Patrick Wallner
Projekttage f端r Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus Ein Leitfaden f端r Schulen
Jugendstiftung Baden-W端rttemberg
Impressum
Herausgeber: Jugendstiftung Baden-Württemberg Postfach 1162 74370 Sersheim Tel.: (0 70 42) 83 17-0 Fax: (0 70 42) 83 17-40 info@jugendstiftung.de www.jugendstiftung.de www.kompetentvorort.de Redaktion und Lektorat: Angelika Vogt Grafik: Oliver Müller – Visuelle Kommunikation Druck: Printmedien Karl-Heinz Sprenger, Vaihingen an der Enz Bilder: Projekt gegen Radikalismus & Gewalt/Patrick Wallner, Fotolia/Yuri Arcurs (Titel) Zum Autor: Patrick Wallner ist Bereichsleiter im SOS-Kinderdorf Schwarzwald für Gemeindebezogene offene Jugendarbeit. Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in der offenen, mobilen und kommunalen Jugendarbeit sowie der Schulsozialarbeit. Zudem befasst er sich seit 2006 intensiv mit dem Thema Rechtsextremismus und ist seit 2008 „Kommunaler Berater“ im Beratungsnetzwerk „kompetent vor Ort. für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“.
1. Auflage 2013
Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Geleitwort Bildung, soziale Persönlichkeitsentwicklung, Demokratie erlernen: Die gesellschaftlichen Erwartungen an Schulen sind riesig. Auch wenn nicht alle erfüllt werden können, gibt es dafür gute Gründe. Denn in keinem anderen Sozialraum treffen so viele unterschiedliche junge Menschen aufeinander und verbringen einen großen Teil der Zeit miteinander. Deshalb ist Schule auch der richtige Ort, um gesellschaftliche Herausforderungen anzunehmen und aktiv zu bearbeiten. Rechtsextremismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, radikale Intoleranz sind Bedrohungen, gegen die
Erfahrungen dieser Qualität gezielt zu ermöglichen ist
junge Menschen besonders sorgfältig gewappnet wer-
das Ziel des vorliegenden Leitfadens. Er gibt Lehrerin
den müssen. Dazu gehört umfassende Aufklärung. Sie
nen und Lehrern dafür einen vielseitigen Werkzeug
ist notwendig, aber nicht hinreichend. Anfällig für demo-
kasten an die Hand. Mit erprobten Instrumenten, die
kratiefeindliche Einstellungen sind insbesondere Men-
von den Lehrenden unter aktiver Mitwirkung ihrer Schü-
schen, die in ihrem Umfeld überfordert sind und wenig
lerinnen und Schüler für ihren Bedarf angepasst wer-
Wertschätzung erfahren. Wer in Gefahr ist, autoritäre
den können. Mit einer Wirkung, die sich besonders
Weltbilder als Krücke für eine im Kern zerbrechliche
durch die Einbeziehung Dritter entfaltet. Mit einer offe-
Persönlichkeit attraktiv zu finden, braucht neben Infor-
nen Struktur, die zugleich nachhaltig auf ein Netzwerk
mationen vor allem korrigierende Erfahrungen. Demo-
hinarbeitet. Für Demokratie, eigenständiges Denken
kratie und eine wertschätzende Grundhaltung können
und eine Beteiligungskultur, die immer auch den weit
nur gelernt werden, wenn sie erlebbar und dann auch
über die Schulgrenzen hinausreichenden Sozialraum
tatsächlich erfahren werden. Das kann nicht auf wenige
einbezieht und für sich nutzbar macht. Lassen Sie sich
Projekttage reduziert werden. Aber es gibt neben dem
dazu anregen und anstiften!
Alltag immer auch ganz besondere Erfahrungen, die junge Menschen prägen und auch manche Vorbelas-
Thomas Poreski MdL,
tung korrigieren können. Ich kann mich gut an einen
sozialpolitischer Sprecher der Fraktion Grüne
fremdenfeindlichen Jugendlichen erinnern, den ich in
im Landtag von Baden-Württemberg
meiner pädagogischen Praxis vor 20 Jahren mit einem Asylbewerber konfrontiert habe, der zu diesem Kontakt bereit war. Der Jugendliche hielt dabei seine Ressentiments nicht zurück. Ein Satz des Asylbewerbers in dem sehr persönlichen Streitgespräch hat ihn dann regelrecht erschüttert und in der Folge sein Denken verändert: „Auch du lebst nur einmal!“
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Inhalt
1. Projekttage für Toleranz – was steckt
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dahinter?
2. Die Projektgrundlagen
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Zweitägiger Projektrahmen
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Zielgruppe und Ziele
9
Methoden und Wirkungen
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Evaluation
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4. Konkrete Praxisbeispiele für Projekttage
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Erster Projekttag – Zugang zum Thema
17
Kommunale Einbindung
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Film als Einstieg
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Einstieg Jugendkultur
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Einstieg mit Theater
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Planungstag der Schüler/-innen zur Gestaltung des Workshop-Tags Zweiter Projekttag – Workshop-Tag
3. Der Projektablauf – ein roter Faden führt
5. Eltern, Lehrerinnen und Lehrer profitieren
Der Zeitrahmen
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Zehn Schritte zum Projekterfolg
14
1. Festlegen des Projektteams
14
2. Inhaltliche Vorüberlegungen/Fest
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legung des groben Projektthemas 3. Thema mit leben füllen
14
4. Ort zur Umsetzung festlegen
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5. Termine festlegen
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6. Kooperationspartner finden und binden 15 15
8. Schüler/-innen in festgelegte Gruppen 16 aufteilen 9. Verantwortlichkeiten für den Projekttag 16 festlegen 10. Presse einbinden – oder eigenen Text verfassen
4
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11
ans Ziel
7. Zuschüsse beantragen
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16
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lassen
6. Projektgeschichte
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
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Projekttage für Toleranz – was steckt dahinter?
Alltagsgewalt, Ausländerfeindlichkeit und rassistische
maßen verabsolutieren und zum einen ein hohes Maß
Einstellungen, rechtsextreme Schmierereien und Parolen
an Aufopferungs- und Kampfbereitschaft für die ver-
finden sich heute unter Jugendlichen wie in der Gesamt
fochtene Sache implizieren, zum anderen mit der Bereit-
gesellschaft. Erschreckend ist, dass das Einstiegs
schaft und unterstellten Notwendigkeit verbunden sind,
alter in die rechtsextreme Szene inzwischen bei 12-
für das angestrebte Ziel Gewalt anzuwenden.” 3 Welch
und 13-Jährigen liegt. Über Musik, „coole” Kleidung,
große Bedeutung diesen „radikalen Milieus” zukommt,
Blogs und Internetseiten oder Spontan-Demos (Flash-
ist aktueller Forschungsgegenstand, wie Stefan Maltha-
mobs) werden die Jugendlichen geködert und finden
ner und Peter Waldmann in ihrem gleichnamigen Buch
so Eingang in ein „radikales Milieu”. „Mit dem Kon-
darlegen.
1
zept des radikalen Milieus sollen das Verhältnis und die Interaktionsmuster zwischen terroristischen Gruppen
All diesen Formen von Gewalt und extremistischen
und ihrer sozialen Unterstützungsbasis ins Zentrum der
Positionen gilt es zu begegnen bzw. sie erst gar nicht
Aufmerksamkeit gerückt werden. Der Begriff des Milieus
entstehen zu lassen, sondern zugrunde liegende Kon-
ist dabei im Sinne eines konkreten sozialen Umfelds
flikte, Erfahrungen und Emotionen in andere Bahnen
zu verstehen, innerhalb dessen die Gewaltgruppen an
zu lenken und anderweitig aufzulösen.
gesiedelt sind, dessen Erfahrungen und Orientierungsmuster sie teilen und in dessen Netzwerke und Lebens
Denken wir diese Erkenntnis weiter, wird deutlich, dass
weisen sie zumindest partiell eingebunden sind.”
Rechtsradikalismus und radikalen Milieus auf vielen
2
„Radikal bezeichnet hier Einstellungs-, Orientierungs-
Ebenen und von vielen Seiten begegnet werden muss.
und Handlungsmuster, die einen Konflikt gewisser
Einzelne Reaktionen auf erlebten Radikalismus greifen
1
„Schwerpunkt: rechtsextreme Jugendkultur Rechtsextremisten ködern vor allem unter Jugendlichen ihren Nachwuchs. Das typische Einstiegsalter liegt zwischen 12 und 15, als Einstiegdroge Nummer eins gilt Musik von Nazibands wie „Landser“ oder „Stahlgewitter“. Aber auch Faktoren wie Kameradschaft und Abenteuertum, Geltungsdrang und Protest spielen eine große Rolle bei der jugendlichen Zielgruppe. In manchen Orten hat der Rechtsextremismus bereits die Vorherrschaft in den Jugendmilieus erobert und ist zur prägenden Ideologie geworden – über die Grenzen von Subkulturen hinaus.” Quelle: http://www.bpb.de/wissen/KDBDKQ / Abruf 16.05.2013
„Das Einstiegsalter liegt bei 12, 13, 14 Jahren. Mitten in der Pubertät also. Diese Kinder sind auf der Suche nach Sinn, stellen sich Fragen und haben auch ein Gefühl dafür, was so alles in ihrem Umfeld geschieht und schief läuft. In dieser Phase suchen Jugend liche nach Halt und Geborgenheit. Finden sie diesen nicht bei ihren Eltern, ihrer Schule und ihrem Freundeskreis, dann ist die Verlockung groß, dass sie sich Gruppen anschließen, die Zusammenhalt und Kameradschaft anbieten.” Ellen Esen im Interview mit Felix Neubüser, 17.11.2011; Quelle: http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Ellen-Esen-Karlsruhehat-eine-ausgepraegte-rechte-Szene;art6066,752245 / Abruf: 16.05.2013 2
Malthaner, Stefan / Waldmann, Peter (Hg.): Radikale Milieus. Das soziale Umfeld terroristischer Gruppen. Frankfurt am Main, 2012. S. 19
3
a.a.O., S. 20
5
Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
meist nur kurz und erzielen keine Einstellungsänderung.
Das Gesamtprojekt „Projekttage für Toleranz gegen
Vielmehr bedarf es eines weiter gefassten Ansatzes,
Rechtsradikalismus und radikale Milieus” basiert auf
eines Netzwerks, um radikalem, extremistischem Ge-
dem Verständnis, dass Demokratie Beteiligung braucht
dankengut und entsprechenden Handlungsweisen
und dass Demokratie gelernt und ständig aktiv gelebt
umfassend zu begegnen. Das führt zur Entscheidung,
werden muss. Wir sind Teil unserer Gesellschaft, die
ein Netzwerk aufzubauen, in dem jedem Einzelnen und
uns prägt, die wir aber ebenso mitgestalten und mitprä-
seinem Beitrag große Bedeutung zukommt. Wichtig ist
gen können. In diesem Sinne werden aus der kommu-
neben der aktiven Beteiligung vieler Kooperationspart-
nalen Gesellschaft Akteure gewonnen, die sich in diese
nerinnen und -partner die Zielsetzung jedes einzelnen
Projekttage einbringen. Das kann der Fußballverein, der
Projekts. In den Einzelprojekten können Teilaspekte von
Musikverein oder das private Sportstudio, die Kreativ-
extremistischen Positionen und Haltungen herausgegrif-
werkstatt oder die Rechtsanwaltskanzlei sein – jede
fen werden. Nämlich genau die Aspekte, die tatsächlich
oder jeder, der etwas beitragen kann und möchte, um
spürbar oder sichtbar sind und somit einen Ansatz für
demokratisches Verständnis und demokratische Werte
aufklärende Arbeit mit der Zielgruppe bieten. Fühlt sich
zu vermitteln. Oder Partner und Partnerinnen, die An-
eine Gruppe von Jugendlichem von neonazistischem
gebote unterbreiten können, wie Aggression in vertret-
Gedankengut angezogen oder spielen eher islamisti-
bare Bahnen gelenkt oder Frustration aufgefangen wer-
sche Positionen eine Rolle? Werden andere aufgrund
den kann. Es gilt sowohl die Partnerinnen und Partner
von Behinderung ausgegrenzt oder wegen ihrer Her-
„ins Boot zu holen“, die „von Amts wegen“ mit dem
kunft abgelehnt?
Problem sich radikalisierender Gruppen zu tun haben – also Polizei, Jugendhaus und Bildungseinrichtungen –, als auch diejenigen, die nicht zwingend Berührungspunkte mit Jugendlichen haben und die für die Notwendigkeit, Jugendliche ebenfalls im demokratischen Sinne zu beteiligen, sensibilisiert werden müssen. Erleben Jugendliche diese Form demokratischer Gesellschaft vor Ort und spüren sie die damit verbundene Wertschätzung, ist eine gute Basis gefunden, um sie für die Gesellschaft im demokratischen Sinne zu gewinnen.
Warum sollten gerade Schulen in diesem Themenfeld aktiv werden?!
Schülerinnen und Schüler verbringen pflichtgemäß über mehrere Jahre einen großen Teil des Tages an und in der Schule in relativ festgelegten Gruppenkonstellationen. Diese Faktoren führen bei den Jugendlichen einer seits zu positiven gruppendynamischen Prozessen, anErgebnis aus einem der Projekte mit Jugendlichen
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dererseits zu meist lösbaren zwischenmenschlichen
Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Konflikten. Auf Seiten der Lehrkräfte und der (sofern vorhanden) Schulsozialarbeit bieten diese Faktoren die Chance, Aspekte von Radikalismus frühzeitig zu erkennen, wahrzunehmen und entsprechend zu intervenieren. Das bedeutet aber keinesfalls, dass andere Institutionen oder Einrichtungen nicht verpflichtet wären, gegen wahrgenommene radikale Milieus aktiv Stellung zu beziehen. Deshalb sollten sie in diese Aufgabe eingebunden werden – allerdings mit einer Verortung an der Schule! Nur in der Schule besteht eine ausgesprochene und
Ergebnis aus den „Projekttagen”
bekannte Anwesenheitspflicht. In keiner anderen Institution findet sich diese Pflicht in entsprechend klarer Weise. Die Themen Rechtsradikalismus und radikale Milieus sowie jedes ihrer Unterthemen erreichen in diesem Rahmen am besten die Zielgruppe, auch die jenigen, die sich zunächst nicht interessiert zeigen. Die Thematisierung bedeutet aber, dass Anwesende ihre Bedeutung erkennen und das Problem in den Köpfen verankert wird. Erfahrungswerte zeigen, dass an den Projekttagen, die nach dem vorliegendem Modell durchgeführt wurden, im Durchschnitt weniger als 3,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler fehlen, das sind weniger Fehlende als an einem „normalen“ Schultag.
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
2
Die Projektgrundlagen
Die „Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus
Ein solches Netzwerk stärkt Jugendliche und vermittelt
und radikale Milieus” basieren auf der Zusammenarbeit
Möglichkeiten und Werte in der Demokratie.
einer Multikooperationsgemeinschaft. Verschiedene Gruppierungen, Institutionen und Einzelpersonen müs-
Jeder Kooperationspartner, jede Kooperationspartnerin
sen gewonnen werden und sollen involviert sein. Da-
bringt in die „Projekttage für Toleranz gegen Rechts
raus entsteht ein Netzwerk, über das Jugendliche so-
radikalismus und radikale Milieus” ein Einzelprojekt ein,
wohl kommunale Partner als mögliche Anlaufstellen in
das sich an den eigenen Stärken und Möglichkeiten
schwierigen Situationen als auch demokratische Struk-
orientiert. Während das Sportstudio Bewegung mit
turen kennenlernen und Kontakte für eine intensivere
einem HipHop-Workshop anbietet, greift die Rechts-
Beschäftigung mit einem Bereich herstellen können.
anwältin Fragen der Jugendlichen auf und thematisiert sowohl Fundamente unserer demokratischen Grund-
Die bewusst weit gefasste Zusammensetzung der
ordnung als auch rechtsstaatliche Wirksamkeit in der
Netzwerkpartner/-innen verfolgt das Ziel, Jugendlichen
Strafverfolgung. Was genau das Angebot am zweiten
– Orte zu zeigen, wo sie sich beteiligen können
Projekttag umfassen soll, wird mit den Jugendlichen
– Alternativen zu bieten, wie (eigene) Frustration und
innerhalb des ersten Projekttages erarbeitet. Die ver
Aggression aufgefangen werden kann – Bereiche vorzustellen, in denen sie ihre Selbstwirksamkeit erleben können – und Räume zu zeigen, in denen sie eigene Stärken entwickeln und diese auch sichtbar machen können.
antwortlichen Organisatoren müssen dann relativ kurzfristig reagieren und beschließen, welche Workshops sie konkret anbieten, organisieren. Das Einbeziehen der Jugendlichen in das konkrete Angebot am Projekttag, erhöht die aktive Teilnahme. Die Koordination von Angebot und Nachfrage, das Suchen und Einbeziehen neuer Partnerinnen und Partner sowie die konkrete Gestaltung der Projekttage sind die Aufgaben der Projektleitung. Die Durchführung des Einzelprojekts findet in den Räumlichkeiten der Schule oder geeigneten nahe liegenden Räumen statt. Um die Teilnahme aller – auch der Jugendlichen, die das Thema umgehen wollen – sicherzustellen, stellt die Schule Unterrichtszeit für dieses Projekt zur Verfügung, das heißt die Projekttage können vormittags durchgeführt werden. Die genaue Festlegung der Tage, Stunden und Uhrzeiten hängt von der Einbettung in den jeweiligen Stundenplan ab. Die Verantwortlichen gestalten und leiten gemeinsam
Die „Projekttage” bieten Raum für jugendliche Kreativität
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beschlossene Projekttage auf Grundlage der im Weite-
Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
ren erläuterten Teilbereiche des Projekts. Den Themen
Als weitere Zielgruppe – besonders im Hinblick darauf,
entsprechend werden kompetente Referenten ein
dass eine erfolgreiche und umfangreiche Netzwerkarbeit
bezogen und ihnen die inhaltliche Gestaltung über
nur möglich ist, wenn Multiplikatoren eingesetzt wer-
tragen, nachdem im Vorfeld die Einzelheiten des Ab-
den und Nachhaltigkeit garantiert werden kann – stehen
laufs besprochen wurden.
Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter, Jugendarbeiter sowie interessierte Eltern im Blickfeld.
Die „Projekttage für Toleranz” sollten maximal drei Schultage (über das Schuljahr verteilt) umfassen – als bisher
Durch das Zusammentreffen und -wirken verschiede-
günstigstes Modell hat sich ein Zwei-Tage-System her
ner Problematiken, die radikales Verhalten fördern bzw.
ausgestellt.
nach sich ziehen, ergeben sich viele Ziele, die benannt werden müssen.
Zweitägiger Projektrahmen
Folgende übergeordnete Ziele müssen in jedem
Am ersten Tag werden die Vorkenntnisse über theo-
Themenbereich erreicht werden.
retische und/oder praktische Inputs festgestellt und
– Demokratieförderung
vertieft. Ein gemeinsamer Themeneinstieg über Film,
– Persönlichkeitsstärkung
Theater und/oder das Kennenlernen kommunaler
– Politische Bildung
Ansprechpartner/-innen mit anschließender Diskussion
– Sensibilisierung für die Gesamtthematik
und Auswertung leistet das. Gemeinsam wird mit den
– Förderung sozialer Kompetenzen
Schülerinnen und Schülern dabei der zweite Tag vor
– Beteiligung
bereitet. Dieser zweite Tag wird als Workshop-Tag gestaltet, um das Thema möglichst lebensnah auf zuarbeiten und den von den Jugendlichen benannten Bedarfen zu entsprechen. Konkrete Beispiele und Vorschläge folgen in Kapitel 4.
Zielgruppen und Ziele
Für die Durchführung der „Projekttage für Toleranz” eignet sich die Jahrgangsstufe 9, denn in diesem Alter haben die Jugendlichen bereits konkrete Berührungspunkte mit einzelnen Themenaspekten, sind unter Umständen selbst Betroffene oder Täter, sodass sich eine intensive Aufarbeitung anbietet. Außerdem sind sie kognitiv in der Lage, die Tragweite des Themas Totalitarismus, insbesondere Rechtsextremismus zu erfassen. Wichtig ist der Blick auf die gesamte Jahrgangsstufe, nicht auf einzelne Klassenverbände. Mit Jüngeren ist eine andere Herangehensweise vorzuziehen.
Ergebnis aus einem der Projekte mit Jugendlichen
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Methoden und Wirkungen
Evaluation
Um bei den Zielgruppen Wirkung zu erzielen, bedarf es
Am Ende des Projekts sollte evaluiert werden. Die Eva-
innerhalb des Projekts einiger Methodenwechsel, die
luationsergebnisse eröffnen die Möglichkeit, mit allen
sich positiv auf die Aufnahmebereitschaft der Jugend
unmittelbar Beteiligten gemeinsam über der Fortführung
lichen auswirken. Jede neue Jahrgangsstufe hat einen
des Projekts, Änderung und Anpassungen an aktuelle
anderen Bedarf, nicht nur inhaltlich, sondern auch
Gegebenheiten, Erweiterung und Vertiefung des Netz-
methodisch, der im Vorfeld erspürt werden muss. Dazu
werks zu sprechen.
dient insbesondere der erste Projekttag. Wichtig ist aber
Ein Projektende soll es nicht geben, da die nachwach-
auch die Erörterung der Thematik im Vorfeld mit den be-
senden Generationen ebenfalls in diese Vernetzung ein-
teiligten Lehrkräften und Referendaren, die nah an der
gebunden und beteiligt werden sollen. Das Projekt wird
Lebens- und Erlebenswelt der Jugendlichen sind.
also ständig weiterentwickelt und das Netzwerk gestärkt und vergrößert.
Hier sind einige methodische Optionen aufgeführt, die in den praktischen Beispielen genauer beschrieben
– Auf Seiten der Schülerinnen und Schüler lassen sich
werden:
positive Auswirkungen des Projekts an Hand bestimm-
– Kleingruppen- und Plenumsarbeit
ter Merkmale aufzeigen: Die meisten Schülerinnen und
– Fachvorträge
Schüler treten als Multiplikatoren auf, berichten über
– Diskussionsrunden
die Inhalte, verbreiten das erworbene Wissen und
– Praktisches Handeln (Learning by doing), z. B. Thea-
motivieren jüngere Jugendliche, auf die Durchführung
terarbeit
eines solchen Projekts in ihren Klassen hinzuarbeiten.
– „Event-Charakter” (Veranstaltungen, die sich vom Alltag
Auch außerhalb der Schule, z. B. im Jugendtreff, wird
in besonderer Weise abheben und allein dadurch zur
über Aspekte von Totalitarismus bzw. die Inhalte der
intensiveren Verinnerlichung des Themas beitragen)
Projekttage mit Freunden gesprochen und weiter
– Mediale Präsentation/Bearbeitung – Konfrontation (ggf. über Medieneinsatz)
diskutiert. – Manchmal kommen Reaktionen erst lange nach den Projekttagen ans Licht, wobei aber häufig klar benannt werden kann, dass eine bestimmte Erkenntnis durch das Erleben am Projekttag entstanden ist.
Ergebnis der „Projekttage”
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
3
Der Projektablauf – ein roter Faden führt ans Ziel
Die wesentlichen Elemente jeder Projektarbeit sind natürlich auch das A und O für die „Projekttage für Toleranz”. Dazu gehören neben dem Aufstellen eines Zeitplans vor allem die Zusammensetzung eines Projektteams, das zwar gerne erweitert werden kann, aber einen festen Kern aufweisen sollte, damit die Erfahrungen im Netzwerk ins Netzwerk zurückfließen und weiter wirken. In der Vorbereitung der einzelnen Projekttage muss das Thema Rechtsradikalismus und radikale Milieus konkret und an der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert gefasst werden. Es werden Schwerpunkte gesetzt, die sich in jedem Jahr entsprechend dem Bedarf der Schülerinnen und Schüler ändern können.
Der Zeitrahmen
Vernetzung braucht Zeit. Je mehr Partnerinnen und Partner im Netzwerk mitarbeiten, umso komplexer wird die Struktur. Selbst wenn ein Projektpartner in einem Jahr nichts beisteuern kann oder möchte, ist es wichtig, den Partner einzubeziehen und die Partnerschaft zu pflegen. Nur so lebt ein Netzwerk. Fallen Partner aus bzw. schlafen Partnerschaften wieder ein, verliert das Netzwerk an Elastizität, wird unter Umständen spröde und reißt. Gepflegt wird das Netzwerk durch Kommunikation, aktives Einbeziehen und einen wertschätzenden Umgang miteinander. Die Vorbereitungen für die Projekttage beginnen bereits im Herbst des Vorjahrs mit der Einladung relevanter Unterstützer, der Datierung, Einladung und Organisation von Treffen des Projektteams sowie der Bedarfsklärung.
Material zum Bewerben des Projekts in Schule, Presse und der Öffentlichkeit
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Eine erste Zeitübersicht macht die anstehenden Aufgaben deutlich: September
Einladung relevanter Unterstützer (siehe auch Festlegen des Projektteams)
September/Oktober
Erstes Informations-, Austausch- und Planungstreffen – Wer kann was beisteuern? – Welche Bedarfe werden aus dem Schulalltag deutlich? – Gibt es besondere Vorkommnisse aus dem Themenspektrum?
November
Zweites Planungstreffen – Festlegung des konkreten Themas – Planung der inhaltlichen Gestaltung (zunächst alle Ideen zulassen, auch wenn sie finanziell unmöglich scheinen – das bietet kreativen Gedankenverlauf) – Terminierung der Projekttage inkl. möglichen Ausweichterminen (Klausurphasen berücksichtigen – nicht alle Projekttage verlaufen völlig leise!!!)
November-Januar
Suche der Projektpartner für den ersten Projekttag – Finanzierungsmöglichkeiten prüfen – ggf. schon beantragen (ohne konkreten Kooperationspartner oft schwierig)
Spätestens Januar
Festlegen auf den/die Kooperationspartner/-in oder mehrere für den ersten Projekttag – Vertreter der Planungsgruppe bespricht die inhaltlichen Bedarfe für den Projekttag mit dem Kooperationspartner – Räumliche Bedarfe und Gegebenheiten prüfen und ggf. bei Schulleitung beantragen – Anträge zur Finanzierung des Projekts stellen – Informationsschreiben an Schüler/-innen und Eltern über das gesamte Projekt und den kommenden Projekttag im Besonderen – Verpflegung am Projekttag für die Kooperationspartner/-innen klären (Kaffee, Kuchen, Brezeln, …) – „Teamer-Café“ – Kleine Dankeschön-Geschenke für die Kooperationspartner/-innen planen
Februar/März
In der Gesamtlehrerkonferenz (GLK) vor dem Projekttag das Lehrerkollegium informieren! In der Woche vor dem Projekttag kurze Abstimmung, was noch aussteht – Dankeschön-Geschenke – Getränke / Essen – Räume richten – benötigtes Material bereitstellen Erster Projekttag. Die Durchführung selbst wird vom Kooperationspartner übernommen. („Anstehende Aufgaben“ dazu siehe Seite 18)
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
März
Nachbereitung/Vorbereitung: Sichten, Clustern und Auswerten der Bedarfsnennungen von Schülerseite – Unkonkrete Nennungen konkretisieren und eine Workshop-Idee daraus entwickeln – Konkrete und konkretisierte Ideen listen – Potenzielle Kooperationspartner/-innen benennen – ggf. Zuständigkeiten festlegen: Wer kümmert sich um Kooperationspartner/-innen für welches Workshop-Angebot – Deadline festlegen, bis wann sichere Zusagen von Workshop-Anbietern eingegangen sein müssen (möglichst bis 6 Wochen vor dem zweiten Projekttag)
Mai/Juni (Deadline)
Workshops für zweiten Projekttag festlegen („Workshops festlegen“ siehe Seite 22)
Informationsschreiben an Schüler und Eltern über den zweiten Projekttag
Schülerinnen und Schüler den Workshops zuordnen – Bogen mit den Workshops in die Klassen geben und Präferenzen eintragen lassen (bis zu drei Präferenzen) – Workshops möglichst mit der „optimalen“ Teilnehmerzahl belegen
Juni/Juli
In der GLK vor dem Projekttag das Lehrerkollegium über den zweiten Projekttag informieren!
In der Woche vor dem Projekttag kurze Abstimmung, was noch aussteht – Dankeschön-Geschenke – Getränke/Essen – Räume richten – benötigtes Material bereitstellen – Workshop-Listen (wer ist in welchem Workshop) mit Raumplan aushängen Durchführung des zweiten Projekttags: Die Durchführung selbst wird vom Kooperationspartner/-innen übernommen. („Anstehende Aufgaben“ zum zweiten Projekttag siehe Seite 23)
Nachbereitung
September
Reflexion des gesamten Projektverlaufs – Qualität der Kooperationspartner/-innen – Planungsabläufe – Struktur der Projekttage
Erfahrung nutzen und den neuen Projektdurchgang beginnen!!!
Sind die Projekttage gut geplant, ist der Einsatz der einzelnen Mitglieder des Projektteams nur sehr gering!
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Zehn Schritte zum Projekterfolg
1. Festlegen des Projektteams Bestenfalls übernimmt ein Vertreter bzw. eine Vertreterin der Schulleitung einen Teil der Verantwortung und sucht sich weitere Unterstützer für die Planung und Umsetzung des Projekts. Hier haben sich folgende Unterstützer als verlässlich und effektiv erwiesen: –
Die Schulsozialarbeit (wenn vor Ort vorhanden)
–
Die Jugendarbeit (Leitung offener Treff/Jugendreferat …)
–
Interessierte/motivierte Kolleginnen und Kollegen aus der Lehrerschaft
–
Referendarinnen und Referendare (diese müssen sowieso ein Projekt vorweisen)
Die entstehende Gesamtgruppe verantwortet das Projekt gemeinsam und legt Teilverantwortlichkeiten fest. Hier bietet es sich an, nicht nur nach Zeitbudget zu schauen, sondern auch nach Vorerfahrung. Durch den regelmäßigen Wechsel der Referendare kommen immer neue Ideen hinzu, die das Projekt weiter wachsen lassen. Änderungen des Projektteams können zugelassen werden – es sollte aber ein fester Kern bestehen bleiben, um von den gewachsenen Erfahrungen profitieren zu können. 2. Inhaltliche Vorüberlegungen/Festlegung des groben Projektthemas –
Welche konkreten Situationen/Entwicklungen/Bedarfe sind bei der Zielgruppe zu beobachten? · Welche von Seiten der Lehrerschaft? · Welche von Seiten der Schulsozialarbeit? · Welche von außen? (Jugendarbeit) · Welche von Seiten der Schülerinnen und Schüler? (Einbinden der Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt wäre der Königsweg – ist aber auch am aufwendigsten)
–
Welche gesellschaftlichen Entwicklungen könnten eine Rolle spielen? Was passiert gerade in der Region?
–
Welche Schlüsse lassen sich aus den Vorüberlegungen ziehen – lassen sich die aufkommenden Ideen in ein Thema bündeln? (Schwerpunkt für den Projekttag)
–
Wenn es bei mehreren Themenschwerpunkten bleibt, muss entschieden werden, welcher die höchste Priorität erhält, bzw. welcher sich am effektivsten umsetzen lässt!
3. Thema mit Leben füllen –
Wie könnte das Thema effektiv angegangen werden? · Braucht es einen praktischen Input oder eher einen theoretischen? · Frontal oder eher kooperatives Lernen?
–
Welche Teilthemen sind im Schulkontext sinnvoll? · Reicht es, an der Oberfläche zu kratzen, oder soll das Thema vertieft behandelt werden?
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
4. Ort(e) zur Umsetzung festlegen –
Grundsätzlich ist die Umsetzung an der Schule sinnvoll und häufig auch am einfachsten zu organisieren.
–
Orte außerhalb der Schule bieten einen offeneren Rahmen, der häufig zur Arbeitsmoral der Schülerinnen und Schüler beiträgt.
–
Kooperationen mit dem örtlichen Kino, dem Theater oder anderen Einrichtungen eröffnen neue Dimensionen – meist stößt man auf großes Kooperations- und Unterstützungsinteresse.
5. Termine festlegen –
Die zwei Projekttage sollten möglichst in einem zeitlichen Abstand von etwa drei Monaten durchgeführt werden. · Die Zwischenzeit zwischen den beiden Projekttagen benötigt das Projektteam, um den zweiten Projekttag vorzubereiten und an die Bedürfnisse und Interessen der Schülerinnen und Schüler an zupassen. · Die Schülerinnen und Schüler benötigen den Zeitraum, um das Thema zu verinnerlichen, um es verarbeiten zu können – die Nachhaltigkeit ist höher, wenn sich die Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum mit dem Thema auseinandersetzen.
–
Bei der Terminfindung spielen Ferienzeiten eine wichtige Rolle – für Baden-Württemberg hat sich die Festlegung auf Februar/März und Juni/Juli, als sehr sinnvoll herausgestellt.
6. Kooperationspartner/-innen finden und binden –
Aus dem Kontaktkreis des Projektteams schöpfen!!! Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der sich zum Thema äußern kann!
–
Einrichtungen, Institutionen etc. aus der Kommune mit einbeziehen – oft gibt es Personen, die kostenfrei unterstützen können oder zumindest Ideen für weitere Kooperationspartner haben.
–
Regional Ausschau halten, welche Personen eingebunden werden können (Hinweise dazu hat auf jeden Fall die Kreisjugendpflege)
–
Überregionale Kooperationspartner/-innen sind häufig Spezialisten, die für ein ganz bestimmtes Gebiet von hoher Relevanz sind – bei diesen muss auch mit einem höheren Honorar gerechnet werden → Häufig freuen sich diese Akteure aber auch, sozial aktiv werden zu können, und machen sehr faire Preise. Anfragen lohnt sich – auch bei „Promis“!
7. Zuschüsse beantragen Je nach Teilthema und Region gibt es verschiedene Finanzierungsoptionen. Materialkosten, Verpflegung, kleine Geschenke für die Honorarkräfte etc. lassen sich meist über die Schulkasse abrechnen. Honorare dagegen, sofern sie anstehen, benötigen häufig eine Drittmittelfinanzierung. Diese kann aus verschiedenen Quellen geschöpft werden. Hier ein paar Hinweise: –
www.finanzierung.jugendnetz.de
–
Stiftungen vor Ort, Bürgerstiftung, private Stiftungen
–
Sparkassenstiftung und generell bei Banken anfragen
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
–
Größere Firmen aus der Region, die ein Interesse an der Entwicklung der Jugend haben könnten
–
Fördermittel vom Kreis oder Landkreis
–
Fördermittel vom Land – über Themen wie Demokratie, Antirassismus, …
8. Schülerinnen und Schüler in Gruppen aufteilen Je nach Thema oder Bedarf können die Jugendlichen auch im Klassenverband bleiben – meist ist es aber sinnvoller, kleinere Gruppen zu bilden. Als effektiv erweist es sich, wenn die Jugendlichen eine Wahlmöglichkeit haben, für welche Kleingruppe bzw. welches Teilthema sie sich entscheiden. Bei der Aufteilung in kleinere Gruppen ist zu beachten, dass dadurch mehr Räume und eine größere Anzahl von Unterstützern benötigt werden. Die Aufteilung sollte spätestens zwei Wochen vor dem Projekttag feststehen, damit die Workshop-Leiter mit der Gruppengröße planen können und die Jugendlichen im Vorfeld wissen, was sie erwartet. 9. Verantwortlichkeiten für den Projekttag festlegen Erfahrungsgemäß gibt es an Projekttagen immer Situationen, die im Vorfeld nicht bedacht wurden oder bedacht werden konnten. Deshalb müssen Personen bereit stehen, die sich dieser Dinge annehmen können. Hier einige Beispiele: –
Reicht die Verpflegung für die Workshop-Leiter/-innen ? – Ggf. muss nochmals jemand los.
–
Ist für den Notfall Ersatztechnik greifbar? – Dafür muss jemand mit Schlüssel und Know-How zur Verfügung stehen (schnell den Beamer austauschen, Anschlüsse kontrollieren, …).
–
Vorbereitungen für die Abschlussrunde mit allen: Ist der Raum groß genug zur Präsentation von Ergebnissen? Funktioniert das Mikrofon und die Lautsprecheranlage? Werden Stühle gebraucht? Stellwände? Lampen?
–
Ist jemand für Fragen, Probleme o.ä. der Workshop-Leiter/-innen ansprechbar?
10. Presse einbinden – Pressemitteilung vorbereiten –
Die Presse sollte frühzeitig über den geplanten Projekttag informiert und über die Termine in Kenntnis gesetzt werden.
–
Ggf. Vorbericht in die Zeitung platzieren.
–
Pressemitarbeiter/-innen zum Projekttag einladen und auffordern, sich ein eigenes Bild zu machen.
–
Darauf achten, dass nach dem Projekt ein entsprechend ausführlicher Text mit Bild in der Zeitung erscheint. · Ggf. mit dem Pressemitarbeiter/-in im Vorfeld sprechen · Ggf. einen eigenen Text mit Bildern an die Presse weitergeben (Pressemitteilung oder Pressemappe) · Bildrechte klären – dürfen Jugendliche abgebildet werden? Was ist an der Schule üblich?
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
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Konkrete Praxisbeispiele für Projekttage
Es bedarf nicht immer eines theoretischen Inputs, um
einbezogen und können sie aktiv mitwirken, hinterlässt
ein Thema in den Köpfen zu verankern. Das Erleben
das im emotionalen Gedächtnis stärkere Spuren. Das
positiver Aspekte reicht häufig aus bzw. bewirkt unter
wiederum fördert die Erkenntnis, dass gegenseitiger
Umständen mehr, um negativen Aspekten vorzubeu-
Respekt und Toleranz für ein gerechteres Zusammen-
gen. Erleben Jugendliche Demokratie bzw. Werte der
leben steht und mehr Raum zur Entwicklung bietet.
demokratischen Gesellschaft als positiv, werden sie
Erster Projekttag: Zugang zum Thema Kommunale Einbindung
Für den Projekttag wurden Kooperationspartnerinnen und -partner aus dem gesamten Ort akquiriert, die mög licherweise einmal in Kontakt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommen. So werden z.B. die Drogenberatungsstelle, die Eltern-Kind-Initiative, die Kirchengemeinde, die Jugendarbeit, die Polizei und viele mehr eingebunden – jeweils mit der Aufgabe, ein kleines erlebnispädagogisches oder gruppendynamisches Angebot von max. 30 Min. vorzuhalten. Zudem bekommt jede Institution die Möglichkeit, kurz über sich selbst zu berichten. Damit entsteht ein Abbild der gesellschaftlich wirksamen Gruppen vor Ort, die in der Einbeziehung und Vernetzung für den Projekttag gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Die kurzen Spiele und Aufgaben stärken die Schülerinnen und Schüler nicht nur als Gruppe, sondern auch als Einzelpersonen. Je stärker eine Person alleine auftritt und je stärker die Gruppe im Hintergrund ist – umso geringer ist die Gefahr eines Übergriffs. Als positiver Nebeneffekt entstehen erste Berührungspunkte zu den, in verschiedenen Lebenslagen unterstützend wirkenden Institutionen der Kommune, was mögliche spätere Kontakte erleichtert und Hemmschwellen sinken lässt. Die Schülerinnen und Schüler bekommen die Aufgabe, in Kleingruppen durch die Kommune zu ziehen und an fünf Angeboten (die Laufwege sollten im Vorfeld festgelegt werden, damit nicht zwei Gruppen gleichzeitig bei einem Anbieter ankommen) aktiv teilzunehmen und das erlebte auf sich wirken zu lassen. Wichtiger Teil des Projekts ist es, das Erlebte in der Folgewoche im Klassenverband kurz aufzuarbeiten. Der Zeitplan für den ersten Projekttag sieht damit folgendermaßen aus: 07:45 Uhr
Begrüßung
08:05 – 12:00 Uhr
Kleingruppen ziehen von Station zu Station
12:00 – 13:00 Uhr
Abschluss im Plenum – Dankeschön an die Unterstützer
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Anstehende Aufgaben während des ersten Projekttags können sein: – Begrüßung (alle Schüler/-innen gemeinsam – danach erst in die vorgesehenen Gruppen) und Vorstellung der Kooperationspartner – Ansprechpersonen für die Kooperationspartner – Betreuung „Teamer-Café“ – Dokumentation der Veranstaltung in Bildern (für die Pressearbeit) – Sammlung von Bedarfen und Wünschen der Schülerinnen und Schüler zu Inhalten für den zweiten Projekttag (entweder in das Programm des Kooperationspartners integriert oder zusätzlich durch das Planungsteam) – Abschied im Plenum mit überreichen der Dankeschön-Geschenks – Kurze Reflexion des Tages mit dem Planungsteam und den Kooperationspartnern
Film als Einstieg
Die Welle – Aufarbeitung in Kooperation mit Jugendbuchautorinnen und -autoren In Kooperation mit dem örtlichen Kino, wird dort morgens eine Sondervorstellung des Films für die gesamte Jahrgangsstufe 9 ermöglicht. Gruppen von ca. 15 bis 20 Personen treffen sich jeweils mit einem Jugendbuchautor bzw. einer Autorin, in deren bzw. dessen Büchern Totalitarismus, autoritäre Strukturen und extremistisches Verhalten eine Rolle spielen. In diesen Kleingruppen wird das Gesehene aufgearbeitet und mit Hilfe der persönlichen Auseinandersetzung der Autoren bzw. Autorinnen mit der Thematik, wird diese im Gespräch vertieft.
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07:45 Uhr
Begrüßung (direkt im Kino)
08:00 – 09:50 Uhr
Film „Die Welle“
09:50 – 10:15 Uhr
kurze Rückmelde- und Fragephase im Kino
10:15 – 10:40 Uhr
Pause und Rückweg zur Schule
10:40 – 12:30 Uhr
Aufarbeiten des Films und Vertiefung des Themas in Kleingruppen mit Jugendbuchautorinnen und -autoren
12:30 – 13:00 Uhr
Abschluss im Plenum – Dankeschön an die Jugendbuchautorinnen/Jugendbuchautoren
Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Oi!Warning – Aufarbeitung mit dem Regisseur des Films In Kooperation mit dem örtlichen Kino wird dort morgens eine Sondervorstellung des Films für die gesamte Jahrgangsstufe 9 ermöglicht. Zur Unterstützung kommt der Regisseur des Films Dominik Reding dazu. Er stellt sich und seinen Film vor und verteilt Aufgaben für die anschließende Filmvorführung an die Jugendlichen: Sie sollen den Film unter speziellen Aspekten ansehen, um die gestellten Fragen beantworten bzw. die Aufgaben lösen zu können. Das befördert die Aufmerksamkeit der Jugendlichen und sensibilisiert sie dafür, verschiedene Situationen bewusster aufzunehmen und sich konkret damit auseinanderzusetzen. Direkt im Anschluss stellt sich der Regisseur den Fragen und bearbeitete noch im Kino die zuvor gestellten Aufgaben mit den Jugendlichen. Die weitere Aufarbeitung des Films erfolgt über die Klassenlehrerinnen und -lehrer bzw. im Fachunterricht Deutsch und Geschichte im Klassenverband. Es hat sich allerdings gezeigt, dass eine Aufarbeitung durch sozialpädagogische Fachkräfte von außen und in kleineren Gruppen effektiver ist, da dadurch die Hemmschwellen stärker abgebaut und Jugendliche umfassender einbezogen werden. In diesem Fall besucht der Regisseur des Films nacheinander jede einzelne Klasse, um Rückfragen zu beantworten, in die Diskussion einzelner Szenen einzusteigen und auch in durchaus kontrovers geführten Diskussionen zu Haltungsweisen innerhalb des Films Stellung zu beziehen. 07:45 – 08:15 Uhr
Begrüßung und Aufgaben für den Film
08:15 – 09:45 Uhr
Film „Oi!Warning“
09:45 – 10:15 Uhr
Erste Fragen und Bearbeitung der Aufgaben
10:15 – 10:45 Uhr
Pause und Rückweg zur Schule
10:45 – 12:30 Uhr
Aufarbeitung des Films, Vertiefung des Themas und Diskussion mit dem Regisseur
12:30 – 13:00 Uhr
Abschluss im Plenum – Dankeschön an den Regisseur
Einstieg Jugendkultur
„Culture on the road“ – Archiv der Jugendkulturen in Berlin „Culture on the road“ setzt sich mit der Entwicklung der Jugendkulturen auseinander und bringt diese in den Kontext und in Abgrenzung zum Rechtsextremismus und Extremismus allgemein. Die Schülerinnen und Schüler werden ihren persönlichen Jugendkulturen entsprechend in Kleingruppen aufgeteilt und bekommen pädagogisch geschulte Profis aus der jeweiligen Jugendkultur an die Seite gestellt. (Sprayer, HipHopper, Rapper, Gothics, Skater, Punks u.v.m.) In einer ersten Phase am Vormittag lernen die Jugendlichen zunächst die geschichtlichen Hintergründe ihrer eigenen Jugendkultur kennen. Sie lernen, wie sich die eigene Kultur von der der Rechtsextremen abgrenzt – aber auch, wo es Überschneidungen und Gefährdungen gibt.
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
In der zweiten Phase setzen sich die Jugendlichen praktisch mit ihrer Jugendkultur auseinander. (Gemeinsames Sprayen, entwickeln von Rap-Texten, Skaten …) Darüber entsteht eine Stärkung der jeweiligen Jugendkultur und damit der Persönlichkeit der dort involvierten Jugendlichen. Es findet ein deutliches Abgrenzen von extremen Verhaltensweisen statt. 07:45 – 08:00 Uhr
Begrüßung
08:00 – 10:00 Uhr
Arbeit in jugendkulturellen Gruppen – 1. Teil: Hintergründe der jeweiligen Jugendkultur
10:00 – 10:30 Uhr
Pause
10:30 – 12:30 Uhr
Arbeit in jugendkulturellen Gruppen – 2. Teil: Praktisches Erleben der kulturellen Grundlagen
12:30 – 13:00 Uhr
Abschluss im Plenum, Präsentation von Arbeitsergebnissen und Dankeschön an die Profis aus den Jugendkulturen
Einstieg mit Theater
„Was tue ich wenn …“ Workshop-Angebote mit konkreter Handlungsorientierung über das Theaterstück „Und dann kam Alex“ vom Ensemble Radiks „Und dann kam Alex“, ein Theaterstück über Gewalt, Mobbing und Ausgrenzung unter Jugendlichen, bildet den Auftakt des Projekttags. Die Jugendlichen werden in das Geschehen zum Teil eingebunden, werden mitgerissen vom Thema auf der Bühne. Allen ist in der anschließenden Diskussion klar, „so oder zumindest so ähnlich kommt das doch an jeder Schule vor – aber der Ausgang ist krass.“ … Die entstandene Verblüffung, das geweckte Interesse wird dann für den eigentlichen Projekttag genutzt. Die Schülerinnen und Schüler gehen in vorher gewählte Workshops und beschäftigen sich mit konkreten Möglichkeiten, ihrem eigenen radikalen Denken und Handeln und dem anderer zu begegnen. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, „Was tue ich, wenn …“ setzen sich die Jugendlichen in folgenden Workshops mit sich selbst, ihren Ängsten, aber auch ihren Stärken und Handlungsmöglichkeiten auseinander: −
„Capoeira“ – ein brasilianischer Kampftanz; Kampftechniken, aber auch Besinnung auf die eigene Person
−
„Wir haben alle gemeinsam, dass wir unterschiedlich sind!“ – Praktische Impulse zum antirassistischen und respektvollen Denken und Handeln
−
„Wölfe im Schafspelz“ – Wie wehre ich mich gegen rechte Anwerbestrategien
−
„So ein Theater …“ – das Thema über praktisches Theaterspielen bearbeiten/erleben
−
„Ich schlag mich durch …“ – Kampfkunst, Erlernen von Techniken zum Umgang mit und zur Vermeidung von extremen Situationen
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−
„Comics“ – Karikaturen zum Thema Rassismus
−
„Stockkampf“ – Konzentration auf Körper und Seele
−
„Kickboxen“ – Neben Boxen steht Ausweichen, Fallen, Taktik und Präzision auf dem Programm
−
„Fotografie“ – Digitale Bilder gegen Gewalt, selbst erstellen und bearbeiten
−
„Klettern“ – Kooperationsfähigkeit, Vertrauen und Umgang mit Angst und Risiko
−
„Bergwacht“ – Action, Hilfsbereitschaft, Kameradschaft und Verantwortung
Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
07:45 – 08:05 Uhr
Begrüßung
08:05 – 09:00 Uhr
Theaterstück „Und dann kam Alex“
09:00 – 10:10 Uhr
Diskussion der Darsteller mit den Schülern
10:00 – 12:00 Uhr
Vertiefung des Themas in Workshops
12:00 – 13:00 Uhr
Abschluss im Plenum, Präsentationen aus den Workshops und Dankeschön an das Theaterensemble und die Workshop-Leiter/-innen
Planungstag der Schüler/-innen zur Gestaltung des Workshop-Tags Anstelle des ersten Projekttags kann ein Schüler/-innen-Planungstag durchgeführt werden. Falls zeitlich möglich, ist der Planungstag auch als Projekterweiterung zu verstehen. Als Start in den Tag und zur Einstimmung auf das Thema wird nach einer kurzen Begrüßung ein Stop-Motion-Film (entstanden in der JgSt.8) präsentiert. Mit den beeindruckenden Bildern gehen die Jugendlichen in pädagogisch begleitete Kleingruppen, um sich dort zunächst mit der Frage auseinanderzusetzen: „Was heißt Radikalismus für mich persönlich?“ Was steckt dahinter, welche Ausformung gibt es, wie und wo habe ich bereits Berührungspunkte gehabt?! Nach ausgiebiger Auseinandersetzung und Diskussion dazu in den Kleingruppen, tritt die Impro-Theatergruppe „Die Mauerbrecher“, die ihre Theaterstücke zum Thema improvisieren und Stück für Stück die Jugendlichen ins Spiel mit einbinden. Die zweite Arbeitsphase findet frisch motiviert durch das Impro-Theater wieder in pädagogisch begleiteten Kleingruppen statt. Die Jugendlichen arbeiten nun zur konkreten Frage: „Was brauche ich, um besser mit dem Thema oder konkreten Situationen umgehen zu können?“ Die Ergebnisse dienen als Grundlage für den anschließenden Workshop-Tag. Es müssen möglichst viele Workshops angeboten werden, die dem tatsächlichen Bedarf der Jugendlichen entsprechen. 07:45 – 08:05 Uhr
Begrüßung
08:05 – 08:20 Uhr
Präsentation Stop-Motion-Film gegen Gewalt einer 8.-Klässlerin
08:20 – 10:10 Uhr
Erste Arbeitsphase in Kleingruppen mit der Fragestellung: „Was heißt Radikalismus für mich?“
10:10 – 10:30 Uhr
Pause
10:30 – 11:30 Uhr
Impro-Theater zum Thema Gewalt unter Einbindung der Jugendlichen
11:30 – 12:30 Uhr
Zweite Arbeitsphase in Kleingruppen mit der Fragestellung: „Was brauche ich, um besser mit dem Thema oder konkreten Situationen umgehen zu können?“
12:30 – 13:30 Uhr
Abschluss im Plenum, Kurzpräsentation der Arbeitsergebnisse auf Pinnwänden, Dankeschön an die Unterstützer/-innen.
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Workshops festlegen: – Workshops nach inhaltlicher Relevanz, Anzahl der Schüler/-innen und Finanzierbarkeit festlegen – Wenn zu wenig Workshops zusammenkommen: · Alternativen entwickeln · Schülerzahlen pro Workshop vergrößern (wenn möglich) · Kurzfristig neue Kooperationspartner finden · Angebot aus eigenen Reihen machen · Termin verschieben (Vorsicht – möglicher Wegfall bereits zugesagter Workshops) – Verantwortlichkeit für die Finanzierung klären (Refinanzierung über Schulmittel, Stiftungen, Spenden, …) – Ansprechpartner für die Kooperationspartner festlegen: · Inhaltliche und strukturelle Abläufe kommunizieren · Minimale/optimale/maximale Gruppengröße · Raum- und Materialbedarf klären · Kontakt halten, damit am Projekttag auch wirklich alle da sind! – Verpflegung am Projekttag für die Kooperationspartner klären (Kaffee, Kuchen, Brezeln, …) – „Teamer-Café“ – Kleine Dankeschön-Geschenke für die Kooperationspartner/-innen planen
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
Zweiter Projekttag: Workshop-Tag Der Workshop-Tag hat eine feste Struktur und bietet sich grundsätzlich als zweiter Projekttag an, da hier Inhalte aus dem ersten Tag vertieft oder konkrete Bedarfe aufgegriffen werden können. Je nach Schüleranzahl sollte auch die Anzahl der Workshops gewählt werden. Gute Erfahrungen haben wir mit ca. 15 Workshops für ins gesamt 140 Schüler gemacht. Wenn möglich sollten die Kooperationspartner aus dem näheren Umfeld herangezogen werden – das spart Geld und ermöglicht weiterführende Kooperationen. In manchen Fällen bietet es sich an, Personen anreisen zu lassen – hier muss aber der Kosten-Nutzen-Faktor berücksichtigt werden. Workshop-Ansätze und konkrete Kooperationspartner/-innen: −
Jugendsachbearbeiter/-in der Polizei
−
Netzwerk Courage
−
Team meX (LpB)
−
Örtliche offene Jugendarbeit
− Schulsozialarbeit −
Örtliche Beratungsstelle(n)
−
Örtliche Vereine
−
Örtliche Kanzlei
−
Kampfkunst (Kampfsport ist kritisch)
−
Kunst (Graffiti, Action-Painting, Comics, …)
Fortsetzung Seite 24
Anstehende Aufgaben während des zweiten Projekttags können sein: – Begrüßung (alle Schüler/-innen gemeinsam – danach erst in die vorgesehenen Gruppen) und Vorstellung der Kooperationspartner/-innen – Ansprechpersonen für die Kooperationspartner/ -innen – Betreuung „Teamer-Café“ – Dokumentation der Veranstaltung in Bildern (für die Pressearbeit) – Abschied im Plenum mit überreichen der Dankeschön-Geschenks – Kurze Reflexion des Tages mit dem Planungs team und den Kooperationspartnern/-innen
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
−
Musik (HipHop, Rap, …) · Eigene Sounds mischen · Eigene Texte erstellen · Diskussion mit gemäßigten Profis (sollten sich mit dem Thema Gewalt o.ä. auseinandersetzen – und eher positiv besetzte Texte haben) · HipHop-Tanz
−
Theaterpädagogen (Theater, Impro-Theater, Rollenspiele, …)
−
Yoga, Meditation, Entspannungstechniken
−
Klettern (z.B. Bergwacht)
−
Erlebnispädagogik (die offene Jugendarbeit ist hier oft ein guter Ansprechpartner)
−
Gewaltfreie Kommunikation
−
Abteilung Prävention der Polizei
−
Weißer Ring
−
Vertreter/-innen der Kommunalpolitik (z.B. Podiumsdiskussion)
−
Jugendgruppe „HiSTORIES“ der KZ-Gedenkstätte Vaihingen-Enz
− Anti-Aggressionstraining −
Kurzfilm erstellen, Stop-Motion-Filme herstellen, Fotoserien, …
−
Gewalt im Netz, Cybermobbing, Internet, Chats, PC-Spiele
− Täter-/Opfer-Ausgleich −
Besuch Jugendarrestanstalt o.ä. (ggf. Vortrag)
−
Gerichtsverhandlung, Diskussion mit einem Richter/Anwalt…
−
Schrei-Workshop – Aufbau von Selbstbewusstsein, Sicherheit
− Mobbing −
Umgang mit / und Alternativen zu Gewalt
−
Aggressives Verhalten und Deeskalation
−
Amnesty International
−
u. v. m.
Ablauf: 07:45 – 08:05 Uhr
Begrüßung
08:05 – 12:00 Uhr
Workshops – mit frei gewählten Pausen, je nach Bedarf und Situation
12:00 – 13:00 Uhr
Abschluss im Plenum, Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops (wo möglich), Dankeschön an die Workshop-Leiter/-innen
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
5
Eltern, Lehrerinnen und Lehrer profitieren lassen
Alternative und sensibilisierende Angebote für Jugend
Konkret – es hilft nichts, wenn Schülerinnen und Schü-
liche zu entwickeln ist wertvoll und zukunftsweisend.
ler über Symbole und versteckte Inhalte rechtsextremer
Es sollte dabei aber immer berücksichtigt werden – be-
Gruppen aufgeklärt werden, wenn diese Informationen
sonders innerhalb eines Schulkontextes – dass jedes
nicht parallel bei den Eltern und Lehrern oder Lehrerin-
Projekt eine Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler
nen landen.
hat, die sich auch nach dem Projekt noch zeigen wird/ kann.
So kann man sehr gut mit dem einen oder anderen Kooperationspartner einen Sondervertrag aushandeln, der
Um hier eine Basis zu schaffen, auf der gemeinsam
einen zusätzlichen, etwas verkürzten Vortrag o.ä. am
Themen weiter bearbeitet werden und sowohl Eltern
Nachmittag für interessierte Eltern und Lehrerkräfte vor-
als auch Lehrerinnen und Lehrer langfristig von solchen
sieht.
Projekten profitieren können, sollte diesem Personenkreis in unregelmäßigen Abständen ermöglicht werden,
Auf besonderes Interesse stoßen beispielsweise folgende
im Zuge der Projekttage kurze Inputs, Fortbildungen
Themen:
oder Hinweise wahrzunehmen.
– Symbole und Dresscodes in der rechten Szene (dieses Thema kann regelmäßig wiederholt werden, da es sich unglaublich schnell entwickelt und wandelt) – Mobbing – Extremismus und seine Erscheinungsformen (über dem deutschen Rechtsextremismus hinaus) Viele Optionen ergeben sich aus der Bedarfsermittlung bei den Jugendlichen. Immer wenn bei den Planern bzw. Planerinnen Fragezeichen bleiben, sollte zumindest die Möglichkeit zur kurzen Schulung geprüft werden.
Ein weiteres Ergebnis der „Projekttage”
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Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus
6 Projektgeschichte
Das Projekt wurde 2006 in Kooperation zwischen dem SOS-Kinderdorf Schwarzwald und der Alemannen-Real schule Müllheim entwickelt. Seitdem wird es Jahr für Jahr jeweils für die Jahrgangsstufe 9 angeboten und mit den jeweils aktuellen Referendarinnen und Referendaren der Schule gemeinsam geplant, fortgeschrieben und weiterentwickelt. Verteilung der Aufgaben: – SOS-Kinderdorf Schwarzwald, vertreten durch den Bereichsleiter für Gemeindebezogene offene Jugend arbeit, Patrick Wallner: Projektentwicklung, Begleitung, Koordination, Refinanzierung, Dokumentation, Pressearbeit und Gesamt verantwortung für das Projekt – Alemannen-Realschule Müllheim, vertreten durch den Konrektor, Klaus-Dieter Schöfer-Bea: Projektentwicklung, Koordination und Verantwortung auf Schulebene – SOS-Kinderdorf Schwarzwald, vertreten durch Mit arbeiter und Praktikanten: Planung und Durchführung von Projekttagen – Alemannen-Realschule Müllheim: Planung und Durchführung von Projekttagen Aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit und der sehr guten Erfolge des Projekts wird eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen dem SOS-Kinderdorf Schwarz wald und der Alemannen-Realschule in diesem Projekt angestrebt. Durch die Einbindung der jeweiligen Referendare/Referendarinnen der Schule haben die „Projekttage für Toleranz gegen Rechtsradikalismus und radikale Milieus” bereits eine Ausdehnung an weitere Schulen in Baden-Württemberg erfahren.
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links: K.-D. Schöfer-Bea, rechts: P. Wallner
Informationsmaterialien im Programm „kompetent vor Ort. für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“
„Kein Platz für Vorurteile!“
ProjektArbeit – Ausgabe 2012/1
Birgit Schiffers, Jugendstiftung Baden-Württemberg
kompetent vor Ort. Strategien gegen Rechtsextremismus
Toleranz spielend lernen
„Man muss diese Ursachen kennen, wenn man Strategien entwickelt, wie man Jugendliche von dem Weg in den Extremismus abhalten oder sie zur Umkehr und zum Ausstieg bewegen will“, schreibt Frau Ministerin Altpeter, MdL in ihrem Vorwort zur zweiten, überarbeiteten Auflage des Projekthandbuchs. Das Themenheft liefert Grundlagenbeiträge, Reportagen, Praxisbeispiele und interessante Interviews sowie Link- und Literaturtipps. Stefan Brückner
Kita-Beratung zur Demokratieförderung – gegen Rechtsextremismus Broschüre für Beraterinnen und Berater mit Materiallisten und Anwendungsbeispielen. Was tun, wenn plötzlich Rechtsextremismus in der Kindertagesstätte zum Thema wird? Wenn beim Malen plötzlich Haken kreuze aufs Papier gebracht werden oder Eltern Kleidung mit rechtsextremer Symbolik tragen. Weit hergeholt? Keineswegs. Auch rechtsextremistisch eingestellte Menschen heiraten und bekommen Kinder, die dann unter dem Einfluss der elterlichen Weltanschauungen aufwachsen. Diese Eltern mischen sich ein, kandidieren für den Elternbeirat und versuchen, ihren Einfluss auszuweiten. Postkarte
Information für Schulen – „Was tun bei rechtsextremen Sprüchen, … Mitteilung der Kontaktadresse: „kompetent vor Ort. für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“
Menschenrechtsbildung und Werte vermittlung für Kinder und Jugendliche in der Schule und Freizeitgestaltung Nur was man kennt, kann man wertschätzen und schützen. Wertevermittlung, Demokratieerziehung und Menschenrechtsbildung lernt man aber nicht am Schreibtisch. Werte müssen erlebt und gelebt werden. Sie müssen Herz und Verstand gleichermaßen erreichen, damit sie später bewusst und intuitiv unser Handeln beeinflussen. Das gilt auch heute – 60 Jahre nach Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10.12.1948. Das Handbuch Toleranz spielend lernen stellt die Jugendplattform www. menschenrechte.jugendnetz.de vor und zeigt in 12 Arbeitsmaterialien, wie Menschenrechtsbildung lebendig und spielerisch vermittelt werden kann. Zu jedem Arbeitsmaterial gibt es eine thematische Einführung und eine Kopiervorlage. Sowohl die Internetplattform www.menschenrechte.jugendnetz.de wie auch das Handbuch „Toleranz spielend lernen“ gehören zum Projekt „Menschenrechte – Deine Rechte: Vielfalt tut gut“ der Jugendstiftung Baden-Württemberg im Rahmen des Bundes programms „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Face2Face – Fragen und Aktionen für Vielfalt und Toleranz für 2-30 Spieler ab 12 Jahre Jugendstiftung Baden-Württemberg, 2013 Redaktion: Angelika Vogt Spielanleitung, 99 Fragenkarten eingeteilt in drei Schwierigkeitsgrade und 33 Aktionskarten Ein Spiel für 2-30 Spieler ab 12 Jahre, das Gespräche über Vielfalt, Toleranz und Vorurteile eröffnet. Das Spiel eignet sich bestens zum Themeneinstieg. Die Spieldauer reicht von 10 Minuten bis zur einer Stunde und hängt ganz davon ab, wie viele Fragen und Aktionskarten man als Gesprächsanlässe zulassen möchte. Auch die Spielregeln bieten viel Platz für Variationen und können leicht auf die jeweilige Gruppe und Spielsituation angepasst werden. Für den Einsatz in unterschiedlichen Gruppen sind zudem die Fragekarten in drei Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Die Aktionen, die gemeinsam gelöst werden müssen, bringen viel Bewegung ins Spiel und reichen von Rollenspielen bis hin zur Erfindung neuer Grußformeln für die eigene Gruppe.
Weitere Informationen unter www.kompetentvorort.de Diese Materialien erhalten Sie bei der Landeskoordinierungsstelle „kompetent. für Demokratie“ Jugendstiftung Baden-Württemberg Tel.: 0 77 41 / 68 77 34 beratungsnetzwerk@jugendstiftung.de
Diese Materialien erhalten Sie bei der Jugendstiftung Baden-Württemberg Tel.: 0 70 42 / 83 17-0 Fax: 0 70 42 / 83 17 40 info@jugendstiftung.de
www.jugendstiftung.de www.jugendnetz.de
Jugendstiftung Baden-W端rttemberg