LUST AUF EIN BESSERES LEBEN?
Es kann so einfach sein, alle Lebensbereiche nachhaltiger zu gestalten. Man muss nur wissen wie. Welche Chancen stecken in Bildung, Einrichtung, Ausstattung, Mode, Ernährung und Mobilität? Ein Wegweiser.
Text: Katrin Börsch
SPECIAL NACHHALTIGKEIT 66 JOURNAL FRANKFURT # 06/23 Foto: AdobeStock/Christian
Nachhaltigkeit liegt nicht nur im Trend, sie ist auch eine wichtige Säule für unsere Zukun – um die Klimakatastrophe abzuschwächen und verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umzugehen. Jede und jeder einzelne kann etwas für mehr Nachhaltigkeit tun, doch die Ziele müssen auch auf globaler Ebene von der Industrie und den Staaten berücksichtigt werden, damit sie einen E ekt haben. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und erklärt, die 17 Ziele der globalen Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen. Neben den emen Umwelt und Klima geht es dabei auch um Ziele wie friedliches Miteinander und Gerechtigkeit, Bildung für alle, Geschlechtergleichheit, Wertschätzung kultureller Vielfalt, Gesundheit und viele mehr.
Auch die Volkshochschule Frankfurt (VHS) beschä igt sich mit den großen globalen Zukun sfragen und ndet: „Das scha en wir nur gemeinsam – indem wir lernen, wie wir uns zusammen für eine zukun sfähige Welt t machen können“, heißt es seitens der Institution. Zur Nachhaltigkeitsstrategie rief die UNESCO 2015 das Weltaktionsprogramm „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) aus. Mit dem Bildungskonzept BNE sollen Menschen nachhaltig lernen, zukun sfähig zu denken und zu handeln. Jede und jedem Einzelnen soll so ermöglicht werden, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen tre en zu können. Die VHS unterstützt das Konzept BNE: „Wir wollen unsere Teilnehmenden auf dem Weg in eine bessere Zukun begleiten und unterstützen“, heißt es. Dazu bietet die VHS vielfältige Kurse zum Mitmachen und Diskutieren unter dem Motto „Global denken – lokal handeln“. Interessierte bilden sich in Kursen zu Upcycling, zu seltenen Erden, zu Hausmitteln und Kosmetik oder auch bei Fahrradtouren zu Unverpackt-Läden und Hausbesuchen bei lokalen Lebensmittelerzeugern weiter. Auf der Webseite der VHS Frankfurt nden Interessierte circa 90 Kurse zu den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen. Daneben bietet die VHS weiterhin Grundbildung, beru iche Weiterbildung, Integrationskurse, inklusive Bildungsangebote sowie ein zielgruppenspezi sches Programm für Jung und Alt an. Die VHS Frankfurt setzt aber auch bei sich selbst an und hat an ihren Lernorten verschiedene Maßnahmen eingeführt, um zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen beizutragen. Für Konferenzen etwa werden ausschließlich fair gehandelte oder regional produzierte Lebensmittel und Getränke eingekau . Es wird auf den Energie- und Wasserverbrauch geachtet, Büros wurden durch Möbeltauschaktionen neu eingerichtet. Seit 2021 ist die Buchhaltung der VHS Frankfurt komplett digitalisiert und papierlos. Wenn doch mal etwas gedruckt werden muss, dann auf recyceltem Büropapier. Ansonsten werden Bürodrucker eingespart und Druckerpatronen recycelt. vhs.frankfurt.de
JOURNAL
# 06/23 PROMOTION 67 Foto: AdobeStock/VectorMine
FRANKFURT
GEBRAUCHTES UND LANGLEBIGES
Ein Frankfurter Geschä , das gleich zwei Nachhaltigkeitsziele praktisch umsetzt, ist Neufundland . Das Secondhand-Warenhaus unterstützt die nachhaltige Produktion und den nachhaltigen Konsum (Ziel 12) und die Bildung (Ziel 4). Denn seit seiner Gründung vor 30 Jahren ist es dem Betrieb ein Anliegen, ausrangierten, aber gut erhaltenen Möbelstücken ein neues zu Hause zu geben. Zudem ist Neufundland ein sozial agierender Quali zierungsbetrieb; die hier Beschä igten werden ausund weitergebildet sowie auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. „Menschen aus dem Ausland, die die Sprache noch nicht so gut können oder Menschen, die es sozusagen auf Anhieb nicht gescha haben, in den Arbeitsmarkt reinzukommen, bekommen bei uns Hilfestellung und Chancen“, sagt Peter Heinemann, Bereichsleiter des Warenhauses. Das Geschä unterscheidet sich insofern von klassischen Sozialkaufhäusern, dass dort jede und jeder, auch ohne Berechtigungsschein einkaufen kann. Schülerinnen und Schülern, Auszubildenden, Studierenden sowie Besitzerinnen und Besitzern eines Frankfurt-Passes gibt das Kau aus sogar 20 Prozent Nachlass. „Alle sollen bei uns einkaufen können“, betont Heinemann. Im Angebot sind Möbel und Leuchten für Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer wie auch Waschmaschinen, Unterhaltungselektronik, Geschirr, Textilien, Wohnaccessoires und vieles mehr. Die Artikel bezieht das Kau aus für den guten Zweck aus Haushaltssau ösungen und Spenden von Bürgerinnen und Bürgern. „Bei jedem Stück führen wir eine
Qualitätsprüfung durch, sodass nur die wirklich gut erhaltenen und den ökologischen und ökonomischen Zielen entsprechenden Artikel in den Verkauf kommen. Außerdem geben wir im Gegensatz zu Privatverkäufen auf alles eine Gewährleistung von einem Jahr, auch auf Elektroartikel wie Fernseher, Computer oder Radios“, erklärt Heinemann. Übrigens dür en nicht nur Schnäppchenjäger, sondern auch VintageLiebhaberinnen hier fündig werden. „Das Tolle ist, dass jedes Stück ein Unikat ist und es bei uns immer wieder neues zu entdecken gibt, das Sortiment ist nie gleich“, sagt der Bereichsleiter. neufundland-frankfurt.de
Das Traditionsgeschäft Bürstenhaus , verkörpert das Prinzip der Langlebigkeit schon allein durch sein fast 100-jähriges Bestehen. Seit 1926 werden hier hochwertige Bürsten, Rasierpinsel und allerlei Putzutensilien an wechselnden Standorten an den Hausmann oder die Hausfrau gebracht. Seit 2011 ist das Bürstenhaus an der Töngesgasse ansässig. Geschä sführerin Angelika Kleine betreibt es gemeinsam mit ihrer Tochter Emma Werndt. Im Angebot sind 1300 Artikel, unterteilt in zwei große Sparten: Haushalts- und Putzartikel wie Fußmatten, Besen und Putztücher und Körperp egeprodukte wie Haarbürsten, Zahnbürsten und Seifen auf Olivenöl- und Karité-Butter-Basis. „Unser Putzsortiment lassen wir sogar exklusiv fertigen etwa in Holland oder in Österreich“, sagt Kleine. Die Artikel im Sortiment des Bürstenhauses bestehen aus hochwertigen und langlebigen Materialien. „Stimmt die Qualität nicht, dann schmeißt man ein Produkt nach kurzer Zeit weg und das ist alles andere als nachhaltig“, weiß Kleine.
P egetipps, mit denen sich die Artikel noch länger erhalten lassen, geben die Betreiberinnen ihren Kundinnen und Kunden
obendrein mit den auf den Weg: „Wenn meine Holzbürste in Berührung mit Wasser kommt, dann muss sie anschließend gut austrocknen, damit sich die Poren wieder schließen können, das Holz dicht bleibt und nicht porös wird“, sagt die Betreiberin. Die meisten Produkte im Bürstenhaus bestehen aus Holz, die meisten Haarbürsten sogar aus zerti zierten Hölzern. Einige wenige Produkte wie etwa eine Spülbürste mit Plastikgri ergänzen das Sortiment. „Gerade bei der Spülbürste, die ständig in Berührung mit Nässe kommt, kann es auch mal sinnvoll und langlebiger sein, auf Plastik zurückzugreifen“, gibt Kleine zu bedenken. So sei Nachhaltigkeit immer auch eine Frage der Abwägung. Bei den Hölzern mache es im Hinblick auf die Qualität o keinen Sinn, auf schnell nachwachsende Hölzer zu setzen – obwohl dies besser für die Umwelt ist. „Diese Hölzer sind in der Regel nicht gut abgelagert worden und können durchlässig werden oder aufquellen“ sagt die Fachfrau. Viele der Produkte im Bürstenhaus bestehen daher aus Buchenholz, Olivenholz oder Birnbaumholz. buerstenhaus.de
FAIR UND REGIONAL
Die Modeindustrie denkt mittlerweile immer mehr um. Denn ihr Ein uss auf das Klima, das Konsumverhalten und auf die Arbeitsbedingungen vieler Menschen ist groß. Fast Fashion, also billig produzierte Mode mit hohem CO2-Verschleiß, gerät immer stärker in die Kritik. Langlebige, qualitativ hochwertige und sozial verträglich gefertigte Mode ist stattdessen gefragter denn je. Das hat auch hessnatur erkannt – bereits vor über 45 Jahren, als der Begri „Nachhaltigkeit“ noch kein große Rolle spielte. „Als Fair Fashion Pionier lau-
Ein Eldorado für Schnäppchenjägerinnen und Vintage-Liebhaber: Neufundland
68 JOURNAL FRANKFURT # 06/23 SPECIAL NACHHALTIGKEIT
Angelika Kleine (l.) betreibt das Bürstenhaus gemeinsam mit Tochter Emma Werndt
Fotos: Bürstenhaus, Neufundland
tet die Mission von hessnatur, ein Gleichgewicht zwischen Mode, Umwelt und Mensch herzustellen“, so beschreibt das Unternehmen sein Credo. Es arbeitet stetig daran, immer bessere Verfahren für eine ökologische Herstellung von Kleidung zu entwickeln und will so die gesamte Modebranche inspirieren. Faire Herstellungsverfahren, nachhaltige natürliche Materialien und ein moderner, zeitloser Look macht die hessnatur-Mode aus. Dabei ist dem Unternehmen wichtig, dass Mode Spaß macht – aber nicht auf Kosten der Umwelt.
„Damit uns die neuesten Trends auch nachhaltig Freude bereiten, ist es wichtig, dass höchste Standards in Bezug auf Produktionsbedingungen, Umweltschutz und Ressourcenschonung herrschen“, heißt es aus dem Unternehmen.
Mit den „BetterRecycling Styles“ aus reinen Naturfasern etwa schenkt hessnatur seinen Garn- und Schnittresten ein neues Leben. Sei es Jersey, Denim oder Fleece –aus den hochwertigen Naturfasern kreiert hessnatur recycelte Styles für die gesamte Familie. Dabei entstehen zum Beispiel T-Shirts aus reiner Bio-Baumwolle oder Jeans aus Bio-Denim. Je länger der Lebenszyklus eines Kleidungsstücks, desto nachhaltiger ist es. Außerdem gibt hessnatur in
einem „Repair & Care Guide“ Ratschläge, wie ein Kleidungsstück ein möglichst langes Leben erhält. Der Guide besteht aus den sechs Aspekten P egen, Reparieren, Reparatur-Service, Rückgabe, Upcycling und Alltagstipps.
Weitere Informationen zum Guide und der Kollektion gibt es im offiziellen Onlineshop.
hessnatur.com
Nachhaltigkeit ist auch beim Lebens mitteleinkauf ein großes ema. Die Marketinggesellscha
Hessen (MGH) setzt sich für Regi onalität und Saisonalität ein. Sie appelliert an Verbraucherinnen und Verbraucher, möglichst regi onal erzeugtes Essen und Trin ken zu kaufen. Denn durch den Wegfall langer Transportwege wird CO2 eingespart. Außer dem stärkt das die heimische Landwirtschaft und sorgt dafür, dass die Wertschöp fung in der Region bleibt. „Wir klären Verbraucherinnen und Verbraucher darüber auf, wie man Lebensmittel regional und bioregional bezieht und
sich saisonal ernährt“, sagt Christiane Binkho , Diplom-Oecotrophologin und PR-Referentin bei der MGH Gutes aus Hessen. Ein guter Indikator beim Einkauf seien
Schick und nachhaltig: Strickpullover und Sneakers von hessnatur
---
69 PROMOTION JOURNAL FRANKFURT # 06/23
Natur
Foto: Hess
„Ist das auch saisonal?“ – eine Orientierung
bietet der Saisonkalender von Gutes aus Hessen
für hessisches Obst und Gemüse
OBST Äpfel Aprikosen Birnen Erdbeeren Heidelbeeren Himbeeren Kirschen (süSS) Pflaumen Quitten
Gemüse Blumenkohl Bohnen Brokkoli Champignons Grünkohl Gurken (Salat-) Kartoffeln Kohlrabi Kürbis Lauch / Porree Möhren Rosenkohl Rote
/ Rüben Rotkohl Spargel Tomaten
können je nach Witterung/Region variieren.
Die angegebenen
Lust ohne Reue mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln
Siegel: „Für den Begri „bio“ gibt es klare Regeln. Ökologisch erzeugte Lebensmittel aus fernen Ländern können aber aufgrund langer Transportwege hohe Treibhausgasemissionen verursachen“, gibt die Expertin zu bedenken. Der Begri „regional“ sei jedoch nicht geschützt. Ein „Brot aus der Region“ könne in Hessen gebacken worden sein, die Zutaten dafür könnten allerdings von überall herkommen. „Um hier Transparenz zu bieten, gibt es für konventionell erzeugte Produkte das o zielle Qualitätsund Herkun szeichen des Landes Hessen „Geprü e Qualität Hessen“. Produkte mit
diesem Siegel stammen garantiert von hier – von der Erzeugung, über die Verarbeitung bis zur Ladentheke“, erklärt Binkhoff. Die Qualitätskriterien gehen über die gesetzlichen Standards hinaus. Wer kurze Transportwege und eine regenerative Landwirtscha will, müsse „bio“ und „regional“ zusammendenken. Dafür gebe es das o zielle Siegel für bioregionale Lebensmittel aus Hessen „Bio aus Hessen“. Es garantiere eine nachvollziehbare Herkun und eine gesicherte Qualität von BioLebensmitteln. „Die Qualitätskriterien für dieses Zeichen gehen über die gesetzlichen Anforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. ‚Bio aus Hessen‘ ist das einzige Zeichen, das die ökologische Produktion mit hessischer Herkun verbindet“, klärt Binkho auf. Wer sich dann noch mit seiner Nahrungsmittelauswahl an den Jahreszeiten orientiert, isst automatisch abwechslungsreich und bekommt ein breiteres Nährstoffangebot. „Außerdem kann heimisches Obst und Gemüse bis zur Ernte voll ausreifen. Dadurch enthält es besonders viele gesunde Inhaltssto e, ist aromaintensiv und schmeckt einfach besser als Importware, die unreif geerntet wird, um während der langen Transportzeit nicht zu verderben“, sagt Binkho . Es spreche aber noch viel mehr dafür, einen großen Bogen um Erdbeeren aus Marokko, Tomaten aus Spanien oder Karto eln aus Ägypten zu machen: „Gerade in den südlichen Regionen, aus denen wir viel Obst und Gemüse importieren, herrscht o Wasserknappheit, die durch künstliches
beheiztes
www.gutes-aus-hessen.de
Bewässern der Anbau ächen weiter verstärkt wird“, weiß Binkhoff. Das könne verheerende Folgen für Mensch und Natur nach sich ziehen und schlimmstenfalls sogar zu Versorgungsengpässen führen. gutes-aus-hessen.de
Im Palmengarten und im Botanischen Garten Frankfurt ist Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema, das alle Arbeitsbereiche betri : Ob in der Veranstaltungs- und Ausstellungsplanung, in der technischen Ausstattung mit Blick auf den Energie- und Wasserverbrauch. „Uns ist wichtig, in den beiden Gärten nachhaltig zu handeln und zu arbeiten und das entsprechende Wissen zu vermitteln“, sagt Sebastian Klimek, Pressereferent im Palmengarten. Was das nachhaltige Gärtnern angeht, informiert der Palmengarten regelmäßig in Blumenschauen im Rahmen von Führungen oder Workshops und neuerdings auch in seinen Audio- und Videopodcasts, emen rund um das nachhaltige Gärtnern sind unter anderem Insektentfreundlichkeit, biologischer P anzenschutz sowie Gärtnern ohne Torf und ohne Plastik. Insbesondere durch das aktuelle Leitthema Blüten- und Bestäuberökologie möchte der Palmengarten seine Gäste rund um Insekten und ihre Bedeutung sensibilisieren. Als Herzstück dieses Aspekts wurde zum Jubiläumsjahr 2021 das neue Blütenund Schmetterlingshaus erö net. Im Fokus der Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ stehen dort seitdem Artenvielfalt, Blütenaufbau und Bestäu-
Fotos: Gutes aus Hessen (MGH), AdobeStock/Jasmina
Saisonkalender
Stand: März 2023
Gewächshaus Lagerware Freilandprodukte, unbeheiztes Gewächshaus oder „geschützter Anbau“ (Abdeckung mit Folie oder Flies, unbeheizt)
Zeiträume
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.
Bete
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.
70 JOURNAL FRANKFURT # 06/23 SPECIAL NACHHALTIGKEIT
bung, Evolution und Interaktion von Blüten und Bestäubern sowie Artensterben. Interaktive Stationen vermitteln das Miteinander von P anzen und ihren Bestäubern und die Ausstellung stellt die bedrohte Lage der Insektenwelt sowie ihre wichtige Bedeutung in Ökosystemen und für den Menschen dar. Toll auch für die Kleinen: Im angrenzenden Warmhaus können Besucherinnen und Besucher frei iegende tropische Schmetterlinge während der mehrmonatigen Flatterzeiten bewundern.
Im neugestalteten Goethe-Garten können Gäste zudem ab dem Frühjahr bis in den Herbst hinein Blüten und Bestäuber hautnah erleben. Direkt neben dem Tropicarium hat der Palmengarten außerdem ein kleines Insektenparadies gescha en: „Unter anderem ein Insektenhotel, eine begrünte Dach äche, nahegelegene Apfelbäume sowie die benachbarte Insekten- und Steppenwiese sollen Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten über den Sommer Unterschlupf und Nistplätze bieten“, sagt Klimek. Mit dem Arrangement im Goethe-Garten möchte der Palmengarten die Gäste dazu anregen, mit dem eigenen Garten oder Balkon etwas zum Erhalt des Artenreichtums von Insekten beizutragen. Außerdem setzt der Palmengarten auf die Wiederverwertung von Ausstellungsmodulen. Was nicht wiedereingesetzt werden kann, geht in Tauschportale oder kommt den Gästen zugute. So gibt es am 3. und 4. Juni erstmalig im Rahmen der Rosentage einen Flohmarkt in der Galerie am Palmenhaus, bei dem Schätze aus dem Fundus des Gartens erworben werden können: von Spielzeug und Büchern bis hin zu großformatigen Bilderdrucken, Dekorationen und Plakaten aus vergangenen Ausstellungen. Das gesamte Rosenfest wurde unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit umgestaltet. So verzichtet der Palmengarten aufgrund der Feinstaubbelastung und im Sinne des Tierschutzes auf das Feuerwerk. Und auch die Teelichter sollen nicht mehr gelegt werden, um eine unnötige Vermüllung zu vermeiden. palmengarten.de
ELEKTROMOBILITÄT
Die Nachfrage nach Elektroautos wird immer größer. Auch die französische Automarke Citroën bietet eine breite Palette an Modellen, vom Ami, einem für die Stadt entworfenen Elektromobilitätsobjekt, bis hin zu Kompaktmodellen, SUVs und Nutzfahrzeugen, von denen die meisten in elektrischen oder wiederau adbaren Hybridversionen erhältlich sind. Die E-Fahrzeuge von Citroën erobern nicht nur die Straßen, sondern wurden
SPECIAL NACHHALTIGKEIT 72 JOURNAL
# 06/23 Foto: Citroën
Im neuen Schmetterlingshaus können die farbenfrohen Falter bewundert werden
FRANKFURT
jüngst auch am Filmset von „Asterix und Obelix: Das Reich der Mitte“ eingesetzt.
Im Zuge des Filmprojekts arbeitete Citroën mit den Produktions rmen Pathé, Trésor Films und den Editions Albert René zusammen. Am Set leistete eine Elektro otte einen Beitrag zur Dekarbonisierung: Das Filmteam nutzte während der Dreharbeiten eine Flotte von zehn Citroën Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen –eine Premiere für einen französischen Blockbuster.
Citroën-Fans aufgepasst: Im Zuge des Projekts wurde außerdem ein Vehikel entwickelt, das einen besonderen Au ritt in verschiedenen Szenen des Films erhält.
Ein gallischer Streitwagen, inspiriert vom legendären Modell 2CV „Deux chevaux“ –in Deutschland besser bekannt als Ente – wurde speziell für diesen Film entworfen. Citroën tri also auf Asterix und Obelix: „Die Begegnung zwischen diesen beiden Legenden der französischen Kultur ist absolut außergewöhnlich, es gab von Anfang an eine Nähe, Aufrichtigkeit und gegenseitigen Respekt zwischen den Teams von Citroën und Asterix. Uns wurde diese unglaubliche Gelegenheit geboten, einen Konzept-Streitwagen von Grund auf neu zu erstellen und zu bauen.
Das Ergebnis ist eine Ode an den 2CV, das legendäre Auto, das Citroën in seiner ganzen Pracht repräsentiert“, schwärmt Pierre Leclercq, Citroën-Designchef.
Von vielen wird der 2CV als Auto gesehen, das Teil des französischen Kulturerbes ist.
Seine Silhouette ist bekannt und repräsentiert für viele die französische Lebensart. Im Film „Asterix & Obelix: Das Reich der Mitte“ ist der Streitwagen eine Neuinterpretation des 2CV und steht stellvertretend für die gallische Lebensweise. Die Designteams von Citroën haben das Auto neu interpretiert und dem Asterix-Film eine besondere Note verliehen. Das Ergebnis ist ein Streitwagen mit Au ängung aus Wildschweinmagen. Seine Scheinwerfer bestehen aus gallischen Helmen. Sie werden von Glühwürmchen bedient, die mit dem Zaubertrank gestärkt werden. Schließlich fährt es auf Rädern aus recycelten Schilden, die den Doppelwinkel von Citroën enthalten.
E-Autos dür e man in Gallien noch nicht gekannt haben. Aber dafür war Nachhaltigkeit während der gesamten Dreharbeiten zu diesem Film ein wichtiger Aspekt: Das Team arbeitete mit einer Agentur zusammen, die einige Prozesse implementierte, um Abfall so weit wie möglich zu begren-
zen. So wurden zum Beispiel die Kostüme recycelt und für andere Zwecke wiederverwendet und die Kartons wurden recycelt, was zur Einsparung von zwei Tonnen Holz führte. Außerdem wurden alle Holzkisten an zwei städtische Bauernhöfe in der Region Ile-de-France gespendet. Der Film unter der Regie von Guillaume Canet läu seit dem 18. Mai in den deutschen Kinos. citroen.de
So sieht ein von Citroën inspirierter Streitwagen aus
JOURNAL FRANKFURT # 06/23 73 PROMOTION
Foto: Palmengarten
Ein elektrisches
SUV-Coupé: Der Polestar 4
Agil, mobil, ressourcenschonend
Die Autoindustrie denkt um: Anna Wesolowski von Polestar spricht im Interview über das klimaneutrale Fahrzeug der Zukunft, verbesserte Reichweiten und verkürzte Ladezeiten von E-Autos sowie das 1,5-Grad-Ziel.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Wesolowski, Polestar steht für Performance-Elektrofahrzeuge und wirbt mit Innovation und Nachhaltigkeit. Derzeit plant das Unternehmen das „Polestar 0 Project“. Was verbirgt sich dahinter?
ANNA WESOLOWSKI: Das Polestar 0 Project bezieht sich auf die Mission von Polestar, den Übergang zu nachhaltiger Mobilität zu beschleunigen. Neben dem Anspruch unseren CO 2 -Fußabdruck stetig zu minimieren, haben wir unser eigenes „Moon-shot“-Ziel herausgegeben: Wir wollen bis 2030 ein komplett klimaneutrales Fahrzeug entwickeln und das ohne jegliche Kompensation. Manche Unternehmen setzen darauf, ihre CO2Emissionen ausgleichen, indem sie zum Beispiel Bäume pflanzen. Wir wollen Klimaneutralität erreichen, indem wir die Art und Weise, wie Autos hergestellt werden, ändern.
Wie möchte Polestar das Projekt des klimaneutralen Autos bis 2030 umsetzen?
Wir werden das Ziel des komplett klimaneutralen Autos nur dann erreichen, wenn wir auf Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren setzen. Dabei sind wir auf einem guten Weg. Mittlerweile haben sich mehr als 20 führende Unternehmen aus verschiedenen Branchen dem Polestar 0 Project angeschlossen. Wir forschen gemeinsam an Prozessen und Methoden, um Emissionen zu eliminieren und setzen hier bereits bei den Rohsto en an.
E-Autos sind zwar viel umweltfreundlicher als Benziner, ganz klimaneutral sind sie aber derzeit noch nicht. Ein Problem sind etwa seltene Erden und andere Rohstoffe, die für die CO²-aufwendige Produktion der Batterien benötigt werden. Schwierig ist auch, dass diese aus Ländern wie China oder Russland bezogen werden. Wie lassen sich diese Rohstoffe substituieren? Elektroautos sind nicht grün, aber ein wichtiger Schritt, um unsere Klimaziele zu erreichen, da sie eine bessere Klimabilanz über die Nutzungsdauer hinweg aufweisen. Ebenso relevant ist jedoch die Umstellung unserer Produktion auf erneuerbare Energien, die Nutzung eben dieser beim Laden und das Verwenden von recycelbaren Materialien bereits ab der Konzeption. Wir arbeiten eng mit unseren Zulieferern zusammen, nachhaltige Standards sind bei uns verp ichtend, auch was die Gewinnung der Rohsto e angeht.
Viele Menschen, die weite Strecken fahren, setzen nicht auf E-Autos, aufgrund knapper Reichweite und langer Ladezeiten. Wie lassen sich die Reichweichte von E-Autos erhöhen und gleichzeitig die Ladezeit reduzieren?
Reichweite ist bei den heutigen Modellen längst kein ema mehr und lediglich vorgeschoben. Der normale Verbraucher pendelt weniger als 100 Kilometer täglich, mit Reichweiten zwischen 400 bis 600 Kilometern ist dies einfach machbar. Dennoch arbeiten wir intensiv daran, die Reichweiten zu erhöhen und die Ladezeiten zu reduzieren. So sind unsere neuen Polestar 2 Varianten zum Beispiel mit verbesserten Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet, was sich positiv auf E zienz, Kapazität sowie die Ladezeit auswirkt. Trotz der größeren Batterien, der stärkeren Motoren, der größeren Reichweite und Leistung konnten wir die Kohlendioxid-Emissionen dank verbesserter Zellchemie sogar senken. Und über Over-the-Air Updates verbessert sich die E zienz fortlaufend per Knopfdruck.
Gemeinsam mit dem Hersteller Rivian und der Beratungsfirma Kearney hat Polestar einen Wegweiser zum Erreichen der 1,5 Grad-Grenze entwickelt – den Pathway Report. Was sind die wichtigsten Punkte dieses Fahrplans? Der Pathway Report zeigt, dass wir als Industrie unsere Klimaziele deutlich verfehlen werden, wenn wir weitermachen wie bisher. Er zeigt aber auch die Lösung auf. Zunächst müssen wir Verbrenner schnell durch Elektroautos ersetzen. Auch die Produktion muss nachhaltig aufgestellt sein. Die Versorgung mit erneuerbarer Energie für globale Netze muss ausgebaut werden und wir müssen die Dekarbonisierung der Fertigungslieferketten für die Herstellung von Elektroautos erreichen. Wenn möglichst viele Autobauer zusammenarbeiten, wenn wir also gemeinsam handeln, können wir als Autoindustrie unsere Klimaziele überhaupt erreichen.
polestar.com
74 JOURNAL FRANKFURT # 06/23 SPECIAL NACHHALTIGKEIT
PROMOTION
Fotos: Polestar
Bus- und Bahnfahren ist gelebte Nachhaltigkeit: Die ö entlichen Verkehrsmittel verbrauchen weniger Fläche pro beförderter Person im Stadtverkehr, das meiste wird vom motorisierten Individualverkehr eingenommen. Zudem liegt auch der CO2-Fußabdruck mit 58 Gramm pro Person und Kilometer auf der Schiene bei nur einem Drittel einer Pkw-Fahrt. Darauf beru sich der RheinMain-Verkehrsverbund (RMV) . Er koordiniert und organisiert den Nahverkehr auf rund zwei Drittel der Fläche Hessens. Doch der RMV will noch mehr: Ab 2030 sollen keine neuen Dieselfahrzeuge mehr eingesetzt werden. Dafür baut er 2023 auf Wasserstoantrieb: Im Laufe des Jahres wird der RMV mit 27 Fahrzeugen Europas größte Flotte dieser Art auf die Schienen schicken. Eine weitere Möglichkeit, sich nachhaltiger fortzubewegen, sind On-Demand-Shuttles wie etwa KNUT, der im Frankfurter Norden unterwegs ist. Das Konzept setzt auf exiblen Nahverkehr durch elektrische Kleinbusse, die ohne feste Abfahrtszeiten und ohne feste Strecken im Einsatz sind. Im Unterschied zum klassischen Sammeltaxi, das auch schon vor dem digitalen Zeitalter
unterwegs war, lässt sich durch So ware und kluge Algorithmen die sogenannte Pooling-Rate optimieren. Das bedeutet, dass die jeweiligen Wege mehrerer Menschen verknüp werden. Mehr Menschen pro Shuttle bedeutet nicht nur ein e zienter Einsatz von Fahrzeugen und Personal, sondern auch ein geringerer CO2Abdruck pro Person. In einem Testbetrieb im Frankfurter Stadtteil Riederwald sind Shuttles sogar autonom, also ohne Fahrer unterwegs – eine Innovation, die alleine schon angesichts des Mangels an Fahrerinnen und Fahrern großes Potenzial mit sich bringt. Neben umweltfreundlichen Antrieben und attraktiven Fahrtenangeboten spielt auch der Fahrpreis eine entscheidende Rolle. Seit Mai gilt das Deutschlandticket (für 49 Euro). Bis zum 10. Mai wurden im RMV rund 220.000 Deutschlandtickets verkau . Deutlich mehr als die Häl e der Tickets, rund 120.000, haben Kundinnen und Kunden erworben, die vorher noch kein Zeitkartenabonnement im RMV abgeschlossen hatten, gibt das Unternehmen bekannt. Preislich besonders attraktiv sind auch Job-Tickets, die im RMV rund 400 Arbeitgeber anbieten – viele sogar als Deutschlandticket mit bundesweiter Gültigkeit. Ein neuer Ansatz für Firmen könnten ab 2024 Mobilitätsbudgets sein. Arbeitgeber stellen dabei ihren Mitarbeitenden ein Geldbudget zur Verfügung, welches diese nach Belieben für den ÖPNV oder Fernverkehr – seien es Carsharing, Bikesharing oder E-Scooter – einsetzen können. Das könnte die nachhaltige Mobilität von Mitarbeitenden steigern und Anreize scha en, noch häu ger die Angebote des RMV zu nutzen. rmv.de
Probefahrt mit dem autonomen Shuttle Easy gefällig? 06/23
JOURNAL FRANKFURT PROMOTION 75 Foto:
#
RMV/Arne Landwehr