Edelgard Scheepers
Anatomie, Physiologie und Pathologie Heilpraktiker-Skript zur Aus- und Weiterbildung und zur Pr端fungsvorbereitung
Das Blut
Das Blut
Das Skript zur Aus- und Weiterbildung f端r Heilpraktiker inklusive Pr端fungsfragen zu den Themen
PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Blut D a s Blu t I n h a lt sve r ze ich n is Aufgaben des Blut es .................................................................................. 2 Best andt eile des Blut es .............................................................................. 2 Die Blut zellen ........................................................................................ 3 Die Eryt hrozyt en .................................................................................... 3 Leukozyt en ........................................................................................... 4 Die Throm bozyt en .................................................................................. 8 Die Blut gruppen ..................................................................................... 9 Agglut inat ion ......................................................................................... 9 Der Rhesusfakt or ................................................................................. 10 Durchführen einer Blut senkung BSG/ BKS ................................................ 11 Die wicht igst en Blut wert e ...................................................................... 12 Pat hologie.............................................................................................. 13 Allergien ............................................................................................. 13 Der anaphylakt ische Schock .................................................................. 14 I m pfung ............................................................................................. 14 Akt ive I m m unisierung........................................................................... 15 Passive I m m unisierung ......................................................................... 15 Anäm ien ............................................................................................. 15 Verschiedene Ursachen für Anäm ien ....................................................... 15 Eint eilung der Anäm ien ......................................................................... 16 Polyglobuli .......................................................................................... 21 Polycyt häm ia rubra vera - Morbus Osler .................................................. 21 Eisenbindungskapazit ät ......................................................................... 21 Die Häm ophilie – Blut erkrankheit ........................................................... 21 Vit am in K–Mangel ................................................................................ 22 Veränderungen des weißen Blut bildes - Das Plasm ozyt om .......................... 22 Akut e Leukäm ien ................................................................................. 22 Chronische lym phat ische Leukäm ie = CLL ............................................... 23 Chronische m yeloische Leukäm ie = CML ................................................. 24 Maligne Lym phom e .............................................................................. 24 M. Hodgkin – Lym phogranulom at ose ...................................................... 24 Non - Hodgkin – Lym phom .................................................................... 25 Linksverschiebunq ................................................................................ 25 Ent zündliche Lym phknot enschwellung ..................................................... 25 Die Milz .............................................................................................. 25 Abbildungsverzeichnis ............................................................................. 27 Klausurfragen Häm at ologie ...................................................................... 28
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PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Blut
Au fga be n de s Blu t e s Die Lehre über das Blut und den blut bildenden Organen nennt m an Häm at ologie. Man kann das Blut auch als eine Art Gewebe verst ehen. Nur, dass die Gewebszellen, in diesem Fall die Blut zellen, in einer Flüssigkeit schwim m en. Das Blut hat m ehrere Aufgaben, z.B. die Transport funkt ion: Es t ransport iert Sauerst off und Nährst offe zu j eder einzelnen Zelle und führt St offwechselabfall von den Zellen ab, dam it diese über die Niere oder Lunge ausgeschieden werden können. Weit er ist das Blut an der Wärm eregulierung unseres Körpers bet eiligt . Eine andere wicht ige Funkt ion hat das Abwehrsyst em , welches seine Wirkung über das Blut ausübt . Die gesam t e Blut m enge bet rägt ca. 5- 6 I oder 8% unseres Körpergewicht s.
Abbildung 1: Funkt ionen des Blut es
Be st a n dt e ile de s Blu t e s Das Blut best eht aus Blut zellen, den Häm ocyt en und dem Blut plasm a, eine eiweißreiche Flüssigkeit . Den Ant eil der Blut zeilen an der gesam t en Blut m enge bezeichnet m an als Häm at okrit . Der Norm alwert liegt bei 0,45 Vol.% . Bei Frauen liegt er et was niedriger, bedingt durch Verlust e über die Regelblut ung. I m Blut plasm a befinden sich außer den Blut zellen noch andere wicht ige St offe für die Körperzellen: • • • • • • •
Eiweiße Fet t e Kohlehydrat e Vit am ine Mineralst offe Horm one Abfallst offe
und nat ürlich Wasser.
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PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Blut Die Blutzellen Zu den festen Bestandteilen des Blutes gehören
Die roten Blutkörperchen Die weißen Blutkörperchen Die Blutplättchen
= Erythrozyten = Leukozyten = Thrombozyten
Die Erythrozyten Rote Blutkörperchen haben die wichtige Aufgabe, Sauerstoff (02) zu den Zellen und Kohlendioxid (CO2) von den Zellen weg zu transportieren. Sie werden im roten Knochenmark gebildet. Beim Erwachsenen ist dies nur noch in den platten Knochen vorhanden. Hier differenzieren sie sich aus der pluripotenten Stammzelle zunächst in Vorstufen. Der letzte Vorläufer ist der Retikulozyt. Kurz bevor die Retikulozyten aus dem Knochenmark ins Blut übertreten, verlieren sie ihren Kern. Erythrozyten unterscheiden sich von anderen Zellen dadurch, dass sie kernlos sind. Deshalb ist auch im Blut keine Teilung mehr möglich. Daraus ergibt sich eine relativ kurze Lebensdauer der Erythrozyten. Nach ca. 120 Tagen sind sie überaltert und damit in ihrer Form verändert. Die Milz übernimmt die Aufgabe der Selektion, indem sie die Erythrozyten abbaut.
Abbildung 2 links: Erythrozyten Abbildung 3 rechts: Erythrozyten quer
Die Erythrozyten geben dem Blut die rote Farbe. Sie sind voll gepackt mit Hämoglobinmolekülen. Ein Hämoglobinmolekül besteht aus einem Globinanteil (Eiweiß) und vier Häm-Ärmchen, die jeweils ein Eisenmolekül besitzen. An dieses Eisen bindet sich der Sauerstoff, um von hier aus dann in die Zellen zu diffundieren. Hämoglobin wird mit Hb abgekürzt. Die roten Blutkörperchen haben die Form einer beidseitig eingedellten Scheibe Abbildung 4: Hämoglobin (bikonkave Form). Hierdurch wird der Gasaustausch erleichtert. Um in die kleinsten Kapillaren vorzudringen, sind die Erythrozyten besonders gut verformbar. Ihre normale Anzahl im Blut liegt bei ca. 5 Mio./ul. Der Normalwert des Hb beträgt 14 mg% bei Frauen und 15 mg% bei Männern. 3
PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Blut Le u k ozyt e n Der Begriff „ Leukozyt en“ ( weiße Blut körperchen) kom m t aus dem Griechischen und bedeut et soviel wie hell, glänzend. Sie übernehm en wicht ige Aufgaben des Abwehrsyst em s. I hr Bildungsort ist ebenfalls das rot e Knochenm ark, allerdings behalt en sie ihren Kern. Sie st ellen keine einheit liche Zellgruppe dar, sondern werden in Unt ergruppen einget eilt . I hre Zahl im Blut schwankt erheblich zwischen 4.000- 10.000/ m l Blut . Der Grund liegt darin, dass sie nicht unbedingt nur im Blut verweilen, sondern aus dem Blut ins Gewebe übert ret en können, um dort spezielle Funkt ionen zu übernehm en.
Abbildung 5: Leukozyt en
Wie Sie auf der Abbildung sehen können, werden die Leukozyt en in Unt ergruppen unt ert eilt . M onozyt e n Sie sind die größt en Blut zellen. I hr Bildungsort ist das Knochenm ark. Sie besit zen einen großen, nierenförm igen Kern. Die Monozyt en halt en sich nur kurzzeit ig im Blut auf. Durch ihre große Beweglichkeit können sie aus dem Blut ins Gewebe wandern. Dort reifen sie weit er zu Makrophagen heran. I hre Aufgabe ist die Phagozyt ose. Sie fressen größere Frem dkörper im Gewebe. Genauso verhalt en sie sich als Monozyt en im Blut . Dam it gehören Monozyt en und Makrophagen zur unspezifischen Abwehr. 4
PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Blut Gr a n u lozyt e n Sie haben ihren Nam en aufgrund der Granula ihres Zyt oplasm as. Auch sie werden im Knochenm ark gebildet . Der Zellkern der Granulozyt en kann ein unt erschiedliches Aussehen zeigen. Segm ent kernige Granulozyt en zeigen einen Kern, der aus m ehreren Kernt eilen best eht , die durch Fäden m it einander verbunden sind. Andere besit zen einen Kern m it einer leicht en Einschnürung. Sie werden „ St abkernige Granulozyt en“ genannt . I hr Aufent halt im Blut beschränkt sich auf wenige Tage. Danach wandern sie ins Gewebe aus, um dort ihre j eweilige Abwehrleist ung zu erbringen. Nach ihrer Funkt ion und Anfärbbarkeit werden sie in drei Gruppen unt ert eilt . D ie e osin oph ile n Gr a n u lozyt e n Sie lassen sich m it dem Farbst off Eosin rot färben. I hre Aufgabe best eht in der Phagozyt ose von frem dem Eiweiß. Aus diesem Grund sind sie bei allergischen Reakt ionen und bei Wurm befall erhöht . Eine besondere Aufgabe best eht in der Phagozyt ose nach einer schweren I nfekt ion d.h., sie räum en das „ Schlacht feld“ auf. Dam it sind die Eosinophilen auch in der Heilphase nach best im m t en I nfekt ionskrankheit en erhöht . Man spricht dann von der „ Morgenröt e der Heilung“ . Ba soph ile Gr a n u lozyt e n Basophile lassen sich dunkelblau färben. I hre Aufgabe ist den Eosinophilen ähnlich bei allergischen Reakt ionen. Sie bewirken eine allergische Sofort reakt ion und bekäm pfen auch Ent zündungsreakt ionen. Eine neuere Erkennt nis besagt , dass die Basophilen in der Lage sind, Blut fet t e zu phagozyt ieren um diese dann zu verdauen. Bei erhöht en Blut fet t en kom m t es dann zu einer gest eigert en Fet t aufnahm e, so dass die Basophilen plat zen und an der Gefäßwand liegen bleiben. Som it ist der erst e Schrit t zur Art eriosklerose vollzogen. N e u t r ophile Gr a n u loz yt e n Die Neut rophilen lassen sich nicht anfärben. I hre Aufgabe best eht in der Hem m ung des Bakt erienwachst um s. Sie sind sehr beweglich und dam it ebenfalls in der Lage, ins Gewebe auszuwandern und dort in großem Ausm aß zu phagozyt ieren. Dam it sind sie ebenfalls an der unspezifischen Abwehr bet eiligt . D ie Lym phozyt e n Es sind kernhalt ige Zellen, die im Knochenm ark und in lym phat ischen Organen wie Milz, Mandeln und vor allem Lym phknot en gebildet werden.
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PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Blut Beim Kind ist auch die Thym usdrüse, welche hint er dem Brust bein liegt , Bildungsort der Lym phozyt en. Sie spielen eine wicht ige Rolle bei der spezifischen Abwehr, sie können auch nicht phagozyt ieren. Sie werden als T- Lym phozyt en und B- Lym phozyt en unt erschieden. Die TLym phozyt en gehören zur zellverm it t elt en Abwehr d.h., sie bekäm pfen im m er nur eine Art von Bakt erien. Hierbei bilden sie dann Gedächt niszellen, die bei einer erneut en I nfekt ion m it dem gleichen Erreger sofort reagieren und dam it eine erneut e I nfekt ion verm eiden können. Man nennt dies I m m unit ät . T- Zellen, die andere Zellen vernicht en, nennt m an Killerzellen. Die B- Lym phozyt en produzieren Ant ikörper. Man bezeichnet dies als hum orale Abwehr. Beim Eindringen von Bakt erien klonen sich die Lym phozyt en zusam m en. Nun t ragen sie den Nam en Plasm azellen. Aus diesen Plasm azellen werden die Ant ikörper ausgeschüt t et . Sie sehen folgenderm aßen aus:
Abbildung 6: Ant ikörper I g
Eine andere Bezeichnung ist I m m unglobuline ( lg) . Es gibt unt erschiedliche Art en von I m m unglobulinen. • • • •
Ig Ig Ig Ig
A E M G
= = = =
Abwehrvorgänge auf der Schleim haut Reagiert bei Allergien und Wurm befall Größt es I g, t rit t im m er zuerst auf den Plan Häufigst er Ant ikörper, wird in hoher Konzent rat ion gebildet .
Nachdem die Ant ikörper die Bakt erien eingefangen haben, werden sie m it sam t dem Feind von Makrophagen gefressen. Diese frem den Subst anzen heißen Ant igene. Das können Bakt erien, Viren, Pilze oder große Prot eine sein. Den Kont akt des Ant ikörpers m it dem Ant igen nennt m an Ant igen- Ant ikörperreakt ion. Danach bildet sich ein Ant igenAnt ikörper- Kom plex, welcher vernicht et wird.
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Abbildung 7: Zelluläre I m m unit ät
Eine weit ere unspezifische Abwehrreakt ion liegt vor, wenn z.B. nach Eindringen von Bakt erien best im m t e St offe für ihre Bekäm pfung freigeset zt werden, wie z.B. • •
Pyrogene Kinine
•
I nt erferone =
= =
Erzeugen Fieber Erweit ern die Gefäßwände, dam it phagozyt ierende Zellen aust ret en können Werden bei Virusbefall freigeset zt und zerst ören diesen
Be ispie l fü r e in e spe zifisch e Abw e h r r e a k t ion Wird ein Organ in einen anderen Körper verpflanzt , so werden die TLym phozyt en akt iviert . Die wicht igst en sind die T- Killerzellen. Sie haben an ihrer Oberfläche so genannt e Ant igenrezept oren und können sich an die frem den Zellen binden. Danach geben sie aus ihrem Zellinneren lysosom ale Enzym e in die frem de Zelle ab, diese löst sich auf oder st irbt . Das frem de Organ wird abgest oßen. Um dies zu verhindern, werden hohe Dosen Cort ison verabreicht , weil Cort ison das Abwehrsyst em völlig unt erdrückt . Be ispie l fü r e in e u n spe zifisch e Abw e h r r e a k t ion I n eine Wunde dringen Bakt erien ein. Dies führt erst m al zu einer Reakt ion best im m t er Gewebszellen, Mast zellen, in Form einer Hist am inausschüt t ung. Hist am in ist ein Gewebshorm on, welches die Durchlässigkeit der kleinen Kapillare erhöht . Som it können unspezifische Abwehrzellen wie Makrophagen und Granulozyt engruppen an den Ort des Geschehens und m it ihrer Phagozyt oset ät igkeit beginnen. Die vollgefressenen Fresszellen st erben ab, und es ent st eht Eit er, der nun abfließen kann. Reichen diese Abwehrm aßnahm en nicht aus und es kom m t zum Übert rit t ins Blut , so werden weit ere Maßnahm en zur Abwehr akt iviert . 7