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Beiträge zur StadtENTWICKLUNG STADTFORSCHUNG
BASISROUTEN RADVERKEHR
Editorial
Ing. Thomas Berger
Status quo Radverkehr Wien
Erfreulicherweise hat der Radverkehr in
Die formulierten Zielsetzungen sind ein Auf-
Wien in den letzten Jahren deutlich zugenom-
trag, diese Anstrengungen in den nächsten
Liebe Leserin, lieber Leser,
men, wodurch ein nicht unwesentlicher Bei-
Jahren fortzusetzen. Dabei gilt es einerseits,
trag zur Erhaltung bzw. weiteren Steigerung
die bestehenden NutzerInnen in ihrem Ver-
Radfahren wird in Wien erfreulicherweise immer beliebter – und das nicht nur im Sommer und in der Freizeit, sondern zunehmend ganzjährig und auch im Berufs- und Einkaufsverkehr. Ziel unserer Verkehrsplanung ist es, diesen Trend nicht nur zu unterstützen, sondern durch ein attraktives Angebot für RadfahrerInnen auch aktiv zu forcieren und den Umstieg auf das umweltfreundliche und gesunde Verkehrsmittel Rad zu fördern. So wurde auch in der jüngst vom Gemeinderat beschlossenen Fortschreibung des Masterplans Verkehr 2003 das Ziel für den Radverkehr nachgeschärft, indem der angestrebte Radverkehrsanteil von 8% bereits 2015 erreicht werden soll. Somit sind knapp 50% der angestrebten Reduktion des MIV-Anteils (Ziel 25% 2020) durch den Radverkehr zu bewerkstelligen. Die Basisrouten, quasi die Highways des Radverkehrs in Wien, die wir in diesem Newsletter präsentieren, stellen dabei eine wesentliche Qualitätsverbesserung für die RadfahrerInnen dar.
der Lebensqualität in Wien erreicht werden
halten zu bestärken, darüber hinaus wird es
konnte. Im Jahr 2007 hat sich der Modal-Split-
aber auch notwendig sein, weitere Personen
Anteil am Gesamtverkehr auf ca. 5% erhöht.
von den Vorzügen des Fahrrades zu über-
Besonders hoch sind die Radfahrerzahlen in
zeugen. Besonderes Augenmerk ist dabei auf
der sogenannten „Radsaison“ (Anfang April
derzeit noch unterrepräsentierte Gruppen
bis Ende Oktober), aber auch in den Winter-
wie Schüler bzw. Senioren zu legen. Auch für
monaten setzen immer mehr WienerInnen
bestimmte Wegezwecke besteht noch viel
auf das „Verkehrsmittel Fahrrad“. Und die Er-
Entwicklungspotenzial (z. B. Einkaufen oder
gebnisse der Dauerzählstellen zeigen für das
Ausbildung).
Jahr 2008 eine Fortsetzung dieses positiven Trends. Im Zuge der Evaluierung und Fortschreibung des Masterplans Verkehr (MPV), welche am 19. Dezember 2008 vom Wiener Gemeinderat beschlossen wurde, wurde eine neue, noch ambitioniertere Zielsetzung für die Entwicklung des Modal-Split-Wertes festgelegt. Bis zum Jahr 2015 soll der Wiener Radverkehrs-
Daher sieht der MPV auch ein umfangreiches
anteil auf 8% steigen.
„Maßnahmenpaket Radverkehr“ vor: Infrastrukturausbau
9,0
• Weiterer Ausbau des Hauptradverkehrs-
8,0
Proze n t
7,0
6,0
• Verdichtung der flächigen Erschließung in
5,0 4,0
3,0
ganz Wien (Radfahren gegen die Einbahn)
• Deutliche Ausweitung der Radabstellanla-
2,0 1,0
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01
0,0 20
Ihr DI Thomas Madreiter Abteilungsleiter
netzes
gen auf öffentlichen und privaten Flächen
• Vergrößerung des Angebotes an City-Bike
Stationen
Die bisherigen Steigerungsraten sind jeden-
Marketing
falls eine klare Bestätigung für die in den letz-
• Intensivierung der laufenden Maßnahmen
ten Jahren erfolgte Erweiterung der Rad-In-
frastruktur sowie der Marketingmaßnahmen
• Bewusstseinsbildung
(z. B. kostenlose Radkarte Wien-Übersicht).
• Zielgruppenspezifische Maßnahmen
in Richtung „Rad-Kampagne“
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Basisrouten
Im Jahr 2008 wurde im Auftrag der Magist-
Die Gesamtlänge der insgesamt 27 Basisrou-
ratsabteilung 18 das Hauptradverkehrsnetz
ten beträgt ca. 300 km, über 90% der Stre-
Wien evaluiert und hinsichtlich der weiteren
cken sind bereits benutzbar.
Ausbauprioritäten neu bewertet. Dabei wurden als oberste Hierarchieebene die „Basisrou-
Die 2. Hierarchiestufe des Hauptradverkehrs-
ten“ festgelegt, welche zukünftig das Rück-
netzes Wien bildet das „Grundnetz“, das die
grat des Wiener Radverkehrsnetzes bilden.
einzelnen Basisrouten miteinander verknüpft und Bezirke bzw. Stadtteile miteinander ver-
Die Festlegung der einzelnen Routen erfolgte
bindet. Zur weiteren Verdichtung innerhalb
aufgrund folgender Parameter:
der Bezirke und zur Aufschließung wichtiger
• Wichtige radiale bzw. tangentiale Verbin-
Infrastruktureinheiten dient das „Erweiterte
Grundnetz“. Insgesamt ergibt sich ein Netz
dung durch die Stadt
• Hohes Radverkehrspotenzial
von über 1.000 km Streckenlänge, das bis zum
• Berücksichtigung bestehender, möglichst
Jahr 2020 über das zentrale Radwegebudget
realisiert werden soll.
durchgehender Radfahranlagen
Zeichenerklärung
Basisroute Bestand
Basisroute Planung
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Nutzungsqualität
Die Basisrouten sollen dem Nutzer in mög-
•
lichst hoher Qualität zur Verfügung stehen.
zungsplateau; Querungshilfen; Sichtbezie-
Dazu sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
hungen; Konfliktpunkte; Verkehrsstärken. •
Donaukanalradweg
Fahrbahnzustand/Verkehrszeichen/Bo-
• Netzausbau:
denmarkierung: Belagsqualität; Absenkungen;
Die Umsetzung noch offener Streckenab-
Lesbarkeit bzw. Erkennbarkeit der Boden-
schnitte hat hohe Priorität. Für einen Großteil
markierungen bzw. Verkehrszeichen; Orien-
der betroffenen Streckenabschnitte liegt be-
tierbarkeit.
reits ein Ausbaukonzept vor. Nach Durchfüh-
•
rung der erforderlichen (Detail-)Planungen
Radfahranlage im Zusammenhang mit den
kann daher eine sukzessive Realisierung er-
Nutzungsfrequenzen; örtliche Einengungen/
folgen. In einigen Fällen ist es aus wirtschaft-
Engstellen.
lichen Gründen jedoch zweckmäßig, die Um-
•
setzung der geplanten Radfahrmaßnahmen
anderen VerkehrsteilnehmerInnen; angren-
gemeinsam mit im Nahbereich vorgesehenen
zende Nutzungen, die die Benutzung der
größeren Bauvorhaben durchzuführen, um
Radverkehrsanlage beeinflussen.
einen verlorenen Aufwand zu vermeiden und
•
somit Kosten zu minimieren.
enge Kurvenradien. •
Radweg Ring-Rund
Kreuzungen: Verkehrssicherheit im Kreu-
Verkehrsraum: Ausreichende Breite der
Gefährdungsstellen: Konfliktsituationen mit
Trassierung:
Steigungen;
Verknüpfungen: Anbindung der angren-
Die neuen Radverkehrsanlagen werden nach
zenden Radfahranlagen; Verknüpfung mit
den Kriterien Leistungsfähigkeit, Sicherheit
angrenzenden Nutzungen (Abstellanlagen).
und Komfort ausgelegt, damit eine möglichst
•
hohe Alltagstauglichkeit gegeben ist.
route im verbauten Gebiet beleuchtet sein.
• Bestandsanierung:
Aufbauend auf den bei den Befahrungen ge-
Mitte der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts
wonnenen Erkenntnissen werden Verbes-
begann die Renaissance des Wiener Radwege-
serungsmaßnahmen entlang der einzelnen
baus. Einige bestehende Radfahranlagen sind
Routen umgesetzt.
Beleuchtung: Grundsätzlich soll eine Basis-
somit bereits über 20 Jahre in Betrieb. So wurde der Radweg Ring-Rund, der ebenfalls als
• Reinigung/Winterdienst:
Basisroute definiert wurde, im Jahr 1985 er-
Eine hohe Nutzungsqualität wird auch durch
öffnet. Zur Sicherstellung einer zeitgemäßen
eine laufende Betreuung der Radverkehrs-
Benutzungsqualität ist es daher erforderlich,
anlagen gewährleistet. Dazu gehört sowohl
die Basisrouten hinsichtlich ihres Ausbauzustandes, ihres Komforts und ihrer Verkehrssicherheit in einem möglichst einheitlichen, den aktuellen Anforderungen entsprechenden Qualitätsniveau anzubieten. Zur Ermittlung des aktuellen Ausbauzustandes ist für jede Basisroute eine Befahrung vorgesehen, bei der anhand eines Kriterienkatalogs Gürtelradweg
Verschwenke;
u. a. folgende Indikatoren beurteilt werden:
Citydurchfahrt
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die periodische Reinigung (Streusplitt, Verunreinigungen etc.) als auch, im Sinne der angestrebten ganzjährigen Verwendbarkeit, die winterliche Betreuung aller betroffenen Anlagen. • Wegweisung: Ein wesentliches Ziel des neuen Konzeptes ist eine klare Erkennbarkeit der übergeordneten Radrouten im Straßenraum. Dazu ist es vorgesehen, schrittweise alle Basisrouten mit Infobox:
einem einheitlichen Beschilderungssystem zu versehen.
Weitere Informationen zum Hauptradverkehrsnetz Wien bzw. zu anderen Planungen zum Radverkehr in Wien: www.stadtentwicklung.wien.at Allgemeine Informationen zum Wiener Radverkehr inklusive Bauprogramm etc.: www.wien.gv.at/verkehr/radfahren/index.htm
Wesentlich für den Wiedererkennungswert der einzelnen Route ist die Namensgebung, welche bekannte Straßen/Gewässer/StadtLiesingbachradweg
punkte berücksichtigt. Darüber hinaus wird auf dem Schild neben einem Nahziel auch ein Fernziel angegeben, um den übergeordneten
Informationen über die aktuelle Entwicklung des Wiener Radverkehrs: www.snizek.at/radverkehr/dauerzaehlung.htm Die aktuelle Radkarte fahr_rad_in_ Wien erhalten sie kostenlos - im Stadtinformationszentrum im Wiener Rathaus - in der Wiener Planungswerkstatt (1., Friedrich-Schmidt-Platz 9) - in den jeweiligen Bürgerdienst- Bezirksstellen - im Webshop der Stadtentwick- lung Wien (www.shop-stadt- entwicklung.wien.at)
räume bzw. über die Route erreichbare Ziel-
Charakter der Route zu betonen. Folgende Basisrouten wurden bereits mit diesem Beschilderungssystem ausgestattet: Wientalradweg
Radweg Ring-Rund Citydurchfahrt Euro Velo 6 (Donauradweg) Euro Velo 9 (Bernsteinradweg) Gürtelradweg (Abschnitt Westgürtel) Wientalradweg Donaukanalradweg
Donauradweg
Liesingbachradweg (Umsetzung 2009)
Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt Impressum Medieninhaber und Herausgeber: MA 18, Stadtentwicklung und Stadtplanung 1082, Rathausstraße 14–16 www.stadtentwicklung.wien.at Für den Inhalt verantwortlich: Ing. Thomas Berger MA 18, Stadtentwicklung und Stadtplanung Lektorat: Ernst Böck Fotos: © MA 18/Christanell © Büro nast consulting Grafik: KreativAgentur un!art www.unart.com Druck: MA 21A, Referat Reprografie © MA 18, Stadtentwicklung und Stadtplanung April 2009