e-fact 01/2006

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Jugendmagazin für Freiburg Ausgabe 01 / 2006. Gratis

Jobben ist geil! Stimmt das? Oder haben wir schon genug zu tun? Außerdem: Ein Schuljahr in den USA – Eine Schickeria-Tour durch Freiburg – Eine BreakdanceBattle in Bildern – Eine Kurzgeschichte und ein Raptext

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Start

Inhalt 04

Mädchensport? Jungensport? Ein Rollentausch

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Dem Sommer zur Liebe Im Sommer geht es mir gut. Im Sommer ist mir nie kalt. Im Sommer ist der Himmel blau und die Sommernächte sind lau. Im Sommer sind die Bäume grün, die Vögel laut, der Winter weit.

Thema 09

Mit der Industrialisierung jedoch haben die Menschen einen Weg gefunden, wie sie innerhalb von ca. 300 Jahren den Winter auslöschen können. Die neue Wunderwaffe: globale Erderwärmung. Fröhlich und munter fahren die Menschen Auto, fliegen um die Welt, fällen Bäume und produzieren unendlich viele Güter - am besten aus Plastik -, die keiner braucht. Zu guter Letzt lassen sie auch noch absichtlich den Standby-Knopf am Fernseher an. „Sommer“, ist die Devise. „Wir wollen Sommer!“ Doch Winter ist nicht blöd. Er kennt die Menschen und weiß sie von ihrem Tun abzulenken. Er schenkt ihnen den Schnee. Und tatsächlich: Die Menschen sind begeistert. Sie lassen das Auto stehen, zum Fahren ist es sowieso zu glatt. Stattdessen erfreuen sie sich an bunten Holzbrettern, die sie an ihre Füße schnallen. Die Unsportlicheren blicken stattdessen stillschweigend aus den Fenstern, an denen ihr Atem kondensiert, und genießen den Anblick der weißen glitzernden Pracht. Sie glauben ihr Lieblingsfest, die Weihnacht, wäre ohne „weiße“ davor nur halb so schön. Und sie merken nicht, dass sie nur betrogen und belogen werden, vom Winter.

Jobben ist geil! Jobben neben der Schule – lohnt sich das? Zehn Portraits und eine Kolumne wissen die Antwort

Veränderungen 14

Doch alle halbe Jahr kommt er vorbei, der Winter, einfach so hereingeschneit. Ein alter Mann, biestig und verknittert. Trübe gesinnt und mit schlechter Laune gestimmt verbreitet er Unwohlsein, Kälte und Müdigkeit. Eingebettet in eine Haube aus Nebel und Nieselregen vegetieren ganze Städte monatelang dahin. Eine Lethargie breitet sich aus unter den Menschen und das Phlegma hat kein Ende ...

Freiburger Jugendorganisationen: Auf dem Schülergipfel, unterm Siegesdenkmal und unterwegs in die Zukunft. Plus Aktiv-Kolumne: Die schönsten Sportverletzungen Mach mit! Spring auf! Sei dabei! www.jump-on.de startet neu

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Ein Vierteljahr in Italien: Schultausch Freiburg – Genua Der Sinn des Lebens: Als Zivi schwer zu finden

Freistil 16 17

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Abendkleid oder Lederjacke: Portrait einer Türsteherin Peter, Paula und Pauline: Zwei Lebensentwürfe zwischen Stadt und Land On the road: Mopedfahren auf Indonesien Sundowner am Bächle: Eine Schick-Sal-Tour durch Freiburger Cafés. Bewertung inklusive

e-fact on stage 22

Nachhall einer Textperformance: Eine Kurzgeschichte und ein Rapptext

Breakdance 24

BreakDownSouth: Impressionen von der BreakdanceBattle im Haus der Jugend

Hohe Selbstmordraten in nördlich kalten Ländern, über 60.000 Skiunfälle und 49 Tote durch Erfrierung allein in Deutschland. Das sind die Zahlen des Winters. Von den zahlreichen angefrorenen Nasenspitzen kleiner Kinder und verhungerten Rehen im Wald ganz zu schweigen. Zu viele wurden schon in den Bann des Winters gezogen. Zu viele sind dem weißen Pulver verfallen.

International

So lasst sie uns ausschreien, die neue Devise: „Sommer! Wir wollen Sommer!“ Denn es gibt weder Sommerdepression noch Sommerarbeitslosigkeit. Lasst uns weiter verbrauchen, konsumieren und die Umwelt verschmutzen. Denn: Wir tun es dem Sommer zur Liebe.

inteam

Anne Haas

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Ein Schuljahr bei Microsoft & Mäc: Theresa und Nora haben ein Jahr in den USA verbracht – ein Bericht aus Michigan und Maine

Der Junge mit dem Ringelshirt: Wir haben den „Besserwisser“ gesucht und gefunden – ein Interview mit dem Helden der Pausenhöfe Impressum 3

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Mädchensport | Jungensport

Gideon (13 Jahre), Ballett-Tänzer Ich tanze seit ich fünf Jahre alt bin, im Kindergartenalter fing ich damit an. Meine Mutter war früher auch einmal im Ballett, und sie wollte mir zeigen, wie das so ist. Ich bin der einzige Junge in meiner Gruppe, das ist aber nicht so schlimm. Die Mädchen sagen eher weniger dazu, nur von Jungs werde ich manchmal in der Schule gehänselt. Aber das stört mich nicht. Ballett soll trotzdem mein Hobby bleiben. Erwachsene finden es gut, dass ich im Ballett bin. Es ist eben etwas Besonderes. Einmal in der Woche gehe ich in den Tanzunterricht. Das Training dauert anderthalb Stunden. Die Ballettübungen für Jungs sind fast genau so wie die bei den Mädchen, nur manchmal etwas anders. Umziehen muss ich mich im Bad, die Mädchen haben einen Umkleideraum. So etwas wie Spitzenschuhe oder

Tütü gibt es bei Jungs nicht. Ich trage weiße Schläppchen und einen blauen Ganzanzug. Es ist nicht schwierig, diese Kleidung zu bekommen: In einem Ballettladen in Freiburg kann man die Sachen kaufen. Bei den Aufführungen kriege ich oft eine Sonderrolle oder ein kleines Solo. In meinem Zimmer hängt ein Ballett-Bild, das ich von meiner Mutter bekommen habe. Das Video von Tschaikowskis Nussknacker habe ich auch zu Hause. Manchmal schaue ich es mir an. Die Musik, die ich höre, ist ganz anders, als die Musik im Ballettunterricht. Meine beiden Brüder haben mit Ballett nichts am Hut. Bei einer Ballettaufführung sah ich einmal einen anderen Jungen. Bei dem sah das Tanzen allerdings eher gezwungen aus. In meiner Freizeit fahre ich Inliner oder Fahrrad. Fußball spiele ich nicht so gerne. Und dann gibt es ja noch die Schule. Momentan gehe ich in die 8. Klasse der Teninger Realschule. Was ich beruflich machen möchte, weiß ich noch nicht so genau; aber Tänzer will ich nicht werden. Aufgezeichnet von Maria Hörl Wer Gideon nicht als einzigen Jungen in der Ballettgruppe lassen will, kann sich bei der Musikschule im Breisgau anmelden: Vörstetter-Straße 3, 79194 Gundelfingen, Tel.0761-589891, email: msb@musikschule-breisgau.de

Robert (21 Jahre), Cheerleader Mit 17 fing alles an. Ein Freund meinte, dass das Team „Blue Flash-Cheerleading“ neue Leute sucht. Zuerst war ich skeptisch, da ich bis zu diesem Zeitpunkt „Cheerleading“ als reinen „Frauensport“ betrachtete. Ich ließ mich aber dennoch darauf ein und ging mit. Look what happened: I became a Cheerleader! Wenn die Leute das hören, kommt immer so was in der Art: „Was!? Cheerleading!?“ Und dann fängt immer das Erklären an. Also los. Cheerleading gibt es in mehreren Variationen. Einmal das reine „Cheeren“, also das Anfeuern von zum Beispiel Basketballoder Footballspielen. Das machen nur die Mädels. Dann gibt es noch den Leistungssport Cheerleading, genannt das „SeniorCoed“ Team. Dort machen auch Männer mit. Damals trainierten wir meistens dreimal die Woche, Freitag, Samstag und Sonntag. In der Meisterschaftsvorbereitung manchmal sogar viermal pro Woche. Man(n) trägt dabei ganz normale Sportklamotten. Weder Röckchen noch sonst irgendwas, das ist Leistungssport! Soviel zu den Vorurteilen. Was ich an dem Sport besonders mochte, war die Abwechslung. Beim „Stunten“ muss man Kraft und Gleichgewichtssinn

mitbringen. Beim Bodenturnen Geschwindigkeit und Sprungkraft. Und beim Herumwerfen von Mädels kann man sich so richtig auspowern. Da ich früher Fußball und Tennis gespielt habe und dazu noch relativ groß, bin ich nicht unbedingt der beste Bodenturner. Aber das war auch eine Herausforderung für mich, Neues zu lernen und mich an meine Grenzen heranzutasten. Mit 19 Jahren musste ich leider wegen eines Unfalls aufhören. Tja, Cheerleading bietet eine sehr hohe Verletzungsgefahr. Doch eigentlich fällt mir nichts ein, was mir an dem Sport keinen Spaß gemacht hätte. Aufgezeichnet von Hannah Bender

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Jungensport | Mädchensport

Hannah (13 Jahre), Fußballerin Ist Fußball ein Jungensport? Meiner Meinung nach nicht! Dabei behaupten viele Leute, Fußball sei nur was für Jungs. Und manche Jungs sagen ja auch, dass sie viel besser spielen können als Mädchen. Das finde ich überhaupt nicht. Ich habe es nämlich ausprobiert! Seit zweieinhalb Jahren spiele ich Fußball in einer Mädchenmannschaft. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich super spielen kann, aber Hauptsache ist, es macht mir Spaß. Und das tut es. Angefangen Fußball zu spielen habe ich in der E-Jugend bei den Jungs, und es hat immer total viel Spaß gemacht. Zuerst war ich das einzige Mädchen im Team, bis noch ein weiteres ins Training kam. Mit ihr spiele ich übrigens heute noch zusammen. Als ich nicht mehr bei den Jungs spielen durfte (ab der C-Jugend erlaubt das der DFB nicht mehr, ich musste aber schon nach der E-Jugend wechseln), suchte ich erst mal ein halbes Jahr nach einer Mädchenmannschaft. Von meinem alten Trainer bekam ich den Tipp, dass es beim SV Kappel eine

Mädchenmannschaft gäbe, wo auch meine erste Mitspielerin hingegangen war, die vorher mit mir bei den Jungs gekickt hatte. Seitdem spiele ich beim SV Kappel, wo sehr wenig gefoult wird. Ich hatte noch nie eine Gelbe Karte und auch die anderen aus der Mannschaft spielen fairer als Jungs. Gut spielen wir natürlich nicht immer, aber doch häufig. Und wenn wir gewinnen, gibt es manchmal Mannschaftspommes für alle. Da ist die Freude dann doppelt so groß. Ich bin schon seit einigen Jahren SC Freiburg-Fan und habe eine Dauerkarte auf der Nordtribüne. Das mit dem Fußballspielen und mit dem SC-Fan-Sein habe ich, glaube ich, von meinem Vater und meinem Opa. Wie auch immer: Für mich steht jedenfalls fest, dass Fußball kein reiner Jungensport ist! Aufgezeichnet von Iris Göhner

Hella (21 Jahre), Rugby-Spielerin Unter Frauen-Rugby muss man sich das Gleiche vorstellen wie unter Männer-Rugby - nur, dass eben Frauen spielen. Also ein Ball geformt wie ein Ei und das Ziel, dieses Ei auf die andere Seite des Feldes zu tragen. Dabei darf man nur nach hinten passen und mit Sicherheit wird man (vielmehr Frau) von seinen Gegnerinnen aufgehalten. Meist mit Gewalt. Hoffentlich sind nun ein paar Frauen von dieser Beschreibung genauso angetan, wie ich es vor drei Jahren war. Damals war ich auf der verzweifelten Suche nach einem Teamsport. Nach etlichen Versuchen mit anderen Ballsportarten habe ich, durch eine Freun-

din, eine Sportart gefunden, bei der man sich so richtig austoben kann: Rugby nämlich. Nach ein paar Probe-Trainings war das „Rugby-Ei“ mein neuer bester Freund und meine Fingernägel waren nicht mehr wichtig, denn rumgezickt wird nicht auf dem Feld. Doch meine besorgte Mutter wollte, dass ich meinen besten Freund verlasse. Rugby wäre zu brutal und im Alter würde sich sicher mein Kreuz melden, meinte sie. Leider kam sie mit diesen Sorgen zu spät, denn inzwischen war ich eine echte Rugby-Spielerin geworden, der man nicht mehr die Stirn bieten konnte. So setzte sich mein Kopf durch und bis jetzt ist mir wirklich nichts passiert, außer ein paar blauen Flecken und minimale Schrammen, weswegen ich im Sommer erst meine Knie begutachten muss, bevor ich kurze Sachen anziehe. Im Rugby habe ich gelernt zu kämpfen und in einem Team zu spielen, daher ist Rugby ganz bestimmt nicht nur für Männer, sondern auch für alle starken Frauen. Und wenn ihr euch als solche fühlt, dann schaut doch mal vorbei : Training ist montags und donnerstags um 19:00 Uhr in Hugstetten (Wegbeschreibung unter www.freiburg-rugby.de). Aufgezeichnet von Adam Zietak

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Aktiv

Fotografie, Rhetorik und ein Planspiel Der Schülerrat bestieg den dritten Gipfel

Von wegen „Null-Bock- Generation“: Es geht auch anders, sagten sich die Mitglieder des Freiburger Schülerrat e.V. und organisierten eine Informationsveranstaltung von Schülern für Schüler. Unter dem Motto „connecting pupils“ fand im November im Haus der Jugend der 3. Freiburger Schülergipfel statt. Die 10 Hauptorganisatoren vom Schülerrat Freiburg e.V. ließen die Veranstaltung zu einem informativen Tag für rund 100 Schüler werden. Im Vordergrund standen der Informationsaustausch und die Weiterbildung. Die meist in der Schülermitverwaltung (SMV) aktiven Schülerinnen und Schüler hatten dabei

die Möglichkeit, an vielen Workshops teilzunehmen. Wie man das im Workshop Event-Management Organisierte publik machen kann, wurde im Workshop „Öffentlichkeitsarbeit“ erklärt. Und damit Artikel mit einem professionellen Foto gekrönt werden können, wurde ein Fotografie-Workshop angeboten. Auch Rhetorik stand auf der Tagesordnung. Hier ging es darum, wie man vor einer Klasse oder der Öffentlichkeit spricht. Damit die Teilnehmer ihre rhetorischen Fähigkeiten auch ausspielen konnten, gab es eine Arbeitsgruppe, in der über aktuelle Bildungspolitik informiert wurde. Neben dem Workshop „Motivation“ gab es noch zwei technische Workshops. Bei dem einen wurde die Frage „Wie unterstütze ich die Aktionen der SMV technisch?“ geklärt. Der andere war an Aktualität nicht zu übertreffen: Eigens für den Schülergipfel wurde ein so genanntes Weblog programmiert. Weblogs sind eine Art Tagebuch im Internet, das fast minütlich mit

Bildern, Texten und Kommentaren aktualisiert wird. Nach der Mittagspause begann dann ein Planspiel, die Simulation einer Kleinstadt. Dazu wurden die Teilnehmer in 16 Gruppen unterteilt, wobei jede Gruppe eine Institution darstellte. Von der SMV über die Kirchengemeinde bis zum Bürgermeister war alles vertreten, was eine typische Kleinstadt eben braucht. Wie im richtigen Leben wurde die Bürgermeister-Gruppe mit „Sie“ angeschrieben und hatte stets ein Haushaltsproblem, aber ein offenes Ohr. Die Gruppen hatten Aufgaben und Ziele, die sie erfüllen und durchsetzen mussten. Dabei durften sie mit den anderen Gruppen nur über Briefe kommunizieren. So konnten die am Morgen neu erlernten Fähigkeiten wie Schreibstil, Vorbringen von Argumenten, und Organisieren in der Praxis erprobt werden. Das Gemeinschaftsgefühl beim Anpacken alltäglicher Aufgaben kam gut an, die Teilnehmer waren mit dem von Jugendlichen selbst organisierten Tag insgesamt sehr zufrieden, wie die aufgehängten Feedback-Zettel verrieten. Tobias Meyer, Caroline Link info@schuelerrat-freiburg.de

Symbiose der Projekte Das Mysterium „Z“ unter dem Siegesdenkmal

Wer in Freiburg zuhause ist kennt es bestimmt … das „Z“ am Siegesdenkmal. Man ist zumindest schon mal dagewesen, hat Feste gefeiert und die Giraffe rocken lassen. Doch was steckt hinter diesem ganzen Spaß? Wer oder was sorgt dafür, dass die Maschine „Selbstverwaltendes Kulturzentrum“ immer schön rund läuft? Einer der führenden Leitsprüche der Einrichtung ist: „Machs dir selbst!“ Bedeutet: Anstatt lange rumzumotzen, einfach die Dinge selber in die Hand nehmen, Veranstaltung planen, durchführen, stolz sein! Dadurch entsteht eine tolle Mischung aus Szenen, Attitüden und Kulturen.

Gemäß dem Prinzip „learning by doing“ kann sich jeder im „Z“ selbst verwirklichen. Klar gibt‘s dabei auch mal Reibereien, jedoch nichts, das nicht aus der Welt geschafft werden könnte. So gab es zum Beispiel im letzten Sommer eine nicht allzu ungewöhnliche Prügelei. Die Gerüchteküche brodelte. Es fielen Worte wie „Messerstecherei“ oder gar „Schießerei“. Daraufhin wurde im Team hin und her überlegt - und siehe da: Lösung parat, Problem beseitigt. Seither findet keine Veranstaltung mehr ohne Security statt. Das Konzept des „Z“ ist die Symbiose der Projekte. Große Veranstaltungen, die finanziell viel einbringen, tragen kleinere Veranstaltungen, die aber kulturell oft wertvoller sind.

Natürlich wird damit nicht das große Geld verdient, aber dass soll ja auch gar nicht der Zweck der Sache sein. Die Stadt gibt jährlich einen Zuschuss, der das Überleben sichert. Ansonsten wird das ganze über Getränkeumsatz finanziert. Wie genau man dazu kommt, Ideen zu verwirklichen? Schaut euch www.das-z.de an. Dort findet ihr neben aktuellen Terminen, Projekten und den nötigen Formularen zum Runterladen auch die Bandraumbelegung. Richtig gelesen, Platz zum Musizieren gibt‘s auch. Also was hält euch auf? Wer Lust und Muße hat, ist jederzeit willkommen. Seht der Welt ins Auge, seid kreativ und übernehmt die Herrschaft. Viel Erfolg! Hannah Bender

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Aktiv Die Aktiv-Kolumne

Meine schönsten Sportverletzungen Sport ist Mord. Dieser Satz macht einigen Sinn für mich. Ich kenne zum Beispiel einen Fußballer, der beim Spiel einen Hörsturz erlitt. Obwohl Sportverletzungen doch meist am Kniegelenk, an den Bändern oder am Meniskus auftreten. Am häufigsten sind Fußballer betroffen, dann Skifahrer. Und ich. Denn auch der Schulsport gilt nicht gerade als ungefährlich.

Begegnung statt Broschüren Der Stadtjugendring macht sich fit für die Zukunft

Was war 2004 und 2005: Die Vorstellung der verbandlichen Jugendarbeit vor dem Jugendhilfeausschuss, die Herausgabe zweier Ferienfreizeitbroschüren, die Kandidatenbefragung und die Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl, die Spinnennetzaktion der Verbände, die Demo vor dem Rathaus zusammen mit dem Jugendbildungswerk gegen Kürzungen bei der Jugendarbeit, die Neuaufnahme des Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit AKIJA e.V. als Mitgliedsverband, sieben Vollversammlungen allein im Jahr 2005 ... Die Neuwahlen im November 2005 brachten Erfreuliches: Hubert (AFS) wurde als 1. Vorstand bestätigt. Im Vorstand sind jetzt vier junge Leute: Valerie (AWO), Marcus (AWO), Anne (Evangelische Jugend) und Simone (AKIJA). Als StellvertreterInnen für den Jugendhilfeausschuss wurden Andrea (Johanniterjugend) und Nils (Malteserjugend) nachnominiert. So wird es weitergehen: Der SJR gestaltet seinen Internetauftritt ab 2006 auf jumpon.de: Wir wollen uns als Jugendverbände aber nicht nur auf dieser Seite präsentieren, sondern auch bei der weiteren Entwicklung von jump-on eingebunden sein. Angestrebt ist daher die Weiterführung der Arbeit im „Freiburger Jugendmedienportal Nummer 1“ als Partner des Jugendbildungswerks. Im Jahr 2006 besteht für uns über den Jugendfonds erstmalig die Möglichkeit, selbst-

bestimmte Jugendprojekte zu unterstützen. Dazu muss der Jugendfonds bekannt gemacht und eine Ausschreibung erarbeitet werden. In Planung ist Bauplan Zukunft, ein jugendgemäßer Dialog zwischen Jugendlichen und Politikerinnen und Politikern zum Thema: Jugend in einer älter werdenden Gesellschaft und die Auswirkungen auf die Jugendarbeit. Die Arbeitsgemeinschaft Kommunale Jugendbeteiligung ist am Ende ihrer Arbeit. Drei Leute aus dem SJR haben daran mitgewirkt. Der Stadtjugendring als Vertreter der verbandlichen Jugendarbeit wird zukünftig eine der Säulen der Beteiligung Jugendlicher in Freiburg sein. Das Fazit: Der SJR ist für 2006 gerüstet. Und das ist auch nötig, denn wir wollen und werden gemeinsam weiter Akzente für die verbandliche Jugendarbeit setzen. Und das soll natürlich möglichst viel Spaß machen. Wir sind inzwischen ein echt junges Team. Wenn es gelingt, noch neue Jugendliche aus den Jugendverbänden und Initiativen zu gewinnen, die Lust am Mitdenken und Mithandeln haben, kann sich so einiges entwickeln. Aber nur, wenn man sich kennt, kommt was zustande. Das ist auch im SJR so. Daher werden wir weiter auf Begegnung setzen und nicht auf primär auf Hochglanzbroschüren. Gerald Greschel / sjrfreiburg@gmx.de

Bei mir mussten vor allem die Beine häufig leiden. Die erste Bänderdehnung zog ich mir am rechten Fußgelenk zu, als ich auf die grandiose Idee kam von einer Mauer zu springen, deren Höhe ich wohl falsch eingeschätzt hatte. Beim Aufkommen knickte ich um - und da war sie, die Bänderdehnung. Die zweite „befiel“ dann natürlich das andere Fußgelenk - Abwechslung muss sein -, als ich beim Brennball-Spielen im Schulsport gegen die Anschlagmatte prallte und mein Fuß sehr ungesund nach oben abknickte. Bei meinen ersten Skifahrversuchen, damit liege ich ja statistisch voll im Trend, gelang mir dann die dritte, diesmal im Knie und wieder rechts. Nun war klar, dass als nächstes mein linkes Knie an der Reihe sein musste, und dem war dann auch so. Allerdings anders als gedacht. Wieder im Schulsport, beim Aufwärmen: Ein lautes Knacken hallt durch die Turnhalle, alle schauen sich verwundert um. Ich sitze auf dem Boden und sage lakonisch „Mein Knie hat geknackst und jetzt tut es weh.“ Allgemeines Gelächter - ich muss zugeben, die Situation hatte etwas Komisches -, dann eilen mir die Massen zu Hilfe. Die Folge dieser Aufwärmübung sind ein abgebrochenes Stück Kniescheibe, eine Operation, mehrere Wochen des Nicht-LaufenKönnens, bzw. Humpelns und langjährige Beschwerden schon beim normalen Gehen. Womit wir wieder beim Thema wären: „Sport ist Mord“. Mein Problem dabei ist, dass ich ambivalente Ansichten zu diesem Thema habe. Die einzige Möglichkeit solchen Sportverletzungen vorzubeugen ist nämlich - wer würde es glauben - Muskelaufbautraining, also Sport. Und da soll der Ottonormalverbraucher noch wissen, was zu tun ist? Iris Göhner 7

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Aktiv

Mach mit! Spring auf! Jump on! Infos, Foren, Galerien, Projekte: jump on! bietet Jugendlichen eine Plattform zum lebendigen Austausch. Mit neuem Design und hohem Spaßfaktor. Ein Gespräch zum Neustart des Internetportals für Freiburger Jugendliche

Nicht nur das Haus der Jugend in der Uhlandstraße ist gepflastert mit Plakaten. Überall in der Stadt sieht man sie. In Schulen, in Jugendzentren. Leuchtend blau kündigen sie eine „jump on! Neustart-Party“ mit Bands und DJs, mit Jump-Acts und Infos an. Was wird denn da gefeiert? Was neu gestartet? Und: Was ist jump on! eigentlich? Um uns schlau zu machen, kam e-fact mit Projektleiter Thomas Bartl ins Gespräch. e-fact: Thomas, was verbirgt sich hinter der Aufforderung „jump on!“ eigentlich? Thomas Bartl: Eine spannende Adresse im Internet: www.jump-on.de - das Internetportal für Freiburger Jugendliche. Es existiert bereits seit 2002, aber im letzten Oktober haben das Jugendbildungswerk und der Stadtjugendring die Trägerschaft der Seite übernommen und seitdem arbeiten wir in einem eigenen Büro im Haus der Jugend an einer umfangreichen Neugestaltung. Was bedeutet denn jump on! genau? Ursprüngliche ist es eine Abkürzung für Jugendmedienportal online. Auf englisch bedeutet es aber auch Spring auf! Sei dabei! Mach mit! Und genau das macht diese Seite von und für Jugendliche aus: Sie ist ständig in Bewegung. Sie lebt davon, dass Fragen gestellt und beantwortet werden, dass Diskussionen stattfinden, gechattet wird oder dass man sich die neuesten Fotos zeigt und Ideen austauscht. Hier können Jugendliche ihre Projekte präsentieren und Jugendeinrichtungen oder Schul-AGs sind eingeladen, mitzumachen. Durch diesen Austausch ent-

steht eine lebendige Informationsbörse, die alle Beteiligten gemeinsam ständig neu gestalten. Warum der Neustart im Februar? Was habt ihr an jump on! verändert? Das Auffälligste ist das Design. Wir haben es komplett neu gestaltet, haben dabei aber auch bewährte Elemente aufgegriffen. Wir haben neue, spannende Funktionen eingebaut, und es wird interessantere und sehr vielfältige Informationen für Jugendliche geben. Wir wollen erreichen, dass Jugendliche auf die Seite kommen, um konkrete Informationen zu bekommen und zu recherchieren. Die jump on! Commuity mit jetzt schon über 600 registrierten Usern soll weiter wachsen, noch vielfältiger werden in ihrer Zusammensetzung. Aus was für Leuten setzt sich die Community zusammen? In den letzten Jahren war es so, dass unsere 15- bis 20-jährigen User größtenteils von Gymnasien kamen. Nach und nach sind immer mehr Realschüler dazugekommen. Diese Gruppen sind am stärksten vertreten. Wir wollen aber auch andere erreichen. Azubis oder Hauptschüler zum Beispiel. Dadurch, dass jump on! inhaltlich sehr offen ist, kann man uns aber keiner bestimmten Szene zuordnen. Gibt es Möglichkeiten, sich selbst einzubringen oder zu beteiligen? Hinter dem Motto jump on! steckt, dass alles von den Jugendlichen mit gestaltet wird.

Man kann sich je nach Hobby oder Begabung engagieren. Ob als Programmierer, Webdesigner, Fotograf oder Redakteur - die Möglichkeiten sind groß. Entsprechende Kontakte stehen natürlich auf der Seite, so dass jede und jeder vom PC zuhause aus mitmachen kann. Wer Lust hat, kann aber auch in unserem Büro im Raum 33 im Haus der Jugend vorbei schauen oder anrufen: 0761 / 79 19 79 - 99 ist die Nummer. Was macht jump on! so besonders? Es ist ein regionales Angebot speziell für Jugendliche in Freiburg. Die User kennen sich untereinander, oder lernen sich kennen und können sich jederzeit in der Wirklichkeit treffen. Es gibt ja jede Menge kommerzielle Jugendportale. Wir jedoch verzichten auf Werbung. Was wünscht du dir für die Seite? Wie sollte es nach dem Neustart weitergehen? Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft noch mehr Jugendliche erreichen. Dass wir in der Öffentlichkeit noch bekannter, größer werden. Dass die Seite auch inhaltlich genutzt wird, von anderen Jugendorganisationen etwa. Dass mehr Jugendliche auf allen Ebenen mitmachen und jump on! als IHR Jugendportal erkennen. Na da können wir ja gespannt sein. Viel Spaß und Glück mit eurer Arbeit, wir sehen uns auf jeden Fall am 10. Februar auf der jump on! Party im Haus der Jugend. Interview: Hannah Bender

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Thema

Jobben ist geil! Am Wochenende, am Abend, in den Ferien - viele Jugendliche jobben neben der Schule, arbeiten zwischen Prüfungen, Nachmittagsunterricht und Hausaufgaben am Kiosk, im Supermarkt oder als Babysitter. Lohnt sich das? e-fact hat sich umgehört und jugendliche Jobberinnen und Jobber befragt.

Tom arbeitet. Annika arbeitet. Und Julia arbeitet auch. Nicht nur für die Schule und an den Hausaufgaben, sondern nachmittags, am frühen Abend oder am Wochenende im Supermarkt, am Kiosk, in der Getränkehandlung oder als Babysitter. Wo man sich auch umhört, fast jede Schülerin, fast jeder Schüler jobbt mittlerweile „nebenbei“ oder kennt zumindest jemanden, der einen der so begehrten Nebenjobs hat. Gründe dafür, die knappe Freizeit jobbend zu verbringen, gibt es viele. Endlich sei er finanziell unabhängig von den Eltern, meint Tom, der sich von seinem zusätzlichen Einkommen Dinge leisten kann, für die sein Taschengeld nicht ausreichen würde. Oder zu denen seine Eltern sowieso Nein sagen würden, wie zum Beispiel zur teuren Markenjeans, die er unbedingt haben musste. Julia hat durch ihren Nebenjob erfahren, dass sie mit dem Einstieg in die Berufswelt auch Verantwortung übernommen hat. Weil sie am Samstagmorgen pünktlich auf ihrer Arbeitsstelle zu sein hat, muss sie am Freitagabend Abstriche machen und kann nicht, wie ihre Freunde, bis ins Morgengrauen tanzen. Und manchmal, nach einem anstrengenden Arbeitstag, fällt sie erschöpft in ihren Sessel und denkt für sich: Wie schön kann Schule sein ... Und die Ferien erst ... Annika arbeitet seit zwei Jahren in der Leergutannahme eines Super-

marks und sieht diese Tätigkeit nun mit anderen Augen. Sie erkennt die Notwendigkeit dieses scheinbar banalen Jobs und hat nun mehr Respekt vor den Menschen, die ihn ausüben. Heute ist sie froh über die Erfahrungen, die sie dort sammeln durfte. Der Job hat sie nicht nur finanziell selbstständiger werden lassen. Zusätzliches Taschengeld hin, neue Erfahrungen her - es stellen sich eine Menge Fragen rund ums Jobben. Bleibt denn überhaupt noch Zeit fürs Ausgehen, für die Party am Wochenende oder für gemütliche Cafénachmittage mit Freunden? Leidet die Schule unter dem Nebenjob? Wie sieht es eigentlich mit der Bezahlung und den Arbeitszeiten aus? Welche Abstriche muss man für ein zusätzliches Taschengeld in Kauf nehmen? Und: Wie kommt man überhaupt an einen solchen Job? Wer weiß das besser, als die Jobberinnen und Jobber selber? Auf den folgenden Seiten berichten daher Jugendliche über ihre verschiedenen Tätigkeiten, über ihre Erfahrungen während ihrer Arbeitszeit und geben uns damit einen kleinen Einblick in die Welt der heiß begehrten Nebenjobs. Luisa Mosbach 9

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Thema

Anne (16 Jahre) Gemüsemarkt

Felicitas (19 Jahre) Klavierlehrerin

Anna (19 Jahre) Babysitterin

Ich arbeite als Verkäuferin auf dem Wiehremarkt an einem Obst- und Gemüsestand. Um dort anfangen zu können, sollte man 16 sein, ansonsten ist das Alter egal. Man sollte auch zuverlässig sein, wie in jedem anderen Job eben auch. Da ich Samstag vormittags etwa 5 bis 6 Stunden lang arbeite und ab und zu auch mittwochs ab 13 Uhr leiden meine Freizeit und die Schule überhaupt nicht unter meinem Job, weil dies keine Zeiten sind, zu denen ich viel vor hätte. Der Nachteil ist eben, dass man samstags früh aufstehen und lange stehen muss und daher danach ein bisschen müde und kaputt ist, aber das geht auch. Im Großen und Ganzen macht es Spaß. Ich selbst kam über eine Freundin von meinem Bruder an den Job, die dort gerade aufgehört hatte. Und da ich mir gerne ein bisschen Geld zum Taschengeld dazu verdienen wollte, einfach für alles mögliche, kamen mir die 6,50 Euro pro Stunde ganz gelegen. Als Jobsuchender würde ich auf den Markt gehen und nachfragen oder in Zeitungen nach Anzeigen schauen und anrufen.

Auf das Unterrichten bin ich durch meine Mutter gekommen. Sie gibt Blockflötenunterricht. Einige ihrer Schüler wollten Klavier spielen lernen, und da hat sie die Kinder zu mir geschickt. Für 30 Minuten Unterricht bekomme ich 7 Euro und für 45 Minuten 10 Euro. Mit dem Geld finanziere ich das Weggehen am Abend, mein Handy und den Urlaub. Ich unterrichte schon fast drei Jahre. Man sollte Erfahrung mit Kindern mitbringen und natürlich muss man selbst gut Klavier spielen können. Ab 14 Jahre könnte man Klavierunterricht geben, 16 oder 17 Jahre wäre aber besser. Man muss Geduld haben und pädagogisch erfahren sein. Sonst geht das nicht. Manchmal ist das Unterrichten schon anstrengend. Je nachdem, wie gut die Schüler mitmachen. Auf einige Schüler muss ich mich vorbereiten; besonders auf die älteren. Da muss ich dann zum Beispiel Stücke raussuchen. Inzwischen verwende ich Unterrichtsbücher, das ist nicht so zeitaufwändig. Meine Freizeit leidet schon etwas, Freunde oder Schule jedoch nicht. Das Unterrichten ordne ich der Schule unter. Wer ein Instrument unterrichten möchte, fragt am besten seinen eigenen Instrumentallehrer, spricht Musiklehrer in der Schule an, oder hängt einen Zettel ans Schwarze Brett.

Ich bin über Nachbarn zum Babysitten gekommen. Meistens passe ich abends auf die Kinder auf, nachmittags hätte ich weniger Zeit. Die Kleinen sind eineinhalb und dreieinhalb Jahre alt. Wichtig ist, dass man sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Oft geht es den Eltern nur darum, dass jemand zu Hause ist. Wenn die Kinder schlafen, kann ich mich vor den Fernseher setzen oder Hausaufgaben machen. So gesehen sind die 6 Euro pro Stunde gut verdientes Geld. Es gibt spezielle Babysitterkurse, in denen man einiges lernen kann. Einen solchen Kurs habe ich jedoch nicht besucht. Es ist nicht immer leicht, eine Babysitterfamilie zu bekommen, denn die Eltern und Kinder wollen einem voll vertrauen können. Meistens machen Mädchen diesen Job, obwohl ich glaube, dass auch Jungs Geduld haben können und Kinder verstehen. Schule, Freizeit oder Freunde leiden nicht wegen meiner Tätigkeit. Zweimal in der Woche babysitte ich, meistens abends. Das Geld gebe ich für meine Freizeit aus. Davon gehe ich abends weg, ins Kino oder in die Disko und kaufe mir zum Beispiel Kosmetika. Am besten spricht man Bekannte an, ob sie nicht einen Babysitter gebrauchen können oder jemanden kennen, der Bedarf hat.

Aufgezeichnet von Iris Göhner

Aufgezeichnet von Maria Hörl

Aufgezeichnet von Maria Hörl

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Thema

Christoph (19 Jahre) Getränkemarkt

Florian (19 Jahre) Konzertservice

Jessica (19 Jahre) Imbissstand

Ich jobbe in einem Getränkemarkt. Meine Aufgaben dort sind Kundenservice, Kisten in das und aus dem Lager schleppen, Leergut wegbringen und manchmal auch bei der Inventur helfen. Angefangen habe ich dort, weil mich mein jetziger Chef angesprochen hat, als ich bei ihm einkaufen war. Man sollte 16 Jahre oder älter sein, je nach Körperbau. Die Arbeit ist ziemlich anstrengend, daher suchen sie einigermaßen kräftige Leute, die aber auch im Umgang mit den Kunden kommunikativ, aufmerksam, freundlich und höflich sind. Außerdem muss man samstags früh aufstehen können. Darunter leiden meine Freizeit und die Schule ein wenig, da ich Freitag abends nicht so lange mit meinen Freunden weggehen kann und das auf Donnerstag verschiebe, wovon die schulische Leistung nicht gerade eben profitiert. Für diese Donnerstag-, Samstag- und meistens dann doch auch Freitagabends stattfindenden und sonstige Freizeitaktivitäten sowie für CDs benötige ich das Geld, das ich verdiene. Das sind 6,25 Euro pro Stunde. Bei rund 5 Stunden die Woche kommt so schon etwas zusammen. Ich bin aber trotzdem meistens verschuldet ... Um einen Job zu bekommen würde ich raten, einfach selbst in Läden zu gehen und nachzufragen ob sie bald jemanden brauchen. Und immer nett lächeln!

Seit einem Jahr verdiene ich mein Geld damit, beim Bühnenab- und -aufbau zu helfen, Notausgänge zu bewachen oder Bühnenbalustraden aufzustellen – einfach alles, was man als Laie ohne große Probleme bei einem Konzertservice für Großveranstaltungen machen kann. Pro Stunde bekomme ich 7,70 Euro, allerdings werden die Hin- und Rückfahrten nicht bezahlt. Und die sind ziemlich lang, weil die Konzerte, auf denen ich arbeite, meist in Basel oder Zürich sind. Aber dafür sehe ich häufig Bands, die ich sonst wahrscheinlich nicht sehen würde, wie zum Beispiel U 2, Queen oder Kylie Minogue. Besonderer Fähigkeiten bedarf dieser Job nicht, allerdings muss man mindestens 18 Jahre alt und relativ belastbar sein, da man meist nachts arbeitet. Es kommt nicht selten vor, dass ich erst im Morgengrauen wieder zu Hause bin. Ich arbeite etwa ein bis zwei Mal im Monat, aber dann das ganze Wochenende. Es dauert nämlich meist länger als man denkt, bis so eine Riesenbühne steht. Das Jobangebot ist recht begrenzt, weil es eben für viele attraktiv ist. Ein Nachteil ist leider, dass die Schule unter der Arbeit leidet und mich meine Freundin am Wochenende oft nicht sieht. Das Geld brauche ich für Urlaub, Autofahren, Zigaretten und zum Weggehen am Wochenende. Vorausgesetzt ich bin mal zu Hause.

Den Job am Imbissstand zu bekommen war ganz einfach: Ich ging zur Verwaltung im Europapark und habe mich beworben. Man musste einen Zettel ausfüllen, wo man gerne arbeiten möchte. Jeden Sonntag habe ich dann Pommes und Hamburger verkauft, vier Wochen lang in den Sommerferien und in den Herbstferien auch. Meistens arbeitete ich von 11 Uhr bis zum Parkschluss. Der ist unterschiedlich: Im Sommer können das neun Stunden werden. Im Winter sind es weniger. Pro Stunde verdient man 7,25 Euro. Die Arbeit ist so „mittel-anstrengend“. Ich brauchte das Geld für meinen Führerschein. Anfangs dachte ich, ich wäre nicht so gut geeignet. Aber nach und nach gewöhnt man sich an die Arbeit, und auch die Kollegen sind nett. Man wird Tag für Tag zu unterschiedlichen Arbeiten eingeteilt. Zum Beispiel bediente ich die Kasse, machte Hamburger, stand am Grill oder putzte Tische. Wenn ich gearbeitet habe, war immer der ganze Sonntag weg, und ich konnte nichts mehr mit Freunden machen. Ansonsten hat keiner gelitten. Wenn man im Europapark arbeiten möchte, sollte man am besten zur Verwaltung gehen und nachfragen. Oder anrufen. Und man sollte ein bisschen Französisch sprechen, denn viele Besucher kommen aus Frankreich.

Aufgezeichnet von Iris Göhner

Aufgezeichnet von Till Marquardt

Aufgezeichnet von Maria Hörl 11

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Thema

Mirco (19 Jahre) Drogeriemarkt

Marie (17 Jahre) Supermarkt

Noemi (17 Jahre) Strandbad-Kiosk

Zum Job in der Musikabteilung im Drogeriemarkt Müller bin ich durch den Tennispartner meines Vaters gekommen. Seit drei Jahren fülle ich nun die dortigen CD-Regale auf und kümmere mich um die Wünsche und Fragen der Kunden. Um hier zu jobben, muss man mindestens 16 Jahre alt sein, und ein gewisses Musikinteresse ist sicherlich hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Anstrengend ist die Arbeit nicht, ich muss allerdings die ganze Zeit stehen und das merkt man dann irgendwann schon in den Füßen, es geht aber eigentlich. Pro Stunde verdiene ich 7,50 Euro. Das Geld brauche ich für den Urlaub, zum Weggehen und um meine Freunde durchzufüttern, wenn die mal wieder pleite sind. Es ist nicht gerade einfach, an diesen Job zu kommen, da es ziemlich viele Bewerber gibt. Am besten sollte man es vielleicht zur Weihnachtszeit versuchen.

Seit knapp einem Jahr arbeite ich sechs Stunden in der Woche im Supermarkt. Ich habe mich schriftlich beworben und wurde bald darauf zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich erinnere mich, wie mir die Arbeit zu Beginn schwer fiel. Es war für mich sehr ungewohnt, im blau-gelben Kittel der allseits bekannten Lebensmittelkette mit einem Mal mit meinem Nachnamen angesprochen zu werden und ganz anders als in der Schule eigenverantwortlich handeln zu müssen. Es ist wichtig, auch an stressigen Tagen (unmittelbar vor Feiertagen), an denen die Schlange an Länge nicht abzunehmen scheint, geduldig und cool zu bleiben. Das fällt mir nicht immer einfach. Es gibt Kunden, denen man bereits an der Nasenspitze ansieht, dass sie sich nicht bemühen, den Vorgang ohne ein Murren ablaufen zu lassen. Trotzdem versuche ich immer höflich zu sein, freundlich und hilfsbereit. Natürlich, der Kunde ist schließlich König. Pro Stunde verdiene ich 8,20 Euro. Der Verdienst ermöglicht mir so manchen Luxus. Am meisten verwende ich ihn zum Einkaufen von Kleidung. Und ich werde mir so auch meinen Führerschein finanzieren. Supermärkte stellen oft Schüler zur Aushilfe ein. Wenn man an einem ähnlichen Job interessiert ist, sollte man persönlich beim Markt nachfragen.

Angefangen im Strandbad zu arbeiten habe ich schon mit 14 Jahren, weil dort eigentlich immer viele Leute gebraucht werden. Ich bin dadurch, dass ich oft im Strandbad war, und durch eine Freundin, die am Kiosk aufgehört hat zu arbeiten, an den Job gekommen. Wie oft ich arbeite, kommt ganz aufs Wetter an: in den Sommerferien sind es so etwa 30 Stunden pro Woche. Pro Stunde bekomme ich 7 Euro. Ob der Job anstrengend ist, hängt davon ab, ob das Bad voll ist und ob man vorne am Verkauf, an der Kasse oder hinten in der Küche steht. Bei gutem Wetter, wenn viel los ist, ist es hinten schon richtig stressig. Deshalb sind Schnelligkeit - auch im Kopf -, Flexibilität und Ausdauer echt wichtig. Schule, Freizeit und Freunde leiden schon unter dem Jobben. Das Geld brauche ich für meinen Führerschein, um in den Ferien zu verreisen, und um überhaupt mehr Geld am Wochenende und so zu haben. Um an einen Job zu kommen, sollte man einfach nachfragen. Mein spezieller Tipp: Bewerbung bereit halten!

Aufgezeichnet von Till Marquardt

Marie Schächtele

Aufgezeichnet von Franziska Anz

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Thema gen, sondern etwas Interessantes machen. So setzte ich mich in meinem TischtennisVerein dafür ein, im Jugendtraining mitzuhelfen und eine Lizenz machen zu können. Nach zwei Jahren konnte ich mich schließlich durchsetzen. Die dreiwöchige Ausbildung, die meist über ein Jahr verteilt ist und mit einer Prüfung abgeschlossen werden muss, ist eine der Voraussetzungen, um als Trainer oder Trainerin arbeiten zu können. Diese Ausbildung kann man zwar erst ab dem 16. Lebensjahr machen, aber auch davor kann man schon im Jugendtraining mithelfen. Aus meiner Erfahrung macht diese Einschränkung auch Sinn. Denn erst ab einem gewissen Alter können die Kinder und Jugendlichen überhaupt einen gewissen Respekt zu einem aufbauen. Und natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass man eine lange und gute Spielerfahrung in diesem Sport mitbringen sollte.

Anna (17 Jahre) Tischtennistrainerin Auf eigenen Füßen stehen? Den Führerschein finanzieren? Das sind einige der Gründe, die uns Jugendliche dazu bewegen zu jobben. Sicherlich waren es auch meine Gründe. Aber ich wollte nicht einfach Zeitungen austra-

Mit meiner „Arbeitszeit“ von zwei mal zwei Stunden am frühen Abend selbst ist es nicht getan, ich kann ja nicht total unvorbereitet in der Halle aufkreuzen. Denn ich muss für die Trainingsvorbereitung Zeit investieren und sollte mich auch auf die Prüfung vorbereiten. Tischtennistrainer sind zumindest in letzter Zeit sehr gefragt. Wenn man noch keine Li-

zenz hat, dann verdient man im Verein im Durchschnitt 5 Euro pro Stunde, mit Lizenz können es, wenn ich mal bei Schülerjobs bleibe, bis zu 10 Euro werden. Von den Kids und Jugendlichen kann man in diesem Job sehr viel lernen. Man muss sowohl kritik- als auch lernfähig und geduldig sein und an sich arbeiten wollen. Fehler wird man als Trainer immer machen. Man ist schließlich wie jeder Mensch. Ich selbst bin echt froh, diese Arbeit machen zu können. Die Schwierigkeiten am Anfang, dass man zum Beispiel einige Gleichaltrige in der fast nur aus Jungs bestehenden Gruppe hat („Die da vorne sagt mir, was ich machen soll? Die ist ja nicht viel älter als ich ...“), scheinen überwunden zu sein. Man merkt auch, wie das die eigene Persönlichkeit stärkt. Für Schüler, die später mal Lehrer werden wollen, ist der Trainerjob neben Nachhilfe geben sicher eine gute Alternative. Denn auch hier muss man eine Gruppe begeistern und ihr etwas beibringen können. Und wenn ich dann merke, dass die Kinder und Jugendlichen sich im Spiel verbessern und ich als Trainerin etwas bewirkt habe, dann ist es sicher viel mehr als „nur“ ein Job. Anna Katzelnik

Die JuZ-Kolumne

Andere haben‘s gut. Wir müssen stumpfsinnig schuften Einerseits: Da gibt‘s echt nichts zu beschönigen - Schülerjobs sind Ausbeutung. Um Pauschalisierungsvorwürfen zu entgehen, sagen wir mal: in den allermeisten Fällen. Natürlich gibt es in unserem Umfeld immer den Glückspilz, der über eine Connection von seinem Papi an einen unkündbaren Ferienjob mit 15 Euro Stundenlohn gekommen ist. Und es gibt das Genie, das sich schon mit 14 sein Geld in einem Software-Startup verdient. Aber dann gibt es noch: uns. Die Normalos, was Geld angeht. Wir stehen ein bisschen planlos da und wissen nur, dass wir Geld brauchen für all die Freizeitbeschäftigungen, die unsere Eltern für nicht unterstützenswert halten. Die werden nämlich immer mehr und immer teurer. Der erste Job, den man sich durch tapferes Anrufen bei der unbekannten Telefonnummer aus dem Anzeigenblatt oder durch todesmutiges Nachfragen in drei Dutzend Cafés ergattert hat, kommt einem anfangs wie eine sehr ernste Sache vor. Egal, ob man Werbeprospekte austeilen muss oder Tabletts balancieren, an einer Supermarktkasse sitzen oder Geschenke weihnachtlich einpacken. Schließlich muss man dem Arbeitgeber beweisen, dass man das, wofür man bezahlt werden soll, auch schafft. Der Punkt ist: Natürlich schafft man es! Nach spätestens zwei Wochen fragt man sich, ob man mit 6 Euro pro Stunde (natürlich ohne Wochenend-, Heiligabend- oder Nacht-

zuschlag) nicht ein bisschen unterbezahlt und mit dem GeschenkeEinpacken intellektuell nicht etwas unterfordert ist. Und ob man es nicht auch ungerecht finden könnte, dass man als jüngster Angestellter nie nach seiner Meinung gefragt wird. Die Antwort lautet: dreimal ja. Schülerjobs sind meistens einfach nur fies. Andererseits: Man merkt das glücklicherweise erst im Nachhinein. Wenn man eines Tages in den Genuss kommt, sein Geld mit einer Tätigkeit zu verdienen, die wirklich ein bisschen Spaß macht. Bei dem Gedanken, acht Stunden lang im Akkord Brötchen eintüten zu müssen, wird man ganz blass um die Nase. Kaum vorstellbar, wie man das damals geschafft hat - und das mit einer zickigen Abteilungsleiterin im Rücken und Gedanken an alles, was Spaß macht (also so etwa alles andere auf der Welt) im Kopf. Aber man hat es geschafft und sich von dem Geld sogar einen Urlaub und zweieinhalb Jeans leisten können. Immerhin war der erste miese Schülerjob nichts Geringeres als der Einstieg ins Berufsleben - und es wäre doch zu erstaunlich, wenn so was Großes einfach wäre. Kathrin Hagemann JuZ ist die Jugendredaktion der Badischen Zeitung. Kontakt: Telefon 0761 / 496 - 5140 oder jugend@badische-zeitung.de 13

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Ein Vierteljahr in Genua Warum nicht mal die Schule tauschen? Freiburg gegen Genua? Ein Aufenthalt im Kloster inklusive? Geht alles!

Drei Ausschnitte aus meiner dreimonatigen Reise nach Genua. Es hört sich zwar manchmal etwas konfus an, aber genau so ist es gewesen. Wir waren zu dritt, Tonia, Sophie und ich. Zusammen beschlossen wir im Januar 2005 spontan, dem grauen deutschen Alltag für eine Weile zu entfliehen, in Bella Italia ein bisschen dolce vita zu genießen ... und natürlich nebenbei noch eine Menge zu lernen, weshalb wir auch zur Schule mussten. Weil wir so gut wie kein Italienisch konnten, gingen wir auf die deutsche Schule in Genua. Die Tatsache, dass wir vorerst in einem Kloster wohnen sollten, hörte sich zwar eher unerfreulich an, aber wir hatten auf die Schnelle nichts anderes gefunden und die Nonnen sagten am Telefon, dass sie ihre Zimmer auch ganz normal an Studenten vermieten. 31. Januar 2005: Ein bisschen geschafft von unserer Abschiedsfeier und den Dingen, die einem in letzter Minute einfallen, aber unbedingt noch erledigt werden müssen, sitzen wir im Zug Richtung Süden. Ich habe natürlich wieder so viel Gepäck dabei, dass ich es nicht alleine transportieren könnte und bin froh, dass die andern beiden weniger chaotisch sind als ich. Am Hauptbahnhof von Genua, Statione Principe, empfängt uns strahlende Sonne … so schön soll es aber nicht bleiben. Nachdem wir es geschafft haben, zum Kloster zu kommen, werden wir erst gar nicht ein-

gelassen. Wir können uns auch nicht wirklich verständigen. Doch endlich wird eine Küchenhilfe gefunden, die Englisch kann. Sie zeigt uns unser winziges Zimmer und auch gleich noch den nächsten Supermarkt. Auf dem Weg dorthin bekommen wir solche Horrorgeschichten über das Kloster zu hören, dass wir gar nicht mehr zurück wollen. Von wegen Studenten: Anscheinend wohnen hier nur schwer erziehbare, aggressive, verhaltensauffällige Mädchen. Wieder zurück flüchten wir in unser Zimmer und schließen uns ein. Als wir uns am nächsten Tag doch raus trauen, stellen wir fest, dass die neuen Mitbewohnerinnen alle (relativ) normale, nette Mädchen sind, die uns erstmal alle italienischen Schimpfwörter beibringen und Genua zeigen. Außer, dass Alice uns Crack verkaufen will, merken wir nichts von „Verhaltensauffälligkeit“. Naja … unsere Zimmernachbarin verliebt sich später noch in Sophie, aber das ist eine andere Geschichte. 1. März 2005: Ich liege im Bett und traue mich fast nicht zu atmen und erst Recht nicht mich umzudrehen, weil bei jeder kleinsten Bewegung, die ich mache, ein merkwürdiger kleiner Kasten auf der anderen Seite des Zimmers rot blinkt. Dass der Papst über meinem Bett hängt, beruhigt mich nicht wirklich. Ich bin gerade zu einem Jungen aus meiner Klasse gezogen und soll jetzt hier den nächsten

Monat wohnen. Ich habe mich wohl selten so alleine gefühlt … was aber nicht lange anhält, denn mein Handy klingelt. Was tun? Mich doch bewegen oder … Ich nehme ab. Ein Freund aus Freiburg ist dran. Ich würde ihm gerne vorheulen, wie schlecht es mir geht, aber ich komme mir so überwacht vor, dass ich mir einbilde abgehört zu werden. Wenigstens kann ich am nächsten Tag ausschlafen und muss nicht zur Schule, denn es schneit, was in Genua nicht gerade oft vorkommt, und weshalb die ganze Stadt im Chaos versinkt. Der rot blinkende Kasten ist übrigens irgendeine Sicherung gegen Diebe. 5. April 2005: Wir sitzen in Nervi, einem Stadtteil von Genua, am Strand und sonnen uns. Langsam wird es richtig Sommer. Ich wohne jetzt bei Lidia, einer Freundin, und könnte mir nichts Besseres vorstellen. Leider muss ich schon bald wieder zurück nach Freiburg … Das Meer werde ich auf jeden Fall vermissen, einige Leute und überhaupt die offene, unkomplizierte Art der meisten Italiener (auch die lockere Unordnung, so dass etwa noch im April Weihnachtsschmuck in den Straßen hängt), Genua und seine riesige Altstadt, das leckere Essen (Foccaccia), die Vicoli, in denen sich abends die Jugendlichen treffen, die Sprache, die Palmen und viel, viel mehr. Aber in Freiburg gibt‘s ja die Dreisam … Franziska Anz

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Der Sinn des Lebens Lampenwechseln und Laubkehren machen den Zivildienst nicht gerade zu einer zufrieden stellenden Tätigkeit

Die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst sind von der neuen Bundesregierung gerade wieder von ihrer Abschaffung verschont worden. Dabei ist von der Pflicht eigentlich nicht mehr viel übrig. Jeder weiß: Ausmustern ist ein Kinderspiel. Das Vorgeben einer Bienenstichallergie, psychischer Probleme (kann man sich fast von jedem Arzt bescheinigen lassen) oder die Frage nach dem Drogenkonsum mit der Angabe zu Kiffen zu bejahen, reichen inzwischen fast automatisch zur Ausmusterung aus. Deswegen macht heute eigentlich nur noch derjenige Zivildienst, der das auch wirklich will. Und da zählte ich mich auch dazu. Ein Drückeberger bin ich nicht. Ein Jahr zum Wohle der Gesellschaft zu investieren kam mir sinnvoll vor. Zudem wollte ich die Luft der „arbeitenden Klasse“ schnuppern. Die Wahrscheinlichkeit, das Leben nach dem Studium hinterm Schreibtisch zu verbringen, ist recht groß. Außerdem nahm ich an, dass solches Engagement die Selbstzufriedenheit steigern würde. Dementsprechend zuversichtlich bin ich drei Monate nach dem Abitur in einem Heim für betreutes Wohnen als Hausmeister-Zivi angetreten. Der erste Tag war noch nicht beunruhigend. Die Leute waren nett, mein Chef sowieso. Außerdem durfte ich eine Stunde früher gehen. Die Regeln für ein gutes Auskommen schienen einfach zu sein: 1. Zu allen nett sein und immer lieb grüßen. 2. Die Arbeiten vor allem mit großer Zuverlässig- und Gründlichkeit erledigen. Die Geschwindigkeit sei eher von sekundärer Be-

deutung. Das sollte für mich doch zu schaffen sein, dachte ich mir. Am zweiten Tage wurde ich dann aber mit der bitteren Wahrheit konfrontiert. Meine Aufgabe war, das komplette Gelände zu fegen. Ich lächelte (Regel 1 befolgt) und fegte mit großer Gründlichkeit den Hof (Regel 2 befolgt). Das dauerte sechs Stunden. Resultat war ein voller 5-Liter-Eimer mit Dreck. Die Wege und Parkplätze waren nämlich eigentlich vorher schon recht sauber. Die Möglichkeit, dass man nur meine Geduld und Ausdauer testen wollte, kann ich aus heutiger Sicht ausschließen. Das Gefühl, Opfer einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme geworden zu sein, stellte sich im Laufe der letzten Monate noch ab und zu ein. Die Aufgabenspanne reicht vom Lampenwechsel über das Laubkehren (nach dem zwanzigsten Schubkarren voller Blätter wünschte ich mir die Zeiten zurück, in denen der 5-Liter-Eimer ausreichte) bis hin zum Zeitungen Bündeln und Altglas Entsorgen. Beim Einrichten der Verwaltungscomputer, ein Aufgabenbereich, in dem ich wenigstens etwas auftrumpfen hätte können, war ich dazu verdonnert, einem nur bedingt kompetenten Rentner über die Schulter zu schauen. Tipps waren eigentlich nur nach direkter Nachfrage erwünscht. Das Umschalten auf eine völlig andere Prioritätssetzung machte mir die ersten Wochen meines Schaffens ganz erträglich. Sauberkeit und Ordnung erklärte ich während meiner Ar-

beitszeit (von 7 bis 16 Uhr) zu meinen höchsten Tugenden. Auch war die Atmosphäre bei der Arbeit noch immer angenehm. Auf Dauer aber reichte dies schlichtweg nicht mehr aus, mich abends zufrieden zu Bette legen zu können. Die Hoffnung, durch artiges Befolgen der beiden Regeln im Laufe der Zeit nicht nur Lob, sondern auch mehr Vertrauen und in Folge dessen anspruchsvollere Tätigkeiten ausführen zu dürfen, erfüllten sich leider nicht. Ich bin zwar immer noch selbst davon überrascht, aber trotz der Anspruchslosigkeit meines Tuns komme ich meistens müde zu Hause an. Da kostet es durchaus eine Menge Selbstüberwindung, mir selbst einen Ausgleich durch geistige Beschäftigung, wie etwa das Schreiben dieses Artikels zu schaffen. Sicher gibt es Menschen, die diese Art der Arbeit zufrieden stellt. Immerhin gibt es ja genug Leute, die beruflich einen ähnlichen Job haben. Jedoch wird bei normal bezahlten Arbeitnehmern sicherlich darauf geachtet, Arbeiten mit ABM-Charakter zu vermeiden. Hoffentlich werde ich irgendwann doch noch einen Sinn und Nutzen in diesen neun Monaten finden. Soziales Engagement, auch im Rahmen des Zivildienstes, finde ich immer noch gut. Allerdings hat sich in drei Monaten noch nie das Gefühl eingestellt, der Gesellschaft geholfen zu haben. Abgesehen davon, dass sich täglich der ein oder andere über mein freundliches Grüßen (siehe Regel 1) freut. Philipp Schächtele

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Mission Impossible: Türsteherin Oder Zwischen DocMartens und Maniküre

Es ist ein trüber Tag Ende November, dreizehn Uhr, und viele der partybegeisterten Freiburger halten gerade ihr Mittagsschläfchen, damit sie spätestens zum Abend wieder fit sind und durch die Clubs ziehen können. Ich bin mit Elena B (Name von der Redaktion geändert), ihres Zeichens Türsteherin, im Café verabredet. Ich blicke mich um, suche nach einer Frau mit schwarzer Lederjacke um die muskulösen Schultern, und erwarte ihren Handschlag, fest und sicher. Am Nachbartisch sitzt eine Frau mittleren Alters. Ob sie wohl die Gesuchte ist? Sie verneint. Ihr Name ist Laura, sagt sie. Im nächsten Moment, ich sitze über meine Notizen gebeugt, erreicht mich ein solch sicherer Handschlag. Es ist eine junge Frau Ende zwanzig, ihr Körperbau ist eher zierlich, ihr Haar farbig getönt und ihre bemalten Fingernägel sind lang für die einer Tüsteherin. In meinen Gedanken stelle ich sie vor den Eingang einer Party. Wo bleibt der musternde Blick aus den zusammengekniffenen Augen, wo der leicht schräg gelegte Kopf? Doch sie ist die Richtige.

Heute trägt Elena zivil. In Uniform gekleidet trägt sie schwarze Lederjacke und Springerstiefel. Bei besonderen Anlässen, wie einem Ball im Konzerthaus, muss sie schon auch mal Abendkleid oder Hosenanzug tragen. (Nun, hohe Schuhe sind als Türsteherin weniger zu empfehlen.) Elena ist eine der wenigen Türsteherinnen. Dieser Job wird meist Männern überlassen, weil sie einen festeren Körperbau haben und mehr Kraft. Doch Krafttraining macht Elena keines. Natürlich kennt sie die wichtigsten Regeln der Selbstverteidigung. Für gefährliche Spannungen und Handgreiflichkeiten sind aber ihre männlichen Kollegen zuständig. Wegen der Gefahr solcher Konfliktsituationen ist es sehr wichtig, dass die zuständigen Türsteher aufmerksam sind und Augenkontakt mit ihren Kollegen haben. So erkennen sie, wenn sich einer der Kollegen bedroht fühlt und Hilfe benötigt. Jugendlichen anderer, eher von männlicher Dominanz geprägter Kulturen, fällt es manchmal nicht einfach, eine Frau in dieser Rolle zu akzeptieren. Da die Frauen etwa in den islamischen Ländern unter einem besonderen

Schutz der Männer stehen, wäre das dort kaum denkbar. Doch das Gewaltpotenzial der Mädchen nimmt zu und als Frau gelingt es Elena manchmal besser als den Männern, sich bei Provokationen den nötigen Respekt zu verschaffen. Die Art und Weise ihrer Verteidigung durch spezielle Waffen unterscheidet sich von denen der Letzteren: Sie strahlt durch ruhiges und besänftigendes Sprechen Sicherheit aus. Deshalb wird Elena als Frau in diesem männerdominierten Beruf normalerweise akzeptiert, dank des Selbstbewusstseins, das sie besitzt. Ich habe dazu gelernt. Es ist ein trüber Nachmittag Ende November, dreizehn Uhr dreißig und immer noch genießen die Freiburger ihren Schönheitsschlaf. Ich bin mit Elena B im Café verabredet. Ihr getöntes Haar trägt sie kurz geschnitten, ihr Make-up ist dezent und ihre Fingernägel sind lang. Sie ist Kosmetikerin, verhilft anderen Menschen zu einem hübscheren Aussehen. Und manchmal abends arbeitet sie als Türsteherin. Marie Schächtele

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Paula, Peter und Pauline Herzblatt zwischen Stadt und Land

Freiburg ist zu gemütlich um eine echte Großstadt zu sein. Und doch ist es hier laut und schnell, trotz viel Grün ist der Asphalt grau und die Werbung grell. Wir hetzen auf die Bahn und strampeln auf dem Rad mit den Autos um die Wette. Wir lieben das Flair, die Individualität, fühlen uns manchmal allein - und möchten doch um keinen Preis raus, raus aus der Stadt. Hier wohnt Paula, 20 Jahre. Sie hat gerade Abi gemacht und jobbt sich nun so durch, bevor sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Ecuador macht. Danach möchte sie studieren. Am liebsten in Berlin, am liebsten Politik. Ob das für die das Richtige ist, weiß sie nicht. Was soll sie denn später damit machen? Am liebsten würde sie das Studienfach „Wie ich die Welt rette“ und „Wo finde ich den Sinn des Lebens“ belegen, doch die gibt es leider noch nicht. Schollbrunn liegt auf einem 400 Meter hohen Hügel im Spessart. Es hat nicht ganz 1000 Einwohner, einen Metzger, einen Bäcker, einen Kaufmann. Zwei Kirchen, drei Gaststätten, und der Bus fährt zwei Mal am Tag - einmal zur Schule und wieder zurück. Früher gab es viele Bauernhöfe, heute gibt es noch einen, und nur wenige halten sich noch ein Schwein in der alten „Scheuern“. Man spricht eine Mischung aus Bayerisch

und Fränkisch. Die Gurke heißt „Kummern“, der Kartoffelsalat „Krumbernszallod“ und die Hälfte der Einwohner Haas mit Nachnamen. Hier wohnt Pauline, 20 Jahre, die Zwillingsschwester von Paula. Pauline hat gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Seit einem halben Jahr arbeitet sie so richtig mit Früh-, Spät- und Nachtschicht, Wochenenddienst und einem eigenen festen Lohn. Sie ist froh über ihren geregelten Tagesablauf und vor allem darüber, dass sie jetzt endlich nichts mehr lernen muss. Ein Studium wäre ihr viel zu langweilig und dieses FSJ reine Zeitverschwendung. Pauline würde abends gerne öfter ausgehen, oder auch ins Kino, doch dafür muss man von Schollbrunn aus fast eine Stunde mit dem Auto fahren. Dafür geht sie oft mit ihrem Hund im Wald hinter dem Haus ihrer Eltern joggen. Jetzt wo sie bald 21 wird, denkt sie langsam auch mal an die Familienplanung. Nur den potenziellen Vater hat sie noch nicht gefunden. Und dann ist da noch Peter. Der findet Paula ziemlich süß, aber da Pauline ihr sehr ähnlich sieht, ist er auch der gegenüber nicht abgeneigt. Mit Paula in der Stadt hätte er wohl viel Spaß und Abwechslung. Er könnte mit Paula diskutieren und philosophieren ohne Ermüden und zahlreiche Demos besuchen, des Nachts Abenteuer erleben. Pauline dage-

gen war ja noch nie auf einer Demo. Paula fragt sich oft, hinter welchem Mond Pauline und ihre Dorf-Freunde eigentlich wohnen. Ob sie wohl auch so geworden wäre, wenn sie in Schollbrunn aufgewachsen wäre. Sie gibt es nicht gerne zu, aber vermutlich schon. Paula sagt, Pauline hätte einen so kleinen Horizont. Dabei hat sie nur einen ganz anderen, findet Peter. Pauline weiß nämlich wie man Erbsen anbaut, das hat sie bei ihrer Oma gelernt. Und sie hat sogar schon mal die Reifen an ihrem Auto gewechselt. Paula kann nicht einmal die Bremse an ihrem Rad nachziehen. So hat Peter große Entscheidungsprobleme. Ob es ihm mit Pauline in Schollbrunn nicht zu langweilig wird? Oder mit Paula zu stressig? Obwohl Paula eines Tages nach fünf Auslandssemestern und anderen Trips die halbe Welt kennen wird, wird Paula ewig auf der Suche sein, nach Wissen, dem Richtigen, der Lösung. Pauline dagegen strebt weder Karriere an, noch bildet sie sich ein, die Menschheit vor ihrem Untergang retten zu können. Sie ist zufrieden mit dem was sie hat, ganz nach dem Motto „Unwissenheit ist ein Segen“. So, lieber Peter - und nun musst du dich entscheiden. Anne Haas

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Mit Höllenmaschinchen Entdecke Java mit Antimückenmittel und einem 160 km/h schnellen Motorbike

Schon mal Lust gehabt mit Spiegelsonnenbrille und weit geöffnetem Hemd, das Surfbrett neben sich, auf einem getunten Motorroller durch eine der wunderschönsten Landschaften dieser Erde zu fahren? Dich durch 5-spurigen Stadtverkehr, der keinen uns Europäern auch nur ansatzweise vertrauten Regeln folgt, zu schlängeln? Wettrennen mit 14-jährigen Wahnsinnigen auf ihren Teufelskisten über abgelegene, nie fertig gestellte Autobahnteilstücke zu machen ... immer auf der Flucht vor der Polizei? Falls du jetzt mit einem abenteuerlustigen Grinsen im Gesicht zustimmend vor deiner efact sitzt und für die nächsten drei Monate eh nichts geplant hast, dann wird es höchste Zeit, knapp zwei- bis dreitausend Euro zusammenzukratzen, dir ein Visum zu besorgen, ein wenig im Globetrotterstore deines Vertrauens einzukaufen (Moskitonetze, Antimückenmittel, mehr Antimückenmittel ... und - erwähnte ich Antimückenmittel?), um

knapp 12.000 Kilometer um den Globus in die lauschige Schwüle Indonesiens zu fliegen. Wohin du dich nach der voraussichtlichen Landung in Jakarta, einem elf Millionen Einwohner Moloch auf Java, dann aufmachst bleibt dir überlassen - interessant, kurzweilig, bisweilen anstrengend und ganz nach eigenem Gutdünken auch ein wenig riskant kann und wird es überall werden. Ob du nun einfach nur die Inseln erkunden und dich ein wenig treiben lassen, dir einen guten Schuss Kultur auf Java reinziehen oder wie so viele Leute hier die perfekte Welle finden willst - vergiss nicht, dass manchmal auch der Weg das Ziel sein kann. Möglichkeiten, seinen Weg zu finden, gibt es viele: von überfüllten, unklimatisierten Zügen dritter (!) Klasse, über von Wasserbüffeln gezogene Karren, Holztransporter, dem Aufspringen auf Güterzüge, kleinen dreirädrigen Taxis mit Rasenmähermotoren bis hin zu rostigen Fähren, Wasserflugzeugen und kleinen

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unterwegs auf Indonesien Auslegerbooten. Schade nur, dass all diese Dinger von anderen Leuten gefahren werden, denen man immer erzählen muss, wohin man will. Am besten nimmt man sein Schicksal in die eigenen Hände und mietet sich eines der fast überall für knapp drei Euro am Tag auszuleihenden Motorbikes. Das sind kleine Zweisitzer (wobei die Indonesier irgendwie in der Lage sind, ganze Großfamilien auf EINEM dieser Gefährte unterzubringen), die an sich recht harmlos und rollermäßig aussehen, es aber auf beachtliche 160 km/h bringen und so ziemlich in ganz Indonesien die Straßen unsicher machen. Mit der Handhabung des Höllenmaschinchens kommt eigentlich jeder innerhalb von zehn Minuten klar. Interessanter wird es da schon, sich als Europäer im hier herrschenden Verkehr zurechtzufinden: Abgesehen davon, dass Linksverkehr herrscht, gibt es keine eindeutigen Spurmakierungen (falls welche da sein sollten,

werden sie geflissentlich ignoriert), Ampeln dienen als Straßenrandverschönerung, statt irgendetwas mit Verkehrsregulierung zu tun zu haben, Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es nicht und genauso wenig sollte man sich wundern, wenn einem in einer ausgewiesenen Einbahnstraße ein Van entgegen kommt. Denn merke: Recht hat immer der mit dem größeren Auto und/oder der lauteren Hupe. Bleibt die Frage, warum man sich den ganzen Stress eigentlich antun soll. Ganz einfach: Es gibt hier eine Menge abgelegener kleiner Orte und Gassen, einsame Buchten, grandiose Aussichten und sonstige Kleinodien, die man mit Bus und Bahn nie zu Gesicht bekommen würde. Diese Orte werden als „Secret-Spots“ gehandelt und nur gegen entsprechend Bares findet man jemanden, der einen dort hin bringt. Zum anderen ist gerade das Entdecken auf eigene Faust, das „einfach mal losfahren und schauen wo man

rauskommt“ in Verbindung mit dem nicht zu unterschätzenden Spassfaktor, den das gemütliche Cruisen durch Dschungelschluchten voller Papageien, auf Schotterpisten und an Reisfeldern vorbei mit sich bringt eine Art des Reisens, die man unbedingt einmal ausprobieren sollte. Im Endeffekt bleibt es jedem selbst überlassen, auf welche Art er das Land erkunden möchte, aber ausprobierenswert sind die Roller, ein unvergleichliches Erlebnis allemal. Und wofür reisen wir schließlich? Um etwas zu erleben, oder nicht?! Markus Mross

Nützliches im Internet: http://www.konsulate.de/botschaften/ botschaft_indonesien_info.php http://www.reiselinks.de/indonesien.htm http://www.lonelyplanet.com/ 19

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Sundowner am Bächle Eine Schick-Sal-Tour durch Freiburger Cafés

Freiburg eine einzige Öko-Hochburg? Von wegen! Längst haben sich Kneipen und Cafés mit schicken Namen angesiedelt, die dem Besucher Exklusivität und einen Hauch von Luxus-Flair versprechen. Wir sind für euch einen Samstagnachmittag lang zwischen weißen Ledersofas und Orchideen diesem Schick-Sal auf den Grund gegangen und haben Punkte von 1 bis 10 auf der Schickeria-Skala verteilt. Nachgeforscht von Viola Raddatz & Iris Göhner

Das Wiener (KaJo 249) „For all your senses“ lautet das Motto in golden Lettern. Das Café ist gut besucht und der Sinn der Tische an der Straße lautet „sehen und gesehen werden“. Das Publikum ist bunt gemischt und erholt sich bei Sekt und Latte Macchiato vom anstrengenden Shopping. Die angestrebte Imitation eines Wiener Kaffeehauses gelingt durch große, auffallende Kronleuchter, Säulen, stilvolle Gemälde und hohe Wände, die in Dunkelrot und Gold gehalten sind. Unser kulinarischer Sinn wird durch Käse-Kirsch-Kuchen und guten Kaffee zu normalen Preisen gestillt, jedoch wirkt das Ambiente eher unpersönlich und hektisch. Statt Wohnzimmer- herrscht hier eher Bahnhofsatmosphäre. Schicksalspunkte: 6

Das Grace (Humboldtstr. 4) Schräg gegenüber des Wiener befindet sich ein weiterer Exklusivitätsgarant, der uns draußen mit weißen Plastik-Schalen-Stühlen im Stil der 80er Jahre erwartet. Die Karte ist überfüllt mit kulinarischen Wortspielen wie „joy, eat, dine, wine, love“ und dem irreführenden Leitspruch „Wir sind wer wir sind, weil wir nicht versucht haben, anders zu sein“. Der Gast ist dazu aufgefordert, sich „wie Grace Kelly in Cape Town mit einem Sauvignon beim Sundowner zu fühlen“. Kein Problem, wir schwingen uns Kelly-like in die leider unbequemen Plastik-Schalen. Die an20

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Freistil

Das Kagan-Café (Bismarckallee 9 ) Für einen Rundgang durch die Schickeria Freiburgs darf das 60 Meter hoch gelegene Kagan-Imperium im Bahnhof nicht fehlen. Nach der Schwindel erregenden Fahrt im verglasten Aufzug betreten wir das Café und setzen uns an einem der niedrigen Tischchen auf die weißen bequemen Ledersofas. Um uns herum wird Kaffee getrunken, geplaudert, Bücher gelesen und - selbstverständlich - der unschlagbare 360° Grad-Ausblick über Freiburg genossen, wegen dem auch immer wieder Touristen oder ausgelaugte Sportlergruppen hereinstapfen. Aber nicht nur der Ausblick, sondern auch die stilvolle Einrichtung und der künstliche Kamin überzeugen. Der Service ist herzlich und wider Erwarten nicht überheblich oder unfreundlich. Dezente Lounge-Musik und der durch die vollständige Verglasung sehr helle Raum bieten besondere Wohlfühl-atmosphäre. Einzig der Preis für den Café-Besuch lässt unsere entspannten Sinne wieder zusammenzucken, kostet doch beispielsweise eine 0,2 - Cola stolze 2,80 €. Dennoch lohnt sich der gelegentliche Besuch für den einigermaßen schwindelfreien Besucher auf jeden Fall. Uns hat diese letzte Station jedenfalls überzeugt und so fahren wir wieder dem irdischen Treiben in rasantem Tempo entgegen ... Schicksalspunkte: 10

deren Grace Kellys um uns herum sind ebenfalls junge Leute und Mittdreißiger. Das Hinterhofambiente lässt uns zwar nicht von Cape Town träumen, bietet aber dennoch Idylle durch das leise plätschernde Bächle nebenan. Die inneren Räumlichkeiten sind loungemäßig mit puristischen Möbeln und orangegedämpftem Licht eingerichtet. Weiße Orchideen schmücken das stylische, edle, aber eher ausladende Ambiente. Für Weinliebhaber lohnt sich jedoch ein Besuch, die Weinkarte ist sehr umfangreich und bietet ausgefallene Tropfen aller Herren Länder. Schicksalspunkte: 9 21

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e-fact on stage

Lesen und rappen Im Rahmen der Jugendliteraturtage „stories“ veranstaltete e-fact einen bunten Abend, der sowohl gelesene als auch gerappte Texte auf die Bühne brachte. Eingeladen waren vier Autoren des Projektes „Jugend schreibt“ im Literatur Forum Südwest und die vierköpfige HipHop-Gruppe „Panorama“ aus Freiburg. Als Nachhall dieser gut besuchten Textperformance gibt es hier die Kurzgeschichte „Postmortale Amnesie“ von Simon Dremel und den Raptext „Ohne Wörter“ von Panorama zu lesen.

Postmortale Amnesie „Die gewählte Nummer ist im Moment leider nicht erreichbar...“ Wütend knallte Erwin den Hörer auf die Gabel. „Nana“ mahnte die Telefonzelle, „Das ist doch kein Grund, gleich so wütend zu werden!“ „Wie bitte?“ Erwins Kinnlade klappte herunter. Entsetzt starrte er die Wählscheibe an. „Hier unten!“ Als Erwin den Blick senkte, sah er ein kleines Männchen in einer blauen Uniform auf dem Telefonbuch sitzen. „Guten Tag. Nummer B 39, mein Name.“ Der Kleine streckte die Hand aus. Als Erwin keine Anstalten machte, sie zu schütteln, zog B 39 einen Notizblock von der Größe einer Briefmarke aus der Tasche und warf einen Blick darauf. „Erwin Schlunker?“ Erwin nickte verdutzt. „Sie wurden heute Vormittag von einem Linienbus überfahren?“

„Ni... Nicht dass ich wüsste.“ Erwin war so erstaunt, dass ihm keine Frage einfiel, die er dem Männchen mit dem seltsamen Namen B 39 hätte stellen können. „Klarer Fall von postmortaler Amnesie.“ B 39 nickte wissend und kritzelte etwas auf seinen Block. Dann wendete er sich wieder Erwin zu. „Sie sind leider tot, Herr Schlunker. Bitte hier unterschreiben, dann ist alles offiziell.“ „Ich soll unterschreiben, dass ich tot bin?“ Erwin starrte das Männchen entgeistert an. „Sie könnten sonst ziemlichen Ärger mit den Behörden bekommen.“ Erwin hatte genug Ärger mit irgendwelchen Behörden - gehabt, verbesserte er sich in Gedanken, also nahm er B 39 schulterzuckend den winzigen Stift und das Briefmarkenblöckchen aus der Hand und setzte ungeschickt so klein wie möglich sein Kürzel unter das Geschriebene. „Und jetzt?“ „Jetzt können sie tun, was sie wollen. Die To-

ten sind frei, Herr Schlunker.“ B 39 schnippte mit den Fingern und war verschwunden. Erwin blieb noch einen Augenblick stehen, schüttelte dann verwundert den Kopf und trat durch die Seitenwand der Telefonzelle nach draußen. Es hatte begonnen zu regnen, doch Erwin wurde nicht nass. Die Regentropfen schienen geradewegs durch ihn hindurchzufallen, um dann auf dem nassen Asphalt kleine Pfützen zu bilden. Ein älterer Mann, der gemächlich über die Straße marschierte und nacheinander eine Litfasseule, ein parkendes Auto und einen Briefkasten durchquerte, blieb stehen und nickte Erwin zu. „Frisch verstorben?“ Erwin nickte. „Herzlichen Glückwunsch.“ Erwin lächelte, drehte sich um und ging beswingt die Straße hinunter, wobei er fröhlich „Singing in the Rain“ trällerte. Simon Dremel

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e-fact on stage

Fotos: Katharina Deißler / Eva Rösch

Ohne Wörter Niklas aka. Maestro Stell dir mal vor Du hast was Tolles erlebt Doch erzählen kannst du‘s niemand Weil dich niemand versteht Die Welt wär‘ noch genauso Wie sie im Moment noch ist Doch gäb‘ es keine Bücher Keine Zeitung, kein Gedicht Keine Sprachwissenschaften Keiner wäre Linguist Unsere Welt, die wär‘ so einsam Jeder wäre Egoist Jeder wäre isoliert Keine Kommunikation Es gäbe zwar Kultur Doch keine Tradition Jeder lebt für nur sich selber Jeder Mensch ein eigenes Scheichtum Man kann mit niemand reden Über Armut oder Reichtum

Es gäbe zwar den Beat Doch könnt ich nicht drüber rappen Ich frage mich was wäre Wenn wir keine Sprache hätten Refrain / Daliah Große Stille legt sich über uns Wenn man nicht mehr sprechen kann Unsre Sprache ist die einzige Kunst Mit der man die Menschen zusammenhalten kann Markus aka. Cro$$over Ohne Wörter hätten unsere Taten kein Gewicht Nur die Träne der Hoffnung Die Wahrheit hätte kein Gesicht Und für die Vergangenheit Gäbe es kein Indiz Nicht mal ein Papyrus Oder eine Notiz

Und jede Seele der Verzweiflung Wäre frustriert Und nur auf Tatsachen Und auf jede Mimik fixiert Unsere Tage würden langsam erbleichen Das Leben würde weichen Alle Zeichen verstreichen Keine Gedichte und auch Keine Entscheidung Alles unüberwindbar Wie eine ewige Steigung Die einzige Verbundenheit wäre die zu der Natur Von kulturellen Einflüssen Fehlte jede Spur Refrain / Daliah Florian aka. DzA Soviel verschiedene Wörter Soviel verschiedene Sprachen Mit deiner Sprache kann man Sehr viele Sachen sagen

Gäbe es die Sprache nicht Könntet ihr mich nicht verstehen Nur mit Händen unterhalten?! Dazu müsst ihr mich erst sehen Ferngespräche gehen auch mit Wut und Zorn auch Glück und Liebe das Handy ist stets am Ohr Verschiedene Sprachen heisst - verschiedene Kulturen Das macht die Sprache besonders - verschiedene Spuren Ohne Sprache und Wörter Keine Musik mit Gesang Keine laute Unterhaltung Niemals wird dein Name genannt Refrain / Daliah Panorama

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Breakdance

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Breakdance

Staunende Blicke durch die Kamera BreakDownSouth – Impressionen von der Breakdance-Battle im Haus der Jugend Im Oktober fand im [Haus der Jugend] vom frühen Nachmittag bis spät in die Nacht BreakDownSouth statt, eine Breakdance-Battle mit über hundert aktiven Tänzern. Für e-fact waren Katharina und Sarah mit ihren Kameras vor Ort, um das akrobatische Geschehen im Bild festzuhalten. Ein kurzer Text und viele sprechende Fotos: Mit unseren Kameras bewaffnet mischten wir uns unter die Szene, wobei wir uns zunächst ziemlich fehl am Platze vorkamen. Gespannt, was nun auf uns zukommen würde und mit leiser Befremdung betraten wir

die tobende Arena: Tänzer mit tiefen Hosen waren schon am Posen. Die Oberkörper muss man sagen, waren recht schön anzusehen. Bald jedoch wurden auch wir von der ausgelassenen Atmosphäre mitgerissen, sodass wir schließlich bei dem atemberaubenden Finale das Fotografieren ganz vergaßen. Nur zu gewinnen, darum ging es hier schon lange nicht mehr. Dabei sein ist eben doch alles. Ein wirklich unvergesslicher Abend ... Katharina Deißler & Sarah Hentschel

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International

Ein Schuljahr bei Microsoft & Mäc ... bedeutet, sich um eine Million Eindrücke zu bereichern und mit so mancher Naturgewalt fertig zu werden

Für keine von uns beiden waren die USA das Traumland, in dem wir unser Austauschjahr verbringen wollten. Gewünscht hatten wir uns andere Länder, doch jede von uns erhielt ein Vollstipendium des Parlamentarischen Patenschafts Programms, das deutsche und amerikanische Jugendliche „austauscht“. Wir hatten also die Wahl: entweder mit den USA vorlieb nehmen - oder ein Vollstipendium verschenken. Beladen mit den typischen Vorurteilen von „Amerikaner sind verklemmt und spießig“ bis „so ein dummes Volk hat die Welt noch nicht gesehen“ zogen wir aus in die Heimat von McDonald‘s und Microsoft, Mickey Mouse und Neuster Mode, von Todesstrafe und dem Vom-Tellerwäscher-zumMillionär-Prinzip. Eines vorweg: Millionäre

sind wir keine geworden, dafür haben wir uns um einige Millionen Eindrücke und Erfahrungen (und ein paar Kilos) bereichert. Theresa hatte es nach Michigan verschlagen, in einen Vorort der Autometropole Detroit Das alleine war ein Kulturschock, denn unter so beschaulichen Rad- und Fußwegen wie im gemütlichen Freiburg können sich die Amerikaner wahrlich nichts vorstellen. Es gibt nur ein Fortbewegungsmittel: das Auto. Statt Mama und Papa gab‘s ab sofort zwei Menschen Anfang 30, die man „Mom“ und „Dad“ nennt. Statt meiner zwei großen Schwestern, hatte ich zwei kleine Gastschwestern: vier und sechs Jahre alt, eine davon mit Autismus. Es gab al-

so einiges zum Lernen, Verstehen und Anpassen. Aber dank Sympathien vom ersten Moment an war das kein großes Problem. Schule war der nächste Meilenstein. 1800 neue Gesichter, ein neues System, Unterricht auf Englisch und ein Schulhaus, in dem man sich nur mit Gebäudeplan zurechtfinden konnte. Doch nach und nach wurden Zahlenkombinationen an Schließfächern, gelbe Schulbusse, wöchentliche Tests, tägliche Durchsagen, schlechtes Caféteriaessen und sogar das Komma vor dem „und“ Alltag und es wurde ein ziemlich befriedigendes Gefühl, schon bei so Vielem mitreden zu können. Schulklassen wie „Woodworking“ (die ersten paar Wochen lang haben wir gelernt, wie man mit einem Lineal einen Abstand misst) und „Video Production“ machten einem das

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International

Schulleben leicht, und durch Schultheater und tägliches Lacrosse-Training habe ich schnell viele tolle Menschen kennen gelernt, die ich wohl nie vergessen werde. Wenn ich nun, nach meiner Rückkehr, daran denke, dass jetzt gerade einige tausend Kilometer gen Westen viele liebe Leute in „meiner“ High School sitzen und den schönen Schulalltag genießen, entwickle ich Fernweh. Ich habe gelernt, über die vielen Enttäuschungen, die Momente der Verzweiflung - wenn meine Gastmutter tagelang auf mich böse war, weil ich ohne zu fragen Plätzchen gebacken hatte, wenn meine autistische Gastschwester mal wieder eine Schrei& Heulattacke hatte oder wenn ich einfach nicht von der Stelle kam, weil ich niemanden gefunden hatte, der mich durch die Gegend kutschieren konnte - hinweg zu gucken und weiß, dass ich ein tolles Jahr hatte. Auch Nora hatte es nicht ganz leicht getroffen. Sie verbrachte ihr Jahr in einem 300-Seelen Dorf in Maine Zwar lag unser Haus wunderschön außerhalb am See, doch dies verdammte mich als Nichtautofahrerin auch zur Einsamkeit. Meine ersten Hürden ähnelten Theresas: Einleben in eine fremde Familie; sich an eine totale Abhängigkeit von Autos - und vor allem: Autofahrern - gewöhnen; und das erste Sichzurecht-Finden in der Schule.

Als ich geglaubt hatte, meinen Platz in Familie und Schule gefunden zu haben, warf mich ein anderes Ereignis aus der Bahn: der Winter. In Maine ist der Winter keine Jahreszeit, sondern ein acht-monatiger Dauerzustand. Es fängt an mit ein wenig unschuldigem Schnee im Oktober, der schon im November hartnäckig Grund und Boden verdeckt und spätestens im Dezember die alleinige Macht über die Öffnungszeiten (oder vielmehr Nichtöffnungszeiten) der Schule hat. Bei Temperaturen von minus 40 Grad erfrieren Kinder, die auf den Schulbus warten, und die zahlreichen Seen werden zu Hauptverkehrswegen umfunktioniert: drüber ist bekanntlich kürzer als außenrum. Sobald man vor die Tür tritt, gefrieren die vom Duschen feuchten Haare, was zu allmorgendlichen Lachern in der Schule führte. Allerdings nur bei „normalen“ Jugendlichen, denn die amerikanischen Britney-Spears- und Paris-HiltonNacheiferer präsentieren ihre geglätteten Haare selbst bei tödlichen Außentemperaturen noch zu Minirock und Flip-Flops. Autoheizung mit Fernstarter macht‘s möglich. Wenn ich meinen deutschen Freunden von meinen Erfahrungen in Maine berichte, nicken sie zwar verstehend, aber sie wissen nicht wirklich, wie es sich anfühlt, bei der fünften Bombendrohung in der Schule stundenlang frierend im Schnee zu stehen. Sie kennen nicht das unglaubliche Gefühl, mit einem Lastwagen über das Eis eines zugefrorenen Sees zu fahren oder einfach zum Spaß

mit einer kleinen Propellermaschine über die verschneiten Wälder zu fliegen. Maine ist meine zweite Heimat, meine zweite Kultur und mein zweites Leben geworden. Erst Maine hat mir klarer gemacht, was und wie wichtig eine Kultur ist. Wir alle wissen, dass Menschen überall auf der Welt unterschiedlich sind. Trotzdem finden wir es zum Beispiel komisch, dass in Amerika jeder eine Schusswaffe besitzen darf. Denn der Glaube, sich selbst verteidigen zu müssen, ist uns fremd, er weicht von unserer „Norm“ ab. Wir stempeln Menschen oft als dumm ab, bloß weil wir nicht begreifen, wie ihre Kultur ihr Leben bestimmt. Unsere eigene Norm, unseren eigenen kulturellen Hintergrund hinterfragen wir dabei viel zu selten. Eine Kultur prägt uns viel mehr, als wir uns eingestehen. Sie wurde uns bewusst und unbewusst anerzogen und begleitet uns ein Leben lang. Durch unser Jahr in Amerika ist es uns gelungen, eine weitere Kultur, einen weiteren Standpunkt kennen zu lernen. Wir wissen, dass Amerikaner nicht einfach „dumme Menschen“ sind, sondern eine uns teils unverständliche Kultur haben. Was ist gut an der amerikanischen Kultur, was ist schlecht? Nicht nur wir Deutschen, sondern auch die 280 Millionen Amerikaner werden viele Antworten haben. Theresa Zimmermnn & Nora Hofstetter 27

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inteam

Der Junge mit dem Ringelshirt „Warum versickert das Wasser nicht im Meeresboden? Wann beginnt ein Jahrtausend?“ Unermüdlich beantwortet e-fact nun schon seit drei Jahren alle W-Fragen der wissensdurstigen Jugend. Immer wieder gab es neue Rubriken, ein neues Layout und selbst das blaue „e“ – wie in der letzten Ausgabe an dieser Stelle dokumentiert – musste sich einer chirurgischen Operation unterziehen. Doch wie ein Fels in der Brandung hielt der Junge mit dem Ringelshirt als „Besserwisser“ seinen Finger Ausgabe für Ausgabe steil in die Höhe und erklärte uns alle Phänomene aus Mensch und Natur. Aber wer ist eigentlich dieser Pausenhofstreber? Diese Frage stellte sich uns Jungspunden der neuen e-fact Generation, da mittlerweile alle in Frage kommenden Fototäter in der weiten Welt verstreut sind. Eine detektivische Nachforschung begann und der Aufruf „Wer

kennt den Besserwisser?“ wurde per E-Mail an alle verfügbaren Zeitzeugen versandt. Von Woche zu Woche wurden die Tipps, der sich grau erinnernden Senior-Redaktion konkreter. Schließlich führte uns die richtige Spur zu Meggie, der ehemaligen Chefredakteurin, die schließlich mit Name und sogar Telefonnummer herausrückte. Finn heißt unser Besserwisser, ist mittlerweile 15 Jahre alt und ein Junge aus Meggies Nachbarbarschaft gewesen. Damit gaben wir uns allerdings nicht zufrieden und trafen Finn zu einem Kurzinterview. e-fact: Wie alt warst du, als das Bild gemacht wurde? Finn: Ich glaube so etwa 12 Jahre alt. Wie kam es dazu? Meggie hat gesagt, ich soll mich einfach mal hinstellen und schlau posen. Allerdings

wusste ich nichts davon, dass ich in die Zeitung kommen würde. Hat dich mal jemand angesprochen, weil er dich aus dem Heft wieder erkannt hat? Ja, das ist mir öfter passiert. In der Schule haben mich immer wieder Leute angesprochen und gefragt „Hey, warst du nicht mal in der Zeitung?“ Wie stellst du dir die Zukunft nach dem Besserwisser vor? Ich werde jetzt erst mal meinen Realschulabschluss nach diesem Schuljahr machen und dann vielleicht Abitur. Mal schauen. Konkrete Pläne habe ich noch keine. Danke für das Gespräch. Somit wurde auch unsere W-Frage beantwortet und mit gestrecktem Zeigefinger sagen wir „Danke Finn, bitte liebe Redaktion!“ Viola Raddatz

Impressum e-fact – Jugendmagazin für Freiburg c/o Jugendbildungswerk Freiburg e.V. im [Haus der Jugend] Uhlandstraße 2 79102 Freiburg

tung), Sarah Hentschel (Foto), Maria Hörl, Nora Hofstetter, Anna Katzelnik, Caroline Link (Schülerrat), Tobias Meyer (Schülerrat), Markus Mross, Eva Rösch (Foto), Philipp Schächtele, Adam Zietak, Theresa Zimmermann Cover-Foto: Anne Haas, Viola Raddatz Layout: Hannah Bender, Anne Haas, Luisa Mosbach, Marie Schächtele, Viola Raddatz. Spezieller Dank an: Stephan Viranyi

Telefon: 0761 / 79 19 79 – 90 Fax: 0761 / 79 19 79 – 19 E-Mail: e-fact@jbw.de Bürozeiten: Mi 16.00 – 18.00, Do 14.00 – 16.00 Uhr Redaktionssitzung: Mi 18.00 Uhr im Haus der Jugend

Die Redaktion arbeitet zusammen mit dem °Runden Tisch der Freiburger Jugendinitiativen, der Jugendredaktion der Badischen Zeitung, der webcrew im Haus der Jugend, dem Jugendmedienportal jump-on.de und dem Jugendnetz Baden-Württemberg. e-fact ist Mitglied im Stadtjugendring Freiburg, beim °Runden Tisch der Freiburger Jugendinitiativen und betreut das Magazin des Freiburger Jugendmedienportals www.jumpon.de.

Anzeigen: iugitatio Unternehmensberatung – Wir verbinden Wirtschaft und Soziales. Telefon: 0761 / 50 31 29 80. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 12 vom 01. November 2005

V.i.S.d.P.: Viola Raddatz Druck: Poppen & Ortmann / Auflage: 10.000 Exemplare Redaktion: Franziska Anz, Hannah Bender, Iris Göhner, Anne Haas, Till Marquardt, Luisa Mosbach, Viola Raddatz, Marie Schächtele Beratung: Jürgen Messer (Jugendbildungswerk Freiburg) Freie Mitarbeit: Katharina Deißler (Foto), Gerald Greschel (Stadtjugendring), Kathrin Hagemann (Jugend macht Zei-

e-fact, das Magazin von Jugendlichen für Jugendliche, ist ein Projekt des Jugendbildungswerk Freiburg e.V. und wird gefördert mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds, der Jugendstiftung Baden-Württemberg, der Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung und der Stadt Freiburg.

Die Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Abdruck (auch auszugsweise) nur mit Genehmigung der Redaktion.

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