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Ein nicht ganz ernstzunehmender Rückblick auf 20 Jahre IT-Geschichte

Was hat uns vor 20 Jahren im IT-Umfeld neben dem aufkommenden Internet-Hype und dem Beginn des WirelessZeitalters am stärksten bewegt? War es das kostenfressende Horrorszenario um den Millennium-Bug, die Ankündigung des leistungsstarken Pentium 4 von Intel, das erste DVD-RWLaufwerk im PC, die unzulässig hohen Gebote für die UMTSLizenzen oder etwa das erste GSM-WAP-Handy von Nokia?

In den Büros schlug man sich mit Windows 2000 herum, während Bill Gates mit grossem Showeffekt die .net-Initiative verkündete und damit seine bereits 10-jährige Vision «Information at your fingertips» aufmöbelte. Und all dies, ohne zu ahnen, dass Apple in den Labors bereits an der Realisierung dieser Visionen mit Volldampf arbeitete und diese mit dem iPhone dann 2007 auch zur Marktreife brachte. Und wer konnte sich damals unter Zukunftsvisionen wie Cloudcomputing, Blockchain, Cognitive Computing, 5G, IIoT, grafische Analytic, Deep Learning, Augmented Reality, Nutrigenomik, Biohacking, Digital Twins, Quanten-Computing oder Edge Analytics überhaupt etwas vorstellen? Heute ist vieles davon bereits Realität oder steht in der kommerziellen Umsetzungsphase. Und was waren die treibenden Faktoren? Aus Sicht der Technologie ging es nur um Geschwindigkeit (Leistung und Bandbreite), um Gewicht und Dimension, um den Basispreis, um die Energieeffizienz und schlussendlich um die Benutzerfreundlichkeit.

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Was haben wir geschafft? Wir haben es geschafft, in den letzten 20 Jahren 15 verschiedene IEEE 802.11-Standards zu etablieren, aber wenn man eine vernünftige WLAN-Verbindung braucht, so ist trotz höherer Geschwindigkeit der Signalpegel für einen brauchbaren Empfang zu schwach. Punkto Geschwindigkeit. Wer erinnert sich noch an den 2001 üblichen 2G-Standard? Wollte man damals den James Bond Film «Spectre», immerhin 5.55 GB, drahtlos herunterladen, so musste man 37 Tage dafür einplanen. Mit 5G schaffen wir das theoretisch, falls dann genügend Antennen vorhanden sind, in 7 Sekunden. Der Film selber dauert aber immer noch 148 Minuten, kostenseitig liegen wir mit 5G eindeutig auf der besseren Seite. Bis dahin plagte man die Konsumenten mit 3G, HSCSD, GPRS, EDGE, UMTS, HSPA, HSPA+, LTE, 4G und 4.5G. Und jeder dieser «Standards» verlangte ein neues Handy. Punkto umsatzsteigernde Geschäftsideen kann man zudem schulbuchmässig von den Herstellern der unverzichtbaren Adapter, wahrscheinlich in stiller Zusammenarbeit mit den weltweiten Standardisierungsgremien, lernen. Innerhalb von 20 Jahren brachten sie es fertig, ihren Kunden rund 25 verschiedene Typen von Steckern für die unterschiedlichsten Device-Anschlüsse von Kommunikation, Peripherie und Display aufs Auge zu drücken. Um die Kompatibilität weiterhin zu geniessen, musste der Benutzer sich zwangsläufig immer wieder neue Adapter oder Kabel beschaffen. Und hier wird gutes Geld verdient: Adapter- bzw. Kabelkosten (EVP) zwischen 50 und 80 Franken, Material- und fernöstliche Herstellungskosten zwischen 2,73 und 3,48 Franken. Mit diesen Minimalmargen lässt sich leben. An der CES 2000 in Las Vegas wurde die SDKarte von SanDisk, Matsushita und Toshiba mit einer «unglaublichen» Kapazität von 32 MB vorgestellt. Man wollte damit den Memorystick von Sony zum Tode verurteilen, was schlussendlich auch gelungen ist. Heute sind es vier unterschiedliche SD-Kartentypen punkto Dimensionen und Lesegeschwindigkeiten mit Kapazitäten bis 128 TB. Für das Abspeichern eines Selfies blätterte man damals über 100 Franken hin, heute sind es ca. 0,01 Rappen. Aber wer rechnet die Speicherkapazität eines Data Center schon auf der Anzahl von möglichen Selfies aus?

Der geplagte IT-Verantwortliche Nachdem sich das Wort Server im IT-Umfeld ab 1992 für Funktionen von verteilten Filesystemen durchgesetzt hatte, musste sich der ITVerantwortliche in den Firmen ab dem Jahr 2000 zuerst mal mit den Implementierungen von Client-Server-Architekturen, EnterprisePortalen, Voice Over IP sowie der Etablierung von webgestützten e-Commerce- und E-Payment-Anwendungen herumschlagen. Nachdem man dann das erfolgsversprechende Clusterkonzept auf den Bereich der Hochleistungsrechner verschoben hatte, kam die IT-Industrie bzw. deren Marketinggurus auf die Idee, die geplagten IT-Verantwortlichen mit der Virtualisierung zu bombardieren. Zwar überhaupt nichts Neues, denn bereits Mitte der 60er Jahre hat IBM mit dem CP/CMS-Betriebssystem, später mit DOS/VS oder OS/VS1 (System/370-Familie), aber auch DEC mit dem VMS-Betriebssystem die Virtualisierung erfolgreich und zukunftsweisend umgesetzt. Nur die schlauen Verkäufer beschränkten sich nicht auf die früher so sündhaft teuren Arbeitsspeicher (laut Preisliste von 1965 kosteten bei der PDP-8 von DEC ein 4K-Memory 7500 $ oder mit einem Parität Bit 8700 $), sondern packten gleich noch den externen Speicher, die Daten, die Software und das Netzwerk in ihre Konzepte dazu. Wer konnte da schon widerstehen? Furore bzw. Umsatz machten sicher die Thin Clients-Hersteller wie Wyse-Technologie, ViewSonic, Sun Microsystem und HP. Und im Hintergrund arbeiteten sich schon die nächsten Probleme an die Alltagsoberfläche der IT-Verantwortlichen. 1999 brachte RIM seinen Blackberry 850 auf den Markt, und diese Marke wurde bei den CEOs bald zum beliebten, da vermeintlich gut geschützten, PDA (Personal Digital Assistant). Als aber RIM den Beginn des Smartphone-Zeitalters verschlafen hatte und das iPhone rasant an Bedeutung gewann, brauten sich düstere Wolken über den IT-Abteilungen zusammen. Das Schlagwort BYOD (Bring Your Own Device) bzw. dessen Implementierung führte zu Machtkämpfen in den Oberetagen und zu schlaflosen Nächten bei den CTOs. Für Machtkämpfe sorgten oder sorgen dann auch die Einführung von cloudbasierenden Konzepten. Das Verlagern von Daten auf entfernte Speichermedien ist auch da nichts Neues. In den 70er Jahren wurden Daten, Programme und die Betriebssystemanweisungen (wer weiss noch was eine Job Control ist?) in externen Rechenzentren auf fein säuberlich beschrifteten Magnetbändern gelagert. Die Zugriffszeit wurde nur durch die momentane Arbeitseinstellung des Operators beeinflusst. War er gerade mit Kaffeetrinken beschäftigt, so musste man etwas länger warten oder eben auch einen Kaffee trinken. Der Unterschied zum heutigen Cloudgerangel bestand prinzipiell nur darin, dass ich wusste, wo sich meine Daten physisch befinden, heute ein Ding der Unmöglichkeit.

Alles als ein Service: problemlösendes Geheimrezept? IaaS Um die steigenden Komplexitäts-, Sicherheits-, Investitions-, Know-how- und Verantwortlichkeitsprobleme aus den IT-Abteilungen zu verdrängen, erfand die Industrie dann die Service-Kultur, d.h. alles von aussen zu beziehen. Und plötzlich kommen auch andere Player ins Spiel, so z.B. Amazon, bekanntlich eine typische IT-Firma, mit ihrem Amazon Web Services AWS. Laut Prospekt von den in zwischenzeitlich unzähligen Cloudanbietern kann Agilität, Elastizität, weltweite Verfügbarkeit und natürlich Kosteneinsparung angeboten werden, und alles baut auf den Ser-

Bild: Karin Hofer/NZZ

viceleistungen IaaS (Infrastruktur), PaaS (Plattform) und SaaS (Software) auf. Laut Wikipedia unterscheidet man bereits 54 Arten von aaS, wobei CCaaS noch gar nicht aufgeführt ist. CC steht für Cyber Crime und ist eine geniale Einrichtung, die man unbedingt selber mal ausprobieren muss. Welche Attacke ich auch immer gegen Arbeitskolle

Robert «Röbi» Weiss ist seit 40 Jahren selbstständiger Unternehmer. Ab Mitte der 60er-Jahre begann er Gegenstände, welche sich irgendwie mit der Informatik in Verbindung bringen lassen, sprich: Mechanik, Elektronik und Computer sowie Kommunikationsgeräte, zu sammeln. Seine persönlichen Ziele seiner vielfältigen Aktivitäten beschreibt er so: «Die Vermittlung von hochkomplexen technologischen Zusammenhängen in der breiten Öffentlichkeit auf allgemeinverständliche Art und Weise, um damit einen kleinen Beitrag zum Abbau der gefährlichen Technologiefeindlichkeit zu leisten und Jugendliche dazu zu bewegen, sich mit den Naturwissenschaften näher auseinanderzusetzen.»

Seine heutigen Tätigkeiten kann man etwa so umschreiben: • Er hält gerne Referate sowie Keynotes und gibt Schulungen von der Computergeschichte bis zur digitalen Zukunft • Er ist ein gefragter Experte bei Radio und Fernsehen und moderiert auch Anlässe • und ist seit über 50 Jahren ein leidenschaftlicher Sammler von alten Computern und Rechenmaschinen, betreibt ein Schaulager in Stäfa, in welchem er auch Führungen, Referate und Events «Erlebniswelt Computergeschichte» anbietet (ewcg.ch oder computerposter.ch)

gen, ExFreundinnen, Arbeitgeber, politische Parteien oder gegen das zuständige Steueramt fahren möchte, CCaaS bietet da befriedigende, effiziente und kostengünstige Lösungen an. Allerdings muss ich dazu sinnvollerweise zuerst mal den Thor Browser installieren. Dies nur so als Geheimtipp. Wo auch immer die Daten sind, die Sicherheit

steht im Vordergrund. Und da hat die Schweiz die Nase vorne, denn hier schiessen neue Datacenter wie Pilze aus dem Boden. Geboten werden Tier 4 und Tier 5, überzeugende Sicherheitskonzepte und die Schweizer Neutralität. Ob dies nach der medial aufgebauschten Cryptoaffäre immer noch so sein wird, bleibt allerdings abzuwarten. ■

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Danke für 20 Jahre IT business. Weiterhin viel Erfolg wünscht Europas Nummer 1 für zuverlässige B2B-Kommunikation aus der Cloud. www.retarus.ch

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