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6/2015 www.pm-magazin.de

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SCHNELLER WISSEN

Warum haben wir immer weniger Zeit?

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SPANNENDE FRAGEN in dieser Ausgabe

Sind Wölfe klüger als Hunde?

Gibt es bald Flugschulen für private Drohnen?

Ist es gefährlich, Niesen zu unterdrücken?


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Leserbriefe Wie wurden psychisch Kranke früher behandelt? F&A 5/15, Seite 43 Dieser Artikel hat mich richtig runtergezogen. Nicht weil er schlecht wäre, sondern wegen seines Inhalts: Unvorstellbar, dass es kaum 250 Jahre her ist, dass „Verrückte“ hierzulande zur Strafe gefoltert wurden und man sie in winzige Käfige sperrte, bis sie darin starben. Ich finde es auffällig, dass man so bestialisch nur in Europa mit diesen Menschen umging – in der Wiege des Christentums, wo „Verrücktheit“ als Teufelswerk angesehen wurde. Bea Breitkreuz, Email

Wer redet mehr – Männer oder Frauen? F&A 5/15, Seite 36 Schön, wenn verzopfte Vorurteile fallen. In diesem Fall, dass Frauen Quasselstrippen seien und Männer maulfaul. Aber neben der Quantität ist natürlich die Qualität des Gesagten auch ein interessanter Aspekt: Wer sagt was? Ist es da ebenfalls nur ein Vorurteil, dass Frauen stets über sich und ihre Gefühle reden, und Männer über Autos und Karriere? Gibt es dazu Untersuchungen? Helena Wahlberg, Email Anm. d. Red.: Wir werden uns darum kümmern. Was macht der Romeo-und Julia-Effekt mit uns? F&A 5/15, Seite 37 Wissen Sie, was ich so gut finde an Ihrer Zeitschrift? Dass man neben der Hauptsache auch immer so viele interessante Nebensachen findet. In dem Artikel über den „Romeo-und-Julia-Effekt“ zum Beispiel, dass schon die alten Römer unsere MarketingRegeln kannten: rara sunt cara (Seltenes ist wertvoll). Das werde ich in mein Repertoire aufnehmen! Mehr davon bitte ... Eberhard Diepholz, Email

Gibt es das PMS? F&A 5/15, Seite 62 Egal, ob es nun hormonell nachweisbar ist oder nicht: Wenn überdurchschnittlich viele Frauen sich an den Tagen vor ihre Monatsblutung schlecht fühlen, ist das eine Aussage, die man respektieren muss. Es ist dreist, zu sagen: das kann nicht sein, weil der Zusammenhang zwischen prämenstruellem Syndrom und Übelkeit wissenschaftlich nicht nachweisbar ist. Das ist eine Anmaßung. Ich bin sicher, dass diese Studie von Männern gemacht wurde. Claudia Glodschey, Email

Kopenhagen: Die „Cykelslangen“ wird täglich von 12500 Radlern genutzt

In welcher Stadt kann man am besten radfahren? F&A 5/15, Seite 70 Ich freue mich für Kopenhagens Radfahrer, dass sie sich dort jetzt so richtig ausleben können, und hoffe, das ist auch in unseren Großstädten bald soweit. Aber das darf natürlich nur der erste Schritt sein, nur ein Anfang! Ich schlage vor, dass demnächst die

Straßen auch für Fußgänger freigegeben werden. Denn es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, dass sie auf schmalen Wegen links und rechts der Straßen zusammengedrängt sind, damit in der breiten Mitte die Blechkisten rollen können. Dann müssen die Autofahrer eben etwas mehr aufpassen und Rücksicht nehmen, das kann ihnen sowieso nicht schaden. Adele Krohn-Meister, Email

Hartes leben, strenger Gott? F&A 5/15, Seite 56 Die Vorstellungen, die die Menschen sich von ihren Göttern machten (und machen), sind in allen Religionen – in den monotheistischen ebenso wie in denen mit vielen Göttern – hergeleitet von den Mächtigen der jeweiligen Zeit und Region. So wie zum Beispiel der Gott des alten Testaments: das Abbild eines allmächtigen und herrschsüchtigen Großgrundbesitzers, der straft oder Gnade walten lässt wie es im gerade gefällt. Das ist ganz normal und wird immer so sein, da wir Menschen nicht in der Lage sind, sich mehr vorzustellen als unsere eigene Realität. Claus-Peter Köhler, Email Warum sehen wir so unterschiedlich aus? F&A 5/15, Seite 52 Die Entwicklung der menschlichen Physiognomie vor dem Hintergrund der Evolution – das ist wirklich ein interessanter und plausibler Gesichtspunkt. Aber könnte es nicht einfach so sein, dass unsere Gesichter deshalb um so vieles individueller sind als andere Körperteile, weil sie so beweglich sind? Manon Schreiber, Email Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.

IHRE FRAGEN – UNSERE ANTWORTEN Haben Sie eine Frage, von der Sie glauben, sie könnte auch andere Leser interessieren? Dann schreiben Sie uns bitte. Wir werden uns bemühen, eine Antwort zu finden – und diese in P.M. FRAGEN & ANTWORTEN veröffentlichen. UNSERE ADRESSE: fragenundantworten@pm-magazin.de oder: Redaktion P.M. Fragen & Antworten, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg F& A 3


Inhalt

16 Welche Stadt ist die sicherste der Welt? 56 Haben Nachtschw채rmer mehr Sex?

59 Mit welcher Handfeuerwaffe wird auf der Welt am meisten geschossen?

25 Wie kommt der Zitteraal auf 600 Volt?

10 Wo ist die teuerste Herrenboutique der Welt? 4 F& A


● Titelthemen erkennen Sie am roten Punkt!

6 Aktuell _ Gibt es immer mehr Gewitter? 10 Lifestyle _ Wo ist die teuerste Herrenboutique der Welt? _ Essen & Trinken: Wie kocht man ein „Inside-out-Ei“? _ Was zeigt das angeblich wertvollste Foto der Welt? _ Wo bekommt man einen Dino fürs Wohnzimmer? _ Wo arbeiten die letzten Eintänzer? _ Was bietet Japans „seltsames Hotel“? _ Warum trägt man Armbanduhren am linken Handgelenk? 16 Politik _ Welche Stadt ist die sicherste der Welt? _ Wem gehört „www.bundeskanzlerin.de“? _ Wie filtern die Geheimdienste den Datenwust? _ Wohin geht die Kirchensteuer? _ Was sind „kalte“ und „heiße“ Kulturen? 20 Natur _ Können sich Spinnen im eigenen Netz verfangen? _ Auf welcher Blüte sitzt ein „Scheininsekt“? _ Wie finden sich Ameisen in ihrem Bau zurecht? ● Sind Wölfe klüger als Hunde? _ Was unterscheidet Meere und Ozeane? _ Stimmt es, dass Erdbeben leuchten? _ Wie kommt der Zitteraal auf 600 Volt? _ Wer trinkt Froschwasser? _ Kann ein einziger Baum zum Wald werden? _ Warum streichen Katzen ihren Menschen um die Beine? 28 Titelgeschichte

Warum haben wir immer weniger Zeit? 34 Psychologie _ Werden sich Paare mit der Zeit wirklich immer ähnlicher? _ Können sich lebende Menschen für tot halten? _ Was sind die cleversten Preistricks? _ Ein Geschenk oder zwei – was freut uns mehr? _ Kann man sich mit geschlossenen Augen besser erinnern? _ Warum gibt es Placebo-Knöpfe? _ Ist Frieren ansteckend? 40 Geschichte _ Wer war Dr. Frankenstein? _ Wo liegt Alexander der Große begraben? _ Kann man heute noch am Antoniusfeuer erkranken? _ Was geschah in Wüstenrot?

_ Wie schmeckte Bier vor 170 Jahren? _ Geschichte privat: Wo wurde die Nagelfeile erfunden? _ Was und wer rettete den Eiffelturm? _ War Buddha dick? _ Warum sagen wir …? „Im Stich lassen“ _ Wieso schauen die Leute auf alten Fotos so ernst? 48 Wissenschaft ● Gibt es Flugschulen für Drohnen? _ Welche Brille passt jedem Menschen? _ Warum ist Kakao gut fürs Gedächtnis? _ Sind alle Labormäuse weiß? _ Wie und wann wird das Universum enden? _ Wie gefährlich ist Mikroplastik? _ Könnte Bio-Landbau allein die Menschheit ernähren? 56 Gesellschaft _ Haben Nachtschwärmer mehr Sex? _ Warum steht das größte Einkaufszentrum der Welt leer? _ Wie lässt sich verhindern, dass Getränkedosen beim Öffnen überschäumen? _ Mit welcher Handfeuerwaffe wird auf der Welt am meisten geschossen? _ Wo gibt es einen „Friedhof für Lesben“? _ Wie teuer ist der Tod? _ Warum dürfen teure Messer nicht in die Spülmaschine? 62 Gesundheit _ Heilung durch Schlangengift? _ Ist Krebs Pechsache? _ Wer stottert häufiger – Männer oder Frauen? _ Soll man zum Essen viel trinken? _ Wie dehnbar ist unser Magen? _ Warum leiden so viele an FruktoseUnverträglichkeit? ● Ist es gefährlich, das Niesen zu unterdrücken? 68 Freizeit _ Welche ist die kleinste Insel der Kanaren? _ Irrgarten oder Labyrinth: Was sind die Unterschiede? _ Darf man einen Formel-1-Boliden ohne Kfz-Führerschein fahren? _ Welches ist das meistverkaufte Spielzeug der Welt? _ Kann man im Spielcasino mogeln? _ Wohin pilgert die Welt? Mont-Saint-Michel _ Wo darf man nackt Golf spielen? Rubriken 3 Leserbriefe 73 Impressum & Leserservice 74 Vorschau F& A 5


Aktuell

Gibt es immer mehr Gewitter?

In den nächsten Wochen wird es wieder kräftig krachen: Im Sommer ist Hauptsaison für Gewitter. Nicht nur gefühlt donnert es immer öfter, auch objektiv – wahrscheinlich als Folge des Klimawandels. VON CHRISTOPH STOPKA

Jedes Jahr werden in Deutschland durchschnittlich fünf Menschen vom Blitz erschlagen und etwa 1000 verletzt. Obwohl inzwischen viel über ihr Entstehen bekannt ist, bleiben Gewitter gefährlich, denn man weiß nie, wo der nächste Blitz einschlägt. Der Respekt der Menschen vor Gewittern war schon immer groß – der Blitzschlag war für sie das Zeichen einer übernatürlichen Macht: Der Zorn des biblischen Gottes zeigte sich hier genauso wie der des griechischen Göttervaters Zeus, des römischen Jupiters oder auch des germanischen Thors mit seinem Hammer. Kein Wunder, schließlich ist ein Blitz mit bis zu 30 000 Grad Celsius heißer als die Oberfläche der Sonne. Die stete Zunahme von Gewittern beunruhigt und beschäftigt die Forschung. Wissenschaftlerteams in Deutschland, Österreich, den USA und Brasilien suchen nach Erklärungen, die NASA unterhält Satelliten zur Erforschung der Starkstrom-Entladungen.

Surreal: ein schweres Gewitter über der griechischen Insel Ikaria während einer Mondfinsternis im Juni 2011. Durch Langzeitbelichtung sieht das Foto aus wie ein Schnappschuss aus dem Inneren der Hölle 6 F& A


WIE ENTSTEHEN BLITZ UND DONNER? Die Zutaten für den perfekten Sturm: Feuchte und warme Luftmassen strömen zusammen, vermischen sich und steigen in kondensierter Form in einer Cumulus-Wolke auf. Stärkere Aufwinde beschleunigen die schwüle Luft, die Wassertropfen und Eiskristalle sammeln sich in einer massiven Cumulonimbus-Wolke, der Gewitterwolke. Warm und kalt sorgt für Reibung, und im Inneren der Gewitterwolke trennen sich jetzt die elektrischen Ladungen. Eiskristalle laden sich positiv auf, Tropfen negativ. Dadurch entsteht im kalten oberen Teil der Wolke eine Zone mit positiver Ladung, während weiter unten die negative Ladung vorherrscht. Resultat: Die Spannung steigt dramatisch – bis die elektrostatische Aufladung die kritische Grenze von etwa 170 000 Volt erreicht. Ein gigantischer Kurzschluss entlädt sich – der Blitz! Dazu kracht und donnert es: Bei der plötzlichen Entladung wird von den Luftmolekülen ein ionisierter Blitzkanal, umgeben von einem schlauchförmigen Magnetfeld, zwischen Erdoberfläche und Wolke hergestellt. Die Luft im Blitzkanal erhitzt sich beim Stromstoß des Blitzes im Bruchteil einer Sekunde bis zu 30 000 Grad Celsius und dehnt sich zum Ende des Blitzes – beim Zusammenbruch des Magnetfelds – mit einer donnernden Explosion aus. Echo-Effekte sorgen dann noch für das Grollen des Donners. GIBT ES HEUTE MEHR GEWITTER ALS FRÜHER? Wissenschaftler analysieren noch die aktuellen Daten, erste Zwischenergebnisse zeigen aber, dass in Deutschland pro Jahr acht zusätzliche Tage registriert wurden, an denen es gewittert. Michael Kunz vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Karlsruhe: „Das Potenzial hat eindeutig zugenommen.“ Wetterforscher sind sich einig, dass der Klimawandel mit seinen global steigenden Temperaturen ein perfekter Brutofen für Gewitter ist. Denn die Erwärmung sorgt für einen stärkeren Kontrast zwischen ➞

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Aktuell

In Venezuela blitzt und donnert es an 160 Tagen im Jahr Tag mindestens acht Millionen Mal von Blitzen getroffen. An extrem aktiven Tagen schlagen bis zu 30 Millionen Blitze ein. 70 Prozent aller Gewitter konzentrieren sich dabei auf die Tropen mit ihrem idealen, feuchtwarmen Klima. In Deutschland knallt es am häufigsten in den Sommermonaten. Der Karlsruher „Blitz Informationsdienst“ von Siemens („BLIDS“) zeichnet mit seinen 150 Messstationen praktisch jeden Einschlag auf, in den gesammelten Daten kann man ein klares Nord-Süd-Gefälle ablesen: „Im bergigen Süden von Deutschland schlagen Blitze deutlich öfter ein als im kühleren Norden“, analysiert der BLIDSLeiter Stephan Thern. Spitzenreiter war 2013 die oberfränkische Stadt Coburg, wo 299 Blitze mit 6,39 Einschlägen pro Quadratkilometer registriert wurden. Wer es sicherer haben möchte, sollte in den Landkreis Limburg-Weilburg umziehen – hier wurden lediglich 0,17 Blitze pro Quadratkilometer gezählt. Eine Region auf der Erde liegt unerreichbar vorn: Im Nordwesten Venezuelas, wo der Fluss Catatumbo in den Maracaibo-See mündet, blitzt es an mindestens 160 Tagen im Jahr, die Gewitter dauern bis zu zehn Stunden mit 280 Blitzen pro Stunde. „In Deutschland macht sich diese Zunahme im Süden und dort ganz besonders im bergigen Großraum um Stuttgart bemerkbar“, erklärt Meteorologe Kunz. Gewitter vermehren sich allerdings nicht nur in südlichen Breiten, sie der immer wärmer und feuchter ziehen inzwischen unaufhaltsam in werdenden Luft in der Nähe des Erdbodens und der weiterhin kalten den Norden. Eindrucksvolles Höhenluft. Resultat: Extreme Aufwin-Beispiel dafür ist Alaska: Der de produzieren eine neue Form von eigentlich permanent unterkühlte, amerikanische Nordstaat kannte dramatischen Gewittern, die sich bis vor einigen Jahren noch keine schneller und öfter entwickeln Gewitter mit Blitz und Donner. können, um dann mit größerer Heutzutage gehören diese Entladung – inklusive Hagel und Naturereignisse hier zum Alltag. Sturm – einzuschlagen. Besonders auffällig: die Zunahme WO BLITZT ES AM von „Gewitterclustern“, bei denen einzelne Gewitterzellen zu riesigen HÄUFIGSTEN? Formationen zusammenwachsen, Zu jedem beliebigen Zeitpunkt toben die eine Ausdehnung von bis zu bis zu 3000 Gewitter ringsherum auf 1000 Kilometern haben können. der Erde, die Erdoberfläche wird pro

WIE GROSS UND WIE SCHNELL IST EIN BLITZ? Obwohl man Blitze in einigen Fällen bis zu 125 Kilometer weit sehen kann, ist der eigentliche Blitz verblüffend schmal. Der Blitzkanal hat einen Durchmesser von maximal 1,3 Zentimetern. Die Länge eines Blitzes von der Wolke zur Erde kann zwischen einem und zehn Kilometern schwanken. Ein NASA-Satellit hat einen Wolke-zuWolke-Blitz aufgezeichnet, der sich rund 140 Kilometer über den US-Staat Texas erstreckte. Da nützt kein Weglaufen, Blitze sind ultraschnell: Die elektrische Ladung rast mit etwa 100 000 Kilometern pro Sekunde – das ist etwa ein Drittel der Lichtgeschwindigkeit – durch den Kanal zwischen Wolke und Erde, der gesamte Ablauf des Blitzes dauert 0,1 bis 0,25 Sekunden. Dabei erreicht der Kanal mit der komprimierten Luft kurzfristig eine Temperatur bis zu 30 000 Grad Celsius, fünfmal so heiß wie die Oberfläche der Sonne. WELCHE FORMEN HABEN BLITZE? Blitze explodieren entweder von einer Wolke zum Erdboden, von Wolke zu Wolke oder auch innerhalb einer einzelnen Wolke. Am häufigsten kommt der Linienblitz vor, der sich ohne Verzweigungen – aber mit gelegentlichen Bögen und Kreisen – zwischen Wolke und Erdboden entlädt. Etwas dramati-

Bäume bieten keinen Schutz vor Blitzen – auch nicht Buchen, wie es in einer Volksweisheit heißt

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Forscher des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Garching erzeugen einen Kugelblitz im Labor. Wie er in der Natur entsteht, weiß man bis heute nicht


Gewitter-Mythen: richtig oder falsch?

Über Gewitterwolken können energiereiche „Gamma-Blitze“ entstehen, die wie Fontänen in die Höhe schießen und sich verteilen scher ist der Flächenblitz, der sich mit etlichen Abzweigungen vom Hauptblitz gleichzeitig über ein größeres Terrain ausbreiten kann. Am lautesten, stärksten und gefährlichsten ist der „positive Blitz“, der sich vom oberen Teil – dem positiv geladenen Teil – der Wolke entlädt und über große Distanzen hinweg einschlagen kann. Perlschnurblitze zeigen sich als einzelne, extrem helle Segmente. Diese Blitzart ist seltener und ihre Entstehung weiterhin ein Rätsel für die Wissenschaftler. Das größte Kopfzerbrechen bereitet den Experten allerdings der Kugelblitz. Ein Phänomen, das erstmals 2012 fotografiert werden konnte. „Wir haben allerdings überhaupt noch keine Ahnung, wie diese äußerst seltenen Blitze entstehen und wie sie sich zusammensetzen“, gesteht der amerikanische Gewitter-Forscher Don MacGorman. „Spektralanalysen deuten darauf hin, dass beim Einschlag bestimmte Elemente des Erdbodens vergast werden und kugelförmig explodieren.“ Übrigens: Blitze können sich auch spontan bei Vulkanausbrüchen in Form von Eruptionsgewittern bilden, wenn winzige Partikel der aufsteigenden Asche mit Eiskristallen in der Atmosphäre kollidieren.

KÖNNEN BLITZE UNSICHTBAR SEIN? Gespenstisch: Eine neue Entdeckung von Gewitter-Experten des Institute of Mining and Technology im USStaat New Mexico sowie der University of Florida sind die „GammaBlitze“, die unsichtbar und offenbar ohne Hitzeentwicklung von der Gewitterwolke abzweigen und deren radioaktive Strahlen – 100-mal stärker als ein Röntgengerät – Passagiere von Flugzeugen gefährden.

■1. Ohne Regen keine Blitzgefahr Falsch – denn ein Blitz kann bis zu zehn Kilometer von der Regenwolke entfernt einschlagen. Selbst bei blauem Himmel und Sonnenschein. Wenn es grollt, muss man sich sofort an einen sicheren Ort begeben. ■2. Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen Völlig falsch! Blitze unterscheiden nicht zwischen Baumarten, sondern schlagen wahllos in allen höheren Punkten ein. Deshalb sollte man sich grundsätzlich bei einem Gewitter von Bäumen fernhalten und sich im Notfall so klein wie möglich mit geschlossenen Beinen ducken. ■3. Im Auto ist man sicher Theoretisch ja. Hauptsache, man schließt alle Fenster fest zu und berührt keinerlei Metall im Fahrzeug. Aber Vorsicht: Im Cabrio mit Stoffdach sitzt man gefährlich, weil der Blitz nicht abgeleitet wird. ■4. Telefonieren, Abwaschen und Duschen bei Gewitter sind gefährlich Stimmt! Aber mit Einschränkungen: Beim Einschlag wird der Starkstrom des Blitzes durch Leitungen und Wasser übertragen. Wenn man zum Beispiel den metallischen Wasserhahn berührt, kann man getroffen werden. Telefonieren wird gefährlich, wenn das Signal – z. B. in ländlichen Gebieten – durch Überlandleitungen verbreitet wird. In Städten liegen diese Leitungen meistens unterirdisch und werden somit vom Blitz nicht erreicht. Das Handy zieht übrigens keine Blitze an. ■5. Ein Blitz schlägt niemals an einer Stelle zum zweiten Mal ein Ebenfalls falsch, denn Gewitterwolken und Blitze haben kein Gedächtnis. Manche Stellen werden durchaus mehrfach getroffen.

VORSICHT IM SÜDEN!

Blitz-Opfer: Eine Windkraftanlage in Schleswig brennt 2004 völlig aus

Karte des Karlsruher „Blitz Informationsdiensts“: Je bergiger die Landschaft wird, desto häufiger kracht es

GEWITTERT ES AUCH IM WELTALL? Blitze sind nicht nur ein Phänomen auf unserem Planeten: Obwohl schwierig zu beobachten, gelang es der amerikanisch-europäischen Raumsonde „Cassini-Huygens“ 2009, Blitze in der Gas-Hülle von Saturn aufzuzeichnen. Und anhand von Radiowellen konnten inzwischen Blitze auch auf Uranus, Neptun, Venus, auf Jupiter sogar extreme Superblitze nachgewiesen werden.

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Lifestyle

Wo ist die teuerste Herrenboutique der Welt?

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JEDEN MENSCHEN BEHANDELN, als wäre er der Sultan von Brunei: Diesen Leitsatz hat Nicolas Bijan Pakzad (25) von seinem 2011 verstorbenen Vater übernommen und so die Tradition des „House of Bijan“ fortgesetzt. Bijans Haus steht seit 1976 auf dem Rodeo Drive in Beverly Hills und gilt als teuerste Herrenboutique der Welt. Jahresumsatz: drei Milliarden Dollar. 180 Dollar für ein Paar Socken: für den Normalsterblichen vielleicht noch machbar. Aber 125 000 Dollar für ein Sakko? Da muss man schon Sultan, Scheich oder Oligarch sein oder zu den Gates, Bushs oder Putins gehören, zu den „most powerful men in the world“, allesamt Kunden bei Bijan. Sie schätzen nicht nur die teils extravagante, teils klassisch-edle Ware, sondern auch die Exklusivität – Mode von Bijan gibt es eben nur im „House of Bijan“. Laufkundschaft ist in der Edelboutique nicht erwünscht. Seit ihrer Eröffnung vor fast 40 Jahren gilt: Besuch nur nach Termin. Ist der Termin vereinbart, kümmert sich Bijan auf Wunsch auch um eine Unterkunft und lässt den Kunden vom Flughafen abholen. Genau diese Sonderbehandlung sei einer der Gründe für den Erfolg, sagt Nicolas Bijan Pakzad. So kann jeder Kunde sicher sein, persönlich beraten und durch die Kollektion geführt zu werden. Darüber hinaus müssen die Promis und Schönen, die hier shoppen, nicht die neugierigen Blicke anderer Kunden befürchten – in aller Ruhe können sie sich zeigen lassen, was sich in den Schränken so alles verbirgt, ihre Wahl treffen und dann bei Champagner ihre Bestellung aufgeben und gegebenenfalls Sonderwünsche anbringen. Und sollte ein guter Kunde mal keine Zeit haben, von Tokio oder London nach Kalifornien zu fliegen, kommt Nicolas Bijan Pakzad rüber – mit seiner neuen Kollektion im Gepäck. (dim)

Immer vor der Tür des „House of Bijan“: der Bugatti Veyron des Inhabers. Rechts: der Sultan von Brunei – Stamm- und Großkunde bei den Bijans

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Lifestyle

Essen & Trinken inneren Schalenrand gedrängt wird. Eine Zentrifuge ist rasch gebastelt, ein alter Feinstrumpf leistet hier hervorragende Dienste. Im Strumpf wird das rohe Ei mittig positioniert, eingeknotet und kräftig herumgewirbelt. Damit es die raue Behandlung übersteht, empfiehlt es sich, dem empfindlichen Objekt zuvor eine stabilisierende Ummantelung aus Klebefilm zu basteln. Um festzustellen, ob sich die Metamorphose wirklich vollzogen hat, empfiehlt der Küchenchef eine Kontrolle mit der Taschenlampe. Nach der Prozedur mit der „Strumpfifuge“ sollte das Ei beim Durchleuchten merklich dunkler wirken als zuvor. Ist das nicht der Fall, wird es eine weitere Runde gewirbelt. Dann beginnt der konventionelle Teil: kochen, allerdings im Tesa-Mantel, zehn bis 15 Minuten lang unter Wenden. Danach abschrecken, pellen, staunen und genießen! (mf)

Wie kocht man ein „Inside-out-Ei“? Von außen betrachtet kommt das „Inside-out-Ei“ sehr normal daher. Innen jedoch wird „verkehrte Welt“ gespielt: Gelb und Weiß haben die Plätze getauscht – ohne sich zu vermischen, wohlgemerkt, und sogar die Proportionen entsprechen dem Gewohnten! Der verblüffte Esser sieht nach dem Aufschneiden eine makellose Eiweißkugel im Zentrum, eingebettet in eine Dotterhülle. Wie kann das gehen? Die Ehre, dies herausgefunden zu haben, gebührt dem japanischen Koch Yama Chaahan, der sein Verfahren der Weltöffentlichkeit kürzlich in Form eines Films präsentierte. Er erkannte, wie das dichtere Eigelb unter Einwirkung von Zentrifugalkräften an den

Was zeigt das angeblich wertvollste Foto der Welt? IM NOVEMBER 2014 meldete das Büro des australischen Naturfotografen Peter Lik den Privatverkauf eines Fotos für die unfassbare Summe von 6,5 Millionen US-Dollar (umgerechnet 5,75 Millionen Euro) an einen anonymen Sammler. Die Schwarz-WeißAufnahme aus dem Jahr 2013 zeigt einen Lichtstrahl, der in eine Kaverne des berühmten, vom Wasser über die Jahrmillionen ausgewaschenen Antelope Canyon in Arizona fällt. Die Staubwolken im Licht wirken wie eine geisterhafte Figur, „Phantom“ hat der Fotokünstler sein Werk daher getauft. 12 F& A

Doch es gibt Zweifel an seiner Geschichte. Die einzige Quelle für den angeblichen Rekorddeal ist Lik selbst. Kunsthändler fragen sich, warum jemand eine solche Summe für das Bild eines recht unbekannten Fotografen zahlen sollte – zumal dieser behauptet, der gleiche Sammler habe ihm auch noch zwei weitere Werke für 2,4 und 1,1 Millionen Dollar abgekauft. Möglich also, dass sich da jemand nur einen Ruf erschleichen will. Als sicher gilt dagegen der Transfer des Fotos „Rhein II“ des deutschen Fotografen Andreas Gursky. Es wechselte

2011 für 4,3 Millionen US-Dollar (damals 3,1 Millionen Euro) im New Yorker Auktionshaus Christie’s den Besitzer. Die Komposition ist bestechend simpel: Sie zeigt den Fluss, wie er unter grauem Himmel quer durchs Bild fließt, in streng horizontaler Linie eingerahmt von grün bewachsenen Deichen und einem Fahrradweg im Vordergrund. Das Foto ist das zweite einer Serie von sechs Bildern des Rheins. Es wurde 1999 in Düsseldorf-Oberkassel aufgenommen. Das Kraftwerk Lausward und Hafenanlagen im Hintergrund sowie einen

Spaziergänger mit Hund hatte Gursky digital aus dem Bild entfernt. Gursky ließ es in einer Größe von 185,4 mal 363,5 Zentimeter auf Acrylglas montieren. (jb)


Wo bekommt man einen DINO fürs Wohnzimmer? Oben: Seltenes Stück bei Sotheby’s in Paris – das zehn Meter lange Skelett eines Allosaurus wurde für 800 000 Euro angeboten. Unten: begehrtes Sammlerobjekt – ein Insekt in Bernstein

Zweifellos ein schönes Foto: das Lichtphantom im Antelope Canyon. Aber ist es wirklich 6,5 Millionen Dollar wert? UNSER TIPP

Eine Liste der 22 teuersten Fotografien gibt es auf Wikipedia: List of most expensive photographs

VIEL GELD UND EINE GROSSE VILLA: Das benötigen all jene, die sich – wie derzeit Stars und Milliardäre – ein echtes Dino-Skelett leisten möchten. Die meisten Länder verbieten zwar den Export von wertvollen wissenschaftlichen Fundstücken wie Dinosaurierknochen, doch der Schmuggel blüht. Und wird die Ware erst einmal auf Auktionen zum Kauf angeboten, lässt sich ihre Herkunft nicht mehr nachweisen. Leonardo DiCaprio besitzt ein komplettes Skelett, Nicolas Cage hat einen Schädel des Tarbosaurus bataar, des asiatischen Verwandten des T. rex, für 276 000 Dollar ersteigert – übrigens gegen DiCaprio, der mitgeboten hatte. Noch teurer war das zwei Meter lange Skelett eines Ornitholestes-Raubsauriers aus der Jura-Zeit, das gerade bei Sotheby’s angeboten wurde – für 400 000 Euro hat es ein unbekannter Enthusiast erworben. Ebenfalls voll im Trend und fast unbezahlbar sind inzwischen Bernsteine mit eingeschlossenen Insekten. Der Trend begann mit dem Film „Jurassic Park“: Dort werden aus dem Saurierblut, das sich in Urzeitmücken findet, ganze Herden von längst ausgestorbenen Raubtieren und Pflanzenfressern geklont, und tatsächlich ist diese Methode zumindest theoretisch denkbar. Wer sich für den Erwerb eines Skeletts interessiert: Die „Tucson Gem, Mineral & Fossil Showcase“ ist die größte Fossilmesse der Welt und findet zweimal im Jahr in der Stadt Arizona statt (nächstes Mal vom 10. bis 13. September 2015). Nicht nur Privatleute, sondern auch Museen kaufen dort ein. (sm) F& A 13


Lifestyle

DIE 1920ER-JAHRE waren eine bewegte Zeit in Deutschland. Auf das Ende des Ersten Weltkriegs (1918) folgten Armut, eine Hyperinflation und gewaltige politische Spannungen. Erst ab 1924 ging es, vor allem dank US-amerikanischer Kredite, wieder aufwärts, bevor dann 1929 die Weltwirtschaftskrise ausbrach. Die Jahre waren auch von tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungen geprägt. Der Adel verlor seine Machtstellung, die Frauen eroberten sich mehr Lebensbereiche und persönliche Freiheiten, und als Reaktion auf die unsicheren Zeiten tanzten und feierten vor allem die jungen Leute, so viel es ging. Dass Millionen Soldaten aus dem Krieg nicht heimgekehrt waren, machte sich auch auf den Tanzparketts an einem deutlichen Männermangel bemerkbar. Aus dieser Not heraus entstand der Beruf des Eintänzers. Das waren Männer, oft ehemalige Adelige und Offiziere, die auf Bällen und in Tanzschulen vom Veranstalter als bezahlte Tänzer angeheuert wurden, um den Frauenüberschuss auf dem Tanzparkett auszugleichen. Sie wurden von den Damen besonders wegen ihrer geschliffenen Umgangsformen geschätzt. Mit dem Ende der 1920er ging auch die Zeit der Eintänzer zu Ende, ganz ausgestorben ist der Beruf aber bis heute nicht. Die letzten Eintänzer werden heute von Kreuzfahrtgesellschaften engagiert, auf deren Schiffen sie dafür zuständig sind, tanzbegeisterte, aber allein reisende Damen zum Tanz zu bitten. Heute heißen sie meist Gentleman Hosts, Miettänzer oder Tanzanimateure – doch wie bei den Eintänzern zählen bei ihnen nicht nur Schrittsicherheit in klassischen Tänzen, sondern auch tadellose Umgangsformen und ein gepflegtes Erscheinungsbild. (kf)

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Wo arbeiten die letzten Eintänzer?

Der Eintänzer führt eine Dame aufs Parkett – eines der ersten Cafés mit diesem Service war das 1920 eröffnete „Rokoko“ in Berlin


Was bietet Japans „seltsames Hotel“?

Niedlich und immer ein Lächeln auf den Lippen: Diese Dame wird im „seltsamen Hotel“ die Koffer aufs Zimmer bringen

NIEDLICHE ROBOTERFRAUEN an der Rezeption, menschenähnliche Androiden, die Kaffee kochen, Koffer tragen und Zimmer aufräumen: Wer dies live erleben will, kann jetzt schon mal seinen Aufenthalt in Japans „Henn-na Hoteru“ (auf Deutsch: seltsames Hotel) buchen. Im Juli 2015 soll das Hotel in einem Holland-Themenpark in der Präfektur Nagasaki mit 72 Zimmern eröffnen. Online-Reservierungen werden bereits angenommen. Hinter der sonderbaren Idee steckt pures Kostenkalkül: In Japan ist die Nachfrage nach günstigen Hotelzimmern groß wie nie, aber Servicekräfte im Dienstleistungssektor sind teuer. Der Betreiber, der zugleich Vorsitzender einer großen japanischen Reiseagentur ist, hofft mit dem menschenähnlichen Maschinenpersonal die Betriebskosten um zwei Drittel zu senken. Entwickelt wurden die weiblichen Androiden der Kollektion „Actroid“ – allesamt in Gestalt junger, lächelnder und großäugiger Japanerinnen – von der Firma Kokoro gemeinsam mit der Universität Osaka. Nicht nur in Sachen Personal ist das futuristische Smart Hotel auf dem allerneuesten Stand: Zur Stromversorgung kommt eine energiesparende Fotovoltaikanlage zum Einsatz, und die Gäste gelangen via Gesichtserkennungs-Scan in ihre Zimmer. Diese entstehen übrigens in ökonomischer Containerbauweise. Von den Einsparungen profitieren auch die Gäste: Im Vergleich zu Hotels in der Nähe sind die Zimmerpreise – zwischen 50 und 100 Euro – deutlich günstiger. Der Betreiber des „seltsamen Hotels“ hat bereits Expansionspläne: Binnen zehn Jahren sollen nach seiner Vision 1000 solcher automatisierter Hotels überwiegend in Schwellenländern eröffnen. (smü)

Warum trägt man Armbanduhren am linken Handgelenk? 1483 BAUTEILE, 99 Edelsteine, ein Ewiger Kalender für 1000 Jahre und ein eingebautes Glockenspiel – als die Aeternitas Mega 4 (Bild) im Jahr 2009 auf den Markt kam, beschrieb sie die Schweizer Uhrenmanufaktur Franck Muller als „die komplizierteste Armbanduhr aller Zeiten“. Gleich 36 „Komplikationen“, also technische Finessen, wurden in dem millionenschweren Gehäuse untergebracht. Trotz ihrer beeindruckenden Technik teilt die Aeternitas eine wesentliche Eigenschaft mit praktisch jedem noch so billigen Konkurrenzprodukt. Auf ihrer rechten Seite befindet sich eine Krone, über die die Uhrzeit verstellt und der Antriebsmechanismus aufgezogen wird. Selbst batteriebetriebene Uhren halten an diesem traditionellen Element fest. Für Rechtshänder ist dieses Bedien-

element besonders gut erreichbar, wenn sich die Uhr am linken Handgelenk befindet. Die Uhrmacher gaben also der „starken“ Hand den Vorzug, als sich die Armbanduhr im 20. Jahrhundert nach und nach gegen die Taschenuhr durchsetzte. Technisch gesehen ist eine Uhr mit einer links platzierten Krone nicht aufwendiger, wegen der geringeren Nachfrage und Stückzahl aber teurer herzustellen. Obwohl es längst auch Luxusuhren für Linkshänder gibt, setzen die meisten Hersteller auf die etablierte Variante. Selbst die neue Apple Watch passt sich diesem Trend an. Trotz Touchscreen kommt der Miniaturcomputer fürs Handgelenk nicht ohne rechts platzierte Krone aus. Mit ihr sollen Nutzer durch Menüs navigieren und in Bilder hineinzoomen können. (ag) F& A 15


Politik

Welche Stadt ist die

SEIT 2006 lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Ballungsräumen, 2050 werden es über 70 Prozent sein, sagen die Vereinten Nationen. Und das birgt Konfliktpotenzial: Je mehr Menschen dicht beieinander leben, desto mehr Auseinandersetzungen und Gewalt drohen. Oder? Diese gängige Auffassung stimmt nicht. Tokio, mit 37 Millionen Einwohnern (im Gesamtballungsraum) die meistbevölkerte Stadt der Welt, beweist ganz aktuell das Gegenteil. Im „Safe Cities Index 2015“, der von dem britischen Beratungsunternehmen „The Economist Intelligence Unit“ veröffent16 F& A

licht wurde, belegt Japans Hauptstadt den ersten Platz. Um ein differenziertes Bild von Sicherheit zu bekommen, wurden nicht nur die Kriminalitäts- und Mordrate sowie das persönliche Sicherheitsgefühl untersucht, sondern auch die Aspekte Gesundheit (Lebenserwartung der Bürger, Versorgung mit Krankenhausbetten), Infrastruktur (Ausbau der Straßen, Opfer durch Naturkatastrophen) sowie digitale Sicherheit (Häufigkeit von Identitätsdiebstahl, Qualität der CyberAbwehr). Diese Erkenntnisse sind nicht nur wichtig für die Einwohner der jeweiligen Stadt, sondern auch für

Geschäftsreisende und Urlauber. Die können sich in Singapur und Osaka, die Platz zwei und drei belegen, ebenfalls sehr sicher fühlen. Es folgen Stockholm, Amsterdam, Sydney, Zürich, Toronto und Melbourne. Die einzige deutsche Stadt, die untersucht wurde, schaffte es auf Platz 20: Frankfurt. Auch wenn sich der Studie zufolge in vielen Fällen ein Zusammenhang zwischen Sicherheit und Wohlstand erkennen lässt, ist dieser nicht zwingend. Das zeigt Qatars reiche Hauptstadt Doha, das noch vor einigen Jahren in den Top Ten der sichersten Städte gelistet wurde, im aktuellen Ranking jedoch auf Platz 29


sicherste der Welt?

100 000 Mordopfer jährlich in Honduras, hier am Flughafen von San Pedro Sula

… und die unsichersten?

abstürzt. Die Studie verdeutlicht auch, dass „sicher“ nicht zwangsläufig „lebenswert“ heißt. Im ebenfalls vom „Economist“ herausgegebenen Ranking der lebenswertesten Städte belegt Tokio nur Platz 18, Singapur den bescheidenen Platz 52. Lebenswerteste Stadt der Welt – für viele ohnehin ein Synonym für „gefühlte Sicherheit“ – ist demnach Melbourne, gefolgt von Wien und Vancouver. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt das „Mercer Quality of Living“Ranking 2015 der lebenswertesten Städte. Von 230 untersuchten Städten schafft es hier Wien auf Platz eins, Deutschlands beste Stadt München auf Platz vier. (cha)

Bedrohliche Steinwüste? Nein, die Bewohner von Tokio leben in der sichersten Großstadt der Welt. Und manche haben sogar einen herrlichen Blick auf den Vulkan Fuji (Hintergrund)

Im „Safe Cities Index“ belegen Mexico City, Riad, Johannesburg, Ho-Chi-Minh-Stadt, Teheran und Jakarta die letzten Plätze. Doch in diesem Ranking werden eine Reihe gefürchteter Städte gar nicht berücksichtigt: Caracas zum Beispiel, das in puncto Kriminalität seit Jahren besonders viele Negativnachrichten, aber kein gesichertes Datenmaterial liefert. Ebenso Acapulco, das aufgrund eskalierender Drogenbandenexzesse in den vergangenen drei Jahren in der Mordstatistik einen erschreckenden Satz nach vorn gemacht hat. New York City hingegen bekommt sein Kriminalitätsproblem in den Griff und belegt im „Safer Cities Index“ Platz zehn! 2014 verzeichnete man ein historisches Tief: Während 1990 noch sechs Morde pro Tag begangen wurden, waren es 2014 328 im ganzen Jahr – eine Mordrate von 6,2 pro 100000 Einwohner. Zum Vergleich: In der honduranischen Großstadt San Pedro Sula waren in jüngster Zeit 169 Morde zu verzeichnen – pro 100000 Einwohner und Jahr! Angesichts dieser weltweit vermutlich unerreichten Mordrate erscheint selbst das von Selbstmordattentaten dauergeplagte Bagdad in einem friedlicheren Licht. Da waren es im gleichen Zeitraum „nur“ 48 Morde pro 100000 Einwohner.

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Politik Kampagnen benutzt werden. Er wollte sie der ersten Kanzlerin schenken. EIN VIRTUELLER GOLDRAUSCH herrschte in Nach der Wahl von Angela Merkel war es im den 90er-Jahren, als für das Internet alle Herbst 2005 so weit. Heitmüller, heute ein sinnvollen und sinnlosen Domains registriert erfolgreicher Geschäftsmann, erinnert sich: wurden. Es galt das „First-come, first-served“„Das war während eines Kaffeetrinkens mit Prinzip − wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wer Ulrich Wilhelm. Dabei habe ich sie ihm quasi geschickt war und große Namen für sich übergeben.“ Der Staat – in Person von sicherte, verkaufte sie später teilweise für Wilhelm, dem damaligen Chef des BundesMillionen, weil die entsprechenden Firmen presseamts – wurde Inhaber der Domain. den Domainnamen dringend benötigten. Auf Heitmüller ist seit 1998 auch „www. Zu den Pionieren der ersten Stunden zählte bundespraesidentin.de“ angemeldet. Die erste auch Lars Mischa Heitmüller. Er hatte sich Frau in diesem Amt soll die Domain zur 1998, damals noch Student der KommunikaNutzung erhalten. Auch nicht für Geld, ein tionswissenschaften, die Domain „www. Kaffee würde reichen. (dim) bundeskanzlerin.de“ gesichert und nach eigenen Angaben „treuhänderisch besetzt“ – KEIN EIGENTÜMER und damit mehr Weitblick gezeigt als Bundesregierung oder Bundeskanzleramt. Diese Internetdomains werden nicht vom Staat verwaltet. Für .de-Domains ist die DENIC hatten versäumt, sich die Adresse zu sichern. (Deutsches Network Information Center) zuNur die Domain „www.bundeskanzler.de“ ständig. Wer dort eine Domain registriert, war reserviert worden. Im Jahr 2001 bekundete wird aber nicht Eigentümer, sondern Inhaber. die Werbeagentur Angela Merkels Interesse Juristisch ist die Sache kompliziert, wirtan der Domain. Heitmüller wollte aber keine schaftlich einfach: Der Inhaber darf die Geschäfte machen. Die Site sollte auch nicht Domain nutzen und verkaufen. in Privatnutzung gehen und auch nicht für

Wem gehört „www.bundeskanzlerin.de“?

Geschenk eines schlauen Studenten: Angela Merkels BundeskanzlerinWebsite. Sie hat außerdem eine persönliche Website: angela-merkel.de

Wie filtern die Geheimdienste den Datenwust? ES GIBT ZWEI KATEGORIEN VON INFORMATIONEN, die NachZielperson „infiziert“ so alle, die im selben Chatroom vorbeigerichtendienste beim Abhören einsammeln: zum einen Dateien schaut, am selben Computer gesessen, denselben Flug gebucht wie Texte, Audios, Videos. Wie man diese durchforstet, weiß je- haben oder auch nur vergleichbar oft und kurz telefonieren. der: Man braucht eine Suche, die sich mit Stichwörtern füttern Verdachtsmomente sind heutzutage so ansteckend wie ein gelässt. So ähnlich funktioniert das auch bei den Geheimdiensten. fährliches Virus. Per Spezialsoftware lässt sich der abgehörte Schrift- und Telefon- In der Konsequenz wächst die Datenmenge exponentiell, verkehr im Hinblick auf bestimmte Schlüsselwörter durchwobei die Qualität der Auswertung erst einmal auf der Strecke suchen, etwa rund ums Thema „Terrorismus und Bombenbau“. bleibt. Die US-Nachrichtendienste gehen dieses Big-Data-ProZum anderen gibt es die sogenannten Metadaten, deren blem mit ihrer eigenen Logik an: mit immer mehr Speicherplatz. Analyse immer wichtiger wird. Zu den Metadaten zählt alles In Utah wurde unlängst ein gigantisches Rechenzentrum aus Material, was sozusagen nebenbei anfällt. Beispiel Handy-Kom- dem Boden gestampft, „das größte militärische Bauprojekt der munikation: Die Metadaten verraten, wer mit wem gesprochen jüngsten Geschichte“, hieß es bei der Grundsteinlegung. Über hat, wann das war, wie lange, wie oft und von wo. So entsteht die Kapazität des Utah Data Centers gibt es zwar keine offizieleine Datenspur, ein Bewegungslen Angaben, doch Schätzungen profil, das viel ergiebiger sein kann zufolge könnte der virtuelle Platz als die oft wirren Inhalte von ausreichen, um für jeden ErdenE-Mails und Telefonaten. Moderbürger eine fast anderthalb Megane Analyse- Tools suchen hier nach byte große Akte anzulegen. (mf) Mustern, nach Parallelen, Verbindungslinien, Schnittmengen und Das Google-Datencenter Knotenpunkten. Problem: Davon in The Dalles (Oregon, gibt es in der Regel eine ganze USA), wo täglich Hunderte Menge. Eine einzige verdächtige Millionen Suchanfragen bearbeitet werden 18 F& A


Wohin geht die Kirchensteuer? Der Klingelbeutel ist keine wichtige Einnahmequelle der Kirchen mehr, aber immer noch ein bedeutendes Symbol dafür, wie sehr sie auf Spendenfreudigkeit angewiesen sind

2014 WAR EIN REKORDJAHR für die Kirchen was die Kirchensteuer betrifft. Grund: die gute Konjunktur. Knapp elf Milliarden Euro Steuern haben katholische und evangelische Kirche eingenommen: katholische Kirche 5,86 Milliarden, evangelische Kirche 5,1 Milliarden. Die Gesamteinnahmen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) können detailliert eingesehen werden, die katholische Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht keine Details, da deren 27 Bistümer und Erzbistümer mit rund 25 Millionen Gläubigen auf ihre Eigenständigkeit pochen. Größter Posten bei den Einnahmen der EKD sind die Kirchensteuer und der Gemeindebeitrag mit 5,2 Milliarden Euro. Fördermittel und Zuschüsse der öffentlichen Hand bringen noch einmal 1,9 Milliarden, Gelder für Dienstleistungen wie Kitas und Schulen summieren sich auf 1,2 Milliarden, Vermögenseinnahmen aus Mieten, Pachten sowie Kapitalerträge ergeben mit Spenden und Erbschaften, den Ausgleichszahlungen für Enteignungen und Sonstigem weitere gut 1,8 Milliarden Euro. Auf der Ausgabenseite verschlinggen Pfarrdienst und Religionsunter-

richt mit zwei Milliarden Euro den größten Batzen. Weitere größere Ausgaben: Kindertagesstätten (1,90 Milliarden), allgemeine Gemeindearbeit (1,2 Milliarden), Unterhaltung und Pflege der Gebäude (1,04 Milliarden), Leitung und Verwaltung (800 Millionen). Über das Vermögen sagen diese Statistiken nichts aus. Die Buchhaltungen sollen aber so umgestellt werden, dass künftig das gesamte Vermögen erfasst wird. (dim)

… und woher kommt das Geld? Dass die Kirchen überhaupt Kirchensteuer einnehmen können, wurde 1919 in der Weimarer Verfassung verankert und 1949 ins Grundgesetz übernommen. 1803 war die Kirche weitgehend enteignet, der Staat hatte die Güter vereinnahmt und zum Ausgleich die Finanzierung der Kirchen übernommen. Dann aber wurde es ihm zu teuer, sodass 1892 die Kirchensteuer eingeführt wurde. Über die Verwendung konnten die Kirchen nun unabhängig entscheiden. Die Kirchensteuer ist die wichtigste Einnahmequelle, weiteres Geld kommt aus Gemeinde beiträgen, Kirchgeld, Spenden und Kollekten. Wichtig für die Arbeit sind auch Fördermittel und Zuschüsse der öffentlichen Hand, zum Beispiel für den Betrieb von Kindertagesstätten und Bildungseinrichtungen. Dennoch ist der kirchliche Eigenanteil hier erheblich und unverzichtbar. An den Gesamteinnahmen der evangelischen Kirche haben Fördermittel und Zuschüsse einen Anteil von 18,6 Prozent.

Was sind „kalte“ und „heiße“ Kulturen? WIR LEBEN IN EINER WELT DER GEGENSÄTZE: Während einerseits schon Flüge zum Mars geplant werden, gibt es gleichzeitig noch Völker, die ausschließlich vom Jagen, Fischen und Nüssesammeln leben. Bis heute werden solche archaischen Lebenswelten von vielen als rückständig wahrgenommen. Der bedeutende französische Ethnologe Claude LéviStrauss (Foto, 1908–2009) sah diese Haltung schon vor über 50 Jahren kritisch: Er suchte nach nicht wertenden, vor allem nach nicht abwertenden Begriffen, während seine Zeitgenossen noch ganze Völker kurzerhand als wild und primitiv zu deklassieren pflegten. Lévi-Strauss entschied sich für das Wortpaar „kalt“ versus „heiß“. Vereinfacht gesagt geht es den kalten Kulturen ums Bewahren, den heißen ums Verändern. Ein Beispiel: Kalte Kulturen bewirtschaften ihr Land im Rhythmus der Jahreszeiten, heiße minimieren die Abhängigkeit von Boden und Wetter durch den Bau von Treibhäusern oder den Einsatz von künstlichem Dünger. „Kalt“ ist eine Weltordnung der Sagen und Mythen, „heiß“ dagegen die der Geschichtsbücher und Naturwissenschaften. Die wichtigste Botschaft des berühmten Ethnologen: Die beiden Grundmuster fußen zwar auf unvereinbaren Voraussetzungen, beide sind jedoch in sich stimmig und insofern vernünftig. Überlegenheitsgefühle sind fehl am Platz, egal auf welcher Seite. Ein Zitat von Chief Joseph, Häuptling der Nez-Percé-Indianer im 19. Jahrhundert, bringt die kulturelle Kluft zwischen kalt und heiß auf den Punkt: „Wir waren zufrieden, die Dinge so zu lassen, wie der große Geist sie gemacht hatte. Die Weißen sind nicht zufrieden und ändern sogar den Lauf der Flüsse, wenn er ihnen nicht passt.“ (mf) F& A 19


Natur

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Können sich Spinnen im eigenen Netz verfangen? SPINNENSEIDE ist ein ebenso begehrter wie vielseitiger Rohstoff. Forscher in aller Welt basteln heute an künstlicher Spinnenseide, die in Zukunft durchtrennte Nervenbahnen heilen soll oder das Silikon in Brustimplantaten ersetzen könnte. Obwohl die dünnen Fäden auf Menschen einen fragilen Eindruck machen, sind sie für ihr Gewicht erstaunlich robust. Hätte Stahl die gleichen Eigenschaften, wäre er dreimal so dehnbar und würde dabei die vierfache Belastung aushalten. Spinnen müssen sorgfältig vermeiden, sich im eigenen Netz zu verfangen. Um einem solchen Unfall vorzubeugen, bauen sie es erstaunlich raffiniert auf. Am Anfang errichten sie meist eine Art Grundgerüst – Rahmen und Hauptachsen werden aus nicht

klebriger Seide gefertigt. Dank verschiedener Drüsen kann die Spinne nämlich unterschiedlich dicke Seide herstellen, die nur bei Bedarf mit Klebstoff versehen ist. Klebrige Fäden kommen vor allem beim Bau der sogenannten Fangspirale zum Einsatz. Diese von innen nach außen aufgetragenen Spiralfäden betritt die

Spinne erst, wenn ihr ein Opfer ins Netz gegangen ist. Damit sie bei der Bergung der Beute nicht in Lebensgefahr gerät, kommt ihr eine anatomische Besonderheit zu Hilfe. Die Enden ihrer Beine sind mit spitzen Haaren versehen, was die Kontaktfläche zum gefährlichen Teil des Netzes wirksam reduziert. (ag) Links: Mit diesen Drüsen stellt die Spinne ihre Seide her. An der Spitze von einigen ist schon der Beginn des Fadens zu erkennen. Oben: Furchterregend – die Augen einer Springspinne. Ganz links: Gartenspinne in ihrem Netz

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Natur

Auf welcher Blüte sitzt ein „Scheininsekt“? Schein und Sein liegen bei der Wilden Möhre dicht beieinander AB MAI GEHT ES SO RICHTIG LOS:

Selbst öde Brachflächen verwandeln sich in zartfarbene Blütenmeere. Besonders prominent sind dabei die knie- bis hüfthohen Doldenblütler mit ihren aufgespannten Schirmchen aus vielen weißen Einzelblüten. Hier lohnt sich ein genauer Blick, denn gar nicht selten sitzt in der Mitte des Doldenkopfs eine auffällige Kontrastblüte: das sogenannte Scheininsekt! Manchmal leuchtet es rot, meist ist es fast schwarz – übrigens die einzige schwarze Blüte in unseren Breitengraden. Aufgrund dieser Besonderheit hatte die kleine Ausnahmeerscheinung in früheren Jahrhunderten prompt den Namen „Mohrenblüte“ weg. Das dunkle Scheininsekt ist zweifellos der evolutionäre Trumpf der Wilden Möhre. Denn: Käfer und Schmetterlinge halten den Fleck auf der Blütengruppe für einen Artgenossen. Wenn da einer so lange auf der Blüte verharrt, muss die wohl besonders schmackhaft sein, so die Insektenlogik. Der geflügelte Passant gesellt sich also dazu – und es entsteht eine perfekte Win-winSituation für Tier und Pflanze. Die Krabbeltiere werden zwar ge-, aber nicht enttäuscht, denn die Möhrenblüte hat geschmacklich einiges zu bieten. Und die Bestäubung ist auf diese Weise prima gesichert. Dass die Rechnung aufgegangen ist, zeigt sich am respektablen Alter der Pflanze – es gibt sie seit prähistorischen Zeiten. Wir Menschen profitieren übrigens auch von dem Trick mit dem Scheininsekt. Das Signal hilft uns, die Wilde Möhre von hochgiftigen Doppelgängern wie Hundspetersilie und Schierling zu unterscheiden. (mf)

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Kann man die Wilde Möhre essen? Die Wilde Möhre ist der Vorläufer der Kulturmöhre, und bereits unsere prähistorischen Vorfahren haben sich die Wirkung dieser Arzneipflanze zunutze gemacht, wie archäologische Samenfunde nahelegen. Die Möhre soll gegen Wurmbefall gut sein und auch den Blick fürs Wesentliche schärfen. Allerdings sieht die essbare Wurzel ganz anders aus als unsere „moderne“ Möhre: Statt knallorange und fleischig ist sie dünn und weißlich-gelb. Der Geschmack ist aber unverkennbar karottig.

Blühende Dolde einer Wilden Möhre. In der Mitte ist deutlich das dunkle Scheininsekt zu erkennen

Wie finden sich Ameisen in ihrem Bau zurecht? Überraschende Antwort: Sie haben einen Linksdrall ÜBER SAGENHAFTE 5760 KILOMETER LÄNGE erstreckt sich die bisher größte gefundene Ameisenansiedlung der Welt: Sie reicht von der Italienischen Riviera bis in den Nordwesten Spaniens. Erstaunlich, wie zielsicher sich die emsigen Tierchen in den weitverzweigten Tunnelsystemen zurechtfinden und dabei auch noch fremde Territorien erkunden. Dem Geheimnis ihres phänomenalen Orientierungssinns kamen Forscher der University of Bristol auf die Spur: Sie beobachteten, dass sich Ameisen der in Europa vorkommenden Art Temnothorax albipennis beim Erkunden eines fremden Nests an Weggabelungen fast immer für links entschieden. Auch in einem im Labor gebauten Labyrinth bogen die „Versuchsameisen“ deutlich häufiger nach links ab. Dieser konsequente Linksdrall hilft den Tieren, sich nicht zu verirren. Da alle die Links-vor-rechts-Regel befolgen, erhöht sich die Chance, Artgenossen zu treffen und gemeinsam das neue Nest zu erkunden. Doch warum nach links und nicht nach rechts? Die Forscher vermuten, dass der Linksdrall mit der unterschiedlichen Spezialisierung der beiden Hälften im Ameisen hirn zusammenhängt: Während das rechte Ameisenauge zur Orientierung dient, hält das linke nach Fressfeinden Ausschau. Wenn die Tiere in fremden Kolonien also immer links abbiegen, können potenzielle Gefahrenquellen schneller erkannt werden. (er)


Gut gemacht, Wolf! Die Verhaltensforscherin Zsófia Virányi hat gemeinsam mit Kollegen die Intelligenz von Wölfen und Haushunden im österreichischen Wolf Science Center untersucht

Sind Wölfe klüger als Hund SCHON OFT HABEN Verhaltensforscher untersucht, ob sich Hunde von Wölfen auch in ihren intellektuellen Fähigkeiten unterscheiden. Dass Wölfe zumindest besser zählen können, konnten jetzt Forscher um Friederike Range von der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigen. Sie hatten Mischlingshunden und Wölfen, die alle unter gleichen Rudelbedingungen im Wolf Science Center in Ernstbrunn aufgewachsen waren, einzelne Käsestücke gezeigt und diese dann in jeweils einer von zwei Röhren verschwinden lassen. Die Tiere sollten sich anschließend für eine der beiden Röhren entscheiden; wählten sie die richtige mit mehr Stücken – die sie nun nicht mehr sehen konnten, sich also mengenmäßig vorstellen mussten –, bekamen sie den Inhalt. Die Hunde entschieden sich nur dann meist richtig, wenn mehr als doppelt so viele Käsestücke in einer Röhre verschwunden waren. Die Wöl-

fe aber lagen auch bei knappen Mengenverhältnissen von drei zu zwei oder vier zu drei fast immer richtig. Range erklärt das damit, dass Haushunde sich nicht mehr um die Futterbeschaffung kümmern müssen. Die Fähigkeit, Mengen zu unterscheiden, ist bei ihnen kein Selektionsvorteil mehr. In einem weiteren Experiment wurden zwei Hunde trainiert, eine Box zu öffnen, um an Futter zu gelangen. Andere Hunde wie auch Wölfe durften ihnen zusehen. Als die Zuschauer selbst randurften, schafften den Trick nur vier von 15 Hunden, jedoch alle zwölf Wölfe. Sind Hunde also „degeneriert“? Keineswegs, sagen auch andere Forscher. Hunde mögen zwar einige soziale Fähigkeiten verloren haben, die sie im Zusammenleben mit dem Menschen nicht mehr brauchen. Dazu gehört das Abschauen von Artgenossen. Dafür haben sie aber andere Fertigkeiten

erworben. So sind schon drei Monate alte Hundewelpen in der Lage, in die Richtung zu gehen, in die ein Mensch zeigt – selbst wenn dieser nicht Herrchen oder Frauchen ist. Wölfe verstehen diese Anweisung auch im hohen Alter nicht. Außerdem haben Hunde bei Weitem nicht so viel Angst vor Neuem. Wölfe nehmen fast immer Reißaus vor Dingen, die sie nicht kennen, Hunde seltener. Und Hunde schauen bei Experimenten oft zum Forscher, um vielleicht Hinweise zu erhalten. Die Wölfe nicht. „Unterm Strich würde ich nicht sagen, dass eine Spezies klüger ist als die andere“, urteilt der ungarische Verhaltensforscher Adam Miklosi. „In einer Umgebung ohne Menschen verhalten sich die Wölfe klüger. Aber in einer Umgebung, wo es darum geht, Verhalten und Kommunikation des Menschen zu deuten, sind die Hunde klüger.“ (jb) F& A 23


Natur

Was unterscheidet Meere und Ozeane?

Das kleine Ari-Atoll (Malediven) liegt mitten im Indischen Ozean – einer der größten Wasserflächen der Erde Leserfrage Konstantin Albrecht, E-Mail

DIE ERDE wird auch der Blaue Planet genannt, weil mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind. Weltmeer heißt die Gesamtheit der erdumspannenden, miteinander verbundenen Gewässer. Unterteilt wird es in fünf Ozeane und Dutzende Meere. Die fünf Ozeane sind der Atlantik, der Pazifik, der Indische Ozean sowie der Arktische und der Antarktische Ozean. Im Unterschied zu den Meeren sind sie offene, riesige Wasserflächen. Meere dagegen sind durch Inselgruppen, Kontinente oder auch Gebirgszüge am Meeresgrund von den Ozeanen und anderen Meeren getrennt. Je nach ihrer Lage werden sie in Mittel-, Binnen- und Randmeere unterteilt. Das Schwarze 24 F& A

Meer etwa ist ein Binnenmeer: Ähnlich wie ein See ist es von Land umgeben, nur durch den Bosporus mit dem Europäischen Mittelmeer verbunden. Dieses wiederum trägt den Namen Mittelmeer, weil es zwischen den Kontinenten Europa, Afrika und Asien liegt. Ein Beispiel für ein Randmeer ist die nördlich von Norwegen gelegene Barentssee – ein zwischen mehreren Inseln gelegener Ausläufer des Arktischen Ozeans. Bedingt durch ihre jeweilige geografische und klimatische Lage herrschen auf den Meeren und Ozeanen teils deutlich voneinander abweichende Wetterbedingungen, was vielen der Gewässer einen ganz eigenen Charakter verleiht. (kf)


Stimmt es, dass Erdbeben leuchten?

Diese Lichterscheinung wurde 2013 einige Tage vor dem Erdbeben in Sichuan, China aufgenommen SCHON IN DER ANTIKE wurden sie beschrieben, bis vor wenigen Jahrzehnten jedoch als Hirngespinste abgetan: mysteriöse Lichterscheinungen über dem Boden vor oder während heftiger Erdbeben, meist in der Nähe, mitunter aber auch Hunderte Kilometer entfernt vom Epizentrum. Inzwischen gibt es zahlreiche Aufnahmen von „Erdbebenlichtern“: Mal sehen sie aus wie bläulich-weiße Fackeln, mal schweben sie gelb und kugelförmig über dem Boden, mal leuchten sie wie ein Regenbogen, und mal schießen sie auch wie Blitze gen Himmel. Meist dauert das Spektakel nur Sekunden. Viele Geowissenschaftler haben versucht, das Phänomen zu erklären: etwa als elektrische Aufladungen der

Quarzbestandteile im Boden, als austretendes Radon, das die Luft über dem Bebenherd ionisiert, oder als tektonisch ausgelöste örtliche Störungen im Erdmagnetfeld, die zu einem Rekombinationsleuchten führen, wenn sich die Feldlinien wieder verknüpfen. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse: Friedemann Freund, Mineraloge bei der geowissenschaftlichen Division am Ames Research Center der US-Raumfahrtbehörde NASA in Kalifornien, hat mit Kollegen in den letzten Jahren die geologischen Daten Dutzender Erdbeben mit Leuchterscheinungen zusammengetragen und ist dabei einem anderen elektrischen Prozess auf die Schliche gekommen: Vor allem Basalte und Gabbro-Gesteine tief unten im Boden enthalten in ihren Kristallen Sauerstoff-Paare, sogenannte Peroxide, deren Bindung labil ist und vielfach aufbricht, wenn das Gestein unter Druck gerät. Beim Aufbrechen setzen sie Elektronen frei, die SauerstoffIonen fließen dann mit bis zu 100 Metern pro Sekunde durch Risse im Gestein zur Oberfläche. Bei starken Beben entsteht ein regelrechter Ionen-Schwall, ein Plasma, das sich an der Luft mit einem Leuchten entlädt. „Diese Entladungen“, so Freund, „können bis zu 100 Meter und höher in die Luft schießen.“ Dabei bilde sich unter Umständen auch eine „stehende Entladung“, die minutenlang anhält. (jb) UNSER TIPP

www.youtube.com/watch?v=nal353InMCE

Wie kommt der Zitteraal auf 600 Volt? „Ich empfand den ganzen Tag über heftigen Schmerz in den Knien und fast in allen Gelenken.“ Tatsächlich ist der Zitteraal, der kein Aal ist, wie sein Aussehen und sein Name vermuten lassen, der „elek trischste“ Fisch der Welt. Er gehört zu den Neuwelt- Messerfischen und kann eine Spannung von bis zu 600 Volt aufbauen. In manchen Quellen ist sogar von 800 Volt die Rede. Das ist etwa dreieinhalbmal so viel wie die Steckdosenspannung, zählt aber noch Der „Elektrofisch“: Wer ihm zu nahe nicht zur Hochspannung, die bei kommt, gerät unter Strom 1000 Volt beginnt. Mit diesen Werten FÜR DEN NATURFORSCHER Alexan- kann der bis zu zweieinhalb Meter der von Humboldt war das Erlebnis lange Zitteraal andere Tiere betäuben, zwar hoch spannend, aber auch ziemsogar töten. Auch dem Menschen lich unangenehm. Seine Begegnung wird er gefährlich. Die Stromstöße mit einem Zitteraal in Südamerika, können zu Muskelverkrampfungen, auf den er beide Füße gesetzt hatte, Herz- und Atemstillstand führen und beschrieb er in seinen Notizen so: manchmal auch zum Tod.

Der Elektrofisch besitzt etwa 6000 sogenannter Elektrozyten, das sind auf Stromerzeugung spezialisierte ehemalige Muskelzellen. Durch das Verschieben von elektrisch geladenen Teilchen kann jede dieser Zellen an ihrer Membran eine elektrische Spannung von einem Siebtel Volt erzeugen. Da Tausende dieser Elektrozyten hintereinandergeschaltet sind, addiert sich die Spannung. Dazu kommt, dass mehrere solcher Anordnungen parallel verbunden sind, was die Stromstärke enorm erhöht. Entdeckt der Fisch einen Feind oder ein Beutetier, löst er über Nervenimpulse Spannungsstöße aus – durch gleichzeitige Erregung vieler Elektrozyten. In wenigen Millisekunden entsteht so die hohe Gesamtspannung und entlädt sich ins Wasser. (dim) F& A 25


Natur

ANGENOMMEN, Sie befinden sich im australischen Outback, die Sonne brennt fürchterlich, Sie haben Durst – aber weit und breit ist kein Wasser in Sicht. Was tun? Pressen Sie doch einfach mal einen Frosch aus! Das ist kein Witz, sondern ein Überlebenstrick der Aborigines. In der unwirtlichen und wasserarmen Wüste Australiens kann der sogenannte Wasserreservoirfrosch Cyclorana platycephala Menschen vor dem Verdursten retten. Mit sechs bis sieben Zentimeter Länge und bräunlicher Färbung ist dieser Vertreter aus der Gruppe der Laubfrösche äußerlich eher unscheinbar. Cyclorana platycephala fühlt sich – eher froschuntypisch – in den Trockengebieten Australiens wohl. Er residiert gern in austrocknenden Seen und Sümpfen, frisst Insekten und ihre Larven, Spinnen, Würmer und Weichtiere und wartet auf die Regenzeit, in der er sich vermehrt. Beginnt die Trockenzeit, buddelt er sich im Uferschlamm ein. Vorher lässt er sich aber regelrecht „volllaufen“ und speichert große Mengen an Wasser in seinem Unterhautgewebe und in der

Wer trinkt Froschwasser? Lebende Quelle: Der australische Wasserreservoirfrosch hat schon viele Menschen vor dem Verdursten gerettet

Harnblase, was dem kleinen Frosch dann ein eher kugeliges Aussehen verleiht. So ausgerüstet harrt er auf den nächsten Regen, wenn es sein muss, hält er Trockenperioden von Monaten bis Jahren aus. Diesen Umstand machen sich die Aborigines zunutze. Benötigen sie Wasser, graben sie den kleinen Kerl

DER ÄLTESTE UND GRÖSSTE BAUM DER ERDE ist eine Amerikanische Zitterpappel im Fishlake National Forest im US-Bundesstaat Utah. Und wer jetzt einwendet, Mammutbäume oder Zypressen würden doch viel größer und älter als Pappeln, hat durchaus recht: Eine einzelne Zitterpappel wird nicht viel älter als 200 Jahre und nicht höher als 25 Meter – für Bäume nicht viel. Doch die hier gemeinte Pappel ist nicht ein singulärer Baum, sondern ein regelrechter Wald aus 50 000 Baumstämmen, verteilt über fast 44 Hektar und vereint über ein gemeinsames Wurzelwerk. Alle Stämme sind Klone des allerersten Baums, der dort vor mindestens 80 000 Jahren gestanden haben muss. (Foto links aus dem Bildband „The Oldest Living Things in the World“ von Rachel Sussman.) Für den Einzelbaum hat das Leben in einer derartigen Kolonie Vorteile: Wer im Trockenen steht, bekommt Wasser von denen herübergeschickt, die es feuchter haben. Genauso läuft es mit Nährstoffen. Stirbt an einer Stelle ein Stamm, wird er an anderer ersetzt. Sterben mehrere auf einmal, etwa durch einen Waldbrand, so kann das Kollektiv durch beschleunigtes Wachstum junger Sprösslinge auch das kompensieren. „Pando“ haben die Amerikaner den Pappel-Organismus getauft (lateinisch für „ich breite mich aus“). Leider geht es ihm inzwischen sehr schlecht. Die systematische Bekämpfung von Bränden verhindert die Verjüngung. Dazu knabbern Rehe und Elche fortwährend die jungen Triebe weg. Doch die Waldhüter des Fishlake National Forest haben die kritische Lage erkannt: Ein großer Teil Pandos wurde umzäunt, um Fressfeinde fernzuhalten, und ab und zu werden kontrollierte Feuer gelegt. Pando soll ewig leben! (jb)

Kann ein einziger Baum zum Wald werden? Ein botanisches Wunder – leider gefährdet

Sein Name ist Pando: ein einziger Baum, der aus vielen Zitterpappeln besteht 26 F& A

aus. Auf Druck gibt der Wasserreservoirfrosch seinen Flüssigkeitsvorrat wieder her. Allerdings achten die australischen Ureinwohner sehr streng darauf, dem Frosch nicht alle Reserven zu rauben. Der nur um einen Teil seines Wassers beraubte „Getränkespender“ wird wieder eingegraben. (tk)


Warum streichen Katzen ihren Menschen um die Beine? Leserfrage Nora Erhardt, E-Mail

KATZENFREUNDE lieben diese Momente: Genüsslich rekelt sich das Tier, während es gekrault wird. Ehe diese gemütlichen Kuschelstunden auf dem Sofa oder Fußboden beginnen, streichen die Katzen ihren Besitzern intensiv um die Beine, drücken jedes Körperteil an den vertrauten Menschen – und zum Abschluss des Rituals umschlingen sie häufig noch penibel seine Beine mit dem Schwanz. Was Katzenhalter als Liebkosung ihres Vierbeiners deuten, erfüllt deutlich mehr Zwecke: Oft will die Katze – gerade kurz vor der Essenszeit – auf nette Art mitteilen: „Ich hätte jetzt gern was zu fressen!“ Vor allem aber geht es ihr darum, an den Beinen ihres Besitzers ihren individuellen Duft zu hinterlassen. Wie ihre gefährlichen Verwandten Tiger, Löwe oder Panther nutzen Katzen ihre Duftdrüsen, um ihr Revier mit Botenstoffen zu kennzeichnen. Diese Drüsen befinden sich an der Wange, am After, an den Flanken, zwischen den Pfotenballen und am Schwanzansatz. Die Duftmarken verraten der Konkurrenz, dass ein bestimmtes Terrain bereits vergeben ist. Darüber hinaus erfährt der unerwünschte Eindringling auch alles über das Geschlecht und den Hormonstatus des Revierbesitzers. Je intensiver Katzen ihre Menschen und deren Kleidungsstücke markieren, desto deutlicher signalisieren sie damit einem fremden Tier: „Du musst dir einen anderen Menschen suchen – dieser gehört schon mir!“ (sts)

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Titelgeschichte

Warum haben

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wir immer weniger Zeit Mit den technischen Mitteln von heute sind wir so schnell wie nie zuvor – doch statt damit Zeit zu gewinnen, läuft uns diese immer schneller davon. Zeitforscher suchen nach Erklärungen für die zunehmende Beschleunigung und den rätselhaften Verlust von Zeit

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Titelgeschichte

Brandneuer Tempomacher: Die japanische Magnetschwebebahn JR-Maglev erreichte auf einer Teststrecke 603 Kilometer in der Stunde. Weltrekord! VON MINERVA FOIS

Früher war alles besser – dieser Spruch wird nicht wahrer dadurch, dass er so gern wiederholt wird. Unbestreitbar ist dagegen Folgendes: Früher war alles anders – sehr, sehr anders. Denn früher haben die Menschen in einer anderen Zeit gelebt, im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Zeit war bestimmt durch natürliche Taktgeber: Sonne, Mond, die Jahreszeiten, Wachen und Schlafen, Leben und Sterben. „Zyklisch“ nennt sich dieses Zeitverständnis, das sich an natürlichen, regelmäßig wiederkehrenden Ereignissen festmacht. Unsere heutige Zeitvorstellung ist dagegen eine völlig andere. Wir denken linear, das heißt, wir begreifen Zeit als Fluss oder Strahl, der nur eine Richtung kennt: vorwärts. Viele Jahrhunderte hat es gedauert, bis die Vorstellung vom Zeitstrahl ins Bewusstsein der Menschen eingesickert ist. Und doch setzte sie sich letztlich durch, denn: Das lineare Zeitverständnis erlaubt dem Menschen, an die Wirkung seiner Handlungen zu glauben und daran, Dinge verändern zu können. Man muss nicht mehr geduldig abwarten, was der Weltenlauf so bringt, sondern kann die Zeit „nutzen“. Kaufleuten wurde das besonders früh klar. Im 16. Jahrhundert liefen die Geschäfte exzellent, weil die Bevölkerungs-

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zahlen explodierten. Man musste allerdings schneller sein als der Konkurrent. Also überlegte man sich, wo sich die schlimmsten Zeitfresser verbergen: die schwer überbrückbaren Entfernungen, der zähe Informationsaustausch. Die mittelalterlichen Kaufleute, analysiert der Marburger Historiker Peter Borscheid, begriffen als Erste, dass nur die Schnellsten reich werden. Die Zeit nahm Tempo auf, als der Mensch entdeckte, wie man Zeit zu Geld macht. Ein Kreditwesen mit Zins und Zinseszins entwickelte sich, denn für einen Handlungsreisenden empfahl es sich kaum, mit Säcken voller Geld durch die Welt zu fahren. Die laufenden Kredite aber steigerten den Geldwert der Zeit noch zusätzlich.

Wann fing die Zeit an zu hetzen – und warum? Damit war das „Tempo-Virus“ (Peter Borscheid) in der Welt, und prompt war nichts vor ihm sicher. Beispiel Information: Als um 1700 herum die ersten Tageszeitungen durch flotte Druckerpressen gejagt wurden, fiel die Halbwertzeit einer Nachricht dramatisch. Nach 1800 raste die Eisenbahn in schnurgeraden Schneisen durch die verträumten Landschaften, und es war endgültig vorbei mit dem Dornröschenschlaf. 1843 notierte der Dichter Heinrich Heine, dass die Menschen ein bis dato un-

bekanntes Gefühl beschlich: das Gefühl, den Anschluss zu verlieren. Und doch bewegte man sich noch in gemächlichen Welten, verglichen mit den Beschleunigungskicks, die das 20. und 21. Jahrhundert bringen sollten. Kleine, schnelle Verbrennungsmotoren lösten die behäbige Dampfmaschine ab, die ersten privaten Automobile rollten durchs Land, der Verkehr verdichtete sich von Jahr zu Jahr, der Straßenbau legte entsprechend zu, während in der Wirtschaft die Fließbandproduktion zum Gebot der Stunde avancierte. Ab 1950 wurde Geschwindigkeit zum Allgemeingut – als Folge des Wirtschaftsbooms konnte sich bald jeder Auto, Waschmaschine und Ferienreisen leisten. Eine der Folgen: Der Planet Erde „schrumpfte“ – in Reisezeit gemessen war er vor 200 Jahren 50-mal größer als heute. Auch die Weltwirtschaft begann – so der US-Soziologe Richard Sennett – zu rasen, und zwar ziemlich genau im Jahr 1973, als die internationale Währungsordnung mit festen Wechselkursen und Goldbindung (das nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene Bretton-Woods-System) zusammenbrach. Damit wurden die Dämme der Finanzwirtschaft eingerissen, aus nationalem, „ruhendem“ Kapital wurden reißende Geldströme, die ungehindert die Märkte der Welt eroberten, stets auf der Suche nach der bestmöglichen Rendite. Das „ungeduldige Kapital“ (eine Wortschöpfung des US-Wirtschaftswissenschaftlers Bennett Harrison) regiert unsere Welt bis heute, und es kennt nur ein Ziel: Wertzuwachs in kürzester Zeit. Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts folgte der nächste gewaltige Temposchub: Die digitale Revolution sorgte für die ultimative Beschleunigung der Kommunikation. Gerade mal 20 Jahre ist es her, dass die Zahl der Internetnutzer weltweit die Millionengrenze überstieg, heute sind die meisten User längst von der „lahmen“ E-Mail auf Instant Messaging umgestiegen.

Wo ist die geschenkte Zeit geblieben? Unsere ganze Welt ist inzwischen vollgestopft mit Zeitspartechnik, sowohl überals auch unterirdisch – und rein rechnerisch stimmt es: Selbst mit verspäteten Bahnen sind wir 100-mal schneller unter-


wegs als vor 200 Jahren, wir kommunizieren global und mit Lichtgeschwindigkeit, und Waschen, Putzen und Kochen sind im Vergleich zu früher ein Klacks. Hinzu kommt das gewaltige Zeitgeschenk, das wir dem medizinischen Fortschritt zu verdanken haben: Uns steht fast doppelt so viel Lebenszeit zur Verfügung wie der Generation unserer Ururgroßeltern! Und das vielleicht Schönste: Die offizielle Arbeitszeit hat sich seit der Wirtschaftswunderzeit auf dem Niveau von 40 Wochenstunden eingependelt. Wenn man bedenkt, dass bis zu jenem Datum der Samstag noch ein normaler Arbeitstag war und ein Jahrhundert zuvor sogar bis zu 100 Stunden und sieben Tage die Woche geschuftet wurde, kann man nur einen Schluss ziehen: Uns steht mehr Zeit zur Verfügung als allen Generationen vor uns. Und doch will die Rechnung mit der Zeitersparnis nicht aufgehen. Paradoxerweise leben immer mehr Menschen im atemlosen Gefühl, dem Tempo hinterherzuhinken und immer weniger Zeit zu haben.

Der Beschleunigungszwang frisst uns die Zeit weg Einer, der dieses merkwürdige Phänomen besonders gründlich untersucht hat, ist der Soziologe Hartmut Rosa, der an der Uni Jena lehrt und den Begriff „Beschleunigung“ in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt hat. Er erklärt: „Das große Missverständnis der Beschleunigungsgesellschaft ist zu meinen, wir könnten souverän über unsere Zeit bestimmen.“ Stattdessen gilt: Es gibt kein Entrinnen, der Beschleunigungszwang verfolgt uns auf jeder Ebene. Aufgefressen wird der Zeitgewinn, weil der Gebrauch zeitsparender Techniken als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Die Folge davon, dass man qua Smartphone, Computer, Internet vieles im Handumdrehen erledigen kann, lautet nicht: „Wir haben mehr freie Zeit“, sondern: „Wir schaffen jetzt das Doppelte“. Frei nach dem Motto „Geht doch!“ wurde der allgemeine Aktivitätslevel auf die nächsthöhere Stufe gehievt.

Wer ist eigentlich schuld am Tempo-Wahnsinn? „Gemeinsam haben wir uns Strukturen geschaffen, die das Lebenstempo immer mehr antreiben“, diagnostiziert Hartmut

Wo der Zwang zur Beschleunigung herrscht, wächst auch die Sehnsucht nach Tempodrosselung. Zum Beispiel beim Angeln auf einem stillen See

Rosa. Zwar fühlen wir uns häufig als Opfer des Tempowahnsinns – in Wahrheit sind Weil unsere natürliche Umwelt voll ist mit wir aber auch alle irgendwie „selbst schuld“. Tatsächlich scheint der Mensch Taktgebern – der Lauf der Sonne, der genetisch programmiert zu sein, ständig Wechsel der Jahreszeiten, Puls und Herzschlag, Atem, Stoffwechsel –, hat nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suuns die Evolution nicht mit einem eigechen, und entsprechend wird das körpernen Sinnesorgan für die Zeitwahrneheigene Belohnungssystem mit seinen mung ausgestattet. Über viele JahrzehnGlückshormonen auch am zuverlässigsten te war die Wissenschaft bei der Suche aktiv, wenn Aufregendes und Neues lockt. nach dem Zeit-Sinn deshalb auf Mut„New is always better“, Neues ist grundmaßungen angewiesen. Konkretere Daten lieferten erst die neuen bildgebenden sätzlich besser, lautet ein beliebtes Motto Verfahren wie die funktionelle Magnetdes zeitgenössischen Serienhelden Barney resonanztomografie. Stinson („How I Met Your Mother“). Sie zeigten: Wenn Probanden sich da„Neu“ – das heißt Veränderung, Verbesserauf konzentrieren sollen, die Dauer von rung oder einfach nur Spaß. Und je schnelkurzen Zeiträumen einzuschätzen, dann ler man hinkommt, desto besser. fangen jene Hirnareale an zu arbeiten, Tempo macht also süchtig – und bringt die die Muskelsteuerung regeln – das Kleinhirn für automatisierte Bewegundas altbekannte Suchtproblem mit sich: gen, die Basalganglien für die FeinmoNach kurzer Zeit setzt die Gewöhnungstorik und das supplementär-motorische phase ein. Ein einmal erreichtes Tempo Rindenfeld (SMA) zur Ausführung von wird umgehend zur Norm, schreibt der Handlungen. Hirnschäden in diesen BeWissenschaftsautor Stefan Klein. Bereits reichen beeinträchtigen direkt das Zeitgefühl. Die Kopplung von Zeitempfinden kurz nach dem Anziehen der Temposchraube fühlt sich die schnellere Gangart und Bewegung sorgt dafür, dass wir uns in Zeit und Raum zurechtfinden. Denn so völlig normal an, und Wartezeiten, die lernen wir zum Beispiel, korrekt einzuwir jahrelang klaglos in Kauf genommen schätzen, ob wir es noch bis auf die anhaben, kommen uns unerträglich lang vor. dere Straßenseite schaffen oder das heDie Kassiererin im Tante-Emma-Laden rannahende Auto lieber noch abwarten. wird verwünscht, wenn sie jeden Artikel

Wo sitzt unser Zeitsinn?

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Titelgeschichte

Das Perfide an der Beschleunigungsgesellschaft: Sie hält sich selbst auf Trab – und zieht uns alle mit einzeln eintippt, statt sie blitzschnell zu scannen; der alte Kinofilm wird zur Geduldsprobe, weil wir auf schnelle Schnitte und Action programmiert sind; Tondokumente aus den 1950er-Jahren erscheinen uns jetzt regelrecht unnatürlich in ihrem gemächlichen Sprechtempo. Fast Food hat sich als Lifestyle-Möglichkeit so stark etabliert, dass sogar unser Unbewusstes mitzuspielen scheint. Kanadische Forscher haben nachgewiesen, dass wir beim bloßen Anblick von Fast-Food-Symbolen deutlich ungeduldiger werden – selbst wenn wir sie gar nicht bewusst wahrnehmen können.

Zuviel ist das sogenannte „FernsehparaWahrnehmungsübungen, die in asiatidoxon“ (Rosa). Jeder von uns kennt es: Die schen Ländern seit Jahrhunderten zum Stunden vor dem Fernseher verfliegen im Kulturgut gehören. Bei der japanischen Nu, aber schon wenig später ist meist alles Teezeremonie etwa wird der Akt des Teewie weggeblasen und die Zeit in einer Art kochens auf einen Zeitraum von sechs Schwarzem Loch verschwunden – in einer Stunden gedehnt – eine extreme Ent„Zone ohne Erinnerung“, wie Stefan Klein schleunigung, die unsere normale Zeitin seinem Buch über die Zeit schreibt. ordnung aus den Angeln hebt und damit die Zeit wieder mehr erlebbar macht. Können wir die Zeit Doch so wertvoll solche Ausstiege aus wiederfinden? der Zeit auch sind – gegen die kollektive Wo Beschleunigung zum Standard wird, Beschleunigung vermögen sie wenig. Tatwächst naturgemäß auch die Sehnsucht sächlich macht Hartmut Rosa wenig Hoffnach dem Gegenteil: nach Tempodrosnung, dass wir damit zu einem gesünderen selung. Der modische Begriff „DownRhythmus zurückfinden können: „Wenn sizing“ bietet zumindest theoretisch ein sich die ganze Gesellschaft beschleunigt, Neuer Zeiträuber: die Suche Handlungsmodell: den eigenen Lebensstil kann ich individuell nicht langsamer wernach „Erlebnisdichte“ herunterfahren, einen Gang herunterden.“ Vor allem aber: „Das Perfide an der Ein typisches Symptom der Beschleunischalten, weniger arbeiten, weniger Beschleunigungsgesellschaft ist ja gerade, gungsgesellschaft: Je schneller uns die Zeit konsumieren, weniger erleben. Aktuell dass sie sich selbst auf Trab hält. Nicht zudavonrast, desto mehr versuchen wir in sie boomen sogenannte Entschleunigungsletzt deshalb, weil der neue Geschwindighineinzupacken. Passend zum neuen Tur- seminare. Die meisten davon beruhen auf keitsstandard natürlich bezahlt werden bo-Tempo ist die Eventkultur entstanden. den Konzentrations-, Achtsamkeits- und will. Ein Leben der tausend Optionen ist Lebenslisten zum Abarbeiten (wie: „1000 teurer als eines, das sich mit dem Inhalt Places to see before you die“) treffen den der Aussteuertruhe begnügt.“ Noch vor Nerv der Zeit. Auch die Urlaubsgewohnhei50 Jahren war die Existenz einer Familie Welches sind ten verändern sich. Statt drei oder vier Woim Durchschnitt mit 56 Wochenarbeitsdie fünf universalen chen Erholung am Stück wird der kostbare stunden gesichert. 2008 waren es elf StunJahresurlaub in Kurztrips fragmentiert. den mehr. Und im scharfen Gegensatz zur Tempofaktoren? Paradoxerweise erzeugt aber auch dieser „Generation Wirtschaftswunder“ stramVersuch, mehr aus der Zeit zu machen, gepeln wir uns heute nicht ab, um weiterDer US-Psychologe und -Zeitforscher nau das Gegenteil. Immer wieder überfällt zukommen, sondern eher, um nicht abRobert Levine („Eine Landkarte der Zeit“) ist ein Jahr lang um die Welt uns das unbehagliche Gefühl, am Leben zurutschen. Die „soziale Rolltreppe“ – so gereist und hat das Lebenstempo in vorbeizuleben und kostbare Lebenszeit zu Rosa – hat die Richtung gewechselt. 31 unterschiedlichen Ländern berechverschwenden. Soziologe Rosa erklärt das Wohin die Reise gehen könnte? Dazu net. Dabei fand er fünf Tempofaktoren, so: In der beschleunigten Gesellschaft mit bringt Hartmut Rosa ein Gleichnis, das die rund um den Globus den Takt der ihrer Eventkultur werden „Erlebnisse nicht nachdenklich stimmt: Es war einmal ein Kulturen bestimmen: mehr zu Erfahrungen“. Entweder weil wir Maler, der wollte ein ganz besonders schö■1. Große Wirtschaftskraft und die uns tatsächlich so viel „reinziehen“, dass nes Bild malen. Dazu kaufte er sich immer damit verbundene Möglichkeit, Zeit zu Geld zu machen, verführen zu Hektik. nichts hängen bleibt. Oder weil die vielen wieder neue Pinsel, leuchtendere Farben, ■2. Je höher der Industrialisierungs„Events“ uns schlicht und einfach nicht hochwertigere Leinwände. Das wundergrad, desto größer der Zwang zur Prowirklich berühren. In beiden Fällen schalschöne Bild aber wurde leider nie gemalt – duktivität und die Beschleunigung. tet das Gehirn auf Durchzug. Hartmut ■3. Die Einwohnerzahl: In Großstädten keine Zeit. Rosa vertritt übrigens die These, dass unist schon die Gehgeschwindigkeit deutsere heutige Eventkultur und die kollektive lich höher als in Kleinstädten. Buchtipps ■ Peter Borscheid: Das Tempo-Virus. Eine Kultur■4. Das Klima: Die langsamsten LänSuche nach Erlebnisdichte mit dem Vergeschichte der Beschleunigung. Campus Verlag, 24,90 € der liegen in den Tropen. blassen von Jenseitsvorstellungen zusam■ Stefan Klein: Zeit – der Stoff, aus dem das Leben ist. Fischer TB Verlag, 8,95 € ■5. Kulturelle Normen: Individualistimenhängen: Wer davon ausgeht, dass er ■ Robert Levine: Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen sche Kulturen sind leistungsorientierter mit Zeit umgehen. Piper TB, 9,99 € nur einmal lebt, will möglichst viel erleund machen mehr Tempo als kollek■ Richard Sennett: Der flexible Mensch: Die Kultur des ben, solange es geht. neuen Kapitalismus. Bt Bloomsbury TB Verlag, nur noch tivistische Stammeskulturen oder Dorfantiquarisch erhältlich Ein besonders drastisches Beispiel für gemeinschaften. ■ Hartmut Rosa: Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Suhrkamp TB, 22 € individuelle Zeitvernichtung durch ein

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Psychologie

Werden sich Paare mit der Zeit wirklich immer ähnlicher? DER ALTEN VOLKSWEISHEIT von Mann und Frau, die sich im Laufe einer jahrelangen Beziehung angleichen, wollte der Psychologe Robert Zajonc von der US-Uni Michigan auf den Grund gehen. Er legte 110 Studenten Fotos von verheirateten Männern und Frauen vor. Einige der Personen auf den Bildern waren erst ein Jahr verheiratet, andere 25 Jahre oder mehr. Tatsächlich konnten die Studenten besonders jene Paare gut zuordnen, die lange verheiratet waren, während bei den Frischverheirateten kein einziger Treffer erzielt wurde. Zajonc identifizierte mehrere Gründe für die Ähnlichkeit vieler langjähriger Partner. Einer davon: Sie haben ähnliche Ernährungsgewohnheiten – werden gemeinsam rund oder bleiben gemeinsam eher schlank und straff. Auch die Lebensgewohnheiten spielen eine Rolle. So stimmen bei langjährigen Ehepartnern oft die Hauttöne und der Alterungsgrad der Haut überein, weil sie gleich lang der Sonne ausgesetzt waren. Der wichtigste Grund dürfte allerdings die Empathie sein: Lange zusammenbleibende Paare neigen zur gleichen Mimik, die sich mit der Zeit via Falten regelrecht „einprägt“. Die oft geäußerte Vermutung, wir suchten uns von vornherein Partner aus, die uns irgendwie ähneln, wurde durch dieses Experiment nicht bestätigt. Schließlich hatten die Studenten bei den Jungverheirateten kein einziges Paar richtig erkannt. (sm)

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Bis auf die Vorliebe für bunte Muster gibt es noch keine Ähnlichkeit bei diesem jungen Paar. Bleiben die beiden zusammen, könnte mehr daraus werden

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Psychologie

ES IST EINE DER UNHEIMLICHSTEN

Erkrankungen, die es gibt: Menschen mit dem Lebende-Leiche-Syndrom spüren sich nicht richtig, weshalb sie glauben, nicht zu existieren: also tot zu sein. An dieser grausigen Wahnerkrankung leiden nach Schätzungen weltweit einige Hundert Menschen. Manche Betroffene halten sich für einen Geist, der noch irdische Aufträge zu erledigen hat, andere bezeichnen sich als verfluchte Untote, Zombies. Eine dritte Gruppe meint, die Welt gäbe es gar nicht. Weder der Familie noch den Ärzten gelingt es, diese Patienten davon zu überzeugen, dass sie leben. Ursache des „nihilistischen Wahns“, wie die Krankheit auch genannt wird, ist eine Störung der Hirnfunktion. Sie kann durch seelische Traumata und schwere Depressionen hervorgerufen werden, aber auch durch Kopfverletzungen, Schlaganfälle, Epilepsie oder einen Tumor. Nur selten erscheint das Syndrom urplötzlich, etwa als Nebeneffekt einer Migräne. Die Krankheit ist wenig erforscht. Man weiß aber: Sie beginnt schleichend, oft mit Krankheitsängsten. Die Patienten sorgen sich, ob ihre Verdauung noch arbeitet, und reden sich ein, ihr Herz schlage schwächer als sonst. Sie erkennen ihr Gesicht allmählich nicht mehr als ihr eigenes. Ihre Überzeugung, tatsächlich nicht mehr zu leben, verfestigt sich. Dass etwas nicht stimmt, merken Mitmenschen oft erst nach Jahren, wenn die Krankheit ihren dramatischen Höhepunkt erreicht: Die Patienten essen nicht mehr, gehen nicht mehr zur Arbeit und stehen zuletzt nicht mehr aus dem Bett auf. Einige zieht es zwanghaft auf Friedhöfe, sie wollen begraben werden. Erstmals beschrieben hat das LebendeLeiche-Syndrom der französische Nervenarzt Jules Cotard, weshalb die Krankheit nach ihm auch Cotard-Syndrom genannt wird. Er hatte 1880 mit einer 43-Jährigen zu tun, die er Mademoiselle X nannte. Sie klagte erst über ein Knacken im Rücken. Später glaubte sie, nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen und weder Magen noch Darm zu haben. Also hörte sie auf zu essen und verhungerte schließlich. Heute können die Patienten in vielen Fällen erfolgreich mit Antidepressiva und Neuroleptika behandelt und dem Leben zurückgegeben werden. (hu) 36 F& A

Können sich lebende Menschen für tot halten?


Was sind die cleversten Preistricks? ECHTE SCHNÄPPCHEN sind selten, aber manches in Wahrheit teure Produkt wird scheinbar dazu gemacht – mittels einfacher Tricks. Zum Beispiel mit dem „Färbungseffekt“. Dabei wird ein ganz normaler Preis rot unterlegt und „Sonderpreis“ oder „Preisschlager“ genannt. Dass es den „Rabatt“ angeblich „nur heute“ gibt, heizt das Jagdfieber im Kunden nur noch mehr an. Sehr erfolgreich funktioniert auch der Trick mit dem angeblich höheren Altpreis, den es in Wahrheit nie gab. Zusammen mit dem Hinweis „Sie sparen soundso viel Euro“ bringt dieser sogenannte Ankereffekt die Kaufgier auf Touren. Preise fühlen sich auch kleiner an, wenn sie aus absteigenden Ziffernfolgen (wie 4,21 Euro) bestehen. Dieser „Figureneffekt“ bewirkt, dass man sich die erste Zahl merkt, kleinere Nachkommastellen jedoch als läppisch empfindet.

An der Kasse treiben viele winzige Cent-Beträge den Gesamtpreis dann aber doch hoch. Anderer Trick: Händler profitieren, wenn sie Waren zum Beispiel für 19,99 Euro anbieten anstatt für 20 Euro. Obwohl nur ein Cent Unterschied besteht, wirkt 19,99 dank dem „Schwelleneffekt“ viel billiger. Konsequenterweise enden über 70 Prozent aller Lebensmittelpreise auf 9. Nur selten steht davor eine 0, wie etwa in 1,09 Euro. Schließlich fühlen sich 1,29 oder 1,39 für die Käufer genauso günstig an. Und wieder haben sie 20 oder 30 Cent mehr ausgegeben. Eine andere Strategie verfolgt der „Einstiegseffekt“: Hier mag das Produkt – etwa ein Tintenstrahl-

drucker – durchaus günstig sein, aber nur weil der Kauf weitere Käufe erzwingt. Beim billigen Drucker kostet die neue Tintenpatrone dann möglicherweise fast so viel wie das Gerät selbst. Oft gelingt es auch, teure Dinge an den Mann zu bringen, indem eine Kleinigkeit dazugeschenkt wird. So mancher kostspielige Laptop geht über den Ladentisch, weil Käufer sich eine Laptoptasche als Gratis-Dreingabe sichern wollen, obwohl die nur ein paar Euro wert ist. Eine weitere Verkaufsmasche heißt: „Ein Produkt kaufen, eines gratis dazu.“ Hier ist der Preis natürlich so kalkuliert, dass sehr wohl beide Produkte bezahlt werden. Auch der Trick mit dem Sparpack lockt so manchen Euro aus der Tasche. Den kann sich sparen, wer Gewichte und Preise von Normalpackungen und Sammelpackungen vergleicht. Auch Discounter sind nicht immer so günstig, wie man denkt. Ihr Trick: das Wichtigste spottbillig! Kosten „Eckartikel“ wie Wasser, Brot und Butter wenig, glaubt der Kunde, dass alles im Laden billig ist. Falsch! Zwischen günstigen Eigenmarken verstecken sich teure Produkte. (hu)

EIN GESCHENK ODER ZWEI – WAS FREUT UNS MEHR? KLINGT VERRÜCKT: Psychologen der Uni Michigan haben nachgewiesen, dass ein einzelnes Geschenk besser ankommt als zwei, auch wenn die beiden Geschenke zusammen objektiv einen höheren Wert haben als das einzelne. Probanden sollten wahlweise einen Kaschmirpullover verschenken oder einen Kaschmirpullover mit einem zusätzlichen Zehn-DollarGeschenkgutschein. Ironischerweise hielten die Beschenkten, die nur den Kaschmirpullover bekommen hatten, den Schenkenden für großzügiger und schätzten den Wert des Geschenks insgesamt höher ein. Für das „Geschenkeparadox“, wie es die Forscher nennen, gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste: Die Beschenkten glauben, das zweite Geschenk sei nur Beiwerk, um das erste aufzuwerten – und schlussfolgern automatisch, dass das erste nicht viel wert sein kann. Außerdem vermitteln Geschenke im Doppelpack so etwas wie Unsicherheit seitens des Gebers. Mit der Folge, dass die Präsente intuitiv als weniger überzeugend wahrgenommen werden. Wie abwertend ein Zusatzpräsent wirken kann, zeigte sich bei einem weiteren Experiment: Hier konnten sich die Probanden entscheiden, ob sie einen iPod wollten oder den gleichen iPod, aber mit einem Gutschein über Gratis-Musiktitel zum Download. Auch hier wählten fast alle die Geschenkoption Nummer eins. (sm)

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Psychologie

Kann man sich mit geschlossenen Augen besser erinnern?

WIE WAR DAS NOCH MAL …? Viele Menschen schließen unwillkürlich die Augen, wenn sie versuchen, sich zu erinnern: Wo in der Tiefgarage hatte ich mein Auto geparkt? Habe ich den Herd vorhin wirklich ausgemacht? Oder als Zeuge bei der Polizei: Wie lautete das Kennzeichen des Autos, mit dem der Dieb davonfuhr? Wie sah er noch mal aus, und was hatte er in der Hand? Psychologen an der britischen Universität von Surrey konnten nun nachweisen, dass dieser simple Trick tatsächlich dem Gedächtnis auf die Sprünge hilft: Wer die Augen schließt, erinnert sich detaillierter. Die Probanden der britischen Forscher hatten einen Film vorgespielt bekommen, in dem ein Elektriker in einem Haus seiner Arbeit nachging und dabei einige Dinge klaute. Anschließend sollten sie Fragen zu Details des Films beantworten. Einige der Versuchsteilnehmer durften die Augen beim Suchen nach der Antwort schließen, die anderen nicht. Ergebnis: Diejenigen mit geschlossenen Augen konnten im Schnitt 23 Prozent mehr Fragen korrekt beantworten – auch wenn es um akustische Details ging. „Unsere Daten zeigen, dass man beim Erinnern Ablenkungen, etwa durch andere optische Reize, aussperren sollte“, bilanziert Studienleiter Robert Nash. Er glaubt, der Trick nütze auch in anderen Situationen, etwa wenn es darum geht, in einer Prüfung Details einer Vorlesung zu rekapitulieren. (jb)

Warum gibt es Placebo-Knöpfe? ALLES UNTER KONTROLLE – nicht von ungefähr wirkt dieses Statement beruhigend auf uns. Den meisten Menschen ist es sogar wichtig, Ereignisse unter Kontrolle zu bekommen, auf die sie keinerlei Einfluss haben. Das zeigt sich in typischen Gesten wie: Basketballfans wedeln mit den Armen, wenn die gegnerische Mannschaft einen Freiwurf ausführt, Kasinobesucher werfen die Würfel schwungvoll, wenn sie sich eine hohe Zahl wünschen – und sehr sanft, wenn sie auf eine niedrige Ziffer hoffen. Diese irritierende „Kontrollillusion“ wurde schon vor gut 50 Jahren nachgewiesen: Psychologen setzten Versuchsteilnehmer in einen Raum, in dem sich zwei Schalter und eine Lampe befanden. Obwohl nur die Forscher einstellen konnten, wie Schalter und Licht miteinander korrelierten, waren die Testpersonen

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der festen Meinung, durch Drücken der Hebel irgendwie das Licht zu kontrollieren. Heute wird unser Kontrollbedürfnis gezielt ausgenutzt – mit sogenannten Placebo-Knöpfen. Zum

Beispiel in Aufzügen: In vielen befinden sich „Tür auf“- und „Tür zu“Knöpfe, die keine Signale weitergeben, den Fahrgästen aber das gute Gefühl vermitteln, das Losfahren selbst zu bestimmen. Oder an Ampeln: Die Anlage schaltet zwar von selbst auf Grün, doch die Fußgänger ertragen das Warten leichter, wenn sie glauben, den Prozess selbst in Gang gesetzt zu haben. Auch in Großraumbüros scheinen sich Placebo-Schalter zu bewähren: Temperaturregler an mehreren Ecken des Büros vermitteln den Beschäftigten das Gefühl, sie könnten den Raum nach ihren Befindlichkeiten heizen. In Wahrheit haben die Schalter oft null Wirkung. Doch die Erfahrung zeigt: Wo falsche Regler montiert wurden, reklamieren die Menschen weit weniger, es sei zu warm oder zu kalt, als in Räumen ohne Temperaturschalter. (sts)


Ist Frieren ansteckend?

AUCH AN KÜHLEN TAGEN sieht man sie: Menschen, die in dünnem T-Shirt und kurzer Hose herumlaufen. Unwillkürlich lässt einen dieser Anblick selbst frieren. Ebenso ansteckend wirkt es, jemanden zu sehen, der vor Kälte schlottert. Der Effekt ist keine Einbildung. Britische Forscher an der Universität Sussex haben 2014 herausgefunden, dass die Körpertemperatur des Beobachters tatsächlich sinkt. Bei Probanden, die ein Video anschauten, in dem jemand seine Hand in Eiswasser legt, wurde auch die eigene Hand kühler. Lag die gefilmte Hand

dagegen in warmem Wasser, änderte sich die Temperatur kaum. Die Forscher gingen dem Phänomen auf den Grund: Vor allem bei Probanden, die sich in vorhergehenden psychologischen Tests als besonders mitfühlend erwiesen hatten, reagierte die Körpertemperatur. Die Fähigkeit, sich in die Gefühle eines anderen hineinzuversetzen, beeinflusst uns also auch körperlich. Der Körper ahmt auf Basis eigener Erfahrungen das Empfinden des anderen nach, um es sich besser vorstellen zu können. (jb) F& A 39


Geschichte

Wer war Dr. Frankenstein? KONRAD DIPPEL

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GIOVANNI ALDINI


Links: Die Karikatur aus dem 19. Jahrhundert mokiert sich über die Erweckung eines Toten „zum Leben“ mittels der neu entdeckten Elektrizität. Rechts im Bild: der „Galvaniseur“ Aldini. Großes Bild: Burg Frankenstein im Odenwald. Hier soll der geheimnisumwitterte Alchemist Konrad Dippel makabre Experimente vorgenommen haben

1818 ERSCHIEN IN ENGLAND ein Roman in Briefform, der seitdem Generationen von Lesern fasziniert, Dutzende Male verfilmt wurde und als Inbegriff des Horrors gilt. Die Hauptfigur namens Dr. Victor Frankenstein setzt bei unüberlegten Experimenten ein gefährliches Monster in die Welt, das sich seiner Kontrolle entzieht und ihm und seiner Familie hasserfüllt nach dem Leben trachtet. Was oder wer die blutjunge Autorin Mary Shelley, die ihr Buch zunächst anonym veröffentlichte, zu diesem Schauerepos inspiriert hat – darüber ist viel spekuliert worden. Als ein mögliches Vorbild für Dr. Frankenstein gilt Giovanni Aldini, der von 1762 bis 1834 lebte. Aldini war ein Neffe des Physikers Luigi Galvani. Er vernähte Körperteile von Menschen und Tieren und ließ sie mittels Elektrizität „zum Leben erwachen“, genau wie Frankenstein in Mary Shelleys Roman. Seine Experimente führte er stets in der Öffentlichkeit vor. Damit sorgte er für großes Aufsehen und wurde europaweit bekannt. Für seine Auftritte besorgte er sich frisch hingerichtete Straftäter, doch weil in Kontinentaleuropa fast immer geköpft wurde und Aldini intakte Körper bevorzugte, zog er 1803 nach London, wo Todesurteile mit dem Strick vollstreckt wurden. Seine Vorführungen müssen der reine Horror gewesen sein; einmal starb ein Assistent Aldinis sogar vor Schreck an einem Herzinfarkt. Gut möglich, dass auch Mary Shelley im Publikum bei einer Aldini-Gruselshow saß. Nach einer anderen Version war das Vorbild für Dr. Frankenstein aber ein Deutscher: der Alchemist Johann Konrad Dippel, der ein Jahrhundert vor Aldini wirkte. Weil er geheime Experimente durchführte, entstanden nach seinem Tod zahlreiche Legenden um ihn. Er lebte auf Burg Frankenstein im Odenwald, einer Burg, die Mary Shelley auf einer Deutschlandreise besucht hatte, bevor sie ihren Roman schrieb. (sm)

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Geschichte

Wo liegt Alexander der Große begraben?

Ganz oben: Eingang zu einem Mausoleum, entdeckt 2012 in Nordgriechenland. Es stammt aus der Zeit Alexanders des Großen. Die Münze aus dem 6. Jahrhundert (oben) zeigt den Eroberer im Profil

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ES IST EINES DER GROSSEN RÄTSEL der Archäologie: Alexander, einer der erfolgreichsten Eroberer der Weltgeschichte, starb 323 v. Chr. in Babylon, doch wo sein Grab liegt, ist unbekannt. Als mögliche Orte galten bisher Alexandria und die Oase Siwa (beide in Ägypten), manche Historiker halten auch eine Grabstätte in Usbekistan oder Persien für möglich. Aktuell nährt ein archäologischer Fund zumindest die kleine Hoffnung, endlich das Grab zu finden: Nahe Amphipolis im griechischen Makedonien – der Region, in der Alexander zur Welt kam – werden seit 2012 Überreste eines gewaltigen Mausoleums unter einem Hügel ausgegraben. 13 Stufen führen hinab zu einem Grab, das von zwei Sphingen sowie einem gewaltigen steinernen Löwen bewacht wird und mit Fresken und Mosaiken geschmückt ist. Was die Forscher optimistisch stimmt: Mit 30 Metern Höhe, einem Durchmesser von 160 Metern und einem Umfang von 500 Metern ist das Mausoleum sogar größer als die Grabstätte Philipps II. von Makedonien, Alexanders Vater. Die Analysen der

mindestens fünf gefundenen Skelette, darunter das einer Frau und eines Babys, werden allerdings noch Monate dauern. Verblüffend: Auch von einem anderen Welteroberer fehlt jede Spur. Das Grab Dschingis Khans ist bis heute nicht gefunden worden. (sm)

Was passierte mit der Leiche Alexanders? Er hatte sich gewünscht, im Heiligtum des Gottes Amun in der ägyptischen Oasenstadt Siwa bestattet zu werden. Doch aus unbekannten Gründen setzte sich erst zwei Jahre nach seinem Tod der Zug mit der einbalsamierten Leiche von Babylon aus in Richtung Memphis in Bewegung. Hier (18 Kilometer südlich von Kairo) wurde er begraben, aber einige Jahre später nach Alexandria, der nach ihm benannten Hafenstadt am Mittelmeer, gebracht. Dort lag die Mumie Alexanders in einem goldenen Sarkophag in einem eigens errichteten Mausoleum. Der Sarkophag soll später durch einen gläsernen ersetzt worden sein, um einen Blick auf den Toten zu ermöglichen. Doch niemand weiß, wo genau dieses Mausoleum in Alexandria stand. Möglicherweise wurde es durch eine Naturkatastrophe zerstört und der Sarkophag zu einem unbekannten Ort gebracht.


Kann man heute noch am Antoniusfeuer erkranke Teile des Isenheimer Altars (Matthias Grünewald, um 1510). Links: die Höllenbilder, unter denen die Kranken litten. Links unten: ein am Antoniusfeuer Erkrankter. Rechts: der heilige Antonius (l.). Sein Anblick soll die Kranken gesund machen

Warum hieß die Krankheit ANTONIUSFEUER?

DÖRFER, STÄDTE, sogar ganze Landstriche hat die Krankheit bis ins 19. Jahrhundert hinein entvölkert. Mit schrecklichen Schmerzen siechen die Betroffenen oft wochenlang dahin, Arme und Beine brennen wie Feuer. Grausige Halluzinationen quälen die Kranken, vielen fault das Fleisch an Händen und Füßen ab. Für die meisten Patienten bedeutet das Antoniusfeuer – auch bekannt als Kriebelkrankheit oder Feuerpest – den sicheren Tod. 1597 entdecken Gelehrte der Universität Marburg die Ursache für Ergotismus, wie das Leiden in der modernen Medizin heißt: Ausgelöst wird es durch den Verzehr von Mutterkorn, einem giftigen Getreidepilz, der vor allem den Roggen befällt. Die bräunlich-röt lichen Körner in den Ähren werden damals von Hebammen als Wehenmittel verwendet. Welche fatale Wirkung sie aber bei längerer Einnahme durch verunreinigtes Brot haben, hatte niemand geahnt. In der Folge beginnen die Müller, das Getreide sorgfältiger zu reinigen, nach weiteren schweren Epidemien, vor allem in Dresden 1716/17, werden sie gesetzlich dazu verpflichtet. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an kommt es nur noch selten zu Ausbrüchen, völlig ausgeschlossen sind sie trotz aller Sorgfalt bei der Getreideverarbeitung jedoch bis heute nicht. 1985 sollen in Deutschland Vergiftungen durch verunrei-

nigtes Müsli aufgetreten sein, 2001 und 2004 gab es größere Ausbrüche in Äthiopien und Kenia. Unklar ist bis heute die Ursache für eine Vergiftungswelle mit mehreren Hundert Fällen im Sommer 1951 im nördlichen Frankreich. Hartnäckig hält sich das Gerücht, die CIA hätte hier heimlich die Droge LSD getestet – LSD ist synthetisches Mutterkorn. (ss)

Zum Dank für seine Genesung von der Feuerpest stiftete 1089 der junge Adlige Guérin de Valloire ein Hospiz in SaintAntoine-l’Abbaye im Südosten Frankreichs. In der dortigen Kirche werden die Reliquien des heiligen Antonius, eines frühchristlichen Eremiten, verehrt. Berichte von ersten wunder samen Heilungen von der Feuerkrankheit verbreiteten sich rasend schnell – nicht nur Kranke wurden gebracht, auch Gesunde unternahmen Bittwallfahrten. 1095 gründete sich die Bruderschaft der Antoniter: Sie widmeten sich der Pflege von Menschen mit Antoniusfeuer – wie die Krankheit jetzt genannt wurde. Im 15. Jahrhundert betrieben sie 370 Spitäler, in denen insgesamt 4000 Kranke aufgenommen werden konnten.

Was geschah in Wüstenrot? DAS IDYLLISCHE DORF liegt mitten im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald, 27 Kilometer von Heilbronn entfernt. Die 6500 Einwohner haben noch ihren eigenen Bäcker und den Schlachter, ein Waldfreibad mit Sandkuhle und Sonnensegel, eine Pizzeria und ein Wellnesshotel, eine Sargfabrik, ein Forschungslabor für Luft- und Raumfahrt, eine Burg mit Greifvogelanlage und – ein Bausparmuseum. Denn in der Gemeinde Wüstenrot in Baden-Württemberg nahm eine sehr erfolgreiche Idee ihren Ausgang: Der Drogist und Publizist Georg Kropp (1865–1943) gründete hier die erste deutsche Bausparkasse. 1920 hatte er die Schrift „Aus Armut zum Wohlstand“ verfasst, in der er seine Idee beschreibt, durch gemeinschaftliches Sparen breiten Schichten der Bevölkerung zum eigenen Häuschen zu verhelfen. Ein Jahr später rief er in Wüstenrot die „Gemeinschaft der Freunde“ ins Leben, 1924 nahm der Verein seine Tätigkeit als Bausparkasse auf. Wüstenrot, wie der erfolgreiche Verein später genannt wird, zog aus logistischen Gründen später nach Ludwigsburg um. Zunächst in Deutschland, dann auch in Österreich, kannte bald jeder den Slogan: „Jeder Familie ihr Eigenheim!“ (jo) F& A 43


Geschichte

Wie schmeckte Bier vor 170 Jahren?

Besonderer Schatz: eine von insgesamt fünf Flaschen belgischen Biers, gefunden in einem Schiffswrack

ALS TAUCHER vor fünf Jahren östlich von Åland vor der finnischen Ostseeküste ein im Jahr 1840 gesunkenes Schiffswrack fanden, entdeckten sie darin einen ganz besonderen Schatz: Champagner und Bier. Der Champagner, 168 Flaschen, war sogar noch trinkbar. Er ist der wahrscheinlich älteste der Welt und wird heute für mehrere Tausend Euro pro Flasche gehandelt. Das Bier dagegen war nicht mehr zu genießen, weil Salzwasser in die Flaschen gedrungen war. Für die Forschung aber bot der Fund die seltene Gelegenheit, altes Bier genau zu untersuchen. Bisherige Rekonstruktionen alter Sorten waren allenfalls Annäherungen, weil sich die Brautechnik sowie der Geschmack von Hopfen und Hefen über die Jahrhunderte stark verändert haben. Experten des VTT Technical Research Centre in Finnland und der Technischen Universität München haben die Rezeptur des Biers analysiert und so seinen Geschmack rekonstruieren können. Mit der Zunge waren die Hopfen- und Malznoten des uralten Gebräus zwar nicht mehr zu erkennen, weil bakterielle Prozesse das Bier hatten sauer werden lassen. Doch es geht auch anders: „Wir verfügen über eine weltweit einzigartige Massenspektrometrie-Methode, mit der wir über 60 Geschmackskomponenten des Hopfens innerhalb von 30 Minuten sichtbar machen können“, sagt Thomas Hofmann vom Münchener Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik. Das Ergebnis der Analysen: Das Bier war hopfenreicher und dadurch bitterer als heutiges Lager oder Ale. Außerdem enthielt es weniger Alkohol, dafür aber mehr Phenylethanol, was ihm eine an Rosen erinnernde Duftnote verlieh. Eine finnische Brauerei hat das Originalrezept übernommen und verkauft das Bier heute als „Stallhagen 1843“. (jb)

Geschichte privat

Wo wurde die Nagelfeile erfunden? Nägel in Form brachten, glätteten und den Bahnsteig – und merkte, dass er polierten. Die Nagelfeile im heutigen schon wieder ein Loch in der Sohle Antike Maniküre: Sinn ist jüngeren Datums, und beim hatte. Dieser raue Sandstein! Plötzlich Die Feile stammt aus Europäischen Patentamt werden noch hielt Heribert Steinweg inne. Bückte immer neue Variationen angemeldet. sich und rieb den eingerissenen dem alten Rom Als eigentlicher Erfinder gilt der Kieler Nagel an dem körnigen Gestein – Packer Heribert Steinweg. jetzt war der Problemnagel glatt wie Über ihn erzählt man sich folgende geschliffen. Geschichte: Steinweg hatte im Mai Abends erzählte der Packer der Familie 1927 Arbeit auf dem Güterbahnhof von seinem Erlebnis. Sein Schwager, gefunden. Er sollte Filzballen auf den ein geschäftstüchtiger Mann, Zug ins benachbarte Plön verladen. begeisterte einen Fabrikanten mit der Dabei verhakte er sich ständig mit Erfindung. Schon acht Wochen später Nagelpflege war schon im alten einem angerissenen Daumennagel waren die Steinweg-Manikürefeilen Ägypten angesagt: Bei Ausgrabungen in dem groben Gewebe. Verärgert auf dem Markt. Sie sollen in etwa das hat man Werkzeuge gefunden, mit trat er nach einem der Filzstapel, Format einer alten Bahnsteigkarte denen Frauen der Pharaonen wohl ihre scheuerte dabei mit dem Fuß über gehabt haben. (jo)

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Was und wer Eiffelturm?

rettete den Die „eiserne Dame“ von Paris entsteht: hier die zweite Bauphase 1888

GROSSE GAUNEREI

ZWEIEINHALB MILLIONEN Stahlnieten und 7500 Tonnen Stahl – der Eiffelturm, gebaut für die Weltausstellung in Paris 1889, ist bis heute eine architektonische Meisterleistung. Geplant war eine Standzeit von 20 Jahren, danach sollte das damals höchste Bauwerk der Welt abgerissen werden. Zum Glück, wie viele Pariser fanden, die – wie der Dichter Alexandre Dumas der Jüngere („Die Kameliendame“) – die Schönheit der Stadt durch das Bauwerk „auf das Schlimmste beschmutzt“ sahen. Die Proteste verstummten, als der Turm zur – äußerst lukrativen – Attraktion wurde. Dank der vielen verkauften Eintrittskarten während und nach der Weltausstellung amortisierten sich die Baukosten von 7,8 Millionen Goldfranken innerhalb weniger Jahre. Allein während der Weltausstellung erklommen rund zwei Millionen Besucher das Bauwerk. Davon profitierte auch sein Schöpfer, der Ingenieur Gustave Eiffel, der den Turm kommerziell nutzen durfte und so zum Millionär wurde. Als die Konstruktion nach 20 Jahren in den Besitz der Stadt überging, hatte man die Abrisskosten bereits kalkuliert. Doch Eiffel hatte schon 1903 erste Funkversuche vom Turm gestartet. So war die „eiserne Dame“, wie die Pariser ihr heutiges Wahrzeichen nennen, in der Zwischenzeit zum höchsten Sendemast der Welt geworden, erst militärisch, später auch zivil. Das rettete den Turm langfristig davor, zerlegt zu werden. (tk)

Er gab sich gern als Graf aus und saß insgesamt 44-mal im Knast: der Betrüger Victor Lustig

Der gebürtige Tscheche VICTOR LUSTIG (1890–1947) hatte schon einiges auf dem Kerbholz – Falschspielerei, Trickbetrug und die Produktion von Falschgeld –, als er sich 1925 seinen „lustigsten“ Coup ausdachte. In einer Zeitung in einem Pariser Café las er von Erwägungen, den Eiffelturm aufgrund seines maroden Zustands abzureißen. Lustig ließ daraufhin Briefpapier und Visitenkarten des Postministeriums fälschen und schrieb als angeblich stellvertretender Generaldirektor des Postministeriums sechs Schrotthändler an, die er zu einem Treffen ins Luxushotel „Crillon“ bat. Dort bot er den Turm zum Kauf an. Der Schrotthändler ANDRÉ POISSON biss an und übergab Lustig 200 000 Franc. Dieser setzte sich damit am gleichen Tag nach Wien ab. Dort wartete er darauf, dass die Zeitungen über den Betrug berichteten. Taten sie aber nicht, denn Poisson hatte aus Scham geschwiegen. Also kehrte Lustig nach Paris zurück und versuchte, den Coup zu wiederholen. Diesmal ging es schief: Weil sich die Polizei an seine Fersen heftete, flüchtete der Gauner in die USA und starb dort 1947, nachdem er wegen Geldfälscherei von insgesamt 134 Millionen Dollar (heute rund 2 Milliarden Dollar) zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war. Es war sein 44. Gefängnisaufenthalt.

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Geschichte Statue des „Lachenden Buddha“ – in einem chinesischen Tempel nahe Dafo (Sichuan)

War Buddha dick? KLEIN, RUNDLICH, prominenter Bauch und ein lachendes Gesicht: Diese populäre Darstellung des Buddha will so gar nicht passen zum indischen Prinzen Siddhartha, der im 6. Jahrhundert v. Chr. den Buddhismus begründete. Denn alles, was wir über diese historische Figur wissen, deutet in eine komplett andere Richtung. In seiner Jugend war Prinz Siddhartha extrem sportlich, ein Meister im Bogenschießen und in den Kampfkünsten. Später, als er sich auf die spirituelle Suche machte, lebte er jahrelang als Asket, magerte bis auf die Knochen ab und war aus Entkräftung mehrfach dem Tode nahe. Noch später, als er nach jahrelanger Meditation den inneren Frieden erlangt hatte und Schüler 46 F& A

um sich scharte, behielt er das einfache Leben bei. Nur einmal am Tag, am späten Vormittag, soll er Nahrung zu sich genommen haben. Dick kann er also nicht gewesen sein. Und auf den Bildern Tibets, Nepals und Indiens wird er auch entsprechend mit langen Gliedmaßen und schlanker Taille dargestellt. Wer aber ist der dicke Buddha, der vor allem in China und in Taiwan verehrt wird? Er ist nicht der Buddha, den wir im Allgemeinen mit diesem Namen verbinden, sondern Budai („der Stoffsack“). Hinter dieser in China sehr populären Figur steckt ein Bettelmönch, der im 10. Jahrhundert lebte und stets seine gesamten Habseligkeiten in einem Leinensack mit sich trug. Er war ein

großer Kinderfreund, immer gut gelaunt und bescheiden, konnte das Wetter voraussagen und die Lehren des Chan (des chinesischen Zen) auf einfache Weise verständlich machen. Für die Chinesen ist der „Lachende Buddha“ das stärkste Symbol für Zufriedenheit, Genügsamkeit und Liebe. Das Streicheln des Bauchs einer Budai-Statue soll Glück bringen. Ob Ch’i-tz’u, wie der Mönch mit wahrem Namen hieß, aber wirklich dick war, ist unbekannt. Dass er traditionell so üppig dargestellt wird, hängt mit dem Empfinden der Menschen früher zusammen. In ihren von Mangel und Hunger geplagten Zeiten war ein gut gefüllter Bauch ein sinnfälliges Zeichen für Glück und Wohlstand. (ss)


Warum sagen wir …?

„Im Stich lassen“

Lanzenstechen – Darstellung aus dem 14. Jahrhundert

Mittelalterliche Ritterturniere waren eine sehr dem 15. Jahrhundert belegt. Zu dieser Zeit hatte sich das Turnierwesen schon verändert: gefährliche Angelegenheit. Vor allem beim Lanzenstechen zu Pferd (Tjost) ereigneten sich Der Zweikampf „bis zum Tod“ (à l’outrance) war verboten, die Lanzen mussten stumpf häufig tödliche Unfälle. Sieger war, wem es gelang, den Kontrahenten im vollen Galopp mit und mit Sollbruchstellen versehen sein, die der Lanze vom Pferd zu stoßen. Allein wieder Knappen sollten genügend Zeit bekommen, aufzustehen schaffte der zu Boden gegangene ihren verwundeten Herrn aus der GefahrenRitter dann kaum – die Rüstung war einfach zu zone herauszubringen. Zuwiderhandlungen schwer. Und dann drohte ihm tödliche Gefahr, wurden streng bestraft mit Kerker, Verlust denn der Gegner konnte ihn erneut angreifen der Waffen, eventuell sogar Ehrverlust. und verletzen. Um das zu verhindern, ging kein Dennoch gab es immer noch tödliche Unfälle. Ritter ohne seine Knappen ins Turnier: Diese Prominentes Opfer einer Tjost war der hatten ihn während des gesamten gefährlichen französische König Henri II.: Der Splitter einer Spiels zu unterstützen. Sie hielten ein frisches zerbrochenen Lanze drang durch das Visier in Pferd und neue Lanzen bereit, und war ihr Rittersein Auge und ins Gehirn. Er starb zehn Tage zu Boden gegangen, mussten sie ihm schleu- später (im Juli 1559) an seiner Verletzung. nigst aufhelfen und ihn aufs Pferd hieven. Nie Danach wurde das gefährliche Lanzenstechen hätte ein Knappe – ein „Ritter-Azubi“, der das zuerst in Frankreich, dann auch in anderen ritterliche Ideal der Loyalität pflegte – seinen Ländern verboten. Der Ausdruck „im Stich Herrn „im Stich“ gelassen, also den Lanzen- lassen“ ist geblieben und hat im Laufe der Zeit einige „Konkurrenten“ bekommen – zum Beispiel stichen des Gegners überlassen. Der Ausdruck „im Stich lassen“ im Sinne von „jemanden hängen lassen“ oder „jemanden im Regen stehen lassen“. (ss) „jemanden in der Not allein lassen“ ist seit

Wieso schauen die Leute auf alten Fotos so ernst? KOMISCHE GRIMASSEN, mimische Verrenkungen, ein vollmundiges Lachen, das alle Zähne entblößt – was heute für Schnappschüsse und Selfies gilt, wäre in einem Fotostudio vor 100 Jahren undenkbar gewesen. Statt ihren Kunden mit kleinen Späßchen oder dem Vorsagen von „Cheese“ ein Lächeln zu entlocken, hatten die ersten Porträtfotografen nur einen Wunsch: dass ihre „Objekte“ möglichst keine Miene verzogen. Die lange Belichtungszeit erforderte völlige Regungs losigkeit und machte die Sitzung im Fotostudio zur Nervensache – für den Fotografen und die Kunden gleichermaßen. Viele Pioniere der Porträtfotografie wie der Franzose Nadar (1820–1910), „Alice im Wunderland“Autor Lewis Carroll (1832–1898) oder Oscar Rejlander (1813–1875) benutzten sogar Haltevorrichtungen, mit denen der Hinterkopf des Porträtierten – unsichtbar für die Kamera – fixiert wurde. Nach einem fröhlichen Lachen war vermutlich schon deshalb niemandem zumute. Aber es gibt noch einen weiteren Grund für die ernste Miene unserer Ahnen auf Fotos: Für das aufstrebende Bürgertum war das neue Medium der Fotografie eine willkommene Möglichkeit, sich für die Nachwelt abbilden zu lassen – im Stil der höfischen Porträtmalerei, die man von gekrönten Häuptern, Adligen und hochrangigen Persönlichkeiten gewohnt war. Meist nur ein- oder zweimal im Leben ließ man sich ablichten, im besten Sonntagsstaat, mit den Familienpreziosen und einem würdevollen, nachdenklichen oder versonnenen Gesichtsausdruck. Ganz von der Hand weisen lässt sich auch eine weitere, häufig geäußerte Vermutung nicht: Der Zustand der Zähne war bei vielen unserer Vorfahren so schlecht, dass es sich schon von daher verbot, vollmundig zu lachen. (ss) F& A 47


Wissenschaft

Gibt es Flugschulen f端r

48 F& A


Drohnen?

Gr. Foto: TV-Drohne mit Kamera im Einsatz bei einer Sportveranstaltung. Kl. Foto: Die handtellergroße MiniDrohne „Nano“ wurde jetzt bei der „Consumer Electronics Show“ in Las Vegas vorgestellt

MILITÄRISCHE DROHNEN werden von Experten gesteuert, zivile nicht. Doch das wird sich vermutlich bald ändern, wenn wie geplant die Deutsche Post, Amazon und auch Essensauslieferer Drohnen einsetzen. Deutschland hinkt anderen Nationen hinterher; in Italien beispielsweise sind Drohnenführerscheine schon seit Mitte 2014 Pflicht. Dort vergibt die „Ente Nazionale per l’Aviazione Civile“ (ENAC), die Zivilluftfahrtbehörde, nach Ein-Tages-Kursen mit praktischer Prüfung Führerscheine (Gebühr ab 200 Euro). Voraussetzungen: Volljährigkeit und Versicherungspflicht für die Drohne. Anfang Mai berieten deshalb die Staatssekretäre der Justizministerien aus Bund und Ländern erstmals über einen Drohnenführerschein. Wie der konkret aussehen könnte und ab wann er eingeführt wird, steht aber noch in den Sternen. Die Mindestforderung von Experten ist daher eine Besitzkarte mit zentralem Register, ähnlich wie bei Schusswaffen. Nun sind die Justizminister selbst am Zug; nach derzeitigem Stand ist mit einer Besitzkarte frühestens 2017 zu rechnen. Bislang gibt es bei uns keinerlei gesetzliche Vorschriften, nur ein paar allgemeine Regeln für die Kleinstflieger, etwa gebührender Abstand zu Flughäfen. Selbst eine Altersbeschränkung ist nicht festgelegt, wenngleich die Hersteller ein Mindestalter von 14 Jahren empfehlen. Immerhin: Versicherer haben zahlreiche Drohnen-Schutzbriefe im Angebot. Drohnen, die von Privatleuten erworben werden können, wiegen bereits unbeladen bis zu fünf Kilogramm und haben scharfkantige, schnell rotierende Rotorblätter. Wenn sie außer Kontrolle geraten oder gar abstürzen, kann es lebensgefährlich werden, in den USA hat es schon Beinahe-Crashs mit Passagierflugzeugen gegeben. In München krachte eine Drohne, deren Besitzer nicht ermittelt werden konnte, auf ein fahrendes Auto und verfehlte nur knapp die Windschutzscheibe. Bei einer Wahlkampfveranstaltung 2013 in Dresden stürzte eine Foto-Drohne knapp neben Kanzlerin Merkel zu F& A 49 Boden. (sm)


Wissenschaft

Welche Brille passt jedem Menschen? Nepalesinnen mit Asbeek-Brillen: Die Sehhilfen, von denen bereits eine Viertelmillion zum Selbstkostenpreis verteilt wurden, scheinen ihnen gut zu gefallen

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BEIM FUSSBALLSPIELEN in Tansania fragte sich der Niederländer Frederik Asbeek im Jahr 2002, warum er als Einziger auf dem Platz eine Brille trug. Schnell stellte sich heraus, dass die Einheimischen nicht etwa alle perfekte Augen hatten, sondern dass sich die Fehlsichtigen keine Brillen leisten konnten. Und Asbeek wurde klar: So wie ihnen ergeht es vielen Hundert Millionen Menschen in Entwicklungsländern. Ihr Handicap macht es ihnen oft sogar unmöglich, einen Beruf auszuüben – was die Armut ihrer Familie weiter verschärft. Und Schulkinder, die das Tafelbild nicht erkennen, bringen schlechtere Leistungen oder verlassen die Schule vorzeitig. Zurück in den Niederlanden machte er sich an die Entwicklung einer Brille, die billig herzustellen und einfach anzupassen ist. Dabei stieß er auf eine Technik, die der 1988 verstorbene amerikanische Physik-Nobelpreisträger Luis Alvarez entwickelt hatte. Das Ergebnis sind die „Focusspecs“: Ihr Träger kann mit Drehknöpfen an beiden Bügeln vor jedem Auge zwei übereinanderliegende Plastiklinsen so verschieben, dass er wieder scharf sehen kann – von –1,0 auf bis zu –5,0 oder von +0,5 auf bis zu +4,5 Dioptrien. Asbeek gründete eine Stiftung, die als gemeinnützig anerkannt wurde, und begann, solche Brillen zu produzieren. Mehr als 250 000 Sehhilfen für je fünf Euro hat Asbeek seit 2008 in 37 Länder geliefert – und damit 250 000 Menschen Lebensfreude beschert und sie in die Lage versetzt, (mehr) Geld zu verdienen oder beim Fußballspielen den Ball richtig zu treffen. (thr)

Sind alle IN LABORATORIEN auf der ganzen Welt sind Mäuse die am häufigsten anzutreffenden Versuchstiere. Unter den knapp drei Millionen Wirbeltieren, die 2013 in deutschen Versuchslaboren zum Einsatz kamen, waren fast 2,2 Millionen Mäuse. Dafür gibt es Gründe: Sie sind pflegeleicht, vermehren sich schnell und gehören genetisch betrachtet zu den engsten Verwandten des Menschen.


Warum ist Kakao gut fürs Gedächtnis?

Viel Flavonoid in den Kakaobohnen: nicht nur gut für die Blutgefäße, sondern auch für unser Gehirn

EINE TASSE HEISSER KAKAO, zwei Stückchen Schokolade – jedem von uns hat das irgendwann schon mal geholfen, besser durch einen trüben Tag zu kommen. Wer viel Kakao zu sich nimmt, ist nicht nur besserer Stimmung, sondern kann sich auch besser erinnern. Denn Kakao enthält Wirkstoffe, die das Wohlbefinden steigern können. Wie gut das funktioniert, hat jetzt eine Studie der Columbia University (New York) gezeigt. Die Wissenschaftler haben sich mit Flavonoiden beschäftigt, natürlichen Pflanzenfarbstoffen. Flavonoide gibt es in Tee, Weintrauben, Heidelbeeren, Äpfeln – aber nirgends so reichhaltig wie in der Kakaobohne. Bisher war bekannt, dass Flavonoide eine blutdrucksenkende Wirkung haben, sie halten die Gefäße elastischer und tragen dazu bei, das Schlaganfallrisiko zu senken (deshalb werben Rotweinhersteller damit). Jetzt haben die Forscher festgestellt, dass Flavonoide auch die Gedächtnisleistung verbessern. Sie servierten einer Gruppe von 37 Versuchsteilnehmern im Alter von 50 bis 69 Jahren über drei Monate täglich ein kakaohaltiges Getränk. Die Hälfte bekam einen Drink mit sehr hohem Anteil an Flavonoiden, die Getränke der übrigen enthielten eine unwesentliche Menge des Wirkstoffs. Die Forscher beobachteten bei der ersten Gruppe eine erhöhte Blutzirkulation in der Hirnregion Hippocampus, die für das Erinnerungsvermögen eine wichtige Rolle spielt. Und tatsächlich schnitten diese Teilnehmer bei Gedächtnisübungen deutlich besser ab. „Wenn ein Teilnehmer zu Beginn der Versuchsreihe das Erinnerungsvermögen eines typischen 60-Jährigen hatte, wies er nach drei Monaten die Gedächtnisleistung eines 30- bis 40-Jährigen auf“, sagt Studienleiter Scott Small. Die Flavonoidanteile waren allerdings wirklich sehr hoch, die Probanden hatten in ihrem Kakao 900 Milligramm, ein Schokoriegel enthält etwa 40 Milligramm. Die Erkenntnisse der Studie beziehen sich allerdings nicht auf Krankheiten wie Alzheimer, sondern nur auf übliche Erinnerungslücken. (jr)

Labormäuse weiß? Schon seit knapp 100 Jahren werden deshalb diverse Arten speziell für Tierversuche gezüchtet. Heute gibt es mehr als 400 verschiedene Varianten von Labormäusen, mit jeweils unterschiedlichen genetischen Eigenschaften, von angezüchteter Diabetes bis zu besonders großen Exemplaren. Damit die Tiere einer Art genetisch möglichst identisch sind, werden über teils Hunderte Generatio-

nen nur Geschwister miteinander verpaart. Durch diese planmäßige Inzucht verändert sich ihr Genmaterial auch über viele Generationen so gut wie gar nicht. Das ist für die Wissenschaft sehr wichtig, denn es kann nur verlässlich geforscht werden, wenn die Ergebnisse nicht aufgrund verschiedener Erbanlagen von Tier zu Tier variieren. Dass alle Labormäuse weiß sind, ist hingegen ein Klischee. Zwar gibt es durchaus weiße Labormäuse, aber daneben exis-

tieren auch viele andere Fellfarben. Die meistverbreitete Labormaus-Art der Welt hat die Bezeichnung C57BL/6, kurz „Black 6“ genannt, und ist schwarz. Die häufigste weiße Art heißt BALB/c. Ihre weiße Farbe ist durch Albinismus bedingt, also Mangel am Fell-, Augen- und Hautfarbstoff Melanin. Sie hat ihren Ursprung in den USA, wo sie 1920 ihren Anfang mit einem Albinopaar nahm, dessen Gene bis heute in mehr als 200 Generationen weitergegeben wurden. (kf) F& A 51


Wissenschaft

Wie und wann wird das Universum enden? Zusammenkrachen“. Allerdings frühestens in mehreren Hundert Milliarden Jahren. Vom WeltraumSzenario zwei: der „Big Rip“. Schneller würde alles enden, teleskop Hubble wenn die Dunkle Energie in Zukunft noch stärker wird. Der fotografiert: Weltraum würde dann schlussendlich in einem „Big Rip“ ein verendender („Großes Zerreißen“) von außen nach innen auseinanderStern (Mitte) gerissen: zunächst die Galaxien, dann Sterne, Planeten, am im „SchmetterEnde sogar einzelne Atome. In 30 bis 50 Milliarden Jahren lingsnebel“ – könnte es Berechnungen zufolge so weit sein. heißes Gas von Szenario drei: der „Big Freeze“. Am wahrscheinlichsten 200 000 Grad Celsius erscheint den Kosmologen, dass die Dunkle Energie, woraus auch immer sie ihre Kraft bezieht, konstant bleibt. Dann wird sich das Weltall immer weiter ausdehnen und in einem „Big Freeze“ („Großes Einfrieren“) enden: Irgendwann ist die in Materie im All nicht mehr dicht genug, um neue Sterne DAS SCHICKSAL UNSERES UNIVERSUMS steht sprichwörtlich zu bilden. Den letzten Sternen geht in rund 100 Billionen den Sternen. Astronomen haben auf Basis ihrer bisherigen Jahren der Brennstoff aus. Übrig bleiben kalte Restmaterie, kosmologischen Erkenntnisse und mathematischer Hochrechtote Sterne und Planeten, die später von Schwarzen Löchern nungen drei Szenarien entwickelt, wie es enden könnte. Für alle Varianten entscheidend ist dabei die mysteriöse sogenannte aufgesogen werden. Doch selbst die halten nicht ewig: Sie zerstrahlen mit der Dunkle Energie, die dafür sorgt, dass sich unser Kosmos Zeit, nach 10 hoch 100 Jahren werden auch sie nicht mehr ausdehnt. existieren. Dann gibt es im All nur noch einzelne ElemenSzenario eins: der „Big Crunch“. Wir wissen nicht, ob die tarteilchen, die ohne jede Bindung in einem unglaublich Dunkle Energie für immer gleich bleibt, sie könnte in ferner dünnen Vakuum vor sich hin dämmern: In einem Raum Zukunft nachlassen. Die Anziehungskraft der Materie würde dann die Überhand gewinnen, das Universum sich in der Folge von der Größe unseres gesamten heute beobachtbaren Universums wird es dann im Schnitt nur noch ein einziges wieder zusammenziehen und so quasi einen umgekehrten dieser Teilchen geben. (jb) Urknall („Big Bang“) erleben. „Big Crunch“ – „Großes

nehmen so an Gewicht zu und sinken immer tiefer. Forscher gehen inzwischen PLASTIK ist ein genialer keit auch nach Jahrhunderdavon aus, dass auf dem MeeWerkstoff: leicht, langlebig, ten noch nicht abgebaut resgrund noch mehr Plastik belastbar, günstig herzustelsein wird. Seit einigen Jahren zu finden ist als an der Meelen und in jede gewünschte bereitet eine neue Beobachresoberfläche. Wie groß das Form zu bringen. Von den tung Umweltforschern zuAusmaß des Problems genau mehr als 250 Millionen Ton- nehmend Sorge: In allen nen Kunststoff, die weltweit Meeren und sehr vielen Flüs- kette gelangen. Mikroplastik ist und ob eine Gesundheitsgefahr für Menschen besteht, jährlich produziert werden, sen und Binnenseen stießen entsteht durch Abrieb gröwenn sie mit Mikroplastik landet ein nicht unerhebsie auf Mikroplastik. Das ßerer Plastikteile, wird aber versetztes Wasser trinken licher Teil am Ende irgendwo sind sehr kleine Plastikteilauch vielen Kosmetika, oder Fisch essen, der Plastikin der Umwelt. Denn in viechen, die größten mehrere Duschgels oder Zahnpasta partikel enthält, ist noch len Ländern sind MüllentMillimeter im Durchmesser, künstlich beigemengt, um kaum erforscht. Dennoch besorgungs- und Recyclingsys- die kleinsten so winzig, dass einen stärkeren Reinigungsteme kaum vorhanden, und sie mit dem bloßen Auge effekt zu erzielen. Die meis- müht sich die deutsche Politik bereits, die Kosmetikindustrie die illegale Verklappung von nicht zu erkennen sind. Im ten Klärwerke sind nicht in Müll, auch im Meer, ist vor Wasser werden diese Plastik- der Lage, Mikroplastik effizi- dazu zu bewegen, freiwillig auf Mikroplastik in ihren Proallem in Entwicklungslänpartikel, die sehr gut im Was- ent herauszufiltern, weshalb dukten zu verzichten. (kf) dern immer noch ein großes ser enthaltene Giftstoffe an jährlich Milliarden winziger Problem. sich binden können, von Plastikpartikel in deutsche UNSER TIPP Der BUND hat eine Liste mit Auch in den Ozeanen Fischen und anderen MeeGewässer gelangen. Dort Pflegeprodukten zusammengetragen, schwimmt viel Plastik, das resbewohnern gefressen, wo- werden sie schnell von die Mikroplastik enthalten: aufgrund seiner Langlebigdurch sie in die Nahrungshttp://tinyurl.com/ljbk3ld Mikroorganismen besiedelt,

Wie gefährlich ist Mikroplastik?

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Könnte Bio-Landbau allein die Menschheit ernähren?

AN DIESER FRAGE scheiden sich die Geister der Agrarwissenschaft. Vertreter der konventionellen Landwirtschaft sagen oft, Öko-Landbau könne mit heutigen maschinen-, chemikalien- und gentechnikgetriebenen Hochertragsmethoden nicht mithalten. Diese seien notwendig, um die zunehmende Weltbevölkerung zu ernähren. Verfechter des Öko-Landbaus dagegen sagen, wir würden uns in Zukunft entweder ökologisch ernähren oder gar nicht mehr, weil sonst auf Dauer die Natur samt Böden vor die Hunde ginge und nichts Essbares mehr hervorbringe. Tatsächlich, so haben verschiedene Studien ergeben, produziert BioLandbau unsere Lebensmittel zwar nachhaltiger, aber im Schnitt eben auch 20 bis 25 Prozent weniger. Für die Frage, ob wir die Welt komplett mit Bio versorgen könnten, sei die Produktivität aber gar nicht unbedingt entscheidend, meinen Experten: „Vor allem muss die Ineffizienz auf dem Weg zum Teller behoben werden“, sagt Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau in der Schweiz. „50 Prozent dessen, was auf dem Acker steht, gelangt nie dorthin.“ In Deutschland landen jährlich etwa elf Millionen Tonnen Essen auf dem Müll, ermittelte die Universität Stuttgart im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Etwa 82 Kilo Brot, Obst, Gemüse, Milch- und Fleischprodukte und andere Lebensmittel wirft jeder Bundesbürger pro Jahr durchschnittlich weg. Aber nicht nur das Wegwerfen ist ein Problem, sondern auch, dass vieles in die Fleisch- oder Biosprit-Produktion gehe, ergänzt Rainer Haas von der Universität für Bodenkultur in Wien. Wenn wir mehr Ackerfrüchte selbst essen, „dann könnte Bio für alle reichen“. Intelligent betrieben mit Fruchtwechsel (von Jahr zu Jahr verschiedene Pflanzen anbauen) und Mischanbau (mehrere sich gegenseitig fördernde Pflanzen auf dem gleichen Feld anbauen) könnte Bio den Produktionsrückstand sogar noch verkleinern, zeigt eine neue Studie von der University of Berkeley in den USA. (jb) F& A 53


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mehr Sex? 56 F& A


„LERCHEN“ UND „EULEN“ unterscheiden sich nicht nur durch ihr Schlafverhalten. Laut einer Studie der Universität Chicago haben die unterschiedlichen Biorhythmen der Frühaufsteher („Lerchen“) und der nachtaktiven Langschläfer („Eulen“) auch Einfluss auf den Charakter, das Verhalten – und auf das Sexualleben. Im Rahmen ihrer Untersuchung befragten die Wissenschaftler 200 Probanden zunächst nach ihrem Schlafverhalten, ihren Beziehungsmustern und ihrer Risikobereitschaft. Das Ergebnis zeigte, dass die Nachtaktiven – ganz gleich, ob Frau oder Mann – generell extrovertierter sind und höhere Risiken eingehen. Und dass sie – unabhängig von Geschlecht und Alter – häufiger Sex haben und öfter ihre Partner wechseln. Frühaufsteher dagegen befinden sich eher in lang andauernden, festen Partnerschaften und haben deutlich seltener Sex. Besonders eklatant ist das bei den Männern: Dort haben die Nachtschwärmer der Studie zufolge doppelt so häufig Geschlechtsverkehr wie die Frühaufsteher. Eine Erklärung für das sexaktive Verhalten der Eulen-Typen sehen die Wissenschaftler in der Evolution: Wer in der Steinzeit auf der Suche nach schnellem Fortpflanzungserfolg war, fand abends am Lagerfeuer Gleichgesinnte, während die Monogamen schon schliefen. Auf diese Weise ließe sich den Forschern zufolge auch die Verbindung zwischen Risikobereitschaft und Biorhythmus erklären. Für das enge Zusammenspiel von Schlafgewohnheit, Risikobereitschaft und Sexualverhalten konnten die Forscher auch eine biochemische Erklärung liefern, nachdem sie den Cortisolspiegel der Probanden ausgewertet hatten. Tatsächlich ist der Spiegel dieses Stresshormons, das die Aktivität und Erregbarkeit eines Menschen steigert, bei den Nachteulen chronisch erhöht, während die Lerchen-Typen – insbesondere die Lerchen-Frauen – einen signifikant niedrigeren Wert haben. (er)

Ist frühes Zu-Bett-Gehen gesund? Besser schlafen mit Schlummertrunk? Diese weitverbreitete Meinung lässt sich Der Berliner Schlafmediziner Thomas Penzel durch nichts belegen – auch nicht durch sagt: „Tatsächlich hilft Alkohol beim Einschlazwei neue Studien, die festgestellt haben, fen, aber in der zweiten Hälfte des Schlafs dass Menschen, die früh zu Bett gehen, stört er beträchtlich.“ Er behindert also das weniger Depressionen haben. Denn sie wichtige Durchschlafen – auch weil er zu vergehen davon aus, dass alle gleichermaßen mehrtem Harndrang führt, der ebenfalls den morgens zeitig aufstehen, auch die Spät- Schlaf unterbricht. zu-Bett-Geher. Klar: Wer spät unters Laken kriecht, hat am morgen zu wenig geschlafenKann man frühes Aufstehen lernen? und erreicht nicht die neun Stunden, die vonNein. Man kann aus einer „Nachteule“ keine der American Academy of Sleep Medicine „Lerche“ machen – auch umgekehrt ist das empfohlen werden. Der Schlafmediziner Pronicht möglich. Selbst wenn ein Langschläfer fessor Thomas Penzel von der Berliner Cha-lange Zeit früh aus den Federn muss, ändert rité sagt, dass es nicht aufs zeitige Insdas nichts an seinem Schlafbedürfnis. Bett-Gehen ankommt, sondern: „Die ersten eineinhalb Stunden nach dem Einschlafen Kann man im Stehen schlafen? sind die erholsamsten, egal, ob sie vor oder Wer sehr müde ist, dem können tatsächlich nach Mitternacht geschlafen werden.“ Wer stehend die Augen zufallen. Aber zu erholsaes etwa gewohnt ist, erst nach Mitternacht zu mem Tiefschlaf kann es so nicht kommen. Bett zu gehen, dann aber ausreichend lange Denn dann lässt die Muskelspannung derart schläft, belastet seinen Organismus nicht nach, dass man zwangsläufig zusammenmehr als derjenige, der all abendlich weit vor sackt. Mitternacht verschwindet. Brauchen Ältere weniger Schlaf? Schläft man nackt am besten? Tatsächlich ändert sich am Schlafbedürfnis Eher nicht. Denn wenn man sich während Erwachsener im Laufe des Lebens wenig. Nur der Tiefschlafphase freistrampelt, kann manwird die Schlafmenge oft anders verteilt. So schnell auskühlen, da die Temperaturregu- halten viele Ältere gern ein Mittagsschläfchen – lierung des Körpers in dieser Phase ausge- eine Erholungsphase, die den Ruhebedarf schaltet ist und man die Kälte nicht spürt. nachts entsprechend beschränkt. (ee)

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Gesellschaft

Warum steht das größte Einkaufszentrum der Welt leer

Da helfen auch keine bunten Lampions: Trübsinn regiert in der menschenleeren „South China Mall“

IN KEINEM LAND DER WELT wird so verkalkuliert hatten. Nicht nur kamen statt der viel gebaut wie in China, Hunderte erwarteten 100 000 Kunden pro Tag so gut neue Städte wurden dort in den wie niemand, auch für die Geschäftsräume letzten 30 Jahren aus dem Boden fanden sich kaum Mieter. Vom ersten Tag an gestampft. Eines der spektakulärshatte das Einkaufszentrum einen Leerstand ten Bauprojekte entpuppte sich jevon 99 Prozent. doch als gewaltige Fehlplanung: Die Grund für die Misere ist zum einen die man„South China Mall“ in der Milliogelnde Verkehrsanbindung – weder liegt das nenstadt Dongguan ist das größte Einkaufszentrum an einer Autobahn, noch hat Einkaufszentrum der Welt. Es steht es eine eigene Bushaltestelle –, zum anderen ist auf einem Areal von rund 890 000 das Einkommensniveau in der Region eher Quadratmetern (entspricht etwa 125 niedrig. Und in den wohlhabenderen benachFußballplätzen), davon sind fast barten Metropolen Shenzhen und Guangzhou 660 000 Quadratmeter Verkaufsflägibt es bereits genügend Einkaufszentren. 2007 che, verteilt auf 2300 Geschäftsräume. Dazu wurde das Areal als „New South China Mall“ kommen ein IMAX-Kino, ein Vergnügungspark symbolisch ein zweites Mal eröffnet, doch der und eine Reihe von Kuriositäten wie ein NachLeerstand und der Kundenmangel blieben. bau des Pariser Triumphbogens, eine ägyptische Lediglich das Kino und der Freizeitpark mit ein Sphinx und ein Kanalsystem, das mit venezianipaar angrenzenden Restaurants haben bis heute schen Gondeln befahren werden kann. nennenswerte Besucherzahlen, der Rest des Doch bereits bei der Eröffnung im Jahr 2005 gigantischen Komplexes beginn bereits zu verzeigte sich, dass die Bauherren sich gewaltig fallen. (kf)

EIGENTLICH soll man ja gar nicht aus Dosen trinken, die Ökobilanz der Aluminiumbehälter lässt zu wünschen übrig. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, und dann kann man nur hoffen, dass die Dose vor dem Öffnen nicht zu sehr von einem Spaßvogel geschüttelt wurde, sonst ist eine unfreiwillige Dusche garantiert. Eine weitverbreitete Sitte – für manchen Dosentrinker geradezu ein Ritual – ist es, vor dem Öffnen mit den Fingernägeln auf den Deckel zu trommeln, um dies zu verhindern. Doch dass sich die Kohlensäure damit bändigen ließe, ist ein Mythos. Der einzige Trick, der wirklich hilft, ist, die Dosenwand rundherum abzuklopfen. Das Kohlendioxid ist nämlich nicht nur in der Flüssigkeit gelöst, sondern füllt auch einen kleinen Bereich zwischen Flüssigkeit und Deckel aus. Wird die Dose geschüttelt, gerät dieses CO 2 58 F& A

Wie lässt sich verhindern, dass Getränkedosen beim Öffnen überschäumen?

zusätzlich in die Flüssigkeit in Form von Blasen, die die nächstbeste Gelegenheit nutzen, um wieder aufzusteigen. Sie wandern im Ruhezustand der Dose langsam wieder nach oben, einige bleiben jedoch an der Innenwand hängen. Durch den Druckabfall beim Öffnen der Dose strömt ein Teil des CO2 schlagartig aus, die Blasen von der Innenwand reißen auf ihrem explosionsartigen Weg nach draußen Flüssigkeit mit sich. Und nun kommt der Trick mit dem Klopfen an der Außenwand ins Spiel: Je mehr Blasen sich dabei von der Wand lösen, desto weniger Flüssigkeit können sie mitreißen. Das Abklopfen nur des Deckels erreicht diese Blasen nicht. Hinweis: Zuckerfreie Getränke enthalten größere Blasen. Sie können beim Öffnen und dem damit verbundenen plötzlichen Druckabfall trotz Abklopfens für kleinere Fontänen sorgen. (thr)


Mit welcher Handfeuerwaffe wird auf der Welt am meisten geschossen?

OBWOHL SCHON 1944 erfunden, ist bis heute die Kalaschnikow die am häufigsten benutzte Kriegswaffe der Welt. Vor allem die AK-47 (Awtomat Kalaschnikowa 1947), die der Erfinder 1947 vorstellte. Der Konstrukteur Generalleutnant Michail Kalaschnikow, der 2013 mit 94 Jahren verarmt in Ischewsk im Ural verstarb und auf einem Militärfriedhof beigesetzt wurde, entwickelte das russische Sturmgewehr, das im Kalten Krieg als die modernste Infanteriewaffe galt, während eines Lazarettaufenthalts. Sie war leicht, robust, kleinkalibrig, einfach zu handhaben und feuerte automatisch, im Gegensatz zu den schwer zu handhabenden Waffen, die damals zur Verfügung standen. Kaum eine Waffe ist derart robust auch in Sand und Schlamm. Experten schätzen die Zahl der Kalaschnikows heute auf weltweit 100 Millionen, sie wird in mindestens 80 Ländern eingesetzt. Zum Vergleich: Vom deutschen Bundeswehrsturmgewehr G3 der Firma Heckler & Koch, das 1996 vom G36 abgelöst wurde, gibt es etwa 15 Millionen, vom amerikanischen M16 etwa sieben Millionen. Sie sind deutlich schwerer und unhandlicher als Kalaschnikows. Terroristen, Diktatoren, Attentäter benutzen die Kalaschnikow bevorzugt. Seit dem Vietnamkrieg besitzt sie bei Waffennarren Kultstatus: Bei Dschungelgefechten auf kurze Distanz durch Vietcong und Nordvietnamesische Armee erwies sie sich den vergleichbaren amerikanischen Waffen weit überlegen. Sie kann von jedem leicht bedient werden, sogar von Kindern. Aus den Nachlässen gescheiterter Staaten gelangen sie heute für wenige 100 Dollar das Stück in die Hände von Glaubenskriegern, Guerillas und Kriminellen. Durch die Kugeln der Kalaschnikow wurden und werden jährlich etwa 400 000 Menschen getötet. Allerdings werden heute längst nicht mehr alle AK-47 in Russland hergestellt. Wegen ihres Erfolgs wurde sie nach und nach auch in anderen Ländern produziert. (rs)

Ein Krieger des Suri-Stamms im Südwesten Äthiopiens mit Kalaschnikow F& A 59


Gesellschaft

Wo gibt es einen „Friedhof für Lesben“?

Einweihung der ersten Begräbnisplätze für lesbische Frauen im April 2014 auf dem Georgen-ParochialFriedhof in Prenzlauer Berg (Berlin)

IM TOD SIND ALLE GLEICH? Manche ziehen es vor, nicht nur zu Lebzeiten die Nähe von Gleichgesinnten zu suchen, sondern auch im Jenseits. Zumindest was ihre sterblichen Überreste auf Erden betrifft. Ganz offiziell ist im vergangenen Jahr der erste Friedhof Deutschlands, vermutlich sogar der Welt, für homosexuelle Frauen in Berlin im Bezirk Prenzlauer Berg eröffnet worden. Möglich gemacht hat das eine Allianz des bundesweiten Vereins für Lesben ab 40, SAFIA, und der SAPPhO-Frauenwohnstiftung aus Hannover, die die Trägerinnenschaft des Projekts übernahm. Konkret sieht der Vertrag mit der Friedhofsverwaltung so aus, dass die Stiftung ein lange Zeit verwildertes Gelände für 15 000 Euro neu hergerichtet hat – und mit diesem Engagement das Recht erwarb, zu bestimmen, wer dort liegen darf. In den ersten drei Jahren sollen nur Angehörige der SAPPhO-Stiftung einen Zuschlag bekommen. Das Gemeinschaftsbegräbnisfeld soll aber nicht nur als letzte Ruhestätte für Lesben genutzt werden, es werden dort auch Schreibworkshops, Lesungen und Tanzkurse angeboten – offen für alle Interessierten. (cha)

Wie teuer ist der Tod? STERBEN IST EINE KOSTSPIELIGE Angelegenheit für die Hinterbliebenen, mit 2000 bis 3000 Euro darf im Durchschnitt gerechnet werden, nach oben sind fast keine Grenzen gesetzt. Ob Sargkissen oder Kerzenständer in der Kapelle, Überführungskosten oder Grabgebühren – alles will bezahlt sein. Immer mehr Menschen entscheiden sich deshalb für das günstigere Urnenbegräbnis, in den alten Bundesländern wird etwa jeder Zweite feuerbestattet, in den neuen Bundesländern liegt der Anteil bei knapp 80 Prozent. Feuerbestattungen sind preiswerter als Erdbestattungen, weil dazu ein weniger prächtiger Sarg eingesetzt wird und das Grabfeld kleiner ist. Im bundesdeutschen Durchschnitt werden dafür etwa 2500 Euro fällig. Wer sich aber in München oder Stuttgart einen Bestatter sucht, kann auch Angebote bis zu knapp 6000 Euro erhalten, die 750 Euro eines Berliner Anbieters wurden von keinem Konkurrenten unterboten. Etwas teurer als die Urnenbeerdigung ist die Seebestattung mit einem Durchschnittspreis von gut 2800 Euro. Auch hier fand sich mit 995 Euro der billigste Anbieter in Berlin. Spitzenreiter sind wiederum Stuttgart und München mit Angeboten bis zu knapp 7000 Euro. Erdbestattungen liegen durchschnittlich bei 3022 Euro. Mit 749 Euro findet sich hier das preiswerteste Angebot in Köln. (ee)

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Warum dürfen teure Messer nicht in die Spülmaschine? BESTECK VON GUTER QUALITÄT ist auch spülmaschinenfest, sollte man meinen. Doch beim Kauf „richtig guter“ und somit teurer Messer gilt die Empfehlung: nur per Hand abwaschen, sonst wird das gute Stück stumpf. Das gilt für billige Messer allerdings im Prinzip genauso – nur dass man den Verlust leichter verschmerzt. Entscheidend ist, wie fein die Klinge geschliffen wurde. Je dünner die Schneidefläche ist, desto mehr Druck und damit Schneidkraft lässt sich damit aufbauen – so wie Pfennigabsätze eher Dellen im Parkett hinterlassen als Sportschuhe, weil sich das Körpergewicht auf eine kleinere Fläche konzentriert. Die Feuchtigkeit, die Salze, Säuren und Laugen, die in der Geschirrspülmaschine umgewälzt werden, sowie der Flugrost von anderen Besteckteilen reagieren mit Metall und lassen Messerschneiden rosten. Diese Verlieren an Schärfe, werden breiter, poröser und schließlich stumpf. Messer mit besonders scharfer Klinge – und das sind nun mal in der Regel die teuren – sollten darum von Hand gespült und schnell abgetrocknet werden. Und das möglichst bald nach dem Gebrauch, damit Salze oder Säuren aus anhaftenden Speiseresten gar nicht erst mit ihrem zersetzenden Werk anfangen. Die Bezeichnung „rostfrei“ ist insofern nicht ganz korrekt; eigentlich müsste es „rostträge“ heißen. Und wer seine teuren Schneidwerkzeuge besonders verwöhnen will, achtet darauf, dass die Klingen nicht aneinanderstoßen – auch nicht in der Besteckschublade. (thr)


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www.pm-magazin.de/studie +49 (0)40 5555 89 80 (Bittepassende Bestell-Nr. angeben) Verlag: Gruner + Jahr GmbH & Co KG, Dr. Frank Stahmer, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg. AG Hamburg, HRA 102257. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1– 3, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752. * Alle Preisangaben verstehen sich pro Ausgabe inklusive MwSt. Um den Bildungsrabatt gewährt zu bekommen, sende bitte eine Kopie deiner gültigen Immatrikulationsbescheinigung (bei Studenten), deines Schülerausweises (bei Schülern) bzw. deines Auszubildenden-Vertrags (bei Azubis) per Post an: P.M.-Kundenservice, 20080 Hamburg. Oder per eMail an: pm-service@guj.de.


Gesundheit

Heilung durch

Schlan 62 F& A


ES KÖNNTE EINER DER GRÖSSTEN

Durchbrüche in der Geschichte der Medizin werden, noch stehen die Forschungen aber erst am Anfang: tierische Gifte gegen menschliche Leiden. Fakt ist: Das Gift von Vipern hilft bei Durchblutungsstörungen und Thrombosen, weil es blutgerinnende Stoffe bindet; das Gift von Honigbienen und einigen Skorpionen vermindert die Symptome von multipler Sklerose, Rheuma und Gelenkentzündungen; Bluthochdruck-Senker fußen auf dem Gift der brasilianischen JararacaLanzenotter. Der Grund: Tiergifte können, vorsichtig dosiert, präzise an körpereigene Moleküle andocken, einige ihrer enzymähnlichen Substanzen beeinflussen Muskulatur, Herzfunktion und Skelettaufbau positiv. Dies wollen sich jetzt Wissenschaftler weltweit zunutze machen. Neue Wirkstoffe gegen Autoimmunerkrankungen oder Tumoren könnten in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, Forscher suchen nach einem perfekten Schlüssel, der zum Beispiel in das Schloss jeder Krebszelle passt. „Wir reden hier nicht über ein paar neue Arzneimittel, sondern über ganze Klassen von Medikamenten“, berichtet Dr. Zoltan Takacs, Toxikologe und Schlangengiftexperte der Universität Chicago. Bisher seien weniger als 1000 Toxine auf ihren medizinischen Nutzen hin erforscht worden. „Man schätzt, dass es mehr als 20 Millionen tierische Toxine gibt – und sie sind fast alle noch nicht untersucht“, sagt Takacs. Ein gewaltiges Heilungspotenzial – wie man auch schon früher wusste: Im Jahr 67 v. Chr. retteten Schamanen auf dem Schlachtfeld das Leben des griechischen Königs Mithridates VI., indem sie das Gift der Wiesenotter auf seine Wunden träufelten, in SanskritTexten aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. werden Heilmittel aus Tiergiften erwähnt. Die heutige Gift-Forschung begann, als 1968 der englische Arzt Hugh Reid die Wirkung von Ottergift gegen Thrombosen entdeckte. (sm)

gengift?

Im Butantan-Institut in São Paulo (Brasilien) wird einer Jararaca ein Tropfen Gift entnommen. Sie ist die medizinisch am besten erforschte Giftschlange F& A 63


Gesundheit DIE GROSSE MEHRHEIT aller Krebserkrankungen ist ein Produkt des Zufalls – dies ist das Ergebnis einer viel beachteten US-Studie von Wissenschaftlern der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. „Jede Art von Krebs entsteht durch ein Zusammenspiel aus Pech, schädlichen Umwelteinflüssen und erblicher Veranlagung“, schreibt der renommierte Krebsforscher Bert Vogelstein in der Fachzeitschrift „Science“. Laut Studie sind rund zwei Drittel aller Tumoren die Folge zufälliger, spontaner Mutationen im Erbgut. Lediglich in einem Drittel aller Fälle liegen der Bildung von Krebszellen eine genetische Vorbelastung oder schädliche Umweltfaktoren – wie etwa tumorerzeugende Viren, Übergewicht, Rauchen, zu viel Stress oder zu wenig Bewegung – zugrunde. Das erklärt, warum auch Menschen Krebs bekommen,

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Ist Krebs Pechsache?

die sehr gesund leben und innerhalb ihrer Familie kein erhöhtes Risiko für die Tumorerkrankung haben. Im Umkehrschluss können langjährige Kettenraucher das Quäntchen Glück haben, das Krebskranken verwehrt geblieben ist. Die Forscher mahnen jedoch, dass ihre Ergebnisse keinesfalls dazu führen sollten, dass Menschen nun die Krebsvorbeugung vernachlässigen oder Krebsrisiken weniger ernst nehmen. Es gelte nach wie vor, dass eine gesunde Lebensart die Krebsgefahr erheblich mindert. Eine weitere wichtige Folge der Studie: Ihre Erkenntnisse können Krebsleidende von Schuldgefühlen entlasten. Sie sind nun nicht mehr vermeintliche Verursacher ihrer Krankheit (zum Beispiel durch eine ungesunde Lebensart), sondern Opfer, die einfach Pech gehabt haben. (smü)


Wer stottert häufiger – Männer oder Frauen? SIE WISSEN GANZ GENAU, was sie sagen wollen. Und doch bringen sie es kaum über die Lippen. Stotterer leiden unter ihrer Störung täglich und oft ein Leben lang. Obwohl Stottern in der ganzen Welt vorkommt und schon seit 4000 Jahren Aufzeichnungen über stotternde Menschen existieren, ist die Wissenschaft bei der Ursachenforschung noch lange nicht am Ziel. Was man weiß, hat eher statistischen Wert. In Deutschland gelten rund 800 000 Menschen als Stotterer. Weltweit leidet etwa ein Prozent der Bevölkerung unter dieser Sprachstörung – etwa fünfmal so viele Männer wie Frauen. Warum das so ist, weiß niemand. Der Leiter der Klinischen Abteilung für Phoniatrie der HNOUniversitätsklinik Graz, Professor Dr. Gerhard Friedrich, vermutet eine Ursache in der linguistisch grundsätzlich größeren Leistungsfähigkeit von Mädchen und Frauen. Ebenfalls nicht erforscht ist der ungewöhnliche Beginn dieser Beeinträchtigung. Oft haben kleine Kinder in den ersten Lebensjahren ganz flüssig gesprochen, erst dann setzt das Stottern ein, das in vier von fünf Fällen mit Beginn der Pubertät wieder verschwindet. Es lässt sich aber nicht vorhersagen, bei welchem Kind es verschwinden wird. Man weiß nur, dass es zu Beginn bei doppelt so vielen Jungen beobachtet wird. Und es sind sehr viel mehr Mädchen, die später das Stottern wieder verlieren. Die Vermutung, dass der Sprachfluss durch bestimmte Einflüsse, etwa durch die Eltern, gehemmt wird, ist nicht belegbar. Nur eines brachten entsprechende Beobachtungen an den Tag: Stotternde Menschen haben im Vergleich zu nicht stotternden etwa dreimal so häufig Verwandte, die ebenfalls stottern. Persönlichkeitseigenschaften oder auch Intelligenz sind vom Stottern gänzlich unbeeinflusst. Stottern lässt sich übrigens bekämpfen und durch Logopäden per Therapie stark zurückdrängen. Restlos heilbar ist es aber nicht, es kann nur von selbst verschwinden. (ee)

Lernten, ihr Stottern zu kaschieren: Marilyn Monroe (1926 –1962) und US-Vizepräsident Joe Biden (72)

BEKANNTE STOTTERER Zu den bekanntesten Stotterern der Gegenwart zählt US-Vizepräsident Joe Biden. Auch Marilyn Monroe soll gestottert und nicht zuletzt deshalb ins Mikrofon gehaucht haben, weil sie diese Art zu sprechen flüssig beherrschte. Andere Stotterer sind Bruce Willis, BestsellerAutor David Mitchell („Der Wolkenatlas“) und der kürzlich verstorbene Schauspieler Gottfried John. Auch Isaac Newton, König George VI. und Winston Churchill haben darunter gelitten. Und schließlich sagt man Moses nach, dass er gestottert und sich seiner Gemeinde deshalb singend mitgeteilt habe – denn das sei ohne Stottern möglich gewesen.

SOLL MAN ZUM ESSEN VIEL TRINKEN? ES IST EIN DAUERTHEMA an Deutschlands Esstischen: Ist es gut oder sogar notwendig, zum Essen etwas zu trinken, damit der Magen aus der Mahlzeit einen schönen, gleichmäßigen Speisebrei kneten kann? Oder verdünnt die zusätzliche Flüssigkeit nur unnötig die Magensäure und behindert so den ordnungsgemäßen Ablauf des Verdauungsprozesses? Der Magen passt seine Säureproduktion sehr kurzfristig und flexibel an die Erfordernisse an. Je mehr Nahrung und Flüssigkeit in den Magen gelangen, desto mehr Magensäure wird hergestellt. Um den pH-Wert im Magen (er ist eine Million Mal saurer als der von Wasser) deutlich zu ändern, müsste man schon sehr viel mehr in sehr kurzer Zeit trinken als die ein, zwei, im Sommer vielleicht drei Gläser zum Mittagessen. Auf der anderen Seite ist das Trinken beim Essen nicht unbedingt ein Muss. Aber es hilft. Denn wenn genügend Wasser zugeführt wird, zieht der Körper weniger aus dem Darm ab, und der Speisebrei passiert geschmeidiger den Verdauungstrakt. Und: Ballaststoffe quellen besser, wenn sie mit Flüssigkeit zusammen aufgenommen werden, was sie leichter verdaulich macht. Außerdem ist es ein beliebter Abnehm-Trick: Trinkt man vor dem Essen, stellt sich früher ein Sättigungsgefühl ein, und man nimmt weniger Kalorien zu sich. (thr)

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Gesundheit

WIE DEHNBAR IST UNSER MAGEN?

Extrem dehnbar: Die Größe des Magens kann von einem Weinglas bis zu einem Fußball variieren

DER MAGEN ist ein J-förmiger, etwa 30 Zentimeter langer Sack aus Muskeln mit zwei Öffnungen. Oben kommt die Nahrung rein und wird durch Enzyme, Magensäure und Muskelkontraktionen zu Speisebrei verarbeitet. Dabei verliert das Essen einen Großteil seines Volumens. Am Ende schiebt der Magen den Brei in den Darm, wo er weiter verdaut wird und die Nährstoffe in den Organismus gelangen. Ein absolut leerer Magen hat ein Innenraumvolumen von nur rund 50 bis 80 Millilitern, also nicht einmal einem Weinglas; und er knurrt, weil er weiterhin arbeitet und dabei ein Gemisch aus Luft und Magensaft durch den schmalen Schlauch presst. Kommt dann endlich neue Nahrung an, kann sich der Muskelsack wie ein Ballon dehnen: Nach einer normalen Mahlzeit liegt das Magen-Innenraumvolumen eines durchschnittlichen Menschen bei etwa einem Liter, richtig

satt ist er bei zwei Litern. Dann meldet der Magen dem Gehirn: Die Zufuhr bitte einstellen! Was allerdings erst mit einigen Minuten Verzögerung geschieht, daher die Gefahr, sich zu überfressen. Wer danach trotzdem noch weiterfuttert, kann seinen Magen aber auch auf bis zu vier Liter aufpumpen, bevor dieser seinen Dienst verweigert, Übelkeit und Würgereflex einsetzen. Versuche haben ergeben, dass ständiges Mästen das Volumen des Magens dauerhaft erhöht. Bis zum Doppelten des normalen Volumens ist möglich, sodass ein Sättigungsgefühl bei guten Essern und wohlbeleibten Menschen erst später einsetzt. Reißt man sich jedoch am Riemen, verkleinert sich der Magen auch wieder: Eine Studie in den USA hat gezeigt, dass eine Diät von 600 Kalorien pro Tag die Magenkapazität binnen vier Wochen um 30 Prozent schrumpfen lässt. (jb)

Warum leiden so viele an Fruktose-Unverträglichkeit? ETWA JEDER DRITTE Westeuropäer reagiert mittlerweile heftig mit Verdauungsstörungen, wenn er Lebensmittel isst, in denen Fruktose (Fruchtzucker) steckt: Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit. Immer mehr Fruchtzucker findet sich in unseren Lebensmitteln, denn Fruktose besitzt eine hohe Süßkraft und wirkt als Feuchthaltemittel, daher reichert die Lebensmittelindustrie ihre Produkte gern damit an. Das setzt den Überempfindlichen zu. Fruktose steckt unter anderem in Softdrinks, Milchshakes, Müslis und Fruchtjoghurts unter Bezeichnungen wie Invertzucker, Rübensirup oder in Zuckeraustauschstoffen wie Sorbit, Isomalt und Xylit. Wenn das auf der Verpackung steht, sollten Betroffene die Finger davon lassen. Verwendet der Hersteller dagegen Maltose 66 F& A

(Doppelzucker aus zwei Teilen Glukose – also Traubenzucker), Maltodextrin oder chemisch produzierte Süßstoffe, dürfen sie zugreifen. Wie alle Nährstoffe wird Fruktose in den Dünndarm transportiert und gelangt von dort durch die Darmwand ins Blut. Funktioniert dieser Vorgang nicht reibungslos, kommt es zu den Beschwerden, da die Fruktose besonders langsam aufgenommen wird. Die Folge: Sie bleibt lange im Darm und beginnt dort zu gären. Mit einem Atemtestgerät, das die Konzentration von Wasserstoff in der ausgeatmeten Luft misst, kann der Arzt die Unverträglichkeit feststellen. Betroffene sollten nach und nach prüfen, ob und wie viel sie von welchen fruktosehaltigen Lebensmitteln vertragen. (sts)


Ist es gefährlich, das Niesen zu unterdrücken?

Warum wünschen wir einem Niesenden „Gesundheit“?

RISSE IN DER HAUPTSCHLAGADER,

Taubheit, Blutgerinnsel im Gehirn, Fehlgeburten – in der medizinischen Fachliteratur finden sich einige Extremfälle für die Folgen unterdrückter Nieser. Durchaus schon vorgekommen, aber äußerst unwahrscheinlich. Wenn man sich bewusst macht, dass ein Nieser mit mehr als 150 Stundenkilometern in die Außenwelt tritt, ahnt man, welch enormer Druck in unseren Atemwegen aufgebaut wird. Ein Druck, den man nicht einfach auf null zurückschrauben kann, indem man den Ausgang versperrt. Die Luft will

auf jeden Fall entweichen, und wenn sie das durch Mund und Nase nicht kann, findet sie einen anderen Weg, etwa in die Nasennebenhöhlen oder den Verbindungskanal zwischen Rachen und Mittelohr. Dabei kann es zu einem Riss des Trommelfells kommen – dem häufigsten unter den seltenen Extremfällen. Darum ist es auf jeden Fall sicherer, das Niesen nicht zu unterdrücken. Zumal es ja eine wichtige Funktion hat und die Atemwege von Schmutzteilchen befreit – im Schnitt sind es gut 40 000 Partikel pro „Hatschi!“. (thr)

Benimmratgeber fordern schon seit Jahren, Nieser höflich zu überhören – so wie man ja auch andere Körperäußerungen nicht kommentiert. Der Wunsch nach „Gesundheit“ hat zwei Quellen. Zum einen Aberglauben: Wann immer der Teufel beim Lesen in seiner Liste künftiger Höllen-Neuzugänge einen Namen ausspricht, muss der Betreffende niesen. Um sein Schicksal vielleicht doch noch abzuwenden, wünscht man ihm Gesundheit. Zum anderen glaubte man, dass beim Niesen wie auch beim Gähnen „Seelenstoffe“ den Menschen verlassen, oder hielt das Niesen sogar für ein erstes Symp tom einer Pesterkrankung: Alle, denen man nicht sofort Gesundheit wünschte, würden daran sterben. Ganz ähnlich ist es im englischsprachigen Raum, wo man auch heute noch Niesenden Gottes Segen wünscht: „God bless you“.

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Freizeit

Welche ist die kleinste Insel der Kanaren?

Rechts: Blick vom Mirador del RĂ­o im Norden Lanzarotes auf die kleine Nachbarinsel. GroĂ&#x;es Bild: Wanderer finden auf La Graciosa grandiose Natur

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SIEBEN HAUPTINSELN gehören zum spanischen Archipel der Kanaren vor der Westküste Afrikas; die kleinste von ihnen, El Hierro, liegt im Südwesten und misst 269 Quadratkilometer. Doch die allerkleinste Kanareninsel ist sie keineswegs: Denn zu der Inselgruppe gehören auch ein paar Felsen im Meer bei Teneriffa und insgesamt sechs Nebeninseln, die sich allesamt um Lanzarote anordnen. Von diesen Nebeninseln ist der 41 Meter aus dem Meer ragende Schichtvulkan Roque del Oeste mit 0,015 Quadratkilometern am kleinsten. Südlich von Roque del Oeste liegt die kleinste bewohnte Insel der Kanaren: La Graciosa, gerade mal 29,05 Quadratkilometer groß. Obwohl die gut 600 Einwohner neben dem Fischfang hauptsächlich vom Tourismus leben, ist La Graciosa mit den anderen Kanaren kaum zu vergleichen. Es gibt keine Hotelburgen, das asphaltierte Straßennetz ist nur wenige Kilometer lang, die kleinen Restaurants sind eher bescheiden. Wer hier seinen Urlaub verbringt, ist wirklich ganz weit weg. Und das, obwohl der große Nachbar Lanzarote nur einen Kilometer entfernt liegt. In der Vergangenheit hat es Versuche gegeben, die Kleine im Konzert der touristischen Ziele groß mitspielen zu lassen. Doch die Bürger von La Graciosa verhinderten sowohl den Bau von Hotelburgen als auch den einer Seilbahn, mit der Urlauber von Lanzarote bequem an die bis heute ruhigen Strände gebracht werden sollten. Wer La Graciosa erreichen möchte, muss nach wie vor die Fähre nehmen, die im kleinen Hafen von Caleta del Sebo anlegt. Touristen, die nach La Graciosa finden, kommen zum Schnorcheln, zum Wandern oder auch zum Surfen, denn vor der Steilküste Lanzarotes gibt es zuverlässig Wind. Kleine Ferien-Appartements sind die einzige touristische Einrichtung der charmanten Insel, deren Name übrigens „die Anmutige“ bedeutet. (ee)

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Freizeit

Irrgarten oder Labyrinth: Was sind die Unterschiede? Der prachtvolle Irrgarten gehört zum Herrenhaus Longleat House in der Grafschaft Wiltshire. Das Anwesen zählt zu den meistbesuchten touristischen Zielen Großbritanniens

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DIE BEIDEN BEGRIFFE werden häufig gleichbedeutend verwendet, aber es gibt einen markanten Unterschied: In einem Irrgarten kann man sich verlaufen, in einem Labyrinth nicht. Letztere bestehen aus einem einzigen, allerdings sehr langen und gewundenen Weg ganz ohne Abzweigungen oder Sackgassen. Er führt gewöhnlich zunächst in die Mitte des Labyrinths und dann weiter zum Ausgang – sich irgendwo zu verlieren ist daher kaum möglich. Die Idee des Labyrinths ist mindestens 3000 Jahre alt, der Name stammt aus dem Griechischen, der genaue Ursprung ist aber unbekannt. Die Bedeutung von Labyrinthen war im Laufe der Zeit Wandlungen unterlegen, sie konnten sowohl rein dekorativen als auch religiösen Charakter haben.

Der Irrgarten dagegen entstand erst im 16. Jahrhundert, in den herrschaftlichen Gärten der wohlhabenden italienischen Oberschicht. Die Gartenbauer dieser Zeit entwickelten die damals sehr beliebten, nur zum Betrachten gedachten Blumenlabyrinthe weiter zu begehbaren, von mannshohen Hecken gesäumten Irrgärten mit Sackgassen, Weggabelungen und Schleifen. Deren einziger Zweck bestand darin, den Spaziergänger zu seinem eigenen Vergnügen in die Irre zu führen. Da das Anlegen prachtvoller Parkund Gartenanlagen in dieser Zeit für europäische Königs- und Fürstenhäuser zum guten Ton gehörte, verbreiteten sich Irrgärten von Italien aus schnell in ganz Europa. Heute sind Irrgärten in Maisfeldern ein populäres Vergnügen in den Sommermonaten. (kf)


Darf man einen Formel-1-Boliden ohne Kfz-Führerschein fahren? Ja, aber nicht mehr lange ANS STEUER EINES BOLIDEN darf sich setzen, wer die sogenannte Superlizenz für die Formel 1 besitzt. Diese kann von der FIA vergeben werden – auch ohne Führerschein! Auch muss man keine üblichen Verkehrszeichen lernen, wohl aber das Reglement der Formel 1 kennen, etwa die verschiedenen Bedeutungen der Flaggen. Zuletzt bekam der 17-jährige Niederländer Max Verstappen aus dem Team Toro Rosso für die Saison 2015 diese Lizenz. Er darf damit eines der PSstärksten Fahrzeuge überhaupt steuern – daheim muss er noch mit dem Motorroller zur Schule fahren. Für die Superlizenz qualifiziert man sich über gute Platzierungen in unteren Rennserien, etwa bei der Formel 3, der GP2-Serie oder einigen nationalen Früh im Geschäft: Rennserien. Sie ist nur ein Jahr lang gültig; um sie zu verlängern, sind regelMax Verstappen. mäßige Rennteilnahmen (mindestens fünf pro Saison) notwendig. Man kann Schon sein Vater die Superlizenz aber auch in einem „Crashkurs“ erlangen: wenn man in zwei war erfolgreicher Tagen 300 Kilometer unter Rennbedingungen in einem aktuellen Formel-1Rennfahrer Wagen zurücklegt. Auf diesem Weg hat auch der junge Max Verstappen die Lizenz erhalten, denn bis dahin war er „nur“ amtierender Kart-Weltmeister. Die Vergabe der Superlizenz an den 17-Jährigen hat allerdings für so viel Kritik gesorgt, dass die Regeln für 2016 geändert wurden. Dann muss jeder Fahrer das 18. Lebensjahr vollendet haben. (sm)

Welches ist das meistverkaufte Spielzeug der Welt? WEDER MENSCH ÄRGERE

DICH NICHT noch die Barbiepuppe – der Rubik’s Cube stellt sie alle in den Schatten. Seit seiner Erfindung vor 40 Jahren ging der sechsfarbige Zauberwürfel über 350 Millionen Mal über den Ladentisch und gilt damit als weltweit meistverkauftes Spielzeug. Das dreidimensionale Kniffel-Ding zieht mit seinen 26 kleinen Würfeln Fingerkünstler und Knobler quer durch die Generationen in seinen Bann. Den Weltrekord im Speed Cubing, dem Wettbewerb darum, wer die 54 farbigen Kästchen am schnellsten in die richtige Lage drehen kann, hält seit Kurzem der

US-Amerikaner Collin Burns: Er brauchte nur 5,25 Sekunden – dann waren die kleinen Kuben ordentlich zu sechs Seiten in den Farben Weiß, Gelb, Orange, Grün, Rot und Blau sortiert. Das Ganze geht auch umgekehrt: Dann muss man die Einzelteile der einfarbigen Seiten so verdrehen, dass am Ende nirgendwo zwei gleiche Farben direkt aufeinander-

stoßen. Bei Ungeübten dauert diese Fummelei oft Tage oder sogar Wochen. Noch schneller als Rekordhalter Collin Burns ist der Computer. Bereits 2014 schaffte eine Würfelmaschine namens CubeStormer3 die Lösung in nur 3,25 Sekunden. Auch professionelle Mathematiker ließ des Würfels Rätsel nicht los. Sie ließen Hochleistungsrechner Milliarden von Stellungen durchspielen und kamen mithilfe der Algebra auf „Gottes Zahl“, wie Hirnakrobaten die Lösung nannten: Mit 20 Zügen ist die Aufgabe zu lösen, obwohl es 43 Trillionen Möglichkeiten des Drehens und Wendens gibt. Der „Vater“ des Würfels, der ungarische Ingenieur und Architekt Ern■ Rubik, hatte mit seiner Erfindung

Die Neuen und ein Alter Pyraminx, ein Tetraeder in Form einer Pyramide, Megaminx, ein Dodekaeder mit zwölf fünfeckigen Flächen, und der 4D8, ein „vierdimensionales“ Teil, das dem Herrnhuter Stern mit abgeschnittenen Spitzen ähnelt, sind Weiterentwicklungen des Rubik’s Cube. Der Walzenwürfel, auch Oktogon oder Teufelstonne genannt, ist weit älter: Ihn erfand bereits Friedrich Wilhelm August Fröbel, der im 19. Jahrhundert die Idee von Kindergärten in die Welt brachte. Er erfand ein Holzspielzeug, bei dem es um Farben, Formen und deren Variationsmöglichkeiten ging. Es gleicht einem Würfel, an dem die vier vertikalen Kanten abgeschnitten sind, wodurch zehn Flächen entstehen, die es farblich zu ordnen gilt.

übrigens ursprünglich kein Spielzeug im Sinn, sondern wollte das räumliche Denkvermögen seiner Studenten trainieren. (crs) F& A 71


Freizeit

Kann man im Spielcasino mogeln? Leserfrage Benjamin Karl, E-Mail

Hat inzwischen Spielverbot in US-Casinos: Ben Affleck ES IST SCHWIERIG, denn die angestellten Aufpasser einer Spielbank haben ein Auge auf alles und jeden. Und auch der früher beliebten Taktik beim Roulette, den Einsatz auf eine Farbe einfach zu verdoppeln, haben die Casinos durch die Festlegung von Höchsteinsätzen einen Riegel vorgeschoben. Aber im Blackjack, einem der populärsten Casinospiele, gibt es immer noch eine Möglichkeit, sich heimlich einen Vorteil zu verschaffen – ohne etwa Karten im Ärmel zu verstecken. Der Schauspieler und Oscar-Preisträger Ben Affleck hat dafür kürzlich sogar ein Blackjack-Verbot in US-Casinos bekommen. Denn er beherrscht die Kunst des Kartenzählens, die

zwar nicht direkt untersagt, aber bei Casinobetreibern extrem unbeliebt ist. ■Wie geht das Spiel? Normalerweise stehen die Gewinnchancen bei allen Casinospielen statistisch gesehen leicht zugunsten des Casinos. Das ist beim Blackjack genauso. In Deutschland kennt man es auch als Siebzehn und vier: Jeder Spieler (maximal sieben pro Tisch) spielt gegen den Croupier und erhält Karten, bis er „stopp“ sagt. Dabei versucht er, möglichst nah an 21 Punkte zu kommen. Die Zahlenkarten zählen gemäß ihrem Wert, Bube, Dame, König jeweils zehn Punkte und das Ass einen Punkt oder elf Punkte – wie der Spieler möchte. Wer zu viele Punkte sammelt, verliert; wer näher an der 21 liegt als der Croupier, gewinnt. Haben beide 21, entscheidet das nächste Spiel. Der Croupier muss bis 17 ziehen, dann darf er nicht mehr – er hat also keine Wahl. ■Wie geht der „Trick“? Blackjack wird in der Regel mit sechs Paketen französischer Spielkarten zu 52 Blatt gespielt, also 312 Karten. Dabei werden die Karten bis zu einem vorher zufällig festgelegten Punkt im Stapel Runde für Runde heruntergespielt, bevor sie neu gemischt werden. Wer mitzählt, wie viele hohe und niedrige Kartenwerte im Laufe der Runden ausgespielt wurden, kann einschätzen, welche Karten er voraussichtlich ziehen wird. Sind in den ersten Runden zum Beispiel viele Bilder und Zehnen gefallen, steigt die Wahrscheinlichkeit, mit einer folgenden (niedrigen) Karte näher an die 21 zu kommen und nicht zu überreizen. Kartenzähl-Anfänger merken sich nur grob, ob hohe oder niedrige Karten überwiegen, Profis zählen fast jede Karte genau mit. Damit sind sie unterm Strich deutlich im Vorteil gegenüber der Bank – solange sie nicht auffliegen und vor die Tür gesetzt werden. (jb)

Wohin pilgert die Welt? Ein 55000 Quadratmeter großer Grajährlich 3,5 Millionen Besucher anzieht. nitfelsen im Meer, darauf eine wuchtige Seit Anfang des 21. Jahrhunderts und Abtei, die sich wie eine Ritterburg mit dem neu erwachten Interesse am 157 Meter hoch erhebt – das ist der Pilgern mischen sich unter die Tourissagenumwobene Mont-Saint-Michel. ten wieder zunehmend Menschen, die Das winzige Eiland, lange über einen sich zu Fuß auf den Weg gemacht künstlichen Damm mit dem Festland haben. Akribisch werden von franzöverbunden, war im Mittelalter und bis sischen Historikern derzeit die alten ins 17. Jahrhundert hinein eine zentrale Pilgerwege neu bestimmt und kartoPilgerstätte Europas. Viele Pilger des grafiert. Ein beliebter Weg führt zum Jakobswegs machten hier Station – Beispiel von der Stadt Rouen in der ebenso viele, darunter mehrere Könige Normandie über 330 Kilometer zum Englands und Frankreichs, kamen aber Berg. „Himmelswege“ hießen die Pilauch nur zum heiligen Berg, der von gerrouten zum Mont-Saint-Michel im Gläubigen mit dem Berg Sinai vergliMittelalter, und manche Städte, die an chen wurde. Im stets von Kriegen ge-kriegerischen Lichtgestalt besonderenAubert beauftragt haben, ihm auf demihnen lagen, tragen noch heute in ihrem plagten Europa suchte man Zuflucht Schutz vor bösen Mächten. Namen das Wort „Montjoie“: Berg der Inselchen eine Kirche zu bauen. Daraus beim Erzengel Michael, dem die Abtei Freude. (ss) Im nächsten Heft: 708 soll der Engel Michael höchst- wurde mit der Zeit und dank der Spengeweiht ist: Man versprach sich von der persönlich den ansässigen Eremiten den von Pilgern jene Abtei, die heuteCroagh Patrick in Irland

Mont-Saint-Michel

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FKK-Golfer in „La Jenny“ in der Nähe von Bordeaux

Wo darf man nackt Golf spielen? VIELE GOLFPLÄTZE verwehren Spielinteressierten bereits den Eintritt, wenn sie ein T-Shirt ohne Kragen tragen. Im südfranzösischen Ferienresort „La Jenny“, rund 60 Kilometer westlich von Bordeaux inmitten der Pinienwälder von Le Porge gelegen, ist auf den Greens hingegen ein T-Shirt weder mit noch ohne Kragen erlaubt. Wer hier die Schläger schwingen will, darf überhaupt kein T-Shirt tragen, ebenso wenig Hose, Rock oder Unterwäsche. Vorgeschrieben sind Golfschuhe, erlaubt lediglich Golfhandschuhe und eine Kopfbedeckung. Der nackte Wahnsinn! Und ein einmaliger obendrein, denn die Sechs-Loch-Anlage ist der einzige FKK-Golfplatz weltweit. Er gehört zum 127 Hektar großen Naturisten-NudistenFerienresort „La Jenny – Domaine Résidentiel Naturiste“, das sich zwischen Cap Ferret in der Bucht von Arcachon und dem Binnensee von Lacanau an der südlichen Atlantikküste befindet. In der großzügigen Vier-Sterne-Anlage verteilen sich rund 750 FKK-Wohneinheiten, die von Ein-Zimmer-Appartements bis zu voll ausgestatteten Holzchalets für acht Personen reichen, mehrere Restaurants, eine Tennisanlage, ein 1000 Quadratmeter großer Pool, eine Wellnessabteilung – und eben der Golfplatz. Er liegt am nördlichen Rand der Anlage und steht auch Tagesgästen offen. Es werden hier sogar regelmäßig Golfturniere ausgetragen. Gut zu wissen: Neben den sechs Bahnen, von denen vier Löcher mit Par 3 und zwei mit Par 4 klassifiziert sind, besitzt der von April bis Oktober geöffnete Platz eine großzügig gestaltete Driving-Range mit überdachten Abschlagplätzen. Auch hier blickt man nackten Tatsachen ins Auge. Dass sich der Nackt-Golfplatz ausgerechnet hier befindet, ist kein Zufall. Die Atlantikküste bei Bordeaux hat sich zu einem der weltweiten Top-Ziele von Naturisten entwickelt. 2013 machten hier über 1,5 Millionen FKKler Urlaub, wobei rund 200000 aus Deutschland kamen – Tendenz steigend. (cha)

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Vorschau Titelthema der nächsten Ausgabe:

Wer sind die größten Finanzbetrüger der Geschichte?

Können Wespen einander am Gesicht erkennen? Wo sind die Regenbogenberge?

Wo liegt das angenehmste Gefängnis der Welt?

Wo sind Zahnspangen Statussymbole? 74 F& A

Das nächste Heft erscheint am 3. Juli 2015


Stark, furchtlos und ganz schön clever – wie Roboter unser Leben verändern!

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Das Themenheft ab 8 Jahren. www.geolino.de


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