben, dass damit Schluss sein muss. Ich halte Warum betreibt Morrissey Victim Blaming? es für essenziell, sich sowohl mit Frauen, die Lauren: Victim Blaming liegt darin begründet, dasselbe denken, zu vernetzen als auch mit dass wir in einer Gesellschaft aufgewachsen Männern, die verstehen, was geschieht. Ich sind, in der man davon ausgeht, dass solche kenne keine einzige Frau, die von #MeToo Dinge nicht passieren. Aber wem gibt man die überrascht war. Aber es gab definitiv einige Schuld, wenn sie doch geschehen? In dieser Männer. Deswegen ist es tatsächlich wirksam, Kultur gibt man Frauen die Schuld. Aber Morrissey ist nicht der Einzige. Es ist traurig, denn die Konversation darüber auszuweiten. Wie ist es zu erklären, dass Morrissey Har- eine ganze Generation hat zu ihm hochschaut, obwohl er Dinge sagt, die inakzeptabel sind. vey Weinstein noch verteidigt? Lauren: The Smiths haben einige tolle Songs Deshalb ist es Zeit für eine neue Bewegung – geschrieben. Aber nur weil jemand zu ei- um diese Typen endgültig zu entlarven. nem bestimmten Zeitpunkt ein großartiger — Chvrches »Love Is Dead« (Vertigo Berlin / Universal)


WIZ ARD PROMOTIONS PRESENTS

14.8. FRANKFURT · 15.8. HANNOVER · 17.8. HALLE (SAALE) 18.8. FRIEDRICHSHAFEN · 19.8. ROTTENBURG · 21.8. BONN 12.11. HANNOVER 13.11. LEIPZIG

29.9. HAMBURG · 30.9. BERLIN · 1.10. ISERNHAGEN 2.10. OSNABRÜCK · 3.10. KÖLN · 4.10. ASCHAFFENBURG 5.10. FREIBURG · 6.10. MÜNCHEN

10.10. BERLIN 11.10. KÖLN 12.10. HAMBURG 14.10. MÜNCHEN

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9.10. KÖLN 10.10. HAMBURG 15.10. FRANKFURT

16.10. BERLIN 29.10. MÜNCHEN

22.9. ERFURT · 23.9. BERLIN · 27.9. FRANKFURT 28.9. FRANKENTHAL · 29.9. KÖLN 6.10. BIBERACH · 12.10. WÜRZBURG 14.10. LEIPZIG · 18.10. FREIBURG 19.10. KONSTANZ · 20.10. MÜNCHEN 24.10. OSNABRÜCK · 25.10. HANNOVER 28.10. STUTTGART · 8.11. HAMBURG

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#Pop #Neko Case

Neko Case

»ICH WAR EMOTIONAL AUSGEHUNGERT«


#Pop #Neko Case

Neko Case ist einfach nicht kleinzukriegen – dem problematischen Verhältnis zu ihren Eltern, Depressionen oder dem Brand, dem ihr Holzhaus zum Opfer fiel, zum Trotz. Im Gegenteil: Sie verwandelt ihre düsteren Jahre in schillernd schöne Lieder. Und was könnte in einem Heft über das Scheitern inspirierender sein als ein starker Charakter wie sie? Annette Walter traf Neko Case. Illustration: Venus Libido

N

eko Case liebt Tiere fast so sehr wie ihre Gitarren. Da passt es gut, dass sie beim Interview im 27. Stockwerk eines Berliner Hotels vom Fenster aus auf den Zoologischen Garten guckt. An diesem Frühlingsnachmittag sieht die Amerikanerin aus, als habe sie am Morgen nur ein paar Minuten vor dem Spiegel verbracht: Ihre langen, lockigen und ursprünglich roten Haare sind zur Hälfe grau und zerzaust, sie hat kein Make-up aufgelegt, trägt eine schlichte graue Kapuzenjacke und sitzt barfuß auf dem Sofa. Auf ihren beiden Unterarmen ist in massiven Buchstaben der Satz »Scorned as timber, beloved of the sky« tätowiert – der Titel eines Gemäldes der kanadischen Schriftstellerin und Malerin Emily Carr, die Case sehr verehrt. Mit ihrem unprätentiösen Styling wirkt sie weitaus natürlicher als auf den Promofotos, die man von ihr kennt. Gleichzeitig macht es sie sympathisch, dass sie scheinbar so wenig Wert auf Äußerlichkeiten legt. Mit 47 Jahren strahlt sie eine unkomplizierte Lebenserfahrenheit aus und schert sich offenbar nicht darum, ob sie im Interview gestylt ist oder nicht. Vermutlich liegt ihre Gelassenheit auch an ihrer mittlerweile über 20 Jahre währenden Arbeit als Musikerin in verschiedenen Bands und Projekten. Case stammt aus Virginia und hat einen Uniabschluss in Bildender Kunst. Die bekannteste Formation, an der sie musikalisch beteiligt war, sind The New Pornographers aus Vancouver, der Stadt, in der Case eine Weile gelebt hat und wo ihre Karriere begann. Sechs Soloalben hat sie unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht, das siebte trägt nun den programmatischen Titel »Hell On«, was auf Deutsch »verdammt noch mal« bedeutet. Es ist ein nachdenkliches und emotionales Album. In den Songtexten verarbeitet Case die Selbstzweifel, die sie in den letzten Jahren geplagt haben. »Are you tired of things going right? Things going wrong? Tired of trying to make everyone happy? Too tired to sing your own songs?« singt sie in »Bad Luck«. »Es hat sehr lange gedauert, diese Platte zu machen«, sagt sie rückblickend. Denn Case hat eine schwierige Phase hinter sich: Bei der Entstehung ihres letzten Soloalbums »The Worse Things Get, The Harder I Fight, The Harder I Fight, The More I Love You«, das vor fünf Jahren erschien, litt sie an

Depressionen, nahm Tabletten gegen ihre Angststörung und suchte Hilfe bei einem Therapeuten. Dann starben ihre Eltern, mit denen sie über Jahre hinweg ein schwieriges Verhältnis verbunden hatte. Sie ließen sich scheiden, als Case fünf Jahre alt war. »Meine Eltern interessierten sich wenig für meine Karriere als Musikerin. Außerdem hatten sie Probleme mit Alkohol und ihrer psychischen Gesundheit. Ich hatte das Gefühl, als sei ich durch sie von zwei schlechten Polen umgeben gewesen.« Deshalb brach sie den Kontakt zu ihnen irgendwann ab. »Ich war emotional wie ausgehungert, deshalb musste ich mich von ihnen distanzieren. Doch auch wenn wir keine Verbindung mehr besaßen, machte es ihren Tod nicht leichter für mich.« Dann musste sie auch noch mit dem Tod ihrer Großmutter fertigwerden, mit der sie eine innige Beziehung verband. Doch Case gelang es, ihre Probleme zu überwinden, und startete die Arbeit am Album »Hell On«, an dem auch Beth Ditto, Mark Lanegan und K.D. Lang beteiligt sind, mit positiver Energie. So ganz in Worte fassen kann sie auch nicht, was sie aus dem Tief brachte, aber zumindest hat sie eins gelernt: »Jetzt habe ich die Methoden, die Urteilskraft und die Disziplin, die ich in meinen Zwanzigern nicht besaß. Mittlerweile verfüge ich über mehr Selbstbewusstsein, meine Verletzlichkeit zu zeigen. Auch wenn ich meine Stimme in den Songs immer noch nicht hören kann. Es ist Emily Carr noch zu frisch«, gesteht sie. Die kanadische Malerin und Ihren Enthusiasmus für die Platte konnte Schriftstellerin lebte von 1871 bis 1945 und ließ sich nicht einmal ein dramatisches Ereignis wäh- in ihren Malereien stark von rend der Aufnahmen aus dem Lot bringen: Ihr der Kunst der indianischen Holzhaus, in dem sie in St. Johnsbury, einer Kulturen ihrer Heimat inspirieren. Zu ihren bekannteKleinstadt mit rund 7000 Einwohnern im US- ren Bildern gehören neben Bundesstaat Vermont, gelebt hatte, brannte dem genannten Gemälde im September 2017 komplett aus. Fotografien, von 1935 auch »Odds And Ends« (1939), »Kitwancool« Kleidung, Möbel – alles, was Case besaß, wurde (1928) und »The Indian dabei zerstört. Doch statt in Trübsal zu verfal- Church« (1992). len, stand Case bereits am Tag nach dem Feuer wieder im Studio und spielte den nächsten Song für »Hell On« ungerührt ein. Sie kommentiert den Vorfall im Nachhinein abgeklärt: »Zum Glück ist meinen Instrumenten nichts passiert, weil ich die in meinem Büro aufbewahre.« Außerdem half ihr Humor bei der Bewältigung des Unglücks: »Meine Bandkollegen Coverfoto machten Witze über die ganze Geschichte.« Tatsächlich gelang es Neko Und Case lachte irgendwann mit, statt ihrem Case mit diesem Bild, die Haus hinterherzutrauern. Sie fand auch schnell Gemüter zu erhitzen und eine neue Bleibe: Nun lebt sie wieder in einer zu verwirren. Vor allem die US-Musikpresse nutzte Holzhütte, gemeinsam mit ihrem Freund, der Adjektive wie »bizarre« ebenfalls Musiker ist. Zum Haushalt gehören (Pitchfork) und »crazy« (Unaußerdem drei Katzen, drei Hunde, Hühner der The Radar), während der US-Radioverbund NPR und Pferde. Case mag das Landleben und die verwirrt festhielt: »We have Abgeschiedenheit Vermonts. some questions ...« Den Brand thematisiert Case auch mit dem Artwork des Albums: Auf dem skurrilen Coverfoto von »Hell On«, das eher zu einem Metal-Album als zu dem Pop-Folk-Rock-Mix passen würde, trägt Case einen äußerst extravaganten Kopfschmuck aus Zigaretten, auf ihrer Schulter lodert eine Flamme. »Ich war schon immer besessen von diesen Fake-Zigaretten, die Schauspieler in Filmen rauchen. Ich finde, das sind tolle Art Pieces. Irgendwann habe ich mir eine große Menge bestellt und daraus alles Mögliche gebastelt. Die Zigaretten sind für mich auch ein Symbol, schließlich war meine Familie arm und trashy. Mit dem Rauchen habe ich allerdings schon mit 21 Jahren aufgehört.« — Neko Case »Hell-On« (Anti- / Indigo) — Auf Tour vom 01. bis 02.11.

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#Pop #Zeal & Ardor

Zeal & Ardor

VERRAT AM METAL

Zeal & Ardor ist eine fixe Idee, die die Welt im Sturm erobert hat. Während Black Metal und Black Music sich bisher ausgeschlossen haben, hat Manuel Gagneux gezeigt, dass diese Verbindung nicht nur möglich ist, sondern sogar begeistern kann – und allen Hatern zum Trotz aus tiefstem Herzen Metal bleibt. Carsten Schumacher traf Manuel zum Interview im Intro-Headquarter. Foto: Frederike Wetzels


#Pop #Zeal & Ardor

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ie Welt ist voller Trolle. Zuerst fragte der Basler Musiker Manuel Gagneux das nicht gerade wegen seiner Galanterie bekannte Internet-Forum 4Chan, welche Musikgenres man in einer »Bastardisation« (O-Ton) verbinden solle. Zu dieser Zeit nannte er sich noch Birdmask und spielte eine Art Chamber Pop. Die Antwort – und damit sein selbst verordneter Arbeitsauftrag: »Black Metal und Nigger-Musik.« Jetzt, wo die ungewöhnliche Verbindung bereits zum zweiten Mal auf Albumlänge geglückt ist, schallt es aus dem Internet: »Du scheiß Neger hast unsere Musik geklaut!« Ach, dieses Internet, es besitzt an einigen Stellen weder Kinderstube noch Tiefgang. Gerechtigkeit schon gar nicht. Denn zunächst war es ja der Rock’n’Roll, der alles dem Blues geklaut hat. Über Hardrock und Metal bei Black Metal angekommen, war davon allerdings kaum noch was übrig. Gagneux hat in seinem Mix eigentlich nur aufgefüllt, was verloren gegangen war. Das ist kein Verrat am Metal, höchstens Korrektur. Tatsächlich war alles nämlich ganz anders als von den Trollen angenommen: »Ich hör Metal, seit ich 14 bin«, erklärt der eher schüchterne Sänger und Gitarrist, »aber was ich mir aneignen musste, war das Bluesige.« Und seine Metal-Sozialisation war zudem noch mehr als klassisch, denn am Anfang stand mit Iron Maiden eine ikonische Band (»Ich hab ›The Trooper‹ gehört und gedacht: Das ist das Beste, was je passiert ist«). Dann kam er irgendwie mit der Krefelder Band Japanische Kampfhörspiele (»eine meiner Lieblingsbands«) zum Grindcore, darauf folgte mit Naglfar, Necrophagist, Illnath, Darkthrone der Black Metal. Und natürlich ist es nicht so, dass seine »Bastardisation« nicht auf breite Gegenliebe stieße. Manch Metal-Fan war schier begeistert und hatte schon, bevor es das Projekt gab, Fantasien davon auf der Bühne. Sklaven in Ketten und Kutten oder ähnlichen Mummenschanz, der im Metal begeistert, doch genau da geben sich Zeal & Ardor als LiveBand betont nüchtern: »Bei uns ist es so, dass wir drei Leute haben, die das Publikum anschreien. Und wegen des Call & Response hat es etwas Intrinsisches, dass das Publikum mitmachen will. Und wenn man sich über Showelemente distanziert, verspielt man diesen Bonus«, erklärt Gagneux. Er wolle seiner Musik nicht das Ernsthafte rauben. An anderer Stelle wälzt er sich dann in Metal-Kernkompetenz: »Ich finde das Okkulte faszinierend, und da ich mit dem Black Metal etwas Narrenfreiheit hab, dachte ich, recherchier ich doch ein bisschen ...« Gefunden hat er bei seinem Anlauf zum zweiten Album »Stranger Fruit« eine Art »Annex der Bibel, der etwas verhuscht wurde, den kleinen Schlüssel Salomons« namens »Goetia« und eine afrikanische Mythologie/Naturreligion namens Yoruba. In der »Goetia« werden Dämonen beschrieben. Was sie können, wie man sie beschwört und wie viele Sklaven sie haben. Beim Thema Yoruba war er eher von den Ritualen angetan. »Was ich daran faszinierend fand: Es gibt verschiedene Götter, und wenn du geboren wirst, wird dir ein Gott zugewiesen. Und dann gibt es diese Séancen, wo Musik spielt, und du wirst von diesem Gott besessen. Du benimmst dich wie dieser Gott, und wenn du beispielsweise jemanden umbringst, warst nicht du das, sondern der Gott. Das heißt, solange du besessen bist, bleibst du selber unschuldig. Und den Gedanken, dass Musik dich von deinen Sünden freispricht, fand ich interessant.« So flossen also auch diese Themen in das Konzept »Was wäre, wenn sich die Sklaven der neuen Welt statt Gott dem Satan zugewandt hätten?« ein und zwar sowohl textlich wie musikalisch. »Die ›Goetia‹ ist mit den verschiedenen Dämonen fast in jedem Song enthalten, und von

den Yoruba-Sachen hab ich einfach ein paar Internet-Forum Melodien geklaut. Um sie zu finden, müsste 4Chan man sie kennen, aber ich verrate jetzt nicht, Die Website wurde dem japanischen 2channel wo die auftauchen.« nachempfunden und ist Das Spiel mit Annexion und Diffusion hat eigentlich ein Imageboard, auch im Metal Tradition – und zwar nicht nur auf dem anonym Bilder musikalisch. Oberflächlich spielen sich alle veröffentlicht und diskutiert werden können. Obwohl Geschichten im Themenkreis und Spielfeld 4Chan auch als Wiege eskapistischer Figuren und Konzepte ab, von der Anonymus-Bewegung Fantasy über History bis hin zu Satan in allen gilt, ist es später vor allem als ziemlich widerlicher Erscheinungsformen. Doch hinter dem blumi- Tummelplatz für Kotzkongen Storytelling und den wuchtigen Konzepten servative, Frauenhasser und ankert des Pudels Kern bei guten Textern im- Nazis auffällig geworden. mer auch im Hier und Jetzt. »Also beim Song ›Servants‹ ist man sich beispielsweise nicht »Goetia« sicher, ob er sich auf einen wörtlichen Aufruf Wird auch »Ars Goetia« zum Sklavenaufstand oder auf die heutige oder eben »der kleine Schlüssel Salomons« Marktwirtschaft bezieht.« genannt und erhält AnweiWer so smart im Metal aufschlägt, erregt sungen, wie man die darin schnell Interesse: Als der Veranstalter des beschriebenen 72 Dämonen beschwören kann. Ein Roadburn Festivals bei Gagneux anfragte, Großteil der Texte stammt mussten Zeal & Ardor erst mal vom Studio- aus dem 14. Jahrhundert, Projekt zur Live-Band werden. Als die sechs die Schrift selbst wurde unter diesem Namen im 17. Musiker von der BBC zu einer Session ein- veröffentlicht. Eine überargeladen wurden, war langsam klar, dass das beitete englische Ausgabe hier über ein paar Gigs hinausgehen könnte. der »Ars Goetia« wurde 1904 von dem Okkultisten Mittlerweile hat die Band richtig viel zu tun. und Schriftsteller Aleister Reaktionen aus dem Bereich der Black Mu- Crowley veröffentlicht. sic gibt es nur wenige. Auf der ersten kleinen US-Tour traf Gagneux aber einen Reverend, der ihm sagte, dass diese Musik zwar nicht seine sei, aber er spüre dennoch die Spiritualität, und diese Spiritualität sei positiv. Den Blues Brothers würde das reichen, und auch Gagneux erzählt nicht ohne Stolz davon. Im Black Metal sind dagegen einige notorisch argwöhnisch, und das macht ihm etwas Sorgen, denn speziell auf Festivals laufe man sich ja über den Weg. »Ich hab so Schiss, wir spielen demnächst am selben Tag wie Ghaal«, meint er und grinst. Ein wenig echte Sorge spielt schon mit rein. Auf dem zweiten Album »Stranger Fruit« hat Manuel Gagneux das Konzept noch um Soul-Anteile erweitert. Was danach kommt, weiß er nicht. Es gibt keinen Masterplan. »Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass es das jetzt war. Ich hab zwei Platten gemacht, und wenn jetzt keine guten Ideen mehr kommen, dann war’s das. Denn sobald es irgendwie erzwungen wirkt, zur Aufgabe oder Fleißarbeit wird, dann macht es keinen Sinn mehr.« Wie heißt es so schön im Song »Verrat am Metal« von Japanische Kampfhörspiele: »Wenn Musik für sie zu einem ganz normalen Job verkäme / Den man erledigt ohne Lust«, genau dann würde Gagneux alles abbrechen und eben keinen Verrat begehen. Und genau deshalb sind die Schmähungen der Trolle Unfug, auch wenn sie teilweise erheitern: »Das Poetischste, was mich erreicht hat (und mein Problem ist, dass ich das sogar ziemlich cool finde), war, dass jemand geschrieben hat: ›Du bist das Slayer-Shirt im H&M.‹« Es mag sich poetisch anhören, aber es bleibt grober Unfug, denn die Musik von Zeal & Ardor kommt nicht von der Stange. — Zeal & Ardor »Stranger Fruit« (Radicalis / Mvka / Rough Trade) — Auf Tour vom 04. bis 10.08.

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DIE #DOWHATYOUCANT-STORY VON ROOZ UND MOTRIP

MIT DEM SAMSUNG GALAXY S9+ IN BARCELONA Rooz und MoTrip lieben Herausforderungen. Das muss so sein. Denn anders ist es nicht zu erklären, warum sich der Hiphop.de-Journalist und der Rapper auf diese eigentlich unmögliche Mission einließen: Sie wurden zusammen mit einem neuen Samsung Galaxy S9+ nach Barcelona geschickt, um dort an einem Tag nicht nur einen Song zu schreiben und ihn aufzunehmen, sondern auch gleich noch das dazugehörige Musikvideo zu produzieren. Hilfe bekam das Duo nur von ihrer Fan-Gemeinde: Unter dem Hashtag #DoWhatYouCant posteten die Supporter der Beiden persönliche Geschichten, die MoTrip als Inspiration für sein Songwriting dienen sollten. Das hat geholfen: »Besonders beeindruckt hat mich der Kommentar eines Paares, das nach 13 Jahren wieder zueinander gefunden hat und jetzt glücklicher denn je ist. Darin habe ich meine Geschichte gesehen«, so MoTrip.


Promotion

Mit der Hilfe des Galaxy S9+ machten Rooz und MoTrip schließlich das Unmögliche möglich: Der Song »Immer wieder« entstand und schließlich auch das dazugehörige Video: »Das S9+ setzt mit einem Upgrade der Lichtblende und dem Super Slow-Mo Modus mit 960 Bildern pro Sekunde nochmal einen drauf. Die Qualität der Nachtaufnahmen unterscheidet sich kaum von einem professionellen FilmEquipment«, zeigte sich Rooz von den Fähigkeiten der Galaxy S9+ Kamera begeistert. Der Erfolg gibt dem Projekt recht: Nachdem »Immer wieder« am 8. März veröffentlicht wurde, war die Single in der Woche danach der höchste Neueinsteiger in den deutschen Charts. Das mit dem Galaxy S9+ gedrehte Video hatte nach nur zwei Monaten schon über 8 Millionen Zugriffe auf Youtube und begeisterte Kommentare eingeheimst. Das zeigt: Rooz und MoTrip lieben Herausforderungen nicht nur – sie bestehen sie auch!


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Foto: Max Slobodda

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#Kultur #Kino #Hans Weingartner #303

303

ist dein erster Liebesfilm. Mit deinen eher gesellschaftskritischen Filmen verbindet ihn der Konflikt »Rationalismus vs. Idealismus« als zentrales Thema. Was interessiert dich so daran?

Hans Weingartner über seinen Film »303«

»DIE WELT BRAUCHT MEHR GEISTREICHE MENSCHEN, HÜBSCHE GIBT ES GENUG« In Hans Weingartners Roadmovie »303« fahren zwei junge Menschen zusammen im Auto durch Europas schöne Landschaften und reden über Politik und Liebe. Siegfried Bendix sprach mit dem Filmemacher über Tinder, Filmklischees und Richard Linklaters »Before Sunrise«.

Das hast du jetzt gesagt! Vielleicht geht es eher darum, wie man die Realität verändern kann. Aber eigentlich denke ich darüber gar nicht so sehr nach. Ich erzähle einfach meine Geschichten und schöpfe dabei immer aus dem, was mich gerade beschäftigt. Was hat dich beschäftigt, als du »303« in Angriff genommen hast?

Ich habe ein sehr buntes Leben gelebt, war in verschiedenen sozialen Zusammenhängen und an den unterschiedlichsten Orten unterwegs – dabei habe ich ganz schön viel Lebenserfahrung gesammelt. Der Film ist das Ergebnis meiner Erkenntnisse über die Natur des Menschen. Der für mich interessanteste Aspekt aber war dieses Beziehungsding: Wie lange wollen wir eigentlich noch an der Monogamie und dem Modell der Kleinfamilie festhalten? Was gibt es für Alternativen, und was sind die psychologischen und biologischen Voraussetzungen dafür? Im Pressetext steht auch der Begriff »Anti-Tinder-Film«. Was ist denn das Problem mit Tinder?

Das ist doch offensichtlich, oder? Bei Tinder geht’s doch nur noch um Wisch-und-weg – man lernt sich gar nicht mehr richtig kennen. Nach einem Tinder-Match kann man sich doch treffen. Und auch in der analogen Welt springt man zunächst auf das Äußere eines Menschen an.


#Kultur #Kino #Hans Weingartner #303

Ja, kann man, aber wenn es nicht sofort klappt, wartet schon das nächste Match in der Pipeline. Diese Apps machen Dating sehr kurzlebig – kaum jemand nimmt sich noch die Zeit, sich richtig auf einen anderen Menschen einzulassen. Außerdem wird die Optik überbetont. Im echten Leben verliebst du dich auch mal in den Charme oder Witz eines Menschen. Wenn es nur noch ums Aussehen geht, strengt sich doch keiner mehr an, kreativ zu sein. Dabei braucht die Welt dringend mehr geistreiche Menschen, hübsche gibt es genug. Wir werden immer oberflächlicher.

Deshalb hast du Jule und Jan im Film eine Idealsituation geschaffen: Über einen längeren Zeitraum hinweg sind sie ununterbrochen zusammen, lernen sich kennen – und führen weitschweifige Diskussionen. Wie bist du an die Dialoge herangegangen? Schreibt man die so, als debattiere man mit sich selbst?

Ein bisschen schon, ja. Da diskutiert dann die linke mit der rechten Gehirnhälfte, nehme ich an. Aber auch die CoAutorin Silke Eggert hat mitdebattiert. Wichtig war auch, dass die Dialoge die Entwicklung zwischen den beiden reflektieren. Im Verlauf des Films werden die Gespräche persönlicher und intimer: Erst geht’s um Politik, dann um Liebe und Beziehungen. Die Rollenverteilung dabei ist sehr klar, fast schon stereotyp: Er verteidigt den Kapitalismus, während sie ökologisch argumentiert und an das Gute im Menschen glaubt; wenn es um Sex geht, ist er sehr pragmatisch, während sie an romantischen Idealen festhält.

Wir haben auch versucht, das umzudrehen, ein bisschen gegen den Strich zu bürsten. Aber das hat nicht funktio­ niert, und es entsprach auch überhaupt nicht unseren Recherchen. Da muss man die Realität auch anerkennen in dem es immer regnet, alle scheiße drauf sind und die und nicht krampfhaft eine Umkehrung herbeiführen, nur Figuren durch triste Industriegegenden laufen. Was die damit man für seine Originalität gelobt wird. wenigsten kapieren: Das Anti-Klischee ist das viel schlimDu wolltest mit »303« den Klischees des Liebesfilms mere Klischee. Denn es ist unehrlich. entgehen. Aber ist der Roadtrip, bei dem die äußere Reise auch eine innere ist – mit sonnendurchfluteten Bildern, wohlklingender Indiemusik und dem Meer als Sehnsuchtsort –, nicht längst ein eigenes Klischee?

Was heißt schon Klischee? Sollen die jetzt in Schwarz-Weiß durch irgendeine hässliche Scheißgegend fahren, mit atonaler Kreischmusik, nur damit die Filmkritiker zufrieden sind? Damit der Kinobesuch ein möglichst unangenehmes Erlebnis wird? Bei so einem Scheiß mach ich nicht mit, das ist mir zu blöd. Ich mache Filme nicht, damit mir intellektuelle Neurotiker auf die Schulter klopfen; und ich fühl mich auch nicht geadelt, wenn nur drei Leute in der Vorstellung sitzen. Der Inhalt ist doch wichtig, nicht die Form. Der Kern des Films sind die Gespräche, und die müssen nicht unbedingt in einem Parkhaus stattfinden. In »Before Before Sunrise Sunrise« laufen sie ja auch durch Richard Linklaters Liebesdas romantische Wien bei Nacht film aus dem Jahr 1995 dreht sich um die beiden und nicht durch Garzweiler. Was Hauptfiguren Jesse (Ethan spricht gegen schöne Bilder und Hawke) und Celine (Julie Orte? Sollen wir Indie-Filmer uns Delpy). Sie lernen sich während einer Zugfahrt kennen die Sonne von der Werbung weg- und verbringen einige nehmen lassen? Ich mag es auch, gemeinsame Stunden in dass die Idee Europa bei unserer Wien, bevor sich die Wege wieder trennen. Im MittelStrecke so gut rüberkommt. Ein punkt des Films stehen ihre echtes Klischee wäre es, wenn Gespräche. 2004 und 2103 beide einen Hirntumor hätten folgten die Fortsetzungen »Before Sunset« und »Beund gemeinsam ihre letzte Reise fore Midnight«. antreten würden. Ja, bei mir ist schönes Wetter, und zwei junge Menschen fahren durch schöne Landschaften. Damit macht man sich natürlich angreifbarer als mit einem depressiven Arthouse-Film,

Ein anderes Klischee vermeidest du: Es gibt auf Jules und Jans Trip kaum Hürden von außen, die alles aufs Spiel setzen.

Es gab extremen Druck, solche Sachen einzubauen. So habe ich dann auch den Sender verloren, der ursprünglich an dem Film beteiligt war. Aber ich kann diese dramatischen Baukastenelemente nicht mehr sehen: hier ‘ne Panne, dort ein Unfall, sie ist heroinsüchtig, er transportiert heimlich eine Bombe im Auto, dann kommen die Bullen. Ich habe mich gegen alle Widerstände dafür entschieden, diese ausgelutschten Plotelemente, die man schon im ersten Semester Filmhochschule lernt, komplett wegzulassen. Es war ein hohes Risiko, sich nur auf das zu verlassen, was sich zwischen den Hauptfiguren abspielt. Ohne das Vorbild von Richard Linklaters »Before Sunrise« hätte ich mich das wohl nicht getraut. Richard Linklater hat die Figuren dieses Films noch in zwei weiteren Filmen aufeinandertreffen lassen. Würde es dich reizen, die Geschichte der beiden weiterzuverfolgen und so auch Themen wie Polygamie, die in »303« nur auf einer theoretischen Ebene verhandelt werden, mit der Realität abzugleichen?

Wenn das Publikum das sehen will, warum nicht? Es gibt noch so viele Themen zu diskutieren. Ich habe 20 Jahre gebraucht, um das so natürlich hinzukriegen. Jetzt, da ich weiß, wie es geht, würde ich das gern ein zweites Mal machen. Aber nicht mehr als Roadmovie, denn das Drehen ist da wirklich brutal anstrengend! — »303« (D 2018; R: Hans Weingartner; D: Mala Emde, Anton Spieker; Kinostart: 19.07.18; Alamode)

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#Kultur #Kino #Awkwafina

Awkwafina

DIE RICHTIGEN AKZENTE SETZEN Sie hat einen Reiseführer für New York verfasst, ist Rapperin und Moderatorin. Jetzt spielt sie eine tragende Rolle im Heist-Movie »Ocean’s 8«. Patrick Heidmann sprach mit Nora Lum a.k.a. Awkwafina über Karriere trotz Klischeevermeidung.

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usikalisch bist du seit vielen Jahren aktiv, und kleinere Schauspieljobs hattest du auch schon, aber noch keine so große Rolle wie in »Ocean’s 8«. Aufgeregt?

Und wie. Aber nicht wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit, sondern wegen der Kolleginnen, mit denen ich vor der Kamera stand. Als wir mit den Dreharbeiten anfingen, fühlte ich mich wie am ersten Schultag. Schweißausbrüche, weiche Knie, das volle Programm. Aber genau wie in der Schule legte sich das erstaunlich schnell. Sandra Bullock, Cate Blanchett und die anderen haben es mir verdammt leicht gemacht. Alle waren bezaubernd. Es dauerte nicht lange, bis wir eine echte Clique waren.

Wie schwer ist es, solche Prinzipien aufrechtzuerhalten, wenn man erst am Anfang seiner Karriere steht und Geld verdienen muss?

Es ist verdammt hart, »Nein« zu sagen, wenn man noch kein bisschen etabliert ist. Das erfordert eine gewisse Portion an Charakterstärke. Und natürlich muss jeder selbst entscheiden, wo die Toleranzgrenze liegt. Selbstverständlich habe ich in den letzten Jahren manches Drehbuch gelesen, in dem es für mich nur eine Rolle gegeben hätte, die ich einfach nicht guten Gewissens spielen konnte. Und Geld hin oder her – in diesen Fällen fiel mir die Absage nicht schwer. Ich will einfach keine Rolle spielen, die Du spielst im Film nicht – wie es das Kli- nur die lachhaftesten Klischees reproduziert. schee für asiatisch-stämmige Schauspie- Und ich werde auch nicht mit einem Akzent lerinnen und Schauspieler ist – die pfiffige sprechen, den ich nicht habe, wenn es dafür Hackerin ... nicht einen guten Grund gibt. Ich bin eine Taschendiebin aus Queens. Für Wie oft landen denn solche Drehbücher auf den Computer-Kram ist Rihanna zuständig. deinem Tisch? Was ich natürlich super fand, denn das Letzte, Interessanterweise inzwischen viel seltener worum es mir geht, ist das Wiederholen öder als noch vor drei oder vier Jahren. Es ist tatsächlich zu spüren, dass sich in Hollywood Stereotype.

etwas ändert. Zumindest in Sachen Diversität und was die Darstellung nicht-weißer Charaktere angeht. Es scheint sich herumzusprechen, dass auch das Publikum keine Lust mehr hat auf die ewig gleichen Stereotype, sondern offen ist für die Vielfalt, die wir ja auch im echten Leben sehen.

Ein gutes Beispiel dafür ist dein zweiter Film in diesem Sommer: »Crazy Rich«. Neben diesen beiden großen Filmrollen hast du gerade die neue EP »In Fina We Trust« veröffentlicht. Spielen Musik und Schauspielerei inzwischen eine gleich große Rolle für dich?

Musik wird immer meine erste Liebe bleiben, ganz egal, wie es mit der Schauspielerei weitergeht. Ich weiß, dass sie nie aus meinem Leben verschwinden wird. Aber beides lässt sich auch ganz gut unter einen Hut bringen. Natürlich habe ich keinen Einfluss auf Rollenangebote oder deren Timing und muss mich danach richten, welche Gelegenheiten sich mir bieten. Aber neue Songs schreiben oder produzieren, das kann ich immer irgendwie dazwischenschieben. Selbst wenn ich einen Film drehe, kann ich das noch abends im Hotelzimmer machen. — »Ocean’s 8« (USA 2018; R: Gary Ross; D: Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway; Kinostart: 21.06.18; Warner)



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#Kultur #Literatur #Clemens J. Setz

»Bot. Gespräch ohne Autor«

KÜNSTLICHE ELOQUENZ Der Schriftsteller Clemens J. Setz (»Die Stunde zwischen Frau und Gitarre«) scheitert in einer Interviewsituation. Um gescheitere Antworten zu liefern, setzt er auf einen Trick. Statt selbst zu reden, lässt er einen Bot aus seinen ausführlichen Aufzeichnungen zitieren. Dieses Gespräch unter zwei Augen liegt nun als Buch vor. Henrike Schröder fragt sich, ob es nicht prinzipiell besser wäre, Interviews auf diese Weise zu führen.

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ine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle für Journalisten stellt das Interview dar. Weil es unvorhersehbar ist, egal, wie gut man sich vorbereitet hat, von unendlich vielen Eventualitäten abhängig, die nicht planbar sind. Was ist, wenn der Interviewte einen schlechten Tag hat – morgens früh, neun Uhr, und er hatte noch keinen Kaffee? Dann kommen die falschen Fragen, und es folgen unter Gähnen dahingeraunte Antworten: »Hmmm ... ja. Ich weiß auch nicht. Vielleicht.« Das Interview ist zum Scheitern verurteilt.

Message In A Bot Das Buch »Bot. Gespräch ohne Autor« beginnt mit genau diesem Scheitern – nur nicht auf der Seite des Journalisten, sondern auf der des Interviewten. Das Scheitern daran, die richtigen Antworten zu geben und das zu tun, was erwartet wird: witzig, intelligent und scharfsinnig zu sein – so, wie man Clemens J. Setz als brillanten Geschichtenerzähler kennt. Doch als die Lektorin Angelika Klammer den österreichischen Romanautor für eine Art Gesprächsband interviewt, kann sie mit seinen Antworten wenig anfangen.

»Stellen Sie sich vor, jemand redet einfach irgendwas, seitenlang. Genau so. Man muss das eben auch können, das mündliche Erzählen«, schreibt Setz im Vorwort von »Bot. Gespräch ohne Autor«. Er kann es nicht. Und so ändert Klammer kurzerhand das Projekt. Statt den verstockt dahinplaudernden Schriftsteller zu befragen, bedient sie sich aus dessen »Journalen«, einer endlos langen Worddatei, in der er »Gelerntes und Beobachtetes, Fundstücke und rants, Reiseaufzeichnungen und Nachrufe auf Tiere« zusammenträgt. Es handelt sich praktisch um die ausgelagerte Seele von Setz, konserviert in einer Maschine. Das Word-Dokument wird zum lebendigen Gesprächspartner: Ohne menschliche Finderintelligenz werden die Antworten durch eine simple Volltextsuche bestimmter Schlüsselwörter, andere durch zufälliges Scrollen auf eine beliebige Seite gefunden. Clemens J. Setz ist als Antwortgeber ersetzt – durch eine Art Clemens-J.-Setz-Bot. Zwischen der Lektorin und dem Bot entwickelt sich so ein interessanteres Gespräch als mit Clemens J. Setz selbst. Auf ihre Frage »Sammeln Sie Untergangsszenarien?« lautet die Antwort des Bots: »Robotic Technology Incorporated, eine Firma in Maryland, deren Auftraggeber das Pentagon ist, hat einen Roboter gebaut, der seine Energie aus


organischer Materie in seiner Umwelt beziehen kann. [...] Der Roboter soll vor allem in Kriegsgebieten eingesetzt werden, wo er sich von den dort haufenweise herumliegenden Leichen ernährt. Ich denke, nach der Auslöschung der Menschheit könnten ›EATRs‹ die Gärtner der neuen Erde sein.« Er beantwortet die Frage nicht direkt, liegt leicht daneben und beantwortet sie trotzdem – vielleicht besser, als Setz es selbst hätte tun können. Die Antwort reißt eine Geschichte an, ein Szenario vom Untergang der Menschheit, die dann für den Leser offengelassen wird. Als »Leerstelle« – einem vom deutschen Literaturwissenschaftler Wolfgang Iser geprägten Begriff – wird das einige Seiten weiter beschrieben: »Fiktion besitzt demnach immer Leerstellen, die der Rezipient selbst im Kopf ausmalen oder ergänzen muss.« »Bot. Gespräch ohne Autor« besteht aus vielen dieser Leerstellen.

Bot und die Welt Und so hangelt man sich als Leser durch das Geschichtenerzähler Chaos der wirren Anekdoten, Beobachtungen, Clemens J. Setz wurde Gedanken und Leerstellen. Dabei vergisst man 1982 in Graz geboren und 2011 für seinen Erzählband die Frage manchmal bereits, während man »Die Liebe zur Zeit des die Antwort liest. Oder man kehrt zurück, Mahlstädter Kindes« mit um einen Zusammenhang herzustellen, das dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Schlüsselwort zu entschlüsseln. Manchmal Sein Roman »Indigo« stand wird man fast wütend, weil die Frage so inte- im folgenden Jahr auf der ressant ist, dass man sich eine direkte Antwort Shortlist des Deutschen Buchpreises. Setz hat wünscht. Meistens rückt der Zusammenhang ein eher unverkrampftes zwischen Frage und Antwort jedoch in den Verhältnis zur Literatur. Bis Hintergrund, weil die Geschichten, die der zu seinem 16. Lebensjahr habe er nicht sonderlich viel Bot anreißt, zu faszinierend sind. So erfährt gelesen, dafür aber umso man von ihm, dass Stiefmütterchen aussehen mehr Computerspiele gewie Günter Grass, das Wort »Allein« eigentlich zockt. Heute gilt er als einer der aufregendsten deutschdie Verniedlichungsform von »All« ist, Bagger sprachigen Autoren. die besseren Dinosaurier sind und die Goldene Qualle von Sonnenenergie lebt: »Wie macht sie das? Sie hat sich eine Alge angezogen, wie ein Kleidchen, und lebt mit ihr in Symbiose. Die Alge macht Fotosynthese. Die Qualle schwimmt an die Oberfläche und sonnt sich dort, was die Alge dazu bringt, Glukose herzustellen, die wiederum die Qualle ernährt.« Ist das also die Lösung, um die Gefahren eines Interviews zu meiden? Der Bot kann keine Fragen doof finden oder einen schlechten Tag haben. Er funktioniert auch ohne Kaffee. Nervosität unnötig, denn er hat immer eine Antwort parat. Gleichzeitig ist die Interviewsituation zutiefst frustrierend und hebt alles auf, was sie unter normalen Umständen ausmacht: nämlich eben kein plumpes FrageAntwort-Szenario, sondern ein Gespräch – unkalkulierbar menschlich und spannend eben wegen dieser vielen kleinen Unabwägbarkeiten. Die vor Aufregung schwitzigen Hände, in Erwartung, endlich die Fragen zu stellen, die teilweise schon seit Jahren im Kopf festsitzen. Dann die Suche nach Leerstellen, die man ausfüllen und an die man weiter anknüpfen kann. In Gedanken setzt sich während des Gesprächs schon das Interview als Artikel zusammen – kleine Geschichten, die ineinandergreifen. Schade, dass Clemens J. Setz nicht für ein Interview mit Intro zur Verfügung stand. — Clemens J. Setz »Bot. Gespräch ohne Autor« (Suhrkamp, 166 S., € 20)

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INTRO x MAGNETICMEAT 2011 - 2018

DANKE FÜR DIE MUSIK www.magneticmeat.com


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#Kultur #DVD #Pulp

E Pulp – A Film About Life, Death And Supermarkets

NUSSALLERGIKER AUS DER ARBEITERSTADT Florian Habichts Dokumentarfilm »Pulp – A Film About Life, Death And Supermarkets« feiert das letzte Konzert der Britpop-Legende und porträtiert Sheffield, die Heimatstadt der Band. Annette Walter sprach mit Habicht und Pulp-Keyboarderin Candida Doyle über Popstartum und Panikattacken.

s beginnt mit einem kaputten Reifen. Jarvis Cocker, klassischer Mod-Look aus Wallabee-Clarks-Schuhen, Secondhand-Jackett und Hornbrille, kämpft mit einem Wagenheber, um das marode Teil irgendwie vom Auto zu hebeln. Ein paar Minuten später sieht man ihn mit dem Fahrrad vor der Skyline Sheffields entlangfahren. Cocker als Kfz-Mechaniker? Absurd. Die erste Szene aus Florian Habichts Film »Pulp – A Film About Life, Death And Supermarkets« macht deutlich, dass die üblichen Musikdokumentations-Regeln in dem Biopic über die britische Band nicht gelten. Pulp waren die Exzentriker der Britpop-Welle Mitte der 1990er-Jahre, die mit »Disco 2000« und »Common People« zwei der bekanntesten Songs dieser Ära veröffentlichten. Mit Blur und Oasis hatten sie allenfalls die Nationalität gemeinsam und die Tatsache, dass sie zur selben Zeit berühmt wurden. Cockers Songtexte waren immer eine Spur hintersinniger und ironischer. Es gehe bei Pulp meistens um Sex, erklärt Gitarrist Mark Webber im Film, aber oft laufe dabei etwas gewaltig schief.


#Kultur #DVD #Pulp

»Love Story« In dem 90-minütigen Spielfilm aus dem Jahr 2011 mischt der Regisseur Szenen, in denen er Leute auf der Straße befragt, wie die Liebesgeschichte zwischen ihm und Masha Yakovenko weitergehen solle, woraufhin die beiden den Anweisungen folgen.

Der Film skizziert den Tag des letzten Pulp-Konzerts während einer kurzen Reunion im Jahr 2012, also zehn Jahre nach ihrer Auflösung, und das natürlich in Sheffield, ihrer Working-Class-Heimatstadt. Es ist ein spektakulärer Abschiedsauftritt. Habicht betreibt keine naive Glorifizierung, auch wenn er die Starqualitäten von Cocker – dessen exhibitionistische Persönlichkeit wird an einer Stelle erwähnt – in den zahlreichen Konzertausschnitten inszeniert. Der Regisseur, der in Auckland lebt, seit er im Alter von acht Jahren mit seiner Familie von Deutschland nach Neuseeland ausgewandert ist, zeigt neben Bandmitgliedern und Fans auch ganz normale Männer und Frauen dieser Stadt. Das macht den Film charmant. »Ich wollte durchschnittliche Sheffielder zu Stars machen«, sagt Habicht. Der korpulente, weißhaarige Zeitungsverkäufer Terry oder zwei Rentnerinnen bekommen deshalb genauso viel Raum für ihr Interview wie etwa Gitarrist Mark Webber. »Pulp sind die einzige Band, die aus Sheffield kommt und deren Lieder von Sheffield handeln«, erklärt Habicht. Deshalb spiele die Stadt eine zentrale Rolle für ihn. »Ohne Sheffield hätte es Pulp nie gegeben«, sagt Keyboarderin Candida Doyle beim Interview, das ich mit ihr und Florian Habicht führe. Sie lebt mittlerweile neben London auf den schottischen Shetlandinseln. »Ich bin nicht sicher, ob ich noch in Sheffield leben könnte. Aber diese Stadt wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, schließlich habe ich 20 Jahre dort gelebt.« Die Zusammenarbeit mit Habicht kam auf ungewöhnliche Weise zustande: Der Regisseur hatte die Band zur Premiere seines Films »Love Story« in London eingeladen. Dass Jarvis Cocker auftauchen würde, hielt er für unwahrscheinlich. Doch der Musiker kam und fand Gefallen an »Love Story«. Nach dem Screening im Curzon Cinema in Soho verabredeten sich Cocker und Habicht zu einer Tasse Tee. Sie verstanden sich gut, und so entstand die Idee, dass Habicht einen Film über Pulp drehen könnte: »Da ich selbst Pulp-Fan war, musste ich mich kneifen, um zu glauben, dass es tatsächlich passiert.«

Die Dreharbeiten verliefen unkonventionell, erinnert sich Habicht. »Ich bin es gewohnt, Szenen zu wiederholen. Jarvis hat gesagt, er wolle alles nur ein Mal machen.« Was anscheinend auch ziemlich gut funktioniert hat. Habicht beleuchtet auch die Schattenseiten des Ruhms, der bei den 1978 gegründeten Pulp lange auf sich warten ließ. Im Film erzählt Candida Doyle von Panikattacken, die sie während der erfolgreichen 1990er-Jahre quälten: »Es war eine verrückte Zeit. Wir sind drei Jahre am Stück getourt und haben nebenbei noch neue Musik geschrieben und aufgenommen. Wir haben uns zu wenig freie Zeit genommen. Für Jarvis und mich war das zu viel.« Berühmtheit sei wie eine Nussallergie, seufzt Jarvis Cocker kryptisch an einer Stelle des Films. Koketterie oder Ernüchterung? Habicht glaubt, dass »Drogen, Alkohol und der Rock’n’RollLifestyle ihn nicht glücklich gemacht haben, weil die Dinge nicht echt sind«. Er erlebte Cocker als bodenständig und erinnert sich an die Feier zu dessen 50. Geburtstag: »Die Gäste dort waren alle nicht fake, es war keine Party mit lauter Berühmtheiten.« 2002 löste sich die Band auf. Cocker ist bis heute als Moderator einer BBC-Radiosendung und Solokünstler erfolgreich, um die anderen Bandmitglieder ist es ruhiger geworden. Auch Doyle hat sich von der Musik zurückgezogen und widmet sich der Malerei. »Einige der Bandmitglieder hätten schon gern weitergemacht«, glaubt Habicht. Candida Doyle wünscht sich dagegen keine Reunion: »Wenn ich heute einen Anruf bekommen würde, dass wir Pulp wiederbeleben sollen, würde ich sagen: lieber nicht. Ich bin froh, dass ich das hinter mir gelassen habe, auch wenn ich ein künftiges Konzert nicht völlig ausschließen würde.« — Intro empfiehlt: »Pulp – A Film About Life, Death And Supermarkets« (GB 2014; R: Florian Habicht; auf DVD und Blu-ray via Studio Hamburg; VÖ 27.07.18)

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#Kultur #DVD

»The Florida Project« – so lautete der Arbeitstitel des Disney-Themenparks in Orlando, bevor er 1971 als »Walt Disney World Resort« eröffnet wurde, samt MotelAnlage Magic Castle, in der Sean Bakers sechster Spielfilm angesiedelt ist. Wie für viele Bewohner ist der einst für Touristen errichtete und deshalb in satte Pastelltöne getauchte Wohnkomplex für die kleine Moonee (Brooklynn Prince) und ihre Mutter Halley (Bria Vinaite) heute eine letzte Zuflucht. Nachdem Baker den bewegenden Film »Tangerine« auf iPhone gedreht hatte, erstrahlt die bonbonfarbene Tristesse von »The Florida Project« nun auf analogem 35mmFilmmaterial, ausgenommen die letzte Szene, die einen ästhetischen Bruch darstellt, aber die Erzählung einem verblüffenden Schlusspunkt zuführt. — Intro empfiehlt: »The Florida Project« (USA 2018; R: Sean Baker; D: Brooklynn Prince, Bria Vinaite; VÖ 02.08.18; Prokino)

Mit Christine Franz und den Sleaford Mods war es »Bandcrush beim ersten Hören. Die Texte! Die Wut! Der Humor! Der East-MidlandsAkzent! Die rumpeligen Beats! Die komischen Frisuren! Die ›Don’t Give A Fuck‹-Bühnenshow! Da passte einfach alles.« So beschrieb uns Christine im Intro-Interview einmal, wie sie die Mods für sich entdeckte. Dann besuchte sie das Duo für artes »Tracks« und kam beim Dosenbier-Umtrunk nach dem Dreh auf die Idee, einen Film über sie zu drehen. Das Ergebnis ist die roughe, wahnsinnig unterhaltsame Doku »Bunch Of Kunst«, die Christine komplett im DIYModus produziert und finanziert hat. Jetzt erscheint »Bunch Of Kunst« endlich auf DVD – in einem schönen Package mit FotoBooklet und einer Live-CD aus dem SO36. — Intro empfiehlt: »Bunch Of Kunst« (D 2017; R: Christine Franz; Cargo UK)

Das wundervolle Regie-Debüt »Lucky« von Schauspieler John Carroll Lynch: Lucky ist ein sehr alter schrulliger Typ, der nicht an Gott oder politische Ideologien glaubt. Sein Zuhause ist ein verschlafenes Wüstenstädtchen im amerikanischen Nirgendwo, wo er seine Tage mit bewährten Ritualen verbringt und die Zeit mit Yoga und Eiskaffee am Morgen und philosophischen Gesprächen bei Bloody Mary am Abend totschlägt, bevor das Leben ihn totschlägt. Ein Unfall macht ihm seine Vergänglichkeit bewusst. Ein Film voller Country-Song-Melancholie und eine rührende Hommage an den Hauptdarsteller Harry Dean Stanton, der hier auch mal mit einem von David Lynch gespielten Original über Schildkröten diskutiert. — Intro empfiehlt: »Lucky« (USA 2018; R: John Carroll Lynch; D: Harry Dean Stanton; VÖ 03.08.18; Alamode)


MALA EMDE

ANTON SPIEKER

Ein Film von HANS WEINGARTNER

AB 19.7. NUR IM KINO Liebe

, wir werden dich echt vermissen!!! Dein


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#Kultur #Kino #Uwe Boll

Uwe Boll

»MEIN ANSPRUCH WAR ES, EIN DEUTSCHER MARTIN SCORSESE ZU WERDEN« Kein Wort Englisch verstehen, aber mit Hollywood-Stars verhandeln! Uwe Boll hat in seiner Karriere als Filmemacher viele Pleiten und Misserfolge gefeiert und sich das Prädikat »schlechtester Regisseur der Welt« verdient. Nicht nur, weil er sich eine Zeitlang auf die Verfilmung von Videospielen verlegte. Inzwischen hat der 53-Jährige dem Filmgeschäft den Rücken gekehrt. Christian Schlodder sprach mit ihm über das Scheitern – und das nächste Ding.

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ir haftet der Ruf an, der schlechteste Regisseur der Welt zu sein. Viele deiner Filme waren finanzielle Flops. Vor zwei Jahren nun erschien mit »Rampage: President Down« dein vorerst letzter Film, weil du neue Projekte nicht finanziert bekommst. Würdest du sagen: »Uwe Boll ist als Regisseur gescheitert«?

Ganz ehrlich? Ja! Man könnte jetzt sagen, dass es ein Erfolg war, vom Filmemachen leben zu können, sich den Kindheitstraum Regisseur zu erfüllen und insgesamt 32 Filme gemacht zu haben. Aber ich bin absolut gescheitert. Mein Anspruch war es, ein deutscher Martin Scorsese zu werden, Filmgeschichte zu schreiben und Oscars zu bekommen. Ich habe aber nie einen Riesenerfolg gehabt und es nicht geschafft, einen Kontakt mit der Filmbranche herzustellen. Ich bin als Außenseiter isoliert geblieben. Und jetzt ist da eben keiner mehr, der sagt: »Drauf geschissen! Mit dem Boll machen wir ‘nen Film.« Am Ende bin ich als Außenseiter aus der Branche ausgestiegen und das absolut nicht freiwillig. Wann hattest du in deiner Laufbahn als Regisseur zum ersten Mal das Gefühl, dass die ganze Nummer schiefgehen könnte?

Bei meinen ersten beiden Filmen »German Fried Movie« und »Barschel – Mord in Genf« hatte ich das Gefühl permanent. Damals war ich froh, einen Partner zu haben, der genauso bekloppt ist wie ich. Die Scheiße hätte ich nie alleine machen können. Und wir haben alles selbst gemacht, vom Bühnenbild bis zur Kamera. Am Ende war es aber oft so chaotisch und so viel Arbeit, dass man keine


#Kultur #Kino #Uwe Boll

Zeit mehr hatte, um ans Scheitern zu denken. Bei meinem ersten amerikanischen Film, »Sanctimony«, hatte ich dann aber ein Déjà-vu. Zum ersten Mal hatte ich Kontakt zu Hollywood-Schauspielern. Wir trafen uns, um das Drehbuch durchzugehen. Auf einmal merkte ich: »Scheiße, ich verstehe kein Englisch!« Ich habe mein Pokerface aufgesetzt, und die dachten, ich sei der wortkarge Deutsche. Da hatte ich ernste Bedenken, ob ich es packe. Aber da musste ich durch. Was ist dein filmisches Vermächtnis?

Keine Ahnung. Es wurde gerade eine Doku über mich mit dem Titel »Fuck You All« abgedreht. Die taucht aber auch nicht wirklich tief in die geschäftliche und inhaltliche Seite ein. Am Ende wird vieles wieder auf das Ich-gegendie-Kritiker-Ding runtergebrochen. Aber wenn man sich meine Filme anguckt, wird man viele zornige Außenseiter darin erkennen. Die typischen Amokläufer. In »Rampage« wird gleich am Anfang der US-Präsident erschossen. Das signalisiert: »Wir müssen die ganzen Arschlöcher abknallen! Was anderes hilft nicht!« Auch keiner meiner anderen Filme ist angepasst. Sie verstoßen gegen Normen. Ich war nie Mainstream und hab deshalb wohl auch viel Publikum verschreckt oder nie erreicht. Die meisten deiner Filme haben vernichtende Kritiken bekommen – und schlimmer. Die hast du teilweise aggressiv gekontert. Aufmerksamkeit hast du zudem bekommen, als du einige ausgewählte Filmkritiker in den Boxring eingeladen hast, um ihnen eine Abreibung zu verpassen. War es dir irgendwann egal, was Leute über deine Filme denken?

Als ich noch in Deutschland war und mit Geldanlegern zu tun hatte, war die Kritik richtig scheiße für mich. Es war nicht förderlich, um neue Investoren zu gewinnen, wenn Leute mir eine Filmkritik unter die Nase hielten und mich fragten, was die Scheiße solle. Das hat mich frustriert. Meines Erachtens wurden aber viele Filme nur aufgrund meiner Person negativ besprochen. Einige Kritiker haben den nötigen Respekt vermissen Filmografie (Auswahl) lassen. »Der Goldene Kompass« zum Beispiel ist doch kein besserer Film als mein »Schwerter 1991 German Fried Movie des Königs«. Und »Assault On Wall Street« ist 1992 Barschel – Mord in Genf deutlich besser als »Wall Street 2« von Oliver 1993 Amoklauf Stone. Aufgrund meiner Reputation wollten 2003 Heart Of America das viele Leute aber nicht erkennen. 2003 House Of The Dead Über diese spezielle Reputation hast du es aber zu einiger Prominenz geschafft.

2005 Alone In the Dark

Ich hab kein Interesse dran, prominent zu sein. Ich brauchte auch die Hollywood-Welt nicht. Ich hab auf diese ganze Scheiße nie Bock gehabt – auf Empfänge, Partys, Agenten. Das interessiert mich generell nicht – abgesehen davon, dass ich dort als dieser Regisseur aus Deutschland dargestellt wurde, der nicht alle Tassen im Schrank hat.

2008 Far Cry

2005 BloodRayne 2009 Rampage 2010 Max Schmeling 2011 Schwerter des Königs 2013 Assault On Wall Street 2016 Rampage: President Down

Nun hast du dich ja auch offiziell aus der Filmwelt verabschiedet. Wie sieht denn dein Leben jetzt aus?

Ich hab mittlerweile ein deutsches Restaurant in Vancouver. Die Gastronomie ist im Vergleich zum Film-Business auch nicht gerade arm an Dramen. Da gibt es null Loyalität, und die meisten Leute wissen überhaupt nicht, was sie tun. Das Restaurant ist kein Smash-Hit, aber es läuft. Dank ein paar chinesischer Investoren werden wir nächstes Jahr ein zweites Restaurant in China aufmachen. In der Nähe werden übrigens auch Filmstudios gebaut. Und wer weiß, vielleicht komme ich dort als Regisseur zurück. Denen sind doch ein paar Millionen für einen Film scheißegal. Und wenn mir die jemand gibt, mache ich sofort was Neues.

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#Kultur #Games

Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen Mit »Dark Souls Remastered« erschien im Mai das wichtigste Action-Rollenspiel der letzten zehn Jahre noch einmal in aufpolierter Form. Ein bockschwerer Klassiker, in dem das Scheitern ein wesentlicher Teil der Spielerfahrung ist. Auch Videospiel-Laie Carsten Schumacher stirbt hier 1000 virtuelle Tode und wird im Angesicht des Wahnsinns plötzlich ganz philosophisch.

Ich scheitere heute schon bei der Verkabelung der Geräte. Es könnte die kürzeste Kolumne ever werden oder ein Text basierend auf nackter Wahnvorstellung – den Unterschied würde niemand bemerken. Plötzlich geht’s, warum auch immer: Gefixt durch zweifelhaftes Hantieren jenseits des Verstehens, baut sich ein Bild auf. Das Bild einer tristen Blechfigur. Am Leben gescheitert – ich bin ein Untoter in einer Welt von Untoten und soll tun, was Untote so tun: Unheil verbreiten, Seelen rauben und all das, ohne mich von der Monsterkrähe fressen zu lassen, dem Drachen oder wer sonst noch so ungesund aus dem Mund riecht. Ein Widerhall der Leistungsgesellschaft, gemalt in den weichen Nebeltönen der Romantik, was grundsätzlich anturnt*. Eine niedliche Kulisse aus geruhsamer Zeit, die übertüncht, was hier die Krux ist: Nicht mal als Untoter hat man Ruhe vor Zielen und Bewertung. Okay, Raum zur Selbstoptimierung ist da, das zeigt schon der Blick ins eigene Gesicht. Für Elitepartner ist hier keiner qualifiziert, jedenfalls, wenn Schönheit, Edelmut und Treue die Richtschnur

wären. Statt Wagner-Oper sitzen wir hier auch eher in Mary Shelleys Folterkeller, denn die lebenden Toten geben einen Scheiß auf das pittoreske Rheintal, eine schmissige Lohengrin-Arie oder was das 19. Jahrhundert sonst so auf Lager hatte. Hier wird nicht lange geschwelgt, sondern rasiert – und sei die Waffe noch so rostig. Ah, endlich auch mal Ritter-Zombies, die kämpfen, als wären sie zum Scheitern geboren. Wo ist eure NoFuture-Flagge, ihr Slacker?! Shit! Irgend so ein Irrer mit leuchtend roten Kuckerchen rollt ein brennendes Fass über die Treppe, die ich gerade mangels Fahrstuhl benutzen wollte. Wir sind hier nicht bei Indiana Jones, Knochenkopf! Ha! Ausgewichen, hochgehüpft *»anturnen« wie ein junger Totengott und zack, trifft mich modernes Verb, der Pfeil von hinten und raubt mir fast die Sicht zurückgehend auf den britischen Maler William auf den übermotivierten Dämon, der so gar Turner (1775–1851) mit nichts von der verwunschenen Idylle der sich der Bedeutung »in gute hier aneinanderreihenden Ruinen hält. »Ihr Stimmung versetzen«. Da Turner Romantiker seid gestorben«, heißt es wieder so höfisch war, muss man wie lapidar. Ist das buddhistische Propaganda kontextualsierend sagen: oder ein Lehrgang für Stoizismus? Das Witzige »in romantische Stimmung versetzen«. an diesem ganzen Scheiterlaufen ist ja: Man


Sh ow ca se

#Kultur #Games

rennt als Untoter Seelen hinterher, die es einem ermöglichen, seine Menschlichkeit wiederzuerlangen, um zuletzt gänzlich in den Fanclub des Lebens zurückzukehren. Das ist so, als würden sich Seuchenkranke so lange gegenseitig infizieren, bis sie am Ende geheilt sind. Klingt unterm Strich wie mein eigenes Leben minus Happy End! Oh heiliger Loki, der nächste Gegner gefällt sich als eine Art Schuppentier, das mindestens zur Hälfte aus Keule besteht, die er recht freigiebig über mir ausbreitet, als wäre der Boden hier nicht schon kaputt genug. Es sind diese Gegner, die dir mildtätig zuflüstern: »Es ist völlig okay zu scheitern, lass es einfach zu.« Das schmeichelt, denn gekonntes Versagen zählt bei vielen ja nicht gerade zu den Stärken. Ich lasse mich ohnehin treiben. Trial & Error ist die Maxime, die wir alle wieder lernen sollten. Nehmen wir die Erfahrung einfach an, nur Perfektionisten erliegen dem Gefühl des eigenen Versagens. Machen wir einfach den Gerhard Schröder: Wer hat hier verloren? Ich nicht! Ich gewinne höchstens an Hornhaut! Okay, auf der anderen Seite gibt sich das Spiel paradox: Optimiere das eigene Schlachten, ansonsten wirst du den Endgegner nie kennenlernen, und wir wollen doch alle wissen, ob es sich nun um Martin Schulz handelt oder nicht! Hm, dieses ewige »Ihr seid gestorben« liegt fast schon wie eine Tapete über den Actionszenen. Schmettern, schieben, schmeißen und schon wieder scheitern – ein brüchiges Selbstwertgefühl braucht hier schon eine eigene FSK-Einstufung. Allerdings gewinnt man auch. Zum Beispiel das Gefühl, dass man über das fortwährende Dahinschlachten beklagenswerter Existenzen und der damit einherschreitenden Beendigung ihres bemitleidenswerten Vegetierens quasi in einem sozialen Beruf jobbt (nur halt ohne die Rückenschmerzen aus der Altenpflege). Uh, ich erreiche ein Top-Level, und Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken. Das hier geht straight auf Instagram! Moment, Mr. Dämon, haben Sie denn kein Auge für die schönen Momente der Selbstdarstellung? Hey, ich bin Influencer! Hmpf, »Ihr seid gestorben«. Auf jeden Fall wird klarer, warum diese Welt aus Ruinen besteht, so wie die hier den Denkmalschutz mit Füßen treten. So langsam beginnt die Sisyphus-Orgie auch ein wenig zu quälen. Sollte ich mir die Aufgabe zur Aufgabe machen? Könnte bitte jemand das endgültige Scheitern als Leistung anerkennen? Ich möchte den Punkterichter sprechen, diese neoliberale Sau! Nicht selten führen doch gerade groteske Fehlgriffe zu großen Entdeckungen, vielleicht reden wir mal über eine neue Leitkultur des wilden Herumprobierens mit dem neuen Ideal des gesellschaftlich anerkannten Losers als wertvollem Mitglied im Forscherclub der Menschheit. Oder, um Samuel Beckett den Ball in unserer kleinen Selbsthilfegruppe zuzupassen: »Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.« Der verfickte Homo ludens muss in der Pose einfach die negativen Gefühle abschütteln. Das wäre mal Systemkritik aus der Gameskultur und ganz mein Style! — »Dark Souls Remastered« für PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch (Bandai Namco / From Software)

am 31. August im Stadtgarten Café / Köln / Eintritt Frei

› 18:30hrs Dakota › 19:30hrs The Homesick Iguana Death Cult › 20:30hrs Noch mehr Shows in Köln

The Homesick › 30.08. Studio 672 21:55 - 22:40 Dakota › 31.08. Subway 21:10 - 21:50 Iguana Death Cult › 01.09. Subway 21:10 - 21:50

Dutch Impact auf dem Reeperbahn Festival in Hamburg Altin Grün / Baby Galaxy / DeWolff The Homesick / Pip Blom / Rosemary & Garlic Joep Beving / 19 - 22 September Brought to you by Dutch Music Export, powered by Eurosonic Noorderslag, Dutch Performing Arts and Buma Cultuur.

16. Afrika Film Festival Köln

13. - 23. September 2018 Fokus: Innerafrikanische Migration Filmforum im Museum Ludwig www.afrikafilmfestivalkoeln.de afrikafilmfestivalkoeln

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3 - 5 JULY 2018 BERLIN

CONTEMPORARY FASHION TRADE SHOW

WWW.SEEKEXHIBITIONS.COM


Foto: Max Slobodda

#Style

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F a s

#Style #Fashion Fiasko

h i o n F i a s k o Pullover: Jamie Wei Huang


#Style #Fashion Fiasko

Fotos: Frederike Wetzels, Viktoria GrĂźnwald (Assistenz) Styling: Chiara Baluch, Anne-Christina Donohoe (Assistenz) Haare & Make-up: Sarah Hartgens, Stanislas Dulong (Assistenz) Model: Soraya Eckes via Modelwerk

Kleid: Maison Suneve, Weste: Cheap Monday, Stiefeletten: Essentiel Antwerp

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#Style #Fashion Fiasko

Turban (Jeansjacke): Levi’s, Oberteil: Maison Suneve, Röcke: Cheap Monday, Maison Suneve, Essentiel Antwerp


#Style #Fashion Fiasko

Bustier: Bjรถrn Borg, Jacke: Asos, Sweatshirt: Ellesse

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#Style #Fashion #Bademode Fiasko #Kรถllefornia

Kleid: Topshop


#Style #Fashion Fiasko

Kleid: Missguided, Hemden: Monki, Wrangler, Schuhe: Asos

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#Style #Dekonstruktivismus

Dekonstruktivismus in der Mode

»P erfe ktion ist hä sslich«

Unsere Großeltern schütteln schon den Kopf, wenn wir mit Löchern in den Jeans das Haus verlassen. Was in unserem Alltag mittlerweile längst salonfähig ist, wird auf dem Laufsteg von manchen Designern auf die Spitze getrieben: Mal fehlt ein Hosenbein, der Ärmel hängt überlang herunter, oder ganze Nähte sind unordentlich zerrissen. Chiara Baluch über Dekonstruktivismus in der Mode und Fehler, die keine sind.

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lfengleich schreitet das Model in einer lachsfarbenen Robe den Laufsteg entlang. Dem eng anliegenden Bustier folgt ein ausladender Ballerina-Rock. Der Inbegriff von Vollkommenheit. Wären da nicht diese Löcher, die sich wie faulige Höhlen durch den Tüll des Kleides gefressen haben. Gigantische Einschusslöcher, möchte man sagen, die nur ein lückenhaftes Konstrukt eines Ballkleides erahnen lassen. Das niederländische Designteam Viktor und Rolf pfiff 2010 auf makellose Perfektion und provozierte stattdessen mit einem Kleid, das durchlöchert war wie ein Schweizer Käse. Wie passend, die Kollektion mit »Kettensägen Massaker« zu betiteln, was neben einer makabren Hommage an die Splatterfilm-Kultur eine gar wörtliche Beschreibung der Kleidung ist. Auch die Designer des Labels R.Shemiste haben beim Entwerfen ihrer Kreationen offensichtlich die Messer gewetzt: Bei der Herbst/ Winter-Präsentation für 2018 hängen Hosen und Röcke in Fetzen, werden teils nur von dünnen Fäden zusammengehalten. Jacken und Hemden hingegen weisen eine auffällige Unordnung auf. Mit umständlich um den Körper gewundenen Ärmeln oder halb und schief geknöpften Blusen beweist das koreanische Label einen Hang zur Anarchie und zelebriert die süße Wirkung der Nachlässigkeit. In den meisten von uns schlägt doch der Wunsch nach Ordnung und Struktur – achtlos ineinander verwuschelte Kleidungstücke erzeugen schnell ein Gefühl der Unruhe. Wie ein Etikett, das beim Vordermann im Bus auffällig aus dem Kragen ragt. Wenn es in der Mode derart konfus zugeht, findet ein Begriff Verwendung, der ursprünglich in der Welt der Architektur zu Hause ist: Dekonstruktivismus. »Im Dekonstruktivismus werden herkömmliche Ordnungen und Konventionen abgelehnt sowie ästhetische Gewohnheiten bezüglich Körperproportionen und Schönheitskriterien infrage gestellt«, definiert Ingrid Loschek, Professorin für Modetheorie und -geschichte, in »Reclams Mode- und Kostümlexikon«. »Die Dekonstruktion basiert

auf dem Sichtbar- an einer spezifischen machen von Entste- Sportästhetik und hungsprozessen und deren Praktiken. Wir auf dem Hinzufügen sammeln Materialioder Offenbaren ei- en, Stimmungen, aber nes irrationalen Mo- auch Gesten, Ausments.« Demnach drücke, Rituale oder spielt diese Art des Techniken. Dann wird Designs bewusst mit die Kollektion um ein dem gewohnten Bild, spezifisches Merkmal das wir von Kleidung oder Detail herum haben. Zum Beispiel, entworfen.« In der dass eine Hose zwei Herbst/Winter-Kolgleich lange Beine hat lektion 2017 stand das oder wir eine Jacke vor- Prinzip »rollen« im ne schließen. Ändert je- Mittelpunkt. Um den mand diese Norm, stellt Körper gewundene Sader Betrachter direkt in- tinbänder griffen diefrage, ob das nun schön sen Grundgedanken sein kann oder nicht. auf und setzten ihn Letztendlich aber nur, in Konstruktion am weil er es so nicht kennt Kleidungsstück um. Die Bewegung gibt in und anders gelernt hat. Auch Designerin Margot diesem Fall das Design Charbonnier stellt nur zu vor. Ein Jahr später gerne modische Standards ergeben im Zick-Zack auf die Probe. Seit 2016 tüf- geschnürte Kordeln telt sie in Berlin unter dem das verbindende EleLabel Sample-cm an neuen ment der Kollektion, Wegen, Kleidung zu gestal- die taschenähnliche ten und anders zu definieren. Beutel an der Front »Meine Mode handelt von der Kleidung befestider alltäglichen Interaktion gen. Auch hier steht mit Kleidung. Wie jeder von das Konstruierte vor uns auf das Kleidungsstück dem, was uns als beeinwirkt, die Ärmel hoch- kannt und dadurch krempelt, es trägt und es fal- auch als ästhetisch tet. Unsere Stücke sind radi- erscheint. Was auf kal, aber auch funktional.« Die den ersten Blick konMarke gestaltet sich als großes fus wirken mag, ist für Gesamtkonzept, die Kollekti- Designerin Margot jeonen arbeiten zusammen und doch sehr schlüssig: bauen auf den jeweils vorher- »Die Leute finden gegangenen auf. Das Thema diese Formen gar nicht Sport und Bewegung steht bei so ungewöhnlich, da der Französin klar im Fokus. »Für unsere Designs völjede Kollektion unserer Haupt- lig mit ihrer eigenen linie Grand Bassin arbeite ich Erfahrung und ihrer

individuellen Kleidungspraxis in Beziehung stehen. Wir balancieren stets zwischen gewagten Formen und bequem und leicht zu tragenden Schnitten.« Bei Sample-cm ist also Bewegung als Grund definiert, Kleidung etwas anders zu gestalten als bisher gewohnt. Wie ein Maler, der statt mit Pinsel und Papier eine neue Art sucht, ein Bild zu malen. Auch in der Kunst hat jede Strömung ihre Künstler, die diese mitbegründet und definiert haben: Wo Dalí den Surrealismus und Monet den Impressionismus geprägt haben, ist in der Mode wohl Yohji Yamamoto eine Galionsfigur für den Dekonstruktivismus: Asymmetrie und Drapierungen sind das Markenzeichen und die Designgrundlage des Japaners, Kleidung sein Experiment, an dem er sich auszutoben weiß. In seiner aktuellen Kollektion tragen die Models Hüte, die ihre Köpfe nur halb bedecken. Das Label-Etikett findet seinen Platz auf den nackten Rücken anstatt eingenäht und versteckt im Kleidungsstück. Unvollkommenheit ist bei ihm gewollt und gibt damit jedem, der seine Kleidung trägt, die Möglichkeit der eigenen Interpretation. »Perfektion ist hässlich«, lautet eines der bekanntesten Zitate von Yamamoto. Und augenscheinlich ist Dekonstruktivismus auch das Gegenteil von Perfektion, hebt er doch Makel als Stilelement bewusst hervor. Auf den zweiten Blick jedoch ist er vielmehr eine eigene Art, Kleidung zu verstehen. Manchmal gibt es eben kein richtig und falsch. Und manchmal ist das Unvollkommene auf seine Art eben doch … vollkommen.




#Review

# Review Spalter Lykke Li So Sad, So Sexy

Unsere liebsten Platten

RCA / Sony

Die Queen of Sadness ist zurück und verpasst dem Drama-Pop auf ihrem neuen Album »So Sad, So Sexy« ein R’n’B-Update. Aber ist das Ergebnis eine gelungene künstlerische Fortentwicklung oder der Abfall in abgeschmackte Muster von Gefallsucht? Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

01 Kamasi Washington Heaven & Earth 02 Get Well Soon The Horror 03 Oneohtrix Point Never Age Of 04 Zeal & Ardor Stranger Fruit 05 Snail Mail Lush

Ob es Lykke Li wohl gewurmt hat, dass der Remix von »I Follow Rivers« den Bekanntheitsgrad jeder ihrer bisherigen Singles um Längen übertraf? Jedenfalls folgt nach der introvertierten Singer/Songwriter-Platte »I Never Learn« jetzt mit »So Sad, So Sexy« ein von R’n’B und HipHop beeinflusster Nachfolger, der die Sängerin ins Zentrum der aktuellen Popmusik rücken soll. Für einen Augenblick wähnt man sich bei der Tracklist-Lektüre schon beim falschen Künstler: Titel wie »Sex Money Feelings Die« klingen eher nach einem DrakeMachwerk als nach dem whimsy Indie-Electro-Pop, mit dem die Schwedin vor zehn Jahren auf »Youth Novels« debütierte. Auf ihrem vierten Album schließt die 32-Jährige die Selbstfindungsphase der Jugend ab und zeigt sich von einer neuen, reiferen Seite, die durch Kollabos mit etwa Kanye West bereits angekündigt wurde. Der anklagende Opener »Hard Rain« setzt auf große Gefühle und R’n’B regiert die Welt. Und auch Lykke Li meint, dass ihre Gesangsharmonien nicht mehr ohne Auto-Tune – und erinnert an James Blake oder FKA Twigs, während das betont extravagant geträllertes Ornament ausauf Hochglanz polierte »Deep End« kommen. Auf den meisten der zehn Stücke von die slicke Handschrift von Produzent »So Sad, So Sexy« lässt das den Popstar aber so falsch wirken Jeff Bhasker trägt und mit zeitgeiswie ein Jeanshosen-Mädchen im Minirock. Ihre Rolle erinnert an ein Makeover aus falschen Motiven, an Unsicherheit tigen Trap-Beats überrascht. Ob es in »Two Nights« unbedingt das Rapund Gefallsucht. Die Erfahrung, Lykke Li in diesem Stil zu Feature von Aminé gebraucht hätte, erleben, dürfte selbst für treueste Fans gewöhnungsbedürftig sei dahingestellt – doch für jede sein, und auch wenn man sich nach mehreren Durchläufen Konzession an den Mainstream gibt einigermaßen damit arrangiert hat, bleibt nur ein Gefühl von es zum Glück auch melancholische Leere übrig. Das liegt unter anderem daran, dass die Schwedin Banger wie das mit der besten Hook Hi-Hat-Beats und Trap-Moden vor allem als Ausdruck von des Albums versehene »Better Alone Reduktion interpretiert und übernimmt. Wenn R’n’B in den Songs eine zentrale Position einnimmt, klingt das daher vor Than Lonely«. Auch wenn Lykke Li allem bieder, die poppigeren Nummern wie »Better Than als frisch gebackene R’n’B-Diva den Pop-Zeitgeist nicht neu definiert, Lonely« kranken dagegen daran, in erster Linie fad zu sein. so ist ihr trotzdem eine über weite Die Single »Deep End« geht zwar noch als Ohrwurm der Strecken spannende künstlerische schlichteren Art durch. Aber die sinnliche Kraft, die Lykke Li Weiterentwicklung gelungen. auf dem tollen »I Never Learn« auf die Spitze trieb, erscheint Katja Peglow hier mit wenigen Ausnahmen nur noch als abgeschmackte Kopie, mit Zeilen wie »I’m a bad woman, but I’m still your woman« als einem Versuch von Inszenierung, der vor allem von Verzweiflung geprägt zu sein scheint. Nur selten, etwa bei »Last Piece Of My Heart«, schafft es »So Sad, So Sexy«, subtile Atmosphäre hervorzurufen. Die Grandezza, zu der Lykke Li in der Vergangenheit fähig war, erreicht die Platte aber nie. Christian Steinbrink

06 Danger Dan Reflexionen aus dem beschönigten Leben 07 Natalie Prass The Future And The Past 08 Deafheaven Ordinary Corrupt Human Love 09 Âme Dream House 10 Neko Case Hell-On

Eure liebsten Platten 01 Arctic Monkeys Tranquility Base Hotel & Casino 02 Ben Howard Noonday Dream 03 A Perfect Circle Eat The Elephant 04 Ghost Prequelle 05 Get Well Soon The Horror 06 Jack White Boarding House Reach 07 Danger Dan Reflexionen aus dem beschönigten Leben 08 Marsimoto Verde 09 Chvrches Love Is Dead 10 Eels The Deconstruction Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Ver­losungen teil!

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#Review #Platten vor Gericht

Platten vor Gericht 1

International Music Die besten Jahre Staatsakt / Caroline / Universal

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Beach House 7 Bella Union / PIAS / Rough Trade

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DJ Koze Knock Knock Pampa / Rough Trade

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Marsimoto Verde Green Berlin / Sony

5

Jon Hopkins Singularity Domino / GoodToGo

6

Janelle Monáe Dirty Computer Atlantic / Warner

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Daniel Blumberg Minus Mute / PIAS / Rough Trade

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Frank Turner Be More Kind Polydor / Universal

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Die Fantastischen Vier Captain Fantastic Four / Sony

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Blossoms Cool Like You EMI / Universal

All Time Faves

Zeal & Ardor

Dorit Jakobs

Swutscher Velvet

Blackout Problems

Mario R., Marcus S., Michael D., Moritz H.

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Ø 4,90

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Bro’Sis Never Forget (Where You Come From)

Alanis Morissette Jagged Little Pill

Fat White Family Champagne Holocaust

Moderat III

Nu Pagadi Your Dark Side

Tori Amos Under The Pink

Ton Steine Scherben Keine Macht für Niemand

Bruce Springsteen Born In The USA

Preluders Girls In The House

The Cranberries No Need To Argue

Marianne Rosenberg Fünf Tage und fünf Nächte

Frightened Rabbit The Midnight Organ Fight

International Music bedienen sich bei Neutral Milk Hotel und Co., können aber die 2006er-Stimme nicht lassen. Bedarf mehrerer Durchläufe. Beach House schaffen es nach sechs Releases, sowohl typisch nach sich selbst zu klingen und gleichzeitig frisch zu bleiben: Dream-Pop-Masterclass. Laid back und sehr luftig. Teilweise fast SiriusmoEinschläge, was das Soundscaping angeht. Kann mir vorstellen, dass das sehr gut ankommen wird. Charmant, niedlicher Flow im besten Sinne und dope Beats. Coming to a Uniparty near you!

Jon hält sich hier auf der Platte zurück und bedient zu doll sein Publikum. Etwas Ambient für die Eno-Leute, noch ein bisschen Ninja-Tunes-Zeug etc. Verspielt, coole Features und ein breites Qualitätsspektrum. Teils groß, aber teils auch austauschbar. Aber hey, Grimes ist dabei.

Ich mag die Verspieltheit der Produktion, wünsche mir aber etwas variierteres Songwriting und Singen. Die Lieder sind für mich etwas seicht. Frank Turner bewegt sich unsicher zwischen YouTube-Werbung-Sound und Bar-Mitgröl-Hymnen. Du hast dieses Album bereits gehört. Zu oft sogar. Die logische Modernisierung des spaßigen Konzepts. Teils wirken die EMD-Beats allerdings schon veraltet. War nie mein Ding, aber ist okay. Das Album klingt wie Malen nach Zahlen. Synthie-Pop ohne Sorgfalt für die Sounds und uninspirierte Lyrics. Future Islands ohne Charme.

Die Texte sind reich, aber ich komm mit dem teilnahmslosen Vortrag nicht klar. Bis auf ein paar echte Ausbrüche wie bei »Tür«.

Ich mag die ausdrucksstarke Frauenstimme, die das pathetische ElectroGerüst der künstlichen Dream-Pop-Sphären seltsam erdet. Super Tracks für Leute, die Songs hassen. Knock Knocked me out.

»Werd ich Priester oder Drogenboss?« Texte wie ein existenzialistischer Brainstorm auf Weed. Das Gehirn funktioniert noch — gefällt!

Verkopfte Electro-Soße. Die ruhigen Nummern kann ich mir eventuell zum Entspannen, meinetwegen Meditieren, anhören.

»American Dream«-Kritik des »neuen Prince«. Aber klang der alte Prince jemals so distanziert?

Der langsame, humorlose Bruder von Ben Folds, mit schiefen Streichern zum Ohrenzuhalten. Zu selbstmitleidig.

Diese Musik spricht mich aus folgenden Gründen nicht an: Sie will alles richtig machen und gefallen, anstatt einfach zu sagen, wie es ist.

Vielversprechender Anfang driftet ab in Selbstbeweihräucherung. Für Gesellschaftskritik lieber »Ich vs. Wir« hören.

Schöne, leicht abgekupferte Melodien. Zu flach formulierte Beziehungsthemen. Stimmungsvoller Synthie-Pop, den ich aber nicht brauche.

Die Band beschert mir gerade die beste Zeit! Hier ist nichts doppelt gemoppelt, alles frisch und amüsant! 10 Punkte und ein Küsschen obendrauf. Wunderschöner Düster-Pop. Perfekt für die Sommer-Depression.

Psychedelisch-elektronische Genresuppe mit fehlender Schärfe, schmecken tut’s trotzdem.

Holla die Waldfee, ist das anstrengend, da läuft man ja grün an.

Großflächig, verträumt, spirituell. Musik, um dem Sonnenuntergang entgegenzuschweben. Hast du noch ‘ne Nase?

Ist ein gutes Popalbum. Mal spacig, mal funky, und wer mit Brian Wilson zusammenarbeitet, muss ja ganz cool sein.

Heidewitzka! Monotones Plätscher-Songwriting kombiniert mit einem Haufen schräger Schrammelsounds? Es nervt so sehr, es muss wohl Kunst sein. Alles schon mal gehört. Turnt uns nicht so an, Franki.

Bitte was?! Singt der da vom Underground? Sorry, musste beim zweiten Song ausmachen.

Triste Pop-Sülze ohne Geschmack. Grüße an den Koch.

MD: 16 Stücke voller Melancholie, die mit interessanter und zurückgehaltener Instrumentierung in eine eigene Welt entführen, die man nicht mehr verlassen will. MH: Musik, die es zulässt, sich fallen zu lassen. »7« wirkt reif und klanglich ausgecheckt. Oftmals zu langsam, dennoch als Soundtrack netflixtauglich. MR: Da ist Abwechslung drin, und das klingt verdammt noch mal genau richtig für die warmen Tage im Mai.

MR: Da kommt Marteria gerade von seiner Tour und schiebt dann wie nebenbei eine Platte raus, die so Bock macht, dass man jegliche Hüte ziehen muss. MS: Man ist ab Sekunde 1 gefesselt und möchte die Zeitreise durch modische elektronische Sounds und vertrauten Techno der 1990er nicht voreilig verlassen. MD: Ein größtenteils solides R’n’B/Funk-Album, das mit einigen Ausflügen in den Trap (»Django Jane«, »I Like That«) seine Höhepunkte hat. MS: Anfangs fragt man sich, wo diese LP wohl hinführen wird. Jedoch empfindet man zunehmend Sympathie für die Komposition und fühlt sich gut unterhalten. MR: Dass mich Frank Turner noch mal so hinterm Ofen hervorholen würde, hätte ich nicht gedacht. Und das denke ich bereits beim Opener des Albums. Super. MD: Technisch einwandfreier Sprechgesang in modernem Sound, der nicht wehtut und auch nicht wehtun will. Man ist sich troy geblieben — vielleicht zu sehr. MH: Synth-Indie, der ins Ohr geht und bei mir Tinnitus verursacht. Die Platte ist gut arrangiert und klingt auch gut. Mehr als gut kann ich hier aber nicht sagen.


#Review #Platten vor Gericht

The Green Apple Sea

Laura Carbone Abay Aydo

Stefan, Lena, Frieder

Miriam Davoudvandi

Steffen Ademmer

Splash! Mag

Leser

119

Armin Bauer Vertriebsleiter Intro 1994-1999

Ø 6,90

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Kendrick Lamar DAMN.

Fleetwood Mac Rumours

Nina Simone Wild Is The Wind

Three 6 Mafia Mystic Stylez

Hot Snakes Audit In Progress

Sleaford Mods Live At SO36

Doc Watson Live At Club 47

Jeff Buckley Grace

Depeche Mode Violator

Haftbefehl Azzlack Stereotyp

Oma Hans Trapperfieber

A Tribe Called Quest Midnight Marauders

Frightened Rabbit The Midnight Organ Fight

Nirvana In Utero

The The Soul Mining

M.I.A. Kala

King Krule 6 Feet Beneath The Moon

Dead Kennedys In God We Trust

S: Nihilistische, psychedelische Kraut&RollMusik. (7) F: Gute Texte, stylistisch korrekt. (9) L: Ton Stoner Scherben. (8)

S: Definition: DreamPop, zeitgemäß. (9) F: Gute Songs, top Sounds. (8) L: Nicht gerade schmissig. (6)

S: Das ist Kunst! Sämtliche Horizonte erweiternde Weirdo-Club-Musik. (9) F: Kein Zugang. L: Fiese Frequenzen dabei. (6)

S: Dazu mag ich abwesend kopfwackelnd tanzen mit so cool wedelnden Händen, wie die Kids halt. (6) F: Kein Zugang. L: Dystopisch. Zeitgeist. (8)

S: Klingt für mich wie der Soundtrack zu so ‘nem Ego-Shooter-Game. (6) F: Kein Zugang. L: ElectroWorkflow-Musik. (7)

S: Ist das Ironie? Da weiß man, was man an Katy Perry hat! (0) F: Zu gewollt, inkonsequenter Art-Pop. (5) L: Moderner, edgy R’n’B. (8)

S: 1990er-Worship-Postrock. Slint-Sadness mit Piano-Pop-Ausflügen. (8) F: Interessante Songs, mutige Arrangements. (7) L: Schöne Streicher. (7) S: Pop mit Punk-Attitüde. Besser so als mies! (8) F: Eher Live-Act als RecordingAct. (4) L: Eingängig. (8)

S: Gleicher Flow, Rhythm und Rhyme wie immer. (5) F: Kreativ waren die schon immer. (6) L: Nett. Etwas zu gewollt. (8)

S: Sandwich: Pop, Sehnsucht = UK-Kids-Träume. (7) F: Zeitgenössischer PopDisco-Pop, teilweise belanglos. (6) L: Catchy. Tut nicht weh. (8)

Oh, klingt sehr aufregend — coole Soundästhetik, Vibe und Recording. War die ganze Zeit weit weg von deutschsprachiger Musik — ändert sich jetzt! Getting lost, day dream, running away, sunset, Corvette, purple, roadkill, one last kiss — Beach House, you got this.

Läuft bestimmt auf ‘ner Fashion-Party in Berlin.

Unüberhörbar, wie gut gemacht dieses Album ist, allerdings bleibe ich nicht kleben — ist einfach nicht mein Sound.

Soundtrack für das nächste »Tron«-Remake 2030 — ich bin leider noch nicht ready.

Hä, Brian-Wilson-Feature-Song auf der Eins, der »Dirty Computer« heißt? Kapier ich ab Minute null nicht.

Aha, sobald er die Gitarren verzerrt und Richtung elf dreht, höre ich zu. Vorher bisher nicht.

mit.

»Be More Kind« — gute Einstellung, hat er recht

Das Album hat mein Interesse an der Band nicht gesteigert.

Zu leicht, zu süß und zu glatt.

Mit dieser Platte würde ich gerne in den Urlaub fahren. Mach ich auch. Nach Italien.

Die touristische Erschließung von Beach House wird in Fachkreisen auch als Triumph der Musik bezeichnet.

Bei »Pick It« schießen mir die Tränen in die Augen. Tolle Gäste, wundervolle Sounds, spannende Arrangements. Weltklasse. Ein kleines Meisterwerk.

Filmtitel und Kulturschaffende mit Textzitaten zu verknüpfen und diese mit Jugendwörtern von 1995 bis 2009 zu garnieren macht noch keine gute Geschichte. Eine Geschichte zu erzählen ist nicht immer einfach. Hier prasseln so viele Geschichten auf mich ein, dass ich vor lauter Bildern nichts mehr sehen kann. Ich will das unbedingt gut finden, aber ich kann nicht. Spektakuläre Videos, gute Texte, tolle und wichtige Frau — alles gut, aber nicht meins. Leider. Insgesamt wird mir hier zu konsequent durchgeheult, und für meinen Geschmack ist die Geige zu präsent. Aber wer weiß schon, was ihn quält. Ab der ersten Sekunde unerträglich. Für Leute, die keine Musik hören bzw. Musik hassen, genau das Richtige!

Ich bin zu alt für den Quatsch. Die Vier haben den deutschen HipHop erfunden. Danke dafür. Platte ist echt nicht gut! Extrapunkt an Smudo. Bestimmt nicht. Die Texte wurden wahrscheinlich von den Eltern geschrieben, und die Musik wird den ZehnJahres-Plan der Band hoffentlich zunichtemachen.

Nicht gerade SEO-optimierter Bandname. Das Album fühle ich irgendwie. Ich will jetzt rauchen.

Macht mich müde. Aber auf eine ganz gute Art und Weise. Vielleicht wird das mein neuer Flixbus-Soundtrack.

Klingt nach AfterworkDrinks auf einem Spreeboot, also eigentlich scheiße. Aber ich find’s trotzdem gut. Weiß auch nicht.

Keine großen Überraschungen, aber ein solides Album. »Chicken Terror« ist cool. Übrigens: Fische haben auch Gefühle.

Der Soundtrack, um sich Tarotkarten legen zu lassen, weil geheimnisvoll und so. Nicht so stark wie »Immunity«, aber trotzdem gut.

Ob als Schauspielerin in »Hidden Figures« oder auf »Dirty Computer« — Janelle Monáe ist super und darf ruhig noch mehr RapParts einlegen. Mein Cajun Dance Party liebendes Teenie-Herz hüpft. Aber sonst: Oh manno, das ist so traurig und triggert meine Depressionen.

Der Titel ist mein Lebensmotto. Außer hier gerade. Seine gute Laune geht mir auf den Sack, das Album ist bis auf den Namen belanglos.

Feiert man wahrscheinlich nur, wenn man aus der bürgerlichen Mitte kommt, oder?

Klingt wie 2006 schon mal gehört.

1980er-Diazepam trifft auf 1990er-Ritalin. Die Band kommt eher langsam daher, aber wer die Abkürzungen kennt, kann sich Zeit lassen. Mir fallen Wörter wie »floating«, »buffering«, »air« oder einfach Ketamin ein. Das Album in der richtigen Situation — und die Situation ist richtig. Zu Punk für Ibiza, zu Ibiza für Punk. Koze geht immer, auch wenn ich ihn nicht so oft hören kann.

Das Anagramm von Marsimoto ist: Ast im Moor. Um mich herum ist es nebelig, grün, und ich höre holzige Stimmen. Die Kids mögen das. Klaus Schulze erklärt Uli Jon Roth auf der Fusion, wie sich sein letztes Album anhört. Die Beschreibung könnte klingen wie »Singularity«. Fem the Future! Attitüde: 10 Punkte. Brian Wilson spielt mit?! More Cowbell, please!

Von den sieben Songs der LP bekommt »Minus« ein Plus, die anderen sechs aber ein Minus.

Vielen Dank für »Substitute« und zwei bis drei andere Songs. Das Album ist so aufregend wie ein WindowsAquarium-Screensaver.

Finde die Gruppe nach wie vor sympathisch. Enthalte mich daher einer schriftlichen Bewertung dieses neuen Tonträgers.

Die Band ist so originell wie ein Oasis-Shirt von Kik, mit Löchern und Flecken ab Werk.

Großartiger musikalischer Gegenentwurf aus dem Pütt. Ich könnte die Jungs von oben bis unten abknutschen. Wie Deutschpunk auf Valium. Die Schnittmenge aus Air und Hot Chip? Leider die einzigen Referenzen, die mir einfallen. Die Platte wächst beim wiederholten Hören.

Koze, du obercoole Sau! Ich bin voll stolz, dass ich einst mit Ulli Plattenmeister euer Fischmob-Merch verbimmeln durfte. Sehr geiles Album. Marterias Alter Ego ist seltsam, hat aber definitiv seinen Reiz. Vollkommen stoned, aber drängend. Ein Widerspruch in sich, schlau dazu. Wunderbar abgeschrägter House mit deutlichen Ambient-Bezügen. Kann man nichtssagend finden oder voll drauf abgehen bzw. einschlafen.

Dieses Album atmet so viel Prince, dass man glauben könnte, hier hätte eine Reinkarnation stattgefunden. Janelle Monáe überrascht. Erinnert an Tom Waits, nur mit der Stimme eines Gymnasiasten. Nicht uninteressant, aber auch langatmig. Der Titel ist super.

Angenehm unaufdringlicher Folk-Songwriting-Mix mit viel lecker Beigeschmack. Würden die Menschen mehr davon hören, könnte der Titel wahr werden. Rap-Rentner? Nix da, das Album klingt auf der Höhe der Zeit, und Skills hatten die Herren immer schon. Puristen müssen halt weghören.

Verbreitet durchweg eine fade und endlos elende Stimmung und macht mir Rumoren in der Magengegend. Darf ich den Sänger dafür einfach verhauen?


120

#Review beitragende Eva Briegel, Sängerin von Juli, ist dann auch schon der größte Gegensatz auf einer ansonsten homogenen Platte, die ein weiteres Sternchen in der Discografie Abays darstellt. Aber das klingt eben nicht so griffig wie »Love And Distortion«. Jan Martens

Spektakel

Deafheaven Ordinary Corrupt Human Love Anti- / Indigo / VÖ 13.07.18

Ninja Tune / Rough Trade

Wer gedacht hat, dass Deafheaven nach »Sunbather« nicht mehr steigerungsfähig sind, wird von der Band eines Besseren belehrt. Was für ein Album!

Wenn etwa zur Mitte von »Ordinary Corrupt Human Love« der Song »Near« mit all seiner Melancholie und Melodie einsetzt, würde zunächst niemand an Deafheaven denken. Zwar hat die Band aus San Francisco aus ihrer Romantik nie einen Hehl gemacht, sie hat sogar die Romantik im Black Metal herausgearbeitet und ihn mit Shoegaze und Postrock verwoben. Aber so gekonnt wie auf diesem vierten Album hat das noch nie geklungen. Träumerische Melodien treffen auf großartige Riffs, kunstvolles, fast proggiges, aber nie aufdringliches Drumming und natürlich eine fauchende Blackgaze-Breitseite. Ein einzigartiger Song wie »Canary Yellow« lädt sogar zum Sing-along ein, bei »Glint« übernimmt die Leadgitarre ganz klassisch die Führung, aber all das nie anbiedernd, sondern immer extrem songdienlich. Von »Night People« könnten The xx ohne große Veränderungen ein Cover anfertigen, trotzdem wirkt der Song nicht wie ein Fremdkörper. Denn »Ordinary Corrupt Human Love« (benannt nach Graham Greens Roman »The End Of The Affair« von 1951) atmet Selbstbewusstsein und möchte sich nicht mehr damit beschäftigen, wie sehr oder wie wenig Deafheaven Metal sind. Pop wird einfach integriert, pusht die Dynamik und trifft auf ein Songwriting, das alle Qualitäten der Band auf den Punkt bringt. Wenn »Sunbather« Deafheaven der Welt bekannt gemacht hat, ist »Ordinary Corrupt Human Love« das Meisterstück, auf das sich alle einigen können. Carsten Schumacher

Abay Love And Distortion Lovers & Friends / Al!ve

Wo Gegensätze draufstehen, stecken kaum welche drin: Mit »Love And Distortion« liefert Aydo Abay auch ohne Blackmail weiterhin überlegen ab. »Love And Distortion« war einstmals das scheinbar widersprüchliche Schema, nach dem Aydo Abays ehemalige Band Blackmail vorging: Während sich ein Teil ihrer Fans wegen des honiggoldenen Gesangs Abays in die Koblenzer verliebt hatte, waren es für einen anderen vor allem Kurt Ebelhäusers

Actress × London Contemporary Orchestra Lageos

verzerrte Riffs, die der Band ihre Sonderstellung im deutschen Indie-Rock verschafften. Lässt man »Lucid Peel« und »In Transit« außen vor, deren auf ein lärmendes Finale ausgerichtete Strukturen durchaus auch von Blackmail hätten gezimmert sein können, lässt Abays – mittlerweile zu einem Quartett gewachsene – Band unter eigenem Namen die Waage auf ihrem Zweitwerk nun allerdings meist zur herzchenverzierten Seite ausschlagen: Liebe zur großen Geste, die manche Songs in die Nähe einer weniger unausstehlichen Variante von 30 Seconds To Mars rückt, Liebe für Frank Zappa, die so weit geht, dass »Plastic« ganz unverhohlen die Gesangsmelodie von »Bobby Brown« mopst, und immer wieder Liebe zum Experiment, wenn sich etwa »Lemonade« in einem minutenlangen Saxofon-Solo verliert. Beigesteuert wurde dieses vom Saxofonisten der Jazz/Doom-Band Bohren & Der Club Of Gore. Dass dieser auf dem gleichen Album zu Gast ist wie die Background-Gesang

Elektronische Musik dekonstruiert: Actress und das London Contemporary Orchestra brechen mit den meisten Traditionen der bekannten Musikwelt und schaffen etwas im besten Sinne völlig Neues. Bekannt für Initiativen dieses Kalibers ist Darren J. Cunningham seit mehr als einem Jahrzehnt. Mit seinem Debüt »Hazyville« verwandelte er 2008 als Actress ein tanzbares Genre in eine hektische Klangstudie, die am besten unterm Kopfhörer funktionierte. Später trieb er auf den Alben »Splazsh« (2010) und »R.I.P.« (2012) Rausch und Manie in einen gänzlich eigenen Sound voller Ideen, die ihn seither zum Paten eines noch unbenannten Genres machen. Zwar wird er immer wieder zwischen IDM, Microhouse, Minimal Techno und diversen hypermodernen Streckbewegungen klassischer Musik abgeheftet, doch wirklich gerecht wird man den Ambitionen Cunninghams damit nicht. Dem Mann geht es um mehr, viel mehr, wie er jetzt mit »Lageos« erneut voller Emphase demonstriert, denn die Kollaboration mit dem London Contemporary Orchestra ist ein Novum – nicht nur für das Projekt Actress, sondern auch für die elektronische Musik insgesamt. Natürlich gibt es schon Acts wie Hauschka und Nils Frahm, GAS und Moritz von Oswald. Doch während bei diesen Vertretern der Postmoderne das klassische Komponieren fürs Ensemble zumeist die Tonalität ganzer Ambient-Alben bestimmt, dreht »Lageos« die Verhältnisse um und ist eher studiointernen Produktionsprozessen von Musik verschrieben. Das bedeutet im Klartext, dass Actress als Dirigent des Orchesters fungiert und Streicher wie Bläser, Schlag- und Zupfinstrumente nach seinem Gutdünken in neue Bahnen lenkt. So klingen »Galya Beat« und »Chaos Rain« wie Schönberg auf Engelstrompeten, nur in unterschiedlichen Stadien, während »N.E.W.« das in anderer Form schon auf dem Album »R.I.P.« wiedererkannte Gefühl der Sehnsucht erneut auf berührende Weise zum Erklingen bringt und »Voodoo Posse, Chronic Illusion« eurasische Chamber-Jazz-Vibes der nicht allzu fernen Zukunft vorwegnimmt. Nur ganz selten bildet elektronische Musik so kunstvoll Grenzüberschreitungen ab wie hier. Nils Schlechtriemen

Âme Dream House Innervisions / Rough Trade

Nach vielen Jahren haben Âme tatsächlich erst jetzt ihre erste LP fertiggestellt. Auf »Dream House« verbinden sich Tradition und Zeitlosigkeit wie sonst in der elektronischen Musik nur sehr selten.

Bereits seit Anfang der 2000er ist das aus Frank Wiedemann und Kristian Beyer bestehende Duo Âme (sprich: AhhMhh) aktiv und wird von House-Connaisseuren aus aller Welt heiß geliebt. Immer wieder wissen die beiden neue Impulse zu setzen, egal, ob in Techno, House oder ihren zahlreichen Seitenprojekten. Angesichts dessen stellt sich schon die Frage, warum sie erst jetzt mit »Dream House« ein Debütalbum veröffentlichen. Schließlich scheint das Albumformat gerade in der elektronischen Musik in Zeiten von Streaming-Diensten ausgedient zu haben. Doch der Zugang zu »Dream House« ist ein spürbar anderer, nämlich der oft gefürchtete kalte Wind der Nostalgie: Minimal Music und Krautrock standen für die LP deutlich hörbar Pate. Bei Âme klingt das jedoch auch wegen der vielen hochkarätigen Gäste nie wie eine bloße Reproduktion. Neben Kraut-Pionier Hans-Joachim Roedelius (Harmonia, Cluster) sind musikalische Grenzgänger wie Matthew Herbert und Gudrun Gut, der Songwriter Jens Kuross und die Sängerin Planningtorock vertreten. Alle Gäste eint dabei ein bestimmtes Kunst- und Musikverständnis. Vor Jahren betrieb Kristian Beyer einen kleinen Plattenladen: Hier konnte man literweise Kaffee trinken, sich stundenlang neue Musik anhören und darüber quatschen. Ein ähnliches Gefühl entwickelt sich auch beim Hören von »Dream House«. Die Tracks stehen zwar für sich, sie werden aber durch einen speziellen Vibe verbunden. Sequenzen drehen sich um sich selbst, kreisen und werden in die nächste Idee gezogen. Das alles hört sich so leicht, so frei und trotzdem so intensiv an, dass es unmöglich ist, sich dem davon ausgehenden Sog zu widersetzen. Konstantin Maier

Arctic Monkeys Tranquility Base Hotel & Casino Domino / GoodToGo

Die Arctic Monkeys waren die letzte verbliebene Band, die es vermochte, den Indie-Rock-Kult der mittleren 2000er aufrechtzuerhalten. Nun hat die Band aber ein Lounge-Album eingespielt, zu dem Brandy besser schmeckt als Bier. »I just wanted to be one of The Strokes. Now look at the mess you made me make«, schickt Alex Turner im Opener »Star Treatment« dem sechsten Album der Arctic Monkeys voraus. Ist das bloß ironisches Augenzwinkern? Denn ein Fiasko ist »Tranquility Base Hotel & Casino« keinesfalls. Enttäuschen wird die LP höchstens die, die sich durch das Comeback der Alternative-Ikonen eine Rehabilitation des Indie-Rock der 2000er versprachen. Damals, nachdem die Band erste Meriten bei MySpace eingeheimst hatte, lieferten die Monkeys mit »Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not« das epochalste Brit-Debüt seit Oasis’ »Definitely Maybe« ab. Ich selbst lernte die Scheibe damals durch Intro kennen, das ich damals als pickeliger Parka-Punk zu suchten begann. Kurz nachdem mich der wachsam patrouillierte Stream zu »Tranquility Base Hotel & Casino« erreicht hatte, ging die News um, das Intro werde eingestampft. Zufall? Gar Schicksal? Während ich also erwartungsvoll meine Dancing Shoes schnüre, stelle ich mich auf Wah-Wah-Kriege, Bulldozer-Riffs, DesertRock à la »Humbug«, Turners ikonisches Dunkelkammer-Crooning und massig PartykellerNostalgie ein. Wieso auch nicht? Seitdem The Killers ihre Schlager-Pop-Metamorphose


MASCHINENRAUM MIT NILS SCHLECHTRIEMEN

Im letzten Maschinenraum treffen sich Pioniere und Nachwuchsgrößen elektronischer Musik, Synästhetiker von Weltrang und Improvisateure aller Art zum Abschiedsrave.

Ein anonymes Kollektiv von DJs oder eine einzelne Person? Viel ist nicht bekannt über Pom Pom, das Label, das Projekt, die Idee. Seit der Jahrtausendwende erscheinen über den Berliner Plattenladen Spacehall regelmäßig schwarze EPs ohne Titel oder Trackliste, ohne Aufdruck oder Design. Darauf zu finden: einige der faszinierendsten Episoden aus Minimal, Acid und Industrial Techno der vergangenen 20 Jahre. Niemand weiß, wie viele Produzenten seither am Katalog von Pom Pom mitwirken. Auf »Pom Pom 35« (Ostgut Ton) dringen nun sphärische Pads tiefer in die repetitiven Bässe des Projekts ein und entwerfen dabei einen eigenartig nostalgischen Sound, der vertraut und doch aufregend fremd klingt.

In der Kunst Mati Klarweins gehen Farben und Formen halluzinogene Hochzeiten ein, das Organische verschwimmt mit dem Immateriellen. Auch Jon Hassell bedient sich der Überblendung und Verschmelzung des Wahrnehmbaren, um seinem Schaffen eine gewisse Zeitlosigkeit zu verleihen. Von Klarwein ließ sich Hassell besonders für seine neue Albumreihe inspirieren, deren erster Teil »Listening To Pictures (Pentimento Volume One)« (Ndeya) heißt. Die Warp-Tochter wird in den kommenden Jahren neue Heimat außergewöhnlich eklektizistischer Klangmalereien und dem Vordenker der »Fourth World Music« reichlich Spielraum für seine ausgefallenen Ideen bieten. Dass er sich jetzt schon Gedanken über Klang und Wahrnehmung macht, ist dem vorliegenden ersten Teil der »Pentimento«-Serie anzuhören, der hinter jazzaffinen Klängen und indigener Musik aus Afrika sublime Electronica durchschimmern lässt. Hassell lädt zur metaphysischen Entschlüsselung dieser Musik und nennt das »Vertical Listening«, oder: sich selbst beim Zuhören zuhören.

21.07.18 LINGEN

Weiter nördlich schmieden zwei sonderbare Produzenten moderner elektronischer Musik neue Allianzen. Croatian Amor kommt aus Kopenhagen, kollaborierte für sein sehnsüchtig dröhnendes Debüt »Pomegranate« 2013 mit Lust For Youth und tobt sich seither in melancholischem Minimal Synth aus. Jonas Rönnberg alias Varg stammt aus Stockholm, hat gefühlt 17 Projekte gleichzeitig laufen und hinterließ in den letzten Jahren vor allem durch seine brillante »Nordic Flora«-Serie genreübergreifend bleibenden Eindruck. Beide sind zudem keine Unbekannten bei Posh Isolation und bündeln für die EP »Body Of Water« (Posh Isolation) ihre gestalterische Expertise maßgeschneidert nach Label-Ideal. Schummrige Drones und spacige Melodien dienen dem Duo dabei zur Gestaltung träumerisch-sinistrer Atmosphären, innerhalb derer allerlei analoges Gerät zum Singen gebracht wird. Das darf gerne auf Albumlänge fortgesetzt werden.

Ebenfalls aus Kopenhagen, aber viel rhythmischer im Gesamtbild ist Rune Bagge. Die Debüt-EP »Pink Dreams« (Northern Electronics) weist den Dänen, über den bisher so gut wie nichts bekannt ist, als geübten Technoproduzenten aus, der sich aber ebenso in gediegenen Gefilden zurechtfindet. Räkelnde Melodiebögen gleiten hier unterkühlt und suchterzeugend in wohldurchdachte Beat-Arrangements, ähnlich Acronym oder Norin, zwei anderen Vertretern des Labels. Lange braucht man daher nicht, um mit diesem Sound warm zu werden und das Kopfkino skandinavischer Waldlandschaften anzuwerfen. Als Ital legte Daniel Martin-Mccormick zeitgenössischer Clubmusik die Infusionsnadel der 1990er an und schuf an den Schnittstellen von House und Techno irre Klänge für schweißverschmierte Nächte jenseits von Großraumdisco-Ästhetik und Red-Bull-Billings. Nach dem letzten Album »Endgame« konzentrierte sich der New Yorker zunehmend auf sein neues Alias Relaxer und veröffentlichte seither eine Reihe von beeindruckenden EPs, die im Spannungsfeld zwischen toxisch züngelnden Techno-Passagen und sphärischem Ambient oszillieren. »Relaxer V« (Tranquility) erweist sich nicht nur als ihr unwahrscheinlich gelungener Abschluss, sondern auch als Kleinod für alle, die körperliche Musik gerne unterm Kopfhörer genießen.

Muslimgauze wiederbelebt, könnte man meinen. Für Ian McDonnell alias Eomac war Bryn Jones wohl ein maßgeblicher Einfluss beim Produzieren dieses Albums – das ist schon nach den ersten fünf Minuten von »Reconnect« (Eotrax) klar und blieb aufmerksamen Hörern auch beim fulminanten 2016er-Vorgänger »Bedouin Trax« nicht verborgen. Dort bildeten noch flächige Arrangements das Fundament eines ansonsten sehr spirituell anmutenden Industrial-Techno, nun werden elektronische Stakkatos auf ihr Wesentliches reduziert, klingen roh und schamanenhaft. Kann man sich auf diesen intensiven Ritt einlassen, dem wirklich gar nicht an Zugänglichkeit gelegen ist, vollbringt »Reconnect« das Kunststück, aus hämmernden Rhythmen hypnotische Qualitäten abzuleiten.

Prairie ist das Projekt des Multiinstrumentalisten Marc Jacobs, der unter diesem Namen vor drei Jahren bereits sein an Cormac McCarthy erinnerndes Debütalbum »Like A Pack Of Hounds« bei Shitkatapult veröffentlichte. Auf dem Nachfolger »After The Flash Flood« (Denovali) forciert er nun die damals entworfenen Genre-Collagen aus fuzzigen Gitarrenloops, melodischem Dröhnen und wuchtigstem Noise-Wummern, die schon längst Vergleiche von Bohren & Der Club Of Gore bis Sunn O))), von Ben Frost bis Prurient provozierten. Atmosphärisch wie ein hochkarätiger Soundtrack bringt Prairie hier das Ende der Welt musikalisch so auf den Punkt, dass es schmerzt.

07.10.18 LINGEN

03.11.18 LINGEN

FRANK turner & the sleeping souls

10.11.18 LINGEN

17.11.18 LINGEN

21.12.18 LINGEN Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Ticket-Hotline 0591 912950 oder 0591 9144144 sowie auf www.eventim.de und www.emslandarena.com


IN ZUSAMMENARBEIT MIT ITB AGENCY:

13.11.

MÜNCHEN Muffathalle

17.11.

KÖLN Gloria

vollzogen haben, We Are Scientists immer noch den Ruf als ewige, aber niemals durchbrechende Talente ertragen müssen, der Lenor-Rock der Editors so handzahm wie ein Stubentiger ist und sich die irgendwann mal gottgleich gehandelten Bloc Party samt »Silent Alarm«-Revival-Tour in falscher Besetzung nur noch als ausgediente Kassenwarte ihres einstigen Erfolgs beweihräuchern, läge es doch an den Monkeys, die flau flatternden Indie-Segel wieder in den Wind zu halten. Aber es kommt anders: Die neue Platte ist ein ambitionierter Stilexkurs in Richtung Jazz- und DowntempoRock mit cooler Synthie-Prägung, vor allem in »Batphone«. Wenn Turner dem vermeintlichen Durcheinander, das er angerichtet haben will, »Tranquility Base Hotel & Casino« voranstellt, dann bloß deshalb, weil auch er es ist, der das Album ganz allein am Piano komponiert hat – und auch die Lorbeeren einstreicht, sollten sich seine Abgrenzungsbemühungen vom Indie-Spektrum bezahlt machen. Anders gesagt: Man hat die Arctic Monkeys nicht nur so noch nie gehört, man hätte auch niemals gedacht, dass sie überhaupt derart loungig Sinn machen könnten. »The Ultracheese« steht im klammen Spotlight eines Vocal-Swing-Kabaretts, und das feucht verträumte »Star Treatment« verflüssigt sich zu einem Soft-Soul-Absacker. Der Titeltrack nistet sich samt E-Orgel zwischen Soft Rock und psychedelischer Endzeit ein, wobei Turners verschlafene und verzerrte Vocals hier auffällig an Gorillaz-Vordenker Damon Albarn erinnern. Manchmal wirkt die entschleunigte Geruhsamkeit der Platte gar ein bisschen kitschig, so, als hätte sich die Band dieses Mal nicht gerade ein Bein ausgerissen. Man muss das Album jedoch ungeachtet jeder retromanischen Bewunderung für die Boys aus Sheffield hören. Dann, und nur dann, wird man mit einem verblüffend gelungenen Experiment belohnt. Benni Bender

Kurt Vile, Courtney Barnetts Bruder im Geiste, weiß, wie es geht, Könnerschaft durch scheinbare Beiläufigkeit zu demonstrieren. Auch Barnett schlurft stimmlich oftmals wie unbeteiligt durch ihre Songs. Was beide Künstler eint, sind die Fähigkeit, großartige Songs zu schreiben, und der originäre Ansatz ihrer Texte. Dass die Produktion einer zweiten Platte nach einem Kritikerlieblingsdebüt nicht die einfachste Aufgabe ist, bekam die Australierin am eigenen Leib zu spüren. Schreibblockaden und düstere Stimmungen kamen bei ihr auf, und dieser existenzialistische Cocktail ist auf dem Album in Teilen nachfühlbar. Natürlich ist vieles wieder da, was Barnett so verehrenswert macht: die unverkennbare, immer leicht genervt klingende Stimme, die melodischen Gitarren und das Zupackende. Doch zunächst zieht »Tell Me How You Really Feel« ihre Hörer bis in den Keller, nachzuhören im Opener »Hopelessness«, und dort gehen erst mal alle Lichter aus. Nach diesem Song zu urteilen, hatte Barnett tatsächlich bittere Versagensängste. Doch die Platte führt, so sagt sie es selbst, vom Regen in die Sonne: An Momenten der Selbstbehauptung (»Im not your mother, I’m not your bitch«) vorbei leitet sie mit »Sunday Roast« fast schon fröhlich heraus. Insgesamt gibt es weniger Lo-Fi-Sperenzchen, die Lieder sind ausproduzierter, was ihnen nicht schadet. Denn die Texte sind dafür umso assoziativer geworden, von einzelnen, fast schon parolenhaften Momenten einmal abgesehen. Kai Wichelmann

James Bay Electric Light Republic / Universal

JESPER MUNK

FAVOURITE STRANGER

TOUR 01.10. 02.10. 03.10. 04.10. 06.10. 07.10. 08.10. 10.10. 11.10. 12.10. 14.10. 15.10.

Würzburg - Posthalle Saarlouis - Theater am Ring Köln - Gloria Darmstadt - Centralstation Münster - Gleis 22 Nürnberg - Hirsch Stuttgart - Im Wizemann Regensburg - Alte Mälzerei Wien (AT) - Porgy & Bess Bayreuth - Das Zentrum Fulda - Kreuz Leipzig - Werk 2

C H E A P

S M E L L

2018 16.10. 17.10. 18.10. 20.10. 21.10. 22.10. 23.10. 25.10. 26.10. 27.10. 29.10.

Dresden - Scheune Zwickau - Alter Gasometer Bielefeld - Forum Hamburg - Gruenspan Oldenburg - Kulturetage Hannover - Musikzentrum München - Muffathalle Augsburg - Kantine Freiburg - Jazzhaus Kaiserslautern - Kammgarn Berlin – Huxleys

T O U R

Ash Islands Infectious / PIAS / Rough Trade

Da ist er wieder, der unbeschwert-glückliche BritpopSound der 1990er. Und da sind sie wieder, Ash, die eigentlich nur noch Singles machen wollten, aber schon 2015 mit »Kablammo!« zur Albumlänge zurückkehrten. Im Laufe ihrer Karriere haben sich Ash, die Nordiren um Sänger/Gitarrist Tim Wheeler, einige Male genauso im Umwälzungs-Strudel der Popmusik-Industrie verheddert wie Dutzende andere Bands, die seit über 20 Jahren Musik machen und irgendwann die Ausfahrt verpasst haben. Nach dem Weggang von Gitarristin Charlotte Hatherley 2006 und der Ankündigung im Jahr darauf, statt Alben nur noch Singles zu veröffentlichen, ist die Band als Trio nun schon seit 2015 wieder zum alten Trott zurückgekehrt. Und auf Augenhöhe mit dem Debüt- und Durchbruchs-Album »1977« aus dem Jahr 1996 schlägt sich diese siebte Platte gar nicht mal schlecht. Vielleicht haben sanfte Altersmilde und eine souveräne EgalHaltung die Albumproduktion zu einer kompromisslosen Herzensangelegenheit wachsen lassen. »Buzzkill« ist eine knackige erste Auskopplung mit wenigen verzerrten Akkorden, die nicht nur an die legendären Undertones erinnert, sondern zwei Mitglieder dieser Band auch als Background-Sänger zu Gast hat. »Don’t Need Your Love« bringt die LagerfeuerAkkorde für den nächsten Stadtpark-Sonntags-Hit mit. Fett und auf den Punkt produziert, bieten Ash ein gelungenes Update ihres Trademark-Sounds, der keine avantgardistische Revolte lostreten möchte, sondern sich lieber zuversichtlich in Pop-Glückseligkeit wälzt. Klaas Tigchelaar

2 0 1 8

Beach House 7

1 5 .1 0 . M Ü N C H E N M U F FAT H A L L E

Bella Union / PIAS / Rough Trade

1 6 .1 0 . B E R L I N H U X L E YS 1 7.1 0. H A M B U R G G R U E N S PA N 1 8 .1 0. KÖ L N G LO R I A TICKETS ERHÄLTLICH AUF NEULAND-CONCERTS.COM /NEULANDCONCERTS /NEULANDCONCERTS /NEULANDCONCERTS

»Chaos & The Calm«, das Debütalbum des britischen Singer/Songwriters James Bay, sorgte 2015 für einigen Wirbel und zahlreiche Preise. Nun ist Bay zurück, klanglich gereift und deutlich variabler. Es war der hittige Gospel-Song »Hold Back The River«, der James Bay vor knapp drei Jahren erhöhte Aufmerksamkeit bescherte, nicht nur in Großbritannien und den USA, sondern auch im restlichen Europa. Der Critics-ChoiceBrit-Award sowie zwei Grammy-Nominierungen und einige goldene Schallplatten waren der Dank, der die Plattenfirma sicherlich glücklich machte. Aber was bedeuten solche Trophäen heute schon noch? Erst recht, wenn man sich vom eindimensionalen Image des talentierten, gut aussehenden Twentysomethings lösen möchte? Bay trägt nun keinen Hut mehr und die Haare kurz, und sein neues Album soll ihn wegbefördern aus der glattproduzierten Charts-Soul-Welt. Mit »Pink Lemonade« hat er dafür eine gute erste Single am Start, rumpeliges Schlagzeug und Zerrgitarren erinnern eher an Kings Of Leon, und auch »Wanderlust« kann sich mit coolen Sounds und originellen Hooks vom Mainstream freispielen. Insgesamt wirkt das Bemühen groß, sich stilistisch kreativer zu zeigen. Originelle Sounds und komplexere Songstrukturen sind begrüßenswert, in letzter Konsequenz aber doch nur ein sanfter Versuch, sich künstlerisch stärker selbst zu verwirklichen, ohne sich von den großen Bühnen zu verabschieden. Dennoch: Wenn Bay konsequent dranbleibt, kann da sicherlich noch große Kunst entstehen. Klaas Tigchelaar

Courtney Barnett Tell Me How You Really Feel Marathon Artists / Rough Trade

»It’s getting dark in times«: Ihre schwungvolle SlackerFrische tauscht Courtney Barnett gegen zuweilen düstere Impulse ein, aber ihr Album endet mit Hoffnung.

Das Dream-Pop-Duo gönnt seinem Sound auf »7« ein subtiles Update, bleibt aber unverkennbar Beach House. Nach der Outtake-Compilation »B-Sides & Rarities« im Jahr 2017 sollte »7« eigentlich eine Art musikalische Wiedergeburt für Victoria Legrand und Alex Scully werden. Allerdings hatten schon Vorab-Singles wie »Lemon Glow« oder »Drunk in L.A.« angedeutet, dass die Band trotzdem im Kern an ihrem über Jahre etablierten Trademark-Sound festhält: Legrands geisterhafter Gesang schwebt über einem dichten Soundteppich aus Orgel und düsteren Synthie-Drones, während Scully Feedback-Schleifen verhallen lässt. Ewige Helden wie Mazzy Star oder Lush kommen auch auf »7«


Infos & Tickets: www.concertteam.de

10.08.2018 | Düsseldorf | The Tube

Kopfecho

ZIEGENBLUT IM DOSENBIER MIT FRIESE UND HÖLLE

In ihrem Ansinnen, Intro doch noch in ein Metal-Mag zu transformieren, sind Friese und Hölle gescheitert. Dennoch hängen sie ein letztes Mal im Plattenladen ab.

Hölle betritt den Underdog Recordstore. Schlachtengesang umschmeichelt sein urplötzlich im geisterhaften Wind flatterndes Haar. Reflexhaft greift die eine Hand ums Handgelenk des anderen Armes. H: Wtf?!? F: Boss Move. Obwohl das jetzt hier popkulturell die Genre-Grenzen sprengt. Also lieber zurückgerudert, und zwar in eine Zeit, als man Manowar noch hören konnte: die Zeit von Ross The Boss. Denn wir hören sein aktuelles Schlachtwerk »By Blood Sworn« (AFM). H: Schöne Songs dabei, aber ich vermisse einfach die Stimme von Eric Adams, auch wenn ihm langsam die Haare ausfallen. Lass mal lieber »Hellhound« (ROAR) von Monument hören. Aber Obacht, der Anfang klingt original wie »Little Big Horn« von Running Wild. F: Da man seit Jahren kaum eine Running-WildPlatte wirklich anhören kann, ist das eine schöne Abwechslung im Zitate-Rock-Universum. Obwohl aufgrund der ähnlichen Klangfarbe zu Dickinson (bei schwächerem Songwriting) wohl eher »No Prayer For The Dying« Pate stand. H: Eine gerade im Vergleich zum Spätwerk zu Unrecht geschmähte Platte und dennoch eine Frechheit! Jeder einzelne Monument-Song hätte Dickinson-Soloplatten wie »Tattooed Millionaire« um Längen aufgewertet. Aber schön, dann lass uns mal die Frauenquote heben und zugleich auch die Geschwindigkeit, denn Nervosa haben mit »Downfall Of Mankind« (Napalm) ihr drittes Album draußen. F: Quote, Schmote. Mich interessiert nur, ob die gut sind oder eben nicht. Und Jessas, sind Nervosa gut. Die haben auch im Vergleich zu ihren Vorgängeralben noch eine ordentliche Schippe an Geschwindigkeit draufgelegt. So könnten Kreator klingen, wenn Dave Lombardo sich hinters Schlagzeug setzen würde. H: Lombardo spielt ja sogar nach Noten, das braucht es hier gar nicht. Aber die Wut und die Wucht dieses brasilianischen Frauen-Trios sind wirklich sensationell. Die fauchen einfach alles und jeden aus dem Weg.

F: Wo wir gerade so aufgeputscht sind, machen wir doch einfach mal mit dem Schlagabtausch von Distillator und Space Chaser weiter. Die Niederländer legen zwar stark vor und holen mit dem »Black Magic«-Cover von Slayer sogar eine geschmackvolle Verstärkung in den Ring. Aber Space Chaser scheint es nicht zu gefallen, dass Pripjat gerade den hiesigen ThrashMetal-Thron erklommen haben, und sägen bereits wieder am Stuhlbein. Wo Erstere bei mir vor allem durch ihre Wut punkten, haben Space Chaser mit Siggi die stärkste Stimme im Neo-Thrash-Universum. H: Eine ziemlich ausgewogene »Split« (This Charming Man), wobei Space Chaser zwischen dem ganzen Gedresche immer wieder sehr geile rhythmische Sachen machen.

F: Beenden wir aber jetzt mal den Geschwindigkeitswettbewerb und schalten ein paar Gänge runter. Khemmis legen mit »Desolation« (Nuclear Blast) bereits nach, obwohl der Vorgänger »Hunter« als eine meiner Überraschungen des letzten Jahres den Plattenteller noch gar nicht wirklich verlassen hat. H: Joa, ist jetzt nicht so meine Scheibe Doom, würd ich sagen. Auch die oft gelobten Gesänge von Phil Pendergast kommen für mich eher aus dem Finanzamtstreppenhaus des klassischen Metal. Faszinierend ist aber, dass dieser Clan aus Denver kommt. F: Du hast schon recht, dass das eine sehr metallische Interpretation von epischem Doom ist. Mit Spirit Adrift gibt es auch bereits Mitstreiter dieser Philosophie. Dazu kann man prima auf einem Berg stehen und das Meer anbrüllen. H: Das machen die im Post-Metal aber besser, und die Fjorde Norwegens haben auch schon öfters ans Auswandern gedacht. Aber Colorado hat ja nicht mal eine Küste, und das hört man auch.

Lass uns doch lieber mit Graveyard weitermachen, die haben gerade mit »Peace« (Nuclear Blast) ihr fünftes Album unter die Hardrocker gebracht. F: Da war meiner Meinung nach die Luft schon ein wenig raus, als sie sich namensgetreu vor einiger Zeit selbst begraben haben. Daher hatte ich auch keinerlei Erwartungen an ihre Auferstehung. Aber als hätte Lemmy ihnen im Afterlife mal gehörig den Marsch geblasen und ihnen eingebläut, dass man nicht wegen einer schlechten Platte gleich das Handtuch wirft, sind die Schweden so fulminant zurück, wie sie es vielleicht nur waren, als sie vor acht bis neun Jahren den Startschuss zur 1970erRetro-Rock-Welle gaben. H: Klingt nach Werbetext, lässt sich aber nicht leugnen. Ich zweifle zwar, dass Lemmy nichts Besseres zu tun hat, als durch die Hirne von schwedischen RetroRockern zu turnen und den Motivationstrainer zu geben, aber dank dieser Platte können wir unseren Frieden mit der Band machen.

Bevor wir uns nun endgültig ins schwärzeste Schwarz verabschieden: Lass uns doch noch eine Runde mit dem Night Flight Orchestra drehen. F: Schwarz ist an »Sometimes The World Ain’t Enough« (Nuclear Blast) tatsächlich gar nix. Ihr letztes Meisterwerk habe ich vor einem Jahr an genau dieser Stelle als bestes Classic-Rock-Album seit Totos »IV« betitelt. Und auch wenn dieser Nachfolger zunächst ein wenig schwächer um die Ecke kommen mag, merke ich doch bei jedem weiteren Hördurchgang, dass sie mindestens genauso gut ist. Gene-Simmons-»Dynasty«-Gedenkläufe, Survivor-Refrains – mein Stadion-Disko-RockHerz tanzt mich schwindelig. H: Vor meinem inneren Auge läuft gerade »Adventures Of Power«, und ich tanze mit Rocky Balboa Discofox (in der Hoffnung, dass Jennifer Beals gleich abklatscht). So wollen wir in Erinnerung bleiben, oder, Friese?! F: Geben wir NFO das letzte Wort: »It can’t be that bad, if it feels that good!«

16.08.2018 | Köln | Gloria

glaSSjaW

19.08.2018 | Köln | Luxor

blonDe reDheaD 31.08.2018 | Düsseldorf | The Tube

gretchen peterS 11.09.2018 | Köln | Blue Shell

tiny ruinS

11.09.2018 | Bochum | Rotunde

triggerfinger 16.09.2018 | Düsseldorf | The Tube

tante polly 17.09.2018 | Köln | E-Werk

garbage

18.09.2018 | Düsseldorf | The Tube · 19.09.2018 | Köln | Blue Shell

Dorian SorriauX 26.09.2018 | Düsseldorf | The Tube

tequila anD the SunriSe gang 09.10.2018 | Münster | Sputnikhalle

the aDictS 11.10.2018 | Köln | YUCA

KiDDo Kat

12.10.2018 | Köln | Studio 672

Samuel hope 14.10.2018 | Düsseldorf | The Tube

blacK river Delta 21.10.2018 | Köln | Studio 672

palace Winter 30.10.2018 | Düsseldorf | The Tube

caligula´S horSe 01.11.2018 | Düsseldorf | Mitsubishi Electric Halle

Dragon ball Symphonic aDventure 02.11.2018 | Köln | Gebäude 9

my baby

02.11.2018 | Dortmund | FZW Club

eriK cohen

07.11.2018 | Köln | Kantine

coeur De pirat 22.11.2018 | Köln | Helios 37

Verlegt!

nie & nimmer

29.11.2018 | Düsseldorf | The Tube

alvarez KingS 02.12.2018 | Bochum | Rotunde

DrangSal

04.12.2018 | Köln | YUCA

oDeville

07.12.2018 | Köln | MTC

the garDener & the tree 11.12.2018 | Köln | Tsunami Club

Xavier Darcy

05.03.2019 | Bochum | Zeche · 15.03.2019 | Köln | Live Music Hall

oomph!


124

#Review schnell ins Gedächtnis, trotzdem schaffen es Beach House dank subtiler Modifikationen, ihren Sound frisch zu halten. Hier mal eine überraschende Synthie-Spielerei wie in »Black Car«, dort dominierende PercussionElemente wie in »Dive«. Wieder möchte man mit den beiden betrunken durch die Straßen von Los Angeles wanken. Die ganze LP ist eine aufregende Erkundungstour in irgendwie doch vertrauten Gefilden. Eigentlich könnten Beach House so noch mindestens sieben weitere Alben aufnehmen, denn ermüdende Abnutzungserscheinungen sind bei dieser Ausnahmeband auch in Zukunft wohl kaum zu erwarten. Thorsten Streck

1990er-Equipment vollgestellt, wochenlang Sounds entwickelt und das Ergebnis geradeheraus und ohne Computerbearbeitung auf Tape festgehalten. Nach einer ersten EP vor zwei Jahren gibt es aus diesen Sessions nun eine LP, die das bereits veröffentlichte Material substanziell erweitert. Es ist eine House-Hommage an die Sounds beider Kindheit, an VHS-Schlieren, Neubau-Brutalismus und Nintendo-Games, es klingt wie euphorisches Rauschen, wie Tristesse und wie Sonne: Balearic Shoegaze. Steffen Greiner

Munich Warehouse / Cargo

Dekmantel

Palmbomen II schon wieder: Nur wenige Monate nach dem tollen »Memories Of Cindy« legt der niederländische Produzent erneut eine balearische Tristesse vor, die dann doch euphorisch ist – diesmal erneut mit Landsmann Betonkust. Palmbomen stellt mit seiner Musik die bunte Seite der Hauntology dar. Die verlorenen Utopien der frühen 1990er werden bei ihm nicht abstrakt-melancholisch betrauert wie beim frühen Oneohtrix Point Never oder The Caretaker, sondern mit Liebe der Lächerlichkeit preisgegeben. Klar, denn da geht es ja nicht bloß um Weltfrieden und besseren Kommunismus, sondern eben auch um Mikrowellengerichte und deren räumliche Entsprechung: »Center Parcs«. Seit den späten 1960ern gibt es die namensgebenden Fake-Tropen-Urlaubsparadiese, die anbieten, einen Urlaub am Rande von Dorfindustriegebieten zu verbringen, ohne einen Schritt vor die Park-Tore setzen zu müssen. Palmbomen alias Kai Hugo und Betonkust haben sich 2016 darauf eingelassen und ein Haus in der ohnehin skurrilen, im 20. Jahrhundert dem Meer abgewonnenen niederländischen Landschaft Flevoland gemietet, es mit allerlei

singt Mayberry »I’m not asking for a miracle« – für diese Kirmes-Pop-Grütze hat sie auch keines zu erwarten. Benni Bender

Chvrches Love Is Dead

Danger Dan Reflexionen aus dem beschönigten Leben

Vertigo Berlin / Universal

Blackout Problems Kaos Betonkust & Palmbomen II Center Parcs

das, woran viele junge britische und amerikanische Bands scheitern: Sie hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Mika Gehlen

»Holy« ist vorbei, »Kaos« beginnt! Blackout Problems’ Mischung aus Pop-Punk und Alternative fesselt sofort und schafft, was viele Bands in diesem Genre nicht schaffen. Die ersten Klänge von »How Are You Doing«, dem Opener des zweiten BlackoutProblems-Albums »Kaos«, fesseln sofort. Man will sich bewegen, man will mitsingen. Dabei lässt sich die LP von Anfang an in kein Genre zwängen – jedes Stück klingt anders. Während »How Are You Doing« an Biffy Clyro erinnert, ähnelt der als Single ausgekoppelte Titelsong mehr dem Sound von The 1975. Durch seine Mischung aus Alternative, Indie und manchmal auch elektronischen Klängen wirkt das Album vielseitiger als die bisherigen Veröffentlichungen der Münchener Band. Während das Quartett musikalisch auf ganzer Linie überzeugen kann und eine deutliche Weiterentwicklung zu spüren ist, wirken die Texte leider immer noch nicht ganz ausgereift. Sicher haben die Blackout Problems viel zu erzählen und zu sagen, lyrische Raffinesse sucht man jedoch vergebens. »Kaos« thematisiert Unsicherheit, Zweifel und Resignation, es umschreibt Situationen, in denen das Leben plötzlich zu bröckeln anfängt und man den Boden unter den Füßen verliert. Durch solch starke Inhalte und die noch stärkere musikalische Entwicklung lässt sich über die lyrische Schwäche durchaus hinwegsehen. Blackout Problems schaffen

Mit »Love Is Dead« wollen sich Chvrches zeitgemäß reflektieren und musikalisch fortentwickeln. Nun stecken sie aber in einer mit Zuckerwatte ausstaffierten Zeitschleife fest, die keine Zweifel daran lässt, dass nicht nur die Liebe, sondern auch ihr Sound tot ist. Zu Beginn der 2010er waren Chvrches ein verheißungsvoller Newcomer-Prototyp des neonflackernden Synthie-Pop-Revivals. Der Formel von Stilgeschwistern wie Robyn oder The Knife verliehen Lauren Mayberry, Iain Cook und Martin Doherty den infantilen Witz einer Teen-Pop-Patrouille, die sich dank ihres DIY-Credos einen solchen Vorwurf nie gefallen lassen musste. Nun geht’s aber ums Erwachsenwerden. Dass das Electro-Pop-Trio diese Idee jedoch um kosmische Weiten verfehlt, bezeugt bereits ihr zynischer Titel, mit dem sie sich selbst karikieren. Postadoleszente Befreiung fällt den missverstandenen Sensibelchen schwer, klar. Mayberry schwadroniert unaufhörlich über das empathielose Endzeitalter, während das Klangkonzept der Schotten offenbar in den CD-Wechsler von Papas Benz gehören soll, in dem der mit Akne übersäte und mit Ritalin vollgestopfte Abiturient aufs Schützenfest fährt. Sensorische Überreizung, begradigende Auto-Tunes, überdrüssige Synthie-Arpeggien und reflexbasiertes Wiederholungsparadigma überladen »Love Is Dead« so unausstehlich, dass die Visionen vom Verlassen der Komfortzone auf den vor Dubstep und Future-Bass rumpelnden Vibratos von Tracks wie »Miracle« zu schnell vergessenem Feinstaub zerfallen. Der vocoderverliebte Call/ResponseSingsang auf Helium, mit dem Greg Kurstin als hauptverantwortlicher Produzent schon Sia zermürbte, macht Chvrches zu legitimen Feature-Gästen des nächsten Kinder-TranceSamplers der Schlümpfe. Passenderweise

JKP / Warner

Der deutsche Slim Shady von der Antilopen Gang, den Notorikern with Attitude, veröffentlicht nach diversen EPs und Kollabos sein erstes Soloalbum: eine Track-Sammlung mit Witz, Wahrheiten und Wumms. Während der Niederschrift dieser Zeilen steht nicht nur fest, dass es – sehr zu Unrecht – Intro in Zukunft nicht mehr geben wird, sondern auch, dass der unselige Echo – sehr zu Recht – nun der Vergangenheit angehört. Auslöser war bekanntermaßen ein Preisträger aus dem sich gerade hervorragend verkaufenden Pop-Segment, das gemeinhin als Deutsch-Rap bezeichnet wird. Wie groß in dieser Sparte aber die Bandbreite ist, zeigen Danger Dan und die Antilopen Gang, die man seit jeher gut und gerne als »am anderen Ende des Spektrums zu Hause« bezeichnen kann. Sie hatten ihre Teilnahme an dem sogenannten »Musikpreis« als Nominierte im vergangenen Jahr bereits verweigert und waren zuletzt auch in der WDR-Doku »Die dunkle Seite des deutschen Rap« mit unmissverständlichen Aussagen zu HipHop und Antisemitismus zu hören. Zur aktuellen Echo-Chose veröffentlichten sie via Social Media ein noch klareres Statement. Und sie positionieren sich nun auch auf Danger Dans Solo-Werk in dem Feature-Stück »Drei gegen einen« mehr als deutlich zum Deutsch-Rap-Mainstream: »Ich will daran nicht teilhaben, kann dazu nichts beitragen!« Zu etlichen anderen Themen haben der Rapper und seine Gäste allerdings einiges zu sagen. Das passiert gewohnt pointiert, mit Sprachwitz und Roleplay, aber auch mit sezierenden Analysen und schonungslosen Zustandsbeschreibungen bis über die Schmerzgrenze hinaus. Es geht um Feminismus, Rebellion, Beziehungsfähigkeit

O weg. noch Cloud Rap und jetzt auch noch die INTR Jugend futsch, Utopien tot, die Kids hören nur eine ganz grosse Freundin. an m alle vor und rift itsch igenträger, Stre Anze , lage nter Bauu re, ektü Klol te liebs re Wir sagen DANKE an unse 20.07. FR ROMANO

07.10. SO ÒLAFUR ARNALDS (KURHAUS WIESBADEN)

22.07. SO MARK LANEGAN

08.10. MO DERMOT KENNEDY

04.08. SA BEGINNER / SAMY DELUXE & DLX BND / STIEBER TWINS (OPEN AIR)

14.10. SO LABRASSBANDA / FOLKSHILFE

14.08. DI CALEXICO / ME + MARIE 24.08. FR JAZZRAUSCH BIGBAND 25.08. SA BROILERS CITY RIOT FEST + SPECIAL GUESTS (OPEN AIR) 08.09. SA FREUNDESKREIS FEAT. AFROB / JOY DENALANE / MEGALOH (OPEN AIR) 21.09. FR 11 FREUNDE LIVE 25.09. DI TOM GRENNAN 27.09. DO GERD KNEBEL (BADESALZ) - „WEGGUGGE“ 29.09. SA DANGER DAN 30.09. SO MANUEL MÖGLICH - „ALLES AUF ANFANG“ 04.10. DO JUSE JU

17.10. DI ZEIGLERS WUNDERBARE WELT DES FUSSBALLS - LIVE 20.10. SA KODALINE 21.10. SA THREE DAYS GRACE 31.10. MI JORIS 01.11. DO GENTLEMAN 04.11. SO THE CAT EMPIRE 18.11. SO FELIX LOBRECHT - HYPE 27.11. DI BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE - REMIX 3 30.11. FR FIRST AID KIT 01.12. SA MADSEN 06.12. DO PARCELS schlachthof-wiesbaden.de


25.-27. Oktober18

HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER Wie passend: »Und niemand kann von der Stirne mir nehmen den traurigen Traum« heißt das letzte Stück auf »A Golden Boat« (Bekassine), der zweiten LP des maskierten KunstpopKollektivs A Prouder Grief. Es spielt – genau wie die anderen drei Songs der recht langen EP – ein ausladendes Konstrukt aus Post- und Krautrock, elegisch und mäandernd, sogar mit einer gewissen neoklassizistischen Noblesse. Das klingt sehr nachdenklich und gleichzeitig faszinierend suggestiv und ist ein wirklich wunderschönes Mini-Album. Nosie Katzmann kennt jeder, der in den 1990ern groß geworden ist – allerdings vermutlich unbewusst. Der Gute hat dereinst etliche Eurodance-Hits geschrieben, von »More And More« bis hin zum unkaputtbaren »Mr. Vain«. Zusammen mit dem Gitarristen Stefan Kahne setzt er als Kahne Katzmann mit »I See Signs« (GIM) nun dem großen Tom Petty ein klangliches Denkmal, macht mit der Zeile »There is only one Tom Petty« aber auch die Krux dieser ansonsten wirklich hörenswerten Platte deutlich. Während Intro das Zeitliche segnet, braucht es uns um die Zukunft der hiesigen Bandlandschaft nicht bange zu sein. Das beweisen unter anderem die Würzburger Zulu, die an der dänischen Ostküste ihr Debüt »Analogue Heart // Digital Brain« (AdP) geschrieben haben. Mit sanften Beats, sphärischen Gitarrenfiguren und zwischen geisterhafter Zurückgezogenheit und Auto-Tune changierenden Vocals findet das Album inmitten von The xx und James Blake seinen Platz: entrückt, mondän und ziemlich filigran. Aus Stuttgart stammen Rikas, die man vielleicht schon aus dem Vorprogramm von AnnenMayKantereit oder jüngst Fil Bo Riva kennt und bei denen man es jammerschade findet, dass ihr »Swabian Samba« (Fanny Pack) nach sechs herrlich leichten und zwischen Surf, Twang und Indie-Pop taumelnden Sommersongs schon zu Ende ist. Niemand macht derzeit so Appetit auf warme Tage wie diese Band. Zu den gefragtesten Newcomern des Landes gehört derzeit Das Paradies, dabei steckt dahinter ein alter Bekannter: Florian Sievers hat schon mit der Band Talking To Turtles für einen äußerst guten Ton gesorgt. Auf seiner ersten EP »Die Giraffe streckt sich« (Grönland) singt Sievers zu relaxtem Downbeat, der an ruhigere Whitest-Boy-Alive-Stücke erinnert, über Rauchen als Eskapismus und das Leben in der Zentrifuge namens Gesellschaft. Sievers gibt die richtigen Denkanstöße, sein Sound ist tanzbar und weich, die EP ein absoluter Gewinn. Ganz wunderbar klingt auch das Album-Debüt von Crush aus Österreich namens »Sugarcoat« (Numavi). Es ist die Quintessenz von DreamPop und Shoegaze, bei der dem Hörer sofort einfällt, warum The Pains Of Being Pure At

La Brass Banda (DE) / Heisskalt (DE) All The Luck In The World (IRL) Spinvis (NL) / Kat Frankie (AUS) Alabaster DePlume (GB) / Charles Watson (GB) Lisa Morgenstern (DE) / Marius Bear (CH) stargaze (EU) / Cantus Domus (DE) The Lytics (CAN) / Ferbeg y? (IT) Me + Marie (IT/CH) / And The Golden Choir (DE) Nele Needs A Holiday (BE) / Postcards (LBN) DJ St. Paul (NL) and some more ... k a lternpop.com

Heart einst sehr schnell zu einer Lieblingsband wurden. Produziert von Wolfgang Möstl (Sex Jams, Mile Me Deaf), flirren die Gitarren, hallen die Drums und schmachtet Christina Lessiak so einnehmend, dass die LP zu einem inneren Frühlingstag wird.

Das Kollektiv Luksan Wunder kennen wir vor allem von den genialen »Korrekte Aussprache«Videos bei YouTube. Aber natürlich ist ihnen klar, dass der Grat zwischen formidablem Nonsens und feinsinnig erdachter Satire bei einem Album schmal ist. So gesehen erfüllt »Nie wieder Mittwoch« (Rummelplatz) die Erwartungen in jeder Hinsicht. Die Platte fängt mit Gastbeiträgen von Quemlem Swyne, Tomas Tulpe oder Manfred Groove musikalisch eine große Bandbreite zwischen Rap, Tekkno und Gaga-Core ein, ist zwischendrin auch hart bescheuert und macht gerade deshalb ungeheuer Spaß. Ebenfalls nichts anderes als Dadaismus darf man von einer Band erwarten, die sich Black Heino nennt. Nach ihrer 2016er-LP »Heldentum und Idiotie« gibt es nun ein neues Lebenszeichen in Form einer EP namens »Fear Of The Black Heino« (Tapete). Im Titeltrack heißt es: »Ich bin Asi mit Niveau, ich les’ Adorno auf dem Klo«, und das sagt eigentlich schon eine Menge aus: Rumpelnder Rocksound, viel Humor, Post-NDW-Core, gib ihm! Muss man nicht ernst nehmen, weil macht dann mehr Spaß. Skatepunk ist natürlich derbe 1990er. Jugendzentrum. Dosenbier. Baggy Pants. Aber eben auch: Haltung. Offenheit. Miteinander. Für diese Werte steht die Angry Youth Elite nicht nur – sie sieht sie in der heutigen Gesellschaft auch stark gefährdet. So gesehen soll »Ready! Set No!« (Sportklub Rotter Damm) vor allem ein Statement sein, ein Manifest der Wut, das den Spaß aber nicht zu kurz kommen lässt. So punkten eindeutig betitelte Songs wie »Pissed« oder »Anger Turns To Hate« gleichzeitig mit geballter Faust und mehrstimmigen Mitsing-Refrains. Und dann noch dies: Nach den tollen IndieKinderliedern auf den »Unter meinem Bett«Compilations veröffentlichen die Kölner IntroLieblinge Locas In Love unter dem Alias Gorilla Club nun sogar eine reine Kinderplatte namens »1-2-3-4« (Oetinger Audio), und zwar in ihrer eigenen, wunderbar lakonischen und unvergleichlich liebenswerten Weise. Als Gäste sind Gisbert zu Knyphausen, Albrecht Schrader und Francesco Wilking dabei, dessen italienisch gesungener Part auf dem Schlaflied »Nicht müde« zu den großen Momenten dieses wundervollen Albums gehört, das ihr dringend mit euren Kleinen hören solltet. Am liebsten würde ich sagen: Das ist ein Befehl.

Auch ich sage Goodbye. Danke fürs Dabeisein. Danke fürs Heimspiel-Lesen. Seid gut zueinander! Hört viel Musik!

Our 35 th Edition

9 . - 11 . A u g u st 2 018 Re e s - Ha ld e r n a m Nie d e r rhein G e r ma ny

King Gizzard &The Lizard Wizard (AUS) Lisa Hannigan (IRL) & stargaze (DE) Wood River & Cantus Domus (US/DE) Gisbert zu Knyphausen (DE) Hannah Williams & The Affirmations (GB) Mario Batkovic and friends (CH) Public Service Broadcasting (GB) Reverend Beat-Man and the New Wave (CH) Rolling Blackouts Coastal Fever (AUS) Schnellertollermeier (CH) Seun Kuti & Egypt 80 (NG) stargaze & guests: Hip Hop Orchestral The Barr Brothers special appearance (CAN) Adam French (GB) Jordan Mackampa (GB) Alabaster dePlume (GB) Julian Sartorius (CH) Aquilo (GB) Kettcar (DE) Ariel Pink (US) Kevin Morby (US) Astronautalis (US) Landlady (US) Big Thief (US) Lewsberg (NL) Broen (NOR) Love A (DE) Bruno Major (GB) Marius Bear (CH) Canshaker Pi (NL) Marlon Williams (NZ) Cantus Domus (DE) Matteo Myderwyk (NL) Chad Lawson (US) Moncrieff (GB) Curtis Harding (US) Nilüfer Yanya (GB) Das Paradies (DE) Nils Frahm (DE) Deerhoof (US) Philipp Poisel (DE) De Staat (NL) Phoebe Bridgers (US) Dirty Projectors (US) Protomartyr (US) DJ St. Paul (NL) Rival Consoles (GB) Fabrizio Cammarata (IT) Sampa the Great (AUS) Fink (GB) Seamus Fogarty (IRL) Fortuna Ehrenfeld (DE) Sleaford Mods (GB) Hatis Noit ( JP) Someday Jacob (DE) Hope (DE) Terra Profonda (HU) Housewives (GB) The Inspector Cluzo (FR) Infidelix (US) The Lemon Twigs (US) Jade Bird (GB) The Lytics (CAN) Jake Bugg acoustic (GB) Tinpan Orange (AUS) Jenny Lewis (US) Tristan Brusch (DE) John Maus (US) Villagers (IRL) Jonas David (DE) White Wine (US/DE)

#hpf18

grafik: martina liebig

Das finale Heimspiel. Der Vorhang senkt sich, aber wir wollen nicht nur traurig sein. Lest hier über Platten für das eine weinende und das andere lachende Auge – zum letzten Mal.

Kaltern am See

H A L D E R N P O P. C O M


zu anderen und sich selbst und um Lustigkeit als gesellschaftlichem Zustand. Das Ganze hat kein einheitliches Konzept und will es auch nicht haben. Es changiert zwischen selten aufgeführter Härte (»Piss in den Käfig«) und fröhlicher Irritation (wie in der ziemlich unwahrscheinlichen Zusammenarbeit mit dem Prinzen Sebastian Krumbiegel auf »Die Prinzentragödie«). Es hat freshe Beats, aber auch Rockgitarren und Auto-Tune und erzählt stellvertretend Biografisches aus einem ziemlich weißen und doch grauen Deutschland. Es enthält die titelgebenden Reflexionen, die dieses Album gerade in diesen Tagen zu einem schlicht unverzichtbaren Werk machen. Claudius Grigat

überragenden Po-Wacklern »Valentine« und »You’re So Cool« mit einer deftigen Portion Gainsbourg-Sexappeal. Denn die Nacht gehört letztendlich vor allem den Liebenden. Sebastian Jegorow

Laura Carbone Empty Sea Duchess Box / H’art

Tristan Brusch Das Paradies Warner

Jonathan Bree Sleepwalking Lil’ Chief / Cargo

J​ onathan Bree mischt Streicher und sexy Arschgewackel auf Valium. Oder, wie die Pop-Kritik sagen würde: ambitioniert arrangierter Schlafzimmer-Pop. An Musikern wie Jonathan Bree merken wir, dass Neuseeland bei all dem Globalisierungsgetöse dann doch ein gutes Stück von uns entfernt ist. Jonathan wer? Genau! Der Musiker hat hier trotz großer Erfolge in der Heimat nur kurz die Presse gestreift, als St. Vincent vorgeworfen wurde, sich auf der Bühne augenscheinlich von seiner mysteriösen Maskenshow inspiriert haben zu lassen. Dass Bree in seiner Heimat zuvor zwei umjubelte Alben veröffentlicht hatte, blieb dabei lediglich eine Fußnote. Vielleicht klappt es ja beim Dritten, das wie der Vorgänger »A Little Night Music« die Nacht zum Thema hat, nur diesmal mischt der Neuseeländer seine schlaftrunkenen Nummern mit mehr Melodien. Die Songs pellen sich zunächst nur sehr langsam aus ihrer Schale. Doch beim vorschnellen Gähnen merkt man, dass Jonathan Bree wie nebenbei allerlei orchestralen Kram aus ihr herausholt und die Stücke sich sukzessive entwickeln. Häufig überwiegt der bleierne Eindruck, jedoch überrascht »Sleepwalking« in seinen starken Momenten mit intensiven 1980er-Synthies (»Fuck It«) und in den alles

OUT NOW

Tristan Brusch führt auf »Das Paradies« durch ein schillerndes Jahrmarktspektakel aus bitterschön-düsteren Popballaden und glitzerndem Neo-Schlager. Auf jedem Volksfest gibt es neben den publikumsanziehenden Sonderattraktionen wie Riesenrad, Wilde Maus oder Leopardenspur auch immer einen schaurigen, magischen Teil. Seien es Geisterbahnen, Spiegelräume oder Zaubershows – von solchen meist schäbig wirkenden Spektakeln geht eine immense, Gänsehaut hervorrufende Anziehungskraft aus. Auf Tristan Bruschs Debütalbum »Das Paradies« wartet eine vergleichbar einnehmende, schillernd-schreckliche Stimmung. Der wortgewandte Sänger, der seit 2012 im Deutschpoeten-Kreis von Maeckes, Balbina und Co. unterwegs ist, schöpft dabei sein Gefühl für emotionsgeladenen, detailverliebten Trashpop voll aus. »Das Paradies« funktioniert als eine extravagante Ansammlung verschiedener Musikstile. Tristan Brusch mischt psychedelische Orgelklänge, fiebrig stampfende Breakbeats und discoide Neue-DeutscheWelle-Vibes zu einer klebrigen Glitzerpopmasse zusammen. Provokant schlagereske Partien wechseln sich mit elegant-depressiven Chansons über die Vergänglichkeit des Lebens und die Liebe ab. Brusch hält damit die Balance zwischen Enthusiasmus und Erschrecken, Extravaganz und Experiment. Dieses Talent bildet in der deutschsprachigen Poplandschaft sicher ein Alleinstellungsmerkmal. Jedoch könnte sein Neo-SchlagerSpektakel ein ähnliches Problem haben wie die Gruselkabinette und Zauberattraktionen auf den riesigen Jahrmärkten: Mit dieser Nische muss man sein begeisterungsfähiges Publikum erst einmal finden. Miriam Fendt

Nach überwundener Schreibblockade veröffentlicht die Wahlberlinerin Laura Carbone ihre zweite LP, die nicht nur hierzulande große Aufmerksamkeit erregen dürfte. Nicht wenige Künstler leiden unter temporären Schaffenskrisen. So erging es auch der in Sinsheim geborenen Deutsch-Italienerin Laura Carbone, die nach ihrem 2015 erschienenen Debütalbum »Sirens« plötzlich vor einem leeren Blatt Papier saß: »Es gab Momente, in denen ich wirklich an mir selbst gezweifelt habe, da ich mit einigen Blockaden zu kämpfen hatte.« Erst durch den Rückzug nach Los Angeles gelang es Carbone, »Empty Sea« fertigzustellen. Entstanden ist ein beeindruckendes Werk, das sich gekonnt zwischen Dream-Pop, Blues und Noise-Rock bewegt. Während der betörende Opener »Grace« an Juanita Stein (Howling Bells) erinnert, ruft die düstere Single »Cellophane Skin« Assoziationen zu The Kills hervor. Dabei klingt Laura Carbones Indie Noir wie im dringlich-wuchtigen »Old Leaves Shiver« nie nach einer Kopie, sondern stets eigenständig. Alle, die sich von melodieverliebter Verträumtheit einnehmen lassen können, sollten dieses hervorragende Album schon bald ihr Eigen nennen. Alle anderen aber auch. Dirk Hartmann

Neko Case ist mit 15 Jahren zu Hause ausgezogen und hat damals direkt angefangen, an ihrer Musikkarriere zu basteln. Vielen ist sie noch als Teil des kanadischen Kollektivs The New Pornographers bekannt, aber die Amerikanerin ist seit 20 Jahren auch eine erfolgreiche Solo-Künstlerin. Zuletzt veröffentlichte sie ein gemeinsames Album mit K.D. Lang und Laura Veirs. Cases Mischung aus Alternative Country, Punk und Americana ergänzt sich unglaublich gut mit ihrer manchmal rauen, manchmal nasalen, aber immer pointierten Stimme. Dazu sind dieses Mal die meisten Texte auf dem selbst produzierten »Hell-On« humorvoll, selbstkritisch, schräg und manchmal auch einfach nur herzzerreißend (»Sleep All Summer«). Produktionshilfe kam hier von Bjorn Yttling (Peter Bjorn And John). Mit Gastbeiträgen von K.D. Lang, Beth Ditto und Mark Lanegan ist »Hell-On« ein Sammelsurium von poetischen Geschichten, die alle für sich stehen und ihren jeweils eigenartigen Sog entwickeln, allen voran »Halls of Sarah« und »Winnie«. Der Titeltrack klingt dabei ziemlich dunkel und weckt trügerische Erwartungen an den Rest des Albums. Von Neko Case in die Irre geführt zu werden ist allerdings eine traumhaft bereichernde Erfahrung. Elisabeth Haefs

Corduroy Return Of The Fabric Four Acid Jazz / PIAS / Rough Trade

Neko Case Hell-On Anti- / Indigo

Mit unverkennbar trockener Stimme und Texten zeigt sich Neko Case auf »Hell-On« abermals als eine der außergewöhnlichsten Musikerinnen unserer Zeit.

In den 1990ern waren sie die lässige Ausnahme, der Sam Spade unter den Acid Jazzern. Heute sind Corduroy einmalig. Während Grunge in den 1990ern die Welt eroberte und der kalifornisch geprägte Punk unter erwachsenen Männern die Dreiviertelhose etablierte, hörten Musiker und tanzfreudige Jungerwachsene der eher mondänen Art in den Clubs Acid Jazz. Die Mischung aus Soul, Funk, Rare Groove und Jazz klang meist sehr leicht, war jedoch sehr schwer zu spielen. Wer zu Jamiroquai, Count Basic oder den Brand New Heavies hüpfte, durfte sich als passiver Teil einer Mucker-Elite fühlen. Corduroy ließen Gesang und Popmelodien


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IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK

»Childqueen« (Fat Possum), das zweite Album der Kalifornierin Kadhja Bonet, mag alle Genregrenzen sprengen – über seine spirituelle Klasse darf man aber auch in einer Indie-Kolumne nicht hinwegsehen. Ein warmer, beruhigender Psych-Pop-Vibe verbindet sich darauf mit sachtem R’n’B und tief inspiriertem Soul und Jazz. Hätte Janelle Monáe nicht die Ambition gehabt, mit ihrer aktuellen LP die Charts zu erobern, ihr hätte eventuell auch so ein Album gelingen können. So blieb es Bonet vorbehalten, diese Leerstelle zu besetzen und in der näheren Zukunft unter Garantie für Furore zu sorgen. Stark kontrastiert zwischen schattig und sonnendurchflutet changieren die Folk-Songs von Jess Williamson auf ihrem dritten Album »Cosmic Wink« (Mexican Summer). Nachdem die Musikerin zuletzt nach Los Angeles zog, sind ihre getragenen Sixties-Folk-Wurzeln zwar immer noch gut herauszuhören. Sie sind nun aber in ein akzentuiertes Gewand aus Surf- und Psych-Rock gekleidet, das Williamsons nach wie vor tollem Songwriting mehr Theatralik, aber auch Eindringlichkeit verleiht. Das zumeist französischsprachige Säuseln von Maud Nadal alias Halo Maud mag zunächst ein bisschen zu sehr wie ein sinnlich-süßliches Klischee wirken. Schnell wird aber klar, dass ihr Album »Je Suis Une Île« (Heavenly) zu viel Substanz und Klasse bietet, um es als schlicht kitschig abzutun. Halo Maud spielt einen ungemein anregenden Psych-Pop mit 1960er-Anleihen, genauso wie einen treibenden Synthie-Rock, der hin und wieder sogar an Warpaint erinnert. Eine besondere Stärke liegt in den farbenfrohen, ungemein kreativen Arrangements, die sie in die Liga von GenreIkonen wie Broadcast heben.

Nicht jeder ihrer Fans weiß, dass Channy Leaneagh vor ihrer Zeit bei der Indie-Electro-Band Poliça mit Roma Di Luna schon jahrelang eine andere Formation betrieb. Die hat sich nun, während der ersten Pause Poliças, wiedervereinigt und mit »We Were Made To Forgive« (RDL) ein wunderbar verhalltes Indie-RockAlbum aufgenommen. Die Platte ist trotz starker Emotionalität stilistisch enorm vielseitig, oftmals erinnert sie in ihrer grazilen Dezenz an Hope Sandovals Mazzy Star und kann sich mit dieser Referenzgröße durchaus messen.

Der Songwriter, der es schafft, an die Sphären von Ikonen wie Elliott Smith oder dem frühen Ryley Walker heranzureichen, heißt in diesem Monat Matt Holubowski. Sein Debütalbum »Solitudes« (Motor) erschien in Kleinstzusammenhängen bereits 2016, erreichte immer mehr Fans und wurde nun im Kontext seiner SupportTournee für Ben Folds wiederveröffentlicht. Mit Folds hat der Kanadier die Fähigkeit gemein, klassische 1970er-Folkrock-Songs in herausragende Arrangements zu kleiden. Er überzeugt

aber auch als sensitiver Solo-Songwriter und Folk-Gitarrist.

Auch nach über 30 Jahren ist der Output von Thalia Zedek immer noch so groß wie hochklassig, aber mit »Negative Work« (Thrill Jockey) als Teil des Trios E ist ihr wieder einmal ein Highlight geglückt. Dieses zweite Album der Band changiert zwischen rohem Noise- und Indie-Rock, wie man ihn von Zedek seit den frühen 1990ern kennt, und einer schroffen, theatralischen Attitüde, die der LP noch mehr Widerborstigkeit und Originalität verleiht.

Organiser: Reeperbahn Festival GbR & Inferno Events GmbH & Co. KG

KARSTEN JAHNKE KONZERTDIREKTION GMBH

Mit Lithics hat das altehrwürdige Riot-GrrrlLabel Kill Rock Stars endlich wieder einmal eine Band an der Angel, die seine emanzipatorischen Errungenschaften der 1990er in die Jetztzeit transportieren kann. Der Postpunk ihres zweiten Albums »Mating Surfaces« (Kill Rock Stars) ist schneidend und schroff, gleichzeitig aber auch so antreibend, dass man an eine rockigere Version von Le Tigre denken kann. Mit nicht mal einer halben Stunde Spielzeit ist das Album zwar schnell vorbei, es entwickelt aber Sogwirkung und lässt auch für die Live-Situation viel erhoffen. Nichts Geringeres als eine Sensation ist das selbstbetitelte Debütalbum (Captured Tracks) der Neuseeländer Wax Chattels. Das Trio verbindet darauf den hochkonzentrierten Mathcore der Battles mit dem verstiegenen Electro-Krautrock PVTs und – Überraschung! – Dream-Pop-Elementen. Das Ergebnis wirkt trotz dieser ambitionierten Vielfalt so elektrisierend und hochklassig, dass man nicht anders kann, als der Band eine große Zukunft in der ersten Liga des Indie zu prophezeien und sie bei erstbester Gelegenheit live zu testen.

Auch wenn das Moon Duo im letzten Jahr gleich zwei neue Alben vorgelegt hat, scheint seine Keyboarderin Sanae Yamada noch nicht ausgelastet zu sein – im Gegenteil: Als Vive La Void veröffentlicht sie nun ein selbstbetiteltes Debütalbum (Sacred Bones), das die Klasse ihrer Hauptband in gewisser Weise sogar noch übersteigt. Die Härte des Moon Duos ersetzt sie durch fein gewebte und äußerst kreative psychedelische Synthie-Arrangements, die sich mehr als eindeutig beim Electro-Kraut Kraftwerks bedienen, deren atmosphärische Dichte aber noch übertreffen.

Der Abschluss bleibt Liz Phair vorbehalten. Ihr Debütalbum »Exile In Guyville« wird 25 Jahre alt – fast so alt, wie Intro geworden ist – und deshalb als »Girly-Sound To Guyville: The 25th Anniversary Box Set« (Matador) mit drei Zusatz-CDs voller Bonusmaterial wiederveröffentlicht. Weitgehend sind das Demos von LoFi-Indie-Songs – kurios, aber ganz hinreißend und prägend wie das Originalalbum selbst, dessen Lyrik immer noch zum Besten gehört, das US-Indie-Rock jemals hervorgebracht hat.

*€ 0,20 / Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. € 0,60 / Anruf


06.11. Köln, Live Music Hall 07.11. Berlin, Tempodrom 09.11. Hamburg, Docks 11.11. Stuttgart, LKA Longhorn 12.11. München, Muffathalle

PARQUET COURTS 04.07. Berlin, Festsaal Kreuzberg 05.07. Hamburg, Molotow 18.11. Köln, Gebäude 9 19.11. München, Ampere 20.11. Frankfurt, Zoom

BOMBA ESTEREO 05.07. Köln, Kantine 06.07. Huxleys

KAMASI WASHINGTON 07.08. Mainz, Zitadelle

DIRTY PROJECTORS 14.08. Berlin, Heimathafen

RHYE

14.08. Berlin, Astra 15.08. Köln, Gloria

PAIN OF SALVATION 31.08. Berlin, Columbia Theater 09.09. Hamburg, Markthalle

IBEYI

27.10. Düsseldorf, New Fall Festival 28.10. Berlin, Kesselhaus

DAVID AUGUST

28.10. Leipzig, UT Connewitz 29.10. München, Technikum 30.10. Stuttgart, Wizemann 08.11. Köln, Gloria 16.11. Berlin, Columbiahalle 17.11. Dresden, Beatpol

RIVERSIDE

30.10. Berlin, Kesselhaus 31.10. Schorndorf, Manufaktur 14.11. Hamburg, Markthalle 15.11. Oberhausen, Turbinenhalle 2

SERPENTWITHFEET 06.11. Köln, Gebäude 9 07.11. Berlin, Lido

SUPERORGANISM 10.11. Berlin, Säälchen 13.11. München, Technikum

ANNA BURCH

NIGHTMARES ON WAX

SEXTILE

MARIBOU STATE

10.09. Köln, King Georg 20.09. Hamburg, Reeperbahn Festival 21.09. Mainz, Schon Schön

28.09. Hamburg, Molotow 29.09. Berlin, Urban Spree

YELLOW DAYS

12.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich 13.10. Berlin , Festsaal Kreuzberg

JON HOPKINS

25.10. Berlin, Columbiahalle

14.11. Köln, Luxor 15.11. Berlin, Kesselhaus 16.11. Hamburg , Mojo Club

17.11. Berlin, Säälchen

EDEN

18.11. Frankfurt, Batschkapp 20.11. Köln, Live Music Hall

Jonathan Davis Black Labyrinth Sumerian / Warner

So schwarz ist Jonathan Davis’ Labyrinth nun auch nicht. Eher goldbraun, dämmerig beleuchtet, aber unterm Strich erbaulich. »Black Labyrinth«, das erste Soloalbum des Masterminds von Korn, ist inspiriert vom Ganzfeld-Effekt, einer Methode der Bewusstseinserweiterung durch Reizreduktion. Hätte Jonathan Davis alle Sphären, die man darin erreichen kann, in Musik umgesetzt, wäre »Black Labyrinth« sicher überraschender geworden. Man stelle sich das vor: 50 Minuten Experimentalmusik zwischen Ekkehard Ehlers und John Cage. Das wär mal eine Provokation gewesen. So aber reißt Davis dem professionell dramatischen Nu Metal die Lärmkleider vom Leib und schmückt die Essenz seines Songwritings mit neuen Elementen. In den schwächsten Augenblicken klingt das wie eine Synthie-Rock-Fassung von »Got The Life«, zu der Matthias Schweighöfer auf der Flucht vor bösen Hackern durchs mit Wackelkamera gefilmte Berlin hastet. In den besten entfalten sich wunderbar schlüssige, hypnotisierende Grooves, angereichert um Sitar-Klänge und indische Kesseltrommeln. »Your God« besitzt eine fantastische, untypische Bridge, in welcher Davis sich für Momente als Frontmann von Queen oder Muse versucht. Das steht ihm besser als das profane Hardrock-Pathos im Refrain von »Basic Needs«. Harte Riffs finden sich auf der LP nahezu keine. Wer es korniger und zorniger erwartet hat, muss zu den Alben der Band greifen. Gottlob begnügte sich Davis aber auch nicht mit einer Folk-Gitarre. Stattdessen kann »Black Labyrinth« als musikalisches Videospiel zwischen Cyberpunk und InkaTempel-Level gelten. Oliver Uschmann

TOM MISCH

24.11. Frankfurt, Gibson 25.11. München, Muffathalle

GOODBYE INTRO! DANKE FÜR 26 JAHRE VOLLER LUST UND LEIDENSCHAFT! WIR WERDEN DICH VERMISSEN. IN LIEBE, DEINE MELT! BOOKING CREW

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einfach weg und inszenierten ihre Version dieser Musik stattdessen als Mischung aus 1960er-Filmmusik, Fahrstuhl-Jazz und ganz behutsamen Spuren des Progressive Rock. An diese seltsame Ästhetik knüpfen sie mit diesem Comebackalbum nahtlos an. Man hört sich das Album nicht satt und weiß kaum, ob es an seiner versteckten Komplexität liegt oder daran, dass es wie Hintergrundgeplänkel klingt, das nur als Vordergrund im Club voll funktioniert. Außerdem erzeugt es zwiespältige Emotionen. Würde ein Rückschaufilm auf 27 Jahre Intro mit dieser Musik unterlegt, wäre man sekündlich unsicher, ob das sanfte, verspielte, cineastische Drama nun zu beliebig oder in seinem nerdigen Charme ohne Worte genau das Richtige zum Abschied ist. Oliver Uschmann

Aïsha Devi DNA Feelings Houndstooth / Rough Trade

Die mystische Linguistik einer sirenenhaften Sängerin: »DNA Feelings« ist blanker Rausch und vermutlich das abgefahrenste Vokalkunstwerk der letzten Jahre. Abgründe wie im Nachthimmel tun sich beim Hören dieser Platte auf. Zirpende und raunende Stimmen, die beinahe jede

menschliche Charakteristik abgestreift haben und stattdessen ähnlich einer telepathischen Sprachnachricht aus dem Kosmos den Hörer durchdringen. Das war schon der Tenor auf Aïsha Devis Debüt »Of Matter And Spirit«. Die auch als Kate Wax bekannte Sängerin und meisterhafte Manipulatorin ihres Organs entwarf vor drei Jahren einen kristallenen Klangkörper aus UK Bass, Ambient und surrealen Techno-Bits, dessen außergewöhnlichen Verrenkungen man nur staunend zusehen konnte. Wie aus einer anderen Zeit klangen die postindustriellen Arrangements, wie entrückende Hymnen an noch nicht geborene Götter einer fernen Zukunft die gepitchten Choräle ihres numinosen Soprans. All das hebt die Schweizerin nun auf ein Level, das wohl nur noch mit einem theologischen Begriffskatalog umschrieben werden kann. Und so ist »Dislocation Of The Alpha« je nach Bewusstseinszustand ätherische Ritualmusik aus unentdeckten Tempelbauten auf dem Mond oder die verstörte R’n’BInkarnation von E.T., während »Aetherave« und »Light Luxury« sphärische Ambient-Vibes mit der stimmlichen Ästhetik der VoiceoverArtistin MJ Lallo fusionieren. Gegen »DNA Feelings« klingt die letzte Björk-Platte wie ein Freitagabend-Gig bei der »Bravo Super Show«. Den virtuosen Umgang mit Vocodern, Samplern und Effektgeräten jeder Couleur demonstriert Aïsha Devi nämlich über die gesamten 40 Minuten dieses Albums, ohne dabei auch nur einen Moment die Fassung zu verlieren. Aufgekochtes und Imitationen sind nirgends zu finden. Im Gegenteil: Ihr entgrenzter Sound ist durchdacht und mit einem Kranz kunstvoller Futurismen ausstaffiert, die auf »DNA Feelings« zu einer musikalischen Zeitreise ins Jahr 2025 gerinnen – mindestens. Nils Schlechtriemen

Datashock Kräuter der Provinz Bureau B / Indigo

Das Kollektiv der Kohlrabi-Apostel ergeht sich in spukhaften Free-Folk-Sessions von ritueller Intensität. Keine Band Deutschlands führt das Erbe der Krautrock-Ära derzeit andächtiger fort. Als soziales und sozialisierendes Erlebnis ist Musik im Spätkapitalismus schwer angesagt. Noch nie gab es so viele Festivals, Freiluft-Goas und privat organisierte Feten, die alle erdenklichen Genres und Mindsets abdecken und für jeden jedes Jahr das richtige Programm anbieten können. Doch in ihrem Schaffensprozess ist gerade die moderne Rockmusik immer öfter immer weiter von den improvisierten Ansätzen, den gemeinsam erlebten Happenings während der frühen RockÄra der 1960er und 1970er entfernt. Welche Band trifft sich heute noch zum spontanen Jammen und nimmt in abgelegenen Bunkeranlagen tagelange Sessions auf, so wie anno dazumal German Oak? Oder Can? Der Produktionsprozess ist in den Fokus gerückt, das Moment des Unkontrollierbaren zunehmend von zweitrangiger Bedeutung. Nicht so bei den weitgehend anonymen Musikern von Datashock, die schon auf »Pyramiden von Gießen« (2011) und »Keine Oase in Sicht« (2014) aus hypnotischen Psych-Drone-Jams betörend schöne Melodien extrahierten. Für »Kräuter der Provinz« trafen sich die acht sedierten Solisten nicht im Bunker, sondern in der Oetinger Villa in Darmstadt und spielten in wenigen Tagen ausufernde Trips vom Kaliber eines 16-minütigen »Im Zuchtstall der Existenzhengste« ein. Das Gras, das


LOVE ATTACK MIT FIONN BIRR

16.07.18 Köln, Gebäude 9 17.07.18 Dresden, Beatpol

Idles

Auf jedes Intro folgt ein Outro: Die letzte Love Attack verabschiedet sich mit l­ uftigem Dream-Trap, Wiener Synthie-Wuchtbrummen und musikalischen Großstadtromanen.

Mit dem luftigen Dream-Trap »White Iverson« beherrschte der pummelige Hillbilly Post Malone 2015 die internationale Generation Turnup, bekam ein Feature-Stück vom lukrativen Kanye-Kuchen ab und scheiterte später am Debütalbum »Stoney« – er hätte ohne Zweifel als One-Hit-Wonder enden können. Stattdessen wuchs der weiße Braids-Träger zum »Rockstar« und schnoddert sich auf »Beerpongs & Bentleys« (Republic) unbeirrt durch seine Welthit-Formel. Lies: 18 geschmeidige Raop-Serviervorschläge über Hausfrauen, Habseligkeiten und Hennessey, die in ihrer geschmeidigen Brillanz wie eine Nacht im Luxushotel sind: Am Anfang ist alles fremd, dann faszinierend, und am Ende will man nur noch nach Hause.

Ein Soundtrack zum Überfluss: Der omnipräsenten Megalomanie im Internet und der realen Welt hat Mauli auf seinem zweiten Soloalbum »Autismus × Autotune« (Mauli) gehörig Platz eingeräumt. Hier lautet, ähnlich wie schon beim Debüt »Spielverderber« vor zwei Jahren, eingangs gleich die Frage: Ist das noch Rap, wenn Pausen, Pointen und Melodie kaugummigleich durch Auto-Tune und über die glitzernden Synthie-Downer gezogen werden, anstatt Silben in den Takt zu quetschen? Vermutlich nicht. Denn Mauli nutzt seine messerscharfe Beobachtungsgabe nicht mehr nur für Szene-Verachtung, sondern weitet die sprechgesungene Kommentarlyrik auf die junge (Internet-)Gesellschaft aus u ­ nd predigt Kleptomanie vor Kapitalismus, Freigeistigkeit vor Armbanduhren und Geheimrezepte vor Gemeinplätzen. »Autismus × Autotune« ist bildgewaltig, reflektiert und ein bisschen kitschig geraten.

Clap Your Hands Say Yeah

Als Ziehvater von Trap-Superstar Ufo361 weiß Said, wohin die Karriereleiter im Rap-Spiel führen kann – auch wenn er selbst immer eher auf Prinzipien als auf Charts-Erfolge gesetzt hat. In Zusammenarbeit mit dem Wiener BeatBuddy Brenk Sinatra ist seine vierte LP »HAQ« (Hoodrich) aber keine verbitterte UndergroundAbrechnung mit der Musikindustrie, sondern ein samplebasiertes Kopfnicker-Album, das Berliner Rotzigkeit mit charmantem Schnurstracks-Flow auf organischem Boom-Bap kombiniert. »Das ist real gegen fake, B-Real gegen Drake«, heißt es etwa in der sonnigen Synthesizer-Wuchtbrumme »Reingewaschen«. Said ist mit sich im Reinen und kann in dieser Lockerheit Vinyl-Samples, Weißwein und Wunderkraut zu einem astreinen Sommer-RapSchmelztiegel verwandeln, der den Lebensstil aus den vielleicht zwei schönsten Städten im deutschsprachigen Raum musikalisch kaum besser transportieren könnte und vor allem das tut, was guter Rap immer tun sollte: Spaß machen.

Bei seinen Songwriter-Jobs für unter anderem Usher sammelte Saint Jhn reichlich IndustrieErfahrung, die ihm auf seinem Debüt-Release »Collection One« (Good Complexx) vor allem handwerklich hilft. Das Album ist eine charismatische Breitband-Delivery, die sich chamäleonartig zwischen der gesungenen Sensibilität eines Kid Cudi und den protzigen Good-LifeAnsagen eines Travis Scott ihrer musikalischen Umgebung anpasst: schnurrender AfterhourR’n’B, epochaler Exzess-Trap, Panorama-Pop. Eigentlich könnte das hier als Instagram-Musik über die drei wichtigsten Seins des amerikanischen Traums (reich, berühmt, begabt) abgewatscht werden, wenn Jhns Performance nur nicht so eindringlich wäre. Denn gerade, wenn nach einer beschwipsten Beutefang-Ode wie »Brilliant Bitch« das astreine DepressionsDrama »Some Nights« folgt, lässt sich der authentische Kern des Albums erfassen: eine fast greifbare Dualität zwischen Realität und Traum, Pop und Rap, Hochs und Tiefs. Und daraus können bekanntlich Weltkarrieren wachsen. Fragt mal bei OutKast nach.

»Deutschrap kriegt den Hintern nicht hoch. Also kriegt Deutschrap den Hintern versohlt«: Mit vollmundigem Rotzgören-Swag beweist Antifuchs auf »Stola« (Wolfpack), dass Deutschlands Rapper-Frauen nicht nur verdrehten Art-Trap à la Hayiti oder prolligen Ballermann-Bummtschakk à la SXTN beherrschen. Fast im Alleingang arbeitet sich der Fuchs mit schnörkellosem Geradeaus-Flow durch 17 Themenkomplexe zwischen vetrappten Battle-Brunftschreien, Biografie-Boom-Bap und sensibler Bildsprache, die in der modernen Beat-Umgebung ihres Producers Rooq aus teils Sample-, teils Synthesizer-basierten Elementen vermutlich den zeitgemäßen Ansatz zwischen Tradition (Skills und SilbenzählerFlows) und Moderne (Swag und Attitüde) liefern. HipHop is still okay.

Als »Star Wars«-Darsteller und Schöpfer der Serie »Atlanta« sowie zuletzt mit seiner Prince-Verneigung »Awaken, My Love« hat sich Childish Gambino längst zu einer Autorität im US-Showbiz hochgearbeitet. Mit seiner Surprise-Single »This Is America« (RCA), einem drückenden Roundview-Theaterstück gegen Rassismus und Waffengewalt, zementiert er diesen Status nun final. Der Track ist eine musikalische wie lyrische Parabel auf die Ambivalenz der modernen US-Gesellschaft, deren protzige Ausgelassenheit schnell in Bürgerkriegszustände umschwenken kann, wie Binos sarkastische Rap-Phrasen nahelegen: »I’m so dope like yeah, we gon’ blow like yeah.« Umringt von der aktuellen Rap-Generation aus Quavo, Young Thug, 21 Savage, Slim Jxmmi und SZA, ist dieser Jim-Crow-Trap nicht nur ein begrüßenswertes Aufbegehren gegen die rassistischen Teile der US-Bevölkerung, sondern eine stilsichere, eindringliche Kritik am Wahnsinn, der längst Alltag geworden zu sein scheint.

12.08.18 03.11.18 09.11.18 11.11.18 16.11.18

Wiesbaden, Schlachthof Düsseldorf, Zakk Hamburg, Knust Berlin, SO 36 München, Ampere

King Tuff

Albert Hammond Jr.

03.07.18 München 05.07.18 Berlin

23.08.18 B, Kantine am Berghain

Bayuk

03.09.18 Berlin, Privatclub 05.09.18 K, Wohngemeinschaft

At The B-Sites Festival Giant Rooks, Alice Phoebe Lou, Hello Piedpiper u.a.

08.09.18 Köln, Jugendpark

José James

13.09.18 Berlin, Heimathafen

Joan As Police Woman

16.07.18 Berlin 17.07.18 Heidelberg 09.08.18 München

S. Carey

16.09.18 Köln, Gebäude 9 21.09.18 Berlin, Privatclub 24.09.18 München, Ampere

The Tallest Man On Earth

21.09.18 Dortmund, Konzerthaus

Liza Anne

23.09.18 Berlin, Privatclub

Holy Esque

25.09.18 Köln, Blue Shell 26.09.18 B, Kantine Berghain 27.09.18 Hamburg, Molotow

Ariel Pink

06.08.18 Berlin 07.08.18 Hamburg 29.08.18 Schorndorf

Okkervil River

26.09.18 Berlin, Lido 27.09.18 Köln, Gebäude 9

Lissie

04.10.18 Köln, Kulturkirche 05.10.18 Hamburg, Mojo Club 07.10.18 Berlin, Heimathafen

Low

The War On Drugs 21.08.18 Hannover 05.12.18 Hamburg 10.12.18 Berlin 11.12.18 Köln

08.10.18 Leipzig, Conne Island 09.10.18 B, Festsaal Kreuzberg

Sam Vance-Law 22.10.18 23.10.18 26.10.18 27.10.18

Leipzig, Naumanns München, Milla Berlin, Lido HH, Nochtspeicher

Novo Amor

25.10.18 Heidelberg, Karlstorbhf. 01.11.18 Hamburg, Gruenspan 02.11.18 Berlin, Funkhaus

Stephen Malkmus & The Jicks

Get Well Soon Big Band 02.10.18 Berlin 12.10.18 Leipzig 17.10.18 Köln 28.10.18 Stuttgart 08.11.18 München

29.10.18 Berlin, Lido 30.10.18 Köln, Stadtgarten

Shakey Graves 30.10.18 04.11.18 05.11.18 08.11.18

Köln, Kulturkirche Berlin, Heimathafen Hamburg, Gruenspan München, Freiheiz

Neko Case

01.11.18 Berlin, Bi Nuu 02.11.18 Köln, Stadtgarten

Jack White

12.10.18 Berlin 13.10.18 München 14.10.18 Dortmund

Tunng

03.11.18 Köln, Artheater 04.11.18 Berlin, Lido

Syml

10.11.18 15.11.18 16.11.18 17.11.18

Köln, Artheater Hamburg, Nochtwache Berlin, Privatclub München, Milla

, Tschüss r! schön mit di war immer

Interpol

23.11.18 Hamburg 25.11.18 Berlin

Tickets & Infos: www.schoneberg.de


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#Review den Jungs und Mädels dabei zur Verfügung stand, muss verdammt gut gewesen sein. Anders lassen sich auch die fieberhafte Dunkelheit von »Schönster Gurkenschwan« und die schamanenhaften Streicherkulissen in »Halb-halb, wie ein guter Kloß« kaum erklären. Psychedelic-Rock tanzt hier mit Tribal Ambient und Plunderphonics ebenso ungezwungen berauscht wie geistesgegenwärtig. Obwohl »Keine Oase in Sicht« dahingehend schon keinerlei Wert auf Konventionen legte und, von freundschaftlicher Gruppendynamik beseelt, ein Gefühl der Ablösung vertonte, ist »Kräuter der Provinz« noch weitaus entrückender geraten. Das ist Musik zum Davonfliegen, Spirituelles für Landstreicher und Eskapisten, für die Gusto Gräsers dieser Welt. Nils Schlechtriemen

Sunshine, Hello Nighttime« in einem Dämmerzustand zwischen Tag und Nacht verorten: Während sich das synthesizerlastige »Hold Me Down« hervorragend als frühmorgendlicher, entspannter Rausschmeißer in jeder großstädtischen Indie-Disco eignet, machen der mehrstimmig säuselnde Gesang sowie der beherzte Einsatz jedes denkbaren Moll-Akkords umgekehrt fast jeden anderen Song zum perfekten Soundtrack, falls ein Regisseur irgendwann einfach stundenlang einen Sonnenuntergang filmen sollte. Trotz dieser leicht düsteren Färbung bleiben Family Of The Year – was niemanden verwundern sollte, der ihren Mainstream-Erfolg »Hero« schon einmal beiläufig im Supermarkt gehört hat – so geschmeidig-unaufdringlich, dass ein ganzer Hördurchgang ihres Albums aggressionsfördernder wirken dürfte als drei Stunden im Stau zu stehen. Gott sei Dank dürfte sich aber selbst der abwechslungsärmste Radiosender wahrscheinlich mit drei Minuten »Let Her Go« 2.0 zufriedengeben. Jan Martens

Eartheater Irisiri

Im Indie-Rock ist Leichtigkeit ein oft vernachlässigtes, aber durchaus bedeutsames Qualitätsmerkmal. Wie stark ein spielerischer Umgang mit Substilen und Referenzen wirken kann, zeigten Flasher aus Washington, DC schon auf ihrer ersten EP, und auch auf ihrem Debütalbum »Constant Image« haben sie nichts von dieser Leichtigkeit eingebüßt. Die LP ist ein serotoningetränkter, antreibend schrammelnder Kraftbolzen ohne jede Angst, hie oder da zu sehr an naheliegende Vorbilder heranzurücken. Zweifelsohne springen die Songs munter zwischen MarkenzeichenSounds großer Vorbilder hin und her, ohne sich irgendwo zu lange aufzuhalten. Mindestens ein Mal muss man an Pavement oder Bob Mould, Thermals oder Strokes, SleaterKinney oder Yo La Tengo denken, wenn man die zehn Songs durchhört. Störend oder käsig wirkt das aber nie, dafür überzeugen Flasher zu sehr durch ihre rasante, leichtfüßige und völlig arglose Melodieverliebtheit. Wer am Baggersee gerne Indie-Rock ohne Schwermut hört, hat hiermit das Album für diese Saison gefunden. Und live dürfte sich die Euphorie, die diese Songs hervorrufen, noch mal potenzieren. Christian Steinbrink

Pan

Eartheater kombiniert stimmliche Virtuosität mit präziser digitaler Produktion sowie Pop-Appeal mit abstrakten Sounds und beklemmenden Atmosphären. Alexandra Drewkin hat neben ihrer Arbeit mit dem Trio Guardian Alien jetzt ihr bereits drittes Soloalbum eingespielt. Besonders auffällig ist dabei nicht nur die drei Oktaven umfassende Stimme der Sängerin, sondern auch ihre ganz spezielle Art, diese mit pumpenden Kick-Drums, arhythmischen Beats, granularen Synthesizer-Tönen und klassischen Streicher-Samples in präzise digital produzierte Arrangements zu verpacken. Ihre Kompositionen als Eartheater gaukeln zwar durch housige Beats, Harfen-Klänge und zuckrige Melodien immer wieder ein gewisses Pop-Appeal vor, erzeugen konträr dazu mit abstrakten Sounds, Rückwärts-Schwaden und technisch bearbeitetem Kinderlachen aber auch beklemmende und geheimnisvolle Stimmungen, unwirkliche Atmosphären und rätselhafte klangliche Trance-Traum-Sequenzen. Großen Anteil an der Wandelbarkeit der Musik hat dabei letztlich auch Drewkins virtuoser Umgang mit ihren gesanglichen Möglichkeiten. So lässt sie ihre Stimme ein ums andere Mal hell und klar erscheinen, um im nächsten Moment mit gepresstem Sirenen-Gesang die freundliche Stimmung um 180° zu drehen. Andreas Brüning

Family Of The Year Goodbye Sunshine, Hello Nighttime

Father John Misty God’s Favorite Customer PIAS / Rough Trade

Father John Misty bleibt auch mit »God’s Favorite Customer« der größte, traurigste, lustigste Ex-Drummer der Fleet Foxes. »Mr. Tillman, good to see you again. There’s a few outstanding charges just before we check you in. Let’s see here, you left your passport in the mini fridge. And the message with the desk says here the picture isn’t his. And oh, just a reminder about our policy: Don’t leave your mattress in the rain if you sleep on the balcony«, singt Josh Tillman alias Father John Misty in »Mr. Tillman«. Zwei Monate lang lebte Tillman in einem Hotel, vorausgegangen waren dem Vernehmen nach mentale und gesundheitliche Probleme. Die Hotel-Metapher – die ja letztlich gar keine ist – zieht sich lyrisch durch »God’s Favorite Customer«. Es geht um das große Ganze, um (US-amerikanische) Politik, nackte Existenz, täglichen Kampf und postironische Internetzitate. Father John Misty ist dabei genauso lustig wie deep: ein Entertainer der traurigen Gestalt, der große Fragen stellt, an ihnen verzweifelt und einen dann doch auslacht, wenn man zu viel Mitleid bekommt. »Don’t be alarmed, this is just my vibe.« Musikalisch bleibt das vierte Album des einstigen Drummers der Fleet Foxes altbekannt, zwischen glitschigem Soft Rock und majestätischer Folk-Hymne. Höhepunkt ist sein klarster Beatles-Moment »Disappointing Diamonds Are The Rarest Of Them All«: »And a love that lasts forever really can’t be that special. Sure we know our roles, and how it’s supposed to go. Does everybody have to be the greatest story ever told.« Alles klar? Christian Steigels

Reprise / Warner

Der Pop-Folk von Family Of The Year drängt weiterhin in die großen Radiostationen – auch wenn »Goodbye Sunshine, Hello Nighttime« eigentlich nur in die düsteren Stunden des Sendeschemas passt. Ihre Single wortwörtlich nach einem der hartnäckigsten Formatradio-Lieblinge der letzten Jahre, »Let Her Go«, zu benennen – deutlicher kann eine Folk-Pop-Band ihre Ansprüche an ihr neues Album kaum ausdrücken. Ein ähnlich transparenter Zug ist, dass Family Of The Year die Songs ihrer vierten Platte durch den Titel »Goodbye

Eleanor Friedberger Rebound Frenchkiss / Membran

Ein Aufenthalt in Griechenland hat Eleanor Friedberger zu einem retrolastigen Album voller Harmonien inspiriert. Die Fiery Furnaces und der Offbeat-Irrsinn ihrer Musik sind seit sieben Jahren Geschichte. Eine von den Friedberger-Geschwistern Matthew und Eleanor musikalisch bunt fabulierte und faszinierende dazu – aber eben doch Geschichte. Für ihr viertes Soloalbum ist Eleanor Friedberger zu ihren familiären Wurzeln nach Griechenland gereist und hat neben dem Frust über die Trump-Idiokratie auch ihre Band in Amerika gelassen. So ist »Rebound« trotz ihrer Pläne, die Wut über die politische Lage in aggressiven Songs zu bündeln, keine laute Punk-Platte geworden. Der Rohentwurf des Albums entstand sogar an einem popeligen Keyboard. Griechenland hört man auf »Rebound« zwar nur mit viel Fantasie heraus, Friedbergers Rückzug resultiert stattdessen in mehr Retro-Appeal und flächigen Klängen. Zugleich sind die zehn Stücke, die leichte Erinnerungen an Fleetwood Mac oder die Bee Gees wecken, noch stärker denn je von ihrem Songwriting abhängig. Die Musikerin schafft es jedoch ohne ihre Stamm-Band, mit »Make Me A Song«, »Everything« und »In Between Stars« einen Song-Dreier zu landen, nach dem sich selbst Pop-Apostel die Finger lecken würden. Auch jenseits davon ist »Rebound« die konsequente Fortführung ihrer bisherigen Soloalben, auf denen sie vor allem gelernt hat, dezent zu sein: dezent harmonisch, dezent groovend und dezent großartig. Sebastian Jegorow

Flasher Constant Image Domino / GoodToGo

»Constant Image« ist die LP der Wahl für alle, die ihren Indie-Rock gerne ohne störende Schwermut am Baggersee pumpen.

Die routinierten Bayern Fuck Yeah schwanken auf ihrem zweiten Album »Funny Farm« zwischen Indie-Kennerschaft und Rock-Party-Coverband. Viel Gutes kam aus Bayern zuletzt nicht. Ein verschärftes Polizeigesetz, Markus Söders Kruzifix-Vorstoß, alles von und mit Horst Seehofer. Fuck Yeah bilden eine erfreuliche Ausnahme. Die Münchener Mittvierziger nudeln sich auf ihrem zweiten Album »Funny Farm« durch die jüngeren Dekaden der Rockgeschichte zwischen rotzigem Punk-, Indie- und Pubrock. In den besten Momenten gemahnt die Band um Mastermind Markus Naegele, im anderen Leben Programmchef bei HeyneHardcore, an die Pixies (»Hippo«), bei »Remember« erahnt man ihre Wertschätzung für 1990er-US-Bands wie Pavement oder Guided By Voices. Höhepunkt der Platte ist das intime »Bad Seeds«: »Get rid of all the hate, get rid of all the fear, get rid of all the bad seeds keeping you from sleep.« In den lahmeren Momenten allerdings klingt der Mirdochegalichmussniemandemwasbeweisenundmachewasichwill-Ansatz von Fuck Yeah nach einer launig zusammengestellten Coverband für Geburtstagsfeiern und ähnliche Anlässe. Eine gewisse Beliebigkeit sitzt als ständiger Begleiter auf dem meist aufgedrehten Verstärker, die Rockgeschichte überdauern wird diese Platte sicher nicht. Diese Kritik dürfte die vier Jungs allerdings kaum stören. »Andere machen mit ihren Freunden Gourmet-Trips durch Metropolen. Wir leben unseren Traum«, sagt Naegele selbst über sein verspätetes Rockstar-Dasein. Fuck yeah! Christian Steigels

Fuck Yeah Funny Farm My Redemption / Cargo

GAS Rausch Kompakt / Rough Trade

Das kompromissloseste Projekt des Techno-Pioniers Wolfgang Voigt wird mit hochkulturellem Habitus um eine Stunde Rausch im Wald erweitert. Ich mag Wolfgang Voigt sehr gerne: Er mag Polka, er hat Minimal erfunden. Aber der ganze GAS-Gag, die Neuerfindung des deutschen Waldes, LSD auf Richard Wagner, war doch ein wenig geiler, als Menschen noch mit Kippa durch Berlin laufen konnten, ohne angemacht zu werden, und noch keine Flüchtlingsheime brannten. Das Spiel mit der deutschen Mystik, mit verdichteten Partikeln aus Klassik, Drones und Loops, ewig, dunkel, dräuend, ist auch auf dem zweiten Album nach der 17-jährigen Pause des Projekts – beendet im letzten Jahr durch »Narkopop« – die Energiequelle der hochabstrakten Klangtapete. Allerdings sendet Voigt massiv hochkulturelle Signale: In einem Rutsch solle man »Rausch« bitte sehr durchhören, auch ein Gedicht hat er den Hörenden gleich mitgeschickt, schönstes Camp: »Rausch with no name. My beautiful shine. You are the sun. This is where I want to be.« Witzig, wenn man es nicht gerade wie Max Dax in der Spex so interpretiert, als wolle Voigt mit den Zeilen vermeiden, die Mystik des Sounds bloß nicht durch Konkretes zu überblenden. Oh really, my dear? Es sei Voigt verziehen, er arbeitet mit GAS ausdrücklich humorfrei an der eigenen Historisierung. Meine Hochachtung davor. Und sowieso: Ist vielleicht bloß meine Anlage zu schlecht für das Fauchen, das Zischen, Klopfen und Rauschen, sodass es sich mir diesmal entzieht? Ich will es vermuten. Wenn das Intro erst einmal weg ist, habe ich immerhin mehr Zeit, mich einmal um so etwas zu kümmern. Steffen Greiner


H a f e n d i e b

u n d

B e a t s t e a k s

s a g e n

Chapeau! ü b e r

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J a h r e

Foto: Franziska Donath

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www.hafendieb.de ·

hafendieb ·

hafendieb


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#Review

Get Well Soon The Horror Caroline / Universal

Konstantin Gropper lässt seinen Fans keine Chance. Sein opulenter Kammerpop funktioniert auch, wenn dieser aus Furcht geboren ist. Vielleicht, weil der Get-WellSoon-Mastermind auf »The Horror« auch als Crooner Schauer über den Rücken jagt. Von der Liebe bis zum Horror ist es nicht weit. Manchmal dauert der Weg nur ein Album an. Sein fünftes Werk widmet Konstantin Gropper dem Albtraum – und klingt dabei wie ein Hitchcock-Film. Drei eigene Träume hat der Musiker zum Ausgangspunkt dieser Platte gemacht, verstärkt von der Gropper’schen Analyse zum Thema und einem orchestral-cineastischen Sound, dessen dramatische Effekte sich entspannt zurückgelehnt genießen lassen. Also alles wie gehabt und erwünscht, aber erstmals bereichert um Feature-Gäste, die von der tunesischen Sängerin Ghalia Benali über Everybody’s Darling Sam Vance-Law bis zur regelmäßigen Gropper-Kollaborateurin Kat Frankie reichen. Nachdem man sich am Anfang der LP wohlig hingefläzt hat, kommen bald Songs wie »Nightjogging« und »(How To Stay) Middle Class« um die Ecke, in denen Gropper zwischen Streichern, Trillern und Mary-Poppins-Pop Gender- und soziale Issues behandelt. So anachronistisch Groppers Orchester-Kammerpop anmutet, so aktuell sind hier seine Aussagen. Und plötzlich ist der bedrohliche Unterton auf »The Horror« nicht länger den nächtlichen Aktivitäten des Unterbewusstseins geschuldet, sondern den realen Gefahren bei Tageslicht, denen sich unsere Gesellschaft zunehmend ausgesetzt sieht. Wie Gropper sie zu lösen beabsichtigt? Mit dem finalen »(Finally) A Convenient Truth«, das sich zum chorsingenden Gemeinschaftsgefühl steigert: »So join hands. In horror unite! Together we stand in darkest night.« Was uns dann wieder wohin führt? Genau: zur Liebe! Verena Reygers

Ghost Prequelle

Seele hätten dennoch nicht geschadet. Auf der anderen Seite sind die meisten der zehn Tracks definitiv Hymnen, extrem catchy und als Ohrwürmer geeignet. Sie zeigen, dass Ghost mit »Prequelle« die tiefsten Tiefen vollends verlassen und den Pop-Himmel erklommen haben – mit allen positiven wie negativen Nebeneffekten. Zur Not kann man sich ja immer noch von der nicht fad werdenden Inszenierung unterhalten lassen. Mathias Meis

The Green Apple Sea Directions K&F / Broken Silence

​ llmächtiger! Alt-Country aus dem FranA kenland. Das klingt auf dem Papier seltsam, geht aber bei Green Apple Sea auch mit einer poppigeren Ausrichtung voll auf. Natürlich ist Nürnberg nicht gerade als Brutstätte für Americana- oder CountryMusik bekannt. Gitarrensaiten-Automaten oder Honky Tonks findet man an fränkischen Wegesrändern eher selten. Doch irgendetwas muss da sein, das Green Apple Sea 2010 dazu brachte, das herzerweichende »Northern Sky / Southern Sky« mit so viel Geschick und Authentizität einzuspielen, dass selbst geübte Altherrenmusik-Liebhaber voller Euphorie mit dem Kopf nickten. Auf die kleinen Veröffentlichungen des Labels K&F (Bergen, The Marble Man, The Gentle Lurch) ist eben immer Verlass. Der nun wirklich verdammt lang erwartete Nachfolger Green Apple Seas legt direkt im Opener »Doc Watson Dream« inhaltlich mit einer persönlichen Auseinandersetzung mit der Musik sowie cleveren Anspielungen und Quellenangaben los, während im Hintergrund Pedal-Steel-Gitarren die Wege pflastern. Diese wurden auf »Directions« wieder wie nebenbei mit den altbekannten Markenzeichen wie weiblichen BackgroundVocals geschmückt und sind im Vergleich zu früher hörbar leichter begehbar, ohne ins Seichte abzugleiten. Der Moll-Grundton des Vorgängers weicht auf »Directions« einem verträumten Uptempo-Vibe, der selbst bei Zeilen wie »Every day now I wonder why there must be so much pain« (»Hundred Times A Day«) oder »Please don’t you go away from me« (»The Change Of Weather«) fast immer den Kopf ein Stück weit oben halten kann, obwohl der Abschied hörbar schmerzt. Sebastian Jegorow

Spinefarm / Loma Vista / Universal

Der dunkle Hohepriester Papa Emeritus hat sich seiner Mitra entledigt: Tobias Forge gibt sich als der nordische Voodoo-König an der Spitze Ghosts zu erkennen und veröffentlicht mit »Prequelle« sein erstes Album als entblößter Mythos. Die Veröffentlichungen Ghosts sind stets sehr viel mehr als ein simples Album-Release. Sie changieren zwischen Schabernack und Okkultismus und sind der Schlüssel in ebenso düstere wie geheimnisvolle Parallelwelten, die kein Tageslicht kennen. Schöpfer und Herrscher dieser dunklen, abgründigen Welten ist der Schwede Tobias Forge, der sich erst kürzlich infolge einer Schadenersatzklage ehemaliger Ghost-Musiker als Mastermind der Heavy-Metal-Band zu erkennen gab. So groß, so fantasievoll und so geistreich die Inszenierungswelten auch sind, so uninspiriert offenbart sich auf »Prequelle« leider die Vertonung. Das Album enthält vorzeigbar blankpolierten Hardrock, gespickt mit trüben Metal-Momenten. Das mag den geneigten Perfektionisten zusagen, etwas Patina und

und ewig scheiternde Liebesbeziehungen stehen einer tiefen Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit gegenüber. Beide Seiten reißen aneinander, und dazwischen sitzt Hecker am Piano und singt sich die ganzen wirren Worte aus der Seele, die sich inzwischen nach vielen Jahren der inneren Zerrissenheit angehäuft haben. Mit weidwundem, immer wieder dem Falsett nahem Gesang wirkt Hecker auf seinem neunten Album dabei ganz bei sich: Bei all der Innigkeit in diesen vielen wunderschönen Pop-Momenten ist wirklich kaum zu glauben, dass dieser Mann nicht richtig lieben kann. Dass Hecker es zudem schafft, trotz der schmachtenden Romantik in »Wretched Love Songs« kein kitschtriefendes Rote-Rosen-Werk vorzulegen, ist vielleicht seine größte Leistung. Kristof Beuthner

Sie waren Jungs mit Akustikgitarre und erstem Album. Längst sind beide viel mehr als das. Doch während der eine inzwischen Tanzflächenfüller für die Stadtfeste dieser Welt abliefert, webt sein Kollege aus Devon dunkle, mäandernde Soundscapes, zu denen man Nebelschwaden überm Meer beobachten möchte. Manchmal zupft der brillante Gitarrentechniker Howard noch die Akustische, und seine Songs entwickeln einen fast eingängigen Drive. Oft jedoch meditiert der 30-Jährige über der an Reverb, Delay und Distortion reichen Effektpalette seiner E-Gitarre. Dazu wabern und flackern Synthie-Klänge, klopft das Schlagzeug mal stoisch, mal fiebrig. Folk-Pop ade, hallo Postrock, Ambient, Dream-Pop! Zugegeben, der Spannungsbogen will nicht immer halten, und die eingestreuten Schmuse-Streicher verbreiten unnötige Betulichkeit. Trotzdem: Wer lieber melancholisch grübelt, als vor der Jukebox Engtanz zu betreiben, sollte in diesen »Noonday Dream« eintauchen. Nina Gierth

Horse Feathers Appreciation Kill Rock Stars / H’art

Justin Ringles einst so bärtiges Bandprojekt macht auf seinem sechsten Album »Appreciation« immer mehr in Pop und lässt den Kammerfolk zurück. Justin Ringle ist umgezogen. Aus Portland, der größten Metropole Oregons, ins beschauliche 10.000-Einwohner-Örtchen Astoria an die Pazifikküste. Diesem Umzug entgegengesetzt scheint die auch auf dem sechsten Album fortgesetzte Entwicklung seiner Band Horse Feathers: »Appreciation« klingt in vielen Momenten eher nach Großstadt als nach kleinem Fischer- und Holzverarbeitungsörtchen: offener, weniger zurückgezogen, zugewandter. Das Tempo ist angezogen worden, es gibt nun eine amtliche Rhythmussektion – »Altamont« ist dafür nur ein besonders augenfälliges Beispiel. Die kleinen Kammersongstrukturen von früheren Alben wie »House With No Home« machen an nicht wenigen Stellen einem unbedingt Pop zu nennenden Ansatz Platz. »Without Applause« oder »The Hex« sind Soul-Nummern, selbst die Country-Geigen könnte man in nicht wenigen Momenten in ihrer Attitüde für Disco-Elemente halten. »Ich kann einen Refrain haben und etwas wiederholen. Ich bin mir dessen bewusst. Und ich genieße es«, sagt Ringle selbst über die Entwicklung seiner Band. Natürlich klingt alles immer noch sehr bärtig, und im Zentrum steht die warme Stimme Ringles, die einen Begriff von Heimkommen irgendwo zwischen lauwarmem Kakao und selbstgedrehten Zigaretten evoziert. Neu ist, dass man später vielleicht doch noch in die Kneipe oder den Rockclub geht. Christian Steigels

Inner Tongue Favours Mount Silver / Caroline / Universal

Eine der spannendsten Platten des Jahres: Was der Wiener Inner Tongue auf seinem Debüt an klanglicher Vielfalt aufbietet, versetzt immer wieder aufs Neue in Staunen. Der Wiener Inner Tongue hat schon Support-Shows für Everything Everything, Ghostpoet und Get Well Soon gespielt. Also drei Acts, die auf keinem Mixtape der Welt hintereinander auftauchen würden, und doch ist damit die musikalische Welt, die Inner Tongue uns auf seinem Debüt eröffnet, annähernd präzise umschrieben. Dass er überhaupt noch singen kann, ist eigentlich ein kleines Wunder, denn dafür galt es, eine schwere Identitätskrise nach einer seltenen Stimmstörung zu überwinden. Aber: Jeder einzelne der sorgsam hingetupften Töne zwischen Neo Soul, Dark-Pop, Post-2Step, Trip-Hop und Soft Rock zeugt davon, dass die schwere Zeit ein kaum versiegender Quell an Inspirationen gewesen sein muss, den Inner Tongue für sich zu nutzen gelernt hat. Die zeitweilig aufgezwungene Introspektive kontert er nun mit exaltiert-souligem Gesang, gerne auch im Falsett. Das ergänzt diesen immer wieder aufs Neue überraschenden, von überbordender Kreativität gezeichneten Klangreigen auf eine Weise, die uns gemeinsam mit dem Künstler über die zurückgewonnene Freiheit jubilieren lässt. Kristof Beuthner

Maximilian Hecker Wretched Love Songs Blue Soldier / Rough Trade

Maximilian Hecker fühlt sich erbärmlich, weil er nicht lieben kann und doch so gern möchte. Seine »Wretched Love Songs« sind pure Pop-Brillanz mit viel Romantik und Charme. Unfähig, romantisch zu lieben, und dann diese Musik: Wie passt das denn zusammen? Maximilian Hecker durchleidet die eigene Erbärmlichkeit (so lässt sich das titelgebende »wretched« am besten übersetzen) mit einem zutiefst kathartischen Album und legt schonungslos offen, was alles nicht läuft bei ihm: Bindungstrauma, mangelndes Urvertrauen

Ben Howard Noonday Dream Island / Universal

»Keep Your Head Up« war einmal: Ben Howard starrt auf Album Nummer drei lieber verträumt auf seine Effektpedale. Nach Erscheinen seines Debüts »Every Kingdom« durfte sich Ben Howard zu Unrecht und seinem Missvergnügen vielfach mit Ed Sheeran vergleichen lassen. Grund:

Damien Jurado The Horizon Just Laughed Secretly Canadian / Cargo

Damien Jurados neues Werk brilliert als intimer Roadtrip in die Gedankenwelt des Songwriters. Einfach entspannt zurücklehnen und genießen. Bei seinem mittlerweile 17. Album nimmt der aus Seattle stammende Songwriter Damien Jurado erstmals selbst auf dem Produzentensessel Platz. Das Ergebnis ist durchweg überzeugend: »The Horizon Just


THE XX ▂ FLORENCE + THE MACHINE FEVER RAY ▥ TYLER, THE CREATOR ▁ NINA KRAVIZ ▀ MURA MASA ▂ ODESZA ▃ JON HOPKINS LIVE ▄ BEN KLOCK ▌ MODESELEKTOR DJ ~ APPARAT DJ ▂ BOYS NOIZE * ▀ CIGARETTES AFTER SEX ◊ LITTLE DRAGON ▄ THE INTERNET ▃ BADBADNOTGOOD ▄ PRINCESS NOKIA ▀ THE BLACK MADONNA ▂ ELLEN ALLIEN ▥ MOUNT KIMBIE ~ RIN ▁ ALMA ∞

KALI UCHIS ▁ ZHU ▃ FATIMA YAMAHA ▥ PARCELS ▄ FISCHERSPOONER ▃ THE BLAZE ◊ WESTBAM ▀ WHOMADEWHO ▂ AMELIE LENS ~ SEVDALIZA ▄ IAMDDB ▥ REX ORANGE COUNTY ▄ KIASMOS DJ * ∞ ANDHIM ▁ ADANA TWINS ▥ ADRIATIQUE ▃ HUNDREDS ▄ GEORGE FITZGERALD LIVE ◊ TUNE-YARDS ▄ EROBIQUE ▀ ROMAN FLÜGEL ◊ ROBAG WRUHME ▂ NASTIA ▁ HONEY DIJON ▥ MONOLINK LIVE * ▃ THE HACKER PRESENTS AMATO LIVE ~

ANNA HALETA ▂ ANSWER CODE REQUEST LIVE ▥ ANTIGONE ▃ AWESOME TAPES FROM AFRICA ~ BABA STILTZ ▄ BALTRA ▂ BINH ▀ BLUESTAEB LIVE ◊ CANDY POLLARD ▌ CARLOS VALDES ▁ CEM ◊ CLAIRE MORGAN ▂ CLEVELAND ▄ COELY ~ CORMAC ∞ DANA RUH ▂ DANIEL HAAKSMAN ▃ DJ BORING B2B DJ HAUS ▄ DJ SEINFELD ◊ DONNA LEAKE ▀ EFDEMIN ▁ FAKA LIVE ▃ FATIMA AL QADIRI ▥ GURR ▁ HAAI ▃ HENRY WU ◊ HIDDEN SPHERES ▥ ILLUM SPHERE ▃ INGA MAUER ▀ JAYDA G ◊ JON HESTER ▂ JUNGLEPUSSY ▃ KEDR LIVANSKIY ◊ KID SIMIUS ▁ KIM ANN FOXMAN ▥ KLEE ▄ KUSO GVKI ▂ LA FLEUR ▃ LANARK ARTEFAX LIVE ▀ LAYTON GIORDANI ~ LEHULT (DJ ASSAM, EPIKUR, JOHAN KASETA, LIEM, LUCKY CHARMZ) ▌ LEO POL LIVE ◊ LUCY ▁ LUZ1E ▃ MARC MIROIR ▥ MAVI PHOENIX ∞ MIRELLA KROES ◊ MOSCOMAN ▁ MOSES SUMNEY ~ NORITSU ◊ Ø [PHASE] LIVE ▀ OLIVER HAFENBAUER ▀ OR:LA ∞ ORSON WELLS ▥ PALMS TRAX ▄ PROJECT PABLO ▄ RE:BOOT SOUNDSYSTEM ▌ RONE ▂ S. FIDELITY ▁ SEDEF ADASI ◊ SIRIUSMO ▃ SMERZ ~ SOMEWHEN ▀ SUPERORGANISM ▂ TEREZA ▀ THE BUSY TWIST ▃ TIJANA T ▄ TOMMY CASH ~ VICTOR ▥ VINCENT NEUMANN ▀ YELLOW DAYS ▂ ZENKER BROTHERS ∞

13—15 JULY 2018 FERROPOLIS, GERMANY *

PRE-PARTY ON 12 JULY

GET YOUR TICKETS NOW: WWW.MELTFESTIVAL.DE

#melt2018


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#Review Laughed« liest sich als szenische Collage aus fragmentarischen Jugenderinnerungen und verträumten Gedankenskizzen, die den bisher wohl intimsten Einblick in das Gefühlsleben des Folk-Traumwandlers erlauben. Jurado ist mittlerweile ganz bei sich angekommen, nicht nur das desillusionierte »1973« vermittelt beinahe den Eindruck einer wehmütig vertonten Tagebuchaufzeichnung. Space-rockige Ausflüge wie noch auf der letzten LP »Visions Of Us On The Land« gehören der Vergangenheit an, es dominieren wieder akustische, rootige (Kammer-)Folk-Arrangements, die in ihrem Spirit auch mal an die Kings Of Convenience denken lassen. Die fast schon beschwingten Bossa-Nova-Rhythmen in »Marvin Kaplan« stehen dabei aber keineswegs in einem unüberwindbaren Widerspruch zum schwermütigen Grundtenor der Lyrics, sondern setzen schöne Reizpunkte. Womöglich hat Jurado bei aller Tragik ja tatsächlich ein kleines Lächeln am Horizont gefunden. Thorsten Streck

düsteren, verkopften Kram und darf sich stolz dem Untergrund zugehörig fühlen. Paul Kalkbrenner ist definitiv ganz oben und vorne mit dabei, und dieses Album manifestiert erneut seinen Status als das prima vermarktbare deutsche Techno-Aushängeschild. Der Nachfolger seiner »Back To The Future«-Trilogie präsentiert einen Mix aus alten Resten und neuen Ideen. Einige Vocal-Samples und Sounds von alten Festplatten wurden hierfür gerettet und überarbeitet. Die Tracks tragen schlicht die Arbeitsnummern der Produktion und ballern voller Lebensfreude zwischen hymnischen Electro-Pop-Passagen, Café-DelMar-Trompeten und härteren Instrumentals hin und her. »Part One« sticht als poppigeingängige Nummer mit schwelgerischen Synthie-Flächen aus dem gezügelten TechnoRundumschlag kurz wie erfreulich heraus. Sonst ist das Album durchaus erträgliche elektronische Musik für Massen von fanatisch klatschenden und tanzenden Fans, die eher den DJ abfeiern, als sich mit experimentellen und komplexen Tracks aufzuhalten, an denen aber oftmals mehr aufrichtiges Herzblut klebt. Klaas Tigchelaar

Paul Kalkbrenner Parts Of Life Columbia / Sony

Auch die breite Masse braucht einen Kapellmeister, und »Parts Of Life« beweist wieder, dass Kalkbrenner eben vornehmlich für die ganz große Sause komponiert. Das Mainstream-Techno-Universum funktioniert recht einfach: Entweder man füllt Stadien und ist Sell-out, oder man macht

Morcheeba Blaze Away Fly Algaric / Indigo

Gediegenes zwischen Radio und Hotelbar, gemixt aus Trip-Hop, Dub, Psych und Downbeat: »Blaze Away« ist Trip-Pop wie eh und je und punktet mit interessanten Gästen.

Da sind sie wieder, die umtriebigen Briten Morcheeba, mit dem neunten Album. Bekanntlich traten sie Mitte der 1990er in die Fußstapfen von Massive Attack und machten als Londoner den Bristol-Sound radiotauglich. Daran änderte sich im Verlauf der Jahre wenig, ihre Musik tendierte höchstens mal mehr, mal weniger in Richtung Mainstream-Pop. Was sich allerdings änderte, war die Bandzusammensetzung: 2004 hatten die beiden Godfrey-Brüder Paul und Ross die Sängerin Skye Edwards aus der Band geschmissen. Nach der Reunion 2010 und zwei Alben nahm zuletzt Producer Paul Godfrey seinen Hut. Die Rechte am Bandnamen waren Gitarrist Ross und Sängerin Skye damals noch zu teuer, sodass sie zunächst als Duo unter ihren Vornamen weitermachten. Ob das zu unrentabel war oder ob die Marke Morcheeba mittlerweile beim Bruder im Sonderangebot zu haben war, ist nicht bekannt – jedenfalls erscheint »Blaze Away« wieder mit dem altbekannten Schriftzug auf dem Cover. Und das Album beinhaltet auch altbekannte musikalische Zutaten: satte Bässe, trippige Beats, psychedelische und relaxt gezupfte Gitarren, deepe Synthie-Flächen und perlende Keyboardund Rhodes-Akkordzerlegungen, auch mal im Offbeat. Das kommt sehr gediegen und gefällig daher, ist schick und schön. Interessant wird es allerdings nur da, wo durchaus nicht unmittelbar naheliegende Features zum Tragen kommen, wie die Lyrics von Lambchops Kurt Wagner in »It’s Summertime«, die Raps von Roots Manuva im Titeltrack oder das in tiefen Lagen gehaucht-geraspelte Duett mit Benjamin Biolay in »Paris Sur Mer« (das allerdings auch recht gewollt-sexy nach Gainsborg vs. Birkin klingt). Das alles stört in keiner nächtlichen Hotelbar, macht beim dritten Gin-Tonic oder gepflegten WeedBBQ wohl Spaß, gewinnt aber auch keinen Innovationspreis. Claudius Grigat

Die Geburt ihrer Tochter Shelley sowie Jane Campions Film »Das Piano« haben Nina Kinert zu ihrem siebten Album inspiriert. Zum Glück ist das Ergebnis aber weniger klassisch verklärt als vielmehr ein romantisch verschrobener Popentwurf. Es macht sich kurz Verzweiflung breit, wenn man in Rezensionen zu Nina Kinerts früheren Alben lesen muss, dass ihr Aussehen mitunter begeisterter kommentiert wird als ihre Musik. Mit ihrem neuen Album könnte das womöglich anders werden – schließlich nähert sich die Schwedin mit 34 Jahren auch der chauvinistischen Grenze zur »Unfuckability«. Entfernt hat sich Kinert inzwischen von dem folkigen Singer/Songwriter-Sound, mit dem sie in den 2000ern als Support für Ane Brun hierzulande erstmals aufschlug. Nach dem Erfolg von »Pets & Friends« im Jahr 2008 stellte die Musikerin ihre Gitarre in den Schrank und unternahm Ausflüge in Dream-Pop und Pop, die sie nun auf »Romantic« mithilfe eines romantisch aufgeladenen DIY-Electro-Pop vor dem gähnenden Abgrund bewahrt. Ein derangiertes Klavier, Streicher, Flöten und Harfen bilden den kammermusikalischen Hintergrund, vor dem Kinert mit Sound- und Stimmexperimenten die unterschiedlichen Facetten von Romantik durchleuchtet. Das ist selten dramatisch, oft leicht verschroben und von Drum-Computern

15.09.18 · KESSELHAUS 16.09.18 · FESTSAAL KREUZBERG 17.09.18 · HEIMATHAFEN 18.09.18 · COLUMBIA THEATER 19.09.18 · BERGHAIN KANTINE

06.09.18 · FREIHEIZ 07.09.18 · TECHNIKUM 08.09.18 · STROM

KÖLN

N EU E S ALBUM

S MOL31E. ACUUGULSET AB

ByteFM

V2

BERLIN

MÜNCHEN

24.09.18 · GEBÄUDE 9 25.09.18 · LIVE MUSIC HALL 26.09.18 · KANTINE

Nina Kinert Romantic

HAMBURG 29.09.18 · MOJO 30.09.18 · UEBEL & GEFÄHRLICH 02.10.18 · GRUENSPAN

2 018

WWW.TICKETMASTER.DE

TWO GENTLEMEN

SELECTIVE ARTISTS


#Review dominiert. Ganz so, als habe man die Cocteau Twins in einem Lustgarten der Jetztzeit ausgesetzt. Richtig gut ist das pulsierende Duett »Chapped Lips« mit dem Future-IslandsFrontmann Sam T. Herring. Die Entrücktheit, mit der Kinert sich auf dem Albumcover wie Ophelia inszeniert, ist dagegen eher nebensächlich. So wie ihr Aussehen. Verena Reygers

La Luz Floating Features

auf ihrem neuen Album »Floating Features« klangen La Luz zuvor aber nicht. Ihr aktualisierter Stil erinnert vielmehr an eine Lana Del Rey mit Fuzz-Pedal. Schlichter und schöner als La-Luz-Sängerin Shana Cleveland in den Lyrics zum 1960er-Pop-Abgesang »Walking Into The Sun« hat Frau Del Rey das Dilemma der Liebe in der bitteren TellerwäscherRealität des La La Lands aber auch noch nie umschrieben: »What’s the use of being cool, all alone inside my room. What’s the use of being free, if you’ll give your heart to me.« Der Blick unter die Oberfläche lohnt sich bei dieser vermeintlichen Sommerplatte, die sich in ihrer formidablen Zwiespältigkeit und den Schwarz-Weiß-Kontrasten, die sich durch die Covergestaltung und die Texte ziehen, auf die Spuren der legendären Shangri-Las und David Lynchs »Mulholland Drive« begibt. Timo Weber

Hardly Art / Cargo

La Luz sind nach ihrem letzten, von Ty Segall produzierten Album geschlossen aus Seattle nach Los Angeles gezogen. Dort wurde ihre neue LP zu einem erfrischenden, retrospektiven Surf-Pop-Album in Technicolor. La Luz’ Ortswechsel aus dem verregneten Nordwesten in den Golden State ist für den Sound der Band durchaus logisch und passend: hier der knallige Surf-Twang, der an den Stränden von Kalifornien geboren wurde, dort die süßen Popmelodien von 1960er-GirlBands, die Phil Spector in Hollywood mit seiner Wall of Sound bewusst überproduziert hat und somit zum Glänzen brachte. La Luz spiegeln sich mit ihrer Musik im Gegenlicht der Traumfabrik Hollywood, nutzen die Mittel der Überinszenierung und machen daraus alternatives (Klang-)Kino mit Substanz und einem gewissen Trash-Faktor – man schaue sich nur einmal das Video zu »Cicada« an. So detailreich und glasklar produziert wie

benutzen, sondern vor allem Spaß haben. Dabei steht und fällt der gesamte Sound mit der Abrissbirnen-Stimme von Rachael Price. Der Kern des Albums ist zwar immer noch der typische Humor, wie er bei »Good Kisser« am besten herauskommt. Doch aktuelle Politik durchzieht mehrere der Texte und zeigt, dass Lake Street Dive ein wenig von ihrem Spaß-Image wegkommen möchten: Das nachdenkliche »I Can Change« ist ein unerwarteter Genre-Wechsel und eine feinsinnige Auseinandersetzung mit Hasskultur, »Shame Shame Shame« könnte sich auf den derzeitigen US-Präsidenten beziehen. Die Platte wirkt dementsprechend ernster und persönlicher als ihre bisherigen Alben. Bei aller Seriosität ist die Kontrabassistin und Songschreiberin Bridget Kearney aber immer noch das coolste Bandmitglied, das die Popkultur momentan zu bieten hat. Elisabeth Haefs

Lake Street Dive Free Yourself Up

Lump Lump

Nonesuch / Warner

Dead Oceans / Cargo

Die vier Musiker aus Boston kombinieren Retro-Soul-Pop mit klugen und selbstironischen Texten. Dieses Album führt die Tradition fort, aber es wird ernster. Im Vergleich zu »Side Pony« aus dem Jahr 2016 ist diese Platte aufpolierter, doch der Charme funktioniert genauso gut: Lake Street Dive sind besonders großartig, weil sie ihr immenses Talent und ihre professionelle Ausbildung nicht als Aushängeschild

Die Singer/Songwriterin Laura Marling und der Ex-Tunng-Klangkünstler Mike Lindsey sind Eltern geworden: Ihr Kreativerzeugnis Lump kuschelt mit experimenteller Akustik und dezentem Electro-Pop. »You look like a crooner in crisis«, singt Laura Marling mit dieser Mischung aus Faszination und Verachtung in der Stimme. Eine Krise wird die Engländerin wohl kaum mit dem Ex-Tunng-Musiker Mike Lindsey

zusammengeführt haben – eher die Lust aufs Experiment. Das ist bei Lump anfänglich noch stark individuell geprägt: Marlings Akustikgitarre gegen Lindseys Klangkompositionen. Aber zunehmend vermengen sich Akkorde und Beats, Stimmen und Samples – Lump gewinnt an Gestalt. Die beiden Musiker betonen, dass die gemeinsame Band ein eigenständiges Kreativ-Individuum sei, das unabhängig von ihnen agiere. Dass der dazugehörige Charakter, der das Albumcover ziert, an das zottelige Fellwesen erinnert, das bereits Iamamiwhoami in die Welt schickte, ist wahrscheinlich nur eine Randnotiz. Schließlich gewinnt »Lump« mit jedem Song an eigener Fabulierlust: »Curse Of The Contemporary« treibt den Folkies im Laurel Canyon die Beschaulichkeit aus, und »Hand Hold Hero« walzt mit seinem hektisch kühlenden Puls den letzten Hippie platt. Über den Kinderschuh-Status reicht das zwar noch nicht hinaus, aber gerade für Laura Marling dürfte dieses Sidekick-Projekt der logische nächste Schritt nach ihrem letzten Album »Semper Femina« sein. Verena Reygers

Stephen Malkmus & The Jicks Sparkle Hard Domino / GoodToGo

Zwischen Auto-Tune und dem »P«-Wort: Stephen Malkmus findet auf »Sparkle Hard« den richtigen Dreh zwischen Innovation und Nostalgie.

17. & 31.07. KESSELHAUS ACOUSTICS We Invented Paris (Bild), Fuck Art, 14. & 28.08. mit Let’s Dance! Me & Reas, u.v. a. So 12.08. 15.–17.08. Do 23.08. Fr 31.08. Fr 14.09. Sa 15.09.

›› EINTRITT FREI !

MISSISSIPPI BLUES & BBQ mit Have Mercy

(Reunion), Klaas Wendling (The Baseballs), ›› EINTRITT FREI ! Micha Maass, Michael van Merwyk u.v. a.

POP-KULTUR FESTIVAL 2018

mit Agar Agar, Haiyti, Ghostpoet, Sophia Kennedy, Anna von Hausswolff u. v. a.

DRESEN | PRAHL UND BAND & GÄSTE anlässlich des Kinostarts von Andreas Dresens „Gundermann“

›› AUSVERKAUFT!

INNER CIRCLE – 50 YEARS ON STAGE die jamaikanische Kult-Reggae-Band feiert ihre großen Hits

METAL HAMMER AWARDS 2018

Deutschlands härtester Musik-Preis geht in die zehnte Runde.

SOPHIE HUNGER Teil der Berliner Clubtour zum neuen Album „Molecules“

W W W. K E S S E L H AU S. N E T

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#Review Stephen Malkmus hat mit den Jicks längst mehr Jahre und Platten auf dem Buckel als mit Pavement. Dennoch fällt es schwer, bei Songs wie der Single »Middle America« vom siebten Jicks-Album nicht auf die einstigen Vorzeige-Slacker zu verweisen. Auch sonst hat sich Malkmus seinen charakteristischen Schluffi-Singsang und die Vorliebe für 1990er-Gitarrenlärm bis heute erhalten. Eine Nostalgie-Veranstaltung ist »Sparkle Hard« aber keineswegs. So fällt »Solid Silk« mit cheesy Synthies und satten Streichern auf, ist »Rattler« ein mit Auto-Tune garnierter Space-Rocker, »Kite« ein Folk-Funk-Psychedelic-Rock-Fest, »Refute« ein Country-Duett mit Kim Gordon und »Difficulties / Let Them Eat Vowels« eine psychedelische Balladen/ Power-Pop-Kombi mit Zappa-Vibe und surrealistischen Freestyle-Lyrics. Zugegeben: Nicht jeder Einfall wäre dabei wirklich nötig gewesen. Aber zum Ausgleich gibt’s ja noch die 1990er-Momente – und Malkmus’ Gespür für gute Hooks. Übrigens äußerte der 52-Jährige kürzlich, er habe gerade wenig Interesse an einer Jubiläums-Reunion von Pavement im kommenden Jahr. Warum auch? Er hat offensichtlich auch so genug Spaß. Nina Gierth

John Maus Addendum Domino / GoodToGo

John Maus verharrt weiter in seiner Kathedrale des Synthie-Pomp und bleibt der sympathischste Düsterfürst des Pop. Ein Witz wird nicht lustiger, wenn man ihn oft erzählt. Nun war die Musik von John Maus nie als Witz gedacht, auch wenn die durchaus affektierte Inszenierung als Düsterpopfürst mit der Grabesstimme schmunzeln lässt. Die musikalische Formel hat er längst gefunden und auf seinem Referenzwerk »We Must Become The Pitiless Censors Of Ourselves« im Jahr 2011 bereits zur Perfektion gebracht. Wie also weitermachen? Maus entschied sich für das musikalische Exil, kehrte erst sechs Jahre später mit »Screen Memories« zurück und knüpfte genau dort an, wo er 2011 musikalisch aufgehört hatte. Was ist Kunst noch wert, wenn sie nur noch aus Variationen des Bekannten besteht? Umso erfreulicher ist, dass der Amerikaner es schafft, sich im eigenen, eng gesteckten Referenzrahmen zu bewegen, ohne zu langweilen. Er entlockt seinen Synthies und Keyboards immer noch genügend melodische Kniffe, da braucht es keine Evolution. Gleichzeitig wird die Manifestation eines der eigenständigsten Künstler der Gegenwart vorangetrieben. Die psychoartige Melodie in »Dumpster Baby« begeistert ebenso wie der New-Wave-Pop in »Figured It Out«. Dem Sog dieses düsteren und extrem eigenständigen Pop-Entwurfs kann und darf man sich also nach wie vor nicht entziehen. Kai Wichelmann

Janelle Monáe Dirty Computer Atlantic / Warner

Die Zeiten der Pauken und Trompeten des Soul sind für Janelle Monáe endgültig vorbei: Mit »Dirty Computer« widmet sie sich

ganz einer so emanzipatorischen wie exzentrischen Variante von R’n’B und Pop. »Dirty Computer« macht schnell deutlich, warum es ganze fünf Jahre bis zu Janelle Monáes drittem Album gedauert hat: Die Zeiten von Big-Band-Soul und -Funk sind vorüber, die US-Künstlerin hat ihren Stil einmal umgestülpt und sich dabei ausschließlich von Ikonen inspirieren lassen. Die LP besitzt einen deutlich poppigeren, synthetischeren Sound, gibt sich dabei vielseitiger denn je und rekapituliert ausschließlich die Hochphasen von Jahrhundertkünstler*innen wie Madonna oder Prince. Schon mit dem Einstieg und den Songs »Crazy, Classic, Life« und »Take A Bite« bedient sie sich ohne Umschweife bei der Queen of Pop, verpasst ihr allerdings auch ein emanzipatorisches Update, während ein Track wie »Make Me Feel« die würdigste Reminiszenz an das Love Symbol darstellt, die seit dessen Tod erschienen ist. Hier und auch im weiteren Verlauf präsentiert Monáe die ganze Bandbreite ihres Könnens: Synthie-Pop-Gesang, Funk, aber auch Rap und ermächtigendes bis explizites Sloganism. Ihre Gast-Features hat sie sich dabei sehr bewusst ausgesucht: Zoe Kravitz, Grimes, Pharrell und sogar auch Brian Wilson treten mit ihren individuellen Stärken und Klangfarben in Erscheinung und ergänzen Monáes Feldzug im Pop perfekt. Überhaupt ist »Dirty Computer« ein Dokument der subversiven Kraft von Popmusik und darin auf einem Level mit einer Beyoncé oder auch deren Schwester Solange. Es stellt sich nur die Frage, ob sich Janelle Monáe mit diesem atemberaubend guten Album auf die Stufe von Bey und Madonna stellt oder diese sogar übertrumpft – zumindest als ihre reflektierte, kontextualisierende Variante. Christian Steinbrink

Hole und der ganze Rest, an den ihre Songs erinnern, musikalisch ihr Unwesen trieben. Und das hört man dieser dritten LP auch an. Senta Best

Albin Lee Meldau About You Caroline / Universal

Im Songwriter-Ozean erweist es sich als immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Es gilt: Wer eine außergewöhnliche Stimme mitbringt, hat eine höhere Chance auf künstlerische Langlebigkeit und damit vielleicht sogar auf kommerziellen Erfolg. Albin Lee Meldaus Gesang ist tief, uneben und doch so wohlklingend roh wie bei den meisten erst nach jahrelangem Zigarettenkonsum. Auch musikalisch verfolgt er mit der unverfänglichen Indie-Pop-Fährte von George Ezra oder Vance Joy eine sichere, scheint aber nicht so hitbesessen wie seine Kollegen – dem Göteborger liegen eher die Geschichten und persönlichen Erlebnisse am Herzen, die er in seinen Songs preisgibt. So erzählt das sehnsüchtige »Lou Lou« von Meldaus erster großen Liebe, die soulige Single »The Weight Is Gone« richtet sich im Kontrast dazu an einen untreuen Partner. Statt sich auf eingängige Melodien zu konzentrieren, öffnet der Songwriter »About You« für ausgefeilte Experimente und bleibt bei der Instrumentierung mal minimalistisch (»Before & After«) oder schöpft das ganze Potenzial von Sound-Schichtungen aus (»I Beg«). Seine komplex komponierten Songs würden sogar auch problemlos ohne die charmante Stimme funktionieren. Aber wäre der SongwriterOzean wirklich dafür bereit? Lena Zschirpe

Mourn Sorpresa Familia Captured Tracks / Cargo

Auch wenn der Spruch »Think positive« mittlerweile ein bisschen nervt: »Sorpresa Familia« zeigt, dass man jede Scheißerfahrung ins Positive wenden kann. Ausnahmen bleiben allerdings die Regel: Das Intro-Aus ist nicht positiv, wie auch immer man es dreht und wendet. Hell no: Meine letzte Intro-Rezension passt versehentlich zum Thema »positives Denken«, diesem Esoterik-Brei, der unter anderem bei akuten Depressionen helfen soll. Seit einiger Zeit ist er in aller Munde – und zwar lange bevor Trump und Konsorten diesen riesigen Trampelpfad quer durch die Gesellschaft pflasterten. Mittlerweile sind die genannten Münder schon so groß, voller Sojamilch und vorgefertigter Gedanken aus Selbsthilfebüchern, dass es wirklich nervt. Herrje, kann denn nicht einfach auch mal was richtig scheiße sein? Ganz ohne positiven Hintergedanken? Was ist mit dem Aus von Intro? Ha! Manchmal macht positives Denken aber tatsächlich Sinn – siehe »Sorpresa Familia«, das dritte Album von Mourn. Nachdem das Quartett aus der Nähe von Barcelona richtig mies vom eigenen Label hängen gelassen wurde, haben sie ihre schlechten Erfahrungen in Songs gepresst. Auf »Doing It Right« verhackstücken die vier beispielsweise Sätze aus E-Mails des besagten Labels. Klar, dass der Song besonders rough, kraftvoll und wütend klingt. Aber nicht nur der nervigen PositivesDenken-Philosophie verleihen Mourn einen Sinn, sondern auch dem dämlichen Spruch »Mit der Muttermilch aufgesogen«: Die Bandmitglieder haben selbige Mitte der 1990er getrunken, in einer Zeit also, in der PJ Harvey,

Mt. Desolation When The Night Calls Island / Universal

Wenn bei Mt. Desolation die Nacht ruft, sollte man besser nicht antworten. Das Nebenprojekt von zwei Keane-Mitgliedern steht für schläfrigen Pop. Wer erinnert sich nicht voller Schrecken an den weichgespülten Pathos-Pop, mit dem die britische Gruppe Keane 2004 bekannt wurde und der an unheilvolle Vorbilder wie Coldplay erinnerte? Als in jedem Song unerbittlich das Keyboard winselte und die mit ihrer penetranten und seichten Möchtegern-Tragik ziemlich nervten? Keane waren damit nicht nur in ihrem Heimatland Großbritannien, sondern auch in Deutschland erstaunlich erfolgreich. Angesichts dessen kann man erahnen, was einen bei Mt. Desolation, dem Nebenprojekt der Keane-Mitglieder Tim Rice-Oxley und Jesse Quin, erwartet, auch wenn das Duo im Vergleich zu seiner Ursprungsband stärker auf Low-Key denn auf Breitwandproduktion setzt. Ihr zweites Album ist eine Ansammlung uninspirierter, langweiliger und gefälliger Songs. Es geht irgendwie um Mädchen und darum, wie es sich anfühlt, verlassen zu werden. Also universelle Themen, über die andere Musiker schon weitaus weniger kitschige Songs geschrieben haben. Auf dieser Platte klimpert das Piano zu lieblos komponierten

Melodien. Rice-Oxley und Quin singen dazu abwechselnd banale Texte, die sie wohl selbst romantisch finden. Alles sehr vorhersehbar, alles sehr fad. Annette Walter

Oneohtrix Point Never Age Of Warp / Rough Trade

Jenseits von Nostalgie und Futurismus hat Daniel Lopatin tatsächlich Wege gefunden, die kryptische Elektronik von »Garden Of Delete« radikal zeitgemäß fortzuspinnen. Wie Bach im Rausch nähert sich der Titeltrack von »Age Of« polyfoner Mehrstimmigkeit, die in einer kaum überschaubaren Vielfalt von Klangfarben und Soundbits wiedergegeben wird und dennoch zu jeder Sekunde absolut Sinn ergibt. Dieses kunstvolle Collagieren von melodieverliebten Geräuschen und atonalen Harmonien praktiziert Daniel Lopatin unter seinem Pseudonym Oneohtrix Point Never seit mehr als zehn Jahren und ist dadurch mittlerweile wohl so was wie ein Mensch gewordener Roland Juno, der Samples fusioniert und neonfarbene Skalen entlangsurft, wie andere Gitarrensaiten zupfen. Seine neueste Inkarnation singt sogar – dem Zeitgeist entsprechend – durch einen fein justierten Auto-Tune-Filter, der weit weniger nervt als bei anderen Zeitgenossen aus Pop und Elektronik. Grundsätzlich ist es so, dass in Lopatins Händen genau das zum auditiven Faszinosum gerinnt, was andere als strapaziöses Möchtegern-Experiment vermurksen. Darin lag auch schon die Strahlkraft, die sein Vaporwave-Pionierstück »Chuck Person’s Eccojams Vol. 1« zu einem ähnlich prägnanten Hörerlebnis machte wie die Tim-Hecker-Kollabo »Instrumental Tourist« im Jahr 2012. Greller als auf seinem neuesten Album brandschatzte der Virtuose des Synthetischen aber noch nie in allen Lagern der gegenwärtigen Musikwelt. Denn inmitten des stilvollen Verwurstens von Stimmen und Strophen (»Black Snow«) und des Durchtränkens jedes Soundbytes mit zutiefst psychedelischer Ästhetik (»Warning«, »RayCats«) erzeugt »Age Of« immer wieder Momente nackter Verzückung, die selbst die Bastelscheren unter den Abgestumpften noch zu packen wissen. Hier ist alles schräg und originell, durchdacht und unerwartet, amorph und virtuell. Dabei bleibt es ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von dem Mysterium, wie Lopatin diese Gänsehautschauer mit so viel Chaos zu beschwören vermag. Nils Schlechtriemen

Pabst Chlorine Crazysane / Broken Silence / VÖ 13.07.18

Schon mit seinem Debütalbum schafft das Berliner Trio Pabst einen Garage-Sound, der es auch international in der ersten Liga des Stils einordnet. Lüftet die Räucherkammer, denn hier kommt eure neue Lieblingsband im StonerRock. Pabst wandeln mit wuchtigen Gitarren und schroffem Knarzen auf den Pfaden von Thee Oh Sees und King Gizzard & The Lizard


Prince Lemmy Bowie & Intro! Ein weiteres Kapitel Musikgeschichte geht zuende. Es war schรถn mit Euch.

wattenschlick.de


SIGRID

Wizard. Ihre Single »Exciter« zählte schon 2017 zum Spannendsten, was in Sachen Rockmusik veröffentlicht wurde, und auch die LP erfüllt alle Erwartungen. Effektpedale und Distortion, wummernde Bassläufe und schepperndes Schlagzeug, kurz gesagt: ein Garagen-Sound, wie man ihn sich wünscht. Wenn die Sommertage mit warmer Trägheit lähmen, kommt »Chlorine« ins Spiel und erinnert an den Traum vom Fliegen. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn dieses Trio nicht schon bald internationale Beachtung erfährt. Bastian Küllenberg

»£RANGERS« TOUR 2018 17.09. KÖLN 19.09. BERLIN

SOFI TUKKER

»TREEHOUSE WORLD« TOUR - PART II 10.09. HAMBURG 11.09. KÖLN

AUDIO88 & YASSIN »Ein letzter Segen« Halleluja Clubtour 2018 22.06. Flensburg 06.07. Würzburg 09.08. Jena

LEONIDEN »Kids Will Unite» Tour 2018 01.11. Bremen 02.11. Gö ingen 03.11. Mün er 07.11. Hamburg 08.11. Berlin 09.11. Leipzig 10.11. Chemnitz 12.11. Wien (AT) 14.11. Graz (AT) 15.11. Salzburg (AT) 16.11. Linz (AT) 20.11. Augsburg 21.11. Zürich (CH) 22.11. Bern (CH) 23.11. Basel (CH) 24.11. Freiburg im Breisgau 25.11. Heidelberg 27.11. Stu gart 28.11. Luxembourg (LU) 29.11. Wiesbaden 04.12. Aachen 05.12. Köln 06.12. Oberhausen 07.12. Hannover 08.12. Ro ock 14.12. Kiel

AURORA »QUEENDOM« TOUR 2018 19.10. Köln 21.10. Hamburg 23.10. Berlin 24.10. München FABER »Sei ein Faber im Wind« Tour 2018 26.09. Stu gart 27.09. Ingol adt 28.09. Leipzig 29.09. Ro ock 02.10. Wolfsburg 03.10. Bremen 05.10. Köln 06.10. Frankfurt am Main 09.10. Berlin 10.10. Erfurt 11.10. Würzburg 12.10. Mannheim 13.10. Zürich (CH)

RIKAS »Swabian Samba Tour« 2018 02.10. Mannheim 03.10. Aachen 05.10. Wuppertal 06.10. Kiel 08.10. Jena 10.10. Dresden 11.10. Berlin, 12.10. Chemnitz 25.10. Erfurt 26.10. Frankfurt am Main 27.10. Darm adt 08.11. Ro ock 09.11. Braunschweig 10.11. Gö ingen 11.11. Regensburg 16.11. Zürich (CH) 17.11. Trier 08.12. Stu gart

KIM CHURCHILL »Weight Falls« Tour 2018 13.11. München 14.11. Berlin 15.11. Hamburg 16.11. Köln 17.11. Frankfurt am Main MILKY CHANCE & FRIENDS OPEN AIR 2018 17.08. Kassel 18.08. Berlin YUNA Live 2018 20.11. Berlin 21.11. Frankfurt am Main

Natalie Prass The Future And The Past ATO / PIAS / Rough Trade

Eigentlich war es schon fertig, aber nach der US-Wahl schrieb Natalie Prass ihr gesamtes Album um. So ist ihr Zweitwerk zu einer Sammlung von selbstbestärkenden Hymnen an die Liebe geworden und eine Abkehr von der Intimität ihres Debüts. Man würde herzlichst gern nicht jedes zweite Album in Bezug zum amerikanischen Präsidenten setzen müssen. Aber kulturelle Produkte sind nun mal immer auch Zeugen ihrer Zeit und somit als Kommentar zur politischen und gesellschaftlichen Lage zu lesen bzw. in diesem Falle zu hören. Und wenn Natalie Prass sich so deutlich daran abarbeitet, dann ist das wohl auch Chronistenpflicht. War ihr fantastisches selbstbetiteltes Debüt vor drei Jahren noch eher zurückhaltend und intim emotional, ist »The Future And The Past« voller herausgestelltem Selbstbewusstsein oder, besser: Selbstbehauptung. »Sisters« ist eine feministische Stärkung der eigenen Position durch Verschwesterung, die in Zeiten, in denen ein »Pussygrabber« eben Präsident werden kann, nur folgerichtig ist: »You got to keep your sisters close to you«. Die musikalischen Ingredienzien auf »The Future And The Past« ähneln zwar dem Debüt, sie werden jedoch anders verwendet. Anstatt weiterhin intime Kammerpop-Miniaturen zu produzieren, zieht Prass die Streicher und Bläser, Pianos, Synthies und die klassische Rock-Besetzung jetzt zur HymnenProduktion heran. Die Single »Short Court Style« ist mit ihrem Disco-Vibe einer Donna Summer und ihrer Funk-Pop-Coolness ein Musterbeispiel hierfür. »Oh My« und »Ain’t Nobody« schlagen in eine ähnliche, noch mit R’n’B-Einflüssen versetzte Kerbe. »The Future And The Past« ist ein famoses Pop-Album, das die Liebe in Zeiten der Populisten feiert. Marius Wurth

Slang. Dass er plötzlich die elektrischen Gitarren in die Ecke stellt, um mit BackgroundChor, Klavier und Cello eine Art »chamber pop for outsiders« zu kreieren, war nicht unbedingt zu erwarten. Weil Alex aber eher zufällig bei einem spontanen Acoustic-Gig entdeckte, dass seine Beach-Slang-Songs auch in reduziertem Gewand gut klingen, gibt es nun ein ganzes Album voll davon. Die gute Nachricht: Durch die kammermusikalische Instrumentierung entgeht »Everything Matters But No One Is Listening« erfreulicherweise dem Lagerfeuer-Verdacht. Vielmehr stellt der ruhige Grundton der ersten Quiet-Slang-Platte (weitere sollen folgen) die mal stark melancholische, mal aufrührend intensive Lyrik und den Pop-Appeal der Beach-Slang-Diskografie in den Vordergrund. Das kann gar nicht gänzlich kitschfrei über die Bühne gehen, und das tut es auch nicht. Wenn Alex aber in den besten Momenten seiner Neuinterpretationen an den jungen Ben Folds erinnert, versöhnt er mit einem herrlich aufmunternden Kopfstreicheln auch die kritischen Fans. Kristof Beuthner

Gruff Rhys Babelsberg Rough Trade / Beggars / Indigo

Auf seinem fünften Soloalbum zeichnet ExSuper-Furry-Animal und Songwriter Gruff Rhys über cineastischen Soundscapes wunderschöne Pop-Songs. Die Super Furry Animals, gab es die überhaupt? Seit ich Musik höre, schweben sie durch diverse Referenzlisten, aber immer als blasse Erinnerung. Ist es da überhaupt gerechtfertigt, sich auf die walisische PsychRock-Pop-Combo zu beziehen, wenn von Gruff Rhys die Rede ist? Der war seit deren Ende vor auch schon zehn Jahren immerhin mit der Band Neon Neon für den Mercury Prize nominiert, und sein Soloalbum »Hotel Shampoo« wurde 2011 als bestes walisisches Album ausgezeichnet. Rhys, das scheinbar ewige Super Furry Animal, ist ein Songwriter mit überschwänglichem Melodiebewusstsein, einer Stimme, deren Grundstimmung Melancholie ausstrahlt und die gerade darum ins Hoffnungsvolle umkippen kann. Auch »Babelsberg« ist warm und heimelig, ohne anbiedernd zu sein. Klar bezieht sich der Name auf das Cineastische, das dieser Musik innewohnt. Die ist diesmal selbstredend allerfeinst und für ein Orchester arrangiert. Die Tracks berichten von Menschen, die sich in überirdischem Schein bewegen, von »Selfies In The Sunset« und einem »Limited Edition Heart«. Und Gruff Rhys schafft es wie vor zwei Jahren Die Heiterkeit, einen glänzenden Pop-Song über schlechte Vibes zu schreiben. So ist »Babelsberg« ein echtes Wohlfühlalbum Noir. Steffen Greiner

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Quiet Slang Everything Matters But No One Is Listening Big Scary Monsters / Al!ve

Ein Punk-Typ will seine Songs mal anders interpretieren und tauscht seine E-Gitarre gegen Cello und Piano: Das kann auch schiefgehen – bei Quiet Slang geht zum Glück fast alles glatt. James Alex kennt man eigentlich als lautstarken Frontmann der Punkrocker Beach

Parquet Courts Wide Awake Rough Trade / Beggars / Indigo

Gegen den Nihilismus: Das neue Album der New Yorker Parquet Courts ist eine musikalische Übung zur Charakterfestigung und


#Review eine Hommage an die Zeit, als Rockmusik noch etwas ändern konnte. »Death Will Bring Change« ist die kapitulierende Quintessenz, die Parquet Courts zum Ende von »Wide Awake« ziehen: Wenigstens der Tod ändert noch etwas. Dieses Veränderungspotenzial hatte in grauer Vorzeit wohl auch mal die Rockmusik inne, die Älteren werden davon berichten können. Als Rockband der 2010er hat man es schwerer, wie Sänger Andrew Savage im beschwingten »Tenderness« lamentiert: »Well, I can’t count how many times I’ve been outdone by nihilism.« Diese kultur- und gesellschaftspessimistische Einstellung ist bei dem überaus produktiven Quartett (siebtes Album in acht Jahren Bandgeschichte) mehr als nur Pose: Man nimmt ihnen ihre Wut tatsächlich ab, wenn Savage und sein Ko-Frontmann Austin Brown mit Gitarren und Gesang ständig und anhaltend durch die Songs pflügen, als hinge davon das eigene Seelenheil ab. Das tut es wahrscheinlich sogar, anders sind wunderbare Zeilen wie »Lately I’ve been curious. Wondering. Do I pass the Turing Test? Do I think?« in einer Zeit, in der sich alles um künstliche Intelligenz, Automatisierung und Technikfetischismus dreht und die dadurch den Menschen aus dem Fokus verliert, kaum zu erklären. Das heißt aber nicht, dass sich Parquet Courts nur auf die brachiale Art ausdrücken: Im Gegenteil scheint die Zusammenarbeit mit Danger Mouse als Produzent die musikalische Varianz der wütenden New Yorker noch gesteigert zu haben: In »Violence« wird ordentlich auf der Orgel rumgeklimpert, Bassist Sean Yeaton ist durchgängig dem Funk erlegen, und im Titelsong »Wide Awake« kommt Schlagzeuger Max Savage auf einmal mit der Sambatruppe vom Karneval der Kulturen daher. Wenn eine Band der Rockmusik ihr Veränderungspotenzial wiederbringen könnte, dann die Parquet Courts. Marius Wurth

Rolling Blackouts Coastal Fever Hope Downs Sub Pop / Cargo

Fünf Jahre haben sich die australischen Indie-Emporkömmlinge Rolling Blackouts Coastal Fever für ihre erste LP Zeit gelassen. Gut Ding will eben auch in Down Under Weile haben. Vorweg: Was haben die sich bei dem Bandnamen gedacht? Man bekommt ihn kaum über die Lippen, ohne zu nuscheln oder sich zu versprechen. Aber: Wenn das das größte Problem ist, nimmt man den etwas ungelenken Bandnamen gerne in Kauf. »Hope Downs« ist nach der in Szene-Kreisen gefeierten EP »The French Press« das erste Album des Quintetts aus Melbourne und beflügelt die Indie-Rock-Seele ganz schön. Die Jungs schrammeln beherzt drauflos, verknüpfen Soft Punk mit Pop und schaffen es, gleichzeitig nach Sommer und nach klammem Proberaum im Keller zu klingen. Im tollen Opener werden gar Erinnerungen an die Babyshambles wach, auf Albumlänge außerdem an die Go-Betweens, ganz ohne Synthies, dafür mit umso mehr Gitarren. Was dem Durchschnittshörer vielleicht fehlen wird, sind Songs mit Ohrwurmpotenzial, das außer bei »Talking Straight« nicht so wirklich vorhanden ist. Dennoch: Keep it coming, mates. Johanna Lübke

TINA DICO 09.08. 10.08. 11.08. 14.08. 15.08. 16.08. 15.10. 16.10. 17.10.

LEA

HAMBURG 19.10. LEIPZIG NEUSTADT 20.10. OFFENBACH FLENSBURG 21.10. SAARLOUIS BAD DÜRKHEIM* 14.11. HANNOVER NÜRNBERG* 15.11. BREMEN DRESDEN* 16.11. ERFURT KÖLN 17.11. DORTMUND MÜNCHEN 18.11. BERLIN STUTTGART *SOLO

KLAN

31.10. ZÜRICH (CH) 09.11. MÜNSTER 01.11. FRANKFURT a.M.10.11. KÖLN 02.11. ERFURT 12.11. WIEN (AT) 03.11. HANNOVER 14.11. ERLANGEN 04.11. DRESDEN 15.11. MÜNCHEN 06.11. HAMBURG 16.11. STUTTGART 07.11. BERLIN 17.11. HEIDELBERG 08.11. OSNABRÜCK

ALEX MAYR PHELA

11.09. HAMBURG 12.09. BERLIN

12.12. HAMBURG 13.12. BERLIN 14.12. DÜSSELDORF 15.12. MÜNCHEN

23.08. 09.10. 11.10. 12.10. 13.10. 15.10. 16.10. 17.10.

ASCHAFFENBURG 19.10. ERFURT REUTLINGEN 21.10. KONSTANZ 22.10. MÜNCHEN 23.10. 25.10. HAMBURG HANNOVER 26.10. 28.10. KREFELD

NISSE

27.11. DORTMUND 28.11. BERLIN 29.11. HAMBURG 06.02. HANNOVER 07.02. KIEL 08.02. MÜNSTER 09.02. BREMEN 10.02. DÜSSELDORF

BENNE 03.08. 04.11. 05.11. 06.11.

HOCHHEIM LEIPZIG HAMBURG HANNOVER

OSNABRÜCK KIEL ROSTOCK KASSEL WORPSWEDE WUPPERTAL KARLSRUHE

12.02. LEIPZIG 13.02. WIESBADEN 14.02. STUTTGART 15.02. ULM 16.02. MÜNCHEN

07.11. KÖLN 09.11. MÜNCHEN 10.11. BERLIN

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Sankt Otten Zwischen Demut und Disco Denovali / Cargo

Wenn diese LP mit einem Stück namens »Der Abend ist gelaufen« endet, ist das Gegenteil der Fall: Sankt Ottens KrautAmbient-Tronics überzeugen wie eh und je. Das aus Stephan Otten und Oliver Klemm bestehende Osnabrücker Duo Sankt Otten ist schon seit 1999 ein Garant für eine stilistische Allianz von Krautrock, Ambient und Electronica auf höchstem Niveau. Daran ändert sich auf Sankt Ottens elfter LP gar nichts, was schon gewohnt starke und tätowierbare Songtitel wie »Ich habe mit der Welt noch ein Hühnchen zu rupfen« oder »Ein bisschen Mitschuld bringt dich nicht gleich um« zeigen, die auch deshalb bemerkenswert sind, weil Sankt Ottens Musik gänzlich ohne Gesang auskommt. Stattdessen hört man wieder herrlich mäandernde analoge Synthesizer, wabernde Ambient-Soundscapes und nervös tickende Percussions, die auf »Wir sind die Guten« abermals von der verstorbenen CanLegende Jaki Liebezeit stammen, mit dem Otten und Klemm schon früher zusammen gearbeitet hatten. Liebezeits Drums stammen von älteren gemeinsamen Aufnahmen und wurden bisher nicht veröffentlicht. Das erzeugt melancholische Stimmung auf der einen Seite, angesichts der feinen Rhythmen auf der anderen aber auch ein beinahe zwangsläufiges Kopfnicken. So passt der Albumtitel »Zwischen Demut und Disco« wie die Faust aufs Auge. Kristof Beuthner

Serpentwithfeet Soil Tri Angle / Secretly Canadian / Cargo

Serpentwithfeets grazile Ouvertüren zwischen postmodernen und antiken Klängen sind keine leichte Kost – aber das sollten sie auch nie sein. Ein flüchtiger Blick genügt nicht, damit sich die Magie von Serpentwithfeets Hybrid aus orchestralem Art-Pop und 1990er-R’n’B in all seiner Pracht offenbart. Das zeigen bereits die ersten Sekunden des Album-Openers »Whisper«. Der Sänger, bürgerlich Josiah Wise, dirigiert mit schwereloser Stimme durch filigrane Instrumentierungen, bis eine Salve aus Bläsern, Orgeln und düsteren Beats, die The Haxan Cloak beigesteuert hat, in die Orientierungslosigkeit führt. Bei oberflächlicher Betrachtung wirken die Kompositionen nicht selten überfordernd und unwirtlich. Einem Publikum bedingungslos gefällig zu sein zählt allerdings längst nicht mehr zu den Prioritäten des Sängers: Dem früheren Druck, streng religiösen Lebensweisen nachzugehen, widersetzte er sich bereits mit der 2015 erschienenen Debüt-EP »Blisters«. Auf »Soil« beschreitet er seinen Weg als stolzer Queer-Mann nun selbstsicherer denn je. Trotzdem ist seine Künstler-Persona alles andere als eine Flucht vor den eigenen Wurzeln: Er nutzt auf brillante Art religiöse Essenzen, um sich auf eine Reise der Selbstverwirklichung zu begeben. Elf Songs widmen sich den Überbleibseln seines gebrochenen Herzens, mithilfe geistreicher Komik gelingt es Wise jedoch, dass sich dennoch gelegentlich ein süßer Beigeschmack auftut: Mit clever kostümierten biblischen Bildern umschreibt er seine

15.01. HAMBURG BARCLAYCARD ARENA 16.01. BERLIN VELODROM 18.01. MÜNCHEN ZENITH 20.01. OBERHAUSEN KÖNIG-PILSENER-ARENA 08.02. FRANKFURT JAHRHUNDERTHALLE

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#Review Begierde. Nachdem wie in »Seedless« eben noch Kirchenglocken ertönen, artikuliert Wise im nächsten Satz unverblümt sein unkontrollierbares sexuelles Verlangen. Serpentwithfeets Schamlosigkeit und seine opernhaften Spinnereien üben einen zunehmenden Sog aus, und spätestens ab dem verzweifelten »Mourning Song« lechzt man gierig nach der nächsten musikalischen und lyrischen Offenbarung. »Soil« ist ein Auftakt für den von Wise postulierten »heidnischen Gospel« und fordert die Fusion zweier Welten, die nie hätten separiert sein sollen. Leonie Becker

The Sea And Cake Any Day Thrill Jockey / Rough Trade

Während andere sich abmühen, ihrer Kreativität stetig neue Winkel zu verpassen, legen die Post-Pop-Granden The Sea And Cake einfach eine Scheibe nach. Altbacken, aber auf eine bemerkenswerte Art verzaubernd. Sechs Jahre sind seit dem letzten SeaAnd-Cake-Album »Runner« vergangen. Und in dem Paralleluniversum von Chicago, in dem die Band sich für gewöhnlich aufhält, hat sich kaum etwas verändert. Was bei anderen Acts öfter für Langeweile und Abkehr sorgt, bleibt hier auch nach zwei Jahrzehnten und elf Alben so faszinierend wie ein verdienter Rausch. Die gehauchte Stimme von Sam Prekop, die glibberig ineinanderfließenden Gitarren-Arpeggios, das luftig-jazzige Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass – all das ist erfüllend wie ein lieb gewonnenes Pasta-Rezept, das einfach niemals fad schmeckt. Unterstützung bekommt die Band auf »Any Day« durch Paul von Mertens (Brian Wilson) an Flöte und Klarinette sowie Nick Macri am Kontrabass. Sie setzen sanfte Akzente im warmen Fluss des Albums, dessen Pop-Verwandtschaft sich eher in harmonischer Melancholie als aufbrausenden Hooklines zeigt. Viel mehr Worte muss man nicht darüber verlieren, TSAC sind mit ihrem besonderen Flow weiterhin einzigartig und an passenden Tagen nahezu unschlagbar. Klaas Tigchelaar

Simian Mobile Disco Murmurations Wichita / PIAS / Rough Trade

Auf seinem mittlerweile fünften Album fusioniert das Londoner Duo auf hörenswerte Art und Weise elektronische Beats mit choralen Vokal-Arrangements. Mehr als zehn Jahre nach der Veröffentlichung des hochgelobten Debütalbums »Attack Decay Sustain Release« hat sich die Band um James Ford und Jas Shaw von veritablen Club-Hits wie »I Believe« oder »Audacity Of Huge« weit entfernt. Stattdessen verfolgen Simian Mobile Disco inzwischen einen wesentlich experimentelleren Ansatz, der die Briten nun mit dem Frauenchor The Deep Throat Choir aus Hackney vereint. Folgerichtig steht diese Zusammenarbeit mit dem Ostlondoner Vokal-Ensemble im Zentrum von »Murmurations«. Im Ergebnis sind

das einnehmende Stücke, die elektronischen Groove mit hypnotisch-weihevollen Gesangsharmonien verknüpfen. Jedoch vermag nicht jeder Track vollständig zu überzeugen. So wirkt das repetitiv pulsierende »Formation« dann doch eine Spur zu monoton. Nichtsdestotrotz ist Simian Mobile Disco mit dem atmosphärischen »Murmurations« ein gängige Hörgewohnheiten transzendierendes Werk gelungen, das zwar fordert, aber mit zunehmender Spieldauer seine Substanz offenbart. Dirk Hartmann

von Garagen-Rock und Postpunk zu Chanson und Country, taumeln von Wildwest-Soundtrack zu Zirkusmusik und wirken nicht nur deswegen vom (Wein-)Geist der kompletten hanseatischen Kneipenlandschaft beseelt, sondern auch, weil ihr Sänger wie ein junger Harald Juhnke ins Mikrofon keift. Klar, dass die Band in den dreckigsten Spelunken die authentischsten Geschichten findet und die eine oder andere Weisheit auf dem Boden von Astra-Flasche und Schnapsglas noch dazu. Das klarste Destillat von Swutschers Songwriting ist jedoch das simpel schunkelnde Trinkerlied »Bierstübchen«, bei dem auch Tobias Bamborschke von Isolation Berlin einmal ungewohnt locker mitlallen darf. So viel Unverkrampftheit wie auf »Wilde deutsche Prärie« schafft deutscher Indie selten. Manchmal ist Alkohol scheinbar doch eine Lösung. Jan Martens

sich für einen Musik-Freak wie Walker und eine Metropole wie Chicago gehört. Zwar bleibt sein Sound weiterhin vor allem in den späten 1960ern und 70ern verwurzelt, und der Psych- und Prog-Folk-Einfluss ist auch nicht ganz verschwunden (Flöten!), doch wenn Walker und Band mit jazzigen Harmonien, abrupten Tempi-Wechseln und spaciger Elektronik durch den Song »Accommodations« taumeln, ist das mehr Robert Wyatt als Nick Drake. In den anderen Stücken grooven und meditieren sich Walker und Co. lässig-virtuos durch eine Fusion aus Indie-Rock, Jazz, Folk, Prog, Psychedelic und Blues und lassen es hin und wieder lautstark eskalieren. Fordernd und zurückgelehnt zugleich ist »Deafman Glance« eine Platte für entspannte Nerds – so wie Ryley Walker selbst. Nina Gierth

Snow Patrol Wildness Polydor / Universal

Nach sieben Jahren Pause machen die schottisch-irischen Konsens-Rocker da weiter, wo sie aufgehört hatten: bei opulentem Stadion-Pop. Wo auf »Wildness« die im Titel versprochene Wildheit liegen soll, bleibt das Geheimnis Snow Patrols. Wie bereits auf den beiden Vorgängern geht es weiter weg von den Gitarrenwänden des großen Durchbruchsalbums »Eyes Open« aus dem Jahr 2005, hin zu mehr Introspektion, Introvertiertheit, gefälliger Gefühligkeit. Beim Songwriting bewegen sich Snow Patrol weiter von ihren bisherigen Standard-Formeln weg: Sie muten ihren Fans weniger Poppigkeit zu. Was die Umsetzung der Songideen angeht, hat sich die Band von den durchwachsenen Kritiken zum Vorgänger »Fallen Empires«, der mit seinen Indietronic-Sounds streckenweise einen »Achtung, Baby«-Touch hatte, nicht beirren lassen. Konsequent gehen Snow Patrol diesen Weg weiter: Die Synthies zirpen, pluckern und wummern, fügen sich jetzt aber besser und weniger aufdringlich in das fett produzierte Klangbild der größtenteils starken Songs ein. Nur bei wenigen Stücken hat man das Gefühl, dass der exzessive Einsatz von StudioTechnik und Sound-Effekten einen Mangel an musikalischer Substanz überdecken soll (»Soon«). Weniger Gitarren, mehr Bombast: So weit wie auf »Wildness« haben sich Snow Patrol noch nie von ihrem bisherigen Sound entfernt. Damit haben sie vielleicht nicht ihr bestes, aber zumindest vielseitigstes Album geschaffen. Till Stoppenhagen

TT Lovelaws Loveleaks / Caroline / Universal

Unter dem Namen TT treibt die WarpaintSängerin Theresa Wayman den somnambulen, schwebenden Sound ihrer DreamPop-Band weiter und wirkt auf »Lovelaws« noch entrückter. Wer bei Theresa Waymans Gitarrenspiel an ein breitbeiniges Rock-Klischee denkt, versteht ihre Musik falsch. Vielmehr setzt sie auf ihrem Soloalbum »Lovelaws« auf verspielte Beats und vertrackte Basslinien. Sie spielt mit diesen Vorlieben und spinnt aus Bass, Gitarre, Drums und Synthesizer feine Tracks, in denen man sich als Hörer nur allzu gerne verfängt. »I’ve Been Fine« entwickelt sich beispielsweise zu einem mächtigen, sehnsüchtigen Monstersong, der den Hörer wie eine Spinne in ihr sich immer mehr verdichtendes Netz lockt. So entrückt TTs Songs auf den ersten Blick auch sein mögen, so bestimmt ist sie jedoch in ihrem Songwriting: Hier sind jeder Ton und jedes Sample bewusst gesetzt. Diese Herangehensweise verbindet TT mit der Perfektionistin Kate Bush, die dies »Nostalgie mit den Mitteln der Zukunft erkunden« nannte. Auf »Lovelaws« überwindet TT nostalgische Gitarrenarbeit, übersetzt sie in futuristische Klanggebilde und erschafft so mit Leichtigkeit eine emanzipatorische Musik, in der es um thematisch Schwieriges wie Mutterschaft, Beziehungen und Einsamkeit, aber auch das Leben auf Tour geht. Kerstin Kratochwill

Kamasi Washington Heaven & Earth Young Turks / Beggars / Indigo

Kamasi Washington hält sich nicht lange auf: Der Nachfolger zu seiner gefeierten Debüt-LP »The Epic« kommt direkt als Konzept-Doppelalbum und wirft sich riskant früh in die große Pose. Der Jazz-Saxofonist Kamasi Washington hat keine Lust, als reine Nachgeburt der großen Vorreiter zu fungieren. Wenn im Rock schon alle auf der postmodernen Retro-Welle surfen und Wynton Marsalis im Jazz mit seiner Restauration eines wie auch immer gearteten klassischen Stils Ähnliches versucht, geht Washington lieber die Hybris dieses Genres in den 1960ern und 1970ern an. Dazu gehört auch, schon sein zweites Album zu einem Konzept-Doppelalbum zu machen. Warum auch nicht – der Jazz von Kamasi setzt auf Fusion-Sounds, Chöre zwischen Ben Hur und Psychedelic und natürlich auf weit rausschwimmende Soli. Manchmal wirkt er, als hätten sich Jimi Tenor und Miles Davis getroffen, inspiriert und gegenseitig immer wieder eingefangen. Wie bei Kendrick Lamars »To Pimp A Butterfly« (auf dem Washington ebenfalls zu hören ist) geht es nicht um Anbiederung an aktuelle Trends und Sounds, sondern darum, einen heute als klassisch geltenden Sound so episch und selbstbewusst wie möglich in Szene zu setzen. »Wir sind gleichzeitig die Schöpfer unseres persönlichen Universums und die Schöpfungen unseres persönlichen Universums«, meint Washington zur Erklärung seines Zweiteilers, darüber hinaus aber auch seines musikalischen Ansatzes. Wozu also warten, bevor man sich in Pose schmeißt? Carsten Schumacher

Swutscher Wilde deutsche Prärie Staatsakt / Caroline / Universal

Wäre Deutschland wirklich so wild, wie der Titel von Swutschers Debüt suggeriert, könnte ihr angeschickerter Surf-Country die eine oder andere neue Hymne liefern – oder zumindest ein neues Sauflied für die ganze Nation. Bitte melden: Wer hat sich schon einmal gewünscht, die erste Garde des deutschen Indie würde sich, wie jeder normale Mensch, an dunklen Tagen erst einmal gehörig einen kippen, statt Nihilismus und Weltschmerz ungefiltert ins nächste Aufnahmestudio zu zerren? Ein solches Gedankenexperiment muss unweigerlich bei einer Band wie Swutscher enden: Diese Hamburger torkeln ungeniert

Ryley Walker Deafman Glance Dead Oceans / Cargo

Laut Ryley Walker sollte sein viertes Soloalbum eine »Anti-Folk-Platte« werden. Die Mission ist ihm nur halb gelungen. Das neue Album klinge mehr nach ihm selbst und seinem Wohnsitz Chicago, meint Ryley Walker. Schon auf »Golden Sings That Have Been Sung« aus dem Jahr 2016 hatte sich der 27-jährige Flinkefinger aus Illinois vom pastoralen Folk-England seiner ersten zwei Platten entfernt. »Deafman Glance« ist nun in der Tat mehr Schmelztiegel, wie es

Charles Watson Now That I’m A River Moshi Moshi / Rough Trade

Tiefenentspannt groovt Charles Watson durch ein Solodebüt, das von musikalischer Raffinesse nur so strotzt. Als wären seine zwei Bands nicht schon genug, veröffentlicht Charles Watson nun sein erstes Soloalbum. Ihm gelingt es darauf tatsächlich, noch eine neue Seite seines


Liebe INTRO, vielen Dank für 27 Jahre Pop, Kultur, Life und Style!

the darker the show the brighter the light part two

16.02.19 BERLIN - COLUMBIAHALLE 18.02.19 HAMBURG - GROSSE FREIHEIT 19.02.19 KÖLN - LIVE MUSIC HALL 20.02.19 WIESBADEN - SCHLACHTHOF 22.02.19 MÜNCHEN - MUFFATHALLE

SUPPORT: DISSY

09.08. KÖLN - LIVE MUSIC HALL • 14.08. HAMBURG - MARKTHALLE 15.08. BERLIN - SO36 • 17.08. MÜNCHEN - MUFFATHALLE 21.08. FRANKFURT - ZOOM

29.06. 14.07. 20.07. 23.07. 04.08. 18.08. 30.08.

DACHAUER MUSIKSOMMER • 30.06. KOSMONAUT FESTIVAL NAH AM WASSER • 19.07. ZELT-MUSIK-FESTIVAL KASSEL - KULTURZELT • 21.07. JENA - KULTURARENA HAFENSOMMER • 03.08. ROCKEN AM BROCKEN APPLETREEGARDEN • 17.08. MAINZ - ZITADELLE LUXEMBURG - DEN ATELIER •19.08. DOCKVILLE FESTIVAL IFA SOMMERGARTEN

19.10.18 HAMBURG - GROSSE FREIHEIT • 20.10.18 BERLIN - ASTRA 22.10.18 KÖLN - GLORIA • 23.10.18 FRANKFURT AM MAIN - BATSCHKAPP 24.10.18 ERLANGEN - E-WERK • 26.10.18 MÜNCHEN - MUFFATHALLE 27.10.18 STUTTGART - IM WIZEMANN

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06.07. STUTTGART 07.07. MÜNCHEN 20.07. CUXHAVEN 17.08. - 19.08. GROSSPOESNA 18.08. MAINZ 19.08.ULM-WIBLINGEN 01.09. BERLIN 02.09. DRESDEN 03.09. AACHEN 09.09. DORTMUND

12.09. KÖLN - GEBÄUDE 9 14.09. BERLIN - LIDO

18.07. LEIPZIG - UT CONNEWITZ 19.07. BERLIN - CASSIOPEIA 16.08. WIESBADEN - SCHLACHTHOF

24.09. DRESDEN - TANTE JU 25.09. LEIPZIG - CONNE ISLAND 27.09. STUTTGART - IM WIZEMANN 28.09. ZÜRICH - EXIL 29.09. REGENSBURG - ALTE MÄLZEREI 30.09. WIEN - GRELLE FORELLE 01.10. MÜNCHEN - MUFFATHALLE 03.10. KÖLN - LIVE MUSIC HALL 04.10. FRANKFURT - ZOOM 05.10. BERLIN - ASTRA 06.10. MÜNSTER - SKATERS PALACE 07.10. HAMBURG - MOJO

10.08. HALDERN - POP FESTIVAL 14.08. DARMSTADT - CENTRALSTATION 15.08. KASSEL - KULTURZELT 16.08. JENA - KULTURARENA 12.11. OLDENBURG - KULTURETAGE 13.11. BERLIN - FUNKHAUS 14.11. MÜNCHEN - AMPERE 15.11. ERLANGEN - E-WERK

ChrisBy turning on and off the various layers you can see how I cut into the different layers to produce the compound path effect whichout having to use the compound path option. I didn't use the compound path option as it would have made the logo more complex than necessary and might have caused some printing problems. -Andy

14.08. DORTMUND - FZW 15.08. WIESBADEN - SCHLACHTHOF 16.08. OSNABRÜCK - KLEINE FREIHEIT

13.08. DÜSSELDORF - ZAKK 14.08. BREMEN - TOWER 24.08. SCHORNDORF - MANUFAKTUR


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#Review

Spektakel

Snail Mail Lush Matador / Beggars / Indigo

Den NME und seinen berüchtigten Hype-Cycle gibt’s nicht mehr. Nun muss jemand anders den Job übernehmen und die Rettung des Indie-Rock verkünden. Mit einem Unterschied: Bei Snail Mail stimmt das wirklich.

Die in Baltimore aufgewachsene, gerade mal 18 Lenze zählende Lindsey Jordan ist im letzten Jahr mit ihrer famosen »Habit«-EP erstmals in Erscheinung getreten und kann sich seitdem vor Lobeshymnen und Vorschusslorbeeren kaum retten. Aber was bleibt einem übrig, als zu sagen: Alles gerechtfertigt, denn »Lush« ist ein so hervorragendes Coming-of-Age-Debütalbum, wie man es nur alle paar Jahre hört. Bei der melancholischen Vorab-Single »Pristine« kommt einem die Frage in den Kopf, warum es nicht Natalie Portman war, die einem im Warteraum einer Arztpraxis dieses Lied gezeigt hat: »You’ve got to hear this song. It’ll change your life.« Recht hätte sie. Natürlich geht es auf »Lush« ums Heranwachsen, die Liebe und die dazugehörenden unzähligen kleinen und großen Grausamkeiten. Das hat man theoretisch schon häufig gehört, aber Zeilen wie »Is there any better feeling than coming clean?« sind auf wundersame und neuartige Weise reif und naiv zugleich. Zusätzlich zeigt sich Lindsey Jordan bereits als geschliffene Songwriterin: »Full Control« lässt einem gleichzeitig das Pipi in die Augen schießen und euphorisch mit der Luftgitarre durch die Gegend hüpfen. »Stick« ist der tieftraurige Indie-Rock-Ohrwurm, den man gar nicht mehr loswerden will. Und wenn Lindsey Jordan im Closer »Anything« fragt: »Are you hung up? Do you love me?«, kann man gar nicht anders, als zu antworten: Ja, wir sind besessen, und ja, wir sind verliebt. Snail Mail wird den Indie-Rock retten. Marius Wurth

Schaffens zu präsentieren. Als Sänger, Gitarrist und Keyboarder von Slow Club und The Surfer Magazines experimentiert er schon seit Jahren mit Stilen von Twee Pop über Jazz bis hin zu Surf Rock. Für »Now That I’m A River« verwendete Watson nun Samples seiner eigenen Stimme und ein melancholisch stimmiges, vielschichtiges Klangkonstrukt. Der Song »Voices Carry Through The Mist« war schon auf dem letzten Album der Surfing Magazines zu finden, Watson verzichtet bei seiner Neuinterpretation aber auf die markanten Gitarrenriffs. Das Stück klingt harmonischer, klarer, entspannter und insgesamt ausgefeilter als das Original. »Love Is Blue« lässt wiederum viel Raum für den SixtiesVibe, für den Watson augenscheinlich ein Faible hat und der ihm äußerst gut steht. Aber auch nach einem so bestechenden Werk wie »Now That I’m A River« besteht noch Grund zur Hoffnung, dass dieser Mann tatsächlich weitere musikalische Asse im Ärmel hat. Johanna Lübke

Wooden Shjips V. Thrill Jockey / Rough Trade

Nachdem Wooden-Shjips-Frontmann Ripley Johnson zuletzt verstärkt mit dem Moon Duo unterwegs war, veröffentlicht er nun mit seiner Hauptband ein hippieskes Sommer-Album. Draußen brennt es. Währenddessen sitzt Ripley Johnson auf seiner Veranda und schreibt die Songs für den luziden Hippie-Traum, der den Namen »V.« trägt. Das ist die Entstehungsgeschichte dieser

psychedelischen, tiefenentspannten Sommer-Platte. Doch nicht nur die Waldbrände und die dabei herunterregnende Asche in Portland im Sommer 2017 dienten als Inspiration für den relaxten Eskapismus auf »V.«, dessen steinernes Peace-Zeichen in der Mitte des bunten Plattencovers symbolisch dem unheilvollen Dröhnen und dem stupide wirkenden Gebaren der Weltpolitik entgegenwirken soll. Ein monolithisches Relikt – so wie die Musik der Wooden Shjips auch. Die Versatzstücke von Kraut- und Space-Rock, aus denen die vierköpfige Band ihren retrospektiven Fundus erschaffen hat, werden ergänzt durch erdige, abgehangene 1970er-Rock-Grooves. Eine dermaßen klassische Rock-Ballade wie »Ride On« gab es im Kosmos des in San Francisco gegründeten Quartetts bisher jedenfalls nicht, obwohl sein Bandname ja auf einen Song von Crosby, Stills & Nash zurückgeht. Das Gitarrenspiel Johnsons wird weiterhin dominiert von Hall- und Delay-Effekten und seinen ausufernden Solos. Zusammen mit der säuselnden Orgel und einer stoischen Rhythmik entsteht so eine warme, bekiffte Klangkulisse. Beginnt das Album mit dem Opener »Eclipse« zunächst noch mit einem treibenden Wall-of-Sound-Donner, löst sich der Druck frühestens bei den einnehmenden Songs »Red Line« und »Staring At The Sun«, und man bekommt eine recht plastische Vorstellung davon, wie es sich anfühlen muss, in der Sonne zu zerfließen. Den Third Summer of Love werden die Wooden Shjips mit ihrem fünften Album wohl nicht ausrufen können, aber wie eine Tube Sonnenöl möchte man »V.« dieses Jahr nicht missen, wenn die Strahlung draußen zu stark wird. Timo Weber

Yob Our Raw Heart Relapse / Rough Trade

Besser als die Herrschaft der Drohnen wäre die Herrschaft des Drone: Yobs neues Album »Our Raw Heart« ist mit seinem dunkel dräuenden Doom zum Versinken abgründig. Ältere Musikfreunde, die noch mit Plattenkäufen aufgewachsen sind, haben sich hin und wieder nur an Labels orientiert. Firmen mit so klarem Klangprofil, dass man alles von ihnen blind sammeln konnte. Yob haben in beiden Hälften ihrer Karriere ausschließlich auf solchen Labels veröffentlicht. Profound Lore, Abstract Sounds, Neurot Recordings und jetzt Relapse – da weiß man, woran man ist. Das Stück »Beauty In Falling Leaves« beispielsweise dauert 16,5 Minuten und beginnt genau so, wie sein Titel klingt. Glücklicherweise bricht es nicht nach wenigen Minuten in übertriebene Lärmkaskaden aus, sondern behält seine getragene Trance mit nur behutsamer Dramatik bei. Das ist eine ganz große Stärke der Band: Sie überfrachtet nicht einzelne Stücke mit den verschiedenen Elementen ihres Stil-Mixes, sondern sortiert jede Gattung sauber einem Stück zu. »The Screen« bietet die extrem bösen, sägenden Riffs, die so klingen, als bestünde die Welt aus rostigen Industrieruinen in der amerikanischen Wüste. »Lungs Reach« schleicht so leise und minimalistisch dahin, dass man damit auch die Kirchenruine in Halberstadt ausstatten könnte, wenn dort im Jahre 2640 die langsamste Aufführung der Welt von John Cage enden wird. Im Grunde lässt sich sagen: Wer alle Stilphasen von Neurosis auf einem Album zusammengefasst hören möchte, ist bei Yob an der richtigen Stelle. Oliver Uschmann

Zeal & Ardor Stranger Fruit Radicalis / Mvka / Rough Trade

Black Metal verschmilzt mit Black Music: Manuel Gagneux alias Zeal & Ardor predigt seine satanischen Gospels noch mitreißender als zuvor. Halleluja! Grundsätzlich hat sich am Konzept des Amerikaschweizers Manuel Gagneux, der sein Ein-Mann-Projekt Zeal & Ardor mittlerweile zur kompletten Band ausgebaut hat, auf seinem zweiten Album »Stranger Fruit« nicht viel geändert: Raue, leidenschaftliche Gospels und sich wie in schwüler Hitze dahinschleppender hypnotischer Blues treffen auf Blastbeats und Kreischgesang. Entstanden ist dieser seinerzeit tatsächlich neue Crossover 2014 als schräge Kopfgeburt auf 4Chan, als Gagneux in die Runde fragte, aus welchen Musikgenres er denn mal auf die Schnelle einen Song schreiben solle. Die Antwort: »Black Metal« und »Nigger Music«. Von dem für 4Chan typischen Drecks-Umgangston ließ er sich nicht irritieren, sondern wagte das Experiment – und Monate später gingen seine auf Bandcamp veröffentlichten Songs viral. Auch »Stranger Fruit« verfolgt weiterhin Gagneux’ Gedankenexperiment, »Was wäre, wenn sich die afrikanischen Sklaven in den USA gegen ihre Zwangschristianisierung ebenso gewehrt hätten wie die norwegische MetalJugend der 1980er gegen den Protestantismus der Elterngeneration?«, und faucht dem Hörer finstere Klischee-Zeilen wie »Blut für den neuen Gott« oder »You are bound to die alone« entgegen. Musikalisch funktioniert der bizarre Stilmix aber noch besser als auf dem hervorragenden 2017er-Debüt »Devil Is Fine«. Das liegt nicht nur am besseren, volleren Sound, auch wenn Gagneux’ Gospel-Vocals immer noch so schön blechern klingen wie die Field Recordings, aus denen Moby sein »Play« zusammensampelte. Der Überraschungseffekt des Debüts ist zwar weg, dafür klingen diese meisterhaft geschriebenen satanischen Gospels zwischen schweren Grooves und hyperschnellen Knüppel-Parts noch stimmiger und kohärenter. Zeal & Ardor haben bewiesen, dass ihr musikalisches Konzept mehr als ein freakig-faszinierendes Album trägt. Oh Lord, yeah! Till Stoppenhagen


DANKE INTRO

FÜR ALLES! 10. K Kino Nö l n e r ächte Eröffn verans ungstaltung

Chilly Gonzales in

Shut Up and Play the Piano Mit Chilly Gonzales, Peaches, Leslie Feist, Jarvis Cocker, Sibylle Berg u. a.

koelner-philharmonie.de 0221 280 280 Gefördert durch

Foto: Alexandre Isard

Ein Film von Philipp Jedicke

Donnerstag 12.07.2018 20:00


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#Intro empfiehlt

Arcade Fire

Julien Baker

Beach House

S. Carey

»Everything Now« fordern die Kanadier mit ihrem aktuellen Album und wollen sich partout nicht auf einen Stil festlegen. Ihren dynamischen Rock lassen sie dabei hinter sich und geben sich poppiger denn je: Disco wird auf der Platte von Funk abgewechselt, dann von Synthie- und Electro-Pop. Live präsentieren Arcade Fire ihre Songs jedoch gewohnt klanggewaltig.

Die junge Singer/Songwriterin war schon als Support für Conor Oberst und Belle And Sebastian auf Tour. Mit ihrer zweiten LP »Turn Out The Lights« geht’s erneut auf die Bühne – die sie sich erfahrungsgemäß jedoch nur ungern teilt. In bester Folk-Manier bestreitet die Musikerin ihre Konzerte allein mit ihrer Gitarre.

Mit dem neuen Album »7« schafft es das US-Dream-PopDuo Beach House, sowohl ihren Trademark-Sound gehutsam weiter zu entwickeln als auch die Genre-Konkurrenz eindeutig in die Schranken zu weisen. Denn niemand sonst schafft eine ähnlich erhebende Stimmung, weder auf Platte noch live.

Kalter Nieselregen oder goldene Blätter und Sonnenschein? Egal, wie der September ausfällt, der melancholisch stimmungsvolle Indie-Folk des Schlagzeugers und Keyboarders von Bon Iver passt genau in diese besondere Zeit zwischen Sommer und Herbst. Mit seinem dritten Album kommt er dann auf Tour nach Deutschland.

— 05.09. Hamburg — 13.09. Leipzig — 16.09. München

— 01.10. Köln — 02.10. Berlin — 11.10. Hamburg

— 21.09. Berlin — 24.09. München — 26.09. Köln

— 13.08. Berlin

Fenster

INTRO EMPFIEHLT Der Fenster-Sängerin JJ Wheil fiel während einer Probe ein Fenster auf den Kopf – das Rätsel um den Bandnamen ist damit gelöst. Die Musik des Quartetts ist nicht so leicht zu erklären: psychedelischer Dream-Pop, minimalistisch, teils skurril und live ein echtes Erlebnis.

Für alle von uns empfohlenen Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intro empfiehlt

— 31.08. Köln — 12.09. Dresden — 13.09. Berlin — 14.09. Leipzig — 16.09. A-Wien

Okkervil River

Seinabo Sey

Ed Sheeran

The Soft Moon

Das neue Album »In The Rainbow Rain« der Band stellt gewissermaßen eine Abkehr von den zuvor größtenteils düstermelancholischen Songs dar. Mit positiven Vibes kommen die USAmerikaner um Mastermind Will Sheff im Herbst auf Tour nach Deutschland.

Seinabo Sey ist in ihrer Heimat Schweden schon längst ein Star. In Gambia und Stockholm aufgewachsen, kommt die 28-Jährige mittlerweile auf über 4 Millionen Streams und Platin-Auszeichnungen in drei skandinavischen Ländern. Nun erobert sie weitere Länder mit ihrer Power-Stimme.

Wenn irische Singer/Songwriter nach Deutschland kommen, spielen sie in den meisten Fällen in einem eher intimen Rahmen. Wenn aber Ed Sheeran mit seiner Gitarre die Bühne betritt, füllen sich gigantische Stadien im Handumdrehen.

Auf seinem neuen, vierten Album »Criminal« liefert Luis Vasquez, der Kopf hinter dem Ein-MannProjekt The Soft Moon, mit seiner experimentellen Mischung aus Darkwave, Postpunk und Krautrock den perfekten Soundtrack für ungemütliche Selbstreflexionen.

— 26.09. Berlin — 27.09. Köln

— Termine siehe intro.de

— 19.07. Berlin — 22.07. Essen — 25.07. Hamburg — 29.+30.07. München

— 14.08. Dortmund — 15.08. Wiesbaden — 16.08. Osnabrück


#Intro empfiehlt

Cassia

The Chemical Brothers Die Antwoord

Dirty Projectors

Der Sommer-Soundtrack kommt dieses Jahr aus dem eher regnerischen England: Cassia bezeichnen ihre Musik als »Tropical Rock« und »Summer Music« – und man hört schnell, was sie damit meinen. Musikalische Einflüsse von der Südhalbkugel sind in den ansonsten eher britpoppigen Songs deutlich zu hören.

Sie zählen zu den Pop-Pionieren der 1990er und sind trotz vermeintlich getaner Arbeit nie von der Bildfläche verschwunden. Zwar sind The Chemical Brothers heute nicht mehr ganz so weit vorne mit dabei, wenn es darum geht, Trends zu setzen. Das haben sie aber auch gar nicht mehr nötig. Die Fanbase ist loyal, und die Hallen sind weiterhin gefüllt.

Die bizarre Anziehungskraft des Verstörenden spielt zugunsten von Yolandi Visser und Ninja. Neben ihrem brachialen RaveRap halten sie ihre Popularität mit Musikvideos und Live-Shows am Leben, die von amüsant über skurril bis hin zu furchteinflößend reichen. Die perfekte Abwechslung, um eine laue Sommernacht aufzumischen.

David Longstreth schrieb in den letzten Jahren vorrangig für andere, bevor er 2017 den Weg zurück zu seinem eigenen Projekt Dirty Projectors fand – jedoch ohne seine Bandkollegin und mittlerweile Ex-Freundin Amber Coffman. Konsequenterweise komponierte der Musiker sein ganz persönliches Break-upAlbum ganz ohne fremde Hilfe.

— 17.08. München

— 14.08. Berlin

— 14.08. Berlin

Garda

Sophie Hunger

I Heart Sharks

Juse Ju

Ob nun die sächsische Provinz oder die einsame Hütte in Norwegen: Einöde scheint bei Garda nötig, damit neue Musik entstehen kann. Glücklicherweise schaffen sie es immer wieder aus der Provinz und dem eigenbrötlerischen Folk-Klischees raus. In Dresden stellen sie mit dem Streichquartett Tanderas ihre neue Platte vor.

Sophie Hunger hat sich noch nie auf ein Genre festnageln lassen: Mit ihrer neuen LP »Molecules« entfernt sich die Schweizerin von Folk und Jazz und wendet sich elektronischen Elementen zu. Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall hören und auch sehen lassen.

Zehn Jahre lang erfreute die Band ihre Fans mit tanzbarem Indie-Pop. Im Januar gaben I Heart Sharks aber ihre Auflösung bekannt, was Bestürzung auslöste: Wer treibt jetzt die Massen mit Electro-PopHits auf die Tanzfläche? Kleiner Trost: Im September gehen sie auf Abschiedstournee.

Juse Ju hat schon überall auf der Welt gelebt, sein Herz hängt an Japan, er schätzt aber auch seine Heimat in der schwäbischen Provinz. Er ist auch Journalist, was in seinen gesellschaftskritischen Texten immer wieder durchscheint.

— 17.09. München — 19.09. Köln — 24.09. Berlin — 25.09. Leipzig

— 29.09. Dresden

The Tallest Man On Earth

Für Kristian Matsson ging es in seiner Karriere schnell nach ganz oben: Für seine Musik erhielt er früh den Ritterschlag, von dem jeder Folk-Musiker träumt: Pitchfork verglich ihn 2008 mit dem jungen Bob Dylan. Das sind große Fußstapfen, aber Matsson beweist stets, dass er ihnen gewachsen ist. — 21.09. Dortmund — 22.09. Berlin

— 06.–08.09. München — 15.–19.09. Berlin — 24.–26.09. Köln — 29.+30.09. Hamburg — Geht weiter!

— 07.09. München — 08.09. Hamburg — 14.09. Köln — 15.09. Berlin

Tang And The Bangas

The Tiger Lillies

Kaum eine Band fusioniert derzeit so gekonnt Jazz, Funk, R’n’B und Spoken Word miteinander wie Tank And The Bangas. Aus diesem Grund war nach der Gründung der Band 2011 auch allen klar, dass das, was hier entsteht, am besten auf der Bühne wirkt.

Auf über 40 LPs blicken The Tiger Lillies mittlerweile zurück. Viele davon sind Konzept-Alben, so auch das letzte Werk »Haunted Palace«, das sich auf Edgar Allan Poe bezieht. Ihre Mischung aus Kabarett, Theatermusik und Falsettgesang kann man im Sommer in Berlin bewundern.

— 24.09. Köln — 25.09. Frankfurt a. M. — 26.09. Berlin — 27.09. München

— 30.06. Berlin

— 13.09. Leipzig — 14.09. München — 15.09. Weinheim — 27.09. Oberhausen — 28.09. Köln — 29.09. Münster — 30.09. Hamburg — Geht weiter!

Trettmann & Freunde Open Air

Exklusiver geht kaum: Trettmann veranstaltet ein Open Air, auf dem auch seine engsten Buddies wie Megaloh und Joey Bargeld auftreten. Dieses Event bleibt in diesem Jahr das einzige Single Open Air des Rappers – und das auch noch in seiner Heimatstadt Leipzig. — 15.09. Leipzig

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#Termine

TOURDATEN Albert Hammond Jr. 03.07. München 05.07. Berlin

Algiers

Confidence Man 18.07. Berlin

Courtney Marie Andrews

06.08. Düsseldorf

14.08. Schorndorf 15.08. Dresden

Alice In Chains

CRX

03.07. Berlin 04.07. Köln

Anderson .Paak 10.07. Berlin 11.07. Köln

Angus & Julia Stone

26.06. München 28.06. Köln

06.08. Berlin 07.08. Hamburg Geht weiter!

Bad Religion 31.07. Berlin

Beatsteaks

30.06. Münster

Beth Ditto Mit Kiddy Smile 09.07. Hamburg 23.07. Singen 24.07. Hannover 25.07. Münster

Big Boi

05.07. Hamburg

Billy Idol

26.06. Regensburg 03.07. München 14.07. Halle 17.07. Köln 19.07. Berlin 22.07. Hamburg

Booka Shade 29.06. Berlin

Bryan Ferry Mit Charlie Austen 16.07. Mainz

Burt Bacharach 14.07. Berlin

Calexico

05.07. Ulm 06.07. Leipzig 18.07. Karlsruhe 10.08. Hannover

Chelsea Wolfe Mit Brutus

13.07. Berlin

Depeche Mode Mit DAF 23.+25.07. Berlin

Descendents

10.07. Hamburg 12.07. Berlin

Die Fantastischen Vier Mit DJ Thomilla 20.07. Bonn 21.07. Kassel Geht weiter!

Die Höchste Eisenbahn

28.07. Hamburg 29.07. Oldenburg 03.08. Böblingen Geht weiter!

Die Toten Hosen 21.07. Stuttgart Geht weiter!

Dub FX Mit Mr. Woodnote

Omni

L7

Ozzy Osbourne Mit Kadavar

19.07. Regensburg 20.07. München

25.06. Frankfurt a. M. 26.06. München

Lenny Kravitz 25.06. Köln 21.07. Stuttgart

Leon Bridges

Glassjaw

Liam Gallagher

25.07. Karlsruhe

Guns N’ Roses Mit Rival Sons, Tyler Bryant & The Shakedown 07.07. Leipzig

HRVY

30.07. Köln 31.07. Berlin

Ibeyi

18.07. Stuttgart Geht weiter!

Idles

12.08. Wiesbaden

INVSN

06.08. Bochum 07.08. Osnabrück 08.08. Chemnitz 09.08. Karlsruhe

Iron & Wine 27.06. Leipzig

Iron Maiden Mit Killswitch Engage, The Rave Age 30.06. Freiburg

04.07. Berlin

05.07. Köln

Lola Marsh

Emma Ruth Rundle Mit Keusch

08.07. Stuttgart 13.07. Wiesbaden 14.07. Augsburg

Fil Bo Riva

Cigarettes After Sex

Fink

Clap Your Hands Say Yeah

Frank Carter & The Rattlesnakes Mit Ecca Vandal

02.08. Jena

27.06. Nürnberg

Judas Priest

20.07. Rostock 12.08. Kassel Geht weiter!

The Breeders Mit Pip Blom

Preoccupations

Martha

Queens Of The Stone Age Mit CRX

22.07. Wiesbaden

18.07. Bonn 19.07. Hamburg 20.07. Kiel 21.07. Münster 22.07. Berlin 23.07. Dresden 24.07. Köln

Massive Attack 28.06. Köln 29.06. Berlin

12.08. Köln

04.07. Hamburg

27.06. Dresden

Reggie Watts 28.06. München 29.06. Hamburg

Rufus Wainwright Mit The Hidden Cameras

28.-29.07. Köln

20.07. Frankfurt a. M.

08.08. Bremen

The Notwist

01.08. Schorndorf

Die kommen, die Touren

The Oh Sees Mit Häxxan

03.07. Leipzig 04.07. Hamburg Geht weiter!

The Roots

08.07. Dresden

Shelter

Thrice Mit Brutus

09.08. Berlin

22.07. Schwäbisch Hall 24.07. Oberhausen

Motorpsycho

Slowdive

Nick Cave & The Bad Seeds

St. Vincent

17.07. Berlin

Niklas Paschburg 07.07. Hamburg

16.08. Berlin

02.07. Berlin

Norah Jones 18.07. Mainz

Olli Schulz

29.06. Dachau 19.07. Freiburg 20.07. Kassel 21.07. Jena 22.07. Karlsruhe 23.07. Würzburg

30.06. Stuttgart

09.07. Köln

26.06. München

Mitski (01.–06.10.) Beach House (01.–11.10.) Bloc Party (18.10.) Aurora (19.–24.10.) K. Flay (20.–28.10.) Lord Huron (21.10.–05.11.) Akua Naru (22.10.–09.11.) Gang Of Four (26.–30.10.)

Simon Joyner

15.07. Berlin

26.07. Düsseldorf

02.07. München 03.07. Hamburg 05.07. Köln 08.07. Nürnberg 09.07. A-Wien

Wovenhand

The Lyctics

24.07. München Geht weiter!

31.07. Freiburg 01.08. Karlsruhe

25.06. Düsseldorf 26.06. Frankfurt a. M. 27.06. Berlin 08.07. Trier

Wolves In The Throne Room

04.07. Leipzig

Ryley Walker

Mogwai

Touché Amoré Mit Basement

26.06. Berlin

The Rolling Stones Mit The Kooks

18.07. Leipzig 19.07. Berlin

Tocotronic

Uncaged Finale In Berlin

16.07. Essen 17.07. Berlin 24.07. Frankfurt a. M.

Metz

Empfohlen von Intro

05.07. Köln 16.07. München 17.07. Hannover

The Brian Jonestown Massacre

Mark Lanegan

05.07. Berlin

19.07. Würzburg 31.07. Hannover

Tyler Bryant & The Shakedown Mit RUV

03.07. Hamburg 04.07. Köln

The Gaslight Anthem Mit The Flatliners, Matthew Ryan

Nine Inch Nails Mit Vatican Shadow

Kettcar

29.06. Hamburg 30.06. Hannover 07.07. Karlsruhe

Post Malone

Judith Holofernes

13.07. Mannheim 21.-22.07. Köln 08.-09.08. Hamburg 12.-13.08. Berlin Geht weiter!

05.07. Berlin

The Baboon Show

05.07. A-Wien 06.07. Greifswald

Mammal Hands

Nile Rogers & Chic

Justin Timberlake

02.08. Köln

Tinpan Orange

26.07. Kassel 27.07. Jena

27.07. Dresden 28.07. Jena 29.07. Würzburg

The Cat Empire

31.07. München 08.08. Dortmund

17.07. Flensburg 18.07. Lübeck

Patti Smith

The Angelcy

Pip Blom

25.06. München 26.06. Dresden

16.07. Berlin 17.07. Heidelberg

10.07. Hannover

06.07. Trier 07.07. Marburg

25.07. Nürnberg 26.07. Berlin 27.07. Recklinghausen 28.07. Bremen

07.08. Köln

Eels

Eminem

Pascow

Sven Hammond

07.08. Hamburg 11.08. Berlin 12.08. Köln

Morrissey

06.08. Dresden 07.08. Berlin 08.08. Hamburg 09.08. Köln 14.08. Mainz

04.07. Berlin 05.07. Hamburg

Pianos Become The Teeth

Joan As Police Woman

Jonathan Bree

Parquet Courts

Low Mit Daniel Blumberg

Morcheeba

25.06. München 26.06. Köln 28.06. Berlin 29.06. Hamburg

28.06. Oberhausen

Pearl Jam

Jay-Z And Beyoncé 28.06. Berlin 03.07. Köln

03.07. Berlin 04.07. Leipzig 06.08. Hamburg

29.06. Nürnberg 01.08. Freiburg

31.07. Kassel 01.08. Darmstadt 02.08. Würzburg 03.08. Jena Geht weiter!

06.07. Hannover 07.07. Köln 07.08. Leipzig

16.07. Köln 17.07. Dresden

King Khan & The Shrines

10.08. Hamburg Geht weiter!

Gogol Bordello

03.07. Berlin 04.07. Essen 05.07. Hannover 26.07. Jena

01.07. Dachau

Get Well Soon

Dead Cross

Death In Vegas

Ariel Pink

27.06. Chemnitz 29.06. Dresden

27.06. Berlin

Aquaserge

26.06. Düsseldorf

Friends Of Gas

David Byrne

27.06. Hamburg 03.07. Berlin

Arctic Monkeys Mit Cameron Avery

20.07. Jena 02.08. Freiburg 03.08. Salem 04.08. Ludwigsburg Geht weiter!

14.08. Berlin 15.08. Hamburg 16.08. Köln

28.06. Dresden

03.08. Berlin

Freundeskreis Mit Joy Denalane

14.07. Kassel

02.07. Hamburg

Steel Panther 06.08. Berlin

Stefanie Sargnagel 29.06. Ladenburg

Steven Wilson 14.07. Dresden 17.07. Bonn 18.07. Freiburg

Sting Mit Shaggy 08.07. Mainz 12.07. Fulda 13.07. Füssen 23.07. Salem

Strange Bones

05.07. Frankfurt a. M. 07.07. Hamburg 08.07. Berlin

Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#263

Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte

Julia Brummert Pip Blom Hot Water Music St. Vincent Vainstream Müssen Alle Mit

Daniel Koch Roskilde Melt Nick Cave Sziget Anna von Hausswolff

Christian Steinbrink Jay-Z And Beyoncé Open Source Rufus Wainwright Eels The Breeders


08. & 09.09.2018 OLYMPIASTADION & OLYMPIAPARK BERLIN

THE WEEKND • KRAFTWERK 3D IMAGINE DRAGONS • K.I.Z • THE NATIONAL DAVID GUETTA • KYGO • CASPER ARMIN VAN BUUREN • LIAM GALLAGHER BEN HOWARD • DUA LIPA • FREUNDESKREIS RAF CAMORA & BONEZ MC • SCOOTER RAG’N’BONE MAN • YEARS & YEARS • FERG VON WEGEN LISBETH • TRETTMANN SXTN • RIN • THE WOMBATS • FINK DVBBS • SHOWTEK • NERVO • JONAS BLUE FRIENDLY FIRES • SOFI TUKKER • JORJA SMITH LEWIS CAPALDI • WOLF ALICE • KAT FRANKIE FIL BO RIVA • OLIVER KOLETZKI • SAN HOLO ALISON WONDERLAND • OFENBACH • DANNY AVILA ALEXIS TAYLOR • GURR • DHANI HARRISON GIANT ROOKS • THE NIGHT GAME • SMIIE • MOKOOMBA WEINGARTEN: HELGEN • MANUEL MÖGLICH • THORSTEN NAGELSCHMIDT L.A. SALAMI • HAK BAKER • BERLINER KNEIPENCHOR CLAUDIO DONZELLI • LAURA CARBONE • DAVID KEENAN • BERANGER KENDY GABLE • THE EVERETTES • APEY

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#Live #Festival

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SZIGET

Die Insel der Freiheit liegt inmitten von Budapest, mitten in der Donau. Aus ganz Europa kommen sie und zeigen, welche Art Freiheit gemeint ist. Egal, was die Politik sagt. Lana Del Rey

enn auf der Website des Sziget Festivals von »Love Revolution« die Rede ist, bekommt man einen ganz anderen Eindruck von Ungarn, als ihn der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán vermittelt. Von Toleranz, Menschenrechten, Umweltschutz und Menschen aus über 100 verschiedenen Ländern ist dort die Rede, die gemeinsam die Idealform eines Gemeinwesens formen. Love & Peace – die traditionellen Festival-Grundwerte – haben auch in Ungarn Gültigkeit und machen das Open Air zum Statement. Eine Woche dauert das Sziget, und während dieser Zeit werden die Besucher zu Bürgern einer Utopie. Das Line-up ist so international wie reichhaltig. Die Insel bietet an jeder noch so unerwarteten Ecke Bühnen; und wo nicht gerade die Musik spielt, wird anderweitig performt. Künstler, Akrobaten, Tänzer, Pantomimen, Komödianten geben alles, um die Insel der Freiheit so bunt wie möglich erscheinen zu lassen. Mitmachen kann man natürlich auch, es gibt Workshops für Yoga, Töpfern, indischen Volkstanz und allerhand mehr. Und sollte tatsächlich jemand das grüne und waldreiche Eiland satthaben und in die Stadt wollen, setzt er einfach mit der Fähre über und ist direkt im Stadtzentrum von Budapest. Man kann das Schiff aber auch anderweitig nutzen und mit anderen zur Boat Party aufbrechen. Der schwimmende Dancefloor gleitet elegant und unter pulsierenden Beats am einzigartigen Panorama der Hauptstadt vorbei. Wer nicht so auf Vollkontakt steht, sucht sich eher auf der Insel ein ruhiges Eckchen, und davon gibt es erstaunlich viele. Denn das ist ein entscheidender Vorteil des Sziget: Jeder kann hier nach seiner Fasson selig werden und tut es auch. Carsten Schumacher — 08.–15.08. H-Budapest — Arctic Monkeys, Bastille, Bilderbuch, Fever Ray, Fink, Gogol Bordello, Gorillaz, Kendrick Lamar, Kettcar, Lana Del Rey, Liam Gallagher, Mumford & Sons, Stormzy, The Kooks u. v. a.

Mission Ready

Acoustic Festival

Endlich ein Festival, das kompetent eine Szene bedient.

Bereits zum achten Mal findet in diesem Jahr das Acoustic Festival in Düsseldorf statt.

Oder, besser gesagt: Szenen, die sich so nahestehen, dass sie nicht selten in einem Atemzug genannt werden. Punkrock, Ska und Hardcore gibt es in Würzburg nun zum zweiten Mal zu sehen und zu hören. Das Line-up bedient sowohl den Wunsch nach den Besten des Genres als auch nach spannenden Newcomern. Und nach den vielen Unwettern des letzten Festival-Sommers scheint das komplett befestigte Konzertgelände wie eine Versicherung gegen Land-unter-Szenarien. Sabine Hambrincker

Anti-Flag

— 30.06. Giebelstadt — All For Nothing, Anti-Flag, Awesome Grey, First Blood, Get The Shot, H2O, Mad Caddies, Mr. Irish Bastard, Pennywise, Rogers, Sick Of It All, Slapshot, Stray From The Path, The Prosecution, WIZO u. v. a.

Beim Acoustic Summer am 18.08. im Weltkunstzimmer kommen Freunde von Folk und Singer/Songwriter-Sounds auf ihre Kosten. Das kleine, familiäre Tagesfestival setzt dem glitzernden Trubel der Modestadt ruhige, entspannte Klänge entgegen. Headliner sind die Iren All The Luck In The World, deren Hit »Never« sicher noch viele im Ohr haben. Ferner sind Hello Piedpiper, Kim Janssen und viele weitere Acts mit dabei. Bernd Wolter

All The Luck In The World

— 18.08. Düsseldorf — All The Luck In The World, Kim Janssen, Ushti Baba, Charlie House, Karyn Ellis, Hello Piedpiper, Tinpan Orange, Old Baby Mackerel, Jake Martin, Nadine Beneke, JIP u. v. a.

Fotos: Spinefarm Records, Siebeth

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#Live #Festival

Obstwiesenfestival

Ehrlicherweise hatte ich den Gedanken überhaupt nicht. Ich dachte eher, dass es für die Bands doch interessanter sein könnte, bei den Acoustics zu spielen, wenn es zwei Tage wären. Erst später meinte der Marketing-Chef vom Kesselhaus mit einem verschmitzten Lächeln, dass ein bisschen das Gefühl von Hurricane / Southside aufkomme.

Wo kriegt man sowohl interessante Newcomer sowie bekannte internationale Rockbands für umme? In Dornstadt!

Denn als eines der ältesten Umsonst&Draußen-Festivals Deutschlands weiß das Obstwiesenfestival mittlerweile, wie man auch bekannte Acts in den Süden Deutschlands holt. Man krallt sie sich einfach vor ihrem Durchbruch: So geschehen 2000 mit Sportfreunde Stiller und zwei Jahre später mit den Beatsteaks. Nachdem das Festival am Donnerstag traditionell mit einem Filmabend beginnt, können sich Besucher an den darauffolgenden Tagen auf ein gitarrenlastiges Line-up freuen. Henrike Schröder — 16.–18.08. Dornstadt — Die Sauna, Granada, Goldroger, Gudrun von Laxenburg, Häxxan, Hinds, Kosm, Oum Shatt, Tocotronic u. v. a.

Ruhrin-Love 400 DJs an einem einzigen Tag – das große Familienfest der elektronischen Tanzmusik findet im Pott statt.

Wer am siebten Juli den Olga-Park in Oberhausen besucht, hat im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl. Die Veranstalter der Nature One bringen auf 40 Floors ganze 400 DJs auf die Bühne. Bei diesem Aufgebot lassen sich Überschneidungen nicht verhindern, was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tut. Und wer ab 22 Uhr noch genug Energie hat, um weiterzufeiern, kann auf den offiziellen Aftershowpartys noch die ganze Nacht durchmachen. Mika Gehlen — 07.07. Oberhausen § Cuebrick, Da Hool, DJ Quicksilver, DJ Taucher, Gut Druck, Klaudia Gawlas, Kerstin Eden, Moonbootica, Pappenheimer, Rotterdam Terror Corps, Sorgenkint, Sylvain Armand, Trippbegleiter u. v. a.

Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Acoustic und Unplugged – gibt es einen?

Für mich gibt es da keinen. Es ist wichtig, dass ein akustisches Gefühl aufkommt. E-Gitarren, Synthesizer, Laptops, Loops, Chöre oder Streicher abzuspielen ist absolut tabu! Ebenso den großen Gesangshall, in dem fast jeder zweite Frauengesang grad badet, brauche ich nicht. Raw – live – acoustic ist das Motto!

Kesselhaus Acoustics

KESSELHAUS & KNUST ACOUSTICS Akustik-Konzerte abwechselnd in Hamburg und Berlin. Klingt nicht nach einer verrückten Idee, war aber weit weniger selbstverständlich, weiß Initiator und Veranstalter Siebeth Sonne zu berichten. Siebeth, Knust und Kesselhaus – wie kam die Verbindung zustande?

Ein Freund und Grafiker vom Kesselhaus, der mit seiner Band bei den Knust Acoustics gespielt hat, sagte: »Das muss nach Berlin!« – Ich fragte: »Warum? Berlin hat doch genug Kultur!« – »Ja, stimmt! Aber noch nicht so was!« Nach einem Treffen meinte der Chef vom Kesselhaus: »Super Konzept! Aber dit funktioniert in Berlin nich!« Drei Monate später kam der Anruf: »Ok, kann losgehen!« Die Verbindung über ein gleiches Line-up erinnert an Zwillingsfestivals wie Rock am Ring / Rock im Park.

Wo werden die Gigs denn besser – frisch in Berlin oder erprobt in Hamburg?

Ich wünschte, ich hätte darauf eine klare Antwort, aber es ist jedes Mal anders, was nicht nur an den Künstlern und dem Publikum liegt, sondern ganz besonders an den beiden Städten. Je mehr ich eintauche in die Berliner Musikszene, wird mir klar, dass zwischen den beiden Städten Welten liegen. Berlin ist viel alternativer, was wohl an der lebhaften Straßenmusikszene liegt. Dazu kommen noch die Einflüsse aus Osteuropa. In Hamburg ist es gradliniger. Es dominiert der Pop, der gerne mit Elementen aus Folk, Soul, Rock, Rap etc. gefärbt wird. Interview: Carsten Schumacher — Knust Acoustics — 30.05.–29.08. Hamburg — Kesselhaus Acoustics — 29.05.–28.08. Berlin — Antiheld, Caoilfhionn Rose, Finn, Fuck Art Let’s Dance!, Karl Die Große, Luka, Lukas Droese, Lutz Rode, Me + Reas, Mega! Mega!, Mia Aegerter, Phil Siemers, Saint Lu, Violetta Zironi, We Invented Paris

A Summer’s Tale Dieses Festival hat sich dem Zusammenspiel von Musik und Natur verschrieben. Beim A Summer’s Tale findet die Kultur zwischen Wäldern, Mooren und Birkenhainen statt.

Das Festival, das vom 1. bis 4. August in Luhmühlen bei Lüneburg stattfindet, versteht sich dabei als mehrtägige Entdeckungsreise und bietet den Besuchern weitaus mehr als nur Livemusik. Neben Lesungen, Comedy-Aufführungen und Performances kann man sein Geschick auf der Slackline erproben oder sich gemeinsam mit anderen Festivalgängern zum Yoga verabreden. Das Angebot an

Workshops ist mindestens so vielfältig wie das Konzertprogramm, auch der Handstand kann hier erlernt werden. Als ob das alles nicht schon spannend genug wäre, findet man auf den Bühnen zudem hochkarätige Künstler wie Mando Diao, Grizzly Bear, Tocotronic oder New Model Army, was eine Reise in die malerische Lüneburger Heide endgültig zum Pflichtprogramm macht. Bernd Wolter — 01.–04.08. Luhmühlen — Belle And Sebastian, Editors, Gisbert zu Knyphausen, Grizzly Bear, Isolation Berlin, Kettcar, Madness, Mando Diao, New Model Army, Tocotronic, Wallis Bird u. v. a.

Grizzly Bear

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#Live #Festival

Taubertal Ob Hauptbühne, Sounds For Nature oder Steinbruch – beim Taubertal bei Rothenburg ob der Tauber ist für jeden was dabei.

Kettcar

HIGHFIELD Für die Ausgabe nach dem 20-jährigen Jubiläum hat man sich beim Highfield keinesfalls auf seinen Lorbeeren ausgeruht – im Gegenteil!

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ußerst verlässlich spult das Highfield auch im Jahr nach seinem 20-jährigen Jubiläum seine ganz eigenen Qualitätsmerkmale ab und erneuert sich nur in sachten, für alle Fans nachvollziehbaren Schritten. Ihre stilistische Mixtur ist in diesem Jahr etwas weniger hart geraten als sonst, der Hardcore-Anteil ist zurückgegangen, HipHop wird dagegen eine immer größere Rolle spielen. Einem älteren, sich zunehmend für Komfort interessierenden Publikumsanteil stehen mittlerweile eine ganze Reihe an Ticket-Kategorien für den Searassic Park zur Verfügung, in dem man sogar auf richtige Duschen und Betten nicht mehr verzichten muss. Das ist durchaus angebracht, schließlich kann man einen Teil der Headliner-Riege wie etwa Billy Talent, The Hives und die Fanta 4 mittlerweile zu den Altvorderen des Festival-Geschäfts zählen. Aber natürlich stehen sie genauso wie Marteria, Broilers, Mando Diao und andere Stars für genau die Qualität, die man beim Highfield schon seit sehr vielen Jahren gewohnt ist. Darüber wird unter den Fans des Festivals auch schon lange nicht mehr diskutiert. Was zählt, ist die entspannte Stimmung am Störmthaler See und auf die kann man sich in jedem Fall verlassen.

Die Rothenburger Eiswiese ist seit 1996 jedes Jahr Schauplatz eines der bekanntesten bayerischen Festivals. Gelegen im Taubertal, steht direkt neben der Tauber und einem steilen Hang die Hauptbühne des Festivals. Dort treten Bands wie die Beatsteaks, Marteria oder Kraftklub auf. Auf der anderen Seite des länglichen Festivalgeländes steht die SoundsFor-Nature-Bühne. Dort treten abwechselnd bekannte Bands und Künstler sowie die Finalisten des weltweiten Emergenza-Bandcontests auf. Wer danach noch nicht genug hat, kann in der separaten Aftershow-Area Steinbruch noch bis in die frühen Morgenstunden zu allerlei Bands und DJs tanzen. Übrigens: Der Zeltplatz Berg des Taubertal Festivals ist einer der wenigen Festival-Zeltplätze in Deutschland, auf denen teilweise noch Strom-Aggregate, Glasflaschen und das Campen neben dem Auto erlaubt sind. Mika Gehlen — 10.–12.08. Rothenburg ob der Tauber — Beatsteaks, Broilers, Creeper, Faber, Feine Sahne Fischfilet, Gogol Bordello, Hilltop Hoods, Hot Water Music, In Flames, Käptn Peng Und Die Tentakel Von Delphi, Kraftklub, Marteria, Silverstein, Swiss Und Die Andern, SWMRS, Talco, The Baboon Show, The Menzingers u. v. a.

Rocco del Schlacko Das größte Festival im Saarland feiert seinen 20. Geburtstag.

Die diesjährige Auflage des Rocco del Schlacko ist gleichzeitig eine Jubiläumsausgabe. Seit 20 Jahren locken die Veranstalter bis zu 24.000 Besucher auf die Sauwasen von Püttlingen. Für die meisten Besucher, die nicht aus dem Saarland stammen, bleibt das Festival der erste und oft auch einzige Kontakt mit dem kleinsten Bundesland der Republik und macht es zum womöglich zweitwichtigsten Tourismusbotschafter nach der Saarschleife. Die überzeugenden Line-ups und das freundliche Miteinander lassen sie jedoch jedes Jahr wiederkehren. Durch die Überschaubarkeit des Festivalgeländes und die kurzen Wege zwischen den Orten des Geschehens fühlt man sich rundum wohl, auch wenn man sich erst an die saarländischen Eigenheiten wie einen ungewöhnlichen Akzent und exzessives Trinkverhalten gewöhnen muss. Letzteres geht schnell. Noch leichter fällt die Gewöhnung an das diesjährige Line-up, das eine gelungene Mischung aus Konsens-Headlinern, verlässlichen Rampensäuen und aufregenden Newcomern darstellt. Wer da nicht fündig wird, kann bedenkenlos als schwierig gelten. Mika Gehlen

Henrik Hamelmann — 17.–19.08. Großpösna — 257ers, Adam Angst, Alex Mofa Gang, Alligatoah, Antilopen Gang, Bad Religion, Bilderbuch, Billy Talent, Bosse, Broilers, Clueso, Dendemann, Die Fantastischen Vier, Dropkick Murphys, Editors, Fjørt, Flogging Molly, Fünf Sterne Deluxe, Gloria, Gogol Bordello, Itchy, Kettcar, Kontra K, Madsen, Mando Diao, Marteria, Maxïmo Park, Prinz Pi, Sondaschule, Swiss Und Die Andern, The Hives, The Subways, The Wombats, ZSK, Zugezogen Maskulin u. v. a.

Kraftklub

Marteria

— 09.–11.08. Püttlingen — Audio88 & Yassin, Bad Religion, Beatsteaks, Drangsal, Feine Sahne Fischfilet, Gloria, Gogol Bordello, Hot Water Music, Idles, In Flames, INVSN, Käptn Peng und Die Tentakel Von Delphi, Kraftklub, Leoniden, Mad Caddies, Marteria, Massendefekt, Silverstein, Swmrs, SXTN, WIZO, Zeal & Ardor u. v. a.


#Live #Festival

HALDERN POP

Dour Bon anniversaire Dour Festival! Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst. Auch oder gerade mit dreißig Jahren ist in der französischsprachigen Region Belgiens an Aufhören noch lange nicht zu denken.

Es geht um nichts weniger als die gelungene Verbindung von Dorfkultur und wohlkuratierter Indie-Musik. Und diese Verbindung hat einen festen Platz in Rees-Haldern am Niederrhein.

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enn man am Niederrhein in einen Dorf-Gasthof geht, hat man eher den Eindruck, die Zeit sei stehen geblieben, als dass man hier Dinge erwarten würde, die man so nicht woanders finden könnte. Im kleinen Dorf Haldern hat man aber lange darauf hingearbeitet, genau solch ein Ort zu sein. Hier finden regelmäßig auch Konzerte in einer kleinen Bar statt mit Künstlern, nach denen sich auch das verwöhnte großstädtische Publikum die Finger leckt. Und eben dieses eine Festival, das immer schon ausverkauft ist, bevor es überhaupt sagt, weshalb es ausverkauft sein sollte, bevor irgendein Name gefallen wäre. Aber es geht immer gut, es hat sich noch keiner beschwert. Haldern Pop ist ein herrlich unaufgeregtes, bodenständiges Festival mit einem zauberhaften Händchen für Indie-Bands, die voll im Saft stehen – ob das nun vielen bekannt wäre oder nicht, spielt keine Rolle, nach dem Festival wissen es dann halt alle. Und eben dieses unprätentiöse, aber offenherzige Entdecken neuer Leidenschaften macht diesen Ort magisch und lässt alle zurückkehren und mit dem Dorf feiern. Carsten Schumacher — 09.–11.08. Rees — Adam French, Ariel Pink, Astronautalis, Cantus Domus, Curtis Harding, Dirty Projectors, Fink, Hope, Jade Bird, Jake Bugg, Jenny Lewis, John Maus, Kettcar, King Gizzard & The Lizard Wizard, Lisa Hannigan & Stargaze, Nils Frahm, Nilüfer Yanya, Philipp Poisel, Phoebe Bridgers, Sleaford Mods, The Lemon Twigs, Big Thief, Gisbert zu Knyphausen, Hannah Williams & The Affirmations, Love A, Public Service Broadcasting, Sampa The Great, Villagers u. v. a.

Noga Erez

Alínæ Lumr Vorurteile ade: Das Alínæ Lumr bringt nicht nur für die Liebe zur Musik spannende Newcomer auf die Burg Storkow, den Marktplatz, in die Altstadtkirche, auf versteckte Wiesen und an den See. Das brandenburgische Festival möchte damit auch die Stadt öffnen und einen Orte des Zusammenkommens schaffen.

In Teilen Brandenburgs ist, laut jüngster Umfragen, die AfD stärkste Partei, rechtsextreme Gewalt nimmt seit Jahren zu. Wer volljährig ist, zieht schnell nach Berlin. Die brandenburgische Kleinstadt Storkow tritt seit vier Jahren die Flucht nach vorne an: Beim Alínæ Lumr öffnet sich die Stadt Musikentdeckern und Stadtflüchtigen, um allen Vorurteilen zum Trotz ein Zeichen für die Willkommenskultur der Region zu setzen. Die Burg Storkow, die Altstadtkirche, das Mühlenfliess und der Marktplatz sowie Hinterhöfe, Wiesen und der See dienen als Locations für Konzerte von bekannten Indie-Acts und Newcomern. Außerdem gibt es ein umfangreiches Workshop- und Kulturprogramm sowie Wald- und Wiesenrundgänge und Führungen mit dem Storkower Nachtwächter. Taschenlampen sind überflüssig: Eine Autostunde von Berlin entfernt, leuchten hier die Sterne heller als die Lichter der Großstadt. Außer man wagt sich ins Maislabyrinth des nahe gelegenen MitMachParks Irrlandia.

Seit drei Jahrzehnten hat eines der größten Festivals mit über 200.000 Besuchern seinen festen Platz in der Festivallandschaft. Beim Dour vereinen sich Tradition und Zeitgeist, die für die Besucher ein extrem breites Musikspektrum und um die Konzerte herum ein ausgewogenes Programm bieten. Neben einer Ruhe-Oase, einer Bar mit besonderen Biersorten und einem Fitness-Programm für die Camper zum Wachwerden steht natürlich die Musik an erster Stelle. Das Dour hat sich seit seiner Entstehung 1989 einen Namen für erstklassiges Booking gemacht. Die musikalische Bandbreite mit einem Schwerpunkt auf elektronischer Musik kennt keine Grenzen – sowohl der Mosher als auch der Connaisseur fühlen sich bestens aufgehoben. Sympathisch und unaufgeregt macht das Dour kein großes Brimborium um sein Alter, doch für die 30. Ausgabe gibt es in diesem Jahr ein kleines Highlight: Nachdem der brennende Feuerring 15 Jahre lang das Dour-Gelände nachts erleuchtet hat, kehrt er in diesem Jahr nach einigen Jahren Abwesenheit zurück. Nur Geburtstagskerzen auszupusten würde zum Dour auch nicht passen. Helen von Daacke — 11.–15.07. B-Dour — Action Bronson, alt-J, Atari Teenage Riot, Beth Ditto, Boys Noize, Diplo, Jon Hopkins, Kollektiv Turmstrasse, Modeselektor, Mogwai, Mr. Oizo, Mø, Nils Frahm, Odesza, Son Lux, Soulwax, The Chemical Brothers, Tyler The Creator, Zeal & Ardor u. v. a.

Henrike Schröder — 17.–19.08. Storkow — Ätna, Baths, Helen Fry, Ilgen-Nur, Jan Roth, KUF, Kraków Loves Adana, Mammal Hands, Noga Erez, Slowdive, Tapes u. v. a. The Lemon Twigs

Zeal & Ardor

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#Live #Festival

Appletree Garden Tagsüber fährt die Bimmelbahn ins nahe gelegene Freibad, bevor nachts angesagte Indie- und Folkbands auf den Bühnen unter der Apfeldiskokugel stehen.

Nina Kraviz

NATURE ONE Auch in diesem Jahr bietet die Nature One »all you need to be«, so lautet zumindest die eigene Leitformel. Und es besteht kein Grund, darauf nicht zu vertrauen.

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m Vergleich zu den Festival-Himmelstürmern Parookaville steht die Nature One seit Jahren für die ganze Bandbreite elektronischer Tanzmusik und damit auch für ihre Wurzeln. Diesen Anspruch bekräftigt das auf der Raketenbasis Pydna bei Kastellaun im Hunsrück beheimatete Open Air immer wieder, indem es gerade im Kontext seiner kleineren Club-Bühnen alte Helden neben neuesten Entwicklungen des Techno präsentiert. Dementsprechend vielfältig ist mittlerweile auch das Publikum des Festivals, und die Veranstalter können sich darüber stolz und glücklich schätzen. Einer der Gründe dafür ist, dass die Nature One zu keiner Zeit den Fehler begangen hat, zu ungeordnet zu wachsen und so womöglich seine langjährigen Fans zu verschrecken. Stattdessen hat sie immer auf Qualität und besondere Erlebnisse geachtet, durch ihr Line-up genauso wie durch Gestaltung, Licht und Visuals. Dementsprechend ist das Festival ein Monolith der elektronischen Festival-Landschaft, und es besteht kein Grund zu glauben, dass das nicht auch dieses Jahr so sein sollte.

Knorke Südfrucht, Fruchtfleisch und Des Wahnsinns Fette Beute hießen Bands, die in den ersten fünf Jahren auf der Apfelbaumwiese von Familie Binnewies in Cornau spielten. Mit dem Umzug in den Nachbarort Diepholz ließ das Festival zwar die namensgebenden Apfelbäume hinter sich, erweiterte das musikalische Angebot jedoch stetig. Mittlerweile eilt dem charmanten Festival in der niedersächsischen Provinz sein Ruf voraus: Es ist einfach herzlich nett hier – zwischen Apfeldiskokugel, Lichterkette, Konfetti schmeißenden Securitys und den beiden abwechselnd bespielten Hauptbühnen. Doch bevor sich beim Appletree Garden Indie- und Folkbands die Gitarre in die Hand geben, fährt tagsüber die Bimmelbahn ins Freibad. Das »Helga« des Appletree Garden ist übrigens »Torben« – etabliert durch die Garage-Girls Gurr, in Anlehnung an Torben Eils, Mitglied des Vereins zur Förderung der Jugendkultur e. V., welcher das Festival auf die Beine stellt. »Tooooorbeeen!« Henrike Schröder — 02.–04.08. Diepholz — 47Soul, Acid Arab, Bad Sounds, Bukahara, Glass Animals, Grandbrothers, Grizzly Bear, Haux, Her, Ider, Jade Bird, Leoniden, Noga Erez, Olli Schulz, Parcels, Rhys Lewis, Siegfried & Joy, The Notwist, Von Wegen Lisbeth, Yellow Days u. v. a.

Henrik Hamelmann — 03.–05.08. Kastellaun — Aka Aka, Sylvain Armand, Boris Brejcha, The Czap, Dirty Doering, DJ Dag, Dúné, Paul van Dyk, Kerstin Eden, Dominik Eulberg, Plastik Funk, The Glitch Mob, Thomas Hoffknecht, Felix Kröcher, Karotte, Klaudia Gawlas, Len Faki, Lexer, Lexy & K-Paul, Mijk van Dijk, Moguai, Moonbootica, NatureOne Inc., Neelix, Niereich, Nina Kraviz, Ostblockschlampen, Pappenheimer b2b Sam Feldt, Standerwick, Talla vs. Taucher, Tube & Berger, Sven Väth u. v. a.

Caliban

Olgas Rock Trotz freiem Eintritt wird den Besuchern des Olgas Rock jedes Jahr ein Line-up geboten, das unter den Umsonst&DraußenFestivals seinesgleichen sucht.

Der durch die Oberhausener Landesgartenschau 1999 benannte Olga-Park wird an zwei Tagen im Jahr zum Sammelpunkt von Musikfans aus ganz NRW. Das Festival bietet seit über zehn Jahren ein Line-up aus Rock, Punk und Subgenres. Das Ungewöhnliche: Obwohl das Festival keinen Eintritt verlangt, stehen jedes Jahr Bands auf den Bühnen, die man normalerweise auf größeren Festivals vermuten würde. Nicht nur deshalb pilgern jedes Jahr mehrere Tausend Musik-Fans nach Oberhausen. Die Grundstimmung ist ausgelassen, ob vor den Einlasskontrollen, wo jedes Jahr Hunderte Besucher sitzen, reden und ihre letzten mitgebrachten Getränke leeren, oder auf dem weitläufigen Festivalgelände. Das Publikum besticht mit einer bunten Mischung an Menschen – von Familien über die üblichen Festivalbesucher bis hin zu Jugendlichen, die beim Olgas Rock das erste Mal in ihrem Leben Festival-Luft schnuppern. Insgesamt gibt es zwei Bühnen, die abwechselnd bespielt werden, wodurch sich die auftretenden Bands nicht überschneiden. Einen Campingplatz gibt es zwar nicht, im Oberhausener Stadtzentrum gelegen, ist der Olga-Park aber optimal mit dem ÖPNV zu erreichen. Mika Gehlen — 10.–11.08. Oberhausen — Caliban, Captain Disko, Flash Forward, Mr. Irish Bastard, Smile And Burn, Swiss Und Die Andern u. v. a.

Olli Schulz

Fotos: Christian Ripkens

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#Live #Festival

Roskilde

Juicy Beats

Das Roskilde ist nach bald 50 Jahren Geschichte immer noch eines der traditionsreichsten und wichtigsten Festivals Europas – daran ändert sich auch in diesem Jahr nichts.

Man kann es drehen und wenden, wie man möchte: Kaum ein Festival kann seinen Ruf als Projektionsfläche für die perfekte Festival-Utopie so gut halten wie das Roskilde Festival. Dazu tragen nicht nur die gute Organisation und das traditionell prominent besetzte Line-up bei, sondern auch die vielen kleinen Zahnrädchen im Hintergrund, die sich auch in diesem Jahr wieder drehen und ein Festival-Erlebnis der etwas anderen Art bieten werden. Einer dieser unscheinbaren, aber durchaus ehrenhaften Mechanismen ist etwa das Leitmotiv, unter dem das Festival ausgeführt wird. So geht es wie in den letzten beiden Jahren auch 2018 beim Roskilde Festival zentral um das Thema »Equality«. Ein Begriff, der sich nicht nur schmückend auf die Fahne geschrieben wird, sondern auch in zahlreichen Workshops und Diskussionen erörtert werden soll. Politisch geht es übrigens auch in der Art Zone zu, wo verschiedene Projekte und Installationen wie gewohnt zum Nachdenken und Staunen anregen sollen. Selbst beim Essen lassen sich die Dänen übrigens nichts vormachen und

Das Juicy Beats ist aus der Festivallandschaft des Ruhrgebiets nicht mehr wegzudenken und begeistert auch in diesem Jahr mit einem bunten Line-up und vielen smarten Ideen im Nebenprogramm.

Nick Cave And The Bad Seeds

servieren statt minderwertiger Funktionsnahrung zu 90% Gerichte, deren Zutaten aus biologischem Anbau stammen. Kurz: Das Roskilde ist auch 2018 nicht irgendein beliebiges Festival, sondern immer noch so etwas wie eine temporäre Lebenseinstellung, die nachhaltig zum Umdenken anregen kann und natürlich nicht zuletzt auch eine ziemlich gute Party ist. Wenn zu der dann auch noch Gäste wie Eminem, Nick Cave oder die Gorillaz eingeladen sind, gibt es eigentlich nur noch wenige Argumente gegen einen Trip nach Dänemark. Philip Fassing — 30.06.–07.07. DK-Roskilde — Bruno Mars, Charlotte Gainsbourg, David Byrne, Eminem, Gorillaz, Interpol, Massive Attack, Mike Skinner & Murkage Present Tonga, Mogwai, Nick Cave And The Bad Seeds, Nine Inch Nails, St. Vincent, Stormzy, Young Fathers u. v. a.

Der Westfalenpark in Dortmund ist ein umtriebiges Plätzchen, keine Frage. Doch selten blüht die rund siebzig Hektar große Grünfläche auf dem Gelände des alten Kaiser-WilhelmHains so auf, wie sie es Ende Juli tut. Dann finden sich nämlich für gewöhnlich Menschen aus ganz Deutschland – und darüber hinaus – beim Juicy Beats Festival ein, das jedes Jahr aufs Neue mit einem beeindruckenden Line-up und viel Liebe zum Detail lockt. Auch dieses Jahr treffen hier Indie-Größen auf moderne Rap-Visionäre und namhafte DJs. Vierzehn Floors und sechs Bühnen stehen dafür in diesem Jahr zur Verfügung. Den Einfallsreichtum merkt man den Machern und Macherinnen des Festivals aber vor allem abseits dieser Hotspots an. Die Bring Your Own Beats Stage bietet etwa ambitionierten NachwuchsRappern eine Plattform, um die bei einem vorangegangenen Contest hart gekämpft werden musste. Beim Bingolinchen mit dem Team Rhythmusgymnastik wird

Melt Das Melt entführt auch in diesem Jahr wieder circa 20.000 bunt gekleidete Meltraumtierchen und andere seltsame Wesen in eine völlig fremde Welt.

Der Meltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2018. In der Stadt aus Eisen ist man noch immer nicht in der Lage zu beamen. Fremde Galaxien möchte man dennoch erforschen. Oder auch nur den schon bekannten für ein paar Tage entfliehen. Zu diesem Zweck strömen auch in diesem Jahr wieder um die 20.000 Besucher in Richtung Halbinsel am Gremminer See. Was jahrzehntelang die Braunkohleindustrie speiste und damit ein Ort für allerlei Umweltsauereien

war, setzt nun schon seit Jahren auf Festivals, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen. Beim Melt stehen Mitte Juli erneut drei Tage lang Künstler aus diversen musikalischen Sparten auf sechs Bühnen. Zählt man den berühmt-berüchtigten Sleepless Floor mit, sind es sogar vier Tage – bekanntermaßen ohne Pause! Wer zwischendurch selbige doch braucht, taucht einfach in den Gremminer See oder fährt ins nahe gelegene Dessau, um das Bauhaus-Gelände zu besichtigen. Senta Best — 13.–15.07. Gräfenhainichen — Fever Ray, Florence + The Machine, IAMDDB, Jon Hopkins, Modeselektor B2B Apparat, The xx, Tyler The Creator, Westbam, WhoMadeWho u. v. a.

Florence + The Machine XYXYXYXYXX

Fil Bo Riva

derweil dem Altenheimklassiker ein festivaltauglicher Anstrich verpasst – Fremdscham, Trinkspiele und reizvolle Preise inklusive. Auf der Ruhralleewiese und der Kreativ.Meile erwarten einen zudem viele kulinarische Neuheiten und Shopping-Möglichkeiten. Wem das alles viel zu ehrgeizig erscheint, der kann natürlich auch einfach ein paar Runden im Autoscooter drehen oder sich an den Strand legen – alles möglich beim Juicy Beats. Bei insgesamt rund 100 DJs und 50 Liveacts sollte aber ohnehin keine Langeweile aufkommen. Philip Fassing — 27.–28.07. Dortmund — Boys Noize, Editors, Feine Sahne Fischfilet, Fil Bo Riva, Haiyti, Kraftklub, RIN, SXTN, Trettmann, Weekend u. v. a.

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#Live #Festival

Reload Das Reload Festival bietet schon seit über zehn Jahren ein entspanntes Festivalerlebnis trotz härtester Klänge. Dafür verantwortlich ist neben einer familiären Campingplatz-Atmosphäre auch die Tatsache, dass mit nur einer Bühne jeglicher Entscheidungszwang ausgeschlossen wird.

Felix Jaehn

NEW HORIZONS Letztes Jahr erst aus der Taufe gehoben, feiert das EDM-Festival Ende August auf dem legendären Nürburgring seine zweite Ausgabe. Mit viel Pathos öffnen sich erneut die Tore zum eigenen Universum.

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ie Herzen der EDM-Jünger dürfen erneut höher schlagen. Der Nürburgring verwandelt sich für ein Wochenende in einen bunten Kosmos mit sieben unterschiedlichen Bühnen, bei denen der Name Programm ist: Trap Town, Dark District oder Capital Park zelebrieren jeweils ihre eigene gigantische Welt. In futuristischer Aufmachung wird an Licht-Design, Feuerwerk und Dekor nicht gespart. Nach einem erfolgreichen Einstand im vergangenen Jahr dürfen sich erneut Elektronik-Stars der Szene, aber auch Künstler aus dem Bereich Trap die Regler in die Hand geben. Die spektakulären Shows auf der Rennstrecke des Nürburgring werden möglichst aufwendig vorbereitet und lassen das Gelände in allen Farben des Regenbogens erstrahlen. Lauter, heller, größer – im Mittelpunkt steht ein unvergessliches Erlebnis für die Besucher. Ob die 55.000 Gäste des vergangenen Jahres getoppt werden können, bleibt abzuwarten. Die Erfolgswelle des EDM ist nach wie vor ungebrochen. Besucher aus Deutschland, Holland, Großbritannien und ferneren Kontinenten strömen zusammen, um das Phänomen EDM in seinen sieben Universen gemeinsam zu zelebrieren.

Das beschauliche Sulingen ist auch 2018 wieder Treffpunkt für bis zu 10.000 Fans der härteren Musikgenres. Was man zunächst nicht erwartet: Kaum ein anderes Festival zieht so hilfsbereites und freundliches Publikum an, wie das Reload. Kurze Wege und die Möglichkeit, das Zelt direkt neben dem Auto aufzustellen, begrenzen den Stressfaktor schon mal auf ein Minimum. Da nur eine Bühne bespielt wird, besteht außerdem zu keiner Zeit die Gefahr, seine Lieblingsband zu verpassen. Während auf dem Festivalgelände Punk-, Metalund Hardcorebands die Fans komplett am Rad drehen lassen, hört man auf dem Campingplatz die üblichen Festivalklassiker. Ob die legendäre Cantinaband in einer Hardcorevariante oder eine zweistündige Dauerschleife von Karl Dalls »Heute schütte ich mich zu«. Das Publikum ist für jeden Spaß zu haben. Mika Gehlen — 24.–25.08. Sulingen § A Traitor Like Judas, Annisokay, Beartooth, Booze & Glory, Deez Nuts, DevilDriver, DragonForce, Eskimo Callboy, In Flames, Kaiser Franz Josef, Madball, Papa Roach, Pro-Pain, Prong, Ryker's, Sepultura, Sick Of It All, Street Dogs, The Night Flight Orchestra, Torfrock, Walking Dead On Broadway, Watch Out Stampede, Kreator, Flogging Molly, Mantar, ZSK, John Diva & The Rockets, Powerslave, Counterparts u. v. a.

Kosmonaut Entspannt im See baden und dabei direkt auf die Hauptbühne schauen – das findet man nur beim Kosmonaut Festival in Chemnitz.

Man stelle sich vor, eine Band möchte ein eigenes Festival veranstalten. Fast alles ist irgendwie selbst gemacht, viele Freunde haben geholfen, und sogar die alte Lichterkette der Eltern kommt zum Einsatz und schmückt ein paar Bäume des Festival-Geländes. Die auftretenden Künstler kennen sich untereinander, das Publikum schätzt die familiäre Atmosphäre. Ziemlich genau so ist das Kosmonaut Festival in Chemnitz entstanden und feiert 2018 seinen sechsten Geburtstag. Die Band Kraftklub hat das Festival am Stausee Rabenstein 2013 ins Leben gerufen und sorgt mit guter Organisation, Nähe zum Publikum und kleinen bis großen Überraschungen dafür, dass jedes Jahr Besucher aus ganz Deutschland extra für das Festival ins tiefe Sachsen pilgern. Ein Highlight ist jedes Jahr der Auftritt des geheimen Headliners, der immer erst kurz vor dem Auftritt bekannt gegeben wird. Neben den Konzerten kann man außerdem gemütlich im See baden, Minigolf spielen oder in der Flunkyball-Arena seine Trinkfestigkeit unter Beweis stellen. Alles in einer für ein Festival ungewöhnlich ruhigen und freundlichen Atmosphäre, wodurch sich auch Familien wohlfühlen. Mika Gehlen

Helen von Daacke — 24.–25.08. Nürburg — Alle Farben, Armin van Buuren, Bassjackers, Claptone, David Gravell, Dillon Francis, Drunken Masters, Felix Jaehn, Hardwell, Headhunterz, Hugel, Jordan Suckley, Kyau & Albert, Lost Identity, Marshmello, Martin Jensen, Mike Cervello, Moksi, Netsky, Ofenbach, Salvatore Ganacci, Steve Aoki, Timmy Trumpet u. v. a.

Drangsal

Kreator

— 29.–30.06. Chemnitz — Drangsal, Faber, Feine Sahne Fischfilet, Goldroger, Idles, Käptn Peng Und Die Tentakel Von Delphi, Kraftklub, Milky Chance, Noga Erez, Olli Schulz, RAF Camora u. v. a.


#Live #Festival

Trosse Kult »Raum für neue Perspektiven«, schreibt sich das Münsterland auf seine rapsgelbe Fahne und wirbt mit Reitvergnügen und Radreisen durch das platte, weidenreiche Land.

An Raum scheint es wirklich nicht zu mangeln. Kulturelle Perspektiven liefert der – mittlerweile über 200 Mitglieder umfassende – Trosse Kult Mesum e. V. seit 2005 mit dem hauseigenen Open Air. Als bestes Beispiel dafür, dass sich selbst in der münsterländischen Provinz etwas auf die Beine stellen lässt, sorgen viele fleißige ehrenamtliche Hände für ein musikalisch rocklastiges Festival. Dabei wird vor allem jungen, einheimischen Nachwuchskünstlern Plattform und Perspektive geboten.

REEPERBAHN FESTIVAL Wenn auch so ziemlich jedes Festival behauptet, etwas Besonderes zu sein – das Reeperbahn Festival ist es wirklich.

Wie der Name schon sagt, finden die meisten der über 600 Konzerte auf und um die berühmte Hamburger Amüsiermeile herum statt. Um die 40.000 Besucher verteilen sich hier auf circa 90 Spielstätten. Rund um das musikalische Festivalprogramm finden Konferenzen zum Thema Musikbusiness statt. Wer zwischendurch die Schnauze voll hat von Musik, kann sich auch Kunst, Filme oder Lesungen ansehen, im Programm steht nämlich nicht ausschließlich Musik. Alternativ setzt man sich in eine der vielen kleinen Kneipen und beobachtet das Nachtleben – samt seiner liebenswürdig-schroffen Kiezoriginale. Senta Best

Henrike Schröder — 04.08. Rheine — Dÿse, Goodbye Graveyard, Henning Wehland, Monsters Of Liedermaching, Murphy’s Dojo Clan, Talco u. v. a.

Internationales Sommerfestival Kampnagel

— 19.–22.09. Hamburg § Bear’s Den, Black Foxxes, Brett, Decibelles, Freya Ridings, Gewalt, Heisskalt, Her, Hugar, Ibeyi, IlgenNur, Jaguwar, Karies, Kid Simius, Lewis Capaldi, Neufundland, S.Carey u. v. a.

LOLLAPALOOZA BERLIN Es ist die Zusammenführung aus Jahrmarkt, Fantasiewelt und urbanem Festival, die die Lollapalooza-Idee ausmacht.

Berlin ist eine Reise wert, das Lollapalooza aber auch. Und selbst die treuesten Besucher haben bislang immer ein anderes »Lolla« erlebt, denn das Festival hat bislang jedes Mal den Veranstaltungsort gewechselt. Ab jetzt sollen es aber das Olympiastadion und der Olympiapark bleiben, so jedenfalls der Vorsatz von Stadt und Veranstalter. Im historischen Ensemble regieren also fortan die Clowns, Schausteller, Hochräder, Fantasiegestalten und die nicht ganz nebensächliche Frage: Schau ich mir jetzt Scooter oder Kraftwerk an? Das Festival ist einfach bestrebt, alle glücklich zu machen, sogar den Festival-Nachwuchs im Kidzapalooza.

Drei Wochen lang gibt es auf dem Kampnagel-Gelände so viel zu gucken, dass Urlaub überflüssig wird.

Das Sommerfestival auf Kampnagel hat nur wenig mit der übrigen Festivallandschaft zu tun. Hier spielen zwar auch Bands, aber mindestens ebenso wichtig sind die vielen anderen Programmpunkte in den Bereichen Theater, Bildende Kunst, Tanz und Film. Austragungsort ist das Gelände einer ehemalige Kranfabrik, die in den Achtzigern zum Bühnenkomplex mit Kino und Restaurant umgebaut wurde.

Carsten Schumacher

Julia Brummert — 09.–27.08. Hamburg — Blumfeld, Chelsea Wolfe, Get Well Soon, John Maus, Sun Ra Arkestra u. v. a.

Ibeyi

Casper XYXYXYXYXX

— 08.–09.09. Berlin — Armin van Buuren, Casper, David Guetta, Freundeskreis, K.I.Z, Kraftwerk 3D, Liam Gallagher, Scooter, The National, The Weeknd u. v. a.

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#Live #Festival

Splash! Wer auch nur im Entferntesten etwas für HipHop übrighat, kommt um dieses Festival nicht herum.

Joy Denalane

OPEN AIRS IM KULTURPARK SCHLACHTHOF Beim Angebot des Kulturparks am alten Schlachthof bleibt kaum ein Wunsch offen. Fünf kleine Open Airs als kleine, stadtnahe Ausflugsziele mit FestivalAtmosphäre.

F

lohmärkte, Wiesendinner, Pump Track, Fässerwerfen, Queens Of The Stone Age: Fast jede Zielgruppe wird hier angesprochen. Und natürlich finden hier jede Menge Konzerte mit angesagten, exquisiten Bands und Gästen statt. Die Stimmung im lebendigsten Kulturbereich von Wiesbaden ist urban, friedlich und entspannt. Dabei sind die Queens Of The Stone Age natürlich nur ein Beispiel gewesen. Über den Sommer verteilt finden fünf große Open-Air-Veranstaltungen statt, die auf einzelne Bands wie Beginner, NoFX, Freundeskreis oder eben besagte Kyuss-Nachfolgeband aufgebaut sind. Zusätzlich kommt mit dem City Riot Fest ein richtiges kleines Festival ins Programm, auf dem neben den Broilers auch Flogging Molly und Drangsal spielen. Wie auch immer Drangsal dort hineingeraten sind, sie werden an diesem Abend mit Sicherheit nicht nach »Fernsehgarten« klingen, sondern sich der Szenerie um sie herum anpassen. Alle anderen Termine wirken homogener, auch wenn sich die zusammen auftretenden Bands natürlich durch ihren eigenen Charakter abheben und genügend Abwechslung bieten werden.

Machen wir uns nichts vor: Als eingefleischter HipHop-Fan gibt es nicht viele Termine, die rot im Festival-Kalender angestrichen werden müssen. Das Splash! Festival gehört seit Jahren ausnahmslos dazu, handelt es sich dabei streng genommen doch um das Stelldichein der gesamten Szene. Dass sich dazu auch noch große Headliner aus den USA gesellen, macht die Party nur noch besser. Dicke Pluspunkte gibt es hier zudem für die offene Definition von HipHopKultur, die auch spannende Experimente und ungewöhnliche Gastspiele an den Grenzen des Genres zulässt. Eine angenehme Offenheit, die sich auch im Publikum widerspiegelt und für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt. Das Live-Programm findet auf fünf Bühnen statt, dazu gibt es Diskussionsrunden, Live-Interviews und Lesungen. Die 21ste Ausgabe des Klassentreffens der deutschen HipHop-Familie war in diesem Jahr entsprechend auch in Rekordzeit ausverkauft. Läuft bei denen. Philip Fassing — 06.–08.07. Gräfenhainichen — 6LACK, Action Bronson, Afrob & Tribes Of Jizu, Antilopen Gang, Azad, Casper, Chefket, Cro, Dendemann, Denzel Curry, Dexter, Goldlink, GZUZ, Haftbefehl, Haze, J. Cole, Jace & Die Flavour Gang, Karate Andi, Lil Uzi Vert, Lil Xan, Night Lovell, Prinz Pi, Raf Camora, Rejjie Snow, Rich Brian, RIN, Sido & Savas, Sierra Kidd, Skepta, Smokepurpp, T9, Trettmann, Tyler The Creator, Ufo361, Veedel Kaztro, Vega, Vince Staples, Zugezogen Maskulin u. v. a.

Carsten Schumacher — 16.06. — Queens of the Stone Age — 23.06. Punk In Drublic — Bad Cop Bad Cop, Boysetsfire, Bronx, Mad Caddies, NoFX — 04.08. Beginner Open Air — Beginner, Samy Deluxe u. a. — 25.08. City Riot Fest — Booze & Glory, Broilers, Drangsal, Emscherkurve 77, Flogging Molly, The Selecter — 08.09. Freundeskreis Open Air — Afrob, Freundeskreis, Joy Denalane, Megaloh

Dakota

Dutch Impact Obwohl die Niederlande musikalisch recht umtriebig sind, hat man die meisten Acts hierzulande nicht auf dem Schirm. Dutch Impact will genau diese Wissenslücken schließen, indem es bei der c/o pop und dem Reeperbahn Festival jeweils drei talentierte Bands vorstellt.

Länderschwerpunkte sind mittlerweile keine Seltenheit mehr auf Festivals. Beim »Dutch Impact«Abend im Rahmen der c/o pop und des Reeperbahn Festivals zeigt unser Nachbarland, was es musikalisch zu bieten hat. Und wer die Niederlande kennt, weiß, dass das Land nicht nur geografisch zwischen England und Deutschland liegt, sondern auch kulturell. Besonders merkt man das an einer extrem hohen Begeisterung für Popkultur, die sich in einer ebenfalls hohen Banddichte ausdrückt. Bands, für die das eigene Land schnell zu klein ist und die dafür Botschafter in den angrenzenden Nachbarländern brauchen. Genau diese Botschafter sind es, die Showcases wie die »Dutch Impact«-Abende ausrichten, wo die neuesten Talente schaulaufen. Unter den Acts sind in diesem Jahr Dakota, die mit ihrem verträumten Pop bereits beim Eurosonic Noorderslag überzeugten, und Altin Gün, die beschwingt Funk und Psych-Rock mit einer modernen Produktion verknüpfen. Henrike Schröder

Trettmann

— c/o pop — 29.08.–02.09. Köln — Dakota, Iguana Death Cult, The Homesick — Reeperbahn Festival — 19.–22.09. Hamburg — Altin Gün, Baby Galaxy, DeWolff

Fotos: Kay Buchanan

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DANKE, INTR


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#Preview #Dingens #Sache

Di. 11.9.18 | Goldmarks Stuttgart

08.06. + 09.06.

GISBERT ZU KNYPHAUSEN

MI 04.07 | Fil Bo Riva MO 30.07 | Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi DO 06.09 | Tamika Campbell SA 15.09 | Andy Sauerwein SA 15.09 | Double Crush Syndrome DO 20.09 | Andy Strauß DO 27.09 | Faisal Kawusi MI 03.10 | Bodyformus DO 04.10 | Frankfurter Klasse DO 04.10 | Jan Philipp Zymny DI 09.10 | NightWash MI 10.10 | Simon Pearce SA 13.10 | Omas Zwerge Festival DI 16.10 | The Sonics SA 20.10 | Plusmacher FR 26.10 | Reis against the Spülmachine MI 07.11 | DeWolff

Waschhaus Potsdam Schiffbauergasse 6 14467 Potsdam

VVK unter www.zechecarl.de und an allen bekannten VVK-Stellen Stand: 08.06.2018 (Änderungen vorbehalten!)

POTSDAMER TANZTAGE Sa 16.06.

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STADT FÜR EINE NACHT 24 Stunden Kulturprogramm Mi 04.07.

FLAMENCO AFICION Sa 28.07.

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Mi 01.08.

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DORIAN SORRIAUX

+ guest: NINO OBENZA Fr. 28.9.18 | Schräglage Stuttgart

DANGER DAN

So. 30.9.18 | Universum Stuttgart

THE STORY SO FAR

+ guests: CITIZEN, ALL GET OUT Mi. 3.10.18 | Keller Klub Stuttgart

CROWN THE EMPIRE

Do. 4.10.18 | Im Wizemann Stuttgart

MILLIARDEN

Fr. 5.10.18 | Im Wizemann Stuttgart

GRAVEYARD

+ special guest: BOMBUS Sa. 6.10.18 | clubCANN Stuttgart

SATELLITE STORIES

+ guests: LCMDF Mo. 8.10.18 | Im Wizemann Stuttgart

JESPER MUNK

Mo. 8.10.18 | Im Wizemann Stuttgart

WILLIAM FITZSIMMONS & JOSHUA RADIN Mo. 22.10.18 | Im Wizemann Stuttgart

K.FLAY

Di. 23.10.18 | Goldmarks Stuttgart

CHUCKAMUCK

Mi. 24.10.18 | LKA Longhorn Stuttgart

FRANK TURNER AND THE SLEEPING SOULS

Do. 25.10.18 | Keller Klub Stuttgart

CAPITANO

Mo. 29.10.18 | LKA Longhorn Stuttgart

Danke für viele tolle Jahre Intro.

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Freilichtbühne Wattenscheid jeweils 19.30 Uhr – umsonst & draußen

21.07.2018 / SA BANTU 28.07.2018 / SA Pachibaba 04.08.2018 / SA Il Civetto & Sabâ 25.09.2018 / DI Eläkeläiset

"25 Jahre Humppa" Tour

11.06.18 18:36

werden Dich vermissen! 26.7. Motorpsycho support: Love Machine

2.8. Sepultura Die brasilianische Metal-Legende 6.8. Algiers Indie, Soul & Southern Rock

13.8. Protomartyr Post-

Punk from U.S.A.

20.8. Josh T. Pearson Songwriting from U.S.A.

31.8. Shantel & Bucowina

Club Orkestar

6.9. Hello Emerson Indie

08.10.2018 / MO Heinz Strunk

Pop from Canada

23.10.2018 / DI Bombino

13.10. Life Of Agony Cros-

26.10.2018 / FR AKUA NARU

Pop - 30th Anniversary Tour

"Das Teemännchen"

"Deran Tour 2018"

Tour 2018

08.11.2018 / DO Tocotronic

"Die Unendlichkeit Live 2018"

21.11.2018 / MI dicht & ergreifend

"Ghetto mi nix o" Tour 2018

7.10. Damien Jurado Songwriting from U.S.A.

sover & Hardcore from NYC

16.10. The Posies Power 22.10. Meridian Brothers

Avantgarde Latin Sound from Bogotá

25.10. K.Flay Alternative Pop from U.S.A. 12.11. Bukahara Pop, Folk, Swing & Worldbeat

22.12. Smoke Blow Final Hands Tour 2018

27.12. Mono & Nikitaman Guten Morgen Es Brennt-Tour

Tickets unter www.zakk.de Fichtenstraße 40, D´dorf

KODALINE

Mi. 31.10.18 | Club Manufaktur Schorndorf

RIVERSIDE

Mi. 31.10.18 | Keller Klub Stuttgart

COSBY

Mi. 31.10.18 | clubCANN Stuttgart

STU LARSEN & NATSUKI KURAI

Di. 6.11.18 | Im Wizemann Stuttgart

VANCE JOY

Fr. 16.11.18 | Keller Klub Stuttgart

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OPEN AIR 2018

05.07. STEVE WINWOOD & GARY CLARK Jr. 12.07. WINCENT WEISS & LEA & STEAL A TAXI 17.07. STEVEN WILSON 18.07. ALANIS MORISSETTE 25.07. SIMPLE MINDS & FISCHER-Z 16.08. MOOP MAMA & BUKAHARA 18.08. JOHANNES OERDING 19.08. FREUNDESKREIS & JOY DENALANE 20.08. SUPERTRAMP’S ROGER HODGSON & JOHN ILLSLEY OF DIRE STRAITS 21.08. LIMP BIZKIT

INFOS: NOISENOW.DE KUNSTRASEN-BONN.DE


#Preview #Dingens #Sache

liebes intro. Wir Werden dich Vermissen! Konzert

So. 22.07.18

lUCky CHopS Konzert

FEAT. DOYLE WOLFGANG VON FRANKENSTEIN OF THE MISFITS

do. 16.08.18

Mi. 25.07. 19:00 Uhr

SwMrS Konzert

do. 13.09.18

grandBroTHerS Konzert

Fr. 05.10.18

JUSe JU Konzert

ADAM ANGST MILLIARDEN LOVE A FJØRT

Laut & Leise! Festival

FROM WILLOWS PAUL KANN KARATE FIBEL SHORELINE TONI TRASH

di. 16.10.18

Mit: YAKUZI, RAKEDE, LYSISTRATA, XUL ZOLAR

Mi. 17.10.18

Do. 27.09. 19:00 Uhr

killing Joke Konzert

ELÄKELÄISET So. 07.10. ME + MARIE

di. 23.10.18

BUkaHara Konzert

Mi. 24.10.18

So. 14.10. 19:00 Uhr

THE RASMUS

SaM VanCe-law Konzert

di. 13.11.18

Special guest: THE SHIVER

MoTorpSyCHo Konzert

So. 21.10. 19:00 Uhr

LABRASSBANDA

Mi. 14.11.18

klan Konzert

Special guest: FOLKSHILFE do. 15.11.18

Mi. 24.10. 19:00 Uhr

CUrTiS Harding

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Konzert

So. 02.12.18

HeiSSkalT Konzert

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Sa 21.07.18

Wladimir Kaminer

Sa 28.07.18

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VorSchau Do 13.09.18

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Fr 14.09.18

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MO 09.07. ANDY MINEO 21.00

SO 19.08. THE GLORIOUS SONS 20.00

18:00 Uhr

leFTBoy Konzert

20:00 Uhr

SA. 22.09. 17:00 Uhr

Mi. 10.10.18

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GOGOL BORDELLO Fr. 14.09. TRAGEDY

ALL METAL TRIBUTE TO THE BEE GEES & BEYOND

gogo pengUin Konzert

THE DEAD DAISIES Do. 19.07. DOYLE 19:00 Uhr

Mi. 15.08.18

CalexiCo Konzert

Mi. 18.07. 20:00 Uhr

schallp

160

2. 9. KÖLN Stadthalle Mülheim 9. 9. DÜSSELDORF Weiterbildungszentrum 16. 9. OLDENBURG Weser-Ems-Halle 23. 9. OBERHAUSEN Revierpark Vonderort 30. 9. OSNABRÜCK OsnabrückHalle 3. 10. DORTMUND Westfalenhalle 7. 10. BIELEFELD Stadthalle 14. 10. LINGEN Emslandhallen 28. 10. BONN Brückenforum Beuel 3. 11. PADERBORN Schützenhof 4. 11. ESSEN Grugahalle 11. 11. MÜNSTER Halle Münsterland 2. 12. BOCHUM Stadthalle Wattenscheid 9. 12. DÜSSELDORF Weiterbildungszentrum 16. 12. LUXEMBOURG ROCKHAL Esch/Alzette 26. 12. DORTMUND Westfalenhalle

FR 05.10. MASEGO 20.00 SA 13.10. SCHMUTZKI 20.00 DI 16.10. THE BLACK QUEEN 21.00 MI 17.10. EMMA BLACKERY 20.00 FR 19.10. THE PARLOTONES 20.00 SO 21.10. ÄTNA 20.00 DO 25.10. JOKAH TULULU 20.00 SA 27.10. K.FLAY 20.00 DO 01.11. KLAN 21.00 FR 02.11. WELSHLY ARMS 20.00 SO 04.11. UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA 20.00 MO 19.11. MUDHONEY 21.00

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U

KONZERTE | PARTYS | COMEDY & MEHR

JUL

13 16 DAMIAN MARLEY 17 DIE DREI ??? RR PARTY #194 YOUTH BRIGADE FESTIVAL Newcomer Festival

einziges Deutschlandkonzert

„Die Drei ??? und die Zeitreisende“

AUG

31.07. PALMENGARTEN 19:30 ORLANDO JULIUS & THE HELIOCENTRICS 07.08. ZITADELLE MAINZ 19:00 KAMASI WASHINGTON 07.08. PALMENGARTEN 19:30 BUKAHARA

10 14 THE SOFT MOON

JKC STAMMTISCH Hip-Hop & Rap

hypnotisch, psychedelisch, düster

SEPT

05 06 WOLF PEOPLE , DARJEELING 07 SCHLAKKS 16 Chor Clamott 19 LYSISTRATA , SOOMA 20 MUDI Arabesk Rap 21 TANKCSAPDA 23 FZW INDIE NIGHT 28 WAY BACK WHEN FESTIVAL 30 FZW POETRY SLAM

der größte regelmäßige Slam in NRW UK

Psychedelic-Rock, 70s Rock, 60s, Folk Album-Release-Show

FR

24.07. PALMENGARTEN 19:30 RUFUS WAINWRIGHT

CH

Liveurope Showcase, Post-HC, Rock

HU

Ungarns Rockband No.1!

mit CASSIA, POM POKO, GREAT NEWS

Festival mit Indie, Pop, Rock, Elektronik,& Folk im FZW, domicil und Pauluskirche. Mit der Höchste Eisenbahn, Dillon, Fjort, Kat Frankie, Martin Kohlstedt, Rikas, Her, Selah Sue

OKT

03 05 HAIYTI 07 DIS SOUNDFESTIVAL 10 LEA 11 BIERSCHINKENFESTIVAL Punk & Rock in Hülle und Fülle 12 KHALID BOUNOUAR 13 KAYEF 14 UFO 361 15 THE RASMUS 18 GO GO PENGUIN 20 MR. IRISH BASTARD 21 IDIL BAYDAR aka JILET AYE 22 TRISTAN BRUSCH 25 COACH ESUME 28 MARMOZETS FZW POETRY SLAM

der größte regelmäßige Slam in NRW Cloud-Rap, Trap, Rap

Dortmunds inklusives Musikfestival Singer-Songwriterin - ausverkauft!

Stand-Up Comedy

Pop Rap aus Dforf - MODUS Tour 2018 STAY HIGH TOUR 2018 - Rap, Trap FIN

Support: THe Shiver

UK

Akustik-Electronica Folkpunk

Ghettolektuell

Liebeserklärungen & Chanson-Pop „Believe The Hype“ Autorenlesung UK

21.08. PALMENGARTEN 19:30 MOGLI 04.09. MOUSONTURM 20:00 JONATHAN BREE 09.10. MOUSONTURM 20:00 HEINZ STRUNK 11.10. JAHRHUNDERTHALLE 20:00 GEORGE EZRA 20.10. CAPITOL OFFENBACH 20:00 TINA DICO 23.10. BATSCHKAPP 20:00 LEFT BOY 23.10. GIBSON 20:00 MAC DEMARCO 28.10. MOUSONTURM 20:00 KAMAAL WILLIAMS 11.11. MOUSONTURM 20:00 TRYGVE SEIM 17.11. STADTHALLE OFFENBACH 20:00 SSIO

23.11. MOUSONTURM 20:00 SLY & ROBBIE + MOLVAER TRIO

D

A

Fr. 28.09.2018 | Gebäude 9, Köln

Do. 05.07.2018 | Blue Shell, Köln

Fr. 28.09.2018 | Artheater, Köln

BOMBA ESTEREO TYLER BRYANT & THE SHAKEDOWN

17.01. FESTHALLE 19:00 DIE FANTASTISCHEN VIER

DARWIN DEEZ

Fr. 05.10.2018 | Gebäude 9, Köln

MILES KANE

So. 08.07.2018 | Artheater, Köln

SICK PUPPIES

Sa. 06.10.2018 | Artheater, Köln

Mi. 25.07.2018 | Live Music Hall, Köln

CAFÉ TACVBA special guest: Huaira

BRITTA

So. 07.10.2018 | Gloria, Köln

HEINZ STRUNK

Di. 31.07.2018 | Blue Shell, Köln

TALL HEIGHTS

Do. 11.10.2018 | Luxor, Köln

So. 12.08.2018 | Luxor, Köln

THE BRIAN JONESTOWN MASSACRE Mo. 13.08.2018 | Luxor, Köln

REEF

Sa. 13.10.2018 | Live Music Hall, Köln

DUB FX

Mi. 24.10.2018 | Live Music Hall, Köln

SAM OUTLAW special guest: Molly Parden

LEON BRIDGES

Di. 30.10.2018 | Live Music Hall, Köln

Mi. 15.08.2018 | Gloria, Köln

KODALINE

RHYE

Fr. 02.11.2018 | Die Kantine, Köln

Di. 21.08.2018 | Luxor, Köln

CHASE ATLANTIC Di. 28.08.2018 | Luxor, Köln

KURT VILE & THE VIOLATORS

special guest: Meg Baird & Mary Lattimore

DESTROYER

Di. 06.11.2018 | Die Kantine, Köln

MARIAN HILL

ST. PAUL & THE BROKEN BONES

Mi. 12.09.2018 | Gebäude 9, Köln

Mo. 12.11.2018 | Kulturkirche, Köln

Fr. 14.09.2018 | Luxor, Köln

Mo. 12.11.2018 | Gloria, Köln

Di. 11.09.2018 | Kulturkirche, Köln

JOHN GRANT

PEKING DUK

WELSHLY ARMS

I HEART SHARKS

Do. 15.11.2018 | Live Music Hall, Köln

Fr. 21.09.2018 | E-Werk, Köln

XAVIER RUDD

special guest: Alma

So. 18.11.2018 | E-Werk, Köln

OK KID

Mo. 24.09.2018 | Gloria, Köln

TANK & THE BANGAS

Di. 20.11.2018 | Live Music Hall, Köln

EDEN

Do. 27.09.2018 | Luxor, Köln

Do. 06.12.2018 | Live Music Hall, Köln

DANGER DAN

LILY ALLEN

Do. 05.07.2018 | Palladium, Köln

Di. 28.08.2018 | Palladium, Köln special guest: Ecca Vandal Sa. 08.09.2018 | Palladium, Köln

special guest: Pierce Brothers Fr. 19.10.2018 | Palladium, Köln

Sa. 10.11.2018 | Palladium, Köln

Fr. 23.11.2018 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

25.02. ALTE OPER 20:00 NILS FRAHM

Do. 06.12.2018 | Westfalenhalle 1, Dortmund

08.04. CAOITOL OFFENBACH 20:00 BILDERBUCH

So. 20.01.2019 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen

Post-Punk & Hardcore

VORSCHAU

01.11. FAISAL KAWUSI l 02.11. ERIK COHEN l 02.11. JORIS Warsteiner Music Hall 03.11. WIRTZ Warsteiner Music Hall l 04.11. GReeeN l 06.11. KÖRNER l 07.11. FZW POETRY SLAM l 08.11. MAYBEBOP l 16.11. YOUNG HURN l 17.11. VINCENT GROSS l 18.11.EOFT l 20.11. MOLLY l 21.11. HALLER WWW.FZW.DE

TICKETS MOUSONTURM: TEL 069.405.895-20 WWW.MOUSONTURM.DE INFOS BROTFABRIK: WWW.BROTFABRIK.INFO

WEITERE VERANSTALTUNGEN: WWW.MARKUSGARDIAN.DE

E

MILLIARDEN

24.11. GIBSON 19:30 TOM MISCH 07.12. ZOOM 21:00 SOB X RBE

T

Do. 05.07.2018 | Die Kantine, Köln

18.11. BATSCHKAPP 20:00 EDEN 20.11. ZOOM 21:00 PARQUET COURTS

P

prime entertainment www.prime-entertainment.de


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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt

Demnächst:

Müsst ihr leider ohne Intro auskommen. Macht’s gut und danke für den Fisch!


N E H C S I W Z

L E C X E D UN

. S S E Z X E

WORK HARD. PLAY HARD. BUSINESS PUNK. Das Business-Lifestyle-Magazin. Aktuelle Ausgabe jetzt im Handel erhältlich!

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And the beat goes on.


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