RKK Mitarbeitermagazin Quartett Ausgabe 57

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Quartett Heft 57 Herbst 2018

Das RKK Mitarbeitermagazin

Geriatrie

www.rkk-klinikum.de Mitarbeitermagazin für die Häuser: St. Josefskrankenhaus Loretto-Krankenhaus Bruder-Klaus-Krankenhaus Hospiz Karl Josef Festakt und Kinderfest zum runden Jubiläum des St. Hedwigshauses

100 Jahre für die Kinder

Foto: De Visu ©fotolia

Interdisziplinäre

Altersmedizin im RKK Klinikum

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m Patienten auch in einer immer älter werdenden Gesellschaft eine optimale Versorgung anbieten zu können hat das RKK Klinikum einen Schwerpunkt für Altersmedizin aufgebaut. Die im St. Josefskrankenhaus und Loretto-Krankenhaus hierfür eingerichteten Stationen IDA (Interdisziplinäre Altersmedizin) sind die einzigen Einrichtungen dieser Art im Großraum Freiburg und bündeln die Kompetenzen zur Versorgung geriatrischer Patienten unterschiedlicher Fachrichtungen. Nicht zuletzt aufgrund des großen Interesses am RKK Klinikum Gesundheitsforum

„Die Zukunft der Altersmedizin“ Mitte Oktober im Freiburger Bürgerhaus Seepark werden in der aktuellen Ausgabe die im RKK Klinikum vorhandenen Angebote aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Wie kann eine moderne Altersmedizin den medizinischen und pflegerischen Bedürfnissen älterer Patienten optimal gerecht werden ? Lesen Sie bitte unsere Artikel ab Seite

Prof. Dr. Thorsten Vowinkel

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Anlässlich des 100. Geburtstages des St. Hedwigshauses beging die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin St. Hedwig in der Mutterhauskirche einen großen Festakt. Am Folgetag fand bei herrlichem Sommerwetter ein großes Kinderfest statt, bei dem auf die kleinen Gäste ein bunter Nachmittag wartete und 100 Jahre Geschichte in einer „historischen Modenschau“ begreifbar gemacht wurden. Beleuchtet wurden Historie, Gegenwart und Zukunft der Freiburger Kinderklinik, die Europas modernste Kinderklinik werden soll. Angesichts der angespannten Situation der Krankenhäuser in Deutschland nutzte Geschäftsführer Bernd Fey den Festakt um die anwesenden Vertreter der Politik auf einiges Missstände der Gesundheitspolitik hinzuweisen. Lesen Sie bitte unsere Artikel ab Seite

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Prof. Dr. Thorsten Vowinkel

Neuer Chefarzt

Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im St. Josefskrankenhaus hat seit 1. August einen neuen Chefarzt. Professor Dr. Thorsten Vowinkel (46) kommt vom Universitätsklinikum Münster und wird die erfolgreiche Entwicklung der Klinik weiter vorantreiben. Lesen Sie bitte unseren Artikel auf Seite

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Editorial Verehrte Schwestern, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

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ch bin sehr stolz, Ihnen das Quartett Nr. 57 präsentieren zu dürfen. Wir haben in dieser aktuellen Ausgabe den Schwerpunkt unseres RKK Mitarbeitermagazin auf die Darstellung unserer Interdisziplinären Altersmedizin gelegt.

Wir folgen im RKK Klinikum dem Ansatz, dass wir die Altersmedizin dort anbieten, wo sie gebraucht wird. Im St. Josefskrankenhaus behandeln vor allem die Chirurgen und Internisten viele ältere und multimorbide Patienten. Im Loretto-Krankenhaus sind es die Orthopäden, Urologen und Internisten, die die Möglichkeit haben, denjenigen Patienten, die das besondere Setting der Altersmedizin benötigen, dieses auch zu geben. Wir bringen nicht die Patienten zur Geriatrie, was bedeuten würde, dass wir unsere Patienten nach einer Operation evtl. verlegen müssten, sondern die Geriatrie zu den Patienten, also dorthin wo die Behandlung einer akuten Organerkrankung oder Verletzung am besten durchgeführt werden kann. Das ist natürlich aufwendig, bietet aber unseren Spezialisten in den verschiedenen Häusern des RKK Klinikums die Möglichkeit, deren chirurgische und internistische Expertise mit den geriatrischen Behandlungsmöglichkeiten zu verknüpfen. Wir setzen damit das Geriatriekonzept des Landes Baden-Württemberg, 2

Foto: RKK Klinikum

Nachdem wir bereits in 2016 im St. Josefskrankenhaus unsere erste Station IDA (InterDisziplinäreAltersmedizin) erfolgreich erö≠net haben, wurde im April diesen Jahres auch im Loretto-Krankenhaus eine Station IDA installiert. Wir haben dafür eine Station umgebaut, dabei u.a. Therapieund Aufenthaltsräume eingerichtet und ein interdisziplinäres Team unter der ärztlichen Leitung von Herrn Dr. Köster zusammengestellt.

das von uns Krankenhäusern bei der Behandlung älterer und multimorbider Patienten fordert, aktiv dem drohenden Verlust von Autonomie und Selbstständigkeit entgegenzuwirken, bestmöglich um. Wir stellen mit unserer umfangreichen altersmedizinischen Kompetenz sicher, dass rehabilitative Maßnahmen nicht erst im Anschluss an eine Akutbehandlung, sondern bereits im Krankenhaus durchgeführt werden. Wie wir das machen zeigen wir Ihnen in dieser Ausgabe unseres Quartett. Unser Ltd. Arzt in der Geriatrie, der Neurologe, Psychiater und Geriater Dr. med. Bernd Köster, erläutert Ihnen ab Seite 6 die besonderen Herausforderungen, Ziele und Wege, die

wir in der Altersmedizin sehen. Im folgenden zeigen wir unsere Kompetenz in ganz unterschiedlichen Disziplinen, die für eine gute Altersmedizin besonders aufgestellt sein müssen. Unser Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin im St. Josefskrankenhaus, Prof. Dr. Michael Müller, und sein Oberarzt Dr. Daniel Schmitz beschreiben zehn wichtige Strategien, die bei der Narkose von betagten Menschen zur Risikovermeidung von großer Bedeutung sind. Unser Oberarzt der Klinik für Urologie und urologische Onkologie im Loretto-Krankenhaus, Dr. Johannes Karsch, erläutert Ihnen Möglichkeiten, wie die sehr belastende und quälende Inkontinenz im Alter behandelt werden kann. Herr Dr. Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Inhalt Klaus Nowack, Oberarzt in der Klinik für Unfallchirurgie im St. Josefskrankenhaus, beschreibt die technisch-operativen Herausforderungen, die osteoporoseassoziierte Frakturen an die Unfallchirurgie stellen. Es werden Ihnen von Seiten der Psychosomatik, der Pflege, der Therapie, der Pharmazie, der Ernährungsberatung und u.v.a.m. die vielfältigen Aspekte der Altersmedizin erläutert. Unser sehr erfahrener Stationsleiter Benjamin Ambroso beschreibt auf Seite 24 die Anforderungen, die an ein professionelles Arbeiten in der Altersmedizin, gerade in der Pflege, bestehen. Eine gute pflegerische Versorgung erfordert neben umfangreichen Fachkenntnissen vor allem viel professionelle Empathie. Professionelle Empathie ist insbesondere dann wichtig, wenn delirante Patienten viel Zuwendung benötigen. Das besondere Setting der Altersmedizin ist auch für unseren neuen Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im St. Josefskrankenhaus, Prof. Dr. Thorsten Vowinkel, für seine Arbeit hier im RKK Klinikum wichtig. Herr Prof. Vowinkel wechselte aus dem Universitätsklinikum Münster zu uns. Er leitet unsere Allgemeinchirurgie seit dem 1. August diesen Jahres und wird Ihnen auf Seite 4 vorgestellt. An dieser Stelle einmal mehr ein herzliches Willkommen Ihnen, lieber Herr Vowinkel, im Team des RKK Klinikum. Ich bedanke mich bei allen Autoren, die diese informative und sehr gelungene Ausgabe unseres Quartetts ermöglicht haben und dem Redaktionsteam für die tolle und erfüllende Arbeit, die wir Ihnen präsentieren können. Ich wünsche Ihnen allen viel Freude bei der Lektüre und freue mich auf ihr Feedback.

Ihr Bernd Fey Geschäftsführer

57/2018

Prof. Dr. Thorsten Vowinkel ............ 1|4 Ehrung für Prof. Dr. Breul ..................... 5 … Akutkrankenhaus . ................................ 6 Narkose bei betagten Menschen .... 10 Inkontinenz im Alter ............................ 13 Der delirante Intensivpatient ......... 16 Psychosomatik im Alter . ................... 18 Alterstraumatologie ............................. 21 100 Sekunden: B. Ambroso ............... 24 Tagesablauf auf IDA ............................ 25 Geriatrische Pharmazie ..................... 27 Geistlicher Impuls ................................ 29 Unser Leitbild ......................................... 30 Ergotherapie in der Geriatrie ........... 31 Physiotherapie in der Geriatrie ...... 33 Logopädie in der Geriatrie ................ 34 Essen und Trinken im Alter ............. 36 Sturzprophylaxe im Alter ................. 39 Kinaesthetics Kurse ............................. 41 IDA im Loretto-Krankenhaus .......... 43 Zwischen Leit- und Lebenslinien ..... 44 Überleitungspflege .............................. 45 Geriatrische Rehabilitation . ............ 46 Geriatrische Frührehabilitative Komplexbehandlung ������������������������� 48 Das Quartett-Mitarbeiterrätsel . ..... 51 Gewinnerin des Preisrätsels ............. 52 100 Jahre St. Hedwigshaus Festakt ............................................... 53 Grußworte ....................................... 55 Festschrift ........................................ 58 Kinderfest 2018 . ........................... 60 Bericht aus dem Aufsichtsrat . ........ 62 Die FOCUS-Ärzteliste .......................... 65 Region der Lebensretter . .................. 66 High-Tech Radiologie im LOK ......... 67 Gesundheitsforum Darmkrebs ....... 68 Die Zukunft der Altersmedizin . ..... 70 Advanced Life Support ....................... 72 Weltstillwoche . ...................................... 73 6. Benefizkonzert für das Hospiz ...... 74 Presse-Spiegel ......................................... 75 … kurz gemeldet . ................................... 78 Impressum .............................................. 80

Das RKK Mitarbeitermagazin

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… unser Schwerpunktthema: Interdisziplinäre Altersmedizin

36 Essen im Alter: Qualität statt Quantität

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100 Jahre St. Hedwigshaus in Freiburg

72 Advanced Life Support

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Neuer Chefarzt im St. Josefskrankenhaus

Professor Dr.

Thorsten Vowinkel

Foto: Johannes Klatt

wechselt aus Münster

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rof. Dr. Thorsten Vowinkel (46) ist seit 1. August der neue Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im RKK Klinikum St. Josefskrankenhaus. Er war zuletzt an der Universitätsklinik in Münster tätig, wo er im Oktober 2017 zum außerplanmäßigen Prof. der Chirurgie ernannt wurde. „Wir freuen uns, dass wir mit Prof. Vowinkel unseren Wunschkanditaten für diese herausragende Position gewinnen konnten. Ein besonderer Dank gilt Dr. Rudolf Häring, der die Klinik nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Stefan Kersting kommissarisch geleitet hat und als leitender Oberarzt

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auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Klink spielen wird“, freut sich RKK Klinikum-Geschäftsführer Bernd Fey. Nach dem Medizinstudium an der Julius-Maximilians Universität in Würzburg wechselte Prof. Vowinkel an die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Universitätsklinikum Münster. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der Louisiana State University in Shreveport/USA und einer Tätigkeit an der Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie des Herz-Jesu-Krankenhauses Hiltrup erwarb er zurück in Münster den Facharzt für Chirurgie,

die Zusatzbezeichnungen Proktologie und Notfallmedizin sowie die Schwerpunktbezeichnung spezielle Viszeralchirurgie. Auf die Habilitation folgte die Berufung zum Funktionsoberarzt und Oberarzt. „Dank der umfangreichen interdisziplinären Kompetenzen im RKK Klinikum kann Patienten zusammen mit den niedergelassenen Partnern schnell und zuverlässig geholfen werden“, ist Prof. Vowinkel überzeugt. Die Klinik bietet das gesamte Spektrum moderner Behandlungs- und Operationsverfahren von Erkrankungen und Tumoren des Hals- und Bauchraums, der Bauchorgane, der endokrinen Organe (z. B. Schilddrüse) und der Weichteilgewebe. Erklärter Anspruch des neuen Chefarztes ist die große Tradition des St. Josefskrankenhauses im Bereich der minimalinvasiven Chirurgie aufzunehmen und das Leistungsangebot kontinuierlich weiterzuentwickeln. Besonders beeindruckt zeigt sich Prof. Vowinkel neben der hochmodernen Ausstattung der Operationssäle und der Intensivstationen im Neubau des St. Josefskrankenhauses von dem auf der Station IDA (Interdisziplinäre Altersmedizin) verfolgten interdisziplinären Behandlungsansatz und den sich daraus ergebenden Perspektiven für die ganzheitliche Versorgung älterer Patienten. In der einzigen Einrichtung dieser Art im Großraum Freiburg kann dank der engen Verzahnung frührehabilitativer Maßnahmen mit akutmedizinischen Interventionen in vielen Fällen eine Pflegebedürftigkeit vermieden werden. Als Notfallmediziner schätzt der neue Chefarzt auch den am St. Josefskrankenhaus angesiedelten größten Notarztstandort in Baden-Württemberg mit Bestwerten in Schnelligkeit und Versorgungsqualität. Thilo Jakob Pressesprech

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Das RKK Mitarbeitermagazin

Gustav-Simon-Medaille an Freiburger Urologen verliehen

bereits zum wiederholten Mal ein Chefarzt des heute zum RKK Klinikum gehörenden Loretto-Krankenhauses in diese verantwortliche Position gewählt worden. Präsidentschaft und Auszeichnung mit der Gustav Simon-Medaille würdigen die herausragende urologische Kompetenz des Loretto-Krankenhauses, in dem jährlich über 3.500 urologische Operationen durchgeführt werden. Unter der Führung von Prof. Breul hat sich das Loretto-Krankenhaus zu einem überregional anerkannten Zentrum für die Behandlung von Erkrankungen der harnbereitenden und harnableitenden Organe, der männlichen Geschlechtsorgane sowie der weiblichen Harninkontinenz entwickelt. Die Auszeichnung ist benannt nach dem anerkannten Chirurgen und Autor medizinischer Fachliteratur Gustav Simon (1824 – 1876). Als Ordinarius für Chirurgie in Heidelberg war er Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Gustav Simon förderte insbesondere die Sektion Urologie und nahm 1869 die erste erfolgreiche komplette Entfernung einer betro≠enen Niere (Nephrektomie) in Deutschland vor. Die SWDGU ist die größte und älteste Einzelgesellschaft für Urologie in Deutschland. In ihr leisten Urologen der Bundesländer Baden56. Jahrestagung der Württemberg, RheinSüdwestdeutschen land-Pfalz, Saarland Gesellschaft für Uround Hessen einen wichlogie e.V. in O≠enburg tigen Beitrag zur Förzuteil. derung der medizinischen Forschung, aber auch 2008 wurde Herr Prof. Breul für die internationale Verbinim Rahmen des Kongresses der Süd- dung von Wissenschaft und Praxis. westdeutschen Gesellschaft für Uro- Darüber hinaus fördert die bereits logie (SWDGU) in Heilbronn zum 1960 gegründete Gesellschaft den Präsidenten der Gesellschaft gewählt urologischen Nachwuchs und unterund hatte diese Position bis zum Jahr stützt die Arbeit junger Kollegen und 2009 inne. Höhepunkt seiner Präsi- Kolleginnen durch spezielle Förderdentschaft war der 50. Kongress der programme. Gesellschaft im Mai 2009 im Konzerthaus in Freiburg. Nach Prof. Thelen T h i l o J a k o b im Jahre 1969 ist mit Prof. Dr. Breul P r e s s e s p r e c h e r RKK K l i n i k u m

Ehrung für Chefarzt Professor Dr.

Fotos: Wolfgang Klatt

Jürgen Breul

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ie Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V. hat Prof. Dr. Jürgen Breul, Ärztlicher Direktor des Loretto-Krankenhauses und Chefarzt der Klinik für Urologie und urologische Onkologie, die renommierte Gustav- Simon-Medaille verliehen. Mit der höchsten Auszeichnung, die die Gesellschaft zu vergeben hat, werden herausragende Persönlichkeiten geehrt, die die Urologie in Deutschland maßgeblich beeinflusst und vorangebracht haben. Die Ehrung wurde Prof. Breul im Rahmen der unter dem Motto „Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition“ abgehaltenen

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Der alte Mensch im Akutkrankenhaus

Foto: © Südwestrundfunk

Herausforderungen, Ziele und Wege

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s ist so banal wie wahr: Irgendwann im Alter wird man schwächer und zumeist auch kränker. Dennoch: Trotz mehrerer nebeneinander bestehender Erkrankungen verschiedenster Organsysteme sind viele alte Menschen oft erstaunlich kompetent, ein selbständiges Leben in ihrem Zuhause zu führen und sich selbst zu versorgen. Eine solche „grenzkompensierte“ Situation kann lange Zeit sehr stabil sein – solange nichts dazwischen kommt: Bereits ein Ereignis, das jüngere Menschen nur kurzfristig beeinträchtigt, kann beim alten Menschen zur Entgleisung der gesamten Gesundheits- und damit auch Lebenssituation führen.

fekt etc. beeinträchtigen einen jungen Menschen nur gering und vorübergehend. Im Alter jedoch beeinträchtigen diese und ähnliche Bedingungen oft tiefgreifend körperliche und geistige Funktionen. So leidet die Konzentration, das Gehen wird unsicherer, es kommt zum Sturz mit Verletzung und Bettlägrigkeit. Bereits wenige Tage ohne Mobilisation führen beim alten Menschen zu einer messbaren Reduktion der Muskelmasse. Auch nach Ausheilen der auslösenden Ursache kann dann die Tür zurück in die bisherige Mobilität und Selbständigkeit, eventuell auch in die bisherige Wohnsituation verschlossen bleiben – eine der größten Ängste alter Menschen. Wie in einer solchen Situation im Krankenhaus Ein paar heiße Sommertage, eine zu verfahren wird, entscheidet oft über geringe Trinkmenge, ein leichter In- die weitere Zukunft des Betroffenen.

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Das geriatrische Team – die multimodale Behandlung in der Akutgeriatrie An erster Stelle steht natürlich immer die bestmögliche Behandlung einer akuten Organ-Erkrankung oder Verletzung. Diese nützt dem Ziel des Patienten jedoch nur dann wirklich weiter, wenn seine bisherigen Fähigkeiten, Einschränkungen und künftigen Ziele/Bedürfnisse von Anfang an erkannt und bei Bedarf gefördert werden. Zu diesen Funktionen gehören z.B. das Gedächtnis, die Konzentration, die Stimmung, das Gehen, Sprechen, Schlucken, die Feinmotorik und Kraft, die Sinnesorgane, die Ernährungssituation, die Blasen- und Darmfunktion und vieles andere mehr. Hier kommt das geriatrische Team ins Spiel. Zu diesem gehören u.a. Pflegepersonen, Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Psychotherapeuten, Sozialarbeiter, die Überleitungspflege, Stationsärzte und leitenden Geriater. Unter Beachtung der Defizite und Ressourcen/Fähigkeiten der Patienten werden im Rahmen der Teamsitzungen die weiteren Therapien an die individuellen Erfordernisse angepasst und geplant. Das berufsgruppenübergreifende Prinzip der Geriatrie steht hierbei ganz im Zentrum. Der schönste Plan bleibt jedoch ein Plan, wenn er die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten nicht tri≠t. So müssen auch folgende Fragen mit den Patienten und Angehörigen möglichst frühzeitig geklärt werden: Wird der Patient vom Krankenhaus direkt nach hause können? Falls ja, welche Schritte sind erforderlich, um dies zu erreichen? Falls nein, welche Alternativen stehen, ggf. überbrückend, zur Verfügung – oder: Ist es durch medizinische, pflegerisch-aktivierende und therapeutische Maßnahmen möglich, dieses Ziel doch noch zu erreichen? Und vor allem: Was möchte und was kann der Pati-

ent? Immer steht das Erreichen eines dass Patienten verschiedener Fachhöchstmöglichen Maßes an Autono- abteilungen auf die geriatrischen mie im Zentrum aller Ziele. Stationen zwar räumlich verlegt werden, aber von diesen Abteilungen Ein gut eingespieltes multiprofessi- weiterhin akutmedizinisch weiteronelles Team ist die Voraussetzung, betreut werden. So wird z.B. ein Paum solche Fragen aufzuwerfen, Lö- tient mit einer Fraktur auf den IDAsungen zu erarbeiten und diese auch Stationen täglich fachchirurgisch/ gemeinsam in die Tat umzusetzen. orthopädisch weiter betreut. Bei BeEinen Dreh- und Angelpunkt stellt darf erfolgt jedoch auch die internisin der Geriatrie die Pflege dar: Die tische, neurologische und psychiatriPflegenden sind ständig im direkten sche Mitbehandlung auf der gleichen Kontakt mit den Patienten. Sie kön- Station. Neben täglichen Kontakten nen hierdurch Veränderungen und findet jede Woche eine interdiszipliProbleme sowie Ressourcen fortlau- näre Visite statt. An dieser nehmen fend erkennen und dem Team ver- Ärzte der beteiligten medizinischen mitteln. So kann dann gemeinsam Fachrichtungen sowie Pflegepersoentschieden werden, ob andere the- nen und Therapeuten teil. Voraussetrapeutisch tätige Teammitglieder zung und Ergebnis dieser Visiten ist sich gezielt bestimmten Zielen wid- der immer wieder äußerst wertvolle men. Neben Visiten und täglichem Blick über den Tellerrand des eigeAustausch dient die wöchentliche nen Fachgebietes und des eigenen Teamsitzung der geregelten Kom- Berufs zum Nutzen der Patienten. munikation. An dieser nehmen die Vertreter aller Berufsgruppen teil. Wesentliche Ziele sind, den jeweils Spezielle Probleme der Geriatrie: aktuellen Stand zu erfassen und die Multimorbidität und Multimedikation weiteren Behandlungsziele sowie den möglichen Weg dorthin gemeinJeder Mensch altert auf seine eigene sam zu planen. Weise. Die Last an Erkrankungen und Einschränkungen variiert von PatiDie interdisziplinäre ent zu Patient sehr stark. Neben der Herausforderung durch komplexe medizinische Behandlung Krankheitskonstellationen resultiert Die Behandlung älterer und alter hieraus auch oft die Notwendigkeit, und mehrfacherkrankter Menschen mehrere Medikamente einzunehgeht in der Komplexität weit über men. Ab einer Anzahl von fünf verdie Behandlung einer Einzel-Erkran- schiedenen Medikamenten spricht kung hinaus. Sie macht daher man von „Multimedikation“. Besondere Beachtung verdient häufig die Expertise mehrerer medizinischer Fachrichhierbei, dass manche alltungen erforderlich. Eines gemein häufig verordneder wesentlichen Ziele unte Medikamente für den Einsatz bei alten Menserer IDA-Stationen ist daher, ein enges interdisschen ungeeignet sind (siehe auch Artikel von ziplinäres, also fachüberHerr Schuderer, Apothegreifendes ärztliches Arbeiten zu pflegen, um ein ke, Seite 27). Wenngleich Multimedikation oft nicht möglichst gutes Gesamterzu vermeiden ist, liegt eigebnis für die Patienten zu erzielen. Der interdisziplinäne der wesentlichen Aufgaben der Geriatrie re Ansatz spiegelt sich einerseits darin wider, darin, Wech7

Dr. Bernd Köster


sel- und Nebenwirkungen zu erkennen. Hier gilt immer die Regel „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

Das geriatrische Ärzteteam: Leitender Arzt Dr. med. Bernd Köster Neurologie / Psychiatrie / Geriatrie Oberärzte im Team: Dr. med. Philipp Ziefer Oberarzt Neurologie / Geriatrie

Die meisten unserer Patienten werden im Rahmen einer frührehabilitativen Komplexbehandlung (GFK - siehe Artikel von Herrn Thieme) behandelt. Hierfür ist eine Behandlungsdauer von mindestens 14 Tagen vorgegeben. Deshalb werden vor allem ältere und alte Patienten aufgenommen, die eine größere Operation oder eine komplexere Krankheit mit voraussichtlich längerem Aufenthalt haben. Ein wesentlicher Bestandteil der GFK sind die therapeutischen Maßnahmen (Physio-, Ergo- und Psychotherapie, Logopädie). Voraussetzung für eine sinnvolle und erfolgreiche Frührehabilitation sind daher der Bedarf solcher Therapien sowie die Fähigkeit und der Willen, dabei mitzuarbeiten.

Der verwirrte Mensch im Krankenhaus Jeder Mensch kann auf bestimmte Belastungen mit Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen reagieren. Bisher unbekannte Verhaltensmuster können auftreten, z.B. starke Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Hin-/Weglauftendenz, Störung des Tag-Nacht-Rhythmus oder Antriebsstörungen. Auslöser solcher „Delire“ können z.B. sein: Medikamente, Narkosen, Drogen, Infekte, Störungen des Mineral- und Wasserhaushaltes und viele andere mehr. Bei älteren Menschen tritt dieser Effekt jedoch oft schon bei geringeren Anlässen auf, ist deutlich ausgeprägter und hält länger an. Oft genügt schon ein Ortswechsel in eine unvertraute Umgebung. Da oft gefährliche Ursachen zugrunde liegen, ist eine medizi-

Foto: Wordley Calvo Stock © fotolia

Dr. med. Christoph Lätsch Oberarzt Geriatrie / Innere Medizin

Wann ist eine akutgeriatrische Behandlung sinnvoll?

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Foto: RKK Klinikum

Das RKK Mitarbeitermagazin

Fazit nische Abklärung erforderlich. Zugrunde liegende Ursachen müssen natürlich ggf. medizinisch behandelt werden. Im Mittelpunkt der Behandlung stehen nicht-medikamentöse Maßnahmen, z.B. das Schaffen einer ruhigen Umgebung, möglichst hohe Konstanz der betreuenden Personen, Verzicht auf vermeidbare medizinische und pflegerische Maßnahmen, Aktivierung am Tage etc. Auf unseren IDA-Stationen findet die Betreuung solcher Patienten rund um die Uhr durch speziell geschulte, ausnahmslos hochmotivierte und empathische Alltagsbegleiter/-innen statt. Sie sitzen tagsüber oft gemeinsam im neu geschaffenen Aufenthaltsraum. Immer wieder faszinierend ist, wie hier Patienten, die man tags zuvor noch antriebslos, verängstigt oder aggressiv im Bett liegen sah, jetzt aktiv und humorvoll miteinander Kontakt aufnehmen sieht. Die gerontopsychiatrische Diagnose verschwindet hier oft schlagartig, Delirzustände verblassen, ohne dass viele sedierende Medikamente zum Einsatz kommen müssen. Hierdurch

können Stürze, Aggressivität und andere Belastungen deutlich vermindert werden, was in erster Linie den Patienten dient, aber auch dem einbezogenen Personal. Die Vermeidung von Komplikationen führt häufig auch zu einer Verkürzung der Liegezeit im Krankenhaus mit allen Konsequenzen für Lebensqualität und Ökonomie. Es handelt sich um ein hochwirksames, vorwiegend pflegerisches Konzept, das in Zukunft noch deutlich ausgebaut werden sollte.

Es ist erfreulich zu beobachten, wie über die Zeit zunehmend die Kooperation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen und Fachrichtungen wächst, insbesondere da, wo bislang auch Abgrenzung zu spüren war. Für die hierzu unverzichtbare Offenheit und Bereitschaft aller beteiligten Personen und die Bereitschaft zur gemeinsamen Weiterentwicklung bin ich sehr dankbar. Denn hiervon hängt ganz wesentlich ab, welche Ergebnisse wir für unsere älteren Patienten erzielen können. Dr. med. Bernd Köster Leitender Arzt Neurologie / Psychiatr Geriatrie RKK K l i n i k u m

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Ein höheres Lebensalter verdient unsere besondere Aufmerksamkeit

Narkose F

rau Herrmanns* strahlt bis über hatte ungleich mehr Angst vor der beide Ohren: „Ich bin überglück- Narkose und den Nebenwirkungen. lich, dass alles so gut geklappt Da liest man ja so einiges im Internet hat! Dabei hatte ich schon – gerade in meinem Alter ...“ ersehr große Bedenken ...!“ läutert die zufriedene 81-jähZwei Tage ist die große rige rüstige Patientin ihre Knieoperation der PatienHauptsorge bei der Platin nun vorüber und die nung des Eingri≠s. ersten Gehversuche hat sie schon erfolgreich mit der Physiotherapeutin absolviert. „Dass der Einbau der Knieprothese gut funktionieren würde, hatte ich mir schon gedacht – ich

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Mit dieser Angst ist sie nicht allein, weiß auch Prof. Michael Müller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie am St. Josefskrankenhaus: „Viele ältere Menschen fürchten sich weit mehr vor den Nebenwirkungen und Folgen der Narkose als vor dem eigentlichen operativen Eingri≠.“ Doch er kann beruhigen: „In der modernen Anästhesie können wir uns in bester Weise auf die individuellen Bedürfnisse gerade auch älterer Menschen einstellen. Die Fürsorge der Anästhesie betri≠t allerdings auch einen weit größeren Bereich, als nur die Einleitung und Überwachung Quartett Nr. 57 | Herbst 2018

Prof. Dr. Michael Müller

* Namen von der Redaktion geändert

Foto: RKK Klinikum

für betagte Menschen


Das RKK Mitarbeitermagazin

der Narkose: wir sind die Spezialisten  Auftreten einer neuen schweren für die perioperative Versorgung von alterstypischen Erkrankung Beginn der Planungen bis zum Ab(Schlaganfall, Herzinfarkt, ...) schluss der Schmerztherapie weit über  Verlängerte Narkosewirkung das Narkoseende hinaus!“.  Angst, Unruhe und Desorientiert heit nach Narkosen Was sind aber heutzutage die besonderen Bedingungen, unter  Hirnleistungsminderung denen Anästhesien bei älteren Menschen durchgeführt werden? „Die Vermeidung von Komplikationen und die Reduzierung der NebenwirMit der heute immer weiter steigen- kungen von Narkosen beginnt schon den Lebenserwartung, dem hohen bei der Planung der Operation und Anspruch auf Mobilität und gesund- des Anästhesieverfahrens“, weiß Prof. heitliche Fitness einerseits und den Müller zu berichten. neuen OP Methoden sowie den altersorientierten Nachsorgeverfahren Die Strategien zur Risikovermeidung andererseits entscheiden sich immer von Komplikationen bei älteren Patimehr Patienten mit höherem Le- enten umfassen somit einen wichtibensalter zu einem Eingri≠. gen Katalog von 10 Aufgaben: Mit steigendem Lebensalter finden sich dann unabhängig von bereits bestehenden Vorerkrankungen typische Veränderungen des Körpers bei diesen Patienten:

Umbauprozesse im Bereich der Nerven und des Gehirns, altersbedingte Funktionseinschränkungen der Blutgefäße und des Herzens sowie zum Beispiel auch eine reduzierte Leis- tungsfähigkeit des Atmungssystems und der Entgiftungsorgane wie Leber und Niere. Was sind denn die typischen Gefahren einer Narkose im höheren Lebensalter? Wie bei jeder Narkose kann es auch bei Patienten im höheren Lebensalter zu Problemen und Schwierigkeiten kommen. Bei geplanten Eingri≠en ist das Risiko für Komplikationen statistisch eher gering. Es muss jedoch bei älteren Patienten in besonderer Weise gedacht werden an:

 Verschlechterung einer bestehen den Erkrankung (Durchblutungs störungen, Herzerkrankung, ...), denn nur ca. 2% der Patienten >85 Jahre sind ohne Begleiterkrankung

1 Korrekte Indikationsstellung

für den Eingri≠ und enge Abstimmung zwischen Operateur und Anästhesist

Die beteiligten Fachdisziplinen stimmen sich über das jeweilige Vorgehen und die damit verbunden erwartbaren Probleme ab.

2 Rechtszeitige Planung, ggfs.

Verbesserung des körperlichen Zustandes

Mit entsprechendem Vorlauf werden die Befunde der vorbehandelnden Ärzte, Laborwerte und Medikationslisten für jeden Patienten gesammelt, ausgewertet und durch weitere Untersuchungen ergänzt. Im Einzelfall kann es sinnvoller sein, eine Therapie vor Beginn des Eingri≠s noch zu optimieren und damit den Operationstermin zu verschieben.

3 Individuelle Evaluation des Risikos

Im Prämedikationsgespräch vor dem Eingri≠ in der Anästhesieambulanz erfolgt nach Erhebung der Krankengeschichte die Einsicht in die Untersuchungser-

gebnisse und die körperliche Untersuchung. Es schließt sich dann die Narkoseaufklärung und Risikoevaluation für den einzelnen Patienten und den spezifischen Eingri≠ sowie das in Frage kommende Narkoseverfahren an. Die Patienten erfahren hier, welche Probleme bedacht werden müssen und welche Narkoseart im Hinblick auf eine optimale Risiko-NutzenAbwägung sinnvoll ist.

4 Optimale Vorbereitung

Gerade bei medikamentös behandlungsbedürftigen Erkrankungen ist es essentiell, die Einnahme der Medikamente mit den Operations- und Narkosemaßnahmen zu koordinieren. Der Anästhesist als Spezialist der „perioperativen Phase“ entscheidet auf Basis der wissenschaftlichen Empfehlungen, des individuellen Patientenzustandes und der anstehenden Operation, welche Anpassungen erforderlich sind.

5 Narkoseauswahl

(Allgemeinanästhesie, Regionalanästhesie, Kombination)

Für viele Eingri≠e stehen verschiedene Anästhesieverfahren zur Auswahl. Neben dem Patientenwunsch spielen die Vorerkrankungen und die Vermeidung von Nebenwirkungen bei der Auswahl des geeigneten Anästhesieverfahrens eine bedeutende Rolle. So bieten bei bestimmten Eingri≠en Regionalanästhesien und kurzwirksame Narkosemittel den Vorteil mitunter deutlich weniger in die Hirnfunktionen einzugreifen. Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Verfahren ist immer eine Entscheidung, die von individuellen Faktoren abhängig ist.

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6 Narkosemittelauswahl

ständigen Rekonvaleszenz. Die „Die Versorgung unserer älteren PatiAnwesenheit von nahen Angeenten ist uns ein besonderes Anliegen. Während eine lange Wirkung hörigen, eine zugewandte Pflege, Sie fordert uns in den Planungsschriteiner Regionalanästhesie den ein liebevoller Umgang sowie ten, Absprachen und medizinischen Patienten gerade in der ersten eine adäquate medikamentöse Maßnahmen in spezieller Weise. Nur postoperativen Phase wesentlich Therapie inklusive Schmerztheso können wir unserem Anspruch auf in der Genesung unterstützt, gerapie sind in dieser Phase die beeine individuelle und Patienten zuge winnen die schonenden und vor deutendsten Faktoren einer wandte Medizin gerecht werden,“ beallem kurzwirksamen Narkoseschnellstmöglichen Wiederherschreibt Prof. Müller die Herausfor medikamente für die Allgemein stellung der gewohnten Hirnleisderungen der Klinik für Anästhesio anästhesie zunehmend an Be tung und Aufmerksamkeit älter- logie, Intensiv- und Notfallmedizin deutung. er Patienten. im Hinblick auf die zunehmende Anzahl betagter Patienten. 7 Überwachung während der 10 Interdisziplinäre Versorgung Narkose und Weiterbehandlung Und so ist auch Frau Hermanns* gu Der exakten Überwachung der In den täglichen Visiten der ope- ter Dinge, was ihre weitere medizini Vitalfunktionen kommt gerade sche Versorgung angeht: „Im nächs rativen Abteilung sowie durch bei längeren Eingri≠en eine zenten Jahr steht die Operation des andedie Einbindung der neurologi trale Bedeutung zu. Spezielle ren Knies an ... – jetzt weiß ich, dass ich schen und geriatrischen FachärzEKG-Ableitungen, Kathetermessbei allen Sorgen und Bedenken sicher te und den anästhesiologischen verfahren zur Blutdruckmessung sein kann, dass meiner besonderen Schmerzdienst können Verände oder Messung der HirnstromakSituation als älterem Menschen eben rungen frühzeitig erkannt und tivität helfen dabei dem Anästheauch in besonderer Weise Rechnung vom Fachspezialisten behandelt sisten. getragen wird. Das wird schon alles werden. gut klappen, wenn es wieder so gut geplant ist!“ macht sie anderen Pati8 Postoperative Schmerztherapie enten, die vor einer Operation stehen, Gerade bei älteren Patienten Mut. lässt sich mit einer adäquaten postoperativen Schmerztherapie Dr. med. Daniel Schmitz eine viel raschere Genesung und Oberarzt der Klinik für eine geringere Rate an KomplikaAnästhesiologie, Intensiv tionen wie Lungenentzündung, u n d N o t fa l l m e d i z i n Infektionen und neurologischen RKK K l i n i k u m Erkrankungen erreichen. Gerade St. Josefskrankenhaus moderne Schmerzkatheterverfah ren im Rahmen einer Regional anästhesie spielen hier eine gro ße Rolle.

9 Postoperative Betreuung und Überwachung

Kurzzeitige Desorientiertheit, An- triebslosigkeit, Aggression oder Angst können nach einer OP ältere Patienten erheblich beeinträchtigen und führen nicht selten auch zur Verunsicherung der Angehörigen. Nach dem Eingri≠ steht dies bei der engmaschigen Überwachung auf der Intermediate Care Station oder der Intensivstation im Vordergrund mit dem Ziel einer raschen und voll-

* Namen von der Redaktion geändert

12 Dr. Daniel Schmitz


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gen über. Ursache dafür kann eine Störung am Blasenauslass sein, zum Beispiel durch eine Prostatavergrößerung, aber auch durch Schädigungen im Bereich der Nerven bei Diabetes mellitus oder Multipler Sklerose mit nachfolgender Überdehnung der Harnblase.

Altersmedizin

Foto: Johannes Klatt

Die demographische Entwicklung führt zu einer Zunahme von Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Morbus Parkinson und demenziellem Entwicklungen, die eine Harninkontinenz begünstigen. In Deutschland leiden bei den über 60-jährigen zwei Millionen an einer behandlungsbedürftigen Harninkontinenz. Das entspricht 11 % dieser Altersgruppe. Bei den über 80-jährigen sind es 30 %.

Inkontinenz im Alter

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atientinnen berichten immer wieder, dass sie noch nicht wirklich an unkontrolliertem Harnverlust leiden, ihre Mütter aber hätten im höheren Alter große Probleme damit gehabt und hätten schließlich im Pflegeheim versorgt werden müssen. Wie dieser Leidensweg vermieden werden kann und was man selbst dazu beitragen kann, steht oft im Mittelpunkt derartiger Gespräche.

der Verlust der Kontinenz überwiegend ein Problem des höheren Alters. Man versteht unter Harninkontinenz den unwillkürlichen Verlust von Urin. Je nach Ursache unterscheidet man zwischen Drang- und Belastungsinkontinenz.

Bei ersterer wird der Blasenmuskel unkontrolliert aktiv mit starkem Drang einhergehend. Bei der Belastungsinkontinenz liegt eine SchwäAbgesehen von der seltenen Kicher- che der Verschlussfunktion mit Harninkontinenz bei jungen Mädchen im verlust bei körperlicher Betätigung Alter zwischen 5–12 Jahren und ange- vor. Bei der Überlaufinkontinenz ist borenen Formen der Inkontinenz ist die Blase voll und schwappt sozusa-

Harninkontinenz stellt für die Betroffenen eine psychische Belastung dar und führt oft zu sozialem Rückzug und Isolation. Hinzu kommen die zunehmende Beanspruchung von Menschen im sozialen Umfeld, was zu sozialen und pflegerischen Problemen führt. Nicht zu vernachlässigen ist der soziökonomische Aspekt. Gehäufte Toilettengänge in der Nacht führen zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und führen mit einem Risiko von bis zu 38 % zu Stürzen mit Knochenbrüchen aber auch zu Hautkomplikationen, Depression sowie Krankenhaus- und Pflegeheimeinweisungen. So hat eine Untersuchung in Deutschland ergeben, dass die daraus resultierenden Kosten für Komplikationen mit mindestens 4 Milliarden Euro jährlich die Kosten für die medikamentöse Behandlung von 7 Millionen um ein Vielfaches übersteigt.

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Männer und Frauen sind von dieser protokolls und ein Vorlagen-WiegeProblematik in gleicher Weise betrof- Test bringen wertvolle Informationen. Spezielle Fragebögen helfen, die fen. Beschwerden einzugrenzen oder Hin Ursache beim Mann ist oft eine weis für eine Lokalisation der Stöaltersbedingte Größenzunahrung zu finden. me der Prostata. Bei Männern mit Dranginkontinenz spielt Einfache, wenig belastende Unterdie Prostata oft eine große suchungen, wie eine Urinkontrolle, Rolle. Aber auch Blasentumore, eine sonographische SpezialuntersuBlasensteine oder Infektionen chung von Blase und Harnröhre könkönnen ähnliche Beschwerden nen eine Blasensenkung, eine Prostauslösen und müssen ausgeatavergrößerung, Blasensteine oder schlossen werden. Blasentumore aufdecken. Eine vaginale Untersuchung zur Beurteilung Bei Frauen spielt die hormonel- der Blasen- und Darmfunktion bringt le Umstellung in der Postmeno- hilfreiche Informationen. Bei kom pause eine Rolle, aber auch Ver- plexen Störungen kann eine funktio änderungen im kleinen Becken nelle Untersuchung des Beckens mit bei Beckenbodenschwäche und Kernspin (MRT) hilfreich sein. Blasensenkung kommen als Ursache für Inkontinenz und Zur Abklärung der Ursache ist oft ei nächtliche Toilettengänge in ne Blasendruckmessung (Urodyna Betracht. mik) sinnvoll und sollte vor einer anstehenden Operation oder bei TheraNeuere Erkenntnisse haben ergeben, piewechsel vorgenommen werden. dass im Alter der Einfluss der Steuerungsfunktion des Gehirns auf die Da oft mehrere Störungen den PatienSpeicher- und Entleerungsfunktion ten belasten etwa Harninkontinenz der Harnblase komplizierter ist als und Darmentleerungsstörung, ist es vermutet und eine wesentliche Rolle sinnvoll, im Rahmen des Kontinenzspielt. und Beckenbodenzentrums im RKK Klinikum komplexe Krankheitsbilder Es liegt in der Natur der Thematik zu besprechen. und am Schamgefühl, dass darüber wenig geredet wird. Die Entschei- Ein intensiver Austausch aller behandung, sich jemandem anzuvertrauen delnden Disziplinen (Urologie, Gynäund professionelle Hilfe einzuholen, kologie, Proktologie, Medizin, Geriafällt schwer. Glücklicherweise ist es trie) zur Abwägung von Risiko und jedoch so, dass wir heute durch ein Nutzen vor einem geplanten Eingri≠ ganzes Spektrum von Maßnahmen ist für den betagten Patienten von Abhilfe anbieten können oder zu- besonderer Bedeutung. mindest durch eine Besserung der Beschwerden die Lebensqualität Bei der Behandlung der Harninkonwieder herstellen können. tinenz spielen physio- und verhaltenstherapeutische Maßnahmen mit Voraussetzung für eine erfolgreiche einer risikoadaptierten medikamenBehandlung ist eine gründliche Un- tösen Behandlung eine wesentliche tersuchung. Gerade beim älteren Rolle. Beckenbodentraining, BlasenMenschen müssen wir dabei die kör- training und Toilettentraining unter perlichen und geisteigen Fähigkeiten professioneller Anleitung sind hilfaber auch die Motivation berücksich- reiche Maßnahmen und müssen an tigen. Die ausführliche Befragung, die körperlichen und kognitiven Fädas Erstellen eines Miktions-/Trink- higkeiten des Betro≠enen angepasst 14 Dr. Johannes Karsch

werden. Diese kann durch eine medikamentöse Behandlung gefördert werden und eine dauerhafte Verhaltensänderung herbeiführen. Elektrostimulationsgeräte mit Biofeedback können hilfreich sein. Der typische überfallartige Harndrang beim Ö≠nen der Haustür kann so kontrolliert werden. Körperliche Aktivität, Normalisierung des Körpergewichts, adäquate Flüssigkeitszufuhr und der Verzicht auf kohlensäurehaltige Getränke wirken positiv bei überaktiver Blase. Durch die Stärkung des Beckenbodens kann eine Operation bei Belastungsinkontinenz oder Senkungsbeschwerden vermieden werden. Bei älteren Menschen ist zu beachten, dass Medikamente zu unerwünschten Nebenwirkungen der Gehirnfunktion besonders der Gedächtnisfunktion führen können. Erfreulicherweise stehen heute diesbezüglich unbedenkliche Substanzen zur Verfügung. Bei Unwirksamkeit oder Unverträglichkeit kann eine Ruhigstellung der Blase durch einen kleinen Eingri≠ mit BOTOX wieder hergestellt werden. Die Verfeinerung der operativen Technik und die der Anästhesie ermöglichen, dass Patienten auch im höheren Alter operiert werden können.


Das RKK Mitarbeitermagazin

Ist bei der Frau die Operation eine Belastungsinkontinenz erforderlich, wird seit den 90er Jahren durch Einbringen eines kleinen Bändchens der Halteapparat der Harnröhre unterstützt und die Kontinenz wieder hergestellt. Diese Methode zeigt auch bei Älteren gute Langzeitergebnisse. Hilfreich kann bei bestimmten Frauen auch eine Unterspritzung der Harnröhre in lokaler Betäubung sein, damit kann eine Verbesserung für 1 – 2 Jahre erzielt werden. Zu bedenken ist, dass insbesondere Drangbeschwerden, nächtlicher Harndrang und unvollständige Blasenentleerung durch eine Senkung ausgelöst werden. Eine dauerhafte medikamentöse Behandlung macht dabei wenig Sinn. Da die Behandlung durch minimal invasive Verfahren laparoskopisch oder vaginal erfolgen kann, ist dies auch bei älteren Patienten in Abhängigkeit vom Gesamtstatus eine sehr gute Option. Im Übrigen können nicht immer alle Defizite im Sinne der Betro≠enen behandelt werden. Hier stehen inzwischen sehr hochwertige Hilfsmittel zur Verfügung. Mit Unterstützung professioneller Berater können so individuelle Lösungen gefunden werden.

Grundsätzlich zu empfehlen ist körperliche Aktivität, ein normales Körpergewicht, ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholgenuss.

Bei Männern kann eine rechtzeitige Behandlung von Prostatabeschwerden medikamentös oder operativ helfen, die im Alter zusätzlich gestörten Regulationsmechanismen des Gehirns zu kompensieren.

Die vielfach vorherrschende Meinung, dass Harninkontinenz im Alter hingenommen werden müsse, wird mehr und mehr der Vergangenheit angehören. Dr. Johannes Ka Oberarzt Klinik u n d

u r o l o g i s c h e

RKK K l i n i k u m L o r e tt o - K r a n k

r s c h f ü r

On

Urol

o g i e

ko l o g i e

e n h au s

Bei der Frau beginnt die Prophylaxe bereits nach der Geburt eines Kindes. Beckenbodengymnastik, Vermeiden von Belastungen des Beckenbodens durch Adipositas, Obstipation und schwere körperliche Arbeit und Verbesserung der Durchblutung des Beckenbodens durch lokale Behandlung mit Östrogenpräparaten sind Maßnahmen zur Verhinderung einer Inkontinenz.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Behandlung der Harninkontinenz durch ein Spektrum von Angeboten erfolgreich durchgeführt werden kann. Die individuelle Situation lässt dabei mehr oder weniger Spielraum. Zurück zur Eingangs gestellten Frage: Welche prophylaktischen Maßnahmen sind möglich?

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Altersmedizin

Der delirante

Foto: Khunatorn © fotolia

Intensivpatient F

ür lange Zeit wurde der delirante Zustand von Intensivpatienten als eine vorübergehende und unvermeidbare Begleiterscheinung gesehen.

Das delirante Syndrom wird als die häufigste neuropsychiatrische Erkrankung von Intensivpatienten angesehen. Therapie, Pflege und Umgang mit deliranten Patienten stellen eine

RKK Wissen Das Wort Delir leitet sich von dem lateinischen Verb „delirare“ ab, was so viel wie „aus der Furche geraten“ bedeutet im Sinne von „verrückt sein“ oder „irr reden“.

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Herausforderung für alle Beteiligten dar, für das therapeutische Team und vor allem für die betro≠enen Patienten und ihren Angehörigen.

ren. Dadurch und wegen des erhöhten personellen Betreuungsbedarfs erhöhen sich die Behandlungskosten sowie die Kosten für die poststationäre Versorgung.

Das Auftreten eines Delirs ist gekennzeichnet durch erhöhten personellen Ressourcenverbrauch, längere Krankenhausaufenthalte und eventuell anhaltende gesundheitliche Einschränkungen bei den betro≠enen Patienten.

Im Gegensatz zu der veralteten Bezeichnung „Durchgangssyndrom“ kann es nach einer deliranten Episode zu dauerhaften kognitiven Defizite kommen sowie zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Das Delir wirkt sich negativ auf den Heilungsprozess und Behandlungserfolg aus, da betro≠ene Patienten eine höhere Morbidität und Mortalität aufweisen. Außerdem kann das Delir zu einer Verlängerung der Beatmungstherapie und der Intensivund Krankenhausbehandlung füh-

Die allgemeinen Symptome sind dabei primär belastende Erinnerungen an traumatische Erlebnisse mit Flashbacks und Alpträumen. Dies kann einerseits zu Schlafstörungen, Reizbarkeit und Konzentrationsschwäche führen. Andererseits reagieren Betro≠ene mit VermeidungssymptoQuartett Nr. 57 | Herbst 2018


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men, wie Gleichgültigkeit und Teil- Das hypoaktive Delir äußert sich nahmslosigkeit gegenüber anderen durch eine verlangsamte Sprache Menschen und ihrer Umwelt. und verlangsamte Bewegungsabläufe. Die betro≠enen Patienten reagieDas Hauptmerkmal des Delirs ist ei- ren zögerlich auf Au≠orderungen ne Bewusstseinsstörung mit einer und zeigen geringen Antrieb für Beveränderten, defizitären kognitiven wegung und Mobilisation, erscheiFähigkeit, die nicht durch eine be- nen teilnahmslos und introvertiert. reits vorbestehende dementielle Er- Patienten mit einem hypoaktiven krankung erklärt werden kann. Typi- Delir zeigen eine erhöhte Infektanscherweise entwickelt sich das Delir fälligkeit und Mortalität. binnen weniger Stunden oder Tagen und zeigt im Verlauf Phasen mit Bei der Mischform des Delirs wechrasch wechselnder Symptomatik. seln sich die Symptome beider oben genannten Delirformen im zeitliMan unterscheidet verschiedene For- chen Verlauf ab. men des Delirs je nach Ausprägung der psychomotorischen Symptome. Aufgrund des fluktuierenden Verlaufs der Symptome ist das Delir Bei dem hyperaktiven Delir stehen leicht zu übersehen oder falsch zu im Vordergrund Übererregbarkeit deuten. Daher wurden valide und und eine gesteigerte motorische Un- praktikable Screening- und Assessruhe. Das äußert sich häufig durch mentverfahren entwickelt, um zeitlaute Sprache, Wahnvorstellungen nah und zuverlässig das Risiko für und Halluzinationen sowie durch ein Delir einzuschätzen und es zu impulsive, unkoordinierte Bewegun- diagnostizieren. gen, die sich bis hin zu aggressivem Verhalten gegenüber dem Personal Das Risiko, ein delirantes Syndrom und Angehörigen steigern können. zu entwickeln, ist einerseits abhänDabei kann es zu Manipulationen gig von vorbestehenden Krankheian lebenswichtigen Kathetern, Drai- ten wie Demenz und der Schwere nagen oder am Beatmungstubus der akuten Erkrankung. Andererseits kommen. Die daraus resultierende können auch behandlungsassoziSelbstgefährdung erhöht den Be- ierte Faktoren wie künstliche Beattreuungs- und Überwachungsbedarf mung und diverse Medikamente zur des Patienten. Außerdem zeigen sich Erhöhung des Risikos beitragen. vegetative Symptome, wie Hypertonus und Tachykardie. Leider gibt es bisher kein Medikament, das nachweislich und ohne unerwünschte Nebenwirkungen das Syndrom heilen kann. Allerdings scheint die Anwendung nicht-pharmakologischer Maßnahmen erfolgsversprechend zu sein. Diese sind beispielsweise eine flache Sedierung und ausreichende Analgesie bei beatmeten Patienten, Re-Orientierungshilfen in Form von gut sichtbarer Datumsanzeige und Uhrzeit, die frühe Mobilisierung des Patienten

und dem Tag-Nacht-Rhythmus angepasste Umgebungsfaktoren wie Lärm- und Lichtreduktion in der Nacht. Vor allem zusammengefasst zu einem Maßnahmenkatalog führt deren praktische Umsetzung nachweislich durch wissenschaftliche Studien zu einer Reduktion der Schwere und Dauer des Delirs. Auch wenn sie ohne teure Medizinprodukten durchgeführt werden, sind sie zeit- und personalintensiv und benötigen eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikation. Weitere Forschungsergebnisse und ein adäquater Personalschlüssel sind notwendig für eine evidenzbasierte Prävention und Therapie des Delirs und um betro≠ene Patienten und ihre Angehörigen zu helfen und zu unterstützen. Dorothee Allendorf Prozessentwicklung Pf RKK K l i n i k u m St. Josefskrankenhaus

l e g e

17 Dorothee Allendorf


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Altersmedizin

Psychosomatik

V

iele Menschen haben Angst vor dem Altwerden und dem Alter. Sie orientieren sich an einem Defizit-Modell des Alterns, welches Altern vorrangig unter dem Vorzeichen des Verlusts körperlicher, geistiger, emotionaler und sozialer Funktionen sieht. Auch wenn Altern durchaus Veränderungen im oben genannten Sinne beinhaltet oder beinhalten kann, erleben viele Menschen ihr Älterwerden und das Altern durchaus auch als positiv. Häufig altert man glücklich und zufrieden, wenn soziale Kontakte beibehalten werden können, Aktivitäten und Interessen gepflegt werden und wenn man sich ein Stück weit gebraucht fühlt und man positive Beiträge im sozialen Rollengefüge erfüllen kann. Im Alter können Fähigkeiten sozialer 18

im Alter

oder geistiger Natur nicht nur erhalten, sondern sogar verbessert werden. Gelingendes Altern ist aber auch möglich durch eine Beschränkung auf die der Person wichtigsten Ziele (Selektion) und Versuche, bei reduzierten Fähigkeiten Ausgleichsmöglichkeiten zu scha≠en (Kompensation). Psychische, psychosomatische und psychiatrische Erkrankungen betreffen mindestens 30 % der Gesamtbevölkerung, wobei im Alter Demenzerkrankungen, depressive Erkrankungen, Anpassungsstörungen (Reaktion auf Belastung) und somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden ohne Organbefund) im Vordergrund stehen. Psychische und psychosomatische Belastungen im Alter stehen oft in Zusammenhang einmal mit

Veränderungen der sozialen Situation (Verlust beruflicher und finanzieller Sicherheit, Verlust von nahestehenden Menschen, Veränderungen in den sozialen Beziehungen) oder zum Anderen mit der Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit (Auftreten von Alterserkrankungen, Sinnesbeeinträchtigungen u. a.). Psychische und psychosomatische Erkrankungen lassen sich andererseits gut behandeln und dies gilt gerade auch im Alter! Jedes Lebensjahr, das durch eine gelungene psychotherapeutische Behandlung noch in selbstselbständiger Lebensführung gestaltet werden kann, ist unter Lebensqualitäts- aber auch ökonomischen Gesichtspunkten für alle ein „Gewinn“. Dabei kann in der Psychotherapie auf die kumulierte Bewältigungs- und LebenserfahQuartett Nr. 57 | Herbst 2018


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rung (Reife) älterer Patienten zurück- den Kränkungen (realen und fan tasierten/symbolischen), Trengegri≠en werden. nungen und Verlusten In der Altersmedizin als auch in der 4 Die Förderung des Gegenwarts Psychotherapie Älterer folgen wir eibezugs inkl. der Aussöhnung nem bio-psycho-sozialen Modell von mit der Endgültigkeit und Krankheit und Gesundheit. Bei jedem Begrenztheit des Lebens sowie Patienten muss individuell festgelegt 5 Die Erarbeitung praktischer werden, auf welche Art und Weise Handlungsstrategien und in welchem Umfang körperliche, (nach Hirsch, R., 1993) seelische und soziale Faktoren zur Entstehung oder zur Chronifizierung von Krankheiten führen oder aber zu Bei der psychosomatischen und psyHeilungsprozessen beitragen können. chotherapeutischen Behandlung älHier ist die medizinisch-körperliche terer Patienten werden bei den BeKrankengeschichte einerseits, die bio- handlern nicht selten eigene Ängste grafische und psychosoziale Anamne- vor dem Älterwerden bzw. vor Abhängigkeit und Hilflosigkeit aktiviert. se andererseits sehr wichtig: Gelegentlich spielen auch Schuldge Welche Beschwerden liegen vor? fühle, manchmal sogar Rache- oder  Welche Krankheiten? Rivalitätsgefühle gegenüber „den Eltern/Älteren“ eine Rolle. Wichtig in  Wie ist die persönliche Situation der Alterspsychosomatik und Alters des Patienten im Bereich von Bepsychotherapie sind auf jeden Fall ziehungen/Familie, von Körper/Ersolide medizinische Kenntnisse, da nährung/Entspannung, von Sinn/ ältere Menschen heute häufig multi Spiritualität/Religiosität und im morbide sind, d.h. mit vielen Erkran Bereich Leistung/Hobbys/Fertigkungen und Problemen gleichzeitig keiten?  Welche biografischen Belastungen zu kämpfen haben. Häufig ist auch (Krisen, Konflikte, Traumata) liegen ein Arbeiten nicht nur mit den erkrankten Patienten, sondern auch mit vor und welche Kraftquellen hat den Bezugspersonen (Angehörigen, der Patient zur Verfügung (soziale dem sozialem Umfeld) erforderlich. Unterstützung, Hobbys, Bewälti gungserfahrungen u.a.).

Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren wird dann zusammen mit dem Patienten ein gemeinsames Problem- und Lösungsverständnis bzw. ein konkreter Behandlungsplan entwickelt. Allgemeine Ziele der Alterspsychotherapie sind:

Information IDA GFK

Therapieinhalte Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFK)

1 Förderung bzw. Wiedererlangung

Teamintegrierter Einsatz von mindestens 2 der folgenden vier Therapiebereiche:

2 die Verbesserung und Vermeh-

von Selbständigkeit und Eigenverantwortung

rung psychosozialer Fähigkeiten und Fertigkeiten (z.B. Selbstfürsorge, soziale Kontakte).

3 Die Bewältigung von vergange-

nen, gegenwärtigen und drohen-

1 Physiotherapie/Physikalische Therapie

2 Ergotherapie 3 Logopädie/fazioorale Therapie 4 Psychologie/Neuropsychologie

Leichte bis mittelschwere Depressionen im Alter sind häufig (manche sprechen von mind. 10–25 %). Dabei sind klar abgegrenzte Krankheitsphasen seltener, häufiger ist eine chronisch-depressive Symptomatik. Die Beschwerden manifestieren sich oft schleichend und der genaue Krankheitsbeginn ist öfter schwer abgrenzbar. Oft bringen die Patienten, aber auch Angehörige pseudologische Gründe vor, die das Befinden erklären sollen, an depressive Erkrankungen als Ursache wird dann aber nicht gedacht. Leitsymptome davon können sein: Reizbarkeit, Misstrauen, Ängstlichkeit, Hypochondrie, sozialer Rückzug. Oftmals stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund (Somatisierung). Je älter die Patienten werden, je häufiger sind auch dementielle Probleme. Sie zeigen sich in Erinnerungsproblemen in Beruf und Privatleben, Schwierigkeiten bei Routinetätigkeiten, Hobbys werden nicht selten aufgegeben. Das Beschwerdebild kann auch bestimmt werden von Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und Rückzug. Nicht selten ist es schwer, zwischen Depression und Demenz zu unterscheiden, weil Gedächtnisstörungen bei Depression und Demenz auftreten können: fast alle älteren Depressiven haben Gedächtnisstörungen (man spricht dann von „Pseudodemenz“), die sich aber bei einer guten Behandlung der Depression völlig zurückbilden können. Andererseits haben z.B. ca. 20 – 30 % der Alzheimer-Demenz Patienten besonders zu Beginn der Erkrankung depressive Phasen. Häufig sind im Alter auch sogenannte somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden, vorrangig psychosozialer Ursache). Die körperlichen Beschwerden stehen für den Patienten und die Angehörigen dann im Vordergrund, es werden viele Ärzte aufgesucht, weil nur an eine körperliche Verursachung der Beschwerden ge19


glaubt wird. Hinter den körperlichen Beschwerden stehen aber bei den sogenannten somatoformen Störungen nicht selten Trauma-Reaktivierungen (z.B. Kriegserlebnisse, Verfolgung, Haft), eine Enttäuschungsproblematik (z.B. bei Verlusten) oder ein Zusammenbrechen der Abwehrmechanismen bei einem lebenslangen neurotischen Konflikt, der im Alter aufbricht. Nimmt man sich genügend Zeit für den Patienten, können diese Zusammenhänge im gemeinsamen Gespräch aufgedeckt und durch eine Behandlung beim Haus- oder Facharzt (über die sog. Psychosomatische Grundversorgung), durch Psychotherapie (z.B. bei einem Facharzt für Psychosomatische Medizin oder bei ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten) gut behandelt werden.

Auch die Therapie von Älteren im Bereich Psychosomatik/Psychotherapie ist bio-psycho-sozial. Psychopharmaka können sich insbesondere bei depressiven Störungen und schwereren Angstsymptomatiken als sehr hilfreich erweisen. Mit Ausnahme der Benzodiazepine erzeugen sie keine Sucht und können jederzeit (ggf. schrittweise) abgesetzt werden. Ernährung und Bewegung sind häufig sinnvolle, am Körperlichen ansetzende Maßnahmen. Neben psychischen Maßnahmen, v.a. der Psychotherapie, sei es im ambulanten Setting oder im Rahmen einer teilstationären oder stationären Behandlung, z.B. in einer psychosomatischen Klinik, sind auch soziale Maßnahmen (Angehörigengespräche, Selbsthilfegruppen, soziale Beratung u.a.) häufig sehr sinnvoll.

Im RKK Klinikum kann eine die stationäre Behandlung flankierende psychosomatisch-psychotherapeutische Begleitung auf Station von Seiten der Ärzte, des Pflegedienstes, aber auch der Patienten und ihrer Angehörigen angefordert werden („Psychosomatisches Konsil“). Dabei wird im Rahmen eines einzelnen oder mehrerer Kontakte zwischen einem Mitglied des psychosomatischen Behandlungsteams (Ärzte oder Psychologen) eine diagnostische Einschätzung vorgenommen und es können spezielle psychosomatische oder psychotherapeutische Maßnahmen ergri≠en werden (Krisenbehandlung, Erarbeitung von Ressourcen, Entspannungsübungen, medikamentöse Therapie). Insgesamt ist die Arbeit im Bereich Alterspsychosomatik und Alterspsychotherapie sowohl für Behandler als auch für Patienten nicht nur im ambulanten oder stationären Rahmen, sondern auch im Rahmen eines akuten Krankenhausaufenthalts eine diesen begleitende psychotherapeutische Behandlung ein sehr erfolgreicher und positiver Prozess.

Dr. med. Dr. phil. Martin Dornberg Arzt für Innere und Psychosomatische Medizin u n d P s yc h o t h e r a p i e , k l i n i s c h e Geriatrie Leiter Zentrum für Psychosomatik und Psychotherapie i m Ä r z t e h au s a m St. Josefskrankenhaus Freiburg Foto: De Visu © fotolia

Leiter Konsildienst fü Psychosomatik und Psychotherapie RKK K l i n i k u m St. Josefskrankenhaus

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Altersmedizin

AltersFoto: RKK Klinikum

traumatologie

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Das RKK Mitarbeitermagazin

ine sehr spannende und in vielen Kliniken präsente Entwicklung ist der Auf- und Ausbau der Altersmedizin und eine Schwerpunktsetzung im Bereich Alterstraumatologie. Wir sind inzwischen sehr regelmäßig mit den besonderen Herausforderungen konfrontiert, welche die Behandlung älterer Menschen mit sich bringt. Wir erkennen hier Anforderungen, die über das klassische fachspezifische Wissen hinausgehen. Man stellt sich die Frage, wie man sich dieser Aufgabe stellen und den Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet begegnen kann? Das Ziel muss sein, die uns anvertrauten Patienten auch in Zukunft in den Mittelpunkt unserer Bemühungen für ein optimales Behandlungsergebnis zu stellen – was kommt dabei auf uns zu und wie müssen wir uns vorbereiten?

Der demographische Wandel unserer Gesellschaft macht sich in vielen Bereichen zunehmend in unserer Klinik bemerkbar. Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung in unserem Fachgebiet der Unfallchirurgie. Während von 2005 bis 2013 die Anzahl der osteosynthetischen Prozeduren bei Patienten unter 65 Jahren um 15% abgenommen hat, ist es im selben Zeitraum zu einem Anstieg von Prozeduren bei den über 65-jährigen Patienten um 15% gekommen. Auch für die nächsten Jahre wird hier ein weiterer Anstieg zu erwarten sein. Nach Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Bundesamtes wird 2050 die Hälfte der Bevölkerung älter als 48 Jahre und ein Drittel 60 Jahre oder älter sein. Es kann erwartet werden, dass die damit zu erwartende Umverteilung der Lebenspyramide zu einer steigenden Inzidenz von Verletzungen des muskuloskelettalen Systems führen wird. Nach dem Weißbuch „Osteoporose“ muss jede zweite Frau und jeder dritte Mann damit rechnen, im Alter eine osteoporose-assoziierte Fraktur zu erleiden. Diese Frakturen haben nicht 21


Prädilektionsstellen osteoporoseassoziierter Frakturen sind der schultergelenksnahe Oberarm und der körperferne Speichenbruch, an der unteren Extremität konzentriert sich die Mehrzahl der Frakturen auf die hüftgelenksnahen Oberschenkelanteile.

Fotos: aus Wiese

nur eine immense volkswirtschaftliche Bedeutung, aufgrund der eingeschränkten Knochenqualität und anderer Risikofaktoren stellt dieses Patientenkollektiv für den Chirurgen auch eine besondere medizinische Herausforderung dar.

Osteoporose ist definiert durch eine niedrige

Für die unfallchirurgisch-orthopädi- Knochenmasse und eine Verschlechterung der Mikroarchitektur. Etwa 25 Prozent der über schen Kliniken werden sich Fraktu- 50-Jährigen sind davon betro≠en. ren und Erkrankungen im Alter somit sicherlich zu einem Schwerpunkt ser Entwicklungen sind neben neuder medizinischen Versorgung ent- en Implantaten und Techniken auch zunehmende Fortbildungsangebote. wickeln. Die Versorgung geriatrischer FrakFür den Bereich der Orthopädie und turen und die Entwicklungen der AlUnfallchirurgie tragen technische Ent- terstraumatologie rücken auch bei und wicklungen mit dazu bei, auf diese Fortbildungsveranstaltungen Zukunftsentwicklung vorbereitet zu Kongressen zunehmend in den Fokus. sein. Teilweise stehen schon jetzt spezielle Operationstechniken und Die geschilderten Entwicklungen Implantate zur Verfügung, um auch werden zu einer zunehmenden Verin stark osteoporotisch verändertem zahnung der Fachdisziplinen und Knochen eine ausreichende Veranke- -kompetenzen führen müssen, da die rung und Versorgung zu ermöglichen. Behandlung geriatrischer Patienten Zusätzlich kann beispielsweise durch für alle Bereiche mit neuen Herauszusätzliche Zementverankerung die forderungen einhergehen wird. Versorgungsstabilität erhöht werden. Es muss unser Ziel sein, den ver- Die Alterstraumatologie erscheint präletzten Patient möglichst rasch und destiniert, hier eine Vorreiter- und unter möglichst voller Belastung Modellrolle einzunehmen: Die Assomobilisieren zu können. Indiz die- ziation zwischen Alter und Frakturen resultiert aus der fast immer zugrunde liegenden Osteoporose sowie RKK Wissen den häufigeren Stürzen im höheren Alter. Beides steht per se wiederum Alterstraumatologie im kausalen Zusammenhang mit der häufig bestehenden Multimorbidität Die Alterstraumatologie ist und einer Polymedikation. Diese Beidie wissenschaftliche Erforspiele zeigen, wie „interdisziplinär“ schung und Behandlung der die Problemstellung ist und erforVerletzungen und Wunden dern von den beteiligten Fachdiszipim Alter und stellt einen Teilbelinen eine zunehmende Ö≠nung für reich der Unfallchirurgie dar. Inhalte der „Nachbarbereiche“ und Der medizinische Oberbegri≠ eine immer engere und intensivere ist die Traumatologie. Zusammenarbeit. 22

Gute Knochenmasse Verschlechterte Knochenmasse

Es erscheint daher mehr als sinnvoll, für die Zukunft einen Schwerpunkt in der Alterstraumatologie zu setzen. Neben dem Ausbau der Interdisziplinarität werden dafür jedoch auch zunehmende Schulungsanforderungen und Strukturanpassungen hinsichtlich Abläufen und Umgebungsbedingungen /Ausstattung erforderlich werden, um auf die Anforderungen in der Behandlung dieser medizinisch und pflegerisch anspruchsvollen Patientenklientel vorbereitet zu sein. Eine zunehmende Bedeutung und Herausforderung wird zudem die oft erforderliche postoperative Überleitung in eine (ambulante oder stationäre) Weiterversorgung mit sich bringen. Diese Veränderungen und Entwicklungen werden sicherlich manchmal innerhalb der Kliniken mit gemischten Gefühlen betrachtet. Zum einen erscheint die medizinische und strukturelle Entwicklung der Alterstraumatologie alternativlos, zum anderen ergeben sich dadurch jedoch auch erhöhte Kosten und Herausforderungen (Strukturanpassungen, qualifiziertes Personal, etc.). Wie können nun Argumente zu einem weiteren Auf- und Ausbau der Alterstraumatologie gefunden werden? Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Untersuchungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass die positiven Aspekte der engen interdisziplinären Zusammenarbeit von den Beteiligten im klinischen Alltag überwiegend günstig beurteilt wurden. Ein systematisierter Review aus 2010 zeigte erstmals einen Vergleich zwischen orthopädisch-geriatrischen CoManagementmodellen und einer herkömmlichen unfallchirurgischen/ orthopädischen Versorgung mit einer positiven Tendenz zugunsten des CoManagements. Aktuell verdichten sich jedoch klar die Hinweise, dass gerade für das Beispiel der hüftgelenksnahen Frakturen eine Mortalitätssenkung und eine deutliche Verbesserung von Behandlungsqualität und -ergebnis durch ein unfallchirurBei starker Destruktion des Oberarmkopfes, bei Bestehen einer Mehrfragmentfraktursituation und bei einer vorbestehender Schädigung der Rotatorenmanschette kann im Falle einer

gisch-geriatrisches Co-Management erreicht werden kann. In unserer Klinik ist ein orthopädisch/ unfallchirurgisch - geriatrisches CoManagement bereits gelebte Praxis. Es erfolgt ein regelmäßiger Austausch und durch die bereits eingerichtete Station IDA ergeben sich ideale Voraussetzungen. Die Durchführung der Geriatrischen Frühkomplexbehandlung schließt Unfallchirurgie, Geriatrie, Innere Medizin, Psychologie, Pflegepersonal, Physiotherapie und Ergotherapie zu einem Behandlungsteam zusammen. Viele zusätzliche Abteilungen und Bereiche stellen sich auf die Besonderheiten und Herausforderungen des geriatrischen Patientenklientels ein (z. B. Notarztwesen, Anästhesie- und Innotwendigen operativen Versorgung die Implantation einer Inversen Schulter Totalendoprothese erfolgen.

tensivmedizin, Ernährungsberatung, Entlassmanagement, …). Diese Entwicklungen haben dazu beigetragen, die Behandlungsqualität in unserem Haus für ältere Patienten aller Fachbereiche weiter zu verbessern und die Entwicklungen zu einer optimierten alterstraumatologischen Versorgung zu unterstützen. Für die Zukunft werden weitere fachspezifische und organisatorische Entwicklungen zu erwarten sein, um dieses Konzept weiter auszubauen und zu entwickeln. Es wird sehr spannend sein, zu verfolgen, wie die Entwicklung in den nächsten Jahren weitergehen wird. Noch bleibt abzuwarten, ob sich flächendeckend – analog zum Endoprothesenzentrum (EPZ) oder Brustzentrum – ein Zertifizierungsverfahren zur Etablierung von Alterstraumatologiezentren (ATZ) durchsetzen wird. Ein Ausbau und eine Weiterentwicklung der Alterstraumatologie erscheint jedoch aus medizinischen, ethischen und ökonomischen Gründen sinnvoll und zukunftsträchtig.

Fotos: RKK Klinikum

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23 Dr. Klaus Nowack


100 Sekunden … Stationsleiter IDA

ben und entsprechend agieren/ planen, in Absprache mit dem Patienten und den Angehörigen. Der gesamte Pflege- und Entlassplanungsprozess ist davon ab„Anforderungen an die Mitarhängig, dass die Absprachen zwibeiter der IDA (Kompetenzen, schen den Berufsgruppen gut funkFort- und Weiterbildungen)“ tionieren, von der Pflegefachkraft Um in der Pflege professionell ar- und dem Arzt über die Therapeubeiten zu können, bedarf es einiger ten bis zum Sozialdienst und der grundlegender Kompetenzen wie Überleitungspflege. Empathie, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit, Improvisation, Kre- Auf einer geriatrischen Station hat ativität, Multitasking und organisa- man unweigerlich auch viel mit torisches Talent. Darüber hinaus Menschen zu tun, die ein Delir entstellt jeder medizinische Fachbe- wickelt haben oder an einer Dereich noch seine zusätzlich speziel- menz erkrankt sind. Um professiolen Anforderungen an den Einzel- nell mit diesen Menschen zu arbeinen. Die Arbeit auf einer interdis- ten, braucht jeder Mitarbeiter viel ziplinären geriatrischen Station ist Geduld, eine Fortbildung in aktiviesehr komplex, da sich jeder in ver- render Pflege und das Wissen um schiedenen Fachbereichen ausken- die Krankheitsbilder Demenz und nen muss (Unfallchirurgie, Allge- Delir (Formen, Entstehung, Sympmeinchirurgie, Kardiologie, Pulmo- tome, Prophylaxen, pflegerische Maßlogie usw.), da alle Patienten eine nahmen und Therapien). Im Besonderen wie man sich gegenüber Multimorbidität mitbringen. solchen Patienten zu verhalten und wie man zu kommunizieren hat. Zudem entsteht ein hoher KommuDie Patienten befinden sich meist nikationsbedarf durch die vielen verin ihrer letzten Lebensphase und schiedenen Berufsgruppen, die dort wissen das auch. Depressionen, „Lemiteinander arbeiten. Das Schnittbensmüdigkeit“ und Gedanken zum stellenmanagement bekommt hier Tod gehören somit auch zum Alleinen hohen Stellenwert, da es die tag. Die Pflegenden müssen spüren, Pflegekräfte sind, die alle Informawann sie versuchen sollten aufzutionen aus dem multiprofessionelmuntern und zu motivieren und len Team bündeln bzw. weitergewann der Zeitpunkt kommt, um nur noch mitzutragen.

Eine ideale Zusammenfassung stellt aus meiner Sicht folgendes Statement dar:

„Alterstraumatologie ist eine wichtige Aufgabe heute und in der Zukunft. Sie ist aus ethischen Gründen erforderlich. Eine interdisziplinäre Behandlung der Patienten gemeinsam durch Unfallchirurgen, Geriatern und Neurologen auf einer Station macht Sinn und führt zu messbar besseren Behandlungsergebnissen. Pflegeheimeinweisungen lassen sich minimieren. Der Erfolg ist nur mit allen motiviert handelnden Akteuren aus Geriatrie, Unfallchirurgie, Pflege, Ergotherapeuten, Sozialdienstmitarbeitern und Physiotherapeuten gemeinsam möglich“ Die Alterstraumatologie bietet für viele Fachdisziplinen und Bereiche eine gemeinsame Schnittmenge, kann Zukunftsentwicklungen zusammenführen und persönliches und fachliches Engagement für gemeinsame Ziele und Projekte bündeln – Altersmedizin (bzw. -traumatologie) ist Zukunftsmedizin! Dr. Klaus Nowack Oberarzt Klinik für Unfallchiru Orthopädi e u n d Kindertraumatologie RKK K l i n i k u m St. josefskrankenhaus

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Spezielle Fort- und Weiterbildungen, wie die aktivierend-therapeutische Pflege Geriatrie (ATP-G), das BobathKonzept, Kinästhetics, Basale Stimulation und die Integrative Validation sind somit hilfreiche Werkzeuge, wie die Pflege mit fundiertem Fachwissen professionell arbeiten kann. Zudem ist es Pflicht, dass mindestens eine Pflegefachkraft die Fachweiterbildung ATP-G abgeschlossen hat, um auf einer Station GFK (geriatrisch-frührehabilitative Komplexbehandlung) Patienten behandeln und abrechnen zu können. Benjamin Ambroso

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018

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Benjamin Ambroso


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… ein Tagesablauf auf der IDA

6:20 Uhr

Es ist 6:20 Uhr, die Übergabe ist vorbei. Nicht alle Patienten hatten gut geschlafen, mein Kollege und die Pflegeassistentin hatten alle Hände voll zu tun. Bis zum Frühstück um „IDA“ ist sowohl ein schöner alter 8:00 Uhr werde ich bei allen PatienName als auch die Abkürzung für ten Vitalwerte messen und die nöti„Interdisziplinäre Altersmedizin“. Un- ge Behandlungspflege durchführen sere Patienten sind fast alle über wie auf anderen Stationen auch. Fast siebzig, haben mehrere Erkrankun- alle unserer Patienten brauchen Ungen und brauchen Unterstützung, terstützung bei der Körperpflege. um ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangen oder Fähigkeiten, die sie Zum Beispiel Frau Müller*, die sich bisher hatten, während des Kranken- zu Hause den Oberarm gebrochen hatte und noch eine behandlungshausaufenthalts nicht zu verlieren. bedürftige Herzinsu≤zienz hat. Sie kam vor ein paar Tagen nach der Operation zu uns, wusste nicht, wo

sie ist und warum sie hier sein muss, nahm Drainageschläuche, Verband und den venösen Zugang als Fremdkörper wahr und versuchte mit aller verbliebenen Kraft, sich davon zu entledigen. Mit viel Geduld und ständiger Präsenz schützten wir sie vor Selbstverletzung, halfen ihr, einen Tag-Nacht-Rhythmus zu finden, indem wir sie in ihrer Tageskleidung in den Aufenthaltsraum mitnahmen, wo sie tagsüber Anregung hatte, und versuchten ihr Orientierung zu geben. Heute übe ich mit ihr, wie sie mit ihrem linken gesunden Arm ihr Gesicht und ihren Oberkörper waschen und die Bluse zuknöpfen kann. Das hatte sie gestern schon mit der Ergotherapeutin ausprobiert. Wenn sie nicht mehr weiß, wie es geht, 25

* Namen von der Redaktion geändert

G

uten Morgen, ich bin Gabi Riedinger, Gesundheits- und Krankenpflegerin, und ich möchte Sie gerne zu einem Frühdienst auf Station IDA im St. Josefskrankenhaus mitnehmen.

Foto: RKK Klinikum

Tauchen Sie ein …


führe ich ihre Hand, wenn ich eine Nach dem … reduzierte Wahrnehmung ihres verletzten Armes beobachte, biete ich … Frühstück gehe ich zu Herrn Maier*, ihr z.B. an, beide Hände unter das er war zuvor noch zu müde. Körperpflege übe ich mit ihm von der mehr fließende Wasser zu halten. betro≠enen zu der weniger betro≠enen Seite, um seine Wahrnehmung für die schwache Seite zu stärken. Um 8:00 Uhr … Den etwas schwierigen Transfer zu… gibt es Frühstück, einige Patienten rück ins Bett haben wir im Team mit sitzen schon angezogen im Aufent- den Mitarbeitern mit Kinästhetikhaltsraum und haben bereits ihre ers- und Bobath-Weiterbildung und der te Tasse Ka≠ee genossen. Ausreichen- Physiotherapeutin abgestimmt. de Flüssigkeitszufuhr ist unter vielem anderen zur Delirprophylaxe wichtig, deshalb hat der „Vorfrühstückska≠ee“ Der Rest … nicht nur einen geselligen sondern auch einen medizinischen Nutzen. … des Vormittags ist ausgefüllt mit Frau Müller ermutige ich, mit meiner Behandlungspflege, Visite, EntlassunHilfe selbst zum Aufenthaltsraum zu gen, Aufnahmen, Pflegeplanung und laufen, damit sie durch Bewegungs- Dokumentation und immer wieder mangel nicht noch sturzgefährdeter Unterstützung geben bei Toilettenwird. Herrn Maier fahre ich im Pflege- gängen oder Körperpflege, die am stuhl dazu. Er hatte einen Oberschen- Morgen nicht möglich war. Jedes kelhalsbruch und zuvor schon einen Mal ergibt sich dabei Gelegenheit, Schlaganfall. Für ihn ist es wich- Bewegung und Handlungsabläufe tig, dass er gut sitzt, damit er besser zu trainieren. Bei unseren Patienten schlucken kann. Einige Mitarbeiter mit Demenz oder Delir versuchen haben Bobath-Kurse, fast alle sind wir, uns nach Möglichkeit ihrem in Kinästhetik weitergebildet, davon Tagesrhythmus anzupassen. profitieren wir bei der Positionierung. Die Logopädin hatte für ihn die Kost- Wenn es die Zeit zulässt, setzen wir form festgelegt, bei einigen Mahlzei- uns zu den Patienten in den Aufentten unterstützt sie ihn. Jetzt helfen haltsraum und versuchen, sie miteinander ins Gespräch zu bringen, zu ich und die Pflegeassistenten ihm. basteln, zu malen oder zu spielen. Menschen mit Orientierungsschwierigkeiten bieten dies ein wenig AllEinmal in der Woche … tag und Abwechslung, sie fühlen … ist gleich nach dem Frühstück „gro- sich danach meist wohler und ße Visite“. Geriater, chirurgischer und sind zugänglicher für notwendige internistischer Arzt, eine Therapeu- Behandlungen. tin und ich gehen zu allen Patienten. Dort wird das weitere Vorgehen besprochen. Gibt es neurologische oder internistische Ursachen für den Sturz? Wie weit ist der Patient mit der Mobilisierung? Wie geht es danach für ihn weiter? Braucht er Unterstützung für eine eventuell depressive Stimmungslage und vieles mehr.

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Donnerstags … … treffen wir uns am Mittag mit allen beteiligten Berufsgruppen und besprechen den Stand der Behandlung jedes Patienten in der GFK. Dies sind: der Geriater, der Psychologe, Sozialdienst, Überleitungspflege, Logopädin, je ein Mitarbeiter der Physiound Ergotherapie und Pflege. Dafür hält jede Berufsgruppe schriftlich den Stand des Patienten, die Ziele und Maßnahmen fest, und jede Berufsgruppe füllt die betre≠enden standardisierten Assessments aus. Natürlich leben wir auf Station IDA auch nicht auf der Insel der Seligen, auch wir hätten oft gerne mehr Personal und Ausstattung, gelegentlich kommt es zu Konflikten, wenn die Kommunikation im interdisziplinären Team nicht geklappt hat oder die Nerven blank liegen wegen der Arbeitsbelastung. Und auch nicht alle Patienten sind gleich zufrieden. Eine Dame wollte sofort wieder auf eine andere Station und nicht bei den vielen (gleich) alten Patienten bleiben. Eine andere Dame störte sich am Bild in ihrem Zimmer, weil eine „blöde Kuh“ fotografiert war. Allerdings konnte sie daran auch immer erkennen, dass sie im richtigen Zimmer war. Viele Patienten geben uns jedoch positive Rückmeldungen, die Angehörigen einer hochbetagten Dame schrieben uns, dass die Mutter bei uns „aufgeblüht“ sei. Gabi Riedinger Stv. Stationsleiteri n I DA RKK K l i n i k u m St. Josefskrankenhaus

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Erfahrungsbericht aus 3 Tagen auf der geriatrischen Station IDA

Geriatrische ie Arbeit von Apothekern in deutschen Krankenhäusern unterliegt einem Wandel. Immer mehr orientiert man sich hin zum Patienten und zur Präsenz auf den Stationen. Es wird eine engere Zusammenarbeit mit Angehörigen anderer Gesundheitsberufe angestrebt, gleichzeitig wird es schwieriger, angesichts der viel diskutierten finanziellen Schwierigkeiten des deutschen Gesundheitssystems, klinisch geprägte Serviceleistungen durch Krankenhausapotheker zu etablieren.

desapothekerkammer Baden-Württemberg, teilzunehmen. Die Weiterbildung zielt darauf ab, arzneimittelbezogene Probleme bei multimorbiden Senioren zu erkennen, Medikationsfehler zu vermeiden und somit einen Beitrag zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit im Krankenhaus zu leisten.

Neben dem theoretischen Wissen gehört auch ein dreitägiges Praktikum im Altenheim bzw. auf einer geriatrischen Station zum Aufgabenkatalog. Sofort wurde der Kontakt zur Station IDA hergestellt, und bereits Anfang Umso mehr hat es mich gefreut, Mai habe ich mich bei der Stationsdass es mir ermöglicht wurde, an leitung, Herrn Benjamin Ambroeiner insgesamt 100-stündigen Wei- so, mit frischem Arbeitskittel zum terbildung im Bereich Geriatrische Dienst gemeldet. Pharmazie, angeboten von der Lan-

Foto: Johannes Klatt

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Pharmazie

Am ersten Tag wurde mir ausführlich das Pflegeteam und das Konzept der Station vorgestellt. Maximal können 19 Patienten aufgenommen werden, auch solche mit besonderem Betreuungsbedarf (z.B. Patienten mit Demenz oder Delir). Im Mittelpunkt der Station steht, neben dem Stationszimmer, der große, lichtdurchflutete Aufenthaltsraum. Hier nehmen die Patienten ihre Mahlzeiten zu sich. Nachmittags finden dort neben Gesprächen mit den Angehörigen auch aktivierende therapeutische Maßnahmen statt. Es gibt Spiele wie z.B. „Mensch ärgere Dich nicht®“ mit extra großen Figuren, diverse Musikangebote (CDs aus den 30er und 40er Jahren), Übungsbälle sowie eine kleine Bücherei mit Werken aus vielen Epochen. 27


Das Stationszimmer ist modern und hell gestaltet und auch aus pharmazeutischer Sicht auf dem neuesten Stand: Neue Modulschränke für Arzneimittel und Medizinprodukte, Betäubungsmittelschrank mit digitalem Schloss, Arzneimittelkühlschrank mit Meldefunktion bei Abweichung der vorgeschriebenen Lagertemperatur, Therapiewägen mit digitaler Erfassung der Händedesinfektionsmittelhübe, angepasstes Arzneimittel – und Medizinproduktesortiment in Absprache mit der Apotheke im Rahmen des Projektes pharmazeutischer Versorgungsassistent.

Mobilität, Kognition, Selbstständigkeit der Patienten sowie Erhebungen zum sozialen Umfeld und zu häuslichen Aktivitäten. Die Pflege ist in das Behandlungskonzept fest eingebunden, zudem setzen sich weitere Therapeutengruppen (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Sozialarbeiter) für die Patienten ein. Leitung und Koordination obliegt in fachärztlicher Hand.

Zum Schluss gilt mein besonderer Dank Herrn Ambroso und dem ganzen Team der IDA, die ich als besonders motiviert, nie schlecht gelaunt, stets zu den Patienten hingewandt Im Anschluss an die Vorstellungsrun- erlebt habe und natürlich meinen de konnte ich Herrn Ambroso und beiden älteren Damen, die es mir Herrn Dr. Flohr an der chirurgischen erlaubt haben, ihre Medikation hinMorgenvisite begleiten. Ohne große sichtlich arzneimittelbezogener ProBerührungsängste ergingen auch die bleme überprüfen zu dürfen. ersten Fragen an den Apotheker, z. B. zur Einnahmezeit von bestimmten Arzneimitteln, zum Magenschutz, zur Kombination bestimmter Schmerzmittel, zum rechtzeitigen Absetzen von bestimmten blutverdünnenden Arzneimitteln. Der Rest des Tages war für eine ausführliche Stationsbegehung reserviert mit dem Ziel, den Medikationsprozess in den Bereichen Arzneimittellagerung, Arzneimittelanwendung und Dispensieren zu überprüfen.

Die Tage auf der Station IDA haben mir deutlich gemacht, dass es für uns Klinikapotheker gute Möglichkeiten gibt, unser Fachwissen und unsere Kompetenz in die Arzneimitteltherapie von geriatrischen Patienten einzubringen:

Durch Auswahl von Arzneiformen, die den Gebrechen des Patienten Rechnung tragen, durch Überprüfung der in der Geriatrie häufig anzutre≠enden Multimedikation auf Wechselwirkungen, durch Empfehlungen zur Dosisanpassungen von Arzneimitteln kann der Krankenhausapotheker seinen Beitrag zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit leisten.

Michael Schuderer Stellvertretender Apothekenleiter RKK K l i n i k u m St. Josefskrankenhaus

Am zweiten Tag habe ich die notwendigen Daten erhoben, um für zwei Patienten anonymisiert eine patientenindividuelle Medikationsanalyse durchzuführen. Im persönlichen Gespräch konnte ich den Patientinnen Fragen zu ihrer Medikation stellen, für mich als Apotheker ein besonderer Aspekt, da wir selten direkt mit den Patienten in Kontakt kommen. An meinem letzten Tag habe ich mich dann mit den Inhalten der geriatrischen frührehabilitiven Komplexbehandlung (GFK) auseinandersetzen dürfen. Diese beinhaltet ein multiprofessionelles Therapiekonzept u.a. mit verschiedenen Testfragen zur 28

Michael Schuderer

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Foto: Felicitas Klatt

Geistlicher Impuls

Das RKK Mitarbeitermagazin

gleitung und Unterstützung bitten. Manchmal bietet die Seelsorge auch den Raum, über enttäuschte Lebenspläne und schmerzlichste Punkte der Vergangenheit zu sprechen – Themen, mit denen man seine Familienangehörigen nicht belasten will oder die bisher zu schrecklich waren, um ausgesprochen zu werden. Ein spezielles Thema sind hier Kriegserlebnisse. Wer heute alt ist, hat als Kind oder junger Mensch den Krieg erlebt, nicht selten auch Flucht und Vertreibung aus der Heimat, Not und Mangel in den Jahren danach. Manche können am Lebensende und mit mir als einer Fremden zum ersten Mal oder doch leichter … mit alten Menschen über ihre grauenvollen Kriegserfahrungen sprechen. Und immer wieder tragenden Beziehungen erzählt: von kommt das Gespräch auf „die alte Kindern und Enkeln, von Freunden Heimat“. Selbst wenn Menschen bei und Alterskameraden – falls es (noch) der Vertreibung sehr jung waren und welche gibt. Und noch mehr falls sie nie mehr an ihrem Geburtsort waren, fehlen – weil die Verbindung abge- ist diese Vergewisserung der eigenen brochen ist, weil Familienangehörige Wurzeln wichtig. oder Freunde verstorben sind, nicht selten schon als Kind. Menschen zu Neben „großen“ Lebensthemen und vergegenwärtigen, die einen wichti- Beziehungen ist die Seelsorge aber gen Platz im Leben haben oder hat- auch sehr oft ein Raum für die vielen ten, ist in der Seelsorge ein wichtiges kleinen Erlebnisse, Freuden und BeThema: in der Freude ebenso wie im schwernisse des kleiner werdenden Schmerz über die Einsamkeit. Alltags. Das „Kleine“ erhält neue Bedeutung. Weil es das ist, was (noch) Hier geht es auch um die Würdigung möglich ist und das Leben jetzt prägt. der Verstorbenen. Alte Menschen Diese Form von Gespräch und Beziehaben oft mehr Freunde und Ver- hungsangebot, von Erinnern und Erwandte unter den Toten als unter zählen, ist übrigens mit aktuell „verden Lebenden. Die Verbindung mit wirrten“ Menschen genauso möglich lieben Verstorbenen ist wie ein „so- und wichtig – egal ob tatsächlich ziales Netz“, das sie vielleicht mehr eine dementielle Erkrankung vorträgt als die wenigen Menschen, die liegt oder Patienten aus der Überforsie unter den Lebenden noch kennen. derung des KrankenhausaufenthalSo hat das Erzählen über Verstorbe- tes heraus kurzzeitig verwirrt sind. In ne, die durch Erinnerung lebendig der seelsorglichen Begegnung kann werden, in der Seelsorge viel Raum. ich mit ihnen über ihre gegenwärtiOft kann in der Verbindung mit de- gen Empfindungen, für sie wichtige nen, „die voraus gegangen sind“, Menschen, über ihre Erinnerungen auch leichter über ein nahendes Le- sprechen. Meine Akzeptanz des Gebensende gesprochen werden. Denn sagten hilft bei einer emotionalen Angst macht oft nicht der Tod an sich, Orientierung. Als Seelsorgerin bin ich sondern der Weg dorthin, sei es die hier viel freier als die anderen DiensFurcht vor Schmerzen, Demenz, to- te, weil ich keine sachliche Verständitaler Hilflosigkeit. In der Seelsorge gung erreichen muss, sondern mich darf man Verstorbene um ihre Be- ganz auf das aktuelle Erleben ein-

Seelsorgliche Begegnungen

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ch bin schon immer so gerne im Garten gewesen“ – „Wir hatten noch so viel vor“ – „Wann kommt mein Mann mich holen?“ – „Hat Gott mich hier unten vergessen?“ Aber auch: leuchtende Augen, die kraftvoll erzählend ein ganzes Leben vor mir ausbreiten, als sei es gestern gewesen …

Seelsorge mit alten Menschen hat viele Facetten, aber fast immer geht es auch um die Kraft und den Schmerz, die Ho≠nungen und Enttäuschungen des schon gelebten Lebens – in der Perspektive, dass das Lebensende näher rückt. Von außen entsteht oft der Eindruck: die erzählen ja nur ein wenig die alten Geschichten … Aber lebendige Erinnerung ist im Alter ein kostbarer Schatz. Alte Menschen bewältigen mithilfe ihrer Lebenserinnerungen die letzte Lebensphase: sich zu erinnern, was man im Leben alles gescha≠t hat, hilft eine Zeit zu bestehen, in der man immer weniger „scha≠t“, in der die eigene Existenz und Identität grundsätzlich in Frage stehen. Sich an liebe Menschen zu erinnern, die schon gegangen sind, hilft sich anzunähern an die Grenze des Todes. Jedes Leben ist besonders, hat seine eigene Familien-, Berufs- und Heimatgeschichte. Im Blick auf die Gegenwart wird fast immer viel von

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Unser Leitbild lassen kann. Nicht nur, aber gerade mit verwirrten Menschen geschieht Seelsorge über die Wahrnehmung von Gefühlen. Was mir im Verstehen fremd bleibt, kann ich über Gefühle vielleicht trotzdem teilen und darin Beziehung herstellen. Natürlich spielt auch Glaube für viele alte Menschen eine wichtige und selbstverständliche Rolle, über die aber nicht immer viel gesprochen wird. Manchmal nur in einem Satz „Ohne Gott hätte ich das nicht ertragen“ oder „Der Glaube hilft schon viel“. Dazu sind vertraute religiöse Gebete und Vollzüge wichtig; sie werden im St. Josefskrankenhaus, wo in der Seelsorge auch ein Pfarrer und eine Ordensfrau zur Verfügung stehen, meist im Kontakt mit diesen beiden gesucht. In der Gesprächs-Seelsorge spiegelt sich die religiöse Dimension oft eher in der Haltung, in der die Begegnung sich ereignet. Und blitzt auf, wenn über das Tragende im Leben gesprochen wird. In unzähligen Gesprächen mit alten Menschen durfte ich Zeugin werden, wie diese mit der Kraft und dem Schmerz ihres Lebens auf das Lebensende zugehen. Manche sind darin in aller Schwäche noch berührend kraftvoll und lebensfroh, andere auch „lebenssatt“ und müde. Ich habe darin viel gelernt: ganz besonders, dass und wie man mit Brüchen und Grenzen leben lernen kann. Und dass es sein darf, dass am Ende auch die Kraft ausgeht. Mir bleibt nach solchen Gesprächen v.a. der Respekt vor der ungeheuren Lebensleistung alter Menschen. Ich verabschiede mich oft als Beschenkte und mit einer gewissen Demut im Blick auf das eigene Leben. A

n d r e a

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unserer freigemeinnützigen Zielsetzung zur Aufgabe gemacht, mit di≠erenziertem medizinischem Wissen und einfühlsamer liebevoller Pflege für unsere Patienten da zu sein. Gemeinsam mit ihnen wollen wir Diagnostik und Therapie gestalten; dabei ist uns eine ganzheitliche dem Patienten gerecht werdende, am christlichen Menschenbild orientierte Sicht ein besonderes Anliegen

h l e r

Seelsorgerin am St. Josefskrankenhaus un Fachreferentin für Klinik- und Kurseelsorge d e r D i ö z e s e F r e i b u r g RKK K l i n i k u m

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ir haben uns entsprechend

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Das RKK Mitarbeitermagazin

Ergotherapie

Ältere Menschen sind nach einem traumatischen Ereignis oder nach einer Operation oft in ihrer Selbstständigkeit / Handlungsfähigkeit eingeschränkt. In der Ergotherapie können diese Fähig- und Fertigkeiten in der entsprechenden Alltagssituation (Essen / Waschen / Transfers) beübt und trainiert werden. Ziel der Ergotherapie ist es, ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität zu erreichen. Zusätzlich geht es bei uns im Kranken-

haus darum, Verschlechterungen anderer Funktionen entgegenzuwirken. Denn häufig gehen diese mit akuten Erkrankungen älterer Menschen einher, haben aber ursprünglich nichts mit dem aktuellen Krankheitsbild zu tun. Die Patienten fühlen sich schwächer, haben mehr Probleme beim Gehen, die Konzentration lässt nach, und sie brauchen im Allgemeinen mehr Unterstützung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens.

Lebensqualität wird bekanntlich sehr subjektiv wahrgenommen, deshalb werden Inhalte und Ziele der Therapie individuell auf den Patienten abgestimmt. Ist zum Beispiel für den Einen das selbstständige Gehen wichtig, so ist für jemand anderen die Feinmotorik der Hände vordergründig, um Handarbeiten wie Stricken, Nähen oder ähnlichem nachgehen

Foto: RKK Klinikum

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ie geriatrische Station im St. Josefskrankenhaus umfasst sowohl chirurgische, internistische als auch neurologische Krankheitsbilder. Aufgabe der Ergotherapie ist es, grundsätzlich die größtmögliche Selbstständigkeit/ Handlungsfähigkeit des Menschen zu erhalten und / oder wiederherzustellen.

… in der Geriatrie

zu können. Ebenso sind die verschiedenen alterstypischen Begleiterkrankungen zu beachten, die in ihrem Zusammenspiel häufig grundverschiedene Voraussetzungen scha≠en. Steht der eine Mensch noch komplett selbstständig im Leben, so ist ein anderer im selben Alter evtl. bereits vollständig pflegebedürftig mit fortgeschrittener Demenz oder anderen schwerwiegenden Erkrankungen. Die Fragestellung lautet dann:

 Was ist möglich?

 Was ist notwendig?

 Was ist dem Patienten wichtig und was macht ihm Freude im Leben?

 Welcher Allgemeinzustand soll wieder erreicht werden?

 Woran können wir gemeinsam arbeiten? 31


Foto: RKK Klinikum

Je nach Situation werden Hilfsmittel für den Alltag (z.B. Strumpfanziehhilfe oder Greifzange) in der Therapie gezeigt und gemeinsam mit dem Patienten ausprobiert. Wenn ein Hilfsmittel seine gewünschte Wirkung zeigt, dann wird diese Information an das Entlassmanagement weitergegeben, die wiederum leitet die Bestellung für den häuslichen Bedarf in die Wege.

RKK Wissen Kognition

… ist die von einem verhaltenssteuernden System ausgeführte Umgestaltung von Informationen. Die Bezeichnung ist abgeleitet von lateinisch cognoscere und bedeutet ,erkennen‘, ‚erfahren‘ oder ‚kennenlernen‘.

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Auch der Stand der Kognition spielt für das alltägliche Leben eine wesentliche Rolle und muss in jeder Therapiesituation beachtet und berücksichtigt werden. Unser Bestreben ist es, den Menschen dort „abzuholen“, wo er gerade in seiner körperlichen und geistigen Verfassung steht.

beitragen, schwierige Situationen zu bewältigen. Außerdem wird die Kommunikation und Interaktion mit anderen gefördert. Zur Unterstützung der sozialen Kontakte finden regelmäßig Gruppenaktivitäten statt. Es werden Themen ausgetauscht, Bewegungsabläufe im Sitzkreis durchgeführt (mit oder ohne Musik), oder Bewegungsabläufe und Gedächtnis- es wird gemeinsam gesungen. leistung hängen stark miteinander zusammen, sodass eine Mischung Um die bestmögliche therapeutische aus beidem ein wesentlicher Be- Versorgung der Patienten sicher zu standteil der Ergotherapie ausmacht. stellen, stehen wir in täglichem AusHirnleistung, aber auch die Hand- tausch mit den Kollegen der Physiolungsplanung, Körperwahrnehmung therapie, Logopädie und Psychotheund Koordination werden hier über rapie. verschiedene Tätigkeiten und BeweClaudia Wehrle gungsübungen beübt. Biografiearbeit hilft den Menschen beispielsweise, sich der eigenen Identität bewusst zu werden, und kann der Schlüssel zu vorhandenen Ressourcen sein. Sie scha≠t Sicherheit und kann somit im Positiven dazu

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Das RKK Mitarbeitermagazin

Wieder andere Patienten dürfen z.B. auf Grund der Art ihrer Verletzung und deren Versorgung ein Bein nicht belasten und brauchen eine Zwischenlösung, in der sie mehr Hilfe erhalten. Dies kann in manchen Fällen zu Hause oder in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung sein. Vor Ort sieht der konkrete Fall z. B. so aus:

Foto: RKK Klinikum

Physiotherapie

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… in der Geriatrie

nsere Aufgabe als Physiotherapeuten in der Geriatrie besteht in Hilfe zur Selbsthilfe, um den Patienten ihre Alltagsaktivität wieder zu ermöglichen oder zu erhalten. Ausgangspunkt hierfür ist die Mobilität / Beweglichkeit vor dem Krankenhausaufenthalt, den aktuellen Stand erheben wir mit Hilfe von Befundung und Assessments.

zu erreichen, gehören verschiedene Zwischenschritte dazu, die wir gemäß den Fähig- und Fertigkeiten der Patienten in Absprache mit ihnen festlegen müssen. Es sei denn, die Urteilskraft ist – wie vorher erwähnt – auf Grund einer vorbestehenden Erkrankung wie z. B. einer Demenz eingeschränkt. Dann berücksichtigen wir dies natürlich in der Therapie und versuchen z.B. Bewegung und Da wir als Gesellschaft immer älter Kognition zu verbinden. werden und dadurch bedingt die Patienten öfters mehrere Krankheiten Manchmal braucht es nach der anmitbringen, hat dies auch Auswir- fänglichen Arbeit im Krankenhaus kungen auf den eigentlichen Grund noch eine Zwischenstation wie eine des Krankenhausaufenthalts. Es er- Reha, um diese Ziele zu erreichen, fordert von allen Erkrankten eine oder die Patienten müssen von zu hohe Bereitschaft, selbst Einsatz zu Hause aus noch weiter üben – kennt bringen, da die Energie mit steigen- ja ein jeder: so sehr wir es uns wündem Alter meist geringer ist als in schen, viele Dinge gehen nicht von jungen Jahren. Die einzelnen Ziele heute auf morgen. setzen sich die Patienten möglichst selbst, sie wissen ja am besten, was sie im Alltag brauchen, um wieder selbstständig zu werden. Um ein Ziel

 Der Patient steckt sich als Ziel, wieder selbstständig zur Toilet te zu gehen. Um dies zu errei chen, könnte unsere Therapie z.B. Kräftigung der Beine und Gleichgewichtstraining für die Transfers in den Stand und zu rück sowie Kraftausdauertrai ning, um die Streckenlänge zu bewältigen, beinhalten.  Oder er möchte sich selbst die Haare wieder kämmen, so braucht es Kraft im Arm, um diesen gegen die Schwerkraft zu heben und die Schulter stabilisieren zu können, vielleicht auch noch Feinmotorik und Gespür in der Hand, um den Kamm halten zu können.

Grundlegendes Ziel ist, normale Bewegungsabläufe zu erhalten oder wieder zu erarbeiten. Falls dies nicht möglich sein sollte, müssen Bewegungsabläufe umgelernt und anderweitige Kompensationsstrategien entwickelt werden in der Therapie. Kristi na Bayha Physiotherapeutin RKK K l i n i k u m St. josefskrankenhaus

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Foto: De Visu ©fotolia

Logopädie I

m Rahmen der geriatrisch-frührehabilitativen Komplexbehandlung (GFK) sollten alle Patienten eingangs orientierend logopädisch befundet werden, um möglichen Behandlungsbedarf in den Bereichen Kommunikation, Schriftsprache und Nahrungsaufnahme (Schlucken) feststellen zu können. Kommunikationsund Schluckstörungen entstehen überwiegend infolge neurologischer Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, Parkinson oder fortgeschrittene Demenz). Aber auch wenn primär keine neurologischen Erkrankungen vorliegen, kann es durch akute Verschlechterung des Allgemeinzustands, im Rahmen eines postoperativen Delirs oder durch bestimmte Medikamente zu Schluckstörungen oder Kommunikationsproblemen kommen. Diese soll34

… in der Geriatrie

ten umgehend erkannt und behan- Durchführung weiterer (standardidelt werden, um Komplikationen im sierter) Tests zur genaueren und umfassenderen Beurteilung sprachsysBehandlungsverlauf zu vermeiden. tematischer und schriftsprachlicher Im Rahmen des logopädischen Erst- Fähigkeiten erforderlich ist. Überkontakts beurteilt die Logopädin in dies werden die Beweglichkeit und einem kurzen Anamnesegespräch so- Koordinationsfähigkeit der mimiwohl die sprachlichen Fähigkeiten schen Muskulatur überprüft sowie (Sprachverständnis, Wortfindung, der Mund inspiziert, um eventuell Grammatik) als auch die Sprechmo- bestehende Paresen im Mund- und torik (Stimmqualität, Artikulations- Gesichtsbereich nicht zu überseschärfe, Sprechlautstärke und -ver- hen. Nach einer kurzen Befragung ständlichkeit) und verscha≠t sich zur Nahrungsaufnahme erfolgt die einen ersten Eindruck über die kogni- klinische Schluckuntersuchung mit tiven Fähigkeiten des Patienten. Zu- verschiedenen Konsistenzen, um das dem wird ein kurzes Schriftsprach- Vorliegen einer Dysphagie (Schluckscreening durchgeführt, anhand störung) frühzeitig erkennen zu köndessen orientierend das Lesen und nen. Sollte der Schluckakt einmal Schreiben auf Wort- und Satzebene nicht eindeutig klinisch beurteilbar beurteilt werden können. Ggf. stellt sein, kann in Zusammenarbeit mit sich im Verlauf heraus, dass die der Pneumologischen Abteilung eine Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

störten Sensomotorik zu Aspirationspneumonien (durch in die Lunge gelangte Nahrung oder Flüssigkeit entstandene Lungenentzündungen) kommen kann. Wenn möglich werden die Mahlzeiten für die logopädische Therapie genutzt (z. B. zur Erarbeitung von Schlucktechniken). Da die Logopädin jedoch nicht bei jeder Mahlzeit anwesend sein kann, ist ein Sollte sich zeigen, dass eine Dyspha- engmaschiger Austausch mit dem gie vorliegt, müssen ggf. diätätische Pflegepersonal notwendig, um möglioder kompensatorische Maßnahmen che Symptome wie Husten, Räuspern für eine sichere Nahrungsaufnahme oder Brodeln während oder nach der eingeleitet werden. Neben den Pati- Nahrungsaufnahme in Erfahrung brinenten werden das Pflegepersonal, die gen und dementsprechende MaßnahAngehörigen und die Küchenservice- men initiieren zu können. kräfte informiert, damit die Patienten speziell zubereitete Dysphagie- Auf der IDA zeigt sich täglich, dass kost erhalten, welche sie sicher und die Kommunikation bei multimorbiohne die Gefahr des Verschluckens den geriatrischen Patienten durch al(Aspiration) oral zu sich nehmen kön- tersbedingte Begleiterscheinungen nen. Diese Maßnahmen sind beson- häufig erschwert ist. Verminderts ders wichtig, da es im Rahmen von Hörvermögen, verwaschene AusspraSchluckstörungen infolge einer ge- che infolge fehlender oder schlecht sitzender Zahnprothesen sowie leise oder heisere Stimmqualität durch RKK Wissen Mundtrockenheit bei ständiger Sauersto≠zufuhr wirken sich auf die Kommunikation aus, auch wenn keiLogopädie ne pathologische Kommunikations… (von altgriechisch lógos störung vorliegt. Neurologisch be„Wort“ sowie paideuein „erziedingte Sprachstörungen (z. B. Aphahen“; wörtlich also „Sprechersien) werden in der Logopädie durch ziehung“) ist die medizinische eine spezielle Übungstherapie zum Fachdisziplin, die Sprach-, Sprech-, Training bestimmter sprachlicher Stimm-, Schluck- oder HörbeeinTeilleistungen (z. B. Sprachverständträchtigung zum Gegenstand hat. nis, Grammatik, Semantik oder WortSie beschäftigt sich mit Prävenabruf) behandelt. Zur Verbesserung tion, Beratung, Diagnostik, Therader Sprechmotorik (bspw. Dysarthpie und Rehabilitation, Lehre und rie) werden ArtikulationsbewegunForschung auf den Gebieten der gen und -abläufe sowie stimmliche Stimme, Stimmstörungen und Parameter wie Lautstärke, Betonung Stimmtherapie, des Sprechens, oder Sprechtempo beübt. Sprechstörung und Sprechtheraendoskopische Schluckevaluation (FEES) durchgeführt werden. Nach dem logopädischen Erstkontakt entscheidet die Logopädin, ob und welche logopädische Behandlung erforderlich ist. Bei vielen „rein chirurgischen“ Patienten besteht kein weiterer logopädischer Behandlungsbedarf.

pie, der Sprache, Sprachstörung und Sprachtherapie, des Schluckens, Schluckstörung und Schlucktherapie sowie der Kommunikation und des Hörens.Der Begri≠ wurde 1913 erstmals benutzt und 1924 durch den Wiener Mediziner Emil Fröschels für die medizinische Sprachheilkunde eingeführt.

äußern (besonders nicht unter Zeitdruck). Dementsprechend ist ein behutsames, den Bedürfnissen der Patienten angepasstes Vorgehen unumgänglich. Eine klassische übungsbasierte logopädische Therapie ist aus o.g. Gründen auf der IDA häufig nicht möglich. Dies bedeutet, dass Therapieziele individuell angepasst werden müssen. In diesem Sinne steht im Rahmen der sprachlichen und kognitiven Aktivierung bzw. logopädischen Therapie weniger das Training einzelner Teilleistungen, als vielmehr ein größtmögliches Maß an Alltagspartizipation im Vordergrund. Margaretha Haas Logopädi e (B.Sc.), Health Professions Education (M.Sc.) Logopädi n RKK K l i n i k u m St. Josefskrankenhaus

Nicht selten sind die Patienten mit der Situation im Krankenhaus überfordert und verstehen (akustisch oder kognitiv) nicht, was mit ihnen passiert oder was von ihnen verlangt wird. Zudem können sie sich aufgrund von Wortfindungsstörungen häufig nicht mehr im gewünschten Maße mitteilen und Bedürfnisse 35


Qualität statt Quantität!

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m eine eine gute körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und somit mehr Lebensqualität zu erhalten ist eine gesund heitsbewusste Lebensführung wichtig. Essen und Trinken haben im Alter eine besondere Bedeutung!

Foto: © picjumbo

Essen und Trinken im Alter

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Faktoren, die die Ernährung erschweren Verdauung/Resorption z.B.  Resorptionsleistung für Nähr sto≠e, vor allem Vitamine ist ver mindert  die Knochendichte und die Skelettmuskulatur verändern sich. Risiko: Osteoporose

 der Energiebedarf ist geringer als in jungen Jahren: Risiko: Übergewicht

 es besteht eine Tendenz zu erhöh ten Fett-, Cholesterin- und Harn säuregehalten Wahrnehmungen und Psychosoziale Probleme z.B.

Für ältere Menschen gelten die gleichen Empfehlungen wie für jüngere Menschen: Ausreichend Kohlenhydrate und Eiweiß essen, möglichst sparsam mit Fett umgehen. Gute Eiweißquellen sind:

 fettarme Milch /-produkte, Quark, Hüttenkäse, Käse  mageres Fleisch und magerer Fisch

 Eier (gekocht, Rührei, Omelett, Auflauf)  Sojaprodukte (wie Tofu)

 Hülsenfrüchte und Nüsse Tipps für Eiweißversorgung: Biologische Wertigkeit

stillen, sondern liefern gleich noch Vitamine, Mineralsto≠e und Ballaststo≠e. Wenn Sie Appetit auf Kuchen verspüren, bevorzugen Sie Hefekuchen, Quark- oder Obstkuchen. Fett Fett ist mit 9,3 kcal pro Gramm der energiereichste Nährsto≠. Somit ist der Nährsto≠ Fett bestens geeignet, sowohl Übergewicht als auch Untergewicht zu bekämpfen. Tipp: Aufschnitt – Wurst auf’s Brot legen! In der Küche lassen sich durch geeignete, fett-sparende Garmethoden wie Grillen, Dünsten, Backen viele Kalorien einsparen. Frittiertes oder Paniertes hingegen sind ungeeignet.

Gerade ältere Menschen essen nicht mehr so gerne Fleisch. Dennoch  Unlust am Essen kann man durch geschickte Eiweiß- Untergewicht kombinationen gut den Proteinbe Schlechtes Sehen, nachlassende darf decken. Geschmack-, Geruch- und Legen Sie sich ruhig dick Wurst und Speichelsekretion Käse auf´s Brot, benutzen Sie Sahne Karto≠el und Ei (Biol. Wertigkeit: für Süßspeisen. Als „Gegenspieler“  Notwendige Medikamente führen 136): Karto≠el mit Rührei und Spinat; für die tierischen Fette sind hochoft zu Übelkeit bzw EntzündunKarto≠elauflauf, Bauernomelett wertige Pflanzenöle(z.B. Raps/Olive/ gen im Magen-Darm-Trakt Leinöl) zu empfehlen. Karto≠el und Milchprodukte (Biol. Wertigkeit: 133): Pellkarto≠el mit Nüsse eigenen sich hervorragend für Der Energiebedarf sinkt im Alter Kräuterquark, Karto≠elpüree, Kartof- unterwegs oder zum Knabbern zwiEine Person, die mit 30 Jahren ca. felauflauf (Ei) mit Käse überbacken schendurch. 2200 kcal pro Tag zu sich genommen hat, benötigt im Alter nur noch ca. Milch und Getreide (Biol. Wertigkeit: Flüssigkeitszufuhr 1500 kcal. Der Energiebedarf sinkt 125): Grießbrei, Haferbrei, Reisbrei, also um ca. 700 kcal, der Nährsto≠be- Käsebrot, Müsli, Nudelauflauf mit Täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit solldarf (Vitamine, Mineralsto≠e) steigt Käse ten Sie trinken (Mineralwasser, verjedoch! dünnte Fruchtsäfte, Kräuter- und Kohlenhydrate Früchtetees, Molke, Buttermilch sowie 3 – 4 Tassen Ka≠ee) Besonders wertvoll sind VollkornproRelativer Nährsto≠bedarf im Alter dukte, da sie reich an Ballaststo≠en, Viele Senioren trinken zu wenig, da steigt Vitaminen und Mineralsto≠en sind. sie weniger Durst verspüren. Das Je niedriger die täglich aufgenom- Bevorzugen Sie daher immer Brot Durstgefühl kann jedoch trainiert mene Nahrungsmenge ist, umso und Nudeln aus Vollkornmehl. werden. Stellen Sie sich zwei 0,7 l Flawertvoller sollte diese Nahrung sein, schen ihres Getränkes auf den Tisch, um alle essentiellen Nährsto≠e ab- Mit zuckerhaltigen Speisen und vor so dass Sie immer daran erinnert allem Getränken sollten Sie sparsam werden. Trinken Sie über den Tag decken zu können. umgehen. Essen Sie eher Obstgerich- verteilt. Nach einer Weile haben Sie te, z.B. Fruchtquark oder Trocken- sich an die Menge gewöhnt. früchte. Diese eignen sich nicht nur gut, um den Appetit auf Süßes zu 37


Vitamine und Co.

Wenn das Essen Probleme bereitet

Probleme mit den dritten Zähnen Ein Mangel äußert sich u.a. in einer erhöhten Infektanfälligkeit, in Mü- Sollten Sie Schwierigkeiten beim Kaudigkeit und Antriebslosigkeit. en haben, können Sie Ihre Kost aufwerten durch: Nahrungsergänzung –  Müsli aus feinen Haferflocken, sinnvoll oder nicht? Weizenkeimen, Joghurt und gedünstetem Obst /-mus Definitiv sollte durch eine ausgewogene Ernährung die Nährsto≠zufuhr  Getreidebreie mit Obst oder herzabgedeckt sein. Ist dies jedoch durch haft, mit gedünstetem, evtl. püz.B. Krankheit nicht oder nur bedingt riertem Gemüse möglich ist, sind Nahrungsergän-  Obst fein geraspelt – zusammen zungsmittel sinnvoll, wie: mit Joghurt oder Quark

 Vitamin- und Mineralsto≠ präparate

 Hefeprodukte wie Hefeflocken, Hefetabletten

 Eiweißkonzentrate

 verdauungsfördernde Präparate wie Leinsamen, Weizenkleie, Milchzucker

 Natürliche Vitamin- und Mineral sto≠produkte, z. B. Acerola-Taler, Sanddornsirup, Hagebuttenmus, Holundersaft

 Gemüse fein geraspelt , gedünstet und püriert (oder als Suppe).

 Hackfleischgerichte, Geflügel oder Fisch sind leicht zu kauen.  Gemüse- und Obstsäfte spenden reichlich Vitamine und Mineral sto≠e.

 Milchmixgetränke ( Joghurt, Buttermilch, Milch und Beerenobst) Was tun bei Gewichtsverlust?  Verwenden Sie reichlich Streich fett!  Belegen Sie ihr Brot reichlich

 Gönnen Sie sich zum Frühstück ein Rührei

 Essen Sie viele kleine, aber gehalt volle Mahlzeiten, z.B. zum Früh stück ein Croissant!

 Verwenden Sie bei der Zubereitung Ihrer Speisen möglichst kalo rien-/fettreiche Zutaten  Flüssige und passierte Nahrungsmittel lassen sich durch Zugabe von hochwertigen Ölen, Sahne, Butter oder Eigelb anreichern.

 Beträufeln Sie Nudeln oder Reis auf dem Teller mit Oliven oder Gewürzölen

 Getränke in Form von Milchshakes wie z. B. Kakao, Fruchtmilch mit Sahne anreichern Tipps für die Praxis  Essen Sie regelmäßig! 3 Hauptmahlzeiten plus 2 – 3 Snacks. Das ist bekömmlicher und erhält die Leistungsfähigkeit.  Richten Sie sich das Essen appe titlich an!

 Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kauen Sie gründlich. Gut ge kaut ist halb verdaut!  Auch wenn Sie alleine leben – es lohnt sich, auch für eine Person zu kochen!

 Kochen Sie auf Vorrat und frieren Sie einen Teil ein.

 Im Gefrierschrank einen Vorrat an Lieblingsfertiggerichten anlegen, falls Sie einmal nicht kochen kön nen. So haben Sie immer ein war mes Essen parat.  Tiefkühlgemüse enthält nahezu so viele Inhaltssto≠e wie Frisch ware und spart viel Zeit.

 Kontrollieren Sie einmal pro Wo che Ihr Gewicht Evelin Esser-Karrais Diätassistentin Ernährungstherapie Diabetesassistentin DDG Qualifizierte Diät- und E r n ä h r u n g s b e r a t u n g VFE D RKS R e g i o n a l K l i n i k S e r v i c e

 Bereiten Sie Karto≠elpüree mit Sahne und Butter zu!

 Braten Sie Karto≠eln, Nudeln oder Reis knusprig in Pflanzenöl an. Gemüse- und Fleischgerichte lassen sich mit einer Sahne- oder Käsesauce verfeinern. 38

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018 Evelin Esser-Karrais


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Sturzprophylaxe im Alter

in Sturz ist oft ein einschneidendes Ereignis, vor allem für Patienten im fortgeschrittenen Alter. Es ist verbunden mit Schrecken und Schock, eventuell auch mit Verletzungen und der Angst vor weiteren Stürzen. Das zentrale Ziel ist, dass jeder sturzgefährdete Patient gemäß dem Nationalen Expertenstandard „Sturzprophylaxe in der Pflege“ Kenntnisse erhält, welche Stürze weitgehend verhindert und Sturzfolgen minimiert werden können.

Vordergrund standen hierbei die Prophylaxemaßnahmen anhand des Expertenstandards und der Bezug zum Bewegungskonzept Kinaesthetics. Maria Angela Mark-Lö≥er (Kinaesthetics Trainerin im RKK Klinikum) gestaltete den Tag gemeinsam mit Elena Trautwein (Pflegeexpertin im RKK Klinikum). Zunächst wurden theoretische Erkenntnisse auf Grundlage des Expertenstandards „Sturzprophylaxe in der Pflege“ (Stand 2017) vorgestellt und diskutiert.

In diesem Zuge fand am 18. April 2018 das Tre≠en der Peer-Tutoren des RKK Klinikums statt. Das Thema Darauf aufbauend folgte der prakdieses Fachtages lautete: die Umset- tische Teil im Rahmen eines Workzung des Standards „Sturzprohylaxe shops. in der Pflege im RKK Klinikum“. Im

Foto: Racle Fotodesign © fotolia

Kinaesthetics und der Umgang mit dem Expertenstandard

Der erste Schwerpunkt des Workshops wurde auf die Risikofaktoren und präventiven Maßnahmen gerichtet. Welche pflegerischen Interventionen und Hilfsmittel sind im RKK Klinikum vorhanden bzw. möglich, um im Vorfeld ein erkanntes Sturzrisiko zu verringern und eine sichere Mobilisation zu gewährleisten? Der Blickpunkt dabei richtete sich insbesondere auf ältere Menschen, die sturzgefährdet sind. In diesem Rahmen erfolgten der Austausch und die Eigenerfahrung mit der Sensormatte, Antirutschsocken und Mobilisationshilfen. Diese Hilfsmittel können je nach Patient oder Situation einen Sturz verhindern. Die pflegerische Fachkompetenz steht im Vordergrund. Nur durch Wissen über Sturzrisikofaktoren und daran 39


Das Modell der Grundpositionen

ZweibeinStand EinbeinStand EinbeinKnieStand Hand-KnieStand Sitzen

Diagramm: RKK Klinikum

Bauchlage mit Ellenbogenstütz Rückenlage

adaptierten Maßnahmen kann gemeinsam mit dem Patient das Sturzrisiko tatsächlich gesenkt werden. Entscheidend dabei ist, den Patient zu informieren und anzuleiten. Ein gewisses Restrisiko wird jedoch immer bleiben, denn auch mit gezielten pflegerischen Interventionen, geeigneten Hilfsmitteln und der Beratung des Patienten und Angehörigen ist klar: Jeder, der sich bewegen kann, kann auch stürzen. Und die Förderung und der Erhalt von Bewegung und Mobilität gelten als wesentlicher Aspekt, wenn wir von Sturzprävention sprechen. Die beste Sturzprohylaxe ist, dass wir unabhängig unseres Alters, im Besonderen Senioren, unsere Bewegungskompetenz trainieren, indem wir uns vom Stehen in die Rückenlage auf den Boden und wieder ins Stehen transferieren. Der zweite Schwerpunkt wurde auf die Mobilisation des Patienten nach einem Sturz gelegt. Ganz nach dem 40

Motto: „Was tun im Falle eines Falles?“ Im Vordergrund steht hierbei der Einbezug der funktionellen Fähigkeiten des Patienten. Wie kann der Patient, vornehmlich der ältere Patient in seiner Bewegung unterstützt, gefördert werden und zugleich Sicherheit erfahren? Hierfür bildet das Kinaesthetics Konzept die Grundlage der pflegerischen Unterstützung bei der Aufstehbewegung des Gestürzten. Mit dem Verständnis für menschliche Bewegungsabläufe hilft das Modell der Grundpositionen und Fortbewegung. Die Grundpositionen können als Idee genutzt werden, um einen individuellen und situativ angepassten Weg von der Rückenlage auf dem Boden zum Stehen zu finden. Dabei nimmt der Gestürzte stufenartig unterschiedliche Positionen ein. Das Herausfordernde daran ist, dass die Koordination und Kontrolle des Gleichgewichtes, je höher der Mensch kommt, immer anspruchsvoller wird. Die Vorausset-

zung ist, dass die Fähigkeiten und Bewegungsmöglichkeiten vorhanden sind, um von einer Position in die andere kommen zu können. Bei bestehenden Frakturen, Verletzungen, Schmerzen oder körperlichen Bewegungseinschränkungen wurden die Hilfsmittel wie zum Beispiel Schaufeltrage, Rettungstuch und Lifter geschult. Die bereits bestehenden Erfahrungen aus der Praxis wurden ausgetauscht und evaluiert. Resümee ist, dass Bewegung individuell ist und es keine Standardlösung geben kann. Das Entscheidende ist, dem Patienten und dem älteren Patienten das Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und ihm die Möglichkeit zu bieten, wieder in eine sichere Position zu gelangen. Maria Angela Mark-Löff Kinaesthetics-Trainerin RKK K l i n i k u m

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


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… zur Unterstützung pflegender Angehöriger

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as RKK Klinikum bietet in Kooperation mit der Barmer GEK Pflegekasse seit 2008 Grundkurse Kinaesthetics zur Unterstützung pflegender Angehörigen an.

In zehn Jahren wurden 21 Grundkurse angeboten, welche seither von 203 Angehörigen besucht wurden. Seit 2012 werden zudem Kinaesthetics Aufbaukurse angeboten. Mittlerweile haben 42 Teilnehmer den Aufbaukurs absolviert. Somit kann das RKK Klinikum auf ein erfolgreiches Schulungsprogramm für pflegende Angehörige zurückblicken. Dieses Angebot richtet sich an Personen, die ihren Angehörigen, Bekannten, Freund oder Nachbarn pflegen, betreuen oder begleiten. Darüber hinaus ist es für Ehrenamtliche und interessierte Laien gedacht.

Menschen, die ihre Angehörigen pflegen und begleiten, unterstützen ihn bei der Verrichtung vielfältigster alltäglicher Aktivitäten. Die Angehören haben viele Fragen, wie sie ihren Angehörigen unterstützen können, zum Beispiel beim:

Foto: Adam Gregor © fotolia

Kinaesthetics Kurse  Gehen begleiten in und außer halb des Hauses

 Rollstuhl/Rollator-Schieben und Bordsteine bewältigen  Treppensteigen  im Stuhl sich nach vorne oder hinten bewegen  kopfwärts bewegen im Bett  aufstehen, hinsetzen

 Transfer von Rollstuhl in und aus dem Auto

 Transfer vom Stuhl auf das WC, in die Dusche oder Badewanne  Transfer von dem Rollstuhl in das Bett und aus dem Bett

 An- und Ausziehen, wie bei spielsweise Alltagskleidung oder Stützstrümpfe  Essen und Trinken

 Sturz des Pflegebedürftigen

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Die Rückmeldungen und der Austausch in den Kursen bestätigen, dass die praktischen und bewussten Übungen und Erfahrungen miteinander hilfreich für das eigene Lernen und Verstehen sind. Ein fühlbarer E≠ekt zeigt sich vor allem in der Verringerung der eigenen physischen Anstrengung beim Bewegen und Mobilisieren des Pflegebedürftigen. Die Angehörigen werden gezielt dabei trainiert und sensibilisiert, wie die Ressourcen ihrer zu betreuenden Personen e≠ektiv genutzt werden können, so dass diese sich weitestgehend selbst aktiv beteiligen können. Ziele der Schulungsprogramme sind demnach  die Erleichterung der Bewegung und Mobilisation von Pflegebedürftigen – ohne Heben und Tragen (rückenschonend)  die Bewegungsressourcen von pflegebedürftigen Menschen zu erkennen und zu fördern

 die körperliche Gesundheit von Pflegenden Angehörigen zu erhalten Somit profitieren sowohl der Angehörige als auch der Pflegebedürftige in Bezug auf die eigene Gesundheit und die gemeinsame Alltagsbewältigung. Der Grundkurs wird an sechs Dienstagnachmittagen angeboten: 6., 13. und 27. November 2018 jeweils von 16.30 –20.00 Uhr im Loretto-Krankenhaus, Mercystraße 6 – 14, 79100 Freiburg. Die sechs Kursabende sind aufeinander folgend aufgebaut. Die Kurskosten werden durch die Barmer GEK finanziert; lediglich eine Gebühr von 25 € für Kursunterlagen und Zertifikat ist selbst zu tragen. Die Teilnahme ist unabhängig von der Kassenzugehörigkeit.

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Wenn Sie als Pflegender Angehörige, ehrenamtlich oder interessierter Laie Interesse am Kinaesthetics Grundkurs haben, wenden Sie sich gerne direkt an: Maria Angela Mark-Lö≥er Mobil: 0160 97 25 04 41 E-Mail an: angela.loe≥er@rkk-klinikum.de

Maria Angela Mark-Löff Kinaesthetics-Trainerin RKK K l i n i k u m

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Mehr Beweglichkeit erreichen Mit einem Grundkurs Kinaesthetics zur Unterstützung pflegender Angehöriger

Ein Angebot der Pflegekasse bei der BARMER Freiburg im Breisgau in Zusammenarbeit mit der Kinaesthetics-Trainerin Maria Angela Mark-Löffler und dem RKK Klinikum Loretto-Krankenhaus Anmeldung

Maria Angela Mark-Löffler Mobil 0160 97250441 angela.loeffler@rkk-klinikum.de Die Kosten für die Unterlagen und das Kinaesthetics-Zertifikat betragen € 25,00.

Kurstermine

dienstags 06., 13. und 27. November 2018

Uhrzeit

jeweils 16:30 – 20:00 Uhr

Referentin

Maria Angela Mark-Löffler, Kinaesthetics-Trainerin

Ort

RKK Klinikum Loretto-Krankenhaus Dachgeschoss, Saal St. Josef Mercystraße 6-14 79100 Freiburg

– Pflegekasse –

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Interdisziplinäre Altersmedizin

N

ach umfangreichen Baumaßnahmen sind die Voraussetzungen für die neue Station IDA im Loretto-Krankenhaus gescha≠en worden. Am 19. Juni 2018 sind die neuen Räumlichkeiten bezogen worden.

baut. Im zweiten Abschnitt wurden das Therapiezimmer, Arztzimmer, Lager und EDV-Raum neu gestaltet. Der Therapieraum befindet sich jetzt im ehemaligen HNO-Untersuchungsraum. Das Arztzimmer und das Lager sind auf der großen Fläche vor dem Therapieraum neu errichtet worden Bereits im Sommer 2017 ist mit Pla- Der EDV-Raum ist richtungsweisend nungen für die neue Station begon- für den zukünftigen Ausbau der nen worden. In enger Abstimmung Netzwerkstruktur vorbereitet. mit Ärzten und Pflegenden wurden die neuen Räumlichkeiten den Er- Durch den Umzug der Ärzte in das fordernissen angepasst. So konnten neue Arztzimmer konnte mit dem viele Wünsche und Empfehlungen dritten Abschnitt begonnen werden. seitens der Äzte, Pfleger und Thera- Das Stationszimmer ist hierzu vorpeuten berücksichtigt werden. übergehend in den neuen Therapieraum umgezogen. Somit war BauIm ersten Bauabschnitt ist der Auf- freiheit gescha≠en und die Baustelle enthaltsraum für Patienten neu ge- für das neue Stationszimmer konnscha≠en worden. Hierfür wurde ein te vom übrigen Klinikbetrieb abge3-Bett-Zimmer behindertengerecht trennt werden. mit einer kleinen Küchenzeile umge-

Foto: RKK Klinikum

… im Loretto-Krankenhaus

Der Ablauf der Baumaßnahme verdeutlicht die enge Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den Berufsgruppen. Vor allem die Gewährleistung der nötigen Sauberkeit und Hygiene ist immer eine große Herausforderung. Nur durch gegenseitige Rücksichtsnahme und Verständnis füreinander kann so ein Bauvorhaben im laufenden Krankenhausbetrieb erfolgreich umgesetzt werden. Vielen Dank dafür bei allen Mitarbeitern. Jens Renzow Technischer Be RKK K l i n i k u m

t r i e b s l e i t e r

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Die Erfahrungen haben mich in der Überzeugung bestärkt, dass eine mitmenschliche Interaktion ein wesentlicher Bestandteil von medizinischem Erfolg ist. Dazu gehört auch die Beobachtung, wie häufig dementen, unruhig-ängstlichen und aggressiven Menschen ohne Einsatz sedierender Medikation geholfen werden konnte die Ziele der geriatrischen Frührehabilitation zu verfolgen. Wesentlich dazu beigetragen hat die Scha≠ung einer Struktur gebenden Umgebung und einer beruhigende Atmosphäre mit menschlicher Nähe.

Foto: bilderstoeckchen © fotolia

Zwischen …

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Leit- und Lebenslinien

m letzten meiner zehn Beschäftigungsjahre im St. Josefskrankenhaus hatte ich die Gelegenheit, als Assistenzarzt der Inneren Abteilung die neu gegründete interdisziplinäre Station für Altersmedizin mit zu betreuen. Inhaltlich hatte mich diese Arbeit vor allem auch im Hinblick auf meine jetzige Tätigkeit als Hausarzt sehr gereizt, da in der Altersmedizin häufiger die bekannten Pfade der Leitlinien basierten Medizin verlassen und individualisiertere Wege gefunden sowie Schwerpunkte gesetzt werden müssen.

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Darüber hinaus ist mir wieder deutlicher geworden, dass die Ängste und Nöte eines dementen Menschen die gleiche menschliche Zuwendung wie die eines Säuglings- und Kleinkindes von uns verdienen – und sich genauso unmittelbar auszahlen. Die Lebenszeitprognose des Einzelnen ist doch letztendlich relativ. Ich habe hier die positiven Aspekte betont, damit hoffentlich klar wird, was verlorengehen kann, vor allem wenn an Personal gespart werden muss.

Ich hoffe, dass dem nicht so ist und wünsche dem RKK Klinikum mit seiRückblickend bin ich immer noch er- ner IDA im Loretto-Krankenhaus viel staunt, wie reibungslos die Station Erfolg. ihre Arbeit aufnahm. Das lag zum großen Teil daran, dass gut vorbe- D r . m e d . C l e m e n s B e r k e f e l d reitete und ausgebildete Mitarbeite- S t a t i o n s a r z t rinnen und Mitarbeiter von Pflege, S t a t i o n I D A Physiotherapie, Ergotherapie, Ent- RKK K l i n i k u m lassmanagement und Sozialdienst S t . J o s e f s k r a n k e n h a u s hoch motiviert waren zum Gelingen beizutragen.

Der fachübergreifende alltägliche Austausch mit den Kollegen von Orthopädie, Chirurgie und natürlich den Geriatern sowie den Neurologen hat mich sehr beeindruckt. Auch die Kommunikation im Team (nicht nur während der Visiten und in den wöchentlichen Teamsitzungen) war für mich auch im Hinblick auf den Behandlungserfolg eine sehr positive Erfahrung. Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


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er stationäre Aufenthalt in einer Klinik ist oft ein großer Einschnitt in das Leben eines Menschen. Meist handelt es sich um eine akute Verschlechterung des Allgemeinzustandes oder einen Unfall, nach dem über Wochen eine Versorgung alleine zu Hause nicht mehr möglich ist. Bei allen auftretenden Versorgungsproblemen wird das Team der Überleitungspflege eingeschaltet.

Haushaltes und ihre eigene Körperpflege oft in einem Balanceakt, kommt es aber zu einer Erkrankung, die den körperlichen Zustand verschlechtert oder einer Fraktur, die die Versorgung einschränkt, ist oft die häusliche Eigenständigkeit gefährdet. Es muss geklärt werden, ob mit zusätzlichen Hilfen wie Pflegedienst, Haushaltshilfe oder Betreuungsangeboten eine weitere häusliche Versorgung möglich ist. Welche Hilfsmittel sind nötig, um eine weitere Versorgung zu gewährWir führen Gespräche mit den Pati- leisten? Zusammen mit dem theraenten und deren Angehörigen, um peutischen Team werden die Ressourdie häusliche Versorgungssituation cen geklärt und Ziele besprochen, die zu klären. Leider wohnen heute sehr erreicht werden müssen, damit eine viele Patienten allein, die Kinder sind häusliche Versorgung zustande komweit weg und arbeiten, sodass die men kann. Versorgung von Angehörigen sehr schwierig ist. Bei vielen älteren Men- Ist dies geklärt, müssen alle Anträge schen gelingt die Versorgung des gestellt werden, damit es zu einer –

Foto: M.Dörr & M.Frommherz © fotolia

Überleitungspflege leider nicht immer ausreichenden – Finanzierung durch die Krankenkasse kommen kann. Hilfsmittel müssen beantragt und Pflegeanträge gestellt werden, welche durch die Krankenkassen genehmigt werden müssen. Klare Absprachen mit allen an der Versorgung Beteiligten sind sehr wichtig und unumgänglich. Bis zur Entlassung müssen alle Probleme weitestgehend ausgeräumt sein. Hilfsmittel wie Pflegebetten, Rollstühle etc. sollten geliefert sein und der Pflegedienst zum Einsatz bereit sein, um eine lückenlose Versorgung zu gewährleisten. Hilde Rive-Dischinger Entlassmanagement RKK K l i n i k u m L o r e tt o - K r a n k e n h a u s

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Foto: Robert Kneschke © fotolia

Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben

Geriatrische Rehabilitation

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eriatrische Patienten haben neben einem höheren Lebensalter in der Regel eine Multimorbidität, die bereits zu funktionellen Einschränkungen und Behinderungen im Lebensalltag geführt haben. Durch eine akute Erkrankung oder chronische Verschlechterung des Gesundheitszustandes kommt es zu weiteren Einbußen, die dann eine geriatrische Rehabilitation zur Vermeidung oder Verringerung einer Pflegebedürftigkeit, Wiederherstellung/Zurückgewinnung einer größtmöglichen Alltagsselbständigkeit, Rückführung in die gewohnte soziale Umgebung erforderlich machen.

Seit Erö≠nung unserer Klinik gehören die RKK-Kliniken mit allen Fachabteilungen zu den verläßlichen Zuweisern; durch die dortige Einrichtung akutgeriatrischer Abteilungen hat sich diese Zusammenarbeit über die Jahre intensiviert und soll in Zukunft durch einen KooperationsverEtwa 90% der aufgenommenen Pa- trag noch weiter gefestigt werden. tienten kommen zur Anschlußheilbehandlung aus dem Akutkranken- Vor Aufnahme in die Rehabilitationshaus, viele davon haben dort bereits klinik erfolgt die Prüfung der Vorauseine geriatrische Frührehabilitation setzungen, der Notwendigkeit, der erhalten; ca.10% kommen aus der Fähigkeit und Motivation für eine Rehäuslichen Umgebung auf Antrag habilitation durch die Krankenkasse des Haus- oder eines Facharztes oder bzw. den MDK. auf Empfehlung des MDK im Rahmen der Begutachtung zur Pflegever- Dabei stellt auch eine bereits vorlieAuf der Grundlage des Landesgeriat- sicherung. gende Einstufung in der gesetzlichen riekonzeptes von 1989 wurde im Jahr Pflegeversicherung kein Ausschluß1997 als erste und bisher einzige Einkriterium dar, im Gegenteil profitierichtung für stationäre geriatrische ren oft gerade diese Patienten von eiRehabilitation mit Versorgungsaufner geriatrischen Rehabilitation, betrag für die Stadt Freiburg und den sonders unter dem Aspekt der SturzLandkreis Breigau-Hochschwarzwald prophylaxe. die „Median Klinik Freiburg“ im Moos46

wald neben dem Eugen-Keidelbad erö≠net; 2005 erfolgte dann die Standortverlagerung nach Bad Krozingen mit Eingliederung in die dortigen Schwarzwaldkliniken Neurologie und Orthopädie und Umbenennung in „Schwarzwaldklinik Geriatrie“.

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Auf der Grundlage des bei Aufnahme durchgeführten geriatrischen Assessments wird durch das interdisziplinär arbeitende therapeutische Team, zu dem Arzt, Pflegedienst, Physio- und Ergotherapie, Physikalische Therapie, Logopädie, Psychologie, Sozialdienst, Ernährungsberatung gehören, nach ärztlicher Verordnung ein individuell auf den Bedarf und die angestrebten Ziele des Pat. ausgerichteter Therapieplan erstellt, der im Verlauf je nach Fortschritten oder veränderten gesundheitlichen Rahmenbedingungen, die in wöchentlichen Teamsitzungen erörtert werden, fortlaufend angepasst wird.

Aber bereits das Erreichen einer selbstständigen Mobilität in der Wohnung mit geeigneten Hilfsmitteln ermöglicht eine dortige ambulante pflegerische Versorgung, verhindert eine Pflegeheimunterbringung.

Nicht selten wird die Rehafähigkeit und das Verbesserungspotential und damit der Sinn und die Notwendigkeit rehabilitativer Maßnahmen bei hochaltrigen Menschen bezweifelt. Dabei haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bei gesunden und auch chronisch erkrankten hochaltrigen Menschen nachgewiesen, dass durch gezieltes Training über Es geht dabei zunächst um vermeint- nur wenige Wochen bereits alltagslich „kleine“ Ziele, die einfachen All- relevante Verbesserungen von Kraft, tagsfähigkeiten, über die wir uns im Ausdauer und Geschicklichkeit erjungen und mittleren Erwachsenen- zielt werden können. alter kaum Gedanken machen, da wir sie ohne darüber nachzudenken Es ist also nie zu spät; Bewegungsdurchführen können. Erst, wenn sie therapie und körperliches Training durch eine akute Erkrankung plötz- ist in jedem Alter und auch bei Vorlich schwierig werden oder verloren liegen chronischer Erkrankungen gehen, wird uns bewusst, dass sie möglich. nicht selbstverständlich sind: selbstständiges Aufstehen aus dem Lie- Bewegungstherapie verbessert dagen und Sitzen, selbstständiges und bei die seelische und geistige Verfassturzsicheres Gehen, selbständige Toi- sung genauso wie die Ausdauer und lettengänge, Körperpflege, An- und muskuläre Kraft, die Voraussetzung Auskleiden, selbständige Nahrungs- für eine sichere Mobilität und unseund Flüssigkeitsaufnahme, Zuberei- re alltäglichen Verrichtungen sind. tung von Mahlzeiten, kleine hausWenn unsere Patienten im Behandwirtschaftliche Verrichtungen. lungsverlauf die ersten Fortschritte Manchmal müssen Ziele im Rehabi- verspüren, steigert sich oft noch litatiosnverlauf geändert werden, so die Motivation für weitere Verist beispielsweise nicht immer die besserungen; zahlreiche Patienursprünglich angestrebte Gehfähig- ten üben dann auch aus eigenem keit am Hilfsmittel erreichbar, son- Antrieb außerhalb der verordnedern nur eine Rollstuhlmobilität, die ten Anwendungen. dann gezielt trainiert wird, einschließlich entsprechender Verordnung eines Es bestätigt sich darin die Lebensangepassten Rollstuhls und gege- weisheit: Bewegung ist Leben – benenfalls vorbereitender Massnah- Leben ist Bewegung. men zur behindertengerechten AnDa die altersbedingte Abnahme von passung der Wohnung. Muskelkraft schon um das 40. Lebensjahr einsetzt, wenn wir nichts dagegen tun, sollte dies auch für uns jüngere oder sich jung fühlende

Dr. Michael Bär

Menschen Ansporn sein, durch regelmäßige Bewegung mit den Kernelementen Ausdauer-, Kraft- und Gleichgewichtstraining die Grundlage für ein gesundes Altern zu schaffen. Etwa 75% der geriatrischen Patienten können nach Abschluss der Rehabilitation wieder in ihre bisherige häusliche Umgebung/in ihre Wohnung zurückkehren, allerdings häufig noch mit Unterstützungsbedarf durch Angehörige und/oder ambulante Pflegedienste, für ca. 15% ist eine Pflegeheimversorgung notwendig, ca. 10% müssen wegen akuter Erkrankungen in ein Akutkrankenhaus verlegt werden, wobei ein Teil dieser Pat. anschließend die Rehabilitation wieder fortsetzen kann, ein Teil jedoch bei nicht wiederherstellbarer Rehabilitationsfähigkeit von dort in ein Pflegeheim entlassen werden muss. Dr. Michael Bär Chefarzt Geriatrie Schwarzwaldkli n i k Bad Krozingen

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Geriatrische Frührehabilitative Komplexbehandlung

nter frührehabilitativen Gesichtspunkten werden schwer betro≠ene Patienten bei vollstationärer Behandlungsnotwendigkeit im Rahmen verschiedenster Erkrankungen behandelt. Wesentliches Merkmal ist der schnellst mögliche Einsatz strukturierter Behandlungsmaßnahmen wie Ergotherapie, Physiotherapie, Psychotherapie und Logopädie, sowie eine spezielle pflegerische Unterstützung (aktivierende Pflege), um baldmöglichst wieder Alltagskompetenz einzuüben und zu erlangen. Mit der frührehabilitativen strukturierten Behandlung in einem multidimensionalen Therapieansatz wird versucht, die Selbsthilfefähigkeit und Mobilität dieser Patienten zu bessern, und so eine weitere Behandlungsperspektive zu erö≠nen.

Struktur Behandlung durch ein geriatrisches Team unter fachärztlicher Behandlungsleitung (Zusatzweiterbildung oder Schwerpunktbezeichnung im Bereich „Klinische Geriatrie“ erforderlich). Die fachärztliche Behandlungsleitung muss überwiegend in der zugehörigen geriatrischen Einheit tätig sein. Geriatrisches Assessment

Standardisiertes geriatrisches Assessment zu Beginn der Behandlung in mindestens 4 Bereichen (Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition, Emotion) und vor der Entlassung in mindestens 2 Bereichen (Selbständigkeit, Mobilität). Lässt der Zustand Dabei steht die Durchführung und Ab- des Patienten die Erhebung einzelrechnung einer geriatrischen frühre- ner Assessmentbestandteile nicht habilitativen Komplexbehandlung zu, ist dies zu dokumentieren. Wenn unter der strikten Kontrolle der Ein- der Zustand des Patienten es erlaubt, haltung von dem im zugehörigen ist die Erhebung nachzuholen. OPS 8-550 angegebenen Anforderungen durch den MDK:

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Soziales Assessment Soziales Assessment zum bisherigen Status in mindestens 5 Bereichen (soziales Umfeld, Wohnumfeld, häusliche/außerhäusliche Aktivitäten, Pflege-/Hilfsmittelbedarf, rechtliche Verfügungen). Lässt der Zustand des Patienten die Erhebung einzelner Assessmentbestandteile nicht zu, ist dies zu dokumentieren. Sofern möglich sind die fehlenden Bestandteile fremdanamnestisch zu erheben bzw. ist die Erhebung nachzuholen, wenn der Zustand des Patienten es erlaubt. Teambesprechung Wöchentliche Teambesprechung mit wochenbezogener Dokumentation bisheriger Behandlungsergebnisse und weiterer Behandlungsziele

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018

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Strukturvoraussetzungen zur Durchführung von Abrechnungen


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Pflege Aktivierend-therapeutische Pflege durch besonders geschultes Pflegepersonal

Aufgrund seiner besonderen Bedeutung für die geriatrische Diagnostik ist das Assessment als Grundlage jeder altersgerechten Behandlung auch ein zwingendes Mindestkriterium der geriatrischen Komplexbehandlung.

Planung und Durchführung der geriatrischen Komplexbehandlung erfordern neben einem standardisierEinsatz von mindestens 2 der folgenten Eingangsund Ausgangs-Assessden 4 Therapiebereiche: Physiotheraments zwingend einen schriftlichen, pie/Physikalische Therapie, Ergothewöchentlich aktualisierten Behandrapie, Logopädie/facio-orale Therapie, lungsplan mit regelmäßigen TeamPsychologie/Neuropsychologie besprechungen, an denen alle Teammitglieder einschließlich der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen teilBereits mit der Einführung des DRG- nehmen. Systems wurden ab 2004 auch geriatrische Leistungen in das neue, pauRKK Wissen schalisierte Vergütungssystem implementiert. Im aktuellen FallpauschaAktuelle Problematik lenkatalog stehen 17 sogenannte geOPS 8-550 riatrische DRGs zur Abrechnung von Die Erbringung von Leistungvollstationären geriatrische-frühreen im Rahmen der Geriatrischhabilitativen Fällen zur Verfügung, en Frührehabilitativen Komplexderen gemeinsames Merkmal der OPS behandlung (GFK) wird mit 8-550 ist, die sich ansonsten jedoch Hilfe eines entsprechenden Leisüber die Haupt- und Nebenerkrantungs-Codes (OPS 8-550.x) erfasst. kungen sowie deren zugehörige diUm OPS-Codes kodieren zu agnostische und therapeutische Leisdürfen müssen jeweils verbindtungen von Patient zu Patient indiviliche (Mindest-)Merkmale erfüllt duell unterscheiden. Die vorgenannwerden. Die umfassende Erten geriatrischen Leistungen des OPS fassung von Diagnosen und Leis8-550 dürfen nur erbracht werden, so tungen bildet die Grundlage für lange eine akut-stationäre Krankendie stationäre Rechnungsstelhausbehandlung tatsächlich erforlung im Krankenhaus. derlich ist. Therapie

Ausgangspunkt der geriatrischen Behandlung ist immer eine altersgerechte, standardisierte Funktionsdiagnostik (sog. Geriatrisches Assessment), die von einem multiprofessionell zusammengesetzten Team durchgeführt wird und nicht nur funktionelle Problembereiche aufdecken soll, sondern auch die verbliebenen funktionellen Ressourcen des älteren Patienten. Der Umfang eines standardisierten Assessments erstreckt sich dabei auf mindestens 5 Bereiche (Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition, Emotion und soziale Versorgung).

Zum Gesamtkonzept der Behandlung gehören weiterhin die therapeutische Pflege durch ein speziell geschultes Fachpflegepersonal, sowie der Einsatz von mindestens zwei Therapeutengruppen (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, physikalische Therapie). Die Behandlungsleitung und Koordination des geriatrischen Teams liegt in fachärztlicher Hand und erfordert aufgrund der vielfältigen und zumeist fachübergreifenden Anforderungen (internistische, neurologische, psychiatrische, orthopädische, rehabilitative, psychosoziale Problemkonstellationen) die Zusatzqualifikation „Klinische Geriatrie“.

Lesen Sie bitte auf der nächsten Seite weiter.

Das Bundessozialgericht hat mit dem Urteil vom 19. Dezember 2017 (Az: B 1 KR 19/17 R) die Mindestanforderungen an Dokumentation und Beteiligungsumfang der einzelnen Akteure des Therapieteams in unerwarteter Weise sehr streng ausgelegt. Das Urteil hat auch Wirkung auf Behandlungsfälle vor dem Richterspruch.

49 Michael Thieme


Insofern ergibt sich für die Krankenhäuser, die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlungen anbieten, ein extrem hoher Dokumentationsaufwand, der einerseits der permanenten Überprüfung der im OPS genannten Voraussetzungen und zum anderen der Beweisführung einer fortgesetzt stationären Behandlungsnotwendigkeit geschuldet ist. Für die beteiligten Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten bedeutet das, nahezu jede Maßnahme am und mit dem Patient zu dokumentieren. Der dadurch entstehende administrative Aufwand entspricht gut einem Viertel der gesamten Aufwandszeit für die erfolgreiche Behandlung und Abrechnung eines geriatrischen Patienten. Gleichzeitig ist kaum ein Leistungsbereich so kompliziert in der Abrechnung. Die Interpretation der OPS 8550* ist o≠enbar so mehrdeutig, dass sich eine Reihe von Interpreten hervor tut: Bundessozialgericht (BSG), MDK, der Bundesverband Geriatrie (BVG). Sie alle bemühen sich, ihren Umgang mit OPS zu verdeutlichen. Für die leistungserbringenden Kliniken bedeutet das ein hohes Risiko in der Abrechnung durch eine deutlich über das normale Maß hinausgehende Anzahl von Krankenhausrechnungsprüfungen. Michael Thieme Ltr. Medizincon RKK K l i n i k u m

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Strukturvorgaben des DIMDI zum OPS: 8-550* „Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung“

 Die Behandlung erfolgt durch ein geriatrisches Team unter fach- ärztlicher Behandlungsleitung, mit Zusatzweiterbildung oder Schwerpunktbezeichnung im Bereich Geriatrie.

 In einer wöchentlich statt finden Teambesprechung unter Beteiligung aller Berufs gruppen einschließlich der fachärztlichen Behandlungs leitung werden bisheriger Be handlungsergebnisse und wei terer Behandlungsziele dokumen tiert.

 Durchführung eines standardi sierten geriatrischen Assessment  Durch ein besonders geschultes Pflegepersonal, mit Zusatzqual zu Beginn und am Ende der geriaifikation und mindestens 6-mo trischen Komplexbehandlung. natige Erfahrung im Bereich Das Assessment beurteilt die FäGeriatrie, erfolgt bei diesen Pa higkeiten im Hinblick auf: Mobi tienten eine aktivierend-thera lität, Selbsthilfefähigkeit, Kogni peutische Pflege. tion und Emotion.  Bei den Patienten erfolgt ein team Durchführung eines sozialen integrierter Einsatz von mindesAssessment zum bisherigen tens 2 der folgenden 4 TherapieStatus in den Bereichen soziales Umfeld, Wohnumfeld, häusliche/ bereiche: außerhäusliche Aktivitäten,  Physiotherapie/ Pflege-/Hilfsmittelbedarf sowie Physikalische Therapie, rechtliche Verfügungen.  Ergotherapie  Logopädie/fazioorale Therapie

 Psychologie/Neuropsychologie

OPS (Operationen- und Prozedurenschlüssel)

8-550.0 Mindestens 7 Behandlungstage und 10 Therapieeinheiten

Hinweis: Der therapeutische Anteil umfasst insgesamt mindestens 10 Therapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten, davon maximal 10 % als Gruppentherapie

8-550.1 Mindestens 14 Behandlungstage und 20 Therapieeinheiten

Hinweis: Der therapeutische Anteil umfasst insgesamt mindestens 20 Therapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten, davon maximal 10 % als Gruppentherapie

8-550.2 Mindestens 21 Behandlungstage und 30 Therapieeinheiten

50

Hinweis: Der therapeutische Anteil umfasst insgesamt mindestens 30 Therapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten, davon maximal 10 % als Gruppentherapie

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


1. 2.

Kinogutschein zu gewinnen!

Foto: Edhar © fotolia

3.

Das RKK Mitarbeitermagazin

Was wird mit der Abkürzung IDA beschrieben?

Das Risiko an Krebs zu erkranken, steigt mit dem Alter kontinuierlich an. Wieviel der Betro≠enen sind bei der Diagnosestellung älter als 69 Jahre?

Für was steht die Abkürzung GFK?

Das QuartettMitarbeiterrätsel

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n jeder Ausgabe des RKK Quartetts verlosen wir einen Kinogutschein im Wert von € 40,–. Teilnahmeberechtigt sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Regionalverbundes kirchlicher Krankenhäuser (RkK) gGmbH und der angeschlossenen Tochtergesellschaften (der Rechtsweg ist ausgeschlossen). Nebenstehend finden Sie die aktuellen Rätselfragen. Einsendeschluss ist am Montag, den 4. Februar 2019.

gri≠en sein, können Sie die richtige Antwort auch gerne mit Ihren Kontaktdaten senden an: preisraetsel@rkk-klinikum.de Wir wünschen Ihnen viel Erfolg !

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Einfach die Antwortkarte abtrennen und am QM-Brie∫asten beim Empfang eines der Ordenskrankenhäuser einwerfen. Sollte die Karte schon ver-

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OO Jahre St. Hedwig Freiburg 1918 – 2018

Foto: Johannes Klatt

… gewonnen! Dieses Mal gilt unser aller Glückwunsch Frau Marianne Straetz, die das Preisrätsel unserer Ausgabe 56 wie viele andere richtig gelöst hat.

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Frau Straetz arbeitet als Gesundheitsund Krankenpflegerin auf Station 2C des St. Josefskrankenhauses. Im Rahmen einer Redaktionssitzung konnte Sr. Edeltraud Frau Straetz den Gewinn – Kinogutscheine für zwei Personen – überreichen. Bei dem derzeit guten Angebot an Filmen wird Frau Straetz sicherlich eine passende Gelegenheit finden, um den Gutschein einzulösen.

di Die e A se de bte An n ilu tw QM n or -B g hi tka rie er rte N Wir wünschen Frau Straetz viel Freuam ∫ ei b n i a t de bei einem Film ihrer Wahl im e st tra te en g a Kino. ei en uss ne u ch s u nd n Dr. Klaus Fritz ns bis eid Ab H e e RKK K l i n i k u m re zu n, te au r H m de ilu s / äu 4. n N ng se Feb am r e ru e in a n w r 2 un er 0 d fe 19 n. in 52

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Foto: Kloster St. Lioba | Illustrationen: M Robert Kneschke © fotolia

100 Jahre St. Hedwigshaus in Freiburg

100 Jahre für die Kinder

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nlässlich des 100. Geburtstages des St. Hedwigshauses beging die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin St. Hedwig in der Mutterhauskirche des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul einen großen Festakt. Am Folgetag fand bei herrlichem Sommerwetter ein großes Kinderfest statt, bei dem auf die kleinen Gäste ein bunter Nachmittag wartete und 100 Jahre Geschichte in einer „historischen Modenschau“ begreifbar gemacht wurden. Fotos vom Festakt und vom Kinderfest sind abrufbar auf der Facebook-Seite des St. Josefskrankenkhauses und der ebenfalls auf Facebook verfügbare Filmbeitrag von BadenFM gibt Einblicke in den Festakt. In einer über die Hompeage des RKK Klinikums abrufbaren Festschrift werden 100 Jahre Geschichte dokumentiert.

Vom Caritasverband der Erzdiözese Freiburg im Jahr 1918 zunächst als Säuglingsheim eingerichtet, wurde die Kinderklinik St. Hedwig im Jahr 1931 Kinderkrankenhaus mit Ausbildungsstätte für Kinderkrankenschwestern. Nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde es 1951 neu aufgebaut. Weitsicht, Mut und Vertrauen in die Zukunft haben 1980 ermöglicht, dass der Orden der Vinzentinerinnen von den Schwestern der Kongregation der Benediktinerinnen von der hl. Lioba in Günterstal die Trägerschaft für das Kinderkrankenhaus St. Hedwig übernommen und 1988 die räumliche Anbindung an das bereits 1886 gegründete St. Josefskrankenhaus realisiert hat. In Vorbereitung der großen Freiburger Kinderklinik auf dem Gelände des Universitätsklinikums Freiburg hat die universitäre Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin bereits zum 1. Januar 2016

die medizinische Verantwortung für die pädiatrische Versorgung in der Kinderklinik St. Hedwig im RKK Klinikum – St. Josefskrankenhaus übernommen. Die Freiburger Kinderkliniken wachsen seither erfolgreich zusammen.

In der für 2022 erwarteten Erö≠nung des neuen Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin in Freiburg sieht Bernd Fey einen weitereren wichtigen Meilenstein, in der die Tradition von St. Hedwig nicht enden, sondern in die neue Freiburger Kinderklinik integriert werden wird. „Der Zusammenschluss der Kinderkliniken ist die richtige Antwort auf die steigenden Anforderungen an Qualität und Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus der Zukunft“, betonte Geschäftsführer Bernd Fey bei der Erö≠nung des Festaktes und freute sich auch den leitenden Ärztlichen 53


Foto: Johannes Klatt

Direktor Prof. Dr. Jörg Rüdiger Siewert sowie die Ärztliche Direktorin der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Prof. Dr. Charlotte Niemeyer persönlich begrüßen zu dürfen. „Die Ordensgemeinschaften haben uns in den letzten 100 Jahren gezeigt, wie man stabile Fundamente baut“, führte Geschäftsführer Bernd Fey weiter aus und ergänzte: „Die Ordensschwestern, die St. Hedwig durch schwere Zeiten geführt haben und unsere Kinderklinik zu dem gemacht haben was Sie heute ist, sind wahre ‘Powerfrauen’“. In den Dank eingeschlossen hat Bernd Fey alle Menschen, die in der Vergangenheit und heute ihren wertvollen Dienst in der Kinderklinik geleistet haben und weiterhin leisten. All denen, die die Zukunft gestalten dürfen, wünschte er Weitsicht, Mut und das Vertrauen, das frühere Generationen hier im St. Hedwigskrankenhaus gezeigt haben. Angesichts der angespannten Situation der Krankenhäuser in Deutschland nutzte Bernd Fey den Festakt um die anwesenden Vertreter der Politik auf einige Mißstände hinzuweisen:

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„Wenn wir aber nicht erleben wollen, dass uns in der Zukunft das Fachpersonal – insbesondere das Pflegepersonal – noch mehr fehlen wird als das bereits heute der Fall ist, müssen wir jetzt dringend handeln. An die Politik gerichtet möchte ich die Gelegenheit nutzen und ihnen sagen, dass der Pflegenotstand, der uns heute so beschäftigt und behindert, das Resultat einer jahrzehntelangen falschen Sparpolitik ist. Ich habe die Bitte vor weiteren Pflegeförderprogrammen und gesetzlichen Änderungen, eine ehrliche und umfassende Antwort auf die Frage zu suchen, warum es solche Pflegeförderprogramme überhaupt braucht. Was ist denn in den letzten 20 bis 30 Jahren falsch gemacht worden, dass diese schönen Berufe so sehr an Attraktivität verloren haben? Die Lösung kann nicht allein und einmal mehr der Versuch sein, Pflegekräfte aus dem Ausland zu gewinnen, son-

dern muss vielmehr die Wiederherstellung der Attraktivität der Pflegeberufe sein. Das ist dann möglich, wenn das Spardiktat zu Lasten der Kliniken endet. Ohne eine ausreichende Finanzierung der stationären Versorgung wird sich dieses Problem nicht lösen lassen. Ich bitte die verantwortlichen Gesundheitspolitiker inständig dafür zu sorgen, dass die Beiträge, die die Versicherten Monat für Monat für ihre Krankenversicherung leisten, auch da ankommen, wo Sie zweckentsprechend verwendet werden: bei uns Leistungserbringern! Dafür -und nur dafür- werden schließlich die Beitragszahlungen erhoben.“ Die Redner der Grußworte (auf dem Foto von links nach rechts) beleuchteten Historie, Gegenwart und Zukunft der Freiburger Kinderklinik, die – so ist der selbstgesteckte Anspruch – Europas modernste Kinderklinik werden soll:

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Grußworte Prof. Dr. Johannes Forster Ärztlicher Direktor a.D. St. Josefskrankenhaus, Chefarzt a.D. der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im RKK Klinikum Martin W. W. Horn Oberbürgermeister der Stadt Freiburg im Breisgau Sr. Maris Stella Voss Kloster St. Lioba

Bärbl Mielich, MdL Staatssekretärin Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg Sr. Magdalena Lö≥er Priorin Kloster St. Lioba

Univ.-Prof. Dr. Ute Spiekerkötter Ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin im Universitätsklinikum Freiburg und Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit Neonatologie im RKK Klinikum St. Josefskrankenhaus Bernd Fey Geschäftsführer RKK Klinikum Matern von Marschall, MdB

Dr. Thomas Gebhart, MdB Parlamentarischer Staatssekretär Bundesministerium für Gesundheit Zum Abschluss unseres Festaktes haben mit Sophia und Marietta Schantz sowie Ciarra und Soeh Kichling, vier Mitglieder des Kinderchors des Freiburger Theaters, dem Festakt einen sehr würdigen Abschluss gegeben. Auf den folgenden Seiten können Sie die Grußworte von Frau Prof. Dr. Ute Spiekerkötter und Herrn Prof. Dr. Johannes Forster in seinen jeweiligen Wortlauten lesen. T

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Das RKK Mitarbeitermagazin

Prof. Dr. Ute Spiekerkötter

zu festigen, war die Institutionalisierung der Kinder-Pflegeausbildung im Sehr verehrte Schwester Birgitta Stritt, Jahr 1917. sehr geehrter Herr Fey, sehr geehrte Vertreter und Vertreterinnen aus der Und von Beginn an hat sich die HedPolitik und der Stadt, sehr geehrte wigskinderklinik dieser Pflegeausbildung gewidmet und diese immer weiFestgemeinde terentwickelt. ich stehe hier für die Zukunft der St. Hedwigskinderklink, die sehr eng mit In den folgenden Jahren hat zum eider Zukunft der Kindermedizin in nen der technische Fortschritt viele medizinischen Erfolge möglich geFreiburg verbunden ist. macht. Zum anderen haben die steiBevor ich über die zukünftigen Pläne genden Kenntnisse zu den Ursachen berichte, möchte ich auch noch ein- und Mechanismen der verschiedenen mal einen Blick nach hinten wagen. Krankheiten maßgeblich an der WeiTatsächlich spiegelt nämlich die Ge- terentwicklung der Pädiatrie beigeschichte der St. Hedwigskinderklinik tragen. von einem Säuglingsheim vor 100 Jahren zu einer renommierten Kin- Erfolgreich konnte so die kindliche derklinik heute sehr gut die Geschich- Mortalität immer weiter gesenkt te der gesamten Kinderheilkunde in werden. Die Heilungschancen von Krebserkrankungen stiegen, ImpfDeutschland wieder. programme führten nahezu zum Viele von Ihnen wissen, dass die Ge- Verschwinden aller klassischen Kinschichte der Kindermedizin noch gar derkrankheiten. Die Fortschritte der nicht so alt ist und erst vor gut 125 Jah- Neonatologie ermöglichten die Beren begann. Einer der ersten wichtigen treuung immer kleinerer FrühgeboreSchritte war die Gründung der „Deut- ner. Heutzutage können Frühgeboreschen Gesellschaft für Kinderheilkun- ne, die nach nur 22 Wochen geboren de“ im Jahr 1883 in Freiburg anlässlich werden, mit Hilfe modernster medizider Versammlung Deutscher Natur- nischer Verfahren mit guter Prognose forscher und Ärzte. Der erste deutsche groß werden. Lehrstuhl für Kinderheilkunde wurde in Berlin im Jahr 1894 besetzt, Otto Neue Therapieformen wie die EnzymHeubner war damit der erste ordent- ersatztherapie von lysosomalen Sto≠liche Professor für Kinderheilkunde in wechselkrankheiten wurden eingeführt; die an Mucoviszidose erkrankBerlin. ten Patienten, die früher im KindesHier in Freiburg war es Bruno Salge, alter verstarben, erreichen heute das der im Jahr 1909 erster ordentlicher Erwachsenenalter. Es wurde das NeuProfessor für Kinderheilkunde wurde. geborenenscreening auf behandelbaEr war auch der erste Direktor der Uni- re Sto≠wechselkrankheiten und endokrinologischen Krankheiten eingeversitäts-Kinderklinik in Freiburg. führt und die TransplantationschirurDamit war nun der Grundstein für die gie hat auch das Kindes – und Jugendalter erobert. Eine Errungenschaft akademische Pädiatrie gelegt. war auch, dass heute Arzneimittel wie Die Anfänge der Kindermedizin wa- Insulin und Wachstumshormone bioren getrieben von dem Wunsch einer genetisch produziert werden können verbesserten Säuglingsfürsorge zur und nicht mehr vom Schwein oder Senkung der Säuglingssterblichkeit. Rind gewonnen werden müssen. Wir Ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg, haben therapeutisch also sehr große das Fachgebiet der Kinderheilkunde Schritte gemacht. 55


Aber auch die heutigen diagnostischen Möglichkeiten wie die Fortschritte der bildgebenden Diagnostik durch Sonografie, Computertomografie und MRT sowie eine schnellere und spezifischere Erregerdiagnostik durch neue Labormethoden wie PCR, haben die korrekte Diagnose vieler Krankheiten erst möglich gemacht. All das in 100 Jahren! Bereits vor mehr als 10 Jahren wurde von den Vorständen und Trägern beider Kinderkliniken in Freiburg, der Kinderklinik im St. Josefskrankenhaus und der Universitätskinderklinik, die Entscheidung getro≠en, die beiden Kinderkliniken in Freiburg zusammenzuführen. Stichtag sollte die Fertigstellung des Kinderklinikneubaus der Uniklinik im Jahr 2022 sein. Die Idee der Zusammenführung der Kliniken war sehr zukunftsweisend, denn sie reflektiert die zukünftigen Anforderungen an eine Kinderklinik, aber sie reflektiert auch die Herausforderungen für die Kindermedizin in der Zukunft. Welche sind das? Die hochspezialisierte Kindermedizin, so wie sie sich heute darstellt, erfordert die entsprechende Infrastruktur. Neben unserem Anspruch, die Behandlungen immer weiter zu optimieren, nehmen wir auch in den Blick, die Gesundungsbedingungen im Krankenhaus immer weiter zu verbessern, was bedeutet, die Eltern und Familien noch unmittelbarer einzubeziehen. Nicht alle Kliniken können heute alles machen. Eine Regulation durch ausgewogene Qualitätsstandards ist erforderlich (Beispiele sind in der Neonatologie und der Onkologie zu finden). Wichtig ist es, Qualitätsstandards in der Kinderheilkunde vorzuhalten, um auch für die Zukunft abzusichern, dass Kinder und Jugendliche in qualifizierten Kinder- und Jugendkliniken und nicht in Erwachsenenkliniken betreut 56

werden. Denn Kinder und Jugendliche brauchen eine eigene Versorgung. Schon vor 100 Jahren haben unsere Kolleginnen und Kollegen dafür gekämpft, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, diesen Kampf müssen wir heute auch in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder führen.

auch Vertrautes hinter sich gelassen. Der Weg, Kliniken zusammenzuführen ist nie leicht.

Die Entscheidung beide Kinderkliniken bereits vor dem Einzug in den gemeinsamen Neubau zusammenwachsen zu lassen, ist aus meiner Sicht eine gute, und ich kann sagen, dass wir uns schon erfolgreich auf den Weg gemacht haben. Die Teams in Die Geschichte der St. Hedwigskinder- beiden Kinderkliniken arbeiten heute klinik soll also weitergehen und sie näher zusammen als zuvor, Mitarbeiter werden zwischen den Standorten geht weiter! ausgetauscht und es wird gemeinsam Im Sinne der Kinder sind der Orden geplant, wie es denn zusammen in der und das St. Josefskrankenhaus zu der neuen Kinderklinik weitergehen soll. Entscheidung gekommen, dass es keine konkurrierenden Kinderkliniken in Die Bereitschaft zum Wandel, die uns Freiburg braucht, sondern dass die der Orden über die letzten 100 Jahre Kräfte für die Kindermedizin gebün- vorgelebt hat, ermöglicht heute auch die weiteren geplanten Strukturändedelt gehören. rungen. Ziel war und ist auch heute, die Versorgung unserer Kinder immer Den Blick zurück nach vorn! Diese 100 Jahr Feier soll mit dem Blick weiter zu verbessern. zurück auch all das in Augenschein nehmen, was unbedingt mit nach Mit diesem Ziel im Blick kann auch der vorne genommen gehört. Und das ist nächste Schritt, die Zusammenfühganz vorrangig die Behandlung des rung der Kliniken, mit Enthusiasmus ganzen Patienten und die Betrach- und Vertrauen begangen werden. tung der Patienten und Patientinnen als Teil einer Familie. Wir sprechen heute gerne vom Eltern-Kind Patient. Das soll bedeuten, dass Eltern in die Entscheidungsprozesse, in die Gesundungsprozesse unmittelbar miteinbezogen werden müssen und auch ihnen und der gesamten betro≠enen Familie Raum, und das meine ich auch wörtlich, in der neuen Kinderklinik gegeben werden muss. Dass es Kindern nur gutgehen kann, wenn es auch den Eltern gut geht, war ein ganz wichtiges Anliegen der Gründerinnen der Hedwigskinderklinik. In die neue gemeinsame Kinderklinik sollen sowohl diese Werte als auch die umfangreichen Kompetenzen der hochspezialisierten Pädiatrie einziehen.Sie sehen, das sind hohe Ziele, die wir uns gesetzt haben! Bei jedem Wandel, bei jeder Veränderung wird Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Mit dem Blick zurück nach vorn! Ich persönlich freue ich mich auf die zukünftigen Entwicklungen hier in Freiburg und freue mich besonders darüber, Teil dieses Prozesses sein zu dürfen.

Zeitläufen geschuldete Umstrukturierung und den Umzug der Klinik an das St. Josefskrankenhaus geschultert. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 1996 hat er die Klinik mit wachem Auge und gutem Rat begleitet. Seiner gedenken wir heute, im Monat nach seinem Tode im 87. Lebensjahr, mit großer Dankbarkeit.

Fotos: Johannes Klatt

Eines ist sicher, die Kindermedizin hat eine elementare urwüchsige Kraft, da sie von Notwendigkeit und hoher Motivation getragen ist. Sie wird sich hier Für die Kinderheilkunde in Deutschland begannen in meiner Zeit als Chefin Freiburg weiter behaupten. arzt hier am St. Josefskrankenhaus wiederum schwere Zeiten. Mit deutscher Gründlichkeit wurde bei der EinfühProf. Dr. Johannes Forster rung des DRG-Systems auch die Versorgung der Kinder- und Jugendlichen Verehrte Festtagsgäste, im Krankenhaus in das Fall-Pauschalen-Bezahl-System einbezogen. Das Von meinen Vorrednern haben Sie war beim australischen Vorbild mit schon einiges aus den vergangenen gutem Grund nicht so. Menschen sind, 100 Jahren gehört. Ich möchte kurz nur weil sie krank sind, generell nicht noch einmal Ihre Aufmerksamkeit auf einfach nur Fälle, am wenigsten die die Zeit der Klinik richten, in der sie ei- Kinder. nen hauptamtlichen Chefarzt hat. Der erste in der Kinderklinik St. Hedwig In der Analyse, dass in Zukunft eine am Stadtgarten war ab 1970 Herr Prof. ganzheitliche Versorgung von KinderHelwig. Er hat der neben seiner tag- und Jugendlichen unter diesen Bedintäglichen Sorge für die Kranken und gungen nur in der Bündelung der Kräfihre Familien auch die den damaligen te und Ressourcen zu bewältigen sein wird, waren die Ärzte beider Freiburger Kinder-Kliniken rasch einig. Mein großes Plus in dieser Situation war, dass ich den damaligen Geschäftsführer Herrn Helmut Schillinger stets an meiner Seite wußte. Erfreulich ist es, dass die Träger sich auf dieses mit großem Aufwand verbundene Projekt eingelassen und es jetzt mit Unterstützung des Landes in die Phase der baulichen Realisierung vorangebracht haben. Wir freuen uns sehr über die gestern erfolgte Baufreigabe. Wir blicken heute auf 100 Jahre St. Hedwig zurück. Hier liegen Wurzeln für die Gestaltung der Zukunft in der neuen Kinder- und Jugendklink Freiburg. Ich will Ihnen drei kurze Beispiele geben. Familien sind heute einerseits mit dem Umstand konfrontiert, dass beide Eltern für ein ausreichendes Fa-

milieneinkommen arbeiten müssen. Andererseits sind viele – auch anspruchsvolle – Behandlungen chronischer Erkrankungen in die elterlichen Hände gelegt worden. Was fehlte, ist eine hinreichende Ertüchtigung für die diese Aufgabe. Solche sogenannten Schulungen werden auch in Deutschland seit 20 Jahren entwickelt. Wir haben möglichst viele im St. Josefskrankenhaus eingeführt zur hohen Zufriedenheit der Familien und auch ihrer Kinder- und Jugendärzte in den Praxen. Diese und die Kliniken sind aber logistisch für diese wichtige Aufgabe nicht ausgestattet – auch sind sie in der Raumausstattung einer Kinderklinik nach wie vor nicht vorgesehen. Deswegen ist ein Familien- und Schulungszentrum eines der großen Projekte, dem sich die Initiative für die Neue Kinder- und Jugendklinik verschrieben hat. Die Klinik für Kinder – und Jugendmedizin des St. Josefskrankenhauses gilt immer noch vielen Freiburgerinnen und Freiburgern als das „Hedwigshaus“. Dies verbindet sich mit einer hohen Zufriedenheit mit der Arbeitsleistung und mit der Einstellung der Pflegenden, Ärztinnen und Ärzten. Einstellungen kann man schwer lernen, man muss sie erleben. Deshalb und weil zur Z eit schwerpunktmäßig unterschiedliche Krankheitsbilder in den beiden Kliniken versorgt werden, wurde mit Beginn diesen Jahrtausends begonnen, kontinuierlich Ärzte zwischen den Kliniken zu tauschen. Die jungen Kolleginnen und Kollegen erhalten so eine ganzheitliche Ausbildung – und eine gute Entscheidungsgrundlage, ob sie ihre Zukunft schwerpunktmäßig in der Patientenversorgung oder in der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendmedizin sehen. Eine ähnliche Situation wird sich in der Zukunft in der neuen Kinderklinik ergeben, sowie eine zusätzliche Option durch gemeinsame Patientenversorgung mit den Praxis-Pädiatern unter einen Dach. Diese haben wir im St. Jo57


Festschrift 100 Jahre St. Hedwigshaus in Freiburg sefskrankenhaus erfolgreich gestartet. Als drittes und letztes: Kann man den „Geist von St. Hedwig“ in Worte fassen? Mir selber ist es nicht so einfach gelungen. Eine Hilfe gab mir ein gemeinsames Projekt der drei Orden der Trägerschaft des Regionalverbundes kirchlicher Krankenhäuser mit dem Namen „Christliche Führungs-Kompetenz“. Interprofessionelle Seminare und Workshops bedienten bekannte Führungsthemen wie Kommunikation und Professionalität. Unter der letzten Überschrift findet man dann üblicherweise Themen wie Verantwortlichkeit, Ethik, und als Methode die „servant leadership“. Was man eher nicht findet, ist das „Dienen“ als solches. Das ist ein Begri≠, der in den Orden noch geläufig ist, die sich ja als Dienstgemeinschaften in Christi Auftrag verstehen. Im allgemeinen Denken kommt es kaum mehr vor. Am besten kann man es vor seinem Gegenteil abbilden: Helfen und unterstützen ohne Berechnung und Anspruch. Maria Föhrenbach holte 1918 Maria Elisabeth Steinbacher für die Pflegetätigkeit ins Haus. Die pflegenden Frauen hatten die Leitlinie „Den Kinder geht es nur gut und sie werden wieder gesund, wenn es auch den Müttern physisch und psychisch gut geht“.

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15

Da sein für die Nöte der Zeit. Mit sein in Zeiten der Not. Wach sein: keine Zeit ohne Not.

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er Wille zu dieser Bereitschaft war die geistige Geburtsstunde des Kinderkrankenhauses St. Hedwig vor 100 Jahren – und er möge das bleibende Merkmal dieser Einrichtung sein. Das ist unser Ho≠nung – und Segenswunsch, den ich als Priorin der Benediktinerinnen der hl. Lioba aus besonderer Verbundenheit heraus ausspreche. Wir nennen St. Hedwig gerne „die Wiege von St. Lioba“.

Priorin Sr. Magdalena Kloster St. Lioba

Die geschichtliche Situation, in der unsere Gemeinschaft gegründet wurde, war entscheidend für die Aufgaben, denen sich die erste Generation unserer Schwestern stellte.

… alle Veränderungen – all das hat das St. HedwigsKinderkrankenhaus, stark gemacht.

Durch den ersten Weltkrieg war es selbstverständlich geworden, dass Frauen, auch Damen der Gesellschaft, Lazarettdienste leisteten und als Krankenschwestern ausgebildet wurden. Zu ihnen gehörte auch unsere Gründerin Maria Benedikta Föhrenbach. Die Bereitschaft, den leidenden Menschen zu helfen, vor allem mit dem Blick auf die besonders notvolle Situation der Kinder und das fehlende Augenmerk für ihre spezifischen Bedürfnisse, war auch nach den Kriegsjahren ein wichtiges Motiv vor allem religiös orientierter Frauen. So kam es, dass Caritasdirektor Eckert Maria Föhrenbach 1918 bat, die Leitung des ersten bescheidenen „Hauses für Mutter und Kind“ zu übernehmen.

100 Jahre für die Kinder

Der nicht leichte Aufbau und das gesegnete Wachsen, der Mut, neue Wege zu gehen, die großartige Entwicklung und auch die Rückschläge, sowie die bedrohliche Situation im zweiten Weltkrieg und alle Veränderungen bis in unsere Zeit – all das hat das St. Hedwigs-Kinderkrankenhaus, so scheint mir, stark gemacht.

Schwester Magdalena Lö≥er

So wünschen wir von Herzen für das Heute und für die Wege in die Zukunft ein unerschütterliches Vertrauen in Gottes stärkenden Segen.

Priorin Sr. Magdalena Lö≥er Kloster St. Lioba

Das St. Hedwigshaus in Freiburg

Abteilung St. Hedwig Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit Neonatologie im RKK Klinikum

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39

St. Josefskrankenhaus Sautierstraße 1 79104 Freiburg im Breisgau

Telefon +49 (0) 761 2711-2801 Telefax +49 (0) 761 2711-2802 paediatrie@rkk-klinikum.de www.rkk-klinikum.de

Es scheint glücklicherweise auch eine allgemein-menschliche Eigenschaft zu sein: „Es gibt im Menschen auch ein Dienenwollendes“ sagt Goethe in seinen Maximen und Reflexionen 1826.

Verschiedene Nachbarn strengten 1931 Prozesse wegen Ruhestörung durch die Kinder im Hedwigshaus an. Aus diesem Grund war der Caritasverband gezwungen, für das Hedwigshaus in der Bismarkstraße 7 – 9 einen Neubau zu errichten.

In diesem Sinne wird die Freiburger Kinder- und Jugendmedizin die 100 Jahre St. Hedwig fortsetzen für die Familien mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die „ihr Vertrauen wert“ sind. 32

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Die Gruppe um Maria Föhrenbach strebte aber auch eine geistliche Gemeinschaft auf benediktinischer Grundlage an.

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Dadurch konnten auch die Ordensschwestern entsprechend ausgebildet werden.

Information Die Festschrift 100 Jahre St. Hedwigshaus in Freiburg – 100 Jahre für die Kinder

Den früheren Generationen „St. Hedwig“ gilt mein Glückwunsch und die Dankbarkeit der gesamten aktuellen Generation. Dieser wünsche ich für den weiteren Weg von Herzen Gottes Segen. Liselotte Wul≠ (links) übernahm den allgemein bildenden Unterricht.

Es entstand ein Haus mit Kinderkrankenabteilung mit 90 – 100 Betten und einer staatlich anerkannten Kinderkrankenpflegeschule.

erhalten Sie als gedruckte Version auf Anfrage an das RKK Klinikum, Sautierstraße 1, 79104 Freiburg oder digital hier:

„Der 6. Januar 1920 ist der Tag, als der Ruf kam“, so nannte Sr. Maria Benedikta Föhrenbach unseren Gründungstag. In der Gnadenkapelle der Erzabtei Beuron hatte sie den Ruf empfangen. Sie machte dort Exerzitien und ihr wurde klar, das sie dazu berufen war, die benediktinische Klostergemeinschaft von St. Lioba zu gründen.

Sr. Maria Elisabeth Steinbacher wurde die Leiterin des St. Hedwigshauses und prägte die Gruppe der Frauen zu einer Schwesternschaft.

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Impressionen des Festaktes

Das RKK Mitarbeitermagazin

Information Weitere Fotos vom Festakt ‌

Fotos: Johannes Klatt

‌ finden Sie auf Facebook:

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Impressionen des Kinderfestes 2018

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Fotos: Johannes Klatt

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Das Freiburger Teddybär-Krankenhaus

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Berufskleidung aus 100 Jahren

Information Fotos vom Kinderfest 2018 ‌

‌ finden Sie auf Facebook:

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Foto: RKK Klinikum

RKK Klinikum

Bericht aus dem Aufsichtsrat 2

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Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des RKK Klinikums,

n dieser und in den künftigen Ausgaben des „Quartett“ möchte ich Sie über wesentliche Entwicklungen und Entscheidungen, die in unserem Leitungsgremium besprochen werden, informieren, und damit den Aufsichtsrat ein wenig aus seiner Anonymität lösen und Ihnen näher bringen. Der Gesellschaftsvertrag des im Jahr 2000 gegründeten Regionalverbundes kirchlicher Krankenhäuser (RkK) gGmbH sieht neben der Gesellschafterversammlung auch einen Aufsichtsrat vor. Die Gesellschafterversammlung besteht aus den General- bzw. Provinzoberinnen der vier Ordensgemeinschaften: 62

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Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul Generaloberin Schwester Birgitta Stritt 1 Kloster St. Trudpert e.V. Provinzoberin Schwester Teresa Litterst 2 Kongregation der Franziskanerinnen Erlenbad e.V. Provinzoberin Schwester Rita Eble 3 Schwesternschaft St. Elisabeth e.V. Generaloberin Schwester Lincy Poonoly nicht auf der Abbildung

3 Der Aufsichtsrat besteht aus 10 Mitgliedern, die ich Ihnen in der nächsten Ausgabe des „Quartett“ jeweils in einem Kurzporträt vorstellen möchte. Etwa viermal pro Jahr finden Sitzungen statt. Sicher gehört es zu den Aufgaben eines Aufsichtsrates, eine Kontrollfunktion auszuüben, aber – wie ich bereits in der letzten Ausgabe dargelegt habe – ist für mich die Begleitung und Beratung der Geschäftsführung sowie die strategische Mitwirkung im Krankenhausbetrieb von größerer Bedeutung. Gesellschafterversammlung, Aufsichtsrat und Geschäftsführung bilden die Leitungsebene des RKK Klinikums.

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Neben den vielen Themen, die naturgemäß in einem Unternehmen unserer Größe anstehen, hat uns in den letzten Monaten besonders die Situation in Waldkirch beschäftigt, die Umsetzung des Beschlusses der Gesellschafter vom 14. Juni 2017, das Bruder-Klaus-Krankenhaus in Waldkirch (Abbildung unten) zur Sicherung seiner Zukunft aus wirtschaftlichen Gründen in die Hände eines neuen Trägers zu übergeben.

thopädischen Chirurgie ein hochspe- verfügen. Zuschüsse aus Kirchenzialisiertes Angebot vorgehalten wer- steuermitteln sind für den Erhalt von den. Krankenhäusern nicht vorgesehen. Der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung wurden beauftragt, einen Käufer zu finden, wobei der Erhalt der Kirchlichkeit, der Verbleib in der Akutversorgung und die Sicherung der Arbeitsplätze höchste Priorität haben sollten. Nachdem der Kreis Emmendingen eine Übernahme ausschließen musste, keine leichte Aufgabe, wie Kontakte mit 14 Interessenten gezeigt haben, von denen schließlich zwei ernsthafte Kaufangebote abgegeben wurden. Wir haben von Anfang an mit der Krankenhausleitung, der MAV und der Mitarbeiterschaft ein transparentes Verfahren verabredet und immer wieder zwischenberichtet, auch wenn wir noch keinen neuen Sachstand hatten. Wenigstens konnten wir mit einem Rundschreiben vor der Sommerpause mit der Zusage, dass das Bruder-Klaus-Krankenhaus in keinem Fall geschlossen werden wird, etwas beruhigen.

Foto: RKK Klinikum

Leider hat die Entwicklung der gesundheitspolitischen Rahmenbedingen in den vergangenen 18 Jahren dieses erfolgreiche Konzept nicht gestärkt, sondern im Gegenteil, es wurde von Jahr zu Jahr schwieriger diesen engagierten Einsatz aufrecht zu erhalten. Die freigemeinnützigen Krankenhäuser geraten mehr und mehr Es war ein schmerzlicher Beschluss, in eine schwierige Situation, vor alder damals gefasst werden musste lem dann, wenn die Gesellschafter und der am 10. Januar 2018 gegen- nicht mehr in der Lage sind, unverüber der Krankenhausleitung und meidliche Defizite auszugleichen. den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verkündet und begründet wer- Die vier Ordensgemeinschaften haden musste. ben über viele Jahre den Verbund durch die Übertragung der Betriebe, Bei der Gründung des RKK Klinikums der dazu gehörigen Grundstücke und bildeten die vier Ordensgemeinschaf- Gebäude sowie durch hohe Investititen eine strategische Allianz zur Re- onskostenzuschüsse intensiv unteralisierung eines gemeinsamen regio- stützt. Die Alters- und Personalstruknalen Versorgungskonzeptes, so konn- tur der Gemeinschaften lässt dies te mit dem Bruder-Klaus-Kranken- künftig nicht mehr zu, zumal diese haus auch für die Menschen im Elztal selber z. B. durch den zunehmendie wohnortnahe Grundversorgung den Wegfall von Gestellungsgeldern sichergestellt und im Bereich der or- kaum mehr über eigene Einnahmen

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Die beiden vorliegenden Angebote haben im Wesentlichen die Kriterien erfüllt, so dass die Gesellschafterversammlung am 10. September 2018 beschlossen hat, das Angebot des BDH, Bundesverband Rehabilitation e.V. anzunehmen und den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung gebeten hat, die Verkaufsverhandlungen mit dem BDH zügig zum Abschluss zu bringen. Die Übergabe des Bruder-Klaus-Krankenhauses soll bereits zum 1. Januar 2019 erfolgen, ein ehrgeiziges Ziel. Der BDH Bundesverband Rehabilitation e.V. ist ein seit 1920 bestehender Sozialverbund (gemeinnütziger Verein) und Träger von fünf Zentren für Neurorehabilitation mit über 2.500 Mitarbeitern. Sicher bekannt durch die BDH-Klinik Elzach gGmbH, Klinik für neurologische Rehabilitation und neurologische Frührehabilitation. Das geplante betriebliche und medizinische Konzept des BDH sieht erfreulicherweise vor, das Bruder-KlausKrankenhaus in seiner bisherigen Struktur, das heißt mit Leistungen wie Chirurgie und Innere Medizin weiterzuführen und um den Schwerpunkt Neurologie zu ergänzen. Die bereits bestehende Kooperation mit der Universitätsklinik Freiburg soll auch in Waldkirch ausgebaut werden. Der durch christliche Nächstenliebe geprägte Charakter des Hauses wird erhalten bleiben, das Verbleiben der Ordensschwestern ist erwünscht.

der Klinikleitung und der MAV in Waldkirch vorzubereiten.

Ihnen und Ihren Familien bis zur nächsten Begegnung bzw. spätestens bis zur nächsten Ausgabe des Quartetts eine gute Zeit.

Die Gesellschafter, der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung möchten an dieser Stelle der Krankenhauslei- Ihr tung, Schwester Anna Maria, Frau Dr. Götze, Herrn Dr. Mayer-Blankenburg, Herrn Dr. Geiger, Frau Schmid und Herrn Koch sowie der MAV unter der Prof. Dr.-Ing. Peter Schmieg Leitung von Frau Kaltenbach und Aufsichtsratsvorsitzender dem ab März neugewählten Gremium unter dem Vorsitz von Frau Franki sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr großes Engagement und für ihr Durchhaltevermögen von Herzen danken. Jeder an seinem Platz hat dazu beigetragen und nicht aufgegeben, auch wenn die vergangenen Monate alles andere als einfach waren und unter erschwerten Bedingungen gearbeitet werden musste. Nur so ist es möglich, dem BDH nicht nur ein funktionsfähiges Krankenhaus zu übergeben sondern auch eine hochmotivierte Mitarbeiterstruktur, wir alle wissen das sehr sehr zu schätzen.

In der nächsten Ausgabe des „Quartett“ stehen dann wieder Themen um das Loretto-Krankenhaus und das St. Josefskrankenhaus bzw. des RKK Klinikums ohne Waldkirch zur Diskussion. Sie werden diese Ausgabe wahrscheinlich noch im Oktober erhalten, daher ist es vielleicht noch ein wenig zu früh für Weihnachtsgrüße, aber nicht zu früh für ein herzliches Dankeschön für Ihren Einsatz im vergangenen Jahr, auch wenn die Am 18. September 2018 haben wir die Rahmenbedingungen leider nicht Krankenhausleitung und die MAV besser geworden sind, haben Sie alle und am 20. September 2018 die Mit- dazu beigetragen, das RKK Klinikum arbeiterinnen und Mitarbeiter infor- weiterzubringen und für unsere miert, sowie im Rahmen einer Pres- Patienten da zu sein. sekonferenz am 21. September 2018 die Ö≠entlichkeit. Ich ho≠e, es ist uns gelungen, mit dieser schwierigen Situation für Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Patienten verantwortungsvoll umzugehen. Es gilt nun den Übergang im engen Kontakt mit der Verwaltung des RKK Klinikums, 64

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018 Prof. Dr.-Ing. Peter Schmieg


Das RKK Mitarbeitermagazin

Aktuelle FOCUS-Ärzteliste mit Professor Breul und Professor Sorichter

Chefärzte Auszeichnungen für

Thilo Jakob Pressesprech

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Foto: RKK Klinikum

des RKK Klinikums

„Die erneute Aufnahme in die FOCUSÄrzteliste als TOP-Mediziner Deutschlands ehrt uns und zeigt insbesondere die Leistungsfähigkeit der Abteilung auf“, betont Prof. Dr. Jürgen Breul, der bereits seit Herbst 2007 in der FOCUSÄrzteliste geführt und der in zwei Kategorien sowohl für urologische Tumore als auch für Prostataerkrankungen gelistet wird. Unter seiner Führung als Ärztlicher Direktor hat sich das Loretto-Krankenhaus zu einem überregional anerkannten Zentrum für die Behandlung von Erkrankungen der harnbereitenden und harnableitenden Organe, der männlichen Geschlechtsorgane sowie der weiblichen Harninkontinenz etabliert. Prof. Dr. Stephan Sorichter, nach 2017 erneut ausgezeichnet in der Kategorie COPD und Lungenemphysem, sieht dies als Bestätigung des Aufbaus der 2013 gegründeten Abteilung für Lungen- und Atemwegserkrankungen mit dem Ziel, höchstes medizinisches Niveau und Fürsorge innerhalb des RKK Klinikums zu erreichen.

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n der FOCUS-Ärzteliste 2018 wurden Prof. Dr. Jürgen Breul, Chefarzt der Klinik für Urologie und urologische Onkologie im Loretto-Krankenhaus und Prof. Dr. Stephan Sorichter, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin im St. Josefskrankenhaus erneut als Spezialisten ihrer Fachgebiete ausgezeichnet. Bundesweit werden laut FOCUS alljährlich Mediziner gebeten, die besten und empfehlenswertesten Mediziner aus ihrem Fachbereich zu benennen.

Neben der Reputation im Kollegenkreis werden zusätzlich Einschätzungen von Selbsthilfegruppen eingeholt sowie die wichtigsten Foren und Arztbewertungsportale ausgewertet. Nur Ärzte mit besonders vielen Empfehlungen sind aufgeführt. Ergänzend dazu ermittelt der FOCUS in Medizindatenbanken und Fachzeitschriften, wie viele wissenschaftliche Beiträge ein Arzt in den vergangen fünf Jahren verö≠entlicht hat.

65 Prof. Dr. Jürgen Breul

Prof. Dr. Stephan Sorichter


Foto: Chasmer © fotolia

Startschuss für die …

Region der Lebensretter

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it dem Pilotprojekt sollen jährlich bis zu 45 Menschen gerettet werden. Meilenstein im Kampf gegen den plötzlichen Herztod: Der Verein „Region der Lebensretter“ etabliert im Juni 2018 ein App-basiertes System zur organisierten Ersten Hilfe. Ab sofort werden professionelle Ersthelfer in Freiburg aktiv, um Patienten mit Kreislaufstillstand in den entscheidenden ersten Minuten bis zum Eintre≠en des Rettungsdienstes durch die lebensrettende Herzdruckmassage am Leben zu halten. Damit soll die Überlebenschance nach einem Herz-Kreislaufstillstand verdoppelt bis vervierfacht werden, erklärt Prof. Dr. Michael Müller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin im St. Josefskrankenhaus und Vorstandsmitglied im Deutschen Rat für Wiederbelebung – German Resuscitation Council (GRC). Deshalb hat er vor einem Jahr die Gründung des Vereins „Region der Lebensretter – Freiburg/ 66

Breisgau – Hochschwarzwald e.V.“ initiiert, der ein bundesweit neues System der organisierten Ersten Hilfe startet (www.regionderlebensretter. de). Die umfangreiche Berichterstattung im ARD-Fernsehen ist auf der Facebook-Seite des RKK Klinikums abrufbar. Ein Herz-Kreislaufstillstand ist einer der dringlichsten Notfälle im Rettungsdienst, jede Minute zählt. Innerhalb von weniger als fünf Minuten muss mit der lebensrettenden Herzdruckmassage begonnen werden, damit das Gehirn keine irreversiblen Schäden erleidet. Das Problem: Selbst in Großstädten wie Freiburg tri≠t der hervorragend organisierte Rettungsdienst meist erst nach sieben Minuten beim Patienten ein. Um optimale Überlebensraten zu erreichen, müssen die ersten Minuten bis zum Eintre≠en von Rettungswagen und Notarzt professionell organisiert werden. Hier unterstützt

seit Sommer 2018 das Ersthelferalarmierungs-System First AED, das der Verein Region der Lebensretter etabliert hat. „Das App-basierte System unterstützt dabei in den Maßnahmen der Wiederbelebung ausgebildete Menschen, die sich zufällig in der Nähe des Einsatzortes befinden, zu aktivieren, damit sie Patienten am Leben erhalten, bis die professionellen Rettungskräfte eintre≠en“, so Prof. Dr. Hans-Jörg Busch, stellvertretender Vorsitzender im Lebensretter-Verein und Leiter des Universitäts-Notfall-Zentrums (UNZ) der Universitätsklinik Freiburg. Registrierte Helfer, die auf ihrem Smartphone die App FirstAED installiert haben, können im Ernstfall innerhalb von wenigen Sekunden geortet und alarmiert werden. Die beiden nächststehenden Helfer werden direkt zum Patienten geschickt und beginnen mit Herzdruckmassage und Beatmung, ein weiterer Helfer holt den nächstgelegenen AutomatiQuartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

sierten Externen Defibrillator (AED), mit dem bei Vorliegen eines so genannten Herzkammerflimmern mittels Stromstoß die lebensgefährliche Herzrhythmusstörung beendet werden kann. Ein vierter Helfer wird mittels App zum Notfallort geleitet, um dort die professionellen Helfer einzuweisen. In mehreren Regionen in Dänemark wurde das System mit großem Erfolg etabliert und ist bereits seit sechs Jahren im Einsatz.

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Der neue CT verfügt über die neueste Detektortechnologie von Siemens, die pro Umdrehung der Röntgenröhre bis zu 32 „Schichten“ gleichzeitig aufzeichnen und in exzellenter Bildqualität, bei sehr niedriger Strahlendosis liefern kann. Mit Tablet und Fernbedienung bietet der neue CT eine Reihe von innovativen Lösungen, die ein unvergleichliches Maß an Flexibilität und Mobilität für tägliche CT-Routineverfahren liefern. Das Loretto-Krankenhaus gehört zu den bundesweit ersten Kliniken, in der diese innovative Technologie zum Einsatz kommt. Mit der Anscha≠ung des digitalen Röntgengerätes Ysio Max erfolgte die Umstellung von Speicherfolientechnik auf Flachdetektortechnologie. Speicherfolienkassetten müssen an einer separaten Ausleseeinheit ausgelesen werden, das entfällt bei den Flachdetektoren. Die digitalen Röntgentechnologie erlaubt die unmittelbare Beurteilung des Bildes und ggf. die Korrektur der Positionierung des Patienten, der von kürzeren Untersuchungszeiten und dem technologisch zu erklärenden Dosisaspekt profitiert. Im Vergleich 67

Foto: RKK Klinikum

High-Tech Radiologie

Mit der Projektidee wandte sich Professor Dr. Michael Müller an den Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach, der sofort finanzielle Unterstützung zusagte und auch Gründungsmitglied im Verein ist. Die Gemeinden Staufen, Heitersheim und Hartheim folgten dem Beispiel und leisteten ihren Beitrag zum Kampf gegen den plötzlichen Herztod. Weitere Spenden kamen von der AOK, der Badischen Beamtenbank, dem DRK, der … im Loretto-Krankenhaus. PSD Stiftung L(i)ebenswert sowie der Die Radiologische Abteilung wurde nach aufwändigem Umbau neu Firma Resuscitec. erö≠net. Zum Start des Systems konnten bem Rahmen einer Feierstunde wurreits 425 Helfer gewonnen werden, de Mitte April im Loretto-Kranin den kommenden Wochen soll die kenhaus die komplett neu gestalZahl der Ersthelfer noch verdoppelt teten und von Pater Rombach gewerden, um eine ausreichende Helferdichte zu erreichen. Anlässlich der segneten Räume der Radiologischen Initiative in Freiburg hat das Innen- Abteilung in Betrieb genommen. Mit ministerium Baden-Württemberg ei- dem 32-Zeilen CT „Somatom go.Up“ ne Projektgruppe ins Leben gerufen und dem digitalen Röntgengerät und koordiniert die Pilotphase der „Ysio Max“ von Siemens Healthineers App-Alarmierung von Ersthelfern. setzt das Loretto-Krankenhaus auf Zwei weitere Pilotprojekte mit dem modernste Technologie, die PatienSystem „Mobile Retter“ und „cor- ten ein Höchstmaß an Untersuchungshelp3r“ sollen im Neckar-Odenwald- komfort bietet und profunde kliniKreis und in Göppingen getestet wer- sche Ergebnisse mit minimaler Strahden. Bei positiver wissenschaftlicher lenbelastung verbindet. Die telemeEvaluation ist eine Ausweitung der dizinische Anbindung erlaubt die App-Alarmierung auf weitere Städte Befundung durch die Klinik für Diaund Kreise in Baden-Württemberg gnostische Radiologie, Kinderradiologie, Neuroradiologie und Interventiodenkbar. nelle Radiologie im St. JosefskrankenThilo Jakob haus.


Thilo Jakob Pressesprech

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Prävention und moderne Therapie

Darmkrebs J

ährlich erkranken in Deutschland ca. 75.000 Menschen an Darmkrebs. Im Rahmen des RKK Klinikum-Gesundheitsforums „Darmkrebs – Prävention und moderne Therapie“ am Donnerstag, 8. November um 19 Uhr im Bürgerhaus Zähringen mit Prof. Dr. med. Thorsten Vowinkel, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Dr. Konrad van Aaken, Komm. Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und PD Dr. Christian Weissenberger, Leiter des Zentrums für Strahlentherapie, haben Interessierte die Möglichkeit, sich aus erster Hand zu informieren. Im Vordergrund stehen Ursachen, erfolgreiche Früherkennung und moderne Therapieverfahren für eine der zwei häufigsten Krebsarten in den Industriestaaten.

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Darmtumore wachsen langsam und machen sich gewöhnlich erst spät bemerkbar. Beschwerden treten nicht selten erst dann auf, wenn der Krebs sich bereits ausgebreitet hat. Die Heilungschancen hängen deshalb maßgeblich vom Zeitpunkt der Erkennung und Behandlung ab: Wird Darmkrebs im Anfangsstadium behandelt, kann er häufig geheilt werden. „Die Darmkrebstherapie gestaltet sich für jeden Patienten individuell

Information Der Eintritt am 8. November 2018 in das Bürgerhaus Seepark ist frei. Aufgrund der begrenzten Kapazität ist eine Anmeldung erforderlich unter Telefon 0761 7084-2001 oder per E-Mail an susanne.schemmer@ rkk-klinikum.de

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018

Foto: psdesign1 © fotolia

zu Speicherfolien kann mit den neuen Flachdetektoren die Dosis für den Patienten um bis zu 50% reduziert werden, ohne dabei an Bildqualität zu verlieren. Der mobile Flachdetektor lässt sich aus dem Tisch herausnehmen und direkt unter oder neben dem Patienten platzieren. Ein schmerzhaftes Umlagern des Patienten kann so teilweise vermieden werden, weil die Aufnahme direkt im Bett oder im Rollstuhl angefertigt werden kann. „Die Investition mit einem Volumen von 2 Mio. trägt auch dazu bei, eine noch größere Patientenzufriedenheit zu ermöglichen“, betont Geschäftsführer Bernd Fey.


Das RKK Mitarbeitermagazin

Dank der umfangreichen interdisziplinären Kompetenzen im RKK Klinikum kann Patienten bei Darmerkrankungen wie der Divertikelkrankheit (Ausstülpungen der Darmschleimhaut durch Lücken in der Darmwandmuskulatur), Polypen oder Tumorerkrankungen zusammen mit seinen niedergelassenen Partnern schnell und zuverlässig geholfen werden. Mit der Erfahrung von über 6.000 Endoskopien im Jahr können dabei nicht nur Krankheiten diagnostiziert, sondern in den meisten Fällen auch durch

der Entstehung von Darmkrebs spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Die meisten Darmkrebsfälle treten auf, ohne dass für den Einzelfall eine Ursache bekannt ist. Falsche Ernährung, eine ungesunde Lebensweise und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können die Entwicklung von Darmkrebs begünstigen. Manche Darmkrebsformen sind darüber hinaus vererbbar. Thilo Jakob Pressesprech

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Die Referenten:

Gesundheitsforum am 8. November 2018 im Bürgerhaus Seepark Dr. Konrad van Aaken Komm. Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie Loretto-Krankenhaus

schmerzlose Eingri≠e unmittelbar behandelt werden. So werden beispielsweise Polypen im Verdauungstrakt, die eine Vorstufe zu bösartigen Geschwulsten sein können, häufig während einer Darmspiegelung entfernt. Können im Ausnahmefall Polypen einmal nicht endoskopisch mit der Schlinge abgetragen werden, wird das während der Endoskopie markierte Darmstück zusammen mit den innen hängenden Polypen operativ, meist in Schlüssel- Präve ntion u loch-Technik, entfernt. Große Po- Gesu ndheits nd moderne forum lypen im Mastdarm können mit Therap Bürgerh Das Ge aus Zäh ie sundhe ringen Hilfe von chirurgischen Instruitsf inform iert ausf orum ührlich Ursach menten durch den After entüb en, erfo lgreiche er erkenn Frühung un fernt werden. Der Heilungsd mode Therap rnste ieve häufigst rfahren für ein prozess verläuft meist rasch e der en Kreb serkran kungen und es ist je nach Behandlung . Donner nur ein kurzer Krankenhauss t a g 8. N aufenthalt notwendig. Bei unter Tele AufgistrueindnedeAnrmbegrDener ztEienntriKattpaist frei. 19.0 ovember 2018 fon 0761 eldung zität 0 Uhr er 70 an susa forder 84 20

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PD Dr. Christian Weißenberger Leiter des Zentrums für Strahlentherapie und Radioonkologie Freiburg

Foto: psdesign1

Prof. Dr. Thorsten Vowinkel Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie St. Josefskrankenhaus

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und hängt von der Größe und Lokalisation des Tumors sowie von der Ausbreitung in andere Organe ab“, betont Prof. Dr. Thorsten Vowinkel und ergänzt: „Beim Enddarmkrebs kann die Qualität der Operation in vielen Fällen durch eine vorbereitende, neoadjuvante Therapie gesteigert werden“. „Eine optimale Strahlentherapie stellt sicher, dass der Behandlungsstrahl möglichst zielgenau in den Tumor gebracht und umgebendes Gewebe weitgehend geschont wird“, erklärt PD Dr. Christian Weißenberger. Vor dem Hintergrund, dass in den letzten 10 Jahren durch die Früherkennungs-Koloskopie bundesweit über 100.000 Darmkrebsfälle verhütet werden konnten, ergänzt Dr. Konrad van Aaken: „Die Vorsorge-Koloskopie kann Darmkrebs verhindern oder in einem sehr frühen Stadium, lange bevor Symptome sichtbar sind, erkennen. Das verbessert die Heilungschancen erheblich.“

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Foto: Ocskay Mark © fotolia

Erfolgreiches Gesundheitsforum im Bürgerhaus Seepark

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Die Zukunft der

m Patienten auch in einer immer älter werdenden Gesellschaft eine optimale Versorgung anbieten zu können hat das RKK Klinikum einen Schwerpunkt für Altersmedizin aufgebaut. Heute sind die im St. Josefskrankenhaus und Loretto-Krankenhaus hierfür eingerichteten Stationen IDA (Interdisziplinäre Altersmedizin) die einzigen Einrichtungen dieser Art im Großraum Freiburg; sie bündeln die Kompetenzen zur Versorgung geriatrischer Patienten unterschiedlicher Fachrichtungen. Entsprechend groß war das Interesse am Mitte Oktober ausgericht e 70

Lebensführung. Die Bewältigung des Alltags, die Beweglichkeit und die aktive Teilnahme am Leben kann durch eine neu auftretende Krankheit oder eine Verletzung plötzlich bedroht oder unmöglich gemacht werden. „Bereits eine wenige Tage dauernde Inaktivität kann die zuvor bestehende Selbständigkeit gefährden“, betont Dr. Akute Erkrankungen bedeuten häu- Klaus Nowack. Der Oberarzt hat die fig, vor allem für ältere Menschen, ei- Klinik für Unfallchirurgie, Orthopänen tiefen Einschnitt in der weiteren die und Kindertraumatologie um die Alterstraumatologie erweitert und erläuterte beim Gesundheitsforum die operative Versorgung von Hüftfrakturen in Verbindung mit der Geriatrisch frührehabilitativen Komplexbehandlung (GFK); ten Gesundheitsforum „Die Zukunft der Altersmedizin“ im Freiburger Bürgerhaus Seepark. Experten des RKK Klinikums zeigten auf, wie eine moderne Altersmedizin den medizinischen und pflegerischen Bedürfnissen älterer Patienten optimal gerecht werden kann.

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

in Form aktivierender und trainierender Maßnahmen sowie sozialer Begleitung, Beratung und Unterstützung für die Wiedererlangung der Selbständigkeit und Mobilität spielen. „Ziel ist es, die persönlichen Ressourcen des Patienten so zu fördern, dass er ein größtmögliches Maß an Selbstständigkeit zurückgewinnt, um möglichst in seine gewohnte Umgebung zurückkehren zu können“, ergänzt Oberarzt Dr. Philipp Ziefer, der diese Zusammenhänge beim Gesundheitsforum ausführte und gemeinsam mit Dr. Bernd Köster immer dann von Kollegen anderer Fachrichtungen hinzugezogen wird, wenn bei deren Patienten neurologische, psychiatrische oder geriatrische Erkrankungen vorliegen oder vermutet werden. Thilo Jakob Pressesprech

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Altersm edizin

Dr. Bernd Kö Ärztlicher ster Dr. Philip p Ziefer Fachbere Leiter Oberarzt Dr. Mike Oberle Neurolog ich Fachbere Leitender Dr. Klaus Psychiatr ie, Nowack Neurolog ich Arthrosko Arzt Obera Geriatrie ie und Psychiatr ie, Chirurgi pische Klin rzt ik für e, Geriatrie ie und Klinik für Unfallch irurgi Unfallch Ort hopädie e, iru Orthopäd rgie, und Kin der Kindertra ie und tolog traumaie tologie uma-

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AkuteErkrankungen,Knochenbrüche und Operationen führen bei älteren, oft mehrfach erkrankten Menschen häufig zu einer beglei-

tenden Verschlechterung mehrerer körperlicher und geistiger Funktionen. „So kann es plötzlich zu Verwirrtheit und Verhaltensauffälligkeiten, allgemeiner Schwäche, Problemen beim Gehen etc. kommen; die Patienten benötigen mehr Zeit und Unterstützung bei der Genesung“, Die Zuk weiß Dr. Bernd Köster zu beunft de richten. Der Ärztliche Leiter des r Fachbereichs Neurologie, Psych- Gesundh ei t Bürgerh sforum iatrie und Geriatrie zeigte beim Ex aus See park u perten aus de m St. Jo nd dem Gesundheitsforum auf, warum stellen Loretto-Kran sefsk eine m Betro≠ene einer medizinischen oderne enhaus medizin A schen u vor, die den m ltersBehandlung auf chirurgischem, e n Bedürf d pflegerisch dizinin e optima issen älterer P n internistischem oder neuroloatiente l gerech n t wird. gischem Fachgebiet bedürMontag fen und welche Rolle eine 15. Okt Aufgru Der Eint nd de o ritt ist fr ganzheitlichen Versorgung ei. 1 ist eine r begrenzten 9.00 Uhber 2018 Kapa Anm per E-M unter Telefon eldung erford zität r erlich ail an ne 0761 27 11 52 Bü urol Klatt TypoGrafik

er zeigte auf vor welchen Herausforderungen die Unfallchirurgie bei der Versorgung älterer Menschen steht und wie sich die Klinik darauf vorbereitet. „In vielen Fällen kann durch die GFK eine Pflegebedürftigkeit vermieden und können Patienten mobiler, selbstständiger und stabiler nach Hause entlassen werden“, erläutert Dr. Mike Oberle, Leitender Arzt der Arthroskopischen Chirurgie im St. Josefskrankenhaus.

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Altersmedizin

Dr. Mike Oberle, Dr. Philipp Ziefer, Dr. Klaus Nowack und Dr. Bernd Köster (v.l.n.r.)

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RKK Klinikum führt Advanced Life Support (ALS) Kurse des GRC durch

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ie Intensiv- und Notfallmedizin stellt einen besonderen Leistungsschwerpunkt des St. Josefskrankenhauses dar. Wir stellen die Notärzte für zwei Notarzteinsatzfahrzeuge sowie anteilig für den Rettungshubschrauber und den Intensivtransportwagen. Mit der Ebene 4M im St. Josefskrankenhaus verfügen wir über eine hochmoderne Intensivstation mit 12 Betten und eine IMC-Station mit 25 Betten. Bei der täglichen Arbeit müssen regelmäßig Notfallpatienten versorgt werden. Damit die leitliniengerechte Behandlung durch das gesamte Behandlungsteam jederzeit gewährleistet ist, 72

Foto: RKK Klinikum

Advanced Life Support muss die Notfallbehandlung rege- an Ärzte, Pflegekräfte und Rettungsmäßig geübt werden. dienstmitarbeiter, die regelmäßig in die Notfallbehandlung involviert Das RKK Klinikum führt in Zusam- sind. Die Teilnehmer lernen die leitmenarbeit mit der GRC Akademie in liniengerechte Behandlung von Paden Räumen der Bezirksärztekam- tienten im Herz-Kreislaufstillstand mer Südbaden nun auch ALS-Kurse oder bei lebensbedrohlichen Notfäldurch. Die europaweit standardisier- len. Das praktische Üben an Simuten zweitägigen Kurse richten sich latoren steht in dem Kurs im Mittelpunkt, mit einem Instruktor pro drei Teilnehmern ist die Betreuung sehr RKK Wissen intensiv. Alle Instruktoren haben ein spezielles Instruktorenprogramm des GRC GRC durchlaufen. German Resuscitation Council Deutscher Rat für Wiederbelebung

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Informationen / Anmeldung

Unter den 22 Teilnehmern des ersten ALS-Kurses, den das RKK Klinikum durchgeführt hat, waren 6 Mitarbeiter vom St. Josefskrankenhaus sowie 2 Mitarbeiter des Loretto-Krankenhauses. Der Kurs wurde von Dr. Klemens Baldas und Prof. Michael Müller (S. Josefskrankenhaus) geleitet. Dr. Daniel Herschel, vier Mitarbeiter der Uniklinik sowie drei weitere Instruktoren aus anderen Regionen/ Kliniken haben als Ausbilder mitgewirkt. Wir freuen uns sehr, dass alle Teilnehmer die Abschlussprüfung erfolgreich absolviert haben. Der Kurs soll zukünftig regelmäßig 2 – 4 Mal im Jahr durchgeführt werden. In jedem Kurs sollen mehrere Plätze für Mitarbeiter des RKK Klinikums zur Verfügung gestellt werden. Informationen und Anmeldung siehe bitte Infobox oben. Prof. Dr. Michael Müller Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivu n d N o t fa l l m e d i z i n RKK K l i n i k u m St. Josefskrankenhaus

Weltstillwoche

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ie Weltstillwoche ist eine von der WABA organisierte Aktionswoche. Sie gilt als größte gemeinsame Kampagne aller Organisationen die das Stillen fördern.

Foto: Michael Spiegelhalter

Sekretariat der Klinik für Anästhesiologie, Intensivund Notfallmedizin, St. Josefskrankenhaus Frau Luitgard Gerber Telefon 0761 2711-5113

stützung durch das intersdisziplinäre Team. Im Rahmen der Weltstillwoche (1.– 7. Oktober 2018) wurde das Stillen auch bei uns im St. Josefskrankenhaus durch verschiedene Angebote thematisiert. Im Stillcafe, das im St. Josefskrankenhaus einmal im MoWABA steht für World Alliance for nat stattfindet, herrschte reger AusBreastfeeding Actions und heißt tausch zwischen Müttern und Stillübersetzt Weltalliance für aktive Still- beraterinnen. In gemütlicher Runde förderung. Die Initiative setzt sich können Fragen rund ums Stillen an weltweit für den Schutz, die Förde- die Fachfrau (Hebamme, Still- und rung und die Unterstützung des Stil- Laktationsberaterin) gestellt werden. lens ein. Sie basiert auf der Innocenti-Decleration und der von der WHO Auch für die MitarbeiterInnen gab und UNICEF herausgegebenen glo- es das Angebot einer Stillfortbildung. balen Strategie zur Säuglings und Die Still- und Laktationsberaterinnen Kleinkindernährung. stellten die aktuellen Empfehlungen im Stillmanagement, nützliche HilfsErstmals fand die WSW 1991 statt. Sie mittel und Stillpositionen vor. Um wird in 120 Ländern begangen. In das Thema Stillen auch den KleinsDeutschland findet sie in der 40. KW ten unter uns näher zu bringen und statt. Die WSW unterstützt das Ziel, gleichzeitig auch die Kreativität zu Stillen als normale Ernährungsform fördern wurde eine Mal-Aktion gefür Säuglinge in den Mittelpunkt zu startet. Dabei wurden ganz vielseirücken. Das St. Josefskrankenhaus bie- tige Kunstwerke hergestellt.Ganz im tet allen Müttern, die ihr Kind Stil- Sinne des WSW Mottos: Stillen – Basis len möchten die Rahmenbedingun- für das Leben, engagieren wir uns für gen für einen guten Start in die Still- die Mütter und Babys und unterstütbeziehung. Dies geschieht in der Um- zen sie auf ihrem individuellen Weg setzung der Empfehlungen der WHO/ ins Familienleben – nicht nur in der UNICEF in der Entbindungsabteilung. Weltstillwoche! („Stillvergnügt“) Von Anfang an erhalten junge Eltern kompetente Begleitung und Unter- RKK K l i n i k u m 73


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Erstaufführung der „Messa da Requiem“

HospizBenefizkonzert

as Hospiz Karl Josef veranstaltet am Donnerstag, 1. November 2018 (Allerheiligen) um 17.00 Uhr in der Mutterhauskirche des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul (Habsburgerstraße 120 in Freiburg) das 6. Benefizkonzert. Mit der Fassung für Kammerorchester von Joachim Linckelmann, wird Cappella Nova Freiburg e.V., begleitet von Katharina Persicke (Sopran), Ursula Eittinger (Mezzosopran), Reginaldo Pinheiro (Tenor), Armin Kolarczyk (Bass) und einem 23-köpfigen Orchester mit Konzertmeisterin Anke Ohnmacht-Döling, das weltbekannte Werk Messa da Requiem von Giuseppe Verdi (1813 – 1901) in dieser neuen Fassung uraufführen (Dirigent: Jannik Trescher). Der gesamte Erlös des hochkarätig besetzten Benefizkonzertes kommt wieder dem Hospiz Karl Josef zugute. Tickets für € 30,– sind erhältlich unter w w w. r e s e r v i x . d e und allen bekannten Vorverkaufsstellen (Sonderpreis € 25,– für Schüler, Studenten und Rentner). Die Informationen zum Benefizkonzert sind auch abrufbar unter www.rkk-klinikum.de

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

Das RKK Klinikum in den Medien

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n dieser Rubrik stellen wir einige Auszüge von Presse-Artikeln der vergangenen Monate zusammen, in denen das RKK Klinikum erwähnt worden ist. Im Mittelpunkt der Berichterstattung standen der 100. Geburtstag der Kinderklinik, Auszeichnungen für die Chefärzte Prof. Breul und Prof. Sorichter, die von Chefarzt Prof. Müller ins Leben gerufene Initiative „Region der Lebensretter“ und die bewegende Geschichte des Koma-Patienten Emmanuel Beule. Die nach Quartalen sortierten Presseberichte sind immer nach Ablauf des Quartals im RKK Intranet abrufbar.

Foto: cc vision

Presse-Spiegel Badische Zeitung

13. Juli 2018

Wo es Kindern gut gehen soll

… Ein 100. Geburtstag in turbulenten Zeiten also. Verlorengehen sollen die alten Grundsätze aber nicht: „Unser Ziel ist es, Werte wie die familiäre Atmosphäre mitzunehmen“, sagt Spiekerkötter. Und Bernd Fey, der Geschäftsführer des Regionalverbunds kirchlicher Krankenhäuser (RKK), sagt: „Für uns enden hier nicht 100 Jahre Geschichte, sondern sie sind eine gute Grundlage, etwas tolles Neues entstehen zu lassen.“

Stadtkurier

5. Juli 2018

100. Geburtstag des St. Hedwigshauses am 14. Juli

… die universitäre Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin hat bereits zum 1. Januar 2016 die medizinische Verantwortung für die pädiatrische Versorgung in der Kinderklinik St. Hedwig im RKK Klinikum – St. Josefskrankenhaus – übernommen. Die Freiburger Kinderkliniken wachsen seither sehr erfolgreich zusammen. Der Zusammenschluss der Kinderkliniken ist die richtige Antwort auf die steigenden Anforderungen an Qualität und Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus der Zukunft ...

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Freiburger Wochenbericht 11. Juli 2018 100 Jahre Kindermedizin

…Vom Caritasverband der Erzdiözese Freiburg im Jahr 1918 zunächst als Säuglingsheim einge­richtet, wurde die Kinderklinik St. Hedwig im Jahr 1931 Kinderkrankenhaus mit Ausbildungsstätte für Kinderkrankenschwestern. Nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde es 1951 neu aufgebaut. 1980 übernahm der Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul die Trägerschaft von den Schwestern der Kongregation der Benediktinerinnen von der hl. Lioba in Günterstal und realisierte Ende 1988 die räumliche Anbindung an das vom Orden bereits 1886 gegründete St. Josefskrankenhaus ... Zeitung am Samstag Die Top-Spezialisten

7. Juli 2018

Beiträge ein Arzt in den vergangen fünf Jahren verö≠entlicht hat … Prof. Dr. Stephan Sorichter, nach 2017 erneut ausgezeichnet in der Kategorie COPD und Lungenemphysem, sieht diese als Bestätigung des Aufbaus der 2013 gegründeten Abteilung für Lungen- und Atemwegserkrankungen, mit dem Ziel höchstes medizinisches Niveau und Fürsorge innerhalb des RKK Klinikums zu erreichen. Markgräfler Bürgerblatt 28. Juni 2018 Chefärzte des RKK Klinikums ausgezeichnet

… „Die erneute Aufnahme in die FOCUS-Ärzteliste als TOP-Mediziner Deutschlands ehrt uns und zeigt insbesondere die Leistungsfähigkeit der Abteilung auf“, betont Prof. Dr. Jürgen Breul, der bereits seit Herbst 2007 in der FOCUS-Ärzteliste geführt und der in zwei Kategorien, sowohl für urologische Tumore als auch für Prostataerkrankungen, gelistet wird. Unter seiner Führung als Ärztlicher Direktor hat sich das Loretto-Krankenhaus zu einem überregional anerkannten Zentrum für die Behandlung von Erkrankungen der harnbereitenden und harnableitenden Organe, der männlichen Geschlechtsorgane sowie der weiblichen Harninkontinenz etabliert …

Kulturjoker

Juli 2018

Ehrung für Chefarzt Professor Dr. Jürgen Breul

… Die Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V. hat Prof. Dr. Jürgen Breul, Ärztlicher Direktor des Loretto-Krankenhauses und Chefarzt der Klinik für Urologie und urologische Onkologie, die renommierte Gustav Simon-Medaille verliehen. Mit der höchsten Auszeichnung, die die Gesellschaft zu vergeben hat werden herausragende Persönlichkeiten geehrte, die die Urologie in Deutschland maßgeblich beeinflusst und vorangebracht haben… Präsidentschaft und Auszeichnung mit der Gustav Simon-Medaille würdigen die herausragende urologische Kompetenz des Loretto-Krankenhauses, in dem jährlich über 3.500 urologische Operationen durchgeführt werden …

Badische Zeitung 29. Juli 2018 … Die Focus-Ärzteliste 2018 listet erneut Prof. Dr. Jürgen Breul, Chefarzt Leben retten mit dem Mobiltelefon der Klinik für Urologie und urologische Onkologie im Loretto-Kranken… Menschen retten mit einer Smarthaus, und Prof. Dr. Stephan Sorichphone-App: Das ist das Ziel von Miter, Chefarzt der Klinik für Pneuchael Müller. Seit 2015 ist er Professor mologie und Beatmungsmedizin im am St. Josefskrankenhaus in Freiburg St. Josefskrankenhaus, als ausgezeichund dort Chefarzt an der Klinik für Annete Spezialisten ihrer Fachgebiete ästhesie, Intensiv- und Notfallmediauf. Bundesweit bittet die Zeitschrift zin. Und außerdem ist er Vorsitzender Focus alljährlich Mediziner, die aus des Vereins „Region der Lebensretter“. ihrer Sicht besten und empfehlensÜber das Smartphone will der Verein 23. Juli 2018 Helfer in Stadt und Kreis alarmieren, wertesten Kolleginnen und Kollegen Badische Zeitung ihres Fachbereichs zu benennen … damit sie zum Notfall eilen können, Gustav-Simon-Medaille bis der Krankenwagen eintri≠t. Rebland Kurier 27. Juni 2018 … Jürgen Breul, Ärztlicher Direktor des 17. Juli 2018 Loretto-Krankenhauses und Chefarzt Der Sonntag Ausgezeichnete Chefärzte des der Klinik für Urologie und uroloRKK Klinikum Smartphones gegen den Herztod: gische Onkologie des Loretto-Kran- Freiburg wird zur Region der … Neben der Reputation im Kollegen- kenhauses, wurde von der Südwest- Lebensretter kreis werden zusätzlich Einschätzun- deutschen Gesellschaft für Urologie gen von Selbsthilfegruppen einge- mit der renommierten Gustav-Si- „Wir haben im Jahr rund 150 Fälle von holt sowie die wichtigsten Foren und mon-Medaille ausgezeichnet. Mit Herz-Kreislauf-Zusammenbrüchen, Arztbewertungsportale ausgewer- der höchsten Auszeichnung, die die die Überlebensquote liegt bei zehn tet. Nur Ärzte mit besonders vielen Gesellschaft zu vergeben hat, wer- Prozent“, sagt Michael Müller, ProfesEmpfehlungen sind aufgeführt. Er- den Persönlichkeiten geehrt, die die sor am Freiburger St. Josefskrankengänzend dazu ermittelt der Focus in Urologie in Deutschland maßgeblich haus und Vorstand des Vereins. „Wir Medizindatenbanken und Fachzeit- beeinflusst haben … wollen diese Quote verdoppeln bis schriften, wie viele wissenschaftliche verdreifachen.“ 76

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

SWR Wissen Aktuell

8. Juni 2018

Schnelle Hilfe bei Herzstillstand

… Prof. Michael Müller ist Notarzt in Freiburg und beim Deutschen Rat für Wiederbelebung und will jetzt gegen die zu späte Erstversorgung bei Herzstillstand vorgehen, mit einer neuen Ersthelfer-App. Die „Region der Lebensretter“ ist Teil eines Pilotprojektes, das vom baden-württembergischen Innenministerium koordiniert wird, mit dem Ziel, die medizinische Versorgung der Bevölkerung in solchen lebensbedrohlichen Notfällen deutlich zu verbessern … Breisach Aktuell

24. Mai 2018

Lesung aus dem Buch eines Koma-Patienten

… Im November 2014 lag Emmanuel Beule, verheiratet und damals Vater von 2 Kindern und 40 Jahre alt, mit einer vorangeschrittenen Lungenentzündung zunächst im Loretto-Krankenhaus und dann im St. Josefskrankenhaus. Die Lungenentzündung führte zu einem lebensbedrohlichen Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) … Dreisamtäler

30. Mai 2018

Irgendwo ist oben: Das Tagebuch

Als Patient im RKK Klinikum hat er erfahren, wie die Kompetenz eines großen Klinikums mit der besonderen Atmosphäre und dem christlichen Selbstverständnis traditionsreicher Ordenskrankenhäuser vereint wird… Über die Zeit hat Emmanuel Beule ein Buch geschrieben. Das Buch leistet einen wertvollen Beitrag zu den aktuellen Debatten über alarmierende Personal- und Finanzierungsnotstände in vielen Krankenhäusern …

Freiburg Aktuell

Juni 2018

Irgendwo ist oben

… Das Buch ist aber auch ein Beweis der Stärken und der Professionalität von freigemeinnützigen Ordenskrankenhäusern ... Eine schwere Krankheit mit einem zweiwöchigen Koma zwang den Redner und Autor, sich mit (persönlichen) Veränderungen zu beschäftigten. Die Idee, einer klassischen Buchlesung einen Vortrag vorzuschalten, gehört zum dramaturgisch gewünschten Verlauf dieser Veranstaltung … Badische Zeitung

12. Mai 2018

Änderung bei Notfallpraxis

Freiburger Wochenbericht 28. März 2018 Lebensqualität fördern

… Gerade Patienten, bei denen bisherige Behandlungswege nicht möglich oder nicht erfolgreich waren profitieren von der innovativen Technik, bei der mit einer Sonde Tumorzellen in der Wirbelsäule vernichtet werden. Das Loretto-Krankenhaus gehörte bundesweit zu den ersten Kliniken, in der diese Therapie angeboten wurde…Mit der sehr schonenden Therapieoption der Firma Medtronic sind in unserer Klink alle bis heute behandelten Patienten wieder schmerzfrei und beweglich“, betont Dr. Frank Hassel, Chefarzt in der Klinik für Orthopädische Chirurgie und Wirbelsäulenchirurgie und ergänzt: „Patienten können noch am gleichen Tag wieder aufstehen und voll belasten. Anschließend kann dann die weitere Therapie mit Bestrahlung und/oder Chemotherapie erfolgen.“…

… Das St. Josefskrankenhaus kooperiert im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin mit dem Universitätsklinikum. Auf dem Gelände der Uniklinik soll bekanntlich bis 2022 die neue Kinderklinik entstehen. Im Neubau des Zentrums für Kinderund Jugendmedizin der Klinik sollen 31. März 2018 auch die Kinderklinik des St. Josefs- Badische Zeitung krankenhauses und die Notfallpraxis Die Schatzinsel ist ein echter Schatz der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte integriert werden … … Die Station „Schatzinsel“ der pädiatrischen Abteilung im St. JosefskranZeitung am Samstag 28. April 2018 kenhaus beherbergt ein in Deutschland bislang einmaliges Projekt: Hier High-Tech Radiologie ist „Ipapäd“ zu Hause, ausgeschrieben heißt das „interprofessionelle … Das RKK Klinikum im Loretto-KranAusbildungsstation in der Pädiatrie“. kenhaus hat die komplett neu geIn Kooperation von Uniklinik und Jostalteten Räume der Radiologischen sefskrankenhaus werden da angeAbteilung in Betrieb genommen. Mit hende Kinderkrankenpflegerinnen dem 32-Zeilen CT „Somatom go.Up“ und dem digitalen Röntgengerät und Medizinstudierende gemeinsam „Ysio Max“ setzt das Loretto-Kranken- ausgebildet … In einer täglichen „Rehaus auf modernste Technologie, die flexion“ werden fachliche Aspekte Patienten ein Höchstmaß an Unter- und die Zusammenarbeit im Team suchungskomfort bietet und profun- besprochen. Ein Ritual, das alle schätde klinische Ergebnisse mit minima- zen, ein geschützter Raum für Kritik und Lob, den alle als großen Rückhalt ler Strahlenbelastung verbindet. erleben …

Lesen Sie bitte auf der nächsten Seite weiter. 77


. . . t e emeld

g z r u k ... Stadtkurier

15. Februar 2018

Krankenhaus der Zukunft

… Beim Neujahrsempfang des RKK Klinikums im Freiburger Loretto-Krankenhaus legte Sozialminister Manne Lucha dar, wie das Land Baden-Württemberg eine flächendeckende, bedarfsgerechte und hochwertige medizinische Versorgung fördert … Markus Reithwiesner, Holding-Geschäftsführer der Haufe Group in Freiburg, zeigte Wege auf systematisch über

 Sommerfest im RKK Klinikum Auch in diesem Jahr fand Mitte Juli an allen Standorten des RKK Klinikums Sommerfeste für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter statt. Bei herrlichem Wetter und bester kulinarischer Versorgung durch unsere Küche bot sich die Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen. Hier einige Impressionen vom St. Josefskrankenhaus.

den Tellerrand hinaus zu schauen und gab im Kontext Strategie, Mensch und Struktur einen Impuls für die digitale Transformation zum „Krankenhaus der Zukunft“ … Freiburger Wochenbericht 24. Januar 2018 Höchste Ansprüche an Qualität

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Fotos: Johannes Klatt

… In der Apotheke des St. Josefskrankenhauses erfolgt die Zubereitung deshalb durch spezialisiertes Personal in höchsten Hygieneansprüchen gerecht werdenden Reinraumräumen unter Sicherheitswerkbänken… Die Apotheke als Einrichtung des RKK gemeinnützige GmbH ist der Arzneimitteltherapiesicherheit zum Wohle der Patienten verpflichtet und steht mit den Verbundhäusern des RKK Klinikums für eine patientennahe Versorgung von Aufnahme bis zur Entlassung aus der Klinik …

Quartett Nr. 57 | Herbst 2018


Das RKK Mitarbeitermagazin

 Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin Mit Franziska Blessing, Nina Grabowski und Annalisa Wolfsperger beendeten am 23. März 2018 drei Mitarbeiterinnen des RKK Klinikums ihre Ausbildung zur Operationstechnischen Assistenz. Wir gratulieren allen zum erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung und wünschen ihnen alles Gute für den weiteren Lebensweg.

Foto: RKK Klinikum

Gleichzeitig möchten wir die Gelegenheit nutzen, um uns bei allen zu bedanken, die zum Gelingen der Ausbildung beigetragen haben. Auf dem Foto (v.l.n.r.): Helmut Schiess, Annalisa Wolfsperger, Nina Grabowski, Fraiska Blessing

 Erfolgreicher Abschluss der Ausbildung zum/zur Operationstechnischen und Anästhesietechnischen Assistent/in

Im Universitätsklinikum Freiburg fand am 25. August der Abschluss der 3-jährigen Ausbildung zum/zur operationstechnischen Assistent/in statt.

Auch für den im Jahr 2015 neu begonnenen Ausbildungszweig für die Änästhesie-technische Assistenz konnte der erste Kurs mit den Prüfungen abschließen. Es haben fünf Auszubildende vom RKK Klinikum (v.l.n.r.) Theresa Johannes, Tobias Brunner, Eva Maria Hofmaier, Anna Ott, Contance Maier, Clara Fuchs und David Schmidt die Ausbildung für die Operationstechnische Assistenz erfolgreich abgeschlossen. Wir freuen uns mit Ihnen über den erfolgreichen Abschluss und gratulieren Ihnen herzlich zu dem Erfolg.

Foto: RKK Klinikum

Ebenso beglückwünschen möchten wir die Absolventinnen des ersten Kurses für die Anästhesietechnische Assistenz, Fuchs Clara und Ott Anna. Allen Absolventen wünschen wir viel Freude und Zufriedenheit in ihrem neuen Berufsfeld.

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.. . t e d gemel Das RKK Mitarbeitermagazin

 Weiterbildung zur/ zum Stationsleiter/in Am 22. Juni 2018 fand der Abschluss der Weiterbildungsmaßnahme zur „Leitung des Pflegedienstes einer Station“ am Universitätsklinikum Freiburg statt.

Vom RKK Klinikum haben Melanie Kallfass aus dem Loretto-Krankenhaus sowie Benjamin Ambroso und Martin Strauß aus dem St. Josefskrankenhaus an der Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurden an die Teilnehmer die Zertifikate übergeben.

Bereits seit 2010 werden die zu qualifizierenden Mitarbeiter an der Akademie für medizinische Berufe am Wir beglückwünschen (v.l.n.r.) Herrn Universitätsklinikum Freiburg weiStrauß, Frau Kallfass und Herrn tergebildet. Ambroso (siehe auch Seite 24) zum erfolgreichen Abschluss der WeiterDie Weiterbildung zur/zum Stations- bildung und wünschen ihnen viel leiter/in macht die Teilnehmer mit Freude und Erfolg bei der Ausübung den komplexen Leitungsaufgaben dieser anspruchsvollen Tätigkeit. in den verschiedenen Bereichen der Ilse Fischer pflegerischen Versorgung vertraut, befähigt sie zur Wahrnehmung mit- P f l e g e d i e n s t l e i t e r i n RKK K l i n i k u m arbeiterbezogener, pflege- und beL o r e tt o - K r a n k e n h a u s triebsbezogener Leitungsaufgaben und vermittelt die hierfür erforderlichen Fachkenntnisse und Fertigkeiten.

Impressum Herausgeber RKK Klinikum Regionalverbund kirchlicher Krankenhäuser (RkK) gGmbH Sautierstraße 1 | 79104 Freiburg Telefon 0761 2711 2000 Telefax 0761 2711 2002 E-Mail info@rkk-klinikum.de Internet www.rkk-klinikum.de © Oktober 2018 RKK Klinikum V.i.S.d.P. und V.i.S.d.M.P.: Bernd Fey Redaktionsteam St. Josefskrankenhaus Dr. Klaus Fritz Telefon 0761 2711 2320

Lars Lehwald Telefon 0761 2711 2026 Michaela Schmid Telefon 0761 2711 2011

Stefan Wagner Telefon 0761 2711 2015 Bruder-Klaus-Krankenhaus Silvio Koch Telefon 07681 208 7770 Loretto-Krankenhaus Schwester Edeltraud Telefon 0761 7084 270

Konzeption und Umsetzung Johannes Klatt TypoGrafik Bad Krozingen|Tunsel

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Quartett Nr. 57 | Herbst 2018

Lektorat: Ute Möller

Fotos: RKK Klinikum

Schlussredaktion Dr. Klaus Fritz Telefon 0761 2711 2320 klaus.fritz@rkk-klinikum.de


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