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EDITORIAL

Editorial. Wir sind UNESCO City of Design. Wahnsinn, gigantisch, phäno­ menal. Aber was heißt es eigentlich City of Design zu sein? In der Sommerausgabe von joe haben wir uns erst euphorisch, dann skeptisch und schließlich kritisch mit dieser Frage beschäftigt. Wer oder was ist Graz jetzt eigentlich? Hat dieser neue Titel schon spür­ bare Auswirkungen oder wird es die vielleicht nie geben und wie sieht es in den anderen Cities of Design aus? Diesen und anderen Fragestel­ lungen rund um das Thema Design haben sich die Autoren von joe gewidmet.Unser Anliegen war es sowohl einen Zugang zu finden der etwas abseits der schon ausgetretenen Diskussionspfade liegt, die mittler­weile jedes Medium in und um Graz aufgenommen hat, als auch einen Überblick zu bieten, der das Verständnis für die Prozesse hinter den Kulissen erweitert. Diese Überlegungen haben schließlich auch zu einer neuen Rubrik geführt: GRENZGÄNGER. Wir werden euch ab jetzt in jeder Aus­ gabe einen Menschen vorstellen, der Besonderes leistet oder eine ganz eigene, interessante Art hat sein Leben zu leben. Den Auftakt macht, passend zum Beginn der Styriarte, Philipp Harnoncourt. Werkbericht Die Sommerausgabe eines Studentenmagazins ist naturgegeben im­ mer mit einer beeindruckenden Portion Stress und Torschlusspanik ver­bunden. Das liegt an den Prüfungen und an dem Umstand, das die Sommerferien nicht unbedingt einen Höhepunkt studentischer Aktivitäten markieren. Zumindest im Bezug auf Arbeit. So war es dieses Mal absolute Priorität, das Niveau der letzten Ausgabe zu steigern und dies in der Hälfte der Zeit zu schaffen, die noch für die Frühlings­ausgabe zur Verfügung stand. Einladung zum Mitmachen joe lebt von Menschen, die dieses Magazin tragen. Menschen, die sich für das Magazin engagieren, die sich damit auseinandersetzen. Das kann auf ganz verschiedenen Wegen stattfinden. Ob du gerne schreibst, fotografierst, Reportagen und Beiträge gestaltest oder auch einfach deine Ideen einbringen möchtest. Wie auch immer deine Interessen aussehen: MACH MIT! Schick uns deinen Text, ruf an, schreib ‘ne Mail oder google uns im Internet. Neue Autoren und Redakteure sind immer willkommen. Kontakt: joe@fh-joanneum.at

Liebe Leserin, lieber Leser! Im Zuge dieser Ausgabe möchten wir den Begriff Design in seiner Gesamtheit betrachten. Nach der Definition des Wörterbuchs ist Design ein gestalterischer und künstlerischer Prozess. Holt man jedoch etwas weiter aus, so sind auch der Designer bzw. die Designerin, dessen bzw. deren ursprüngliche Vision und Motiva­ tion ein wichtiger Bestandteil des Werkes. Der Mensch definiert kontinu­ierlich das zeitgemäße Aus­ sehen von Objekten und Produkten unter Berücksichtigung der ge­ wünsch­ten oder geforderten Funk­ tion und setzt dieses in einem gestalterischen und künstlerischen Prozess um. Auch als Studierende haben wir viele Visionen und die entsprech­ ende Motivation diese auch um­ zusetzen. Wie bei einem Designer muss kontinuierlich vorab ein visuelles Bild vom entsprechenden Werk entstehen, welches an­ schließend in einem gestalterischen und kreativen Prozess umgesetzt wird. Graz ist City of Design und die gesamte FH JOANNEUM soll dies unterstützen. Deshalb werdet auch ihr Designer bzw. Designerinnen und verwirklicht eure Visionen! Dein JOIN/ÖH-Vorsitzteam

Eure joe Redaktion MO 8-12 Uhr | MI 10-14 Uhr | FR 12-17 Uhr Urban Box, 8020 Graz mail: join@fh-joanneum.at web: www.fh-joanneum.at/join skype: join-oeh www.facebook.com/join.oeh

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INHALT

03 Editorial

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Was ihr denkt

Eure Meinung über Graz als Designhauptstadt

Der etwas andere Blick auf die Designhauptstadt Graz

23 Kultwert: Welche Events warten im Sommer?

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Die Zukunft der Bildung

08

So sind wir:

Was ist eigentlich ASE

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Prozesse Statt Beratung:

Günter Riegler, der neue Geschäftsführer der FH JOANNEUM im Gespräch

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European Congress of Radiology 2011

Radiologie Studenten auf der Pirsch

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Healthy Helpers

Das gesunde Vernetzungstreffen

Bildungsinitiative an der FH JOANNEUM

24 Styriarte: Im Gespräch mit Philipp Harnoncourt

14 Techsprech: You’ve got Mail 15

TITEL: City of what?

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Campus Mythen:

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Ich lebe Hip Hop

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Zwischen Lehrbüchern und Torpfosten

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Study Abroad

Fabriknostalgie

Reportage über eine Lebenseinstellung

Hobby, Beruf und Studium?

10 Monate zwischen Eiffelturm und Triumpfbogen

34 Standortkolumnen aus Bad Gleichenberg und Kapfenberg

Es grünt wieder Greenbox die III. entsteht in Graz

Impressum:

joe Nr. 3

Medieninhaber: Österreichische HochschülerInnenschaft, Taubstummengasse 7-9, 1040 Wien Chefredakteur: Hubertus J. Schwarz Art Director: Christopher Eder

Autorinnen und Autoren: Matthias Alber, Stefan Krausler, Cedric Vogel, Laura Wirth, Angelika Wienerroither, Marlies Eichelberger, Natanja C. Reitner, Viktoria Böhm, Simone Steurer, Sophie-Kristin Hausberger, Katja Winkler, Hubertus J. Schwarz, Helena Zottmann,

JOIN - deine ÖH an der FH JOANNEUM Eggenberger Allee 11, 8020 Graz join@fh-joanneum.at 4 tel:+43 (0) 316/5453 8503

Eva Maria Leitinger, Brian Marc Korittnig, Christoph Sammer, Laura Wirth, Andreas Lehner Fotografen und Illustratoren: Wolfgang Schnuderl, Lukas Nöckler, Stefan Blumauer, Michael Schitnig

Druck: Medienfabrik Graz GmbH www.mfg.at Herausgeber / V.i.S.d.P: Hubertus J. Schwarz Anzeigen und Backoffice: Karina Theiss

Hinweis: Sämtliche personenbezogene Beschreibungen gelten sinngemäß für beiderlei Geschlecht. Amtlich gegengezeichnete Beiträge müssen inhaltlich nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.


WAS IHR DENKT

Was ihr denkt City of what? joe fragt nach. Wie sehen die Studierenden den jüngsten Titel der Stadt Graz und die damit verbundenen Möglichkeiten und Verpflichtungen. Gibt es überhaupt mehrere Meinungen zu diesem Thema oder sind wir uns darin alle so gut wie einig? Interviews: Karina Theiss Photos: Wolfgang Schnuderl

„In Relation sogar etwas verwegen“ Vor allem im Zuge des Kulturhauptstadt 2003-Titels hat sich in Graz zweifels­ ohne viel getan; einige Design- bzw. Architektur-Initiativen waren zwar etwas erfolgreicher als andere, aber die Bemühungen waren definitiv vorhanden. Ob Graz tatsächlich den Titel einer ‚City of Design’ verdient finde ich kritisch. Es dabei mit anderen UNESCO ‚Cities of Design’ wie Berlin, Montréal, Kobe und Shanghai gleichzusetzen empfinde ich in der Relation sogar als etwas verwegen. Das soll nicht heißen, dass ich diese Auszeichnung nicht gutheiße – ich denke nur, dass die Qualitäten von Graz nicht in erster Linie im Design-Bereich liegen. Hannah Mayer studiert MIG in Graz

„Morgens Design, abends Altlast“ Gerade ist Graz UNSECO City of Design aber was am Morgen noch Design war, kann am Abend schon Altlast sein. Für diesen Titel muss man jeden Tag mit of­ fenen Augen durch die Stadt gehen. Jeder von uns muss Tag für Tag Kreativität leben um damit Graz immer wieder zur City of Design machen. Was jetzt Graz zur UNESCO City of Design macht sind die Leute, die hier leben. Graz kann diesen Titel nur erhalten, wenn seine Einwohner sich für den Titel einsetzen. Das steht zurzeit leider auf der Kippe, weil Graz zu viele Titel hat und Förderungen überall eingestellt werden aber ein großes Designfest veranstaltet wird. Nils Nienstedt studiert IND in Graz

„Kein Bruttokulturprodukt“ Für die Verleihung spricht hervorstechend die Architektur. Aber auch Mode, Kunst und Innovationen sind in Graz zu Hause. Jedoch schreibt die Stadt auf der Homepage zur City of Design, dass der UNESCO-Titel keine Auszeich­ nung für Geleistetes, sondern ein Auftrag an die Zukunft sei. So bin ich für eine Aberkennung, denn wenn der Trend mit unserer Kultur- und Bildungspolitik so weitergeht, dann werden unsere etablierten Kreativen hier kein Betätigungsfeld haben und unsere Kreativen in spe keine Ausbildung. Bedauerlicherweise gibt es kein Bruttokulturprodukt, das große und stetige Investitionen rechtfertigt. Philipp Waltl studiert EHT in Graz

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AKTUELLES

Die Zukunft der

Bildung

„Bildung bestimmt die Zukunft der Gesellschaft und ihres wirtschaftlichen und sozialen Wohlstandes“. Text: Stefan Krausler

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ir leben leider in einem Land ohne Rohstoffe. Gerade das macht unsere Fähigkeiten zu einer der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft. Zu meinem Bedauern werden speziell in den letzten Jahren mehr und mehr Stimmen bekannter Vertreter der Bildung und Wirtschaft lauter, die sich über das abnehmende Bildungsniveau sehr be­sorgt zeigen, da sie es direkt zu spüren bekommen. Viele haben das Bildunsproblem bereits erkannt und es wurde sogar schon das Volksbegehren Bildungsinitiative gestartet. Leider scheint es so, als wäre die Politik immer noch nicht im Stande die Probleme rasch auf­zugreifen und etwas dagegen zu unternehmen. Stattdessen wird lieber noch ein wenig im Bildungssektor gespart... Natürlich bekommt auch unsere FH die Auswirkungen des sinkenden Bildungsniveaus, über die neuen Studien­ anfängerinnen und Studienanfänger, wie alle anderen Hochschulen und Universitäten zu spüren. Nichts­ destotrotz ist das Commitment zur Erhaltung der hohen Qualität in der Ausbildung von der Führung bis zu den Lehrenden ungebrochen. Leider wirft diese Situation bei einer Reduktion der für die FH JOANNEUM zur Verfügung stehenden Mittel vom Land Steiermark um 15% und keine Wertanpassung der Bundesmittel einige Probleme auf.

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Viele erfahrene Lehrende die bereits bei maximal möglicher Effizienz arbeiten werden dadurch vor eine ganz neue Herausforderung gestellt, weil sie uns Stud­ ierenden eine ihren Anforderungen gerechte qualitativ hochwertige Ausbildung ermöglichen wollen. Sie müs­ sen mehr Lehrveranstaltungen halten, in weiterer Folge mehr Studierende noch intensiver als bisher betreuen und sich zusätzlich um viel mehr Bachelor- und Diplom­ arbeiten kümmern. Viele investieren schon jetzt ihre Freizeit um dies leisten zu können und die Situation spitzt sich weiter zu. Auch wenn das vielleicht kurz­ fristig gut geht, so sind auf lange Zeit gesundheitliche Folgen absehbar und auch eine entsprechende Nach­ besetzung ist aus fachlichen und finanziellen Gründen nicht immer leicht möglich. Aber auch für uns Studierende ist die Situation sehr kri­ tisch. Einigen von uns fehlen beim Einstieg in den FHAlltag die entsprechenden Qualifikationen. Diese müs­ sen allerdings von Seiten der FH vorausgesetzt werden, um die von den zukünftigen Arbeitgebern geforderten Fachkompetenzen in der vorgegebenen Ausbildungs­ zeit vermitteln zu können. Einige Studierende machen sich dann oft Vorwürfe über ihr „Versagen“ und brauchen teilweise sogar professionelle Betreuung, ob­ wohl das Problem eigentlich nicht bei ihnen, sondern in der entsprechenden Vorbildung liegt.


AKTUELLES

Wenn ihr auch denkt, dass es im Bildungsbereich Probleme gibt und das etwas getan werden muss, dann lautet mein Appell an euch: Redet und diskutiert mit euren Freunden, Eltern und Bekannten darüber.

Informiert euch über das Volksbegehren Bildungs­ initiative unter www.nichtsitzenbleiben.at, das auch die FH JOANNEUM unterstützt. Postet eure Meinungen dazu auf Facebook oder Twitter.

www.nichtsitzenbleiben.at

Liebe Studentin, lieber Student! Es war für mich ein schönes aber auch stressreiches Studienjahr in dem ich euch als Vorsitzender von JOIN vertreten durfte. Während meiner Amtszeit konnte das heterogene JOIN-Team aus meiner Sicht viel sinnvolles bewirken:

Stefan Krausler, BSc JOIN-ÖH ehem. Vorsitzender

Unter anderem wurde ein Konzept für gratis Motivations-, Tutoriums- und Weiterbildungskurse von Studierenden für Studierende der FH JOANNEUM beschlossen. Weiters gab es einige Initiativen, die durch Kommunikation mit Studierenden, Lehrenden und Studien­ gangsleiterinnen und -leitern zur Ver­ besserung des Studienalltags beitrugen. Außerdem freut es mich, dass auch der er­ folgreiche Start des Studierendenmagazin joe in diesem Studienjahr erfolgt ist. Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass in diesem Jahr auch die JOIN-Homepage

(join.fh-joanneum.at) mit der Möglich­ keit, gesicherte Foren für Studiengänge zu erstellen, in Betrieb genommen werden konnte. Wenn auch du deine Ideen verwirklichen und einiges dazulernen willst, dann melde dich unverbindlich bei JOIN. Eines ist sicher: auch das zukünftige Team wird dich rasch und kompetent in all deinen Anliegen beraten, egal ob du einfache Fragen zum Studienalltag oder eine neue innovative Idee hast, die die FH JOANNEUM braucht! Das Ziel von JOIN ist ganz klar: Wir wollen gemeinsam alles tun, um die Studien­qualität für alle Studierenden der FH JOANNEUM zu verbessern. Viel Erfolg in deinem Studium! Liebe Grüße Stefan

LASSEN SIE SICH NICHT ZUR SCHNECKE MACHEN.

GERECHTIGKEIT MUSS SEIN.

Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz passieren jeden Tag. Wir helfen Ihnen.

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SO SIND WIR

Was ist eigentlich ASE? Mit der Serie „So sind wir“ stellt euch joe in jeder Ausgabe einen der Studien­gänge der FH JOANNEUM vor. Dieses Mal geht es um „Advanced Security Engineering“. Text: Brian Marc Korittnig Illustration: Stefan Blumauer

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ar das gestern vielleicht eine Nacht! Endlich wieder mal so richtig mit meinen Leuten gefeiert und sich wieder mal die Birne weggesprengt. Naja, nach dem anstrengenden Semester hat man es sich ja schließlich ver­ dient! Und jetzt noch schnell die Fotos von gestern ins Internet laden und dann auf ein paar lustige Kommentare von meinen Freunden warten… Sicherheit? Ach bitte, Facebook hat doch PrivatsphäreEin­ stellungen, und wenn ich später mal arbeiten gehe und mir ein paar Fotos zu peinlich sind, dann lösch ich Sie eben wieder aus dem Internet raus. Blöd nur, dass man im Internet nicht mit Tinte schreibt. Facebook, Twitter und Co. haben vor allem eines gemeinsam: Sie enthalten mitunter sensible Daten, die nicht für alle bestimmt sind. Und was viele dabei ver­ gessen: Daten, die einmal im Internet sind, lassen sich nicht einfach wieder auf Knopfdruck löschen. Sicherheits­ einstellungen gibt es zwar, jedoch gab es diese an­geblich auch bei SONY und trotzdem wurden unlängst die Daten von Mitgliedern des PlayStation® Network von bösen Megaschurken, so genannten Crackern, geklaut. Spätestens seit Stirb langsam 4.0

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wissen wir ja alle, dass ein paar Computerkenntnisse doch ausreichen, um die ganze Welt (zumindest die USA und sonst gibt es ja laut denen nichts mehr oder?) in ein absolutes Chaos zu verwandeln. Warum sollte es also nicht möglich sein, Facebook zu hacken? Die digitalen Kreuzritter Damit den fiesen Cyberräubern eine Attacke auf Facebook oder das Play­ Station® Network nicht gelingt, gibt es digitale Schurkenjäger. Diesmal werden diese jedoch nicht von Ö3 auf die Straße geschickt, sondern von der FH JOANNEUM in Kapfenberg. Und nein, dabei handelt es sich nicht um lichtscheue Vampire, die die ganze Nacht im Keller vor dem Rechner sitzen, sich nur via Skype mit ihren Sitznachbarn unterhalten und ihre Bräune üblicherweise vom Bildschirm beziehen – zumindest nicht zwangs­ läufig. Die Studenten von Advanced Security Engineering (ASE) studieren üblicherweise tagsüber. Vom Padawan zum Jedi Und was lernt man da so als ASE’ler bzw. ASE’lerin? Da das spätere Berufs­ bild sehr breit gestaffelt ist und Sicher­ heit nicht bloß durch eine Firewall und einen Antivirus gegeben ist (auch wenn das viele zu wissen glauben), beinhaltet

das praxisnahe Ausbildungskonzept von ASE eine holistische Betrachtung der IT-Sicherheit. So werden Risiko­ management und Compliance genauso unterrichtet wie die Hintergründe der RFID-Technologie oder biometrische Authentifizierungsmöglichkeiten. Habt Ihr euch schon mal gefragt, wie die Spezialisten aus CSI-Miami und CSINew York die Computerhandlungen von den Verdächtigen nachverfolgen können? Die Antwort darauf wird

Ein vergleichbares Studium im ITSicherheitsbereich gibt es nicht. Es ist definitiv ein Sprungbrett für die Karriere zum CSO!


SO SIND WIR

Bei ASE lernt man auf jeden Fall fürs Leben. Das Wissen kann auch zum Schutz der eigenen Privatsphäre angewandt werden. im Kurs Computerforensik gegeben. Durch die gelungene Kombination aus Arbeit und dem Wochenendexkurs in die Hörsäle und Labore kann aktuell Gelerntes sofort im Unternehmen an­ gewandt und umgesetzt werden. So kommt es nicht selten vor, dass ein im Unternehmen angedachtes Zukunfts­ projekt bereits Bestandteil eines Kurses während des Studiums war. Ein weiterer Vorteil des berufser­ möglichenden Studiums ist sicherlich die Wahl der englischen Unterrichts­ sprache. So kann das eigene Englisch deutlich verbessert und gleichzeitig eine Vorbereitung auf die Heraus­ forderungen der Globalisierung erzielt werden. Yippie ya yay … Die IT-Schurkenjäger von Morgen müssen den zukünftigen Heraus­­forder­ ungen der Neuen Medien gewachsen sein. Unternehmen werden zunehmend vom Gesetzesgeber dazu aufgefordert, nachweisliche Sicherheit zu im­ ple­ mentieren. Die weltweite Vernetzung von Daten und die rasante Verbreitung und Weiterentwicklung des Internets bringen große Herausforderungen mit sich. Die Cyberkriminalität hatte in den letzten Jahren einen noch nie da gewesenen Boom erlebt. Die fiesen Megaschurken werden immer profes­ sioneller und gefährlicher. Damit jedoch unsere Facebook-Fotos auch weiterhin geschützt sind, gibt es die Absolventen von ASE. Diese sind aufgrund der guten Ausbildung den Datenklauern immer einen Schritt voraus.

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INTERVIEW

Prozesse statt Beratung G체nter Riegler (45) ist ab 1. Juli neuer kaufm채nnischer Gesch채ftsf체hrer der FH JOANNEUM.

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INTERVIEW

Zum Kaffee und Gespräch im Büro von Günter Riegler, dem Leiter des Stadtrechnungs­amtes. Legere in Jeans, weißem Hemd und trendiger Sportjacke erzählt er joe von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Hinter ihm stapeln sich Papiertürme. Diese wird er am 1. Juli 2011 verlassen um der neue kaufmännische Geschäftsführer der FH JOANNEUM zu werden. Interview: Natanja Reitner Fotos: Wolfgang Schnuderl

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err Riegler, Sie sind Leiter des Grazer Stadtrechnungsamtes. Warum wechseln Sie Ihren Beruf? Die Frage „Warum tuast da des aun?“ wurde mir schon oft gestellt. Der Grund ist relativ simpel: in meiner Lebensplanung war es nie vorgesehen, dass ich für immer in der Revision bleibe. Der Stadtrechnungshof ist Reformbegleiter und Berater. Mit 45 Jahren möchte ich mein Reper­ toire erweitern, es steckt viel Energie in mir, Veränderungsprozesse selbst voranzutreiben. Ich wollte nicht mein Berufs­ leben lang in der beratenden, kontrollierenden Rolle bleiben. Außer­ dem lebe ich seit 2001 in „wilder Ehe“ mit der FH JOANNEUM und bin ihr sehr zugetan. Werden Sie weiterhin lehren? Im Moment habe ich den Lehrauftrag aufgegeben. Doch es könnte nach ein paar Jahren ein interessantes Projekt werden in den Bereich Kostenrech­ nung und Kostenanalyse einzusteigen und die FH als Fallbeispiel zu bringen. Ich dachte mir schon öfters bei meinen Vorträgen, wie das Modell FH gemäß dem theoretischen Stoff zu organisieren wäre. Eigentlich schon seit meiner ersten Bewerbung für den Job als Geschäftsführer, 2007. Wann fiel die Entscheidung, dass Sie ein zweites Mal für den Job des Geschäftsführers der FH ins Rennen gehen? Witzigerweise sehr spät. Ich wusste schon seit letztem November, dass der Posten frei wird. In den Weihnachts­ ferien hatte ich den Gedanken eigent­ lich ad acta gelegt. Im Jänner ging ich dann doch noch einmal mit meiner Frau ins Gespräch und beschloss, es

noch einmal zu probieren. Der Wechsel passt von meinem Lebensalter her, genauso wie von der familiären Situa­ tion. Das ist wichtig, denn ich bin mir bewusst, dass dieser Beruf, vor allem in den ersten Jahren, eine stärkere Belastung darstellt. Meine Frau hat mich in meiner Entscheidung bestärkt, ich gab meine Bewerbung am letzten Tag der Einreichfrist ab. Was wollen Sie verändern? Ich möchte dazu sagen, dass ich noch kein Konzept bekannt geben kann. Der Auftrag ist relativ klar: Das Land will substanziell und nachhaltig sparen. Es geht natürlich auch darum, die kurz­ fristigen Budgetvorgaben zu erfüllen. Ich sehe aber auch die langfristigen Ziele: Das Backoffice der Produkte muss schlanker gemacht werden. Wo liegt Ihrer Meinung nach das größte Sparpotenzial der FH? Dazu möchte ich mich inhaltlich gar nicht äußern. Ich bin noch nicht richtig angekommen, ich hab also auch das Budget noch nicht angesehen. Ich möchte methodisch vorgehen: In den ersten sechs Monaten ist die oberste Priorität die Menschen kennen zu lernen. Ich muss mir die Vorgänge, die Struktur, die Abläufe und den Budget­ fluss ansehen. Und in den zweiten sechs Monaten beginnt dann eine Projektphase, wo man dann drei oder vier Projekte aufsetzt und in die Details geht. Hier beginnt der Ver­ änderungsprozess. Veränderungs­pro­ zesse beginnen jedoch bei den Leuten, von innen heraus.

Meine Lauf­ performance wurde schlechter seit ich Vater bin.

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INTERVIEW

Was werden Sie in Ihrem alten Job vermissen und worauf freuen Sie sich in ihrem neuen? Am meisten vermissen werde ich die Menschen. Ich bin sehr kommunikativ, ich unterhalte mich gerne mit den Leuten. Ich habe immer versucht, gemeinsame Wege zu finden oder mich darauf zu einigen, dass wir uns nicht einig sind. Ich gehe also mit schwerem Herzen, was die menschlichen Kontakte betrifft. Auf der anderen Seite freue ich mich auf die Menschen an der FH. Ich kenne einige schon sehr gut. Das Arbeiten in einem wissens­ orientierten Umfeld ist allein für sich betrachtet schon sehr reizvoll. Darauf freue ich mich am meisten. Wie verstehen Sie sich mit unserem Rektor, Karl P. Pfeiffer? Wir sind uns jetzt drei- oder viermal begegnet und sind auf einer Wellenlänge. Für mich ist das Wichtigste - in privaten wie beruflichen - Beziehungen, dass man mit­ einander lachen kann. Herr Pfeiffer und ich haben schon öfters miteinander gelacht, von daher sieht es gut aus.

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Dr. rer. soc. oec. Günter Riegler wird ab 1. Juli Geschäftsführer der FH JOANNEUM. Er bewarb sich 2007 schon für diese Position und kam in die engere Auswahl. Neben der wissenschaftlichen Geschäftsführung durch Rektor Pfeiffer, ist die kaufmännische Geschäftsführung für die Finanzen der FH JOANNEUM zuständig. Die kaufmännische Geschäftsführung wird durch einen Mehrheitsbeschluss der steirischen Landesregierung bestimmt. Riegler unterrichtete im Studiengang „Management Internationaler Geschäftsprozesse“. Er ist 45, verheiratet und hat eine Tochter.

Motiviert. Günter Riegler erzählt über seine Pläne für die Zukunft an der FH JOANNEUM

2011 finden die WBC (WorldBaristaChampionship) in Kolumbien statt. Das BUNA unterstützt den österr. Meister -Cem Korkmazvor Ort und bringt leckeren Kaffee aus Kolumbien mit nachhause. Kolumbianischer Kaffee zeichnet sich durch guten Körper und feine Säuren aus. Kostet den Single Origin aus Kolumbien ab 15. Juni als frisch gebrühten POUR OVER im BUNA!!! 12

www.buna.at

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K trifft

bie m u l o


FH LIVE

European Congress of Radiology 2011 Seit 1991 findet der European Congress of Radiology, ein auf Medizin und Medizintechnik spezialisierter Kongress, in Wien statt. Unter den 20.120 Besuchern befand sich auch eine kleine Gruppe Radiologietechnologie Studenten aus Graz. Text: Eva Maria Leitinger Illustration: Stefan Blumauer

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uf 26,000 m2 Ausstellungsfläche und bei geschätzten 100.000 Werbegeschenke für uns, fühlten wir uns wie Fünfjährige wenige Minuten vor der Bescherung zu Weihnachten. Gemeinsam mit zwei Lehrenden planten wir durch den Ausstellungsdschungel und die Kongresshallen zu gehen, mussten aber schon in der Eingangshalle feststellen, dass bei einer solchen Menschen­ menge an eine Gruppengröße von mehr als drei Personen nicht zu denken war. Insgesamt über 300 Aussteller verschiedenster Firmen versuchten ihre Produkte an den Mann zu bringen und mit Werbe­ geschenken, wie zum Beispiel Lunch­Einladungen, Laptop­Taschen und Espresso Tassen die Besucher zu locken. Beim ersten Blick wussten schon viele, dass wir nicht gerade zu den potenziellen Käufern gehören würden, ob dies mangels des Alters, der Kleidung oder des notwendigen Vermögens war, sei dahingestellt. Die Einladungen zu Produktvorstellungen mit Mittagessen und Ge­ schenken nahmen wir natürlich gerne an, wie auch die Teilnahme an Übungen. In rund 1.500 Vorträgen wurden von 3.­7. März die neuesten Forschungsergebnisse in der medi­ zinischen Bildgebung und Technik präsentiert, wie auch neue Behandlungsmethoden. Ein besonderes Highlight stellte für uns das Quiz dar, da hier renommierte Radiologen in Teams um die Wette Diagnosen stellen müssen, nachdem ihnen Bilder von Fällen a`la Dr. House gezeigt werden. Im Publikum konnte dabei auch jeder mitraten und attraktive Preise gewinnen. Leider hatten wir im Quiz keine richtigen Antworten, sahen aber beeindruckende Bilder und waren sehr erstaunt darüber, was es nicht alles gibt. Auch ohne einen Preis im Quiz zu gewinnen, schleppten wir uns am Ende des Tages mit vollen Taschen und Rucksäcken zum Bahnhof und zu­ rück nach Graz. Manch einer von uns musste sich eingestehen, dass man sogar ein oder zwei Werbe­ geschenke zu viel eingepackt hat. Aber die Ex­ kursion war das schwere Tragen der Taschen am Ende definitiv wert und im nächsten Jahr werden wir mit Trolleys anreisen.

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FH LIVE

Healthy Helpers

Das gesunde Vernetzungstreffen

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anz nach der Idee, Vernetzung als eine Chance für das spätere Berufsleben zu sehen, wird am 21. Juni 2011 von 13.00 – 16.30 Uhr im Audimax an der FH JOANNEUM der Vernetzungstag des Studienganges Soziale Arbeit stattfinden. Der Hauptgedanke der hinter dem Ver­ netzungstag steht ist es, Einrichtungen kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen, um so den späteren Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Die Veranstaltung steht ganz unter dem Motto „Healthy Helpers – das gesunde Vernetzungstreffen“ und soll einen an­ genehmen Rahmen zur Vernetzung von Studierenden und Sozialarbeiter­

Innen bieten. Primär geht es darum, wie SozialarbeiterInnen in ihrer Ar­ beit gesund bleiben. Das Motto wird die gesamte Veranstaltung begleiten und wird sich auch im Programm wid­ erspiegeln. Viele verschiedene Ein­ richtungen aus allen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit werden vertreten sein. Eingeladen sind Studierende aus allen Jahrgängen, SozialarbeiterInnen und jeder für den die Veranstaltung von Interesse ist. Das Projektteam freut sich bereits auf einen abwechslungs­ reichen, interessanten Nachmittag in entspannter Atmosphäre.

Vernetzt. Das Projektteam des Events

Text: Viktoria Böhm

TECHSPRECH: Outsource E-Mail

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ast du auch schon einmal das Problem gehabt keine E­Mails mehr auf dem FH­Account empfangen zu können, weil das Postfach voll war? Oder hast du mehrere E­Mail Adressen und willst alle mit einem Login im Browser (z.B.: Internet Explorer, Firefox) auf jedem Gerät mit Internetanschluss unabhängig vom Betriebssystem abrufen und auch beant­ worten können? Dann überleg dir doch einmal, ob nicht ein Mail­Client in der Cloud eine brauchbare Alternative für dich ist.

1 4 7 Melde dich bei einem E-Mail Account an und logge2 5 Wähle „Verwenden Sie zum Abrufen Ihrer E-Mails 8 1 4 7 eine sichere Verbindung (SSL).“ und klicke 7 Wähle im Untermenü die Option E-Mail- 1 4 immer dich ein. Einstellungen 2 2 5 auf8 5 8 3 6 9Konto hinzufügen. 1 4 7 aus. 2 3 31 2 3

5 8 3 6 9 4 7 6 9 5 8 1 4 Gib deinen Benutzernamen (ohne vorangestelltes 6 2 5 9 TECHNIKUM\) und dein Passwort an. 3dem6 Trage als Pop­Server mail.fh-joanneum.at mit Wähle anschließend die Registerkarte „Konten und Import“ und klicke im Bereich „Nachrichten von anderen Konten empfangen“ auf den Link „E­Mail Konto hinzufügen“. Gib hier deine E­Mail­Adresse ein.

1 4 Port 7 995 ein. Ist die Option „Kopie aller Nachrich-

2 5 ten 8 auf dem Server belassen“ aktiviert, bleiben alle Nachrichten auch nach wie vor noch an der FH. 3 6 Ist 9sie nicht aktiviert, werden alle Nachrichten an der FH gelöscht und liegen nur mehr im Posteingang. 14

Nachrichten auch als xxx@ 6 Wähle 9 „Ja ich möchte fh-joanneum.at senden.“ und gib im nächsten Schritt deinen Namen ein (Vornamen Nachname).

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Wähle „Über fh-joanneum.at-SMTP-Server gesendet“ und gib als SMTP­Server mail.fh-joanneum.at mit dem Port 587 an. Gib Nutzername und Passwort wie unter Punkt 3 ein, wähle eine sichere Verbindung über TLS aus und klicke auf „Konto hinzufügen“. Warte bis der Bestätigungscode an deine FH­E­Mail­ Adresse geschickt wird. Diese E­Mail solltest du eigentlich direkt schon in deinem Posteingang erhal­ ten. Gib diesen Bestätigungscode ein und klicke auf „Bestätigen“.


FH LIVE

Es

grünt

wieder

Graz ist um ein Studentenheim reicher. Ab Herbst soll die neue Greenbox Mitte Studierenden Platz zum Wohnen bieten. Aber was kann sie noch? Text: Simone Steurer

E

s staubt. Wo man hinblickt, wirbeln die kleinen Schmutzpartikel durch die Luft und lassen die Pas­ santen die Augen zukneifen. Mechanische Bohrund Schleifgeräusche dringen an die Ohren. Manchmal so tief, dass Vibrationen zu spüren sind; manchmal so schrill, dass man sich beeilt, wegzukommen. Hinter dem Bauzaun erhebt sich ein vierstöckiges Gebäude, die Wände in einem zarten Gelb bemalt. Die Farbe passt zu den Helmen der Bauarbeiter, die sich rund um das Haus tummeln. Noch sind sie die einzigen „Bewohner“ hier, doch schon bald soll sich die Szenerie ändern. „Ich hab‘ mich schon im Frühjahr angemeldet, um einen Platz zu bekommen“, sagt Michael, ein angehender Architektur-Student in Graz. „Weil ich gehört hab‘, dass die Greenbox schnell ausgebucht ist.“ Und damit hat er Recht. Greenbox: So nennt sich ein Studierendenheim in Graz Stadt, das zum Großteil mit grasfarbenem Interieur ausgestatten ist. Bislang gab es zwei davon, eine Green­ box Nord und eine West. Da es aber in den letzten Jahren eine größere Anmeldezahl der Studierenden als verfügbare Plätze gegeben hat, hat sich die Heim­ leitung dazu entschlossen, ein drittes Gebäude hinzu­ zunehmen. Greenbox Mitte wird es heißen und ab dem Wintersemester 2011/2012 beziehbar sein. Heimplätze gibt es jetzt schon keine mehr. „Wir sind gerade dabei, noch Verträge auszuschicken. Aber die meisten Studierenden haben sie schon“, sagt Andreas Stöckler, Projektbetreuer des neuen Heimes. „Am 30. April war Anmeldeschluss. Jeder, der jetzt noch eine Anmeldung schickt, kommt auf die Warteliste. Falls jemand zum Beispiel die Aufnahmeprüfung nicht schafft, wird ein Platz frei.“

Foto: © Wiehn Architektur ZT

Fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt ist der neue Standort der Greenbox Mitte. Auf dem Grund­ stück werden mehrere Gebäude errichtet, zwei davon gehören zum Heim. In dem kleineren Hofgebäude werden 2er Wohngemeinschaften mit Gärtchen oder Balkon angeboten; im Hauptgebäude gibt es WGs für 2 bis 6 Personen. Was neu ist, sind die Gemeinschaftsküchen. In den anderen beiden „Boxen“ gibt es in jeder WG eine Küche. Hier ist es eine pro Stockwerk. „Wir haben uns das überlegt und kamen zu dem Entschluss, dass eine Gemeinschaftsküche durchaus positiv ist. Es ist ein­ fach geschickter, den Koch- und Essraum in den WGs wegzulassen und dafür die einzelnen Zimmer größer zu machen“ erklärt Stöckler. Maximal zehn Leute würden sich eine Küche teilen und Platz, um sich außerhalb des eigenen Zimmers entfalten zu können, gäbe es ohne­ hin. Im Kellergeschoß stehen ein Veranstaltungs-, ein Fitnessraum und drei Mehrzweckräume zur Verfügung. Doch was wird das Typische an der Greenbox Mitte werden? „In der Greenbox West wohnen aufgrund der Nähe zur Fachhochschule fast nur FH-Studierende. In der Nord überwiegt die Zahl an Studierenden, die zur Universität gehen“ sagt Stöckler und stellt die Theorie auf: „In der Greenbox Mitte werden wir jetzt eine größere Durchmischung haben“. Auch sind in den WGs Mädchen und Burschen gemischt, was am nördlichen Standort nicht der Fall ist. Sicher ist, die neue Greenbox Mitte erweitert die in Graz so gefragten Heimplätze um eine nicht unwesent­ liche Zahl. Und sie wird vielen Studierenden wieder die Möglichkeit geben, die Gedanken im Grünen schweifen zu lassen.

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CITY OF DESIGN

City

of what?

What about...? Am 14. März bekam Graz den Titel UNESCO City of Design. Das weiß inzwischen die ganze Stadt. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus und was heißt es für die FH JOANNEUM? Eine Geschichte über zwei Studentinnen, die diesem Titel schon gerecht werden konnten. Reportage: Helena Zottmann

Es ist Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel und drückt schwüle Hitze in die Straßen von Graz. Nur wenige Menschen huschen hin und her und treffen letzte Vorbereitungen in dem kleinen Ausstellungslokal in der Jakoministraße 12. Eine Glaswand öffnet den engen Raum zur Straße hin, lässt schattiges Licht in den künstlich beleuchteten Bereich. In den Räumen steht die steirische Käferbohne im Mittelpunkt – Bohnen­ pflanzen, Designobjekte und Kulinarisches rund um die Hülsenfrucht sind zu sehen. Die kleine und unschein­

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bare Käferbohne rückt ins Zentrum des Interesses und bekommt verschiedene, neue Gesichter. Im hinteren Bereich des Raumes stehen Designer, Kün­ stler und Politiker. Eine souveräne junge Frau spricht. Groß, doch eher unscheinbar mit langen Haaren. Neben ihr steht eine kleinere Frau, sie ergänzt die Rede ihrer Kollegin immer wieder mit Details. Stefanie Schöffmann und Isabel Toccafondi erzählen von ihrem Projekt. „Die Käferbohne hat so viel Poten­


CITY OF DESIGN

AMERIKA. Montréal, Buenos Aires EUROPA. Graz, Berlin, St. Etienne ASIEN. Kobe, Shenzhen, Nagoya, Seoul, Shanghai

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What about City of Design Designstadt einmal anders

ist kreativ. 21 20 Graz Was ist Kreativwirtschaft?

zial als Designobjekt, sie hat uns immer wieder zum Weitermachen angesteckt.“ Design und die Fachhochschule Der Duden übersetzt Design mit Form- und Produktge­ staltung. Somit ist der Designer der Formgeber und ge­ staltet die Erscheinung verschiedener Dinge. Eine Form ist in ihrer Anwendung so vielfältig, dass man von ihr im Allgemeinen aber kaum sprechen kann. Karl Stocker ist Leiter der FH Studiengänge Informationsdesign und Ausstellungs- und Museumsdesign. Er bezeichnet Design als die Gestaltung unserer Lebenswelt, es soll der Verbesserung der Lebensbedingungen dienen. Die FH bietet mit den Designstudiengängen Ausstel­

City of What? Eine gescheiterte Recherche

lungs- und Museumsdesign, Informationsdesign, In­ dustrial Design und Media- und Interactiondesign verschiedene Möglichkeiten, sich in diese Richtung zu bilden. Ein Banner auf dem FH Gebäude verheißt et­ was vom Ausbau der Design-Studiengänge an der FH JOANNEUM. Das wünsche sich die Fachhochschule natürlich, und sie werde sich bemühen. „Das letzte Wort aber hat die Politik“, meint Stocker. Für Stefanie und Isabel ist das Projekt Käferbohne gleich­ zeitig ein offizielles wie FH internes. „Wir wussten von vornherein, dass die Umsetzung einer Produktserie und die Vertiefung in die Thematik mit viel Zeit verbunden sein wird“, so Stefanie.

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CITY OF DESIGN

Wenn so ein Projekt gelingt, dann ist City of Design gelungen. Eberhard Schrempf

Erst nachdem klar war, dass sie eine Ausstellung zur Produktserie als Masterarbeit machen konnten, legten sie los. Besonders Erika Thümmel, ihre Betreuerin, sei ein Glanzstück für die Arbeit gewesen, betont Isabel. „Mit ihrer Energie und ihrem Wissen war sie uns im­ mer eine große Hilfe.“ Netzwerk und Zusammenarbeit Stefanie betont in ihrer Rede die Vernetzung vieler verschiedener Wirtschaftszweige und Unternehmen. „Wenn so ein riesiges Vernetzungsprojekt gelingt, dann ist City of Design zu sein, gelungen“, auch Eberhard Schrempf ist ganz angetan – die Landwirtschaft mit der Betriebswirtschaft mit der Kreativwirtschaft. Schrempf ist Geschäftsführer bei der Creative Industries Styria, einer Netzwerkgesellschaft für Kreative in der Steier­ mark. Ihre Aufgabe ist es, Kreative zu unterstützen, kreative Leistungen zu koordinieren und weiter aus­ zubauen. Die UNESCO Cities of Design arbeitet als Netzwerk international zusammen, um kulturelle Erzeugnisse international vermarkten zu können. Schon während der Ausstellungseröffnung hat ein Berliner Designer sein Interesse an der Käferbohne und den Designer­ innen bekundet: „Leute wie euch können wir in Berlin auch gut brauchen.“ Internationale Pläne haben Stefanie und Isabel aber noch nicht. „Zuerst möchten wir unsere bisherigen Produkte erweitern und optimie­ ren, bevor wir internationale Pläne umsetzen.“ Graz und die Steiermark „In Graz weht ein frischer Wind, der die Kreativen be­ flügelt“, in diesem Zusammenhang erwähnt Stocker den Bezirk Lend, der für mit seiner Wandlung vom Rotlichtviertel zum Künstlerviertel mitverantwortlich

Website: Die Käferbohne

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ist an der Grazer Design-Entwicklung. Vor einigen Jahren hat es begonnen: die Bordelle sind nacheinander verschwunden, an ihrer Stelle präsentieren sich Design­ erlabel, Künstlerwerkstätten und Trendcafés. Bei dieser Ballung an kreativen Köpfen und Werkstätten ist ein kreativer Austausch nicht nur möglich, sondern aus­ drücklich erwünscht. Sowohl in Graz, als auch in der ganzen Steiermark be­ ginnen die Menschen den Begriff Design besser ken­ nenzulernen. „Durch die Verbindung von Tradition und Design erreichen wir ein neues, ländliches Publi­ kum, das mit Design noch nicht viel Erfahrung hat. Es beginnt sich jetzt dafür zu interessieren, das finden wir spannend.“ Stefanie und Isabel wissen, dass mit dem Begreifen von Design das Verständnis für den Titel UNESCO City of Design wachsen wird. Im Grunde geht es um Vernetzung verschiedener Wirtschafts­ zweige, unterschiedlicher Unternehmen und inter­ nationaler Städte. Die Ausstellung in der Jakoministraße schloss ihre Tore mit dem 22. Mai, nun geht sie auf Wanderschaft durch die Steiermark. Wenn es nach der Creative Industries Styria ginge, wird man von der Käferbohne noch viel sehen und hören.


CITY OF DESIGN

Links. Stefanie Schöffmann und Isabel Toccafondi (Mitte) heben die Steirische Käferbohne aus der Taufe.

Fotos: © Tim Ertl

Rechts. Karl Stocker (vorne rechts) hält eine Laudatio.

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Mag. Eberhard Schrempf Geschäftsführer Creative Industries Styria

it der Auszeichnung der Stadt Graz als UNESCO City of Design ist zwar ein wichtiges Ziel er­ reicht, die eigentliche Arbeit fängt allerdings erst an. Graz steht nun im Blickpunkt der Öffentlichkeit, und zwar auf globaler Ebene. 9 weitere Städte sind ebenfalls City of Design, im gesamten UNESCO Netzwerk der Creative Cities finden sich insgesamt 28 Kreativ-Städte auf allen fünf Kontinenten. Für Designerinnen und Designer in Ausbildung ergeben sich daraus hervorragende Möglichkeiten der internationalen Vernetzung. Dank der zahlreichen Kontakte, die wir in

den letzten Jahren weltweit aufgebaut haben, ist Graz auf dem besten Weg, zu einer weithin sichtbaren Adresse in Sachen Design zu werden. In Graz müssen wir nun daran arbeiten, diesen Ruf zu festigen und weiter auszubauen. Neben der Integration von Design – verstanden als bewusste Gestaltung – in allen Lebensbereichen bedeutet das auch, die erfolgreichen design­ orientierten Studiengänge an der FH Joanneum weiter auszubauen, damit exzellent ausgebildete Kreative in der Wirtschaft tätig sein können – vor allem auch am Standort Steiermark mit Graz als Zentrum.

Creative Industries Styria

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CITY OF DESIGN

City of What? Dies ist die Geschichte einer gescheiterten Recherche. Oder doch einer missglückten Kampagne? Kommentar: Cedric Vogel

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eit dem 14. März 2011 darf sich Graz „City of Design“ nennen. Natürlich war die Freude groß, als die UNESCO bekannt gegeben hat, dass die Stadt Teil des internationalen Netzwerks der so genannten „Creative Cities“ wird. Und das ist auch nicht nur auf ein Jahr begrenzt, wie 2003, als Graz zur Kulturhauptstadt Europas gekürt wurde. Nein, dieser Titel bleibt für immer und soll für Aufschwung und Entwicklung sorgen, vor allem in den Bereichen Kreativität, Wirtschaft, Bildung und Ausbildung. Nun handelt es sich hierbei ja um ein ganzes Netz­ werk von Städten weltweit, die „Design“ zu einem Schwerpunkt machen wollen. Darunter befinden sich beispielsweise Metropolen wie Shanghai, Seoul oder Berlin. Letztgenannte ist schon seit 2005 im Netzwerk der kreativen Städte vertreten. Da möchte man doch meinen, dass sich dort schon etwas getan haben muss. Und es stellen sich Fragen wie, was hat sich konkret seit der Ernennung getan? Merkt man etwas von „City of Design“? Gibt es etwas, das Graz vielleicht aus der Erfahrung von anderen Städten lernen könnte? Man möchte es vielleicht im ersten Moment nicht glauben, doch das herauszufinden erweist sich schwieriger als gedacht. In Berlin gibt es eine Design Akademie. Und was bietet sich besser an, als dort einmal nachzufragen. Im Zeitalt­ er des Internets ist hier und dort einmal schnell ein Mail geschrieben und schon bleibt nur die Antwort abzu­ warten. Doch wie lange nur? Nachdem schon mehrere E-Mail-Adressen ausprobiert und fast eine Woche vergangen ist, meldet sich schließlich eine Dame der PR-Abteilung. Was hätte man jetzt erwarten können? Ein Statement vielleicht, das mit voller Begeisterung und Freude über „City of Design“ berichtet und alles erzählt, was sich seit der Ernennung zum Positiven verändert hat. Zum Beispiel. Stattdessen aber et­ was gänzlich Unerwartetes. „In Berlin und auch an unserer Hochschule hat sich seit der Ernennung nicht

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sichtbar oder spürbar etwas verändert“, kommt einem von der PR-Dame entgegengeschleudert. Da muss man erst mal drüber hinwegkommen. Es handelt sich hier um eine Design Akademie und der Titel „City of Design“ hat auch wirklich rein gar keine Auswirkungen gehabt - schier unglaublich. Die Nachfrage ergibt dann auch nichts Brauchbares. Der einzige Trost, dass es in anderen Städten auch nicht besser zu laufen scheint. Die Universitäten von Buenos Aires und Montréal, ihres Zeichen seit 2005 und 2006 im Netzwerk ver­ treten, antworten erst gar überhaupt nicht auf die Anfragen. Und das, obwohl sogar auf Spanisch nach Argentinien geschrieben wurde. Auf der Webseite der Graz-City of Design heißt es: „Der UNESCO-Titel City of Design ist keine Auszeichnung für bereits Geleistetes, sondern ist als Auftrag an die Zukunft zu verstehen.“ Es scheint so, als ob sich das noch nicht bis in die anderen schon zuvor ernannten Städte durchgesprochen hätte. Damit lässt sich nur hoffen, dass Graz etwas anderes erleben kann und dass die hochgesteckten Ziele auch erreicht werden können: „Es gilt, Design als ganzheit­ lichen Gestaltungsprozess bei der Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen und Services für die Ge­ sellschaft sowie als Schnittstelle zwischen Kunst und Technik zu etablieren und nicht innerhalb eines bestim­ mten Zeitraumes möglichst viele attraktive Projekte durchzuführen.“ In anderen Städten hat es offensicht­ lich nicht so funktioniert, wie es sich die UNESCO oder die Stadt bei der Bewerbung eigentlich erwartet hätten. Für Graz bleibt es deshalb eine Herausforderung, welche lautet, „Design in den Alltag der Stadt quer über alle Abteilungen und Disziplinen einfließen zu las­ sen und zu leben.“ Es kann ja eigentlich nur besser werden, und die Recherche klappt dann in fünf Jahren mit Sicherheit auch.


CITY OF DESIGN

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Univ.-Doz. Dr. Karl Stocker Studiengangsleiter IND, AMD

Website: City of Design Graz

ass Graz nun ein Teil des „City of Design“-Netzwerks ist, be­ deutet für mich nicht nur, dass sich nun eine Reihe von Möglichkeiten zur Kooperation mit den anderen Design Cities auftun. Dieser Titel bringt meines Erachtens vor allem eine echte Verpflichtung mit sich, ausgehend von einem umfassenderen Designbegriff Maßnahmen zu setzen, um das Leben der gesamten Grazer Bevölkerung zu verbessern. Denkt man über eine „bessere“ Zu­ kunft der Stadt Graz nach, sehe ich diese – was die Wertschöpfung betrifft - nicht in der „klassischen“ Industrieproduktion. Die wird es schon noch - hoffentlich - geben, aber ich orte die Zukunftsperspektiven eher in der Kunst- und Kulturproduktion und dem Bildungssektor, die ein überaus relevantes ökonomisches Potenzial darstellen. Die Stadt verfügt ja an

sich schon über ein breites kulturelles Angebot wie z. B. eine historische Alt­ stadt, moderne Architektur sowie eine reiche Museumslandschaft und hat mehrere Universitäten und Fachhoch­ schulen mit über 40.000 Studierenden aufzuweisen. Genau hier muss die Stadt Graz, will sie eine „City of Design“ sein, an­ setzen: Die Politik ist aufgefordert, trotz laufender Sparpakete und -dis­ kussionen in Bildung und Kultur zu investieren, weil das Investitionen in die Zukunft unserer Stadt sind, Investitionen, die neue und nachhaltige Arbeitsplätze schaffen.

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CITY OF DESIGN

Graz ist kreativ Graz ist City of Design. Hinter diesem Titel verbergen sich aber nicht nur schön designte Dinge, sondern auch die sogenannte Kreativwirtschaft. Doch was ist diese kreative Wirtschaft? Was leistet sie, und warum ist sie für Graz wichtig? joe versucht diese Fragen zu beantworten. Text: Angelika Wienerroither

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reativ ist, was nicht standardisiert ist, oder was nicht exakt vordefiniert ist. Gemeint sind also Produkte und Leistungen, die völlig neue und gestalterische Lösungen für die Probleme ihrer Kunden bereitstellen. Eine einfache Form dieser kreativen Leistung ist eine Auswahl an unterschiedlichen Produktvarianten, welche dem Kunden zur Verfügung gestellt werden. Die Kreativität macht hier aber nicht Halt. Völlig neue Produktideen oder kreative Ansätze zur Verbesserung der Produktion werden in Graz ent­ worfen. Oftmals sind diese Leistungen so komplex, dass das exakte Endergebnis nicht im Vorhinein fest­ gelegt werden kann. In Graz sind es oft die Klein­ und

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Kleinstbetriebe, welche solche Leistungen anbieten. Doch auch in der Industrie sind kreative Köpfe zu finden. Um die Einzigartigkeit der Produkte zu stei­ gern, fliesen viele neue Ideen in den Automations­ und Automobilsektor. Die kreativ Tätigen sind also in al­ len Unternehmen zu finden. Neben ihrem großen Ein­ satzbereich beeindruckt auch ihre Zahl: Im Jahr 2001 arbeiteten rund 25.000 Menschen in der Kreativwirtschaft im Großraum Graz. Das entspricht 12,5% der gesamten Beschäftigten. Diese Zahl wird in Zukunft noch weiter steigen, denn ein Drittel der Grazer Unternehmen will noch mehr Kreative einstellen.


KULTWERT!

Kultwert! Die Ferien sind wirklich schon zum Greifen nahe. Noch ein paar Prüfungen und dann kann er auch schon kommen – der Sommer. Für alle, die noch vergebens nach ihrer Lernmotivation für die letzten Prüfungen suchen, hilft vielleicht ein kurzer Ausblick auf den Festivalsommer 2011.

Aus zwei mach eins

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oo Fighters, The Cemical Brothers, Boys Noize, Apocalyptica und viele andere statten dem 11. FM4 Frequency Festival einen Besuch ab. Seit 2009 ist das Festival in zwei Areas geteilt, dem Day­ und Nightpark. Während im Daypark tagsüber vor allem die Indie­ und Alternativfans auf ihre Kosten kommen, laden am Abend elektronische Acts auf drei Stages die Festivalgeher zum Tanzen bis in die frühen Morgen Stunden ein. Somit wird jeden Tag fast 20 Stunden Festivalfeeling pur geboten. Wem die Beine vom nächtlichen Partymachen am nächsten Morgen noch schmerzen sollten, der kann seine Füße in der Traisen baumeln lassen, oder an einem

nahegelegenen Badesee entspannen. Bei diesem Angebot sind auch die stinkenden Dixis schnell vergessen. Und auch alle Ökofreaks können mit ruhigem Gewissen in Festivalstimmung kommen, denn auch dieses Jahr gibt es das Nachhaltigkeitsprogramm „Green Stage“. Das heißt wieder fleißig, leere Bierdosen sammeln und gegen eis­ gekühltes Zipfer Märzen tauschen. Das Müll­ und Umweltkonzept wurde letztes Jahr von den Besuchern gut ange­ nommen. Insgesamt wurden am Ge­ lände 150.000 Leerdosen bei

den Rücknahmeständen gesammelt und somit direkt entsorgt werden. Für diejenigen, bei denen weder die Rock­, noch die Elektroschiene auf den Musiknerv trifft, die dürfen sich schon am 9. Juli auf den Jazz Sommer im wohlbehüteten Graz freuen.

FM4 Frequency Festivals

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ie warmen Sonnenstrahlen im Gesicht spüren, ein von der Traisen gekühltes Bier genießen, und sich damit die Zeit bis zu Seeed und Co. totzuschlagen. So lässt es sich leben, oder? Das Frequency lockt alle Festival­ liebhaber von 18. bis 20. August mit einem Programm nach St. Pölten. Mit dabei ist auch Nero, der auch heuer die kühlste Sommernacht, wieder auf­ heizen wird. Text: Sophie-Kristin Hausberger

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GRENZGÄNGER

Ich träumte vom Zirkus.

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GRENZGÄNGER

Philipp Harnoncourt Philipp Harnoncourt ist dieses Jahr zum vierten Mal bei der Styriarte dabei. Er übernimmt die Inszenierung des Festival-Herzstücks „Die verkaufte Braut“. Einer tschechischen Oper von Bedřich Smetana. Gerade aus Prag zurück spricht er über Kultur, Impressionen und seinen ganz eigenen Traum vom Zirkus. Interview: Katja Winkler, Hubertus J. Schwarz Foto: Hubertus J. Schwarz

Eigentlich habe ich als Kind immer vom Zirkus geträumt. Manchmal denke ich mir, letztlich ist es genau das geworden. Ich finde, das skurrile Element in der Kunst ist, dass man immer die Chance hat, die Dinge wahnsinnig ernst zu nehmen. Du spielst eine Geschichte, du spielst von Menschen, die sehr ernste Gefühle haben. Ein Gefühl, das jemand hat, ist immer ernst, trotzdem ist es auf der Bühne nur gespielt. Diese irrsinnige Spannungsbreite zwischen Spiel und Ernst ist für mich das ganz Besondere in diesem künstlerischen Beruf. Es steht jedem frei. Man kann ein Bild hinmalen und sagen, ‚das ist nur ein Bild‘. Man kann aber auch ein Jahr daran malen und sagen, ‚für mich ist das Tod oder Leben, für mich ist das alles, da steckt meine ganze Leidenschaft drinnen‘.

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err Harnoncourt, Sie haben schon in den verschiedensten Bereichen gearbeitet. Sie haben unter anderem Theaterstücke und Opernaufführungen inszeniert, Raum- und Lichtkonzepte entworfen und waren als technischer Direktor für das ImPulsTanz-Festival in Wien tätig. Wer hat Sie bei Ihrer Arbeit besonders geprägt? Die Leute vom Serapions Theater, mit denen ich im Odeon in Wien zwei Produktionen gemacht habe, haben mich sehr beeidruckt. Das waren jeweils Produktionen, wo die finanzi­ elle Ausstattung nicht besonders groß war, dafür waren sehr viele andere Freiheiten vorhanden. Das Odeon ist eigentlich kein Theater, sondern ein extrem atmosphärischer, historischer Raum. Wir konnten unsere Projekte an dem Ort proben, wo wir sie dann auch gespielt haben. Das ist super un­ gewöhnlich. Es ist viel weniger Geld im Spiel, das Team ist viel kleiner et cetera. Aber ich konnte die Probe nach unseren Be­ dürfnis­sen einteilen und nicht danach,

wie in den Theatern seit hunderten von Jahren geprobt wird – nämlich nach ganz betimmten Zeiten und Pausen. Ich kann sehr oft an Orten arbeiten, an denen auch gespielt wird. Orte, die man selbst neu erfinden muss. An so einem Ort muss man sich erst selbst überlegen‚ ‚was kann überhaupt in so einem Raum, der selbst schon ein Bühnenbild ist, die Bühne sein?‘. Ich muss sehr viel improvisieren, aber ich darf auch viel improvisieren. Theater in sich lebt ganz oft davon, dass sehr vieles nur angedeutet wird und vieles mit spielerischen Mitteln ersetzt wird. Eigentlich ist die materielle Knappheit – man muss es leider so sagen – oft sehr wohl etwas Inspirierendes. Sie inszenieren gerade für die Styriarte die Oper „Die verkaufte Braut“ von Bedřich Smetana. Das Stück wird in der Helmut-List Halle aufgeführt. Wie gestaltet sich die Arbeit in diesen Räumlichkeiten für Sie? Die Chance, dass etwas Sensationnelles passiert, ist bei einer freien Produktions­ form eigentlich größer als bei einer

standardisierten. Das in Graz ist ein Bereich dazwischen, es ist natürlich kein freies Event, sondern eines, das solide produziert und finanziert ist. Aber es findet in keinem Theater, sondern in einer ehemaligen Fabriks­ halle, die neutral ist, statt. Es ist wie eine Schuhschachtel. Man muss von vorn herein schon relativ viel Gespür haben, um in so einen Raum über­ haupt eine Atmospähre zu schaf­ fen. Die Zuseher sollen letztendlich auch abseits von Musik, Gesang und Orchester unterhalten werden.

Eigentlich ist die materielle Knapp­ heit– man muss es leider so sagen – oft sehr wohl etwas Inspirierendes.

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KRENZGÄNGER G OMMENTAR

Sie sind gerade aus Prag zurückgekommen, wo Sie versucht haben, ein Gefühl für den tschechischen Tanz und die Ausdrucksweise dort zu bekommen. Wie hilft Ihnen Recherche bei Ihren Inszenierungen? Es ist fast immer so, dass es eine um­ fangreiche literarische Spurenlage gibt. Parallel dazu gibt es natürlich eine inhaltliche. „Die verkaufte Braut“

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Philipp Harnoncourt Wurde 1955 in Wien geboren. Gestaltet für zahlreiche Opern-, Tanz- und Theaterproduktionen das Licht- und Bühnendesign. Ist selber als Regisseur und Dramatiker aktiv. War langjähriger, technischer Leiter des Wiener Festivals ImPulsTanz. Führte als Theaterleiter am Wiener Schauspielhaus sowohl bei Barockopern als auch bei zeit­ genössische Opern Regie. Mit „Die verkaufte Braut“ von Badrich Smetana ist er dieses Jahr zum vierten Mal bei der Styriarte dabei. Inszenierte zuletzt gemeinsam mit seinem Vater, Nikolaus Harnoncourt, „Idomeneo“ für die „styriarte“ in Graz.

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philipp.harnoncourt.com

ist relativ stark mit der tschechischen nationalen Bewegung verbunden. Das Stück von Smetana gilt als die erste tschechische Nationaloper, nach der sich die im Entstehen begriffene nat­ ionale Bewegung Tschechiens gesehnt hat. Man braucht eben solche Kunst­ werke, die einen bewegen und die einem Identifikation und so etwas wie ein Symbol geben. Und so betreibe ich halt meine bezahlten Privatstudien zu einem begrenzten aber irgendwie doch immer sehr interessanten Thema. In diesem Fall ist das natürlich eine unendliche Suche, die man in dem Maße betreibt, wie Zeit dafür ist. In manchen Fällen habe ich mehr Zeit und dann erfahre ich auch viel. Manchmal geht es sehr schnell und man erfährt nicht ganz so viel. Dieser Beruf und diese Arbeit funktionieren für mich als Bildungsmaschine. Anfangs weiß ich wenig über das Projekt, am Ende weiß ich meist mehr als alle anderen darüber. Wir haben herausgefunden, dass es schon vor der Uraufführung in der Tschechei eine deutsche Erstfas­ sung gab. Smetana selbst hat sie von einem Prager Dichter übersetzen las­ sen, vorgeführt wurde sie allerdings nie. Die Textfassung, die wir machen, ist tatsächlich noch nie aufgeführt worden. Welchem Gestaltungselement widmen Sie sich am intensivsten und was machen Sie daraus? Als ich begonnen habe im Opern­bereich zu arbeiten, war für mich ziemlich schnell klar, dass ich auf Aspekte wie

Raum, Bühnenbild und Beleuchtung gleichermaßen Einfluss nehmen wollte. Bei einem Projekt wie dem hier finde ich es zum Beispiel praktisch, dass alles in meiner Hand ist. Die Möglichkeiten von Musik, Klang, Atmosphäre, die durch Töne erzeugt wird, zusammen mit schauspieler­ ischen Elementen, mit bildhaften Elementen, Licht und Kostüm – all das – Musik, Theater – ist für mich der Traum eines darstellerischen Gesamt­ kunstwerkes. Haben Sie eine bestimmte Zielgruppe, für die Sie ihre Projekte ausrichten? Ich interessiere mich vor allem für ein Publikum zwischen 20 und 40. Manchmal ist es schockierend, wenn man genauer darauf achtet, wer in die Vorstellung kommt. Meistens findet man Leute, die etabliert sind, Geld und eine gewisse kulturelle Tradition haben. Solche Leute sind in der Gefahr, in einem Kulturghetto zu existieren, in dem es nur alte Menschen gibt, die alte Musik schätzen und bei denen es keinen Platz für Neues gibt. Dabei verschmäh‘ ich diese Besucher nicht, ich würde mir nur manchmal wünschen, dass auch Menschen in die Oper kommen, die noch nie dort waren. Denn gerade diese Besucher sind interessant. Sie reagieren noch nicht so abgebrüht, wie etwa das Fachpublikum von der Presse. Das ist zwar einigermaßen gebildet, sieht dabei aber den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich kenne keine Kunst­ form, die nicht mit jungen


KOMMENTAR GRENZGÄNGER

Men­schen kom­munizieren könnte. Neues entsteht ja gewissermaßen durch die Beschäftigung mit Dingen, die es schon lange gibt. Ich finde, es sollte jede Produktion auch vor jüngerem Publi­ kum Bestand haben.

Kunst ist etwas sehr, sehr Weites. In meiner Arbeit gehört es dazu, permanente Brücken vom Gestern ins Heute und ins Morgen zu schlagen.

Campus Mythen Heute werde ich etwas nostalgisch. Ich denke zurück an die Zeit, in der süd­ lich des großen FH-Campus-Gebäudes noch nicht gähnende Leere herrschte. Damals, als hier mehr war, als eine kahle Mondlandschaft. Damals, als es hier noch etwas anzusehen gab – eine alte, teils verfallene Fabrikshalle. Grau und blau ragte der Beton- und Stahl­

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quader in den Eggenberger Himmel. Hier passierte nichts, bis eines Tages Baufahrzeuge anrollten und Abriss­ birnen die Gemäuer zu Boden rissen. Außer dem Boden ist nun nichts mehr übrig. Damit hat das Gelände einiges an Abenteuerlichkeit eingebüßt. Durch ein Fenster konnte man früher in das Innere der stillgelegten Fabrik

vordringen. Dies kümmerte wohl niemanden mehr und doch spürte man etwas vom Reiz des Verbotenen. Die Halle wirkte von innen noch höher, als von außen. Man roch den Moder, man sah den Staub, man stieg auf Scherben. Irgendwann wurden hier Straßenbahn­ waggons hergestellt. Arbeitsgeräte waren noch an Ort und Stelle. Lediglich die Menschen und die Waggons fehlten. An einer Anschlagtafel hing noch ein vergilbter Zettel: „Säugling in Halle A gefunden“, war die Überschrift. Wer Hinweise hätte, wessen Kind dies ist, sollte sich melden. Unheimlich. Was wohl mit diesem Kind passiert ist, frage ich mich heute wieder. Vielleicht ist es ja unter uns und studiert an der FH JOANNEUM. Auf jeden Fall wäre es wieder an der Zeit, die Fläche neben der FH zu nutzen. Wie sieht die Zukunft aus? Festivalgelände, Campuserweiterung oder Erdbeerland? Ich nehme alles. Text: Matthias Alber

27 © Felicia Sonberger


REPORTAGE

Ich lebe Hip Hop Drogen, Alkohol, Huren, fette Autos und Schmuck- das ist Hip Hop, oder? Angeberei über Money und Bitches, ich bin größer, besser, schneller, tödlicher- das ist Hip Hop, oder? Manuel und four elements sehen das ganz anders. „Mit Hip Hop kannst du aus der Scheiße, die du erlebt hast, etwas Gutes machen.“ Text: Natanja Reitner Foto: Hubertus J. Schwarz

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n einem Szenelokal prangt ein Bild von Marilyn Monroe im roten Kleid. Musik ist zu hören, fast zu laut um als Hintergrundbeschallung durchzugehen. Es ist Popmusik, die Charts der letzten Monate werden rauf und runter gespielt. Durch die hohen Glasfenster blickt man über die roten Dächer der Grazer Altstadt. Auf einer Bank lümmelt ein junger Mann. Er passt irgendwie nicht ins Bild. Inmitten einer beigen Landschaft von Kunst­ ledersesseln erfüllt er ein Klischee: Baggypants, weites Shirt, eine Kappe, nicht ganz auf den Kopf gesetzt. Zur Begrüßung formt er mit zwei Fingern ein V und nickt mit ernstem Gesichts­ ausdruck. Trotz Hip Hop Outfit - oder vielleicht auch gerade deswegen - fühlt Manuel sich hier wohl. Er lebt die Botschaft „Love, Peace, Unity & Having fun“. Dies ist der Leitspruch des Vereins four elements, eine Grazer Institution, ohne die, laut Manuel, die Hälfte des Hip Hop Geschehens in Graz gar nicht stattfinden würde. Die vier Elemente Rap, BboyingBgirling (im allgemeinen Sprachgebrauch auch unter Break­ dance bekannt), DJing und Graffiti sollen ein Weg aus dem Negativen in das Positive sein. Energie in die richtige Richtung lenken, kreativ sein, akzep­ tiert werden, Freunde finden. Keine Huren, keine schnelle Kohle, kein Bling Bling.

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Manuel ist nicht zufrieden mit dem Stereotyp. Der 22 Jährige ist seit sieben Jahren Tänzer, mit „seinem“ Tanzstil, dem Popping, wurde er 2007 Europa­ meister. Er verdient sein weniges Geld durch Tanzstunden, dem Organisieren von Events und dem einen oder anderen Auftritt. Sein Lebensinhalt sind die vier Elemente. „Gangsterrap prägt das Klischee Hip Hop. Doch die Botschaft soll sein: ‚Du hast Scheiße erlebt, du kannst trotzdem was Gutes daraus machen‘.“ Leute wie Manuel und der Verein four elements wollen vor allem Jugendlichen Perspektiven auftun. Kurz nach seinem Europameistertitel 2007 erlitt er eine Bandscheibenver­ krümmung und durch einen darauf folgenden Bandscheibenvorfall wurde ihm seine größte Leidenschaft für fast zwei Jahre geraubt. Doch er gierte nach der Bewegung, den Moves, dem Tanz. Nach einer nicht enden wollen­ den Odyssee von Arzt zu Arzt konnte ihm schließlich geholfen werden. „Ich tanze wenn ich fröhlich bin, wenn ich enttäuscht, wütend, traurig bin.“ Seine Wirbelsäule täte ihm zwar noch weh, doch physiotherapeutische Übungen und Krafttraining auf einer Power­ plate helfen. Die Aussicht darauf, nie wieder tanzen zu können, bestärkten seinen Beschluss, sein Leben dem Hip Hop zu widmen. Heute trainiert er Jugendliche aller

Schichten in den verschiedensten Locations. Er will ihnen Hoffnung geben, dass Hip Hop mehr ist, als eine Möglichkeit, seine Eltern mit tief sitzenden Hosen zu ärgern. Auf seinem Rücken prangt ein riesiges Tattoo, das die vier Elemente und eine jubelnde Menge zeigt. Und ihn selbst, mit ernsten, fast grimmigen Gesichts­ ausdruck. „Man sagt mir, ich würde auf dem Bild zu ernst schauen. Aber das ist Absicht, weil für mich Hip Hop eine ernste Sache ist.“ Der Beat durchfährt auch noch die Körper der Leute, die draußen vor­ bei gehen. Manuel, der vor einigen Stunden noch mit glänzenden Augen erzählend im Szenelokal saß, bewegt sich nur minimal. Er steht im Kreis, der sich um den Breakdancer in der Mitte gebildet hat. Jeden Moment ist er selbst dran, er lässt sich auf den Beat ein, lässt ihn durch seinen Körper fließen wie das Blut in seinen Adern. Der Kreis wird frei, Manuel tritt hin­ ein. Sein Körper wird von der Musik erfasst und er beginnt. Seine Muskeln, seine Glieder, sie gehorchen nicht ihm selbst, sie gehorchen der Musik, dem Stil, dem Lebensgefühl. Die tobende Menge um ihn herum nimmt er nur oberflächlich wahr und er gibt sich hin. Er gibt sich dem hin, was für ihn wie atmen sein kann. Er lebt ihn, den Hip Hop.


REPORTAGE

Man sagt mir, ich würde auf dem Tattoo zu ernst schauen. Aber das ist Absicht, weil für mich Hip Hop eine ernste Sache ist.

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REPORTAGE

Zwischen Lehrbüchern und Torpfosten Christian Petrovcic ist 20 Jahre alt und Tormann beim DSV Leoben in der Regional­ liga Mitte. Zudem spielt Petrovcic im österreichischen Unter-20-Nationalteam. Seine Konzentration gilt jedoch nicht nur dem runden Leder sondern auch Sportmedizin und Biomechanik. Christian Petrovcic ist Student. Text: Christoph Sammer Illustration: Michael Schitnig

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enn man an Sportlerinter­ views denkt, so fallen einem zu meist Weisheiten von Fußballtrainern á la „Zu 50 Prozent stehen wir im Viertelfinale, aber die halbe Miete ist das noch lange nicht“ oder „Egal, ob Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“ ein. Auch die Spieler brillieren oftmals mit Aussagen wie „Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel“ oder „Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber“. Ohne ein Klischee bedienen zu wollen: Nicht immer gelten Fußballer als die scharf­ sinnigsten Lebewesen. Einer, der mit diesem Vorurteil auf­ räumen möchte, ist DSV Leoben-

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Keeper Christian Petrovcic. Petrovcic studiert Sportwissenschaften an der Karl- Franzensuniversität in Graz und ist auf dem besten Weg, das Kürzel „BA“ hinter seinem Namen zu positionieren. Selbstverständlich hat Fußball für den U20- Torhüter der österreichischen Auswahl Priorität, aber „das Studium will ich auch nicht vernachlässigen“. Für das Talent ist es wichtig, „mehrere Alternativen zu haben, da der Sport

zu kurzlebig ist“. So könnte er sich sehr gut vorstellen, im Bereich der Rehabilitation zu arbeiten. „Verun­ fallte Spieler zu betreuen wäre auf jeden Fall eine interessante Heraus­ forderung.“ Mit einem Studium wie beispielsweise Ergotherapie an der FH JOANNEUM wäre dies Herausforder­ ung zu bewerkstelligen. Doch: „Mit meinem Trainingsplan lässt sich ein Studium an der Fachhochschule in Graz einfach nicht vereinbaren. Viel zu oft


REPORTAGE

trainieren wir vormittags.“ Auch jetzt gibt es schon oft Überschneidungen, welchen er jedoch mit gutem Zeit­ management trotzt. Dass ihm das Studium geistig und auch fußballerisch nach vorne bringt, ist für Petrovcic klar. Besonders im Bereich der Trainingssteuerung helfe es ihm enorm. „Wie muss ich trainieren, um optimale Leistungen zu er­zielen? Das ist etwas, wo ich durchaus vom Studium profitiere“. Genau vor einem

Jahr hat sich Torhüterkollege Simon Manzoni vom österreichischen Traditionsverein Admira Wacker Mödling getrennt. Mit der erstaun­ lichen Begründung, dass ihn Fußball geistig einfach zu wenig fordere. Eine Entscheidung, die Petrovcic absolut nachvollziehen kann. „Auf jeden Fall. Fußball ist und bleibt ein Spiel. Es wäre für mich undenkbar, nur Fußball zu spielen, da man geistig wirklich stehen bleibt“.

Bleibt zu hoffen, dass Christian Petrovcic auch fußballerisch nicht stehen bleibt und eine – wie es von vielen Seiten prognostiziert wird – große Karriere vor sich hat. Und sollte der Steirer wirklich einmal im Santiago Bernabéu von Madrid, welches übrigens in Spanien liegt, ein Interview geben, so kann man sich sicher sein, dass er seinen Mitspielern gegenüber nicht selbstkritisch sein wird.

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STUDY ABROAD

Le savoir-vivre

à Paris

10 Monate zwischen Eiffelturm und Triumpfbogen

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estartet wurde vergangenen Herbst mit dem Verfassen der Bewerbungen fürs Praktikum. Zusätzlich zu den Vorbereitungen fürs Prak­ tikum, mussten sich meine StudienkollegInnen von MIG09 und ich bereits auch frühzeitig darüber Ge­ danken machen wo wir denn unser Auslandssemester verbringen möchten. Dies galt es untereinander ab­ zustimmen und danach wurden wir vom International Office für die diversen Partnerhochschulen nominiert. Ist das Praktikum und der Studienplatz einmal zugesagt, kann die Organisation vertieft werden. Wo werde ich wohnen? Was mache ich in der Zwischenzeit mit meiner Unterkunft zuhause? Benötige ich eine zusätzliche Versicherung? Kenne ich womöglich jemand, der mich vor Ort unterstützen kann? Welche Kultur, Sprache und Lebensgewohnheiten erwarten mich? Fragen über Fragen. Hat man die erste Hürde der Organisation ein­ mal überstanden wird man es nie mehr bereuen, den Schritt gewagt zu haben. Neben all diesen Vorbereitungen und mit den Gedanken bereits im Ausland, war noch das 4. Semester erfolg­ reich abzuschließen. Die letzte Prüfung drei Tage vor Abflug und im Koffer einige Kopien für die Bachelor­ arbeit, so ging es dann Mitte März für mich nach Paris. Was Paris für mich bereithält…

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„100 nights to sleep before you go to Paris“, der Countdown-Kalender eines Freundes ließ mich keine Sekunde vergessen, dass ich demnächst französischen Boden unter den Füßen haben werde. Einmal für längere Zeit in der Grand Nation leben, auf der obersten Etage des Eiffelturms stehen, die Modemetropole erleben, an der Seine picknicken, das war mein Traum. Und jetzt bin ich mitten drin! Meine To-Do Liste für 10 Monate Frankreich ist lange. Nicht zu vergessen ist aber die ebenso lange Zeit der Vorbereitungen. Text und Fotos: Marlies Eichelberger

Am 14. März hieß es: „Liebe Passagiere, wir landen in wenigen Minuten am Flughafen Charles de Gaulle, ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.“ Vom Flughafen in die Stadt teilte ich mir mit zwei Damen ein Taxi dem schönen Namen „Destiny Transport“. Vorbei an Notre Dame und Louvre, lag also mein „Schicksal“ mitten im „Reichenviertel“ von Paris. Die Maklerin empfing mich herzlich mit einem Schwall Französisch. Der Lift war gerade so groß wie mein Koffer und ich fuhr leicht eingequetscht in den 5. Stock. Meine Vermieterin


STUDY ABROAD

Schillernd. Nicht nur bei Tag weiß die Stadt zu beeindrucken und hält für jeden Geschmack das passende Ambiente parat. Ob Kultur oder Genusssucht, jeder kommt hier früher oder später auf seine Kosten.

erwartete mich bereits und erklärte mir in einem Gemisch aus mehreren Sprachen alles Notwendige um ins Pariser Leben starten zu können. Mein kleines bescheidenes, dennoch sehr teures, Reich liegt zwischen Eiffelturm und Triumpfbogen nur einige wenige Gehminuten entfernt von meiner Praktikums­ stelle bei der Österreich Werbung. Die Niederlassung der ÖW ist ein reines Marketing- und Pressebüro. Unsere Aufgabe ist es, die „Marke Österreich“ zu präsentieren und unsere Heimat als Urlaubsdestination zu bewerben. Die Kuriosität hierbei für mich ist, dass ich mich zwar im Ausland befinde, aber mehr über meine Heimat lerne, als ich es zuhause je tat. Ganz besonders fehlte mir meine Heimat zu Ostern, als ich eine Woche mit Angina im Bett lag. Anstatt Oster­ jause mit Kren gab es Fertiglasagne und ein Baguette. Kranksein im Ausland ist nicht einfach. Der Wortschatz verlangt einem mehr ab, als das Wörterbuch bereitstellen kann. Mit Fieber, vorbei an hunderten Touristen machte ich jedoch glücklicherweise einen Arzt ausfindig, der ein wenig Deutsch konnte. Das soziale Leben bekommt generell einen anderen Stellenwert. Es gibt zwar die ArbeitskollegInnen und die Vermieterin nebenan, aber für die Freizeit-

ge­­s­taltung muss man sich rasch um Kontakte bemühen. Über „fünf Ecken“ habe ich daher bereits von zuhause aus versucht Österreicher ausfindig zu machen, die in Paris leben. Auch einige Holländer habe ich gleich zu Beginn kennengelernt. Mit einem kleinen Bekannten­ kreis als Rückhalt wird nun nach und nach die Stadt entdeckt. Im Vordergrund steht voll und ganz die Sprache zu lernen und die französische Kultur zu leben. Eines Abends saß ich beispielsweise mit der Praktikan­ tin der Außenhandelsstelle in einem Restaurant. Sofort wurden wir von Franzosen angesprochen und auf eine landestypische Jause eingeladen. Euphorisch erzählten sie uns von Südfrankreich und wollten im Gegenzug alles über die österreichischen Gebräuche erfahren. Im Herbst werde ich mich dann unter die ErasmusStudenten mischen und an der Paris Graduate School of Management mein Auslandssemester absolvieren. Spannende 8 Monate liegen noch vor mir.

In diesem Sinne, Liebe Grüße aus Paris,

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STANDORTKOLUMNEN

Ende in Sicht Kapfenberg

Ein Standort erZÄHLT Bad Gleichenberg

Z

ehn Jahre FH Joanneum Bad Gleichenberg – ein Standort erZÄHLT... Das derzeitige Zahlenwirrwar am Campus im Grünen mag vielleicht etwas irritierend wirken im ersten Moment. Bei näherer Betrachtung bekommen wir eine Geschichte erzählt - die Geschichte des Standorts Bad Gleichenbergs. Die historischen Ereignisse, die sich vor 10 Jahren in Bad Gleichenberg zugetragen haben verblassen von Jahr zu Jahr. Von Container im Kurpark munkelt man, die als Hörsäle gedient haben sollen. Politische Auf­ stände soll es unter den StudentInnen gegeben haben, die Forderung nach einem adäquaten Gebäude soll der Grund gewesen sein. Sogar auf internationaler Ebene urteilte man über Bad Gleichenberg als Studienstandort, ein Gutachten aus Yale, so wird gesprochen, habe über den Standort entschieden. Diese überlieferten Geschichten wurden im Rahmen einer glanzvollen Feier wiederbelebt. Unter den Anwesenden waren nicht nur Studierende zu finden, zahlreiche Gäste aus Politik, Bildung und Wirtschaft haben sich auf die Bühne ge­ schwungen und nette Sachen über den Campus erzählt. Nach dem berauschenden Fest ist das Erinnerungsver­ mögen leider nicht mehr so gut, aber ein Statement ist unvergessen geblieben – Small is beautiful. Text: Laura Wirth

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Das Studienjahr neigt sich dem Ende zu und wie jedes Jahr beginnt jetzt kurz vor dem Sommer und leider auch beim schönsten Wetter der Prüfungsstress für viele. Die einen wollen noch alle Klausuren vor den Ferien hinter sich bringen, andere hingegen verschieben einige auf nächstes Semester. So oder so haben alle in den nächsten Wochen sicherlich genug zu tun, wodurch Langeweile auf keinen Fall aufkommen wird. Aber es gibt zum Glück auch abseits vom Lernen noch einige Aktivitäten, um sich die Zeit in Kapfenberg vor den wohlverdienten Ferien zu vertreiben. Besonders sei hier der Mobilitätstag erwähnt, der, falls uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, am 15.06 stattfinden wird. An diesem Tag kön­ nen alle Studierende gratis ihre Fahrzeuge auf Mängel überprüfen lassen. Unter anderem wird der Reifen­ druck, Stand des Motoröls und des Kühlwassers und der Zustand der Bremsen überprüft. Auch Tipps zu einem sparsamen Fahrstil und Informationen über al­ ternative Anreisemöglichkeiten zur FH wird es geben. Weiters lädt der Studiengang „Energie-, Verkehrs- und Umweltmanagement“ die EVU-Jahrgänge zur „EVUGrillerei“ ein. Diese wird bei gut gesinntem Wetter am 16.06 stattfinden, ein Ersatztermin ist noch nicht ge­ plant. Was gibt es besseres, als das Semester gemeinsam in gemütlicher Atmosphäre ausklingen zu lassen? Trotz all dieser Aktivitäten freut sich sicherlich schon jeder auf die lang ersehnten Sommerferien. Daher möchten wir allen Studierenden einen schönen und erholsamen Sommer wünschen! Auf das das nächste Jahr wieder voller Energie in Angriff genommen werden kann! Text: Andreas Lehner




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