Kommen Sie zum Open House der FH Beispiel und entdecken Sie unseren Studienlehrgang für Architektur.
Alle Infos unter www.fh-beispiel.at
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Eine Präventionsbroschüre der Vereinigung Kriminaldienst Österreich
Eigentümer und Herausgeber:
Vereinigung Kriminaldienst Österreich (VKÖ)
1090 Wien, Müllnergasse 4
Telefon: 0699 133 459 00
Website: www.kripo.at
Präsident: Dieter Csefan
Redaktion: Richard Benda, Helmut Bärtl
Medieninhaber (Verleger):
Informations- und Verlagsgesellschaft m.b.H.
8073 Feldkirchen bei Graz, Thalerhofstraße 28
Telefon: 0316 29 56 11-0
E-Mail: office@iv-verlag.at
Website: www.iv-verlag.at
Druck: Druckhaus Thalerhof – Feldkirchen bei Graz
Der Nachdruck von Artikeln ist nur nach Genehmigung durch den Herausgeber und mit Quellenangabe zulässig.
Der Abdruck von Werbeeinschaltungen dieser Broschüre ist untersagt.
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Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller weiterentwickelt. Der technische Fortschritt und der stete Zugriff auf Information und Kommunikation bieten eine schier unendliche Zahl an Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten stehen jedoch auch den Kriminellen frei und so ist es nicht verwunderlich, dass sie jede sich ihnen bietende Chance nutzen, um ihre Machenschaften umzusetzen.
Das Jahr 2022 hat die österreichischen Strafverfolgungsbehörden erneut vor große Herausforderungen gestellt. Neben dem Kampf gegen die Organisierte Kriminalität, den Menschenhandel und den Terror befasste uns vor allem das Thema der Digitalisierung und der mit ihr verbundene Wandel in der Kriminalitätsbekämpfung. Der einfache Zugriff auf
Informationstechnologien unter dem vermeintlichen Deckmantel der Anonymität führte dazu, dass klassische Delikte, wie zum Beispiel der Betrug, die Erpressung, die gefährliche Drohungen und viele mehr, sich in den digitalen Raum verlagerten.
So verzeichnen wir bereits seit mehreren Jahren einen Anstieg bei Delikten bei deren Tatörtlichkeit, oder Tatmittel, es sich um das Internet handelt. Waren es vor rund zehn Jahren noch ca. 10.000 Delikte, so waren es im Jahr 2022 bereits mehr als 60.000. In Bezug auf die Gesamtkriminalität bedeutet dies, dass bereits mehr als jedes zehnte angezeigte Delikt in Zusammenhang mit dem Internet stand.
Die dadurch entstandene Form der globalen Kriminalität erfordert es, dass wir unsere
Bewältigungsstrategien ebenfalls umfassend adaptieren. Die Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, ist essenzieller denn je zuvor.
Es liegt an uns, weiter vehement und konsequent gegen Verbrechen jeglicher Art vorzugehen. Durch die Kriminaldienstreform 2.0, deren Fokus zeitgemäß auf der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität und der Cyberkriminalität liegt, werden wir auf nationaler Ebene bereits bestehende, funktionierende Systeme noch weiter verbessern, Entlastungen an der Basis schaffen und zeitgleich eine noch effizientere und
professionellere kriminalpolizeiliche Ermittlungsarbeit ermöglichen.
Neben der progressiven Bekämpfung des Verbrechens muss die Prävention unsere stärkste Waffe im Kampf gegen die Kriminalität werden. Gerade im Bereich der Internetkriminalität und noch viel mehr im Bereich der Betrugsdelikte gilt die Devise „Wissen schützt“ einmal mehr.
Lassen Sie uns gemeinsam gegen die Kriminalität vorgehen, indem wir dieses Wissen mit der Bevölkerung teilen und ihr als kompetenter Partner zur Seite stehen.
Die Vereinigung Kriminaldienst Österreich (VKÖ) möchte Ihnen mit dieser Broschüre einen Überblick über die komplexen Erscheinungsformen des sich stetig weiterentwickelnden Vermögensstraftatbestandes des Betruges geben und dadurch hoffentlich einen erfolgreichen Präventionsbeitrag leisten.
Wie Sie der Polizeilichen Kriminalstatistik entnehmen können, stieg die Zahl der im Jahr 2022 angezeigten Betrugsfälle mit
51.866 Delikten in Österreich auf einen neuen Rekordwert. Das bedeutet einen Anstieg zum Vorjahr um 16,4 %. Prognosen machen deutlich, dass auch in den Folgejahren weiterhin mit einem signifikanten Anstieg zu rechnen sein wird.
Eine wesentliche Rolle spielt hier der sogenannte Internetbetrug, eine negative Begleiterscheinung der fortlaufenden globalen Digitalisierung. Wurden zum Beispiel im Jahr 2013 österreichweit
insgesamt 7.667 Anzeigen erstattet, so haben sich die Straftaten in neun Jahren
mit 27.629 angezeigten Fällen im Jahr 2022 beinahe vervierfacht.
Aber welche Gründe gibt es hierfür und wie können die Strafverfolgungsbehörden diese Kriminalitätsform erfolgreich bekämpfen?
So scheinbar einfach das österreichische Strafgesetzbuch den Straftatbestand des Betruges in den §§ 146 ff StGB regelt, so komplex und mannigfaltig sind die weltweiten Erscheinungsformen. Diese reichen vom allseits bekannten Bestellbetrug, dem verharmlosten Versicherungsbetrug, dem skrupellosen Trickbetrug über den schamlosen Liebesbetrug bis zu vielen weiteren, sich stets wandelnden Deliktsformen.
Wer hat nicht schon selbst eine SMS zur Paketabholung bekommen, ohne auf eine Lieferung zu warten? Viele - auch kinderlose - Mobiltelefonbesitzer kennen die Nachricht des angeblichen Verlustes des Handys ihres Kindes. Auch die persönlichen Bankdaten sollen angeblich stetig aktualisiert oder einem nahen Verwandten mittels Bargeldübergabe aus einer misslichen Lage geholfen werden.
Die Täter versetzen die Opfer in psychische Ausnahmezustände und verleiten
diese schamlos zu emotional getriebenen Handlungen. Durch neue Technologien können diese Betrugsversuche von jedem Ort der Welt an unzählige Adressaten in den unterschiedlichsten Sprachen mit einem Mausklick weltweit versendet werden. Die Chance, dadurch das eine oder andere Opfer zu schädigen, ist immens hoch, während die Gefahr der eigenen Ausforschung und Festnahme überschaubar erscheint. Hohe illegale Einkünfte und eine vermeintlich geringe Gefahr der Aufdeckung sind also die globalen Treiber der Hochblüte des Betruges.
Die Herausforderungen für die Strafverfolgungsbehörden in der Bekämpfung dieses globalen Kriminalitätsphänomens stellen neben den stetig neu auftretenden Technologie- und Deliktsformen, der Abarbeitung von Massenphänomenen und die unabdingbar notwendige internationalen Polizeikooperation dar.
Umso wichtiger ist somit die Aufklärung der Bevölkerung, um über die aktuellen Betrugsformen Bescheid zu wissen und sie davor zu bewahren, Opfer einer Straftat zu werden.
Dieter Csefan VKÖ Präsident
Bei der überwiegenden Mehrheit der Straftaten ist nur kriminelle Energie, vielleicht ein wenig Brutalität oder handwerkliches Können notwendig. Betrug ist anders. Bei den Delikten dieser Sparte sind Intelligenz und Manipulationsfähigkeit Voraussetzung.
Betrug und alle ähnlichen Delikte, wie z.B. Fälschung, unterscheiden sich wesentlich vom Rest der im Strafgesetz angeführten Straftaten. Das Anforderungsprofil für einen Betrüger ist seine Fähigkeit zu betrügen und vor allem seine Menschenkenntnis. Nur beim Betrug muss das Opfer, im Gegensatz zu allen anderen Delikten, selbst mitwirken.
Konfrontation mit dem Opfer wird üblicherweise von Tätern vermieden, beim Betrug ist es ein Muss. Natürlich beschränkt sich bei moderneren Arten des Betruges, z. B. bei der Cyberkriminalität, der Kontakt auf die Verbindung via Internet, aber grundsätzlich ändert das nichts an den Ingredienzien eines Betruges.
Neben der Menschenkenntnis bedarf es zur Begehung einer gewissen Intelligenz und bei vielen Taten sogar einer Portion Gnadenlosigkeit. Einen Betrug durchzuziehen ist wesentlich komplizierter, als einen Menschen zu berauben, ein Fenster aufzubrechen und in eine Wohnung einzubrechen. Ein Betrüger sucht sich gezielt sein Opfer aus und umgarnt es mit einem Netz aus Lügen, Versprechungen und Freundlichkeit. Je komplizierter die Betrugshandlung ist, desto mehr Vorbereitung, desto mehr Planung ist notwendig. Dabei macht es natürlich einen Unterschied, ob man einem alten Menschen einen fast wertlosen Teppich anzudrehen oder eine im Geschäftsleben
stehende Klientel dazu zu bringen, in ein betrügerisches System zu investieren. Aber Gnadenlosigkeit? Mitleid mit dem Opfer ist wohl generell selten das Merkmal eines Kriminellen, aber Betrüger scheuen sich nicht, ihr Opfer in den Ruin zu treiben. Die Beispiele sind Legionen. Einem Pensionisten sein lebenslang gespartes Geld abzunehmen, jemanden zu überzeugen, einen Kredit aufzunehmen, nur um einem Betrüger zu gefallen, das sind die üblichen Vorgangsweisen. Wie viele Betrüger ihre Opfer in Schulden und/oder in den Ruin getrieben haben, ist nicht feststellbar, aber es müssen allein in Österreich Tausende sein.
Betrüger weisen also folgende Eigenschaften auf: Intelligenz, Menschenkenntnis, Kontaktfreudigkeit, manipulatives Verhalten und eine gewisse Gnadenlosigkeit.
Erhebt sich die Frage, bei welcher Gruppe von Menschen man diese Eigenschaften vorwiegend findet. Nun, diese Frage ist nicht neu und wurde schon bei allen Delikten gestellt. Wo findet man Mörder, Räuber? Aus welcher Bevölkerungsgruppe kommen sie? Kann man sie vielleicht im Vorfeld erkennen und damit verhindern, dass es zu einer Straftat kommt? Leider nein. Bisher ist es der Wissenschaft nicht gelungen das „Verbrecher-Gen“ zu entdecken. Beim Betrug ist es nicht anders. Generell kann man keine Personen- oder Bevölkerungsgruppe als besonders anfällig bezeichnen.
Beim ersten Kontakt sind Betrüger zuerst freundlich, angenehm, charmant, verständnisvoll, aber am Ende brutal und gefühlskalt. Sie lügen und betrügen skrupellos, nützen
andere aus und übernehmen nie Verantwortung. Aus der polizeilichen Praxis wissen wir, dass Betrüger immer die Schuld auf ihr eigentliches Opfer abschieben. Motto: selbst schuld.
Bei der Auswahl ihrer Opfer haben Betrüger ein sicheres Auge und Ohr. Sie haben ein Raubtiergedächtnis und finden aus einer Mehrzahl von möglichen Opfern zielsicher jenes, das am wenigsten Widerstand leistet und vielleicht schon angeschlagen ist. Der Geschäftsmann, der kurz vor dem Konkurs steht, ist eher für vorgegaukelte, scheinbar gewinnträchtige Investitionen empfänglicher, als jener, der auf solider Basis arbeitet. Jene Frau, die krampfhaft einen Partner sucht, ist als Opfer eines Heiratsschwindlers eher ansprechbar, als eine Frau mit solider Beziehung.
Die Eigenschaften des Opfers sind bei Betrug mindestens genauso entscheidend wie jene des Täters. Auch hier die Erkenntnisse aus jahrelanger Praxis: Opfer von Betrügereien sind vor allem naiv und bei einigen Spielarten geldgierig. Wer zum Beispiel glaubt, dass es bei einer Investition in eine afrikanische Goldmine 20 % Gewinn pro Jahr gibt, den zeichnet wohl beides aus. Eine dritte Eigenschaft, die aber eher bei Opfern von Kleinbetrügern auftritt, ist Mitgefühl. Jemandem Geld zu spenden, nur weil er das Bild eines lieben Hunderls oder eines Kindes zeigt, der hat wohl ein hohes Maß an Mitgefühl. Auch Solidarität darf als Opfereigenschaft nicht vergessen werden. Ein Paket für die Nachbarin zu übernehmen und die angebliche Gebühr zu zahlen, ist Solidarität. Dass das Paket in Wirklichkeit
einen Ziegelstein enthält, hat den Zahler in die Reihe der Betrugsopfer gestellt.
Bei Vermögensdelikten, also Diebstahl, Einbruch, Raub usw. benötigt der eigentliche Täter häufig Helfer. Der Dieb findet in einem Hehler einen willigen Helfer, der Einbrecher einen Aufpasser und der Bankräuber nicht selten einen Fluchthelfer. Wer sind aber die mehr oder weniger freiwilligen Helfer beim Betrug?
Während sich bei der Mehrzahl der Delikte die Helfer selten herausreden können, ist es beim Betrug anders. Tatsächlich lassen sich oft Menschen aus Naivität als Helfer in einen Betrug verwickeln. Ahnungslosigkeit und sich auf nicht vorgesehene Überprüfungen zu berufen, ist die übliche Schutzbehauptung.
Eine andere Kategorie sind die sogenannten Finanzagenten, in der Fachsprache auch „Money Mules“ (Geldesel) genannt. Ob man sie lediglich als Helfer oder vielleicht sogar als Mittäter ansehen kann, das kann nur im Einzelfall vor Gericht entschieden werden.
Was machen nun diese Finanzagenten und wo treten sie auf?
Die „Geldesel“ sorgen dafür, dass betrügerisch durch illegale Geschäfte erlangtes Geld nicht nachverfolgt werden kann. Sie sind ein typisches Produkt der Geldwäsche, treten daher nur bei Großbetrügereien, aber auch beim Drogenhandel auf. 191 Fälle wurden im Bundeskriminalamt im Jahre 2020 festgestellt.
Die Tätigkeit der Finanzagenten ist einfach, sie stellen einfach ihr Konto zur Verfügung oder gründen eigene Konten für die
Geldverschiebung. Die eingelangten Gelder werden entweder in bar abgehoben und persönlich weitergegeben oder auf ein „Crypto-Exchange-Konto“ (Plattform zum Wechsel von realem Geld in Kryptowährung) überwiesen. Üblicherweise werden dafür 3 bis 5% Provision angeboten. Dass Kontoeröffnungen häufig mit gefälschten Dokumenten erfolgen, versteht sich von selbst, doch es gibt genug Dumme, die ihr eigenes Konto zur Verfügung stellen. Viele dieser Täter sehen gar nicht die kriminelle Seite ihres Tuns. Häufig wird sie als günstige Zuverdienstmöglichkeit angesehen oder das Konto wird als Freundschaftsdienst zur Verfügung gestellt. So ist es nicht selten, dass kriminelle Organisationen sogar über Internetauftritte, Jobplattformen oder über soziale Medien nach Finanzagenten suchen, natürlich wird dabei die kriminelle Seite des Tuns nicht angeführt. Im Gegenteil, um einen legalen Auftritt vorzutäuschen, werden sogar Arbeitsverträge angeboten.
Als Helfer/Mittäter werden häufig Migranten aus Asien und Afrika geortet. Die eigentlichen Täter sprechen Menschen ihrer Ethnie an und geben vor, in Österreich eine Firma gründen zu wollen, aber noch über kein Konto zu verfügen. Es wäre ein Freundschaftsdienst, das eigene Konto zur Verfügung zu stellen. Die Enttäuschung folgt auf den Fuß, denn die Money Mules werden üblicherweise in kürzester Zeit ausgeforscht. Im Durchschnitt sind das 20 Tage. Erkannt wird das System meist von den Banken, denn die müssen dubiose Geldtransaktionen an die Behörde melden.
Wer nun annimmt, dass die Finanzagenten eher männlich sind, täuscht sich. In 54%
der geklärten Fälle waren es Frauen. Durchschnittsalter der Täter: 27 Jahre. Meist war die Intelligenz unterdurchschnittlich. Nur 12 % hatten Matura und nur 8 % waren Akademiker, aber 38 % ohne Beschäftigung.
Wie allgemein bekannt, wird der sogenannte Enkel- oder Neffentrick tausendfach in ganz Europa begangen. Ältere Personen werden in Furcht und Unruhe versetzt, weil ein naher Angehöriger angeblich in Schwierigkeiten geraten ist und man das Problem mit der Übergabe von Geld oder Wertsachen aus der Welt schaffen könne. Nicht selten sind die Opfer sogar bereit, Geld von ihrem Sparkonto abzuheben, nur um eine angebliche Kaution oder Ähnliches zu bezahlen. Hier sind Bankbeamte gefordert. Wenn ein alter Mensch, der üblicherweise 200 bis 300 Euro von seinem Konto abhebt, auf einmal eine fünfstellige Summe behebt, sollten die Alarmglocken läuten. Tatsächlich gibt es aufmerksame Bankbeamte, die das mögliche Opfer warnen, aber eine ebensolche Anzahl von Bankbeamten lässt offensichtlich das Wohl des Kunden links liegen. Auch in diesem Fall wird der Bankbeamte zum mittelbaren, unabsichtlichen Helfer der Täter. Schlamperei, Dummheit, Faulheit – auch diese Eigenschaften führen oft dazu, dass Menschen von Betrügern missbraucht werden.
Als technischen Helfer von Betrügern könnte man auch das Darknet bezeichnen. *(Darknet ist der unregulierte Teil des Internets und eröffnet rechtsfreie Räume.)
Natürlich wird diese Möglichkeit von Internetbetrügern genutzt. Zwischenzeitlich ist der Anteil am Gesamtpaket des Betruges
eine Wachstumsbranche, die Fallzahlen steigen rapid. Im Darknet werden auf verschiedenen Plattformen gestohlene Daten (Kreditkartendaten, Sozialversicherungsnummern etc.) angeboten. Betrüger kaufen die Daten und bestellen dann mit diesen Daten leicht wiederverkäufliche Konsumgüter wie Smartphones. Mit gestohlenen Sozialversicherungsnummern werden Konten eröffnet oder Sozialleistungen ergaunert. Hinter den Plattformen im Darknet stehen natürlich Menschen, die selbstverständlich anonym sind. Die Betreiber dieses Geschäftsmodells sind bewusste Helfer weiterer Krimineller und sie machen damit gutes Geld.
Zu guter Letzt darf nicht unerwähnt bleiben, dass Betrug gar nicht so selten auch zur Verschleierung anderer Straftaten begangen wird. In diesem Fall ist der Betrug ein Sekundärdelikt. Hier sind wieder Unterschlagung, Untreue und Veruntreuung führend. In diesen Fällen wird üblicherweise ein Insiderdelikt durch einen Betrug verschleiert. Zur Erklärung ein konkreter Fall aus meinem Repertoire:
Der Filialleiter eines Möbelhauses zweigte regelmäßig Möbel aus dem Lager ab – ein Dienstdiebstahl also. Um diesen Diebstahl unauffällig zu machen, hat er die Lagerbuchhaltung manipuliert und gefälscht, somit den Diebstahl durch einen Betrug zu verschleiern versucht.
Richard Benda Chefinspektor i. REinen Betrug zu begehen, bedarf Lügen und Tricks, um dem Opfer etwas vorzugauckeln, was es so nicht gibt. Das Opfer wird üblicherweise zu einer Handlung verleitet. Bei ähnlichen Delikten muss das Opfer selbst nicht handeln. Trickdiebstahl und Taschendiebstahl sind nur zwei Delikte dieser Art.
Nach dem österreichischen Strafgesetz ist
Diebstahl ein einfaches Delikt. Ein fremdes, bewegliches Gut (also ein Gegenstand von Wert) wird an sich gebracht, heißt es etwas sperrig im Gesetz. Mithilfe des Opfers ist jedenfalls nicht erforderlich, sieht man vielleicht von Leichtsinn oder Sorglosigkeit ab.
Etwas anders ist es beim Trickdiebstahl, hier muss das Opfer nicht mitwirken, aber es wird abgelenkt, getäuscht. Ein Beispiel:
Eine Frau war einkaufen und hat ihre Geldbörse in ihrem Einkaufskorb. Dieser Zustand wird von einem Trickdieb bemerkt. Als die Frau den Hausflur betritt, streut der Dieb ein paar Münzen auf den Boden und macht das Opfer darauf aufmerksam, dass es Geld verloren hätte. Gierig darauf, die Handvoll Münzen einzusammeln, lässt die Frau in der Regel Einkaufskorb samt Geldbörse stehen und klaubt die Münzen auf. Diese Unaufmerksamkeit nützt der Dieb aus und stiehlt die Geldbörse.
Der gesunde Menschenverstand hätte dem Opfer sagen müssen, dass es keine Münzen verloren haben konnte.
Im Prinzip kann man auch den Taschendiebstahl als Trickdiebstahl bezeichnen. Immer wird das Opfer von einem Mittäter
abgelenkt, damit der eigentliche Täter zugreifen kann. In der Regel arbeiten Taschendiebe arbeitsteilig, sie sind auch häufig aus einer Bevölkerungsgruppe aus dem südöstlichen Europa oder aus Chile.
Veruntreuung ist eine Art Insiderdelikt des Betruges. Ein Gut (also etwas von Wert, auch wenn der noch so gering ist) wurde jemandem anvertraut und er behält es. Wie bei allen Delikten dieser Art ist Bereicherungsabsicht notwendig. Ein häufig vorkommendes Beispiel:
Die Subfirma eines großen Paketzustellers erhält ein Paket zur Zustellung an einen Empfänger. Der Paketbote übergibt das Paket nicht, sondern behält es. Es dauert natürlich Wochen, bis die Paketfirma, aufgrund der Reklamation des Empfängers, der Sache nachgeht. Als Empfangsbestätigung wird vom Paketboten eine unleserliche Signatur bezeichnet. Aufgrund der wochenlangen Verzögerung gibt dieser weiters an, sich nicht mehr an den Übernehmer zu erinnern.
Auffällig werden solche Fälle in der Regel erst, wenn sie sich bei einem Zusteller häufen.
Ein der Veruntreuung sehr ähnliches Delikt ist die Unterschlagung. In diesem Fall
wurde dem Täter ein Gut nicht anvertraut, sondern es ist durch Fund, Irrtum oder ohne sein Zutun in seinen Besitz gekommen. Natürlich gilt auch hier die Bereicherungsabsicht.
Ob der Geldwechseltrick als Betrug oder Diebstahl vor Gericht kommt, hängt ganz von der eigentlichen Tatbegehung ab. Der Täter ersucht jedenfalls eine Person ihm Geld zu wechseln. Gerne wird als Opfer eine Kassierin eines Supermarktes ausgewählt, aber auch Passanten auf der Straße. In der Folge wird geschickt vom Täter das Geld hin und her geschoben, bis das Opfer die Übersicht verloren hat. Greift der Täter
Ein historischer Fall
selbst in die Kassa oder Geldbörse, so ist eher ein Diebstahl anzunehmen. Gibt das Opfer, ohne es zu bemerken, Geld heraus, so wird eher Betrug angenommen.
Hier treffen unterschiedliche Meinungen aufeinander. Wer im Freundeskreis die Sterne befragt oder Tarot-Karten auflegt, begeht wohl kaum Betrug. Bedenklich wird es, wenn für diese „Weissagungen“ Geld verlangt wird. Oft steht die Justiz vor der Frage, ob ein Verhalten zwar gesellschaftlich unerwünscht, aber nicht strafbar, oder doch ein Delikt und damit strafbar ist.
Natürlich gibt es auch im Bereich des Betruges derartige Fälle, einer davon ist jener des Willi Gerstel, besser bekannt als „Hanussen II.“ * Gerstel, ein Landwirt aus Pforzheim, hatte sich als Hellseher und Parapsychologe ausgegeben. Für individuelle Horoskope verlangte er 130 Mark, dabei hatten diese Horoskope alle den gleichlautenden Text. Auch Börsenkurse sah er voraus, leider trafen seine Prognosen nie ein. Es kam, wie es kommen musste: Gerstel wurde wegen „fortgesetzten Betruges in Tateinheit mit unerlaubter Ausübung der Heilkunde“ angeklagt. In 30 Fällen sollte Gerstel einen Betrug begangen haben, doch keiner seiner „Klienten“ hatte ihn angezeigt, sondern das Verfahren kam auf Antrag der Staatsanwaltschaft vor Gericht. Schon vor der Verhandlung mussten elf Fälle fallengelassen werden, wodurch nur 19 zur Anklage kamen. In nur drei Fällen wurde er schuldig gesprochen. Obwohl 13 Mal vorbestraft, sah er sich selbst als unschuldig. Er habe ja nur seine hellseherischen Fähigkeiten ausgeübt und das sei doch nicht strafbar. Es ging in dem Prozess aber nicht um die Frage, ob es Hellseherei gibt oder nicht, sondern ob sich Gerstel des Betruges schuldig gemacht hat. Selbst in der Urteilsbegründung hieß es, dass die Gesellschaft zum Teil selbst schuld sei, wenn sie Scharlatanen mediale Fähigkeiten zuspreche. Demgemäß war das Urteil relativ mild, denn Gerstel wurde verminderte Zurechnungsfähigkeit bescheinigt.
* Hermann Chaim Steinschneider, ein Trickkünstler aus Wien-Ottakring, legt sich den Künstlernamen Erik Jan Hanussen zu und trat in 20er- und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Hellseher in verschiedensten Theatern auf. 1928 wurde er wegen hundertfachen Betruges angeklagt, jedoch 1930 freigesprochen. Begründung: Ein nicht schwachsinniger Mensch müsse damit rechnen, dass sich ein Hellseher irrt. Hanussen wurde im März 1933 von der SA verhaftet und kurz danach ermordet.
• Lassen Sie sich von fremden Menschen nicht ablenken, um auf Ihr Eigentum zu schauen.
• Wechseln sie unter keinen Umständen Geld auf der Straße.
• Vorsicht in Menschenmengen. Taschendiebe nützen Gedränge.
Bestell- oder Versandbetrug ist eine der simpelsten Betrugsarten. Waren werden bestellt, geliefert und dann einfach nicht bezahlt. Was im Einzelfall nach geringer Schadenssumme aussieht, entpuppt sich in der Masse als Kostentreiber bei der Preiskalkulation.
Vordergründig werden beim Bestellbetrug Versandhäuser geschädigt, doch diese preisen den üblichen Schwund durch Bestellbetrug einfach ein. Mit anderen Worten, Geschädigte sind alle Versandhauskunden. Natürlich gibt es Fälle bei denen verarmte Menschen bei Versandhäusern bestellen und die Ware einfach nicht bezahlen können, obwohl sie wollen. Da der Gesetzgeber für einen Betrug aber Vorsatz notwendig macht, wird ein derartiger Fall wohl nicht vor Gericht kommen.
Diese Menschen verwenden auch meist keine Falschnamen und ihre eigene Adresse, was darauf hinweist, dass eigentlich kein Betrug geplant ist.
Nicht vergessen werden darf, dass nicht nur Einzelpersonen diese Art des Betruges begehen, sondern ganze Banden, die Bestellbetrug als fortlaufende Einkommensquelle ansehen, eine gewerbsmäßige Begehung, wie es im Strafgesetz festgelegt ist. Ein typischer Fall aus diesem Genre als Beispiel:
Bei 30 verschiedenen Versandhäusern gingen zwischen 1993 und 1999 insgesamt 1907 Bestellungen ein. Der Wert der Waren belief sich immerhin auf 7 Millionen Schilling. Die 21 Betrüger, alle im Alter von 33 bis 53 Jahren, hatten eine Art Netzwerk aufgezogen. Um die einzelnen Geschäftsfälle über die Bühne zu bringen hatten sie sich im Vorfeld 274 Falschnamen und 102 verschiedene Adressen zugelegt. Als Adressen verwendeten sie leerstehende Häuser in verschiedenen Wiener Bezirken. Da ja eine Zustellung nicht möglich war, wurden Benachrichtigungen hinterlegt. Die Täter fischten dann diese Benachrichtigungen aus den Postkästen und behoben damit das Paket vom nächsten Postamt. Trotz aller Vorsichtsmaßnahme, kam ihnen die Polizei Leopoldstadt auf die Schliche und forschte das ganze Netzwerk aus.
Natürlich ist dieser Fall auf Grund der Anzahl der Delikte außergewöhnlich, aber nicht selten verüben Einzelpersonen hunderte Bestellbetrügereien. Vor allem dieses Delikt zeigt eine psychologische Seite, denn häufig werden die bestellten Gegenstände gar nicht gebraucht oder verwertet, sondern in Messieart einfach gesammelt. Für die Polizei ist, bei einer Hausdurchsuchung auf hunderte gelieferte Waren, die nicht einmal ausgepackt worden waren zu stoßen, keine Seltenheit.
Bestellbetrug ist jedenfalls ein Massendelikt, das durch das Aufkommen des Online-Handels ein ungeahntes Wachstum erlebte. Da es zur Begehung keinerlei
Vorkenntnisse und kaum Vorbereitungshandlungen bedarf, kann es eigentlich von jedermann begangen werden. Juristisch entscheidend ist, dass der Täter die Bestellung mit dem Vorsatz aufgibt, die Ware nicht zu bezahlen. Wird der Bestellbetrug gewerbsmäßig oder durch Banden begangen, so spricht man von Stoßbetrug. Der wesentliche Punkt beim Bestellbetrug ist die Übernahme der gelieferten Waren. Hier werden die Zustellscheine aus Postkästen gefischt, die Lieferanten im Hausflur abgefangen oder Hausbewohner ersucht Waren zu übernehmen. Bei Stoßbetrug werden auch kurzfristig Räume angemietet und dorthin die Ware bestellt.
Natürlich wird der Bestellbetrug auch in die andere Richtung begangen. Über „willhaben“ oder andere Verkaufsportale werden Waren zum Verkauf im Netz angeboten. Die Ware wird dann nicht oder in schlechter Qualität geliefert. Ein interessanter Fall, der rechtlich für kontroversielle Diskussion sorgte, ereignete sich vor einigen Jahren:
Auf einem Verkaufsportal wurde als Bild die Verpackung eines hochwertigen Parfüms gezeigt. Der verlangte Preis war sensationell. Die vielen Besteller waren überrascht, als sie die Lieferung erhielten. Die Verpackung war leer. Der Versender war schnell ausgeforscht, aber seine Rechtfertigung originell: Er habe nie Parfüm angeboten, sondern nur dessen Verpackung.
Eine eigene Klasse des Bestellbetruges hat sogar einen Namen bekommen: Nigeria-Betrug. Diese Art des Betruges wird
vor allem gegen Auktionshäuser angewendet. Die Täter kommen meist aus Nigeria, aber auch aus Großbritannien oder den Niederlanden. Per Telefon wird bei Auktionen mitgeboten und auch Höchstpreise geboten. Es wird in der Folge auf zeitnahen Versand ins Ausland gedrängt.
Die Bezahlung per Scheck oder Banküberweisung wird vereinbart. Die Bezahlung wird durch gefälschte Zahlungsüberweisungen etc. glaubhaft gemacht. Wird die Ware vor Eingang des tatsächlichen Preises versendet, kann sie der Versender mit Sicherheit abschreiben.
• Übernehmen Sie Ware die bezahlt werden muss nur in Absprache mit dem eigentlichen Empfänger.
• Bei privaten Käufen sollte auf jeden Fall die genaue, detaillierte Beschreibung der Ware überprüft werden.
• Bestellte und nicht bezahlte Ware muss zurückgeschickt werden, sonst begeht man eine Veruntreuung.
Wenn es die Jagd nach dem ultimativen Schnäppchen nicht gäbe, dann würde sich die Anzahl der Betrügereien vermutlich wesentlich reduzieren. Aber die Gier, etwas zu einem äußerst niedrigen Preis zu ergattern, lässt alle Alarmglocken verstummen.
Prinzipiell ist jeder Betrug nur durch eine Täuschungshandlung möglich. Bei einer Kategorie ist sie aber die ausschließliche Begehungsweise – dem Trickbetrug. Trickbetrug ist der Ladendiebstahl im Bereich Betrug. Es geht immer nur um Kleinbeträge, Anzeigen sind selten, meist begnügen sich die Opfer damit, die Faust im Hosensack zu ballen. Vergessen wird, dass die Täter in der Regel Gewohnheitskriminelle sind und diese Art der Straftat laufend begehen. Am besten erklärt man diese Vorgangsweise mit einem Beispiel:
Ein wahrer Fall
Ein kleines Lokal in der Nähe eines Elektrofachmarktes: Eines Tages erklärte einer der Gäste, dass er dort zu sagenhaften Konditionen einkaufen könnte. Natürlich seien die Geräte nicht gestohlen, er würde sie nur zum Personalpreis bekommen. Diese Aussage schien auch dadurch bestätigt, als ein zweiter Mann mit Arbeitskleidung des Elektromarktes in das Lokal kam, einen Karton mit einem Elektrogerät ablieferte und dafür Geld kassierte.
Tatsächlich ein sagenhaft niedriger Preis, staunte die Stammkundschaft. Gerne würde er diesen Preis auch seinen Zechkumpanen zukommen lassen, so die Aussage des Mannes. Jene, die zustimmten, wurden von dem angeblichen Angestellten der Elektrofirma zum Hinterausgang des Marktes geführt, wo sie Waren empfangen sollten. Das Geld für die Ware wurde
Meist sind die Personalpreise ganz einfach die Tarnung für einen Diebstahl und der Käufer wird gewollt zum Hehler gemacht, womit sich die Gefahr einer Anzeige wesentlich verringert.
In einer Wiener Geschäftsstraße war der Mann mit Kübel und Fensterwischer bekannt. Für ein paar Euro putzte er die Auslagenscheiben der Geschäfte. Gerne war er auch bereit, einfache Reparaturarbeiten durchzuführen. Eines Tages erklärt er der Verkäuferin eines Geschäftes, dass er vom Chef beauftragt worden war, die Eingangstüre zu streichen. Der Haken: Er hätte kein Geld, um Lack zu kaufen. Natürlich glaubt ihm die Verkäuferin und
Häufig wird bei einfachen Trickbetrügereien mit der Solidarität und nachbarschaftlicher
Es läutet an der Wohnungstüre, davor steht eine Person mit einem Paket in der Hand. Man sollte dem Nachbarn eine bestellte Ware bringen, der wäre aber leider nicht zu Hause. In der Regel sagt bei dieser Bitte jeder Ja. Der Haken, der Lieferant sollte auch den Rechnungsbetrag einkassieren. Da der Preis in der Regel
kassiert. Dass die Opfer nicht in die Firma dürften, schien plausibel. Täter Nummer 2 verschwand durch den Hinterausgang in die Firma, Täter Nummer 1 aus dem Lokal. Als niemand zurückkehrte, dämmerte es den Leuten. Sie waren gelinkt worden. Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, war die Arbeitskleidung auch aus der Firma gestohlen worden.
Der vorgenannte Fall ist natürlich nur eine von vielen Varianten. Es muss aber nicht immer um Waren gehen, auch gefakte Dienstleistungen stehen auf der Liste von kreativen Betrügern. Ein konkreter Fall:
gab dem Mann etwa 50 Euro. Der schrieb brav auf einen Zettel eine Empfangsbestätigung mit Namen und Adresse. Natürlich wurde der Mann nie wiedergesehen. Name und Adresse stellten sich als nicht existent heraus. Offensichtlich wurde der Trick am selben Tag auch bei anderen Geschäften probiert, bei einigen funktionierte er. Seit dieser Zeit müssen die Verkäuferinnen ihre Auslagen wieder selbst putzen.
Freundlichkeit gerechnet. Auch hier ein praktischer Fall, den es schon tausende Male gab:
nur eine minimale Summe ist, springt man doch als netter Nachbar gerne ein. Geld und Paket wechseln die Besitzer. Als der heimkommende Nachbar nichts von einer Lieferung weiß und auch nichts bestellt hat, wird das Paket geöffnet. Ziegelsteine oder anderer wertloser Tand sind üblicherweise der Inhalt.
Bei dieser Betrugsart werden sicher nicht Millionen umgesetzt, aber hier macht es die Masse und die Kreativität der Betrüger kennt keine Grenzen.
Manche Betrugsarten sind schon jahrhundertealt und funktionieren noch immer. Das Ringwerfen ist eine dieser Betrugsarten. Der Trick ist ganz einfach, ein anscheinend teures Schmuckstück wird gut
sichtbar an einem öffentlichen Ort platziert. Es wird gewartet, bis es jemand aufheben will, dann wird der Fund vom Betrüger reklamiert. Gerne wird das Schmuckstück für eine geringe Summe übergeben, denn der Täter weiß, dass es keine Anzeige geben wird. Wie soll man auch der Polizei klarmachen, dass man einen Fund unterschlagen wollte?
Die Variante des Ringwerfens ist nur eine von vielen. Eine absichtlich stehen gelassene Tasche in einem öffentlichen Verkehrsmittel erfüllt denselben Zweck. Eine Ein teurer Fund
Das gibt’s doch nicht, denkt ein Passant auf einer Einkaufsstraße. Da liegt doch tatsächlich ein Goldring auf dem Gehsteig, der muss einer Frau vom Finger geglitten sein. Als der Passant sich bückt, will gleichzeitig eine weitere Person den Ring aufheben. Ergo: zwei Finder des gleichen Gegenstandes. Er wäre kein Fachmann, aber der Ring wäre sicher wertvoll, meint der zweite Finder. Eine Diskussion beginnt und man ist sich einig, dass die Besitzerin nicht gefunden werden kann. Also was machen, erhebt sich die Frage, den Ring kann man nicht teilen, er stünde aber
beiden als Finder zu. „Geben sie mir 100 – 200 Euro und behalten sie den Ring“ lautet der Vorschlag des zweiten Finders. Das Angebot, eine geringe Summe für einen anscheinend so wertvollen Ring zu bekommen, der Vorschlag wird gerne angenommen. Das Geld wird übergeben und mit dem Ring in der Tasche geht der ½ Finder frohen Mutes von dannen. Die Ernüchterung kommt einige Tage später, als der Ring in einer Pfandleihanstalt verkauft werden sollte. Für einen Kaugummiautomaten geeignet, aber nicht zum Tragen, so die ernüchternde Aussage des Schalterbeamten.
weitere Form ist, minderwertige Ware zu verkaufen, die von einem Komplizen hochgelobt wird, damit Qualität bestätigt und dadurch der Preis hochgetrieben wird.
Versichern setzt ein gewisses Maß an Vertrauen voraus. Der Versicherte vertraut darauf, dass sein Schaden erstattet wird, und der Versicherer vertraut darauf, dass nur ein Schaden beansprucht wird, der tatsächlich eingetreten ist. Der Versicherungsbetrug bringt das System durcheinander.
Der Wunsch, sich gegen Schadensereignisse abzusichern, besteht wohl seit Menschen Privateigentum haben. Die ersten versicherungsähnlichen Verträge gab es schon zur Zeit der Römer und davor. Die älteste Urkunde dieser Art stammt aber aus dem Mittelalter, genauer aus dem Jahr 1384. Kaufleute und Reeder sicherten sich gegenseitig ab, eine Vorgangsweise, die in der internationalen Schifffahrt heute noch üblich ist. Das erste private Versicherungsunternehmen war wohl die „Berliner Feuerversicherung“, die 1812 gegründet wurde. Offensichtlich versuchten schon zu Beginn des Versicherungswesens ein paar Gauner, hier eine Einnahmequelle zu finden. Die Ordonanzen von Barcelona drohten beispielsweise demjenigen Strafe an, der eine Versicherung in Kenntnis des bereits eingetreten Schadens abschloss. Mit dem Aufkommen von Feuerversicherungen häuften sich anscheinend betrügerische Schadensmeldungen, sonst hätte Friedrich I. von Preußen nicht eine entsprechende Strafbestimmung verfügt. Versicherung und Betrug scheinen also von Anfang an eine Symbiose eingegangen zu sein.
Beim Versicherungsbetrug wird auf folgende Art vorgegangen:
1. Ein Schadensfall wird absichtlich herbeigeführt.
2. Ein Schadensfall wird vorgetäuscht.
3. Ein eingetretener Schaden wird überdimensional dargestellt.
4. Ein Vertrag wird widerrechtlich abgeschlossen.
Da es eine Unzahl diverser Versicherungen gibt, sind die Vorgangsweisen ebenso unterschiedlich. Es ist auch nicht jede Sparte im gleichen Ausmaß geschädigt. Die Liste scheint von Haushaltsversicherungen angeführt zu werden und endet bei Lebensversicherungen. Vorgänge wie in einem öffentlich bekannt gewordenen Fall, dass sich jemand eine Hand abhackt, nur um in den Genuss einer Rente zu kommen, sind extreme Ausnahmefälle.
Jeder Kriminalbeamte, vor allem jene des Tatortteams, kennen das Problem. Bei Einbrüchen muss auch die Möglichkeit des Versicherungsbetruges in Betracht gezogen werden. Erster Verdacht: Bei einem angeblichen Einbruch stimmen die Spuren einfach nicht. Glücklicherweise handelt es sich bei den Tätern dieses Genres um kriminalistische Laien, wodurch sie einfach falsche Spuren legen. Alltag für die Polizei. Die alte Brille, auf die sich jemand gesetzt hat, der angeblich aus dem Auto gestohlene Laptop, etc. etc. Die Möglichkeiten die
Haushalts- oder Haftpflichtversicherung zu betrügen sind zahllos.
Erkenntnisquellen sind laut dem ehemaligen Vorstand des Sicherheitsbüros, Mag. Max Edelbacher:
• die Schadensbesichtigung
• die Schadensmeldung. Sind die Angaben richtig?
• die Schadenshäufigkeit bezogen auf den jeweiligen Kunden
• die Schadensschilderung. Ist der Hergang plausibel?
• Nachweispflicht durch Lieferschein, Rechnung, Verladepapiere
• Befragung von Zeugen und Beteiligten
• Checklisten
• Anzeigevergleich Behörden –Versicherung
• anonyme Hinweise
• Kurrenden
• CIS-Informationen
• sorgfältige Prüfung der gestellten Ansprüche
• Besichtigung des Schadens durch Sachverständige oder Beiziehung solcher
Die Hemmschwelle, einen Versicherungsbetrug zu begehen, ist wesentlich niedriger, als bei anderen Betrugsarten. Da ein Versicherungsunternehmen geschädigt wird und nicht eine konkrete Person, fehlt häufig das Unrechtsbewusstsein. Die Rechtfertigung, man habe ja jahrelang Prämien bezahlt und nie einen Schaden gehabt, hören die Ermittler in regelmäßiger Folge. In der Regel sind Versicherungsbetrüger
unbescholtene Personen, die einfach eine Gelegenheit ausnützen und denken, Versicherungsbetrug sei ein Kavaliersdelikt.
Wesentlich ist dem Täter im Allgemeinen, dass er als Opfer aufscheint und kein Verdacht der Begehung eines Betruges entsteht. Aus dieser Gegebenheit werden öfters, vor allem bei Brandstiftung, Komplizen zur Durchführung der Tat herangezogen. Die Aufrechterhaltung eines Alibis ist für den Täter ein wesentlicher Punkt der Begehung. Bedauerlich ist, dass häufig von den betroffenen Versicherungsunternehmen keine Anzeige erstattet wird. Man kündigt den Versicherungsnehmer und will kein öffentliches Aufsehen und ein solches birgt jeder Fall, der vor Gericht kommt.
In der Regel wird davon ausgegangen, dass Versicherungsbetrug eine Erscheinung von freiwilligen Versicherungen ist – weit gefehlt. Gerade im Bereich des Sozialversicherungswesens, also bei Pflichtversicherungen, ist wohl eine mindestens ebenso hohe Delinquenz vorhanden.
Kranken,- Unfall,- Pensions- und Arbeitslosenversicherungen sind das Ziel so manchen Betrügers. Die Schadenssumme in diesem Versicherungsbereich geht möglicherweise in die Milliarden Euro. Der neueste Trend in diesem Bereich ist das Kassieren von Covid-Entschädigungen, obwohl tatsächlich kein Umsatzrückgang erfolgte bzw. das Unternehmen gar nicht geschlossen war.
1. Der Beginn einer Betrugsamtshandlung durch absichtliche Herbeiführung eines Verkehrsunfalles war simpel. In kollegialem Gespräch zwischen der Besatzung eines Funkwagens und einem Kriminalbeamten erzählten Erstere, dass an einer Kreuzung in einem Siedlungsgebiet schon mehrere Verkehrsunfälle stattgefunden hätten. Das polizeiliche Misstrauen, dass da etwas nicht stimme, führte zur ersten Recherche. Auffällig
Die Vorgangsweise war folgende: An kaum befahrenen Kreuzungen wurde eine Falle gestellt. Ein Späher signalisierte, wenn ein Auto von links kam und ein Fahrer fuhr, seinen Rechtsvorrang ausnützend, bewusst in die Kreuzung ein. Da der zweite Lenker eindeutig den Rechtsvorrang missachtete und meist auch zu schnell fuhr, gab es keine Einwände gegen das Verschulden. Die Täter ließen sich den Schaden von der jeweiligen Versicherung abgelten und
2. Einbruch in eine Textilfirma. Die Firma lieferte, wie es üblich ist, eine Schadensliste. Diese war zwar überdurchschnittlich lang, aber nicht unglaubwürdig. Was die Firmenleitung nicht bedachte, die jugendlichen Täter wurden gefasst. Sie waren bezüglich der Tat geständig, aber nicht wegen der Menge der angeblich gestohlenen Textilien. Die Berechnung, dass alleine die Menge der gestohlenen
war auch, dass ein Fahrzeug zweimal, angeblich schuldlos, an einem Verkehrsunfall beteiligt war. Die Kontaktaufnahme zu einer Versicherung bzw. zu einem involvierten Gutachter bestätigte den Betrugsverdacht. Auch der Gutachter hat Vorschäden an dem beteiligten Fahrzeug festgestellt. Auffällig war die Häufung von Unfällen nicht geworden, da verschiedene Versicherungen und verschiedene Fahrer beteiligt waren.
wiederholten den Unfall mit wechselnden Rollen. Der gleiche Schaden wurde neuerlich angemeldet und abgelöst.
Die Zahl der mutwillig herbeigeführten Unfälle ging nahe an den dreistelligen Bereich. Die verwendeten Fahrzeuge waren vor den Unfällen präpariert worden, um den Lenker nicht zu gefährden. Diese Vorgangsweise erlaubte aber den bearbeitenden Beamten die Anzahl der gestellten Unfälle festzustellen.
Badetücher einen Turm von 14 Meter Höhe ergeben hätte, ließ die Ermittler zweifeln. Die Jugendlichen hatten keine Möglichkeit, die gestohlenen Textilien mit einem Fahrzeug abzutransportieren. Sowohl die Einbrecher als auch der Firmenchef fanden sich Monate später als Angeklagte vor Gericht. Die Strafe für den Firmenbesitzer war höher als jene für die jugendlichen Einbrecher.
Die Farinco-Affäre
Unfälle vorzutäuschen, ist eine häufig von Einzeltätern verübte Methode. Dass man mit Unfällen eine Schadenssumme von über 20 Millionen Schilling produzieren kann, dafür ist nicht nur kriminelle Energie, sondern auch ein betrieblicher Hintergrund und eine Organisation notwendig. Die Gerichtsverhandlung im März 1986 brachte für die 41 Angeklagten mehrjährige Haftstrafen. Der Organisator des größten gewerblich durchgeführten Betruges der Zweiten Republik, Hans Dieter S., wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Den Stein ins Rollen brachten Anzeigen
Versicherungsbetrug, Mord und ein parlamentarischer
Untersuchungsausschuss:
Der Fall Lucona
Obwohl vor 34 Jahren vorgefallen, ist der Fall Lucona noch heute in allgemeiner Erinnerung. Als Versicherungsbetrug allein wäre der Fall heute nicht so bekannt, wenn bei der Tat nicht sechs Seeleute ums Leben gekommen wären. „Mord mit indirektem Vorsatz“ nannten es damals die Richter. So nebenbei war der Haupttäter, Udo Proksch, eine schillernde Person, die sich mit der Freundschaft von einem Dutzend Politiker schmückte.
Am 23. Jänner 1977 ging eine Meldung durch die internationalen Medien: Das Frachtschiff Lucona war im Indischen Ozean untergegangen. Für ein halbes Dutzend Seeleute war das Schiff zu einem nassen Grab geworden. Üblicherweise schlägt ein Schiffsuntergang in
mehrerer Versicherungsgesellschaften. Bei einem der größten Alfa-RomeoHändler Österreichs, der Firma Farinco in Wien 23, häuften sich ab 1985 eigenartige Schadensfälle. Sachverständige stellten fest, dass Schäden absichtlich vergrößert oder Unfälle absichtlich herbeigeführt wurden. Die Ermittlungen des Büros zur Bekämpfung des Versicherungsbetruges und der Polizei dauerten fast zwei Jahre, 300 Unfallakte wurden überprüft. Es wurde festgestellt, dass S. Neuwagenkunden einen Preisnachlass von 50 % anbot, wenn sie bereit waren, eine BlankoUnfallsmeldung zu unterschreiben.
Österreich keine medialen Wellen, hier war es anders. Das Schiff hatte angeblich eine Uranerz-Aufbereitungsanlage an Bord und sank auf dem Weg von Chioggia in Italien nach Hongkong ausgerechnet an einer der tiefsten Stellen des Indischen Ozeans vor den Malediven. Die Bundesländerversicherung, bei der das Schiff auf 212.000 Millionen Schilling (heute etwa 48 Millionen Euro) versichert worden war, begann mit der Prüfung des Falles. Die angeblich geschädigte Firma verlangte eine A- conto-Vorauszahlung von mehr als 100 Millionen Schilling. Was als Zivilrechtsfall begann, weitete sich mit zunehmenden Erkenntnissen zu einem der größten Kriminalfälle der Republik aus, in den höchste Vertreter der Republik involviert waren. Diese dubiosen Verbindungen waren vor allem in dem exklusiven Club 45 des Udo Proksch geknüpft
worden und führten in der Folge zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der zum größten politischen Skandal der Republik wurde. 16 Politiker, darunter Nationalratspräsident Leopold Gratz und Innenminister Karl Blecha, Juristen und Spitzenbeamte traten zurück oder wurden entfernt.
Dass der Fall überhaupt geklärt werden konnte, verdankt man zwei engagierten Journalisten, die punktgenaue Recherchen durchgeführt hatten und dabei feststellten, dass die Uranerz-Aufbereitungsanlage nichts anderes als lackierter
Schrott war. Das Wiener Sicherheitsbüro hatte eine Anzeige zuvor als „zu dünn“ abgelehnt. Die Kriminalabteilung Niederösterreich übernahm dann die Ermittlungen. Aufnahmen mit einem Tiefseeroboter bestätigten, dass das Schiff durch eine Explosion gesunken war. Der blutigste Versicherungsbetrug war damit bestätigt. Für die Organisatoren hagelte es Strafen wegen sechsfachen Mordes bzw. Beihilfe. Udo Proksch erhielt lebenslange Haft (verstorben 2001), sein Mittäter Hans-Peter Daimler, mit 14 Jahre.
Einer der ältesten und simpelsten Tricks ist, eine Ware anzubieten, die nicht das hält, was ihr der Verkäufer andichtet. Ein bemerkenswertes Angebot entpuppt sich bei einer Überprüfung nicht selten als Niete.
Beginnen wir mit einem Beispiel: Ein Pärchen, das scheinbar gerade von einer Auslandsreise zurückkommt, spricht auf dem Parkplatz eines Supermarktes eine Frau an. Wo es da ein preiswertes Hotel gebe, ist die Frage. Im Zuge des Gespräches erzählen die jungen Leute, dass sie gerade von einer Modemesse in Mailand kämen und das Auto voll Designerkleidung hätten. Sie hätten von österreichischen Firmen Modelle ausgestellt und wären bestürmt worden, diese zu verkaufen, doch
leider dürfte man auf einer Messe nichts verkaufen. So müsste man die neuesten Modelle wieder zurück nach Österreich bringen. Ob die Dame wohl die Kleidung sehen wolle? Natürlich übertönt die Neugierde die Vorsicht und die Begehrlichkeit ist geweckt. Eine Lederjacke wechselt, natürlich ohne Rechnung und unter der Hand, für 500 Euro den Besitzer. Nach einigen Tagen ist der Duft des Leders verflogen und die Jacke erweist sich als Produkt der Plastikindustrie.
Das lukrative Geschäft hat sich als Betrug erwiesen. Umtausch nicht möglich. In der Regel wird die Faust im Hosensack geballt, aber keine Anzeige erstattet. Die Ausforschung der Täter ist fast unmöglich, der Schaden ist gering und selbst wenn die Täter ermittelt werden, Geld gibt es keines zurück.
Die Tricks, minderwertige Ware für hohe Preise anzubieten, war jahrelang eine beliebte Masche, um Italienurlauber abzuzocken. Auf Parkplätzen der beliebten Ferienrouten in den Süden gab es immer wieder Keiler, die Waren anboten. Mal waren es Goldarmbänder, die sich als vergoldetes Kupfer erwiesen, das andere Mal Lederschuhe, die sich im ersten Regen auflösten.
Natürlich gibt es eine Steigerung beim Warenbetrug, nicht jeder Betrüger begnügt sich mit einer dreistelligen Gewinnsumme. Vor allem in wirtschaftlich schlechten Zeiten blüht das Gewerbe mit scheinbar sicherer Anlage. Goldbarren – Diamanten, das sind wertgesicherte Anlagen, die immer ihre Gültigkeit haben.
Ein simpler Fall:
Ein wahrer Fall
In einem Wiener Nobelcafé verkehrte von Zeit zu Zeit ein (angeblicher) Pilot. Irgendwann kommt man ins Gespräch und der „Pilot“ erzählte, dass er in Südamerika billige Goldbarren gekauft hätte und er so seine Altersvorsorge sichern wollte. Eines Tages zeigt er einen Goldbarren her. Natürlich könnte er die Goldbarren auch für andere Personen besorgen. Einige Caféhausbesucher schlugen zu und kauften für einen Bruchteil des österreichischen Goldpreises die Barren. Es wurde auch geliefert, nur als einer der Käufer einen Barren wieder bei einer Firma verkaufen wollte, stellte sich der Barren als vergoldetes Silber heraus. Der Pilot wurde in dem Café nie mehr gesehen.
Auch Diamanten sind eine grandiose Geldanlage, wenn man sie bei einem befugten Händler kauft, nicht aber von dem Freund eines Freundes eines Freundes. Betrüger arbeiten gut vorbereitet. Die angebotenen Diamanten sind in der Regel in aparte Kunststoffetuis eingeschweißt und können natürlich nicht herausgenommen werden, aber es gibt ein Zertifikat. Fein auf Büttenpapier gedruckt mit handschriftlicher Nummerierung der Minengesellschaft. Wer da zuschlägt, den schlägt das Schicksal. Wenn der Diamant einem Fachmann präsentiert wird, stellt sich dieser als minderwertiger Industriediamant oder sogar als Glas heraus. Der Wert des angeblichen Diamanten pendelt sich in der Regel bei null ein. Viele Betrügereien, nun eigentlich fast ausschließlich Betrügereien, zeigen sich bei sogenannten Haustürgeschäften.
Vor der Haustüre eines Pensionisten steht ein Türke und spricht den Bewohner mit Namen an. Er hätte doch bei seinem letzten Türkeiurlaub einen Teppich gekauft. Und war das kein gutes Geschäft? Hat nicht alles geklappt? War die Lieferung nach Österreich nicht pünktlich? Ja, tatsächlich stimmte alles. Jetzt, so der ungebetene Gast, hätte er in Österreich Teppiche liefern müssen, nur leider, wäre einer der Besteller unbekannt verzogen. Nun hätte er günstige Teppiche, die er nicht wieder in die Türkei bringen wollte. Halber Preis und schon gehört der Teppich dem naiven Österreicher. Der sündteure handgewebte Teppich stellt sich in der Folge als billiger Maschinenwebteppich heraus.
Die Lehre aus dem Fall kam für das Opfer zu spät. Wer im Ausland seine Daten weitergibt, kann sich nicht auf sicheren Umgang mit diesen verlassen. Eigentlich sollte man auch wissen, dass keine renommierte Firma einen Verkäufer vor die Haustüre schickt.
Die beliebte Masche des Warenbetruges wird wohl auch in Zukunft nicht ausrottbar sein. Zu einfach, keine Vorkenntnis notwendig und der Einsatz minimal. Auch die Lust, Anzeige zu erstatten, hält sich in Grenzen. Die Variationen dieser Betrugsart sind endlos.
Hier wird keine Ware als Betrugsobjekt verwendet, sondern eine Dienstleistung. Wann aus überhöhten Preisen für Handwerkerarbeiten ein Betrug wird, muss der Einzelfall klären. Eine generelle Linie gibt es nicht. Wie ein konkreter Fall aus Wien-Margareten zeigt, ist selbst zwischen Waren- und Dienstleistungsbetrug die Linie nicht klar zu ziehen.
Der 34jährige Reinhold K. mietete kurzfristig mehrere Wohnungen an und vermietete sie weiter. Wäre an und für sich kein Betrug, nur K. vermietete nicht an einen Mieter, sondern an mehrere gleichzeitig. Als dann die Mieter, die allesamt Mietverträge hatten und Anzahlungen geleistet hatten, die Wohnungen in Besitz nehmen wollten, waren dort bereits andere Mieter eingezogen.
Die Frage, ob die Wohnung als Ware oder die Vermietung als Dienstleistung anzusehen ist, ist ein rein juristisches Problem. Wesentlich gefährlicher war der Dienstleistungsbetrug eines Wieners, denn dieser hätte Menschenleben fordern können.
Ein wahrer Fall
Werner M. gründete eine Firma, die sich auf die Überprüfung von Feuerlöschern spezialisiert hat. Der Haken: M. hatte weder eine Ausbildung noch eine Berechtigung, Feuerlöscher auf ihre Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Er fälschte einfach die Begutachtungsplaketten und bot bei Firmen die Überprüfung an. Da er selbstverständlich auch keine Steuer zahlte und auch keine Dienstleistung erbrachte, konnte er weit unter den Preisen der Konkurrenz anbieten. Ein legaler Konkurrent, dem er einen lukrativen Auftrag wegnahm, informierte die Polizei.
Was passiert wäre, wenn ein Brand ausgebrochen wäre und der angeblich funktionierende Feuerlöscher nicht gelöscht hätte, kann man nur vermuten.
Auch der Ukraine-Krieg hat Auswirkung auf das Kriminalgeschehen. Der Betrug, genauer der Spendenbetrug, bedient sich bedenkenlos dieses Geschehens. Vor allem Tirol und Oberösterreich waren die Hotspots.
Wien – Mariahilfer Straße. Den einkaufenden Passanten nähern sich immer wieder junge Menschen mit Bildern von zerbombten Häusern und/oder weinenden Kindern. Die folgende Frage „Wollen Sie nicht auch den Menschen in der Ukraine helfen?“ wird mit einer Spendenliste garniert. Die wenigen Spender, die nachfragen, wer denn hier für die Ukraine sammelt, hören dann entweder „eine private Initiative“ oder einen Vereinsnamen. Natürlich kann niemand auf der Straße überprüfen, ob es diesen Verein wirklich gibt, aber bei zehn Euro Spende –was soll da schon passieren?
Tatsächlich fließt natürlich kein Cent in die Ukraine, denn die Keiler bedienen sich wieder einmal nur eines aktuellen Anlasses, um naive Passanten um ein paar Euro zu prellen. Heute ist es die Ukraine, gestern waren es Wildtiere und vor Monaten frierende Obdachlose. Natürlich werden immer erschütternde Bilder gezeigt, um der Spendenwilligkeit einen Anstoß zu geben.
Aus Amtshandlungen ist bekannt, dass die Hintermänner dieser Betrugsmasche meist junge Menschen, die oft tatsächlich nichts über die Hintergründe wissen, engagieren. Bei 30 bis 40% Provision und einer Flaute in der Geldbörse fragt man nicht lange. Bei einer Gerichtsverhandlung in Graz gaben die Angeklagten an, dass sogar 80 bis 90% der
Spendensumme als Provision an die Keiler ausbezahlt werden.
Von den Betrügern werden tagesaktuell Ereignisse verwendet, die sich als Motiv für eine Spende eignen. Einmal ist es die örtliche Musikgruppe, dann die Freiwillige Feuerwehr, dann wieder der Gehörlosenverband oder die Lebenshilfe, aber vor allem bekannte Hilfsorganisationen, die natürlich allesamt keinen Cent sehen.
Die Masche, Passanten auf der Straße anzusprechen, ist nicht die einzige. Gerne wird auch von Haus zu Haus, von Geschäft zu Geschäft gegangen, um für irgendeine Pseudoinstitution zu sammeln. Die wenigsten Spender fragen nach einem Ausweis, wenn jemand in einer RotkreuzJacke vor der Tür steht. Das Rote Kreuz oder die Arbeiter-Samariter bürgen für Qualität, dass aber Trittbrettfahrer aufspringen, wird nicht bedacht.
Eine andere Qualität hat es, wenn Hilfsorganisationen mit großem Namen einen großen Teil der Spenden für Repräsentation, Gehälter und Reisen aufwenden. Dass derartige Unterschlagungen ans Licht kommen, verdankt man meist Whistleblowern. Insiderwissen hilft nicht nur bei der Aufklärung von Spendenbetrug. So waren die einzigen Tätigkeiten einer deutschen Hilfsgemeinschaft für Kinder Flüge der Protagonisten in
Erdbebengebiete, getan wurde dort nichts. Wer nun glaubt, Spendenbetrug sei eine Sache von vielleicht einigen Tausend Euro, der irrt. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung werden jährlich in Deutschland 5,3 Milliarden Euro gespendet, wie viel davon bei Betrügern hängen bleibt, kann nicht einmal geschätzt werden. Ein paar Beispiele: Das Tierhilfswerk (DTHW) sammelte insgesamt ca. 100 Millionen für die gequälten Kreaturen. Auf dem Privatkonto des Vorsitzenden landeten davon 35 Millionen, weitere 50 Millionen verschwanden in einem undurchsichtigen Firmennetzwerk. Einen Spitzenplatz im betrügerischen Spendenranking nimmt auch der Cancer Fund of Amerika ein. Zwischen 2008 und 2012 wurden dort umgerechnet 142 Millionen Dollar Spendengelder unterschlagen. Nur 3 % kamen dem eigentlichen Zweck, krebserkrankten Kindern Schmerzmittel zur Verfügung zu stellen, zugute. Bescheiden dagegen Fälle aus Österreich. Fast Kleingeld ergaunerte sich ein Pärchen aus Graz – 65.000 Euro in einem Jahr. Es hatte mehrere „mildtätige“ Vereine gegründet, Fantasieuniformen, Ausweise und Aufkleber kreiert und Spendensammler auf den Weg geschickt.
Neben den klaren Fällen von Spendenbetrug gibt es noch eine Grauzone. So wurde schon einigen Vereinen das Privileg „gemeinnützig“ entzogen, weil die Verwaltungs- und Aufwandsspesen unverhältnismäßig hoch waren. Bei manchen Organisationen sind das 30 % oder mehr. Eigentlich eine sichere Sache, Spenden für horrende Verwaltungskosten zu sammeln. Ein Firmenchef, der sich mit seiner Firma auf das kommerzielle Sammeln von Spenden spezialisiert hat, wurde freigesprochen, obwohl es einen Aufwand von 80 % gab. Von 12,6 Millionen gespendeten Euro kamen nur 2,4 Millionen tatsächlich bei dem vorgesehenen Objekt an.
„Aus einer hohen Kostenquote kann nicht geschlossen werden, dass von Anfang an eine zweckwidrige Verwendung von Spendenmitteln bestand. Hohe Kosten für die Spendenwerbung begründen allein noch keinen Betrug.
Wenn auch nicht alle dubiosen Spendenfälle vor Gericht landen, sie sind außergewöhnlich gesellschaftsschädigend, denn sie untergraben das Vertrauen der Allgemeinheit in gemeinnützige Vereinigungen und betrügen auch die wirklich Hilfsbedürftigen.
„Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ – wer kennt diesen Film nicht? Der Täter ist ein liebenswerter Mensch, der sich sein Leben von naiven Frauen finanzieren lässt. Zumindest im Film sind Hochstapler liebenswerte, interessante Menschen. Dass sie hinter sich eine Reihe von Opfern lassen, passt in kein Drehbuch.
Die „Adelsmasche“ scheint im Bereich der Hochstapelei die gängigste zu sein. Als Millionär oder Spitzenmanager aufzutreten ist schwierig, denn von dieser Spezies erwartet man Geld und Macht – das haben aber Hochstapler üblicherweise nicht. Vorzutäuschen, Flug- oder Schiffskapitän zu sein, ist schon leichter, denn dies ist schwerer zu überprüfen. Auch hier wurde mittels eines Films „Catch me if you can“ dem Publikum die freundliche Seite der Hochstapelei aufgetischt. Dass der Film halbbiografisch ist und das Leben von Frank Abagnale Jr. nachzeichnet, lässt Hochstapler als liebenswerte Zeitgenossen scheinen. Niemand ist aber davor gefeit, selbst Opfer eines Hochstaplers zu werden. Seien Sie deswegen vorsichtig, wenn aus dem Nichts jemand auftaucht und Geld von Ihnen haben will.
Die einfachste Methode für Hochstapler ist, einen Adelstitel, einen jahrhundertelangen Stammbaum und allerlei Ländereien vorzutäuschen. Adel zieht offenbar, auch heute noch in der Demokratie. Diesen Menschen gesteht man eine gewisse Schrulligkeit und Eigenheit zu und vor allem, wer hat schon Einblick in das Leben dieser Gesellschaftsschicht? Adelige scheinen im Menschen auch heute noch Glaubwürdigkeit auszulösen, man vertraut ihnen eben mehr als
einem Werktätigen. Warum, das werden wir noch erfahren.
Je nach Art der Hochstapelei unterscheiden sich die Anbahnungsversuche bei möglichen Opfern. Beginnen wir bei Minihochstaplern:
Ein wahrer Fall
Ein Betrüger aus Deutschland, der sich jahrelang mit der „Adelsmasche“ selbst finanzierte, arbeitete simpel. Auf Autobahnraststationen sprach er Autofahrer an, ob sie ihn per Anhalter mitnehmen würden. Er wärei ein Adeliger, der auf Urlaub in Spanien ausgeraubt worden Wäre, gaukelte er den Fahrern vor. Derzeit völlig mittellos, müsste er per Anhalter zu seinen Latifundien zurückkehren. Blumenreich erklärte er, dass 50 oder 100 Euro genügen würden, um in sein Stammschloss zu kommen. Gegeneinladung obligatorisch.
Wer das glaubte, sah natürlich keinen Cent seines verborgten Geldes wieder. Primitiv, aber erfolgreich und der Mann lebte Jahrzehnte von dieser Masche.
Eine Stufe höher agierte Anna Anderson (richtiger Name: Franzisca Czenstkowski), die sich ihr Leben lang als die einzige Überlebende der ermordeten Zarenfamilie
ausgab. Sie sei Anastasia Nikolajewna Romanova, die Tochter von Zar Nikolaus II. und damit Großfürstin, behauptete sie über Jahre. Mit der Absicht an das Vermögen der Zarenfamilie zu kommen, beauftragte sie Rechtsanwälte, um an das Vermögen heranzukommen. Es gelang ihr, im Hochadel Vertrauen zu erlangen und auf Kosten dieser Klientel ein angenehmes Leben zu führen. Erst zehn Jahre nach ihrem Tod konnte man durch die nun eingeführte DNA-Analyse feststellen, dass Anderson nicht mit der Zarenfamilie verwandt war. Dass ihr
Ein historischer Fall
Am 9. Mai 1881 trat in der Hauptstadt des Bundesstaates Arizona, in Phoenix, ein Mann namens James Addison Reavis auf. Er behauptete, aufgrund spanischer Besitzrechte Baron von Arizona zu sein und Besitzrechte auf ein über vier Millionen Hektar großes Grundstückes zu haben. Das Grundstück des „Caballeros de los Colorades“ umfasste nicht nur große Teile der Stadt Phoenix, sondern auch kleinere Städte im Umland und darauf befindliche Bergwerke und Eisenbahnen. Reavis gab öffentlich bekannt, dass jedermann, der auf seinem Grundstück Besitz hatte, eine angemessene Summe zu zahlen hätte. Dass die Behauptung von Reavis jahrelang den Grundstücksmarkt behinderte, war vorhersehbar. Doch wie kam der Mann auf diese Idee, Herr über ein halbes Land zu sein?
Reaves begann seine Betrugslaufbahn als Soldat und verdiente sich damals ein Zubrot als Fälscher von Urlaubsscheinen für seine Soldatenkameraden. Er meinte, wenn er Urlaubsscheine fälschen könne,
Leben mehrmals verfilmt wurde, ist im Bereich Hochstapelei nicht außergewöhnlich. Hochstapelei ist wohl der faszinierendste Bereich des Betruges.
Europa ist nicht der einzige Kontinent, auf dem Hochstapler ihr Unwesen treiben. Auf der anderen Seite des Ozeans, in Amerika, erlangte „Der falsche Baron von Arizona“ Berühmtheit. Sein Fall, obwohl einer der verwegensten und geschicktesten der Kriminalgeschichte, wurde bisher nicht verfilmt, dabei hätte er alle Ingredienzien eines Thrillers. Was war geschehen?
dann würde das wohl auch bei historischen Dokumenten gelingen. Gesagt, getan, nach seiner Entlassung siedelte er sich in Santa Fe an, wo sich das Institut zur Überprüfung spanischer Landansprüche befand. Die USA hatten sich verpflichtet, spanische Grundeigentumsrechte innerhalb der neuen Territorien zu respektieren. Er verschaffte sich eine Anstellung in dem Archiv und studierte alte spanische Dokumente.
Vorerst erfand er einen spanischen Würdenträger und entfernten Verwandten des spanischen Königs Ferdinand: Miguel de Peralta, dem der König riesige Ländereien geschenkt haben sollte. Diese Fake Person wurde mit einem Stammbaum und nachfolgenden Erben versehen und alles durch gefälschte Dokumente glaubhaft gemacht. Aufgrund seiner Position im Archiv gelang es ihm die entsprechenden Urkunden einzuschmuggeln. Der nächste Schritt war, seinen Anspruch als Rechtsnachfolger von Peralta zu beweisen. Angeblich gab es einen verarmten Mexikaner namens Miguel Peralta, der seine
Rechte auf das geerbte Land an einen gewissen Georg Willing verkauft hatte. Reaves wieder kaufte angeblich diese Rechte um 30.000 Dollar von Willing. Diesen Willing gab es wirklich, doch leider wurde dieser vergiftet.
Reaves reichte die gefälschten Dokumente bei der amerikanischen Regierung mit dem Ersuchen ein, seine Ansprüche anzuerkennen. In der Folge verhandelte er doch tatsächlich mit der Regierung in Washington, dass er für eine Entschädigung von 25 Millionen Dollar auf seine Grundeigentumsrechte verzichten würde. Zwar anerkannten selbst Anwälte die Dokumente von Reaves, aber irgendwie war die Verbindung zu Peralta zu vage. So verfiel er auf die Idee, ein armes Waisenkind als Enkelin von Peralta auszugeben. Er fand ein geeignetes Mädchen auf einer Viehfarm in Arizona und behauptete, nun endlich eine rechtmäßige Erbin gefunden zu haben. Wieder fälschte er Dokumente, um die kleine Carmelita zur Erbin zu machen. Als das Mädchen alt genug war,
Wesentlich beim Betrug durch Hochstapelei ist, wie auch bei anderen Betrügereien, die Schädigungsabsicht. Sich als jemand auszugeben, der man nicht ist, nur um Bewunderung zu erhaschen, ist zwar verwerflich, aber nicht strafbar. Vielleicht gut so, denn sonst würde die Anzahl der Häftlinge in österreichischen Gefängnissen rasant steigen. Der Bereich der Hochstapelei wäre wohl ohne „Doktoren“ nur halb so groß. Bei Aufdeckung stellte sich meist heraus, dass die angeblichen Ärzte irgendeinem Beruf im Gesundheitswesen nachgegangen sind.
heiratete er es. Da sich einige Firmen und eingeschüchterte Landbesitzer mit Reaves auf eine Abfertigung einigten, verfügte er über genügend Geld, selbst ein Silberbergwerk zu betreiben. Sein aufwendiger Lebensstil war legendär.
Der Fall begann 1890 mit einem negativen Bescheid der Bundesverwaltungsdirektion der Staatsländereien. Der Bescheid zeigte historische Unstimmigkeiten auf und ließ unverblümt durchblicken, dass es sich bei den vorgelegten Dokumenten wohl um Falsifikate handelte. Erst als ein „Bundesgericht für Privatklagen aufgrund von Landzuteilungen“ gegründet wurde, kam Schwung in die Angelegenheit. Man erkannte die Fälschungen und stellte auch die falsche Identität der mexikanischen Ehefrau fest, denn obwohl Reaves das Taufbuch gefälscht hatte, wusste er nicht, dass es eine Kopie gab. Es dauerte bis Jänner 1895, bis Reaves vor einem Gericht in Santa Fe stand. Das Urteil, sechs Jahre Zuchthaus, kann bei dieser Schadenssumme nur als milde bezeichnet werden.
Ein Operationshelfer kann schon als Primararzt und Chirurg auftreten, ohne dass es einem Laien auffällt. Wenn die Rolle des Primararztes nur in Diskos und bei Events ausgelebt wird, dann ist meist keine Schädigungsabsicht dabei, sondern nur ein narzisstisches Verhalten. Bedenklich wird es, wenn diese Pseudoärzte tatsächlich im Gesundheitsbereich tätig werden. Hunderte, vielleicht tausende geschädigte Patienten zieren ihren Weg. Als typischen Vertreter der falschen Ärzte gilt Klaus Dieter Wolf.
Durch gefälschte Unterlagen versuchte
Wolf seine Promotion zum Dr. med. zu erreichen. Der Schwindel fiel auf, er wurde von der Uni geschmissen. Er wollte aber den Doktortitel haben, denn seine Frau wollte unbedingt mit einem Akademiker verheiratet sein und seine Schwiegereltern betrieben ein 300-Betten-Badehotel und Sanatorium in Bad Oeynhausen. Wolf flog auf und wurde zu sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Nichtsdestotrotz nahm er 1971 im Krankenhaus Minden
IInteressant ist, dass Pseudoärzte vorwiegend im Bereich Schönheitschirurgie tätig sind. Ein Fall, der 2021 geklärt wurde, zeigt aber die Gefahr. Ein Zwei-Tages-Kurs in Polen über die Verabreichung von Botox genügte einer Täterin, sich als Schönheitschirurgin auszugeben. Sie verunstaltete Dutzende Frauen, die ob ihrer niedrigen Preise ihre Angebote annahmen.
Leider gibt es auch Fälle, dass nicht promovierte Personen selbst in Krankenhäusern als Ärzte unterkommen. Dass in einem
mit gefälschten Papieren die Stelle eines Assistenzarztes an. Er behielt die Stelle bis die Ärztekammer Münster auf den falschen Doktor aufmerksam machte. Um sich der Konsequenzen zu entledigen, inszenierte Wolf seinen eigenen Tod und fälschte seine Sterbeurkunde. Er wurde ins Sterberegister unter der Nummer 254 als tot eingetragen, doch in Wirklichkeit saß er quicklebendig im Hotel seiner Schwiegereltern. Zumindest eine Zeit lang, bis ihn die Kripo verhaftete.
Fall nach Aufdeckung des Betruges dem falschen Arzt große Fachkenntnisse und kein einziger Behandlungsfehler nachgewiesen werden konnten, sei nur am Rande erwähnt. Die Sehnsucht mancher Neureichen nach einem Titel oder zumindest nach der Mitgliedschaft in einem exklusiven Zirkel treibt so manchen Zeitgenossen an. Der Verkauf von falschen Professorentiteln und Ehrendoktoraten von nichtexistierenden Universitäten ist nach wie vor gängige Methode.
Obwohl regelmäßig in den Medien gewarnt wird, fallen immer wieder Menschen fortgeschrittenen Alters auf diese Art des Betruges herein. Es geht beim Neffentrick, in Deutschland als Enkeltrick bezeichnet, nicht um Kleingeld, fünfstellige Schadensummen sind häufig.
Die Technik macht es möglich, genauer gesagt das Festnetztelefon. Von den Tätern, vorwiegend Männer, wird wahllos eine Festnetztelefonnummer angerufen. Anschließend soll das Opfer raten, wer da wohl anruft. Wenn der Täter am Telefon merkt, dass das Gegenüber geistig schon etwas schwerfällig ist, kann die Show beginnen. Bei einer jungen Stimme wird sofort aufgelegt. Doch warum eigentlich Festnetztelefon? Ganz einfach, diese Art der technischen Kommunikationshilfe wird fast ausschließlich von älteren Menschen mit entsprechenden Vornamen benützt, junge haben ein Mobiltelefon.
Die Vorgangsweise der Täter läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt das am besten:
Das Telefon läutet bei Frau N. Nach der Abnahme des Hörers fragt eine Stimme „Was glaubst du, wer spricht?“ Natürlich ist die Stimme nicht bekannt und so rät Frau N. herum, wer es wohl sein könnte. Irgendwann kommt dann die erlösende Antwort: „Ja, Tante, ich bin es. der Karli.“ Die Freude ist groß und so wird über die Familie geplaudert. Frau N. bemerkt gar nicht, dass sie selbst Familienverhältnisse erzählt. Die Antworten werden sofort rückverwendet und dadurch wird die Intimität zwischen Anrufer und Angerufener immer enger. Irgendwann kommt dann der „Neffe“ auf den Punkt. Er wäre gerade bei einem Autohändler und ein ganz tolles Angebot wäre ihm
vorgelegt worden. Der Haken, einige tausend Euro würden fehlen. „Kannst du mir
aushelfen?“ Es müsste auch schnell gehen, sonst wäre das Schnäppchen weg. Die Freude von Frau N. über das wiedergefundene Familienmitglied ist so groß, dass sie gerne aushilft. Ein paar Minuten später kommt der Freund des „Neffen“ und holt das Geld ab.
Frau N. ist, wie viele ältere Personen, leicht beeinflussbar und hat auch schon Gedächtnislücken und ist so von Freude übermannt, dass jede Vorsichtsmaßnahme ausgeblendet wird. Das Geld liegt sowieso irgendwo in der Küchenkredenz oder im
Wäschekasten und der Verwandte braucht es doch so dringend. Kein Bargeld vorhanden? Kein Problem für den oder die Täter, die liebte Tante, der liebe Onkel wird einfach auf die Bank begleitet, wo man ja Geld beheben kann. Die Möglichkeit, Geld bei der Bank abzuheben, ziehen die Täter in Betracht. So ist die übliche Tatzeit während der Banköffnungszeiten angesetzt. Natürlich ist ein Autokauf nur eine, wenn auch die meist eingesetzte, Variante beim Neffentrick. Die Bezahlung einer Kaution bei Gericht oder der Polizei wird ebenso verwendet wie die Bezahlung von Spitalskosten nach einem Unfall.
• Geben Sie an unbekannte Anrufer keine Familieninternas weiter.
• Kontaktieren Sie eine Vertrauensperson BEVOR Sie Geld an unbekannte Personen geben.
• Verlangen Sie im Zweifelsfall eine Rückrufnummer.
Das Betrugsphänomen „falsche Polizisten“ ist weder neu noch eine österreichische Besonderheit des Betruges. Europaweit werden leichtgläubige Menschen mit dieser Methode um ihre Ersparnisse gebracht. Organisiert wird diese Sparte der Kriminalität von kriminellen Gruppen, es handelt sich also um Organisierte Kriminalität.
Wer kennt sie nicht: die Geschichte um den Hauptmann von Köpenick? Ein kleiner Ganove gibt sich als Hauptmann aus und plündert unter dieser Prämisse die Kassa der nahe Berlin gelegenen Stadt Köpenick. Heute unmöglich, wird wohl jeder sagen, der Glaube an die Obrigkeit ist doch nicht
mehr so wie anno 1906. Weit geirrt. So amüsant die Geschichte ist, die Nachfolger des Hauptmanns gibt es, sie zocken aber nicht städtische Kassen, sondern leichtgläubige Mitbürger ab. Vor allem ältere Personen haben noch immer so hohen Respekt vor der Polizei, dass sie bereit sind,
ihre Wertsachen an völlig unbekannte Menschen zu übergeben, ja sie sogar irgendwo im öffentlichen Raum zu deponieren.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht in irgendeiner Zeitung über falsche Polizisten, die älteren Mitbürgern Geld und Wertsachen abnehmen, berichtet wird. Österreich, Deutschland und die Schweiz scheinen von diesem kriminellen Phänomen besonders betroffen zu sein. Auch die Täter sind zum Teil ident.
In Deutschland trat das Phänomen 2015, in Österreich wie auch in der Schweiz etwa 2016 erstmalig auf. Im Prinzip ist die Masche der falschen Polizisten eine Weiterentwicklung des Enkeltricks. Bei der Verhaftung einiger Geldabholer stellte man bald fest, dass hier nicht Einzeltäter am Werk sind, sondern organisierte Banden. Auch die internationale Vernetzung war bald klar. In Deutschland ist durch den Enkeltrick bislang ein Schaden von etwa 120 Millionen Euro entstanden. Wie viel Schaden durch falsche Polizisten entstanden ist, lässt sich nicht genau beziffern, geht aber vermutlich in die Millionen. Als Haupttäter lokalisierte die Polizei den sogenannten IzmirClan, eine türkisch-arabische Tätergruppe, die von Bremen und Izmir aus als Großfamilie operierte.
Grundlage des Deliktes „falsche Polizisten“ ist jeweils ein sogenannter Schock-Anruf, dass bei der Festnahme von Einbrechern eine Liste mit potenziellen Einbruchsopfern gefunden wurde und ausgerechnet die Adresse des Angerufenen als Tatort aufscheint. Das Beste wäre, der Polizei alles Wertvolle zu übergeben, damit die Täter, die sich noch auf freiem Fuß befinden, bei einem Einbruch
nichts von Wert finden. Andere Variante: Ein naher Verwandter wäre in Haft und könnte gegen Kaution freikommen.
Wie finden die Täter ihre Opfer? Systematisch werden Telefonverzeichnisse nach älter klingenden Vornamen und einem Festnetzanschluss durchsucht. Angenommen wird von den Tätern, dass junge Menschen kaum einen Festnetzanschluss haben. Obwohl praktisch alle Anrufe aus dem Ausland kommen, erscheint üblicherweise auf dem Display (sofern vorhanden) eine österreichische Telefonnummer, in manchen Fällen eine englische. Selbst die Notrufnummer 133 war schon als Anrufnummer angeführt. Möglich ist dies, weil mittels Internettelefonie gearbeitet wird. Der vorerst nett gehaltene Anruf wird mit der Zeit rauer und zum Teil werden die Opfer eingeschüchtert und bedroht. Oft werden die entsprechenden Anrufe in Verbindung mit einem tatsächlichen Ereignis gebracht. Als 2018 in Graz ein Amokfahrer mehrere Menschen verletzte, kam es kurz danach zu einer Vielzahl an entsprechenden Anrufen. Ein Verwandter (Enkel, Neffe etc.) wurde als Täter bezeichnet und eine Kaution verlangt. Ebenso bei einem Großbrand, bei dem es Verletzte gab. In diesem Fall wurde vorgetäuscht, dass ein Verwandter im Spital erst behandelt werden könnte, wenn die Spitalskosten im Voraus bezahlt würden.
Bei den internationalen Ermittlungen wurde festgestellt, dass die Anrufe der Täter immer wellenförmig durchgeführt werden. Offensichtlich wird immer eine bestimmte Stadt, eine bestimmte Gegend abgegrast. Anzunehmen, dass die Logistik in dem Gebiet im Vorfeld aufgebaut werden muss.
Diese Art des Betruges ist, wie europaweite Ermittlungen ergeben haben, ein von der Organisierten Kriminalität, vorwiegend von Clans bzw. Großfamilien, durchgeführtes Delikt. Die Strukturen sind immer gleich. Die Täter arbeiten arbeitsteilig und in einer strikten Hierarchie. Der vorwiegend aus der Türkei agierende Boss betreibt ein Callcenter, das sich meist ebenfalls in der Türkei befindet. In den Callcentern arbeitet die mittlere Ebene. Die dort agierenden Personen waren meist längere Zeit in dem betroffenen Land und sprechen daher den lokalen Dialekt. Angerufen wird sowohl von Frauen als auch von Männern. Die Abholer, die als Einzige direkt Kontakt mit den Opfern haben, sind die letzte Stufe der Pyramide und kennen in der Regel weder die Anrufer noch die Hintermänner. Sie kommen aus allen Teilen Europas, vorwiegend aus Südosteuropa, weniger aus Polen und Rumänien.
In Zürich erfolgen viele Anrufe in Hochdeutsch oder mit bayerischem Dialekt, vermutlich weil es keine Täter gibt, die den örtlichen Dialekt beherrschen. In letzter Zeit häufen sich aber Anrufe, die nicht in deutscher Sprache erfolgen. Selbst wenn sich der Anrufer in englischer Sprache als „Federal Police Vienna“ meldet, wird der Aufforderung Geld oder Wertsachen zu übergeben, nachgekommen. Relativ neu ist, dass sich der Anrufer als Staatsanwalt ausgibt, eine auch in der Schweiz bekannte Vorgangsweise.
Der erbeutete Schmuck oder andere Wertsachen werden üblicherweise bei Hehlern im Land veräußert und das lukrierte Geld durch das sogenannte Hawala (eine Geldüberweisung ohne Einschaltung einer
Bank) in ein arabisches Land oder die Türkei überwiesen. Erbeutetes Bargeld wird einfach als Gepäck von Clanmitgliedern ins Ausland gebracht.
Eine Spielart des „falschen Polizisten“ ist, in Wohnungen zu kommen um das Bargeld zu überprüfen, das als falsch bezeichnet wird. Da wird von einem korrupten Bankbeamten gefaselt und um Abhebung einer größeren Geldsumme gebeten, damit man ihn überführen kann. Die eingeschüchterten Opfer händigen meist ihr Bargeld aus, das angeblich falsch sei – mit oder ohne Bestätigung.
Eine Zeit lang grassierte die Vorgangsweise, ausländische Touristen (meist aus Fernost) mit der Aufforderung anzusprechen das Bargeld auf Echtheit überprüfen zu lassen. Natürlich wurde es beschlagnahmt, weil angeblich Falschgeld.
Ein weiterer Trick ist, bei einem Anruf zu behaupten, das Bankkonto wäre wegen einer unrechtmäßigen Überweisung gesperrt worden. Die Polizei wolle über die IP-Adresse den Täter ausforschen. Zu diesem Zweck wäre es aber notwendig, Zugang zum Computer zu bekommen. Wer dies zulässt, dem wird auf sein Gerät eine Remote-Software installiert, was den Zugang zum Bankkonto des Opfers ermöglicht. Die Trickkiste ist groß.
Die Opfer sind meist nicht voll im Leben stehende Menschen, sondern in der Regel alte, leichtgläubige oder schon demente Menschen. Wenn man das Alter der Opfer, 72 bis 90 Jahre, berücksichtigt, versteht man es eher. Falsch liegt, wer glaubt, dass die Opfer nur aus einer bildungsfernen Bevölkerungsschicht kommen, die Opfer sind alte
Rentner und Akademiker, ja bis zu Angehörigen von Industriellenfamilien. Jedenfalls wird, wenn überhaupt, von den Opfern erst nach der Geldübergabe der Wahrheitsgehalt des Geschehens überprüft.
Es ist schwierig an die Köpfe der falschen
Falsche Polizisten als Diebe
Die Methoden, wie sich angebliche Polizisten Zugang zu Wohnungen verschaffen, sind unzählig und sollen hier auch gar nicht genannt werden. Tatsache ist aber, dass es eben bei leichtgläubigen Menschen
Falscher Polizist wollte Liebe
Ein Mann gibt sich gegenüber einer Prostituierten als Polizist aus und sagt ihr, dass er sie schon mehrmals polizeiliche kontrolliert hätte. Er würde sie auch weiter
Polizisten heranzukommen, denn die fungieren in der Regel von der Türkei aus und sind auch häufig türkische Staatsbürger. Erfahrungsgemäß wird ein Staatsbürger selten an ein anderes Land ausgeliefert, so auch in diesen Fällen.
offenbar genügt, sich als Polizist auszugeben. Meist wird nicht einmal ein Ausweis verlangt. Da die Täter in der Regel paarweise auftreten, übernimmt ein Täter die Ablenkung, während der andere gezielt und systematisch die Räume durchsucht.
„beschützen“, dafür müsse sie aber mit Sex bezahlen. Die Dame war clever genug, die richtigen Polizisten zu verständigen, die ihren falschen „Kollegen“ verhafteten und eine Polizeiinspektion von Innen zeigten.
• Die Polizei sichert keine Wertsachen. Wer das verlangt ist kein Polizist.
• Verlangen Sie eine Rückrufnummer.
• Verständigen Sie die örtliche Polizei über den Betrugsversuch.
• Sollte ein angeblicher Polizist Eintritt in Ihre Wohnung verlangen, so lassen Sie sich auf jeden Fall einen Ausweis zeigen.
Romantik, Komplimente, eine scheinbar hohe gesellschaftliche Stellung, das waren im 19. und 20. Jahrhundert die Ingredienzien um Herz und Vermögen einer Dame der Gesellschaft zu erobern. Heute genügen ein Laptop und vorfabrizierte Textbausteine, um das Gleiche zu erreichen.
Romantic Scamming, die moderne Art des Heiratsschwindels, grassiert und es ist ein Delikt, das vorwiegend Frauen (ca. 75 %,) als Opfer fordert. Auch das Alter ist vorprogrammiert, die Opfer sind meist mittleren
und höheren Alters, oft von 40-65 Jahren. Einsamkeit und die Hoffnung, doch noch den Traummann, die Traumfrau seines Lebens zu finden, treibt Menschen auf Datingplattformen. Damit wird das Tor für den
modernen Liebesbetrug geöffnet. Das Vorgaukeln von Liebe per Internet ist zu einem weitverbreiteten psychologischen Phänomen geworden. Bei einem Monitoring in der Schweiz wurde festgestellt, dass allein im Kanton Zürich im Jahr 2019 106 Fälle von Romance Scam angezeigt wurden. Immerhin belief sich die Schadenssumme auf 8 Millionen CHF. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein, denn den Opfern ist es meist unangenehm, ihren Opferstatus bekannt zu machen. Vonseiten der Ermittlungsbehörden wurde festgestellt, dass die Opfer oft selbst keine Anzeige erstatten wollen und erst durch Druck von informierten Freunden oder Verwandten zu einer Anzeige bereit sind. Einige Opfer glauben selbst nach Klarstellung der Fakten immer noch daran, dass an der Geschichte des Scammers etwas Wahres dran ist.
Stammen die Opfer von Scammern aus bildungsfernen Schichten und fallen sie deshalb auf die dreistesten Lügen herein? Nein, die Opfer von Scammern kommen aus allen Bildungsschichten. Alter, Bildungsstatus, berufliche Position und Wohlstand haben keinen Einfluss auf das Verhalten. Sehr wohl wurde aber festgestellt, dass die meisten Opfer in einer schwierigen Lebenssituation (Scheidung, Jobverlust etc.) waren. Die typischen menschlichen Verhaltensweisen wie Mitgefühl, Gutgläubigkeit, Harmoniebedürfnis, Bildungsbedürfnis und Hilfsbereitschaft werden ausgeblendet. Offensichtlich werden in gewissen Situationen normalerweise verfügbare Warnhinweise ignoriert.
Romantic Scamming ist eine Form des Internetbetruges. Systematisch werden die
sozialen Medien von den Tätern abgegrast, um passende Opfer zu finden. Führend ist dabei Facebook (28 %), gefolgt von Instagram und Tinder (je 11 %). Ist ein mutmaßliches Opfer gefunden, wird vom Täter eine Scheinidentität als möglicher zukünftiger Partner präsentiert. Natürlich muss diese im Ausland sein und eine höherwertige Berufslaufbahn haben. Beliebt sind Ingenieur auf einer Ölplattform, Arzt oder Entwicklungshelfer in Afrika oder Südamerika oder Offizier beim Militär und auf Friedenseinsatz irgendwo, wo es eine Krise gibt. Während männliche Täter eher gute Bildung und hohen sozialen Status vortäuschen, geben Frauen als Täterinnen meist einen sozialen Beruf vor und sind angeblich furchtbar romantisch. Die im Kontakt geäußerten Vorlieben des Opfers werden vom Täter sofort angenommen und gleiche Vorlieben vorgetäuscht. Der am Laptop sitzende Täter schlüpft in eine Identität und nimmt dann den ersten Kontakt auf. Ist das mögliche Opfer an der Angel, wird von einer öffentlichen Plattform meist auf WhatsApp oder E-Mail gewechselt. Selbstverständlich wird das zukünftige Opfer als die Traumfrau, der Traummann bezeichnet. Sehr schnell wird von Liebe und einer gemeinsamen Zukunft gesprochen. Falls Bilder verlangt werden, so zeigen diese immer attraktive Menschen und sie sind samt und sonders von Bildagenturen. Es entwickelt sich meist über Monate eine virtuelle Liebesbeziehung. Tagtägliche Liebesbezeugungen sind üblich. Der Scammer ist häufig der Erste am Tag, der mit dem Opfer Kontakt aufnimmt, und auch der Letzte, der sich am Abend verabschiedet. Langsam wird das Verhalten des Opfers gesteuert
und von der Wirklichkeit abgelenkt. Der Täter versucht, möglichst viele Details über sein Opfer zu erfahren, und erfahrungsgemäß liefert das Opfer auch gerne, selbst intime Details. Die Wunschvorstellungen des Opfers (z. B. nach persönlicher Nähe) werden gezielt angesprochen. In der Fachliteratur wird dieser Vorgang als „Social Engineering“ bezeichnet. Irgendwann kommt der „Point of no return“. Der Täter merkt, ab wann eine emotionale Abhängigkeit besteht, und richtet sein Verhalten danachdie Phase 2 kann gestartet werden. Jetzt drängt der Täter darauf, dass die virtuelle Beziehung in eine physische übergeht sollte. Gerne wäre er bereit, in das Land des Opfers zu fahren, doch da gäbe es immer irgendwelche Probleme und Notfälle. Als Ingenieur hat er einen Vertrag und er könne nur gegen Bezahlung eines Pönales aussteigen. Für den Entwicklungshelfer ist die Reise derart teuer, dass er sie nicht bezahlen kann, man verdient ja kaum etwas in der Stellung und ist mehr oder weniger ohne Bezahlung auf humanitärem Einsatz. Auch der vermeintliche Offizier kann sich nur gegen Geld aus seinem Vertrag loslösen. Weigert sich das Opfer Geld für die Lösung des Problems zu zahlen, oder wird von eigenen finanziellen Problemen berichtet, wird der Kontakt sofort abgebrochen. Ist das Opfer aber bereit einmal etwas zu zahlen, dann werden weitere Hürden aufgebaut, die man aber alle samt und sonders durch Bezahlung entfernen könnte. So wird just am Weg zum Flughafen der angebliche liebeshungrige Partner in einen Unfall verwickelt, und in dem fernen Land muss man Bargeld auf den Tisch legen, um ärztlich behandelt zu werden. Es könnte
aber auch ein naher Verwandter akut eine schwierige Operation haben, die unbedingt vor einer Abreise bezahlt werden muss. Die Ideen sind zahllos und sie können gar nicht so abstrus sein, um von einem emotionell aufgeladenen Opfer nicht als bare Münze angesehen zu werden.
So lange als möglich wird der Kontakt zwischen Täter – Opfer aufrechterhalten und immer neue Forderungen werden gestellt. Das Opfer schwankt zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Erst wenn es sich weigert, weiter Geld zu überweisen, verschwindet der Täter von der jeweiligen Plattform und ward nie mehr wiedergesehen.
Von Ausnahmen abgesehen, ist Romantic Scamming kein Delikt, das von Einzeltätern und einzelnen Opfern ausgeht, es ist eine der Einnahmequellen der Organisierten Kriminalität. Ganze Callcenter voll Telefonisten arbeiten daran. Das Verhalten, die Lebensweise, die Vorstellungen des Opfers werden in einer Art Akt gesammelt, sodass unterschiedliche Menschen die Rolle des angeblichen, virtuellen Liebhabers einnehmen können – und genau das geschieht. Laien und Opfer meinen häufig, dass eben ein Mensch einen Partner sucht und es aus den verschiedensten Gründen eben nicht zu einem persönlichen Kontakt kommt. So etwas passiert. Dieser Irrglaube wird häufig selbst beibehalten, wenn Opfer mit der Realität konfrontiert werden. Dass das Foto, das der Kontaktpartner an das Opfer geschickt hat, in Wirklichkeit von einer Bildagentur stammt, wird oft mit Irrtum abgetan. Logik – Vernunft: im Fall von Scamming eine Seltenheit, irrationales Verhalten ist
die Regel. Opfer berichten, dass sie nicht ohne Zweifel über die Echtheit der Gefühle
ihres vermeintlichen Partners waren, dass sie aber für alle Zweifel selbst eine Erklärung gebastelt haben, um zu rechtfertigen, was ihnen Zweifel machte. Das Verhalten
Ein Ermittlungsversuch
Katharina M., eine 46-jährige Burgenländerin, kam über die Datingplattform Tinder an einen vermeintlichen französischen Ingenieur, der angeblich in Nigeria arbeitete. Er bot ihr an, nach Österreich zu kommen, hätte aber derzeit keine Möglichkeit an sein Konto zu kommen. Es kam ihr eigenartig vor, dass ein Ölingenieur kein Geld hat, um nach Österreich zu kommen. Sie wendete sich daher an einen Kriminalbeamten. Im
der Opfer als naiv oder dumm abzuqualifizieren, greift nicht, es ist ein sozial-psychologisches Phänomen.
Wie auch immer, ob gezahlt wird oder nicht, zu einem Treffen kommt es mit Sicherheit nicht.
Beisein des Beamten nahm Frau M. neuerlich Kontakt auf. Im Vorfeld wurden bereits Fragen erstellt, um festzustellen, ob es sich bei dem Gegenüber um einen Scammer handelt. Einfache, belanglose Fragen wurden sofort beantwortet. Wurden jedoch Fragen gestellt, die offensichtlich nicht ins Schema passten, dauerte die Beantwortung fünf bis zehn Minuten. Beim Angebot, dass Frau M. nach Nigeria fahren würde, wurde der Kontakt sofort abgebrochen.
Betrüger sind innovativ und sie benützen häufig die neueste Technik, um ihren Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen. Am Telefon wird in letzter Zeit folgender Trick angewendet: Man missbraucht österreichische Telefonnummern, um Vertrauen zu erwecken.
Jeder von uns kennt es, denn jeder von uns besitzt ein Handy – um es richtig auszudrücken, ein Mobilfunkgerät. Es läutet, eine österreichische Telefonnummer scheint auf und es wird Verschiedenes angeboten. Da wäre einmal die Umfrage über die Vorlieben beim Weintrinken, da wird Hilfe bei Computerproblemen angeboten oder eine Meinungsumfrage sucht Teilnehmer. Nicht, dass es keine echten Angebote gäbe, die diversesten Firmen beauftragen Callcenter, um ihre Produkte an den Mann, die Frau zu
bringen. Ehrliche Angebote haben aber Seltenheitswert, in der Regel versucht man Ihnen etwas anzudrehen.
Beliebt sind „Weinumfragen“. Ein angebliches italienisches, renommiertes Weingut will nach Österreich expandieren und versucht die Trinkgewohnheiten der Alpenländer zu erkunden. Dass eine italienische Firma eine österreichische Mobilfunknummer hat, wäre der erste Hinweis, dass irgendetwas an dieser angeblichen Umfrage nicht stimmt. Ein paar Wörter und
Sätze in italienischer Sprache (sofern man etwas aus dem Urlaub behalten hat) führen meist dazu, dass der oder die Anruferin sofort unterbricht. Wer sich auf ein Gespräch einlässt und Wissenswertes aus seinem Privatleben weitergibt, dem wird eine Überraschung versprochen. Natürlich braucht man die Daten, damit die Überraschung geliefert werden kann. Wer da seine Anschrift und sein Geburtsdatum hinterlässt, kann ziemlich sicher sein, dass diese nicht zum Spaß ermittelt wurden, sondern um irgendeinen Betrug durchzuziehen. „Sie haben Probleme mit Ihrem Computer“, sagt die freundliche Stimme in ihr Telefon. Natürlich, wer hat die nicht? Sollte jemand nachfragen, woher der Anrufer dieses Wissen hat, folgt in der Regel die schwammige Antwort: „Von Ihrem Provider.“ Man sei beauftragt, Kunden die Probleme haben, zu beraten und ihre Computer wieder voll gangbar zu machen. Fragen Sie ruhig, wie Ihr Provider heißt, der Anrufer wird es nicht wissen und umgehend auflegen. Wenn Sie dem Anrufer Details Ihrer Internetverbindung, vielleicht sogar Ihr Passwort mitteilen, sind Sie schon auf der Verliererstraße. Einen Fernzugriff auf Ihr Gerät zu erlauben, ist wohl der worst case. Ähnliche Angebote kommen per Mobiltelefon auch von angeblichen Amazonoder Microsoftmitarbeitern, die überprüfen
sollen, ob die Verbindung klappt. Im besten Fall will man Ihnen etwas aufschwatzen, im schlimmsten Fall teilen Sie personenbezogene Daten mit, die natürlich zu Geld gemacht werden.
Was nicht selten als Mail kommt – Gewinnversprechen von irgendwelchen Lotterienwird auch per Telefon versucht. Man habe gewonnen, zum Beispiel bei Euromillionen. Um das Geld auszahlen zu können, braucht man aber die Kontodaten oder ganz dreist auch gleich den PIN-Code der Bankomatkarte.
Das der Anruf von einer österreichischen Telefonnummer kommt, sagt nichts aus. Es ist technisch leider möglich und nach der Telekomregulierung auch nicht strafbar, via Internet eine solche im Display des Angerufenen aufscheinen zu lassen, selbst wenn der Anruf aus dem Ausland kommt. „Call-ID-Spoofing“ heißt dieser Vorgang in der Fachsprache.
Betroffen und geschädigt von dem Fakeanruf ist nicht nur der Angerufene, sondern auch der Besitzer der tatsächlich existierenden Telefonnummer. Der Besitzer der Telefonnummer erhält in der Folge nicht wenige Anrufe von betrügerisch Geschädigten, die er angeblich angerufen hätte. Nicht einfach zu erklären, dass man selbst Opfer sei.
• Keine Firma verschenkt an unbekannte Menschen Gewinne oder Waren –also mehr als Vorsicht bei derartigen Gewinnversprechungen.
• Verlangen Sie eine Rückrufnummer.
• Geben Sie keinesfalls Kontodaten oder Ihre Adresse bekannt.
Das Internet macht es möglich, Betrug ist nicht mehr auf ein nahes Gebiet, auf direkten Kontakt mit dem Opfer beschränkt, sondern kann international begangen werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig, führend sind Angebote, das persönliche Konto für eine Transaktion zur Verfügung zu stellen.
Der Beginn einer Betrugsart per Internet ist immer ein Angebot, meist aus einem fernen Land, hier wieder führend Nigeria. Da diese Betrugsart in diesem afrikanischen Land ihren Anfang nahm, wird sie in der Fachwelt „Nigeria-Briefe“ genannt.
Wie läuft ein Betrugsdeal per Internet ab?
Meist schreiben ein angeblicher Rechtsanwalt oder Notar, dass er Vermögensverwalter eines großen Vermögens sei. Leider sei der Eigentümer des Reichtums ohne Erben verstorben und jetzt bestünde die Gefahr, wenn keine Erben gefunden würden, dass das Vermögen in die Hand des Staates fiele. Zufällig hätte der Verstorbene den gleichen Namen wie der Kontoinhaber. Der Rechtsanwalt bot an, als Erbe aufzutreten und das Vermögen auf das eigene Konto zu transferieren. Als Dankeschön könne der Kontoinhaber 30 % (wobei die Prozentangabe natürlich variiert) behalten. Bei Zustimmung werden weitere Daten verlangt. Kurz danach folgt ein weiterer Brief, dass die Sache im Laufen sei, aber einige Hundert Dollar für die Beglaubigung zu bezahlen seien. Den Millionengewinn vor Augen bezahlt das Opfer in der Regel. Tatsächlich folgen verschiedene „amtliche“ Papiere. Die Erbschaft sei erfolgreich anerkannt und werde in Kürze auf das Konto des Opfers transferiert werden. Es folgt eine
Zahlungsaufforderung über eine Depot-Gebühr und/oder Geld zur Bestechung eines Beamten, damit die Überweisung endlich über die Bühne gehen kann. Wer an das Gegenüber als Rechtsanwalt glaubt, wird enttäuscht werden, weder der Rechtsanwalt existiert noch das Vermögen. Der Erstkontakt erfolgt per Massenmail und selbst weitere Briefe oder Mails sind vorfabriziert. Immer neue Hürden werden aufgebaut und vorgetäuscht und wer zahlt, sieht weder sein Geld noch die Millionenerbschaft.
Auch eine weitere Masche des Betruges baut auf angeblichen Geldtransfer und auf die Zurverfügungstellung eines Kontos. Auch hier geht beim Empfänger kein individuelles Mail, sondern eine Nachricht eines Massenmails ein. Von unglaublichen Geldreserven, über die der Absender angeblich verfüge, wird da geschrieben, aber leider, leider könne der Besitzer diesen Betrag selbst nicht außer Landes bringen. Als Absender nennt sich wechselweise ein emigrierter, weil in Ungnade gefallener Minister eines afrikanischen Landes oder der Sohn eines verstorbenen Stammeshäuptlings. Bei Zustimmung wurde auch bei solchen Fällen verlangt, dass eine Summe Geldes überwiesen werden müsse – natürlich um festzustellen, ob die Bankverbindung auch
Eine völlig andere Art des unredlichen Gelderwerbs ist das Vortäuschen behördlicher Ermittlungen.
Wie läuft hier der Fall ab? Auf dem Bildschirm eines Users erscheint plötzlich eine Information der Polizei. Man werde beschuldigt, illegale Seiten besucht zu haben. Gerne wird kryptisch angedeutet, dass Kinderpornoseiten oder Ähnliches besucht wurden. Dummerweise ist auch der Computer blockiert. Von der „Polizei“ wird angeboten, dass das Gerät nach Bezahlung von 100,- Euro als Strafe wieder freigeschaltet wird. Nicht selten wird auch geschrieben, dass es nach Bezahlung der Strafe keine weiteren Ermittlungen und keine Anzeige bei Gericht geben würde. Zu bezahlen ist natürlich nicht auf ein normales Konto, sondern entweder mit Wertbons oder mit Kryptowährung. Dass auch nach Bezahlung der „Strafe“ der Bildschirm finster bleibt, versteht sich von selbst.
Natürlich handelte es sich bei der Zahlungsaufforderung um keine polizeiliche Maßnahme, sondern es wurde schlicht ein Trojaner auf dem Gerät installiert. Üblicherweise geschieht das mittels eines Anhanges eines Mails, das der User unvorsichtigerweise geöffnet hatte.
Das Gegenteil, keine Strafe, sondern ein Gewinn, scheint bei einer weiteren Betrugsmasche via Internet auf. Im Prinzip läuft der Vorgang ab wie bei einer Geldtransaktion. Bei einem Gewinnspiel hätte man einen größeren Geldbetrag gewonnen. Die Freude ist üblicherweise groß und lässt alle Warnsignale verblassen. Dass der
angebliche Gewinner an keinem Gewinnspiel teilgenommen hat, wird geflissentlich vergessen. Es folgt obligatorisch der Wunsch nach weiteren Daten, vor allem den Kontodaten. Natürlich fließt kein Geld, sondern die Aufforderung, Transaktionskosten, Überstellungskosten, Steuern etc. im Voraus zu bezahlen.
Die Erkenntnis, dass kein Unternehmen wahllos irgendwelchen Internetbenützern Gewinne auszahlt, kommt in der Regel zu spät. Natürlich gibt es noch zahllose Möglichkeiten des Betruges im Internet. Am bekanntesten sind jene mit Kryptowährungen. So hat die Internetplattform BitConnect ihren Kunden für den Handel mit Kryptowährung einen monatlichen Gewinn von 40 % versprochen. Die hauseigene Währung zählte 2018 tatsächlich zu den wertvollsten Kryptowährungen. Was die Kunden natürlich nicht wussten, ist, dass sich BitConnect mit einem Schneeballsystem finanzierte. Das Ergebnis: Als keine Gewinne mehr ausgezahlt werden konnten, fiel der Kurs um 92 %. Die Anleger verloren insgesamt 2,8 Milliarden Euro.
Als Treuhänder für Kryptowährungen und Anleger bot sich die Firma PlusToken an. Eingezahlte Summen sollten von PlusToken gewinnbringend angelegt werden, Renditen von 18 % wurden versprochen. Obwohl das System nicht lange am Markt war, kassierten die Hintermänner 2,7 Milliarden Euro ab, als sie verschwanden.
OneCoin sollte die Antwort auf Bitcoin sein, versprach die bulgarische Unternehmerin Ruja Ignatova ihren Anlegern. Die Investitionen lagen angeblich auf einer Blockchain, heute weiß man, dass diese nie existierte. Als 2017 der Verdacht von falschen Kursen funktioniere. Und außerdem müssten auch noch korrupte Zoll- oder Finanzbeamte ruhiggestellt werden.
von OneCoin auftauchte, verschwand Ignatova und mit ihr rund 3,6 Milliarden Euro. Nicht vergessen werden darf, dass im Netz, zum Beispiel mit falschen Webseiten, oft die Grundlagen und die Vorbereitungshandlungen für andere Betrugsarten gelegt werden.
Die wunderbare digitale Welt, die wir mithilfe von Computern betreten dürfen, wird Wohlstand und Erleichterung ins tägliche Leben bringen. So wurde uns versprochen. Das Versprechen wurde nur zum Teil erfüllt, dafür haben Betrug und Bedrohung ein neues Feld bekommen.
Cyberbetrug, also die Verwendung des Internets als Tatwaffe, hat Wachstumszahlen, die atemberaubend sind. Jedenfalls sind die Anzeigen 2022 im Bereich Cybercrime um 30 % auf ca. 60.000 gestiegen. Wie schon beim „normalen“ Betrug sind auch im Bereich des Internets die Möglichkeiten unzählbar.
Jene Zeitgenossen, die bereit sind, andere Menschen zu überreden, in dubiose Gesellschaften zu investieren, sind aber auch nicht davor gefeit, selbst abgezockt zu werden. Online-Plattformen suchen immer wieder Gutgläubige, die andere User zum Kauf von Kryptowährung überreden sollen. Die „Verkäufer“ werden aufgefordert, sich bei Handelsplattformen zu registrieren und selbst Kryptowährung zu kaufen.
Die Verkäufer täuschen den gutgläubigen Investoren in der Folge hohe Gewinne vor und überweisen sogar kleinere Beträge, um sie zu höheren Investitionen zu verleiten (Pig-Butchering wird dieser Vorgang in der Fachsprache bezeichnet). Sind Käufer und Verkäufer ausgelaugt werden sie gnadenlos fallen gelassen. Die Verkäufer sind in diesen Fällen Opfer und Täter zugleich. Eine völlig neue Masche des Betruges hat sich durch die zunehmende Verwendung von künstlicher Intelligenz (KI) ergeben. Mit sogenannten Deep fake-Clips können nicht nur Stimmen, sondern sogar Bilder kopiert werden. Auf das Gesicht einer Person wird das einer anderen Person montiert, die dann eine Falschinformation von sich gibt. So werden von Chefs Zahlungsanweisungen an Angestellte weitergegeben, die in der Regel dann auch befolgt werden. „Es hat sich ja der Chef persönlich per Video gemeldet und die Anweisung gegeben“ – so die häufigste Rechtfertigung. Aus dem Ausland sind Fälle bekannt, dass auf diese Weise Millionen Dollar oder Euro erbeutet wurden. Wie viele Fälle es in Österreich schon gegeben hat, ist nicht bekannt. Über die „traditionelle“ Betrugsart, bei der minderwertige oder gar nicht vorhandene Ware via Internet an den Mann, die Frau gebracht werden soll, lesen Sie im Kapitel „Warenbetrug“.
• Angebote Geldsummen über Ihr Konto laufen zu lassen, sind nie wahr, sondern Betrug.
• Keine staatliche Stelle verschickt via Internet Beschuldigungen eines Deliktes und auch keine Zahlungsaufforderungen.
• Wenn Ihnen Gewinn versprochen wurde, prüfen Sie, ob Sie tatsächlich an einem Gewinnspiel teilgenommen haben.
• Denken Sie an die Möglichkeit künstlicher Intelligenz. Achten Sie daher bei Sprachnachrichten auf den Sprachrhythmus und versuchen Sie Ihr Gegenüber zu Emotionen zu führen. Fragen Sie nach Interna, die nur Ihr wirklicher Anrufer wissen kann.
• Bei Videobotschaften achten sie auf unscharfe Stellen im Bild. Unterschiedliche Bildauflösungen sind ein wesentlicher Hinweis auf ein Fake-Video. Auch asymmetrische Brillen sind ein Hinweis, dass es sich um eine KI-Botschaft handelt.
• Verlangen Sie eine Rückrufmöglichkeit und kontaktieren Sie eine weitere Person (4-Augen-Prinzip).
50 für 100: Ist das nicht ein gutes Geschäft? Man zahlt 50 Euro und erhält dafür 100. Das Einzige, was zu tun ist, man muss Geldscheine reinigen. Was wie ein guter Nebenverdienst aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als einfacher Betrug.
Gerade der Wash-Wash-Trick zeigt, dass für Betrügereien nicht unbedingt große Vorbereitungen notwendig sind, häufig genügt es, überzeugend die unglaublichsten Geschichten zu erzählen, und ein
Im November 2017 lernten zwei Wiener in einem Lokal im 17. Bezirk zwei Männer kennen, die angeblich Diplomaten aus Gabun waren. Die Männer outeten unter Verschwiegenheit, dass sie nach Österreich mehrere Millionen Euro
Taschenspielertrick. Den Rest erledigt das gierige Opfer.
Unglaublich, dass man mit simpelsten Tricks Gewinne in sechsstelliger Höhe machen kann, wie ein Fall aus Wien zeigt:
eingeführt hätten. Der Haken dabei: Die Geldscheine seien, um den Zoll zu täuschen mit Farbe eingeschwärzt worden. Das Geld könnte aber mit Chemikalien leicht wieder entfärbt werden, es sei halt nur Arbeit. Wie leicht das möglich ist, wurde natürlich praktisch vorgeführt –
aus einem schwarzen Papierstreifen wurde ein Euroschein.
Gerne würde man die Arbeit den Österreichern übergeben, die bei mehreren Millionen Waschgeld doch einen Gewinn über mehrere Hunderttausend Euro hätten. Wieder ein kleiner Haken: Der Chemikalie zum Entfärben müssten Originalgeldscheine zugefügt werden, damit der Vorgang auch funktioniert.
Wieder einmal siegte die Gier der Opfer, man übergab den „Diplomaten“ in Hinblick auf zukünftigen Gewinn eine
Natürlich ist der Wash-Wash-Trick nicht auf Österreich beschränkt, sondern wird weltweit, meist von afrikanischen Tätern begangen. Ebenso natürlich gibt es verschiedene Variationen. So ist eine Masche, hochpreisige Gegenstände von Privaten zu kaufen. Bezahlt wird ein überhöhter Preis mit der Bedingung, dass man mit verfärbten Geldscheinen bezahlen darf. Gerne wird auch der Trick angewendet, dass zwischen jeden verfärbten Geldschein ein echter gelegt
sechsstellige Summe. Dafür erhielten sie, was nicht verwunderlich ist, schwarze Papierstreifen, die auch nach Behandlung Papierstreifen blieben.
Im September 2018 erstatteten die Geschädigten Anzeige. Nach langwierigen Ermittlungen durch das Landeskriminalamt Wien konnte als Hauptverdächtiger ein 40-jähriger Mann aus Kamerun identifiziert werden. Im November 2019 konnte der Täter am Flughafen Paris-Roissy gerade noch vor seiner Ausreise nach Kamerun festgenommen werden.
werden muss. Das Opfer wird unter Vorwänden weggelockt und der Täter nimmt die echten Geldscheine schnell wieder aus dem Mischpaket. Auch ein Wechsel zwischen dem Originalpaket und einem gleichartigen wird häufig angewendet. Dem Opfer wird vorgetäuscht, dass der Vorgang Stunden dauert und erst dann die Geldscheine entfärbt wären. Wenn das Paket geöffnet wird, ist der Täter schon längst über alle Berge.
„Spiel ist die größte Leidenschaft der menschlichen Seele“, meinte schon der griechische Philosoph Theophrastus. Spiel soll Spaß machen, unterhalten, dem Glück freien Lauf lassen. Leider haben schon vor Tausenden Jahren Betrüger bemerkt, dass man dem Glück nachhelfen kann.
Falschspiel wird im Bereich des Glücksspiels begangen, also bei einem Spiel, bei dem Gewinn oder Verlust vom Zufall abhängen. Wobei Falschspiel in der Definition die Beeinflussung eines Spieles mit unerlaubten Mitteln ist. Der Ausgang des Spieles
wird durch den Betrüger nach seinem Willen und seiner Manipulation bestimmt. Da dem Spielpartner diese Winkelzüge nicht bekannt sind und eben häufig um Geld gespielt wird, ist dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Der Falschspieler führt daher seinen
Betrug beim Spiel scheint schon in der Antike begangen worden zu sein. Der Sage nach soll im Heerlager vor Troja König Palamedes seinen Soldaten das Würfelspiel erlaubt haben, um sie von dummen Gedanken abzuhalten. Wer es glaubt, der wird auch das Würfelspiel zwischen dem ägyptischen Pharao Ramses III. und der Göttin Isis um einen goldenen Mantel als bare Münze nehmen. Auch die Germanen, so Tacitus, fassten das Würfelspiel als ernste Beschäftigung auf. Angeblich eine Erfindung Wotans, des segenspendenden Glücksgottes. Wobei bei den Germanen beim Spiel nicht selten Leben und Freiheit auf dem Spiel stand. Den Ausruf Cäsars „Alea Iacta est“ (Der Würfel ist gefallen) haben wir alle in der Schule gehört. Und wer hat nicht davon gehört, dass römische Legionäre unter dem gekreuzigten Christus um dessen Kleider würfelten.
Spielprobleme gab es im Altertum und auch im Mittelalter. Die große Zeit des Glückspiels (und vermutlich auch des Falschspiels) war wohl der Dreißigjährige Krieg. Die drei W (Wein, Weib, Würfeln) waren das angestrebte Ziel der meisten Landsknechte. In dieser Zeit wurden auch die ersten Regeln für Glücksspiele und die Behandlung von Spielschulden erlassen. Auch Falschspieler sind intelligent und spielen nicht bei jedem Spiel mit falschen Karten (wobei das Wort Karten natürlich auch auf Würfel oder ähnliche Spielutensilien erweiterbar ist). Häufig wird sogar dem
nachträglichen Opfer am Beginn ein Gewinn gelassen, um es in Sicherheit zu wiegen. Der Verlust des Falschspielers am Beginn des Spieles ist also eine Art Investition für den späteren Gewinn. Vor allem beim Hütchenspiel oder den Kartenspielen Stoß oder „Die Rote gewinnt“ ist dies üblich. Bemerkt muss aber werden, dass aufgrund der Digitalisierung im Unterhaltungsbereich das Kartenspiel wesentlich an Bedeutung verloren hat.
Grundsätzlich unterscheidet man drei Arten des Betruges im Spiel:
1. Beeinflussung durch eigene Geschicklichkeit
2. Unerlaubte Zusammenarbeit
mehrerer Spieler
3. Verwendung von präparierten
Spielgeräten.
Vor allem das Würfelspiel (Würfelpoker) findet sich in der dritten Kategorie. Es gibt tatsächlich Menschen, die eine derartige Geschicklichkeit haben, dass sie jede gewünschte Zahl werfen können. Sofern diese Art zu würfeln aber nicht gegen bestehende Spielregeln verstößt, ist dieser Vorgang als Geschicklichkeitsspiel zu werten und es ist damit kein Falschspiel und kein Betrug. Zum Betrug wird es erst, wenn die Würfel gezinkt, also verändert, sind. Wird ein Spiel durch Intelligenz, Erfahrung, Gedächtnis, Kombinationsgabe oder Übung positiv entschieden, ist ebenfalls kein Falschspiel gegeben. Wenn also zum Beispiel beim Kartenspiel ein Spieler die Karten nach seinem Willen mischt, so liegt kein Falschspiel und in der Folge kein Betrug vor. Anders ist die Lage bei Spielen, bei denen zwei oder mehrere Spieler entgegen den Regeln zusammenspielen. Eine Methode, Gewinn bewusst herbei. Alle Spiele im Laufe einer Serie, bei denen nicht betrogen wird, sind als einfache Glücksspiele zu werten, erst bei Manipulation wird es zu einem Falschspiel.
die in Unterweltlokalen, vor allem beim Stoßspiel, gerne angewendet wird.
Ohne Frage ist ein Falschspiel gegeben, wenn Spielutensilien wie Würfel oder Karten physisch manipuliert werden. Die Möglichkeiten hier sind vielfältig.
Das Falschspiel wurde jedenfalls in den letzten Jahren durch Manipulation von Spielautomaten abgelöst. Praktisch jeder
In periodischen Abständen tauchen in Geschäftsstraßen immer wieder Hütchenspieler auf. Dem Spielleiter (Banker) genügt meist ein leerer Karton als Spieltisch und schon geht es los. Drei Becher, wahlweise sogar halbe Nussschalen, und ein kleiner Gegenstand sind das Werkzeug. Der Wattebausch oder Ähnliches, wird unter einen Becher gegeben und danach die Becher hin und her verschoben bis man nicht mehr weiß, wo der Becher mit dem Gegenstand ist. Ein Einsatz, so um die 50 Euro, genügt und
Sonderfall Pyramidenspiel Kettenbrief- oder Pyramidenspiel hat der Gesetzgeber eindeutig in den Bereich des Betruges gesetzt und durch den § 168a StGB unter Strafe gestellt. Tatsächlich ist dieses System darauf aufgebaut, dass die Ersteinsteiger möglichst viel Gewinn auf Kosten der nachfolgenden Spieler erlangen. Die Chance für die letzten Teilnehmer
Spielautomat hat eine Spanne in der Gewinnauswerfung. Üblicherweise wird die Höhe der Gewinnauswerfung dem Aufsteller des Automaten überlassen. Selbst wenn der Aufsteller diesen auf die höchste Stufe stellt, so ist dies kein Betrug, sondern liegt in der gesetzlichen Toleranzgrenze. Erst wenn diese vom Hersteller vorgegebene Höhe verändert wird, könnte Betrug vorliegen.
wenn man richtig rät, so ist die gleiche Summe der Gewinn. Tatsächlich erleben die Zuschauer, dass immer wieder Leute gewinnen und sollen dadurch animiert werden, auch zu setzen. Was sie nicht wissen ist, dass der angebliche Gewinner (Köder) Teil des Betruges ist. Zeitweise wird dem neuen „Kunden“ sogar beim ersten Spiel ein Gewinn gegeben, als „ankobern“ wird das bezeichnet. Am Ende ist der unbedarfte Spieler um einige Hundert Euro leichter. Er versteht nicht, dass er durch die Fingerfertigkeit des Bankers getäuscht wurde.
der Pyramide, einen Gewinn lukrieren zu können, ist gleich null. Interessant, dass der Gesetzgeber für dieses Delikt keine Täuschungsabsicht verlangt, wohl wissend, dass das ganze System eine einzige Täuschung ist. Von den Betreibern werden üblicherweise die Gewinnchancen durch Täuschung übertrieben und die Chancen des Verlustes verschwiegen.