Responsability Jahresbericht 2012

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PERSPEKTIVEN Jahresbericht 2012


responsAbility ist ein weltweit führender unabhängiger Vermögensverwalter mit Spezialisierung auf entwicklungsrelevante Sektoren in aufstrebenden Volkswirtschaften. Darunter fallen Bereiche wie Finanzen, Landwirtschaft, Gesundheit, Bildung und Energie. responsAbility bietet Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung für nichtbörsennotierte Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die auf die Bevölkerung am unteren Ende der Einkommensskala ausgerichtet sind und damit sowohl das wirtschaftliche Wachstum als auch den gesellschaftlichen Fortschritt voranbringen. Institutionellen wie privaten Anlegern bietet responsAbility professionell verwaltete Anlagelösungen vom Fonds bis zum Einzelmandat. Das 2003 gegründete Unternehmen verwaltet ein Vermögen von USD 1,4 Milliarden, das in über 400 Unternehmen in rund 80 Ländern investiert ist. Neben dem Sitz in Zürich verfügt responsAbility über Niederlassungen in Paris, Lima, Mumbai und Nairobi. Zu den Aktionären zählen namhafte Vertreter des Schweizer Finanzplatzes und die eigenen Mitarbeitenden. responsAbility ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA zugelassen.

Titelbild: Sandro Aquino, Geschäftsführer und Mitglied der peruanischen Kaffee- und Kakaogenossenschaft Oro Verde, blickt zuversichtlich in die Zukunft.


Inhalt

Editorial 3 R端ckblick 2012 4 Finanzsektor 10 Agrarsektor 14 Gesundheitssektor 22 Energiesektor 24 Bildungssektor 26 Unsere Investitionen Unser Anlagekonzept Unsere Kompetenz Unser Research Unser Team Unsere Geschichte

28 30 32 34 36 38

responsAbility Jahresbericht 2012

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responsAbility auf einen Blick

Gegründet April 2003

Mitarbeitende 100

Verwaltetes Vermögen USD 1,4 Milliarden

Hauptsitz Zürich

Weitere Standorte

Entwicklungsrelevante Investitionen: Ein Markt mit 700 Millionen potenziellen Endkunden responsAbility investiert in Entwicklungs- und Schwellenländern gezielt in Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen speziell für einkommensschwache Haushalte anbieten. responsAbility schätzt das Marktpotenzial auf rund 700 Millionen Endkunden: zwei erwachsene Personen pro Haushalt im Einkommenssegment zwischen USD 1,25 und USD 5 pro Tag (kaufkraftbereinigt), kumuliert für die Länder, in denen responsAbility investiert ist, und die von lokalen Unternehmen nach privatwirtschaftlichen Prinzipien grossflächig erschlossen werden können. Aufgrund ihrer unternehmerischen Tätigkeit verfügen diese Haushalte sehr wohl über tägliche Einnahmen, indes fehlt ihnen oftmals der Zugang zu einem bedürfnisgerechten und bezahlbaren Angebot an Produkten und Dienstleistungen, wodurch ein beachtliches wirtschaftliches und gesellschaftliches Potenzial brachliegt.

Der responsAbility Verwaltungsrat

Entwicklung verwaltetes Vermögen 2003 – 2012 (USD Mio., per 31.12.)

1’391

Lima, Mumbai, Nairobi, Paris

81

899

Gesc

Schaf bedür Diens Zum B Grund

Unter

Verfüg und w Zum B Fair-T

Selbständiger Ökonom, Präsident der Stiftung Ethos und Präsident des Verwaltungsrates der Ethos Services SA, Genf

Sektor

Stephen Brenninkmeijer

908

Privater Investor und Unternehmer in den Bereichen Finanzinfrastruktur, Bildungswesen, soziales Unternehmertum und psychische Gesundheitsförderung

705

Dr. Arthur Vayloyan bis November 2012 Leiter Private Banking Switzerland und Global External Asset Manager der Credit Suisse

Finanzierte Unternehmen 442

405

Müss entwi Finan Bildu

Raiffeisen Schweiz Genossenschaft, Leiter Produkte & Kooperationen und Mitglied der Direktion

1007

1 Mia.

Sekto

Kaspar Müller, Präsident

Adrian Töngi, Vizepräsident

Länder

Auswah nach w relevan

Investit

Wirkun

Matthias Preiswerk Baumann & Cie, Banquiers, unbeschränkt haftender Teilhaber

211

Weitere Informationen www.responsAbility.com

4

8

2003

2004

Reto Schnarwiler

43 2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

Swiss Re, Head Americas and EMEA Global Partnerships

Ergebni


hl finanzierter Unternehmen wirtschaftlichen und entwicklungs­ nten Kriterien

Investitionen pro Sektor

Investitionen pro Region

(per 31.12.2012)

(per 31.12.2012)

Agrarwirtschaft 4,2%

oren

Andere Sektoren 1,8%

Zentralamerika 9,1%

Süd- und Ostasien 18,9%

sen investierbar und icklungsrelevant sein. nz-, Agrar-, Gesundheits-, ungs- und Energiesektor.

Südamerika 22,6%

Zentralasien 27,8%

SubsaharaAfrika 6,6%

Finanzsektor 94%

Osteuropa 11,2%

chäftsmodell

fft Zugang zu bezahlbaren und rfnisgerechten Produkten und stleistungen. Beispiel Mikrofinanz, medizinische dversorgung, Elektrizität.

Investitionen pro Anlageklasse

Wichtigste Investitionsländer

(per 31.12.2012)

(Investitionen in USD Mio., per 31.12.2012) Peru

Eigenkapital 9,9%

Aserbaidschan Kambodscha Georgien

rnehmen

Armenien Indien

gt über Potenzial für Wachstum wirtschaftlichen Erfolg. Beispiel Mikrofinanzbank, Trade-Kooperative, Apotheke.

tionen

ng

is

Naher Osten und Nordafrika 2,2%

Ecuador Mongolei Russland Kirgistan Costa Rica Fremdkapital 90,1%

Kenia 0

20

40

60

80

100

Finanz

Landwirtschaft

Gesundheit

Energie

Bildung

Mikrofinanzinstitute und KMU-Banken

Fair-TradeProduzenten- und Handelsorganisationen

Private Gesundheitsanbieter

Private Energieproduzenten

Private Bildungsanbieter inklusive Medien

Zugang zu bezahlbaren Krediten für breite Bevölkerungsschichten und KMU, höhere Produktivität und Einkommen

Bessere Qualität der Produkte, eine stärkere Verhandlungsposition bei deren Verkauf und höhere Einkommen

Effizientere Gesundheits­ versorgung zu tieferen Kosten für einkommensschwache Haushalte

Zuverlässige Energiever­sorgung in bisher unterversorgten Gebieten zu tieferen Kosten

Zugang zu einem bezahlbaren Informationsund Bildungsangebot für breite Bevölkerungsschichten

120

Wirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit Perspektiven unter anderem für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte

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Christian Speckhardt Mitglied der Geschäftsleitung

2

responsAbility Jahresbericht 2012

Kaspar Müller Verwaltungsratspräsident

Klaus Tischhauser Mitgründer & CEO

Rochus Mommartz Mitglied der Geschäftsleitung


Liebe Leserin, lieber Leser

Welchen Blick Sie auf die Zukunft haben, hängt massgeblich von Ihrem Standpunkt ab. Ändern Sie den Standpunkt, eröffnen sich gleich neue Perspektiven, neue Möglichkeiten. Im Jubiläumsjahr – responsAbility feiert 2013 «10 Jahre Investieren in neue Perspektiven» – halten Sie die erste Ausgabe von «Perspektiven» in Ihren Händen, der neuen Berichterstattung von responsAbility. «Perspektiven» ist kein klassischer Jahresbericht. Wir führen damit zwar die Tradition der jährlichen Berichterstattung zur Wirkung unserer Investitionen fort; «Perspektiven» ist aber umfassender und richtet sich neu an eine Vielzahl von Anspruchsgruppen: Investoren, Unternehmen, in die responsAbility investiert, bestehende und potenzielle Mitarbeitende, Aktionäre, Geschäftspartner und allgemein Interessierte. Sie alle sind für unseren Unternehmenserfolg entscheidend, und sie alle fragen sich, welche neuen Perspektiven responsAbility für sie eröffnet – für ihre Investitionen, ihre Karriere, ihr Unternehmen, das Finanzierung sucht, oder für die Gesellschaft im Allgemeinen. Durch Zahlen und Fakten, aber auch Hintergrundberichte und Porträts von Menschen und Unternehmen, wollen wir ihnen diese Transparenz bieten. «Perspektiven» ergänzt die weiterhin verfügbare spezifischere Berichterstattung etwa auf Produktebene oder für Aktionäre um eine übergreifende Betrachtung. Mit der integrierten anstelle der bisherigen separaten Berichterstattung über die Wirkung unserer Investitionen bringen wir eine unserer zentralsten Überzeugungen nun auch formal zum Ausdruck: Das Eröffnen neuer Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten für die Kundinnen und Kunden der Unternehmen, in die wir investieren, ist nicht lediglich ein erfreulicher Zusatznutzen, der im Widerspruch zum jeweiligen Unternehmens- und damit Investitionserfolg steht, sondern die zentrale Voraussetzung für genau diesen Erfolg. Unternehmen, die Millionen von einkommensschwachen Menschen in Entwicklungsländern günstigere Finanzdienstleistungen, höhere Erlöse aus ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit oder erschwinglichere Gesundheitsdienstleistungen anbieten, können wegen und nicht trotz dieses Entwicklungsnutzens erfolgreich sein. Die neuen Perspektiven, die sie damit ihren Kunden eröffnen, sind der Werttreiber. Was das konkret heisst, zeigt Ihnen diese Publikation auf – in dieser ersten Ausgabe mit einem speziellen Fokus auf dem Agrarsektor.

Dass unsere Unternehmens- und Anlagephilosophie funktioniert, zeigt jedoch nicht nur der Blick auf die Investitionsthemen. Die erfolg­reiche zehnjährige Unternehmensentwicklung von respons­Ability ist ein weiteres Indiz dafür. Die stetig wachsende Kundenzahl, das kontinuierlich steigende verwaltete Gesamtvermögen, die stabilen Erträge, die Präsenz auf mittlerweile vier Kontinenten und nicht zuletzt das anhaltend hohe Engagement von inzwischen rund 100 Mitarbeitenden sprechen für sich.

«Investieren hat mit der Gestaltung der Zukunft zu tun. Wie wir investieren, verrät, welchen Standpunkt wir vertreten und welche Zukunft wir uns wünschen.» «Investieren in neue Perspektiven» ist für uns daher mehr als ein Slogan. Es ist unsere Überzeugung, die von immer mehr Menschen geteilt und unterstützt wird. Investieren hat mit der Gestaltung der Zukunft zu tun. Wie wir investieren, verrät, welchen Standpunkt wir vertreten und welche Zukunft wir uns wünschen. Gerade in unserem Jubiläumsjahr erfüllt es uns mit Freude, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, diesen Weg mit uns gehen. All jenen, die uns in den zurückliegenden zehn Jahren begleitet haben, möchten wir an dieser Stelle herzlich danken. Und nun viel Vergnügen bei der Lektüre von «Perspektiven».

Kaspar Müller Präsident des Verwaltungsrates

Klaus Tischhauser Mitgründer & CEO

responsAbility Jahresbericht 2012

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Rückblick 2012

Ein erfolgreiches Jahr im Zeichen von Wachstum und Diversifizierung Zuwachs beim verwalteten Vermögen, bei den Investitionen, bei den finanzierten Unternehmen und in der geografischen Ausbreitung: 2012 geht als sehr erfolgreiches Jahr in die Unternehmensgeschichte von responsAbility ein. Im zehnten Jahr unseres Bestehens erreichen wir via unsere Investitionen 405 Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. 100 motivierte Mitarbeitende arbeiten von 5 Standorten aus aktiv daran, durch ihre Tätigkeit neue Perspektiven für Anleger, für finanzierte Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern und für die Gesellschaft im Allgemeinen zu schaffen. Das Jahr 2012 war für responsAbility in allen Belangen ein erfolgreiches: Unser verwaltetes Investitionsvermögen ist um rund 40% auf USD 1,4 Milliarden gestiegen (2011: USD 1 Milliarden). Diese stark zunehmenden Mittelflüsse sind vor allem vor dem Hintergrund der insgesamt anspruchsvollen Situation im Schweizer Finanzmarkt, dem für die Mittelherkunft wichtigsten Markt für responsAbility, hoch erfreulich. Den Hauptanteil am Zuwachs des verwalteten Vermögens machen traditionsgemäss die festverzinslichen Mikrofinanzprodukte aus. Sie konnten gemeinsam Neuzeichnungen im Umfang von rund USD 270 Millionen verzeichnen, denen Rücknahmen von knapp USD 90 Millionen gegenüberstanden. Die Hälfte davon rührt vom geplanten Ausstieg des Initialinvestors eines Anlagevehikels her, was den positiven Trend zusätzlich unterstreicht. Entwicklung verwaltetes Vermögen 2003 – 2012

1’391

(USD Mio., jeweils per 31.12.)

1’007

1 Mrd. 899

908

705

442 211

4

4

8

43

2003

2004

2005

2006

2007

2008

responsAbility Jahresbericht 2012

2009

2010

2011

2012

Neben den eigenen Anlageprodukten im Mikrofinanzbereich haben sich unsere Beratungsmandate ebenfalls positiv entwickelt und eine Volumensteigerung von USD 26 Millionen auf USD 69 Millionen erfahren.

Agrarwirtschaft als eigenständiger Investitionsbereich Eine besondere Bedeutung kommt einem knapp vor Jahresende 2011 lancierten Anlageprodukt zu, das ausschliesslich dem Agrarsektor gewidmet ist. Obwohl das Thema nachhaltige Landwirtschaft responsAbility schon von Anfang an begleitet hat, stellt die Lancierung eines reinen Fair-TradeProdukts neue Herausforderungen sowohl an die Investment- als auch an die Vertriebsseite. Umso erfreuter schauen wir daher auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurück. Nach einer gezielten Marketing- und Verkaufsinitiative Anfang des Jahres hat sich ein stetiger Zufluss an Neugeldern im Umfang von rund USD 2 Millionen pro Monat eingestellt. Mit Zuflüssen von über USD 26 Millionen und in Kombination mit dem Fair-TradeVolumenanteil in zwei anderen Anlagevehikeln, die hauptsächlich auf Mikrofinanz ausgerichtet sind, hat sich responsAbility mittlerweile weltweit zu einem der grössten privaten Anbietern von Finanzierung im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft etabliert.

Highlights 2012 Investitionsvermögen wächst um 40% auf USD 1,4 Milliarden Anzahl der finanzierten Unternehmen steigt um 18% auf 405 Erschliessung von insgesamt zehn neuen Märkten Mit einem exklusiv der nachhaltigen Landwirtschaft gewidmeten Fonds etabliert sich responsAbility als einer der weltweit grössten privaten Financiers auf diesem Gebiet Gründung einer Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht, die Finanz­ instituten in Entwicklungsländern Eigenkapital zur Verfügung stellt Auflage einer zusätzlichen Tranche eines Zertifikats zur Investition in unabhängige Medien Weiterer Ausbau des Produktportfolios auf rund zwanzig Angebote für verschiedene Zielgruppen, Anlage­ kategorien, -themen und -währungen Durch responsAbility finanzierte Unternehmen generieren mit 146’000 Mitarbeitenden USD 8,4 Milliarden Umsatz und USD 363 Millionen Steuerabgaben Weiterer Ausbau des responsAbility Spezialistenteams auf rund 100 Mitarbeitende an 5 Standorten

Neue Investmentgesellschaft für Private Equity Auch bei Anlagevehikeln, die Investitionsnehmern Eigenkapital zur Verfügung stellen, konnten neue Mittel in der Höhe von USD 20 Millionen gewonnen werden. Die Portfoliounternehmen stammen aus einer steigenden Zahl an Sektoren, die alle den Investitionsthemen von responsAbility entsprechen.


Das zweite Quartal 2012 sah die Gründung einer Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht mit einem Startvolumen von rund CHF 20 Millionen, die qualifizierten Investoren die Möglichkeit von mittel- bis langfristigen Private-Equity-Investitionen in nicht notierte Finanzinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern bietet. Durch die Lancierung dieser Gesellschaft hat der Bereich Eigenkapitalfinanzierung im Finanzsektor – ähnlich wie Fair Trade bei der Fremdkapitalfinanzierung – ein eigenes Vehikel erhalten, nachdem bis anhin die entsprechenden Anlagen über drei gemischte Fonds getätigt worden waren. Das Volumen ist kontinuierlich angestiegen und hat Ende 2012 USD 138 Millionen betragen.

Kurz vor Jahresende schliesslich haben wir eine zusätzliche Tranche eines Zertifikats zur Investition in unabhängige Medien aufgelegt.

Unser Angebot an Anlagemöglichkeiten umfasst inzwischen neun Produkte: fünf vorwiegend festverzinsliche und vier mehrheitlich auf Private Equity ausgerichtete.

Vielfältige Anlageprodukte

Dieses Angebot bauen wir laufend weiter aus, unter anderem durch die Schaffung neuer Tranchen, die gezielt auf institutionelle Anleger ausgerichtet sind oder noch nicht abgedeckte Währungen umfassen. Zählt man diese Produktausprägungen dazu, so umfasst das Angebot 19 verschiedene Anlagemöglichkeiten. Gerade das Interesse institutioneller Investoren wächst aufgrund unseres zehnjährigen erfolgreichen Leistungsausweises überproportional.

Mit der Lancierung der neuen Investmentgesellschaft konnten wir das Angebot an Anlagemöglichkeiten für diverse Investorengruppen nochmals verbreitern. Inzwischen bieten wir Privatkunden wie institutionellen Investoren geeignete Produkte in unterschiedlichen Anlagekategorien (Private Debt und Private Equity), Anlagethemen (Mikro-Finanz, Fair Trade) und Währungen (US-Dollar, Schweizer Franken, Euro).

In den für unsere Investitionen relevanten Regionen und Ländern haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch 2012 positiv entwickelt – Aufbruchstimmung herrscht etwa in Limas Textilhochburg Gamarra, Peru. responsAbility Jahresbericht 2012

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Investitionen in sieben Regionen In den für unsere Investitionen relevanten Regionen und Ländern haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch 2012 positiv entwickelt – vor allem im Vergleich zu den weiterhin stagnierenden westlichen Industrienationen. Laut Internationalem Währungsfonds (IMF) ist das Bruttoinlandprodukt der Industriestaaten 2012 um durchschnittlich 1,3% gewachsen, während die Entwicklungs- und Schwellenländer ein Wirtschaftswachstum von 5,1% verzeichneten. Für 2013 erwartet der IMF, dass sich diese Diskrepanz mit Wachstumsraten von 1,4% bzw. 5,5% weiter akzentuiert.

Textilproduktion in Limas Stadtteil Gamarra: Der Besitzer dieser Stickereianlage, Juan Olivo, fing 1998 mit manuell gefertigten Knopflöchern an. Dank Krediten von Mibanco beschäftigt er heute bis zu 50 Angestellte.

Renditen im Zielbereich Wie schon in den vergangenen Jahren haben sich unsere Anlageprodukte auch 2012 im Rahmen unserer langfristigen Zielrenditen entwickelt. Fremdkapitalinvestitionen im Bereich Mikrofinanz rentierten 2012 in US-Dollar für den Anleger durchschnittlich mit 3,9%, wobei die Gesamtrendite eines einzelnen Jahres nur begrenzt aussagekräftig ist. Wichtiger ist, dass sich das Ergebnis trotz weltweit sehr tiefer Zinsen innerhalb unseres langfristigen Zielkorridors von 3 bis 5% befindet. Finanzierungen in landwirtschaftlichen Produzenten- und Handelsorganisationen erbrachten 2012 für unsere Investoren in US-Dollar eine Rendite von durchschnittlich 4%, was ebenfalls in der Zielbandbreite von 3 bis 5% per annum über einen Zeitraum von fünf Jahren liegt.

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responsAbility Jahresbericht 2012

Die Eigenkapitalanlagen im Bereich Mikrofinanz rentierten nach Kosten in US-Dollar mit 5,1%, eine klare Steigerung gegenüber den letzten beiden Jahren. Wir gehen über eine fünf- bis achtjährige Anlagedauer von einer jährlichen Rendite von bis zu 15% aus. Im Private-Equity-Bereich können einzelne Jahresergebnisse jedoch stark schwanken, und oft materialisiert sich der Grossteil der Gesamtrendite erst kurz vor oder beim Ausstieg aus der Investition. Bei den Eigenkapitalanlagen ausserhalb des Finanzsektors befinden wir uns noch in der Investitionsphase, und wir planen, die verschiedenen Investitionen für fünf bis acht Jahre im Portfolio zu behalten. Die Kapitalallokation und die Performance der finanzierten Unternehmen laufen plangemäss. Es ist zu diesem Zeitpunkt aber noch zu früh, um konkrete Aussagen zu Renditen machen zu können.

Ende 2012 war responsAbility in insgesamt 81 Ländern investiert, die wir in 7 Regionen zusammenfassen: Zentralamerika, Südamerika, Subsahara-Afrika, Naher Osten und Nordafrika, Osteuropa, Zentral­asien und Süd- und Ostasien. Gegenüber 2011 sind zehn neue Investitionsländer hinzugekommen. In der Region Süd- und Ostasien etwa konnten wir unter anderem in China, Laos und Vietnam neue Investitionsnehmer gewinnen. Geografisch wuchs das Investitionsvolumen in praktisch allen Regionen. Zentralasien bleibt mit einem Anteil von 29,4% am Gesamtinvestitions­volumen die wichtigste Anlageregion im Portfolio von respons­Ability, gefolgt von Südamerika (21,3%) und Süd- und Ostasien (19,1%). Am stärksten nahmen die Investitionen in Zentralasien (USD +133,1 Mio.), Südamerika (USD +128,9 Mio.) und Süd- und Ostasien (USD +100,2 Mio.) zu (siehe auch Seiten 28 – 29).


Zuwachs bei finanzierten Unternehmen Nicht nur das Investitionsvolumen, auch die Zahl der finanzierten Unternehmen konnte weiter ausgebaut werden. Waren es Ende 2011 noch 343, so stieg diese Zahl per Ende 2012 auf 405. 270 von diesen Unternehmen erreichten wir mit unserer Finanzierung direkt, die restlichen 135 indirekt über andere Fonds. Mit 83 Finanzierungsnehmern ist die grösste Anzahl dieser Unternehmen in Süd- und Ostasien angesiedelt, gefolgt von Südamerika (75 Unternehmen) und Zentralasien (60 Unternehmen). Damit wird Südamerika zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte von responsAbility von Süd- und Ostasien als Region mit den meisten finanzierten Unternehmen abgelöst. Die geografische Verteilung von Investitionsnehmern auf die Regionen bleibt relativ ausgeglichen. Von den Sektoren her spielt der Finanzsektor mit 94% am gesamten Investitionsvermögen nach wie vor eine herausragende Rolle. responsAbility ist mittlerweile der weltweit grösste private Investor im Bereich Mikrofinanz und sehr gut im Markt etabliert. Aber auch die Investitionen im Agrarsektor haben sich sehr positiv entwickelt. Bei den übrigen Sektoren sind wir in der Analyse des Marktumfelds und spezifischer Unternehmen stark aufgestellt; die Investitionstätigkeit selbst ist vom Volumen her noch vergleichsweise gering.

Entwicklung Anzahl finanzierter Unternehmen 2010 – 2012 100

2010 2011

90

2012 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Südund Ostasien

Südamerika

Zentralasien

Zentralamerika

SubsaharaAfrika

Osteuropa

Naher Osten und Nordafrika

Investitionen pro Anlageklasse

Investitionen pro Sektor

(per 31.12.2012)

(per 31.12.2012) Agrarwirtschaft 4,2%

Eigenkapital 9,9%

Andere

Andere Sektoren 1,8%

Finanzsektor 94% Fremdkapital 90,1%

Investitionen pro Region (per 31.12.2012)

Süd- und Ostasien 19,1%

Andere 1,5%

Zentralamerika 8,3%

Südamerika 21,3%

SubsaharaAfrika 6,5% Zentralasien 29,4%

Naher Osten und Nordafrika 2,4% Osteuropa 11,5%

responsAbility Jahresbericht 2012

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Sektor

Finanz

Landwirtschaft

Gesundheit

Energie

Bildung

Investitionen

Mikrofinanzinstitute und KMU-Banken

Fair-TradeProduzenten- und -Handelsorganisationen

Private Gesundheitsanbieter

Private Energieproduzenten

Private Bildungsanbieter inklusive Medien

Wirkung

Zugang zu bezahlbaren Krediten für breite Bevölkerungsschichten und KMU, mehr Produktivität und Einkommen

Bessere Qualität der Produkte, eine stärkere Verhandlungsposition bei deren Verkauf und höhere Einkommen

Effizientere Gesundheits­ versorgung zu tieferen Kosten für einkommensschwache Haushalte

Zuverlässige Energiever­sorgung in bisher unterversorgten Gebieten zu tieferen Kosten

Zugang zu einem bezahlbaren Informationsund Bildungsangebot für breite Bevölkerungsschichten

Ergebnis

Wirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit Perspektiven unter anderem für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte

Entwicklung dank Investitionen Wenn Unternehmen einkommensschwachen Haushalten nachhaltigen Zugang zu bedürfnisgerechten und bezahlbaren Dienstleistungen und Produkten eröffnen, schafft das für Millionen benachteiligter Menschen Wahlmöglichkeiten und neue Perspektiven. Effiziente Unternehmen und Märkte sind von zentraler Bedeutung, um dieses Ziel zu erreichen. Die Investitionen von responsAbility konzentrieren sich auf Unternehmen in Entwicklungsländern, die Dienstleistungen und Produkte zur Deckung von zentralen Grundbedürfnissen anbieten. Das Wirkungspotenzial auf Gebieten wie dem Gesundheits-, Energie-, Landwirtschafts-, Bildungs- oder Finanzsektor ist offensichtlich: Solide Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen erweitern nicht nur den Handlungsspielraum von einkommensschwachen Haushalten; sie schaffen die Basis für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt und tragen damit zu einer Verringerung der Armut bei. Genau diese Wirkung möchten wir erzielen.

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Auch wenn jeder Wirtschaftssektor über seine spezifischen Eigenheiten verfügt und Entwicklungsrelevanz nach jeweils anderen Kriterien gemessen werden muss, zeigt bereits auf der übergeordneten Makroebene eine einfache Reihe von Geschäftsindikatoren, wie sich unser Anlageansatz auswirkt. 2012 erreichten unsere direkt und – über andere Fondsmanager – indirekt getätigten Investitionen 405 Unternehmen in allen Anlagesektoren, was einer Zunahme von 18% gegenüber 2011 entspricht. Bei unseren direkten Investitionen stieg die Zahl der Unternehmen 2012 um 10% auf 270. Diese Investitionsnehmer sind formelle Unternehmen, die zum dynamischen Wachstum der Märkte in Schwellen- und Entwicklungsländern beitragen, indem sie Umsatz generieren, Arbeitsplätze schaffen und Steuern entrichten.

Auch Anlagen in grössere Banken Im Finanzsektor, dem traditionellen Vorreiter unter unseren Anlagethemen, haben wir 2012 unser Investitionsspektrum auf grössere Banken ausgeweitet, die Finanzierungslösungen für kleine und mittelgrosse Unternehmen anbieten. Die 270 Unternehmen, die via direkte Investitionen von responsAbility finanziert wurden, generierten dadurch mit USD 8,4 Milliarden auch wesentlich höhere Gesamterträge als noch 2011. Gleichzeitig erzielten diese wachsenden Unternehmen Gewinne von USD 974 Millionen und lieferten mehr als USD 363 Millionen an Steuern ab.

Kennzahlen der von responsAbility direkt finanzierten Unternehmen (per 31.12.)

2012 Unternehmen

2011

Veränderung

270

246

10%

Umsatz (USD Mio.)

8’397

5’712

47%

Steuern (USD Mio.)

363

328

11%

Gewinn (USD Mio.)

974

876

11%

Mitarbeitende (Tausend)

146

133

10%

Weibliche Mitarbeitende

44%

44%

0%


146’000 Arbeitsplätze

Geschärfte Positionierung

Die Schaffung von Arbeitsplätzen trägt erheblich zur wirtschaftlichen Entwicklung von Schwellenländern bei; dies umso mehr, als kleinste, kleine und mittelgrosse Unternehmen das Rückgrat vieler Volkswirtschaften bilden. Die von responsAbility finanzierten Unternehmen beschäftigten per 31.12.2012 über 146’000 Menschen, wobei nahezu die Hälfte dieser Stellen von Frauen besetzt war.

responsAbility ist im Bereich von entwicklungsrelevanten Investitionen tätig, einem Markt, der als solcher bisher keine klar definierte und bekannte Grösse darstellt. Vor allem bei der Abgrenzung zur Philantropie, sprich Spenden, herrscht Verwirrung.

Weiterentwicklung auch responsAbility intern Unternehmensintern hat sich responsAbility auch 2012 auf Effizienz und Optimierung in den Abläufen konzentriert. Das Resultat ist eine markante Weiterentwicklung der Investmentanalyse- und Entscheidungsprozesse wie auch eine grössere Integration im IT-Bereich, wo unter anderem die bisherige Kundendatenbank-Software ersetzt wurde. Auch im Bereich Research haben wir 2012 weiter investiert. Unser Team von Ökonomen unterstützt unsere Investitionsspezialisten durch konstantes Monitoring der verschiedenen Länderrisiken. Diverse von respons­Ability Research erstellte Hintergrundstudien zur Entwicklung unseres Marktes im Allgemeinen sichern responsAbility eine Vordenkerrolle auf dem Gebiet von entwicklungsrelevanten Anlagen.

Das Wortpaar «Social Investments», zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Publikation noch Teil unseres offiziellen Firmennamens, wird inzwischen auch von zahlreichen Akteuren aus investitionsfernen Bereichen verwendet. Das hat uns dazu bewogen, uns von diesem Begriff als Bezeichnung unserer Tätigkeit zu verabschieden und unsere Positionierung vor allem gegenüber Investoren weiter zu schärfen. Neu stellen wir kon­krete Aussagen zu unseren Anlagethemen (Finanz-, Agrar-, Gesundheits-, Energie- und Bildungssektor) mit Bezug auf deren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen in den Vordergrund unserer Argumentation.

Ein effizientes und motiviertes Team 2012 hat responsAbility den 100. Mitarbeitenden willkommen geheissen. Die Anzahl Vollzeitstellen hat diese Marke jedoch noch nicht erreicht, sie lag per Ende 2012 bei 89, ein Plus von 12 Stellen gegenüber 2011. Insbesondere auch die regionalen Vertretungen sind nun für die Bewältigung steigender Volumina in diversen Themenfeldern und immer mehr Ländern breiter aufgestellt.

2012 wurde erstmals in der Firmengeschichte in Zusammenarbeit mit einem externen Unternehmen eine weltweite strukturierte Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Das Ziel war es, den Führungskräften zu ermöglichen, die eigene Führungsleistung kritisch zu hinterfragen und zu verbessern. Da die Resultate vor allem im Vergleich mit Vorjahren ihre Aussagekraft erhalten, wird die Befragung 2013 wiederholt.

Ausblick für 2013 Im Frühjahr 2013 steht das 10-Jahr-Firmenjubiläum an. Dank der steigenden Nachfrage nach entwicklungsrelevanten Anlagelösungen einerseits und nach Finanzierung für aufstrebende, nicht notierte Unternehmen in Entwicklungsländern andererseits, stehen die Zeichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung für responsAbility sehr günstig. Im Jubiläumsjahr werden wir unseren Unternehmensauftritt weiter der geschärften Ausrichtung unserer Anlagetätigkeit anpassen und unter anderem einen neuen Internetauftritt lancieren. Daneben sind weitere Verbesserungen der IT-Infrastruktur geplant. Mit einem hundertköpfigen Team aus motivierten, gut ausgebildeten Mitarbeitenden sind wir auch im zweiten Jahrzehnt der Unternehmensgeschichte von responsAbility bestens aufgestellt, um wertvolle neue Perspektiven für all unsere Anspruchsgruppen zu schaffen.

Im letzten Jahr konnte der Anteil an Mitarbeitenden mit langjähriger relevanter Berufserfahrung gezielt erhöht werden – in einer jungen Industrie ein wichtiger Schritt. Ebenfalls haben interne Stellenwechsel zum Zweck einer beruflichen wie persönlichen Weiterentwicklung zugenommen.

responsAbility Jahresbericht 2012

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Investitionsthema

Finanzsektor

Die Finanzsektorentwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern ist eine wichtige Grundlage für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt. Damit dies gelingt, müssen regulierte, lokale Finanzdienstleister ein umfassendes Angebot an essenziellen Produkten und Dienstleistungen für einkommensschwache Kunden zur Verfügung stellen. responsAbility bietet diesen Finanzunternehmen sowohl Fremdals auch Eigenkapitalfinanzierung.

USD 6 Milliarden

20%

6,2%

weltweites Volumen von Mikrofinanzanlagen (rund 100 verschiedene Fonds)

Wachstum des globalen Mikrofinanzsektors im 2012

geschätztes Wirtschaftswachstum der 15 wichtigsten Mikrofinanzmärkte für 2013 (2012 +4,7%)

Nummer 1

20 Millionen

96%

responsAbility ist der weltweit grösste Verwalter von Mikrofinanzanlagen und investiert bereits seit zehn Jahren in Mikrofinanzinstitutionen.

Kreditnehmer und 23 Millionen Sparkonten-Kunden profitieren von den Investitionen durch responsAbility.

Rückzahlungsquote bei den ausstehenden Mikrofinanzkrediten im 2012

Mikrofinanz schafft Zugang zu bedürfnisgerechten Finanzdienstleistungen für Kleinunternehmen und Haushalte: hier bei Mibanco in Lima, Peru. 10 responsAbility Jahresbericht 2012


Hattha Kaksekar Limited: Finanzdienstleistungen für einkommensschwache Haushalte in Kambodscha

Kambodscha ist eine der dynamischsten Volkswirtschaften in Südostasien – die Wirtschaft ist über die letzten zehn Jahre durchschnittlich um 5,4% pro Jahr gewachsen. Im Jahr 2012 erreichte die Wachstumsrate 7,3%, allerdings ausgehend von einem noch sehr niedrigen Pro-Kopf-Einkommen von USD 1’080 im Jahr. Im wachsenden Finanzsektor konzentrieren sich die Geschäftsbanken fast ausschliesslich auf wohlhabendere Kunden und Grossunternehmen in den Städten. Kleinst-, Klein- und mittelgrosse Unternehmen sowie ärmere Haushalte – insbesondere in ländlichen Regionen – blieben für lange Zeit unterversorgt.

Ein starker Mikrofinanzsektor Um diese Lücke zu schliessen, hat sich in Kambodscha im Laufe der letzten zehn Jahre ein starker Mikrofinanzsektor entwickelt. Heute haben rund 1,3 von 14 Millionen Einwohnern Zugang zu Mikrofinanzdienstleistungen – bislang hauptsächlich in Form von Kleinkrediten, die ihnen neue Chancen für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt eröffnen. Eine dieser Mikrofinanzbanken ist Hattha Kaksekar Limited (HKL). Mit einem Kreditportfolio von mehr als USD 100 Millionen und 75’000 Kunden ist HKL der viertgrösste Finanzdienstleister dieser Art in Kambodscha. HKL beschäftigt mehr als 1’300 Mitarbeitende und verfügt über ein Netzwerk von 122 Filialen im ganzen Land. Über viele Jahre haben verschiedene Fonds von responsAbility das Wachstum von HKL vorangetrieben.

Einführung von Sparprodukten Ende 2011 hat sich responsAbility über einen seiner Fonds auch am Eigenkapital der Gesellschaft beteiligt. Seitdem arbeitet responsAbility im Verwaltungsrat von HKL gemeinsam mit dem Management intensiv

an der Weiterentwicklung des Geschäfts. So wurde im Jahr 2012 ein besonderer Fokus auf die Einführung neuer Sparprodukte und die dazu erforderliche Risikomanagement-Infrastruktur gelegt. Als Resultat davon hat sich die Zahl der Sparkonten von 75’000 auf 108’000 und die Summe der verwalteten Spareinlagen von USD 16 auf 44 Millionen erhöht. Die Möglichkeit, Erspartes sicher, zugänglich und dazu noch ertragreich zu verwahren, ist für viele Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern eine äusserst wertvolle Finanzdienstleistung. Im Fall von HKL kommt hinzu, dass Spareinlagen auch eine lokale und kosteneffiziente Refinanzierungsquelle für das wachsende Kreditportfolio der Bank sind. Durch eine nachhaltige Finanzsektorentwicklung, die auf die Bedürfnisse breiterer Bevölkerungsschichten in aufstrebenden Märkten ausgerichtet ist, kann somit gleich auf zwei Ebenen Mehrwert geschaffen werden: bei der wirtschaftlichen Entwicklung und beim gesellschaftlichen Fortschritt.

Schritt zur Geschäftsbank Im Jahr 2012 hat HKL wie auch schon in den Vorjahren gute Ergebnisse erzielt. Das Unternehmen plant für die kommenden Jahre die Umwandlung von einer Mikrofinanzbank zu einer lizenzierten Geschäftsbank, um seine Kunden mit einer noch breiteren Palette von Dienstleistungen, einschliesslich internationaler Banküberweisungen, zu versorgen. Mit der steigenden landesweiten Abdeckung durch Mobiltelefone sollen zudem essenzielle Bankdienstleistungen auch über diesen Kanal ermöglicht werden – ein Angebot, das sich bereits in Afrika südlich der Sahara bewährt hat und dort ärmeren Haushalten und Mikrounternehmern erfolgreich neue Perspektiven eröffnet.

Sparguthaben sicher und ertragreich verwahrt – eine wertvolle Finanzdienstleistung.

Mit 122 Filialen im ganzen Land bedient HKL Kunden in ganz Kambodscha.

Kennzahlen für HKL (per 31.12.2012)

Anzahl Mitarbeitender Anzahl Filialen

1’335 122

Kreditportfolio (USD Mio.) Anzahl Kreditnehmer

103 75’000

Verwaltete Spareinlagen (USD Mio.) Anzahl Sparkonten

44 108’000

Durch responsAbility finanziert seit

2006

responsAbility als Aktionär seit

2011

Weiterführende Lektüre zum Mikrofinanzmarkt im Allgemeinen unter www.responsAbility.com/microfinance/de responsAbility Jahresbericht 2012

11


Investitionsthema Finanzsektor

Finanzielle und entwicklungsrelevante Resultate

In den letzten zehn Jahren hat eine stetig wachsende Zahl von Anlegern in Mikro­ finanz investiert. Das weltweite Volumen dieser Anlagen beträgt rund USD 6 Milliarden und wird von 100 verschiedenen Fonds verwaltet. Diese Fonds refinanzieren in Schwellen- und Entwicklungsländern beheimatete Mikrofinanzinstitutionen (MFI), die Kleinunternehmen und Haushalten Zugang zu bedürfnisgerechten essenziellen Finanzdienstleistungen wie beispielsweise Krediten ermöglichen. Da Kapital in einkommensschwachen Haushalten äusserst knapp ist, können Mikrounternehmer mit Hilfe solcher Darlehen hohe Renditen erwirtschaften. Diese garantieren ihnen eine grössere finanzielle Unabhängigkeit und damit bessere wirtschaftliche und gesellschaftliche Perspektiven. Die Höhe der Mikrokredite variiert mit dem Wohlstandsniveau: In Indien bewegen sie sich in der Grössenordnung von USD 50 bis 200, während auf dem Balkan Kredite in der Höhe von USD 1’000 bis 5’000 üblich sind.

Im Jahr 2012 tätigte responsAbility neue Investitionen im Bereich Mikrofinanz von USD 590 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Plus von 40%. Das Volumen verteilte sich auf 498 Transaktionen mit 125 MFI. Die durchschnittliche Laufzeit einer Refinanzierung betrug 29,3 Monate. Die Investitionen erfolgten in einem mit dem Vorjahr vergleichbaren Währungsmix. Der Anteil von Finanzierungen, die nicht in US-Dollar oder Euro denominiert waren, erhöhte sich leicht auf 22%.

Organisches Wachstum von 19% Ein über die Zeit konstant gehaltenes Kernportfolio von Unternehmen erlaubt es, Trends über die Zeit abzulesen. Das Kernportfolio von responsAbility umfasst 96 MFI, die responsAbility seit mindestens zehn Quartalen in Folge finanziert. Innerhalb dieses Kernportfolios wuchs das Volumen an Investitionen um 19% und schrieb damit einen geradlinigen Wachstumstrend fort. Betrachtet man die gesamten Aktiva der MFI, so betrug die Zunahme 17%.

Mikrofinanz in 62 Ländern responsAbility ist der weltweit grösste private Verwalter von Mikrofinanzanlagen und investiert seit zehn Jahren in MFI. Per Ende 2012 war responsAbility mit einem Anlagevolumen von USD 1,1 Milliarden in 238 MFI in 62 verschiedenen Ländern investiert. Per Ende 2011 hatte das Anlagevolumen in Mikrofinanz noch USD 794 Millionen betragen. Somit resultierte in diesem Zeitraum ein Wachstum an Anlagegeldern von 41%. Diese wurden unter anderem in einer Reihe neuer Länder investiert – beispielsweise in Guatemala, der Elfenbeinküste, Polen, der Ukraine und China. Insgesamt stiessen 23 neue MFI zu den von responsAbility finanzierten Unternehmen.

12 responsAbility Jahresbericht 2012

Die Zahl der Kreditkunden der Portfolio-MFI wuchs innert Jahresfrist um 15%. Trotz zweistelliger Wachstumsraten blieben die Risiken überschaubar: Wie im Vorjahr wurden durchschnittlich 98,6% der in den Büchern der 96 MFI befindlichen Kredite zurückbezahlt oder refinanziert. Die über das Gesamtjahr 2012 abgeschriebenen Kredite betrugen kumuliert lediglich 1,4%.

20 Millionen Kreditnehmer Während responsAbility im Laufe des Jahres 2012 ihr Portfolio mit Investitionen in neue MFI oder Länder diversifiziert hat, sind auch die unterliegenden Portfoliofirmen gewachsen und gereift. Die im responsAbility Anlageportfolio vertretenen MFI weisen ausstehende Finanzierungen in Höhe von USD 33,9 Milliarden auf. Von diesem Betrag erhalten 20 Millionen Kunden ihre Kredite. Mit einem Anteil von 76% geht ein Grossteil an Einzelpersonen. Diese Art der Kreditvergabe hat den Vorteil, dass sie individueller an den Kunden angepasst werden kann. Aber auch Darlehen an kleine und grössere Gruppen machen mit 14% bzw. 10% der Gesamtsumme einen nach wie vor substanziellen Bestandteil aus.

Regionale Unterschiede Regional unterscheidet sich die Kreditvergabe stark. Während in Zentralamerika sowie in Süd- und Ostasien fast die Hälfte aller Kredite an Gruppen vergeben wird, sind im Portfolio der osteuropäischen MFI beinahe nur Individualkredite zu finden. Der Handel repräsentiert mit Abstand den wichtigsten Wirtschaftssektor für Mikrofinanzkunden, gefolgt von Landwirtschaft und Dienstleistungen. Um zu einer breiten und nachhaltigen Finanzsektorentwicklung beizutragen, ist es unerlässlich, dass Mikrofinanz auch ausserhalb von Städten oder grösseren

Entwicklung der finanzierten Unternehmen im Finanzsektor (per 31.12.)

Anlagevolumen (USD Mio.) Anzahl MFI Anzahl Länder Neue Investitionen (USD Mio.)

2012

2011

1’120

794

Veränderung 41%

238

215

11%

62

57

9%

590

420

40%

Anzahl Transaktionen

498

351

42%

Durchschnittliche Laufzeit einer Transaktion (Monate)

29,3

29,2

0,3%

Anteil Finanzierung in Lokalwährungen (ausser USD und EUR)

22%

18%

+ 4%-Punkte


Ballungszentren verbreitet ist. Dies ist in unserem Portfolio gegeben. Personen aus ländlichen Gegenden machen 52% aller Kreditnehmer aus. Ausserdem sind 75% der Personen, die einen Kredit zugesprochen bekommen, Frauen.

Entwicklungsrelevante Indikatoren für das MFI-Kernportfolio (per 31.12.)

2012

2011

Anzahl Kreditnehmer (Mio.)

20,0

16,8

Veränderung 19%

Anzahl Kunden mit Sparkonten (Mio.)

22,4

17,6

27%

Ausstehendes Kreditportfolio der MFI (USD Mrd.)

33,9

23,5

44%

Von MFI verwaltete Kundensparguthaben (USD Mrd.)

26,6

17,9

49%

Durchschnittlicher Kredit (USD)

1’693

1’400

21%

Wichtige Spareinlagen

Durchschnittliches Sparguthaben (USD)

1’189

1’014

17%

138

118

16%

Wichtig für eine nachhaltige Finanzmarktentwicklung ist die Ausweitung der Produktpalette einer MFI. Dazu gehört unter anderem die Einführung eines Angebots für Spareinlagen. Um überhaupt Spareinlagen anbieten zu können, muss eine MFI einen gewissen Reifegrad erreicht haben und der Regulierung durch die Zentralbank unterstellt sein.

Anteil der Mikrofinanzkunden mit Wohnort auf dem Land

52%

50%

+ 2%-Punkte

Anteil weiblicher Mikrofinanzkunden

75%

73%

+ 2%-Punkte

Anzahl Mitarbeitender der MFI (Tausend)

Über zwei Drittel der MFI im Portfolio von responsAbility genügen einer solchen Anforderung, und beinahe 40% haben eine Lizenz für die Annahme von Spareinlagen. Dies bedeutet, dass die von responsAbility refinanzierten MFI über 22 Millionen Menschen das Sparen ermöglichen. Dies sind fast fünf Millionen Sparer mehr als noch im Jahr 2011.

Renditen im Zielbereich Wie schon in den vergangenen Jahren haben sich unsere Anlageprodukte auch 2012 im Rahmen unserer langfristigen Zielrenditen entwickelt. Fremdkapitalanlagen im Bereich Mikrofinanz rentierten 2012 in US-Dollar durchschnittlich mit 3,9%, wobei die Performance eines einzelnen Jahres nur begrenzt aussagekräftig ist. Wichtiger ist, dass sich das Ergebnis trotz weltweit sehr tiefer Zinsen innerhalb unseres langfristigen Zielkorridors von 3 bis 5% befindet.

Messung der Entwicklungsrelevanz Viele der Eigenschaften unserer Portfolio-­MFI werden mittels des responsAbility Development Effectiveness Ratings (rADER) quantitativ erhoben und dargestellt. Das rADER bewertet die Unternehmen aufgrund der Faktoren Reichweite, Empowerment, Armut im Tätigkeitsgebiet, Zugang zu Finanzdienstleistungen und Effizienz.

Mikrofinanzkunden nach Profil Grössere Gruppen 10% Kleinere Gruppen 14%

Einzelpersonen 76%

Die Auswertung der Portfolio-MFI ergibt einen durchschnittlichen Wert von 2,97, wobei ein Wert von 1 «geringe Entwicklungsrelevanz» und ein Wert von 5 «hohe Entwicklungsrelevanz» bedeutet. Wie auch schon im Jahr zuvor weist das Kriterium «Zugang zu Finanzdienstleistungen» mit 2,08 den tiefsten Wert auf. Wir erwarten, dass dieses Niveau im Laufe der nächsten Jahre aufgrund der fortschreitenden Formalisierung und des höheren Anteils an Spareinlagen bei MFI kontinuierlich zunehmen wird (siehe Seite 31).

Wichtigste Investitionsländer im Finanzsektor (Investitionen in USD Mio. per 31.12.2012)

Peru Aserbaidschan Kambodscha Georgien Armenien Indien Ecuador Mongolei Russland Kirgisistan Kenia Bosnien-Herzegowina 0

20

40

60

80

100

responsAbility Jahresbericht 2012

120

13


Investitionsthema

Agrarsektor

Der Agrarsektor ist vor allem in Entwicklungsländern von zentraler wirtschaftlicher Bedeutung. Investitionen in Produzenten- und Handelsorganisationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen das Wachstum einer ökonomisch wie ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft. responsAbility bietet Unternehmen im Bereich Fair Trade sowohl kurzfristige Exportvorfinanzierung, um saisonale Liquiditätsengpässe zu überbrücken und höhere Umsätze zu erzielen, als auch langfristige Finanzierung für Ausbauprojekte zur Steigerung von Produktqualität und Ertrag.

14 responsAbility Jahresbericht 2012

1,3 Milliarden Menschen sind weltweit in der Landwirtschaft beschäftigt, 1,2 Millionen davon im Bereich Fair Trade.

75% der Bevölkerung in Ostafrika leben von der Landwirtschaft.

60-mal tiefer als in den Industriestaaten ist die Produktivität des Agrarsektors in Ostafrika.

48% beträgt der Beitrag der Landwirtschaft zum BIP in Äthiopien; in der Schweiz beträgt er 1%.


Manuel Jesús Díaz Estela trägt Plastikpantoffeln. Geübt steigt er den steilen Bergpfad hinauf zu seinem Kaffeefeld. Der Boden ist schlammig und rutschig – es hat viel geregnet in letzter Zeit. Manuel kümmert das nicht. Seinen täglichen Arbeitsweg bewältigt er in einer knappen Stunde. Oben angekommen, untersucht er seine Kaffeepflanzen. Die Früchte reifen. Er pflückt die roten Kirschen, lässt die grünen zurück. Was er erntet, sammelt er unter einem Wellblechdach. Hier beginnt er mit der Nassaufbereitung: Eine neu erschlossene Wasserleitung bringt frisches Quellwasser in eine Art überdimensioniertes Waschbecken.

Die Kirschen werden vorgereinigt und dann «entpulpt». Eine von Hand betriebene Maschine entfernt die Fruchthaut und die Pulpe, das Pergamenthäutchen und daran anhaftender Schleim bleiben an den Kaffeebohnen. Auch der nächste Verarbeitungsschritt findet hier oben statt: die Gärung oder Fermentation, während derer der Schleim verflüssigt wird. Nach 12 bis 36 Stunden werden die Bohnen dann wieder gewaschen und zum Trocknen ausgebreitet. Dieses Produkt leert Manuel in grosse Säcke, lädt sie auf sein Maultier und macht sich auf den Heimweg zurück ins Tal.

Gleichberechtigung laut Statuten Aber nicht nur Kaffee, auch Kakao hat seit jener Zeit die Kokasträucher von grossen Anbauflächen vertrieben. So etwa in Bucacaca, wo wie an jedem ersten Montag im Monat rund zwanzig Socios, Genossenschafterinnen und Genossenschafter von Acopagro, einer grossen Kooperative in der Region von Juanjuí, in einem Kreis vor ihrem Geschäftslokal sitzen und diskutieren.

Bescheidener Wohlstand dank Kaffee Manuel baut seit rund 15 Jahren Kaffee an. Seine 3,5 Hektar Anbaufläche ermöglichen ihm, seiner Frau und seinen vier Kindern ein Auskommen, ja bescheidenen Wohlstand. Im Wohnraum läuft ein Fernsehgerät, in der Garage steht ein nagelneuer, roter Pick-up amerikanischer Bauart, und die Kinder legen den Schulweg nicht wie früher in einer guten Stunde zu Fuss zurück, sondern besteigen ein täglich zu diesem Zweck bestelltes Motocar, ein Motorradtaxi.

Bucacaca, März 2013: Die Genossenschafter von Acopagro treffen sich zur Besprechung.

Manuel ist einer von tausend Kaffee-Kleinproduzenten in der Region Lamas am Rande der peruanischen Anden, die sich in der Kooperative Oro Verde zusammengeschlossen haben. Gegründet wurde Oro Verde 1999, zu einer Zeit, als der illegale Koka-Anbau die peruanische Amazonas-­ Region fest im Griff hatte. David Contreras Monjaráz unterstützt die Bauern bei der Qualitätssicherung.

Seit 15 Jahren Kaffeebauer und zu bescheidenem Wohlstand gekommen: Manuel Jesús Díaz Estela, Mitglied der Kooperative Oro Verde in Peru.

Förmlich geht es zu und her bei diesem Treffen von Kakaoproduzenten. Jeder Sprecher erhebt sich und begrüsst die gesamte Runde, ehe er zur Sache kommt. Das ist eine der Regeln, die die Genossenschafter für den Umgang untereinander aufgestellt haben, erklärt David Contreras Monjaráz, Lebensmittelingenieur und Leiter responsAbility Jahresbericht 2012

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Heute steht in der «Feldschule» die richtige Baumschnitt-Technik auf dem Programm.

Qualitätskontrolle bei Acopagro. Mitmachen. Pünktlich sein. Und Respekt zeigen. Auch die Gleichstellung von Mann und Frau ist von der Gemeinschaft her geregelt. «Früher hatten wir Frauen hier nichts zu sagen», erklärt eine Genossenschafterin. «Jetzt haben wir in der Kooperative das gleiche Stimmrecht wie unsere Männer, und das hat auch bei uns daheim viel bewirkt.»

Gonzalo Ríos, Geschäftsführer von Acopagro: «Als ich hier anfing, litten die Leute Hunger.» 16 responsAbility Jahresbericht 2012

Einmal pro Monat in die «Feldschule» Heute steht eine weitere Unterrichtsstunde in der «Feldschule» auf dem Programm, einer monatlichen Weiterbildungsveranstaltung für alle Mitglieder der Genossenschaft. Miguel Ángel Trujillo Valderrama, Agraringenieur und von Acopagro finanziert, begleitet die Gruppe Socios auf eine der Kakao-­Anbauflächen. Der Weg dahin führt mit Kanus über Flüsse und durch den Wald, wo Kakaobäume in buntem Durcheinander neben Bananenstauden, Orangenbäumen oder Kokospalmen wachsen. So hätten die Flächen der Acopagro-Bauern früher auch ausgesehen, erklärt David. Aber die Genossenschaft investiert laufend in die Weiterbildung ihrer Mitglieder, um die rein biologischen Anbaumethoden technisch zu verbessern und die Erträge zu steigern. Seit Anfang Jahr läuft die «Feldschule», Miguel ist inzwischen zum dritten Mal hier und wird von den Socios erfreut begrüsst. Sie schätzen die Chance, dazuzulernen. «Das Verhältnis von Licht und Schatten ist zentral», erklärt der Agraringenieur. «Schatten ist wichtig. Zu viel davon nimmt den Kakaopflanzen aber die Produktivität.

Wir zielen auf 36 schattenspendende Bäume pro Hektar ab – die Zahl hat sich in Versuchen, die wir seit vier Jahren durchführen, als ideal herausgestellt.» Auch beim Dünger – Guano, Mineralien – kommt es auf das Wie und Wann an. Zur falschen Zeit ausgebracht, wird der wertvolle Dünger etwa bei den häufigen Überschwemmungen einfach weggewaschen. Das Ziel ist eine Produktivität, die den Kleinbauern das wirtschaftliche Überleben sichern soll. Seit 1997 hat sich der Ertrag pro Hektar denn auch mehr als verdoppelt, bis 2015 will Acopagro ihn verdreifachen.

Weiterbildung statt Nahrungsmittelhilfe «Auf diesem Gebiet ist bereits vieles erreicht», erzählt Gonzalo Ríos, Geschäftsführer bei Acopagro seit Gründung der Genossenschaft 1997. Damals wurde er von den Vereinten Nationen eingestellt, um die Bauern dabei zu unterstützen, von Koka- auf Kakao-Anbau umzustellen. Begonnen hat Acopagro mit 26 Mitgliedern und einem Umsatz von USD 50’000. 2013 sind es 2’000 Mitglieder und USD 10 Millionen Umsatz. Aus den 300 Hektaren,


welche die UNO einst mit Kakao bepflanzt hat, sind heute 30’000 geworden – das allein erachtet Gonzalo Ríos schon als Leistungsausweis. «Der Kakao hat den Bauern erlaubt, aus ihrer extremen Armut auszubrechen», erklärt Gonzalo Ríos. «Als ich hier in Juanjuí anfing, litten die Leute Hunger und konnten ihre Familien nicht versorgen. Sie hatten keinen Zugang zu Bildung. In den Anfangsjahren hat Acopagro seine Mitglieder in erster Linie mit Tieren oder Nahrungsmitteln unterstützt. Das ist heute nicht mehr nötig. Jetzt geht es mehrheitlich um Weiterbildung in Bezug auf Kultivierungsmethoden, Umweltschutzmethoden wie Wiederaufforstung, höhere Erträge und bessere Qualität.»

Auf dem Weltmarkt mithalten Auf diesem Gebiet hat sich Acopagro ehrgeizige Ziele gesetzt. Gonzalo Ríos: «Wir sind heute der grösste Exporteur von BioKakao in Peru und können nicht einmal die gesamte Nachfrage nach unseren Produkten befriedigen. Trotzdem können wir uns nicht einfach auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir sind stetig an neuen Verbesserungen, sowohl beim Anbau als auch bei der Weiterverarbeitung.» Zu diesem Zweck investiert Acopagro nicht nur in das Know-how der Kakaobauern, sondern auch in Qualitätssteigerung und -kontrolle bei der Weiterverarbeitung. «Damit schaffen wir qualifizierte Arbeitsplätze für die nächste Generation und verhindern, dass die gut ausgebildeten Kinder unserer Genossenschafter der Landwirtschaft den Rücken kehren», betont Gonzalo Ríos.

Kaffee und Schokolade für Peru Ähnliche Ziele verfolgt auch Oro Verde, wo eine Vielzahl von jungen Mitarbeitenden eifrig am Werk ist. Neiser Quispe Cubas, Lebensmitteltechniker frisch ab Universität, ist selbst das Kind von Kaffeebauern aus dem Amazonas-Gebiet. «Ich liebe das Aroma

des Kaffees, von der Blüte bis hin zum Endprodukt», erklärt er. «Und ich bin froh, hier bei Oro Verde arbeiten zu können. Wir sind ein sehr junges Team, und hier haben wir die Chance, schon jetzt einen Beitrag zu leisten. Unser Ziel ist es, Kaffee und Kakao in Topqualität abzuliefern und gleichzeitig die wirtschaftliche und soziale Situation hier in der Region zu verbessern.» Sandro Aquino, Gründungsmitglied und seit drei Jahren Geschäftsführer von Oro Verde, liegt das Thema Qualität ebenfalls am Herzen. «Unsere Philosophie lautet: Wir verkaufen guten Kaffee – international, aber auch in Peru. Seit etwa sieben Jahren liefern wir unsere Produkte nicht mehr nur an Händler und Produzenten, sondern verkaufen auch direkt an Konsumenten – wie etwa hier, in unserem Café. Wir möchten das Café-Konzept – tropisch, peruanisch-indigen – auch anderswo duplizieren, in Peru, aber vielleicht auch international, und unsere

Nach der Ernte wird die Kakaofrucht geöffnet, und die im Fruchtfleisch sitzenden Kakaobohnen werden entfernt.

«Wir verkaufen guten Kaffee – das macht sich bezahlt.» Punkten und mehr. Qualität ist eine Grundvoraussetzung für Erfolg, und wir haben viel erreicht. Wo liegen die Gründe für diesen Erfolg? In Qualität muss man investieren. Wir führen jeden Morgen Schulungen durch und achten bei allen Verkostungen auf feine Nuancen. Das trägt Früchte.

Sandro Aquino, Geschäftsführer von Oro Verde, ist seit Gründung der Kooperative 1999 als Genossenschafter dabei. Seit drei Jahren arbeitet er an einer vermehrt kommerziellen Ausrichtung für das Unternehmen. responsAbility: Oro Verde gibt es seit 14 Jahren. Worauf sind Sie stolz? Sandro Aquino: Wir produzieren ausgezeichneten Kaffee – der hier in unserem Café verkaufte Kaffee erreicht 85 von 100

Wie kann Oro Verde weiter wachsen? Auf allen Gebieten. Mit «Industria Oro Verde» produzieren wir Kaffee und Schokolade für den Heimmarkt und verkaufen unsere Produkte in einem kleinen Laden in Lamas. Diese Aktivität wollen wir weiter ausbauen. Aber auch unser Café-Konzept und unsere Aktivitäten für das Ökosystem machen sich bezahlt. Wir haben im Rahmen einer kontrollierten Wiederaufforstung 500’000 Bäume gepflanzt und bemühen uns jetzt um Zertifizierungen, etwa durch den Forest Stewardship Council (FSC). responsAbility Jahresbericht 2012

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Erzeugnisse vor allem auch der peruanischen Bevölkerung näherbringen, die traditionell keine grossen Kaffeetrinker und Schokoladenesser sind.»

Kakaoanbau als Touristenattraktion Selbst ausgebildet im Bereich Verkostung von Kaffee und Kakao, setzt Sandro Aquino auf laufende Qualitätsoptimierung. Die Kooperative organisiert jeden Morgen Schulungen. Wie bei Acopagro geht es sowohl um richtige Anbaumethoden wie die beste Art des Baumschnitts als auch um Weiterverarbeitungsthemen wie die Kakaofermentierung. «Wir arbeiten inzwischen mit Spezialkakaosorten. Hier schmeckt jede

Lieferung wieder einzigartig, und wir verarbeiten sie in unserer hauseigenen Schokoladenmanufaktur.» Sandro Aquinos Pläne gehen aber noch weiter: Neben der Vermarktung von Oro-Verde-Produkten an Verbraucher möchte er Kaffee- und Kakaoanbau auch als Touristenattraktion gestalten. «Wir bieten jetzt schon geführte Rundgänge durch Anbauflächen und unsere Fabrik an. Das Interesse ist gross», erklärt er dazu. Insgesamt geht das Rezept der Diversifizierung für Oro Verde auf. «Vor zehn Jahren hatten wir grosse Mühe, Finanzierung zu erhalten. Niemand hat an uns geglaubt», erklärt Sandro Aquino. «Heute können wir

uns aussuchen, mit wem wir zusammenarbeiten wollen. responsAbility schätzen wir wegen ihrer Flexibilität, Geschwindigkeit und der Zinssätze. Aber inzwischen diskutieren wir nicht mehr nur über Erntevorfinanzierung, sondern über längerfristige Investitionen, die uns zum nächsten Wachstumsschritt verhelfen sollen.»

Weiterführende Lektüre zum Thema Fair Trade unter www.responsAbility.com/fairtrade/de

Qualitätssicherung auch nach der Ernte: Kaffeebohnen werden an der Sonne getrocknet und vor etwaigen Regengüssen in Sicherheit gebracht. 18 responsAbility Jahresbericht 2012


Oro Verde und Acopagro: Zwei starke Zugpferde im Bereich Fair Trade in Peru

Oro Verde Die Kooperative Oro Verde mit Sitz in Lamas produziert, verarbeitet und vertreibt BioKaffee und -Kakao nach Fair-Trade-Grundsätzen. Die Produkte werden nach Nordamerika, Mitteleuropa und Korea verkauft. Die Genossenschaft bietet ihren Mitgliedern technische Unterstützung beim Anbau und der Weiterverarbeitung ihrer Produkte sowie Kleinkredite für den Kauf von Dünger oder die Einrichtung von Kaffeewaschanlagen auf ihren Grundstücken. Oro Verde zahlt auch die staatliche Krankenkassenprämie für alle Mitglieder. Oro Verde prüft jede Kaffeelieferung im Labor auf deren Qualität.

Die Kooperativen Acopagro und Oro Verde setzen bei der Produktion von Kakao und Kaffee auf Bio- und Fair-Trade-Zertifizierung und helfen ihren Mitgliedern, die strengen Auflagen der Zertifizierungsstellen zu erfüllen. Für diese Produkte erhalten die Produzenten zusätzlich zum Weltmarktpreis für Kaffee und Kakao spezielle Prämien. Der Fair-Trade-Mindestpreis garantiert ausserdem, dass die Bauern auch im Falle eines Preissturzes am Weltmarkt ihre Produkte zu einem festgesetzten Minimalbetrag absetzen können. Würden sie ihre Produkte an profitorientierte Zwischenhändler verkaufen, fiele ihr Einkommen deutlich tiefer aus, da Zwischenhändler generell nur einen Teil des Weltmarktpreises zahlen und den Rest als Marge zurückbehalten.

Acopagro Die Anfänge von Acopagro mit Sitz in Juanjuí gehen bis 1992 zurück, als die Vereinten Nationen der lokalen Bevölkerung durch die Kultivierung von Kakao eine Alternative zum Koka-Anbau erschliessen wollten. Sie unterstützten die Bauern mit technischer Beratung, Krediten, Vermarktung und durch Hilfe bei der Gründung von genossenschaftlichen Strukturen. 1997 entstand Acopagro mit 27 Mitgliedern mit dem Ziel, den erzeugten

Bio-Kakao zu vermarkten und Einkünfte und Lebensbedingungen der Mitglieder zu verbessern. Heute zählt Acopagro rund 2’000 Mitglieder. Die Kooperative hat in den letzten Jahren rund 6’000 neue Kakao-Anbauflächen in der Region erschlossen. Auch die Exporte sind von 86 Tonnen im Jahr 1997 auf über 3’500 Tonnen im Jahr 2012 gewachsen. Acopagro ist damit der grösste Exporteur von Bio-Kakao in Peru. Die Genossenschaft bietet ihren Mitgliedern neben fairen Preisen, zusätzlichen Prämien und Dividendenauszahlungen auch technische Beratung und Erntevorfinanzierung in Form von Krediten. Seit 2011 produziert Acopagro neben Kakao auch Bio-Kokosraspel, da nahezu alle Mitglieder auch Kokospalmen besitzen.

1999 mit 56 Mitgliedern gegründet, besteht Oro Verde heute aus 1’080 kleinbäuerlichen Betrieben mit durchschnittlich 2,5 Hektar Anbaufläche. 700 von ihnen bauen Kaffee an, 300 Kakao. 2012 verkaufte Oro Verde über 1’000 Tonnen Kaffee und 220 Tonnen Kakao, für 2013 rechnet das Unternehmen mit einer Verkaufssteigerung um insgesamt 10%. Oro Verde hat eben in eine neue, moderne Kaffeeverarbeitungsanlage investiert. Das Industrieunternehmen Oro Verde SAC verarbeitet, verpackt und vermarktet unter anderem gerösteten und gemahlenen Kaffee und Schokolade für den peruanischen Heimmarkt. responsAbility investiert seit 2008 in Acopagro und Oro Verde und bietet in erster Linie Exportvorfinanzierung an.

Preise für Kakao im Vergleich

Preise für Kaffee im Vergleich

(USD pro Tonne)

(USD pro Pfund)

4’000

3,0

3’500

2,5

3’000 2,0

2’500 2’000

1,5

1’500

1,0

1’000 0,5

500 0

2010 Weltmarkt

2011 Acopagro

2012

0

2010 Weltmarkt

2011

2012

Oro Verde

responsAbility Jahresbericht 2012

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Investitionsthema Agrarsektor

Finanzielle und entwicklungsrelevante Resultate

responsAbility finanziert Produzenten- und Handelsorganisationen entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Diese Finanzierungen ermöglichen es Kooperativen und Handelshäusern, Produzenten einen fairen Preis für nachhaltig produzierte Agrarrohstoffe zu zahlen und die Produkte auf dem Weltmarkt abzusetzen. Obwohl responsAbility bereits seit Jahren in nachhaltige Landwirtschaft inves­­­tiert, hat die Lancierung eines speziellen Fonds im Jahr 2011 den Ausbau unserer Anlageaktivitäten in diesem Sektor massiv beschleunigt.

Rohstoffpreise unter Druck Dieser Ausbau erfolgte vor dem Hintergrund einer für Rohstoffe allgemein schwierigen Situation. Der CRB-Index (eine gebräuchliche Benchmark für die Gesamtperformance im Rohstoffbereich) nahm 2012 um 5% ab; der Preis für Arabica-Kaffee fiel von USD 2,26 pro Pfund im Januar 2012 auf USD 1,44 pro Pfund per Jahresende, was einem Rückgang von 36% entspricht. Im Fall von Arabica-Kaffee waren die Auslöser die hohen Liefervolumen, die weltweite makroökonomische Unsicherheit sowie eine Erholung des US-Dollars gegenüber dem brasilianischen Real. Auch die Preise von Zucker, Nüssen und vielen anderen Produkten gingen im Laufe des Jahres zurück. Einzig der Kakaopreis stieg um rund 4% an. Wichtigste Investitionsländer im Agrarsektor (Investitionen in USD Mio. per 31.12.2012)

Costa Rica Peru Paraguay Honduras Malaysia Sri Lanka Ecuador Elfenbeinküste Türkei Ruanda Ghana Brasilien 0

5

10

20 responsAbility Jahresbericht 2012

15

20

Entwicklung der finanzierten Unternehmen im Agrarsektor (per 31.12.)

2012

2011

Veränderung

Agrarinvestitionen (USD Mio.)

80,6

50,7

59%

Ausstehender Betrag per 31.12. (USD Mio.)

55,3

33,1

61%

Direkt finanzierte Unternehmen

66

46

43%

Länder mit direkt finanzierten Unternehmen

25

13

92%

Länder mit indirekt finanzierten Unternehmen

27

20

35%

Durchschnittliche Laufzeit der Finanzierungen (Monate)

9,5

6,1

54%

Diese Preisbewegungen haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig ein Mindestpreis für Fair-Trade-Produkte ist. Trotz dieser anspruchsvollen Marktsituation haben wir unsere Agrarinvestitionen im Jahr 2012 um 59% auf USD 80,6 Millionen gesteigert. Der per Jahresende ausstehende Betrag belief sich auf USD 53,3 Millionen, 61% mehr als im Dezember 2011. Die Anzahl der direkt finanzierten Unternehmen stieg um 43% auf 66. Zudem erhöhte sich die Anzahl Länder, in denen direkte Investitionen getätigt wurden, von 13 auf 25; diese umfassten erstmalige Fair-Trade-Investitionen in der Elfenbeinküste, Ghana, Indonesien, Kenia, Sri Lanka, Osttimor und Tunesien.

Diversifikation bei Rohstoffen Eine weitere Diversifikation erfolgte in Bezug auf die verschiedenen Rohstoffe, in die responsAbility investiert. Kaffee und Kakao machen zwar weiterhin den Grossteil unseres Agrargeschäfts aus, aber im Jahr 2012 haben wir weitere Bereiche wie Nüsse (Macadamia, Cashew), Früchte (Sultaninen, Aprikosen, Feigen, Orangensaft, Datteln), Kräuter und Gewürze (Eisenkraut, Pfeffer, Kokospalmzucker) und andere Agrarrohstoffe (Tee, Sojabohnen) und Getreidesorten für unsere Investitionen erschlossen. Diese Diversifikation verringert die saisonale Abhängigkeit der Investitionsströme weiter und eröffnet Kooperativen, die weniger bedeutende Produkte herstellen, den Zugang zu Finanzierung und zu internationalen Märkten.

Anteil von Investitionen pro Agrarrohstoff (per 31.12.2012) Trockenfrüchte 3,5% Tee 3,8% Pfeffer 3,8%

Andere 2,4%

Zucker 5,4% Orangensaft 8,4%

Kaffee 53,1%

Sesam 8,8%

Kakao 10,8%

Längerfristige Investitionen Ende 2012 begann responsAbility, längerfristige Investitionen im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft zu tätigen. Ein Grossteil der Investitionen betrifft weiterhin die Exportvorfinanzierung für Produzenten. In den letzten Monaten erfolgten aber auch längerfristige Finanzierungen für Produzenten und Händler, die qualitative und quantitative Verbesserungen und somit mehr Ertrag und eine höhere Beschäftigungsquote ermöglichen. Infolgedessen betrug im Jahr 2012 die gewichtete durchschnittliche Laufzeit der Fair-Trade-­Investitionen 9,5 Monate, was einer Zunahme von 54% gegenüber 2011 entspricht.


Entwicklungsrelevante Resultate – mehr Finanzierungen für Frauen Die Anzahl bäuerlicher Kleinbetriebe oder Mitarbeitender, die wie die von uns finanzierten Unternehmen von unseren Investitionen profitiert, verdoppelte sich von 107’534 auf insgesamt 216’321. Hinsichtlich der Umsatzanteile der Beteiligungsgesellschaften bedeutet dies, dass im Jahr 2012 die Finanzierungen durch responsAbility 31’666 Produzenten direkt zugutekamen, gegenüber 15’157 im Jahr 2011. Betrachtet man die Finanzierungen für Frauen, war dieser Anstieg sogar noch markanter. Die Anzahl der Finanzierungen für Frauen erhöhte sich von 18’280 auf 48’203. Das Niveau der Einbindung von Kleinbäuerinnen stieg absolut gesehen um 164% an; relativ gesehen, erhöhte sich das Niveau von 17 auf 22%. Die Anzahl der fest angestellten Mitarbeitenden der Beteiligungsgesellschaften nahm um 170% auf 4’240 zu. Auch der Anteil beschäftigter Frauen erhöhte sich von 25 auf 28%. Dies ist teilweise auf die höhere Diversifikation bei den finanzierten Unternehmen zurückzuführen: Organisationen wie Verarbeitungsbetriebe oder Händler haben einen tendenziell höheren Anteil an fest angestellten Mitarbeitenden als Kooperativen oder kleinbäuerliche Betriebe. Auch die Anzahl der weiblichen Mitarbeitenden ist in diesen Organisationen höher. Die zunehmende Anzahl an Menschen, deren Arbeitsstellen von durch uns finanzierten Unter-

nehmen abhängen, zeigt aber auch, dass unsere Investitionen dazu beitragen, Arbeitsplätze in zumeist wenig entwickelten ländlichen Gegenden zu schaffen.

Höhere Umsätze mit Fair-TradeProdukten Die Umsätze der responsAbility Beteiligungsgesellschaften mit Produkten, die durch Fair-Trade International (FLO) zertifiziert sind, erhöhten sich um 11,6% auf USD 32,2 Millionen. Trotz dieser Zunahme in absoluten Zahlen verringerte sich der Anteil an FLOzertifizierten und biologischen Produkten am gesamten Investitionsvolumen von 54 auf 40% bzw. von 37 auf 28%, während der Anteil anderweitig zertifizierter Produkte von 5 auf 13% zunahm. Diese Verschiebung erklärt sich durch die anhaltende Diversifikation des Portfolios von responsAbility: Viele Rohstoffe sind nicht durch FLO, wohl aber durch andere Zertifizierungen abgedeckt. Auch der Grad der regionalen Abdeckung durch FLO variiert beträchtlich und ist traditionell in Lateinamerika sehr hoch. Viele Kleinbauernkooperativen in Afrika oder Asien sind dagegen nicht FLO-zertifiziert, üben aber dennoch eine spürbar positive Wirkung auf die lokale Wirtschaft und den verbesserten Zugang zu Finanzierung und zu internationalen Märkten aus.

Entwicklungsrelevante Indikatoren für die von responsAbility finanzierten Fair-Trade-Kooperativen (per 31.12.)

Anzahl Mitglieder

2012

2011

Veränderung

216’321

107’534

101%

Anzahl weiblicher Mitglieder

48’203

18’280

164%

Anzahl erreichter Bauern

31’666

15’157

109%

Anzahl Mitarbeitender

4’240

1’568

170%

Anzahl weiblicher Mitarbeitender

1’168

390

199%

Bioproduktion in Prozent des Gesamtvolumens

28%

37%

- 9%-Punkte

Fair-Trade-Produktion in Prozent des Gesamtvolumens

40%

54%

- 16%-Punkte

Anderweitig zertifizierte Produktion in Prozent des Gesamtvolumens

13%

5%

+ 8%-Punkte

USD 18,9 Millionen an Sozialprämien Bei den durch responsAbility finanzierten FLO-zertifizierten Unternehmen erhöhten sich die Sozialprämien – ein fixer Betrag für Fair-Trade-Produkte, der direkt den Kooperativen rückvergütet wird für Gemeinschaftsprojekte, zusätzliche Zahlungen an die Mitglieder oder andere Investitionen in die Aktivitäten der Kooperative – von USD 12,2 Millionen auf insgesamt USD 18,9 Millionen. Verwendung der Prämien durch die Kooperativen 2012 (Gesamtsumme: USD 18,9 Mio.)

Gesundheit 3% Bildung/Weiterbildung 4%

Direktzahlungen an Bauern 38%

Andere soziale Projekte 4%

Technische Assistenz, Qualitätssteigerung, Zertifizierung 15%

Infrastruktur, Kapital oder Kooperative 36%

Was die Verwendung dieses Betrags betrifft, so beobachteten wir 2012 eine Abnahme der Direktzahlungen an die Produzenten von 50 auf 38% des Gesamtbetrags. Stattdessen erhöhte sich der für Infrastruktur und Governance verwendete Anteil von 23 auf 36%. Dies zeigt, dass nicht nur für Gemeinschaftsprojekte mehr Geld ausgegeben wurde, sondern auch für eine Stärkung der Kooperativen und eine Verbesserung im Bereich der Governance und Nachhaltigkeit. Diese Entwicklung mag teilweise auf den Rückgang der Rohstoffpreise im Jahr 2012 zurückzuführen sein. Viele Kooperativen dürften den strategischen Entscheid gefällt haben, mehr Mittel in der Kooperative zu belassen, um bei erneuter Volatilität im Rohstoffmarkt über eine angemessene Reserve zu verfügen.

responsAbility Jahresbericht 2012

21


Investitionsthema

Gesundheitssektor

Eine gute gesundheitliche Verfassung fördert produktives Arbeiten und Lernerfolg, zwei wichtige Faktoren für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Entwicklung. Krankheit hingegen ist sowohl Ursache für als auch Resultat von Armut. Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen in Entwicklungsländern wächst dank Bevölkerungswachstum und Kaufkraftzunahme rasant. Angesichts der allgemeinen Schwäche des Sektors tragen private Anbieter vermehrt zu einer nachhaltigen Entwicklung auf der Angebotsseite bei.

5–6% des BIP werden in Entwicklungsländern für das Gesundheitswesen aufgewendet, rund 11% in Industrieländern.

10 Krankenhausbetten stehen in Entwicklungsländern durchschnittlich für 10’000 Menschen zur Verfügung. In Europa sind es rund 60.

USD 25–30 Milliarden werden zwischen 2007 und 2016 in Subsahara-Afrika für neue Investitionen in das Gesundheitswesen benötigt.

Mehr als 50% der Gesundheitsausgaben in Entwicklungsländern werden privat finanziert, was für die Patienten eine grosse finanzielle Belastung darstellt.

Der sich verändernde Lebensstil und die alternde Bevölkerung führen zu einer stärkeren Nachfrage nach privaten Gesundheitsleistungen: ein Patient bei «Mi Doctorcito» in Lima, Peru. 22 responsAbility Jahresbericht 2012


Während der Bedarf an medizinischer Versorgung in Schwellenländern zunimmt, verfügen diese tendenziell über ein schwaches Gesundheitssystem. Diese Schwäche ist insbesondere auf die traditionell tiefe Finanzierungsquote zurückzuführen: Während Industrieländer rund 11% ihres Bruttoinlandprodukts für die öffentliche und private Gesundheitspflege ausgeben, betragen diese Ausgaben in den Schwellenländern rund 5 bis 6%. Der Grossteil dieser Ausgaben wird privat finanziert, was für die Patienten eine substanzielle finanzielle Belastung darstellt. In Mexiko beispielsweise werden fast 50% der gesamten Gesundheitsausgaben aus der eigenen Tasche bezahlt.

Alternde Bevölkerung

Die wichtigsten Teilsektoren der Gesundheitsbranche Dienstleister

Medizinaltechnik

Arzneimittel und Biotechnologie

Übrige

Krankenhäuser, Kliniken, Altersheime usw.

Medizinische Einrichtungen und Geräte, IT usw.

Arzneimittelforschung und -entwicklung, Herstellung und Marketing usw.

Finanzierungsstellen, Bildungsorganisationen usw.

für zusätzliches Kapital und marktwirtschaftliche Lösungen. In allen Teilsektoren der Gesundheitsbranche bestehen attraktive Wachstumschancen – von Medizinaltechnik und Arzneimitteln bis zu Gesundheitsdienstleistungen selbst. So gibt es immer mehr skalierbare und innovative Geschäftsmodelle, die das Angebot an Gesundheitsversorgung verbessern. Auch eine wachsende Anzahl Klinikgruppen trägt zu einer einheitlichen Grundversorgung oder Spezialdienstleistungen im zahn- oder augenärztlichen Bereich bei.

Neben den steigenden Einkommen in den Schwellenländern – die in der Regel mit höheren Gesundheitsausgaben der Haushalte einhergehen –, gibt es weitere Faktoren für die zunehmende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen, etwa die alternde Bevölkerung und ein sich verändernder Lebensstil. Gemäss den Vereinten Nationen werden bis 2050 zwei Milliarden Menschen älter als 60 Jahre sein, 50% von ihnen allein in Asien. Ausserdem führt die aus dem Wirtschaftswachstum resultierende Urbanisierung zu einer Verlagerung des aktiven Lebensstils hin zu sitzenden Tätigkeiten und einem höheren Konsum von Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln. Die Entwicklungsländer weisen bereits heute rund 80% aller weltweiten Todesfälle als Folge chronischer Krankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen aus. Gemäss der International Diabetes Foundation hatten im Jahr 2012 mehr als 371 Millionen Menschen Diabetes; die Mehrheit davon lebte in Ländern mit tiefen oder mittleren Einkommen.

Finanzierung innovativer Ansätze

Vor diesem Hintergrund besteht der Druck, einen besseren Zugang zu hochwertigen und bezahlbaren Gesundheitsleistungen zu gewährleisten. Obwohl die Regierungen ihre Gesundheitsausgaben voraussichtlich erhöhen werden, kommt dem privaten Sektor eine immer wichtigere Rolle zu, denn er sorgt

Um den Umsetzungsprozess zu beschleunigen, ist es wichtig, dass die Frage einer nachhaltigen Finanzierung geklärt wird. Eine weitere Herausforderung für Schwellenländer ist es, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Vor allem in abgelegenen Gebieten steht nur eine begrenzte Anzahl an Ärzten

zur Verfügung. Technologischer Fortschritt hilft jedoch zunehmend dabei, viele dieser Herausforderungen zu meistern. In Indien etwa entwickeln Unternehmen kostengünstige Ausrüstungen für die medizinische Fernversorgung. Die Telemedizin verbindet über das Internet Patienten auf dem Land mit Ärzten in der Stadt. Diese Technologien verbessern die Qualität und Verfügbarkeit von Gesundheitsleistungen und sorgen dafür, dass diese bezahlbar bleiben. Zugang zu Gesundheitsleistungen im Vergleich (pro 10’000 Einwohner)

Um sicherzustellen, dass das Geschäft skalierbar ist und die Leistungen für die Patienten erschwinglich sind, wird der Fokus auf effiziente Prozesse gelegt, die in der Regel durch stabile IT-Plattformen und Mitarbeiterschulungen unterstützt werden. Viele dieser neuen Geschäftsmodelle stehen mit ihrer Ausrichtung auf unterversorgte Bevölkerungsschichten allerdings vor gewichtigen Herausforderungen: Ihre Zielkundschaft hatte bisher oft keinen Zugang zu hochwertigen Gesundheitsleistungen oder verfügte nicht über die Mittel, um diese in Anspruch zu nehmen. Dieses Kundensegment muss oft noch für neue Dienstleistungen gewonnen werden.

60

50

40

30

20

10

0

Indien Spitalbetten

Mexiko

Peru

Uganda

Industrieländer

Ärzte

Weiterführende Lektüre zum Gesundheitssektor in Indien unter www.responsAbility.com/healthcareIndia/de responsAbility Jahresbericht 2012

23


Investitionsthema

Energiesektor

Energie ist eine zentrale Grundlage für wirtschaftliches Wachstum. Gemäss dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung hat es in der Neuzeit kein Land gegeben, in dem die massgebliche Verringerung der Armut nicht mit einer Erhöhung des Energieverbrauchs oder einer Verlagerung zu effizieteren Energiequellen einhergegangen wäre. Der fehlende Zugang zu Energie für Milliarden von Menschen weltweit stellt eine zentrale Herausforderung dar – insbesondere in Entwicklungsländern, wie hier am Beispiel von SubsaharaAfrika aufgezeigt wird.

40% der Bevölkerung in Subsahara-Afrika haben keinen Zugang zu Elektrizität.

USD 41 Milliarden pro Jahr sind nötig, um die Entwicklung des Energiesektors in Subsahara-Afrika zu finanzieren.

3’000 MW ist das Potenzial für kleine Wasserkraftprojekte in Kenia. Rund 30 MW wurden bisher entwickelt.

600 Millionen von 800 Millionen Menschen könnten in Subsahara-Afrika mit Elektrizität versorgt werden, wenn das Potenzial der Fotovoltaik genutzt würde.

Mikro-, Mini- und Kleinsysteme zur Energieproduktion spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, lokale Energiequellen effizient zu nutzen. 24 responsAbility Jahresbericht 2012


In Subsahara-Afrika haben fast 40% der Bevölkerung keinen Zugang zu Elektrizität. Die meisten dieser rund 600 Millionen Menschen leben auf dem Land. Es ist deshalb sehr schwierig und kostenaufwändig, sie über das nationale Stromnetz zu erreichen. Die Region erwartet in den nächsten Jahren ein durchschnittliches BIP-Wachstum von über 6%. Nicht nur deshalb wird der Energiebedarf zunehmen, sondern auch, weil die wachsende Mittelklasse immer häufiger Technologien nutzt, die zeitgemässe Energiequellen voraussetzen. Die Energieversorgungslücke, die Ineffizienzen im Sektor, die zu extrem hohen Energiekosten führen, sowie der allgemein beschränkte Zugang zu Energie limitieren die wirtschaftliche Entwicklungsfähigkeit und das Wohlergehen der Bevölkerung.

Private Investitionen treiben die Entwicklung voran Um den Zugang zu bezahlbarer, sauberer Energie zu verbessern, werden gemäss dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen schätzungsweise USD 41 Milliarden pro Jahr benötigt. Private Investitionen sind unabdingbar, um die Entwicklung des Energiesektors in Subsahara-Afrika zu finanzieren. Dies ist ein neuer Ansatz, denn traditionell ist die Infrastrukturfinanzierung vorwiegend Sache der Regierung. Es stellt sich aber nicht nur die Frage der Finanzierung. Da in den meisten afrikanischen Ländern ein Grossteil der Bevölkerung wohl noch Jahre auf den Netzanschluss warten wird, sind neben einem wesentlich breiteren Zugang zum Stromnetz dezentrale Lösungen gefragt. Vor allem Mikro-, Miniund Kleinsysteme zur Energieproduktion werden bei der effizienten Nutzung von lokalen Energiequellen eine wichtige Rolle spielen. Sie tragen auch dazu bei, die oftmals negativen Auswirkungen von Megaprojekten auf die Umwelt zu verhindern, und ermöglichen eine höhere Energieversorgung in kürzeren Zeitspannen.

Innovative Technologien verleihen Impulse Mit ihren gewaltigen Ressourcen an erneuerbaren Energien sind ostafrikanische Länder besonders gut in der Lage, ihre Energienachfrage zu einem grossen Teil mit erneuerbaren Quellen zu decken. Weitere Impulse entstehen aus innovativen technischen Lösungen, die sich auf die Bedürfnisse der Menschen in ländlichen Gebieten ausserhalb des Netzabdeckungsbereichs ausrichten, sowie dem günstigen Umfeld für Kleinkraftwerke. Mit den von den Regierungen von Kenia, Uganda, Tansania und Ruanda veröffentlichten nationalen Zielen für entsprechende Projekte, die durch wirtschaftlich rentable Einspeisevergütungen und standardisierte Strombezugsvereinbarungen vorangetrieben werden, soll die Umsetzung durch private Investoren und Unternehmen weiter beschleunigt werden.

Wirksame langfristige Investitionen Da die Ausgestaltung der Vergütungen ein angemessenes Rendite-Risiko-Profil zulässt und künftige Cashflows in US-Dollar generiert werden, entsteht eine attraktive langfristige Anlageperspektive, die ein hohes Wirkungspotenzial beinhaltet. Dies gilt vor allem für die Wasserkraft in SubsaharaAfrika: Hier leben fast 30% der Bevölkerung in Gebieten, in denen kleine Wasserkraft-

Sehr hohe Energiekosten in Afrika In den meisten Entwicklungsländern liegen die Energiepreise in einem Bereich zwischen USD 0,04 und USD 0,08 pro kWh. In SubsaharaAfrika hingegen beträgt der durchschnittliche Tarif USD 0,13 pro kWh. In Ländern, die von dieselbetriebenen Systemen abhängen, sind die Preise noch höher. Aufgrund ineffizienter Produktionsanlagen betragen die durchschnittlichen Produktionskosten in vielen afrikanischen Ländern noch mehr, nämlich USD 0,18 pro kWh. Dies führt dazu, dass der Verbrauch subventioniert wird.

Elektrifizierungsraten in Ostafrika Staat

Total

Stadt

Land

Kenia

29%

51%

4%

Uganda

12%

40%

4%

Tansania

14%

34%

3%

Ruanda

11%

25%

1%

werke die günstigste Art der Stromversorgung darstellen. In Kenia beispielsweise wird das Potenzial auf rund 3’000 MW geschätzt, wobei 45% auf das Wassereinzugsgebiet des Viktoriasees entfallen. Davon wurden bisher lediglich rund 30 MW realisiert. Infolge der im Jahr 2008 eingeführten Einspeisevergütung wird erwartet, dass vor allem kleine Anlagen für die Versorgung von Dörfern, Kleinbetrieben oder Farmen sowie für die Stromnetzversorgung über das grösste Potenzial verfügen.

Geschäftsmodelle zur Produktion von erneuerbarer Energie Minisysteme

Kleinkraftwerke

Einsatz

Haushalte, kleine und mittelgrosse Unternehmen, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind

Lokale Mininetze für kleine Dörfer An das Stromnetz angeschlossen

Wichtige Voraussetzungen

Entstehung von angemessenen und erschwinglichen Systemen

Technische Lösungen, die eine effektive Verteilung und Zahlung ermöglichen Realisierbare Einspeisevergütung und standardisierte Bezugsvereinbarungen

Wichtige Herausforderungen

Angemessene Finanzierungspläne und Produktvertriebsmodelle

Finanzierung, Fachwissen, wirksame Verfahren zur Zahlungseinforderung Finanzierung, entsprechendes Regulierungsumfeld, Betriebs- und Managementkompetenzen

responsAbility Jahresbericht 2012

25


Investitionsthema

Bildungssektor

Weltweit haben Hunderte Millionen Erwachsene und Kinder keinen Zugang zu Bildung. Das führt zu tieferen Einkommen, schlechterer Gesundheit und deutlich geringeren wirtschaftlichen und sozialen Aussichten für die Betroffenen. Gerade bei einkommensschwachen Haushalten in Entwicklungsländern übersteigt der Bedarf an angemessener, bezahlbarer Bildung das Angebot bei weitem, wie wir am Beispiel von Indien aufzeigen. Investitionen können dem Wachstumssektor wichtige Impulse verleihen.

52%

775 Millionen Erwachsene

USD 10–30 Milliarden

weltweit ohne elementare Lese- und Schreibkompetenz – 64% sind Frauen

sind nötig, um bis 2015 Grundschulbildung in Entwicklungsländern sicherzustellen

USD 80 Milliarden

10% des BIP

15% pro Jahr

werden für den indischen Bildungssektor aufgewendet

beträgt die Wachstumsrate des indischen Bildungssektors

werden in Indien jährlich für den Bildungssektor aufgewendet – USD 50 Milliarden stammen von privaten Haushalten.

der Analphabeten weltweit leben in Süd- und Westasien

In vielen Entwicklungsländern gibt es immer mehr nicht staatliche Bildungsinstitutionen, die alternative Bildungssysteme für einkommensschwache Bevölkerungsschichten anbieten. 26 responsAbility Jahresbericht 2012


Die 2001 erarbeiteten Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen fordern unter anderem bis 2015 eine vollständige Primärschulbildung für alle. Die Sicherstellung der allgemeinen Grundbildung bleibt auch zwei Jahre vor Ablauf dieser Frist eine wichtige Aufgabe. Darüber hinaus warten weitere Herausforderungen: Eine tiefe Einschulungsrate, gepaart mit mangelhafter Qualität des Bildungsangebots in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern, führt dazu, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler bei ihrem Ausbildungsabschluss kaum über die Fähigkeiten verfügen, die sie in der Arbeitswelt und im Lebensalltag benötigen. Ergänzende Angebote durch private Anbieter auf Gebieten wie Berufsbildung, Tutoring oder Coaching, Lehrmaterialien oder Vorschulbildung können hier Abhilfe schaffen und stellen einen interessanten Wachstumsmarkt dar.

Wichtige Bildungsindikatoren im internationalen Vergleich (Zahlen für 2010, wenn nicht anders angegeben)

Indien

USA

Grossbritannien

Alphabetisierungsrate bei Jugendlichen

81%

~100%

~100%

98%

99%

Bruttoeinschulungsrate auf Sekundarstufe

63%

96%

105%

106%*

81%

Verhältniszahl Schüler zu Lehrer auf Grundschulstufe

40**

14

18

22

17

Mit dem herkömmlichen Bildungsangebot in Form von staatlichen Schulen und Universitäten allein wird man den enormen Bedarf an Bildungsleistungen nicht decken können, weder in administrativer noch in finanzieller Hinsicht – hier besteht eine erhebliche Finanzierungslücke. Andererseits entstehen parallel zum staatlichen Bildungswesen innovative private Angebote, die darauf ausgerichtet sind, die Funktionsweise der Bildungssysteme für arme Bevölkerungsschichten zu verbessern. Dazu gehören neben der Optimierung von bestehenden Ansätzen grundlegend neue Methoden, die die Art der Bildungsvermittlung durchbrechen und möglicherweise sogar umformen können. Sie können die Bestrebungen im Rahmen der Millennium-­ Entwicklungsziele ergänzen und zur Förderung des allgemeinen Bildungs­zugangs beitragen, indem sie die Ungleichheiten beseitigen, die den Kindern den Schulbesuch bisher verwehrt haben.

China

Quelle: World Bank Education Statistics (mit Ausnahme der Alphabetisierungsrate bei Jugendlichen in Indien: UNICEF Statistics). *Daten 2005. **Daten 2004.

In Indien werden beispielsweise 10% des Bruttoinlandprodukts für den Bildungs­ sektor aufgewendet – wobei die Ausgaben der privaten Haushalte rund USD 50 Milliarden und die Ausgaben der Regierung über USD 30 Milliarden betragen. Insgesamt 230 Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen zurzeit Bildungsstufen vom Kindergarten bis zum 12. Schuljahr (K-12) und höhere Ausbildungsstufen.

Angebot kleiner als Nachfrage Bessere Bildung

Brasilien

Der Bildungssektor ist einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereiche in Indien und weltweit. Die jährliche Wachstumsrate wird auf rund 15% geschätzt. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen klaffen im indischen Bildungssektor Angebot und Nachfrage immer noch weit auseinander. Dies ist in erster Linie durch die hohe Bevölkerungszahl bedingt sowie durch eine Politik, die eine effektive Beteiligung des Privatsektors bisher eingeschränkt hat. Die Hauptindikatoren für den Bildungszugang in Indien sind deshalb nicht nur im Vergleich zu den Industrieländern tief, sondern auch im Vergleich zu ähnlich entwickelten Ländern wie Brasilien und China.

Investitionschancen im informellen Bereich Aufgrund der restriktiven Haltung der Regierung bietet der indische Bildungssektor vor allem im Bereich der informellen Schulbildung Investitionschancen. Möglichkeiten für Eigenkapitalfinanzierung bestehen derzeit überall ausserhalb des Bereichs der formellen Schulbildung (K-12-Schulen und höhere Ausbildungsinstitute). In bestimmten Segmenten ist auch Fremdkapital gefragt – für Erweiterungen und als Betriebskapital. Solche Modelle können durch eine vertikale Finanzierungsfazilität unterstützt werden, die die Dynamik des Bildungssektors und Unternehmens­ cashflows nachvollzieht und passende Fremdkapitalprodukte bereitstellt. Aufgrund des enormen Finanzierungs­ bedarfs und der zunehmenden Aktivitäten im privaten Bildungsbereich werden sich langfristig immer mehr Investoren auf diesen Sektor ausrichten. Sie können etwa Fremdkapital für private Unternehmen bereitstellen oder eine Start-up- oder Early-StageBeteiligung in Erwägung ziehen. Grössere Beteiligungen in einer späteren Phase bieten ebenfalls Potenzial, um wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt voranzutreiben. Hier stehen vor allem die Segmente Berufsbildung, Tutoring oder Coaching, Lehrmaterialien oder Vorschulbildung im Fokus.

responsAbility Jahresbericht 2012

27


Unsere Investitionen

Neue Perspektiven für aufstrebende Märkte

Osteuropa Finanzierte Unternehmen 2012: 47 Investitionen 2012: USD 146,2 Mio. Investitionen 2011: USD 111,0 Mio. Kundenpotenzial: 28,3 Mio.

2,4% 8,3%

Naher Osten und Nordafrika Finanzierte Unternehmen 2012: 27 Investitionen 2012: USD 29,9 Mio. Investitionen 2011: USD 19,7 Mio. Kundenpotenzial: 17,2 Mio.

Zentralamerika Finanzierte Unternehmen 2012: 54 Investitionen 2012: USD 105,7 Mio. Investitionen 2011: USD 106,8 Mio. Kundenpotenzial: 6,2 Mio.

21,3%

Südamerika Finanzierte Unternehmen 2012: 75 Investitionen 2012: USD 270,4 Mio. Investitionen 2011: USD 207,4 Mio. Kundenpotenzial: 52,0 Mio.

Investitionsvolumen pro Region (per 31.12.2012)

Anzahl finanzierter Unternehmen pro Region (per 31.12.)

in Prozent von total USD 1,4 Mrd.

28 responsAbility Jahresbericht 2012

Zuwachs 2012 Abnahme 2012 Zuwachs 2011 bis 2010

Investitionsvolumen pro Land

Kundenpotenzial

(per 31.12.2012)

(per 31.12.2012)

mehr als 3% 1 – 3% weniger als 1%

Anzahl Erwerbstätiger in einkommensschwachen Haushalten (leben von USD 1,25 bis USD 5 pro Tag, kaufkraftbereinigt)


11,5%

29,4 %

Zentralasien Finanzierte Unternehmen 2012: 60 Investitionen 2012: USD 373,2 Mio. Investitionen 2011: USD 240,1 Mio. Kundenpotenzial: 6,2 Mio.

19,1 % 6,5 %

Süd­ und Ostasien Finanzierte Unternehmen 2012: 83 Investitionen 2012: USD 241,8 Mio. Investitionen 2011: USD 141,6 Mio. Kundenpotenzial:114,0 Mio.

Subsahara­Afrika Finanzierte Unternehmen 2012: 47 Investitionen 2012: USD 82,8 Mio. Investitionen 2011: USD 43,5 Mio. Kundenpotenzial: 62,5 Mio.

Investitionsvolumen

Anzahl finanzierter Unternehmen weltweit

(USD Mio., jeweils per 31.12.)

(per 31.12.)

400

55,5%

400

350 300

30,4%

250

300

70,3%

200 -1%

100

90,3% 51,8%

50 0

200

31,7%

150

Nettozuwachs 2012

Zuwachs 2012 Abnahme 2012

100

Zentralasien

Südamerika

Süd- und Ostasien

Osteuropa

Zentral- Subsahara- Naher amerika Afrika Osten und Nordafrika

Nettozuwachs 2011 bis 2010

Investitionsvolumen 2011 0

responsAbility Jahresbericht 2012

29


Unser Anlagekonzept

Mit wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Fortschritt zum Erfolg Entwicklungs- und Schwellenländer gewinnen als Wachstumsmärkte laufend an Bedeutung. Ihre nachhaltige Entwicklung hängt jedoch massgeblich vom Wohlstandszuwachs breiter Bevölkerungsschichten ab. responsAbility investiert gezielt in die lokale Wirtschaft, wodurch Unternehmen Zugang zu Märkten sowie Haushalte ein bedürfnisgerechtes Angebot an Produkten und Dienstleistungen erhalten. Entwicklungseffekte und finanzielle Rendite bedingen sich dabei gegenseitig und schaffen neue Perspektiven: für Anleger, finanzierte Unternehmen und deren Endkunden.

Hier treten Kriterien wie wirtschaftlicher Erfolg, Wachstumsaussichten und Skalierbarkeit des Produkts oder der Dienstleistung in den Vordergrund, die bewirken, dass das Unternehmen rasch profitabel wird und durch sein Wachstum noch breitere Bevölkerungsgruppen versorgen kann. Gleichzeitig stellen wir hohe Ansprüche an Transparenz (Corporate Governance) und Professionalität.

Grosses wirtschaftliches Potenzial Entwicklungs- und Schwellenländer sind wichtige Wachstumsmärkte. Während die Industrienationen 2013 im dritten Jahr in Folge stagnieren dürften, soll laut Internationalem Währungsfonds beispielsweise das Bruttoinlandprodukt der 15 wichtigsten Mikrofinanzmärkte 2013 real um 6,2% wachsen. Die nachhaltige Entwicklung in diesen Ländern hängt massgeblich vom Wohlstandszuwachs breiter Bevölkerungsschichten ab. Einkommensschwache Haushalte in Entwicklungs- und Schwellenländern zählen rund 2,6 Milliarden Menschen. Diese können ihre Grund­bedürfnisse aber oft ungenügend decken.

Marktentwicklung für Wahlmöglichkeiten In unseren Investitionsländern finden wir meist ineffiziente Märkte vor, die durch traditionelle Geschäftsmodelle mit wenig Innovationskraft gekennzeichnet sind – zum Nachteil der Endkunden. Aufgrund von fehlendem Angebot und ungenügender Infrastruktur müssen Haushalte in Entwicklungsländern für Güter und Dienstleistungen des Grundbedarfs mehr bezahlen als Haushalte in entwickelten Nationen. Bezüglich der Mehrkosten, die wirtschaftsschwache Haushalte für die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse tragen müssen, spricht man von einer Armutsprämie.

Mit unseren Investitionen zielen wir auf Marktentwicklung ab und damit auf die Schaffung von Wahlmöglichkeiten zugunsten armer Haushalte. Unsere Finanzierungen schaffen für kleine und mittlere Unternehmen den Zugang zu Märkten und für einkommensschwache Haushalte ein bedürfnisgerechtes und bezahlbares Angebot an Produkten und Dienstleistungen. Diese Wahlmöglichkeiten bewirken die angestrebte Entwicklung.

Selektion nach Entwicklungsrelevanz und Wirtschaftlichkeit responsAbility stellt die Marktentwicklung ins Zentrum der Aktivitäten, und wir wählen unsere Investitionen entsprechend aus. Als Anlagethemen haben wir fünf Sektoren des Grundbedarfs definiert, die aufgrund ihrer Relevanz für breite Bevölkerungsschichten die Entwicklung eines Landes besonders stark beeinflussen: Finanzsektor, Agrarwirtschaft, Gesundheitswesen, Energiewirtschaft und Bildungssektor. Innerhalb der definierten Sektoren investieren wir gezielt in Unternehmen, die durch ihr Geschäftsmodell eine hohe Entwicklungswirkung entfalten. Diese Unternehmen bieten breiten Bevölkerungsschichten bezahlbare und sinnvolle Produkte oder Dienstleistungen an, die auf deren spezifische Bedürfnisse abgestimmt sind. Sind diese beiden Grundvoraussetzungen erfüllt, werden die Unternehmen nach ökonomischen Kriterien genauestens geprüft.

30 responsAbility Jahresbericht 2012

Neben ihrer positiven Wirkung im Bereich Entwicklung bieten Investitionen in den von uns ausgewählten Sektoren finanzielles Potenzial für Anleger. Die Unternehmen befriedigen mit ihren Produkten und Dienstleistungen Grundbedürfnisse breiter Bevölkerungsschichten und bewegen sich damit in einem klaren Wachstumsmarkt. Auswahl finanzierter Unternehmen nach wirtschaftlichen und entwicklungsrelevanten Kriterien

Sektoren Müssen investierbar und entwicklungsrelevant sein. Finanz-, Agrar-, Gesundheits-, Bildungs- und Energiesektor.

Geschäftsmodell Schafft Zugang zu bezahlbaren und bedürfnisgerechten Produkten und Dienstleistungen. Zum Beispiel Mikrofinanz, medizinische Grundversorgung, Elektrizität.

Unternehmen Verfügt über Potenzial für Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg. Zum Beispiel Mikrofinanzbank, Fair-Trade-Kooperative, Apotheke.


Der Zugang zu Finanzierung – sei es in Form von Fremd- oder Eigenkapital – erlaubt es diesen Unternehmen, effizienter und damit wirtschaftlicher zu arbeiten und zu wachsen, was sich in finanziellen Renditen für Anleger widerspiegelt, die mit Entwicklungseffekten einhergehen. responsAbility verbindet damit die Aspekte des Wachstums- und des Entwicklungspotenzials in einem zukunftsorientierten Anlagekonzept.

Investitionen sorgfältig begleiten Nach jedem Investitionsentscheid werden sowohl die finanzielle Entwicklung als auch die Entwicklungswirkung auf Stufe des Unternehmens regelmässig gemessen und überwacht (siehe Box rechts). Bei grösseren Eigenkapitalbeteiligungen kommt es meist zu einer engen Zusammenarbeit mit den finanzierten Unternehmen, unter anderem über den Einsitz im Verwaltungsrat. Zum Teil kann zudem über einen Förderfonds (Technical Assistance Facility) technische Unterstützung gewährt werden. Diese erlaubt es, betriebliche Strukturen und Abläufe zu verbessern, die Buchhaltung zu modernisieren oder die Unternehmensführung und -kontrolle zu optimieren. Mittel- bis längerfristig streben wir damit eine Wertsteigerung der Beteiligung an.

Verantwortungsvolle Anlagen Es entspricht unserem Selbstverständnis, Umwelt- und Governance-Kriterien sowie soziale Aspekte in die Anlageprozesse und die Berichterstattung zu integrieren. Als Bekräftigung dieser Grundhaltung haben wir die UNO-Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren unterzeichnet. Ausserdem beteiligen wir uns unter anderem am internationalen Dialog über wirkungsvolle und effiziente Finanzierungsansätze. Wir ver­fol­­gen bei allen Anlageprodukten einen professionellen, strukturierten Anlageprozess. Eine transparente und regelmässige Berichterstattung ist dabei selbstverständlich.

Messung der Entwicklungsrelevanz von Investitionen Unsere Investitionsaktivitäten haben die Entwicklung von Märkten zugunsten armer Haushalte in Entwicklungs- und Schwellenländern zum Ziel. Um zu gewährleisten, dass potenzielle Investitionen in diese Ausrichtung passen, haben wir ein Analyseund Überwachungsinstrument in unseren Selektionsprozess integriert. Das responsAbility Development Effectiveness Rating (rADER) bewertet die Mikrofinanzinstitutionen (MFI) unserer Portfolios nach den Faktoren Reichweite, Empowerment, Armutsniveau, Zugang zu Finanzdienstleistungen und Effizienz. Diese Auswertung ergibt für 2012 einen durchschnittlichen Wert von 2,97, wobei ein Wert von 1 «geringe Entwicklungsrelevanz» und ein Wert von 5 «hohe Entwicklungsrelevanz» bedeutet. Im Jahr 2010, dem ersten Jahr der Messung, betrug der durchschnittliche rADERWert 2,82. In den letzten beiden Jahren konnten sich die MFI in den Kategorien Effizienz, Armutsniveau und Zugang zu Finanzdienstleistungen verbessern. Effizienter funktionierende MFI operieren zu tieferen Kosten und können die Zinsen für ihre Endkunden senken. Der erhöhte Wert in der Kategorie Armutsniveau widerspiegelt eine Diversifikation des responsAbility Anlageportfolios in Länder mit einem hohen Anteil an Bewohnern mit einem tiefen Einkommen. Mit der fortschreitenden Formalisierung des Mikrofinanzsektors bieten immer mehr Institutionen nicht nur Kreditprodukte, sondern auch andere Finanzdienstleistungen wie Spareinlagen an. Diese Entwicklung führt zu einem verbesserten Zugang

Entwicklungsrelevanz unserer Portfolio-MFI (Auswertung rADER per 31.12.) Reichweite

Empowerment Effizienz

0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

Zugang zu Finanzdienstleistungen

2012

Armutsniveau

2010

zu Finanzdienstleistungen. Trotz der positiven Entwicklung über die letzten zwei Jahre ist der Wert für «Zugang zu Finanzdienstleistungen» noch immer der tiefste der gemessenen fünf Kategorien. Wir erwarten jedoch, dass sich das Niveau aufgrund der stetigen Weiterentwicklung der MFI kontinuierlich verbessern wird. Während sich der Wert «Empowerment» nicht gross verändert hat, weist die Kategorie «Reichweite» einen leicht tieferen Wert auf als 2010. Ein entscheidender Faktor hierbei ist die durchschnittliche Höhe der vergebenen Kredite. Je kleiner die Kredithöhe, desto tiefer dringt die MFI in die armen Einkommenssegmente vor. In den letzten zwei Jahren hat die durchschnittliche Kreditgrösse der MFI zugenommen, was sich in einem tieferen Wert für «Reichweite» niederschlägt. Man muss jedoch beachten, dass ein höherer durchschnittlicher Kredit auch als Zeichen für die Entwicklung und Reifung des Mikrofinanzmarktes gesehen werden kann und daher nicht nur negativ gewichtet werden darf.

responsAbility Jahresbericht 2012

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Unsere Kompetenz

Vielfältigkeit als Fundament für gemeinsamen Erfolg responsAbility ist als privater Vermögensverwalter im Bereich entwicklungsrelevanter Anlagen auf einem sehr vielschichtigen Spezialgebiet tätig. Das ist ein wichtiger Grund für die äusserst vielfältige Zusammensetzung unseres inzwischen hundertköpfigen Teams, das von fünf Standorten aus seinen Teil dazu beiträgt, dass responsAbility für Anleger, Finanzierungsnehmer, aber auch Mitarbeitende und Partner immer wieder neue Perspektiven entwickeln kann. Das vielfältige und talentierte Team von Spezialisten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen stellt für uns als globales Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Es erleichtert es uns, die Bedürfnisse unserer Anspruchsgruppen zu verstehen und massgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Der Unternehmenssitz von responsAbility befindet sich in Zürich in unmittelbarer Nähe des zentral gelegenen Hauptbahnhofs – leicht erreichbar sowohl für Geschäftspartner als auch für Mitarbeitende, die in ihrer grossen Mehrheit mit dem öffentlichen Verkehr an ihren Arbeitsplatz kommen. Hier sind insbesondere die Spezialisten aus den unternehmensübergreifenden Funktionen tätig.

Vielfältigkeit: Spezialisten aus 22 Nationen 100

Nationalitäten

22

Frauen

49%

Männer

51%

Alter Arbeitspensum

Zentrale Dienstleistungsbereiche in Zürich Die Abteilungen Legal & Compliance und Marketing & Communications sind weitere Dienstleistungsbereiche, die von Zürich aus zum soliden Fundament der weiteren Geschäftsentwicklung beitragen. Ebenso wie das Research-Team, welches umfassende Analysen und Einschätzungen zu Sektoren

Unterstützung hinter den Kulissen Die Spezialisten aus dem Product Management sind verantwortlich für Produktentwicklung und -reporting. In den Abteilungen Credit Risk Management und Fund Management werden Risiken bewertet bzw. wird die Allokation unserer Fonds geplant, ausgeführt und kontrolliert. Nebst dem Hauptsitz verfügt responsAbility über einen strategischen Partner in Paris sowie lokale Büros in Lima, Mumbai und Nairobi. Sowohl Investment Officer als auch Relationship Officer verbringen einen grossen Teil ihrer Zeit im direkten Kundenkontakt mit Vertretern der Investitionsnehmer (siehe Porträt) und stellen so sicher, dass responsAbility stets nah am Markt ist.

Weltweit vor Ort: 100 Mitarbeitende schaffen von 5 Standorten aus neue Perspektiven

Mitarbeitende

Lehrlinge

Das Corporate Center vereint unter anderem Human Resources, Informationstechnologie und Finanzen. Hier werden Instrumente zur Personalführung und -entwicklung erstellt und implementiert, der Einsatz von IT im Unternehmen vorausschauend optimiert und Finanzinformationen über responsAbility bereitgestellt.

und Geschäftsmodellen erstellt und Länderrisiken überwacht. Mit direktem Kundenkontakt befassen sich einerseits das Relationship Management – wichtigster persönlicher Ansprechpartner für unsere Investoren – und andererseits die Bereiche Debt Investments und Equity Investments, welche die Beziehungen zu den Unternehmern in den jeweiligen Finanzierungsgebieten pflegen und weiterentwickeln.

Zürich, Schweiz Hauptsitz Seit April 2003

Paris, Frankreich

Mumbai, Indien

PlaNIS, strategischer Partner Seit September 2011

4

Lokales Büro für Südasien Seit September 2011

16 – 55 20 – 100%

Nairobi, Kenia Lima, Peru Lokales Büro für Lateinamerika Seit Januar 2011

32 responsAbility Jahresbericht 2012

Lokales Büro für Afrika Seit April 2011


Laufend auf Achse im afrikanischen Agrarmarkt

responsAbility engagiert sich seit 2011 aktiv in der afrikanischen Agrarwirtschaft. Um diesen Investitionsbereich für sich zu erschliessen, suchte das Unternehmen nach einem Spezialisten vor Ort – und fand Daniel Ndegwa. In Nairobi geboren und aufgewachsen, war Daniel nach seinem Studium der Betriebswirtschaft vier Jahre bei der International Finance Organisation (IFO) in Afrika für Agrarinvestitionen zuständig. «Bei responsAbility, wo auch kleinere Unternehmen für Investitionen in Frage kommen, sind die Anlagemöglichkeiten zahlreich und vielfältig. Für mich ist das eine ideale Gelegenheit, als Investment Officer einen Beitrag zu leisten, wo das Engagement eine grösstmögliche Wirkung erzielt», erklärt er. Wie geht Daniel seine Aufgabe im Arbeitsalltag an? «Wir identifizieren Investitionsmöglichkeiten – beispielsweise Agrarkooperativen – über Zertifizierungsbehörden wie Fair Trade Africa, aber auch an Konferenzen oder via Nichtregierungsorganisationen, die im Bereich nachhaltige Landwirtschaft tätig sind», erläutert er. «Um erfolgreich in diesem Teil der Welt arbeiten zu können, ist es zentral, das Vertrauen der Geschäftspartner zu gewinnen. Und Beziehungen zu pflegen, braucht vor allem am Anfang viel Zeit.» Hat Daniel einen potenziellen Kunden für eine Investition erfasst, beginnt die Analyse der Geschäftszahlen, eine weitere Hauptaufgabe eines Investment Officers. «Wir sehen uns zunächst allgemeine Informationen zu dem betreffenden Unternehmen an, aber auch seinen Businessplan und die Finanzberichterstattung. Anschliessend erarbeiten wir die Vertragsbedingungen auf der Basis einer Detailanalyse», so Daniel. Diese Aufgabe nimmt einen grossen Teil von Daniels Arbeitszeit ein. «Erst vor Ort lernen wir unsere potenziellen Geschäftspartner wirklich kennen», erklärt er. «Sie müssen unter anderem Angaben zu Beschaffungsprozessen, Beziehungen zu Kleinbauern und Kunden, Infrastruktur und Führungsprozessen machen.»

Der gebürtige Kenianer Daniel Ndegwa stiess im Oktober 2012 als Senior Investment Officer zum responsAbility Team in Nairobi.

Nach der grössten Herausforderung bei seiner Tätigkeit gefragt, nennt er die Tatsache, dass die verschiedenen Rohstoffe immer neue Anpassungen in der Produktpalette von responsAbility notwendig machen. «Ursprünglich haben wir uns auf Kaffeeproduzenten und deren Erntezyklen konzentriert», meint Daniel. «Inzwischen

Fragt man Daniel nach der eindrücklichsten Begegnung während seiner Reisen durch Afrika, antwortet er ohne zu zögern: «Äthiopien! Ich besuchte einen Safthersteller mitten im Nirgendwo und sah in der Gegend so schlimme Armut, wie ich sie zuvor nie zu Gesicht bekommen hatte. Viele internationale Firmen, die in Äthiopien tätig werden,

«Ich freue mich, dass ich mit meiner Arbeit etwas bewirken kann.» investieren wir in Produzenten der unterschiedlichsten exportfähigen Agrarrohstoffe. Diese haben ganz individuelle Geschäftsmodelle und Finanzierungsbedürfnisse.» Es ist Daniels Aufgabe, die Erwartungen der Geschäftspartner in die Gestaltung neuer Finanzierungsprodukte einfliessen zu lassen. «Bevor wir neue Investitionslösungen vorschlagen, müssen wir das entsprechende Know-how aufbauen und die involvierten Risiken genau verstehen», betont er.

tun nichts, um die lokale Bevölkerung am Erfolg ihrer Arbeit teilhaben zu lassen. Dieser Hersteller bietet Kleinbauern in der Umgebung die Möglichkeit, mit ihrer Tätigkeit USD 200 im Monat zu verdienen, ein Betrag, der sonst nie und nimmer erreichbar wäre. Indem die lokalen Bauern einbezogen werden, entsteht eine ganz neue Motivation und Unternehmergeist, der die Grundlagen für langfristiges Wachstum legt.»

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Unser Research

Branchen-Know-how und innovative Ansätze für nachhaltige Anlagen Die Anlagestrategie von responsAbility zielt auf das Wachs­tumsund Entwicklungspotenzial von Schwellenländern. responsAbility Research ist für den Erfolg des Unternehmens ausschlaggebend: Es informiert und unterstützt die Anlagethesen, die unsere Aktivitäten bestimmen und spielt eine aktive Rolle bei der Beurteilung neuer Finanzierungsmöglichkeiten. responsAbility Research setzt sich aus fünf Experten aus verschiedenen Fachbereichen zusammen. Das Team erstellt Ana­lysen der von responsAbility definierten Investitionssektoren; gleichzeitig erarbeitet es laufend aktualisierte Länder- und Rohstoffberichte, die ein sorgfältiges Monitoring aller operativen Risiken gewährleisten. Die Arbeit von responsAbility Research kann also als Wissens- und Innovationsschnittstelle verstanden werden.

Anlageentscheide unterstützen responsAbility Research hat ein ausgeklügeltes System für das Länder-, Rohstoff- und Währungsresearch entwickelt. Verschiedene Faktoren, die von zentraler Bedeutung für das systematische Risiko­management des Unternehmens sind, werden bewertet und in jedem Anlageentscheid berücksichtigt. Die Researchanalysten lassen ihre Erkenntnisse auch in umfassende Studien einfliessen. Diese decken bisher 75 Länder, 40 Rohstoffe und 20 lokale Währungen ab, wobei laufend neue Analysebedürfnisse hinzukommen.

die Legitimität und Vertrauenswürdigkeit der politischen Führung und die Wahrscheinlichkeit von gewaltsamen Konflikten. In einer Rohstoffrisikobewertung gibt das ResearchTeam eine detaillierte Beschreibung ab über die Produktion und Bewirtschaftung des jeweiligen Rohstoffs, den Markt in Bezug auf Angebot und Nachfrage sowie deren Elastizität, die historische Volatilität des Marktpreises sowie alle weiteren Informationen, die für eine Einschätzung des Gesamtrisikos notwendig sind. Danach generiert ein IT-System ein Rating. Dieses widerspiegelt die typischen Eigenschaften des Rohstoffs oder des Marktes, in dem die Anlage getätigt wird, sowie deren Beitrag zum potenziellen Risiko der Anlage. Die wichtigsten externen Ressourcen, die für diese Analysen verwendet werden, sind die Economist Intelligence Unit (EIU), die International Crisis Group, der Internationale Währungsfonds (IMF), Publikationen des Public Ledger und der Weltbank sowie andere bedeutende branchen- und länderspezifische Publikationen. Mit seinen präzisen, standardisierten Bewertungen hilft das Team mit, den Entscheidungsprozess von responsAbility zu vereinfachen und deren Beurteilung der Anlagerisiken zu verbessern.

Ziel: Vordenkerrolle responsAbility Research ist auch zuständig für die Erstellung von Publikationen, die interne und externe Anspruchsgruppen informieren, ein breites Interesse an der Branche fördern und auf Entwicklungen in diesem Bereich aufmerksam machen sollen. Unser jährlicher «Microfinance Market Outlook» etwa stützt sich auf breit angelegte Umfragen unter führenden Mikrofinanz­ experten aus allen wichtigen Märkten weltweit. Die aktuelle Ausgabe trägt den Titel «Hohe Schulden, geringes Wachstum? Nicht hier!».

Analyse zentraler Themen In unseren «Research Insights» werden wichtige Fragen durch Primär- und Sekundärforschung sorgfältig analysiert. Im Jahr 2012 erschienen folgende Titel: «FairTrade-Kaffee aus Costa Rica: Eine Kleinbauern-Erfolgsgeschichte», «Gesundheit in Indien: Eine Investition mit Zukunft» und «Peru – Modellmarkt für Mikrofinanz». Die «Discussion Papers» behandeln Themen, die eines Austauschs bedürfen. Im Jahr 2012 befassten wir uns mit Kinderarbeit oder Mikrofinanz und ihrer Entwicklung nach Konfliktphasen.

Länderrisiken bewerten In einer Länderrisikobewertung gibt responsAbility Research einen Überblick über das politische, soziale und wirtschaftliche Umfeld des betreffenden Landes, die Faktoren, die am ehesten eine Gefährdung der privaten Investitionen darstellen, sowie das sogenannte Länderrisikorating. Dieser Wert beinhaltet verschiedene potenzielle Risikofaktoren wie die makroökonomische Stabilität, die Gesundheit der Landeswährung,

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responsAbility Research: Schwerpunktbereiche

Für Anleger

Sektoren und Märkte

Für Investitions­tätigkeiten

Researchberichte

Think-Tank

Discussion Papers

Beiträge zum Dialog innerhalb der Branche

Länder-, Rohstoff- und Währungs­research

Artikel zu Produkten

Analyse von Sektoren und Geschäftsmodellen für neue Produkte


Microfinance Outlook Hohe Schulden, geringes Wachstum? Nicht hier! Der globale Mikrofinanzsektor ist 2012 erneut um fast 20% gewachsen. Vieles deutet darauf hin, dass dieses Tempo 2013 anhält. Gestützt auf Interviews mit 26 regionalen Mikrofinanzexperten und unter Berücksichtigung allfälliger Nebenwirkungen der Eurokrise prognostizieren die Analysten von responsAbility für 2013 ein Branchenwachstum von real 15 bis 20%. Neben Süd- und Ostasien verzeichnen die Mikrofinanzmärkte Afrikas die stärksten

Wachstumsimpulse. Einer der Haupttreiber ist der technologische Fortschritt rund um das filiallose Bankgeschäft und das mobile Geld. Die grösste Gefahr für Mikrofinanz liegt auf allen Kontinenten in der Instrumentalisierung durch die Politik. Ein professionelles Monitoring der Länderrisiken sowie eine breite Diversifikation bieten dem Anleger wirksamen Schutz.

Research Insight Gesundheit in Indien: Eine Investition mit Zukunft Das Wachstum des indischen Gesundheitssektors beruht auf zahlreichen Faktoren. So gibt es in der indischen Bevölkerung einen umfassenden Bedarf an bezahlbaren Gesundheitsleistungen, vor allem am unteren Ende der Einkommenspyramide. Angesichts der nach wie vor schlechten Gesundheitsversorgung in den ländlichen Gebieten und des geringen Engagements seitens der Regierung können diese Dienstleistungen eine enorme gesellschaftliche Wirkung entfalten. Mit dem anhaltend starken Bevölkerungswachstum Indiens und deren zunehmender Kaufkraft wächst auch die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen. Gleichzeitig bieten immer mehr Unternehmen vielversprechende Lösun-

gen für einen verbesserten Zugang zu medizinischen Angeboten, die sich vor allem an die unterversorgte Bevölkerung in den ländlichen und halburbanen Gebieten richten. Innovative, wenig kostenintensive Geschäftsmodelle machen die Gesundheitsversorgung erschwinglicher. Dies eröffnet Investoren attraktive Möglichkeiten, am Potenzial aller Segmente dieses Sektors zu partizipieren. Für nachhaltige Wachstumsimpulse sorgen der anhaltende Nachfrageüberhang, Indiens dynamische demografische und wirtschaftliche Entwicklung sowie das noch frühe Stadium der unternehmerischen Aktivitäten in den meisten Marktsegmenten.

Discussion Paper Mikrofinanz und die Entwicklung in der Nachkonfliktphase Die verstärkte Finanzintermediation ist ein wichtiges Instrument für den Wiederaufbau einer Volkswirtschaft und hilft Ländern, die sich in einer Nachkonfliktphase befinden, ihre wirtschaftliche Neuentwicklung rascher voranzutreiben. Das Niveau der finanziellen Einbindung bleibt in einkommensschwachen Ländern jedoch äusserst beschränkt – insbesondere in jenen Ländern, die sich bis vor kurzem in einem Konflikt befunden haben. Mikrofinanz bietet die Chance, diese Lücke zu verkleinern. Mikrofinanzinstitutionen (MFI) haben in vielen Fällen in einem ausserordentlich schwierigen Sicherheitsumfeld eine ausserordentlich hohe

Widerstandsfähigkeit bewiesen. Zudem können sie Produkte und Prozesse so stark auf eine Gesellschaft ausrichten, wie dies mit den Geschäftsmodellen der meisten Geschäftsbanken nicht möglich wäre. Ausserdem können MFI bei bestimmten Aspekten im Zusammenhang mit der Zerstörung in einer Nachkonfliktphase Unterstützung bieten, sei dies mit kurzfristiger Hilfe und Sanierungsprojekten oder mit längerfristiger technischer Unterstützung. Deshalb ist Mikrofinanz in der Lage, eine Gesellschaft sowohl in einer Nachkonfliktphase als auch bei der langfristigen Neuentwicklung wirksam zu unterstützen.

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Unser Team

Mit Begeisterung auf eine gemeinsame Vision hinarbeiten responsAbility hat es sich zum Ziel gesetzt, in neue Perspektiven zu investieren – auch wenn es um die eigenen Mitarbeitenden geht. Wir setzen uns dafür ein, dass alle im responsAbility Team Sinn in ihrer Arbeit finden und sich im Rahmen ihrer Tätigkeit stetig weiterentwickeln können. Das führt zu positiven Zukunftsaussichten für jede und jeden, auf beruflicher wie auch auf persönlicher Ebene. Seit der Unternehmensgründung 2003 hat sich bei responsAbility viel getan: Aus anfangs zwei Mitarbeitenden ist ein schlagkräftiges Team aus 100 Spezialistinnen und Spezialisten geworden, die von fünf Standorten aus die Entwicklung des Unternehmens vorantreiben und seit 2009 auch Lehrlinge ausbilden. Trotz des zum Teil rasanten Wachstums der letzten Jahre konnte sich responsAbility die dynamische Unternehmenskultur der An-

fangsphase weitestgehend erhalten: Flache Hierarchien und offene Türen auf allen Stufen führen zu kurzen Entscheidungswegen. Teamwork wird grossgeschrieben, die Zusammenarbeit durch Grundsätze und nicht durch starre Regeln bestimmt.

von Beruf und Familie bzw. die Work-LifeBalance generell spielt eine wichtige Rolle, was sich im grossen Anteil von Teilzeitmitarbeitenden widerspiegelt. Nicht zuletzt trägt aber auch die Gelegenheit für kürzere oder längere Auslandaufenthalte, sei es in einem der regionalen Büros oder an einem ganz anderen Standort, zur Attraktivität von responsAbility als Arbeitgeber bei. Wie verbunden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Unternehmen sind, zeigen auch die tiefe Fluktuationsrate und die Tatsache, dass viele nach absolvierter Aus- oder Weiterbildung, aber auch nach einem Mutterschaftsurlaub ins Unternehmen zurückkehren.

Besonders schätzen die Teammitglieder das dynamische Arbeitsumfeld und die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und diese auch umzusetzen. Auch die Vereinbarkeit

Aufbruchstimmung – auch nach zehn Jahren

Der Zürcher Patrik Huber hatte sein Studium in Betriebswirtschaft und Umweltmanagement abgeschlossen und bei einer Grossbank ein Jahr Arbeitserfahrung gesammelt, als er 2003 auf responsAbility aufmerksam wurde. Das Unternehmen war gerade einmal zwei Wochen alt, und Patrik stiess als zweiter Mitarbeiter zum Team um Mitgründer Klaus Tischhauser. Heute leitet er das responsAbility Büro in Nairobi und schätzt, dass er immer wieder mit neuen Projekten betraut wird. 36 responsAbility Jahresbericht 2012

«responsAbility hat mich durch die Ausrichtung auf eine doppelte Rendite fasziniert. Am Anfang war da nur diese Investitionsidee, kein Fonds, keine Struktur, nicht einmal genügend Büromöbel. Ich habe Verschiedenes gemacht: die erste Website gestaltet, eine Datenbank programmiert, Prozesse aufgesetzt...

Mitte 2010 nahm ich mir dann eine Auszeit und fuhr mit dem Auto ein halbes Jahr durch Ost- und Südafrika. Ende 2010 wurde meine Frau geschäftlich nach Nairobi versetzt. responsAbility war gerade daran, regionale Vertretungen aufzubauen, und ich bekam die Chance, das Büro für Afrika aus der Taufe zu heben.

Als das Unternehmen wuchs, kamen zusätzliche Mitarbeitende an Bord, und ich baute mehrere Abteilungen auf: Fund Operations, Investment Management, Equity Investments. Schliesslich wurde ich Mitglied der Geschäftsleitung.

«Ich habe immer wieder ein neues Projekt!»

Zwischen 2008 und 2009 ging unser CEO Klaus Tischhauser während eines Jahres auf Weltreise, und ich übernahm während seiner Abwesenheit die Führung des Unternehmens. Trotz der Finanzkrise, die gerade zu dieser Zeit voll im Gang war, erlebte responsAbility einen Wachstumsschub.

Heute beschäftigen wir in Nairobi sieben Mitarbeitende und sind neben unserem Tagesgeschäft ständig daran, neue Investitionsmöglichkeiten zu entwickeln. Genau das ist es, was mich seit zehn Jahren bei responsAbility begeistert: Ich habe immer wieder ein neues Projekt! Ich wünsche mir, dass es so weitergeht.»


«Für mich ist responsAbility der Arbeitgeber erster Wahl...

… weil bei responsAbility Wort und Tat übereinstimmen und ich voll dafür einstehen kann, was ich verkaufe.»

Jürg Kohler – seit 2005 Senior Relationship Manager, Zürich

… weil responsAbility uns Jungen auch während der Ausbildung megaspannende Inhalte und Entwicklungschancen bietet.» Joisy Silva de Oliveira – seit 2011 Lehrling, Zürich

… weil ich die offene Unternehmenskultur und das internationale Arbeitsumfeld schätze – und die Tatsache, dass ich für ein halbes Jahr in Lima arbeiten kann.» Vassilios Ketsentzis – seit 2010 Legal Counsel, Zürich

… weil ich mich im Unternehmen verwirklichen und gleichzeitig etwas bewirken kann.»

Pius Fischer – seit 2006 Head Credit Risk Management, Zürich

… weil ich in verschiedenen Funktionen zunächst in Paris und jetzt in Zürich extrem professionelle und multikulturelle Teams vorgefunden habe.» Huiwen Wu – seit 2011 Credit Risk Manager, Zürich

… weil ich gemeinsam mit einem fantastischen Team mit meinem Know-how und meinem Einsatz etwas bewirken kann.» Suhasini Singh – seit 2012 Investment Officer India, Mumbai

… weil responsAbility mir die ideale Mischung von spannendem Inhalt und einem guten Arbeitsumfeld bietet.»

Cécile Koller – seit 2005 Regional Manager Latin America, Lima

… weil ich bei responsAbility nach zwei Babypausen und mit reduziertem Pensum eine Führungsaufgabe übernehmen kann.» Michèle Chevin – seit 2006 Head Office Management, Zürich

… weil der Finanzsektor in aufstrebenden Volkswirtschaften jeden Tag neue Herausforderungen bringt.»

Paul Hailey – seit 2011 Senior Research Analyst, Paris

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Unsere Geschichte

10 Jahre investieren in neue Perspektiven Im April 2013 feiert responsAbility das zehnjährige Bestehen – Zeit für einen Rückblick. Als wir 2003 mit dem nachhaltigen Anlagethema begonnen haben, waren wir Pioniere auf unserem Gebiet. Heute ist responsAbility der grösste private Vermögens­ verwalter im Bereich entwicklungsrelevante Anlagen, und neben unserer geografischen Präsenz ist auch unser Portfolio an Sektoren dynamisch gewachsen. Mit einem Team von 100 begeisterten Spezialisten werden wir nicht müde, immer wieder neue Perspektiven zu entwickeln.

Dezember 2007

Lancierung des ersten reinen Private-Equity-Fonds Mai 2006 Lancierung eines Produkts zur Finanzierung unabhängiger Medien in Ländern mit bedrohter Presse­freiheit

Dezember 2004

April 2003 Gründung der responsAbility AG mit zwei Mitarbeitenden

Dezember 2006

responsAbility verwaltet USD 8 Millionen

USD 195 Millionen verwaltete Vermögen, investiert in 211 Unternehmen in 36 Ländern

November 2003

Juli 2005

Lancierung des ersten zum öffentlichen Vertrieb zugelassenen Mikrofinanzfonds der Schweiz

Kaspar Müller übernimmt das Verwaltungsratspräsidium

2003

2004

2005 Januar 2005

Juli 2003

2006

2007 August 2007

Januar 2004 Nach 21,5 Millionen verkauften Exemplaren wird die Produktion des VW-Käfers eingestellt.

38 responsAbility Jahresbericht 2012

Web 2.0 wird zum Begriff. Zusammen mit Mobiltelefon und Co. legt es die Basis für besseren Zugang zu Information – auch für Menschen in aufstrebenden Ländern.

2005 ist das internationale Jahr der Kleinstkredite, das Mikrofinanz als effektives Mittel für Armutsbekämpfung und Hilfe zur Selbsthilfe würdigt.

Die Finanzkrise nimmt ihren Anfang und löst in den Industrienationen eine schwere Wirtschaftskrise aus.


Verwaltetes Vermögen (USD Mio.)

1’400 Januar 2012

Lancierung des weltweit ersten Fair-Trade-Fonds

Dezember 2010

USD 908 Millionen verwaltete Vermögen, investiert in 273 Unternehmen in 62 Ländern

Dezember 2008

1’200 Dezember 2012

USD 1,4 Milliarden verwaltete Vermögen, investiert in über 400 Unternehmen in rund 80 Ländern

USD 705 Millionen verwaltete Vermögen, investiert in 216 Unternehmen in 48 Ländern

800

September 2010

responsAbility ist FINMA-reguliert

November 2011

April 2010

Eröffnung der ersten Niederlassung in Lima, Peru

Eröffnung der Niederlassung in Mumbai, Indien

600 Oktober 2012

responsAbility stellt den 100. Mitarbeitenden ein

Februar 2011

Strategische Beteiligung an PlaNIS, Paris

400

Oktober 2011

Juni 2009

Erste Investition im Gesundheitssektor

responsAbility stellt den ersten Lehrling ein

April 2011

200

Eröffnung der Niederlassung in Nairobi, Kenia

2008

2009

2010

2011

2013

2012

Oktober 2011

Oktober 2009

Dezember 2012 Dezember 2010

Die Staatsschuldenkrise im Euroraum nimmt ihren Anfang. Griechenland bittet IWF und EU um Hilfe.

Als fünftes Schwellenland stösst Südafrika zu den BRIC-Staaten, die 40% der Weltbevölkerung umfassen und mit rund 10% Wirtschaftswachstum pro Jahr den Industrienationen zunehmend Konkurrenz machen.

Die Weltbevölkerung erreicht 7 Milliarden. Der grösste weitere Zuwachs wird in den fruchtbaren Regionen südlich der Sahara erwartet.

Nach 394 Jahren endet der 13. Zyklus des Mayakalenders und damit eine rund 5’000 Jahre währende Periode. Allen Weltuntergangsprophezeihungen zum Trotz: Die Zahlenreihen des neuen Zyklus reichen 7’000 Jahre in die Zukunft.

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Impressum Redaktion:

responsAbility – Ulli Janett (Chefredaktion), Renate Meier, Anita Bain

Texte:

responsAbility – Christian Etzensperger, Michael Fiebig, Henry González, Paul Hailey,

Carola Hug, Ulli Janett, Vivian Kotun, Rochus Mommartz, Klaus Tischhauser

Konzept, Gestaltung: B,H Kommunikation, Zürich Fotos: Markus Bühler. Ausnahmen: Seite 11, Hattha Kaksekar; Seiten 33 und 36, Jerry Riley;

Seite 37, unten Mitte, Rajini Vaidyanathan

Bildarchive:

Seite 24, Keystone; Seite 26, Getty Images

Druck:

A. Schöb Buchdruck – Offsetdruck, Zürich

Dieses Dokument wurde von der responsAbility Social Investments AG (nachfolgend «responsAbility») erstellt. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen (nachfolgend «Informationen») basieren auf Quellen, die als verlässlich betrachtet werden, jedoch besteht keine Garantie hinsichtlich Richtigkeit und Vollständigkeit derselben. Die Informationen könnten jederzeit geändert werden, ohne dass eine Verpflichtung besteht, den Empfänger darüber zu informieren. Ist nichts anderes vermerkt, sind alle Zahlen ungeprüft und nicht garantiert. Sämtliche Handlungen aufgrund der Informationen erfolgen auf eigene Haftung und Gefahr des Empfängers. Das Dokument dient ausschliesslich Informationszwecken. Die Informationen entbinden den Empfänger nicht von seiner eigenen Beurteilung. Dieses Dokument darf unter Quellenangabe zitiert werden. © 2013, responsAbility Social Investments AG. Alle Rechte vorbehalten.

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responsAbility Social Investments AG Josefstrasse 59 8005 Zürich Schweiz Telefon +41 44 250 99 30 Fax +41 44 250 99 31 info@responsAbility.com responsAbility.com

Indien responsAbility India Business Advisors Pvt Ltd. Green Acre, 1st Floor. 31 Union Park Road #5 Khar W. Mumbai 400 052 Telefon +91 22 3076 6600 Fax +91 22 3076 6609 india@responsAbility.com Frankreich PlaNIS responsAbility SAS 44, rue de Prony 75017 Paris Telefon +33 1 49 21 26 28 planis@responsAbility.com Peru responsAbility América Latina S.A.C. Calle Chinchón 901 Oficina 401 San Isidro, Lima 27 Telefon +51 1 221 6446 latam@responsAbility.com Kenia responsAbility Africa Ltd. Fedha Plaza, 4th Floor 16 Mpaka Road, Westlands P.O. Box, 293-00623 Nairobi Telefon +254 20 375 1999 Mobile +254 731 88 88 12 africa@responsAbility.com


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