Fahrertest trucker sept 2012_German

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9.2012

Besser denn je! Der neue Stralis: Erster Fahrertest


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Sag mir deine Meinung: Iveco-Mitarbeiter Dietrich Idler übergibt Michael Grunert den Stralis-Schlüssel

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I v e co N e w S t r a l I S Fah rerTesT

Was taugt der neue Stralis? Neun Kollegen nahmen den erneuerten Iveco exklusiv und genau unter die Lupe.

© J. Burgdorf

D

„Mit dem neuen Stralis hat Iveco eine echte Chance bei den Fahrern, verlorenen Boden wiedergutzumachen.“ Fritz Fäseke, MAN 18.440 XLX Efficient Line

en Spruch kann sich Bernd Nolting einfach nicht ver­ kneifen, als wir ihn zum Stubendurchgang im neuen Iveco Stralis einladen: „Warum dürfen Ive­ cos nachts nicht in Wohngebieten parken?“, witzelt der TGA­Fahrer aus Lemgo noch beim Erklimmen der überarbeiteten „Hi­Way“­Kabi­ ne. „Weil sie zu laut rosten!“ Oben angekommen, weicht die anfängliche Skepsis aber schnell einem anerkennenden Nicken – eine Reaktion, die wir während un­ seres Fahrertests auf dem Autohof im niedersächsischen Mellendorf übrigens bei fast allen Fahrern be­ obachtet haben. „Die neuen Materi­ alien sehen edel aus und beide Bet­ ten sind riesig“, lautet Bernds Urteil, der auf seinen Touren öfter von sei­ ner Frau begleitet wird. Deshalb gefällt ihm auch der große Kühl­ schrank (optional bis zu 50 Liter), ebenso wie die gut erreichbaren und „sicheren“ Flaschenhalter. „Da musste ich bei meinem MAN erst selber basteln, bis ich eine vernünf­ vernünf tige Lösung hatte“, lobt der Profi – und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Fast schade, dass ich in ein paar Monaten in Rente gehe, denn Iveco hat wirklich viel verbessert.“

„Endlich hat auch der Iveco einen passablen Sound. Wie es sich für einen echten Truck eben gehört!“ Enrico Matz, DAF XF 105 SSC

„Das war aber auch nötig!“, be­ kräftigt Michael Grunert, der mit seinem Actros 2546 zwei Abroll­ container nach Hanau bringt und für heute in Mellendorf „hängen­ blieb“. „Bislang hatte der Stralis ja unter Fahrern einen zweifelhafen Ruf, was wohl vor allem an der billig gemachten Kabine lag.“

die Materialien sind jetzt deutlich wertiger

Die hat sich beim neuen allerdings kräftig gewandelt, wie der Hesse Grunert feststellt. Vor allem der hin­ terschäumte Instrumententräger kommt gut an bei ihm, auch wenn er findet, dass die weit ausladende Konsole den Durchstieg etwas be­ hindert. „Trotzdem könnte ich mich an den Iveco gewöhnen, die Wertig­ keit und Optik ist besser als bei manchem teureren Wettbewerber“, lautet Michaels Fazit. Einer, der den Unterschied zum „alten“ Stralis auf jeden Fall beur­ teilen kann, ist Stefan Schneider. Schließlich steuert der Iveco­Fahrer seinen 430 PS starken Stralis schon seit 800.000 Kilometern im na­ tionalen Fernverkehr – übrigens weitgehend problemlos … Eine we­ sentliche Verbesserung fällt dem ▶

„Die 90 Zentimeter breite Matratze oben ist eine Ansage, an die ich mich schnell gewöhnen könnte.“ Nicole Künz, DAF XF 105 SC

„Schön, dass Iveco auch an der Dämmung gefeilt hat. Denn mein alter Stralis ist auf die Dauer schon ziemlich laut.“ Stefan Schneider, Iveco Stralis 430 AS

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Hatzfelder dann auch sofort auf: „Das Bett ist fast wie das Zuhause. In meinem ist die Liege noch drei­ geteilt und viel schmaler.“ Gänzlich überzeugt ihn die Schlafstatt, als er beim Anheben der Matratze den darunter versteckten Lattenrost entdeckt: „Da freut sich mein ge­ schundener Rücken“, scherzt er. Über Rückenprobleme muss Jost van Magenden aufgrund seiner Jugend zwar noch nicht klagen. Dennoch lobt auch er das breite Bett. „Da hat Iveco wohl bei MAN abgeguckt?“, mutmaßt der Nieder­ länder. „Allerdings ist es im Stralis noch besser gelöst, weil mir die Ma­ tratze noch eine Spur härter zu sein scheint.“ Auch das neue, serienmä­ ßige Fahrstilanalyse­System gefällt Jost: „Da versuchst du immer, das Optimum herauszuholen.“

die vorhänge blieben lichtdurchlässig

Ebenfalls Iveco­Erfahrung kann Nicole Künz vorweisen. Sie ist mitt­ lerweile aber Lenkerin und Fan eines DAF XF. Auch der Twistrin­ gerin fallen sofort die aufgewerteten Materialen auf, sie entdeckt aber auch Bekanntes wieder: „Der Motortunnel ist leider immer noch da, das kostet viel Platz. Und die Staufächer über der Frontscheibe wirken immer noch so billig wie vorher. Dafür bieten sie aber viel Platz.“ Positiv vermerkt Nicole, dass sich das obere Bett weiterhin kom­ plett an die Rückwand klappen lässt. Auch ihr Firmenkollege Enrico Matz kann am Iveco Positives fin­ den, obwohl er anfangs eher wider­ willig die Stralis­Kabine erklimmt. „Die Betten sind beide riesig und

Die neue Front kommt bei den meisten Fahrern gut an

auch das Stauraum­Angebot passt“, gibt der Super­Space­Cab­Fahrer zu. „Aber klingt der Motor immer noch so wie ein 7,5­Tonner?“ Klingt er nicht, wie Enrico nach dem Dreh am Zündschlüssel feststellt. Schließ­ lich stellte Iveco mit Euro 6 auf Common­Rail­Einspritzung um, die dem Cursor 10 auch einen deut­ lich bulligeren Sound beschert. „Das passt, der klingt jetzt anstän­ dig“, so Enricos Urteil, „nun könnte man sich tatsächlich fast ans Pizza­ blech gewöhnen.“ Unvoreingenommener erkun­ det Rüdiger Bauer den spanischen Italo­Truck. Wobei sein erster Blick zunächst unter die Stralis­Front fällt. „Der hat ja noch einen Ölpeil­ stab, den vermisse ich bei meinem

Iveconnect

Auf der Jagd nach 100 Prozent Die für den Fahrer wohl interessanteste Funktion des neuen Telematiksystems „Iveconnect“ (serienmäßig in allen Stralis mir Hi-Way-Kabine) ist die Fahrerbeurteilung. Die Software überwacht neben der vorausschauenden Fahrweise und der Ausnutzung des Schubbetriebs auch die Art der Verzögerung (Motorbrems- und Retarder-Einsatz) sowie die Art der Beschleunigungsvorgänge. Aus diesen Werten errechnet Iveconnect

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eine jeweilige Prozentzahl und versorgt den Fahrer im Zentraldisplay regelmäßig mit Tipps, wie er seinen Fahrstil noch spritsparender gestalten könnte. Gleichzeitig spricht das System aber auch mal ein Lob aus, wenn man beispielsweise besonders ökonomisch an eine Ampel herangerollt ist. Auch der TRUCKER-Redakteur entwickelte bei seinen Testfahrten im neuen Iveco einen gewissen Ehrgeiz, um möglichst alle Werte in den grünen 90-Prozent-Bereich zu bringen. Ein

Volvo schmerzlich, weil ich mich ein breiter Spalt. Außerdem ist das ungern auf die Elektronik verlas­ Rollo nur aus lichtdurchlässigem se.“ Noch besser hätte Rüdiger Stoff. Wenn du tagsüber schlafen allerdings gefunden, wenn die Ive­ musst, bleibt es deshalb taghell in co­Ingenieure die Entriegelung der Kabine“, kritisiert Rüdiger. der Frontklappe gleich mit der „jETZT kAnn MAn SICh AnS Zentralverriege­ PIZZABlECh gEWöhnEn“ lung gekoppelt hätten. „Jetzt kann jeder die Klappe öffnen und Den MAN­Efficient­Line­ es laufen ja viele Idioten herum.“ Piloten Fritz Fäseke interessiert  Schwerer als das wiegt aller­ zunächst, ob es für den Iveco ein dings der Kritikpunkt, den der ähnliches Spritsparpaket gibt wie Anhaltiner im Inneren der Kabine es sein Münchner hat: „Ich habe entdeckt. „Die Verdunkelungs­ nichts gegen die Abregelung bei 85 möglichkeiten zu verbessern, hat km/h, aber dass ich bergauf nicht man leider wieder vergessen. Zwi­ mehr in die Schaltung eingreifen schen Seitengardine und Front­ kann, ist der größte Mist!“, schimpft scheibenrollo bleibt immer noch der Lüchower. Hier gibt Iveco­Mit­ Quantum mehr Sicherheit verspricht sich Iveco dagegen vom Driver-Attention-System (nur für 4x2-Sattelzugmaschinen), das über die Lenkradbewegungen des Fahrers dessen Aufmerksamkeit und Konzentration überwacht. Der Grad der „Unaufmerksamkeit“ wird in drei Stufen auf einer

aufsteigenden Gefahrenskala angezeigt. Wer will, den bewahrt zusätzlich eine drollig lispelnde Frauenstimme vor eventuellen Tempo-Knöllchen. Die Dame meldet sich jedesmal aus dem Off, sobald die aktuell zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten wird. JB

Interne Info: Die FahrerBeurteilungswerte werden nach jeder Fahrt gelöscht


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„Die Außen-Staufächer blieben zwar unverändert. Die größe reicht für meine Zwecke aber völlig aus.“ Michael Grunert, MB Actros 2546 Mega Space

arbeiter Dietrich Idler Entwarnung. Denn die Euro­Tronic akzeptiert auch beim Spritsparmodell „Eco­ Stralis“ manuelle Rückschaltungen. Die werden allerdings nach fünf Sekunden vom Computer auf Plau­ sibilität geprüft, der dann gegebe­

new StralIS HI-road

„Der Stralis hat sich wirklich extrem verbessert. Mir gefällt vor allem die überarbeitete Frontpartie.“ Erhard Fehners, DAF XF 105.460 SSC

nenfalls wieder hochschaltet. Erst nach dieser Information erkundet Fitz die Hi­Way­Kabine. „Platzan­ gebot und Staufächer würden mir auf jeden Fall reichen. Die Kabine ist insgesamt geräumiger als meine XLX­Hütte und die Haptik im

Rüdiger Bauer, Volvo FH 460 Globetrotter

Innenraum geht jetzt ebenfalls in Ordnung.“ Und er kleidet abschlie­ ßend in Worte, was sich über den Tag in Mellendorf herauskristalli­ sierte: „Mit diesem LKW hat Iveco wieder eine echte Chance bei den Fahrern.“             JB

nicht lieferbar. Stattdessen bleibt es bei der bisherigen, dreigeteilten, 63 Zentimeter breiten Liege. müssen sich allerdings weiterhin Auch das im „Flaggschiff“ serienin Verzicht üben. Zwar dürfen auch mäßige „Iveconnect-System (siesie sich über ansehnlichere Matehe Kasten links) muss hier für rialien sowie das neue Armaturenca. 2000 Euro zusätzlich bestellt brett aus dem Hi-Way freuen. werden. Immerhin spendiert IveDessen bis zu 800 Millimeter breite co den Sattelzugmaschinen jetzt und mit Lattenrost ausgerüstete eine Zentralverriegelung mit Betten sind für den Hi-Road aber Fernbedienung. Für den nötigen Vortrieb sorgen in Hi-Road und -Street die auf Euro 5 oder EEV gereinigten Cursor 8 und 10, die zwischen 310 und 460 Die neue Hi- PS an die Antriebsräder Road-Front schicken. Für Euro 6 versoll um 3 % größerten die Ingenieure aerodynaden Hubraum des Cursor 8 mischer sein auf neun Liter und stellten von Pumpe-Düse auf Common-Rail um. Auch hier bilden 310 PS den Einstieg; wer mehr saubere Leistung braucht, kann zu 330, 360 oder 400 PS greifen. Darüber hinaus sind auch die CNG-Motoren weiter zu haben. Die Hi-Road- und HiStreet-Stralis feiern auf der IAA ihre Premiere. JB

„Kleinere“ Stralis auf der IAA Auch die kleinen Stralis mit 2,30 Meter breiter Kabine kamen in den Genuss der Verjüngungskur. Die bisherigen AT-Varianten sowie die kurzen Nahverkehrskabinen „AD“ hören ab sofort auf die klingenderen Namen „Hi-Road“ und „Hi-Street“. Dessen Fahrer

„Sehr gut gefällt mir, dass Iveco den ölpeilstab noch nicht wegrationalisiert hat. Auch innen kann sich der Stralis jetzt sehen lassen. lichtdichte Vorhänge scheinen die Designer bei der Überarbeitung aber leider vergessen zu haben.“

„Die freundlich gestaltete Front gefällt mir besser als die des Mercedes Actros. Der schaut mir zu „bissig“ drein.“ Bernd Nolting, MAN TGA 18.440 XLX

„Das neue Bett ist erste Sahne. Breit und mit lattenrost. Da hat sich Iveco wohl viel bei MAn abgeguckt.“ Jost van Magenden, MAN TGX 18.400 XLX

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Iveco Magirus AG
 Robert-Schuman-Straße
1
 85716
Unterschleißheim


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