Presse SZ 5/ 2021

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Lokales C3

DONNERSTAG, 29. APRIL 2021 NK

SERIE ATELIERBESUCH

Kunst nimmt starke Farben und Formen an Unsere Zeitung besucht Künstlerinnen und Künstler aus unserer Region in ihrem Schaffensraum. Heute: Isabell Gawron. VON SIBILLE SANDMAYER SPIESEN Es gibt sie in ganz Deutsch-

land, der Welt und natürlich auch in unserem kleinen Saarland: Kunstausstellungen. Die Bandbreite der ausgestellten Werke ist riesig und für jeden kulturellen Geschmack ist meist etwas dabei. Die Künstler hinter den Ausstellungen wollen mit ihren Werken oftmals den Betrachter auf etwas hinweisen, gesellschaftskritisch interagieren oder auch emotional berühren. Doch es gibt auch Kunstschaffende, die es ihrem Publikum überlassen, eine

„Der Betrachter muss dazu beitragen, das Bild zu bilden. Es ist keine vollendete Tatsache.“ Isabell Gawron Ihr Lieblingszitat von Emil Schumacher

Bedeutung in ihrer Kunst zu finden. „Der Betrachter muss dazu beitragen, das Bild zu bilden. Es ist keine vollendete Tatsache, sondern etwas, das sich stetig entwickelt, damit es uns zu immer neuen Entdeckungen verhilft.“ Ein Zitat von Emil Schumacher, das die Künstlerin Isabell Gawron als ihr Lieblingszitat bezeichnet. Die ausgebildete technische Zeicherin hat sich im Jahr 2015 mit ihrer Kunst selbstständig gemacht und malt seitdem eindringliche Bilder und Zeichnungen. „Ich male keine netten Bilder, das liegt mir nicht. Wenn ich ein Bild beginne, bin ich manchmal wie im Wahn und benutze viele verschiedene Wege um es zu gestalten.“ Durch mehrfach überlagerte Farbaufträge, Kratzspuren, Laufspuren von Wasser oder Farbe und weiteren Verwendungen verschiedener Materialien entstehen die Exponate von Isabell Gawron. Ihre Bilder im Atelier in Spiesen überzeugen durch den intensiven Einsatz von Farben und deren Umformung durch andere Werkzeuge. Dabei sind sie völlig losgelöst von Vorlagen oder Gegenständen, so dass sie Freiraum für unterschiedliche Interpretationen bieten. Vorrangig benutzt die geborene Isabell Ruffing Acrylfarben und stellt die Rahmen für ihre Werke selbst her. Schon als Kind begann sie mit ihren ersten Malereien und zeichnete später auch beruflich. Doch irgendwann reichte der Spieserin ihre technischen Zeichnungen für ihre Arbeitsaufträge nicht mehr und so machte sie sich selbstständig als Künstlerin. In Trier nimmt sie bis heute an Kunstkursen teil und mietet sich dort auch in regelmäßigen Abständen ein Atelier, in dem sie sich künstlerisch frei entProduktion dieser Seite: Elke Jacobi Claudia Emmerich

Isabell Gawron stellt ihre Rahmen selbst her. FOTOS: SIBILLE SANDMAYER

falten kann. „Meine Bilder entstehen durch Experimente und aus Impulsen heraus. Manchmal sitze ich stundenlang vor einem Bild und frage mich, wie ich jetzt weitermachen soll. Wenn ich an einem Bild arbeite, bin ich so ganz bei mir.“ Um Inspiration zu bekommen besucht Isabell Gawron oft Ausstellungen von Kollegen und vor allem die Meinung ihres Sohnes zu ihren Bildern ist ihr sehr wichtig. Viele Wochen braucht so ein Bild, bis es fertig ist und wenn es dann soweit ist, fühlt es sich für die Künstlerin unheimlich gut an. Für ihre eindringliche Kunst wurde die Künstlerin schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel erreichte sie im Jahr 2009 den ersten Platz bei der Biennale de Peinture Culturelle in Forbach. Im vergangenen Jahr freute sie sich sehr über den Kauf dreier Werke seitens des Ministeriums für Bildung und Kultur des Saarlandes. Diese Bilder wurden der Landeskunstsammlung hinzugefügt und in der Ausstellung „Herbstsalon 2020“ im KUBA in Saarbrücken gezeigt. Außerdem ist die Künstlerin unter anderem Mitglied des BBK Saar und im Künstlerhaus Saarbrücken und hat schon viele Ausstellungen mitgestaltet. Auch ihre Zeichnungen kamen in den letzten Jahren nicht zu kurz, war sie doch zum Beispiel 2015 Teil des Projektes „Terror trifft Kunst“ des BBK zusammen mit der Gemeinde Wadgassen. Auch diese Zeichnungen treffen den Betrachter mit ihrer Intensität und zeigen die differenzierte Arbeit und inne-

Eine Zeichnung, entstanden in der U-Bahn in Barcelona. re Betroffenheit der Künstlerin zum Thema. Egal ob sie in ihrem Atelier in Spiesen auf einer Staffelei arbeitet, an der Wand ihr neuestes Bild malt oder in Trier auf dem Boden ihren Impulsen Ausdruck verleiht: Isabell Gawron hat noch viele Ideen und diese werden auch bald wieder im Saarland und darüber hinaus zu sehen sein.

„Vordrängeln gilt nicht!“, das neueste Werk der Künstlerin.

Das Atelier in Spiesen.

„Terror gegen Frauen“ aus dem Jahr 2015.


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