Intro #255

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#Pop #Kultur #Life #Style

IBEYI

Geschwisterliebe Stefanie Sargnagel — The National — EMA — Grizzly Bear — The War On Drugs —

Cro — Magical Mystery — Ulrich Holbein — Zola Jesus — Beatsteaks — The Circle — Mogwai

#255 September 2017 gratis www.intro.de


Mach mit bei der Wahl. Sonst entscheiden die anderen für dich.

und Die Wahlbeteiligung am 24.9. hat direkten Einfluss auf den Stimmenanteil der AfD im Bundestag, und darauf, ob sie überhaupt reinkommt. Gehst Du nicht wählen, stärkst Du aktiv Rechtsnationale. Nur wählen gehen hilft.

Wo bist du gemeldet? Stelle sicher, dass dich deine Wahlunterlagen erreichen. Falls du unsicher bist, schau auf die Rückseite deines Personalausweis. Da steht die aktuelle Meldeadresse. Bei Umzug und Ummeldung nach dem 4.9. musst du am alten Wohnort wählen. Mehr Infos zur Briefwahl gibt es unter www.bundeswahlleiter.de Eine easy Webseite, auf der im Ausland lebende Deutsche Briefwahl beantragen können, ist www.fernwahl.de Erzähl Freund/innen, die im Ausland leben, davon.

Between Bridges / Wolfgang Tillmans

Nutze die Briefwahl, falls du frisch umgezogen bist, verreist oder am Wahltag was anderes vor hast.


#Intro Editorial

Collage: B.D. Graft

#Intro

Vor knapp zwei Jahren stellten wir im Rahmen eines NewcomerSpecials Lisa-Kaindé und Naomi Díaz alias Ibeyi vor. Und irgendwie spürten wir schon damals, dass die Zwillinge mit Wurzeln in Frankreich und Kuba mal auf unser Cover gehören. Aber lasst euch nicht vom traumhaften Foto von Tereza Mundilová täuschen: Die jungen Frauen tragen zwar viel Liebe, aber auch Trauer und Wut im Herzen. Und sie sprechen vielen aus der Seele, wenn sie sagen: »Politik wird generell nur von alten Leuten gemacht.« Zum Glück sind sie Teil einer Generation, die genau das ändern will. Das Thema Politik zieht sich durch viele Gespräche in diesem Heft, sei es bei The National, die fassunglos in ihr Heimtland schauen, oder bei Stefanie Sargnagel, die sich gegen den Hass verschreckter, alter FPÖ-Männer wehren muss. Aber keine Panik: Zwischen all diesen düsteren, ernsten Themen haben wir auch genug Lichtblicke untergebracht, damit ihr nicht völlig deprimiert in den Herbst müsst. Also: Viel Spaß beim Lesen! Daniel Koch (im Namen der Redaktion)

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Das Leben der Anderen

DAS LEBEN DER ANDEREN

Wer unsere Autorin Annett Bonkowski (rechts im Bild) auf Konzerten in Berlin trifft, glaubt bisweilen, doppelt zu sehen: Sie ist oft mit ihrer Zwillingsschwester Anne unterwegs. Wie passend, dass Annett – bereits zum zweiten Mal – die Ibeyi-Zwillinge traf und damit auch endlich ihre erste Titelstory für uns geschrieben hat. Danke dafür!

Wie man unschwer erkennen kann, spielen Formen und Farben in den Collagen unseres Trennerseiten-Künstlers B.D. Graft die Hauptrolle. Statt um Inhalte geht es ihm eher um Ästhetik und Gefühle, die seine Kunstwerke hervorrufen. Dabei lässt Graft sich nicht nur vom Expressionismus beeinflussen, sondern auch von schönen Kompositionen jeglicher Art – das kann ebenso ein außergewöhnliches Lied sein wie ein Gebäude, ein Kunstwerk oder ein Spaziergang im Park. Ein Interview gibt es auf intro.de unter #bdgraft.

Aus der Redaktion Wolfgang: »Ein guter Journalist ist nie allein, die Themen sind immer bei ihm.«

Teamwork, Ausbeutung oder betreutes ­Schreiben? Wir wissen nicht genau, wie Kollege Carsten Schumacher das Mischverhältnis in der ersten gemeinsamen MetalKolumne mit Gastautor Friese gestaltet hat. Die Schreibsession im Kölner Underdog Recordstore sieht jedenfalls nach einer feuchtfröhlichen enthusiastischen Sache aus. Ob sie sich auch so liest, erfahrt ihr bei den Reviews. Seit Jahren lässt der Coach des Intro-Teams keinen Trick aus, um mit seiner Mannschaft den von Tobias Thomas in Köln veranstalteten c/o pop Cup zu gewinnen. Diesmal glänzte Wolfgang Frömberg durch Abwesenheit, um an die Mündigkeit der Spielerinnen und Spieler zu appellieren. Doch leider machte sich eine gewisse Unsicherheit breit: Die Hierarchien waren zu Beginn des Turniers flacher als die Pässe und die Ambitionen niedriger als die Torschüsse. Aber die Mädchen und Jungs steigerten sich im Verlauf des Wettbewerbs – und konnten schließlich das letzte Match verdient für sich entscheiden. Co-Trainer Raulf zeigte sich auf der Pressekonferenz zufrieden: »Jetzt schmeckt das Bier wieder!«

Fred: »Oh, ich dachte, wir könnten uns so Hüte aufsetzen und aussehen wie kleine Hunde oder so.« Senta [nach ‘nem lauten Knall im Flur]: »Huch, was war das?« – Wolfgang: »Weiß nicht, jemand wurde erschossen. Egal, mach weiter! Wir haben Abgabe!« Daniel: »... und drei Liter später war er weg.«


Inhalt

INHALT #Intro

#Pop

Arbeiten von: Michele Sibiloni, Arwed Messmer,

Das doppelte Löckchen: Ibeyi 36

Tammy Volpe 8

Mogwai: Von wegen nostalgiebesoffen 40

Hits für den Präsidenten: IAMDDB 12

The National sagen alles ab 44

George Watsky: Scheitern als Kunst 14

EMA: Keine komplette Nihilistin 46

Storys von sexueller Weirdness: Alex Cameron

Grizzly Bear: Wie man ein Burn-out verhindert 48

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Auftakt mit: Shout Out Louds, Triggerfinger,

Therapiegespräch: The War On Drugs

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Death From Above, Romano, Phoebe Bridgers,

Cro: Romantiker mit Tinder-Fails 52

Top 7 Füllwörter-Songs 18

Gut gegessen mit den Beatsteaks 54 Zola Jesus wagt den Spagat 56

#Kultur Geliked und gehatet: Stefanie Sargnagel

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Arne Feldhusen und Sven Regener über »Magical Mystery« 64 Neu im Kino: »The Circle« und »Logan Lucky« 66 Neu auf DVD: »Belle De Jour« und »Die Reifeprüfung« 70 Neue Games: »Splatoon 2« und »Serial Cleaner« 74

#Life Reportage: Hausbesuch bei Ulrich Holbein

78

Popküche: Zaubertrank aus »Asterix & Obelix« 84 Kolumne: Teil einer Bewegung 85

#Style Future Fashion 88 Foto: Peter Kaaden

Top 7: Designer mit Visionen 92

#Review Platten vor Gericht 96 Neue Platten 98 Impressum / Dein Intro 6

#Preview

Abo 7

Intro empfiehlt 118

Katz & Goldt / Demnächst 130

Kalender 120

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#Intro #Dein Intro

DEIN INTRO Und wo warst du im September 2007? Intro #153

IMPRESSUM Verlag Intro GmbH & Co. KG, Oppenheimstraße 7, 50668 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94 993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Director Publishing & Projektleitung Intro Martin Lippert Director Brand & Media Cooperations David Winter Chefredakteur Daniel Koch (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Wolfgang Frömberg Artdirector Holger Risse

Covergeschichte Vor dem Interview mit M.I.A. belauscht

Heiko Behr unfreiwillig ein Gespräch auf dem Lollapalooza in Chicago: Als ein Stiernacken und ein Bürstenhaarschnitt erfahren, dass M.I.A. heiß gehandelt wird, zucken sie mit den Schultern und speisen die Künstlerin mit »europäischer HipHop« ab. Im Interview spricht M.I.A. dann davon, dass Amerikaner mehr Außenperspektive brauchen. Kurz zuvor hatte sie Probleme bezüglich ihres Visums. Storys Hot Hot Heat, You Say Party! We Say Die!, Overkill River, Moneybrother, Beach House, Talib Kweli, Kevin Drew, Menomena, Boys Noize, Modeselektor, Hard-Fi, The Go! Team, Tel Aviv, Gentleman, G-Hot Wichtige Alben Broken Social Scene presents Kevin Drew »Spirit If ...«, Caribou »Andorra«, Animal Collective »Strawberry Jam«, Against Me! »New Wave«, The Cribs »Men’s Needs, Women’s Needs, Whatever«, EA80 »Reise«, Hot Hot Heat »Happiness Ltd.«, Talib Kweli »Ear Drum«, Patrick Watson »Close To Paradise« Platten vor Gericht Sieger: Patrick Watson – 7,86 / Letzter: Moneybrother – 4,21 Besondere Vorkommnisse Für die Modestrecke muss diesmal die Intro-Crew herhalten: Unter dem Motto »Mix mir einen Drink, der mich woanders hinbringt« wurde Schnaps verabreicht, um die Folgen zu testen und zu dokumentieren. Angeblich wurde aber nur Mineralwasser verwendet und die Desaster-Szenen nachgestellt. Schlagzeile des Monats Beginn der Finanzkrise +++ Mattel zieht über 18 Mio. Spielwaren zurück, an denen kleine Magneten angebracht sind +++ Mafia-Morde von Duisburg +++

Stellv. Artdirectorin Frederike Wetzels Redaktion Senta Best (Textchefin, #Life), Frederike Ebert (#Style), Kristina Engel (Lektorat), Wolfgang Frömberg (#Kultur), Daniel Koch (#Pop), Christian Steinbrink (CvD, #Review), Sermin Usta, Frederike Wetzels (Foto) Live-Redaktion Thomas Lorber, Henrike Schröder (Volontariat), Carsten Schumacher Layout Jörn C. Osenberg (osi) Online- & News-Redaktion (news@intro.de) Julia Brummert, Philip Fassing (Leitung Produktentwicklung), Bastian Küllenberg (Leitung Social Media) Terminredaktion termine@intro.de Texte Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Hannah Bahl, Kristof Beuthner, Jan Bojaryn, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Dominik Bruns, Helen von Daacke, Sascha Ehlert, Carlotta Eisele, Rami Eiserfey, Valentin Erning, Lars Fleischmann, Lisa Forster, Marco Fuchs, Nina Gierth, Steffen Greiner, Claudius Grigat, Elisabeth Haefs, Henrik Hamelmann, Dirk Hartmann, Patrick Heidmann, Nils Herrmann, Ulf Imwiehe, Paula Irmschler, Sebastian Jegorow, Madleen Kamrath, Franziska Knupper, Kerstin Kratochwill, Philip Krömer, Mario Lasar, Julia Maehner, Konstantin Maier, Jan Martens, Mathias Meis, Nadja Neqqache, Sarah Neuhaus, Laura Nürnberger, Viviane Marie Philipps, Katja Peglow, Olaf Radow, Verena Reygers, Henje Richter, Philipp Röttgers, Nils Schlechtriemen, Christian Schlodder, Simone Schlosser, Kira Schneider, Leonie Scholl, Michael Schütz, Silvia Silko, Hanno Stecher, Christian Steigels, Till Stoppenhagen, Thorsten Streck, Gabriele Summen, Karola Szopinski, Klaas Tigchelaar, Tobias Tißen, Stephan Uersfeld, Nisaar Ulama, Oliver Uschmann, Annette Walter, Timo Weber, Liz Weidinger, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Marius Wurth, Louisa Zimmer Coverfoto Tereza Mundilová Illustrationen Peter Hoffmann, Alexandra Ruppert, Stefanie Sprengnagel Fotos Mike Chalmers, Christian Debus, Peter Kaaden, Tereza Mundilová, Joseph Wolfgang Ohlert, Martin Petersen, Alena Schmick, Ellie Stills, Svenja Trierscheid, Jan Philip Welchering, Getty Images und Pressebildfreigaben Personal & Organisation Rebecca Wast (Leitung), Svenja Bender PraktikantInnen Natasha auf’m Kamp, Benjamin Bender, Melanie Frommelius, Felix Schönberger, Svenja Teitge Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41) Abo Moritz Tontsch (abo@intro.de) Brandmanagement Eike Wohlgemuth Brand & Media Cooperations Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: David Winter (Leitung) -63 (Media & Marken & Digital), Martin Lippert -17 (Musik, Film, Marken), Sabrina Esser -33 (Marken & Media), Kathrin Marion Fischer -75 (Digital Sales), Geraldine Schleder -19 Büro Berlin Fon +49 30 4036705-Durchwahl: Sebastian F. Dudey -11 (Live Entertainment & Kleinanzeigen) Auftragsannahme & Administration Eva Sieger (Leitung) -14, Florian Schuster -16 Fax +49 221 94993-88 Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2017 (Nr. 27 aus 11/2016) Download Mediaunterlagen hoerstmann.de/mediadaten Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900

Philipp Waller schickte uns kürzlich eine sehr nette Mail mit Foto für unsere Rubrik »Mein Star und ich«. Als Teil des Trainee-Programms des Rocco Del Schlacko traf er Sommercover-Star Faber auf eine »sehr lustige Unterhaltung mit Wodka-Tonic aus dem Bandkühlschrank«. Das sieht man! Also Philipp: Kannst deine Freunde jetzt mit dem Foto überraschen!

Dein Intro will (mal wieder) mit dir trinken! Und die Herren von Xul Zolar (Foto) gleich mit. Anlass ist eine Einladung in den Hafendieb Pop Up Store in Berlin, der am 3. September bei Widda Berlin in der Gärtnerstraße 24 stattfindet. Shoppen könnt ihr ab 10 Uhr, ab 16 Uhr gibt's Musik und ein paar Drinks for free von Ratsherrn und Lemonaid. Kommt rum!

Termine für Nr. 256 / Oktober 2017: Redaktionsschluss: 01.09.2017; Termin& Anzeigenschluss: 08.09.2017; Druckunterlagenschluss: 12.09.2017; Erscheinungstermin: 25.09.2017 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-geprüfte Auflage & Verbreitung II. Quartal 2017 Druckauflage: 83.858 / verbreitete Auflage: 82.119 (Durchschnittszahlen) Bezugsquellen Erhältlich an 1.159 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


#Abo

Abonnier uns: 10 × Intro, 1 × Festivalguide und eine Prämie. Für nur 30 Euro.* www.intro.de/abo

Die Abo-Prämien, empfohlen von Intro Death from Above »Outrage! Is Now«

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LP – Last Gang Records / SPV

––––– Jim Jarmusch »Gimme Danger«

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––––– Fink »Resurgam«

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BD – Studiocanal

––––– Jordan Peele »Get Out« BD – UPHE

––––– LCD Soundsystem »American Dream« LP – Columbia / Sony

––––– Luis Buñuel »Belle de Jour – Schöne des Tages« BD – Studiocanal

––––– Mike Nichols »Die Reifeprüfung« BD – Studiocanal

*Abo-Preise: Inland 30 € (inkl. Prämie), Ausland 35 € (exkl. Prämie), Ausland 42 € (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, danach automatische Verlängerung. Das PrämienKontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach Veröffentlichung der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis 14 Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: intro.de/abo.

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Bilder von Exzess kennt man aus jeder der großen Städte des Westens zur Genüge. Michele Sibiloni hat sich in einem sozialen Brennpunkt in Ugandas Hauptstadt Kampala umgesehen und Szenen erlebt, die das westliche Dilemma locker überbieten. In seinem Band »Fuck It« (Edition Patrick Frey) versammelt er »die gefallenen Engel der Ausschweifung und der Hoffnungslosigkeit« mit all ihrer Ambivalenz.


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»Was sagt die Einstellung über die Einstellung?« fragt die Ausstellung »Andere Zeugenschaften«, die im Zephyr Mannheim zu sehen ist. Es geht um Bedeutung und Potenziale der zeitgenössischen Fotokunst. Zu sehen ist unter anderem »RAF. No Evidence / Kein Beweis« von Arwed Messmer. Für seine Arbeit sichtete er Polizeifotografien aus der Zeit der RAF – darunter auch Gudrun Ensslins Plattenspieler.


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Ein »Yellow Fever« wird heterosexuellen Männern nachgesagt, die sich vornehmlich für asiatisch aussehende Frauen interessieren. Die damit zusammenhängenden Klischees und Stereotype entlarvt die britische Fotografin Elizabeth Gabrielle Lee in dem von ihr kuratierten Bildband »Xing« – hier mit einem Motiv der Fotografin Tammy Volpe – als diskriminierenden Fetisch.


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#Pop #IAMDDB

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IAMDDB

SUPERHIGH ODER TOTAL ENTSPANNT #Pop — Obwohl IAMDDB schon lange Musik macht, tritt sie erst seit Kurzem live auf. Und damit haut die energische Britin nicht nur den Präsidenten von Angola um. Ihr »UrbanJazz« ist smooth, treibend und klingt, als hätte Princess Nokia Gesangsstunden bei Lauryn Hill genommen. ValerieSiba Rousparast traf die vielversprechende Newcomerin aus Manchester vor ihrem Konzert in Berlin.

AMDDB heißt eigentlich Diana Debrito. Wir treffen uns in einem kleinen Club in Berlin, der selten so voll ist wie an diesem Abend. Sie ist an ein größeres Publikum gewöhnt: In Angola hat sie schon auf dem Luanda Jazz Fest gespielt, woraufhin sie anschließend sogar zu einem Gig für den Präsidenten eingeladen wurde. Dieses Jahr ist IAMDDB in Europa auf diversen Festivals zu sehen und tourt durch kleine Clubs. Ihre Freundinnen begleiten sie fast immer auf ihren Konzertreisen, zwischen ihnen wirkt IAMDDB fast scheu – bis sie die Bühne betritt und den Raum mit ihrer Stimme zum Vibrieren bringt: »It’s a vibe!« ruft sie in die Menge. Dennoch wirkt sie nahbar und ist sehr heimatverbunden. Manchester, ihre Familie und ihre Freunde sind ihre Lieblingsthemen: »Ich hänge nicht gern mit Fremden ab«, erzählt sie. »Ich möchte Menschen um mich haben, die ich liebe.« Es ist also kein Zufall, dass ihre Freundinnen zugleich ihr Kreativ-Team sind, ihr Booking und Styling übernehmen. »Ich brauche diese Frauen. Deshalb habe ich sie um mich herum.« Wie wichtig es ist, unter Frauen solidarisch zu sein, hat sie schon von ihrer Mutter erfahren. »Feminismus war und ist mir immer wichtig. Ich möchte das Thema vorantreiben.« Politisch sind die Texte der »Ich möchte, jungen Britin jedoch dass die Leute nicht. Stattdessen besich lieben. trachtet sie die Musik durch eine spirituelle Akzeptiere, Linse. Ihre Message? dass du »Ich möchte, dass menschlich die Leute sich liebist. Selbst­ ben. Akzeptiere, dass du menschlich bist. liebe ist alles.« Selbstliebe ist alles.« IAMDDB rappt, singt und produziert teilweise selbst oder kooperiert mit Gleichgesinnten wie Lenzmann, Diboujone oder Inka. Mit Letztgenanntem nahm sie zum Beispiel »Leaned Out« auf, das im britischen Radio munter Airplays sammelt. Die Startbedingungen für eine Musikkarriere waren bei IAMDDB gut: Ihr Vater ist der Saxofonist Manuel de Brito. Von ihm stammt auch ihre Liebe zu analoger Musik, die sie in ihren Stücken verarbeitet. Sie beschreibt ihren Sound als »Urban-Jazz«, auch wenn dort viel mehr zusammenkommt: Bei den Konzerten tanzen ihre Fans zu den TrapBeats, bis der Schweiß von der Decke tropft, ihre Stimme klingt oft nach reinem Soul. Es gibt Menschen, die wirken einfach, als hätten sie mehr Energie als andere. Zu ihnen zählt auch IAMDDB. Trotzdem klingt ihre Musik niemals hektisch oder überdreht. Sie sagt über sich selbst: »Schlafen kann ich, wenn ich tot bin. Ich versuche so viel zu machen, wie ich kann. Ich will lernen und kreieren. Allerdings glaube ich, dass wir alle diesen Drang in uns haben.« Diese Ambivalenz erklärt sie mit ihrer persönlichen Dynamik. »Ich liebe es zu chillen, aber ich liebe auch den Turn-up. Ich bin entweder superhigh oder total entspannt.« — IAMDDB »Vibe, Volume 2« (EP / WAEV)


PROMOTION

DAS INTRO-ZELT BEIM MELT 2017

Auch nach 20 Jahren beweist das Melt, dass es sich in der Stadt aus Eisen immer noch am besten durch die Nacht und in den Sonnenaufgang tanzen lässt Während bei dem geradezu perfektionistisch eingespielten Konzert von Bonobo ein hypnotisiertes Publikum vor der Hauptbühne steht, strahlt 50 Meter weiter die Discokugel so richtig: »Listen to your heart when he’s calling for you...« und andere 1980er-Klassiker dröhnen aus den Lautsprechern des Intro-Zeltes und schaffen es, eine beeindruckende Traube in sich versunken schwofender Menschen zu versammeln – und das, bis die Sonne am Sonntagmorgen zwischen den Baggern wieder aufgeht. Auch beim Melt-Jubiläum hat Intro großzügig eingeladen und mit DJ Supermarkt, Julian Stetter von Vimes, Tunnelvisions, Local Suicide, Und Ich, Rave It Like It Is., Disco Volante und vielen anderen passionierten Plattenauflegern für die richtigen Beats gesorgt. Nebenbei gab’s im Intro-Zelt die Möglichkeit, in heimeliger Wohnzimmeratmosphäre in den letzten Ausgaben zu blättern oder eine Partie Memory oder Mikado zu spielen. Nächstes Jahr geht’s weiter, wir freuen uns schon drauf!


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#Kultur #George Watsky

George Watsky

BLÖD GELAUFEN, GUT GESCHRIEBEN #Kultur – Kunst kommt nicht von Können, die Kunst des Scheiterns erst recht nicht. George Watsky erzählt in seinem Geschichtenband »Wie man es vermasselt« gekonnt und persönlich aus der Welt der Missgeschicke. Aber eine spezielle Dummheit lässt er aus. Text: Paula Fuchs / Foto: Ellie Stills

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eorge Watsky kennt sich verdammt gut aus in der Disziplin des Vermasselns. Der Rapper und Poetry Slammer, der nun auch sein Talent als Geschichtenschreiber unter Beweis stellt, hat vor vier Jahren Scheiße gebaut – aber so richtig! Bei einem Konzert im Londoner Alexandra Palace schien er den Weltrekord im Stagediving aus schwindelerregender Höhe aufstellen zu wollen. Er setzte so weit über den Köpfen der Menge zum Sprung an, dass seine Frage »Have you got my back?« unten entweder nicht ankam oder dort bloß für blankes Entsetzen sorgte. Statt ihn aufzufangen, suchten seine Fans lieber das Weite. Eine Zuschauerin brach sich den Arm, der Künstler selbst blieb ebenfalls nicht unversehrt. Die Episode über besagten Todessprung fehlt allerdings in seinem literarischen Debüt »Wie man es vermasselt«. Auch in Zukunft dürfte er die Erinnerung an die verunglückte Performance eher »Ich träume nicht vertiefen wollen – obwohl man davon davon, ausgehen kann, dass Romane zu Watsky sein schriftschreiben und stellerisches Pulver mit den Geschichten diese dann in vom Scheitern längst Drehbücher nicht verschossen hat. umzuwandeln« »Ich träume davon, Romane zu schreiben und diese dann in Drehbücher umzuwandeln«, erklärt er. »Irgendwann will ich mich aber vom autobiografischen Material lösen. Nick Cave inspiriert mich – wie er von der Musik zu einem Buch oder etwas anderem wechselt.« Watsky möchte sich also weder auf eine Form festlegen noch als Sklave der eigenen Biografie enden. Im Vergleich zu seinem Vorbild Cave versprüht Watsky in den Erinnerungen an Kindheit, Jugend und seine zweifelhaften Versuche des Erwachsenwerdens viel Humor. Es liest sich äußerst amüsant, wie der Ich-Erzähler mit einem Kumpel einen Narwal-Stoßzahn aus Kanada in die USA schmuggelt, um einer hundertjährigen Dame mit einem Faible für Nippes und Elfenbein ihren Lebenstraum zu erfüllen.

Nein, die Storys hat er wahrlich nicht vermasselt. Beim Lesen vergeht die Zeit wie bei einem Sprung aus fünf Metern Höhe. Watsky schreibt Bekenntnisliteratur statt Befindlichkeitspop. Und autobiografische Texte wie jener, in dem er von seinem ersten Battle-Rap erzählt, weisen über das eigene Leben hinaus. Watskys Geschichten sind sogar besser als seine Songs, er sollte dabei bleiben. Doch daraus wird wohl nix: »Am liebsten möchte ich mein Leben lang zwischen allen Kunstformen hin und her springen«, so Watskys Pläne. Hauptsache, er nimmt das mit dem Springen nicht wieder so irre wörtlich. Wünschen wir ihm für den weiteren Verlauf seiner Karriere mal Halsund Beinbruch – und dass es immer genug Jalapeños zu den Nachos gibt. — George Watsky »Wie man es vermasselt« (Diogenes, 334 S., 22 Euro)


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#Pop #Alex Cameron

Alex Cameron

TATSÄCHLICH LIEBE #Pop — Der beste Geheimtipp des Pop ist zurück: Wie eine Schlange hat sich Alex Cameron gehäutet, seine Identität als mittelalter, gescheiterter Entertainer hinter sich gelassen und das Make-up abgelegt. Heute erzählt er neue Geschichten aus dem Tal der sexuellen Weirdness und vom bunten Blumenmeer romantischer Liebe. Aida Baghernejad hat sich mit ihm und Saxofonist Roy Molloy getroffen. Foto: Joseph Wolfgang Ohlert

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lex Cameron sieht 15 Jahre jünger aus als auf der Bühne. Zumindest, wenn er von der Liebe und der neuen Frau seines Herzens erzählt. Oder wenn er sein Gesicht nicht mit künstlichen Narben und Falten entstellt, wie er es oft bei Fotoshootings tut. Auch auf dem Cover seines Debüts »Jumping The Shark« bekommt man einen Eindruck davon – es ist ein Album aus der Perspektive eines gescheiterten Entertainers. Harald Juhnke mit durchgehend schlechter Laune, quasi. Das Debüt war der Startschuss zu einer durchaus vorzeigbaren Karriere. Er und sein Bandkollege Roy Molloy, den er stets »Geschäftspartner« nennt, schafften es damit erst zu einer kleinen Fangemeinde, dann zu Auftritten in David »Ich habe Lynchs Pariser Club eine Menge Silencio, dann auf das Zeit im Netz Label Secretly Canadian, die »Jumping The verbracht. Es Shark« direkt noch wäre sicher einmal veröffentlich- ungefährliten. Inzwischen sind cher zu sagen, Alex und Roy mit Mac DeMarco und dass ich ausAngel Olsen getourt schließlich und können auf Fans für die neuen wie Henry Rollins, Songs recherFoxygen und Brandon Flowers zählen. chiert habe« Seit mittlerweile drei Jahren sind sie ununterbrochen auf Tour, einen festen Wohnsitz haben beide nicht mehr. So wurde das neue Album »Forced Witness« teilweise im Berliner Funkhaus, einem riesigen alten DDR-Radiostudio, in L.A. und Las Vegas mit ebenjenem Brandon Flowers aufgenommen. Wer wie wir bisher dachte, dass Flowers heutzutage nur noch auf seinem Sofa sitzt und Scheine zählt, muss sich von Molloy und Cameron eines Besseren belehren lassen: »Brandon ist hungrig nach neuer Musik. Irgendwie hat es ›Jumping The Shark‹ auf seinen Schreibtisch geschafft, und er hat uns dann eine E-Mail geschickt, dass wir doch nach Vegas kommen sollen, ein bisschen abhängen und an Musik arbeiten.« Die Früchte dieser Arbeit, allesamt ganz große Pop-Momente, kann man auf dem neuen Album von Cameron hören. Die Persona des gescheiterten Entertainers hat er abgelegt: Diesmal geht es um Liebe. Die großartige, schmerzhafte, ziemlich kaputte und dunkle Seite der Liebe. Und es geht um Online-Dating. »Ich habe eine Menge Zeit im Netz verbracht. Es wäre sicher ungefährlicher zu sagen, dass ich ausschließlich für die neuen Songs recherchiert habe«, erzählt Cameron, »die Wahrheit ist aber, dass ich einfach neugierig war. Ich entwickelte dabei echte Gefühle für Menschen, die ich nie getroffen habe.« Das Lebensgefühl der Generation Y in einem Satz. — Alex Cameron »Forced Witness« (Secretly Canadian / Cargo / VÖ 08.09.17) — Auf Tour vom 17. bis 21.11.


DAS01.NEUE ALBUM SEPTEMBER 2017


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#Pop #Life #Kultur

TOP 7 SONGS OF »LA LA SHOOP

LU DUDU DUBA DOP LAU« 01 Kylie Minogue I Just Can’t Get You Out Of My Head »La la la la la la la la« Ganze 128 Mal singt, haucht, säuselt Kylie Minogue dieses »La« in ihrem Hit aus dem Jahr 2001. Damit macht sie einen kirre und selig zugleich – was wiederum passt, wenn man bedenkt, dass der Song die Obsession für ihren Liebsten thematisiert. Und mit dieser Info wiederum fühlt man sich im Idealfall, als wolle man mit einem »La La« in Endlosschleife durch ein Meer von rosa Wolken reiten.

Nein, wir haben nicht beim Texten den Verstand verloren. In dieser Top 7 widmen wir uns einem Phänomen, das so alt ist wie die Musik selbst: Füllwörter beziehungsweise -silben – oder wie sonst könnte man »La«, »Na«, »Doop« und »Shoop« bezeichnen. Wir entschuldigen uns schon jetzt für die kommenden unangenehmen Endlosohrwürmer.

02 Metronomy I’m Aquarius »Shoop doop doop aaah«

03 Suzanne Vega Tom’s Diner »Du du dudu du dududu«

04 Hanson MMMBop »Mmmbop ba duba dop ba«

Selbst Intro-Coveracts schrecken nicht vor dem Einsatz von Gaga-Füllsilben zurück. Metronomy waren jedoch in der Auswahl äußerst kreativ und entschieden sich für ein laszives »Shoop Doop Doop Aaah« im Refrain. Und obwohl es außerhalb des Songs auch eine grenzdebile Waschmittelwerbung im Radio beschallen könnte, macht es sich an dieser Stelle ganz gut.

Die amerikanische Songwriterin hat »Tom’s Diner« ursprünglich als A-cappella-Stück geschrieben und 1987 veröffentlicht. Schon damals bohrte sich das irgendwie melancholisch anmutende »Du du dudu du dududu« ins Hirn, was durch den Remix von DNA Disciples im Jahr 1990 noch einmal verstärkt wurde. Fun Fact: Der MP3-Erfinder Karlheinz Brandenburg testete sein Verfahren zuerst an der A-cappella-Version des Songs.

Für viele waren sie das Guilty Pleasure oder der KindheitsCrush der späten Neunziger: Isaac, Taylor und Zac Hanson, die sweeten Langhaargeschwister, gerüchteweise geklont aus den Genen diverser Mickey-Mouse-Club-Stars und Lassie. »MMMBop« war 1997 ihr größter Hit und hat sich ganz gut gehalten – jedenfalls, wenn man bedenkt, was YouTube-Bibi mit ähnlichen Silben auf ihrer ersten Single angerichtet hat.

05 Lorde Liabiltiy »E-a-na-na-na«

06 Crystal Waters Gypsy Woman »La da di la de lau«

07 Rancid The Way I Feel »Na na na, Na na na«

Eine wundervolle Pianoballade. Grandios gesungen. Deep getextet. Wenn da nicht ... Tja, wenn da nicht dieser eine Part wäre, der eine Krankheit der aktuellen Popwelt entlarvt. Dieses: »Scheiß drauf, wenn du gerade die Lines deines Lebens geschrieben hast – wenn dir nix einfällt, pack Quatsch dazwischen!« Anders lässt sich dieser lyrische Murks jedenfalls nicht erklären: »I understand, I’m a liability / Get you wild, make you leave / I’m a little much for / E-a-na-na-na, everyone.« E-a-na-na-nö.

Der House-Hit, der auf keinem 90s-Sampler fehlen darf, war die erste und zugleich erfolgreichste Single der amerikanischen Sängerin. Und selbst wenn vor allem dieses gelallte »Lau« gehörig auf die Nerven geht, muss man Crystal Waters zugestehen, dass sie als eine der wenigen versucht hat, soziale Realität in einen Dance-Song zu packen. »She’s just like you and me / But she’s homeless, she’s homeless / As she stands there singing for money« – das hätte auch Billy Bragg schreiben können.

Immer schon groß, wenn es um »Sha’s«, »La’s«, »Na’s« (und »Oi’s«) geht: Punkrock. Hier könnte man noch Dutzende Beispiele finden, wir haben uns für einen Rancid-Klassiker vom 1995er-Album »... And Out Come The Wolves« entschieden. Da wird, um den Refrain noch ein wenig auszuwalzen, einfach munter gena-na-na-na-t. Seine ganze Schönheit und Sinnhaftigkeit entfaltet so etwas natürlich bei einer Live-Show: Hier kann man auf diese Weise so ziemlich jeden Circle-Pit in die Unendlichkeit rennen lassen.

De Maizière des Monats:

»So etwas, was es in Connewitz in Leipzig gibt, kann man nicht hinnehmen. Wenn das einmal eingerissen ist, ist das nicht so leicht wieder zu lösen.« #Life — Im Zuge der G20-Hysterie krempelt unser werter Innenminister die Ärmel hoch und nimmt sich endlich mal Sachsen vor. Genauer gesagt: den Linksextremismus in Sachsen. Dessen finsteres Herz verortet er in Leipzigs

buntem Stadtteil Connewitz. Wer drauf gewartet hat, dass endlich mal ein CDU-Mann was zum Extremismus in Sachsen sagt: bitte sehr! Vielleicht guckt er ja bald auch mal in die andere (politische) Richtung ...


OFFIZIELLE AUSWAHL FESTIVAL DE CANNES

„Wild, provokant und direkt. 100% Iggy Pop.“ INTRO

„Jim Jarmusch und Iggy Pop Das Traumpaar des Punk-Undergrounds“ ROLLING STONE

#Kultur — Wir sind Guido-Zimmermann-Fans! Von ihm stammen die Cuckoo-Blocks – formschöne Kreuzungen aus Plattenbau und Kuckucksuhr. Häuser interessieren den Frankfurter Künstler allerdings nicht nur in Form von Skulpturen: Zimmermann hat auch häuserwandgroße Murals in seinem Oeuvre. Seit einiger Zeit macht er sich außerdem für das Street-Art-Projekt »Das Museum auf der Straße« stark, das Häuserfassaden im Rhein-Main-Gebiet verschönern will. — guidozimmermann-art.com

#Life — Der Sugar Sugar Ice Cream Shop in Toronto hat verstanden, wie man Food und Social Media zusammenbringt: Die neueste Kreation des Hauses – ein »Burrito« aus Eiscreme und Zuckerwatte – spaltet die Gemüter im Netz und zieht ebenso viel Appetit wie Hass und Häme auf sich. Die Besitzer des Shops kommentieren auf Facebook ganz passend: »Hate on it or love it as long as they’re talking about you. Lollllllllll.« Wir warten derweil drauf, dass eine hippe Eisbutze in Deutschland die Idee klaut und wir die knallbunte Schweinerei auch mal probieren können.

EIN FILM VON

JIM JARMUSCH

GIMME DANGER ÜBER DEN MYTHOS

Mit Poster, umfangreichem Booklet und exklusiven Clips

Ab 7. September als DVD, Blu-ray und Digital


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#Pop #Life

Death From Above

»WUT IST ECHT IN MODE« #Pop — »The Physical World« schloss 2014 die Lücke, die Death From Above zuvor durch ihre fünfjährige Trennung hinterlassen hatten. Jetzt folgt endlich der Nachfolger »Outrage! Is Now«. Celia Woitas sprach mit Jesse F. Keeler (Bass, Synthesizer) und Sebastien Grainger (Gesang, Schlagzeug) über die neue Platte, ihre Entwicklung und den Wut-Trend.

D

as Ramones-Museum in Kreuzberg bietet die perfekte Location, um sich über Punkrock zu unterhalten. Das finden Jesse F. Keeler und Sebastien Grainger ebenfalls. Seit dem Debüt des Duos »You’re A Woman, I’m A Machine« von 2004, das echten Kultstatus erlangte, ist einiges an Zeit vergangen. Rein äußerlich passen die zwei Herren mit ihren Bärten und Tattoos aber noch immer perfekt in diese Kulisse und in ihr musikalisches Bild aus punklastigem Electrorock. Der klingt auf »Outrage! Is Now« herrlich aggressiv und ist damit ein gewollter Kontrast zum eigentlichen Anliegen. Im Titelstück singen sie nämlich: »I’m out of rage, maybe it’s my age.« Damit kritisieren DFA auch gleich die ständige Empörung auf der Welt über alles und jeden. »Wut ist zurzeit echt in Mode«, stellt Sebastien fest. »So viel Ärger nimmt viel Energie und Zeit in Anspruch, bedeutet zwangsweise aber gar nichts. Wenn du darüber, wie arme

Menschen in deinem Land behandelt werden, genauso verärgert bist wie über einen Song von vor 20 Jahren, den du irgendwie beleidigend findest, nimmt das deiner Wut die komplette Gültigkeit.« – »Und je wütender du bist, desto weniger denkst du auch logisch«, fügt Jesse noch hinzu. Obwohl sich Jesse und Sebastien beide selbst »Produzent« auf die Visitenkarten schreiben könnten, nahmen sie bei den Albumaufnahmen Eric Valentines Hilfe in Anspruch: »Unser Problem ist, dass wir uns über zu vieles einig sind und zu wenig diskutieren«, erklärt Sebastien. Valentine arbeitete unter anderem mit Good Charlotte und Queens Of The Stone Age zusammen. In der Vergangenheit habe er aufgrund seiner sehr popindizierten Produktionen mit verschiedenen Ska-Punk-Bands viel Kritik erhalten, erzählt Jesse. »Die Leute dachten, es sei seine schuld, dass die Alben so untypisch poppig geworden waren, dabei war er einfach nur offen für neue Ideen. Wegen dieser Kritiken achtete er bei uns aber sehr darauf, unseren Sound bloß nicht zu verändern.« — Death From Above »Outrage! Is Now« (Last Gang/SPV / VÖ 08.09.17) — Mehr Interview auf intro.de


P R O M OT I O N

#Life — Cover-Kitchen

Katie von Schleicher »Shitty Hits«

GENIESSE DIE LETZTEN SOMMERTAGE mit dem neuen V+Grapefruit

Für »Shitty Hits« eine Avocado mittig aufschneiden. 1 TL Pfeffer auf der schöneren Hälfte und drum herum verteilen. Vorsichtig Apfelschnitze in Form schneiden und entsprechend arrangieren. Lecker! Ihr habt auch Ideen für Cover, die man mit Essen nachstellen kann? Her damit! Schickt einfach eine Mail mit dem Betreff »Cover-Kitchen« und eurem Vorschlag an verlosung@intro.de. Wir wählen aus, kochen nach und versorgen den Gewinner mit einem Überraschungspaket bestehend aus aktuellen Alben und Filmen.

»Die Rote Flora hat nichts mit den Riots in der Schanze zu tun. Das ist ein linker Freiraum, in dem Konzerte stattfinden, wo gekocht wird, Vorträge und Filme aufgeführt werden. Natürlich werden dort auch Demonstrationen und politische Aktionen geplant. Aber keine, die ganze Viertel in Schutt und Asche legen.« Intro-Fotograf Tim Bruening — Das Interview mit dem Hamburger über seine Erlebnisse auf G20-Protesten auf intro.de unter #G20

Raus in den Park, an den Badesee oder in die Eisdiele! Genieße mit dem trendigen Biermix V+Grapefruit die letzten Sommertage – während der Herbst allmählich näher rückt. Mit einem Anteil von 62% Grapefruit lässt dich der erfrischende Durstlöscher die Leichtigkeit des Sommers spüren und in die kalte Jahreszeit verlängern. Ein + für alle Sonnenanbeter, die auch noch die letzten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut genießen wollen!


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#Style #Pop

Modelabel des Monats

KOWTOW #Style — Ein bisschen erinnern die Stück von Kowtow an die Mode der erwachsenen H&MSchwester Cos: Körperferne, architektonische Schnitte treffen auf gedeckte Farben und plakative Prints. Doch während man es dort bloß zu einem »C« im Nachhaltigkeits-Ranking schafft – was so viel bedeutet wie bedingt empfehlenswert (siehe: rankabrand.de) –, lässt das aus Neuseeland stammende Modelabel das Herz eines jeden Fair-Fashion-Fans höher hüpfen: Alle Stücke werden aus zertifizierter Bio-Baumwolle gefertigt und ethisch und ökologisch korrekt produziert. Der Name »Kowtow« ist dem Kantonesischen entliehen, »kau tau« bedeutet so viel wie jemandem Respekt zu zollen – und das ist auch der Anspruch

Bread & Butter

BUNT IN BERLIN #Style — Das etwas andere Mode-Event steht mit modischen, musikalischen und kulinarischen Highlights vor der Tür. Zalando präsentiert zum zweiten Mal die Bread & Butter. Das Festival of Style and Culture findet dieses Jahr vom 1. bis zum 3. September in Berlin statt, diesmal unter dem Leitfaden »Bold«.

Es wird bunt, laut und unvergesslich. Neben spannenden Gesprächsrunden sind vor allem die interaktiven Fashion-Shows ein Highlight, bei denen unter anderem Hugo, Jil Sander Navy und Topshop ihre neuesten modischen Kreationen präsentieren. Dank des »See now buy now«-Prinzips kann

man die eben noch aus der Ferne bestaunten Stücke sogar direkt über Zalando erstehen. Zahlreiche Marken zeigen spezielle Designs und bieten Aktivitäten wie Customization-Workshops oder Augmented-Reality-Erlebnisse. Auch musikalisch wird es bunt – Bilderbuch und Yung Hurn treten in Berlin live auf. Persönlichkeiten wie Vivienne Westwood und Adwoa Aboah sorgen für spannenden Gesprächsstoff, während renommierte Sterneund Street-Food-Köche unsere Geschmacksknospen mit ausgefallenen Köstlichkeiten verwöhnen. Zu den Brand Labs gesellt sich eine Active Arena, auf der Performance- und Sport-Labels Workouts anbieten. Wer nicht so gerne schwitzt, lässt sich im Beauty Parlour mit einem kostenlosen Makeover verwöhnen. Obendrauf gibt es genügend After-Show-Partys und Shopping-Möglichkeiten. — breadandbutter.com

der in Wellington basierten Brand diesem Planeten und seinen Bewohnern gegenüber. Obwohl man auf Frauenmode spezialisiert ist, werden auch Männer im Sortiment fündig: Oversize-Sweater, Strick-Bermudas und legere Chinos funktionieren absolut unisex. Und erschwinglich sind die Stücke auch noch! Eine Bluse gibt es für circa 120 Euro. Einziger Wermutstropfen: Bislang ist Kowtow in Europa nur über sehr wenige Shops zu beziehen, zum Beispiel bei Möon Berlin. — kowtowclothing.com


#Pop #Style

#Pop — Dieses Spielzeug, das aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen Kinder wie Erwachsene gleichermaßen kirre macht, boten Arcade Fire kurz nach dem Release ihres neuen Albums »Everything Now« an. Schlappe 109 Dollar sollte der Fidget Spinner samt USB-Stick mit dem digitalen Album kosten. Allerdings war das gute Stück von Anfang an ausverkauft und am Ende nur ein weiterer Scherz der Band. Seit ein paar Wochen machen Arcade Fire mit einer auch für ihre Verhältnisse sehr seltsamen Promokampagne auf sich aufmerksam, in der sie sich selbst und die böse Konsumwelt da draußen auf die Schippe nehmen.

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Herzensläden

SCHLACHTHOF WIESBADEN #Pop — Wir stellen jeden Monat einen Club vor, der uns am Herzen liegt. Diesmal den Schlachthof Wiesbaden, der Haltung und Vermarktung unter einen Hut bekommt.

Mitte der 90er tauchte das Kurbad Wiesbaden mit seinem Kulturzentrum Schlachthof auf den Tourplänen diverser Bands auf: Spermbirds, Turbonegro, Die Goldenen Zitronen, Dackelblut, The Dwarfs – vieles, was Rang und Namen hatte, gab sich hier plötzlich die Klinke in die Hand. Ich wohnte in der bayrischen Provinz, war an der Schwelle vom Teenager zum Twen und hungrig auf Musik.

Für die gleiche Gruppe junger Leute, die sich zum Katalog-Lesen zweier namhafter VinylEldorados (Münster/Freiburg) trafen, wurde der Schlachter zu einer Art weit entferntem Panama. Seit dem Neubau 2012 lese ich bei jedem WC-Besuch ein paar Namen auf der Werhierschonallesgespielthat-Wand und erfreue mich am Erfolg dieses unermüdlichen Kollektivs. Aus der kleinen Untergundszene ist längst ein vielseitiger Kulturort geworden. Der scheinbare Widerspruch zwischen Haltung und Vermarktung lässt sich augenscheinlich mit Enthusiasmus, Progressivität und Integrität auflösen, das mag aufwendig sein – wird der Idee Kultur aber nachhaltig gerecht. Matthias Cromm

P R O M OT I O N

Sennheiser MOMENTUM geht weiter Mit der Generation seiner MOMENTUM-Serie befreit Sennheiser die Kopfhörer von Kabeln und schafft Freiheit, ohne Kompromisse in der Klangqualität einzugehen. MOMENTUM Wireless und MOMENTUM On-Ear Wireless sind kabellose Varianten mit extra leistungsstarken Akkus speziell für unterwegs. Ausgestattet mit der aktiven Geräuschunterdrückung NoiseGard™ filtern sie Umgebungsgeräusche zuverlässig heraus und sorgen auch in lauter Umgebung für perfekten Hörgenuss. Dabei sind die Kopfhörer robust und minimalistisch im Design, um sich nahtlos in die individuellen Sound-Geschichten jedes einzelnen Musikliebhabers einzuordnen.


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#Pop #Life

Phoebe Bridgers

»ELLIOTT SMITH I HAT MEIN LEBEN VERÄNDERT« #Pop — Die 22-jährige Künstlerin Phoebe Bridgers aus L.A. hat mit »Stranger In The Alps« eines der melancholischsten und schönsten Alben des Jahres aufgenommen. Am Telefon verriet sie Daniel Koch, warum sie schon immer wusste, dass sie Songwriterin werden würde, und welche Rolle Elliott Smith, Mark Kozelek und Ryan Adams dabei gespielt haben.

t’s been on my mind since Bowie died / Just checking out to hide from life / And all of our problems I’m gonna solve ‘em / With you riding shot-gun / Speeding, ‘cause fuck the cops.« Solange junge Menschen Zeilen wie diese schreiben, ist die Welt noch nicht verloren. Obwohl sich die Protagonisten in Phoebes Song »Smoke Signals« oft vor ihr verkriechen. Mit dieser minimalistischen, intensiven Ballade beginnt ihr Debüt. Und es hält das Niveau bis zum letzten Stück »You Missed My Heart« – eine Coverversion von Mark Kozelek und »ein Song, wie ich ihn selbst gern geschrieben hätte«. Die traurige Stimmung wird ebenso konsequent durchgezogen. »Ich schreibe entweder, wenn ich traurig bin, oder darüber, wie ich traurig war«, sagt sie am Telefon und lacht dabei laut auf. Ein frühes, deutlich spürbares Vorbild für sie war Elliott Smith. »Ein Freund der Familie nahm mich, als ich zwölf war, mit auf eines seiner Konzerte. Das hat mein Leben verändert.« Zu diesem Zeitpunkt machte sie allerdings schon eine Weile Musik. »Es ist seltsam: Ich wusste immer, dass ich Musik machen werde. Das war kein Traum, das war ein Fakt für mich.« Und worum ging es in ihrem ersten Song? »Uh, da war ich noch ein Baby. Ich habe meinem Vater den Text diktiert, weil ich noch nicht richtig schreiben konnte. Es ging um einen Käfer. Vielleicht sollte ich den Song mal als grungige Garage-Version aufnehmen«, sagt sie und lacht wieder in den Hörer. Nachdem ihre erste Single »Killer« auf Ryan Adams Label erschien, nahm Phoebe ihr Debüt völlig autark auf, um sich dann ein eigenes Label zu suchen. »Ich hatte noch keinen Labelmenschen getroffen, der mich verstand, und ich wollte mir nicht reinreden lassen.« Gute Entscheidung – obwohl man sich nach einem Gespräch mit Phoebe auch nicht vorstellen kann, dass sie sich das jemals gefallen lassen würde. — Phoebe Bridgers »Stranger In The Alps« (Dead Oceans / Cargo / VÖ 22.09.17)


#Kratzen & Beißen

Gegen das Feuilleton

Illustration: Alexandra Ruppert

#Life — Eigentlich hat Daniel Koch gehofft, irgendwann den Aufstieg aus dem Prekariat in die heiligen Hallen der Hochkultur zu schaffen – als gut verdienende Edelfeder in mehrstöckigen Verlagshochhäusern. Doch dieser Wuttext über die meist fürchterlich staubigen Altherren-Kulturseiten der deutschen Zeitungen dürfte seine Chancen verschlechtern. Raus musste er trotzdem. Fast wurde ich in den letzten Tagen und Wochen milde gestimmt: Ich habe in der Zeitung ein paar Artikel über Zadie Smith gelesen, ein tolles Porträt von Virgines Despentes, sogar ein paar Zeilen über Popmusik. Mein Problem ist: Einerseits liebe ich das Zeitunglesen und die Idee des Feuilletons – und andererseits kommt mir oft das Frühstück wieder hoch, weil mir beim Lesen dieses Altherren-Kulturgewichses immer eine meterdicke Staubschicht in den Rachen kriecht. Liegt es daran, dass gleich mehrere Parteien im Feuilleton ihren Klüngel unterbringen müssen? Ihre Theaterfreikarten rechtfertigen? Ihre Journalistenfreunde featuren? Dem Kunstmarkt in den Hintern kriechen oder die schlechten Romane ihrer Schriftstellerfreunde oder von deren Kindern (ja, Simon Strauß, fühl dich ruhig angesprochen) besprechen müssen? Trotz erfreulicher Ausritte in jenen Teil der Kultur, der auch außerhalb der entsprechenden Elite funktioniert, bleibt es ein eher tristes Vergnügen, das Feuilleton der großen deutschen Zeitungen zu lesen. Sprache, Gestus, Anmaßung, Themenwahl – ein Großteil dieser Seiten erweckt den Eindruck, als würden sie von alten Männern in schweren Ledersesseln konzipiert, die es sich in ihrer Blase gemütlich gemacht haben und den Puls der Zeit nicht mehr fühlen können, weil sie die meiste Zeit des Tages ihren eigenen suchen. Wenn sich die jungen Schreiber und Schreiberinnen, die hin und wieder mal neue Impulse setzen dürfen, nicht irgendwann durchsetzen, kann das Feuilleton und seine letzte Leserschaft bald Hand in Hand ins Grab schlendern. Aber wer weiß: Vielleicht ist das ja der Weg. Vielleicht muss die alte Riege samt Feuilleton erst in Gänze zu Grabe getragen werden, damit in zehn Jahren eine neue Generation das alles umwerfen kann. Eine Generation, die Kultur in all ihren Facetten aufsaugt, die intellektuell wilde Sau spielt, die subventionierter Pseudokultur auch mal ans Bein pisst. Und die mir auch nur ein einziges Buch vorstellt, das nicht beim Deutschen Buchpreis nominiert ist. Falls das passieren sollte: Count me in!


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#Pop #Life #Style

DAS UNBEHAGEN IN DEN STÄDTEN #Life — Der Illustrator Peter Hoffmann hält absurde Szenen fest, die wahrscheinlich in jeder Großstadt vorkommen.

Romano

5 Dinge, die ich liebe, andere aber hassen #Pop — Als Metal-Fan, Drum’n’Bass-DJ und Schlagersänger dürfte Köpenicker Haarmodel Romano etwa ähnlich viele Menschen begeistern wie schocken. Zwei Jahre nach dem Durchbruchalbum »Jenseits von Köpenick« und kurz vor dem Release seines Zweitlings »Copyshop« verrät er uns noch weitere Passionen, die er nicht mit jedermann teilt. 01 »Ich trage nachts Parfüm.« Ich konnte nachts schlecht einschlafen und kam dann auf die Idee, mir noch einen Duft draufzumachen. Da hab ich gemerkt, dass ich von einem meiner Parfüms gut einnicken kann. Seitdem trage ich nicht jede Nacht, aber immer wieder mal zum Einschlafen dieses Parfüm.

02 »Ich gehe gerne zum Ballett.« »Hassen« ist hier vielleicht ein starkes Wort, aber zumindest bei einem Mann wird das als untypisch empfunden. In letzter Zeit musste ich es ein bisschen vernachlässigen, aber eigentlich gehe ich jeden Montag Ballett tanzen.

03 »Ich liebe immer noch Miracoli.«

04 »Ich fahre manchmal in der 50er-Zone 15 kmh.« Ich lowride ab und an über die B1, einfach nur, weil ich gerade im Entspannungsmodus bin. Das hassen die Autofahrer, die hinter mir fahren.

05 »Ich höre gerne laut Roland Kaiser.« [singt laut] Dich zu lieben, dich berühren Mein Verlangen, dich zu spüren Deine Wärme, deine Nähe Weckt die Sehnsucht in mir! — Romano »Copyshop« (Vertigo Berlin / Universal / VÖ 08.09.17) — Auf Tour vom 25.10. bis 12.11.

Als Wendekind waren diese Fertiggerichte für mich ein großes Ding. Vorher hatte Oma irgendwie einmal eine Packung Miracoli mitgebracht, und ich hatte mich total verliebt. Deshalb feiere ich immer mal wieder Miracoli-Tag.

Teufel

Pakt mit dem Rockster #Style — Mobile Soundsysteme gibt es viele. Allerdings lassen nur wenige die nette Hintergrundbeschallung im Freien mühelos zu einem derart amtlichen Club-Sound heranwachsen wie der Teufel Rockster.

Zahlen gelten gemeinhin als Schall und Rauch, nennen wir die Dinge also direkt beim Namen: Mit einer Ausgangsleistung von bis zu 115 Dezibel kommt der Teufel Rockster der Lautstärke eines startenden Flugzeugs verblüffend nahe. Dass der Sound dabei derart linear bleibt, dürfte die eigentliche Leistung

der massiven Outdoor-Box sein. Sie verfügt nicht nur über einen leistungsfähigen Akku mit einer Laufzeit von bis zu acht Stunden, sondern ist darüber hinaus auch noch mit einem integrierten 2-Kanal-Mixer ausgestattet. Von Bluetooth über Klinkekabel bis zum Mikrofon-Eingang schlägt die liebevoll als Rampensau bezeichnete Box ohnehin niemandem einen Wunsch aus. — Erhältlich über teufel.de


#Kultur

#Kultur — Das wunderschöne Episodenspiel »Life Is Strange« haben wir schon mal ausführlicher vorgestellt. Nun erscheint das neue Kapitel »Before The Storm«. Für den Soundtrack haben sich die Macher eine unserer Lieblingsbands gekrallt: Daughter. Sängerin Elena Tonra erzählt im Intro-Interview: »Beim Lesen des Skripts haben wir uns sofort in die neue Heldin Chloe verliebt. Das alles hat uns sehr beeindruckt. Wir schreiben Songs über das wahre Leben, menschliche Beziehungen, über Dinge, die uns persönlich berühren. In die Geschichte von Chloe, die ihren Vater verliert und mit der Trauer umgehen muss, konnten wir uns gut hineinfühlen.« Das Interview findet ihr auf intro.de unter #Daughter. — Daughter »Before The Storm« / 4AD / VÖ: 01.09.2017

ÂME AVALON EMERSON BICEP LIVE BORROWED IDENTITY ROI PEREZ ZENKER BROTHERS AND MORE

BLITZ GALERIE KURZWEIL GEWÖLBE GOETHEBUNKER INSTITUT FÜR ZUKUNFT KLUB NEU MAUKE PAL WHITE NOISE

ELECTRONICBEATS.NET

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#Pop #Kultur

Triggerfinger

MONSTER MIT INTENSITÄT #Pop — Triggerfinger lassen sich von einem Radiohit nicht wild machen. Die belgische Rockband setzt weiterhin auf authentische Musik und lockt ihre Zuhörer aus der Reserve, mal laut, mal leise. Schlagzeuger Mario Goossens sprach mit Melanie Frommelius über das neue Album »Colossus«, über Inspiration und Monster.

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ragen zu ihrem Cover von Lykke Lis »I Follow Rivers«, das mittlerweile zum Radiohit geworden ist, beantworten Triggerfinger immer noch gern: »Wenn du live eine Akustikversion spielst und die Leute den Sound mögen – mehr Rock’n’Roll kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen«, findet Schlagzeuger Mario Goossens. Zusammen mit Frontmann Ruben Block und Bassist Paul Van Bruystegem bewegt er sich auf der Grenze zwischen Bluesrock und Indie-Pop. Textlich schwimmt die Band hinaus aufs offene Meer und thematisiert verborgene Sehnsüchte und Fantasien: »Unsere Zuhörer finden

in unseren Songs, wonach sie suchen. Persönliche Monster, deine Kinder, der Partner, all das bietet Inspirationen für uns.« Ihre extravaganten Anzüge muten dekadent an, erst beim Zuhören entdeckt man Triggerfingers musikalisch-lyrischen Tiefgang. Erwartungen zu erfüllen ist einfach nicht ihr Ding, das Studio sehen sie als Spielplatz, um Neues auszuprobieren. Dennoch: »Wenn wir drei zusammen spielen, hört man eben uns: Triggerfinger.« Ihre Inspirationen hüllen sie in zerrende Gitarrenriffs und schwere Drums, dazu kontrastieren energische Entladungen mit kontemplativen Balladen. »Was wir machen, ist intensiv, es entspringt schließlich unserem Innersten. Das muss keineswegs laut sein«, meint Mario und beschreibt die Kreatur auf dem neuen Albumcover als ein Monster mit mehreren Gesichtern, wie es wohl jedem bereits begegnet ist. Das Leben hat mehrere Seiten, und so klingt auch der Sound von Triggerfinger, er reißt uns aus der Komfortzone und packt uns an der Kehle. So düster, als wäre er einem HorrorThriller entsprungen, um dann wieder tröstend sanft zu werden: »Gerade die ausdrucksstarke Gitarre kann eine sehr melodische Symbiose mit dem Gesang ergeben. Die Intensität unserer Musik ist wichtiger als alles andere.« — Triggerfinger »Colossus« (Mascot / Rough Trade) — Auf Tour vom 20.10. bis 23.11.


DAS NEUE ALBUM 15.09.2017

#Kultur — Dieser böse Cartoon aus dem Jahr 2015 stammt von Murat Başol und ist im Band »Schluss mit Lustig: Aktuelle Satire aus der Türkei« zu finden. Zusammengestellt wurde er von der Wahl-Istanbulerin Sabine Küper-Büsch. Im Interview auf intro.de sagte sie unserer Redakteurin Sermin Usta: »In der gesamten Geschichte der Türkei sind das die dunkelsten Zeiten für die Satire.« Wegziehen will Küper-Büsch dennoch nicht: »Ich sag immer: Solange sie uns nicht rauswerfen, bleiben wir.« Dennoch zehre die gesamte Lage in der Türkei an den Cartoonisten: »Für sie bedeutet das, sie werden zahmer, verstecken manche Inhalte tief im Heft und sind die meiste Zeit ängstlich.« — Das ganze Interview auf intro.de unter #Türkei

»Zu uns kamen Fans und sagten, dass wir ihr Leben gerettet haben, dass wir ihnen aus Depressionen und Drogensucht geholfen haben. So was ist real shit, das wiegt schwer.«

22.09

HAMBURG REEPERBAHNFESTIVAL

15.10

WIEN MUSEUMSQUARTIER HALLE E

19.10

MÜNCHEN MUFFATHALLE

20.10

DORNBIRN CONRAD SOHM

24.10

SALZBURG ROCKHOUSE

25.10

INNSBRUCK TREIBHAUS

26.10

STUTTGART LKA LONGHORN

27.10

LAUSANNE LES DOCKS

29.10

BERN BIERHÜBELI

30.10

ZÜRICH DYNAMO

12.11

KÖLN E-WERK

13.11

FRANKFURT BATSCHKAPP

26.11

BREMEN MODERNES

27.11

HAMBURG DOCKS

28.11

ERLANGEN E-WERK

29.11

LEIPZIG FELSENKELLER

01.12

BERLIN TEMPODROM

$uicide Boy$ — Das ganze Interview mit dem Rap-Duo aus New Orleans auf intro.de

FINKWORLD.CO.UK


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#Pop #Kultur

Reeperbahn Festival

#Kultur — Für dieses schmucke Magazin kompilierte Charlotte Gosch Illustrationen von Stefan Marx mit L.A.-Aufnahmen unseres Fotografen Tim Bruening. Muss man gar nicht mehr zu sagen – außer, dass man es auf tissuemagazine.com sehen und bestellen kann.

INTRO INTIM M IN DER SUPERBUDE #Pop — Im Rahmen des Reeper­bahn Festivals lädt Intro am Samstag, dem 23. September, erneut zum »Intro Intim« in die Superbude St. Pauli. Diesmal auf der Bühne: Wildes, Sløtface, Ilgen-Nur und LeVent. Foto: Christian Perl

ittlerweile ist es schon Tradition geworden: das »Intro Intim« in der Rockstarsuite der Superbude St. Pauli. Seit fünf Jahren werden Besucher und Gastgeber hier dezent abgefüllt, während in intimer Atmosphäre aktuell angesagte Live-Acts spielen. Dazu finden ein paar Kurzinterviews mit den Künstlerinnen und Künstlern statt – schließlich soll das Ganze ja nicht bloß ein weiteres Konzert sein. In den letzten Jahren spielten beispielsweise AnnenMayKantereit, RDGLDGRN, Warhaus und Isolation Berlin im Hostelzimmer der Superbude.

2017 konnten wir Ella Walker alias Wildes verpflichten, die wir schon Anfang des Jahres im Eurosonic-Newcomer-Special vorgestellt hatten. Ihre Songs erinnern an Daughter und die frühen The xx. Außerdem werden Sløtface auf der Superbuden-Bühne stehen. Die Band aus Norwegen hat es geschafft, das Genre Pop-Punk wieder salonfähig zu machen – was vermutlich vor allem an der Sängerin Haley und ihren Texten liegt, die zugleich touch und catchy sind. Gleiches gilt für IlgenNur aus Hamburg. Deren EP »No Emotions« klingt, als empfehle sie sich als Slackerin des Jahres. »Just trying to be cool, but I feel like a fool«, singt sie auf ihrer rumpeligschönen Single »Cool«. LeVent aus Berlin haben uns schon mal vorgewarnt: »Es wird laut.« Kein Problem, wenn der Krach von Sängerin und Bassistin Heike, Bassistin Maryna und Drummer Frenkie so grandios klingt wie die Single »Lisa« oder das noisige »Hit Me«. Ja, richtig gelesen: zweimal Bass, einmal Drums – mehr brauchen LeVent nicht. Das »Intro Intim« ist in diesem Jahr zum ersten Mal offizieller Teil des Reeperbahn Festivals. Soll heissen: Wer ein Bändchen hat und Platz findet, ist an Bord. Also immer rein in die gute (Super-)Bude!


#Pop

Mein Song und seine Geschichte

SHOUT OUT LOUDS »PLEASE PLEASE PLEASE« #Pop — Auf dem Debütalbum »Howl Howl Gaff Gaff« der Shout Out Louds aus Stockholm fanden sich zahlreiche Hits. Die fröhlich-herzzerreißende Liebeskummer-Hymne »Please Please Please« war einer davon – und ist bis heute das Lieblingslied von Julia Brummert. Mit Sänger Adam Olenius hat sie darüber gesprochen.

Foto: Wendy Redfern / Getty Images

P

lease Please Please« ist ein großer Song. Wenn man ein Lied schreibt, das so vielen Menschen etwas bedeutet, verliert man ein wenig die Kontrolle darüber. Für mich ist es heute so etwas wie eine Waffe, die ich ständig bei mir trage. Ich fühle mich gut, wenn ich »Please Please Please« höre, und vor allem, wenn ich darüber nachdenke, wie wichtig das Lied für viele ist. Ich liebe es, den Song live zu spielen, weil ein Großteil des Publikums es mitsingen kann. Trotzdem ist es ein sehr persönlicher Song. Es geht um ein Mädchen, in das ich mit 17 verliebt war, und ich singe darüber, was aus ihr geworden ist. Sie hat eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Vor zwei Jahren habe ich sie wiedergetroffen. Das war seltsam. Ich bin nicht sicher, ob sie weiß, dass es in »Please Please Please« um sie geht. Ich habe es ihr jedenfalls nicht gesagt,

vielleicht sollte ich das mal tun. Die Distanz, die ich heute dazu habe, wächst natürlich von Jahr zu Jahr. Es ist viel Zeit vergangen, seitdem ich es geschrieben habe. Der Song lebt mittlerweile sein eigenes Leben. Das ist gut und stört mich nicht. Ich erinnere mich an eine alte Version. Sie war viel direkter, und es ist interessant zu sehen, wie das Lied am Ende geworden ist. Es war mal sehr persönlich für mich, und irgendwie ist es das immer noch. Aber es ist nun mal da draußen, und ich kann es nicht mehr einfangen. — Shout Out Louds »Ease My Mind« (Columbia / Sony / VÖ 22.09.17) — Intro empfiehlt die Tour vom 16.09. bis 14.10.

Shout Out Louds »Please Please Please« Long time ago and the times we had were so and so It was the worst days of your life So I called you home your so-called father was on the phone He wasn’t easy to ignore But we’re all happy ‘cause the streets they’re always there for us And it’s quite scary when you wake up in the same old clubs It’s getting darker and I know this time wasn’t meant for us So won’t you please please please come back to me But yesterday when I saw your eyes in a black haze You didn’t even know my name So I walked on pretending that you still belong But it will never be the same no more But we’re all happy ‘cause the streets they’re always there for us And it’s quite scary when you wake up in the same old clubs It’s getting darker and I know this time wasn’t meant for us So won’t you please please please come back to me It’s like a picture of a loved one in disguise or It’s like finding something pretty in a jar of flies and If you want just hide your eyes behind your head But you can’t see me then you can’t find me anywhere But we’re all happy ‘cause the streets they’re always there for us And it’s quite scary when you wake up in the same old clubs It’s getting darker and I know this time wasn’t meant for us So won’t you please please please come back to me Come back to me please please please, please please please

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MUSIC:LX AND SONIC VISIONS MUSIC CONFERENCE & SHOWCASE FESTIVAL PRESENT:

LUXEMBOURG SOUNDS LIKE… #Pop #Wer wir sind

#Pop #Wer wir sind

Herkunft Canowindra (AUS) Genre Ein Hybrid aus Folk, Electronica und

Herkunft London Genre Leinwandtauglicher Southern-

GORDI

CURSE OF LONO

: EDSUN

(alternative r&b)

8 PM

www.edsunmusic.com

Indie-Pop

Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Hat bei den

Albumaufnahmen nachts eine der beiden Studiokatzen ausgesperrt – bei Minus 30 Grad. Sie überlebte glücklicherweise. Aktuelles Album »Reservoir« (Jagjaguwar / Cargo)

: TUYS

(indie rock)

9 PM

www.tuys.lu

: WHEN ’AIRY MET FAIRY (melancholic pop)

10 PM

www.whenairymetfairy.com

FRI 22 SEP: KAISERKELLER GROSSE FREIHEIT 36

Was verbirgt sich hinter deinem Künst­ler­namen?

Es ist bloß ein Spitzname, den mein Bruder mir gegeben hat, als ich klein war. Wir wissen allerdings beide nicht mehr, wie es dazu kam. Als ich nach einem Künstlernamen suchte, dachte ich, er passt zu mir und ist dazu noch persönlich.

Gothic-Alt-Rock Mitglieder 5

Besondere Vorkommnisse Curse Of Lono sind nach einem Roman von Hunter S. Thompson benannt. Aktuelles Album »Severed« (Submarine Cat / Soulfood) Auf Tour vom 29.10. bis 05.11. Für die insgesamt vier Teile des KurzfilmProjekts »Saturday Night« von Alex Walker habt ihr den Soundtrack eingespielt. Wie kam es dazu?

Felix Bechtolsheimer: Da wir schon lange befreundet sind, haben Alex und ich schon oft miteinander gearbeitet. Irgendwann habe ich ihm die ersten Curse-Of-Lono-EPs vorgespielt, und er meinte sofort: »Das ist Sound Du wirst sicher oft auf deine außergewöhn- für den Bildschirm! Lass uns einen Kurzfilm lich tiefe Stimme angesprochen. Erinnerst dazu machen.« du dich an ein besonders aufrichtiges Kompliment?

Wie wichtig ist es heute, musikalische und visuelle Eindrücke zu verbinden?

Als ich noch auf der Highschool war, bekamen wir für ein Jahr einen neuen Englischlehrer. Er gab uns gleich am ersten Tag die Aufgabe, laut vor der Klasse vorzulesen. Als ich dran war, stoppte er mich nach ein paar Sekunden. Ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht. Aber dann stellte er sich vor mich und sagte: »Du hast wirklich eine außergewöhnliche Stimme.« Wahrscheinlich fiel es ihm auf, weil alle anderen Mädels in meiner Klasse zu dem Zeitpunkt sehr piepsige Stimmen hatten und ich mehr wie ein Junge in der Pubertät klang.

Es ist kaum noch möglich, den visuellen Aspekt der Musik zu ignorieren. Musik transportiert immer eine ganz bestimmte Bildsprache, die nach verschiedenen Methoden verlangt. Manche Leute denken, dass gerade bewegte Bilder von der Musik ablenken würden. In Wirklichkeit steckt hierin die Möglichkeit, auch andere Perspektiven zu beleuchten. Mir geht’s darum, Welten zu kreieren.

Du bist auf dem Land bei Canowindra aufgewachsen. Wer hat in diesem beschaulichen Umfeld deinen musikalischen Geschmack nachhaltig geprägt?

Den größten Einfluss hatte höchstwahr­ scheinlich meine Mutter auf mich. Sie hat eine große Plattensammlung von Künstlern wie Billy Joel, Carol King, James Taylor, Eva Cassidy und The Beatles und brachte mir bei, besonders auf Songtexte zu achten. Denn sie war der Überzeugung, dass gutes Songwriting alles sei. Sermin Usta

»Severed« wird als Hybrid aus Country, Americana, Indie, Southern Rock, Blues, Roots Rock und Folk beschrieben. Seid ihr damit einverstanden?

Wir hören so viel Musik über so viele Kanäle, dass sich automatisch der Bewertungshorizont ändert. In meiner ersten Band wollten wir unbedingt Grunge spielen und wie Alice In Chains klingen. Später haben uns Songwriter wie John Prine oder Guy Clark inspiriert. Unser Produzent Oli Bayston ist wiederum besessen von Radiohead und Krautrock. Ich würde unseren Sound filmkompatiblen SouthernGothic-Alternative-Rock nennen. Benni Bender


Das Debüt eines Multitalents:

George Watsky #Pop #Wer wir sind

#Pop #Wer wir sind

NOTHING DAKOTA BUT THIEVES Herkunft Southend-on-Sea, Essex (GB) Genre Alternative- und Indierock mit diag-

Eure Songs erinnern an Radiohead und an Muse. Mit denen wart ihr sogar auf Tour. Ist es nicht auch eine Bürde, mit solchen Schwergewichten verglichen zu werden?

Nee, das finden wir richtig gut! Bevor wir bekannter wurden, konnten wir uns gar nicht ausmalen, mit so großen Namen in einem Atemzug erwähnt zu werden.

Herkunft Amsterdam Genre Westcoast-Gracht-Pop Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Annemarie

Foto: © Eleanor Stills

nostiziertem Muse- und Radiohead-Fantum Mitglieder 5 Besondere Vorkommnisse Trotz der Tour mit Muse, Headline-Slots und einem beachtlichen Auftritt beim letztjährigen Glastonbury Festival mag die Band ihre eigenen Konzerte am liebsten: »5.000 Menschen kaufen sich eine Karte. Und wozu? Nur um dich zu sehen. Das ist das Beste überhaupt!« Aktuelles Album »Broken Machine« (RCA / Sony / VÖ 08.09.17)

(Drums), Lana (Bass), Lisa (Vocals) und Tessa (Gitarre) spielen beim Reeperbahn Festival auf dem Dutch-Impact-Abend und sind unbedingter Geheimtipp. Ihr kommt aus Amsterdam, klingt nach Kalifornien und heißt Dakota. Was ist da los?

Lana: Annemarie und ich beschlossen schon in der Schule, eine Band zu gründen, und überDas neue Artwork zeigt eine Frau, deren legten uns einen Namen. Dakota war auf der Haut buchstäblich in die Brüche geht. Was Liste, weil es mein Zweitname ist. Lana Dakota Kooper – mein Großvater benannte mich nach steckt dahinter? dem Jazz-Sänger Dakota Staton.

Amsterdam wird ja oft zuerst als Techno-Hochburg gesehen. Bei eurer Musik denkt man aber, dass es so schlecht um die IndieSzene dort nicht stehen kann. Wie beurteilt ihr die Szene?

Wir haben alle die Erfahrung gemacht, dass alles, was kaputtgeht, auch wieder gefixt werden kann. Deshalb verbirgt sich hinter der rissigen Oberfläche dieser Frau auch etwas Goldenes. Das soll zeigen, dass jede Zerstörung auch das Potenzial hat, etwas Neues hervorzubringen.

Tessa: EDM ist eine große Sache, aber es gibt auch sehr viele alternative Bands und Clubs wie das Melkweg und das Paradiso. Wir mögen vor allem UndergroundClubs wie OCCII, OT301, Splendor und Cinetol.

Eure Musik klingt sehr nach Westcoast-Pop, und der Warpaint-Vergleich wird sicher auch bald gezogen. Aber welche Acts haben euch denn tatsächlich inspiriert, Musikerinnen zu werden?

Auf jeden Fall, vor allem, wenn du aus der Stadt raus willst! Aber Southend hatte schon immer eine überragende Musikszene. Wenn man sich für Musik interessiert, geht man natürlich auf die ganzen Konzerte. Wir haben uns die verschiedensten Bands angehört. Das hat uns geprägt und auch zusammengeschweißt. Also haben wir unseren Erfolg auch der Stadt zu verdanken.

Lisa: Bei mir war es definitiv laute Musik: Pearl Jam, Nirvana – überhaupt viele 90s-Bands. Annemarie: Mit acht hörte ich die MarleyPlatten meines Vater, und meine Mutter brachte mir Simon & Garfunkel, Parsley, Sage und so nahe. T: Britney Spears hat mein Interesse an Musik geweckt. Dank Green Day wollte ich später selbst Gitarre spielen. La: Bei mir war es Avril Lavigne mit »Let Go«. Als das Album rauskam, bat ich meine Mutter, mir die Lyrics zu übersetzen.

Benni Bender

Daniel Koch

Ist eure Heimatstadt Southend-on-Sea ein Ort, an dem man kreativ wird?

336 Seiten, Leinen, € (D) 22.– Auch als eBook und Hörbuch

Brutal ehrlich und brüllend komisch erzählt George Watsky aus seinem Leben als junger Mann, als Musiker, als Freund und als Sohn, von Peinlichkeiten, Fehlstarts, Abfuhren und kleinen Triumphen. Denn nur das Scheitern ergibt Geschichten, die es zu erzählen und zu erleben lohnt. Dreizehn Stories eines vielseitigen Künstlers und großartigen Erzählers. Mehr unter diogenes.ch/watsky

Diogenes


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#Promotion

jeden Monat neu: Teilnahme unter intro.de/Quiz

DAS QUIZ #255 Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich natürlich alles um die Zwillingsschwestern Ibeyi. Los geht’s… 1 Was bedeutet Ibeyi auf Yoruba?

3 Ihr Vater Anga bekam einen Grammy für seine Arbeit mit…?

D Freundinnen

F Enrique Iglesias

F Schwestern

A Roy Hargrove's Crisol

A Zwillinge

B Carlos Santana

2 Wo sind Lisa-Kaindé und Naomi Diaz hauptsächlich aufgewachsen?

4 Wer ist nicht Gast auf dem neuen Ibeyi-Album?

W Paris O London A New York

D Chilly Gonzales I

Michelle Obama

Y Harry Belafonte

Die Gewinne

Moonlight – Limited Collector’s Edition

Gaffel Bierfässer

Konzerthaus Dortmund Pop-Abo

ARAG Big Air Freestyle Festival VIP Tickets

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Barry Jenkins’ berührender Episodenfilm über den homosexuellen Afroamerikaner Chiron wurde mit drei Oscars ausgezeichnet. Wir verlosen drei Mal die »Limited Collector’s Edition« im wertigen Mediabook inkl. Film auf DVD & Blu-ray plus Booklet.

Habt ihr denn schon alles für das nächste Festival oder das nächste Picknick im Park gepackt? Das Design des 5l Fässchens erinnert an einen alten Koffer – Mit dem Henkel kann man das Fässchen bequem auf Reisen mitnehmen. Wir verlosen 11 Fässchen.

Das Pop-Abo ist wieder da! Im Konzerthaus Dortmund kann man erstklassige Pop-Künstler in bester Akustik im klassischen Konzertsaal genießen. Den Auftakt macht am 22. November Benjamin Clementine. Gewinnt zwei Pop-Abo-Pakete (je 5 Konzerte).

Das ARAG Big Air Freestyle Festival bringt die Weltelite aus Ski und Snowboard mit den Großen der Musik zusammen. In diesem Jahr wird u.a. Rapper CRO mit einem exklusiven NRW-Konzert das Publikum im Tiefschnee einheizen: Dafür verlosen wir zwei VIP-Tagestickets.

Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort. Teilnehmen könnt ihr unter intro.de/quiz, per Mail mit dem Betreff »Das Quiz #255« an verlosung@intro.de oder per Post an Intro GmbH & Co. KG, Das Quiz, Oppenheimstr. 7, 50668 Köln. Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 24. September. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


Collage: B.D. Graft

#Pop

#Pop 35


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#Pop #Ibeyi


#Pop #Ibeyi

L

eise ächzen die Stufen zum Berliner Apartment, in dem mich Ibeyi zum Gespräch erwarten. Die Sommerhitze des Tages hat sich ihren Weg bis unter das Dach gebahnt und harrt dort ebenso geduldig aus wie die beiden Schwestern Lisa-Kaindé und Naomi Díaz. Sichtlich unbeeindruckt von der Wärme, wirken die beiden nicht im Geringsten geplättet, als ich endlich die Treppe hinter mir lasse und das kurz aufkommende Kopfkarussell eine Pause einlegt. Noch bevor wir uns mit einem kräftigen Händedruck begrüßen, empfangen mich die beiden Französinnen mit aufrichtiger Herzlichkeit im Blick. Selbst die beeindruckende Lockenpracht auf ihren Köpfen wippt mir scheinbar fröhlich entgegen. Dass ich auch Zwilling bin, freut die beiden. Allerdings bin ich nicht die erste Zwillingsbegegnung an diesem Tag: »Du bist heute schon die Zweite! Das ist so cool!« ruft Lisa-Kaindé leicht euphorisch. Naomi reagiert dagegen um einige Nuancen sachlicher: »Während unserer Schulzeit wurden wir nie als Zwillinge wahrgenommen, weil jede von uns ihr eigenes Ding gemacht hat. Wir waren sogar in unterschiedlichen Klassen. Auch zu Hause war das nicht anders. Wir haben uns nie identisch angezogen und hatten keine Probleme damit, nicht als zwei eigenständige Personen wahrgenommen zu werden. Erst, seit wir uns Ibeyi nennen, ist das für uns ein Thema.« Daran sind sie selbst allerdings nicht ganz unschuldig, schließlich bedeutet ihr Bandname in der westafrikanischen Sprache Yoruba »Zwillinge«. Selbst bei den Aufnahmen zu ihren Songs bleibt offenbar genügend Raum für individuelle Schritte auf dem gemeinsamen musikalischen Weg, erklärt Lisa-Kaindé: »Jede von uns nimmt ihren Gesang allein auf. Ich spiele auch nicht begleitend auf dem Piano, wenn Naomi ihre

Vocals einsingt.« Die murmelt, halb auf dem stylishen Sofa neben mir zusammengerollt, erleichtert ein »Bitte nicht!« in Richtung ihrer Schwester. Da ist sie: die erste Beyoncés kleine Spitze, die während unseres Gesprächs noch des »Lemonade« Öfteren zwischen den beiden hin und her sausen wird. Ibeyi sind in den Kapiteln Dabei sind sie immer halb ernst, halb neckend – aber »Resurrection«, »Hope« und längst nicht mehr so frech und herausfordernd wie bei »Redemption« zu sehen, unter anderem in der be- unserem letzten Gespräch. rühmten »Stoop Scene«, in der sie mit Beyoncé, Zendaya und Amandla Stenberg auf einer Verandatreppe sitzen. Queen Bey war aber schon längere Zeit eine Unterstützerin und machte in einem Instagram-Post, der ihr Vogue-Cover ankündigte, auf Ibeyis Song »River« aufmerksam.

Rückblende

Knappe drei Jahre ist meine erste Begegnung mit ihnen im frostigen Berliner Winter mittlerweile her. Damals reisten sie mit ihrem Debüt »Ibeyi« als Support von Chet Faker durch halb Europa. Die Angewohnheit, sich regelmäßig ins Wort zu fallen, haben sie mittlerweile abgelegt und durch aufmerksames Zuhören ersetzt. Damals begleitete ihre Mutter und Managerin, die französisch-venezolanische Sängerin und Fotografin Maya »Iggy Confidential« Dagnino, die beiden auf Schritt und Tritt. Heute ist sie Iggy Pops grandiose Radio­­­show läuft auf BBC nicht in der Nähe, wie ich nach vorsichtigem Abscannen Radio 6 und wird jeden des Raumes bemerke. Ein erstes Anzeichen dafür, dass Freitagabend um 20 Uhr die in Paris geborenen Zwillinge mit kubanischen Wurausgestrahlt. Man kann sie über die Website der BBC zeln mit nunmehr zweiundzwanzig Jahren und einigen hören. Eigentlich besteht musikalischen Abenteuern mehr im Lebenslauf durchaus das Programm lediglich an Selbstständigkeit gewonnen haben. Neben weltweiten daraus, dass Iggy aus seinem Leben erzählt und Shows rund um ihr Debüt aus dem Jahre 2015 tauchten die sich vor allem immer wie- Schwestern Díaz im letzten Jahr nicht nur in Beyoncés der als glühender Fanboy »Lemonade«-Filmspektakel auf, sondern wurden sogar und sehr gut informierter Musikhörer outet. in der BBC-6-Radiosendung »Iggy Confidential« von der liebenswertesten Hautfalte des Punk-Rock, Mr. Pop, erwähnt. Ein Ritterschlag für die jungen Künstlerinnen, erzählt Lisa-Kaindé aufgeregt: »Er spielte einen unserer

Ibeyi

PLÖTZLICH ZWILLING Im Dezember 2014 stellten wir Lisa-Kaindé und Naomi Díaz zum ersten Mal vor – im Rahmen eines Specials über fünf Acts, denen wir 2015 den baldigen Durchbruch wünschten. Den haben Ibeyi inzwischen geschafft: Sie traten in Beyoncés Filmalbum »Lemonade« auf, können Iggy Pop und Michelle Obama zu ihren Fans zählen und sind kurz davor, Ende September mit ihrem zweiten Album einen weiteren großen Schritt zu machen. Annett Bonkowski traf sie nun zum zweiten Mal. Fotos: Tereza Mundilová

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#Pop #Ibeyi

Songs in seiner Sendung und wusste sogar, dass venezolanisches Blut durch unsere Adern fließt. Das ist verrückt. Ich bewundere seinen Wissensdurst und seinen Charakter. Ihn einmal zu treffen wäre unheimlich toll!«

Lichtblicke

»Es erstaunt mich immer wieder – sobald Frauen über Frauenthemen reden, gelten sie als politisch. Oder wenn Frauen über Ungerechtigkeit und Rassismus singen. Männer können über die gleichen Dinge reden und werden nicht sofort als politisch eingestuft. Das zeigt deutlich, dass die Welt sich ab und zu falsch herum dreht.«

Mit diesen Worten rutscht die Lead-Sängerin von Ibeyi bis auf den Rand ihres Stuhles vor. Jede Geste ihrer Hände wird begleitet vom angenehmen Rasseln ihrer Armreifen. Aus jedem ihrer Worte sprudelt Energie – und das, obwohl ihre Percussion spielende Schwester Naomi normalerweise den Rhythmus vorgibt und als extrovertiert und laut gilt, wie sie selbst zugibt: »Ich kann ganz schön verrückt sein, aber ich habe gleichzeitig diese sehr verschlossene, zurückgezogene Seite in mir. Dennoch liebe ich es, mich mit Menschen auszutauschen.« Den von Iggy Pop vorgelebten Wissensdurst und seine große Neugier auf das Leben tragen auch Ibeyi in sich. Bewundernswert, wenn man sich die frühen Schicksalsschläge ins Gedächtnis ruft, wie den Tod ihres Vaters, dem Buena-Vista-Social-Club-Mitglied Angá Díaz, und Angá Díaz den Verlust ihrer älteren Schwester, die 2014 plötzlich Miguel Angá Díaz, so verstarb. Ihre Trauer verarbeiteten sie auf ihrem Debüt sein voller Name, war ein kubanischer Percussionist in nachdenklichen und gefühlvollen Songs – »Think Of und Conga-Spieler, der den You« und »Yanira« –, begleitet von minimalistischen Klän- meisten als Teil des Buena gen. Neben Schmerz transportierten die Stücke aber auch Vista Social Clubs bekannt sein dürfte. Da war er aber Hoffnung: »Wir haben es immer geschafft, hoffnungsvoll schon längst eine feste zu bleiben. Wenn du als junger Mensch so etwas durch- Größe des Latin Jazz, war machst, bleibt dir nur das, oder du hörst auf zu leben. Teil der Band Irakere, musizierte mit Congo-Altmeister Darum lieben wir auch Frida Kahlo so sehr. Sie hat mit Tata Güines und bekam eiihrer Kunst etwas Wunderschönes geschaffen, obwohl nen Grammy für die »Beste ihr ganzes Leben hart und schmerzerfüllt war«, flüstert Latin-Jazz-Vorstellung« in Eine sitzt lässig in Latzhose vor mir, die andere ist in bunder Band Crisol, gegründet ten Leggings und T-Shirt neben mir in das Sofa versunken. Naomi gedankenversunken. von dem amerikanischen Ganz ohne Make-up. Nur die Statement-Kette am Hals von Jazz- und Funk-Trompeter Roy Hargrove. Weltschmerz Lisa-Kaindé deutet darauf hin, dass die Geschwister ihre innere Haltung nach außen tragen können, ohne dabei Das viele Reisen von Kontinent zu Kontinent und der damit verspielt oder schüchtern zu sein. verbundene rege Austausch mit ihren Mitmenschen haben Auf das Schubladendenken der Musikindustrie und die Ibeyi zu selbstbewussten jungen Frauen heranwachsen lasin den Medien zur Schau gestellte überzuckerte Form von sen. Der einfühlsame Kern und der Mut, sich schwierigen Weiblichkeit reagieren die Zwillinge regelrecht allergisch. Themen zu widmen, sind geblieben. Nach dem Ende der Sichtlich frustriert darüber macht Lisa-Kaindé ihrem UnTour und einigen wenigen Wochen der familiären Auszeit mut, von einem permanenten Kopfschütteln begleitet, auf Kuba nahmen die Schwestern erneut mit ihrem MenLuft: »Die Mehrheit aller jungen Künstlerinnen ist ähntor, dem XL-Recordings-Gründer Richard Russell, Songs lich gestylt, singt über die gleichen Dinge und hat sogar auf, um all die gewonnenen Eindrücke der letzten Jahre eine fast identische Grundhaltung: Sie verkaufen Sex. Es musikalisch einzufangen. ist völlig okay für mich, wenn du von Natur aus sexy bist Den Charakter der neuen Songs beschreibt Lisa-Kaindé und das auch in deiner Kunst präsentierst. Aber wenn du mit folgenden Worten: »Unser erstes Album beschäftigte es nur tust, um berühmt zu werden und anderen zu gefalsich viel mit unserer persönlichen Vergangenheit. Die len, ist das absolut falsch. Rihanna wacht wahrscheinlich neuen Stücke unterstreichen dagegen unseren Entdejeden Morgen supersexy auf und ist dann genau das für ckungsdrang. Wir haben uns bewusst der Welt und ihren den Rest des Tages. Sie ist authentisch. Springst du aber Problemen geöffnet und begegnen diesen großen Themen, einfach nur auf diesen Zug auf, um Platten zu verkaufen, um wieder Kraft zu schöpfen. Auf diese Weise fühlen wir machst du das Problem, nur für deine Zuschauer weiblich uns nicht mehr ganz so machtlos wie zuvor. Es ist wichtig, und sexy zu sein, nur noch größer.« die Missstände auf dieser Welt nicht zu ignorieren. Indem Es ist ein Thema, das die junge Sängerin und Pianistin wir darüber singen und Leute zu unseren Shows kommen, als Teil der Industrie, aber auch privat sehr beschäftigt: bekommen wir etwas von dieser Energie zurück.« »Ich hinterfrage ständig mein Handeln, was diesen Aspekt betrifft. Tue ich etwas, weil ich wirklich so empfinde oder Let’s talk about sex weil ich mich unbewusst dazu gedrängt fühle, anderen zu gefallen? Jede Frau sollte sich diese Frage stellen. Ganz Während viele andere junge Kolleginnen perfekt gestylt besonders als Musikerin. Ich bewundere Freundinnen über Boyfriends, das Erwachsenwerden und die ganz norvon mir, die diese sexuelle Energie besitzen und sich nicht malen Dramen des Alltags singen, ist die Essenz von Ibeyi dafür schämen oder sie gar verstecken. Das bedeutet für mit deutlich mehr Tiefgang gesegnet. Und Natürlichkeit: mich Freiheit.«


#Pop #Ibeyi

Singen gegen das System Als Frau an die künstlerische Vielfalt zu appellieren oder sich insbesondere auf musikalischer Ebene gesellschaftspolitischen Themen zu widmen ist für Ibeyi gerade in den letzten Jahren zur Herzensangelegenheit geworden. Dass diese Themen nun auch verstärkt ihr aktuelles Songwriting beeinflussen, wertet das Duo nicht als ausdrücklich feministischen oder politischen Akt. Eher als natürliche Reaktion auf das sich momentan immer weiter zuspitzende Weltgeschehen, betont Lisa-Kaindé vehement: »Es erstaunt mich immer wieder – sobald Frauen über Frauenthemen reden, gelten sie als politisch. Oder wenn Frauen über Ungerechtigkeit und Rassismus singen. Männer können über die gleichen Dinge reden und werden nicht sofort als politisch eingestuft. Das zeigt deutlich, dass die Welt sich ab und zu falsch herum dreht.« Allerdings hält das die Zwillinge nicht davon ab, weiterhin öffentlich ihre Meinung kundzutun. Oder für einen neuen Song sogar eine Rede der ehemaligen First Lady Michelle Obama zu sampeln, in der sie sagt: »The measure of any »The measure society is how it treats its women and girls.«

of any society ...«

Die für die jungen Französinnen wichtigen Werte wie Unabhängigkeit, Vielfalt und Hoffnung bestimmen immer mehr sowohl ihre musikalische, lyrische als auch ihre persönliche Haltung – inmitten eines Systems, das in ihnen einen immer wiederkehrenden Unmut weckt, sei es in ihrer Heimat Frankreich oder vor allem während ihrer Reisen durch die USA. Als ich mein Interview auf diese Themen lenke, sprechen die Schwestern offen über ihre Ängste:

Der Satz stammt aus einer mittlerweile historischen Rede vom 13. Oktober 2016 in Manchester, New Hampshire. Michelle Obama sprach dort im Rahmen der Kampagne für Hillary Clinton, nur wenige Tage, nachdem Trumps »Grab them by the pussy«-Äußerungen publik geworden waren. In der Rede erzählte sie vom International Day Of The Girl, an dem sie junge Mädchen im Weißen Haus begrüßt hatte. Obama sagte: »So, I thought it would be important to remind these young women how valuable and precious they are. I wanted them to understand that the measure of any society is how it treats its women and girls.«

Was löst bei euch als jungen Wählern das größte Unbehagen aus? N: Politik wird generell nur von alten Leuten gemacht. Sie

kommen alle aus demselben verdammten System. LK: Ob zu Hause in Frankreich oder den USA, überall existieren die gleichen Probleme: Korruption, Rassismus und Armut. Es ist erschreckend, wenn man feststellt, dass kein einziger Politiker etwas mit dir zu tun hat. Du sollst wählen gehen, aber es gibt niemanden, zu dem man eine Verbindung spürt. Oder der einem das Gefühl gibt, er versteht dich. Ihr selbst habt französische, kubanische und venezolanische Wurzeln. Habt ihr jemals rassistische Anfeindungen erlebt? N: Zum Glück waren wir bisher persönlich nie derartigen

Angriffen ausgesetzt. LK: Weißt du, warum Bernie Sanders der einzige Politiker ist, mit dem ich mich gerne einmal zusammensetzen würde? Er hat in seinem Wahlkampf immer wieder davor gewarnt, dass das amerikanische System die Gesellschaft weiterhin spalten will. Alles spielt sich in Communitys ab – weißen, schwarzen, asiatischen oder mexikanischen Communitys. Es ist verrückt. Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Musik einen verbindenden Charakter hat. Zu unseren Shows kommen Menschen jeglicher Herkunft, und sie singen gemeinsam. Könntet ihr euch vorstellen, einmal außerhalb der Musik in irgendeiner Form politisch aktiv zu werden? LK: Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Zumindest

nicht für die nähere Zukunft. Die Musik ist unsere Art, mit Menschen in einen Dialog zu treten und für uns wichtige Themen zu kommunizieren. Außerdem bin ich so schlecht darin, Reden zu halten! Das Problem unserer Generation ist, dass niemand in die Politik geht, weil man überall nur schreckliche Beispiele von Politikern sieht, die ihren Job schlecht machen. Welchen Beitrag kann die Kunst in deprimierenden Zeiten wie diesen leisten? LK: Künstler haben die Verantwortung, etwas Wahrhafti-

ges zu transportieren. Nicht unbedingt etwas Politisches, aber etwas, das von Herzen kommt. Ich habe mich nie von Politikern verstanden gefühlt, sondern meine Antworten immer in der Kunst gesucht. Genau deshalb darf man als Künstlerin nie damit anfangen, sein Schaffen als selbstverständlich anzusehen oder faul zu werden. Du musst es dir verdienen.

Schlussworte Im Studio arbeiteten Ibeyi hart an diesem Vorsatz und dem mit Spannung erwarteten Nachfolger ihres selbstbetitelten Debüts. Hindernisse überwanden die beiden auf dem Weg dahin einfach mit doppeltem Eifer, und die gemeinsamen Ambitionen machten selbst lange Studiotage vergessen. Die besondere Dynamik und die zwischen den Zwillingen hin und her fließende Energie, die – evoziert durch ihre unterschiedlichen Wesenszüge und die enge Geschwisterliebe – ihre Musik so maßgeblich bestimmen, bringt Lisa-Kaindé gegen Ende unseres Gespräches treffend auf den Punkt: »Wenn du gemeinsam mit jemandem kreativ bist, den du liebst, dann ist der Prozess ganz einfach.« — neues Album Ende September via XL Recordings — Auf Tour vom 02. bis 04.12.

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#Pop #Mogwai

Mogwai

PRAGMATISCH. SCHOTTISCH. SYMPATHISCH. Erfahrung ist etwas Tolles. »Es ist mittlerweile so, dass wir sehr genau wissen, welchen Status ein Song erreicht haben muss, damit wir damit ins Studio gehen können«, sagt Stuart Braithwaite von Mogwai. Christian Schlodder ließ sich in Berlin von ihm und Martin Bulloch erzählen, wohin die Reise nach nunmehr 22 Jahren noch geht und warum der Satz »Einer muss es ja machen!« ihr Motto sein könnte. Foto: Mike Chalmers


#Pop #Mogwai

A

ls Danny Boyle Anfang des Jahres die Geschichte von vier Jungs aus Edinburgh weitererzählte, wurde man zwangsläufig daran erinnert, dass nicht nur »Trainspotting« nun auch schon über 20 Jahre her ist. Da war sie also: die Rezeption auf alte Freunde, große vergangene Tage; nur zusammengehalten vom Dilemma der Nostalgie. Nostalgisch zurückblicken können auch die vier Herren von Mogwai aus dem 80 Kilometer weiter westlich gelegenen Glasgow, Edinburghs größerer, aber auch hässlicherer Schwester. Und mit dem neunten Studioalbum »Every Country’s Sun« wird auch der eine oder andere Fan von irgendwas zwischen Postrock, Ambient und Shoegazing erinnerungsschwanger daran denken, dass die vielleicht beste Platte der Schotten, »Come On Die Young«, nunmehr 18 Jahre zurückliegt. Da Geschmäcker glücklicherweise aber verschieden sind, werden einige die Subjektivität namens »beste Platte« auch später verorten, der Traditionalist datiert sogar noch einmal zwei Jahre zurück auf das Debüt »Mogwai Young Team«. Während man sich nun bei vielen anderen Bands nostalgiebesoffen in den »Früher war alles besser«-Chor einreihen müsste, ist das Erfreuliche im Falle von Mogwai, dass man sich genau das getrost sparen kann. »Every Country’s Sun« ist atmosphärisch dicht, abwechslungsreich und schlägt musikalisch eine elegante Brücke zwischen einzelnen Stationen der letzten zwei Dekaden Bandgeschichte, ohne dabei den Blick nach vorne zu vergessen. Der titelgebende Song ist der letzte auf dem Album. Er beginnt bedrohlich und endet versöhnlich. Mit »Party In The Dark« gibt es zudem einen Track mit Vocals, was für die Band noch immer sehr ungewöhnlich ist. »Jemand musste es eben machen«, sagt Stuart Braithwaite, der nie ein Sänger war und nie einer sein wollte. »Einer muss es ja machen« ist generell der Tenor, als Braithwaite und Schlagzeuger Martin Bulloch in Berlin zum Interview empfangen. Bandkollege Barry Burns, der Allroundmusiker, wohnt nun schon seit einigen Jahren in der Stadt und betreibt in Neukölln die Kneipe Das Gift. Interviews überlässt er dennoch gern den anderen beiden, die gekonnt mit einem kleinen Small Talk übers Wetter beginnen. Das ist klassisch britisches Understatement zum Warmup, signalisiert aber auch, dass man eigentlich nicht mehr erzählen möchte, als man unbedingt muss. Generell sind die vier eher mediale Leisetreter. Und würde man ihnen keine offenen Fragen stellen, würde außer »aye« und »naw« wohl nicht sonderlich viel mehr als Antwort zurückkommen. Pragmatisch. Schottisch. Irgendwie auch sympathisch. Vielleicht hat es auch etwas mit der Abgebrühtheit von neun Studioalben und 22 Jahren im Geschäft zu tun. Braithwaite verneint. Routine gebe es nicht, zumindest nicht so, dass man sie schon so nennen könnte. »Es gibt auch nie einen Plan für unsere Musik, bevor wir anfangen, sie zu machen«, sagt Bulloch. Doch bei der etwa halbjährigen Arbeit an »Every Country’s Sun« kam es immerhin zum Ortswechsel. Die Band zog es in die Staaten. Weg von den Ablenkungen des heimischen Glasgows. »Das hat uns zusätzlich fokussiert. Niemand konnte sagen, dass er schnell nach Hause müsse, weil er vergessen hat, die Katzen zu füttern. Wir konnten einfach konzentriert arbeiten«, sagt Bulloch. Der andere Grund war eher nostalgischer Natur. Mogwai beschlossen, sich nach den Alben »Rock Action« und

»Come On Die Young« erneut Produzent Dave Fridmann ins Boot zu holen. »Es hat sich für uns so angefühlt, als ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, wieder mit Dave zusammenzuarbeiten«, sagt Braithwaite. Der letzte Zeitpunkt lag bis dato immerhin 16 Jahre zurück. »Er ist noch immer der gleiche Kerl und hat sich kaum verändert. Das hat sich vom Start weg gut angefühlt«, sagt Bulloch. Und so spielten die vier Schotten tagsüber ihre Songs ein, um abends bei Horrorfilmen und Bier zusammenzusitzen. Die Beständigkeit alter Erinnerungen, das hat man Anfang des Jahres auch in »Trainspotting« erfahren, ist nicht nur bloße Nostalgie. Sie schafft mitunter auch eine eigene Dynamik. Eine, in der man nicht über die eigene Entwicklung philosophieren muss, man lebt sie einfach. »Wir reden nicht so viel darüber, was wir machen wollen, wir machen einfach Musik«, sagt Braithwaite. Überrascht ist man da nicht mehr. Überraschend ist hingegen der Ausflug ins filmische Geschäft für die vier Schotten. Im letzten Jahr steuerten sie ihre Arbeiten zur Anti-Atomwaffen-Doku »Atomic, Living In Dead And Promise« bei. Für die Band, die vor zwölf Jahren in Hiroshima aufgetreten war, war dies eine Herzensangelegenheit. »Es ist ein wichtiges Stück Kunst. Man muss sich immer wieder an den Terror erinnern, der mit diesen Waffen möglich ist«, sagt Bulloch. »Das Projekt Glasgow war sehr wichtig für uns«, ergänzt Braithwaite. In Intro #215 bekam Zudem untermalten Mogwai auch die Doku die Stadt ein Städtespecial-Treatment – ihr »Before The Flood« von keinem Geringeren findet es auf intro.de unter als Leonardo DiCaprio. »Für uns wurde ein #Glasgow. Darin erklärt Traum wahr. Ich bin seit Jahren Leonardo- Alex Kapranos von Franz Ferdinand das Besondere DiCaprio-Fan, und das Projekt war wichtig«, der Stadt so: »Jeder kennt sagt Bulloch. jeden. Es ist geradezu Die musikalische Mitarbeit an zwei Filmen freundschaftlich inzestuös. Ich habe zum Beispiel hat die vier aus Glasgow sichtlich angespornt, früher mit Mick Cooke von auch wenn sie das mit schottischem Under- Belle And Sebastian in statement herunterzureden versuchen: »Es ist einer Band gespielt. Als ich noch Konzerte im 13th Note gut, gefragt zu werden. Und es ist umso besser, in der King Street buchte, wenn man die Wahl hat, ja oder nein zu sagen«, habe ich Mogwai ihren sagt Bulloch. Jetzt schielen sie schon mit einem allerersten Gig besorgt. Wir klingen alle unterschiedlich, Auge auf den Soundtrack eines Spielfilms. Soll- trinken aber gerne mal ein te es ihnen bis spätestens Dezember gelingen, Bier zusammen. Das ist das könnte 2017 22 Jahre nach Bandgründung von Schöne an Glasgow.« Mogwai und 21 nach »Trainspotting« in popkultureller Hinsicht fast als schottisches Jahr Das Gift durchgehen. Dafür muss man nicht einmal Eine Adresse, die in Neukölln immer geht: sei nostalgisch werden. — Mogwai »Every Country’s Sun« (Rock Action / PIAS / Rough Trade / VÖ 01.09.17) — Auf Tour vom 14.10. bis 03.11.

es zum nachmittäglichen Kaffee, zum schottischen Brunch oder zum wirklich allerletzten Ale um halb fünf in der Nacht. Das Gift findet ihr in der ­Donaustraße 119. Erst kürzlich konnte man es auch in einer Folge der grandiosen Neukölln-Serie »4 Blocks« sehen. Intro-Chefredakteur Daniel, der dort fast so was wie Stammgast ist, empfiehlt vor allem den Sonntagsbrunch: nicht nur wegen des »Veggie Haggis«, sondern vor allem wegen der Homemade Lemonade, die man sich schon morgens mit einem Schuss Gin mixen lassen kann, ohne dass man schräg angeschaut wird.

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#Pop #Cover-Welten

Cover-Welten

TREPPEN Schon mal was von Scalalogie gehört? Wir auch nicht. Es ist ein 1951 ins Leben gerufener wissenschaftlicher Forschungszweig, der sich mit Treppen und deren Wirkung auf Menschen beschäftigt. Immerhin ist man mit dem Wikipedia-Eintrag schnell durch: Er beschränkt sich insgesamt auf circa fünf Sätze und zwei Links – von denen führt einer zur »Arbeitsstelle für Treppenforschung« und der andere ins Leere. Kein Witz. Folgende Bands versuchen dank Cover-Gestaltung, die Scalalogie am Leben zu halten:


LIVE: WILDES, SLØTFACE, ILGEN-NUR, LEVENT Samstag, 23.9., 13:00 – 19:00 Uhr Superbude St. Pauli, Astra Rockstarsuite, Juliusstr. 1–7, 22769 Hamburg Eintritt frei mit Reeperbahn Festival Bändchen – Gästelistenplätze zu gewinnen unter intro.de/superintim2017


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#Pop #The National

The National

Die Beschissenheit der Dinge The National wollen die Welt so, wie sie ist, nicht mehr. Ihre ungestüme Absage an Selbige haben sie auf ihrem siebten Album zusammengefasst. »Sleep Well Beast« handelt von der Wut, die die Gegenwart in ihnen auslöst. Silva Silko sprach mit der Band in Paris über Trump, die Musikindustrie und nächtliche Kopfnüsse gegen Schlafzimmerwände.

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aris schmilzt bei 36 Grad im Schatten, die vielen nebeneinander gewürgten Häuser zerschmelzen zu einer windundurchlässigen Masse. Unter mir klebt der Asphalt wie Honig. Als ich im winzigen Innenhof des Hotels auf die Band treffe, steht die Luft. Kurz habe ich Bedenken, dass Bryan Devendorf mit dem Anzünden seiner Zigarette auch gleichzeitig die Luft entflammt. Zwischen Proben in Paris und Organisationsstress seitens der Band werden noch ein paar Musikjournalisten durchgereicht. Wie beim Speed-Dating darf ich von Platz zu Platz wechseln: erst die Gebrüder Devendorf, dann die Dessner-Zwillinge und am Ende Matt Berninger. Letzterer ist also die Wurst auf dem Brot – allein schon, weil das Gespräch mit ihm in einem angenehm klimatisierten Raum stattfindet. The National ist eher ein Bekenntnis als ein Bandname. Wenn man anmerkt, dass man mit der Musik nichts anfangen könne, wird man von ihren Jüngern fachsimpelnd beraten. »Die Songs brauchen Zeit. Wart’s ab!« heißt es, und darauf folgt ein weises Lächeln von denjenigen, die sich


#Pop #The National

schon auf der Seite des Lichts befinden. Barack Obama ist einer von ihnen und nutzte den Song »Fake Empire« als inoffizielle Hymne für seinen Wahlkampf im Jahr 2008. Obama – der ein neues Politiker- und Männerbild prägte wie wohl kaum ein anderer in den letzten 30 Jahren: eloquent, lässig, männlich, dennoch gleichberechtigt denkend und attraktiv. Er verkörpert also alles, was Donald Trump mit seiner bescheuerten Frisur und seiner vor Stumpfheit strotzenden Aura nicht ist. Für Berninger ist die Nacht der Trump-Wahl ein grausames Datum. »Früher habe ich die Ruhe der Nacht geliebt. Seit dem 9. November hingegen habe ich unzählige Nächte damit verbracht, meinen Kopf gegen die Wand zu hauen.« Er beantwortet damit eine Frage, die ich nicht gestellt habe. Das passiert in diesem Interview häufiger, und am Ende werden einige Gesprächsfährten wie lose Enden im Raum hängen bleiben. »Ich bin nicht bereit, Verständnis für die Wahl Trumps aufzubringen. Ich werde es nie sein!« erklärt Berninger und drückt damit seine Absage an die aktuelle Gesellschaftslage der USA aus. Sein Blick richtet sich eher in die Zukunft: »Es sind die nächsten Generationen, die mit dem umgehen müssen, was wir gerade anrichten. Und sie werden uns zur Rechenschaft ziehen und wissen wollen, was schiefgelaufen ist! Darum geht es auf ›Sleep Well Beast‹. Um unsere Verantwortung. Na ja, und um das Übliche: Beziehungen und das alles.« Zumindest ging es zunächst darum. Berninger hat angefangen, das Album zu schreiben, bevor die Nacht des 9. November den Himmel verdunkelte. Bryce Dessner stimmt ebenfalls in Berningers beherztes »Fuck you« ein – wenn auch zu einem ganz anderen Thema. Er hat keine Lust mehr auf das eingerostete Musikbusiness und lässt sich darüber aus, bevor ich die erste Frage stelle: »Warum müssen wir hier sitzen und Monate vor Veröffentlichung über unser nächstes Album sprechen? Ich weiß, das sind die Regeln der Musikindustrie, aber sie taugen nicht mehr.« Kein Wunder also, dass sich Bryce und Aaron Dessner und die A-Liste der anspruchsvollen Popmusikszene gemeinsam Parallelwelten bauen und Veranstaltungen organisieren wie das Michelberger Music Festival in Berlin oder das Eaux Claires Festival in Wisconsin. Hier können High-End-Musiker nebeneinander rumnerden

und mal so richtig ausrasten, ohne dass sie streng genommen abliefern müssen. »Musik ist und war für uns immer schon Emotion. Es ist eine der stärksten Emotionen, und das ist sie für jeden – egal, auf welche Art du dich mit ihr beschäftigst«, erklärt Aaron. »Die Beziehungen zwischen Menschen und Musikern sind etwas Besonderes, und wir wissen, dass wir sie schützen müssen, denn sie sind verdammt fragil.« Hier bringt Bryce das Gespräch dann wieder zurück zum Album, weil er in der Aussage seines Bruders auch die Erklärung des Titels sieht: »Das pure Gefühl zueinander kann auch ein Biest sein. Man sollte es dennoch gut behandeln.« Das Biest im jeweils anderen scheinen The Barack Obama National bei den Aufnahmen zum neuen Al- The National sind ebenfalls bum allerdings nicht entdeckt oder einge- Fans von Obama. Sie spielten vor seinen Wahlkampfschläfert zu haben. »War alles friedlich«, ver- reden und nahmen für ein sichert mir Scott Devendorf. Dennoch wirkt Wahlkampfvideo eine Instdie dunkle Symmetrie des Gebäudes auf dem rumentalversion von »Fake Empire« auf. Berninger Plattencover eng und bedrohlich. Es zeigt Aa- bezweifelte jedoch, dass rons neu gebautes Studio, in das sich die Band Obama selbst wirklich Fan mehrfach wochenlang einschloss, um das neue sei, da die Zusammenarbeit daraus resultierte, dass Album zu produzieren. »Wir mussten mitei- die Band mit seinem danander klarkommen, wenn es Probleme gab, maligen Kampagnenleiter und wir mussten zügiger und intuitiver arbei- befreundet ist. »Trotzdem stelle ich mir gerne vor, er ten. Es gab halt keinen Ausweg«, erklärt Bryan würde uns im Weißen Haus Devendorf die Dynamik. Dennoch scheint hören, wenn er betrunken das Album weniger aus einem Guss als die oder deprimiert ist.« Alben zuvor. Es wirkt zersplittert wie ein auf dem Boden zerschmettertes Glas. »Wir haben Michelberger Music einfach gemacht, worauf wir Lust hatten, und Festival Musiker eingeladen, die wir gerne dabeihaben Das Event fand Anfang wollten. Zum Rest musst du Matt fragen, wir Oktober 2016 in Berlin statt. Organisiert wurde es vertrauen seinem Gespür. Ich bin hier eigent- von zahlreichen Künstlern, lich nur der Bassist«, sagt Scott Devendorf und unter anderem den Dessners und Bon Iver, und den zuckt lächelnd seine Achseln. Besitzern des Michelberger Matt zu fragen bedeutet jedoch, den gesam- Hotels, mit denen die Band ten Frust über die gegenwärtige Beschissenheit befreundet ist. Das grobe der Dinge zu erfahren. Und plötzlich bin ich Konzept: Lasst euch mit rund 80 Freunden und eidurch ihn angestachelt, die Ausweglosigkeit als nem satten Arsenal an InstAnalogie überall zu sehen: im Studio Dessners rumenten eine Woche lang bei den Aufnahmen des wütenden siebten in einem Hotel einschließen und jammt euch einen ab. Albums von The National, im Schock über Dass dieses Konzept nur die US-Wahl und die braune Suppe in Euro- halbgeil funktionierte, könnt pa, die wieder brodelt, in der Musikindustrie, ihr in unserem Nachbericht auf intro.de nachlesen. die jede Kreativität killt, und natürlich in der Hitze des mittlerweile erstickten Paris. Matt entschuldigt sich für seine Negativität und rechnet aus, dass es jetzt nicht mehr lange dauern kann, bis endlich alles wieder besser wird. »Es kann ja nur noch bergauf gehen, oder?« fragt er mich am Ende des Interviews hoffnungsvoll. — The National »Sleep Well Beast« (4AD / Beggars / Indigo / VÖ 08.09.17) — Auf Tour vom 21. bis 24.10.

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#Pop #EMA

EMA

»ICH LIEBE FRAUEN, DIE GROB SIND« Sieben Jahre nach der Auflösung ihrer Drone-Folk-Band Gowns veröffentlicht Erika Michelle Anderson ihr drittes Soloalbum »Exile In The Outer Ring«. Mit Leonie Scholl sprach sie über vergessene Zufluchtsorte, den Prototypen des weiblichen Nihilismus und dreckige Häuser. Foto: Tereza Mundilová


#Pop #EMA

W

as ist der »Outer Ring«, und was fasziniert dich an ihm?

Er entsteht überall dort, wo Leute aus der Mitte der Städte gedrängt werden, da sie es sich nicht mehr leisten können, dort zu wohnen. Meiner Ansicht nach ist das ein neues Phänomen, das sich gerade entwickelt. Es könnte eine Utopie oder eine Dystopie werden, aber es ist auf jeden Fall die Zukunft. Aber gibt es solche Orte nicht schon immer? Wo ist der Unterschied zum Ghetto?

muss man sich in Portland nicht für ein Ge- Portland schlecht auf dem Ausweis entscheiden, man Die Stadt in Oregon gilt kann einfach ein »X« angeben. Aber die Wahl schon seit Jahren als Hipster-Paradies, obwohl der war ein Weckruf für alle, dass in Amerika auch Freigeist schon in den Siebandere Sachen passieren. Dinge, von denen zigern importiert wurde, als die in der Blase dachten, sie müssen sich da- viele Hippies dorthin zogen, denen es in San Francisco mit nicht auseinandersetzen. Aber am Ende zu teuer geworden war. Die müssen sie es. liebevollste und böseste Du hast drei Jahre lang an »Exile In The Outer Ring« gearbeitet. Warum so lange?

Das Ghetto liegt eher zentral. Es ist ein eigenes Ökosystem im Stadtinnern. Was jetzt passiert, ist genau das Gegenteil. Die Menschen ziehen an diese Plätze. Die Einwanderer oder Künstler, die vorher die Communitys ausgemacht haben, verschwinden. Jeder spricht davon, dass sie aus der City vertrieben werden, aber niemand weiß, wohin diese Menschen gehen. Aus dem Auge, aus dem Sinn. Von diesem Ort wollte ich berichten.

Einführung bekommt man, wenn man sich die Serie »Portlandia« von Sleater-Kinney-Gitarristin Carry Brownstein und Fred Armisen von »Saturday Night Live« anschaut.

Ich habe diese Museumsshows gemacht, bei denen ich vier Stunden lang solo gespielt habe. Dabei war die Bühne wie eine Installation meines Wohnzimmers hergerichtet, mit einer heruntergekommenen Couch, einem Tisch, herumliegendem Müll. Ich habe einige Songs dafür geschrieben und fast alle Instrumente selbst aufgenommen, in meiner Wohnung. Und dann bin Ist dieses »Aus dem Auge, aus dem Sinn«-Denken da- ich mit den Stücken nach New York und traf dort Jacob für verantwortlich, dass Populisten wie Trump an die Portrait von Unknown Mortal Orchestra. Er mochte den Macht kommen? Sound, also haben wir ein paar Monate lang Die Präsidentschaft Trumps hat so viele Gründe. Die das Album zusammen fertiggestellt. Unknown Mortal Menschen sind deprimiert, und sie haben jedes Recht Im Pressetext zu deinem Album sagst du, Orchestra dazu. Aber wo auch immer dieser Ärger mancher Leute aus dass du »männlich sozialisiert« wurdest und Die Band stammt – ÜberMittelamerika herkommt, ob sie sich ausgeschlossen fühlen dich mit dem »rebellischen Teenage Dirtbag raschung – aus Portland. Jacob Portrait ist Basser oder ökonomisch nicht in der Lage, bestimmte Dinge zu Boy« identifizieren kannst. Warum ist Rebel- und Produzent und seit Jahbekommen – diese Wahl und diese Administration ist lion so sehr männlich besetzt? ren treuer Mitstreiter von einfach schlecht für jeden. Männer werden mehr in den Medien darge- Bandkopf Ruban Nielson. Zuletzt erschien 2015 das Meinst du, die Leute, die für Trump gestimmt haben, stellt. Ich hing früher viel mit Jungs ab. Du hast Album »Multi Love«. Intro sind nun zufriedener? all diese Gefühle in dir, Wut, Entfremdung, schrieb dazu: »Die nunmehr Die Leute wurden betrogen. Ich weiß nicht, ob sie das Frust. Und die Leute, die das in der Kunstszene dritte LP kickt einen ziemlich funky Groove. Fixpunkt jetzt schon so wahrnehmen oder erst in einem Jahr. Aber am meisten ausdrücken, sind Jungs. Punks, in Nielsons Klanguniversum wenn sie dann realisieren, dass sie keine Gesundheitsver- Charles Bukowski, wütende Schriftsteller. Und ist die neu entdeckte Liebe sicherung haben oder dass das riesige Opiatproblem noch das ist auch meine Art, die Dinge herauszulas- zu futuristischen SynthieSounds und Breakbeats im dramatischer geworden ist, werden sie vielleicht merken, sen. Ich liebe Frauen, die grob sind, eine Art Gewand der 1960er und dass diese Politik rückwärtsgewandt ist. Den Amerikanern Bösewicht durchscheinen lassen. Ich mache 1970er.« geht es so sehr darum, zu sagen: »Mein Team hat gewon- das auch in meiner Arbeit, zum Beispiel zeige nen.« Es geht so viel um Identität und weniger darum, ich im Song »33, Nihilistic And Female« genau wirkliche Politik zu verstehen. diese Gefühle. Du hast lange in Portland gelebt, was ja gemeinhin den Ruf einer »Filter Bubble« hat. Was bekommt man dort vom restlichen Amerika mit?

Wie ist denn der typische weibliche Weg, diese Emotionen rüberzubringen?

Viele Menschen sind davon eingeschüchtert oder verwirrt, Es gibt einige liberale Blasen in den USA, und Portland wenn Frauen ihre Gefühle über Kunst teilen. Mir ist es oft ist eine davon. Auf der einen Seite ist es gut, weil daraus egal, wie ich aussehe, wie mein Haus aussieht, und das auch großartige Dinge entstehen können. Zum Beispiel möchte ich in meiner Kunst zeigen. Ein dreckiges Haus ist für mich viel aufregender, viel realer. Es gibt viel mehr Grauzonen für Frauen, wie ihre Emotionen aussehen können. Die Männer, mit denen ich aufgewachsen bin, waren eher physisch gewaltsam. Sie haben mit Sachen herumgeschmissen, nur weil sie zeigen wollten, wie rebellisch sie sind oder wie gelangweilt sie waren. Ich wurde zwar härter, weil ich viel Zeit mit ihnen verbracht habe, aber ich habe auch gemerkt, dass ich anders veranlagt bin. Es gibt auch Frauen, die sich danebenbenehmen, zum Beispiel Lindsay Lohan oder Anna Nicole Smith. Sie sind für mich die Prototypen des weiblichen Nihilismus.

Du sprichst oft von Nihilismus. Aber der geht eigentlich davon aus, dass sowieso alles im Leben sinnlos ist und man sich deshalb auch gar nicht erst bemühen muss.

Jetzt, wo ich darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, ob ich ein kompletter Nihilist bin. Mir sind oft viele Sachen egal, um die ich mich eigentlich kümmern sollte, wie Geld oder gesund und fit zu bleiben. Aber meine Kunst ist mir sehr wichtig. Wenn es um meine Arbeit geht, bin ich nicht so nihilistisch eingestellt. — EMA »Exile In The Outer Ring« (City Slang / Universal / VÖ 25.08.17) — Auf Tour vom 20.09. bis 09.10.

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#Pop #Grizzly Bear

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er Titel »Painted Ruins« führt erst einmal in die Irre. Den Makel überpinseln, knallige Farbe drauf, wo die Fassade bröckelt, den schleichenden Zerfall verstecken und sich beim Anblick der bunten Oberfläche selbst einreden, dass doch eigentlich alles in bester Ordnung ist? Nö, nicht bei Grizzly Bear. Chris Bear, Ed Droste, Daniel Rossen und Chris Taylor wussten, dass mit einem neuen Anstrich nicht alles getan und mehr als ein paar neue Klangfarben nötig sein würden, um sich wieder unter dem eigenen Band-Dach heimisch zu fühlen. Die Risse zogen sich vor allem durch das Innere der ausgelaugten Bandmitglieder, die sich beim Touren mit ihrem bis dato erfolgreichsten Album »Shields« schlicht

übernommen hatten. Bassist und Produzent Chris Taylor zieht Bilanz: »Es war ausgesprochen wichtig für uns, wieder einige Zeit zu Hause zu verbringen und uns nicht nur als Musiker auf Tour zu fühlen. Wir mussten uns erst einmal wieder an die Vorstellung eines Privatlebens gewöhnen. Die zurückgewonnene Stabilität hat dazu geführt, dass wir überhaupt in der Lage waren, wieder miteinander Musik zu machen.« Das Tourleben hing so schwer über den vier Köpfen, dass die Entstehung ihres fünften Studioalbums »Painted Ruins« ohne eine grundlegende Neuorientierung auf gleich mehreren Ebenen unvorstellbar gewesen wäre. Der gesamte Albumprozess wurde bewusst entschleunigt und

Grizzly Bear

TAUSCHE BURNOUT GEGEN ALBUM Die Voraussetzungen für die Entstehung von »Painted Ruins«? Entschleunigung, Rücksicht, längere Auszeiten, erwachsenes Handeln und Achtsamkeit gegenüber sich und den Bandkollegen. Annett Bonkowski ließ sich von Chris Taylor und Daniel Rossen erzählen, wie man ein Burn-out verhindert, die Berghain-Türsteher austrickst und Berlin knackt. Foto: Martin Petersen


#Pop #Grizzly Bear

die Achtsamkeit gegenüber sich selbst und den Bandkollegen in den Vordergrund gerückt. Ein wahres Geschenk, erklärt Daniel Rossen: »Als wir jünger waren, haben wir teilweise bis vier Uhr morgens aufgenommen. Nun haben wir realisiert, dass wir nicht in diesem festgefahrenen Muster arbeiten müssen. Erst recht nicht mehr mit Mitte 30. Vieles auf diesem Album basiert auf der Erkenntnis, erwachsen zu handeln und jeder Idee mit Respekt zu begegnen. Eine große Portion Gelassenheit gab es inklusive.« Alte Strukturen wurden folglich aufgebrochen. Von einem Album war erst einmal lange Zeit gar keine Rede. Die Sessions in Upstate New York und Los Angeles fügten sich erst nach und nach zu einem Ganzen zusammen, und es wurde schon weit vor Betreten der jeweiligen Studios eine kreative Bilanz gezogen. »Es ging uns vor allem darum, diesen Tornado der Verwirrung, den zum Beispiel die Arbeit an ›Veckatimest‹ in uns hervorgerufen hatte, um jeden Preis zu vermeiden«, schildert Taylor den Prozess. »Wir wollten vorab sichergehen, genügend Material zusammenzuhaben, auf das wir uns alle einigen konnten, um dann zwei Wochen lang an einem isolierten und schönen Ort miteinander abzuhängen. Auch bei ›Shields‹ gingen wir diesen Schritt viel zu früh. Alles fühlte sich zu heiß und ungemütlich an und hat uns völlig verrückt gemacht.« Davor und dazwischen gönnte sich jedes Bandmitglied auf seine Weise Distanz von Grizzly Bear. Taylor zum Beispiel verbrachte ein ganzes Jahr in Berlin – und wurde

zum regelmäßigen Berghain-Gänger. Aller Angst vor den finster dreinblickenden Türstehern zum Trotz, wie er uns verriet: »Ich habe es geliebt, dort zu tanzen, und wurde nur ein Mal abgewiesen. Man muss einfach aussehen, als wäre man nur zum Tanzen da, und darf sich nicht von den angsteinflößenden Typen einschüchtern lassen.« In dieser Zeit überwand er den typischen Touri- oder Expat-Blick und bringt die Stadt heute ganz gut auf den Punkt: »Berlin ist etwas schwer zu knacken. Ich habe mich manchmal ein bisschen komisch gefühlt, als ich dort gelebt habe, aber gleichzeitig hat dieser kleine Kampf mich sehr bereichert und meine Liebe zu Berlin intensiviert.« Zurück in den Vereinigten Staaten konnte Taylor dann mit neu gewonnener Energie und einigen Songskizzen im Gepäck zusammen mit seinen Freunden Ed Droste, Chris Bear und Daniel Rossen wieder zu den Instrumenten greifen. In seinen Augen war das nicht selbstverständlich: »Hätte jeder von uns nicht die »Shields« nötige Zeit gehabt, einmal den Fokus auf das Zwar gelang ihnen schon eigene Ich zu legen, glaube ich kaum, dass wir 2009 mit »Veckatimest« der Durchbruch und der jemals wieder als Band zusammengefunden Sprung auf Platz 8 der hätten.« Doch so war der Grizzly-Mojo zurück, US-Charts, »Shields« legte und Chris Taylor konnte in seiner Rolle als jedoch noch eine Schippe drauf: In ihrer Heimat Produzent langsam vorfühlen, ob die Weichen landete das Album auf für »Painted Ruins« richtig gestellt waren. Platz 7, im UK auf der 17, Voller Hoffnung und mit genügend Berghain- in Deutschland immerhin auf Platz 40. Intro schrieb Adrenalin im Blut klopfte Taylor immer wieder damals: »Voll in Pose beim Rest der Band an. Bis er schließlich alle geworfen, exponierter Shit, so weit motiviert hatte, es erneut musikalisch in your face, nicht mehr so niedlich zurückhaltend. Almiteinander zu versuchen: »Ein Teil von mir les etwas übertrieben, aber fängt irgendwann immer wieder an, sich zu wenn ich sagte, ein Exorzist den anderen in der Band vorzutasten. Das geht hätte ihnen die Fleet Foxes ausgetrieben, würden Sie nur mit viel Respekt voreinander und einem es gegen mich halten?« Gespür dafür, die Dinge so zu navigieren, dass es sich am Ende gut für alle Beteiligten anfühlt.« Die politische Entwicklung in ihrer Heimat USA sorgte während der Entstehung bereits für genug Unbehagen, kommentiert Daniel Rossen die Lage: »Alle versuchen, hoffnungsvoll zu bleiben, aber am liebsten würde ich die Zähler auf Null zurückdrehen.« unsere Stimme Nach wie vor bestimmen zwar nicht politi- erheben sche Ereignisse die neuen Grizzly-Bear-Stücke, Natürlich gibt es viele sondern die Nuancen zwischenmenschlicher amerikanische Künstlerinnen und Künstler, die sich Irrungen und Wirrungen. Und doch hat die gegen die Politik von Trump Band den Drang, politisch aktiv und wachsam stellen. Grizzly Bear tun das zu sein. Das betont Chris Taylor noch einmal jedoch sehr konsequent. Sie warben zunächst für ausdrücklich: »Die momentane politische Obama, im letzten WahlSituation in den USA ist ein gottverdamm- kampf für Bernie Sanders tes Desaster. Es ist unmenschlich und falsch. und äußerten über Twitter und in Interviews vehement Dagegen vorzugehen ist absolut notwendig. ihre politischen Ansichten. Man muss dem ganzen Wahnsinn irgendeine Ed Droste nutzt seine Form von positiver Energie entgegensetzen. Popularität auch immer wieder für Auftritte in Wenn du all das Schreckliche einfach nur ab- College-Klassen, wo er den sorbierst, wirst du davon aufgefressen. Darum Schülerinnen und Schülern werden wir auch in Zukunft weiterhin unsere seine persönliche Meinung mitteilt. Stimme erheben und uns in dieser Richtung engagieren.« — Grizzly Bear »Painted Ruins« (RCA / Sony / VÖ 18.08.17) — Intro empfiehlt das Konzert am 12.10.

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#Pop #The War On Drugs

The War On Drugs

»GANZ GEHEILT IST MAN NIE« Mit seinem neuen Album »A Deeper Understanding« hat Adam Granduciel eine tiefe Lebenskrise überwunden. Annette Walter traf den The-War-On-DrugsFrontmann nach einer Livesession in den Berliner Hansa Studios und führte ein Interview, das an manchen Stellen einem Therapiegespräch gleichkam. Foto: Christian Debus


#Pop #The War On Drugs

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s passt gut, dass sich Adam Granduciel für das Fotoshooting auf einem der Ledersofas drapiert und nachdenklich in den Raum blickt. Schon beim Gespräch zuvor habe ich mich bisweilen wie eine Therapeutin statt wie eine Musikjournalistin gefühlt. Mit seinem ausgeleierten T-Shirt und den ungekämmten langen Locken wirkt Granduciel wie ein Überlebender der Grunge-Zeit. Inszenierung sucht man bei ihm vergeblich. Die Interviews finden in den historischen Räumen der Hansa Studios statt. Am Vortag hat Granduciel einige der neuen Songs in einer Live-Session vorgestellt. Das Publikum reagierte angetan, obwohl dort in erster Linie die versammelte Musikpresse saß, die bekanntlich eher schwer vom Hocker zu reißen ist. Für den Frontmann von The War On Drugs ist deren viertes Album keineswegs nur eine weitere Platte. Nein, sie ist ein Zeugnis der Bewältigung einer düsteren Zeit seines Lebens. Granduciel litt unter Panikattacken und Depressionen, verschanzte sich lange Zeit in seinem Haus in Philadelphia und schaffte es nicht mehr, vor die Tür zu gehen. »Es war wie ein Teufelskreis«, sagt er rückblickend. Was ihm half, diese schwere Phase zu überwinden und wieder neuen Lebensmut zu schöpfen? »Ich habe eine Therapie und Musik gemacht, mit Freunden darüber gesprochen und viel über meine Krankheit gelesen.« Aber erst, als er wieder auf Tour ging, besserte sich sein Zustand gravierend. Granduciel versumpfte nicht mehr allein daheim, sondern hatte eine feste Tagesstruktur – da blieb wenig Zeit für negative Gedanken: »Unterwegs war ich eben jeden Tag beschäftigt.« Im Interview erscheint Granduciel immer noch nicht völlig optimistisch, wenn er von seiner Vergangenheit spricht. Auch jetzt, nachdem die ärgste Zeit überstanden sei, wolle er nicht den Eindruck erwecken, als habe er die Krise komplett überstanden. »Du musst akzeptieren, dass es Teil deines Lebens ist und es auf eine Art zurückkommen kann, die man zunächst nicht bemerkt. Man ist offensichtlich nie ganz geheilt, sondern muss Wege finden, es in den Griff zu kriegen«, gesteht er. Er will keine zu große Sache aus seiner Erfahrung machen, doch er habe gemerkt, dass er anderen Menschen helfen könne, wenn er sie hinter die Fassade blicken lasse: »Als ich offen über meinen Zustand sprach, hatte ich auf einmal den Eindruck, als würden sich viele Menschen in derselben Situation deshalb weniger allein fühlen.« Ein wichtiger Schritt für ihn war auch, seinen Wohnort zu ändern. Weg aus Philadelphia, wo er lange Jahre gelebt hatte: »Ich musste raus aus meiner Komfortzone.« Er zog

nach Los Angeles, wo er nun seit eineinhalb Hansa Studios Jahren mit seiner Freundin, der Schauspielerin Das Studio in der Köthener Krysten Ritter, ein neues Zuhause hat. Der Le- Str. 38 liegt nur fünf Minuten Fußweg vom Potsbensstil der beiden ist aber trotz ihres Erfolgs damer Platz entfernt. Dass und der Nähe zu Hollywood sehr entspannt. es noch immer gerne für »Es ist nicht so, dass wir abends sagen: ›Komm, Produktionen oder Events gebucht wird, liegt vor lass uns auf eine Gala gehen!‹« Wenn man allem an seiner schillernden neben Granduciel sitzt, kann man sich auch Vergangenheit. Der Blick nicht vorstellen, dass er gern im Anzug über vom Studio auf die Mauer inspirierte David Bowie, den roten Teppich läuft. Die zurückhaltende der dort einen Großteil Art, mit der er im Interview über seine Proble- seiner Berlin-Trilogie me spricht, passt dazu, dass er selbst lange ge- aufnahm, zu »Heroes«, sein Mitbewohner Iggy braucht hat, um seinen Weg zu finden. Musiker Pop hingegen schrieb dort zu werden war keineswegs vorbestimmt, erst »The Passenger«. Später über Umwege gelangte er zur Musik. Zunächst vertonten zum Beispiel U2 in den Hansa Studios absolvierte er ein Kunststudium. Doch als ihre Berlin-Erfahrungen als Künstler klappte es nicht so recht. Stattdessen »Achtung Baby«. schlug er sich mit verschiedenen Aushilfsjobs durch. »Ich habe gekellnert, handgemachte Krysten Ritter türkische Teppiche verkauft und im Laden des Die Schauspielerin ist vor Kunstmuseums von Philadelphia gearbeitet. allem durch ihre grandiosen Serien-Auftritte bekannt: Auch wenn ich diese Jobs gehasst habe, blieb als Lucy in der siebten Stafmir nichts anderes übrig, denn ich brauchte fel der »Gilmore Girls«, als Jane Margolis in »Breaking eben Geld.« Bad«, als arschtretende, Im Nachhinein klingt es lustig, wenn er hart trinkende Marvel-Suvon der damaligen Zeit erzählt. »Ich erinnere perheldin »Jessica Jones« mich an eine Degas-Ausstellung mit dessen und als titelgebende Bitch in »Don’t Trust The B---- In berühmten Bildern von Tänzerinnen. Für mich Apartment 23«. Dieser Tage bedeutete es, dass ich vier Monate lang jeden kann man sie auf Netflix Tag von 8 bis 16 Uhr den ganzen Merchandise- erneut als Jessica Jones in der ersten Staffel von »The Kram verkaufen musste: Ballerina-Kleider, Defenders« sehen. -Stifte und -Kronen.« Tatsächlich war es für ihn aber eine Phase, in der er Angst hatte, sein Leben laufe in eine komplett falsche Richtung. Doch weil er zu dieser Zeit auch viel in der Musikszene Philadelphias unterwegs war, traf er irgendwann auf Kurt Vile und gründete mit ihm 2005 The War On Drugs. Vile verließ die Band nach dem zweiten Album. Im Interview möchte Granduciel heute nicht mehr über seinen ehemaligen Bandpartner sprechen. Dem Erfolg der Band tat der Weggang Viles keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Das dritte Album »Lost In The Dream« wurde zu ihrem erfolgreichsten. »A Deeper Understanding« orientiert sich stilistisch sehr an »Lost In The Dream«, hat Granduciel doch, wie er selbst erzählt, eigentlich immer noch dieselben Einflüsse: Bruce Springsteen, Bob Dylan, Velvet Underground und Fleetwood Mac, aber auch Krautrock dienten als Inspiration. »Eigentlich alles, was ich in den letzten 30 Jahren meines Lebens gehört habe.« Gleichzeitig habe er doch etwas Neues machen wollen und versucht, sich nicht zu sehr vom Erfolg des Vorgängers einschüchtern zu lassen. »A Deeper Understanding« ist aber in jedem Fall mehr als ein gelungenes Album, symbolisiert doch bereits der Titel Granduciels mühsam erkämpfte tiefgründige Erkenntnis des Lebens: »Er drückt aus, was ich in den letzten Jahren empfunden habe: Ich musste mit der Vergangenheit abrechnen, mich weiterentwickeln, mich selbst besser verstehen. All das beinhaltet aber auch, immer ein bisschen Angst davor zu haben, was noch passieren kann.« — The War On Drugs »A Deeper Understanding« (Atlantic / Warner / VÖ 25.08.17) — Auf Tour vom 03. bis 22.11.

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#Pop #Cro

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as Ende deiner ersten Single »Baum« wirft im Netz die absurdesten Theorien auf. Die einen sprechen von einem Neuanfang, andere vom Ende deiner Karriere. Warst du dir der Tragweite der Bilder bewusst?

Klar, das war so beabsichtigt. Ich wollte den Track so filmisch wie möglich darstellen, deshalb habe ich fast jeden Frame selbst geschnitten. Trotzdem sind manche Theorien etwas komisch. Andere dagegen auch echt pfiffig. Wer dich gut kennt, versteht die Tragik der Songs. Verspätest du dich heute immer noch gerne?

Sagen wir so: Es ist besser geworden. Früher war ich viel schlimmer, da bin ich auch manchmal gar nicht mehr gekommen. Heute weiß ich: Ich bin der Kopf der Schlange. Wenn ich nicht da bin, machen die anderen irgendwas. Damit ein Produkt am Ende so wird, wie man es sich vorstellt, muss man dranbleiben, Tracks oder Videos nicht auf halber Strecke einem anderen überlassen. Sonst werden sie nie so, wie man sie sich wünscht. Muss jeder zwangsläufig irgendwann erwachsen werden?

Man geht auf jeden Fall glücklicher durchs Leben, wenn man sich sein inneres Kind bewahrt. Ich sehe ja, dass andere Künstler wie Patrice oder Wyclef auch krasse Kindsköpfe sind. Als Künstler braucht man eben für gewisse Dinge dann abgecheckte Leute, die einen backen und alles Mögliche um das Künstlerische herum klären. Nach deiner 2014er-LP »Melodie« hast du erst für deinen Film vor der Kamera und dann für »MTV Unplugged« auf der Bühne gestanden. Fiel es dir schwer, dich danach ganz der Musik zu widmen?

Nein, im Gegenteil. Nach der UnpluggedTour war ich mit meinen Homies erst einmal auf Reisen. Als ich zurückkam, habe ich voll losgelegt. In der Zeit habe ich es sogar geschafft, mal anzuhalten und aus dem ForrestGump-Modus heraus zu überlegen: Wo laufe ich eigentlich hin?

deinen Film Ohne seine Maske abzulegen, spielte sich der Rapper im Kinofilm »Unsere Zeit ist jetzt« (2016) selbst. Produzent Til Schweiger durfte als kleine Nebenrolle dessen gealtertes Ich spielen. Genützt hat das Staraufgebot allerdings wenig. Cros Filmdebüt wurde zur absoluten Klischeefalle und damit zum Kino-Flop.

In welches Studio hast du dich zurückgezogen?

Mittlerweile habe ich mein eigenes Haus in Stuttgart, wo alle einen Platz zum Pennen haben und der Kühlschrank randvoll ist. In jedem der Räume ist eigentlich immer irgendwer am Videos-Schneiden, Malen oder Shooten – ein bisschen wie in der Warhol Factory.

Das klingt nach einer großzügigen Investition – besonders für Stuttgarts Künstlerszene.

Die meisten haben erst kapiert, worum es geht, als sie zu Besuch waren. Viele meiner Gäste dachten offensichtlich, ich würde den ganzen Tag schlecht gelaunt im Bademantel auf dem Bett liegen, Schuhe shoppen und mir von anderen Beats bauen lassen. Entspricht das deiner Vision vom idealen Leben?

Freiheit ist das Wichtigste für mich. Wichtiger als alles andere. Was die künstlerische Freiheit angeht, hast du dich auf »tru.« ziemlich ausgetobt. Neben zeitgenössischem Trap bietet die LP mit Wyclef Jean und R’n’B-Newcomerin Ace Tee einige Oldschool-Momente. Wie kam es zu diesem Genre-Mix?

Dass ich nicht Helene-Fischer-mäßig in einer stilistischen Ecke rotieren muss, finde ich gut. Vielleicht wäre ich auch gern wie Montell Jordan, ich weiß es nicht. Meine Geschwister haben auf jeden Fall die unterschiedlichste Musik gehört. Während mein Bruder Rap-Fan war, lief bei meiner Schwester vor allem 90er-R’n’B. Wovon handelt der Track »Computiful«?

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FÜR IMMER KIND

Seine Musikvideos wirken wie kunstvoll inszenierte Kurzfilme, seine Texte fragen nach dem Sinn des Lebens: Das Teenie-Idol Carlo Waibel mit der Panda-Maske zeigt sich mit seinem dritten Album »tru.« von einer ganz neuen Seite. Sermin Usta traf den 27-jährigen Stuttgarter Rapper in Berlin und sprach mit ihm über sein neues Heim, digitalen Glitzer und sein Faible für Montell Jordan. Foto: Peter Kaaden


#Pop #Cro

Es geht um Tinder und all die Moglis, die man dort so trifft. Du wischst die ganze Zeit to the left, to the left, bis du auf die eine triffst. Man fängt an zu schreiben, bis sie sagt: Komm rum! Und dann merkst du wieder, wie seelenlos das alles ist und dass diese Liebe nur im Computer schön ist. In echt denkst du dir nämlich nur: Ciao. Ist dir das schon passiert?

mit einem Bikini in der Tasche überrascht und RIN direkt auf die Seychellen entführt – so Dinge Seit seinem 2016er-Überhit »Bianco« mit dem Wiener halt. Ich bin ein echter Casanova. Alle suchen nach etwas Echtem, machen es aber nicht besser. Wie kommt das?

Schlimmer finde ich, dass die heutige Generation nur das kennt. Ich bin safe. Ich bin ein Kind der 1990er. Ich hatte einen Walkman und eine Steinschleuder – und weiß deshalb, wie man das alles konsumiert. Schließlich kann man ja auch geiles Zeug mit Smartphones und Tablets machen – malen oder Musik zum Beispiel.

Yung Hurn liefert RIN neue verspielte Songs im Wochentakt. Der Rapper aus dem Stuttgarter Raum, der seine Mitgliedschaft bei Live From Earth freundschaftlich und wegen Heimweh gekündigt hatte, steht mit seinem Debüt »Eros« bereits in den Startlöchern. Intro präsentiert und verlost Tickets für seine kommende Tour.

Klar, ich bin auch schon in die Falle getappt. Ich kenne Mädels, die umgeben sind von diesem digitalen Glitzer und nur danach leben, wie viele Follower sie haben, aber dann plötzlich ganz natürlich am Strand stehen und vor strahlendem Himmel posen. Aber selbst wenn die Person dich für den Moment täuscht, kommt es halt immer ans Licht. Wie echt sind deine neuen Songs? Nervt dich diese digitale Welt manchmal? Auf meinen letzten beiden Alben habe ich vieEs nervt, dass heutzutage alle versuchen, irgendjemand les an der Oberfläche gehalten. Was nicht schlimm war. Die anders zu sein, und dabei kaum jemand mehr er selbst ist. Leute müssen nicht deep in mich hineinblicken, um meine Die Menschen sollten anfangen, sich selbst zu imitieren Musik zu mögen. Trotzdem habe ich auf diesem Album mehr Dinge beim Namen genannt. Ich wollte darüber statt andere. Bleibst du trotz Tinder-Fails ein Verfechter romanti- schreiben, was gerade geht – den Zeitgeist einfangen. So, scher Gesten? wie RIN das im Moment macht: »Es ist drei Uhr nachts Klar. Auf dem Dach liegen, in den Sternenhimmel schauen, in der Stadt. Bin über achtzehn und ich mach, was ich da steh ich drauf. mach« – das ist genial. Wenn seine Fans das zehn Jahre Was war das Romantischste, was du je für eine Frau später hören, wissen sie genau: Das war 2017. getan hast?

Ich habe echt viel gemacht. Ich habe Mützen genäht, nachts vor ihrem Haus ein Bild auf die Straße gemalt, sie

— Cro »tru.« (Chimperator / Groove Attack / VÖ 08.09.17) — Auf Tour am 02.12. auf dem Big Air Freestyle Festival

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#Pop #Beatsteaks

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s sind nur ein paar Meter vom Treptower Park in Berlin bis zur Insel der Jugend, die mitten in der Spree liegt. Das historische Brückenhaus diente schon zu DDR-Zeiten als Jugendclub und wird auch heute noch als solcher genutzt. Die Insel der Jugend ist dank des Biergartens auch ein beliebtes Ausflugsziel, etwas entfernt vom Trubel des Berliner Zentrums, allerdings auch kein Geheimtipp mehr. Auf der Spree strampeln sich einige Besucher auf rosafarbenen Flamingo- oder weißen Schwan-Tretbooten ab. Trotz der fortschreitenden Zeit hat sich die Insel eine gewisse Beständigkeit bewahrt, sodass man das Gefühl hat, dass sie in dieser Form irgendwie schon immer da war. Ähnlich wie die Beatsteaks.

»Janz, janz oft gab es auf der Platte Momente für uns, die uns daran erinnert haben, was uns gekickt hat, als wir die Band gründeten«, sagt Arnim. Der Titel »Summer Time« erinnert beispielsweise an die Stone Roses, bei »Hate To Love« fühlt man sich an The Clash erinnert und irgendwann an nichts mehr als die Beatsteaks. »Dieses Album erklärt allet«, sagt Arnim. »Es ist wie ein Konzert von uns, sehr bunt, ein musikalischer Strauß Blumen.« Und es ist ein wirklich großer Strauß. In Titeln ausgedrückt, umfasst er volle 21 Schnittblumen. Anderthalb Jahre haben sie daran geschraubt. »Bei uns ist jede Platte eine Reaktion auf die davor«, erklärt Arnim. Die elf Titel der Vorgängerscheibe waren in knapp zehn Tagen eingespielt. Der Logik folgend darf man sich schon jetzt auf den Nachfolger von »Yours« freuen. »Jetzt mussten wir das aber genau so machen!« Das bedeutet, dass jeder Song seine eigene kleine Evolution durchmachen musste. »I Do« und »Yours« zum Beispiel sind eigentlich klassische Demos, an vier weiteren bastelten sie gemeinsam mit dem HipHop-Produzententeam The Krauts. Vom großen Rest gebe es x verschiedene Versionen in unterschiedlichen Genres, gesteht Bernd. Und ob»Jede Band sollte mit den Beatsteaks touren«, sagte Jamie T einst, und wohl Produzent Moses Schneider die Band selbst würde dem verschmitzt lächelnd zustimmen. »Er erzählt bei einigen Titeln wieder an den Reglern saß, haben sich die Beatbis heute, dass er auf einer Tour nie wieder so jut gejessen hat«, erzählt steaks viel Selbstverantwortung Arnim Teutoburg-Weiß. Nebenbei erklärten er, Peter und Bernd Introzurückgeholt. »Es gab eigentlich niemanden, der für das ganze AlAutor Christian Schlodder, wie es zum ersten Doppelalbum der Band bum den Hut aufhatte – außer gekommen ist. Foto: Jan Philip Welchering uns«, sagt Peter. Die Zeitreise in die eigene Jugend verlief für sie quasi im Fast-Alleinflug. »Das war Arnim Teutoburg-Weiß erinnert sich an Ausflüge auf das neu für uns, aber dit war auch jut, weil wir keine Kämpfe Eiland inmitten des Flusses. Heute wohnt er ganz in der austragen mussten«, sagt Peter. Auch so kommen die 21 Nähe und fährt oft mit dem Ruderboot um das kleine Fleck- Titel zustande, individuelle Herzensangelegenheiten, ohne chen Land. Die Gitarristen Peter und Bernd machten die Produzenten-Filter wie noch zu »Smack Smash«-Zeiten. Der interne Respekt und das gegenseitige Vertrauen der Insel tatsächlich zu ihrer Insel der Jugend und schwoften ab und an im Brückenhaus zu Punk und Independent. Ein Band führten quasi zur musikalischen Basisdemokratie. Stück gemeinsame Bandgeschichte, als sich »Bei mir ist es mittlerweile so, dass ich zu einzelnen Songs Jugendclub die fünf selbst noch als Punks und den Rest immer etwas anders stehe, je nachdem, mit wem ich sie Die Kultur hielt in den als »all die anderen« kategorisierten. höre«, sagt Arnim. Diese Mischung macht »Yours« tatsäch1970ern Einzug, als die InDieser Zeit gedenken die Beatsteaks auf lich sehr divers. So trifft die musikalische Frischzellenkur sel für Freiluftkonzerte genutzt wurde – in Form eines ihrer achten Studioplatte »Yours« mit aller- auf leicht verpackte Alltagsthemen. »Manchmal schiebe umgebauten Schleppkahns, lei Querverweisen. Im Track »You And Your ich das Aufräumen gerne auf, bis ich irgendwann bei mir der an der Insel der Jugend Memories« gibt sich Chad Price von der US- im Bad stehe und denke: Mann, dit is doch allet keimig vertäut war. 1984 zog der Jugendclub Insel in das Punkband All die Ehre. »Wir hatten einfach hier«, gesteht zum Beispiel Peter zu seiner persönlichen Brückenhaus. Er existiert den Song, der so klang, als ob er von Chad hätte Prokrastination, die in »L auf der Stirn« thematisiert wird. bis heute – wenn auch mit sein können«, beschreibt Peter die skizzen- Das steht dann irgendwo zwischen Punk und dem Gefühl, anderem Betreiber. hafte Idee im Proberaum. Danach folgte eine doch schon sehr erwachsen zu sein. »Blickwinkel ändern persönliche Suche mit Kontaktaufnahme auf sich generell, allet wird irgendwie klarer«, fügt er noch »L auf der Stirn« Facebook. »Er kannte die Beatsteaks, und wir an. Die Band sieht das als Chance. Arnim schwärmt in den »Das Schwierige für eine Band ist, zusammen und gleichhöchsten Tönen von Deich- konnten es ooch kaum glooben. Wir dachten kind: »Ich habe eh schon nur: Dit jibt’s ja jar nich. Jetzt singt der echt, zeitig in Bewegung zu bleiben«, sagt Arnim. »Erst dann einen riesigen Respekt vor was wir uns ausjedacht haben«, gibt sich Peter wird die Musik gut. Nichts ist schlimmer, als wenn man nur Leuten, die auf Deutsch texten. Als die Deichkind- überschwänglich. Es blieb nicht die einzige diesem einen Moment oder diesem einen Album hinterJungs meinten, sie hätten Kooperation. Jamie T, mit dem die Beatsteaks hertrauert.« Mit »Yours« haben sie sich genau solch einen da was für uns, dachte ich vor zehn Jahren gemeinsam getourt waren, ist Moment geschaffen – und sich dabei dermaßen wohlgekurz: ›Das lag bei ihnen vielleicht noch im Studio auf dem Album ebenso vertreten wie Stereo fühlt, dass sie ihn in Albumform verewigten und so lange rum.‹ Und dann kamen sie Total. Deichkind dürfen sich im Song »L auf ritten, bis er zum längsten aller Beatsteaks-Alben wurde. mit so einem Kracher, den der Stirn« gewohnt ironisch über das Phäwir im Leben nicht hätten schreiben können.« nomen des Prokrastinierens einbringen. Vier — Beatsteaks »Yours« (Warner / VÖ 01.09.17) Tracks später ist Farin Urlaub mit an Bord. — Auf Tour vom 28.08. bis 09.09.

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MIT DER W ­ EISHEIT DER JUGEND


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#Pop #Zola Jesus


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ola Jesus’ Werdegang erscheint wie eine Persiflage der der Stadt nicht schreiben, weil ich mir dauernd darüber Sorgen mache, dass die sozialen Eingliederung des »tortured artists« in den Leute mir zuhören. Ich bin sehr gehemmt. Ich brauche die Isolation zum Arbeiten.« funktionierenden Teil der Gesellschaft. Als ob sie den Das Titelbild von »Okovi« erinnert an ihr Erstlingswerk »Stridulum II«. Und das Spagat wagen wollte zwischen den düsteren Momenten in Video zur aktuellen Single »Exhumed« wendet sich ab von dem zeitgenössischen völliger Abgeschiedenheit, die mitunter zu fantastischem Pop-Style von »Dangerous Days« und »Hunger« und geht zurück zu einer Lo-Fikünstlerischen Output führen können, und einem Le- Produktion. »Ich liebe Schwarz-Weiß-Fotografie und experimentelle Filme. Ich ben, das gemeinhin als »sozial« gilt, freundlich, inmitten habe einfach gefühlt, dass das der richtige visuelle Ausdruck für diesen Song war.« Der Albumtitel ist ein slawisches Wort für Fesseln. »Ich fühle mich oft an meinen vieler Menschen in einer großen Stadt. Als hätte sie die gut gemeinten Ratschläge befolgt, die man als Mensch Geist gefesselt, ich habe eine Angststörung. Es ist, als würde mein Kopf niemals mit psychischen Problemen so oft zu hören bekommt: aufhören zu denken. Ich fühle mich auch manchmal an das Schicksal gefesselt. Als Geh mehr unter Leute, dann wird alles besser. Das mag sei mein Leben bereits vorgeplant. Ich lebe es zwar, aber es ist schon alles entschiefür eine Weile funktionieren, vielleicht ist es für manche den. Ich fühle mich wie ein Gefangener dieser Gedanken.« Die Angst begleitet sie, Menschen aber auch nur eine Betäubung ihrer eigentlichen wenn sie unter Menschen ist oder auf die Bühne gehen muss. »Manchmal bin ich Bestimmung. Und wenn sie dann in ihre ursprüngliche so verängstigt, mein Hals zieht sich zu. Aber um singen zu können, muss alles frei Umgebung zurückkehren, laufen sie zu schöpferischen sein. Du musst Teile deines Gehirns ausschalten. Es ist der Horror.« Höchstleistungen auf. Zola Jesus erzählt offen von ihren psychischen Problemen. Zwei Jahre lang Ungefähr so war das bei Zola Jesus’ neuem Album »Oko- hat sie mit Depressionen gekämpft, konnte nicht arbeiten, nicht aufstehen. Als vi«, das mit Eindringlichkeit ihre dunkle Seite zurückbringt. sie langsam wieder zu Kräften kam, war »Wiseblood« eines der ersten Lieder, Von der ersten Sekundas sie schreiben konnte. Es beinhaltet die de an zieht es den HöSchlüssellyrics des Albums. »Es war wie ein ofrer in einen Sog aus Zola Jesus fener Brief an mich selbst. Wenn es dich nicht Weltschmerz und weiser oder stärker macht, warum machst du düsterer Stimmung, es überhaupt, wo ist der Sinn? Du musst die der jedoch nicht das Depression überwinden, weil es der einzige Gefühl hinterlässt, Weg ist, stärker zu werden.« dass alles sinnlos ist, Doch kaum ging es ihr selbst besser, musste und genau deswegen sie dabei zusehen, wie Menschen um sie heso unheimlich viel rum durch die Hölle Sinn macht. »Ich bin Man mag niemandem etwas Böses wün­ gingen. »Jemand, der »tortured artist« definitiv in den dunkmir sehr nahe stand, Der leidende Künstler hat schen. Schon gar nicht, psychisch zu er­ leren Sounds zu Hauversuchte sich zwei tatsächlich einen lexikalischen Eintrag, in dem der kranken, nahestehende Personen in die se. Das ist die Musik, Mal umzubringen. »tortured artist« als »stock Depression abdriften zu sehen oder an eine die ich mir anhöre.« Eine andere Person character« oder schlichtIhr letztes Album wurde mit Krebs im weg Stereotyp bezeichnet Krankheit zu verlieren. Aber sind es nicht wird. Die französische Be»Taiga« verwunderte Endstadium diagnos- zeichnung »poète maudit« oft genau diese Erfahrungen, die großartige viele Hörer: Es klang tiziert. Andere Freun- hat sich ebenfalls etabliert, Kunst hervorbringen? Im Fall von Zola Jesus poppiger als gewohnt, de wurden depressiv. was vor allem Charles Baudelaire, Paul Verlaine muss man antworten: Ja. Mit Leonie Scholl aber auch nicht wirkIch habe gedacht: Was und Arthur Rimbaud zu lich greifbar. »Ich ist nur los, wir leiden verdanken ist. sprach sie in ungewöhnlicher Offenheit über alle? Jeder auf seine wollte mir einfach den Leidensweg hinter ihrem neuen Werk selbst beweisen, dass Weise, aber das Ge- Sacred Bones »Okovi«. Foto: Svenja Trierscheid fühl ist im Kern das Das Label wurde 2007 von ich so etwas machen kann. Dass ich nicht gleiche. Darum geht Caleb Braaten in Brooklyn gegründet. In einem der gequälte, trauries in allen Songs auf Interview zum zehnjährigen ge Künstler sein muss, um Musik zu machen. Ich wollte dem Album.« Ein dunkles Bild, das Zola Jesus malt und Jubiläum erzählte Braaten: ein Album, das keinen bestimmten Style hat.« Doch der das man an manch grauem Tag nur zu gut nachvollziehen »Ich habe das Label gegründet, weil ich eine Ausflug in helles Terrain war nur temporär. Sie verließ kann. »Ich denke, jeder sollte in Therapie gehen, denn jeder Single der Postpunk-Band Los Angeles, einen Ort, der sich für sie nie natürlich, nie ist depressiv. Viele Menschen sind auch sehr einsam. Sie The Hunt veröffentlichen passend angefühlt hatte. »Ich mochte die Energie nicht. glauben dauernd, sie wissen, wie andere Menschen leben, wollte. Ich hatte schon eine Merch-Firma, die Ständig Leute um mich herum zu haben. Ich fühlte mich, da sie dem durch die Medien ausgesetzt sind. Dadurch vornehmlich Horror-Zeugs als könnte ich niemals wieder entspannen. Ich brauche vergleichen sie ihr Leben ständig mit dem der anderen, verkaufte und Monster die absolute Einsamkeit, um mich gut zu fühlen.« Dar- viel mehr, als früher. Außerdem sind Menschen, die in der Squad hieß. Für ein Label ist der Name scheiße. Er um zog sie zurück nach Wisconsin, in den Ort, aus dem großen Stadt wohnen, nicht mit ihrer Herkunft verbunden. klingt wie ein schlechtes sie kommt, und lebt dort mit ihrem Mann und Katze in Du fühlst dich wie ein Aussätziger und verloren.« Rockabilly-Label. Deshalb Nun lebt sie also wieder auf dem Land, führt ein ent- habe ich das Label Sacred einem Haus im Wald. »Je kleiner ich mein Leben halte, Bones genannt.« desto glücklicher bin ich. Je weiter du mit der Gesellschaft schleunigtes Leben. Eindrücke davon teilt sie auf Instaverbunden bist, desto mehr Druck übt das aus. Ich fühle gram, es sind vor allem Bilder aus der Natur. »Ich liebe mich so viel besser, seit ich im Wald lebe und mich auf die Fotografie. Meine Mutter war Fotografin. Ich mag Instakleinen Dinge fokussieren kann. Den Vogel, den ich in der gram, weil es sofort funktioniert und ich die Macht über Ferne höre. Es macht mich so glücklich.« alles habe. Es ist mein eigener visueller Output. Die Fotos, Und auch musikalisch ging es zurück zu ihren Wurzeln: die ich mache, die Art, wie ich mich kleide, das Haus, in Zola Jesus verließ Mute Records und kehrte zu ihrem dem ich lebe, meine Musik, die Bühnenshow – das kommt Ursprungslabel zurück. »Ich habe es geliebt, mit Mute zu alles vom gleichen Ort. Es trägt die Farben der Dinge, wie arbeiten, aber meine Familie ist Sacred Bones. Es ist nicht ich sie sehe.« Und diese Farben sind dunkel. Denn die einfach nur geschäftlich, es ist emotional. Ich wusste, dass Dunkelheit ist Zola Jesus’ wahres Zuhause. es die richtige Entscheidung war. Ich habe sie so vermisst.« Ein emotionaler Rückzug von zu viel Druck, zu vielen — Zola Jesus »Okovi« (Sacred Bones / Cargo / VÖ 08.09.17) sozialen Zwängen und zu viel Beobachtung. »Ich kann in — Auf Tour vom 28.10. bis 29.11.

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#Kultur #Literatur #Stefanie Sargnagel

Stefanie Sargnagel

Betreutes Saufen Stefanie Sargnagel wird leidenschaftlich geliked und gehatet: Mit Facebook-Updates begeistert sie ihre Follower und sorgt bei der Literaturkritik für Verwirrung. Zwischen Shitstorm und Weißweinlesung sprach Paula Irmschler mit ihr über ihre »Statusmeldungen«. Illustrationen: Stefanie Sargnagel


#Kultur #Literatur #Stefanie Sargnagel

»Mein Lieblingsautor bin ich, ehrlich gesagt.« (29.09.2015)

»Das wienerische It-Girl« (Selbstbezeichnung), das »Genie« (auch) und die »Autorin der Stunde« (Feuilleton) in einer Person ist mir 2013 aufgefallen. Damals dachte ich: »Was ist denn mit der?« Mittlerweile ist längst klar, was mit ihr ist: Stefanie Sargnagel, gebürtig Sprengnagel, schreibt Texte, und zwar vornehmlich bei Facebook. Es sind Tagebuch-Einträge, Gedichte, Raps, Rants, Witze und Alltagsbeobachtungen. Das Besondere an Sargnagel sind ihr Humor und ihre Sprache. Sie ist kräftig, sie ist österreichisch, sie ist eloquent, sie ist direkt, sie trifft. Sie steht für alles Mögliche, was ihr so andichtbar ist: die Generation Slacker, die Generation Unaufmerksam, die Generation Kneipe mit Smartphone. Überhaupt: die Generation. Und selbstverständlich Frauen. Aber dazu später. Das soziale Netzwerk als Plattform nutzen – das macht Sargnagel nun seit fast zehn Jahren. 2013 erschien ihr erstes Buch mit den gesammelten Werken, »Binge Living – Callcenter-Monologe«, 2014 folgte »In der Zukunft sind wir alle tot. Neue Callcenter-Monologe« und 2015 »Fitness«. Parallel dazu hat sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei studiert.

»Das Fauteuil ist ganz begeistert von meinem Schas.«

»Impulsgesteuert taumle ich durch die Welt.« (11.07.2015)

Gerade erschien ihr viertes Buch »Statusmeldungen«, und zwar bei Rowohlt. Auch dafür hat sie wieder ihre FacebookEinträge in mühsamer Arbeit gecopy-pastet und so ein fast 300-seitiges Werk zusammengestellt. Der etablierte Rowohlt-Verlag nun also, uiuiui. Vorbei die Zeit der kleinen Indie-Verlage, der verzeckten WG-Unterbringungen nach Lesungen – Malocherei im Callcenter ist nicht mehr nötig. Wie es so weit kommen konnte, lässt sich dank der »Statusmeldungen« vom 10.07.2015 bis 15.02.2017 hervorragend nachvollziehen. Da war die sogenannte »Flüchtlingskrise«. Sargnagel In Marokko engagierte sich und begeisterte sich für Helf-Selfies, also Babykatzen »Helfies«. Da war die Bundespräsidentenwahl in Öster- getreten reich. Sargnagel legte sich mit der FPÖ und den Abtrei- Weil Sargnagel dank bungsgegnern in deren Reihen an. Da war die Verleihung eines Literaturstipendiums nach Marokko gereist des Bachmann-Preises. Sargnagel gewann mit ihrem Text war und einen Reiseblog »Penne vom Kika« den Publikumspreis und damit ein Sti- veröffentlicht hatte, in dem pendium, das sie für ein halbes Jahr als Stadtschreiberin sie auf überzogene Weise über Haschisch, Wein und nach Klagenfurt führte. Da waren unzählige Aktionen der eine getretene Babykatze Identitären. Sargnagel stürzte sich wundervoll pedantisch schrieb, trat die Kronen Zeiauf deren Schwächen. Da war der Frauentag 2017, an dem tung unter der Überschrift »Saufen und Kiffen auf die Kronen Zeitung aufgrund eines satirischen Textes im Kosten der Steuerzahler« Standard ihre Leser auf die Autorin hetzte, weil diese auf einen Shitstorm los. Die Steuerkosten in Marokko Babykatzen getreten habe. Da Folge: Facebook sperrte ihr Profil, weil FPÖ-Wähler und waren private Erlebnisse und Veränderungen. Sargnagel Kronen-Leser es aufgrund erlitt einen Hörsturz, hielt sich vom Alkohol fern und des Zeitungsartikels gemeldet hatten. begann eine Therapie.

(09.04.2016)

Ganz schön viel Scheiße und ganz schön viel Erfolg für nicht mal zwei Jahre. Eine Zeit, in der Sargnagel im Grunde nichts fokussierte, sondern weiterhin das tat, was sie schon so lange macht: Niedertippen, was ihr durchs Hirn wuselt. Plötzlich kann sie davon leben und sich den »Reichenfrauenarzt« leisten. Auf Lesereisen residiert sie heute in Hotels und isst sogar Frühstück. Am 18. Juli 2017 schreibt sie ins Internet rein: »triff mich in der be[r]lin mitte beachbar, wie ich interviews gebe.« Das mache ich doch glatt. Doch so locker ist das gar nicht. Die Leute von Rowohlt managen der Sargnagel die Termine und müssen schauen, ob noch etwas frei ist – wie es bei berühmten Leuten eben so ist. Leider wird es nichts mit dem geplanten Spaziergang und Entenfüttern. Doch schließlich sitzen wir uns Mate- und Kaffee-trinkend gegenüber. Entspannt grinsend erklärt sie mir, dass »im letzten Jahr die große Änderung« kam: »Vorher lasen mich nur die Hipster und Indie-Leute, jetzt auch das Feuilleton. Ja, der Verlag organisiert alles: Dadurch ist es für mich eben relaxter.« Ja, irgendwie hat sie ES geschafft, auch wenn gar nicht so klar ist, ob sie es schaffen wollte: »Ich habe ja keine richtige Ausbildung oder so, also mache ich den Hype mit, wer weiß, wie lange der noch dauert.« Am Abend unseres Treffens soll eine Presselesung stattfinden. Sargnagel muss schmunzeln. Das gab es noch nie, und sie weiß auch nicht, was das bedeutet. »Das ist schon weird – ich soll auch mit den Leuten reden, am besten nüchtern.« Am Abend werde ich mit ungefähr 50 anderen Leuten ganz journalistisch in der Kneipe Laidak vor der edgy Autorin sitzen, Weißwein auf Kosten des Verlags trinken und steif, aber ehrlich lachen. Zwei Rowohlt-Menschen werden beim anschließenden, wenig nüchternen Biergelage auf ihren neuen Schützling achten – und Sargnagel wird das »schon gruselig, aber auch lieb« finden. Prost.

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#Kultur #Literatur #Stefanie Sargnagel

»Ich bin mein eigener Shitstorm.« (22.10.2015)

»Vielleicht habe ich gar keine sozialen Ängste. Vielleicht sind die meisten Menschen einfach anstrengend.« (25.07.2015)

Missgunst und Neider zieht Sargnagel wenig überraschend zuhauf an. Ob sie denn aus ihrem Talent nicht was machen wolle? Ob sie denn nicht auch »richtige« Texte schreiben könne? Schön und gut, was du da auf Facebook daddelst, aber wie wär’s denn mal mit wahrer Literatur, Mädel? »Wenn ich lange Texte schreiben muss, bekomm ich zwei Wochen lang die Krise, und dann mach ich es eh erst ganz am Schluss«, sagt sie. Für längere Artikel wird sie immer wieder angefragt, ein paar berüchtigte sind dabei sogar entstanden. Also, ja, das kann sie offenbar auch. Muss sie aber nicht. Aphorismen sind die älteste Textform der Welt. Schon in der Antike (nicht einschlafen) gab es sie, Heraklit und so. Heute wird unter anderem Max Goldt für seine knackigen Texte geliebt. Gedichtbände gehen auch schon immer gut weg, religiöse oder sonstige Benimmregeln eh. Doch seit der Feuilleton-Bekanntheit der Sargnagel diskutiert man plötzlich über eine Literaturform anhand ihrer Länge. Ob ihre Art zu leben und zu schreiben Fluch oder Segen für den Feminismus sei und was ihre Arbeit damit zu tun hat, dass sie eine Frau ist, sorgt ebenfalls für ziellose Diskussionen. »Das Frausein wurde auch erst zum Thema, als ich bekannter wurde«, erzählt sie. »Dass Leute über mein Aussehen schreiben, ist total übergriffig. Für mich ist das eine physische Grenzüberschreitung. Das kommt ja vor allem von den bürgerlichen Medien, nie von Indie-Medien. Ich war schon schockiert, wie sexistisch die noch sind und was es in Typen triggert, was ich mache. Es macht sie richtig fertig, sie haben wirklich Angst und fühlen sich bedroht.«

Von »Ekelfeminismus« wird gesprochen, wenn sie über ihre Körperfunktionen schreibt. Als progressiv wird ihr Auftreten empfunden, weil sie gar nicht oder weniger irgendwelchen Schönheitsnormen entspreche. Mit anderen Autorinnen (meist Lena Dunham) wird sie oft einfach nur deswegen verglichen, weil diese zufällig auch Frauen sind. Und weil sie, nun ja, schreiben. »Leute interpretieren in meine Texte viel mehr rein, als drin ist. Ich hab das Gefühl, dass sie überdrehter gelesen werden, weil ich als Frau automatisch als schrill und laut gelte. Dabei schreibe ich ja nicht laut, eigentlich eher lethargisch und liebevoll.« Frauen stören eben per se. Dagegen steht der unaufhaltsame Aufstieg der ältesten Burschenschaft Österreichs, »Hysteria«, bei der Sargnagel Mitglied ist und deren Ziel die Einführung eines Matriarchats ist, wodurch sie den geballten Hass und die Tränen fragiler Männerfiguren auf sich zieht. Mit Shitstorms kennt sich Stefanie Sargnagel mittlerweile bestens aus. Die Angreifer sind meist Männer und Rechte, oft beides. »Beim Babykatzengate ist mir allerdings aufgefallen, dass es immer wieder dieselben sind. Es sind vor allem FPÖ-Fans, die sich gegenseitig mobilisieren.« Aber auch Linke haben ab und an die Faxen dicke von der »provozierenden«, »obszönen«, »polarisierenden«, »problematischen« Autorin. Als sie sich im Zuge der G20Demonstrationen über das übertriebene Geflenne um brennende Autos lustig machte, bekam sie es gleich aus allen denkbaren Ecken mit Gegenwehr zu tun. »Das hab ich gar nicht verstanden. Als bekäme ich nicht schon genug Scheiße ab, kam sie da von Leuten, die es besser wissen und mich kennen müssten«, erinnert sie sich. In gewohnter Sargnagel-Manier verwandelte sie die Debatte in einen ihrer berühmten »Falter«-Comics und brachte die Hater wieder zum Schweigen. Absoluter Bossmove.

»Im Internet bin ich viel intoleranter als im echten Leben.« (05.01.2016)

Glücklicherweise lässt sie sich von der Gegenwehr nicht allzu sehr beeindrucken: »Ich bekomme ja auch urviel nette Sachen. Man konzentriert sich halt eher auf das Negative. Aber auf der Straße ist mir noch nie was passiert, die trauen sich das gar nicht. Deswegen ist das keine echte Gefahr, aber eben trotzdem eine Bedrohung. Die Öffentlichkeit, die ich habe, ist ein ganz guter Schutz. Immer, wenn ein Shitstorm bei mir ist, schreiben jetzt Medien darüber.« Aber nicht nur das Negative kann nerven, auch die Romantisierungen und positiven Erwartungen. Projektionen eben. Verändert hat sie den Inhalt ihrer Texte seit der Berühmtheit kaum. Die einzigen Einschränkungen sind recht verständlich: »Ich schreibe jetzt für ein breiteres Publikum, also lästere ich weniger direkt, weil es eben schwerwiegendere Konsequenzen haben kann.« Als sie letztens die Pseudoattitude eines Ladens in Wien beschrieb, heimste sie dafür viel Kritik ein, weil sie dem Laden damit schaden würde. Tatsächlich wird es wohl aber so sein, dass Leute extra hingehen, um sich selbst davon zu überzeugen, ob sie recht hat. Eine unfreiwillige Influencerin ist geboren.


#Kultur #Literatur #Stefanie Sargnagel

»Immer, wenn Artikel mich in den Himmel loben, fühl ich mich verstanden.« (04.07.2016)

Abheben wird Stefanie Sargnagel vermutlich trotzdem Puneh Ansari nicht. Eine große »Hilfe« ist dabei ihre Familie, die sie in und KLITCLIQUE ihren Texten immer wieder mit rassistischen Aussagen Puneh Ansari ist der nächszitiert. »Die Welt ist nicht immer politisch korrekt«, sagt te Star am Facebook-Himmel aus Wien. Ihre Texte sie weise. »Manche Diskussionen gibt es einfach nur im sind fetzig, verrückt und Internet. Und ausschließlich politische Inhalte sind mir kommen ohne Interpunktiauch zu langweilig, das ist mir zu unkreativ.« Dabei bringen on aus. Im Februar erschien ihr Buch »Hoffnun’« bei sie ihr am meisten Likes. »Ich fände es besser, wenn meine Mikrotext. KLITCLIQUE Witze genauso geliked würden.« Das kommt bestimmt sind Künstlerinnen, die noch, denn nach Weißweinpresselesungen und der an- einige kleine Hits hatten und 2018 ein Album bei stehenden Lesereise mit Puneh Ansari und KLITCLIQUE Schlecht im Bett Records ist alles möglich. Es wird lustig im Matriarchat. veröffentlichen. — Stefanie Sargnagel »Statusmeldungen« (Rowohlt, 304 S., € 19,95) — Auf Lesereise vom 05.10. bis 19.11.


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#Kultur #Kino #Arne Feldhusen #Sven Regener #Magical Mystery

Arne Feldhusen und Sven Regener über »Magical Mystery«

GYROS MIT WESTBAM

Der Regisseur von »Stromberg« und »Tatortreiniger«, Arne Feldhusen, hat Sven Regeners Buch »Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt« als schrägschöne TechnoTragikomödie verfilmt. Humor: halbtrocken bis dada bis gaga. Das Drehbuch schrieb Regener gleich selbst. Daniel Koch traf beide zum Gespräch. Foto: Alena Schmick

Sven, du tourst immer mal wieder mit Element Of Crime und veröffentlichst dieser Tage einen weiteren Herr-Lehmann-Band namens »Wiener Straße«. Klingt eigentlich, als hättest du Arbeit genug auf dem Tisch. Warum auch noch selbst das Drehbuch schreiben? Sven: Arne selbst hat mich drum gebeten. Ich

habe mich da breitschlagen lassen. Ein gutes Drehbuch ist natürlich besser als ein schlechtes, und wenn man es selber macht, hat man vielleicht noch mehr Einfluss. So viel Liebe habe ich nun mal für meinen Roman und meine Figuren, dass ich sie in guten Händen wissen will. Der Hauptcharakter Charlie, oder Karl Schmidt, der ausgerechnet durch eine Tour mit seinen alten Technokumpels wieder aus der Drogen-WG ins Leben findet, wird von Charly Hübner gespielt. Detlef Buck spielt Bumm-Bumm-Records-Boss Ferdi – und das, obwohl Buck im »Herr Lehmann«Film damals Charlie war. Die beiden spielen perfekt, aber etwas verwirrend ist es anfangs dennoch. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Arne: Wir haben sehr viel gecastet und zu-

sammen entschieden. Ich habe mich ganz oft überzeugen lassen müssen, von Leuten, bei denen ich nicht erwartet hätte, dass sie am Ende so eine große Rolle spielen. Detlev Buck war so einer. Er ist ein sehr omnipräsenter Schauspieler, da muss man schon aufpassen. Sven und ich dachten anfangs beide: Das muss jetzt nicht sein. Und dann hat uns Detlev schlichtweg überzeugt. S: Als Arne mir sagte, dass er Buck nehmen will, konnte ich es nicht glauben. Ich meinte nur: Bist du wahnsinnig geworden? Dann hat er mir die Castingaufnahmen gezeigt, wo Buck den Ferdi spielt, und ab da war völlig klar, dass die Entscheidung super war. Da habe ich auch sofort die Klappe gehalten. Ich glaube, dass der Ferdi dadurch auch eine Hauptrolle geworden ist. Was ja im Buch nicht so ist. Im Roman erzählt Charlie, und wir sind gezwungen, uns nur mit ihm zu identifizieren. Das gibt es im Film nicht. Da kommt so eine starke Figur wie Ferdi noch mehr raus. Dadurch macht er sich in vielen Szenen auf tolle Weise breit.

Mülleimer: Charlie »beerdigt« die CrewMeerschweinchen Lolek und Bolek und hält eine bewegende Rede. Ich finde ja, ihr habt euch damit in der Filmgeschichte in Sachen Beerdigungsszenen direkt in die Liga von »Six Feet Under« und »Der Pate« katapultiert. Nun steht das gar nicht so im Roman. Wie kam es also dazu? S: Das Beispiel zeigt sehr gut, wie der Übertrag

vom Buch zum Film funktioniert. Die Szene gibt es nur, weil wir kein Geld aus Hessen hatten. Im Roman sitzen Frido und Ferdi in einer Apfelweinkneipe und verhandeln die großen Themen. Diese beiden Reden sind mit all ihrer Widersprüchlichkeit in einen großen Shakespeare’schen Monolog von Charlie geflossen, den er bei der Beerdigung dieser beiden Meerschweinchen hält. Da steckt viel Ehrgeiz drin. Von mir und von Charly Hübner, der da noch mal zeigt, was für ein toller Schauspieler er ist. Bei der Szene in der Kölner Buchhandlung, wo Charlie von seinem Leben in Berlin erzählt, ist es ähnlich. Diese beiden Monologe sind sehr, sehr wichtig, auch zum Verständnis des Films, dass das kein reiner Klamauk ist. Wenn man das versteht, denkt man auch nicht: »Die blöden Raver.« A: Als ich das Buch las, haben mich genau diese langen Monologe und Dialoge angemacht, die sich über ein paar Seiten erstrecken und manchmal total dadaistisch sind. Ich hatte anfangs ehrlicherweise noch überhaupt keine Idee, wie man das umsetzen könnte. Wie ist denn überhaupt eure persönliche Verbindung zur Technoszene der 90er? A: Ich habe die Szene schon immer im Auge

gehabt, sie aber eher beobachtet und musikalisch davon profitiert, weil ich selbst auch eine Weile aufgelegt habe. Das fand ich so super an dem Roman: Er nimmt eine tolle Beobachterperspektive ein, die trotzdem nicht zu weit weg ist. Der Blick darauf ist sehr liebevoll und gleichzeitig frech. Er passt zu dieser Bewegung, die sehr friedlich war und bei der die Leute einfach machen konnten. Trotzdem war sie sehr experimentell und hat etwas Bleibendes hervorgebracht. S: Ich bin von Haus aus Rockmusiker, das weiß jeder. Aber dadurch, dass ich schon ‘82 in Berlin aktiv war, habe ich einige Leute in Die vielleicht emotionalste Szene spielt irgendwelchen Bands kennengelernt, die späauf einem Autobahnparkplatz an einem ter den Techno geprägt haben. Ich wusste


#Kultur #Kino #Arne Feldhusen #Sven Regener #Magical Mystery

A: Geplant war natürlich, möglichst viele von diesen Heiopeis einzusetzen, aber eben in völlig anderen Kontexten – so wie Westbam am Gyros-Stand. Ich wollte sie nicht als DJs sehen, außer bei Hans Nieswandt, da habe ich irgendwann gesagt: »Ach komm, leg du auf.« Der Aufwand bei all diesen Cameos war riesengroß, weil die natürlich nie da sind, wo man sie braucht, und man sie alle einfliegen muss. Dann muss man sie ausführlich briefen, weil man in einem historischen Kontext filmt, Kenner der Szene werden viele bekannte was oft den Ablauf stört. Trotzdem muss es Gestalten in kleinen Nebenrollen erkennen: natürlich auch Spaß machen. Es ist also ein die Voigt-Brüder als koksende Clubbesitzer, zweischneidiges Schwert.

also, dass diese Welten gar nicht so getrennt waren, wie alle behauptet haben. Und später habe ich sozusagen in die Szene reingeheiratet, da habe ich natürlich viele von den Leuten kennengelernt. Aber ich habe kein Buch über DIE Technoszene geschrieben. Ich kann nicht gut Romane oder Songs über allgemeine Dinge schreiben wie DIE Technoleute oder DIE Zeit oder DIE Stadt. Das ist mir alles scheißegal. Ich kenn nur konkrete Leute, die ich mir ausgedacht habe.

Westbam als Gyrosverkäufer, Hans Nieswandt ist auch dabei. Das Cameo als Konzept also?

S: Ich bin sehr dankbar, dass sich alle dafür

hergegeben haben. Das sind alles Stars, die das nicht nötig hätten. Und ich weiß selbst, wie es ist, wenn man solche Auftritte hat. Man ist letztendlich nur ein Stück Fleisch, das dann irgendwo reingepresst wird. Das ist ganz unangenehm manchmal – deshalb: Großer Dank! Aber Westbam hättet ihr am Gyros-Stand noch mal einen Tag ins Praktikum schicken müssen – so wackelig, wie er mit dem Messer hantiert. S: Nee, nee, nee, du – das war perfekt. Das war

sehr gut gemacht und lässt überhaupt keine Wünsche offen! Da lass ich nix drauf kommen! — »Magical Mystery« (D 2017; R: Arne Feldhusen; D: Charly Hübner, Detlev Buck, Marc Hosemann; Kinostart: 31.08.17; Universum)

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The Circle

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oder? Es fällt nicht schwer, sich einen Kinosaal voller Millennials vorzustellen, die (zumindest innerlich) ebenjene Innovationen beklatschen, die Bailey auf der Leinwand präsentiert. Dann jedoch erinnert sich der Film Wenn die Wohlfühlblase platzt und das Recht auf Privatsphäre in daran, dass er ein echter Thriller sein Vergessenheit gerät: In »The Circle« nach dem Bestseller von Dave will. Und von da an geht es rapide bergab. In nicht nachvollziehbarem Eggers ist das Gebot der Totaltransparenz Realität geworden. Tempo verwandelt sich Mae vom großäugig-skeptischen »Guppy« in ufregend« und »cool« findet die gearbeitet haben. Den Sog, den diese Art der eine passionierte Sprecherin des Circle. Ein 24-jährige Mae Holland (Emma Wat- Filter-Bubble mit ihren gemütlichen Sitzsä- paar unnötige Actionszenen und Verfolgungsson) so ziemlich alles, was ihr auf dem cken, Kicker-Tischen, Gratis-Snacks und (ver- jagden später sind es dann doch wieder zwei ersten Rundgang über den Circle- meintlich) flachen Hierarchien auf unsere große böse Männer und deren Machtgelüste, Campus begegnet – etwas anderes Sehnsucht nach Anerkennung und Teilhabe die Schuld an der dystopischen Totaldurchals Floskeln der Begeisterung sind in einem ausübt, fängt die erste halbe Stunde des Films leuchtung tragen. Und nicht – wie der Anfang US-amerikanischen Mega-Tech-Unternehmen, gekonnt ein. Und wird damit seiner Vorlage, suggeriert – unsere löchrigen Seelen, die so das die volle Einsatzbereitschaft sämtlicher dem gleichnamigen Dave-Eggers-Roman von sehr nach Verbundenheit und Aufmerksamkeit Mitarbeiter erwartet, auch kaum denkbar. 2013, vollends gerecht. Beinah schon zu perfekt gieren, dass wir darüber gern mal so nebenEine perfekte Überleitung zu der Leistungs- fügt sich Tom Hanks als Circle-Guru Eamon sächliche Details wie »Recht auf Privatsphäre« steigerungs-Lingo, mit der Mae in ihrer neuen Bailey in diese Wohlfühlblase ein. In seinen vergessen. Letztendlich verlässt sich der Film Abteilung konfrontiert wird: Erreicht sie keine freitäglichen Motivationsansprachen bringt leider allzu sehr auf die Mittel seiner Buchvor100-prozentige Kundenzufriedenheit, darf er die durchweg unter 30-jährigen »Circler« lage: Technokritik per Holzhammermethode. sie sich als gescheitert ansehen. Der massive mit kleinen selbstironischen Scherzen zum Anja Kümmel Druck indes lässt sich leidlich aushalten; vom Lachen. Und preist, ganz nebenbei, seine Hundeyoga bis zu Beck-Konzerten bietet der neuesten Streiche an: eine Mini-Kamera, die — »The Circle« (USA 2017; R: James Ponsoldt; D: Emma Watson, Tom Hanks, John Boyega; Kinostart: 07.09.17; Circle alles, was die Bindung der Mitarbeiter das eigene Auge zum Aufnahmegerät erklärt, Universum) ans Unternehmen fördert. implantierte Mikrochips, die Kinder vor EntLeicht flaue Wiedererkennungseffekte dürf- führungen und Missbrauch schützen, eine te diese Mischung aus Performance-Zwang gebündelte Identität, die sämtliche Socialund kuscheliger Familienatmosphäre in all Media-Profile, Zahlungssysteme und Kommudenjenigen wachrufen, die je in einem Start-up nikationstools an einem Ort vereint. Großartig,

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#Kultur #Kino #Logan Lucky

Logan Lucky

KEIN GLÜCK UND VIEL PECH Steven Soderbergh widmet sich nach fünfjähriger RegieAbstinenz mal wieder dem Gangsterfilm. In seiner HillbillyVariante des Gentleman-Thrillers »Ocean’s Eleven« geht es um Rednecks am Rande des Nervenzusammenbruchs. Feelgood-Kino für alle.

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ie Gebrüder Logan sind für ihr sprichwörtliches Pech bekannt. Clyde (Adam Driver) ist einarmig aus dem IrakKrieg zurückgekehrt und verbringt seine Tage inzwischen hinter der Bar einer Highway-Kneipe in West Virginia. Jimmy (Channing Tatum) verdingt sich seit einer Sportverletzung, die seine Karriere als ProfiFootballer vereitelte, mit Gelegenheitsjobs auf Baustellen. Außerdem trauert er seiner Exfrau nach, die das Sorgerecht für seine Tochter hat. Die Welt der Brüder ist das prollig-patriotische Hinterwald-Amerika, in dem alle die Texte von John-Denver-Songs auswendig können und der Besuch eines Autorennens schon als kulturelle

Betätigung gilt. Weil solche Veranstaltungen auch in Zeiten der Wirtschaftskrise noch eine Menge Kohle abwerfen, bietet sich ein wohldurchdachter Raubzug auf einer Rennstrecke ideal dafür an, das Glück der Logans herbeizuzwingen. Vor dem Einbruch in die Kasse steht allerdings zunächst ein Ausbruch aus dem Gefängnis – denn ohne den legendären Tresorknackerkönig Joe Bang, schön psychopathisch verkörpert von Daniel Craig, wäre die ganze Sache auf jeden Fall eine Nummer zu groß für die beiden. »Logan Lucky« ist gleich in mehrfacher Hinsicht so etwas wie der Latzhosen-Cousin von »Ocean’s Eleven«: Statt eleganter Draufgänger im Maßanzug stehen Pick-up fahrende Verlierertypen im Mittelpunkt, die sich am liebsten von gekochten Eiern ernähren. Statt teurer Gadgets und Riesenbudgets gibt es umgebaute Staubsauger und selbst gebasteltes Dynamit. Was die penible Planung, die komödiantische Schlagseite und den legeren

Gang angeht, teilen sich beide Filme allerdings denselben altmodischen Genpool. In »Logan Lucky« fällt kein einziger Schuss, die wenigen Fausthiebe werden von poetischer Gerechtigkeit geführt, und der große Kitzel kommt davon, die vielen kleinen Rädchen des großen Unternehmens gut geölt ineinandergreifen zu sehen. Für den Realismus, den viele Krimis heutzutage für sich beanspruchen, interessiert sich der Film kaum, auf der emotionalen Ebene darf man den Logan-Brüdern die Daumen drücken. Als bauernschlaue Underdogs mit goldenen Herzen stehen sie in der Tradition eines ländlich-amerikanischen Selbstverständnisses, das unter den Nahaufnahmen einiger Trump-Wähler in letzter Zeit leider etwas gelitten hat. Vor diesem Hintergrund wirkt die Sympathie, die »Logan Lucky« über seine Redneck-Protagonisten auskübelt, fast schon wie ein Olivenzweig, den Hollywood in Richtung der roten Bundesstaaten ausstreckt. Nach seiner selbstverordneten fünfjährigen RegieAbstinenz kehrt Steven Soderbergh mit einem Film gewordenen Gute-Laune-Appell zurück, der den kleinsten gemeinsamen Nenner einer zerstrittenen Gesellschaft in einer rasanten Actionkomödie sucht – und findet. Die Kinopremiere fand stilecht in Tennessee statt, wo die Erlöse anschließend einem Kinderhilfswerk zugutekamen. Alexander Dahas — »Logan Lucky« (USA 2017; R: Steven Soderbergh; D: Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig; Kinostart: 14.09.17; StudioCanal)


#Kultur #Kino

Randfilmfest 2017

WILDE TIERE UND MENSCHEN UNTER STROM Besonders gewürdigt wird in Kassel diesmal Dominik Graf. Das Programm des feinen Festivals ist aber eigentlich eine Hommage an alle, die das Kino wirklich lieben.

Der deutsche Film ist nicht so schlecht wie sein Ruf, der durch die Säle der MainstreamKinos hallt. Nicht nur der diesjährige Randfilmfest-Ehrengast Dominik Graf verkörpert jene andere Kinokultur, die es hierzulande tatsächlich gibt. Auch jüngere Regisseure wie Tarek Ehlail oder Nikias Chryssos machen randständige Filme, die welthaltiger sind als jede Til-Schweiger-Klamotte. In Kassel, wo vom 29.09. bis 01.10. das Randfilmfest 2017 stattfindet, sind deren Filme »Volt« und »Der

Bunker« zu sehen. Sie passen mit ihren halbwegs gespenstischen, halbwegs realistischen Szenarien perfekt in die Rubrik »Deutsche Dystopien«. Also Phänomene, die einem im Alltag begegnen, sobald man das Haus verlässt oder den Fernseher einschaltet, die aber im Kino oftmals hinter die Leinwand gekehrt werden. Erinnert wird mit Fritz Langs »Das Testament des Dr. Mabuse« zudem an ganz andere Zeiten des deutschen Kinos. Der zweite Schwerpunkt widmet sich dem »Politischen Genrefilm«: Gezeigt werden unter anderem der Zombie-Klassiker »Dawn Of The Dead« des kürzlich verstorbenen George A. Romero, die 1950er-Jahre-Verfilmung von George

Orwells literarischer Stalinismus-Kritik »Animal Farm« sowie Nicolette Krebitz’ dunkles Großstadtmärchen »Wild«, das durchaus auch in die erste Kategorie gepasst hätte. Neben vielen weiteren tollen Filmen bietet das Randfilmfest Panels, Konzerte, Partys – und ein Skype-Interview mit Uwe Boll. Paula Fuchs — Alle weiteren Infos unter randfilmfest.de

FOO FIGHTERS • MUMFORD & SONS • THE XX HARDWELL • BEATSTEAKS • MARTERIA • ANNENMAYKANTEREIT CRO • MARSHMELLO • TWO DOOR CINEMA CLUB • LONDON GRAMMAR GEORGE EZRA • GALANTIS • RUDIMENTAL • METRONOMY • MICHAEL KIWANUKA OLIVER HELDENS • WANDA • YELLOW CLAW • DJANGO DJANGO • KUNGS

WESTBAM • BOMBA ESTÉREO • THE VACCINES • BEAR’S DEN • BONAPARTE • ROOSEVELT MARTIN JENSEN • ANNE-MARIE • THOMAS JACK • LGOONY & CRACK IGNAZ • ALEX VARGAS AMINÉ • ALMA • SIGRID • MIKE PERRY • FILOUS • NGHTMRE • DRUNKEN MASTERS • BETSY ALICE MERTON • THE HIM • SAINT WKND • MEUTE INFO & TICKETS: LOLLAPALOOZADE.COM VISIT US: #LOLLABERLIN

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#Kultur #DVD

Belle De Jour & Die Reifeprüfung

LIEBE IM KAPITALISMUS Liebesaffären, aufsässige Teenager und die romantische Flucht vor dem Ehesakrament in dem einen, Prostitution aus sexueller Langeweile in dem anderen Skandalfilm der 1960er-Jahre. Beide erscheinen jetzt in restaurierten Fassungen.

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n Luis Buñuels Spätwerk spielte die Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft eine Rolle, die der Regisseur zunehmend ironisch interpretierte. Vielleicht war ihm schon klar, dass das Instrumentarium einer solchen Kritik über das hinausgehen musste, was die Bourgeoisie gern im Kino sehen wollte: Sex und Gewalt. »Belle De Jour« mit der jungen Catherine Deneuve in der Hauptrolle ihres Lebens ist ein interessanter Zwischenschritt, der zum 50-jährigen Jubiläum in 4K-restaurierter Form noch einmal auf die große Leinwand kam. Der Film handelt von den sexuellen Fantasien einer jungen Frau namens Séverine Sérizy, die in ihrer Ehe nicht verwirklicht werden können und die sie deshalb heimlich als Freelance-Prostituierte mit BDSM-Faible auslebt. Was klingt wie der Pornoplot eines ungefilterten Männerhirns, ist in Buñuels Händen zu einem erstaunlich vielschichtigen und geschmackvollen Tagtraum geworden, der mehr Deutungen zulässt, als der Regisseur

selbst im Kopf hatte. Zentrales Thema ist die Institution der Ehe als freudloses Gefängnis, in das die weibliche Sexualität geworfen wird, um eine Gesellschaft zu stützen, in der Patriarchat und Kapitalismus das wahre Liebespaar abgeben. Die Sechzigerjare waren nicht von Anfang an bunt, und sie bestanden auch nicht nur aus der Blümchentapete, die auf WoodstockCompilations und in Papas löchrigen Erinnerungsmomenten ausgerollt wird. Um nah an die halluzinatorische Schnittstelle zwischen verkrusteter Elterngeneration und selbstbewusst-naiver Jugend heranzukommen, empfiehlt sich neben Buñuels künstlerisch wertvollem Daydreaming die Wiederbegegnung mit Mike Nichols’ »Reifeprüfung«, die ebenfalls als 4K-Remaster vorliegt. Sie zeigt uns den nicht mehr ganz so jungen Dustin Hoffman in der Rolle des College-Absolventen Benjamin Braddock, dessen wohlhabende Eltern seine wichtigsten Lebensstationen mit opulenten

Partys zu feiern pflegen. Zaungast eines dieser Society-Events ist Mrs. Robinson (Anne Bancroft), die ganz versessen darauf ist, Benjamin als ihren persönlichen Liebhaber abzurichten. Die Szenen, in denen sie Hoffman zu seinem Glück zwingt, wirken noch heute so, als würde eine Hollywood-Diva aus den Vierzigern mit einem Pizzaboten im Anzug flirten – ein Moment zwischen Peinlichkeit und Unschuld. Eine Achillesferse hat Mrs. Robinson auch, und zwar in Form ihrer Tochter Elaine (Katharine Ross) – die eine Person auf der Welt, in die sich ihr Sexsklave nicht verlieben darf. Moment mal, »Mrs. Robinson«? Simon & Garfunkel komponierten diesen und andere Songs extra für den ausgezeichneten Soundtrack. So klang gesellschaftlicher Aufbruch zur Zeit des Sommers der Liebe. Alexander Dahas — Intro empfiehlt: »Belle De Jour« (F 1967; R: Luis Buñuel; D: Catherine Deneuve, Mache Meril, Michel Piccoli; VÖ 07.09.17) & »Die Reifeprüfung« (USA 1967; R: Mike Nichols; D: Dustin Hoffman, Anne Bancroft, Katharine Ross; VÖ 21.09.17; beide StudioCanal)


MAx RICHARD LEßMAnn

»LIEbE In ZEITEn DER FOLLOWER« OUT nOW CD / LP / DIGITAL »Liebe in Zeiten der FoLLower – tour 2017« 25.11. KöLn – Studio 672 / 26.11. eSSen – HoteL SHangHai 27.11. MüncHen – MiLLa / 28.11. berLin – MuSiK & Frieden 30.11. HaMburg – nocHtSpeicHer

PROPHETS OF RAGE »PROPHETS OF RAGE«

15.09.2017 CD / LP / DIGITAL witH MeMberS oF: rage againSt tHe MacHine, pubLic eneMy & cypreSS HiLL

THE HORRORS »V«

22.09.2017 CD / LP / DIGITAL

WOLF ALICE

» VISIOnS OF A LIFE«

29.09.2017 CD / LP / DIGITAL 30.10. berLin – FeStSaaL KreuZberg / 01.11. HaMburg – Mojo 02.11. KöLn – Luxor


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#Kultur #DVD

GET OUT Gänsehaut-Porträt einer Gesellschaft, für die Horror nicht nur in Filmen existiert.

Ein Afroamerikaner (fast) allein unter Weißen. Regisseur Jordan Peele erzählt in seinem Debüt vom Rassismus mit Genre-Stilmitteln des typischen Horrorfilms und flicht einen Gänsehaut erzeugenden Gesellschaftskommentar zwischen »Rat mal, wer zum Essen kommt« und »Stepford Wives« samt einer Prise »Rosemary’s Baby« und »Scream« ein. Dank vertrauter Mechanismen und treffsicherem Humor sowie einer

fantastischen Besetzung steigt man selbst als weißer Deutscher sofort auf das Thema ein. Und ertappt sich womöglich sogar – oh Horror! – in der Täterperspektive. Von Angst versteht Peele, der auch das Drehbuch schrieb, ziemlich viel. Nicht zuletzt von der Angst der Schwarzen vor der Angst, die Weiße vor ihnen haben. — Intro empfiehlt: »Get Out« (USA 2017; R: Jordan Peele; D: Daniel Kaluuya, Allison Williams; VÖ 07.09.17; Universal)

NARCOS – STAFFEL 2 Exzellente Fortsetzung der Geschichte des kolumbianischen Drogenbarons.

Die zweite Season der NetflixErfolgsserie setzt auf einen engeren Rahmen erzählter Zeit. Wer weiß, ob es mit dieser Komprimierung zusammenhängt oder einfach der Tatsache geschuldet ist, dass eine gute Geschichte nicht

GIMME DANGER Liebeserklärung des IndieKino-Gottes an den Gott des Punk-Universums.

Iggy Pop und Jim Jarmusch sind Superhelden der US-amerikanischen Subkultur – und dicke Freunde. Die Frage, ob die Nähe einem Dokumentarfilm über Iggys alte Band The Stooges abträglich sein könnte, beantworten die beiden in einem kongenialen Zusammenspiel aus guten Fragen und besseren Antworten. Iggy wirft seinen ganzen Körper vor Jarmuschs Kamera. Und der Filmemacher verleugnet in keiner Sekunde seine

Fanperspektive – wohl wissend, dass Rock’n’Roll und Objektivität sich zueinander verhalten wie höhere Mathematik und persönlicher Geschmack. Das Archivmaterial ist der Referenzrahmen, in dem Jarmusch und Iggy Pop einen Teppich weben, auf dem man durch die Zeit fliegen kann. Ein Trip zu den Ursprüngen dessen, was heute jedes Kind Punk nennt. — Intro empfiehlt: »Gimme Danger« (USA 2016; R: Jim Jarmusch; D: Iggy Pop; VÖ 07.09.17; StudioCanal)

hundertprozentig der Wahrheit entsprechen muss – jedenfalls hat Escobars Sohn eine Liste angeblicher Unwahrheiten veröffentlicht und der Serie damit einen Schub verpasst, den sie nicht nötig gehabt hätte. Wie schon in der ersten Staffel wird der Plot mit genüsslicher Ruhe erzählt, wobei sich die Spannung zum Finale hin dramatisch zuspitzt. Den Machern und Hauptdarsteller Wagner Moura gelingt das Kunststück, die Legende weder zu verteufeln noch zum Helden zu verklären. Don’t hate the player, hate the game. — »Narcos – Staffel 2« (USA 2016; C: Carlo Bernard, Chris Brancato u. a.; D: Wagner Moura; VÖ 04.09.17; Polyband)



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#Kultur #Games

Splatoon 2

Gutes Zielen ist bei der riesigen Farbschlacht gar nicht das Wichtigste. Vor allem müssen die sogenannten Inklinge im Blick behalten, an welcher Stelle im Level noch Farbe fehlt. Nur in den eigenen Farbflächen dürfen Spieler schwimmen, tauchen, Farbe tanken und sich verstecken. Die Grundidee ist in der Fortsetzung dermaßen intakt, dass die Unterschiede fast untergehen. Aber sie sind durchaus da und gut: Der Einzelspielermodus ist diesmal ein besseres Training für online. Der kooperative Mehrspielermodus ist eine harte Meisterprüfung für Hobbymaler. Und grundsätzlich gibt es sogar die Möglichkeit, sich mit den Teamkollegen zu unterhalten. Nintendo setzt aber nicht auf Headsets wie alle anderen, sondern hat sich was Besonderes überlegt: Alle Spieler müssen die offizielle Hilfs-App aufs Smartphone laden und dürfen das Handy während der »Splatoon«-Session nicht anfassen, nicht die App wechseln, nicht den Bildschirm sperren. Die Umsetzung ist so umständlich, dass kaum noch Witze darüber möglich sind. Aber vielleicht wird ja noch mal nachkorrigiert. Doch selbst wenn die Inklinge stumm bleiben, haben sie dreimal mehr Charme als die HackfressenBataillone anderswo. Nintendo versteht vielleicht nicht, wie Onlinespielen 2017 funktioniert, aber besser als alle anderen, wie man sich den martialischen Macho-Bullshit spart.

FARBFLECKEN AUF FERNSEHERN In Online-Shootern entstehen die schönsten Freundschaften. Wie man sich sonst noch näherkommen kann, zeigt »Splatoon 2«: mit Wasserbomben voller Farbe.

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ie grandiose Idee zu »Splatoon« wäre eingeschlagen wie ein Farbeimer beim Gala-Diner, hätte Nintendo nicht einen entscheidenden Fehler begangen: Der OnlineShooter erschien vor zwei Jahren für die Wii U, also für eine längst gefloppte Spielkonsole. Jetzt ist die zaghaft renovierte Fortsetzung für die Switch da – eine Konsole, die prinzipiell

alle kaufen wollen. An der Grundidee ändert sich nichts: »Splatoon 2« ist quasi ein OnlineShooter. Doch statt tätowierter Söldner treten halbwüchsige Mischwesen aus Mensch und Tintenfisch gegeneinander an. Statt mit Kugeln schießen sie mit Farbe. Und am Ende gewinnen nicht die erfolgreichsten Mörder, sondern die schnellsten Malermeister.

Jan Bojaryn — »Splatoon 2« für Nintendo Switch (Nintendo)

Serial Cleaner

ALLES MUSS RAUS Die Mafia hat angerufen. Sie will, dass du hinter ihr aufräumst. Du krallst dir deinen Staubsauger, lässt Mama kurz allein und tust es einfach. Denn du bist der »Serial Cleaner«, und dein Leben ist ein schlechter Witz in Sepia.

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inston Wolf galt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Wenn er seinen Job machte, schlenderte er umher, entwickelte Strategien und kommandierte seine Klienten herum. Er zog es vor, im Anzug zu erscheinen, und konnte sich das offenbar auch erlauben. Anders als sein aalglatter Kollege aus »Pulp Fiction« muss Bob Leaner in »Serial Cleaner« den Sack selbst in die Hand nehmen. Während also Mutti daheim arglos deine Pancakes stapelt, stapelst du Leichen und Beweisstücke im Kofferraum deines Autos. Der Haken an der Sache: Die Cops sind schon da – ordentlich

scharfgemachte Gendarmen mit Scheuklappen-Sichtfeld, Goldfischgedächtnis und einer ausgeprägten Angst vor Türen vertreten sich am Tatort die uniformierten Beine. Vor Überheblichkeit sei dennoch gewarnt, denn bis Route und Timing stimmen, werden die tumben Gesetzeshüter einen oft genug das Fluchen lehren. Lichtblick des von einer notdürftigen Story zusammengehaltenen Spielgeschehens sind die Verstecke. Hier gilt das Prinzip »Aus den Augen, aus dem Sinn«, und der eben noch ausrastende Polyp rastet wieder ein, als wäre rein gar nichts geschehen.

Was dem Cleaner sehr entgegenkommt, denn wehrfähig ist er nicht im Geringsten. Wird er trotzdem gestellt, darf er direkt noch mal. Keine Zeit, sich abzuregen, Trotz und Frust als Treibstoff. Ob der Staubsauger, mit dem Leaner die an »Hotline Miami« gemahnenden Blutpfützen trockenlegt, das Berufsbild des Tatortreinigers nun charmant abrundet oder aber endgültig der Armseligkeit preisgibt, ist Ansichtssache. Valentin Erning — »Serial Cleaner« für PS4, PC (Curve Digital / iFun4All)


#Kultur #Games

Illustration: Alexandra Ruppert

Keine Skills am Controller aber La Paloma pfeifen

sich hier ... um ein MathematikSpiel, pfui Teufel! Ich fühle mich betrogen – wie damals, als ich aus Versehen ein alkoholfreies Bier getrunken habe. Es ist ja ehrenwert, dass Dr. Die Konsolen von Nintendo sind aufgrund ihrer familienfreundlichen Kawashima das Zahlenrätsel Ausrichtung bekannt dafür, mehr Lernspiele als alle anderen Systeme vorher einmal demonstriert, anzubieten. Die perfekte Chance also, um Carsten Schumacher – unserem aber muss er mir dafür jetzt wirklich 1+1 vorrechnen? Ich leidgeplagten Videospiel-Kolumnisten wider Willen – endlich mal ein bin unkonzentriert, nicht, äh ... Erfolgserlebnis mitzugeben. ach, egal, das ist jedenfalls nicht meine Form von Satanismus! Shout out an die Kids, die an Doktor-Titel hin oder her: Spiele, bei denen ich schon Weihnachten mit leuchtenden Augen das Geschenkpapier in den ersten fünf Minuten gesiezt werde, sind mir von der Spielhülle reißen und dann in die leeren Augen suspekt – sind wir hier am Infoschalter der Deut- von Dr. Kawashima starren, statt Passanten bei »GTA« schen Bank, oder was für eine Art von Teufels- mit einem riesigen Dildo zu verprügeln. Andererseits kult soll das sein? Mir gefällt allerdings, wie Dr. natürlich auch ein super Vorwand, um überhaupt erst Kawashima die Schuld für mein schlechtes mal an die Konsole zu kommen. »Damit kann man auch Gedächtnis auf andere schiebt: Smartphones, lernen!« [diabolisches Gelächter] konnte schließlich schon Informations-Overkill, hektische Arbeitsbedin- die Generation »Commodore«. Und auch wenn 666 als gungen. Und mir wollten sie immer einreden, Ergebnis nie durchging: Ich vergebe fünf von zehn heidder Liter Jägermeister in der Mittagspause hätte nischen Rechenschiebern. etwas damit zu tun. Ich brauch den halt, um mei- Protokoll: Philip Fassing ne »Medikamente« runterzuspülen! Dafür, dass dieser Doc angeblich so diabolisch sein soll, ist bisher — »Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging« für Nintendo 3DS (Nintendo) aber ziemlich wenig Ziegenblut geflossen. Mit all diesen Rechenaufgaben könnte man glatt meinen, es handele

Reeperbahn Festival 2017 Venue Molotow / Hamburg

Invitation to the annual Dutch Impact Party at Reeperbahn Festival 2017 / Thursday / September 21st / 2017 / from 13:00 – 18:00hrs / Free drinks and bratwurst for delegates.

The Cool Quest Loren Nine Naaz Dakota Navarone Sue the Night My Baby

13:30 - 14:00 / Club 14:00 - 14:30 / Skybar 14:30 - 15:00 / Club 15:00 - 15:30 / Skybar 15:30 - 16:00 / Club 16:00 - 16:30 / Skybar 16:30 - 17:00 / Club

Brought to you by Dutch Music Export, powered by Eurosonic Noorderslag, Dutch Performing Arts and Buma Cultuur.

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Collage: B.D. Graft

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#Life #Literatur #Reportage #Ulrich Holbein

Reportage: Zu Besuch bei Ulrich Holbein

BÜCHER UND HAARE AM RAND DER WELT Ulrich Holbein ist Romancier, Essayist, Hörspielautor und Erfinder des literarischen Doppelporträts. Bekannt wurde er mit seinen Kolumnen in der Zeit und der Süddeutschen Zeitung. Zusammen mit 15.000 Büchern und hundertmal mehr Haar wohnt er am Rand der Welt: im hessischen Knüllwald. Sein Verleger Philip Krömer hat ihn dort besucht. Fotos: Evelyn Dragan

Der Büchernarr Ulrich Holbein, der Schriftsteller aus dem hessischen Knüllwald, schenkt mir ein Buch, wie man in anderen Kulturen ein Glas Tee vorgesetzt bekommt – für einen guten Start unserer Beziehung als Autor und Verleger. Das Buch nicht nur als sein Inhalt, sondern als eigener Ausdruck – bei wem, wenn nicht bei UH? UH, dem umtriebigen Romancier, Essayisten und Hörspielautor. Dem Erfinder des literarischen Doppelporträts, ausgezeichnet unter anderem mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, berühmt geworden durch seine Kolumnen in der Zeit und der Süddeutschen Zeitung, der mal einen ganzen Roman nur aus Zitaten bastelte. UH, dem Sohn aus gutbürgerlichem Hause, dem Aussteiger, der im Wald wohnt, am Rand der Welt, zusammen mit 15.000 Büchern.

Haus im Wald am Rand der Welt Das Navi sagt, wir sind gleich da. Unmittelbar an der Straße verdichtet sich der Wald. Eine Wand aus Blättern ragt fast märchenhaft auf, durch das Grün blitzt eine Ahnung von Hauswand. Hier soll sie sein, UHs Residenz im Knüllwald. Ich parke auf der angrenzenden Wiese. Rapunzel, Rapunzel, lass dein ... Da ist es nicht Rapunzel, sondern der alte Zauberer, der aus einer Aussparung in der grünen Wand tritt. Die Natur hole sich das Haus zurück, meint UH. Vor meiner Anreise schickte er, der sein gesamtes Leben und Schaffen bis ins Kleinste archiviert, eine Fotoserie. Die Entwicklung seiner Wohnsituation: in der 80ern frei stehendes Landhausidyll; in den 90ern kruschig am Einwachsen; in den 2000ern von Kletterpflanzen und herabhängenden Ästen grünbedeckt bis an den Giebel. Und heute durchschreiten wir eine Blätterwand, betreten den Zauberwald? Leute schreiben Bestseller über das Leben in Eintracht mit der Natur, aber das hier, das ist ein Dschungel. Mitten in Hessen. Ein schmaler Pfad führt von der Blätterwand zum Haus, das sich irgendwo dort hinten unter das Laubdach duckt. Links und rechts ist er gesäumt von allerlei Grünzeug, in einer freigeschnittenen Einbuchtung stehen Mülltonnen wie die Totems einer völlig fremden Kultur. Äste greifen einem von oben ins Gesicht, über einem Baumstumpf hängt Plastikflitter, etwas Kunsthandwerk steht zwischen Farnen. Ist hier ein grüner Daumen am Werk oder das genaue Gegenteil, ein antiautoritärer Gärtner? Eine große Zeitung nannte UH einen »Waldschrat«, einen einzelgängerischen Waldgeist. Dabei bin ich auf Einladung hier. Rapunzel lässt sein Haar herunter. Ein Geist ist er natürlich nicht, eher dessen Beschwörer. Haar und Bart trägt er wie der weise Zauberer (Gandalf der Grüne), statt eines


#Life #Literatur #Reportage #Ulrich Holbein

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#Life #Literatur #Reportage #Ulrich Holbein

weiten Umhangs allerdings eher eine Collage aus Edelmann, Öko und Hofnarr. Eine andere Zeitung beschrieb ihn als »Dandy«, aber ein Oscar Wilde im Wald? Verbrüdert sind sie nur im Geiste – der UH immer lieber ist als der schnöde Körper. »Vor 500 Jahren wär ich Stundenbuchmaler, vor 2000 Jahren Gnostiker geworden. Reiner Geist wär genau das Richtige für mich, doch ahne ich dunkel, dass er, ohne dass ein Korpus dranhängt, keine Inhalte mehr hätte und dadurch nichts brächte und arg inexistent verflösse ...« Seines optischen Eindrucks ist er sich durchaus bewusst: Auf der Straße drehen sich die Leute nach UH um, zeigen auf ihn, schütteln den Kopf, einige lachen. Und es freut ihn, dieses Anderssein. Nur sein Alter mag er mir nicht verraten, man kann es aber auf Wikipedia nachlesen. Ein bisschen eitel ist er nämlich schon, trotz aller Struppigkeit. »Kauzig«, »ulkig«, »ein bunter Hund« – das sind die Begriffe, mit denen UH nicht nur in den Zeitungen, sondern stets und überall belegt wird. Es scheint kaum Neues zu ihm und seinem Werk einzufallen. Nun mag ich aber versuchen, doch noch etwas beizutragen über einen, der selbst eigentlich schon alles aufgeschrieben hat.

Ein halbes Pfund Knallmasse Das erste Mal traf ich UH auf der Leipziger Buchmesse 2016, am Stand des homunculus verlags, den ich mit drei Freunden gründete und leite. Ein Buch über den Homunkulus habe er auch mal geschrieben. In meiner Erinnerung höre ich seine Stimme, noch bevor er wie aus dem Boden gewachsen in der vier Quadratmeter großen Box vor mir steht. UHs Bücher hatte ich einige Monate zuvor für mich entdeckt, fasziniert von dem Stimmengewitter, der unnachahmlichen Gewitztund Belesenheit. Eine zigtausendseitenlange Abweichung von allem, was man sonst so liest. Wir passten gut zusammen, der alte Wissende und der junge Neugierige, schlagen auch füreinander Brücken zur jeweils anderen Altersgruppe. Und weil man nicht umsonst Autor und Verleger ist, fasst man noch vor Ort den Plan, sich mal für ein Projekt zusammenzuschließen. Im Spätsommer 2016 also geht es zu UH in den Wald, um für besagtes Buchprojekt, der überarbeiteten Neuausgabe seines ersten Romans »Knallmasse« – einer Art »1984« auf LSD –, mögliche Covermotive zu digitalisieren. Vor 30 Jahren malte UH einige Gemälde zum Roman, von denen mir eines besonders zusagt:

»Eine Putzhilfe aus Kasachstan fragte angesichts meiner 15.000 Bücher: Haben Sie die alle geschrieben? Ich sagte nicht nein. Denis Scheck liest pro Jahr 266, ich keine fünf. Ich weiß aber trotzdem, was in den Ungelesenen drinsteht.«

ein Panoptikum der Romanhandlung inklusive fliegender Elefanten, Inseln und Musikinstrumente. Spiegelreflexkamera und Strahler zum Ausleuchten habe ich im Gepäck. Als er mich ins Haus führt, meint UH, ich solle nicht erschrecken. Vor den Büchermassen. Wir treten ein. Die Bibliothek des verrückten Hutmachers, zu Hause beim Büchernarren, das Set eines Tim-Burton-Films, so sieht es hier aus. Spinnweben inklusive. Das Gebäude selbst besteht aus einem Wohnhaus und einem ausgebauten Stall, die irgendwann organisch verschmolzen sind. Ebenerdig befinden sich die Küche mit tiefer Decke und bemalten Schränkchen sowie die einzige Toilette und die Badewanne mit holzbefeuertem Boiler. Oben dann, man steigt zuerst eine Außentreppe hinauf, ein erstes Arbeitszimmer. Davon abgehend kleine Räume voller Bücher und das Privatarchiv mit sämtlichen Korrespondenzen, Manuskripten, Erwähnungen und Besprechungen UHs. Darüber ein Dachgeschoss randvoll mit Büchern, dazu monströse, in Rot gebundene Spiegel-Jahresausgaben wie Zauberfolianten. Einige Gemälde von UH hängen, liegen und stehen im Raum, darunter auch dasjenige, für das ich hier bin. Ausgehend


#Life #Literatur #Reportage #Ulrich Holbein

von Arbeitszimmer #1 gelangt man über einen Flur an ein Fenster, das durchstiegen man in einer Art Zwischendeck landet, wo ein voluminöser Industriekopierer zwischen noch mehr Büchern hockt wie der Drache in seiner Höhle. Von dort aus gelangt man durch ein weiteres Fenster ins Arbeitszimmer #2, das außer einem Schreibtisch und den obligatorischen unzähligen Büchern ein Bett und einen Flügel enthält. Letzterer dient jedoch ausschließlich als Ablage für ... Bücher. Über dem Arbeitszimmer #2 noch ein Schlafzimmer im ehemaligen Heuboden, durch eine Luke zu erreichen. Ebenfalls voller Bücher. Wie überhaupt alles und jedes von Büchern bedeckt, mit Büchern besteckt und unter Büchern begraben ist. Noch die breiteste Treppe wird zur Hühnerleiter, weil auf jeder ihrer Stufen ein Bücherstapel wackelt. In jeder Ecke und bis in die Raummitte stapeln sich Bücher. »Eine Putzhilfe aus Kasachstan fragte angesichts meiner 15.000 Bücher: Haben Sie die alle geschrieben? Ich sagte nicht nein. Denis Scheck liest pro Jahr 266, ich keine fünf. Ich weiß aber trotzdem, was in den Ungelesenen drinsteht.« Ihm gefalle fast nichts, betont er. Fast nichts? Na, Jean Paul und Arno Schmidt und Hans Henny Jahnn vielleicht, die schon. Döblin auch. Nicht viele, eben fast nichts. Die 15.000 Bände dienen ja nicht nur als Geschichten- und Wissensspeicher, sondern auch als Überblick über die Konkurrenz, lebend wie tot. Das Gemälde für unser »Knallmasse«-Cover, etwa eineinhalb mal zweieinhalb Meter groß, hat UH im Dachzimmer an die Decke geschraubt. Was das Abfotografieren etwas verzwickter macht, aber das kriegen wir hin. Mittig auf der Leinwand entdecke ich einen Klecks Vogelkot. Woher das? Stand eine Zeit lang draußen im Garten. Ein Problem? Ach was, photoshoppen wir nachher weg. Über das Bild selbst wird später jemand sagen: Das kenn ich, ist doch von diesem, diesem ... Hieronymus Bosch, oder? Nein, ist von Holbein. Dem Älteren oder dem Jüngeren? Weder noch. Vom Ulrich. »Knallmasse« wird fertig und wird hübsch, der Grafiker rettet, was ich – auf dem Rücken unter dem Bild liegend – überbelichtet hatte, und retuschiert sogar den Vogelkot rückstandslos weg.

Holbein und Hohlbein Wenn ich Ulrich Holbein erwähne, meinen die meisten Menschen, sie hätten schon etwas von ihm gelesen. Viele dieser meisten täuschen sich. Ist das nicht der Autor? Ja. Der mit den ... Nein, der andere. Nicht der mit den Fantasy-Schinken und der gefloppten Reality-Soap auf RTL II. Das ist Wolfgang Hohlbein. Mit Wolfgang und einem H mehr im Holbein. Der ist kleiner, hat

weniger Zähne und trägt eine Brille. Nur Haar und Bart sind ähnlich gandalfesk. Welche Krux, einen bekannteren Namensvetter zu haben, der noch dazu im gleichen Geschäft tätig ist. Er habe seinen NachnamenGemini einmal persönlich getroffen, auf der Buchmesse. Jedes Jahr fährt UH nach Frankfurt und nach Leipzig, zum Networken und Händeschütteln, mal aus dem Wald Rauskommen. Dort versammeln sich seine Fans. Dort kennt ihn jeder, vom Großkritiker bis zum Jungverleger (wovon ich persönlich Zeugnis ablegen kann). UH kramt aus seinem Archiv das Foto, auf dem er mit dem Ehepaar Hohlbein zu sehen ist. Der Zauberer steht lang und dünn zwischen einem Goblin und einem Troll. Uh!

Das Werk als Wurm Mitte 2017, »Knallmasse« ist jüngst erschienen, fahre ich noch einmal für die O-Töne und die Fotosession zu diesem Bericht in den Knüllwald. UH leiht sich meinen elektrischen Rasierer aus, für eine haarfreie Oberlippe (auf den

Bildern gut zu erkennen). Außer dem Autor sollen natürlich die Bücher mit auf die Fotos. Die Menge, die Masse, die Bücher. Wenn ich selbst als Autor ein Buchprojekt angehe, stecke ich vorher allerlei Inhalte und Strukturmerkmale ab, um stets die Sicherheit zu haben, dass sich für mich hinter all den Unwägbarkeiten der Schriftstellerei ein sicheres Gerüst verbirgt. UH schreibt ohne Netz und Leine. Wir suchen ein ausdrucksstarkes Bild für seine Art zu arbeiten und einigen uns auf den Wurm. Irgendwann hat er angefangen zu schreiben, und wenn er stirbt, wird er damit aufhören. Dazwischen entsteht ein einzelner dicker Erzähl- und Gedankenstrang, der sein Werk darstellt. Bei UH bedeutet ein Punkt nicht ein Ende, sondern ein Fortführen, ein Aufheben und später Verwenden. Seine Bücher sind weniger unabhängige Texte als mehr Ausschnitte aus seinem Gesamt-Oeuvre, das sich als ewiger Regenwurm durch die lockere Erde der Literaturlandschaft bohrt und regelmäßig von einem masochistisch veranlagten Kind (Verleger) aus dem Unterholz des Knüllwaldes gezogen wird, um ihm ein Stückchen aus

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#Life #Literatur #Reportage #Ulrich Holbein

»Einzelne Menschen, Spezies und Fakultäten genügen mir nicht. Ich will halt mehr, als mir genügt, und ich hol mehr aus mir heraus, als in mir steckt.«

dem Leib zu schneiden und zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Ich schnitt mir die Neuausgabe von »Knallmasse« heraus. 2008 erschienen mit dem »Narratorium«, einem 1000-seitigen Kompendium vermeintlicher und echter Narren, und der »Weltverschönerung«, einem Glossen-Essay-RatgeberFabelwesen, seine zwei bis dato größten Würfe. Einige Jahre lang stand UH sogar, als einziger Deutscher außer Peter Handke, auf der Wettliste der Literaturnobelpreis-Kandidaten. Die Quoten waren nicht die besten, aber vorhanden. Seit mehr als zehn Jahren nun schreibt er an seiner Weltchronik, in der schlichtweg alles erzählt wird. Begriffe wie »Universalgeschichte« und »Gesamtroman« fallen im Waschzettel.

»Einzelne Menschen, Spezies und Fakultäten genügen mir nicht. Ich will halt mehr, als mir genügt, und ich hol mehr aus mir heraus, als in mir steckt.« Was tut der Mensch, wenn er sich selbst nicht genügt? Er bemüht sich, etwas zu hinterlassen, bevor er den Weg in die ewigen Jagdgründe antreten muss. Auch der alte Zauberer beugt vor (immerhin, sagt Wikipedia, zählt der Mann seine 64 Lenze). Dafür wählt er nicht die Fortpflanzung per biologischem Nachkommen, »der mich dann schlaflos macht, weil er Pop präferiert, Wurst essen und dringend Bundeswehreinsätze in Kabul fliegen will«, sondern per Buch. Je nach Zählung hat er bisher 20 bis 30 Bücher veröffentlicht – was in Kindern eine mehr als beachtliche Menge wäre –, dazu rund 1000 Beiträge in

Zeitungen und Zeitschriften. Die Publikationen als Manifestationen seines Denkens nennt er »Hirnabdruck«. Und seine Regenwurmstücke wird man noch aus Bibliotheks- und Buchhandelsregalen ziehen, wenn das Haus im Knüllwald längst Schutt ist, UHs Körper Staub und sein Geist reinkarniert wurde in einer Ameise, im Kaiser von China oder in einem alten, eine Kate im Wald bewohnenden Zauberer in einem Fantasy-Schinken von Wolfgang Hohlbein. So abgeschieden, wie es zuerst den Anschein hat, ist sein Grundstück allerdings gar nicht. Der Zauberwald steht als Abschirmung gegen die Straße, die zwar wenig befahren wird, aber in einer Entfernung von nur 25 Metern am Haus vorbeiführt, und gegen die in Steinwurfweite lebenden nächsten Nachbarn. Nicht dass UH mal einen geworfen hätte, aber deren kläffender Hund sei schon eine regelmäßige Belastung. Das Landleben eben.

Mehr Bücher! UH ist als Mensch wie als Literat ein eigener Kopf, der keinem zweiten auch nur entfernt ähnelt. Einer, der mir vor der Abreise noch ein paar Bücher schenkt. Das erste ist von ihm selbst, das zweite hält er immerhin für lesenswert, und das dritte hätte er ohnehin nie wieder aufgeschlagen. Zu Hause überlege ich mir, wo ich sie in meiner kleinen Wohnung unterbringen soll. Zumindest, bis ich weitere Regale an die Wand geschraubt habe, könnte ich sie vorerst auf der Treppe stapeln. — Ulrich Holbein »Knallmasse«, Homunculus, 22,90 Euro


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#Life #Rezepte der Popküche

Rezepte der Popküche: »Asterix & Obelix«

Der Zaubertrank des Miraculix

Das Rezept ist so geheim wie der Coca-Cola-Bauplan, der fertige Trank belebender als jede Red-Bull-Dose – zugegeben: Wir erzählen hier nur die halbe Wahrheit, aber wer den Rest ermittelt, wird garantiert den Weltenlauf ändern. Übermenschliche Kräfte – wer hätte sie nicht gerne?! Vergessen wir mal kurz, was Prometheus sich zuzog, als er den Menschen das Feuer brachte, denn hier geht es um den Zaubertrank des Druiden Miraculix, auf dessen Basis Asterix und Obelix in den angenehmen Zustand der Unbesiegbarkeit übertreten. Wäre es nicht an der Zeit für eine Neuauflage, um beispielsweise gleich diversen Cäsaren von Donaldus Trumpus bis Vladimus Putinus ein paar Hinkelsteinchen in den Weg zu legen? Oder sagen zu können: »Die ganze Welt wird von Verrückten mit Konzerninteressen gesteuert. Die ganze Welt? Oh nein!« Nun oblag dem Druidentum in grauer Vorzeit allerdings ein gewisser Elitarismus. Rezepte wurden ausschließlich von Druidenmund zu Druidenohr weitergegeben, Mistelblower waren noch nicht erfunden. Von daher müssen wir uns hier zunächst auf das stützen, was dem Trank in der Comic-Reihe fehlte, und den Rest in einem erweiterten Versuch-und-IrrtumSpiel rekonstruieren (vgl. »Oh! Was für ein

schönes Blau!« in: »Der Kampf der Häuptlinge«). Integraler Bestandteil des Getränks, da können wir sicher sein, ist ein pflanzlicher Baum-Parasit: die Mistel. Sie muss – und das ist eine typische Schamanen-Zwangsneurose – mit einem klar definierten Werkzeug geerntet werden. Bitte beachten: Baumärkte reagieren auf die Frage nach einer goldenen Sichel nicht immer kooperativ, wie wir bei unseren Recherchen feststellen mussten! Dennoch, beim Teutates: Ist die Supersuppe erst mal mit Hummer und Erdbeeren abgerundet, füllt man sie in To-go-Trinkflaschen um, genießt das High nach dem ersten Schluck und beginnt leichten Herzens mit der Ermöglichung des Unmöglichen in erfrischender Sorglosigkeit. Also am Schluss. Wenn man die fehlenden Zutaten herausgefunden hat. Viel Spaß dabei! Carsten Schumacher

Das Rezept Zutaten für einen Liter übermenschliche Kräfte: 3 kg Misteln (mit einer goldenen Sichel geschnitten) 1 kg (frischer) Fisch 33 Tröpfchen Petro Oleum (Steinöl, kann durch roten Rübensaft substituiert werden) 5 g diverse Geheimzutaten (bitte selbst ermitteln) 1 bisschen Hummer (für den Geschmack) 5 Erdbeeren (für den Geschmack) Weitere Variationsmöglichkeiten: ¼ Käse-Omelett ¼ Ente in Orangensauce 5 Löffel Schokoladenmousse Und so geht’s: Man nehme einen Kupferkessel, schütte die darin enthaltene Zwiebelsuppe weg und werfe alle oben aufgeführten Zutaten mit wissendem Blick und dezent verschwörerischer Miene zusammen. Das Ganze kurz aufkochen lassen, ab und an umrühren und bei genügend Zeit noch etwas köcheln lassen – fertig. Im letzten Arbeitsschritt besteht die Hauptaufgabe darin, eventuelle Interessenten fernzuhalten, die aufgrund frühkindlicher Konsumerfahrung ihren Anspruch auf Zuteilung verloren haben.

Illustration: Alexandra Ruppert

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#Life #Kolumne #Ich möchte Teil einer Bewegung sein

Ich möchte Teil einer Bewegung sein Folge 9: Junggesellinnenabschied

Illustration: Alexandra Ruppert

Das mit der Bewegung haben so ähnlich schon Tocotronic gesungen. Damit haben sie einen Impuls beschrieben, der die Popkultur am Leben hält. Auch unsere Kolumnistin Paula Irmschler kennt dieses Gefühl. Auf der Suche nach Halt und einer Peer-Group, die ihr ein Zuhause gibt, stolpert sie allerdings manchmal auch dahin, wo es wehtut. Diesmal mit ihren Biestern auf »letzter Streife«.

Was sind wir nur für eine erbärmliche Generation? Nachdem die Alten uns gezeigt haben, wie der ganze konservative Heterokram nicht funktioniert, gab es vor einigen Jahren den Turn zur Freiheit, yay. Offene Beziehungen, rumvögeln, mal gucken, Polyamorie, offen sein für alle Geschlechter, Bingewatching. Aber jede Revolution ist mit einem Backlash verbunden. Freie Liebe hat schon in den 60ern nur entlang der Hitparade funktioniert – heute folgt der Rückzug in die Langweile Teil 2. Immerhin mit hipperem Gewand. Es gibt zwar noch die traditionelle Nummer inklusive Romantiklüge, aber immer häufiger gewinnen rationale und sogar spaßige Rechtfertigungen. Meine Freundin Svenja [Name von der Redaktion radikal geändert] möchte aus rein pragmatischen Gründen heiraten. Mich kürt sie zur Trauzeugin. Also organisiere ich den Junggesellinnenabschied. Megawitzig, wir sind ja nicht so wie die anderen! Zur Inspiration lese ich »Die 570 besten Tipps für den JGA«. Darunter stehen Freundinnenvorschläge wie: Gönnt euch mal was, fahrt zum 500-Euro-Spa, geht im Borchardt Rinder essen, macht das Zeug mit den Fischen und den Füßen und dazu schön Champagner und »27 Dresses«. Schnell wird klar: Für uns kann es leider nur die Basics geben. Ich kaufe billige T-Shirt-Design-Ausfälle im Internet, ein hässliches Krönchen im KiK und den allerbilligsten Sekt. »Kalorien sind Tiere, die nachts die Kleidung enger nähen«, »Nudeln machen ist auch kochen« – ich denke nur noch in lustigen Sprüchen. Der Junggesellinnenabschied ist der Fips Asmussen unter den Events. Ich lade in einer Facebook-Gruppe alle Frauen ein, die Svenja und ich kennen. Vier davon schreiben tatsächlich zurück. Am auserkorenen Samstag taucht keine von ihnen auf. Nicht mal Svenja. Egal, dann trinke ich mich eben schon mal warm. Ein kleiner Feigling auf Melli, ein kleiner Feigling auf Manu, ein kleiner Feigling auf Dani und ein großer kleiner Feigling auf Svenja (drei Stück). Nachdem ich

alle ausgesoffen habe, werde ich so langsam sauer. In der Facebook-Gruppe frag ich: »hejjyb, ow bbleib ihr???« Darauf folgen Antworten wie: »Du hast das ernst gemeint?« Von Svenja nix. Ich hinterfrage mal wieder mein Leben. Ich packe den ganzen Party-Kram auf einen Bollerwagen, inklusive Lautsprecher-Boxen, und habe jetzt meinen eigenen Party-Express, meine Interpretation eines Bierbikes gen Svenja – Überraschung! Auf dem Weg verbrüdere ich mich mit den Atzen vom Kiosk, ich verteile free hugs für einen Euro und prügele mich mit dem Rosenverkäufer wegen Konkurrenz. In einer Spiegel-TV-Reportage hieß es mal, Junggesellinnenabschiede seien eine Art von Emanzipation. Die Interviewte Steffi sagte scherzhaft in die Kamera, dass sie nach der Hochzeit zwar Ehefrau und Mutter wird, dass Frauen heute aber trotzdem besser feiern können als Männer. Und dass Gleichberechtigung heißt, dass Frauen das Gleiche machen wie Männer: sich heftig einen reinstellen, quer über die Straße rülpsen, Leute für körperliche Nähe bezahlen und irgendwann das materialisierte Konglomerat aus Selbstscham und Identitätsmissverständnis auf den Asphalt erbrechen. Ich empfinde es also als emanzipatorischen Akt, dass ich irgendwann vor Svenjas Wohnung liege, während diese mit Björni ironisch »Let’s Dance« guckt, und »20 Zentimeter, nie im Leben kleiner Peter« trällere. Am nächsten Tag wache ich nicht nur mit fettem Schädel und Feiglingnase auf, sondern auch mit einer neuen Erkenntnis: Ein kleiner Schritt vor den Altar – ein großer Schritt für den Feminismus.

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B E LIE BTE R AL S SON N E :

D ER H E LGA!® 2 017 ... und du bestimmst, wer ihn bekommt!

Der Helga!® wird fünf Jahre alt! Zum Jubiläum gibt es eine Jury bestehend aus der am meisten gemobbten Berufsgruppe der jüngeren Gegenwart: Journalisten! Und auch #festivalfanatics wie ihr können wieder abstimmen. Votet für das beste Festival unter www.festivalguide.de und gewinnt Tickets für die AwardShow am 21. September in Hamburg mit garantiert mehr Dosenbier als bei jeder Echo-Verleihung! Der Helga!® ist der unabhängige Festival-Award, verliehen von


Collage: B.D. Graft

#Style

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#Style #Die Zukunft der Mode


#Style #Die Zukunft der Mode

Die Zukunft der Mode

WENN DAS HOSENBEIN VIBRIERT Die Mode der Zukunft kann mehr als nur gut ausschauen – sie ist smart. Die zunehmende Digitalisierung macht auch vor der Textilindustrie nicht halt: Brillen aus dem 3D-Drucker, GPS-Schmuck und Kleider, die den Puls messen, sind nur ein paar der zahllosen Visionen. Franziska Knupper hat einen Blick in die Glaskugel geworfen. Illustration: Alexandra Ruppert

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#Style #Die Zukunft der Mode

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laire Danes geht vorsichtig einen Schritt zur Seite, dreht sich, bleibt vor dem Spiegel stehen und glitzert in Grau, Blau und Silber. Ihr Abendkleid scheint sich wie ein leuchtender Wasserfall auf den Boden zu ergießen. Der Fashion-Designer Zac Posen hatte dem Outfit, das die US-amerikanische Schauspielerin vor einem Jahr auf der Met-Gala trug, einen Spezialeffekt eingebaut: Bei Einbruch der Dunkelheit begann der Stoff zu leuchten. Eingenähte LED-Lichter und 30 Batterien verhalfen Danes zu ihrem Cinderella-Moment. Zac Posen reitet damit auf dem Kamm der Trend-Welle: LED-Roben und GPS-Hosen, intelligente Oberhemden und aufmerksame Babystrampler – die Kleidung von morgen wird schlau. Unter dem Stichwort Smart Clothing oder E-Textiles arbeiten Firmen wie ­Google, Samsung, Panasonic, Adidas, Nike, Ralph ­Lauren oder Levi’s bereits an Stoffen, die interaktiv mit Geräten für die Datenübertragung verbunden sind. Laut dem US-amerikanischen IT-Giganten Intel wird unser Planet bis 2020 von rund 50 Milliarden vernetzten Geräten bevölkert sein. Downloads geschehen innerhalb von Sekunden, Roboter nähen und schneiden in Operationssälen, hochautomatisierte Fahrzeuge fahren uns in den Urlaub. Es wird eine schnelle Welt, eine ständig vernetzte Welt sein. Mit der flächendeckenden Versorgung des kommenden 5G-Internetstandards können kluge Kühlschränke und Smartwatches in einem Bruchteil von Sekunden miteinander kommunizieren. Es scheint nur logisch, dass Kleidung hierbei keine Ausnahme sein wird. »Ich empfehle jedem Jungdesigner, sich mit diesen Themen eingehend auseinanderzusetzen«, betont Anita Tillmann. Die FashionUnternehmerin aus Berlin ist seit 2003 für die Premium Messe auf der Berliner Fashionweek verantwortlich; vor drei Jahren rief sie das neuartige Konferenzformat #Fashiontech ins Leben, das jedes Jahr zeitgleich mit der Modemesse stattfindet. Dort wird Schmuck diskutiert, der dank GPS nie verloren geht, oder Brillen, die dem Kunden per 3D-Druck perfekt angepasst werden. Die Stoffe der Zukunft messen unseren Puls, passen sich Wind oder Wetter an, geben Duftstoffe ab und zählen unsere Schritte. Smarte Textilien können wärmeleitend sein, Elektrizität transferieren oder Solarenergie bündeln. Mode könne so endlich Teil des technischen Fortschritts werden, glaubt Tillmann: »Technik und Mode waren bisher zwei Bereiche, die keine großen Überschneidungen hatten. Auf der Fashiontech versuchen wir, genau dieses Problem zu beheben und die beiden Branchen miteinander bekannt zu machen«, erklärt die gebürtige Düsseldorferin. Highlight dieses Jahres waren die intelligenten Spiegel von Oak Lab oder Ralph Lauren, die potenzielle Käufer

in der Umkleidekabine vermessen und weitere passende Kleidungsstücke in anderen Größen und Farben vorschlagen. Meilenstein aus dem Vorjahr war unter anderem die GPS-gesteuerte Hose der französischen Firma Spinelli Design, die ihren Träger nie vom Kurs abkommen lässt. Biegt man einmal falsch ab, erinnert der Stoff mittels Vibrationen an die richtige Richtung. Und Panasonics Kleiderbügel, der in diesem Herbst auf den Markt kommen soll, neutralisiert Gerüche an Kleidungsstücken mittels winziger elektrostatischer Wassertröpfchen; eine Funktion, die die Firma Nanoe-Technik getauft hat und Zigarettenrauch aus Mänteln für immer verbannen soll. »Wichtig in diesem Jahr ist auch die sogenannte Commuter Trucker Jacke von Levi’s«, fügt Tillmann hinzu. Zwei Jahre lang kollaborierten Levi Strauss und Google bei der Entwicklung eines Kleidungsstücks, das beim SXSW in Texas im März dieses Jahres endlich vorgestellt wurde. Mithilfe elektrisch leitender Textilfäden kann der Träger alle Funktionen seines Smartphones direkt von einem interaktiven Touchscreen auf seinem Ärmel steuern. Das Kleidungsstück eignet sich damit besonders für Fahrrad- oder Motorradfahrer, die beide Hände am Lenkrad brauchen. Zum zweiten Mal befindet sich Levi’s damit auf dem Kurs der Elektro-Klamotte: Bereits Ende der 1990er-Jahre arbeitete das Label gemeinsam mit Philipps an einer Jacke, die Anschlüsse für Kopfhörer für MP3-Player und Handy eingearbeitet hatte und eine Bedienung über Tasten

auf dem Ärmel ermöglichte. »Seit über 20 Jahren versuchen wir immer wieder Technik und Mode zu verbinden. Bisher sind wir jedoch gescheitert«, erklärt Prof. Dr. Tröster. Nach zehn Jahren Forschungsarbeit im Electronics Laboratory der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich sei seine Neugier an intelligenter Kleidung gestillt. Mittlerweile hat sich der Wissenschaftler neuen Bereichen zugewandt. »Smart Clothing wird immer auf den Sport- und Gesundheitsbereich beschränkt bleiben«, schließt er. Es sei nicht wettbewerbsfähig mit dem herkömmlichen Smartphone. »So ein Display hat schon etwas Gutes.« Eine Anwendung auf dem Oberhemd sei nicht entscheidend besser und oft sehr kostspielig. Beim Tracking können außerdem jeden Tag mehrere Gigabyte an Daten zusammenkommen, für die

derzeitige Speicher nicht ausreichen. Daher müsse man zusätzlich ein Smartphone mit sich tragen, das die gewonnenen Daten verarbeitet und die Ergebnisse in der Cloud speichert. E-Textiles sind laut Tröster nur in Bereichen sinnvoll, bei denen Kontakt mit der Haut wirklich vonnöten ist. So existieren in den USA mittlerweile Sport-Shirts von Ralph Lauren, die den Herzschlag und die Atmung des Trägers messen und per App auf iPhone oder Apple-Watch übertragen. Sowohl Nike als auch Adidas stellen seit über einem Jahrzehnt immer wieder neue Modelle von intelligenten Schuhen vor, die sich dem Laufstil des Trägers anpassen. Mal werden Polster aufgepumpt, Schritte gezählt oder die Schnelligkeit des Läufers gemessen. Und am Fraunhofer Institut entwickelte man einen Babystrampler mit integriertem Sensorsystem, der die Atmung des Säuglings überwacht und so vor dem plötzlichen Kindstod schützen soll. Mittlerweile ist die Technik so weit, dass auch ein Waschgang der Elektronik nicht schadet, fügt Tröster hinzu. Alle technischen Probleme seien damit aber nicht behoben. Denn auch wenn die leitende Elektronik Waschprozesse unbeschadet übersteht, sei die Stromversorgung nur schwer zu integrieren. Dem widerspricht Lisa Lang aus Berlin. Laut der Unternehmerin und Gründerin des Startups Elektrocouture ist die Elektrizitätszufuhr kein so großes Problem wie bisher gedacht – als Menschen generierten wir genug Elektrizität, so dass man keine Batterien am Körper tragen müsse. Bei der sogenannten Fashiontechnologie-Marke werden neue Konzepte für tragbare Technik entwickelt und eigene Prototypen hergestellt. Elektro­couture ist damit Think Tank und ­Fashionbrand in einem. Das Start-up will nicht nur zweckorientierte, sondern auch stilsichere, kreative Smart Fashion schaffen, wie es Designer wie A ­ lexander McQueen und Hussein Chalayan schon vor einer Dekade vorgemacht haben. 2007 zeigte Chalayan Videokleider, die mithilfe von 15.000 eingewebten LED-Lichtern GoogleEarth-Aufnahmen auf die Stoffe projizierten. Auch ausfahrbare Kapuzen an Mänteln sowie Kopfbedeckungen, die ihre Farbe wechselten, oder Kleidungsstücke, die Laserstrahlen emittierten, erschienen bei Chalayan bereits um die Jahrtausendwende. Ein neues Feld für Kreativität und Schöpfung ist eröffnet, das Technik und Mode nicht nur aus Nutzzwecken, sondern auch der Ästhetik wegen miteinander verbindet. Man sei experimentierfreudig und stecke noch in den Kinderschuhen, gibt ­Tillmann zu. »Aber Wearable Design und Smart Textiles gehören zu den derzeit am schnellsten wachsenden Trends in der Modebranche. Bald werden sie auch in jeder Retail-Kette zu finden sein.«


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Bread & Butter by Zalando

Bild: GettyImagesForZalando

Schon im letzten Jahr bewies die Bread & Butter by Zalando, dass Mode- Events mehr können als Klamotten zeigen – ein voller Erfolg! Dieses Jahr wird das Angebot noch größer – unter dem Motto »Bold« gibt es das Beste aus den drei Bereichen Mode, Musik und Essen: laute Performances von angesagten Künstlern, kulinarische Experimente und Gesprächsstoff von Freigeistern aus der Modeszene. Für die Königsdisziplin der Bread & Butter by Zalando stehen nicht nur interaktive Fashion Shows auf dem Plan, sondern auch Gesprächsrunden mit großen Persönlichkeiten wie PunkDesignerin Dame Vivienne Westwood und Gurls-Talk-Aktivistin Adwoa Aboah. Außerdem gibt es modische Meisterwerke von Brands wie Jil Sander Navy, Hugo, Topshop und sogar eine Haute Couture Show von Viktor & Rolf zu sehen. Dank des »See

Mehr als Mode

Now, Buy Now«-Prinzips können Interessenten auch gleich über Zalando bestellen – zum Beispiel den Nike Air Force 1 in neuem, gelben Gewand, den es nur auf der Bread & Butter by Zalando und ab dem 4. September auf Zalando.de zu kaufen gibt. In »Brand Labs« von Marken wie Fila, Mads Norgaard, The Kooples, Levi‘s, Vans, Adidas und vielen mehr finden spannende Installationen und Workshops statt, Rastlosen können sich in der »Active Arena« mit den Sportmarken bei WorkoutSessions auspowern. Der musikalische Teil der Bread & Butter by Zalando bringt neben ironischem Cloud Rap auch originellen Indie-Rock aus Wien auf die Bühne, begleitet von modischer Extravaganz: Yung Hurn, Bilderbuch, Hannah Faith und viele weitere treten live auf. Wer noch Energie übrig hat, kann auf den anschließenden After-Show-Partys sogar (fast) durchfeiern. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Sterne-Köche aus Singapur und Spanien tischen feinstes Streetfood auf.

Bread & Butter by Zalando, 01. bis 03.09.2017, Arena Berlin, Eichenstraße 4, 12435 Berlin Tagestickets sind für 20 Euro auf breadandbutter.com/tickets erhältlich. Bild: Elizaveta Porodina

Die zweite Ausgabe der Bread & Butter by Zalando steht vor der Tür und das Programm des Festivals of Style and Culture verspricht erneut weit mehr als modische Inspiration. Neben Musik, gutem Essen und einer Menge Unterhaltung gibt es vom 1. bis zum 3. September in Berlin außerdem Gesprächsrunden mit spannenden Gästen.


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#Style

TOP 7 DESIGNER & MARKEN MIT VISIONEN

01 Ader Error

Nicht alle Modemacher träumen ausschließlich von Ruhm und Geld. Viele treten auch an, um die Welt nachhaltig zu verbessern – sei es politisch, sozial oder ökologisch. Sieben von ihnen stellt Viviane Marie Philipps an dieser Stelle vor.

Keine Frage: Die Designs des Labels aus Seoul sind richtungsweisend. Zudem ist fast jedes Teil unisex. Mode hat für Ader Error nichts mit Geschlecht zu tun, nichts mit Normen oder Kategorien – denn der Kunst sind keine Grenzen gesetzt. Wie viele koreanische Brands repräsentiert Ader Error diese Grenzenlosigkeit auf einem neuen Level und verbindet gekonnt subtile Edginess mit unangestrengter Eleganz.

02 MODT

03 Vanessa Schindler

04 Catherine Wales

Das junge Berliner Label Modt produziert Unisex-Kleidung aus 100 % ökologischen Fairtrade-Materialien und ist dabei bemüht, möglichst wenig Müll zu erzeugen. Besonders cool ist, dass alle Stücke von Hand bedruckt sind und so zu Unikaten werden. Gefertigt wird in Berlin. Eine kleine, äußerst feine Auswahl bestätigt, wie viel Liebe und Mühe hinter den kunstvoll bemalten, locker geschnittenen Klamotten steckt.

Vom Chemie-Experiment auf den Laufsteg – die Masterkollektion »Urethane Pool: chapitre 2« eröffnet bahnbrechende neue Dimensionen zur Herstellung von Kleidung. Die Schweizer Designerin experimentiert mit Urethan, einem Gummi-ähnlichen Polymer, das anfangs flüssig ist. Damit übergießt sie Stoffe, verformt und modelliert. Den Hyères-Preis hat sie für ihre ungewöhnliche High Fashion bereits abgeräumt.

Die britische Designerin ist überzeugt davon, dass klassische Konfektionsgrößen dazu führen, dass wir unsere Körper für zu dick, dünn, kastenförmig oder kurvig halten. Deshalb hat sie eine Accessoires-Kollektion entworfen, die per 3D-Druck an den individuellen Körper angepasst und ausgedruckt werden kann. 3DDruck wird zukünftig ein großes Thema sein – und der Abschied von herkömmlichen Kleidergrößen wohl auch.

05 Martine Rose

06 Vetements

07 John Alexander Skelton

Rose designt eigentlich Mode für Männer. Die ist bei Frauen aber mindestens genauso beliebt – Geschlechtergrenzen ade! Für ihre Babypause legte nicht nur sie, sondern auch die nach ihr benannte Marke eine Pause ein, ein Softporno diente als Show-Ersatz für ihre diesjährige Kollektion. Martine Rose gibt nichts auf Regeln. Seit Kurzem designt sie auch für das richtungsweisende Haus Balenciaga, das mit Designer Demna Gvasalia immer wieder für spannende Brüche in den ungeschriebenen Regeln der Modewelt sorgt.

Weiter im Text mit Demna Gvasalia: So viel Humor und Ironie wie er hat lange niemand in die Modeszene gebracht. Er ist einer der Gründer von Vetements, Chefdesigner bei Balenciaga und hat nicht nur Geschlechtergrenzen vollkommen aufgelöst, sondern auch scheinbare No-Gos wie das Adaptieren von HighStreet-Brands in High-Fashion-Kollektionen möglich gemacht. Wer dem Druck und den Ansprüchen des Fashion-Business so unverschämt die Stirn bietet, ist ein Revolutionär – willkommen in der Zukunft.

Mit englischer Wolle und Omas alten Bettlaken schafft der junge Central-Saint-Martins-Absolvent – ein angesehenes College für Kunst und Design im Herzen Londons – seine Kreationen. Dem typischen Klischee nachhaltiger Mode setzt er verträumte, pure und elegante Entwürfe entgegen. »Nachhaltigkeit sollte kein Marketing-Schlagwort sein, das die Konsumenten mit schlechtem Gewissen dazu bringt, noch mehr Geld auszugeben.« Skelton meint es ehrlich und hat eine Menge zu bieten.


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I

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15. Afrika

Film Festival Köln 21. September bis 01. Oktober 2017

2017

29.09. bis 01.10.2017

NACHRICHTENMEISTEREI, KASSEL randfilmfest.de

www.filme-aus-afrika.de www.facebook.com/FilmInitiativ


#Review

# Review Spalter Beatsteaks Yours

Unsere liebsten Platten

Warner / VÖ 01.09.17

Die Beatsteaks sind bewusst ins Risiko gegangen: 21 statt elf Songs, Stilvielfalt und Kollaborationen statt des alten Stiefels. Die Frage: Ist die Band damit in die Zukunft vorgeprescht, oder hat sie sich selbst vergessen? Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

01 Arcade Fire Everything Now 02 The National Sleep Well Beast 03 Mogwai Every Country’s Sun 04 The War On Drugs A Deeper Understanding 05 Grizzly Bear Painted Ruins

Die Beatsteaks konnten das eigentlich so verpönte Format des Doppelalbums beim besten Willen nicht mehr vermeiden: 21 Songs sind auf ihrer neuen LP versammelt – vor fünf Jahren hätte man noch vermuten können, die Band bräuchte zusätzliches Material für den Zeitpunkt, an dem sie die Mehrzweckhallen endgültig gegen die Stadien austauschen würde. Dieser Zug ist mittlerweile abgefahren; statt ihm aber hinterherzuhetzen, scheinen die Berliner lieber das Skateboard zurück ins SO36 nehmen zu wollen: Manche Songs auf »Yours« erinnern an den gradlinigen Punkrock ihrer Anfangstage, wirken dabei jedoch ungewohnt unkreativ und austauschbar. Ausnahmen finden sich – abgesehen von »I Do«, dem wohl basslastigsten Heiratsantrag aller Zeiten – vor allem dort, wo die Beatsteaks den Stil ihrer zahlreichen Gäste adaptieren. Mal klappt das gut, etwa dann, wenn Deichkind Die Beatsteaks hätten es sich leicht machen können: die augenzwinkernde LoserEinfach noch mal elf Songs raussuchen, runterschrubben, Hymne »L auf der Stirn« auf live testen, die Reize funktionieren beim Publikum also den Leib geschneidert wird, noch, fertig. Tatsächlich haben sie sich aber schon mit während an anderer Stelle ihrem letzten Album als die Punkrock-Band mit dem ausgeprägtesten Forscherdrang bewiesen und setzen diesen Ambitionen nun die auf Französisch kokettierende Françoise Cactus die Krone auf. Denn »Yours« hat keinen eingängig roten Faden (Stereo Total) in »Velosolex« – kann ihn gar nicht haben –, sondern funktioniert für Band und wie ein Fremdkörper wirkt. Fans als Spielwiese und Entdeckungspark gleichzeitig. Wenn sich Sinn ergeben jedoch sowohl eine Rockstar-Band so etwas traut, gönnt sie sich auch Tests und Features als auch rückwärts Fehler und kann gar nicht erwarten, dass alle Songs die Anhänger blickender Punkrock dann, gleichermaßen begeistern. Die Beatsteaks hatten eine hörbar diewenn man sie als Verbeugung bische Freude daran, mit Jamie T zu spielen, mit Deichkind, mit vor Musikerfreunden und Farin Urlaub, Stereo Total sowie diversen Produzenten und sich Fans der alten Stunde verden Stilen ihrer Gäste auch noch ein gutes Stück anzupassen. Die steht. Und der Titel »Yours« Ergebnisse sind nicht nur weitgehend gelungen, sie offenbaren erklärt sich so auch noch. auch eine Vielseitigkeit und einen Reichtum, die der Band noch vor Jan Martens wenigen Jahren wohl niemand zugetraut hätte. Wer hätte schon gedacht, dass den Berlinern mit »Fever« ein Song gelingen würde, der ebenso gut die nicht gerade kleine Band Oasis wieder auf die Landkarte hätte zurückführen können? Wer hätte von ihnen je eine Deichkind-Kollaboration und Loser-Hymne wie »L auf der Stirn« erwartet? Jeder ihrer Fans kann froh und dankbar sein, dass sich die Beatsteaks so weit aus der Komfortzone wagen, dass sie die Kraft zu Veränderungen aufbringen, dass sie ins Risiko gehen. Mehr kann man von einer Rockband künstlerisch wirklich nicht verlangen. Christian Steinbrink

06 Beatsteaks Yours 07 Cro Tru 08 Alex Cameron Forced Witness 09 EMA Exile In The Outer Ring 10 LCD Soundsystem American Dream

Eure liebsten Platten 01 Lana Del Rey Lust For Life 02 Kraftklub Keine Nacht für Niemand 03 Marteria Roswell 04 Arcade Fire Everything Now 05 Lorde Melodrama 06 Faber Sei ein Faber im Wind 07 London Grammar Truth Is A Beautiful Thing 08 Jay-Z 4:44 09 Royal Blood How Did We Get So Dark? 10 alt-J Relaxer Schickt eure Top 10 an charts@intro.de. Alle Einsender nehmen an unseren Ver­losungen teil!

95


96

#Review #Platten vor Gericht

Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Mittippen und via intro.de Juror werden!

1

Tyler, The Creator Scum Fuck Flower Boy Columbia / Sony

2

Broken Social Scene Hug Of Thunder City Slang / Universal

3

Waxahatchee Out In The Storm Merge / Cargo

4

Arcade Fire Everything Now Columbia / Sony

5

Lana Del Rey Lust For Life Interscope / Universal

6

Oh Wonder Ultralife Island / Universal

7

Haim Something To Tell You Vertigo Berlin / Universal

8

Faber Sei ein Faber im Wind

Cro

Josin

Zimt

Fink

Ø 5,70

Ø 8,70

Ø 4, 20

Ø 4,70

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1

3

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1

3

8

8

3

0

The Kooks Inside In / Inside Out

Björk Homogenic

Sonic Youth Daydream Nation

John Lee Hooker That’s My Story

Dr. Dre 2001

Radiohead In Rainbows

Die Sterne Posen

Malcolm McLaren Duck Rock

Frank Ocean Channel Orange

Michael Jackson Dangerous

Broadcast Tender Buttons

Radiohead Kid A

Erwartungsgemäß stark. Tyler bleibt sich treu und klingt nach wie vor fresh, auch wenn die Platte ein wenig heller und weicher als die Vorgänger wirkt. »Halfway Home« und »Protest Song« sind Bomben mit eingängigen Melodien, die durch ein verspieltes Arrangement für Spannung und Abwechslung sorgen. Teenie-Melancholie gemixt mit heftigen Gitarren. Textlich gibt es nur ein Thema: das Ende einer Beziehung und dessen Verarbeitung. Bisschen chaotisch — von Europop über Disco bis Punk ist alles dabei. »Electric Blue« und »Good God Damn« stechen durch ihre Tanzbarkeit heraus, meine Highlights. Alle Songs sind für sich super produziert und klingen spannend. Dennoch ist die schwermütige Aura, die jeder Song mit sich bringt, anstrengend. Läuft locker und entspannt durch. Typische Radiomusik. Im Grunde keine große Überraschung, aber es gibt auch nichts, das wirklich stört. Klingt nach einer Mischung aus Céline Dion und Taylor Swift mit Anleihen aus Country und Funk. Alleinstellungsmerkmale sind aber nicht wirklich vorhanden.

Moderne Polka mit Folklore — nicht immer mein Geschmack, aber textlich voll gut.

Dass ein HipHopAlbum mein Favorit sein würde, hätte ich nicht gedacht! Volle Punktzahl für Musikalität, Produktion, Gefühl und die Retro-Synthies. Ziemlich poppig und dann wieder total eigen. Ich ecke an und kann’s kaum zuordnen. Finde es aber fein und will’s noch mal hören.

Geradeheraus, strummende Gitarren und eine ehrliche Stimme. Ich mag die einfach anmutende Produktion, brauche aber mehr Dynamik, Stille und Dreck.

Hammer! Die LP wirkt zunächst kitschig, aber man wird schnell mit emotionalen Soundstrukturen und einer Stimme belohnt, die wirklich was zu erzählen hat. Lethargisch und mit echten Chord-Progressionen auf der Suche nach großen Melodien. Die Ode an den Mann — ein Feminismus, der heutzutage zu kurz kommt. Guter Pop, der sehr sinnhaft und solide produziert ist. Ihre Stimme liegt perfekt zwischen Pop und Indie. Für meinen Geschmack passiert harmonisch aber zu wenig. Diese Ladys mag ich sehr, vermisse aber ihren kantigen Sound. Trotzdem legitim, dass sie erwachsener klingen und nun großen 1980er-Sound machen. Okay, ich musste extrem viel, allein und laut lachen. Schönes handgemachtes Album mit viel Kante und ganz klassischer Instrumentierung.

Erinnert an die Leichtigkeit von Mac DeMarco. Gut für den Müßiggang.

Interessante Arrangements und Melodien. Aber insgesamt etwas zu pathetisch.

Coole Harmonien. Coole Frau. Coole Riffs. Gefällt uns.

Stolze Stimmen behaupten, dass David Bowie diese Band geliebt hat. Deckt sich leider nicht mit unserem Geschmack.

Schöne Stimme. Wie zu erwarten liefert Lana wieder reichlich Melancholie und »Summertime Sadness«. Leider auch eintönig und ohne große Überraschungen. Sehr smooth und interessant. Gerne mehr.

Mädelsgroup? Haim? Hat man auf jeden Fall schon mal gehört. Leider irgendwo zwischen Shania-Twain- und Britney-Spears-was-auchimmer-Pop. Die Doofen treffen hier auf Neon-Magazin-Intellekt. Und das wohl auf alle Ewigkeit »gesponsert«. Hach.

Ambitious, insane, flawed, successful, groundbreaking, generic. Tyler is human. He’s an artist. Love him or hate him, or both.

A truly schizophrenic record. The aspirational stadium leaves me cold, though the deeper half of the record warms.

One of my favourite records right now. Referencing a load of decent 90s stuff with some really true moments.

»Reflektor« was an inspiration. »Everything Now« is a warning. Inert, joyless, bored and strangely unsure.

Original gothic americana. I desperately want to hate this record but I can’t. Only Lana can do a convincing Lana.

4

A »couples record« for couples to listen to. It’s relentlessly nice, upbeat, happy, content, pop music. It makes me want to drink heavily ... »I love you, I left you, I miss you.« Haim do singles, not albums. And a whole album of singles is like eating a whole tub of ice cream.

Maybe it’s the language barrier. Maybe not. It’s a retro thing I guess, but just not the retro that I’m personally into — although tuba kudos ...

Vertigo Berlin / Universal

9

Jay-Z 4:44 Tidal / Universal

10

Mura Masa Mura Masa Polydor / Universal

All Time Faves

»4:44« ist intim, persönlich und sensibel und läuft gut nebenher. Spannend, ihn mal so zu hören, aber sein stärkstes Album ist es sicher nicht. Mura Masa schafft es, einen eigenen Sound zu kreieren. Auch wenn vieles ähnlich klingt, speist sich die LP nicht zu sehr am Zeitgeist und ist trotzdem up to date.

Ein Titan, der sich treu bleibt — retromäßige Samples, Kinderchöre und anklagender Rap. Keine Enttäuschung. Recht politisch.

Ein liebevoll produziertes Album. Zeitgemäßer Electro-Pop, der aufgeräumt und klug wirkt. Leider kann ich aber mit Vocoder-Stimmen nichts anfangen.

Mit der selbst ernannten Feminismus-Königin liiert und dann trotzdem noch Ghetto-Rap für die Kids machen. Jay-Z ist Stagnation pur und lebt wohl ganz gut davon. Sehr vielfältig und abwechslungsreich. Vom Sound her aber nicht wirklich unser Ding.

»Wonderwall« was written in 20 minutes, Pharrell’s »Happy« took 15. This whole record sounds like it took ten ...

Didn’t even get to the end of the first track. He couldn’t even be bothered to give this thing a name.


#Review #Platten vor Gericht

Lali Puna

97

Lilly Among Clouds

Ben Lukas Boysen

Max Richard Leßmann

Philipp Waller

Tom Lorber

Valerie

Leser

Intro

Ø 4,90

Ø 5,80

Ø 5,10

Ø 7,30

Ø 6,7 7

Ø 5,40

Ø

10

7

8

10

9,3

3

7,83

7

7

10

4

7,4

10

7,34

8

6

4

6

6,1

9

6,81

5

5

8

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4,7

7

6,17

2

6

2

7

8,8

8

5,88

4

5

6

4

7,2

6

5,32

1

9

8

9

0,9

5

5,19

1

7

1

9

7,8

5

4,88

5

4

1

8

9,9

0

Jay-Z, not my cup of tea.

4,69

6

2

3

8

5,6

1

Brauche ich nicht in meiner Sammlung.

4,46

Nina Simone To Love Somebody

Alanis Morissette Jagged Little Pill

Tord Gustavsen Extended Circle

Bob Dylan The Freewheelin’ Bob Dylan

Deftones Diamond Eyes

Phoenix Wolfgang Amadeus Phoenix

Aphex Twin Selected Ambient Works 85-92

Lykke Li Wounded Rhymes

Arvo Pärt Tabula Rasa

Dennis Wilson Deep Ocean Blue

Run The Jewels Run The Jewels 2

Deichkind Niveau Weshalb Warum

Stina Nordenstam People Are Strange

Lauryn Hill The Miseducation Of Lauryn Hill

Godspeed You! Black Emperor Godspeed You! …

Paul Simon Paul Simon

Marilyn Manson Mechanical Animals

Kasabian Velociraptor!

Toll! Es ist höchst bedauerlich, dass ich nicht rappen kann. Im nächsten Leben dann. Bis dahin höre ich halt dieses Album.

Das Projekt finde ich per se sympathisch, hat so was Hippiemäßiges. Ich höre so was zurzeit nur gar nicht.

Mag ich. Mochte ja auch schon immer Riot-GrrrlBands wie The Breeders und so. Dass ich mir zurzeit keinen Indie anhöre, da kann sie ja nichts für. Irgendwie, äh, grundsolide. Finde die Disco-Idee nett, erinnert mich an früher. ABBA-Singen im Auto und so. Berührt mich aber nicht.

Uff! Wenn man sich das Album so anhört, will man sie unbedingt mal wachrütteln. Dieser Dauerhall macht mich fertig. Muss ich ausmachen. Mann-Frau-Duett. Klingt schön, auch ein bisschen harmlos. Auf Dauer sogar ein bisschen belanglos.

Haim waren für mich immer die weibliche Ausgabe von Hanson. Die hatten auch so ähnliche Frisuren. Na ja, Hanson waren da eigentlich Gold gegen ... Uhhh, für die, die’s mögen, ist es bestimmt das Höchste. Mir langt schon der Albumtitel. Wir werden keine Freunde.

Ich bin jetzt auch nicht so in den ganzen Familiengeschichten von ihm drin. Ist natürlich blasiert, aber ich find es so mittel.

»What If I Go?« und »Love$ick« fand ich toll! Vor allem die Art, wie sie produziert sind. Das Album hat mich aber eher enttäuscht, zu viele Markt-Zugeständnisse.

Er beherrscht sein Handwerk. Gut gemachter amerikanischer Rap, mit viel Soul. Aber mir persönlich zu wenig tanzbar.

Die perfekte Platte für lange Autofahrten. Trotzdem stört mich die ständige Mehrstimmigkeit. Auch wenn es groovt, klingt alles wie ein einziger Refrain. Mich würde mal interessieren, wie ihre Stimme roh klingt. Ohne den Rest im Hintergrund, der von ihr ablenkt.

Ich habe sie als kreative und mutige Band in Erinnerung. Diese Platte klingt aber überhaupt nicht durchgeknallt. Hier wird jeder Song, jeder Bass verschleppt. Ich mag den Flair ihrer Musik, aber ihre Art gar nicht. Würde sie nicht so eingängige und perfekte Songs schreiben, würde sie weniger Punkte bekommen. Professionell und cool umgesetzt, aber trotzdem zu niedlich. Das Album ist wie eine Liebesschnulze. Ich bin da zu sehr Realist, der denkt: Komm, laber nicht! Ich bin absolutes Fangirl, auch wenn es nicht ihr bestes Album ist. Wenn sie beim nächsten Mal den 1980er-Vibe reduzieren, haben sie mich wieder zu 100%. Das, was man sieht, und das, was man hört, kriege ich nur schwer zusammen. Auch wenn es die Idee dahinter ist, passt es manchmal eben nicht zusammen. Ich bin HipHop-Fan, aber reimt der überhaupt? Das klingt alles so lieblos runtergerappt.

Xylofone und gepitchte Stimmen hört man mittlerweile in jedem Popsong. Schlimm! Das geht leider links rein und rechts wieder raus, ohne hängen zu bleiben.

Mir zu schrill, zu zeitgeistig, aber trotzdem cool. Macht richtig Spaß! Ich weiß im besten Sinne nicht, was ich sonst dazu sagen soll!

Spaß in Tüten und sehr fantasievolle Produktion — alle hinhören und mitschreiben!

Fühlt sich ehrlich gemeint an, ist für mich aber zu unentschlossen und schrammelig.

Lebensbejahende Musik ist für mich nur schwer zu ertragen, aber Arcade Fire sind die ganz klare und willkommene Ausnahme! Feinster Konsens! Sie klingt, als wäre sie selbst vom ziemlich blassen Aufguss der Vorgängeralben gelangweilt. Schade, denn ich mag sie eigentlich.

Zuckerwatte und Unschuld. Alles genau richtig, wenn man sich auf keinen Fall irgendeinem Risiko aussetzen will — und das ist auch mal okay. Erinnert mich an Musik, die ich als Achtjähriger auf dem Weg in den Familienurlaub gehört hätte! Extra Zuneigungs- und Sympathiepunkte! Sehr prätentiöse Mixtur aus Rio Reiser und Beirut oder so. Klingt ziemlich aufgesetzt und ist für mich nur schwer ernst zu nehmen.

Fühlt sich unfassbar unmotiviert und unterdurchschnittlich produziert an. Die Relevanz müsste man mir wirklich erklären.

Auto-Tunes, ständiges Vocal-Gepitche und andere Millennial-Klischees werten die an sich sehr gute Produktion furchtbar ab.

Tylers Bilder waren schon immer besser als seine Musik. Und die war schon immer sehr gut.

So sehen die Wände in meinem Kinderzimmer in Husum aus. Als Kinderzimmerwand schon ganz gut, aber ein Cover ist das doch nicht! Das ist sehr traurige Musik. Schon das Artwork macht mich trübsinnig.

Ich mag über Musik nicht richten. Aber die Bilder sind schön. Ich mag es, wenn der Himmel das macht. Das ist gut.

Lana strahlt wie eine Schützenkönigin. Blumen im Haar sind auch sehr gesund.

Mir gefällt das Klebeband. Aber es müsste mehr sein.

Wie ein letztes Selfie vorm Roadtrip im Greyhound. Sehr romantisch.

Schützenfest gefällt mir gut. Ich grüße meinen Lieblingsschützenkönig Fritz Köller, den Jüngeren.

Das ist keine gute Farbe — aber ein gutes Album. Habe ich dann heimlich gehört, ich konnte nicht anders.

Auf dem Cover steht so viel drauf, ich habe mir in dem Fall doch lieber das Album angehört. Es ist sehr gut.

Eine riesige Hummel summt mir um den Kopf. Fliegenklatsche? Nein, die ist viel zu süß, futuristisch und anspruchsvoll. Los, alle Hände hoch! Animiert zum Mitsingen — kann also nicht schlecht sein. Sollte man sich unbedingt öfter anhören, vor allem »Victim Lover«. Die Songs sind stimmig. Insgesamt funktioniert es als Album aber nicht. Könnte an mir liegen. Zwei Extrapunkte gibt’s für den schicken Namen. Die Hippies greifen an! Klingt nach hyperaktivem 1980er-DiscoSound à la ABBA-Imitat mit superglatter Politur, das über die Schlaghose stolpert. Dachte, das wäre langweilig. Bekehrt! Da könnte ich ewig zuhören. Lana Banana serviert einen traurigen Pop-Eintopf. Reicht mir die Schüssel! Schön, um durch den Raum zu schweben. Das nächste Mal bitte mit mehr getrennten Gesangsparts — aber es ist ja Sommer. Äußerst pittoresk! Die Haim-Schwestern schneiden ihre Grimassen diesmal zu noch seichteren Pop-Melodien. Kann und will ich mir nicht noch mal anhören. Sympathisch. Das ist Musik von schönen Menschen für schöne Menschen. Erzeugt nicht nur aus Boxen, sondern auch live eine sehr charmante Aura. Jigga ist zurück! Muss keinem was beweisen, denn alle wissen es — das hier ist ein verdammt gutes Album. Verhaltener, aber dennoch spannend. Am Karibikstrand bringt man hiermit jede Party in Gang. Ob das allein reicht, ist eine andere Frage.

Genre-Insider werden es sicherlich mögen, vielleicht sogar lieben. Ist aber nicht so meins.

Juhu, die Band mit dem besten Namen der Welt meldet sich zurück, und dann auch noch mit einem starken Album gegen schlechte Laune. Nein, Indie(-Rock) ist noch nicht tot. Das beweist Katie Crutchfield eindrucksvoll auf ihrem dritten Album.

Die Queen zählt ABBAs »Dancing Queen« zu ihren Lieblingssongs und würde am neuen Arcade-Fire-Sound große Freude haben. Bei mir muss es noch zünden. In einem ihrer neuen Songs singt Lana Del Rey: »It’s more than just a video game!« Das Album dazu ist tatsächlich mehr als ihr alter Hit. Wenn Oh Wonder wieder diesen Optimismus versprühen, sollte man sich davon gleich ein Polster für die kälteren Tage anlegen.

Erinnert mich streckenweise an Wilson Phillips. Meine Mutter hat dazu immer das Radio aufgedreht. So, Mama, diesmal dreh ich es leiser. Irgendwie denkt man unweigerlich an AnnenMayKantereit. Mittzwanziger mit erwachsener Stimme meets alles schon erlebt.


98

#Review In ihrem Gesang findet sich eine Mischung aus kühler Melancholie und trockenem Witz, der sich wohl am ehesten mit dem englischen Begriff »deadpan« greifen lässt. Wie in der Single »In Undertow«, die mit den Zeilen »What’s left for you and me? I ask that question rhetorically« abgeklärt das Ende einer Beziehung verarbeitet, oder im stoisch vor sich hin groovenden »Dream Tonite«, das gerade aufgrund des schlafwandlerischen Gesangs so spannend klingt. Dominik Bruns

Spektakel der Ausgabe

LCD Soundsystem American Dream Columbia / Sony / VÖ 01.09.17

Das LCD Soundsystem hat für sein Comeback das bunte Licht ausgemacht und den Samt abgerissen. »American Dream« klingt düster, hart und wie ein kreativer Befreiungsschlag.

James Murphy macht, was er will. Wir sollten uns damit abfinden und darüber freuen, wenn er – aus welchen exzentrischen oder kommerziellen Erwägungen auch immer – kurzerhand beschließt, das eigentlich lange zu Grabe getragene LCD Soundsystem wiederaufleben zu lassen. In der Causa »American Dream« scheint er auf jeden Fall gute Gründe für die Revitalisierung gehabt zu haben, denn genau so klingt das Album: ungemein vital, gerade im Vergleich zum keinesfalls schlechten Vorgänger »This Is Happening«. Murphy – und wer auch immer aktuell noch Teil der Band ist – hat darauf nämlich die Disco weggesperrt und sich dem (No) Wave und Industrial aus dem New York ihrer Jugend in den 1980ern hingegeben. Die LP klingt genauso schneidend, wie man es von LCD Soundsystem kennt, dabei aber deutlich härter und düsterer. »How Do You Sleep« ist ein neunminütiges, verhallt schepperndes Mantra fast ohne Beat, dafür aber mit einer zitternden Geige. Auf »Call The Police« klingt David Bowie deutlich heraus, und »I Used To« erinnert tatsächlich an Bono auf einem Schrottplatz bei Nacht und könnte auch als zerschredderter Hit des U2-Repertoires durchgehen. Überhaupt singt Murphy viel und gut, und er hat etwas zu sagen, in erster Linie über seinen eigenen Werdegang und das Altern. Ob das jemand hören will, interessiert Murphy wie gesagt nicht, und es muss ihn auch nicht interessieren. Denn die kreative Klasse und die reizende Zertrümmerung von Erwartungshaltungen machen »American Dream« zu einem der besten Comeback-Alben überhaupt, sollte es so eine Kategorie geben. Zwar ohne den geleckten Glam, dafür aber mit der Intensität der Disco. Christian Steinbrink

Anna Of The North Lovers Different / PIAS / Rough Trade / VÖ 08.09.17

Minimale Eleganz aus Skandinavien! Was nach IKEA-Katalog klingt, entpuppt sich als sauberer Electro-Pop mit geschmackssicheren Bausteinen, bei dem jeder Hörer das Passende für sein Ambiente finden soll. Tatsächlich sind Anna Of The North ein Duo: Die namensgebende norwegische Sängerin Anna Lotterud hat zusammen mit ihrem Partner Brady Daniell-Smith ein aalglattes Debütalbum aufgenommen. »Lovers« besteht aus reduzierten Synthies, 1980er-Reminiszenzen und Texten über das ach so verrückte Menschsein, das in dieser IKEA-Welt jedoch nicht besonders verrückt wirkt. Es sei denn, die Wahl zwischen einer Zitronenduftkerze und einer Lavendelduftlampe ist bereits eine schwierige Lebensentscheidung. Ähnlich schwierig ist auch die Suche nach einem herausragenden Song auf dem Album: Alles plätschert als smarte Hintergrundmusik im funktionalen Einrichtungshaus des Lebens dahin. Das ist irgendwie tragisch, denn nach eigener Aussage wollen die beiden das Gefühl des Alleinseins besingen sowie die Verzweiflung, wenn man sich abgekoppelt wie hinter (Schaufenster-)Glas fühlt: Niemand hört dein Klopfen, weil alle mit Konsumieren beschäftigt sind. Vielleicht haben Anna Of The North so doch ein kleines Wunder und mit den Mitteln des Wohlfühl-Ambientes eine subtile Kritik dessen geschaffen. Kerstin Kratochwill

Arcade Fire Everything Now Columbia / Sony

Alvvays Antisocialites Transgressive / Coop / PIAS / Rough Trade

Alvvays spielen einen Dream-Pop, der gerade wegen seiner wohldosierten Unterkühltheit so spannend klingt.

Der Indie-Hit »Archie, Marry Me« von 2013 hätte Alvvays leicht zu einer dieser Indie-Bands verwandeln können, die schnell verheizt und dann vergessen werden, wenn irgendein Werberiese einen ihrer Songs kauft und zu Tode dudelt. Zum Glück kam es anders: Die Kanadier blieben mit ihrem Debüt noch genug unter dem Radar, um sich für »Antisocialites« ordentlich Zeit zur Weiterentwicklung nehmen zu können. Der DreamPop der zum Quartett geschrumpften Band ist immer noch minimalistisch, klingt aber nun geschliffener und weniger lo-fi. Den besonderen Reiz macht weiter die Stimme von Sängerin Molly Rankin aus, die die Emotionen immer bewusst ein gutes Stück unterdosiert.

Arcade Fire haben alles gewollt und auch alles gemacht: Ihr fünftes Album ist ein faszinierendes Sammelsurium an Stilen und überbordender Kreativität. Man konnte es schon mit der Angst zu tun bekommen, als Arcade Fire Ende Mai den Titelsong ihres neuen, fünften Albums als Vorab-Single unter die Leute brachten. Völlig klar war das eine Hommage an ABBA. Aber würden die Kanadier von nun an immer so klingen? Nun, eines kann man angesichts der elf Songs von »Everything Now« plus In- und Outro klar sagen: Arcade Fire haben dem episch-dynamisch rockenden Unterbau ihrer alten Songs entsagt und geben sich stattdessen noch poppiger, aber auch noch vielseitiger denn je. »Everything Now« eben, alles, und zwar jetzt sofort. Kaum eine Finte, die die Kanadier nicht ausprobieren, kaum

ein Stil, dem sie sich nicht wenigstens für einen Teilsong widmen. Disco wird von Funk abgewechselt, dann von Synthie- und ElectroPop oder einfachem Punk. Aber keiner der neuen Songs wirkt schlicht oder eindimensional, jeder nimmt mehrere überraschende Wendungen und endet nicht selten in der entgegengesetzten Ecke von dem Ort, wo er begonnen hat. Nur wenige Songs besitzen ansatzweise Hit-Potenzial, »Electric Blue« oder »Put Your Money On Me« etwa. Stattdessen erlauben sich Arcade Fire den Streich, den Song »Infinite Content« gleich zweimal hintereinander einzuspielen: einmal als Punkrock-, einmal als Country-Version. Das ist faszinierend, wenn man sich erst mal von der durch frühe Alben aufgebauten Erwartungshaltung gelöst hat. Die Band hat hier wirklich alles zugelassen, offenbart ihr volles Maß an Kreativität und Einzigartigkeit, sie ist abstrakt wie nie, aber immer auch sinnlich. »Everything Now« ist ein verschrobenes Großwerk, eine Neubestimmung und ein Befreiungsschlag. Keine Ahnung, ob die neuen Songs durch die spektakulären Liveshows der Band tragen werden – auf Platte geben sie aber immens viel zu entdecken. Christian Steinbrink

Avey Tare Eucalyptus Domino / GoodToGo

Das Animal-Collective-Bandmitglied Avey Tare bringt ein neues Soloalbum raus. »Eucalyptus« klingt auch tatsächlich haargenau so: wie das Soloalbum eines Animal-Collective-Bandmitglieds. Nach Aristoteles ist »das Ganze mehr als die Summe seiner Teile«. Und eine Band ist mehr als die Summe ihrer Mitglieder, wie Animal Collective mit ihrem großartigen Zusammenspiel auf der letztjährigen LP »Painting With« bewiesen. Auch wenn »Eucalyptus« nicht das erste Soloalbum eines Multiinstrumentalisten aus einer Band von Multiinstrumentalisten ist, wird deutlich, wie gut Avey Tare seine Bandkollegen tun. Auf der LP hört man zwar überall die Ingredienzen, die auch Animal Collective ausmachen – abstruse Songstrukturen, ungewöhnlich liebliche Melodien, verquere und verschwurbelte Elektronik, mitreißend verwirrende Rhythmen und zahlreiche schräge Samples –, jedoch treten all diese Elemente immer nur in abgeschwächter oder singulärer Form auf. Das erweckt den Eindruck einer unausgefüllten Leerstelle und macht deutlich, was Aristoteles mit seiner Binsenweisheit meinte. Nichtsdestotrotz ist »Eucalyptus« ein spannendes und starkes Album. »Ms. Secret« etwa kann man sich auch auf »Merriweather Post Pavilion«, dem Kultalbum von Animal Collective, vorstellen, und »Jackson 5« klingt wie eine »Painting With«-B-Seite. Insofern ist »Eucalyptus« ein weiteres aufregendes Teil des sich immer weiter ausfächernden Animal-Collective-Universums. Marius Wurth

Bedouine Bedouine Spacebomb / Caroline / Universal


Mehr Informationen und Tickets unter fourartists.com Bacardi-Feeling auf orientalisch: Die syrisch-amerikanische Musikerin Bedouine vermengt nostalgischen Folkrock mit dem kühlen Soul Matthew E. Whites. Der Herbst naht, und die perfekte Sommerplatte lässt noch auf sich warten? Gestatten, »Bedouine«! Wilco trifft hier auf Jane Birkin, Nick Drake auf Matthew E. White – Azniv Korkejian alias Bedouine sorgt auf ihrem Debütalbum für einen derart unangestrengten Sound, dass man nur die Augen schließen muss, um sich mit einem kühlenden Minztee auf einem Dach in Marrakesch zu wähnen. Oder doch lieber nostalgisch verklärt auf einer luftigen Veranda im Laurel Canyon der 1970er. Die gebürtige Syrerin und Wahl-Kalifornierin lässt musikalische wie zeitliche Grenzen mühelos ineinanderfließen. Müde Drum-Beats, bekiffte Gitarren oder auch die hier und da aufheulende Hammondorgel wirken wie ein Instant-Relax-Booster mit staubigem EthnoFlavour. Nicht zu glatt, aber wahnsinnig elegant und lässig. Kein Wunder, dass Bedouine bei Spotify auf Listen wie »The Coffee Break« oder »The Stress Booster« geführt wird. Verena Reygers

Bicep Bicep Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 01.09.17

Lustvolle Verschwendung nach sieben Jahren des Wartens: Das Debütalbum von Bicep ist genauso grandios, wie es sich Anhänger elektronischer Musik erhofften. Ninja Tune heißt einen weiteren Hochkaräter in seinem Projektkader willkommen. Titel wie »Orca«, »Drift«, »Opal« oder »Aura« machen den Sound des Bicep-Debüts schon ganz gut greifbar. Die fanatischen Plattensammler und Betreiber des Blogs feelmybicep.com evozieren auf zwölf Tracks eine breite Palette vorzüglicher Nostalgiegefühle und fusionieren Deep House mit Italo Disco, Downtempo mit Acid-Elementen. In Melodien und Klangfarben wirkt diese Mixtur fast schon magisch, verführt und zergleitet in komplementären Arrangements, vermittelt zugleich aber auch eine bemerkenswerte Dramatik. Dem Erzählen von Geschichten ist dieses Album insgesamt näher als dem kurzen Reiz der Bewegung, der Verausgabung überschüssigen Mitgefühls. Zwischen den einzelnen Stücken blitzen auch ohne inhaltliches Konzept klangliche Querverbindungen auf, die »Bicep« kohärent und durchdacht wirken lassen. Viele Samples sind derart passgenau in die sie umgebende Soundlandschaft eingesetzt, dass ein gänsehautbedingtes Lächeln im Verlauf des Albums nie weit entfernt ist. Das sorgt für einen enormen Wiederspielwert, weil sich diese mystisch glänzenden Harmoniegebilde immer wieder von neuen Warten aus entschlüsseln lassen und Stimmungen freigeben, die zuvor unbemerkt blieben. Unter allem atmen dabei stets fein gewobene Flächen, deren Odem mal mehr, mal weniger luzides Kopfkino von früher heraufbeschwört – obwohl Bicep auf diesem Debüt moderner klingen als viele ihrer derzeitigen Mitstreiter. Nils Schlechtriemen

Black Grape Pop Voodoo Universal

Das ist schon etwas traurig: Der einzige Bezug zur Gegenwart auf diesem Album stellt eine Hasstirade gegen Donald Trump dar. Wer allerdings Shaun Ryder und die Manchester-Rave-Exzesse nicht kennt, könnte seltsam fasziniert werden. Die letzte Veröffentlichung Black Grapes ist 20 Jahre her. Und die Legende um Frontmann und Drogenpapst Shaun Ryder, der Ende der 1980er ein Held tanzwütiger MDMA-Jünger in Manchester wurde, ist verblasst. Mit den Happy Mondays war er damals in England der heiße Scheiß. Der »Madchester«-Kult, das legendäre Label Factory und der Nachtclub Haçienda halfen dabei, Ryder zur dauerbedröhnten Ikone zu stilisieren. Black Grape wurden in den 1990ern dann so was wie Ryders Afterhour, mit ihnen spielte er etwas chilligere und verträglichere Sounds zum Runterkommen. Das ist wie gesagt schon lange her, irgendwann sind Ryder und Rapper Paul Leveridge alias Kermit aber wohl aus ihrem Rausch erwacht und haben übergangslos weitergemacht. »Pop Voodoo« startet mit spritzigen Rave-Beats und einer wortgewaltigen Generalabrechnung mit Trump. Danach folgen Versatzstücke aus Ryders musikalischer Biografie, unbeeindruckt vom sich veränderten Musikgeschäft, was schon fast wieder Bewunderung verdient. In den gar nicht so seltenen besten Momenten klingt das, als ob Ryder seinen wütenden Sprechgesang über sämtliche »Café Del Mar«-Sampler-CDs hinwegrotzt, eingereiht zwischen den durchaus besten Glanzmomenten seiner Karriere. Ob das heute noch jemanden interessiert, ist dann schon fast wieder egal. Klaas Tigchelaar

16.11. KÖLN - CLUB BAHNHOF EHRENFELD 19.11. HAMBURG - MOJO CLUB 20.11. BERLIN - COLUMBIA THEATER 27.11. FRANKFURT - ZOOM 03.10. ERFURT • 04.10. FRANKFURT A. M. • 05.10. MÜNCHEN 06.10. KÖLN • 08.10. HAMBURG • 09.10. BERLIN 10.10. ESSEN • 11.10. FREIBURG • 13.10. HEIDELBERG 14.10. BASEL • 15.10. STUTTGART • 17.10. NÜRNBERG 18.10. LEIPZIG • 19.10. DRESDEN • 20.10. MÜNSTER

ChrisBy turning on and off the various layers you can see how I cut into the different layers to produce the compound path effect whichout having to use the compound path option. I didn't use the compound path option as it would have made the logo more complex than necessary and might have caused some printing problems. -Andy

31.10. LUDWIGSHAFEN ENJOY JAZZ FESTIVAL@DAS HAUS

06.11. KÖLN BÜRGERHAUS STOLLWERCK

07.11. HAMBURG MOJO CLUB

12.11. BERLIN ASTRA

14.10. HAMBURG 15.10. BERLIN • 17.10. MÜNCHEN 18.10. FRANKFURT • 26.10. STUTTGART 29.10. ERLANGEN

SPECIAL GUEST: BROEN

T H E WAT E R E U R O P E TO U R 2 0 1 7

12.09. KÖLN ARTHEATER 13.09. MÜNCHEN STROM 14.09. BERLIN MUSIK & FRIEDEN 16.09. HAMBURG MOLOTOW

20.10. KÖLN - ARTHEATER 21.10. RHEINE - KLOSTER BENTLAGE 22.10. HAMBURG - NOCHTSPEICHER 23.10. BERLIN - MUSIK & FRIEDEN 26.10. MÜNCHEN - MILLA

Cro tru. Chimperator / Groove Attack / VÖ 08.09.17

Hager, zerbrechlich, leichtfüßig und ganz oben. Cro ist ein Alphatier der anderen Art und auf seine Weise sehr provokant. »Euer Auto-Tune-Rap wird in die Brüche gehen«, spuckte Gangster-Rapper 18 Karat kürzlich in »Komm ins Café« allen Vertretern der modernen Pop-Rap-Schule entgegen. Würde Cro darauf eingehen, er ließe lässig die Türen schließen, legte seine Maske ab und blickte dem wütenden Mann in einer Mischung aus Strenge und Gelassenheit tief in die Augen. Dabei kann der Stuttgarter einen tatsächlich in den Wahnsinn treiben: Das monolithisch im Zentrum seines neuen Albums sitzende, über zwölf Minuten lange »Computiful« könnte seinen übertriebenen Auto-Tune-Einsatz zwar als satirisches Mittel zur Unterstreichung des Inhalts rechtfertigen, ist aber im Gegensatz zum zweiten Kernstück »Baum« ein einziges Ärgernis. Viel besser stehen Cro die luftig-leichten Kopfnicker, diese eigene Mischung aus souligem MusikerHipHop und gesprochenem Dream-Pop. Die Kollaboration mit Großmeister Wyclef Jean gerät unspektakulär – viel interessanter sind die kleinen Insider-Anspielungen, die allen entgehen werden, die Cro nur als Popstar hören und die Rap-Szene nicht verfolgen. So etwa der kurze Ausbruch in den typischen Eminem-Flow im Opener oder das Trap-Stück »Tru«, ein lupenreiner Disstrack gegen Fler, der sowohl dessen Duktus und Realness-Dogmatik als auch den musikalischen Stil aufs Korn nimmt, mit dem der Chef des Labels Maskulin seit zwei Alben großen Erfolg hat. Schon 2014 posierte Fler in seinem Video zu »Hipster Hass« neben Cros aufgespießtem Kopf. Cro reagierte in »Stoned ohne Grund« mit dem ersten Angriff

11.10. HAMBURG • 12.10. BERLIN 13.10. NÜRNBERG • 14.10. HAMELN 15.10. LEIPZIG • 17.10. MÜNCHEN 18.10. MÜNSTER • 19.10. WIESBADEN 20.10. SAARBRÜCKEN 21.10. WEINHEIM • 22.10. KÖLN

CHARLES BRADLEY

28.11.17 BERLIN - ASTRA 29.11.17 MÜNCHEN - MUFFATHALLE 30.11.17 KÖLN - LIVE MUSIC HALL 02.12.17 HAMBURG - GR. FREIHEIT 36 Chris-

By turning on and off the various layers you can see how I cut into the different layers to produce the compound path effect whichout having to use the compound path option. I didn't use the compound path option as it would have made the logo more complex than necessary and might have caused some printing problems. -Andy

03.12. FRANKFURT • 04.12. HEIDELBERG 06.12. KÖLN • 07.12. MÜNSTER • 08.12. ESSEN 09.12. DRESDEN • 11.12. HANNOVER • 12.12. BREMEN 13.12. HAMBURG • 14.12. BRAUNSCHWEIG 15.12. ROSTOCK • 16.12. BERLIN

17.11. LEIPZIG • 18.11. ROSTOCK 19.11. BERLIN • 21.11. BREMEN 22.11. OSNABRÜCK • 23.11. HANNOVER 24.11. KARLSRUHE • 26.11. KAISERSLAUTERN 27.11. LUDWIGSBURG • 28.11. RAVENSBURG

NOCTURNAL TOUR 22.11.17-02.02.18


100

#Review auf den Mann, der ihm körperlich um zweieinhalb Kreuzbreiten überlegen ist. Was für ein Zeichen, dass Cro ausgerechnet seine Kampfansage gegen den sich als einzig »true« gerierenden Straßenrap zum Titel des Albums kürt. Wo sich üblicherweise immer nur die Gangster untereinander das Beef-Schauspiel bieten, wirft Cro den Fehdehandschuh über Gattungsgrenzen hinweg. Diese Soap Opera wird weitergehen: Auch im Banger-Camp hat man mittlerweile angekündigt, den PandaRapper unter Beschuss zu nehmen. Farid Bang und Kollegah werden sich auf »JBG3« mit ihm beschäftigen. Oliver Uschmann

völlig misslungenen Country-Folk-Americana-Bastards. Der Opener »How Soon The Dawn« klingt nach schalem Lounge-Soul in schnödester Simply-Red-Manier, während sich die treibenderen Pop-Akkorde in »Burn Alone« um rhythmische Vitalisierung dieser zu Ton gewordenen Stagnation bemühen. Letztlich bringen sie aber auch nur zwei Minuten Ausdauer mit, bevor sie wieder der scheinbar zufallsgenerierten Wirrnis aus sinnleeren Percussions, einer völlig deplatzierten E-Orgel und uninspiriertem Songwriting erliegen. In Kontrast zum ungleich emanzipierten Vorgänger »On My Own« ist »Hearts That Strain« eine Verhaltenheit anzumerken, die den Protagonisten nicht nur in die Ecke drängt, sondern auch zeigt, in welchem Ausmaß die Posten der Produktionskollaboration hier fehlbesetzt wurden. Benni Bender

(»Berliner Luft«). An anderer Stelle begrüßt es den Morgen-Joint (»Erna«), verteidigt seinen Freiheitsdrang gegenüber der Damenwelt (»20.000 Meilen«) und stemmt sich mit den Worten »Und ich mach nicht bei euch mit. Nein, nein, nein! Ich fass mir lieber in mein’ Schritt« gegen das Leben im Hamsterrad (»8am Blues«). Die Doppelspitze Oska Wald und Lorenz O’Tool trägt derlei Zeilen in gewohnt brüderlicher Mehrstimmigkeit vor, die Peter Doherty und Carl Barât nicht schön-schräger hinbekommen würden. Dazu schunkeln und rumpeln sich die Herren mit Kippe im Mundwinkel und Bierflasche im Anschlag durch Garagen- und 1970er-Rock, Surf, Country und Blues, ergänzt durch etwas Psychedelic, Chanson- und Element-Of-CrimeFeeling. Vielleicht steckt in den Songs von Chuckamuck heute etwas mehr Melancholie und weniger Albernheit als früher, doch den perfekten Soundtrack zum Nichterwachsenwerden liefern die Jungs weiterhin. Nina Gierth

Bondage Fairies Alfa Gaga Cp Wifi Audiolith / Broken Silence

»Alfa Gaga Cp Wifi« ist mehr als vier Typen mit komischen Helmen, die seltsame Musik machen. Konsolen-Melodica + Kinderliedermelodien + Punk = Liebe! Trotz eines außerordentlich hässlichen und für Audiolith geschmacklich ungewohnt schwierigen Album-Artworks, das aussieht, als habe sich Banksy an den Illustrationen für einen Fleischmann-TV-Relaunch versucht, reichen die schwedischen Traumtänzer aus Stockholm auch auf ihrem vierten Album versierte C64-Interpretationen und werden damit nicht langweilig. Während das Prinzip des Absurden bestehen bleibt, nehmen die Frickeleien hörbar ab und Posen gefühlt zu, denn dieser schräge Digital-Dada ist ein performatives Gesamtkunstwerk, das auf alberne, aber naheliegende Indie-Effekthascherei verzichtet. Die Ernsthaftigkeit und Haltung entstehen aus einer kunstvoll inszenierten Reduktion, die wohltuend unverkünstelt wirkt. Drama und Pathos umgarnen den Nihilismus und Punk dieses Augenblicks. Dabei bleibt jedoch die vermeintlich große Geste aus, stattdessen ist das liebenswert bodenständige Ploppen einer Bierflasche zu hören. Die Bondage Fairies und ihr Electro-Punk sind die Working-Class-Antwort auf gelacktes und gestelztes Berghain-Unvermögen. Mathias Meis

Jake Bugg Hearts That Strain

Alex Cameron Forced Witness Secretly Canadian / Cargo / VÖ 08.09.17

»Forced Witness« ist feinster OldschoolPop von einem der wandelbarsten Entertainer Australiens. »Nein, Alex Cameron ist alles andere als eine arrogante Flitzpiepe. Und auch seine Musik wächst – glaub mir doch, Liebes!« – so oder so ähnlich musste man Camerons polarisierendes Debüt, diese verkannte Perle mit Schalk im Nacken und einem Flachmann im Smoking, verteidigen. Auf seinem Debüt mimte der Australier noch den »dumbest, richest guy at the bar« und beschäftigte sich mit gescheiterten Existenzen des Show-Business; nun ist er mitten im Leben angekommen. Geblieben ist die Liebe zur Inszenierung seiner Charaktere und der Songs. Der Einfluss des Ober-Killers Brandon Flowers und der wechselnden Aufnahmestätten Las Vegas, L.A. und Berlin werden dabei musikalisch nicht nur im gemeinsamen Song »Runnin’ Outta Luck« offensichtlich. Klang beim Debüt noch neben Bruce Springsteen vor allem der repetitive Sog von Suicide durch, so hat Cameron seine Songs nun offener gestaltet und schüttelt mit Stücken wie »Stranger’s Kiss«, dem starken Oldschool-Duett mit Angel Olsen oder der Tina-Turner-Basslinie in »Candy May« voller Selbstverständlichkeit herrlich kitschige Pop-Gesten aus dem Ärmel. Wie er beispielsweise in »True Lies« von dem Mädchen aus dem Internet schwärmt, das ihm Bildchen ihrer schönen Augen schickt, während sein treuer Sidekick kleine i-Tüpfelchen in den Wind bläst, ist einfach unwiderstehlich. Sebastian Jegorow

EMI / Universal / VÖ 01.09.17

Jake Bugg fährt die Country-Geschütze auf. Nur weiß er nicht, wie man die bedient. Trotz Hilfe von Matt Sweeney und Dan Auerbach bleibt die Tennessee-Assimilierung nichts weiter als ein Versuch. Längst hat der Singer/Songwriter Jake Bugg seiner Kernkompetenz, dem nonchalanten Brit-Rock, abgeschworen. Die neue, nunmehr vierte Studio-LP des einstigen Folk-Punk-Frechlings kommt einem erschreckenden Rückschritt gleich: »Hearts That Strain« ist so zäh wie der Kautabak, den ihm die ergebenen Nashville-CountryTraditionalisten hierfür vor die Füße spucken werden. Zwischen glanzloser Komposition und müden Riffs zieht sich Buggs musikalische Desillusion durch alle elf Bausteine dieses bestimmt nett gemeinten, aber dennoch

Maya Jane Coles Take Flight

Wer bisher im Folkrock eine Portion Glam vermisste, wird im Umfeld von Curse Of Lono und ihrem Frontmann, dem ehemaligen HeyNegrita-Sänger Felix Bechtolsheimer, definitiv fündig. Die bekannten Parameter seien hier nur knapp angerissen, wir gehören schließlich nicht zur Yellow Press: eine rheinhessische Milliardärsfamilie, Jetset, Heroin, OlympiaGold im Dressurreiten, britischer Landadel. Nicht unerwähnt soll dabei bleiben, dass Bechtolsheimer und Co. mit den richtigen Karriere-Entscheidungen und etwas Zielstrebigkeit auch die wahrhaftigeren Mumford & Sons hätten werden können. Das nötige Talent bringen nach Hey Negrita auch Curse Of Lono zweifelsohne mit: Ihr Debütalbum »Severed« taucht tief in klassische Musikstile der US-Südstaaten und der britischen Insel ein und birgt dabei bildgewaltige Songs aus Sinnlichkeit und Sehnsucht, Depression und Repression, aus Folk, Blues und Country. Eine Eigenheit Curse Of Lonos liegt darin, trotz all ihrer Ehrerbietung gegenüber der Emotionalität der Wurzeln das leichtbekömmliche Songformat nicht aus den Augen zu verlieren und so richtiggehend eingängig zu klingen. Diesem Spagat zwischen Kunsthandwerk und Seele gebührt Respekt, denn er verwässert die starke Atmosphäre des Albums kein bisschen. Stattdessen verdichtet sich die Gewissheit, dass diese Band zu Großem fähig ist, wenn sie endlich an die richtigen Leute gerät. Henrik Hamelmann

I/AM/ME / Skint / BMG / Warner

Mit ihrem zweiten Album ernüchtert Maya Jane Coles sogar die Jubelperser, die in ihr die Zukunft des britischen Electro sahen. In Rekordzeit avancierte Maya Jane Coles Anfang des Jahrzehnts zur Heilsbringerin der britischen Electro-Szene. Nachdem sie mit ersten Tracks und Mixen Hoffnungen schürte, war in den Folgejahren in Interviews eigentlich nur noch von dem Druck der Erwartungshaltungen die Rede – sowohl vor ihrem Debütalbum »Comfort« als auch vor prominenten Mix-Veröffentlichungen wie für die »DJ-Kicks«-Reihe oder vor dem Seitenprojekt Nocturnal Sunshine. Allein erfüllen konnte Coles die Erwartungen in diesen Folgejahren nicht mehr, und das ist auch bei »Take Flight«, dem zweiten Album unter ihrem Realnamen, der Fall. Von ihrem einst als besonders avanciert beschriebenen Stil ist darauf nicht mehr viel geblieben, denn Coles changiert zwischen willenlosen Techno-Produktionen und bemüht schillerndem Electro-Pop hin und her. Aber auch die schiere Länge des 24 Tracks umfassenden Albums ist ein Problem, denn sie zerdrückt jeden Ansatz von einem roten Faden. Natürlich findet sich in der Masse der Produktionen die eine oder andere smarte Listening-Techno-Idee mit einem Touch von 1990er-TripHop, diese gehen jedoch in einer Unzahl uninspirierter Stangenware unter. Möglicherweise hat man sich im Talent Coles’ geirrt und es vorschnell hochgejubelt, vielleicht spielte auch der viel beschworene Druck eine Rolle, auf jeden Fall ist »Take Flight« eine ernüchternde bis enervierende Enttäuschung. Henrik Hamelmann

Daphni Fabriclive 93 Fabric / Rough Trade

Daphni alias Caribou huldigt als nächster Künstler dem Fabric Club in London. In seinem Fall sind die Ergebnisse qualitativ gemischt. Dan Snaith ist umtriebig. Seit er als Caribou vom versponnenen Folk-Wirrkopf zum Popstar avancierte, sucht er sich immer neue Betätigungsfelder. Mit seinem Projekt Daphni grenzt er sich etwa gezielt von den klaren Popstrukturen Caribous ab. Als Daphni ist er ein Hybrid aus Funk und House, freier in der Herangehensweise, aber dennoch hittig. So auch auf diesem Sampler. Er beginnt total trocken mit »Face To Face«, einem basslastigen, modernen Funk-Stück. Danach wird es im Laufe der 27 versammelten Tracks auch mal anstrengend: Lange Loop-Schleifen und viele Sollbruchstellen zeigen, dass diese Form von anschwellender Dynamik eher für den Club geeignet ist. Nur vier Stücke stammen dabei nicht aus Snaiths eigener Feder, aber auch die Tracks von Container, Pheeroan AkLaff, Jamire Williams und der Luther Davis Group lässt er zu Daphni-Songs mutieren. Produktionstechnisch bewegt sich »Fabriclive 93« auf hohem Niveau, ist aber dennoch eher eine Platte für den Übergang und ein Zückerchen für das hoffentlich bald erscheinende neue Album von Caribou. Kai Wichelmann

Chuckamuck Chuckamuck Staatsakt / Caroline / Universal / VÖ 01.09.17

Die liebenswerten Berliner Rabauken sind nach vier Jahren Albumpause zurück. Reifer wirken sie nicht. Na ja, kaum. Das noch zu Schulzeiten gegründete, rotzig-knuffige Rock’n’Roll-Quartett widmet sich auch auf seiner dritten LP tiefschürfenden Themen wie dem Kaschieren von Kotzgeruch und Stress beim Schwarzfahren

Curse Of Lono Severed Submarine Cat / Soulfood

Curse Of Lono gießen Roots-Rock in ein bekömmliches Songformat und sind heiße Kandidaten für die Nachfolge der mittlerweile verwässerten Mumford & Sons.

Dälek Endangered Philosophies Ipecac / PIAS / Rough Trade / VÖ 01.09.17


LOVE ATTACK MIT SERMIN USTA

Das Groove-Buffet dieser Ausgabe ist üppiger denn je: Gangster- und OldschoolRap, Jazz, Soul und sogar Electro, alles eingeleitet von einem rappenden TV-Koch.

Wir starten appetitlich mit dem lange gereiften neuen Album von Action Bronson. Wegen seiner Verpflichtungen als TV-Koch und der Veröffentlichung seines ersten Kochbuchs »F*ck, That’s Delicious: An Annotated Guide To Eating Well« hat der Rapper aus Queens eine ganze Weile auf neue Musik warten lassen. »I’ve been making music, man, but TV takes over. If TV’s calling me, I have to pick up the phone. I can’t just put that on hold, cause television is a big thing«, so Bronson über seine aktuellen Prioritäten. Aber was lange reift, wird endlich gut. So wie Mr. Wonderfuls zweites Major-Release »Blue Chips 7000« (Vice), das – wie auch seine Küche – zwischen stilvoller Haute Cuisine und fettigem Fast Food rangiert. Spaß hat man bei diesem Brei aus Killerflow, Stoner-Attitüde und filmischen Oldschool-Beats allemal.

Ganz offensichtlich bekam MC Gels seine musikalische Sozialisation in der Bronx bereits in die Wiege gelegt. Schließlich klingt der Rap des 1997 geborenen Newcomers mehr nach HipHops goldener Ära als deren größte Ikonen selbst. Sowohl seine 2015er-EP »(97) The Golden EP« als auch seine 2016er-LP »Wandering Souls« atmen den rohen Rap-Spirit der Ostküste der 1990er erst ein und dann in dopen Rhymes wieder aus. Sein neuester Streich »Everything’s Bittersweet« (Webster Ave) knüpft gekonnt, jazzig und mit reifen BoomBap-Beats an seine musikalischen Wurzeln an. Dass Chiraq ein hartes Pflaster ist, wussten wir. Wie bitter es für einen jungen, aufstrebenden Künstler aber tatsächlich ist, erzählt der 24-Jährige Vic Mensa auf seinem Debüt »Autobiography« (Def Jam). In 15 Tracks spart der Chicagoer nichts aus: Von Tiefpunkten seiner Drogensucht bis hin zu seinem gewaltbereiten Umfeld als Jugendlicher redet er sich buchstäblich alles von der Seele – zurückgelehnt und zugleich poppig erzählt. »I read the signs, I was close to overdose like Prince« ist die perfekte erste Zeile für seine Memoiren. Nun zu einem Newcomer, der neben seiner Liebe zu Tarantino-Streifen hauptsächlich für die Spice Girls schwärmt. So weit, so sympathisch! Der aus Los Angeles stammende Rapper Aminé serviert auf seinem Debüt »Good For You« (Interscope) 15 Songs aus ganz unterschiedlichen Stilrichtungen. Melodische Vocals, intelligente Lines und sein sonniger Flow lenken um ein Haar von seinem süßen Artwork ab, auf dem Aminé auf einer Toilette sitzend die »Good For You Post« liest: ein eigens publiziertes Blatt des Rappers, das leider nur in ausgewählten Stores in NYC und L.A. zu kaufen ist. Stumpfsinnig, Testosteron-geschwängert und gewaltbereit: So lauten das vernichtende Urteil und gängige Klischees des Feuilletons zu deutschem Gangster Rap. 187 Strassenbande erfüllen auf ihrem neuen, leider wenig

einfallsreichen »Sampler 4« (Auf!Keinen!Fall!) schablonenhaft, was der gemeine Spießer von ihnen hält: Champagner, Drogen, Waffen und zwischendurch immer mal etwas Frischfleisch auf die Knie zwingen. Aktuell kann diesen RapStil dennoch niemand besser bedienen und konsumieren als Bonez MC, Gzuz und Co. Ihr Rap legt sich über die Szene wie ein schwarzes Tuch, um es in Bushidos Worten zu sagen. Letzteren wünsche ich mir bei originellen Songs wie »Sitzheizung« regelrecht zurück.

Dieses Debüt spricht im wahrsten Sinne des Wortes für sich: Für Kacy Hill und ihr Album »Like A Woman« (G.O.O.D.) hat Kanye Wests Label G.O.O.D. vollständig auf Promotion verzichtet. Kein Wunder, dass das ehemalige Yeezy-Model lange unter dem Radar flog. Ihr pointierter und basslastiger Sound sowie ihre zarte und zugleich starke Stimme sind eine echte Wohltat für Fans minimalistischer Produktionen (»Keep Me Same«) und süßer Popsongs (»Hard To Love«). Nun ist es Zeit, dass auch der Rest der Welt Hills Talent hört. Um eine »Late Night Tales«-Compilation kuratieren zu dürfen, muss man es nicht nur lieben, Musik zu machen, sondern auch zu hören. Nun reihen sich BadBadNotGood in die Riege der großen Künstler ein, die bereits einen schlaftrunkenen Sampler für die Reihe zusammenstellen durften. Die vertretenen Acts wie Boards Of Canada, Stereolab, Thundercat oder die Beach Boys haben das kanadische Quartett in besonderem Maße beeinflusst und seine Liebe zur Musik am Leben gehalten.

Im letzten Jahr trafen drei Jazzer in den Lightship 95 Studios in London aufeinander, um eine improvisierte Live-Session aufzunehmen, die von der Radiostation NTS ausgestrahlt wurde. Das Trio bestand aus dem Chicagoer Hieroglyphic Being, Produzent mit Berührungspunkten zu House, Techno und Avant-Jazz, dem britischen Saxofonisten Shabaka Hutchings sowie dem Percussionisten Sarathy Korwar. Nun legt das Ninja-Tune-Sublabel Technicolour eine EP mit vier Tracks der Sessions namens »A.R.E. Project« auf. Liebe, Leidenschaft, Erleuchtung und Glaube sind die Maximen, die den Neuseeländer und Wahlberliner Noah Slee antreiben. Während seine letzte EP zusammen mit dem Berliner Produzenten-Team KitschKrieg entstand, wurde sein aktuelles Debüt »Otherland« (Majestic Casual) von Multiinstrumentalist Ben Esser produziert. Ein tiefgründiges, existenzielles Album, auf dem Slee sein Leben als homosexueller Mann berührend reflektiert.


102

#Review Die besten und einzigen Vertreter des Noise-Rap schichten Worte und Klänge zur klaustrophobischen Katharsis. Vor 13 Jahren betonten Dälek in einem Interview, dass die Klangschichten, die sie in ihrem experimentellen HipHop auftürmen, »das sagen, was die Texte nicht sagen können«. Dabei sagen diese bereits sehr viel. MC Dälek drechselt seine Betrachtungen zu einer Mischung aus frühem KRS-One und mittlerem Suhrkamp-Bändchen zusammen, während sich eine Klangkulisse durch die postapokalyptische Landschaft walzt, die in diesem Genre weiterhin einzigartig ist. Nicht umsonst sind Dälek (wieder) auf Mike Pattons Avantgarde-Label Ipecac gelandet, haben bereits mit der deutschen Krautrock-Legende Faust kooperiert und spielen als Rap-Act auf dem Jazzfestival in Moers. Ihr achtes Album gibt sich inhaltlich kämpferisch und angepisst. Mit der quälenden Hilflosigkeit ob der aktuellen Zustände findet man sich nicht ab. »Forever speak in Dälek. The future? We defining it! Status quo? Defying it!« Die versierten, bestens konstruierten Verse stehen klanglich dennoch immer noch nicht so weit vorne, wie sie sollten. Die hypnotisch dräuende Noise-Industrial-Klangcollagen-Trance erdrückt sie nicht mehr vollends, schiebt aber eine dunkle Wolkenfront über die in der Sonne aufgetürmten Barrikaden. Oliver Uschmann

Death From Above Outrage! Is Now Last Gang / SPV / VÖ 08.09.17

Death From Above – die Propheten des druckvollen Duo-Sounds, Erneuerer des Dance-Punk – sind zurück. Es ist kurios: Eine Single wie »Black History Month«, die dritte Auskopplung des Debüts »You’re A Woman, I’m A Machine«, das 2005 sämtliche Rock-Alben als träge und transusig verlachte, hatte einen Queens-Of-The-StoneAge-Touch. Zwölf Jahre später arbeitet das kanadische Duo Death From Above nun mit dem Produzenten von »Songs For The Deaf« zusammen, und wirklich nichts erinnert mehr an Josh Homme und Co. Auf der neuen Single »Freeze Me« klingt der Gesang sogar plötzlich nach Muse, die sich bekanntlich nie des Verdachts schuldig gemacht hätten, Punk sein zu wollen. Abseits dessen ist »Outrage! Is Now«, das erste Album nach dem Wegfall des Zahlen-Anhängsels 1979, kein totaler Rohrkrepierer. Aber eine veritable Hetzjagd wie »You’re A Woman, I’m A Machine« und ganz allgemein die Rauheit des Debüts vermisst man hier noch mehr als auf der ReunionPlatte »The Physical World«. Doch all das ist Jammern auf hohem Niveau, denn gegen den Sound von Death From Above wirken die erfolgreicheren Royal Blood immer noch wie Schlaftabletten. Carsten Schumacher

Lana Del Rey Lust For Life Vertigo / Universal

Lana Del Reys mehrbödiger, neblig zarter Dream-Pop hat entfernte Verwandtschaft im Dschungel.

Zu den bemerkenswertesten Texten des leider verstorbenen Roger Willemsen gehörte sein Essay zum Dschungelcamp 2014. Im Zentrum dieser »Deutungsmaschine« sah der Gelehrte damals Larissa Marolt und schwärmte: »Alle fragen sich (...), was ihr Eigentliches ist, was sie im Innersten zusammenhält, und so gibt es auch nichts, das man ihr nicht schon unterstellt hätte: Sie spielt, sie ist unecht, voller Kalkül, auf Entzug, sie lügt, ist ein Kind, ein Tollpatsch, unreif, wenn nicht irr.« Man genieße »die Raffinesse in der Naivität« und male »Gänsefüßchen in die Luft«. Mit der Marolt werde das Camp zu Camp. Diese Worte beschreiben auch Lana Del Rey, die ästhetisch betrachtet Dream-Pop spielt, konzeptuell aber Camp ist. Ihr perfekt austarierter HalbschlafSchnoddertonfall ist zutiefst »Marolt’esk«, ihr Sound eine künstliche Infusion von Melatonin mit einem Hauch LSD. Aus dem Nebel ihres Pop-Slowcore entsteigen HipHop-Beiträge unter entscheidender Mitwirkung von A$AP Rocky, doch sind diese nicht der einzige Grund, weshalb derlei fadenwolkensanfte Musik einen »Parental Advisory«-Sticker trägt. Die Sittenwächter wissen: Diese gespielte Unschuld mit Blümchen im Haar ist eine Medusa. Oliver Uschmann

Downtown Boys Cost Of Living

Everything Everything bleiben sich und ihrem Bandnamen auch auf ihrem vierten Album weitgehend treu: »A Fever Dream« ist wieder ein eklektisches, hyperaktives Dickicht an Einflüssen, guen Ideen und Genialität. 2015 wurde »Get To Heaven« vielerorts als Meisterwerk und endgültiger Durchbruch des Art-Rock-Quartetts aus Manchester angepriesen. Das mit dem Meisterwerk stimmte, der kommerzielle Erfolg blieb ihnen – hierzulande noch mehr als auf der Insel – jedoch verwehrt. Vielleicht, weil das experimentelle Rock-Pop-Electronica-HipHop-Gebräu, das die Band seit ihrem 2010er-Debüt »Man Alive« immer weiter verdichtet und -feinert, doch ein wenig zu sperrig für den Massengeschmack ist. Deswegen gehen Everything Everything auf »A Fever Dream« aber nicht mit weniger Anspruch und Elan zur Sache. Auch auf dem vierten Album zeigt die Band eindrucksvoll, wie viele Ideen, Spielereien und Genres in Songs von 3:30 Minuten passen. War auf »Get To Heaven« noch der HipHopEinfluss vordergründiger, klingt auf »A Fever Dream« vor allem Synthie-Pop durch: »Can’t Do« wirkt wie ein Pet-Shop-Boys-Song mit Math-Rock-Schlagzeug, und »Desire« ist eine astreine Stadion-Synthie-Pop-Hymne. Dazu kommen gniedelnde Gitarrenriffs, epische Pop-Refrains, Rap-Einlagen, Piano-Passagen, folky Balladen, Dutzende Synthesizer-Spuren und vieles mehr. Und über allem thront der unvergleichliche und verbindende Falsettgesang von Jonathan Higgs. Es ist und bleibt bewundernswert, wie Everything Everything es auch auf »A Fever Dream« wieder schaffen, unzählige Ideen und Einflüsse in ein aufregend-hyperaktives, aber konsistentes Meisterwerk von einem Album zu verpacken. Marius Wurth

Sub Pop / Cargo

Punk ist, wenn nicht Politik, dann zumindest eine Antwort darauf. Wie bissig die Downtown Boys im Jahr 2017 klingen, kann da kaum überraschen. Frauen, Latinos, Homo- und Transsexuelle – all diese Bevölkerungsgruppen bildet das Quartett aus Rhode Island ab, das nicht nur mit den Mitteln der Musik an der Vorherrschaft des weißen Hetero-Mannes und des Kapitalismus zu rütteln versucht: Der Profit des von den Bandmitgliedern mitveröffentlichten Spark Mag fließt in die NonProfit-Organisation »Demand Progress«; als Gitarrist Joey La Neve DeFrancesco einst vor laufender Kamera und mit einer Marching Band im Rücken seinen Job im AusbeuterHotel hinschmiss, ging das Video viral. Auch auf »Cost Of Living« nehmen sich die Downtown Boys der Missstände im Politischen wie Privaten an. Victoria Ruiz keift und knurrt mal auf Englisch, mal auf Spanisch gegen hochnäsige Club-Besitzer oder den geplanten Bau einer ganz bestimmten Mauer. Der Punk, der das Fundament für ihre emotionalen Tiraden bildet, ist so energisch wie schnörkellos und erinnert (nicht nur aufgrund seines markanten Saxofons) an Genre-Ikonen wie Rocket From The Crypt oder Fugazi. Der Gitarrist Letzterer, Guy Picciotto, hat »Cost Of Living« produziert, es mit einer Extraladung Groove untermauert und verstanden: Die besten Statements verankern sich nicht nur im Hirn, sondern gehen auch in Hüften und Beine. Jan Martens

Everything Everything A Fever Dream RCA / Sony

The Dream Syndicate How Did I Find Myself Here? Anti- / Indigo / VÖ 08.09.17

Steve Wynn erinnert sich an The Dream Syndicate und ergänzt die Geschichte dieser bahnbrechenden Band um eine bemerkenswerte Fußnote. Einige wenige Alben in den 1980ern langten The Dream Syndicate für ihren Eintrag in das sehr große Buch der Rockgeschichte. Sie stehen in einer Linie mit The Velvet Underground und R.E.M. The Dream Syndicate waren der Paisley Underground, und sie erfanden den College Rock. Ihr Debüt »The Days Of Wine And Roses« beeinflusste Generationen von Musikern, unter ihnen auch der junge Kurt Cobain. Knapp 30 Jahre nach ihrem Zerfall gibt es mit »How Did I Find Myself Here?« ein formidables Alterswerk der Band um Steve Wynn, Mark Walton, Dennis Duck und Neuzugang Jason Victor. Neo-Psychedelic, Krautrock und Wynns Charakterstudien sind bewusste Verweise der Band auf die Zeit, in der alles begann. Die Belange eines alten Bekannten, jahrelang nicht mehr als eine täglich mehr verblassende Erinnerung und jetzt wieder da. Das Leben hat es gut mit ihm gemeint, er ist in Würde gealtert, und seinen Erzählungen mag man stundenlang lauschen. Wenn er sich Zeit lässt, wie im Titeltrack des Albums, wird es hypnotisch, manchmal laut, und am Ende der Nacht tritt überraschend Kendra Smith durch die Tür, nur für einen Moment. Sie hat geträumt. Das ist Wynns bestes Werk seit »Here Come The Miracles« aus dem Jahr 2001. Stephan Uersfeld

Angelo De Augustine Swim Inside The Moon Asthmatic Kitty / Cargo

Die Stimmen aller Songwriter der letzten vier Jahrzehnte finden im 24-jährigen Kalifornier Angelo De Augustine zu einer neuen zusammen. Der bietet zwar keine SoundRevolution, aber ein glücklich machendes, verschlafenes Sommeralbum. Angelo De Augustine ist ein Mann, der, wie Live-Clips aus dem Yoga-Retreat »Meditation Mount« bei L.A. zeigen, nicht nur so schön ist wie sein Name, sondern auch noch genau die passende Musik dazu macht. Sein zweites Album nahm er zu großen Teilen in der Badewanne auf. Dass eine zweite, echogleiche Stimme dabei entstand, faszinierte ihn, im Mix rückte er sie schließlich weit nach vorne – irgendwie fühlte er sich diesem »sound behind the voice«, wie er es nennt, verbundener als dem Klang seiner eigenen Stimme. Diese zweite kann aber natürlich auch als Metapher für all die Stimmen gelesen werden, die in De Augustines Singstimme mitklingen. Ein amerikanischer Kollege fand, dass der spärlich mit Nick-Drake-Gitarre begleitete LoFi-Folk wie Elliott Smith mit den Mitteln von Labelmate Sufjan Stevens klinge. Aber man kann das auch in die Gegenwart verlegen: wie die Laid-Back-Vibes Mac DeMarcos durch die dezent verdrufften Fairytale-Hippie-Nebel Damian Jurados oder Devendra Banharts. Was fehlende Eigenständigkeit sein könnte, wird durch die Melodien wettgemacht, deren Süße durch die gütigen Wolken, in die sie sich hüllen, nie zu aufdringlich wird. »Swim Inside The Moon« ist, schlicht aber wahr, ein schönes Album. Steffen Greiner

The Duke Spirit Sky Is Mine Ex-Voto / Al!ve

Im sphärischen Nebel aus Blues-Rock, Shoegaze und Noise-Pop schweben Duke Spirit durch psychedelische Klangräume, in denen sie scheinbar wenig anders machen als zuvor – das meiste aber richtig. Bereits auf seinem wenig beachteten letzten Album »Kin« wirkte das Quintett, als sei ihm das musische Wandlungsinteresse abhandengekommen. Seither suchen die Londoner nach Mitteln, um die gedoppelten und engelssüßen Vocoder-Vocals von Liela Moss mit der verzerrten Wucht ihrer instrumentalen Entourage zu verkuppeln. Cold-Wave und lärmende Kakofonie wetteifern mit ätherischer Konsonanz und düster-romantischem Sounddesign. Das Album untersteht dabei ganz der choralen Omnipräsenz von Moss, wenngleich auf den monofonen Synthie-Flächen genug Platz ist, um dort experimentelles Timbre auszurichten: Inmitten mondscheinreiner Tonstrukturen, blindwütiger Reverb-Gitarren und paranoider Harfenzithern scheint es, als hätte ihre besänftigende Stimme einen Zähmungsauftrag. Nichtsdestotrotz klingen TDS dieses Mal auch um einiges offener. »Sky Is Mine« entfaltet eine nachhaltige Wärme, aus deren stoischer Genügsamkeit schwindelerregend schöne Klangvisionen hervorsteigen.


Von verschrobenen Außenseitern bis zu selbstbewussten Peaktime-Entertainern: Hinter den Techno- und House-Neuheiten stehen einige interessante Persönlichkeiten.

Mit EPs für Underground-Tastemaker Lobster Theremin und das dazugehörige Sublabel Distant Hawaii konnte Felix Weatherall alias Ross From Friends einen erstaunlich stabilen Hype um sich und seinen nostalgisch aufgeladenen Weirdo-House-Entwurf kreieren. »The Outsiders« (Magicwire) legitimiert diese Lorbeeren nun noch einmal und zeigt, dass Weatherall alles andere als ein flüchtiges Produkt des Zeitgeistes ist. Diese beiläufige und völlig unangestrengte Art und Weise, mit der hier selbst die eigenartigsten Referenzen zu tanzbaren Lo-Fi-Elegien verdichtet werden, bleibt auch mit dieser dritten EP erstaunlich gut. Wenn Matt Cutler alias Lone nicht gerade vielversprechende Newcomer für sein Label Magicwire verpflichtet, arbeitet er unermüdlich an seinem eigenen Universum weiter, das nun mit »Ambivert Tools Volume Two« (R&S) um eine hervorragende EP reicher ist. Wie schon mit dem vorangegangenen Teil widmet sich Cutler auch hier seiner druckvoll, zugleich aber auch immer betont schmutzig und nachlässig produzierten Vorstellung von zeitlosem House, dem die artifizielle Nostalgie nach wie vor ganz hervorragend steht. Dusky wenden sich nach ihrem eher durchwachsenen Album im vergangenen Jahr mit »Cold Heart« (17 Steps) wieder dem EP-Format zu und finden dabei auch ein Stück weit zu alter Stärke zurück. Schon der namensgebende Opener vereint alle Qualitäten, die das britische Duo einst so populär gemacht hatten, und bewegt sich fast schon spielerisch auf dem schmalen Grat zwischen Underground- und Großraum-Rave. Dass es nach hinten raus dann doch wieder ein bisschen käsig wird, darf man da durchaus verzeihen. 2015 gelang Lake People mit »Purposely Uncertain Field« eines der interessantesten House-Alben der vergangenen Jahre. Irgendwie hat man damals schon geahnt, dass es nicht einfach sein würde, daran anzuschließen. Die Entwarnung aber direkt vorab: Der Nachfolger »Phase Transition« (Mule Musiq) ist alles andere als eine Enttäuschung. Martin Enke, wie der Leipziger Produzent eigentlich heißt, hat seine Formel schlichtweg perfektioniert. Beseelter und zugleich unprätentiöser lässt sich Deephouse kaum inszenieren. Lediglich das Momentum, dieser abstrakte Flow des Vorgängers, gerät hier hin und wieder ins Stocken. Aber damit lässt sich durchaus leben.

Man kann nicht gerade behaupten, dass sich Detroit Swindle in letzter Zeit merklich aus ihrer Komfortzone bewegt hätten. Wozu auch? Die Platten werden gekauft, und die Gigs sind gut besucht, alles mehr als verdient und durchaus begründet. Trotzdem wird man das Gefühl nicht ganz los, dass dieser mit Funk, Soul und Disco flirtende Feel-Good-Sound ein wenig träge geworden ist – um nicht zu sagen: merkliche

Abnutzungserscheinungen aufweist. Dass sich mit »Can’t Hold It« (Heist) immer noch locker eine Open-Air-Crowd in Schach halten lässt – geschenkt. Ein bisschen mehr Kante und Ambivalenz könnte trotzdem Wunder bewirken.

Perfekte Überleitung zu Hodge, der sich als umtriebiger Protagonist der in Bristol ansässigen Bass- und Techno-Szene genau am anderen Ende des Lichtspektrums befindet. »Swing For The Fences« (Hemlock) riecht im besten Sinne nach feuchten Kellergemäuern und setzt die Messlatte schon mit dem perkussiv groovenden Titeltrack extrem hoch. Die B-Seite übt sich dagegen ein wenig mehr in melodischer Dramaturgie, rückt die rhythmischen Komponenten aber nur dezent in den Hintergrund. Für den Heimgebrauch vermutlich ein wenig zu funktional, im richtigen Kontext aber sicher eine absolute Geheimwaffe. Wem der originell verdrehte Tech-House von Sebastopol irgendwie bekannt vorkommt, der leidet nicht etwa an einem Déjà-vu, sondern hat den in Berlin lebenden Produzenten vermutlich schon unter dem Namen Sébastien Bouchet kennengelernt. Abseits solcher Formalitäten klingt »Gahalowood« (Kompakt) tatsächlich genauso magisch und geheimnisvoll wie sein Name. Da stört es auch nur bedingt, dass alle drei Titel mit ihrer verhuschten Indie-PopÄsthetik und den melancholischen Pad-Konstrukten fast schon ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. Will Saul scheint derzeit Spaß an Gemeinschaftsprojekten zu haben – anders lässt sich der fortlaufende Output in verschiedenen kollaborativen Verhältnissen kaum erklären. Nach drei EPs mit Keiran Lomax alias Komon hat sich Saul nun mit Tee Mango (bürgerlich: Tom Mangan, Gründer des Mode- und Schallplatten-Labels Millionhands) als Primitive Trust verbrüdert. Dass »Power On« (Aus Music) zwei organisch und ausgesprochen smart artikulierte Liebeserklärungen an die klassischen House-Spielarten auffährt, überrascht natürlich überhaupt nicht und ist in seiner geschmackssicheren, wenn auch ein wenig vorhersehbaren Ausführung ganz einfach grundsolide. Nicht mehr und nicht weniger.

Mit seinem 2014 erschienenen Debütalbum »Double Divide« zeigte Alec Storey alias Second Storey, dass experimentelle Spleens und griffige Eingängigkeit kein Widerspruch sein müssen. Eine These, die von »Lucid Locations« (Houndstooth) nun noch einmal selbstbewusst bestärkt wird. Hier sitzt zwar nicht jede Nummer, in seinen besten Momenten beschwört das Album aber eine eigenartige Reibung zwischen Wohlgefühl und Irritation. In seinen schwächeren allenfalls Letzteres.

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29.11. 30.11. 01.12. 13.12. 14.12. 15.12. 24.01. 25.01.

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26.01. 27.01. 31.01. 01.02. 02.02. 03.02. 09.02. 10.02.

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Judith Holofernes Ich bin das Chaos Präsentiert von event. Magazin

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Die Höchste Eisenbahn Live 2017

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Revolt Tour 2018 Präsentiert von Allschools, event. Magazin, FUZE, Heartcore Mag, Morecore, Pfand gehört daneben, Stageload & Super Freunde

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Oberhausen Karlsruhe Trier Stuttgart München Leipzig

20.01. 21.01. 22.01. 24.01. 25.01. 26.01. 27.01.

Braunschweig Berlin Hamburg Wiesbaden Münster Köln Kaiserslautern

04.10. 05.10. 06.10. 07.10. 08.10. 09.10. 11.10. 12.10.

Dresden, AT-Wien Nürnberg Leipzig Berlin Hannover Kiel Rostock

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Helgen Halb oder gar nicht Tour 2017 Präsentiert von ByteFM, DIFFUS, event. Magazin, how deep is your love, kulturnews & The Pick

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Malky Play – Acoustic Trio Tour 02.12. Hamburg ElbphilPräsentiert von: Ask Helmut, harmonie, Kl. Saal event. Magazin, laut.de 03.12. Münster & vevo 10.12. Coburg 11.12. München

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Zeit bleibt Zeit Tour 2017 Präsentiert von Ask Helmut, how deep is your love & The Pick

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WIZ ARD PROMOTIONS PRESENTS Mit Stücken wie »Houses« oder »The Contaminant« erinnern sie sogleich an arriviertere Genregeschwister wie The Kills oder Wolf Alice. Ambientes Couleur und der rasende Versuch, all die tonalen Antagonismen in Einklang zu bringen, lassen vermuten, dass »Sky Is Mine« mit ähnlichem Werkzeug besser zurechtkommt als sein Vorgänger. Benni Bender

EMA Exile In The Outer Ring City Slang / Universal

15.9. HAMBURG · 16.9. BERLIN · 21.9. MÜNCHEN · 25.9. LUDWIGSBURG 27.9. FÜRTH · 28.9. OFFENBACH · 3.10. OBERHAUSEN

SPECIAL GUESTS:

(N ICHT I N BERLI N)

10.11. BERLIN · 14.11. HERFORD 23.11. LEIPZIG · 25.11. MÜNCHEN

Dezidiert melodisch, verblüffend unaufgeregt und dabei unmissverständlich Position beziehend, inszeniert Erika M. Anderson das Zerwürfnis einer gescheiterten Kulturnation. »Exile In The Outer Ring« ist bestimmt kein Hilferuf, nein. Es ist vor allem die wütende Anklage an einen vermeintlich liberalen Kapitalismus, der die sich auflösenden Grenzen zwischen Kreativem und Prekärem zu einer einzigen semipermeablen Membran transformiert, die ausschließlich in das Prekäre übertreten lässt. Der Moment der Haltung entsteht im Augenblick der subversiven Erkenntnis, in dem Erika M. Anderson schöpferische Obstruktion proklamiert. Bei allem programmatischen Anspruch oder der Konstruktion dessen kollabieren ihre NoiseArrangements regelmäßig zu einer schwer zu definierenden Eigenart, die klingt, als würde sich Marilyn Manson an einem Einstürzende-Neubauten-Cover für den Soundtrack einer unterfinanzierten Marvel-Verfilmung versuchen. Vor allem leben die elf Tracks auf »Exile In The Outer Ring« jedoch von den eingängigen Vocals Andersons, die trotz ihres komprimiert arrangierten Pathos’ wie das Menschliche durch eine entmenschlichte Apokalypse wehen. Mathias Meis

vorangegangenen Werken. Gediegen geht es bisweilen noch immer zu, so zum Beispiel bei »One Big Wave« und »Lost Everything« oder der Single »Me Swimming«, die vergleichsweise eingängig daherkommt. Beim dritten Album erwartet einen dann PostpunkMetalcore, munkelt man. Paula Irmschler

Foster The People Sacred Hearts Club Columbia / Sony

»Sacred Hearts Club« ist perfekter DiscoPop für diejenigen, die am Samstagabend doch lieber zu Hause bleiben wollen. Einen Song wie »Pumped Up Kicks«, der auch fünf Jahre nach Erscheinen immer noch keinen Hintern ungeschüttelt lässt, schreiben die meisten Bands nur ein Mal im Leben. Während Foster The People auf ihrem darauffolgenden Debütalbum »Torches« in der Tat noch recht nah an einem zweiten (und dritten) Glückstreffer lagen, blieb ihr Zweitwerk »Supermodel« im Kern ein wirres Austesten verschiedener Stile mit dem Ziel, einen Nachfolger für den größten Sommerhit des Jahres 2011 zu finden. Mit »Sacred Hearts Club« scheinen die Kalifornier nun den Sturm auf die Disco-Playlists aufgegeben zu haben und legen lieber in der Lounge neben dem Tanzsaal die Füße hoch. Songs wie »Doing It For The Money« und »SHC« sind zwar eingängiger und verspielter Pop, entfalten dank ihrer gemächlichen bpm-Rate aber einen beinahe einlullenden Sog: Dream-Pop würde grüßen lassen, wenn er nicht so schläfrig wäre. Das wirkt angenehm unangestrengt und auch dann noch in sich geschlossen, wenn »Lotus Eater« sich zu einem Ausreißer in den Rock aufrafft oder »Loyal Like Sid And Nancy« dann schließlich doch den Beat droppen lässt. Wer einen roten Faden ein ganzes Album hindurch so überzeugend weben kann, kann mit Sicherheit schon einmal kein OneHit-Wonder sein. Jan Martens

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HOLYGRAM 26.11. HAMBURG 28.11. BERLIN 29.11. LEIPZIG 30.11. MÜNCHEN 2.12. OFFENBACH 3.12. DÜSSELDORF TH E PU N ISH M ENT O F LUXU RY TO U R

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Mary Epworth Elytral Sunday Best / PIAS / Rough Trade / VÖ 01.09.17

Nix mehr mit gefällig: Das zweite Album der Britin ist psychedelisch und nervig, aber im positiven Sinne. Mutig, mutig. Mary Epworth hatte mit ihrem Debütalbum »Dream Life« eingefahren, was man mit einem Debütalbum eben so einfahren will: Sie wurde von Kritikern gefeiert, im Radio gespielt und tourte durch die Botanik. Jetzt setzt sie das aufs Spiel und wirbelt alles durcheinander und auf. Denn »Elytral« ist nicht nur ein bisschen elektronischer oder ein bisschen experimenteller, wie man das bei zweiten Alben ja gern mal versucht. Nein, es ist richtig forsch und schrill, es kratzt und es stört. Songs wie »Last Night« oder »Gone Rogue« beginnen sphärisch und einladend, nur um dann vor den Kopf zu stoßen und schrillend zu lärmen. Aber es ist geil. Wenig Easy Listening, wenig Nebenbei-Gedudel – man muss bei diesem Experimentierspaß mit Effekten und Instrumenten einfach hinhören (Ist das etwa ein Dudelsack in »Watching The Sun«? Was haben sie mit ihrer Stimme gemacht in »Burned It Down«?). Doch »Elytral« ist kein gänzlicher Bruch mit

Ghostpoet Dark Days & Canapés PIAS / Rough Trade

Die Zeiten sind hart, und nach der Sonne muss man in dieser Welt gerade gründlich suchen. Kein Wunder, dass Ghostpoet Lässigkeit gegen Düsternis eintauscht. Brexit, Trump und andere politische Wirrköpfe, Klimawandel, Tausende tote Flüchtlinge in gekenterten Booten: Da verliert auch ein in seinen von Grime inspirierten Tunes der konsequenten Lässigkeit verhafteter Typ wie Obaro Ejimiwe schon mal die Fassung. Die Welt schwarz zu sehen ist leicht in diesen Tagen, und sie primär in illustren Farben zu malen ist Augenwischerei: »Dark Days & Canapés«, die neue Ghostpoet-Platte, ist nur zu deutlich inspiriert von der tiefdunklen Weltlage, in der wir uns befinden; da gibt schon ihr Titel kaum Rätsel auf. Und wo sich Ejimiwe als Songwriter fraglos deutlich weiterentwickelt, passt sich auch sein Sound seiner Stimmung an: In einem wesentlich organischeren, brodelnd-bedrohlichen Sound sprechsingt er mit


ZIEGENBLUT IM DOSENBIER MIT FRIESE UND HÖLLE

Eine neue, gemeinsame Kolumne: Andree Böhle und Carsten Schumacher schreiben jetzt zusammen als Friese & Hölle direkt aus dem Kölner Plattenladen Underdog.

Hölle betritt den Underdog Recordstore. Friese hat gerade die »Cypress Ave.« (Napalm) von Midnight Ghost Train auf den Plattenteller geschmissen. Hölle: Friese, suchst du nach einem Weg, deinen Bart in kürzester Zeit noch länger wachsen zu lassen? Der Sound pustet mir Sand auf die Sonnenbrille. Friese: Als wäre Tom Waits der Zauberer von Oz und die Band auf der Suche nach dem Rock gewesen. Immer noch räudig trocken, wenn auch gesetzter als auf den Vorgängern. H: Bei der Stimme hat man immer noch das Gefühl, dass Muttern und Schrauben aus der Kehle fliegen. Ein Wüstensound wie Kyuss in nackt oder Homme mit ZZ-Top-Bart. Und das mit Tom Waits stimmt auch, von dem kauf ich mir auch gleich mal ‘ne Platte ... Hey, hast du gerade was von Flight Of The Concords aufgelegt? F: Ich weiß, als hätte sich eine amerikanische Jazzkantine auf die Platte geschlichen. Ist aber der einzige Ausfall, versprochen.

Friese legt »The Fickle Finger Of Fate« (Joyful Noise) von Dale Crover auf. F: Ist das noch Metal? Also selbst im weitesten Sinne? Klar, Melvins haben fast jede Grenze eingerissen, also warum sollte sich Dale Crover darauf beschränken, auf einer Wiese zu grasen? Aber dennoch ... H: Es ist ja Crovers erste Solo-LP, wenn man vom Melvins-Album seines Namens absieht, das in meinen Augen nicht zählen darf. Und ich finde es sehr angenehm, dass sie nicht klingt, als würde der Drummer dasselbe wie seine Band spielen, nur dass jeder Song zwei Drum-Soli enthält und die Schlagzeugspuren 30% lauter sind als der Rest. Vielmehr klingt alles wie eine Sammlung aus Songs und Fragmenten, die ihm zwischendurch mal im stillen Kämmerlein eingefallen sind. Ich mag daran, dass man nie weiß, was der nächste Track bringt. F: Man weiß nicht, was die nächsten 15 Sekunden bringen, sage ich. Das geht so quer durch die Gitarren-1990er, dass ich nicht mal weiß, wo ich das hier im Laden einsortieren soll.

Ganz im Gegensatz zu »In Ignorance We Trust« (Century Media), der neuen Platte von Dead Lord. H: Ja, leg die mal auf, ich brauche mal einen stabilen Ausfallschritt. Hier hört man tatsächlich jeden Chorus schon Kilometer vorweg herantraben, jede Bridge trägt einen Schnauzbart unter der Pilotenbrille, und die Twin-Gitarren haben sie doch von Thin Lizzy beim Pokern gezockt! F: Der Lizzy-Vergleich ist mittlerweile so alt, wie Phil Lynott tot ist, und mein Herz blutet immer noch. Mit ihrer dritten Platte haben Dead Lord ihren eigenen Sound etabliert, finde ich. Midtempo-Classic-Rock mit Twin-Lead-Gitarren. Hier wird nichts neu erfunden, das aber gut verpackt. Und manchmal freut sich die Katze eben über den Karton genauso wie über den Inhalt. H: Dann hörst du gerade eine Platte mit Phantom-Songs, ich höre einen starken schwedischen Akzent und kann vom Erfolg dieser Band nur rückschließen, dass ihre Songs live womöglich nicht wie ein

Kleinstadt-Fest klingen, auf dem kahle Männer ihrer Midlife-Crisis maximalen Raum geben. Apropos, gab’s nicht ein neues Album von Paradise Lost? F: Von Midlife-Crisis zu zweiter Frühling? Wobei PL ja mittlerweile so viele Frühlinge hatten, wie es »Sharknado«-Fortsetzungen gibt. Darf man bei PL überhaupt von Frühling reden? Also rein stimmungsbedingt? H: Nach klassischer Betrachtung wäre Gothic Metal ja eher der Herbst, aber im Fall von PL sind wir gerade einmal durch mit dem Zyklus der Jahreszeiten und nähern uns dem Death-Metal-Anfang. Jedenfalls growlt Nick Holmes wieder wie von dem Geist der Nostalgie beseelt, integriert aber den Klargesang der Jahrtausendwende und zeigt überdies, dass der Gesangsunterricht keine reine Geldverschwendung war. Tragisch in meinen Augen ist allerdings, dass Greg Mackintosh seine gotischen Tonleitern in der Schublade lässt. Die Songs auf »Medusa« (Nuclear Blast) sind am Ende doch sehr straight und wirken wie ein Mittel zum Zweck, um das frühe Material wieder gut in die aktuellen Sets einbauen zu können. F: Ich gebe dir recht, dass die Songs sehr straight daherkommen. Aber straight heißt in diesem Fall auch ohne sonderliche Ausfälle. Nun gut, die tatsächlichen Höhepunkte bleiben vielleicht auch aus, aber unterm Strich die beste Platte, die wir bisher laufen hatten.

H: Dann leg bitte mal die »Ardor« (Southern Lord) von Big | Brave auf, denn die wäre mein Highlight. Das Trio aus Montreal hat diesen großartig minimalistischen Sound, diese tiefen, stehenden Gitarrenakkorde; Jessica Moss vom Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra ist wie beim Vorgänger »Au De La« dabei, dazu erstmals Thierry Amar von Godspeed You! Black Emperor. F: Beim ersten Stück muss ich direkt an die Breeders denken, eine heavy Version natürlich, aber die Stimme erinnert mich schwer an Kim Deal. Die mag ich ja. Aber das hier ist mir doch zu viel Kunst. Wenn der Sound über den Songs steht, bevorzuge ich eben Sunn O))) oder Sleep. H: Mit Sunn O))) war die Band ja auch fast ein Jahr auf Nordamerika-Tour, und trotzdem geht’s hier nicht um das Hochamt für die modulierende Verzerrung eines einzelnen Akkords. Und als gezwungen arty läuft’s mir auch nicht unbedingt rein. Mich fasziniert eher das Zusammenspiel aus Stimme, schwerer Gitarre und der Luft, die sie in ihren Songs lassen, weshalb die Platte ja auch schon mit dreien davon voll ist. [Ein Kunde wartet schon länger ungeduldig und verschafft sich plötzlich Gehör:] Einmal Viktoria Köln gegen Bergische Volleys! F: Du, ich muss mal wieder. H: Is klar, tschö!

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#Review Grabesstimme Zeilen wie »Can you please explain it clearly to me? We had it all« oder »It’s a freakshow. I feel it all over my body. Let me out«, und dazu lacht wie im Wahn ein Gospelchor. »Dark Days & Canapés« ist im genau richtigen Maße unangenehm und dadurch packend, ein gutes Statement eines immer noch höchst talentierten Musikers in einer diffusen Zeit. Kristof Beuthner

20.10.2017 27.10.2017 07.11.2017 11.11.2017 18.11.2017 23.11.2017 24.11.2017 09.12.2017 17.02.2018 16.03.2018

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derselben Gesangsbesetzung für seine Band wie beim Vorgängeralbum geblieben. Und tatsächlich neigt man dazu, aus den Songs von »Omnion« eine neue Introvertiertheit herauszuhören. Die Disco bekommt man aus Butlers Tracks natürlich nicht heraus, er hat sie aber um einen kühlen Electro-PopAppeal ergänzt. Dementsprechend vermisst man auf »Omnion« die ravenden Hits seiner Vergangenheit, goutiert aber die subtile Eleganz, die das Album mehr denn je besitzt. Ein wichtiger Faktor dafür ist der sinnliche Gesang des Belgiers Gustaph, der mit Rouge Mary weiterhin die Frontreihe der Band bildet. Daneben hat Butler unter anderem Sharon Van Etten und The-Horrors-Frontmann Faris Badwan um ihre Stimmen gebeten. Und auch sie reihen sich in die sinnliche, elegante, aber auch dezente Grundstimmung der neuen Hercules & Love Affair ein. Christian Steinbrink

Jagjaguwar / Cargo

Gordi aus Sydney schafft den Sprung vom Gitarrenzupfen im College-Zimmer zu beinahe epischen Folktronica-Produktionen. Beim Label Jagjaguwar ist sie damit optimal aufgehoben. Gordis viel beachtete EP »Clever Disguise« und ihr Cover von Courtney Barnetts »Avant Gardener« haben nicht zu viel versprochen. »Reservoir« klingt zunächst weich und einlullend, bricht einem gleichzeitig aber ein bisschen das Herz. Die 24-jährige Sophie Payten kommt aus dem australischen Hinterland und zog für ihr Studium nach Sydney, wo sie aber in erster Linie an ihrer musikalischen Entwicklung arbeitete. Der schräge Künstlername geht übrigens auf das Konto ihres Bruders. Wenn im Zusammenhang mit einer Platte Namen wie S. Carey und Jagjaguwar fallen, ist es kaum überraschend, dass hier Klänge aufkommen, die an Bon Iver erinnern (»Heaven I Know«). Der Großteil der Songs wurde zusammen mit Tim Anderson (Banks), Ben McCarthy, Ali Chant (Perfume Genius) und Alex Somers (Sigur Rós) produziert, die Texte stammen allein aus Gordis Feder. Der Opener »Long Way« liefert mit opulenten Vocals einen passenden ersten Eindruck von der Platte: In ihre tiefe Stimme packt Gordi Nostalgie und Drama, ganz ohne pathetisch zu sein. Dabei hört sie sich trotzdem mühelos und zurückgenommen an. Vielleicht ergibt sich daraus die unglaubliche Wirkung ihrer Musik, die letztlich auch von dezenten elektronischen Spielereien getragen wird. Das Duett mit S. Carey (»I’m Done«) und die Indie-Perfektion der Single »Can We Work It Out« sind bei so einem Album fast nur noch das Sahnehäubchen. Elisabeth Haefs

Micah P. Hinson The Holy Strangers Full Time Hobby / Rough Trade / VÖ 08.09.17

Hervorragender Songwriter, mäßige Platte: Micah P. Hinson stolpert diesmal über sein Konzept. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Micah P. Hinson mit »The Day Texas Sank To The Bottom Of The Sea« einen der herzzerreißendsten Songs der Musikgeschichte geschrieben hat und auch sonst zu den größten Entdeckungen gehört, die der gemeine Moll-Mensch machen kann. Der kauzige Südstaatler hatte schon immer einen Hang zu großen Gesten und bezeichnet den Rahmen für seine neuesten Songs diesmal als Modern Folk-Opera. Diese beginnt nach dem Intro mit der wunderbaren Ballade »The Great Void« und geht mit Cash-Vibes und dem kleinen Song »Oh, Spaceman« für seinen Sohn weiter. Alles so weit nach PflichtkaufPlan und alles wieder vorgetragen von dieser markanten Stimme, die auch Steuererklärungen und Bußgeldbescheide in Killer-Balladen verwandeln könnte. Leider wäre aber auch ein Bußgeldbescheid-Blues besser als die Spoken-Word-Passagen und drögen Instrumentals, zu denen Hinson im Anschluss einfach zu oft als Konzept-Kleister greift. All das Füllmaterial, das dann doch höchstens beim Gähnen die Kinnlade rührt und den eigentlich positiven Einstieg mindert. Da kann man noch so rumnölen, ich habe das Konzept nicht verstanden: Muss eine EP mit vier bis fünf wirklich guten Songs zu einem blutleeren 14-Track-Epos aufgeblasen werden? Sebastian Jegorow

Hercules & Love Affair Omnion Skint / BMG / Warner / VÖ 01.09.17

Hercules & Love Affair haben ihren ekstatischen Rave gegenüber einer nüchterneren Dezenz eingedämmt und schaffen damit eine neue subtile Eleganz. Es ist vielleicht ungerecht, in jeder Exzentrik auch ein bisschen Egozentrik zu lesen. Trotzdem schien Andy Butlers emanzipatorischer Weg als Hercules & Love Affair in den letzten zehn Jahren davon geprägt – nicht zuletzt auch durch den Rausch induziert, in dem er sich quasi permanent befand. Sein inflationärer Verschleiß an Bandmitgliedern ist dafür nur ein Indiz. Nun jedenfalls soll Butler nüchtern sein, ist für sein viertes Album beim Major-Label gelandet und erstmals bei

Grizzly Bear Painted Ruins RCA / Sony

Bisweilen zugänglicher, aber immer noch abenteuerlustig sezieren Grizzly Bear auf »Painted Ruins« dieses Potemkin’sche Dorf namens Leben. »Take the past, own your scars, let it show. Move too fast, here we are, can’t let go«, singt Ed Droste in »Losing All Sense«, und wer sich ein wenig mit der Entstehung von »Painted


HEIMSPIEL MIT KRISTOF BEUTHNER

Wenn die Welt am Abgrund steht, hilft nur noch Musik: gegen Gewalt und Hass, aber auch gegen Hedonismus und Vereinzelung. Zum Beispiel diese elf Heimspiel-Platten.

Ein Song wie »Idioten der Saison« drängt sich in diesen Tagen förmlich auf. Das wissen auch Montreal, deren neues Werk »Schackilacki« (Amigo) sich sogar in seiner Gesamtheit gegen Wutbürger, Abstreiter und Blindfische richtet. Den Deppen des Landes mit Augenzwinkern den Spiegel vorzuhalten ist insgesamt schon sehr Ärzte, der krachende Pop-Punk der Hamburger eh. Aber was soll man sagen – die LP geht gut nach vorn und in die Beine, und von dieser Attitüde kann eh nie zu viel da sein. Apropos Punk mit Gesellschaftsohrfeige: Das können natürlich auch Der Wahnsinn, ebenfalls aus Hamburg. Bei ihrem neuen Album »Aus Liebe zum System« (Wahnsinn) fällt einem der Sarkasmus mit Anlauf um den Hals. Weniger gegen politische Idioten, sondern vielmehr gegen die Hedonisten, die ihre Freizeit mit unwichtigem Quatsch füllen – Currywurst, Facebook, Plauze tätscheln –, anstatt aufzubegehren. Dadurch sind wir doch wieder bei den Idioten der Saison. Auf dem Album gibt es als Beigabe übrigens noch elf der zwölf Songs in Live-Versionen. Warum auch nicht? Ganz ohne Punk verteilt die Songwriterin Sarah Lesch ihre Ohrfeigen, auch wenn sie gleich im Opener von »Da draussen« (Kick The Flame) sagt: »Ich weiß, dass wir’s versaut haben und dass ein Wunder jetzt auch nichts mehr bringt. Aber ich weiß auch, dass man die Angst vergisst, die Angst vergisst, wenn man singt.« Das lässt sich ganz gut als Leitfaden lesen: Sarah Lesch singt unglaublich kluge, poetisch wunderbar pointierte Texte zu Gitarre, Schlagzeug, Bass und manchmal sogar Bläsern. Für das ohnehin politisch eindeutig orientierte Label Audiolith gehören amtliche Schellen eh zum guten Ton. »Klar zum Kentern« (Audiolith), das neue Album ihres Rappers Captain Gips, passt perfekt in diese irren Zeiten: scharfe Raps, mitreißende Hooks und zwar keine Lösung für all die Probleme da draußen, aber wenigstens die passenden Kommentare dazu: »Es macht mich traurig, dass es one world, one love nicht gibt – weil es Arschlöcher wie dich gibt.« Tommy Finke, der einst schon die Erde als »Planet der Affen« ausrief, hat auch »Ein Herz für Anarchie« (Retter des Rock). Aber mit Punk und großen, kritischen Worten hat er nicht mehr viel zu tun. Er tanzt lieber besoffen durchs Brandenburger Tor und macht mitreißenden Songwriter-Pop, der seinen Platz neben Bosse im Radio sucht. Ein bisschen mehr Kante würde ihm dabei guttun, aber die Liebe zum Moment und zu Gesprächen über Früher ist größer. Dann doch lieber programmatischen MetalcoreIrrsinn: Wenn eine Band Rising Insane heißt, sie ihr Album »Nation« (Recordjet) nennt und darauf dann auch noch Songs namens »Resistance«, »This Is A Plague« oder »This Can’t Be Us« zu finden sind, ist klar, wohin die Reise geht

– auch wenn man die Texte vor Gebrüll nicht versteht. »Nation« ist so genretypisch wie vorhersehbar, aber darin konsequent und stilvoll. Manchmal muss man eben einfach schreien.

Wesentlich spannender klingen Malcolm Rivers aus Münster, deren Debüt »Karmageddon« (Timezone) auf Hardcore-Grundfesten fußt, die Augen vor anderen Einflüssen aber nicht verschließt, was allein das episch-orchestrale Intro beweist. Leitthema der Platte ist die Zeit auf der Erde, die für uns alle begrenzt ist – und somit die Tatsache, dass wir alle selbst entscheiden müssen, für welche Veränderungen wir sie nutzen wollen. Eine wichtige Ansage, eine versierte, vielschichtige Genreinterpretation – ein rundum gelungenes Debüt. Von unserer durch die digitale Gesellschaft herbeigeführten Vereinzelung, Vereinsamung und dem zunehmenden Kontrollverlust erzählen die Schweizer Gran Noir auf ihrem zweiten Album »Electronic Eyes« (Ambulance). Dass da kein Quell der Fröhlichkeit entsteht, ist nur logisch. Aber die Düsternis, die der Alternative-NoiseRock dieser Band zelebriert, ist so konsequent und intensiv, dass die Platte trotz ihrer ernsten und wichtigen Themen auf positive Weise lange nachwirkt. Felix Denzer hat mit Fewjar schon einige Alben veröffentlicht. Auf seinem Solo-Ausritt »Ebriety« (Smile) unter dem Namen DNZR malt er mit elektronischen Klangcollagen, die sich aus Field Recordings, Jazz-Grooves, Loops, Beats und elegischen Ambient- und TripHop-Flächen speisen, das von Hedonismus, Rastlosigkeit und Wahn, aber auch von Freiheit und Unabhängigkeit geprägte Bild einer nicht benannten Metropole. Sehr suggestiv, sehr spannend. LeVent aus Berlin spielen auf ihrem gleichnamigen Debüt (A Recordings) die Art von Kraut-, Noise- und Stoner-Rock, die sich derzeit durch Bands wie Die Nerven oder Van Holzen einiger Popularität erfreut: düster, drückend, aber auch mitreißend und energetisch. Mit repetitiven Mustern und dröhnenden Drums baut die Band um Sängerin Heike Rädeker mächtige Soundwände auf. Man muss sich LeVent-Konzerte für diesen Herbst dringend vormerken, denn sie werden Feste für unsere Trommelfelle. Zum Schluss noch eine Portion gesunder Dadaismus: Das Projekt Erneuerbare Energien besteht aus Mitgliedern von Saalschutz, Der Bürgermeister Der Nacht und Kolossale Jugend, die auf ihrem selbstbetitelten Album (Hand 11) sanft tröpfelnde Elektronik-Beats mit Nonsens-Chansons (»Rasmus hat kein Internet, jetzt ist er allein im Bett«) koppeln. Da muss man grinsen, auch wenn einen der Sinn des Ganzen nicht anspringt.

THE MAINE 23.09. BERLIN 24.09. KÖLN 25.09. HAMBURG

JOSÉ GONZÁLEZ WITH THE STRING THEORY

02.11. BERLIN 07.11. WIESBADEN

TOM SCHILLING & THE JAZZ KIDS

20.10. WESTHOFEN 21.10. REUTLINGEN 22.10. NÜRNBERG 24.10. AUGSBURG 25.10. ULM 26.10. – 28.10. KALTERN (IT)

MOGLI

28.09. 29.09. 30.09. 26.10. 27.10. 28.10. 29.10. 01.11. 02.11. 16.11.

LEIPZIG DORTMUND DRESDEN HANNOVER AUSVERKAUFT KÖLN AUSVERKAUFT MÜNCHEN AUSVERKAUFT FRANKFURT AUSVERKAUFT BERLIN AUSVERKAUFT HAMBURG AUSVERKAUFT DÜSSELDORF AUSVERKAUFT

BALBINA 19.11. 20.11. 21.11. 23.11. 24.11. 25.11. 27.11. 29.11. 30.11. 02.12.

STUTTGART HEIDELBERG MÜNCHEN AARAU (CH) AUGSBURG FRANKFURT KÖLN ESSEN MÜNSTER POTSDAM

AMBER RUN 01.11. 02.11. 03.11. 04.11. 05.11.

FRANKFURT BERLIN HAMBURG KÖLN MÜNCHEN

HEIN COOPER 08.09. 09.09. 10.09. 12.09. 13.09. 14.09. 15.09. 16.09.

FRANKFURT DÜSSELDORF HAMBURG HANNOVER STUTTGART ERLANGEN FREIBURG MÜNCHEN

HAUX 26.10. HAMBURG 28.10. MÜNCHEN

VÖK 17.09. DARMSTADT 18.09. HANNOVER

JOON MOON 07.11. BERLIN

MESSER

LAMBERT 22.09. 23.09. 24.09. 25.09. 26.09. 27.09. 28.09. 27.10. 28.10. 15.11. 16.11. 17.11. 18.11. 22.11. 23.11. 24.11. 30.11. 23.12.

JENA DRESDEN LEIPZIG NÜRNBERG ZÜRICH (CH) LUDWIGSBURG WIESBADEN MÜNCHEN BOCHUM KÖLN WUPPERTAL BIELEFELD PARIS (FR) BERLIN YVERDON (CH) AMSTERDAM (NL) LONDON (UK) HAMBURG AUSVERKAUFT

ALIOCHA 27.09. 28.09. 18.11. 19.11.

MÜNCHEN WIEN (AT) BERLIN HAMBURG

27.10. 28.10. 29.10. 30.10.

OSNABRÜCK LÜNEBURG ROSTOCK BERLIN

MICHAEL SCHULTE 02.11. 03.11. 04.11. 05.11. 07.11. 08.11. 09.11. 11.11. 12.11. 14.11. 15.11. 16.11. 17.11. 18.11.

OSNABRÜCK BERLIN LEIPZIG DRESDEN MÜNCHEN STUTTGART HEIDELBERG BREMEN FRANKFURT HAMBURG DORTMUND HANNOVER WUPPERTAL KIEL

SAM AMIDON 28.10. DÜSSELDORF 29.10. HAMBURG 30.10. BERLIN

SELECTIVE ARTISTS www.selectiveartists.de


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BARRENSTEIN

E V E R Y VA L L E Y TO U R

08.11.17 18.11.17 20.11.17 26.11.17

MÜNCHEN KRANHALLE BERLIN FRANNZ CLUB HAMBURG KNUST KÖLN YUCA

Ruins« beschäftigt hat, weiß, wie wörtlich man diese Zeilen lesen könnte. Aber es steht Grizzly Bear gut, dass sie ihre Narben mit Stolz tragen. Und es wirkt tatsächlich so, als könnten sie kreativ nicht voneinander lassen. Treibende Kraft auf »Painted Ruins« ist diesmal Bandmitglied und Produzent Chris Taylor, der die Band immer wieder zusammentrommelte, um entweder zu jammen oder neue Songs aufzunehmen. Von einem konkreten Album sprach man dabei lange nicht. Dermaßen von Zwängen und Zweifeln befreit, die Grizzly Bear während ihrer zu langen Tour gequält hatten, malen sie mit jenen grellen Farben, die ihre Klangpalette zu bieten hat und die schon »Shields« zu einem Überalbum machten: Hooks, die sich erst langsam anschleichen und einem nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen, den leidend schönen Stimmen von Ed Droste und Daniel Rossen sowie diesen psychedelischen Passagen, die jedoch immer wieder einen Anker in die aufgeräumten Parts ihrer Songs treiben. Vor allem mit Letzteren geben sie sich generöser und erlauben sich in »Mourning Sound«, »Three Rings«, »Neighbours«, »Losing All Sense« und »Wasted Acres« ein Maß an Zugänglichkeit, das ihre Hörerschaft noch einmal vergrößern dürfte. Dahinter verbergen sich jedoch ein quälendes Sinnieren über zerbrochene Beziehungen, Selbstzweifel, zwischenmenschliche Verletzungen und all die grellen Farben, die wir auftragen, um dies alles vor unseren Liebsten zu verstecken. So macht dann auch – wen wundert es bei dieser so überlegten, cleveren Band – der Titel »Painted Ruins« auf einmal Sinn. Daniel Koch

Tidal / Universal

30.10.17 HA NNOV E R ≈ LUX 01.11.17 B E RLIN ≈ PRINCE CH ARLE S 02.11.17 DRE S DE N ≈ B E ATP OL 03.11.17 FR ANKFUR T ≈ ZO OM 0 4.11.17 MÜN S TE R ≈ G LE I S22

Eines Morgens um 4:44 Uhr begann Jay-Z, an seiner Lebensabschnittsbeichte zu texten. Wie zu erwarten war, macht er daraus ein unterhaltsames Kapitel HipHop und lässt alle Welt daran teilhaben. Schon lange wurde kein Album lyrisch so sehr ausgeweidet, ohne in gleichem Maße auf die Musik einzugehen, wie Jay-Zs mittlerweile schon 13. LP »4:44«. Und natürlich ist der Geschäftsmann Shawn Carter mitsamt seiner Celebrity-Familie dafür zu einem Großteil selbst verantwortlich. Denn die Frage, ob man hier einen breit angelegten fiktiven Plot verfolgt, darf schon gestellt werden. Ein paar Beispiele aus der aktuellen Folge dieser Soap Opera gefällig? Carter outet seine Mutter als lesbisch und zeigt sich verständnisvoll, er entschuldigt sich bei seiner Gattin Beyoncé für eine Affäre, die Bey ihrerseits auf ihrem letzten Album »Lemonade« als »Becky with the good hair« bereits angedeutet hatte. Er schießt gegen den undankbaren Kanye West und macht sich über Futures Beziehungsprobleme lustig, er versucht vor aller Welt Augen seine Ehe zu retten, und dann ist da auch noch die mysteriöse Geschichte um Beyoncés unkommentierte Zwillingsgeburt. Man darf fragen, ob Carter das alles nötig hat. Man kann ihm aber genauso gut zu hochwertiger Unterhaltung mit doppelten Böden gratulieren. Letztere rühren auch daher, dass er auf seinem neuen Album einer Disziplin keine Beachtung schenkt, die er zuvor mit Bravour beherrschte: Hits. Wie diverse Klasse-A-Stars zuvor, etwa Drake, eben Kanye oder auch Beyoncé selbst, ist bei Jay-Z keiner der nur zehn neuen Songs auf eine Radiorotation ausgerichtet. Stattdessen wirkt »4:44« wie ein Oldschool-Mixtape voll saftiger Funk- und Soul-Samples, von No I.D. sehr dezent und

wie aus einem Guss produziert und mit viel Platz für Carters Lebensabschnittsbeichte. Zunächst mag das Album musikalisch an seinen Hörern vorbeirauschen, es offenbart aber nach und nach Qualitäten, die nicht allein in Carters nach wie vor unbestechlichem Flow liegen. Und auch die Gäste, allen voran Hovas Frau und Mutter, machen diese Episode aus dem Leben der Familie Carter hörenswert. Christian Steinbrink

Sub Pop / Cargo

Nach 15 Jahren, fünf Alben, vielen EPs, Kollaborationen und unzähligen Konzerten erreicht Sam Beam alias Iron And Wine seinen musikalischen Gipfel. Und ist dabei so leise wie selten zuvor. Der charmante Vollbart, der zuletzt mit Jesca Hoop das tolle Kollabo-Album »Love Letter For Fire« veröffentlichte, lässt mit seinem samtigen Stimm-Timbre (das mutmaßlich nach Karamell schmeckt) und seinen kniffeligen Gitarrenpickings auch das Herz des abgeklärtesten Southern-Rock-Fans erweichen. Zusätzliche Softskills, die neben viel Talent und einer komischen Ader seit jeher für den Singer/Songwriter aus North Carolina sprechen. Zum Heldenstatus unter Kritikern verhalfen ihm aber eher seine Live-Auftritte als die Konserven – zu oft wurden die AlbumAufnahmen unnötig ausgeschmückt, aufgepumpt und glattpoliert. Endlich ist damit Schluss, denn »Beast Epic«, das wohl nicht ohne Grund überwiegend live eingespielt wurde, erwächst durch gezielte Reduktion zu einnehmender Größe, die selbst beim Schlagzeug, Klavier oder den kurzen Streichereinsätzen mit klugem Verzicht glänzen kann. Die famose erste Single »Call It Dreaming« weist schon ungefähr den Weg dorthin, wo legendäre Alben irgendwann mal eingereiht werden. Oder wie Beam es mit eigenen Worten sagt: »This collection speaks to the beauty and pain of growing up after you’ve already grown up.« Klaas Tigchelaar

Staatsakt / Caroline / Universal

Zwanie Jonson spielt katerfreien Yachtrock, dessen Endorphine beschwingt zwischen Disco-Folk und Hamburger-Schule-Soul schwirren. Uneindeutigkeit hat ihren Reiz. Im Fall von Zwanie Jonson braucht es ein paar schwüle Momente im Opener »Heavy Sea«, um sich zwischen discoidem Folk und HamburgerSchule-Soul hin und her gerissen zu fühlen und sich letztlich für beides und alles dazwischen zu entscheiden. Der Hamburger Musiker verdiente sich seine Sporen einst als Tour-Drummer für Bands wie Veranda Musik, Die Fantastischen Vier, Pascal Finkenauer oder Fettes Brot, bevor er sich einer Solo-Karriere widmete – angestiftet von DJ Koze, der für Jonsons Debüt eigens ein Label gründete. Sein drittes Album heißt nun »Eleven Songs For A Girl« und ist wie der Tag nach einer großen Party: Beinahe katerfrei und von Rest-Endorphinen gestärkt,


#Review Infos & Tickets: www.concertteam.de

02.09.2017 | Köln | Luxor

IMMER NOCH INDIE? MIT CHRISTIAN STEINBRINK

Während sich der Sommer langsam verzieht, ist endlich wieder Zeit und Raum vorhanden, um sich durch die Untiefen von Indie zu wühlen.

Eine süß verschnörkelte Veröffentlichung ist »More? Why Not!« (BB*Island) von einer Versammlung altgedienter Münchner IndieRecken namens The Sound Of Money. Auf zwölf Songs findet hier stilistisch alles Platz, was sich liebevoll und gediegen arrangiert irgendwie auf die Basis aus 1960er-Psych-Pop stellen lässt. Neben einem außergewöhnlichen Instrumentarium auch noch Thema sind Anagrammspielereien und gewitzte Huldigungen an Helden der zugrunde liegenden Dekade. Ein Album, das durch Kreativität anregt und durchweg Freude bereitet. »Hell Is Too Far« (Divine) von Flemming Borby feat. Great Brinkman ist ein hinreißend geschriebenes Indie-Pop-Album aus der internationalen Musikszene Berlins, das des Öfteren an die überlegenen Songwriting-Qualitäten der Go-Betweens erinnert. Um die helle Stimme des ehemaligen Labrador-Frontmanns Borby bauen sich aufgeräumte Arrangements und feine Verzierungen aus Elektronik und Bläsern. Alles wirkt sehr gekonnt, nur an ihrer Covergestaltung hätten Borby und Co. noch arbeiten können. Auf »Greetings From Northern Sweden« (Startracks) vereint Jonas Jonsson alias Bedroom Eyes alles, was man an schwedischem IndiePop schon sehr lange schätzt: die melodiöse Melancholie eines Jens Lekman, die Storytelling-Qualitäten eines Pele Carlberg und die voll tönenden Arrangements Peter Bjorn And Johns. Dazu ein Songwriting, das an Nada Surf oder Death Cab For Cutie in einer nordischen Variante erinnert, und fertig ist eine durch und durch spürbare Herzensangelegenheit. Im Vergleich zu seinem letzten Album »Landscape Dream« zeigt sich der US-Songwriter Abram Shook auf seiner dritten LP »Love At Low Speed« (Western Vinyl) deutlich entschlackt. Er hat Wahnsinn und Ornament von seinen Songs abgetragen und macht den Blick frei auf eine helle und freundliche Leichtfüßigkeit, die an eine erdigere Version von Real Estate erinnert. Klarer sichtbar wird auch, um was für ein sinnliches Songwriter-Talent es sich bei dem Weltenbummler handelt. Das Beste an ihm ist aber nach wie vor sein Händchen für herrlich stimmungsvolle, akzentuierende Arrangements, die sogar Paul Simon gefallen dürften. Sivu gehört ganz klar zur Kategorie »mysteriöser Songwriter«. Seine verhuschten Stücke wirken mal abstrakt und mal glasklar, transportieren aber immer eine starke, sinnliche Atmosphäre. Ein Bezug zu Thom Yorke ist vor allem gesanglich naheliegend, doch Sivu verzichtet deutlich mehr als der RadioheadFrontmann auf große Gesten. »Sweet Sweet Silent« (Square Leg) ist jedenfalls ein Album, dessen Soul man sich nach und nach erschließen muss, das dann aber intensiv nachwirkt.

In den letzten 20 Jahren ist James Elkington als hochklassiger Gitarrist schon auf diversen Lieblingsalben des Post- und Indie-Rock zu hören gewesen. Mit »Wintres Woma« (Paradise Of Bachelor) veröffentlicht er nun sein erstes Soloalbum, auf dem sein instrumentales Können auf ein Songwriting trifft, das den forschenden Folk der 1960er, aber auch Folkrock und sogar Flamenco-Elemente umfasst. Er drängt sich damit in ein hochkarätiges Spannungsfeld zwischen Nick Drake und Matt Elliott und hält deren Klasse verblüffend locker.

Ryan mcmullan 21.09. | Frankfurt | 11er Music Club · 23.09. | Düsseldorf | The Tube 02.11. | Köln | Blue Shell

Jaimi FaulKneR 03.10.2017 | Dortmund | FZW Club

Tim VanTol 05.10.2017 | Köln | YUCA am CBE

Tom ThaleR & Basil 06.10.2017 | Köln | Jungle

JusTin nozuKa 07.10.2017 | Köln | Live Music Hall

oRishas

10.10. | Bochum | Zeche · 11.10. | Köln | CBE 17.10. | Münster | Sputnik Halle

madeline Juno 15.10.2017 | Köln | Jungle

maTT andeRsen 16.10.2017 | Köln | Kantine

asTRid s

Ein astrein verdöstes Indie-Album ist »Peace Potato« (Trouble In Mind) des Überzeugungstäters Doug Tuttle. In Ruhe und ohne den Drang nach klanglichem Hochglanz staffiert er seine 15 Songs aus und singt dazu mit leiser, heller Stimme von warmen Träumen und Illusionen. Das erinnert an die lieb gewonnene Sub-PopSchule ab Ende der 1990er von Grandaddy, Rogue Wave oder den Shins und ist dadurch ein gern genommenes Update mit überdurchschnittlichem Songwriting.

24.10.2017 | Köln | Gloria Theater

Deutlich überdrehter ist der Indie-Rock auf »Long Live Life« (Square Leg), dem Debütalbum der Schweden Francobollo. Selbst in bedächtigeren Momenten brennt da ein Feuer der Unruhe, das die Spannung hochhält und mitreißt. Dementsprechend wenig schert sich die Band um einen gelackten Sound, die zwölf Songs klingen rau und Lo-Fi, selbst, bevor sie ausbrechen. Das Songwriting erinnert in den besten Momenten an Modest Mouse, der Enthusiasmus an The Wrens.

26.10.2017 | Köln | Stadtgarten

Noch stärker aus der Zeit gefallen wirkt die New Yorkerin Sophie Allison alias Soccer Mommy. »Collection« (Fat Possum) ist ein Lo-Fi-IndieAlbum, das den Geist von 1990er-Größen wie Breeders, Throwing Muses, Lemonheads oder Liz Phair so sehr spiegelt wie kaum eine andere zeitgenössische Band. Fragile Melodiefiguren treffen in acht Songs auf reduziert rumpelnde Post-Grunge-Arrangements. Das mag schlicht und keine große Kunst sein, besitzt aber auch einen unwiderstehlichen Reiz, den zuletzt höchstens The Prettiots oder Torres ausstrahlten. Seit dem Ende ihrer prägenden PostrockBand Rachel’s hat sich der Output der Pianistin Rachel Grimes recht vielfältig und unübersichtlich entwickelt. »Through The Sparkle« (Gizeh) ist nun das Ergebnis einer langjährigen transatlantischen Zusammenarbeit mit dem französischen Quartett Astrïd und überführt den Postrock in einen kammermusikalischen Rahmen zwischen Neoklassik, experimenteller Folklore und Jazz. Das klingt avanciert, oft genug aber auch auf eine subtile Art anrührend und sehr sinnlich.

aimee mann 24.10.2017 | Köln | CBE

cunninlynguisTs 26.10.2017 | Köln | Essigfabrik

aRResTed deVelopmenT

Joco

28.10.2017 | Köln | Blue Shell

millionaiRe 03.11.2017 | Köln | Theater der Wohngemeinschaft

chelou

08.11.2017 | Köln | YUCA am CBE

mad child 12.11.2017 | Köln | E-Werk

FinK

14.11.2017 | Köln | Stadtgarten

melanie de Biasio 17.11. | Köln | Jungle · 25.11. | Dortmund | FZW Club

anTiheld

25.11. | Düsseldorf | The Tube · 15.12. | Münster | Sputnik Café

impala Ray

25.11. | Frankfurt | Elfer Music Club · 26.11. | Düsseldorf | The Tube

BelaKo

08.12. | Münster | Sputnik Café · 09.12. | Köln | Luxor 10.12. | Bochum | Zeche · 11.12. | Frankfurt | Zoom

sTeVe‘n‘seagulls 13.12.2017 | Köln | Blue Shell

Kim Janssen

109


110

#Review schwelgt man in Zufriedenheit. Obwohl Jonson ein ausgezeichneter Multiinstrumentalist, Arrangeur und Produzent ist, klingt vieles auf »Eleven Songs For A Girl« leicht verspult; ein relaxter Gesang schlawinert zu energisch zurückhaltenden Gitarren, Pianokaskaden und discoiden Rhythmen. Nennen wir es Nonchalance und diese elf Songs zwischen Westcoast-Rock und norddeutscher Melancholie eindeutige Entschleunigungsglücklichmachmucke. Verena Reygers

Kutmah Trobbb! Big Dada / Ninja Tune / Rough Trade

Ein einsamer junger Mann in Berlin: Kutmah fremdelt musikalisch mit experimentierfreudig dunklem und GenreGrenzen ausdehnendem HipHop. Justin McNulty ist ein DJ und Produzent aus Brighton, der seit Kurzem in Berlin lebt. Als Kutmah hat er jetzt sein Debütalbum aufgenommen, mitten im deutschen Winter in einer ihm noch unbekannten Stadt ohne Familie und Freunde. Dementsprechend dunkel, rau und roh klingt ein großer Teil seiner Tracks, manchmal sogar unfertig und skizzenhaft. Field Recordings und Film-Dialog-Schnipsel liegen eingebettet in rappelnden Beats und repetitiv fordernden Loops, dicke Bässe treffen auf Grime und UK Bass. Raps und lakonisch nuschelnde Spoken Words von Gästen wie Gonjasufi, Jonwayne oder Natureboy Flako klingen wie verwaschene Stimmen im Kopf des Hörers. Die Basis ist klar HipHop, je nach Track schlägt das Stil-Pendel aber auch in Richtung Noise, Industrial, Reggae, Punkrock, Folk oder Blues aus. Die verschrobene Musik ist mal treibend und nervös, mal meditativ, abstrakt oder tanzbar funky. Die Klangästhetik von »Trobbb!« erinnert an Freunde McNultys wie Flying Lotus oder The Gaslamp Killer – grüßen lassen aber auch Sensational und WordSound. Andreas Brüning

Manchester Orchestra A Black Mile To The Surface

Mogwai Every Country’s Sun

Loma Vista / Caroline / Universal

Rock Action / PIAS / Rough Trade / VÖ 01.09.17

Das fünfte Studioalbum der Indie-Folkrocker aus Atlanta ist ein Triumph. Atmosphärisch, flehend, versöhnlich und voller Zeilen zum In-die-Haut-Ritzen. Auf der documenta in Kassel gibt es ein Werk der Künstlerin Marta Minujín, die ein Parthenon aus verbotenen Büchern gebaut hat. Darunter – ein wenig überraschend – auch die »Harry Potter«-Reihe von Joanne K. Rowling. Was das mit Manchester Orchestra zu tun hat? Nun, die Band aus Atlanta schrieb den Soundtrack zu »Swiss Army Man«, einem der am meisten unterschätzten Filme der vergangenen Jahre, in dem Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe eine der beiden Hauptrollen gespielt hat. Der Score war grandios in seiner atmosphärischen Dichte, und ebenso grandios ist nun das neue Studioalbum der Indie-Folk-Rocker um Sänger und Songwriter Andy Hull. Diese an William Fitzsimmons oder John K. Samson gemahnende Stimme, dieses gleichermaßen Todtraurige wie Versöhnliche, diese sphärischen Flächen, die verglichen mit früheren Alben dosierter in Lautstärke implodieren. »You lift that burden off of me«, singt Hull im Opener »The Maze«, und man weiß: Alles wird schon gut werden, irgendwie. Für den Chorus in »The Gold« standen die Fleet Foxes mehrstimmig Pate, »The Alien« ist einer der besten Fitzsimmons-Songs, die jener nie gesungen hat. Ganz wunderschön ist das, noch mal: ganz wunderschön. Daniel Radcliffe sagte über den Soundtrack zu »Swiss Army Man«, er hätte für einen Oscar nominiert werden sollen. Das hat nicht geklappt – bleibt zu hoffen, dass Manchester Orchestra nun wenigstens für »A Black Mile To The Surface« die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. »I don’t know where I am going but I am going anyways.« Christian Steigels

Wie haben sie das nur wieder hingekriegt?! Mogwai liefern gewohnt routiniert ab, versetzen in ihrer einzigartigen Seelenruhe aber wieder einmal Berge hinter ihrem Rücken. Ganz gleich, ob sie nun Fußball, Zombies und Kernkraft mit Klangschwaden verklären oder freihändig ein ordentliches Album auf die Beine stellen: Mogwais Musik folgt einem undurchdringlichen Prinzip der Gelassenheit. Die mittlerweile neunte Studio-LP der Postrock-Paten versammelt einen Tross schlafender Riesen, der sich mit der Dynamik einer Lavalampe entwickelt und anschließend majestätisch abdreht. Doch obwohl Mogwai meist nicht mehr tun, als ein, zwei Motive fünf Minuten lang liebevoll zu umsorgen, verstehen sie zu fesseln. Natürlich fallen auf »Every Country’s Sun« gewohnt wenig Worte. Natürlich sind die Songtitel abermals nichts als ein Meer von Nebelkerzen. Und natürlich ist auch dieses Album wieder ein sehr gutes. Die für diese Erkenntnis erforderliche Geduld haben Mogwai ihrer Kundschaft im Laufe zweier Jahrzehnte erfolgreich antrainiert. Die zuletzt lancierte Jubiläums-Werkschau »Central Belters« wurde dementsprechend nicht zum Anlass genommen, stilistisch auf Abstand zu gehen. Stattdessen kultivieren Mogwai ihre größte Gabe, nämlich die, sonderbare atmosphärische Bedürfnisse zu bedienen und Melodien aus fremden Sphären zu importieren. Einschneidendste Ruptur auf dieser schamanischen Reise durch die Seele des Postrock ist »Party In The Dark«, das mit einem für Mogwai-Verhältnisse völlig enthemmten Gesangsteil aufwartet. Ungestüm, aber in dieser Dosis letztlich völlig ausreichend – schließlich möchte man ja noch zusammen alt werden. Valentin Erning

WICHTIGE ALBEN DEUTSCHER POPGESCHICHTE LIVE

BLUMFELD ICH-MASCHINE

MOUSE ON MARS IAORA TAHITI ANDREAS DORAU BLUMEN UND NARZIS SEN

FAMILY 5 RESISTANCE

STIEBER TWINS FENSTER ZUM HOF FLOWERPORNOES...RED‘ NICHT VON STRASSEN,NICHT VON ZÜGEN

09. BIS 16. DEZEMBER 2017 ZAKK/DÜSSELDORF L I E B L I N G S P L AT T E - F E S T I VA L . D E G E F Ö R D E R T VO N


Lali Puna Two Windows Morr / Indigo / VÖ 08.09.17

Mehr Tanz, mehr Pop und auch mehr Politik: Das Comeback-Werk des Weilheimer Electro-Projekts Lali Puna erweist sich als erfreulich vielschichtiger Neustart. Sieben Jahre liegt das letzte Album von Lali Puna zurück. Eine Zeit, die im Leben keines Menschen ohne Veränderung auskommt, so auch bei Valerie Trebeljahr, die für ihr Projekt inzwischen ohne Markus Acher (The Notwist) auskommen muss und ihre eigenen Songwriting-Skills nun umso mehr in den Fokus rückt. Deutlich eingängiger und technoider als bisher kommen die zwölf neuen Stücke Lali Punas daher und erreichen dabei einen faszinierend-berührenden, aber auch sehr tanzbaren Fluss zwischen Mount Kimbie und HVOB. Trebeljahrs sanft-zurückgezogene Stimme liegt wie eine Kuscheldecke über den dezent treibenden Beats und Synthie-Loops. Thematisch behandelt Lali Punas musikalischer Neubeginn Trebeljahrs gewachsene Skepsis gegenüber neuen Technologien und die Frage nach deren Auswirkungen auf unsere persönliche Freiheit. »Two Windows« kommt aber ohne erhobenen Zeigefinger aus: Die titelgebenden Fenster stehen für die Perspektivierung solcher Probleme von zwei Seiten. Sie müssen benannt werden – aber man darf sie durchaus auch mal eine Nacht lang wegtanzen. Kristof Beuthner

Liars TFCF Mute / PIAS / Rough Trade

Der nächste Neubeginn: Liars ist jetzt nur noch Angus Andrews – und auch sonst ist selbstredend wieder alles anders. Gibt es eigentlich einen Preis für das beste Albumcover des Jahres? Wie Angus Andrews da so sitzt, mit abrasierten Haaren im Brautkleid und einem Ausdruck zwischen erschrecktem Wombat und Triebtäter auf Neuroleptika, dazu das verwaschene Stillleben aus Torte und Blumen, es wäre ein Kandidat. Das Bild ist nicht zufällig gewählt – die neue Liars-Platte klingt entsprechend. Andrews ist nun allein unterwegs, sein langjähriger musikalischer Kumpel Aaron Hemphill ist seit diesem Jahr nicht mehr dabei. Nicht nur deswegen ist »TFCF« oder »Theme From Crying Fountain« ein musikalischer Neubeginn, wie bislang jedes der acht Liars-Alben. Unfassbar, dass das Debüt »They Threw Us All In A Trench And Stuck A Monument On Top« von derselben Band ist. Die erste Hälfte von »TFCF« ist verschleppt, alles knarzt, gesampelte Akustikgitarren stolpern durch den Raum. Field Recordings ohne Ende, fuck New York City, man kann Andrews’ Rückzug ins ländliche Australien ganz unmittelbar hören. Häufig wirkt alles kurz vor der Explosion, »within arm’s length« sozusagen. In der zweiten Hälfte übernimmt dann mehr der Bass, die Single »Cred Woes« bewegt sich in einer imaginären Tanzbarkeit, »Coins In My Caged Fist« geht noch einen Schritt weiter. »No Tree, No Branch« mit seinem Piano ist nah dran an radiotauglichem Pop. Nah dran heißt in diesem Falle nicht so weit weg wie sonst. »Ripe Ripe Riot« beschwört in Andrews’ typischem Schamanismus dann das Ende: »It’s time again to explode your heart, it’s time again to let go.« Christian Steigels

Lilly Among Clouds Aerial Perspective PIAS / Rough Trade

Schmollend und sehnsüchtig singt Lilly Among Clouds über Streicher und Pianos vom Leiden, Lieben und Leben: Dass sie dies ohne zuckersüßes Pathos, sondern mit Trotz vorträgt, ist die große Stärke dieses Debüts. Lilly Among Clouds kommt nicht aus dem hippen Camden, sondern stammt aus dem fränkischen Würzburg. Trotzdem bringt sie melancholischen Soul und sirenengleichen Drama-Pop britischer Prägung in deutsche Gefilde. Besser gesagt schwebt sie über dem Land, denn ihr großes Thema ist – wie auch schon ihr Name wenig subtil zeigt – der Himmel. Ob das nun der himmlische »Heaven« ist oder doch eher der natürliche »Sky« – Lilly nimmt in ihren Songs eine Vogelperspektive ein, wirbelt die Wolken mit schwermütigen Gedanken auf und schickt mit aufblitzenden Dubstep-Beats immer wieder Sonne und Licht zwischen die düsteren Gebilde. So versucht die junge Sängerin, zwischen Diven wie Rihanna, Norah Jones oder Amy Winehouse zu flattern und sich dort ihren Pop-Platz zu sichern. Denn interessanterweise nannte sie sich früher Lilly Among Thorns, aber dieser Name ist wohl doch ein wenig zu sperrig gewesen, wenn man im Popgeschäft hoch hinaus will. Kerstin Kratochwill

Courtney Marie Andrews 12.09.17 Berlin, Privatclub

Alvvays

12.09.17 Köln, Blue Shell

Girlpool 14.09.17 15.09.17 16.09.17 18.09.17

Köln, Artheater Hamburg, Golem B, Kantine am Berghain Frankfurt, Zoom

DJ Shadow

17.09.17 Berlin 18.09.17 München 22.09.17 Mannheim

Chantal Acda 17.09.17 19.09.17 20.09.17 22.09.17

MS, Fachwerk Gievenb. Frankfurt, Brotfabrik Köln, Blue Shell Northeim, Alte Brauerei

Fazerdaze

21.09.17 Berlin, Musik & Frieden

Rhys Lewis

21.09.17 Berlin, Privatclub 23.09.17 Köln, Artheater

Novo Amor King Creosote Fenne Lily 20.09.17 Berlin 21.09.17 Köln

Mt. Wolf

Dent May Across The Multiverse Carpark / Indigo

Mississippi-Boy Dent May hat ein Los-Angeles-Album aufgenommen, natürlich stilecht in seinem Schlafzimmer. Die Parallelen zu Vorbildern wie Brian Wilson sind dabei wieder nicht zu überhören. Dent Mays neues Album heißt »Across The Multiverse«, man könnte in Anlehnung an die Beatles aber auch an »Across The Universe« denken und läge nicht vollkommen falsch. May schüttelt wieder Streicher, elektronische Synthies, groovende Pianos und mehr aus dem Ärmel, alles natürlich fast ausnahmslos selbst eingespielt und beispielhaft dargestellt im Titelsong, einem Duett mit Frankie Cosmos, das trotz Anleihen an psychedelische 1960er-Musik ganz nach dem 21. Jahrhundert klingt. May hat nachts die Clubs der Stadt auf der Suche nach Inspiration unsicher gemacht, um am nächsten Tag quasi vom Bett aus die Eindrücke musikalisch zu verarbeiten. Auch wenn er es eigentlich nie wollte, ist May vollends im hippen Los Angeles angekommen. Das merkt man auch sehr deutlich an seinen mitunter romantisch verklärten Texten, die immer suchend wirken und eine verschrobene Außenseiter-Attitüde besitzen. Dass Lee Hazlewood eines seiner musikalischen Vorbilder ist, hört man heraus. Aber ein deutlicherer Schwenk in Richtung dieses großen Meisters wäre für seine Songs mal wirklich interessant. Stattdessen wirkt »Across The Multiverse« trotz all seiner Sperenzchen zu schüchtern, um wirklich zu strahlen. Philipp Röttgers

28.09.17 Berlin, Privatclub 29.09.17 HH, Nochtspeicher

The Amazons

29.09.17 Berlin, Privatclub 15.11.17 Frankfurt, Zoom 20.11.17 Schorndorf, Manufaktur

Slowdive

03.10.17 Berlin, Huxleys 04.10.17 HH, Uebel & Gefährlich

Ewert & The Two Dragons 10.10.17 Berlin, Privatclub 11.10.17 Köln, Studio 672

Olsson 17.10.17 18.10.17 19.10.17 21.10.17

Hamburg, Häkken B, Kantine am Berghain Köln, Artheater Heidelberg, Karlstorbhf.

The Dream Syndicate

19.10.17 HH, Uebel & Gefährlich 21.10.17 B, Festsaal Kreuzberg

Leyya

29.10.17 Frankfurt, Ponyhof Club 30.10.17 B, Kantine am Berghain

Algiers

Mount Kimbie erreichen auf ihrem neuen Album selten gewohnte Qualitäten. Das liegt auch daran, dass ihr lieb gewonnener Trademark-Sound diesmal weniger präsent ist. Auf ihrem Debüt »Crooks & Lovers« waberten Mount Kimbie 2010 noch sehr lo-fi und »homemade« durch die Boxen. Der Nachfolger »Cold Spring Fault Less Youth« war dann die Band-Platte, mit weniger Electronica und mehr Live-Elementen, der Überhit »Made To Stray« machte das Duo endgültig zu Stars der Clubszene. Jetzt liegt mit »Love What Survives« Album Nummer drei vor, und Mount Kimbie scheinen sich nicht so recht entscheiden zu können, wo sie hinwollen. Auf dem Papier lesen sich die Rahmenbedingungen des Albums zwar gut: Wie schon auf dem Vorgänger setzt King Krule mit seiner rotzigen Stimme Highlights, und auch James Blake und Micachu sind mit von der Partie. Doch speziell in den Stücken ohne Gaststars scheint das Duo den nötigen Kniff nicht zu finden. Songs wie das hektische »SP 12 Beat« wirken wie inkonsequente Interludes und können

09.10.17 München 10.10.17 Erlangen 11.10.17 Leipzig 12.10.17 Köln 13.10.17 Hamburg 14.10.17 Berlin

23.10.17 Berlin, Gretchen 24.10.17 Köln, Yuca

02.11.17 Berlin, Privatclub

Warp / Rough Trade / VÖ 08.09.17

Shout Out Louds

Shabazz Palaces

Hurray For The Riff Raff

Mount Kimbie Love What Survives

J. Bernardt

07.10.17 Heidelberg 08.10.17 Köln 09.10.17 Berlin

The War On Drugs

03.11.17 Köln 20.11.17 München 21.11.17 Hamburg 22.11.17 Berlin

03.11.17 Bielefeld, Nr. z. P. 05.11.17 Dresden, Beatpol 06.11.17 Berlin, Lido

Ride

05.11.17 Berlin, Astra

Jason Isbell + Tift Merritt

07.11.17 HH, Uebel & Gefährlich 08.11.17 B, Columbia Theater

The Barr Brothers

10.11.17 Köln, Studio 672 12.11.17 Berlin, Privatclub

Island 16.11.17 17.11.17 18.11.17 22.11.17

Idles

Köln, Blue Shell Hamburg, Häkken B, Kantine am Berghain München, Unter Deck

26.11.17 Münster, Gleis 22 27.11.17 Hamburg, Molotow 28.11.17 Köln, Gebäude 9

Perfume Genius 13.11.17 Hamburg 19.11.17 Berlin 20.11.17 Köln 22.11.17 München

Benjamin Clementine

18.11.17 Hamburg 19.11.17 München 20.11.17 Köln 21.11.17 Berlin 22.11.17 Dortmund

Tickets & Infos: www.schoneberg.de


MIGHTY OAKS

13.11. Hannover, Capitol 15.11. Berlin, Tempodrom 16.11. Hamburg, Mehr! Theater 21.11. Bielefeld, Ringlokschuppen 23.11. Köln, Live Music Hall 24.11. Ludwigshafen, BASF Feierabendhaus 25.11. Saarbrücken, Garage 05.12. Augsburg, Parktheater 08.12. Stuttgart, Mozart Saal 14.12. München, Muffathalle 15.12. Nürnberg, Löwensaal 16.12. Mainz, Frankfurter Hof 17.12. Dresden, Schlachthof Dresden

ALLIE X

20.09. Berlin, Badehaus

PIXX

20.09. Berlin, Kantine am Berghain 21.09. Köln, Artheater

EMA

ÁSGEIR

20.10. Hamburg, Dicks 20.11. Berlin, Huxleys 21.11. Leipzig Werk2 22.11. München, Theaterfabrik

MURA MASA 30.10. Berlin, Huxleys

21.09. Münster, Sputnik Café 23.09. Köln, King Georg 26.09. Berlin, Berghain 27.09. München, Kranhalle 09.10. Nürnberg, Z-Bau

SYLVAN ESSO

ZAK ABEL

WOLF ALICE

29.09. Berlin, Gretchen

SPIRAL STAIRS

FROM PAVEMENT/PRESTON SCHOOL OF INDUSTRIES 29.09. München, Strom 05.10. Berlin, Quasimodo 06.10. Hamburg, Knust 08.10. Köln, Luxor 09.10. Osnabrück, Bastard Club

KIRIN J. CALLINAN

01.10. Berlin, Kantine am Berghain 02.10. Hamburg, Nochtwache 04.10. Köln, Artheater

TRAILER TRASH TRACYS

04.10. Köln, Blue Shell 05.10. Hamburg, Nochtwache 07.10. Berlin, Auster Club 09.10. München, Milla

ODESZA

07.10. Berlin, Astra Kulturhaus

CASHMERE CAT

13.10. Berlin, Bi Nuu 14.10. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld

ZOOT WOMAN

14.10. Hamburg, Uebel & Gefährlich 15.10. Bremen, Lagerhaus 16.10. Dresden, Beatpol 17.10. Leipzig, Täubchenthal 18.10. Berlin, Bi Nuu 19.10. München, Strom 20.10. Erfurt, Engelsburg 24.10. Darmstadt, Central Station 25.10. Essen, Zeche Carl 26.10. Stuttgart, Club Cann 27.10. Halle, Klub Drushba 28.10. Köln, Gebäude 9

meltbooking.com facebook.com/wearemeltbooking

26.10. Berlin, Astra Kulturhaus 27.10. Köln, Kulturkirche 29.10. Hamburg, Mojo Club 01.11. München, Ampere

30.10. Berlin, Festsaal Kreuzberg 01.11. Hamburg, Mojo Club 02.11. Köln, Luxor

SOHN

31.10. Stuttgart, LKA Longhorn 14.11. Leipzig, Täubchental 15.11. Berlin, Columbiahalle 17.11. Frankfurt, Gibso

!!! (CHK CHK CHK)

05.11. Köln, Luxor 06.11. Berlin, Festsaal Kreuzberg 09.11. München, Strom

BONOBO

08.11. München, Tonhalle 09.11. Köln, Palladium

NICK HAKIM

13.11. Köln, Stadtgarten 14.11. Berlin, Lido

NICK MURPHY

FKA CHET FAKER 22.11. Berlin, Columbiahalle 23.11. Köln, Palladium

LONDON GRAMMAR

die Magie, die Mount Kimbie ansonsten auszulösen vermochten, nicht herstellen. Den Rückzug in die zweite Reihe kann man den Musikern nicht vorwerfen, schließlich fühlten sie sich seit jeher in der Rolle als Soundtüftler im Hintergrund wohl. Folgerichtig gehören die Stücke mit Blake dann auch zu den Höhepunkten. »How We Got By« erinnert einmal mehr daran, wie gekonnt es dem Briten gelingt, den Fortschritt in der Langsamkeit zu finden. Doch insgesamt gilt: »Love what evolves« wäre der bessere Ansatz gewesen. Stattdessen liest sich der Albumtitel wie eine Rechtfertigung, in Routine zu verharren. Kai Wichelmann

Nick Mulvey Wake Up Now Fiction / Caroline / Universal / VÖ 08.09.17

Auf seinem Zweitwerk klingt der Gitarrenvirtuose Nick Mulvey weniger kryptisch als früher. Die Fähigkeit, den Rhythmus gleichzeitig zur führenden Harmonie zu spielen, beherrscht er aber noch immer. Nick Mulvey war Gründungsmitglied des Modern-Jazz-Ensembles Portico Quartet. Nun veröffentlicht er sein zweites, durchaus programmatisch betiteltes Soloalbum. Vor den Aufnahmen traf sich Mulvey mit Brian Eno, der ihm zu mehr Offenheit in seinem künstlerischen Schaffen und seinen Texten riet. Die daraus resultierende neue Klarheit kommt besonders im atmosphärischen, rhythmisch ausgeklügelten »Myela« zur Geltung. In diesem Song wird Geflüchteten eine Stimme gegeben. Natürlich wollten Mulvey und sein Bandkollege Federico Bruno sich nicht anmaßen, eigene Poesie über derartige Erfahrungen zu schreiben. Stattdessen nahmen sie sich Aussagen Betroffener als Vorlage. Die Erträge des Titels sollen einer Refugee-Charity zugutekommen. Wie auf dem hochgelobten ungewöhnlichen Debüt »First Mind« ist auch auf »Wake Up Now« deutlich hörbar, dass Mulvey ein erfahrener Musiker ist. Manchmal klingen seine Lieder nach José González, dann kommt immer wieder ein eher östlicher Rhythmus durch. Bei »Mountain To Move« wird der Titel des Albums choralartig immer wieder im Hintergrund wiederholt. Diese ständige Repetition von Zeilen und Rhythmen macht die Platte eingängig und hat gleichzeitig eine kraftvolle und meditative Wirkung. »Unconditional« und besonders das ausufernde »In Your Hands« fassen das Schaffen Mulveys wunderbar zusammen. Das siebenminütige Stück vereint Wärme mit einem hypnotischen Rhythmus und beschwört ein Gefühl des Ankommens herauf. Elisabeth Haefs

25.11. Köln, Palladium (Sold Out) 28.11. Hamburg, Mehr! Theater 08.12. Stuttgart, Hegel-Saal 09.12. München, Tonhalle (Sold Out) 10.09. Berlin, Lollapalooza

NOGA EREZ

28.11. Berlin, Kantine am Berghain 29.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 30.11. Heidelberg, Karlstorbahnhof

IBEYI

02.12. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 03.12. Berlin, Lido 04.12. Hamburg, Knust

The National Sleep Well Beast 4AD / Beggars / Indigo / VÖ 08.09.17

Das Biest wird eher unruhig schlafen, wenn es dieses Album als kleine Nachtmusik auflegt. Es bleiben dankbare Zeiten für all jene, die The National und ihre zahlreichen Nebenbeschäftigungen schätzen. Irgendwas passiert

ja immer bei diesen fünf Typen – sei es ein 59 Songs starker Grateful-Dead-Cover-Sampler, eine Klassikkomposition oder eine weitere Großbuchstaben-Nebenband wie LNZNDRF und EL VY. Umso erfreulicher ist es, dass all diese kreativen Ausritte The National im Kern eher gestärkt haben. Es scheint gar, als hätten sie gemerkt, dass »Trouble Will Find Me« ein wenig berechenbar klang – so, als hätte man die »High Violet«-Erfolgsformel ein zweites Mal angewendet. »Sleep Well Beast« macht es einem nicht so leicht. Selbst die schönsten Crooner-Balladen wie »Dark Side Of The Gym« oder »Born To Beg« werden immer wieder von innen heraus sabotiert, mal von elektronischen Störgeräuschen, mal von geisterhaften Keyboards, die hallend durch den Song wehen. »The System Only Dreams In Total Darkness« wiederum ist unglaublich bockig und auch noch stolz darauf. Gerade weil Matt Berningers Gesang dieses Lied nur manchmal im Zaum halten kann, nutzt es sich auch nach dem hundertsten Hören nicht ab. »I’ll Still Destroy You« beginnt, wie auch ein Zola-Jesus-Song beginnen könnte, und wird dann zu einer schmerzhaften, balladesken Reflexion Berningers über die eigenen Unzulänglichkeiten. »Guilty Party« und »Day I Die« wiederum sind diese klassische, druckvolle The-National-Schule, die auf Anhieb funktioniert. Wer ein durchweg politisches Album erwartet hat, wird dabei nur vordergründig enttäuscht. Berninger selbst sagt, er verstehe nicht, wie man als Songwriter die Politik aus seinem Schreiben heraushalten könne. Deshalb ist die Verunsicherung, die die Trump-Wahl bei dem bekennenden Demokraten ausgelöst hat, durchweg spürbar, selbst wenn er lyrisch im Privaten gräbt und dabei sich selbst und seine Ehe seziert – formvollendet im besten Stück der Platte, das gar den Vornamen seiner Frau in sich trägt: »Carin At The Liquor Store«. Daniel Koch

Nothing But Thieves Broken Machine RCA / Sony / VÖ 08.09.17

Nach ihrem starken Debütalbum aus dem Jahr 2015 legen Nothing But Thieves nun nach und meistern mit »Broken Machine« auch das verflixte zweite Album. 2012 gegründet, machten Nothing But Thieves bereits mit ihren ersten EPs auf sich aufmerksam und legten schließlich im Herbst 2015 ein überzeugendes Debütalbum vor. Nun haben die Briten auch die nächste Hürde gemeistert: Ihre zweite Platte »Broken Machine« ist eine feine Mischung aus mitreißenden Stadion-Rock-Hymnen und gefühlvollen Pop-Rock-Balladen. Die Highlights sind dabei wie schon beim Debüt die eingängig-melodiösen Refrains. Das zeigt sich direkt im Opener »I Was Just A Kid«, der stark an Coldplay erinnert – allerdings mit einem strammen Schwall rockiger Wucht, die den Pop-Rock-Königen um Chris Martin meist abgeht. Der Song, der sich in naher Zukunft mit ziemlicher Sicherheit zur chronischen Zugabe aufschwingen wird, folgt direkt danach: Die Single »Amsterdam« ist mitreißender Stadion-Rock in Reinform und lädt zum ausgelassenen Auf-und-ab-Hüpfen ein. Nach diesem kraftvollen Einstieg schlägt das Pendel dann mehr und mehr in Richtung Wohlfühl-Balladen aus – wobei Nothing But Thieves jedoch nie die Ohrwurm-Melodien vernachlässigen. Mit euphorisch-jauchzendem Falsett-Gesang trägt Frontmann Conor Mason durch die elf Songs und lädt nach dem Hüpfen noch zum Schwofen ein. Doch


#Review leider bleibt bei all dem etwas auf der Strecke: »Broken Machine« fehlt es komplett an Ecken und Kanten. Von der Gitarre bis zum Gesang klingt alles glatt und rein, die vielen verschiedenen Sound-Schichten überlagern sich in Perfektion. Nicht selten wünscht man sich, dass die Songs etwas roher, kleiner, individueller und persönlicher produziert wären. So fehlt es Nothing But Thieves oft an einem eigenen Klang – was dazu führen könnte, dass sie trotz einer guten zweiten Platte in der breiten Pop-Rock-Masse untergehen. Und das wäre sehr schade. Tobias Tißen

zum gefeierten Thriller-Drama »Good Times« wird dominiert von kühlen, wummernden Synthie-Soundwänden. Diese kommen mit einem prägnanten Retro-Sound daher, der oft an Vangelis oder Electro-Pionier Jean Michel Jarre erinnert. Dabei wirken die einzelnen Tracks so lebendig, dass man sich allein dadurch prompt hinter das Steuer eines durch nächtlich-neonbeleuchtete Straßen rasenden Wagens versetzt fühlt. Ein besonderes Bonbon des »Good Time«-Soundtracks ist die Single »The Pure And The Damned«, zu der Iggy Pop den Gesang beisteuerte – und bei der man meinen könnte, die Stimme des Punk-Veteranen sei einzig und allein für Lopatins eisig-düstere Soundwelten kreiert worden. Tobias Tißen

will. »A Moment Apart« trägt dabei nicht nur einen käsigen Titel, sondern auch noch das Gewicht ganzer 15 unerträglich durchproduzierter Pseudo-Hymnen, die sich im Verlauf des Albums der Atmosphäre eines 18. Geburtstags mit deutlich zu viel Substanzgebrauch annähern und ein Kopfgefühl wie Watte hinterlassen. Was am Ende des Albums übrig bleibt, ist der Geschmack von gestopften Kippen und Tequila Sunrise auf der Zunge – aber auch ein gewisses Gefühl der Erleichterung. Nils Schlechtriemen

sind auch nicht von der Hand zu weisen. All das vermischt sich zu einem aufregendeingängigen Jazz-Mix, der häufig sogar an Indie-Größen wie Radiohead erinnert. Als Kritikpunkt bleibt nur festzuhalten, dass mit diesem konzeptuellen Überbau der moderne Jazz seinen Ruf als verkopftes und elitäres Genre schwerlich loswerden wird. Marius Wurth

Queens Of The Stone Age Villains Matador / Beggars / Indigo

Oneohtrix Point Never Good Time – OST Warp / Rough Trade

Mit seinem dritten Film-Score gelingt Oneohtrix Point Never der große Wurf: Sein Soundtrack zu »Good Time« wurde von der Jury beim Filmfestival in Cannes als bester des Jahres ausgezeichnet. Filme mit elektronischen Klängen statt großen Orchester-Melodien zu unterlegen ist seit einigen Jahren ebenso en vogue wie der massive Einsatz von Hans Zimmers »Inception«-Dröhnen in so gut wie jedem Hollywood-Streifen. Dass diese Kombination wunderbar funktioniert, zeigte zwar in den 1980ern schon Vangelis mit der großartigen musikalischen Untermalung von »Die Stunde des Siegers« und »Blade Runner«, doch gerade in diesem Jahrzehnt zeichnen mit dem Niederländer Junkie XL (»Mad Max: Fury Road«) und Ex-Chili-Peppers-Schlagzeuger Cliff Martinez (»Drive«) zwei Komponisten, die hauptsächlich mit elektronischen Klängen arbeiten, für einige der interessantesten FilmScores verantwortlich. Vor allem Letzterem eifert der Amerikaner Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never nach: Nachdem Martinez 2016 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis für den besten Soundtrack ausgezeichnet wurde (für Nicolas Winding Refns »The Neon Demon«), konnte sich in diesem Jahr Lopatin mit dieser Ehre schmücken. Auch musikalisch gibt es einige Parallelen zwischen den beiden Musikern. Der Score

Odesza A Moment Apart Counter / Ninja Tune / Rough Trade / VÖ 08.09.17

Pubertär kitschiger Chillwave für GoProVideos: Odesza blasen den Hörer mit vermeintlich befreienden Klängen samt überstilisierten Vocals vom Hocker. So was auf Ninja Tune? Vor ein paar Jahren noch undenkbar, doch die Tochter Counter Records macht’s möglich. Zuständig für die eher sanften bis sahnigen Interpreten des wohl profiliertesten Electronica-Labels auf der verregneten Insel, kredenzen die Damen und Herren von Counter mit dem nunmehr dritten Album des Duos Odesza einen erneut radikal auf Hochglanz synthetisierten Chillwave mit etwas angedicktem Bassteppich. Diverse YouTube-Kanäle ziehen über diese Art von drückender Wohlfühlmusik hunderttausende Abonnenten an – und das seit vielen Jahren. Visuell begleitet werden die in Aufbau und Klangfarbe nur leicht variierenden Tracks immer von Sonnenaufgängen, einsam in den Himmel starrenden Bäumen, verliebten Pärchen am Grand Canyon oder sehnsüchtig nach dem Horizont greifenden Amateurmodels. Ein Gefühl von Weite, Aufbruchsstimmung, Optimismus soll zum Ausdruck kommen – alles, was auch aus diesem Album in jeder Sekunde herausschäumen

Portico Quartet Art In The Age Of Automation Gondwana / Groove Attack

Portico sind wieder ein Quartett und haben sich in dieser Formation Großes vorgenommen: philosophieren und musizieren auf höchstem Niveau. »Art In The Age Of Automation« zeigt, dass im Jazz beides gleichzeitig gelingen kann. Hochtrabender kann man ein Album kaum benennen: Als Referenz an den Philosophen Walter Benjamin und seinen berühmten Aufsatz »Art In The Age Of Mechanical Reproduction« ist das vierte Album des Portico Quartets mindestens selbstbewusst betitelt. Man scheint sich anzumaßen, Kulturphilosophie und Jazz Hand in Hand in neue Sphären treiben zu können. Und das funktioniert sogar. Auf »Art In The Age Of Automation« machen die Londoner nämlich eins deutlich: Musik ist dann besser, wenn sie handgemacht ist. Dies ist kein zurückgebliebener »Techno ist keine Musik«-Vorwurf, sondern eher gegen automatisierte Produktionsmechanismen, uninspirierte EDM-Dosenmusik, selbsterfüllende Hype-Prophezeiungen und kalkuliertlangweiligen Radio-Pop zu lesen. Und wie man das eben anders machen kann, zeigt das Portico Quartet. Innovativer Jazz, der vor Kreativität und Einfallsreichtum strotzt. Starke Ambient-Einflüsse sind zu hören, Streicher geben eine wärmend-gefühlvolle Note, und die repetitiven Einflüsse von Minimal Music

Ihr sehnt euch nach etwas, worauf ihr euch verlassen könnt? Okay: QOTSA machen immer noch die beste Musik. Und das nicht trotz, sondern wegen Mark Ronson. Neues QOTSA-Album – und dann noch produziert vom Pop-Heini Mark Ronson (der mit Bruno Mars, Adele und Amy Winehouse)? Klar, dass das Rockfreaks zum Zweifeln bringt. Josh Homme und seine Gang führten diese Zusammenarbeit gewohnt selbstironisch ein, mit einem Ankündigungsvideo, bei dem sie bewiesen, dass sie eh die Coolsten sind und ihnen Authentizitätsgerede egal ist. Zu Recht, denn der Produzent hat offenbar einen wunderbaren Job geleistet. Mit »Villains« ist QOTSA eine verdammt gute siebte Platte gelungen, die hier und da tatsächlich mehr Tempo hat und tanzbar ist (»Feet Don’t Fail Me«, »Un-Reborn Again«), aber niemals albern oder irgendwie abweichend von dem, wofür die Queens stehen. Weniger hart oder düster geht es zwar zu, aber noch lange nicht soft oder zu poppig. Wirklich dunkel wird es nur bei »Villains Of Circumstance«, vielleicht, weil der Song schon seit 2014 existiert. Normaler Josh-Homme-Move: Nein, der Titel »Villains« spiele nicht auf Trump oder irgendwelche anderen fiesen politischen Entwicklungen ab, er klinge einfach gut. Das Artwork zeigt den Frontmann mit Teufel im Rücken. Und wenn er dazu auch noch »Just come and love me how, like the way you used to do« singt, kann man nur sagen: Aber sicher doch, für immer. Paula Irmschler

WAY BACK WHEN IV 29. SEPTEMBER – 01. OKTOBER 2017 · DORTMUND

PORTUGAL. THE MAN · SLOWDIVE · ROOSEVELT

THE DISTRICTS · DRANGSAL · MOGLI · THE VEILS · WARHAUS · LEONIDEN · ISLAND · LONEY DEAR FAZERDAZE · VOODOO JÜRGENS · GURR · THE AMAZONS · ADNA · WAXAHATCHEE · CLIENT LIAISON LEWIS CAPALDI · ASTRONAUTALIS · HER’S · IDER · CONSOLERS · VAN HOLZEN VISIONS STAGE · VAL SINESTRA VISIONS STAGE TICKETS: WAYBACKWHEN.DE

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#Review

Nosaj Thing Parallels Innovative Leisure / Rough Trade / VÖ 08.09.17

Nosaj Thing schwirrt mit gebrochenen glichty HipHop-Beats und futuristischen Synthie-Melodien zwischen den Polen. Für sein neues Album »Parallels« wurde er quasi zum Experiment gezwungen. Alle Dinge scheinen von zwei Seiten betrachtet werden zu können. Sogar die Dinge, die uns im ersten Moment ziemlich beschissen vorkommen, entwickeln oft bei einer zweiten Betrachtung einen kosmischen Sinn. Jason Chung alias Nosaj Thing wurden auf Tour Festplatten mit unveröffentlichtem Material aus drei Jahren gestohlen. Ein erzwungener Neuanfang, wenn man so will. Auf seinem neuen Album »Parallels« widmet er sich neben diesen perspektivischen auch weiteren Dualismen des Lebens: Technologie gegen Emotion, Maschinen gegen Menschen und Paradies gegen Dystopie. Gut zu hören auf dem Track »All Points Back To You«, den er gemeinsam mit Produzenten-Legende Steve Spacek zu einem kruden Hybrid aus düsterem Soul, tropfenden 4/4-Beat-Konstruktionen und voluminösen Synthesizer-Melodiebögen schuf. Auch wenn er in »Form« Gesprächsfetzen in nebulöse, soundtrackartige Melodien verpackt, wird schnell deutlich, dass man seinen Willen zum Experiment teilen muss. Dann aber funktioniert die Platte für den Dualismus Hörer und Produzent. Konstantin Maier

Dizzee Rascal Raskit Island / Universal

Großbritanniens bester Rapper ist zurück: Dizzee Rascals erstes Album seit vier Jahren stärkt sein Trademark und liebäugelt mit klassischem HipHop.

Dizzee Rascal, der Großmeister der britischen Grime-Schule, der zwischenzeitlich mit »Bonkers« und Kollaborationen mit Calvin Harris und Will.i.am sogar in MainstreamGefilde vorstieß, will die Underground-Fahne wieder hochhalten: »Raskit« präsentiert den MC weitgehend in alter Hochform, die Liebe zum Pop ist erloschen, und das tut seiner Musik gut. Rascals Raps sind immer noch schneller als sein Schatten, der Sound zumindest in der ersten Hälfte seines sechsten Albums ist wieder ein brodelnder Mix aus technoid wummernden Beats und dröhnenden Synthie-Lines, gespickt mit wütenden Attacken auf alle, die seine Credibility anzweifeln. Dass er dann auch noch beginnt, mit amerikanischem HipHop zu kokettieren – das R’n’B-Stück »Man Of The Hour« bringt die Platte ungewohnt sanft nach Hause –, ist angesichts des ursprünglich aggressivwilden Duktus Rascals eine überraschend neue Facette. Er beherrscht sie inzwischen durchaus versiert, aber sie lässt »Raskit« eben auch nicht als gänzlich anbiederungsfreies Werk durchgehen. Trotzdem: Das Album ist ein insgesamt gelungenes Comeback des britischen Ausnahmekünstlers. Kristof Beuthner

antiquiert zu klingen. Der Opener »Broke Open Love« ist archetypisch mit seinen tiefen, verzerrten Fäuste-in-die-Luft-Gitarren und den – natürlich – Laut/Leise-Pattern. »Forest Matress« ist eine lupenreine Pop-Nummer und hätte um die Jahrtausendwende ein veritabler MTV-Hit sein können, das hypnotische »Blackbird« ist ein lässig schleppender Höhepunkt und »Hellebore« schließlich ein hymnischer Closer: »Behind my eyes, into my eardrums, you whisper your words, I want to hold them.« Ab September gehen Rainer Maria auf US-Tour. Sollten sie auch nach Europa kommen, was viele alte Emo-Helden ja zu Recht für eine gute Idee halten, dürfte das fanseitig ein nettes Familientreffen werden. Christian Steigels

Rat Boy Scum Parlophone / Warner

Rainer Maria Rainer Maria Polyvinyl

Für Fans von Laut/Leise: Nach einer Dekade veröffentlichen die nie ganz so großen Emo-Helden ein neues Album. »Wenn ich mich so umsehe, dann gibt’s nur Bands mit Jungs«, sang die Proto-Hamburger-Schule-Band Huah! 1992. Das war und ist im Emo nicht anders. Rainer Maria um Sängerin und Gitarristin Caithlin De Marrais, die mittlerweile als Transgender lebende Kaia Fischer und William Kuehn bildeten zeit ihres Bestehens von 1996 bis 2006 eine rühmliche Ausnahme. Nach mehr als einer Dekade Hiatus veröffentlicht die Band aus Wisconsin nun ihr sechstes Album. Alles ist wie früher im Mittleren Westen, die Platte hätte theoretisch in jedem Jahr seit den frühen 1990ern entstehen können, ohne dabei

»Scum« ist ein blendender Opal aus HipHop, Indie, UK Garage und Electro-Punk, dessen ruhelose Genre-Vielfalt mit ausgiebiger Experimentierfreude anbandelt. Jordan Cardy, dieser vortragsvirtuose Vorstadtschelm aus Essex, liefert tatsächlich eine der spannendsten und ausgetüfteltsten Platten des Jahres ab. Kürzlich vermeldete Kollegin Louisa Zimmer, Mura Masa habe mit seiner selbstbetitelten Premieren-LP das BritAlbum des Sommers veröffentlicht. Spätestens mit »Scum« geht diese Rechnung nicht mehr auf. Aus 25 Versatzstücken besteht der stilmultiple Baukasten, bei dem auch namhafte Gäste wie etwa Gorillaz-Mastermind Damon Albarn (»Turn Around M8«, »Get Over It«) ihre Finger im Spiel haben, in diesem Fall an der Keyboard-Klaviatur. Völlig unangestrengt changiert der letztjährige NME-Newcomer des Jahres zwischen süßlicher LagerfeuerAkustik (»Laidback«) und krawalligem RapRock in rotzfrecher Beastie-Boys-Manier (»Kicked Outta School«). Mit dem Schalk im Nacken toben Cardys punktpräzise Raps, als hätte sich Kooks-Sänger Luke Pritchard endlich aus dem Stimmbruch verabschiedet. Dass Rat Boy hierbei neun Mal von Interludes gebremst wird, die die LP in den Rahmen einer Radioshow spannen, gibt Zeit

zum Luftholen. »Scum« ist der Wachmacher, der nicht nur für die vom Brexit desillusionierten Millennials zum richtigen Zeitpunkt auftaucht. Benni Bender

Romano Copyshop Vertigo Berlin / Universal / VÖ 08.09.17

Der Cornerboy aus Köpenick ist nach kurzer Abtauchphase wieder da und hat allerlei Rollenprosa im Gepäck. Romano bleibt ein Freund der Abseitigen, schlägt aber auch in eine neue Kerbe. Mit seinem ersten Album »Jenseits von Köpenick« gab Sprechsänger Romano der Welt unerwarteterweise einen Klaps auf den Po. Und genau so fühlte man sich: kurz erschrocken, leicht irritiert und dann doch herzlich amüsiert. Jetzt also »Copyshop«, der Ort, an dem Romano tatsächlich jahrelang arbeitete. Jeder kann in Romanos Copyshop alles werden: Ausweis kopieren, Stempel drüber, laminieren. Das Bild scheint auch gut zur Herangehensweise des Rappers zu passen, denn Romano hat keine wirklichen Berührungsängste, sei es mit der RentnerChampagnerbar oder dem Großstädter, der lieber mit seinem Anwalt spricht als mit dem Nachbarn. Doch auch ungewohnt authentische Töne schlägt Romano an, wenn er in »König der Hunde« zu gekonnt minimal gehaltenen Beats des Berliners Siriusmo von der Nachwendezeit erzählt. Nicht die heroische Geste zählt hier, sondern die kleinen Realitäten wie der Quelle-Katalog oder eine Umschulung und Kaffeefahrten. Romano entpuppt sich mehr denn je als spannender Künstler, der sich wunderbar erfolgreich allen musikalischen Cliquen zu verweigern weiß. Konstantin Maier


#Review

Rin Eros Division / Groove Attack / VÖ 01.09.17

Die einen kennen Rin über die KokserHymne »Bianco« mit Yung Hurn, die anderen über Shindy. Rin wird so heiß gehandelt wie jeder Artikel von Drop Supreme. Hält sein Debüt dem stand? Die Geschichte Rins beginnt mit dem Erfolg des deutschsprachigen Cloud-Rap. Von dieser Wolke aus dichtet der Rapper ein Debütalbum aus Zigarettenrauch. Auch wenn Eros, der griechische Gott der Liebe, der LP als Namensgeber dient, scheint Rin in Wirklichkeit einen anderen Gott anzubeten: das Modelabel Supreme. Doch das wäre zu kurz gegriffen, denn hinter der viel besungenen Warenkultur versteckt sich doch immer mehr. Was cool ist: Zigaretten, Supreme, Girls, Homies und iPhone. Mag einfältig klingen, aber auf Platte macht sich das erstaunlich gut: »Blackout« bounct ordentlich, »Vagaboundo« ist mit eingängiger Hook eher fly unterwegs. Natürlich geht es auch um die Liebe zu Frauen. Hier herrschen meist verdrehte Abhängigkeitswünsche wie »Ich will, dass du mich brauchst«, oder Rin endet in kruden Sexfantasien. Was richtig Spaß macht, ist seine zur Schau gestellte Kaputtheit. Auch ist der Anteil an Gesang (natürlich mit Auto-Tune) deutlich höher als auf der letzten EP »Error«, was die nach außen gekehrte Gefühlswelt noch mal unterstreicht. Für Straßenrap-Fans wohl zu soft, für Rucksack-Hipster zu lame, aber abseits davon eine durchaus taugliche Platte. Konstantin Maier

Titelsong des dritten Albums von Nadine Shah, »Holiday Destination«, ist fast ein Wiedergänger des Titelsongs von damals. Was vor einem halben Jahrzehnt die sarkastische Aufforderung »splash about, swim back and forth, laugh out loud« war, ist der englischen Songwriterin die weniger sarkastische als todernste Frage: »How you’re gonna sleep tonight?« Ja, zum Guten hat sich seitdem wenig gewandt, und die Wut darüber fand zumindest im Indie-Umfeld zu selten musikalischem Ausdruck. Nadine Shah lässt nun ein wenig der in den letzten Jahren angestauten Kotze über die Zustände in ihr drittes Album fließen und siehe: Sie wird Energie. Nachdem sie bislang vor allem engagiert über psychische Probleme und soziale Stigmata sprach, sind es nun die europäische Kälte gegenüber Flüchtlingen und eigene Rassismus-Erfahrungen, die ihre Songs inspirierten: »Refugees are welcome here«, wird im Opener »Place Like This« ein Demo-Sprechchor gesampelt. Die ausnahmslos starken Songs bewegen sich zwischen verstörendem Freejazz-Noise und beinahe tanzbaren Rhythmen, Shahs Stimme und Charisma rücken sie nahe an Größen wie Karen O und Beth Ditto. Mit »Holiday Destination« findet die Wut zurück ins Songwriter-Genre. Es wurde auch Zeit. Steffen Greiner

Infectious / PIAS / Rough Trade

1965 / PIAS / Rough Trade

Es gab mal eine Zeit, da waren Songwriter wütend und laut statt introvertiert und traurig. Nadine Shahs Timing, dahin zurückzufinden, ist perfekt. 2011 erschien PJ Harveys »Let England Shake«, eine bittere Zustandsbeschreibung des Landes, es handelte von Kriegen, sozialer Ungleichheit, Nationalismus. Der

Auch 13 Jahre nach dem Debüt von Franz Ferdinand stehen die Bewerber für den Job der nächsten großen britischen Gitarrenband noch Schlange. Mit »Live For The Moment« drängeln sich The Sherlocks frech in die erste Reihe. Die Gründungsgeschichte, die The Sherlocks vorweisen können, prädestiniert sie für Großes: Zwei Brüderpaare fangen in der Garage an, spielen über 1.200 Shows, verkaufen später wie einst die Arctic Monkeys ohne Plattenvertrag die Sheffield Leadmill aus und supporten schließlich die Kings Of Leon in den Stadien. Die Sherlocks und ihren zum einen an die ganz Großen wie U2

Disney-Arrangements: »It’s like ›Hakuna Matata‹ for 20-somethings.« Mit Funk-Gitarre, Synthies, Verzerrungen, Flöten und Saxofonen entsteht ein Sounduniversum, das seine Weisheit so fein hinter gewitzter Plumpheit versteckt wie gute Punk-Alben. Nie von der magischen Schönheit, die das Genre hergeben könnte, aber arg sympathisch. Steffen Greiner

Sparks Hippopotamus BMG / PIAS / Rough Trade / VÖ 08.09.17

So Much Light Oh, Yuck Anti- / Indigo

The Sherlocks Live For The Moment

Nadine Shah Holiday Destination

und Coldplay erinnernden, zum anderen an klassische Wegbereiter der britischen Musikszene wie The Jam und The Clash angelehnten Indie-Rock wird man nicht zum letzten Mal bei einem solchen Anlass gehört haben, schließlich müssen sich Songs wie »Chasing Shadows« mit ihrer so unverschämt simplen wie effektiven Hook nicht einmal vor einem »Sex On Fire« verstecken. Für den eigenen Headliner-Gig in Wembley ist das Debüt der Briten selbst an seinen wenigen kratzigeren Stellen dann aber doch zu glatt, zu wenig individuell und hat zu wenig Widerhaken, um nicht schon von der nächsten Welle an »next big things« weggespült zu werden. Angesichts dessen ist es kein Wunder, wenn sie sich den Fokus auf das Hier und Jetzt schon beim Albumtitel auf die Fahnen schreiben. Jan Martens

Der Meta-R’n’B dieses R.-Kelly-Fans verhandelt toxische Männlichkeit in PopSongs zwischen Groteske und Schönheit, denen bloß manchmal der zündende Funke fehlt. »So much light!«, der Schlachtruf der letzten Club-Druffis am Montagmittag, ist der Künstlername des Produzenten Damien Verrett aus dem kalifornischen Sacramento, und er passt so gut und so schief zu seiner Musik wie der Name The Weeknd zu den klangverwandten The Weeknd, der zugleich Wochenende wie Geschwächte nennt. Auch auf »Oh, Yuck« ist das Licht ein wenig verführerisch wie bedrohlich; auf dem Cover sitzt Verrett im Brunnenschacht und fühlt sich da ein wenig wohl. Das Album reiht sich ein in die Riege beachtlicher Meta-R’n’B-Debüts junger weißer Musikakademie-Boys in diesem Jahr, Nick Hakim etwa oder Gabriel GarzónMontano, die um Drake genauso wissen wie um gute Experiment-Anordnungen. So Much Light ist jedoch wesentlich weniger Hippie und versponnen als diese beiden, er ist härter und politisch. Den Track »Full Body Mirror« etwa beschreibt Verrett als Auseinandersetzung mit sexistischen Mikroaggressionen zu

In kleinen Dosen ist »Hippopotamus« ein Genuss, insgesamt aber eine übergroße Portion Zuckerwatte. Das neue Album der Sparks feiert den prototypischen Sound der eigenwilligen Band. Frankreich 1994. Ich saß im Auto meiner Eltern, und mein Vater legte eine Kassette der Sparks ein: »Gratuitous Sax & Senseless Violins« hieß das damals aktuelle Album der Engländer, und es ist aus heutiger Sicht ein dem damaligen Zeitgeist geschuldetes Eurodance-Verbrechen. Doch »When Do I Get To Sing My Way« war toll, und die offensichtliche Schrägheit und Verspieltheit zog mich schon als Kind in den Bann, weil es Musik ist, bei der sich die Protagonisten ihre Kindlichkeit bewahrt haben. Nach demselben Prinzip funktionieren übrigens auch die Platten der Pet Shop Boys oder Queens. Die Sparks waren jedoch immer »over the top«, machten furchtbare Alben, brachten aber auch viel Gutes zustande. Seit Beginn der 2000er hat das Duo den Status der »Elder Statesman of craziness« inne, sie werden für ihre Unangepasstheit respektiert. Und so mutet es konsequent an, dass bei ihren neuen Alben der Grad des Überdrehens überhaupt nicht mehr maßgeblich ist, da sowieso kultiviertes Stilmittel. »There is a hippopotamus in my pool. How does it get there?« ist die infantile Frage im Refrain der Lead-Single – die Sparks bleiben zweifelsohne die Alten. Zu den weiteren Themen gehören Edith Piaf, Missionarsstellung, skandinavisches Design und französische Regisseure. Unterhaltsam ist das allemal. Die Musik ist diesmal sehr klaviergetrieben, der Indie-Rock-Anstrich des

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#Review Bandprojektes FSS weitgehend abgeschüttelt. Die großen und memorablen Melodien sind auf diesem insgesamt zu langen Album eher rar, nur einzelne Songs überzeugen. Allen voran »I Wish You Was Fun«, ein herrlich nostalgisches und leichtfüßiges Stück, das alle Qualitäten der Band versammelt. Kai Wichelmann

Starsailor All This Life Cooking Vinyl / Sony / VÖ 01.09.17

Fast ein Jahrzehnt nach der Veröffentlichung des letzten Albums »All the Plans« geben die Post-Britpopper aus Wigan ihr Comeback, ohne dabei stilistische Veränderungen vorzunehmen. Während vergleichbare Post-BritpopBands wie Coldplay oder Elbow in den letzten Jahren extrem erfolgreich wurden, nahm die Popularität von Starsailor zunehmend ab. Dabei hatte alles so positiv für das Quartett um Sänger James Walsh angefangen. Allein im UK verkaufte sich ihr 2001 erschienenes LP-Debüt »Love Is Here« völlig zu Recht über 550.000 Mal. Aber bereits das 2005er-Album »On The Outside« erreichte nur noch Platz 13 der britischen Album-Charts. 2009 schließlich löste sich die Formation auf. Nach einer weltweiten Greatest-Hits-Tour im Jahr 2015 versuchen sich Starsailor nun endgültig an einem Comeback. Das gelingt allerdings nur zum Teil. Denn während die Vorab-Single »Listen To Your Heart« jede Menge Energie versprüht, klingt zu vieles auf »All This Life« zu uninspiriert. Immerhin zeigen Stücke wie die dringliche Ballade »Sunday Best« oder das dramatische »Fallout«, dass Starsailor immer noch die Fähigkeit besitzen, großartige Musik zu schreiben. Jedoch reichen diese Songs nicht aus, um der Band eine wirklich geglückte Comeback-Platte zu bescheinigen. Dirk Hartmann

Susanne Sundfør Music For People In Trouble Bella Union / Coop / PIAS / Rough Trade

Zwischen Askese und Extravaganz: Die norwegische Sirene glänzt auch mit leisen Tönen. Leider reicht ihr das nicht. Kein Album von Susanne Sundfør klingt wie das andere. Erhabene Klavier- und Gitarren-Balladen, dramatische Orchesterstücke, melancholische Soundscapes, düstertanzbarer Electro-Pop – alles war dabei. Mit ihrer »Musik für Menschen in Not« besinnt sich die Norwegerin nun auf ihre minimalistischeren Anfangstage, ohne ihren rastlosen Innovationsgeist zu vernachlässigen. Neu und durchaus gelungen sind die Countryund Jazz-Anleihen und die Spoken-WordExperimente, die sich mit dunklen Electronica-Frickeleien, elegischen Suiten und pastoralen Folk-Oden aus Gitarre und Flöte vermischen. Die zurückgenommene folkloristische Facette steht Sundfør gut, braucht doch eine Stimme wie ihre nicht dauernd das große Klanggewitter, das die 31-Jährige leider zu gerne entfesselt. So auch diesmal im

Schlussstück »Mountaineers«, das Sundfør mit John Grant zunächst als sakral-asketische Dead-Can-Dance-Reminiszenz inszeniert und in einer zwar kurzen, aber bombastischen Synthie- und Chor-Orgie münden lässt, die weniger nach Gänsehaut als nach Ressourcenverschwendung klingt. Die Kosten dieses Mini-Spektakels hätte man vielleicht besser für Not leidende Menschen gespendet. Nina Gierth

Triggerfinger Colossus Mascot / Rough Trade

Triggerfingers »Colossus« setzt seinen sexy Hintern diesmal zwischen alle Stühle des Rock. Die Massen wird’s wohl weniger interessieren. Beim gemeinen Volk auf einen Song reduziert zu werden ist für jede Band müßig genug. Noch schlimmer muss es sein, spiegelt dieser Song deren sonstiges Oeuvre so wenig wider wie anno 2012 Triggerfingers Akustik-Cover von Lykke Lis »I Follow Rivers« ihren Status als groovigste Bluesrock-Band Belgiens. Diesem kurzen Funken Popularität hinterherzujagen, haben die Antwerpener aber gar nicht nötig. Stattdessen schieben sie mit »Colossus« ein Album hinterher, das ähnlich düster-lasziv klingt, wie die wilde Orgie in dem Video zur ersten Single »Flesh Tight« aussieht: Neben einem Ruben Block am Gesang, der sich wie ein flämischer Mark Lanegan die Stimmbänder gleichermaßen mit Whisky und Rotwein zu schmirgeln scheint, wird ganz promiskuitiv mit verschiedensten Einflüssen von Funk bis Western geflirtet und sogar den Queens Of The Stone Age die Kuhglocke gemopst. Selbst der einzige Akustik-Song »Afterglow« ist eigentlich viel zu sexy, um es in die Playlists der großen Radiosender zu schaffen. Aber vielleicht ist es auch gar nicht schlimm, wenn solch ein starkes Aphrodisiakum wie »Colossus« nicht in jedermanns Hände gelangt. Jan Martens

Tyler, The Creator Scum Fuck Flower Boy Columbia / Sony

Nimm das, Spotify! Für HipHop-Erlebnisreisen wie »Scum Fuck Flower Boy« wurde das Konzept »Album« erfunden. Wer sich von einer Platte wie dieser nur die Singles gönnt, verpasst einiges. Immerhin deuten »Who Dat Boy« mit A$AP Rocky und »911 / Mr. Lonely« mit Frank Ocean und Steve Lacy an, wie vielseitig das Album ist, zu dem sie gehören. Das eine ein unnachgiebiges, schweres Trap-Brett, das andere schaumig geschlagener Soul-Hop, der klingt, als wäre die Hochzeit der Blacknuss Allstars erst gestern gewesen. Hört man das Album von hinten bis vorne, bahnt man sich den Weg durch eine vielfältige musikalische Kreativlandschaft. Da wächst klassischer, trockener Rap wie Steppengras neben saftigsten R’n’B-Oasen, die stellenweise sogar zu süße Früchte abgeben. Da tritt einerseits der Bass die Membran aus dem Speaker, und andererseits schwebt man mit Estelle

Dream-Pop-artig Richtung »Garden Shed«. Die nervöse Arbeitssucht, die den 26-jährigen Tyler (der auch in zwei TV-Shows auftritt und ein Festival in L.A. veranstaltet) treibt, merkt man seinem souveränen HipHop-Entwurf nicht an. Faszinierend bleibt die Tiefe und das Volumen seiner Stimme, die an leider vergessene Meister des sonoren Flows wie Kev Roc von Darc Mind oder Westcoast-Rapper Hittman erinnert, der »2001« von Dr. Dre als Feature-Gast am meisten prägte. Oliver Uschmann

Unkle The Road Pt. 1 Songs For The Def / Al!ve

Als Anregung würde es für das fünfte Unkle-Album schon reichen, die Liste der beteiligten Gäste runterzurasseln. Aber erst mit dem Twist von Mastermind James Lavelle wird aus der Songsammlung ein echtes Kunstwerk. Startschuss für das neue Kapitel im UnkleUniversum war die Tatsache, dass Lavelle (der nach wie vor auch das Label Mo’Wax betreibt) 2014 das Meltdown Festival in London kuratierte und eröffnete. Mit ihm auf der Bühne waren Mark Lanegan, Eska, Keaton Henson, Liela Moss und Philip Shepherd, die nun auch auf der Platte mit dabei sind. Weitere Namen auf der Gästeliste sind Andrew Innes (Primal Scream), Jon Theodore (QOTSA), Justin Stanley (Beck), Mïnk, Dhani Harrison, Elliott Power und YSÉE. Jeder steht dabei mit einem Fuß außerhalb seiner eigentlichen Komfortzone, Komponist Lavelle vermischt die Trademarks der Gäste mit für sie ungewohnten Klängen. Electronica und TripHop verschmelzen zu klassisch-angehauchten Klavierpartituren, die danach in trockenen Indie-Rock übergehen. Unterteilt wird das Gesamtkunstwerk durch kleine gesprochene Interludes. Durchaus eine anspruchsvolle kreative Achterbahnfahrt, die jedoch nie den Kunstgedanken vor die musikalische Ausdruckskraft stellt. Und um das Kunstwerk rund zu machen, liegt der VinylLP ein 36-seitiges Booklet mit Bildern von Nathan Coley, John Isaacs, David Nicholson und Warren Du Preez bei. Klaas Tigchelaar

und natürlich auch auf dem neuen Album sämtliche Instrumente selbst eingespielt hat, und halb melancholischer Analytiker des Lebens, dessen existenzielle Fragen oft die richtigen sind, auch wenn die Antworten schmerzen. »Who is the operator keeping all my cells together«, fragt VanGaalen in »Old Heads« und greift damit ein Thema auf, das sich durch sein gesamtes Schaffen zieht. Sterblichkeit, Spiritualität und nicht zuletzt das Aufwachsen seiner Kinder, darum kreisen die Gedanken auf diesem polternden, psychedelischen Garagen-Pop-Album. Bastian Küllenberg

The War On Drugs A Deeper Understanding Atlantic / Warner

»A Deeper Understanding« wirkt zunächst lediglich wie die Kultivierung eines Sounddesigns. Doch letztlich ist der Sog dieser schwelgerischen Musik noch stärker als auf dem Durchbruchsalbum »Lost In The Dream«. Der Albumtitel »A Deeper Understanding« ist passend gewählt, denn diese LP führt zu einem tieferen Verständnis der War On Drugs. Eigentlich macht die Band eine Art von Musik, die Poptheoretiker vor große Fragen stellen kann. Aber dieses Album entfaltet seinen Reiz eben nicht über objektive Kriterien, die für gute Musik stehen: Die Stücke sind zu lang, es gibt wenig dynamische Strukturen. Die Ästhetik erinnert an den musikhistorisch diskussionswürdigen Heartland-Rock der 1980er. Doch wer dranbleibt, wird belohnt, denn diese schwelgerischen Stücke machen süchtig. Wenn sich die einprägsame, körperlose Stimme von Adam Granduciel mit ihrer milden Autorität langsam durch die Klanglandschaften bahnt, perfekt gesetzte Gitarrensoli auf Könnerschaft hindeuten und sich die romantische Schönheit der Texte entfaltet, dann ist der Hörer irgendwann im heftigen Sog dieser Platte gefangen. Der Vorgänger »Lost In The Dream« hatte mit »Red Eyes« noch diesen einen Über-Hit, der nun fehlt, da das Augenmerk auf noch größerer Verdichtung und Verfeinerung des Sounddesigns liegt. Nicht nur deshalb ist »A Deeper Understanding« wahrscheinlich die Eskapismus-Platte des Jahres, ein wirksames Mittel gegen den reizüberflutenden Overkill der Moderne. Kai Wichelmann

Chad VanGaalen Light Information Sub Pop / Cargo / VÖ 08.09.17

Keine kreative Pause in Calgary. Chad VanGaalen bleibt mit seinem sechsten Album auf Sub Pop einer der interessantesten Songwriter des nordamerikanischen Indie-Rock. Der britische Guardian bezeichnete Chad VanGaalen mal als »One man Flaming Lips« und wollte damit vermutlich auf die ungezügelte Kreativität des Songwriters aus Calgary anspielen. Neben seinen Soloalben und ungezählten Nebenprojekten produzierte der Kanadier unter anderem das Debüt der kurzlebigen Women, stellt Artworks her, werkelt an einem Zeichentrickfilm und hat Musikvideos für Timber Timbre, Metz oder Dan Deacon geschaffen. Halb verrückter Professor, der grinsend in seiner Garage sonderbare, alte Synthies oder Effektgeräte auseinanderschraubt

Widowspeak Expect The Best Captured Tracks / Cargo

Americana-Poesie oder überproduzierte Betroffenheitslyrik? Widowspeak lullen den Hörer auf ihrem vierten Album in jede Menge hazy Feelings ein und vergessen dabei oft, den Stecker zu ziehen. Mit staubigen Gitarren und einer notorischen Stripbar-Atmosphäre schmeißt einem »Expect The Best« schon in den ersten beiden Stücken alles entgegen, was dieses Album im Gros ausmacht: eingängigen Dream-Pop, der sich reichlich bei Alt-Country und Indie-Rock bedient. Der bezaubernden Molly Hamilton


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werden dabei warm und flächig produzierte Vocals entlockt, begleitet von Robert Earl Thomas’ lethargischen Gitarren und einem unentschieden entspannten Schlagzeugspiel. Zwar geht das auf Anhieb rein wie warmer Kakao und entwickelt an manchen Stellen einen überzeugenden Groove (»Warmer«), doch zwei Songs weiter stellt sich die Frage, wie lange diese Formel wirklich funktionieren kann. Dem Duo Hamilton und Thomas, das mittlerweile auch abseits von Live-Auftritten zur Band herangewachsen ist, scheint dieser Gedanke nicht fremd zu sein: »Expect The Best« knackt kaum die 35-Minuten-Marke und strapaziert den Bogen daher glücklicherweise nicht über. Hin und wieder entwickeln einzelne Songs auch schon mal eine Wärme, der man sich nur schwer entziehen kann und die sogar Erinnerungen an Feist wachruft (»Let Me«, »Right On«). Doch auch wenn dieses Album in etwa so leicht verdaulich ist wie Grießbrei, ist es halt auch so leicht verdaulich wie Grießbrei. Musikalisches Sonntagsprogramm für Gediegene – keine Überraschungen, keine Aufregung. Kann man mal machen. Nils Schlechtriemen

brachte er 2008 sein erstes Soloalbum heraus und katapultierte sich seitdem mit jeder Veröffentlichung höher in künstlerische Ausnahmesphären, in die polyrhythmisch hüpfenden Herzen der Prog-Gemeinde und in die Charts. Dahin zielt ganz offensichtlich auch »To The Bone«. Wilson goes Mainstream? Schon sein Wechsel des Labels wurde mit Argusaugen und Angst vor Ausverkauf betrachtet. Schließlich dürfen einmal etablierte Künstler in der elitären Prog-Rock-Szene entgegen dem Begriff »progressiv« einen wenn auch anspruchsvollen Stil nur kontinuierlich und festgefahren fortführen, sonst wird geschimpft. Saint Steven ist der Einzige, der sich ein wenig aus dem Fenster lehnen darf, und das tut er auch: Er macht ein PopAlbum. Die Referenzen bleiben natürlich anspruchsvoll: Peter Gabriel, Talk Talk, Tears For Fears. 08/15-Pop ist das nicht. Vorbei sind also die Phasen von krummen Passagen mit schrägen Klarinettentönen wie auf »Insurgentes«. Dafür gibt es gitarrenbetonten Rock mit Elektronik-Einflüssen und Mauern aus Sounds, die an Porcupine Tree zu Zeiten von »Stupid Dream« oder »Lightbulb Sun« erinnern. Fehlt eigentlich nur der Rest der Band, um es nicht allzu beliebig werden zu lassen. Wie werden Wilsons Fans ihm das danken? Seine Jünger lieben sowieso alles. Der allgemeine Prog-Hörer wird mit der altbekannten Problematik kämpfen müssen: Was jemand wie Steven Wilson macht, muss gut sein. Aber muss es mit dem roten Tuch »Pop« betitelt werden? Philipp Röttgers

Triggerfinger Colossus Tour 17.10.17 23.10.17 25.10.17 13.11.17 14.11.17

FrEiBurg JazzHaus MünchEn aMPere BErLin Festsaal kreuzberG FranKFurt/M zooM LEiPZig werk ii

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16.11.17 17.11.17 22.11.17 suM 23.11.17

MünStEr Gleis 22 haMBurg Molotow Stuttgart univerKöLn GebäuDe 9

ANARCHIE uNd ALLTAG TOuR

roStocK M.a.u. club KiEL PuMPe LuXEMBurg Den atelier aSchaFFEnBurg colos saal BErLin coluMbiaHalle haMBurg Docks oSnaBrücK HyDe Park oLDEnBurg kulturetaGe hEiDELBErg Halle 02 MünchEn MuFFatHalle DüSSELDorF staHlwerk (Fest Der liebe) 29.12.17 rEutLingEn Franz.k

06.12.17 07.12.17 09.12.17 11.12.17 14.12.17 15.12.17 16.12.17 18.12.17 20.12.17 22.12.17 23.12.17

19.01.18 20.01.18 22.01.18 23.01.18 26.01.18 27.01.18 09.02.18 10.02.18 13.02.18 17.02.18 18.02.18 01.03.18 02.03.18

FrEiBurg e-werk ch - aarau kiFF WürZBurg PostHalle uLM roxy nürnBErg z-bau BiELEFELD rinGlokscHuPPen ch - BErn DacHstock ch - WintErthur salzHaus SchornDorF club ManuFaktur at - LinZ PostHoF at - graZ PPc KarLSruhE substaGe KöLn e-werk

04.12.2017 KarLSruhE substaGe 10.12.2017 PotSDaM wascHHaus 12.12.2017 hannovEr caPitol www.royalrePublic.net

WeeKeNd mAN Tour

13.10.17 PL-KraKau - unsounD Festival 27.10.17 ES-BiLBao biMe live 14.11.17 D-BErLin coluMbiaHalle 15.11.17 D-DuiSBurg tHeater aM Marientor 17.11.17 Fr-rouEn - le 106 18.11.17 Fr-nantES - le lieu unique

Tapete / Indigo

Steven Wilson To The Bone Caroline / Universal

Nach dem allzu verkopften »Hand.Cannot.Erase« widmet sich der Messias des Progressive Rock dem Pop. Das ist erfrischend, aber auch nicht überragend und wird die Prog-Szene vor ein altbekanntes Dilemma stellen. Natürlich ist Saint Steven weiterhin das Aushängeschild des Progressive Rock. Einst war er Mastermind von Porcupine Tree, dann

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Zimt Glückstiraden Dieses Trio hat sich drei großen Buchstaben verschrieben: DIY ist bei Zimt das Motto, aus dem wundervoll schrammelige Pop-Perlen entstehen. Erst seit zwei Jahren spielen Zimt aus Augsburg zusammen, und die vermeintliche Unbekümmertheit, die jener kurze Reifeprozess mit sich bringt, macht ihr Debütalbum so wunderbar. Hier treffen sich Post-Punk und Lo-Fi-Pop zum polternden Stelldichein in einem Proberaum, dessen Teppichboden schon so manches Brandloch vom Vormieter aufzuweisen hat. Man kann den Minimalismus und die Keyboards der Young Marble Giants, die DIY-Attitüde der Vaselines und auch die schlurfende Melancholie von Mazzy Star in diesem Klang erkennen. Zimt verbinden ihre Einflüsse sehr charmant und schütteln dabei mit »Schwaches Herz« und »Du kannst so leben wie du willst« mindestens zwei riesige Hits aus dem Ärmel. Und wenn die Texte beizeiten etwas zu niedlich oder nach Poesie-Album klingen, verzeiht man es ihnen gerne. Wem Die Heiterkeit in ihrer gelangweilt-kühlen Pose etwas zu kalkuliert wirken, dem dürfte bei Zimt das Herz aufgehen. Bastian Küllenberg

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Greatest Hits

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Zola Jesus Okovi

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Sacred Bones / Cargo / VÖ 08.09.17

Hinter Nika Roza Danilova liegt ein dunkler Lebensabschnitt. Auf »Okovi« meißelt Zola Jesus nun an den Steinen, die das Schicksal ihr vor die kalten Füße schmiss. 2014 weihte Zola Jesus mit »Taiga« ein ganzes Album ihrer liebsten Vegetationszone: dem borealen Nadelwald. Jetzt hat sie ein neues Zuhause bezogen – im Wald, selbstverständlich, nur eben in Wisconsin, wo die Ruinen ihres Baumhauses von damals noch zu besichtigen sind. Einen wohnlicheren Eindruck erweckt »Okovi« jedoch nicht. Vielmehr hat Zola Jesus einen weiteren Eispalast der Klänge erbaut, in dem der Atem in glitzernden Kristallen zu Boden segelt und die glazialen Kuppeln jedes Wort zum Imperativ krönen. Die Single »Exhumed« präsentiert den Gesang derart frostig, dass es scheint, als würden selbst die Streicher vor Kälte bibbern, wenn Danilova von Zähnen, Kehlen und Messern singt. Andernorts scheinen sie zu Stalagmiten zu gefrieren. Doch diese Kälte ist keine geografisch bedingte. »Take me home«, bittet die Geplagte in der Startsequenz »Doma«, und dass damit weder Wisconsin noch Sibirien gemeint sind, sondern ein noch viel kälterer Ort jenseits aller Landkarten, scheint klar. Allein gereist ist sie bis hierher nicht: Mit Shannon Kennedy, Ted Byrnes und WIFE haben so unterschiedliche wie fähige Kollegen den »Okovi«-Kosmos mitgestaltet, was der Platte neben einem facettenreichen Sound auch Aussetzer beschert hat. So klingt »Remains« eher wie der schludrige B-Seiten-Remix eines unterschlagenen Originals, während »Half Life« im Abspann eines Films ungleich besser aufgehoben gewesen wäre. Die Strahlkraft der Platte bleibt von diesen Irrungen aber weitgehend unberührt. Valentin Erning

diamonds and despair Tour 2017 16.11.17 17.11.17 18.11.17 26.11.17 07.12.17

MünchEn backstaGe Stuttgart keller klub nürnBErg Muz club BErLin bi nuu hannovEr caFÉ Glocksee

08.12.17 09.12.17 24.11.17 25.11.17

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20.02.2018 21.02.2018 22.02.2018 23.02.2018 24.02.2018 06.03.2018 07.03.2018 08.03.2018 09.03.2018 10.03.2018 20.03.2018 21.03.2018 22.03.2018 23.03.2018 24.03.2018

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feat. Peta DeVLIN & SMOKeStaCK LIGHtNIN’

23.09.17 24.09.17 26.09.17 27.09.17 29.09.17 01.10.17

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02.10.17 06.11.17 07.11.17 08.11.17 09.11.17

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#Intro empfiehlt

Alin Coen Band

Crooked Colours

Diet Cig

The Districts

Zehn Jahre ist das SongwriterProjekt von Sängerin Alin Coen bereits existent. Letztes Jahr veröffentlichte die Band ein hochgelobtes Live-Album, das ihre Bühnenqualitäten erneut unterstrich.

Mit viel Groove zieht die staubige Hitze des australischen Outbacks durch jede Facette der eigentümlichen Mixtur aus Indie und House der Crooked Colours. Das Trio aus dem australischen Perth steht zudem für astrein produzierte Singles und feine Konzerte.

Im April veröffentlichten Diet Cig mit »Swear I’m Good At This« ein vielbeachtetes Album zwischen Lo-Fi-Enthusiasmus und IndieGlückseligkeit. Als Sound-Referenz standen Bands wie Sebadoh und Moldy Peaches Pate, wie man in Kürze auch live hören wird.

So sanft wie Bon Iver, so laut wie The Killers: Der vierköpfigen Rockband The Districts gelingt der Übergang von leisen zu lauten Tönen wie kaum einer anderen Gruppe. Ihre zuletzt erschienene Single »If Before I Wake« und ihre Live-Shows sind der Beweis.

— 02.10. Hamburg — 03.10. Köln — 04.10. München — 05.10. Nürnberg — 06.10. Leipzig — 07.10. Berlin

— 02.10. A-Wien — 04.10. München — 05.10. Berlin — 07.10. Hamburg — 09.10. Köln — 10.10. Münster

— 16.09. Darmstadt — 19.09. München — 20.09. Hamburg — 22.09. Berlin — 27.09. Hannover — 29.09. Nürnberg — 30.09. Dortmund

— 07.09. Münster — 08.09. Düsseldorf — 09.09. Mainz — 10.09. Karlsruhe — 12.09. Freiburg — 13.09. Aschaffenburg — 14.09. Braunschweig — 16.09. Leipzig — 17.09. A-Wien — 18.09. Reutlingen — 20.09. Bremen — 21.09. Rostock — 22.09. Magdeburg — 23.09. Potsdam

Mt. Wolf

Modern English

INTRO EMPFIEHLT Musikalisch wandelt die bereits 1979 gegründete Indie-Band Modern English immer noch auf den Pfaden bekannter Weggefährten wie The Psychedelic Furs oder The Cure. Dabei überführen sie ihren Postpunk und ihre Indie-Aufbruchstimmung tadellos ins Hier und Jetzt.

Für alle von uns empfohlenen Touren verlosen wir jeweils 3×2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter intro.de/termine #intro empfiehlt

Nachdem sich die Band bereits 2013 aufgelöst hatte, feierten Mt. Wolf in diesem Sommer mit »Aetherlight« ein vielgelobtes Comeback. Im Spätsommer streifen die Jungs dann endlich auch hierzulande durch Clubs und Konzerthallen. — 28.09. Berlin — 29.09. Hamburg

— 03.10. Wiesbaden — 04.10. München — 05.10. Berlin — 06.10. Hannover — 07.10. Hamburg

RIN

Shout Out Louds

Sigur Rós

Spiral Stairs

Spätestens seit den Singles »Doverstreet« und »Bros« gehört Cloud-Rap-Akrobat RIN zum deutschen Rap-Game. Das reicht dem Stuttgarter aber längst nicht aus. Auf seiner bundesweiten Tour wird er in Kürze auch den Rest der Republik aufmischen.

Eine kreative Auszeit hat bislang den wenigsten Bands geschadet, wie auch die neue Single der Shout Out Louds beweist. Nach fünf Jahren Pause entwickeln sich die Schweden hörbar weiter. Oder, um es in ihren Worten zu sagen: »Something is starting.«

Der melancholische Postrock von Sigur Rós klingt wie von einem anderen Stern und entfaltet sich auch auf ihrem letzten Album »Kveikur« in Raum und Zeit. Im Herbst gehen die Isländer wieder auf Tour und entführen ihre Fans in magische Sphären.

Nach den turbulenten Zeiten mit den ikonischen Pavement bevorzugt Scott Kannberg bei seinem Soloprojekt auf dem Album »Doris & The Daggers« eher sonnige Gitarren. Vom Pavement’schen LoFi-Sound kann und will er jedoch nicht ablassen.

— 20.+21.09. Frankfurt a. M. — 22.09. Nürnberg — 24.09. München — 28.+29.09. Berlin — 30.09. Dresden

— 04.10. A-Wien — 09.10. München — 10.10. Erlangen — 11.10. Leipzig — 12.10. Köln — 13.10. Hamburg — 14.10. Berlin

— 09.10. Berlin — 12.10. Hamburg — 13.10. Köln — 14.10. Frankfurt a. M.

— 29.09. München — 05.10. Berlin — 06.10. Hamburg — 08.10. Köln — 09.10. Osnabrück


#Intro empfiehlt

J.Cole

Konni Kass

Lambert

Maxïmo Park

Cole World aufgepasst: Zwei Jahre nach seinem Erfolgsalbum »2014 Forest Hills Drive« meldet sich Jermaine Lamar Cole erneut zu Wort. Mit seiner neuen LP »4 Your Eyez Only« macht der Rapper aus North Carolina Ende diesen Jahres endlich auch in Deutschland Halt.

Die Färöer-Inseln haben nur knapp 50.000 Einwohner, aber jede Menge musikalische Talente. Eines von ihnen ist Konni Kass, die bereits als Support für Tom Odell auftrat. Im Herbst steht Kass wieder mit eigener Band auf der Bühne.

Dass Klaviermusik nur für Soundtracks geeignet ist, widerlegt Lambert einmal mehr. Der Pianist mit der gehörnten Maske entfaltet mit seinem neuen Album »Stay In The Dark« einen Zauber, der nur noch wenig mit Klassik gemein hat.

— 03.10. Köln — 06.10. Berlin — 07.10. Offenbach

— 27.09. Nürnberg — 28.09. Hamburg — 29.09. Münster — 30.09. Berlin — 01.10. Leipzig

— 22.09. Jena — 23.09. Dresden — 24.09. Leipzig — 25.09. Nürnberg — 27.09. Ludwigsburg — 28.09. Wiesbaden — 27.10. München — 28.10. Bochum — Geht weiter!

Ist es ein Vogel oder ein Flugzeug? Nein, es ist Paul Smith, der wie im Flug über die Bühne fegt. Auch nach zig Live-Shows scheint dem Sänger von Maxïmo Park die Energie nicht auszugehen. Gut, dass die Briten samt neuem Album »Risk To Exist« wieder auf Tour kommen.

Michael Nau

Novo Amor, King Creosote & Fenne Lily

Der Cotton-Jones-Sänger Michael Nau versucht sich ein zweites Mal als Solist. Mit »Some Twist« hat er den Sound seiner Band nicht bloß weiterentwickelt, sondern auch den eigenen Vorstellungen angepasst. Herausgekommen ist ein vielschichtiges Werk, das nun dem Publikum kredenzt wird. — 02.10. Berlin — 03.10. Hamburg — 04.10. Köln — 05.10. München — 07.10. Schorndorf

Diese Tour bietet nicht nur drei hochklassige Acts zum Preis von einem, sondern auch einen Einblick in die Zukunft des IndieFolk. Während Novo Amor und Fenne Lily am Beginn großer Karrieren stehen, entführt euch Altmeister King Creosote an diesem Abend in die Welt abstrakter Folk-Experimente.

— 25.09. Köln — 28.09. München — 29.09. Berlin — 30.09. Wiesbaden — 01.10. Münster

Dan Owen

Portugal.The Man

Eine neue Singer/Songwriter-Generation ist im Anmarsch. Dan Owen, der schon als Support von ZZ Top auftrat, gilt als ihr Aushängeschild. Selbst Mick Fleetwood attestierte dem jungen Briten ein Blues-Herz und großes Talent für herzzerreißende Balladen.

Schon im Frühling lieferten Portugal.The Man mit »Feel It Still« einen Sommerhit. Nun präsentiert sich die Band ein weiteres Mal völlig neu und begeistern mit ausgefeiltem Hi-Fi-Indie-Rock. Im Herbst gehen die Jungs aus Alaska auf Tour.

— 03.10. Köln — 04.10. Hamburg — 05.10. Berlin — 07.10. Wiesbaden

— 18.09. München — 22.09. Berlin — 23.09. Hamburg — 24.09. Karlsruhe — 30.09. Dortmund

— 20.09. Berlin — 21.09. Köln

Tora

Von Wegen Lisbeth

We Invented Paris

White Lies

Tora sind ein Chillwave-Quartett, das in entfernte Welten entführt. Dass man sich besonders live in den sanften Klängen von Thorne Davis und seiner Band verlieren kann, zeigen die Australier bald auf Tour.

Die Steglitzer Indie-Pop-Combo rannte schon wegen mancher Dame die Straßen Berlins entlang, sang über Schwestern und die Liebe. Damit sind Von Wegen Lisbeth höchst erfolgreich: 2016 erschien ihr gefeiertes Debütalbum, nun gehen sie wieder auf Tour.

Die neuen Songs des Baseler Kollektivs markieren einen Einschnitt in ihrem bisherigen Folk-Pop-Gewand. Mit »Catastrophe« zeigen die Schweizer ihr Faible für retroelektronische Musik.

Freude und Trauer, Liebe und Hass sind neurologisch eng verwachsen – die Musik der White Lies bewegt sich auf den Grenzen dieser Gegensätze und balanciert sie aus. Davon kann man sich überzeugen, wenn die Londoner wieder auf Tour kommen.

— 22.09. Dortmund — 23.09. ReesHaldern — 25.09. Köln — 26.09. Mainz — 27.09. Stuttgart — 28.09. Michelstadt — 30.09. Erfurt — Geht weiter!

— 27.+28.09. Berlin — 29.09. Leipzig — 30.09. Dresden

— 05.10. Stuttgart — 06.10. Heidelberg — 07.10. Köln — 11.10. München — 12.10. Erlangen — 13.10. Hannover — 14.10. Dresden — 19.10. Berlin — 20.10. Hamburg — 21.10. Oldenburg

— 04.10. Darmstadt — 05.10. Saarbrücken — 06.10. Stuttgart — 08.10. Düsseldorf — 09.10. Dresden

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#Termine

TOURDATEN Aivery

11.09. München 12.09. Dresden 13.09. Leipzig 14.09. Berlin 15.09. Hamburg 16.09. Lüneburg 17.09. Frankfurt a. M. 18.09. Stuttgart 20.09. Nürnberg Geht weiter!

Alasdair Roberts 20.09. Berlin 21.09. Heidelberg 23.09. Geislingen

Ali As

Empfohlen von Intro

Bernd Begemann 07.09. Kiel 08.09. Hamburg 13.09. Trier 14.09. Würzburg 15.09. Braunau 23.09. Lüdinghausen Geht weiter!

Beth Ditto

21.09. Berlin 26.09. Köln 27.09. München Geht weiter!

28.09. Trier 29.09. Köln 30.09. Münster

Betsy

Allie X

The Black Angels

20.09. Berlin

Alvvays

12.09. Köln 13.09. Hamburg 14.09. Berlin

The Amazons 29.09. Berlin Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Andreas Dorau & Band 30.09. Essen Geht weiter!

Anna Depenbusch 21.09. Schweinfurt 22.09. Ludwigsburg 23.09. Freiburg 24.09. Heidelberg

AnnenMayKantereit 07.09. Dresden

Band Of Horses

30.08. Frankfurt a. M. 06.09. Köln

Beach Fossils 05.09. Köln 06.09. Berlin

Bear‘s Den

10.09. Leipzig 12.09. Stuttgart 13.09. Frankfurt a. M. 14.09. Bochum

Beatsteaks

28.08. Augsburg 29.08. Heidelberg Geht weiter!

Beginner

02.09. Dortmund

Bela B. & Smokestack Lightnin’ Feat. Peta Devlin 23.09. Bremen 24.09. Köln 26.09. Bielefeld 27.09. Hamburg 29.09. Kiel

20.09. Hamburg Geht weiter!

30.09. Köln Geht weiter!

Blanck Mass 26.09. Berlin

Bonaparte

09.09. Köln 10.09. Berlin 30.09. Hamburg Geht weiter!

Bondage Fairies 15.09. Flensburg 16.09. Kummerfeld

Breaking Benjamin 02.09. Köln 03.09. Frankfurt a. M. 05.09. Hamburg

Bush

29.09. Köln

The Buttertones 05.09. Berlin

Camille

18.09. Berlin 19.09. Hamburg 20.09. München

Empfohlen von Intro

Candelilla 23.09. Hamburg

Captain Gips 09.09. Jarmen 30.09. Köln

The Chap

02.09. Hamburg

Chastity Belt 16.09. Köln 17.09. Berlin

Christian Steiffen 17.09. Magdeburg 21.09. Bremen 23.09. Lingen 27.09. Aachen 28.09. Essen Geht weiter!

Chris Forsyth & The Solar Motel Band 31.08. Berlin

Chuckamuck

02.09. Ringenwalde 09.09. Hamburg 22.09. Leipzig 23.09. Berlin 29.09. Dresden 30.09. A-Wien

Clueso mit Bosse*

01.09. Erfurt* 24.–25.09. Bielefeld 27.09. Frankfurt a. M. 28.09. Stuttgart 30.09. Würzburg Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Cypress Hill

28.08. Offenbach 29.08. Berlin 31.08. Hannover 01.09. Leipzig 02.09. Rottenburg (Neckar)

DAF

30.09. Berlin Geht weiter!

Deerhoof

28.08. Darmstadt

Dermot Kennedy 21.09. Berlin

Die Fantastischen Vier 01.09. Hemer 02.09. Aachen 03.09. Dresden

Die Krupps

08.09. Berlin 09.09. München 10.09. Deutzen 11.09. Düsseldorf 12.09. Hamburg

Empfohlen von Intro

Die Liga Der Gewöhn­ lichen Gentlemen 13.09. Bielefeld 14.09. Hannover 15.09. Köln 16.09. Wolfsburg 29.09. Leipzig 30.09. Mainz Geht weiter!

Empfohlen von Intro

Die Sterne 01.09. Kassel 02.09. Stade

Dillon

23.09. Hamburg

Dispatch

15.09. München 16.09. Hannover 17.09. Köln 19.09. Berlin 21.09. Frankfurt a. M.

DJ Shadow

17.09. Berlin 18.09. München 22.09. Mannheim

The Drums 28.09. Berlin

Dub FX

31.08. Leipzig

Egotronic

14.09. Rostock 15.09. Flensburg 16.09. Münster 22.09. Dresden

Elif

30.09. Leipzig Geht weiter!

EMA

HMLTD

Judith Holofernes

Isaac Gracie

Kafvka

20.09. Berlin 21.09. Hamburg

22.09. Hamburg 25.09. Berlin 26.09. München 29.09. Köln

James TW

30.09. Berlin Geht weiter!

Jane Weaver

20.09. Hamburg

20.09. Hamburg 21.09. Münster 23.09. Köln 26.09. Berlin 27.09. München

Jann Tholen

Everything Everything

Jimmy Eat World

Fai Baba

Empfohlen von Intro

23.09. Hamburg

27.09. Berlin 29.09. A-Wien Geht weiter!

Fazerdaze

20.09. Hamburg 21.09. Berlin 29.09. Dortmund

Felix Meyer

08.09. Dresden 09.09. Leipzig 15.09. Berlin 17.09. Hoyerswerda

Fenster

01.09. Duisburg 02.09. Dresden 09.09. Leipzig

The Flatliners 24.09. Hamburg 25.09. Berlin 27.09. Dresden 28.09. Hannover 29.09. Nürnberg Geht weiter!

Flogging Molly

06.09. Frankfurt a. M. 08.09. Osnabrück

09.09. Düsseldorf

Jennifer Rostock 01.09. Berlin

29.08. Nürnberg

Joan Shelley 03.09. Hamburg 04.09. Berlin 05.09. München

15.09. Kummerfeld

Kaiser Franz Josef 23.09. München 24.09. Köln 26.09. Hamburg 27.09. Berlin

Keston Cobblers‘ Club 12.09. Münster 13.09. Dresden 14.09. Nürnberg 15.09. Erfurt 16.09. Darmstadt 19.09. Karlsruhe 20.09. Köln 21.09. Hannover

King Khan & The Shrines 09.09. Hamburg

Kolari

06.09. Berlin 07.09. Frankfurt a. M. 08.09. Hamburg

The KVB

Johnnyswim

20.09. Berlin 21.09. Hamburg

Johnny Mauser & Captain Gips 09.09. Jarmen 30.09. Köln Geht weiter!

30.09. Hamburg Geht weiter!

Kvelertak

13.09. Aachen

Kytes

08.09. Nürnberg

John Legend

24.09. Hamburg 30.09. Berlin

Jonah

01.09. Düsseldorf 02.09. Bochum

Lady Gaga

29.09. Hamburg Geht weiter!

Empfohlen von Intro

10.09. Oldenburg 11.09. Hannover 12.09. Köln 13.09. Dortmund 15.09. München 16.09. Stuttgart 17.09. Frankfurt a. M. 26.09. Leipzig 27.09. Berlin 28.09. Hamburg

Lake

01.09. Dresden 02.09. Stade 03.09. Berlin 05.09. Düsseldorf 06.09. Schorndorf 07.09. Frankfurt a. M. 08.09. Aachen 09.09. Köln 10.09. Hamburg

Fotos

30.09. Hamburg

Freundeskreis mit Joy Denalane, Afrob 09.09. Hamburg 10.09. Hamburg 15.09. Dresden 16.09. Köln

Friends Of Gas 20.09. Hamburg

Fuck Art, Let’s Dance! 29.09. Berlin 30.09. Hannover Geht weiter!

Gewalt

25.09. Karlsruhe 29.09. Hamburg 30.09. Kassel

Girlpool

14.09. Köln 15.09. Hamburg 16.09. Berlin 18.09. Frankfurt a. M.

Helgen

02.09. Friesoythe

Da gehen wir hin Tipps der Redaktion#255

Und wo geht ihr hin? intro.de #konzerte

Philip Fassing Beach Fossils Chastity Belt Phoenix Arca Alvvays

Wolfgang Frömberg Pere Ubu Reeperbahn Festival Band Of Horses Girlpool Sarah Khan

Sermin Usta Sample Music Festival Michael Kiwanuka The xx RIN Moderat


#Termine Leslie Clio

09.09. Ramstein Geht weiter!

Lil Peep

Molly Burch

13.09. Berlin 14.09. Schorndorf 15.09. Freiburg

20.09. Berlin 21.09. Hamburg

Mr. Jukes

Lion Sphere

Nadia Reid

01.09. Fürth 02.09. Kirchzarten 20.09. Hamburg

London Grammar 10.09. Berlin

Empfohlen von Intro

Love A

20.09. Hamburg 29.09. Hannover 30.09. Flensburg Geht weiter!

Lucy Rose

26.09. Köln 28.09. Berlin 29.09. Hamburg

Madsen

01.09. Berlin 02.09. Stade

The Maine

27.09. Berlin

13.09. Berlin 14.09. Köln 15.09. Offenbach 17.09. München 20.09. A-Wien

Neil Diamond

16.09. Mannheim 21.09. München 26.09. Hamburg

Newton Faulkner 20.09. Köln 21.09. Wiesbaden 23.09. Karlsruhe 24.09. Münster 28.09. Berlin

Noah Gundersen 14.09. Berlin

Oscar & The Wolf 20.09. Hamburg Geht weiter!

Roosevelt

10.09. Berlin

SWMRS

31.08. Bochum

19.09. München 20.09. Frankfurt a. M. 21.09. Hamburg 22.09. Köln

Sage The Gemini

Tash Sultana

Royal Republic

10.09. Berlin 11.09. Hamburg 12.09. Köln 26.09. München 27.09. Frankfurt a. M.

San Cisco

12.09. Köln 13.09. München 14.09. Berlin 16.09. Hamburg

Satyricon

24.09. Hamburg 25.09. Essen Geht weiter!

Schnipo Schranke 01.09. Homberg (Efze) 02.09. Stade 27.09. Bremen 28.09. Düsseldorf 29.09. Ludwigshafen 30.09. Soest

Seether

05.09. Berlin

Third Eye Blind

Timber Timbre Tim Vantol

29.09. Bremen 30.09. Hamburg Geht weiter!

Tom Rogerson 20.09. Hamburg

Tori Amos

16.09. Frankfurt a. M. 26.09. Hamburg 27.09. Essen 29.09. Berlin 30.09. München

22.09. Hamburg 23.09. Berlin

19.09. Hamburg 20.09. Köln 26.09. Berlin Geht weiter!

Matthew And The Atlas

Paradise Lost

Shout Out Louds

Torpus & The Art Directors

Silverstein

Turbostaat

Mauno

20.09. Hamburg 24.09. Berlin

MC Fitti

12.09. Hamburg 13.09. Leipzig 14.09. Augsburg 15.09. Nürnberg 16.09. Berlin 22.09. Wiesbaden 23.09. Köln 28.09. Hannover 29.09. Essen 30.09. Stuttgart

Metallica mit Kvelertak 14.09. Köln 16.09. Köln

Paul Weller

03.09. Saarbrücken 04.09. München 05.09. Leipzig

Pere Ubu

29.08. Dresden 30.08. Köln

Philipp Poisel 01.09. Hamburg

Phoenix

24.09. München 25.09. Köln 26.09. Hamburg

The Pineapple Thief 06.09. Dresden 10.09. München 12.09. Stuttgart 13.09. Köln

The Prosecution

Michael Kiwanuka 08.09. Hamburg

29.09. Leipzig 30.09. Berlin Geht weiter!

Michelle Branch

The Puppini Sisters

Mike + The Mechanics

Rhys Lewis

23.09. Berlin

07.09. Dresden 17.09. München 18.09. Mainz 20.09. Essen 21.09. Berlin 22.09. Leipzig 24.09. Köln 25.09. Mannheim 26.09. Stuttgart 28.09. Hannover 29.09. Hamburg 30.09. Magdeburg

Mise en Scene

20.09. Berlin 20.09. Hamburg 26.09. Rees-Haldern

05.09. Braunschweig

21.09. Berlin 22.09. Hamburg 23.09. Köln

Robin Schulz

30.09. München

Robin Vining 31.08. Berlin

Rolling Blackouts Coastal Fever 08.09. Hamburg

The Rolling Stones 09.09. Hamburg 12.09. München

16.09. Darmstadt

29.09. Köln 30.09. Münster

The Sisters Of Mercy 07.09. Hamburg 12.09. Berlin 17.09. Dresden 18.09. Stuttgart 23.09. Wiesbaden 24.09. Dortmund

Sløtface

17.09. Berlin 19.09. Köln 24.09. Wiesbaden 26.09. München

Soft Grid

13.09. Rostock 14.09. Hamburg 15.09. Bremen 16.09. Würzburg 18.09. Chemnitz 20.09. Freiburg 21.09. Schorndorf 22.09. Darmstadt 23.09. Erfurt

Empfohlen von Intro

Sookee

01.09. Hannover 02.09. Stade 07.09. Wiesbaden 08.09. Wittnau 09.09. Schwarzenberg Geht weiter!

Sophia Kennedy

30.08. Frankfurt a. M. 01.09. Hamburg Geht weiter!

Sparks

12.09. Berlin

Susanne Sundfør 16.09. Köln 20.09. Berlin

Nach dem Erfolg der Konzertreihe in Köln folgt nun der logische nächste Schritt: ein At The B-Sites Festival – und damit das erste Silent Festival der Welt! Das Konzept des At The B-Sites gibt es schon seit 2013 und ist genauso simpel wie erfolgreich: Die Silent-Concert-Sessions kommen ohne Verstärker aus. Man erlebt das Konzert nur über Kopfhörer und hat so eine unmittelbare Verbindung zum Künstler. Nach einigen Konzerten innerhalb Kölns kommt dieses Jahr ein Festival hinzu – das erste Silent Festival der Welt. Nachdem es bereits für letztes Jahr angesetzt war, wegen Hochwasser aber abgesagt werden musste, ist es Anfang September endlich so weit. Henrike Schröder

20.09. Hamburg 21.09. Berlin 24.09. Dresden

Palm

28.09. Herford Geht weiter!

At the B-Sites Festival

Empfohlen von Intro

23.09. Berlin 24.09. Köln 25.09. Hamburg

19.09. München 20.09. Erlangen 21.09. Berlin 22.09. Leipzig 23.09. Hamburg

Bonaparte YYYYYYY

19.09. Berlin 20.09. Hamburg 22.09. Köln

— 09.09. Köln — Bonaparte, BRNS, Charlie Cunningham, Dear Reader, Honig u. v. a.

02.09. Dresden

31.08. Oberhausen 01.09. Losheim am See 02.09. Dresden 09.09. Oelde 30.09. Bonn

Turnover

15.09. München 17.09. Berlin 18.09. Hamburg 19.09. Köln

Ulrika Spacek 22.09. Freiburg Geht weiter!

Urban Homes 28.09. Köln

Van Holzen

29.09. Würzburg 30.09. Dortmund Geht weiter!

The Veils

21.09. Leipzig 22.09. Berlin 23.09. Rostock 26.09. Heidelberg 27.09. München 28.09. Frankfurt a. M. 30.09. Hamburg Geht weiter!

Volbeat

28.08. Mönchengladbach 03.09. Schweinfurt

Von Eden

20.09. Hannover 25.09. Leipzig 26.09. München 27.09. Saarbrücken Geht weiter!

Waving The Guns 29.09. Magdeburg 30.09. Köln Geht weiter!

Waxahatchee mit Allison Crutchfield 17.09. München 22.09. Schorndorf 23.09. Hamburg 28.09. Berlin 30.09. Dortmund

Welcome To Night Vale 21.09. Berlin 22.09. Köln

White Wine 28.09. Leipzig

The xx

10.09. Berlin

Yello

31.08. Berlin

Zeal & Ardor

19.09. Köln 20.09. Berlin 21.09. Hamburg 22.09. Frankfurt a. M.

Zugezogen Maskulin 02.09. Düsseldorf 20.09. Hamburg

Die kommen, die Festivals Amsterdam Dance Event (18.–22.10.) Cardinal Sessions Festival (20.–22.10.) Kaltern Pop (26.–28.10.) Nürnberg.Pop (28.10.) Week-End Fest (27.–28.10.) Reclaim The Beats ­Festival (05–14.10.) Manic Street Parade (27.–28.10.) Scope Festival (18.–30.10.)

Die kommen, die Touren Alex Lahey (30.10.–04.11.) Andreas Dorau (14.10.–25.11.) Angus & Julia Stone (11.10.–05.11.) Astrid S (16.–21.10.) Cabbage (25.10.–03.11.) Cashmere Cat (13.–14.10.) Casper (31.10.–10.03.) Chelou (31.10.–03.11.) Cold Specks (10.–20.10.) Crooked Colours (02.–14.10.) Dan Owen (03.–07.10.) Diet Cig (02.–10.10.) Faber (11.10.–03.11.) Grizzly Bear (12.10.) Japanese Breakfast (23.–25.10.) J. Cole (03.–07.10.) Johnny Flynn & The Sussex Wit (31.10.–01.11.) Jordan Rakei (27.10.–05.11.) I’m Not A Band (25.–31.01.) Leoniden (17.–31.10.) Lola Marsh (23.–28.10.) Maeckes & Die Katastrophe (18.10.–02.11.) Mammút (20.–26.10.) Michael Nau (02.–06.10.) Modern English (03.–07.10.) Shout Out Louds (04.–14.10.) Sigur Rós (09.–14.10.) Sylvan Esso (26.10.–01.11.) Trailer Trash Tracys (04.–09.10.) Warhaus (28.10.–02.11.) The Wedding Present (22.–29.10.) White Lies (04.–10.10.) We Invented Paris (05.–21.10.) White Reaper (29.–31.10.) Wolf Alice (30.10.–02.11.)

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#Live #Festival

REEPERBAHN FESTIVAL Hamburg war einmal Deutschlands Musikhauptstadt. War? Bevor wir uns streiten: An diesem Wochenende im September gibt es da keine zweite Meinung. Das Reeperbahn Festival ist das beste Schaulaufen junger MusikerInnen und Bands des ganzen Landes.

E

ine Hafenstadt ist naturgemäß offen für neue Ideen. Man muss schließlich umgehen können mit was immer da anlandet und ist andererseits gewohnt, dass immer ein frischer Wind weht. Gleichzeitig ist man hier handfest und fackelt nicht lange. Matrosen haben nicht viel Zeit und wollen ihre Heuer verjubeln, bevor der Kahn wieder ausläuft. Aus dem Grund ist die Reeperbahn der perfekte Ort für ein MusikSpeed-Dating. Clubs und Bars sind derart dicht gedrängt, dass man beim Rausfallen aus der einen Tür schon in die nächste reinfällt. Und was nicht Bühne ist, ist Ausstellungsraum, Podium oder Theater. Im Imperial Theater werden normalerweise Krimis auf die Bühne gebracht. Die Lichtreklame und die Aufmachung locken stilecht mit dem klassischen Charme der 1960er, der Zeit von Edgar Wallace & Co. Dort wird der Festival-Award »Der Helga!®« vergeben, bei dem die Freiluft-Szene gleichzeitig das Saisonende feiert und die wichtigsten Themen und Ereignisse Revue passieren lässt. Ein paar Meter weiter feiern dann der Verein unabhängiger Musikunternehmen in Schmidts Tivoli die Indie Awards – zu dieser Zeit des Jahres ist einfach jeder in Hamburg, der sich leidenschaftlich mit Musik befasst.

Wie immer hat das Reeperbahn Festival ein Partnerland, das möglichst vielen Bands die Gelegenheit gibt, sich live zu präsentieren. In diesem Jahr ist das Kanada. 26 kanadische Acts werden auftreten, und nicht alle davon sind Newcomer. Als besonderes Highlight spielt Owen Pallett mit dem Stargaze-Orchester in der noch nach frischem Parkett-Lack duftenden Elbphilharmonie. Auch ein Kunstprogramm wird es wieder geben, das nicht artig in irgendeiner ihm zugewiesenen Ecke wartet, sondern einfach die ganze Stadt kapert – sei es als Performance in Bars, Garagen und auf Tennisplätzen oder als Störung des Stadtbildes auf Brücken, Dächern und Bäumen. Auch Lesebühnen wird es geben, samt natürlich den Lesenden: Der Sänger und Gitarrist von Isolation Berlin wird mit seinem Gedichtband »Gedichte, Gedanken und Spelunken« anreisen. Bei einem derartigen Programm darf natürlich auch das Essen nicht fehlen, und so kommt es beim Cooking Con Concert zu einer Uraufführung à la carte, bei der Produzent Matthias Arfmann die Hack- und Brutzelgeräusche von Koch Stevan Paul live mit dem Turtle Bay Country Club in die begleitende Musik mixt. Special Guest dieser Show ist Funkproduzent Tony Cook – einst Drummer für James Brown.

Wenn diese ganze wilde Posse am Sonntag dann ihre Sachen packt und sämtliche Freaks von außerhalb die Hamburger Freaks wieder allein lassen, gucken alle ganz traurig in ihr Fischbrötchen, das die einen sich zum Abschied und die anderen aus Routine gekauft haben. Denn das Reeperbahn Festival ist jedes Jahr aufs Neue eine ganz besondere Zusammenkunft von Klängen, Gesprächen und Ideen, die man nur widerwillig verlässt und von denen man immer wieder lange glücklich zehren kann. In einem Interview gegenüber dem Festivalguide erzählte Reeperbahn-FestivalChef Alex Schulz von der Elbphilharmonie als neuer Spielstätte und weiteren Neuerungen: Nachzulesen auf www.festivalguide.de. Carsten Schumacher — 20.–23.09. Hamburg — All Them Witches, All We Are, Astronautalis, Barbagallo, Beth Ditto, Boiband, Candelilla, Charlie Cunningham, Childhood, Clap Your Hands Say Yeah, Dillon, Dream Wife, Everything Everything, Faber, Fazerdaze, Fink, Friends Of Gas, Ilgen-Nur, Isolation Berlin, J. Bernardt, Jane Weaver, Kat Frankie, Kraków Loves Adana, Leoniden, Let’s Eat Grandma, Levent, Loney Dear, Love A, Matthew And The Atlas, Maxïmo Park, Meute, Millionaire, Mise En Scene, Nadine Shah, Nothing But Thieves, Novo Amor, Omar Souleyman, Oscar & The Wolf, Owen Pallett & Stargaze, Pabst, Portugal.The Man, Sløtface, Songhoy Blues, The Amazons, The Districts, The Drums, This Is The Kit, Timber Timbre, Vök, Waxahatchee, White Wine, Zeal & Ardor, Zugezogen Maskulin u. v. a.


#Live #Festival

Luxemburg auf dem Reeperbahn Festival Alle Jahre wieder ist die ShowcaseFestival-Instanz auch eine Bühne für Länder-Specials. Am Freitagabend lädt zum Beispiel Luxemburg in den Kaiserkeller. Der kleine Staat kann aus einer spannenden Musikszene schöpfen, was vielleicht daran liegt, dass halb Europa seine Stile hineinträgt. Wir stellen euch unsere drei Favoriten aus Luxemburg vor:

Die ersten Tracks des R’n’B-Sängers Edsun klingen, als wolle er seine Karriere mit der selbstbewussten Geste des Understatements starten. Da wäre zum einen das sphärische »No Flashing Lights«, in dem er klarstellt, dass er nicht benebelt im Scheinwerferlicht stehen will, und zum anderen das sexy flowende »No Compliments«, für das wir ihm gerne ein ganz besonders großes Kompliment aussprechen wollen. Es gibt Rezepte, die gehen immer auf, wenn sie so gut abgeschmeckt sind wie im Falle von Tuys. Mal verzerrte, mal süßlich gezupfte Gitarren, UK-Indie-Bass, juveniler Tatendrang, melancholische Samtstimme mit Hang zu poppigen Melodien und ein Songwriting, das es sich zwischen Britpop und US-Indie gemütlich macht. Passt bei Tuys wie der berühmte Arsch auf den Eimer, besonders anschaulich in ihrer Single »Belong« nachzuhören. In When ‘Airy Met Fairy’s Song »Intoxicated« singt Thorunn Egilsdottir ständig »I’m a little bit complicated«. Vielleicht ist es genau das, was ihre Songs so einzigartig macht. Die in Island geborene und in Luxemburg aufgewachsene Thorunn zaubert gemeinsam mit Mike Koster am Mini Moog und Schlagzeuger Thomas Cooper mysteriösen, minimalistischen Pop, wie man ihn selten gehört hat. Michael Schütz — 22.09. Hamburg — Edsun, Tuys, When ‘Airy Met Fairy

DIE NIEDERLANDE BEIM REEPERBAHN FESTIVAL

Kuenta I Tambu

Mit dem Dutch Impact setzt das Reeperbahn Festival am Festivaldonnerstag erneut einen Fokus auf vielversprechende Künstler der Niederlande und lädt interessierte Festivalbesucher ins Molotow ein.

Mittlerweile scheint der Donnerstagnachmittag auf dem Reeperbahn Festival fest für die Niederlande reserviert zu sein. Schon in den vergangenen Ausgaben wurden neben den heißesten Newcomern des Landes auch heimische Lieblingsacts vorgestellt. Dieses Jahr stehen sieben der insgesamt zehn niederländischen Acts des Showcase-Festivals

bei der Dutch Impact Party auf zwei Bühnen im Molotow. Eröffnet wird der Nachmittag von The Cool Quest. Mit ihrer jazzigen Mischung aus HipHop und Pop sind sie in den Niederlanden bereits seit einigen Jahren erfolgreich und sollen nun auch dem deutschen Publikum nähergebracht werden. Mit dem künstlerischen Projekt Sue The Night wird am Donnerstag Suus De Groot auf der Bühne der Skybar stehen. Die Niederländerin schreibt schon seit sie denken kann Songs und hat sich bereits einen Namen als Singer/Songwriterin gemacht. Mit ihrem neuesten Projekt geht sie jetzt gemeinsam mit fünf Musikern andere musikalische Wege. Abgeschlossen wird die Dutch Impact Party von My Baby: Das niederländisch-neuseeländische Trio um Frontfrau Cato van Dyck mischt seit seiner Entstehung 2012 Folk mit akustischem Blues und Funk mit psychedelischen Elementen zu einer tanzbaren Kombination, die in den heimischen Clubs schon mal gut ankommt. Henrike Schröder — 21.09. Hamburg — Naaz, The Paceshifters, The Cool Quest, Dakota, My Baby, Navarone, Kuenta I Tambu, Dool, Loren Nine, Sue The Night

MUSIKSCHUTZGEBIET Vor 13 Jahren aus der dörflichen Langeweile heraus entstanden, bewahrt das Musikschutzgebiet die hessische Musikszene weiterhin vor dem Aussterben.

Geboren aus dem Bestreben, etwas Aufregung in die ländliche Tristesse Hessens zu bringen, wurde vor 13 Jahren das erste Musikschutzgebiet Festival auf einem elterlichen Bauernhof veranstaltet. Aus dem einstigen Scheunenfestival wurde mittlerweile, durch den richtigen musikalischen Spürsinn, eine Institution, unterstützt von einem gemeinnützigen Verein, der sich um die Förderung von regionaler Kunst und Musik bemüht. So bietet die Veranstaltung jungen Kulturschaffenden eine Plattform, das Festival nach eigenen Vorstellungen mitzugestalten – sei es mit Illustrationen, Installationen oder Konzerten. Neben vielversprechenden Newcomern bucht das Festival als kulinarische Höhepunkte ausnahmslos Gastronomie-Stände, die frische Zutaten aus der Region oder vom Grünhof selbst – dem Veranstaltungsort des Festivals – verarbeiten. Henrike Schröder — 01.–03.09. Homberg (Efze) — Audio88 & Yassin, Birth Of Joy, Blackberries, Captain Planet, Der Ringer, Goldroger, Isolation Berlin, Leoniden, Mädness & Döll, Max Graef, Schnipo Schranke, Suzan Köcher, Tom James, Tremaire, We Bless This Mess u. v. a.

Tom James

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#Live #Festival

Way Back When Das Indoor-Boutique-Festival spielt sich in verschiedenen Dortmunder Venues ab und erweitert dadurch die musikalische Skyline der Großstadt in der Metropolregion Rhein-Ruhr.

Letztes Jahr zog das Way Back When bereits um die 4000 Besucher an – zu Konzerten von rund 40 Bands und Künstlern in intimer Atmosphäre. Auch in diesem Jahr bleibt der familiäre Rahmen des Festivals bestehen: Das Freizeitzentrum, die Pauluskirche und das Dortmunder Kulturzentrum U werden von nationalen und internationalen Künstlern aus einem musikalischen Spektrum zwischen Indie-Rock, Folk und Electro bespielt. Die kurzen Entfernungen sind gehfreundlich, die musikalische Auswahl ist kuratiert. So wird der eine oder andere sicher mit der Entdeckung einer neuen Lieblingsband nach Hause gehen. Helen von Daacke — 29.09.–01.10. Dortmund — Adna, Astronautalis, Drangsal, Fazerdaze, Gurr, Leoniden, Loney Dear, Portugal.The Man, Roosevelt, Slowdive, The Amazons, The Districts, The Veils, Voodoo Jürgens, Warhaus, Waxahatchee u. v. a.

LOLLAPALOOZA Das größte und vielseitigste Straßenfest Berlins versammelt auch in diesem Jahr große Namen wie Foo Fighters, Mumford & Sons und The xx in seinem Line-up, sorgt mit dem Kidzapalooza für strahlende Kinderaugen und informiert ganz nebenbei über Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

F

ür ein komplettes Festivalerlebnis reicht schon lange nicht mehr das richtige Lineup: Blumenkränze müssen her, Yoga am Morgen, Workshops und Lesungen. Ein Festival, das den Spagat zwischen grandiosem Line-up und spannender Erlebniswelt mittlerweile nahezu perfektioniert hat, ist das Lollapalooza. Nach einem erneuten Location-Wechsel findet der deutsche Ableger des amerikanischen Festivals in diesem Jahr auf der Rennbahn Hoppegarten – ­ und damit streng genommen in Brandenburg – statt. Für zwei Tage verwandelt sich die Galopprennbahn Anfang September in eine vielfältige Open‑Air‑Manege mit Urban Art, Straßenkünstlern und Konzerten. Die »Lolla Berlin Welt« erstreckt sich über verschiedene thematisch abgegrenzte Bereiche: Für die jüngsten Festivalbesucher gibt es mit dem Kidzapalooza einen eigenen aufregenden

Abenteuerspielplatz mit Zauberern, riesigen Seifenblasen und Live-Musik auf der KidzaStage. Der Grüne Kiez bietet die Möglichkeit, sich über nachhaltige Projekte und Ideen auszutauschen. Und mit der Lolla Fun Fair wird alles größer, bunter, höher, weiter: Innerhalb dieser traumhaft leuchtenden Utopie an Kuriositäten wirbeln Akrobaten zwischen Riesenrad und verrückten Straßenmusikern durch die Luft. Henrike Schröder — 09.–10.09. Hoppegarten — Alex Vargas, Alice Merton, Alma, Aminé, Anne-Marie, AnnenMayKantereit, Bear’s Den, Beatsteaks, Betsy, Bomba Estéreo, Bonaparte, Cro, Django Django, Drunken Masters, Filous, Foo Fighters, Galantis, George Ezra, Hardwell, Kungs, LGoony & Crack Ignaz, London Grammar, Marshmello, Marteria, Martin Jensen, Metronomy, Meute, Michael Kiwanuka, Mike Perry, Mumford & Sons, Nghtmre, Oliver Heldens, Roosevelt, Rudimental, Saint WKND, Sigrid, The Him, The Vaccines, The xx, Thomas Jack, Two Door Cinema Club, Wanda, Westbam, Yellow Claw u. v. a.

SWR3 New Pop Festival Eingebettet in die idyllische Kurstadtkulisse von Baden-Baden, präsentiert das SWR3 New Pop Festival neben bereits bekannten Acts vor allem nationale und internationale Newcomer.

Das Festival des Radiosenders SWR3 hat schon so manchem Künstler einen gehörigen Karriereschub verschafft: So teilten sich hier 2012 etwa Ed Sheeran, Olly Murs und Kraftklub die Bühne. Zum 23. Mal findet das Festival in diesem Jahr unter dem Kronleuchter im festlichen Ambiente des Kurhauses in Baden-Baden statt. Tagsüber finden öffentliche Interviews und kleinere Unplugged‑Konzerte auf der Bühne vor dem Kurhaus statt, bevor nachts auf diversen Partys bei familiärer Atmosphäre weitergefeiert wird. Und wer keine Karte für das Festival hat, kann ausgewählte Highlights im SWR3Festivalradio sowie im Livestream auf SWR3.de verfolgen. Henrike Schröder — 14.–16.09. Baden-Baden — Alice Merton, Alma, Anne-Marie, JP Cooper, Kaleo, Lola Marsh, Rag’n’Bone Man, The xx, Welshly Arms, Wincent Weiss u. v. a.


#Live #Festival

GOLDEN LEAVES Das Golden Leaves gibt sich geheimnisvoll: Während das Line-up schon steht, gibt es den Ort traditionell erst kurz vorher bekannt.

Auch wenn die Location bis etwa zehn Tage vor dem Start ein Mysterium bleibt, kann man sich wenigstens auf die Künstler – aus Ländern wie Island, Pennsylvania, Schweden oder England – schon mal freuen. Aber auch nationale Künstler aus den Bereichen GaragePop, Electro und Rock stoßen dazu. Bevor der Herbst Einzug hält, bietet das Golden Leaves so noch einmal die Möglichkeit, die Festivalsaison in kleiner Runde gebührend zu feiern. Helen von Daacke

Shout Out Louds

— 16.–17.09. Darmstadt — Astronautalis, Gold Panda, Gurr, Isolation Berlin, Keston Cobblers’ Club, Palace, Shout Out Louds, The Districts, The Head And The Heart u. a.

BURGER INVASION Der Hype um Burger boomt. Das wissen auch Burger Records und laden zur Burger Invasion ein.

Das unabhängige kalifornische Indie-Label Burger Records feiert in diesem Jahr bereits sein zehnjähriges Bestehen und kommt dazu nach Köln und Hamburg zur Burger Invasion. Zwei Mini-Festivals sind geplant: Mit einer abwechslungsreichen musikalischen Auswahl von House über Soul, Power Pop, Shoegaze bis Garage ist quasi für jeden Geschmack etwas dabei. Das Label kann auf über 700 Veröffentlichungen zurückblicken – das gehört gefeiert! Helen von Daacke

Chuckamuck

— 08.+09.09. Köln + Hamburg — Chuckamuck, Cosmonauts, King Khan & The Shrines, L.A. Witch, Mozes And The Firstborn, Swutscher, Yonatan Gat u. a.

MÜSSEN ALLE MIT

Über 300 Mitarbeiter sind an der Umsetzung des Platzhirsch Festivals beteiligt, in dem viel Kreativität und Herzblut steckt.

Beim Platzhirsch Festival geht es darum, die Vielfalt in der Kulturlandschaft Duisburgs zu erhalten. Die Musik steht im Vordergrund, Performances, Literatur, Kunst und ein Kinderprogramm komplettieren das Spektakel. Läden und Restaurants aus dem Stadtviertel beteiligen sich und bieten von Fahrradreparatur bis Soulfood viel Abwechselung. Es steht kein kommerzieller Gedanke, sondern ein nachbarschaftliches Miteinander im Fokus, mit Liebe zur Heimat im Ruhrgebiet. Die Zukunft des Platzhirsches ist derweil ungewiss. Mit einer Crowdfunding-Kampagne ruft das Festival auf, die Artenvielfalt im Duisburger Stadtrevier zu unterstützen. Helen von Daacke — 01.–03.09. Duisburg — Black Oak, Darjeeling, Die Sonne, Dÿse, Esben And The Witch, Fenster, Her Name Is Calla, Ivory Clay, Knarf Rellöm, Komplizen Der Spielregeln, Kristof Schreuf, Love Machine, Oiro, Scatterwound, Sheik Anorak, Sixturnsnine, Tami Neilson, Telemark, The Black Atlantic, The Lion & The Wolf, Waves Of Hope, Zodiak Trio u. v. a.

Angst macht keinen Lärm Benannt nach einem Lied von Jens Rachuts alter Band Angeschissen, findet das Angst Macht Keinen Lärm in diesem Jahr mit ordentlich Punkrock-Charme in Dresden statt.

Vom Hamburger Label Tapete veranstaltet, integriert sich das eintägige Open Air nicht nur in die hiesige Festivallandschaft, sondern auch perfekt in den idyllischen Bürgerpark von Stade: Allein für die Location mit den schönen alten Apfelbäumen und den Picknick-geeigneten Wiesen lohnt sich der Ausflug. Doch auch das Line-up kann sich durchaus sehen lassen. Es kann halt nicht genug Äpfel, Flüsse und gute Musik unter freiem Himmel geben.

Der Festivalnomade zieht in diesem Jahr – nach Trier, Leipzig und Potsdam – weiter dahin, wo er hingehört: zwischen Pegida-Demo und Frauenkirche, in die sächsische Metropole Dresden. Pascow und Turbostaat veranstalten nun bereits zum vierten Mal das alljährliche Punkrock-Klassentreffen Angst Macht Keinen Lärm. In und außerhalb des Dresdner Clubs Tante Ju stehen neben den Veranstaltern selbst ein paar befreundete Bands auf der Bühne – quasi das Who’s who des aktuellen Deutschpunk. Die ganze Veranstaltung kommt ohne viel Schnickschnack aus – dafür aber mit ordentlich Punkrock-Charme.

Helen von Daacke

Henrike Schröder

— 02.09. Stade — Die Sterne, Lake, Locas In Love, Madsen, Pollyester, Schnipo Schranke, Sookee u. a.

— 02.09. Dresden — Captain Planet, Decibelles, DJ Friese, Goldner Anker, Karies, Love A, Pascow, Rattengold u. a.

Das Müssen Alle Mit Festival lädt bereits zum fünften Mal in den Stader Bürgerpark ein – zu Konzerten unter Apfelbäumen.

Schnipo Schranke

Platzhirsch Festival Duisburg

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Azad Fortuna Ehrenfeld Christian Steiffen MC Fitti Generation Azzlack Fayzen Elif Max Prosa Leslie Clio Kadavar Faber Dear Reader Zoot Woman Bollmer Callejon Chakuza & Bizzy Montana Locas in Love PA Sports Anna Depenbusch & Band Dub Spencer & Trance Hill And So I Watch You From Afar Selig Neufundland Julius Lahai & Band Balbina Sarah Bosetti

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STU LARSEN special guest: Sa. 14.10.2017 | Luxor, Köln

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KT TUNSTALL

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Do. 26.10.2017 | Luxor, Köln

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Fr. 27.10.2017 | Luxor, Köln

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KAISER FRANZ Sa. 28.10.2017 | Luxor, Köln ZOLA JOSEF JESUS So. 24.09.2017 | Artheater, Köln Mo. 25.09.2017 | Blue Shell, Köln

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MAGIC GIANT WOMAN So. 29.10.2017 | Luxor, Köln Di. 26.09.2017 | Blue Shell, Köln

JOSEPH J. JONES

Mi. 27.09.2017 | Studio 672, Köln

ALEJANDRA RIBERA

HENNING WEHLAND

Mo. 30.10.2017 | Gebäude 9, Köln

MANCHESTER ORCHESTRA special guest: Slothrust

DESTROYER

10.11.2017 / FR

12.11. Hamburg, Kampnagel 17.11. Berlin, Festsaal 19.11.Düsseldorf, New Fall

"Hypnophonic" Tour 2017

JULIEN BAKER

Äl Jawala

SPIRAL STAIRS from Pavement /

THE KVB

MAC DEMARCO

26.10.2017 / DO

So. 08.10.2017 | Luxor, Köln

LOTTE

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So. 24.09.2017 | MTC, Köln

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Dear Reader

DAVE HAUSE AND THE MERMAID

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Manu Delago Handmade "Metromonk" Tour

Fr. 06.10.2017 | Gebäude 9, Köln

Mi. 20.09.2017 | MTC, Köln

THE LAZYS

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Sa. 07.10.2017 | Luxor, Köln

Mi. 20.09.2017 | Luxor, Köln

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So. 01.10.2017 | Blue Shell, Köln

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LIVE SA 02 Plumes SO 03 Der Herr Polaris, Christine Teuber FR 08 Lyanne SO 10 Hannah and Falco & The Familiar Faces FR 15 Nadia Reid SO 17 Indigorado, Conrad Vingoe DO 21 Cut Out Club FR 22 Fai Baba SO 24 Del Vox FR 29 Tinpan Orange

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TERMINE AB SEPTEMBER

08.09. BROTFABRIK 20:00 HEIN COOPER 13.09. BATSCHKAPP 20:00 BEAR´S DEN 16.09. GIBSON 19:30 2RAUMWOHNUNG 20.09. MOUSONTURM 20:00 PUSSY RIOT THEATRE

22.09. DAS HÖCHSTE DER GEFÜHLE FESTIVAL:

TORA, THE FRANKLIN ELECTRIC, PHIA, DINO JAUBERT, U.A.

06/09 POETRY SLAM 08/09 MUK.E 17: ATARI TEENAGE RIOT,... 12/09 MORITZ GARTH 13/09 JONAH 14/09 BIERSCHINKEN #41 10 BANDS AUF 2 BÜHNEN

Sa. 23.09. 17:00 Uhr LAUT & LEISE! FESTIVAL

EMMA6, NEWTON FAULKNER, COSBY, VAN HOLZEN, LISA WHO Im Anschluss: LAUT & KANTIG PARTY mit DJANE CHRISTIANE So. 24.09. 19:00 Uhr

PORTUGAL.THE MAN Very special guest: STEAMING SATELLITES Do. 28.09. 18:00 Uhr

KAFKA TAMURA Im Substage Café Mo. 02.10. 19:00 Uhr

TITO & TARANTULA Di. 10.10. 19:00 Uhr

PRIME CIRCLE Fr. 13.10. 19:00 Uhr

YOU ME AT SIX Sa. 14.10. 18:00 Uhr

SYNTHETIC ORANGE Mit: VILE ELECTRODES, PRESENCE OF MIND,

HELIOPHILE, LIFE ON DEMAND, TRAIN TO SPAIN Im Substage Café

So. 15.10. 18:00 Uhr

NICHOLAS MÜLLER LIEST Im Substage Café Do. 19.10. 19:00 Uhr

RIN

PHOENIXHALLE

Mi. 25.10. 18:00 Uhr

SION HILL Im Substage Café Fr. 03.11. 19:00 Uhr

EMIL BULLS & Special guests Mi. 15.11. 19:00 Uhr

ARCHIVE

Alter Schlachthof 19

17/09 JUICE=JUICE 18/09 ALAZKA 22/09 DAS HÖCHSTE DER GEFÜHLE FESTIVAL: TORA, THE FRANK LIN ELECTRIC, PHIA, DINO JAUBERT, U.A. OUT! D SOL 24/09 THE SISTERS OF MERCY 29WAY BACK WHEN 01/10 FESTIVAL 2017 03/10 TIM VANTOL & BAND 05/10 RIN 06/10 BRKN 07/10 KEIMZEIT ! 08/10 SILVERSTEIN SOLD OUT ! 09/10 SXTN SOLD OUT ! SOLD OUT 10/10 IRIE RÉVOLTÉS 11/10 GUANO APES 12/10 ALI AS 13/10 BAMBULE 2017: TORCH, TONI L, U.V.A. 16/10 KASALLA 18/10 VON WEGEN LISBETH 20/10 KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI 22/10 BLOND 24/10 CHRISTIAN STEIFFEN 26/10 MONTREAL 27/10 DIE APOKALYPTISCHEN REITER 28/10 TOXOPLASMA 29/10 BAUSA 30/10 KUULT 03/11 INTERGALACTIC LOVERS ! SOLD OUT 05/11 FAISAL KAWUSI 07/11 SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR 10/11 JOHANNES OERDING ! SOLD OUT 13/11 WEDNESDAY 13 15/11 MICHAEL SCHULTE ! SOLD OUT 16/11 SDP - PHOENIXHALLE 19/11 EOFT TOUR 17/18 21/11 PATRICK SALMEN & QUICHOTTE 21/11 MANDO DIAO -

76131 Karlsruhe

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24/11 BUKAHARA 25/11 ANTIHELD 27/11 KONTRA K PHOENIXHALLE

29/11 JULIAN LE PLAY 02/12 VONA 07/12 KMN GANG INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE

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21.09. MOUSONTURM 20:00 PUSSY RIOT THEATRE 27.09. JAHRHUNDERTHALLE 20:00 CLUESO 28.09. ZOOM 21:00 THE VEILS 18.10. ZOOM 21:00 LOYLE CARNER 27.10. BATSCHKAPP 20:00 LOGIC 30.10. ZOOM 21:00 MOTORPSYCHO 05.11. GIBSON 20:00 KITTY, DAISY & LEWIS 06.11. MOUSONTURM 20:00 THE RESIDENTS 06.11. ZOOM 21:00 ROMANO

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So. 17.09.2017 | Live Music Hall, Köln

Sa. 14.10.2017 | Gloria, Köln

Di. 19.09.2017 | Die Kantine, Köln

Di. 17.10.2017 | E-Werk, Köln

So. 24.09.2017 | Die Kantine, Köln

Mi. 18.10.2017 | Live Music Hall, Köln

DISPATCH

MATISYAHU

BELA B, PETA DEVLIN & SMOKESTACK LIGHTNIN‘ Mo. 25.09.2017 | E-Werk, Köln

PHOENIX special guest: Parcels

OLIVER POLAK MOGWAI MHD

Do. 19.10.2017 | Essigfabrik, Köln

NECK DEEP

So. 22.10.2017 | Die Kantine, Köln

Mo. 25.09.2017 | Live Music Hall, Köln

DEAD KENNEDYS

Di. 26.09.2017 | E-Werk, Köln

Mo. 23.10.2017 | Essigfabrik, Köln

MAXIMO PARK BETH DITTO

Fr. 06.10.2017 | Die Kantine, Köln

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Sa. 07.10.2017 | E-Werk, Köln

DRAGONFORCE special guest: Twilight Force Do. 26.10.2017 | Die Kantine, Köln

SKINNY LISTER Mo. 30.10.2017 | E-Werk, Köln

ESKIMO CALLBOY BANKS Mo. 09.10.2017 | E-Werk, Köln MACHINE GUN KELLY

Mo. 09.10.2017 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Do. 09.11.2017 | E-Werk, Köln

KODALINE

Fr. 01.12.2017 | Palladium, Köln

FOXES CULCHA CANDELA FLEET So. 03.12.2017 | Palladium, Köln Mi. 11.10.2017 | Gloria, Köln

ALL THEM WITCHES

ENTER SHIKARI Mo. 04.12.2017 | Palladium, Köln

Do. 12.10.2017 | E-Werk, Köln

VON WEGEN LISBETH

HURTS

Mi. 17.01.2018 | Palladium, Köln

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So. 08.10.2017 | Palladium, Köln

Mi. 11.10.2017 | Palladium, Köln

So. 15.10.2017 | Palladium, Köln

08.11. ZOOM 21:00 SUN KIL MOON 10.11. MOUSONTURM 20:00 SVEN REGENER

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special guests: Rich The Kid, Zoey Dollaz Sa. 21.10.2017 | Palladium, Köln

16.11. ZOOM 21:00 CHEFBOSS

Di. 07.11.2017 | Palladium, Köln

17.11. GIBSON 20:00 SOHN

Do. 09.11.2017 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen

23.11. ZOOM 21:00 DENZEL CURRY 27.11. ZOOM 21:00 CURTIS HARDING 28.11. HUGENOTTENHALLE 19:00 KONTRA K. 06.12. ZOOM 21:00 NOTHING BUT THIEVES

Do. 09.11.2017 | Palladium, Köln

Di. 21.11.2017 | Phoenixhalle, Dortmund Fr. 24.11.2017 | Palladium, Köln

special guest: Razz Do. 23.11.2017 | Palladium, Köln fka Chet Faker

09.11. BATSCHKAPP 20:00 YUNG LEAN & SAD BOYS

Fr. 24.11.2017 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen

16.12. FRANKFURTER HOF/ MAINZ 20:00 MIGHTY OAKS

special guest: Of Mice & Men Fr. 01.12.2017 | ISS Dome, Düsseldorf

20.04. ALTE OPER 20:00 NILS FRAHM TICKETS MOUSONTURM: TEL 069.405.895-20 WWW.MOUSONTURM.DE INFOS BROTFABRIK: WWW.BROTFABRIK.INFO

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#Preview #Demnächst #Katz und Goldt

Demnächst: Intro #256 — 25.09.2017

St. Vincent, Torres, Blade Runner 2049, Benjamin Clementine, Wanda, Wolf Alice, The Killers


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