Intro #225

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L I LY A L L E N  STA I G E R  T RU E D ET E C T I V E  I N T E R P O L  S I N KA N E  A H Z U MJ O T

# 225 September 2014 Gratis www.intro.de


loving the city.

Wi r le ben i so au n frege der Stadt , wei l n d, so Wo s wi r s i ch a v ie l s ie l ie eit ig nder eing ben. K . Wo a e ü be eeng ei n a n r d L t e ndere ä rm re C h f ü h le Jetz b r Or t a n esch o t me , seh s sehe ist so were hr e e n n , sehe wi r j inspi n, hö r fa h e r i e re n r de M ren en w wi r S nd, auf w enge i r Mu chön si k. U heit. ww.s Raum ma r t nd w . FOR o and .com a new /FOR e re s urba i ch n joy .

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JETZT #225 LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, mit dieser Ausgabe wollen wir uns auf den gewohnten 132 Seiten der Geschichte des historischen »Black Album« von Metallica widmen. Just kidding ... Doch die besagte Platte ist nicht ganz unschuldig daran, dass ihr das schwärzeste Intro aller Zeiten in Händen haltet. Die Langzeitbeobachtung von Linus Volkmann zum KraftklubAlbum »In Schwarz« stand schon länger als Titelkandidat fest. Als wir über ein Motiv konferierten, nachdem die Band ihren Wunsch geäußert hatte, »nicht so bunt wie die Beatsteaks« inszeniert zu werden, da meinte Kollege Carsten Schumacher knochentrocken: »Wenn das schon so losgeht, dann lass uns doch Schwarz auf Schwarz drucken. Wie bei Metallica.«

Foto: Christoph Voy

So kam es. Die Band, das Label, selbst unser Verleger finden es geil. Obwohl Letzterer einmal sagte: »Ihr legt in manchen Monaten ein dunkles Heft in dunkle Clubecken. Das sieht doch keiner!« Mal schauen, ob diese Worte den Weg zu euch finden oder vom selbst verschuldeten schwarzen Loch verschlungen werden. Kommen wir zu bunteren Themen: Seit Anfang August erstrahlt unsere Website intro.de in neuem Glanz. Aufgeräumt, verschlankt, aber prall gemacht mit Interviews, Storys, Reportagen und Reviews aus über 20 Jahren Intro. Dazu haben wir umgeschaltet auf eine Tag-Navigation, die – wenn man sie erst mal anzuwenden weiß – vieles vereinfacht. Schaut doch mal vorbei, wenn das Heft durch­ gelesen ist und ihr Bock auf weitere Storys, News, Bilderstrecken und Videos habt. Liebe Grüße aus der Intro-Redaktion


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GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN 011 alt-J: Sandwiches und Miley Cyrus 012 Melt! Festival: Der Rave wirft Schatten 014 splash! Festival: Der zwölfte Mann 016 Robin Williams: Auch Hyrule trauert 018 Vorher Nachher: Elliphant 020 Mein Song und seine Geschichte: Refused »New Noise«

WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT 023 Banks: Endlich Debüt 024 Neue Bands fürs Jetzt: The/Das 026 Talisco: Romantik im Rotlicht 028 Honig: Plötzlich Band 030 Introducing mit Mit Sylvan Esso, Little Simz, The Acid, Occupanther 032 Auftakt mit Mutter, Neonschwarz, J Mascis, DŸSE, Dexters, Death From Above 1979, Die Sterne, Highasakite 042 Titelgeschichte: Kraftklub 048 Lily Allen: Anti-Alice im Wunderland 050 Staiger: Hate in Germany 054 Interpol: Immer noch schwarz 056 Cover-Welten: Rauchen 058 Sinkane: Madih Soul 060 Data Garden: Wenn Topfpflanzen Musik machen 064 A hzumjot: Der Letzte seiner Art

005 Impressum 006 Dein Intro 007 Aboseite 130 Katz & Goldt / Demnächst

066 Trümmer: Abriss St. Pauli 070 Zoot Woman: Aus sicherer Entfernung 072 Phox: Wiedersehen in Wisconsin


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IMPRESSUM VERLAG

Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de, www.intro.de

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER Matthias Hörstmann CHEFREDAKTEUR Daniel Koch (V.i.S.d.P.) STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR & TEXTCHEF Felix Scharlau ARTDIRECTOR Holger Risse PROJEKTLEITUNG Martin Lippert REDAKTION Wolfgang Frömberg, Christian Steinbrink (Rezensionen), Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel & Jenny Weser (Mode), Frederike Wetzels (Foto)

LIVE-REDAKTION Carsten Schumacher, Julia Brummert, Thomas Lorber LAYOUT Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber ONLINE- & NEWS-REDAKTION (news@intro.de) Philip Fassing, Bastian Küllenberg

TERMINREDAKTION termine@intro.de TEXTE Lena Ackermann, Aida Baghernejad, Emanuel Bergmann, Jan Bojaryn, Dana Bö-

MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT 075 Cover der Ausgabe: Holy Sons »The Fact Facer« 076 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 079 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen 079 Charts: Unsere & eure Lieblinge 080 Neue Platten: Musik & Hörspiele 098 Heimspiel: Neue Demos & deine Band 100 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 110 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 112 Style-Interview: Mike Skinner und Doc Martens 118 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine

INTRO IM NETZ www.intro.de/tv – Popkultur in bewegten Bildern. Interviews, Kurzer Prozess, Platten vor Gericht und mehr. www.intro.de/tag/plattenkritik – Alle aktuellen Plattenkritiken auf einen Blick www.intro.de/termine – Unsere neue Termindatenbank. Kein Konzert mehr verpassen!

nisch, Annett Bonkowski, Andreas Brüning, Franz Joachim Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Lars Fleischmann, Christine Franz, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Nina Gierth, Claudius Grigat, Julian Gupta, Markus Hablizel, Karol Herrmann, Mark Heywinkel, Moritz Honert, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Madleen Kamrath, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Matthias Korte, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Julia Maehner, Christian Meyer, Oliver Minck, Nadja Neqqache, Denise Oemcke, Katja Peglow, Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Henje Richter, Martin Riemann, Benedikt Ruess, Thorsten Schaar, Simone Schlosser, Katharina Schmidt, Andreas Schnell, Nina Scholz, David Schumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Till Stoppenhagen, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Jan Tölva, Nisaar Ulama, Linus Volkmann, Benjamin Walter, Jan Wehn, Michael Weiland, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Anke van de Weyer, Kai Wichelmann, Katrin Wiegand, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff, Marius Wurth

FOTOS

Sarah Blesener, Katrin Bpunkt, Carmen Catuti, Ian Crammer, Walter Wim Glöckle, Harry Gould Harvey IV, Robin Hinsch, Peter Kaaden, Yann Morrison, Joe Patitucci, Katharina Poblotzki, Florian Schüppel, Inna Spivakova, Christoph Voy, Jan Philip Welchering, Getty Images und Pressebildfreigaben

COVERFOTO Christoph Voy PERSONAL & ORGANISATION Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PRAKTIKANTINNEN Elisabeth Haefs, Nicole Kehm, Philipp Maxrath, Fiete Oberkalkofen, Stefanie Thomas, Sermin Usta

VERTRIEB Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich ABO Eva Sieger, Florian Schuster (abo@intro.de) BRANDMANAGEMENT Eike Wohlgemuth PUBLIC & MEDIA RELATION Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.net), Michael Gwiozdzik

ANZEIGEN & ADMINISTRATION Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster

DIRECTOR MARKETING & SALES Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MARKETING & SALES Büro Köln Fon +49 221 94993-Durchwahl: Martin Lippert -17 (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken), David Winter -63 (Head of Digital Sales – Marken, Media), Laura Heinrichs -82 (Marken, Media), Backoffice & Digital Ad Management: Sonja Reitemeier -40 & Sabrina Esser -33 Büro Berlin Sebastian Siegmund +49 30 6003460-11 (Konzertagenturen & regionale Kunden), Frank Straessner +49 30 398 217 420 (Marken, Media, Musik)

AKTUELLE ANZEIGENPREISLISTE Mediadaten 2014 (Nr. 24 aus 10/13) BANKVERBINDUNG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 TERMINE für Nr. 226 / Oktober 2014. Redaktionsschluss: 03.09.2014; Termin- & Anzeigenschluss: 10.09.2014; Druckunterlagenschluss: 15.09.2014; Erscheinungstermin: 29.09.2014

DRUCK Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-GEPRÜFTE AUFLAGE & VERBREITUNG 1 Quartal 2014 Druckauflage: 125.097 / verbreitete Auflage: 123.035 (Durchschnittszahlen)

BEZUGSQUELLEN Erhältlich an 1.524 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


MITARBEITER DES MONATS DANIEL HEENE Daniel ist Intros Azubi zum Fachinformatiker für Systemintegration. Er hilft aber auch gerne beim Programmieren – wohlgemerkt nicht beim Programmieren der Kaffeemaschine. Seine Caps würde er garantiert auch bei einer Beerdigung nicht abnehmen. Früher marodierte der sympathische Youngster, der auf seinem Facebook-Profilbild eine Klobürste liebkost, durch die Electro-Clubs seiner Heimat Saarland. In seiner Freizeit dreht er GraffitiFilme, steigt auf Dächer und »eskaliert« der eigenen Aussage nach gerne. Die Intro-Belegschaft sagt: Schön, dass du da bist. Und, Stichwort »eskalieren«: Die Fotoapparate für die nächste Weihnachtsfeier sind bereits im Anschlag.

DEIN INTRO FEEDBACK Sehr geehrtes Intro-Team, ist es wahr, dass Sie einen Artikel über Monika Raab, die Schwester von Herrn Stefan Raab, drucken? Falls ja, wann erscheint er? Danke für Ihre Hilfe. Mit freundlichen Grüßen Jelena (via intro.de)

Hallo Jelena, kurz herrschte hier Panik auf dem Gang. Die Anwälte von Stefan Raab gelten ja als sehr klagefreudig, was sein privates Umfeld anbelangt. Jetzt das große Durchatmen: Überraschend planen wir keinen Artikel zu seiner Schwester, auch wenn wir ihn gerne lesen würden. Bitte wende dich an unsere Außenstelle Gala. Liebe Grüße Intro

MEIN STAR

MEIN TIER

Finn (Mitte) nimmt den Trubel, den ihm Maseo von De La Soul beim splash! 2012 bescherte, routiniert. Kein Wunder: Zu diesem Zeitpunkt hatte er auf seinem Cap im BackstageBereich bereits Autogramme von Max Herre, Jan Delay, Casper und Cro eingesackt. Profi!

Der indifferente Blick von Kalle (5) ist kein Zufall: Eigentlich hört der Kater aus Erfurt am liebsten HipHop. Beatsteaks ist aber immer noch besser als Schlager im Radio: Da sucht das Tier laut seinem Besitzer Rene auch mal fünf Tage am Stück das Weite.

Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an bilderflut@intro.de. Bei einem Abdruck gibt es das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an feedback@intro.de

Schlagzeilen des Monats +++ Gitarrist Johnny Ramone stirbt an Krebs +++ In den deutschen Kinos läuft Bernd Eichingers »Der Untergang« an +++ In drei Monaten tritt Hartz IV in Kraft +++ Schlagzeilen des Monats

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UND WO WARST DU?

IM SEPTEMBER 2004 INTRO #120

COVERGESCHICHTE Einst eine Sensation, heute Standard: die Vermählung von Rock und Techno, wie sie das belgische Duo Soulwax seit Mitte der 1990er vorantrieb. Jan Kedves besuchte die beiden in ihrer Heimat Gent, die er als »malerisch, komplett gentrifiziert, fast unerträglich gepflegt« beschreibt.

STORYS Sons And Daughters,

The Libertines, Björk, The Killers, The Go! Team, Slut, Max Herre, The Prodigy, Virginia Jetzt!

WICHTIGE ALBEN Clinic

»Winchester Cathedral«, Jona »Teilen was du weißt«, Mouse On Mars »Radical Connector«, Radio 4 »Stealing Of A Nation«, The Faint »Wet From Birth«

PLATTEN VOR GERICHT

­Sieger: Soulwax »Any Minute Now«; Letzte: Finkenauer »Finkenauer«

BESONDERE VORKOMMNISSE: Die hessische Diss-RapIkone Moses P. lädt im Rahmen eines »Kochen mit« zu sich nach Frankfurt. In herrschaftlichem Ambiente gibt es seine Leibspeise »Schinken-Nudeln« in vegetarischer Abwandlung – als »KäseNudeln«. Der Meister verrät nach kurzem Zögern sein verblüffend einfaches Rezept für drei Personen: »Ein Kilo Käse auf ein Kilo Nudeln.« Haute Cuisine kann so einfach sein.


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004 JENNY WESER, MODEREDAKTEURIN

»ICH LESE INTRO, WEIL ICH MIR SCHMINKTIPPS LIEBER BEI MYKKI BLANCO STATT BEI HEIDI KLUM HOLE.«

JETZT ABER SCHNELL INTRO ABONNIEREN.

10 × INTRO, 1 × FESTIVALGUIDE UND EINE PRÄMIE VON SEITE 37. FÜR NUR 30,– EURO.* *Abo-Preise: Inland € 30 (inkl. Prämie), Ausland € 35 (exkl. Prämie), Ausland € 42 (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, keine automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.

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GESTERN WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN

— alt-J, Studio in der Acre Lane, London, Sommer 2014: Für die Oktober-Ausgabe besuchten wir alt-J in ihrem Studio in Brixton. Hier brüten die Musiker sicher gerade über den Einsatz des Miley-CyrusSamples auf ihrem Album »This Is All Yours« – oder überlegen, wen sie zu »Opus« auf die andere Straßenseite schicken: Dort gibt’s »die besten Sandwiches in Südlondon«.


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— Melt! Festival, Ferropolis, Gräfenhainichen, 20. Juli 2014, 10:11 Uhr: Den Melt!-Samstag noch in den Knochen, aber die Sonne schon wieder hoch am Himmel. Kein Wunder, dass viele Besucher ein Wäldchen in Campingplatz-Nähe noch für ein Schläfchen nutzten, bevor es mit Portishead und Co. weiterging. Foto: Florian Schüppel

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— WM-Finale, splash!, Ferropolis, Gräfenhainichen, 13. Juli 2014, 23:23 Uhr: Einen besseren Ort hätte man sich nicht aussuchen können, um das Endspiel #gerarg anzuschauen: Kollektiver Jubeltaumel nach Götzes Tor und danach kein nerviges Hupkonzert, sondern die Gigs von Wiz Khalifa und Cro als Krönung der Nacht. Foto: Walter Wim Glöckle


HIER SPIELT DIE MUSIK.

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Da

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GESTERN

— Der Tod von Robin Williams am 12. August 2014: Mit Robin Williams geht ein großer Schauspieler und Komiker – aber auch ein passionierter Gamer. Seine Tochter nannte er Zelda, 2011 trat er mit ihr in einer TV-Werbung für Nintendos Spielserie auf. »World Of Warcraft«, das Williams auch geliebt haben soll, ehrte ihn zudem posthum: Blizzard Entertainment fügte dem Rollenspiel eine nach Williams gestaltete Figur hinzu. Foto: Nintendo


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AUCH ÜBER:

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GESTERN

— Vorher / Nachher: Elliphant, Melt! Festival, 20. Juli 2014 Fotos: Frederike Wetzels



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MEIN SONG UND SEINE GESCHICHTE

REFUSED »NEW NOISE« Die Songs mit Hardcore-Hintergrund, die es beim seligen MTV einst in die Heavy Rotation schafften, sind an einer Hand abzuzählen. »New Noise« der damals nur wenig bekannten schwedischen Band Refused brachte es 1998 allerdings zum brachialen TV-Hit-Clip. Sänger Dennis Lyxzén (heute INVSN) erinnert sich.

»

Die Entstehungsgeschichte von ›New Noise‹ lief zunächst recht banal ab. Kristofer Steen schrieb den Gitarrenriff und muss wohl schon ein Jahr damit herumexperimentiert haben, bevor er es eines Abends auf Tour unserem Schlagzeuger David Sandström vorspielte. Den hat es dann fast vom Stuhl gehauen vor Begeisterung. David schuf das Arrangement dazu, ich schrieb den Text, und fertig war das Stück. Witzig ist, dass die erste aufgenommene Version nur für einen Sampler des Labels Desperate Fight bestimmt war. ›Straight Edge As

ALS WIR DAS ALBUM ›THE SHAPE OF PUNK TO COME‹ AUFNAHMEN, WOLLTEN WIR ›NEW NOISE‹ URSPRÜNGLICH GAR NICHT MIT DRAUFNEHMEN. Fuck Compilation Part III‹ hieß der.

Wir hatten den Song ja schon veröffentlicht. Zum Glück wurden wir dann von jemandem umgestimmt und genötigt, ›New Noise‹ noch einmal neu einzuspielen. Der Song handelt von Befreiung. Davon, sich von den Fesseln des Alten und Langweiligen zu lösen. Punk und Hardcore können wahnsinnig konservativ sein, wir wollten einfach etwas Neues schreiben. Der Song verdeutlicht auch heute noch, dass wir auf der Suche nach einer neuen Soundsprache waren, die zu der Zeit passen sollte, in der wir lebten. Befreiung und Revolution beginnen immer mit der Formulierung einer Art Widerstandssprache, und die suchten wir damals. Den langjährigen Erfolg von ›New Noise‹ hat niemand von uns erwartet. Für uns handelte es sich nur um irgendeinen weiteren Song. Zugegeben einen, von dem wir wussten, dass er gut war. Aber da wir aus einer Szene stammten, die niemals so etwas wie Hits hervorbrachte, erwarteten wir nicht, dass ›New Noise‹ nach dem übernächsten Refused-Album noch für irgendwen Relevanz haben würde. Live blieb mein Verhältnis zu dem Stück zunächst ambivalent. Das lag daran, dass wir nach der Veröffentlichung von ›The Shape Of Punk To Come‹ 1998 das Live-Spielen sowieso nicht mehr genossen. Noch im gleichen Jahr lösten wir uns auf. Bei der Live-Reunion 2012 war es dann aber unfassbar zu sehen, zu welchem Monster

sich ›New Noise‹ in den Jahren dazwischen entwickelt hatte. Eine großartige und etwas unheimliche Erfahrung. Die schönste Erinnerung an ›New Noise‹ ist entsprechend auch die an unsere allerletzte Show: 2012, zu Hause in Umeå vor 5000 Leuten. Wirklich genervt hat mich das Stück dann vor allem nach dem Ende von Refused. Immer, wenn ich mit meinen neuen Bands unterwegs war und mir wieder jemand erzählte, wie toll das Lied sei. Es fällt schwer, befreit neue Musik zu schreiben, wenn man das Gefühl hat, die Leute vergleichen sie wieder mit einem alten Song. Der Videodreh zu ›New Noise‹ hat sehr viel Spaß gemacht. Es hat den Erfolg des Songs maßgeblich mitbestimmt. Verantwortlich dafür ist der Musiker und Videoregisseur Jocke Åhlund gewesen. Er entschied, welcher Song geshootet werden sollte, und er hatte auch die Idee, das Chaos und die Energie von Refused zum Thema zu machen. Ein Konzept gab es nicht am Set. Jocke hatte ein paar Amps und seltsame Kostüme dabei sowie das Kabel, an dem ich aufgehängt wurde. Der Rest entstand spontan. Die schlimmsten Momente mit dem Lied habe ich übrigens immer, wenn ich die Coverversion von Crazy Town höre. Es fühlt sich bizarr an, wenn man ein Stück schreibt und bei jedem Aspekt davon genau weiß, wie man ihn gemeint hat, was er repräsentieren soll – und dann kommt jemand, der keinen, aber auch wirklich gar keinen Aspekt davon verstanden zu haben scheint.« — INVSN »INVSN« (UNTER SCHAFEN / AL!VE) — AUF TOUR VOM 07. BIS 19.09.

Refused »New Noise« Can I scream? Yeah We lack the motion to move to the new beat It’s here for us to admire if we can afford the beauty of it If we can afford the luxury of turning our heads Adjust the 1000 dollar smile and behold the creation of man Great words won’t cover ugly actions Good frames won’t save bad paintings We lack the motion to move to the new beat We lack motion When the day is over the doors are locked on us Money buys the access and we can’t pay the cost How can we expect anyone to listen If we’re using the same old voice? We need new noise, new art for the real people We dance to all the wrong songs We enjoy all the wrong moves We dance to all the wrong songs We’re not leading We dance to all the wrong songs We enjoy all the wrong moves We dance to all the wrong songs We’re not, we’re not, we’re not We’re not, we’re not, we’re not leading We dance all the wrong songs We enjoy all the wrong moves We dance all the wrong songs We dance all the wrong songs We enjoy all the wrong moves We dance all the wrong songs Here we go We dance to all the wrong songs We enjoy all the wrong moves We dance to all the wrong songs We’re not leading, yeah, yeah, yeah The new beat The new beat The new beat



THE KNIFE 03.11.\BERLIN \ARENA

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LIVE: SYLVAN ESSO LITTLE SIMZ THE ACID OCCUPANTHER

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SUPPORT: Y.O.U. 08.10.\KÖLN \LIVE MUSIC HALL 09.10.\FRANKFURT \BATSCHKAPP 10.10.\MÜNCHEN \THEATERFABRIK 11.10.\LEIPZIG \TÄUBCHENTHAL 12.10.\BERLIN \ASTRA KULTURHAUS 13.10.\HAMBURG \DOCKS

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HEUTE

023

HEUTE WAS UNS BEWEGT & WER DAFÜR STEHT

— Banks Jillian Banks’ kühle Inszenierung auf Fotos wie diesem ist angeblich gar keine. Im Interview mit intro.de sagte sie: »Ich denke nicht darüber nach, mich auf irgendeine Art und Weise zu präsentieren. Das bin einfach ich.« Ihr Debüt »Goddess« erscheint am 8. September – endlich, möchte man sagen!


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HEUTE

NEUE BANDS FÜRS JETZT

THE/DAS

Es erfordert Mut, direkt nach dem größten Erfolg eine Pause einzulegen und ein musikalisches Nebenprojekt zu verfolgen. Fabian Fenk und Anton Feist von Bodi Bill haben genau das gemacht. Mit »Freezer« legen sie ihr erstes Album als The/Das vor. Henje Richter sprach mit den beiden in ihrem Berliner Studio über das Arbeiten als Duo, Ausflüge in den Techno und was The/Das alles zu bedeuten hat. Foto: Carmen Catuti

T

obias Fünke aus der US-Comedy »Arrested Development« ist bekanntlich ein Never Nude. Das heißt, er trägt selbst unter der Dusche oder unter Badetüchern immer noch eine Hose. Fabian Fenk von The/Das kommt am hochsommerlichen Melt!-Wochenende nur mit einem Handtuch bekleidet auf die Bühne des Intro-Zelts. Als er es nach einigen Songs in die Ecke wirft – hat auch er noch Shorts darunter. Bei Bodi Bill war man gewohnt, dass er und der Rest der Band in Tierkostümen oder Ähnlichem auftraten, aber The/Das sind eben nicht Bodi Bill. Und für Kostüme ist es sowieso zu heiß. Als Fabian Fenk und Anton Feist ein paar Tage später, bekleidet wohlgemerkt, zum Interview in ihrem Studio sitzen, das eine Etage über

ihrem Hauslabel Sinnbus im Wedding liegt, steht das Equipment vom Wochenende noch unausgepackt mitten im Raum. Doch hier im Studio herrscht immer kreatives, bewohntes Chaos. »Wir leben hier quasi miteinander«, erklärt Fabian. »Die Studioarbeit zu zweit ist durch die viele Zeit, die wir hier zusammen verbringen, viel intensiver geworden. Das war bei Bodi Bill so nicht der Fall.« An Bodi Bill kommt man nicht vorbei, wenn man über The/Das spricht. Seit 2007 hatten Fabian und Anton zusammen mit Alex Stolze vier Alben auf Sinnbus herausgebracht. Spätestens mit dem letzten Album »What?« 2011 gelang der Durchbruch. Alex hatte jedoch im selben Jahr schon das Nebenprojekt Unmap mit Mariechen Danz gestartet. »Dann haben wir gesagt: keine halben Sachen. Bodi Bill legen jetzt eine Pause ein, und jeder macht das, worauf er gerade Bock hat. Das dann aber so richtig«, so Anton. »Doch im Prinzip könnte man sagen, dass wir beide einfach weitergemacht haben«, gibt Fabian zu. Der neue Bandname wirkt fast wie ein Platzhalter. »The/Das ist bewusst ein Unname, ein doppeltes Neutrum. Aber mit The/Das haben wir die Freiheit erlebt, neue Sachen auszuprobieren, uns wiederzufinden und nicht funktional sein zu müssen«, sagt Fabian, und Anton fügt hinzu: »So ein neuer Name macht auch frei von Erwartungen, vor allem von den eigenen.« So haben sich beide im letzten Jahr erlaubt, einige musikalische Ausflüge in den Techno zu unternehmen: »Wir haben erst mal herumgestochert und geguckt«, sagt Anton. »Bodi Bill war immer ein hermetisches, komplexes System. Zu zweit konnten wir uns viel besser öffnen.« Das Ergebnis war unter anderem die »Fresh Water«-EP, aufgenommen mit den in Berlin lebenden italienischen Produzenten Tale Of Us. »Diese andere Welt ist nicht uninteressant: Mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein und in einem Club Musik vorzuspielen«, sagt Fabian. »Es gab eine Menge Respekt dafür. Irgendwie haben uns diese Kollaborationen auch entspannt.« Normalerweise sammeln sie sehr lange für einen Song, fertigen eine Skizze an, es gibt mehrere Arrangements, und alles dauert sehr lange. »Es war toll, die andere Arbeitsweise kennenzulernen«, erzählt Fabian weiter. »Da macht man eine abgefahrene Bassline, loopt die auf sieben Minuten, dann kommen Delay und Kompressor drüber, und ab damit ins Berghain.« Es wird auch weiterhin diese Experimente von The/Das geben, versprechen sie. Doch letztlich fehlte ihnen etwas: »Am Ende haben wir gemerkt, wie viel Spaß es uns doch macht, mit mehreren Leuten auf der Bühne zu stehen und physikalisch irgendwo draufzuhauen.« So sind Anton und Fabian mit The/Das fast nun wieder dort, wo sie Bodi Bill zurückgelassen haben: Band, Album, Live-Auftritte. Aber doch irgendwie anders. — THE/DAS »FREEZER« (SINNBUS / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 13. BIS 24.10.


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HEUTE

ROMANTIK IM ROTLICHT

TALISCO

Jérôme Amandi alias Talisco ist der neue Star der französischen Popmusik. Bereits auf dem Air-France-Flug zum Interview begrüßte sein Hit »So Old« unsere Autorin Annett Bonkowski. In Paris angekommen, strahlte Talisco von jedem zweiten Werbeplakat in der Métro. Im Rotlicht-Viertel Pigalle traf Bonkowski einen dennoch bodenständigen Künstler, der sich lieber auf sein Schaffen konzentriert, als sich im »succès« zu suhlen. Foto: Yann Morrison

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ranzösische Pop-Exporte wie Phoenix und Air haben es vorgemacht. Nun begibt sich deren Landsmann Talisco mit seinem Debütalbum »Run« auf die geebnete Fährte ebenjener Kollegen. Sein Heimatland feiert ihn als neuen Radiostar, für die Eroberung des Auslands kann er auf das einst aufgelöste und nun neu gegründete Label Virgin Records setzen. Er ist ihr erstes Signing – was man bei einer Traditionsmarke wie Virgin durchaus als Statement lesen kann. Bereits 2013 veröffentlichte der in Bordeaux geborene Talisco die »My Home EP«. Nach Aufenthalten in Montréal und Spanien ist der selbst erklärte Vagabund auf seiner Reise vorläufig im romantisch verklärten Paris angekommen. Ein Ort, der wie geschaffen scheint für die entstandenen Sehnsuchtsmomente und Abhandlungen über Aufbruch, Liebe und Freiheit, die sich auf »Run« wiederfinden. Ein Klischee? Vielleicht. »Paris ist ein Ort mit viel Energie und großer Emotionalität. Ich sauge beides in mich auf und brauche dieses Flair zum Arbeiten.«

Zugegeben, im Pariser Rotlicht-Viertel Pigalle liegt statt Romantik eher käufliche Liebe in der Luft, als Talisco am Abend des ersten offiziellen Konzerts in der Stadt im ausverkauften La Cigale spielt. Die Songs an diesem Abend geben Raum für Melancholie. Doch als von Traurigkeit gebeutelter Künstler sieht sich Talisco nicht: »Ich bin niemand, der das Gefühl von Niedergeschlagenheit zu Inspirationszwecken braucht. Songwriting ist für mich so normal geworden wie die Dusche am Morgen.« Das emotionale Blankziehen vor den Hörern fällt Talisco nicht schwer: »Es ist eine Herausforderung, aber ich fühle das Gleiche wie alle anderen. Nur habe ich gelernt, meine Gefühle in Songs zu verpacken.« Weitaus holpriger tastet sich der bescheidene Musiker dagegen im Interview auf sprachlicher Ebene vor. Bemüht ringt er unter dem Gewicht seiner Stirnfalten mit den englischen Worten, die er auf dem Album doch nahezu akzentfrei über die Lippen bringt. In seinem Heimstudio agiert Jérôme Amandi mit drei wichtigen Begleitern: Laptop, Klavier

und Gitarre. Seine geregelten Arbeitszeiten hat er noch aus den Tagen als Angestellter einer Kommunikationsagentur beibehalten: »Ich bin ein Workaholic, aber arbeitsintensive Nächte mit Drogenkonsum gehören nicht zu meiner Vision von Musik.« Als künstlerisch Getriebener ist er zugleich Eremit und Herrscher über das eigene Ich, wie er scherzhaft über sich sagt: »Ich komme mir manchmal vor wie ein kleiner Diktator, der nur auf sich selbst zeigen kann, weil niemand anderes da ist!« Dabei hatten Taliscos Eltern lange versucht, ihm das Musikerdasein auszureden, was sich inzwischen geändert haben dürfte, wenn selbst deren Nachbarn die Songs ihres Sohnes mitsingen können. Doch die mit Werbung für das Album zugepflasterte Pariser Métro oder gar die zeitweilige Dauerschleife seines Songs »So Old« in Air-France-Fliegern entlocken dem bodenständigen Künstler keinerlei spürbare Höhenflüge des Egos. Stattdessen ist der Wunsch da, mit einem Kurzfilm zum Album auch auf visueller Ebene etwas zu bewirken: »Es reicht mir nicht, mich ausschließlich musikalisch auszudrücken«, sagt Talisco. Auf dem Album mag der angriffslustige Musiker nur vereinzelt zum Vorschein kommen. Spätestens auf der Bühne im Pariser La Cigale wird aber deutlich, dass der ihm oft attestierte glatte Pop live ein paar gehörige Kratzer abbekommt. Steht ihm gut. — TALISCO »RUN« (VIRGIN / UNIVERSAL / VÖ 12.09.14) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 15.09. BIS 18.09.


Jetzt als Digital HD und ab 5. September als Blu-ray und DVD © 2014 TGBH LLC. Twentieth Century Fox Film Corporation und TSG Entertainment Finance LLC. Alle Rechte vorbehalten. © 2014 Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC. Alle Rechte vorbehalten.


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NIE MEHR ALLEIN

HONIG Aus dem Soloprojekt des Düsseldorfer Singer/Songwriters Stefan Honig ist im Laufe der letzten zwei Jahre eine der aufregendsten Bands des einheimischen Indie-Pop gewachsen. Das neue Album lotet eindrucksvoll die Grenzen zwischen filigranem Folk und bombastischer Euphorie aus.

H

onig spielen Folk für die großen Bühnen. Da passt es gut, dass aus der One-ManShow inzwischen eine fünfköpfige Band mit gemeinsamen Vorstellungen geworden ist. Das letzte Album »Empty Orchestra« hatte Sänger Stefan Honig 2012 noch im Alleingang aufgenommen. »Damals war die Idee ganz klar, eine Indie-Platte zu machen. Da habe ich mir nicht reinreden lassen«, kommentiert der Multiinstrumentalist, der auch auf »It’s Not A Hummingbird It’s Your Father’s Ghost« für alle Texte und die grundlegenden Strukturen der Musik verantwortlich ist. Den Rest der Arrange­ ments entwickelt die Band im Proberaum. Den Liedtitel »We Are Alone In This Together« darf man als eine Art roten Faden begreifen: »Hummingbird ...« ist ein Gemeinschaftswerk. »Es war für mich eine Erleichterung, stellenweise die Verantwortung abgeben zu können«, so der Frontmann. »Eigentlich lief es die ganze Zeit darauf hinaus, denn meine Band hatte ich irgendwie schon immer.« Gemeint ist damit, dass sich Honig aus alten Freunden zusammensetzt, die teilweise schon vor über 15 Jahren in anderen Formationen zusammen spielten. Ein Gemeinschaftsgefühl ist entstanden, das der Bandleader nicht mehr missen möchte: »Ganz alleine nur mit der Gitarre vor Tausenden von Leuten zu stehen kann erschreckend sein«, schildert er die Erfahrungen, die er im Vorprogramm von Thees Uhlmann und Philip Poisel gemacht hat. »Gerade auf größeren Bühnen hat man jetzt nicht mehr das Gefühl, verloren zu sein. Bass und Schlagzeug drücken von hinten, und man hört vier Leute mitsingen. Das sind die Momente, in denen man denkt: ›Geil, ich bin nicht allein!‹« Man spürt, dass diese Band Musik ebenso gerne hört wie selbst aufnimmt. So findet sich neben Bon Iver oder Grizzly Bear sogar Metal auf den Tour-Mixtapes: »Unser Schlagzeuger kramt gern die alten Pantera-Sachen raus«, verrät Stefan Honig. »Obwohl die Geschmäcker sehr verschieden sind, können wir uns alle auf das verständigen, was mit der Band passiert.« So entsteht ein Klang, der Komplexität erforscht, statt sie zum Selbstzweck werden zu lassen, und gar nicht erst nach Kategorien wie Folk oder Singer/Songwriter sucht. Zu dieser Musik möchte man Innehalten oder Mitsingen. Manchmal beides zugleich. »Eigentlich ist das Album bereits in den letzten Jahren auf Tour entstanden, auch wenn die Stücke erst danach geschrieben wurden«, erklärt Stefan Honig und freut sich schon jetzt auf die Konzerte im Herbst. »Ich denke, wir würden es sogar zusammen in einem Nightliner aushalten.« Ganz so weit sind Honig zwar noch nicht. Das kommt aber vermutlich bald. Text: Bastian Küllenberg / Foto: Frederike Wetzels — HONIG »IT’S NOT A HUMMINGBIRD IT’S YOUR FATHER’S GHOST« (HALDERN POP / ROUGH TRADE) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 30.09. BIS 19.10.


Das neue Album der britischen Erfolgsband inklusive der Singles „Hunger Of The Pine“ und „Left Hand Free“ CD ∙ 2LP ∙ Download www.altjband.com

BALLET SCHOOL

TRÜMMER

»THE DEW LASTS AN HOUR«

»TRÜMMER«

CD · CD DELUXE · LP · DOWNLOAD

VÖ: 05.09.

CD · LP · DOWNLOAD

VÖ: 19.09.

VÖ: 22.08.

Wundervoller 80s-Gitarren-Pop mit großen Melodien und ekstatischen Hooks, die zum Träumen und Tanzen einladen.

Befreit aufspielender, mitreißender Rock’n’Roll mit Texten, die klare Position beziehen. Die Jugendkultur ist tot, es lebe die Jugendkultur!

balletschoolband.com

truemmer.tv

www.pias.com/de www.facebook.com/PIASDE


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UNSERE GEMEINSAME NACHT Die Sommerpause ist vorbei: In Berlin und in Hamburg geht unser Intro-Fest weiter. An beiden Orten präsentieren wir euch Sylvan Esso – zarteste Folk-Vocals auf elektronischem Atmokissen. Jeweils mit am Start ist die junge Londoner Rapperin Little Simz, deren Reime sie alles andere als klein, einige andere Rapper dafür ganz schön alt wirken lassen. Last-Minute-Booking-News: The Acid werden den Event auf dem Reeperbahn Festival mit ihrer Idee von House anheizen. Occupanther schenkt Berlin seine besonderen elektronischen Noten. In Berlin kommt ihr wie immer über die Anmeldung auf introducing.de rein, in Hamburg braucht ihr ein Ticket des Reeperbahn Festivals.

MEIN ZUHAUSE

SYLVAN ESSO INTRODUCING

Amelia Meath und Nick Sanborn bilden seit letztem Jahr das Duo Sylvan Esso. Das DeSYLVAN ESSO bütalbum »Sylvan Esso« erschien im Juni. LITTLE SIMZ ­Ihren Sound könnte man als Folk-Electropop THE ACID (NUR HAMBURG) bezeichnen, aber solche Genrezuordnungen OCCUPANTHER (NUR BERLIN) hält Sängerin Amelia nicht für notwendig. Sie selbst kommt vom Folk und hat mit dem Trio 18.09. BERLIN, SCHWUZ 19.09. HAMBURG, REEPERBAHN FESTIVAL Mountain Man bereits Feist supportet und ein anderes Mal Vocals für alt-J eingesungen. DJ, Komponist und Bassist Nick Sanborn ist — GRATIS FÜR DIE GÄSTELISTE ANMELDEN: vielbeschäftigter Bandhopper. Am bekanntes­ WWW.INTRODUCING.DE ten ist seine Beteiligung an der musikalischen Kommune Megafaun, die ebenfalls in Durham, — ARTE WIRD AUCH DIESES INTRODUCING FÜR EUCH AUFZEICHNEN. AM 7. JUNI LÄUFT DIE North Carolina zu finden ist. Extra für uns AUSSTRAHLUNG DER INTRODUCING-GIGS formulierte Amelia vor der Tour eine Ode an VON WE WERE EVERGREEN, LINKOBAN UND ihre Wahlheimat und deren Musikszene. TRÜMMER NACH DER SENDUNG »TRACKS«.

»In Durham gibt es viel zu entdecken, man kann zum Beispiel in einem Steinbruch schwimmen, in der Gay-Bar The Bar gibt es geile Karaoke. Wir sind zwar beide woanders aufgewachsen (Cambridge, Massachusetts und Madison, Wisconsin), aber wir fühlen uns hier total wohl. Als ich in New York gelebt habe, war ich beim Songwriting immer abgelenkt. In Durham passiert das nur, wenn draußen etwas wirklich Wichtiges los ist – ein DJ Dude Femme Set oder so was. Außerdem gibt es hier eine wunderbare Musikszene: Merge Records ist in Durham, deshalb haben wir Hiss Golden Messenger, Mount Moriah, Superchunk und noch einen Haufen anderer Bands. Die Megafaun-Brüder Phil und Brad Cook leben auch hier, Shirlette Ammons (die war übrigens gerade in Deutschland auf Tour), unser Liebling Loam Lands und Make Out Booth. Ganz abgesehen von DJ Sweet William. Durham ist einfach die beste Stadt.«


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WAS IST DAS BESONDERE AN

LITTLE SIMZ

Mit Zeilen wie »How much of a female can these niggas take« (aus »On The Edge«) nimmt Little Simz das Girlie-Vorurteil direkt auseinander. Die 20 Jahre junge Rapperin aus dem Norden Londons hat in zwei Kinder/Jugendserien des britischen Fernsehens mitgewirkt und macht jetzt Ernst mit ihrer Musik. Little Simz hat einige Mixtapes vorzuweisen, nun machte Jay-Zs Portal Life+Times auf ihre Debüt-EP »E.D.G.E« aufmerksam. Live dreht sie besonders auf, wie sie bereits neben Estelle, Tinie Tempah und Ms. Dynamite beim BBC Hackney Weekender bewiesen hat.

STECKBRIEF

THE ACID The Acid sind Ry Cuming alias Ry X aus Byron Bay in Australien, der englische DJ und Produzent Adam Freeland und der amerikanische Komponist und Produzent Steve Nalepa. Cuming wurde in Berlin mit House infiziert, auf dem Debütalbum »Liminal« nachzuhören. Das Trio vereint stille Vocals mit langsam pulsierenden Beats, ab und an mal mit Gitarren verziert. Man könnte meinen, die drei hätten den Soul von Chet Faker und das Indie-Falsett von Justin Vernon verschluckt, um dann alles mit warmem Downbeat zu vermischen. Klingt so, wie sich ein Swimmingpool im Sommer anfühlt.

DREI FRAGEN AN DEUTSCHLAND VON

OCCUPANTHER Die drei Fragen kommen in diesem Monat mal nicht von Künstlern, für die Deutschland bloß aus Kraftwerk und Bratwurst besteht, sondern vom Münchener Martin Brugger. Anfang des Jahres hat Brugger unter dem Namen Occupanther ein aufregendes Elektronik-Update hingezaubert. Zuletzt spielte er auf dem Melt! und im Vorprogramm von Chet Faker, mit dem er auch die Liebe zum Bart teilt. Sonst ist aber alles neu und frisch an Occupanther, davon könnt ihr euch ja bald selbst überzeugen, und so anspruchsvoll wie seine drei Fragen.

So alten Kram findet man doch oft zwischen Olympia-Schreibmaschinen, WählscheibenTelefonen, Zwei-Streifen-Turnschuhen und gusseisernen Öfen auf dem Flohmarkt. Wie gut muss ein Gemüsedöner sein, um sich dafür eine Stunde anzustellen? Hm. In Köln heißen Gemüsedöner ja Reibekuchen, und die müssen vor Fett triefen. Was machen eigentlich Sometree, die beste deutsche Band aller Zeiten, heute? Keine Neuigkeiten in den letzten fünf Jahren. Aber schön, dass ihr ganz eigener Postrock bis heute nachklingt. Beim nächsten SternschnupWo gehe ich am besten hin, wenn ich analoges penregen oder Wimpernwegpusten einfach Equipment, also Synthies und Drum Machines, wünschen, dass sie bald wiederkommen. Hat shoppen möchte? bei Kraftwerk schließlich auch geholfen. Ups.

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ab 18. September im Kino


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»ICH FIND JUGEND IMMER TOLL«

MUTTER

Die kompromissloseste aller deutschen Rockbands – Mutter – existiert seit mittlerweile 28 Jahren. Wir sprachen mit Max Müller, dem Sänger und Texter der (zu Unrecht) immer noch nischigen Band, über monotone Jugendkultur und darüber, was auf der neuen, durchweg gelungenen Platte drauf ist: Text und Musik eben. Der Titel eures Albums ist recht eindeutig. Wir wollten es ganz simpel und klar. Was ist drauf auf dem Album? Text und Musik. Der Sound ähnelt eurer letzten Platte. Waren dir enorme Brüche früher wichtiger? Brüche sind nicht beabsichtigt. Ich langweile mich eben schnell. Das Schöne als Künstler ist, dass man auf niemanden Rücksicht nehmen muss. Es gibt schließlich keine Erwartungen, die enttäuscht werden könnten. Wir sind nicht die Stones oder Die Toten Hosen. Mit der Bestandsaufnahme über Sinti und Roma in Kreuzberg triffst du bei »Wer hat schon Lust so zu leben« genau das Problem. Man weiß, es läuft nicht gut, aber Lösungsansätze sind diffus. Ich weiß auch nicht, was man machen kann. Ich merke nur, das berührt keinen, es gibt keine

Lobby für diese Leute, und es macht auch sonst keiner Stücke darüber. Das war mit »Alt und schwul« oder »Israel« genauso. In »Am Abend« singst du von der fehlenden Freiheit der Jungendkultur. Ich finde Jugend immer toll. Es ist eben schwerer als vor zwanzig Jahren: Alles ist abgegrast, markante Typen findet man nicht mehr unbedingt. Mir kommt diese Zeit, auch was Musik betrifft, wahnsinnig perfekt vor. Ich kenne keine Band, die da völlig rausfällt. Was ganz Seltsames zu machen ist doch schwieriger geworden heute. Was hörst du denn im Moment? Ich kann mich eigentlich für alles begeistern. Beyoncé zum Beispiel. Wenn ich das höre, denk ich: Wow, das ist so verrückt gemischt. Auch beim größten Schrott gibt es mit Sicherheit irgendetwas, das ich gut finden würde.

Françoise Cactus erzählt im Film »Wir waren niemals da«, dass sie sich bei einem Besuch bei dir auf einen Camembert gesetzt hat, der in deinem Bett lag. Hat sich das Chaos inzwischen gelichtet? Ja – ich bin früher auch über meine Zeichnungen gelatscht. Das passiert mir heute nicht mehr, ich hefte die jetzt ab. Deswegen bin ich aber kein Spießer! Was wünschst du dir vom neuen Album? Ich möchte, dass es wahrgenommen wird und würde es auch gut finden, wenn Leute sagen: Was soll das denn, find ich scheiße. Zumindest sollen sie es mitkriegen. Interview: Lena Ackermann — MUTTER »TEXT UND MUSIK« (CLOUDS HILL / ROUGH TRADE / VÖ 12.09.14) — AUF TOUR VOM 21.10. BIS 15.11. — DAS KOMPLETTE INTERVIEW GIBT’S AUF INTRO.DE

TOP 7 ALBEN IN FARBE 01 The Beatles »White Album« (1968)

02 Metallica »Black Album« (1991)

Kraftklub gehen mit »In Schwarz« nur den halben Weg. Wirkliche Koloristen-Nerds tauchen ganze Plattenhüllen in einen riesigen Farbeimer. Oft gibt das den Alben erst die berühmten Namen, unter denen man sie heute kennt. Obwohl sie von den Bands eigentlich nach sich selbst, etwa »The Beatles« oder »Metallica«, benannt wurden.

03 Weezer »Blue Album« (1994)

04 Conrad Schnitzler »Grün« (1981)

05 Pole »3« (2000)

06 Danger Mouse »The Grey Album« (2004)

07 Kill Kenada »The Pink Album« (2005)


www.fastforward-magazine.de

Wer Intro Böses will, unterstellt uns gerne, wir seien käuflich. Zeit, das endlich zuzugeben! Anzeigen, Free Drinks, limitierte VinylEdition – das lässt uns zwar alles kalt, aber wenn Audiolith ein Bestechungspaket schickt und eine Ananas beilegt, dann haben sie uns. Da finden wir dann auch ein kleines Fleckchen für das neue Album von Neonschwarz. Das natürlich klasse ist. Gut fürs Rückgrat, gut fürs Tanzbein, gut für Punks, gut für Hippies. Muss man ja erst mal hinbekommen, diese Mischung. — NEONSCHWARZ »FLIEGENDE FISCHE« (AUDIOLITH / BROKEN SILENCE / VÖ 19.09.14) — AUF TOUR VOM 26.09. BIS 01.11.

ZITAT DES MONATS

»Im Gegensatz zu exotischen Küchenrezepten werden die Geheimnisse, wie man eine Band gründet, so streng gehütet wie die dubiosesten Freimaurerarkana. Denn will irgendjemand im Rock’n’Roll-Business noch mehr Konkurrenz? Natürlich nicht.« Ian F. Svenonius hat es dennoch getan: Er hat ein Buch geschrieben, das die Erfolgsgeschichten, unter anderem seiner eigenen Bands Nation Of Ulysses und Make Up, entmystifizieren soll. Bei richtiger Anwendung der »22 Strategien für die erfolgreiche Gründung einer Rockband« (Metrolit, 178 S.) könnten selbst deine Großeltern beim nächsten ATP-Festival Headliner sein. Hauptsache, sie lassen sich von der Industrie und den Schreiberlingen nix erzählen. Hört auf Mr. Svenonius! www.fastforward-magazine.de


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WIE HAST DU MICH GENANNT?

J MASCIS

»J, du beantwortest alle Fragen zu deiner Musik sehr einsilbig, kann das sein?« – »Ja.« – »Also sind die Interviews zu einem neuen Album für dich der schlimmste Part am Musiker-Sein?« – »Vermutlich.« – »Dann könnte es dir also gefallen, wenn wir dir jetzt Fragen stellen, die nix mit deiner Musik zu tun haben?« – »Ja.« – »Warum noch mal genau?« – »Weil mir dazu vielleicht eine gescheite Antwort einfallen könnte.« Gibt es etwas, das man besser nicht über dich wissen sollte? Wenn dem so wäre: Warum sollte ich es hier sagen? Gute Antwort. Was kochst du, um deine Frau zu beeindrucken? Ich koche nie. Haferbrei mache ich ihr manchmal. Ansonsten backe ich lieber. Kuchen. Kekse. Das ist mehr mein Ding. Da ähnelt die Zubereitung eher dem Folgen einer mathematischen Formel. »Angel Food Cake« ist mein liebster Kuchen. Das ist so ein fluffiger Biskuitteig mit Erdbeersahnefüllung und -sauce. Hast du jemals etwas gestohlen? Das nicht. Aber ich habe mal einer alten Lady den Rasen gemäht. Als sie mich bezahlt hat,

DU MUSST DŸSE WERDEN!

DŸSE Das Duo DŸSE lädt per Crowdfunding und Musikwettbewerb dazu ein, Teil der Band zu werden. Farin Urlaub und Torsten von den Beatsteaks haben sich bereits beworben. Wir haben mal bei Jarii van Gohl gefragt, was da los ist.

habe ich ihr erzählt, dass ich ganz fleißig gewesen sei. Dabei habe ich tatsächlich gerade mal ein Siebtel des Rasens gemäht. Sie mochte mich danach nicht mehr so. Kann ich ihr nicht verübeln. Heute tut mir das alles sehr leid. Keine Ahnung, was da in mich gefahren war. Faulheit vermutlich. Besitzt du etwas, das nicht viel wert ist, du aber für kein Geld der Welt eintauschen würdest? Ja. Ich habe Blinky, den dreiäugigen Fisch aus den »Simpsons«, als Gummifigur. Ich halte ihn eingepackt und in Ehren bei mir zu Hause. Immer, wenn Kinder zu Besuch sind, wollen die damit spielen. Aber da bleibe ich hart. Welchen radikalen Standpunkt vertrittst du? Ich hasse Hipster-Farmer. In meiner Nachbar-

schaft in Massachusetts gibt’s die rudelweise. Kids, deren Eltern Kohle haben, die mit ihrer WG von New York aufs Land ziehen und sich für Öko-Bauern halten. Das sind alles so CalvinKlein-Models, die wie geleckt aussehen, aber Gummistiefel tragen und nur an den richtigen Stellen mal ein wenig Dreck am Körper haben. Letztens wollte mich einer einladen: »Wir kochen nur Selbstangebautes. Steve Albini war auch schon da – und er fand’s super.« Blablabla. Und ich dachte nur: »Fuck hipster farmers!« Vielleicht sollte ich das auf ein T-Shirt drucken. — J MASCIS »TIED TO A STAR« (SUB POP / CARGO / VÖ 29.08.14) — AUF TOUR AM 15.12. — DAS VIDEO GIBT ES AB 28.08. AUF INTRO.DE/TV

Warum müssen wir denn DŸSE werden? Seid ihr euch selbst nicht mehr genug? Oder seid ihr zu faul, alles weiter zu zweit zu machen? Leider ist der Organisations- und Zeitaufwand für das Projekt so groß, dass wir uns nicht als faul bezeichnen könnten. Aber natürlich sind wir auch faul, stinkend faul! (So schreit es auch aus meinem Lieblings-Kassierer-Song.) Mit der Aktion wollten wir ein musikalisches Experiment starten und allen, die Lust darauf haben, die Möglichkeit geben, gemeinsam mit uns einen Song zu komponieren. Der kreative Output bei der ganzen Sache ist das, was uns gereizt hat. Es ist doch spannend, zu sehen/hören, was aus verschieden kreativen Köpfen für geiler Scheiß entstehen kann. Wer jetzt DŸSE wird, ist Teil eines einzigartigen Musikprojektes, und das ist doch mal ‘ne feine Geschichte. — DŸSE »DAS NATION« (CARGO / VÖ 21.03.14) — AUF TOUR VOM 05.09. BIS 22.11. / SIEHE AUCH: WWW.DYSE-BAND-DE


„EINE DER TIEFGRÜNDIGSTEN UND GEFÜHLVOLLSTEN ROMANZEN SEIT LANGEM. UNFASSBAR SCHÖN UND VOLLER WEHMUT.“ CINEMA

KRATZEN & BEISSEN FELIX SCHARLAU GEGEN HANDHERZEN »Jaaaaa! Ich fühle genau das Gleiche wie du! Das glaubst du nicht? Hier, guck ... Moment ... Au, mein Finger ... Gleich habe ich’s ... So, jetzt! Ich zeige es dir durch dieses Herz!« Entschuldigen Sie bitte einen Moment, Felix Scharlau muss sich kurz übergeben. die Quasimodos der Semiotik. Ihr Wirkungsfeld: Emotionen von der Stange. Sie verwandeln privat empfundenes, für jedermann auch unausgesprochen erlebbares Glück zu einer aufdringlichen Quatschgeste. Diese zerstört die Magie eines Moments, anstatt sie zu befeuern. Das Handherz ist der Hitlergruß der Generation WhatsApp. Eine grobe, abstoßende Holzhammer-Geste für die hypnotisierte Masse. Sollte verboten werden. Wer mit dem Mist angefangen hat? Keine Ahnung. Aber er oder sie sollte sich was schämen.

AB 4. SEPTEMBER ALS BLU-RAY ™ UND DVD. BEREITS AB 28. AUGUST DIGITAL ERHÄLTLICH.

„SELTEN HAT DEUTSCHSPRACHIGES GENREKINO SO GUT AUSGESEHEN. UND SO GEWALTIG.“ SPIEGEL ONLINE

ZWEI WIE IHR DIE DÜRFEN SICH NIE VERLIEREN

David »Let’s Dance« Bowie

Robyn »Dancing On My Own« Carlsson AB 4. SEPTEMBER ALS BLU-RAY ™ UND DVD. BEREITS AB 21. AUGUST DIGITAL ERHÄLTLICH.

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o, da bin ich wieder. 2010 war es, meine ich mich zu erinnern, da erlebte ich das Handherz, die wohl schlimmste Volksseuche seit der Spanischen Grippe, zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit. Eben hatte das ansonsten bewundernswerte schwedische Pop-Frettchen Robyn einen Song beendet. Jetzt formte es auf der Bühne mit beiden Händen ein Herz in Richtung Publikum. Sofort machten es ihr die 2000 beseelten Menschen um mich herum nach. Die Halle kochte über vor handverknödelter, uniformistisch zur Schau gestellter Lebensfreude. Ich lief schreiend nach Hause. Entgegen anderslautender Zuschreibungen habe ich gar nicht grundsätzlich ein Problem mit Emotionen. Nicht selten empfinde ich sogar selbst welche. Sie aber wie Real-Life-Emoticons in die Luft zu halten, zerstört einen schönen Moment ungefähr so nachhaltig wie der Dating-Partner, der beim ersten CandlelightDinner darauf hinweist, dass es auf der Toilette gleich etwas länger dauern könnte – er müsse mal kacken. Handherzen sind


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SCHATZPARADE

Es ist eine weiße Kerze, doch wenn sie brennt, läuft das Wachs in Regenbogenfarben herunter. It’s wonder Kerze! Okay, nennt sich »Color Drip Candle«, ist aber trotzdem schön anzuschauen. Eine Packung mit zwei Stück für € 7 bei urbanoutfitters.com

DINGE, DIE DICH WOLLEN Intro sammelt jeden Monat aus dem Internet und der echten Welt nerdige Schätze an. Für insgesamt unter 100 Euro. Hast du das perfekte Gadget für diese Seite entdeckt? Dann schick uns den Link zur Bezugsquelle. Die beste Idee gewinnt etwas aus der aktuellen Palette. Eure Mails und Ideen an: schatz@intro.de.

SUMME

Festivals sind Orte der Wetterextreme. Ständig neidet man dem Zeltnachbarn den Sombrero oder das Regencape. Beim Melt!, bei dem 2014 das Thermometer kaum unter 30 Grad sank, ging daher der »Melt!-Fächer« am Merchstand erstaunlich gut. Unter anderem rettete er mehrere Intro-Mitarbeiter vorm drohenden Hitzeinfarkt. Ausverkauft, logo, aber einst für € 8 erhältlich

Mit speziellen Buntstiften die Haare temporär färben? Warum nicht. Gestaltet sich aber in der Praxis komplexer, als man es sich vorstellt. Der Triumph über die klassische Tönung bleibt eher aus beim drei Tage währenden Make-over. Aber vielleicht für das eine oder andere Haustier die richtige Lösung: »Edge – blendable Hair Color« mit sechs Farben. Für € 12 bei amazon.com

Nicht nur Vegetarier wissen: Die eigentliche Kraft der Natur liegt nicht in Wind, Wellen oder Schnitzeln, sondern im Gemüse. Die »Potato Clock« trägt dieser Erkenntnis Rechnung. Die Uhr lässt sich aber auch mit Äpfeln oder Zitronen betreiben. Wie das Ganze funktioniert? Googlen Sie »Galvanisches Experiment« oder fragen Sie Ihren örtlichen Physiker oder Chemiker. Für € 9,95 bei get-digital.de

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DAS NEUE ALBUM »NIX MEHR EGAL« AB JETZT ALS BOX SET,

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Früher konnte man während der Internet-Einwahl und dem ersten Seitenaufbau noch »Ulysses« komplett lesen. Das »Music Modem« erinnert an jene Modem-Fiep-Zeiten. Das batteriebetriebene Gerät im Retro-Stylophone-Look besitzt acht Soundtasten, deren Klang in fünf Modi weiter variiert werden kann. Vorsicht: Das Music Modem wurde offiziell als psychologische Kriegswaffe geächtet. Für € 24,95 bei get-digital.de


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IM BETT MIT

DEXTERS

Verführer r e d t f u D r De

Fünf Jungs aus den übleren Ecken Londons üben sich in Rock’n’RollGesten. Auf die Frage, ob Tom für den Dreh der »In bed with«-Session die Jacke ausziehen könne, damit es mehr nach Schlafen aussieht, ist die Antwort: »So bin ich heute Morgen aufgewacht.« Alle stimmen zu. Ob sonst alles stimmt, was Tom Rowlett, Ben Daboo und Chris Mardon sich gegenseitig im Bett erzählen? Chris: Ben, was würdest du tun, um Tom aufzuwecken? Ben: Ihn richtig fest treten. C: Tom, wie weckst du dich selber auf? Tom: Ich habe Leute, die das für mich machen. C: Aber was ist dein Ding, um dann selbst so richtig aufzuwachen? T: Ein guter Brandy, dann wasche ich mir die Haare mit Bier wie Julian Casablancas, und dann ziehe ich mir die Schuhe an. Halt, warte, die Schuhe habe ich meistens noch an. C: Davon, wie ich ihn aufwecke, haben wir heute Morgen ein Video aufgenommen: eine Matratze auf ihn schmeißen und dann draufspringen und surfen. Dann schlägt er mich runter. B: Chris, was nimmst du so zu dir, bevor du schlafen gehst? C: Warme Milch wegen des Kalziums, ein paar Kekse. T: Das ist total gelogen. Ich hab ihn gesehen, bevor er ins Bett geht. Er weint sich in den Schlaf. B: Und du Tom? T: So ziemlich dasselbe wie morgens: Brandy, Haare mit Bier waschen. Vielleicht ein Stück Pizza. B: Und die Schuhe anlassen. Ich gehe aufs Klo und bin dann einfach weg und fange an zu schnarchen. T: Ben, Sonnenbrillen im Bett tragen, was hältst du davon?

B: Ich find’s gut. Und ich muss doch immer anziehen, was du sagst. T: Dann nimm sie runter. Zeig uns deine Augen! Chris, deine Meinung? C: Hätte ich meine dabei, hätte ich sie auch aufgesetzt. Die Sonne strahlt ganz schön krass heute. T: Ich find’s bescheuert. Außer, du bist Liam Gallagher. Oder Julian Casablancas. Du musst bei Oasis, den Strokes oder Kasabian spielen, damit das klargeht. C: Ich habe die letzte Frage: Welches Monster schläft unter eurem Bett? B: Michael Jackson. T: [lacht laut auf] Das ist so ignorant! C: Tom? T: Da ist dieser Typ, der »Evil Man« genannt wird. Er wohnt in Newcastle, läuft immer oben ohne rum und schreit »Evil!«. C: Und unter meinem der Boogeyman. Das ist auch der Grund, warum ich mich in den Schlaf weine. Text & Foto: Katrin BPunkt — DEXTERS »SHIMMER GOLD« (ACID JAZZ / AL!VE) — AUF TOUR VOM 20. BIS 29.10.

Das Video zum Song »Never A Right Time«, natürlich aufgenommen im Interview-Bett

XE Bodyfolgreichste A er t ei tw el w Die ptation beAXE Dark Tem spray-Variante ar aus dem rrenz – und zw ku on K t m m ko mptation : Axe Gold Te eigenen Hause en älteren seinen beliebt n ge ge n nu t trit Ring. Bruder in den schickt AXE old Temptation Mit Dark und G pf um die rdüfte im Kam ne än M ei zw ch glei Während en ins Rennen. schönsten Frau mantischen ptation den ro m Te k ar D E AX parfümiert, n Gentleman und charmante n der Duft Gold Temptatio E AX ue ne s ist da d Verführer. len Dandy un für den stilvol in einem eln also jetzt ng ra te üf D de Bei die Gunst Wettstreit um olfaktorischen g vs. elelich-schokoladi nn si : en au Fr der t das Ganze ngezettelt ha gant-frisch. A en Parfüt anerkanntest ei tw el w r de eine ottlieb. Sie Yorkerin Ann G meure: die New Düfte für e erfolgreiche el vi its re be te kreier arc Jacobs Calvin Klein, M Modehäuse wie n wirklich Düften kann nu n se ie D r. io D oder stehen... niemand wider


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HEUTE

FÜNF FRAGEN AN

DEATH FROM ABOVE 1979 Seit ihrer Trennung 2006 sind Death From Above 1979 mit jedem Jahr erfolgreicher geworden. Nach diversen Reunion-Konzerten folgt nun ihr neues Album »The Physical World«. Philipp Maxrath sprach mit Jesse F. Keeler über die Rückkehr, missverständliche Radiohead-Vergleiche und warum sie nicht wie AC/DC enden wollen. Hallo Jesse, die erste und wohl offensichtlichste Frage: Warum die fünf Jahre Pause? Wir hatten 2006 entschieden, dass wir irgendwie keine Lust mehr auf die Band haben. Ende 2010 rief mich Sebastian an, ob ich nicht Bock hätte, es noch mal zu probieren. Wir haben angefangen zu proben, es hat richtig Spaß gemacht. Irgendwann sagten wir uns: »Hey, wäre es nicht witzig, ein neues Album zu machen?« Dann haben wir angefangen, an »The Physical World« zu arbeiten. Nun ist es fertig. So einfach war das. Wolltet ihr zunächst einfach nur eine Reuniontour machen wie die Pixies, oder habt ihr euch von Anfang an gedacht: wenn schon, dann auch richtig?

Witzig, dass du das mit den Pixies erwähnst. In der Tat haben wir genau darüber auch nachgedacht. Wir wollten nicht wie die Pixies enden, die zwar dieses Jahr ein neues Album veröffentlicht, aber über Jahre hinweg immer nur die gleichen Songs gespielt haben. Zuerst mal war es natürlich nur eine Reunion; aber einfach nur live auftreten, ohne auch kreativ zu sein, das bringt es doch nicht. Dann bist du nicht wirklich eine Band. Das Wichtigste in einer Band ist,

kreativ zu sein und nicht nur das zu performen, was du irgendwann einmal erschaffen hast. »You’re A Woman I’m A Machine« ist nun zehn Jahre alt. Wie siehst du das Album nach all der Zeit? Kannst du es dir noch anhören? Erst kürzlich fragte mich ein Freund, was denn der beste Song sei, den wir je geschrieben haben. Ich glaube, sie waren mit meiner Antwort ziemlich gefrustet: »Der nächste ist der beste!« Ich bin immer ein wenig unzufrieden mit dem, was ich gemacht habe. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen, denn so stelle ich mich selbst immer unter den Druck, besser zu werden. Ich kann mir »You’re A Woman I’m A Machine« nie anhören, ohne Fehler zu entdecken und Parts, die ich jetzt anders machen würde. Das klingt fast so, als wärest du ein ähnlich manischer Perfektionist wie Brian Wilson und Kevin Shields? In der Tat. Wenn ich irgendwann aufhöre, kreativ zu sein und mit dem Resultat zufrieden bin, dann mache ich mir ernsthafte Sorgen. Denn dann ist der Zeitpunkt gekommen, keine Musik mehr zu machen. — DEATH FROM ABOVE 1979 »THE PHYSICAL WORLD« (CAROLINE / UNIVERSAL / VÖ 05.09.14) — AUF TOUR VOM 07. BIS 16.10. — DAS KOMPLETTE INTERVIEW AUF INTRO.DE

ZOOT WOMAN WANKELMUT KINDNESS M.A.N.D.Y. SINKANE MIKROBOY ZUGEZOGEN MASKULIN MARATHONMANN GLASS ANIMALS ELIZA AND THE BEAR HIGHASAKITE 3 PLUSSS & SORGENKIND AEREA NEGROT ALICE BOMAN AMATORSKI ANNA AARON AS ANIMALS ARCANE ROOTS ATLANTER AURORA AKSNES BALLET SCHOOL THE BARR BROTHERS BLACK YAYA BLAENAVON BEATY HEART BOEOES KAELSTIGEN BRETT JOHNSON BRYAN KESSLER CATFISH AND THE BOTTLEMEN CHOPSTICK & JOHNJON CLEO T. CRASHCAPTAINS CRISTOBAL & THE SEA DJ IPEK DJ SUPERMARKT DJ T. DNKL ELENKA EMIKA ERRDEKA FICKLE FRIENDS GEBRÜDER TEICHMANN & PSYCHOTEK TONIC GENGAHR GOLD ROGER GRETCHEN SOUNDSYSTEM GWLT HAWK HOUSE HEISSKALT HVOB IAMNOBODI JAAKKO EINO KALEVI JACK HAIGHTON JACKSON DYER KIKI LARY MAN WITHOUT COUNTRY MEGGY NOAH KIN NORMA JEAN MARTINE OY PHORIA PHOX PIMF PUPPETMASTAZ & BIKO RACING GLACIERS RÜFÜS SANDRA KOLSTAD SARAH FARINA SEINABO SEY SOAK STAR SLINGER SUFF DADDY & NASH SWAY CLARKE II TALISCO TEAM RECORDER TROPICS THE LEGENDARY TIGERMAN TÜSN WALDO WERKHA WE INVENTED PARIS WE WERE EVERGREEN RACLES

LIDO

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HEUTE

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YOU SPIN ME ROUND

DIE STERNE Intro packt die Plattentasche und spricht mit Künstlern über sorgsam ausgewähltes Vinyl. Die-Sterne-Sänger Frank Spilker freut sich über Kindheitserinnerungen und einen Song, der Leben rettet. THE ELECTRIC PRUNES »GET ME TO THE WORLD ON TIME«

DINOSAUR JR »BUG«

(1966)

(1988)

Ganz toll! Am liebsten mag ich von Ich hätte fast gesagt: »der Soundder Band ihren Hit »I Had Too Much track zu meiner juvenilen DepresTo Dream Last Night«, da er eines sion«, aber das stimmt eigentlich gar nicht. Weit vor Grunge war das der Ur-Psychedelic-Stücke, gleichzeitig aber Pop ist. Ein Lied, das alle formalen mein Grunge-Erlebnis. Für mich ist es eine sehr Inhalte und Sounds des 60er-Jahre-Psychede- wichtige Platte und »Freak Scene« ein Hamlic vereint. mersong, der mir ein Stück weit auch das Leben gerettet hat. RHEINGOLD Interview: Bastian Küllenberg »DREIKLANGS-DIMENSIONEN« (1981)

Die Musik meiner Kindheit und Teenager-Jahre. Jeder gibt zu, dass er Kraftwerk gehört hat, aber so was ist einem dann immer peinlich. Es gibt auf unserem neuen Album »Flucht in die Flucht« den Song »Innenstadt-Illusionen«, und im Grunde steckt da dieselbe Melodie mit anderen Akkorden drunter.

— DIE STERNE »FLUCHT IN DIE FLUCHT« (STAATSAKT / ROUGH TRADE / VÖ 29.08.14) — AUF TOUR VOM 22.08. BIS 22.10. — DAS VIDEO GIBT ES AB 28.08. AUF INTRO.DE/TV

rAche isT BiTTer

ein FilM von

AlejAndro FernAndez AlMendrAs

„To Kill A MAn isT eine einzigArTige und KunsTvolle erweiTerung iM Bereich der revenge-FilMe.“ Slugmag .. „der Aussergewohnliche Thriller To Kill A MAn FAszinierT in jeder seiner 81 MinuTen.“ VillageVoice

AUSLISTEN BANDS, DIE NIE BEIM GLÜCKSRAD AUFTAUCHEN WERDEN Moloko

Ratatat

Bee Gees

Kele Okereke

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Tocotronic

Snoop Doggy Dogg

Kakkmaddafakka

To Rococo Rot

oOoOO

Bananarama

Zusammengestellt von Peter Wittkamp

Ab Jetzt Auf DVD, bLu-RAY uND VOD eRHÄLtLICH.


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WER WIR SIND CHAKUZA JULY TALK

Herkunft Linz Genre Deutschsprachiger HipHop Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Als Chakuza vor knapp zehn Jahren von Linz nach Berlin-Kreuzberg zog, trauten er und seine Jungs sich nur zu dritt aus der Wohnung. Heute verschanzt er sich immer noch gerne in Häusern. Bevorzugt in Holland, um Alben aufzunehmen. Aktuelles Album »Exit« (Four / Sony / VÖ 05.09.14) Es gibt Künstler, die behaupten, in guten Zeiten schlechte Musik zu produzieren. Siehst du das auch so? Würde ich so unterschreiben. Ich höre privat auch keine fröhliche Musik. Ich brauche ein bisschen Wut in mir Deine Karriere ist nicht immer gradlinig verlaufen. Würdest du trotzdem sagen, dass du ein Glückspilz bist? Am Anfang hatte ich wirklich viel Glück. Ich war einer der Ersten, die aus Österreich den Sprung nach Deutschland geschafft haben. Natürlich sieht der Weg immer leicht aus. Nachdem die Zeit mit ersguterjunge vorbei war, war der Sprung zu Four Music genauso schwierig wie der nach Deutschland. Du hast dein neues Album »Exit« in der holländischen Einöde aufgenommen, angeblich mit einem Künstlerkollektiv. Wer war denn dabei? Eigentlich ist In Vallis die Band von Max, meinem Tourmanager, aber durch die Albumproduktion sind wir zu einem Künstlerkollektiv zusammengewachsen. Ich wusste nicht, wie ich mein neues Album gestalten und an den Erfolg von »Magnolia« anschließen sollte. Auf Tour habe ich mit Max über seine Indie-Band gesprochen, und ich wusste sofort, ich will mit denen Musik machen. Die ersten Songs waren so schrecklich, die schlechteste Musik, die ich jemals gemacht habe. Beim zweiten Mal, als ich die Band besucht habe, hat es dann geklappt, und wir haben innerhalb von fünf Tagen die ersten fünf Songs produziert. Interview: Sermin Usta

Herkunft Toronto Genre Punk-Blues bis Indie-Rock Mitglieder 5 Besondere Vorkommnisse Leah Fay und Peter Dreimanis sind die beiden Stimmen der Band und werden oft für Lover gehalten. Sind sie aber nicht. Aktuelles Album »July Talk« (Vertigo / Universal / VÖ 19.09.14) Peter, hast du seit deinem zweiten Geburtstag nur Bourbon getrunken, oder woher hast du diese tiefe Raspel-Stimme? Peter: Ich führe ein strenges Regiment und nehme dreimal am Tag Hustensaft, Kaffeesatz und Handseife zu mir. Nur so kann meine Stimme klingen, wie sie es tut ... Scherz, ich habe einfach eine tiefe Stimme, und so klingt es eben, wenn ich brülle. Es macht mir unendlich viel Spaß, damit zu experimentieren, und ich habe gerade erst angefangen zu verstehen, was ich mit dieser Stimme alles tun kann. Es scheint, als wären du und Leah zu gleichen Teilen Bandleader. Ist dem so? P: Absolut. Wir sprechen nicht so viel über unsere Rollen, weil unsere Bühnen-Beziehung dann nicht mehr so unschuldig und spontan rüberkäme. Bandleader kann einiges bedeuten. Ian, Josh und Danny arbeiten zusammen und behalten den Groove und die Struktur des Songs bei, insofern leiten sie definitiv die Musik. Dadurch können Leah und ich mit der Menge interagieren und spontan aufeinander reagieren. Um noch mal auf die Sache mit dem Paar zurückzukommen ... Leah: Die Leute nehmen oft an, dass wir was Romantisches am Laufen haben. Aber Peter und ich sind beste Freunde. Unsere Leben sind total ineinander verflochten; wir nutzen diese Nähe zum kreativen Vorteil. Wir können Beziehungen analysieren und über sie aus zwei Sichtweisen schreiben. Wir spielen eine Rolle. Weil keine Gefühle im Spiel sind, müssen wir nicht auf Grenzen oder auf den Inhalt achten, wenn wir Lieder schreiben. Interview: Elisabeth Haefs

HIGHASAKITE

Herkunft Trondheim Genre Himmelhochjauchzender Indie-Pop Mitglieder 5 Besondere Vorkommnisse In Norwegen stand ihr Debüt länger auf Platz eins als »Girl« von Pharrell Williams. Aktuelles Album »Silent Treatment« (Four / Sony / VÖ 29.08.14) Sorry, die Frage ist ein wenig zu nahe liegend, aber wir wollen’s trotzdem wissen: Was ist ein Highasakite? Kristoffer: Es ist keine Sache, es ist ein Satz. High as a kite. Das ist aus »Rocket Man« von Elton John, die Stelle, in der er singt: »And I’m gonna be high as a kite by then.« Da habt ihr’s. Eure Lyrics sprechen Themen und Dinge an, die man bei der Musik nicht unbedingt erwartet. Ist das euer Konzept? Ich finde, das passt sehr gut zusammen. Ingrid schreibt unsere Texte und vermischt gerne verschiedene Elemente. Wir als Band versuchen dann, das mit der Musik zu verbinden und zu einem Ganzen zu machen. Wir versuchen so, unsere eigene kleine Welt zu erschaffen und dem Publikum die Chance zu geben, dort einzutreten. Letztendlich soll aber jeder für sich entscheiden, was er in unserer Musik hört. Ich höre in eurer Musik einige Einflüsse, von denen ich nicht immer glaube, dass sie gewollt sind. Cyndi Lauper zum Beispiel. Welche Künstler sind euch wichtig? Unsere Wurzeln wachsen aus vielen Stilen, aber wir haben den gemeinsamen Background, dass wir alle professionell ausgebildete Jazzmusiker sind. Das hört man uns vielleicht nicht an, aber unsere Art, zu proben und Musik zu machen, steht dem Jazz sehr nahe. Auch unsere LiveAuftritte. Es schmeichelt uns durchaus, wenn man bei uns Einflüsse von Cyndi Lauper erkennt. Die Musik der 80er ist ein großer Einfluss für uns – und wir hören sie immer wieder gerne im Tourbus. Interview: Michael Schütz Die kompletten Interviews auf intro.de


W GEWINNE SPEZIAL

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Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um Kraftklub. Los geht’s…

1

Mit welchem Buchstaben schreiben sich Kraftklub?

2

Wer gehört nicht zur Band?

S

D Felix Kummer

E

S Till Kummer

K

L Tom Kummer

»Die traurigsten Melodien der Welt zu spielen und dabei gleichzeitig mehr Lärm zu machen als eine landende Boeing« attestierte eine Intro-Review den Glasgowern einst. Die zum 15-jährigen Jubiläum erscheinende Re-Issue-Box mit 4LPs, 17 Bonustracks u.v.m. verlosen wir einmal.

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ABOUT YOU GUTSCHEINE

3

Wie heißt die Band der Kummer-Eltern?

4

aboutyou.de

Wovon lassen Kraftklub die Finger?

V VEB Trommel

B Koks (mit K)

U AG Geige

F Kichererbsen (mit K)

T Dynamo Kontrabass

S Berlin (mit B)

ABOUT YOU, der erste Onlineshop mit unzähligen Inspirationen dank innovativen Apps. Die „Nachteule App“ zeigt dir die angesagten Styles. Du stehst nicht auf Mainstream? Dann designe deine Taschen und Schuhe selbst. Wir verlosen einen 250€ Gutschein.

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Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an verlosung@intro.de schickt. Bitte Wunschgewinn angeben! Teilnahme ab 18 Jahren. Einsendeschluß ist der 28. September. Ausnahme: für die Verlosung »Tullamore Dew x Reeperbahn Festival« gilt ein vorgezogener Einsendeschluß am 12. September. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Noch mehr Spaß hat man, wenn man nicht alleine fährt. Einfach bei BlaBlaCar, Europas größter MitfahrCommunity, anmelden, Fahrt aussuchen und nette Mitfahrer kennenlernen. Und keiner zahlt Gebühren! Wir verlosen 5 x 50 Euro Tankgutscheine.


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Ekstase in Karl-Marx-Stadt! Afterhour nach dem Kosmonaut Festival! Jan Kummer, einer der Kraftklub-Brüder, legt im hiesigen Kultclub Atomino auf. Aber Moment, die Brüder heißen doch Felix und Till. Dann ist der DJ? Genau: Ihr Vater, der zusammen mit Mutti Kummer und der Band AG Geige in der DDR ein Underground-Star war. Quasi die Ost-Buddenbrooks des Punk. Linus Volkmann erzählt das Märchen von Kraftklubs Album »In Schwarz«. Interview: Thomas Venker & Linus Volkmann / Fotos: Christoph Voy / Mitarbeit: Elisabeth Haefs


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»KRAFTKLUB ­ KLINGEN WIE ­FRIDA GOLD MIT GITARREN.« LANDSTREICHER BÜRO / BERLIN / JULI 2014

Dieser Satz, ausgesprochen in einem Hinterhof von BerlinKreuzberg, bleibt nicht ohne Konsequenzen: KraftklubBassist Till Brummer entleert von einem Stockwerk über dem Geschehen einen Eimer eiskaltes Wasser über denjenigen, der das gerade vor einer Kamera verlautbart hat. Über mich ... Wie hatte es so weit kommen können? Das Interview zu dem neuen Album der fünf Chemnitzer vorhin lief doch noch so gut. Wir müssen die Geschichte wohl noch mal ein wenig zurückdrehen.

»WIE IST DAS GEKOMMEN, DASS ES VOLL NORMAL IST, DASS ALLE ZIEHEN?«

TRANSPORTERRAUM STUDIO / BERLIN / MAI 2014

Zwei Monate vor dem Eimer-Wasser-Moment besuchen wir Max (Schlagzeug), Karl (Gitarre), Steffen (Gitarre), Felix (Gesang) und eben bereits erwähnten Till im Studio. Ey, wir wären ja bescheuert, wenn nicht! Denn die Einschätzung, dass eine neue Kraftklub-Platte nach dem Mega-Erfolg des Vorgängers (»Mit K«) von breitem Interesse sein würde, scheint visionsbefreiter, als beim Pferderennen Sekunden vor Schluss auf den Führenden zu wetten. Klar, »In Schwarz« (so der Titel des neuen Albums) wird »ein Thema«, klar, jenes zieht diesmal vorhersagbar und nicht überraschend auf die Eins. Spannender ist aber: Wie geht die Band mit dieser Bürde um? Werden Felix Brummer und seine Boys wirken wie Frodo, der Ringträger? Gehetzt, verwirrt, und zum Schluss muss sie dann ein Bediensteter noch eigenhändig nach Mordor (lies: Mainstream) tragen, auf dass sie dort in den Flammen verschlungen werden? Gehetzt fällt an diesem Frühlingstag 2014 schon mal aus. Schließlich hat die Band sich für die Arbeit an »In Schwarz« über ein Jahr Zeit und Studio genommen. Mit Unterbrechungen, versteht sich. Dennoch: Ganz so easy

ist es nicht, die neuen, teils noch nicht finalen Stücke zu teilen. Und dann auch noch mit den Lauchs vom Intro. Wobei das Nervöse, das im Studio von Philipp Hoppen genau wie die vorsommerliche Schwüle zu greifen ist, die Vögel nur sympathischer macht. Kraftklub schenken leicht linkisch den für dieses Date offensichtlich im Vorfeld ausbaldowerten Wodka aus. Wir lehnen ab. Es ist Mittag, es ist heiß, wir sind dehydriert und labil. Das »Nein danke!« hebt die Stimmung natürlich mitnichten. Nüchternheit ist Verrat. Doch wie soll Intro je einen verdammten LEAD-Award gewinnen, wenn die Reporter bei jeder Listening-Session voll sind? Die Platte muss auch ohne Rausch funktionieren. Die Spannung steigt. Dass es bei Kraftklub übrigens nur bei Schnaps und Bier bleibt, machen sie gern unmissverständlich klar: Felix: Der Song »Zwei Dosen Sprite« handelt von diesen VIP-Drecks-Roter-Teppich-Partys als auch von ganz banal beschissenen Festen. Man findet sich auf Veranstaltungen wieder, bei denen man denkt: »Mein Gott, was sind das alles für Idioten? Und warum sind plötzlich mein Freundeskreis, mein Umfeld die einzigen Leute, die nicht auf Toilette koksen? Wie ist das gekommen, dass es voll normal ist, dass alle ziehen?« Man selbst ist dann mit Bier der Außenseiter. Steffen Israel: Der komische Besoffene. F: Ja, der komische Besoffski, der nicht voll klar ist – und der nicht die ganze Zeit labert ohne Punkt und Komma. Okay, okay. Aber jetzt stellt endlich diese Platte auch mal an. [Play] Der Opener »Unsere Fans« macht gleich deutlich, dass die Mittzwanziger sich nicht auf ihren Weizenbieren ausruhen wollen. Der unweigerliche Vorwurf des Sell-out ab einer gewissen Größe einer Rockband wird in dem Stück kurzerhand den eigenen Fans an die Pinnwand genagelt. Dieser Coup überflügelt das originalitätsferne, sonst übliche Erster-Song-Gebelle (»Wir sind zurück und wir sind die Geilsten!«) anderer Acts gleich mal um Längen. Kann man nicht anders sagen.

»Danke für die Eins!« Zur Veröffentlichung am 20. Januar 2012 stieg das Album »Mit K« überraschend auf Nummer eins der Verkaufscharts ein. Damit war trotz positiver Prognosen nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Die Band bedankte sich mit einem YouTube-Clip, bei welchem sie mit schnittigen Tanzeinlagen brillierte. Als Musik diente »Funky« von Tic Tac Toe. Heute steht das Filmchen bei einer halben Million Viewer.

F: Seit wir die erste EP gemacht haben und irgendwo ausserhalb von Chemnitz gespielt haben, gab es immer schon Leute, die gesagt haben: »Hey, jetzt habt ihr euch verkauft!« Ich fand das lustig, mit diesen Vorwürfen zu spielen. Alles gesammelt – und dann einfach das Gleiche unseren Fans vorgeworfen. Ist für uns auch nicht leicht, wenn die sich Brummer/Kummer Als Gag, beziehungsweise ständig verändern und auf einmal arrogant werden. Haha, diese komischen Vögel. Also Kraftklub. Die Platte läuft derweil weiter, läuft durch. Nun, als Musikjournalisten besitzen wir nicht nur das absolute Gehör, sondern auch den bösen Willen. Dennoch lässt sich mit bloßem Ohr kein Makel finden an »In Schwarz«. Immerhin: Die textlich etwas arge Metapher, welche die Ex-Freundin

um sich von den Chemnitzer Szenegrößen (also von Vater und Mutter Kummer) abzuheben, nutzen die Kraftklub-Boys Felix und Till als Nachnamen Brummer statt ihr geburtsrechtliches Kummer.


HEUTE

mit einem Fahrrad vergleicht, auf dem jetzt ein Dieb (lies: Nebenbuhler) begeistert strampelt, die bringt uns zumindest zum Stirnrunzeln. Doch Kraftklub zweifeln ohnehin stark, ob es der Song aufs Album schaffen wird – wir haben einfach nichts in der Hand gegen die Typen. Wir müssen es anders versuchen. AG Geige 1986 bis 1993 aktiv. Durch ihre dadaistischen Texte entgingen sie der Staatszensur. Ihre überbordenden Bühnenkostüme gelten als Inspiration für Deichkind, ihr musikalischer Einfallsreichtum und die bunte Subversion machten sie zu Kult im DDR-Untergrund. Drei Platten beziehungsweise Musikkassetten erschienen.

Neon Blocks So hieß der Vorläufer von Kraftklub – nur damals noch ohne Felix.

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die 37 Jahre seinen Namen trug – was wie eine Art Irrtum 1990 zurückgenommen wurde. Ein paar Irrtümer weiter verlaufen wir uns endlich zum Atomino. Dem Club der Stadt. Den haben sich die Jugendlichen damals selbst aufgebaut (mehrere Umzüge inklusive). Dort erwartet uns also der (biologische) Macher hinter dem Erfolg. Der Sänger der subversiven DDR-Dada-Popband AG Geige, der Vater von Felix und Till. Wir erwarten einen weisen, gebrechlichen Greis, wie Peter Ustinov in dem Film »Flucht ins 23. Jahrhundert«. Doch Kummer senior ist noch keine 50, immer noch Clubbetreiber, Raucher auf Lunge, ATOMINO / CHEMNITZ / MÄRZ bildender Künstler und bewegt sich flinker als man selbst. Was sind denn da für Power-Gene in dieser Familie am In Chemnitz, es ist früher Frühling. Die Stadt war einem Werk? So kann ja jeder in die Charts. Schiebung! Dennoch früher nie aufgefallen. Chemnitz, who the fuck is Chem- möchten wir es genauer wissen. nitz? Da hat einen Plauen oder, Gott bewahre, Würzburg noch mehr interessiert. Doch durch Kraftklub ist die Stadt Als deine Boys seinerzeit gesagt haben: »Hier, wir machen plötzlich auf der Karte der Popkultur aufgetaucht. Ja, steht auch ’ne Band!«, warst du da stolz – oder hast du gedacht: in diesem Jahrzehnt sinnbildlich für das Ende der Aufbruch- »Och, Kinder, Vati hat doch schon das Atomino aufgebaut, stimmung hin nach Berlin. Chemnitz, der Stellvertreter für macht ihr doch mal lieber was Anständiges!«? die provinzurbane Diaspora, für den Freiraum in kleinen Jan: Die kommen aus ’nem Künstlerhaushalt, die HoffStädten. Viel ist hier nicht. Aber was braucht man eigent- nung hat es nie gegeben, dass die im klassischen Sinne lich? Es gibt ... immerhin eine Technische Uni, immerhin was Vernünftiges machen. Es war bloß die Frage, ob es gut irgendeine Form von Leben, ein paar Läden. wird – und ob sie zufrieden mit sich sind. Ansonsten war das ein schleichender Prozess. Die Neon Blocks haben sich F: Wir bleiben hier nicht aus Lokalpatriotismus oder aus schon als Schülerband zusammengefunden. Ich hab immer Verpflichtung unseren Texten gegenüber. Sondern aus dem versucht, das zu unterstützen. Der Felix hatte Projekte eher simplen positiven Grund, dass es uns hier wirklich gefällt. in Richtung HipHop und Fanzines – das war manchmal Es geht uns auf den Keks, wenn Leute sagen: »Ey, nice anstrengend, da gab es hier Diskussionen über Texte und Kampagne, nices Image, aber ihr wohnt doch in Berlin?« Herangehensweisen. War bestimmt für ihn auch nervig. Als ob man sich immer noch ständig dafür rechtfertigen Wenn der Vater Klempner und die Mutter Krankenschwemüsste, in einer Stadt zu leben, die 200 Kilometer von ster gewesen wären, dann hätten sie sich sicher weniger Berlin entfernt ist. Wir mögen Berlin. Dort wohnen nicht auseinandersetzen müssen ... nur Idioten. Aber es gibt diese abschreckenden Beispiele, Auf der ersten Platte gibt es einen Song, der von dem Leute, die einfach dachten, dass mit ihnen automatisch eine Stigma der coolen Eltern handelt. Dort heißt es: »Unsre Transformation in die absolute Coolness stattfindet – nur Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellier’n? / Egal, wo wir hinkommen, unsere Eltern waren schon hier.« weil sie jetzt nach Friedrichshain gezogen sind. S: Wir haben natürlich den Luxus, dass wir viel unterwegs Klingt in der Tat schwierig für das Selbstverständnis sind. Daher können wir gut sagen: In Chemnitz ist es schön. einer aufmüpfigen Band. Aber ob man da jetzt wirklich bleiben muss, wenn man J: Das ist natürlich hart, konnten wir ihnen nicht ersparen. arbeiten und was erreichen will? Das ist unter anderen Felix saß früher als junger Teenager bei uns im Hof, und Umständen, glaube ich, schwieriger. Für mich ist es daher die Alten haben sich da Sachen erzählt ... Immerhin ist ein ganzes System zusammengestürzt – inklusive eines nachvollziehbarer, wenn wer wegziehen will. Repressionsapparats, der für unbesiegbar gehalten wurProvinz-Dudes, Dorf-Girls, schaut auf diese Stadt, schaut de. Wie kannst du es toppen, wenn von den Älteren jeder auf Chemnitz. If you can make it there, you’ll make it Zweite irgendwelche bizarren Zonen- und Knastgeschichten möglicherweise anywhere. erzählt? Oder dass zugegebenermaßen in den 90er-Jahren Wir schauen uns alles mal an. Leerstand, Verfall, Möglich- alle Drogen eimerweise naiv konsumiert wurden, weil keiten, Blüten. Seit einigen Jahren überwiegt der Zuzug jun- die eben 40 Jahre lang nicht erhältlich waren? Storys über ger Leute wieder, die Flüchtenden sind in der Minderzahl. Storys. Also, ich möchte auch nicht mit einem WeltkriegsDer Exitus der Nuller ist vorerst gestoppt. Die Innenstadt veteranen und seinen Erlebnissen wettstreiten. Aber man sieht gut aus, Strukturgelder sind sichtbar geflossen, und kann es einfach nicht mit dem Heute vergleichen – und das zentral steht der Kopf-Koloss von Karl Marx. In dieser Stadt, machen wir auch nicht. Das ist jetzt ihre Zeit.

»NICES IMAGE, ABER IHR WOHNT DOCH JETZT SCHON IN BERLIN?«


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»RUMJAMMEREI WEGLASSEN.« KOSMONAUT FESTIVAL / CHEMNITZ / JUNI

Wenige Monate später: erneut Familie Kummer. Am Abend vor dem Kosmonaut Festival schaue ich die DVD-Version der Doku »AG Geige – ein Amateurfilm« (www.aggeigefilm.de). Auch schon wieder geil. Einen Tag darauf findet sich die komplette Kummer-Dynastie inklusive ihrer jeweiligen Crews auf dicht bevölkerter Partywiese wieder, denn es geht zum zweiten Mal das Kraftklub-Open-Air über die Bühnen, das Kosmonaut Festival von Chemnitz. Ein Festival, das die Band zusammen mit ihrem Management und Booking auf dem ehemaligen splash!-Gelände aufgestellt hat. Die Kummer-Eltern flanieren durchs Backstage, die Besucher rätseln, wer wohl der secret Headliner am Abend werden wird (Fettes Brot). Auf ein paar provisorischen Leinwänden sieht man Brasilien, das sich im Elfmeterschießen gegen Chile müht. Und die Initiatoren, also Kraftklub selbst? Die wuseln durch die Kulissen, legen selbst Hand an, fahren eigen­händig Künstlershuttles, spielen ihr geliebtes Flunky­ ball auf dem Zeltplatz mit Fans. Keine Pose, kein Image, kein Scheiß. Ihre Schlussfolgerung aus »Ich will nicht nach Berlin« ist so einfach wie bestechend: Muss man bei sich etwas Geiles aufstellen. Konjunkturprogramm: Flunkyball; Infrastrukturhilfe: Abfeiern. Kraftklub sind nicht gegen etwas angetreten, sondern für etwas.

zum Alltag, bis zu Trennung und Frust. Wie wichtig ist euch dieser rote Faden? F: In unserem Umfeld ist dahingehend sehr viel passiert. Gefühlt war 2012 das Jahr der Trennungen, und 2013 war das Jahr der Neuanfänge. So ist das dann gekommen. Ich hab nicht den Anspruch, dass alles aus meinem eigenen Leben interessant genug ist, um ein Album zu füllen. Die Chronologie, die sich daraus ergibt, ist Zufall – ich wollte einfach nicht zweimal einen Song drüber schreiben, wie es ist, wenn es vorbei ist. Es reicht zu jedem Aspekt einer. Es gibt zudem durchaus politische Stücke, zum Beispiel das über Gentrifikation (»Meine Stadt zu laut«) oder »Schüsse in die Luft«. War es euch wichtig, auch solche Themen in den Blickwinkel des Privaten reinzunehmen? F: Ich vergleiche ein Album mit einem langen Gespräch an der Bar. Da ist es doch genauso, dass es einfach langweilig wird, auf die Dauer nur über Mädchen zu reden – auch wenn es ein wichtiges Thema ist. Bei den Nicht-Love-Themen geht es mitunter hoch her. Ihr konstatiert nicht weniger als eine Meinungsverweigerung der eigenen Generation. Oder ist das zu weit interpretiert? F: Nein, das stimmt schon. Ich tue mich allerdings schwer damit, über eine ganze Generation zu sprechen. Als ob ich der nicht selbst angehören würde. Aber gerade deshalb ist es uns umso wichtiger, sich dann trotzdem abzugrenzen. Davon, dass es generell auch wieder cool ist, sagen zu können, dass man stolz auf sein Land ist. Nicht unser Ding. Das muss auch nicht jeder so sehen wie wir, aber es war uns wichtig rauszuhauen, dass wir nicht so sind.

F: Im Prinzip wurden wir nur missverstanden. Es war immer der zentrale Punkt, dass man dieses ganze Gejammere weglässt. Es nervt noch viel mehr, wenn Leute sich LANDSTREICHER BÜRO / BERLIN / JULI immer beschweren. Wir wollten uns dagegen von Leuten, die einfach gute Partys und Konzerte machen, inspirieren Abgrenzen, aufbauen, abliefern. Kann es sein, dass die fünf lassen. Es gibt total viele Möglichkeiten. In unserem Umfeld Styler schon wieder alles richtig machen? Hätten wir sie machen alle irgendwelche lustigen Sachen. seinerzeit im Studio nur mehr gedisst – als sie noch verwundbar waren. Oder wenigstens ihren Wodka geklaut, der uns auf dem hochpreisigen Saufparcours des Kosmonaut Festivals gute Dienste geleistet hätte. Na, wartet bloß! Die Eins werdet ihr kriegen, neues Album IRGENDEIN CAFÉ / BERLIN / JULI und die stabile Haltung der Band sind auch unschlagbar, aber bei der im Hinterhof gefilmten Plattenkritik »Kurzer Kosmonaut ist vorüber, WM auch, Brasilien gleich mit, das Prozess« zu »In Schwarz« bekommen sie doch mal einen mit! Album »In Schwarz« wurde mit einer grellen Kampagne Kamera läuft, blablabla ... »Fazit: Kraftklub klingen wie bereits ins Rennen um die Vorbestellungen geschickt. In Frida Gold mit Gitarren!« Kaum sage ich es, hat Till auch Berlin-Kreuzberg treffen wir erneut auf die Jungs. Felix schon den Eimer über mich geleert. Zu Recht. Das Phänomen isst Fischbrötchen, die anderen trinken etwas, es ist heiß. Kraftklub ist charming, cool, smart und fast bestürzend positiv. Da wäre jeder Diss zu viel. Zumal »In Schwarz« wie Schon wieder ein schöner Tag. einiges klingen mag, aber sicherlich nicht wie die niedere Inwieweit handelt es sich bei der Platte um ein Konzept­ Dienstleistungsband Frida Gold – mit oder ohne Gitarren. album – mit dem Thema Beziehung? Also, dass jedes — KRAFTKLUB »IN SCHWARZ« (VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL / VÖ 12.09.14) Stadium durchexerziert wird, vom Verliebt-Sein bis hin — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 10.10. BIS 01.11.

»WASSER, MARSCH!«

Familie Kummer A&Rs der Plattenfirmen, bitte nicht hyperventilieren: Es gibt auch noch zwei jüngere Schwestern im Hause Kummer. Die unterhalten ebenfalls eine Band, der Name: Blond. Unterstützt werden sie von einem blinden Bassisten.

Die Kampagne Um mit einem großen Buzz auf das neue Album aufmerksam zu machen, wurde eine Fakeband namens In Schwarz annonciert, ein Fake-Video gedreht und Audiolith mit ins Boot geholt. In der Sendung »Circus Halligalli« wurde dann die Auflösung gebracht, und Kraftklub performten das Titelstück live. Effektiv. Aber auch ein wenig überinszeniert. Haben sie doch gar nicht nötig.

»UMSO WICHTIGER, SICH DANN TROTZDEM ABZUGRENZEN.«

Kurzer Prozess Die ganze vereimerte Kraftklub-Nummer sowie weitere Video-Reviews unter: www.intro.de/spezial/ kurzerprozess.


DER HELGA!® Der unabhängige Festival-Award, 18.09.2014 @ Reeperbahn Festival Mehr Helga geht nicht: Bei der großen Award-Verleihung zu Dosenbier und Fertigravioli übergibt in diesem Jahr »Helga Beimer«, die wohl bekannteste Helga Deutschlands, den Publikumspreis. Aber die Show ist nur der halbe Spaß, denn eigentlich geht es beim Helga!® um viel mehr: Der unabhängige Award soll jene Festivalmacher auszeichnen, die sich auf besondere Weise für ihr Publikum einsetzen. Ganz so wichtig wie ein „Sehr Gut“ der Stiftung Warentest oder eine Goldene Palme in Cannes ist er noch nicht, aber lange kann es nicht mehr dauern, bis jedes Festival, das es verdient hat, einen Stempel mit der Aufschrift „Helga® findet’s geil“ auf seinen Postern hat. Die Klickrekorde unseres Publikumsvotings haben jedenfalls gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Danke dafür! Alle Informationen zum Helga!® Award auf www.festivalguide.de präsentiert von:

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LILY ALLEN

ANTI-ALICE IM WUNDERLAND Lily Allen hat alles, was ein Popstar braucht: Alben in den Charts, Schlagzeilen in der Boulevardpresse und den Ruf, schwierig zu sein. Auch ihr drittes Album »Sheezus« bestätigt die Britin in ihrem Talent zur Querulanz. Verena Reygers hat sich nicht abschrecken lassen und Lily Allens gelangweilte Attitüde mal genauer betrachtet. Foto: Josiah Kamau / Getty Images


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s ist hart, ein Popstar zu sein. Zumindest, wenn man Lily Allen heißt. Davon singt die 29-Jährige nicht nur auf ihrem aktuellen Album »Sheezus«, sie stellt ihr Desinteresse an den Begleiterscheinungen des Starseins auch anders unter Beweis. Zum Beispiel im Interview. Ende Mai, »Sheezus« steht noch auf Platz eins der britischen Charts, gibt Allen ein exklusives Konzert im Hamburger Mojo Club. Zuvor erweist sie einer Handvoll Journalisten im benachbarten Jazz Café die Ehre. Die halbstündige Verspätung der Sängerin nutzt die Promoterin dazu, die Sitzgelegenheiten hin und her zu rücken – keinesfalls darf der Star von außen gesehen werden – sowie explizit darauf hinzuweisen, keine Fragen zu »Game Of Thrones« zu stellen. Allens Manager taucht auf, bittet um ein paar Minuten Geduld, verschwindet wieder. Ja, man bekommt eine Ahnung, welchen Aufwand es bedeutet, Lily Allen zu sein. Dass die britische Sängerin überhaupt noch mal musikalisch in Erscheinung treten würde, damit hatte kaum einer gerechnet. Nach den Geburten ihrer beiden Töchter hatte Allen ihren Rückzug aus dem Musikgeschäft angekündigt, um sich fortan auf ihre Rolle als Mutter zu konzentrieren. Da hatte sie schon manche Erfahrung als Popstar gesammelt. 2005 gelingt es der Tochter eines Schauspielers und einer Filmproduzentin via MySpace eine so breite Fanbase zu generieren, dass kein Label an ihr vorbeikommt. Es folgen die Single »Smile« und das Album »It’s Alright«, 2009 dann der Nachfolger »It’s Not Me, It’s You«. Die kesse Lippe, die Allen in ihren Songtexten beweist, riskiert sie auch im Umgang mit der Öffentlichkeit. Munter twittert sie über ihre Drogenvergangenheit, wettert gegen Kollegen und Kritiker und macht auch die persönlichsten Angelegenheiten wie ihre zwei Fehlgeburten zur Nabelschau. Wann immer sie sich ungerecht behandelt und falsch verstanden fühlt, schießt Allen mit Twitter-Tweets und anderen Social-Media-Waffen. Mit Understatement hat die Dame in etwa so viel zu tun wie die Spice Girls mit Feminismus. Immerhin ihren Songtexten steht das ausgezeichnet. Auch auf »Sheezus« lässt sich Allen über ätzende Schönheitsideale, Sexismus und die monatliche Regel der weiblichen Bevölkerung aus. Sie singt über ihre Zweifel, back in business zu sein, attackiert brüllend trollende Webnerds und lobt die sexuelle Ausdauer ihres Liebhabers. Auch wenn sich die musikalische Untermalung im eher belanglosen, wenn auch tanzbaren HipHop-R’n’B-PopGemisch bewegt, »Sheezus« bietet genügend Gesprächsstoff. Bloß, als Lily Allen endlich zum Interview im Café erscheint, gilt ihr Interesse mehr ihren zentimeterlangen, in Regenbogenfarben glänzenden Fingernägeln als ihrem Gegenüber. Fragen beantwortet sie lustlos und kurz angebunden. Sicherlich sei sie froh, etwas zu machen, das ihren kreativen Bedürfnissen entspreche, räumt sie ein, aber natürlich wolle sie auch Geld verdienen. »Ich würde auch schauspielern oder malen, aber da bin ich nicht so gut drin«, erklärt sie schulterzuckend. Pragmatismus, der sich mittlerweile auch auf Allens Social-Media-Verhalten auswirkt. Nach einem selbst verordneten Entzug sozialer Netzwerke nutzt die ehemals Twitter-Süchtige seit einiger Zeit wieder Facebook und Co. »Das ist Teil meines Vertrages«, erklärt sie den gemäßigten Rückfall. »Ich muss eine bestimmte Anzahl an Tweets und Postings erbringen. Ich mache das aus rein geschäftlichen Gründen«, sagt sie, »aber auch, weil ich meine Fans nicht nur durch Werbung erreichen will.« Das Gleiche gilt für den Selfie-Hype, den Allen selbstredend auch bedient. Allerdings bevorzugt mit anderen Promis. »Dadurch, dass ich Leute wie KanYe West

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Sheezus Der Albumtitel ist KanYe Wests »Yeezus« entlehnt. Dahinter steckt einerseits eine Hommage an den von Allen verehrten HipHopGott, zum anderen ein feministisches Statement weiblicher Pop-Oberhoheit.

Game Of Thrones Derzeit heißester Serienscheiß, der in den USA jüngst in die vierte Staffel ging. Allens Bruder Alfie spielt die Rolle des wenig heldenhaften Theon Graufreuds. Die Anfrage der Serienmacher an die Sängerin, Graufreuds Schwester – inklusive Inzest-Szenen – zu spielen, lehnte Lily Allen ab.

»ICH MUSS EINE BESTIMMTE ANZAHL AN TWEETS UND POSTINGS ERBRINGEN. ICH MACHE DAS AUS REIN GESCHÄFTLICHEN GRÜNDEN« oder Kylie Minogue taggen kann, erreiche ich auch ihre Fanbase.« Die Frau hat Geschäftssinn. So zeigt sich Lily Allen auf »Sheezus« in mehrfacher Hinsicht der Musikindustrie verpflichtet. Als die Single »Air Balloon« – zugegeben, ein luftleeres Stück Pop – in der Presse verrissen wird, antwortet sie, ganz unartiger Popstar, sie sehe das genauso, aber sie habe keine Kontrolle über die Single-Veröffentlichung. Die Plattenfirma wolle den gängigen Radioformaten folgen, um Airplay zu generieren. Ferner lässt sie immer wieder durchblicken, dass sie ihren Vertrag gegenüber ihrer Plattenfirma Warner erfüllen müsse. Der läuft über drei Alben. »Sheezus« wäre demnach die letzte Veröffentlichung, die bei Warner erscheint. Trotz dieser Anti-Haltung gegenüber dem Popbiz-Wunderland, »Sheezus« ist kein lieblos dahingerotztes Album voll resignierter Botschaften. Im Gegenteil. »Sheezus« macht das, was Pop-Göttinnen wie Beyoncé und Katy Perry versäumen: dem Geschäft mit gesunder Ironie begegnen und es in seiner vermeintlichen Perfektion entlarven. Auf »Sheezus« stilisiert sich Allen übertrieben bitchy zwischen königlichen Corgis, erhebt quasi den Anspruch auf die Popkrone und wirft mit sexuellen Anspielungen um sich. Gleichzeitig vermeldet sie mit »Hard Out There« ein feministisches Manifest gegen Rollenklischees, Schönheitsideale und Sexismus. Dass im zugehörigen Video ein paar Mädels ihre Ärsche twerken lassen, während Allen in Catsuit und Porno-Pumps rhythmisch unbeholfen wie ein Wackel-Dackel durchs Bild stakst, ist nur ein weiterer Beweis umwerfender Komik. Lily Allen hat mehr Talent zur Parodie als Rihanna Mut zu Nacktbildern. Ein erneutes Abtauchen in die ausschließliche Mutterrolle wäre ernsthaft schade. — LILY ALLEN »SHEEZUS« (PARLOPHONE / WARNER) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 25.10. BIS 10.11.

Corgis Lieblingshunde der britischen Queen. Auf dem Cover von »Sheezus« sitzen drei von ihnen zu Füßen Lily Allens. Nichtkenner der britischen Monarchie dürften jetzt Bescheid wissen.


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A chmann ine-Sche ffnung is nderen treme Ba Ton-Ste in. »Die Ho s Rechtsex a e r auf den te y e e r ß d a to tr tz S er S tro die auf offen entenfüh mple in desohn« in HipHop-Rod a tu S e sogenannten S e tt k chke ä ti t ts h a u g t e D r m li e e e. s k d Th Da eä n Dutsch nichts g Stimmt. rer Rudi entat enn sich man sei. che und an bete das Att er, W b le er b ü a e r nd p w u . S W h n r e n e ic hnik an d durch ei h a be Zitiertec ch wie allerdings schwere n, chziger n o e d S te je m ie r d m e sti trug davo »A n tellt acht«, s mo- Schussverletzungen ngen er r die At iger ged verboten e n irku n h e e tw n ä p ü te S r t ls G h ha pf, a ann an deren Wenn die . Bachm k lar. »Ic rn im Hinterko ck- 1979 verstarb Gefängnis e to ig s z n o n e r R u ä e . im w en N nten g 1970 häre in d rberheime bran war hat sich begin ord. en e h so s p Z grafisch c bstm w . o el li e a n r S d r lb r o r tü y e s p a A n tn t unte er s w »Aus de das Wor rt Staiger. Das is tellen, weil die rt. 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INTERPOL

IMMER NOCH IN SCHWARZ Erst kam der Ausstieg des Bassisten, dann eine Pause. Eine Band wie Interpol bringt aber auch das nicht aus der Bahn. Im Gegenteil: Auf Album Nummer fünf sind sie wieder mit mehr Wucht bei der Sache. Von Schlagzeuger Sam Fogarino erfuhr Nina Gierth, warum der Verlust von Carlos Dengler auch Vorteile hat, vier Jahre keine lange Zeit und Interpol das akustische Äquivalent zu österreichischer Jugendstil-Malerei sind. Foto: Christoph Voy

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äre eine Interpol-Platte ein Gemälde – wie sähe es aus? Wie die von Einsamkeit und Isolation geprägten Szenerien eines Edward Hopper? Oder wie die schwermütige Romantik eines Caspar David Friedrich? Sam Fogarino überlegt kurz. Der Interpol-Drummer sitzt in einem Salon des schicken Soho House in Berlin. Eigentlich sind er und seine Bandkollegen nicht zum Kunst-Gespräch angereist. Sie sind hier, um abends im ausverkauften Postbahnhof zu spielen und vorher über ihr erstes Album seit 2010 zu plaudern. Doch dessen Titel, »El Pintor«, ist nicht nur ein Anagramm des Bandnamens, sondern auch Spanisch für »Der Maler«. Da darf man schon mal fragen, mit welchem bildenden Künstler Sam Fogarino den Sound seiner Band vergleichen würde. Und sich überraschen lassen, wenn Gustav Klimt dieser den Wiener Jugendstil-Maler Gustav Klimt nennt. Der Vater von Gustav Klimt Wirklich? Erotische, mit viel Gold ornamentierte Frauenpor(1862-1918) war Goldgraträts einerseits, dunkle, etwas unterkühlte Postpunk-Klänge veur. Kein Wunder, dass andererseits – wo ist da die Parallele? »Im Maximalismus«, Gold die dominante Farbe sagt Sam Fogarino. »Interpol präsentieren sich nicht auf im Werk des Jugendstileine maximalistische Weise. Aber musikalisch passiert viel, Künstlers ist, das vornehmder Sound ist sehr dicht. Auch ist das weibliche Element bei lich aus ornamentalen, teils freizügigen Frauenporträts, uns immer präsent. Klimt stellt die sexuelle Energie des aber auch Landschaftsmale- Mannes aus, ohne die Frauen zu erniedrigen. Und trotz des reien besteht. Seine Kritiker Goldes und der Farben sind Klimts Bilder melancholisch. warfen dem Mitbegründer der Wiener Secession Porno- Niemand lächelt darauf.« Touché. Ein Sam Fogarino lächelt durchaus. Der bebrillte Drumgrafie und Obszönität vor. Das bekannteste Gemälde mer und Senior bei Interpol ist ein angenehmer GesprächsKlimts trägt den Titel »Der partner: freundlich, entspannt, eloquent. Erzählt, dass er Kuss«. mit seiner Familie in Georgia lebt, in der Freizeit gerne an seinen drei Motorrädern herumschraubt und mit diesen über Nationalpark-Straßen holpert. Freizeit müsste er in den vergangenen Jahren ausreichend gehabt haben, denkt man. Doch fiel die Interpol-freie Phase keineswegs so üppig aus, wie der Abstand zwischen dem letzten Werk »Interpol« und »El Pintor« glauben lässt.

»Wir waren bis 2012 auf Tour, und danach haben wir ›Stopp‹ gesagt«, erläutert Sam. »Dann kam eine kleine Pause, und Anfang 2013 haben wir schon wieder neue Songs geschrieben.« Die nach dem exzessiven Touren notwendige Auszeit nutzten Sänger Paul Banks, Gitarrist Daniel Kessler und Sam Fogarino allesamt für eigene Projekte: Paul veröffentlichte sein zweites Solowerk »Banks«, zeigte sich als Rap-Kenner und kompilierte ein HipHop-Mixtape, dessen Dicke-Hose-Titel den sonst eher reservierten Banks von seiner pubertär-humorigen Seite zeigen: »Everybody On My Dick Like They Supposed To Be«. Sam nahm derweil mit Interpol-Keyboarder Brandon Curtis (Ex-Secret-Machines) und Jesus-Lizard-Gitarrist Duane Denison eine Platte als Emtpy Mansions auf. Auch Daniel Kessler schrieb an einem Album, das derzeit aber noch in der Warteschleife hängt. Fehlt da nicht einer? Stimmt, Interpol waren mal zu viert. Mit Carlos Dengler, der – seines Instrumentes und des Tourens müde – gleich nach der Aufnahme von »Interpol« das Handtuch warf, verlor die Band nicht nur einen guten Mann am Bass, sondern auch ihr exzentrisches Aushängeschild. Dass sie auch ohne Dengler weitermachen würden, daran habe er nie gezweifelt, meint Sam. »Kann sein, dass Daniel und Paul die Dinge überanalysiert haben. Aber aus meiner Sicht war es eine Chance. Wir waren nicht wie ein Karren, der ein Rad verloren hat. Wir funktionierten immer noch.« Obwohl die Rhythmussektion stets als eine der Hauptstärken von Interpol galt, scheint der Schlagzeuger seinen Gegenpart nicht sonderlich zu vermissen: »Carlos’ große Persönlichkeit konnte einem etwas die Luft nehmen«, sagt Sam. Er wählt seine Worte sorgfältig, diplomatisch. »Carlos war ein bisschen autokratisch.« Kurze Pause. »Was nicht immer schlecht sein muss. Er war kein Monster. Meistens. Aber er konnte sich manchmal nicht auf den Prozess einlassen. Er wollte, dass alles kalkuliert ist, wie ein Baukasten. Wir anderen lassen die Dinge lieber


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passieren.« Weiß Sam Fogarino, was Carlos Dengler heute besonders ausgefallen zu sein. Wir wollen den Test der Zeit bestehen. Wenn Bands zu viel experimentieren, verraten sie treibt? ihre Identität. Es kann funktionieren, aber wenn du auf die Musikhistorie blickst, findest du wenige Formationen, die Mit einer dominanten Stimme weniger im demokrati- damit erfolgreich waren. The Clash haben das hingekriegt schen Entscheidungsprozess fiel die Arbeit an dem in New oder Radiohead.« York eingespielten und von der Band selbst produzierten »El Schon klar: Kein Künstler sollte sich zu sehr verbiegen Pintor« harmonischer aus als sonst. Während bei Auftritten und eine Samba-Truppe ins Studio holen, allein aus dem Brad Truax den Bass spielt, übernahm diesen Job im Studio krampfhaften Drang heraus, ja nicht langweilig zu werden. erstmals Paul. »Er ist richtig gut«, lobt Sam. Personellen Will man wirklich Interpol featuring Skrillex oder Paul Verschiebungen zum Trotz ist »El Pintor«, dessen elegan- Banks im Auto-Tune-Modus hören? Wohl kaum. Doch bei tes Cover in Schwarz-Weiß-Rot an die Ästhetik von »Turn allem Respekt fürs Sich-treu-Bleiben und die eigene Nische: On The Bright Lights« und »Antics« anknüpft, wieder ein Ein kleiner Tick mehr Entdeckergeist könnte auch im Fall typisches Interpol-Werk geworden: Die gewohnte Aura von Interpol ganz erfrischend sein. steiflippiger Schwermut liegt über der Platte, verpackt in ein Ihre Beständigkeit beweisen die Gentlemen auch optisch: mächtiges, dicht gestricktes Soundgewand. Wie nannte Sam Im schicken schwarzen Anzug verteidigen sie abends auf der Fogarino es? Maximalismus. Nachdem die Interpol-Formel Bühne ihren Ruf als bestgekleidetste Band im Indierock. zuletzt aber allzu schwerfällig und zerdehnt geriet, fällt das Er könne nicht in Jeans und T-Shirt auftreten, meinte Sam Gros der zehn Songs auf »El Pintor« wieder druckvoller, Fogarino zuvor: »Es würde etwas fehlen.« Das Programm überzeugender aus. Man höre allein den energetischen aus vielen alten »Turn On The Bright Lights«- und »Antics«Einstieg mit »All The Rage Back Home«, »My Desire« und Stücken und einigen wenigen neuen Songs kommt beim »Anywhere«. Doch auch auf »El Pintor« verzetteln sich Publikum gut an, überschwänglich wird die Stimmung Interpol zuweilen in der Repetition. aber nur bei Hits wie »Evil« und »Slow Hands«. Es ist Dennoch: »El Pintor« ist ein starker Neustart, eine Neu- irgendwie nett, Interpol live zu sehen. Nicht nur, weil sich erfindung ist es nicht. Die Variation beschränkt sich aufs die Gitarrenwälle und das wuchtige Drumming Sam FogDetail, wenn Paul Banks sein schwergewichtiges Timbre arinos noch tiefer in die Eingeweide bohren, sondern auch, durch vereinzelte Falsett-Einlagen auflockert, das eher weil man Daniel Kesslers gummibeinige Tänzelschritte nervtötende »Same Town, New Story« mit dezentem Jazz- bewundern kann. Weil man sieht, wie Paul Banks der Vibe aufwartet oder Rob Moose von Bon Iver ein paar Schweiß herunterläuft, wie er grinst, als er versehentlich Streicher zur Schlussnummer beisteuert. »Ich halte es nicht mit der Gitarre gegen das Mikro stößt, sich zwischendurch für notwendig, etwas zu reparieren, das nicht kaputt ist«, stolz und schüchtern lächelnd für den Applaus bedankt pariert Sam gelassen die Frage, ob er und seine Kollegen und am Ende Kusshände verteilt. Auch wenn sie manchmal nicht mal den Wunsch verspürten, etwas aus der Rolle zu so wirken: Interpol sind eben doch kein Museumsstück. fallen, ein Orchester einzuladen oder mit Electro-Beats — INTERPOL »EL PINTOR« (SOFT LIMIT / COOP / PIAS / ROUGH TRADE / VÖ 05.09.14) — AUF TOUR VOM 25.01. BIS 04.02.2015 zu spielen. »Keiner von uns hat das Bedürfnis, trendy oder

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»ICH HABE SEIT FÜNF JAHREN NICHT MEHR MIT IHM GESPROCHEN.«

Turn On The Bright Lights Das Interpol-Debüt erschien im August 2002 auf Matador Records. Es verkaufte sich nur mittelmäßig, aber die Fachpresse jubelte und verglich die New Yorker Band mit Joy Division und den frühen The Cure. In den Jahrescharts von Pitchfork landete das Album auf Platz eins, bei Intro immerhin auf Platz 30. 2012 erschien eine remasterte Neuauflage mit Bonusmaterial. »TOTBL« gilt als eines der wichtigsten Indierock-Alben des Jahrzehnts.


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RAUCHEN Der Marlboro-Mann ist längst in den Sonnenuntergang geritten. Auf Plattencovern aber lebt der nachdenkliche, intellektuell oder abgründig wirkende Rauchergestus ungebrochen weiter. Die Zigarette hat hier trotz Gesundheitswahn nichts von ihrer Coolness eingebüßt. Kein Wunder, dass wir aus gefühlt Tausenden Raucher-Covern wählen konnten. Z u s a m m e n g e s t e l l t

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s ist Freitagmorgen in Bed-Stuy, Brooklyn. Ahmed Gallab gen, der in seiner bisherigen Karriere als Studiomusiker unter anderem alias Sinkane kommt zu spät zum verabredeten Treffmit Eleanor Friedberger, Yeasayer und Of Montreal gearbeitet hat, punkt, der Bedford Hill Coffee Bar. Er wirkt etwas auch ganz recht: »Ich möchte mich gar nicht in eine Schublade William kleiner als auf Fotos, trägt eine lachsfarbene Jeans stecken lassen, wo nur die hippen Kids meine Musik mögen, Onyeabor zum tiefblauen Jeanshemd und entschuldigt oder nur die Musiker. Ich möchte auch, dass deren Eltern Nigerianischer Funkmusisich mit einem schüchternen Grinsen. »Tut meine Songs genießen können.« ker, der in den 1940er-Jahren gebomir so leid. Mein Zug ist mir direkt vor Einen deutlichen Schritt näher an dieses Ziel geren und durch den Song »Better Change der Nase weggefahren.« Mit seiner rechkommen ist Gallab mit dem Projekt »Atomic Bomb Your Mind« bekannt wurde. Nach 1985 trat er der christlichen Erweckungsbewegung ten Hand streicht er sich über die leicht – The Music Of William Onyeabor«. Nach einem bei und weigerte sich, je wieder gerunzelte Stirn – eine Geste, die er noch oft Auftritt mit dem nigerianischen Musiker Femi Kuti im über sich oder seine Muwiederholen wird. »Dieser verdammte G Train.« Rahmen der New Yorker Konzertreihe »Summer Stage« sik zu sprechen. Der Zug der U-Bahnlinie G hat Gallab in das musikalisch hiswurde Gallab von Yale Everlove und Eric Welles Nyström torische Viertel Bed-Stuy gebracht, kurz für Bedford-Stuyvesant, von David Byrnes Label Luka Bop auf Onyeabor angesprochen. das unter anderem Aaliyah, Jay-Z, Norah Jones und die HipHop-Band »Sie kamen auf mich zu und fragten mich, ob ich wisse, wer er geWhodini hervorgebracht hat. Seit den 90ern hat sich viel verändert: Die wesen sei.« Er grinst verschmitzt. »Natürlich wusste ich, wer er war. Hustler sind von Öko-Läden und kleinen Cafés abgelöst worden, statt Ich bin vor einigen Jahren auf seine Musik gestoßen, durch eine Schießereien sieht man nun spielende Kinder auf den Straßen. Compilation, die ›World Psychedelic Classics: Vol. 3 – Love Is A »Ich liebe es hier.« Die Hand wandert wieder zur Stirn, er sieht Real Thing‹ hieß. Da ist ein Song drauf, ›Better Change Your sich auf der belebten Straße um: »Es sieht toll aus, wie in Mind‹, und der verkörpert genau das, was ich musikalisch der ›Bill Cosby Show‹, und es ist so historisch hier! Es erreichen wollte.« Gallab traf sich ein paar Wochen später wieder ist unglaublich, in der Ecke zu wohnen, in der Biggie mit Everlove und Welles Nyström, die neben dem Smalls aufgewachsen ist.« »Mars«, die erste Platte von Sinkane, aber Dokumentarfilm über den nigerianischen Muauch das aktuelle »Mean Love« wurden siker Onyeabor auch an einer Live-Show arsehr von der amerikanischen Metropobeiten wollten. Gallab willigte begeistert le beeinflusst. »Konträr zu dem, was ein, daran mitzuarbeiten. Es wurde ihm überlassen, die Band dafür viele glauben, hat New York einen größeren Einfluss auf meine zusammenzustellen, die neben Musik als zum Beispiel der Mitgliedern seiner Liveband Sudan. Gerade in Brookschlussendlich auch aus lyn muss man nur die Veteranen der MusikStraße überqueren industrie wie Daund trifft auf eine mon Albarn (Blur, ganz andere kultuGor i l la z), Kele relle Gemeinde. Hier Okereke von Bloc Parleben Afroamerikaner, ty, Luke Jenner von The Mit dem Album »Mean Love« veröffentlicht der sudanesischZentralamerikaner, Juden Rapture und Money Mark amerikanische Sänger Ahmed Gallab alias Sinkane eine und Italiener nebeneinander von den Beastie Boys bestand. Genre-überschreitende Ode an die Musik der Welt. Im Die Show in der Brooklyn Acadeund werden bunt zu einer großen Interview spricht er über afrikanische Einflüsse, Gemeinschaft zusammengemischt. my of Music, kurz BAM, bestritt das Das ist sehr spannend.« Onyeabor-Projekt auch mit David ByrNew York und wie es ist, mit David Universalität ist ein Ausdruck, den er ne. »Es war großartig.« Die tiefschwarzen Byrne zusammenzuarbeiten. Julia während des Gespräches immer wieder fallen Augen Gallabs strahlen wie die eines Kindes Maehner traf ihn in seiner lässt, und dieses Gefühl hört man auch auf seinen in der Schokoladenfabrik. »Wenn du ein junger Wahlheimat New York. Alben. »Mean Love«, eine Fortsetzung dessen, was Musiker bist und Leute wie David Byrne über Jahre Gallab mit »Mars« begonnen hat, vereint die verspielten verfolgt hast, dann kann es schon sehr einschüchternd Foto: Harry Gould Basslinien des Funk mit afrikanischer Perkussion und sein, ein Projekt zu leiten, bei dem diese Personen involviert Harvey IV rhythmischem Klatschen, wie in der sudanesischen Volkssind. Er war jedoch unglaublich nett, ein sehr talentierter musik madih (sprich: Madith). Im Titelsong sowie in »Galley Musiker. Er hat überhaupt kein Ego. Man stellt sich immer vor, Boys« verarbeitet Gallab auch typisch amerikanische Elemente, die dass diese gigantischen Musiker auch ein gigantisches Ego haben er dem Country entnommen hat. Der eigentlich karibische Flair der und dir vorschreiben, was zu tun ist, aber das war nicht so.« Songs wird mit einer Slide- und einer Steel-Gitarre verwoben, während Die »Atomic Bomb«-Tour brachte Gallab und seine Band auf eine die Soul-Stimme Gallabs, ein in schwindelerregenden Höhen segelnder nationale Tour durch die Vereinigten Staaten und schließlich auch nach Tenor, und die Rhythmussektion die sonst so verschiedenen Songs Europa. Erst im Sommer spielte das Projekt auf dem Roskilde Festival in nahtlos mit dem Rest des Albums verknüpfen. Dänemark, wieder mit Damon Albarn, und trat dort vor 17.000 Leuten Neben dem madih ließ sich Gallab auch von einer anderen Musikrich- auf. Auf seinen Lorbeeren konnte Gallab sich allerdings nicht ausruhen: tung seines Herkunftslandes beeinflussen, dem haqibah (sprich: Hathiba). »Während der Proben und der Konzerte für die Onyeabor-Tour habe ich »Der Unterschied zwischen haqibah und madih ist, dass haqibah eher ständig an ›Mean Love‹ gearbeitet und aufgenommen. Das war schon eine zeitgenössische Musik ist und mehr Instrumente verwendet, zum ziemlich hart. Aber ich bin stolz auf das, was ich geschaffen habe.« Beispiel Gitarren und Streicher«, erklärt Gallab. »Inhaltlich werden in Dennoch, oder gerade deswegen, hört man, wie sehr »Mean Love« die beiden Formen wahre Begebenheiten und Legenden in Liedform wei- musikalische Fortsetzung von »Mars« ist. »›Mars‹ bildete die Basis tergegeben, es ist Folklore.« Diese Einflüsse, wieder begleitet von einer meiner Musik«, erklärt Gallab. »Mir wurde aber bewusst, dass ich eine Slide-Gitarre, hört man im fast schon hymnischen »Omdurman«, ein persönlichere Platte aufnehmen musste. Der afrikanische Einfluss, Lied, das all diese Elemente in sich vereint. Es ist alles sehr smooth, was Soul und Reggae, die sind alle noch da. Ich zog jedoch auch Parallelen Gallab fabriziert, smooth und schwer einzuordnen. Das ist dem 29-Jähri- zu Country und Blues. Mir ist dann klar geworden, dass diese Stile von

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Leuten kamen, die in ihrem Leben sehr viel kämpfen mussten und die fertiggestellt und musste meinem Projekt einen Namen geben. Sinkane war der Name, der hängen geblieben ist – er ist eindeutig afrikanisch, ein Gefühl von Sehnsucht und Nostalgie verbindet.« Ohne es zu wissen, zog Gallab die Inspiration für den Bandnamen er ist Google-sicher, weil sonst keiner so heißt, leicht zu merken, von solch einem Kämpfer. Er lacht. Sinkane sei ein erfundenes und er klingt gut.« Joseph Wort, gibt er zu, er habe sich bei dem KanYe-West-Song »NeÄhnlich wie mit dem Bandnamen schwört Gallab auch mit Cinqué ver Let Me Down« verhört. »Der Rapper J.Ivy hat in dem seinen Produktionen auf das Zufallsprinzip. Die moderne ... lebte im 19. JahrhunSong die Zeile ›I wanna give us free like Cinqué‹, was Technologie gäbe vielen, die zwar keine Instrumendert als Bauer in Sierra Leone, ich als Sinkane verstanden habe. Ich habe dann in te spielen könnten, aber dafür unglaublich kreativ wurde gefangen genommen und als meinem Kopf diese wahnwitzige Geschichte über seien, die Gelegenheit, Musik zu machen: »Wenn Sklave nach Kuba verkauft. Er wurde einer der Anführer der Revolte von Amistad und einen monolithischen afrikanischen Gott fabridu zu viel weißt, dann verkrüppelt dieses Wissen sorgte dafür, dass er und 51 weitere ziert, dessen Sage von Generation zu Generation in dich manchmal. Es wird schwieriger, einen simplen Sklaven befreit wurden und Afrika weitergegeben wurde und so schließlich mit den Song zu schreiben. Aber wenn deine Kreativität deine wieder in ihre Heimat Fähigkeiten übersteigt, kannst du mit der heutigen Technik Sklaven in die Staaten gelangte.« Als er jedoch versuchte, zurückkehren diesen Gott online zu recherchieren, musste er feststellen, Großartiges kreieren.« konnten. dass dieser Sinkane nicht existiert und nur ein Produkt seiner — SINKANE »MEAN LOVE« (CITY SLANG / UNIVERSAL / VÖ 29.08.14) Fantasie war. »Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade meine erste Platte — AUF TOUR VOM 04.09. BIS 29.11. — AM 04.09. BEIM FIRST WE TAKE BERLIN!


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RAVE ON, TOPFPFLANZE Foto: Inna Spivakova

Seit einigen Monaten ist Intro Medienpartner und Präsentator der arte-Traditionssendung »Tracks«. Zur Feier dieser schönen Verbindung haben sich unsere beiden Redaktionen verbündet, um gemeinsam ein Thema vorzustellen, das ihr in der Sendung am 6. September sehen könnt: Die »Tracks«-Kollegen besuchten das US-Kunstkollektiv und Label Data Garden, das Musik aus Topfpflanzen generiert. Text: Christine Franz & Daniel Koch

Sansevieria Trifasciata Auch bekannt als Bogenhanf oder Schwiegermutterzunge. Blattpflanze aus dem tropischen Westafrika mit länglichen grün-gelben Blättern, die zur Familie der Spargelgewächse zählt. Beliebte pflegeleichte Zimmerpflanze.

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oe Patitucci und Jon Shapiro verladen Topfpflanzen in einen Mietwagen, der vor ihrem WG-Haus in Nordphiladelphia parkt. Da ist zum Beispiel Carl, eine ­Sansevieria Trifasciata, die nicht so recht in den Kofferraum passen will. Was aussieht, als würden die beiden gerade ihr WG-Grünzeug für die Semesterferien ausquartieren, ist in Wahrheit knallharte Festivalvorbereitung: Joe Patitucci und Jon Shapiro sind Betreiber des DIY-Biofeedback-Kunstkollektivs und -Labels Data Garden – und die Pflanzen ihre Musiker. »Wir produzieren und veröffentlichen auf Data Garden pflanzengenerierte elektronische Musik«, erklärt Joe Patitucci. »Wir alle starren im Alltag die meiste Zeit auf irgendwelche Computerbildschirme oder achten viel zu sehr auf den Vibrationsalarm in unseren Taschen. Mit dem Projekt Data Garden wollen wir die Leute daran erinnern, dass es da draußen auch noch eine echte Welt gibt, die man anfassen kann.«


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Deshalb haben sie zum Beispiel den Midi Sprout entwickelt. Damit wird der gute alte WG-Benjamini zum Musikproduzenten. Und das funktioniert so: Elektroden, die man an die Blätter anklebt, geben die elektrischen Impulse, die bei der Photosynthese in der Pflanze ablaufen, an einen Rechner weiter. Anschließend werden diese Impulse dann per Audiosoftware oder Synthesizer in Sounds umgewandelt. Veränderungen im Biorhythmus der Pflanze durch Berührungen des Blattes, Gießen, Lichtveränderungen oder Umtopfen verändern auch die Impulse und damit den Sound. Funktioniert also nach dem gleichen Prinzip wie ein EKG oder ein Lügendetektor. »Die meisten Leute vergessen, dass Pflanzen lebende Organismen sind. Dadurch, dass wir den Biorhythmus in der Pflanze hörbar machen, weiß man zwar immer noch nicht, was die Pflanze fühlt, aber man bekommt mit, dass etwas in ihr passiert«, erklärt Jon Shapiro. »Wir werden ständig gefragt: ›Funktioniert das auch, wenn

ich das an meinem Körper trage? Oder an meiner Katze?‹ Funktioniert natürlich auch.« Seine Begeisterung für Botanik und Beats entdeckte das Kollektiv Data Garden vor drei Jahren, inspiriert vom Buch »The Secret Life Of Plants« von 1973. »Darin geht es um Wissenschaftler, die mithilfe der Biofeedback-Technologie bei Pflanzen so etwas wie ein Bewusstsein nachweisen wollen. In den 70ern haben sich viele Künstler darauf berufen. Als wir davon erfahren haben, sind wir ausgeflippt. Dann haben wir uns überlegt, wie man das mit Musik zusammenbringen könnte und den Midi Sprout entwickelt«, erinnert sich Jon Shapiro. 2011 verkabelten Data Garden den ältesten botanischen Garten der USA, Bartram’s Garden in Philadelphia, und machten daraus die riesige Bio-Art-Installation »The Switched-on Garden«. Aus der Soundinstallation wurde ein DIY-Label, auf dem aktuell elf Künstler ihre Bio-Beats und andere Musik-Schubladen-ferne Sounds veröffentlichen.

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The Secret Life Of Plants Das Buch von Peter Tompkins und Christopher Bird erschien 1973. Die Autoren vertraten die Thesen, dass Pflanzen ein Bewusstsein haben, klassische Musik gegenüber Rock’n’Roll bevorzugen und auf die Gedanken von Menschen reagieren können. Das Buch wurde kontrovers diskutiert – wurde aber ein Bestseller.


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Biofeedback

Foto: Joe Patitucci

Eine Methode, die biologische Vorgänge, die für die menschlichen Sinne nicht wahrnehmbar sind, mit technischen, oft elektronischen Hilfsmitteln sichtoder hörbar macht.

Foto: Ian Crammer

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lar, dass auch bei der Tonträger-Verpackung einiges anders läuft als bei normalen Musiklabels: »Ich habe früher Musik auf anderen Indielabels veröffentlicht. Irgendwann fragten die mich, ob sie ein Album von mir nachpressen lassen könnten, weil es ausverkauft war. Ich dachte: Wenn sich die Leute die Musik auf den Rechner gezogen haben, wird die CD wahrscheinlich schon sehr bald auf irgendeiner Müllkippe liegen und vor sich hin gammeln. Wozu also noch das ganze Plastik? Das muss doch irgendwie anders gehen.« Deshalb haben Data Garden für ihre Alben Download-Cards entwickelt, die man pflanzen kann. »Ins Papier der Download-Cards sind Pflanzensamen eingebettet«, erklärt Joe Patitucci das Prinzip. »Unser WG-Hinterhof war im letzten Jahr voll mit blauen Kardinals-Lobelien, alles Probedrucke von Data-Garden-Alben.« Eines dieser einpflanzbaren Alben heißt »The Bee And The Stamen« und stammt vom amerikanischen Houseund Techno-Producer King Britt. Er steht beim Medienkunstfestival Forcefield in Philadelphia, auf dem wir Data Garden trafen, zum ersten Mal live mit seiner Topfpflanze und dem Midi Sprout auf der Bühne. »Das ist schon sehr speziell und neu für mich. Ich habe eine Woche lang geprobt und Beats programmiert, die durch die Impulse der Pflanze gesteuert werden. Wenn die Leute während meines LiveSets die Pflanze berühren, verändert das auch die Beats«, sagt King Britt, während er die Midi-Sprout-Elektroden an seiner Friedenslilie anklebt. »Mir geht es hier gar nicht so sehr um das Endergebnis, mehr um den Prozess und um das Experiment. Ich finde das ziemlich spannend, weil ich auf meinem neuen Album auch mit pflanzengenerierten Sounds arbeiten will.« Und tanzen kann man dazu ebenfalls. Auch wenn das bei manchen der 500 Forcefield-Festivalbesucher eher nach einer Mischung aus Sonnengruß und Tanz-deinen-Namen-Action aussieht. Aber das ist vielleicht gar kein Zufall. »Was ich an Biofeedback-Musik spannend finde, ist, dass sie noch nicht mit den üblichen Musik-Klischees belegt ist. Es gibt keine Egos auf der Bühne. Keine Rock-Star-Attitude. Es ist nicht so: ›Hey, guckt mich an!‹ Sondern: ›Hey, guckt euch die Pflanze an und denkt drüber nach, was darin gerade passiert und

wie die Sounds zustande kommen‹«, findet Jon Shapiro. Man kann Biofeedback aber auch einfach als innovatives, experimentelles Musikgenre sehen. So wie King Britt: »Für mich ist Biofeedback-Musik auf jeden Fall eine neue Art, wie wir in Zukunft Musik machen werden. Hier in Philadelphia nimmt gerade so etwas wie eine neue Bewegung ihren Anfang. Data Garden sind die Pioniere auf dem Gebiet der Biofeedback-Musik.« Damit bald auch Hobbygärtner und Soundtüftler außerhalb Philadelphias Teil der DIYBiofeedback-Bewegung werden können, haben Data Garden vor ein paar Wochen eine Kickstarter-Kampagne gestartet. Sie wollen den Midi Sprout schon bald in einer kleinen Serie produzieren und an befreundete Künstler und Unterstützer ihrer Kickstarter-Kampagne weitergeben. Momentan haben Data Garden zwar noch keine Pläne, Midi Sprout auch online zu vertreiben, aber das kann noch kommen. Bleibt nur noch eine Frage: Was halten eigentlich die Pflanzen selbst vom Biofeedback-Movement? »Ich glaube, dass die Pflanzen genau hören, was sie da erzeugen, und dass das auch den Sound verändert. Wenn ich zum Beispiel den Pflanzensound über Kopfhörer höre, klingt es ganz anders, als wenn ich ihn laut über Boxen laufen lasse. Die Pflanzen kriegen den Sound also mit. Die wissen ganz genau, was abgeht, die sind ziemlich schlau.«

TRACKS »Tracks« ist das Magazin für Popkultur auf arte. Seit über 15 Jahren stöbern die TV-Kollegen jede Woche weltweit neue Musik auf, begleiten Aktivisten, treffen Frickler und alte Pophelden. »Tracks« läuft samstags gegen 23 Uhr im TV auf arte und neuerdings 24/7 mit eigener App und neuer Website. Am 06.09. außerdem mit dabei: die Lieblings-UK-Grantler Sleaford Mods und ein Rückblick vom Melt! mit Robyn & Röyksopp und Jungle. Die neue »Tracks«-App findet ihr hinter dem QR-Code.


DER NEWCOMER AUS FRANKREICH mit seinem Album RUN inklusive der Single YOUR WISH

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„Die bewegende Energie von diesem Album erinnert an eine Aura von Western und Road Movies.“ LE MONDE


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AHZUMJOT

DER LETZTE SEINER ART

Hoffnungsträger des heimischen HipHop werden dieser Tage gleich im Dutzend ausgerufen. Unser Autor Jan Wehn ist nicht der Einzige, der sich fragt, wie lange das noch gut gehen kann. Bis dahin trifft er lieber Künstler, deren Musik auch noch Bestand haben wird, wenn die Goldgräberstimmung vorbei ist. Zum Beispiel Ahzumjot, der schon Hoffnungsträger war, bevor die große Hypemaschine angeworfen wurde. Foto: Katharina Poblotzki

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eutschem Rap, das dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, geht es so gut wie nie. Die Szene ist vielschichtiger denn je. Ausnahmslos jedes neue Release schafft es in die Charts. Nicht selten sogar unter die vordersten drei, fünf oder immerhin zehn Plätze. Der selbstironische Gangsterrapper mit Faible für den Westcoast-Sound der 90er und der gefühlsduselige Emo-MC ohne genrespezifische Scheuklappen veranstalten dort seit gut einem Jahr ein mitunter in Heavy Petting ausartendes Gruppenkuscheln, während die Fans kopfnickend und die Labels händereibend dabei zusehen. Natürlich kommt der Erfolg nicht von ungefähr: Die Qualität der Musik ist enorm hoch, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Goldgräberstimmung der Plattenfirmen und die Idee vom Traumberuf Rapper diesem selbstbesoffenen Hoch ein jähes Ende setzen werden. Aber bis es so weit ist, werden im Akkord weiter ultimative HipHop-Hoffnungsträger ausgerufen. Ahzumjot war schon einer, bevor die große Hypemaschine angeworfen wurde. Wenn dieser Tage mit »Nix mehr egal« sein zweites Album erscheint, wird es mit Sicherheit eines der letzten wirklich wichtigen einer dreijährigen HipHop-Hochzeit sein. Weil


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KanYe West »My Beautiful Dark Twisted Fantasy« Der mit Sicherheit größte Einfluss, der auf »Nix mehr egal« zu hören ist. Wohl auch, weil es in den Augen von Ahzumjot das beste und kompletteste KanYeAlbum ist. Der klassische Sample-Boom-Bap von »The College Dropout« findet sich auf diesem Album genauso wie die »Graduation«Pop-Momente, das Kunstverständnis von »808s & Heartbreaks« und sogar schon erste Ansätze der »Yeezus«Avantgardismen.

Nikolai Potthoff Potthoff spielte bis 2001 Gitarre bei Enfold und dann ab 2008 Bass bei Tomte. Seitdem die Band pausiert, unterstützt er Thees Uhlmann an der Rhythmusgitarre. Außerdem hat er Alben für Muff Potter und Leslie Clio produziert. »Nix mehr egal« ist das erste HipHop-Projekt, in das Potthoff involviert ist – und das, obwohl der Bielefelder in seinem Plattenschrank alles von Mase bis Zebra Katz stehen hat.

es eben nicht klingt, wie alles gerade klingt. Wie einfach wäre es für Ahzumjot gewesen, ein Album aufzunehmen, dass den Schwermut eines Casper mit den Flows und Beats von aktuellen Trap-Trends aus den USA vermengt? Der 25-jährige Hamburger, der mittlerweile in Berlin lebt, hätte so eine Platte aus dem Handgelenk schütteln können: Rein ins Studio, raus in die Läden, sich eine Woche in den Top Ten sonnen und dann in Vergessenheit geraten. Aber stattdessen tönen diese 13 Songs ganz anders und hallen nach. Das liegt in erster Linie daran, dass Ahzumjot schon länger Musik macht als ein Gros der Rap-Novizen um ihn herum: Zu einem Zeitpunkt, an dem sich in Deutschland abseits einer treuen Hörerschaft niemand groß für HipHop zu interessieren schien, hockte Ahzumjot nach – und gerne auch während – der Schule vor dem Rechner und baute einen Beat nach dem anderen, schrieb Text um Text. 2005 konnte AJay, wie sich Ahzumjot zu diesem Zeitpunkt noch nannte, bereits auf eine beachtliche Diskografie von vier EPs, drei Mixtapes sowie diverser Solo-, Kollabo- und Remix-Alben blicken. Veröffentlichungen, die zwar nur per CD-R oder USB-Stick die Runde auf dem Schulhof machten, die in ihrer Masse aber auch schon zeigten: Da meint es einer verdammt ernst. 2011 nimmt er mit »Monty« sein erstes Album als Ahzumjot auf. Tatsächlich gibt es zu diesem Zeitpunkt schon erste Angebote von Labels, die Ahzumjot aber ausschlägt. Er will es lieber selbst machen – der Erfahrung wegen. Nach Feierabend brennt er an drei Laptops gleichzeitig CDs, schlägt die schon fertigen Exemplare in pinkes Geschenkpapier, er unterschreibt Sticker und bringt alle 400 vorbestellten Alben eigenhändig zur Post. So viel Elan und Ehrgeiz zahlt sich aus. Nachdem das Album draußen ist, spielt Ahzumjot Touren mit Cro und Rockstah, begleitet Casper live und wird als eines der nächsten großen Dinger gehandelt. Aber irgendwann soll ein neues Album her. Ahzumjot will jetzt den nächsten Schritt gehen. Nach diversen Gesprächen mit Labels entscheidet er sich dafür, nicht Hals über Kopf irgendwo zu unterschreiben, sondern nach Berlin zu ziehen und sich zunächst mal ein Management zu suchen und in Ruhe an seinem Album zu arbeiten. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Levon Surpreme, der ihn musikalisch schon auf »Monty« unterstützte, stellt er schnell fest, dass das gar nicht so einfach ist. Denn sie haben ungefähr 200 Beatskizzen, aber keine richtige Ahnung, was daraus eigentlich werden soll. »Natürlich hätten wir das Album auch alleine machen können«, sagt Ahzumjot. »Aber musikalisch wäre das niemals das geworden, was uns vorschwebte. Wir wollten analoge Synthies und echte Instrumente.« Der rohe und unfertige Klang auf Ahzumjots Debütalbum »Monty« sei damals nicht entstanden, weil er es so wollte, sondern weil er es eben nicht besser wusste. Sein Anspruch sei schon immer ein anderer gewesen. »Also brauchte ich jemanden, der meine Vision versteht, aber mir und Levon auch noch genug Mitspracherecht lassen würde.« Casper hat 2010 vorgemacht, was passiert, wenn man auf Synergien setzt und vor allem einen versierten Produzenten an seiner Seite hat. DJ Stickle und Steddy von Timid Tiger verhalfen »XOXO« erst zu seiner enormen Größe, während Markus Ganter »Hinterland« mit dem nötigen Twist versah. Für Ahzumjot ist Nikolai Potthoff dieser Mann. Die beiden lernen sich über Ahzumjots Management kennen. Nach einer kurzen Phase der gegenseitigen Beschnupperung sagt Potthoff zu, und schon das zweite Treffen des Trios artet in eine überlange Produktions-Session aus. So reifen in den nächsten Monaten aus den unfertigen Skizzen erst Songs

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und schließlich ein eigener Sound, der groß und heftig, mitunter gar pathetisch, aber nie platt klingt und letzten Endes das ganze Album zusammenhält. Zitate aus KanYe Wests »My Beautiful Dark Twisted Fan­ tasy« finden sich darauf genauso wieder wie die epischen Mitsing-Momente auf Coldplays »Viva La Vida« oder Anleihen an »Third« von Portishead. Noch eine Schicht darunter hat Nikolai Potthoff sein Faible für basslastige UK-Musik von Disclosure und zeitlose Sample-Spielereien von The Streets versteckt, während Ahzumjot sich ab und an Flow- und Betonungsvarianten bei A$AP Rocky ausborgt. All diese kleinen Querverweise und augenzwinkernden Zitate sind derart wohldosiert und behutsam in das Klangbild eingebettet, dass man keine Sekunde an schamlos zusammengeklaute Inspirationslosigkeit denkt, sondern über die raffinierte Vermengung nur staunen kann. »Auf ›Monty‹ gab es viele schiefe Sounds, und es fehlten ein paar Bässe. Ich wusste es schlichtweg nicht besser«, erinnert sich Ahzumjot. »Aber die Naivität, mit der wir darangegangen sind, hat dem Album auch seinen einzigartigen Charakter verliehen.« Die naive Herangehensweise an den Sound ist genauso gewichen wie Ahzumjots ganz persönliche Zweifel über seinen Werdegang. Beschäftigte »Monty« sich noch mit der Sinnsuche zwischen Abitur und Aushilfsjob und ließ immer wieder einen ängstlichen Anfangzwanziger zu Wort kommen, der mit all seinen Möglichkeiten heillos überfordert schien, ist »Nix mehr egal« ein Platte gewordenes Plädoyer für das Selbermachen. »Du kommst auf die Welt, und sofort will jeder etwas von dir«, sagt Ahzumjot. »Dass deine ersten Worte ›Mama‹ und ›Papa‹ sind, dass man beim Abi einen Anzug trägt und dann schnell einen Job findet. Ich habe mich irgendwann gefragt: Warum interessiert dich eigentlich, was die Leute von dir wollen? Es geht doch um dich und dein Leben!« Schon im ersten Stück fragt Ahzumjot deshalb »Wann bin ich dran?«, zerstört danach das »Schlaraffenland«, um sich von all den Zwängen seines Lebens und den Erwartungen anderer freizukämpfen, um dann mit »Tag 1« zu schließen. Dem Tag, an dem Ahzumjot sich seine eigene Welt erbaut. Die große Frage ist nur: Ist Ahzumjot einer der Letzten seiner Art? Oder gar schon zu spät dran mit dieser ambitionierten Platte, die im Überfluss und Überdruss absaufen könnte? »Das sollen andere entscheiden«, winkt er ab. »Mit Sicherheit gibt es Menschen, die mich jetzt schon in den Himmel loben, und es gibt Leute, die sagen, ich solle mich erst mal beweisen. Deutschrap erinnert mich gerade sehr an die Zeit vor zehn Jahren, als die Leute plötzlich keine Lust mehr auf Straßen- und Gangsterrap hatten. Aber meine Musik soll abseits von Übersättigung, Trends und Hypes wahrgenommen werden. Ich habe dafür alles gegeben und werde das auch weiterhin tun – da kann mir auch egal sein, wenn sich im nächsten Jahr die Spreu vom Weizen trennt.« Wie heißt es so schön in »Es ist gut wie es ist«? »Ich sag, es ist gut, wie es ist. Und ich hör gar nicht zu, wenn du sprichst. Und sehe gar nicht hin, wenn du den Weg zeigst – ich leb für die Ewigkeit!« Glückwunsch zu so viel Gelassenheit. Da können einem Deutschraps Auf- und Abwärtsbewegungen auch egal sein. — AHZUMJOT »NIX MEHR EGAL« (VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL) — INTRO EMPFIEHLT DIE TOUR: VOM 18.11. BIS 07.12.


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TRÜMMER

HALTUNG STATT POSE Junge Bands, die ihr Dagegensein mit an Punk und Rock’n’Roll geschultem Parolen-Pop befeuern, sind nicht neu. Trümmer aus Hamburg machen trotzdem etwas anders. Ihr selbstbetiteltes Debüt solidarisiert das Bekenntnis zum Exzess mit dem Willen zur zarten Revolte. Ein Widerspruch? Nein, weiß Verena Reygers, die mit Paul Pötsch, Maximilian Fenski und Tammo Kasper der Bandphilosophie auf den Grund ging. Fotos: Robin Hinsch

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ir treffen Trümmer im Wohnzimmer ihres Sängers Paul Pötsch, in unmittelbarer Nähe zur Hamburger Reeperbahn. Zwischen abgerissenen Fototapeten, mit Songzeilen besprühten Wänden und dichten Zigarettenrauchschwaden wird der Geist des Rock’n’Roll wiederbelebt. Rock’n’Roll? Wir erinnern uns: Aufstand, Abweichung, Dagegensein. »Es gibt diesen Mainstream in der Gesellschaft«, erklärt Pötsch, »der sich aus totalem Sicherheitsdenken und Angst vor Veränderung speist. Dagegen muss man sich auflehnen«, sagt’s und lehnt sich in die durchgesessenen Sofakissen zurück. Neben ihm lümmelt Bassist Tammo Kasper in einem Sessel, ihm gegenüber sitzt Schlagzeuger Maximilian Fenski kerzengerade auf seinem Stuhl.

Trümmer zeigen Haltung statt Pose. Mit Mitte zwanzig reagieren sie auf das Lemminge-Verhalten ihrer Generation, vorgegebenen Lebensentwürfen, Karriereplänen und flacher Konsumkultur unhinterfragt zu folgen. »Es ist ein bisschen schwierig, alles aufzuzählen, was wir scheiße finden«, sagt Kasper, »wir sind aber auf jeden Fall dafür, mal darüber nachzudenken, was man selbst wirklich will. Nicht das, was andere für einen wollen. Die Gesellschaft oder die Instanzen, denen man täglich begegnet.« Auf ihr Unbehagen mit den gesellschaftlichen Ist-Zuständen und dem Zurechtfinden darin reagieren Kasper, Fenski und Pötsch mit Gitarre, Schlagzeug und Bass. Mit einem von Punk und Rock’n’Roll geleiteten Pop. Mit Wut, Lautstärke und dem Bekenntnis zur maximalen Entäußerung.


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»DIE BUDE WAR RATZEFATZ VOLL, UND WIR WAREN ES ZUGEGEBENERMASSEN AUCH.«

Trümmer entstehen, als Kasper und Pötsch sich 2011 auf dem Hamburger Dockville Festival kennenlernen. Mit Pötsch am Schlagzeug und Kasper an der Gitarre probt die junge Band mit zwei weiteren Freunden in Pötschs Wohnung. Erst als Kasper Maximilian Fenski auf einer Party in Berlin kennenlernt, formiert sich die Band in der jetzigen Besetzung. Den spontanen Wechsel in die Rolle des Frontmanns erklärt Pötsch auch als vom Punk übernommene Selbstermächtigungsgeste. Ein fertiges Konzept hatte die Band nie in der Tasche, Pläne für Konzerte oder ein eigenes Album nicht im Sinn. Stattdessen feiern sie in ihren ersten Bandproben den Dilettantismus. Von »purem Exzess« ist die Rede, Fenski spricht von »angestauter Wut«, und Kasper zählt »drei Songs, die man vielleicht in zwei, drei Stunden«

zu spielen geschafft habe, weil man eben die meiste Zeit nur drauflosgedroschen habe. »Drei Songs und eine Flasche Pastis«, wirft Pötsch lachend ein. Im März 2012 kommt dann doch die erste Anfrage für ein Konzert im Hamburger Molotow. Später schreibt die Band auf ihrer erst Anfang 2013 eingerichteten Facebook-Seite: »Die Bude war ratzefatz voll, und wir waren es zugegebenermaßen auch.« Pötsch nickt bei der Erinnerung begeistert und fällt vor Lachen fast vom Sofa, als er die Episode erzählt, wie er sturzbetrunken seine Gitarre ohne Gitarrenkoffer von seiner Wohnung zum damals noch um die Ecke gelegenen Molotow getragen habe. Ähnliche Freude am Gelage zeigt die Band auch, als sie zwei Wochen vor unserem Interviewtermin ein mitreißendes Wohnzimmerkonzert in Pötschs

Tammo Kasper ... betreibt neben dem Trümmer-Bass zusammen mit seinem Sandkastenfreund Henning Mues die Label- und Management­ kommune Euphorie. Neben Trümmer betreuen die beiden be­achtenswerte Bands wie Zucker und Der Ringer. Unter anderem zu hören auf der jüngsten Veröffentlichung, dem Euphorie-Sampler »Keine Bewegung«.


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»DAS ZIEHT SICH JA AUCH DURCH UNSERE TEXTE, DIESER WUNSCH, DASS ES EINE NEUE ART VON ZUSAMMENLEBEN UND GESELLSCHAFT GIBT.«

Kapitulation Wohnung spielt, bei dem nach einem frühen Besuch der Polizei der DJ seine Vinylscheiben durchs offene Fenster wirft, Tische und Bierflaschen durch die Räumlichkeiten fliegen und Pötsch sich oberkörperfrei mit in die Luft gereckten Armen auf umgedrehten Bierkästen vom Intro-Fotografen ablichten lässt. Auf die Szene angesprochen, zuckt Pötsch mit den Schultern und erklärt, er halte es für wichtig, sich als Künstler treiben zu lassen. »Irgendwohin, wo man noch nicht war.« Er ergänzt: »Das können auch zarte Gefühle sein. Es gibt auch Liebeslieder auf dem Album, hingehauchte Melodien. Sich zu trauen, das zuzulassen, finde ich gut.« Wenn Pötsch singt: »In mir brennt ein Wunsch, und ich gehe ihm nach«, ein »Ihr könnt alles haben, ich habe nichts

Ein Album von Tocotronic und der Schlenker, kurz vor Schluss, zur Hamburger Schule, in dessen Reihen Trümmer natürlich nicht gerne eingeordnet werden. Pötsch: »Na, frag doch mal Tocotronic; die haben doch schon in den 90ern, als das aufkam, den Begriff abgelehnt und gefragt: ›Was soll das heißen?‹«

zu verlieren, denn ich verschenke mich« wispert oder sich das verzerrte Gitarrenrauschen in atemloser Stille verliert, spürt man, dass die Waffen dieser Band nicht nur von Lautstärke, Wut und Punkattitüde befeuert werden. Seine Texte formuliert Pötsch klar und unmittelbar im Geiste Rio Reisers oder Hildegard Knefs. Sie können leise und fragil sein und haben es nicht nötig, ihre emotionale Entblößung mit Ironie oder Zynismus zu kaschieren. Der Systemkritik Hoffnung statt Kapitulation zur Seite zu stellen, macht Trümmer neben Bands wie Messer oder Die Nerven zum derzeit Besten, was die deutschsprachige Rockmusik zu bieten hat. Es ist ein emotionales Aufweichen wider die abgeklärte »I’ve seen it all«-Mentalität vieler junger Leute, wie Kasper es nennt, denn »Schwäche«, ist er sich sicher, »ist nicht der Begriff


unserer Zeit«. Gleichzeitig ist es Trümmer wichtig, auch einen möglichen Lösungsansatz zu liefern. Pötsch: »Das zieht sich ja auch durch unsere Texte, dieser Wunsch, dass es eine neue Art von Zusammenleben und Gesellschaft gibt.« Eine Utopie, die Trümmer auf ihrem Debütalbum als möglichen Ausweg aus den Miseren der Gegenwart aufzeigen, ist inspiriert aus einer völlig unvermuteten Ecke. »Ich höre in letzter Zeit viel Soul«, erzählt Pötsch. »Bei den frühen, den guten Alben ging es immer um Liebe als gesellschaftsverändernde Kraft. Der Gedanke interessiert mich total. Nicht die Liebe zwischen zwei Menschen, sondern die Liebe als positive, als zarte Form der Revolte.« — TRÜMMER »TRÜMMER« (PIAS / ROUGH TRADE) — AUF TOUR VOM 30.10. BIS 28.11.


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ZOOT WOMAN

AUS SICHERER ­ENTFERNUNG Drei Jahre und einen Flug über den Atlantik haben Zoot Woman gebraucht, um ihren vierten Longplayer fertigzustellen. Dafür ist das Trio mit »Star Climbing« nun umso zufriedener. Mark Heywinkel sprach mit den Brüdern Johnny und Adam Blake über Selbstgefälligkeit, peinliche Fotoshootings und die Bedeutung von Distanz. Foto: Jan Philip Welchering

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ir treffen uns im Büro ihres Labels. Das Fenster ist offen, kühler wird es dadurch aber auch nicht. Lediglich lauter: Immer wieder erbebt der Raum unter dem Lärm startender Flugzeuge. Womöglich voll mit Urlaubern, die Richtung Cocktails, Schirmchen und Handtuchkriege vor Sonnenaufgang reisen. Trotzdem sind Adam und Johnny Blake mit den Gedanken weit von Flugzeugen und Urlaub entfernt. Die Briten brauchen und wollen keine Auszeit. Nicht mehr. Fünf Jahre sind seit ihrem letzten Album »Things Are What They Used To Be« vergangen. Drei davon haben sie sich Zeit gelassen, um ihre neue Platte zusammenzufrickeln. Jetzt wollen sie »Star Climbing« endlich herzeigen, die elf Tracks live spielen, damit prahlen. Der Elan kommt nicht von ungefähr: Sowohl die beiden Zoot-Woman-Brüder als auch ihr dritter Mitstreiter und Produzent Stuart Price sind davon überzeugt, ihr bisher stimmigstes Album geschaffen zu haben. »Was das Songwriting und die Auswahl der Sounds angeht, ist ›Star Climbing‹ unser am weitesten entwickeltes Album«, erklärt der 34-jährige Sänger und Gitarrist Johnny. »Es gibt keinen einzigen Song auf dem Album, an dem ich zweifle. Jeder ist sehr stark.« Sein vier Jahre älterer Bruder und Schlagzeuger des SynthpopTrios ergänzt: »Stuart hat es als das unverwechselbarste unserer Alben bezeichnet. Für mich ist es auf jeden Fall der Favorit unter den Vieren, die wir rausgebracht haben.« Zur Erinnerung: 2001 gab es zunächst das Pop-Debüt »Living In A Magazine« mit der Hitsingle »It’s Automa­ tic«. 2003 kam die Fortsetzung »Zoot Woman« und 2009 schließlich ihr bisher größter Erfolg »Things Are What They Used To Be«. Allesamt gut durchdachte Platten, aber von keiner hat man sie je so sehr schwärmen hören. Wenn man die Blakes lässt, verlieren sie sich geradezu in kleinen Lobeshymnen auf »Star Climbing«. Dann erklären die zwei, wie sie ihre sphärischen Electrosongs von allen unnötigen Soundwelten befreit haben, um sie in ihrer minimalistischen Schönheit glänzen zu lassen. Sie betonen die optimistische Grundstimmung der Platte und fordern, man solle sie mit Kopfhörern an seinem Lieblingsort hören. Aber weist man

sie auf diese leicht selbstgefällige Art hin, finden sie auch ganz schnell auf den Boden zurück. »Man verstrickt sich sehr schnell sehr tief in dem, was man macht«, sagt Johnny beinahe entschuldigend, während Adam

»JEDER KÜNSTLER KOMMT MAL IN DIE SITUATION, SELBSTGEFÄLLIG ZU WERDEN«, fügt er hinzu. Deshalb sei es unheimbekräftigend nickt.

lich wichtig, treue Freunde an seiner Seite zu haben. »Man braucht Leute, die einem knallhart und ehrlich sagen, dass man Scheiße macht, wenn man denn Scheiße macht.« Ebenso wichtig sei es, dass man immer wieder eine gewisse Distanz zu dem gewinne, was man tue. Auch bei der Arbeit an »Star Climbing« habe es an einem gewissen Punkt Abstand gebraucht. Nachdem Zoot Woman in ihrer Heimat, dem südenglischen Reading, Inspirationen gesammelt und in drei verschiedenen Studios ihre Songs aufgenommen hatten, buchten sie einen Flug nach Los Angeles. »Jemand hat mir mal gesagt, es sei von Vorteil, während der Albumproduktion einmal den Atlantik zu überqueren, um zwischen sich und die Platte ausreichend Abstand zu bekommen«, erzählt Adam. »Mir reicht es zwar schon, in Europa hin und her zu reisen. Aber um einen objektiven Blick zu bekommen, haben wir diesen großen Schritt einfach mal gemacht.« In L.A., genauer im Studio von Stuart Price angekommen, hätten sie »Star Climbing« schließlich mit anderen Augen sehen und in drei Monaten final abmischen können – objektiver und selbstkritischer. Aber ist ein objektiver Blick auf das eigene Selbst überhaupt möglich – und als Künstler überhaupt nötig? Als Musiker geht es doch gerade darum, sein subjektives Befinden und Verständnis der Welt in Songzeilen und Sounds zu pressen. Unabhängig davon, was andere darüber denken mögen. »Natürlich mache ich Musik zuerst einmal für mich«, stellt Adam fest. »Aber genauso wichtig wie meine Meinung zu Zoot Woman ist mir die unserer Fans zu Zoot Woman.« Deshalb versetzt sich Adam auch immer wieder in die Per-

It’s Automatic Selten war ein Songtext leichter zu lernen: »I’ve got a feeling / It’s automatic / It’s a physical feeling / I’m gonna change this city« – mehr hat Johnny Blake nicht mitzuteilen, und trotzdem machte die Single Zoot Woman 2001 bekannt. Den Song spielen sie im September bestimmt auch bei ihren First-We-Take-Berlin- und Berlin-Festival-Auftritten.

Reading Die 160.000-EinwohnerStadt in Berkshire ist nicht nur die Heimat von Zoot Woman. Auch Schauspielerin Kate Winslet, die erlauchte Kate Middleton, Komiker Ricky Gervais und »American Beauty«Regisseur Sam Mendes haben dort ihre ersten Stehund Gehversuche gemacht. Adam Blake über seine Heimat: »Die Stadt könnte der Zwilling von Düsseldorf sein.« Hm, das nimmt dem Ganzen gleich wieder den Charme.


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spektive der Hörer hinein: »Ich stelle mir die Leute vor, die seit unserem ersten Album dabei sind, und frage mich, was sie von den neuen Songs halten würden.« Das helfe, dem Stil der Band treu zu bleiben – und sei gleichzeitig ein Drahtseilakt, sagt Johnny: »Als Hörer mag man häufig nur ein oder zwei Alben von Bands. Man brennt nicht darauf, unbedingt etwas stilistisch Neues von ihnen zu hören. Als Musiker hingegen willst du immer etwas Neues ausprobieren und frisch klingen. Zwischen diesen zwei Erwartungen muss man sich einpendeln.« Wozu die Fan-Brille aber auch noch nützlich sei: als Peinlichkeitsbarometer. »Wenn man sich plastisch vor Augen führt, wie Fans einen wahrnehmen, dann hilft das auch, so zu bleiben, wie Zoot Woman sein soll«, stellt Johnny fest. »Andererseits ist es genauso wichtig«, ergänzt Adam, »sich ab und an auf vermeintliche Peinlichkeiten einzulassen.« Als sie auf die Idee kamen, für das Covershooting ihres Debüts in weiße Anzüge zu steigen, hätten ihre Freunde die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. »2001 gingen weiße Anzüge gar nicht«, sagt Adam und lacht. »Aber genau dieser ungewöhnliche Look hat uns womöglich die

JA, DIESE WEISSEN ANZÜGE WAREN DIE BESTE IDEE, DIE WIR HABEN KONNTEN.« nötige Aufmerksamkeit gebracht.

Bisher haben Zoot Woman bei der Wahl ihrer Outfits, vor allem aber mit ihrer Musik ein gutes Gespür bewiesen. Tatsächlich hat dieses auch bei »Star Climbing« nicht nachgelassen. Zumindest Fans dürften gleich zu »Don’t Tear Yourself Apart«, dessen stampfendem Beat und Johnnys echoender Stimme in »Sie sind endlich wieder da!«Begeisterungsstürme ausbrechen. Gute Freunde haben die Blakes. Und genug Distanz zu dem, was sie tun. Zumindest, solange sie nicht ins Schwärmen geraten. — ZOOT WOMAN »STAR CLIMBING« (EMBASSY OF MUSIC / WARNER / VÖ 29.08.14) — AM 05.09. BEIM FIRST WE TAKE BERLIN!, AM 06.09. BEIM BERLIN FESTIVAL


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PHOX

BARABOO CALLING Die sechsköpfige Band Phox aus der Kleinstadt Baraboo, Wisconsin hat ihr Debüt in Bon Ivers Studio aufgenommen. Das muss an Namedropping reichen. Ihr mitreißender Indiepop wird auch so viele Herzen öffnen. Daniel Koch sprach mit Sängerin Monica Martin. Foto: Sarah Blesener

M

anchmal verliert man unvermittelt sein Herz an eine kleine Band, die man sich groß wünschen möchte. Es war im Sommer letzten Jahres auf dem Pstereo Festival im norwegischen Trondheim. Phox spielten auf der Nebenbühne zur Mittagszeit. Selbst der britische Starbooker, mit dem ich kurz vor der Show ein Bier trank, wirkte aufgeregt, als er über diese Band sprach. Spätestens, als sie »Slow Motion« anstimmten, war es um mich geschehen. Es ist einer dieser feinen Indie-Hits, die offensiv fröhlich beginnen und keine Angst vor Handclaps oder Pfiffen haben. Dass er mir nicht wie viele andere bald die Ohren verklebte, lag an zwei Dingen: Zum einen war da die Stimme von Monica Martin, mal dunkel gehaucht, wie wir uns eine Stimme nachts um zwei an der Theke wünschen, dann wieder hoch und sehnend; zum anderen war da das verschmitzte Spiel des Sextetts, das »Slow Motion« nämlich nicht auf ReiseportalHit oder Handy-Werbung-Soundtrack trimmte, sondern das Stück mit großer Freude und psychedelischen Instrumentalpassagen zersägte. Phox wirkten wie die KleinstadtBand, die am Ende eines College-Films den großen Auftritt hat. Die belächelten Nerds der Stadt, die in der Band ihr Selbstbewusstsein finden und sich hinter der schönsten Frau der Schule versammeln, die bei ihnen endlich wahre Freundschaft – und ihre Stimme – findet. Die Wahrheit ist nicht so kitschig. Inzwischen sind wir einen Sommer weiter. Phox haben ihr gleichnamiges Debüt veröffentlicht, kleine Shows in Deutschland absolviert und weitere in Planung. Im September werden sie zum Beispiel beim First We Take Berlin im Privatclub spielen. Ich telefoniere mit Monica auf dem Tourstopp in Denver. Sie lacht, als ich ihr die College-Metapher erkläre: »Immerhin, die Sache mit der Kleinstadt stimmt. Wir sind alle in Baraboo in Wisconsin aufgewachsen. Da passiert so wenig, dass man automatisch an die Leute gerät, die kreative Dinge tun. Einige von uns kennen sich schon seit 16 Jahren, andere seit acht. Die Band haben wir vor drei Jahren gegründet, was vor allem Matt zu verdanken ist. Er hat die Fäden gezogen und uns zusammengebracht.« Matt, eigentlich Matthew, Holmen ist nicht nur der Gitarrist von Phox, er ist zudem einer der engsten Freunde und frühester Unterstützer von Monica. »Auch wenn es heute in meinen guten Momenten nicht mehr so aussieht: Ich habe mich nie getraut, in der Öffentlichkeit zu singen. Als ich 18 wurde, hing ich viel mit Matt ab, der zu dieser Zeit in einer anderen Band spielte. Ich fühlte mich in seiner Nähe sehr wohl und habe oft mitgesungen, wenn er Stücke geprobt hat. Als die Band sich auflöste, fragte er mich, ob ich es noch einmal probieren wolle. Ich hätte aber nie gedacht,


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dass es mich mal an diesen Punkt bringen würde. Meine Ma sagte erst kürzlich: ›Ich kann noch immer nicht glauben, dass du jetzt in einer Band singst!‹ Sie erinnert sich noch gut daran, wie ich einmal zur Chorprobe ging und danach nie wieder hinwollte.« Mittlerweile gewöhnt sich Monica an ihre neue Rolle. Langsam. Die Band hilft ihr dabei, weil sie quirlig genug ist, die Blicke auf sich zu lenken. Trotzdem wird ihr erst nach und nach bewusst, dass sie zwar noch kein Popstar ist, aber anders wahrgenommen wird. »Es fühlt sich seltsam an. Auf ›Phox‹ sind einige Stücke, die ich vor Jahren geschrieben habe. Texte, die sehr offen sind, weil ich nie davon ausging, dass sie mal von Leuten gehört werden, die mich nicht kennen. Manches darin hätte ich heute vielleicht anders gesagt. Ich habe gerade den Wirbel um Lana Del Rey und diesen Satz, Wirbel um Lana del Rey dass sie sterben wolle, verfolgt. Das Miss Del Rey äußerte ihren fand ich fürchterlich. Man kann vermeintlichen Todeswunsch jedem einen Strick drehen, auch nicht in einem Klatschblatt, sondern in einem Interview mir, wenn man zum Beispiel das mit Tim Jonze vom britischen Düsterste zitiert, das ich je gesun- Guardian. Dieser wählte den gen habe. Ohne den Kontext dazu, Satz »I wish I was dead alohne eine Chance zu parieren, ist ready« als Headline und als man dem ausgeliefert. Das macht dankbaren roten oder besser mir manchmal Angst. Dieser Ar- schwarzen Faden für ein Porträt, das vor allem Del Reys tikel über Lana, aus dem der Satz dunkle Seiten thematisiert. stammt, war schon im Grundton so böswillig, so auf Skandal aus, dass sie darin nie eine Chance hatte.« Zurück zu erfreulichen Themen. Auch wenn Phox gerade mit Freuden die Welt erkunden, sie wissen, wo ihr Herz schlägt: »Wisconsin ist unsere Heimat. Deshalb mussten wir auch unser Album dort produzieren. Wir entschieden uns für die April Base Studios in Bon Iver Eau Claire nicht, weil es Bon Ivers Justin Vernon ist ähnlich Studio ist, sondern weil wir da mit heimatverbunden wie Phox. Brian Joseph arbeiten konnten, Er hat seinem Heimatbunder ›Phox‹ produziert hat. Das war desstaat gar einen Song geeine sehr schöne Zeit. Justin Verwidmet. Eine Hymne auf die non schaute auch mal vorbei, als Landschaft ist »Wisconsin« er mit dem Volcano Choir in der mit Zeilen wie diesen allerdings mitnichten: »Winter is Nähe war. Wir standen anfangs etcoming and you’re stuck here was nervös vor ihm, weil wir seine / Oh and so is she / Now when Musik sehr verehren. Aber er ist the wind blows you cover your sehr charmant und sympathisch.« teeth / I told you to shed away Bevor sie dieser Tage Europa anand trade in your blues / Love is loves sad news / That was steuern, wollen Phox noch ein paar Wisconsin that was yesterday Wochen in Baraboo verbringen. / Now I have nothing that I ­Einem Ort, den ich nach unserem can keep.« Gespräch nicht nur kennenlernen möchte, weil man dort ein Bier mit Monica und ihren Jungs trinken könnte. Es ist rührend, wie Phox diesen Namen immer wieder fallen lassen, und deshalb auch schlüssig, dass wir unser Interview mit einem TouriTipp beenden: »Wenn du es mal nach Baraboo schaffst, gibt es drei Dinge, die du tun solltest: einmal im Devil’s Lake schwimmen, einmal im Naturpark Pewit’s Nest spazieren gehen. Baraboo ist wunderschön gelegen, von Wäldern und Bergen umgeben, und das sieht man dort am besten. Wenn du das getan hast, dann solltest du unbedingt im Little Village Café einkehren – das ist nicht nur eines der besten in Baraboo, sondern eines der besten, die ich kenne.« — PHOX »PHOX« (PARTISAN / ROUGH TRADE / VÖ 29.08.14) — AUF TOUR VOM 03.09. BIS 25.11. — AM 04.09. BEIM FIRST WE TAKE BERLIN!

A little bit of honey, a whole lot of Jack

Werde Hobby-Imker mit Jack Daniel’s Was verleiht Jack Daniel’s Tennessee Honey seine außergewöhnlich geschmackvolle Note? Honig natürlich. Die TraditionsWhiskey-Marke macht sich deshalb für Urban Beekeeping stark – also nichts wie ran an die Bienenkisten und mach deinen eigenen Metropolen-Honig! Gegensätze ziehen sich an – egal ob pur oder auf Eis, wenn der klassisch kräftige Tennessee Whiskey auf die süße Milde von Honig trifft, ist Genuss angesagt. Als beliebten Flavoured Whiskey findet man Jack Daniel’s Tennessee Honey deshalb nach einem erfolgreichen Launch 2013 in allen Regalen. Ohne die kleinen Helfer und ihren essentiellen Beitrag wäre dieser außergewöhnliche Whiskey nicht derselbe: Jack Daniel’s unterstützt deshalb den Trend Urban Beekeeping Denn während der Artenbestand auf dem Land wegen landwirtschaftlicher Monokulturen und Spritzmittel gefährdet ist, fühlen sich die Bienen in Städten immer wohler und bestäuben munter die bunt bepflanzten Gärten, Balkone oder Dachterrassen. Im kommenden Herbst wird es Infoworkshops zum Anbau der richtigen Futterpflanzen, einer bienengerechten Garten- und Balkongestaltung sowie Imkerkurse und Coachings zum Bau von Bienenkisten geben. Als Belohnung für den Urban BeekeepingEinsatz erwarten dich bis zu 20kg pro Jahr! Auf www.jackhoney.de findet ihr weitere Tipps und Infos zum Bienenkisten-Workshop.


LAING

sind „MORGENS IMMER MÜDE“ zur ück aus dem „PARADIES NAIV“

DAS NEUE ALBUM

WECHSELT DIE BELEUCHTUNG Inkl. der Single

SAFARI

9. AB 12.0 L! ÜBERAYLL.

CD. VIN LOAD. DOWN

LAING „Wechselt die Beleuchtung“-Tour 11.09.14 17.10.14 18.10.14

Berlin, Volksbühne Düsseldorf, Savoy Theater Frankfurt/M, Brotfabrik

Tickets: www.gastspielreisen.tickets.de

facebook.com/mulaingsik

19.10.14

Hamburg, Imperial Theater

21.10.14 22.10.14

Dresden, Filmtheater Schauburg München, Theaterraum Freiheiz


MORGEN

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MORGEN WAS UNS ERWARTET & WAS ES TAUGT

— Cover des Monats Holy Sons »The Fact Facer« — Beim Öffnen der Post des Labels Thrill Jockey läuft uns ein wohliger Schauer über den Rücken: Ein potenzielles Selbstmord-, vermutlich aber eher Mord-Szenario in bester EdgarWallace-Groschenroman-Ästhetik? Yeehaw! Holy Sons, ein Projekt von Emil Amos aus Brooklyn, konterkariert die abgebildete Dramatik allerdings mit nachdenklich verspultem Slacker-Indie-Pop. Schön.


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MORGEN

PLATTEN VOR GERICHT Intro-Leserinnen und -Leser:

BONNIE STRANGE

SLEAFORD MODS

TEESY

ANDREW FEARN

Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App!

DOROTHEE ELMIGER SCHRIFTSTELLERIN

Ø 7, 0 0

Ø 4,44

Ø 7, 4 3

Ø 4,45

01

MORRISSEY »WORLD PEACE IS NONE OF YOUR BUSINESS« CAPITOL / UNIVERSAL

10

8

4,9

4

02

LANA DEL REY »ULTRAVIOLENCE« VERTIGO / UNIVERSAL

10

9

5,5

Hat was Abstoßendes und gleichzeitig was Anziehendes. Gefällt mir nicht immer, dass sie so träge und nuschelig singt. Ich würde gerne mal ihre Stimme richtig hören.

7

Sehr dramatisch. Nach dem dritten Hören wird es plötzlich doch noch interessant. Außerdem sind die — hoffentlich ironisch gemeinten — Texte lustig.

03

FINK »HARD BELIEVER« R’COUP’D / NINJA TUNE /

6,5

5

6

3

ROUGH TR ADE

Schönste Stimme. Ich liebe ihn. Genau wie vorher, keine Veränderung. Ein Talent, so auf dem eigenen Werk aufzubauen und nicht abzudriften.

Sehr toll. Sie macht immer Songs, die einen komplett in eine andere Welt versetzen. Wie im Film. Man fühlt sich so ganz anders, wenn man das hört.

Die Stimme erinnert mich an Creed. Du hörst das, und du fühlst dich so, als würdest du total benebelt in der Wüste rumlaufen. Sphärisch. Sexy zum Knutschen zu Hause.

I was a big fan of The Smiths back in the days and have liked some of his solo work, too. I quite like this. He does his own thing and does it well. Cheers, Mozza. Yeah, very listenable, moody, atmospheric, sleazy rock’n’roll for »Twin Peaks« fans. I like.

Quite liked some of this, a couple of ‘em are great actually. The guy has a great voice, big production and crafted song writing, I enjoyed it but probably wouldn’t listen to it again.

Klingt ganz weltoffen, so aufs erste Ohr. Als würde ganz viel zusammenkommen. Ein bisschen viel Geschwelge. Gut, das hat auch seine Berechtigung.

Der Blues! Und wie er summt. Das ist genau die richtige Art von Epik, die ich feiere. Die Stimme erzeugt ganz viel Wärme in mir.

Zu viele Flöten und Flamenco-Gitarren in meinen Ohren, da kann leider selbst Morrisseys Stimme nichts mehr ausrichten.

Einige gute Intros, musikalisch erinnert mich die Platte aber, sobald der Gesang einsetzt, an christliche Rockmusik, das Vokabular der Songtexte leider ebenfalls.

04

MALKY »SOON« EIGHTY DAYS / ROUGH TR ADE

8

7

9,5

5,5

05

JUNGLE »JUNGLE« XL / BEGGARS / INDIGO

3

1

10

6

06

LA ROUX »TROUBLE IN PARADISE« POLYDOR / UNIVERSAL

7,5

5

I like the music, the songs aren’t any good though, average 80s retro vibe, but not as good. Not keen on her voice, bit shrill.

Die Stimme hat etwas Mädchenhaftes, aber auch was Freches und gleichzeitig Mechanisches. Das ist irgendwie heiß. Der Stil passt zu ihr, ist aber nicht so ganz meins.

07

GEORGE EZRA »WANTED ON VOYAGE« COLUMBIA / SONY

4

08

HONIG »IT’S NOT A HUMMINGBIRD, IT’ S YOUR FATHER’S GHOST« HALDERN POP / ROUGH TR ADE

09

PHOX »PHOX« PARTISAN / ROUGH TR ADE

10

DEADMAU5 »WHILE (1<2)« VIRGIN / UNIVERSAL ALL TIME FAVES

Früher war so was wie Sportfreunde Stiller halt deutsche Musik. Das geht jetzt auch anders, die Leute akzeptieren das Englische. Abends zu Hause mit Wein und Kerzen ... Der Sound ist cool, aber das catcht mich nicht. Merkwürdig — von der Musik her ist das genau mein Ding, auch mit den Synthies. Guter Sound, aber kriegt mich nicht.

I like what he’s trying to do, soulful. Only heard it once, it’s the sort of thing that might grow on me.

Nicht auf einen Nenner zu bringen, aber interessant. Beim Wiederhören würde ich die allzu netten Soul-Songs zugunsten der düstereren, Electro-lastigen Titel überspringen.

Irgendwas Unerwartetes passiert immer. Was ist da im Hintergrund: ‘ne Motorsäge oder ein Fön? Dazu würde ich gern im Club tanzen. Reißt mich gerade total vom Hocker.

Oft gehört und auch gemocht, aber es funktioniert alles fast ein bisschen zu gut auf dieser Platte.

8,7

7

3

9

2

5

1

4

3

8

1

9,2

2

8

7,5

5

PRINCE »BEST OF« DEPECHE MODE »BEST OF« QUEEN »BEST OF«

HAROLD BUDD AND BRIAN ENO »THE PEARL« CRASS »FEEDING OF THE 5000« AFRICAN HEAD CHARGE »SONG OF PRAISE«

50 CENT »GET RICH OR DIE TRYIN’« MARTERIA »ZUM GLÜCK IN DIE ZUKUNFT 2« MAX HERRE »MTV UNPLUGGED«

BOB DYLAN »BLONDE ON BLONDE« SCOUT NIBLETT »KIDNAPPED BY NEPTUNE« SHABAZZ PALACES »BLACK UP«

80s war sie ja schon immer. Aber ganz anders. Der Großteil des Albums hört sich leider zu sehr wie jeder andere Indie-Act an. »Let Me Down Gently« ist da individueller. Texas. Cowboy. BullridingSong. Würde ich zu Hause nicht unbedingt hören. Aber wenn ich es woanders höre, freu ich mich trotzdem.

Aus meiner Hood. Es kommen so viele coole englischsprachige Acts aus Deutschland. Tolles Englisch für Düsseldorf. Nicht hundertprozentig meins, aber wunderschöner Sound. So für nachmittags, oder wenn die Sonne gerade untergeht — sehr befreiend. Hört sich so an, wie Kornfelder aussehen. Mit dem Wind, die Sonne geht unter ... Schön. Bisschen wenig Vocals für meinen Geschmack. Der war doch früher härter, kühler und abgefuckter? Ich liebe diese spooky Sounds. Gefällt mir sehr gut.

Erm, really? Funky crap, dunno what is this music for, washing cars in the 70s? I have no idea??

Unglaublicher Sänger. Klingt wie Neo-Soul aus Amerika. So schön abgemischt. Homogen und trotzdem so brachial. Das geht sofort ins Gesicht.

Poppy singy nonsense, far too happy for my taste. Feels like my brain has been abducted by TV culture or worse, Jesus.

Again singy horribleness, over sentimental O2 commercial music.

Erm ... not sure what to say and can’t think of anything good to say about it. Okay, I’ll try: Wibbly vocal silliness.

Diese Stimme könnte von ‘nem 50-Jährigen sein. »Budapest« ist so eingängig, aber nicht cheesy oder zu mainstreamig. Schöne, herzensgute Musik.

Viele machen auf die gleiche Art die gleiche Musik. Irgendwie hat das nichts, was mich reinholt. Schöne Musik, aber nicht einzigartig.

Richtig schöne Stimme. Auch sehr divers — diese Cowboygitarren, jetzt ein Klarinettensolo ... Ich bin angefixt, ich brauche mehr. Da kann ich mich richtig drin verlieren. Das hätte ich gar nicht erwartet. Diese Hintergrund-Autogeräusche sind gut. Sehr detailliert produziert.

Guter Pop mit »Cruel Sexuality« und dem unaufgeregten »Tropical Chancer« als Höhepunkte.

Hat einen schönen Namen, klingt aber leider so flott und langweilig wie Mumford & Sons.

Das Songwriting ist nicht ganz unsympathisch, aber leider auch ganz ungefährlich: wie bei George Ezra das Mumford&Sons-Problem.

Sehr netter und sehr zarter Folkpop — gefällt mir überhaupt nicht, obwohl das erste Stück ganz vielversprechend beginnt.


MORGEN

KMPFSPRT

LAGWAGON

ORACLES

DAVID SCHUMANN

JOEY CAPE

DENNIS, HANITRA, NIKLAS

Ø 6, 0 0

Ø 3,7 0

Ø 2 ,10

9

7

1

D: Da wünsche ich mir sehnlich die Smiths zurück. N: Unterirdisch glatte Produktion. Nicht mal für echte Drums hat’s gereicht. H: Solo career’s none of your business!

Ältere Männer müssen es rausreißen. Er darf aber anscheinend machen, was er will. Mit sehr viel Respekt vor seinem Lebenswerk ... Scheiß aufs Lebenswerk.

6

6

4

5

2

5

3

1

7

1

Der Grandseigneur des kritischen Indie-Pop. Poetisch, politisch, kontrovers. Diesmal auch wieder mit richtigen, guten Songs. Meat is still murder.

Ich kann Morrissey nicht schlecht finden. Er hat so viele gute Songs geschrieben. Ich mag seine Stimme, sein Songwriting, seine Texte. Er ist eine Legende.

MARCUS STAIGER

077

MARIUS MAGAARD

THOMAS LORBER

LESER

INTRO

Ø 2,80

Ø 4,80

Ø 6, 4 0

Ø

3

2

9

Wie könnte man Morrissey verreißen? Mit dem Album knüpft er nahtlos an seine Vorgänger an.

5,79

0

Steril produziert, lachhaft uninspirierte Arrangements und die immer gleichen plakativ-kitschigen Texte: Morrissey ohne Marr halt. This joke is not funny anymore.

Ihre Inszenierung rechne ich ihr hoch an. Aber das hier ist eine Unverschämtheit. Die versuchen, das alte Erfolgsrezept durchzuziehen. So geht man nicht mit Publikum um.

5

Geil, noch mal 69 Minuten unsubtilste Retromanie, konsequent mit akustischem Instagram-Filter überzogen. Sticht trotzdem nett aus dem Radio-Einerlei hervor.

4

So ganz konnte ich mich mit ihrer Musik noch nie anfreunden. Auf der neuen Platte scheint jetzt auch noch die letzte Fröhlichkeit verschwunden zu sein.

5,65

D: Skip! N: Skip! H: Skip!

3

9

10

Habe ihn noch vor Kurzem auf der Dachterrasse von FluxFM gesehen — tolles Konzert! Das wird eine meiner Lieblingsplatten des Jahres.

5,35

D, N, H: Skip!

6

5

3

Viele gute Songs, aber für meinen Geschmack etwas zu glatt.

5,30

7

0

8

8

Irgendwie denkt man unweigerlich an Daft Punk. Disco-Funk, der ganz gut treibt.

5,10

0

3

0

4

9

Die Aufgeregtheit des Vorgängeralbums ist verschwunden. Rausgekommen ist eine solide Pop-Platte.

4,92

6

3

3

9

1

7

Schon eher nach meinem Geschmack. Tolle Stimme, überraschend vielseitig. Genau das Richtige für kältere Tage.

4,70

8

5

0

3

5

9

Feinfühlig und gewaltig. Tolle Folk-Platte.

4,30

6

Der feuchte Traum für Hipster-Boys und -Girls in schwülstig-heißen Nächten.

4

Ob so was auch Leute hören, die keine Drogen nehmen?

Google sagt, es gab einen osmanischen und einen saudi-arabischen Sprinter gleichen Namens. Ob die auch Pop machen, stand da aber nicht.

Moderner Indie-Soul-Streicher-Pop. Hör ich eigentlich nicht, aber ist schon ziemlich fett gemacht.

5

Musik, als hätte die Welt sonst keine Probleme.

Klingt so, als könnte es ganz gut in den Indie-Folk-Hype der letzten Jahre passen. Ist zwar nicht Minor Threat, aber geht auch schlimmer.

Hört man jetzt nicht mehr: Der hat mal in HC-Bands gesungen! Jetzt eher Damien Rice meets Conor Oberst, aber nice. Kann nicht jeder.

Interessante Stimme, meine Tochter hört sie übrigens auch. Ich würde gern ein Konzert sehen — ihre Alben klingen sehr produziert, ich bin gespannt, wie sie live klingt. Ich mag das, das ist cool. Die Musik hat gute Vibes, das wird dann etwas bluesiger, ich mag Blues aber nicht so. Das ist interessant, aber nicht aufregend genug für mich. Der kann gut singen, ich mag auch die Drums und jazzigen Parts. Die Backgroundsänger gefallen mir aber nicht. Zu Hause würde ich so was nicht hören.

Das ist so gar nicht meins. Manchmal glaube ich, dass Bands wie diese die Musik machen, weil es irgendwie stylish ist. Denen fehlt ein guter Songwriter. Das könnte ich in drei Sekunden schreiben. Dieser DancePop kann gut sein, wenn gutes Songwriting dahintersteckt. Aber hier höre ich das nicht.

Diese Pop-Melodien habe ich schon oft gehört. Er kann gut singen und hält die Töne, aber das ist mir zu beliebig. Ich wünschte, ich könnte mehr Punkte geben, aber nein. So was hört man im Moment an jeder Ecke. Ed Sheeran und so machen genau die gleiche Musik. Die Melodien sind aber ganz schön.

H: Sedierende Americana. D: Süße Maus! N: Die will mir einen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben!

H: Eindeutiger Favorit. Das einzige Album, das sich ein bisschen hervorhebt. D: Bisschen TV On The Radio! N: Angenehm schwurbelig, aber wirklich Kante hat das auch nicht. D: 90s-Bubblegum-Pop. H: Girls just wanna have fun. N: Der zitierte Randy Newman liefert eindeutig den ansprechenderen »Trouble«.

D: Der Reinhard Mey von 1Live! N: Schon wieder freundlicher, werbetauglicher Sound. H: Bei »Budapest« noch geil. Dann leider nicht mehr.

D: Traurige Männer mit Bart braucht kein Mensch! H: Zu viel Diazepam! N: Man bringe den Bocksbeutel zum Lösungstrunk!

Wenn Fink mittlerweile in Berlin lebt, hat er die volle Packung dieser Stadt nicht abbekommen. Oder er hatte eine veritable Depression? Assoziatives Rumgeeiere. Junge Leute aus Leipzig, da bin ich wohlwollend. Aber warum weinen die denn so viel?

Wenn Bands über »Time« singen, dann haben sie inhaltlich nichts zu sagen. Ich widersetze mich dem Trend. Das ist kapitalistische Hedonistenmusik. Absoluter Dreck. Wenn gleich kein mördermäßiger Bass kommt, sterbe ich. Sind die alle depressiv? Instrumental hat der Typ sich Mühe gegeben. Ihre Stimme plätschert nur so drüber. Find ich großartig, auf die Gefahr hin, dass ich als PopIdiot gelte. Das Pop-Schwein. Neue Songs, die sich anhören wie Coverversionen von Sachen, die man ewig kennt. Die sind alle so auf Simon & Garfunkel hängen geblieben. Hat der keine eigene Musik? Alles richtig gemacht, aber catcht mich irgendwie nicht. Da krieg ich Aggressionen.

Wie schön: Der Gute spielt immer noch in seiner eigenen Liga. Für mich hätt’s ‘ne Spur weniger Blockbuster sein können, aber was laber ich: fantastisches Album! Schon sehr nett, funky Bläser in »Trouble«, sexy Gitarre in »Showroom«, hier und da mal ein trashy Synthie — aber frag mich später nicht, wer Malky sind. Da rein, da raus. Bedient sich schick zwischen TV On The Radio, Metronomy und Kavinsky, ohne nach Plagiat zu stinken. Da will man doch glatt mal wieder durch ‘ne Indie-Disse bouncen! Süßer bis belangloser Sommerpop, perfekt für die hippe Strandbar oder das brav aufgeräumte ErstsemesterSchlafzimmer. Hihihi, sie hat Sex gesagt! Eklig gefälliges Malen-nachZahlen-Songwriting, fast so schlimm niedlich wie Passenger. Schmuse-Folk-Radio-Trend muss sterben!

Schöner Anfang, wird im Laufe der Platte leider so klebrig süß, wie der Name verspricht. Kann man hören, fällt aber auch nicht auf, wenn’s vorbei ist. »Grey’s Anatomy«-Core.

Wenn ich irgendwann mal nicht einschlafen kann, dann hör ich das. Albträume kriegt man davon jedenfalls nicht.

5

Die packen neuerdings immer Glockenspiele und so Zeug auf die Alben. Wieso haben sie es nicht einfach bei einem Klavier und ihrer Stimme belassen? Ihre Stimme ist schön!

0

2

6

3

Vielleicht tue ich der Band Unrecht, aber die Platte haut mich nicht vom Hocker. Vielleicht beim dritten Hören, wenn es dazu kommen sollte.

4,22

4

2

0

2

3

2

3,72

GORILLA BISCUITS »START TODAY« LIFETIME »HELLO BASTARDS« WEEZER »PINKERTON«

ELLIOTT SMITH »EITHER/OR« ARCADE FIRE »THE SUBURBS« NEUTRAL MILK HOTEL »IN THE AEROPLANE …«

TALK TALK »SPIRIT OF EDEN« MY BLOODY VALENTINE »LOVELESS« PHAROAH SANDERS »KARMA«

GANG STARR »HARD TO EARN« GZA »LIQUID SWORDS« DIVERSE »CHRONIC 2000 / STILL SMOKIN’«

ELLIOTT SMITH »ROMAN CANDLE« MODEST MOUSE »THE LONESOME CROWDED …« SLINT »SPIDERLAND«

OASIS »DEFINITELY MAYBE« TEGAN & SARA »SO JEALOUS« PHOENIX »WOLFGANG AMADEUS PHOENIX«

Klingt wie die Hintergrundmusik eines Films, den ich nicht gucken würde.

Die Produktion ist nicht schlecht. Das wäre gute Musik für einen Filmsoundtrack, aber ohne Film und ohne Drogen ist diese Art Dance-Musik nichts für mich.

N: Wir versuchen verzweifelt, in dieser Albenauswahl irgendwas wirklich Zwingendes zu finden. Das klappt hier immer noch nicht.

D: Schlimm! N: Wir sehen uns an Angst-Orte unserer Dorfjugend versetzt, wahlweise in die »Paffenlöher Steffi« oder an den Opladener Autoscooter.

Gerade eingenickt. Das Pfeifen find ich echt süß. Machen die Musik für Disney-Musicals? »Ha! I’m the happy Zwerg!« ... Zeitverschwendung.

15 kg MDM A im Blut, Sleepless Floor, Melt! Bei den richtigen Stampfern kann man 15 Stunden durchhalten. Die House-Anleihen und das Rumgesinge sind etwas schwach.

Indie-Pop, wie er im Buche steht: warm, verspielt, pfiffig arrangiert. Aber warum muss das alles immer so unglaublich harmlos sein?

Wenn das einzige ehrlich positive Attribut einer Platte ist, dass sie nicht ganz so lame wie das Skrillex-Album ist, hat man schon echt Scheiße gebaut.

Wäre jetzt nichts für meine Plattensammlung, aber Progressive-House-Fans kommen bei dem Album sicher auf ihre Kosten.


DIE KUNSTSTADT BERLIN IM ĂœBERBLICK Museen, Galerien, Termine

Foto: Christian Mentzel

Ab dem 12. September bestellen unter shop.interabo.de/zitty/ oder (030) 611 05 26 02

Berlin


MORGEN

079

INTROS LIEBSTE PLATTEN

BEATSTEAKS »BEATSTEAKS« WARNER

Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter

SPALTER

Welche Band kann schon von sich behaupten, ihren Pressetext von einem Star wie dem 11Freunde-Kolumnisten Günter Hetzer spendiert zu bekommen? Nur die Beatsteaks. Treffen sich hier deswegen nun Fußball-Fans und -Hasser im Infight? Kann man so sagen. Beatsteaks machen Musik für Gut gebrüllt, tätowierte Beamte, die sich beim Lasar! Kannst Wochenendgrillen wie die Dorfja genauso unguerilla fühlen, wenn sie ihre AC/ gestüm shouten DC-iTunes-Datei bis zum Anschlag aufdrehen. wie der Artistensohn am Schon die top motiviert in die Eröffnungsnum- Beatsteaks-Mikro. Klar kann mer »A Real Paradise« hineingebrüllte Begrü- man Rockstars wie den Berlißung »Good Morning!« unterstreicht, wie sehr nern viel unterstellen und vieles dieses Album im Zeichen von Selbst­optimierung als seicht, angepasst, folgenlos insteht. Riffs, die man früher als fett bezeichnet terpretieren. Man kann aber auch: hätte, wurden hier auf drahtig getrimmt. Beat- Musik hören. Und das Potenzial an steaks funktionieren wie eine leicht schnarren- treibendem, emotionalem, kreatide Maschine, die jeden individuellen Ausdruck vem und durchaus substanziellem, wegrationalisiert hat. Wenn es stimmt, dass immer noch aus Hardcore und Punk Musik immer irrational ist, dann ist das hier getränktem Rock erkennen, das die kaum noch Musik. Das Album erschöpft sich Beatsteaks auf dieser Platte zum ersten in Posen, die Unangepasstheit und Rebellion Mal in seiner ganzen Vielfalt ausbreiten. markieren, aber im Grunde das Gegenteil Sie könnten es viel leichter haben und ihre bedeuten. Aufgedrehte und verzerrte Gitarren Erfolgsformel ein weiteres Mal ausspielen. überschreiten hier keine Grenzen mehr, sondern Was sie stattdessen machen, scheint kurios: bewegen sich stets in den geregelten Bahnen Sie wagen einen Albumschnellschuss, der problemloser Vormittagsradiokompatibilität. trotzdem so vielseitig klingt wie keine andere Deswegen liegt über der ganzen LP ein Nimbus Platte in ihrer mit Höhepunkten gespickten gelangweilter Arriviertheit. Ein Übriges tun die Karriere. Viele der elf Songs sind stilistische bodenlos hohlen Texte, die immer wieder vor- Experimente, und alle sind nicht nur geglückt, geben, ein Anliegen zu haben, aber im Grunde sondern steigern auch den sowieso schon hohen nur existieren, weil die Band gemerkt hat, dass Unterhaltungswert dieser Band. Die Beatsteaks sich reimende Wörter endlos aneinandergereiht sind nicht populär, weil, sondern obwohl sie gute werden können. Automatisch für die Leute. Musik machen. Das gibt es. Hier ist der Beweis. Christian Steinbrink Mario Lasar

STERNE IN DIE FLUCHT« 01 DIE»FLUCHT »TRÜMMER« 02 TRÜMMER FKA TWIGS 03 »LP1« »MEAN LOVE« 04 SINKANE »IN SCHWARZ« 05 KRAFTKLUB PALACES »LESE MAJESTY« 06 SHABAZZ WOMAN »STAR CLIMBING« 07 ZOOT WAGNER »WHEN THE CELLAR …« 08 MIREL »BEATSTEAKS« 09 BEATSTEAKS »FREEZER« 10 THE/DAS

LESERS LIEBSTE PLATTEN LANA DEL REY 01 »ULTRAVIOLENCE« ARCADE FIRE 02 »REFLEKTOR« SOHN 03 »TREMORS« DELAY »HAMMER & MICHEL« 04 JAN 05 »X«ED SHEERAN ARCTIC MONKEYS 06 »AM« »BEATSTEAKS« 07 BEATSTEAKS »HARD BELIEVER« 08 FINK JACK WHITE 09 »LAZARETTO« »MELODIE« 10 CRO SCHICKT EURE TOP 10 AN INTRO, VENLOER STR. 241245, 50823 KÖLN ODER AN CHARTS@INTRO.DE. VERLOSUNGSGEWINNE WINKEN!


AHZUMJOT »NIX MEHR EGAL« VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL

07.11. MÜN CHEN AMPER E

0 8 .11. KÖLN

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10.10. KÖLN GLORIA 12.10. HAMBURG GRUENSPAN 13.10. BERLIN POSTBAHNHOF DIE SINGLE RIPTIDE JETZT IM HANDEL! DAS DEBUT ALBUM DREAM YOUR LIFE AWAY ERSCHEINT AM 12.09.

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DAS ALBUM ERSCHEINT

AM 22.08.

FINAL FANTASY / PATHOS / RAP Die Meinungsdiktatur des Mainstreams ficken und die Erwartungen der anderen auf den Kopf stellen – viele junge Künstler haben einen ambitionierten Schlachtplan, bevor sie in die Arena steigen. Alan Julian Asare, seit 2011 Hoffnungsträger des Deutschrap, hat mehr als nur einen Plan, er hat eine schonungslose Meinung. Er hält nicht viel von Zynismus und Ironie (schade), pocht dafür aber doppelt und dreifach auf Haltung. Er trägt Trenchcoats in Berlin (Hipster?), war mal Moderator eines »Final Fantasy«-Forums, tourte mit Casper und Cro und rappte lange Zeit davor fragwürdige Hooks wie »L.A. bitches fuck all night / L.A. bitches niggas don’t fight / L.A. bitches one to blow / L.A. bitches that’s all we know« (nicht dein Ernst?!). Doch Rap ist Dechiffrierarbeit auf 15 Gramm Polycarbonat. »Nix mehr egal« liefert den Beweis. Auch wenn es auf der neuen Platte nicht viel zu rätseln gibt, die Arsch-auf-EimerKonstellation ergibt sich mit Tomte-Bassist Nikolai Potthoff, der deutlich versucht, an den Erfolg des 2011er-Selfmade-Albums »Monty« anzuknüpfen. Das heißt, sich gemeinsam im Studio einzupferchen, um 13 Stücke mit viel Bass und Electropop-Versatzstücken unter reflektierte und intelligente Zeilen zu spielen. Sich gemeinsam gegen den Stumpfsinn der Gesellschaft aufzulehnen ist das proklamierte Ziel. Rebellion mit Ahzumjot, ein Fulltime-Job – mit großem Klang und großen Gesten! Sermin Usta

Sonnencreme nicht vergessen. Das Springen vom Beckenrand ist übrigens untersagt. Wir wünschen viel Spaß bei Ihrem Besuch! Henje Richter

BEAR IN HEAVEN »TIME IS OVER ONE DAY OLD« DEAD OCEANS / CARGO

POSTPUNK / KREISCHEND / BUNT Es mag an ihren Wurzeln im Indie-Rock liegen, dass Bear In Heaven aus Brooklyn nie den Hype der Modebewussten abbekommen haben. T-Shirt statt Hawaiihemd? Straight Cut und nicht Röhre? Megafail! An ihrer Musik kann es schließlich genauso wenig liegen wie an ihrer Herkunft. Im Laufe ihrer vier Alben umfassenden Karriere haben sie sich immer weiter von Gitarren ab- und Sequenzern und Synthesizern zugewandt. Das neue Werk »Time Is Over ...« ist darin nicht weniger atemberaubend als die Vorgänger, eher im Gegenteil. Auf der Basis von Songs schafft das Trio Synth-Pop-Klangwelten, die farbenfroh und düster, leidenschaftlich und leichtfüßig zur selben Zeit sind. Damit ordnen sie sich zwischen den seinerzeit gefeierten Animal Collective und Yeasayer auf der einen und Indie-Rock bis hin zu Flaming Lips auf der anderen Seite ein. Das Ergebnis steht an der Schwelle zwischen pointierter Konzentration und kreativem Überschwall genau richtig, genau dort, wo es ist. Nicht erst heute sollten Bear In Heaven Popstars sein, zumindest in der Art, wie es die Future Islands langsam werden. Denn was diese Band hat, ist Klasse. Christian Steinbrink

BASEMENT JAXX »JUNTO«

BLONDE REDHEAD »BARRAGÁN«

ATLANTIC JAXX / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE

KOBALT / ROUGH TR ADE / VÖ 05.09.14

SOMMER / SONNE / WELTHOUSEMUSIK Tiefgreifend war die musikalische Welt des Londoner Duos Basement Jaxx noch nie. Und sonderlich konzentriert oder geschlossen auch nicht. Was die beiden aber nun mit dem ersten Langspieler auf ihrem eigenen Label Atlantic Jaxx vorlegen, ist ein einziges Spaßbad von einem Album: Rutschen von balearischem House, Springbrunnen plätschernder Synthies, die Gastvocal-Vielfalt eines Kindergeburtstags und Rhythmen wie Besucher aus aller Welt. Dahinter ist – wie bei jedem professionellen Vergnügen – harte Arbeit verborgen, sonderlich ausgefallen sind die einzelnen Attraktionen aber nicht. Jedoch lassen die Masse an Klangspielereien, die unterschiedlichen Genre-Anlehnungen und die zuverlässige Produktion den Hörer für eine Weile abtauchen. »Welcome to the world of Basement Jaxx«, heißt es im Opener. Also das Gehirn bitte am Eingang abgeben und die

COOL / WANDELBAR / ZERBRECHLICH Eine sanfte Panflöte empfängt die sowieso schon jede nur erdenkliche Schrägheit erwartenden Fans auf dem neuen Album des Alleskönner-Trios Blonde Redhead. Wieso auch nicht? Schließlich waren alle Alben, die die New Yorker in den letzten zehn Jahren veröffentlichten, von kirrer Experimentierlust und einer Vorliebe für nur scheinbar zurückhaltende, irrlichternde Sounds gekennzeichnet. Diesen Weg geht die Band mit »Barragán«, ihrem neunten Album, konsequent weiter, vielleicht sogar zu Ende. Denn auf dieser Platte gibt es nichts, das vordergründig breitbeinig oder herausfordernd klingt. Vielmehr besitzen die zehn Stücke ein angedeutet krautrockiges, ansatzweise psychedelisches Flair, das sogar zarter ist als alles, was Stereolab je veröffentlichten. Dementsprechend fehlen »Barragán« offensichtlich hittige Abklatschmomente, sogar in den eher tanzbaren


MORGEN

081

To u r d a t e s Songs wie »Dripping«. Großartig gelungen ist das Album trotzdem: Man kann es erforschen und sich mit Lust auf die Suche nach all seinen Details machen. Vor allem deshalb, weil es nie herumprotzt, sondern seine Schätze im Schlaraffenland des Hintergründigen verbirgt. Christian Steinbrink

THE BUG »ANGELS AND DEVILS«

Als traumwandlerischer Gegenentwurf zur Idee des Konzeptalbums ist »Remember I Was Carbon Dioxide« auf jeden Fall ein genreübergreifendes und universell einsetzbares Stück Gebrauchsmusik, das ebenso zum Tanzen, als Lovers Rock wie auch zur Kinderhypnose geeignet ist. Diese schicke Allzweckwaffe hatte niemand auf der Liste. Roman Sobota

NINJA TUNE / ROUGH TR ADE

GRIME / GESPALTEN / FUCK Sagt das Teufelchen zum Engelchen auf der anderen Schulter: »Fick dich! Das hier ist Grime!« The Bugs neues Album ist wie dieses Zwiegespräch: Die ersten sechs Songs laufen unter dem Thema »Angels«, sechs weitere sind des Teufels. Zwar ist auch die erste Hälfte im Stil von Grime und UK Bass, aber die Gastvocals sind heller und harmloser, und auch Hintergrundknistern und Percussion sind leichter als weiter hinten auf dem Album. Dabei hat Kevin Martin auf seinem vierten Werk als The Bug eine ganze Reihe von angesagten Gastsängern versammelt. Aber längst nicht alle schaffen es, die Aggression und Energie aufzubauen, die für Grime doch so wichtig sind. Insbesondere Liz Harris (Grouper) und Inga Coupland kommen nicht so recht rüber – was aber nicht wirklich ihre Schuld ist, es liegt eher an den Beats der ersten Hälfte. Doch wenn es später böse und rau wird, wenn das Teufelchen tobt, dann kommt Zug in die Sache: Dauerkollaborateur Flowdan (Roll Deep Crew), Death Grips und besonders Warrior Queen überzeugen mit tausend »Fucks« und machen »Angels And Devils« zumindest zu einem Teilerfolg. Henje Richter

CAMERA »REMEMBER I WAS CARBON DIOXIDE«

COLD SPECKS »NEUROPLASTICITY« MUTE / GOODTOGO

DOOM / SOUL / SCHÜTTELFROST Man watet einsam durch einen kalten Sumpf. Das sind die Bilder, die das zweite Album von Al Spx alias Cold Specks die Fantasie spinnen lässt. »Kalte Flecken« gibt es auf dieser Platte tatsächlich zur Genüge, trotz der flüchtigen Wärme ihrer kratzigen Soul-Stimme wird man das Gefühl von schwelender Fäulnis und religiösem Zauber nicht los. Die Kanadierin hat sich für ihre zweite Platte in einem Landhaus irgendwo in Somerset eingenistet. Dort seien die merkwürdigsten Lieder des Albums entstanden, zum Beispiel »Old Knives«: Der Song klingt nach Rache und Wahnsinn, strahlt dabei aber eine beklemmende Ruhe aus. Die Symbole der 26-jährigen Musikerin sind die von Tod, Schuld und Sühne. Zeitweise wird Cold Specks von Swans-Mastermind Michael Gira unterstützt, außerdem von Ambrose Akinmusires zitternder Trompete, die wie ein Irrlicht durch die Songs wabert. Das stilvolle Horror-Video zu »Absisto« zeigt sie bedrückter und mysteriöser als zu Zeiten ihres Debütalbums. Als »Neuroplasticity« bezeichnet man die Lernfähigkeit des Gehirns, was in einem seltsamen Kontrast zu Spx’ rohem, selbst ernannten »Doom Soul« steht. Bitte nicht nachts auf dem Heimweg hören. Elisabeth Haefs

BUREAU B / INDIGO / VÖ 12.09.14

RHYTHMUS / FLOW / KINDERHYPNOSE Wenn der saturierte Checker vor dem Schlafengehen noch kurz die Veröffentlichungslisten durchgeht, wenn Trends über Nacht generalüberholt und Hitalben binnen Wochen zu Flohmarktklassikern werden – wenn also die Maschine brummt und zwitschert –, öffnen Camera irgendwo zwischen Berlin, Moskau und L.A. nach Einbruch der Dunkelheit die Instrumentenkoffer und fluten Tunnel, Parks oder dunkle Gassen mit ihrer Definition von Rhythmus und Flow. Und wenn du zufällig das Glück hast, dass gerade eben Bier oder Butter alle sind, bist du unverhofft mittendrin und denkst nicht einen Moment darüber nach, ob dieses Monster auf den Namen »Krautrock 2014«, »Gitarrentrance« oder sonst was hört.

CYMBALS EAT GUITARS »LOSE« TOUGH LOVE / CARGO / VÖ 29.08.14

NEUNZIGER / INDIE / LEBT Zu Zeiten seines Debütalbums »Why There Are Mountains« im Jahr 2009 hatte das US-Quartett Cymbals Eat Guitars durchaus die Klasse, IndieRock aus der Falle der Stag­ nation und des Altmodischen zu retten. Nun, ganz geschafft hat die Band das nicht, obwohl sie weltweit auf eine Schar hingebungsvoller Fans zählen kann. Aber das so enthusiastische wie unbewusst genialische Modest-Mouse-Momentum ist ihnen mit den Folgealben bis hin zum neuen »Lose« ein Stück weit verloren gegangen. Natürlich bewegt sich die Band nach wie vor

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26.09. LEEDS (UK) - SANTIAGO BAR 27.09. DUNDEE (UK) - KAGE 28.09. LONDON (UK) - WINDMILL 29.09. KÖLN - SONIC BALLROOM 30.09. OBERHAUSEN - DRUCKLUFT 02.10. POZNAN (PL) - POD MINOGA 06.10. WIEN (AT) - DAS BACH 08.10. MÜNCHEN - BACKSTAGE 09.10. AALEN - FRAPÉ 10.10. TRIER - EX-HAUS 11.10. DÜSSELDORF - THE TUBE 12.10. ANTWERPEN (BE) - VENUE 219 13.10. ZÜRICH (CH) - HAFENKNEIPE 15.10. MÜNSTER - SPUTNIKCAFÉ 16.10. DORTMUND - FZW 17.10. NÜRNBERG - ZENTRALCAFÉ 20.10. DRESDEN - OSTPOL 21.10. LEIPZIG - WÄRMEHALLE 22.10. BERLIN - CASSIOPEIA 23.10. HAMBURG - ASTRASTUBE 24.10. FLENSBURG - VOLKSBAD 25.10. BREMEN - LAGERHAUS

30.08. Fürstenau, Rock am Schloss 12.09. Kaiserslautern, Kammgarn 13.09. Bad Nauheim, Soundgarden Festival 19.09. Lingen, Rock am Pferdemarkt 31.10. Marburg, KFZ 01.11. Hannover, Béi Chéz Heinz 05.11. Berlin, Cassiopeia 06.11. Dresden, Groove Station 07.11. Erfurt, Museumskeller 08.11. Koblenz, Circus Maximus 09.11. Ravensburg, Studio 104 10.11. Frankfurt am Main, Nachtleben 11.11. Köln, Underground 12.11. Oberhausen, Druckluft 13.11. Osnabrück, Kleine Freiheit 14.11. Bremen, Lagerhaus 15.11. Hamburg, Markthalle Support: Schmiddlfinga (Le Fly)

leoniden 26.09. Münster, Café Lorenz * 27.09. Gütersloh, Weberei * 02.10. Mittweida, Erstsemesterparty 03.10. Lübeck, Blauer Engel 07.11. Düsseldorf, The Tube ** 09.11. Berlin, Crystal Club ** 17.12. Köln, Sonic Ballroom 18.12. Kiel, Schaubude * w/ Leo Hört Rauschen ** w/ Featuring Yourself

Rocky Votolato

07.11. Wiesbaden, Walhalla 08.11. Oberhausen, Druckluft 09.11. Berlin, Grüner Salon 10.11. Hannover, Béi Chéz Heinz 11.11. Hamburg, Rock Café 12.11. Bremen, Etage 3 13.11 Dresden, Beatpol 14.11. Münster, Skater‘s Palace 15.11. Trier, Ex-Haus 16.11. Karlsruhe, Alte Hackerei 17.11. Düsseldorf, Tube

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MORGEN

weit über dem Genre-Standard und ist mit Songs wie »Warning« immer für ein paar potenzielle Indie-Hits gut, auf der langen Strecke hat sie aber wie so viele ihre Leichtigkeit zugunsten von Ambition und Entwicklung verloren gegeben. Das hat natürlich auch sein Gutes, schließlich unterscheidet sich »Lose« substanziell von den Vorgängeralben. Aber ihre besten Momente, besser als viele andere in ganzen Karrieren, hatten sie halt damals, als alles noch einfach und logisch schien. So haben Cymbals Eat Guitars weiterhin das Potenzial, für weltvergessene Indie-Rock-Liebhaber wichtig zu bleiben oder zu werden. Eine Renaissance können sie heute aber nicht mehr auf den Weg bringen. Christian Steinbrink

aus Electropunk und Schweinerock: verzerrter Bass, Schlagzeug und ein paar Synthesizer. Und genauso geht es nach endlosen Welttourneen, zwischenzeitlicher Auflösung und Wiedervereinigung auf dem zweiten Album weiter: Der Opener »Cheap Talk« rumpelt mit seinem schweinisch groovenden Riff und seinen cheesy Keyboard-Sprengseln los, als hätte sich Lemmy von Motörhead breitschlagen lassen, auf der Single einer 90er-Eurodance-Band mitzumachen. In die gleiche Kerbe haut auch die erste SingleAuskopplung »Trainwreck 1979« mit ihrem überkandidelt jubelnden Refrain. »Right On, Frankenstein« lässt unter seiner Bass-Kruste gefälligen Pop-Punk erahnen. »White Is Red« ist ein Versuch, sich voller Zerstörungslust der klassischen Rockballade zu nähern. Death From Above 1979 gelingt es auf diesem Album erneut, netten bis überzuckerten Pop-Ideen mit rohem, rustikalem Geballer die Schmierigkeit CAROLINE / UNIVERSAL / VÖ 05.09.14 zu nehmen und daraus kleine Meisterwerke SCHÖNHEIT / RUSTIKAL / VERPACKT zu erschaffen. Auf ihrem selbstbetitelten Till Stoppenhagen Debüt von 2005 verstörten die beiden Kanadier optisch mit Plastikrüsseln im Gesicht und musikalisch mit einem derben, TROCADERO / INDIGO aber tanzbaren Bastard TRIBUTE / RESPEKT / LIEBE

DEATH FROM ABOVE 1979 »THE PHYSICAL WORLD«

DIVERSE »A TRIBUTE TO NILS KOPPRUCH + FINK«

All die wortgewaltigen, haltungsstarken deutschsprachigen Künstler und Künstlerinnen, die wir lieben, schätzen und seit Jahren begleiten, interpretieren die Lieder und Texte von einem, der ein ganz großer in ihren Reihen war, bis er vor zwei Jahren unerwartet verstarb. Bei dieser Faktenlage wäre es fast schon unmoralisch, ein schlechtes Wort zu schreiben. Dennoch war ich skeptisch, als ich von diesem Sampler erfuhr. Was schlichtweg daran liegt, dass Nils Koppruch in meiner persönlichen Wahrnehmung deutschsprachiger Musik ganz oben steht und sein lyrisches Können bei mir untrennbar mit seiner Stimme, seiner Betonung, seinem so eigenen Sangesrhythmus verbunden war. Wie soll das jetzt bitte funktionieren ohne ihn? »Loch in der Welt«, »Als einer einmal nicht kam«, ja, sogar das Spoken-Word-Meisterstück »Messerkampf«? Nun denn: Die Sorge war unbegründet. In diesen Versionen ist so viel Liebe, so viel Respekt, aber auch so viel Freude am Spiel und an Texten, die ein jeder von ihnen sicher gern selbst geschrieben hätte, dass ich diese 28 Songs ohne jegliche Nebenbeschäftigung durchgehört habe, um am Ende traurig und euphorisch zugleich noch einmal die O ­ riginale


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auszupacken. Man muss allen Musikern auf diesem Sampler danken, besonders aber: ClickClickDecker, Tim Neuhaus, Moritz Krämer & Francesco Wilking, Locas In Love, Peta Devlin & Ecki Heins, Knarf Rellöm und ganz besonders Gisbert zu Knyphausen, der gerade mit der Kid Kopphausen Band auf diversen Konzerten bewies, dass Koppruchs Musik noch lange weiterleben wird – wenn sich Künstler wie die hier versammelten so an ihn erinnern. Daniel Koch

ESBEN AND THE WITCH »A NEW NATURE« NOSTROMO / ROUGH TR ADE / VÖ 05.09.14

den Akustik-Gitarren, die unvermeidlich in ozeanisch ausuferndem Lärm untergehen. Darüber schwebt eine zerbrechliche Stimme, schmerzhaft schön wie die der frühen PJ Harvey. »The Jungle« stampft nach minutenlangem, an Portishead erinnerndem Wehklagen zu finster knarzenden Bässen unerbittlich seinem Höhe­ punkt aus stoisch hämmernden Crunch-Gitarren und einsamen Bläsern entgegen. Zu diesen fordernden neuen Songs kommt der rohe Sound, den Steve Albini dem Album verpasst hat. Der lässt »A New Nature« im Vergleich zu den Vorgängern klingen wie ein gutes ProberaumDemo: trotz aller Schwere nicht erdrückend, sondern zurückhaltend und transparent. Till Stoppenhagen

MEDITATIONEN / ALBINI / LÄRM Das Trio aus Brighton hat auf seinem dritten Album die Elektronik größtenteils eingepackt und seinen DIAL / ROUGH TR ADE / VÖ 29.08.14 Sound dramatisch ent- POP / GLÜCK / MONOTONIE schlackt, macht es dem »Save me, because I am lonely«, knarzt ein Roboter Hörer damit aber nicht einfacher – ganz im Gegenteil. Mit einer kuram Ende des pulsierenden zen Aufmerksamkeitsspanne kommt man auf und glitzernden Tracks »A New Nature« nicht weit. Gut zehn Minuten »Wilkie«: Der Geist in ist der Opener »Press Heavenwards!« lang, eine dieser Maschine sucht ausdauernde Meditationsübung aus mäandernAnschluss. »Happiness Is

ROMAN FLÜGEL »HAPPINESS IS HAPPENING«

mit oscar®-preisträger kevin spacey

produziert von david fincher (the social network, verblendung)

Happening« kann helfen: Die Platte ist ausgesucht freundlich, fast höflich. Händereichend. Der brutale Bass, den Roman Flügel mit Standard-Kreativpartner Jörn Elling Wuttke (zusammen waren die beiden auch Sensorama) in seine Alter-Ego-Tracks reindreht, wummert hier handzahm als rhythmischer Dienstleister ohne Gelegenheit, jemanden zu erschrecken. Flügels zweites Soloalbum für das Hamburger Label Dial gibt sich angenehm greifbar – mitnichten stumpf, aber eben ohne allzu scharfe Kanten. House und Techno sind nach wie vor in dieser Musik als Anlage und Impulsgeber spürbar, aber als irgendwie domestizierte Electro-PopVariante. Für den letzten Schritt hin zu Songs und Synthie-Pop ist die Bassdrum in Stücken wie »We Have A Nice Life« selbstverständlich zu grade, die Sounds zu schräg, die Musik zu wortlos verliebt in Loops und Monotonie. Wie die Hinwendung zum Pop ist die Strecke Richtung Glück nicht ganz vollendet, man beachte die Verlaufsform im Titel. »I thought you were happy?«, wundert sich dann auch der kleine Blechmann. Nein, noch nicht. »Happiness Is Happening« klingt eher melancholisch als euphorisch. Aber der Weg ist, wie so häufig, das Ziel. Michael Weiland

ausgezeichnet mit dem golden globe®

DIE KOMPLETTE ZWEITE SEASON

es gibt zwei arten von schmerz.

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© 2014 MRC II Distribution Company L.P. All Rights Reserved. © 2014 Layout and Design Sony Pictures Home Entertainment Inc. All Rights Reserved.

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FKA TWIGS »LP1« YOUNG TURKS / XL / BEGGARS / INDIGO

RÄUME / GESAMTWERK / R’N’B Luft holen. Warten. Andeuten. Auslassen. Was hier nach einer Sprachstörung klingt, ist bei FKA Twigs vor allem erst mal eines: wohltuend. Denn während hemmungslose Kompression und Lautstärke vielerorts schon längst zur Primärtugend erkoren wurden, bekennt sich mit der jungen Engländerin mal wieder jemand ohne Zugeständnisse zur akustischen Lücke. Tahliah Barnett haucht, schmachtet und klagt, sehr eindrucksvoll sogar. Einzigartig wird das alles aber erst als großes Gesamtwerk, das neben der überzeugenden Stimme und der durchdachten Inszenierung auch noch über die minimalistischen, dafür aber umso effektiveren Instrumentals in Eigenregie verfügt. Durch diese Form von Kontrolle über das eigene Schaffen gelingt Barnett mit ihrem Debütalbum ein fast schon extraterrestrischer Hybrid aus ritualistischen Beschwörungen, extraordinärem Stil und jeder Menge Zeitgeist – an dem sich all die ähnlich gearteten KünstlerInnen in Zukunft wohl oder übel messen lassen müssen. Philip Fassing

THE GASLIGHT ANTHEM »GET HURT« HONIG »IT’S NOT A HUMMINGBIRD, IT’S YOUR FATHER’S GHOST« WIEDERHÖREN / WACHSEN / ROCK MERCURY / UNIVERSAL

Es gibt Bands, bei denen man erst merkt, dass man sie länger nicht gehört hat, wenn sie ein neues Album veröffentlichen. Sie sind irgendwie aus dem Raster gerutscht, obwohl man sie doch eigentlich gut findet. Gaslight Anthem könnte man hier durchaus einordnen. Die USRocker haben sich 24 Monate Zeit gelassen, um »Get Hurt« fertigzustellen. Und gleich der erste Song »Stay Vicious« klingt nicht mehr so fluffig runtergespielt, wie man sie eigentlich in Erinnerung hatte. Ob sich da etwa jemand zu viele Gedanken gemacht hat? Den falschen Produzenten gewählt? Oder einfach nur noch mehr Bruce Springsteen und weniger Social Distortion gehört? Der Titeltrack zumindest klingt nach Letzterem, der Rest dann aber doch wieder eher nach dem Gewohnten. Ingesamt ist »Get Hurt« zwar ein bisschen glatter produziert als die Vorgängeralben, trotzdem haben The Gaslight Anthem immer noch eine ganze Schippe mehr Soul als alle, die in der Zwischenzeit versucht haben, genauso zu klingen. David Winter

HALDERN POP / INDIGO

SOZIALARBEIT / POFALLA / HERZ »Was ist das schlimmste Vorurteil, das du bis heute noch nicht aufgegeben hast?« Also, ich behaupte: Männliche, sensible Songwriter sind einfach langweilig. Jemand soll diese öden Biester erhören mit ihrem ästhetisch rückschrittlichen Wehklagen. Ja, klar. Aber man hat seine Zeit doch nicht gestohlen! Daher begegnete ich dem Intro-internen Hype zu jenem Solokünstler mit Gitarre auch sehr skeptisch. Dieser Bart, dieser Schal, dieser Gesichtsausdruck – ey, dagegen wirkte ja selbst Ronald Pofalla wie purer Fun. Doch vor zwei Jahren wurde dann auch ich fällig. »For Those Lost At Sea«, was ein Song! Und das neue Album toppt nun jene Großtat noch mal spürbar. Spürbar! Hier handelt es sich um kein Nuancengelaber für Fetischisten. Stefan Honig hat den Thron kassiert, von dem Conor Oberst beziehungsweise Bright Eyes längst runtergerutscht sind. Kann man nur staunen. Hoffentlich stehen ihm sein Sozialarbeiter-Look und das Stigma des


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Deutschseins nicht allzu sehr im Wege, denn wenn ihn dieses Album nicht zum nächsten Immergut-Headliner macht, dann ist die Welt wirklich ungerecht. Egal, Hauptsache, man selbst hat’s nicht verpasst. Join the show. Linus Volkmann

Wave/Postpunk-Anhängerschaft machte. Die Songs sind geradlinig und werden von Banks’ wieder sehr starken Stimme angetrieben. »El Pintor« klingt trotz der simplen Instrumentierung dicht und schwer und wird mit jedem Hören komplexer und schöner. Als klassische Interpol-Songs stechen »Anywhere« und »My Desire« heraus. Das Album bietet keine übermäßigen Überraschungen an, dafür ein sehr vitales SOFT LIMIT / COOP / PIAS / ROUGH TR ADE / VÖ 05.09.14 Überlebenszeichen dieser wichtigen Band. LEISTEN / LEBENDIG / KONZENTRATION Michael Gwiozdzik Die Zeit der Soloexperimente ist vorbei. Nach dem Ausscheiden von Carlos Dengler und den Soloepisoden von Paul Banks FOUR / SONY und Sam Fogarino wirkt ABSCHIED / ANFANG / SYMPATHIE-ROCK es beinahe so, als ob alles Diese Doppel-Live-CD mit Live-DVD ist sicherlich in auf null gestellt worden sei. »El Pintor« ist ein Anagramm von Interpol. Eine Umstellung also. vielerlei Hinsicht etwas Bandintern übernimmt Paul Banks den Bass, Besonderes in der bisher und diese »Umstellung« innerhalb der Band zwölfjährigen Karriere wirkt sich sehr positiv aus. Das Bandgefüge von Jupiter Jones. Da ist wirkt intakt und strahlt tief empfundene Spielzum einen der tragische freude aus. Musikalisch verzichten Interpol Abschied von Frontmann Nicholas Müller in weitgehend auf Experimente. Stattdessen ist diesem Jahr, dessen anhaltende Angstzustän»El Pintor«, ihr mittlerweile fünftes Album, von de ihn schließlich zum Ausstieg aus der Band einem klaren, drückenden Sound geprägt – der zwangen. Da ist diese fantastische Konzertreihe Stil, der sie seinerzeit zu Lieblingen der New- im Kölner Gloria-Theater aus dem Jahr 2012:

INTERPOL »EL PINTOR«

JUPITER JONES »GLORY. GLORY. HALLELUJAH«

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vier Abende Jupiter Jones, mit allen Songs von allen Alben in chronologischer Reihenfolge. Und da ist ein findiges Videoteam hinter der Idee, die Bühne einfach mal in die Mitte des Konzertraums zu stellen, das Publikum drum herum, die Lichter auf volle Energie und das Quartett aus der Eifel selbsterklärend in absoluter Feierlaune. Wer die Konzerte damals nicht gesehen hat (besonders interessant vor dem Hintergrund, dass der Ausstieg damals wohl noch kein akutes Thema war), kann hier in allerfeinster Bild- und Tonqualität über die Länge von 20 Songs zurückblicken. Klaas Tigchelaar

JJ »V« SECRETLY CANADIAN / CARGO

NEW AGE / ZEITLUPE / AUSNÜCHTERN Vier Jahre nach ihrem letzten Release melden sich Elin Kastlander und Joakim Benon endlich mit einem gewohnt suchmaschinenfeindlich betitelten Album zurück. Anders als der Name vermuten lässt, ist »V« nach den umjubelten Vorgängern »N° 2« und »N° 3« erst das dritte Studioalbum des spleenigen Schweden-

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PROJEKT WASSERWOCHE: PROJEKT BESSERES LEBENSGEFÜHL

Gerolsteiner zeigt’s ganz Deutschland: Gesund leben kann so einfach sein. Die richtige Ernährung und ein bewusster Lebensstil fangen beim Trinken an. Deswegen hat Gerolsteiner das „Projekt: Wasserwoche“ ins Leben gerufen. Die Aufgabe? Ausschließlich Mineralwasser trinken. Keine Softdrinks. Keinen Saft. Keinen Kaffee. Eine Woche lang, vom 1. bis zum 7. September. Die Bewerbungsphase für den Wasservorrat von Gerolsteiner ist leider schon abgeschlossen und die 2.000 Teilnehmer bereits ausgewählt. Mitmachen kannst du trotzdem und dein eigenes Projekt: Wasserwoche starten. Schaffst du es auch eine Woche ausschließlich Mineralwasser zu trinken? Probier es aus und erlebe die erfrischendste Woche deines Lebens. Mit der Kombination aus bewusster Ernährung und Sport vereint die Gerolsteiner Wasserwoche alles, was ein gesundes und erfrischendes Leben ausmacht. Ob nach dem Joggen, Fußballspielen oder Klettern: Gerolsteiner gibt dem Körper das zurück, was er braucht, um seine Reserven wieder aufzufüllen. Aber auch als Durstlöscher für Zwischendurch, beim Besuch im Strandbad oder beim Chillen mit Freunden im Park ist Gerolsteiner die beste Erfrischung, die man seinem Körper geben kann. Du willst mehr über das Projekt:Wasserwoche erfahren? Fündig wirst du unter www.projekt-wasserwoche.de und facebook.com/gerolsteiner. Außerdem kannst du dort tolle Preise gewinnen und erhältst Tipps rund um Ernährung, Bewegung und gesunden Lifestyle. Eben alles, was das Lebensgefühl bei jedem von uns steigern kann.


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Duos, das sich neuerdings großschreiben lässt und damit wohl seine Adoleszenz unterstreichen will. Tatsächlich klingen JJ auf ihrem jüngsten Lebenszeichen kompakter und konzentrierter. Die Schweden haben sich erneut der größtmöglichen musikalischen Abstraktion verschrieben und ihren Sound einer hörbaren Entschlackungskur unterzogen. Was schade ist. Denn klangen JJ früher melodisch und experimentell, so pluckern sie jetzt gleichförmig und farblos aus den Boxen. »All White Every­ thing« eben, wie die erste Singleauskopplung bezeichnenderweise heißt. Bunte Farbtupfer sucht man im monochromatischen Video zu dem Song wie auch dem Rest der Platte vergeblich. Ohne die Soundvielfalt der Vorgänger geht den luftig-leichten Tracks auf »V« oftmals die Puste aus. Was bleibt, sind skizzenhafte Songs ohne Konturen. Mit »V« treiben JJ ihren Entschleunigungs-Pop auf die Spitze, lassen die einprägsamen Melodien dabei aber zu oft links liegen. Katja Peglow

LA ROUX »TROUBLE IN PARADISE« POLYDOR / UNIVERSAL

SOMMER / DISCO / PALMEN

Ärger im Paradies? Nicht mit Elly Jackson. Trotz des plötzlichen Ausstiegs ihres musikalischen Mitstreiters Ben Langmaid, der gerne vergessenen zweiten LaRoux-Hälfte, klingt die Popsensation aus Großbritannien auf ihrem neuen Album so entspannt und selbstsicher wie nie. Strahlte die 26-jährige Musikerin auf ihrem Debüt noch eine androgyne Kälte aus, die nur von ihrer akkurat gestylten roten Haartolle übertroffen wurde, so präsentiert sich Jackson auf »Trouble In Paradise« als gereifte Künstlerin, die auch mal fünfe gerade sein lassen kann. Wie bereits die erste Single, deren Titel »Let Me Down Gently« durchaus programmatisch zu verstehen ist (ein Slow-Burn-Disco-Kracher allererster Güte, Saxofonsolo inklusive!), zeigt, schlägt der Nachfolger deutlich sanftere Töne an. Inspiration dafür fand Jackson auf einer einsamen Insel in der Karibik, auf der sie Teile ihrer langen Auszeit verbrachte. Doch Entwarnung: Jacksons Referenzrahmen bleiben die Achtziger, nur eben deutlich funkiger. So, als hätte sie ihren letzten Urlaub zusammen mit den Eurythmics verbracht und einfach so den perfekten Sommersoundtrack aufgenommen. Katja Peglow

MALKY »SOON« EIGHTY DAYS / ROUGH TR ADE

DICHOTOMIE / EPIK / PERFEKTION Auf ihrem Debüt haben sich Malky dem Sound der 1960er verschrieben. Dass sich Daniel Stoyanov und Michael Vajna, die beiden Musiker, die hinter der Kollaboration stecken, aber genauso leicht wieder von der Retro-Schiene verabschieden können, spiegelt der teilweise unfassbare Facettenreichtum auf »Soon« wider. Zwischen einem Damals und einem Hier kreieren sie einen Sound, der in Unverwechselbarkeit und Vielfalt seinesgleichen sucht. Beide Musiker sind alte Hasen, kennen das Business und wissen, worauf es in der Branche ankommt. Das, plus ihr außerordentliches Talent für Komposition und Produktion, hat ihnen die Möglichkeit gegeben, ein Album zu schaffen, das sich meilenweit von Erstlings­ werken anderer Künstler abhebt. Jeder Track hat seine eigene Stimmung und Instrumentierung. Zwischen jazzigem Soul, melancholischem Pop, wuchtigen Electro-Elementen und der erdigen, kraftvollen Stimme von Stoyanov sind


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­ ollisionen und Konstellationen oft nur schwer K auszumachen. Ein Debüt, das vor künstlerischer Epik und technischer Perfektion nur so strotzt. Nadja Neqqache

J MASCIS »TIED TO A STAR« SUB POP / CARGO / VÖ 29.08.14

AKUSTIK / HEISERKEIT / ALTMEISTER Dieser Mann ist eine Insel, ohne Palmen. Wie gut, dass es J Mascis gibt! Nicht nur, dass der ewige Nörgler mit der heiseren Stimme als Kopf von Dinosaur Jr einen kaum zu unterschätzenden Beitrag zur Genese des Grunge und damit der gesamten Entwicklung des Außenseiter-Rock beigetragen hat, vielmehr zeigt sein aktueller Zustand, wie man SlackerCoolness und Älterwerden unter einen Hut bringt, ohne sich zu verbiegen. Dazu gehört auch, sich als Künstler beizeiten ganz auf sich allein zu verlassen und gewohnte musikalische Muster abzustreifen. Wie schon bei seinem Solodebüt »Several Shades Of Why« vor drei Jahren setzt der Meister der Gitarrenwand bei »Tied To A Star« daher überwiegend auf unverstärkte Instrumentierung. Die Saiten der Akustikgitarre

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werden häufig nur behutsam angeschlagen und gezupft, wie im Opener »Me Again« oder in den nachdenklichen inneren Monologen »Trailing Off« und »Better Plane«. Ein Höhepunkt ist das einfühlsame »Wide Awake«, bei dem Chan Marshall alias Cat Power ihre dunkle Stimme zum Duett beisteuert. Das instrumentale »Drifter« dagegen zieht zaghaft das Tempo an und ist eines der wenigen Stücke, deren Takt durchs Schlagwerk bestimmt wird. »Heal The Star« erklärt die Percussions ebenfalls zum gleichwertigen Partner der Wandergitarre und offenbart nebenbei einen Einfluss von fernöstlicher Sitar-Rhythmik. So wird der ansonsten recht gleichförmige Klang des Albums sinnvoll gebrochen und ergänzt. Bastian Küllenberg

man über diese Band aber lange Zeit nicht. Dennoch reichte es im Dunstkreis des NME zum veritablen, wenn auch kurzlebigen Hype. Nach vielen Mini-Alben und kruden EPs geht es die Band jetzt professioneller an: Vormals verlief die Distribution über obskure Punk-Labels, nun stehen sie bei dem öffentlichkeitswirksameren Label 4AD unter Vertrag. Die früheren Songs waren sperrig, Shoegaze-grundiert und in i­hren kurzen Popmomenten oft großartig. Nun besetzen sie ein Feld, das mittlerweile brach liegt: ernst gemeinter 80er-Pop, der zumeist schwerfällig im Midtempo verharrt. Ab und an legen sich ein paar hübsche StoneRoses-Gitarren­linien auf das sonst ereignislose Treiben. Hie und da deutet sich Potenzial an: »True Monuments« besitzt den entscheidenden melodischen Kniff, und mit der Vorab-Single »Little Killer« hat sich auch ein kleiner Hit auf das Album g­ eschlichen. Ansonsten ist die 4AD / BEGGARS / INDIGO Evolution aber erst einmal angehalten: Zu wenig VERHANGEN / STILLSTAND / 1986 Ideen in zu langen Songs werden auf Dauer nicht Man sagt, das Mystische aus­reichen, um es aus dem sonnigen Florida sei aus der Popmusik ge- über den großen Teich zu schaffen. Schade. wichen. Zwar liefern Mer- Kai Wichelmann chandise, die Band aus Florida, das Anbiedernde anhand des Bandnamens gleich mit, viel wusste

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MORRISSEY »WORLD PEACE IS NONE OF YOUR BUSINESS« CAPITOL / UNIVERSAL

THE RAVEONETTES »PE’AHI« BEAT DIES / AL!VE

das neue Lebensgefühl der dänischen NoisePopper sein? Den Einfluss hört man definitiv, auch wenn sie ihrem Wave-lastigen Sound treu geblieben sind. War das 2012 erschienene »Observator« noch geprägt von der Depression des Sängers Sune Rose Wagner, so ist »Pe’ahi« deutlich positiver und hoffnungsvoller geraten. Hier trifft Krach auf zuckersüße Melodien, Verzerrer-Effekte funktionieren auch mit Harfenklängen, sogar Techno-Anleihen finden in den neuen Songs Platz. Über all dem schwebt dieser zuckersüße Schmerz, der selbst The Jesus And Mary Chain die Tränen in die Augen getrieben hätte. The Raveonettes melden sich mit gewohnten Mitteln, aber auch einem deutlichen Wink Richtung Sommer zurück. Fiete Oberkalkofen

SWEET / NOISE / SOMMER Quasi aus dem Nichts haben The Raveonettes ihr siebtes Album veröffentlicht. Auch eine Art von WARP / ROUGH TR ADE Promo, nichts zu tun. Ein MAXIMALISMUS / EINHÖRNER / CLUB paar Tage vor dem Release Del f i ne! M ac i ntosh! gab es eine Ankündigung. Airbrush! Die Assoziationsmaschine läuft noch Das musste reichen. Seit einem Jahr treibt sich das Duo in der kalifornischen Surferkultur immer auf Hochtouren, rum, der Albumtitel ist nach einem Küstenabwenn Russell Whyte schnitt der hawaiianischen Insel Maui benannt. alias Rustie seine völlig Sommer, Sonne, Strand und Surfen – soll das überzeichneten Konfetti-

RUSTIE »GREEN LANGUAGE«

Foto: Camille Blake

PATHOS / NEU / MEDITERRAN Fünf Jahre und eine brillante Autobiografie später legt Morrissey seine beste Platte seit »You Are The Quarry« vor. Warum das so ist? Unter anderem deshalb, weil der größte Grantler von allen seine Sturheit überwindet und einen ganzen Spielmannszug eingeladen hat. Sein zehntes Album ist gleichzeitig nämlich auch sein musikalisch offenstes: spanische Gitarren, Oboen, Streicher, Trompeten, Störgeräusche, Chöre. Mehr von allem. Und definitiv nicht das, was man erwarten konnte. Auch kann er diesmal songschreiberisch mehr Überraschungen vorweisen als zuletzt. Immer wieder sorgen Brüche innerhalb der Songs und hübsche Details für Abwechslung. Vor allem die spanischen Gitarren ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album und verbreiten ungewohnte Leichtfüßigkeit. Der bräsige Rock des Vorgängers »Years Of Refusal« ist somit glücklicherweise passé. Aufgrund des schwelgerischen Pathos’ schafft man es hingegen immer

wieder spielend, die Songs Morrissey klar zuzuordnen. Thematisch arbeitet sich der Brite an Leistungsdruck (»Staircase At The University«), Stierkampf (»The Bullfighter Dies«) und Korruption (»World Peace Is None Of Your Business«) ab. Dass ihm bei der Beschreibung der Dinge ein ums andere Mal das Bild verrutscht und ein Song wie »Earth Is The Loneliest Planet« durch seine affektierte Theatralik nur knapp an der Selbstparodie vorbeischlittert, kann dem guten Gesamteindruck zum Glück nichts anhaben. Kai Wichelmann

Moritz von Oswald Trio Gefördert durch

koelner-philharmonie.de 0221 280 280

Samstag 11.10.2014 21:00


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kanonen-Beats hochfährt. Und noch immer beherrscht er diesen Kniff, bei aller »Over the top«-Attitüde zu keiner Sekunde Albernheit oder Stumpfsinn aufkommen zu lassen. Das deutlich flächigere und weniger verdaddelt daherkommende Zweitwerk wirft zunächst einmal die Frage auf, ob der schottische Wunderknabe seiner Zeit gerade schon wieder einen kleinen Schritt voraus ist oder ob er sich Kategorien wie kontemporärer Halbwertszeit ohnehin längst entledigt hat. Denn: So wie Rustie klingt noch immer niemand, seine visionäre Verschmelzung von Ästhetik, Haltung und Funktionalität lässt sich schlichtweg nicht ohne Weiteres adaptieren. Gerade aus diesem Grund wären Gäste wie Danny Brown oder Redhino eigentlich gar nicht nötig gewesen, lassen die vor Energie überbordenden Tracks doch ohnehin kaum Raum für vokale Beiträge. So gehen die mit Features versehenen Titel nicht wirklich organisch im Gesamtbild auf, sondern wirken fast schon etwas alibimäßig – was dann aber auch schon der einzige Kritikpunkt wäre. Philip Fassing

Als Sinkane Ende des letzten Jahrzehnts erstmals auch in Europa auf den Plan trat, war recht schnell klar, über wie viel Potenzial das Soloprojekt des US-Musikers Ahmed Gallab verfügte. Gerade von Pop der ersten Welt geprägte Ohren fanden hier eine Wunderwelt für den Dancefloor aufbereiteter afrofolkloristischer Grooves vor, die so tief wie treibend waren und viel zu elegant für jeglichen Weltmusik-Schmock. Doch schon das erste über City Slang erschienene Album »Mars« machte deutlich, dass Gallab nicht der Sinn danach stand, zur nächsten hippen AfrofunkJukebox zu mutieren. Stattdessen gingen und gehen seine von Afrobeat getriebenen Songs stilistische Umwege, kaum einer war auf Tanzbarkeit als erstem Ziel aus, lieber nutzte Gallab jeden einzelnen, um in ihm Genre-Exkursionen unterzubringen. Das ist auf dem neuen Album »Mean Love« nicht anders. Es ist völlig klar, dass es ihm leicht fiele, ein avanciert tanzbares Album zu produzieren, so groß ist sein Talent. Aber Gallab verweigert sich zugunsten eines so hybriden wie avancierten und aufregenden CITY SLANG / UNIVERSAL / VÖ 29.08.14 Pop-Albums, das Rhythmen weniger als GrundHYBRIS / VERWEIGERUNG / AFRO-FOLK lage denn als gleichberechtigen Teil jedes Song-

SINKANE »MEAN LOVE«

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Arrangements begreift. So mag »Mean Love« dem ersten Eindruck nach etwas dünn wirken, im Endeffekt hat man von diesem Album aber mehr als von jedem der tollen Souljazz-Sampler, die man zum Zweck purer Tanzbarkeit lieber wählen sollte. »Mean Love« hingegen führt in die Zukunft. Christian Steinbrink

SHABAZZ PALACES »LESE MAJESTY« SUB POP / CARGO

DEEP / DOWN / DIRTYSTEP Als Butterfly war er die Stimme der Digable Planets. Als Palaceer Lazaro brachte Ishmael Butler sich 2011 im Ein-Mann-ArmeeFormat auf die Landkarte zurück und ließ mit dem ersten Shabazz-Palaces-Album »Black Up« nicht nur Früh-90er-Rap-Sozialisierte Blick und Zeigefinger gen Himmel erheben. »Lese Majesty« schließt nahtlos an den Vorgänger an und liefert weiterhin den einzigartigen Swing des Unrunden, Musik gewordene Wimmelbilder, die auch im 20. Durchgang immer wieder Neues entdecken lassen. Trotz Dirtystep-Wobble-Wahnsinn,


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angetäuschtem Antiflow und hakeligen Beats wirkt hier nichts beliebig und passt am Ende so hart und gut in- und aufeinander wie Lego. Shabazz Palaces stehen somit auch 2014 für den deepsten Rap/Elektronik-Bastardsound im All und rechtfertigen einmal mehr das erste HipHop-Artist-Signing der Sub-Pop-Labelgeschichte. Und mit dem 90-Sekünder »Solemn Swears« liefert Shabazz Palaces diesmal sogar einen respektablen Halbhit. Musik zum Wundknien. Roman Sobota

SPEKTAKEL

DIE WAHRHEIT #36 Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurecht­gebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt typische Phrasen ins wirklich ­Gemeinte. gesagt

»Das neue Album rockt mega-aggressiv, klingt gleichzeitig aber auch sehr melancholisch.« gemeint

»Lieber Musikfan, auf was stehst du denn am meisten? Ach, egal – es ist drauf, glaub’s mir!«

DIE STERNE »FLUCHT IN DIE FLUCHT« STA ATSAKT / ROUGH TR ADE / VÖ 29.08.14

VERZWEIFLUNG / POP / HIRNFICK Freunde und Freundinnen wirklich guter, stringenter Vergleiche: Verzeiht mir, aber Die Sterne erinnern mich an die Schweiz. Nicht des Geldes wegen, vielmehr sind beide kauzig, outstanding, traditionsreich, werden gern mal unterschätzt im Vergleich zu den größeren Nachbarn, sind charmant, bergig – und in guten wie in schlechten Zeiten möchte man einfach hinziehen. Klar, ein Lob auf das genialische Wort und die karamellige Stimme von Graf von Lowtzow und eins auf den einstigen Souffleur des innerdeutschen schlauen Popzeitgeists, Jochen Distelmeyer. Aber geliebt, geflasht, herausgefordert und »at home« fühle ich mich am meisten bei Frank Spilker. Ein (nicht wirklich neutrales) kleines Weltreich haben er und (aktuell noch) Thomas Wenzel und Christoph Leich da errichtet. Dichte Platten, eng durchsetzt von Haltung, Hits und Verzweiflung. Die inhaltliche Stabilität, ja, Verlässlichkeit sind dabei bekannte Trademarks. Wichtig scheint mir daher zu betonen, wie variabel die Band dabei ästhetisch geblieben ist: Post-NDW, Schrammel-Indie, die funky Frühphase, Pop und auf dem letzten Album repetitiver Songwriter-Dance zwischen Club und Kindle. Auf »Flucht in die Flucht«, dem ersten Album nach dem Roman-Debüt von Spilker, präsentiert sich der textliche wie soundmäßige Gestaltungsbock abnutzungsfrei. Spilker fabuliert fanatisch und verdreht Redewendungen, als wäre Poplyrik immer noch eine Kunstform, gar eine eigene Sprache. Und wisst

ihr was? Hier ist sie es auch, »kapitulieren auf allen Vieren«, »erschieß mich mit’m Strick«, »ich bin der oberste Tautologe« ... Musikalisch geht das Panorama nach der Konzeptplatte »24/7« wieder weiter auf, so erinnert das Stück mit Alex Hacke an den deutschen Country von Fink, »Hirnfick« bedient sich bei Punk, und der Sprechgesang der ersten Alben schneit genauso rein wie die Hamburg-Hoffnungsträger Zucker und Schnipo Schranke, wenn’s ums Thema Chor geht. Wer möchte, kann sogar das wunderbare »Wie groß ist der Schaden bei dir?« als Reboot ihres größten Erfolgs »Was hat dich bloß so ruiniert?« verstehen. In jedem Fall aber dürfte klar sein, dass in dem Album weit mehr drin ist, als auf diese Review-Postkarte hier passt. Linus Volkmann

SPOON »THEY WANT MY SOUL« ANTI / INDIGO

in der kunterbunten Vermarktungsmaschine von Hollywood und Video Games und dürften so die Miete endgültig sichern. 2010 gönnte sich die Band dann mitten im Höhenflug eine Pause auf unbestimmte Zeit. Neue musikalische Projekte folgten, Bassist Rob Pope eröffnete eine Bar, und Schlagzeuger Jim Eno arbeitete als Produzent für !!!. Jetzt sind sie zurück und klingen auf »They Want My Soul« exakt so, wie man erwartet hatte. Dieser Indie-Rock hat Groove ohne Ende, kennt den Blues, versteht es aber auch, mit charmanten Texten und tanzbaren Melodien zu trösten. Die zehn Stücke sind unverkennbar Spoon, vom schunkeligen Opener »Rent I Pay« über das unterschwellig bedrohliche »Rainy Taxi« bis zur Sommerbrise von »Do You«. Stagnation auf höchstem Niveau nennt man das wohl. Bastian Küllenberg

ANGUS & JULIA STONE »ANGUS & JULIA STONE« VERTIGO BERLIN / UNIVERSAL

BRUDER / SCHWESTER / KUSCHELROCK Mit großer Betonung geht das australische Geschwisterduo Angus & Julia Stone Modeerscheinungen aus dem Weg. Oder ist es angetreten, um selbst eine zu erschaffen? Ihr stetig steigender Erfolg in einem scheinbar unmodischen stilistischen Umfeld spricht jedenfalls dafür. Der unverfälschte Folk-Sound der GeschwisterCombo steht offenbar noch komplett für DIY und ein hippieskes Ethos, und das ist hier sicher mehr als nur bloße Pose. Akustikgitarren begleiten die Duette, bei denen sich Angus und Julia halbverschlafen Liebesschwüre zusäuseln. Dagegen sieht das Cover-Artwork, besonders der Schriftzug, eher nach einem 1980er-Revival aus. Das mag daran liegen, dass Rick Rubin produziert hat und eben nicht die Familiengeschichte im Vordergrund stehen soll, sondern der urige Style von emotionalem, aber doch ganz authentischem Kuschelrock. Zum ersten Mal schrieben Angus und Julia ihre Songs gemeinsam. Das merkt man daran, dass die Musik viel schneller im Herzen als im Ohr ankommt. Vor allem durch Julia Stones unverwechselbar betörende Stimme, die noch lange nachhallt. Katja Krüger

BLUES / GROOVE / ERWARTUNGSGEMÄSS Halbwertszeiten werden kürzer. Die Aufmerksamkeitsspanne schrumpft. »Popkultur, du schnell­ lebiges Stück«, schimpfen die Alten, während jemand aus den sozialen Netzwerken ein freches »Yolo!« johlt. Und dann sind da FALSE IDOLS / !K7 / AL!VE / VÖ 05.09.14 Spoon. Diese Band ist der beste Beweis dafür, TRIPHOP / OMINÖS / SCHIZO dass man auch in den ausgehenden 2000ern in Auf die Frage, wer dieser aller Ruhe und in folgerichtigen Schritten eine Tricky eigentlich sei, gibt Karriere entwickeln kann. Seit knapp 20 Jahren es mehrere Antworten. im Spiel, gelang den Texanern 2007 mit »Ga Ga Die schlichteste liefert der Ga Ga Ga« der Einstieg in die US-Albumcharts Albumtitel: den bürger­ und mit dem Folgewerk »Transference« sogar lichen Namen des Trip­ Platz 4. Ihre Lieder finden seither Verwendung Hop-Überlebenden. Die

TRICKY »ADRIAN THAWS«


Das neue Album

·12092014· KRAFTKLUB »IN SCHWARZ« TOUR 2015 17.02.2015 Graz (AT), Orpheum 18.02.2015 Wien (AT), Gasometer 20.02.2015 Zürich (CH), Komplex 457 21.02.2015 Saarbrücken, E-Werk 22.02.2015 Kassel, Stadthalle 26.02.2015 Köln, Palladium 27.02.2015 Stuttgart, Schleyerhalle

01.03.2015 Erfurt, Thüringenhalle 02.03.2015 Hannover, Swiss Life Hall 04.03.2015 Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle 05.03.2015 Leipzig, Arena Leipzig 06.03.2015 Berlin, Max-Schmeling-Halle 08.03.2015 Magdeburg, Stadthalle

11.03.2015 Hamburg, Sporthalle 13.03.2015 Rostock, Stadthalle 14.03.2015 Bremen, Pier 2 19.03.2015 München, Zenith 20.03.2015 Würzburg, Posthalle 21.03.2015 Münster, Halle Münsterland

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MORGEN

mitgelieferten 13 Songs (inklusive ein kurzer Spoken-Word-Track) erlauben da mehr Einsichten, selbst wenn diese widersprüchlich geraten. »Adrian Thaws« ist inhaltlich und formal wenig zusammenhängend, das Album funktioniert auch dank der Gastsängerinnen (Nneka, Mykki Blanco, Francesca Belmonte und Rapperin Bella Gotti) eher wie ein Sampler: Die ominöse, unbehaglich akute Liebe-inKriegszeiten-Fantasie »My Palestine Girl« und das verkaterte Reggae-Stück »Silly Games«, das wie ein runtergepitchter Lily-Allen-Song klingt, trennen Welten – auf der Platte aber nur ein Track. Die Single »Nicotine Love« ist ein federnder, dunkler House-Track, »Gangster Chronicles« ist der derbe HipHop-Kopfnicker, den der Titel verspricht, von Gotti breitbeinig ausgespuckt – und von Tricky mit demselben »Hey, hey, hey, hey«-Sample versehen, das Massive Attacks »Unfinished Sympathy« unverwechselbar machte. Tricky zitiert, sammelt und fungiert ausgerechnet auf der Platte, die endlich seinen Realnamen trägt, eher als Gastund Stichwortgeber. Steht ihm aber ganz gut. Man kann über Schizophrenie sagen, was man will: Langweilig wird sie nicht. Michael Weiland

TRÜMMER »TRÜMMER« PIAS / ROUGH TR ADE

POSTPUNK / DAGEGEN / EUPHORIE Dein Ich ist eine unverschämte Lüge. So könnte man das Credo von Trümmer zusammenfassen, einer Band aus Hamburg, die es in den vergangenen zwei Jahren geschafft hat, in listiger medialer Verschleierung quasi aus dem Nichts erfolgreich die Bühnen so großer Festivals wie Melt! oder Dockville zu entern. Gleichzeitig wurde der Auftritt im Internet weitgehend verhindert, man blieb geheimnisvoll. Klar, dass sich das mit diesem starken Debüt ändern wird, und es ist spannend, wie diese junge Band der affirmativen Abrissbirne, die jetzt garantiert auf sie zukommt, begegnen wird. Denn was Trümmer machen, ist genau das, worauf viele lange gewartet haben: Sie versuchen, ihre Generation neu zu erfinden. »Ist das wirklich alles?« ist die Ausgangsfrage dieses Albums, und obwohl durch diese Haltung eigentlich jede Hochstimmung im Keim erstickt werden sollte, schaffen die drei selbst ernannten 18-Jährigen den Dreh, gerade aus dieser Posi­ tion eine frische und ehrlich nachempfindbare Euphorie zu erzeugen. Diese benötigt weder ein billig erzeugtes »Wir-Gefühl« noch irgendwelche Ressentiments, sondern entsteht vor allem durch eine fast rauschhafte Antizipation des eigenen Untergangs. Der Sound dazu dient der Botschaft und ist auffällig aggressionsarm, hat also seine Punkwurzeln schon weitgehend überwunden. Er besteht folglich weniger aus

WIEDER­GÄNGER MOGWAI »COME ON DIE YOUNG (DELUXE EDITION)« CHEMIK AL UNDERGROUND / ROUGH TR ADE

Über die Bedeutung des schottischen Postrock-Quintetts innerhalb ihres Stils muss man keine Worte mehr verlieren. Also kann man sich ruhigen Gewissens dem Bonusmaterial dieses Re-Releases, das kurz nach der Wiederveröffentlichung von »Spiderland« der amerikanischen Postrock-Ikonen Slint erscheint, zuwenden. Auch »Come On Die Young« steht schon längst als prägendes Album des Genres in den Geschichtsbüchern, obwohl es vor 15 Jahren noch als unerwartet ruhiger Nachfolger des Debüts »Young Team« bewertet wurde. Die Deluxe Edition wartet auf zwei CDs oder vier LPs mit über einer Stunde an verschollenem oder zurückgehaltenem neuen Material auf: Unveröffentlichte Takes (»Waltz For Aidan«), neue Tracks (»Satchel Panzer«, »Spoon Test«), Remixes (»Ex-Cowboy«) und Raritäten (»Nick Drake« oder die »Travels In Constants«-EP) geben gemeinsam mit dem »San Siro«-Poster von der Barrowland-Ballroom-Show im Oktober 1999 für Neuentdecker und sammelwütige Fans ein durchaus interessantes Päckchen an Extras ab. Klaas Tigchelaar Muskeln und Fett als aus schieren Sehnen und sehr dünnen Nerven. Die Musik dient sich nie an, verlässt sich auf eine stakkatoartige Gitarre, federnde Melodien, schlicht treibende Rhythmen und kontrapunktiert an einigen Stellen erfindungsreich die von Paul Pötschs zarttrockenem Gesang erzeugten Bilder. Das Ergebnis ist, auch wenn Trümmer das vielleicht nur ungern hören, höchst unterhaltsam. Martin Riemann

MIREL WAGNER »WHEN THE CELLAR CHILDREN SEE THE LIGHT OF DAY« SUB POP / CARGO

SONGWRITER / INTIM / WEGLASSEN Die Kunst des Weglassens erfordert Mut, auch und gerade in der Popmusik. Schließlich ist der, der seinen Sound aufbläst, eher auf der sicheren Seite des Klassenziels als jemand, der sich auf wenige Elemente konzentriert, die womöglich auch noch erhöhte Aufmerksamkeit erfordern, um sie überhaupt wahrzunehmen. So gesehen ist Mirel Wagner mutig, genauso mutig wie das ruhmreiche Label Sub Pop, das entschied, die finnische Songwriterin mit ihrem zweiten Album unter Vertrag zu nehmen. Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig, sogar als visionär entpuppt. Denn ebenjenes Album, das Wagner fast ausschließlich mit ihrer Akustikgitarre und ohne jedes Rhythmusinstrument eingespielt hat, ist von einer atmosphärischen Kraft, die weit über die Summe der wenigen einzelnen Teile hinausgeht. Es ist düster und stark, von großer Intimität und trotz seiner vermeintlichen Beiläufigkeit packend. Denn was beim nebensächlichen Hören ereignislos vorbeirauscht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Songwriter-Album aus der Gü-

teklasse von PJ Harvey, Cat Power und Bonnie »Prince« Billy. Als Produzent zeichnet übrigens mit dem Electro-Avantgardisten Vladislav Delay ein Landsmann Wagners verantwortlich, dessen Einfluss man aber beim besten Willen nicht herausgehört hätte. Sollte er es aber gewesen sein, der Wagner auf die Idee der Reduktion gebracht hat, dann war sein Einsatz jedes Geld wert. Christian Steinbrink

ZOOT WOMAN »STAR CLIMBING« EMBASSY OF MUSIC / WARNER / VÖ 29.08.14

SYNTH-POP / JUGEND / JOHN HUGHES Zoot Woman klangen immer ein bisschen oberflächlich. Sowohl der Titel ihres Debütalbums »Living In A Magazine« von 2001 als auch die beiden Folgealben vermittelten immer diesen Wunsch, eine 1980er-Fantasie zu leben, wie sie in Filmen wie »American Psycho« oder »The Wolf Of Wall Street« dargestellt wurde. Mit »Star Climbing« schaffen sie es erstmals, sich von diesen doch etwas pubertären Glamour-Vorstellungen zu befreien – und das ausgerechnet, indem sie noch pubertärer werden. Denn was neben dem äußeren Narzissmus bisher oftmals fehlte, war ein typisch jugendlicher, emotionaler Narzissmus: Dass die eigenen Gefühle das Wichtigste in der Welt sind, geradezu die Welt ausmachen. Zoot Woman klingen, insbesondere in der ersten Hälfte des neuen Albums, das zu den besten Synth-PopPlatten des Jahres gehört, nun eher wie ein JohnHughes-Film. Mal zu albern in den Spielereien, mal zu ungestüm in den Beats, mal zu poppig in der Attitüde, aber immer emotional packend. Wie heißt es so schön in »The Breakfast Club«: »When you grow up, your heart dies.« Das Herz dieses Albums schlägt laut und kräftig. Henje Richter


WENN DU MICH KÜSST SCHREIBT NOEL WIEDER SONGS FÜR LIAM!

UNSERE LIEBLINGE IM SEPTEMBER. AUCH ALS ABOPRÄMIE ERHÄLTLICH – SIEHE SEITE 7.

DEATH FROM ABOVE 1979 »THE PHYSICAL WORLD« CD – CAROLINE / UNIVERSAL

HIGHASAKITE »SILENT TREATMENT« CD – FOUR MUSIC / SONY

HONIG »IT‘S NOT A HUMMINGBIRD, IT‘S YOUR FATHER‘S GHOST« CD – HALDERN POP / ROUGH TRADE

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INTERPOL »EL PINTOR« CD – [PIAS] COOPERATIVE / ROUGH TRADE

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18. bis 28. september 2014

KRAFTKLUB »IN SCHWARZ« CD – VERTIGO / UNIVERSAL

LAING »WECHSELT DIE BELEUCHTUNG« CD – ISLAND / UNIVERSAL

LARS VON TRIER »DANCER IN THE DARK« DVD/BD – KOCH MEDIA

PHIL LORD, CHRISTOPHER MILLER »LEGO – THE MOVIE« DVD/BD – WARNER

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SINKANE »MEAN LOVE« CD – CITY SLANG / UNIVERSAL

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SYLVAN ESSO »SYLVAN ESSO« CD – CITY SLANG / UNIVERSAL

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WES ANDERSON »GRAND BUDAPEST HOTEL« DVD/BD – FOX

ZOOT WOMAN »STAR CLIMBING« www.filme-aus-afrika.de | www.facebook.com/FilmInitiativ

CD – EMBASSY OF MUSIC / WARNER


RAUF PETER MATTHEW BAUER »LIBERATION!« Der Bassist der Postpunk-Band The Walkmen mit einem abwechslungsreichen Singer/Songwriter-Album. Fast schüchtern und bescheiden, aber mit all dem coolen Wissen eines Musiknerds hat Bauer elf autobiografische Songs zwischen Rock, Folk und Gospel eingespielt. CLOUD BOAT »MODEL OF YOU« Puh, die britischen James-Blake-Buddys Cloud Boat bewegen sich mit ihrem opulenten, deutlich von Radiohead inspirierten Electro-Pop-Entwurf ziemlich nah am Abgrund zur Schwülstigkeit. Gelingt aber letztlich doch aufgrund von atmosphärischer und struktureller Komplexität und geschickt eingesetzter orchestraler Elemente. COURTEENERS »CONCRETE LOVE« Wenig Neues im Hause Courteeners: Auch Album Nummer vier ist gut und besitzt mit »How Good It Was« mindestens einen echten Hit, es liegt qualitativ vor allem lyrisch klar über dem Britpop-Standard, wird im UK wieder mega- und in Deutschland eher wenig erfolgreich sein. Oder sollten wir uns etwa irren?

tal und kommerziellen Pop. Klingt widersprüchlich, funktioniert dank des perfektionistischen StreberAnsatzes der Band aber wunderbar. Quatsch mit Qualität. GREYS »IF ANYTHING« Bisher war das Carpark-Label auf ambiente Beats und Sounds spezialisiert, für das Noise-Quartett Greys hat es diese Ausrichtung erstmals aufgegeben. Mit Recht: Wer früher Unsane oder Jesus Lizard delektierte und zuletzt Metz mochte, könnte dieses Album lieben. LOWER »SEEK WARMER CLIMES« Mit diesen Dänen bricht nun auch der manierierte ­N oise aus der Zeit rund um 1990 wieder durch. Und das überzeugend und mit Schmackes. Die gara­g igere Version von einem Iggy/­Bunnymen/New-Model-Army-Zwitter. Willkommen zurück, ­A lternative Rock! LULUC »PASSERBY« Neben der Mirel-Wagner-Platte veröffentlicht Sub Pop dieser Tage ein weiteres schönes Singer/Songwriter-Album. Luluc sind ein US-Duo und klingen warm und puristisch nach Vashti Bunyan oder Alela Diane. JOYCE MANOR »NEVER HUNGOVER AGAIN« Joyce Manor beweisen, dass auch verwaschene 1990er-Emo-Alben unter 20 Minuten lang sein dürfen. Erstaunlich (und wohltuend), dass auch bei so theatralischem Gesang in 120-SekundenSongs alles gesagt werden kann.

DAKOTA SUITE & QUENTIN SIRJACQ »THERE IS CALM TO BE DONE« Natürlich ist auch die neue Dakota Suite wieder umwerfend. Die Kollaboration mit dem französischen Komponisten Sirjacq changiert zwischen Slow- MATTHEWDAVID folk und Experimenten, Jazz und »IN MY WORLD« kammermusikalischem Piano und Wie schafft man es überfordert trotzdem niemanden. bloß, so verballerte Bubblegum-HipHopDZ DEATHRAYS Grooves derart pointiert und packend klingen zu las»BLACK RAT« Die australische Band sen? Für IDM ist Matthewdavids verknüpft mit großer Album jedenfalls zu verspielt. GeSelbstverständlichkeit genwärtig der bessere Busdriver. die Genres Thrash Me-


MAYBESHEWILL »FAIR YOUTH« Das Postrock-Album des Monats kommt aus Leicester: mindestens solide gut im Songwriting, klasse in den Arrangements und vor allem im Schlagzeugspiel und mit einem sehr druckvollen, warmen Sound. Mogwai können stolz sein. MIRAH »CHANGING LIGHT« Warum Mirah noch nicht in Sphären von Cat Power oder Coco­ Rosie aufgestiegen ist, bleibt das letzte Rätsel der Menschheit. Das neue Album der US-Songwriterin ist dank Zuarbeit von Deerhoof- und tUnE-yArDs-Mitgliedern wieder voller instrumentiert. Das bringt die Klasse ihrer Songs aber nur noch mehr zum Leuchten. MOIRÉ »SHELTER« Mit dem neuen Album des etwas mysteriösen Londoners Moiré wendet sich Ninja Tune mal wieder etwas graderen Beats zu. »Shelter« erinnert stellenweise sogar an selige Force-Inc.-Zeiten und hätte mit seiner düsterdichten Atmosphäre auch gut über andere Qualitätslabels wie Dial laufen können. MOON RELAY »MOON RELAY« So wie diese Norweger haben wir uns den avantgardis­tischen Underground als Kleinkinder der 1980er immer vorgestellt: monoton und düster, konsequent verjazzt und mit Affinität zu Noise. Bewegt sich irgendwo zwischen dem Nationalheiligtum Motorpsycho, der anregenden Tristesse Morphines und den romantischen Eskapaden der Einstürzenden Neubauten. PAWS »YOUTH CULTURE FOREVER« Betont schrottige Rockmusik von jungen schmuddeligen Schotten. Bei diesem fröhlichen Gelärme finden Hipster und klassische Indierock-Fans endlich ohne Zickereien zusammen. Und mehr kann Gitarrenmusik 2014 einfach nicht leisten.

GEMMA RAY »MILK FOR YOUR MOTORS« »Retro« ist nur ein Wort. Das weiß auch die britische Sängerin Gemma Ray und nutzt ihren 50er/60er-Jahre-Sound nur noch als Hintergrundkulisse für einen völlig eigenen bittersüßen PopEntwurf. Ich glaube, es ist Liebe. SLOW CLUB »COMPLETE SURRENDER« Nach zwei in völlig unterschiedliche Stile zielenden Alben schwelgt die neue Platte des britischen Duos ganz und gar im USSoul-Pop der 1970er. Voll instrumentiert, aber nie überladen, mit einer charakterstarken Stimme, die an Zooey Deschanels letzte Aufnahmen mit She & Him erinnern. JIM-E STACK »TELL ME I BELONG« Ein Produzent aus Brooklyn mit einer tollen Four-To-TheFloor-Platte auf dem hippen Innovative-Leisure-Label, die den Geist des HipHop aus jeder Pore schwitzt und sich zwischen ­Detroit-Listening-Techno und treibenden Club-Hymnen ­partout nicht entscheiden mag. Hätte grandios schiefgehen können, wurde aber großartig. THE WYTCHES »ANNABEL DREAM READER« Nervös wie eine Klapperschlange zittern sich die britischen Wytches durch 13 Songs. Ein giftiger, treibender Mix aus Psychedelic, Stoner und Postcore. Derart lebensfeindliche Musik geht eigentlich immer. XENO & OAKLANDER »PAR AVION« Ein internationales Duo aus Brooklyn auf dem geschmackssicheren Ghostly-International-Label, das das Synthie in Synthie-Pop endlich wieder großschreibt. Erinnert an Tycho und teilweise gar an Orbital. Mit verstörend schmachtender Jane-Birkin-Stimme als hervorstechendem Merkmal.

RECORD RELEASE

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LIVE ON STAGE: ALEXANDER MARCUS ALLIGATOAH · DAS BO DIE ATZEN · HADDAWAY JENNIFER ROSTOCK MC FITTI · SPECIAL GUEST AFTERSHOW: DRUNKEN MASTERS 28. AUGUST 2014 ALTE TEPPICHFABRIK BERLIN · AB 19 UHR GEWINNT TICKETS FÜR DIE PARTY UND DEN BRANDNEUEN SENNHEISER MOMENTUM ON-EAR KOPFHÖRER IM JÄGERMEISTER-LOOK AUF INTRO.DE


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TICKETS: 0180 6 62 62 80* (040) 413 22 60

*€ 0,20 / Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. € 0,60 / Anruf

CHATHAM COUNTRY LINE »TIGHTROPE« Bluegrass-CountryQuartett, das es eigentlich richtig draufhat. Toll gespielt und arrangiert, aber so uncool und clean wie die Dixieland-Band auf einem SPDFest. Lebt mal ungesünder, Jungs!

Hauptband. Die Songs wirken unkonturiert, das Songwriting teilweise sehr altbacken. Verhallt ziemlich folgenlos. REIGNING SOUND »SHATTERED« Neben seinen Meriten in Garage-Bands wie den Oblivians spielt Greg Cartwright ebenfalls in der eher klassischen SixtiesPop-Band Reigning Sound. Deren Debüt auf dem ruhmreichen Label Merge gerät auch wegen eines gemächlichen Country-Einschlags leider ziemlich unspektakulär.

DIVERSE »COMING HOME BY SVEN VÄTH« Was für Musik hört eigentlich Sven Väth, wenn er nach einem anstrengenden DJSet nach Hause kommt? Um diese spannende Frage zu beantwor- ROSCO AKA STERLING ten, hat der Meister persönlich nun ROSWELL extra einen Sampler zusammen- »THE CALL OF THE COSMOS« gestellt. Ein eitles Konzept mit ein Der Ex-Drummer der hoffentlich nie verpaar tollen Tracks und viel esoterischem Spinnerkram. gessenen DrogenRock ba nd SpaceDJ VADIM man 3 zwischen sympathischem Schmuse-Psychedelic und öde um »DUBCATCHER« DJ Vadim treibt seit 20 sich selbst kreisendem Sound-GeJahren HipHop und blubber. Schöne Chill-out-Momenartverwandte Genres te, zerstört durch entnervtes Weidurch seine Beats und terskippen. Produktionen voran. Nun hat sich der Londoner Dancehall und Reg- TOPS gae vorgenommen und präsentiert »PICTURE YOU STARING« ein eher schwaches und konventioSo sehr man dieses nelles Feature-Album mit mindesniedliche Album der tens einem homophoben Gaststar. Kanadier Tops auch lieb haben möchte, so FLOWERS leicht hört man über den dünnen Lo-Fi-Indie des Quartetts hinweg. »DO WHAT YOU WANT TO, IT’S WHAT YOU SHOULD Manchmal ist das Twee in ReinDO« form, trotzdem fehlt es der Band Was vom Titel her eher am Ende an überzeugenden Arnach einem naiven rangements und Songs. Hippie-Appell aus den 1970ern klingt, ent- TWIN ATLANTIC puppt sich als ein ziemlich arg- und »GREAT DIVIDE« konturloses US-Indie-Lo-Fi-PopTwin Atlantic haben Album aus London. Rachel Kenedys korrekt punkige Popklirrende Stimme ist in diesem Einsongs, Spielfreude und heitsbrei schon das Verstörendste. schöne einfache Melodien, machen aber durch die eklig THE PROPER ORNAMENTS auf Stadion aufgeblasene Superkommerz-Produktion alles wieder »WOODEN HEAD« Mit diesem Seiten­ kaputt. Diese Band braucht unbeprojekt widmet sich dingt ein billigeres Recording-StuVeronica-Falls-Sänger dio! James Hoare seiner Vorliebe für melodieseligen US- Texte: Christian Steinbrink, Westcoast-Pop, ist da aber lange Benjamin Walter nicht so stilsicher wie mit seiner


MORGEN

HÖRBUCH JULIA ENGELMANN »EINES TAGES, BABY« LESUNG / DER HÖRVERLAG

Für die wenigen Restleser, die beim Viral-Lauf des »Eines Tages«-YouTube-Videos im Koma lagen: neun Spontan-Rants gegen Julia Engelmann. 1. Sie ist eine Art 20-jährige Ina Müller. 2. Sie bestreitet Poetry Slams mit der Freshness von Andreas ­Gryphius († 1664). 3. In ihren Texten legt sich Carpediem-Konfetti auf Martin-LutherKing-Pathos. 4. Jörg Pilawa hat in seiner Talkshow vor Ergriffenheit geweint, als sie zu Gast war. 5. Sie ist mittlerweile die bekannteste Poetry Slammerin Deutschlands. 6. Vanilla Ice war aber auch mal eine Zeit lang der bekannteste Rapper Deutschlands. 7. Auf dieser CD trägt sie ihren Hit und 14 weitere Texte im gefeierten USP-Betroffenheitsgestus vor. 8. Süddeutsche Online lässt sich im CD-Booklet zitieren mit: »Sie spricht aus, was alle denken.« 9. Dieser Satz fiel zuletzt immer im Zusammenhang mit Thilo Sarrazin. Was alle denken, ist also vielleicht gar nicht die Mutter des besonders schönen Gedankens. Felix Scharlau

beschwerter Sex. Wird er erkennen, dass Heilung im bloßen Leben und Lachen liegt und dass es die Liebe ist, die sein Leben erfüllt? Mit seinen 87 Jahren könnte dieses Buch mein Großvater sein, aber er steht mir ganz nah, dieser Kerl, der doch versucht, zu sich selbst gut zu sein und sein zersplittertes Wesen zu einem Ganzen zusammenzufügen. Katharina Schmidt ROBERT MUSIL »DIE VERWIRRUNGEN DES ZÖGLINGS TÖRLESS« HÖRSPIEL / SWR2 / DER AUDIO VERLAG

Seit der Lektüre von Florian Illies’ »1913« hat man ja ein wenig die Achtung verloren vor all diesen zaudernden, jammernden und hypochondrischen Literaten des frühen 20. Jahrhunderts: Kafka, Rilke, Musil. Die vor Letzterem lässt sich jetzt jedoch durch das Anhören der Hörspielumsetzung der »Verwirrungen des Zöglings Törleß« wieder recht gut herstellen. Die mittels Gewalt- und homoerotischen Experimenten ausgefochtene Sinnund Selbstsuche des titelgebenden Internatsschülers erzählt der SWR nämlich im nahezu unveränderten und schwelgerischen Originalwortlaut. Die Grenze zwischen Lesung und Inszenierung verwischt dabei häufig, die damit einhergehende Künstlichkeit der Szenen stört jedoch überhaupt nicht, sondern entHERMANN HESSE faltet eine ätherische Stimmung »DER STEPPENWOLF« LESUNG / DER HÖRVERLAG und Sogwirkung. Kann man was Er ist Ende 40, erfüllt lernen. Lediglich die jazzige Muvon Weltschmerz, pro- sik wirkt seltsam anachronistisch. testantischem Selbst- Moritz Honert hass. Einziger Trost: durchhalten, um sich mit 50 den Selbstmord zu gestatten. Doch dann trifft er eine Seelenverwandte, Hermine, seine Hermaphrodite (schön gelesen von Silvester Groth), die ihn an seinen Jugendfreund Hermann, als noch Freude und Hoffnung war, erinnert. Sie begegnet ihm mit einer Mischung aus »Achtung und mütterlichem Nicht-ganz-ernst-Nehmen«. Durch ihre Gegenwart schlägt »Verbitterung um in Scherz und Verspieltheit«. Eine lustvolle Irrfahrt beginnt: Nachtclubs, Drogen, un-

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TALKING TO TURTLES »SPLIT« DEVILDUCK / INDIGO

LEIPZIG / INDIE / KNETE »Wir sind hier nicht in ­S eattle, Dirk«, möchte man mit den frühen Tocotronic rufen, wenn man das neue Album des nun in Leipzig ansässigen Duos Talking To Turtles hört. Das wurde nämlich nicht wie zuletzt in Seattle, sondern in Berlin aufgenommen. Und es klingt auch gar nicht nach Seattle (wenn es überhaupt je einen Klischee-Trademark-Sound dieser Stadt gab), was gut so ist. Zur Einordnung hilft schon eher, dass Simon Frontzek (Thees Uhlmann, Sir Simon) am Mischpult saß und Doug van Sloun (Damien Jurado, Bright Eyes, Azure Ray) gemastert hat. Oder, dass TTT bereits mit Hundreds und First Aid Kit auf Tour waren. Nach all dem klingt diese Platte, vor allem aber nach dem einzigartigen Sound der Band selbst – das Beste aus Indie-Pop, mit perlenden und jangelnden Gitarren, mehr Synthies und weniger Glockenspiel als zuletzt, aber immer noch verspielt, bunt, rau und doch rund. Ein bisschen wie die in einem Stück besungene »Play Doh«-Knete. Claudius Grigat

ARTIFIZIELL / MITTERNACHT / GALERIE Lucas Croon kannte man bisher als Kopf der NeoKraut-Combo Stabil Elite. Gemeinsam mit Christina Irrgang verfolgt der Düsseldorfer Multiinstrumentalist und Sänger nun als BAR einen eleganten Synthie-Pop-Sound. Aus alten Synthesizern, Blockflöte, Samples obskurer Filmsoundtracks und Drum-Computer konstruiert das Duo Lieder, die wie gemacht sind für lange Nächte in hübschen Küstenorten oder Galeriebesuche am frühen Morgen. Diese Musik hat Bryan-Ferry-Charme in der Stimme und Dreampop sowie New-Wave-Ideen im Kopf. Wohlüberlegt, mitunter artifiziell und doch nie gefühlskalt. Im zerbrechlich wirkenden »Sternberg & Mason« durchschneidet der glasklare Duett-Gesang wie eine Sternschnuppe die dunkle Nacht. »Dexy’s Alrobe« dagegen gemahnt mit inbrünstiger Romantik an das 1980er-Werk David Bowies. »Luna May« gibt sich sachte tanzbar als Kraut-Electro-Hit, während das »Bar Theme« gar noch einen weiteren Schritt Richtung Tanzfläche macht und die Einflusspalette ein Stückchen rheinaufwärts THIS CHARMING MAN / CARGO von Düsseldorf nach Köln verschiebt. ZWISCHEN / ALLEN / POSTS Bastian Küllenberg »Post Everything«, so The Tidal Sleeps Entgegnung auf die so schwierig auf ZEITSTR AFE / INDIGO originelle Art zu beantBRACHIAL / EMOTIONAL / PESSIMISMUS wortende Frage nach ihWütende, berstende Gitarrem Stil. Und auch wenn renriffs ziehen sich wie ein es wie Verweigerung wirkt roter Faden durch das neue – sie haben mit der Aussage recht, es gibt keine Album von Grand Griffon. bessere. Denn zusammengenommen mit ihren Kein Wunder, spielen doch bisherigen Releases, versammeln sie auf ihrem zwei ehemalige Mitglieder zweiten Album all die populären »Post-Stile« von Escapado mit. Die ver- der Rockmusik: Postrock, Postpunk, Postcore, standen sich vor ihrer Auflösung hervorragend dazu Screamo. Und das nicht auf wahllose, auf eine krachige Mischung aus deutschspra- sondern auf zwingende Weise. Das ist keine chigem Emo und Hardcore. Und so präsentie- x-beliebige, in den Ausläufern von Hardcore ren sich auch Grand Griffon brachial, laut und verloren gegangene Band, sondern eine, die emotional. Die Screamo-Passagen leben von ihre Genre-Zügel sehr bewusst und bestimmt ihrer rohen Natur und wechseln sich stimmig in den Händen hält und wendet, nur dem eigemit den Gesangsparts ab. Der Song »Wir ha- nen Talent geschuldet. Die Gitarren-Parts des ben aufgehört« kommt im ruhigeren Gewand Quintetts sind in ihren Effekten variabel, sogar daher, was der Band ebenfalls gut zu Gesicht der Gesang ist es, auch wenn der kreischende steht. »Siste Linjer« kann sogar mit prominenter Anteil auf »Vorstellungskraft« deutlich höher Unterstützung von Jan Arne von Captain Pla- ausfällt als zuvor. Trotzdem wirken die elf Songs net aufwarten. Die Themen des Albums sind harmonisch und konzeptionell geschlossen, gewohnt schwarzmalerisch: mangelnde Geduld, manchmal sogar heimisch in den Ligen solcher Vergangenheitsbewältigung, Verzweiflung, ge- Helden wie At The Drive-In oder, aktueller, La scheiterte Beziehungen. Was sich pessimistisch Dispute. Dass so was aber nicht aus den USA, anhört, ergibt auf Albumlänge ein stimmiges sondern sogar aus Deutschland kommen soll, Gesamtwerk wütenden Cores. ist angesichts dessen kaum zu glauben. Marc Braun Christian Steinbrink

THE TIDAL SLEEP »VORSTELLUNGSKRAFT«

GRAND GRIFFON »MATTACHINE«


THE GENTLE LURCH »WORKINGMAN’S LURCH« K&F / BROKEN SILENCE

SCHOKOLADENFABRIK / AMERICANA / ERZGEBIRGE Das ist schon eine ganz eigene Sportart, die The Gentle Lurch da praktizieren. Dabei lässt so gut wie nichts darauf schließen, dass die Mitglieder dieser Band aus dem Erzgebirge und der Umgebung von Chemnitz stammen. Sehr viel wahrscheinlicher würde man sie jenseits des großen Teichs verorten – gerade weil ihr Sound so frei von jeglichen Folk- und Country-Klischees ist. Am ehesten zwischen den Koordinaten Lambchop und Giant Sand. Und wenn Cornelia Mothes statt Lars Hiller singt, klingt ihre Musik außerdem noch nach Sonya Hunter oder Laura Gibson. Eben so zartbitter, wie man sich Aufnahmen in einer ehemaligen Schokoladenfabrik in Dresden vorstellt. Besonders drängen sich die großartigen Lullaby For The Working Class als Vergleich auf, nicht nur wegen der offensichtlichen Arbeiter-Metapher des Titels, sondern auch wegen des gemeinsamen Hangs zu Morbidität, Experiment und Melancholie. Diese Band macht ihrem Namen alle Ehre und schlingert sich durch das Americana-Album des Jahres aus Deutschland. Mindestens. Claudius Grigat

ASTPAI »BURDEN CALLS« ASS-CARD / CARGO

Angus & Julia Stone einsortiert werden könnte. Brav, enthusiastisch, aber noch nicht außerordentlich.

Herrlich konventioneller Pop-Punk mit etwas TOMAS TULPE Hardcore aus Öster- »WIE WÄR’S MIT SENF« reich. Die paar ruhi- TOMASTULPE.TUMBLR.COM gen und komplexeren Stücke stöEinmal gegoogelt, ren auch nicht weiter. Musik zum hält man den Typen Mit-dem-Auto-um-die-Ecke-Fahschnell für eine Art ren. Mir persönlich reicht das ja. Star. ­Tulpe hier, Tulpe da. Auf seinem zweiten Album CORNERPEST findet sich forsche Spaßmacher­ mucke: ­Electro-Pop (»Knete im »TAPE« CORNERPEST.BANDCAMP.COM Kopf«), Reggae (»Ich rasta aus!«), »Unmastered, weil bes- Hamburger Schule (»Hamburger ser«: Da sprechen Cor- Schule«) – vieles ist möglich. Für nerpest aus Köln eine ­einen Gag wird hier Omas Rente große Wahrheit ge- verzockt. Otto Waalkes trifft Fritlassen aus. Wahrheit, weil es auf tenbude – und einer von Knorkator ihre Debütkassette unbedingt zu- hat auch einen Gastauftritt (echt trifft. Rumpelpunk, wahlweise jetzt!). Teilweise genial und treiauf Deutsch oder Englisch, keine bend, teilweise eine Zumutung. Preziosen, aber mit Druck. Gera- Texte: Steinbrink, Volkmann, Walter de der Mädchengesang macht das hier gut. PAULA & KAROL »HEARTWASH« DELIK ATESS / BROKEN SILENCE

Irgendwer hat mit diesem Folk-Duo einiges vor, und das sicher nicht zu Unrecht. Schließlich besitzt man in diesem Stil Erfolgsaussichten, gerade wenn man als Proberaum-Version von

INTRO BIST DU! SENDET EURE MUSIK AN: Intro (Redaktion Heimspiel) Venloer Straße 241-245 50823 Köln heimspiel@intro.de

live 11.10.2014 Jan Delay & Disko no. 1 24.10.2014 ausstellungseröffnung „Dancing shoes“ 30.10.2014 roger cicero & big banD 20.11.2014 bosse 29.11.2014 status quo 02.12.2014 revolverhelD 16.01.2015 Die fantastischen vier 04.02.2015 Dropkick murphys 08.04.2015 DeichkinD 12.04.2015 James last & his orchestra u.v.m. TickeTs an allen bekannTen vorverkaufsTellen weiTere veransTalTungen unTer:

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KINO

— Intro präsentiert Previews am 8. September in Berlin, Hamburg, Köln und München. Alle Infos ab Anfang September unter www.intro.de/previews

A MOST WANTED MAN Fakten, Fakten, Fakten: Anton Corbijns Verfilmung von John le Carrés Agentenroman birgt viele Gewissheiten, aber auch manche Überraschung. Til Schweiger sucks, und es gibt gute Musik von Herbert Grönemeyer.

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ine wehrhafte Demokratie braucht Werkzeuge, um sich zu schützen – in Deutschland wären das zum Beispiel der Bundesnachrichtendienst und der Bund für Verfassungsschutz. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Institutionen nicht unbedingt demokratisch in der Wahl ihrer Mittel sind. Die Datenermittlung und das durchdringende Wissen stehen für sie im Vordergrund. John le Carrés Roman »A Most Wanted Man« wurde dieser Komplexität gerecht, Anton Corbijn (»Control«) verfilmte das Buch. Lose vom Fall Murat Kurnaz inspiriert – ein türkischer Deutscher, der kurz nach dem 11. September 2001 wahrscheinlich unschuldig in Pakistan ergriffen und in Guantanamo eingesperrt wurde –, spielen Buch und Film in Hamburg. Issa Karpow, ein tschetschenischer Russe, wird angespült im Hafen, und Geheimdienste aus der ganzen Welt nehmen ihn unter die Lupe. »Agentenfilm« nennt man das wohl, und klassische Strukturen findet man auch

hier: rivalisierende und zusammenarbeitende Dienste, Haupt- und Nebeninteressen, Twists und Intrigen. Während Karpow nicht harmloser wirken könnte, tritt sein vermeintlicher »Gegner« Günther Bachmann, Leiter einer Einheit, die nicht näher benannt wird, rigoroser auf. Philip Seymour Hoffman brilliert in seiner letzten Rolle als deutscher Agent, der mit seinem Stab die Fäden in der Hand hält und sich alleine gegen »Mohr« wehren muss – den machthungrigen, konservativen Chef einer anderen Institution, die auch nicht näher definiert wird. Obwohl der Verdacht besteht, Karpow könnte einen Anschlag planen, kämpft Bachmann für seinen Verbleib in Freiheit – um Daten zu sammeln, um mehr herauszufinden, um »die Welt sicherer zu machen«. Und während Bachmann, also Hoffman, dies sagt, merkt man, dass auch Corbijns Film ausgräbt und Fakten sammelt, unter anderem, dass die Welt einen ihrer größten Schauspieler verloren hat. Hoffman zeigt mehr Spannung,

Konzentration und Verve, als man es sonst in hundert Filmen beobachten kann. Eine Präzision, die verstehen lässt, warum auch Schauspiel zu den Künsten zählt. Der ganze Cast profitiert davon. Wunderbar untermalt wird das Ensemblestück vom Soundtrack – nächste Ausgrabung! –, der von Herbert Grönemeyer stammt. Dicht und nebulös und so gut, dass man fast vergisst, dass Grönemeyer, der auch in einer Nebenrolle überzeugt, schon so viel Schrott produziert hat. Ein weiterer Fakt: So ein Film kann nicht in Deutschland gemacht werden. Vom Sujet nicht weit von einem NDR-»Tatort« entfernt, ist das qualitativ kaum zu vergleichen. Und doch versucht der »Tatort«, genau das zu sein. Umso trauriger zu sehen, was dort möglich wäre, wo Til Schweiger dilettiert. Lars Fleischmann — »A MOST WANTED MAN« (USA 2014; R: ANTON CORBIJN; D: PHILIP SEYMOUR HOFFMAN, HOMAYOUN ERSHADI; KINOSTART: 11.09.14)


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WHEN ANIMALS DREAM Der dänische Horrorfilm »When Animals Dream« steht in der Tradition jüngerer Genre-Klassiker wie »So finster die Nacht« und »Ginger Snaps«.

KRASSER MOVE

A

ls ob Marie (Sonia Suhl) nicht schon genug Ärger hätte! Die 16-Jährige wohnt mit ihrer psychisch kranken Mutter und dem hilflosen Vater in der Abgeschiedenheit der dänischen Provinz. Freunde hat sie keine, und der Sommerjob in der Fischfabrik macht sie zur Zielscheibe von Hänseleien. Am schlimmsten sind aber die immer wiederkehrenden Untersuchungen beim Hausarzt, auch wenn sie lange ohne Befund bleiben. Als Marie eines Tages einen roten Fleck auf ihrer Brust entdeckt, begreift sie, dass das ganze Dorf, in dem sie lebt, ein dunkles Geheimnis zu verbergen hat. Aus ihrem latent traumatischen Alltag wird ein realer Albtraum, und für die Zuschauer springt ein sehr unterhaltsamer und unheimlicher Film heraus.

»When Animals Dream« kann man ohne große Vorkenntnisse im Horror-Genre genießen. Regisseur Alexander Arnby verfolgt trotz dezidierter Thriller-Optik höhere Ziele, reine Gänsehaut-Atmosphäre reicht ihm nicht. Unter seiner Regie ergänzen sich Form und Inhalt prächtig. Arnby spielt sowohl mit der Ahnungslosigkeit der Protagonistin als auch mit der Unwissenheit des Publikums, Hitchcocks Suspense-Idee lässt grüßen. Dank des hervorragenden Drehbuchs passt der schleichende Erkenntnisgewinn beim Zuschauer letztlich perfekt zu Maries Teenager-Beklemmungen. »When Animals Dream« ist zwar nicht der erste Spielfilm, der mit den Mitteln des Horror-Kinos die Wachstumsschmerzen einer Pubertierenden beschreibt und den Rest der Welt in ein blutrotes Licht taucht. Hauptdarstellerin Sonia Suhl spielt die Konkurrenz allerdings locker gegen die Wand. Dank ihr gewinnt »When Animals Dream« mit jeder Minute an Vehemenz, wobei die Handlung durch verschiedene Genres zu geistern scheint und letztlich beim Horror bleibt. Jetzt schon ein junger Genre-Klassiker. Alexander Dahas — »WHEN ANIMALS DREAM« (DK 2014; R: ALEXANDER ARNBY; D: SONIA SUHL; KINOSTART: 21.08.14)

JENSEITS VON EUROPA Das Kölner Afrika Film Festival feiert 20-jähriges Jubiläum. Eine der guten Nachrichten für die deutsche Kinolandschaft, in der Festivals auch an den Peripherien des Mainstreams wichtiger werden. Schließlich verstopft filmischer Normcore die Cineplexe, und kleine Kinos haben es aus wirtschaftlichen Gründen immer schwerer, ihre Säle ambitioniert zu bespielen. In Köln werden vom 18. bis 28. September Filme aus 20 Ländern Afrikas gezeigt. Der Blick auf den anderen Kontinent kommt nicht ohne Selbstreflexion aus, es geht ja nicht darum, Lust auf Exotisches zu bedienen. So verdient die Filmreihe zu Rassismus in Deutschland und Frankreich in diesem Jubiläumsjahr besondere Aufmerksamkeit. Paula Fuchs — INTRO EMPFIEHLT: »JENSEITS VON EUROPA« (18.-28.09. KÖLN; WEITERE INFOS UNTER FILME-AUS-AFRIKA.DE)

Die Hamburger Low-Budget-Produktion erzählt eine simple Geschichte, deren Moral man kaum missverstehen kann: Es geht nicht um die Kohle, auch wenn Chucker und die anderen Figuren für Geld über Leichen gehen. Es steckt aber noch mehr hinter dem gut einstündigen Krimi von Torsten Stegmann, der mit einem gemischten Ensemble aus professionellen Darstellern und Laienschauspielern gedreht wurde. Die »Schule«, zu der man Filmemacher Stegmann und Kollegen wie Henna Peschel (»Rollo Aller«) zählen könnte, geht auf Klaus Lemke zurück. Dessen KiezFilm »Rocker« wurde stilprägend für unprätentiöses Selfmade-Kino. Lemke dreht weiter unermüdlich Filme, zuletzt »Berlin für Helden« und »Kein großes Ding«, jeweils mit Ex-Von-Spar-Sänger Thomas Mahmoud. Da wollen sich die Schüler nicht lumpen lassen: In Stegmanns »Krasser Move« wird viel gekokst, viel geredet und geballert – und wie in Lemkes Filmen wird improvisiert. Christian Dabeler, an dessen Seite auch die viel zu früh verstorbene Almut Klotz zu sehen ist, und René Chambalu freejazzen sich ins Absurde. Die übrigen Szenen rund um die Jagd nach einem Geldkoffer kommen fast wie scripted reality rüber – total künstlich und doch hyperrealistisch. »Krasser Move« ist keine GenreParodie. Regisseur und Schauspieler nehmen die Konventionen eines Thrillers recht ernst, wenn auch frei Schnauze statt streng nach Drehbuch, und sparen sich die Ironie. Der Film erscheint vielmehr als eine im Kollektiv verwirklichte Grundhaltung gegen Konformität. Das Statement ist ernst gemeint und gewitzter als jeder »Tatort«. Wolfgang Frömberg — »KRASSER MOVE« (D 2014; R: TORSTEN STEGMANN; D: TIMO JACOBS, LENKA ARNOLD, MARION GRETCHEN SCHMITZ; KINOSTART: 11.09.14)


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KINO J

eden Sommer wird das Kino totgesagt. Früher waren das Wetter und die Reisezeit schuld. Inzwischen darbt es, weil die neuen hirnlosen Action-Blockbuster gegen die neuen Qualitäts-Fernsehserien antreten müssen. Zwei besonders empfehlenswerte Filmfestivals bewegen sich quasi zwischen den Fronten: Das Fantasy Filmfest macht das Kino ohne Blockbuster zum zweiten Zuhause, die Cologne Conference bringt unter anderem TV-Serien ins Kino. Das FFF steht schon seit 28 Jahren für den hingebungsvollen Dienst am Fan: Neben den Kernkompetenzen Science-Fiction und Horror werden alle angrenzenden Genres zwischen Thriller und Comedy repräsentiert. Die Termine vom 27. August bis zum 21. September verteilen sich auf Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg, München, Hamburg und Köln. In diesem Jahr darf man sich vor allem auf Jonathan Glazers experimentelle Literaturverfilmung »Under The Skin« freuen. Scarlett Johansson spielt ein

FANTASY FILMFEST / COLOGNE CONFERENCE Männer mordendes Alien in Menschengestalt. Seit geraumer Zeit sorgen die düsteren Trailer für Aufsehen im Netz. Der Film bekommt in Deutschland keinen bundesweiten Kinostart und erscheint im Oktober auf DVD. Das Publikum, das ihn bereits gesehen hat, ist in zwei Lager gespalten: Schund oder Meisterwerk. Mehr dazu in Intro #226. Die 24. Cologne Conference geht vom 5. bis zum 10. Oktober über die Bühne. Die Macher ahnten früh, dass TV-Serien eine Kunst für sich sind und ihre Fans zu regelrechten Junkies machen. So generiert man ein Stammpublikum. Bei der Cologne Conference ersetzt der Griff in den Popcorneimer den ominösen WaterCooler-Moment. Zwar stehen Fernsehproduktionen im Fokus, aber die CC zeigt natürlich auch herausragende Kinofilme. Nebenher gibt es Showcases, Panels, Preisverleihungen und A-Festival-Ehrengäste wie im letzten Jahr Christian Kracht und Frauke Finsterwalder. Aber am

meisten freuen wir uns auf die Kultnacht. Denn nachts sind in der Regel viel zu wenig Kinos geöffnet, egal, zu welcher Jahreszeit. Alexander Dahas — INTRO EMPFIEHLT FANTASY FILMFEST – FEAR GOOD MOVIES & COLOGNE CONFERENCE – INTERNATIONALES FILM- UND FERNSEHFESTIVAL KÖLN (PROGRAMM UND TERMINE UNTER FANTASYFILMFEST.COM & COLOGNE-CONFERENCE.DE)

MAPS TO THE STARS In den 1980er- und 1990er-Jahren schuf der kanadische Regisseur David Cronenberg mit Filmen wie »Videodrome«, »Die Fliege«, »Naked Lunch« und »Crash« seinen Ruf als Meister des Body Horror. Unheimliche Identitätsfragen wurden über desaströse Verwandlungen des Fleisches verhandelt. Seit seinem persönlichen Reboot mit »A History Of Violence« hat Cronenberg die psychologische Herangehensweise verfeinert. Für »Maps To The Stars« (Kinostart: 11.09.14) legt er ganz Tinseltown auf die Couch. Nicht nur in der Beziehung eines Kinderstars mit Drogenproblemen

(Evan Bird) zu seiner körperlich versehrten Schwester (Mia Wasikowska) geht es um Inzest, auch deren Eltern sind Geschwister. Julianne Moore spielt die Tochter einer legendären Schauspieldiva, von der sie als Kind missbraucht wurde. Der inzestuöse Aspekt des Films selbst ist nicht zu leugnen. Es ist jedoch ein anderer, als wenn Ricky Gervais bei den Oscars billig über die Kollegen herzieht. Cronenberg erzählt Geschichten, die auch außerhalb von Hollywood Sinn ergeben und beweist außerdem, dass Hollywood Sinnvolles produzieren kann. Wolfgang Frömberg


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KINO

SUPERMENSCH – WER IST SHEP GORDON?

SIN CITY 2: A DAME TO KILL FOR Neue Katzenminze aus der Neo-Noir-Geisterbahn: Frank Miller und Robert Rodriguez setzen ihre Zusammenarbeit fort, mit der sie Maßstäbe in Sachen Comicverfilmung setzten. Wer den ersten Ausflug nach Basin City genoss, sollte sich schon mal anschnallen.

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rank Miller, der stilprägende Comic-Autor von »The Dark Night Returns« und »300«, ist immer noch einer der kontroversesten Protagonisten der Szene – die Art Typ, dem man gelegentlich erklären muss, dass alles nur ein Film ist. Tatsächlich machen Kritiker in seinem Oeuvre eine beinahe monotone Lust am Sadismus aus, die in ein vorzivilisatorisches Weltbild zu münden droht. Trotz dieser inhaltlichen Fragwürdigkeit gilt gerade sein Hauptwerk »Sin City« als Klassiker der neunten Kunst – ein kinetisches Meisterwerk in hartgesottenem Schwarz-Weiß, dem die Kinoversion von vor neun Jahren bis aufs i-Tüpfelchen folgte. Mit seinem Regisseur Robert Rodriguez macht sich Miller nun an die Filmfortsetzung, die in Stil und Story sofort an den ersten Teil anknüpft. Heimlicher Hauptdarsteller ist immer noch Basin City, eine Stadt wie aus einem Computer-Shoot-‘em-up, bevölkert von Menschen, die wahrscheinlich eher keine Steuern zahlen. Männliche Miller-Helden weisen gerne verschiedene Gemütstrübungen auf, die mit

einer beeindruckenden Waffenfertigkeit und praktisch bodenlosem Zynismus kompensiert werden. Das weibliche Personal dagegen ist in der Regel in verschiedenen Bereichen der Prostitution beschäftigt und folgt darin dem leicht zwanghaften Sex-Appeal eines BritneySpears-Konzerts. Das ist einerseits Katzenminze für Teenager-Jungs (inklusive des betörenden FSK-18-Ratings), andererseits so fantastisch inszeniert, dass man auch als mündiger Bürger die Neo-Noir-Geisterbahn um keinen Preis verlassen will. Die vier Episoden des Actionthrillers verstehen nämlich nicht nur das Medium Comic besser als praktisch jede andere Verfilmung, sondern updaten dabei die expressionistische Bildsprache des 1920er-Jahre-Kinos respektvoll und virtuos zugleich. Und mit Garfield lässt sich das nun mal nicht machen. Alexander Dahas — »SIN CITY 2: A DAME TO KILL FOR« (USA 2014; R: ROBERT RODRIGUEZ, FRANK MILLER; KINOSTART: 18.09.14)

Unter den u nbes u ngenen Rock’n’Roll-Büchern ist »Billion Dollar Baby«, die 1974er-AliceCooper-Biografie von Bob Greene, vielleicht der erste wirkliche Klassiker und die Blaupause für alle mehr oder weniger gut geschminkten Exzess-Storys, die danach noch folgen sollten. Das Buch ist inzwischen leider vergriffen, doch Coopers Manager Shep Gordon, der wahre Strippenzieher hinter der Räuberpistole, bekommt sein Denkmal jetzt filmisch nachgereicht. Gordon ist so etwas wie der quintessenzielle Showbiz-Impresario: aufopfernd loyal seinen Kunden und so schlitzohrig wie möglich jedem anderen gegenüber. In seiner illustren Karriere wurden dem Mann offenbar mehr pikante Star-Geheimnisse anvertraut als jedem Psychiater, und seine Schoten sind dementsprechend extravagant. Weil Gordon aber außerdem einer der nettesten Typen in der Branche sein muss, spart »Supermensch« nicht mit dem Weihrauch. Austin-Powers-Darsteller Mike Myers muss sich in seinem kurzweiligen Regiedebüt dann auch nicht weit aus dem Fenster lehnen: Zeitzeugen wie Michael Douglas und Sylvester Stallone lassen den Manager in ihren Anekdoten fast verdächtig gut aussehen, und selbst der Dalai Lama ist dicke mit dem Supermensch. Alexander Dahas — »SUPERMENSCH – WER IST SHEP GORDON?« (USA 2013; R: MIKE MYERS; KINOSTART: 18.09.14)


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DVD

THE LEGO MOVIE Die Figuren in diesem filmischen Bauwerk des Jahres agieren so mensch- Movie« (USA 2014; R: Phil Lord & Christopher Miller; Warner) ist einlich, dass Performance-Capturing-Ikone Andy Serkis vor Neid platzen fach bestes Couch-Entertainment für Sonntagnachmittage. Na gut, als müsste. Wir stehen aber nicht nur auf die visuelle Klasse. »The Lego Inspirationsquelle für den nächsten Frisörbesuch auch nicht zu toppen.

WES ANDERSON UND DIE STILFRAGEN Jeder Film von Wes Anderson und seiner Boygroup um Bill Murray und Owen Wilson sieht aus wie der Kindheitstraum vom lebendigen Puppenhaus. »Grand Budapest Hotel« sowieso, aber der Künstler selbst kann keine Ähnlichkeiten erkennen, verrät er Patrick Heidmann.

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arum ist »Grand Budapest Hotel« dem Schriftsteller Stefan Zweig gewidmet? Erst als ich sein Werk, seine Geschichten aus den 1920er- und -30er-Jahren und seine Art, sie zu strukturieren, für mich entdeckte, nahm die Filmgeschichte Gestalt an. In den USA kennt heutzutage niemand mehr Zweig. Bis vor ein paar Jahren waren seine Bücher sogar komplett vergriffen. Ich wusste nichts über ihn, bis ich in Paris auf eine englische Neuauflage von »Ungeduld des Herzens« stieß. Damit setzte ich mich in den Jardin du Luxembourg, wo ich zum ersten Mal die Zweig-Bronzestatue wahrnahm. Ich war begeistert von dem Buch und hocherfreut, als kleine amerikanische Verleger bald auch andere seiner Werke wiederentdeckten. Zweigs Erzählstimme, die Atmosphäre, die er

kreiert, die Art und Weise, wie er Geschichten aufbaut – das spricht mich unglaublich an. Der Film strotzt vor großen Namen, aber Bill Murray und Owen Wilson sind nur ein paar Minuten zu sehen. Warum so große Stars für so winzige Rollen? Stimmt schon. Es hätte nicht zwingend Owen für so eine kleine Rolle sein müssen. Vielleicht war es etwas übertrieben, ihn extra dafür zum Dreh nach Deutschland einzufliegen. Aber ich bin mit ihm befreundet und arbeite unglaublich gerne mit ihm zusammen. Ich versuche Filme, mit denen er nichts zu tun hat, möglichst zu vermeiden, was mir außer bei »Moonrise Kingdom« auch immer geglückt ist. Überhaupt versammle ich bei der Arbeit gerne immer dieselben Leute um mich. Meine kleine Filmfamilie.

Die Kritiker sprechen schon vom typischen Wes-Anderson-Stil. Glauben Sie, dass Sie auch mal etwas ganz anderes machen und sich komplett neu erfinden werden? Das Lustige ist ja, dass sich für mich bereits jeder Film wie etwas ganz Neues und vollkommen anderes anfühlt. Ich habe eigentlich nie das Gefühl, dass ich etwas mache, was ich so schon einmal getan habe. Aber es ist immer das Gleiche: Irgendwann zeige ich die Arbeit anderen Leuten, und die sagen mir dann, das wäre so typisch und unverkennbar Wes Anderson. Mir selbst kann ich also wohl nicht entkommen. — INTRO EMPFIEHLT »GRAND BUDAPEST HOTEL« (USA 2014; R: WES ANDERSON; D: RALPH FIENNES, F. MURRAY ABRAHAM, ADRIEN BRODY, WILLEM DAFOE; FOX)


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DVD

10 DINGE

DIE ICH VON »TRUE DETECTIVE« GELERNT HABE Inzwischen reagiert man fast allergisch, wenn im Freundeskreis und in den Netzwerken eine neue MustSee-Serie auftaucht. Aber wer sich einmal an das Südstaaten-Genuschel von Woody Harrelson und Matthew McConaughey gewöhnt hat, wird zugeben, dass das Anthologie-Format, der T-Bone-Burnett-Score und die fesselnde Spurensuche im Mythenreich Louisianas süchtig machen. Showrunner Nic Pizzolatto hat ein großes Spielzeug für Serien-Junkies, Thriller-Fans und Philosophie-Nerds geschaffen.

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Das Genre der philosophischen Serienkiller-Jagd lebt noch, es geht ihm sogar blendend. Den ganzen Buzz um »True Detective« mal beiseitegelassen, ist die erste Staffel eine untrashige Umsetzung der klassischen Story solcher Filme wie etwa David Finchers »Sieben«. Neben der Mordserie interssieren vor allem die existenziellen Fragen zur Grausamkeit der Welt.

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Matthew McConaughey ist nicht einfach als Schauspieler ein Glücksfall für »True Detective«, er ist auch ein ganz schlimmer Streber: Zur Vorbereitung auf seine Rolle als philosophierender Ermittler Rust Cohle hat er sich eine 450 Seiten lange Hintergrund-Grafik zu der Figur aufgezeichnet, um alle Abgründe des Charakters auszuloten.

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Woody Harrelson, der Cohles Partner Marty Hart spielt, ist einer der lustigsten Schauspieler, die man einsetzen kann, wenn das Geschehen wenig lustig ist. Hätte man sich schon bei »No Country For Old Men« denken können, wird aber bei »True Detective« erst so richtig klar: »You’re like the Michael Jordan of being a son of a bitch!«


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Ja, Michael Jordan. Nachdem das USFernsehen in seinen Serien-Produktionen schon fast jedes Jahrzehnt durchhat, tut es gut, auch die Neunziger mal wieder ordentlich ausgestattet zu sehen. Die Geschichte von »True Detective« wird auf zwei Zeitebenen erzählt, eine davon beginnt 1995. Die Show macht daraus ein echtes Period Piece.

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Fernsehserien sind immer noch nicht die neuen Romane, aber Romanschreiber sind die neuen TV-Serien-Macher. Der »True Detective«-Autor Nic Pizzolatto kommt gar nicht aus dem TV-Betrieb, er war vorher hauptberuflich mittelerfolgreicher Schriftsteller. Jetzt, nach dem großen HBO-Erfolg, erscheint sein bisher einziger Roman »Galveston« auf Deutsch. Verfilmt wird er auch, natürlich in Hollywood.

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Die Sonnenuntergänge in Louisiana, wo »True Detective« spielt, sind atemberaubend, weil dort die Luftverschmutzung das Licht so elegant bricht. Das behauptet Pizzolatto zumindest. Was die Zuschauer als visuellen Rausch erleben, sei die Kulisse, die Süd-Louisiana eben biete, also Raffinerie, Sumpf, Trailer Park.

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Synchronisation kann doch ein Segen sein – zumindest Untertitel will man bei »True Detective« eigentlich nicht missen. Selbst in den USA wurde die Serie kritisiert: So toll das authentische Akzentgenuschel von Cohle und Hart auch ist, wenn man die entscheidenden Sätze gar nicht versteht, ist es zu viel des Guten.

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Die Fangemeinde kann sich auch zum Proseminar Literaturwissenschaft zusammenfinden. Die Ausstrahlung von »True Detective« wurde in den Kommentarspalten der Online-Magazine von philologischer Aufschlüsselungswut begleitet. Pizzolatto hat Nietzsche und H.P. Lovecraft gelesen und zeigt das auch gerne. Jüngere Plagiatsvorwürfe, er habe sich in den Dialogen beim Kollegen Thomas Ligotti bedient, hat er dagegen heftig dementiert.

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Die wahren Künstler unter den Fernsehmachern sind die Vorspann-Designer. Elastic heißt das Studio, das neben den Intros zu »Game Of Thrones«, »Carnivale« und »The Americans« auch den Vorspann von »True Detective« geschaffen hat: Die Collage aus Südstaaten-Klischees wird unterlegt vom TheHandsome-Family-Song »Far From Any Road«.

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Man sollte sich mal mit Dennis Potter beschäftigen. Der britische Drehbuchautor schrieb für die BBC unter anderem das MetaNoir-Musical »The Singing Detective«. Potter ist eines der Vorbilder von Pizzolatto. Von ihm hat er gelernt, was für großartige Dinge man mit dem Medium Fernsehen anstellen kann. Text: Lars Weisbrod — »TRUE DETECTIVE – STAFFEL 1« (USA 2013; C: NIC PIZZOLATTO; D: MATTHEW MCCONAUGHEY, WOODY HARRELSON, MICHELLE MONAGHAN; WARNER) — WIR VERLOSEN DREI BD-BOXEN DER ERSTEN STAFFEL AUF INTRO.DE #VERLOSUNG

HOUSE OF CARDS Wenn Walter White die Personifizierung des skrupellosen, profitgeilen Unternehmers war, ist Frank Underwood die Verkörperung des Politikers, dem es um die reine Macht geht. Sie haben gemeinsam, dass sie beide über Leichen gehen und damit Erfolg haben. Die zweite Staffel der Show »House Of Cards« begleitet Underwoods Aufstieg.

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bwohl »House Of Cards« ein solch zynisches, intrigantes und machiavellistisches Bild der Spitzenpolitik zeichnet, ist die preisgekrönte US-Version einer britischen Serie ein ziemlich probates Mittel gegen die virulente Politikverdrossenheit. Auch wenn es ganz zentral um die undurchsichtigen Manöver der Macht geht, werden deren Kreise selbst nirgendwo weniger undurchsichtig dargestellt als hier. Regisseur David Fincher geht es allerdings nicht um die klassischen Frank-Capra-Tugenden, sondern um ein aufreizend lakonisches Moralstück, das in Frank Underwood (Kevin Spacey) den perfekten dunklen Apostel findet. Der hat es in Staffel zwei vom Abgeordneten bis zum Vizepräsidenten gebracht,

dem traditionellen Etappenziel echter Machtpolitiker. Und weil die Leichen, über die man zu diesem Zeitpunkt gehen muss, immer weniger sprichwörtlich werden, legt sich zusehends die Atmosphäre von Weimar und Watergate über die Hauptstadt. Die gute Nachricht: Auch wenn »House Of Cards« durch sein innovatives StreamingDebüt via Netflix eine neue Ära der TV-Geschichte einläutete, richtet sich die Produktion genau wie Labelmate »Orange Is The New Black« immer noch an diejenigen, die ihre Ansprüche vor dem Fernseher nicht gegen ihre Pantoffeln eintauschen wollen. Alexander Dahas — »HOUSE OF CARDS – DIE KOMPLETTE ZWEITE SEASON« (USA 2014; C: BEAU WILLIMON; D: KEVIN SPACEY; SONY)


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MORGEN

NEU AUF BLU-RAY &

DVD PETER THORWARTHS UNNA-TRILOGIE Wer etwas für den Ruhrpott und dessen Humor sowie für bessere deutsche Komödien und eimerweise Popcorn übrighat, muss sich über dieses Paket mit »Bang Boom Bang«, »Was nicht passt, wird passend gemacht« und »Goldene Zeiten« freuen. Erstmals auf Blu-ray! Man kann nicht ein Leben lang »Theo gegen den Rest der Welt« gucken.

DANCER IN THE DARK Muss man sich das noch mal antun? Hauptdarstellerin Björk würde die Frage sicher verneinen. Für die Zuschauer fallen aber durchaus neue Erkenntnisse und eine prickelnde Gänsehaut ab, wenn sie sich Lars von Triers Musical-Melodram in Zeiten von HD, religiösem Fanatismus und unpolitischem Deutschrock wieder ansehen.

U

nter den Vorwürfen, die sich immer mal wieder an Lars von Trier richten lassen, ist Menschenfeindlichkeit vielleicht nicht der lauteste, aber der hartnäckigste. Angefangen bei seiner preisgekrönten Horrorserie »Hospital der Geister«, in der es hieß: »Mit Plutonium zwingen wir euch Dänen auf die Knie«, bis zu rezenten Filmerfolgen wie »Antichrist« und »Nymphomaniac« spielt die zwischenmenschliche Hässlichkeit oft genug die Hauptrolle im Werk des Dänen. »Dancer In The Dark« lässt sich sowohl zur sogenannten »Golden Heart«-Trilogie als auch zur anschließenden USA-Trilogie des Regisseurs zählen und bietet, was scheinbar unmotivierten Sadismus angeht, tatsächlich Material genug für zwei Filme. Geschildert wird die Geschichte der Metallarbeiterin Selma, gespielt von Björk in ihrem mittlerweile legendären schauspielerischen One-off. Die Arme wird nach und nach um ihr Geld, um ihre Gesundheit und um ihr Leben geprellt. Was in seiner schnörkellosen Erzählweise und unbarmherzigen Bildsprache schon belastend genug wirkt, wird durch den gezielten Einsatz

kompetent choreografierter Musicalsequenzen noch auf eine andere Ebene der Grausamkeit geschossen – natürlich mit voller Absicht. Hauptdarstellerin Björk schilderte die psychischen Strapazen des Drehs später in schillernden Farben, das zeitgenössische Publikum verließ den Kinosaal benommen wie nach einer Schlachthofführung, und die Jury in Cannes drückte von Trier die goldene Palme in die Hand. Rückblickend wird klar: Im Zeitalter von religiösem Fanatismus und unpolitischem Deutschrock sieht echte Menschenfeindlichkeit anders aus. Von Triers quälend langer Höllentrip wirkt wie ein Fegefeuer für alles, was die Bezeichnung Gefühl wirklich verdient hat, erst recht in HD. Knapp 15 Jahre nach dem Kinostart kann man sich dank der Blu-ray davon überzeugen, dass Dogma 95 mal als Statement und nicht als eine Spielerei gedacht war. Alexander Dahas — INTRO EMPFIEHLT »DANCER IN THE DARK« (DK 2000; R: LARS VON TRIER; D: BJÖRK, CATHERINE DENEUVE, DAVID MORSE; KOCH MEDIA)

TRANSCENDENCE Johnny Depp sieht man doch eigentlich immer gerne. Egal, ob er einem in die Arme läuft, wenn man auf der Isle of Wight Urlaub macht, oder wenn er in einem blitzsauberen Science-Fiction-Thriller wie diesem von Wally Pfister die Hauptrolle spielt. Es geht um eine künstliche Intelligenz, die außer Kontrolle gerät. Ein Update des alten HAL-Problems. MISFITS – STAFFEL 5 Es ist nicht der heilige Geist, der in die jugendlichen Straftäter fährt, sie werden vom Blitz getroffen und entwickeln daraufhin verschiedene Superkräfte. Das »Heroes«-Thema bekommt also noch ein Saulus/Paulus-Motiv verpasst, das in der fünften Season bizarre Blüten treibt. Alex’ SexSkills sind die krassesten Superkräfte ever. BOARDWALK EMPIRE – STAFFEL 4 Die vorletzte Season der einzigen Serie, die den »Sopranos« das Wasser reichen kann. Die Geschichte der Wurzeln der US-Mafia zeigt wie andere Gangster-Serien, dass Verbrechen und Kapitalismus, Politik und krimineller Untergrund mehr gemeinsam haben als die meisten zweieiigen Zwillinge. Texte: Paula Fuchs


SPIKE JONZE ÜBER KOMMUNIKATIONSPROBLEME Neben Dave Eggers’ Roman »Der Circle« ist Jonzes Nahe-ZukunftVision mit Joaquin Phoenix und Scarlett Johanssons Stimme in den Hauptrollen sicher die unheimlichste Gegenwartsanalyse der schönen neuen Medienwelt. Aber ein Kulturpessimist ist der Regisseur deswegen nicht. Skype und FaceTime sind für ihn kein Teufelswerk.

M

r. Jonze, kam Ihnen die Idee zu »Her«, weil Sie Menschen beobachtet haben, die für ihr Telefon tiefere Gefühle empfinden als für ihre Mitmenschen? So buchstäblich funktioniert das nicht. Generell wollte ich mich mit dem Thema Beziehungen auseinandersetzen, mit den Komplikationen, die Intimität und Liebe mit sich bringen. Mir gefiel der Gedanke, dass sich jemand in eine Künstliche Intelligenz verliebt, die sich nur als Stimme äußert. Die Vorstellung bekam ich einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ein Zeichen dafür, dass da gerade eine Filmidee entsteht. So, wie sich unser Verhältnis zur Technik aktuell entwickelt, scheint Ihre Vision der Zukunft jedenfalls nicht weit hergeholt. Macht Ihnen das Angst? Das ist mir zu schlicht gedacht. Die Situation ist viel zu komplex, als dass man sagen könnte,

Technologie isoliere uns. Es lässt sich nicht leugnen, dass Technik die Menschen auch immer wieder vereint und miteinander verbindet. Auf ganz pragmatische, einfache Art und Weise. Dass man dank Skype oder FaceTime heute auch auf Reisen jeden Tag mit seiner Familie sprechen und sie sogar sehen kann, ist doch wunderbar. Kulturpessimisten klingen anders ... Ich finde es einfach falsch, technologischen Fortschritt per se als gefährlich oder schlecht zu verteufeln. Klar, damit gehen gesellschaftliche Veränderungen einher, und die haben bei den Menschen schon immer für Verunsicherung gesorgt. Aber das ist eigentlich eine rein subjektive Sache. Zumal es ja immer an uns liegt, wie wir solche Dinge nutzen. Das ist doch seit Beginn der Menschheit das ewige Thema: Wir haben immer die Wahl, mit unserem Gegenüber den Kontakt zu suchen oder diesen zu vermeiden. Die Technik ist zwar ein weiteres Hilfsmittel, hat mit der eigentlichen Frage aber gar nichts zu tun. Nur wir selbst sind verantwortlich für den Zustand der zwischenmenschlichen Kommunikation. Wer die Schuld woanders sucht, macht sich etwas vor. Interview: Patrick Heidmann — INTRO EMPFIEHLT »HER« (USA 2014; R: SPIKE JONZE; D: JOAQUIN PHOENIX, SCARLETT JOHANSSON; WARNER)

DAS DEBUTALBUM 19/09/2014

TOUR 19/09 HAMBURG REEPERBAHN FESTIVAL 20/09 MÜNSTER GLEIS 22 21/09 WIESBADEN SCHL ACHTHOF JULY TALK.COM FACEBOOK.COM/JULY TALK T WIT TER.COM/JULY TALK


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SPIELE

VALIANT HEARTS Videospiele zu Weltkriegen gibt es genug. Meistens peinliche Schießbuden. Dokus zu Weltkriegen gibt es auch genug. Meistens peinliches Laientheater. Was, wenn beides aufeinandertrifft?

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tell dir vor, es ist Krieg – und dann stell dir vor, du machst ein Rätsel- und Geschicklichkeitsspiel in Comicoptik daraus. Und dann stell dir vor, du versteckst in den Sackgassen der handgezeichneten Schützengräben kleine Museumsstücke als Sammelobjekte. Es ist Sommer. Da sowieso gerade nicht viel los ist, kann man auch seltsame Experimente wie »Valiant Hearts« durchwinken. Die Grundidee mag für ein Videospiel unerhört sein, anderswo ist sie längst etabliert: eine dokumentarische Geschichte handgezeichnet inszenieren. Aber während man in anderen Medien immer irgendwann vergisst, ob etwas animiert oder gefilmt war, ob Menschen oder Mäuse starben, macht die Interaktion aus diesem Spiel etwas ganz anderes. »Valiant Hearts« mag mit getragener Klaviermusik und schweren Vorahnungen beginnen – ab da dauert es aber nicht lang, bis die stoppelbeinigen Helden Schalterpuzzles lösen, Weinflaschen werfen und Wunden mit rhythmischen Minispielen heilen. Haben sie die nächste Szene erreicht, wird die bewegte Geschichte um einen bösen Baron und eine schuldlos liebende Familie weitergesponnen. Und jedes Mal, wenn man eines der Sammelobjekte entdeckt oder die

Infotafel zur nächsten Szene öffnet, bricht alles zusammen: Dann dokumentieren lapidare Fotos und sachliche Texte, wie dicht die beknackten Bombenrätsel bei der Realität sitzen. Mehrmals pro Minute schwingt der Ton zwischen absurden Spielelementen, der überhöhten Haupthandlung und dem trostlosen Ausblick auf den Schrecken dahinter. Uringetränkte Taschentücher halfen gegen das Giftgas. Ratten wurden am Stock gegrillt. Talgsocken sollten gegen die Kälte helfen. Alles klar? Dann schnibbel den Stacheldraht durch, bevor der Feind nachgeladen hat, drehe an Röhren, um Giftgas umzuleiten, und bekämpfe einen tieffliegenden Zeppelin mit Orgelpfeifen. Der wilde Mix aus widersprüchlichen Bauteilen macht »Valiant Hearts« angreifbar. Es wirkt manchmal willkürlich und oft bescheuert. Aber es funktioniert. Es lädt sein Wissen unvermittelt dann ab, wenn meine Schutzschilde heruntergefahren sind. Am Ende bleibt mir der lebhafte Eindruck eines alles verzehrenden Schreckens, wie ihn mir kein in Zeitlupe schreiender Laienschauspieler je hätte einprägen können. Text: Jan Bojaryn — »VALIANT HEARTS« FÜR PC, PS4, PS3, XBOX ONE UND XBOX 360 (UBISOFT)


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UNREST Es geht immer noch kurioser. Downloadspiele über den ersten Weltkrieg und surreale ScienceFiction verblassen neben einer komplexen Vision des indischen Mittelalters mit Schlangenmenschen. Jenseits der Freude am Weit-Hergeholten ist »Unrest« einen Blick wert, weil es ganz andere Ziele verfolgt. »Unrest« ist ein Rollenspiel im eigentlichen Wortsinn. Fünf Charaktere durchleben einen sozialen und diplomatischen Konflikt. In den Slums von Bhimra herrscht Hunger. Noch schlimmer wird es, als der kriselnde Staat Schlangenmenschen des Nachbarvolkes aufnimmt, um sich von dort

Ressourcen zu sichern. Just, als ein Botschafter der Schlangenmenschen am Hof eintrifft, kocht in den Slums der Fremdenhass über. Solche Konflikte löst nicht das Schwert – sondern Frank-Walter Steinmeier. Ein heißer MultipleChoice-Dialog jagt den nächsten. Dabei tauchen Fragen auf, die Spiele sonst eher nicht stellen: Wie soll man als Frau auf institutionelle Unterdrückung reagieren? Wie als Schlangendiplomat auf einen rassistischen Witz antworten? Was mit seinem niedlichen Zeichenstil erst naiv wirkt, verwickelt sich zu einem Knäuel spannender Fragen. Text: Jan Bojaryn — »UNREST« FÜR WINDOWS, MAC, LINUX (PYRODACTYL.COM)

LIFELESS PLANET Manche Spiele können ihre Faszination in einem Bild einfangen: Ein Astronaut erkundet eine fremde Welt und stößt in der außerirdischen Wüste auf Telegrafenmasten. Ab da ist es fast besser, zu schweigen. Denn »Lifeless Planet« ist vor allem ein Trip, und kein besonders langer. Ein von vornherein mitgenommener, irgendwie gecrashter Held hat wenig zu tun, außer von einem haarsträubenden Anblick zum nächsten zu stolpern. Am Ende steht mehr Sinn, als es die anfänglichen Bilder ahnen lassen – und weniger Spiel. Dass man als einsamer Mensch mit knappem Sauerstoff in einem klobigen Raumanzug nicht so viel tun kann, ist nachvollziehbar. Man muss sogar dankbar sein, wenn gerade kein neuer Sauerstofftank gesucht oder ein egales Sprungpuzzle gelöst werden muss. Aber das hilf- und ratlose Stolpern durch diesen Psychotrip ist per Design eine frustrierende Erfahrung. Eine gute Erinnerung an unsere grundlegende Hilflosigkeit in einem Medium, das uns sonst zwanghaft aufbauen und erheitern will. Text: Jan Bojaryn — »LIFELESS PLANET« FÜR WINDOWS, MAC UND BALD XBOX ONE (WWW.LIFELESSPLANET.COM)


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DR. MARTENS – SPIRIT OF 69

GEBURTSJAHR EINES KULTS

Foto: Derek Ridgiers/ PYMCA

Ein Look, an dem ebenso viel Geschichte wie Unkenntnis haftet – zumindest in Deutschland, wo abrasiertes Haar, Bomberjacke und ein Paar Dr. Martens fälschlicherweise oft der rechten Szene zugeordnet werden. Dabei liegt der Ursprung der Skinhead-Bewegung im multikulturellen Spannungsfeld der Arbeiterviertel Ost-Londons Ende der 60er. Weiße Kids wuchsen mit Einwanderern aus Jamaika und deren Musik, Early Reggae und Ska, auf. Von Rude Boys und Mods gleichermaßen beeinflusst, gilt 1969 als Geburtsjahr der Skinhead-Szene. Wie Trojan Records als Label war Dr. Martens, eigentlich ein Boot für Arbeiter, von Beginn an Identifikationsmerkmal der Szene. Als Hommage launcht Dr. Martens im September die »Spirit of 69«-Kampagne inklusive neu aufgelegten Klassikern, Kollabos mit Alpha Industries, Brutus, Trojan Records und Edwin sowie einem Dokumentarfilm von Mike Skinner. Fotografiert wurde die Kampagne von Gavin Watson, selbst Skinhead mit Haut und (ohne) Haar.

MIKE SKINNER

»EIN KULTURELLES ERBE« Zehn Jahre ist es her, dass Mike Skinner als The Streets das wegweisende Album »A Grand Don’t Come For Free« veröffentlichte – ein unverblümtes Abbild von Englands Arbeiterklasse-Jugend und, wie der Name schon sagt, from the streets. Genau der Blickwinkel, aus dem sich Mike Skinner auch dem Dr.-Martens-Filmprojekt »Spirit of 69« näherte. Jenny Weser traf ihn in London zur Premiere der Doku. Kannst du dich an dein erstes Paar Dr. Martens erinnern? Hast du darauf gespart oder einen Sommer lang gearbeitet? Nein, musste ich nicht. Ich war wahrscheinlich zwölf, meine Eltern haben sie mir gekauft. Dr. Martens waren kein Luxusgut wie zum Beispiel Nike Air Max oder Huaraches, die ich mir damals nicht leisten konnte. Ich kann mich nicht erinnern, wie teuer Dr. Martens damals waren, aber meine Mom hielt ein Paar Lederboots wohl für eine gute Investition – glücklicherweise. Du hast für Dr. Martens einen 15-minütigen Film gedreht. Wie sehr warst du involviert? Zu 100%. Das Einzige, wo ich Hilfe hatte, war beim Archiv-Videomaterial. Ich habe ungefähr drei Monate für die Recherche gebraucht. Dann bin ich rausgegangen, durchs ganze Land gereist und habe Interviews geführt. Was hat dich daran gereizt, den Film zu machen? Ich denke, als Engländer und als jemand, der an Jugendbewegungen jeglicher Art interessiert ist, sehe ich Dr. Martens fast schon als kulturelles Erbe. Die Boots haben so vielen verschiedenen Strömungen und Generationen als Identifikationsmerkmal gedient. Die Zusage zu dem Projekt war von reiner Neugierde getrieben, und tatsächlich war es so, dass meine 90er-Jahre-Sicht auf die Szene nahezu das komplette Gegenteil von dem war, was 1969 einen Skinhead wirklich ausgemacht hat – das war super spannend. Ich wollte einfach so viel

wie möglich herausfinden und erfahren, meine Priorität aber war nicht, Fakten, sondern vor allem diesen gewissen Spirit einzufangen. Du wurdest ein ganzes Jahrzehnt nach 69 geboren. Warum kannst du dich damit so identifizieren? Ich kann mich mit Leuten identifizieren, die den Jamaikaner in sich suchen. Das tue ich auch. Wie hast du die Musik zu dem Film ausgesucht? Ich habe mir gar nicht so viele Gedanken um Musik gemacht – das kam von selbst. Ich verstehe Musik und konnte mich deshalb schnell in die Musik eingrooven. Ich wusste, dass die Generation meiner Eltern sich an Ska und dem ganzen Rasta-Ding bediente und es sich auch zu eigen machte. Es war ein sehr mutiges Statement, sich damals die Haare so kurz zu schneiden und diese Boots anzuziehen. Es war in vielerlei Hinsicht mehr noch eine gesellschaftliche als nur musikalische Bewegung. Könntest du dir perspektivisch auch vorstellen, den Designpart zu übernehmen? Nein. Ich war mal etwas enger mit Reebok verbandelt, weil ich wollte, dass sie mir einen pinken Schuh machen. Der war so cool. Aber mehr KanYe West steckt nicht in mir. Ab und an habe ich Anflüge, dass ich denke, ich möchte mehr mit Mode machen, aber am Ende komme ich wieder zu meiner Art von Uniform zurück: existenzialistisch und schwarz.


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MIKE D. X NIXON Nixon hat sich für eine streng limitierte Edition Beastie Boy Mike D. gekrallt. Das Ergebnis ist die MC Supertide, eine Uhr, die sowohl vom Design her als auch technisch sehr versiert ist und vor allem Surfer-Herzen höher schlagen lässt. Sie bietet kleine Raffinessen wie eine vorprogrammierte Information über die Tide an über 270 Stränden.

Wenn Musiker mit Modelabels …

BLACK SABBATH X CONVERSE Ein Schmankerl für Ozzy-Fans: Die Converse Chuck Taylor All Star Black Sabbath Kollektion kommt im Herbst. Die drei Hi-Top-Modelle featuren verschiedene Motive der Metal-Band aus England. Neben den Covern der Alben »Never Say Die« und »Sabbath Bloody Sabbath« ist auch ein bekanntes Live-Foto von Ozzy Osbourne als Print auf einem Schuh verewigt.

BLONDIE X HUF Eine Zusammenarbeit, die sich nicht sofort erschließt, ist die zwischen der Skateboarding-Marke HUF und der New-Wave-Band Blondie. Zum 40-jährigen Bandjubiläum gibt es allerdings eine überraschend stimmige Kollektion, die Totebags, Shirts, 5-Panels, Bucket Hats und Hemden umfasst. Und die krachend coole Debbie Harry macht sich auch als Print ganz gut.

KANYE WEST X A.P.C. Die zweite und nach Angaben vorerst letzte Kollabo zwischen KanYe West und dem französischen Label A.P.C. kommt für Herbst/Winter unter anderem mit einer Woll-Beanie an den Start. Angesichts der Farben Navy und Khaki sicher kein Zufall, dass die beiden Namen A.P.C. und KanYe als AK auf einer Art Militärabzeichen zusammengezogen werden. Die Mütze hat mit 120 Dollar allerdings einen stolzen Preis.


Carhartt Radio App

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MORGEN ← CARLOTTA, 20, LÜNEBURG Auf dem Melt! wegen: Robyn Badeanzug: H&M Tuch: Geschenk der Tante Schuhe: aus ‘nem

MELT! 2014

spanischen Hotel gezockt Cap: Alpha Industries

DIE BESTEN STYLES AUS FERROPOLIS

Sonnenbrille: H&M Beutel: Woolworth

327 Tage, 326 Tage, 325 Tage ... Bis zum Melt! 2015 dauert es noch eine ganze Weile. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, schwelgt Jenny Weser noch ein bisschen in Erinnerungen an sonnige Tage, heiße Nächte, tolle Acts, gute Freunde und schöne Outfits. Fotos: Frederike Wetzels

↓ LOPE, 32, NEW YORK Auf dem Melt! wegen: Le1f Kleid: H&M Socken: Cerruti Schuhe: Y3 Kette: Maison Martin Margiela Brille: Mitbringsel aus Thailand

← NINY, 21 & INGE, 22, GRONINGEN Auf dem Melt! wegen: Dusky und Konstantin Sibold Niny

Inge

Bra: Monki

Bra: Monki

Hose: Forever21

Hose: Secondhand

Schuhe: Converse

Schuhe: H&M Sonnenbrille: Vans


PRESENTS

11. /12.10.14 X-POST COLOGNE GOLD BOX

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INFO BOX OPEN Sa 12.00–19.00 / So 12.00–17.00 Tagesticket € 7,- / Zweitagesticket € 10,www.sneakerness.com


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ALL THE LUCK IN THE FUTURE WORLD ISLANDS

Akustikgitarren statt Landkarten: Das irische Trio All The Luck In The World schreibt Lieder wie gemacht für einen Roadtrip im Spätsommer. Diese Musik ist Folk zum Reisen. 19.09. HAMBURG — 20.09. BERLIN — 21.09. LEIPZIG — 22.09. NÜRNBERG — 23.09. STUTTGART

Bei einem Fernsehauftritt am Ende der »Late Show« von David Letterman begeisterte Future IslandsSänger Sam Herring mit seiner zwischen James Belushi und Jack Black changierenden Performance ein Millionenpublikum und sorgte für tausendfache virale Multiplikation. 04.10. HAMBURG — 05.10. BERLIN

HONIG JAMES VINCENT MCMORROW

Honig nutzen jeden Winkel des Folkund Indie-Pop-Kosmos aus. Komplexe Strukturen treffen auf euphorische Melodien. 30.09. JENA — 01.10. LEIPZIG — 02.10. DRESDEN — 03.10. BERLIN — 04.10. HUSUM — 07.10. STUTTGART — 08.10. FR ANKFURT A. M. — 09.10. NÜRNBERG — 10.10. FREIBURG — 11.10. KONSTANZ — 14.10. A-WIEN — 15.10. MÜNCHEN — 16.10. KÖLN — Geht weiter!

BLONDE REDHEAD

Blonde Redhead sind schon seit knapp 20 Jahren aktiv. Sie haben es aber immer mit Leichtigkeit geschafft, zu keiner Sekunde gestrig oder überholt zu klingen. Call it »Dream­pop für die Ewigkeit«. Oder einfach nur gut gemachten Indie-Rock.

INTRO PRÄSENTIERT Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Mail an tickets@intro.de Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/termine #intropräsentiert

Würde man bei The xx die fliehenden Schatten der Young Marble Giants subtrahieren, käme man dem fantastisch klaren und aufgeräumten Pop-Entwurf dieses Trios wahrscheinlich sehr nahe. Adoleszenz und Alltag wurden selten in so wundervolle Harmonien gegossen. 05.10. BERLIN

THE ACID THE DØ

16.09. KÖLN — 17.09. FR ANKFURT A. M. — 22.09. BERLIN — 24.09. MANNHEIM

07.10. HAMBURG — 09.10. BERLIN — 11.10. KÖLN — 16.10. MÜNCHEN

LONDON GRAMMAR

16.09. KÖLN — 17.09. BERLIN — 18.09. HAMBURG

Drei Künstler, drei Kontinente, ein Projekt. The Acid teilen prägende musikalische Erfahrungen, sie fühlen sich zu Shoegaze, Grunge, früher elektronischer sowie klassischer moderner Musik hingezogen. Genauso facettenreich klingt auch die Live-Show des Trios.

Dass die Songs des James Vincent McMorrow eigentlich im Hardcore wurzeln, hört man den melancholischen Stücken des irischen Songwriters kein bisschen an. Es ist der Kontrast aus Schwermut und Optimismus, der begeistert.

Ist das eigentlich schon respektlos, was Olivia B. Merilahti und Dan Levy da aus dem »guten alten Indie« machen? Oder doch nur wundervoll verwegen? Ihr entscheidet – und zwar am besten auf der anstehenden Tour. 17.09. HAMBURG — 26.10. MÜNCHEN — 28.10. FR ANKFURT A. M. — 29.10. KÖLN — 30.10. LEIPZIG — 31.10. BERLIN

THE MAJORITY TRENTEMØLLER SAYS

Als Gäste unserer »Introducing«-Konzertreihe konnten die Schweden bereits überzeugen. Nun bringen sie ihren treibenden und euphorisierenden Folk-Pop im Alleingang auf die Bühnen. 18.09. HAMBURG — 25.10. OSNABRÜCK — 28.10. NÜRNBERG.POP — 30.10. MÜNCHEN — 31.10. A-WIEN — Geht weiter!

Darf man Trentemøller eigentlich schon als alten Hasen bezeichnen, oder wäre das irgendwie despektierlich? Dass der Däne einer der wandelbarsten Künstler in der elektronischen Musik ist, muss man niemandem mehr erklären. Das schlägt sich auch in seinen spektakulären Shows nieder. 20.09. LEIPZIG — 21.09. SCHORNDORF


Ticketmaster.de

JAN DELAY JENS FRIEBE & DISKO NO. 1

Pharrell Williams 16.09.14 Berlin 26.09.14 Frankfurt

Jan Delay kann alles, so viel sollte mittlerweile klar sein. Jetzt also Rock, ohne Präfix, ohne Schnörkel, dafür mit seinen alten Weggefährten Disko No. 1, und zwar auf den ­großen Bühnen der Republik.

»Nackte Angst zieh dich an wir gehen aus« heißt das neue Album von Jens Friebe. Klingt wie das Programm für den Weg auf eines der Konzerte seiner anstehenden Tournee. Wir gehen trotzdem hin!

24.09. DRESDEN — 25.09. LEIPZIG — 26.09. WÜRZBURG — 27.09. K ASSEL — 30.09. FREIBURG — Geht weiter!

07.10. HANNOVER — 08.10. KÖLN — 09.10. WEINHEIM — 10.10. MÜNCHEN — 12.10. REGENSBURG — 13.10. A-WIEN — 14.10. DRESDEN — 16.10. BERLIN

27.09.14 Düsseldorf 28.09.14 Stuttgart

A$AP Mob 01.11.14 Berlin

MALKY THE 1975

Beatsteaks Deutschland-Tour 11.11. – 14.12.14

Malky haben ihre Karriere als Ghostwriter begonnen. Dass sie auch im Vordergrund stehen können, beweist ihr Debütalbum »Soon«, das die Sixties auferstehen lässt. 16.09. DRESDEN — 18.09. GÖTTINGEN — 19.09. HAMBURG — 20.09. HANNOVER — 23.09. MÜNCHEN — 24.09. A-WIEN — 27.09. WEINHEIM — 29.09. FR ANKFURT A. M. — 30.09. KÖLN — Geht weiter!

Die vier Musiker aus Manchester machen schon seit zehn Jahren gemeinsam Musik – dabei sind sie alle erst Anfang 20. Gefeiert wird hier Electro-Pop irgendwo zwischen Joy Division und IndieRock-Hymnen. 08.10. KÖLN — 09.10. FR ANKFURT A. M. — 10.10. MÜNCHEN — 11.10. LEIPZIG — 12.10. BERLIN — 13.10. HAMBURG

Rise Against 16.11.14 Frankfurt 17.11.14 Düsseldorf

19.11.14 Hamburg 20.11.14 Berlin

WE HAVE BAND WE WERE PROMISED JETPACKS

Cloud Boat Deutschland-Tour 27.10. – 06.12.14

Ein Ehepaar und ein guter Freund. Kann das gut gehen? Bereits seit rund sieben Jahren hält diese DreiecksKonstellation im Fall von We Have Band. In dieser Zeit hat sich das Trio aus London der gemeinsamen Vorstellung von elektronischer Popmusik verschrieben. 30.09. BERLIN — 01.10. DRESDEN — 03.10. LEIPZIG

Seit knapp zehn Jahren feuert das schottische Quartett seinen energetischen Indie-Rock auf Festivals und Tourneen rund um den Globus ab – und nun auch endlich wieder hierzulande.

The Black Keys 19.02.15 München 20.02.15 Berlin 25.02.15 Düsseldorf

24.09. HAMBURG — 25.09. KÖLN — 27.09. BERLIN — 28.09. DRESDEN

Ticket-Hotline: 01806-999 00 00

0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetzen


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TOURDATEN ΩRACLES

ANDREAS DORAU

05.09. BERLIN

30.08. ESSEN

257ERS

AND THE GOLDEN CHOIR

26.09. HAMBURG 27.09. BERLIN 28.09. KÖLN 29.09. MÜNCHEN Geht weiter!

21.09. ULM 30.09. KÖLN Geht weiter!

ANGEL OLSEN

65DAYSOFSTATIC

18.09. HAMBURG Geht weiter!

18.09. STUTTGART 20.09. KÖLN 21.09. WIESBADEN

ANTILOPEN GANG

ALBERT HAMMOND

AUSTRA

11.09. FLENSBURG 12.09. DRESDEN 13.09. SCHWEINFURT 14.09. OSNABRÜCK 16.09. STUTTGART 17.09. MANNHEIM 18.09. BERLIN 21.09. HAMBURG 23.09. MAGDEBURG 25.09. DATTELN 27.09. PEINE

04.09. LEIPZIG 05.09. BERLIN

ALIEN SEX FIEND 19.09. KÖLN

ALLE FARBEN 07.09. BERLIN 13.09. RAVENSBURG 13.09. BADEN-BADEN

ALTE SAU

17.09. HAMBURG

CRYSTAL FIGHTERS

DIE NERVEN

ENNO BUNGER

30.08. DARDESHEIM 05.09. KOBLENZ 06.09. RHEINE 10.09. MESCHEDE-EVERSB. 11.09. ARNSBERG 26.09. HELMSTEDT Geht weiter!

06.09. BERLIN

17.09. BIELEFELD 18.09. HAMBURG 19.09. BERLIN Geht weiter!

13.09. NEUSTADT

BLUMFELD 27.08. KÖLN 28.08. FRANKFURT A. M. 29.08. MÜNCHEN 30.08. A-WIEN 11.09. MÜNSTER 12.09. HAMBURG 13.09. BERLIN 14.09. HAMBURG

BOSSE 30.–31.08. BERLIN 01.–02.09. HAMBURG 06.09. PAPENBURG

AVI BUFFALO

BRACE/CHOIR

29.09. HAMBURG Geht weiter!

26.09. AACHEN 27.09. KÖLN 28.09. HAMBURG

AYS 05.09. KARLSRUHE 06.09. SAALFELD 10.09. A-WIEN 11.09. ZWIESEL 12.09. CHEMNITZ 13.09. DESSAU 14.09. DUISBURG

AZEALIA BANKS 26.09. BERLIN 27.09. KÖLN Geht weiter!

03.09. KÖLN 04.09. NÜRNBERG 05.09. FRANKFURT A. M. 06.09. FREIBURG 11.09. BERLIN 12.09. HAMBURG 13.09. BREMEN

THE BARR BROTHERS

AMANDA ROGERS

20.09. NEUNKIRCHEN 27.09. LEIPZIG

10.09. HAMBURG 11.09. HANNOVER 12.09. BIELEFELD 14.09. OFFENBACH 15.09. BOCHUM 16.09. WETZLAR 17.09. MÜNCHEN 25.09. BONN 26.09. LEIPZIG 27.09. BERLIN 28.09. KIEL

BLOCKFLÖTE DES TODES

BRANDT BRAUER FRICK 13.09. BONN

CAMERA 24.09. HANNOVER Geht weiter!

CAPTAIN CAPA 19.09. WITTLICH 27.09. CHEMNITZ Geht weiter!

CAPTAIN PLANET

05.09. BERLIN

12.09. BREMEN 13.09. KÖLN

BEN HOWARD

CESAR MILLAN

09.09. BERLIN

17.09. HANNOVER 18.09. KÖLN 19.09. OBERHAUSEN 22.09. BERLIN 23.09. HAMBURG 25.09. STUTTGART 26.09. NÜRNBERG 28.09. MANNHEIM

BERND BEGEMANN & DIE BEFREIUNG

PRÄSENTIERT VON INTRO

BIG SKIES 25.09. DRESDEN 26.09. BERLIN 27.09. WOLFSBURG 28.09. HAMBURG 29.09. KÖLN 30.09. DARMSTADT

CHAD VANGAALEN 07.09. HAMBURG 08.09. BERLIN 13.09. KÖLN

COLD SPECKS 17.09. HAMBURG

DA GEHEN WIR HIN – TIPPS DER REDAKTION Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte

DANIEL KOCH

MARTIN LIPPERT

EIKE WOHLGEMUTH

BERLIN FESTIVAL SINKANE DIE NERVEN PHOX REEPERBAHN FESTIVAL

BLUMFELD BERLIN FESTIVAL HELMET LARRY GUS REEPERBAHN FESTIVAL

BLUMFELD BERLIN FESTIVAL MATTHEW DEAR ALIEN SEX FIEND GUSGUS

DAGOBERT 30.08. MANNHEIM 31.08. ESSEN

DAN SARTAIN 11.09. KÖLN 12.09. HAMBURG 13.09. BERLIN 16.09. MÜNCHEN

DARKSIDE 05.09. BERLIN

DARK HORSES 19.09. DÜSSELDORF 20.09. HAMBURG 22.09. STUTTGART 23.09. MÜNCHEN

DEN SORTE SKOLE

DJ CRAFT 29.08. BOCHUM 06.09. LÜDENSCHEID 13.09. WÜRZBURG

DR. MARTENS STANDFORSOMETHING TOUR MIT PULLED APART BY HORSES, DINOSAUR PILE-UP 08.09. F-PARIS 09.09. HAMBURG 10.09. DK-KOPENHAGEN 11.09. S-STOCKHOLM 13.09. NL-AMSTERDAM

DŸSE 05.09. WERDAU Geht weiter!

11.09. BERLIN 12.09. HAMBURG 14.09. FRANKFURT A. M.

EAST CAMERON FOLKCORE

DESIREE KLAEUKENS

26.08. HAMBURG 27.08. BREMEN

11.09. ERLANGEN 12.09. WORMS 13.09. DARMSTADT Geht weiter!

EDITORS 05.09. BERLIN 07.09. HAMBURG

EZRA FURMAN & THE BOYFRIENDS 11.09. STUTTGART 17.09. KÖLN 18.09. HAMBURG 20.09. BERLIN

THE FAT WHITE FAMILY 25.09. KÖLN 26.09. BERLIN 29.09. A-WIEN

FEINE SAHNE FISCHFILET 30.08. ROSTOCK Geht weiter!

FICKLE FRIENDS 04.09. BERLIN

FIRST AID KIT 30.09. FRANKFURT A. M. Geht weiter!

FIVA 06.09. MASSING 23.09. HAMBURG

FJØRT 06.09. KIRCHVEISCHEDE 06.09. MÜNSTER 17.09. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

PRÄSENTIERT VON INTRO

04.09. CHEMNITZ 05.09. DRESDEN 17.09. HAMBURG

29.08. DARDESHEIM 30.08. WIESBADEN 06.09. GOLDENSTEDT 19.09. WITTLICH 20.09. HAMBURG 26.09. STRALSUND Geht weiter!

28.09. OSNABRÜCK 30.09. WIESBADEN Geht weiter!

EINAR STRAY ORCHESTRA

GLASS ANIMALS

20.09. HAMBURG 21.09. KÖLN 23.09. A-WIEN 26.09. ERFURT 27.09. HANNOVER 29.09. BERLIN 30.09. DRESDEN

04.09. BERLIN

DIE HÖCHSTE EGOTRONIC EISENBAHN DIE KASSIERER 12.09. MAGDEBURG 13.09. CHEMNITZ Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

DIE LIGA DER GEWÖHN­ LICHEN GENTLEMEN 10.09. BIELEFELD 11.09. DÜSSELDORF 12.09. MAINZ 13.09. AACHEN 30.09. BAMBERG Geht weiter!

EKO FRESH 06.09. REUTLINGEN Geht weiter!

PRÄSENTIERT VON INTRO

F.S.K. 05.09. BERLIN 06.09. WOLFSBURG

FU MANCHU

PRÄSENTIERT VON INTRO

GLORIA 06.09. BERLIN

GOAT 23.09. BERLIN 24.09. MÜNCHEN

GRAMATIK 18.09. HAMBURG

ELIOT SUMNER

GREGORY PORTER

16.09. BERLIN 18.09. HAMBURG

12.09. HAMBURG 13.09. BREMEN

AMSTERDAM DANCE EVENT Im Herbst wird ganz Amsterdam wieder zur Tanzmeile: Beim Amsterdam Dance Event spielen mehr als 2.000 Künstler aus der elektronischen Musikszene in 80 Locations in der ganzen Stadt. Neben Lager- und Konzerthallen wird an diesem Wochenende auch das eher für klassische Konzerte bekannte Royal Concertgebouw zur Disco. An den Turntables stehen unter anderem der House-DJ Afrojack und Electro-Master Hardwell, aus Deutschland reisen Chris Liebing und DJ Koze an. DJ Rush kommt mit seinem »Motherfucking Bass« aus den USA rüber. Weitere Tipps und Infos zum ADE gibt’s in der nächsten Intro-Ausgabe. Text: Stefanie Thomas


MORGEN

GROSSSTADTGEFLÜSTER

PRÄSENTIERT VON INTRO

GUSGUS

I HEART SHARKS

23.–24.09. BERLIN 25.09. MÜNCHEN 28.09. HAMBURG 29.09. KÖLN Geht weiter!

28.08. ROSTOCK 29.08. DÜSSELDORF 06.09. KUMMERFELD 13.09. BAD NAUHEIM 27.09. ASCHAFFENBURG

GUTS & LIVE BAND 17.09. HAMBURG 18.09. BERLIN

29.08. ANGERMÜNDE 20.09. OBERHAUSEN

HEINZ STRUNK 31.08. ESCHWEILER

PRÄSENTIERT VON INTRO

HEISSKALT 06.09. HOMBERG 19.09. HAMBURG 20.09. WITTLICH Geht weiter!

HELGE SCHNEIDER

LAIBACH

MOONBOOTICA

ROCKSTAH

TROPICS

05.09. DEUTZEN

29.08. WÜRZBURG 30.08. DUISBURG 30.08. HANNOVER 05.09. WOLFRAMS-E. 13.09. ESSEN 19.09. MÜNCHEN 20.09. MANNHEIM 20.09. LUDWIGSHAFEN

29.08. ESSEN 30.08. WARENDORF

06.09. HAMBURG

LAING 11.09. BERLIN Geht weiter!

LAMBERT

JAAKKO EINO KALEVI

27.08. HAMBURG 28.08. KIEL 30.08. BERLIN 17.09. HAMBURG

PRÄSENTIERT VON INTRO

04.09. BERLIN 18.09. HAMBURG

LAURYN HILL

10.09. MÜNCHEN

JA, PANIK MIT JUSTINE ELECTRA

07.09. DÜSSELDORF 09.09. HAMBURG

NAGEL

NENEH CHERRY & ROCKETNUMBERNINE

25.09. BERLIN

LIAM FINN

JENNIE ABRAHAMSON

18.09. BERLIN 19.09. KÖLN

NEONSCHWARZ

20.09. STUTTGART 21.09. BERLIN 22.09. FRANKFURT A. M.

PRÄSENTIERT VON INTRO

05.09. BALTRUM 26.09. HAMBURG Geht weiter!

JESSIE WARE 07.09. BERLIN

28.08. MAGDEBURG 29.08. HAMBURG 30.08. HAMBURG 31.08. KIEL 06.09. KÖLN 19.09. HANNOVER 20.-22.09. BERLIN

THE JOHN STEEL SINGERS

HGICH.T

LILLY WOOD &MITTHE PRICK PARASITE SINGLE

07.09. BERLIN

NEON TREES 12.09. KÖLN 13.09. BERLIN

SAMARIS 16.09. KÖLN 17.09. BERLIN 18.09. FRANKFURT A. M. 19.09. HAMBURG

THE SCRIPT

TWIN SHADOW

10.09. HAMBURG

25.08. BERLIN

SINKANE

WARPAINT

04.09. BERLIN 05.09. A-WIEN 20.09. HAMBURG Geht weiter!

03.09. STUTTGART 05.09. BERLIN 06.09. MÜNSTER Geht weiter!

SIVERT HØYEM

WAX MANNEQUIN

08.09. KÖLN 10.09. MÜNCHEN

STEREO TOTAL

04.09. HAMBURG 05.09. BERLIN 06.09. HANNOVER 14.09. MAINZ

27.09. HAMBURG Geht weiter!

THE WYTCHES

THE SUBWAYS

17.09. HAMBURG 18.09. KÖLN

07.09. BERLIN

05.09. DÜSSELDORF 06.09. KASSEL 19.09. HANNOVER Geht weiter!

JUDITH HOLOFERNES

LISA BASSENGE

PRÄSENTIERT VON INTRO

12.09. BERLIN

05.09. HAMBURG

20.09. HAMBURG Geht weiter!

16.09. BERLIN 17.09. KÖLN 18.09. HAMBURG Geht weiter!

HIGHASAKITE

JULIUS GALE

25.09. KÖLN

SUSANNE BLECH

02.09. KÖLN 03.09. MÜNCHEN 04.09. DRESDEN 05.+07.09. BERLIN

06.09. MANNHEIM

HOZIER 20.09. KÖLN

INGRID MICHAELSON 29.09. HAMBURG 30.09. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO

INTRODUCING MIT SYLVAN ESSO, LITTLE SIMZ, OCCUPANTHER*, THE ACID**

THE JUAN MACLEAN

JUPITER JONES

LONSKI & CLASSEN

29.08. ALZEY 06.09. REMSCHEID 13.09. GÖTTINGEN 27.09. WISMAR Geht weiter!

18.09. MÜNCHEN 20.09. STUTTGART 22.09. BERLIN 24.09. HALLE 25.09. DRESDEN

KADEBOSTANY

LUKE SITAL-SINGH

05.09. OFFENBACH

22.09. BERLIN 23.09. KÖLN 24.09. HAMBURG

KALIPO 19.09. BERLIN

KID KARATE 30.08. WARENDORF

18.09. BERLIN* 19.09. HAMBURG**

PRÄSENTIERT VON INTRO

INVSN

28.08. ROSTOCK 29.08. ESSEN 17.09. HAMBURG Geht weiter!

07.09. BREMEN 08.09. MÜNSTER 10.09. KÖLN 11.09. STUTTGART 12.09. HEIDELBERG

IRA ATARI 29.08. FLENSBURG 05.09. BERLIN

ISAAC DELUSION 20.09. HAMBURG 21.09. BERLIN 22.09. MÜNCHEN

IVAN IVANOVICH & THE KREML KRAUTS 05.09. ZENTENDORF Geht weiter!

I AM GIANT 15.09. BERLIN 16.09. MÜNCHEN 17.09. WIESBADEN 18.09. KÖLN

PRÄSENTIERT VON INTRO

KID SIMIUS

PRÄSENTIERT VON INTRO

MARCUS WIEBUSCH 06.09. HAMBURG 07.09. LINGEN Geht weiter!

NIGHTMARES ON WAX

NILS FRAHM

NILS KOPPRUCH VINYL RELEASES & TRIBUTEKONZERTE MIT TIM NEUHAUS, GISBERT ZU KNYPHAUSEN & KID KOPPHAUSEN BAND, LOCAS IN LOVE, NIELS FREVERT, CLICKCLICKDECKER, GISBERT ZU KNYPHAUSEN, TORPUS & THE ART DIRECTORS 02.–03.09. HAMBURG

OUM SHATT 30.08. BERLIN 19.09. HAMBURG

PASCOW 29.08. WIESBADEN 13.09. TRIER Geht weiter!

PHARRELL WILLIAMS

05.09. HAMBURG

SYLVAN ESSO

ZUGEZOGEN MASKULIN

29.09. FREIBURG Geht weiter!

30.08. BERLIN 04.09. BERLIN 06.09. KUMMERFELD

PRÄSENTIERT VON INTRO

TALISCO 04.09. BERLIN 06.09. MÜNCHEN 12.09. GÖTTINGEN 15.09. MÜNCHEN 16.09. BERLIN 17.09. KÖLN 18.09. HAMBURG

TALKING TO TURTLES

THEES UHLMANN & BAND

07.09. KASSEL

03.09. HAMBURG 04.09. BERLIN Geht weiter!

28.08. ROSTOCK 06.09. BERLIN 13.09. JEVER

MILKY CHANCE

PRAG

TINY RUINS

30.08. BERLIN

28.09. MÜNCHEN 29.09. BERLIN 30.09. HAMBURG

05.09. MASSING

06.09. BOCHUM 19.09. BAESWEILER 20.09. BRAUNSCHWEIG 21.09. BAD ELSTER

KRAFTWERK

MYKKI BLANCO

PRINZ PI

TORPUS & THE ART DIRECTORS

12.–13.09. KARLSRUHE

07.09. BERLIN

07.09. BOCHUM

30.08. WASSERBURG

K.I.Z. 07.09. BERLIN

KLAUS JOHANN GROBE 17.09. SCHORNDORF 18.09. NÜRNBERG 19.09. HAMBURG 21.09. BERLIN 22.09. DRESDEN Geht weiter!

MAX HERRE & KAHEDI RADIO ORCHESTRA 29.08. HAMBURG 30.08. AACHEN 04.09. KÖLN 05.09. BERLIN 06.09. LEIPZIG 07.09. DORTMUND

MIA.

MOTRIP

PHILIPP POISEL

ZOOT WOMAN

SOHN

PHOX

01.09. KÖLN 03.09. DRESDEN 04.09. A-WIEN 13.09. SCHORNDORF 14.09. MÜNCHEN 15.09. FRANKFURT A. M.

05.09. HANNOVER 16.09. KÖLN 17.09. BERLIN 18.09. LEIPZIG 20.09. HAMBURG Geht weiter!

04.+06.09. BERLIN Geht weiter!

29.08. ST. GOARSHAUSEN 30.08. MÖNCHENGLADB. 31.08. BRUCHSAL

KING BUZZO

20.09. HAMBURG Geht weiter!

16.09. BERLIN 18.09. A-WIEN 26.09. FRANKFURT A. M. 27.09. DÜSSELDORF 28.09. STUTTGART

YALTA CLUB

17.09. DRESDEN 20.09. ESSEN 22.09. KÖLN

05.09. DRESDEN 06.09. ROSTOCK 11.09. LEIPZIG 12.09. MÜNCHEN 13.09. WIESBADEN 14.09. BERLIN 16.09. BOCHUM 17.09. HAMBURG 18.09. JENA 19.09. FREIBURG 20.09. DÜSSELDORF

MAXIM

TURBOSTAAT

28.08. KÖLN 29.08. BERLIN

17.09. HAMBURG 21.09. KÖLN 22.09. STUTTGART 23.09. MÜNCHEN 26.09. ERLANGEN 27.09. BERLIN

23.09. KÖLN 24.09. BERLIN

PRÄSENTIERT VON INTRO 13.09. TRIER 24.09. OLDENBURG 25.09. BOCHUM 26.09. SAARBRÜCKEN 28.09. REUTLINGEN 30.09. NÜRNBERG Geht weiter!

SCHNIPO SCHRANKE

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DIE KOMMEN, DIE TOUREN AMSTERDAM DANCE EVENT (15.–19.10.) BLAUDZUN (23.10–16.11.) BONAPARTE (10.10.–16.11.) CLOUD BOAT (27.10.–10.11.) EUROBLAST FESTIVAL (02.–04.10.) KRAFTKLUB (10.10.–01.11.) LUXEMBOURG SOUNDS LIKE MORITZ VON OSWALD (11.10.) NÜRNBERG.POP (25.10.) OLIVER POLAK (28.10.–06.12.) POP-A BO MIT A NE BRUN (23.10.) ROCKSTAH (21.10.–10.11.) SAALSCHUTZ (01.–05.10.) THE ASTEROIDS GALAXY TOUR (31.10.–13.11.) THE HIDDEN CAMERAS (03.10.–15.11.) TIMBER TIMBRE (29.–30.10.) TYCHO (11.–14.10.) VANCE JOY (10.–13.10.) WHOMADEWHO (14.–18.10.)


122

MORGEN

REEPERBAHN FESTIVAL

FESTIVALS

Die Tipps der Redaktion Die beste Beschäftigung für den Frühherbst: über die Reeperbahn schlendern, in irgendwelche Clubs, Bars oder Kaschemmen stolpern und genau die Band hören, die die nächsten Monate maßgeblich mitprägen wird. Geht natürlich nicht immer, sondern nur während des Reeperbahn Festivals. Damit niemand komplett unvorbereitet den Weg nach St. Pauli antreten muss, haben wir ein paar Tipps für jeden Geschmack herausgesucht. Wer uns während der tollen Tage auf der Reeperbahn treffen will, hat ausgiebig die Gelegenheit: Im Imperial Theater vergeben wir mit dem Festivalguide die Helga® Awards, in der Superbude St. Pauli laden wir zum Intro Intim. ANNENMAYKANTEREIT Ganz ohne die große Bewerbungsmaschinerie, sondern vollständig selbstständig hat sich das Kölner Singer/Sogwriter-Trio eine beträchtliche Fanbase erspielt. Sie haben weder Label noch Konzertagentur, können aber auf die überzeugende Klasse ihrer Songs bauen, die an Nils Koppruchs Fink, Element Of Crime und Rio Reiser gleichermaßen erinnern.

FJØRT Wer seiner Schwäche für Screamo nachgeben und trotzdem nicht auf Melodien und drückende Texte verzichten will, sollte Fjørt eine Chance geben. Ihr tolles Debüt »D’accord«, das im Frühjahr auf dem geschmackvollen Label This Charming Man herauskam, machte die Aachener nach Jungbluth und Escapado prompt zu den nächsten Hoffnungsträgern des Genres.

EINAR STRAY ORCHESTRA Dass sich ein bärtiger Modeschöpfer das Wort »pompös« unter seine manikürten Fingernägel gerissen und es damit für den eigenen Wortschatz unbenutzbar gemacht hat, ist schade. Denn pompös beschreibt den wunderschönen, ausufernden Indie-Pop mit Orchester-Arrangements dieser norwegischen Band perfekt. Und die Texte zerreißen einem das Herz.

ALCOHOLIC FAITH MISSION Die Dänen sind schon seit einigen Jahren auf der Jagd nach perfekten Pop-Melodien. Die melancholischen Momente des Lebens werden von einem mehrstimmigen Chor einfach weggesungen, wenn die große Euphorie-Revue ihrer Liveshows startet. Unlängst hat die Band eine Zusammenstellung alter Stücke mithilfe des befreundeten Produzenten Brian Batz alias Sleep Party People neu eingespielt und auf Haldern Pop Recordings veröffentlicht.

LAMBERT Hinter Lambert verbirgt sich ein kleines Geheimnis: Der Name ist nur ein Alias für einen, der im Kontext von Disco und anderen Geschmacklosigkeiten schon längst zur Prominenz gehört: Carsten Meyer a.k.a. Erobique gibt sich als Lambert seiner Schwäche fürs kammermusikalische Klavier hin. Wer in den letzten Jahren Chilly Gonzales oder Nils Frahm für sich entdeckte, darf auch hier hinhören.

TRULS Eigentlich sind die Songs von Truls viel zu kitschig. Dennoch schafft es der beleibte Norweger, seinen von 90er-R’n’B beeinflussten Falsett-Pop derart charmant und inbrünstig vorzutragen, dass bei seinen Konzerten Stillstand und hängende Mundwinkel keine Optionen sind. Da heißt es: Kopf aus, Bauch an und Goldkettchen um den Hals. Texte: Brummert, Küllenberg, Steinbrink

17.–20.09. HAMBURG — ALCOHOLIC FAITH MISSION, ALL THE LUCK IN THE WORLD, ANGEL OLSEN, ANNENMAYK ANTEREIT, BERNDSEN, BILDERBUCH, BLONDE REDHEAD, COLD SPECKS, DIE NERVEN, EAVES, EGOTRONIC, EZR A FURMAN, HEISSK ALT, HOZIER, JA AKKO EINO K ALEVI, JENNIE ABR AHAMSON, JENS FRIEBE, JUDITH HOLOFERNES, KID SIMIUS, LAMBERT, LOVE A, MALKY, MAXIM, SAMARIS, SINK ANE, SYLVAN ESSO, TALISCO, TEAM ME, THE DØ, FAT WHITE FAMILY, THE MISPERS, THE SUBWAYS, TRULS U. V. A.

POP-ABO DORTMUND SAISONERÖFFNUNG

ANE BRUN

Wenn die Sonne nicht mehr ganz so erbarmungslos vom Himmel brennt, freut man sich wieder auf Konzerte mit Dach über dem Kopf, im Idealfall in exklusivem, gediegenem Ambiente. Für solche Wünsche ist das Pop-Abo im Konzerthaus Dortmund auch in dieser Saison wieder ideal. Und wieder

haben die Veranstalter eine Reihe hochklassiger Acts für ihr Programm verpflichtet. Den Anfang macht im Oktober die norwegische Songwriterin Ane Brun. Weiter geht es mit Tina Dico, den einheimischen Folk-Pop-Durchstartern Mighty Oaks und den eleganten Schotten Tindersticks als krönen-

dem Abschluss. Karten dafür sind bereits im Verkauf, und jedem, der noch nicht bei einem der Dortmunder Konzerte dabei war, sei gesagt: Es lohnt sich. Text: Christian Steinbrink 23.10. ANE BRUN — 06.11. TINA DICO — 06.12. MIGHTY OAKS — 07.02. TINDERSTICKS


PRÄSENTIERT VON:

@ SUPERBUDE ST. PAULI, HAMBURG

TALISCO, SYLVAN ESSO ANNENMAYKANTEREIT 19. SEPTEMBER 2014 SCHAFE & WÖLFE, MIRANDA DRY THE RIVER 20. SEPTEMBER 2014 SUPER EXKLUSIV! SUPER GRATIS!

#INTROINTIM #SUPERBUDE

Die 30 Tickets pro Tag & Konzert gibt es nur zu gewinnen und zwar hier: intro.de/superintim Tickets für das Reeperbahn Festival gibt es unter www.reeperbahnfestival.com EIN FEST VON:

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124

MORGEN

BERLIN MUSIC WEEK UND BERLIN INDEPENDENT NIGHT

FESTIVALS

Der September in Berlin wird ereignisreich: Die Berlin Music Week glänzt mit dem frisch umgezogenen Berlin Festival und der NewcomerSchau First We Take Berlin. Abgeschlossen wird die Feierei mit der Berlin Independent Night.

A

ll den Berlinern, die sich sonst so gerne in ihren Luxussorgen suhlen und wehklagen, dass ja so viel los sei und man so viele gute Konzerte besuchen müsse, sei gesagt: »Kommt klar, ihr Weicheier!« Ab September wird es nämlich noch ein wenig intensiver. Da muss eben anschließend nachgeschlafen werden. Zunächst besetzt ab dem 3. September die Berlin Music Week große Teile von Friedrichshain und Kreuzberg. Dazu gehört zum Beispiel die Fachkonferenz Word!, das neue frei zugängliche First We Take The Streets Festival, bei dem die Mighty Oaks eine Bühne kuratieren, das Our/Berlin Festival

von den Skandinavien-Expertinnen Nordic By Nature, das Newcomer-Schaulaufen First We Take Berlin, das generalüberholte, ab sofort im Arena Park stattfindende Berlin Festival und abschließend am Sonntag der New Music Award, den zum Beispiel Bonaparte und Kraftklub schon mal mit nach Hause nehmen durften. Wer will, kann also von Mittwoch bis Sonntag das Konzerthopping auf eine neue Stufe bringen und dabei nicht nur die hier im Heft vorgestellten Phox und Sinkane sehen, sondern zum Beispiel auch heiß gehandelte Newcomer wie Lary, Ballet School, Blaenavon und Hawk House. Beim Berlin Festival, das 48 Stunden Nonstop-Programm bietet, warten zum Beispiel Neneh Cherry & Rocketnumbernine, Darkside, DJ Koze, Editors, Warpaint und Fünf Sterne Deluxe. Man darf gespannt sein,

wie der sogenannte Arena Park angenommen wird, der nicht nur die Arena, sondern auch das Badeschiff, das Glashaus, den Club der Visionäre und das White Trash umfasst. Statt der Tempelhofer Weite gibt es hier nun also eine geballte Ladung jenes Berlin-Spirits, der ja schon seit Jahrzehnten international hoch im Kurs steht. Ganz ähnlich funktioniert die Berlin Independent Night, die am Vorabend des 3. Oktobers in die Clubs Lido, Magnet, Comet, BiNuu und White Trash lädt. Hier gilt der gute Deal: Ein Ticket, alle Clubs. Das Line-up dürfte auch hier für jeden etwas dabeihaben: I Heart Sharks haben sich angekündigt, ebenso Dear Reader, Fuck Art Let’s Dance und der belgische PopExport Intergalactic Lovers. Für knapp über ‘nen Zwanni kann man da nicht meckern. Text: Michael Schütz

BERLIN MUSIC WEEK — 03.–07.09. BERLIN — ΩRACLES, ALLE FARBEN, AUSTRA, BILDERBUCH, BOMBAY BICYCLE CLUB, CHASE & STATUS FEAT. MC RAGE, CRYSTAL FIGHTERS, DARKSIDE, DIETER MEIER, DIGITALISM, DJ KOZE, EDITORS, ELLEN ALLIEN, FÜNF STERNE DELUXE, GENTIKK, HEISSKALT, HENRIK SCHWARZ, HUDSON MOHAWKE, HUSS & HODN, JAAKKO EINO KALEVI, JAZZANOVA, JESSIE WARE, JIMMY EDGAR, K.I.Z., MODERAT, MOUNT KIMBIE, MYKKI BLANCO, NENEH CHERRY, NINA KRAVIZ, PHOX, PIMF, SCHLACHTHOFBRONX, SINKANE, SVEN VÄTH, TALISCO, TAKTLO$$, THE ACID, TRENTEMØLLER, WANKELMUT, WARPAINT, WOODKID, ZOOT WOMAN U. V. A. BERLIN INDEPENDENT NIGHT — 02.10. BERLIN — CHPLN, DEAR READER, FINDUS, FUCK ART, LET’S DANCE!, I HEART SHARKS, INTERGALACTIC LOVERS, JACOB BELLENS, JUNIOR, KID ASTRAY, LIFE IN FILM, M185, MNRS, PETTER CARLSEN, SCHMUTZKI, SUNS OF THYME, TÜSN, YESTERDAY SHOP U. V. A.

SWR3 NEW POP FESTIVAL

GEORGE EZRA

September: Ein guter Monat, um mal wieder in Kur zu fahren. Bestenfalls sollte das Reiseziel Baden-Baden heißen, denn dort durchbricht das SWR3 New Pop Festival zum 17. Mal die erholsame Ruhe. Mitte des Monats stellt sich wieder ein bunter Strauß frischer Pop-Entwürfe auf die

Bühnen der altehrwürdigen Kurstätten, um den Stand der Dinge zwischen Folk und Rock zu präsentieren. Mit den American Authors, Sam Smith und George Ezra sind drei vielversprechende Acts dabei, die allesamt ihr Potenzial schon mit den ersten Songs angedeutet haben. Alle

Farben führt die Festivalbesucher danach erstmals in die Welt der Dance Music ein. Text: Julia Brummert 11.–13.09. BADEN-BADEN — ALLE FARBEN, AMERICAN AUTHORS, CLEAN BANDIT, CRIS CAB, FAMILY OF THE YEAR, GEORGE EZRA, LARSITO, LONDON GRAMMAR, NICO & VINZ, SAM SMITH U. A.


XXL Urzeit krebse

Nur in Yps 1265 – ab 28. August am kiosk!


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MORGEN

FESTIVALS

PLAY NORDIC Schon seit Anfang Juli präsentiert sich die ganze Vielfalt der skandinavischen Pop- und Design-Kultur im Berliner Fellehus, dem nordischen Haus der Kultur. Ab Ende August legt sich der Fokus mehr auf Musik: Die Reihe »Jazzkantine« widmet sich in Einzelkonzerten exponierten Vertretern der freien und improvisierten Szene in Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Außerdem feiert die Plattform Ja Ja Ja ihren Launch in Deutschland, nachdem sie als englischsprachige Webseite in der Vergangenheit schon erfolgreich die Aufmerksamkeit der Briten auf nordische Musik gelenkt hat. Eingerahmt wird das Ganze von Ausstellungen, Workshops und Filmnächten.

HOCKEYPARK MÖNCHENGLADBACH Mönchengladbach, Rock City? Wohl kaum. Zumindest bisher. Der HockeyPark holt nun aber große Stars wie Elton John oder Neil Young in die Stadt. Silke Müller ist fürs B ­ ooking verantwortlich und gibt über das Wieso und Weshalb Auskunft. Wie schwierig ist es, Acts der Größenordnung Elton John oder Neil Young von Mönchengladbach zu überzeugen? Der HockeyPark hat in den letzten Jahren an Image gewonnen. Viele Künstler freuen sich darauf, in Mönchengladbach zu spielen, und fragen bei uns an. Es bleibt aber wichtig, Klinken zu putzen und Kooperationen zu schließen. Wie wählt ihr aus, welche Acts ihr für Konzerte im HockeyPark anfragt?

04.07.–01.10. BERLIN — ELISE EINARSDOTTER, HÅKON KORNSTAD, K ALLE K ALIMA’S LONG WINDING ROAD, NYCONNECTION, SIDSEL STORM U. V. A.

Solange die Qualität stimmt, ist das Genre erst mal egal. Wir haben das Glück, dass in unserer Region viele Menschen mit unterschiedlichem Musikgeschmack leben. Trotzdem haben wir wie alle anderen auch mal Glück und mal Pech, was die Besucherzahlen angeht. Gibt es jemanden, den ihr unbedingt mal buchen wollt? Dass Neil Young da war, war schon eine große Ehre. In meinem Büro hängen Porträts meiner Vorbilder. Er hängt auch da, neben Patti Smith, Kurt Cobain und Aretha Franklin. Alle, die davon noch leben, wären toll. Die Liste ist lang, vielleicht noch Deichkind oder die Beatsteaks. Die sind hier in der Region extrem beliebt. Interview: Julia Brummert

SIDSEL STORM

29.08. AVICII, 30.08. PHILIPP POISEL

PULLED APART BY HORSES ÜBER DIE #STANDFORSOMETHING-TOUR

PULLED APART BY HORSES

Pünktlich zur Veröffentlichung ihres tollen neuen Albums »Blood« gehen die britischen Mathrocker Pulled Apart By Horses mit Dr. Martens auf große #StandForSomething-Tour durch Europa. Wie sie den anstrengenden Festivalsommer überstanden haben, verrät Leadgitarrist James Brown im Interview.

Du hast in diesem Sommer auf verschiedenen Festivals gespielt. Freust du dich jetzt auf kleinere Shows wie bei der #StandForSomethingTour? Oder sind dir die großen Open-AirKonzerte im Sommer lieber? Das sind einfach ganz unterschiedliche Arten von Shows. Die kleineren Club-Konzerte sind viel intensiver, verschwitzt, heiß und viel lauter. Bei den Festivals spielst du vor viel größerem Publikum. Das ist großartig, weil du vor vielen neuen Leuten auftrittst, die du vielleicht noch überzeugen musst. Das ist eine Herausforderung, wir mögen das sehr, weil es die Sache spannend macht. Ich mag Club-Shows im Moment lieber, das liegt aber wohl daran, dass wir gerade auf so vielen Festivals gespielt haben. Was war für dich der Höhepunkt in diesem Festivalsommer? Und gab es auch Tiefpunkte?

Eine tolle Sache war das Super Bock Super Rock Festival in Portugal. Das war unser erstes Festival in dem Land, dafür lief es ziemlich gut, das Publikum war gut drauf. Nach der Hälfte des Konzerts gab es einen Wolkenbruch, es fing fürchterlich an zu regnen. Weil die Bühne kein Dach hatte, war alles sofort klitschnass, nach und nach funktionierte unser Equipment nicht mehr. Wir haben trotzdem weitergespielt, denn das Publikum ist ebenfalls geblieben. Obwohl alle nass bis auf die Knochen waren. Das war eine großartige Atmosphäre. Bisher gab es keinen wirklichen Tiefpunkt, aber der lässt dann wohl nicht mehr lange auf sich warten. Interview: Julia Brummert, Christian Steinbrink 08.09. PARIS — 09.09. HAMBURG — 10.09. KOPEN­­H AGEN — 11.09. STOCKHOLM — 13.09. AMSTERDAM


MORGEN

NILS FRAHM – KÖLNER PHILHARMONIE Der Shootingstar der modernen Klassik, Nils Frahm, spielt Ende September ein Konzert in der Philharmonie in Köln. Mit seinem Stil hat es der Pianist genre- und szeneübergreifend zu Ruhm gebracht. Kein Wunder, dass er so viele unterschiedliche Menschen anspricht: »Kategorische Ausgrenzung von Musik ärgert mich«, sagt Frahm. Neben Klassikern wie Bach und Schubert hat er früh angefangen, Freejazz oder die 70erRockplatten seiner Hippie-Eltern zu hören. Sein Bruder spielte ihm Trance und Techno vor, Frahm war auch mal Mitglied in Punk-Bands. Weil sich diese vielfältigen Einflüsse am besten bei seinen Konzerten zeigen, hat Frahm kürzlich ein Live-Album namens »Spaces« veröffentlicht. Damit wollte er unter anderem seine Arbeit auf der Bühne dokumentieren: »In ein paar Jahren werde ich meine Lieder wahrscheinlich nicht mehr so spielen können, weil ich mich verändere oder die Songs nicht mehr hören mag. Deswegen habe ich die Energie des Konzertes, die man im Studio nicht hat, genutzt: diesen Fokus, der nur entsteht, wenn viele Ohren zuhören, die etwas von dir erwarten.« Am besten lässt sich die Erfahrung wohl bei einem tatsächlichen Live-Auftritt von ihm machen. Für das Konzert in der Kölner Philharmonie hat er sich Unterstützung besorgt: »Ich bin mit dem Signum Quartett im Gespräch, einem Saxofon-Quartett aus Köln. Chilly Gonzales und ich überlegen gerade, was man für sie schreiben könnte. Und weil ich noch nie mit ihnen aufgetreten bin, habe ich gedacht, dass es interessant wäre, sie einzubinden.« Gonzales hat bereits Erfahrungen mit der Philharmonie, Frahm hingegen spielt dort zum ersten Mal. Interview: Christian Steinbrink / Text: Julia Brummert 25.09. KÖLN — NILS FR AHM

DENOVALI SWINGFEST Nachdem das Swingfest in den letzten Monaten seine Fühler gen Berlin und London ausgestreckt hat, kehrt es Anfang Oktober endlich wieder heim ins Ruhrgebiet, und das ausgedehnter und prominenter denn je: Erstmals besetzt das Label, das seit jeher mit einem breiten Spannungsfeld freier und experimenteller Musik von Jazz und Electronica bis hin zu Doom und Metal glänzt, die Essener Weststadthalle für gleich vier Tage. Passend dazu ist das diesjährige Line-up wirklich prominent: Neben Helden und Freunden wie Federico Albanese und Hauschka geben mit dem Silver Mt. Zion Orchestra wahre Ikonen des experimentellen und psychedelischen Postrock eines ihrer raren Konzerte. Text: Christian Steinbrink 02.–05.10. ESSEN — BEN FROST, BOHREN & DER CLUB OF GORE, FEDERICO ALBANESE, GREG HAINES, HAUSCHK A, JAMES HOLDEN, OVAL, PETRELS, PIANO INTERRUPTED, SEBASTIAN PLANO, THE EYE OF TIME, THE HAX AN CLOAK, THE SAMUEL JACKSON FIVE, THEE SILVER MT. ZION MEMORIAL ORCHESTR A U. V. A.

SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

04.09. DO

PENTAGRAM / MOUNTAIN WITCH

05.09. FR

NEGATIVE APPROACH

11.09. DO

FEDERAL LIGHTS

13.09. SA

TALKING TO TURTLES / NICOLAS HUART

17.09. MI

I AM GIANT

18.09. DO

MIRACULOUS MULE

21.09. SO

JULY TALK

21.09. SO

65DAYSOFSTATIC / FLOOD OF RED

22.09. MO

ENTOMBED A.D. / GRAVE / WOUND

24.09. MI

ÁRSTÍÐIR (ARSTIDIR)

28.09. SO

FELIX MEYER

29.09. MO

JEX THOTH

30.09. DI

FU MANCHU

02.10. DO

DIE KASSIERER / KNOCHENFABRIK

08.10. MI

MEGALOH & AFROB

11.10. SA

ELÄKELÄISET

13.10. MO

BONAPARTE

27.10. MO

MICK FLANNERY

30.10. DO

SWANS / SPECIAL GUEST: PHARMAKON

01.11. SA

WIZO / SPEZIELLE GÄSTE: SCHMUTZKI

06.11. DO

IRON & WINE - SOLO

06.12. SA

SOHN

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

schlachthof-wiesbaden.de

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MORGEN

T U NE S

U

KAM PN AGE L.D E

O K T/ N O V 20 14

Sa. 27.09.2014 | Live Music Hall, Köln

AZEALIA BANKS Sa. 04.10.2014 | Live Music Hall, Köln

DEINE LAKAIEN Crystal Palace Tour 2014

Mi. 08.10.2014 | Live Music Hall, Köln (verlegt vom Gloria Theater)

THE 1975

So. 12.10.2014 | Live Music Hall, Köln

SELIG

P

D

A

T

E

Do. 13.11.2014 | E-Werk, Köln

MILOW Crystal Palace Tour 2014

Do. 13.11.2014 | Live Music Hall, Köln (verlegt aus der Kantine)

GEORGE EZRA very special guest: Rae Morris

Mi. 19.11.2014 | Live Music Hall, Köln

KLANGKARUSSELL „Netzwerk“ Tour 2014 So. 30.11.2014 | Live Music Hall, Köln

Mi. 05.11.2014 | E-Werk, Köln

HUBERT VON GOISERN

LABRASSBANDA So. 14.12.2014 | Live Music Hall, Köln

METRONOMY

So. 05.10.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

FR 05 MI 10 SA 13 SO 14 FR 19

SO 21 MO22 DI 23 SA 27 SO 28

SIV, Jesse Hanson Kadebostany Essaie Pas King Lagoon’s Flying Swordfish Dance Band Amanda Rogers, Kal Lavelle, Zoe Konez Industrie & Zärtlichkeit. Black Boxx (Detroit. Scott Ferguson live), Jitterbug (Uzuri, London) The Gentle Lurch Einar Stray Orchestra Flip Grater & Band Lùisa The Burning Hell

24.– 26.10.

04.11.

wiLDbirDS & PEAcEDrUMS 08.11. PETErLicHT 09.11. MAriANNE FAiTHFULL

www.hafen2.net

sep14

ALEX CLARE Mi. 29.10.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

special guests: Deer Tick & Bayside Fr. 31.10.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Fr. 14.11.2014 | Palladium, Köln

Di. 18.11.2014 | Palladium, Köln (Zusatztermin!) + Di. 25.11.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund

special guest: Bilderbuch

Fr. 26.09. 20:00 Uhr

16.9.2014 / DI

WHISPERS Tour 2014 Mi. 22.10.2014 | E-Werk, Köln

26.11.

K AMPNAGEL HAMbUrG TicKETS 040 270 949 49

introOffenbach 09.14_Layout am Main1 12.08.14 15

Di. 21.10.2014 | Palladium, Köln

Mi. 29.10.2014 | Palladium, Köln

SwANS 27.10. THE HiDDEN cAMErAS

Bild: Marianne Faithfull

MI 03

JAMES ViNcENT McMOrrOw 07.10. GLENN brANcA ENSEMbLE 08.10. ErLEND ØyE & bAND 12.10. AGNES ObEL 15.10. ÜbErJAzz FESTiVAL

POSEIDON & TRIGON

Sa. 22.11.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Talking to Turtles

Mi. 01.10. 20:00 Uhr

25.9.2014 / DO

Do. 02.10. 19:00 Uhr

ANATHEMA

Zum Glück In Die Zukunft II Tour 2014

"Eine Stadt gibt auf"

Fr. 03.10. 19:00 Uhr

So. 14.12.2014 | Ruhrcongress, Bochum

Wundervolle Indie-Pop-Kleinode

Turbostaat

FU MANCHU

05.10.2014 / SO

AXEL RUDI PELL

Die Musik-Ikone aus Norwegen

Sa. 04.10. 18:00 Uhr

Kari Bremnes 15.10.2014 / MI

Megaloh & Afrob

Fr. 19.12.2014 | ISS Dome, Düsseldorf (Zusatztermin)

SIERRA KIDD KADAVAR Di. 07.10. 19:00 Uhr

03.11.2014 / MO

Wallis Bird "Architectour"

05.11.2014 / MI

Felix Meyer

Der popmusikalische Geschichtenerzähler

05.12.2014 / FR

Talco

Combat-Ska aus Italien

Wallbaumweg 108 44894 Bochum Tel.: 0234 / 687 16 10 www.bahnhof-langendreer.de

special guest: Misfits

So. 05.10. 20:00 Uhr

22.10.2014 / MI

Rock & Pop im Duktus der Vergangenheit

plus Gäste

Support: REBELLIOUS SPIRIT

Zwei echte MCs auf Augenhöhe

Reverend Shine Snake Oil Co.

Fr. 28.11.2014 | Westfalenhalle 1, Dortmund Di. 02.12.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

GARETH DICKSON

NEW MODEL ARMY Support: ROYAL TEA CLUB

Do. 09.10. 19:00 Uhr

SURVIVOR Fr. 10.10. 20:00 Uhr

ELÄKELÄISET SMi. 15.10. 19:00 Uhr

WALLIS BIRD Do. 16.10. 19:00 Uhr

EQUILIBRIUM & special guests

Do. 23.10. 19:00 Uhr

MARCUS WIEBUSCH Alter Schlachthof 19

INVSN FR 12.09. FREDDIE GIBBS DI 16.09. GARETH DICKSON MO 22.09. DJ CONFERENCE FR 26.09. EROBIQUE SA 27.09.

Do. 26.02.2015 | Palladium, Köln

KRAFTKLUB

HUNDRED WATERS MO 06.10. DIE STERNE DI 14.10. DEATH HAWKS DI 21.10. SAMY DELUXE MO 27.10. Heidelberg / Am Karlstor 1 Telefon 0 62 21 . 97 89 11

„IN SCHWARZ“ TOUR 2015

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VORSCHAU

76131 Karlsruhe

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So. 18.01.2015 | Lanxess Arena, Köln Fr. 23.01.2015 | König-Pilsener-Arena, Oberhausen

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VVK € 33

KRAFTKLUB

THEES UHLMANN & BAND ROYAL REPUBLIC | MARCUS WIEBUSCH


MORGEN

U Di. 09.09.2014 | Gloria, Köln

TERMINE 2014

sivert höyem

08.09.14 köln, gebäude 9 10.09.14 münchen, ampere

israel nash

09.09.14 hamburg, prinzenbar

blumfeld 10.09. YOB & PALLBEARER <<Konzerte Im FZW>>

30/08

WAXPLOTION SYMBIZ,COOLMANN,... 03/09

FZW POETRY SLAM 09/09

11.09.14 münster, skaters palace

talisco

münchen, feierwerk berlin, bi nuu köln, gebäude 9 frankfurt, das bett dresden, beatpol bochum, zeche

15.09.14 16.09.14 17.09.14 04.12.14 05.12.14 06.12.14

MADELINE JUNO

the wytches

YOB & PALLBEARER

all the luck in the world

10/09 14/09

APECRIME 25/09

DIE DREI ??? RRP 27/09

POTHEAD

20.09.14 21.09.14 22.09.14 23.09.14

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strand of oaks 09.10.14 berlin, privatclub 23.10.14 Köln, blue shell

caribou

03/10 - 05/10

tycho

VISIONS25THANNIVERSARY CLUB EDITION: BEATSTEAKS, CASPER, ANTEMASQUE,U.A. 08/10

KADAVAR 10/10

BI-2

15/10

POETS OF THE FALL 17/10

TRUCKFIGHTERS 21/10

DEXTERS 22/10

DUBIOZA KOLEKTIV 23/10

KASSIERER 24/10

CAPTAIN PLANET 26/10

ROCKSTAH 27/10

OWLS BY NATURE <<Vorschau>>

28.10.SPRING OFFENSIVE 29.10. LIVINGSTON 30.10.BIGELF 06.11. ROMAN 08.11.BURY TOMORROW LOB 09.11.RHEINHOLD BECKMANN & BAND 12.11.257ERS 13.11. HERZOG 14.11.DIETER THOMAS KUHN & BAND 19.11.ELAIZA 22.11. MICHAEL SCHULTE BAND 23.11.MY FIRST BAND 28.11.DEINE LAKAIEN 28.11.MARTERIA 29.11.HEISSKALT 04.12.TRIGGERFINGER 05.12. FJORT 07.12.AHZUMJOT 09.12. CHAKUZA 10.12.KIDS OF ADELAIDE 12.12.GUILDO HORN & DOS 13.12.MASTODON INFOS & TICKETS WWW.FZW.DE WWW.FACEBOOK.DE/FZWEVENT

~~~~~~~~~~~~~~~~~ FZW | RITTERSTR. 20 | 44137 DORTMUND

THE AXIS OF AWESOME

15.09. mousonturm 21.00 king buzzo

Mi. 10.09.2014 | Luxor, Köln

17.09 . Zoom 21.00 ThE acid 18.09. BrotfaBrik 20.00 samaris 30.09. Zoom 21.00 firsT aid kiT 04.10. Jahrhunderthalle 20.00 PassEngEr 05.10. Zoom 21.00 fm bELfasT

18.09.14 köln, sonic ballroom

28/09

4. DIS FESTIVAL

14.09. mousonturm 21.00 dEn sorTE skoLE

10.10.14 köln, e-werk

06.10. Jahrhunderthalle 20.00 Jan dELay 09.10. Batschkapp 20.00 ThE 1975 13.10. Zoom 21.00 diE sTErnE 14.10. mousonturm 20.00 woLf haas

11.10.14 hamburg, uebel & gefährl. 12.10.14 köln, gebäude 9 14.10.14 berlin, c-club

17.10. mousonturm 20.00 krEisky

birdpen

17.10. giBson 19.30 whomadEwho

12.10.14 münster, gleis 22 13.10.14 köln, stadtgarten 15.10.14 hamburg, molotow 19.10.14 berlin, bi nuu 20.10.14 münchen, milla 21.10.14 schorndorf, manufaktur

the barr brothers

15.10.14 Köln, studio 672 16.10.14 hamburg, prinzenbar

dexters

20.10.14 dresden, groove station 21.10.14 dortmund, fzw 22.10.14 hamburg, the rock café 25.10.14 münchen, atomic café 28.10.14 berlin, magnet club 29.10.14 köln, blue shell

the war on drugs 27.10.14 berlin, heimathafen

ought

11.11.14 berlin, privatclub 12.11.14 hamburg, uebel & gefährl. 13.11.14 köln, king georg

shabazz palaces

14.11.14 berlin, kantine berghain 15.11.14 köln, club bhf. ehrenfeld 16.11.14 münchen, feierwerk

daniel norgren

20.11.14 berlin, comet club 21.11.14 Köln, studio 672 22.11.14 hamburg, uebel & gefährl.

sleep party people

21.11.14 hamburg, kleiner donner 23.11.14 köln, artheater 27.11.14 berlin, kantine berghain

kate tempest

25.11.14 heidelberg, karlstorbhf. 26.11.14 berlin, kantine berghain 27.11.14 hamburg, molotow

benjamin clementine

28.11.14 heidelberg, karlstorbhf. 29.11.14 Köln, stadtgarten

21.10. mousonturm 21.00 dEr EindimEnsionaLE mEnsch 26.10. lokal im mousonturm 21.00 chris imLEr 28.10. Zoom 21.00 ThE dØ 11.11. Batschkapp 20.00 TiEmo hauEr & band 12.11 mousonturm 21.00 sT. VincEnT 13.11. Zoom 21.00 zoLa JEsus 15.11. Batschkapp 19.30 gEorgE Ezra 18.11. mousonturm 21.00 doTa & band PLus sTrEichEr 21.11. Zoom 20.00 boy & bEar 18.12. mousonturm 21.00 PETEr LichT 28.05. alte oper 20.00 gonzaLEs & kaisEr QuarTETT

MADELINE JUNO

P

D

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A

DIRTY LOOPS So. 12.10.2014 | Gloria, Köln

BONAPARTE special guest: Tim Fite Mo. 13.10.2014 | Underground, Köln

INVSN

ALLAH-LAS special guest: The Mokkers

Fr. 12.09.2014 | Gebäude 9, Köln

Di. 14.10. + Mi. 15.10.2014 | Gloria, Köln

Mo. 15.09.2014 | Studo 672, Köln

& DIE RHYTHMUS BOYS

Mi. 10.09.2014 | Studio 672, Köln

NEON TREES

SMOKE FARIES Di. 16.09.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

THE ACID

Di. 16.09.2014 | Studio 672, Köln

SAMARIS

Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE

E

Sa. 11.10.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

ULRICH TUKUR Do. 16.10.2014 | Luxor, Köln

AVI BUFFALO Do. 16.10.2014 | Gebäude 9, Köln

HONIG

Mo. 20.10.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

Di. 16.09.2014 | Blue Shell, Köln

YALTA CLUB

Mi. 17.09.2014 | Blue Shell, Köln

HOPSIN

Mo. 20.10.2014 | Luxor, Köln

IN SOLITUDE /

BEASTMILK CLOSE TALKER, THE DEAD SOUTH, Mi. 22.10.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln JORDAN KLASSEN THE COMMON Do. 18.09.2014 | MTC, Köln

I AM GIANT

So. 21.09.2014 | Gebäude 9, Köln

LILLY WOOD AND THE PRICK special guest: PARASITE SINGLE Di. 23.09.2014 | Luxor, Köln

LUKE SITAL-SINGH Mi. 24.09.2014 | Stereo Wonderland, Köln

MAX JURY

Do. 25.09.2014 | Blue Shell, Köln

LINETTS featuring Ilse DeLange

Do. 23.10.2014 | Stadtgarten, Köln

GANES

Sa. 25.10.2014 | Die Kantine, Köln

BLACKBERRY SMOKE Mo. 27.10.2014 | Luxor, Köln

TIEMO HAUER & BAND

support: The Sunday Promise Mi. 29.10.2014 | Kulturkirche, Köln

THE FAT WHITE TIMBER TIMBRE FAMILY Mi. 29.10.2014 | Luxor, Köln special guest: Charlie Boyer & The Voyeurs THE DØ Mo. 29.09.2014 | Blue Shell, Köln PAULA & KAROL Mi. 29.10.2014 | Artheater, Köln WILD CHILD Mi. 01.10.2014 | Gebäude 9, Köln Do. 30.10.2014 | Luxor, Köln KID SIMIUS LEVELLERS Mi. 01.10.2014 | Blue Shell, Köln special guest: She Makes War HONEYBLOOD Sa. 01.11.2014 | Luxor, Köln Do. 02.10.2014 | Kulturkirche, Köln MUTTER INGRID So. 02.11.2014 | Gloria, Köln MICHAELSON MARCUS Sa. 04.10.2014 | Gebäude 9, Köln WIEBUSCH THE ANTLERS Di. 04.11.2014 | Luxor, Köln special guest: MARIKA HACKMAN SPOON So. 05.10.2014 | Luxor, Köln Mi. 05.11.2014 | Kulturkirche, Köln BENJROSE IRON & WINE solo Mo. 06.10.2014 | Gloria, Köln Do. 13.11.2014 | Theater am Tanzbrunnen, Köln YANN TIERSEN JEFF TWEEDY Mo. 06.10.2014 | Stadtgarten, Köln Do. 13.11.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln RODDY FRAME RIVAL SONS Di. 07.10.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln Sa. 15.11.2014 | Die Kantine, Köln PRIME CIRCLE CLEAN BANDIT Di. 07.10.2014 | Luxor, Köln Sa. 15.11.2014 | Gloria, Köln DEATH FROM ANNE CLARK ABOVE 1979 & BAND Do. 09.10.2014 | Luxor, Köln

THE HOLD STEADY

Mo. 17.11.2014 | Gloria, Köln

Do. 09.10.2014 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln

AGAINST ME!

LARSITO

17 HIPPIES

Mo. 24.11.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Mi. 03.12.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

Do. 09.10.2014 | Gebäude 9, Köln

DIE STERNE Sa. 11.10.2014 | Luxor, Köln

AMPLIFIER

PALOMA FAITH

Fr. 05.12.2014 | Bürgerh. Stollwerck, Köln

LA ROUX special guest: Meanwhile

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DEMNÄCHST

DEMNÄCHST // INTRO NO. 226 — 29.09.2014 alt-J, Under The Skin, SBTRKT, Jessie Ware, Jens Friebe, Erlend Øye, LARY, Caribou …


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