TypExperiment #7: FRGMNT

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#7 frgmnt

Ausgangspunkt

FRGMnT Viele Formen, Schwünge und Öffnungen von Buchstaben sind uns durch alltägliches Lesen bereits bekannt. Welche von ihnen können weggelassen oder lediglich angedeutet werden? Wieviel der Grundform eines Buchstaben muss assoziativ zur Erkennung des Gesamtzeichens anregen? Durch den Verzicht auf Vokale wird das Wort Fragmente textlich auf Frgmnt reduziert. Wie auch die Abkürzungen der Corporate A, E und S, ergeben sich die Spezifizierungen für den Basis-Schnitt Frgmnt b (einer Haarlinien-Arial), für den Schnitt der Recherche Frgmnt r und den angepassten stilistischen Schnitt Frgmnt s.

Einen ersten Ausgangspunkt liefert ein Artikel über die Merkmale für die Identifizierung von Groß- und Kleinbuchstaben der Universität Victoria und der Universität Montréal. Unter der Vorraussetzung, dass die Erkennbarkeit der einzelnen Buchstaben relevanter für die Lesbarkeit ist, als die Wahrnehmung von Silben und ganzen Wörtern, untersuchen die Wissenschaftler, welche Elemente jedes Buchstabens am wichtigsten für die Wiedererkennung ist. Basis ist die weit verbreitete Schriftart Arial. Aus dieser werden alle Groß- und Kleinbuchstaben (ausgenommen Umlaute und Ziffern) mit wechselnden Unschärfen und Kreispartikeln belegt. Diese variieren in Position, Menge und Größe. In der Auswertung der am eindeutigsten von den Probanden erkannten Zeichenfragmente ergibt sich das Resultat, dass sowohl die Darstellung der Strichenden, als auch die der Horizontalen von großer Bedeutung ist. Zudem wird das Ergebnis in einer Tabelle der optimalen Buchstabenfragmente zusammengefasst. Lassen sich diese Ergebnisse 1:1 auf eine setzbare Schrift übertragen? Kann Fließtext gelesen werden oder werden nur die einzelnen Buchstaben erkannt?


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»Features for Identification of Uppercase and Lowercase Letters« von Daniel Fiset, Caroline Blais, Catherine Éthier-Majcher, Martin Arguin, Daniel Bub und Frédéric Gosselin. Abteilung der Psychologie, Universität Victoria und Center der Neuropsychologie und Wahrnehmung, Universität Montréal.


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Glyphen-entwicklung

03 01 Frgmnt b: Die Konstruktion einer Arial UltraLight ist Grundlage für die Positionierung der Fragmente. 02 Teils zur Arial abweichende Formen behindern die 03 Darstellung der Fragmente nicht .

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04 Frgmnt r: Betonung der rechten oberen Bogenform.

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05 Frgmnt r: Kein visueller Zusammenhalt der Fragmente. Teilstücke können auch als Formen der vorhergehenden und folgenden Zeichen interpretiert werden.

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06 Frgmnt r: Lediglich das Fragment in der Unterlänge ist entscheidend für die Erkennung, dennoch entsteht ein extremer Weißraum in der rechten Hälfte des Buchstaben.

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07 Frgmnt r: Wissenschaftlich belegte, aber zu kleinteilige Elemente arbeiten gegen die Erkennbarkeit des Buchstaben im Wortverband. 08 Frgmnt s: Andeutung des Buchstaben durch einen maximalen Strichstärkenkontrast.

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09 Frgmnt s: Erste Variante zur Reduktion.

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10 10 Frgmnt s: Die Betonung des Zeichens durch eine Tropfenserife stellt ein neues formales Merkmal dar und funktioniert zudem besser in Verbindung mit 11 einem Bogenfragment. 12 Frgmnt s: Skizze zur Reduktion des Eszett. Dieser Umlaut u.a. ist nicht in der Recherche über die Merkmale für die Identifizierung von Buchstaben enthalten

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Glyphen-entwicklung

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13 Frgmnt r: Betonung des unteren Bogens und des Abstrichs. 14 Frgmnt r: Das Fragment der horizontalen Form und eine subtile Andeutung des oberen Bogens.

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15 Frgmnt r: Betonung des Schnittpunktes der beiden Bögen, sowie der unteren Ecke um B und 3 von einander zu differenzieren.

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16 Frgmnt r: der Grauwert ist teils zu dunkel, teils 17 zu hell, um ein homogenes Schriftbild zu gewähren.

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18 Frgmnt r: Lediglich der mittlere Schwung ist für die Lesbarkeit entscheidend. 18

19 Frgmnt s: Ungewöhnliche Andeutung der Doppelschleife. 20 Frgmnt s: Betonung der äußeren, unrelevanten Bögen.

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21 Frgmnt s: Durch spitze, ausgedünnte Strichenden wird der Effekt des Andeutens verstärkt und ein ließender Übergang in die Frgmnt b sichergestellt. 22 Dennoch ist die Reduktion der Form noch zu gering.

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23 Frgmnt s: Die Konstruktion kann noch reduziert werden. 24 Frgmnt s: Keine Homogenität zum verwandten n und m. 25 Frgmnt s: Zu starke Andeutung der Gesamtform.


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Auswertung

Eine Grundschrift Zeichen für Zeichen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auf die wesentlichen Elemente zu reduzieren, mag die Erkennbarkeit des einzelnen Buchstaben garantieren, fördert aber die Lesbarkeit von ganzen Wörtern und Texten keineswegs. Eine lesbare Schrift benötigt formal ähnliche Zeichen und einen ausgeglichenen Grauwert.

Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. Frgmnt S / 20 pt Antoine de Saint-Exupéry

Die zwei Schnitte Frgmnt b und Frgmnt s, sowie die nicht ausgearbeitete Frgmnt r können beliebig überlagert werden, da sie alle in ihrer Laufweite gleich sind. Einsetzen lässt sich die Frgmnt am Besten für kurze Überschriften oder die Gestaltung von Signets, in denen durch wenige Zeichen ihre formale Ästhetik in den Vordergrund tritt und ihre mangelnde Lesbarkeit weniger unter Beweis gestellt wird. Die fragmentierte Darstellung der Zeichen bringt unbeabsichtigt die Funktion einer Schablonenschrift mit sich. Analog zur Textrusion kann die Frgmnt in Materialien wie Holz, Metal oder Stein graviert, in Buch- oder Magazintitel gelasert und auf jegliche Untergründe gesprüht werden. In der Weiterentwicklung wäre eine negative Variante der Frgmnt s denkbar, die ausschließlich aus den unwichtigen Zeichenstücken besteht. Mit ihr ergäben sich weitere Überlagerungsmöglichkeiten. Zusätzlich könnte ein neuer Schriftentwurf aus ganzen Buchstaben, mit subtilen Betonungen an den für die Erkennbarkeit wichtigen Stellen, ein neues Experiment wagen.

bdpqnumcC xXyvVWwKk Um ein homogenes Schriftbild zu schaffen, bildet die Frgmnt s im Gegensatz zur Frgmnt r formal ähnliche Zeichen. Einige, wie x, X oder c, C sind nahezu identisch, andere wie n, m und u oder v und y nutzen eine gleichartige Konstruktion. Wieder andere wie b, d, p und q oder k und K formen sich aus ähnlichen Elementen.


Besonderheiten

#7 frgmnt

Arial Regular 93 pt

Frgmnt b (basic /basis) 93 pt

Frgmnt b (basic /basis) Frgmnt r (research / recherche) Frgmnt s (style / stil)

Frgmnt r (research / recherche) Frgmnt b (style / stil)

Frgmnt r (research / recherche)

Frgmnt s (style / stil)


FGMNT s

ABCDEFGHIJK LMNOPQRSTU VWXYZ abcdefghijklmn opqrstuvwxyz 0123456789 äÄöÖüÜß .,:;-– Schriftgestaltung am Rande, aber im Rahmen der Lesbarkeit Bachelorarbeit von Jakob Runge ( jakob@26plus-zeichen.de) 2010 Hochschule Würzburg-Schweinfurt


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